Editorial fokussiert

Liebe Leserinnen und Leser,

am 21.7.1969 betrat zum ersten Mal ein Mensch den Mond. Es ist er- staunlich, dass 40 Jahre später eine nicht unerhebliche Zahl von Men- schen diese Tatsache nicht akzeptieren kann und Verschwörungsthe- orien Glauben schenkt, die Mondlandungen seien in amerikanischen Filmstudios inszeniert worden um die Welt zu täuschen. Nicht nur im nicht-astronomischen Bekanntenkreis werde ich immer wieder mit die- sen Behauptungen konfrontiert, es ist erstaunlich wie viele Amateuras- tronomen dieser Meinung anhängen. Gerade sie müssten es besser wis- sen – und verstehen, warum die amerikanische Flagge auch ohne Luft wie vom Wind verweht aussehen kann und auf dem Mond aufgenom- mene Fotos keine Sterne zeigen. Der Profi astronom Florian Freistetter Ronald Stoyan, Chefredakteur hat sich die Mühe gemacht, die Argumente der Verschwörungstheoreti- ker einzeln zu widerlegen. Sein Ergebnis ist die Entlarvung der Behaup- tungen als plumpe Lüge (Seite 14). Das vierzigjährige Jubiläum der ersten Mondlandung ist der zweite große Höhepunkt des internationalen Jahres. Am ersten Aprilwochen- ende hatten zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der Aktion »100 Stunden Astronomie« auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz vielen tausend Menschen ihren ersten Blick durch ein Fernrohr ermög- licht. Auch ich habe in John Dobson-Manier zusammen mit Sternfreun- den in der Fußgängerzone von Erlangen mein Teleskop aufgebaut – fast 1000 Nachtschwärmer waren überwältigt von ihrem ersten Kontakt mit Mond und Saturn im Fernrohr. Berichten Sie uns über Ihre persön- lichen Erlebnisse – wir berichten in der nächsten Ausgabe. Die Witterungsbedingungen sind für mitteleuropäische Amateuras- tronomen immer eine kritische Anlegenheit. Neben der Wolkenbede- ckung spielen auch die Luftbewegungen eine große Rolle, entscheiden sie doch als Seeing über die Qualität des Fernrohrbildes. Die Meteoro- logen der Baseler Universität haben ein Vorhersagemodell der Luftun- ruhe erstellt, das im Internet eine genaue Abschätzung des Seeings er- laubt (Seite 45). Die interstellarum-Leser sind aufgerufen, dieses Modell durch eigene Beobachtungen zu überprüfen – und damit den Meteo- rologen Rückschlüsse zu geben, wie gut ihre Berechnungen sind. Das Ergebnis wäre ein Traum für alle Sternfreunde: Eine verlässliche Wetter- vorhersage, die nicht nur Wolken, sondern auch das Seeing berücksich- tigt.

klare Sommernächte wünscht Titelbild: Eines der vielleicht be- rühmtesten Fotos aller Zeiten zeigt den Apollo-11-Astronauten Buzz Aldrin am Ihr 21.7.1969 auf dem Mond, fotografi ert von seinem Kollegen Neil Armstrong. Dieses Bild – und viele tausend weitere – hal- ten viele Menschen für in Hollywood-Stu- dios nachgestellten Schwindel. Doch diese Verschwörungstheorien entbehren jeder Grundlage, wie der Beitrag ab Seite 14 zeigt. NASA Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 1 Inhalt

Hintergrund aktuell auf www.interstellarum.de

„ Hauptartikel 14 40 Jahre Mondlandung Warum die Verschwörungstheorie eine Lüge ist 19 Astro-Wissen: Was ist die kosmische Geschwindigkeit? Die interstellarum-Einsteigerseiten „ Schlagzeilen 10 Plutos eisige Atmosphäre Die Keimzelle der Galaxien 11 Zerklüftete Mars-Lava Spektroskopie spricht für Überfl utung für Einsteiger 36 12 Raumfahrt aktuell: Beobachtungen, Forschung, Szene Weltraumteleskop aktuell informiert alle 14 Tage Kepler gestartet

Himmel

„ Ereignisse 20 Der Mond in Aktion Einstieg ins Hobby Astronomie Die Plejadenbedeckung am 18. Juli 2009 Teil 4: Das erste Teleskop. Jahrhundert-Sonnenfi nsternis Einstieg ins Hobby Astronomie in Asien Teil 5: Benutzung eines Teleskops. 21 Pluto in Opposition am 24. Juni „ Sonnensystem Deep-Sky-Nächte 24 Sonne aktuell: für Großstadt- Kein Anstieg in Sicht beobachter 42 25 Planeten aktuell: Mondspiele um Jupiter und Saturn 26 Kometen aktuell: Zwei 45 Mehr Durchblick Kometen für das Fernglas Moderne Vorhersagemethoden für Wolken und Luftunruhe „ Sternhimmel 29 Astronomie mit bloßem 49 Praxis-Wissen: Was ist Auge: Der Vollmond die Bortle-Skala? Astronomie mit dem Fernglas: 61 Cygni Technik 30 Objekt der Saison: M 16 „ Test 31 Objekt der Saison: M 17 54 Astro-Funkzentrale 33 Veränderlicher aktuell: R Scuti Der Wireless Telescope Server von Meade im Test

Praxis „ Astrofotografi e

Mehr Durchblick 45 „ Kometen 50 Bewegter Himmel 34 Der Schlechtwetter- Zeitraff eraufnahmen mit Komet digitalen Spiegelrefl exkameras Die schönsten Bilder 60 Technik-Wissen: Wie hilft des Kometen Lulin das Histogramm bei der Bildbearbeitung? „ Deep-Sky 36 Spektroskopie Beobachtungen

für Einsteiger „ Rückblick Teil 1: Ein spaltloses Gitterspektroskop 61 Die ISS erhält Besuch zur visuellen Beobachtung „ First Light 40 Exotische Sterne 62 Geheimnisvolle Refl exe Barnard 29 – ein heißer Stern in M 13 „ Objekte der Saison 42 Deep-Sky-Nächte für 64 M 12 / NGC 6210 Großstadtbeobachter „ Galerie Bewegter Himmel 50 Objekt-Vielfalt im Sternbild Lyra 68 Astrofotos unserer Leser Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

2 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Inhalt

40 Jahre Mondlandung 14 Warum die Verschwörungs- theorie eine Lüge ist

Service

„ Szene Test: 70 Astronomie ohne Grenzen 73 Termine für Sternfreunde: Astro-Funkzentrale Juni–Juli 2009 54 „ Rezensionen Der Wireless Telescope 75 The Sun Server von Meade im Test Der Quantenkosmos Sternstunden „ Astromarkt 76 Kleinanzeigen

1 fokussiert

2 Inhaltsverzeichnis

76 Leserhinweise

78 Vorschau, Impressum Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 3 Schlagzeilen von Susanne und Peter Friedrich Plutos eisige Atmosphäre

luto ist ungefähr 40 Mal weiter von auch die unteren Atmosphärenschichten frorenes Methan auf der Oberfl äche, die die Pder Sonne entfernt als die Erde, er hat zu untersuchen: Man entdeckte mehr als 17 Verdampfung von Stickstoff verhindert, was nur etwa ein Fünftel des Erddurchmessers Absorptionslinien von Methan, mit denen den Anteil von Methan in der Atmosphäre und auf seiner Oberfl äche aus Gestein und nicht nur die Dichte sondern auch die Tem- verringern würde, oder es gibt kleine Teiche Eis herrschen Temperaturen von ungefähr peratur in der Atmosphäre bestimmt wer- aus reinem Methan, die atmosphärisches –220°C. Erst seit 1980 weiß man, dass Pluto den konnte. So wurde festgestellt, dass die Methan nachliefern. Wenn Pluto sich wieder eine dünne Atmosphäre besitzt, die haupt- gesamte Atmosphäre eine mittlere Tempe- von der Sonne entfernt, sollte das Methan sächlich aus Stickstoff mit Spuren von Me- ratur von –180°C hat, also wärmer als die ausfrieren und sein Anteil in der Atmo- than besteht. Möglicherweise enthält sie Oberfl äche ist. Die Verdampfung (Sublima- sphäre zurückgehen. Je nachdem wie sich auch Kohlenmonoxid. Wenn sich Pluto auf tion) des Oberfl ächeneises kühlt, ähnlich der Anteil auch im Verhältnis zum Stickstoff Hintergrund seiner Bahn von der Sonne entfernt, friert wie Schweiß bei seiner Verdunstung die ändert, wird man zwischen den Theorien seine Atmosphäre allmählich aus und setzt Haut, Plutos Oberfl äche. Obwohl auf Me- entscheiden können. [ESO Science Release sich auf der Oberfl äche ab. Sie wird wieder than nur ein halbes Prozent der Moleküle 08/09; arXiv:0901.4882v1] gasförmig, wenn er der Sonne näher ist und entfallen, ist es für die Erwärmung der At- sich die Oberfl äche erwärmt – wie es zurzeit mosphäre verantwortlich. Auch die gefun- der Fall ist. Bisher konnte man nur die obers- dene Temperaturinversion, d.h. der Tempe- ten Schichten der Atmosphäre während raturanstieg mit zunehmender Höhe, geht Die Atmosphäre von Pluto gefriert auf der Sternbedeckungen durch Pluto beobach- auf das Konto von Methan: 3° bis 15° steigt Oberfl äche, wenn sich der Zwergplanet von ten. Dabei wurde festgestellt, dass sie etwa die Temperatur pro 1000m Höhe. Zwei kon- der Sonne entfernt. Steht Pluto jedoch nahe 50° wärmer als die Oberfl äche ist. Das VLT kurrierende Modelle versuchen die Eigen- seines Perihels, könnte ein Teil des Methans und der CRyogenic InfraRed Echelle Spec- schaften der Plutoatmosphäre zu erklären: in seiner Atmosphäre sogar in Teichen auf trograph (CRIRES) haben es nun ermöglicht, Entweder existiert eine dünne Schicht ge- seiner Oberfl äche vorkommen. /09 A 08 HOTO ESO PR P

Die Keimzelle der Galaxien

Eine entscheidende Frage in Zeit anwuchs, oder bildeten Abb. 1: Falschfarbenaufnah- der Entstehung der Galaxien ist sich die Sterne gleichmäßig me der Galaxie J1148+5251,

bis heute nicht beantwortet: Ent- im gesamten heutigen Volu- aufgenommen mit den Radio- NRAO/AUI/NSF stand zuerst nur ein Zentralbe- men der Galaxie? Um einer teleskopen des Very Large Ar-

reich mit Sternen, der mit der Antwort näher zu kommen, ray in New Mexiko. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

10 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Schlagzeilen

Abb. 2: In der Zerklüftete Region Orion- KL im Orionne- Mars-Lava bel (schwarzer Rahmen) ist die spricht für Sternentste- hungsaktivität Überfl utung ähnlich hoch wie in der Zen- Eine Auswertung von Bildern tralregion von des Mars Reconnaissance Orbiter, J1148+5251 – die im Februar 2009 veröff entlicht allerdings auf wurde, weist geologische Formen ein ungleich nach, die durch Vulkanismus ent- kleineres Vo- standen sind. Es handelt sich dabei EAM

lumen be- T um säulenförmige Klüftungen, die

schränkt. ROJECT sich ergeben, wenn sich langsam P abkühlende Lava zusammenzieht. REASURY T Auf der Erde sind solche Formen RION z.B. als Säulenbasalt bekannt. Der I/ESA); O

C Mars-Orbiter konnte diese Struk-

(STS turen nur dort fi nden, wo sie nicht senkrecht stehen, sondern gekippt OBBERTO liegen – vorwiegend an den Hän- gen von Impaktkratern. Die hoch- NASA; ESA; R aufl ösende HiRISE-Kamera konnte wurde eine der entferntesten bekannten ak- bestimmen und damit die Sternentstehungs- Strukturen bis zu einer Größe von tiven Galaxien, ein Quasar mit der Bezeichnung rate pro Volumen abzuschätzen, die sowohl 0,75m–1m identifi zieren. Interes- J1148+5251, untersucht. Das Licht von dieser mit Modellen, als auch mit besonders aktiven sant ist dabei, dass sich an einigen Galaxie erreicht die Erde erst nach einer Reise- Sternentstehungsgebieten in unserer eigenen Stellen Störungen der Säulenfor- zeit von 12,8 Milliarden Jahren. Die Beobach- Galaxis verglichen werden kann. mation nachweisen lassen, dort tungen zeigen dieses Objekt daher so, wie es Sterne werden geboren, wenn kosmische verlaufen die Bruchlinien im Ge- vor 12,8 Milliarden Jahren aussah – weniger als Wolken aus Staub und Gas unter dem Einfl uss stein unregelmäßig und teilwei- eine Milliarde Jahre nach dem Urknall, als die der Schwerkraft kollabieren und sich aufheizen. se quer zur Richtung der Säulen. ersten Galaxien entstanden. Doch die dabei entstehende Strahlung treibt Dieses Phänomen kennt man auch Die Untersuchung des Quasars in dieser Ent- die Gas- und Staubwolken auseinander und er- auf der Erde, wo es durch in die fernung ist nicht einfach, da Details mit Größen schwert den weiteren Kollaps und die Bildung abkühlende Lava eindringendes von wenigen zehntel Bogensekunden aufge- neuer Sterne. Daraus ergibt sich eine Obergren- löst werden müssen und zudem der Quasar- ze dafür, wie viele Sterne in einer bestimmten kern alles überstrahlt. Im Licht einfach ioni- Raumregion innerhalb einer gegebenen Zeit sierter Kohlenstoff atome, also Atomen, die ein überhaupt entstehen können. Genau diese Elektron verloren haben, bei einer Wellenlänge Obergrenze wird in dem beobachteten Stern- von 158μm leuchten jedoch Sternentstehungs- gebiet erreicht. In unserer Milchstraße fi nden gebiete heller als solch ein Quasarkern. Licht sich solche extremen Verhältnisse nur in un- RIZONA

dieser Wellenlänge wird allerdings vollstän- gleich kleineren Regionen, beispielsweise in A OF dig von der Erdatmosphäre absorbiert. Durch Teilen des Orionnebels. Das Sternentstehungs-

die Expansion des Universums und die damit gebiet in J1148+5251 entspricht einer Ansamm- NIVERSITY /U verbundene Rotverschiebung kommt dieses lung von 100 Millionen Orion-Regionen! Dies ALTECH Licht jedoch als Radiostrahlung mit ungefähr steht im Widerspruch zu einigen bisherigen 1mm Wellenlänge auf der Erde an und ist mess- Schätzungen, die für die maximale Sternent- NASA/JPL-C bar. Ein für solche Beobachtungen geeignetes stehungsrate in Galaxien auf einen zehnfach Instrument ist das IRAM-Interferometer, das kleineren Grenzwert gekommen waren. Der Ausschnitt einer Aufnah- aus sechs zusammengeschalteten Einzelan- Off enbar entsteht die Sternansammlung in me der HiRISE-Kamera des Mars tennen besteht. Untersuchungen mit diesem dieser Galaxie von innen heraus. Denn anfangs Reconnaissance Orbiter vom 31. Instrument ergaben, dass sich im Kern von gibt es nur eine Kernregion, in der sich beson- Oktober 2007 zeigt den Abhang J1148+5251 extrem viele Sterne bildeten – mit ders viele Sterne bilden. Erst im Lauf der Zeit eines 16km großen ungestörten einer Gesamtmasse von mehr als 1000 Son- wächst der mit Sternen gefüllte Zentralbereich Kraters im Gebiet von Marte Valles; nenmassen pro Jahr. In unserer Milchstraße – etwa durch Kollisionen und Verschmelzungen an den inneren Abhängen des Kra- hingegen wird durchschnittlich in einem Jahr mit anderen Galaxien – und erreicht die un- ters (im linken Teil des Bildes) wur- nur eine Sonnenmasse in Sterne umgesetzt. gleich größere Ausdehnung, wie man sie cha- den geologische Strukturen ge- Zudem gelang es, die Ausdehnung des Stern- rakteristischerweise in älteren Galaxien fi ndet. funden, die irdischen Basaltsäulen

entstehungsgebiets zu 5000 Lichtjahren zu [MPG Presseinformation SP/2009 (14)] ähneln. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 11 Schlagzeilen

Wasser erklärt wird: Dieses sorgt nämlich im Vergleich Raumfahrt aktuell zur normalen langsamen Ab- kühlung von außen nach in- Weltraumteleskop Kepler gestartet nen für eine schnellere und ungleichmäßigere Abküh- iemlich genau bei Erscheinen dieses Heftes des Erdorbits und mit 0,95m großer Öff nung lung. Die Beobachtung auf Zsollte sie beginnen, die große Jagd des und 1,40m-Hauptspiegel sogar das neuntgröß- dem Mars legt deshalb nahe, NASA-Weltraumobservatoriums Kepler nach te Schmidt-Teleskop, das je gebaut wurde. Auch dass es im Bereich der Lava- erdähnlichen Planeten fremder Sterne. 60 Tage seine Kamera aus 42 CCD-Chips mit zusammen felder zu periodischen Über- sollte die Inbetriebnahme nach dem Start in der 95 Millionen Pixeln ist die größte im Weltraum. fl utungen gekommen ist. Nacht zum 7. März dauern, dreieinhalb Jahre Um 150000 Sterne permanent im Blick zu be- Nach der ersten Entdeckung mindestens die Mission – und erst ganz gegen halten, hat man Kepler auf eine Sonnenumlauf- an einem Kraterabhang in Ende werden wir erfahren, ob auch nur einer der bahn mit 371 Tagen Periode geschickt, so dass Marte Valles wurden in den rund 150000 Sterne zwischen Lyra und Cygnus, das Teleskop ständig von der störenden Erde umliegenden vulkanischen die Kepler wieder und wieder photometrieren weg driftet. Die riesige Datenmenge der Kame- Gebieten ebenfalls Basalt- wird, einen erdähnlichen Planeten in einem ra, die alle 30 Minuten dasselbe Feld von 100 säulenstrukturen an gut er- Abstand besitzt, in dem lebensfreundliche Be- Quadratgrad überwacht, könnte gar nicht ge- haltenen Kraterwänden ge- dingungen herrschen würden. Verraten sollen speichert und zur Erde geschickt werden. Nur funden. Teilweise konnte sich diese Planeten durch Durchgänge vor den kleine Felder um die Zielsterne werden an Bord auch dort die unstrukturierte Scheiben ihrer Sterne, die sich als geringer Hel- ausgeschnitten und einmal im Monat übertra- Zerklüftung nachgewiesen ligkeitsabfall bemerkbar machen. Drei solcher gen. Die Lichtkurven, die auch einiges über die werden, die auf den Einfl uss Transits werden mindestens benötigt, um die Sterne selbst verraten, werden das Vermächtnis von Wasser deutet. wichtigsten anderen Ursachen stellarer Hellig- dieser ungewöhnlichen 600-Millionen-Dollar- Eine andere neue Studie, keitsschwankungen ausschließen zu können. Mission sein. die auf der Untersuchung Ist ein Fall entdeckt, wird ein Netzwerk meist „ Daniel Fischer von Kratern beruht, die vom bodengebundener Teleskope aktiviert, um bei Mars Odyssey Orbiter auf- dem betreff enden Stern insbesondere nach Surftipps genommen wurden, zeigt Schwankungen der Radialgeschwindigkeit im Kepler-Weltraumteleskop: unmittelbare Hinweise auf gleichen Rhythmus zu suchen und ggf. die Mas- kepler.nasa.gov Spuren ehemals fl ießenden se zu bestimmen. Aber drei Transits plus Nach- Wassers. So sind beispiels- beobachtungen werden unvermeidlich mehre- weise Erosionsfurchen an re Jahre in Anspruch nehmen. Start des Weltraumobservatoriums Kep- den Kraterhängen und Ab- Jeden Dezember wird es eine Pressekonfe- ler auf einer Delta II-Rakete bei deren 139. lagerungen am Kraterbo- renz geben, der im Januar die Präsentation der erfolgreichem Start in 20 Jahren – nur jeder den sowie deltaförmige wissenschaftlichen Details auf einer Tagung 50. war gescheitert. Verzweigungen von even- folgt. Im Dezember 2009 darf nur mit Riesen- ARRAR

tuellen ehemaligen Wasser- planeten mit kurzen Umlaufszeiten gerechnet F , T. YALL

läufen zu sehen. [JPL News werden, wie man längst von der Erde aus über -R

vom 25.2.2009 und 5.2.2009; 300 entdeckt hat. Ende 2010 könnten erdähn- ITCHELL USGS News Release vom liche Planeten in der bewohnbaren Zone von

25.2.2009; University of Ari- Zwergsternen spruchreif geworden sein, weil NASA/R. M zona; Milazzo, M. P. et al., Ge- M-Sterne viel lichtschwächer sind und prinzipi- ology 37, 171; Milazzo, M. P. et ell lebensfreundliche Planeten kurze Umlaufs- al., 40th Lunar and Planetary zeiten hätten. Im Dezember 2011 wären bereits Science Conference; Planeta- Erden von K-Sternen möglich – und im Dezem- ry Science Institute] ber 2012 schließlich erdähnliche Planeten von G-Sternen wie unserer Sonne, die in passendem Surftipps Abstand rund ein Jahr Umlaufszeit benötigen. Die Gesamtausbeute der Primärmission Keplers JPL/NASA: (die auf bis zu sechs Jahre verlängert werden www.jpl.nasa.gov könnte) wird dann Ende 2013 bzw. im Detail im Space Telescope Januar 2014 präsentiert. Dann wird man wis- Science Institute: sen, ob es überhaupt erdähnliche Planeten in www.stsci.edu »bewohnbaren« Zonen gibt, wie häufi g sie sind ESO Presse- (die beste heute mögliche Hochrechnung lässt Mitteilungen: 50 bis 100 Funde erwarten) – und wo die besten www.eso.org/ outreach/press-rel Kandidaten für eventuelle Nachfolgemissionen Max-Planck- zu fi nden wären, die die fremden Erden direkt Gesellschaft: abbilden und untersuchen könnten. www.mpg.de Technisch gesehen setzt Kepler neue Maß- stäbe: Sein Teleskop ist das größte jenseits Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

12 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 13 Hauptartikel 40 Jahre Mondlandung Warum die Verschwörungstheorie eine Lüge ist

VON FLORIAN FREISTETTER Amm 21.1 Julu i 199699, umm 3:556 Mitteleuropä- isiscchere Zeiit,, bettrar t NeNeili Armmstrong als ers-

Hintergrund tet r MeM nsn chh denn Mono dd. Ihm folgten Buzz AlA drd inin und 12 wew iti erere Asstronauten, die inin dene näcchsh tet n drdreie Jahahreren im Zuge des Appolllolo-PProgrg ammmsm der NASA den Mond besus chhtenn. Diee beme annntnte Mondlandung sttele ltt eiine der aua ßeß rggewe öhnlichsten und beeie ndn ruckkenendsd ten wiw sssenschaftlichen unnd tetechchniniscchhen Leeisistutungn en der Mensch- heh itt darr. AbAberr es gibtb Mene schen, die nicht daaraan glg aubeen wowollenn, dass tatsächlich Asstrtrono aua ten ded n MoM nd betreten haben. SiS e behaupptet n, dieie NASA A hätte die Mond- laandndunungegen nun r ininszzennieertr . Die Live-Bilder vovom MoMondd, didie Feernr sehzh uschauer überall auauf ded r WeWeltlt fasaszizinin ererteten,n, seien in Wirklich- kekeitt in eieinen m FeFernrnsesehshstuudio auf der Erde geg drd eheht wowordrdenen.

NASA

o absurd diese Verschwörungstheo- Abb. 1: Haben die Mondlandungen von 1969 bis 1972 wirklich stattgefunden? Viele rie ist, so schwer ist sie auszurotten. Menschen glauben an eine gigantische Verschwörungstheorie. Das Bild zeigt eines der be- SSchon fünf Jahre nach der ersten rühmtesten Motive der Apollo 11-Mission: Neil Armstrong fotografi ert Buzz Aldrin. Der im Mondlandung, 1974, veröff entlichte der Helm gespiegelte Schatten von Armstrong scheint dabei in eine andere Richtung zu verlau- Amerikaner Bill Kaysing sein Buch »We fen als der von Aldrin, was von Anhängern der Verschwörung als Argument für eine Fälschung never went to the moon: America's Th irty genannt wird. Dieser Eff ekt ist jedoch auf die Krümmung des Helms zurückzuführen. Billion Dollar Swindle«. Darin behauptete er, die NASA wäre technisch nicht in der stand geraten. Die Sowjetunion hatte 1957 in seiner Rede im Mai 1961 angekündigt, Lage gewesen, einen Menschen sicher auf den ersten künstlichen Satelliten in eine bis zum Ende des Jahrzehnts einen Men- den Mond und wieder zurück zu bringen. Erdumlaufb ahn gebracht. Ebenfalls 1957 schen sicher auf den Mond und wieder zu- Deshalb wäre die Landung auf dem Mond schickte die UdSSR das erste Lebewesen, rück zur Erde zu bringen. Der öff entliche nur vorgetäuscht worden. Und er meinte die Hündin Laika, in einen Erdorbit. 1961 Druck, hier erfolgreich zu sein und den sogar, für diese Behauptung »Beweise« zu wurde der nächste große Erfolg gefeiert: Mond vor der Sowjetunion zu erreichen, haben. Kaysing arbeitete von 1957 bis 1963 Juri Gagarin war der erste Mensch, der war groß. Es galt also auf jeden Fall, einen in einer Firma, die Triebwerke für die Sa- sicher ins Weltall und wieder zurück auf Fehlschlag zu vermeiden. turn V-Raketen der NASA herstellte. Er die Erde befördert wurde. 1963 fl og Wa- war allerdings kein Wissenschaft ler oder lentina Tereschkowa als erste Frau in den Gründe für die Verschwörung Techniker, sondern nur Leiter der tech- Weltraum; 1965 verließ Alexei Leonow nischen Dokumentationsabteilung. als erster Mensch im All sein Raumschiff . Die Verschwörungstheoretiker meinen Und mit dem Luna-Programm machte nun, die USA wären angesichts der im- Das Wettrennen ins All sich die UdSSR nun daran, den Mond zu mensen technischen Schwierigkeiten, die erreichen. im Zuge der Mondmission auf sie zuka- Kaysings Verschwörungstheorie fand Es ist also nicht verwunderlich, dass men, lieber auf Nummer sicher gegangen bald Anklang. Auf den ersten Blick scheint die USA alles daran setzen würden, beim und hätten die Landung nur vorgetäuscht, seine »Th eorie« nicht allzu weit her geholt: Wettlauf zum Mond nicht schon wieder anstatt tatsächlich Menschen ins All zu Die USA waren im Rennen um die Vor- von der UdSSR geschlagen zu werden. schicken. So könnte man auf jeden Fall

herrschaft im Weltall deutlich in Rück- Selbst Präsident John F. Kennedy hatte den Erfolg garantieren. Viele Anhänger Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Hauptartikel einer vorgetäuschten Mondlandung sind um den Einwand zu entkräft en. Würden auch der Ansicht, dass die Mondlan- die Astronauten tatsächlich von mehre- dung eine dringend benötigte Aktion der ren künstlichen Lichtquellen beleuchtet amerikanischen Regierung war, um die werden, dann würden sie natürlich auch Aufmerksamkeit der Bevölkerung vom mehrere Schatten werfen. Das sieht man desaströsen Vietnamkrieg abzulenken. in jedem Fußballstadion mit Flutlichtan- Was auch immer die genauen Gründe lage, in dem die Spieler je nach Anzahl sein mögen: Für viele Menschen – in den der Scheinwerfer mehr als einen Schat- USA laut Umfragen 20% der Bevölke- ten haben. Aber warum sind die Schatten rung – steht fest, dass die Landung auf dann auf manchen Bildern tatsächlich dem Mond nur ein großer Schwindel war nicht parallel? Abb. 1 zeigt klar, dass der – und das ließe sich beweisen! Schatten von Buzz Aldrin in eine andere Die Foto- und Filmaufnahmen, die Richtung verläuft als der Schatten von von den Apollo-Astronauten während Neil Armstrong, der sich in Aldrins Helm ihrer Mondspaziergänge gemacht wur- spiegelt. Hier ist der Grund einfach zu den, sind in der Öff entlichkeit das be- fi nden: Der Helm ist gekrümmt und ver- kannteste Ergebnis der Flüge zum Mond. zerrt den Schattenwurf. Auch sonst sind Es ist also auch nicht verwunderlich, dass die unterschiedlichen Schatten auf die sich die meisten der »Beweise« der Ver- Perspektive zurückzuführen. Außerdem schwörungstheoretiker auch auf diesen ist die Mondoberfl äche nicht eben und Aufnahmen befi nden sollen. deswegen verlaufen auch die Schatten nicht immer parallel. Fehlende Sterne »Zu gute« Fotos NASA Das wahrscheinlich am meisten ge- Abb. 2: Warum fehlen Sterne auf den Fo- hörte Argument für den Nachweis dieser Auch die Qualität der Fotos wird oft als tos der Mondlandungen? Auch diese Tat- Fälschungen sind die »fehlenden Sterne«. Beleg für eine Fälschung angeführt. Wie sache wird als Argument für eine angebliche Betrachtet man die Fotos, die auf dem kann es sein, dass alle Fotos der Mond- Fälschung der Bilder benutzt. Fotografen Mond gemacht wurden, dann ist der missionen so perfekt aussehen? Damals ist dagegen klar, dass selbst auf dem Mond Himmel schwarz – und kein einziger gab es ja keine komfortablen Automatik- längere Belichtungszeiten dafür nötig sind Stern ist zu sehen. Wenn es nach den kameras wie heute. Außerdem konnten – und dann die Mondoberfl äche überbe- Verschwörungstheoretikern geht, ist das die Astronauten nicht durch den Sucher lichtet wäre. Hier sieht man den Lander der ein eindeutiger Hinweis: Die Aufnah- blicken, da die Kameras fi x vor ihrer Apollo 11-Mission über dem Mond schwe- men wurden nicht auf dem Mond, son- Brust am Anzug montiert waren. Sie ben – im Hintergrund die Erde. dern in einem Filmstudio gemacht. Al- mussten quasi blind fotografi eren. Dass lerdings können Astrofotografen leicht die Aufnahmen trotzdem alle so gut ge- erklären, warum der Himmel auf den worden sind, kann also nur bedeuten, Mondfotos schwarz ist. Um Sterne fo- dass sie gefälscht wurden. Aber auch das tografi sch abzubilden, muss die Belich- stimmt nicht: Erstens haben die Astro- tungszeit ausreichend lang sein – dann nauten lange trainiert, wie man in ihrer wären aber die Astronauten in ihren wei- speziellen Situation am besten fotogra- ßen Anzügen vollkommen überbelichtet fi ert. Und zweitens gibt es selbstverständ- gewesen. Außerdem war man während lich jede Menge schlechte Fotos. Aber na- den Apollo-Missionen nicht an Fotos des türlich hat die NASA hauptsächlich die Sternhimmels interessiert. Man wollte Bilder veröff entlicht, die gut geworden die Oberfl äche des Mondes und die As- waren. Verschwommene und schlecht be- tronauten scharf abbilden und dement- lichtete Fotos vom Mond sind von gerin- sprechend kurz war auch die Belichtungs- gem Interesse. Im Internet kann man zeit gewählt. jedoch heute auf alle Fotos der Apollo- Missionen zugreifen – auf die guten und Falsche Schatten auch die schlechten (siehe z.B. Abb. 4).

