Naturschutz Sach Land Im 30 JahreBiosphärenreservatMittelelbe s Landesamt für Umweltschutz für Landesamt SACHSE La en- ndesa mt fü N- r r Umwe A ANHA 46. Jahrgang·2009Sonderheft ltsc nha hu tz LT ISSN 0940-6638 l t Hartholz-Auenwald im Biosphärenreservat Mittelelbe. Foto: M. Scholz Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt

46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft • ISSN 0940-6638

30 Jahre Biosphärenreservat Mittelelbe

Forschung und Management im Biosphärenreservat Mittelelbe

SACHSEN-ANHALT Landesamt für Umweltschutz Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt

46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft • ISSN 0940-6638

Vorwort...... 4

Themenkomplex 1: Management im Biosphärenreservat Mittelelbe

Wasserstraßenunterhaltung im Biosphärenreservat Mittelelbe...... 7 G. Puhlmann, A. Anlauf, A. Wernicke & A. Regner

Zur Situation auentypischer Gewässer aus historischer Sicht und Erfahrungen bei der Altarmreaktivierung an der Elbe...... 17 K.-H. Jährling

Weichholzauen-Entwicklung als Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe ...... 29 E. Mosner, S. Schneider, B. Lehmann & I. Leyer

Erfolgskontrolle von Hartholzauenwald-Aufforstungen in der Kliekener Aue ...... 41 J. Glaeser, K. Bleßner, A. Brosinsky, R. Ceko, S. Guttmann, M. Kreibich, S. Osterloh, A. Passing, S. Schwäbe, Ch. Timpe & B. Felinks

Renaturierung von Brenndolden-Auenwiesen durch Mahdgutübertragung in der Elbeaue bei Dessau ...... 49 G. Warthemann, A. Bischoff & N. Winter

Themenkomplex 2: Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf ausgewählte Artengruppen

Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf ausgewählte Artengruppen – eine Einführung in das Projekt HABEX ...... 58 M. Scholz, F. Dziock, J. Glaeser, F. Foeckler, K. Follner, M. Gerisch, H. Giebel, V. Hüsing, F. Konjuchow, Ch. Ilg, A. Schanowski & K. Henle

Zur Regenerationsfähigkeit von Laufkäferzönosen (Col., Carabidae) nach einem extremen Sommerhochwasser an der Mittleren Elbe ...... 68 M. Gerisch & A. Schanowski

Mollusken im Auengrünland des Biosphärenreservates Mittelelbe vor und nach dem extremen Sommerhochwasser 2002 ...... 76 F. Foeckler, O. Deichner, Ch. Ilg, H. Schmidt, M. Scholz & K. Henle

Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf die Auengrünlandvegetation an der Mittleren Elbe ...... 86 J. Glaeser, F. Konjuchow & M. Scholz

Der Einfluss des Elbehochwassers 2002 auf die Schmetterlingsfauna eines Sandtrockenrasens in der Muldeaue bei Dessau ...... 96 T. Karisch

2 Themenkomplex 3: Untersuchungen zur Deichrückverlegung im Roßlauer Oberluch

Deichrückverlegungen in Sachsen-Anhalt und wissenschaftliche Begleituntersuchungen am Beispiel des Roßlauer Oberluchs ...... 103 M. Scholz, H. Rupp, G. Puhlmann, Ch. Ilg, M. Gerisch, F. Dziock, K. Follner, F. Foeckler, J. Glaeser, F. Konjuchow, F. Krüger, A. Regner, E. Schwarze, W. v. Tümpling, S. Duquesne, M. Liess, U. Werban, S. Zacharias & K. Henle

Bodenkundliche Sondierung ausgewählter Standorte im Roßlauer Oberluch und bei Klieken . . . . 116 F. Krüger & H. Rupp

Differenzierung von Laufkäfergemeinschaften (Col., Carabidae) an der Mittleren Elbe am Beispiel des Roßlauer Oberluchs ...... 124 M. Gerisch & A. Schanowski

Molluskengemeinschaften im Deichrückverlegungsgebiet Roßlauer Oberluch im Biosphärenreservat Mittelelbe ...... 130 Ch. Ilg, O. Deichner, F. Foeckler, H. Schmidt, K. Henle & M. Scholz

Heuschreckengemeinschaften im Roßlauer Oberluch an der Mittleren Elbe...... 135 I. Hering, M. Scholz, M. Gerisch, Ch. Ilg & F. Dziock

Charakterisierung von Mückenbrutplätzen im Roßlauer Oberluch ...... 143 I. Kröger, M. Liess & S. Duquesne

Themenkomplex 4: Ausgewählte Tierartenerfassungen im Biosphärenreservat Mittelelbe

Zur Situation der Urzeitkrebse und Rückenschaler im Biosphärenreservat Mittelelbe ...... 150 M. Unruh, A. Berbig & A. Zehle

Die Mollusken des Naturschutzgebietes Steckby-Lödderitzer Forst ...... 159 S. Körnig

Erfassung und Bewertung der Vorkommen der Asiatischen Keiljungfer und der Grünen Flussjungfer an der Elbe bei Roßlau ...... 169 F. Dziock, K. Wacowska, S. Siegl, T. Briesenick & R. Ernst

Habitatbindung und Erhaltungszustand des Heldbocks im Roßlauer Oberluch – Ergebnisse einer Habitatmodellierung...... 176 F. Dziock, S. Schicketanz, B. Geiger & A. Schumacher

30 Jahre Biosphärenreservat Mittelelbe – Bericht über die Festveranstaltung am 19 . Oktober 2009 im Bauhaus Dessau...... 185 S. Reinhardt

Publikationsliste zum Biosphärenreservat Mittelelbe ab 2004 (Auswahl)...... 187

Adressen der Autoren ...... 204

Impressum...... 208

3 Vorwort

Den dreißigsten Jahrestag der Gründung des Bio- te, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete als sphärenreservates Mittelelbe nehmen das Land auch Siedlungs- und Wirtschaftsflächen. Die Nut- Sachsen-Anhalt als Herausgeber der Schriftenreihe zung durch den Menschen ist somit Bestandteil der und die Vielzahl der Autoren zum Anlass, um in Konzeption unter Beachtung der Umweltverträg- gebührender Form eine geschlossene Darstellung lichkeit in Form einer nachhaltigen Landnutzung. von Forschungsaktivitäten einer naturschutz- und Formuliert in den MAB-Anforderungen („man and elbeinteressierten Öffentlichkeit vorzustellen. biosphere“) der UNESCO hat ein Biosphärenreser- Bereits am 24.11.1979 erhielt das Naturschutzge- vat umfangreiche Aufgaben in den Bereichen For- biet „Steckby-Lödderitzer Forst“, eines der damals schung, Umweltbeobachtung und Umweltbildung größten Naturschutzgebiete der DDR und ein aus zu realisieren. Das seit 30 Jahren bestehende Bio- Naturschutzsicht außerordentlich wertvolles Auen- sphärenreservat steht im Mittelpunkt zahlreicher waldgebiet im heutigen Sachsen-Anhalt, die Aner- Forschungsaktivitäten, wie die vielfältigen Ergeb- kennung als UNESCO-Biosphärenreservat. Durch nisse der letzten Jahre beispielsweise aus dem ab- mehrere Gebietserweiterungen, u. a. 1988 durch die geschlossenen Forschungsverbund Elbe-Ökologie Einbeziehung der Kulturlandschaft Gartenreich des Bundesforschungsministeriums und zahlreiche Dessau-Wörlitz, entstand 1990 das Biosphärenreser- weitere Veröffentlichungen von Forschungsinsti- vat „Mittlere Elbe“. Dieses internationale Schutzge- tutionen, Planungsbüros und Wissenschaftlern im biet vergrößerte sich erneut erheblich, als 1997, auf In- und Ausland zeigen. Alle Beiträge verfolgen ins- Antrag von fünf elbeanliegenden Bundesländern, besondere das Anliegen, die Bedeutung naturnaher das länderübergreifende, rund 343.000 ha große Gebiete für den Erhalt von Arten, Lebensgemein- Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ von der schaften und Landschaften sowie ihre Gefährdung UNESCO bestätigt wurde. in einer sich rasant ändernden Umwelt aufzuzeigen Das heutige Biosphärenreservat Mittelelbe, 2005 und Lösungen zu finden, um den Gefährdungen nach Landesrecht erklärt, hat eine Größe von rund entgegenzuwirken. Deshalb haben sich sowohl die 126.000 ha und stellt den größten Teilbereich des Herausgeber als auch die Träger der gemeinsamen länderübergreifenden Biosphärenreservates „Fluss- Publikation, das Helmholtz-Zentrum für Umwelt- landschaft Elbe“ dar. Es erstreckt sich im Land Sach- forschung und die Biosphärenreservatsverwaltung, sen-Anhalt über 303 Flusskilometer und umfasst entschlossen, dieses Sonderheft Ergebnissen aus den Elbelauf, die angrenzenden Auengebiete und der ökologischen Forschung im Biosphärenreservat die Mündungen der Elbe-Zuflüsse Schwarze Elster, Mittelelbe zu widmen. Die auszugsweise dargestell- Mulde, Saale, Ohre, Havel und Aland. Es schließt ten Untersuchungsergebnisse lassen sich den fol- vollständig das 143 km2 große UNESCO-Weltkultur- genden vier Themenkomplexen zuordnen: erbe Gartenreich Dessau-Wörlitz ein. 1 Management im Biosphärenreservat Mittelelbe Biosphärenreservate sind großflächige Modellregi- 2 Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf aus- onen für komplex strukturierte Kulturlandschaf- gewählte Artengruppen ten, in denen ein umweltverträglicher Umgang 3 Untersuchungen zur Deichrückverlegung im Roß- mit natürlichen Ressourcen beispielhaft praktiziert lauer Oberluch wird. Die Gebiete umfassen sowohl wirtschaftlich 4 Ausgewählte Tierartenerfassungen im Biosphä- unbeeinflusste Bereiche, insbesondere Totalreserva- renreservat Mittelelbe.

4 Der erste Themenkomplex widmet sich dem Ma- diese Weise vor allem auch Entscheidungshilfen für nagement im Biosphärenreservat Mittelelbe. Da zukünftige Renaturierungsmaßnahmen erarbeitet die Elbe im gesamten Biosphärenreservat selbst werden. Erste Ergebnisse eines fachübergreifen- als Bundeswasserstraße genutzt und unterhalten den Monitoringprogrammes zu den Artengruppen wird, werden hier wichtige Erfahrungen in der Was- Laufkäfer, Mollusken, Heuschrecken und Mücken serstraßenunterhaltung der Elbe aus Sicht der Bio- werden in diesem Heft dokumentiert. sphärenreservatsverwaltung vorgestellt. Eine Be­- Die Beiträge des vierten Themenkomplexes widmen trachtung erfolgreich realisierter Projekte zur Alt­ sich schließlich der Erfassung von naturschutzfach- armanbindung als Beitrag zum Gewässer- und Au- lich bedeutsamen Arten einer intakten Flussland- enschutz vertiefen diese Thematik. Da die Entwick- schaft. Hierzu gehören die Urzeitkrebse und die lung von Weichholz- und Hartholz-Auenwald in Mollusken, die für eine naturnahe Auendynamik den Auenlandschaften Mitteleuropas einen weite- im Biosphärenreservat eine hohe Indikatorfunkti- ren Schwerpunkt im Management darstellt, werden on haben. Anhand von zwei Libellenarten werden hierzu Inhalte aus zwei Forschungsprojekten vorge- die Erfassung und Bewertung europaweit bedeut- stellt. So wird eine Herangehensweise zur Entwick- samer Vorkommen in naturnahen Uferbereichen lung von Weichholz-Auenwäldern als Beitrag zum der Elbe vorgestellt. Eine auffällige Charakterart der naturverträglichen Hochwasserschutz aufgezeigt. Eichenwiesen und Hartholzauenwälder der Mittle- Ergebnisse zum Monitoring eines vor zehn Jahren ren Elbe ist der Heldbock, der als Beispiel in seiner begründeten Hartholz-Auenwaldes bestätigen die Habitatbindung und im Erhaltungszustand vorge- erfolgreiche Umsetzung. Die Erfahrungen bei der stellt wird. Renaturierung ehemals artenreicher Brenndolden- Komplettiert wird dieses Sonderheft durch den Be- Auenwiesen geben einen ersten Einblick über die richt über die Festveranstaltung „30 Jahre Biosphä- Art und Weise von Mahdgutübertragung. renreservat Mittelelbe“, die am 19. Oktober 2009 im In einem zweiten Themenkomplex wird in meh- Bauhaus Dessau stattfand und durch ein Literatur- ren Beiträgen auf die Auswirkungen des extremen verzeichnis, das dem Leser einen Überblick zu jüngst Hochwasserereignisses 2002 eingegangen. Im Rah- erschienenen Veröffentlichungen aus Naturschutz men mehrerer Folgeprojekte konnten vor und nach und ökologischer Forschung im Biosphärenreservat dem Hochwasserereignis im Auengrünland Daten Mittelelbe gestattet. zur Flora und Fauna auf lageidentischen Monito- An dieser Stelle danken wir dem Landesverwal- ringflächen gesammelt und ausgewertet werden. tungsamt Sachsen-Anhalt, dem Helmholtz-Zent- Dadurch bot sich die einmalige Möglichkeit, die un- rum für Umweltforschung und der Bundesanstalt terschiedlichen Auswirkungen des Hochwasserer- für Gewässerkunde für die Förderung dieses Sonder- eignisses auf bestimmte Artengruppen genauer zu heftes. Weiterhin gilt unser Dank allen Autoren, die betrachten. Ergänzend wird der Einfluss des Hoch- bereit waren, nach Abschluss der hier vorgestellten wassers auf die Schmetterlingsfauna eines Sandtro- Forschungsprojekte trotz anderer Verpflichtungen ckenrasens in der Muldeaue vorgestellt. einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Zeit und Kraft Ein dritter Themenkomplex widmet sich der Wie- für diese Ergebnispräsentation aufzuwenden. Sie deranbindung von Altauenbereichen an die aktive haben dazu beigetragen, das Biosphärenreservat in Überschwemmungsaue, einer zentralen Aufgabe seiner Vielfalt und Eigenart an Arten und Lebens- an der Mittelelbe. Im Herbst 2006 wurde mit der räumen in einem ausgewogenen Verhältnis von Deichöffnung im Roßlauer Oberluch nahe der Stadt Theorie und Praxis darzustellen. Dessau-Roßlau ein 140 ha großes ehemaliges Über- schwemmungsgebiet wieder an die Überflutungs- Die Autoren und Herausgeber hoffen gleicherma- dynamik der Elbe angebunden. Dieses Auenrenatu- ßen, dass viele der hier vorgestellten Aktivitäten mit rierungsprojekt, die erste große Deichrückverlegung Erfolg umgesetzt und auch in den nächsten Jahren im Biosphärenreservat und an der Elbe überhaupt, weitergeführt werden können. wurde von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zent- rums für Umweltforschung, der TU Berlin, der Hoch- Guido Puhlmann, Michael Unruh, Mathias Scholz schule Anhalt, der Bundesanstalt für Gewässerkun- und Klaus Henle de sowie weiteren Institutionen wissenschaftlich begleitet. Neben Grundlagenforschung sollten auf Dessau und Leipzig im Oktober 2009

5 Themenkomplex 1: Management im Biosphärenreservat Mittelelbe

Elbeaue bei Kehnert . Foto: S . Ellermann (1999) .

6 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 7–16 Wasserstraßenunterhaltung im Biosphärenreservat Mittelelbe

Guido Puhlmann, Andreas Anlauf, Armin Wernicke & Andreas Regner

1 Einleitung Gewässerqualität der Elbe und ihrer Nebenflüsse nach 1990 erfolgte eine schnelle Wiederbesied- Die Elbe ist ein ökologisch und naturschutzfach- lung mit auen- und gewässertypischen Tier- und lich wertvoller und ein in Deutschland überwie- Pflanzenarten auf ein für mitteleuropäische Flüs- gend frei fließender Fluss (IKSE 1994, LAU 2001 se unerwartet hohes Niveau . Scholten et al. 2005, Scholz et al. 2005, ARCADIS 1990 wurde im Rahmen des Nationalparkpro- 2006, Pusch & Fischer 2006) . Sie besaß histo- gramms der letzten DDR-Regierung das seit 1979 risch eine große Bedeutung für die Flussschiff- bestehende UNESCO-Biosphärenreservat (BR) fahrt und ist heute ein internationaler Schiff- Mittelelbe auf fast 80 Stromkilometer der Elbe fahrtsweg und eine Bundeswasserstraße, deren zwischen Lutherstadt Wittenberg und Magde- Niedrigwasserregulierung für die Verbesserung burg erweitert . 1997 erfolgte eine wesentliche der Schifffahrt 1936 abgeschlossen wurde . Da- Vergrößerung dieses Reservates auf über 400 nach fanden im Wesentlichen keine weiteren Flusskilometer in fünf Bundesländern . Das inter- oder neuen Ausbauarbeiten der Wasserstraße national anerkannte BR „Flusslandschaft Elbe“ statt . Zurückschauend liegen die heute maßgeb- setzt sich zusammen aus den Anteilen der Län- lichen morpho-dynamischen und ökologischen der: Schleswig-Holstein (BR Flusslandschaft Elbe Defizite im Hochwasserschutz und im Wasserbau – Teilgebiet Schleswig-Holstein), Niedersachsen begründet . Das Ergebnis ist u .a . der Verlust von (BR Niedersächsische Elbtalaue), Brandenburg über 80 % der Überschwemmungsflächen durch (BR Flusslandschaft Elbe – Brandenburg), Meck- Eindeichung, die Festlegung des Flussbetts, der lenburg-Vorpommern (BR Mecklenburgisches Strukturverlust im Gewässer, im Uferbereich und Elb­tal) und Sachsen-Anhalt (BR Mittelelbe) . im Vorland mit entsprechenden Auswirkungen Das BR Mittelelbe erstreckt sich über 303 Fluss- auf die Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebens- kilometer der Elbe und schließt die Unterläufe räume . Wasserbauliche Aktivitäten verfolgten in von Schwarzer Elster, Saale, Mulde und Havel der Vergangenheit wie auch heute stets von der mit ein . Eine zentrale Rolle im Management die- Gesellschaft und insbesondere der Wirtschaft ses Schutzgebiets spielt das Wasser in Fluss und vorgegebene Interessen . Früher spielten dabei Aue mit den entsprechenden typischen ökolo- ökologische Gesichtspunkte praktisch kaum eine gischen und morphologischen Strukturen und Rolle . Prozessen (Puhlmann 2005) . Eine Vielzahl von Trotz der vorgenannten Aktivitäten hat sich Naturschutzprojekten und weiteren Aktivitäten entlang der Mittelelbe und ihrer Auen ein in im Biosphärenreservat widmen sich der Sanie- Mitteleuropa herausragendes Ökosystem mit rung von Altwassern und der Renaturierung von großflächigen Hartholzauenwäldern erhalten großen Auenbereichen (Hentschel et al . 2002, (Puhlmann 2000) . In den Dekaden vor 1990 Puhlmann & Jährling 2003, Reichhoff 2003, konnten sich aufgrund des in Bezug auf aktuelle Eichhorn 2004) . Die intensive Auseinanderset- Anforderungen an Wasserstraßen unzureichen- zung und die Entwicklung der positiven Zusam- den Ausbaugrades und durch eingeschränkte Un- menarbeit mit den Aufgaben bzw . Institutionen terhaltung flusstypische Strukturen stabilisieren der Gewässer- bzw . Wasserstraßenunterhaltung oder wieder ausbilden . Mit der Verbesserung der sowie des Hochwasserschutzes haben dabei eine

7 Abb. 1: Die Elbe ist in ihrem gesamten Mittel- Abb. 2: Ökologischer Umbau von Flussbauwer- lauf mit ca . 6 900. Buhnen ausgebaut, hier Elbe bei ken - ein Leitwerk mit Durchströmungsöffnungen Schönberg Deich/Altmark . Foto: O . Büttner (UFZ) . (Elbe-km 250,0 - linkes Ufer) . Foto: A . Regner .

herausragende Bedeutung . Nachfolgend wird dere Beschreibungen von Bedeutung, wie die öko- über einige Erfahrungen bei der Unterhaltung logische Studie der Internationalen Kommission der Bundeswasserstraße Elbe berichtet . Eine zum Schutz der Elbe (IKSE) zur Gestaltung der Ge- ausführliche Darstellung der Konflikte und der wässerstrukturen und der Uferrandregionen von öffentlichen Auseinandersetzung, insbesonde- 1994 oder auch die Publikationen des Staatlichen re zwischen den Umweltverbänden bzw . vielen Amtes für Umweltschutz (STAU) Magdeburg, z .B . Bürgerinitiativen und der Bundeswasserstraßen- zu den ökologischen Auswirkungen wasserbauli- verwaltung zu Fragen des Ausbaus und der Un- cher Maßnahmen (Jährling 1996) . Diese hatten terhaltung der Elbe, bleibt einer späteren Publika- vorrangig die Erhaltung und Entwicklung der tion vorbehalten . morpho-dynamischen Strukturen im Blick . In diesem Zeitraum erfolgte auch die Einfüh- rung der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH- 2 Wasserstraßenunterhaltung an der Richtlinie), die im Jahr 1994 im Rahmen des ko- Elbe von 1990 bis 1997 härenten Systems NATURA 2000 in Deutschland Verbindlichkeit erlangte und deren Ziele und 1990 wurde die Unterhaltung der Elbe zur Ge- Inhalte 1998 in das Bundesnaturschutzgesetz währleistung uneingeschränkter Passierbarkeit übernommen worden sind . In der Praxis schien und Sicherheit der Schifffahrt von den zuständi- es jedoch lange Zeit unvereinbar, ökologische, gen Wasser- und Schifffahrtsämtern in Dresden, verkehrstechnische und wirtschaftliche Erfor- Magdeburg und Lauenburg unter neuen Bedin- dernisse in Einklang zu bringen . Unterschiedli- gungen fortgeführt . Eine verkehrstechnische Pla- che gesetzliche Kompetenzzuschnitte der Bun- nung zur Schwachstellenbeseitigung, dargelegt des- und Landesverwaltungen und differierende im HU-Entwurf Elbe (Faist 1994, 1996), zeigte die Rechtsauffassungen behinderten zudem die auf Notwendigkeit umfangreicher Instandsetzungen verschiedenen Stufen angesetzten konstruktiven auf . Dies führte damit gleichzeitig zur Offenle- Denkprozesse und Aktivitäten . Unbelastet von gung der deutlichen Differenzen und intensiven solchen Vollzugsrestriktionen wurde 1993 das Diskussionen zwischen dem Verkehrswasserbau Forschungsprogramm Elbeökologie des Bundes- und dem Naturschutz, der durch die zuständigen ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Behörden und vor allem durch die Umweltver- aufgelegt . Mitte der 1990er Jahre liefen so mehre- bände vertreten wurde . Auf diesen Gesprächse- re Handlungsstränge parallel . Durch Vermittlung benen waren zur Formulierung und Ausrichtung der Michael Otto-Stiftung wurde ein Prozess in- der ökologischen Zielsetzungen erste umfassen- itiiert und begleitet, der in die „Elbe-Erklärung“

8 mündete, die im Jahr 1996 von Naturschutzver- 3 Wasserstraßenunterhaltung an der bänden (NABU, BUND, WWF, Euronatur) und vom Elbe unter besonderer Berücksich- Bundesverkehrsminister unterzeichnet wurde . tigung der Belange des Biosphären­ Zeitgleich waren im Bereich der oberen und un- reservates Mittelelbe von 1998 bis 2009 teren Mittelelbe bereits erste praktische Ansätze von alternativen Bauweisen in Einzelfällen er- Im Zeitraum von zehn Jahren wurden auf Initiati- probt worden (Gaumert 1990, Wiese schr . Mitt .) . ve des damaligen Umweltministers von Sachsen- Durch die BR-Verwaltung Mittlere Elbe wurde Anhalt die Gespräche zwischen der Wasser- und seit 1990 im Bereich des Wasser- und Schiff- Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) und fahrtsamtes (WSA) Dresden (obere Mittelelbe) den zuständigen Länderinstitutionen der Was- gemeinsam mit den unteren Naturschutzbehör- serwirtschaft und des Naturschutzes wieder den der anliegenden Landkreise1 sowie zeitweise verstärkt . Ziel dieser Gespräche war primär ein mit direkter Beteiligung der Umweltverbände offener Informationsaustausch als Grundlage für versucht, ökologischen Belangen stärker Geltung eine Vertrauensbildung . Auf diesem Weg konn- zu verschaffen . Mit einer starken Fokussierung ten weitere praktische Lösungsansätze verfolgt ihrer öffentlichkeitswirksamen und auch poli- und konkretisiert werden . tisch wirkenden Aktivitäten unterstützten die Im Jahr 2000 wurden die mittlerweile bestätig- Umweltverbände (besonders BUND, WWF, NABU ten Vorschlagslisten für die an die EU zu melden- sowie Bürgerinitiativen, wie z .B . „Pro Elbe“) für den NATURA 2000-Gebiete ausgearbeitet . Die diesen Elbeabschnitt massiv den Weg zu ökolo- Elbe war als ein Mosaik verschiedener Lebens- gisch angepassten Lösungen im engen rechtli- raumtypen nahezu vollständig in den entspre- chen Handlungsrahmen des Bundeswasserstra- chenden Gebietsvorschlägen nach FFH-Richtlinie ßengesetzes . So sind, wie viele Beispiele zeigen, und EU-Vogelschutzrichtlinie enthalten . In der gemessen am damaligen Erkenntnisstand, ins- Annäherung an das Konfliktpotenzial zwischen besondere für zahlreiche Buhnen und einige Leit- der Regelung des verkehrswasserbaulichen Nach- werke (z .B . Elbe-km 225, 228, 251) im Elbeabschnitt holbedarfs und den Zielsetzungen der FFH- und von Wittenberg bis Dessau mit Ausnahme einer Vogelschutzrichtlinien wurde die bis dato vor- kurzen Strecke oberhalb von Roßlau, die Planun- handene Gesprächskultur zur Ausgangsposition gen zur Umsetzung gut an die sensiblen ökologi- für eine neue fachliche und konstruktive Zusam- schen Bedingungen angepasst worden . Nach wie menarbeit . Um ungeachtet der rechtlich kontro- vor beschränkt das Wasserstraßengesetz den Un- versen Auffassungen die fachlichen Lösungsan- terhaltungsauftrag der Bundeswasserstraßenver- sätze auszuloten, erfolgte 2001 die Einsetzung waltung weitgehend auf die Belange der Schiff- einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe, in der auch die fahrt, ein angesichts der sensiblen ökologischen BR-Verwaltung Mittelelbe mit fachlicher Unter- Verhältnisse der Elbe und aus Sicht unterschiedli- stützung durch das Landesamt für Umweltschutz cher Interessenverbände bestehender „Anachro- Sachsen-Anhalt (LAU) vertreten war . Das Ziel die- nismus“ . Die neuesten Entwicklungen lassen in ser AG bestand darin, potenzielle Konfliktsitua- dieser Frage jedoch eine Verbesserung erwarten . tionen zwischen der Unterhaltung zur Regelung Demnach wird sich die Eigentümerverpflichtung des Nachholbedarfs und den Schutzgebietszie- des Bundes in der Unterhaltung auch auf die Pfle- len aufzuzeigen und gemeinsame Lösungsan- ge und Entwicklung des Gewässers ausdehnen . sätze zur Schadensvermeidung abzustimmen . Dazu erarbeitete die AG eine „Einschätzung wasserbaulicher Unterhaltungsmaßnahmen in Schutzgebieten der Elbe und Empfehlungen für die Erleichterung der Abstimmungsverfahren“ (AG WSV Elbeländer 2005) . Diese landläufig als „Handlungsempfehlungen“ für die Umsetzung von Unterhaltungsmaßnahmen in den NATURA 2000-Gebieten der Elbe bezeichneten Hinweise 1 Stadt Dessau, Landkreise Wittenberg, Köthen, Schö- nebeck, Roßlau und Zerbst (nach der Landkreisreform und Maßnahmevorschläge fanden Eingang in die von 1994 Anhalt-Zerbst) . Praxis der Unterhaltungsplanung wie auch deren

9 Abstimmung und haben bis heute Bestand . Das Papier enthält auch eine Übersicht mit Hinwei- sen und Maßnahmenvorschlägen zur Erhaltung des ökologischen Potenzials2 und zum Erreichen ökologischer Verbesserungen . In dieser Übersicht werden Maßnahmen im eigentlichen Flussbett, an Bauwerken und im Ufer- und Auebereich auf- geführt (AG WSV-Elbeländer 2005, Teilbericht 3, Tab . 15) .

