OKTOBER2017 MÄNNERSPEZIAL

TRYSTAN PÜTTER KARL LAGERFELD BEN STILLER ADAM SANDLER HANS MAGNUS ENZENSBERGER NIKLAS FRANK DJ HELL FRANZVON STAUFFENBERG CLAUS PEYMANN ANDREAS GURSKY LUCAS ZWIRNER KLAUS VONDOHNANYI MEINHARD VONGERKAN EUGEN GOMRINGER CHRISTIAN VATER MARTIN SONNEBORN

ÜBER VÄTER om n.c to uit sv loui

Tambour Horizon Your journey, connected.

OLYMP.COM/SIGNATURE

GERARD BUTLER’S CHOICE DASHEMD, DASSICHWIE KEIN ANDERESTRÄGT. S S AM AM LI LI IL IL GW GW RE RE :G :G TO TO PHO PHO EDITORIAL 9

ch weiß nicht, ob Sieeswussten, aber der Vater ist ein Mängel- PATER wesen. Dasmussteich geradeselbst erfahren. Fünf Abende mitjeweils fünf Tischtennispartien gegenmeinenSohnliefen so ab:2:3,2:3,1:4,2:3,3:2.Einmalalso, am letzten Abend, SEMPER habe ichgewonnen, vier Malhabe ichverloren–gegen einen Elfjährigen! Wiewill mandaein Vorbildbleiben? Wiesoll Imandadie Selbstachtungnicht verlieren? Wiebautman sich INCERTUS dann wieder auf? Vielleicht durchdie LektürediesesMagazins?Denn unter dendefizitären Gestalten, diewir hier aufdie Seiten lassen,sind EST erfreulich vieleMänner, dieall dieMissständefröhlichverachten. Zwei Schauspiel-Stars sind beialler Arbeit darum bemüht, sich richtigum ihre Kinder zu kümmern. EinVater,schon 92 Jahrealt,lässt sich von seiner Tochter aufkünstlerische Selfies bannen,als wäre es einSpaß. DerVater einesKollegenhat jahrzehntelang alsStarkstromelektriker gearbeitet undjammert keineSekunde über seinen Beruf.Und dassind jetztnochganznormale Männer.Schwierigerwirdesfür einenMann ausFrankfurt,der vergebens seinen Vater sucht. Undextrem ist das Beispiel desVatersvon Klausvon Dohnanyi,der fürs Vaterland sein Lebengeopferthat.Nie hätteDohnanyidaran gedacht,anseinem Vater alsVater zu zweifeln.Man kannsichansolchen Lebensgeschichten aufrichten. Wirhabenesbitter nötig,dennder Zweifel nagt schon lange an uns. Bistiefindie Mittelsteinzeithineinwussteman zum Beispiel noch garnicht,dassman überhaupteinen Mann braucht, um einKindzuzeugen. Auch dieEntdeckungdes Zusammenhangs zwischenGeschlechtsaktund Fortpflanzungwar nichtsorichtig befriedigend,schließlich konnte es immerein anderer Mann gewesen sein. Pater semper incertus est, sagten dieRömer.Hingegen: Mater semper certaest. Trotzgenetischer Analyse: Letztlichgiltder Satz,dass der Vater unsicher ist, bisheute.Für dieErkenntnisreichtein verlorenes Tischtennisspiel,ein Blickauf zerrissene Familien oder dieLektüre unseresInterviewsmit einerGeschlechterforscherin.Der Vater ist nichtsosehrMängelwesen, alsdassernicht wüsste,dasserzur Unsicherheit verdammt ist. MitdieserAusgabe werden wirihn sicher nichtdavon erlösen. Aber vielleicht einpaar Beispiele fürBesseresbieten? Oder ihnvom Schlechteren abhalten? Dann hättesich’sfür unsschon gelohnt. Alfons Kaiser

VerantwortlicherRedakteur: E-MailRedaktion: Sofern SieArtikel dieses Magazins nachdrucken,in Verantwortlich fürAnzeigen: Dr.AlfonsKaiser [email protected] Ihr Internet-Angebotoder in Ihr Intranet übernehmen, Ingo Müller speichernoder perE-Mailversenden wollen,könnenSie G RedaktionelleMitarbeit: Alle Artikel werden exklusiv fürdas „Frankfurter dieerforderlichen Rechtebei der F.A.Z. GmbH Leitung Anzeigenverkauf Frankfurter Allgemeine Magazin: UN JuliaAnton,HolgerAppel,Christian Aust, Claudia AllgemeineMagazin“geschrieben. Alle Rechte erwerbenunter www.faz-rechte.de. Auskunft erhalten KerryO’Donoghue, E-Mail:[email protected] FT

TI Bröll, Markus Ebner, SebastianEder,LeonieFeuerbach, vorbehalten.©Frankfurter AllgemeineZeitung GmbH, Sie unter [email protected] oder telefonisch

NS Timo Frasch,NoraGomringer,Marlene Grunert, FrankfurtamMain. unter (069)7591-2985. Produktionsleitung:

UE Katrin Hummel,David Klaubert, Stefan Locke, AndreasGierth LA Dr.ReinhardMüller, Hans-HeinrichPardey, Yannik Eine Verwertung dieser urheberrechtlich geschützten Redaktionund Verlag: .P

.O Primus,Julia Schaaf,Peter-PhilippSchmitt,Florian Redaktionsbeilage sowieder in ihrenthaltenen Beiträge (zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum Layout: Siebeck, Dr.Michael Spehr, BerndSteinle, QuynhTran, undAbbildungen, besondersdurch Vervielfältigung genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten) VerenaLindner,OliverSchaffer R–E Dr.LukasWeber,JenniferWiebking, MariaWiesner, oder Verbreitung,ist –mit Ausnahme dergesetzlich Frankfurter AllgemeineZeitung GmbH SE Matthias Wyssuwa zulässigenFälle –ohnevorherige schriftliche Hellerhofstraße 2-4 Einzelhefte können zumPreisvon €5,– bei OH Zustimmung desVerlagsunzulässigund strafbar. 60327Frankfurt am Main [email protected] werden. ICH Bildredaktion: Besondersist eine Einspeicherungoder Verbreitung ER ChristianMatthiasPohlert vonInhalten ausdem FrankfurterAllgemeine Geschäftsführung: Druck:

UNG MagazininDatenbanksystemen,zum Beispiel als Thomas Lindner (Vorsitzender) Prinovis GmbH&Co.KG –Betrieb Nürnberg Art-Direction: elektronischer Pressespiegel oder Archiv,ohne Burkhard Petzold Breslauer Straße 300,90471 Nürnberg ICHN Peter Breul Zustimmung desVerlags unzulässig. ZE MITARBEITER 11 MIT ANDREASGURSKY studierte Visuelle Kommunikationbei Michael SchmidtinEssen und Photographie an der Kunstakade- mieDüsseldorf beiBernd Becher. DerFotografgiltmittlerweileals einerder wichtigsten Vertreter der sogenannten Düsseldorfer Schule. Auch wenn dieAkademiezeitam HANS MAGNUS ENZENS- prägendsten fürAndreas Gursky BERGER hatwie jeder Mensch war–technischeRatschlägeholte einenVater.Aberwas füreinen! er sich oftbei seinem Vater:Willy AndreasEnzensbergerwar Fern- Gursky, Werbe-und Porträtfoto- meldetechniker in hoherPosition, graf in Düsseldorf.(Seite50) auchim„Dritten Reich“ undim ARB Krieg. Wieerdamalstrotzdem den eigenenÜberzeugungen treu blieb, dashat seinen ältesten Sohn immerfasziniert.Für dieFamilie hatder Siebenundachtzigjährige Erinnerungenanden Vater aufgeschrieben, diewir hier (Seite 52)erstmalseinem großen Publikum zugänglich machen.

NORA GOMRINGER hatvon EI ihremVater Eugendas lyrische Talent geerbt. DerZweiund- neunzigjährige, Vater auchder Konkreten Poesie undlegendärer Gestalter,regte dieGermanistin MATTHIAS WYSSUWA hatals schonfrühzum eigenenSchreiben neuerpolitischer Korrespondent an.Aberauchdarstellerische TE dieser Zeitungfür denNorden Fähigkeiten hatNoraGomringer, viel zu tun.Mal trifft er sich zum diedas InternationaleKünstler- Gesprächmit der schwedischen haus VillaConcordia in Bamberg Kronprinzessin(unserBild),mal leitet, durchihreGedichte zumInterview mitdem Ham- bekannt wurdeund 2015 den burgerErsten Bürgermeister Olaf Ingeborg-Bachmann-Preisge- Scholz. Füruns sprach er nunmit wann,von ihremmultitalentier- Scholz-Vorvorvorvorvorgänger tenVater mitbekommen. Das Klausvon Dohnanyi über dessen erahnt manschon aufdiesem

Vater,den Widerstandskämpfer R Bild,das im Kunsthausim Hans vonDohnanyi(Seite68). oberfränkischenRehauentstand. DasInterview wurdezueiner ZurGewissheit wird es,wenn Lehrstunde in Zeitgeschichte. man ihreDoppel-Selfies mitVater in diesem Heft sieht(Seite78). DieAutorin –sie istaucheine Performance- Künstlerin. F

AI TIMO FRASCH hatvon seinen /L

UNG Elternvielmit aufden Lebensweg SJ IA

TH bekommen, aberleider nicht AT

,M deren handwerklicheBegabung. AT IV

PR Sein Vater Karl-Heinz, im Bild T, rechts,hat alsStarkstromelektriker CHMIT

SS gearbeitet, aufDächern und BIA

TO Masten,von denenereinen H,

ÖT mindestenssoguten Blickauf KR

AN dieWelthatte wieandere vom FR E,

CK Schreibtischaus.Erglaubt, das RI

TF werdedie LeserdiesesMagazins MU EL nichtinteressieren. Wirglauben: SH

TO doch.(Seite86) FO DIOR.COM-06929993467

FOTOSMATTHIASLÜDECKE,TOBIASEVERKE,GREGORHOHENBERG;ILLUSTRATIONEN JAN-HENDRIK HOLST Uh von von De von Co ei Gr tr Vo Tr ZU äg nT ys eg lk rV nr rv te Ha Br Er ta MT sb or -S ad on at nP in me un üh hi id Hohe er wu en Fr rt el er ne ne üt tr IT lo éd rd An von Ack ter gi äg fo nb en ér Cuc EL ldo te zu to un iqu er er Be am gr in gv ma Ze in gv ds rl af eC en on el ut 10 gn or ie ei nn li Pu iu on rt nV .J ,S MS aC der .D un ll nd st un ch at ove an out GM, de Be er iv uh er Sne t. r rl So in ur on e in ak e e. hn er er 80 32 Im Di 68 72 Kö ei Er Ve Pa WA se au WER pe Ye WIE wi ge ha Un Go 17 ns se bst ed be en in ni Netz: ld rsö ll se ul fd rä te tz ni o, gL en re RUM em üc ie äc t( a- nd in ie se nl hr Di eG hs Fo ke Se ud er Ir Ei Ge www Ta eF te er ic to sc le it in wi en en et zä MA NI KL BE KA nM e5 sc Au gr sc he un am ib sB hw gs er er he hl Ge he eV af .f 8) sg li at nS il il II az en gd nk nu t, , Me d ch ie io ie ab in mi si un an (S un Wie Gr . an .n sc ill n- ch n: hr rige ei ed sz wi der til et ti dA oß se en er hl KL nm te , NS en ae ie Vä /s re un hr es AU es ee en ec til RL 36 ni r, ie kam Ro Va er Mo ter ter Ma rk Th Su RT re as mi )– ht rz Sä ac Ga Fa n, sc un ter ll de lä ea Pe ga tC ch er hi cebook: un ht en. nge ze us . rd ter st dS rt zins ym ed . Sei fo la ig en er re ter AS : Sei si us öh ei li di t an ob ck SV rs TI rd Sei ch li ch te ne ac e ne n. LA e eg e ch IN te er te Fr 22 td h m er 48 an er 76 Ba in kf LL Fr FR ur nd ON an GE ter kf SO ur Al Bi So Ga zu Da er di ei un En WO ga fü di WO ei ha WO ter ER lg ne wei eM ld hn ter de vi le em ge AN eÄ rS me nz er ti Al ris dZ em nw ter Lu an ar ei ne RF ZU HI MI un lg ten mS ige NN up ke ne n( sp wi gä der ca em ic yf dS nW DO N .S T ne ht Se rn sw nu St ez er is em ei Ei ei üh ch ig ei nV er il it ne Ma n Cr re il ie t e9 ist n st en: nS mi l ge eg Inst nZ at en K ll re er ic EL ai 8) hör t er gd la ten ni he ne ei gef , ege agram: gu g. tun t ch Fl al EB . in HN un de Sei en lt nd ot tn ga eA ri sV te D den aM m2 te @fa pd ur Du . ir 90 at 8. Sei zm OR . et ur li es an er Ok Sei ne ag wa te sn ch si e az tob ANY te er 94 mi s in hr er 82 t en be N i. I ih Bad sc (S Di Bleib hon ei ren es te ez eP en fe im 10 in de fl st 4) me Va eg en We ha ep ter r Pl ro tt rt s at en e: du INHAL z. kt e T 13 BILDER AUS DER ZEITUNG 15

Ausder F.A.Z. vom 7. Oktober 1967:„Dies istkeinPartisanenkrieg mehr“, schreibt der Autor,der sich in Vietnamaneinen vorgeschobenenamerikanischenStützpunktgewagthat.FotoAdelbertWeinstein

riegsreporter sind anders. Siemüssen anders Frankreich nur gut ein Jahrzehnt zuvor in eben diesem sein, setzen sie sich doch sehenden Auges Vietnam ansehen. Auch die Franzosen hatten vorgescho- Situationen aus, die vonden meisten Men- bene Stützpunkte bezogen und gehofft, die Gegner würden Vor K schen gemieden werden. AdelbertWein- an diesen befestigten Plätzen ausbluten. Aber die Nordviet- stein, dem dieses schaurig-schöne Bild von namesen und die Vietcong taten den Amerikanern nicht einem amerikanischen Stützpunkt im Norden des dama- den Gefallen, ihren Kampf nach den Regeln des „klassi- ligen Südvietnam gelang, nannte sich militärpolitischer schen“ Krieges zu führen. Somit lief die hochtechnisierte Redakteur dieser Zeitung. Seine Erzählperspektivekonnte Militärmaschinerie der Supermacht immer wieder ins Leere. blitzartig wechseln. Einfühlsam versetzte er sich in die Lage Ihre großflächigen Bombardements richteten immense fünfzig des einzelnen Soldaten, der auf diesem gottverlassenen Schäden an und töteten viele Unbeteiligte. Dastrugzu Stückchen Erde weit wegvon allem „auf den Todwartet“. einer Solidarisierung der Bevölkerung mit den Nordviet- Dann wieder erklomm Weinstein sozusagen den Feld- namesen und dem Vietcong bei. herrenhügel. Dieser Standortwar ihm gewissermaßen ver- Andererseits zeigte sich 1975, nach dem für Amerika traut, hatte er doch den Zweiten Weltkrieg im Rang eines demütigenden Ende des Krieges und der erzwungenen Majors im Generalstab beendet. Wiedervereinigung Vietnams unter kommunistischen Vor- Jahren Nach Vietnam reiste Weinstein mit einem gefestigten zeichen, dass sich viele nicht mit den neuen Verhältnissen Weltbild. DieGegner der Amerikaner –nordvietnamesische abfinden wollten. Im Gedächtnis geblieben sind nicht nur Tr uppen und die vonihnen unterstützten Vietcong –waren die Szenen der Verzweiflung, als Vietnamesen sich auf dem schlicht „die Roten“. Aber auch die Verbündeten kamen Dach der amerikanischen Botschaft in Saigon um Plätze im Urteil des Strategen schlecht weg, wobei sich der ehe- in den letzten Hubschraubern prügelten, die Vietnam ver- malige Soldat in seiner Kritik vorallem auf die Politiker ließen. In den Jahren danach lernte die Welt einen neuen konzentrierte. Begriff kennen: boat people,Bootsflüchtlinge. DieRegierung vonPräsident Lyndon B. Johnson, der DieSzenen auf dem Meer vorSüdvietnam erinnern an im November 1963 den ermordeten John F. Kennedy heutige Bilder vomMittelmeer.Zweigroße Unterschiede beerbt hatte, war im Laufe der Zeit immer tiefer in den zu heute fallen allerdings ins Auge. Zumeinen war die Zahl Konflikt in Südostasien geraten. Nicht zuletzt durch das in- der Flüchtlinge deutlich geringer als vier Jahrzehnte später. tensiver werdende amerikanische Engagement wurde dieser Zumanderen flohen diese Leute vordem Kommunismus, Krieg zu einem Symbol. Er führte zu der –mindestens – was die Aufnahmebereitschaft im Westen, auch in der emotionalen Entfremdung einer ganzen Generation junger Bundesrepublik, erhöhte. Europäer vonden Vereinigten Staaten. UndAmerika selbst Ob AdelbertWeinstein geahnt hat, dass „die Roten“ brachte es die schmerzliche Erkenntnis, dass ein Krieg, in diesen Krieg gewinnen würden? Seinen Erlebnisbericht den ihr Land verstrickt ist, nicht zwangsläufig mit einem vomOktober 1967 durchzieht jedenfalls ein deutlich pessi- Sieg der eigenen Farben enden muss. mistischer Grundton. Auch der Generalstäbler wusste nur, Schon der Zeitgenosse fühlte sich beim Besuch auf dem was falsch lief in der amerikanischen Strategie. Besserwisse- Stützpunkt Con Thien im Jahr 1967 an etwas erinnert, was rische Ratschläge hatte er nicht parat. Er war eben ein Historiker als einen zentralen Fehler der Kolonialmacht Kriegsreporter,kein typischer Journalist. Peter Sturm KARLIKATUR 17

KARL LAGERFELD SIEHT DAS ERGEBNIS MIT SCHRECKEN „Ich binaußer mir!“KarlLagerfeld istentsetzt, dass Rechtspopulisten in Merkel dafür, dass sieden Rechtsradikalenunabsichtlichgeholfenhat,in den Bundestageinziehen.„Ichhatte gehofft,soetwas in meinemLeben den Reichstageinzuziehen.Lagerfeld beklagtden Leichtsinn der Bundes- niewieder zu sehen“, sagt der Modeschöpfer,der in Schulzeiten unter der kanzlerin,2015weitmehrals eine MillionFlüchtlinge insLandgelassen diktatorischenGleichmacherei durchdie Nazislitt. „Ich schäme mich für zu haben. „Die sogenanntenSozialisten in Frankreich dagegenließennur Deutschland. Wirsinddas letzte Land,das sich dieseArt vonPopulismus einige Zehntausend ins Land.“ Damals begann der AfD-Aufstieg.Die erlauben kann.“ Dahergreiftunser Zeichner dieses Malzur äußersten sati- Wählerwanderungbestätigt dieThese:RundeineMillionMenschen, die rischenÜberspitzung: DerUntoteAdolf Hitler bedankt sich beiAngela 2013 fürdie Unionstimmten,wendeten sich nunden Rechten zu. (kai.) 18 PRÊT-À-PARLER PRÊT-À-PARLER

1 3 5 2 4 6

DADPANTS SIND BEIGOTTKEINE DEAD PANTS

DieModehat im englischsprachigen Raum einenüber- selbst eine Hose zuweilenein guterFreundseinkann, zeit so verbringt, wieesVäterdem Klischeenachmachen: raschenden Hang zum Familiären. Sieverknüpft überhaupt zumBeispieldas Modell mittiefenTaschen vonBrunello am Sonntaginder Garage vorsichhin wurschteln undam Kleidungsstücke gern mit engen Bezugspersonen. Dasüber- Cucinelli (4). Es istebenfalls gewissermaßenvom Vater Nachmittag etwasamDachreparieren. großeHemdwirdoft als boyfriendborrowed beschrieben, ausgeborgt,dennsolche Khaki-Hosenlaufeninden Ver- DieWerkzeuge,ummit einpaarHandgriffen zurNot also vomFreundgeliehen, vondem auchdie weitgeschnit- einigten Staaten unter dadpants.Der ehemalige Präsident die Welt wieder zurechtzuschrauben, stecken in den Seiten- tene Jeans ist, die boyfriend jeans. Es gibt mum jeans und BarackObama warein großer Freund dieser Vater-Hosen, taschen. Ja,vielleichtauchindenen der Hose vonIncotex dadjeans,die beide–andersals dasPaar boyfriendjeans– wovonman währendseinerAmtszeitbesonders im Netz (6), obwohl man sie über den Luxus-Onlineshop Mr.Porter den Rufhaben,nicht so supergutzusitzen. Siesindalso Notiz nahm,halbbelustigt,halbwürdigend.Mit den bestellenkann. Oder in den Seitentaschendes Modellsvon eher wasfür Mütter undVäter,die schonsolange in ihren Khaki-Hosenvon Polo RalphLauren(1) undMoncler (3) Michael Kors in Grün (2)odervon Marc O’Polo (5) Rollen stecken, dass sie sich über so etwas Nebensächliches hätte Barack Obama auch in einer Bildergalerie der „Vanity in Grau. wieeinepassendeJeans wirklich keineGedankenmehr Fair“imInternetlanden können. Interessanterweisesind dadpants fürHerrengeradeein machen würden. Dabei sind die tiefen Seitentaschen ein wichtiges Element schonfastsogroßesDinginder Mode wie mumjeans für Aber dass Kleidungsstückenach engenVertrauten be- der dadpants. DenAuftrittihrer Besitzer machen sienicht Frauen–sie nehmen den Rang ein, denlange die boyfriend nanntwerden,hat natürlich seinen Sinn.Auchdie Mode besser,aberdas muss so eine nichtrecht sitzen wollende jeans hatte. Andererseits istdie BeziehungzuMamaund kommtuns nahe,wennauchandersals gewisseMenschen, undsollendeHose ja sowiesonicht.Stattdessen sind diese Papa fürviele heutejaauchähnlich engwie diezum dieeinem bedrohlichauf diePelle rücken können. Wobei Taschenungeheuer praktisch, wennman eben seineFrei- Freund oder zurFreundin. (jwi.) FotoVictorHedwig PRÊT-À-PARLER 21

WASMANN NOCH SAGENDARF Über Donald Trumpmüssenwir nichtreden. Über seine HaltungzuFrauen erst rechtnicht.Erhat sie nichtnur in heimlich aufgenommenenalten Mitschnitten kundgetan, sondernsogar öffentlich. Es istverstörend, wennjemand öffentlichsagt, er würdeseine Tochter daten,wennsie nichtseine Tochter wäre.Auchdie Äußerunggegenüber Brigitte Macronwar mehr alspeinlich, vorallem wegen der Umstände. Beim Staatsempfangmusterte der ameri- kanischePräsidentdie Frau seines französischenAmts- kollegen anerkennend wieauf einemViehmarkt:„You’re in such good shape!“Und dann,zuihrem Mann gewandt: „She’s in such agood physical shape. Beautiful.“ Frauen 35

09 sind fürdiesenMannoffenbarDinge,die Männerngehö-

SS ren undihrem Urteilausgeliefertsind. So weit, so schlecht.

BO Aber wiesteht es mitdem Satz selbst? Darf maneiner Frau sagen, siesei körperlichinguter Form?Hiergehen dieMeinungen auseinander.Nacheiner nichtrepräsenta- tiven Blitzumfrage finden Frauen: Dasgehtgar nicht. Männer dagegenfragen: Wo istdas Problem? Genauer: Wasdarfman eigentlich noch loben? Wassagen? DerSatz„Dasist aber einzauberhaftes Kleid“ sollte eigentlich kein Fall fürden Staatsanwalt sein.Warum aber sollte manzuseinemInhaltschweigen?Vor allemdann, Ach,wie flach: Der neue Loewebildxwurdeauf der Internationalen FunkausstellunginBerlin vorgestellt. wenndie Trägerin ihnbesonderszur Schaustellt. Natür- lich istdas eine Fragedes Wie, also der Form.Esgehtum „DIE SCHWARZE GLASSCHEIBESOLLSEXYWERDEN“ einKompliment, nichtumdas Hervorhebenkörperlicher Schwächen. Wenn Frau Macronauf dem Staatsempfang Herr Sperlein,ist Fernsehenüberhaupt noch zeitgemäß? Daspasst sehr gutzusammen, weil ichmichmit Pro- im Minirock auftritt:Warum sollte dann einLob ihres DieFernsehkultur hatsichauf jedenFallverändert. dukten destäglichen Lebens beschäftige.Inmeinem Aussehensverboten sein? Wenn manheute etwasverpasst, kannman es einfach Schaffen geheich vomTisch aus, vomGeschirrund Verboten?Natürlich nicht. Aber in denVereinigten wieder runterladen oder streamen. Ichkannmeineigener Besteckzum Stuhlund der Leuchtedarüber.Ich habe Staaten kannschon eintieferBlick alsBelästigung oder Editor sein.Jüngere kaufen seltener Fernseher, weilsie einenanderen Blickauf den Fernseherals einDesign- garals Missbrauchgewertetwerden. Natürlich kommtes Filme oft auf Laptop oder iPad schauen. Aber die Qualität objekt,das so schönist,dassman es nichtverstecken will. aufden Einzelfall an.Bemerkungenineinem Abhängig- istbei Fernsehern anders:Sie habeneineeinzigartige Außerdem designeich nichtnur.Als Kreativ-Direktor keitsverhältnis sind etwasanderesals einlockeresParty- Farbechtheit,die manauf demPC-Bildschirm oder will ichaucheinestarkeMarke aufbauen. Wiefotografie- gespräch.Und auchFrauen istjadas Lobreinkörperlicher Projektornie erreicht. Gäbe mandem jüngeren Publikum re icheineKampagne, waswill ichmit ihrausdrücken, dieMöglichkeit,unabhängig vonVerkabelung und alldas gehörtgenauso dazu wiedas Design selbst. Antennenein Programm aufeinem großen Bildschirm zu streamen oder dasHandy direkt mitdem Fernseherzu Können Siesichvorstellen, dassLoewe auch in andere verbinden,würde dasGanze viel spannenderwerden. Bereiche außerhalb desFernsehens vordringt? Wirmüssenuns natürlich zunächstauf dasKerngeschäft Liegtdie Zukunftdes Fernsehers also in seiner Anpassungs- konzentrieren.Aberschon da gibt es Andockpunkte. fähigkeit an diedigitaleTechnologie? So kannich mirvorstellen, mitanderen Disziplinenwie Ja.Loewe gehörtauchbei der Digitalisierungzuden dem Mode-Designzusammenzuarbeiten,umdiese Vorreitern. Wirhatten schonintegrierte Festplatten,als Perspektiven auszuschöpfen. Um dieGeräte herumwird mannochmit demVideorekorder Filmeaufnahm.Und unserSchwerpunkt in dieSoftware- undSystemkompe- dieSoftwareinden Fernsehern kannman updaten. tenzgehen.Dakannich mirAppsoder Software vor- stellen. AlsLoewe in den Zwanzigern in gegründet Also istdie Wahrnehmung desFernsehers auch ein wurde,war dieStadt wiedas Silicon Valley heute. Kommunikationsproblem.Ist das eine deutscheKrankheit? LoeweoderSiemenswaren so etwaswie dieStart-ups. Könnte sein.InEngland,woich lebe,gehtman ganz Undjetzt istinder Stadtwiederetwas am Brodeln. andersmit Marketingund Kommunikationum. Neue Technologien werdeninEngland getestetund kommen DieFragenstellte QuynhTran. In guter Form:EmmanuelMacron, Brigitte Macron,Donald dann erst aufden europäischenMarkt.Geradedeutsche Trumpund MelaniaTrumpam14. Juli in Paris Konsumenten sind oftzufrieden mitdem Jetzt. Vorzügevon Männernnicht fremd. Wenn etwa eine Ver- käuferin einemKunden beim Probelaufenmit einerLeder- Aberder Fernseherist ja einObjekt ausder Vergangenheit. hose bescheinigt,erhabewenigstenseinen Hinterninder WiewollenSie denwiederattraktivmachen? Hose, so istdas ja wohl keineBeleidigung,selbst wenn Loewehat denFernseher miterfunden,und wirdenken natürlich der Mann in diesem Momentganzund garauf zukunftsorientiert.Fernseher waren einmal Statusobjekte, sein Äußeresreduziert wird. heutesindsie Wegwerfprodukte. Loewe-Fernseherhaben Auch dieÄußerungRainerBrüderles –die Älteren aber eine einzigartige Qualität undlebenslange Service- werden sich erinnern –gegenüber einer jungen Journalistin, Leistungen. Wirhaben einenAufstell-Service, wieman siekönne einDirndlausfüllen,war natürlich daneben, ihnvor allemaus der Kunstbei Bildernund Skulpturen aber sicher nicht das Skandalon, zu dem sie gemacht wurde. kennt. Undgenau so geheich an dasThema ran: Ichwill Werist hier wem über-oder untergeordnet? Politiker sind einObjektder Begierde schaffen. Wiemacht maneine ja eher vonJournalisten abhängig als umgekehrt. DerFort- schwarzeGlasscheibe sexy? Dabeihabe ichmichan gang der Geschichte bestätigtdas:Brüderle verschwand in Skulpturen der Linienkunstorientiert, dieDreidimensio- der Versenkung,die jungeJournalistinmachteKarriere. nalitätdurch Zweidimensionalität darstelltund dabei Manmussnicht gegensie anführen,dasssie selbst schon Leichtigkeit bewahrt. Ichkreiere einvisuelles Produkt, dieCSU-Politikerin Ilse Aigner als„dirndltauglich“be- dasman in den Haushalt integrieren kann, dasmit schriebenhatte. Doch das„Hintergrundgespräch“ mit warmem MinimalismusFrauen undMänneranspricht. Brüderlefandzuvorgerückter Stunde an einerBar statt. Es kommtschon aufden Zusammenhang an. Siekommenaus derInneneinrichtung.Wie passt das mit Kreativ-Direktor ausLondon:BodoSperleinsollFernseher fürdie Zudem istjeder Erwachsenefreidarin,seinerMiss- einem Elektronikunternehmenzusammen? deutscheMarke LoewezuDesignobjekten machen. AT billigungAusdruckzuverleihen. Auch davonwirdjarege PRIV Gebrauch gemacht. Aber noch einmal: Freutsichnicht jede undauchjeder über den Satz:„Dassteht Ihnengut“?

HERSTELLER, Oder „Sie können dastragen“?Und wer offensichtlichsehr viel Zeit in seinen Körper investiert unddiesenauchzeigt,

REUTERS, demdarfman ja wohl aufeigeneGefahrzurufen: „Sie sind PRÊT-À-PARLER

FOTOS in toller Form,jedenfallskörperlich!“ Reinhard Müller HUGOBOSS.COM 22 PRÊT-À-PARLER

DIETER MEIER ÜBERDEN SCHNURRBART ERKLÄRT DenSchnurrbart trageich,weilich als junger Mann aufden Gedanken verfiel, SEINEN STIL dass der Abstandzwischenmeiner UND SICH SELBST Nase undder Oberlippe zu groß sei. DerSchnäuzer verkleinertden Abstand optisch. Mitdem Schnurrbart gehtes mirmittlerweilewie mitdem Halstuch: Ohne würdeich mich nacktfühlen. ÜBER HALSTÜCHER Halstücher sind eine ArtKrawattenersatz undein kleinerSprungindie mehr oder minder offensichtliche Frivolität. Ein Halstuch istein reines Schmuckstück,das eigentlich keineFunktionhat.Ich habe alsjüngerer Mann immer Krawatten getragen undAnzüge, weilich nicht identifizierbarseinwollte. Daswar ÜBERHEMDEN eigentlich eine ArtTarnanzug fürmein Ichtrage dieunterschiedlichsten Hemden, Außenseitertum. Ganz kleine Brechungen nichtnur gestreifte. Manchmal ziehe konnten einenaufmerksamenBeobachter ichauchsportliche Poloshirts undsolche aber darauf lenken,dassich eigentlich Sachen an.Das istabhängigvom Tag doch nichtaussehe wieein junger Banker. undder Brechung der Kleidungsstücke. DerWechsel vonder Krawatte zum Es passiert oft, dass ichetwas angezogen Halstuch wardanndie größere Frivolität. habe,und es passtüberhauptnicht.Es Alsich begann,Halstücherzutragen, gehtmir um dieStimmigkeit der Hülle. wardas noch nichtsoverbreitetwie heute Es kannsein, dass ichmichsechs oder undein Zeichen, alsanderserkennbar zu sieben MalamTag umziehe, weilich sein.Darausist dann einSpleen gewor- nichtzudieserStimmigkeitfür mich den.Ich tragedie Tücher auchinIndien finde. Manchmal gebe ichdannauf und bei42Gradkurzvor dem Monsun. gehemit einerunglücklichen Gleich- Ohne Tuch hätteich dasGefühl, nackt gültigkeitinden Taghinaus. zu sein.Die einzigen Momente ohne Tuch sind im Süden am Meer.Datrage ichbeimHemddrei, vier Knöpfeoffen. Dasist dann Freizeitkleidung,eineArt Dekolleté, dann gehtdas.

ÜBER DANDYS Es istein totalesMissverständnis,was manheute unter einemDandy versteht. Wenn eineretwas extravagantdurch die ÜBER STIL Gegendläuft,dannsagtman,das istein DieKleidung istein getragenesGedicht, Dandy. Dabeiwar derEngländer George sagt man. Mitder Kleidung gibt mansich BryanBrummell,der heuteals Ur-Dandy zu erkennen, ob manwill oder nicht. gilt,jaüberhauptnicht offensichtlichoder DieNachlässigkeit, sich nichtdarum zu extravagantelegant gekleidet. Derhat das kümmern, istjaauchein Zeichendafür, nurfür sich gemacht. Eine seiner präzisen dass es einemegalist. DasGedicht baue Äußerungenwar es sicher,die Kragen,die ichjeden Morgenneu.BeimRasieren Männer damals trugen,inKartoffelstärke überlegeich,womit icheigentlich inden einzulegen. DieseKragenwurden ja Taghinausgehe. Dashängt starkmit geworfen. Durchdie Stärke bekamen sie meinerBefindlichkeitzusammen. Wenn eine ganz feine Steifheit. Allerdings ichguter Launebin,kannich mich konnte mandie so präparierten Kragen selbstironischer undfrivolerkleiden. nureinmalwerfen. Misslang der Wurf, Wenn ichehergedrückter Stimmung bin, waralles umsonst. Daherhatte Brummell dann trageich leiseSachen. Mein Befin- stetszehnvon ihneninder Kartoffel- den drücktsichvor alleminFarbenaus. stärke.Das haterabernur fürsich UndinKombinationen.Bin ichin gemacht. Brummell warüberhauptnicht selbstironischer Stimmung,trage ichgern laut gekleidet. FürAugen,die so etwas Sachen,die eigentlich garnicht zusam- erkennen konnten, haterein leises,aber menpassen,die sich gegenseitigaufheben, unvorstellbarpräzises Gedichtgeschrieben. etwasVerrücktesansichhaben.Die sind dann darauf abgestimmt,dasssie nichtstimmen.

Dieter Meierwar Konzeptkünstlerund professioneller Pokerspieler. Er istRinder- Foto Frank Röth züchter,Bio-Winzer, Chocolatierund Investor.Vor allemaberist der Zweiund- Aufgezeichnet vonChristianRiethmüller siebzigjährige eine Hälfte desSchweizer Elektropop-DuosYello, mitdem er nunzum ersten Malüberhaupt aufTournee geht. Am 29.November istder Auftaktinder Frankfurter Festhalle. Es folgen Zürich, PRÊT-À-PARLER , München, Wien,,Köln. 24 PRÊT-À-PARLER

EINMANN, EINSTAMM 140ZEICHEN SIND DOCH VIEL BESSER! Es istsoetwas wieein vorübergehendesLebensthema. ErnstGamperl arbeitet seit vier Jahren an seinem Lebens- Twitter verdoppelt das Zeichenlimit auf 280. Dabei reichen baum. Dabeihandelt es sich nichtnur um den Arbeitstitel 140, wie meine Lieblings-Tweets zeigen. Da wärejedes fürdie 300Jahre alte Eiche, dieinRottamInn in Ober- Zeichen mehr ein Zeichen zuviel. Maria Wiesner bayernbei einemOrkan entwurzelt wurde.Aus dem Stamm, 2,50 Meter im Durchmesser, machtGamperl,der sich nichtals Künstler versteht, aberdas Holz wieein Künstler bearbeitet, eine komplette Kollektion.„Dasist massives Holz, da wirdnichts verleimt“, sagt er.„Icharbeite immer mitdem gewachsenen Baumstamm.“Trotzdem sind dieFormenanschließend so rundund geschmeidig, alswären sievom Himmel gefallen. Siesehen jedenfalls nichtsoaus,als hätteein einzelnerMenschmit seinen Händen,seinerVorstellung undein paar Werkzeugen an ihnengearbeitet. „Esgehtmir immer um dasGefäß und um Schalen. 15 Arbeiten sind bereits fertig. Diezwei Bes- ten hatteich fürden Loewe-Preiseingereicht.“ Daswar vergangenes Jahr.Auf dieIdeezudem Preis kamder Kreativ-Direktor desspanischenModehauses Loewe, Jonathan Anderson, der dieMarke zurück in die ersteLigader Mode gebracht hatund nunmit dem „Craft- Prize“ dieArbeitenvon Handwerkernwürdigenwill,also vonGlasmachern, Keramikkünstlern,Holzkünstlern. Gamperl wundertdie Nähe nicht, dieein Modehaus zumHandwerk sucht.„Auch Gabriele Strehlehat das Handwerk sehr zu schätzen gewusst. UndIssey Miyake. BeiJonathanAndersonist es genauso“,sagtder Zweiund- fünfzigjährige,der in Italiengearbeitethat,bis er das Glückhatte,inSteingaden im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongaueinen Bauernhof kaufen zu können. 4000 Handwerker schickten ihre Arbeiten fürden Loewe-Preisein,26setzten sich bisins Finale durchund stellten ihre Werkeineiner Ausstellung in Parisvor.Die Handwerker erklärten sich gegenseitig ihreArbeiten. Irgend- wann standen alle um sein Werk herum,als wären sie magischangezogen. Undwirklich: Gamperl gewann den Preis. SeineWerke wanderten daraufhinaußerdemin Ausstellungenvon Madridbis NewYorkund Tokio. Fertig istermit seinem LebensthemaLebensbaumaber noch langenicht.„DieStückewerden deshalbauchnicht verkauft.“ Auch dieLoewe-Stückenicht.Die Kollektion soll erst vollständigsein, unddas kannnochgut zwei,drei Alswäreesvom Himmel gefallen: ErnstGamperl drechselte eine Eichesolange, bisdie Teilegeschmeidige Formenannahmen. Jahredauern. „Dannzeige ichsie noch malineiner großen DerHolzkünstleraus Bayernwurde dafürmit demHandwerker- Ausstellung.“ (jwi.) Preisdes spanischen Modehauses Loeweausgezeichnet. PRÊT-À-PARLER

DERVATER,DAS UNBEKANNTEWESEN

Wiegut kenntman seinen Vaterschon?StephanPlank kanndiese Fragebeantworten:nicht besondersgut.Für Soleri ihnsinddie Erinnerungenanden Vater meist mitMusik verbunden.Die Platten,die er besitzt, nehmen ihnsofort mitindie frühesteKindheit, dieerauf einemBauernhof nahe verbrachte,woseinVaterein Tonstudioein- gerichtethatte. Dauernd kamen Pop- undRockgrößen vorbei:Eurythmics, Kraftwerk,GiannaNannini.Sie alle fanden in ConnyPlank einenbegnadeten Produzenten, derihnen alle Zeit undFreiheitenließ. DieWände der Gästetoilettezierten dieGoldenen undPlatinalben,die bei der Arbeit hier entstandenwaren. Nurder Sohn, der musste beiden Tonaufnahmen meistensdraußen bleiben.Und der Vaterverbrachte viel Zeit im Tonstudiound mitden Musikern.Als StephanPlank 13 Jahrealt war, starbsein Vater mit47JahrenanKrebs.Umherauszufinden,wer der Mann eigentlich war, an denersichnur noch verwaschen alsMannhinter demMischpult erinnert, begabersichmit einemKameramannund dem Ko-Regisseur Reto Caduff aufeineReise zu allden früherenWeggefährten. In seinem

Dokumentarfilm„ConnyPlank –The Potential of Noise“ (6) nähert er sich dem unbekannten WesenüberInterviews mit Musikern und Familienfreunden, ergänzt durch private TWITTER Videoaufnahmensowie Musikvideosund Liveauftritteder VERLEIH, Bands. „Conny Plank“,seitdem 28.September im Kino zu sehen, istdas Porträteines Pioniers,der vomKrautrock Auseiner anderen Welt:ConnyPlank (1940bis 1987)war auch deshalbamMischpult so fortschrittlich, weil er dieGeboteseiner biszur elektronischenPopmusikvielenMusikernGehör HERSTELLER, Zeit spielend überwand. verschaffte. (marw.) FOTOS VIA DELLA SPIGA 48, MILANO, ITALY 26 PRÊT-À-PARLER 22 EIN STUMMER DIENER,