Auch in den Schatten auf den Fo- Die wehende Flagge tos wollen die Verschwörungstheoretiker Beweise für eine vorgetäuschte Mond- Fast so »berühmt« wie das Argument landung sehen. Auf verschiedenen Auf- der fehlenden Sterne ist die wehende nahmen ist zu sehen, dass die gewor- Flagge. Das Bild mit Buzz Aldrin, der auf fenen Schatten nicht parallel sind. Das dem Mond vor der amerikanischen Flag- NASA soll beweisen, dass die Szenerie nicht ge steht, gehört zu den bekanntesten der Abb. 3: Buzz Aldrin und die amerika- von der Sonne angeleuchtet wird, son- Apollo-Missionen (Abb. 3). Auf diesem nische Flagge – ein Motiv, das um die Welt dern von mehreren Studioscheinwerfern. Bild scheint die Flagge zu wehen und ging. Die Flagge scheint zu wehen – aber

Auch hier genügt eine kurze Überlegung, auch auf dem entsprechenden Filmaus- das ist nur eine optische Täuschung. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 15 schnitt wirkt es so, als würde die Flagge weise«, auch die Physik muss zur Begrün- sich bewegen. Aber auf dem Mond gibt dung ihrer Th esen herhalten. So wird z.B. es keine Atmosphäre und demnach auch behauptet, die Astronauten könnten gar keinen Wind. Wie kann sich eine Fahne nicht lebendig bis zum Mond gelangt sein, dort also bewegen? Für die Verschwö- da sie bei der Durchquerung des Van-Al- rungstheoretiker ist klar: Die Aufnah- len-Gürtels sofort sterben würden. men wurden auf der Erde gemacht und Der Van-Allen-Gürtel ist keine Erfi n- die Flagge weht im Wind. In Wirklichkeit dung der Verschwörungstheoretiker; er

NASA »weht« die Flagge nicht, sondern der Flag- existiert tatsächlich. Dabei handelt es Abb. 4: Die meisten Fotos vom Mond genmast vibriert. Als der Astronaut ihn sich um einen Torus aus im Magnetfeld sehen perfekt aus, wie in einem Studio in den Mondboden rammte, wurde er in der Erde gefangenen geladenen Teilchen, hergestellt. Doch während der Apollo-Mis- Schwingungen versetzt, die sich dann auf der unseren Planeten umgibt. Die Strah- sionen wurden nicht nur gute Fotos ge- die Fahne übertragen haben. Da es keine lung dort kann tatsächlich schädlich sein. macht, auch solche schlechten Aufnahmen Reibung mit der Luft gibt, dauert es sehr Elektronische Geräte an Satelliten, die existieren. lange, bis diese Schwingungen zur Ruhe diese Zone durchqueren, müssen entspre- kommen – die Flagge »weht« also noch, chend geschützt werden. Aber auch den als der Flaggenmast schon längst wieder Konstrukteuren des Apollo-Raumschiff s losgelassen wurde. Verstärkt wurde die- war die Existenz des Van-Allen-Gürtels ser Eff ekt noch dadurch, dass die Quer- bewusst und sie haben entsprechende Ab- stange, an der die Flagge aufgehängt war, schirmungsmaßnahmen getroff en. Au- nicht ganz ausgefahren werden konnte, ßerdem wurde die Bahn der Apollo- wodurch die Fahne etwas faltig war und Raumkapseln so gewählt, dass sie nur auch auf den Fotos den Eindruck erweckt, wenig Zeit in der Zone erhöhter Strah- sie würde vom Wind bewegt. Dieser Eff ekt lung verbrachten. Bei der Durchquerung gefi el den Verantwortlichen bei der NASA des Gürtels waren die Astronauten einer so gut, dass bei den nächsten Missionen Dosis von 4,3 Millisievert ausgesetzt. Das zum Mond die Querstange absichtlich ist nur doppelt so viel wie die natürliche nicht ganz ausgezogen wurde – eben um Strahlungsdosis in Deutschland, der jeder genau diesen Eff ekt einer wehenden Fahne Mensch ausgesetzt ist – in bestimmten zu erreichen. Gegenden der Erde kann diese Dosis bis zu 20 Millisievert betragen. Es war also Falsche Physik kein Problem für die Astronauten, den Van-Allen-Gürtel zu durchqueren. Es gibt aber noch viel seltsamere Ar- gumente für eine Verschwörung. Wäh- Keine Bilder von der Landestelle rend der Apollo 14-Mission im Jahr 1971 spielte der Astronaut Alan Shepard Golf Bis heute wurde von keinem Satelliten auf dem Mond. Er schlug zwei Bälle ab oder bodengebundenen Teleskop eine und die Bodenstation scherzte »Th at look- Aufnahme der Landungsstelle am Mond ed like a slice to me, Al.«, also: »Der Ball gemacht. Das wird von den Verschwö- sah angeschnitten aus.«. Diejenigen, die rungstheoretikern ebenfalls als Beweis NASA an eine gefälschte Mondlandung glauben, für eine gefälschte Mondlandung ange- Abb. 5: Einer der Laserrefl ektoren, die sehen auch diesen Satz als einen Beweis führt. Es kann sich allerdings jeder leicht während der Apollo-Missionen auf dem für ihre Th esen an: Auf dem Mond gibt selbst ausrechnen, dass solche Aufnah- Mond installiert wurden. Sie lassen sich von es keine Luft und somit kann man einem men technisch gar nicht möglich sind. der Erde aus mit Laserstrahlen anpeilen – ei- Ball keinen Drall geben. Das Aufl ösungsvermögen der Teleskope ner der kaum zu widerlegenden Gegenbe- Aber nicht nur Fotos und Filme dienen auf der Erde ist viel zu gering, um solche weise für die angebliche Verschwörung. den Verschwörungstheoretikern als »Be- Details am Mond wahrnehmen zu kön-

Daten und Fakten der Apollo-Missionen Mission Start Landung Landegebiet Astronauten Bemerkung Apollo 11 16.7.1969 20.7.1969 Mare Tranquilitatis Neil Armstrong, Edwin Aldrin, Michael Collins Erste bemannte Landung auf dem Mond Apollo 12 14.11.1969 19.11.1969 Oceanus Procellarum Charles Conrad, Alan L. Bean, Richard Gordon Installation des ersten ALSEP (Apollo Lunar Surface Experi- ments Package) Apollo 14 31.1.1971 5.2.1971 Fra Mauro Alan Shepard, Edgar D. Mitchell, Stuart Roosa Alan Shepard spielt auf dem Mond Golf Apollo 15 26.7.1971 31.7.1971 Hadley-Rille David R. Scott, Alfred M. Worden, James Irwin Das »Mondauto« (Lunar Roving Vehicle) fuhr erstmals auf dem Mond Apollo 16 16.4.1972 20.4.1972 Krater Descartes John W. Young, Charles M. Duke, Thomas K. Das erste Mal wurde eine lunare Hochebene untersucht Mattingly Apollo 17 7.12.1972 11.12.1972 Taurus-Littrow Eugene Cernan, Harrison H. Schmitt, Ronald E. Evans Die bisher letzte bemannte Landung auf dem Mond Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

16 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Hauptartikel nen. Die größten der auf dem Mond zu- Gegenbeweise rückgelassenen Objekte, die Abstiegsstu- fen der Mondlandefähren haben, einen Die Mondlandung hat wirklich stattge- Durchmesser von etwa vier Metern; das funden. Und im Gegensatz zu den »Bewei- entspricht einem Winkeldurchmesser von sen« der Verschwörungstheoretiker gibt es 0,002 Bogensekunden. Die großen Tele- ausreichend Material, dass dies eindeutig skope auf der Erde () belegt. »Material« im wörtlichen Sinn ist erreichen nur ein Aufl ösungsvermögen zum Beispiel das Mondgestein, das von von 0,1 Bogensekunden. Zusätzlich stört den Apollo-Astronauten zur Erde gebracht hier die Atmosphäre und verschlech- wurde. Die 382 Kilogramm Gestein, die tert die Beobachtungsbedingungen zu- gesammelt wurden, zeigen Eigenschaft en, sätzlich. Auch das Hubble-Weltraumtele- die man von Gesteinen auf der Erde nicht skop kann bestenfalls Objekte mit einer kennt, so wurde im Mondgestein das Mi- Größe von 0,1 Bogensekunde aufl ösen. neral Armalcolit gefunden (benannt nach Das entspricht Strukturen auf der Mond- Armstrong, Aldrin und Collins). oberfl äche, die 200m groß sind. Viele Aber auch die Physik zeigt uns, dass Menschen vergessen oft , dass Telesko- Menschen tatsächlich auf dem Mond wa- pe nicht unbedingt dazu da sind, Dinge ren. Der Mond ist nicht wie die Erde. Er größer erscheinen zu lassen. Die astrono- hat keine Atmosphäre und eine viel nied- mischen Instrumente dienen dazu, mög- rigere Schwerkraft . Die Astronauten bewe- lichst viele Photonen einzusammeln, um gen sich dort also gezwungenermaßen völ- so auch noch äußerst lichtschwache Ob- lig anders als auf der Erde. Das Aufrichten NASA jekte sichtbar zu machen. aus dem Liegestütz in den Stand ist dort Abb. 6: Bei den Apollo-Missionen 15, 16 Ein Bild der Landestelle könnte aller- kein Problem, und das trotz des schweren und 17 wurden Autos eingesetzt, damit die dings der »Lunar Reconnaisance Orbiter« Anzugs. Auf der Erde wäre das nicht mög- Astronauten größere Entfernungen zurück- der NASA liefern, der im April in eine lich. Auch die langen Sprünge der Astro- legen konnten. Dass keines dieser auf dem Mondumlaufb ahn gebracht worden ist. nauten, die wir von den Filmaufnahmen Mond zurückgelassenen Vehikel von der Diese Sonde zur Monderkundung wäre kennen, sind nur auf dem Mond möglich. Erde aus gesehen werden konnte, gilt den prinzipiell in der Lage, die Spuren, die die Diese Bewegungsabläufe in einem Film- Verschwörungstheoretikern als weiteres In- Apollo-Missionen auf dem Mond hinter- studio auf der Erde so täuschend echt diz für einen »Fake« – doch sind dazu selbst lassen haben, zu beobachten. nachzustellen, wäre mit den 1969 verfüg- die größten Teleskope auf der Erde rein baren Spezialeff ekten gar nicht möglich technisch nicht in der Lage. Unlogische Verschwörung gewesen. Die Filmaufnahmen müssen also tatsächlich direkt auf dem Mond gemacht Die Argumente der Verschwörungs- worden sein. theoretiker lassen sich, so wie oben de- Auch die heute immer noch durch- monstriert, alle ziemlich leicht widerle- geführten Laserabstandsmessungen des gen. Aber selbst wenn man nur die Idee Mondes sind nur möglich, weil Menschen einer großangelegten Verschwörung an dort gelandet sind. Bei diesen Beobach- sich betrachtet, zeigt sich, dass so et- tungen wird ein Laserstrahl von der Erde was kaum durchführbar wäre. Um eine auf einen ganz bestimmten Punkt auf dem Landung auf dem Mond vorzutäuschen, Mond gerichtet. Dort befi ndet sich ein muss ein gewaltiger Aufwand betrieben genau ausgerichteter Laserrefl ektor, der werden. Es müssen viele Leute eingeweiht während der Apollo 11-Mission aufgestellt sein und keiner von ihnen darf die Wahr- wurde (Abb. 5). Auch spätere Missionen heit verraten. Die Leute, die erfolgreich positionierten solche »Laser Ranging Re- getäuscht werden müssen, sind nicht nur trorefl ektoren«. In den Observatorien auf ahnungslose Fernsehzuschauer, sondern der Erde können nun Photonen, die von auch Wissenschaft ler und Raumfahrtex- diesen Refl ektoren gespiegelt werden, wie- perten anderer Länder. Der große Gegner der aufgefangen und registriert werden. der USA, die Sowjetunion, hätte sicher Gäbe es diese Refl ektoren nicht oder wären keine Gelegenheit ausgelassen, eine Fäl- sie nicht genau dort, wo die Astronauten schung der Amerikaner publik zu machen sie aufgestellt hätten, dann könnten diese – schon die kleinste Unstimmigkeit wäre Messungen nicht durchgeführt werden; hier zu viel gewesen. Und selbst wenn man würde kein zurückgeworfenes Laser- NASA die NASA tatsächlich mit viel Mühe eine licht vom Mond empfangen. Abb. 7: Der Fußabdruck von Buzz Aldrin Mondlandung im Filmstudio nachgestellt auf dem Mond. Diese Spur der Besuche und tausende Fotos gefälscht hätte, dann Die Verschwörung: eine Lüge des Menschen auf dem Mond wird noch würden sie dabei sicherlich nicht einfach für einige zehntausend Jahre einen stich- vergessen, die angeblich fehlenden Sterne Eine genaue Betrachtung der »Beweise« haltigen Beweis dafür liefern, dass die Ver- einzufügen oder die angeblich falschen der Verschwörungstheoretiker hat gezeigt, schwörungstheorien nichts als eine plum-

Schatten zu korrigieren. dass keiner davon einer strengen Prüfung pe Lüge sind. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 17 Hauptartikel

Die Verschwörungs- Argumente widerlegt

1. Behauptung: Die Fahne im NASA- 5. Behauptung: Obwohl die Landung rekt auf das Bild platziert werden. Ein Originalvideo weht kräftig, obwohl es viel Staub hätte aufwirbeln müssen, wa- Fadenkreuz kann also nur deshalb von auf dem Mond – nach eigener Aussage ren überall deutlich Fußspuren zu sehen. Gegenständen halb überdeckt sein, weil der NASA – keine Atmosphäre gibt und Die Stützbeine der Kapsel waren wie po- diese nach den Fadenkreuzen ins Bild ein- somit auch keinen Wind. liert, nicht die geringsten Anzeichen von gefügt wurden. Erklärung: Die Fahne wehte nur Staub oder Schmutz. Erklärung: Dies ist ein in der Fotogra- scheinbar. Die Bewegung wurde durch Erklärung: Im Vakuum bewegt sich der fi e bekannter Eff ekt (»Ausbluten«). Vor die Vibration der Fahnenstange beim Staub nicht so wie auf der Erde. Nur in hellen Hintergründen verlaufen die Farb- Aufrichten der Fahne erzeugt. unmittelbarer Umgebung der Triebwerke übergänge manchmal und das Faden- Hintergrund wurde der Mondstaub bewegt. Überall kreuz verschwindet scheinbar. 2. Behauptung: Der Himmel ist matt- woanders blieb er liegen. schwarz, obwohl die Sterne auf dem 9. Behauptung: Die Tagesdurchschnitts- Mond, besonders wegen fehlenden 6. Behauptung: Ein Flug zum Mond temperatur auf dem Mond beträgt circa Wolken- und Gasschichten in der Luft, und zurück (jeweils 350000 Kilometer) ist 140°C. Die von den Astronauten ungekühlt sehr klar und scharf zu sehen sein wegen der hohen radioaktiven Strahlung verwendeten Hasselblad-Kameras hätten müssten. Es müssten sogar mehr und im 800 Kilometer dicken Van Allen-Gürtel, selbst mit bester Isolierung Probleme ge- schwächere Sterne zu sehen sein als von einer Schutzschicht der Erde, und der habt zu funktionieren. Tagsüber wäre der der Erde aus. Mondoberfl ächenstrahlung ohne mindes- Film geschmolzen (nach Angaben der Fir- Erklärung: Um auf den Fotos vom tens zweimeterdicke Bleiummantelung ma Kodak schmelzen die auf dem Mond Mond Sterne sehen zu können, hätten der Raumkapsel nicht lebend machbar. verwendeten Ektachrome Dia-Filme be- die Bilder viel länger belichtet werden Erklärung: Die Flugbahn der Apollo- reits bei 65°C). Bei den nächtlichen Mond- müssen. Dann wären aber die Astro- Kapseln wurde so gewählt, dass die Astro- Temperaturen von –40°C hätten die Bat- nauten und die Mondoberfl äche über- nauten nur wenig Zeit im Van-Allen-Gür- terien der Kameras ausgesetzt und die belichtet gewesen. tel verbrachten. Die Strahlenbelastung Materialien wären brüchig geworden. war nicht viel höher als die durch die na- Erklärung: Die Tagesdurchschnitts- 3. Behauptung: Der weiche Sand- türliche Strahlung auf der Erdoberfl äche. temperatur auf dem Mond ist viel nied- boden unter der Raumkapsel ist we- riger. 140°C entsprechen in etwa der der verbrannt noch verbeult, obwohl 7. Behauptung: Die Lichtverhältnisse höchstmöglichen Oberfl ächentempera- die Kapsel dort mit Raketentriebwerk, stimmen nicht mit der natürlichen Son- tur. Die Landungen erfolgten aber nie welches dem Boden sehr nahe war, ge- neneinstrahlung überein und obwohl die in der Mondnacht bzw. am Mondmittag, landet sein soll. Astronauten angeblich keine Lichtquellen wenn die Temperaturen extrem waren. Erklärung: Im Vakuum expandiert dabei hatten, ist zu sehen, dass die Schat- Während die Astronauten auf dem Mond das Gas aus den Triebwerken stark. Der ten in verschiedene Richtungen zeigen, es waren, betrug die Durchschnittsoberfl ä- Druck, den die Triebwerke ausgeübt ha- also Lichtquellen neben der Sonne gege- chentemperatur etwa 20°C. ben, war sehr gering und es wurden nur ben haben muss. sehr kleine Krater erzeugt. Erklärung: Die unterschiedlichen 10. Behauptung: Die NASA hat bis heu- Schattenwürfe entstehen durch Unter- te keinen Beweis erbracht, dass die Mond- 4. Behauptung: Der Geräuschpegel schiede in der Beschaff enheit der Mond- landung stattfand, obwohl es ein Kinder- eines Raketenantriebs geht bis in den oberfl äche bzw. der Perspektive (Flucht- spiel wäre, das Weltraumteleskop Hubble Bereich von 140–150 Dezibel. Auf dem punkt). Wenn es mehrere Lichtquellen oder eines der vielen Bodenteleskope auf NASA-Video ist bei der Landung kein gegeben hätte, müsste man auch mehre- den Mond zu richten, um die Überreste Motorengeräusch zu hören, obwohl re Schatten sehen. ihrer sechs angeblich erfolgreich verlau- die Stimmen der Besatzung klar wahr- fenden Mondmissionen mit deren zurück- nehmbar sind. 8. Behauptung: Auf den Bildern der gebliebenen Kapselbasen, Mondbuggys Erklärung: Im Vakuum können die Mondlandung mehrerer Apollo-Missi- und Fahnen zu zeigen. Abgase der Triebwerke nicht auf Luft onen wurden zur Orientierung im Bild Erklärung: Selbst die besten Teleskope treff en – es wird kaum Lärm erzeugt. Fadenkreuze benutzt. Auf mehreren Bil- auf der Erde bzw. das Weltraumteleskop Die Astronauten hatten außerdem spe- dern ist zu erkennen, dass Gegenstände, Hubble sind nicht fähig, so kleine Struk- zielle Mikrofone, die Nebengeräusche aber auch die Fahne und die Astronauten turen auf dem Mond aufzulösen. Das wird unterdrücken. selbst, vor den Fadenkreuzen stehen und erst der »Lunar Reconnaisance Orbiter« diese somit teilweise verdecken. Das ist schaff en, der im Sommer 2009 den Mond aber unmöglich da Fadenkreuze stets di- besucht.

standhält (vgl. Kasten). Im Gegensatz dazu vergangen, seit Neil Armstrong als erster täuscht und wir können zu Recht feiern gibt es genügend echte Beweise, dass die Mensch seinen Fuß auf den Boden eines und stolz auf diese außergewöhnliche wis- Mondlandung tatsächlich stattgefunden außerirdischen Himmelskörpers gesetzt senschaft liche und technische Leistung

hat. Am 21. Juli 2009 sind genau 40 Jahre hat. Dieses Ereignis wurde nicht vorge- sein. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

18 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Wissen

von Peter und Susanne Friedrich ASTROWISSEN Was ist die kosmische Geschwindigkeit?

m Jahre 1686 formulierte Isaac Newton 1. kosmische Geschwindigkeit 7,91km/s: Bei diesen Betrachtungen wurden die Iin seiner Philosophiae Naturalis Princi- Ein sich mit dieser Geschwindigkeit tan- Schwerefelder anderer Himmelskörper pia Mathematica, die 1687 in lateinischer gential zur Erdoberfl äche bewegender Sa- wie z.B. des Mondes und der Sonne sowie Sprache erschien, das Gravitationsgesetz. tellit fällt gerade nicht mehr zurück und der Luftwiderstand in der Erdatmosphäre Es besagt, dass jeder Massenpunkt auf bewegt sich auf der niedrigsten mög- nicht berücksichtigt. jeden anderen Massenpunkt entlang der lichen Kreisbahn um die Erde. Am 4. Oktober 1957 wurde zum ersten Verbindungslinie eine Kraft ausübt, de- 2. kosmische Geschwindigkeit 11,2km/s: Mal eine Rakete auf eine Geschwindig- ren Betrag proportional zum Produkt der Diese Geschwindigkeit benötigt eine Ra- keit gebracht, die über der 1. kosmischen Massen und umgekehrt proportional zum kete, um das Schwerefeld der Erde zu ver- Geschwindigkeit lag und die den ersten Quadrat des Abstandes ist. Das New- lassen und »im Unendlichen« zur Ruhe zu Satelliten in ein Erdorbit beförderte: den tonsche Gravitationsgesetz ist universell kommen. Umgekehrt würde ein Gesteins- sowjetischen Sputnik 1. Er umkreiste die gültig: Es gilt für den berühmten Ap- brocken, der in der Unendlichkeit zu- Erde mehrere Wochen bis er am 4. Januar fel, der angeblich Newton auf den Kopf nächst in Ruhe ist und dann vom Schwere- 1958 in der Erdatmosphäre verglühte. Alle fi el, genauso wie für den Mond auf sei- feld der Erde eingefangen wird, mit dieser Körper, die Geschwindigkeiten zwischen ner Bahn um die Erde, die Erde auf ihrer Geschwindigkeit auf der Erdoberfl äche der 1. und 2. kosmischen Geschwindigkeit Bahn um die Sonne, die Sonne auf ihrer aufprallen. haben, bewegen sich auf Ellipsenbahnen Bahn um das galaktische Zentrum und 3. kosmische Geschwindigkeit 42,1km/s: mit dem Erdmittelpunkt in einem der die Bewegungen von Galaxien relativ zu- Diese Geschwindigkeit müsste eine Rake- Brennpunkte. Auch um zum Mond zu fl ie- einander. te haben, um dem Schwerefeld der Sonne gen, muss die 2. kosmische Geschwindig- Auch die Rakete, die von der Erde - von der Erdbahn aus zu entkommen. Da keit nicht überschritten werden, vielmehr tet, kommt nicht an ihm vorbei. Mit Hilfe die Umlaufgeschwindigkeit der Erde um muss nur der Punkt erreicht werden, an des Gravitationsgesetzes kann man be- die Sonne bereits 29,8km/s beträgt, ist dem sich die Anziehungskräfte von Erde rechnen, wie viel Energie sie benötigt bzw. bei günstiger Abschussrichtung nur eine und Mond aufheben. Jenseits davon be- wie schnell sie sein muss, um die Erdober- Geschwindigkeit von 12,3km/s relativ zur fi ndet sich ein Körper im Anziehungs- fl äche, das Sonnensystem oder die Gala- Erde notwendig, um das Sonnensystem bereich des Mondes. Dieser Punkt liegt xis verlassen zu können. Die jeweils be- zu verlassen. 344000km von der Erde entfernt. nötigten Geschwindigkeiten bezeichnet 4. kosmische Geschwindigkeit 320km/s: man allgemein als Fluchtgeschwindigkeit. Diese Geschwindigkeit müsste eine Rake- Dabei unterscheidet man verschiedene te haben, um dem Schwerefeld der Gala- Fälle: xis zu entkommen.

Abb. 1: Die Bahnen von Flugkörpern, die mit verschie- Abb. 2: Beim Start einer Rakete muss eine Geschwindigkeit von denen Geschwindigkeiten die Erdoberfl äche verlassen. mindestens 7,91 Kilometer pro Sekunde erreicht werden, damit diese in eine Umlaufbahn um die Erde gelangt. NASA Geschwindigkeit > 11,2km/s

2. Kosmische Geschwindigkeit 11,2km/s

Ellipsen 7,9km/s – 11,2km/s

1. Kosmische Geschwindigkeit 7,9km/s Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 19 Ereignisse

Himmelsereignisse im Juni/Juli 2009

Der Mond in Aktion Die Plejadenbedeckung am 18. Juli 2009

Die zweite in Mitteleuropa beobachtbare Bedeckung von dabei bereits die bürgerliche Dämmerung eingesetzt. Die er- helleren Plejadensternen durch den Mond in diesem Jahr ist et- folgreiche Beobachtung der Austritte von Atlas und Pleione bei was für Frühaufsteher. In den Morgenstunden des 18. Juli, beo- weit fortgeschrittener bürgerlicher Dämmerung bzw. nach Son- bachterfreundlich an einem Samstag, werden für mitteleuropä- nenaufgang in 34° bis 40° Höhe über dem Osthorizont ist dann ische Beobachter die Plejadensterne Alkyone (η Tau, 2m,9), Atlas abhängig vom verwendeten Instrumentarium und den atmo- (27 Tau, 3m,6), Merope (23 Tau, 4m,1) und Pleione (28 Tau, 5m,1) be- sphärischen Bedingungen. deckt. Leider kann der Austritt der Sterne nur im südwestlichen Diese in den Nachtstunden beobachtbare Plejadenbede- Mitteleuropa halbwegs ungestört beobachtet werden, da sich in ckung ist die letzte in dieser Sichtbarkeitsserie für die nächsten den nördlichen und östlichen Bereichen die Dämmerung bereits rund 15,5 Jahre. Im Jahr 2010 werden nur noch Beobachter auf störend bemerkbar macht (die Austritte von Atlas und Pleione der Südhalbkugel Plejadenbedeckungen erleben können, bis fi nden sogar nach Sonnenaufgang statt). erst im Jahre 2023 eine neue Serie beginnt. Am 10. Januar 2025 Der Eintritt erfolgt am östlichen beleuchteten Teil der schma- wird dann von Mitteleuropa aus wieder ein Plejadenstern vom len Mondsichel (vier Tage vor Neumond). Merope eröff net gegen Mond bedeckt. Der Grund dieser langen Pause ist die Verschie- 3:10 MESZ den Reigen – der Mond steht zu diesem Zeitpunkt ab- bung der Mondbahn relativ zum Sternhimmel im Laufe der Jahre. hängig vom Beobachtungsort zwischen 14° und 20° über dem Die abgeplattete Erde und der Einfl uss der Sonne sorgen dafür, Ostnordost-Horizont. Gegen 3:45 MESZ folgt dann der hellste dass die Mondbahn wie ein Kreisel torkelt. Eine solche volle Krei- der Plejadensterne, Alkyone, wobei der Mond dann eine Höhe selbewegung dauert 18,6 Jahre, so dass sich die Beobachtungs- zwischen 20° und 25° hat. Gegen 4:00 MESZ erscheint bereits bedingungen in diesem Zeitraum wiederholen. wieder Merope am unbeleuchteten westlichen Mondrand. Mit „ André Knöfel nur wenigen Minuten Abstand verschwinden dann gegen 4:15 MESZ Atlas und Pleione, gefolgt vom Austritt von Alkyone rund Plejadenbedeckung am 18.7.2009 zehn Minuten später. Für Beobachter im Norden und Osten hat Ort Merope Alkyone Atlas Pleione Plejaden-Bedeckung am 18.7.2009 Bonn 01:16:19 MESZ 01:52:34 MESZ 02:17:43 MESZ 02:23:53 MESZ 02:01:48 MESZ 02:25:23 MESZ 03:14:10 MESZ 03:14:10 MESZ Hamburg 01:20:10 MESZ 01:52:22 MESZ 02:22:40 MESZ 02:29:06 MESZ 02:06:15 MESZ 02:29:55 MESZ 03:19:52 MESZ 03:19:37 MESZ

Alkyone Nürnberg 01:12:26 MESZ 01:47:18 MESZ 02:15:32 MESZ 02:20:48 MESZ 02:01:30 MESZ 02:27:33 MESZ 03:14:07 MESZ 03:15:22 MESZ Pleione h Potsdam 01:17:09 MESZ 01:53:10 MESZ 02:20:53 MESZ 02:26:38 MESZ Atlas 02:06:00 MESZ 02:31:39 MESZ 03:19:51 MESZ 03:20:32 MESZ Merope Wien 01:08:38 MESZ 01:42:33 MESZ 02:14:16 MESZ 02:18:26 MESZ 02:01:33 MESZ 02:30:11 MESZ 03:14:47 MESZ 03:17:29 MESZ Zürich 01:09:44 MESZ 01:43:57 MESZ 02:11:54 MESZ 02:17:00 MESZ 01:58:10 MESZ 02:23:57 MESZ 03:09:35 MESZ 03:10:58 MESZ

Jahrhundert-Sonnenfi nsternis in Asien

Am 22. Juli ereignet sich über Asien die groß und gleichzeitig die Sonnenscheibe an Orten, die von dem nur wenige 100km mit sechs Minuten 39 Sekunden längste to- wegen der im Juli größeren Entfernung großen Mondschatten getroff en werden, tale Sonnenfi nsternis dieses Jahrhunderts. zwischen Erde und Sonne kleiner, wodurch kann die totale Sonnenfi nsternis beobach- Der Mond steht bei diesem Neumond in der es zu einer besonders langen totalen Be- tet werden. Nähe eines seiner Bahnknoten und damit deckung der Sonne kommt. Als Folge der Die Finsternis beginnt um 00:53 UT im genau zwischen Erde und Sonne. Da er erst Erdrotation und der Mondbewegung zieht Golf von Khambhat vor der nördlichen West- ein paar Stunden zuvor seinen erdnäch- der Mondschatten mit hoher Geschwindig- küste von Indien. Über Indien steht die ver- sten Punkt passiert hat, ist die Mondschei- keit über die Erdoberfl äche. Die Spur der fi nsterte Sonne zur Totalität noch recht nied-

be von der Erde aus betrachtet besonders Schattenmitte nennt man Zentrallinie. Nur rig über dem Osthorizont und die Dauer der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

20 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Ereignisse N

die größte Stadt Chinas, Mal Land, sieben Minuten später endet die erreicht. Obwohl die Me- totale Sonnenfi nsternis. Eine ausführliche tropole 66km nördlich der Vorschau einschließlich einer Einschätzung Zentrallinie liegt, dauert die der klimatischen Bedingungen ist in inter-

P2 01:30 UT 0,20 Totalität immerhin 5min, auf stellarum 61 erschienen.

02:00 UT 0,40

01:00 UT 01:00 der Zentrallinie sogar 5min

02:30 UT 0,60 55s. Der Schatten verlässt „ Peter Friedrich P1 Pfad der 0,80Totalität 03:00 UT jetzt das Festland und er- W O 03:30 UT Himmel reicht um 1:57 UT die japa- 0,80

0,60 04:00 UT nischen Inseln Ryukyu (Ri- P3 Astronomische Ereignisse im Juni/Juli 2009 0,40 ukiu). Von den vielen Inseln 0,20 ist Akuseki-shima der Zen- 5.6. 23:07:50 MESZ Venus in größter west- P4 trallinie am nächsten, was licher Elongation 45,9° ihr eine Totalitätsdauer von 7.6. 20:11:49 MESZ Vollmond 6min 20s beschert. In To- 13.6. 13:52:21 MESZ Merkur in größter west- kio hingegen ist nur eine licher Elongation 23,5° partielle Finsternis zu sehen. 16.6. 00:14:40 MESZ Mond Letztes Viertel Um 2:35:19 UT wird schließ- S 21.6. 07:45:35 MESZ Sommeranfang lich über off enem Meer der totalen Phase beträgt auch UT in Wuhan, der viertgröß- Punkt mit der größten Tota- 21.6. 08:12:00 MESZ Venus bei Mars, Venus 1° nur gut drei Minuten. Um ten Stadt Chinas und 20km litätsdauer von 6min 39s er- 58' südlich 1:05 UT erreicht der Mond- südlich der Zentrallinie ge- reicht. Die Sonne steht dort 22.6. 21:35:03 MESZ Neumond schatten die chinesische legen, die Finsternis für mit 86° fast im Zenit. Im wei- 23.6. 09:41:42 MESZ Pluto in Opposition Grenze, passiert Tibet und 5min 25s verfolgen können. teren Verlauf der Finsternis 29.6. 13:28:29 MESZ Mond Erstes Viertel läuft mitten durch Sichuan. Mittlerweile hat die Son- liegen nur noch kleinere 4.7. 10:35:09 MESZ Iris in Opposition Hier dauert auf der Zen- ne auf der Zentrallinie eine Atolle auf der Zentrallinie. trallinie die Totalität schon Höhe von 48° erreicht. Um Um 4:11 UT berührt der 7.7. 11:21:30 MESZ Vollmond 4min 52s. 9,7 Millionen 1:39 UT wird Shanghai, mit Schatten bei den Phönix- 9.7. 15:24:00 MESZ Jupiter bei Neptun, Jupi- Menschen werden um 1:27 18,7 Millionen Bewohnern Inseln (Kiribati) zum letzten ter 34' südlich 14.7. 04:15:35 MESZ Merkur in Oberer Kon- Kontaktzeiten für einige Städte in China junktion 15.7. 11:53:14 MESZ Mond Letztes Viertel Ort 1. Kontakt 2. Kontakt Mitte 3. Kontakt 4. Kontakt Dauer (UT) (UT) (UT) (UT) (UT) Totalität 18.7. 01:08:38 MESZ Mond bedeckt Plejaden Chengdu 00:07:06,3 UT 01:11:10,9 UT 01:12:48,3 UT 01:14:26,4 UT 02:26:23,3 UT 3min 16s 22.7. 02:53 MESZ Totale Sonnenfi nster- (China) nis, in Mitteleuropa Chongqing 00:07:59,9 UT 01:13:16,4 UT 01:15:18,8 UT 01:17:22,2 UT 02:30:50,5 UT 4min 6s unsichtbar (China) 22.7. 04:34:41 MESZ Neumond Wuhan 00:14:54,6 UT 01:23:59,9 UT 01:26:41,6 UT 01:29:24,5 UT 02:46:17,4 UT 5min 25s 28.7. – Südliche δ Aquariden (China) (SDA), Dauer: 12.7.–19.8., Shanghai 00:23:26,3 UT 01:36:48,4 UT 01:39:18,0 UT 01:41:48,5 UT 03:01:38,1 UT 5min ZHR: 20 (China) 28.7. 23:59:52 MESZ Mond Erstes Viertel

Pluto in Opposition am 23. Juni

Der ehemalige zehnte Planet und jetzige zons«, kommt am 23. Juni in seine Opposi- 4. Juni bewegt er sich nur rund 3" nördlich Zwergplanet und Plutoid (134340) Pluto, Ziel tionsstellung im Sternbild Schütze (Sagitta- am Stern GSC 6268 1258 (10m,5) vorbei. In der der amerikanischen Raumsonde »New Hori- rius). Seine Helligkeit beträgt dabei 14m,3. Er darauf folgenden Nacht steht Pluto dann erreicht in Norddeutsch- zwischen diesem und dem Stern GSC 6268 Pluto 2009 land nur eine Kulmina- 1862 (12m,5), an dem er sich am Abend des 5.

18h 10 min 18h 08 min 18h 06 min 18h 04 min tionshöhe von knapp Juni wiederum nördlich in einem Abstand 19°, im Süden Deutsch- von rund 2" vorbeibewegt. In der Nacht vom

HIP 88816 Sagittarius lands, Österreich und der 18. auf den 19. Juni passiert Pluto dann den m – 17° 20' – 17° 20' Schweiz 24° bis 25° über Stern GSC 6268 2369 (10 ,7) in 4" Abstand dem Südhorizont. Dabei südlich auf seiner Bahn. Bei allen drei Be- bewegt er sich mit rund gegnungen bedeckt Pluto diese Sterne al- 1.6. 6.6. 11.6. 16.6. 21.6. 26.6. 1.7. 11.7. 6.7. 16.7. 0,06"/min westwärts lerdings nicht. Eine guter Anhaltspunkt zur 21.7. 26.7. – 17° 40' 31.7. – 17° 40' über den Himmel. Im Suche des Planeten ist der Stern HIP 88816 GSC 6268 1862 Juni kommt es zu meh- (5m,5). Etwa 31' südlich des Sternes steht Pluto GSC 6268 1258 GSC 6268 2369 reren Begegnungen mit zum Oppositionszeitpunkt. 18h 10 min 18h 08 min 18h 06 min 18h 04 min fst14,5m „ helleren Sternen. Am André Knöfel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 21 22 Himmel Das Sonnensystem Sonnensystem inter Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo Dämmerungsdiagramm imJuni/Juli2009 Dämmerungsdiagramm stellarum 64 31.7. 30.7. 29.7. 28.7. 27.7. 26.7. 25.7. 24.7. 23.7. 22.7. 21.7. 20.7. 19.7. 18.7. 17.7. 16.7. 15.7. 14.7. 13.7. 12.7. 11.7. 10.7. 30.6. 29.6. 28.6. 27.6. 26.6. 25.6. 24.6. 23.6. 22.6. 21.6. 20.6. 19.6. 18.6. 17.6. 16.6. 15.6. 14.6. 13.6. 12.6. 11.6. 10.6. 9.7. 8.7. 7.7. 6.7. 5.7. 4.7. 3.7. 2.7. 1.7. 9.6. 8.6. 7.6. 6.6. 5.6. 4.6. 3.6. 2.6. 1.6.

Venus Untergang Merkur ingrößter westlicher Elongation 23,5°13:52:21MESZ Mond Erstes Viertel 13:28:29MESZ Jupiter beiNeptun,Jupiter 34'südlich15:24:00MESZ •Juni/Juli 2009

18h1 h MESM MESZSZS 1818h8h MEM MESZSZS Mars Untergang

Totale Sonnenfinsternis, inMitteleuropa unsichtbar Merkur Untergang 20220hh MESM MESZSZS 2020h0h0 MEM MESZESZZ Mond Erstes Viertel Vollmond 22222hh MME MESZSSZ 2222h2h MEM MESZESZZ Neumond

242 h MMEMerkur inOberer Konjunktion ESZ 2424h4h4 MEM ESZZ Venus ingrößter westlicher Elongation 45,9° Neptun Aufgang Saturn Untergang ng im Juni/Juliim 2009 Mond Letztes Viertel Jupiter Aufgangg 2hh MESESZ Mars Aufgang 2hhMh MESM SZ Mond bedecktPlejaden Uranus Untergang Südliche δAquariden (SDA), Dauer:12.7.–19.8., ZHR:20 Venus Aufgang Venus beiMars, Venus 1°58'südlich 4h4 MESESZ 4h4h MMES ESSZ Merkur Aufgang Sommeranfang Sommeran Mond Letztes Viertel 11:53:14MESZ Iris in Opposition 10:35:09MESZ Iris inOpposition Neumond 66hh MESZZ nus 6h6h MESM MESZSZS Vollmond 11:21:30MESZ f

an Pluto inOpposition 1

g 58

südlich

JupiterJupipiter UUntergang 8h MESZE Z 8h8h MESM MESZSZS Neptun Untergang

Saturn Aufgang 31.7. 30.7. 29.7. 28.7. 27.7. 26.7. 25.7. 24.7. 23.7. 22.7. 21.7. 20.7. 19.7. 18.7. 17.7. 16.7. 15.7. 14.7. 13.7. 12.7. 11.7. 10.7. 30.6. 29.6. 28.6. 27.6. 26.6. 25.6. 24.6. 23.6. 22.6. 21.6. 20.6. 19.6. 18.6. 17.6. 16.6. 15.6. 14.6. 13.6. 12.6. 11.6. 10.6. 2 2 27 1 1 1 1.8. 9.7. 8.7. 7.7. 6.7. 5.7. 4.7. 3.7. 2.7. 1.7. 9.6. 8.6. 7.6. 6.6. 5.6. 4.6. 3.6. 2.6. 8

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Der Lauf der Planeten im Juni 2009 Sonne Merkur 17. +25° +20° 19. Mars Merkur +15° 21. +10° Venus 15. Saturn +5° 23. 0° 13. –5° Uranus 25. –10° 11. Neptun –15° Jupiter 29. 27. –20° 9. 31. –25° 1. 7. 5. 3.