4 Beispiele für Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der Elbe Abb. 3: Initiierte Uferabbrüche hinter einem Der Fluss formt sein Gewässerbett und die Aue . Leitwerk, Matzwerder (Elbe-km 249,4 - linke Elbe- Natürliche oder naturnahe Flussstrukturen und seite) . Foto: G . Puhlmann . dynamische, Struktur bildende Prozesse sind die Voraussetzung für die Entwicklung und Erhal- tung der flussbezogenen NATURA 2000-Gebie- te und anderer bedeutsamer Lebensräume und In Sachsen-Anhalt wurden diese Empfehlungen ebenso für die Erreichung eines guten ökologi- auf Erlass des Ministeriums für Landwirtschaft schen Zustandes gemäß EU-Wasserrahmenricht- und Umwelt (MLU) vom 25 .07 .2006 vom Lan- linie (WRRL) . desverwaltungsamt (LVwA) per Verfügung an Unter Berücksichtigung der vorgenannten poli- die unteren Naturschutz- und Wasserbehörden tischen und fachlichen Vorgaben lassen sich die eingeführt (Az 404 .2 .6 v . 09 .08 .2006) . Die BR- aktuell im Rahmen der Gewässerunterhaltung Verwaltung Mittelelbe wurde mit der fachlichen angewendeten ökologischen Verbesserungsmaß- Koordination der Umsetzung durch die Land- nahmen am Fluss folgenden Strukturtypen zu- kreisverwaltungen beauftragt . Dies löste das seit ordnen: 2001 zwischen Bund und Ländern vereinbarte Verfahren des sogenannten „Vor-Checkings“ ab, A Sohle/ Gewässerbett/ Uferzone mit dem bis zur Anwendung der o . g . Handlungs- • Rückbau/ zeitgemäßer Umbau von Bauwerken empfehlungen die schon vorhandenen fachli- und Befestigungen aller Art chen Vorgaben schnell in praktisches Handeln • Aussetzung der Unterhaltung, z .B . an Gleitu- umgesetzt wurden . fern, Initiierung und Duldung von Uferabbrü- Nachfolgend sollen exemplarisch einige Beispie- chen le für im Rahmen der Unterhaltung umgesetzte • Optimierte Landnutzung in den unmittelbaren ökologische Anpassungen vorgestellt werden . Uferbereichen (Initiierung von Weichholzaue und weiteren FFH-LRT, Vermeidung von Vieh- Beispiel: Moderne Bauwerksinstandsetzung tritt am Ufer und in sensiblen Gehölzbereichen Das Niedrigwasserregelungssystem für die Elbe und FFH-LRT) . steht der großflächigen Bildung natürlicher, flusstypischer und dynamischer Strukturen ent- B Ufer/ Aue gegen . Ein zeitgemäßer Umgang mit den Bau- • Anbindung flussnaher Altwasser, Nebenge- werken dieses Regelungssystems fördert ökolo- wässer und Flutrinnen gisch wertvolle Strukturen im Uferbereich, aber • Rückbau/ Öffnung von Uferwällen auch im Flussbett . Hier ist ein Umdenken, weg • Neuanlage von Gehölzstrukturen . von der traditionell fixierten Unterhaltung und hin zur Auslotung der dynamischen Spielräu- me des Systems (Abb . 2 und 3), erforderlich . Seit 2 damit ist nicht das „gute ökologische Potenzial“ im 1999 werden dazu auch umfangreiche Untersu- Sinne der WRRL gemeint chungen und Funktionskontrollen zur Wirkung

10 Abb. 4: Ausgebauter Buhnendurchriss zur schnelleren Aktivierung der Sedimente im anschlie- ßenden Buhnenfeld bzw . zeitgemäßer ökologischer Umbau von Schadensbuhnen . Grafik: R . Schneider (WSA Magdeburg, ABZ Wittenberge) .

von modifizierten Buhnen durch die Bundesan- Abb. 5: Anlage einer Flutrinne hinter einer Buh- stalt für Gewässerkunde (BfG) Koblenz und die nenwurzel bei Apollensdorf (Elbe-km 221,9 - rech- Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) Karlsruhe te Elbeseite) . Foto: A . Regner . durchgeführt (Hentschel & Anlauf 2001, An- lauf & Hentschel 2002 und 2008) . Im Biosphä- renreservat wurden seit 1998 in Abstimmung mit den unteren Naturschutzbehörden der elbe- anliegenden Landkreise3 von den Wasser- und Schifffahrtsämtern im Rahmen der Unterhal- tung weit mehr als 100 Buhnen und ca . 3 Kilome- ter Deck- und Leitwerke ökologisch verbessert sowie zahlreiche, für die Stromregelung nicht mehr erforderliche Bauwerke und Bauwerksteile

3 bis 2007: Landkreise Wittenberg, Anhalt-Zerbst, Kö- then, Schönebeck, Ohrekreis, Jerichower Land, Alt- markkreis Stendal und kreisfreie Städte Dessau und Magdeburg; ab 2007: Landkreise Wittenberg, Anhalt- Bitterfeld, Salzlandkreis, Bördekreis, Jerichower Land, Altmarkkreis Stendal und kreisfreie Städte Dessau- Roßlau und Magdeburg .

11 Beispiel: Anbindung von Flutrinnen und Neben- gewässern Neben der sehr großen und im Rahmen eines EU-Life-Projektes mit fachlicher Unterstützung durch das WSA Dresden und durch die BAW über ein Planfeststellungsverfahren (Puhlmann & Jährling 2003, Jährling in diesem Heft) umge- setzten Anbindung des Kurzen Wurfes (Elbe-km 250) wurden in den letzten Jahren zahlreiche kleinere Flutrinnen und Nebengewässer in fast allen Landkreisen im gesamten Biosphärenre- servat wieder an die Elbe angeschlossen . Weitere Vorhaben dieser Art sind in Vorbereitung . Seit ei- niger Zeit wird dieser Prozess direkt von den WSÄ unterstützt oder sogar als Kompensationsmaß- nahme selbst durchgeführt, auch wenn es immer wieder teilweise recht kontroverse Diskussionen Abb. 6: Rückbau eines Deckwerkes bis zur Mit- zu Gestaltungsmerkmalen, wie z .B . der Höhe des telwasserlinie am Matzwerder (Elbe-km 249,4 - jeweiligen Einlaufes und Auslaufes am Elbeufer, rechte Elbeseite) während der Maßnahme . Foto: gibt . Jüngste erfolgreiche Beispiele sind die Flut- A . Regner . rinnen bzw . Nebengewässer Dornburg, Parchau und Sandauer Holz (siehe Jährling in diesem Heft) . zurückgebaut (siehe Abb . 2 und 4 bis 6) . Sowohl Sonderlösung „Totholzbuhne“ im jeweiligen Bauwerksbereich als auch in der Seit Anfang der 1990er Jahre wird das weitgehen- Gesamtheit ist eine maßgebliche Verbesserung de Fehlen bzw . die regelmäßige Beräumung von der dynamischen Prozesse und damit der ökolo- Totholz im Fluss im Rahmen der Wasserstraßen- gischen Bedingungen festzustellen . In einigen unterhaltung als ökologisches Defizit der Elbe Fällen konnte in diesen Bereichen schon unmit- angeführt (Grafahrend-Belau & Brunke 2005) . telbar nach Fertigstellung erfolgreiches Brüten Seitdem wird im Rahmen der Abstimmung der von lebensraumtypischen Vogelarten, wie Aus- Unterhaltung darauf hingewirkt, auch seitens ternfischer, Flussregenpfeifer, Flussseeschwalbe der WSV totes Holz in größerem Umfang bzw . für und Uferschwalbe, festgestellt werden . einen längeren Zeitraum im Fluss zu belassen . 2001 wurde durch die BR-Verwaltung Mittelelbe Beispiel: Beweidung von Gewässerufern in Abstimmung mit der BAW ein Vorschlag für Ein Umdenken ist aber auch von anderen Anlie- eine Konstruktion aus Totholz mit gleichzeitiger gern, z .B . Nutzern der Ufergrundstücke, dringend ökologischer und wasserbaulicher Wirkung als erforderlich . Weichholzaue, als natürlicher Schutz Experimentalbau erarbeitet . Die ursprünglich im der Ufer, wird in nicht unerheblichem Umfang Bereich des WSA Dresden bei Lutherstadt Wit- durch landwirtschaftliche Nutzung bis an den tenberg geplante und weiterhin für notwendig Fluss verhindert (Jäger 2002, Jährling 2003) und erachtete Umsetzung wurde in den Bereich des Viehtritt zerstört im Ufersaum Pionierfluren und WSA Magdeburg, Außenbezirk (ABZ) Wittenber- Brutplätze für Vogelarten mit europaweiter Be- ge verlagert, wo mit besonderer Unterstützung deutung . des ABZ-Leiters, Herrn H . Finke, vier sogenann- Die unteren Naturschutzbehörden und die WSÄ te „Totholzbuhnen“, je zwei auf brandenburgi- versuchen derzeit gemeinsam mit den Land- schem und sachsen-anhaltischem Elbeufer, er- nutzern, dieses Problem zu lösen . Im Bereich richtet wurden . Diese Versuchslösungen werden des Außenbezirkes Niegripp des WSA Magde- wissenschaftlich mit einem Monitoring, von der burg ist dies bis auf eine Ausnahme bereits ge- BfG zur Frage der ökologischen Wirkung und von lungen . der BAW bezüglich der hydromorphologischen

12 5 . Wiederherstellung der ökologischen Durchgän- gigkeit mit Hilfe von Fischaufstiegsanlagen 6. Anpassung der Unterhaltung der Wasserstra- ße .

Dem letztgenannten Maßnahmekomplex kommt dabei vor allem langfristig die größte Bedeutung zu . Dieses Projekt wurde vom Naturpark Westha- velland und dem BR Mittelelbe gemeinsam ent- wickelt und wird vom NABU mit Förderung als Naturschutzgroßprojekt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und den Ländern Branden- burg bzw . Sachsen-Anhalt getragen . Das Projekt ist Grundlage eines Regionalen Entwicklungs- konzeptes der Landkreise Stendal und Havelland und ein zentraler Bestandteil der Bundesgarten- schau 2015 in der Havelregion . Abb. 7: Bau einer ökologischen Buhne als so- genannte „Totholzbuhne“ bei Beuster (Elbe-km Sonderproblem Sohlerosion 450,7 - linke Elbeseite) . Foto: A . Anlauf . Die aktuelle Sohlerosion ist oberhalb der Saale- mündung das wesentlichste Problem der Elbe . Die Eintiefung der Elbe und der damit verbunde- ne Einfluss auf die Grundwasserstände wirken, Verhältnisse, begleitet . Die Umsetzung dieses ähnlich wie bei der Mulde unterhalb des Mulde­ Vorschlages dokumentiert anschaulich einerseits stausees (Puhlmann & Rast 1997), weit über den das an der Sache orientierte Vertrauensverhältnis Fluss hinaus . Negative Auswirkungen sind für der an der Abstimmung der Unterhaltung Betei- das BR Mittelelbe bzw . das Weltkulturerbe „Gar- ligten und andererseits das vielfach notwendi- tenreich Dessau-Wörlitz“, für das europäische gerweise praktizierte Prinzip von Pilotstudien . Schutzgebietssystem „Natura 2000“, insbeson- Dieses Prinzip setzt den möglichen Irrtum bzw . dere für die in Europa einzigartigen Auenwälder, die Fehlererkennung und -korrektur als konstruk- für die Erhaltung der Biodiversität und sogar für tives Element bewusst ein . Der immer noch rela- die Landnutzung zu befürchten . Im BR Mittelelbe tiv unzureichende Erkenntnisstand bezüglich der besteht im Elbeabschnitt zwischen Pretzsch und ökologischen Optimierung der Strombauwerke Saalemündung besonderer Handlungsbedarf . Da lässt letztendlich auch kein anders Vorgehen zu . Ursachen und Wirkungen sehr komplex sind, ist eine ausreichende Erosionsminderung über die Beispiel: Naturschutzgroßprojekt Untere Havel - herkömmliche Unterhaltung, selbst in Verbin- Renaturierung einer Wasserstraße dung mit jährlicher Geschiebezugabe, nicht mehr Ein im Bezug auf die Unterhaltung von Wasser- zu erzielen . Aus diesem Grund hat eine Bund-Län- straßen in FFH-Gebieten besonders anspruchs- der-AG ein Sohlstabilisierungskonzept erarbeitet . volles Vorhaben ist die Renaturierung der Unte- Über ein Pilotprojekt im Bereich der Elbe (Elbe-km ren Havel, einem rechten Nebenfluss der Elbe . 185 bis 200) sollen weitergreifende Lösungsan- Durch Einschränkung der Schifffahrt ergeben sätze zukünftig erprobt werden (WSD Ost 2009, sich hier gute Voraussetzungen für beispielhafte Abb . 8) . Das Land Sachsen-Anhalt ist in dieser AG Lösungen . Folgende Maßnahmenkomplexe sol- durch die BR-Verwaltung Mittelelbe (seit 2005 len umgesetzt werden: ins LVwA integriert), die vom MLU damit beauf- 1 . Entfernung von Deckwerk tragt wurde, vertreten . Eine schnelle Umsetzung 2 . Beseitigung von Uferverwallungen und der dieses Konzeptes in der gewählten Pilotstrecke Anschluss von Flutrinnen und darüber hinaus ist aktuell und langfristig die 3 . Auen- und Uferwaldbegründung vordringliche Aufgabe in diesem Elbeabschnitt . 4 .Anschluss von Altarmen Mit Unterstützung des Bundesministeriums für

13 Abb. 8: Mögliche Maßnahmen zur Verringerung der Sohlerosion . Grafik: P . Faulhaber (BAW) .

Umwelt und Reaktorsicherheit besteht auch ein 5 Schlussfolgerungen reger Erfahrungsaustausch zwischen den Verwal- tungen der Biosphärenreservate Mittelelbe und Seit 1990 wurde im BR Mittelelbe eine ganze Lobau/ Nationalpark Donauauen bei Wien, wo Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen bei vergleichbare Probleme schon länger bearbeitet der Unterhaltung der Wasserstraße Elbe erprobt werden . und umgesetzt . Insbesondere wurden weit mehr als 100 Buhnen umgestaltet, zahlreiche Deck- Wissenschaftliche Begleitung, Dokumentation und Leitwerke rück- bzw . umgebaut sowie zahl- und weitere Vorgaben reiche Nebengewässer und Altarme an die Elbe Für die Praxisanwendung ökologischer Erkennt- angebunden . Die erwarteten ökologischen und nisse bei der Unterhaltung der Elbe sind folgende morphologischen Wirkungen im Sinne der fach- Konzepte und Vorgaben vorhanden: lichen Zielstellungen von Natura 2000 (FFH und EU-SPA) und der Biodiversitätsstrategie sind beim • BMVBS (2005): Grundsätze für das Fachkonzept überwiegenden Teil der Maßnahmen eingetre- für die Unterhaltung der Elbe zwischen Tsche- ten . Die fachübergreifende Zusammenarbeit in chien und Geesthacht Arbeitsgruppen von Bund und Ländern zur Erstel- • AG WSV-Elbeländer (2005): Einschätzung lung von Entscheidungshilfen für konkrete Prob- wasserbaulicher Unterhaltungsmaßnahmen lemstellungen hat sich bewährt . Insbesondere in Schutzgebieten der Elbe und Empfehlungen der hohe fachliche Anspruch und Kenntnisstand für die Erleichterung der Abstimmungsverfah- bei den beteiligten Institutionen des Bundes ren und der Länder einschließlich der unteren Na- • WSD Ost (2009): Sohlstabilisierungskonzept turschutzbehörden der Landkreise bei der Maß- für die Elbe von Mühlberg bis zur Saalemün- nahmenbetrachtung ermöglichte letztendlich dung . die gesicherte Überführung bewährter Modelle in die tägliche Praxis . Die Aufgabe der fachlichen Die konzeptionelle Arbeit wird durch vornehm- Koordination und Interessenbündelung für den lich von der BfG Koblenz und der BAW Karlsruhe 303 km langen Elbeabschnitt, der sechs Landkrei- durchgeführte wissenschaftlich angelegte Feld- se und zwei kreisfreie Städte vereint, übernimmt versuche an der Elbe untermauert . die BR-Verwaltung Mittelelbe . Auf naturschutz-

14 fachlichem Gebiet war beim Umgang mit dem ökosystem geführt haben, ist die Elbe mit ihren Schutzgebietssystem Natura 2000 nicht in je- Auenbereichen ein nach wie vor ökologisch und dem Fall Konsens in Detailfragen zu erzielen . Aus naturschutzfachlich wertvoller Fluss und insge- Sicht der BR-Verwaltung Mittelelbe wäre es wün- samt herausragendes Ökosystem in Mitteleuro- schenswert, großflächig wirkende, natürliche pa . Der Beitrag widmet sich im Speziellen den bzw . dynamische Prozesse, selbst unter gewissen Fragen des Gewässerausbaus und der Wasser- Restriktionen, noch stärker zu beachten und zu straßenunterhaltung seit Anfang der 90-er Jahre, fördern . Die aktuellen Forderungen der Umwelt- zeigt in diesem Zusammenhang Konflikte zwi- verbände und Bürgerinitiativen gehen in vielen schen Wasserstraßennutzung und Naturschutz der angesprochenen Fragen vor allem im öko- auf und berichtet von den Erfahrungen bei der logischen Bereich erheblich weiter . Seitens der Umsetzung unterschiedlicher Maßnahmen zur an den Abstimmungsprozessen im Rahmen der Verbesserung des Zustandes der Elbe und ihrer Unterhaltung beteiligten Institutionen wurde Aue vor dem Hintergrund der Umsetzung der Zie- und wird versucht, die bestehenden rechtlichen le des kohärenten europäischen Netzes NATURA Spielräume unter Berücksichtigung des fachli- 2000 und der Entwicklung des Biosphärenreser- chen Kenntnisstandes weitestgehend zu nutzen . vates Mittelelbe . Im Mittelpunkt stehen dabei die Im BR Mittelelbe ist bezüglich der Wasserstra- Zusammenarbeit von unterschiedlichen Behör- ßenunterhaltung ein wohl bundesweit herausra- den, Institutionen und Umweltverbänden sowie gender Handlungsstand erreicht worden . Dieser die errungenen Kompromisse zu einer ökologisch wurde bereits durch die UNESCO gewürdigt und ausgerichteten Gewässerunterhaltung unter Be- wird seit einiger Zeit auch von Kollegen anderer rücksichtigung der für die Bundeswasserstraßen- Bundesländer im länderübergreifenden BR Fluss- verwaltung geltenden Bestimmungen einerseits landschaft Elbe, seit 2009 auch in Sachsen ange- und der Durchsetzung der Ziele und Forderungen wendet . des Naturschutzes andererseits . Der Beitrag er- Um der hohen ökologischen und naturschutz- läutert bereits umgesetzte Projekte anhand ver- fachlichen Bedeutung des Gebietes gerecht zu schiedener Beispiele . werden und politische Beschlüsse und Erklärun- gen (z .B . Elbeerklärung 1996, Koalitionsbeschluss der Bundesregierung 2002, Biodiversitätsstrate- Literatur gie der Bundesregierung und des Landes Sachsen- Anhalt) umzusetzen, sind ressortübergreifend AG WSV Elbeländer (2005): Einschätzung wasserbau- licher Unterhaltungsmaßnahmen in Schutzgebieten weiterhin große Anstrengungen erforderlich . der Elbe und Empfehlungen für die Erleichterung der Aus den Erfahrungen der letzten 15 Jahre lässt Abstimmungsverfahren . - 4 unveröff . Teilberichte . sich auf eine Reihe verschiedenartiger, erfolg- Anlauf A. & B. Hentschel (2002): Untersuchungen zur reicher, praxisnaher Lösungswege und Maßnah- Wirkung verschiedener Buhnenformen auf die Le- men zurückschauen . Sie entsprechend weiter zu bensräume in Buhnenfeldern der Elbe . - In: Die Elbe - neue Horizonte des Flussgebietsmanagements . 10 . verfolgen und konstruktiv im Verbund aller Be- Magdeburger Gewässerschutzseminar . - Stuttgart/ teiligten auch im Sinne der WRRL zur Erreichung Leipzig/ Wiesbaden (BG Teubner): 199-202 . des guten ökologischen Zustands für die Elbe zu Anlauf A. & B. Hentschel (2008): Untersuchungen zur nutzen, bleibt gemeinsame Aufgabe, Ziel und Ver- Wirkung verschiedener Buhnenformen auf die Le- pflichtung . bensräume in Buhnenfeldern der Elbe . - In: BMVBS - Bundesministerium für Verkehr, Bau und Städ- An dieser Stelle sei allen Akteuren, die seit 1990 teentwicklung (Hrsg): Tagungsband Wasserstra- an den Abstimmungsprozessen beteiligt waren, ßen - Verkehrswege und Lebensraum in der Kultur- für die konstruktive Mitwirkung gedankt . landschaft - Berücksichtigung ökologischer Belange an Bundeswasserstraßen Symposium am 11 . Septem- ber 2007 in Bonn: 94-100 . ARCADIS (2006): Rahmenkonzept Biosphärenreservat 6 Zusammenfassung Flusslandschaft Elbe . BMVBS - Bundesministerium für Verkehr, Bau und Trotz umfangreicher Maßnahmen des Verkehrs- Stadtentwicklung (2005): Grundsätze für das wasserbaus und Hochwasserschutzes, die zwei- Fachkonzept der Unterhaltung der Elbe zwischen fellos zu gravierenden Veränderungen im Auen- Tschechien und Geesthacht mit Erläuterungen . -

15 http://www wsd-ost. wsv. .de/service/Downloads/ renreservat „Flusslandschaft Mittlere Elbe“ . - Natur Grundsaetze_Elbe_02_05_2005 .pdf . und Landschaft 78(4): 143-149 . Eichhorn, A . (2004): Naturschutzgroßprojekt Mittlerer Puhlmann, G . (2005): 25 Jahre Biosphärenreservat Elbe Elbe – Fördergebiet von gesamtstaatlich repräsen- – frühere und heutige Aufgabenstellungen . - Natur- tativer Bedeutung . - Naturschutz im Land Sachsen- schutz im Land Sachsen-Anhalt 42(SH): 3-20 . Anhalt 41(2): 49-54 . Pusch, M. & H. Fischer (Hrsg ). (2006): Stoffdynamik Faist, H . (1994): Die Elbe als Wasserstraße, Zustand und und Habitatstruktur in der Elbe . - Konzepte für die Ausbau . - Binnenschifffahrt 49(5): 20-23 . nachhaltige Entwicklung einer Flusslandschaft, Bd . Faist, H . (1996): Entwurf HU für Strombaumaßnahmen 5 . - Berlin (Weißensee Verlag) . an der Elbe - Konzept für die Instandsetzung von Re- Reichhoff, L . (2003): 25 Jahre Sanierung und Restaurie- gelungsbauwerken und Engstellenbeseitigungen . - rung von Altwässern an der Mittleren Elbe . - Natur- Binnenschifffahrt 51(6): 32-33 . schutz im Land Sachsen-Anhalt 40(1): 3-12 . Gaumert, T. (1990): Gestaltung von Buhnenfeldern Scholten, M., Anlauf, A., Büchele, B., Faulhaber, P., nach gewässerökologischen Gesichtspunkten . - Was- Henle, K., Kofalk, S., Leyer, I., Meyerhoff, J., Purps, serwirtschaft - Wassertechnik 7: 177-180 . J., Rast, G. & M. Scholz (2005): The River Elbe in Ger- Grafahrend-Belau, E. & B. Brunke (2005): Die Besied- many – Present State, Conflicting Goals, and Perspec- lung von Totholz und anderen Sohlsubstraten der tives of Rehabilitation . - Arch . Hydrobiol . Suppl . 155 unteren Mulde und mittleren Elbe durch aquatisch (Large Rivers 15): 579-602 . lebende Wirbellose . - Naturschutz im Land Sachsen- Scholz, M., Schwartz, R. & M. Weber (2005) Fluss- Anhalt 42(2): 13-24 . landschaft Elbe - Entwicklung und heutiger Zustand . Hentschel, B. & A. Anlauf (2001): Ökologische Opti- - In: Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (Hrsg .): mierung von Buhnen in der Elbe . - In: Weitbrecht, Lebensräume der Elbe und ihrer Auen, Konzepte für V. & A . V . Mazijk (Hrsg .): Bericht zum Workshop am die nachhaltige Entwicklung einer Flusslandschaft . - UFZ Leipzig-Halle, Magdeburg 22 ./23 .10 .2001 . - Tech- Berlin (Weissensee Verlag): 5-48 . nische Universität Delft & Universität Karlsruhe: 121- WSD - Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost (2009): 133 . Sohlstabilisierungskonzept für die Elbe von Mühl- Hentschel, P., Lüderitz, V., Schuboth, C. & L. Reichhoff berg bis zur Saalemündung . - http://www wsa-dres. - (2002): Altwassersanierungen im Biosphärenreser- den wsv. .de/bau/download/Sohlstabilisierungskon- vat Flusslandschaft Mittlere Elbe am Beispiel des zept_fuer_die_Elbe .pdf . Kühnauer Sees . - Natur und Landschaft 77(2): 57-63 . IKSE (1994) Ökologische Studie zum Schutz und zur Ge- staltung der Gewässerstrukturen und der Uferrand- regionen der Elbe . Magdeburg . Jährling, K .-H . (1996): Die flussmorphologischen Ver- änderungen an der Mittelelbe im Regierungsbezirk Magdeburg seit dem Jahr 1989 aus Sicht der Ökolo- gie . - Magdeburg (STAU - Staatl . Amt für Umwelt- schutz): 1-62 . Jährling, K .-H . (2003): Die Weichholzauen und deren Bedeutung für den Hochwasserschutz im Elbegebiet . - Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 40(2): 27-34 . Jäger, U . (2002): Managementkonzept für die Weich- holzaue im Bereich des Biosphärenreservates Mitt- lere Elbe/ Flusslandschaft Mittlere Elbe . - Unveröff . Gutachten . LAU - Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- halt (Hrsg .) (2001): Arten- und Biotopschutzpro- gramm Sachsen-Anhalt . Landschaftsraum Elbe . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sach- sen-Anhalt, SH 3, Teil 1 . Puhlmann, G. & G. Rast (1997): Zum Feststoffhaushalt der unteren Mulde im Bereich Sachsen-Anhalt - Zu- stand, Perspektiven und Handlungsempfehlungen aus ökomorphologischer Sicht . - Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 34(SH): 33-37 . Puhlmann, G. (2000): Auenwald an der Elbe in Sach- sen-Anhalt – Status und Entwicklungswege . - Ta- gungsband 9 . - Magdeburger Gewässerschutzsemi- nar ATV-DVWK: 217-221 . Puhlmann, G. & K.-H. Jährling (2003): Erfahrungen mit „nachhaltigem Auenmanagement“ im Biosphä-

16 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 17–28 Zur Situation auentypischer Gewässer aus historischer Sicht und Erfahrungen bei der Altarmreaktivierung an der Elbe Karl-Heinz Jährling

1 Allgemeine Grundlagen einschneidensten Veränderungen . So kommen Harms & Kiene (1999) für einen ausgewählten Die natürlichen Überflutungsräume morphody- Abschnitt der Unteren Mittelelbe zwischen den namisch intakter, frei fließender Oberflächen- Elbe-km 475 und 583 (von Schnackenburg bis un- gewässer, insbesondere großer Flussauen mit terhalb der Jeetzelmündung bei Hitzacker) hin- ihren Lebensraumtypen und flussauentypischen sichtlich veränderter Morphologie in den Jahren Lebensgemeinschaften, gehören zu den beson- von 1776 bis 1992 zu folgender Einschätzung: ders gefährdeten Lebensräumen in Deutschland • Etwa 30 % der Fläche des ehemaligen Haupt- aber auch weltweit (BMU & BfN 2009, Tockner stromes der Elbe war ursprünglich durch Inseln & Stanford 2002) . Gleichzeitig sind Auenland- gegliedert . Durch die hydraulischen Wirkun- schaften die vom Menschen bevorzugten Sied- gen entwickelten sich weitere Strukturen, wie lungsgebiete . Damit verbunden ist eine seit Jahr- Steilufer, Kolke oder Bereiche mit Sedimentdif- hunderten andauernde anthropogene Verände- ferenzierungen . Von den ehemals bestehenden rung der Auen . 55 Inseln und 28 vegetationsfreien Uferbänken Deshalb ist auch an der Mittleren Elbe von einem ist in diesem 108 km langen Flussabschnitt erheblichen Verlust des auentypischen Gewässer- nichts mehr vorhanden . bestandes auszugehen . Teilweise verliefen diese • Die maximale Strombreite der Elbe hat sich Veränderungen schleichend und von der Öffent- (ohne Berücksichtigung der o . g . Inseln) von 750 lichkeit kaum bemerkt . Bekannt ist, dass diese auf 450 m, die durchschnittliche Strombreite Eingriffe als sekundäre Folgeschäden langfristig von 380 auf 220 m verringert . Demgegenüber und zeitversetzt wirken . In diesem Zusammen- wurde die minimale Breite von ehemals 130 auf hang sei insbesondere auf die schon über 100 Jah- heute 150 m festgelegt . re andauernde Sohlerosion und auf zunehmende • Die Anzahl der Seitengewässer ohne Elbean- Probleme mit Auflandungen der Flussauen als schluss stieg im betreffenden Fliessabschnitt Folge künstlich forcierter Sedimentakkumula- von 62 auf 142, während sich die mit Verbin- tionen verwiesen (Faulhaber 1998, 2000, WSV dung zur Elbe von 40 auf 28 reduzierte . 2009) . In diesem Zusammenhang besitzen auch die Die Elbe und ihre Überflutungsauen werden seit künstlich entstandenen Gewässer der Elbeauen, Jahrhunderten durch wasserbauliche Eingriffe gerade bei Beachtung der aktuellen Gewässersi- des Menschen erheblich verändert . Neben der tuation, eine wesentliche Bedeutung für künftige Minimierung der Überflutungsflächen, und da- Renaturierungsstrategien . Dies gilt sowohl für mit der eigentlich dynamischen und ökologisch die durch wasserbauliche Maßnahmen abge- aktiven Anteile der rezenten Überflutungsaue, schnittenen ehemaligen Elbeverläufe als auch für trifft dies vor allem auf den Bestand aktiver Elbe- Abgrabungsgewässer sowie für in Betrieb befind- altwasser im „weitesten Sinne“ zu, d .h . auf den liche oder bereits aufgegebene Hafenanlagen . Bestand hydraulisch aktiver, permanent ange- Durch den Verlust von Wasserflächen und am- schlossener Nebengerinne . Hochflutrinnen, als phibischen Übergangszonen in der Altaue sind temporär durchströmte Gewässer, erfuhren da- primäre und sekundäre Lebensräume der na- bei in den letzten 250 Jahren entlang der Elbe die türlichen Flussaue mit den hieran gebundenen