DERVIEL KANN BLEICHEN Vorgut 150Jahrenfanden Fischerdie lebensgroßeBronze- Statue einesKnaben. Sielag am Ufer desRheins unweit vonXanten.Der rechteUnterarmfehlte, beideArmeaber MBURG_HOHE HA hatteder Jungeeinstnachvorne ausgestreckt.Warum der

miteinem Kranzaus allerlei Früchten,Blätternund Blüten 27 geschmückte, mehr als2000 JahrealterömischeJunge dieArmenachvornhielt,blieb langeein Rätsel.Erst 1928 gelangesdem ArchäologenPaulWolters, eine Er- klärungfür diemerkwürdige Armhaltungzufinden: Der „Xantener Knabe“ trug einstein Tablett. DieStatue, knappeineinhalbMeter hoch,war ein Stummer Diener,der Gästen einesFestmahls Speisenund

Getränke darreichte. DieseTablett-oder auch Leuchter- ÜNCHEN_MAXIMILIANSTRAßE träger scheinen in der Antikebeliebt gewesenzusein, 1M gerieten dann aber in Vergessenheit.Erstspäter tauchten siewieder auf, nahmen malVisitenkarten,mal Mäntel undHütestillschweigendentgegen. Siewurdendie fast perfekten Herrendiener,die sich klaglosüberNacht sogar

um dieKnitterfalten im Anzugdes Hausherrn kümmern -HANSEN-ALLEE konnten –„StilleButler“ gabeszwischenzeitlichauchmit elektrischemHosenbügler. Aufeinemakellose Bügelfaltekam es dem Münchner Designer Christoph Böninger nichtan. Er wollte vorallem keinen weiterenStehimweg im Haus schaffen. Darum hat er eine Sprossenleiter zur„StummenLeiter“umgewandelt. KEITUM/SYLT_C.-P. Sein Entwurfhat oben einenBügel fürdie Jackemit Ablageschale fürUhr undManschettenknöpfe, darunter befindetsicheineStangefür dieHose, eine weitere Ablage fürHemden sowieeinegroße Stufezum Beispiel fürdie

Schuhe.Ansonsten taugtdie Stumme Leiter natürlich 35892730 EinTraum:Die Dior-Ausstellungist Nabelschauund Marketingmethode zugleich. auchweiterhinals Trittleiter,sie kannNachttischund

sogarHockersein. Viel mehr kannman voneinem Stum- (0)89

menmen DienerDiener aussHHololzznniicchhtt erwwaartrtenen.. (pps.).) 49

DIOR ZUMSIEBZIGSTEN _+ Fälltihr nichtmehrvielein?Oderist dieseFrage schonso experimentell.Dazuist gerade beiAssoulineder wundeerr-- anti-feministisch, dass siesichauchbaldauf einemOber- bare Bildband „DiorbyYvesSaint Laurent“ erschienen.n. GMBH teilvon Dior wiederfinden wird?Maria Grazia Chiuri Wiegernwäreman beidiesenwenigen Schauen von19558

hatte mitihren Motto-T-Shirtsals Designerin einenguten bis1960dabeigewesen! Einstand beider Markevon der Avenue Montaigne, vor Sein Nachfolger Marc Bohanund dessen Nachfolgerer allem, wennman es ausSocial-Media-Sichtbetrachtet. Gianfranco Ferrèwirkenheute so verstaubtwie damallss.. „Weshould allbefeminists“: WerkönntediesenAppellans Aber dieEpocheJohnGallianos wird durchdie Aussteel- COMPANY Gute im Menschen verhallen lassen? UndwelcheInfluen- lung „Couturierdes Rêves“ neubewertet. Dietheatralischehe cerinwill einsolchesMotto nichtvor sich hertragen? Sendungdes britischen Modeschöpfersführteinseineer In ihrerletzten SchauEndeSeptember fragte sie: „W hy Zeit (1997 bis2011) zusehendsindramatische Weltfernne SPORTSWEAR have there been no greatwomen artists?“Der Aufdruck undzerstörerischeAlkoholabhängigkeit.Seinunwürdigeer ließ so manche Bloggerinzweifeln: Meintdie dasernst? Abgang („IloveHitler“)verdeckte dann vollends seinne DabeizitierteChiurinur den Titeleines Aufsatzes, der die Leistungen. Nunentdecktman dietraumhaften Wunderer-- feministische Kunstgeschichtsschreibung begründete.Das kleider mitgenialischerSchnittführungwieder. fiel dann aber nurrichtigen Modekritikerinnen auf. Und Daswaren Höhepunkte der Modegeschichte.Diorhat diebemerkten dann auch, dass es vielleicht keineganzso sich immer noch nichtdavonerholt. Sicher,Raf Simonsns gute Idee ist, einenMotto-Shirt-Erfolgwiederholenzu gab dem Haus die Modernität zurück, Maria Grazia Chiuriuri wollen.Fällt ihralsowomöglich nichtmehrvielein?Noch fügt Frauen-Power hinzu. Aber ihre Anverwandlungeen grundsätzlicher: Kann auch eine Frau Dior? alter Dior-Ideen sehenoft blassaus.Eine„Couturière dees DieseFrage istnatürlich eine böse Unterstellung,denn Rêves“ braucht mehr alsguteSprüche. (kai.) greatwomen designers gabesnatürlich schonviele,und es werden immermehr. Natürlich kanneineFraudas.Inder „Christian Dior,Couturier desRêves“, Musée des Arts décoratifs, Paris, gigantischenDior-Ausstellung in Parisaus Anlass dessieb- biszum 7. Januar 2018 zigsten Jahrestagesder Markengründung muss sich Maria Grazia Chiuri aber in eine Reihestellen lassen mit Designernwie Yves SaintLaurent, John Galliano undRaf Simons.Keine Frage, dass SaintLaurentder Bestewar, dioresqueund trotzdem mutig, couturehaft undtrotzdem PRÊT-À-PARLER

DASSCHAF STEHTNICHTUMSONST AUFDER KRAWATTEHERUM Wasmacht denndas Schafdaauf der Krawatte?Ermene- ter Paolo führt, hateinen Mehrheitsanteilaneiner riesigen gildoZegna isteigentlichnicht der Typ, der Tiermotive australischenSchaf-Farmgekauft.Und diebeidenzeich- aufseinenBindern schätzt, seineHerrenmodemarke steht neneinmalimJahrdie Züchter aus, dieihnen diebeste schließlichfür italienischenStil.Abererkommt zumfrü- Wolleliefern.Der Preis? Eine Krawatte mitaufgesticktem henFrühstück in seinem Frankfurter Hoteldochwirklich Schafaus der Gewinnerwolle. Undweilerjetzt auch mitblauerKrawatteund aufgesticktem Wollknäuel. „Ich Schafzüchter ist, darf er siemit gewissem Rechtselbst tra- kann das erklären“, sagt der Unternehmer.Und wie immer, gen. Aber was, wenn Zegnaauchnochfür Mohair und wennder Enkel vonErmenegildo Zegnaloslegt,der schon Alpaka Preise verliehe?Dannkommt er nächstesJahrmit durch seinen Namen zu besonderer Markentreue verpflich- Ziegezum Frühstück. (kai.) tetist, wird daraus einkleiner Vortragüberden großen 42129 GHOST PIECE /TANK SHIELD FEATURINGMULTI LAYER FUSION TECHNOLOGY Trend der Herrenmode: die Personalisierung. Diese Krawatte ErmenegildoZegna, GHOST PIECES ARE BASED ON THE CONCEPT OF CAMOUFLAGE AND ARE ENTIRELY MONOCHROMATIC. istsogar so persönlich,dasssie nurganzwenige Menschen Chef der gleichnamigen THE MULTI LAYER FUSION TECHNOLOGY IS AREVOLUTIONARY LAMINATION PROCESS OF PERFOR- tragen. Zegnaverfolgtnämlich dasKonzept from sheepto italienischenMarke für MANCE MEMBRANES DURING THE GARMENT CONSTRUCTION PHASE. THE GARMENT, MADE IN OPAQUE Herrenmode,ist kein POLYESTERAND PERFORMANCE COTTON, IS PREASSEMBLED AND THEN LAMINATEDWITH PANELS shop. DerKonzern wird vertikal integriert,hat also vom Freund vonMotivkrawatten HERSTELLER A, MADE BY THE PERFORMING MEMBRANE PROTECTEDWITH ATECHNICAL MESH. THE SLIGHTLYOVER- Ausgangsmaterialbis zumVerkaufdes Endproduktsalles –mit einerAusnahme. EP in der Hand.Ermenegildo,der dieFirma mitseinemVet- LAPPING PANELS COVER THE INNER SURFACE OF THE GARMENT CREATING AN HERMETIC SHIELD

FotoHelmutFricke FOTOS FOR THE OUTER FABRIC AND ITS SEAMS. THE MULTI LAYER FUSION TECHNOLOGY GUARANTEES IMPROVED WATERPROOFNESS AND BREATHABILITY COMPARED TO COMMON LAMINATION TECHNIQUES. ZIP FASTENING.REMOVABLENYLON LINING PADDED WITH THE FINEST DOWN. WWW.STONEISLAND.COM 28 PRÊT-À-PARLER PRÊT-À-PARLER

Beider Eröffnungdes MocaainKapstadt(oben) warLungiswaGquntanicht dabei, obwohlihr Kunstwerk„Divider“(unten) dortausgestellt ist. Sie hattenochander Universitätzutun.

LUNGISWA GQUNTA HÄNGTSTARKEKUNST INSMOCAA

Flaschen, lauter Flaschen! DieInstallationen vonLungiswa Gqunta füllen fast einen ganzen Raum im gerade eröffneten ZeitzMuseumofContemporaryArt Africa (Zeitz Mocaa) in Kapstadt, demgrößten Museum fürzeitgenössische afrikanische Kunst. DieFlaschenhängenanSeilenvon der Deckeherab,auf verschiedenen Höhen, so dass sich im Seriellenkeine Langeweile breitmacht. Lungiswa Gqunta ist26Jahre alt. Siewuchs in einem Township in Port Elizabeth aufund hatindiesemJahr ihrMaster-Studium beendet. JetzthängenihreWerke nur zwei Stockwerkeentferntvon denen desberühmten süd- afrikanischenKünstlers WilliamKentridge. DasZeitz Mocaamarkierteinen Wendepunkt fürdie afrikanische Kunst. Noch niezuvor hatesein Museum dieser Art–und dieser Größe –auf dem Kontinent gegeben. Es istineinem monströsen ehemaligen Getreidesilo am Kapstädter Hafen untergebracht undeines der spekta- kulärsten Museen der Welt,schon vomGebäude herauf Augenhöhemit der Tate Modern in London oder dem Centre Pompidou in Paris. DieBegeisterungüberdas Museum erinnert in Kap- stadtandie Fußball-Weltmeisterschaft 2010.Selbst der 85 Jahrealteehemalige Erzbischof undFriedensnobel- werden permanent mit dieser Ungerechtigkeit konfrontiert, maligenPuma-Chefs, leidenschaftlichenAfrika-Förderers preisträgerDesmond Tutu,der sich schonlange ausder dasist frustrierend,das machtwütend“,sagtsie.Ausgren- undumtriebigen Sammlers,nicht nurKunst auszustellen, Öffentlichkeitzurückgezogen hat, trat zurEröffnung zung undUnterdrückung, dassindfür siedie großen The- dieGeschichtegeschrieben hat, sondernauchganzjunge Ende September ansMikrofon. EinsolchesMuseum, sagte men,wie fürviele jungeMenscheninAfrika. afrikanische Künstler zu entdecken.„Dieser Kontinent er,zeige auchden Kinderninden Townships, dass sie IhreInstallation„Divider“(Trenner) im Mocaaaus muss endlichseine eigene Kulturgeschichte schreiben kreativseinund alsKünstlerErfolghaben könnten. Das 130Bierflaschenhat mitihrer Biographie zu tun. Ihre können“, sagt ZeitzimGespräch.Ein solchesProgramm hätteauchMadiba, also Nelson Mandela, gefallen, sagte Elternbetrieben eine Township-Kneipe. VonfrüherKind- hatästhetische Folgen: Vieleder ausgestellten Kunstwerke der betagteNationalheld, aufseinenStock gestützt, und heit an erlebtesie mit, wieder Alkohol dieMenschenrui- habeneineklare,wichtige,relevante Aussage. erhielt dafürbrausendenApplaus. nierte –und wieervon der weißenMinderheitsregierung Lungiswa Gqunta sagt,sie habe voneinem solchen Lungiswa Gqunta,die zu diesen aufstrebenden Künst- gezieltals Mittel der Unterdrückungeingesetztwurde. Triumphihres Werkskaumzuträumen gewagt.Auchauf lern gehört, suchteman beider fulminantenEröffnungs- „Ersthat sieden Schwarzen verboten,Biernachtraditio- der BiennaleinIstanbulsindihreWerke noch biszum feier vergebens.Sie müsseanihrem nächsten Projekt neller Artzubrauen, um dann ihreigenes, stärkeresBier November zu sehen. Es freutsie,dassdie Installation nicht arbeiten,sagtsie am Telefon, aber an der Kapstädter Uni- lastwagenweise in dieTownships zu bringenund dieMen- in einerPrivatsammlungverschwindet, sondernfür jeder- versitätkönne mansie treffen. Also hin. schenaußer Gefechtzusetzen.“Anunterschiedlich langen mann sichtbarbleibt, auchfür sieselbst undihreFamilie. Siewirkt ungemeinjung, istschmalund hateine Seilen hängen dieFlaschenvon der Decke. DieSeile,die „Wosonst schafft manes, seineWerke zu Beginn der Kar- markante Kurzhaarfrisur.Mit Äußerlichkeiten sollte man ausBettlaken undanderenHaushaltsstoffengedreht sind, riere in einemsolchenMuseumpräsentieren zu dürfen?“ sich beiihr aber nichtlange aufhalten. Denn Lungiswa sollen an dieZünder vonBenzinbombender damaligen Derpersönliche Erfolg istdas eine.Aberdie Künstle- Gqunta will dieMenschenwachrütteln undmit ihrer Anti-Apartheid-Kämpfer erinnern. rinhinterfragtden großen Wirbel um dasMocaa auch. AFP

Kunstprotestieren: gegendie Tatsache,dassschwarzeSüd- DieInstallationwar Teil ihrer ersten Einzelaus- „Bei einemeuropäischenKünstlerwürde mannicht BAAN, AN afrikanerwie siehäufigimmer noch inTownships leben stellung.Der Mocaa-Chefkuratorentdeckte sieineiner dauernd betonen, dass es sich um einenEuropäerhandelt. IW

undsichimmer noch unterdrücktfühlenmüssen. KapstädterGalerie undwar so begeistert, dass er dievoll- Warum also beiuns afrikanischen Künstlern? Gelten wir BRÖLL, Siewurde 1990 geboren, in demJahr, in dem Nelson ständige AusstellungimAuftrag vonJochenZeitz,dem immernochals exotisch?“Sie selbst wolleeinfach nurals

Mandelaaus dem Gefängnisentlassen wurde. „Für die Initiatordes Museums, kaufte. Denn dieAussage dersüd- Künstlerin ernstgenommen werden,obsie nunaus Afrika CLAUDIA

meisten Schwarzenhat sich seitdemnichtsgeändert. Wir afrikanischenKünstlerinpasst in dasKonzept desehe- kommtoder sonstwoher. ClaudiaBröll FOTOS DESIGN 31

SADI UND NEPTUN OZIS DieNachkriegszeithat seinefrühenEnt- Ozis immer den orientalischen Einfluss würfegeprägt.DaesSadiOzis an Mate- seiner Heimat. rialienmangelte, musste er sich mitdem Neptun Ozis wurde1970geboren.Er behelfen, waserinden fünfzigerJahrenin nenntseinenVater„meinen Mentor“. Er der Türkei zurHandhatte: Wasserleitun- selbst warSadiOzis’Assistent. „Entweder gen, Fischernetze,Kabelschnüre, Küchen- ichhabegezeichnet, underhat meine Ent- siebe. So entstand zumBeispielder Stuhl würfeüberarbeitet. Oder er hatmir seine Fishnet. „Ich erinnere mich,wie Freunde Entwürfe gegeben, die ich weiterentwickelt zu unsnachHause kamen,den Stuhl habe.“ DerSohn machte Prototypen, suchte sahenund Angsthatten,daraufzusitzen“, dasMaterialaus oder verfeinerte dieErgo- erzähltNeptunOzis.Sitzund Rücken des nomie. So verbesserten siegemeinsam die Stuhls warenursprünglichaus echtem frühenEntwürfe, dieWalter Knollvor Fischernetz. Derdeutsche Hersteller Wal- kurzem neuauflegte. Sadi Ozis,der über ter Knolllegte den Entwurfspäter mit Jahrzehnte Professorander Kunstakade- NützlicheKunst:SadiOzis (oben) und Polsternneu auf. Daranbeteiligt warauch mieinIstanbulwar,starb 2012.Sein sein Sohn Neptun habendie frühen Neptun Ozis,der seit seiner Studienzeit Sohn hatsichinzwischeneinen Namen Entwürfe desVaters, dieStühleFishnet mitseinemVaterzusammenarbeitete. alsDesignervon Yachten gemacht. Auch (oben),Burgaz(unten)und Rumi Sadi Ozis,Jahrgang 1923,studierte er istDozentinIstanbulund Izmir –für (rechts)gemeinsamüberarbeitet. zunächstKostümdesign in Paris. Nach Yacht- undMöbeldesign. seiner RückkehrnachIstanbulbeganner alsMaler undBildhauer,aberauchals Designer zu arbeiten,umseinenLebens- unterhaltzuverdienen. MitseinemFreund IlhanKoman gründete er 1956 daserste Atelierfür Metallmöbel in der Türkei, um fortan „nützliche Kunst“ in Formvon Stühlenzuentwickeln. Dazu gehören auchdie Stühle Burgaz,imOriginalaus Stahlrohrund Kabelschnüren,und Rumi, der mitseinenweitgeschwungenen Run- dungen an einentanzenden Derwisch erinnernsoll. Überhaupt erkenntman bei WASDUERERBT Zwei Väter, zwei Söhne, vier Designer:NeptunOzisund TimothyJacob Jensenbekamen ihrTalentindie Wiege gelegt. VonPeter-Philipp Schmitt

JACOB UND TIMOTHY „MeinVater“, sagt TimothyJacob Jensen, nannte Studio ab.„Fürmichwar es ein „war eine Mischung ausCharlie Chaplin skandinavischgeprägtes Familienunter- undBenitoMussolini.“Ganzernst meint nehmen“, sagt TimothyJacob Jensen. In- er dasnicht.Der Sohn will vielmehr damit zwischen istJacob Jensen Design Studios ausdrücken,dassder Vater charismatisch eine internationalagierendeFirma mit undkompromisslos zugleich war–Jacob Niederlassungen in Bangkokund Schang- Jensen zähltzuden bedeutenden skandi- hai. „Ich sehe es nichtmehrals dasStudio navischenGestaltern, diedas Nachkriegs- meines Vaters. Schließlichführe ichjetzt Design geprägt haben. schonlängerdie Geschäfteals er.“ SchonJacob JensensVater hattemit Allerdings bliebendem Junior neben Möbelnzutun.Der Sohn,Jahrgang1926, dem Namen desSeniors auchetliche alte ging beiihm in diePolstererlehre,bevor er Kunden erhalten, vorallem Bang&Oluf- 1948 an der Kunsthandwerkerschulein senund Gaggenau Hausgeräte. Offiziell Kopenhagen aufgenommenwurde. Dort ging der Gründer desältesten Design- gabeserstmalsdas Fach Industriedesign, StudiosSkandinavienserst2011inRente. dasJacob Jensen alsErster studierteund Vier Jahrespäter,imMai 2015,starb Jacob erfolgreich abschloss. Nach sechsJahren, Jensen im Alter von89Jahren. Auch eine Marke: in denen der Däne unteranderem für JacobJensen(oben

RaymondLoewy in NewYorkarbeitete, rechts)und sein Sohn 4) Timothy sind S( eröffnete erseineigenes Studio in Kopen- DIO hagen. 1966 zogernachHøjslev im Nor- bekannt fürihre TU NS

Uhren wiedie IG den Jütlands,auchweilerfür Bang& Strata-Serie (links) ES Olufsenzuentwerfen begann,das Unter- oder dasClassic- ND NSE nehmen fürUnterhaltungselektronik,das Modell no.510. JE dort seinen Sitz hat. Zugleich wurdeer COB JA ), unter seinem eigenenNamen zurMarke, (3 LL

besondersmit Jacob-Jensen-Uhren. NO RK

TimothyJacob Jensen kam1962zur TE AL

Welt.Mit 16 ging aucherbei seinem Vater ,W 2) in dieLehre,bevor er alsDesignerein paar T( VA RI

Jahreauf Wanderschaft ging.1990kaufte SP TO

er dann seinem Vaterdas nach ihmbe- FO 32 „DFILM einDad FILM 33 machtmich glücklich,Ben!“

BenStiller undAdamSandler über ihren neuenFilm„TheMeyerowitzStories“, dieRollen ihrerVäter undihreeigenen Kinder Interview Christian Aust

Herr Stiller,Herr Sandler,inIhrem neuen ich das extrem ungerecht. Meine Eltern Film arbeiten Siesich beide als Brüder an waren meine Götter und haben mich Ihremegoistischen Vater ab,der als Künstler ständig verlassen. Da waren auch keine in erster Linie mit der Kunst verheiratet ist. Großeltern, die sich um mich gekümmert Welche Erfahrungen haben Sieals Kinder haben. Ichwar allein. mit IhrenVäterngemacht? BenStiller: Mein Vater ist Schauspieler, Siehatten doch Ihre Schwester. und meine Mutter war Schauspielerin, BenStiller: Stimmt. Undwir hatten leider ist sie nicht mehr am Leben. Die unsereHaushälterin Hazel, das jamai- beiden haben früher als Comedy-Team kanische Kindermädchen, das selbst gearbeitet. Unddas heißt, sie waren sieben Kinder hatte. Wenn meine Eltern häufig auf Tour und wegen ihrer Arbeit wieder unterwegs waren, hat sie auf uns unterwegs. Meine Schwester und ich verwundete Seelen aufgepasst. Ichsage konnten oft nicht bei ihnen sein. Aber das das heute mit einem Lächeln, aber das war auch eine andereZeit. Siekonnten waren wir.Zur selben Zeit hatte sie dann uns nicht immer mitnehmen, das ging ja keine Zeit für ihreKinder.Das fanden gar nicht. Wirmussten zur Schule, und die auch nicht so witzig. Ichkenne ihre sie mussten unseren Lebensunterhalt Kinder sehr gut, denn Hazelhat ihr verdienen. Eine Auszeit konnte sich ganzes Leben für uns gearbeitet. niemand leisten. Siehaben damals Adam Sandler: Sind sie zu deiner Bar diese Entscheidung getroffen. Undals Mitzwa gekommen? Schauspieler kann ich sie heute verstehen. BenStiller: Ja,sie waren dabei. Sie waren überall dabei und Teil der Familie. Damals nicht? Trotzdem waren wir oft allein. Ichsage BenStiller: Ichkonnte das damals nicht immer,wir waren wie wilde Tiere. Damals in vollem Umfang verstehen. Heute muss war das einfach eine Realität und nicht die ich selbst immer wieder diese Balance Gemeinheit unserer Eltern. So lebte man finden. Waserfüllt mich beruflich kreativ, in dieser Zeit. Heute sagt man: Oh Gott, In „The Meyerowitz Adam Sandler: Beimir lief das ganz Deswegen fühle ich mich auch immer Zeit für meine Kinder.Und das hat unser übernachten. Ichsitzedann die ganze BenStiller: Er ist schon ziemlich witzig. und was macht mich privat glücklich? die Kinder nehmen Schaden und sind Stories“spielen Ben anders. Ichbin mit Vater und Mutter schuldig, wenn ich wenig Zeit für meine Verhältnis entscheidend verbessert. Ich Zeit da und warte, dass sie nach Hause Adam Sandler: Ichlache mich jedes Mal Stiller(links)und Wiekann ich meinen Berufausüben traumatisiert. Daswar früher kein Thema. Adam Sandlerzwei aufgewachsen. Undmein Vater wollte Familie habe. Ichdenke dann immer,ich habe jetzt eine ganz andereVerbindung kommen. schlapp,wenn er nur auftaucht. Dein Dad und trotzdem für meine Familie da sein? Es war in Ordnung. Ichwürde meine ungleicheHalbbrüder. uns Kinder immer um sich herum haben. muss es so gut wie mein Dadmachen. zu ihnen. Juli und August sind tabu. BenStiller: Deine Kinder werden dir macht mich glücklich, Ben. Natürlich nehmen sie es mir übel, wenn Kindheit in den Siebzigern in NewYork Vonihrem seltsamen Leider lebt er nicht mehr.Erist nicht Da wirdnicht gearbeitet, damit wir als gegenüber noch einen Schuldkomplex ich keine Zeit für sie habe. Da muss ich gegen nichts eintauschen wollen. Ichwar Vater kommen in einmal ohne uns in den Urlaub gefahren. Werkümmertsich jetzt um Ihre Kinder? Familie etwas unternehmen können. entwickeln. Du musst ihnen mehr Wiewollten Siediesen Mann übertreffen, dieser Tragikomödie immer wieder eine Lösung finden. Als ständig mit der U-Bahn nach Downtown beidenicht los. Im Icherinneremich noch, dass Nachbarn Adam Sandler: Diebeiden Großmütter. Meine Tochter ist jetzt 15 Jahrealt und Raum lassen. Ben? unsereKinder zur Welt kamen, hat meine unterwegs. Damit käme man heute als AprilerwarbNetflix manchmal zu ihm sagten: Stan, so geht Undsehr wahrscheinlich nehmen lebt zwar noch in unserem Haus, aber BenStiller: Dashat mir zu Beginn gar Frau Christine gesagt, sie bleibt erst Kind gar nicht durch. Daswürde dir dieRechteandem das nicht. Du musst dir auch mal Zeit meine Kinder gerade unglaublich viele in ihrer eigenen Welt. Mein Sohn ist fast Ben, als Siedann auch Schauspieler werden nicht so zu schaffen gemacht. Ichwollte einmal zu Hause und kümmertsich um niemand erlauben. Wirhaben andauernd Film,imMai hatteer für dich nehmen und alleine fahren. Das Nahrungsmittel zu sich, in Mengen, zwölf,zuihm habe ich noch leichteren wollten, welche Dynamik hat das freigesetzt? nur beweisen, dass ich einen Jobfinden Premiere in Cannes, die Kinder.Sie ist auch Schauspielerin, Sachen gemacht, vondenen meine Eltern und noch in diesem sah er ganz anders. Selbst wenn wir mit die mich nervösmachen. Ichbin so oft Zugang. Trotzdem versuche ich immer WarenSie und IhrVater Konkurrenten? und vonder Arbeit leben kann. Es war wollte dann aber erst einmal nur Mutter nichts wussten. Unddaheute jedes Kind Jahr will ihnNetflix meiner Mutter unsereGroßeltern in New wie möglich zu Hause und süchtig nach noch, etwas mit meiner Tochter zu unter- Adam Sandler: Ichmuss an dieser Stelle vollkommen klar,dass man mich nur sein, weil sie das glücklich gemacht ein Telefon besitzt, können sie ständig insKinobringen. York besucht haben, weil er viel arbeiten meinen Kindern. nehmen, so oft es geht. Ichweiß, dass sie mal kurzsagen, dass Benesindieser deswegen kannte, weil meine Eltern hat. Meine Eltern haben eine andere kontrollieren, wo du bist. musste, kam er dann nach der Arbeit zu BenStiller: Während meine Kinder gerade Musicals mag. Deswegen besorge ich oft Beziehung viel schwerer hatte als ich. einen Namen im Showgeschäft hatten. Entscheidung getroffen. Aber sie waren als meinen Großeltern. Er wusste halt gern, unbeaufsichtigt in der Bronx unterwegs Tickets, und wir gehen dann gemeinsam. Denn sein Vater ist einer meiner absoluten Ichmusste erst einmal lernen, damit

Duoerfolgreich und konnten sich diesen Wo haben Siesich in IhrerKindheit was wir machen, wollte auf uns aufpassen. VERLEIH sind und Heroin konsumieren ...Ichnehme Adam Sandler: Ichkann es nicht ertragen, Lieblingskomiker.Niemand kann mich umzugehen. Aber das war kein Trauma

Luxus sowieso nicht leisten. Als Kind fand herumgetrieben, Adam? Daswar auch irgendwie verrückt. FOTO mir jetzt seit ein paar Jahren bewusst mehr wenn meine Kinder bei Freunden so schnell zum Lachen bringen wie er. für mich. 34 FILM

Adam Sandler: Dasist komisch. Idioten an, sie verstehen die Witzeeinfach BenStiller: Nein, im Ernst. Da gingen nicht. Ichgebe alles, und das ist ihr Dank? „DeinDadmachtmich mir plötzlich die Augen auf,und es war Ichmuss ernsthaft verrückt gewesen Nurwer das Offensichtlichenicht akzeptiert, mir beinahe peinlich, wie ich vorher so sein. Ichhabe nicht einmal in Erwägung ignorant sein konnte. gezogen, dass ich scheitern könnte. Ichwar darf vonsich behaupten Pionierzusein. glücklich,Ben!“ Adam Sandler: Hazelhat ganz offen- durchgeknallt. sichtlich vergessen, dir diese Lektion bei- BenStiller: Dashabe ich mit dir piquadro.com/mystartup zubringen. gemeinsam. Aber ich glaube, es war nicht Adam Sandler: Du hattest dann ja deine BenStiller: Ja,Hazel hat uns geliebt und Dummheit, sondern Naivität. Ichwusste es Fans in einer Generation, die deinen Vater beschützt. einfach nicht besser und dachte, ich schaffe gar nicht kannten. das schon irgendwann. BenStiller: Genau. Mirsaß der Übervater Siehaben das anders erlebt, Adam? Adam Sandler: Daswar einfach alles, was nicht so sehr im Nacken, wie man meinen Adam Sandler: Ichhabe mein ganzes ich wollte. Undich wollte es so sehr. könnte. Undeswar ja jetzt auch nicht Leben lang Komik benutzt, um die BenStiller: Dasist der Segen der Jugend. so, dass ich Laurence Oliviers Sohn bin. Stimmung zu heben und das Drama zu Als ich zum ersten MalRegie geführthabe, Daswäreindiesem Berufein Übervater überspielen. Ichhabe meinen Vater ganz dachte ich, ich hätte alles unter Kontrolle gewesen, ein riesiger Brocken. Ichkenne bestimmt lieber lachend als deprimiert und wüsste, wie es geht. Dabei hatte übrigens den Sohn vonLaurence Olivier, und in düsterer Stimmung gesehen. Ja,es ich keine Ahnung. Ichhabe die Kamera weil ich mit ihm aufs College gegangen war eine Waffe für mich. Undgeht es mir irgendwo hingestellt und hatte keinen bin. BenStiller mitseinemVaterJerry im Jahr 2006 besser,wenn ich mit Benzum Abendessen Plan. Undtrotzdem ging mein Traum in Adam Sandler: Echt? gehe und wir vorlauter Lachen keine Erfüllung. BenStiller: Ja,RichardOlivier ist ein guter Gefühle. Dastut weh. Aber es tut auch Luft mehr kriegen? Ganz sicher.Ich fühle Adam Sandler: Du sprichst von„Reality Regisseur.Aber das muss für ihn wirklich gut, sich diesen Dingen zu stellen und sie mich in der Welt der Komödie einfach Bites –Voll das Leben“? Istdoch trotzdem eine beängstigende Herausforderung auf diese Weise rauszulassen. besser in diesem Leben. ein toller Film. gewesen sein. Beimir hieß es bei Castings BenStiller: Jeder vonuns kennt diese BenStiller: Adam hat als Stand-up- BenStiller: Wenn du meinst. allerdings auch häufig: Oh,das ist Jerry Schmerzen, die wir in uns herumtragen. Comedian angefangen. So etwas habe ich Stillers Junge. Malsehen, was der drauf Nurist es vielleicht eine Erleichterung, nie gemacht und könnte es auch gar Wann vermissen Sieheute diese Naivität? hat. Ichmuss zugeben, ich war am Anfang wenn ein Komiker solche Emotionen in nicht. Dazu brauchst du eine bestimmte Adam Sandler: Andauernd. DiePremiere nicht besonders gut. BeiCastings war einer Komödie verarbeitet. Wirerkennen Artvon Selbstbewusstsein, die ich in von„The Meyerowitz Stories“ in Cannes ich immer schrecklich nervösund habe uns darin wieder und können darüber diesem Alter noch nicht hatte. Ichhatte war der beste Abend meiner Karriere. jahrelang ein Vorsprechen nach dem lachen. In solchen Momenten sind wir im metaphorischen Sinne meine Stimme Ichhatte ein absolutes High. Doch selbst anderen in den Sand gesetzt. dann nicht so allein mit unserem Schmerz. noch nicht gefunden. in solchen Momenten bin ich nie stabil. Adam Sandler: Unddabei deine Eltern Adam Sandler: Stimmt. Adam Sandler: Dafür kennt Bensich mit Schon auf der Premierenfeier habe ich beschämt. BenStiller: Menschen sind ja nicht dem Theater und den Klassikern aus. Da angefangen, mir Sorgen zu machen. Istmit BenStiller: Meine Eltern und mich selbst eindimensional. Wirsind viele weiß er viel mehr als ich. Wenn sich Ben meiner Familie alles in Ordnung? Geht beschämt! verschiedene Dinge. Ichhörenach diesem und Emma Thompson unterhalten, verliere meine Karrierejetzt doch den Bach runter? Film immer wieder,wie erstaunlich gut ich schnell den Anschluss. Dann habe ich Daran habe ich früher keinen Gedanken DasHandtuch wollten Sieaber auch nicht ich als Komiker eine ernsthafte Rolle spiele keine Ahnung, worum es geht. verschwendet. werfen? und warum ich das nicht öfter mache. Ich BenStiller: Ichversuche mit zunehmen- BenStiller: Ichhabe einfach immer sehe das nicht als Widerspruch. Adam und Woher hatten Siedieses Selbstbewusstsein, dem Alter,mir wieder weniger Gedanken weitergemacht, weil ich es so sehr ich haben beide ernsthafte Rollen gespielt. Adam? darüber zu machen, was andereMenschen wollte. Undirgendwann kam dann der Es gibt nur nicht so viele Gelegenheiten. Adam Sandler: Daswar alles nur gespielt. vonmir denken. Denn letztlich hat das Durchbruch. Glücklicherweise habe ich Oder du musst so ein Projekt selbst Daswar Fake-Selbstbewusstsein. Aber ich keinen Einfluss auf mein Leben. Fürmich mir gar nicht so viele Gedanken über mein vorantreiben, weil es dir keiner zutraut. hatte irgendwie den nötigen Schwung und ist das der Schlüssel zum Glück. Und anfängliches Versagen gemacht. Denn die Energie. Wenn ich allerdings heute dieser Zustand ist das Gegenteil vondem, das macht dich wahnsinnig. Undich hatte Istder Witz eine gute Waffe gegen die zurückblicke, war ich einfach zu dumpf was das ganzeShowbusiness ausmacht, in auch nie das Gefühl, in die Fußstapfen Grausamkeiten dieses Lebens? und dämlich, die Reaktion des Publikums dem es doch nur darum geht, was andere meines Vaters zu treten. Denn eigentlich Adam Sandler: Aufjeden Fall. richtig einzuschätzen. In den ersten Jahren vondir denken. Wenn ich zu sehr gemocht wollte ich ja seit meinem zehnten BenStiller: So habe ich das nie gesehen. herrschte bei meinen Auftritten absolute werden will, ist das nämlich ein Problem. Lebensjahr Regisseur werden. Ganz ehrlich? Ichwar in meiner Kindheit Stille im Saal. Undich wärenie auf die Ichwill die Freude wieder darin finden, Adam Sandler: Weißt du was? Dasist so naiv und behütet, ich habe erst in Idee gekommen, es sei meine Schuld. Für Dinge einfach zu tun und dabei nicht verrückt. Ichwusste noch nicht einmal, meinen Vierzigern realisiert, dass die Welt mich war es immer das falsche Publikum. so sehr an die Reaktion vonKritikern was ein Regisseur ist, als ich zehn Jahre voll vonGrausamkeiten ist. Ichstand da und dachte: Sieh dir diese zu denken. alt war. BenStiller: Ichhatte „Der weiße Hai“ gesehen und war völlig fasziniertvon diesem Film. Ichhabe alles darüber gelesen, was ich in die Finger kriegen konnte. Ichwollte sein wie Steven Spielberg. Er war für mich der Größte. Spezialeffekte wurden meine Obsession. Undich habe Zeitschriften wie „American Cinematographer“ abonniert. Irgendwann habe ich sogar erste Super-8-Filme gedreht. Ichbin vollkommen in diese Welt abgetaucht. Aber irgendwann ging ich dann an die Comedy verloren, nachdem ich DanAykroydund John Belushi gesehen hatte. Daswar eine neue Generation und hatte überhaupt nichts damit zu tun, was mein Vater machte.

Es heißt ja immer,wenn man das Gemüt Piquadro MyStartup eines Komikers auslotet, findet man da FundingProgram viele Abgründe. Istdas ein Klischee oder tatsächlich ein Muster? unterstützt Adam Sandler: Ichhöreauch immer innovative Ideen. wieder,dass Clowns eigentlich traurige Menschen sind. Aber das gilt doch für alle Menschen, oder? UnsereHerzen sind alle ein bisschen demoliert, in

unterschiedlichen Graden. Ichtrage auf A jeden Fall diese Traurigkeit in mir.Und EP

wenn ich einen Film wie „The Meyerowitz IMAGO,

Stories“ mache, muss ich da ran, an diese Beider Premiere in Cannes:AdamSandler,RegisseurNoahBaumbach, BenStiller, DustinHoffman undEmmaThompson FOTOS 36 MODE MODE 37

Auch wenn dieKinderden Eltern ähneln:Jacke wieHose ist nichts in derBeziehung vonVater undSohn. Bei unserenFoto-Aufnahmen erkenntman dasschon an der persönlichen Kleiderwahl. FotosGregorHohenberg Styling und Text MarkusEbner

Clausund AniasPeymann Im Berliner Kulturlebenbrennt’s, dabeihat ClausPeymann gerade am Berliner Ensemble seinen Hutgenommen. Auch mit80Jahrenist der Regisseursoenergiegeladen,dassman sich ihmbessernicht in den Weg stellt –unser Fotograf erfährtesbeim Einleuchten. DahergehtPeymann auch nichtinden Ruhestand; in dieser Saison wird er alsfreierRegisseur in Stuttgart„King Lear“ inszenieren. Beim Shooting im Berliner Ensemble besteht er darauf,seine eigene schwarzeMao-Jacke undBundfaltenhose zu tragen,maßgeschneidert von„Thomas iPunkt“ in Hamburg. Sein Sohn AniasPeymann,der in derModebranche arbeitet, trägteinen reich verzierten Männermantel vonAlexander McQueen.

Vater-Sohn-Beziehung? CP:Ich binder Versager.Der Sohn kamzur Welt,als dieEhe zerbrochen ist, undermussteins Kinderhaus. AP:Sehr freundschaftlich,mit vielen Ratschlägengespickt. Ichorientiere mich sehr an ihm, obwohlich mich ohne Vaterfigurentwickelthabe. Worauf stolz? CP:Dassich ihnnicht finanzieren muss wiealleanderen ausder Achtundsechziger-Generation.AP: Er gibt mirRatschlägefürsLeben. Peymann-Gen? AP:Ein Genhaben wirgemeinsam:Egalwowir sind, Leutefragenuns nachdem Weg, ob in Seoul oder Hongkong. Erzie- hung? CP:Alternativ, aber einGefühlfür Pflichtund Unabhängigkeit wollte ichihm vermitteln. Jetztbin ichimmer eifersüchtigauf seine Freundinnen. GemeinsamerUrlaub? CP:Südafrika,Krüger-National- park,weilich mich alleinevor Leoparden fürchteund weilersoschöne Fotosmacht.AP: Beimir istesgenau so,wir habenzusammendreiRei- sennach Afrika gemacht.

CP:Hoseund JackeThomasiPunkt;AP: Mantel AlexanderMcQueen 38 MODE MODE 39

Mohsen undBoris Bidjan Saberi BorisBidjanSaberiist eine der wenigen Erfolgsgeschichten der deutschen Mode,ob- wohl ihninder Heimat kaum jemandkennt.Erwurde in Bayerngeboren undwar malManager einesClubs, weilergut mitLeutenumgehen kann. VonBarcelona aus haterein erfolgreichesUnternehmen aufgebaut,das fast 15 MillionenEuroUmsatz macht. Er entwirft anspruchsvolle Designs, ausguten Stoffen,mit raffinierten Schnitten. Kunden haterauf der ganzen Welt.InBarcelona unterhältSaberiauch einenLaden,indem manneueund alte Kollektionen kaufen kann.Unser Shooting findet nurwenige Tage vorseinerPariser MännermodenschauinBarcelona statt. Aber er machtmit undfliegtseinenVater Mohsen,der ausIranstammtund schon langeinDeutschland lebt,aus Berlin ein. Es istein besonderer Moment.

Gemeinsame Beziehung? MS: Wirsind Freunde. BS: Er hat mich immer ermuntert, keine Limits zu kennen. Stolz? BS: Er ist mit 16 Jahren aus Iran geflohen, weil er sich nicht verstanden gefühlt hat. Er hat Powerund kämpft, für was er steht. Erziehung? BS: Er denkt fast nicht, er fühlt. MS: Ichwollte zu seinem Unbewussten eine Beziehung aufbauen. Gemeinsamer Urlaub? BS: Egal wo, nur mit ihm alleine und Zeit verbringen. MS: Überall, wo Meer oder Seen sind.

