Ein Sommer voller Berge von Magdalena Seeberg

Sieben Alpenländer, sieben Mal die höchsten Gip- Jetzt wird es alpin und an- 1.700 m im hinteren Teil des Val Veny bei Visaille. fel – Bergführer Alexander Römer hat diese Idee spruchsvoll Der Anstieg zur Hütte ist mit leichter Kletterei aufgebracht und setzte sie in nur 25 Tagen um. Die (4.807 m) Besteigung nehme ich verbunden, wobei ein dickes Fixseil den letzten Einen der 7 Summits (7S), den Großglockner, hatte Ende Juli als nächstes ins Visier. Geplant ist, über Aufschwung erleichtert. Magdalena Seeberg (60 Jahre) bereits vor drei die italienische Seite, die Gonella-Route aufzustei- Nach einer kurzen Nacht und Frühstück um Mitter- Jahren bestiegen. So blieben noch 6 Summits und gen. Diese ist zwar länger und Kräfte zehrender als nacht brechen wir um 1 Uhr bei Dunkelheit mit sie entschied, diese im Sommer 2018 anzugehen. der gängige Anstieg über die Gouter Hütte, dafür Steigeisen, Pickel, Stirnlampe auf. Mein Bergführer Und je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr aber schöner und weniger überlaufen. steigt voraus und nimmt mich ins Seil, mal lange motivierte sie das Vorhaben… Im Juli gibt es keine freien Plätze im Monte Abstände, dann wieder kürzere, je nach Situation. Rosa-Gebiet für die notwendige Akklimatisierung. Riesige Gletscherspalten wirken im Schein der Der Start sollte am (4.061 m) sein. Was also tun? Ich finde einen Last Minute Platz Stirnlampe bedrohlich. Teilweise verläuft der Doch die ersten beiden Anläufe gehen schief: bei einer Hochtourenwoche im -Gebiet. Der Anstieg sehr steil jenseits der 40°. Dann kommen einmal spielte das Wetter nicht mit und dann Ortler bleibt zwar knapp unter 4.000 m, doch baue wieder Kletterstellen, die zu überwinden sind. Wir kam eine gebuchte Tour nicht zu Stande. Deshalb ich darauf, dass mir die Woche die nötige Voraus- machen kaum Pausen. Erst in der Morgendämme- wurde ich selbst aktiv und setzte auf eine eigene, setzung für den Mont Blanc ermöglicht. Auch die rung nach etwa drei Stunden legen wir eine kurze spontane Planung mit einem lokalen Bergführer. Touren dieser Woche klappen gut und ich bin fest Trinkpause ein. Die Höhe macht mir erstaunlich Und so ist der dritte Anlauf Ende Juni endlich von entschlossen, den Mont Blanc jetzt anzugehen, wenig aus. In den ersten Stunden verspüre ich Erfolg gekrönt: ich habe spontan einen Bergführer auch wenn ich nur das Wochenende habe, mich zum Teil einen leichten Schwindel, der aber aus Aosta bekommen, alles läuft sehr unkompli- von der Ortler-Besteigung zu regenerieren. schnell verfliegt. Um 7:40 Uhr erreichen wir den ziert. Vom Parkplatz in Pont aus steige ich in drei Am frühen Montagmorgen geht es dann los: die Gipfel Das ist eine gute Zeit. Stunden zum Refugio Vittorio Emmanuele auf. Es Tour durch das Val Veny zur Gonella-Hütte ist Der Abstieg über die Normalroute „Dome de ist mein erster 4.000er und dient für mich als Test, bereits eine ausgewachsene, alpine Tagestour, Gouter“ wird lang. Die nicht enden wollende wie ich damit zurechtkomme. die mit 5:30 Stunden Gehzeit angegeben ist. Das Blockfelskletterei im Abstieg unterhalb des Gouter Mein Bergführer kommt am späteren Nachmittag Val Veny ist traumhaft schön und wird im Verlauf zehrt. Wir steigen nach Charmonix ab. Das letzte zur Hütte, wo er mein Material, vor allem die immer alpiner und wilder. Die Tour startet auf Stück können wir eine Zahnradbahn nehmen. Der Steigeisen, checkt. Alles in Ordnung für morgen. Mont Blanc ist geschafft. Wir starten um 4:40 Uhr. Der Aufstieg gelingt uns in nur 3:28 Stunden bei traumhaften Bedingun- Der Grauspitz in gen. Auch die kurze Gratkletterei ist kein Problem. Die LAV-Tour auf den Grauspitz (2.599 m) erfolgt Das hatte sich in der Literatur wilder angehört. nur 14 Tage später. Hier bin ich jetzt mit einer Nach einer kurzen Gipfelrast geht es in zwei Liechtensteiner Gruppe ab Steg unterwegs. Es gilt Stunden zurück zum Refugio und danach wieder ab hier 1.500 Hm im Auf- und Abstieg zu überwin- hinunter nach Pont. Die 2.100 Hm im Abstieg den. Wir laufen erst einfach das Tal hinauf. Später machen sich in den Gelenken bemerkbar. Eine wird es immer steiler und weglos. Zunächst geht Kühlung im Bach für die brennenden Füße tut uns es auf das Schwarzhorn, Abstieg über den Südost- beiden gut. Alles in allem ein schöner Moment, grat und Querung westwärts. Steiles Schrofenge- den nächsten 7S gemeistert zu haben und die lände, das wir im oberen Teil queren. Das ist auch Erfahrung: es geht gut mit 4.000 m Höhe. die Schlüsselstelle. Sichern kann man hier nicht.