17 Lebensgemeinschaften in erheblichem Ausmaß tig beeinflussten und nicht immer fachspezifisch bezüglich Struktur und Quantität verloren ge- zu trennen sind . So dienten erste Anlagen von gangen . Der Verlust eines einst verzweigten Ge- Flussbuhnen neben der Strombündelung zur Fahr- wässersystems brachte ebenfalls gravierende wasserregelung auch dem Schutz flussnaher Dei- Veränderungen der hydrologischen und hydrau- che vor Eisgang . Weiterhin hatten Altarmabtren- lischen Verhältnisse mit sich . Insbesondere für nungen aus lokaler Sicht durchaus auch positive einen nachhaltigen und zeitgemäßen Hochwas- Wirkungen auf den Hochwasserabfluss . Der enge serschutz hat die frühzeitige Ausuferung über Zusammenhang der Zielstellungen eines lokalen ein verzweigtes Gewässernetz durchaus positive Hochwasserschutzes und des Verkehrswasserbaus Auswirkungen, nicht nur im ökologischen, son- ist bis heute in vielen Fällen unstrittig . Diese aus dern auch im hydrologisch-hydraulischen und regionaler Sicht positiven Wirkungen lassen sich sedimentologischen Sinn . Diese Tatsache hat pri- jedoch nicht in gleicher Weise auf das Gesamtsys- mär Bedeutung für die Betrachtung der heutigen tem als höhere Betrachtungsebene übertragen . Auswirkungen des Elbeausbaus hinsichtlich der Die Maßnahmen wirken sich insbesondere auf Erosions- und Akkumulationsproblematik . den überregionalen Hochwasserverlauf aus und Im Folgenden sollen die Ursachen für den erheb- haben erhebliche hydraulische Folgen, z .B . für die lichen Verlust von Gewässerflächen und Verän- schnelle Nutzung der Retentionswirkungen der derungen der Auenstrukturen analysiert und Aue durch möglichst frühzeitiges Ausufern, für grundlegende Möglichkeiten der Renaturierung Wellenabläufe und Hochwasserscheitellängen . wertvoller Gewässerstrukturen durch Einbin- Selbst wenn mittlerweile diese Zusammenhän- dung des vorhandenen Restbestandes natürli- ge im Hochwasserschutz allgemein anerkannt cher Altwasser und anthropogen entstandener werden, bestehen Defizite bei der praktischen Auengewässer aufgezeigt werden . Umsetzung übergreifender Konzepte hinsichtlich der Einbeziehung noch vorhandener Altarmstruk- turen und ihrer positiven Wirkungen auf den Ge- 2 Historische Veränderungen der Elbe­ samtabflussprozess . aue durch anthropogene Eingriffe 2.1 Maßnahmen zum Hochwasserschutz Da die geologisch-morphologischen Verhältnis- im Einzugsgebiet der Elbe se des Elberaumes seit der Besiedlung durch den Bezüglich der Maßnahmen und Auswirkungen Menschen unverändert geblieben sind, dürfte zum Hochwasserschutz an der Elbe ist davon die Homogenisierung der Gewässerstruktur der auszugehen, dass der Beginn großer Eingriffe ein Elbe und das Fehlen dynamischer Flussaltarme Jahrtausend zurückdatiert werden muss . Erste ausschließlich auf anthropogene Ursachen zu- morphologisch wirksame Umgestaltungen in der rückzuführen sein . Aus diesem Grunde wird in aktiven Überflutungsaue der Elbe setzten durch den folgenden Betrachtungen nicht auf Altarme Deichbaumaßnahmen im Bereich der Mittelel- eingegangen, die dem natürlichen Abtrennungs- be schon etwa ab dem Jahr 1150 ein (Jährling prozess unterlagen . 1998) . Dabei handelte es sich allgemein um die Der drastische Rückgang des Gewässerbestandes Errichtung von Deichen als Hochwasserschutz- der Elbeauen ist auf zwei Ursachenkomplexe zu- anlagen . Die auen- und flussmorphologischen rückzuführen .Das sind einerseits Maßnahmen des Auswirkungen dieser Ringdeiche, die zum Schutz Hochwasserschutzes und andererseits verkehrs- der Siedlungen angelegt wurden, waren zunächst wasserbauliche Eingriffe . Rommel (2000) kommt unerheblich . Erst als daraus, Jahrhunderte später, zu der Auffassung, dass Deichbau und Verkehrs- rein technisch konzipierte Lineardeichsysteme wasserbau für das heutige Erscheinungsbild der entstanden, wurden diese relevant . Elbe einschließlich der Tendenzen zu möglichen Bis in die Gegenwart wurden dadurch der Elbe- Laufverlagerungen von entscheidender Bedeu- aue zwischen der Saale- und der Sudemündung tung waren . Bei der Diskussion dieser beiden Ein- etwa 86 % der Gesamtfläche entzogen (Jährling griffskomplexe muss berücksichtigt werden, dass 1994) . Dieser Flächenverlust ist vergleichbar mit sich sowohl die Zielstellungen als auch die kon- dem anderer mitteleuropäischer Flussauen (BMU kreten Wirkungen im Erscheinungsbild gegensei- & BfN 2009) .

18 Die im Verlauf von Jahrhunderten entstandenen wie dem Organismenaustausch ausgeschlossen Deichsysteme sind der eigentliche „Schlüssel“ (Jährling 1994) . Die Bemessung erfolgte für hy- zum Verständnis des Verlustes von Gewässerflä- dromorphologisch hoch wirksame Extremereig- chen in der Altaue . Mit der Zeit haben sich ihre nisse mit einem geringen Wiederkehrsintervall . Ausbauparameter auf Grundlage der entspre- Durch die „Verlagerung“ in die deichgeschützte chenden technischen Standards verändert und es Altaue wurden große Teile des hochwasserab- wurde die permanente Anpassung der Anlagen hängigen Gewässersystems der Elbe außerhalb an den jeweiligen Stand der wissenschaftlich- des ursprünglichen Verzweigungsverlaufs des technischen Entwicklung und die Ausrichtung Hauptstroms von der natürlichen Auendynamik der Deichhöhen an statistisch immer besser gesi- abgeschnitten . Dieser Prozess ist unter gegebenen cherte Bemessungswasserstände vorangetrieben . gesellschaftlichen Bedingungen meist irreversi- Während die Deiche früherer Bemessungen und bel . Die permanent ausbleibende hydraulische Be- Bauweisen bei den entsprechenden Extremereig- einflussung der auf diese Weise abgeschnittenen nissen doch hin und wieder brachen und entspre- Gewässer und der bestehende landwirtschaftli- chend morphologisch vielfältige Strukturen in che Nutzungsdruck im Umfeld führten bei vielen die rezente Aue „zurückbrachten“ (z .B . die Deich- Gewässern zu einer vorschnellen Alterung . Bei brüche in der altmärkischen Wische im Winter- Ausbleiben anthropogen gesteuerter Erhaltungs- hochwasser 1909), nimmt die Wahrscheinlichkeit maßnahmen sind diese Gewässer auf Dauer nicht von Deichbrüchen in der Altaue unter modernen zu erhalten (Reichhoff & Refior 1997) . Neben den Bedingungen deutlich ab . Dabei ist die möglichst bereits unterbrochenen Funktionen für die aktive hohe Sicherheit die unbestrittene Zielstellung Flussaue betrifft dies auch alle anderen ökologi- von Deichbauten . Dies gilt im Besonderen auch schen Funktionen zonaler Standgewässer, da die nach der aktuellen Anpassung und Sanierung der ehemaligen Auengewässer schon auf Grund ihrer Deiche der Elbe und ihrer Nebengewässer nach Morphologie (z .B . Verhältnis von Gewässerober- dem Augusthochwasser des Jahres 2002 . fläche zur Wassertiefe und dem sich hieraus erge- Bei den erwähnten Deichbrüchen entstanden benden Schichtungsverhalten) deutlich schneller teilweise sehr tiefe Stillgewässer, sogenann- altern als flächenmäßig vergleichbare, natürlich te Kolke oder Bracks, die meist durch eine neue entstandene Seen oder künstlich entstandene Deichtrasse umbaut und dabei im Deichvorland Tiefgewässer, wie Abgrabungsseen . des neuen Deiches belassen worden sind . Wei- terhin stellen Deichneubau und Deichsanierung 2.2 Verkehrswasserbauliche Maßnahmen einzigartige Chancen für die Schaffung neuer Im Zusammenhang mit wasserbaulichen Maß- Gewässer dar . So wurden entlang der Elbe in den nahmen sprechen Wasserbauingenieure gern letzten Jahrzehnten diverse Bodenentnahmestel- von der Wasserbaukunst, welche maßgeblich zur len eingerichtet . Entwicklung des heutigen Erscheinungsbildes Die ursprünglichen Gründe für Ausdeichungen der Elbe in Form der Entwicklung der Elbe vom an der Elbe entsprachen naturgemäß denen in Strom mit natürlicher Dynamik zum „gebändig- anderen Stromsystemen, wobei dem direkten Ge- ten“ Fluss beitrug . Bezüglich des Verkehrswas- winn von Siedlungsflächen eine untergeordnete serbaus ist diese Ansicht sicherlich nicht von der Bedeutung zukam . Sicher führten Deichziehun- Hand zu weisen . Mit dem Beginn des verstärkten gen zum Zwecke der Gewinnung von landwirt- Verkehrswasserbaus sind vor allem drastische schaftlichen Nutzflächen auch zu verbessertem Veränderungen des ehemals weit verzweigten El- Schutz von Ansiedlungen und letztendlich zu ei- behauptstromes verbunden . ner Ausweitung dieser Siedlungsflächen . Die historische Entwicklung der Eingriffe und Durch die Ausdeichung wurden komplette Alt- ihrer Folgen ist ähnlich kompliziert wie beim Ur- armsysteme ehemaliger Flusshauptläufe von sachenkomplex Hochwasserschutz . Die verkehrs- der primär bedeutsamen Wasserstandsdynamik wasserbauliche Entwicklung der Elbe wurde an- und den hiervon abhängigen Prozessen, wie der fänglich durch hemmende politische Strukturen Morpho- und Geschiebedynamik, der Grundwas- der Kleinstaaten entlang der Elbe stark behindert . serdynamik, der Standort- und Vegetationsdyna- Beginnend nach dem Wiener Kongress von 1815 mik, dem Eintrag und Austrag von Nährstoffen so­ sowie durch die Festlegungen der zweiten Revisi-

19 Abb. 1: Die Elbe bei Beuster/ Rühstedt, Elbe-km Abb. 2: Die Elbe bei Beuster/ Rühstedt, Elbe-km 440 bis 446 in der Mitte des 19 . Jahrhunderts mit 440 bis 446 . Ehemals vorhandene Insel und Sand- einer noch vorhandenen morphologischen Viel- bänke sind aufgrund des Ausbaus als Wasserstra- falt an Flussinseln und Sandbänken . Ausschnitt ße nicht mehr vorhanden . Quelle: Landesluftbild- aus dem Preußischen Urmeßtischblatt (Blätter befliegung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt 1542 und 1543), Aufnahmejahr 1843, Originalmaß- (RGB-Aufnahme aus dem Jahr 2006) . stab 1:25 .000 .

onskommission von 1844 setzte eine wesentliche Einzelne Maßnahmen sind allerdings bereits ins Förderung als Grundlage für koordinierte, raum- 16 . Jahrhundert zu datieren, abgesehen von frü- übergreifende Veränderungen im verbliebenen heren, punktuellen Eingriffen in das Abflussge- Urstromtal erst relativ spät ein . Die eigentlichen schehen an Havel und unterer Elbe . Im Verlauf Arbeiten begannen 1866 mit der Gründung der des 18 . Jahrhunderts kam es zu lokalen Beein- Preußischen Elbstrombauverwaltung in Magde- flussungen im Flussbett und bei Ausbordungen burg (Jährling 1993a) . Laut Roloff (1916) wurden in das Vorland wurden vereinzelt Ufer befestigt mit den verkehrswasserbaulichen Regelungen (Rommel 2000) . der Elbe die folgenden grundlegenden Zielstel- Mitte bis Ende des 19 . Jahrhunderts wurde auf lungen verfolgt: dem Territorium nunmehr einheitlich adminis- • Befestigung der Ufer trativ verwalteter Länder der morphologische • Einschränkung breiter Stromstrecken und un- Formenschatz umfassend nivelliert und teil- mittelbare Aufräumung seichter Stellen weise beseitigt (s . Abb . 1 und 2) . Als ausgewähl- • Beseitigung von Inseln zur Herstellung und Er- te Beispiele sind hier in Anlehnung an Rommel haltung eines geregelten Fahrwassers (2002) Veränderungen für folgende Elbestrecken • Bepflanzungen von Sandfeldern und Anlan- zu nennen: dungen . Mäanderlauf bis zur Mündung der Schwarzen Sicher ist, dass der konzentrierte Beginn des Ver- Elster kehrswasserbaus etwa auf die Mitte des 19 . Jahr- Hier handelt es sich um den oberen Bereich der hunderts datiert werden kann . So begann ab 1840 Mittleren Elbe entsprechend der aktuellen Kilo- der planmäßige Ausbau der Elbe zur Wasserstra- metrierung von Elbe-km 96 bis 199 (Austritt der ße (Roloff 1916, Jährling 1993a) . Elbe aus dem Mittelgebirge am Schloss Hirsch-

20 stein/Sachsen bis zur Mündung der Schwarzen Rogätz sowie rechtselbisch zur Havel . Als Maß- Elster) . In diesem Abschnitt erfolgte durch die nahmen erfolgten: vorgenommenen Mäanderdurchstiche die um- • Durchstich des so genannten Treuel (1684), El- fangreichste Laufverkürzung (Rommel 2002) . be-km 353 bis 355 und Dies betrifft im Einzelnen die Durchstiche: • Durchstich des Elbemäanders am Sandauer • bei Mockritz (1748), Elbe-km 162,5 bis 165 Holz (um 1750), Elbe-km 416 bis 420 . • bei Klöden (1774), Elbe-km 190,5 bis 192 • bei Werdau (1810), Elbe-km 153 Für die flussabwärts liegenden Abschnitte sind • bei Polbitz (1850), Mühlberg (1854) und keine verkehrsbaulichen Altarmabtrennungen Kamitz (1873) . bekannt, weil, morphologisch bedingt, relativ wenige Altarmstrukturen vorhanden waren . Elbeverlauf südlich des Fläming Charakteristisch waren Hochwasserdurchbrüche Diese Maßnahme bezieht sich auf folgende zu zahlreichen, parallel verlaufenden Neben- Durchstiche im Elbeverlauf zwischen der Mün- gewässern, die bereits frühzeitig durch Deich- dung der Schwarzen Elster und der Saalemün- baumaßnahmen unterbunden wurden . Der dung am Elbe-km 291: Flussabschnitt war gekennzeichntet durch ein- • bei Gallin (1868), Elbe-km 204 bis 209 drucksvolle Strombreiten mit stark verzweigten, • am Kurzen Wurf bei Klieken (1934), Elbe-km furkationsartigen Stromteilungen, Inselbildun- 249,5 bis 250,5, gen und alternierenden Sandbänken . Die Haupt- wobei es in diesem Abschnitt mit dem Durch- ausrichtung verkehrswasserbaulicher Tätigkei- stich des Kurzen Wurfes zur letzten künstlichen ten bestand in verringerter Dimensionierung des Verkürzung kam . Hauptgerinnes der Elbe bei Beseitigung von Ver- zweigungsstrukturen und Inseln . Stromteilungsstrecke bei Magdeburg Im weiteren Verlauf kann nach dem Beginn der Beginnend an der Mündung der Saale (km 291) intensiven Ausbauphase ab dem Jahr 1866 bis endet dieser Verlauf an der Ohremündung (km etwa 1892 vom Abschluss der Mittelwasserregu- 350) . Charakteristisch war hier ein lang gestreck- lierung der Elbe ausgegangen werden (Rommel ter und sehr breiter Verzweigungsabschnitt in 2002) . Durch gezielte Anlage von Buhnen und Form aktiver Nebengerinne sowie im Hauptge- durch Längsverbau (Errichtung von Leit- und rinnebereich . Demzufolge sind die angeschnitte- Deckwerken) wurde das Gerinne der Elbe begra- nen Elbeverläufe gegenüber anderen Abschnit- digt und stark eingeengt sowie die Strömung in ten teilweise sehr lang . Folgende Maßnahmen die Mitte des inselfreien Flusses gelenkt . Die Ziel- wurden in diesem Elbeabschnitt umgesetzt: stellungen der sich anschließenden Niedrigwas- • Durchstiche mehrerer Elbemäander nördlich serregulierung der Elbe wurden per Reichsgesetz Magdeburg ab dem Jahr 1740 (z .B . der so ge- vom Dezember 1911 vorgegeben (Jährling 1993b) . nannte Zuwachs bei Gerwisch und die Alte Los- Abgeschlossen wurde die Niedrigwasserregulie- tauer Elbe zwischen den Elbe-km 332 und 339) rung an der Elbe im Wesentlichen in den 1930- sowie er Jahren mit Ausnahme der durch den zweiten • Abtrennung der Alten Dornburger Elbe ab dem Weltkrieg unterbrochenen Arbeiten im Bereich Jahr 1869 mit dem Bau des Umflutkanals zwi- der so genannten Reststrecke bei Dömitz zwi- schen den Elbe-km 301 und 320 . schen den Elbe-km 508,1 und 521,1 sowie einiger punktueller Maßnahmen . Verzweigungslauf im Elbe-Havelgebiet Bezüglich der ökologischen Wirkungen abge- Dieser Abschnitt erstreckt sich vom Bereich der schnittener Altarme und Nebengewässer ist es Ohremündung am Elbe-km 350 bis zur ehemali- von Bedeutung, ob die betreffenden Gewässer gen Havelmündung am Elbe-km 431 . Wesentlich in der rezenten Aue als hydraulisch beeinflusste waren hier mehrere Havelmündungsverlegun- Strukturen im Hochwasserfall verblieben oder ob gen zum Zwecke des Hochwasserschutzes in der diese im Nachhinein durch gezielte Ausdeichung Havelniederung und durch frühen Deichbau ab- in die Altaue verlagert wurden . geschnittene, aktive Hochwasserabzweigungen in die linkselbische Tangerniederung unterhalb

21 2.3 Folgen der Eingriffe abschnitten deutlich sichtbare, zunehmende Mit den Maßnahmen des Hochwasserschutzes Sedimentation auf den betreffenden Auenflä- und des Verkehrswasserbaus in der Gewässer- chen dar, die neben ökologischer Relevanz auch landschaft der Elbeauen sind neben ökologischen Bedeutung für den Hochwasserschutz besitzt . Auswirkungen auf Lebensräume und Lebensge- Derzeit ist es trotz vorliegender Untersuchungs- meinschaften, die aus hydraulisch-morphologi- ergebnisse schwierig, ortsbezogene Aussagen zu schen Veränderungen resultieren, auch eine An- treffen . Dass es sich hierbei durchaus aber um zahl weiterer direkter und indirekter Folgen ver- ernst zu nehmende Tendenzen handelt, wird bunden . Diese wurden und werden in der Regel anhand der intensiver beobachteten Flächen mittel- bis langfristig wirksam . Hierbei sind die der rezenten Aue in urbanen Bereichen (z . B . Erosionsproblematik der Elbe, die grundlegende im Umflutbereich der Stadt Dresden) deutlich . Auflandungstendenz in den jeweiligen Elbestre- Dies trifft sowohl für Auflandungen von mine- cken sowie die mit den Flächennutzungen ver- ralischen Geschieben nach Extremhochwassern bundenen Auswirkungen zu nennen, die im Fol- auf den exponierten Lagen in der Aue als auch genden detaillierter beschrieben werden: für eine mehr oder weniger flächige Verteilung organischer Feinsedimente und schluffiger Sub- Sohlerosion strate zu . Grundsätzlich ist von einer an Wirksamkeit zu- nehmenden Erosion der Flusssohle auf Grund des Nutzungsbedingte Eingriffe Geschiebedefizits im Bereich der Oberen Mittelel- Die wasserbaulichen Maßnahmen der vergange- be auszugehen (vgl . WSV 2009) . Diese Tendenz ist nen Jahrhunderte ermöglichten weiterführende ursächlich auf die Abriegelung der geschiebefüh- Eingriffe, da nun ehemalige Rest- und Splitter- renden Oberläufe der Elbe und ihrer Nebenflüsse flächen der rezenten Aue durch die Hauptstrom- zurückzuführen . Der Talsperrenbau schnitt die bündelung deutlich besser erreich- und nutzbar vielfältigen Sedimentquellen ab und die Sohl- waren . Die ehemaligen Insel- und Halbinsellagen schubspannungen, hervorgerufen durch fluss- lassen sich heute an Hand der Flurnamen, durch bauliche Maßnahmen in der Vergangenheit, ver- Bezeichnungen wie Werder bzw . Heger, identifi- ringerten sich . Dies betrifft im Wesentlichen die zieren . Daraus erwachsen für die Auengewässer sogenannte Erosionstrecke zwischen Elbe-km 120 und ihre ökologische Funktion folgende Problem- (unterhalb Strehla in Sachsen) und 230 (oberhalb bereiche: Wittenberg in Sachsen-Anhalt) in Größenordnun- • Wegebau und -führung gen zwischen 100 und 200 cm, abklingend etwa Ehemals nur temporär verfügbare Flächen der am Elbe-km 250 oberhalb von Roßlau (Jährling rezenten Aue sind heute durch Wegebau und 2004) . In diesem Zusammenhang sind jedoch -führung ständig erreichbar . Die Wege verlau- auch regional begrenzte Wirkungen in anderen fen über weite Fließstrecken parallel zur Elbe Abschnitten festzustellen . So vertiefte sich die und erschließen komplett die Aue . Sie stellen Flusssohle in den Abschnitten nördlich Magde- für die Auengewässer und ihre Dynamik er- burgs ebenfalls drastisch . Im Zeitraum von 1874 bis hebliche Hindernisse dar . Diese verhindern 1963 wurden Sohlvertiefungen von 2,10 m an der insbesondere das frühzeitige Ausufern kleiner Messstelle Magdeburg-Rothensee und von 2,05 m Hochwasser mit hohen Wiederkehrsinterval- im Bereich Niegripp festgestellt (Jährling 1993a) . len in das Auengewässersystem . Durch diese Erosionen sind besonders die noch • Entwässerungen vorhandenen Altwasser in der rezenten Elbeaue Weite Bereiche der rezenten Aue wurden zur betroffen, da sich die Flussbettvertiefungen in effektiven Nutzbarkeit im Verlauf der vergan- den langjährigen Grundwasserständen nieder- genen Jahrzehnte mit einem Netz von Entwäs- schlagen, speziell im hydrologischen Bereich zwi- serungsgräben ausgestattet . Sie verbinden die schen abnehmendem Mittelwasser- und Niedrig- Gewässer der Aue und die Tieflagen miteinan- wasserabfluss . der, führen zu einer schnellen Entwässerung nach einem Hochwasser und wirken dem Re- Auflandungstendenzen tentionsvermögen der Auenlandschaft entge- Ein weiteres Problem stellt die in einigen Elbe- gen .

22 • Anlagenbau Verbunden mit dem Bau zusammenhängen- der Entwässerungssysteme entstanden in der rezenten Aue auch diverse Stauanlagen, um in trockenen Sommern einen definierten Min- destwasserstand in den Auengewässern zu er- halten . Die Zielstellungen dieser Staumaßnah- men bestehen zumeist in der Wasserhaltung für landwirtschaftlich genutzte Wiesenberei- che und in der Sicherung ausreichender Was- serstände für den Fischbestand .

3 Ausgewählte Beispiele für Altarm­ reaktivierungen im Bereich der Mittleren Elbe

Im Folgenden werden Möglichkeiten und Poten- Abb. 3: Lage der Untersuchungsgebiete . Grafik: ziale der Gewässerredynamisierung aufgezeigt . M . Scholz . Es werden Projekte der direkten Gewässeran- bindung im Biosphärenreservat Mittelelbe am Beispiel des Kurzen Wurfes bei Klieken, einem natürlichen Auenaltwasser der Elbe und des Bag- LIFE Projektes des Biosphärenreservates Mittelel- gerlochs Parchau, einem künstlich entstandenen be . Mit der Umsetzung dieses Großprojektes war Auengewässer und ehemaligen Abgrabungsge- neben der eigentlichen Anbindung des Elbealt- wässer vorgestellt (s . Abb . 3) . Weitere Möglichkei- armes an die rezente Aue, ein Komplex weiterer, ten zu Gewässeranbindungen bestehen im Rah- nachfolgend genannter Einzelvorhaben verbun- men von Deichrückverlegungen an der Elbe, die den: bereits erfolgt, geplant bzw . vorgesehen sind . • Entschlammung des stark verlandeten Altwas- Rückdeichungen und die damit mögliche Reak- sers Alte Elbe Klieken in der Altaue tivierung ehemals aktiver Auengewässer stellen • Pflanzung und Entwicklung von etwa 60 ha bezüglich der Gewässerlandschaft sehr effektive Auenwald Möglichkeiten zur ökologischen Aufwertung der • Umwandlung von etwa 30 ha landwirtschaftli- Aue dar . In diesem Zusammenhang wird auf die cher Nutzfläche in Wald . Rückdeichungsplanungen bei Lödderitz (Eich- Der Kurze Wurf war ein ehemaliger Elbehaupt- horn et al . 2004) und bei Sandau (LAU 2001) in verlauf, der in den Jahren 1931 bis 1934 zur Verbes- Sachsen-Anhalt, bei Lenzen in Brandenburg serung der Schifffahrtsverhältnisse von der Elbe (Purps et al . 2004) sowie auf die bereits realisier- abgetrennt wurde . Auf diese Tatsache weisen te Rückdeichung im Roßlauer Oberluch (Scholz noch vorhandene Buhnenreststrukturen im Kur- et al . in diesem Heft, S . 103 ff) verwiesen . Alle die- zen Wurf hin . Diese Abtrennung war verbunden se Vorhaben eröffnen grundlegende Perspektiven mit entsprechenden Auswirkungen auf die Hy- komplexer Gewässerreaktivierungen, welche draulik, die Strömungsverhältnisse, die Gewäs- auch Bestandteil der jeweiligen landschaftspfle- sergüte sowie auf die Gewässermorphologie, die gerischen Begleitplanung sind (Puhlmann & Lebensräume und ihre -gemeinschaften . Durch Jährling 2003) . diesen massiven Eingriff in den Naturhaushalt ging auch der Fließgewässercharakter verloren . 3.1 Wiederanschluss des Kurzen Wurfes Die Abtrennung des Kurzen Wurfes erfolg- bei Klieken te durch den Bau einer neuen Stromrinne und Der Wiederanschluss des sogenannten Kurzen durch die teilweise Verfüllung des Altlaufs im Wurfes zwischen den Elbe-km 249,5 und 250,5 Zustrombereich bis in den Bereich des mittleren erfolgte im Dezember 2001 im Rahmen eines EU- Hochwassers . In den folgenden Jahrzehnten wur-

23 Abb. 4: Kurzer Wurf mit oberstromigem Ein- Abb. 5: Durch Anbindung des Kurzen Wurfes strombereich (Elbe-km 250) nach dem Sommer- entstandene naturnahe Abbruchkanten . Foto: A . hochwasser 2002 . Foto: R . Apel (2003) . Regner (2004) .

den bereits verfüllte Teilabschnitte zusätzlich mit Besonderes Interesse galt den Auswirkungen des Baggergut aus der Elbe überdeckt . Augusthochwassers 2002 und dem Eishochwas- Die Anbindung erfolgte am Elbe-km 249,3 in ei- ser 2002/2003 (Abb . 4 und 5) . Folgende eigendy- nem leichten Bogen mit der Mündung des Zu- namische Prozesse wurden festgestellt: laufs aus der Elbe in den südlichen Teil des Kur- • Ausbildung eines großen Kolkes am Ufer des zen Wurfes . Diese Verbindung hat eine Länge Matzwerders (linkes Altarmufer) unterhalb des von etwa 200 m, eine Sohlbreite von etwa 10 m befestigten Zustrombereiches mit einer Was- sowie ein Böschungsgefälle zwischen 1:3 und sertiefe von etwa 5 bis 6 m bei Mittelwasser 1:5 . Der Zulaufbereich wurde wegen einer aus einschließlich eines etwa 5 m hohen Steilufers Sicht der Wasserstraßenverwaltung befürchte- auf einer Länge von etwa 40 m . Die im Bereich ten Durchbruchsgefahr gesondert befestigt . Im unterspülten Bäume kippten in den Altarm Einlaufbereich des Zulaufgerinnes wurde eine und wurden als biotopbildendes, hydraulisch Grundschwelle mit einem mittigen Einschnitt wirksames Totholz im Altarm belassen . von 0,5 m Höhe unter Mittelwasser eingebaut, die • Am rechten Ufer des Altarmes haben sich un- unterstromig mit einem muldenförmigen Tosbe- terhalb der Zulaufbereiches lang gestreckte, ve- cken versehen wurde . Die ausreichende Stand- getationslose Kiesbänke mit einer Gesamtflä- sicherheit der Böschungen wurde durch Stein- che von etwa 20 .000 m2 ausgebildet, von denen schüttung mit Wasserbausteinen erzielt . die höheren Bereiche etwa 1 m über Mittelwas- Weiterhin wurde zur Sicherstellung der Durch- ser liegen . Größere Flächen liegen temporär als strömung des Gesamtgewässers der Ablaufbereich gut durchspülte Kiese unter Wasser . Weiter un- des Kurzen Wurfes in die Elbe am Elbe-km 250,4 terhalb sind im Altwasser drei Inseln in Mittel- geräumt . Hierbei wurden aus dem vorhandenen wasserhöhe mit einer Flächengröße von etwa Haupt- und aus zwei Nebengerinnen des Ausstrom- 200 m2 entstanden . bereiches ca . 10 000. m2 organische Feinsedimente • Am gegenüberliegenden Elbeufer außerhalb und sandig-kiesige Substrate entfernt . Als flankie- des eigentlichen Altarmkomplexes wurden rende Maßnahme erfolgte die Renaturierung der mehrere, jeweils hunderte Quadratmeter große Katschbachmündung in den Kurzen Wurf . Kiesaufschüttungen festgestellt . Sie befinden Der weitere Verlauf der Dynamik und der mor- sich direkt gegenüber der unterstromigen Aus- phologischen Veränderungen wurde nach Ab- mündung des Altwassers auf der linksseitigen, schluss der Reaktivierungsmaßnahme im Kurzen gegenüberliegenden Elbeaue und wurden ver- Wurf und im Umfeld wissenschaftlich begleitet . mutlich durch Querströmungen hervorgerufen .