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar Der Lauf der Planeten im Juli 2009 Sonne 21. +25° +20° 19. 23. Merkur +15° Mars +10° Saturn 25. Merkur 17. +5° Venus 0° 15. 27. –5° Uranus 13. –10° Neptun 1. –15° 29. –20° Jupiter 3. –25° 11. 9. 7. 5.

morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Die Planeten auf ihren Bahnen im Juni/Juli 2009

M E G

C

N

U C

A

T

L

E

O

I

R A

Jupiter

V

C

I

R S

P Merkur Saturn

Das innere Sonnensystem Venus Das äußere Sonnensystem

L R I Uranus Erde B Q A

Mars SC Neptun P O CA SGR Zeitraum 1.6.–31.7. Die Planeten im Fernrohr im Juni/Juli 2009 Merkur Jupiter

1.6. 2m,1 14,0% 10,7" 20.6. 0m,0 51,2% 7,1" 10.7. –1m,8 97,8% 5,1" 31.7. –0m,5 84,0% 5,4"

Io Kal Ganymed Europa Titan Venus Saturn listo

1.6. –4m,3 46,9% 25,2" 31.7. –4m,0 73,3% 14,9" 1.7. 1m,0 99,8% 17,0" 1.7. –2m,7 99,5% 45,5"

Mars Uranus Neptun

m m m m N 1.6. 1,2 94,0% 4,6" 31.7. 1,1 90,9% 5,3" 1.7. 5,8 99,9% 3,6" 1.7. 7,9 100,0% 2,3" O W 0" 10" S Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 23 Sonnensystem Sonne aktuell Kein Anstieg in Sicht

Abb. 1: Magere Kost für Sonnenbeo- bachter ist derzeit angesagt. Sonnen- fl eckengruppe am 10.1.2009, 12:53 MEZ, 1/250s belichtet, 3"-Refraktor bei 5000mm Brennweite. Erich Kopowski

llen Erwartungen zum Trotz ist die Son- Anenaktivität immer noch sehr niedrig und auch in den ersten Wochen des Jahres 2009 nicht spürbar angestiegen. Hin und wieder konnten für kurze Zeit zwar kurzle- bige Fleckengruppen des neuen 24. Flecken- zyklus gesehen werden, doch ist die Anzahl der fl eckenfreien Tage nach wie vor sehr hoch. Sowohl die oft nur für wenige Stun- den beobachtbaren Flecken, als auch die fl eckenlosen Perioden zwischen dem Auf- treten aktiver Regionen deuten eigentlich auf eine Nähe zum Fleckenminimum hin. Ein gutes halbes Jahr nach dem vermeintlichen Minimum im Juli oder August 2008 hat sich an der Gesamtsituation bisher kaum etwas geändert. Relativzahlen und Flecken mit bloßem Auge Das zeigt sich besonders in den Prognosen Re A für das kommende Maximum. Die Forscher- 250 2,0 gruppe um Mausumi Dikpati vom National Datenquellen: alle Angaben als Monatsmittel Center for Atmospheric Research in Boulder, Relativzahlen (ab 5/2005) - http://sidc.oma.be A-Netz - www.vds-sonne.de Colorado, die die These vertritt, dass der sog. 200 Hα Relativzahlen - www.interstellarum.de 1,6 meridonale Plasmafl uss im Sonneninneren die Intensität des Sonnenfl eckenzyklus be- stimmt (vgl. interstellarum 52), geht weiter 150 1,2 von einem deutlich höheren Maximum im 24. als im 23. Fleckenzyklus aus. Das würde eine relativ kurze Anstiegsdauer vom Minimum 100 0,8 Aktivität gesamt zum Maximum zur Folge haben. Aktivität Nordhemisphäre Aktivität Südhemisphäre Dem aber widerspricht David Hathaway A-Netz (bloßes Auge) Aktivität H-α 50 0,4 vom Marshall Space Flight Center in Hunts- ville, Alabama, ganz entschieden. Er erstellt

seine Prognosen durch den Langzeitver- 0 0 gleich von früheren Zyklen und kommt zu 212108642121086421210864 einem eher ernüchternden Ergebnis: Die 20062007 2008 Vorhersage für das Maximum des 24. Zyklus des solaren Magnetfeldes an den Polen tiv ist, so deutet auch er auf ein niedrigeres wurde deutlich nach unten korrigiert, der 25. über mehrere Zyklen hinweg zugrunde legt. Maximum im 24. als im vorhergehenden 23. Zyklus könnte sogar einer der niedrigsten Danach könnte die Aktivität des 24. Zyklus Sonnenfl eckenzyklus hin. seit Beginn der Aufzeichnungen werden. um 35%, nach neueren Rechnungen aber Dieser off ensichtliche Widerspruch erklärt auch nur um 24% niedriger liegen als im „ Manfred Holl sich ausschließlich durch das gegenwärtige 23. Zyklus. Verhalten der Sonne. Je länger die inaktive Einen ganz weiten Blick in die Zukunft Surftipps Phase andauert, desto höher ist die Wahr- haben dagegen M. I. Pishkalo et al. von der Sunspot Infl uences Data Center: scheinlichkeit für ein eher bescheidenes Sternwarte der Universität in Kiew gewor- sidc.oma.be nächstes Maximum, dessen Zeitpunkt da- fen. Die Sonnenforscher gehen davon aus, Sonnenobservatorium Kanzelhöhe: her immer weiter in die Zukunft verschoben dass das kommende Maximum im Zeitraum www.solobskh.ac.at werden muss und statt 2012 wohl erst um zwischen April und Juni 2012 bei einer mitt- Die Veröff entlichung von Pishkalo 2014 herum eintritt. leren Relativzahl von 110,2±33,4 stattfi ndet. et al.: www.springerlink.com/ Gut ins Bild passt da auch die allerdings Das darauf folgende Minimum sollte dann content/n685562l365j1601/fulltext. schon zwei Jahre alte Studie von Piyali Chat- zwischen Dezember 2018 und Januar 2019, pdf?page=1 terjee vom Department of Physics des Indi- das Maximum des 25. Zyklus zwischen April Piyali Chatterjees Dynamo-Modell: an Institute of Science in Bangalore, Indien, und Juni 2023 eintreten. Wenngleich ein www.physics.iisc.ernet.in/~arnab/ prl.pdf

die in ihrem Dynamo-Modell die Aktivität derartiger Ausblick auch mehr als spekula- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

24 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Sonnensystem Planeten aktuell Mondspiele um Jupiter und Saturn

aturn ist im Juni und Juli nur noch am SAbendhimmel zu sehen. Die Anzahl der während des Frühjahrs noch häufi g zu sehenden Monderscheinungen (vgl. in- terstellarum 62) nimmt damit deutlich ab. Während noch einige Ereignisse mit Rhea Himmel anstehen, verpassen mitteleuropäische Beobachter wieder alle Titan-Ereignisse. Jupiter im Steinbock übernimmt das Zepter in der zweiten Nachthälfte. Da die Erde im April Jupiters Äquatorebene, in der sich auch in etwa seine Monde bewegen, gekreuzt hat (vgl. interstellarum 63), lassen sich zahlreiche interessante gegenseitige Abb. 1: Zwei Saturnansichten aus dem Frühjahr Monderscheinungen beobachten. a) 26.1.2009, 4:33 MEZ, 8"-Newton bei 4700mm, DMK 21AU04.AS, RGB-Filter. Torsten Hansen b) 3.2.2009, 23:53 MEZ, 16"-Newton bei 12000mm, DMK 21AF04.AS, Astronomic RGB. Tab. 1: Gegenseitige Saturnmonderscheinungen Thomas und Claudia Winterer Datum Beginn Ereignis 14.7. 23:02:52 MESZ Dione verfi nstert Rhea Tab. 3: Gegenseitige Ereignisse der Jupitermonde 16.7. 21:59:43 MESZ Dione verfi nstert Rhea Datum Beginn Ende Ereignis Helligkeitsabfall/Größe 2.6. 3:50:16 MESZ 4:04:24 MESZ Kallisto verfi nstert Europam 1,56 Tab. 2: Saturnmonderscheinungen mit Rhea 15.6. 3:14:06 MESZ 3:19:16 MESZ Io bedeckt Europa 0,54% Datum Zeit Ereignis 16.6. 2:43:33 MESZ 2:50:02 MESZ Ganymed bedeckt Europa 0,37% 4.6. 22:24 MESZ VE 16.6. 3:26:58 MESZ 3:32:45 MESZ Ganymed verfi nstert Io 0m,25 6.6. 23:28 MESZ DA 20.6. 1:14:57 MESZ – Kallisto verfi nstert Ganymed – 7.6. 00:45 MESZ SA 24.6. 4:29:48 MESZ 4:34:35 MESZ Ganymed verfi nstert Io 0m,81 02:33 MESZ DE 17.7. 1:00:27 MESZ 1:07:05 MESZ Io bedeckt Europa 0,53% 13.6. 23:21 MESZ VE 24.7. 1:06:52 MESZ 1:14:48 MESZ Kallisto verfi nstert Europa 0m,4 16.6. 00:22 MESZ DA 24.7. 2:13:13 MESZ 2:18:02 MESZ Io verfi nstert Europa 0m,54 01:40 MESZ SA 24.7. 3:10:13 MESZ 3:17:42 MESZ Io bedeckt Europa 0,59% 23.6. 00:18 MESZ VE 31.7. 4:40:27 MESZ 4:46:23 MESZ Io verfi nstert Europa 0m,69

Venus zeigte vom Januar bis März dem großen Sonnenabstand von 8° konn- ser innerer Nachbarplanet am Morgen- eine beeindruckende Vorstellung am te wegen schlechten Wetters leider kaum himmel. Abendhimmel. Die Untere Konjunktion mit beobachtet werden. Inzwischen steht un- „ Ronald Stoyan

Abb. 2: Venus in der Abendsichtbarkeit 2009 Mario Weigand a) 11.1.2009, 14"-SCT, DMK 21BF04, RG1000, Astrolon UV., b) 25.1.2009, 14"-SCT, DMK 21BF04, RG1000, Astrolon UV., c) 29.1.2009, 14"-SCT, DMK 21BF04, RG1000, Astrolon UV., d) 20.3.2009, 14"-SCT, DBK 31AF03, UV/IR-Sperrfi lter. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 25 Sonnensystem Kometen aktuell Zwei Kometen für das Fernglas

ie Sommermonate bringen zwei hel- C/2006 W3 Christensen am Nachthimmel Dlere Kometen, die beide mit einem 31.7. guten Fernglas oder kleinen Teleskop Cygnus 27.7. 23.7. beobachtet werden können. C/2006 W3 19.7. (Christensen) durchläuft am 6. Juli sein 15.7. z Lacerta Perihel im gewaltigen Abstand von 3,12AE 11.7. – weit außerhalb der Marsbahn. Da er den- 7.7. 3.7. noch eine respektable Helligkeit von rund 29.6. 8m,0 erreichen wird, muss es sich um einen 25.6. Vulpecula 21.6. Kometen mit riesigen Ausmaßen handeln. 17.6. Wäre er etwas weiter ins innere Sonnen- m N system vorgedrungen, hätte er zweifellos p Pegasus O zu einem spektakulären hellen Kometen fst9,0m werden können. Die absolute Helligkeit (in 1,0AE Abstand von Erde und Sonne) Beobachtungsphase für diesen Kometen, der Durchmesser des annähernd runden für C/2006 W3 wird mit rund –1M,0 bis –2M,5 der inzwischen bereits seit einem Jahr am Kometenkernes nur zu 1,7km bis 1,9km angenommen. Nur die allerwenigsten Ko- nördlichen Himmel zu beobachten ist. ermittelt. meten erreichen hier negative Werte, Chri- Der periodische Komet 22P/Kopff ist „ Burkhard Leitner stensen liegt damit in der Größenordnung auch nach seinem Periheldurchgang am des Kometen Hale-Bopp (–0M,8 bis –2M,4). 25. Mai ein Objekt am Morgenhimmel. Er Surftipps Während der kurzen Sommernächte im bewegt sich Anfang Juni vom Steinbock Juni steht C/2006 W3 ausreichend hoch in den Wassermann und zieht dabei 2,5° Monats- und Jahresübersichten, am nordöstlichen Himmel. Er wandert zu- nördlich am Planeten Jupiter vorüber. Die Aufsuchkarten, Bilder: nächst noch recht langsam entlang der Helligkeit sollte im Lauf des Monats von www.kometarium.com Grenze zwischen Pegasus und Eidechse. etwa 8m,5 auf 8m,0 ansteigen. Im Juli ver- Aktuelle Neuigkeiten, Bilder, Mitte Juli wechselt der Komet ins Sternbild langsamt sich die Bewegung des Kometen Beobachtungen: Schwan und steht nun ideal am Nacht- und er setzt zu einer Oppositionsschleife kometen.fg-vds.de himmel – um Mitternacht fi ndet man ihn an. 22P ist dann schon bald nach Mitter- Aufsuchkarten, Beobachtungshinweise: hoch im Osten. Der Erdabstand sinkt im nacht im Südosten zu fi nden, die Helligkeit www.ki.tng.de/~winnie/kometen/ Juli auf unter 2,5AE und er bewegt sich dürfte leicht zurückgehen. Im Gegensatz einstieg.html rascher. Ende des Monats erreicht der zu Komet C/2006 W3 ist 22P/Kopff ein sehr interstellarum-Newsletter: m etwa 7 ,8 helle Schweifstern die Sommer- kleiner Komet. Nach Beobachtungen mit www.oculum.de/interstellarum/ milchstraße und passiert den Cirrusnebel dem Hubble Space Telescope 1996 und newsletter.asp etwa 2° südlich. Damit beginnt die beste dem Spitzer Space Telescope 2007 wurde

Kometen im Juni/Juli Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungsfenster erwartete Helligkeit C/2006 W3 (Christensen) 18.11.2006 6.7.2009 (3,12AE) 13.8.2009 (2,31AE) November 2008 bis Oktober 2009 8m 22P/Kopff 23.8.1906 25.5.2009 (1,58AE) 4.8.2009 (0,77AE) April bis September 2009 8m–9m Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

26 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 27 FRED

Der Sternhimmel im Juni/Juli 2009 1. Juni: 23:00 MESZ NORDEN

1. Juli: 21:00 MESZ M 34 M

für 50° nörd. Br., 10° öst. L. 32 M

Perseus

M 31 M

Himmel 20 Mel

884/869

Cassiopeia

M 36 M 457

M 103 M

M 38 M

Auriga

Capella Camelopardalis M 37 M M 35 M

M 52 M Lacerta

1502

7510

7243

7209

Cepheus

M 39 M

7000 Gemini

Polaris

Ursa Minor Ursa

Deneb

Castor Cygnus

M 82 Pollux

Delphinus 6940

M 81

Draco

M 27 M

M 56 M Sagitta

Vulpecula

M 44 M Wega

Cr 399

M 71 M Atair

M 101 Ursa Maior Lyra

OSTEN M 92

Cancer

Sommerdreieck Hercules M 67 M 51

WESTEN M 13 Canes Venatici Leo IC 4756 Aquila Bootes Corona Borealis Mel 111

6633 IC 4665 Venus M 3 Regulus Arktur Coma Berenices Saturn M 11 Serpens Frühlingsdreieck M 53

Sextans Scutum M 14 M 12

M 16 Ophiuchus M 10 M 5 M 25 M 17

M 24 M 23 Virgo Hydra M 104 Crater M 21 M 9 Spica Libra

M 8 Ekliptik Corvus M 19 Antares

m –1 M 62 M 4 0m Scorpius M 83 x m Gx 1 o 2m OC 3m g GC 4m n GN 5m SÜDEN p PN

Beobachtungsempfehlungen für Juni/Juli Name Empfehlung für Typ R. A. Dekl. Helligkeit Größe Entfernung DSRA/Uran. Mond bloßes Auge Mond – – >–12m,5 29,5' – 33,2' 357476km– – 406231km 61 Cygni Fernglas DS 21h 6min 54,6s +38° 44' 45" 5m,2 / 6m,1 31" 11,4Lj 15/121 M 16 Teleskop OC/GN 18h 18,8min –13° 47' 6m,0 7' 5700Lj 22(30)/294 M 17 Teleskop OC/GN 18h 20,8min –16° 11' 6m,0 11' 5220Lj 30(22)/294 R Scuti Fernglas Vr 18h 47,5min –5° 42' 4m,2–8m,6 – 1400Lj –/250 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Sternhimmel

Entdeckungen am Sommerhimmel

Astronomie mit bloßem Auge Der Vollmond

eep-Sky-Beobachtern erscheint der nicht bzw. nur sehr schwach von den hellen genannten Maria (Singular Mare) und hel- DMond als störende Lichtquelle, ins- Hochländern unterscheiden können. leren Hochländer geben dem Mond ein be- besondere der helle und die ganze Nacht Das Mondlicht bildet keine Gefahr für wegtes Antlitz, das verschiedene Kulturen scheinende Vollmond, der zudem als »lang- die Augen, für die Detailerkennbarkeit ist u.a. als Gesicht, Tier oder Jungfrau deu- weilig« gilt: Durch den hohen Sonnenstand eine gewisse Filterung aber sinnvoll. Man teten. Trotzdem sind aus vorteleskopischer gibt es nur sehr kurze Schatten auf dem kann es mit einer Sonnenbrille versuchen Zeit nur wenige Mondzeichnungen über- Mond, Details sind so kaum zu erkennen. oder, noch einfacher, in der Dämmerung liefert, wie z.B. die um 1600 entstandene, Trotzdem lohnt sich der Blick auf unseren beobachten. Da dann der Vollmond tiefer aber erst nach 1650 veröff entlichte des eng- Erdtrabanten. Vergleicht man den Anblick steht als während der Kulmination gegen lischen Naturforschers und Arztes William des Mondes mit einer Karte oder einem Mitternacht, ist der Blick zum Mond auch Gilbert (1544–1603). In unserer Zeit ist viel- Foto, stellt man große Unterschiede fest: wesentlich bequemer. In Sommernächten leicht das »Mondgesicht« die von den meis- Einige Mondmeere sind leicht erkennbar, haben es Beobachter durch angenehmere ten Beobachtern wahrgenommene Gestalt: andere hingegen fast gar nicht; besonders Temperaturen und die geringe Kulmina- Die Augen werden vom Mare Imbrium und auff ällig ist dies bei dunklem Nachthimmel. tionshöhe des Vollmonds am leichtesten. dem Mare Tranquillitatis gebildet, die Nase Erklären lässt sich dieses Phänomen da- Zudem können die in Horizontnähe häufi g ergibt sich als Linie vom Mare Serenitatis durch, dass durch die Helligkeit des Mondes vorkommenden Dunstschichten durch ihre zum Mare Vaporum und der Mund aus dem schwache Kontraste nicht mehr wahrge- Wirkung als natürlicher Filter für den frei- Mare Nubium und dem Mare Humorum. Bei nommen werden können. Einige Mond- äugigen Beobachter von Vorteil sein. Als genauerem Hinsehen fallen weitere Forma- meere refl ektieren immer noch so viel Son- Nachteil muss die kurze Zeit zwischen Auf- tionen auf: Im Osten, also dort, wo für einen nenlicht, dass Beobachter auf der Erde diese und Untergang des mittsommerlichen Voll- Beobachter auf dem Mond die Sonne auf- mondes erwähnt werden. Die dunkleren so geht, die Maria Nectaris und Fecunditatis sowie als kleiner Fleck das Mare Crisium, im Westen der Oceanus Procellarum und Teile des Mare Frigoris. Der Gebirgszug der Apenninen am Südostrand des Mare Imbri- um lässt sich ebenso erkennen wie einige Krater mit ihren Strahlengebieten: Auff ällig ist der Krater Kopernikus, etwas schwieriger Kepler, besonders scharfäugige Beobachter können helle Regionen in der Nähe von Ty- cho um den Krater Deslandres oder östlich der Maria Nectaris und Tranquillitatis erken- nen. Wie immer bei visuellen Beobachtun- gen gilt auch hier, dass eine Zeichnung des Gesehenen hilft, genauer zu beobachten und Fortschritte zu dokumentieren. Abb. 1: Eine der ersten Mondzeich- Abb. 2: Vollmondzeichnung des Autors nungen überhaupt schuf William Gilbert vom 16.12.2005. „ Kay Hempel um 1600 noch vor der Erfi ndung des Te- leskops.

Astronomie mit dem Fernglas 61 Cygni

nfolge der Umlaufbewegung der Erde Eff ekts die Richtigkeit des heliozentrischen Kaliningrad), Friedrich Wilhelm Bessel, dem Ium die Sonne ergibt sich im Laufe eines Weltbildes direkt beweisen würde, erkann- es gelang, die erste erfolgreiche Messung Jahres eine scheinbare Verschiebung naher te bereits der Philosoph Aristoteles, Schüler einer Fixsternparallaxe durchzuführen. In Sterne, die als Parallaxe bezeichnet wird. Platons und Schöpfer der Logik, doch erst dem 5m,0 hellen Stern 61 Cyg fand er sein Diese relative Positionsänderung vor weit 2200 Jahre nach ihm konnten diese win- Studienobjekt mit »größerer Aussicht auf entfernten Hintergrundsternen ist die Pro- zigen Ellipsen tatsächlich gemessen wer- eine merkliche Parallaxe«, denn nach Bes- jektion der Bewegung des Erdumlaufs an den. Es war der in Minden geborene Direk- sels Meinung bot ein Doppelsternsystem

den Himmel. Dass die Beobachtung dieses tor der Sternwarte Königsberg (heutiges mit hoher Eigenbewegung die beste Chan- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 29 Sternhimmel

61 Cygni folgendem Ergebnis: Die jährliche Positi- Sterne: σ und τ Cyg, die auch in stadtnahen a Cygnus onsänderung von 61 Cyg beträgt nur 0,31". Gebieten mit dem bloßen Augen zu sehen x Damit ist das Paar laut Bessel 10,3 Lichtjahre sind. Mit einem weiteren, nahe stehen- entfernt, der heutige Wert beträgt rund 11,4 den Stern bilden sie fast ein rechtwinkliges n g Lichtjahre. Dreieck: Das ist bereits Bessels Stern 61 Cyg. s Gerade jetzt bietet sich die Beobach- Schon ein stativgestütztes 8×40-Fernglas 61 tung von Bessels Parallaxenstern an, denn genügt, um diesen 5m,0 hellen Lichtpunkt in t sobald der Schwan im Hochsommer zenit- zwei Sterne aufzulösen; die Komponenten l nahe Bereiche einnimmt, geht sein Anblick sind ca. 5m,2 und 6m,1 hell und ihr Abstand u auf Kosten einer bequemen Beobachtungs- beträgt 31". Auch die orange Färbung des e haltung. Einen geeigneten Ausgangspunkt Sternpaars lässt sich mit einem Fernglas fst7,5m zum Aufsuchen bieten γ (Sadr) und ε Cyg, beobachten. der erste Stern im östlichen Schwanen- „ Nico Schmidt ce auf Erfolg. Im Oktober 1838 beendete er fl ügel. Verlängert man von letzterem den seine 14-monatige Beobachtung am von gegenseitigen Abstand im rechten Win- Fraunhofer gebauten 6,25"-Heliometer mit kel nach Norden, stößt man auf zwei helle

Objekt der Saison M 16

nter den vielen Himmelswundern, die M 16 gehört zu den Messierobjekten, die keinem anderen der großen visuellen Beo- Uder Milchstraßenabschnitt zwischen bereits in der Zeit vor Messier bekannt wa- bachter des 18. und 19. Jahrhunderts be- Schild und Schütze beherbergt, nimmt der ren. Erstmals erwähnt wird das Objekt im merkt wurde; erst Ende des 19. Jahrhunderts Adlernebel M 16 eine prominente Stellung Jahr 1746 durch den Schweizer Astronomen wurde die HII-Region auf fotografi schem ein. Die Kombination aus großer Helligkeit de Chéseaux als »Sternhaufen zwischen den Weg durch E. E. Barnard und Isaac Roberts und einzigartiger Charakteristik sowie die im- Konstellationen Ophiuchus, Sagittarius und zweifelsfrei nachgewiesen. Dies ist im Üb- posante Umgebung machen ihn zu einem der Antinous«. Messier entdeckt das Objekt in der rigen auch der Grund, warum Sternhaufen attraktivsten Beobachtungsobjekte des ge- Nacht von 3. auf 4. Juni 1764 und beschreibt und Nebel im NGC- und IC-Katalog unter samten Himmels und zu einem beliebten Ziel es als »Haufen schwacher Sterne, eingehüllt in verschiedenen Bezeichnungen fi rmieren: Der visueller und fotografi scher Streifzüge durch einen schwachen Schein« mit einem Durch- Sternhaufen wird dort als NGC 6611 geführt, die sommerliche Milchstraße. Der Name der messer von 8'. Uneinigkeit herrscht allerdings der Nebel hingegen als IC 4703. Sternentstehungsregion bezieht sich im Üb- darüber, ob der von Messier beobachtete M 16 ist eine der am besten untersuchten rigen nicht, wie ab und an behauptet, auf das Nebelschimmer mit dem Emissionsnebel Sternentstehungsregionen unserer Galaxis gleichnamige Sternbild (das Objekt ist in der identisch ist oder ob Messier lediglich das und beliebtes Studienobjekt der professio- südöstlichen Ecke der Schlange beheimatet), Leuchten der unaufgelösten schwächeren nellen Astronomie. Eine schöne Zusammen- sondern auf das Aussehen der HII-Region; Mitglieder des Sternhaufens beobachtet hat. stellung der wichtigsten wissenschaftlichen tatsächlich erscheint der hellste Teil des Emis- Gegen eine Beobachtung des Nebels spricht Erkenntnisse über das Objekt fi ndet man in sionsnebels einem Raubvogel mit ausgebrei- jedenfalls der Umstand, dass dieser – trotz [1]: Demnach ist M 16 knapp 5700 Lichtjahre teten Schwingen nicht unähnlich. weitaus besseren Instrumentariums – von von der Erde entfernt und dürfte vor knapp 2 bis 3 Millionen Jahren aus dem Kollaps der Abb. 1: Der Off ene Sternhaufen M 16 ist von roten Emissionsnebeln umgeben, die die selben Molekülwolke entstanden sein, die Katalogbezeichnung IC 4703 führen. Bemerkenswert sind die berühmten Dunkelsäulen im auch die benachbarte HII-Region Sharpless Nebel, die auch visuell erreichbar sind. 54 sowie den Omeganebel M 17 (siehe Seite 31) hervorgebracht hat. Der zentrale Stern- LOEHR K haufen umfasst mehrere tausend Mitglieder

OLFGANG innerhalb eines Raumgebietes von etwa 15 W Lichtjahren und besitzt eine Gesamtmas- se von 25000 Sonnenmassen. Das hellste Mitglied, der Stern HD 168076, besitzt eine scheinbare Helligkeit von 8m,18 und ist mit einer Masse von mehr als 60 Sonnenmassen und einer Leuchtkraft, die jene der Sonne um das 700000-fache übertriff t, ein wahrer Gigant des Himmels [2]. Gemeinsam mit drei weiteren Sternen des Spektraltyps O ist die- ser Stern auch die primäre Ionisationsquelle der HII-Region, die vom Sternhaufen aus ge- sehen etwas versetzt nach Südwesten liegt. Neben diesen Sternen tummeln sich in M 16 weitere knapp 50 Sterne heller als 13m sowie

eine beachtliche Population von jungen stel- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. laren Objekten (engl.: Young stellar objects, YSOs), die zum Teil noch von Überresten ihres Gaskokons umgeben sind. Darüber hi- naus konnten auch einige Dutzend Braune Zwerge vor kurzem in M 16 nachgewiesen werden [3]. Die berühmteste Einzelheit in M 16 sind jedoch zweifelsohne jene fi ngerartigen Dun- kelwolken, die südwestlich des Haufenzen- trums in die helle Nebelmaterie hineinragen und als »Säulen der Schöpfung« Eingang in die wissenschaftliche Literatur gefunden haben. Bei diesen Säulen handelt es sich um Überreste der ursprünglichen Dunkelwolke, aus der M 16 entstanden ist; durch die inten- sive Strahlung von HD 168076 und anderer O- Sterne werden die Säulen langsam erodiert

und sich im Laufe der nächsten Jahrmillionen I C

allmählich vollständig aufl ösen. An der dem STS Sternhaufen zugewandten Seite der Säulen Abb. 2: Die »Säulen der Schöpfung« in M 16, das vielleicht berühmteste Motiv des bildet sich dabei eine Stoßfront aus, die zur Hubble-Weltraumteleskops. Verdichtung der Materie und damit zur Bil- dung neuer Sterne führt. Tatsächlich konnten Gesichtsfeld und bildet mit diesem einen terie ab. Aber auch für Astrofotografen bietet durch Sugitani et al. mehrere Protosterne in auff älligen Doppelnebel. Die hellsten Hau- sich hier ein reichhaltiges Betätigungsfeld, unmittelbarer Umgebung der Säulen beo- fensterne sind schon im 10×50-Fernglas, bes- das von Großfeldaufnahmen des Nebels und bachtet werden, die vermutlich im Zuge ser aber im kleinen Teleskop erkennbar. Ein der umgebenden Milchstraßenwolken bis dieses Prozesses entstanden sind [4]. Vierzöller zeigt bei geringen Vergrößerungen hin zu Detailaufnahmen der Dunkelwolken M 16 ist mit einer Gesamthelligkeit von und guter Durchsicht bereits einige Dutzend im Nebel reicht. 6m,0 eines der hellsten Deep-Sky-Objekte in Sterne auf nebligem Untergrund; südwest- „ Matthias Kronberger der Schlange und unter visuellen Beobach- lich davon versetzt können schon ohne Filter tern wie Astrofotografen ein gleichermaßen die hellsten Kondensationen der HII-Region [1] Oliveira, J. M., Reinpurth, B. (Hrsg.): Star formation in beliebtes Objekt. In klaren Nächten peilt man als kontrastarme Aufhellungen ausgemacht the Eagle , Handbook of Star forming Regions; den Haufen am besten über die Sternwol- werden. Der Einsatz eines UHC- oder [OIII]- Volume II: The Southern Sky, Astron. Soc. Pac. Conf. ke M 24 und den Omeganebel M 17 an, mit Filters verbessert die Sichtbarkeit des Nebels Ser., 599 (2008) denen M 16 ein sehr fl aches, gleichschenk- enorm und lässt seine Größe auf 10' bis 15' [2] Dufton, P. L. et al.: The VLT-FLAMES Survey of Massive liges Dreieck bildet. Alternativ kann auch wachsen. Ab 10" Öff nung ist das Objekt eines . Astron. Astrophys. 457, 265 (2006) der Stern γ Scuti als Aufsuchhilfe dienen, der spannendsten Beobachtungsobjekte des [3] Oliveira, J. M., Jeff ries, R. D., van Loon, J. T.: The low- der knapp 2 ½° von M 16 entfernt im Schild gesamten Himmels und unter exzellenten mass initial mass function in the young cluster NGC steht. Die freisichtige Beobachtung gestaltet äußeren Bedingungen von fast berückender 6611, MNRAS 392, 1034 (2009) sich aufgrund der etwas geringeren Hellig- Schönheit. Neben der charakteristischen Ad- [4] Sugitani, K. et al.: Near-Infrared Study of M 16: Star keit und der südlichen Lage etwas schwie- lerform und einer Vielzahl von Details an Formation in the Elephant Trunks, Astrophys. J. 565, riger als etwa bei M 13 und verlangt nach den Rändern der HII-Region zeichnen sich 25 (2002) einem klaren, streulichtarmen Himmel mit in einem Instrument dieser Größe auch eine guter Horizontsicht. Im kleinen Feldstecher oder mehrere der Säulen als markante, läng- steht M 16 zusammen mit M 17 im gleichen liche Dunkelgebiete vor der hellen Nebelma-

Objekt der Saison M 17

uch wenn in den kurzen Sommernächten fellos die als Schwanen- oder Omega-Nebel Wissenschaften verlesen ließ, gerieten seine Adas Zentrum der Milchstraße in Mitteleu- bezeichnete HII-Region M 17. Objekte bis zur Wiederentdeckung seiner Lis- ropa nur knapp über den Horizont streicht, Die erste dokumentierte Beobachtung ge- te im Jahr 1884 in Vergessenheit. Somit ent- zieht die Region um den Schützen mit ihrer lang dem Schweizer Philippe Loys de Ché- deckte Messier den scheinbar unbekannten überreichen Objektvielfalt alle Augen in ihren seaux, der den Nebel im Jahr 1745 entdeckte Nebel am 3.6.1764 unabhängig ein zweites Bann. Vergleichbar mit einer Schönheitskon- [1] und mit dem Schweif eines Kometen ver- Mal. Er verglich die Erscheinung dieses »Licht- kurrenz tummeln sich hier Sternhaufen und glich. Da de Chéseaux seine Entdeckungen streifs« mit der des Andromedanebels (M 31). Gasnebel auf engstem Raum. Eine der be- jedoch nicht publizierte, sondern lediglich Das Objekt zog auch die Aufmerksamkeit von

eindruckendsten Erscheinungen bietet zwei- durch seinen Großvater an der Akademie der Wilhelm Herschel auf sich, der es zunächst als Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 31 Sternhimmel

Übergangsstufe zwischen dem Orionnebel M 16 und M 17 (M 42) und anderen Objekten klassifi zierte, 18h 30 min 18h 20 min 18h 10 min später jedoch sah er M 17 als weit entfernte Ansammlung von Einzelsternen. Auch sein Sohn John Herschel widmete sich dem Nebel in zahlreichen »Sweeps«. Seine Beobachtung- ° en sind der Ursprung der heute geläufi gen 2 Bezeichnung Omega-Nebel. IC 4703 Aus astrophysikalischer Sicht handelt es M16 sich bei M 17 um eines der leuchtkräftigsten Serpens – 14° – 14° Sternentstehungsgebiete unserer Galaxis. Scutum Laut Povic et al. [2] beträgt die Entfernung 1,6kpc, was etwa 5220 Lichtjahren entspricht. g Damit gehört das Objekt zum Sagittarius- Spiralarm unserer Milchstraße und verfügt mit Objekten wie M 16 über eine ebenso prominente Nachbarschaft. M 17 wird durch die leuchtkräftigen jungen Sterne eines ein-

° gebetteten Sternhaufens angeregt. Dieser 2 verbirgt sich jedoch weitestgehend in den IC 4706 – 16° ihn umhüllenden Gasnebeln. Während die – 16° Extinktion auf dem Weg von uns zu M 17 M17 das Licht lediglich um 1m,8 schwächt, so wird es laut Chini et al. [3] innerhalb des Nebels um 30m reduziert. Aufnahmen zeigen M 17 als Mus terbeispiel eines Sternentstehungs- gebietes, das kompakte, undurchdringliche M18 Dunkelnebel, Globulen und so genannte »Elefantenrüssel« enthält. Das in den umge- Sagittarius benden Molekülwolken enthaltene Gas bietet – 18° – 18° noch ausreichend Materie für die Entstehung M24 vieler Tausend Sterne mit Sonnenmasse. Obwohl sich M 17 am nördlichen Rand des Sternbildes Schütze (Sagittarius) befi n- 18h 30 min 18h 20 min fst10,5m det und somit für Mitteleuropa in maximal xqgoapnv 20°–25° Höhe über dem Horizont kulmi- Gx Qs GC OC As PN GN Vr 23456789 niert, ist der Nebel in einer klaren Sommer- nacht bereits mit bloßem Auge erkennbar. niedriger Vergrößerung als nach Osten hin treibenden Schwans. Im Vergleich hierzu ist Das Objekt fi ndet sich etwa 2,5° nordöstlich spitz zulaufender Nebelbarren. Erst mit der Herschels Ω weder visuell noch fotografi sch der auff älligen Sternwolke M 24. Mit einem Steigerung der Vergrößerung und vor allem besonders prägnant und so ist es erstaunlich, 10×50-Fernglas zeigt sich ein Nebelstreif mit durch den Einsatz von Schmalbandfi ltern dass sich trotzdem die Bezeichnung Omega- großer Flächenhelligkeit, der recht gut die erscheint die berühmte Form des Nebels. In Nebel durchgesetzt hat. Beschreibung Messiers veranschaulicht. In einem umkehrenden Fernrohr bietet sich Mit jeder Steigerung der Öff nung zeigt einem 2,5"-Teleskop erscheint der Nebel bei die perfekte Illusion eines im Sternenmeer der Nebel mehr Details. Im 8"-Teleskop zer- fällt die Hals- und Kopf-Partie des Schwans in einzelne, von Dunkellinien abgetrennte ILLASCH