MS undBS: T-Shirts undHosen BorisBidjanSaberi

Franzund Damian vonStauffenberg Franz Schenk Graf vonStauffenberg trägt einen Namen, dem man nicht entkommen kann. Vielleicht wurde der Großneffe des Hitler-Attentäters daher ein Künstler,der mit einem anderen Künstler zusammenarbeitet –mit Christoph Roth nämlich, als Roth/Stauffenberg. Undnun ist vonStauffenberg auch noch Schnapsbrenner in Jet- tingen, wo die Adelsfamilie ihreWurzeln hat. DerSohn des Dreiundsechzigjährigen, Damian vonStauffenberg, ist Abiturient und sieht seine Zukunft in der Wirtschaft. Wirhaben die beiden im „Schumann’s“inMünchen fotografiert, wo Stauffenbergs Spirituosen zum Sortiment gehören. Jettingen liegt nur eine Autostunde entfernt.

Wiesteht’s um dieVater-Sohn-Beziehung? FvS:Heute besser dennje, sehr ent- spannt, aberauchschon teilweise schwierig wegender Scheidung. Dieüblichenbür- gerlichenProbleme halt.DvS:Cool, inzwischen gutgeworden,macht mirSpaß. Aufeinander stolz? FvS:Ja, aufDamians Weg. Er istselbstsicher geworden under- schöpftsichnicht im Posen. DvS: Ausdem Nichts maleineSpirituosenfirma aufzu- machen underfolgreich zu führen,das hatmeinVater super gemacht. Waskann manKindern mitgeben? FvS:Als Vater greife ichnur in dieErziehung ein, um meinem Sohn Sicherheit zu geben. GemeinsamerUrlaub? FvS:EineWoche Süd- frankreich mitdem Auto,Gespräche undzusammenabhängen. DvS: Coole Party irgendwo,ordentlichbechern,was Coolesmachen.

FvS: JackeAMI Paris, T-ShirtBerluti,HosePaul Smith; DvS: Bomberjacke,Hemd, Hose Dolce&Gabbana, Schuhe Santoni, UhrAudemarsPiguet 40 MODE MODE 41

Jonathan, Meinhard undJulian vonGerkan Er istwiederinaller Munde. Diemeis- ten Berliner haben beim Volksentscheid am 24. September bekundet, dass man den FlughafenTegel erhalten soll. Meinhard vonGerkan,der denFlug- hafen vor40Jahrengeplant hat, freut sich über dieAnerkennung fürden genialen Baumit den kurzen Wegen. DerHamburger Architekthat in Ber- linauchden Hauptbahnhof entwor- fen.InAsienhat dervermutlichwich- tigste deutscheBaukünstler ebenfalls viel gebaut, unter anderemdas größte Museum der Welt in Peking. DerZwei- undachtzigjährige machtmit seinen Söhnen Jonathan (links) und Julian be- geistertmit beim Shooting in seinem Hamburger Architektursalon. Kurz nach Mitternacht köpftProf. Dr.h.c.mult. Dipl.-Ing. Meinhardvon Gerkan ein paar FlaschenChampagnerfürsTeam.

Woraufstolz? MvG: Dass siealleaus- geprägte Individuen sind.Jeder istauf seineWeise, keiner istdressiert.Julian: Er sorgtfür den Familienzusammen- halt,als totalerHarmoniemensch. Jonathan:Papaist vielschichtig,und er schafft dieBalance zwischen Arbeit undPrivatleben. Wasfehlt? MvG: Bedaure, noch nicht vererbtund das Büro übergebenzuhaben. Gemeinsa- merUrlaub? MvG: ImmerimHaus aufMallorcaoder in einemResortauf einerInsel im Langkawi-Archipel in Malaysia. Julian: Natur unddie Wüste vonNamibia.Jonathan: Singapur, auchwennPapa sich aufregen würde über die Stadt, weil es nur um Konsum geht.

MvG: JackeIssey Miyake,HoseGiorgio Armani; Jonathan(links):JackeY-3,Boots Ann Demeulemeester; Julian: JackeErmenegildo Zegna,RollkragenpulloverErmenegildoZegna Couture,HoseEmporio Armani 42 MODE s e e tr tr ala ate Thea La Sc e Est an Opera lais Garnier agu Pa Pr Bolshoi Thea Metropolit

Marcus undHerbertKurz Mode undBerlin, dasist schonlange einkontro- bert Kurz,72Jahre alt, warjahrelang Leiter des versesThema.Denndie Berlin FashionWeek zentralenBaubüros beiHella,dem Lichttechnik- istleidernie zu dem geworden,was sich viele undElektronik-Hersteller. erhofft hatten.Immerhin sind dieMessenwie Premiumund Panorama einErfolg. Aber gibt es Vater-Sohn-Beziehung? MK:Sehrehrlicher nachdem Ausstieg desVeranstaltersIMG über- Umgang miteinander.HK: Er warimmer aufs hauptnochHoffnungfür dieeigentlicheMode- Moderne ausgerichtet,erwusstegenau,was er woche? Zumindestein Hoffnungsschimmer ist wollte,und ist nach Berlin gegangenzum Studie- zu erkennen, denndas GermanFashion Council ren. Worauf stolz? MK:Seine Demut. Den um Christiane Arpund Marcus Kurz baut die Respekt,die Dankbarkeit und Ehrlichkeit. Wie Szenemit dem richtigenGeschmack undgutem zurückhaltenderist mitdem,was er geleistet hat. Auch erhältlich in: Organisationstalentauf.Die „Vogue“-Chefredak- HK:Erhat vieleVisionen. Ichbin stolzdarauf, Hamburg/ Düsseldorf/ Mannheim / München / / Ludwigsburg/ teurinund der Besitzer der Produktionsagentur dass er seinen Weggegangenist. Gemeinsamer clic Inneneinrichtungen GmbH Licht im Raum GmbH SeyfarthEinrichtungen Böhmler PURPUR GmbH Sommer im stillwerk Graf-Adolf-Str.49 Augustaanlage 21-23 Objekteinrichtungen GmbH Interior Concepts Einrichtungen KG Nowadaysfür Modeaufnahmen,Schauen und Urlaub? MK:Italien,Amalfi-Küste oder Capri. Große Elbstraße 68 40210Düsseldorf 68165 Mannheim Im Tal11 Neue Mainzer Strasse 1 Alleenstrasse 5 Messen habensichgesucht undgefunden.Ihre Italienist beiden Elternzukurzgekommen. 22767Hamburg T+49 2119940017 T+49 621 4609755 80331München 60311 Frankfurt 71638 Ludwigsburg Präsentationen junger Labels fokussieren sich Beigutem Wein ehrliche gute Gespräche. HK: T+49 40 4689689-0 T+49 89 85632949 T+49 69 96 21 940 T+49 714196060 aufs Wesentliche. Hier gehtesumgutes Mode- Island. design ausDeutschand, nichtumfalschenGla- mour.MarcusKurz, 43 Jahrealt,lebtamWann- MK:Sweater Ports 1961,Pullover Versace,HoseAMI Paris, see. Er hatseinenVateraus Lippstadteingeladen, UhrOysterPerpetual Air-King vonRolex;HK: Mantel DieNeverending GloryLeuchtenkollektion. Inspiriertvon den um beiunserem Shooting mitzumachen. Her- Wooyoungmi, Hemd Bottega Veneta, Schal Hermès Silhouettenhistorischer Kronleuchter ausfünf der größten Theaterder Welt.Mundgeblasenes Glas am Rande der Möglichkeiten. Entworfenvon JanPlechac und HenryWielgus. lasvit.com 44 MODE MODE 45

Wolf undDavid Hoffmann Ausder amerikanischen Magazinbranche kommen viele Schreckensmeldungen, wie der Rückzug vonGraydon Carter bei „Vanity Fair“ nach 25 Jahren oder der Rücktritt vonRobbie Myers bei der „Elle“ nach 17 Jahren. Auch deutsche Modemagazineleiden, der Verkauf lahmt, und die Verleger verzweifeln. Wolf Hoffmann, der sich für seinen Ruhestand Berlin ausgesucht hat, kann- te bessereZeiten.Der Vierundsiebzig- jährige führte mehr als zehn Jahrelang den deutschen Ableger des Condé- Nast-Verlags. Dann machte er aus der „Madame“ einen Top-Titel. Im richti- gen Moment stieg er aus. Nunarbeitet er nur noch als Berater,unter anderem für die Zeitschrift „Achtung“. Also hat er mehr Zeit für seine drei Söhne. Wir haben ihn zusammen mit dem Jüngs- ten fotografiert: David ist 25 Jahrealt.

Vater-Sohn-Beziehung? WH:Sehr freundlich,höflich.Erist wohlerzogen undmacht einenguten Job. DH:Ich bewundere ihn. Woraufstolz? WH: Dass er sein beruflichesSchicksal gut in dieeigenenHände nimmt.DH: Re- spektvor dem,was er allesschon ge- machthat. WaskannDavid noch ler- nen? WH:Dasserkonsequentseinen eigenenWeg geht. GemeinsamerUr- laub? WH:Gardaseeund einoder zwei MalnachMailand.DH: An den Gardasee ins Fasano,das Hotelmeiner Jugend.

WH:Mantel, Hemd,Krawatte Canali, Hose ErmenegildoZegna,Gürtel, Schuhe Hermès; DH:HemdinRegenmanteloptikDsquared2, Hemd Yohji Yamamoto,Jeans DieselBlackGold, UhrApple Watch Series 2Nike+ 46 MODE MODE 47

Fotograf: Gregor Hohenberg Hermannund Helmut Geier Styling: Markus Ebner AlsDJHellist er weltbekannt,unter anderem weilermit BryanFerry undP.Diddy Text:MarkusEbner zusammenarbeitete. Helmut Geierist aber aucheiner der letzten Münchner Männer, Haareund Make-up:Berlin undHamburg: Katja denen mannachsagt, einStenzzusein, der also der melancholisch gentlemanhaften Maassen(Liganord);München: SabrinaReuschl Helmut-Dietl-Lebensführung anhängt, dieinSchwabinggeboren wurde. Gerade ist Uhrenauswahl: EvelynTye er 56 Jahrealt geworden,und gerade haterseinneues Album„Zukunftsmusik“ mit Produktionsassistenz: Jana-Christina Pape wegweisender Elektromusik herausgebracht,das ihnals Kraftwerk-Erben ausweist. Stylingassistenz: Emanuela Potorti, Antonia In seinen Heimatort Altenmarktander Alzimtiefsten Bayernkommt er frischvon Faltermaier, Marvin XinKu einemAuftritt. MitseinemVaterHermann LorenzGeier,einem pensionierten Fotoassistenz:AlexandraMeister Karosseriebauer der Firma Linde, lässtersichimWohnmobil der Familiefotogra- fieren. Zwischen dem Siebenundsiebzigjährigen undseinemSohnwar jahrelang Funkstille. Durch unskam es zumversöhnendenAustausch:Die beiden haben mehr gemeinsam alsgedacht.

Vater-Sohn-Beziehung? HerG:Bisschen schwierig, weil er so weit wegist. Er istals junger Geieraus dem Nest geflogen,umsein Lebenzumachen. HelG: Jeder lebt sein Leben. Woraufstolz? HerG: Dass er geschafft hat, wasersichvorgenommen hat. DerWettbewerb schläftnicht in der Musikwelt. HelG: Dass er unsals Kindern paradiesische Rahmenbedingungen ermöglicht hatanderfrischenLuft. Geier-Gen? HerG: OrdentlichesMitgliedder Gesellschaft sein.Habe mich in Berufen etabliert, dieich nichtgelernt habe.HelG: Zielstrebig sein,Durchhaltevermögen, der Beste sein. GemeinsamerUrlaub? HerG: Kroatien, Tennisspielen,zusammenessen gehen.HelG: RiodeJaneiro.Brasilien würde ichihm gern zeigen.

HerG:Hemd undHoseDries VanNoten, UhrTag Heuer AutaviaCalibre Heuer 02; HelG:Hemdund Hose AMIParis.

Trystanund ConradPütter In der Schauspielerei fallen manche Talentevom Himmel.Andere arbeiten sich auf der Erde vonder Theaterbühne ins Fernsehenund dann ins Kino.Trystan Pütter ist so einer. Im Erfolgsfilm„Toni Erdmann“ warereiner derHauptdarsteller, wieaus dem Nichts,aberdochsouverän.Wennman jahrelangzum Ensemble an der Volks- bühnegehört, dann istman (oder warman bisher)ohnehin einTop-Schauspieler. FürunsereAufnahmen stellten sich Vater undSohnalsovor dieVolksbühne, die Geburtsstättedes Erfolgs. PüttersVater Conrad istauchimBewegtbild-Business tätig: DerSiebzigjährige istFernsehjournalist beim Hessischen Rundfunk.

Beziehung? CP:Ich habe Glückgehabtmit ihm. TP:Sehen unsdreiMal im Jahr, dasgenieße ichjedes Malsehr, undeinmalimMonat wird telefoniert. Worauf stolz? CP:Als er aufder Schauspielschule „Woyzeck“gespielthat,wollteich aufdie Bühne, um ihnzuretten; er hatsichdurchgesetzt, darauf binich stolz. TP:Ich bin stolz, dass wirzueinander gefunden undKrisengemeisterthaben. Wiehat dich dein Vatergeprägt? TP:Durch Abwesenheit, weilich beimeinerMutteraufge- wachsen bin. Reisen mitihm habenmeinenHorizonterweitert. Gemeinsamer Urlaub? CP:EineWoche Frankreich mitAutoamWasser. TP:Ach,ich fliege nächs- te Wochenach Frankreich!

TP:Anzug MSGM,T-ShirtBerluti,SneakerErmenegildo Zegna Couture;CP: Pullover Brunello Cucinelli, Schuhe Haider Ackermann,Uhr Slimline Manufacture Perpetual Calendar Frédérique Constant 48 SPENDERKINDER SPENDERKINDER 49

sist der Sommer vergangenen tanz zu ihr. Sogarihrer Pfarrerin hattesie ter suchen. Undtatsächlich:Erfindet dankbar, weilder den Muthatte,ihn zu zwischen Vater undKindgeht. Zum lich istihm auchklar, dass dasWunsch- Jahres.MartinSchünkesitzt erzählt, dass er einSpenderkindsei –nicht heraus,dasseszum ZeitpunktseinerZeu- zeugen,auchwennersichnie zu erkennen Beispiel heißtesindem Song „For The denken sein kann.Dassauchein anderer nach der Arbeit in seinem aberihm selbst. „Das warein extrem be- gung,1976, nurdreiKlinikeninDeutsch- gegebenhat.Und er istdankbar,dassseine Widows In Paradise, ForThe FatherlessIn Mann zumBeispielaus der jüdischenGe- E Wohnzimmer aufder Couch, schissenes Gefühl,weilsie jemandande- land gab, dieoffiziell künstliche Befruch- Mutter bereit war, dasSperma dieses Ypsilanti” vonSufjanStevens:„If youhave meinde in FrankfurtseinleiblicherVater den Laptop auf den Knien, und remmehrvertrauthat alsmir.“ tungenvornahmen. Sameneinfrieren Manns, den siewahrscheinlichgar nicht afather/orifyou haven’t one“.Schünke sein könnte. gibt dieWorte „VladimirDelavre“indas Nach etwa fünf Jahren näherteersich konnte mannochnicht.Darausschließt kannte,insichaufzunehmen. „Ich hadere kanndiesesLiednicht hören,ohnezu Deswegen überlegter, eine Anzeige in Suchfenster vonGoogleein.5200Treffer. ihrwieder an.„Sieweiß, dass sieeinen er,dassder Samen in derPraxisvon Vla- nicht. Ichbin froh, dass es mich gibt.“ weinen. Undin„Father,Son“von Peter Zeitungenzuschalten,umden Spender Diewichtigsten Informationen: Delavre Fehler gemachthat,aberdas wareinean- dimirDelavre frisch gespendetund seiner Unddochsinddadiese Momente,in Gabrielheißt es:„Gotmydad by my side / ausfindigzumachen,auchumeventuelle ist 2007 gestorben, er warGynäkologe, dereGeneration“, sagt er heute. DasRecht Mutter direkt eingeführt worden sein denen Dankbarkeitnicht hilft. Dann With me“. Wenn er dashört, wird der Geschwister zu finden. Er hatauchüber- spirituell orientiert,und hatsichvielmit aufKenntnisder eigenenAbstammung, muss.„Delavremussden Spender gekannt überfälltihn dieTrauer wieeineschwarze Gedanke, dass er seinen Vater womöglich legt,einen Briefandie jüdische Gemeinde Fotografiebeschäftigt.Schünkefindet seit 1989 einPersönlichkeitsrecht, gabes haben“, sagt Schünke. „Wenneresnicht Hand,die ihnvon hinten packtund niemalskennenwird, fast unerträglich. in Frankfurtzuschreibenund einBild auchFotos.Delavre wardunkelhaarig. 1976 noch nicht. UndsogingSchünkeim vielleicht sogarselbst war.“ würgt.Der Schmerzist dann so intensiv, Nach einigenWochenbekommt er von vonsichmitzuschicken: „Hat jemand 1976 AufBildern, aufdenen er lächelt,sieht er Alter von23Jahren zur Tagesordnung über. Er schreibtder Witwedes im Jahr dass er nichtmehraufhörenkannzuwei- familytree.org dasErgebnisdes Abgleichs Samen gespendetund siehtmir ähnlich? auswie einFrosch. Er versuchte, sein Wissen zu verdrängen 2007 gestorbenenArzteseinen Brief. „Es nen, dass er schluchzendzusammensinkt mitden Gentests anderer Mitglieder.Zu Erkenntmichjemandwieder?“Mit ande- Martin Schünkeist 40 Jahrealt.Er undsichauf dasHierund Jetztzukonzen- istunglaublich schwierig, innere Ruhe zu undsichfühlt,als seierganzalleinauf der seiner Überraschung stellt sich heraus,dass ren Worten:Vater,wobistdu? lebt seit einigenJahreninBulgarien,hat trieren. Hatteernicht einenAdoptivvater, finden,wennman 50 Prozentvon dem, Welt.InsolchenMomentenfragt er sich: er zurHälftejüdischerAbstammung ist. UndnocheinekleineHoffnunghat er. keineFamilie,abereineFreundin, und denzweiten Mann seiner Mutter,der ihn waseinen ausmacht,nicht kennt“,schreibt GibtesSchlimmeres, alsnicht zu wissen, Auch Delavrewar Jude,seine Familie Delavrearbeitetenach der Schließungsei- arbeitet alsTeamleiterineiner Firma für großgezogenhatte?Hatte er nichteinen er.„DieUngewissheitist eine großeBelas- woherman zurHälftestammt? Etwas stammt aus Osteuropa. nerPraxisineiner anderenPraxismit,die pharmazeutischeForschung in Sofia. Ge- väterlichenFreund, den er im Zivildienst tung. Fürmichist dieSuche nachmeinem Schlimmeres, alsdiese Wundezuspüren, Istesnicht sonderbar,dasserselbst es noch gibt.Angerufen hatSchünkedort boren wurde er in Frankfurt, seineMutter kennengelernthatte undmit dem er sich biologischenVatereineSuche nachmeiner dietiefklafft undnur verschlossenwerden schon voreinigenJahren nachBulgarien noch nicht, dafürsei dieZeitnochnicht lebt immer noch dort.Schünkeist dunkel- so innigverbundenfühlte, dass ihmfast Heimat –der Heimat in mirselbst. Mir könnte,wennder biologische Vater sich zu ausgewandertist undnun in Sofiaeine reif. Undwas,wennseinVater noch lebte? haarig,erinteressiertsichfür Spiritualität das Herz überging, wenn er ihn traf? Gene, gehtesnicht um rechtliche Ansprüche, ich ihm bekennen würde? neue Heimat gefunden hat? Warum hater Wenn er ihnfände?„Ichweißgar nicht, undFotografie. Undwennerlächelt,sieht sagtesichSchünkezur Selbstvergewisse- möchte nichtindas Privatlebendes Spen- „Die Sehnsuchtnach Anerkennung dasgemacht?Erglaubt, nundie Antwort wasich vondem Mann wollte“, sagt er er auswie einFrosch. rung, sind wie Sand in einem Sandkasten. ders,ohnedessenMut undHilfsbereit- undBestätigung durchmeinenechten zu kennen: „Wennich meine Wurzeln zögernd. „Eswäreokay, ihnmal zu treffen, VonVladimir Delavrehörterdas erste Entscheidend ist nicht, was das für ein schaft ichnicht geborenworden wäre,ein- Vaterwirddanngeradezuübermächtig“, nichtfinden kann,geheich eben dahin, mirseine Lebensgeschichte anzuhören, Mal, alser18Jahre altist –wennauchnur Sand ist, ob der nass oder trocken ist, fein dringenund Unruhe stiften. Ichmöchte sagt Schünke. „Die Sehnsucht, vonihm wo meine Wurzelnsind. 47 Prozentvon nachKrankheiten in der Familiezufragen indirekt.Damalsschreibt er seinem Vater, oder grob.Sondern das, was du daraus nurein Kapitelabschließenund meine gesagt zu bekommen,dassalles gutist, mirstammen ausdieserGegend, der jüdi- undzuerfahren,warum er vor40Jahren der die Familie verlassen hatte, als Schünke machst: „Eine Burg? Oder doch lieber eine biologische Heimat finden.“ dass ichalles richtigmache unddasser schenDiaspora.“ Samen gespendethat.“ Er würde einfach zwei Jahrealt war, einenBrief.„Ichwollte Kugel? Du kannst es dir aussuchen.“ DieWitwe antwortetihm,gibtaber stolzauf mich ist.“Auslösersindoft Songs Schünkekannsichinzwischenvorstel- seineFragenstellen. „Und dann mein wissen:Wer istdieserMann? Lebt er noch? DieDebatte um natureversusnurture, vor, nichts zu wissen. Er weiß nicht, ob er oder Filmszenen, in denen es um dieLiebe len, dass DelavreseinVater ist. Aber natür- Lebenweiterleben.“ Undwas haterall dieJahre gemacht?“Er also den Einfluss der Abstammung gegen- ihrdas glauben soll.„Vielleicht würde ich hateinige Bilder vonsichals Baby, auf über der Erziehung,entscheidet Martin an ihrerStelleauchsagen,dassich nichts denen derVaterihn liebevollansich Schünkemit 23 Jahren fürsich: DieSozia- weiß. Es warjalange einTabu-Thema.“ drückt. Daranhat er sich immer festgehal- lisation istwichtiger alsdie Gene. Dernächste Schritt: eine Familienauf- ten. Nun, alsErwachsener,fehlt ihmder Unddannbeginnterdochmit der stellung. Dabei stehen die Teilnehmer stell- Vater.Erwill seineWurzeln finden,also Suchenach dembiologischenVater. 2016 vertretend für Familienmitglieder in einem auch die Leerefüllen, die das Verschwinden ister39Jahre alt. Undseine neue Freun- Raum. So sollen Muster in einem Familien- des Vaters hinterlassen hat. Tatsächlich ant- din, sagt er,„istsoein Jetzt-gleich-machen- system deutlich werden. In seiner Auf- wortet der Vater aufden Brief. Er schreibt: Typ“.Sie schicktihm einenLinkzueiner stellung stehen seine„vier Väter“, also vier Schön, vondir zu hören, aber ichbin gar Reise-Website,auf der es einGewinnspiel Teilnehmer,hintereinander vorihm.„In nichtdeinVater. gibt.Man kanndorteinen Gentesthoch- meinem Herzen weiß ich, dass es dich gibt“, „Ich habemichgefühlt,als täte sich laden undherausfinden,woher dieeigenen sagt der Samenspender,der ersteinder unter mirder Boden auf“,sagtSchünke Vorfahren kommen. DerGewinner kann Reihe. „Das hatmichsofortweggehauen“, heute, 22 Jahrespäter. DerMann, den er eine Reisezuall seinen Herkunftsorten erinnertsichSchünke. „Mir sind dieTrä- ganz selbstverständlich fürseinenVater gewinnen. „Auf der Websitewar auch ein nengekommen.“Dahinter der Mann,den gehaltenhat,erklärt ihm, dass er durch Video, das war gut gemacht. Da waren er biszuseinem18. Lebensjahr fürseinen eine Samenspendegezeugt worden sei. Er schöne junge Menschen, die aufgeregt ihren Vater gehalten hat. Zu ihmsagtSchünke: selbst seizeugungsunfähig,weilerals Gentest öffneten und dann herausfanden, „Danke fürdeinenMut.“ Dahinter sein JungeMumps gehabt habe.Alsohabe er dass sie zum Beispiel Vorfahren in der Adoptivvater, derMann, denseine Mutter sich mitSchünkesMutter füreineSamen- Mongolei hatten, obwohl sie sich immer nachdem Verschwinden ihresersten spende entschieden. Nach der Geburt habe Vor40Jahrenwurde für Amerikaner gehalten hatten.“ Mannsgeheiratethat,der also vonseinem er sich alsVater in dieGeburtsurkunde Er beschließt,ebenfalls einenGentest zweiten Lebensjahr an sein sozialer Vater eintragenlassen. Dassei kein Problem Martin Schünke durcheine zu machen,die Ergebnisseabernicht auf war. Ihm danktSchünkedafür,dasser gewesen, schließlichseien sieverheiratet anonymeSamenspende in der Reise-Websitehochzuladen,sondern ihngroßgezogen hat, obwohl er ihmheute gewesen. DieEhe ging nachzweiJahrenin auf der Websitefamilytree.com, diebei der nichtmehrsonah istwie früher. Und dieBrüche. UnderhabekeinenKontakt Frankfurtgezeugt.Erfahrenhat Suche nachden eigenenVorfahren hilft. dahinter noch der väterlicheFreund, den mehr zu seinem Sohn gehalten,weiler Underfragt seineMutternachEinzel- Schünkewährend seines Zivildienstes im eben nichtseinleiblicherSohnsei. er daserstvielspäter. Nun heiten der Zeugung. Martin Schünkeist Seniorenheim kennengelernt hatund zu FürMartinSchünkewar dasein suchterseinenleiblichenVater. nunsehrneugierig.Erwill sich nicht dem er biszudessenTod voreinigen Schock.Erwar „unglaublich enttäuscht“ länger dem unausgesprochenenWunsch Jahren eine enge Beziehunghatte. „Wir vonseinerMutter.„Alles, wasich mein Oder ist es schonzuspät? derMutter beugen,nicht nachseinem habenuns sehr innig in den Armge- Lebenlanggeglaubthatte,stimmte nicht.“ leiblichen Vater zu suchen. Wasdie Mutter nommen undgar nichts gesagt“, erzählt Er habe sichorientierungslosgefühlt, VonKatrinHummel ihmnochüberseine Zeugungsagen kann, Schünke. Dasalles hieß fürihn:„Im mutterseelenallein,zum ersten Malinsei- istallerdingsnicht viel:Der Arzt,der ihr Prinziphabeich vier Väter,aberkeinerist nemLeben. Er warsofassungslos, er fragte Foto WolfgangEilmes die Samenspende damals in seiner Praxis fürmichda.“ sich sogar, ob seineGefühle angemessen an der Frankfurter Zeppelinalleeeinsetzte, Beider Familienaufstellunggeschieht waren.Übertrieb er?War dasalles gar hieß Vladimir Delavre. Werder Spender dennoch etwas Bedeutendes. Schünkes Wut nichtsoschlimm? war, weiß dieMutter nicht. aufden Vater ausseinenersten beiden Seine Mutter,von ihm zur Rede gestellt, Martin Schünke sucht also nach Vladi- Lebensjahren,der einfachabgetaucht ist, stammelteunter Tränen: „Warum hätte mirDelavre undnachSchicksalsgenossen. schlägtuminDankbarkeit:Ohneseinen ichesdir sagensollen? Du bist gesund,wir So findet er dieWebsite spenderkinder.de, Mut, dasKindeines Samenspendersgroß- sind eine Familie. Ichwusstenicht,wie auf der sich Menschen zusammenschließen, zuziehen,wäreernie geboren worden. undwann.“MartinSchünkegingauf Dis- die ihren Samenspender oder Halbgeschwis- Auch seinem biologischenVaterist er nun In Frankfurt: Martin Schünkesucht seineWurzeln in der Stadt, in der er gezeugtwurde. 50 FOTOGRAFIE FOTOGRAFIE 51

DasLeben fand auchfür denjungen AndreasGursky im Studio statt. Im linkenBild schaut er beider Vorbereitungvon Werbeaufnahmen zu –und wird so selbst zu einem Werbemotiv.

lleTechniken,die meinVater anwendete, habe ichmir zu eigengemacht.Daeskeine Arichtige Spezialisierunginder Ausrichtung desStudios meinesVatersgab,wurde oftgroß umgebaut. Sehr beeindruckendfandich immer das Fotografieren vonBier, wobei es mein Vaterwohl zu einerMeisterschaft gebracht hatte. MitHilfe vonGlycerin erreichte er,dassein herrlich gezapftes Pils denTemperaturen desheißenLichtstrotzte undübereinen längerenZeitraumfrischaussah. Es wurde zwar geblitzt, aber zurKontrolleder Lichtführungwar daswarme Einstelllicht unersetz- bar. Leider habe ichkeine dieser Aufnahmen mehr, aber diehiergezeigteWeinbrand-Werbunglässt auchganzgut dieSchwierigkeiten beider foto- grafischen Umsetzungerahnen.Die Aufbauten solcherStillleben waren sehr aufwendigund erforderten viel Geduld.Bei der Belichtung eines 8x10Diapositivs musste allesauf den Moment hinstimmen,dajaimNachhineinnichtsmehr verändertwerden konnte. DieBetrachtung eines perfektbelichteten Großbilddiasmit demendgül- tigenAusschnittauf dem Leuchttischwar dann der absolute Hochgenuss.Später habe ichmeinemVater häufig meine neuen Bilder gezeigtund ihnnach seiner Meinunggefragt.Wir habenuns weiterhin ausgetauscht.Dafür binich ihmdankbar.

WillyGursky–hier im Jahr 2010 mitseinemSohnAndreas – wurde1921als Sohn eines Fotografen geboren. Er studierte an der Akademie fürGraphische Künste in Leipzigund an der Bayerischen Staatslehranstalt fürLichtbildweseninMünchen. Nach Kriegund Gefangenschaft machte er sich 1949 in Leipzig alsFotograf selbständig. 1955 floh er mitFamilie in den Westen. In Düsseldorfwurde er zu einem gefragtenPorträt-und Werbe- fotografen. WillyGurskystarb am 18.Dezember 2016,kurz einVater undseine Profession malinszeniertund kein authentisches nach seinem 95.Geburtstag. habenmichstark geprägt. Bis Abbild der wirklichen Situation. Meine M zu meinemzehnten Lebensjahr heutige Affinitätzur Fotografiesteht also verbrachte ichmeine Kindheit im Studio, paradoxerweiseimkrassen Gegensatz „AlleTechniken, dieeranwendete, weilschlichtweg kein Wohnzimmer zu einerehergleichgültigenHaltung in geschweige dennPrivatheitexistierte. meinerKindheitund einerzunehmend Icherinneremichnochgenau,wie ich ablehnenden Haltunginmeiner gelegentlichnachtsgeweckt wurde und Jugend.Alles in allembegleitetemich habe ichmir zu eigen gemacht“ fürAufnahmen posieren musste. Auf wohl einambivalentesGefühlinder diesem Foto studiere ich, aufdem Boden Wahrnehmungvon Fotografie. Erst alsich

liegend, dieArbeitsweisemeinesVaters siemit eigenenInhalten besetzenkonnte, MAUS AndreasGurskyüberdie Prägungdurch seinen Vater, dieSchwierigkeiten beim Fotografieren undseinerAngestellten. Mankönnte entwickelteich eine Leidenschaft,die

meinen, ichsei sehr interessiert an der auchmeinVater sein ganzes Lebenlang BURKHARD Welt der Fotografie, aberesist ja nun begleitete.

vonBierund seinefrühere Gleichgültigkeitgegenüberdem Beruf. FotosWilly Gursky FOTO 52 LITERATUR LITERATUR 53

Erinnerungen an meinen Vater

Ein vielseitiger Mann

erktags ging der Vater insBüro, das verwahrteerseine Photographien.Erbesaß eine W gleich nebendem Hauptbahnhof in Leica. Manchmal durfte M. zusehen, wieerin einemPostgebäude lag. Nurdasser der Dunkelkammer beirotem Lichtseine Auf- dort nichts mitPostboten undBriefmarken nahmen entwickelte, wieerdas Negativbelich- zu tun hatte, sondernmit demTelephon. M. tete,vergrößerte undfixierte. Wiedurch Zau- besuchte ihneinmal, um herauszufinden,was berhanderschiendas,was er auf den Film ge- er dort eigentlich trieb. „Für reibungslose und bannthatte,auf demchamois getönten,zackig prompte Verbindungenzusorgen“, so erklärte gerahmten Papier.Datum,Objektiv, Blende und er seineAufgabe. „Das ist garnicht so schwer. Belichtungszeitwaren akribischauf derRück- Eigentlichlangweilig. Immerdasselbe. Aber seitevermerkt, unddie Rollen mitden Nega- telephonierenwollensie alle.“ WasAusdrücke tivenwurden in numeriertenBoxen verwahrt. wieFeldstärkemessung,Hebedrehwählerund Heutenochsteht in M.s Regalein Bildbandmit Kabelverzweiger bedeuteten,wollteM.sogenau demTitel „Eskommt der neue Fotograf“. nichtwissen. Als es in Deutschland keine englischen Bü- Sein Vater wäre lieber zurBahngegangen. Zu chermehrzukaufengab,übersetzteM.s Vater Hauseblätterte er gerneindickenKursbüchern. mehr alsein DutzendRomane, Erzählungen Dort warverzeichnet,wie manambesten nach undEssays. DieListe der Autorenist eindrucks- MitVirginia-Zigarre: Tanger oder Wladiwostok kam. SogarZahnrad- voll,sie reicht vonSomerset Maughambis zu Wenn Andreas bahnen,Fährenund Schiffsverbindungen waren P. G. Wodehouseund vonConan Doylebis Enzensbergernach der Arbeit allein angegeben. Einmal zeigte er M.,wie manauf zu George Orwell.Die Vorlagen verschaffteer insCafégingund großen BogengraphischeFahrpläne optimieren sich antiquarisch; es warenBroschurenaus der rauchte(hier einFoto kann, um bessere Anschlüsse zuerreichen. Er EditionTauchnitz. DieManuskripte tippte er vom Februar1935), bliebendie Seiten- hattenur keineLust, beider Verwaltung der aufeiner Reiseschreibmaschineab, hefteteund blicke seiner Frau aus. Reichsbahn zu antichambrieren,und so blieben band sieein,alles füreineeinzige Leserin, seine seineVorschlägeinder Schubladeliegen. Frau.Nie haterdaran gedacht,damit oder mit Zuckerbrot MitseinerBeamtentätigkeit, dieermit einer seinen anderen LiebhabereienGeldzuverdie- ie Aufgaben, vordie sich M.s Vater den Lauf der Ereignisse. Einmal in der Woche Artvon Ironie,wie mitder linken Hand,er- nen. DenMarkt überließ er den Kaufleuten, D gestellt sah, gingenihm leicht vonder verließerpünktlich um halb fünf,früherals ledigte, warerunterfordert. Leise vorsichhin denGemüsehändlern undden Banken. Hand.DreiStunden täglichhätten sonst, seinen Arbeitsplatz undkam erst spät summendsaß der Vater abendsamSchreib- ausgereicht,umsie zu erledigen. Dochseine nach Hause. Wo mochte er diesefreienStunden Sorgfältig bereitete tisch, wo er nichtgestört werden durfte,und der Vater Grund- Kollegensahen dasanders; siefühlten sich wohl zubringen? gabsichanderen Dingenhin.Erspielte Zither, undAufrisseseiner hinter ihrenSchreibtischen, seufzten unter der M. beschloss, dieser Fragenachzugehen.Er Gebäudevor,bis fürdie er ganzePartituren transponierte, hef- zuletztein Palast, Last ihrerZuständigkeiten undführten lange warteteamEingang zurDirektion,und alsder tete seineReiseninpenibel ausgeführten Statis- einHauptbahnhof Palaverinder Kantine. Vater erschien,gingerihm nachbis zu einem oder eineMoschee tiken ab undentwarf Baupläne fürKonstruk- ausAnker-Bausteinen DerVater dagegenkam mittagsimmer zum kleinenCaféinder Altstadt.Durch dieFenster- tionen ausseinenunerschöpflichenMetall- errichtet waren. EssennachHause.Bevor er wieder in sein Büro scheibemit ihrer geklöppelten Gardinesah er baukästen ausdem HauseTrix. MitTuscheund zurückkehrte, brauchteerzweiTassenKaffee ihnalleinamTisch sitzen,woereinen Kaffee FarbstiftausgeführteRissegaben dieBau- und ein ovales Stück Blätterteig. Dieeine Hälfte mitCognacschlürfte undaneiner langenRegie- anleitungenvor.Auf großen Bretternwurden warhonigfarben karamellisiert,die anderemit Virginiazog.Dortfühltesichder Vater von beispielsweise einmeterhoherLeuchtturm, ein Schokoladenguss überzogen. M. musste ihm seinen Kollegen unbeobachtet.Auchdie Seiten- Hafenkranoder eine Rheinbrücke aufgebaut. dieses Backwerk,das „die Schuhsohle“hieß, aus blicke seiner Frau bliebenaus,der ausihrer Noch aufwendigernahmsichseinVorratvon der FeinbäckereiSchimmelbesorgen. Wandervogel- und Reformzeit ein gesundes Miss- Anker-Steinbaukästen aus. Sorgfältig bereitete DieFraudes Bäckers,einestarkeBlondine, trauen gegenden Alkohol unddas übermäßige er Grund- undAufrisseseinerGebäudevor,bis kanntediesesRitual, dassichtäglich um die Qualmengeblieben war. Schnapsflaschenauf zuletztein Palast, einHauptbahnhofoder eine gleicheZeitabspielte.M.gefielihr Name;er demBuffetduldete sienicht,aberein Gläschen Moscheeaus gelben, rotenund blauen Steinen bewunderte sieund verglich sieinsgeheimmit in Ehren wardem Vater niezuverwehren. errichtetwaren. ENZENSBERGER einerweißenStute.Sie zwinkerteihm zu und Vielleicht dientedas biedere Lokal, dasaus-

Oftzog er sich in seineWerkstatt aufdem MAGNUS bot ihm eine süße Zugabe an, eine Nussschnecke gerechnetCaféSeufferlein hieß, demVater aber

„oberen Boden“zurück, wo er schnitzte, sägte HANS oder eine Linzer Schnitte.Mit ähnlichzarten auchnur alsZufluchtvor den Zumutungen,

oder Lampen baute. In Albenund Schachteln ARCHIV Genüssen begegnete M.sVater demdröhnen- welche dieWeltgeschichtefür ihnbereithielt. FOTOS 54 LITERATUR LITERATUR 55