24 3.2 Anschluss Baggerloch Parchau größer Mittelwasser durch direkte, barrieren- Das folgende Beispiel wurde ausgewählt, weil freie Durchströmung hiermit die Anbindung eines künstlich entstan- • Schaffung einer verlangsamten Strömung bei denen Gewässers in einer hydraulisch günstigen Wasserständen kleiner Mittelwasser und da- Lage ohne zusätzliche Befestigungen vorgenom- mit einer optimalen Sauerstoffversorgung des men werden konnte . Wie bereits erwähnt, besit- Restgewässers zen künstlich entstandene Gewässerstrukturen • Gewährleistung einer ungehinderten Fisch- für künftige Renaturierungskonzepte flussmor- migration bei sehr kleinen Wasserständen im phologisch aktiver Auen eine besondere Eignung . Niedrigwasserbereich . Das Baggerloch Parchau ist ein rechtselbisch gele- Solche strömungsberuhigten Bereiche mit kiesi- genes Abgrabungsgewässer, das etwa in den 1930- gem Untergrund sind als Wintereinstandsräume er Jahren durch Auskiesung vermutlich im Bereich wichtige Habitate der autochthonen Fischfauna . eines ehemaligen Elbealtarms oder einer großen Als Grundlage des gültigen Planfeststellungs- Flutrinne entstanden ist . Es besitzt eine gestreck- beschlusses wurden entsprechend der Ausfüh- te Form mit einer großen Aufweitung im Nordteil rungsplanung die folgenden Details bei der Ge- und eignete sich insbesondere aus diesem Grund wässeranbindung umgesetzt: hervorragend für den Anschluss an den Fluss mit • Die komplette Beräumung der Panzerdurch- der entsprechenden Funktionsübernahme als fahrten erfolgte auf einer Breite von 20 m, die Flussaltwasser bzw . -nebengerinne . als Querriegel bei Niedrigwasserständen wirk- Das Gewässer erstreckt sich am rechten Elbeu- sam waren . fer zwischen den Elbe-km 358,5 und 359,3 . Bis zur • Die Baggerung der oberstromigen Anbindung Maßnahmerealisierung bestand es auf Grund der wurde als Muldenprofil auf einer Mindestbreite Querung durch zwei ehemalige Panzertrassen von ca . 20 m und einer Höhenlage von 1 m unter aus drei hydraulisch und ökologisch weitgehend dem Mittleren Niedrigwasser realisiert . Damit voneinander getrennten Gewässerteilen . Eine sollten Fischrückzugsräume bei langandauern- bereits vorhandene, oberstromige Anbindung den Niedrigwasserereignissen entstehen . Die bestand lediglich aus einem etwa 2 m breiten Ka- oberstromige Böschung des Zulaufkanals wurde nal, der etwa ab Mittelwasser angeströmt wurde . dabei als Steilufer ausgeführt . Neben der Schaf- Es ist wahrscheinlich, dass diese Anbindung dem fung hochdynamischer Lebensräume dient dies Transport des abgebauten Kieses diente . Unter- insbesondere der Verhinderung von Durchfahr- stromig erfolgte eine Anbindung erst ab einem ten bei niedrigen Wasserständen (Abb . 6) . etwa 5- bis 10-jährigen Hochwasser . • Die unterstromige Anbindung erfolgte in der Die Veranlassung zur (Wieder-)Anbindung dieses tiefsten vorhandenen Geländelage am Ende Gewässers ergab sich als Teil einer Ausgleichs- des Gewässers auf kürzestem Weg zur Elbe auf und Ersatzmaßnahme für die bereits vorgenom- einer Breite von 10 bis 15 m, was der Höhenlage mene Verbreiterung des Elbe-Havel-Kanals im des Mittelwasserspiegels entspricht . Einerseits Rahmen des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit wird dadurch die Wasserhaltung gewährleistet, Nr . 17, speziell für den Planfeststellungsabschnitt ohne die Dynamik im fallenden und steigen- 1 in der Stadtstrecke Burg . Die Kompensations- den Hochwasser zu beeinflussen, andererseits maßnahme wurde bereits am 29 .09 .2002 plan- fallen weniger Aushubstoffe an . festgestellt . Flankierende Maßnahmen waren der • Die anfallenden Aushubmassen wurden an Bau eines Biberrettungshügels, die Anbindung geeigneten Stellen wiederverwendet . Der über- unterstromiger Flutrinnenbereiche durch geziel- wiegende Teil der Massen konnte zum Bau des te Beräumungen im Zustrombereich und die Ent- Biberrettungshügels auf dem Höhenrücken un- siegelung der hier vorhandenen Plattenwege . terstromig des Ablaufs eingesetzt werden . Die Zielstellung der Redynamisierungsmaßnah- • Abschließend erfolgte die Vertiefung einer aus me bestand in der: dem Gewässer auslaufenden Flutrinne, um ein • Schaffung schnell fließender, turbulenter unterstrom liegendes Flutrinnensystem früh- Strukturen zeitig anzubinden . • dauerhaften Freihaltung und natürlichen Räu- Zeitgleich mit dem Abschluss der Baumaßnahme mung des Kiesgewässers bei Wasserständen stieg der Wasserstand der Elbe über Monate der-

25 Abb. 6: Zulaufbereich bei Niedrigwasser zum Abb. 7: Steilufer am unbefestigten Ablauf vom Abgrabungsgewässer bei Parchau . Foto: K .-H . Abgrabungsgewässer bei Parchau . Foto: K .-H . Jährling . Jährling .

art an, dass das angeschlossene Gewässersystem die vorsah, einen Altwasserschluss zu erreichen, durch die neu geschaffenen Öffnungen zur Elbe wurde eher zufällig zugunsten der Schaffung ei- stark durchströmt, aber der Gesamtbereich nicht nes durchströmten Gewässers aufgegeben und flächig überströmt wurde . Dadurch bildete sich in erweitert . In der nördlichen Aufweitung des An- dieser Zeit zwischen Elbe und Anschlussgewässer schlussgewässers sind noch ausreichende große eine etwa 1 .000 m lange und durchschnittlich 100 und tiefe Stillwasserbereiche vorhanden, so dass m breite Insel . Da ein weiterer Wasseranstieg mit mit dieser Maßnahme beide Zielstellungen ver- entsprechender Druckabnahme durch die Aus- wirklicht worden sind . uferung in die Aue ausblieb und die umgebauten Abschnitte noch nicht mit flächiger Vegetation bewachsen waren, wurde die nicht zusätzlich be- 4 Ausblick festigte Auslaufrinne insgesamt hydraulisch sehr stark beansprucht . Aufgrund der Ufererosion war Die Elbe ist im Verlauf der letzten Jahrhunderte anzunehmen, dass der Ablaufbereich nach dem durch Eingriffe so nachhaltig umgestaltet wor- Durchbruch durch die anstehende Auenlehmde- den, dass sich das aktuelle morphologische Bild cke weiter in die darunter liegenden Kiese ero- von Fluss und Aue erheblich verändert darstellt . diert und sich gegebenenfalls deutlich der tiefer Dabei handelt es sich keineswegs um völlig un- liegenden Zulaufsohle nähern wird . Unter diesen umkehrbare Entwicklungen, wie sich an Hand nahezu idealen Bedingungen kam es dann zur verschiedener Projekte aufzeigen lässt . Bei ganz- Ausbildung steiluferartiger Abbrüche an den Ge- heitlicher Herangehensweise, festgelegter Zielpo- rinneufern im gesamten Ablaufbereich (bis ma- sition und Leitbildformulierung ergeben sich un- ximal etwa 2 bis 3 m Höhe) und zur Aufspaltung ter Berücksichtigung der ausgewogenen Nutzung des Abflusses in das unterhalb liegende Buhnen- der Elbe als Wasserstraße und Gewährleistung feld (Abb . 7) . Die konkreten morphologischen des notwendigen Hochwasserschutzes deutliche Auswirkungen der Anschlussmaßnahme werden Potenziale im Bereich der Gewässerreaktivierung, allerdings erst nach einer deutlichen Wasser- sowohl in der rezenten Elbeaue als auch in der standsabsenkung der Elbe sichtbar sein . Altaue . Neben Vorhaben dieser Art besitzen Wie- Mit den morphodynamischen Entwicklungen derbelebungen von Gewässeraltstrukturen in der im Abstrombereich, die in dieser Form nicht zu Altaue im Zuge von Rückdeichungen auf Grund erwarten waren, ist wahrscheinlich eine perma- der großen ökologischen Effizienz einen sehr ho- nente Durchströmung des Gewässers gegeben . hen Stellenwert . Wesentlich ist dabei insbesonde- Die Änderung der ursprünglichen Zielstellung, re die Berücksichtigung des Prozessschutzes als

26 Basis für derartige Maßnahmen gegenüber kon- Literatur servativen, relativ statischen Arten- und Biotop- schutzgedanken . BMU & BfN - Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz und Reaktorsicherheit & Bundesamt Anhand der Beispiele wurden Projekte im Bereich für Naturschutz (Hrsg .) (2009): Auenzustandsbe- der Mittleren Elbe vorgestellt, die bereits reali- richt - Flussauen in Deutschland . - http://www .bfn . siert sind . Diverse Folgevorhaben sind grundsätz- de/fileadmin/MDB/documents/themen/wasser/ lich möglich und teilweise schon in Vorbereitung . Auenzustandsbericht .pdf . Möglich werden solche konkreten Vorhaben nur Eichhorn, A., Rast, G. & L. Reichhoff (2004): Natur- schutzgroßprojekt Mittlere Elbe, Sachsen-Anhalt . - durch eine konstruktive und interdisziplinäre Ko- Natur und Landschaft 79(9): 423-429 . operation zwischen den verschiedenen Fach- und Faulhaber, P. (1998): Entwicklung der Wasserspiegel- Interessenvertretern . Neben der Zusammenar- und Sohlenhöhen in der deutschen Binnenelbe in- beit des Naturschutzes und der Wasserwirtschaft nerhalb der letzten 100 Jahre - Einhundert Jahre „El- auf Landesebene trifft dies in besonderem Maße bestromwerk“ . - Gewässerschutz im Einzugsgebiet der Elbe 8 . Magdeburger Gewässerschutzseminar . für die Umsetzung gemeinsamer Vorhaben zwi- - Stuttgart/Leipzig (Teubner Verlag) . schen der Wasserstraßenverwaltung des Bundes Faulhaber, P. (2000): Untersuchung der Auswirkung und den Naturschutz- und Wasserbehörden des von Maßnahmen im Elbevorland auf die Strömungs- Landes zu . Dies zeigte sich sowohl bei verfahrens- situation und die Flussmorphologie . - In: ATV-DVWK freien Maßnahmen im Rahmen der Unterhal- Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft (Hrsg ):. Gewässerlandschaften-Aquatic Landscapes . tung der Bundeswasserstraße mit dem zustän- - ATV-DVWK-Schriftenreihe . BMBF Symposium Elbe- digen Außenbereich des jeweiligen Wasser- und forschung . Tagungsband Teil 1: 297-320 . Schifffahrtsamtes als auch in planfestgestellten Harms, O . & S . Kiene (1999): Morphologische Gewässer- Maßnahmen mit dem dafür zuständigen Wasser- strukturen der Elbe 1776 und 1992 . - In: Tagungsband straßenneubauamt . „Fachtagung Elbe - Dynamik und Interaktion in Fluss und Aue“ (Wittenberge 04 .-07 .05 .1999) . - Karlsruhe . In den zurückliegenden Jahren sind deutliche Jährling, K .-H . (1993a) Die flussmorphologischen Ver- Fortschritte in der Zusammenarbeit zu verzeich- änderungen an der mittleren Elbe im Regierungsbe- nen . So wurden Reaktivierungen von Altwassern zirk Magdeburg seit dem Jahr 1989 aus der Sicht der in die Unterhaltungsplänen für sieben Modell- Ökologie . - Staatl . Amt für Umweltschutz Magdeburg strecken der Elbe aufgenommen . Damit ist eine - Information November 1993 . - Magdeburg . Jährling, K .-H . (1993b): Auswirkungen wasserbaulicher grundlegende planerische Sicherheit gegeben, Maßnahmen auf die Struktur der Elbauen - prognos- auch bei Maßnahmen sonstiger Rechtsträger tisch mögliche ökologische Verbesserungen . - Staatl . oder Dritter . Amt für Umweltschutz Magdeburg - Information Juli 1993 . - Magdeburg . Jährling, K .-H . (1994): Mögliche Deichrückverlegungen im Bereich der Mittelelbe - Vorschläge aus ökolo- Zusammenfassung gischer Sicht als Beitrag zu einer interdisziplinären Diskussion . - Staatl . Amt für Umweltschutz Magde- Vor dem Hintergrund der an der Elbe in den letzten burg - Information . - Magdeburg . Jahrhunderten vorgenommenen anthropogenen Jährling, K .-H . (1998): Deichrückverlegungen: Eine Eingriffe stellt sich das heutige morphologische Strategie zur Renaturierung und Erhaltung wert- voller Flusslandschaften? - Staatl . Amt für Umwelt- Bild des Flusses und der Aue nachhaltig verändert schutz Magdeburg - Information März 1998 . - Mag- dar . Im Beitrag werden einige dieser morpholo- deburg . gischen Veränderungen im historischen Kontext Jährling, K .-H . (2004): Stellungnahme der Biosphären- analysiert . Dass es sich dabei nicht ausschließlich reservatsverwaltung Flusslandschaft Mittlere Elbe um völlig unumkehrbare Entwicklungen handelt, zu möglichen Flussbettvertiefungen der Elbe . - Bi- osphärenreservatsverwaltung . - Unveröffentl . Stel- wird an Hand zweier erfolgreich realisierter Pro- lungnahme v . 17 .08 2004. . jekte zur Altarmanbindung im Biosphärenreser- LAU - landesamt für Umweltschutz (Hrsg ). (2001): vat Mittelelbe dargestellt . Ausgewählt wurden ein Rückgewinnung von Retentionsflächen und Altau- natürliches Auenaltwasser der Elbe (Kurzer Wurf enreaktivierung an der Mittleren Elbe in Sachsen- bei Klieken) und ein künstlich entstandenes Au- Anhalt . - Abschlussbericht des BMBF-Forschungs- vorhabens (FKZ 0339576) . - Halle (Landesamt für engewässer (ehemaliges Abgrabungsgewässer bei Umweltschutz) . - http://elise bafg. .de/?3939 . Parchau) . Dabei werden auch Potenziale zur Ge- Puhlmann, G. & K.-H. Jährling (2003): Erfahrungen wässerredynamisierung aufgezeigt . mit „nachhaltigem Auenmanagement“ im Biosphä-

27 renreservat „Flusslandschaft Mittlere Elbe“ . - Natur und Landschaft 78(4): 143-149 . Purps, J., Damm, C. & F. Neuschulz (2004): Naturschutz- großprojekt Lenzener Elbtalaue, Brandenburg - Au- enregeneration durch Deichrückverlegung an der Elbe . - Natur und Landschaft 79(9): 408-415 . Reichhoff, L. & K. Refior (1997): Landschaftliche Ent- wicklung, Nutzung und Schutz des Kühnauer Sees . - Naturwiss . Beitr . des Mus . Dessau SH: 12-23 . Roloff (1916): Fünfzig Jahre Elbstrombauverwaltung . - Zentralbl . d . Bauverwalt . 27 . - Berlin . Rommel, J. (2000): Laufentwicklung der deutschen Elbe bis Geesthacht seit ca . 1600 . - Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Gewässerkunde . - Koblenz/ Berlin . - http://elise .bafg .de/?3408 . Rommel, J . (2002): Laufentwicklung der Elbe zwischen 1600 und 1900 . - In: Nestmann, F. & B. Büchele (Hrsg .): Morphodynamik der Elbe . - Schlussbericht des BMBF-Verbundprojektes . - Karlsruhe (Institut für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik der Universität Karlsruhe): 34-36 . Tockner K. & J. A. Stanford (2002): Riverine flood- plains: present state and future trends . - Environ- mental conservation 29: 308-330 . WSV - Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Hrsg .) (2009): Sohlstabilisierungskonzept für die Elbe zwischen Mühlberg und Saalemündung . - Magdeburg/ Dresden/ Koblenz/ Karlsruhe . - http:// www wsd-o. wsv. .de/betrieb_unterhaltung/Elbe/Ero- sion/index html. .

28 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 29–40 Weichholzauen-Entwicklung als Beitrag zum naturverträglichen Hochwasserschutz im Biosphärenreservat Mittelelbe Eva Mosner, Sandra Schneider, Boris Lehmann & Ilona Leyer

1 Einleitung Aus Sicht des Hochwasserschutzes und der Ge- wässerunterhaltung werden die Entwicklung Auen mit ihren typischen Vegetationsgesell- und der Schutz von Weichholzauenwäldern in schaften zählen heute zu den am stärksten be- Überflutungsgebieten derzeit allerdings eher kri- drohten Lebensräumen Europas (Tockner & tisch gesehen, was insbesondere mit den jüngs- Stanford 2002) . Ihre Gefährdung beruht dabei ten Hochwasserkatastrophen und den Progno- vor allem auf dem Ausbau der Flüsse zu Wasser- sen der Klima- und Niederschlagsänderungen straßen, einhergehend mit dem Bau von Däm- in Beziehung steht . Dabei wird als wesentliches men, Staustufen, Deichen und Uferbefestigungen Argument die fehlende Hochwasserneutralität während der letzten Jahrhunderte (Tockner & solcher Bewuchsflächen angeführt . Eine Imple- Stanford 2002) . Der Ausbau der Wasserstraßen mentierung von Weichholzauen entlang deut- hat weitreichende Konsequenzen für die Hydro- scher Bundeswasserstraßen kann demnach nur dynamik des Flusses, die Geomorphologie und auf Flächen erfolgen, auf denen die Hochwasser­ die hydrologischen Bedingungen in der Aue neutralität für ein 100-jährliches Abflussereignis (Petts 1989) . Ein Lebensraumtypus, der dabei in nach der Neuanpflanzung von Weichholzauen- besonderem Maße betroffen ist, sind die Weich- flächen gewährleistet ist . holzauen . Während vor wenigen Jahrhunderten Da einerseits der Weichholzaue unter dem Aspekt die Vorländer der Elbe noch größere Bestände der stark eingeschränkten Verbreitung aus Sicht von Weichholz- und Hartholzauen aufwiesen, ist des Naturschutzes eine hohe Entwicklungsbe- das heutige Landschaftsbild vor allem durch ex- dürftigkeit zukommt und andererseits aus Sicht tensiv genutzte Grünländer geprägt, denen die der Wasserwirtschaft flächenhafte Anpflanzun- Auenwälder im Zuge landwirtschaftlicher Nut- gen aus Gründen des Hochwasserschutzes pro- zung weichen mussten (Scholten et al. 2005) . blematisch sind, ist die Entwicklung eines Kon- Weichholzauenwälder sind nach Anhang I der zepts zur Verknüpfung beider Belange unbedingt FFH-Richtlinie als prioritär zu schützender, na- notwendig . türlicher Lebensraumtyp eingestuft und besit- zen eine besondere Schutz- und Entwicklungs- Die Ansiedlung neuer Auenwälder ist nur dann bedürftigkeit (Sysmank et al . 1998, Rieken et al . zielführend umsetzbar, wenn folgende Kriterien 1994, Henrichfreise 1996) . Ihr herausragender erfüllt sind: Status ist auch in den vielfältigen Funktionen • Der Standort der Anpflanzung muss den öko- begründet, die Weichholzauenwälder erfüllen . So logischen Ansprüchen der anzupflanzenden bieten sie nicht nur Lebensraum für viele seltene Gehölze genügen, damit eine Vegetationsent- Tier- und Pflanzenarten, sie beeinflussen auch wicklung ökologisch nachhaltig und ökono- den Nährstoffkreislauf innerhalb der Aue, haben misch vertretbar möglich wird . einen wichtigen Einfluss auf die Wasserqualität • Die Anpflanzung muss sich bei einem Hoch- und stabilisieren mit ihren Wurzelstrukturen wasserereignis hochwasserneutral verhalten, Ufer- und Vorlandbereiche (Naiman et al . 2005) . um die Funktionsfähigkeit vorhandener Hoch- Zudem dienen sie als Retentionsraum und kön- wasserschutzsysteme, z .B . Deiche, zu gewähr- nen damit zum Hochwasserschutz beitragen . leisten .

29 zur Identifizierung von Flächen Biotik Abiotik zur Ansiedlung von Weichholzau- Untersuchungen zur Hydro-morphologische Untersuchungen zur en in Überschwemmungsgebieten Parameter potenziellen Verbreitung hydraulischen Leistung des unter Beachtung der ökologischen von Weichholzauenarten/ Parameter zur Gewässergebiets infolge der Bewuchsentwicklung Kriterien und der Hochwasserneu- Vegetationstypen und -struktur Entwicklung von Weich- holzauengebieten tralität . Das DBU-Projekt wurde in enger Kooperation zwischen der Universität Marburg (Habitat- Verschneidung Prognose-Modellierung) und der Universität Karlsruhe (Vegetati- onshydraulik, Hydrodynamisch- Identifizierung und numerische Strömungsmodellie- Bewertung von Räumen und rung) bearbeitet . Zudem waren Strukturen für eine als weitere Projektpartner das Weichholzauenentwicklung Biosphärenreservat Mittelelbe in Sachsen-Anhalt und das Forst- amt Kyritz im Land Brandenburg Untersuchungen zur: Untersuchungen: eingebunden, um die Forschungs- - Reproduktionsfähigkeit - zur Bedeutung unterschiedlicher ergebnisse durch die Neuanlage - Ausbreitungsfähigkeit Bewuchsstruktur - Genetischen Diversität - zum Widerstandsverhalten von von Weichholzauen auf ca . 10 ha von Weichholzauen Auenvegetation in Abhängigkeit: modellhaft umzusetzen . Das Pro- - der Dichte jekt wurde durch einen von der - der Vegetationstypen DBU einberufenen Expertenbei- - des Belaubungsgrads - durch-/überströmter rat wissenschaftlich begleitet und Fließzustände evaluiert, der aus Vertretern der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz (BfG), des Bundesamtes für Naturschutz Bonn (BfN) sowie Praxisleitfaden des Fachgebietes Ingenieurhydro- Entscheidungshilfen und Maßnahmen zur Entwicklung logie und Wasserbewirtschaftung von struktur- und genressourcenreichen Weichholzauen (IHWB) der Universität Darmstadt unter Berücksichtigung der Hochwassersicherheit zusammengesetzt war . Den Kern des DBU-Projektes bil- dete eine in interdisziplinärer Zu- Umsetzung in die Praxis sammenarbeit entwickelte, kombi- Auenwaldneuanlage und ex-situ Erhaltungsmaßnahmen nierte Modellierung (siehe Abb . 1) . zur Bewahrung der genetischen Diversität Dabei wurden die Ergebnisse aus einer Habitatprognosemodellie- rung zur Identifizierung ökologisch geeigneter Anpflanzungsflächen Abb. 1: Skizze zur Projektstruktur . und aus einem Strömungsmodell zur Bewertung der hydraulischen Eignung miteinander verschnit- ten . Durch Kopplung beider An- Vor diesem Hintergrund förderte die Deutsche sätze konnten Anpflanzungsflächen modelliert Bundesstiftung Umwelt (DBU) das interdiszipli- werden, die sowohl die Hochwassersicherheit als näre Projekt „KoWeB – Konzept zur Weichholzau- auch die Entwicklungsmöglichkeit von Weich­ en-Entwicklung als Beitrag zum naturverträgli- holzauenwäldern berücksichtigen . Als zusätzli- chen Hochwasserschutz an Bundeswasserstra- ches Modul wurden außerdem populationsge- ßen“ in der Laufzeit 2006 bis 2009 . Das Ziel war netische Analysen durchgeführt, die hier nicht die Entwicklung einer praxistauglichen Methode näher erläutert werden .

30 2 Weichholzauenrenaturierung halt und zur Entwicklung von Weichholzauen Pflanzungen unentbehrlich . 2.1 Der ökologische Ansatz Weichholzauen weisen typische Anpassungen 2.2 Der Ansatz aus Sicht des Hochwasser- an den azonalen Lebensraum Aue auf, der durch schutzes regelmäßig auftretende Überflutungsereignisse Eine Implementierung von Weichholzauen ent- charakterisiert ist . So besitzen Weichholzauenar- lang der Fließgewässer kann nur an Standorten ten, wie Schwarz-Pappel (Populus nigra), Silber- erfolgen, an denen die Hochwassersicherheit für Weide (Salix alba) und Mandel-Weide (Salix trian- den Bemessungsabfluss nach der Neuanpflan- dra), hohe Überflutungstoleranzen, die es ihnen zung von Weichholzaueflächen erhalten bleibt . erlauben, Überflutungen von bis zu 300 Tagen im Der Bemessungsabfluss ist maßgebend für den Jahr zu überleben (Dister 1981) . Dem Konkurrenz- Hochwasserschutz . So werden z .B . Deichbau­ vorteil der Adultstadien der Arten der Weichholz­ werke anhand der aus dem Bemessungsabfluss aue gegenüber anderen Arten steht allerdings die resultierenden Wasserstände dimensioniert . In geringe Konkurrenzfähigkeit ihrer Jungstadien den meisten Fällen entspricht der Bemessungs- entgegen . Denn für die Etablierung aus Samen abfluss dem HQ100, d . h . die Deiche sind so dimen- oder auch aus vegetativem Material, z .B . abgeris- sioniert, dass das Wasser eines Hochwasserer- senen, verdrifteten Ästen, sind die Weichholzau- eignisses, welches statistisch gesehen ein Mal in enarten auf so genannte Rohbodenstandorte an- hundert Jahren auftritt, schadlos innerhalb des gewiesen . Diese entstehen in der Regel während Deichsystems abtransportiert werden kann . stärkerer Überflutungsereignisse durch Erosions- Während eines Hochwasserabflusses ergeben und Sedimentationsprozesse . Darüber hinaus sind sich in den durchströmten Auenbereichen kom- bestimmte hydrologische Bedingungen notwen- plexe Strömungssituationen . Kommt es bei Hoch- dig, da die Arten im Jungpflanzenstadium weder wasser zu einer Überflutung der rezenten Aue längere Perioden von Trockenheit noch eine Dau- (Deichvorland), so bewirken die dortigen Hinder- erüberstauung verkraften (Amlin & Rood 2001, nisse (z .B . Vegetation) einen Verlust an Fließener- 2002) . Aus diesen Gründen kann die natürliche gie . Das Wasser muss die Hindernisse um- bzw . Regeneration von Weichholzauen, auch in natur- durchfließen . Um die Abflussleistung aufrecht zu nahen Flussauensystemen, selten sein . Durch die erhalten, muss die Strömung im Bereich der Hin- starke, anthropogene Veränderung des ursprüng- dernisse beschleunigt werden . Dafür benötigt das lichen Flussregimes tritt eine natürliche Verjün- hydraulische System Energie . Diese Energie wird gung der Weichholzauen nur noch vereinzelt auf durch eine Erhöhung des Potenzials vor dem Hin- und ist meist auf das Flussufer beschränkt, da es dernis erzeugt, indem dort der Wasserstand und in der Regel nur hier zur Bildung von Rohboden- somit die Druckhöhe ansteigen . standorten kommt . Dauerhafter Aufwuchs ist in Die Höhe des durch die Vegetation verursachten diesen Bereichen allerdings oft unerwünscht und Aufstaus nach Oberstrom ist von vielen Faktoren wird entfernt, um die Uferbereiche an Bundeswas- abhängig . Zunächst hat die Struktur und Dichte serstraßen freizuhalten . Aus diesen Umständen der Vegetation einen wesentlichen Einfluss auf resultiert eine flächendeckende Überalterung der den Strömungswiderstand . Während lockere Be- bestehenden Weichholzauen (Jäger 2003), die bei stände von großen Bäumen, z .B . Silber-Weiden Beibehaltung dieser Bedingungen zum Zusam- mit dicken Einzelstämmen und Kronen in einer menbruch der Populationen führen kann . Höhe von mehreren Metern, relativ wenig strö- Obwohl aus ökologischer Sicht eine Redynamisie- mungsrelevante Wuchsfläche aufweisen, besit- rung der Auenlandschaften für die Zielstellung zen jungwüchsige Baumweiden und die kleiner der Weichholzauenentwicklung notwendig wäre, wüchsigen Strauchweiden mit einer geringen stehen solche Ansätze, insbesondere an größeren Höhe eine außerordentlich dichte und kompakte Wasserstraßen, häufig im Widerspruch zu den In- Struktur . Diesbezüglich ist es leicht nachzuvoll- teressen der Schifffahrt und der landwirtschaft- ziehen, dass je nach Vegetationsart und -alter die lichen Nutzung . Um dennoch den Vorgaben der hydraulischen Widerstände unterschiedlich sind . Europäischen Union (Natura 2000, Wasserrah- Wesentlich ist jedoch die Tatsache, dass zur Be- menrichtlinie etc .) zu entsprechen, sind zum Er- rechnung einer Strömungsprognose eine konkre-

31 Abb. 2: Einfluss der Fließgeschwindigkeit bei der Durchströmung von Auenbewuchs . Fotos: B . Lötsch (links), H . H . Bernhart (rechts) . te Angabe zum Vegetationswiderstand notwen- zu erkennen . Infolge der beengten Strömungs- dig ist . Bei bisherigen Berechnungsmodellen wer- verhältnisse ist darüber hinaus von einer weitrei- den für Vegetationswiderstände zumeist äußerst chenden Aufstauwirkung nach Oberstrom auszu- konservative Werte angenommen, da es in der gehen . Praxis kaum Möglichkeiten zur exakten Kalibrie- rung der Widerstandswerte für lokal durchström- te Vegetationsflächen gibt . Einen Einfluss auf die 3 Das Modellgebiet und die unter- Höhe eines vegetationsbedingten Aufstaus hat suchten Arten auch die Anströmgeschwindigkeit . Werden für die Neuetablierung von Auenwald Flächen im Das Untersuchungsgebiet ist ein Abschnitt der Auenvorland ausgewählt, die im Hochwasserfall unteren Mittelelbe in unmittelbarer Nähe der mit hohen Fließgeschwindigkeiten überströmt Stadt Wittenberge (Abb . 3) . werden, ist der resultierende Wasserspiegelan- Die Untersuchungen wurden im Bereich der stieg deutlich höher als in Bereichen der rezenten rezenten Aue (Vorland), also im aktiv über- Aue, die abseits der Strömungspfade liegen und schwemmten Bereich zwischen den Deichlinien über denen das Wasser nur sehr langsam fließt . von Elbe-km 415 bis 475 durchgeführt . Werden beispielsweise Weichholzauen innerhalb Bei den untersuchten Arten der Weichholzaue er- solcher abflussunwirksamen Bereiche etabliert, folgte eine Beschränkung auf die holzigen Arten, führen selbst großflächige Auenbestände zu da nur hier von einem verstärkten hydraulischen keinem signifikanten Wasserspiegelanstieg . Der Effekt im Falle eines Hochwassers auszugehen ist . Einfluss der Anströmgeschwindigkeit auf den Dabei wurden die folgenden zwei Vegetations­ Aufstau vor durchströmter Vegetation ist in Ab- typen unterschieden (Abb . 4): bildung 2 dokumentiert . • Salicetum albae Issler 1926 mit der Silber-Weide Im linken Bild ist die Anströmungsgeschwindig- (Salix alba) und der Fahl-Weide (Salix x rubens) keit niedrig, die Vegetation wirkt sich kaum ab- als dominierende Baumarten und flusshindernd aus, weshalb kein relevanter Auf- • Salicetum triandro-viminalis Lohmeyer 1953 stau nach Oberstrom vorhanden ist . Das rechte mit den typischen Arten der Mandel-Weide Bild zeigt durch- und umströmten Bewuchs di- (Salix triandra) und der Korb-Weide (Salix vimi- rekt am Ufer eines schmalen Flussschlauches . In- nalis). folge eines Hochwasserereignisses sind deutlich Außerdem wurden zwei verschiedene Alters- höhere Anströmgeschwindigkeiten als im linken klassen berücksichtigt, junge und alte Vegetati- Bild gegeben . Insbesondere im Nahbereich der on . Dies wurde als wichtig erachtet, da bekannt Vegetation ist der Aufstau nach Oberstrom gut ist, dass die holzige Weichholzauenvegetation im

32 (2000), Harrell (2001), Hosmer & Lemeshow (2000) . Habitatprognosemodelle können zur Vorhersage über das Vorkom- men von Arten in Abhängigkeit der zuvor ermittelten, relevanten Umweltparameter herangezogen werden, was im F+E-Projekt Ko- WeB als Grundlage zur Auswahl geeigneter Standorte aus ökologi- scher Sicht genutzt wurde . Als Eingangsdaten für die Habi­tatprognosemodelle werden standortbezogene­ Daten zur Ver- breitung der Arten und zu den abiotischen Bedingungen benö- tigt . Im Projekt KoWeB wurden die Artdaten in Freilanduntersu- chungen nach einem stratifiziert- Abb. 3: Untersuchungsgebiet an der Mittleren Elbe . randomisierten Design erhoben . Grafik: IKSE (1999) . Die abiotischen Informationen wurden mit Hilfe eines Geogra- phischen Informationssystems (GIS) ermittelt, dem als Grundlage Laufe der Zeit ihren Lebensraum durch verstärkt für die hydrologischen Eingangswerte eine 1D- auftretende Sedimentation mit verändert, was hydrodynamisch-numerische Modellierung vor- letztlich zu unterschiedlichen Standorten, bezo- ausging (Nestmann & Büchele 2002) . Die Habi- gen auf die Geländehöhe, führt . tatprognosemodelle wurden auf Basis von GLMs (generalised linear models) erstellt . Die Modelle wurden mittels AUC-Werten (Fielding & Bell 4 Ermittlung von Standorten für eine 1997) bezüglich ihrer Güte getestet und über ein Weichholzauenetablierung Bootstrap-Verfahren validiert (Dormann et al .