W Bereiche. Südlich des Kopfes fi ndet sich ein

IETER m D einzeln stehender 11 -Stern eingebettet in einen Nebelhalo. Spätestens mit dem Ein- satz eines Schmalbandfi lters wird klar, dass der helle Bereich des »Schwans« nur etwa ein Drittel der sichtbaren Nebelfl äche ausmacht. Vom Schwanz des Schwans zieht sich nun ein Nebelbogen nach Südosten, um nach einer 180° Drehung im Hintergrund zu ver- blassen. Mit 12" oder 14" Öff nung kann man bereits viele Stunden mit der Zeichnung der unzähligen Details verbringen. Was hierbei

Der Omega- oder Schwanennebel M 17 ist nur der hellste Teil eines ausgedehnten

Emissionsnebel-Gebietes. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

32 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Star Plotter derAAVSO. Abb. 1: Umgebungskarte von R Scuti von RScuti 1:Abb. Umgebungskarte (siehe Abb. 2). Die Lichtkurve ist ein inte- ein ist 2). Abb. (siehe Lichtkurve Die Vergleichssternhelligkeiten (ohne Dezimal- zwischen G0 und K2 und die Leuchtkraft- die und K2 und G0 zwischen Veränderlicher aktuell zwischen 4 [1].Sterne Helligkeit seine Stern ändert Der vom Kontrast des Nebelfeldes gegenüber gegenüber Nebelfeldes des Kontrast vom von Veränderlichen Sternen: R Scuti. Er ist 1° Er Sternen: ist RScuti. von Veränderlichen wechseln sich in unregelmäßiger Folge ab Folge sichinunregelmäßiger wechseln seltenen der Gruppe RV Tauri-Sterne, Un- G [4] veranschaulichen. Wer die Gelegenheit [4] Wer Gelegenheit die veranschaulichen. punkt, 70 =7 punkt, tergruppe RVa (konstante mittlere Hellig- RVa mittlere (konstante tergruppe RV Tauri-Sterne der von Staub umgeben, Spektraltyp den wechselt selbst R Scuti hat, M 17 von einem südlichen Standort mit mit M17hat, Standort südlichen einem von in Zeichnungen aktuellen und historischen kenswert: Hellere und schwächere Minima Minima schwächere und Hellere kenswert: bemer- ist Lichtwechsel Der keit), gezählt. klasse zwischen Ia und Ib. Außerdem sind sind Ib.Außerdem und Ia zwischen klasse großem Gesichtsfeld zu beobachten, wird erreichbar ist, kann man sich anhand der etwas unregelmäßigemetwas Verhalten. Die Pe- guter Bekannter vieler Fernglasbeobachter Fernglasbeobachter vieler Bekannter guter den westlich angrenzenden Dunkelwolken gott entdeckt und belegt damit Platz 11 damitPlatz belegt und auf entdeckt gott der Liste der Entdeckungen Veränderlicher Veränderlicher Entdeckungen der Liste der begeistert sein. Diese Dunkelwolken trennen trennen Dunkelwolken Diese sein. begeistert mer mit dem Fernglas sichtbar. Fernglas mitdem zur Ermer wird riode wird zu146 wird riode Tagen angegeben. und ausperiodischem Gemisch ressantes nordwestlich des Sternhaufens zu fi leuchtkräftige gelbe Überriesensterne.leuchtkräftige Die RV Tauri-Sterne sind pulsierende, R Scuti wurde schon 1795 schon wurde R Scuti Pi- von Edward anz in der Nähe des Sternhaufens M11 Sternhaufens des Nähe inder anz im Sternbild Schild befi M 11 m ,2 und 8 und ,2 m ,0), erstellt mitdemVariable ,0), m ,6 und ist damitim- ist und ,6 ndet sich ein nden. mit 15' nordwestlich. 15' Sie dürften kurz vor dem Ausstoß eines Pla- eines Ausstoß dem vor kurz dürften Sie Sterne könnten Perioden in zwei schwin- Weißen Zwerg noch wenig verstanden ist. send Jahre – ihres Sternenlebens zu sein. zusein. Jahre–ihresSternenlebens send se entstanden ist und daher starke Infrarot- starke daher und ist entstanden se aus dem Verlust größerer Anteile ihrer Mas- ihrer Anteile Verlust größerer aus dem also in der Fundamentalfrequenz und im und Fundamentalfrequenz inder also M 17 auch vom sehr schwachen Nebel IC 4706 IC M 17 Nebel schwachen sehr vom auch tiv kurzer Zeit wahrnehmbare Änderungen Änderungen Zeitwahrnehmbare kurzer tiv kurzen Entwicklungsphase – wenige tau- –wenige Entwicklungsphase kurzen [1] Steinicke, W.: Historic NGC, www.klima-luft.de/steini- NGC, W.: Steinicke, Historic [1] einem Weißen Zwerg stehen. Das macht sie Dasmachtsie Zwerg Weißen stehen. einem gungen ausführen, die der Grundperiode Grundperiode der die ausführen, gungen Eineersten weitere Oberton. ist, Idee dass imVerhältnis 2:1 gerade die gen, stehen, [1]. unklar noch Lichtwechsels Mitt- deren zum Riesensterns eines Entwicklung da die und scheinen entwickelte Sterne in einer die Sterne zusätzlich chaotische Schwin- chaotische Sternezusätzlich die netarischen Nebels und der Kontraktion zu Kontraktion der und Nebels netarischen überlagert sind. überlagert nur durch den interessanten Lichtwechsel Lichtwechsel interessanten nur durchden lerweile gibt es zwei Hypothesen [2]: Die lohnend. Der Stern könnte auch inrela- Stern könnte auch Der lohnend. für die Astrophysiker besonders interessant, interessant, besonders Astrophysiker die für quellen. Sie haben etwa eine Sonnenmasse Sonnenmasse eine etwa haben Sie quellen. Abb. 2: Lichtkurve von R Scuti vom von 1.1.2006 R Scuti 2:Lichtkurve Abb. 1.1.2009, bis Generator derAAVSO. Vor 25 Jahren war die Ursache des beson- des Vor Ursache die war 25Jahren Die Beobachtung von R Scuti ist nicht ist RScuti von Beobachtung Die cke/ngcic/Historic_NGC.txt (2008) cke/ngcic/Historic_NGC.txt RScuti „ Matthias Juchert Matthias Juli die ganze Nacht sichtbar und kann am kann und sichtbar Nacht ganze die Juli Abendhimmel bis Mitte November beo- November bis Mitte Abendhimmel zeigen, da seine Entwicklung so schnell vor schnell so Entwicklung daseine zeigen, sich geht. R Scuti erscheint in Mitteleuropa inMitteleuropa erscheint RScuti sich geht. [2] Percy, J.: Understanding Variable Stars, Cambridge Cambridge Stars, Variable J.: Understanding Percy, [2] HoffG.,C.,Richter,meister, Wenzel, W.: Veränder- [1] GLIMP- Vanes: Weather al.:Interstellar S.et M. Povich, [2] im März am Morgenhimmel, ist um den 2. 2. umden ist amMorgenhimmel, im März [3] Chini, R. et al.: The Stellar Content of the Young Cluster Young Cluster the of Content Stellar al.:The et R. Chini, [3] [4] Stoyan, R.: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Ver- Messier-Objekte, der Atlas R.: Stoyan, [4] bachtet werden. bachtet Surftipps AAVSO Variable Star Plotter: Generator: AAVSO Curve Light AAVSO Season: Variable Star ofthe RV Tauri – the strange prototype ofa RV Tauri prototype strange –the SE Mid-Infrared Stellar Wind Bow Shocks in M17 in and Shocks Bow Wind Stellar SE Mid-Infrared RCW 49, Astrophys. J. 689, 242 49, (2008) RCW Astrophys. University Press, Cambridge (2007) Cambridge Press, University Mass Spectrum, ASP Conference Series 287, Series 415 Conference ASP (2003) Spectrum, Mass in M 17, in Galactic Star Formation Across the Stellar Stellar the Across M17,in Formation Star Galactic in liche Sterne, Springer-Verlag, (1984) Berlin lag, Erlangen (2006) lag, Erlangen shtml shtml vsp/ vsots/rvtau.shtml www.aavso.org/observing/charts/ www.aavso.org/data/lcg/ www.aavso.org/vstar/vsots/0700. strange class: erstellt mitdemLichtkurven- www.aavso.org/vstar/ „ Wolfgang Vollmann Wolfgang Sternhimmel

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Himmel Kometen Der Schlechtwetter-Komet Praxis

Die schönsten Bilder des Kometen Lulin

VON BURKHARD LEITNER UTTI M ARTIN M

Fast unbemerkt von der astronomischen Öff entlichkeit ist im Febru- Abb. 1: Komet Lulin mit ausgeprägtem ar und März ein heller Komet am Nachthimmel erschienen. Komet Gegenschweif am 20.2.2009. Digitalfoto, C/2007 N3 (Lulin) stand außergewöhnlich günstig nahezu gegenü- 7"-Astrograph bei 500mm, Canon 5D modi- ber der Sonne – doch schlechtes Wetter machte visuelle und foto- fi ziert, ISO 800, 120×1min. grafi sche Beobachtungen des Schweifsterns weitgehend zunichte.

nde Februar 2009 zog Komet C/2007 N3 (Lulin) in nur 0,41AE Abstand an Eder Erde vorüber und erreichte eine maximale Helligkeit von 5m,0. Damit war er unter guten Bedingungen mit freiem Auge zu sehen. Nach seinem Perihel am 10. Januar war Lulin zunächst noch tief stehend am Mor- genhimmel zu fi nden – die Helligkeit betrug etwa 7m,0. In den folgenden Wochen wanderte er – langsam heller werdend – rückläufi g ent- lang der Ekliptik durch die Sternbilder Waa- ge, Jungfrau und Löwe. Die Annäherung an die Erde machte sich bald durch die rascher TÄTTMAYER werdende Bewegung am Himmel bemerkbar. S ETER Besonders außergewöhnlich für den Kometen P war Mitte Februar ein scheinbar zur Sonne KORUPA

weisender, ausgeprägter Gegenschweif (Abb. S 1, 2). Ab dem 20. Februar konnte Lulin am ALDEMAR W Abb. 2: Die kräftige türkise Farbe ist typisch für die Emissionslinien von Kometen. Digitalfo- to, 20.2.2009, 6"-Astrograph bei 520mm, Canon 20D modifi ziert, ISO 1600, 15×1min.

Abb. 3: Eine seltene Perspektive bot der Schweifabriss vom 23.2.2009, der hinter dem Kometenkopf stattfand. Digitalfoto, 3,5"-Refrak-

tor bei 400mm, Canon 450D, 50min. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

34 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 mondlosen Nachthimmel auch mit freiem schwand (Abb. 3). Interessant waren auch März bewegte sich Lulin langsamer wer- Auge gesehen werden. Kurz vor der Oppo- die Begegnungen des Kometen mit hellen dend und mit abnehmender Helligkeit sition (26. Februar) war gut zu sehen, wie Sternen und Planeten entlang der Ekliptik: durch die Sternbilder Krebs und Zwillinge, der Gasschweif sich perspektivisch mehr In der Nacht von 27. auf 28. Februar etwa blieb aber bis in den April hinein sehr gün- und mehr verkürzte und schließlich hinter zog der Schweifstern in geringem Abstand stig am Abendhimmel sichtbar. der nun 25' messenden Kometenkoma ver- an α Leonis (Regulus) vorbei (Abb. 6). Im EIGAND EITLER W Z ARIO EORG M G

Abb. 4: Zwei Tage später war der Abriss kaum noch zu sehen. Abb. 5: Kleinere Jets umgeben die Koma am 27.2. 2009. CCD- Digitalfoto, 25.2.2009, 6"-Astrograph bei 500mm, Canon 40D, ISO Aufnahme, 3"-Refraktor bei 500mm, SBIG STL-11000M, Baader 1600, 15×2min. RGB-Filter. ROZEK EGER M D ICHAEL ORBERT N M

Abb. 6: Der Komet passierte am 27.2.2009 Regulus und Leo I. Di- gitalfoto, 3,5"-Refraktor bei 400mm, Canon 450D, 38min.

Abb. 7: Ende Februar ließ sich noch eine helle, ausgedehnte Koma mit Schweif beobachten. CCD-Aufnahme, 28.2.2009, 4,5"-Newton bei 440mm, SBIG ST-2000XM, 8×2min (L), 2×2min (je RGB), LRGB-Filter.

Abb. 8: Auch der visuelle Anblick überzeugte. Zeichnung, 28.2.2009, 25×150-Fernglas, Bortle 3–4. ETKOW P Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. VELYN E Deep-Sky

Spektroskopie für Einsteiger Praxis Teil 1: Ein spaltloses Gitterspektroskop zur visuellen Beobachtung

VON ULLRICH DITTLER

Vor genau 150 Jahren entwickelten die Herren Bunsen und Kirchhoff die Spektralanalyse. In den Observatorien hat diese Technik die visuelle Beobachtung (nahezu) verdrängt. Inwieweit stehen heute auch dem Amateur Instrumente und Möglichkeiten zur Spektroskopie zur Ver- fügung und welche sinnvollen Beobachtungen können damit von einem Hobbyastronomen durchgeführt werden? Der erste Teil widmet sich der visuellen Beobachtung, während im zwei- ten Teil auf fotografi sche Techniken eingegangen wird. ITTLER D ab LLRICH U

Abb. 1: Die Spektroskopie ist ein faszinierendes Feld auch für Hobby-Astronomen – und erfordert im Gegensatz zur landläufi gen Meinung keinen großen instrumentellen Einsatz. Diese Spektren von Wega (a) und des Ringnebels M 57 (b) entstanden mit dem Deep Sky Spektrograph von SBIG an einem 8"-SCT mit einer ST-7 CCD-Kamera.

or mehr als 200 Jahren, genau 1802, als Instrument zur Erkenntnisgewinnung nia Maury und Williamina Flemming um entdeckte der Engländer William zunehmend an Bedeutung und aktuelle 1890 begonnen, da sie erkannten, dass die VHyde Wollaston im Sonnenspek- Großteleskope werden nicht selten fast beobachtbaren Absorptionslinien inner- trum auff ällige dunkle Linien. Unabhän- ausschließlich spektroskopisch genutzt. So halb einzelner Spektren eine Gruppierung gig davon studierte der Münchener Op- ermöglichte die Spektroskopie beispiels- von Sternen erlauben. Auf der Basis dieser tiker Joseph von Fraunhofer 1814 das weise schon früh den Nachweis des Dopp- Erkenntnis wurde die Harvard-Sequenz Sonnenspektrum und gab den 570 Lini- ler-Eff ektes an Sternen und schon um 1920 der Spektralklassen O, B, A, F, G, K, M en, die er entdeckte, eindeutige Bezeich- auch an Galaxien. Eine weitere, für die (Merksatz: Oh Be A Fine Girl Kiss Me!) de- nungen. Auf dieser Entdeckung der Fraun- Astronomie zentrale auf der Spektrosko- fi niert, die 1999 um die Klasse L und 2002 hoferlinien aufb auend, entwickelten 1859 pie beruhende Erkenntnis, ist die Feststel- um die Klasse T erweitert wurden. Da Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Ro- lung der chemischen Zusammensetzung dieses 9-stufi ge Raster recht grob ist, kann bert Kirchhoff die Spektralanalyse, die es von Sternen: Über die Intensitätsvertei- jede Klasse ihrerseits wieder in Subklassen erlaubt, chemische Elemente durch Spek- lung innerhalb eines Sternspektrums kön- von 0–9 unterteilt werden, die durch eine troskopie eindeutig nachzuweisen. nen Aussagen über chemische Elemente angehängte Ziff er benannt werden. und Temperaturen sowie Dichten gemacht Generell gilt für die Spektralklassen, Schlüsseltechnik der Astrophysik werden. Hierauf aufb auend ergibt sich dass sich mit dem Übergang von O-Ster- die Möglichkeit der Defi nition von Spek- nen in Richtung der Klasse der T-Sterne Bunsen und Kirchhoff entwickelten da- tralklassen im Hertzsprung-Russell-Dia- das Maximum der spektralen Energie- mit vor genau 150 Jahren die Grundla- gramm (HRD-Diagramm) und damit von verteilung immer mehr in Richtung zu gen der Werkzeuge, denen wir den größ- Aussagen über die Sternentwicklung. größeren Wellenlängen (Rot) verschiebt. ten Teil unseres aktuellen astronomischen Die Klassifi zierung von Sternen auf der Der auff älligste Unterschied zwischen den Wissens verdanken. Denn seit Ende des Basis ihrer Spektren wurde in Harvard Spektralklassen ist dabei die Zunahme 19. Jahrhunderts erlangt die Spektrosko- von Edward C. Pickering und seinen Mit- von Absorptionslinien von den O-Sternen

pie gegenüber der visuellen Astronomie arbeiterinnen Annie Jump Cannon, Anto- zu den T-Sternen, wobei sowohl die An- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

36 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Deep-Sky zahl der sichtbaren Linien steigt als auch deren Linienstärke zunimmt: Bei O-Ster- nen, wie beispielsweise bei Mintaka (einem Prisma Gürtelstern des Orion), dominieren die Linien des einfach ionisierten Heliums 700nm und das Maximum des Kontinuums liegt weit im ultravioletten Bereich. Bei den A- einfallendes Spektrum Sternen erreicht die Linienstärke der Bal- Licht mer-Serie des Wasserstoff s ihr Maximum. F-Sterne, wie Prokyon im Sternbild Klei- 400nm ner Hund, zeichnen sich hingegen durch auff ällige Absorptionslinien der Metalle (Elemente schwerer als Helium) insbe- sondere des Kalziums aus, während sich ihr Kontinuumsmaximum in den Bereich 4. Ordnung zu größeren Wellenlängen verschiebt. Bei der neuen Gruppe der T-Sternen hingegen sind im visuellen Bereich nur noch geringe Gitter 3. Ordnung Informationen sichtbar, dafür treten brei- te Absorptionslinien von Methan auf und 2. Ordnung das Kontiunuumsmaximum liegt im in- einfallendes 1. Ordnung fraroten Spektralbereich. Licht Auch wenn sich die Spektren der Sterne 0. Ordnung einzelner Klassen durch ihre Gemeinsam- 1. Ordnung keiten auszeichnen, so lassen sich den- 2. Ordnung noch Unterschiede fi nden, die William Wilson Morgan und Philip Childs Keenan dazu veranlassten, das Modell der Spek- 3. Ordnung tralklassen um Aspekte der Leuchtkraft der Sterne zu erweitern. Die eingeführten 4. Ordnung sechs Leuchtkraft klassen werden ange- zeigt, indem der Spektralklasse eine rö- mische Ziff er angehängt wird (von I= Überriese bis VI= Unterzwerg). Die ausführliche Darstellung der in den Sternen ablaufenden astrophysikalischen Prozesse, die zu den Ursachen der unter- Abb. 2: Spektren können entweder mit einem Prisma oder einem Gitter erzeugt schiedlichen Sternspektren führen, und werden. In Prismen wird Licht verschiedener Wellenlängen unterschiedlich gebrochen Ausführungen zu Aspekten der Sternent- und so weißes Licht in seine Spektralfarben aufgespaltet. An einem Gitter wird Strahlung wicklung, würden den Rahmen dieses gebeugt und es kommt zu Interferenz, wodurch sich einzelne Wellenlängen verstärken Beitrags deutlich sprengen, es sei daher oder abschwächen können. auf entsprechende Literatur verwiesen (s. Kasten Literatur). GRUNDLAGEN

Instrumente zur Spektroskopie Die Entstehung von Emissions-

Ehe eine Klassifi kation eines Sterns in linien und Absorptionslinien die Spektralklassen erfolgen kann, ist des- In Spektren können zwei verschiedene Arten von Linien auftreten: dunkle Absorp- sen Licht mit Hilfe eines Spektroskops (zur tionslinien und helle Emissionslinien. Absorptionslinien entstehen, wenn elektroma- visuellen Beobachtung eines Spektrums) gnetische Strahlung, also z.B. Licht, ein Gas durchdringt. Die Atome (oder Moleküle) oder eines Spektrographen (zur Aufzeich- des Gases absorbieren die Strahlung bei für das Element typischen Wellenlängen, was nung eines Spektrums mittels eines De- zu dunklen Linien auf dem Hintergrund eines kontinuierlichen Spektrums führt. Auf tektors) aufzuspalten. Dieser als Disper- atomphysikalischer Ebene wird von Elektronen dabei eine bestimmte Energieportion sion bezeichnete Vorgang kann entweder aufgenommen, die durch die Energiediff erenz zwischen zwei möglichen Energieni- klassisch über ein Prisma erfolgen (Pris- veaus des Elektrons festgelegt ist. Emissionslinien entstehen, wenn Elektronen absor- menspektroskop) oder mittels eines op- bierte Energie wieder emittieren, um in ein energieärmeres Niveau zu gelangen. Gase tischen Gitters (Abb. 2). Prismen brechen wie sie z.B. in Leuchtstoff röhren enthalten sind, zeigen ein Emissionslinienspektrum. dabei das einfallende blaue Licht stärker als das rote Licht, so dass eine Aufspal- tung in einem Spektrum sichtbar wird. Bei stehen an jeder Gitterfurche Beugungsab- wiederum basieren in der Regel auf einer spektroskopischen Gittern, d.h. konkret bilder, wobei sich die Abbilder verschie- refl ektierenden Glasplatte, in die einige

bei Transmissionsgittern, hingegen ent- dener Furchen überlagern. Refl exionsgitter hundert bis einige Tausend parallele Rillen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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geritzt sind und werden bei Spaltspektro- u.U. teilweise überlappen und nicht mehr zwischen 100 und 1000 Linien pro Milli- skopen und -spektrographen eingesetzt. so einfach eindeutig einer Strahlungsquel- meter, wobei mit höherer Anzahl auch die Gitterspektroskope spalten daher das ein- le zuordnen lassen. Viele von Amateur- Aufl ösung zunimmt, während gleichzeitig fallende Licht mittels Beugung in mehrere astronomen selbstgebaute Spektroskope die Lichtstärke abnimmt. Derartige Trans- Spektren auf, so dass auch die verfügbare wurden lange Zeit als spaltlose Prismen- missionsgitter werden von unterschied- Lichtmenge auf mehrere Spektren verteilt spektroskope gebaut. lichen Firmen unter verschiedenen Na- wird und diese somit weniger leuchtstark Spaltspektroskope hingegen haben men angeboten: bei Baader als Blaze Gitter sind. Das direkte Abbild des Sterns wird einen im Strahlengang eingebrachten Spektroskop, von Rainbow Optics das Star Spektrum 0. Ordnung genannt, das Spek- schmalen Spalt, der es erlaubt das Licht Spectroscope, und von Rigel Systems das trum 1. Ordnung ist das hellste (und da- genau eines Sterns zu spektroskopieren. RS-Spectroscope. mit das, welches für die Beobachtung oder Auch bei der Spektroskopie fl ächiger Ob- Bei einer geplanten überwiegend fo- Fotografi e verwendet wird), die Spektren jekte mit Emissionslinienspektrum, z.B. tografi schen Nutzung ist ggf. die An- 2. Ordnung, 3. Ordnung usw. werden Nebel, sind Spaltspektroskope klar im schaff ung eines Spektrographen inte- zusehends weniger hell. Um den Nach- Vorteil, da spaltlose Spektroskope in je- ressant, beispielsweise dann, wenn eine teil dieses Lichtverlustes zu kompensieren, der Wellenlänge ein Abbild des Objektes CCD-Kamera mit entsprechender spek- sind so genannte Blaze-Gitter als Sonder- erzeugen und diese Abbilder sich in der traler Empfi ndlichkeit schon vorhanden form der Gitter so gestaltet, das nahezu Regel so stark überlagern, dass eine ein- ist. Die für den Amateur angebotenen das ganze aufgespaltene Licht im Spek- deutige Identifi kation nicht möglich ist. Spektrographen (beispielsweise SBIG De- trum 1. Ordnung abgebildet wird. Spaltspektroskope hingegen liefern auch epSkySpectrograph (DSS-7), SBIG Self- bei fl ächigen Objekten ein eindeutig aus- GuidingSpectrograph (SGS), Baader DA- Gitter oder Prisma? wertbares Spektrum. DOS Spaltspektrograph, Shelyak LHIRES) An den Großobservatorien werden seit unterscheiden sich dabei in Bauart und Ein Vorteil der Gitter-Spektroskope im rund 20 Jahren Weiterentwicklungen klas- Preis teilweise erheblich. Vergleich zu den Prismen-Spektroskopen sischer Spektrographen eingesetzt: Mit In dieser Artikelserie sollen mit dem besteht darin, dass bei Gittern die Aufspal- Multiplex-Spektrographen können wäh- »Rainbow Optics Star Spectroscope« Bei- tung unabhängig von der Wellenlänge er- rend einer Belichtung mehrere Spektren spiel für ein preiswertes Okular-Gitter- folgt, während bei Prismen die einzelnen von verschiedenen Objekten gewonnen spektroskop für den Einstieg (Teil 1), mit Wellenlängen unterschiedlich stark gebro- werden, da hierzu Lichtleiter das Licht von dem SBIG DSS-7 ein SpaltSpektrograph chen werden. Dieser Aspekt ist vor allem defi nierten Aufnahmepunkten an jeweils für den engagierten Amateur und mit dem bei der Auswertung und Interpretation der unabhängige Spektrographen zur Disper- Shelyak LHIRES III ein sehr leistungsfä- erzeugten Spektren relevant. sion weiterleiten. Integralfeld-Spektro- higer und universell einsetzbarer Spektro- Neben dem dispergierenden Element skope können hingegen sogar zu jedem graph (Teil 2) näher vorgestellt werden. Im (Prisma oder Gitter) unterscheiden sich Bildpunkt ein vollwertiges Spektrum er- Teil 3 wird schließlich der Baader DADOS Spektroskope auch grundsätzlich dahinge- zeugen. Spaltspektrosgraph vorgestellt. hend, dass sie spaltlos oder als Spaltspek- troskope gebaut sein können. Ein spalt- Für den Einstieg Das Star Spectroscope loses Spektroskop, im einfachsten Fall ein von Rainbow Optics in Verbindung mit einem Teleskop einge- Für den Amateur bietet sich der Ein- setztes Prisma, kann leicht selbst gebaut stieg in die Dispersion von Sternlicht mit Das »Rainbow Optics Star Spectroscope« werden und ermöglicht die gleichzeitige einem relativ preiswerten Transmissions- ist als klassisches spaltloses Transmissi- Spektroskopie aller Objekte im Gesichts- Gitter an. Amateurastronomisch genutzte ons-Spektroskop aufgebaut: Es besteht aus feld. Der Nachteil dieser Bauweise besteht Transmissions-Gitter haben in der Regel zwei Elementen, dem eigentlichen Blaze- darin, dass sich die erzeugten Spektren

Abb. 3: Das Rainbow Optics Star Spectroscope stellt Empfehlens- ein preiswertes spaltloses Okular-Gitterspektroskop für den Einstieg dar. Das Gitter wird einfach in vorhandene werte Literatur: Okulare eingeschraubt und das Spektrum mit Hilfe einer Kaler, J. B.: Sterne und ihr Spektrum: Astro- auf das Okular gesteckten Linse betrachtet. nomische Signale aus Licht, Spektrum Akade- mischer Verlag, Heidelberg, Berlin, Oxford (2001) Robinson, K. D.: Spectroscopy: The Key to the stars – Reading the Lines in Stellar Spectra, Springer (2007) Tonkin, S. F. (Hrsg.): Practical Amateur Spectro- scopy, Springer (2002) Weigert, A., Wendler, H. J., Wisotzki, L.: As- tronomie und Astrophysik: Ein Grundkurs, Wiley-VCH, Weinheim (2005) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Sternen erheblich und auch die Analyse der jeweiligen Absorptionslinien ist durch die sich teilweise überlappenden Spektren erschwert. Recht eindrucksvoll hingegen ist die Spektroskopie von Doppelsternen, da hier- bei die beiden Spektren (durch Drehen der Einheit aus Gitter, Okular und Vergröße- rungslinse) parallel zueinander dargestellt werden können und somit direkt ver- gleichbar sind.

Fazit

Ein Nachteil des Rainbow Optics Star Spectroscope im praktischen Einsatz ist darin zu sehen, dass die »Lens Cell« ledig- lich einen Innendurchmesser von 38mm Abb. 4: Das Rainbow Optics Star Spec- ze-)Gitter kann die Darstellung des beo- aufweist und daher nicht zusammen mit troscope beim Einsatz am Teleskop. bachteten Spektrums verändert werden: Okularen verwendet werden kann, die Okulare mit kurzer Brennweite und damit am oberen Ende einen größeren Durch- Gitter, das in einen 1¼"-Filterhalter einge- hoher Vergrößerung erzeugen ein längeres messer haben. Der Einsatz an zahlreichen arbeitet ist, und aus einer in einem Oku- Spektrum als Okulare mit geringer Ver- hochwertigen Okularen, wie beispielswei- laraufsatz befestigten Linse (»Lens Cell«), größerung. Eine weitere Verlängerung des se vielen TeleVue-Okularen ist daher nicht die das Bild bzw. Spektrum (in nur eine Spektrums kann erreicht werden, indem möglich. Hier bietet sich ggf. alternativ der Richtung) vergrößert, d.h. verbreitert. der Abstand des Gitters zum Okular bei- Einsatz des RS-Spectroscope an, das spezi- Das Blaze-Gitter, das 200 Linien/mm spielsweise durch einen leeren Filterhalter ell für einige TeleVue-Okulare entwickelt besitzt, kann nach der Fokussierung eines vergrößert wird. wurde, aber auf einer leicht veränderten hellen Sterns (Anfänger sollten, um ein Funktionsweise beruht. auff älliges Spektrum zu erhalten, zunächst Im nächtlichen Einsatz Ein weiterer konstruktionsbedingter helle A-Sterne wie Sirius oder Wega wäh- Nachteil ist darin zu sehen, dass rund len) problemlos in ein vorhandenes Okular Der nächtliche Einsatz des Rainbow 25% des Lichtes in Spektren höherer Ord- geschraubt werden. Durch die Ausgestal- Optics Star Spectroscope gestaltet sich in nung verwendet werden, die bei der Beo- tung als Blaze-Gitter werden (nach Her- Verbindung mit einem klassischen 8"-SCT bachtung unberücksichtigt bleiben; die stellerangaben) rund 75% des Lichtes im völlig problemlos: Das Gitter lässt sich Bildhelligkeit ist dadurch wahrnehmbar Spektrum 1. Ordnung gebündelt, so dass mit seinem leicht geriff elten Rand (zu- vermindert. ein recht helles Spektrum für die Beobach- mindest ohne Handschuhe) problemlos in Die spaltlose Konstruktion führt darü- tung entsteht. Beim ersten Blick sind nach die verwendeten Okulare schrauben, und ber hinaus zu dem beschriebenen Nachteil, dem Einsetzen des Gitters zunächst zwei auch die »Lens Cell« ist so groß gestaltet, dass bei mehreren Sternen im Gesichtsfeld unterschiedlich helle Spektren zu sehen. dass sie gut und griffi g nachts aufgesetzt, die eindeutige Zuordnung eines Spek- Das Hellere ist nun mit der Teleskopsteu- gedreht und fi xiert werden kann. Schon trums zu seinem Stern nicht immer mög- erung in die Mitte des Okularbildes zu fa- nach wenigen Sternen und Doppelsternen lich ist. hren und anschließend nachzufokussieren, klappt der Wechsel von der visuellen Beo- so dass ein langgezogenes, aber sehr dün- bachtung zur Beobachtung der Spektren Im zweiten Teil: Der SBIG Deep-Sky- nes Spektrum entsteht. routiniert. Spectrograph und der HIRES III-Spektro- Im nächsten Schritt ist der Okularauf- Für den Spektroskopie-Einsteiger bie- graph von Shelyak. satz (»Lens Cell«) mit den drei Schrauben tet sich auch Beteigeuze als relativ kühler, mittig auf dem Okular zu positionieren aber heller Stern der Spektralklasse M1 an, und so zu drehen, dass das lange Spektrum da die dunklen Absorptionslinien recht Surftipps durch die Vergrößerung auch in der Breite leicht und deutlich zu sehen sind. Auch die ausgeweitet wird. Das entstandene Spek- Linien der hellen Wega (Spektralklasse A0) Optics Star Spectroscope: www. trum ist deutlich länger als breit und sein sind einfach zu identifi zieren. Schwieriger starspectroscope.com blaues Ende reicht dicht an das unverän- sind hingegen die dünnen Linien von De- Fachgruppe Spektroskopie des VdS: derte Sternenbild (Spektrum 0. Ordnung) neb (Spektralklasse A2) zu sehen. spektroskopie.fg-vds.de heran. Nach einem erneuten Nachfokus- Es zeigen sich aber auch die Nachteile Einführungen in die Spektroskopie: sieren werden die typischen Absorptions- beim nächtlichen Einsatz des Star Spec- www.astronomie.de/fachbereiche/ spektroskopie/einfuehrung/index. linien des Spektrums als dünne dunkle troscope: Stehen mehrere helle Sterne im htm Striche sichtbar. Sichtfeld des Okulars werden auch mehre- Homepage des Autors mit weiteren Durch den Wechsel des verwendeten re Spektren dargestellt; das sieht zwar sehr spektroskopischen Aufnahmen: Okulars, sowie durch die Veränderung hübsch und bunt aus, erschwert aber die www.sternenstaub-observatorium.de des Abstandes zwischen Okular und (Bla- Zuordnung von einzelnen Spektren zu den Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 39 Exotische Sterne Barnard 29 – ein heißer Stern in M 13

VON NICO SCHMIDT

STEFAN HEUTZ, WOLFGANG RIES

Wenn im Frühsommer das Sternbild Herkules gegen Mitternacht kulminiert, erreicht der prächtige Kugelstern- haufen M 13 seinen höchsten Stand am gestirnten Nachthimmel. Mit seinen lichtschwachen Haufenmitgliedern, die auf tiefen Deep-Sky-Aufnahmen sichtbar werden, bedeckt er eindrucksvoll eine Kreisfl äche von 20' bzw. 160Lj Durchmesser. Auf diese Fläche sollen sich bis zu eine Million Sterne projizieren [1]. Bei diesen Sternen handelt es sich (fast) ausschließlich um alte Rote Riesen, doch nicht alle Haufensterne gleichen einander. So gibt es auch Exo- ten wie den hellblauen Barnard 29, der mit seiner Farbe gar nicht in den Sternhaufen zu passen scheint.

Entdeckung auf Potsdamer Abb. 1: In dem sehr alten Kugelsternhaufen M 13 fi ndet man überraschenderweise Fotoplatten auch bläuliche Sonnen: die hellste ist der 13m,0-Stern Barnard 29.