Ein Pariser Sommer um Soldaten warM.s Vater untauglich. strümpfe, nachHause schicken. Er machtesich Z Zu kurzsichtig für einen Scharfschützen, auchzuden Bouquinisten aufund erwarb bei konnte er nichteinmalzackiggrüßen. ihnennicht nurden einenoder anderen Band Dasfielnicht weiter auf, da er „u.k.gestellt“ der Comédie humaine,sondernaucheinen bro- war; dasheißt,erwar unabkömmlich undvon schierten romanrose.M.studierte dieses galante keiner Einberufungbetroffen,weilseine Tätig- Werk mitHilfe einesWörterbuchs, wenigeraus keit alskriegswichtig galt.Erst im Sommer literarischemInteresseals ausNeugier auf die 1940 musste er plötzlichdie Uniformeines Liebesnächte, diedortgeschildertwurden. Majors anlegen. ZbVhießdas:„Zurbesonderen Nach einemguten Jahr wardas Telephon- Verwendung beim HöherenNachrichtenführer netz wieder intakt.Der Kriegsverwaltungsrat in Frankreich.“ wurdenicht mehr gebraucht.Erkonntezur DieBauarbeiten am Nach demdeutschen Einmarschwar es dort Familieund zu seinemBüroalltagzurückkeh- Kraftwerk Kaprun zu chaotischen Verhältnissen gekommen. Milli- ren. Eine bleibendeErinnerunganseine fran- in Österreichverliefen schleppend.Von onen warenauf der Fluchtvor der Wehrmacht. zösischenTagewar die„Brüsseler Zeitung“,ein solchenGeheimnissen Auch dieTelephonnetze wareninfolge des Tagesblatt der deutschenBesatzer, dastäglich erfuhr mannur,wenn mansichschlafend Kriegeszusammengebrochen oder beschädigt. im Briefkasten landete. Dieses Organunter- stellteund zuhörte. DieAufgabe desfrischgebackenenMajors be- standnicht demMinister fürVolksaufklärung standdarin,sie wieder zusammenzuflicken. undPropaganda, sonderndem Generalvon Eine gedämpfte Unterhaltung Dafürwar er kompetent. Außerdem sprach er Falkenhausen,der seinen eigenenKopfhatte. einhalbwegsbrauchbares Französisch, undauf Deshalb standendortmanchmalDinge, von ie kannessein, dass diemeisten sei- verdingen. Eingewisser Hans Frankhabe sich der Basisdes gemeinsamen Interessesaneinem denen manaus dem„Völkischen Beobachter“ W ner Mitbürger hartnäckig dabeiblie- dort in der Residenzder Könige breitgemacht funktionierenden Fernmeldewesen kamermit nichts erfuhr.M.s Vater,der sich aufsolche ben,sie hätten vonnichtsgewusst? undherrsche über dasbesetztePolen. seinen PariserKollegengut zurecht. Nuancenverstandund zwischenden Zeilen SchonimKindergarten hatman ihnendoch, Sein Vaterfragteden Berliner Freund,ober Natürlich warM.s Vater weit davonentfernt, lesenkonnte, fuhr fort,das Blattauf völlig stattmit demSchwarzen Mann,gedroht:Pass etwasdarüber wisse, wieesdortzugehe. Onkel alsOffizierernst genommen zu werden,obwohl legale Artzuabonnieren. auf, Freundchen,sonst kommst du nach Dachau! BésAntwort konnte M. nurbruchstückweise man ihn zum Kriegsverwaltungsrat beim Militär- M. studiertegerndie Anzeigenvon Mode- M. wargenauso blöd wiedie anderen. Einem verstehen, weil diebeiden zu flüsternanfingen. befehlshabervon Belgienund Nordfrankreich häusern, Spirituosenfirmen undRevuetheatern Jungenaus der zweiten Klasse desGymnasiums Klar warnur,dassZehntausendeimganzen beförderthatte.Die Truppe musstezackigsalu- in Parisund Brüssel,die vonden Vergnügungen ist das, wasdie ErwachsenenPolitik nennen, Reichzubesonderen Güterzügender Bahn tieren, wenn er vorbeikam.Ihm wardas pein- der Okkupanten einherrlichesBildabgaben. ziemlich gleichgültig. Dafürbeseeltihn eine gebracht wurden undimbesetzten Polenver- lich,und dieFeldwebel grinsten heimlich über Auch Karikaturen gabes, dieden kleinen angeborene triebhafte Neugier.Schon im zar- schwanden.Von den Abgereisten habe mannie den „Etappenhengst“. italienischenMarschall Badogliozeigten,wie er testen Alter entwickeln sich Menschen zu For- wieder etwasgehört. Daswar Geheime Reichs- Im HotelMajestic an der Avenue Kléber aufdem Schoßvon Churchillsaß,oder den schern,die darauf spezialisiertsind, das, was sache.Von diesem Ausdruck warM.beein- wurdeihm einZimmerzugewiesen. Dort gefiel „Banditen“Tito, der miteinem großen roten Erwachseneihnen zu verheimlichensuchen, zu druckt. Unter einemGeneralgouvernement es ihm. Nichtnur konnte er dieüblichenGe- Schalder Wehrmacht mitder Maschinenpistole erraten,ganzunabhängig davon, um welche konnte er sich nichts vorstellen, undden Namen schenke, einParfumoderein Paar Seiden- auflauerte. Tabusesgeht. Frankhat er erst nachdem Ende desKriegs EinesAbends, es muss im Jahr 1942 gewesen wieder gehört, alsdieserManninNürnberg „Enz“–hier 1941 am Schreibtisch in Paris sein,empfingM.s Vater einenalten Freund,der zumTod verurteilt undgehenkt wurde. –war weit davon Onkel Bé genanntwurde,obwohl er nichtzur Auch vonanderenGeheimnissen warandie- entfernt,als Offizier ernstgenommenzu Familiegehörte.Die beiden hatten zusammen sem Abenddie Rede.Der „eigeneLaden“, die werden,obwohler studiert.Der schnurrbärtige Ingenieurarbeitete AEG, hattesichamBau einesWasserkraftwerks Majorwar. beiAEG-Telefunken, demgrößten deutschen in den HohenTauernbeteiligt.InGabbrun Elektrokonzern.Erhatte es dort biszum oder Kapruhn–wieder ein unverständlicher Vorstandgebracht. Selbstverständlichwar er Name –, seieszutechnischen Schwierigkeiten „unabkömmlich“und somitnie zurWehr- gekommen,eshabe Tote gegeben,den Bau- machteingezogenworden. firmen seiendie Zwangsarbeiter weggenommen Diebeiden unterhielten sich spätabends im worden,und dasProjekt seigescheitert. Wohnzimmer beimehrals einemGlasWein. DasGesprächder beiden Ingenieurestockte. M. lagnebenan im Bett undtat so,als schliefe Erst nach einpaar weiterenGläsern Wein er.Der gedämpfte Tonfallder beiden Herren erging sich der Onkel Bé in technischenAn- verhießverborgene Aufschlüsse. Vorsichtig deutungen, dieüberalles hinausgingen,was in drückte er dieKlinkenieder undöffnete einen den Physikstunden gelehrt wurde. Dabei fielen Spaltweitdie Tür. Wörter wieAtom, Zyklotronund Uranium. DerLauscherhörte,was sein Vater dem Dieses Expertengeflüster erinnerte M. an einen Freund anvertraute. Manhabe ihmschon vor „Zukunftsroman“mit demTitel „Atomgewicht demKrieg angeboten,nachBerlinans Post- 500“,den er kurz davorverschlungenhatte.Das ministeriumzuwechseln. Er habeden Posten wareinespannende Saga über dieunbegrenzten einesRegierungsdirektors ausgeschlagen,weil Möglichkeiten undGefahreneines fernen, er lieber beiseinenunauffälligenRoutinenblei- phantastischenZeitalters, weit entfernt vonder benwollte. Noch wenigerverlockte es ihn, nach Armseligkeit der Gegenwart. Solche Romane Krakau zu gehenund sich dort im Rang eines zirkulierten im Dritten Reichnochnicht unter Staatssekretärs beim Generalgouvernement zu demNamen Science-Fiction. 56 LITERATUR LITERATUR 57

Ein Fall von Wehrkraftzersetzung Hans Magnus sVater warseitdem März 1945 dilatorisch. SieließenM.s Vater in seiner Zelle Enzensberger nähert verschollen. Ungewöhnlich wardas schmoren undsorgten dafür, dass dieAkten Mnicht. Hunderttausendewaren auf verschwanden. sich seiner Kindheit – der Flucht oder saßeninirgendwelchenLagern Schoninden ersten Tagenbefreiten die in Sibirien,inAfrikaoder in amerikanischen Amerikaner ihnund einpaarhundertandere und seinem Vater Barackenfest. Erst nachder bedingungslosen Zivilisten ausdem Zellengefängnis. M.s Vater Kapitulation desGroßdeutschen Reichesstellte konnte in dieReste seiner beschädigten Woh- or einemJahrerreichte mich einschön gestalte- sich heraus,woder Vater gebliebenwar.Ersaß nung zurückkehrenund seine berufliche Tätig- tes Buch. Es trug keineVerlagsbezeichnung, im NürnbergerZellengefängnis an der Fürther keit wiederaufnehmen. Denn alle wollten so sondernanderen Stelle den Vermerk „Impensis Straße, eben dort,wodie Alliierten einpaar bald wiemöglich wieder telephonieren, nicht Auctori“,zudeutsch:auf Kosten desAutors. Unddie- serAutor,der da in Eigenregie einreich bebildertes Monate später diedeutschen Kriegsverbrecher nurdie notdürftigeingesetztekommunale Ad- Werk vonfast240 Seiten hattedrucken lassen,war unterbrachten,umsie vorGericht zu stellen. ministration,sondernauchdie amerikanischen einerder Bekanntesten undBesten,die wirhaben: Aktenüberseine Verhaftunggibtesnicht. Stäbe.Die Militärregierungfandbaldheraus, Hans Magnus Enzensberger.2014kam beiSuhrkamp Fest steht, dass manM.s Vater „Wehrkraft- dass M.s Vater nichtganzunbelastet war; sein wunderbarer Erinnerungsband „Tumult“ über die zersetzung“vorgeworfen hat, einVergehen,auf sein Name erschien aufeiner Mitgliedslisteder sechzigerJahre heraus,dochinjener Zeit warder 1929 dasdamalsdie Todesstrafestand.Nicht nursoll NSDAP,indie er schon1933eingetreten war. geborene Enzensbergerschon einberühmter Mann. Wieaus ihmwurde,was er ist, erfuhr manalsonicht. er unter Zeugen am Endsieggezweifeltund sich Daraufhinwurde er vomOberpostratzum Daskonnteich nunindem unangekündigtherein- abfällig über den Führer geäußert haben. Noch Telegraphenarbeiter degradiert.Das kümmerte geschneiten Buchnachlesen,das einendenkbar viel- gravierender war, dass er den Befehl verwei- ihnnicht,weilernie aufseinenTitel Wert deutigenTitel trug:„Eine Handvoll Anekdoten,auch gerte, alle Anlagenzuzerstören,die er im Lauf gelegthatte undweilsichanseinenAufgaben Opus Incertum“. seines Berufslebens aufgebauthatte: dieVer- nichts änderte.Auchdie Minderungseines EinunsicheresWerk also,aberwas meinteEnzens- mittlungsknoten,die,überganzBayernverteilt, Gehaltes ließ ihnkalt, weil der Wert der Reichs- bergerdamit?Den auf99Exemplarelimitierten Privatdruck hatteernur fürKinder,Verwandte und fürden Betriebdes Telephonnetzes sorgten. mark ohnehinimfreienFallwar. Freundeherstellenlassen(undein paar Überschuss- DiePolitik der verbrannten Erde,auf welche die Monate vergingen, bisM.s Familievon exemplarefür andere interessierteLeser wiemich). Resteder Reichsregierungerpicht waren, wollte diesen Geschehnissen erfuhr.AnFerngespräche Denensollteein Geschichtenschatz ausder Jugend ihmnicht einleuchten. warnicht zu denken; voneinem Personen- desSchriftstellers erschlossenwerden,lauter im Laufe DieErmittlungsrichter unddie Staatsanwäl- verkehrmit der Eisenbahnwar noch lange der Zeit naturgemäßunsichergewordeneschlaglicht- te kamen jedoch zu demSchluss,dassStrafver- nichtdie Rede;esdauerte Monate,bis die artige ErinnerungenanErlebnisseder zwei ersten Lebensjahrzehnte,mit kleinenAusflügen in dieFami- fahren dieser ArtkeingünstigesLicht mehr auf ersten,mit Holzgasbetriebenen Omnibusse liengeschichte davor–esgibtein Kapitel„Geisterhafte ihre Zukunftsaussichten werfenwürden. Die fuhren. Erst alsessoweitwar,tauchteM.s Vorfahren“überdie Großeltern, undesgibteinen amerikanischen Truppenstanden kurz davor, Vater unversehensund unerwartet wieder in in seiner Lakoniebesondersbewegenden „Verfrühten dieStadt einzunehmen. Deshalb behandelten der Kleinstadt auf, in dieesseine Familiever- Nachruf“ aufden im Jahr 2009 verstorbenen Bruder dieJuristen den Fall,andersals dieGestapo, schlagen hatte. Christian Enzensberger. Insgesamtenthält dasBuch 108Anekdoten samt zahlreichen passendenBildfund- Im Zellengefängnis stückenaus dem Familienarchiv oder denWeitendes der Baltic Guards Internets. in Nürnberg saßen FamilieEnzensbergerhatte vier Söhne, neben siealle. Schon bald wurde„Enz“ aber Hans Magnus alsÄltestem undChristian noch Ulrich von den Amerikanern undMartin. „Wir waren drei schreibende Brüder“, befreit. hatHansMagnusEnzensbergerdazueinmalgesagt, „Martin, dervierte, der frühgestorben ist, war Druckerund Setzer,und ichwar jahrelangVerleger.“ Büchermenschenalsowaren siealle, doch ihr Vater warDiplomingenieur,wennauchein literarisch sehr belesener.DieserAndreas Enzensbergerist der Dreh- undAngelpunktimAnekdotenbuch. Nicht nur, dass dieFotos eine großephysiognomische Ähn- lichkeit zwischenihm undseinemSohnbeweisen. Auch dasGeschick, mitdem AndreasEnzensberger sich durchdie Herausforderungender Zeitläufte be- wegte–und wirreden fürden Zeitraum desBuches von„DrittemReich“, Zweitem Weltkriegund Besat- zungszeit–,nahm diequecksilbrige Beweglichkeit undSchlagfertigkeitvon Hans Magnus Enzensberger

vorweg.Wie unzuverlässigdie erinnerten Episoden moses auchseinmögen,diesesFaktumist sicher. FürdiesesMagazin durften wirdie schönsten und stefan bezeichnendsten Vater-Geschichten aussuchenund auchauf dievon Hans Magnus Enzensberger ergänz- fotografie ten Fotoszurückgreifen.Damit wird zumersten Mal eine Kostprobeaus „EineHandvollAnekdoten,auch Immerwieiedderdker kamkam dderdfer FFoottooggrraaff nachhfKKaauuffbbdbeeuurrenen an ddeennWWeihehlrweg.ZZuummeerrssttenen MaMall fotografierteStefanMosesdie Enzensbergers am 6. Februar1984(ganz oben). Aufdem Foto Opus Incertum“allgemeinzugänglichgemacht. sind stehendvon links zu sehendie Brüder Martin,HansMagnus, Christian undUlrich, vor Im Frühjahr nächstenJahressoll, so diePlanung, ihnendie Eltern. DaszweiteFoto stammt vom 12.September 1986.Auf demunteren Bild der Band alsGanzes auchoffiziell erscheinen,voraus- vom 5. Februar1989fehlt Martin,der Ende 1986 starb. Stefan Moseskam noch oftnach sichtlichbei Suhrkamp,alsonicht mehr aufKosten Kaufbeuren. 1990 starbder Vater AndreasEnzensberger, 2008 dieMutter Eleonore. desAutors. Dann werden wiralleauf unsere Kosten DieFotosder Enzensbergersund weitereExponate vonDichternsindinder Ausstellung„DieFamilie. kommen. Andreas Platthaus EinArchiv“zusehen, die biszum 29.April 2018 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach läuft. 58 ERBSTÜCKE ERBSTÜCKE 59 VOM VATER

WirhabenunsereFotografengebeten,nach Erbstückenzusuchen. WasVäternihren Kindernschenken, ist oftseitGenerationen im Besitz der Familien. Schön?Hässlich? Kommtesdaraufan? Natürlich nicht.Hiergehtesumden ideellen Wert. Ein BlickinSchränke, Keller,Rumpelkammern undGaragen.

DER TEDDY Dieser Teddybär hat, unter verschiedenen Identitäten, schonviele Kuschelattacken überstanden.Als der Vater vor 30 Jahren kleinwar,hieß der Teddy Bernd. Tochter Maya,die jetztmit ihrer FamilieinKapstadtlebt, taufte ihninBenny um. Foto FelixSeuffert

DIE WERKSTATT DenSöhnenvon Alfons,dem Landmaschinenmechaniker, fiel es nichtschwer, die Werkstattdes Vatersim Keller seines Wohnhausesim bayerischen Massingnach seinem Todzuübernehmen. Sie musstenhierjanoch nichtmal aufräumen. Foto MariaIrl ERBSTÜCKE 61

DIE BRIEFE DIEMASKEN Alsdie Tochter von 1989 DerSohnhat dieWahl, an zweiJahre lang im wenn in Hirrlingenin Auslandlebte,begann Baden-Württemberg der Vater,ihr Briefe Fasnacht gefeiertwird. aufder Schreibmaschine Dafürhat der Vater zu schreiben. Immer mitAhlanden-Masken mitDurchschlägen. gesorgt, dieerdem Sohn Die Kopiensammelte vererbt hat. Derstellt er.Heute istdas in sieauchdannaus,wenn Frankfurtihr Familien- nichts losist –inseiner archiv. BarimKeller. Foto WongeBergmann FotoVerena Müller

DIE GARTENLAUBE DIE BÜSTE Die Elterndes Sohns Die Gipsplastik von lernten sich 1947 bei Beethovenstand früher einemGeburtstag auf im Musikzimmerdes demLaubengrundstück GroßvatersinBerlin- der Großelternander Lichterfelde. Dann ging Dahmekennen. Nach dieBüste an den Vater, demMauerbauwurde das nunandessenTochter. Grundstück verpachtet, Schon alsKindwollte später bekam es die sieBeethovenbei sich Familiezurück. Der haben. Die Musikmag Sohn lebt bisheute dort. sienatürlich auch. Foto Stefanie Silber Foto Matthias Lüdecke

DIEGITARRE DerSohnlernteden Vater erst im Alter von elfJahrenkennen. Die Westerngitarre gehörte von Anfang an dazu, dennder Vater brachte demSohnbei,das Instrumentzuspielen. Heutegehörtesihm. Er istmittlerweile Musiklehrer in Bielefeld. Foto FranziskaGilli

VOM VATER ERBSTÜCKE 63

DIE BLAUEBLUME DIE TASCHENUHR DerVaterfand1943als DerUrgroßvaterAlphonswar Soldat beieinem Landgang gegenEndedes 19.Jahrhun- aufder russischen Insel derts Kammerdiener von NowajaSemljaimNord- Ludwig II.Diese Taschenuhr polarmeerdiese Blumeund schenkte ihmder König. verwahrte sieinseinem Seitdemwirdsie in der Familie Tagebuch.Die Blumegibt von Generation zu Generation es,getrocknet, noch immer, weitergegeben. beidessenSohn, der heute Foto Matthias Lüdecke in Lörrachlebt. Foto Fabian Fiechter

DIE FOTOTASCHE DERTEPPICH DerVater wuchsinder DDR Der Vater wohnt in Sydney, aufund wollteKameramann dieTochter in SanFrancisco. werden. Daraus wurde DerTeppichkommt aus nichts.Als junger Mensch Pakistan.Der Vater hatte hatte er stetsdiese Tasche ihnüberÖsterreichnach beisich. Sein Sohn trägtdas Australien transportiertund Modell heuteweiter–als dann weiter nach Amerika. Kameratasche.Erist Fotograf Dort soll er erstmalbleiben. in München. Foto Esra Klein Foto Andreas Müller

DASBOULE-SET Bevor der Vater an Krebs erkrankte, warf er gernedie kleinenKugelnauf dem Bouleplatz in Tönisvorst in der Nähe von Düsseldorf. DerSohnerbte dasSet. Undspieltjetzt auchhin undwieder damit. Foto Stefan Finger

VOM VATER 64 ERBSTÜCKE ERBSTÜCKE 65

DIE MESSER Der Vater Rudi warSchlach- termeister mitBetrieb im schleswig-holsteinischen Neumünster.Auchder Sohn musste in denFünfzigern als kleinerJunge mitran.Heute lebt er in Stuttgart, istim Ruhestandund schneidetmit denMessern Bohnen. Foto StefanieSilber

DIEWETTERFAHNE Die Fahneträgt dieInitiale desVatersund zierte früher das Dachvon dessen Geburtshaus in Schlesien. Dann wurdedie Familievertrieben. Heuteist sienochimmer gutzusehen, aufdem Haus der Kinder in AnkuminNiedersachsen. DERBMW Foto Rudolf Schnurpfeil DerVaterfuhrdie Mutter in diesem BMWeinstzur Entbindung desSohns.Fast DIE MÜTZE wäre er im Auto zurWelt gekommen, sieschafften es DerVater Ewaldwar seinerzeit gerade so ins Krankenhaus. beider Bahn tätig. Seinem Heutefährt der Sohn aus Sohn Olaf ausBarsinghausen Reutlingendas Modell 2002. beiHannover vermachte er später,als er in den Ruhestand Foto PatrickSlesiona gegangen war, dieseRequisite ausseinemBerufsleben,eine blaueEisenbahnermütze. Foto Insa Hagemann VOM VATER

DIE UHR DerGroßvater warBergmann in der ZecheProsperIIin Bottrop. ZumJubiläumgab es dieseUhr alsGeschenk, für 40 Jahretreue Dienste. Heute schlägtdas Modell noch immerzuverlässig demEnkel dieStunde. Foto Maximilian vonLachner 66 ERBSTÜCKE VOM VATER

DIE SKULPTUR Alsdie Tochter kleinwar, bauteder Vater dieseSkulptur. DieAufschrift: „Kleines Mädchen Ichliebe Dich“. Spätervererbteerdas Kunstwerk. Heutesteht es in der Berliner Wohnung der Tochter. Foto Andreas Pein

DIE EISENBAHNER-UHR Die Taschenuhr warfür den Urgroßvater,Jahrgang1870, unersetzlich –erwar Zugfüh- rer beider Reichsbahn.Für die Familiemag siemit der Zeit an praktischemNutzenverloren haben. Dafürhat sieanideeller Bedeutunggewonnen. Foto FelixSchmitt 68 WIDERSTAND WIDERSTAND 69

Klausvon Dohnanyi, geborenam23. Juni 1928 in Hamburg,war von 1969 bis1981Mitglied desDeutschen Bundestags fürdie SPD, von 1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung undWissenschaft undvon 1981 bis1988 Erster Bürgermeister von Hamburg.Das Foto zeigtihn am Fenster seiner Wohnung, als der ersteHerbststurm durchden Garten fegt.

Herr vonDohnanyi, welches sind die schönsten Erinnerungen, Meine Geschwister waren zu Hause und hatten den Schock die SieanIhren Vater haben? direkt miterlebt. Daswaren eigentlich immer die Ferien. Mein Vater war ein großer Bastler und konnte sehr gut zeichnen. Er hat Wieorganisiertman die Tage ohne Elternineinem Land im „Ich weiß uns dann wundervolle Dinge gemacht. Eine Burg, zum Krieg? Beispiel, oder meiner Schwester eine Puppenküche, und Daswar das geringste Problem, mit 14 Jahren können Sie, wenn wir draußen waren und ein Bach war in der Nähe, wenn nötig, alles. Wirmussten uns allerdings dann –eswar haben wir zusammen Wassermühlen gebaut. Daswaren die ja mitten im Krieg –darum kümmern, wo die Eltern waren schönsten Stunden. Ichhabe ihn ja eigentlich auch nur als und wie man ihnen eventuell Essen bringen konnte. Aber Kind wirklich gekannt. Dann als Jugendlicher,imKrieg, wir drei waren erfinderisch. hatte er wenig Zeit für uns. Später sah ich ihn nur noch bei nicht,ob kurzenAufenthalten im Gefängnis. So fehlen die wichtigen Ihre Mutter kehrte nach einigen Wochen nach Hause zurück, Eindrücke, die ein Sohn vonseinem Vater gewinnt, wenn IhrVater blieb bis zu seiner Ermordung in Haft. Er schrieb er alt genug dafür ist. Wiegerne hätte ich später mit ihm Briefe, Siehaben sie veröffentlichen lassen. Es sind sehr auch als Erwachsener gesprochen! Dasfehlt alles. So geht empfindsame Briefe, Texte eines liebenden Ehemanns und die Erinnerung immer zurück auf die Zeit der Kindheit. Vaters. In einem Brief, er gratuliertIhnen zum 15. Geburtstag, schreibt er: Auch wenn das Leben Enttäuschungen bringe, dieheutige IhrVater war im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv, sei es wichtiger,sich den Glauben an das Gute im Menschen auch schon während er im Reichsjustizministerium, später im zu bewahren und, auch um den Preis solcher Enttäuschungen, Widerstandszentrum im AmtAbwehr des Oberkommandos kein Menschenfeind zu werden. Wiewichtig waren diese der Wehrmacht arbeitete. Wiedrang die Politik in IhrLeben Briefe für Sieund Ihre Familie? ein als Junge im Berlin der dreißiger Jahre? Siewaren ja das einzige Lebenszeichen! Am Anfang Wirhaben als Kinder natürlich vomWiderstand nichts konnten wir meinen Vater noch gelegentlich im Gefängnis gewusst. Es wärejaauch sehr leichtfertig gewesen, wenn sehen, wenn er zum Beispiel, immer allein, zur Bewegung Generation Kinder so etwas erfahren hätten. Meine Mutter hingegen in den Hofgebracht wurde. Da half dann auch der wusste alles, vonAnfang an. Mein Vater hat dann schon Gefängnisdirektor,ein freundlicher Mann, der sich auch kurznach 1939 seinen Schwager Dietrich Bonhoeffer mit meinem Vater zusammensetzte und über alles mögliche mit in die Abwehr gezogen und eng an den Planungen unterhielt. Sonst hatten wir eben Briefe und Kassiber,die des Widerstands beteiligt. Sonst war er mit Verwandten übrigens voreiniger Zeit im Deutschen Literaturarchiv in sehr vorsichtig. Schließlich arbeitete er im Zentrum der Marbach ausgestellt wurden. Wirwussten, in den Briefen so tapfer Planungen des militärischen Widerstands. WerSprengstoff konnte nur Privates stehen. In Kassibern, die sehr sorgfältig und den Zünder für eine Bombe organisiert, die dann nach früherer Absprache mit meiner Mutter verschlüsselt getarnt in Hitlers Flugzeug gelangt, der kann darüber waren, versuchte mein Vater sogar,die Verteidigung für sich eigentlich mit niemandem reden. Außer mit seiner engsten und Dietrich Bonhoeffer zu organisieren. Um den Verhören Kameradin, seiner Frau, meiner Mutter. auszuweichen, bat er dann in einem solchen Kassiber um Diphtherie-Bakterien im Joghurt, um sich selbst infizieren Wiehaben Siesich als Kind ein Bild vondem gemacht, was zu können. Meine Mutter brachte ihm die Erreger mit dem wäre“ um Sieherum passierte im Nazi-Deutschland? Essen. Diehaben dann furchtbar gewirkt, und es erfolgte Wirhaben natürlich die Begeisterung über Hitlers Erfolge –bei unzureichender Behandlung natürlich –eine schwere gespürt, aber nicht geteilt. UnsereEltern haben immer Lähmung. Klausvon Dohnanyi über versucht, uns um Jungvolk oder Hitlerjugend herum- seinen VaterHans, den zumogeln. Jedes Mal, wenn wir umzogen, haben sie uns IhrVater schreibt einmal über SieanIhreMutter,Sie stünden einfach nicht angemeldet. Irgendwann, Ende der dreißiger nun in einem Alter,indem man „den Vater mehr braucht Widerstandgegendas Nazi- Jahre, war ich auch mal drin. Natürlich wussten wir, denn je“. Gabesbei Ihnen auch Momente, in denen seine dass unsereEltern nicht für die Partei waren und nicht Entscheidung für den so gefährlichen Widerstand Siegeärgert Regime, politischeVorbilder für die Nazis. Meine Mutter hat meinen kleinen Bruder hat? Warumhat er das gemacht? Leben und Glück der Familie undden Mut, sich gegen ja sogar auf den Arm genommen, auch als er schon aufs Spiel gesetzt? viel zu schwer war,nur um den Hitlergruß zu vermeiden. Nein. Dashaben wir so nie empfunden, auch später nicht. den Mainstream zu stellen Wenn andereMänner des Widerstands zu uns nach Hause Ichglaube, wenn Verhältnisse bestehen wie damals, dann kamen, waren sie für uns Kinder nur Gäste. Manchmal, muss es Leute geben, die bereit sind, bis zum Äußersten Interview Matthias Wyssuwa bei Spaziergängen am Sonntag, sagte meine Mutter zu gehen. Deswegen war er ja schon 1938 bei den ersten Fotos HenningBode plötzlich: Kinder,geht mal vor! Daswar dann vermutlich Vorbereitungen für einen Staatsstreich dabei: Manwusste die Gelegenheit, im Wald sicherer reden zu können. doch, dass Hitler Krieg bedeutete. Diesen Krieg zu Als mein Vater dann in Haft war,wussten wir natürlich, verhindern war für ihn das Wichtigste. Er hatte auch die was das bedeutete. Vernichtung der Juden vorhergesehen, die eben später in einem Krieg folgen könnte. Siewaren 14 Jahrealt, als IhrVater und zunächst auch Ihre Mutter verhaftet wurden. Wiehaben Sieden Tagerlebt? In der Sammlung der Briefe fehlen natürlich jene von Ichhatte immer gerne im Garten gearbeitet, Gemüse IhrerMutter und die vonIhnen selbst. Washaben Sieihm angebaut und so weiter.Am5.April 1943 kam ich aus geschrieben? einer benachbarten Gärtnerei und fuhr mit dem Fahrrad Ichkonnte ja auch nur schreiben, wie es zu Hause geht, gerade in die Sackgasse, in der unser Haus lag. Da sah ich dass wir mit allem klar kommen und wie sehr er uns zwei große schwarze Limousinen vorder Wohnung und wie fehlt. Schließlich las ja immer eine dritte Partei mit. meine Mutter vonBeamten der Gestapo in eines der Autos Dieses Versteckspiel führtineiner Zeit der Diktatur zu gebracht wurde. Mirwar sofortklar,was da passiertwar. einer gewissen Unkenntlichkeit dieser Zeit für spätere 70 WIDERSTAND

Generationen. Keiner schrieb,was er wirklich dachte. auf denen sie steht, so etwa schreibt Ernst-Wolfgang übereinstimmte. Mich hat aber immer die Friedenspolitik So wie wir in unseren Briefen. Wirhaben verabredete „Ich weiß nicht, ob die heutige Böckenförde. Braucht diese Kraft vielleicht doch eine zu meiner Partei und ihrer Geschichte gezogen. Auch Willy Andeutungen gemacht. Aber wernicht zwischen den transzendente Substanz? Etwas, das nicht rational zu Brandts Ostpolitik. Wasökonomische Dinge angeht, bin Zeilen lesen konnte, der konnte auch die Zeilen selbst Generation so tapfer wäre“ erschließen ist? Wenn es in den zehn Geboten heißt, du ich bis heute nicht der Meinung meiner Partei. Ichglaube, nicht verstehen. Wenn die nächsten Generationen unsere sollst nicht töten, dann heißt das eben, du sollst nicht die SPD hat bis heute nicht richtig verstanden, was diese Briefe lesen, wissen die gar nicht mehr,was wir sagen Grenzpolizist sie aufgeforderthaben, die Judensterne töten! Wenn Sieaber die zehn Gebote nicht kennen, globalisierte Welt bewegt –und erfordert. wollten und warum wir es so gesagt haben. abzuschnippeln: So etwas sehe man nicht gerne in der dürfen Siedann aus „guten“ Gründen töten, wie im Schweiz. materialistischen Sowjetsystem? Siehaben Willy Brandt erwähnt. Warerfür Sieals junger Wasist das letzte Bild, das Sievon IhremVater im Kopf Mann ohne Vater eine neue männliche Leitfigur? haben? Diese Geschichte führte zunächst zur Verhaftung IhresVaters. IhrVater hat kein Grab.Wogedenken Sieseiner? Zu Willy Brandt hatte ich eine besondereBeziehung, Daswar am 20. Juli 1944. An diesem Tagstand ich Ja,denn die Flüchtlinge aus Deutschland mussten Aufdem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin gibt es und ich glaube, dass er auch in mir und meiner Art zufällig am Fenster seines Zimmers in der Seuchenklinik in schließlich finanziertwerden, so war das damals in der eine Gedenkplakette. Da liest man neben seinem Namen etwas gesehen hat, was seiner sozialen, skandinavischen Experience Potsdam. Er war halbseitig gelähmt, konnte aber sprechen. Schweiz. Mein Vater hat dazu aus dem Abwehrfonds auch den Namen vonDietrich Bonhoeffer,auch den Liberalität entsprach. Wirhaben uns gut verstanden. Es JerusalemCityBreak Er bat mich, sofortKontakt mit Carl Langbehn, einem eine dafür ausreichende Summe entnommen, und ein vondessen Bruder Klaus und vonRüdiger Schleicher, gab und gibt zu ihm nichts Vergleichbares. Er war eine Bekannten aus dem Widerstandskreis, aufzunehmen. Aber Mitarbeiter hat das angezeigt. Dieses „Unternehmen seinem Schwager.Sie alle sind als Männer des Widerstands so ungewöhnliche Figur: ein großer Verstand mit Herz. Langbehn war auch schon im Gefängnis, die Nazis haben Sieben“ ist sicherlich eine der dramatischsten Rettungen ermordet worden. Natürlich hatte er seine Schwächen, wie wir alle. Aber er ihn später auch ermordet. Als ich da stand, war schon vonJuden aus der Naziverfolgung. war ein vonder Seele bestimmter Politiker,und liberal, klar,dass der Putsch nicht gelungen war.Hitler lebte, das Wird des Widerstands in Deutschland angemessen gedacht? immer offen für andereMeinungen. 1961 habe ich bei war die Nachricht. Nach dem 20. Juli begannen Gestapo Seine Tätigkeiten im Widerstand hatte die Gestapo zunächst Es hat doch auch viele einfache Leute gegeben, die in ihren ihm im Bürgermeister-BüroinBerlin an dem damaligen Entdecken Sie Jerusalem und SS noch intensiver,die Arbeit meines Vaters in der gar nicht nachweisen können. Daswurde erst deutlich, als Möglichkeiten Widerstand geleistet haben. Undandiese Wahlprogramm der Partei mitgeschmiedet, da habe ich Abwehr zu durchforschen. EinFahrer teilte der SS mit, der Panzerschrank in Zossen geöffnet wurde. Bereits 1933 Leute wirdnicht immer ausreichend erinnert. Natürlich ihn überhaupt erst kennengelernt. Er fasziniertmich da gebe es doch noch einen Panzerschrank in Zossen, in hatte IhrVater im Reichsjustizministerium damit begonnen, waren Claus vonStauffenberg und seine Mitstreiter bis heute; da bin ich allerdings nicht der Einzige. Diese für unter 40 Euro am Tag! dem womöglich Unterlagen versteckt seien. In diesem Rechtsbrüche des NS-Regimes zu dokumentieren, 1943 besonders mutige Männer.Wir vergessen aber zu leicht, optimistische Ehrlichkeit! Er war eine Person, die immer Panzerschrank fanden sie dann alles: die Aufrufe, die er brachte er die Bombe nach Smolensk, die im Flugzeug Adolf dass schon auf der Straße einem Juden nicht auszuweichen, das Gerechte und Richtige suchte, die Menschen dafür geschrieben hatte; die Reden, die er vorbereitet hatte; die Hitlers im frostigen Laderaum der Ju 52 nicht explodierte. mit ihm gesehen zu werden und mit ihm zu reden, begeistern und sich dafür Mehrheiten verschaffen konnte. Verhandlungen mit den Briten und so fort. Mein Vater Wiewichtig war seine Rolle im deutschen Widerstand? Muterforderte. Einmal stand ich mit meiner Mutter in hatte in seinen Kassibern immer wieder gemahnt, diese DieGestapo hat gesagt: Er sei der Kopf der Bewegung zur Spandau an der Busstation. Siehatte eingekauft, zwei IhrVerhältniszueinem anderen großen Hamburger Akten zu vernichten. Aber das geschah nicht. Manwollte Beseitigung des Führers gewesen. Dasstimmt wohl. Wegen Einkaufstüten in der Hand, und ich kam aus der Schule. Sozialdemokraten war etwas anders. ENTDECKE das später als Rechtfertigung zur Hand haben. Als mein dieser zentralen Rolle waren wir auch lange nicht sicher, Wirwollten nach Hause fahren. An der Bushaltestelle Dasstimmt. Helmut Schmidt und ich waren sehr Vater hörte, dass man den Panzerschrank gefunden habe, ob nicht vielleicht die Russen, die Sachsenhausen erobert versuchte ein grauhaariger Jude mit gelbem Stern, eine verschieden, hatten aber auch wieder viel Gemeinsames. sah er das Ende voraus. Am 20. Juli also habe ich ihn hatten, diesen so gut informierten Mann mitgenommen Schubkarreüber die Schwelle zu schieben. Er war zu Schmidt fand meine Art, Politik zu machen, vielleicht DIE HOTELS zum letzten Malgesehen. hätten. Es gab auch Leute, die behaupteten, man habe schwach. Da ließ meine Mutter ihrebeiden Taschen fallen, zu sehr bestimmt vonZukunftsvorstellungen. Undich meinen Vater in Moskau gesehen. Deswegen entschied nicht einmal abgesetzt hat sie sie, ist zu ihm gegangen, finde, gerade die braucht man. Aufder anderen Seite Siehaben IhrenVater verloren, als Sie16Jahrealt waren. sich meine Mutter erst im November 1945 für die nahm die Schubkarreund schob sie hinauf.Sie war die hatten wir beide ein starkes intellektuelles Bedürfnis, die *15% ERMÄSSIGUNG ODER EIN Hans vonDohnanyi wurde am 9. April 1945 im KZ Todeserklärung. Einzige, die so reagierte. Auch so etwas war schon eine sehr Dinge der Zeit zu kennen und zu durchdenken und auch KOSTENLOSES ABENDESSEN IN Sachsenhausen voneinem nicht rechtmäßigen SS-Gericht mutige Tat. Undsogibt es viele Geschichten, die wir allzu darüber zu streiten, bevor wir politische Entscheidungen TEILNEHMENDEN HOTELS zum Tode verurteilt und dann offenbar vonder Trage aus, Gabesdenn Sicherheit durch Einsicht vonAkten? oft vergessen. Also würde ich, eine lange Antwortauf eine treffen würden. Ichhabe seinen Intellekt immer sehr auf der er lag, erhängt. Siehatten lange keine Gewissheit, Nein. Aber schließlich stand fest, dass er am selben kurze Frage, sagen: Nein, die vielen Leute, die geholfen geschätzt. Als er mich 1974 aus dem Bildungsministerium dass er ermordet war.Wie übersteht man das als Sohn? Tagermordet worden war wie mein Onkel Dietrich haben und dabei immer sich, ihreKarriereoder ihre entließ, machte er aus meiner Sicht einen Fehler.Denn er Ichwar ja gar nicht mit der Familie in Berlin. Nach Bonhoeffer. Familie gefährdeten, die werden nicht genug gewürdigt. wollte mehr Ruhe an der Bildungsfront haben, aber wir kurzerGefangenschaft lebte ich nach Ende des Krieges brauchten doch –und brauchen bis heute –gerade dort im Westen. Meine Mutter und Geschwister waren Siehaben sich sogar den Saal angeschaut, in dem IhrVater 2003 wurde IhrVater als Gerechter der Völker in Yad mehr Bewegung! ENTDECKEDIE STADT damals zunächst damit beschäftigt, meinen Vater im KZ verurteilt worden war? Vashem geehrt. Beiden FeierninBerlin waren die heutige Sachsenhausen zu suchen. Als nach Monaten klar war, Ja,ich habe mir das angesehen, diesen gutbürgerlichen Bundeskanzlerin und ihr Mann zugegen, hohe Vertreter aus Einige Empörung erregte die nach Schmidt benannte dass es keine Spur vonihm gab,haben wir seinen Tod „Gerichtssaal“ im KZ Sachsenhausen. IhrerPartei, der SPD, nicht. Siehaben sich darüber schon Universität der Bundeswehr in Hamburg, als sie ein Bild von endgültig hinnehmen müssen. Aber dann, im Herbst mal verständnislos geäußert. Gabesjemals eine Erklärung? Schmidt in Wehrmachtsuniformabhängen ließ. Wiefanden 50% ERMÄSSIGUNG fÜr 1945, begann ja auch ein neues, freies Leben im Westen. IhrVater hat IhrerMutter in einem seiner letzten Briefe Nein, bis heute nicht. Vielleicht muss man ein Siedas? DIE LIGHT &SOUND-SHOW UndJugend will leben. Wenn Sie16, 17, 18 Jahrealt geschrieben, er habe ja nur als anständiger Mensch gehandelt. prominentes Parteiamt haben, um solche Aufmerksamkeit Schwachsinnig. DerMann war eben damals in der ‘NIGHT SPECTACULAR‘ AM sind, ist das eine die Trauer,das andereaber die Zukunft. Waskönnen heutige Generationen über Anstand und Mut zu erfahren. Aber auf diesem Abend gründet meine Wehrmacht: Warumsollte man ihn dann nicht so zeigen Doch meine Mutter ist zerbrochen. Wenn Sieihr Bild am Beispiel solcher Männer und Frauen lernen? Freundschaft mit Angela Merkel und ihrem Mann. Meine dürfen? Und: Wassollte er denn auch damals anderes DAVIDSTURM UND FÜR DIE aus dem Jahr 1945 sehen, dann begreifen Sieessofort. Ichweiß nicht, ob die heutige Generation so tapfer Frau und ich sind wirklich herzlich befreundet mit beiden. machen? ‘CITY OF DAVID‘. Siestarb ja auch schon mit 61 Jahren. wärewie die Generation, die nach 1933 Widerstand geleistet hat. Wird eine solche moralische Kraft heute Hatdas zu einer Entfremdung vonIhrer Partei geführt? „Der Helden Söhne werden Taugenichtse“, hat Goethe gesagt. Wiesehr haben die Veröffentlichungen über IhrenVater als noch vermittelt? Undkann man Anstand lernen? Die Nein. Ichbin ohnehin immer jemand gewesen, der in Weder auf Sienoch IhrenBruder Christoph, den Dirigenten, DEINE ERMÄSSIGUNGEN historische Figur des Widerstands Ihreigenes Bild vonihm Demokratie kann die Fundamente nicht schaffen, wirtschaftlichen Fragen mit vielen in meiner Partei nicht trifftdas zu. Washat IhrVater Ihnen mitgegeben für Ihren GRATIS geprägt? Können Sieüberhaupt noch auseinanderhalten, wie Wegdurch das Leben? Sieihn erlebt haben und was Sieüber ihn gelesen haben? Fürmich zwei Dinge: Seit Beginn meines lesenden Lebens, Ja,sicher.Auch gerade weil ich dann immer spüre, wie das war etwa mit fünf,haben er und meine Mutter mich schwierig es ist, über einen Mann zu schreiben, den man Geschichte gelehrt. Klassische Sagen zunächst, kleine nie gesehen hat. Mein Vater war ein Mann des Rechts, Biographien und schließlich Geschichtsbücher in Massen. KOSTENLOSE ALTSTADTTOUR und dieses Recht wollte er im Widerstand gegen den Dashat mich immer begleitet. Manchmal frage ich mich, ERMÄSSIGUNG Unrechtsstaat wieder durchsetzen. Davonist in seinen warum ich nicht Historiker geworden bin. Dasist das eine. MIT SANDEMANNS FÜR Briefen natürlich nichts zu lesen. Er wirkte so auf Andere Unddann hat er vielleicht meinen Versuch, Gerechtigkeit EINE FOOD-TOUR MIT oft kühl und sachlich, nicht auf uns und die Familie. zu üben –und zu denken –geprägt. Es gibt heute zwar NEW EUROPE Bitemojo app DER BITEMOJO APP Icherinnereihn deswegen viel wärmer,als die Berichte keine Gefahren, keine Bedrohung, wenn man sich gegen über ihn vermitteln können. den Mainstream stellt, aber Gelegenheiten genug. Ich habe immer wieder Leute verteidigt, denen aus meiner Eindickes Buch allein füllt die Geschichte des „Unternehmens Sicht Unrecht geschah, zum Beispiel Thilo Sarrazin oder NACHTLEBEN Sieben“, wie IhrVater 14 Juden nach 1942 zur Flucht in die Martin Walser oder den Historiker Ernst Nolte oder den Schweiz verhalf. Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger.Das habe ich, Dasist in der Tateine der unglaublichsten Geschichten so denke ich, zu Hause gelernt –von Vater und Mutter. aus dieser Zeit. 1937 kamen zwei jüdische Anwälte zu ihm. Beide waren im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet worden, Siewaren lange Bundestagsabgeordneter,Bundesminister und SHOT GRATIS Träger des Eisernen Kreuzes. Siebaten ihn um Hilfe. Mein Erster Bürgermeister vonHamburg. In dem schon zitierten Vater glaubte damals noch, ihnen in Deutschland helfen Brief an Siezum 15. Geburtstag schreibt IhrVater über die zu können, und schloss das Gespräch mit dem Satz: „Über Wahl eines Berufs, „das Schönste, was ein Mann vonseinem AUF AUSGEWÄHLTE meine Leiche, Ihnen wirdnichts passieren.“ Auch diesen Berufsagen kann“, sei es, dass er sich aus innerem, nicht beiden Anwälten drohte aber Anfang 1942 der Transport auf Intellekt beruhendem Antrieb dazu berufen fühle. Können SEGWAY-TOUREN nach Polen. Mein Vater erinnerte sich an seine Worte Siedas über IhrenBeruf als Politiker sagen? und kam auf die Idee, sie und ihreFamilien als getarnte Ja.InAmerika, nachdem ich im Jahr 1953 die Yale Law Spione in die Schweiz zu schicken; seine Stellung in der School absolvierthatte, riet man mir,dortzubleiben. Abwehr gab ihm dazu eine Gelegenheit. Davonmusste er Aber ich wusste, ich gehörenach Deutschland. Ichwollte aber auch die Gestapo überzeugen. Sein Argument: Juden hier aufbauen. Politik war immer mein Ziel. Unddas Jetzt Buchen! sind draußen glaubwürdiger! Die14Juden gelangten so für Deutschland zu tun, für das Vaterland. Eben das Land in die Schweiz. Als sie an der Grenzeankamen, soll der Porträts aufdem Schreibtisch: Hans von Dohnanyi (links undrechts),DietrichBonhoeffer(Mittelinks), KlausBonhoeffer(Mitterechts) auch meines Vaters. #IloveJLM www.exp-jlm.com 72 PORTRÄT PORTRÄT 73

DerVater alsVogelscheuche: Hans Franks Mantel soll nichtnur dieKormorane am Fischteich vertreiben. Er dientbeimtäglichen Bad auchals eine ArtMahnmal.

