Detlef Murphy Die Entwicklung der politischen Parteien in Irland Sozialwissenschaftliche Studien Schriftenreihe dar sozialwissenschaftlichen Institute der Universitat Hamburg

Herausgegeben von M.-E. Hilger, J. Kob, W. Steffani

Heft 19 Detlef Murphy Die Entwicklung der politischen Parteien in Irland

LESKE VERLAG + BUDRICH GMBH, OPLADEN 1982 Die Entwicklung der politischen Parteien in Irland

Nationalismus, Katholizismus und agrarischer Konservatismus als Determinanten der irischen Politik von 1823 bis 1977

DETLEF MURPHY

LESKE VERLAG + BUDRICH GMBH, OPLADEN 1982 Meiner Mutter meinem Vater und Monika

Cip-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Murphy, Detl8f: Die Entwicklung der politischen Parteien in Irland: Nationalismus, Katholizismus u. agrar. Konv8rvatismus als Determinanten ir. Politik von 1823-1977 / Detlef Murphy. - Opladen: Leske und Budrich, 1982. (Sozialwissenschaftliche Studien; H. 19) ISBN 978-3-8100-0398-0 ISBN 978-3-322-93730-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93730-8 NE GT

(c) Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen 1982 Gesamtherstellung: Hain Druck GmbH, Meisenheim/Glan I N HAL T

EINLEITUNG 14

A. THEORETISCH-METHODISCHE GRUNDLEGUNG 27

1. Die Republik Irland in der vergleichenden Parteienforschung: Der permanent abweichende Fall 27 2. Zum Forschungsstand: Ein Parteiensystem sui generis? 39 3. Zur BegrUndung des historisch-genetischen Ansatzes: Das Parteiensystem als Endprodukt des Kampfes urn nationale Souveranitat 52 4. Zum Phasenmodell 64

B. HISTORISCHE VERLAUFSANALYSE: IRISCHE PARTEIPOLITIK 1M 19. UND 20. JAHRHUNDERT 74

1. DIE HISTORISCHE AUSGANGSSITUATION: IRLAND BIS ZUR UNION VON 1800 74 1.1. Die Union von 1800 als Ausgangspunkt des modernen irischen Nationalismus 75 1.2. Das keltische Irland 76 1.3. Der Beginn der britischen Herrschaft in 1rland 77 1.4. Okonomische Ausbeutung und religiose Verfolgung 78 1.5. Protestantischer Nationalismus: Die Rebellion der Kolonialelite 85 1.6. Der Mythos von 'Ninety-Eight': FrUher Republikanismus 86 1. 7. Zusammenfassung: Kollektives GeschichtsbewuBtsein und politische Kultur 89

2. IRISCHE PARTEIPOL1TIK 1M BRITISCHEN POLITISCHEN SYSTEM 91 2.1. Konfessioneller Nationalismus: Die Catholic Association (1823-1829) 92 2.1.1. Das politische System 1rlands zu Beginn des 19. Jahrhunderts 92

1 2.1.2. Massenmobilisierung und organisatorischer Aufbruch: Das Modell der Catholic Association 96 2.1.3. Zusammenfassung: Christliche Demokratie und Nationalismus 101 2.2. Politischer Nationalismus: Die Repeal Party (1830-1849) 104 2.2.1. Die Repeal Party zwischen liberaler Faktion und nationaler Partei 104 2.2.2. Das BUndnis von Lichfield House: Irische Nationalisten in einer englischen Partei 110 2.2.3. Die zweite Phase der Repeal-Politik: Das Scheitern der auBerparlamentarischen Massenmobilisierung 114 2.2.4. Die groBe Hungersnot als Wendepunkt der irischen Nationalbewegung 119 2.2.5. Zusammenfassung: Charisma, Parlamentarismus und Massenmobilisierung 121 2.3. Agrarjscher Natjonalismus: Die Independent Party und die Tenant League (1850-1859) 126 2.3.1. Die Heraufkunft der Landfrage als dominierendes Issue des 19. Jahrhunderts 126 2.3.2. Die Pachterliga: Organisierter Agrarnationalismus 129 2.3.3. Pachterliga und Partei: Das prekare BUndnis 131 2.3.4. Die katholischen Bischofe und der Niedergang der Independent Party: Der klerikal-politische Komplex 138 2.3.5. Die Diskreditierung des Parlamentarismus und der militant-konspirative Republikanismus 142 2.3.6. Zusammenfassung: Die organisatorische und strategische Emanzipation des militant-konspirativen Republikanismus vom katholischen K1erus 145 2.4. Der etablierte Nationalismys zwjschen Parlarnent. ynd Reyolution: Die Irish Parljamentary party (1870-1918) 147 2.4.1. Die Anfange: Der konservative Honoratiorenklub der Home Government Association for 147 2.4.2. Die Home Rule Party als Initiator organisatorischen, taktischen und programmatischen Wandels: Faktion in der Faktion und parlamentarische Obstruktion 149 2.4.3. Die Home Rule Party und das "New Departure" des irischen Nationalismus: Die Konsolidierung des "Parnellism" (1880-1885) 154 2.4.3.1. Parnellism: Charisma und Strategie 154 2.4.3.2. Von der Land League zur : Die Parlamentarisierung des "New Departure" 155 2.4.3.3. Die Disziplinierung der Parlamentsfraktion 161