Im Januar 1887 trat der 28-jährige lichtete er u.a. im September 1891 zwei die ungewöhnliche blaue Sternfarbe von Julius Scheiner seine Assistenzstelle am Fotoplatten mit dem Kugelsternhaufen Scheiner 148 Barnards Interesse. Astrophysikalischen Observatorium auf M 13. Auf einer allein vermaß er die Po- dem Potsdamer Telegrafenberg an. Die sitionen und Helligkeiten von über 800 Barnards blauer Stern Faszination für die Astronomie wurde Haufensternen. bei ihm schon während der Schulzeit in Diese 9cm×12cm große Fotoplatte wur- Größtenteils bestehen Kugelsternhau- Köln-Deutz bei einem Besuch der Bon- de an das Yerkes-Observatorium ausge- fen nur aus rötlichen Riesensternen, doch ner Sternwarte geweckt; und jetzt un- liehen, wo sie Edward Emerson Barnard in dieser dichten Sternansammlung hat- tersuchte er in Potsdam Sternspektren mit einer am dortigen 40-Zöller gemach- te der Yerkes-Astronom Barnard einen und beschäft igte sich mit der Astrofo- ten Aufnahme verglich. Dabei fi elen ihm Stern mit einem auff älligen blauen Farb- tografi e, die praktisch noch in den Kin- einige helle Haufensterne auf, der hellste ton entdeckt. In Hans Ludendorff s Ab- derschuhen steckte. Dafür nutzte er den Stern auf der Potsdamer Fotoplatte war handlung »Der grosse Sternhaufen im fotografi schen Refraktor, der in einem der von Scheiner mit der Nummer 148 Hercules Messier 13« von 1905, in der 1889 errichteten kleinen Kuppelgebäude katalogisierte Lichtpunkt. Barnard stellte 1136 Haufensterne erfasst sind, ist er als (Abb. 2), etwas abseits vom prachtvollen fest, dass auf den Fotografi en Scheiner 148 222. Stern jener Liste aufgeführt [3]. Erst Klinkerbau des Hauptgebäudes mit sei- gegenüber Scheiner 133 4- bis 5-mal heller später taucht diese eigenartige Sonne, nen drei großen Kuppeln aufgestellt war. erschien, obwohl sie visuell fast eine iden- die Barnard das eindrucksvollste Beispiel An diesem Steinheil-Doppelrefraktor mit tische Helligkeit von ca. 13m,0 besaßen; er eines blauen Sterns nennt, unter der heu- 13" und 9" Öff nung sowie 3,4m Brennwei- schreibt in seiner 1900 veröff entlichten te bekannteren Bezeichnung auf: Barnard te (Abb. 3) führte Scheiner grundlegende Arbeit: »[…] Nr. 148 ist schon photogra- 29. Aus der besonderen Sternfarbe dieses Arbeiten zur Astrofotografi e durch und phisch abnormal hell.« [2] Neben der Haufensterns von M 13 schließt er bereits, verbesserte dabei seine Aufnahmetech- erstaunlichen fotografi schen Helligkeit dass er eine energiereichere Strahlung ab-

niken. Für seine »Testaufnahmen« be- (Blauhelligkeit) erweckte allerdings auch geben muss. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Anfang der 1970er Jahre be- Abb. 2: Das Kuppelgebäude für schäft igten sich auch die Astro- den großen 13"-Doppelrefraktor, nomen Zinn, Newell und Gibson in Potsdam wurde 1889 errichtet. mit der Suche nach farblich selt- sam erscheinenden Haufenster- nen und werteten dazu Fotoplat- einem so genannten Proto-Pla- Praxis ten von fast 30 Kugelsternhaufen netarischen Nebel (PPN) ein sich aus. Obwohl Kugelsternhaufen aufh eizender Post-AGB-Stern, der meist aus leuchtkräft igen röt- Kernrest des Roten Riesen. Erst lichen (kühlen) Sternen beste- wenn der Überrest eine Oberfl ä- hen, die sich auf den Riesenästen chentemperatur von 20000 bis des Hertzsprung-Russell-Dia- 30000 Kelvin erreicht hat, kann gramms (HRD) befi nden, fan- seine energiereiche UV-Strahlung , AIP den sie immerhin 115 auff ällig die abgegebene Sternhülle zum RLT A

blaue (heiße) Sterne [4], für die Leuchten anregen: Ein Planeta- AINER R sie den Begriff »UV-bright stars« rischer Nebel wird sichtbar. einführten. Nach ihrer Untersu- Nach gegenwärtigen Sternmo- chung enthielt M 13 sieben dieser dellen soll Barnard 29 nur dop- einzigartigen Sonnen – an erster pelt so groß wie die Erde sein, Stelle Barnards blauer Stern mit während seine Masse bei 0,55 der Nummer 29: ZNG 1. Aber Sonnenmassen liegt [6]. Aus der wie lassen sich die hellblauen Masse des Kernrests und dem Sterne in Kugelsternhaufen er- Alter von M 13 lässt sich die klären? Blaue Sterne sind meist Masse des Vorgängersterns zu 1,1 massereiche Sonnen, die be- Sonnenmassen ableiten. Da seine reits nach Jahrmillionen in glei- Oberfl äche bereits eine Tempe- ßenden Supernovae explodieren, ratur von 20000 Kelvin (Spek- dagegen handelt es sich bei Ku- tralklasse B2) erreicht, wird der gelsternhaufen um die ältesten glühende Sternrest schon in we- Strukturen der Milchstraße, so- nigen tausend Jahren beginnen, gar älter als 10 Milliarden Jahre. die während des Riesen-Stadi- Heiße, im ultravioletten Spek- ums abgestoßene Wasserstoff - tralbereich helle Sterne dürft e es hülle zu ionisieren. Der Überrest in diesen alten Objekten somit eines der Sonne ähnlichen Sterns gar nicht geben. leuchtet dann als heißer Zentral- H MB stern eines Planetarischen Ne- Heiße Vorstufe eines bels nahe dem dichten Kern- Weißen Zwergs bereich des beeindruckenden

Kugelsternhaufens M 13. ERLAGSGESELLSCHAFT V Schließlich deuteten in den Mit Barnard 29 sehen wir also ENODOT 1990er Jahren durchgeführte Stu- die – in astronomischen Maß- Z dien [5] darauf hin, dass es sich stäben – kurze Übergangsphase Abb. 3: Die Optik des fotografi schen Doppelrefraktors bei Barnard 29 um einen 20000 (Post-AGB/PPN-Phase) von ei- wurde von der Firma Steinheil gefertigt, die besondere Mon- Kelvin heißen Post-AGB-Stern ner kühlen roten Riesensonne zu tierung stammt von der Firma Repsold. handelt. Dies ist eine Entwick- einem winzigen heißen Weißen lungsstufe von sonnenähnlichen Zwerg von der Größe der Erde. [1] Stoyan, R.: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Verlag (2006) Sternen (0,8 bis 8 Sonnenmas- Es ist nur die etwas größere Mas- [2] Barnard, E. E.: Some abnormal stars in the cluster M 13 in Hercules, Astrophys. sen), die den Asymptotischen se des Vorgängersterns, die ihn J. 12, 176 (1900) Riesenast (AGB, Asymtotic Gi- so einzigartig erscheinen lässt: [3] Ludendorff , H.: Der grosse Sternhaufen im Hercules Messier 13, Publ. Astro- ant Branch) im HRD verlassen Barnards besonderer, leuchtend phys. Obs. Potsdam 15/6, 56 (1905) haben, nachdem sie ihre äuße- blauer Stern ist in der Entwick- [4] Zinn, R. J., Newell, E. B., Gibson, J. B.: A search for UV-bright stars in 27 globu- re wasserstoff reiche Hülle abge- lung weiter fortgeschritten als lar clusters, Astron. Astrophys. 18, 390 (1972) stoßen haben. Dieses nur etwa das ihn umgebene 13 Milliar- [5] Conlon, E., Dufton, P. L., Keenan, F. P.: Abundance analysis of the hot post-AGB 10000 Jahre dauernde Zwischen- den Jahre alte Sternenmeer aus star Barnard 29, Astron. Astrophys. 290, 897 (1994) stadium bildet die Vorstufe eines hunderttausenden roten Sonnen [6] Serenelli, A. M., Fukugita, M.: Life Products of Stars, Astrophys. J. Suppl. 172, Planetarischen Nebels: Während und befi ndet sich bereits auf dem 649 (2007) dieser Zeitspanne leuchtet in Weg zu einem Weißen Zwerg.

Barnards blauer Stern in M 13 Name Typ R. A. Dekl. Helligkeit Entfernung DSRA Barnard 29, Scheiner 148, L 222, ZNG 1 St 16h 41min 33,68s +36° 26' 07,7" 13m,14 25100Lj 13 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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ei der im Folgenden beschriebenen Deep-Sky-Nächte für Tour kamen ein ED-Refraktor mit B80mm Öff nung (f/7,5) sowie ein 8"-Spiegelteleskop (f/10) zum Einsatz. Mit Großstadtbeobachter bloßem Auge gerade noch erkennbar war Praxis das charakteristische Leier-Parallelo- Objekt-Vielfalt im Sternbild Lyra gramm mit den Sternen ζ (4m,1), δ (4m,2), γ (3m,2) und β Lyrae (3m,3–4m,2), sodass die visuelle Grenzgröße bei einem Wert von VON KARL-PETER JULIUS ca. 4m,5 lag.

Wega – ein »geschichtsträchtiger« Stern Am Sternbild der Leier (lat.: Lyra) lässt sich sehr gut demonstrieren, dass es auch am Großstadthimmel eine durchaus attraktive Artenvielfalt von Die Leier zählt zu den beliebtesten Be- obachtungsgebieten am nächtlichen Som- Deep-Sky-Objekten gibt, denn hier versammeln sich innerhalb eines merhimmel. Da das Sternbild durch Wega, überschaubaren Himmelsabschnitts die unterschiedlichsten Objekte. den hellsten Stern des Sommerhimmels, Auch Einsteiger mit einem kleinen Teleskop können so ermitteln, wel- markiert wird, ist es selbst am lichtver- cher Typ von Deep-Sky-Objekt sich an ihrem Himmel erfolgreich beo- schmutzten Himmel schnell und sicher aufzufi nden. Mit Wega verbindet sich eine bachten lässt. Reihe von interessanten astronomischen Begebenheiten: So diente sie im Jahr 1856 bei der Festlegung der Größenklassen der Sterne als Nullpunkt und bekam den scheinbaren Helligkeitswert von 0m,0 zu- gewiesen. Wenige Jahre zuvor begann mit ihr die Ära der Astrofotografi e. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli des Jahres 1850 sollen, so wird berichtet, John Adams ε α Whipple, ein Fotograf aus Boston, und William Cranch Bond, Direktor des Har- vard College Observatory, mit dem 15"-Re- fraktor des Harvard Observatoriums eine 100 Sekunden belichtete Daguerreotypie ζ von Wega hergestellt und damit die erste verwertbare fotografi sche Abbildung eines Sterns angefertigt haben [1, 2].

Zwei faszinierende δ »Doppel-Doppel« Ste 1 1,5° östlich von Wega trifft man auf ε Lyrae, ein Mehrfachsternsystem, das ne- ben dem Doppelstern Albireo im Schwan und dem Trapez im Orion sicherlich zu den schönsten Exemplaren dieser Art ι zählt. Der Abstand zwischen den beiden 1 2 β Komponenten ε und ε ist mit 209" un- gewöhnlich groß und daher schon im Su- LeDrew 6 cherfernrohr zu erkennen. Berühmt ist ε M 57 Σ 2474 Lyrae aber vor allem deswegen, weil sich Σ 2470 jede der beiden Sonnen wiederum in zwei Komponenten aufl ösen lässt, eine Erschei- γ nung, die im amerikanischen Sprachkreis

Abb. 1: Die Leier ist eines der mar- kantesten Sternbilder des Sommerhim- mels. Rund um Wega fi nden sich zahlreiche

EIP auch für Großstadtbeobachter erreichbare S

Deep-Sky-Sehenswürdigkeiten. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. TEFAN S

42 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Deep-Sky

Deep-Sky-Objekte in der Leier Name Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe/Abstand DSRA/Uran. α Lyrae Stern 18h 36,9min +38° 78' 0m,0 – 14/117 ε1 Lyrae DS 18h 44,4min +39° 37' 5m,1/6m,0 2,7" 14/82 ε2 Lyrae DS 18h 44,3min +39° 40' 5m,1/5m,4 2,3" 14/82 Σ 2740 Opt. DS 19h 08,7min +36° 46' 7m,0/8m,6 13,8" 14/– Σ 2774 Opt. DS 19h 09,4min +34° 36' 6m,7/8m,0 16,2" 14/– δ Lyrae Opt. DS 18h 54,0min +37° 78' 5m,6/4m,2–4m,3 10,5' 14/117 Stephenson 1 OC 18h 63,5min +36° 55' 3m,8 20' –/– LeDrew 6 Ast 19h 13,3min +36° 20' 5m,5 37,0' –/– M 57 PN 18h 53,6min +33° 02' 8m,8 1,2' 14/117 als ein sog. »Double-Double« bezeichnet er würde ein Sternenpaar doppelt sehen. 7027 und als Autor des Buches »Celestial wird. Um ε Lyrae als doppelte Doppel- Wer der Faszination von Doppelsternen Objects for Common Telescopes« bekannt sterne beobachten zu können, muss man erlegen ist, sollte also nicht versäumen, den wurde [4]. Bereits in der ersten Aufl age allerdings sehr stark vergrößern. Bei den beiden Struves in der Leier einen Besuch dieses Standardwerkes für astronomische mäßigen Sichtverhältnissen einer Groß- abzustatten – ungeachtet der Tatsache, dass Beobachtungen fi nden sich versteckte Hin- stadt schiebt sich erst ab 120-facher Ver- zwischen den einzelnen Komponenten kein weise darauf, dass Webb bei seinen Beo- größerung ein ganz schmaler Steg zwi- physischer, sondern lediglich ein optischer bachtungen mit einem 3,7"-Refraktor – ne- schen die 2,7" entfernten Komponenten Zusammenhang besteht. ben vier anderen, heute unter den Namen des nördlichen Pärchens ε1. ε2 zeigt sich bei späterer »Entdecker« geführten Sternhau- gleicher Vergrößerung lediglich als eine Zwei ungewöhnliche fen – auch auf die δ-Lyrae-Sterngruppe langgestreckte »Acht«, was darauf beruht, Off ene Sternhaufen gestoßen war [4]. Doch nicht nur aus hi- dass der scheinbare Abstand der Kompo- storischer Sicht wirft Stephenson 1 Fragen nenten des südlich gelegenen Paares mit Nach diesem doppelten Doppelsterner- auf. Auch die physikalische Natur von Ste- 2,3" noch geringer ist. lebnis führt der Weg zurück zu δ Lyrae, phenson 1 dürft e noch nicht restlos aufge- ε Lyrae ist unbestritten eines der Glanz- dem nordöstlichen Eckpunkt des Leier- klärt sein. So fi ndet sich in vielen Deep-Sky- lichter des Sommersternhimmels. Sehr viel Parallelogramms. Der Blick durch den klei- Beobachtungsführern der Hinweis, dass es weniger bekannt ist, dass sich in der Leier nen Refraktor zeigt schon bei geringer sich bei δ1 und δ2 um Mitglieder des Stern- mit Struve 2470 und Struve 2474 ein wei- Vergrößerung, dass δ Lyr aus zwei Kom- haufens handelt [5, 6]. Geht man jedoch auf teres »Doppel-Doppel« verbirgt, das vor ponenten besteht, die ein beträchtlicher der Grundlage neuerer Entfernungsberech- allem wegen der Position der einzelnen visueller Abstand trennt (10,5"). Die hellere nungen davon aus, dass δ1 Lyrae 1080 Licht- Komponenten ein überaus reizvolles Beo- Sonne, δ2, erscheint leicht rötlich, was da- jahre und δ2 Lyrae 900 Lichtjahre entfernt bachtungserlebnis bietet. Die beiden häufi g rauf zurückzuführen ist, dass es sich hier- liegen, so dürft e eine physikalische Verbin- übersehenen Paare fi ndet man, wenn man bei um einen relativ kühlen roten Über- dung zwischen den beiden Sternen ausge- das Teleskop über eine gedachte Linie von riesen handelt. Der etwas lichtschwächere schlossen sein. Außerdem kommt bei einer ζ Lyrae und δ Lyrae, den beiden nördlichen Partner, δ1, ist sehr viel heißer und leuchtet angenommenen Entfernung des Sternhau- Ecksternen des Leier-Parallelogramms, hi- daher weißlich mit einem Stich ins Bläu- fens von rund 1100 Lichtjahren nur δ1 als naus in südöstlicher Richtung bis zu ι Lyrae, liche. Wenn man nun die Vergrößerung ein mögliches Mitglied von Stephenson 1 einem auff älligen Stern der 5. Größenklas- auf das 80- bis 100-fache erhöht, erscheinen in Frage [7]. Wer für den Sternhaufen die se, bewegt und von diesem hellen Stern ca. im Gesichtsfeld acht bis zehn nadelfeine Bezeichnung »δ Lyrae-Cluster« verwendet, 1,5° südlich schwenkt. Bereits bei 24× lassen Punkte, die sich fächerförmig vor allem um müsste somit eigentlich genauer von »δ1 sich die beiden Doppelsterne, die mit einem δ2, die rötliche Sonne im Süden, scharen. Lyrae-Cluster« sprechen. schwächeren, westlich gelegenen Stern ein Diese Lichtpunkte bilden das Zentrum von Auf eine zweite, recht ungewöhnliche gleichseitiges Dreieck bilden, so trennen, Stephenson 1, einem Off enen Sternhaufen, Sternengruppe trifft man, wenn man das dass sich ein kleiner dunkler Steg zwischen der nach Bruce C. Stephenson benannt ist. Teleskop von δ Lyrae aus wiederum auf die Komponenten schiebt. Bei 85× treten Der US-amerikanische Astronom hat im ι Lyrae richtet und dann leicht in öst- dann Struve 2470/2474 mit ε Lyrae in den Jahre 1959 die physikalische Verbindung liche Richtung bewegt. Dort erkennt man Wettstreit um das attraktivste »Doppel- der rund 80 Mitglieder umfassenden Stern- eine weit verstreute (Durchmesser 37,0') Doppel«: Wie die Sonnen von ε Lyrae besit- gruppe untersucht und sich dabei auf eine Ansammlung von rund 10 bis 15 unter- zen ihre Komponenten eine ähnliche Hel- vorangegangene Arbeit eines Astronomen schiedlich hellen Sternen, die als Stern- ligkeit (7m,0/8m,4 und 6m,8/7m,9) und stehen in namens Gordon Grant gestützt [3]. Neuere haufen bislang weder in offi ziellen Stern- annähernd gleichem Abstand zueinander historische Untersuchungen lassen jedoch karten verzeichnet ist, noch in Katalogen (13,6" und 15,8"). Wegen ihrer nahezu iden- den Schluss zu, dass sich weder Grant noch Erwähnung gefunden hat. Lediglich in tischen Positionswinkel von 268° und 262° Stephenson als erste mit dem Sternhaufen dem umfassenden Sternhaufen-Verzeich- stehen die Pärchen jedoch nicht rechtwink- rund um δ Lyrae beschäft igt haben, son- nis von Archinal und Hynes fi ndet sich der lig zueinander, sondern parallel und wir- dern vielmehr der Engländer Th omas Wil- Hinweis, dass es sich bei der Gruppe von ken dadurch wie »eineiige Zwillinge«, die liam Webb (1806–1885), der vor allem als zwölf Sternen, die Ende des letzten Jahr-

dem Betrachter den Eindruck vermitteln, Entdecker des Planetarischen Nebels NGC hunderts vom kanadischen Astronomen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 43 Deep-Sky

chiger« Ring, der allerdings mit indirektem Sehen seine rundliche Form verändert und zeitweilig eine ovale Gestalt erhält. Diese Formveränderung könnte darauf beruhen, dass der Ringnebel an seinen Endpunkten feine Filamente aufweist [12], die erst mit einer größeren Öff nung sichtbar werden. Damit würde sich die schon bei der Beo- bachtung des Orion-Nebels gewonnene Erkenntnis bestätigen, dass Teleskope mit großen Öff nungen kleineren Refraktoren zumindest bei hellen Nebeln etwas über-

ND legen sind [13]. E ab Über die tatsächliche Gestalt von M 57 HOMAS T besteht noch keine Klarheit, wobei jüngere Abb. 2: Der Ringnebel ist eine besondere Berühmtheit, aber in der Stadt gar nicht so Untersuchungen von einem elliptischen leicht zu sehen. Bei kleiner Vergrößerung (a: 66mm-Teleskop, 32×) ist er kaum von einem Zylinder ausgehen [14]. Als gesichert gelten Stern zu unterscheiden. Erst mit größerer Öff nung und Vergrößerung (b: 102mm-Teleskop, allerdings die Erkenntnisse über die Di- 200×) kommt die Rauchringform zum Vorschein. mensionen des Ringnebels. Bei einer Ent- fernung von rund 2000 Lichtjahren geht Glenn LeDrew beobachtet wurde, »mögli- punkten des Parallelogramms, und wird man davon aus, dass der Durchmesser cherweise« um einen Off enen Sternhaufen daher häufi g als relativ leicht auffi ndbar des sichtbaren hellen Rings 0,9 Lichtjahre handeln könnte [8]. Doch auch wenn ihr beschrieben. Um den Nebelcharakter ein- beträgt, während sich der gesamte Nebel physikalischer Charakter noch völlig off en deutig defi nieren zu können, ist jedoch bei einschließlich des äußeren Halos über ist, lohnt sich ein Abstecher zu der Stern- einem aufgehellten Nachthimmel ein Oku- eine Strecke von 2,5 Lichtjahren ausdeh- gruppe: LeDrew 6 erfüllt nämlich sehr lar mit einer Vergrößerung von mindestens nen soll, und dies mit einer Expansionsge- viel eher als Stephenson 1 die optischen 60× erforderlich. Da man sich mit einer schwindigkeit von 50km/s, was ungefähr Kriterien eines visuell wahrnehmbaren derartigen Vergrößerung bei der Suche einem Zuwachs von 1" pro Jahrhundert Sternhaufens, vor allem was die Anord- leicht verirren kann, sollte man zunächst entspricht [10]. nung der einzelnen »Mitglieder« angeht. ein schwach vergrößerndes Okular, am be- Für deren Beobachtung erweist sich eine sten 15×, verwenden und mit diesem von β [1] Burnham, R.: Burnham's Celestial Handbook, Volu- Vergrößerung von 37× als ideal: Im Okular Lyrae aus in südöstliche Richtung schwen- me Two, Dover Publications, New York (1978) formieren sich dann sechs Sterne zu einer ken. Bereits nach kurzer Strecke trifft man [2] Mayer, P.: Die Anfänge der Astrofotographie im 19. gestreckten Ellipse, an deren südöstlichen auf ein gleichseitiges Dreieck gleichheller Jahrhundert, VdS-Journal 22, 55 (2007) bzw. nordwestlichen Endpolen zwei helle Lichtpunkte der 8. Größenklasse, dessen [3] Stephenson, C. B.: A possible new galactic cluster Sterne leuchten. Zusätzlich ist westlich da- Spitze nach Süden zeigt. Diese »Südspitze« involving Delta Lyrae, PASP 71, 145 (1959) von eine kreuzförmige Ansammlung von ist der Planetarische Nebel M 57, der mit zu- [4] Steinicke, W.: Nebel und Sternhaufen, Geschichte ih- fünf Sternen zu sehen, so dass sich insge- nehmender Vergrößerung seinen stellaren rer Entdeckung, Beobachtung und Katalogisierung, samt schon bei geringer Vergrößerung ein Charakter verliert und sich im Gegensatz Books on Demand, Norderstedt (2009) attraktives okularfüllendes Bild ergibt. zu den beiden anderen Dreieckspunkten [5] Crossen, C., Rhemann, G.: Sky Vistas, Springer, Wien nicht mehr scharf stellen lässt. Bei 85-fach- (2004) Der schönste Ring am er Vergrößerung wird aus dem verschwom- [6] French, S.: Celestial Sampler, Sky Publishing Corp., Sommerhimmel menen Stern eine konturierte Nebelscheibe Cambridge (2005) und man kann sehr gut nachvollziehen, [7] Kaler, J.: www.astro.uiuc.edu/~kaler/sow/delta1lyr. Planetarische Nebel gehören nicht dass der Entdecker von M 57, Antoine de html gerade zu den Standardobjekten von Darquier de Pellepoix, den Nebel im Jahre [8] Archinal, B. A., Hynes, S. J.: Star Clusters, Willmann- Deep-Sky-Touren am Großstadthimmel. 1779 mit einem »verlöschenden Planeten« Bell, Richmond, Virginia (2003) Der Ringnebel M 57 ist eine der wenigen verglich und damit die Initialzündung zur [9] Julius, K.-P.: Deep-Sky-Nächte für Großstadtbeo- Ausnahmen, ebenso wie M 27, der bekann- Namensgebung der Planetarischen Nebel bachter, Von Albireo zum Hantelnebel, interstella- te Hantelnebel, über dessen »Stadttauglich- lieferte [10, 11]. rum 58, 46 (2008) keit« bereits berichtet wurde [9]. Obwohl Eine interessante Frage ist, ob sich bei [10] Stoyan, R.: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Ver- M 57 im Vergleich zu M 27 mit 8m,8 um der Beobachtung des Ringnebels zwischen lag, Erlangen (2006) eineinhalb Größenklassen lichtschwächer einem kleinen Refraktor und einem Re- [11] Steinicke, W.: Herschel, Uranus und die Planeta- erscheint und der erkennbare zentrale Ring fl ektor mit 200mm Öff nung signifi kante rischen Nebel, VdS-Journal 22, 10 (2007) mit einer scheinbaren Größe von 86" × Unterschiede ergeben. Mit dem 80mm- [12] Stoyan, R.: Objekte der Saison: M 57, interstellarum 62" erheblich kleiner ist, kann man auch Teleskop verwandelt sich die Nebelscheibe 47, 24 (2006) den Ringnebel als ein ideales City-Objekt ab 120-facher Vergrößerung in einen Ring [13] Julius, K.-P.: Deep-Sky-Nächte für Großstadtbeo- bezeichnen – vorausgesetzt man beachtet mit einem dunklen Zentralbereich. Diese bachter, Vergleichende Beobachtungen am Ori- beim Auffi nden und Beobachten einige Form bleibt relativ konstant, auch wenn onnebel, interstellarum 62, 46 (2009) großstadtbedingte Besonderheiten: M 57 die Vergrößerung weiter gesteigert wird. [14] Schröder, K.-P.: Objekte des Monats: Der Ringnebel liegt auf einer gedachten Linie zwischen Mit dem 8-Zöller erscheint M 57 bei 97× in der Leier und der Sternhaufen M 11, SuW 8/2006,

β Lyrae und γ Lyrae, den südlichen Eck- zunächst ebenfalls deutlich als ein »rau- 58 (2006) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

44 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Mehr Durchblick

Moderne Vorhersagemethoden für Wolken und Luftunruhe

VON KARL G. GUTBROD UTBROD K. G.G K.

Ganzjährig sternenklaren Himmel ohne Wolken und Turbulenzen – welcher Abb. 1: Wird die kommende Nacht ge- Astronom würde sich das nicht wünschen? Leider beschränkt das Wetter eignet sein für astronomische Beobach- tungen? Während Vorhersagen der Wol- in den meisten Gebieten der Erde diesen Wunsch auf 30 bis 90 Nächte pro kenbedeckung heute relativ genau möglich Jahr. Und diese halten sich selten an den Kalender. So steht eine gute Wet- sind, steckt die Vorhersage der Luftunruhe tervorhersage – am besten mit Sichtvorhersage – auf dem Wunschzettel noch in den Kinderschuhen. der Astronomen weit oben, um Beobachtungen, Ausfl üge oder Führungen zu planen.

ettervorhersagen gibt es heute an vielen Stellen im Internet. Dort Wwerden Temperaturen, Wind, Bewölkung und Niederschlag für wichtige Orte als Tabellen und Übersichtskarten dargestellt. Bewölkungsdichte und Sicht- verhältnisse oder stundengenaue Vorher- sagen fi nden sich dagegen kaum, weil Wet- tervorhersagen heute überwiegend durch Computermodelle erstellt werden, die das Wetter für große Gebiete oder ganze Kon- tinente auf 2 bis 14 Tage im Voraus berech- nen (vgl. Kasten Wettermodelle). Damit lassen sich Großwetterlagen und die ta- geszeitliche Bewölkung schon relativ gut vorhersagen. Für das Erkennen von loka- len Wetterlagen wie z.B. in den Alpen, am Bodensee oder den Mittelgebirgen werden jedoch genauere Modelle benötigt mit ei- ner hohen zeitlichen (stündlichen) und räumlichen (≤3km – 4km) Aufl ösung.

Abb. 2: Meteogramm für Guadarrama: 7-Tageswettervorhersage in stündlichen In- tervallen, mit Darstellung von Wolkenbil- dern (Zeiten in UTC). Im Meteogramm sind u.a. Temperatur, relative Feuchtigkeit, Tau- punkt (1. Reihe), sowie Temperaturschich- tung (2. Reihe), Niederschlagsmenge und Regenrisiko (3. Reihe), die Wolkenbede- ckung in Prozent (4. Reihe), Windgeschwin- digkeit (5. Reihe) und Einstrahlung (6. Reihe)

angegeben. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 45 Planeten

Wie genau sind Wie funktioniert eine NMM- Wettervorhersagen?

Wettervorhersage? Die Vorhersagegenauigkeit im Tages- bereich (bei der Auswertung von stünd- Ein NMM (Numerisches Mesoskalen- wird dann mit detaillierten Landoberfl ä- lichen, Tagesmittel- oder Extremwerten) Modell) funktioniert ähnlich wie ein chen- und Topographie-Daten ausgestat- reicht heute schon bis drei Tage in die globales Wettermodell, nur wird die tet, welche dem Modellgitter angepasst Zukunft , bei stabilen Wetterlagen bis zu Vorhersage in feinerer Aufl ösung für und bei jeder Modellierung verwendet zehn Tagen. Bei Temperaturen werden Ab- 1km bis 20km (Mesoskala) berechnet. werden. Spezielle Funktionen für den weichungen von unter 3°C in 85% der Fäl- Voraussetzung dafür ist eine mindes- Umgang mit starken Höhenunterschie- le und bei Niederschlagsereignissen 80% tens 10-fache Erhöhung der Rechen- den werden benötigt, um die Physik der Treff erquote erzielt. Dies reicht für eine geschwindigkeit, um die 4–16-fach Luftströmungen z.B. über Bergen abzu- grobe Planung und bei langen Schönwet- höhere Anzahl an Gitterzellen im Mo- bilden. Nun wird für jeden Punkt eine Da- terlagen vollkommen aus. dellbereich in wenigen Stunden zu tenquelle für die Anfangsbedingungen Weniger genau werden die Vorhersagen, berechnen. Dafür werden neue Mo- defi niert, und schließlich muss das NMM wenn es darum geht, die örtliche Wol- dellierungs- und Rechentechniken ein- auf einem leistungsfähigen Großrech- kenbedeckung, ein Sichtfenster von 6–12 gesetzt. In einer öff entlich verfügbaren ner betrieben werden, um die Berech- Stunden oder die Luft trübung vorherzu- GFS-Vorhersage ist das Wetter für eine nungen der Vorhersage in minimaler Zeit sagen und eine ortsgenaue Vorhersage zu Fläche von ca. 1600km2 gleich. Beim durchzuführen. erstellen. Dann liefern gängige Vorher- NMM-3 wird pro 9km2 eine Vorhersa- Ein NMM berechnet dann die Wetter- sagemodelle nur annähernde Prognosen, ge berechnet, was die Wirklichkeit viel entwicklung in der gesamten Atmosphä- deren Genauigkeit bedeutend geringer ist besser widerspiegelt. re des umfassten Bereichs. Damit werden als die der vorhergesagten Tagesmittel. So Meist wird ein NMM in ein »grö- nicht nur die großfl ächigen und kleinräu- kann ein bewölkungsfreier Zeitraum von beres« Modell (z.B. GFS) eingebettet, migen Wettervorgänge gleichzeitig be- 3–6 Stunden kaum mehr als einen Tag im um die Berechnungen auf den we- schrieben; auch die Schichtung der ge- Voraus vorhergesagt werden. sentlichen Bereich (Kontinent, Land) samten Atmosphäre, die Wolkenbildung Die heute im Internet angebotenen einzugrenzen, und die Anfangsbedin- und die Luftbewegung der einzelnen Wettermodelle sind daher nur begrenzt gungen und Wetterentwicklung am Schichten können extrahiert und darge- in der Lage, lokale Wetterphänomene zu Modellrand zu defi nieren. Das NMM stellt werden. beschreiben, die durch unterschiedliche Topographie, unterschiedliche Oberfl ä- chenbeschaff enheit (z.B. Wasser-Land, Wettermodelle für Mitteleuropa Feld-Wald) oder Strömungsdynamik (z.B. Nr. Modell Gängige Modellbezeichnung Aufl ösung1 Zeitraum2 Föhn) verursacht werden, und sie können das – mit Ausnahme von kurzfristig rech- 1 GFS Global Forecast System 40/80km 168h/336h nenden Modellen – nur gemittelt über In- 2ECWMFEuropean Centre 25km168h/336h tervalle von 3 bis 6 Stunden. Daher werden 3UKMoUnifi ed Model 12/40km48h/144h Modellvorhersagen in der Regel mit Hilfe 4GMEGlobalmodell 40km72h von Messungen lokaler Wetterstationen »verfeinert« (MOS – Model Output Stati- 5 AlMo-7 Alpine Model 14 (7)km 72h stics). Diese seit 20 Jahren kontinuierlich 6 HIRLAM High-Resolution Limited Area Model 11km 48h weiterentwickelte Methode verbessert die 7 ALADIN Aire Limitée, Adaptation dynamique, 10km 48h lokale Temperatur- und Windvorhersage Développement InterNational dort, wo langjährige und aktuelle Wetter- 8 NMM-13 Numeric Mesoscale Model 12km 168h messungen verfügbar sind. Eine Verbesse- 9 COSMO-2 Consortium for Small-Scale Mo- 14 (7)km 36h rung der Wolken- und Luft schichtenvor- delling hersage ist jedoch damit technisch nicht möglich, da Wetterstationen keine Aus- 10 NMM-3 Numeric Mesoscale Model 3km 72h kunft über die höheren Luft schichten der 1) Aufl ösung: mittlerer Durchmesser einer Gitterzellen; diese ändern sich je nach Modell mit den Breitengraden 2) Maximaler Zeitraum einer Vorhersage ab Beginn der Berechnung in Stunden (h) Atmosphäre geben.