Wiegehtman miteinem Vaterum, derNaziund Massenmörder war? Niklas Frankschreibtsichdie WutüberHansFrank vonder Seele. VonPeter-Philipp Schmitt, FotosDaniel Pilar

or einigerZeitbekam Niklas Frankeinen Anruf Hirschleder ist, eine Vogelscheuchegemacht.Sie soll die ausden Vereinigten Staaten.OberInteressean Kormoraneandem kleinenBadesee mitFischenim V einemMantelseinesVaters habe,fragteihn eine Garten verscheuchen. Unddas tutder Mantel auch. Frau am Telefon. Siekonnteauchberichten,wie „Gehen wirindie Werkstatt“,sagtNiklasFrank der Mantel über den Atlantik zu ihrgekommenwar.Er zurBegrüßung.„Nehmen Sieden Kaffee mit.“Inder warein Souvenir vondem Lieutenantder 7. US-Army, Werkstattdarfder Achtundsiebzigjährigerauchen. Under der Niklas Franks Vater am 4. Mai1945inSchlierseein raucht Kette, allerdings erst wieder,seiter65gewordenist. Oberbayernfestgenommenhatte. Memorabiliaaus dem Schoneinmalwar er Kettenraucher, doch alsdie Tochter „Dritten Reich“, schon gar,wenn sie voneiner sogenannten 1966 zurWeltkam,sagte seineFrauzuihm: „WennDu Nazi-Größe stammen, werden normalerweise teuer gehan- mitdem Rauchenaufhörst, dann schenkeich Dirzum 65. delt.NiklasFrank kaufte dasvermeintliche Andenkenfür eingoldenes Zigarettenetui.“ Er bekam mit65das Etui. nur500 Dollar. „Zum 75.hat siemir einKlavier geschenkt.“Nun Nunhängt dasguteStück nichtetwaineinem bringt er sich dasKlavierspielenbei.Das E-Pianosteht in Schrankbei ihmzuHause undwirdgepflegtund gehütet. seinem Arbeitszimmer,gleichvorne rechts in dem mit Niklas Frankhat ausdem Mantel,der vermutlichaus Reet gedeckten wunderschönenalten Haus in der Wilster- marsch nördlich vonHamburg.InseinemBüro, links über demKlavier,hängt daseinzige Bild desVaters, das es an eine Wand im HauseFrank geschafft hat: Es zeigt den Angeklagten Hans Frankmit dunkel getönter Brille als Hauptkriegsverbrecher vordem Internationalen Militär- gerichtshofinNürnberg. WasempfindetNiklasFrank,wenneranseinenVater denkt? „Verachtung“,sagtNiklasFrank. Unddannfügter nacheinem Zugaus der Zigarettehinzu: „Ich habe ihnnie leiden können.“Schon alskleiner Bub seidas so gewesen. Dabeierfuhrererstvielspäter, wer derVater wirklich war. Offiziellwar Hans Frank, Jahrgang 1900,imZweiten WeltkriegHitlers Generalgouverneur im besetztenPolen. In dieGeschichteabergingerals „Schlächter vonPolen“ ein, der fürvierVernichtungslager unddamit maßgeblich fürdie „Endlösung der Judenfrage“ verantwortlichwar: Belzec, Majdanek,Sobibor,Treblinka. Fürseine Verbrechen gegendie Menschlichkeit wurde er am 16.Oktober 1946 durchden Strang hingerichtet. Warum mochte aber schonder kaum Dreijährige sei- nenVater nicht? „Das kannich Ihnensagen“, sagt Niklas Frank. „EinemeinererstenErinnerungenwar eine Zu- rückweisung.“ Sieverstörte dasjüngste der fünf Kinder nachhaltig. „Eswar im SchlossBelvedere in Warschau“, erzähltNiklasFrank. „Ich lief um einengroßenrunden Tischhinter meinemVater her, weilich unbedingtinseine Arme wollte. Vati aberliefvor mirweg undriefnur:,Was willst du denn? Du gehörst doch garnicht zurFamilie. AT

PRIV Du bist doch einFremdi.‘“ Wieein Schlosshundhabe er

FOTO Vater undSohn: Hans Frankmit Niklas im Jahr 1939 geheult.Das „Fremdi“ habe ihnjahrelang verfolgt. Erst 74 PORTRÄT PORTRÄT 75

später erfuhr er,dassHansFrank tatsächlichglaubte,sein ren.“ Fürihn seiesein notwendigerKampf gegenden Freund Karl Lasch, mitdem seineFraueineAffärehatte, Vater gewesen, der ja erst dafürgesorgt habe,dasser„all seider Vater vonNiklas. dieseScheißbilder im Kopf“habeund nichtlos werde. DerSturmbannführer Karl Laschhatte im besetzten „Ihn verbal in denDreck zu ziehen warein ungeheures Polenals Handlanger vonHansFrank Karrieregemacht. Triumphgefühl.“Das jugendlicheOnanieren erklärt er Laschgaltals erbarmungsloserAntisemit,der sich am sich ebenfallsals Zeichengegen denVater:ImGegensatz Habund Gutder vonihm in dieKonzentrationslager zu ihmwar er eben noch am Leben. deportierten Judenbereicherte.Als er im Juni 1942 auf SeineGeschwister hätten nichtsovielGlück gehabt. Betreiben Heinrich Himmlers wegen „Korruption, Schieber- Siezerbrachen am Vater undander Mutter.Seine älteste geschäften undDevisenvergehen“ wohl erschossen wurde, Schwester Sigrid,Jahrgang1927, seieineAnhängerin sagteHansFrank zu seiner Frau Brigitte: „Jetzt istNikis desApartheid-Regimes in Südafrika gewesen. Dort lebte Vater tot.“Die Mutter seiempörtgewesen undhabeihren sieauchbis zu ihrem frühenTod.„DenHolocausthielt sie Mann gezwungen, dieVaterschaft nichtmehrinFrage biszuletzt füreineLüge“,erzählt Niklas Frank. Brigitte, zu stellen, erzähltNiklasFrank. Jahrgang 1935,wolltenicht älter alsder Vater werden. Sie DerSohnfühltesichaberweiterungeliebt.Auchwenn brachtesich1981mit 46 Jahren um. er sich an zumindesteinezärtliche Begebenheitaus früher „Ich selbst habe mirdagegen schonals Jugendlicher Kindheit erinnern kann: DerVater rasierte sich und machte vorgenommen,älter alsder Vater zu werden,und seies seinem Sohn,der ihmneugierig dabeizuschaute,einen nurumeineSekunde“, sagt Niklas Frank. Sein Bruder Klecks Rasierschaum aufdie Nase. Michael, NPD-Mitglied, starbebenfalls früh–mit53. Daswar im Wawel, dereinstigenResidenzder polni- UndNorman, der Zweitälteste,der 2009 mit80Jahren schenKönigeinKrakau. Diegigantische Burganlage auf starb, waralkoholkrank. Ihm hatNiklasFrank postum einemHügel über der Weichsel warfür denkleinen Niklas einBuchgewidmet: „Bruder Norman! ,MeinVater war einherrlicherSpielplatz. „MeinVatergaltjaals Königvon einNaziverbrecher, aber ichliebe ihn‘“erschien2013. Polen. Undsowar ichder Prinzvon Polenund hatteeine Darinkonfrontierterden elfJahre älteren Bruder mitden Riesengaudi.“Erspielteinder Kathedrale zwischen den Greueltaten desVaters, dieNormanFrank jahrzehntelang Gräbernder polnischenKönige, fuhr aufeinem Kinder- zu verdrängenversuchthatte.„Daswar fürihn das auto den Gästen desVatersgegen dieSchienbeine und Schlimmste: DerVater, den er liebte,war einUngeheuer.“ machte sich einenSpaßdaraus, den Diener Johann („Der Irgendwann machteNiklasFrank beim Schweigekar- hieß wirklich so!“)treppaufund treppabzujagen. tell namensFamilie nichtmehrmit.Warum er erst 1987 Wasumihn herum Schrecklichesgeschah, bemerkte zum„Vatermörder“ wurde,wie ihmvorgehalten wurde, er nicht. DieAusfahrtmit derMutterimMercedessamt weiß er nichtgenau.Allerdingshabeerschon mit22Jah- Chauffeurins Krakauer Getto, bewachtvon der SS, war ren zu seiner späterenFraugesagt, dass er einesTages über fürihn genausoein Spaß wieder Besuchinder Außen- seinen Vater schreiben werde. „Ich wollte einfachnicht, stelle einesKonzentrationslagers. Im Mercedes streckte dass meine Elternmir meinLeben kaputtmachen. Ich sogarein Schuldbekenntnisvor Gericht(„Tausend Jahre er traurigdreinblickenden KindernimGetto dieZunge wollte erst eineigenes Lebenhaben.“ UndsolebteNiklas werden vergehen unddiese Schuld vonDeutschland nicht heraus,während dieMutter Schmuckund Pelzmäntel Frankfastein halbes Jahrhundert, ohne dass jemand wegnehmen“), das ihm den Hass der meisten Mitangeklag- „einkaufte“. Im anderen Fall nahm ihnseinKindermäd- ahnte, wessen Sohn er war,nicht einmal im Carl-Hunnius- teneinbrachte, auchwennerden Satzwieder relativierte. chen Hildeindas mitStacheldrahtumzäunteAußenlager InternatinWyk aufFöhr, dasdamalsauchdie beiden „Für meine Mutter warvor allemwichtig,dassihr Mann einesKZs mit. Einerder Bewacher seiwohlHildesLieb- Söhnedes gleichfallsinNürnberggehängten Reichs- in der ersten Reihesaß.Daraufwar siemächtig stolz.“Als habergewesen,sagtFrank,der sich den Ausflugnicht außenministersJoachim vonRibbentropbesuchten. „Wir Frank dann aber bei den Übertragungen aus dem Gerichts- anderserklärenkann. DieWachleutehätten fürihn abge- gingen unsaus demWeg“, sagt Niklas Frank. saal oftnicht gezeigtwurde,weilerdochnicht so bedeu- magerteHäftlinge aufeinen Esel gesetzt, dasTierdann Nach dem Abitur studierteer, wieVater undGroß- tend warwie dervielprominenter plazierteHermann erschreckt,sodassesBocksprünge machte unddie Män- vater,erstJura, wechselte dann zu Geschichte undLatein, Göring,ärgerte siesich. nerinden Dreckfielen. „Ich fand dasunbändiglustig.“ schließlichzuSoziologieund Germanistik.Nachdem Einmal noch durfte der Sohn denVater sehen–kurz ZumAbschiedbekam er noch einenleckerenKakao. Studiumbeganner, alsJournalistfür dasHerrenmagazin vorder Urteilsverkündung.Mit ihmgeredet haternicht DieErinnerungentrugNiklasFrank mehr als40Jahre „Er“ zu arbeiten. 1973 ging er alsLeiter desKulturressorts mehr.Einen Tagvor seinem Todschrieb ihmder Vater lang mitsichherum,bevor er siesichvon der Seeleschrieb. zum„Playboy“,danachzur „WeltamSonntag“, schließlich einenletzten Gruß in sein Gebetbuch:„Ewig bete ichfür „Der Vater.EineAbrechnung“ erschien 1987.Das Buch zum„Stern“.Dorterlebte er den vermeintlichenCoupder Dich, mein Nicki.“ Dassei die letzte Enttäuschung gewesen, tippteerauf der Schreibmaschine,einer Erikaaus den Hitler-Tagebüchermit.Sein„Stern“-KollegeGerdHeide- dieder Vater ihmzufügte. „Nicht malmeinenNamen vierzigerJahren, aufder schonseine Mutter dieMemoiren mann,der dieTagebücherfür dieZeitschrift erwarb,habe konnte er richtigschreiben. Alle wussten doch,dasssich desVaters aufgeschrieben hatte. „ImAngesicht desGal- ihmaucheinmaleinePistole gezeigt, mitder sich Hitler Aufder Anklagebank:HansFrank,amunteren Niki ohne cschreibt.“ gens“, erschienen 1953 im Eigenverlag, basierte aufden erschossen habensoll, daranein Zettel mitder Unter- Rand desoberen Bildes mitKopfhörernzu Dass der Vater im Gefängnisnochkatholischwurde Aufzeichnungen,die Hans FrankinseinerNürnberger schriftMartinBormanns. „Wodie wohl gebliebenist“, sehen, sitztimNürnbergerGerichtssaalneben undunter dem Galgen Gott bat,„ihngnädig zu empfan- Hermann Göring(vonlinks), RudolfHeß, Zelleverfassthatte. Es wurde ein„geheimer“Bestseller, sagt Niklas Frankund lacht. Joachim von Ribbentrop,Wilhelm Keitel und gen“, nenntder Sohn „frommes Theater“. Er habe sich ja der unter derHandvon Brigitte Frankverkauft wurde und In seinen letztenJahrenfür den„Stern“ warFrank viel Alfred Rosenberg. Aufdem Familienbild steht nurdie Hilfedes Papstes versprochen,imGlauben daran, ihrwieder einigenWohlstand ermöglichte,nachdem sie im AuslandimEinsatz: Irak-Krieg,Balkan-Krieg,der der kleine Niklas zwischen Vater undMutter einGnadengesuchvon Pius XII. könnte sein Lebennoch mitihren Kindernnachdem Kriegzunächstinbitterer Unabhängigkeitskrieg in Namibia. „Dorthabe ichden sowieseinenälteren GeschwisternNorman, retten.Allerdingswurden auch dieFrankschenKinder Sigrid (hinten), Brigitte undMichael (rechts). Armuthatte lebenmüssen. größten Leichenhaufen meines Lebens gesehen“, erzählt direkt nachdem Kriegkatholisch getauft. Dieschonungslose Abrechnung desSohns hingegen der einstige Kriegsberichterstatter.Nachden Terror- Im Mai1947wurde dieMutter wegen„Flucht-und schlug einwie eine Bombe. Nichtnur in der Familie anschlägen am 11.September 2001 hatteereinen Zusam- Verdunklungsgefahr“ verhaftet.Drei Monate saßsie mit Frank. Seineälteren Geschwister,die in dem Vaterein eher menbruchund litt unter einerposttraumatischenBelas- denanderen Frauen der Hauptkriegsverbrecher,unter unschuldiges Opfer undkeinenKriegsverbrecher sahen, tungsstörung. „Plötzlich kamalles hoch,all dasMorden ihnenEmmyGöring, Ilse Heß, MargareteFrick und lehnten dasBuchab. Auch vieleLeser sahenindem Autor unddie Toten,die ichüberdie Jahregesehen habe.“ Henriettevon Schirach,ineinem Lagerbei Augsburg.Die einen„Nestbeschmutzer“, der beschimpftgehörte. „Was Eine weitereAbrechnung veröffentlichte er 2005, dieses Mutter seibraungebrannt nachHause gekommen, erzählt auchimmer Hans Frankgetan habenmag,seine größte Malüberdie einstige „Königinvon Polen“.In„Meine Niklas Frank. Kinder,habesie gesagt,das warmein ,Schandtat‘besteht zweifellos in der Zeugungdiesesper- deutscheMutter“schildertNiklasFrank,wie die1895 ge- Familienerbstück: AufdieserSchreibmaschine schönster Urlaub.Wie absurd undskandalösdie Entnazi- versen MonstrumsSohn“, schriebein Leser. boreneBrigitteHerbst zu der Frau wurde,die er,wie sie entstanden 1953 schon dieMemoirenvon fizierungmeist vonstatten ging,hat Frankinseinem Hans Frank, aufgezeichnetvon seiner Frau. Allerdings langt der Sohn auch kräftig zu: „Das Knacken kurzvor ihrem Todihm gegenüber feststellte, „nie gemocht“ Mitteder achtzigerJahre tippteNiklasFrank bislangletzten Buchzusammengetragen. „Dunkle Seele, Deines Genickserspartemir einverkorkstes Leben“, heißt hatte. Kalt undherzlos seisie gewesen. Ihre Kinder waren aufihr seineAbrechnungmit demVater. feigesMaul“ handeltvon Prominenten wieLinaHeydrich, es da zumBeispiel, „wie hättestDumirmit Deinem Ge- nurMittelzum Zweck, Teil ihrer Karriere im „Dritten Oskar vonHindenburg, Emmy Göring undWinifred wäschdas Hirn vergiftet. Wie der schweigenden Mehrheit Reich“,umihren Mann an sich zu binden. Sieselbst ging Wagner,aberauchvon unbekannten Nazis,die ohne Reue meinerGeneration, dienicht dasGlück hatte, den Vater fremd und genoss den „Hofstaat“ ihres Mannes. Siewusste, im demokratischen Deutschlandweiter lebenkonnten,als gehenkt zu bekommen. Deshalbbin ichfroh, Dein Sohn was im Generalgouvernement und darüber hinaus geschah. wäre nichts geschehen. zu sein.“ BesondersvielAufsehenerregte eine Stelle im Ende 1944 verließsie Polenmit ihren Kindernund über- „Man hättedie Nazis dazu bringenmüssen, über ihre Buch: Niklas Frankbeschreibt,wie er alsJugendlicher standden KriegamSchliersee. Feigheit zu sprechen“, sagt Niklas Frank. Auch er selbst onanierte, währendersichdie HinrichtungseinesVaters Im Januar 1945 kamauchder Vater zurück nach Ober- kämpfeschon sein ganzes Lebengegen seineinnere Feig- vorstellte: „Ich mochte Dein Sterben.Ich legtemichnackt bayern. Sehnsüchtigerwartethatte ihnNiklasFrank heit an,die er,daist er sich sicher,vom Vater geerbthaben hin, auf das stinkende Linoleum der Toilette, die Linke am nicht. ZurBegrüßung habe er,nochkeine sechsJahre alt, muss.Darum auchhat er den toten Hans Frankimmer schlaffen Glied, undmit einerleichten Rubbelbewegung dieLesebrilledes Vatersgenommenund beideBügel abge- dabei: NebenBildernvon Frau,Tochter undden drei

fing ichan, Dich zu sehen... unddannführten sieDich PILAR brochen. „Dabei sahich ihnruhig an.Erwar völlig baff, Enkeln, zehn,zwölf und14Jahre alt, steckt in seiner Jacke die13Stufen–Symbolikmusssein–hinauf, dieHaube dann gabermir eine Ohrfeige.“ einFotodes erhängten Vaters. Es dientihm zurSelbst- ANIEL ,D

drüber, denStrickumden Hals undabindie Ewigkeit. AT Im Maiwurde Hans Frankverhaftetund nachNürn- vergewisserung,dassder wirklich totist.

Dafürkrieg ichden Orgasmus.“ PRIV berg gebracht.Einen Tagspäter wurdedas Haus der „Dochwennich zumSchwimmen geheund den A,

Niklas Franklacht,wennersichandie Aufregung DP Franks am Schliersee geplündert. Fortanwar dieeinstige Mantel im Garten sehe,denke ich: Du Hund,Dulebst ja

Er hatden Vater niegemocht:NiklasFrank in seiner Werkstattneben dem Haus in der Wilstermarsch erinnert. „Ich wollte natürlich auch einbisschenprovozie- FOTOS Herrlichkeit vorbei. DerVater gabsichgeläutert, sprach immer noch.“ 76 GESCHLECHTERFORSCHUNG „Väter wollen heutemehr Machen Siees vom Kind persönlich. mitkriegen“

Geschlechterforscherin Paula-IreneVilla über sich wandelndeRollen, dieErwerbsarbeit vonFrauen, dieMühen dergeteilten Elternschaft unddie Frage, werden Müll runterbringt

Frau Villa, Mütter und Väter teilen sich mit Geschlecht, Gesellschaftsstrukturen DieErwerbsquote vonMüttern in strategischen Zwecken folgt –geschenkt! berufliche und familiäreAufgaben heute oder Rollenbildern zu tun. DieRede ist Ostdeutschland ist noch immer deutlich Figuren wie er oder Barack Obama häufiger als früher.Welche Folgen hat das voneiner „bewussten Entscheidung, weil höher als im Westen, und die Infrastruktur verkörpern einen neuen Mann, der auch für die Familie? es so für uns das beste war“. Unddas für Kinderbetreuung ist im Osten mal weint. Zu einer guten Vaterschaft Wenn diese Aufteilung stattfindet, stimmt ja auch –die Entscheidung war stärker ausgebaut. Sachsen hat etwa eine gehörtesjedenfalls nicht mehr nur,gutes führtdas zu einer Pluralisierung von sicher authentisch und individuell. Das Hortplatzgarantie für Grundschulkinder. Geld nach Hause zu bringen, einen Schlag Rollen und einer Entgeschlechtlichung ökonomische Kalkül stützt oft noch die Insgesamt ist die kulturelle Selbstver- in den Nacken für die Disziplin zu geben vieler Tätigkeiten. Damit ist nicht die bekannte Rolle des Vaters als Ernährer ständlichkeit vonMüttern in Erwerbs- und Naturwissenschaften zu pauken. Abschaffung des Geschlechts gemeint. und der Mutter als Kümmernde. Dabei arbeit in Ostdeutschland nach wie vor Aber es steht nicht mehr qua Gebärmutter werden die institutionellen Mechanismen deutlicher als im Westen, wo für Mütter Spielt der Vater für Kinder deshalb heute oder Penis fest, welche Tätigkeiten übersehen, die eine traditionelle stärker ein Entweder-Oder gilt. eine wichtigereRolle? für wenüberhaupt in Frage kommen. westdeutsche Form nach wie vor Wenn ich an Romane, Sachbücher oder DieEntgeschlechtlichung betrifft ganz begünstigen. Siesagen, dass sich die Vaterrolle weniger historische Quellen denke, dann ist die unterschiedliche Ebenen –die berufliche geänderthat, als gemeinhin angenommen Vaterfigur für Kinder auch historisch, wie die private, bis hin zu Fragen Worin bestehen die Unterschiede zwischen wird. Woranmachen Siedas fest? mindestens in der Moderne, ganz wichtig der Kleiderwahl. DieamGeschlecht Ostund West? Deskriptiv-statistische Untersuchungen gewesen, die Anerkennung durch ihn, die orientierte Vorstrukturierung von Dasostdeutsche Elternmodell sah vor, nehmen etwa in den Blick, wie viel Auseinandersetzung mit ihm. DerVater Aufgaben in Familien besteht ja darin, dass dass beide –Vater und Mutter – Elternzeit Väter nehmen, in welchen verkörpertgesellschaftliche Normen. es selbstverständlich heißt: „Papa ist für gleichermaßen erwerbstätig waren, Monaten nach der Geburtund in welcher Heute ist das sicher anders, könnte man dies, Mama für das zuständig.“ Wenn das während in Westdeutschland das Jahreszeit. Skandinavische Studien trivialerweise sagen: DerVater ist heute wegfällt, dann wirddie Familie offener. bürgerliche Ernährerprinzip normativ und zeigten, dass Väter dortvor allem in den auch ein Individuum mit Emotionen und Kinder lernen, dass alle Geschlechter alles empirisch dominant war.Unterschiede Sommermonaten Elternzeit nahmen, Bindungen. Dass er wichtiger ist, glaube können, soweit es körperlich geht. bestanden in West- und Ostdeutschland wenn die Familie in den Urlaub fährt. Das ich aber nicht. vorallem in Bezug auf die Mütter,wobei hat sich aber auch dortgeändert. Auch Wiehat sich die Vaterrolle verändert? sie auch in der DDR das Gros der Care- in Deutschland ist es nicht unüblich, Wiewirken sich die Veränderungen auf das Wenn man es empirisch genau nimmt, Tätigkeiten und Hausarbeit übernommen während der Elternzeit des Vaters zu Verhältnis zwischenden Geschlechternaus? muss man sagen: So viel hat sich nicht haben. DieVaterrolle war dortinsofern reisen, anstatt einen Alltag zu etablieren. Diemeist undramatische alltägliche verändert. Junge Männer wollen es häufig nicht so anders als im Westen. Über die statistischen Untersuchungen Auseinandersetzung zwischen den anders machen als ihreeigenen Väter. hinaus finden in der Forschung vielfach Partnern wirdessentiell, das bekommen Dasist in Westdeutschland ein ziemlich Machen sich die Unterschiede heute noch Gespräche mit jungen Vätern statt, in auch die Kinder mit. Wenn es eine geteilte durchgängiges Motiv.Sie wollen aktiver in bemerkbar? denen es etwa um diese Fragen geht: Wie Elternschaft geben soll, müssen sich der Vaterrolle sein, mehr mitkriegen vom ist der Tagesablauf,wer holt das Kind die Partner darüber einigen, wergerade Kind und liebevoller sein, als sie es selbst vonder Krippe ab,wer steht nachts auf, mehr Zeit hat, den Müll runterzubringen erlebt haben. Siewollen den Kindern wie organisiertihr eureFreizeit? oder zum Elternabend zu gehen. mehr ein Gefährte als eine respekt- oder Diese Verhandlungen sind bisweilen gar angsteinflößende Autorität sein. Sind Väter heute emotionaler? anstrengend, aber sie bedeuten erst mal Bellice setztIhrekreativen Kräfte frei. Werdende Väter sind auch starkaneiner DasIdealbild vonMännlichkeit hat sich eine große Freiheit. Undauch eine Lust! egalitären Teilung vonFreud und Leid des verändert. Zu einem positiven Bild von EntdeckenSie die unbegrenzten Möglichkeiten desProgramms,von Elementenbis zu Armlehnen,Gestellen undAccessoires.Beginnen Sie Sich-Kümmerns orientiert. Einerseits. Männlichkeit gehörtimmer mehr auch Wieneu sind die neuen Väter eigentlich? mit diesem Entwurfvon BeckDesignund erschaffen SieIhreeigeneAtmosphäreund Ihren idealen Komfort. MitBellice gestaltenSie Ihre Fürsorgefähigkeit. Es ist nicht mehr Siebegleiten mich, seitdem ich 1988/89 Inneneinrichtung persönlicher dennje. Undandererseits? automatisch unmännlich, sich zu einem angefangen habe zu studieren. Dass die Wenn es dann real wird, also das Kind Kind hinabzubeugen, sich auf Augenhöhe Debatte bis heute andauert, zeigt, dass sich EntdeckenSie alle Möglichkeitenvon Bellice bei Ihrem Leolux-Partner in Ihrer Nähe oder besuchen Siedas Leolux-Designcenterin47800 geboren ist und etwa die Entscheidung zu begeben. Es geht nicht mehr nur langsamer etwas tut, als man meint. Das Krefeld,Elbestraße 39.Oderstellen Siesichmit dem Leolux Creatorauf www.leolux.de Ihren eigenen Entwurfzusammen.Hierkönnen Sieauch ansteht, weniger im Berufzuarbeiten, darum, ein Kind zu haben, das gut liegt auch daran, dass es nicht allein um dasLeolux-Jahrbuch anfordern. dann beobachten wir eine starke gedeiht, sondern auch darum, gerührtzu individuelle Entscheidungen geht, sondern

Retraditionalisierung. Selbst die Väter sein, wenn das Kind sich eine Schramme strukturelle berufliche oder ökonomische AACHEN-EILEND. Krüttgen -ASPERG EinrichtungKnapp -BAMBERG DuckeInneneinrichtunge.K. -BERGISCHGLADBACH Patt EinrichtungenGmbH -BERLIN Kuhlmey, Oliver GmbH -BERLIN Kusian EinrichtungshausGmbH -BERLIN Lakeside Interiors GmbH -BONN und Mütter,die es sich anders vorgestellt holt oder wenn es Angst vorMonstern Fragen entscheidend sind. Auch habituelle HSRHesbo -BONN Mambo GK-Möbel-Handels-GmbH -BRAUNSCHWEIG WohndesignA+RGmbH -BRAUNSCHWEIG Möbel Homann -BRUCKMÜHLErgonovo CityGmbH -CHEMNITZ Möbelgalerie Tuffner -DATTELN MeyerMöbelGmbH -DREIEICH Dietrich Möbel GmbH -DRESDEN ProSitzen-Studio KS Handelund -ESSLINGEN ProfilEinrichtungen -FRICKENHAUSEN singlemöbelforumGmbH -FRIEDBERG Segmüller GmbH &Co. KG -GARBSEN Hesse Möbel GmbH -GEORGSMARIENHÜTTE Dransmann B.jun.GmbH -GERA Polstermöbel haben, fallen häufig in Muster zurück, unterm Bett hat. Daskann man auch Muster,derer sich Eltern nicht bewusst Outlet -GÖTTINGEN EinrichtungshausMöbelGünther -GROSSGERAU Möbel Heidenreich GmbH -HALTERN Möbel und HandwerkDöbberGmbH&Co. KG -HAMBURG hülsta-studio Scharbau -HAMBURG-BERGEDORF MarksEinrichtungen -HEIDE Raumkonzepte R. Zachen-HEMMINGEN-WESTERFELD BöhmMöbelGmbH-HERXHEIM EinrichtungshausWeberGmbH&Co.KG -HOF/SAALE SitteEinrichtungshaus-ILLINGEN MöbelDörrenbächer-ILSFELD Jäger-EinrichtungenGmbH-KAARSTHügenRaumundDesignGmbH-KASSEL die sie eigentlich nicht wollten. Ein daran sehen, wie eine Figur wie Mark sind, spielen eine große Rolle. Wohnfabrik Möbelvertriebs GmbH -KIEL Dela Möbel GmbH &CO. KG -KLEVE Rexing Einrichtungshaus -KÖLN Pfannes &Virnich GmbH -KÖLN Pfannes &Virnich GmbH -KÖLN-MARSDORF Trösser GmbH &Co. KG -KONSTANZ EinrichtungshausFretz -KORNWESTHEIM AT Paula-Irene Villaist Professorinfür Allgemeine DieEinrichtungKleemann KG -KREFELD DesignInternational by Sascha Haag -KREFELD-HÜLS Raumausstattung Feldmann -KÜNZELSAU-GAISBACH SchmezerGmbH Einrichtungshaus -LANGENFELD W&AWohnen -LANGERWEHE Möbel Herten GmbH &Co. KG

verbreitetes Phänomen ist dann die Zuckerberg als Vater vonzweiKindern PRIV Soziologieund Gender StudiesamInstitutfür -LASTRUP Kösters GmbH -LAUCHRINGEN Möbel Dick GmbH -LÜBECK Inform -Einrichtungen -MAULBURG Einrichten Schweigert -MÖNCHENGLADBACH Tellmann Einrichten &Gestalten -MÖNCHENGLADBACH-WICKRATH Frank ZimmermannskreativesWohnen - MÜLHEIMANDER RUHR Partenheimer GmbH -MÜNSTER Elvir Cavkic Wohnen &Schlafen -NEUWIED DieWohnfabrik -NÜRNBERG Eichhorn Wohnen -PARSDORF Segmüller GmbH &Co. KG -PFORZHEIM Dieter Horn,intern. Wohnbedarf -POTSDAM Designetagen GmbH

Behauptung, dieser Vorgang habe nichts Soziologieder LMUMünchen in die Öffentlichkeit tritt. Dass das Die Fragen stellte Marlene Grunert. FOTO -PULHEIM Einrichtungshaus Segmüller -RIETBERG Knaup individuelles wohnen -SINDELFINGEN HofmeisterSindelfingen -SOLINGEN Dembny-Wohnen -SPEYER richardj.maurerwohndesign -STADTHAGEN Göbel “the living company” -STOCKACH MöbelStumpp -SUNDERN Haus der Wohnkultur -SYKE Wagner Wohnen GmbH -TÖNISVORST Möbel Klauth GmbH -TRIER Möbel Schmitz GmbH -VIERSEN Möbel Klinkhamels -WEIDEN Kaspar EinrichtungGmbH &Co. KG -WEITERSTADT Segmüller GmbH &Co. KG -WETZLAR Möbel SchmidtNatürlich Wohnen -Wiesbaden-Sonnenberg Möbelhaus Vogel -WIESLOCH WeckesserWohnen GmbH -WORMS Westfalia Möbel Peeck GmbH 78 SELFIES SELFIES 79 KREFFT ROLAND FOTO

Ichliebe es,meinenVaterEugen –und manchmal auchmeine Mutter –mit Selfieszuirritieren.Erhat vieleGesichter dafürund wenigGeduld. Manchmal lacht er aber auch, zumBeispiel, wenn er (auf der rechten Seitelinks oben)zum ersten Maldas Tattoo sieht, dasich mirstechen ließ.Esist sein Textbild „die vokale“. einanderzudrehen und aufeinandereinstellen

Auftrittemit demHerrn Papa sind rar, weil dieKalendernicht viele Lücken bieten.DieserZweiund- neunzigjährige ist an 150Tagen im Jahr unterwegs,imEinsatz für konstruktiv-konkrete Kunst. Wenn wiruns sehen,macheich also gleich einSelfiemit ihm. VonNoraGomringer

