Seite ABcDE · nummer 276 FREIZEIT Samstag, 26. november 2016 Die andere Seite Maastrichts Das ist . Das Viertel am rechten Flussufer ist weniger quirlig als die Altstadt rund um das Rathaus. Architekten setzen hier schöne Akzente. Vom alten Stadthaus zur Moderne.

Von RoLF MInDERJAHn alte und zeitgenössische Kunst. Eine Trep- penstraße führt zu den Ausstellungsräu- it verbindet der Ta- men. Zweifellos bildet die Kuppel den gestourist vor allem das Zen- Eyecatcher und ein markantes Abbild in trum rund um das Rathaus der Maastrichter Skyline. Im Erdgeschoss links der Maas. Weniger be- befinden sich der Museumsshop und das Mkannt als Maastricht-City, aber genauso Café Ipanema. reizvoll ist das Quartier Wyck auf der Unübersehbar ist die rote „Fortezza“ rechten Maasseite. Direkt nebenan ist das des Planers Mario Botta: eine runde für alte und zeitge- Wohnburg. Das Zentrum des Viertels nössische Kunst der Provinz seit schlägt am „Plein 1992“, dessen Name 1995 ein Wahrzeichen der Stadt. Der ita- ebenfalls an das Datum des „Vertrags von lienische Architekt Aldo Rossi hat sich mit Maastricht“ erinnert. Von der Avenue Cé- seinem Entwurf auch dort verewigt. Vor ramique gehen Treppenstufen zum „Plein dem Eingang des Bonnefantenmuseums 1992“ hinauf, dem Herz des Viertels. Lin- verläuft die Avenue Céramique durch das ker Hand steht das Gebäude des „Centre gleichnamige Viertel. Céramique“ mit seinen markanten Das Céramique ist eine der bevorzug- schlanken Säulen. Hier sind unter ande- ten Wohngegenden – direkt am Fluss. Es rem die Stadtbibliothek und eine inter- trägt die Handschrift des Architekten und nationale Journalistenschule unterge- Stadtplaners Joe Coenen aus Heerlen. bracht. Eine Dauerausstellung beherbergt „Der Name Céramique ist eine Reminis- die einzigartige Sammlung Maastrichter zenz an die große Tradition der Keramik- Keramik, darunter eine 35 Meter lange herstellung in der Stadt, für die vor allem die Unternehmen Société Céramique und Sphinx stehen, die hier ihre Firmenge- lände hatten“, sagt Stadtführerin Viviane „Einst kamen hier die Pinckaers. „Auch der dominierende rote Schiffe mit Steinen zum Ziegelstein in den modernen Gebäuden soll daran erinnern.“ Ein Spaziergang Bau der Aachener hinter dem führt zum Charles- Eyck-Park, vorbei am Bonnefantenmu- Pfalzkapelle.“ seum, das einen besonderen Akzent am VIVIAnE PInckAERS, Ufer der Maas setzt. GäStEFüHRERIn Die eckige Blockarchitektur kommt in der vom Schweizer Luigi Snozzi konzi- pierten „Stoa“-Wohnanlage besonders zum Ausdruck. Man schlendert am Ufer Vitrine mit den Objekten der berühmten der Maas durch den Charles-Eyck-Park an Sphinx-Manufaktur. ihr vorbei. Vom „Plein 1992“ gelangt man auf die Am Ende der Avenue Céramique steht „“, die sich schwungvoll über das Gouvernement, der Sitz der limburgi- die Maas beugt und in die Altstadt führt. schen Provinzregierung und Schauplatz Einen interessanten Kontrast bietet die der Unterzeichnung des Gründungsver- „Bordenhal“, heute ein Theater, früher trags zur Europäischen Union 1992. Das Fabrikhalle der Keramikindustrie. Das Cé- Bonnefantenmuseum ist ein Museum für ramique grenzt an das alte Viertel Wyck rund um den Bahnhof. InFoS Urgemütlich Mehr Infos: Fremdenverkehrsamt Maas- Die verströmenden Straßen halten tricht; VVV Maastricht; Kleine Staat; NL– manches Kleinod bereit – wie etwa das 6211 ED Maastricht; Tel.: +31 (0) 4 33 25 21 Sint Gilleshofje an der Hoogbrugstraat 37. 21; www.vvvmaastricht.eu In den kleinen Restaurants und Traiteur- Feinkostläden sind die Versuchungen Park und Ride: Parallelweg 15, 6221 BC groß; die Auslagen schmeicheln Augen Maastricht, Niederlande; Maastricht ist auch und Gaumen gleichermaßen. In der Wy- gut mit dem Bus zu erreichen. Für eine Hin- cker Rechtstraat geht es noch gemächlich und Rückfahrt auf der Strecke – zu. „Die Einheimischen sind hier oft Maastricht mit der Buslinie 50 wird laut AVV noch unter sich“, sagt Viviane Pinckaers. für acht Euro das „Veolia Retour Linie 50“-Ti- „Und so manches Lieblingsrestaurant der Die Mariensäule und das Grand Hotel de L’Empereur. Auch die verleihen Wyck etwas Besonderes. Foto: Rolf Minderjahn cket in den Bussen angeboten. Es kann mon- Maastrichter findet man hier.