2 2.4.4. Die "New Party" nach der Wahl von 1885: Zwischen agrarischem Radikalismus und klerikalem Konservatismus (1885-1889) 162 2.4.4.1. Die Irish Party als dritte Kraft im britischen Parteiensystem: Die Verdrangung der Liberalen aus Irland 163 2.4.4.2. Die kontrollierte Radikalisierung: Der Plan of Campai gn 166 2.4.4.3. Nationalkatholizismus und vatikanische Intervention: Die Irish Party zwischen Religion und Politik 168 2.4.4.4. Das nationalistisch-liberale BUndnis und seine Auswirkungen auf das britische Parteiensystem 171 2.4.5. Spaltung und beginnender Niedergang: Der Konflikt um Parnell (1890-1900) 173 2.4.5.1. Politische Strategie und viktorianische Moral: Die O'Shea-Affare und der Sturz Parnells 174 2.4.5.2. Klerikaler Konservatismus und liberaler Opportunismus: Die Spaltung der IPP 177 2.4.6. Der Zerfall des konstitutionellen Nationalismus: Die IPP unter Redmond und Dillon (1900-1918) 182 2.4.6.1. Wiedervereinigung und F1Ugelbildung 183 2.4.6.2. Die IPP zwischen militanten Unionisten und radikalen Nationalisten: Die Zuspitzung des Home-Rule-Konflikts 185 2.4.6.3. Der Osteraufstand von 1916: Triumph in der Niederlage 192 2.4.6.4. Der Beginn des Niedergangs: Die Nachwahlen von 1917 und 1918 198 2.4.7. Zusammenfassung: Das Erbe des konstitutionellen Nationalismus 204 3. DIE PHASE DES OBERGANGS: VOM IRISCHEN SEKTOR DES BRITISCHEN PARTEIENSYSTEMS ZUM MODERNEN IRISCHEN PARTEIENSYSTEM 209 3.1. Reyolutionjeryng: Die Sinn Fein als Ejnhejtspartej des Nationalismus (1917-1922) 210 3.1.1. Die Unterhauswahlen von 1918 210 3.1.2. Die elektorale Abstinenz der Labour Party: Arbeiterbewegung und Nationale Front 213 3.1.3. Die monarchistische ("alte") Sinn Fein (1904-1917) 221 3.1.4. Die nationalistische ("neue") Sinn Fein (1917-1921) 223 3.1.4.1. Auf dem Weg zur Einheitspartei: Radikalisierung und Militanz (1917-1919) 223 3.1.4.2. Konspirativer Parlamentarismus: Dail Eireann und Guerilla (1919-1921) 229 3.1.4.3. Sinn Fein und Arbeiterbewegung: Programmatischer KompromiB, politischer Streik und elektorale Konkurrenz 235