Quasiein Selfie:mit Vater (Text)und admirador (Viktor) 80 SATIRE

Herr Sonneborn, Siewollten Ihrenknapp Ausbildung machen und konnte dann 80 Jahrealten Vater Anfang des Jahres zum studieren, was ich wollte. DieAlternative Bundespräsidenten wählen lassen. Engelbert wäregewesen, dass mir mein Vater ein Sonnebornwar einer vonfünf Kandidaten „Mehrals Studium finanziert, aber dann hätte ich zu in der Bundesversammlung im Februar und Hause in Osnabrück wohnen müssen, bekam 0,8 Prozent der Stimmen. Wiegeht und das wollte ich nicht. es ihm heute? Vielen Dank, es geht ihm sehr gut. Er Vorder Bundesversammlung sagten Sie hat eine ausgedehnte Australien-Reise Steinmeier täte über IhrenVater,erhabe „bis heute keiner hinter sich. Ichhatte damals getwittert, Fliege etwas zuleide getan“. IhrKerngeschäft dass wir das Wahlergebnis zu 100 Prozent dagegen ist es, Menschen bloßzustellen. anerkennen würden, wenn mein Vater Missfällt ihm das nicht? die Wahl verliert. Daswar derselbe Tweet, Wirhaben eine sehr liebevolle Erziehung den Donald Tr ump abgesetzt hatte. Hätte er schon“ genossen, Aggressionen kenne ich mein Vater die Wahl gewonnen, hätten praktisch nicht vonder Erziehungsseite wir sie allerdings angefochten. Dashatte her.Meine Eltern haben das immer mit seinen Grund, denn mein Vater hatte Martin Sonnebornüberdie Präsidentschaftskandidatur großem Wohlwollen begleitet, was ich ja bereits sein Air-Berlin-Ticket nach gemacht habe, obwohl sie natürlich nicht Australien und zurück und hätte das Amt seines Vaters Engelbert,die belebende alles verstanden haben. Es gab nur eine deswegen gar nicht antreten können. Jetzt kritische Situation: Als Deutschland die ist er zurück, gut erholt, braungebrannt, Wirkungder Bundesversammlung undseine Arbeit Fußball-Weltmeisterschaft zugeschlagen und man hörteigentlich ähnlich wenig an derVerkleinerung derEuropäischen Union bekam und plötzlich darüber berichtet vonihm wie vonFrank-Walter Steinmeier. wurde, dass wir vonder „Titanic“ diese Es scheint beiden gut zu gehen. Bestechungsfaxeverschickt hatten, um das möglich zu machen. Da wurde mein Vater DasSchloss Bellevue hatten Sieauch als voneinem Tennisfreund angerufen, der Alternativezum Altersheim „Bellevue“ in bei einer Zeitung in der Sportredaktion Berlin-Köpenick gedacht. arbeitete, und hat kurzFracksausen Ja,genau. Jetzt müssen wir den Scheiß bekommen. Aber ich konnte ihm genau leider selbst bezahlen. Aber das mache ich erklären, warum wir wenbestechen natürlich gerne. wollten. Im Nachhinein findet er das alles konsequent. Es ist ja gut ausgegangen. Die Waswäreheute anders, wenn IhrVater die F. A.Z. hat mal ausgerechnet, dass wir dem Abstimmung gewonnen hätte? Land mit der WM 2006 einen gewaltigen Ichhabe gelesen, dass Steinmeier fast Bruttosozialprodukt-Zuwachs beschert 20 Vertraute in gut dotierte Positionen im haben. Undwir haben auch einen kleinen Schloss Bellevue gebracht hat. Dasführte Babyboom ins Land geholt. wohl zu Unruhe unter den Bediensteten und auch zu Ärger mit der Gewerkschaft. Warumhat IhrVater vorder Wahl eigentlich So etwas kann ich für meinen Vater nie für sich selbst gesprochen? ausschließen, der kennt überhaupt keine Ichhabe ja immer gesagt, dass er nichts 20 Leute. Daswärealso besser gelaufen. sagt, solange er nicht dafür bezahlt wird. Außerdem ist mein Vater sehr fleißig. Wirwollten nicht in Vorleistung gehen. Es ist nicht so, dass man mit knapp Aber es wäreauch einfach nicht so lustig 80 Jahren jeden Tagnoch große Reden gewesen, wenn mein Vater selbst Fragen vomBalkon schwingen muss. Aber ich beantwortet hätte. Er hatte sich schon glaube, etwas mehr als Steinmeier täte eine kleine Ansprache zurechtgelegt, in er schon. Wirhaben kurzüberlegt, zur Martin SonnebornstelltseinenVaterEngelbert im Februarals Bundespräsidentschaftskandidatenvor. der es um soziale Gerechtigkeit und die Bundestagswahl ein Plakat zu machen mit Missstände im Land ging. Aber das wäre einem Bild vonSteinmeier,dazu die Zeile: ich erstmals wählen durften, beantragte er Gesetz verhindertwird, dass Autobahnen dann eine Stimme vonvielen gewesen. „Faulpelz! Arbeitslager!“ Einfach weil er Briefwahlunterlagen, zitierte uns an den privatisiertwerden. Ichwar der Meinung, Wirdachten schon eher an ein Exklusiv- beruflich weniger tut als seine Kollegen Küchentisch und erklärte uns, wie man dass im Gegenteil ermöglicht wird, dass Interviewmit der „Bunten“ für den Fall Ex-Bundespräsidenten. CDU wählt.“Stimmt’s? Abschnitte privatisiertwerden. Undjetzt des Einzugs in Bellevue. Wirwollten Ja,erkam mit zwei Briefumschlägen ins lesen wir,dass amerikanische Hedgefonds einfach die Preise in die Höhe treiben. Die Idee, IhrenVater zum Kandidaten zu Esszimmer und hat uns die Wahlzettel der schlimmeren SorteinDeutschland auf machen, soll an dem Tagaufgekommen sein, erklärt. Daswar in den Achtzigern, da der Matte stehen. Aber so ist das heute: Undwas macht IhrVater jetzt? als Donald Trump seinen Sohn zu seinem gab es noch politische Positionen und Es gibt verschiedene Interpretationen zu DerFokus liegt gerade auf der Freizeit. Berater machte. Hatten Siesich auch eine Alternativen. Da konnte man noch Sachverhalten, und werander Macht ist, Aber mein Vater steht bereit. Steinmeier Position unter IhremVater erhofft? überlegen, ob man zum Beispiel die setzt eben seine Interpretation durch. macht keinen sonderlich gesunden Nein, vielen Dank. Ichbin in Brüssel ganz SPD wählt. Selbst die Grünen waren ja Eindruck, und mein Vater hält sich fit gut situiertals Europaabgeordneter und mal wählbar,als sie jung und idealistisch Washaben Sievon IhremVater gelernt – mit Reisen und Fahrradfahren in Berlin. arbeite erfolgreich an der Verkleinerung waren und noch keine Partei der außer,das Kreuz bei der CDU zu machen? Es wirkt belebend, wenn man in der der Europäischen Union. Mitmeinem gut Besserverdienenden, also die FDP des Er hat mir einen Berufsweg aufgezeigt. Bundesversammlung zehn Stimmen holt. dotierten Mandat teste ich seit drei Jahren kleinen dummen Manns und seiner Frau. Er hat mir geraten, ich soll in die Satire Ichhatte ihm drei versprochen, und ich Die T.Series das bedingungslose Grundeinkommen Jedenfalls hat er damals erzählt, dass man gehen, da würden gute Leute immer weiß zufällig, dass nicht alle Delegierten und konnte bisher absolut noch keinen SPD und CDU wählen könne. Er wolle gebraucht. Und...stimmt überhaupt der Piraten ihn gewählt haben. Es sind Nachteil dingfest machen. Meine uns zwar nicht beeinflussen, aber solange nicht, das habe ich mir ausgedacht. Aber also auch konservativeStimmen für ihn von Knirps. Arbeit ist auch noch nicht beendet. Die wir die Füße unter seinen Tisch stellten, er hat mir ein Buch geschenkt mit dem abgegeben worden. Wirwaren hinterher Engländer fliegen jetzt raus, das habe müssten wir CDU wählen. Titel: „Wege ins mittlereManagement“. im Berliner Ensemble feiern, da wurde ich geschafft. Aber ich arbeite natürlich Sein Traum war also, dass ich BWL er vonjungen Frauen um Autogramme weiter an der Verkleinerung. Ichwill, Washat ihm an der CDU gefallen? studiere. Ichwar total beleidigt damals, gebeten. So etwas wirkt auch belebend dass die ganzen unzurechnungsfähigen Mein Vater war über lange Jahrzehnte weil ich mich nicht im mittleren auf Achtzigjährige. Daskann ich also osteuropäischen pseudodemokratischen hinweg Angestellter im öffentlichen Management, sondern wenn überhaupt jedem Achtzigjährigen empfehlen, für das Entdecken Sie die Gebilde die Union verlassen, und ich Dienst. Ichwunderemich immer darüber, wenigstens im höheren Management sah. höchste Amt im Staat zu kandidieren. säge gerade am Ast der Polen, Ungarn dass in diesem Land, in dem Merkel und natürlich auch der Iren, weil sie eine Politik der Besserverdienenden IhrVater war nach IhrenAngaben Hatsich IhrVerhältnis zueinander verändert Herbst/Winter Kollektion die Steuermillionen vonApple nicht und der Konzerne betreibt, nach wie „Berufsberater“. HaterIhnen zu der durch die Aktion? annehmen wollen. Damit wirdder vorLeute gegen ihreeigenen Interessen Ausbildung zum Versicherungskaufmann Wirduzen uns jetzt wieder.Nein, für jede für den Mann. Eindruck erweckt, es gehe um ein Europa stimmen und CDU wählen. Daswar geraten, die Sieerst gemacht haben? menschliche Beziehung ist es gut, wenn der Konzerne und nicht der Bürger,und bei ihm genauso.Aber es ist ja auch alles Daswar einfach eine gute Möglichkeit, man zusammen Abenteuer erlebt. Das das ist natürlich fatal in solchen Zeiten. ziemlich unübersichtlich geworden. sich soziale Leistungen zu erschleichen. kann ich nur weitergeben: Macht etwas Kürzlich habe ich mit meinem Vater Undzwar konnten Leute, die eine mit euren Vätern! Oder,für die F. A.Z.- Siehaben vorder Bundesversammlung über das Gesetz zur Privatisierung der Ausbildung absolvierthaben, mit einem Leser: Machen Sieetwas mit IhrenVätern! A

fast nichts über IhrenVater erzählt außer Autobahnen gesprochen. Er war der kleinen Kniff elternunabhängiges Bafög DP

dieser Anekdote: „Als mein Bruder und festen Überzeugung, dass durch dieses beziehen. Im Prinzip musste ich eine Die Fragen stellte Sebastian Eder. FOTO 82 BERGE

stoff, er standals erster aufallen 14 Achttausender-Gipfeln der Welt.Erist einGrenzgänger, fürden es nieGrenzenzu gebenschienimLeben.Auchwenndas natürlich Unfug ist. Reinhold Messnerhat seineGrenzensehrwohler- kannt,erhat auchviele gescheiterte Expeditionen hinter sich –und wohl nurdankder Fähigkeit, dieses Scheitern zu erkennen, allseine grenzwertigenAbenteuer überlebt. Doch Messnerhat sich seineGrenzennie vonanderen dik- tieren lassen. Istervon einemProjekt überzeugt, verfolgt er es mitaller Kraft, gegenalleWiderstände,bis heute–sei es dieBesteigung desMount Everest ohne Sauerstoff- BERG flaschen 1978 mitPeter Habeleroder der Aufbau des MessnerMountainMuseums mitseineninzwischensechs Standorten. DieKonsequenzund dieKompromisslosigkeit führten häufig zu Konflikten undKontroversen. Messnerist für vieleeineReizfigur,zahlreicheKritiker arbeiteten sich an ihmab, hielten ihmEgoismus, Narzissmus,Rechthaberei vor. Undtrotzdem isterauchmit 73 Jahren eine,wenn nichtdie AutoritätinSachenAlpinismus undExtrem- erfahrungen. Messnerist zu einerfastüberlebensgroßen Figurgeworden,als Bergsteiger, Publizist, Politiker, Schlossherr, Museumsgründer,Filmregisseur.Wie aber istes, diesekontroverse Figuraus der Nähe zu erleben? UND Wieist es,wenndiese Figurder eigene Vater ist? „Natürlich gibt es vieleVorurteileüberihn“, sagt Mag- dalena Messner. „Erwar immer einPolemiker, hatmit seiner Meinungnie hintermBerggehalten.Klarkannman beimanchen Sachen sagen: Dashätte manjetzt auchein bisschen diplomatischerverpacken können. Aber er ist, wieerist.DiesesSich-nicht-verbiegen-lassen,von kleinan bisheute,das bewundere ich. So integerund dadurch authentischzusein, beisichzubleiben,ist eine Leistung.“ So siehtMagdalena Messnerdas heute, mit29Jahren. AlseineFrau, dievielgesehen undvielerreichthat im Leben, dieihren eigenenWeg gefunden hat. Es gababer GEIST auchschwierigere Zeiten –als der Vater etwa damals der Yeti-Legende nachging, dienochlange danach in „kari- katurhafter Darstellung“,wie MagdalenaMessner sagt, durchdie Medien geisterte. Dasgingnicht spurlosanihr vorbei. „Als kleinesKind, im Volksschulalter,hat mich das ziemlich getroffen“, sagt sie. „Weilich zumersten Malan- gegriffen wurde,von Mitschülern, unddas Gefühl hatte: Mein Vaterlässt sich nicht einordnen, nieganzerfassen. Das Reinhold Messnerist zum Ichkannmichnicht richtigwehren. Ichkannihn nicht wurdemir zumerstenMal im Kindergarten bewusst: Wir richtigverteidigenund mich auchnicht.“ Alsoptimis- sollten unsvorstellenund dabeider Gruppe erklären,welche bekanntesten Abenteurer unserer tischer, positiver Mensch verbuchte MagdalenaMessner Berufe unsere Väterausübten.Bäcker, Bankangestellter, Zeit aufgestiegen. SeineTochter dieErfahrungals Lernprozess, alswichtigen Schrittzur Architekt, alles wardabei.Als ichandie Reihekam,sagte ich Identitätsfindung. „Ich wardadurch frühgezwungen, ganz selbstverständlich: „MeinPapaist Abenteurer,der war Magdalenaführt sein Werk Position zu beziehen,zusagen:Das stimmt so,auchwenn beiden Pinguinen“, da er kürzlichamSüdpolwar.Lautes vieleeineandereMeinung dazu haben. Aber ichbin ich.“ Gelächter.Alsoversuchteich es erneut:„Gerade reiteterauf nunweiter–auf ihre Art. DieBekanntheit desVaters, sein öffentlichesBild, die Kamelendurch dieWüste“, da er aufGobi-Expedition war. ständige Ausgesetztheit,all daskonnteaucheineLastsein. Doch auch das akzeptierten sienicht: „Du lügst, das istdoch VonBernd Steinle Reinhold Messnerhat sich mitseinerdirekten,unverblüm- kein Beruf!“Warum nicht?Ich warratlos,fühlte mich in die ten Artnicht nurFreunde gemacht, auchund gerade in Enge getrieben. Also überlegte ichmir eine andere Taktik, Südtirol. Kommteinem da alsKindnicht irgendwann der um dieanderenendlichmundtot zu machen:„Underkauft Gedanke, es könnte auch ganz schönsein, einenVater zu jedenTag einneues Haus!“ –damalshattenmeine Eltern die haben, den kein Mensch kennt? „Nein, diesen Gedanken Wohnung in Meranund denBauernhof in Sulden erworben. hatteich nie“,sagtMagdalena Messner. „Weilfür mich Am Ende desTages nahmdie Kindergartentantemeine klar war, ichmöchtekeinenanderen.Das gehörtzuihm.“ Mutter beiseite undmeinte, siesolle doch malmit mir EinErlebnisist ihrdabei besondersimGedächtnis sprechen, ichhätte eine etwaszulebhafte Fantasie. geblieben. Es warinder Volksschule, undesgingumdie Frage, wasjeder später werdenwollte. Manche sagten: (AlleZitateaus:Magdalena MariaMessner: reich undberühmt.„Ichkannmichnochsehrgut er- Reinhold Messner.Selbstversorger&Bergbauer. innern, dass mich dasverwirrthat.Weilich dasnicht BLVBuchverlag,2017.) verstanden habe.“ Reich, okay,indem Sinne, dass es keine existentiellenSorgenmehrgibt. Aber berühmt? „Das MagdalenaMessner lacht, wennsie an den TagimKinder- warfür mich eher wasAnstrengendes.Weilich beim Papa garten denkt.„Später wurde es einfacher“,sagtsie.„Als ja sah: Derkannnicht fürsichsein, auchwennernur manals Kind mehr Einblick bekam,was fürdie meisten mituns irgendwo zu Mittag isst. Du hast nichtdieses Menschen normal ist, wiedas Lebenfür andere aussieht. freieLebensgefühlwie jemand, der nichtinder Öffent- Undwie das, wasnicht in dienormale Schubladepasst, lichkeit steht.“ vielen gleich einbisschensuspekt ist.“Magdalena Messner Deshalbfandsie dasBerühmtsein nieerstrebenswert, hatsichfrühdaran gewöhnt, dass ihrFamilienleben nicht auchwennsie weiß, dass es durchaus Privilegienmit sich in gängige Schubladen passt. Unddassesauf einfache Fra- bringenkann. „Aberesist manchmal wirklich nervig.Ich genwie nachdem Berufdes Vaters oftkeine einfachen wollte dasnie.Und ichkönntedamit auchnicht so gut Antworten gab. „Ich konnte damitaberimmer gutum- umgehen wieder Papa.“

gehen,weilich wusste:Okay, hab’ ichLustauf eine Dis- UCHVERLAG VB

kussion, binich offener.Hab’ich keine, sage ich: Er ist Magdalena Messner: Papa, haben wir Kinder dich verändert? T/BL Autor. Fertig.“ Schließlichhat Reinhold Messnermehrals Reinhold Messner:Hmm ...Generell istesmeine größte

50 Bücher geschrieben. Errungenschaft, dassihr Kinder da seid.Stell dirvor,ich BERNHAR UDO

Aber er istebennochvielmehr: der bekannteste Berg- hätteheute keine Kinder!(...)Wichtig ist: Sabinehat euch T, steigerund Abenteurer unsererZeit, der immer wieder großgezogen, es istihr Verdienst, dassihr so bodenständig

Extreme ausgelotet hat, in Fels undEis,auf Bergen undan seid.Ich warda, habe euchalleEntwicklungsmöglichkeiten BERNHAR

Polen, in Grönlandund in der WüsteGobi. Er bestiegals undFreiheiten gelassen. Nicht gegeben, nurgelassen. Mehr UDO

erster den höchsten Berg der Welt ohne künstlichenSauer- konnte ichnicht tun. FOTOS Achttausender-Held undFamilienvater:Reinhold Messnerund seineTochter MagdalenaimJahr1991 84 BERGE

MagdalenaMessner istdas ältesteKindvon Reinhold „Der Papa kannseinTempo schonanpassen, er orientiert Messnerund derWienerTextildesignerin Sabine Stehle. sich am schwächstenGlied.“Ergingvoraus, bliebinSicht- Diebeiden sind seit 2009 verheiratet, siehaben zwei wei- weite –aberebennie in Reichweite. „Wennman mal ERMANY /G tere Kinder,Simon,geboren 1990,und die15Jahre alte stehenbleiben wollte,umwas zu trinken, konnte mandas Anna.Ihr Familienlebenhaben sieimmer privat gehalten, garnicht.Das warimmer blöd. Er hatdannzwargewar- auchSabineStehleist in der Öffentlichkeit kaum präsent. tet, aber kaum warstduein bisschen näher, ging er weiter. Es wareinebewussteEntscheidung. DieMutter kümmer- Du konntest ihnnie ganz einholen.“ te sich um dieErziehung,sie wardie Konstantefür die Siekam danach auchohneBerge undWandernwun- SCHMALLENBERG Kinder.„Anders“,sagtMagdalena Messner, „hätte es gar derbarklar. In Wien undauchinRom hattesie nichtdas

nichtfunktioniert.“ DerVaterwar viel unterwegs undmit Gefühl,dassihr etwas fehlte. Zumindestanfangs nicht. -57376

der genauen PlanungseinerExpeditionenbeschäftigt. Irgendwann aber spürte sie, dass siedie SüdtirolerLand- -D Trotzdem hattedie Tochter niedas Gefühl,zuwenig schaft vermisste,den Ausblick,die Übersicht. DieMög- 09 11 vonihm zu bekommen. „Inden Zeiten,indenen er da lichkeit,die Gedanken durchdie Natur zu beruhigen, zu

war, waresumsointensiver“,sagtsie.Eswar eineigener ordnen. Dass es malsoweitkommenwürde,hätte sie O.BOX P. Lebensrhythmus.„Mirwar es früher fremd, warum die selbst kaum fürmöglich gehalten.„Ichbin eigentlich eine · Menschen so einenWertaufsWochenendelegen.Inun- Bequeme. Ichbrauche dieBewegungnicht,ummich serer Familiegab es dasnicht.Klar, wirKinder hatten BERG wohlzufühlen,ich muss mich nichtauspowern,umich LKE dann keineSchule. Aber unsere Elternlebtennicht nach zu sein.Deshalb binich fürdas Bergsteigenauchnicht FA Wochentagenoder Wochenenden.“ leidensfähiggenug.Wennich dieWahlhabezwischen Wusste siedamals, wo undwie der Vater unterwegs einerrichtigenGewalttourund einemguten Buch, wird’s war? Hattesie Angstumihn?„Nein“, sagt Magdalena UND immer dasBuch. Also wirklich immer.“ Messner. „Das hatunsereMutter phantastisch gemacht. AlsStudentin liebte sieWien, dieLebendigkeit, das Siehat sich ihre Sorgen undÄngste, diesie bestimmt Burgtheater,die Museen. Undtrotzdem reiztesie die hatte, nievor unsKindernanmerkenlassen. Siesindbeide RückkehrnachSüdtirol. Im letzten Studienjahrkam das sehr starke Charaktere.“Essei eine unbeschwerte Kindheit GEIST Angebotihres Vaters, dassechste MessnerMountain gewesen, sagt sie, auchdankder Selbstkontrolleihrer Mut- Museum mitzugestalten,das Coronesauf dem Kronplatz ter.Erstals sieälter war, wurde ihrdas Gefahrenpotential (2275Meter), entworfen vonder ArchitektinZahaHadid. bewusst. Aber da warendie extremen Unternehmungen machte,was Freundeund Bekannteziemlichverwirrte: DasAngebot brachtesie ins Schleudern,dennsie hatte desVatersschon seltener geworden. Wie, fragten sie, du alsItalienerin machst einAuslands- anderePläne,wolltenachdem Studiumein Jahr reisen. Zudem erlebte sieals Kind,wie Messner1995zu semester in Rom? „Abereswar tatsächlichein Kennenler- Andererseits führte dieMuseumsarbeit allihreInteressen Hause, beim Sturzvon einerMauer aufSchloss Juval, nender italienischenKultur,auf ganz andere Weiseals in zusammen. Undihr warklar: „Das wird dieletzteMög- einenFersenbeinbruch erlitt. „Dawar mirklar: Du musst Südtirol“,sagtMagdalena Messner, dieden italienischen lichkeit sein,von meinemVatersodirektzulernen.“Sie nichtweitweg sein,damit es lebensbedrohlich wird.Es undden österreichischenPasshat.„Hier istalles nördlich überlegte langeund entschied: Ja,ich möchte dasmachen. kannauchsein, dass du einbraver Bürgerbistund am geprägt, dieMentalitätist eine andere. In Romwar es Heuteist sieAlleinverwalterin der sechsMuseen. Zebrastreifenauf demWeg zurArbeitmitgenommen spannendzuerleben,wie dasLandinder Mitteund im Siehat vieleneueIdeen,esgibtjetzt etwa eine Appin wirst. Es kanndichüberall undimmer treffen.“ Süden andersfunktioniert.“ drei Sprachen,von Reinhold Messnergesprochen, es gibt MagdalenaMessner warals Kind viel unterwegs,sie Siehat beideStudienfächer abgeschlossenund inzwi- Abende mitGesprächenamLagerfeuer mitdem Vater. besuchte vier Kindergärten,einige Monate auch inKath- schenauchschon drei Bücherveröffentlicht.Ehrgeiz und DasCorporate Design der Museen hatsie auchumge- manduinNepal.Vor ihrer Einschulungzogen dieEltern Zielstrebigkeit, Selbstdisziplinund Selbstkontrolle: „Das staltet. IhrVater hatsichaus der Museumsarbeitzurück- dann vonMünchen,wosie geboren wurde, nachMeran. habenwir vonunseren Elternvorgelebtbekommen, und gezogen, lässtihr freieHand, wassie anfangserstaunte. DieSommerferienverbrachte sie, drei Monate lang,mit dashat unsKinder alle geprägt.“Magdalena Messnerhat „Das istjaseinBaby, er hatmehrals 20 JahreseinerEner- anderenKindernauf SchlossJuval,das ihrVater 1983 immer hohe Ansprücheansichgestellt, auchwegen des gie, seiner Kreativität, seiner finanziellen Mittel in dieses erworben hatte. Es wareineZeitvollerFreiräume,Ent- prominenten Vaters. „Ich habe frühgemerkt: Ichwollte Projektgesteckt.“Jetzt liegtesinihren Händen. deckungen, Abenteuer. nie, dass andere,nur weilich diesen Nachnamen habe, Durchdie Arbeit mitihm hatsie auch viel über sich Siewar eine neugierige,begeisterungsfähige Schülerin. sagenkönnten:Die bekommt dasnur,weilsie dieTochter selbst gelernt.„In unserer Familiesindwir ja alle irgend- Nebendem Abitur cumlaude machte sieeineberufliche ist. Daswar mirimmer wichtig, fürmeinSelbstbewusst- wieSturschädel, jederauf seineArt“, sagt Magdalena Ausbildung alsWerbegrafikerin, diesie an der Akademie sein undfür dieErkenntnis: Ichbin ich, underist er.So Messner. „Der Papa ist, dasist ja kein Geheimnis, ein fürangewandteKünsteinWienweiterführen wollte. Für hatteich auchnie Schwierigkeiten mitSituationen,in Choleriker. DerVorteilbei solchenCharakteren ist, dass dieAufnahmedortmusstesie aber erst einhalbesJahr denen ichauf meinenVater angesprochen wurde.“ es zwar kurz ausbricht, danachaberalles wieder gutist. So Unterrichtindarstellendem Zeichnen nehmen. Weil sie Unddie Berge? DasKlettern? DerAlpinismus?Auch binich zumBeispielgar nicht. Ichbin einharmonie- sich davonnicht ausgelastetfühlte, fing sienebenheran, dieMessnersgingenfrüherindie Berge, wieandereFami- bedürftiger, ausgeglichener undausgleichender Mensch. Kunstgeschichtezustudieren–und dasbegeisterte sie so, lien,zum Wandern, zumBergsteigen, dasganze Pro- Ichwerde nichtlaut, kanndafür aber ziemlich langeauf dass sieden Zeichenunterrichtaufgab. Stattdessen begann gramm. Irgendwann aber ging MagdalenaMessner das dem beharren, wasich fürrichtig halte.“BeimEinrichten sienochdazuWirtschaft zu studieren, als„Vernunft- Wandernsoauf dieNerven, dass es zu „meinemeinzigen desCorones-Museums merkte sie, „dassich da wirklich entscheidung“neben derHerzenssache Kunst. Dieführte Aktder Rebellion“ kam: Siegingals Jugendlichenicht noch vomPapalernenkann. Vielleicht istesdie Lebens- sieunter anderem nach Rom, wo sieein Erasmus-Jahr mehr mit. „Das warauchwirklichfrustrierend“, sagt sie. weisheitoder dieMilde desAlters, aber beiihm istesso: Wenn manguteGegenargumentehat undihn überzeugt, lässtersichauchumstimmen. Da braucht’s beimir mehr.“ Wassie vereint,sagtsie,sei einSinn fürdas Schöne. Derfällt auchinihrem Büro aufSchloss Sigmundskron beiBozen auf, zu dem sich eine schmaleWendeltreppe schier endlos durchaltes Gemäuer hinaufschlängelt.Oben wird der Raum plötzlichweitund luftig,der Blickgeht hinaus aufgrüneHänge,blauen Himmel.„Ichhatte das Glück, dass ich an besonderen Orten aufwachsen konnte“, sagt MagdalenaMessner.„Wenn du schonals Kleinkind vonalten,geschichtsträchtigenSchlossmauernumgeben bist,mit Skulpturen undKunstwerkenaus allerWeltauf- wächst, dann prägtdas.“ Ihre AbschlussarbeitinKunstgeschichtehat sieüber SchlossJuval geschrieben, denSommer-Wohnsitz,den Abenteuer-Spielplatz. „JuwelJuval“ lautet der Titelder Ar- beit.Auchdortist einesder sechsMuseenuntergebracht. Im Sommer aber istesgeschlossen, trotztouristischer Hochsaison.Weilesder Ortder Familieist. „Weilunsere Elternsagen:Das istihr Wohnhaus understinzweiter LinieMuseum. Da sind siezum Glückeisern.“

Magdalena Messner:Bisherhastduimmer gesagt, dassdu dich als alter Mann in eine Höhle als Einsiedler zurückziehen willst,was ichdir nieganzabgenommenhabe. Reinhold Messner:Das werdeich zumTeilmachen, aber ichglaube, dassSabineund ichimWinterspäterirgendwoin denSüdenziehen. DerschönsteWohnplatzaberist und Mitdem Kopf durchdie Wand:Magdalena Messnerund ihrVaterauf SchlossJuval in Südtirol bleibt unbestreitbar Juval. 86 ARBEIT ARBEIT 87

Papa, du warst 45 Jahrelang Starkstromelektriker.Meinst Eigentlich nicht. Aber ich habe mitgekriegt, dass er mit anrichten kannst, wenn du einen Fehler machst. Das war.Die gute Frau ist an dem Tagvom Tennisspielen Angst. Darumwirdheute sehr viel unter Spannung du, du hättest studiert, wenn du 30 Jahrespäter geboren dem Stromnebenbei ein bisschen Geld verdient hat, habe ich erst so richtig mitgekriegt, als mal einer Phase gekommen –und der Stromwar weg. Siehat mich damals gearbeitet, damit der Stromnie mehr wegist. worden wärest? schwarz. Er hat da so seine Stammkundschaft gehabt, die und Nullleiter verwechselt hat und nachher 20 Kühe alles mögliche geheißen und mich runtergeputzt, denn sie Glaube ich nicht. Ichwar ja damals, um 1960, kurz nur den Vater wollte, weil der als akkurat bekannt war. tot im Stall lagen, weil Spannung auf die Absperrgitter wollte sich nach dem Tennisspielen Kaffee kochen. In Washast du in deinem Jobüber die Menschen gelernt? auf dem Gymnasium, die Mutter und der Vater waren Undweil er immer gleich den Dreck weggemacht hat. gekommen war. 30 Jahren Berlin sei ihr das nie passiert, hat sie geschimpft. Ichbin oft an Stellen in Häusern gekommen, die nicht da recht fortschrittlich. Nach einem Jahr bin ich dann UNTER Einmal hat er für eine Nachbarsfrau einen bestimmten Undkaum sei sie auf dem Dorf,schon sei der Stromweg. so für den Besucher gedacht waren. Da war dann zum trotzdem wieder auf die Volksschule. Ichhatte zu viele Schalter,einen Wechselschalter,gebraucht, den hat er Hast du selbst mal einen richtigen Schlag abbekommen? Manche Leute sind so.Und dann natürlich heute, mit den Teil der tolle Porsche vordem Haus gestanden, toller andere, sportliche Interessen. Ichhabe das also nicht nicht zur Hand gehabt. Also hat er ihn bei uns daheim Ja,klar.Ganz schlimm war es, wenn es dich unvorbereitet ganzen PCs. Wenn du da den Stromabschaltest, das ist ja Mann, tolle Frau, was weiß ich, und dann bist du in den geschafft auf dem Gymnasium und war sehr froh, als im Schlafzimmer der Eltern ausgebaut und bei der getroffen hat. Dasist wie beim Eishockey,wenn dich einer undenkbar.Dadrohen die Leute sofort, den Stromanbieter Keller gekommen, weil du an die Hausanschlusssicherung ich wieder auf die Volksschule durfte. Nachbarsfrau eingebaut. DieMutter hat das dann vonhinten ummäht. Dasgibt es natürlich auch beim zu wechseln, und davor haben die Stromanbieter natürlich musstest, und da hat es dann ausgesehen wie Hund. gemerkt und war natürlich nicht begeistert. Strom. Da hat dann der Kollege gesagt, ist abgeschaltet, Hatesalles gegeben, ist menschlich. Beiden einen ganz Warumhast du dich für die Lehreals Starkstromelektriker ist frei, und dann war es doch nicht so.Inder Regel top,bei den anderen schlimm. entschieden? Waresdamals schwierig, eine Lehrstelle zu finden? überlebst du das, bei mir war es so.Wenn der Schlag kam, Ichwar damals so ein bisschen ein Träumer,dahabe STROM Wenn du nicht ganz schlecht in der Volksschule warst, habe ich mich danach immer hinsetzen müssen. Einpaar Wiewar es mit deinen Kollegen? ich mir erst gedacht, Sportartikelverkäufer könnte konntest du dir die Stelle fast aussuchen. Sogar auf Tage lang hast du dann noch ein Problem gehabt, weil Mitden allermeisten freundschaftlich –und oft sehr ich ja werden, da bist du immer bei den schönen eine Bank konntest du mit Volksschule gehen. Und das Herz ein bisschen dumm getan hat. lustig. Wenn zum Beispiel der eine erzählt hat, wie er auf Sportsachen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich das Karl-Heinz Frasch war Bäcker oder Metzger haben sowieso händeringend nach einer Baustelle im Klohäuschen saß, und die Baufirma nicht gemacht habe, wärenicht mein Ding gewesen. Lehrbuben gesucht. Beider Firma, bei der ich angefangen Habt ihr damals auch unter Spannung gearbeitet? Oder ist hat angefangen abzubauen und mit einem Kran das Starkstromelektriker bin ich dann weniger wegen des Starkstromelektriker,45Jahre habe, war es nicht ganz so.Inmeinem Lehrjahr wurden der Stromvor den Arbeiten immer abgeschaltet worden? Klohäuschen weggehoben, in dem er noch war.Oder wenn Stroms geworden, sondern weil man da immer an der lang.SeinSohn, unser fünf Lehrlinge eingestellt –Bewerber waren es um die 20. Unter Spannung arbeiten war strengstens verboten. ich mit einem anderen im Hochsommer oben auf den frischen Luft war,auf den Dächern, auf den Masten. So Da musste man dann eine Aufnahmeprüfung machen, Wirhaben es aber trotzdem gemacht. Als Schutz haben Dächern stand, der Kollege hatte eine unwahrscheinliche habe ich mir das vorgestellt, und so war es lange auch. Redakteur Timo Frasch, die Grundrechenarten, ein bisschen Allgemeinwissen. wir einen alten Regenkittel über den Draht gehängt, Beobachtungsgabe, da siehst du natürlich in die Gärten, Undzeigen, dass man nicht zwei linke Hände hat. der hat dann ein bisschen isoliert, und mit trockenen und da gab es dann auch mal eine nackige Dame, die Du hast auch damit geliebäugelt, Tierpfleger zu werden. befragt ihnzuBeruf undLeben, Lederhandschuhen haben wir dann die Drähte sich sonnte. Kurz,ja. Aber der nächste Zoowar 100 Kilometer weit Chefsund Kunden, Wiewar die Lehre? angeschlossen. AuszweiGründen haben wir das so weg. Unddamals hätte man natürlich auch gesagt: In den ersten 40 Wochen bist du mit Stromnoch gar gemacht: Einmal, weil man sonst hätte rumlaufen müssen An wenerinnerst du dich sonst noch? Tierpfleger,bist du noch ganz recht im Kopf? Politikund Gewerkschaften, nicht in Berührung gekommen. Daswar nur Schlosserei: und die Leute informieren, dass der Stromweg ist, das An einen Kabler,den ich in der Lehrekennengelernt habe. Stromund Vertrauen. Bohren, Fräsen, Bleche schneiden, als Handlanger vom wäreein Riesenaufwand gewesen. Unddann hat man auch Derwar der beste Kabler,den ich kannte. Ichsehe ihn Schon dein Vater,der Opa, war Starkstromelektriker. Gesellen. Da hast du halt geguckt, dass du zu einem Rücksicht genommen, dass die Leute den Stromnicht noch, wie er in seinem Kabelloch an der Verbindungsmuffe Er hat, wie ich dann später auch, Bereitschaftsdienst netten kommst, dann war das okay,hat auch Spaß abgeschaltet bekommen, wobei das früher,vor 40 Jahren, zwischen zwei Kabeln gesessen hat, wie ein Arzt im OP, gemacht, und deswegen hatten wir damals schon ein gemacht. Aber man hat viele Sachen machen müssen, die noch gar kein Problem war,hat kaum einer mitbekommen. der nur die wirklich wichtigen Sachen macht und den Rest Telefon. Er musste ja übers Wochenende erreichbar sein. nicht so spaßig waren. MitAsbest hatten wir viel zu tun, Wenn du heute mal unangemeldet den Stromfür fünf den Lehrling machen lässt. DerKabler hat noch mit seiner DasTelefon war sein Heiligtum. mussten die Zellen für Trafostationen flexen, da staubte Minuten abschaltest, dann hagelt es Beschwerden. Mutter zusammengelebt. Underwar ein Fresser und ein AT

der Asbest, vonwegen Schutzmaske oder so. PRIV Spieler,Pferde- und Fußballwetten. Kein Lehrling wollte Dasdurften du und deine Geschwister auch privat nutzen? Warum? zu dem. Derwar als Mensch unmöglich, aber ich bin mit Dashätte der Vater nie zugelassen. DerRespekt gegen- Ging es dir bei deiner Berufswahl auch darum, eine EILMES, Eine kleine Geschichte dazu, liegt schon 30 Jahrezurück: dem relativ gut klar gekommen, weil ich mich im Sport über dem Arbeitgeber war da viel zu groß. anspruchsvolle Arbeit zu haben? In einem Dorf musste der Stromabgeschaltet werden, gut ausgekannt habe. Er wollte immer vonmir wissen, wie

Nein, das habe ich damals noch nicht so im Blick gehabt. WOLFGANG hat keinen Menschen interessiert, nur wohnte da zufällig der und der Spieler gerade in Form ist. Bub, hat er gesagt,

Musstest du deinem Vater bei Arbeiten zur Hand gehen? Vorallem war mir nicht bewusst, was du mit Starkstrom FOTOS eine Berlinerin, deren Mann beruflich hierher gekommen Karl-HeinzFraschinMontur;obenseinAuffanggurt was meinst du? 88 ARBEIT ARBEIT 89

Flaschen Bier,und dann war die Sache gut. Heute geht getan. Hatder Bauer manchmal gar nicht mitgekriegt, war,eingebildet habe, da kommst du öfter nach Füssen, Zange einen Draht abzuzwicken. Undwenn sie dann eine das nicht mehr,weil du ja keinen Arbeitsauftrag dafür hast, hat den aber auch nicht gestört. Daswar schon ein in die Stadt, wo es den berühmten Eishockey-Verein gab, Riesenumschweife machen und saublöd daherschwätzen, UNTERSTROM und weil die Sicherheitsleute was dagegen haben. gewisses Vertrauensverhältnis zwischen den Elektrischen da dachte ich, da könnte ich vielleicht Fußfassen. War weil sie es nicht zugeben können. Diemag ich nicht so. und den Bewohnern. Ah, die Elektrischen sind wieder aber natürlich nur eine jugendliche Flause. Wiewar dein Chef? Welche Sicherheitsleute? im Dorf,hieß es dann, das war wie beim Kaminkehrer. Findest du es erbärmlich, wenn einer,der 15.000 Euro im DieBezirksmeister waren früher auf dem Dorf kleine Im Zuge der Umstrukturierung hat man eine eigene Warfür dich die Arbeit auch Selbstzweck? Monat verdient, einen Handwerker kommen lässt, damit der Abgötter,die kamen gleich nach dem Bürgermeister. Sicherheitsabteilung eingerichtet. Vonden Leuten Habt ihr eureFreiheiten manchmal auch überstrapaziert? Ganz sicher.Nie hätte ich mit einem Mann am Band ihm dann für 100 Euro in der Stunde eine Lampe anschließt? Mein langjähriger Chef,das war ein relativ feiner Mann, wurdest du kontrolliert, und wenn du die Anweisungen, Sicher hat es Leute gegeben, die ein bisschen überzogen tauschen wollen, obwohl der damals vielleicht 1000 Mark Dersoll ruhig diese 100 Euro bezahlen, aber er soll es tun, der hat immer seinen Anzug angehabt mit Krawatte und was Schutzkleidung, Absturzsicherung und so weiter haben. Aber der Großteil hat sich total mit der Firma iden- mehr verdient hat als ich. In den sechziger Jahren wollten ohne zu murren. war nur im Büro gehockt und hat die Firma repräsentiert, betrifft, nicht genau befolgt hast, dann sind die dir mit tifiziert. Heute ist das ein bisschen anders. Klar,die machen viele bauen, da stand das Materielle mehr im Vordergrund. hat vielleicht, wenn man das als Arbeit bezeichnen kann, Repressalien gekommen. Dazu kam, dass die PC-Arbeit ihren Job, die wollen ihn auch gut machen, aber dieses Fürmich wäredas aber ein Horror gewesen, immer in Hast du in deinem BerufjeHerablassung zu spüren schriftliche Arbeiten gemacht, und uns damals um immer mehr wurde. Unddann noch diese ständigen Sich-Kurzschließen mit der Firma, das gibt es nicht mehr. einer Fabrikhalle, nur die fünf Knöpfe jeden Tagbedienen, bekommen? sieben in der Früh an die Arbeitsstelle gefahren und dann Versetzungen, weil wieder irgendwo eine neue Abteilung ohne Kontakt zu Leuten, zur Landschaft, zu draußen. Früher,wenn man auf die Bank musste, Geld holen, da am Abend, um halb vier,vier wieder abgeholt. aufgemacht wurde, angeblich wegen der Effizienz. Und Inwieweit haben Aufstiegsmöglichkeiten für dich eine Rolle Fürmich war mein Jobeine Erfüllung, er war okay. gab es die Automaten noch nicht, und man ist im blauen immer mehr Fremdfirmen, weil es hieß: Dieniederen Karl-HeinzFraschmit Enkelkind gespielt? Arbeitsanzug schnell reingegangen. Da habe ich immer Wiewar er als Chef? Arbeiten machen wir nicht mehr.Meine Meinung und die Natürlich hat man mal gesagt, eine Lohnerhöhung wäre Spielt es für deine eigene Identität eine Rolle, dass du Arbeiter das Gefühl gehabt, dass man vonden Damen und Herren Er hatte einen übertriebenen Reinlichkeitsfimmel. Am vieler anderer älterer Mitarbeiter war,dass das alte System hast gewusst, wo der Schalter 7011 oder so ist, du hast auch nicht schlecht. Aber das stand nie im Vordergrund. warst? Bist du vielleicht sogar stolz darauf? da drin abschätzig beäugt wurde. Aber das hat sich auch Freitag habe ich immer die Straße draußen kehren müssen. gerade auch gegenüber der Kundschaft das besserewar. gewusst, dass der in der Viehweide vomBauer soundso Ichhabe mich in meinem Leben immer zu den Indianern gewandelt. UndArbeitsanzüge sehen ja mittlerweile ganz Ichhabe das nicht ungern gemacht. DerChef hat das Diese Rückmeldung kam auch vonden Leuten. ist. Dashast du im Kopf gehabt. Heute gibt es dafür Hättest du überhaupt aufsteigen können? gezählt, nie zu den Häuptlingen, wenn man das so sagen lustig aus, nicht mehr nach Sträflingseinheitsblau wie dann immer kontrolliertund dabei mit der Nachbarin Navigationssysteme. Damit findet der Monteur vielleicht Es gab die Möglichkeit, Bezirksmeister zu werden. Da kann. Ichhabe da aber nie ein Problem mit gehabt. früher,sondern fast wie Skianzüge. gesprochen. Dashat dem unwahrscheinlich gut gefallen. Wasmeinst du damit genau? den Schalter.Das Navi sagt ihm aber nicht, dass er,um hätte man aber auf die Meisterschule gehen müssen, und Gut, am Anfang hast du, wenn du mal einen hohen Undwenn dann Feierabend war,dann hat sich jeder auf Voreiniger Zeit war ich in meinem früheren Einsatzgebiet, an den Schalter zu kommen, über eine Weide muss, das wollte ich nicht. Außerdem mussten die Bezirksmeister Herren getroffen hast, vielleicht ein kleines bisschen Gibt es aus deiner Sicht so etwas wie eine Arbeiterklasse? sein Fahrrad gesetzt und ist zum Hofraus gefahren, die beim Verwandtschaftsbesuch. Da sagten die zu mir: auf der 50 Kühe stehen. alle 14 Tage Bereitschaftsdienst machen. Diehatten oft Berührungsängste gehabt, aber das braucht man Ichglaube, der Begriff ist auf die heutige Zeit nicht mehr meisten sind damals mit dem Fahrrad gekommen, und Beiuns im Dorf brennt schon eine Woche lang die nix anderes im Kopf als nur Arbeit. Daseinzige Hobby mittlerweile nicht mehr,auch, weil es da bei den hohen anwendbar.Das ist vorbei. Daswar noch so zu Rosa dem Chef,dem hat das gefallen, dass wir,die Arbeiter, Straßenbeleuchtung nicht mehr.Das zum Beispiel wäre Würdest du voneinem Vertrauensverhältnis zwischen euch meines früheren Chefs: Zinnsoldaten anmalen. Weil er das Leuten auf der anderen Seite der Gesellschaft ein gewisses Luxemburgs Zeiten. Ichhatte Kollegen, die haben einen mit dem Fahrrad den Hofverlassen, während er schon früher undenkbar gewesen. Da wäreein Anruf gekommen, und den Kunden sprechen? auch während des Bereitschaftsdienstes machen konnte. Umdenken gegeben hat. tollen S-Klasse-Mercedes gefahren. Warumauch nicht. einen Passat in der Garage hatte. In Wirklichkeit hatten zu mir als Bereitschaftsdienstler,und dann wäreich Aufdem Land draußen durften wir zum Beispiel in die Leute, die da rausgefahren sind, oft eigene Häuser,weil rausgefahren, egal, bei Wind und Wetter.Heute kommt Häuser,dawaren die Leute gar nicht daheim, da war Hast du mal über einen Berufswechsel nachgedacht? Hast du manchmal Genugtuung verspürt, wenn du einen Hast du je überlegt, in die Gewerkschaft einzutreten? sie aus der Landwirtschaft kamen und deshalb Grund und da vielleicht irgendein Monteur vonweit her,und der der Bauer auf dem Feld, da hast du gewusst, dass der In ganz jungen Jahren, da habe ich mal gewechselt, nur ein superschlauen Akademiker gesehen hast, der nicht in der Lage Ichwar in der Gewerkschaft. Kurzzeitig. Habe mich dann Boden hatten. Mitdem Fahrrad sind sie nur gekommen, kommt dann halt nicht am Samstagabend, sondern erst Haustürschlüssel unterm Ziegelstein oder unter der paar Tage, weil ich mit dem Chef ein bisschen Probleme war,eine Schraube in die Wand zu drehen? aber daran gestört, dass sie recht viel Geld genommen weil die Arbeit so nah war.Der Chef hingegen musste in am Dienstagmittag, weil es sich sonst nicht rechnet. Dachplatte am Stallfenster liegt. Da haben wir den hatte. Da habe ich mal kurzeine Woche lang Brot Ja,auch, gebe ich zu. Mirtun so Leute manchmal fast haben, ein Prozent des Bruttogehalts, meine ich. Der einer billigen Betriebswohnung zur Miete wohnen. Ichhatte damals das ganzeLeitungssystem im Kopf,du Schlüssel genommen, sind da rein, haben unsereArbeit ausgefahren, weil ich mir damals, so blauäugig, wie ich ein bisschen leid, wenn sie nicht mal fähig sind, mit der Opawar übrigens 45 Jahreinder Gewerkschaft, sein Vater war sogar Kommunist im Stadtrat, und dann haben Warerautoritär? die es nicht mal für nötig befunden, auf der Beerdigung Vondem, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, durfte einen Kranz niederzulegen. Ichkannte auch zwei, drei man nicht abweichen. Er hatte es mit dem Magen, davon vonder Arbeit, die waren Gewerkschafter,einer davon hing auch seine Gemütslage ab.Und wehe, du hast ihn ein Lastwagenfahrer,der hat immer erzählt, wenn er an einem schlechten Tagerwischt und hättest dann –um wieder bei der großen Tarifkommission war: super Essen, Gottes Willen! –gesagt, wenn er sich vorgestellt hat, man einwandfrei, und dabei hat er nur ab und an die Hand nimmt einen 13-Meter-Mast, da reicht auch ein Zwölf- in die Luft gestreckt. Fürmich ist das nichts. Ichwill aber Meter-Mast, da ist er dann fast durchgedreht. Hatsich betonen, dass ich nicht gegen die Gewerkschaften bin. dann aber wieder schnell gelegt, ihm ging es nur darum, Diemuss es geben. im Moment den Chefmaxezuspielen. 1968 warst du 18. Hast du mitbekommen, wie die Studenten Gabesauch mal Lob? versuchten, die Arbeiter zur Revolution zu bewegen? Nein, Lob hat es auch früher nie gegeben, nicht vom Einbisschen, ja. Ichhabe das aber nicht positiv gesehen. Chef,dakam nur Tadel. Istinder Arbeitswelt so.Lob und Denen ging es nicht wirklich um die Arbeiter,das waren Anerkennung haben wir aber vonden Kunden bekommen, Selbstdarsteller,meine ich. Außerdem war das oft nicht vonden Leuten draußen, wenn die gesehen haben, wie wir rechtens, was die gemacht haben, da hätte es andere auf den Dächern rumgeturnt sind. Möglichkeiten gegeben.