4.1 Anwendung von Habitatprognose­ modellen zur Bewertung der ökolo- Abb. 4: Natürlicher Auenbestand im Untersu- gischen Eignung chungsgebiet bei Cumlosen mit Strauchweiden Um die ökologische Eignung von Standorten für im Vorder- und Baumweiden im Hintergrund . eine Wiederansiedlung von Weichholzauen im Foto: E . Mosner . Untersuchungsgebiet zu ermitteln, wurden so- genannte Habitatprognosemodelle angewendet . Sie beschreiben die Zusammenhänge von Arten und ihrer Umwelt, d . h . die Bedeutung einzelner Umweltparameter für das Vorkommen bzw . die Abwesenheit von Arten . Solche Modelle haben im Laufe der letzten Jahre für die ökologische und naturschutzbiologische Forschung eine große Be- deutung erlangt (Guisan & Zimmermann 2000) . Die genauere Methodik der Erstellung von Habi- tatmodellen ist in einer Vielzahl von Publikatio- nen dargestellt, u . a . bei Dormann et al . (2004), Fielding & Bell (1997), Guisan & Zimmermann

33 Abb. 5: Extrapoliertes Habitatprognosemodell für Strauchweiden (links) und Vergleich von potenzi- ell geeignetem Lebensraum mit gegenwärtigem Vorkommen von Strauchweidenbeständen im Un- tersuchungsgebiet (rechts) . Die roten Polygone im rechten Bild markieren die bestehenden Bestände . Allerdings stellen auch diese keinen dichten Auenwald dar, sondern lichten Gehölzaufwuchs .

2004) . Die so erstellten Habitatprognosemodelle Im Projekt KoWeB wurde ein sog . 2D-HN-Modell beschreiben das Vorkommen der untersuchten gewählt . Mit diesem Strömungsmodell können Arten bzw . Vegetationseinheiten in Abhängigkeit lokale Seiten- und Rückströmungen im Untersu- von hydrologischen Variablen, wie dem mittle- chungsgebiet simuliert werden . Mit Blick auf die ren Grundwasserflurabstand oder den Wasser- Prognose der Strömungs- und Wasserstandsbe- standsschwankungen im Untersuchungsgebiet . einflussung infolge zusätzlich etablierter Vege- Vergleicht man die potenziell für Weichholzauen tation stellt das Modell ein geeignetes Werkzeug geeigneten Standorte mit dem tatsächlichen Vor- zur Abschätzung von hydraulischen Effekten und kommen, wird die Gefährdung dieser Vegetati- zur Erbringung des Hochwasserneutralitätsnach- onstypen besonders deutlich (siehe Abb . 5) . weises dar . Als Grundlage der HN-Modellierung dienen 4.2 Anwendung von Strömungsmodellen neben einem Digitalen Höhenmodell, der Geo- zur Bewertung der hydraulischen metrie des Flussschlauchs und den gemessenen Eignung Abfluss-Wasserstandsinformationen sog . „Rau- Mittels geeigneter Strömungsmodelle ist in an- heitswerte“ für die Geländeoberfläche . Diese thropogen geprägten Gewässerlandschaften der Werte variieren je nach Geländetextur und Ober- Nachweis der Hochwassersicherheit zu erbrin- flächenbeschaffenheit . gen . Ausgehend vom Ist-Zustand werden mit Hil- Zur Frage des hydraulischen Widerstandsverhal- fe der Modelle die hydraulische Systemänderung tens von flexiblen um- und durchströmten Weich- infolge geplanter Maßnahmen bewertet und die holzauen bietet die Literatur bisher nur wenige Maßnahmen hinsichtlich wasserwirtschaftlicher Anhaltspunkte . Dieses Problem wird gegenwärtig Nutzungsanforderungen (Hochwasserschutz, bei HN-Modellen durch Schätzung der abfluss- Schifffahrt etc ). optimiert . Hierzu kommen ent- abhängigen Widerstandsbeiwerte gelöst . Diese sprechend dem gegenwärtigen Stand der Technik Schätzung kann jedoch auch zu Ungenauigkeiten computergestützte hydrodynamisch-numerische in den Berechnungsergebnissen führen . In der Re- Simulationsmodelle (sog . HN-Modelle) und/oder gel werden daher bezüglich der Zielgrößen sehr physikalische Modelle zum Einsatz . konservative Widerstandsbeiwerte angenommen .

34 Abb. 6a: Laborrinne im Theodor-Rehbock-Was- Abb. 6b: Effekt von Hindernissen in der Ab- serbaulaboratorium . Foto: S . Schneider . flussrinne auf die Hydraulik des Wassers . Foto: S . Schneider .

Die im Rahmen des KoWeb-Projektes am Theodor- Projektgebietes an der Elbe wurden durch Ortsbe- Rehbock-Wasserbaulaboratorium der Universität gehungen an über 300 Auenvegetationsflächen Karlsruhe durchgeführten Laborsuchungen hat- die hydraulisch relevanten Vegetationsdaten auf- ten zum Ziel, die Lücke bezüglich der Widerstands- genommen und mit Blick auf die Abbildung im beiwerte von Weiden zu schließen . Hierzu wurde wasserbaulichen Modell ausgewertet . Speziell typische Auenvegetation in großskaligen wasser- hierfür wurde eine photooptisch-digitale Aus- baulichen Versuchen eingebaut und deren Auswir- wertungsmethode entwickelt, welche die bishe- kungen auf die Strömung und den Wasserstand rige arbeitsintensive Erhebungsmethode bei glei- erfasst (siehe Abb . 6a) . Abbildung 6b verdeutlicht cher Datenqualität erheblich vereinfacht . Durch den Wasserspiegelverlauf bei Durchströmung von diesen Ansatz konnten bezüglich der Dichte und Hindernissen, hier dargestellt in Form von starren Struktur der Vegetation die Verhältnisse in der Stäben . Im Rahmen der KoWeb-Untersuchungen Natur im Versuch nachgebildet werden, um den wurde mit lebenden Pflanzen gearbeitet . Einfluss der Vegetation besser abschätzen zu kön- Eine natürliche Weichholzvegetation ist gekenn- nen (Abb . 7) . zeichnet durch eine große Variabilität der Fle- Durch Messungen der Fließgeschwindigkeiten xibilität und Wuchsdichte in Abhängigkeit der und der zugehörigen Wasserspiegelverläufe natürlichen Sukzessionsfolge sowie durch einen konnten die wesentlichen Parameter zur Bestim- je nach Jahreszeit unterschiedlichen Belaubungs- mung des entsprechenden hydraulischen Wi- grad . Untersucht wurden daher im Karlsruher derstandsbeiwertes erfasst werden (Schneider Modell diverse Sukzessionsszenarien unter Ein- 2010) . Im Anschluss wurden die so ermittelten beziehung der Kriterien: Vegetationsart, -dichte, Widerstandsbeiwerte in die 2D-HN-Modellie- -anordnung und -zustand (belaubt/unbelaubt) rung eingebunden . Hierbei wurden zuerst die und unter Berücksichtigung der unterschiedli- Fließgeschwindigkeiten und Wassertiefen im chen hydraulischen Randbedingungen: spezifi- Ist-Zustand ohne weitere Bepflanzungsflächen scher Durchfluss und Gefälle . berechnet, um eine Grundlage zur Bewertung Die notwendigen Grundlagen zum Modelldesign zusätzlicher Anpflanzungen zu erhalten (Refe- wurden dabei im Gelände erhoben . Entlang des renzzustand) . Anschließend folgte das eigent-

35 Abb. 7: Links: Ermittlung der Dichte unterschiedlicher Weichholzauenbestände in der Natur, rechts: Übertragung der festgestellten Dichte in die Laborrinne zur Überprüfung der hydraulischen Wirkung . Fotos: S . Schneider .

liche Variantenstudium mit dem Ziel, Anpflan- gen der Wasserspiegellagen im Vergleich zum zungsflächen zu identifizieren, die die Hochwas- Referenzzustand bewertet . Abbildung 8 verdeut- sersicherheit nicht gefährden . Hierfür wurden licht das Vorgehen bei den Berechnungen zur hy- zunächst die durch das Habitatprognosemodell draulischen Eignung von Anpflanzungsflächen . als „ökologisch geeignet“ ermittelten Flächen im Im Ergebnis konnten bei der hydraulischen Mo- HN-Modell mit den hydraulischen Vegetations- dellierung verschiedene Varianten für mögliche widerstandsbeiwerten aus den wasserbaulichen Auenwaldpflanzungen für Einzelflächengrößen Modellversuchen belegt . In mehreren Varian- und unterschiedliche Formgebungen der Flächen ten wurde dann die Form der Bepflanzungsflä- erarbeitet werden . Eine Variante ist exemplarisch che soweit angepasst, dass sie sich strömungs- in Abbildung 9 dargestellt . günstig auf den Bemessungsabfluss auswirkt . In dieser Variante wurde die Modellierung für Als optimale Flächen ergaben sich dabei lang in eine Gesamtfläche von ca . 40 ha, verteilt auf sechs Strömungsrichtung gezogene, tropfenförmige Einzelflächen im Rühstädt-Bälower Bogen, durch- Anpflanzungsflächen . Des Weiteren wurde nach- geführt . Generell wurden die neuen Anpflan- gewiesen, dass Flächen, die in ihrer Form Riegel- zungsflächen für die Weichholzauenvegetation strukturen quer zur Hauptströmung ausbilden, in den Simulationsrechnungen als sehr dicht bzw . Hochwasser verstärkend wirken und für künftige nahezu abfluss­undurchlässig angenommen . Da- Pflanzungen zu vermeiden sind . mit werden Verklausungseffekte und möglicher Die optimierten Flächen wurden dann für den Eisstau berücksichtigt . Die verwendeten Wider- Bemessungsabfluss hinsichtlich der Veränderun- standsbeiwerte resultierten aus den Erkenntnis-

36 Habitat-Prognose-Modell 2D-HN-Modell

Darstellung in einem Geo-Informations-System (GIS)

Verschneidung der Flächen durch Festlegung von:

Habitatflächen aus biologischer Sicht - Mindestflächengröße v für HQ100 - Referenz - Startwerte für v (z.B. v < 0,4 m/s)

- Vegetationswiderstände in Abhängigkeit von: Auendichte und Auenalter festlegen

- wird Neu-Anpflanzungsfläche eingezäunt sind diese entsprechend zu berücksichtigen

Wasserspiegeldifferenz berechnen

Verschneiden von Habitatflächen Verschneiden von Habitatflächen mit v > Startwert mit v < Startwert

ja nein Freibord eingehalten?

Abb. 8: Ablaufdiagramm zur Berechnung hydraulisch geeigneter Flächen für Weichholzauen-Ent- wicklung . Dabei werden die Flächen des Habitatprognosemodells mit den Flächen, die eine maxima- le Fließgeschwindigkeit im Referenzzustand nicht überschreiten dürfen, verschnitten . Als Startwert wird für die Identifizierung dieser „Geschwindigkeitsflächen“ eine maximale Fließgeschwindigkeit (v) von 0,4 m/s empfohlen .

37 Abb. 9: Potenzielle Anpflanzungsflächen von 40 ha, die als Eingang für die 2D-HN-Modellierung dienen .

sen der wasserbaulichen Untersuchungen des 5 Schlussfolgerung – eine erfolgreiche KoWeB-Projekts . Kooperation von zwei Disziplinen Der Vergleich zwischen dem Referenzzustand und der abgebildeten Variante von Anpflan- Bisher war es schwierig, vor dem Hintergrund zungen zeigt, dass es bei einer Anpflanzung von der Gewährleistung der Hochwassersicherheit insgesamt 40 ha zu keiner signifikanten Erhö- eine Genehmigung für Auenwaldpflanzungen hung der Wasserspiegellagen kommt . Die größte zu erhalten, da belastbare Untersuchungen zur Differenz liegt bei 5–6 cm und ist lokal begrenzt Hochwasserneutralität von gepflanzten Bestän- (Abb . 10) . den unzureichend durchgeführt wurden . Häufig

38 Abb. 10: Wasserspiegeldifferenz zwischen dem Ist-Referenz-Zustand und dem Szenario: 40 ha Auenwaldpflanzung .

wurde bei Bewertungen die gesamte Breite der holzauenpflanzen benötigen . Die Ergebnisse aus Überschwemmungsaue als flächendeckender dem hier vorgestellten Projekt KoWeB zeigen die Aufwuchs (Sträucher oder Bäume) angenommen, erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit statt lokal begrenzte Vegetationsstrukturen und von Wasserbauingenieuren und Ökologen und deren Wirkung differenziert zu betrachten . Da- damit die Verknüpfung von Aspekten des Hoch- rüber hinaus verlaufen Anpflanzungsprojekte wasserschutzes und Belangen des Naturschutzes . oft nicht erfolgreich, da die Standortwahl für die Grundlage dafür waren komplexe Modellierungs- Anpflanzungen nicht den optimalen Bedingun- ansätze, die die örtlichen Standortverhältnisse, gen entspricht, die besonders die jungen Weich- die speziellen Ansprüche der Weichholzauen­

39 arten, die Struktur der Vegetationsbestände und Fielding, A. H. & J. F. Bell (1997): A review of methods for deren Wirkung bei Hochwasser berücksichtigen . the assessment of prediction errors in conservation presence/absence models . - Environmental Conser- Es konnten ökologisch und hydraulisch geeig- vation 24: 38-49 . nete Standorte ermittelt werden, die die Voraus- Guisan A. & N. E. Zimmermann (2000): Predictive habi- setzungen für eine Neuanlage von Auenwald tat distribution models in ecology . - Ecological Mod- erfüllen . Damit ist es möglich, dem Schutz und elling 135: 147-186 . der Entwicklung von Auen unter gleichzeitiger Harrell, F. E. (2001): Regression modeling strategies: with applications to linear models, logistic regres- Gewährleistung der Hochwassersicherheit Raum sion, and survival analysis . - New York (Springer) . zu geben, der es Anwendern, Naturschutzein- Henrichfreise, A. (1996): Uferwälder und Wasserhaus- richtungen, Naturschutz- und Wasserbehörden halt der Mittelelbe in Gefahr . - Natur und Landschaft erlaubt, die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie 71: 246-248 . und von NATURA 2000 umzusetzen . Wir hoffen, Hosmer, D. W. & S. Lemeshow (2000): Applied logistic regression, 2nd edition . - New York (Wiley) . dass sich in der Zukunft solche innovativen Stra- Jäger, U. (2003): Managementkonzept für die Weich- tegien zur nachhaltigen Entwicklung unserer holzaue im Bereich des Biosphärenreservates Mittle- Auenlandschaften bei den Entscheidungsträgern re Elbe . - Auftragsarbeit der Biosphärenreservatsver- durchsetzen werden, um diesen gleichermaßen waltung Mittelelbe . ästhetischen wie schützenswerten Lebensraum- Naiman, R. J., Decamps, H. & M. E. McClain (Hrsg .) (2005): Riparia: Ecology, Conservation, and Manag- typ dauerhaft zu bewahren und nachhaltig zu ment of Streamside Communities . - San Diego (Else- entwickeln . vier Academic Press) . Nestmann, F. & B. Büchele (2002): Morphodynamik der Zusammenfassung Elbe - Schlussbericht des BMBF-Verbundprojektes mit Einzelbeiträgen der Partner und Anlagen-CD . Vor dem Hintergrund der dramatischen Hoch- - Institut für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik, Universität Karlsruhe (TH) . wasserereignisse der letzten Jahre wird die Wie- Petts, G . E . (1989): Historical change of large alluvial riv- derherstellung von Auenwäldern kritisch gese- ers . 1 . edition . - John Wiley & Sons . hen, da diese aufgrund hydraulischer Effekte die Riecken, U., Ries, U. & A. Ssymank (1994): Rote Liste Hochwassergefahr unter bestimmten Umstän- der gefährdeten Biotoptypen der Bundesrepublik den verschärfen können . In dem interdisziplinä- Deutschland . - Schriftenreihe Landschaftspflege und Naturschutz 41 . ren Projekt KoWeB wurde ein Konzept zur Etablie- Schneider, S. (2010): Widerstandsverhalten von hol- rung von Weichholzauen entwickelt, das Belange zigen Auenpflanzen - Konzept zur Etablierung von des Hochwasser- und des Naturschutzes mitei- Weichholzauen an Fließgewässern . Dissertation, nander verknüpft . Durch einen kombinierten Karlsruher Institut für Technologie (KIT) . Modellierungsansatz konnten hydraulisch und Scholten, M., Anlauf, A., Büchele, B., Faulhaber, P., Henle, K., Kofalk, S., Leyer, I., Meyerhoff, J., Purps, ökologisch geeignete Flächen für Anpflanzungen J., Rast, G. & M. Scholz (2005): The River Elbe in Ger- identifiziert und vorgeschlagen werden . many - present state, conflicting goals, and perspec- tives of rehabilitation . - Large Rivers 15: 579-602 . Literatur Ssymank, A., Hauke, U., Rückriem, C. & E. Schröder (1998): Das europäische Schutzgebietssystem NA- Amlin, N. A. & S. B. Rood (2001): Inundation tolerances TURA 2000 . BfN-Handbuch zur Umsetzung der of riparian willows and cottonwoods . - Journal of the Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der American Water Resources Association 37: 1709-1720 . Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) . - Schriftenreihe Amlin, N. M. & S. B. Rood (2002): Comparative tolerances Landschaftspflege und Naturschutz 53 . of riparian willows and cottonwoods to water-table Tockner K. & J. A. Stanford (2002): Riverine flood decline . - Wetlands 22: 338-346 . plains: present state and future trends . - Environ- Dister, E . (1981): Zur Hochwassertoleranz von Auwald- mental Conservation 29: 308-330 . bäumen an lehmigen Standorten . - Verhandlungen der Gesellschaft für Ökologie 10: 325-336 . Dormann, C. F., Blaschke, T., Lausch, A., Schröder, B. & D. Söndgarth (Hrsg .) (2004): Habitatmodelle - Me- thodik, Anwendung, Nutzen . - Tagungsband zum Workshop vom 8 .-10 . Oktober 2003 am UFZ Leipzig . - UFZ-Berichte 9 .

40 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 41–48 Erfolgskontrolle von Hartholzauenwald- Aufforstungen in der Kliekener Aue Judith Glaeser, Kitty Bleßner, Arlena Brosinsky, René Ceko, Sven Guttmann, Madlen Kreibich, Susanne Osterloh, Andreas Passing, Sebastian Schwäbe, Christian Timpe & Birgit Felinks

1 Einleitung als ein wesentlicher Bestandteil der Maßnahme erst geplant ist, wurde dieses Ziel im Rahmen des Hartholz-Auenwälder (Querco-Ulmetum minoris von der Biosphärenreservatsverwaltung „Mittle- und weitere Vegetationseinheiten des Ulmenion) re Elbe“ durchgeführten EU-LIFE-Projektes „Rena- sind charakteristische, azonale Vegetationsge- turierung von Fluss, Altwasser und Auenwald an sellschaften entlang der großen Flussauen (LAU der Mittleren Elbe“ bereits im Jahr 2000/2001 in 2000, Schmidt et al . 2002) und wichtige Reten- der Kliekener Aue umgesetzt . Ziel des Projektes tionsräume . Bedingt durch den Wechsel von war u . a . die Entwicklung von ca . 60 ha Auenwald Überflutung und Trockenheit sowie eine hohe auf ehemals beweideten Alteichenbeständen und standörtliche Dynamik und Heterogenität sind Grünland . Durch die Anbindung an vorhandene Hartholz-Auenwälder die struktur- und arten- Gehölz- und Waldflächen sollte insgesamt ein reichsten Lebensräume in Mitteleuropa (Koen- Biotopverbund von ca . 90 ha Hartholz-Auenwald zen 2005) . In früheren Jahrhunderten wurden unter verschiedenen hydrologischen Verhältnis- viele Auenwälder zu Gunsten von Siedlungen sen, d . h . einerseits in der Altaue und andererseits und landwirtschaftlichen Nutzflächen gerodet, in der rezenten Aue, realisiert werden (Eichhorn was eine erhebliche Verringerung des Flächen- & Puhlmann 1999) . Die Baum- und Straucharten anteils der Auenwälder zur Folge hatte (Colditz wurden unter Berücksichtigung der kleinräumi- 1994) . Die verbliebenen Hartholz-Auenwälder gen Heterogenität des Geländes, der Anbindung wurden im 19 .Jahrhundert durch zahlreiche was- an die Überschwemmungsdynamik (Lage in der serbaulichen Maßnahmen beeinträchtigt . Diese Altaue bzw . rezenten Aue) sowie der potenziellen führten zu großflächigen und tief greifenden natürlichen Vegetation ausgewählt . Die Haupt- hydrologischen Veränderungen und damit zu baumarten Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsi- einem Wechsel des Charakters der Hartholzaue . or), Stiel-Eiche (Quercus robur), Feld-Ulme (Ulmus Zusätzlich veränderten der Wandel im Waldbau- minor) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis) wurden system (Übergang vom Nieder- über Mittel- zum auf vier Aufforstungsflächen in der Altaue und Hochwald), der Anbau von auenwald- und ge- acht Aufforstungsflächen in der rezenten Aue bietsfremden Baumarten sowie das Ulmenster- (Abb . 1) mit einem durchschnittlichen Pflanz- ben die Raum- und Artenstrukturen der Bestände abstand von 1,5 m bei vollständiger Zäunung in im 19 . und 20 . Jahrhundert (Glaeser & Schmidt Reihe gepflanzt (Abb . 2) . Zusätzlich erfolgte auf 2007, Glaeser 2008, Glaeser & Volk 2009) . einer Fläche in der Altaue eine Rondellpflanzung Angesichts der hohen naturschutzfachlichen (A-SB-04) mit vollständiger Zäunung . Ebenso fan- Bedeutung regelmäßig überfluteter Hartholz- den nur in der Altaue Einzelbaumpflanzungen Auenwälder (FFH-Lebensraumtyp 91F0) und ihres mit Drahthosenschutz auf der Aufforstungsflä- heute geringen Flächenanteiles ist die Erhaltung, che A-SS-04 mit Quercus robur und Schwarz-Erle Entwicklung und Erweiterung des Querco-Ul- (Alnus glutinosa) sowie auf der Fläche A-SB-03 metum minoris ein wesentliches Ziel des Natur- mit Schwarz-Pappel (Populus nigra) statt . Um schutzes in Flusslandschaften (Finck et al . 2002) . verschiedene Möglichkeiten des Verbiss-Schutzes Während bei vielen Auenrenaturierungsprojek- zu testen, wurden zusätzlich auf jeweils einer ten die Neuanlage von Hartholz-Auenwäldern Fläche in der Altaue (A-SS-02) und in der rezen-

41 Überflutungsbereichen, bei denen v . a . der Wildverbiss ein Problem darstellen kann, ist die Neuanlage von Hartholz-Auenwäldern in der rezenten Aue mit weiteren erheb- lichen Schwierigkeiten verbun- den . Infolge des nährstoffreichen Auenbodens konkurrieren die neu gepflanzten Gehölze mit einer wüchsigen Krautschicht und dem damit verbundenen verminder- ten Lichtangebot . Auf Grund des kleinräumigen Mikroreliefs der Aue sind die Standorte durch un- terschiedliche Überflutungsdauer und -häufigkeiten charakterisiert . Diesen besonderen Standortbedin- gungen muss durch eine kleinräu- mig wechselnde Anpflanzung von Gehölzen mit unterschiedlichen Abb. 1: Lage der Untersuchungsflächen in der Kliekener El- Überflutungstoleranzen Rechnung beaue . Hellgraue Flächen: außerhalb des Überflutungsbe- getragen werden . Des Weiteren ist reiches (Altaue, eingedeicht), dunkelgraue Flächen: in der re- bei Gehölzpflanzungen in Auen zenten Aue . Kartengrundlage: TK 25 Sachsen-Anhalt (Blatt 4139 stets die Überflutungshöhe des und 4140) . Geländes zu berücksichtigen, denn schon das teilweise Untertauchen der Gehölze kann zu ihrer Schädi- gung oder gar zum völligen Abster- ten Aue (R-SLB-02) Reihenpflanzungen mit den ben führen (Kozlowski 1997) . Hauptbaumarten Fraxinus excelsior, Quercus ro- Auf Grund der detaillierten Dokumentation der bur, Ulmus minor und Ulmus laevis durchgeführt . in den Jahren 2000/2001 durchgeführten Maß- Ein Teil jeder Aufforstungsfläche wurde vollstän- nahmen, u . a . Angaben zur Bodenvorbereitung dig umzäunt, während auf dem anderen Teil als Verbiss-Schutz die teilweise bedornten Sträucher Weißdorn (Crataegus spec .), Haselnuss (Corylus Abb. 2: Umzäunte Anpflanzungsflächen in der avellana), Blutroter Hartriegel (Cornus sangui- rezenten Aue im Untersuchungsgebiet Kliekener nea), Gewöhnliches Pfaffenhütchen (Euonymus Elbeaue . Foto: S . Osterloh . europaea), Hunds-Rose (Rosa canina) und Ge- wöhnliche Schlehe (Prunus spinosa) angepflanzt wurden. Mit Ausnahme der Zaunentfernung im Jahr 2007/2008 erfolgten nach der Aufforstung auf keiner der Flächen forstlichen oder pflegeri- schen Maßnahmen . Weitere Schwerpunkte des EU-LIFE-Projektes waren die Auenwaldbegründung durch Sukzes- sionsprozesse, die Anlage und Entwicklung groß- zügiger Waldränder mit autochthonen Sträu- chern und Arten der zweiten Baumschicht unter Einbeziehung von ausgewählten Wildobstarten sowie die Etablierung von Erlenbruchwäldern . Im Gegensatz zu Aufforstungen außerhalb von

42 und Pflanzpläne, steht mit den Aufforstungen in Ausfallrate in Klassen Ausfallrate [%] der Kliekener Aue ein Modellbeispiel zur Verfü- 1 0 – 25 gung, an Hand dessen unterschiedliche Gehölz- arten, verschiedene Pflanzkonzepte sowie Maß- 2 26 – 50 nahmen zum Verbiss-Schutz auf ihre Eignung für 3 51 – 75 eine erfolgreiche Auenwaldbegründung unter 4 76 – 100 naturnahen hydrologischen Bedingungen getes- tet werden können (vgl . auch Macher 2008) . Da Tab. 2: Ausfallrate . bisher Erfolgskontrollen von Hartholz-Auenwald- anpflanzungen fast vollständig fehlen, erfolgte in der Vegetationsperiode 2007 eine flächendecken- Sukzessions- Beschreibung de Erhebung des aktuellen Zustandes aller ge- klassen pflanzten Gehölzbestände in der Kliekener Aue . 1 (keine) keine Sukzession nachgewiesen Ziel dieses Projektes war dabei u . a . die Beantwor- 2 (gering) 1 Individuum auf mehr als 20 m2 tung folgender Fragen: 3 (mittel) 1 Individuum auf 20 m2 1 . Wie haben sich die Hauptbaumarten unter den 4 (hoch) 1 Individuum auf 10 m2 verschiedenen hydrologischen Bedingungen 5 (sehr hoch) 1 Individuum auf 5 m2 (Altaue / rezente Aue) etabliert? 2 . Wie sind die Etablierungschancen von Populus Tab. 3: Sukzession . nigra einzuschätzen? 3 . Bei welchen Gehölzarten ist eine erfolgreiche Etablierung über natürliche Sukzession zu be- obachten? 1 m) und Ausfallrate in Bezug zur ursprünglich gepflanzten Individuenzahl in Klassen (Tab . 2) . Da 2 Methoden nicht immer eine genaue Ansprache der Ulmenar- ten im Gelände erfolgte, wurden bei der Auswer- Alle Aufforstungsflächen wurden in Form von Po- tung Ulmus minor und Ulmus laevis zu Ulmus spec . lygonen erfasst . Als Polygone wurden Teilflächen zusammengefasst . Zusätzlich wurde auf allen unterschiedlicher Form und Größe innerhalb ei- Aufforstungsflächen die Gehölzetablierung durch ner Aufforstungsfläche definiert, die jeweils die Sukzession (Individuen größer 30 cm) erfasst, wo- gleiche Baumart, Vitalität und Höhe aufwiesen . bei die Gehölzart, die Lage der Gehölze im Raum, Pro Polygon erfolgte die Erhebung der Parameter: die Vitalitäts- und die Höhenklasse erhoben wur- Gehölzart, Vitalität (Tab . 1), Höhe (bis 3 m Höhe den . Um die Sukzessionsrate für alle Aufforstungs- werden die Klassen in 50 cm-Abschnitten unter- flächen vergleichbar darzustellen, erfolgte die Ein- teilt, ab 3 m Höhe entspricht eine Klassengröße teilung der Sukzession in Klassen (Tab . 3) .