3 3.1.5. Der an9lo-irische Vertrag von 1921: Die Spaltung des Dail Eireann 242 3.1.6. Die Parlamentswahlen von 1922: Das Ende der Einheitspartei 246 3.1. 7. BUrgerkrieg und Parteienkonkurrenz 250 3.1.8. Zusammenfassun9: Von der Parlamentspartei zur Nat i ona 1en Front 255 3.2. Formierung: Die Spaltung der Nationalen Front ( 1922-192]) 259 3.2.1. Nationalistische Ideologie und sozio-okonomische Interessen: Der Hintergrund der Spaltung 259 3.2.2. Die Labour Party und die radikale Linke 268 3.2.3. Die "konservative Revolution" 270 3.2.4. Von der republikanischen Sinn Fein zur Fianna Fail: Die Vertragsgegner auf dem Weg in das System 274 3.2.5. Polarisierung und Konzentration: Die "ability to govern" als dominierendes Issue der Innenpolitik 288 3.2.6. Zusammenfassung: Von der Nationalbewegung zum nationalistischen Bipolarismus 293 4. DAS MODERNE IRISCHE PARTEIENSYSTEM: ZWEIEINHALB PARTEIEN IN EINER SICH WANDELNDEN GESELLSCHAFT 296 4.1. Konsolidierung: Der etablierte Bipolarismus (1927-1932) 297 4.1.1. "A slightly constitutional party": Der Anpassungswandel der Fianna Fail 297 4.1.2. Fianna Fail, Labour Party und Linksrepublikanismus 303 4.1.3. Zusammenfassung: Die Etablierung des Republikanismus 306 4.2. Von der Anti-System-Partei zur staatstragenden Kraft: Die erste Phase der Fianna-Fail-Dominanz (1932-1948) 308 4.2.1. Die Parlamentswahlen von 1932 308 4.2.2. Der Machtwechsel 312 4.2.3. Die Errichtung des FF-Staats 314 4.2.4. Die konservative Formierung: Fine Gael 320 4.2.5. Die Verfassung von 1937 324 4.2.6. Die Deradikalisierung der Labour Party: Der Verzicht auf die "Workers' Republic" 326 4.2.7. Die "Invasion des Zentrums": Die symbolische Militanz der Fianna Fail 328 4.2.8. Die Anfange des peripheren Protests: 332 4.2.9. Die Spaltung von Labour Party und Gewerkschaften 335 4.2.10 Die als Partei des linksrepublikanischen Protests 339 4.2.11. Zusammenfassung: Das Parteiensystem im Wandel 345

4 4.3. Anti-Fianna-Fail-Koalitionen und gescheiterte Diversifizierung des Parteiensystems (1948-1957) 349 4.3.1. Die erste Inter-Party-Koalition 349 4.3.2. Die "Mutter-und-Kind"-Affare: Katholizismus und Sozialstaat 353 4.3.3. Die zweite Inter-Party-Koalition 359 4.3.4. Zusammenfassung: Der VerschleiB der Protestparteien 363 4.4. Die Modernisierung der irischen Parteien: Die zweite Phase der Fianna-Fail-Dominanz (1957-1973) 365 4.4.1. "Vote Yes and de Valera": Die gescheiterte Reform des Wahl systems 365 4.4.2. Die Modernisierung des Republikanismus: Die Fianna Fail unter Lemass 368 4.4.3. Der Linkswandel der Fine Gael: Die "Just Society" 373 4.4.4. Der Linkswandel der Labour Party: Die "New Republic" 379 4.4.5. Die Reaktion der Fianna Fail: Die Politik des "Electoral Engineering" 386 4.4.6. Auf dem Weg zur National Coalition: Die Annaherung von Fine Gael und Labour Party 392 4.4.7. Zusammenfassung: Programmatischer Wandel und BUndnisstrategie 403 4.5. Das heterogene BUndnis: Die National Coalition von Fine Gael und Labour Party (1973-1977) 405 4.5.1. Wahl system, BUndnisstrategie und Wahlerverhalten 405 4.5.2. Koalitionszwange und programmatischer Anspruch: Der Widerstand der Labour-Linken 410 4.5.3. Die Parlamentswahlen von 1977: Issuestrategie, Wahlkampforganisation und innerparteilicher Konflikt 418 4.5.4. Zusammenfassung: Das Scheitern der National Coalition 442

C. DIE IRISCHEN PARTEIEN ZWISCHEN TRADITION UND ANPASSUNGSWANDEL: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 448

1. ZUSAMMENFASSUNG 450 1.1. Gesellschaftliche Spaltungslinien und anglo-irischer Konflikt 451 1.2. Nationalistisches Paradigma und Parteienkonkurrenz 454 1.3. Faktoren der irischen Parteiensystementwicklung 462 1.3.1. Die Geschichte des nationalen Befreiungskampfes als Hintergrund der modernen Parteipolitik 462 1.3.2. Die politische Kultur: Nationalismus, Katholizismus und agrarischer Konservatismus 464