“ tags bis freitags jeweils ab 9 Uhr sowie an Am Ende der Rechtstraat biegt man Samstagen, Sonntagen und niederländi- links (oder rechts) in die Wycker Brug- UNSER TIPP lektische Gebäude mit seinem markanten Balustraden und verzierten Balkonen. An schen Feiertagen ohne zeitliche Beschrän- straat ein, die von der runden Eckturm, der Jugendstilornamen- den Nummer 28-32 liegt die „Brasserie kung genutzt werden. zum Bahnhof verläuft. Von dort geht es tik und der auffälligen Balkonführung Flo Maastricht“, die pariserischste aller links vor der Brücke zurück an das stammt aus dem Jahr 1902. Das nostalgi- Brasserien, sie wurde nach dem Vorbild Der Beitrag auf dieser Maasufer auf den Stenenwal, der bis zum sche Gebäude mit seinen großen Bleiglas- ihrer gleichnamigen berühmten Belle- Seite ist ein Auszug aus Plein 1992 zurückführt. Direkt daneben Freizeitt fenstern und den charakteristischen, au- Époque-Schwestern in der französischen dem Reiseführer „Süd- befindet sich das Waterpoortje, ein Über- thentischen Markisen ist seit über 100 Hauptstadt errichtet. Im hippen Am- Limburg“ – Unterwegs in rest der alten Befestigungsanlagen. „Einst Jahren ein beliebter „place to be“. biente dieses sehr großen Restaurants Niederländisch- und Bel- kamen hier die Schiffe mit Steinen zum Ein Paradebeispiel für die traditionelle wird man immer einen Platz bekommen. gisch-Limburg, erschie- Bau der Aachener Pfalzkapelle“, sagt Vi- Architektur ist die Wilhelminasingel, die Geht man die Stationsstraat weiter in nen im Grenzecho-Ver- viane Pinckaers. nu Sie die Stationsstraat kreuzt. Auf der Kreu- Richtung Maasufer, so wird das Viertel zu lag, Eupen, ISBN 978-3- Im alten Stadtviertel Maastrichts fin- zung steht die Mariensäule, zu deren Fü- einer Bühne der Lebensfreude. 86712-116-3, 15 Euro. det man sie wieder – die „Grandeur“ ver- ßen vier Maastrichter Bischöfe – St. Ser- Kleine Einschränkung bis weit ins gangener Zeiten. Beim Flanieren in Wyck cher zu als in der vibrierenden City. Man vaas, St. Lambertus, St. Monulphus und nächste Jahr hinein: Vor dem Bahnhof Weihnachtsmarkt: In Wyck gibt es keinen fällt der Blick nicht nur auf die architekto- kann nach Herzenslust in kleinen und St. Hubertus – dargestellt sind. Die Wil- entsteht gerade ein unterirdisches Park- Weihnachtsmarkt; der zentrale Weihnachts- nische Vielfalt der prächtigen Gebäude, originellen Läden stöbern. helminasingel ist ein Boulevard beein- haus für Fahrräder. Denn auch das ist ty- markt ist auf dem Vrijthof: 2. Dezember, sondern auch auf fesche Boutiquen, Food- Gegenüber vom Bahnhofsgebäude aus druckender Fassaden. pisch für Maastricht: Der Bahnhofsvor- 12-22 Uhr, dann bis 1. Januar, täglich 10-22 läden, stylische Bistrots, Kunstgalerien, dem Jahr 1914, das ein schönes Beispiel Die auf die Säule zulaufende Stations- platz wimmelt nur so von Rädern. Und Uhr, 24. Dezember 10-19 Uhr, 25. Dezember internationale Restaurants und Edelmar- holländischer Neorenaissance darstellt, straat glänzt vor allem auf der rechten die sollen zum Teil unter der Erde ver- 12-22 Uhr, 1. Januar 12-21 Uhr. ken. Hier schaltet man automatisch einen erblickt man die Fassade des Grand Hotel Seite mit wunderschönen weiß getünch- schwinden – dem schönen Wycker Stadt- Gang zurück, alles geht etwas gemächli- de l’Empereur (Stationsstraat 2). Das ek- ten dreigeschossigen Stadthäusern, mit teilbild zuliebe.

Hier in der Rechtstraat geht es noch gemächlich zu. Foto: Rolf Minderjahn Schon seit mehr als 20 Jahren prägt das Bonnefantenmuseum die Wycker Seite. Foto: Imago/Imagebroker