Tab. 1: Vitalität .

Vitalitätsklassen Beschreibung 1 (vital) kein bis geringer Laubverlust, Blätter weisen kaum Trockenschäden oder andere Nekrosen auf 2 (schwach geschädigt) Blattverlust zwischen 10–25%, Pflanzen mit Verbissspuren, aber noch vorhandenem Höhenwachstum

3 (stark geschädigt) Blattverlust zwischen 26–75%, verbleibende Blätter können Nekrosen aufweisen, Individuen, die bis zum Grund verbissen wurden und in ihrer Vitalität und Konkurrenzkraft, trotz Neuaustrieb, stark geschwächt sind 4 (abgestorben) Blattverlust > 75%, kein Höhenwachstum mehr erkennbar oder vollständig abgestorben

43 3 Ergebnisse

3.1 Etablierungserfolg der Hauptbaum­ arten Nach Auswertung der Pflanzpläne und unter Be- rücksichtigung der vorgefundenen Pflanzabstän- de in den Polygonen wurden insgesamt 2 .070 In- dividuen von Fraxinus excelsior, 20 .410 von Quer- cus robur und 11 .210 Ulmus spec . gepflanzt . Die Etablierungsraten dieser Hauptbaumarten sowie die Verteilung der etablierten Individuen auf die vier Vitalitätsklassen sind in den Abb . 3a und 3b dargestellt . Danach weist Fraxinus excelsior in der rezenten Aue mit 87,8% eine höhere Etablierungsrate als in der Altaue (76,5%) auf . Ebenso ist ihre Vitalität in der rezenten Aue (Vitalitätsklasse 2: 62,4%, ge- folgt von Vitalitätsklasse 1: 16,9%, Vitalitätsklasse 3: 16,4% und Vitalitätsklasse 4: 4,3%) wesentlich Abb. 3a: Prozentualer Anteil etablierter und besser einzuschätzen als in der Altaue (Vitali- ausgefallener Individuen von Fraxinus excelsior, tätsklasse 3: 62,3%, gefolgt von Vitalitätsklasse 2: Quercus robur und Ulmus spec . 36,1% und Vitalitätsklasse 1: 1,6%) . Etablierungsraten [%]: in der Altaue Quercus robur erreicht in der Altaue mit 74,4% in der rezenten Aue einen leicht besseren Anwuchserfolg als in der sowie Ausfallrate [%]: rezenten Aue (71,6%), wobei in den Rinnen der rezenten Aue mit 60,7% der höchste Ausfall zu Abb. 3b: Einstufung der etablierten Individuen verzeichnen ist (in Abb . 3a nicht dargestellt) . In von Fraxinus excelsior, Quercus robur und Ulmus der rezenten Aue erreichten 16,5% von Quercus spec . nach Vitalitätsklassen, differenziert nach robur die Vitalitätsklasse 1, ansonsten dominier- Altaue und rezenter Aue . Vitalitätsklassen: te in beiden Auenbereichen die Vitalitätsklasse 2, 1 – vital gefolgt von der Vitalitätsklasse 3 . 2 – schwach geschädigt Von den angepflanzten Ulmenarten haben sich 3 – stark geschädigt 94% in der Altaue und 93% in der rezenten Aue 4 – abgestorben etabliert . Sowohl in der Altaue als auch in der rezenten Aue wurden 85% der angewachsenen Ulmus spec . in die Vitalitätsklasse 1 eingeordnet . Nur in der rezenten Aue wurden 0,2% der Vitali- tätsklasse 4 zugeordnet .

3.2 Etablierungserfolg von Populus nigra Populus nigra ist eine Charakterart des Weich- holz-Auenwaldes und kommt darüber hinaus auch im Übergangsbereich zwischen Weichholz- und Hartholz-Auenwald vor (Schubert 2001) und wird in der Roten Liste der Pflanzen Deutschlands bundesweit als „gefährdet“ eingestuft (Ludwig & Schnittler 1996) . Hauptursache für diese Ge- fährdung ist die Vernichtung ihrer Lebensräume . Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes „Renaturierung von Fluss, Altwasser und Auenwald an der Mitt- leren Elbe“ wurde deshalb Populus nigra aus ge-

44 Abb. 4: Sukzession von Fraxinus excelsior auf der Aufforstungsfläche A-SB-04 in der Altaue, ausge- hend von einem östlich angrenzenden Eschenbestand . Kreis 1: Rondellpflanzung von Quercus robur, Kreis 2: Rondellpflanzung von Ulmus minor und Kreis 3: Rondellpflanzung von Fraxinus excelsior .

sicherten gebietsheimischen Herkünften sowohl nachgewiesen werden als in der rezenten Aue . in der Altaue als auch in der rezenten Aue ange- Die Bedeutung der Verfügbarkeit von Diaspo- pflanzt . renquellen für die Ausbreitung von Gehölzarten In der Altaue konnten auf einer Aufforstungsflä- über Sukzession in den Aufforstungsflächen soll che von ursprünglich 50 gepflanzten Individuen am Beispiel der zwei Gehölzarten Fraxinus ex- von Populus nigra nur noch 11, das entspricht ei- celsior (Abb . 4) und Fraxinus pennsylvanica, der ner Etablierungsrate von 22%, in der Vitalitäts- Pennsylvanischen Esche (Abb . 5), dargestellt wer- klasse 2 nachgewiesen werden . Der Ausfall ist den . Auf der Aufforstungsfläche A-SB-04 in der überwiegend auf Biberverbiss zurückzuführen . Altaue wurde die Anzahl der durch Sukzession Nach dem Anbringen eines Einzelstammschutzes etablierten Individuen auf 10 x 10 m großen Flä- haben sich die verbliebenen Pflanzen jedoch gut chen ermittelt . Dabei zeigte Fraxinus excelsior die entwickelt . In der rezenten Aue wurden auf einer höchsten Sukzessionsraten im östlichen Bereich Aufforstungsfläche sogar noch 184 von ursprüng- der Aufforstungsfläche, also in unmittelbarer lich 200 gepflanzten Individuen nachgewiesen, Nachbarschaft zu einem Altbestand mit Fraxinus was einem Anwuchserfolg von 92% entspricht excelsior (Abb . 4) . und auf die vollständige Umzäunung der Auf- In der rezenten Aue spiegelt sich die Nähe zur forstungsfläche zurückgeführt werden kann . Die Diasporenquelle ebenfalls im Ausbreitungs- meisten der etablierten Individuen entsprechen muster der durch Sukzession eingewanderten der Vitalitätsklasse 1 . Individuen wieder . Auf der Aufforstungsfläche R-SLB-04 ist die höchste Sukzessionsrate (Sukzes- 3.3 Gehölzetablierung durch Sukzession sionsklassen 4 und 5) von Fraxinus pennsylvani- Generell konnten in der Altaue deutlich mehr ca im südlichen Teil der Aufforstungsfläche zu durch Sukzession eingewanderte Individuen finden, obwohl hier auf Grund der regelmäßigen

45 zur Folge . Deshalb sollte ein höhe- rer Aufwand für Zauninstandhal- tung einkalkuliert werden, sofern bei zukünftigen Aufforstungen nicht explizit auf den Wildbestand Einfluss genommen wird . Auf Grund der im Vergleich zu an- deren Baumarten geringen Über- flutungstoleranz von Fraxinus excelsior (Dister 1983, Späth 1988, 2002) ist ihr hoher Anwuchserfolg (87,8 %) in der rezenten Aue im Abb. 5: Spontane Etablierung von Fraxinus pennsylvanica Vergleich zur Altaue (76,5 %) zu- auf der ca . 1,7 ha großen Aufforstungsfläche R-SLB-04 in der re- nächst überraschend . Der Unter- zenten Aue, ausgehend von einem südlich der Fläche befind- schied lässt sich jedoch mit einer lichen Samenbaum . detaillierteren Betrachtung der einzelnen Aufforstungsflächen er- klären . Eine einzige Aufforstungs- fläche in der Altaue ist durch einen Überflutungen ein nivellierender Effekt des Was- Nass-Gley in Folge der fehlenden Grundwasser- sers zu erwarten gewesen wäre . Bemerkenswert dynamik gekennzeichnet und weist demzufolge ist, dass die Sukzession von Fraxinus pennsylva- keine für Hartholz-Auenwälder typischen Was- nica auf nur einen fruchtenden Altbaum südlich serstandsschwankungen auf . Auf dieser Auffors- der Aufforstungsfläche zurückzuführen ist . tungsfläche wurden jedoch 38 % aller Individuen von Fraxinus excelsior der Altaue angepflanzt, von denen ca . 50 % nicht angewachsen sind . Wird 4 Diskussion diese untypische Hartholzauenfläche aus der zu- sammenfassenden Berechnung ausgeschlossen, Die Ergebnisse der umfangreichen Erfolgskont- weist Fraxinus excelsior in der Altaue mit einem rolle sechs bzw . sieben Jahre nach Umsetzung der Anwuchserfolg von 89,5 % ähnliche Etablierungs- Maßnahmen in der Kliekener Aue zeigen, dass tendenzen wie Quercus robur und Ulmus spec . auf sich sowohl in der Altaue als auch in der rezenten und somit einen leicht höheren Anwuchserfolg Aue die Hauptbaumarten des Querco-Ulmetum als in der rezenten Aue . minoris - Fraxinus excelsior, Quercus robur, Ulmus Gegenwärtig wachsen die Ulmenarten auf Grund minor und U. laevis - erfolgreich über Pflanzung der Holländischen Ulmenwelke (Ophiostoma) etabliert haben . Dies spiegelt ihre gute Anpas- nur noch sehr selten bis in die Baumschicht auf sung an die hydrologischen Bedingungen der (Mackenthun 2002, Margraf 2004) . Trotzdem Hartholzaue wider (Schubert 2001) . rechtfertigen die sehr geringen Ausfallraten der Sowohl für beide Ulmenarten als auch für Quercus Ulmen ihre hohe Anzahl bei der Pflanzung von robur ist der Etablierungserfolg in der Altaue ge- Hartholz-Auenwäldern . Außerdem konnte schon ringfügig höher als in der rezenten Aue (vgl . Abb . sechs bis sieben Jahre nach der Pflanzung des 3a) . Diese Unterschiede sind z . T . auf das extreme Hartholz-Auenwaldes eine bemerkenswert hohe Sommerhochwasser 2002 sowie den extrem tro- spontane Etablierung von Ulmus spec . auf vie- ckenen Sommer 2003 und die daraus resultieren- len Aufforstungsflächen nachgewiesen werden . den direkten Schäden an den Gehölzbeständen Sowohl Anwuchserfolg aus der Pflanzung sowie in der rezenten Aue zurückzuführen . Zusätzlich auch die hohen Sukzessionsraten von Ulmus spec . hatten Überflutungen zu Schäden an Wildschutz- belegen, dass die Ulmen sehr gut an die Bedin- zäunen geführt . Die unzureichenden Zaunrepa- gungen der Hartholzaue angepasst sind . raturen und die sehr hohen Wilddichten in der Populus nigra zeigt in der Kliekener Aue sechs bis Elbeaue hatten einen erhöhten Verbiss der Gehöl- sieben Jahre nach der Anpflanzung in der rezen- ze auf den Aufforstungsflächen der rezenten Aue ten Aue eine wesentlich geringere Ausfallrate

46 und eine deutlich bessere Vitalität als in der Alt- starken Gehölzarten, wie zum Beispiel von Fra- aue . Dieses Ergebnis entspricht den Erwartungen, xinus pennsylvanica, gemieden werden . Ebenso da die Konkurrenzkraft von Populus nigra gegen- muss bei der Pflanzung von Quercus robur auf ei- über anderen Baumarten durch kurze periodische nen genügend großen Pflanzabstand zu anderen Überflutungen begünstigt wird (Tautenhahn et Gehölzen geachtet werden . Schneller wachsende al . 2007) . Da jeder Standort sowohl in der Altaue Gehölzarten, wie zum Beispiel Fraxinus excelsior, als auch in der rezenten Aue nur jeweils mit einer können sonst Quercus robur überwachsen und Aufforstungsfläche in die Untersuchung einbe- damit ausdunkeln, was schließlich zum Abster- zogen wurde, können jedoch keine allgemeinen ben von Quercus robur führt (Mayer 1992) . Rückschlüsse auf die Eignung einer Pflanzung Mit dieser ersten Erfolgskontrolle stehen erstmals von Populus nigra in Hinblick auf das hydrologi- belastbare Aussagen hinsichtlich unterschiedli- sche Regime gezogen werden . cher Gehölzarten, verschiedener Pflanzkonzepte Neben Alnus glutinosa, die v . a . in der Altaue vor- sowie Maßnahmen zum Verbiss-Schutz für eine kommt, weisen auch Fraxinus excelsior und Ul- erfolgreiche Hartholz-Auenwaldbegründung un- mus spec . hohe spontane Etablierungsraten auf . ter naturnahen hydrologischen Bedingungen zur Zurückzuführen ist dies einerseits auf die räum- Verfügung . Dabei hat sich gezeigt, dass für eine liche Nähe von entsprechenden Diasporenquel- effiziente Erfolgskontrolle eine vollständige Do- len (Felinks et al . 2008), so dass angrenzende kumentation der Planungsunterlagen (Pflanzplä- Gehölzbestände mit Altbäumen gezielt zur An- ne, Pflanzlisten) von entscheidender Bedeutung siedlung von erwünschten Arten genutzt werden ist . Da sich sechs bis sieben Jahre nach der Pflan- können . Andererseits spielt auch die Bodenvorbe- zung schon auf einigen Aufforstungsflächen eine reitung bei der Pflanzung eine ausschlaggebende innerartliche Konkurrenz abzeichnet und forstli- Rolle . In der Kliekener Aue wurde zur Pflanzvor- che oder pflegerische Maßnahmen nicht geplant bereitung auf vielen Aufforstungsflächen der sind, wäre eine Wiederholung der Erfolgskontrol- Streifenpflug verwendet . Da die meisten spon- le in fünf bis zehn Jahren wünschenswert . Nur so tan etablierten Individuen unmittelbar in den können weitere Aussagen zu einer erfolgreichen Pflanzreihen kartiert wurden, ist davon auszu- Hartholz-Auenwaldetablierung erhalten werden, gehen, dass die kurzfristige Bodenverwundung die dann bei anderen Aufforstungsflächen sowie trotz kräftig entwickelter Krautschicht bereits als bei Rückdeichungsprojekten berücksichtigt wer- Etablierungsfenster ausreichend war . Allerdings den können . profitieren von den offenen Bodenstellen nicht nur standorttypische Gehölzarten, sondern auch konkurrenzkräftige neophytische Arten, wie z .B . Danksagung Fraxinus pennsylvanica (vgl . auch Reichhoff & Reichhoff 2008) . Fraxinus pennsylvanica erreich- Danken möchten wir dem „Verein der Freunde te auf einer Aufforstungsfläche in der Altaue be- und Förderer des UFZ e V. .“, den Mitarbeitern der reits 2007 deutlich höhere Etablierungsraten als Biosphärenreservatsverwaltung „Mittelelbe“ und die Pflanzung vonQuercus robur . Dabei ist bemer- Frau Dr . Eichhorn vom WWF für die Bereitstel- kenswert, dass nur ein an dieser Aufforstungsflä- lung von Informationen und Unterlagen sowie che angrenzender Einzelbaum im Reifezustand für die Unterstützung des Vorhabens . Das Projekt als Diasporenquelle für Fraxinus pennsylvanica wurde von der „Stiftung Umwelt, Natur- und Kli- ausreichte . Wie die Ausbreitung von Fraxinus maschutz des Landes Sachsen-Anhalt“ gefördert . pennsylvanica über Sukzession in der rezenten Aue zeigt (Abb . 5), sollten zur Vermeidung uner- wünschter Gehölze bei der Waldetablierung die Zusammenfassung entsprechenden Diasporenquellen, insbesondere wenn es sich um Einzelindividuen handelt, recht- Aufbauend auf dem EU-LIFE-Projekt „Renaturie- zeitig gefällt werden . Andererseits sollten bei der rung von Fluss, Altwasser und Auenwald an der Pflanzung von der Licht bedürftigen und langsam Mittleren Elbe“ im Jahr 2000/2001 in der Klie- wachsenden Quercus robur Standorte mit an- kener Aue erfolgte 2007 auf 17 Aufforstungsflä- grenzenden Diasporenquellen von konkurrenz- chen die Erfolgskontrolle des Anwuchses der

47 Baumarten Fraxinus excelsior, Quercus robur, Ul- Glaeser, J . & P . A . Schmidt (2007): Zur historischen Ent- mus minor und Ulmus laevis . Zusätzlich sollte der wicklung des Baumartenbestandes von Hartholz- Auenwäldern - dargestellt am Beispiel des Leipziger Anwuchserfolg von Populus nigra sowie die Etab- Auenwaldes . - Allgemeine Forst- und Jagdzeitung lierung von Gehölzarten durch Sukzession erfasst 178: 90-97 . und bewertet werden . Glaeser, J . (2008): Mitteldeutsche Hartholz-Auenwäl- Für die Hauptbaumarten des Hartholz-Auenwal- der . Historische Entwicklung und Vergleich der Ve- des war sowohl in der Altaue als auch in der rezen- getation alter und neuer Waldstandorte . - Saarbrü- cken (VDM-Verlag) . ten Aue ein guter bis sehr guter Anwuchserfolg Koenzen, U . (2005): Fluss- und Stromauen in Deutsch- nachweisbar . Dabei konnte gezeigt werden, dass land - Typologie und Leitbilder . Ergebnisse des F+E- für eine erfolgreiche und rasche Hartholz-Auen- Vorhabens „Typologie und Leitbildentwicklung für waldetablierung nicht nur die Standortfaktoren Flussauen in der Bundesrepublik Deutschland“ des Überflutungsdauer und -höhe ausschlaggebend Bundesamtes für Naturschutz (FKZ 803 82 100) . - An- gewandte Landschaftsökologie, Heft 65 . sind, sondern auch Unterschiede im Mikrorelief Kozlowski, T. T. (1997): Responses of woody plants to und Bodentyp einen entscheidenden Einfluss auf flooding and salinity . - Tree Physiology, Monogra- den Anwuchserfolg haben . Zusätzlich kann die phie 1 . Entwicklung von Auenwaldstrukturen maßgeb- LAU - Landesamt für Umweltschutz (2002): Die Le- lich durch die Verfügbarkeit von geeigneten Di- bensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora- Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt . - Natur- asporenquellen in der unmittelbaren Umgebung schutz im Land Sachsen-Anhalt 39, Sonderheft . gefördert werden . Allerdings sind wahrscheinlich Ludwig, G. & M. Schnittler (1996): Rote Liste gefähr- Initialmaßnahmen wie Bodenverwundungen er- deter Pflanzen Deutschlands . - Schriftenreihe für Ve- forderlich, um eine spontane Etablierung von Ge- getationskunde 28 . hölzarten zu fördern . Macher, C . (2008): Wenn Bäumen das Wasser bis zum Hals steht . Eine bayernweite Umfrage zur Hochwas- sertoleranz von Waldbäumen . - LWF aktuell 15: 26-29 . Mackenthun, G. (2002): Die Gattung Ulmus in Sachsen . - Forstwissenschaftliche Beiträge Tharandt 9: 1-296 . Margraf, C. (2004): Die Vegetationsentwicklung der Donauauen zwischen Ingolstadt und Neuburg . - Hoppea, Denkschrift der Regensburger Botanischen Gesellschaft 65: 295-703 . Literatur Mayer, H . (1992): Waldbau auf soziologisch-ökologischer Grundlage . - Stuttgart/ Jena/ New York (Fischer Ver- Colditz, G . (1994): Auen, Moore, Feuchtwiesen: Gefähr- lag) . dung und Schutz von Feuchtgebieten . - Basel (Birk- Reichhoff, L. & K. Reichhoff (Hrsg.) (2008): Die Rot- häuser Verlag) . Esche (Fraxinus pennsylvanica) - eine invasive Dister, E . (1983): Zur Hochwassertoleranz von Auen- Baumart in den Hartholzauenwäldern des Mit- waldbäumen in lehmigen Standorten . - Verhand- telelbegebietes? - Veröffentlichungen der LPR Land- lung der Gesellschaft für Ökologie 10: 325-336 . schaftsplanung Dr . Reichhoff GmbH, Heft 4: 72 S . Eichhorn, A. & G. Puhlmann (1999): Das EU-Life Pro- Schubert, R . (2001): Prodromus der Pflanzengesell- jekt „Renaturierung von Fluss, Altwasser und Auen- schaften Sachsen-Anhalts . - Mitteilungen zur Flori- wald an der Mittleren Elbe“ . - Naturschutz im Land stischen Kartierung Sachsen-Anhalts, Sonderheft 2 . Sachsen-Anhalt 36 (2): 43-50 . Schmidt, P . A ., Hempel, W ., Denner, M., Döring, N ,. Felinks, B., Deter, A. & A. Wenk (2008): Gehölzauf- Gnüchtel, A., Walter, B. & D . Wendel (2002): Po- wuchs auf einer Ganzjahresstandweide im Wulfener tentielle Natürliche Vegetation Sachsens mit Karte 1: Bruch . Ersterfassung nach fünf Weidejahren auf ei- 200 000 . - Dresden . ner zuvor intensiv landwirtschaftlich genutzten Späth, V. (1988): Zur Hochwassertoleranz von Auwald- Fläche . - Naturschutz und Landschaftsplanung 40: bäumen . - Natur u . Landschaft 63: 312-315 . 217-223 . Späth, V . (2002): Hochwassertoleranz von Waldbäumen Finck, P ., Hauke, U ., Schröder, E . & R . Forst (2002): Na- in der Rheinaue . - Allgemeine Forstzeitschrift 15: 807- turschutzfachliche Landschafts-Leitbilder - Rahmen- 810 . vorstellung für das Nordostdeutsche Tiefland aus Tautenhahn, M., Witt B. & R. Kätzel (2007): Leitfaden bundesweiter Sicht . - Schriftenreihe für Landschafts- zur Initiierung von Auwäldern mit der Europäischen pflege und Naturschutz 50(2): 385 S . Schwarz-Pappel (Populus nigra L .) . - Stiftung Wald in Glaeser, J . & H . Volk (2009): Überblick über die histo- Not . - Bonn: 64 S . rische Entwicklung der Auenwälder in Deutschland . - Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 180 (7/8): 140- 151 .

48 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 49–56 Renaturierung von Brenndolden-Auen- wiesen durch Mahdgutübertragung in der Elbeaue bei Dessau Guido Warthemann, Armin Bischoff & Nadja Winter

1 Einleitung Um diese Ausbreitungshemmnisse zu überwin- den, besteht die Möglichkeit, die Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen der Stromtäler, die ihr artenreichen Brenndoldenwiesen durch Renatu- bundesdeutsches Hauptvorkommen im Elberaum rierungsmaßnahmen zu fördern . Unter Renatu- besitzen, gehören zu den Lebensraumtypen nach rierung wird hier nicht die Rückkehr zu einem na- Anhang I der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (Ssym- türlichen Zustand, sondern die Entwicklung von ank et al . 1998, Landesamt für Umweltschutz halbnatürlichen Grünlandgesellschaften, die ein Sachsen-Anhalt 2002) . Als Pflanzengesellschaft extensives Management erfordern, verstanden . ist dieser Wiesentyp in Sachsen-Anhalt stark ge- Dies wird auch als Revitalisierung bezeichnet . fährdet (Schubert et al . 2004) . Durch lebensraum- Im Rahmen des hier vorgestellten Projektes wird typkonforme Nutzung oder Pflege wird gewöhn- die Ausweitung von Brenndolden-Auenwiesen lich die Erhaltung bestehender Brenndoldenwie- durch Übertragung von samenreichem Mahdgut sen erreicht . Die Entwicklung solcher Wiesen auf auf artenarmes Grünland angestrebt . Die Rena- artenarmem Grünland ist deutlich aufwändiger . turierung von mehreren kleinen, zerstreuten Zielarten der Brenndolden-Auenwiesen sind Flächen (Initiale) soll die Voraussetzung für die Brenndolde (Cnidium dubium), Gräben-Veilchen spätere spontane Ausweitung des artenreichen (Viola persicifolia), Wiesen-Schwertlilie (Iris sibiri- Wiesentyps bilden . ca), Kanten-Lauch (Allium angulosum), Nordisches Das hier beschriebene Vorhaben (LPR 2008) er- Labkraut (Galium boreale) und Großer Wiesen- folgt im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes knopf (Sanguisorba officinalis) . Bischoff (2002) „Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für das Na- und Bischoff et al . (2009) stellten fest, dass ge- turschutzgroßprojekt von gesamtstaatlich reprä- ringe Ausbreitungsgeschwindigkeiten der Samen sentativer Bedeutung Mittlere Elbe“ (LPR 2005), den Ausbreitungsprozess der Zielarten behindern . an dessen Finanzierung sich das Bundesamt für Auch in den Diasporenbanken der Böden sind Naturschutz, der World Wide Fund for Nature kaum gewünschte Zielarten vertreten (Bischoff (WWF) Deutschland und das Land Sachsen-An- 2002, Hölzel & Otte 2004). Die Samen von Cnidi- halt beteiligen . um dubium und Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptar- Die Mahdgutübertragung einschließlich der Flä- mica) können beispielsweise nur kurze Zeit im Bo- chenvorbehandlung zur Schaffung der erforder- den überdauern (Hölzel et al . 2006) . lichen Bestandslücken erfolgte im Jahr 2007 . In Neben dem Vorhandensein von Samen im Boden diesem Artikel wird das Vorhaben vorgestellt und oder Samen bildenden Individuen in der Nachbar- erste Ergebnisse der Begleituntersuchungen prä- schaft ist das Vorhandensein ausreichend großer sentiert . Bestandslücken Voraussetzung für die Keimung und Ansiedlung der zu fördernden Arten (Hölzel et al . 2006, Patzelt et al . 1997, Warthemann et al . 2 Methodik 2003) . Gewöhnlich sind in gewachsenem Grün- land Grasnarbe und Streuschicht so dicht, dass 2.1 Untersuchungsflächen sich kaum Keimlinge der gewünschten Arten eta- Die Untersuchungsflächen befinden sich im blieren können . Grünlandkomplex „Neue Wiesen“ westlich von

49 Dessau-Großkühnau in der rezenten Aue der Mittleren Elbe . Der größte Teil der „Neuen Wie- sen“ wurde Ende der 1970er Jahre umgebrochen und mit einer Gräsermischung neu eingesät . Bis zur politischen Wende 1989 erfolgte eine intensi- ve Grünlandnutzung als Mähweide . Mit den Ver- änderungen der agrarökonomischen Rahmen- bedingungen nach der Wende und dem damit verbundenen Rückgang des Viehbesatzes verrin- gerte sich die Nutzungsintensität . Die Weidenut- zung wurde eingestellt und die Flächen wurden nur noch zweimal pro Jahr gemäht . Seit 1993 stehen diese Wiesen unter Vertragsnaturschutz . Abb. 1: Versuchsaufbau eines Renaturierungs- Die vereinbarten Nutzungsauflagen verbieten blocks (Fläche 40 m x 30 m), die Varianten (Faktor Düngung, Umbruch, Neuansaat und den Einsatz 1 und 2) sind senkrecht zueinander angeordnet . von Pflanzenschutzmitteln . Bis zum Beginn des Faktor 1: Vorbehandlung des Bodens Projektes im Jahr 2007, also 14 Jahre nach Ex- Faktor 2: Mahdgutübertragung . tensivierungsbeginn, waren nur wenige charak- teristische Arten der Pflanzengesellschaft, ins- besondere Wiesen-Silau (Silaum silaus), wieder eingewandert . Am Westrand des Gebietes konn- der ersten Mahdgutübertragung durchgeführt . ten hingegen artenreiche Grünlandbestände die Durch Fräsen mit einer Kreiselegge erfolgte das Zeit der Nutzungsintensivierung überdauern . Sie Aufreißen der Grasnarbe bis zu einer Tiefe von können als Referenzflächen für den Zielzustand maximal 10 cm (Abb . 2, links) . Eine stärkere Stö- der Renaturierung herangezogen werden und rung bewirkte tiefes Grubbern, wobei die Bo- dienten im beschriebenen Vorhaben gleichzeitig denkrume und die Durchwurzelung gelockert als Spenderflächen, von denen das Mahdgut für und die Grasnarbe leicht gewendet wurde (Abb . die Übertragung gewonnen wurde . Das Mahdgut 2, rechts) . Die Grubbertiefe reichte ungefähr bis wurde auf den Empfängerflächen, im Folgenden 15 cm . Hierzu diente ein Mulchkultivator . An- als Renaturierungsflächen bzw . Renaturierungs- schließend wurden beide Varianten gewalzt . blocks bezeichnet, aufgebracht . Weiterhin wurden Flächen ohne Vorbehand- lung angelegt . 2.2 Versuchsdesign, Bodenvorbehandlung und Mahdgutübertragung Der Versuchsaufbau soll einerseits die Wirkung Abb. 2: Vorbehandlung der Renaturierungsflä- unterschiedlicher Bodenstörungen auf die Kei- chen durch Fräsen (links) und tiefes Grubbern mung und Etablierung der Zielarten verdeut- (rechts) . Foto: G . Warthemann . lichen und andererseits die Einschätzung der Eignung von Mahdgut unterschiedlicher Schnitt- zeitpunkte für die Übertragung der Zielarten er- möglichen . Der Versuch wurde als Blockanlage mit drei Bodenvorbehandlungs- und vier Übertragungs- varianten jeweils inklusive unbehandelter Kontrolle angelegt (Abb . 1) . In jedem der fünf Renaturierungsblocks (jeweils 0,12 ha) wurde jede der insgesamt 12 Behandlungskombina- tionen auf zwei Teilflächen (im Folgenden als Plots bezeichnet, jeweils 50 m2 groß) realisiert und innerhalb der Blocks zufällig verteilt . Die Bodenvorbehandlungen (Faktor 1) wurden vor

50 Mahd­gut sofort auf einen Hänger geschüttet und zu den Renaturierungsflächen gebracht . Dort er- folgte die manuelle Verteilung mittels Heugabeln und Harken auf den einzelnen dafür vorgesehe- nen Plots (Abb . 4) . Der Transportweg betrug etwa einen Kilometer . Das Größenverhältnis Renatu- rierungsfläche zu Spenderfläche beträgt im Mit- tel 1 : 4,25 .