5 1.3.3. Sozialstruktur und okonomische Interessen 468 1.3.4. Die Auswirkungen des Wahlsystems 471 1.4. Konturen eines moglichen Vergleichs 473 2. INNERPARTEILICHER MACHTKAMPF, ELEKTORALE STRATEGIE UNO REPUBLIKANISCHE IDEOLOGIE: DAS BEISPIEL DES FOHRUNGSWECHSELS IN DER FlANNA FAIL 1979 477 3. AUSBLICK 483

Anmerkungen 487 Literaturverzeichnis 522

6 Verzeichnis der Figuren, Tabellen und Abbildungen

Seite

1 Plazierung politischer Parteien auf einem Links• Rechts-Kontinuum 31 2 Polarisierungsgrad westeuropaischer Parteiensysteme 37 3 Die Einstellung der irischen Bevolkerung zur IRA 54 4 Die Phasen der irischen Parteienentwicklung 66

4a Yom innerbritischen Faktionalismus zum irischen Zweieinhalbparteiensystem 67

5 Phasenmodelle des irischen Parteiensystems seit 1921 70

6 Der Wandel der Eigentumsverhaltnisse auf dem Lande 1603 - 1778 81 7 Die regionale Verteilung des katholischen Grund• besitzes 1641, 1688 und 1703 82 8 Sozialstruktur der irischen Abgeordneten 1832 (Katholiken und Burgerliche in %) 104

9 Wahlplakat aus dem Wahlkampf 1831 107 10 Das Elektorat in den Regionen der britischen Inseln 1832 109 11 Wandel der BetriebsgroBe in der Landwirtschaft 1841 - 1851 (Anteile in %) 120 12 Irische Abgeordnete vor und nach der Wahl von 1852 136 13 Sozialstruktur der irischen Abgeordneten 1852 (in %) 137 14 Anteil der konkurrenzlos errungenen Sitze bei den britischen Unterhauswahlen 1885 - 1918 (nach Regionen) 163 15 Die Ergebnisse der Wahlen zum britischen Unterhaus 1885 - 1918 in Irland (Stimmenanteil, Kandidaten, Abgeordnete, konkurrenzlos gewahlte Abgeordnete) 164 16 Wahlplakat Count Plunketts zur Nachwahl in North Roscommon am 3.2.1917 199 17 Die irische Wahlerschaft 1910 und 1918 210 18 Die regionale Verteilung der Sinn Fein-Stimmen bei der Parlamentswahl von 1918 214 19 Sinn Fein und die Entwicklung des Parteiensystems zwischen 1917 und 1926 227

7 20 Die regionale Verteilung der Stimmen des Anti• Treaty-F1Ugels der Sinn Fein bei der Wahl von 1922 249 21 Der Wandel der agrarischen Eigentumsverhaltnisse 1870 - 1916 262 22 Die regionale Verteilung der in der Parlamentswahl von 1923 fUr den vertragsfeindlichen F1Ugel der Sinn Fein (Anti-Treaty-SF) abgegebenen Stimmen 265 23 Die regionale Verteilung der 1923 fUr die Labour Party abgegebenen Stimmen erster Praferenz 269 24 Die Konzentration des irischen Parteiensystems 1927 - 1932 289 25 Die regionalen Stimmenanteile von SF/FF, CnG und Labour Party in den Wahlen 1923, 1927 und 1932 310 26 Die Wahlbeteiligung in den Regionen 1923 - 1932 (in %) 311 27 Anteil der Stadte (Uber 1500 Einwohner) an der Ge• samtbevolkerung der 26 Grafschaften SUdirlands 1911 - 1966 312 28 Der Stimmenanteil der Fianna Fail in den Regionen 1927 (September) und 1938 330 29 Der Wandel der Fianna Fail von der auBerparlamenta• rischen Opposition zur dominierenden Systempartei (1926 - 1937) 331 30 Die personelle Zusammensetzung des Dail Eireann, 1922 - 1944 342 31 Die regionale Verteilung der Clann na Poblachta• Stimmen 1948 344 32 Die regionale Verteilung der Sinn Fein-Stimmen 1957 362 33 Die elektorale Entwicklung der Fianna Fail 1932 - 1977 371 34 Arbeitskampfe in Irland 1954 - 1970 373 35 Wahlkreise und Sitzverteilungen bei der Parlamentswahl von 1965 378 36 Beschaftigte in der Landwirtschaft 1926 - 1961 (in Tausend) 380 37 Der elektorale Wandel der Labour Party in Dublin 1961 - 1969 380 38 Die Individualmitgliedschaft der Labour Party 1966 - 1969 381 39 Der Akademikeranteil in den Fraktionen von FF, FG und Labour Party 1961, 1966 und 1969 (in %) 382