Wiesah ein normaler Arbeitstag aus? Findest du es sinnvoll, wenn Leute, die mit den Arbeitern Als wir da draußen waren, ich spreche jetzt vonden nichts zu tun haben, die große Revolution anzetteln wollen? Anfängen, da waren wir ganz frei und uns selbst Wirbrauchen keine große Revolution. Mansoll dafür überlassen. Wirmussten nur gucken, dass die Arbeit getan sorgen, dass die Arbeiter vondem Geld, das sie verdienen, wird, am Mittag sind wir dann zu einer Gastwirtschaft leben können und zufrieden sind. Mehr braucht es nicht. gelaufen, haben da gegessen, die Brote, die man sich mitgebracht hatte, und dazu zwei Halbe Bier getrunken. Unter den heutigen Politikerngibt es kaum mehr Arbeiter. Danach ist man wieder an die Arbeit gegangen. Findest du das schade? Daskann ich schlecht beurteilen. DerGeorg Leber sagt Washat sich im Lauf der Jahreverändert? dir vielleicht noch was, der war mal Verteidigungsminister, Früher,bis zur großen Umstrukturierung 2005, da gab es der war gelernter Maurer.Inder heutigen Zeit, mit den die Bezirksstelle mit zehn Leuten und dem besagten Chef. rechtlichen Dingen, mit den vielen Reden, die die Leute Einbisschen war das wie bei einer Fußballmannschaft. Der halten müssen, da vermute ich fast, dass es allein mit Chef ist in der Früh aus seinem Büro rausgekommen, wir Abendkursen nicht mehr geht, da brauchst du fast eine waren im Aufenthaltsraum gehockt, und dann hat jeder akademische Ausbildung. einen handschriftlichen Fresszettel vomChef bekommen: So,ihr macht heute das, ihr das. Große Zeitvorgaben gab Hast du es je als begrenzend empfunden, dass du nicht es nicht. Am Abend musste halt die Arbeit erledigt sein. studierthast? Eigentlich nie. Daseinzige, was ich bereue: Ichhätte gerne Undnach 2005? eine Fremdsprache gesprochen. Englisch zum Beispiel. DerEnergieversorger hat damals gemeint, man müsse jetzt Dasist aber das einzige. was tun, um auf dem geöffneten Strommarkt bestehen zu können. DieTruppe wurde damals neu aufgeteilt, in Leute, Jetzt bist du in Rente. Fehlt dir die Arbeit manchmal? die rausgingen, da war ich dabei, und solche, die nur Eigentlich nicht. Es ist gut, dass ich den Umbau beim im Büro rumsaßen und organisierten. Auch die Zeit der Haus vondeiner Schwester habe, und daheim läuft ja auch Fresszettel war vorbei, es gab jetzt Leistungsverzeichnisse immer irgendwas. Wenn ich mit dem Fahrrad oder mit und schriftliche Arbeitsaufträge mit strikten Zeitvorgaben, der Mama manchmal durch die Lande fahre, dann gucke die man minutiös abarbeiten musste. ich schon, was stromnetzmäßig so passiert. Ichkomme AT

PRIV auch noch öfter an dem Haus vorbei, wo ich vor35Jahren Washatte das für konkrete Folgen? im Winter mal vomDach gefallen bin. Vier,fünf Meter. Früher,wenn wir zum Beispiel die Hebebühne dabei EILMES, Wenn unten nicht zufällig ein Schneehaufen gewesen hatten, konnte es sein, dass wir bei einem Kunden, den wir wäre, hätte ich mir vielleicht das Kreuz gebrochen. Ich

kannten, schnell mal ein Spatzennest ausgenommen oder WOLFGANG habe die Arbeit also noch nicht komplett abgehakt, aber ich muss es nicht mehr haben. eine Dachplatte ausgewechselt haben. Da gab es dann zwei FOTOS 90 REISE REISE 91

ichnoch. Siespringt trotzdem.Als ihr Davide wähltdie Notfallnummer der Kopf an der Wasseroberflächeauftaucht, Bootsvermietungund vereinbart miteinem schaut siefastpanisch in unsere Richtung. schlaftrunkenen Griechen,dasserein DasMeertreibt sieweg.Paulerfasst die neuesDingi vorbeibringt. Zurück aufdem Lage schnell, springtins Wasser und Schiff, entschließe ichmich, insBettzu schwimmt zu ihr. gehen,und lege mich inmeine Kajüte nebenPaul, mitdem ichein Doppelbett AlssichTheseus unter Schwüren dazu teile.Die Luft iststickig,nacheiner halben bereiterklärte, bat sie Daidalos, ihr zu zeigen, Stunde wache ichwieder auf.Paulliegt wieman ausdem Labyrinthherauskomme. nichtmehrneben mir. Ichschnappemir mein Bettzeug undgeheanDeck, wo Paul Davide gehthintersSteuerund startet in einLeinentuchgewickeltvor sich hin- den Motor,umein Rettungsmanöver zu döst. Ichblickezum Himmel undsehedie VolleSegel:Auf der Fahrtvon Sounio nachMilos Daserste Frühstück: Kaffee undBrotfastwie fahren. Philippbereitet einSeilvor.Ich Milchstraße. Wunderschön!Alleindieser sorgtder Meltemifür eine steife Brise. daheim,dazuaberSonne undMeer schnappe mireinen Rettungsring und Momententschädigt fürall diePannen schwimme zu den beiden.Aus dem Augen- am ersten Tag. Dann geheich doch zurück winkel sehe ich, wieder Einmasterwendet in meine Kajüte. Auch in derÄgäis gibt es undPhilipp unsein Seil zuwirft, an dem Mücken. wiruns zumSchiffziehenkönnen. „Ihr seht,soschnell kanneineSituation auf In derNacht erreichteermit Ariadneund dem offenen Meer außerKontrolle gera- denKindern Naxos. Dort raubteDionysos ten“, sagt Davide. Dieheitere Anfangsstim- Ariadneaus Liebe zu ihr. mung istweg.Jetzt herrschen Ernsthaftig- keit –und Erleichterung. EinRuckreißt mich ausdem Schlaf. Eine RundeBierund GipsyKings „Fender montieren, sofort“, höreich Davide „LoMal YLoBien“ hellen dieStimmung schreien. Schnell renne ich hoch. Am Schiffs- schnellwieder auf.Weilder Wind nicht heck hängtein neuesDingi.Das Segel- mitspielt, schaffen wiresbis zurDunkel- schiffneben unshat sich beim Anker- heit nichtbis nachMilos undankernin lichten mitunserer Ketteverheddert. Auf einerBucht vonSounio, einerder südlichs- dem Schiff, dasder „Alexandria“ ähnelt, ten Städte desgriechischenFestlands.Die weht eine Flaggemit der Aufschrift „Bier- Bucht scheintbeliebt zu sein.Dutzende garten“. Deutsche Touristen montieren wie Segelboote liegenvor Anker. DieAnker- wirFenderander Reling,umeinen größe- lichter auf den Mastspitzen sorgen für blasse ren Schaden zu verhindern. Schatten,die sich aufdem Wasser spiegeln. Nichts wieweg.Davidebetätigtdie au- Vorsicht Kreuzer: EinTankerzwingtdie „Alexandria“ zu einemAusweichmanöver. Aufeinem Hügel liegteineTempelruine, tomatische Winde, dieden Ankerlichtet, diebeleuchtetist. undstartet den Motor.Die „Alexandria“ drehtabund verlässt dieBucht in Rich- Auf seinen Rathin gabsie Theseus einen tung Milos. DavidehältseinFunkgerätin Faden. Diesen befestigte er an derTür und derHandund verlangtvom anderen Schiff Einmal Athenund zurück:Der SegeltörnbeginntimHafen von Piräus.Allerdingsfehlt es an Wind,sodassder Motor angeworfen werden muss. ging hinein, indemerihn hintersichherzog. dieHandynummer desSkippers. Das Schiff, dasuns zu nahe gekommen ist, hat AufGoogleMapshaben einige Crew- aufder Backbordseiteeinen langen Kratzer mitglieder ein Restaurant ausfindig gemacht, verursacht. das via Beiboot, im Segeljargon „Dingi“ ge- Philippist heuteruhigerund bleicher nannt, angesteuertwird. DasDingi bietet alssonst. Am Morgenhat ersichüberge- Platzfür höchstensfünfPersonen, weshalb ben. Vermutlich eine leichteSeekrankheit. wir zweimal zum Restaurant fahren müssen. Daswaren wohl nächtlicheWellen. Wir Es gibt keinen Anlegeplatz, dafür kann man habengenügendWind, dieMessgeräte zei- Ausflugauf Milos: Die HafenstadtAdamasist bei Einknapper Meter:Die abgefischteÄgäis gibt mitdem Schlauchbootauf den Sandstrand geneineStärkevon 15 Knoten. Beidieser Touristen überausbeliebt. ausnahmsweiseeinen Gelbflossenthunfisch her. vorder Taverne fahren. Alswir denStranderreichen,springe ichins kniehohe Wasser,umdas Boot für dieanderen festzuhalten. Fürdie kommen- den Dingi-Fahrten werdeich zu meiner kurzen Hose besser kein frischgebügeltes Hemd undvor allemkeine Schuhe tragen. DasEssen schmeckt vorzüglich:Wir teilen unsSeebarsch,Hummerund Tintenfisch. Dazuschenkt unsder Küchenchef Haus- wein einund serviert griechischenSalat In den Urlaub nach ie Wellen peitschenauf den Bug seeausweises, machtden Skipperund ist Nach einemSicherheitsbriefing über- mitTomaten,Gurkenund Fetakäse. desEinmasters, dermühelos schonseiteinigenStunden aufder nimmt Philipp das Steuer,während Davide Um halb zwölfwollenwir zurück zum Ägypten? Oder in die durchdie Ägäisgleitet. Die 19 Meter langen„Alexandria“mit Forma- unserklärt,wie mandie Fender montiert, Schiff. Diezweiteböse Überraschung! Der D Außenbordmotor desDingisspringt nicht Türkei?Man überlegt Segel sind gespannt, diesalzige litäten beschäftigt, dieman sich wiebei eiförmige Vorrichtungen,die Stößegegen Luft blästder Mannschaft in den Nacken. einerWohnungsübergabevorstellenmuss. dieAußenwand desSchiffs durchandere an. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, es sich zweimal. Daher DievierMännerunterhalten sich hinter DieEigenschaften undMängeldes Boots Booteverhindernsollen. Wirwerfenden denZweitakter zumLaufenzubringen, einemder zwei Steuer, dievierFrauen werden gezeigtund notiert, der Füllstand Dieselmotoran, zumSegelnist der Wind überlegen wir, wasmehrSinn hat: die blühtGriechenlandauf. habensichzum Sonnenbaden aufdem desTanks unddie Elektronik überprüft. zu schwach, tuckernzweiStunden über NachtanLandzuverbringenoder zuretwa Eine gute Gelegenheit Vordeck versammelt. Eine Szenerie,die Zusammen mitden anderen schleppe ich daskönigsblaue Wasser,und halten dann 300Meter entfernten „Alexandria“ zu ichlange nurden oberen Zehntausend Lebensmittel und200 Liter Wasser auf an, weil wir uns endlich im Meer abkühlen schwimmen. DieStimmung, eigentlich füreinen Segeltrip. zuschrieb. Bismichein Freund voreinigen unserenEinmaster –der Vorratsollteeine wollen. Paul springtals erster,ich hinter- vomWeinangeheitert,verschlechtertsich, Monaten fragte,obich mitihm undsechs Wochefür unsere achtköpfige Mann- her. Wirschwimmen vonder „Alexandria“ währendwir diskutieren. Da erlöst unsein VonYannikPrimus anderen eine Rundeinder Ägäisdrehen schaft reichen.Die Routehaben wirim weg, währenddie anderen an Bord erst Italieneraus der Misere. Großzügig erklärt wollte. Natürlich wollte ich. voraus festgelegt. Fallsder Wind mitspielt, einmal nurdie Füße nebender Badeleiter er sich mitseinemKumpelbereit,unser wollen wiraneinem Stückbis nachMilos am Heck ins Wasser stecken. Dingimit seinem Schlauchbootzuunse- Da dasSchiffein schwarzesSegel hatte, segeln,ansonsten in Richtung Süden, so Nach etwa 30 Meternkehrenwir um rem Schiffzuziehen. Undsosetzensich trug Aigeus seinem Sohn Theseus auf, wenn weit es geht. Dann weiter nach Paros, undkämpfen plötzlichgegen eine Strö- unsere vier Frauen in ihrenkurzenKleid- er lebend zurückkehre, das Schiffmit einem Naxosund Mykonos. DerPlanwirdnicht mung an,die unsentgangen sein muss. chen zu den Italienern.Wir Männer neh- weißenSegel zu bespannen. aufgehen. Trotzdes Widerstandserreichen wir menimdefektenBeibootPlatz. schließlichdas Schiffund klettern er- Es istSamstagvormittag. Eine ange- AlsTheseus nunnachKreta kam, verliebte schöpft an Bord.Auf der Backbordseite Er traf denMinotaurosimhinterstenTeil nehmeBrise, gepaartmit heißem Sonnen- sich Ariadne, dieTochter desMinos,inihn. stehtMelina, diesichdochnochent- PRIMUS desLabyrinthsan, underschlug ihnmit NNIK

schein:Ferienstimmung. Mein Freund Undsie botihreHilfe an,wennersie als schlossenhat zu springen. „Passauf,die YA Fausthieben. Indemerden Fadenhintersich Relikt ausalten Schifffahrtszeiten: DerLeuchtturmauf Parosist heutevor allemnochein beliebtes Fotomotiv.

Davide,seitJahrenimBesitzeines Hoch- seineFrau mitnachAthen nehme. Strömung iststärker,als mandenkt“, rufe FOTOS herzog, gelangte er wieder hinaus. 92 REISE REISE 93

Windgeschwindigkeit kanndas Schiffbei einFischanbeißensollte–auf dem Wasser Müsste eigentlich Nicht- vollen Segelnmit biszuzwölf Kilometern aufschlagen und uns auf den Fang aufmerk- nur-Mai-Baumheißen. DiDiee in der Stunde über dieWellengleiten. sammachenwürde. Weil der Wind nicht Kameraden der Feuerwehrhr Davide drosselt den Motor undzeigt uns, so starkist, bleiben dieSegel aufgerollt, Vaterstetten rücken alle HeH rbst istKürbiszeit! Das wiewir dieSegel spannen können: Das undwir lassen den Motor laufen. Die paar Jahreaus,umden ReR zept für den Mikrowellen- Vorsegel,ein Rollgenua, spannen wir, Wahrscheinlichkeit,dassetwas anbeißt, ist Maibaumzuerneuern, kükürbis gibt’s hier gleich indemwir mitKurbeln dasTauwerkan- gering.Dazuist dieÄgäis zu starkabge- derzujeder Jahreszeit der dad zu: Kürbis halbieren, ziehen,das dieSegel aufzieht.Die Schoten fischt.DavideversuchtseitJahren, einen Witterungausgesetztist. entkernen, miteiner desGroßsegelskönnenwir mitelektro- Fischzufangen–angebissenhat noch kei- Zuletzthaben sie2013denn MMischung ausGorgonzola nischenWinden entspanntper Knopf- ner. Wirschließen Wetten ab,wie lang Baum gefällt,entrindet, uundFrischkäsefüllen druck anziehen. Währendsichdie Frauen unserFisch wohl sein wird.Das Höchst- Einesvon zwei Steuern:Oft verlässt sich dieCrew bemaltund geschmückt. uundfür zehn Minuten aufdem Vordeck sonnen,verschwinden gebotliegt bei50Zentimetern. aufden sich selbst korrigierenden Autopiloten. DasAufstellenwirddann in der Mikrowelle garen. Paul undich inder Küche, um einpaar ordentlichgefeiert. AAn Guadn! Cuba Libres zuzubereiten. In Trauer um Ariadnesegelte Theseus weiter, Wenigspäter nippen wirschon am vergaß aber, das Schiffmit weißenSegeln dritten Mixgetränk,einem eisgekühlten zu bespannen. Wodkamit Limetten,Kiwiund Tonic. Aufoffenem Meer erweist sich Alkohol Nach einigenStunden FahrtinKüsten- nichtnur alsErfrischung,sondernauchals nähe trauenwir unseren Augennicht:Die willkommeneAblenkungvom Wellen- Flascheschlägt wiewildauf der Wasser- gang.Nur unserSkipper,der dieVerant- Diakos, der ursprünglichaus Athen oberfläche auf. Philipps Freundin Claudia wortungfür dasSchiffträgt,verzichtetauf stammt.„Ichkannmichnicht beschweren, bereitet Schere undMesservor.Eskann Da hält nichtjeder Vatermit. Alkohol. seit einigenJahrenkommenimmer mehr nurvon Vorteilsein, dass sieTierärztinist. Grüße Deshalbsollteman dieKinder Cocktail-Stunde:Ein eiskalter CubaLibre auf Plötzlichhören wirlautesMotoren- Touristen“, sagt Diakos in gebrochenem Wirziehendie Schnur heranund sehenein erst einmal im Kletterwald demVordeck lenktauchvom Wellengang ab. geräusch auf der Backbordseite. Einriesiger Englisch.Amliebsten seienihm Kanadier Schimmern, dasoffensichtlichvon einem Vaterstetten absetzen,sodasssie Tanker,der uns, weiluns permanent der undAmerikaner–imGegensatz zu den großen Fischstammt. „Ein Gelbflossen- auf13Parcoursdie Baumwipfel Windumdie Ohren bläst, aufdem Vor- Italienern undFranzosen, diesichständig thunfisch, ich glaube es nicht“, ruft Davide. in biszusiebenMeternHöhe deck entgangenseinmuss, drohtunseren über dieangeblich zu hohenPreisebe- Philippund Paul holenden Fischmit aus erobernkönnen–und sich dannn Kurs zu kreuzen. DerRadar der „Alexandria“ schwerten. einemBootshakenanBord. ebenerdig in dieAlm setzen istseitAnbeginn der Reise ausgeschaltet, Wirankerndie „Alexandria“ inmitten DerGelbflossenthunfischhat eine undein Weißbier trinken. um Diesel fürden Generatorzusparen. vonLuxusyachten undfahren mitunserem Längevon knappeinem Meter.Davide Davide,der seit der Abfahrthinter dem DingianLand, um zu Abendzuessen. schnappt sich eine Kurbel undschlägt dem Steuer steht, hatden Tanker längst be- Milosbesteht (wie diemeisten griechischen Fischzweimal aufden Hinterkopf,bevor er merkt. Er korrigiert, ohne eine Mienezu Inseln) ausgrau-braunem Gesteinund mitder Schere dieAorta durchtrennt. verziehen,den Kurs etwasnachrechts. Seit wenigenGrünflachen. DieweißenHäuser Claudia entfernt dieInnereien. Am Ende seiner Kindheit segelt der Dreißigjährige mitblauen Dächernsindein hübscher bleiben etwa sechsKilogramm Filetstücke Wasein Sonnenuntergang:Und nachtsist doch wirklich dieMilchstraße zu sehen. aufEinmasternund kenntdie Ausweich- Kontrast.Das Städtchenmit seinen mehr übrig. Dasmüsstereichen. manöver.Wennein Tanker unseren Kurs als5000 Einwohnern istgerammelt voll Am Nachmittag kommen wirzueiner kreuzenmöchte, kanndas Schiffentweder mitTouristen. DiePreisesindlängstnicht kleinenBucht,die einGeheimtippder hinter oder voruns abbiegen.Ohnedass mehr so griechisch,wie sieeinstwaren. Superreichenzuseinscheint.Zwischen wirallzu starkvom Kurs abweichen,fährt Schönist es trotzdem,und wirentschlie- Segel-und Motoryachtenmit bezahlter Be- der Bolide vorunserem Bugvorbei. ßenuns nachein paar Drinks,nochin satzungsindwir –neben einemKatamaran einenClubzugehen. vonaustralischen Touristen –die einzigen Dionysosbrachte AriadnenachLemnos, Am nächsten Morgenfahrenwir weiter Chartersegler.Zur Feierdes Tagesgibtes vereinigte sich mitihr undzeugteThoas, in RichtungParos.Davidelässt eine dünne Spaghettimit Thunfischund eine Flasche AAuch wenn wirinBayernsind: Staphylos,Oinopion und Peparethos. Plastikschnur,anderen Ende einKöder Santorini.Bis spätindie Nachtgenießen EEs muss nichtimmer einObazda befestigtist,ins Wasser.Das andere Ende wirdie angenehmeBrise, dieüberdas mmitBrezn im Biergarten sein.Hier Am Mittag erreichen wirden Hafen befestigterneben einemder zwei Steuer. Deck zieht. Ganz in der Nähe liegtdie DieGemeindebei Münchenhat ihren iinn Vaterstetten gibt es vieleCafés – Aufder Rückfahrt: MitvollenSegelngehtes Adamas aufMilos.Wir schlendern in Unmittelbarnachdem Dingiist eine Pet- Segelyacht„Clan8“vor Anker. Jede Quer- kkeineBäckereiketten,sondern nach einerWoche vonKea zurück nach Athen. Cafésherum.Eines davongehörtYiannis flascheander Schnur befestigt,die –falls stange istbeleuchtet, alsmüsse dasSchiff Namenvom altbajuwarischen rriichtige Backstuben, in denen zeigen, dass es den längsten Mast hat. Geschlechtder Fater. Überhaupthält KKonditoren Kuchen undTorten noch Alswir aufwachen, liegtNebel über ssele bst machen,wie hier im Café dem türkisblauen Wasser,das derartklar maninVaterstetten Traditionenhoch. KKaffeeblüteimOrtsteilBaldham. ist, dass manauchbei einerTiefe vonzehn Metern den Boden erkennenkann. Wir VonJulia Anton erkunden mitunserem Dingidie Wasser- höhlender Bucht undziehenweiter zur InselIos, diewir spätnachtserreichen.Wir ergatterneinen Anlegeplatz, wo wiram nächsten MorgenWasserfür diesanitären Anlagenund unsere Kücheeinkaufen. Für Im Skatepark Vaterstetten machtschon 700Liter undStrom zahlen wirzehnEuro. dasZuschauen Spaß. Nach der Schule Dies istein weiterer Grund, weshalbessich undamWochenendeübenJugendliche lohnt,inGriechenlandseine Segelferien zu Stunts mitdem BMX-Radoder auf verbringen –ein Hafenplatzkostet andern- einemScooter.Wagemutigekönnen orts proNacht gut200 Euro. es selbst probieren: Helm,Schoner und MMuuttbbitte nicchhtvergessen.en. Aigeus sahvon derAkropolis ausdas Schiffmit schwarzemSegel,glaubte,dass Theseus umgekommen sei, stürztesich hinunter undstarb. Werrmmiitt dederr S-S-Bahn auaussMMünchhen kommt, soll sich nichtgleichwie in Diesmal segelnwir ohne eine Inselvisite Münchenfühlen. DieUnterführung weiter nachParos, eine Insel zwischen istdeshalb mitzehnverschiedenen Mykonos, Naxosund Milos. Dank ausge- Motiven gestaltet. Aber bittenicht prägtem Meltemi, dem ägäischenSommer- nurauf dieBilder starren!Auchauf wind,habenwir klareSicht undkommen dieRadfahrer achten –die fahren auchohneden Motor gutvorwärts. Unsere hier so schnellwie dieS-Bahn. letztenzweiTageverbringenwir mitder Rückfahrt undeinem AbstechernachKea, bevorwir Athenerreichen.Für dieSchiffs- Mahltleidernicht:Die Windmühlenreplik mieteund dasBenzinzahlenwir proPer- istein ehrenamtlichesGemeinschaftswerk sonetwas mehr als500 Euro.Der Urlaub örtlicherHandwerker undfeiert diePartner- istsogar füreineErkenntnisgut:Segelnist schaft mitder französischenGemeinde Sie istein Mädchenaus Piräus:Die 19 Meter lange„Alexandria“gehtvor Anker, im Hintergrundliegt die„Clan 8“. nichtnur fürSuperreiche. Allauch, wo dasOriginalsteht.Und jedesJahr wird einBesuchinFrankreichorganisiert. 94 REISE REISE 95

er Flughafen vonWhakatane siehtaus wieein meisten Passagiere,sagtEmeny,seien doch angenehm halber nuramWochenende“,sagtCraig Emeny, der für Glück. Malgehteineandere DC-3 kaputt,und siedarf McDonald’s ohne Rutsche. Die einenwürdenihn überrascht,dassdie Flugzeugegeräumigsindund dass es seine Verdienste um die Luftfahrtmit dem neuseeländischen sieersetzen. Malentscheidet einMünzwurf,dasssie wei- deshalbgernabreißen, dieanderenpreisen seineer- Snacks undKaffee gibt. Verdienstorden ausgezeichnetworden ist. „Wir wollen terlebendarf undnicht alsErsatzteillager endet. D frischendandereArchitektur.Fastwäreesohnehin DieConvair istgut fürkurze Start- undLandebahnen Geschäftskunden dieseÜberraschung ersparen.“Auch 2004,als der Königvon Tongasie nacheinigenEigen- egal gewesen. MitweltläufigerGroßstadtarchitektur ist geeignet,hat eine Druckkabine, kannvielmitnehmen und wennesfür vieleeineangenehme Überraschung wäre. tümerwechselnzusichnachFua’amotouholt, stehtsie CLUB in dem 15.000-Einwohner-Ort aufder Nordinsel Neusee- ist„dasschnellsteTurboprop-FlugzeuginNeuseeland“, DasFlugzeughat keineDruckkabine,daher kannes mehrere Jahreineinem Hangar.Während einesAufruhrs landssowieso kein Blumentopf zu gewinnen,ganzzu sagt CraigEmeny. Der zweieinhalbstündige Flug von nursehrniedrig fliegen. Unddochsinddie Passagiere er- wird sievon einemwütendenMob beinaheinBrand ge- schweigenvon den Flugzeugen,denndie flogen zwischen- Auckland nachWaitangiauf den Chatham-Inselnist der staunt,wie sanftessichdurch dieLuftbewegt–und wie setzt. AlsCraig Emenysie fürseinFluggeschäft in Tonga zeitlich garnicht mehr hierher.Früherlandetentäglich längsteInlandsflug Neuseelands. ZurConvair gesellen leiseesdabei ist. An Bord istandiesem Tagauchein Tou- zusammen mitdem Hangar kauft, istdie DC-3 in einem mehrere Beechcraft 1900Dvon AirNew Zealand, zwei- sich bald weitere Flugzeuge. Heutehat AirChathamseine rist ausEngland,der sich seit Monatenauf den Flug freute. miserablenZustand.Zusammenmit seinem Sohn streicht motorige Tu rboprops mit 19 Sitzen, die meist als Zubringer- der verrücktesten Flotten der Welt:Convair 580, Fairchild „Ich warinjedem Land der Welt,inKriegs- undKrisen- er sieneu,bautein System fürPassagieransagenein und flugzeugegenutzt werden.Vor einigenJahrenaberänderte Metroliner,Saab340 –und eben dieDouglas DC-3 aus gebieten,inder Antarktis–aberumeineDC-3zufliegen, Sitzeaus eineralten Boeing 737der NewZealand Natio- dienationale neuseeländische AirlineihreAusrichtung: dem Krieg. Zu CraigEmeny kamsie über Umwege.Er muss mansonst nachAfrikaund braucht viel Glückund nalAirways Corporation. „Und dann habenwir sieauf OF OLD Diekleinen Fliegerwurden abgeschafft unddurch größere besaßdamalsdie Lizenz,Flüge innerhalbdes Königreichs Kontakte.“ Dort wäre der Flug vermutlich noch aufregen- den Flugplan gesetzt“, sagt DuaneEmeny.Von 2010 an undeffizientere Modelleersetzt. Tongaauszuführen. Undals er dort einenHangarkaufte, der.Aberdas hier seiebeneinekomfortable Lösung.Die fliegt sieiminner-tongalesischenLinienverkehr.„Die In Whakataneund einigenweiteren Orten wurde es kaufte er dieDC-3gleichmit. Chathams nimmt er am nächsten Taggleichnochmit – Touristen kamen ausEuropaund AmerikanachTonga, plötzlichziemlicheinsamamFlughafen. „Das hatviele Um dasFlugzeugkümmert sich heuteseinSohn. „Ich siesindder letzte weiße Punktauf seiner Weltkarte. nurummit ihrzufliegen.“ Leutevor den Kopf gestoßen“, sagt der Pilot Duane habmicheigentlichnie fürs Fliegeninteressiert“, sagt An Bord gibt es Käse, Crackerund Trauben.Bei Seit dieEmenyssichaus Tongazurückgezogen haben Emeny. „Wennder Flag Carrier nichtmehrdeine Stadt DuaneEmeny mittypischem Understatement.„Aber als 300Stundenkilometernhörtman Jazz unddas sanfte undzurückgekehrtsindnachNeuseeland, fliegt die anfliegt,ist dasfür dieLeute schlecht undauchfürs ichdreioder vier Jahrealt war, sagteich zu jedem: Wenn Summen der Propeller. Fliegenist hier noch Handarbeit. DouglasDC-3regulär vonEndeOktober bisOstern, also LADIES Geschäft.“ Duanes Vater Craigfackelte nichtlange.Jetzt ichgroßbin,werde ichPilot.“ Schonals Kind sitzterbeim Hinter der Türzum Cockpit,die währenddes Flugsge- Fliegerfamilie:Craig undDuane Emeny dann,wenninNeuseelandSommerist. Klar,die DC-3 fliegt dieFamilie Emenyden OrtWhakatane vonAuck- Vater aufdem Schoß,wennder dieCessnaSkylinerfliegt. öffnet bleibt, hängteinePlakette: DouglasAircraftCom- verbraucht mehr,und siebenötigtAvgas,verbleites Flug- land ausan, werktags miteinem FairchildMetroliner, der Doch die500 Dollar,die ihmder Vater alsGuthabenin pany,Inc.Seriennummer: 33135. Baujahr: 1945. benzin.Aberder Sohn stehtzuseinem Versprechen, die Am anderenEndeder Welt 32 Jahrealt ist, am Wochenende miteiner DouglasDC-3; einemFliegerclubhinterlegt,nutzt er nie. Erst alsDuane DieFabrikinOklahomaCity, in der dieseDC-3 AirwaysCorporation, dem Vorläufer der heutigen Air alte Dame in der Luft zu halten.Während sein Vater auf sieist seit 72 Jahren im Dienst,ein Reliktaus Zeiten des Emenynachder High School seinen AbschlussinLuft- gebautwurde,ist eigens errichtetworden,umden Bedarf NewZealand,und wird aufden Namen „Powhaitere“ den Chathams lebt,kümmert Duanesichumdie Basis führen CraigEmenyund sein Zweiten Weltkriegs. fahrtander Massey-Universitätmacht,ist er endgültig an Kriegsflugzeugen fürden Zweiten Weltkriegzustillen. getauft –das istdie Maori-Bezeichnung fürden Spring- in Auckland. DieEmenyssindeineLuftfahrerfamilie.Esbeginnt überzeugt. Gleich im Anschlusslässt er sich aufden Flug- DieDC-3 –Länge: 19,66 Meter,Spannweite: 29,98 Meter, sittich, der zufälligerweise aufden Chatham-Inselnbehei- Vaterund Sohn genießenhohes Anseheninvielen Sohn Duane eine Airlinemit mitCliff Emeny, Jahrgang 1920.Mit 19 Jahren beginnter zeugtypenvon AirChathamsausbilden. Höhe:5,16Meter –war gutfür dasMilitär geeignet. Sie matetist.Jeder Flug istseither im Logbucheingetragen. Orten,die siewieder mitder Welt verbunden haben. Sie einerder verrücktesten–und seineKarriere alsKampffliegerfür dieBriten.Erist nicht Alsdie DC-3 (Registrierung: ZK-AWP)indie Flotte kannauf Schotterpisten unter 1000 Meternabheben und Mehr als49.900Flugstunden hatsie heutehinter sich, das führen einerfolgreiches kleinesFamilienunternehmen mit nurein herausragender Pilot,sondernmacht sich auch übergeht, sind dieVerhältnisseklar. „MeinVater kamzu mitihren zwei Doppelsternmotoren vomTyp Pratt& sind fünfeinhalbJahre in derLuft. 35 Mitarbeitern. UndAir Chathams istprofitabel. Duane ältesten –Flotten der Welt. einenNamen alsBordschütze undRadarbeobachter.In mirund sagte: Ichwill,dassdie in der Luft bleibtund WhitneyR-1830-92 mitjeweils 1200 PS biszudrei Im Jahr 1963 bekommt siegrößere Fenster fürdie Emenyhat dieAusdauer undWillensstärkeseinesVaters Burma wird er 1944 vonden Japanern in Kriegsgefangen- nichtwie alle anderenimMuseumlandet.“Das istnun der Tonnen transportieren. Am 21.April 1945,als dieRote Kabine,eineHeizung undbessere Schalldämmung. Die geerbt. Ihre Convairs wollen sieinvier, fünf Jahren aus- VonFlorian Siebeck schaft genommen. CliffEmeny stirbt im Jahr 2000,aber Jobdes Sohns. Schondamalsleiteteerdie Geschickeder ArmeeinBerlineinfällt, machtsichdie DC-3 aufden DC-3 istdanachein „Skyliner“.Später wird sieinWest- flotten.„Wirsuchenabernochnach einemgeeigneten Kerosinfließtauchinden AdernseinerKinder.SeinSohn AirlineinTonga,während der Vater aufden Chathams Wegvon Oklahoma nachHamiltoninNeuseeland. Weni- samoa stationiert, einpaarJahre darauf streut sieDünger Ersatzflugzeug“, sagt CraigEmeny.Wenndie Chathams Brett wird Hubschrauberpilot, sein Sohn CraigFlug- lebte. Alsder Königvon Tongaein Flugzeug ausChina be- ge Wochen spätertritt sieinden Dienst der neuseelän- über Felder in verschiedenen Teilen Neuseelands. Alssie eine längere Landebahn bekommen(bisjetzt istsie nur zeugingenieur undspäterPilot.Zunächstfliegtervon den kommtund nunselbst eine Airlineaufbauen will,ziehen dischenLuftwaffe. Da istder Kriegsogut wievorbei. im Mai1985, vier Jahrzehnte nachIndienststellung und 1400 Meter lang), kaufen Vater undSohnvielleichtbald Chathams,der Inselgruppe zweieinhalbFlugstunden öst- sich dieEmenyszurück. DieDC-3nehmensie mit, Equip- Nach Kriegsende wird dieDC-3inJapan stationiert nach6722Düngestunden,inden Ruhestandgeht, wird eine Boeing 737. Darinkönnteman immerhin einDrittel lich vonAuckland, miteiner Cessna Skymaster aufdie Pitt ment undIngenieurekommeninConvairsnach. undfliegtneuseeländische Soldaten in dieHeimatzurück. sieanClassic AirServices verkauft.Und einJahrspäter der Bewohner der Chatham-Inselntransportieren. Und Islands. 1984 gründet er Air Chathams, um Flüge zwischen DerPrototypder DC-3,deren Militärausführungin Anschließend wirftsie vonSingapuraus Hilfsgüter im gehtsie wieder in dieLuft–als Postflugzeug,bis 1993.Sie eine Saab,wenneineauf den Marktkommt.Die DC-3 Auckland undden Chatham-Inselnaufzunehmen. Deutschlandauchals „Rosinenbomber“ bekannt ist, ging malaysischen Guerrillakriegab. 1952 wird sieinden istschon oftinRentegegangenund standschon mehr als behalten sie, natürlich.Die alte Dame istlängstTeilihrer CraigEmeny beweist frühseine Geschäftstüchtigkeit. 1935 zumersten Malindie Luft,32Jahre nachdem ersten zivilen Luftverkehrüberstellt, zurNew ZealandNational einmal davor, verschrottetzuwerden. Aber immerhat sie Familiegeworden. Er sieht, dass es aufden Chathams vieleLangusten gibt. Motorflug der Brüder Wright.Heute istesdas älteste Bisdahin wurden siegefrorenund dann mitdem Schiff Flugzeug im Liniendienst.Die DC-3 wardamalseine aufdie HauptinselnNeuseelands gebracht.Craig Emeny Sensation: Siehatte einEinziehfahrwerk,lag gutinder kaufteineConvair 580und fliegt siefangfrisch.Soschafft Luft undwar erstaunlichbeweglich.Sie konnte Passagiere er einenneuen Markt. Mittlerweile fliegt AirChathams transportieren oder Fracht,sie setzte Fallschirmspringer mehr als400 Tonnen Langusten jedesJahr, außerdem ab,zog militärische Gleitflugzeuge oder streute Dünger Seeohren,Seeigel, Dorscheund Zackenbarsche.Für die aufFelder.Mit 16.079 Exemplaren istsie noch heute Convairentscheidet er sich,weilsie einengroßenFracht- dasamhäufigsten produzierteVerkehrsflugzeug der Welt. raum hat, aber auchPassagieretransportierenkann: „Das ZumVergleich:Von derBoeing737 gibt es gerade einmal istdie besteWahlfür unsere Bedürfnisse.“ 9659 Stück. Denn AirChathamsist auchfür die650 Bewohner der Heutewirddie DC-3 kaum noch im Passagierverkehr Inselnverantwortlich, fliegt fürKrankenhaus undPolizei eingesetzt –schon garnicht aufLinie. BuffaloAirways –und manchmal auchTouristen;sobegrüßtedie deutsche fliegt siehochobeninden kanadischen Nordwest-Terri- TheologinMargotKäßmann aufden Chathams alseine torien,Air Chathams vonAucklandnachWhakatane, der ersten dasneueJahr. DieConvairssindalt,aberdie dorthin, wo der kuriose Flughafen steht. „Abersicherheits- KING JOHN