2.3 Vergleich von Spender- und Renaturie- rungsflächen Die Erfassung der Vegetation wurde für die ge- samten Spenderflächen und Plots der Renaturie- rungsflächen mittels quantitativer Schätzskala Abb. 3: Übertragung des Mahdgutes vom Mäh- nach Barkmann (siehe Dierschke 1994) vorge- container auf den Hänger zum Transport zu den nommen . Renaturierungsflächen . Foto: G . Warthemann . 2.4 Samenübertragungsraten Die Samenübertragungsrate ist der prozentuale Anteil der Samen einer Art, der mit dem Mahdgut Die Mahdgutübertragung (Faktor 2) erfolgte in von der Spenderfläche auf die Renaturierungs- den Varianten (s . Abb . 1): fläche übertragen wird . Samenübertragungsra- • Übertragung des ersten Schnitts (Mitte Juni, ten von typischen Arten der Brenndoldenwiese frühes Mahdgut = „Früh“) wurden ermittelt, da diesbezüglich für frische, • Übertragung des zweiten Schnitts (Anfang Ok- feuchte und wechselfeuchte Wiesen nur unzu- tober, spätes Mahdgut = „Spät“) reichende Informationen vorlagen . Diese wurden • Übertragung beider Schnitte (= „Kombi“) für Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) • keine Mahdgutübertragung als unbehandelte bei der ersten und für Sanguisorba officinalis und Kontrolle (= „Ohne“) . Cnidium dubium bei der zweiten Mahdgutüber- Gezogen von einem leichten Traktor mähte das tragung untersucht . Diese Untersuchung wurde Balkenmähwerk eines Mähcontainers die Spen- im Rahmen einer Diplomarbeit durchgeführt derflächen (Abb . 3) . Anschließend wurde das (Winter 2008) . Zur Bestimmung der Samenzahl auf den Spenderflächen wurden die Samen der Blütenstände von Abb. 4: Abladen und Verteilen des Mahdgutes auf die Renatu- repräsentativen Stichprobeflächen rierungsflächen . Foto: G . Warthemann . ausgezählt und die Dichte der Blü- tenstände pro Flächeneinheit ge- schätzt . Die Samenzahl der mit dem Mahd­ gut auf die Renaturierungsflä- chen übertragenen Samen wurde mit 1 m2 großen Auffangpappen (10 Stück pro Block, insgesamt 50 Stück) und durch anschließende Hochrechnung auf die gesamte Fläche ermittelt (Abb . 4, im Vorder- grund) . Neben der Samenübertra- gungsrate konnte gleichzeitig die Samenzahl, die pro Quadratmeter auf die Renaturierungsfläche über- tragen wurde, ermittelt werden .

51 ringere Keimlingszahl 2008 gegenüber 2007, dass die Absterberate höher ist als das Neuaufkom- men an Keimlingen .

2.6 Statistik Die Analyse des Keimlingsaufkommens in Ab- hängigkeit von den verschiedenen Mahdgut- übertragungsvarianten steht noch aus . Die Er- mittlung des Bodenvorbehandlungs-Effektes auf das Keimlingsaufkommen bei Leucanthemum vulgare wurde durch eine einfaktorielle Varianz­ analyse durchgeführt . Die Daten wurden vor der Analyse log-transformiert, um die Voraus- setzungen hinsichtlich Normalverteilung und Varianzhomogenität zu erfüllen . Bei Signifikanz Abb. 5: Zählrahmen zur Identifizierung der des Gesamtmodells wurden über den Tukey-Test Keimlingsdichte . Foto: N . Winter . Vergleiche zwischen den einzelnen Faktorstufen durchgeführt (Signifikanzniveau p<0,05) . Die Analysen wurden mit dem Programm SPSS 14 0. für Windows durchgeführt . 2.5 Keimlingsaufkommen Um den Keimungserfolg von Leucanthemum vulgare in Abhängigkeit von den verschiedenen 3 Ergebnisse Bodenvorbehandlungsvarianten einschätzen zu können, fanden im September 2007 und im Juni 3.1 Vergleich der Spender- und Renaturie- 2008 Zählungen der Keimlinge auf den von frü- rungsflächen hem Mahdgut bedeckten Plots der Renaturie- Auf den Spenderflächen konnten 114 Arten nach- rungsflächen statt . Dabei wurden Blocks mit gewiesen werden (siehe Anhang im Internet geringerem Keimlingsaufkommen komplett ab- Tab . 1) . gesucht . In Blocks mit großer Keimlingsdichte Auf den Renaturierungsflächen traten vor der wurden drei 1 m2 große Teilflächen pro Plot mit Übertragung 85 Arten auf, wobei in den Plots Hilfe eines Zählrahmens ausgezählt und auf die durchschnittlich 15 Arten vorkamen . Das Arten- Gesamtfläche hoch gerechnet (Abb . 5) . spektrum war weit gestreut und reichte von häu- Für die Arten Allium angulosum, Cnidum dubium, figen Arten frischer und feuchter Wiesen bis hin Sanguisorba officinalis und Kümmel-Silge (Seli- zu Arten von Seggenriedern . Aus naturschutz- num carvifolia - regionaltypische Art der Brenn- fachlicher Sicht wertvolle Sippen waren darin dolden-Auenwiese), deren Samen ausschließlich jedoch nur vereinzelt vertreten (siehe Tab . 1 und bei der zweiten Mahdgutübertragung transfe- Anhang im Internet Tab . 2) . riert wurden, erfolgte die Keimlingszählung 2008 Nach der Renaturierung erhöhten sich die Arten- in den Varianten „spätes Mahdgut“ und „Kombi“ . zahlen in den Plots im Mittel auf 26 Arten . Ins- Da die Keimlinge dieser Arten schwerer aufzufin- gesamt stieg die Artenanzahl auf den Renaturie- den sind als Leucanthemum-Keimlinge, war ein rungsflächen um 19 auf 104 Arten . Im ersten Jahr Absuchen der gesamten Plotfläche zu aufwendig . nach der Mahdgutübertragung traten mit Galium Stattdessen wurden grundsätzlich fünf 1 m2 gro- boreale, Selinum carvifolia und Vielblütigem Hah- ße Teilflächen pro Plot ausgezählt (insgesamt 50 nenfuß (Ranunculus polyanthemos) bereits Keim- pro Variante) . linge einiger charakteristischer Arten der Brenn- Bei der Keimlingszählung 2008 wurden die Keim- doldenwiesen auf Teilflächen mit übertragenem linge des Jahres 2007 mit erfasst . Zu berücksich- Mahdgut auf . 2009 wurden zusätzlich Cnidium tigen ist dabei die Absterberate der Keimlinge, dubium, Sanguisorba officinalis und Allium an- die durch die angewandte Methodik nicht erfasst gulosum nachgewiesen . Daneben wurde Leucan- werden konnte . Beispielsweise bedeutet eine ge- themum vulgare als Zielart im weiteren Sinne er-

52 Art RL RL Spender- Renaturierungsfläche LSA D fläche vor Maßnahme nach Maßnahme Allium angulosum 3 3 x x Cnidium dubium 2 x x Galium boreale x x Pseudolysimachion longifolium x Ranunculus polyanthemos 3 x x Sanguisorba officinalis x x Selinum carvifolia 3 x x Silaum silaus x x x

Tab. 1: Gefährdete und charakteristische Pflanzenarten der Brenndolden-Auenwiesen auf den Flä- chen bis zum Jahr 2009 . RL LSA: Frank et al . (2004), RL D: Korneck et al . (1996) .

folgreich übertragen . Somit konnte bis 2009 das mum und Cnidium waren mit großen Popula- erwartete Spektrum an Zielarten erreicht werden tionen und vielen fruchtenden Individuen ver- (siehe Kap . 3 4). . treten . Die Dichte von Sanguisorba war deutlich Die meisten der neu gefundenen Arten sind An- geringer . nuelle und Ruderale, zum Beispiel Vogel-Knöte- Wird hingegen die Samenübertragungsrate be- rich (Polygonum aviculare), Acker-Vergißmein- trachtet, so war die Methode für Sanguisorba am nicht (Myosotis arvensis), Vielblütiger Gänsefuß erfolgreichsten und für Leucanthemum am we- (Chenopodium polyspermum), Rainkohl (Lapsana nigsten effizient . communis) und Gewöhnliche Sumpfkresse (Ro- rippa sylvestris) . Diese waren wahrscheinlich 3.3 Keimlingsaufkommen von in der Samenbank der Renaturierungsflächen Leucanthemum vulgare vertreten und fanden in Plots mit Bodenvorbe- Das Keimlingsaufkommen auf den Renaturie- handlung gute Keimungs- und Etablierungsbe- rungsflächen wies große Unterschiede zwischen dingungen vor . Sie werden vermutlich nach der den Bodenvorbehandlungsvarianten und den Schließung der Grasnarbe wieder verschwinden . Blocks auf . Insgesamt förderten Bodenstörungen Intensivierungs- bzw . Störungszeiger, wie Quecke die Keimung deutlich (Tab . 3) . Ohne Vorbehand- (Elymus repens) und Acker-Kratzdistel (Cirsium lung konnten keine Keimlinge nachgewiesen arvense), traten vermehrt in allen Plots mit Bo- werden . denvorbehandlung auf .

3.2 Samenübertragungsraten Tab. 2: Samendichten auf Spender- und Renaturierungsflä- Hinsichtlich der Samendichte der chen und die daraus resultierende Übertragungsrate (n=5) . drei Testarten erwies sich das ge- wählte Verfahren der Mahdgut- Leuc. vulg. Cnid. dubi. Sang. offi. übertragung als außerordentlich erfolgreich (Tab . 2) . Leucanthe- Spenderflächen mum vulgare und Cnidium dubi- (Anzahl Samen/m2) 43.644 4.658 53 um wurden in einer Dichte von mehr als 500 Samen/m2, Sangu- Renaturierungsflächen 2 isorba officinale in einer Dichte (Anzahl Samen/m ) 928 612 41 von 40 Samen/m2 übertragen . Die Werte spiegeln die sehr verschie- Samenübertragungs- raten und Standardab- denen Samendichten auf den weichung 3,8 % ± 1,4 14,9 % ± 1,9 85,7 % ± 12,6 Spenderflächen wider . Leucanthe-

53 2007 2008 Vorbehandlung Keimlinge/m2 Keimrate (%) Keimlinge/m2 Keimrate (%) Kontrolle 0,0a ±0,0 0,0 ±0,0 0,0a ±0,0 0,0 ±0,0 Fräsen 7,6b ±2,9 0,7 ±0,2 6,1b ±1,5 0,7 ±0,2 Tiefes Grubbern 10,7b ±3,5 1,1 ±0,3 17,6c ±5,5 1,9 ±0,5

Tab. 3: Effekt der Bodenvorbehandlung auf die Keimlingsdichten und Keimraten von Leucanthemum vulgare im Verhältnis zur übertragenen Samenmenge mit Standardfehler (Einfaktorielle Varianzana- lyse; unterschiedliche Buchstaben zeigen signifikante Unterschiede nach Tukey-Test mit p<0,05 an) .

Das tiefe Grubbern stellte sich als geeignetste Mittel leicht rückläufig war . Das weist darauf hin, Vorbehandlung heraus . In Relation zur übertra- dass eine stärkere Bodenstörung, wie das tiefe genen Samenmenge waren jedoch die Keimraten Grubbern, den Boden nachhaltiger stört und so selbst in den vorbehandelten Parzellen außeror- die Keimung mindestens zwei Vegetationsperio- dentlich niedrig . In der Variante Grubbern betrug den fördern kann, während schwache Störungen die Anzahl der Keimlinge am Ende der Untersu- wie das Fräsen nur kurzzeitig zu positiven Ent- chungen ca . 2 %, in der Variante Fräsen nur 0,7 % wicklungseffekten der Keimlinge führt . der ausgebrachten Samen . Der Effekt der Vorbehandlungen wies in den bei- 3.4 Keimlingsaufkommen der den Erfassungsjahren Differenzen auf . Im Jahr lebensraumtypischen Arten 2007 waren die Unterschiede im Keimlingsauf- Insgesamt wurden im Jahre 2008 lediglich sechs kommen zwischen Fräsen und tiefem Grubbern Keimlinge von Selinum carvifolia und zwei Keim- nicht signifikant . Im Jahre 2008 waren bei tiefem linge von Galium boreale auf den vorbehandelten Grubbern signifikant mehr Keimlinge zu finden . Plots gefunden . Im Jahre 2009 kamen Keimlinge Die Zahl der Keimlinge nahm nur in der gegrub- von Cnidium dubium, Allium angulosum und berten Variante von 2007 und 2008 zu, während Sanguisorba officinalis hinzu . Eine Auswertung in der gefrästen Variante deren Gesamtzahl im der Ergebnisse steht jedoch noch aus .

Abb. 6: Mittlere Keimlingsdichte von Leucan- 4 Diskussion themum vulgare in Abhängigkeit von der Boden- vorbehandlung ein Jahr nach der Übertragung Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Zielarten, die (2008) – Fehlerbalken zeigen Standardfehler an, bereits reife Samen gebildet haben, in großer unterschiedliche Buchstaben verdeutlichen si- Menge mit dem Mahdgut übertragen werden gnifikante Unterschiede (Tukey-Test mit p<0,05) . können . Gleichzeitig traten zwischen den getes- teten Arten überraschend große Unterschiede bei 25 den Übertragungsraten auf . Für die außerordent- c lich geringe Übertragungsrate bei Leucanthemum

2 20

m könnte ein bereits vor oder unmittelbar während

o r der Mahd erfolgtes Ausfallen der Samen verant-

p 15

e

g wortlich sein . Das Ergebnis lässt aber auch den n i l 10 b Rückschluss zu, dass das angewandte Verfahren m i

e zur Zählung der Samen auf den Spenderflächen K 5 a nicht für alle Arten in gleicher Weise geeignet ist 0 und hier ein Schätzfehler einzukalkulieren ist . Kontrolle Fräsen Grubbern Das Keimlingsaufkommen wurde bislang nur bei Leucanthemum vulgare ausgewertet . Es zeigte

54 sich, dass die erfolgreiche Übertragung der Sa- versuchen von Stromtalwiesen am Oberrhein . men noch keine erfolgreiche Etablierung bedeu- Eine abschließende Bewertung des Erfolgs von tet . In den Parzellen ohne Bodenstörung konnte Mahdgutübertragungen ist grundsätzlich erst bei einer Samendichte von mehr als 900/m2 kein nach mehreren Jahren möglich . Erst dann kann einziger Keimling gefunden werden . Selbst bei abgeschätzt werden, inwieweit sich aufgelaufene Bodenstörung lag die Keimlingsrekrutierung nur Keimlinge auch dauerhaft etablieren und sich zu bei 1 bis 2 % . Trotzdem zeigen die Ergebnisse, dass Samen bildenden Pflanzen entwickeln . Deshalb eine Mahdgutübertragung auf diesem Wiesen- wird die Untersuchung des Keimlingsaufkom- typ nur in Kombination mit einer Bodenstörung mens und der Etablierung bis 2009 fortgesetzt . erfolgreich sein kann . Für Leucanthemum erwies sich dabei die stärkere Bodenstörung in Form von tiefem Grubbern gegenüber einer schwächeren 5 Empfehlungen Störung durch Fräsen als vorteilhafter . Die relativ niedrige Leucanthemum-Keimlings- Viele Zielarten der Brenndoldenwiesen bilden bei dichte in einigen der gefrästen und gegrubberten standorttypischer Bewirtschaftung (zweischüri- Parzellen ist vermutlich auf die Wühlaktivität von ge Mahd) erst im zweiten Aufwuchs reife Samen . Wildschweinen zurückzuführen, die bereits ab Demnach wäre zu empfehlen, bei zukünftigen dem späten Sommer vor der Keimlingszählung in Vorhaben zur Renaturierung dieses Wiesentyps den gepflügten und gefrästen Streifen den Boden mit der Bodenvorbehandlung und Mahdgut- stark zerwühlten . Leucanthemum vulgare keimt übertragung im Herbst zu beginnen . Eine zweite bereits im gleichen Jahr, wie die Samenreifung Übertragung könnte sich im Juni des Folgejahres erfolgt . Die Keimlinge wurden möglicherweise anschließen, um Samen des gesamten Arten- durch die Aktivität der Tiere zerstört, die sich fast spektrums zu übertragen . ausschließlich auf die vorbehandelten Flächen Weiterhin wäre zu empfehlen, eher ein geringe- konzentrierte . Auf den unbehandelten Flächen res Flächenverhältnis zwischen Renaturierungs- konnten die Wildschweine die Grasnarbe nicht fläche und Spenderfläche anzustreben als das so leicht aufbrechen . In den beiden Blocks, die gewählte von 1 : 4,25 . Optimal wäre bei der ange- am stärksten betroffen waren, wurden auch die wandten Methodik möglicherweise ein Verhält- geringsten Keimlingsdichten gefunden . Das ge- nis von 1 : 3 . ringe Keimlingsaufkommen könnte andererseits auf das teilweise zu dick aufgetragene Mahdgut zurück zu führen sein, welches sich in dem regen- Danksagung reichen Sommer schwer zersetzte und keine gu- ten Keimbedingungen bot . Das Verhältnis Rena- Für die Unterstützung bei der Durchführung der turierungsfläche zur Spenderfläche betrug zwar Geländearbeiten danken wir den Mitarbeitern im Mittel 1 : 4,25 und entsprach damit den Emp- der Naturwacht des Biosphärenreservates Mit- fehlungen von Hölzel et al . (2006) am Oberrhein, telelbe: Heiko Engel und Uwe Förster, der Firma vielleicht ist dieses Flächenverhältnis unter den Hering Landschaftsbau GmbH aus Zörbig, dem Bedingungen in Mitteldeutschland als zu hoch Landwirtschaftsbetrieb Otto Ränsch aus Susigke einzuschätzen . Eine Gleichverteilung des Mahd­ und Sandy Hoboy, Mitarbeiterin im Büro Land- gutes erwies sich ebenfalls als ausgesprochen schaftsplanung Dr . Reichhoff GbR . schwierig . Die typischen Zielarten der Brenndoldenwiesen sind zwar auf den Renaturierungsflächen auf- Zusammenfassung gelaufen, quantitative Aussagen zum Effekt der Bodenbehandlung waren bis 2008 aufgrund zu Die Brenndolden-Wiese ist eine artenreiche geringer Keimlingszahlen jedoch nicht möglich . Grünlandgesellschaft der Flussauen, die infolge Die Auswertung der Keimlingszählung des Jah- von Nutzungsintensivierung selten geworden res 2009 steht noch aus . Auf ein verzögertes Kei- und deshalb stark gefährdet ist . In diesem Artikel men der Zielarten verweisen Hölzel (2003) und wird ein Projekt vorgestellt, in welchem die Aus- Hölzel et al . (2006) bei ihren Renaturierungs- weitung dieses Wiesentyps auf bisher artenar-

55 mes Grünland durch gezielte Maßnahmen initi- (FFH-Lebensraumtyp 6440) mit vorbereitenden iert werden soll . Kern des Projekts ist die Übertra- Maßnahmen und Projektbegleitung . - Auftraggeber: WWF Deutschland . - Zwischenbericht . gung von Mahdgut einer artenreichen Spender- Patzelt, A., Mayer, F. & J. Pfadenhauer (1997): Renatu- fläche auf eine artenarme Grünlandfläche in der rierungsverfahren zur Etablierung von Feuchtwie- Elbeaue zwischen Dessau und Aken . Dargestellt senarten . - Verh . der Gesell . für Ökologie 27: 165-172 . werden die Methodik und erste Ergebnisse . Schubert, R ,. Frank, D ., Herdam, H . et al . (2004): Rote Li- ste der Farn- und Blütenpflanzengesellschaften des Landes Sachsen-Anhalt . - In: Landesamt für Umwelt- schutz Sachsen-Anhalt (Hrsg .): Rote Listen Sachsen- Literatur Anhalt . - Ber . Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Anhalt 39: 111-122 . Bischoff, A . (2002): Dispersal and establishment of Ssymank, A ,. Hauke, U ., Rückriem, C . & E . Schröder floodplain grassland as limiting factors of re- (1998): Das europäische Schutzgebietssystem NA- storation . - Biological Conservation 104: 25-33 . TURA 2000 . BfN - Handbuch zur Umsetzung der Bischoff, A ., Warthemann, G . & S . Klotz (2009): Suc- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der cession of floodplain grasslands following reduction Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) . - Schriftenreihe in land use intensity - the importance of environ- Landschaftspflege und Naturschutz 53: 560 S . mental conditions, management and dispersal . - Warthemann, G ., Bischoff, A . & S . Klotz (2003): Die Re- Journal of Applied Ecology 46: 241-249 . generation artenreicher Grünland- und Ackerwild- Dierschke, H . (1994): Pflanzensoziologie: Grundlagen krautgesellschaften – eine Analyse von Faktoren, die und Methoden . - Stuttgart (Eugen Ulmer Verlag): den Extensivierungserfolg bestimmen . - Abschluss- 683 S . bericht zum Projekt 3152A/0089B (Kultusministeri- Frank, D ., Herdam, H ., Jage, H ., John, H ., Kison, H .-U ., um des Landes Sachsen-Anhalt) . - Projektträger: Um- Korsch, H ., Stolle, S ., Bräutigam, S ,. Thiel, H ., Uhle- weltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH . mann, I ., Weber, H . E . & E . Welk (2004): Rote Liste Winter, N. (2008): Ermittlung von Samentransferraten der Farn- und Blütenpflanzen des Landes Sachsen- im Rahmen von Mahdgutübertragungen zur Re- Anhalt . - Ber . Landesamt für Umweltschutz Sachsen- naturierung von Brenndolden-Auenwiesen in der Anhalt 39: 91-110. Elbeaue bei Dessau . - Diplomarbeit (Hochschule An- Hölzel, N . (2003): Die ökologische Bedeutung von Sa- halt) . menbanken, Keimung und Etablierung für die Rena- turierung von Auenwiesen - Ecological significance Anhang im Internet of seed banks, germination and establishment for Tab . 1: Arten der Spenderflächen the restoration of flood-meadows . - Habilitations- Tab . 2: Arten der Renaturierungsflächen im Vorher- schrift (Justus-Liebig-Universität Gießen) . Nachher-Vergleich Hölzel, N . & A . Otte (2004): Assessing soil seed bank unter: http://www .ufz .de/index php?de=18870. persistence in flood-meadows: The search for relia- ble traits . - Journal of Vegetation Science 15: 93-100 . Hölzel, N., Bissels, S., Donath, T. W., Handke, K., Har- nisch, M. & A. Otte (2006): Renaturierung von Stromtalwiesen am hessischen Oberrhein – Ergeb- nisse eines E+E-Vorhabens des Bundesamtes für Na- turschutz . - Naturschutz und Biologische Vielfalt 31: 263 S . Korneck, D., Schnittler, M. & I. Vollmer (1996): Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta) Deutschlands . - Schriftenreihe für Vegetationskunde 28: 21-188 . Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg .) (2002): Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie im Land Sachsen- Anhalt . - Natursch . Land Sachsen-Anhalt 29, Sonder- heft . LPR Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH (2005): Pflege- und Entwicklungsplan für das Natur- schutzgroßprojekt von gesamtstaatlich repräsenta- tiver Bedeutung Mittlere Elbe . - Auftraggeber: WWF Deutschland, Dessau . LPR Landschaftsplanung Dr. Reichhoff (2008): Durchführung von Bestands- und Wirkungskontrol- len der Entwicklung von Brenndolden-Auenwiesen

56 Themenkomplex 2: Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf ausgewählte Artengruppen

Elbehochwasser im August 2002, Landkreis Wittenberg . Foto: A . Künzelmann (UFZ) .

57 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 58–67 Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf ausgewählte Artengruppen – eine Einführung in das Projekt HABEX

Mathias Scholz, Frank Dziock, Judith Glaeser, Francis Foeckler, Klaus Follner, Michael Gerisch, Helmut Giebel, Volker Hüsing, Franziska Konjuchow, Christiane Ilg, Arno Schanowski & Klaus Henle

1 Einleitung Hochwasser der Elbe im Sommer 2002 nicht nur auf Grund seiner Intensität (vgl . Mudelsee et al . Die Klimaforschung der letzten Jahre prognosti- 2003), sondern insbesondere durch das Auftreten ziert eine weltweite Zunahme sowohl der Inten- zu einem jahreszeitlich atypischen Zeitpunkt au- sität als auch der Frequenz extremer Wetterer- ßergewöhnlich einschneidend . Tier- und Pflan- eignisse (IPCC 2007) . Die Auswirkungen solcher zenarten der Auen sind dank entsprechender Extremereignisse auf die Biodiversität sind bisher Lebenszyklen, Verhaltensmuster und spezieller nur unzureichend bekannt, hauptsächlich be- Morphologie sehr gut an die zum Teil sehr stark gründet durch das seltene Auftreten dieser Phä- wechselnden Bedingungen in diesem räumlich nomene . Gesellschaftliches Interesse besteht vor und zeitlich höchst dynamischen Lebensraum allem in der Frage, wie Lebensräume und Arten angepasst . Diese Anpassungen sind evolutiv über auf Extremereignisse reagieren, vor ihnen ge- sehr lange Zeiträume als Konsequenz der Perio- schützt und unter veränderten Umweltbedingun- dizität der Wasserstandsschwankungen entstan- gen weiter genutzt werden können . In den letzten den (Fittkau & Reiss 1983) . Es wird aber davon Jahren steigen daher die Bemühungen, Effekte ausgegangen, dass auch Artengemeinschaften solcher Ereignisse auf Arten und Ökosysteme zu der Auen stark von diesem atypischen Hochwas- quantifizieren und Schutzstrategien zu entwi- ser betroffen waren . ckeln (z .B . Jentsch et al . 2007) . Im Rahmen des vom BMBF (Bundesministerium Im Mittelpunkt stehen oft Fragen nach der Wi- für Bildung und Forschung) geförderten Elbe- derstandsfähigkeit (Resistenz) und Regenerati- Ökologie-Forschungsprogramms wurden bereits onsfähigkeit (Resilienz) von Arten oder Artenge- zahlreiche ökologische Modelle erarbeitet, die die meinschaften gegenüber Extremereignissen, wie Auswirkungen von Hochwasser auf Fauna und z .B . Jahrhundertfluten oder langen Trockenhei- Flora beschreiben und bewerten (z .B . Scholz et ten . Die außergewöhnlichen Hochwasserereig- al . 2001, 2005, 2009, Fuchs et al . 2003, Dziock et nisse an der Elbe im August 2002 und im Winter al . 2006) . Allerdings konnten viele Prognosemo- 2002/03 sowie die außergewöhnliche Trocken- delle bisher nicht anhand konkreter Daten über- heit im Sommer 2003 haben internationales In- prüft und auch nicht die Auswirkungen solcher teresse geweckt (z .B . Mudelsee et al . 2003) . Die hydrologischen Extreme auf verschiedene Ar- Auswirkungen dieser Extremereignisse und ihre tengruppen abgeschätzt werden (Follner et al . Bedeutung für den Naturhaushalt sind bisher we- 2009) . Zusätzlich zur Sommerflut 2002 war das nig bekannt bzw . nur in wenigen wissenschaftli- folgende Jahr 2003 durch eine große sommerli- chen Publikationen diskutiert . In diesem und den che Trockenheit charakterisiert . folgenden Beiträgen werden aktuelle Untersu- Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt RIVA chungen dazu vorgestellt . – Robustes Indikationssystem für ökologische An der Elbe treten Hochwasser in der Regel im Veränderungen in Auen (Scholz et al . 2001, Winter und Frühjahr auf . Demnach war das 2009, Dziock et al . 2006) stellte eine hervorra-

58 käfer, Mollusken und Pflanzen in drei Auengrün- ländern an der Mittleren Elbe erarbeitet (Gerisch et al . 2006, Foeckler et al . 2006, Scholz et al . 2009) . Zusätzlich wurde ein Indikationssystem entwickelt, um ökologisch wichtige Faktoren in der Aue, die hohen und langfristigen Messauf- wand hydrologischer Standortfaktoren (Überflu- tungsdauer und Grundwasserflurabstand) erfor- dern würden, durch schnellere bioindikatorische Methoden zu ergänzen (Follner & Henle 2006, Follner et al . 2009) . Für die Lebensgemeinschaften der Aue ist das Wasser der am stärksten prägende Faktor (Dis- ter 1985, Rink 2003) . Verschiedene Studien zei- gen, dass die Dauer und Höhe der Überflutungen sowie die Grundwasserflurabstände und deren Amplitude die entscheidenden Umweltfaktoren für die Artenzusammensetzungen in Auen dar- stellen (Hügin & Henrichfreise 1992, Crawford 1996, Leyer 2002, 2005, Henle et al . 2006, van Eck et al . 2006) . Neben der Überflutungs- und Trockenheitstoleranz der Arten ist aber auch die Saisonalität der Hochwasser entscheidend für die Artenzusammensetzung sowohl der Vegetation Abb. 1: Hauptuntersuchungsgebiet Schöneber- (Junk 2005) als auch der Fauna (Fittkau & Reiss ger Wiesen bei Steckby . Foto: J . Roth (WWF) . 1983) in Auen .