8 40 Stimmenanteil der Fianna Fail und optimale Wahl• kreisgroBe 389 41 Wahlkreise und Sitze 1923 - 1974 389 42 Wahlkreise und Sitzverteilung in der Parlaments• wahl von 1969 391 43 Gewerkschaftszugehorigkeit und Parteipraferenz 1969 392 44 Die Haltung von FF, FG und Labour Party zu wesent• lichen Issues der irischen Politik im Wahlkampf von 1969 400 45 Kontrastgruppenanalysen des Wahlverhaltens (1969) 402 46 Stimmzettel bei der Parlamentswahl 1977 406 47 Der Ablauf des StimmenUbertragungsverfahrens im Wahlkreis Waterford 1977 408 48 Issuerelevanz in der Perzeption der Wahler vor der Parlamentswahl 1977 419 49 Karikatur· (Irish Times, 19.2.1977) 420 50 Resultate der Meinungsumfragen zur Parteipraferenz vor der Parlamentswahl vom Juni 1977 422 51 Die Sozialstruktur der Wahler von FF, FG, Labour Party und National Coalition 1969 und 1976 (nach Schichtzugehorigkeit, Region und Alter) 424 52 Wahlanzeige von FG und Labour Party 1977 431 53 Wahlanzeige der ITGWU fUr die Labour Party 1977 433 54 Der Stimmenanteil der Labour Party in Dublin 1961 - 1977 437 55 Stimmentransfers zwischen FG und Labour Party 1948 - 1977 437

56 Wahlergebnisse im Freistaat und in der Republik Irland 1923 - 1977 (prozentualer Stimmenanteil und Zahl der Mandate) 446/447 57 Die regional en Stimmenanteile von FF, FG und Labour Party bei den Parlamentswahlen von 1977 und den Europawahlen von 1979 (in %) 480

9 AbkUrzungen

ACA Army Comrades Association AE Aontacht Eireann ("Irische Einheit") ATGWU Amalgamated Transport and General Workers' Union CA Catholic Association. CIU Congress of Irish Unions CnG Cumann na nGaedhael ("Familie der Galen") CnP Clann na Poblachta ("Kinder/Familie des Volkes") CnT Clann na Talmhan ("Kinder/Familie des Landes") Co. County CPI Communist Party of Ireland FF Fianna F&il ("Soldaten des Schicksals") FG Fine Gael ("Stamm der Galen") GAA Gaelic Athletic Association ICTU Irish Congress of Trade Unions IDA Irish Development Authority IMA Irish Medical Association INTO Irish National Teachers' Organisation IP Independence Party (Island) IPP Irish Parliamentary Party IRA Irish Republican Army IRB Irish Republican Brotherhood IRSP Irish Republican Socialist Party ITGWU Irish Transport and General Workers' Union ITUC Irish Trades Union Congress IWL Irish Workers' League Lab. Labour Party MSI Movimento Sociale Italiano NL National League NLP National Labour Party NPD National PvdA Partij van de Arbeid (Niederlande) RP Repeal Party RTE Radio Telef1s Eireann ("Radio und Fernsehen Irlands") SAP Socialdemokratiska Arbetarepartiet (Schweden) SDLP Social Democratic and Labour Party (Nordirland) SF Sinn F~in ("Wir selbst/allein") SFWP Sinn F~in - The Workers' Party SLP Socialist Labour Party STV Single Transferable Vote TO Teachta D&la ("Mitglied des Parlaments") WUI Workers' Union of Ireland

10 "No country is more baffling to the student who tries to assess the parties in terms of Right and Left. All our parties - even Labour - seem to belong to the Centre, although, perhaps, some are more Centre than others. The reason, basically, is that the Irish revolution was a nationalist, not a social, revolution. Irish parties have always been graded in shades of green, not in shades of red." (Aus "Polls Apart" von Jack Whyte, The Guardian, 29.9.1961)

"Politik in Irland ist eben wie ein Roman von James Joyce: nur etwas fUr Eingeweihte und Verstandnisvolle." (Aus "Nur fUr Eingeweihte" von Karl Heinz Wocker, Die Zeit, 15.5.1970)