Gibt es Hoff nung für eine bessere Abb. 3: Schema zur Entstehung op- »Sternguckervorhersage«? tischer Turbulenz (Seeing) in der Erdatmosphäre: Die ungestörte Licht- Seit einigen Jahren sind numerische wellenfront triff t auf kalte und warme Mesoskalen-Modelle in Betrieb, mit denen Luftblasen in der Atmosphäre. Dadurch Wettervorhersagen in 2–4-facher Aufl ö-

IPPLER entstehen Variationen des Bechungsin- sung und stündliche Vorhersagen für den , S. H dex der Luft, die in einer gestörten Licht- doppelten Zeitraum der gängigen Modelle GNER wellenfront resultieren. berechnet werden (vgl. Tab. 1). Ein der-

MPIA, S. E S. MPIA, artiges Modell berechnet die Wetterent-

wicklung in der gesamten Atmosphäre Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

46 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Planeten des umfassten Bereichs in sehr kleinen »Zellen«. So werden die großfl ächigen und Wettermodelle für Europa kleinräumigen Wettervorgänge gleichzei- tig beschrieben; auch die Schichtung der Für Europa sind im öff entlichen Bereich acht Wettermodelle in Gebrauch (vgl. gesamten Atmosphäre, die Wolkenbil- Tabelle, Nr. 1–8), zwei weitere decken Mitteleuropa ab (Nr. 9–10). Die Genauigkeit dung und die Luft bewegung der einzel- der Vorhersagen hängt ab von der räumlichen und zeitlichen Aufl ösung der ver- nen Schichten kann extrahiert und darge- wendeten Wettermodelle. Ein Wettermodell mit 40km Aufl ösung erkennt die Al- stellt werden (vgl. Kasten). Damit werden pen nur grob und kann Phänomene wie Föhn, tiefe Bewölkung oder lokale Gewit- mehrtägige ortsgenaue Wettervorhersagen ter nicht vorhersagen. Mit 13km Aufl ösung werden regionale Wetterphänomene mit Wolkenvorhersagen in stündlichen (Föhn, Land- und Seewind) vorhersagbar. Von den feiner aufgelösten Modellen Intervallen verfügbar, und der Traum der (unter 20km Aufl ösung) macht nur das NMM-13 Vorhersagen über 3 Tage (72 Stun- Astronomen, ihr Wochenendziel schon am den) hinaus. Weitere Modelle mit 1km bis 5km Aufl ösung werden lokal betrieben, Montagabend zu planen, rückt ein Stück decken bedeutend weniger als 1000km im Quadrat ab und liefern überwiegend näher. nur Vorhersagen für 1–3 Tage. Eine genauere Wettervorhersage ist bei der Planung von Beobachtungsnächten willkommen. Dabei leistet eine nume- Welche NMM gibt es und rische Mesoskalen-Vorhersage in mehrerer Hinsicht gute Dienste: wie genau sind sie? 1. Stundengenaue Beschreibung des Wet- tergeschehens über 6–7 Tage (Abb. 2). Das erste und derzeit einzige großfl ächige NMM, das ganze Kontinente abdeckt, Damit werden Planungen für eine ganze wird von meteoblue in Basel, Schweiz, betrieben. Dieses Modell ging aus einer Woche möglich. mehrjährigen Zusammenarbeit der Universität Basel mit der NOAA/NCEP in den 2. Visualisierung von Wolkenbildern (Abb. USA hervor, in der ein moderner NMM-Kern weiter entwickelt wurde. 2, 4). Damit kann ein Astronom die Art Es ist seit Jahren für mehrere Kontinente im Betrieb und hat sich als zuverläs- der Bewölkung und die zu erwartende sig, erweiterbar und in hohem Maße genau erwiesen. Ergebnisse der Vorhersage- Sternensicht besser beurteilen, sowie genauigkeit werden auf der Webseite von meteoblue veröff entlicht und zeigen kleinere Wolkenlücken erkennen. beim Vergleich der Vorhersagegenauigkeit mit Messdaten von Wetterstationen 3. »Seeing-Vorhersage«: eine Vorhersage z.T. deutliche Verbesserungen gegenüber den bisherigen Vorhersagemethoden. der Luft unruhe (Szintillation), von der Es kann davon ausgegangen werden, dass die Vorhersagequalität für Standorte die Bildschärfe bei der Beobachtung ohne Messungen ebenso hoch ist, da einerseits die Vorhersage ohne den direkten von astronomischen Objekten bestimmt Einbezug einzelner Messstandorte errechnet wird, andererseits die Messpunkte für wird. die Qualitätsüberprüfung rein zufällig – und nicht aufgrund vorhandener Vorher- sagen – gewählt wurden. Was ist Seeing?

Das »Seeing« bezeichnet die Bildun- schärfe, die durch atmosphärische Stö- rungen bei der Beobachtung des Nacht- himmels entsteht. Bestimmt wird das Seeing durch Turbulenzen in der Atmo- sphäre (vgl. Abb. 3), die durch Konvektion (Aufsteigen warmer Luft ) und Winde in unterschiedlichen Luft schichten (z.B. jet stream) ausgelöst werden. Seeing wird üb- licherweise in Bogensekunden angegeben und dabei oft über die Halbwertsbreite FWHM (full width at half maximum) der Abbildung einer Punktquelle (z.B. eines entfernten Sterns) gemessen. Um das Seeing direkt aus einer Bild- aufnahme zu bestimmen, muss das Bild mindestens mehrere Sekunden lang be- lichtet (integriert) werden. Typische Werte für das europäische Festland liegen bei 2" bis 5". An Standorten mit besonders gutem

Surftipps Abb. 4: Seeing-Vorhersage für Guadarrama in Spanien: Beispiel einer 2-Tageswet- meteoblue: www.meteoblue.com tervorhersage mit stündlichen Intervallen, wechselnder Wolkenbedeckung und Seeing. myMapServer von meteoblue: Gute Bedingungen Montag 0–6 Uhr, Dienstag 19–22 Uhr und Mittwoch 19–23 Uhr. Die my.meteoblue.com/my/ guten (niedrigen) Seeing-Werte in Bogensekunden am 25.3. von 2–5 Uhr werden durch

die stabilere Luftschichtung unter der Bewölkung erreicht. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 47 Planeten

Seeing – wie in der Atacamawüste in Chile, auf den Kana- rischen Inseln, der südspanischen Sierra Nevada, Hawaii oder anderen bevorzugten Standorten für Großteleskope – ist der Mittelwert besser als 1", bei sehr guten Bedingungen kann es sich auf weniger als 0,4" verbessern. Visuelle Beobachter bestimmen das Seeing dagegen am Erscheinungsbild von Planeten oder Sternen im Okular. Am bekanntesten ist die Antoniadi-Skala (nach ihrem Erfi n- der Eugène Michel Antoniadi) [3], die hauptsächlich in der Amateurastronomie verwendet wird und eine qualitative Einordnung des Seeing vornimmt. Die Bewertung erfolgt in fünf Gruppen: I= perfektes Bild ohne die geringste Bil- dunruhe bis V= sehr schlechtes Seeing, welches kaum das Anfertigen einer groben Skizze zulässt.

Seeing-Vorhersagen

Anhand der Atmosphärenschichtung in einem nume- rischen Mesoskalen-Modell sind Seeing-Vorhersagen mög- lich, in denen die lokal zu erwartenden Luft schichtungen berücksichtigt werden. Dabei kommen verschiedene Tur- bulenzmodelle zur Anwendung, mit denen die Luft schich- tungen und mögliche Bewölkung bewertet werden. Eine Seeing-Vorhersage, die aus Luft schichtungsdaten berechnet wird, gibt es von meteoblue: Sie stützt sich auf gängige in der Literatur beschriebene Verfahren, die von Brice-Olivier Demory [1] verfeinert wurden und wird eben- falls in fünf Stufen, jedoch in umgekehrter Reihenfolge zur Antoniadi-Skala angegeben (von 1 = schlecht bis 5 = sehr gut). Die Bewölkung wird dabei nicht berücksichtigt, da diese sich aus der Darstellung (Abb. 4) von selbst ersehen lässt. Gutes Seeing ist daher bei meteoblue eine Vorhersage der Luft bewegung. Der gesamte »Durchblick« ergibt sich aus dem »Seeing« und der Wolkenbedeckung. So kann der Nutzer beurteilen, ob eine Beobachtung sich bei wechsel- haft er Bewölkung noch lohnt. Die Seeing-Vorhersagen von meteoblue sind über myMapServer (s. Surft ipps) kostenlos zugänglich; lediglich eine Registrierung ist erforderlich. [1] Demory, B.-O.: Prévision de tendance de seeing avec NMM22, www.meteo- surf.com/spastro/seeing/index.html (2004) [2] Janjic, Z. et al.: The NCEP WRF core, www.mmm.ucar.edu/mm5/workshop/ ws04/Session7/Janjic.Zavisa.pdf (2004) [3] Pilz, U.: Wie bestimmt man die Luftruhe?, interstellarum 60, 52

Mitarbeit Helfen Sie mit: Verbesserung der Seeing-Vorhersage

Zur Verbesserung der Seeing-Vorhersagen bietet me- teoblue in einer auf interstellarum-Leser zugeschnit- tenen Aktion die Möglichkeit der Beteiligung der Beo- bachter an. Dabei können Seeing-Beobachtungen (in Bogensekunden oder nach der Antoniadi-Skala) für eine bestimmte Uhrzeit und einen bestimmten Standort ein- getragen werden, zusammen mit der Vorhersage. Diese Daten werden dann als Grundlage für eine Prüfung und Verbesserung der aktuellen Seeing-Vorhersage verwen- det. Diese Aktion ist von Juli 2009 – März 2010 auf der Internet-Seite von meteoblue verfügbar. www.meteoblue.com/de/hilfe/sky/ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

48 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Wissen

von Uwe Pilz PRAXISWISSEN Was ist die Bortle-Skala?

ie dunkel ist der Himmel am Beo- schwächsten mit dem bloßen Auge sicht- leichte Fehlsichtigkeit spielt für die Wahr- Wbachtungsplatz? Für die Beobach- baren Stern (faintest star, fst). Hierzu müs- nehmbarkeit leuchtender Flächen keine tung und Fotografi e schwacher nebliger sen spezielle Karten verwendet werden, Rolle. Zudem ist die Benutzung bequemer, Objekte ist eine genaue Antwort auf die- die fein abgestufte Sternhelligkeiten an- man benötigt keine Karten. Aus diesem se Frage von erheblicher Bedeutung. Um geben. Der große Nachteil der Methode Grund hat sich die Bortle-Skale rasch einen Beobachtungsplatz zu suchen oder besteht in der Subjektivität: Erfahrene durchgesetzt. Die Skala hat jedoch auch um Fotografi en oder visuelle Ergebnisse Beobachter werden sehr viel schwächere Nachteile: Die Genauigkeit ist begrenzt vergleichen zu können, sind Aufzeich- Sterne sehen als Neulinge, eine leichte und es ist kaum möglich, zwischen ver- nungen über die Transparenz und die Hin- Fehlsichtigkeit erschwert das Erkennen schiedenen Himmelsregionen zu unter- tergrundhelligkeit ebenfalls nötig. Eine schwacher Sterne. scheiden. Außerdem ist die Benutzung rein verbale Einschätzung der Himmels- John Bortle schlug deshalb eine Skala am Frühlingshimmel schwierig, da die güte ist jedoch ungenau und oft irrefüh- vor, die auf der Sichtbarkeit fl ächiger Ob- Milchstraße dann nicht sichtbar ist. rend. jekte beruht [1]. Diese ist zwar auch sub- Traditionell bestimmen Amateuras- jektiv, aber die Unterschiede zwischen [1] Bortle, J. E.: Introducing the Bortle Dark-Sky Scale, tronomen die Himmelsgüte durch den den Beobachtern sind viel geringer. Eine Sky & Telescope 101/2, 126 (2001) Die Bortle-Skala Bortle Milchstraße Deep-Sky Zodiakallicht / Sternbilder atmosphärisches Leuchten nächtliche Landschaft fst / Wolken 1außergewöhnlich detail-M 33 ist ein auff älliges Zodiakallicht, Gegenschein Airglow ist bis in 15° Höhe Umgebung ist dunkel und 7m,6–8m,0 reich, hellste Gebiete wer- Objekt, auch mit di- und Lichtband sind leicht als bläuliches Leuchten leicht unsichtbar, Jupiter und fen auff ällige Schatten rektem Sehen zu sehen zu sehen Venus beeinträchtigen Dunkelanpassung 2 helle Teile der Sommer- M 33 und andere Mes- gelbliche Farbe des Zodiakal- atmosphärisches Leuchten Wolken sind am Himmel 7m,1–7m,5 milchstraße sind stark sier-Objekte sind leicht lichts steht im Kontrast zur ist schwach am Horizont schwarz, Umgebung ist strukturiert zu sehen bläulichen Milchstraße, kurz wahrnehmbar schwach und nur umriss- nach Ende und vor Beginn artig gegen den Himmel der Dämmerung wirft es zu erkennen schwache Schatten 3 Milchstraße erscheint M 13, M 15, M 4, M 5, Zodiakallicht ist im Frühjahr Wolken sind am Horizont geringe Lichtverschmut- 6m,6–7m,0 noch komplex, dunkle M 22 sind auff ällige und Herbst auff allend und schwach erleuchtet, Airglow zung am Horizont, nähere und helle Gebiete und der Objekte, M 33 ist mit bis in 60° Höhe sichtbar, ist unsichtbar Umgebung ist schwach unregelmäßige Umriss sind indirektem Sehen gelbliche Farbe gerade eben sichtbar sichtbar wahrnehmbar wahrnehmbar 4 Milchstraße ist im Zenit M 33 ist ein schwieriges Zodiakallicht ist nach Ende Wolken sind außer im Zenit Lichtdome von Ort- 6m,1–6m,5 eindrucksvoll, aber feinere Objekt, nur bei gro- oder vor Beginn der Dämme- erleuchtet schaften sind sichtbar, Einzelheiten bleiben ver- ßem Horizontabstand rung höchstens bis 45° Höhe Umgebung ist auch in borgen sichtbar sichtbar größerer Entfernung klar erkennbar 5 Milchstraße ist im Zenit M 31, M 42 sind er- Zodiakallicht ist nur andeu- Wolken sind deutlich heller Lichtverschmutzung ist 5m,6–6m,0 matt sichtbar kennbar tungsweise im Frühjahr und als der Himmelshintergrund in fast jeder Richtung im Herbst zu sehen sichtbar 6 Milchstraße ist nur im Ze- M 31 erfordert indi- Zodiakallicht ist unsichtbar Wolken sind ziemlich hell Lichtdome reichen bis 5m,1–5m,5 nit sichtbar rektes Sehen, M 42 ist in 35° Höhe, Umgebung schwierig ist ohne Schwierigkeiten erkennbar 7 unsichtbar M 31, M 44 sind mit schwächere Sternbilder wie Wolken sind leuchtend hell graues oder gelbliches 4m,6–5m,0 bloßem Auge sichtbar Krebs, Kleiner Löwe, Haar der Leuchten überzieht den aber unauff ällig Berenike sind nur schwierig gesamten Himmel, helle zu erkennen Lichtquellen sind in allen Richtungen vorhanden 8 unsichtbar M 31, M 44 sind nur von schwächere Sterne gehen im Wolken sind leuchtend hell Himmelshintergrund ist 4m,1–4m,5 erfahrenen Beobach- Himmelsleuchten unter weiß oder orange, man tern auffi ndbar kann ohne Probleme lesen 9 unsichtbar außer M 45 sind keine nur die hellsten Sternbilder Wolken sind leuchtend hell gesamter Himmel leuch- <4m,0 Deep-Sky-Objekte erkennbar tet hell, auch im Zenit sichtbar Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 49 Astrofotografi e Technik

Bewegter Himmel

Zeitraff eraufnahmen mit digitalen Spiegelrefl exkameras

VON BERND PRÖSCHOLD

Seit einigen Jahren haben digitale Spiegelrefl exkameras verbreitet Einzug in die Astrofotogra- fi e gehalten. Damit lassen sich nicht nur am Teleskop, sondern auch mit Weitwinkelobjektiven erstaunliche Ergebnisse erzielen. Der technische Fortschritt hat es sogar möglich gemacht, auf eine Nachführung zu verzichten und die Landschaft in die Bildgestaltung einzubeziehen. Mehr noch: Mit Hilfe von Zeitraff erfi lmen können die Vorgänge am Firmament und die wechselnden Lichtstimmungen der Dämmerung erst richtig zum Leben erweckt werden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

50 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Astrofotografi e

Abb. 1: Drei Einzelbilder aus einer Polarlicht-Sequenz, aufgenommen im Sylan-Gebirge in Mittelnorwegen. Als Kamera wurde eine Canon EOS 5D mit 24mm-Objektiv bei Blende 1,8 und 1600 ASA verwendet.

as Grundprinzip der Zeitraff erpro- zur Verfügung. Die Palette reicht von Kamera-Einstellungen duktion ist denkbar einfach: Ka- Freeware (z.B. Startrails) über preiswerte Dmera aufs Stativ, große Speicher- Tools (z.B. Quicktime-Player Pro) bis hin Ausgangsüberlegung bei der Wahl der karte einstecken, Timer-Intervall einstellen, zu professioneller Videoschnitt-Soft ware Kameraeinstellungen sollte die gewünsch- fertig. Die Steuerung übernimmt entweder (z.B. Adobe Premiere). Mit wenigen Maus- te Pixel-Aufl ösung des Films sein, denn ein Auslöser mit Timer-Funktion oder eine klicks lassen sich die aufgenommenen Ein- je höher die Aufl ösung, desto eher wer- Soft ware, mit der sich die Kamera vom zelbilder einlesen und als digitales Video den die Sterne als Strichspuren abgebil- Computer aus bedienen lässt. Alle nam- ausgeben. Aus 25 Fotos wird dabei eine det. Sinnvoll erscheint eine Produktion haft en Kamera-Hersteller führen geeignete Sekunde Filmmaterial. Soweit die Th eo- in 1920×1280 Pixel. Das entspricht der Auslöser und Soft ware zur Fernsteuerung. rie. Sollen die Ergebnisse jedoch über den Bildbreite des HDTV-Standards. Empfeh- Um die entstandene Bildsequenz in ei- bloßen Experimentalcharakter hinausge- lenswert ist außerdem eine Brennweite von nen Film umzuwandeln, stehen dem Foto- hen, ist ein verhältnismäßig hoher Auf- etwa 20mm bis 28mm bei Aufnahmen im grafen zahlreiche Computer-Programme wand erforderlich. Kleinbild-Format. Längere Brennweiten

Abb. 2: Drei Einzelbilder aus einer Polarlicht-Sequenz, aufgenommen auf der Halbinsel Fosen in Mittelnorwegen. Als Kamera wurde eine Canon EOS 5D mit 16–35mm-Objektiv bei 18mm, Blende 2,8 und 1600 ASA verwendet. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 51 Astrofotografi e

begünstigen Strichspuren, kürzere Brenn- gesetzt werden. Entweder man schwenkt nünft ige Bildqualität liefert, ist hier natür- weiten haben meist eine relativ geringe mit zum Zenit zeigender Polachse parallel lich im Vorteil. Da sich die Strukturen oft Lichtstärke. zum Horizont oder man folgt den Sternen über den ganzen Himmel verteilen, sollte Erfahrungsgemäß ergibt sich bei die- und lässt die Landschaft durch das Bild man eine möglichst kurze Brennweite von sen Ausgangswerten eine ungefähre Ober- wandern. 14mm – 24mm wählen. grenze von 20s Belichtungszeit in der Besonders spektakulär wirken Sequen- Nähe des Himmelsäquators, ohne dass zen, die Sonnenauf- und -untergang in die Fit für den Dauerbetrieb unerwünschte Strichspuren entstehen. Mit Aufnahme einbeziehen. Am Tage kann einem lichtstarken Objektiv (f/2,0) und die Kamera mit Zeitautomatik betrieben Die schönsten Standorte für eindrucks- einer Empfi ndlichkeit von 1600 ASA er- werden, in der Nacht mit festen Werten volle Landschaft saufnahmen fi nden sich scheint die Sommermilchstraße nach ei- für Blende und Belichtungszeit. Proble- häufi g fernab von Häusern und Straßen – ner Kontrastanpassung schon recht hell matisch ist allerdings die Zeit kurz nach und damit auch fernab von Steckdose und und detailreich. Um das Rauschen des Dämmerungsbeginn bzw. kurz vor Däm- Autobatterie. Bereits eine zweiminütige Bildes zu minimieren, sollte man in jedem merungsende. Einige Kameras tendieren Filmsequenz erfordert 3000 Einzelaufnah- Fall in der höchstmöglichen Aufl ösung hier zur Überbelichtung. Ein regelmäßiger men – zu viel für so manchen Batteriegriff . fotografi eren und die Bilder hinterher auf Blick auf das Histogramm (vgl. interstella- Spätestens bei mehrstündigen Aufnahmen 1920×1280 Pixel herunterrechnen. rum 63) und eine entsprechende Korrektur und kühler Witterung wird eine zusätzliche Ein Dunkelbildabzug führt bei Kame- der Belichtungszeit hilft Enttäuschungen Stromquelle unabdingbar. Als Lösung bie- ras mit CMOS-Chips nicht unbedingt zu zu vermeiden. ten sich Bleiakkus an, mit denen sich die einer Verbesserung des Bildes. Ob eine Ein äußerst lohnenswertes Motiv für Kamera tagelang im Dauereinsatz betrei- Subtraktion dennoch sinnvoll ist, hängt Zeitraff eraufnahmen ist das Polarlicht. ben lässt. Das Gewicht der Akkus verlangt vom jeweiligen Kameramodell ab und Wer nicht bis zum nächsten Sonnen- dem Fotografen allerdings eine gewisse sollte individuell getestet werden. fl eckenmaximum warten möchte, muss Sportlichkeit ab: 24 Stunden Stromversor- für solche Aufnahmen allerdings bis nach gung bedeuten etwa 10kg Zusatzgepäck. Geeignete Motive Skandinavien reisen. Polarlichter sind in Ein weiteres, vielen Astronomen be- der Regel erheblich heller als die Milch- kanntes Problem in langen Nächten stellt Das Firmament hält eine breite Palette straße, so dass wenige Sekunden Belich- die Taubildung dar. Elektrische Lösungen an Motiven für astronomische Zeitraff er- tung bei 1600 ASA und Blende 2,0 bereits sind hier nur bedingt zu empfehlen, denn aufnahmen bereit. Der Himmelspol, die ausreichen. Um die manchmal schnel- sie erfordern eine weitere Energiequelle. Milchstraße sowie der Auf- und Unter- len Bewegungen der Lichter einzufangen, Bewährt haben sich hingegen Einmal- gang der Gestirne eröff nen einen gro- kann die Belichtungszeit – und damit der Handwärmer, wie sie von Outdoor-Ge- ßen Raum an Gestaltungsmöglichkeiten. Abstand zwischen zwei Aufnahmen – gar schäft en vertrieben werden. Sie lassen sich Eine astronomische Nachführung kann nicht kurz genug sein. Eine leistungsfähige mit einem Haushaltsgummi am Objektiv dabei als spielerische Komponente ein- Kamera, die auch bei 3200 ASA noch ver- befestigen und spenden ausreichend Wär-

Abb. 3: Einzelbilder aus einer Milchstraßen-Sequenz, aufgenommen auf La Palma. Als Kamera wurde eine Canon EOS 5D mit 24mm-Ob- jektiv bei Blende 2,0 und 1600 ASA verwendet. Die Aufnahme zeigt die Caldera de la Taburiente zunächst bei Tage, anschließend in dunkler Nacht und schließlich im Licht des abnehmenden Mondes. Von unten beleuchten die Ortschaften Sta. Cruz (links) und Los Llanos (rechts) die Wolken. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

52 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Astrofotografi e me für mehrere Stunden. Noch eff ektiver macht die Fotografi e mit Weitwinkelop- tet. An Milchstraßendetails ist dann zwar sind benzinbetriebene Handwärmer, die tiken besonders reizvoll. nicht mehr zu denken, doch der Himmel bis zu 24 Stunden durchhalten und be- Der Fotograf sollte bemüht sein, das bekommt eine tiefb laue Farbe und die liebig oft verwendbar sind. Das benötigte Bild so einfach wie möglich zu halten und Landschaft kommt viel besser zur Geltung Feuerzeugbenzin gibt es an vielen Kiosks nicht mit unnötigen Details zu überfrach- als in einer mondlosen Nacht. Besonders und Tankstellen in kleinen 125ml-Behäl- ten. Ein einzelner Baum macht sich z.B. stimmungsvoll können mondbeschienene tern. Damit kommt man gleich mehrere viel besser als ein Waldrand oder kreuz Winterlandschaft en sein. Nächte lang aus. und quer gewachsenes Gebüsch. Manch- Die Speicherung der Aufnahmen muss mal lässt sich auch Tiefe erzeugen, z.B. Die richtige Kamera dem Fotografen heutzutage kein Kopfzer- durch einen zweiten, weiter entfernten brechen mehr bereiten. Auf eine 16GB- Baum oder durch einen Weg, der vom Prinzipiell lassen sich mit fast jeder di- Compact Flash-Karte passen etwa 8000 Betrachter wegführt. Das alles sollte sich gitalen Spiegelrefl exkamera, die in den Aufnahmen im JPEG-Format mit einer jedoch nur im unteren Drittel des Bildes letzten Jahren auf den Markt gekommen Größe von 12 Megapixeln. Die resultieren- abspielen. Das Hauptmotiv ist schließlich ist, astronomische Zeitraff eraufnahmen de Filmsequenz wäre über fünf Minuten das Geschehen am Himmel. erstellen. Bereits die Canon EOS 10D aus lang. Alternativ lassen sich die Aufnah- dem Jahre 2003 lieferte beeindruckende men natürlich auch direkt auf einen an- Lichtverschmutzung Ergebnisse. Die neuerdings erschwing- geschlossenen Computer speichern. Doch lichen Vollformat-Kameras wie die Canon Notebooks sind mindestens ebenso strom- Die allgegenwärtige Lichtverschmut- 5D und die Nikon D3 bieten gegenüber hungrig wie Kameras: Auch die stärksten zung ist für die meisten Astrofotografen kleineren Sensoren allerdings den Vorteil Akkus machen im Feld nach einigen Stun- zum akzeptierten Ärgernis geworden. Bei eines größeren Bildwinkels bei gleicher den schlapp. Zeitraff er-Aufnahmen macht sie sich je- Brennweite. Die soeben erschienene Ca- doch besonders störend bemerkbar: Auf- non 5D Mark II gilt dabei als das neue Bildgestaltung grund der geringen Brennweite haben es Nonplusultra. Bevor man allerdings in die Sterne schwerer, sich gegen den Licht- eine solche Kamera investiert, sollte man Traditionell erfordert die Astrofotogra- schleier zu behaupten. Außerdem ist in der überlegen, ob man bereit ist, weit zu rei- fi e ein vergleichsweise hohes technisches Regel der Horizont im Bild, wo sich auch sen. Denn nur unter wirklich dunklem Know-how. In dem Augenblick, wo die die Lichtkuppeln weit entfernter Städte Himmel wie auf La Palma oder in Nami- Landschaft ins Bild einbezogen wird, störend bemerkbar machen. Selbst am bia kann eine solche Kamera ihre Stärken kommt ein weiterer Aspekt hinzu: die 3100m hoch gelegenen Gornergrat hat bei Zeitraff eraufnahmen ausspielen. Auch Bildgestaltung. Bei rein astronomischen es die Milchstraße im Sternbild Schütze die teuerste Kamera dringt nicht durch die Motiven ist die Perspektive vorgegeben. in Horizontnähe schwer, sich gegen das Lichtverschmutzung Mitteleuropas. Für einen frontaleren Blick auf M 31 120km entfernte Mailand durchzusetzen. müsste man ziemlich weit durchs All rei- Ist die Milchstraße das Hauptmotiv, so sen. Oben und unten gibt es im Welt- sollte man mindestens in die Hohen Tau- Surftipp raum ja ohnehin nicht. Kommt jedoch ir- ern oder auf die Nordseeinseln reisen. Homepage des Autors: dische Landschaft ins Spiel, ergibt sich ein Erheblich geringer ist der Reiseaufwand, www.sternstunden.net Universum an neuen Möglichkeiten. Das wenn man gezielt mit Mondlicht arbei- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 53 Test

Astro-Funkzentrale

Der Wireless Telescope Server von Meade im Test Technik

VON ULLRICH DITTLER

In lauen Sommernächten ist es oft sehr reizvoll, die ganzenze Nacht im Freien zu verbringen und mit dem Fernglass in der Sommermilchstraße spazieren zu schauen, währendend ein gut eingenordetes Teleskop mit angeschlossenerener Kamera das Licht entfernter Objekte für lang belichtetetete Aufnahmen sammelt. Im Herbst und Winter lässt manman hingegen gerne die Ausrüstung in der kalten Nacht aallei-llei- ne Photonen sammeln, während man sich lieber in wär-wäärr- merer Umgebung aufhält. Mit dem Wireless Telescopeope Server (WTS 1.0) bietet Meade nun eine Lösung an, didiee es mit wenig Aufwand ermöglichen soll, zwischen WWoh-oh- Abb. 1: Montierung, CCD-Kamera, DSLR, Webcam, Fokus- nung und Astro-Ausrüstung eine Funkverbindung zur sierer – alle Komponenten gleichzeitig steuern, und das noch ferngesteuert vom warmen Wohzimmer aus? Diesen Traum Steuerung der Aufnahme aufzubauen – dieser Testbe- wahrzumachen verspricht der Wireless Telescope Server von richt prüft das interessant klingende Gerät. Meade, eine WLAN-Zentrale für die Astro-Ausrüstung.

er Wireless Telescope Server (WTS Testarrangement Stabilität der WLAN-Verbindung musste 1.0) von Meade ermöglicht den sich messen lassen mit der hohen Zuver- DAufb au eines Funknetzes zwischen Ob der Wireless Telescope Server tat- lässigkeit und dem hohen Datendurchsatz Aufnahmegerät und Wohnung. Der WTS sächlich geeignet ist, die vielfältigen An- einer direkten Anbindung der Aufnahme- wird hierzu beim Teleskop und der Ka- forderungen der Astrofotografi e abzubil- technik an einen PC im Feld, denn nichts mera im Garten positioniert. Er sammelt den, wurde am Beispiel der Fotografi e mit wäre ärgerlicher als der Verlust von lang die Daten der Aufnahmeausrüstung und einem Deep Sky Imager Pro II an einem belichteten Aufnahmen auf dem Funkweg funkt diese in ein (bestehendes) WLAN, azimutal montierten Meade LX 200ACF ins Haus. Die Stabilität der vom WTS auf- so dass die Aufnahmedaten und Teleskop und der Fotografi e der Sonne im Hα-Licht gebauten Funkverbindung war jedoch zu ferngesteuert vom heimischen PC aus kon- mit einer TIS-Kamera an einem Coronado- keinem Zeitpunkt – soviel sei schon vor- trolliert und gesteuert werden können. Die Sonnenteleskop betrachtet. Aber auch die weggenommen – ein Problem. Die für den Vorteile einer Remote-Steuerung der As- Astrofotografi e mit einer DSLR, die Deep- Datentransfer benötigte Zeit wurde jeweils tro-Aufnahmen liegen dabei auf der Hand: Sky-Fotogafi e mit einer gekühlten SBIG- mit einer Stoppuhr gemessen. kein Warten und Frieren in der Kälte, kei- Kamera sowie die Steuerung einer mittel- nen Kabelsalat bis in die Wohnung. großen deutschen Montierung wurden dem Der Meade Wireless Herausforderungen für ein Funknetz- WTS in diesem Test übertragen. Telescope Server werk zwischen Teleskop und Wohnhaus Besonderes Augenmerk wurde darauf ergeben sich vor allem im Bereich der gelegt, wie der WTS mit den teilweise ho- Der nur rund 13cm × 11cm × 3cm große Übertragung aller notwendigen Funkti- hen Datenvolumina umgeht und inwieweit und 170g leichte Wireless Telescope Ser- onen, bei der Reichweite der Funkverbin- zeitliche Verzögerungen bei der Weiterga- ver von Meade erscheint auf den ersten dung sowie im Bereich des Datendurch- be von Steuerinformationen die Arbeit des Blick unspektakulär: Das Gerät verfügt

satzes. Astrofotografen ggf. beeinträchtigen. Die über drei LEDs zur Anzeige des Betriebszu- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

54 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Test standes (»Wireless«, »Status« und »Link«) rung und Aufnahmesoft ware in gewohnter sowie über eine USB2.0-Schnittstelle, eine Weise erfolgen können. 10/100-LAN-Schnittstelle und eine Buchse Um dem WTS das WLAN uneinge- für die Stromversorgung. Zur Aufnahme schränkt zur Verfügung zu stellen, waren und Weitergabe der Daten verfügt das WTS während dieses Tests keine anderen Geräte über eine seitlich abstehende, rund 10cm per WLAN in Betrieb, d.h. auch das zur lange Antenne. Steuerung eingesetzte Notebook (ein älteres Im Inneren des WTS arbeitet eine von IBM Th inkpad R52 mit 2GHz-Prozessor Meade Europe entwickelte Firmware in und Windows XP) war per LAN-Kabel mit Verbindung mit einem 16MB-Arbeitsspei- dem AccessPoint verbunden. Für den täg- cher. Zum Lieferumfang des Wireless Tele- lichen Betrieb ist dies jedoch nicht notwen- Abb. 2: Im Lieferumfang enthalten ist die scope Server gehören zudem noch ein Stell- dig; andere über das WLAN aktive Rechner Software Meade Virtual Link, die die ver- fuß für den WTS, ein 5,0-Volt-Netzteil, eine schränken die Funktionsfähigkeit nicht ein schiedenen Endgeräte im Überblick behält. Soft ware-CD und eine kleine gedruckte (verlangsamen jedoch ggf. den Datendurch- Anleitungen für die mitgelieferte Windows- satz im Netz). In einem ersten Schritt wurden bei einset- Soft ware »Meade Virtual Link«. zender Abenddämmerung die Funktions- Zum Aufb au eines WEP (64-, 128bit), Fotografi e mit dem Deep Sky fähigkeit der Soft ware und der Datendurch- WPA- oder WPA2-verschlüsselten Funk- Imager Pro II am LX 200 satz bei einer direkten Verbindung der netzes (IEEE 802.11b/g) mit dem WTS Kamera mit einem Notebook im Vergleich muss der Anwender über einen stromver- Die Verwendung eines Meade Deep Sky zum Einsatz der Funkstrecke gemessen. sorgten (!) USB-Hub, einen WLAN-Access- Imager Pro II (DSI) in Verbindung mit Zur Messung des Datendurchsatzes wurde Point und einen an den AccessPoint ange- einem Meade LX 200-ACF stellt die erste mit dem DSI zunächst eine Serie von Dun- schlossenen PC verfügen. Herausforderung für den Wireless Tele- kelbildern mit Belichtungszeiten zwischen scope Server in diesem Test dar. Da es sich 1s und 30s erstellt, wobei jeweils 5 Bilder zu Aufbau und Installation des WTS hierbei ausschließlich um Komponenten einem Dunkelbild gemittelt wurden; letzte- der gleichen Firma handelt, wurde ein rei- re wurden im Format FITS und im Modus Aufb au und Installation des Wireless Te- bungsloses Zusammenspiel von WTS, Ka- »Save all uncombined Images« gespeichert. lescope Server gelingen – wenn schon ein mera und Teleskop erwartet. Beim direkten Anschluss des Deep Sky funktionierendes WLAN vorhanden ist – Der Aufb au der Funkstrecke zwischen Imagers Pro II an das Notebook (d.h. ohne in wenigen Schritten und innerhalb kurzer dem Teleskop im Garten und dem Re- WTS) benötigt die Erstellung und der Zeit: Zunächst ist der WTS mit dem mitge- mote-PC (Notebook) im Haus erfordert Transfer der elf Dateien mit einem Volu- lieferten Netzteil an die Stromversorgung erstaunlicherweise zunächst den Einsatz men von insgesamt 18,1 MB genau 9 Minu- anzuschließen und im vorhandenen Netz- zahlreicher Kabel: Bei der Verwendung des ten und 36,3 Sekunden. werk zu konfi gurieren. Wenn nun noch Deep Sky Imagers Pro II an einem Note- Die gleiche Serie von Dunkelbildern wur- ein stromversorgter USB-Hub (nicht im book sind bisher lediglich drei Kabel er- de auch unter Verwendung des WTS durch- Lieferumfang des WTS enthalten) mit dem forderlich: Ein USB-Kabel, das von der Ka- geführt, hierbei lag die benötigte Zeit bei 10 WTS verbunden ist, können die fernzu- mera zum Notebook führt und jeweils ein Minuten und 53,3 Sekunden. Die um 13% steuernden Instrumente, d.h. Teleskop und Netzkabel zum Notebook sowie eines zum längere Dauer der Aufnahmesession ergibt Kamera an den USB-Hub angeschlossen Teleskop. Bei Verwendung des WTS wird sich aus dem geringeren Datendurchsatz, werden (ohne Hub steht am WTS nur ein die Verkabelung insgesamt aufwändiger: der mittels WLAN im Vergleich zum di- einziger USB-Port zur Verfügung). Teleskop, WTS und USB-Hub benötigen rekten USB-Anschluss erreicht wurde. Bei Auf dem zur Aufnahme und Teleskop- zunächst jeweils einen eigenen Anschluss einer Serie von Dunkelaufnahmen mit bis steuerung verwendeten Rechner im Haus an die Spannungsversorgung, darüber hi- zu 60s Belichtungszeit ergab sich eine um ist nur die mitgelieferte Soft ware »Meade naus ist ein USB-Kabel zwischen DSI und 11% verlängerte Gesamtzeit (siehe Tabelle). Virtual Link« zu installieren. Diese erkennt USB-Hub erforderlich und ein weiteres zwi- Es zeigte sich bei diesem ersten Test, dass automatisch den WTS und die daran ange- schen USB-Hub und Teleskopmontierung die Bedienung der Kamera mittels der da- schlossenen Instrumente, wenn der WTS und natürlich vom USB-Hub zum WTS zugehöriger Soft ware »Autostar Suite« auch im Funkbereich des WLAN-AccessPoint (Abb. 3). Die Verkabelungen zwischen Ac- bei Verwendung des WTS in gewohnter aufgestellt ist. Nach dem Aktivieren der cessPoint und PC sowie zwischen Access- Weise erfolgen konnte: Alle getes teten Verbindung zwischen Rechner und WTS Point und DSL-Splitter etc. wird als beste- Funktionen standen zur Verfügung – das sollte die Bedienung von Teleskopsteue- hend vorausgesetzt.

interstellarum-Tests

Wirklich neutrale Aussagen über Teleskope und Zubehör – das wünschen sich viele Sternfreunde. Die vielfach veröff entlichten, fälschlicherweise als »Test« ausgegebenen Erfahrungsberichte in Zeitschriften und dem Internet sind nicht dazu geeignet. Oft hat man den Eindruck, dass Händlerinteressen die Artikel prägen. interstellarum geht einen anderen Weg: In Zusammenarbeit mit den Herstellern und Händlern entstehen Tests, die eine Relati- vierung der Aussagen erlauben. Bewusst wird auf subjektive Wertungen verzichtet und dem Leser selbst die Möglichkeit gegeben, anhand der geschilderten Eigenschaften sich für eines der Produkte zu entscheiden. Mehr über unsere Test-Grundsätze und bereits erschienene Berichte können Sie auf www.interstellarum.de nachlesen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 55 Test

Anschlussschema für die Deep-Sky-Fotografi e Abb. 3: Verkabelung ohne (oben) und mit Ein- satz des WTS (unten). Ohne den Einsatz des WTS besteht die Verkabelung aus einem USB-Kabel, Ohne WTS das von der Kamera zum Notebook führt, und jeweils einem Netzkabel zum Notebook sowie zum Teleskop. Bei Verwendung des WTS wird die Verkabelung insgesamt aufwändiger: Teleskop, WTS und USB-Hub benötigen jeweils eine eigene Technik Spannungsversorgung und darüber hinaus sind USB-Kabel zwischen Kamera und USB-Hub, zwi- schen USB-Hub und Teleskopmontierung und zwischen USB-Hub und WTS erforderlich.