THAMS, Classic Macassar –Black Edition CHA

AIR Schreibgeräte mit robuster Beschichtung ausTitan und einem TOS

In Deutschlandals „Rosinenbomber“bekannt:InNeuseelandkannman mitder DC-3 wirklich noch alsLinienflugzeug fliegen. O kannelierten Schaft ausausdrucksstark gemasertem Holz. F Erhältlich in unseren Boutiquen sowie beim gut sortierten Fachhändler. www.graf-von-faber-castell.de 96 DESIGN

In derGeburtsstadtdes Zeichners ahrscheinlichhätte sich ErichOhser Erich OhserregelnbaldAmpeln über dieganze Sacheersteinmallustigge- macht, vielleicht auch gleich eine Karikatur mitMotiven von„Vaterund Sohn“ gezeichnet. WiesichBeamteüberPläne beugen,die Stirnrunzeln,tiefeinatmenund ausatmen, den Fußgängerverkehr. um dann noch einmal ganz genauinden Vorschriften für Lichtzeichenanlagenzublättern. So heißen Ampelnjaauf VonStefan Locke Amtsdeutsch. Alssichdannaberauchnach nochmaliger Prüfungnichtsfinden ließ,umeineGenehmigung zu ver- sagen, setzte der Vorgesetzteauf dasPapiereinen grünen Hakenund erteilteeineAusnahmegenehmigung.Damit fuhr neulichder sächsische Verkehrsminister Martin Dulig(SPD) vonDresden nachPlauen,umder Stadtim Vogtland persönlich diefrohe Botschaft zu überbringen: Plauen darf an ausgewählten Fußgängerampelndie her- kömmlichen Ampelmännchendurch Vater-und-Sohn- Figuren ErichOhsersersetzen. Diekleinen ZeichnungenohneText, diemeist wenige Bilder umfassen,waren beieinem Millionenpublikumbe- liebtund sind weitüberDeutschland hinaus bekannt.Ein untersetzter,kahlköpfigerVater,der stetsliebevoll besorgt ist, meistertgemeinsam mitseinemSohnAlltagsabenteuer undfindetoft komische Lösungen.Gut 160Mal durfte Ohserinden dreißigerJahrenseine beiden Helden in der auflagenstarken„Berliner Illustrirten“auftreten lassen, allerdings nurunter Pseudonym. In der Weimarer Republik hatteerpolitischeKarika- turen unter anderem im SPD-Organ„Vorwärts“publiziert undhäufigauchnochHitlerund Goebbelskarikiert.Das Derechte Vater:Erich OhserimJahr1943 botsichdamalsan, hattejedochzur Folge, dass Erich BeiRot bleibesteh’n: Die Ohser1933die Aufnahme in dieReichskulturkammer der im Auftragder Stadtauchschon Stadtmöbel wie Entwürfe fürdie Ampelmännchen zeigenden Vater alsFußgänger verwehrtwurde,was einemBerufsverbot gleichkam. Zum Stromkästen mit„Vater undSohn“-Motiven schmückte. undden Sohn alsRadfahrer. Arbeiten brauchte er fortan Ausnahmegenehmigungen, Ohser, der mitErich Kästnerbefreundetwar undfür underzeichnete als„e.o.plauen“ weiter.Der erzwungene dessen GedichtbändeIllustrationenanfertigte, wurde Künstlername setzte sich ausseinenInitialen undseiner 1944 alsRegimegegnerdenunziert. Wenigspäter nahm er HeimatstadtPlauen zusammen –und wurde fortan zu sich mit41JahreninGestapo-Haft dasLeben.Seine Frau seinem Markenzeichen. undseinSohnüberlebtenden KrieginEngland.Der Sohn In Plauen wird ErichOhser schonlange verehrt:Eine kamnachdem Mauerfall nachPlauen undvermachte der Straße,eineBerufsschuleund einKarikaturistenpreissind Stadt1400Zeichnungen seines Vaters. Siesinddie Grund- BRETSCHNEIDER

nachdem wohl bekanntesten Sohn der Stadtbenannt.Die lage der e.o.plauen-Stiftungund einesMuseums. ANDRÉ Idee mitder Ampelentstandnacheinem Berichtinder Selbstverständlichhatte auchder Sohn wieder einen Lokalzeitung, erzähltRalfOberdorfer,der Oberbürger- Sohn,und dieser hatsogar zwei Söhne. OpasZeichnun- meister.Geschenkt,dassdafür so viel Papierkram nötig gensindbei FamilieOhser in jederHinsichtProgramm. WEIN VONHELDEN war. „Vaterund Sohn unde.o.plauen stehen fürPlauen wie DerEnkel unddie Urenkel lebeninden Vereinigten Staa- dieMainzelmännchen fürMainz. Ichfreue mich,dassdie ten,sindaberder StadtPlauen engverbunden. Ob der ENTWURFSZEICHNUNGEN Steile Hänge, karge Schieferböden und kühles Klima: An Mosel, Saar und Ruwer treffen Reben und beiden künftiganPlauener Ampeln leuchten werden“, Vater undseine Söhnezur Einweihung dergleichnamigen Winzer auf extremes Terroir.Nichts für schwache Nerven. UnsereWinzerhelden erschaffen hier einzigartige Weine. sagt derFDP-Politiker.Für deneigensaus Dresden ange- Ampelnins Vogtland reisen werden,steht noch nichtfest. reisten Minister sind „Vater undSohn“ zusammen „ein- Im Fall desFallesabergiltdannauchfür sie: BeiRot bleibe .O.PLAUEN-STIFTUNG,

fach unschlagbar“.Dulig,Vater vonsechs Kindern, weiß, steh’n,bei Grün kannst du geh’n.Ausnahmegenehmigun- ,E

wovonerspricht.Die Vorlagen fürAmpelväterchenund genfür Prominente siehtdie deutscheStraßenverkehrs- LAIF TOS O

Ampelsöhnchen gestalteteder MalerAndré Bretschneider, ordnungjedenfallsnicht vor. F Mosel ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) der Europäischen Union. Entlang der Mosel von Frankreich bis nach Koblenz sowie an Saar und Ruwer werden zu 90% weiße Rebsorten angebaut, vor allem Riesling. Die Festlegung der Reifegrade, die Methoden der Weinbereitung und die sensorische Prüfung der Weine aus der gU Mosel unterliegen dem Reglement der EU und sind zugleich Ausdruck der Weinkultur der Mosel. WeitereInformationen unter www.gu-mosel.de 98 KUNSTMARKT KUNSTMARKT 99

rnennt ihnnicht Papa,er „LetterstoaYoung Painter“, „Degas and LucasZwirner ist1,95Meter groß,hat 1993 warEröffnung derGalerie.Später dieinden vergangenen Jahren immer grö- redetauchnicht vonsei- His Model“ vonAlice Michel,„Chardin wasserblaue Augenund trägtandiesem hörteder JungedeutscheKinderkassetten ßergeworden sind.„Natürlich istdas ein nemVater.WennLucas andRembrandt“von Marcel Proust.Die Tagein nichtgeradeperfekt gebügeltes rauf und runter,„DasSams“, „Die drei ???“, großer kapitalistischerMoment, in dem Zwirnermit seinem Vater Bändesindmal in Rosa eingeschlagen, hellblauesHemdzuJeans undChelsea- „TKKG“.„Daswar sozusagendeutsch pur wirdageradestecken“, sagt Zwirner. „Und DavidZwirner spricht, malinDunkelblau,der Anfang einer Boots. Er hatsicheinen so niedrigenStuhl vonanderen Kindern. Ichgingdamit sehr damitverbunden istdaauchdiese Neu- dann sagt er David. Er sagt Artzweiter EditionSuhrkamp, dieschon herangezogen, dass es biszum Asphaltder obsessiv um, jedenAbend eine Stunde,von gierde:Was könnte funktionieren? Welche E dasnicht einfachso, und bereitsteht. „Genau“, ruft LucasZwirner. Straße nichtweitist.Erwohnt nichtin vier biszehnJahren.“ Fragen sollte mansichstellen? Sollte man er hatdarin bisjetzt keine „SuhrkampinAmerika!Soetwas gibt es Chelsea, sondernander Bowery, zwischen Nachdem Herr Taschenbierund Justus dieses oder jenes nichtandersmachen?“ großeSache gesehen. „Ich dachte immer, hier nicht, einTaschenbuch kanndoch Grandund Hester Street, in Chinatown, Jonasdas Loft in Soho über Jahrebe- Daskritische Selbstbewusstsein seieine dasist bestimmt etwasDeutsches,den auchschön aussehen.“ wo sich immermehrkleinereGalerienan- herrschthatten,zog dieFamilie um,in Gemeinsamkeit vonVaterund Sohn. Vater nichtPapazunennen“, sagt Lucas Merchandisingmit intellektuellem siedeln. „Das wird gerade zumProblem. Es einStadthaus im East Village. „Als H&M LucasZwirner stiegnicht sofort nach Zwirner.„In Amerika nennt ja kein Mensch Anspruch –das passtzur Kunstwelt,inder gab schon ein Treffen zwischen Galerien in Soho ankam, waren wirschon weg.“Es demStudium in dieGalerie seines Vaters seineElternbeimVornamen.“ trotzder politischenund wirtschaftlichen undden Chinesen,die dort wohnen,weil wardie Zeit,als es finanziell besser ging. ein. Er arbeiteteals Englischlehrerin LucasZwirner,26Jahre alt, Sohn von Krisen aufder Welt noch immer Gold- die Immobilienpreise so steigen.“ Selbst die „Abereigentlichhatte dasmit Geld nicht Harlem,„14,15Stunden Arbeit am Tag.“ Monica undDavid Zwirner, in NewYork gräberstimmung herrscht. „Ich habe überlegt, Kleinenhaben heutedas finanzielleRüst- viel zu tun,David istkeinextravaganter Dann ging er nachLos Angeles. Jason geborenund aufgewachsen,spricht ein wasinteressantwärefür dieersten Bände“, zeug,umdie Gegendzugentrifizieren. Typ“,sagtLucas Zwirnerund ergänzt, mit Rhoadeswar 2006 gestorben,der Künst- Deutsch, alskämeeraus Köln.Das istdie sagt LucasZwirner.„So kamich aufzwei „Aberandererseits: Ichweißnicht,obsich Blickauf den vonder deutschen Architek- ler, mitdem Zwirnerals Kind so oftgetobt HeimatstadtseinesVaters, dessen Vater ersteTexte.Der eineist vonmeinemehe- da wirklich eine Szenebilden wird.Das tinAnnabelleSelldorfentworfenen Neu- hatte. Dem Zweiundzwanzigjährigenwar wiederum einlegendärerKunsthändlerist: maligenProfessor in Yale,der andere von werden erst dienächstenfünfJahre zei- bau nebenan: „Die Galeriemussschön darangelegen,dessenLeben in einem Rudolf Zwirnerwar 1967 Mitbegründer einergroßartigenÜbersetzerinaus Jerusa- gen.“ sein,ja. Aber dabeisteht dieKunst im Buchgerecht zu werden. Er sprachmit desKölnerKunstmarkts,der späteren Art lem. Siehat gerade den ganz frühen Essay Lucas Zwirners Wohnung liegt also nicht Mittelpunkt. DieFassade muss gutaus- anderen Künstlern, mitKuratoren,mit , der ersten Messefür zeitgenössi- vonProustnochmal übersetzt, toll!“ weit entfernt vonder Gegend, wo er auf- sehen, undesmussvielRaummit Licht Rhoades’ ehemaliger Kunstlehrerin.Als sche Kunstüberhaupt. Undder Vater des DieIdee mit dem Verlag ist eine der gewachsen ist. David Zwirners erste Galerie geben.“Esgehenicht darum,ein Mahn- Zwirnerdas Buchabgeschlossen hatte, war Großvaters,EberhardZwirner,war schon Überraschungen, wenn man sich mit Lucas war in Soho, damals, als es noch nicht so malzuschaffen oder alsPlatzhirsch dazu- er bereit. Er kamnachNew York zurück Akademiker,„undein formellerMann“. Zwirner zusammensetzt, um über sein aussah wie eine Shopping-Mall. „Das war stehen. Es istdas Image,intellektuell, undfinginder Galeriean. DerMediziner war ein Pionier der Quan- Leben zu sprechen. Warumsollte sich ein sehr besonders. Es ging unkonventionell geerdet, deutsch,mit dem sich David So gesehen isteskeinZufall, dass titativen Linguistik,zuletzt biszuseiner kluger junger Mann, der in Yale Literatur zu, obwohl wir zugleich als Familie sehr Zwirnerbewusst vonseinemKonkurren- LucasZwirner dasVerlagshaus übernom- EmeritierungimJahr1969Inhaber des und Philosophie studierthat und gerade eng waren.“ DieEltern kannten sich schon ten Larry Gagosian unterscheidet. menhat,das zurGalerie seines Vaters Lehrstuhls fürPhonetik undPhonologie 26 Jahrealt ist, ausgerechnet für Papier seit der High School. David Zwirner hatte Aber wieman es drehtund wendet: gehört. Bücherwaren schonimmer sein an der UniversitätKöln. FürseinenSohn interessieren? Draußen haben sie an diesem als Jugendlicher mit seinem Vater kurzin Stattder dreistöckigenParkgaragesteht an Thema. So wieseinVater damals tagsüber Rudolf hieß er immer Eberhard. UndRu- sonnigen Tagein Schild aufgestellt, „Pop- NewYorkgelebt, in einem Loft in Soho. dieser Stelle an der20. Straße nunein Musikander NewYorkUniversity dolf istfür seinen Sohn Davidnur Rudolf. Up-Shop“, schwarzauf weiß. „Ich möchte Als er Jahrespäter wieder in der Stadt war, fünfstöckigerKomplex, eine echteAnsage. studierteund abends auftrat, eheersich KUNST So musste also Davidfür Lucaseinfach diese Texte, die hoch interessant sind, auch traf er Monica Seeman zufällig auf der DiegroßenGalerienwerdenseitder doch fürdie BrancheseinesVaters Rudolf nurDavid sein.„Aber meine Mutter hasst für jüngereLeser attraktiv machen. So ein Straße. DerRest ist Geschichte. DasPaar Finanzkrise immermächtiger. Siehedas entschied. es,wennich sieMonicanenne“, sagt Lucas Buch in Pink sieht doch gut aus.“ lebte fortan mit Lucas sowie den zwei Kunstunternehmen vonDavid Zwirner, Nach seinem zweiten Jahr in Yale ver- Zwirner undlacht. „Ich versuche dann, DerSatz könnte im Gegensatz zur Lite- jüngeren Töchtern am Broadway zwischen der seit fünf Jahren aucheineDependance brachte Lucas Zwirner den Sommer nicht Mama zu sagen.“ ratur stehen, die sich so wenig um Ober- Prince und Spring Street, also wieder in in London unterhältund 2018 eine in etwa dort, wo es entspannt zuging, oder DasFamilienritual, das sich durch den flächlichkeiten schert. „Natürlich sollte der Soho.Die Künstler waren ständige Haus- Hongkongeröffnenwird, sieheauchdie in einem Praktikum, sondern an seinem Stammbaum zieht und also mindestens auf Inhalt wichtig sein, und diese Ideen, die gäste. „Geld war nicht so viel da. Deshalb Gagosian Galleryund diePaceGallery, Schreibtisch. DerAchtzehnjährige hatte sich den Urgroßvater Anfang des 20. Jahrhun- man innerhalb vonein, zwei Stunden gele- lebte Jason Rhoades bei uns, Franz West, vorgenommen, „Momo“von MichaelEnde derts zurückgeht, kommt ihnen nun gerade sen hat, sind hochinteressant. Aber Style ist LucTuymans. Aber Jason mochte Kinder ins Englische neu zu übersetzen. „Mein recht. Denn Lucas Zwirner ist jetzt Mit- in unserer Welt eben nicht mehr wegzu- ganz besonders und hatte keine eigenen. Vater hatte mir das als Kind vorgelesen, arbeiter seines Vaters und nennt ihn ein- denken.“ FürInhalt braucht es heute kein Mitihm konnte man richtig toben.“ später habe ich es allein gelesen.“ Im Som- fach so wie jeder andereinder NewYorker bedrucktes Papier mehr.Esgeht um das Mitdem 50cc Dirt Bike, einem Motor- mer 2010 machte er sich an die Arbeit. UND Galerie auch. DerVorname ersetzt schließ- Gefühl, das ein Buch transportiert. Ein rad, das der Künstler ihm geschenkt hatte, „Einen Monat nur übersetzen, im zweiten lich in den Vereinigten Staaten selbst in der Gefühl, das nach seinen Worten auch dann heizte Lucas als Dreizehnjähriger einen das Manuskript überarbeiten, acht bis zehn höflichen Ansprache den förmlich klingen- noch Bestand hat, wenn die Blicke vor- Sommer lang über Long Island. Derjapa- Stunden proTag, sechs Tage die Woche, den Nachnamen. nehmlich auf kleinen Bildschirmen haften, nische Künstler Yutaka Sone interessierte einen TagRuhe.“ Langeweile? „Das Über- David Zwirner ist einer der wichtigsten vielleicht gerade dann. „Dieser ganzeKindle- sich für ferngesteuerte Autos. „Es gab da setzen kann sehr langweilig sein, klar.Aber Galeristen der Welt. Aufden Power-Listen Hype ist doch schon wieder weg.“ diese Modelle aus , die so laut waren man wirdstilistisch als Schreiber stärker. der Szene steht er für gewöhnlich an Num- Lucas Zwirner gehörtindieser Hinsicht wie ein Rasenmäher –und schnell, 50 Stun- Füreine gute englische Übersetzung muss mer zwei, hinter dem Amerikaner Larry kaum zur mittlerweile rundum erforschten denkilometer.Die brachte er uns mit, und man richtig gut Englisch schreiben kön- Gagosian. Underhat eben diesen Sohn. Generation Y, er ist ja noch nicht einmal mit denen sind wir dann über die Flure nen.“ McSweeney’s verlegte es schließlich. Lucas macht im Unternehmen nicht das, auf Facebook. Streng genommen ist er über- gefahren, bis sich die Nachbarn beschwert EinManuskript für einen Roman hat er was andereschon lange können. MitDavid haupt nicht in sozialen Netzwerken unter- haben.“ ebenfalls noch in der Schublade, seit vier GUNST Zwirner Books, einem eigenen Verlag, will wegs. „Dabin ich nie angekommen. Mein Typischdeutsch ging es beiden Zwir- Jahren. „Eine Figur ist darin auf der Suche er die MarkeZwirner erweitern. Leben ist erfüllt genug. Gut, vielleicht ners trotzdem oftgenug zu: „Wir haben nach einer anderen, es geht quer durch Ausgerechnet einVerlag,David Zwir- hatte ich auch Glück: Ichmuss mich nicht immer zusammen gegessen.Meine Freun- Amerika. Aber diese Vorstellung, den gan- nerBooks,indigitalen Zeiten wiediesen. mehr selbst promoten, hier habe ich ja de fanden dasvölligverrückt.“Deutsch zenTag isoliertzusein und vormich hinzu- DavidZwirner gehörtzuden großen Galeristen. Es gehtumKataloge, Monographien, schon eine Plattform.“ Er schaut sich in sprach Lucasvon Beginn.„Alsich ein, schreiben –das war nichts für mich.“ Sein Sohn könnte ihmhelfen,nochwichtiger zu werden. Kurzgeschichten,die sich Sammlerkaufen dem kleinen Buchladen direkt neben der zwei Jahrealt war, hatmeine Mutter DeshalbarbeiteteLucas Zwirnerals können,die noch nichtdas Geld zum Blockbuster-Galerie seines Vaters um, fünf gearbeitet, undDavid hatseine Galerie Lehrer in Harlem,gingnachL.A.und ist Eine Begegnung mitLucas Zwirner in NewYork. richtigenSammeln haben. High-End- Etagen an der 20. Straße in Chelsea. Eine geplant. Wirwaren dieses Jahr über die jetztauf dem bestenWeg,der Verleger im Junger Mann damals,jungerMannheute: Unser Souvenirs sozusagen, kleine Taschenbücher Nebenstraße weiter Downtown sind es noch ganze Zeit zusammen. Deshalbhat es mit Fotograf porträtierte 1994 DavidZwirner und HauseseinesVaterszuwerden. „Ich wollte VonJenniferWiebking, FotosTobiasEverke wiezum Beispiel Rainer MariaRilkes einmal drei Ausstellungsflächen. Deutschvon Anfang an so gutgeklappt.“ 23 Jahrespäter seinen Sohn Lucas (links). ausmeinemKopfraus.“ 100 WERKSTATT

SIEH MALAN

Mehrfacher Gewinner des TIPA-Awards „Das beste Fotolabor der Welt“ Ausgezeichnet vonden Chefredakteuren 28 internationaler Fotografie-Magazine

HÄNGEPARTIE Die Kids zurKitaoderden Hund mitdem Fahrradanhängerins Grünekutschieren, daskannjeder. Unddie nichtaufsFahrrad passende KisteWasserist genausovon gestern wiedie längst zumNormalfall gewordeneCampingausrüstung mit demSonnenkraftwerk der Kollekto- renauf demHängerdach. Weraber mehr Länge ins Rollen bringenwill alsjedes Lastenrad packt, findet allesNötige beiHinterher in München: nichtnur puristisch- einachsige Tragflächenfür die offeneHolzkiste oder einen abschließbarenAlukasten,sondern etwa auch TrailerfürsPaddelboot oder dasSurfbrett. (py.)

mer tü nd rr a d I hl tsc un eu en , D ng in eru erl nd B Ä 87 e, 05 ht 1 ec 2,

e R tz ll Pla . A

Durchdickund Düne:Die FragenachSinn undZweck einessolchen Gefährts verläuft beim Side-by-Side-Quad im Sande. FLUGSCHAU r- en te

Drohnen, Bilderkennungs- st eu ko algorithmenund maschinelles -R st nd rn Lernen sorgendafür,dasssichdie sa , E er

Population der Giraffen und V bH l. m

Gazellen in der Kalahari,die sich zg e , z ff O G über weiteTeile Botswanas, t. ie NS wS Südafrikas undNamibiaserstreckt, ib VE

NUREIN SPASS M leichterüberwachenlässt. Nutzten y V A kl. b n. ts dieWildhüter bislangHubschrauber, in te ec se al übernehmen nunDrohnen die bj Mitdem Yamaha-QuadYMZ1000R/SE lässt sich in freier Wildbahn rei eh P © O fotografischeErfassung der Savanne. rb le

dasreine Vergnügenerfahren. VonLukas Weber Forscherder Eidgenössischen Al vo TechnischenHochschulein Lausanne habenAlgorithmen für inder,lasst uns draußen spielen. Einen Rückwärtsgang gibt es auch, er kann Motor mitDrehzahlen bisfast11.000 dieDrohnenkartierungentwickelt. DerSohn hat keine Lust, auch mit Glück oder feiner Gewalt ganz vorn Umdrehungen in der Minute gelockt wird. Die Fotoskönnenmit Standard- K wenn er das seltsame Gerät putzig gefunden werden, wenn der dicke Entrie- Undsiehe da –die Vibrationen sind weg, Kameras undStandard-Drohnen wie ein böses Insekt findet. Aber die Tochter gelungshebel am Lederlenkrad gezogen die Gänge flutschen wie Butter.Nach oben geschossen werden underlauben ihrfotohinter will. EinHelm vomMopedfahren ist rasch wird. Gasgeben, Kupplung kommen lassen, geht das ohne Kupplung fast noch besser, den Wildhüterneinepräzise Populationsschätzung. (misp.) gefunden, sie wirdwarm eingewickelt, und der Motor ist aus. Heilig’s Blechle, unter die Betriebsanleitung verbietet es aber.Der acrylglas schon kann’s losgehen. Drehzahl 4000 tut sich kaum etwas. Wie fünfte ist rasch erreicht, knapp unter Auto- Dasist das Schöne am Side by Side: lange wohl die Kupplung das ständige An- bahn-Richtgeschwindigkeit regelt ein Be- ab Derbesorgte Vater hat seine Tochter neben fahren aus der Stadt heraus mitmacht? grenzer radikal ab.Kurvige Sträßchen wer- 7,90 € sich sitzen statt auf dem Sozius, deshalb AndereSide by Sides haben erst gar den im Drift umeilt, der dank der grobstol- heißt das Riesenquad so.Dakann er sehen, keine, sondern eine langweilige Riemen- ligen Reifen sanft einsetzt und wunderbar wenn ihr schlecht wird, und seinen Vor- automatik. DerYamaha war der erste sport- kontrollierbar abläuft. Undauch, weil fast wärtsdrang bremsen. Obwohl das Yamaha liche Vertreter der Gattung mit Getriebe, ein halber Meter Federwegbereitsteht. Das mit dem sperrigen Namen YMZ1000R/SE als er 2015 auf den Marktkam. Wasnicht Ding schwebt und fliegt, es fühlt sich an Ihre schönsten MomenteimGroßformat. eher fürs Gasgeben als fürs Bremsen ge- dringend zumFahrengebraucht wird, wie ein Rennboot über rauem Wasser,nur macht ist. Ungezügelt schickt der Drei- gibt es nicht –keine Assistenten, nicht ein- mit Kurvenneigung nach außen. zylindermotor mit einem Liter Hubraum mal einLenkradschloss. Diefummeligen DasVergnügen steigert, werimDreck SERIENAUSSTATTUNG Galerie-Qualität vonWhiteWall. 112 PS an die dicken Reifen, sie haben mit Knöpfe an der Lenksäule werden freilich wühlt. AufSand, Schotter,Gras und viel- Wemder Spaß am Dieselöl noch Ihre FotografiehinterAcrylglas,gerahmt oder alsGroßabzug.Unsere Produkte sind den knapp 700 Kilo leichtes Spiel. für den Blinker gebraucht; sie sind not- leicht auch Schnee lässt sich herumwedeln, nichtvergangen ist, der kannmit „MadeinGermany“–profitieren Sievon mehr als100 Testsiegen undEmpfehlungen! Davorsteht der Start: an Plastiktür und wendig, wenn das Gefährtals Ackerschlep- dass es die reine Freude ist. Wersich fest- ihmjetzt in eine neue Dimension beschleunigen. DerBMW-Veredler Hochladen undWunschformat festlegen, sogarvom Smartphone aus. Rohrgeflechtder Überrollkonstruktion per zugelassen werden soll, was Yamaha fährt, kann die Vorderräder zuschalten und Alpina schicktdas schnellste in vorbei einfädeln, die Sitzesind erstaunlich den Händlern überlässt. Zäher Verkehr obendrein deren Differential sperren. Wohl Serie gebauteDieselmodell der Welt bequem, kein Glas trübt den Blick auf die schmeckt demRüpel garnicht,erbe- dem, der ein großes Grundstück hat, wir an den Start. Deraufgeladene3,0 Liter Reihensechszylinder im D5 S ER Welt. DerMotor startet mit Gebrüll, schwertsich mit Rucken und Klappern sind mit dem Yamaha auf einem privaten TZ Kupplung drücken –peng. DasGeklacker und quält die Hinterteile vonFahrer wie Acker herumgetollt. Undder Verbrauch? entwickelt388 PS und800 Nm RE LK

ist wohl normal, es meldet sich bei jedem Beifahrerin mit markigen Vibrationen. Werzahm auf der Landstraße fährt, kann Drehmoment,was für4,4 Sekunden AE von0auf 100km/hund 286km/h ICH Gangwechsel. Hört sich an, als ob vorder Wertut sich so etwas freiwillig an und vielleicht mit acht Litern hinkommen. ,M Höchstgeschwindigkeitgenügt. 3) Hinterachse, wo der Motor liegt, gerade bezahlt noch fast 26.000 Euro dafür? Werbraucht so etwas? DerYMZ 1000 R( Erstmals verbaut Alpina Allrad- LLE TE etwas abfällt. Also Hebel nach vorne, erster Diese Gedanken sind vergessen, wenn ist ein motorisiertes Fahrzeug, das für rein antrieb, sonstwürde dieKraft wohl S WhiteWall.de ER

Gang, die anderen vier werden im sequen- die Straße frei ist. Unter wildem Trompeten gar nichts anderes gut ist, als Spaß damit zu durchdrehend verrauchen. Den5er SH Stores in Berlin /Düsseldorf/Frankfurt/Hamburg/Köln/München gibt es ab 87.900 Euro. (hap.) TO

tiellenGetriebenachhinten gerissen. schießt das Insekt nach vorn, sobald der haben. Dasist ja auch schon was. FO 102 MOOD/MUT 05 MOOD 4

Bedeutende Dinge, Menschen,Ideen, Orte undweitere Kuriositäten, Dass nunimmer mehr Schmuckmarken nachhaltigarbeiten, isteineder besten Ideen zusammengestellt von der Brancheseitlangem. QuiteQuiet aus Berlin unddas ThemaAirbnb-Touristen? Gähn.Wer Wert aufguten Stil legt,bucht sich besser über Berlin gehörtzuden jüngsten Beispielen Suite030 ein, zumBeispielindiesesBaumhausinZehlendorf. JenniferWiebking dieser Bewegung. NICHTNUR MITSOCIALMEDIA SPIELEN Mandenkt es immer, wenn manmit derU-Bahn fährt. Aber dieLeute hängengar nichtdauernd am GÜNTHER UECKER – Handy. Manchmal spielensie auch „Mensch ärgere FRIEDENSGEBOTE 9 Dich nicht“ oder bauen Häuser mitLegosteinen. Laut Zahlen desMarktforschungsunternehmensEuro- In einereinzigartigen Kombination monitorwuchs derVerkauf vonSpielen undPuzzles Wenn es mies läuft, hat man Vodafone, die ausPrägedruckund Siebdruckstellt Telekom und wie sie alle heißen schnell satt. im vergangenenJahrjedenfallsumachtProzent –so Goood ist auch ein Mobilfunkanbieter und nicht dieses Blatt eine echteNeuerung teurer.Zehn Prozent der Beiträge gehen jeden starkwie seit 2002 nichtmehr. Monat an einen karitativen Zweck der Wahl. im Bereichder Grafik dar, denn in dieser überlappendenTechnik In Zeiten,daesvon Dating-Plattformen BFF vonPrägung undSiebdruck gabes nursowimmelt, Wenn Jugendlicheeinen muss es auchdas bisher noch keineGrafikvon geben: einNetz- Freund ihrenallerbesten Freund GüntherUecker.Unterlegt miteiner werk,umeinfach Freundschaften zu nennen können,dannist das schwarzenZeichnung, treten die schließen. Hier zu sehensindnicht drei positiv. So legt es eine Studie grauen Nägel sowohl optischals auch User von 25friends, sonderndie Gründer der Universitätvon Virginia plastischdezidiert vor dem weißen Juri Materi, Ramid Seit Generationen wissen Menschen,die sich in Charlottesville nahe.Die Hintergrundhervor. Ataeiund Florian im Winter nichtverkriechen wollen, die Frese(vonlinks). Stiefelvon Ludwig Reiter zu schätzen. Auf Forscher untersuchtenzehn Sichern Sie sich einesder auf100 den guten Stückenhaben sich jetztdie Jahrelangdie Sozialbeziehungen Designer desLabelsPeter Pilotto verewigt. limitiertenExemplare in derGröße von169 jungenMenschenim Menschen, die 70 x53cmzumPreis von6.800 Euro ungernDinge Alter von15bis 25 Jahren. aufschieben, haben zzgl.Rahmung undVersand. heute allemöglichen Diejenigenmit einerengen

Optionen, Listen ER Gernliefernwir das Werk mit einer Blattgröße Bezugsperson hatten mitMitte RG aufzustellen.Man BE von70,5 x53,5 cm konservatorisch gerahmt mit könntegeradezu zwanzigmehrSelbstvertrauen, AS

eineListefür Listen HOM weiß gekalkter oder antiksilberlackierter ,T aufstellen! Aber wenigersoziale Ängste undein IO Blockleiste aus Holz in den Maßen 87 x69x3cm dann bitteauf der IOR hier,von Jo &Judy AF geringeres Risiko,anDepressi- UR und bruchsicherem UV-geschützten Acrylglas aus.

in Münster. LA A,

onen zu erkranken, alsjene, die CC LE NA

stetseinegrößere Gruppe von N ORI

Freunden um sich hatten. &C AN ,D 6) R(

Muster aufdem Teppich LE

sind schwierig. Es sei EL ST

denn, es siehtaus wie ER H S einSternhimmel, wie SH TO

hier von Kymo. FO

Klar,eineSchleifesollteambesten von Hand Jetzt, da es frostig wird,kannman von den Ureinwohnern Amerikas lernen. Dasitalienische gebunden sein.Von Floerkevernäht sieauchso. LabelAlanuiarbeitet vornehmlich mitindianischinspirierten Kälte-Requisiten.

MUT F. A.Z. SELECTION z www.faz.net/selection e Info: (069)7591-1010 rFax: (069) 75 91-80 82 52 104 SCHÖNHEIT M .CO DerDuftvon Italien

warfür dieSöhne früher OSS DasklassischeDeo derGeruchvon Pizza. vonMarbert hielt Fürden Vaterwar es auch, wennesmal nichtseltenAcqua di Giò HUGOB stressig wurde. Heute vonGiorgio Armani. könnten dieMänner dasProdukt also auch ganz gutgebrauchen.

Pitralon warb früher damit, sein Rasierwasser habe eine „betörend männlicheNote“.Hat sich seitdem nichtgeändert. WEIL ER ES SICH WERT IST Junge Frauen pflegensichoft mit„mother brands“, diesie ausdem Badezimmerder Kindheit kennen. WaskönnenVäter weitergeben? VonJenniferWiebking Männer,die so viel Spaß an Düften habenwie an IllustrationenJan-HendrikHolst anderem Alkohol,waren früherinder Minderheit. Sierochendannnach GuerlainVetiver. EinDuftwie ein Klippensprungins Meer.CoolWater istnicht umsonst einDauer-Bestseller. Kann mansich kaum abgewöhnen.

EinSprichhwwortzur Gesichtsbehabeh arung: EinMann, dem keine Barthrthaaararespprießen, istmit Vorsicht zu genießenen..DDie Bürste DieNassrasur isteine zumSpruchvh on Groetsch väterliche Tätigkeit. hatManufaca tum. Mitder Rasierseife vonGolddachs(über Blackbeards) geht es weiter in Richtung Vergangenheit. Dunkle Ränder unter denFingernägelnsind glücklicherweise so ungehörig wieanno dazumal. EinFallfür dieNagelbürste von Croll &Denecke.

Bevordas Aftershave EinKammist einfach einen cool kick hatte immer verschwunden. oder nach frisch Daherhat dasModell gemähtemGrasroch, vonHerculesSäge- wareseinfachvon mann einLederetui. Tabac. Heißtnicht Kann natürlich auch umsonst„Original“. verschwinden. 106 FRAGEBOGEN „MEINE KINDER ESSEN PASTA ÀLAPAPA“

WasessenSie zumFrühstück? Wann habenSie zuletzthandschriftlich einenBrief verfasst? Immer dasGleiche:Eiweiß-Omelett, Avocado, Karotten, Gerade erst,als meine Tochter Hope einbisschentraurig Tomaten,Gurken. Dazu einenfrischgepressten war. Ichhabeihr geschrieben, wietollsie ist. Zitronensaft. WelchesBuchhat Sieammeistenbeeindruckt? Wo kaufenSie Ihre Kleidung ein? „The Secret“von Rhonda Byrne. Weil maninKenia vieleDinge,abernicht alleskriegt, kaufe ich bisher meistens in Europa ein. Ichliebe Zara und Ihre Lieblingsvornamen? MassimoDutti,Basicskaufe ichbei H&M. Aber jetzt DieNamen meinerKinder:Noel,Malila, Hope,Dream. habe ichhiereinen Schneiderkennengelernt,der fürkleinstes Geld supertolleHosenund Anzüge näht. IhrLieblingsfilm? „Rocky“, vorallem Teil Iund III.Und „StarWars“. Hebt es Ihre Stimmung,wennSie einkaufen? Einkaufen findeich gigantisch.Ich gehegerninLäden Fühlen Siesichmit oder ohneAutofreier? undgucke undfasse Dingean. Online-Shoppingist Definitivohne. nichts fürmich. Tragen SieeineUhr? Wasist das älteste KleidungsstückinIhrem Schrank? Ja,ganzstolz. Diehabe ichmir selbst gekauft von Eine 20 JahrealteschwarzeBelstaff-Motorradlederjacke, meinemersten Gehalt.Manchmalfrage ichmich, warum fürdie ichdamalsein Jahr gesparthabe. Seit ichKinder ichsie jeden Tagtrage.HierinKenia ticken dieUhren ja habe,hängt diehinten im Schrank, weilmeine Frau anders. Wenn fürachtUhr einMeetingangesetzt ist, Motorradfahrenzugefährlichfindet. Ichhänge nichtso habenSie Glück, wennesum8.30Uhr beginnt. Ichtrage an Dingen. Aber vonder kann ichmichnicht trennen. dieUhr trotzdem. Er machteeineLehre zumBank- Waswar Ihre größteModesünde? Tragen SieSchmuck? VorwenigenWochenwar ichbeimnächstbesten Friseur Ja,selbstgemachte Perlenarmbänder vonmeinenKindern. kaufmann,studierteWirtschaft an undhabegesagt: Machmal wasCooles. MeineFrauist Kenianerin,dasindHaareein großes Thema. Siehat HabenSie einenLieblingsduft? an der European Business School Braids,das siehtsehrcoolaus.Nacheiner halben Stunde Nein. London,arbeitete alsManager in warmeinFriseur fertig–und ichsah auswie Donald Trump. Ichhatte orange gefärbteHaare.Meine Kinder Wasist Ihrgrößtes Talent? derMusikbrancheund machte dann nennen mich seitdem Mr.Carrot-Top. IchkannMenschenganzgut begeistern. etwasanderes: Christian Vater, Tragen SiezuHause Jogginghosen? Wasist Ihre größteSchwäche? den wirnicht nur(aberauch) wegen In Keniabin ichauf Shorts umgestiegen. EinLächeln.Ein nettes Wort.Und gute Tennisbälle! Diesindhierschwerzubekommen. seines Nachnamens fürdiese Seite HabenSie Stil-Vorbilder? befragt haben, gründete die Spenden- Mein Grundsatz: Don’tcopy. Womitkannman IhneneineFreude machen? FlascheWein, gutesEssen. kampagne „Deutschland rundet HabenSie jemals einKleidungs-oderMöbelstück selbst auf“ fürsozial benachteiligte gemacht? Wasist Ihrbestes Smalltalk-Thema? MeineTochter hattesichzuihrem viertenGeburtstag Ichredegerndarüber,was Menschen in ihrem Leben Kinder.Der Zweiundvierzigjährige eine Mottoparty„Princes andPrincesses“ gewünscht. glücklichmacht. Dafürbrauchteich einensilbernen Gürtel,den ichaus nenntsichheute „Chief Happiness Zellophan undAlufoliegebastelt habe. Sind Sieabergläubisch? Officer“ seiner Coaching-Firma Null. BesitzenSie einkomplettes Service? „my better life“. Vater lebt in Nairobi Nein. Wo habenSie Ihrenschönsten Urlaub verbracht? undist Vatervon vier Kindern. In DianiBeach an der kenianischenKüste. Mitwelchem selbst zubereiteten Essenkonnten Sieschon Freunde beeindrucken? WoverbringenSie IhrennächstenUrlaub? MeineSalate sind ganz gut: Spinat,Avocado,Tomaten, HoffentlichinDiani Beach. Zwiebeln, Karotten,Knoblauch, gegrillter Lachsoder Hühnchen. MeineKinder stehen aufPasta àlaPapa. Wastrinken Siezum Abendessen? PuresQuellwasser.Wennman in einemLandlebt, Welche Zeitungenund Magazine lesenSie? dasvon Dürreperioden heimgesucht wird,ändertsich Neue Uhren aus Glashütte: flach unterder Manschette,höchstpräzise fürden Job,für Männer,die leidenschaftlichauchbei derArbeit Ichliebe meine deutschenZeitungen:„Bild“, Frankfurter der Wert vonWasser. Es gibt hier den Spruch:Maji sind. Motor dieser Uhrenist dasAufsehen erregende NOMOS-Automatikwerk DUW 3001–vonHandinDeutschland gefertigt,vor Ort Allgemeine Sonntagszeitung, „Spiegel“. ni Uhai,Wasserist Leben. IchhabeWasserhiertotal per Hightech auf höchste Leistunggetrimmt.Metroneomatik silvercut und weitereModellegibt es jetzt im bestenFachhandelund hier: zu schätzengelernt. AT nomos-store.com, nomos-glashuette.com

Welche Websites undBlogs lesenSie? PRIV Aufgezeichnet vonJulia Schaaf. „New York Times“ unddailynation.co.ke. FOTO