"Ireland is one of the most 'political' countries in Europe. It can politicise trivia in ways that many outside Ireland would never conceive as being possible. You cannot name a street, for instance, without some• one, somewhere sensing an implied political snub. Yet it is hard to tell the main parties apart." (Aus "A Question of Numbers - A Survey of the Republic of Ireland" von Alan Stanbrook, The Economist, 9./15.4.1977)

"Comme presque toujours en Irlande, i1 faut remonter dans l'histoire pour comprendre les choix des electeurs." (Aus "L'Irlande entre 'socialistes' et 'republicains'" von Nicole Bernheim, Le Monde, 16.6.1977)

11 VORBEMERKUNG

In einer vor mehr als zwanzig Jahren veroffentlichten Mainzer Dissertation Uber "die irische Frage in der Ara Daniel O'Connells und ihre Bedeutung in der politischen Publizistik des deutschen Vormarz" heiBt es zur Rezeption irischer politischer Ereignisse in Deutschland: "Irland lag auBerhalb des politischen Interesses der deutschen Dffentlich• keit, und die genauere Kenntnis seiner Probleme wie der Insel Uberhaupt war sehr selten in Deutschland" (Hall 1958: 9). Diese Aussage bezieht sich auf das frUhe 19.Jahrhundert. Es scheint jedoch, als hatte sich an diesem Defizit an Interesse und Information trotz bUrger• kriegsahnlicher Zustande im Norden der Insel, trotz der politischen und ok 0- nomischen Integration Westeuropas und der Entdeckung Irlands als touristen• freundlicher "grUner Insel" nicht viel geandert. Das Land - so konnte man vermuten - ist in politischer Hinsicht die "Insel hinter einer Insel" ge• blieben, die in Reportagen mit Titeln wie "Rebel len, Monche und Poeten" hin• reichend analysiert werden kann. Parteinamen wie "Soldaten des Schicksals" und "Familie der Galen" scheinen eine solche Vermutung zu bestatigen. FUr Rumpf war 1959 "auch in nachster Zukunft nicht zu erwarten, daB in Irland eine Parteienkonstellation entsteht, wie wir sie mit Labour und Konservativen in GroB-Britannien oder mit CDU und SPD in Westdeutschland finden" (Rumpf 1959: 174). Er hat recht behalten: Die beiden domierenden Parteien der Republik sind noch immer Fianna Fail und Fine Gael. DaB sie es verstanden haben, die hinter derartigen Namen stehenden Tra• ditionen mit den funktionalen Erfordernissen der Parteienkonkurrenz in einer sich wandelnden Gesellschaft zu verbinden, ihren im westeuropaischen Vergleich eher ungewohnlichen Entstehungshintergrund gar strategisch zu nutzen, soll in dieser Arbeit gezeigt werden. Ein renommierter irischer Historiker vermiBte vor einigen Jahren im Standard• werk eines nicht minder renommierten Politologen Uber das politische System Irlands eine seiner Auffassung nach unverzichtbare Voraussetzung fUr das Ver• standnis irischer Politik und ihrer Akteure und schloB seine durchaus wohl• wollende Rezension mit der folgenden Kritik: "The instinctive feel for Irish life and character, the feel that is bred in the bone - no doubt with all the countervailing handicaps of prejudice and insularity which that implies - is in the last analysis absent from the work" (Lyons 1970/71: 600). FUr die Vermittlung nicht nur einer Vorstellung dieses "instinctive feel that is bred in the bone", sondern auch aufschluBreicher Einblicke in die Realitat

12 moderner irischer Politik gebUhrt Dank dem Generalsekretar der Labour Party, Brendan Halligan, dem ehemaligen Organisationsdirektor und heutigen General• sekretar der Fine Gael, Peter Prendergast, sowie vor allem Michael McInerney, dem langjahrigen politischen Korrespondenten der Irish Times, der in langen Gesprachen das Verstandnis des Verfassers fUr die EigentUmlichkeiten des po• litischen Irland betrachtlich erweiterte. Gedankt sei an dieser Stelle auch John Gibson vom Archiv der Irish Times, der reichhaltiges Material zur Ver• fUgung stellte und sachkundig kommentierte, und nicht zuletzt allen denen, die es dem Verfasser im Oktober 1977 ermoglichten, "to talk politics". In Hamburg sind es in erster Linie Joachim Raschke und Rainer Tamchina, den en mein Dank zukommt. Den Herausgebern der Reihe 'Sozialwissenschaftliche Studien' danke ich fUr die Aufnahme dieser Arbeit.

Wedel, im September 1981

13