USB wichtigste Kriterium für den nächtlichen Einsatz war damit uneingeschränkt erfüllt. In der hereinbrechenden Nacht war die Auf- nahme von Sternhaufen geplant. Auch die Steu- erung des Meade LX 200-ACF über den WTS funktionierte ohne Einschränkungen: Die Soft - ware Meade Virtual Link stellte die Funkver- bindung zwischen PC und Teleskop her, so dass die Autostar Suite die Befehle zur Objektaus- wahl, zur Steuerung und zur Positionierung auf diesem Weg in den Garten weitergeben konnte. Mit der DSI-Kamera wurde anschließend eine Mit WTS Aufnahmeserie von M 35 durchgeführt. Hierzu wurden 100 Bilder mit einer Belichtungszeit von je 10s aufgenommen. Bei direktem Anschluss an das Notebook benötigte der DSI Pro II für das Erstellen und Abspeichern der 166MB insgesamt USB 18 Minuten und 5 Sekunden. Auch diese Aufnahmeserie wurde wiederholt, während der WTS für die Steuerung und Über- USB tragung der Daten verantwortlich war: Auch USB hierbei ergab sich eine Verlängerung der Auf- nahmezeit auf insgesamt 21 Minuten und 1 Se- kunde für die 100 Aufnahmen des Sternhaufens. Bei einer größeren Entfernung zwischen WTS im Garten und AccessPoint im Haus wuchs die Aufnahmedauer für die 100 Bilder auf über 24 Minuten; damit war die Aufnahmesession mit dem WTS um 16% bis 32% länger als bei der direkten Verbindung zwischen Kamera und Notebook.

Fazit: Deep Sky Imager Pro II am LX 200 Beim Einsatzes des Meade Wireless Telescope Servers (WTS 1.0) zur Aufnahme mit einem Meade Deep Sky Imager Pro II am Meade LX USB 200GPS ACF lässt sich festhalten, dass alle zur Steuerung des Teleskops und der Kamera not- wendigen Funktionen problemlos übertragen wurden und ein Zusammenspiel der Komponen- ten uneingeschränkt gewährleistet ist. Dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten, die bei diesem Einsatz unangenehm aufgefallen sind: Es wäre schön, wenn der WTS über mehr als nur einen USB-Anschluss verfügen würde, damit nicht zusätzlich noch ein Hub mit einem zusätzlichen eigenen Netzteil betrieben werden muss. Schade ist auch, dass weder WTS noch

USB-Hub über den Stromausgang (12V DC out) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

56 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Test des LX 200 gespeist werden können. Dies können, während von Teleskop und Ka- Kompatible Endgeräte würde helfen, den »Kabelsalat« unter dem mera im Garten parallel noch Aufnahmen Teleskop zu vermeiden, der dann entsteht, gewonnen werden. So kann der Astrofo- Derzeit vom Wireless Telescope wenn man den WTS zum Aufb au einer ka- tograf spontan weitere Aufnahmen an- Server (WTS 1.0) unterstützte Kame- bellosen Verbindung einsetzt. fertigen, wenn er beim Entstehen des End- ras und Teleskope: ergebnisses zu der Überzeugung kommt, z Meade DSI I Fotografi e der Sonne mit einer dass zusätzliche Fotos für die gewünschte z Meade DSI II Kamera von The Imaging Source Bildqualität notwendig sind. Unter Ver- z Meade DSI III wendung des WTS 1.0 zur Überbrückung z SBIG ST7 /-9/-2000/ST-8/10/11000 Während der erste Einsatz des WTS im der USB-Strecke ergab sich für Aufnah- (USB1.1-Variante) getestet! Zusammenspiel mit anderen Meade-Kom- me und Übertragung der Weitwinkel- z Meade LPI ponenten ausgesprochen erfolgreich ver- fotos eine Gesamtdauer von 51 Minuten z Meade LX 200 lief, war der zweite Test ernüchternder: Der und 15 Sekunden. Der Einsatz des WTS z Meade LX 400 Versuch, bei der Fotografi e von Sonnenpro- führt damit zu einer Verlängerung der z Meade LX 90 tuberanzen mit einer Kamera von Th e Ima- notwendigen Aufnahme- und Übertra- z Meade LXD 75 ging Source (TIS) ebenfalls auf die Dienste gungsgzeit von 25% für die 81,8MB. Auch z Meade ETX des WTS zurückzugreifen, scheiterte. Zum hier war die Bedienung der Soft ware in z Meade Autostar Suite Zeitpunkt des Tests unterstützte die WTS- gewohnter Weise und ohne Funktionsein- z Canon DSLR Firmware die auch bei Planetenfotografen schränkungen möglich. z Nikon DSLR so beliebten TIS-Kameras noch nicht. Es muss an dieser Stelle aber darauf hin- z Webcams Rückfragen bei Meade ergaben, dass die gewiesen werden, dass für den Einsatz der z Starlight Xpress SXVH 9/H16 Liste der unterstützten Kameras kontinu- Soft ware DSLR Fokus bei den verwende- z DOME controls ierlich erweitert wird – und so befi ndet ten Belichtungszeiten von mehr als 30s zu- z Regensensoren/Windsensoren sich derzeit auch die Unterstützung der TIS sätzlich noch eine Kabelverbindung vom z RS232/USB-Fokussierer Kameras noch in der Testphase. Wann die LPT-Port des Notebooks zum Fernauslö- z ASCOM-kompatible Geräte Kameras vom Telescope Server unterstützt ser-Port der Camera nötig war. werden, war zum Redaktionsschluss noch Minuten übertragen. Erfolgte die Daten- unbekannt. Dennoch ist die Liste der vom Aufnahmen mit dem Timer Remote Con- übertragung hingegen über eine vom WTS WTS unterstützten Kameras und Schnitt- troller aufgebaute Funkverbindung, so dauerte stellen schon jetzt beeindruckend umfas- Mit einer Vollformat-DSLR vom Typ der Download mehr als 21 Minuten. send (siehe Kasten). Canon 5D entstanden unter Verwendung Auch wenn der gemessene Zeitunter- des Timer Remote Controller TC-80N3 schied für den Download der Strichspur- Deep-Sky-Fotografi e in einer weiteren klaren Nacht ein erster aufnahmen gewaltig ist, so ist zu bedenken, mit einer DSLR Satz von Strichspuraufnahmen. Die Auf- dass der verwendete Aufb au wenig realis- nahmen wurden sowohl kameraintern pa- tisch ist: Wer seine Kamera auf dem Feld Aufnahmen mit DSLR Focus rallel als RAW- und auch als JPG-Daten mit einem Kabelauslöser bedient, wird die In einem weiteren Test wurde der Wire- gespeichert und nach der Aufnahmeserie Bilder kaum über eine Funkstrecke auf ein less Telescope Server eingesetzt, um die auf das Notebook heruntergeladen. Bei Notebook kopieren, sondern entweder die Aufnahme von Weitwinkelfotos der Som- Verwendung des USB-Kabels zwischen Kamera nach dem Fotografi eren direkt per mermilchstraße zu steuern: Mit einer di- Kamera und Notebook war das Daten- USB anschließen oder die Speicherkarte gitalen SLR vom Typ Canon 10D wurden volumen von rund 330MB mit Hilfe der (hier: CF-Card) in einem Cardreader aus- hierzu 15 Aufnahmen à 2 Minuten durch Soft ware EOS Utility nach weniger als 2,5 lesen. Dies dauert bei den gewonnenen ein Takahashi FS-60 angefertigt. Zur Steu- erung der Canon D10 wurde die Soft - Abb. 4: Die Netzwerkauslastung während des Datentransfers mit dem WTS. ware DSLR Focus verwendet und die Bil- der wurden jeweils in höchster Aufl ösung, d.h. als RAW-Daten gespeichert. Beim Speichern auf die kamerainterne CF-Card wurden für die 15 Aufnahmen und deren Speicherung insgesamt 30 Minuten und 11 Sekunden benötigt. Wurden die gewon- nenen Aufnahmen (mit einem gesamten Datenvolumen von 81,8MB) hingegen zur Speicherung auf den mittels USB-Kabel angeschlossenen PC übertragen, so wur- den hierfür 40 Minuten und 56 Sekunden benötigt. Der Einsatz des WTS in diesem Test bietet den entscheidenden Vorteil, dass die schon gewonnenen Aufnahmen direkt im Haus weiterverarbeitet (z.B. Abzug

des Dunkelbildes) und aufaddiert werden Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 57 Test

Datentransfer im Vergleich Dauer von Aufnahme und Datenübertragung bei direktem Aufnahme und Datenübertragung bei Da- Unterschied Anschluss der Kamera an das Notebook tentransfer an Notebook mittels WTS kleine Dunkelbildserie (1s – 30s) mit DSI Pro II 9min 36,3s 10min 53,3s +13% (11 Dateien mit insgesamt 18,1MB) große Dunkelbildserie (1s – 60s) mit DSI Pro II 17min 48,3s 19min 50,8s +11% (13 Dateien mit insgesamt 21,4MB) Kugelsternhaufen mit DSI Pro II 18min 5,3s 21min 1,4s +16% (100 Aufnahmen à 10s, insgesamt 166MB) Weitwinkel-Aufnahme mit DSLR Canon D10 40min 56s bei Speicherung auf Notebook Globalmodell 72h (15 Aufnahmen mit je 120s, insgesamt 81,8MB) 30min 11s bei Speicherung auf kamerainterne 51min 15s bei Speicherung auf Notebook +25% 72h CF-Card Aufnahmen mit einer Vollformat-DSLR Canon D5 2min 24s (nur Download) 21min 28s (nur Download) +794% (24 Aufnahmen mit 300s, RAW und JPG, insge- samt 331MB Strichspur-Aufnahme mit DSLR Canon D30 (24 121min 22s 131min 21s +8% RAW-Aufnahmen mit je 300s, insgesamt 349MB) Aufnahme von Doppelsternen und Sternspektren 10min 28s 11min 9s +7% mit einer ST-7 und einem DSS-7 (10 Aufnahmen à 60s) Deep-Sky-Fotos mit einer SBIG ST-400CXM 91min 25s 94min 8s +3% (6 Aufnahmen à 900s, insgesamt 48MB)

Aufnahmen in unserem Beispiel bei Ver- kamerainterne Speicherkarte gespeichert anschließende Herunterladen der gewon- wendung eines marktüblichen Cardreaders werden und die Funkverbindung nur zur nenen Fotos schneller mit USB-Kabel oder knapp unter 2 Minuten. Weitergabe der Kamerasteuerungsbefehle Cardreader erfolgen kann, als dies über den verwendet wird. WTS geschieht. Aufnahmen mit Breeze Capture Pro Als am sinnvollsten erwies sich in die- Die Soft ware Breeze Capture Pro er- Fazit: Fotografi e mit einer DSLR sem Zusammenhang der Einsatz des WTS möglicht es mit aktuellen Canon-DSLR Zusammenfassend kann für den Einsatz in Verbindung mit der Soft ware Breeze (wie beispielsweise 450D und 50D) über des WTS in Verbindung mit DSLR fol- Capture Pro, die jedoch derzeit erst bei we- eine USB-Verbindung auch Belichtungs- gendes Zwischenergebnis festgehalten wer- nigen DSLR-Astrofotografen Verwendung zeiten von mehr als 30s zu steuern. Zur den: Beim Einsatz von DSLR in der Astrofo- fi ndet, da sie ihre Vorteile nur mit den Aufnahme von Strichspuraufnahmen kam tografi e sind derzeit wohl zwei Wege üblich: ganz aktuellen Kameramodellen ausspie- daher in einem weiteren Test eine Canon Zum einen der Einsatz der Soft ware DSLR len kann. Da diese Soft ware bei aktuellen 450D in Verbindung mit der genannten Focus und zum Anderen die Verwendung Kameramodellen längere Belichtungszeiten Soft ware zum Einsatz: 24 RAW-Aufnah- des Canon Timer Remote Controllers TC- über eine einzige USB-Verbindung zwi- men mit je 300s Belichtungszeit wurden 80N3. In beiden Fällen ist der Einsatz des schen Rechner und Kamera steuert, kann so angefertigt und jeweils direkt nach der WTS jedoch nur eingeschränkt zu emp- hier der WTS sehr gut eingesetzt werden, Belichtung auf das Notebook übertragen, fehlen: Bei der Verwendung der Soft ware um eine Funkbrücke zwischen Kamera um dort zu einer Strichspuraufnahme ver- DSLR Focus taucht bei Belichtungszeiten und Rechner aufzubauen. Auch alle Funk- arbeitet zu werden. länger als 30s das Problem auf, dass auch tionen dieser Soft ware konnten problem- Auch bei diesem Test unterstützte das bei Verwendung des WTS eine zusätz- und reibungsfrei mittels WTS an die Ka- WTS (erwartungsgemäß) alle Funktionen liche Kabelverbindung zwischen Notebook mera gesendet werden. Mit zunehmender der Aufnahmesoft ware: Für den Anwender und DSLR bestehen bleiben muss, da nur Verbreitung aktueller DSLR-Modelle wird war kein Unterschied zwischen einer kabel- die USB-Verbindung zwischen den beiden die genannte Soft ware sicherlich an Bedeu- gebundenen und einer WTS-vermittelten Komponenten gefunkt werden kann. tung gewinnen und damit auch der Einsatz Bedienung festzustellen. Wie in der Tabelle Auch bei der Verwendung des Auslösers des WTS für DSLR-Astrofotografen zuneh- dargestellt, kam es auch diesmal wieder zu Canon Timer Remote Controllers TC-80N3 mend reizvoller. einer Verlängerung der Übertragungszeit. zur Steuerung von Belichtungsreihen oder Diese durch die Funkverbindung bedingte Belichtungszeiten länger als 30s macht der Fotografi e mit einer SBIG-Kamera längere Zeit zum Übertragen und Abspei- Einsatz des WTS nur begrenzt Sinn, da chern der Daten kann natürlich dadurch die Bedienung mittels Kabelauslöser qua- Das letzte große Feld, in dem der Wire- vermieden werden, dass die Daten auf die si direkt an der Kamera erfolgt und das less Telescope Server seine Funktionsfä- higkeit beweisen sollte, war der Einsatz in einer remote-betriebenen Sternwarte. Ne- Das Gerät wurde freundlicherweise von Meade Europe zur Verfügung gestellt. ben der Steuerung verschiedener SBIG-Ka-

meras musste der WTS hier auch die Steue- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

58 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 rung verschiedenen Zubehörs wie Adaptive Optik übernehmen. Auch die Steuerung der GoTo-Funktionalität einer mittelgroß- en stationären Montierung sollte über den WTS erfolgen. Ziel war zunächst die Fotografi e von Sternspektren. Nach dem Ausrich- ten des Teleskops übernahm in einem Testszenarium ein Stand-Alone-Guider die Nachführung über ein Leitrohr, während eine SBIG ST-7 mit einem DSS-7 mit der Soft ware CCDops zur Fotografi e der Stern- spektren eingesetzt wurde. Bei direktem Anschluss an das steuernde Notebook be- nötigte die Erstellung und Abspeicherung von 10 Aufnahmen à 60s insgesamt 10,28 Minuten. Bei Einbindung des WTS in den Aufb au erfolgte die Steuerung aus der wärmenden Wohnung. Alle notwendigen und getes- teten Funktionen, wie beispielsweise Setup der ST-7, Ausrichtung des Teleskops im Guiding- bzw. Position-Modus, Steuerung funktionierte, ergänzt den guten Eindruck, Abb. 5: Aufnahme des Cocoon-Nebels (IC des SBIG-Spektrografen und die Steuerung den der WTS in diesem Testarrangement 5146) mit einer über WTS gesteuerten SBIG und Speicherung der Aufnahmen funktio- machte. ST-4000XCM an einem Takahashi FS-102. nierte reibungslos; nach 11,09 Minuten wa- Durch die Datenübertragung entstehen ren die gewonnenen Aufnahmen drahtlos Fazit: Für wen ist der WTS sinnvoll? keine Verluste. übertragen und konnten weiterverarbei- tet werden. Weder bei der Bedienung der Das Fazit zum Einsatz des WTS nach dem WTS steuern. Ebenso können Anwen- Kamera noch des Spektrografen ergaben zahlreichen Testnächten fällt positiv aus: der der SBIG-Kameras profi tieren. Die be- sich bemerkbare Unterschiede im Vergleich Der Wireless Telescope Server hat nahezu liebten Kameras der Th e Imaging Source- zwischen der drahtgebundenen und der alle ihm übertragenen Aufgaben bestens Serie werden bisher noch nicht unterstützt drahtlosen Datenübertragung. gemeistert. – hier besteht Nachbesserungsbedarf. In einem letzten Test wurden eine gekühl- Sinnvoll ist der WTS 1.0 für Hobbyastro- Für eine Weiterentwicklung des WTS te CCD-Kamera vom Typ SBIG ST-4000 fotografen, die in der Regel im heimischen wäre es wünschenswert, dass der mit dem XCM in Verbindung mit einer Adaptiven Garten beobachten und fotografi eren und Betrieb des WTS und eines Hubs ver- Optik (AO) über den WTS gesteuert. Beson- so sicherstellen können, dass am Beobach- bundene »Kabelsalat« unter dem Teleskop deres Augenmerk lag dabei auf der Frage, ob tungsort eine ausreichende Signalstärke des dadurch vermieden wird, dass WTS und auch die schnelle Datenfolge, die zum sinn- heimischen AccessPoint verfügbar ist. Der USB-Hub in einem Gehäuse vereint wer- vollen Betrieb einer Adaptiven Optik verar- Betrieb des WTS gestaltet sich dann aus- den und dann auch nur noch ein Netzteil beitet werden muss, über den WTS draht- gesprochen unauff ällig – nach dem Starten benötigt wird. Auch eine Stromversorgung los zwischen Notebook und CCD-Kamera des Meade Virtual Link tritt der WTS und über einen Akku sollte vorgesehen wer- zuverlässig ausgetauscht werden kann. Es die Soft ware nicht weiter in Erscheinung, da den und/oder ein Kabel zum Anschluss zeigte sich in dieser Nacht, dass auch der die getesteten Aufnahme-Programme sich des WTS an die Zigarettenanzünderbuch- im Bereich von Zehntelsekunden erfolgende wie gewohnt bedienen lassen. Längere Funk- se eines Akku-Packs mitgeliefert werden. Austausch der (geringen) Datenmengen zur strecken oder das Durchdringen von Hin- Dass auch die Möglichkeit des Betriebs Steuerung der AO vom WTS bewältigt wur- dernissen (Gebäudeteile) führte – wie bei über die PowerOut-Buchse der Montie- de. Gerade in diesem Bereich sollte aber eine WLAN-Verbindungen üblich – zu Verzöge- rung sinnvoll wäre, wurde schon erwähnt. ausreichende Signalstärke des AccessPoint rungen beim Datentransfer; dies kann bei Auch sollte das WTS ein (spritzwasser- am WTS verfügbar sein, damit es nicht zu zeitkritischen Daten (wie beim Betrieb einer und) taugeschütztes Outdoor-Gehäuse er- Störungen in der Steuerung der AO kommt. Adaptiven Optik) zum Problem werden. halten, da es sicherlich zahlreiche feuchte Die Zeit, die für die Aufnahme und Verbesserungspotential gibt es bezüglich Herbstnächte im Garten verbringt und die Übertragung der gewonnenen Deep-Sky- der unterstützten Kameras – hier lohnt im derzeit auf WTS und Netzteil zu fi ndenden Bilder benötigt wurde, unterschied sich Zweifelsfall eine Nachfrage bei Meade. Für Hinweise »Indoor Use Only« und »For – bedingt durch die lange Belichtungs- Astrofotografen, die mit einem Deep Sky Home and Offi ce Use Only« für den Außen- zeit – zwischen direkter USB-Kabelverbin- Imager arbeiten, ist der WTS sehr gut geeig- Einsatz des Wireless Telescope Servers we- dung und WTS-Funkverbindung nur um net, auch DSLR-Fotografen, die mit einem nig Vertrauen erweckend wirken. 3%, dies entspricht 2,5 Minuten bei einer der neueren Kameramodelle arbeiten und 90-minütigen Aufnahmereihe. dabei auf eine aktuelle Steuersoft ware wie Surftipps Dass auch die Steuerung einer Losmandy beispielsweise die in diesem Test verwen- Homepage des Autors: G11 mit Gemini-GoTo über die vom WTS dete Soft ware Breeze Capture Pro zurück- www.sternenstaub-observatorium.de

hergestellte Funkverbindung reibungslos greifen, können ihre Aufnahmeserien mit Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 59 Wissen

von Stefan Seip TECHNIKWISSEN Wie hilft das Histogramm bei der Bildbearbeitung?

n Heft 63 wurde der Nutzen des Histo- Abb. 1: Zu heller Hinter- Igramms bei der Erstellung der Aufnah- grund. Durch Verschiebung men beschrieben. Aber auch bei der Bild- des Schwarzpunktes im Hi- Technik bearbeitung spielt es eine wichtige Rolle, stogramm nach rechts bis denn in den gängigen Bildbearbeitungs- an die steil aufsteigende programmen kann das Bild tatsächlich ver- Flanke des »Datenbergs« ändert werden, indem das Histogramm nimmt der Hintergrund die manipuliert wird. Bei Adobe Photoshop gewünschte Dunkelheit an. stehen die drei Eingabefelder unterhalb der Histogrammdarstellung, in denen direkt nach dem Aufruf die Werte »0«, »1,00« und »255« eingetragen sind, für den Schwarz- punkt, den Graupunkt und den Weißpunkt. Werden der schwarze Schieberegler nach rechts gezogen und/oder der weiße nach Abb. 2: Unterbelichtung. links, entspricht das einem Beschnitt des Das Histogramm zeigt die Histogramms. Das bedeutet, dass im Falle Unterbelichtung deutlich an, des Schwarzpunktes alle Tonwerte links denn der »Datenberg« reicht der Position des Reglers in reines Schwarz nicht an den rechten An- umgewandelt werden. Bei Verschiebung schlag des Wertebereiches des Reglers für den Weißpunkt werden heran. Die Verschiebung des alle Tonwerte rechts davon in reines Weiß Weißpunktes nach links, just verwandelt. So lange das Optionsfeld »Vor- an die Stelle, an der das Bild schau« angewählt ist, kann man während Daten enthält, »rettet« das der Verschiebung dieser Regler die Auswir- Bild, wenn auch auf Kosten kungen auf das Foto unmittelbar erkennen. eines leichten Anstiegs des Eine andere Möglichkeit ist, die im Dialog- sichtbaren Bildrauschens. feld enthaltenen Pipetten zu aktivieren, um danach auf das Foto an der entspre- Abb. 3: Farbstich. Werden chenden Stelle zu klicken. Die linke Pipette die Histogramme aller drei legt den Schwarzpunkt fest. Die Stelle im Farbkanäle durch Verschie- Bild, die damit angeklickt wird, wird als Re- bung des Weiß- und Grau- ferenzpunkt für tiefes Schwarz (0, 0, 0) ver- punktes bearbeitet, entsteht wendet. Mit der rechten Pipette kann der eine farblich ausgewogene Referenzpunkt für reines Weiß (255, 255, und kontrastreiche Abbil- 255) im Bild bestimmt werden, während dung. Der Graupunkt wur- mit der mittleren Pipette ein Graupunkt de jeweils in die Mitte des defi niert wird, der nach Anwendung farb- »Datenbergs« gelegt. lich neutral erscheint (identische Werte für den Rot-, Grün- und Blaukanal). Entspricht das Ergebnis nicht den Erwartungen, klickt man auf den Knopf »Zurücksetzen«, der bei Abb. 4: Kontrastarmut. Nur gedrückter »Alt-Taste« erscheint. die mittleren Wertebereiche Vorsicht bei Fotos mit einem dunk- sind besetzt, ein gutes Foto len Nachthimmel: Nur selten sollte die- besteht in aller Regel jedoch ser rabenschwarz wiedergegeben werden, aus der gesamten Tonwert- sondern eher dunkelgrau, daher ist die Skala von schwarz bis weiß. Verwendung der Pipette für den Schwarz- Beschnitt des Histogramms punkt mit Bedacht anzuwenden. In dem links (Schwarzpunkt) und Auswahlfeld »Kanal« bietet sich die Mög- rechts (Weißpunkt) löst das lichkeit, nicht nur das über alle Farben ge- Problem. Bildmanipulati- mittelte Histogramm (RGB) zu sehen und onen dieser Art gelingen zu bearbeiten, sondern separat die drei besser, wenn das Foto im Farbkanäle rot, grün und blau nacheinan- 16-Bit-Format statt dem der anzuwählen. 8-Bit-Format vorliegt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

60 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Teleobjektiv f/5,8, bei CanonPowershot ISO A560, 200, 1×15s. Aufnahmezeitpunkt ca. 10km ca. Aufnahmezeitpunkt hinter derISS undist als parallele sc 400, 1×15s, Hans-Georg Purucker Stern unten rechts im Bild ist Sirius. Digitalfoto, 17.3.2009, 20:10 MEZ, Die ISS erhält Besuch Bongartz um ein Flugzeug. Das Bild wurde mitIRIS Digitalfoto, bearbeitet. 17.3.2009, 20:11 Teleobjektiv f/7,1, MEZ, bei CanonPowershot Die Internationale Raumstation Die ISS, dicht verfolgt von STS-119 ISS, dichtverfolgt Die erhielt im März Besuch von derRaumfähreerhielt Discover im März (schwache Strichspur). Der helle Strichspur). (schwache helle Der Wilhelm hwächere Linie zuerkennen. handelt derhellen Bei Spur links ST-10XME AO8, 30×10min (L), 6×10min RGB). (je Wolfgang Kloehr me, 25.1.2009, 10"-Ritchey-Chrétien MEZ, 23:00 SBIG 2500mm, bei Die Galaxie IC 334 mit der Supernova 2008hy. 334 IC Supernova mitder Galaxie Die y. fl Das Shuttle zum nacheinerog Abschätzung inter stellarum 64 •Juni/Juli 2009 Rückblick CCD-Aufnah- S50, ISO ISO S50, essich

61 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.Beobachtun gen First Light Geheimnisvolle Refl exe

VON STEFAN SEIP

ast jeder Astrofotograf hat es schon Abbild der Eintrittspupille des Teleskops, das Abb. 1: Der Komet 17P/Holmes passierte erlebt: Bei der Sichtung der Ergeb- aufgrund des Fangspiegels ringförmig ist am 18. November 2007 den hellsten Stern nisse stößt man auf eine unerklärbare (Abb. 2, rechts). Seine Lage, betrachtet von im Sternbild Perseus. Helmut Herbel Beobachtungen F Struktur oder gar auf ein sternförmiges der Bildmitte genau gegenüber von Mirphak, Objekt, welches an dieser Stelle auf keiner ist ein eindeutiges Indiz für eine weitere Re- einer unvergüteten Glasoberfl äche (je nach Sternkarte verzeichnet ist. Der Puls steigt fl exion, wie man sie auch bei Fotoobjektiven Glassorte und Einfallswinkel zwischen vier augenblicklich, denn immerhin besteht die beobachten kann, wenn eine helle Lichtquel- und zehn Prozent!) auf unter ein Prozent. Chance, dass man ein neues, bislang noch le im Bild auft aucht. Moderne Mehrschichtvergütungen schaff en nicht bekanntes Himmelsobjekt oder -phä- – wiederum abhängig von der betrachte- nomen erwischt haben könnte. Vielleicht Die Ursachen von Refl exen ten Wellenlänge – noch eine Zehnerpotenz erging es Herrn Helmut Herbel von den mehr. Die Restmenge des refl ektierten Lichts Füssener Sternfreunden ähnlich, als er sei- Alle Flächen im Strahlengang, die von klingt zunächst vernachlässigbar, ist es in der ne Aufnahme des Kometen »17P/Holmes« dem Licht der aufgenommenen Himmels- Alltagsfotografi e meistens auch. Doch selbst angesehen hat, die er am 18. November objekte oder hellen Objekten außerhalb des eine geringe Lichtmenge reicht aus, um von 2007 durch sein 10"-Schmidt-Cassegrain- Bildfeldes getroff en werden, sind potenzielle den empfi ndlichen Sensoren einer Digital- Teleskop mit einer für Astroaufnahmen mo- Verursacher von Refl ex- oder Geisterbildern. kamera während einer Langzeitbelichtung difi zierten Canon EOS 350D gewonnen hat. Daher sind alle verwendeten Komponenten registriert zu werden. Je mehr Linsen ein Er belichtete 4s lang bei ISO 800, wobei sich genau zu betrachten: Innenseiten von Te- System enthält, desto größer ist das Risiko der 1m,8 helle Stern Mirphak (α Persei) rechts leskop-Tuben, Wandungen von Linsenfas- unerwünschter Refl exbildungen. Zoomob- im Bildfeld befi ndet (Abb. 1). sungen, Okularauszügen, Taukappen bzw. jektive verfügen in aller Regel über deut- Der helle, blaue Ring um Mirphak (Abb. Störlichtblenden, Haltestreben von Fang- lich mehr Linsen als ein Objektiv mit fester 2, links) ist ein off ensichtlicher Artefakt, ent- spiegeln, die Seitenwände des Fangspiegel- Brennweite, daher ist auch deren Neigung zu standen durch Refl exionen des Sternlichts gehäuses und bei Newton-Teleskopen des Refl exen entsprechend größer. Etwas überbe- im Strahlengang der Aufnahmeoptik. Et- Fangspiegels selbst, Blendrohre in Casse- wertet wird hin und wieder die Schwärzung was kniffl iger ist die Analyse einer Struktur, grain-Systemen, auf den Innenseiten von von Linsenkanten in einem Linsenteleskop. die sich in der Kometenkoma zeigt und ein Teleskoptuben hervorstehende Schrauben- Zumeist sind diese Kanten nämlich rau und wenig einer Lissajous-Schwingungsfi gur äh- köpfe oder Muttern sowie alle im Strah- nicht glatt, so dass es selten zur Abbildung nelt (Abb. 2, Mitte). Die Hoff nung des Bild- lengang verwendeten Verlängerungshülsen, scharfer Refl exbilder kommt, allenfalls zu autors, die vom Weltraumteleskop Spitzer Bildfeldebnungslinsen, Koma-Korrektoren, einer in der Praxis nicht feststellbaren Kon- im Infrarotlicht detektierten Filamente in Barlow-, bzw. Shapley-Linsen, ja selbst der trastminderung des gesamten Bildes. der Kometenkoma von Holmes (interstella- verwendete T2-Adapter zum Anschluss der rum berichtete darüber) abgebildet zu haben, Kamera. Eine Lackierung der betroff enen Für Digitalfotografi e muss ich leider zunichte machen. Wiederum Flächen mit schwarzem Lack ist noch lange »optimierte« Objektive sind es Refl exionen von Mirphak im Strah- keine Garantie dafür, dass Refl exe ausge- lengang, die auf dem Sensor der Kamera schaltet werden. Viele Schwarzlacke refl ek- Regelmäßig werden Fotoobjektive mit zu diesen Strukturen geführt haben. Der tieren besonders bei fl achem Einfallswinkel dem werbewirksamen Hinweis »für Digi- Abbildungsmaßstab der Aufnahme legt die des Lichtes sehr stark, wenn die Oberfl äche talfotografi e geeignet« angepriesen. Grund- Vermutung nahe, dass das Bild nicht mit glatt ist. Das Gleiche gilt für schwarz elo- sätzlich hat sich an der Bauweise und Funk- 2500mm Brennweite, dem bei 10"-Schmidt- xierte Metallteile. Eff ektiver sind raue, mit tion von Objektiven nach der Einführung Cassegrain-Teleskopen üblichen Wert, im schwarzem »Kameralack« versehene Flä- der Digitalfotografi e nichts geändert. Al- Cassegrain-Fokus, entstanden ist, sondern chen. lerdings unterscheidet sich die Oberfl äche zusätzlich ein Focal-Reducer verwendet Bei Linsenfl ächen hilft eine moder- von Sensoren von denen eines Films. Trotz wurde. Dieser ist für mich einer der Haupt- ne hochwertige Vergütung, den Anteil des vergüteter Oberfl äche des Sensors wird ein verdächtigen bei der Suche nach dem Ver- Lichtes drastisch zu reduzieren, der – statt Teil des auft reff enden Lichts wie von einem ursacher dieses Artefakts. Schließlich fällt die Linse zu passieren – von deren Oberfl ä- Spiegel refl ektiert, während die eher matte auf dem Foto noch ein rosafarbenes, stark che refl ektiert wird. Einfachste Vergütungen Oberfl äche von Filmen zu einer diff usen komatös abgebildetes Objekt am linken Bild- wurden bereits in den 1930er Jahren ver- Refl exion führt. Durch die Refl exionseigen-

rand auf, umgeben von einem schwachen wendet und reduzieren den Refl exionsgrad schaft en der Sensoroberfl äche kann es vor- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

62 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 First Light

Abb. 2: Darstellung der drei Artefakte in Abbildung 1, entstanden durch Refl exionen im Strahlengang des Teleskops und ausgelöst durch den hellen Stern Mirphak im Bildfeld.