48 Unterwegs

horn, um uns weiter zu akklimatisieren. Am 3. Tag Das Dach Sloweniens geht es dann los: wir fahren mit der - Der (2.864 m) ist der letzte der 7S auf bahn bis Station Roter Boden. Von dort geht es zur meiner Liste. Im Sommer ist der Triglav häufig Hütte, ein super Refugium mit traum- Gewitter gefährdet und sehr überlaufen. Es ist haftem Blick in die umliegende 4.000er Welt. Am nicht leicht, einen günstigen Termin zu erwischen. nächsten Morgen dann der Start: mit Stirnlampe Spontan nehme ich daher Mitte Oktober Kontakt und der kompletten Eisausrüstung starten wir in zu einem Bergführer aus Kärnten auf und frage kleinen Seilschaften gegen 2 Uhr. Spätestens am ihn, ob die Tour jetzt noch machbar ist – als Sattel vor dem 40° Firngrat sind die kleinen Seil- 1-Tages-Tour, ohne Hütten. Und am 11. Oktober schaften auch von Vorteil. Dann kommt die luftige machen wir genau das: um 5 Uhr fahren wir Kletterei am Gipfelgrat. Es pfeift ein eisiger Wind in Spittal los und es wird schon hell als wir am bei -15 Grad. Jetzt ist volle Konzentration und der Parkplatz des Triglav-Nationalparks auf den Prager ganze Bergsteiger gefragt. Nach fünf Stunden ist Weg starten. Wir kommen gut voran und machen Jetzt kommt es allein auf die eigene Trittsicherheit der Gipfel dann erreicht – mit der nachdenkens- nur eine Pause im Aufstieg. Wir beschließen, in der an. Über abschüssiges Geröll geht es zur Falllinie werten Gedenktafel zum 150. Jahrestag der Wetterstation unterhalb des Gipfels erst auf dem des Jochs zwischen Schwarzhorn und Vorderer Erstbesteigung in 2005: „What you think to be the Rückweg einzukehren. Für die 2.000 Hm in Auf- Grauspitz. Am Gipfel machen wir eine ausgiebige peak is nothing but a step“ (L.A. Seneca). Der Ab- und Abstieg benötigen wir zehn Stunden – ein Rast und genießen den Rundumblick. Der Abstieg stieg erfolgt entlang der Aufstiegsroute. Es ist ein guter Wert, wie mir mein Bergführer bestätigt. erfolgt auf dem gleichen Weg. Ein weiterer 7S ist großartiges Gefühl, auch diese Tour gemeistert zu Und mit dem Triglav geht dann auch mein großes geschafft. haben. Die Motivation steigt, jetzt noch die zwei Projekt zu Ende. Als letzten Akt lasse ich mich fehlenden Touren anzugehen. ins virtuelle Gipfelbuch der 7S aufnehmen und Die bin mir sicher: es wird neue Gipfelziele in 2019 Im September entscheide ich mich dann noch in Die 2962 m – Top of Germany geben… diesem Jahr den schwierigsten der 7S, die Dufour- Gesagt, getan: Ende September erklimme ich spitze (4.634 m), zu erklimmen. Das Zeitfenster spontan und allein die Zugspitze von Ehrwald Anfang September sieht gut aus. Am Vorabend aus über den Stopselzieher Klettersteig. Es ist ein der Tour reise ich mit der Bahn nach und traumhafter Herbsttag. Die leichte Kletterei ab der übernachte in einem Hotel mit direktem Matter- Wiener-Neustädter Hütte ist für mich nach all den horn-Blick – eine tolle Einstimmung. großen Hochtouren gut machbar. Das Kletters- Wir sind ein Dreier Team: zwei Schweizer Bergstei- teigset lege ich zwar an, setze es aber später nicht ger und ich. Nach Übungen am Theodul-Gletscher ein. Für die 1.700 Hm ab Ehrwald benötige ich nur und Überschreitung des Theodul-Horns mit Abseil- vier Stunden und stehe wenig später am Top of stellen gehen wir am nächsten Tag auf das Breit- Germany.

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