Abb. 3: Foto einer engen Begegnung des Mondes und der Plejaden. Der Mond wurde in der Bildmitte platziert, so dass ein grünliches Geisterbild, entstanden durch Refl exionen des hellen Mondlichtes in einem Fotoobjektiv, das Bild des Mondes überlagert und das Bild damit unbrauchbar macht.

Abb. 4: Bei dieser Aufnahme wurde der Mond in der rechten oberen Ecke des Bild- feldes angeordnet, so dass das Geisterbild links unten auftaucht. Durch Beschnitt des Bildes (eingezeichneter Rahmen) kann auf diese Weise ein refl exfreies Foto der Konstel- lation entstehen. Motiv, an anderer Stelle und sind schnell als 2. Keine permanente Verwendung von Fil- solche entlarvt. Viele Geisterbilder entstehen tern bei Fotoobjektiven. Verwenden Sie kommen, dass das zurück refl ektierte Licht an einem Ort, der genau gegenüber dem hel- nur dann Filter, wenn die Wirkung eines auf die hinterste Linse des Objektivs fällt, len Refl exverursacher liegt, wenn man die Filters explizit erwünscht ist. Die planpa- von dort wiederum gespiegelt wird und Bildmitte als Bezugpunkt verwendet. rallelen Flächen eines Filters können die ein zweites Mal auf den Sensor trifft . Je Refl exbildung fördern. nach Krümmungsradius der hintersten Lin- Vermeiden von Refl exen 3. Vermeiden Sie Bildausschnitte, bei denen se wird die Refl ektion ein mehr oder minder ein sehr helles Objekt knapp außerhalb unscharfes Geisterbild verursachen. Bei vie- Nicht immer ist es leicht, die Ursache für des Gesichtsfeldes liegt. Beziehen Sie be- len neu entwickelten Objektiven trägt man eine Refl exbildung zu lokalisieren. Gelingt es, sonders helle Objekte im Gesichtsfeld nur dieser Tatsache Rechnung und legt Wert auf kann man versuchen, der Ursache zuleibe zu dann ein, wenn es sich nicht vermeiden eine besonders wirksame Vergütung dieser rücken und Verbesserungen vorzunehmen. lässt. Linse sowie einen Krümmungsradius, der Doch Vorsicht: Linsensysteme jedweder Art die sichtbare Abbildung von Refl exbildern sollten zu diesem Zwecke nicht demontiert Der letzte Ausweg weitgehend vereitelt. Ist dies der Fall, ist das werden, denn der Zusammenbau erfordert Prädikat »digitaltauglich« für ein Objektiv Fachwissen und unter Umständen spezielle Wenn Sie eine Aufnahmeoptik verwen- also durchaus begründbar. Einrichtungen. Anders sieht es beispielswei- den, bei der Refl exionsbildung nicht verhin- se bei einfach aufgebauten Newton-Spiegel- dert werden kann, ist es oft der letzte Ausweg, Erkennen von Refl exen teleskopen aus. Mit ein wenig Geschick lässt das helle Objekt nicht in der Bildmitte zu sich bei einem solchen Teleskop die glänzend platzieren, denn dort würde es von seinem Nicht alle durch Refl exionen verursach- schwarz lackierte Innenseite des Tubus mit eigenen Refl exbild überlagert werden. Ver- ten Geisterbilder können im Sucher einer einer schwarzen, Licht schluckenden Ve- schieben Sie das helle Hauptmotiv dann in Spiegelrefl exkamera erkannt werden. Umge- loursbeschichtung auskleiden. Doch auch Richtung einer Bildecke, so dass das Refl ex- kehrt kann es auch im Sucher dieser Kame- ein solcher Eingriff erfordert Erfahrung im bild davon in der gegenüber liegenden Ecke ras zu Refl exionen kommen, die auf der spä- Zerlegen und Zusammenbau der Einzelteile erscheint und durch anschließendes Zu- teren Aufnahme nicht erscheinen. Um sicher sowie bei der anschließend fälligen Neujus- schneiden des Bildes entfernt werden kann zu gehen, empfi ehlt sich das Anfertigen einer tage der Spiegel. (siehe Abb. 3 und 4). Probeaufnahme. Erscheint auf der Testauf- Völlig unkritisch und daher stets zu emp- nahme ein verdächtiges Objekt oder eine au- fehlen sind hingegen die folgenden Maß- ßergewöhnliche Struktur, kann durch eine nahmen: Surftipps zweite Aufnahme schnell zwischen »echt« 1. Konsequente Verwendung von Störlicht- und Refl ex unterschieden werden, wenn da- blenden (= Sonnen- bzw. Gegenlichtblen- Homepage von Stefan Seip: für ein anderer Bildausschnitt gewählt wird. de) bei Fotoobjektiven und Taukappen bei www.astromeeting.de

Refl exe erscheinen dann, bezogen auf das Teleskopen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 63 OdS Objekte der Saison

Die Objekte der Saison: Leser beo- Die Objekte der Saison der nächsten 6 Ausgaben bachten. Ziel dieses interaktiven Projekts Ausgabe Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Einsendeschluss ist es, Beschreibungen, Zeichnungen, Nr. 65, Aug./Sep. 2009 M 27 PN Vul 19h 59,6min +22° 44' 20.5.2009 Fotos und CCD-Bilder von Deep-Sky- M 71 GC Sge 19h 53,8min +18° 47' Objekten zusammenzuführen. In jeder h min Ausgabe werden im Abschnitt »Him- Nr. 66, Okt./Nov. 2009 M 33 Gx Tri 01 33,9 +30° 48' 20.7.2009 mel« zwei Objekte vorgestellt, zu denen NGC 404 Gx And 01h 09,4min +35° 43' jeweils ein Jahr später die Beobachtun- Nr. 67, Dez./Jan. 2010 M 37 OC Aur 05h 52,5min +32° 33' 20.9.2009 gen veröff entlicht werden. Senden Sie NGC 1907 OC Aur 05h 28,1min +35° 20' uns Ihre Ergebnisse – wir drucken eine Nr. 68, Feb./Mär. 2010 NGC 3628 Gx Leo 11h 20,3min +13° 36' 20.11.2009 Auswahl der Bildresultate und Beschrei- h min bungen ab. Weitere Informationen und NGC 3184 Gx UMa 10 18,3 +41° 25' Daten zu den Objekten der Saison fi n- Nr. 69, Apr./Mai 2010 M 87 Gx Vir 12h 30,8min +12° 23' 20.1.2010 den Sie im Internet unter www.interstella- NGC 4435/8 Gx Vir 12h 27,8min +13° 01' rum.de/ods.asp, ebenso eine Möglichkeit, Nr. 70, Jun./Jul. 2010 M 16 OC Ser 18h 18,8min –13° 47' 20.3.2010 Resultate direkt online einzusenden. M 17 GN Sgr 18h 20,8min –16° 11'

M 12

CCD-Aufnahme, 24"-Hypergraph bei 1800mm, STL-11000M, 4×10min (je RGB), SBIG-Filter, Aufnahme via Remote Control von Deutsch- land aus auf Kreta. Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg, Josef Pöpsel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

64 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 OdS en g Beobachtun

CCD-Aufnahme, 4"-Refraktor bei 600mm, SBIG ST-4000XCM, CCD-Aufnahme, 6"-Newton bei 880mm, Starlight Xpress mx7c, 3×300s, keine Filter. Ullrich Dittler 4×1min. Torsten Güths

Digitalfoto, 10"-Newton bei 1279mm, Canon EOS 20Da, ISO 1600, 15×60s, 15×180s. Thomas Tuchan

Digitalfoto, 6"-Refraktor bei 1200mm, Canon 300D, ISO 1600, 3×1min, Baader Fringe-Killer-Filter.

Josef Büchsenmeister Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 65 OdS

M 12 NGC 6210

8×30-Fernglas: fst 5m,5; unaufgelöster, deutlich fl ächiger, runder 8×24-Fernglas: Bortle 5; indirekt stellar sichtbar. 8×. Nebel, direkt sichtbar. Im gleichen Feld wie M 10 und diesem sehr Uwe Pilz ähnlich, aber etwas schwächer. 8×. Kay Hempel 8×30-Fernglas: fst 6m,0; nördlich einer fast rechtwinkligen 10×50-Fernglas: fst 6m,5; ziemlich hell und recht groß, Nebelwölk- helleren Dreiergruppe und westlich eines schwächeren chen, wenig zentral verdichtet, leicht zu sehen. Erscheint ein wenig Sterns zeigt sich der PN beim indirekten Sehen, allerdings schwächer als M 10, etwa eine halbe Größenklasse und gleich groß – nur stellar und ohne Farbeindruck. 8×. Kay Hempel beide Kugelsternhaufen sind im gleichen Gesichtsfeld und daher gut vergleichbar. Wolfgang Vollmann 10×50-Fernglas: Bortle 5; direkt stellar sichtbar. 10×. Uwe Pilz 114/900-Newton: fst 5m,0; M 12 ist unter Stadtbedingungen (Aschaf- fenburg) als kleiner runder Nebel mit deutlich hellerem Zentrum 20×80-Fernglas: fst 6m,0; das Objekt bleibt auch im Groß- sichtbar. Die Randgebiete wirken leicht körnig. Der Kugelsternhau- fernglas stellar, ist aber direkt leicht zu sehen. Eine bläu- fen bildet mit zwei nordöstlich postierten Feldsternen ein kleines liche Färbung ist wahrnehmbar, allerdings nur schwach. Dreieck. Unmittelbar südlich ist ein weiterer Stern im Randbereich 20×. Kay Hempel erkennbar. 45×. Klaus Wenzel Beobachtungen 105/445-Newton: fst 5m,0; bei 15× gut zu sehen: nicht ganz 317/1500-Newton: fst 5m,8; der Kugelsternhaufen ist bis ins Zentrum sternförmig und sieht etwas anders aus als die Feldsterne, vollständig in Einzelsterne aufgelöst. Im südlichen Randbereich ist auch die Farbe ist erkennbar anders, wirkt grünlich. Hellig- ein etwa 10m heller Vordergrundstern postiert. 170×. Klaus Wenzel keitsschätzung: 9m,0±0m,2 visuell mit zwei Vergleichsster- nen. Bei 56× deutlicher Planetarischer Nebel mit kleiner 457/2040-Newton: fst 6m,5; sehr ähnlich M 10: 408× zeigt viele aber sehr heller Scheibe, etwas schwächer an den Rändern, Sterne. Mehr als das halbe Gesichtsfeld (10') ist mit Sternen gefüllt: deutlich grünliche Färbung. Wolfgang Vollmann ein prächtiger Anblick! Erkennbar sind auch zwei sternarme »Dun- kelbänder«: Eines folgt der Mitte und ist Nord-Süd angeordnet, das 200/1200-Newton: fst 6m,2; trotz der sehr guten Beobach- zweite ist süd-westlich und von Süd über Südwesten bis zur west- tungsbedingungen wurde NGC 6210 am 30./31.8. nicht lichen Seite des Kugelsternhaufens zu sehen. Wolfgang Vollmann gefunden, zu unaufmerksam, zu müde oder ein sonstiger Grund haben dazu geführt, dass zwei Beobachter den Planetarischen Nebel an diesem Abend nicht beobachtet haben. 33×. Manfred Holl

304/1540-Newton: Bortle 5; SQM 21m,20; das Objekt ist NGC 6210 leicht aufzufi nden. Die helle Zentralregion dominiert fast das ganze Objekt. Kein Zentralstern sichtbar. Ein hellerer »Ring« um dieses helle Zentrum schließt an die helle Zen- tralregion an. 250×. Hans-Jürgen Merk

317/1500-Newton: fst 3m,5; der PN ist trotz des hellen Mondes sehr hell, als kleine runde Scheibe mit einer deut- lichen sternförmigen Verdichtung im Zentrum sichtbar. 170×. Klaus Wenzel

320/1440-Newton: Bortle 5; der Nebel ist auf den ersten Blick länglich Ost-West. Bei genauerem Hinsehen off enbart sich eine komplexe äußere Begrenzung. Der Nordteil ist gerundet, während im Süden zwei konkave Aussparungen wahrnehmbar sind. Dadurch entstehen drei »Zipfel«: je ei- ner an den Ränder östlich und westlich und einer einiger- maßen in der Mitte des Südteiles. Die Ost-Einbuchtung ist größer, so dass der zentrale Zipfel etwas nach Westen ver- schoben ist. Die Helligkeit des Nebels ist inhomogen. Der Nordteil ist deutlich heller, mit einer besonders hellen Stel- le im Nordosten. Ein Zentralstern wurde nicht gesehen. Der [OIII]-Filter bietet keine Vorteile. Die Ost-West-Ausdehnung wurde zu 18" abgeschätzt. 288×. Uwe Pilz

457/2040-Newton: fst 6m,5; bei 85× eindeutig von Sternen unterscheidbar, nicht sternförmig. 408× zeigt den Planeta- rischen Nebel sehr hell als vollkommen strukturlose runde Scheibe, keine Details oder Unregelmäßigkeiten erkennbar. Etwas bläuliche Farbe. Ziemlich scharf begrenzter Rand. CCD-Aufnahme, 24"-Hypergraph bei 4940mm, STL-11000M, 18×2min Wolfgang Vollmann (L), 10×1min (je RGB), SBIG-Filter, Aufnahme via Remote Control von

Deutschland aus auf Kreta. Stefan Binnewies, Josef Pöpsel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

66 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 OdS

CCD-Auf- nahme, 9,25"-SCT bei 5640mm, Watec WAT- 120N, 80×10s, IR-Filter. Man- fred Mrotzek

Zeichnung, 12"-Newton, 304×. Hans- Jürgen Merk

Zeichnung, 24"-Casse- grain, 1277×. Markus Däh- ne

Zeichnung, 12"-Newton, 170×.

Klaus Wenzel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 67 68 Beobachtungen Astrofotos unserer Leser unserer Astrofotos Galerie inter stellarum 64 •Juni/Juli 2009 Aufnahme, 10"-Ritchey-Chrétien 2500mm, bei SBIG STL-11000M, 14×30min (Hα), 30×10min SBIG ST-10XME AO8, 6×10min (L), 3×10min (je (je RG),(je 25×10min (B), undAs- Hα- Astrodon oben)(links undIC1848 (rechts unten). trodon LRGB-Filter. CCD-Aufnahme, 530mm, bei 4"-Refraktor RGB). M102. CCD-Die schöneEdge-On-Galaxie Der »Herznebel« IC 1805 IC 869 mitNGC »Herznebel« Der Wolfgang Kloehr Daniel MarquardtDaniel

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Galerie

Der λ Centauri-Nebel IC 2944, aufgenommen in Südafrika. CCD-Aufnahme, 5,1"-Refraktor bei 780mm, SBIG STL-11000M, HαGB-Komposit, 3h 10min belichtet. Dieter Willasch

Der Supernovarest IC 443. Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon 40D (modifi ziert), ISO 800, 14×20min, Astronomik UHC-Filter. Siegfried Kohlert Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 69 Szene DAS WELTALL DU LEBST DARD IN – ENTDECKEEE ES! Astronomie ohne Grenzen

Das Astronomiejahr entwickelt sich Service

INTERNATIONALES VON DANIEL FISCHER ASTRONOMIEJAHR

Abb. 1: »Vom Ruhrgebiet in den Him- mel«, eine Ausstellung mit Astrofotografi en im Planetarium Bochum, die im Ruhrge- biet selbst oder von seinen Bewohnern an dunkleren Orten aufgenommen wurden.

im Foyer des Bochumer Planetariums zu sehen, ein Best-Of der Astrofotografen aus der Region. Noch bis Dezember tourt eine Version der offi ziellen Astrobilder- schau des IYA »From Earth to the Uni- verse« durch das Saarland. Die größte Massenwirkung dürft e freilich das Plane- tariumsprogramm »Augen im All – Vor- stoß ins unsichtbare Universum« entfal- ten, das in der ersten Mai-Hälft e in rund zwei Dutzend großen und kleinen Pla- netarien in Deutschland, Österreich und der Schweiz Premiere feiert. Maßgeblich von der Europäischen Weltraumagentur ESA als ihr Hauptbeitrag zum IYA fi nan- ziert, spannt das Programm einen weiten ISCHER F Bogen von Galileis Gedanken bis zu ak- ANIEL D tuellen ESA-Projekten der Weltraumfor- as Internationale Jahr der Astro- veranstaltungen. Dem bundesweiten IYA- schung, vor allem dem Infrarotsatelliten nomie entfaltet auch ohne die Start in Berlin im Januar ebenbürtig war Herschel. Eine Brücke von der Astrono- DMittel für großfl ächige Werbung dabei der Festakt »400 Jahre neuzeitliche mie zur modernen wie klassischen Musik immer mehr Massenwirkung. Während Astronomie« am 20. März in Stuttgart, bei schlagen derweil zwei aufwändige Kon- die praktischen Beobachtungen im ersten dem vor allem das Werk Johannes Keplers Quartal wetterbedingt leider hierzulan- gefeiert wurde. Das Bundesfi nanzminis- Surftipps de nur eine untergeordnete Rolle spielen terium präsentierte dabei sowohl eine Son- konnten, gab es um so mehr Erfolge in derbriefmarke, die seit dem 7. Mai mit Deutsche Homepage des sonnigeren Gefi lden: Anlässlich der Kon- einer Aufl age von 8,8 Millionen Stück im Internationalen Jahrs der Astronomie: junktion von Mond und Venus Ende Fe- Handel ist, als auch eine 10€-Gedenkmün- www.astronomie2009.de bruar zum Beispiel entstand kurzfristig ze, von der immerhin bis zu 1,9 Millionen Planetariumsprogramm »Augen die Aktion »Beauty without Borders«, für Exemplare geprägt werden sollen. Beide im All – Vorstoß ins unsichtbare die in Dutzenden von Ländern öff entliche sind übrigens das Ergebnis von Initiati- Universum«: Beobachtungen der beiden Himmelssi- ven der rührigen deutschen Kepler-Gesell- www.planetariumshow.eu cheln organisiert wurden: Derselbe Him- schaft , die mit den Zielen des IYA bestens Projekt Mondentfernung: www. mel für alle Menschen, diese Idee wurde so harmonieren. didaktik.physik.uni-due.de/IYA2009/ transportiert und bildreich dokumentiert. IYA2009-Mondparallaxe.html In Deutschland fanden die ersten Monate Astronomische Ausstellungen Referenten-Pool: www.universe- des Astronomiejahres hingegen überwie- cluster.de/schools/vortrags-pool gend »indoor« statt, und bis in den März Bereits seit März und noch bis Jahres- Internationale Orgelwoche Nürnberg: www.ion-musica-sacra.de

zogen sich noch die diversen Auft akt- ende ist »Vom Ruhrgebiet in den Himmel« Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

70 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Szene

Mitarbeit Astronomiejahr-Veranstaltungen im Juni/Juli 2009 100 Stunden Astronomie Datum Veranstaltung Ort 5./6.6. Astronomischer Roboter-Wettbewerb Christophorusschule Königswinter Berichten Sie uns von Ihrer Veran- 21.6. Sonnenwendstarparty Halde Hoheward Recklinghausen staltung innerhalb der weltweiten Ak- 18.–25.6. Woche der historischen Sternwarten Göttingen, Hoher List, Potsdam, Bamberg, Heidelberg tion vom 2.–5. April. Die Redaktion ist gespannt auf Ihre Bilder und Texte an 25.6. Astronomie-Ausstellung Eissporthalle Ravensburg [email protected]. 27.6. Zentrales Kulturfest Münsterplatz Bonn 27.6. Nacht der Orgelmusik mehrere Kirchen in Nürnberg 19.7. Tag der Off enen Tür Sonnenobservatorium Schauinsland bei Freiburg

Abb. 2: Ein »Café Scientifi que« zum IYA: Bei einem Probelauf in einem Lokal in Bonn scharte sich sogleich das Publikum um jeden, der sich als Astronom zu erkennen gab, um brennende Fragen loszuwerden. zerte in Bonn am 29. Mai und 20. Juni und eine Nacht der Orgelmusik in Nürnberg am 27. Juni. Aber auch ganz kleine Ereig- nisse haben ihren Platz – und die kann je- der Sternfreund selbst ins Leben rufen. Als Experiment stellten sich Anfang März ein paar Astro-Aktive in einem Bonner Lokal den Fragen des Publikums – und diese besonders rustikale Variante des »Café Scientifi que«-Konzepts, ohne einführen- den Vortrag, wurde begierig angenommen. Wer hingegen einen Profi astronomen als Sprecher für eine Veranstaltung jedweder Art sucht, dem hilft ein extra für das IYA eingerichteter Referenten-Pool mit schon über 150 Angeboten.

Historische Sternwarten

Bundesweit wird es in der zweiten Ju- ni-Hälft e die Aktionswoche »Historische Sternwarten stellen aus« geben, auf die ISCHER sich bereits eine Reihe Profi - und Volks- F ANIEL sternwarten vorbereiten. Unmittelbar da- D nach steht wiederum in Bonn am 27. Juni fachen Kameras abgelichtet werden. Welt- ein weiteres Highlight des IYA auf dem weit zusammengeführt ermöglichen die Programm: ein Open-Air-Kulturfestival Bilder dann die Bestimmung der Mond- mit einem Ausstellungszelt, vielen Stern- entfernung mit der Parallaxenmethode: freunden aus dem ganzen Land und ei- Eine klassische Technik astronomischer ner Bühnenshow mit namhaft en Musikern Messung wird so direkt erfahrbar, ein Pro- und Kabarettisten, die etwas zum IYA bei- jekt, das sich besonders für Schulen eig- zutragen haben – der Eintritt ist kosten- net und von einem führenden deutschen los! Mit der Sommerzeit treten nächtliche Astrodidaktiker entwickelt wurde. Facet- öff entliche Beobachtungsaktionen natür- tenreich also geht das IYA in die nächste lich in den Hintergrund, und die Sonne Runde, und fortwährend werden irgendwo macht es ihren Fans zumindest im weißen neue Initiativen publik: Einen vollstän- Licht schwerer als dem IYA lieb sein kann: digen Überblick hat längst niemand mehr Wie weit sich bei weitgehend fl eckenfreier – umso mehr gibt es zu entdecken. Photosphäre der Aufruf zu öff entlichen Beobachtungen lohnt, ist schwer zu beur- teilen. Eine besondere, weltweite Aktion Abb. 3: Präsentation einer Sondermarke des Astronomiejahres steht jedenfalls für zum 400. Jahrestag der ersten beiden die Nacht vom 30. zum 31. Mai auf dem Keplerschen Gesetze durch den parla- Programm: Zu festgelegten Zeitpunkten mentarischen Staatssekretär im Bundesfi -

soll der Mond in der Nähe der hellen Re- nanzministerium K. Diller auf dem Festakt ISCHER F ANIEL ferenzpunkte Saturn und Regulus mit ein- in Stuttgart. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. D

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 71 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

72 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Termine Termine für Sternfreunde Juni–Juli 2009 3 Teleskoptreff en 3 11.–14.6.: 2. Esener Spechtel-Tage (EST) Astronomie Freunde Esens, Folsten- hausener Str.15, 26427 Stedesdorf, 8 04971/949076, www.astronomie- freunde-esens.info 4 19.6.–20.6.: SüdSternFreundeTreff en 2009 (SSFT) Brandberg White Lady Lodge 5 in Namibia Wolf-Peter Hartmann, Erikaweg 67a, D-93053 Regensburg, www.suedsternfreundetreff en. 7 homepage.t-online.de 1 5 26.–28.6.: 4. Sächsisches Sommernacht- 2 steleskoptreff en (STT), Lindenhof Peritz bei Riesa, Hauptstraße 18, 01609 Peritz Sternwarte Riesa e.V., Stefan Schwager, 0173/8076841, [email protected], www.sternwarte-riesa.de

Fachtagung 6 25.7.–1.8.: 8. Internationale Astronomie- woche Arosa, Schweiz 1 5.–7.6.: 12. Kleinplanetentagung, Räume Astronomische Gesellschaft Graubünden des Physikalischen Vereins, (AGG), www.astronomie-gr.ch Robert-Mayer-Straße 2–4, Frankfurt/Main FG Kleine Planeten der VdS, www.kleinplanetenseite.de Jugendfreizeit 6 2 6.6.: 10. H-alpha-Treff Rüsselsheim (HaTR), 7 25.7.–8.8.: Astronomisches Sommerlager 8 25.7.–1.8.: SpaceCamp im FEZ Berlin, Vereinsgelände Am Schnepperberg, 65468 (ASL), Bischofsheim/Rhön Freizeit- und Erholungszentrum Berlin- Rüsselsheim Tobias Opialla, Reinickendorfer Str. 75, Wuhlheide Dietmar Sellner, 06147/936310, D-13347 Berlin, 030/80615870, tobias@ Werner Bachmann, orbitall - Raumfahrt im [email protected], vega-astro.de, www.vega-astro.de/index. FEZ, 030/53071538, spacecamp@fez-berlin. www.sternfreunde-ruesselsheim.de php/ASL/Sommerlager de, www.fez-berlin.de Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 73 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

74 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 Rezensionen

Claus Kiefer: Der Quan- Der Quantenkosmos tenkosmos. S. Fischer Verlag Frankfurt 2008, Wie entstand unser Universum? Aufgrund aus unserer heutigen global ISBN 978-3-10-039506-1, welcher Gesetzmäßigkeiten entwickelt es vernetzten Welt nicht mehr 343 S., 22,90€ sich und was wird seine Zukunft sein? Diese wegzudenken. Und dennoch faszinierend einfachen Fragen werden von haben Physiker das Problem, Die komplexe Thematik interessierten Laien und von Wissenschaft- dass diese beiden Theorien aaktueller physikalischer The- Service lern gleichermaßen diskutiert. Der Physiker nicht zugleich exakt gültig oorien wird vom Autor zwar Claus Kiefer lehrt theoretische Physik an sein können. Nach einer in bemerkenswerter Weise der Universität Köln und will mit seinem als Quantengravitation be- vevereinfacht, verlangt dem Le- kürzlich erschienenen Buch die Antworten zeichneten Lösung, die bei- seser aber dennoch fundierte der modernen Naturwissenschaft auf diese de Theorien konsistent ver- VoVorkenntnisse in der Physik Fragen auch für Nicht-Fachleute verständ- einigt, wird derzeit intensiv gesucht.h IIn dden und Astronomie ab. Mit sol- lich machen. In den ersten Kapiteln erläu- weiteren Kapiteln des Buches geht der Autor chem Hintergrund ist das Buch jedoch auch tert er die Entstehung zweier fundamentaler schrittweise auf diese Suche ein. Er erläutert für Laien ausgesprochen gut verständlich. physikalischer Theorien: Relativitätstheo- Entropie und Grundzüge der Kosmologie, Der Schlüssel hierfür ist die Herangehens- rie und Quantentheorie. Der Relativitäts- begründet die Bedeutung einer Theorie der weise des Autors, der ausgehend von den theorie folgend ist die uns allen vertraute Quantengravitation, skizziert die bisherigen historischen Bezügen die Entwicklung der Schwerkraft die Geometrie der vierdimen- Ansätze der quantisierten Relativitätstheo- beschriebenen Theorien nachvollzieht und sionalen Raumzeit. Aus der Quantentheorie rie und Stringtheorie. Die letzten Kapitel dabei den maßgeblichen Personen, Ereignis- hingegen ergibt sich, dass sich im mikro- des Buches widmen sich den Konsequenzen sen, Experimenten und Episoden Raum gibt. skopischen Bereich die klassischen Begriff e und Anwendungen der Quantengravitation Claus Kiefers Buch schaff t es, aktuelle The- von Teilchen und Bewegungsbahnen ver- für unser Universum bis hin zur Diskussion men der Physik tiefgründig und anschaulich ändern. Während die Relativitätstheorie bei von Szenarien aus Science-Fiction-Filmen zugleich darzustellen und kann interessier- der Beschreibung kosmischer Phänomene (z.B. Zeitreisen) und philosophischen Über- ten Lesern somit sehr empfohlen werden. äußerst erfolgreich ist, erklärt die Quanten- legungen. theorie den Mikrokosmos sehr gut und ist „ Thomas Rattei Sternstunden Bernd Pröschold ist The Sun alsals Astrofotograf seit 200220 aktiv (vgl. Artikel Diese Neuerscheinung S. 50). Bekannt wurde wendet sich an Amateure, ere jedoch einem größe- die eine aktuelle Einführung renre Fernsehpublikum in die Theorie und Praxis der durchd seine beeindru- Sonnenbeobachtung suchen. ckendenc Zeitraff er mit Der erste Teil des Buches gibt und ohne Sterne, die dem Leser einen Überblick er durch Reihenauf- über das aktuelle astrophysi- nahmen mit einer Di- kalische Verständnis unseres gitalkamera erzeugt. Zentralgestirns und geht da- Nun hat er eine DVD bei insbesondere auf Erschei- mit seinen schönsten nungen ein, die für Amateure Himmelsfi lmen er- bei erdgebundenen Beo- stellt – 61 Minuten mit bachtungen erfassbar sind. Sonnen- und Monduntergängen, Wolkenfetzen über Der zweite Teil des Buches kanarischen Gipfeln und der Milchstraße in Namibia, behandelt Techniken der unterlegt mit klassischer Musik von Bach bis Vivaldi. Sonnenbeobachtung und -abbildung in weißem und monochro- Am beeindruckendsten sind jedoch die Polarlichtfi lme matischem Licht, letzteres vor allem in den Wellenlängen der Hα- aus Norwegen und Island, Pröscholds besonderes Ste- und Kalzium-K-Linie. Der Autor, selbst Amateurastronom, orien- ckenpferd. Wer bei bedecktem Himmel einen beson- tiert sich dabei vorrangig an Technik und Ausrüstungen, die für deren astronomischen Filmabend genießen möchte, Amateure erschwinglich und handhabbar sind. sollte diese DVD einlegen. „ Thomas Rattei „ Ronald Stoyan Jamey L. Jenkins: The Sun and How to Observe Bernd Pröschold: Sternstunden, DVD, Eigenverlag, It (Astronomers' Observing Guides), Springer Verlag bestellbar unter www.sternstunden.net, 16,90€ 2009, ISBN 978-0387094977, 210 S., 37,40€ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 64 • Juni/Juli 2009 75 Vorschau

Impressum Demnächst in interstellarum www.interstellarum.de | ISSN: 0946-9915

Aktueller Stand der Planungen für die nächsten Ausgaben. Aufgrund Verlag: Oculum-Verlag GmbH, Westliche Stadtmauerstr. 30a, von aktuellen Ereignissen können sich Verschiebungen ergeben. D-91054 Erlangen WWW: www.oculum.de E-Mail: [email protected] Tel.: 09131/970694 Das Herz des Himmels Fax: 09131/978596 Das Milchstraßenzen- trum ist eine der am Abo-Service: Oculum-Verlag GmbH, Westliche Stadtmauerstr. 30a, dichtesten mit Deep- D-91054 Erlangen Sky-Objekten bevöl- E-Mail: [email protected] kerten Regionen des Tel.: 09131/970694 (Mo–Do 10:00–15:00) Fax: 09131/978596 Himmels – ideal für ein hochaufgelöstes Foto- Bezug: Jahresbezugspreise 2009 inkl. Zustellung frei Haus: 54,90 € (D), mosaik. 59,90 € (A, CH), 59,90 € (Ausland), erscheint zweimonatlich Anfang Feb., Apr., Jun., Aug., Okt., Dez., zusätzlich 2 Hefte interstellarum »Thema«

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dieses Meilensteins der ANNOFF Vertrieb: für Deutschland, Österreich, Schweiz Menschheitsgeschich- M Verlagsunion KG, Am Klingenweg 10, D-65396 Walluf AINER R te – mit dem eigenen Grafi k und Layout: Diana Hoh Fernrohr! Redaktion: [email protected] Ronald Stoyan (Chefredaktion), Daniel Fischer, Susanne Friedrich, Frank Gasparini

Grenzgröße ade Mitarbeit: Ulrich Beinert (Technik-Wissen), Peter Friedrich (Schlagzei- len), Kay Hempel (Astronomie mit bloßem Auge), Manfred Holl (Sonne Die Schätzung der aktuell), Matthias Juchert (Objekte der Saison), André Knöfel (Himmels- Helligkeit des schwäch- ereignisse), Matthias Kronberger (Objekte der Saison), Burkhard Leitner sten, gerade noch (Kometen aktuell), Uwe Pilz (Praxis-Wissen), Thomas Rattei (Rezensi- mit bloßem Auge onen), Nico Schmidt (Astronomie mit dem Fernglas), Martin Schoenball (Deep-Sky-Herausforderung), Stefan Seip (First Light, Technik-Wissen), sichtbaren Sterns war Wolfgang Vollmann (Veränderlicher aktuell) jahrzehntelang die Standardmethode für Astrofotografi e: Siegfried Bergthal, Stefan Binnewies, Radek Chromik, Michael Deger, Ullrich Dittler, Torsten Edelmann, Bernd Flach-Wilken, Hobbyastronomen, Michael Hoppe, Bernhard Hubl, Michael Jäger, Bernd Koch, Erich Kopow- die Himmelsqualität ski, Walter Koprolin, Bernd Liebscher, Norbert Mrozek, Gerald Rhemann, einzuschätzen. Diese Andreas Rörig, Johannes Schedler, Rainer Sparenberg, Sebastian Volt- Methode ist ungenau mer, Mario Weigand, Volker Wendel, Dieter Willasch, Peter Wienerroither,

OPROLIN Thomas Winterer

und überholt – mit K

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neuer Technik sind W wirklich vergleichbare unter www.interstellarum.de/texte.asp

Wertungen möglich. Copyright/Einsendungen: Für eingesandte Beiträge, insbesondere Fo- tos, überlassen Sie uns das Recht für einen einmaligen Abdruck und der Heft 65 ab 27.7.2009 im Zeitschriftenhandel erhältlich! Archiv-CD. Weitere Nutzungen in Büchern sind nicht gleichzeitig gege- ben und bedürfen der Genehmigung durch den Autor. Ausgenommen davon ist der Abdruck ausgewählter Bilder in der Vorschau für die näch- Aktuelle Berichte, Meldungen aus der Forschung und Neuigkeiten aus ste Ausgabe und unter www.interstellarum.de. der Astroszene erhalten Sie alle 14 Tage im kostenlosen interstellarum- Prinzipiell drucken wir nur unveröff entlichte Fotos und Texte. Parallelver- öff entlichungen bereits eingesandter Materialien sind gesetzlich für den Newsletter. Zeitraum eines Jahres nach Abdruck untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir bitten um Beachtung. Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Beiträge schon an anderer Stelle veröff ent- licht worden sind. Inserenten dieser Ausgabe Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung Randpartien einer Aufnahme APM Telescopes 7 Berlebach Stativtechnik 76 nimax GmbH 8/9 abzuschneiden und diese zu verkleinern/vergrößern, sowie orthogra- AP Nidderau 77 Beyersdörfer GmbH 72 Oculum-Verlag 74/79 fi sche und sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden nicht sinnentstellend verändert bzw. gekürzt ohne Einverständ- Astronomie.de 69 Farm Tivoli 77 Teleskop-Service 7 nis des Autors. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt Astro!nfo 77 Fujinon Europe 6 Vixen Europe 80 eingesandtes Material. Astrocom U3 Intercon Spacetec 4/5 Wissenschaft Online 13 Private Kleinanzeigen: können kostenlos unter www.interstellarum.de/ Astro-Messe 48 Kiripotib Astrofarm 78 William Optics 73 kleinanzeigen.asp aufgegeben werden Astro-Shop U2 Kosmos-Verlag 27 Wolfgang Lille 77 Astrolumina 26 Lunt Solar Systems 27 Geschäftliche Anzeigen: es gilt Preisliste Nr. 10 vom 1.11.2008 Britta Friedsam, Anzeigenleitung, Fax: 09131/978596, Astrotreff 76 Meade Instruments U4

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78 interstellarum 64 • Juni/Juli 2009