2 Witterungsgeschehen und Abfluss gende Grundlage für Untersuchungen der öko- logischen Auswirkungen nach den extremen Auf Grund einer ungewöhnlichen Wetterlage Hochwasserereignissen im Sommer 2002 und (Engel 2004) war im August 2002 das größte im Winter 2002/2003 sowie der folgenden ext- Hochwasser an der Mittleren Elbe seit mehr als remen Trockenheit im Sommer 2003 dar . Für die 100 Jahren zu verzeichnen (Schiermeier 2003, Pe- Artengruppen Laufkäfer, Mollusken und Pflan- trow et al . 2007) . Mehrfach aufeinander folgende zen bestand deshalb im Rahmen des hier vorge- Starkregenereignisse in der ersten Augusthälfte stellten HABEX-Projektes (AuenHABitate nach im Einzugsgebiet der Elbe verursachten ein ra- EXtremhochwasserereignissen am Beispiel der santes Ansteigen der Abflüsse und führten somit Mittleren Elbe) die einmalige Gelegenheit, die auch zu extremen Überflutungshöhen im Bereich Auswirkungen dieses in Zeitpunkt und Intensi- der Mittleren Elbe (BfG 2002, siehe Abb . 2) . Wäh- tät ungewöhnlichen Hochwassers auf denselben rend dieses Sommerhochwassers wurden alle 60 Probeflächen durch einen Zustandsvergleich der Probeflächen des RIVA-Projektes für mindestens Jahre vor der Flut (1998/99) und danach (2003- zwei Wochen in einer Höhe von 1,60 m bis 4,40 m 2006) zu untersuchen (siehe Abb . 2) . Das HABEX- überflutet . Projekt wurde gefördert durch die Bundesanstalt Ein weiteres Hochwasserereignis folgte im Win- für Gewässerkunde Koblenz (BfG) und durch das ter 2002/2003, das am Elbe-Pegel Aken nur 1,20 m Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leip- niedriger war als das Sommerhochwasser, aller- zig (UFZ) . dings dem typischen saisonalen Abflussgesche- Im RIVA-Projekt wurden neben methodischen hen der Elbe entsprach und in Senken und Flut- Grundlagen auch Analysestrategien für ökologi- rinnen sowie im Grundwasserleiter bis in das sche Veränderungen für die Artengruppen Lauf- Frühjahr wirksam war . Dem schloss sich im Som-

59 58

1998 1999 57 Augusthochwasser 2002 Winterhochwasser 2002/2003 2002 2003 56 2004 MHW 64-95 MW 64-95 55 Pegelnullpunkt

54

asserstand (NN + m) 53 W

52

51 Niedrigwasser 2003

50 J F M A M J J A S O N D Monate

Abb. 2: Ausgewählte Wasserganglinien der Jahre 1998, 1999, 2002, 2003 und 2004 am Elbe-Pegel Aken, Elbe-km 274,75; MHW - Mittleres Hochwasser, MW - Mittelwasser der Abflussjahre 1964-1995 (Daten: Wasser und Schifffahrtsverwaltung) . Grafik: M . Scholz und S . Rosenzweig .

merhalbjahr 2003, welches durch geringe Nieder- durch dichte Vegetation und bindigen Auenlehm schläge und hohe Temperaturen charakterisiert charakterisiert (vgl . Rinklebe et al . 2009) . Aller- war, eine über mehre Monate andauernde ext- dings sind fluvial-geomorphologische Prozesse reme Niedrigwasserphase an, die ungewöhnlich an anderen Auenabschnitten der Mittleren Elbe große Grundwasserflurabstände in der gesamten aufgetreten (Haase et al . 2004) . Aue bewirkte . So wies die klimatische Wasserbi- lanz für das deutsche Elbegebiet folgende Werte auf (DWD in BfG 2006): 3 Hypothesen und Fragestellungen • Winterhalbjahr 2002/2003: + 125 mm • Sommerhalbjahr 2003: - 217 mm Um die Auswirkungen dieser Extremereignisse • Gesamtjahr 2003: - 92 mm . auf das Ökosystem Aue untersuchen zu können, wurden als Artengruppen die sehr mobilen Lauf- Obwohl das Niedrigwasser 2003 sehr extrem war, käfer, die weniger mobilen Mollusken sowie die sind Ereignisse in dieser Ausprägung auch schon Pflanzen als immobile Gruppe ausgewählt . Für in den letzten 50 Jahren aufgetreten (BfG 2006) . alle Artengruppen bestehen sehr gute bis gute Abgesehen von einem „Sedimentationsschleier“ Kenntnisse über Biologie, Ökologie und Habitat­ auf der Vegetation im Herbst 2002 konnten in Fol- ansprüche (z .B . Gerken 1992, Zulka 1994, Bonn ge der Flut keine deutlich sichtbaren Bodenerosi- et al . 1997, GAC 1999, Körnig 2000, 2001, Ellen- ons- und Bodenakkumulationserscheinungen berg et al. 2001, Falkner et al . 2001, Klotz et al . auf den untersuchten Probeflächen beobachtet 2002, Leyer 2002, Foeckler et al . 2006, Gerisch et werden . Ursachen sind zum einen im Strömungs- al . 2006) . Außerdem sind alle Artengruppen mit verhalten während des Hochwasserereignisses einer hohen Artenzahl sowie Individuendichte in zu suchen, zum anderen sind fast alle Standorte den Auen vorhanden .

60 Trotz sehr guter Kenntnisse über diese Arten- flutete Auengrünlandstandorte (van de Steeg & gruppen in Auen ist bisher relativ wenig über Blom 1998, Vervuren et al . 2003) . Bisherige Un- ihre Reaktion auf Sommerhochwasser bekannt . tersuchungen zeigen, dass Sommerhochwasser Für alle Artengruppen waren auf Grund der zeit- zum Verschwinden von wenig überflutungstole- lichen Unvorhersehbarkeit und der Intensität des ranten Arten führen sowie zur Verschiebung von Sommerhochwassers 2002 starke Rückgänge von Wuchsstandorten von Pflanzenarten . Diese Ver- Arten und Individuen zu erwarten . Da Artenge- änderungen sind noch viele Jahre später sichtbar meinschaften nach intensiven Störungen sehr (Vervuren et al . 2003, van Eck et al . 2005), wes- viel länger für ihre Regeneration benötigen als halb die Artenzusammensetzung von Pflanzen nach geringen Störungen (Lake 2000), war davon in Auen stärker von seltenen Sommerhochwas- auszugehen, dass die Auswirkungen des Som- sern und weniger von regelmäßig auftretenden merhochwassers 2002 relativ lange in den Struk- Winter- oder Frühjahrshochwassern geprägt sind turen der Artengemeinschaften sichtbar sein (Klimesˇová 1994, van Eck et al . 2004, 2005, 2006) . werden . Mollusken gelten als sehr langsame Wie- Um ein tieferes Verständnis für die Effekte von derbesiedler ihrer Lebensräume (Foeckler 1990), Sommerhochwassern auf die Artengemeinschaf- weshalb angenommen wurde, dass die Auswir- ten der Laufkäfer, Mollusken und Pflanzen zu kungen des Sommerhochwassers bei ihnen we- erhalten, wurden im HABEX-Projekt exakt diesel- sentlich länger sichtbar sind als bei den mobile- ben Probeflächen wie im RIVA-Projekt untersucht . ren Laufkäfern . Außerdem wurde vermutet, dass Das Ziel der Studie war es, die unmittelbaren so- der anschließende sehr warme und trockene wie längerfristigen Effekte des Sommerhochwas- Sommer 2003 den Prozess der Wiederbesiedlung sers 2002 und der darauffolgenden Trockenheit durch Mollusken noch zusätzlich verlangsamen im Sommer 2003 zu erfassen, wobei folgende Fra- würde, da diese Artengruppe sehr empfindlich gestellungen beantwortet werden sollten: auf extreme Trockenheit reagiert . Darüber hinaus • Welche Effekte hatten die Extremereignisse auf sollten sich die Laufkäfer- und Molluskengemein- die Strukturen der Artengruppen (z .B . Arten- schaften auf den häufiger überfluteten Standor- und Individuenzahlen, Artenzusammenset- ten (z .B . Flutrinnen) schneller regenerieren als zung) und wie lange sind diese Effekte in den in den selten überschwemmten Bereichen . Dem unterschiedlichen Artengruppen nachweisbar? liegt die Annahme zu Grunde, dass die biologi- • Weisen die untersuchten Artengruppen Unter- sche Anpassung der Arten gegenüber Störungen schiede in ihrer Resilienz oder Resistenz auf? mit steigender Habitatdynamik zunimmt und so- Wie können diese Unterschiede erklärt wer- mit eine höhere Resilienz dieser Arten zu erwar- den? ten ist (Lytle & Poff 2004) . • Weisen Artengruppen verschieden hochwas- Das Vorkommen von Pflanzen wird in Auen von serexponierter Lebensräume Unterschiede in der Überflutungs- und Trockenheitstoleranz der ihrer Resilienz auf? Arten sowie von der Überflutungsdauer und • Reagieren bestimmte Arten in den jeweiligen -häufigkeit bzw . der Dauer ohne Kontakt zum Artengruppen besonders stark und wie können Grundwasser der Standorte bestimmt . Die über- diese Reaktionen erklärt werden? flutungstolerantesten Arten kommen in den Flut- rinnen vor, während weniger überflutungstole- rante Arten, wie z .B . Wiesen-Glatthafer (Arrhena- 4 Untersuchungsgebiete therum elatius), die sehr selten und nur kurzzeitig überschwemmte Auenflächen besiedeln (Yin Im sachsen-anhaltischen Teil des UNESCO-Bio- 1998, Vervuren et al . 2003, Hering et al . 2004, sphärenreservates Mittelelbe wurden als Unter- van Eck et al . 2005, 2006) . Zusätzlich zur Über- suchungsgebiete drei Grünlandstandorte ausge- flutungstoleranz der Arten wird die Artenkombi- wählt (Abb . 3) . Das Hauptuntersuchungsgebiet, nation der Pflanzen auch von der Saisonalität der die Schöneberger Wiesen bei Steckby, liegt im Hochwasser bestimmt . So ist über Auswirkungen Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst (El- von Sommerhochwassern auf Artengemeinschaf- be-km 283-285, rechtselbisch) und beinhaltet 36 ten von Pflanzen wenig bekannt; die wenigen Probeflächen . Nebenuntersuchungsgebiete sind Kenntnisse beziehen sich meist auf seltener über- der Schleusenheger bei Wörlitz (Elbe-km 242-243,

61 um für eine statistische Auswertung möglichst repräsentative Daten zu erhalten .Dadurch konnte gesichert werden, dass Ausprägungen, die relativ wenig Fläche in den Auen einnahmen, mit einer ausreichenden Anzahl an Probeflächen vertreten waren (Follner et al . 2005, Henle et al . 2006) . Um dem fachübergreifenden Anspruch des Pro- jektes gerecht zu werden und zu gewährleisten, dass Biologen, Hydrologen und Bodenkundler auf denselben Probeflächen arbeiten, wurde eine Standardprobefläche festgelegt (Abb . 4) . So waren die im Gelände sichtbare Heterogenität inner- halb der Fläche möglichst gering zu halten, alle Messpunkte bzw . Teiluntersuchungsflächen den fachspezifischen Anforderungen entsprechend unterzubringen und gegenseitige Störungen zu minimieren . Sämtliche Messpunkte wurden mit einem hochauflösenden Differenzial-GPS (Glo- Abb. 3: Lage der Untersuchungsgebiete „Schö- bal Positioning System, Trimble 5700) lagegenau neberger Wiesen“ bei Steckby, „Schleusenheger“ eingemessen, um ihre zentimetergenaue Wieder- bei Wörlitz und „Dornwerder“ bei Sandau entlang auffindbarkeit zu garantieren . Für eine zeitlich der Mittleren Elbe . begrenzte, weit sichtbare Markierung aller Eck- punkte wurden weiße Kunstoffstangen verwen- det (Rink et al . 2000, Stab & Rink 2001, Henle et al . 2009) . Durch die exakte Einmessung war die linkselbisch) und der Dornwerder bei Sandau (El- Grundlage für Folgeuntersuchungen gegeben . be-km 417-418, rechtselbisch) mit jeweils 12 Probe- Auf den 60 Probeflächen der drei Untersuchungs- flächen . gebiete wurden im Frühsommer und Herbst von Alle drei Untersuchungsgebiete unterliegen einer 2003 bis 2006 erneut die Artengruppen Laufkä- relativ naturnahen Überflutungsdynamik, cha- fer, Mollusken und Pflanzen erhoben . Zusätzlich rakterisiert durch Frühjahrs- und gelegentliche wurden auf den Schöneberger Wiesen bei Steck- Winterhochwasser . Ein typisches Kleinrelief mit by und dem Schleusenheger bei Wörlitz die Ar- Flutrinnen und erhöht liegenden Plateauflächen, tengruppen Laufkäfer und Mollusken im Herbst die von mesophilem Auengrünland bedeckt sind, 2002, also kurz nach dem Sommerhochwasser kennzeichnet die Untersuchungsgebiete . Alle 2002, erfasst . drei Untersuchungsgebiete werden extensiv be- Im Rahmen des HABEX-Projektes erfolgte keine wirtschaftet (Scholz et al . 2009) . zusätzliche Messung von abiotischen Daten im Gelände . Bereits im RIVA-Projekt wurden die hy- drologischen Faktoren „Überflutungsdauer pro 5 Probeflächendesign Jahr“ und „mittlerer Grundwasserflurabstand“ für jede Probefläche der 3 Untersuchungsgebiete Um die Vergleichbarkeit der gesammelten Daten in den Jahren 1998 und 1999 gemessen (Böhnke mit dem Datensatz vor dem Hochwasserereignis 2002) . Über Korrelation dieser Feldmessungen 2002 aus dem RIVA-Projekt zu gewährleisten, mit den entsprechenden amtlichen Elbepegeln richteten sich im HABEX-Projekt sowohl die Be- und meteorologischen Daten wurden die beiden probungszeiten als auch die Beprobungsmetho- hydrologischen Parameter für mehrere Jahre, in dik streng nach den Vorgaben des RIVA-Projektes denen keine Messungen vorlagen, modelliert (Henle et al . 2006, Scholz et al . 2009) . (Böhnke & Follner 2002) . Basierend auf diesen Die bereits im RIVA-Projekt untersuchten Pro- Daten und Methoden wurden die Werte für die beflächen waren nach einem stratifizierten (ge- genannten hydrologischen Faktoren bis 2006 be- schichteten) Zufallsverfahren festgelegt worden, rechnet .

62 Anordnung für die S tandard-Probefläche gen dieser Datenbankstruktur sind 1 5 10 15 20 25 30m die erforderlichen Schlüsselfelder, 1 die eine lage- und zeitgenaue Zu- 2 15m Laufkäfer ordnung der Felddaten ermögli- 2 n chen (siehe Abb . 5) . Im RIVA- und 1 e 3 5 4 3 2 1 d HABEX-Projekt wurde mit der Ver-

o 2 3 10 wendung von "Lagenummern", die B jeweils der teilprojektübergreifen- m 1 4

5 den Kennnummer jeder einzelnen Mollusken2 Vegetation

1 5 1 1 Probefläche entspricht, eine solche Handfänge 5 Zuordnung sichergestellt . Dies er- 1 1 möglichte den einzelnen Fachdis- 4 GrundwassermessstelleZugang 3 ziplinen, abiotische und biotische Parameter zu verknüpfen und sie für entsprechende Auswertungen Abb. 4: Lage der Fallenstandorte (Laufkäfer), Probestellen abfragen zu können (Hüsing & (Mollusken) und Vegetationsaufnahmen in der Standardpro- Stab 2001, Follner et al . 2005) . befläche . Abweichend davon wurde in Flutrinnen aufgrund der Topographie die Anordnung innerhalb einer Fläche von 50 x 10 Metern vorgenommen (Henle et al . 2006) . 7 Ergebnisse

Die Auswertung der Reaktionen der Laufkäfer, Mollusken und Pflan- 6 Verwaltung der Daten zen auf das extreme Sommerhochwasser 2002 er- gab sehr unterschiedliche Muster . Die Laufkäfer Da im Rahmen einer solchen interdisziplinären erlitten drastische Verluste in der Arten- und In- Untersuchung sehr viele Daten anfallen, ist es dividuenzahl, wodurch sich die Artenzusammen- notwendig, sämtliche Daten in einer entspre- setzung im Herbst des Jahres 2002 sehr deutlich chenden Datenbank aufzubereiten . Aus diesem von den Vorjahren unterschied . Insbesondere in Grund wurden im HABEX-Projekt sämtliche Ge- den Flutrinnen konnten im Herbst 2002 bis zu ländeinformationen in der im RIVA-Projekt ent- 90 % der Individuen und mehr als 84 % der Arten wickelten Datenbankstruktur mit dem Programm nicht mehr nachgewiesen werden . Während die MS Access 97 verwaltet . Wesentliche Grundla- Arten- und Individuenzahlen innerhalb von zwei Jahren wieder das Niveau von vor dem Sommer- hochwasser 2002 erreicht haben, ist die Struktur Abb. 5: Vereinfachte Struktur der RIVA-Daten- der Artengemeinschaften auch mehrere Jahre bank . Grafik: K . Follner u . W . Peter . nach dem Hochwasserereignis noch stark durch das Sommerhochwasser gekennzeichnet (siehe Probenahmestelle N P T . . . e r

a auch Gerisch & Schanowski in diesem Heft, o i h m l b p c i e r Untersuch.-Gebiet e Koordinaten o f . U P . N R H H l j r e ä e . . S . 68 ff) . Das lag weniger am Verschwinden bzw . . . r . a e o ö c k o - h m c c h t

B e b G h h e e e e r t w e f s e l b e ä

w an der Einwanderung von Arten, als vielmehr an i r

c Daten m e e t h t a Daten r e t s

n Daten i Daten starken Abundanzschwankungen einzelner Ar- e Daten Daten Daten Daten m Daten D.a.t.en Daten e Daten Daten g ten, so z .B . Trechus quadristriatus oder Poecilus Daten Daten Daten Daten Daten Daten D.a.t.en D.a.t.en versicolor . Es konnte nicht nachgewiesen werden,

Probenahme dass feuchtigkeitsliebende und überflutungs­ N P D . . . r a a o m t b h u e c Probe: Käferfalle e m tolerante Arten widerstandsfähiger gegenüber i n P K A .

. r e N . r ä n o f z r e b a . B e r e der Extremflut waren . Die Abundanzen einiger h n - n l t a

N m k Daten e r e j . Daten typischer Feuchtgebietsarten verharrten bis zum

r o Daten

p Daten l i Daten Daten e Daten Untersuchungsende auf sehr niedrigen Niveaus . Daten D.a.t.en T Daten Daten Daten Daten Im Gegensatz dazu konnten mehrere anspruchs- D.a.t.en lose, häufige Arten enorme Zuwachsraten in ihren

63 Abundanzen verzeichnen . Vermutlich haben gleich zu den Erfassungen vor dem Sommerhoch- diese Arten eine höhere Wiederbesiedlungska- wasserereignis, was vermutlich auf die extreme pazität, da sie in unmittelbarer Nähe der über- Trockenheit des Jahres 2003 zurückzuführen ist schwemmten Flächen überdauern und bei sin- (siehe Gläser et al . in diesem Heft, S . 86 ff) . kendem Wasserstand die Flächen schnell koloni- Insgesamt konnte festgestellt werden, dass die sieren können (ebd .) . mobilen Artengruppen (Laufkäfer, Mollusken) Bei den Mollusken stieg die Anzahl sowohl an stärker auf außergewöhnliche Extremereignisse Taxa als auch an Individuen direkt nach dem reagieren als weniger mobile Artengruppen, wie Sommerhochwasser im Herbst 2002 an (siehe Pflanzen, wobei Laufkäfer und Mollusken eine Foeckler et al . 2005, in diesem Heft, Ilg et al . hohe Resilienz zeigen . Diese ist vor allem mit ih- 2008, 2009) . Sowohl die hohen Taxa- als auch rer ausgeprägten Fähigkeit der aktiven und pas- die Individuenzahlen blieben bis zum Frühjahr siven Ausbreitung und Wiederbesiedlung zu be- 2004 bestehen; erst ab Herbst nahmen sowohl gründen, wodurch sie an die auentypischen, sehr die Arten- als auch die Individuenzahlen wieder veränderlichen Lebensbedingungen angepasst vergleichbare Werte wie in den Jahren zuvor an . sind . Der hohe Anstieg der Anzahl der Taxa direkt nach In den folgenden Beiträgen dieses Heftes wird dem Sommerhochwasser 2002 ist im Wesentli- auf die Ergebnisse des im Rahmen des HABEX- chen auf Wassermolluskenarten zurückzuführen . Projektes untersuchten Artengruppen: Laufkäfer Unter diesen erreichten die Mollusken der dau- (Gerisch et al .), Mollusken (Foeckler et al ). und erhaften Gewässer die größte Zunahme in der Pflanzen (Gläser et al ). vertiefend eingegangen . Anzahl der Taxa nach dem Sommerhochwasser im Vergleich zu den Mollusken der Fließgewäs- ser und der wechselnassen Standorte . Mit den Danksagung beiden Fließgewässer-Arten Corbicula fluminea und Potamopyrgus antipodarum wurden nach Die hier dargestellten Ergebnisse wurden durch dem Sommerhochwasser 2002 zwei Neozoen für die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) Ko- diese Grünlandstandorte nachgewiesen . Damit blenz und das Helmholtz-Zentrum für Umwelt- kann die große Ausbreitungsfähigkeit von Mol- forschung (UFZ) gefördert . Großer Dank gilt den lusken unter entsprechenden, für sie günstigen Mitarbeitern der Biosphärenreservatsverwaltung Umweltbedingungen belegt werden, wobei die Mittelelbe, dem Landesamt für Umweltschutz Ausbreitung wahrscheinlich eher durch passiven und den Naturschutzbehörden im Land Sachsen- Transport (Wasservögel, Schiffe etc .) sowie durch Anhalt für ihre Unterstützung bei Geländearbei- Verdriftung (Hochwasser) erfolgte als durch ein ten und Genehmigungen sowie der Publikation aktives „Wandern“ (Foeckler et al . in diesem dieser Beiträge . Des Weiteren möchten wir uns Heft) . bei den Bewirtschaftern der Untersuchungsge- Bei den Pflanzen war nur im mesophilen Auen- biete für die konstruktive Zusammenarbeit be- grünland die Gesamtartenanzahl im Jahr 2003 danken . Ein weiterer Dank gilt zahlreichen Perso- niedriger als in den Vorjahren . Bezüglich der Ar- nen, die im Rahmen von Praktika, universitären tenzusammensetzungen konnten aber in den Belegarbeiten oder kollegialer und freundschaft- Flutrinnen und im mesophilen Auengrünland licher Unterstützung die Forschungsarbeiten bei signifikante Unterschiede vor und nach dem der Probenname als auch der Analyse durch ihr Hochwasserereignis 2002 aufgezeigt werden . Engagement unterstützt haben . Die Unterschiede im mesophilen Auengrünland sind zum einen auf einen deutlichen Rückgang der mittleren Deckung von drei sommerflutemp- Zusammenfassung findlichen Arten und zum anderen auf eine deut- liche Zunahme der mittleren Deckung von acht Das Elbe-Sommerhochwasser des Jahres 2002 überschwemmungstoleranteren Arten zurückzu- und die Trockenheit im Sommer 2003 sind zwei führen . In den Flutrinnen zeigten feuchtigkeits- Extremereignisse, deren Auswirkungen auf Flo- liebende Arten eine deutlich geringere mittlere ra und Fauna sowie deren Bedeutung für den Deckung in den Jahren 2003 bis 2006 im Ver- Naturhaushalt noch nicht abschließend einge-

64 schätzt werden können . Auf der Grundlage von Bonn, A., Hagen, K. & B. Helling (1997): Einfluß des Kartierungsergebnissen zu Flora und Fauna aus Überschwemmungsregimes auf die Laufkäfer- und Spinnengemeinschaften in Uferbereichen der Mitt- den Jahren 1998 und 1999 bestand die einmalige leren Elbe und Weser . - Münster . - Arbeitsber . Land- Gelegenheit, die Auswirkungen dieses in Zeit- schaftsökologie 18: 177-191 . punkt und Intensität ungewöhnlichen Sommer- Crawford, R. M. M. (1996): Whole plant adaptations to hochwassers 2002 und der anschließenden Tro- fluctuating water tables . - Folia Geobotanica & Phy- ckenheit im Sommer 2003 auf exakt denselben totaxonomica 31: 7-24 . Dister, E . (1985): Auenlebensräume und Retentions- Probeflächen zu untersuchen . Auf insgesamt 60 funktion . - Laufener Seminarbeitr . 3: 74-90 . Probeflächen auf drei Auengrünlandstandorten Dziock, F., Foeckler, F., Scholz, M., Stab, S. & K. Henle entlang der Mittleren Elbe wurden von 2002 bis (Hrsg ). (2006): Bioindication and functional response 2006 Laufkäfer, Mollusken und Pflanzen kartiert . in flood plain systems - based on the results of the Durch den damit möglichen Vorher-Nachher-Ver- project RIVA . - Int . Rev . Hydrobiol . 91: 269-388 . Ellenberg, H., Weber, H. E., Düll, R., Wirth, V. & W. gleich der Artengemeinschaften waren im Rah- Werner (2001): Zeigerwerte von Pflanzen in Mittel- men des Projektes HABEX (Auenhabitate nach europa (3 . Aufl .) . - Göttingen (Goltze) . - Scripta Geo- Extremhochwasserereignissen am Beispiel der botanica 18 . Mittleren Elbe - ein gemeinsames Forschungsvor- Engel, H. (2004): The flood event 2002 in the Elbe river haben der Bundesanstalt für Gewässerkunde und basin causes of the flood, its course, statistical assess- ment and flood damages . - Houille Blanche - Revue dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung) Internationale de l’Eau: 33-36 . insbesondere folgende Fragestellungen zu unter- Fittkau, E. J. & F. Reiss (1983): Versuch einer Rekonstruk- suchen: tion der Fauna europäischer Ströme und ihrer Auen . Welche Auswirkungen haben Extremereignisse - Arch . Hydrobiol . 97(1): 1-6 . auf die untersuchten Artengruppen? Wie lange Falkner, G., Obrdlik, P., Castella, E. & M. C. D . Speight sind diese Folgen in den Artengemeinschaften (2001): Shelled of Western Europe . - Mün- chen (Friedrich Held Gesellschaft): 267 S . sichtbar? Reagieren die Artengruppen in ähnli- Foeckler, F . (1990): Charakterisierung und Bewertung cher Weise oder sind Unterschiede feststellbar? von Augewässern des Donauraums Straubing durch Der Beitrag gibt eine Einführung in dieses inter- Wassermolluskengesellschaften . - Laufen/Salzach . - disziplinäre Forschungsvorhaben und stellt zu- Berichte der ANL, Beiheft 7: 154 S . sammenfassend das gemeinsame Vorgehen für Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H., Scholz, M., Het- trich, A., Fuchs, E. & K. Henle (2005): Auswirkungen die drei untersuchten Artengruppen vor . von extremen Hoch- und Niedrigwasserereignissen auf Mollusken in Flussauen am Beispiel der Mitt- leren Elbe . - Berlin (Weißensee Verlag) . - Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL) . Tagungsbericht 2004 (Potsdam): 319-324. Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H. & E. Castella (2006): Suitability of Molluscs as Bioindicators for Literatur Meadow- and Flood-Channels of the Elbe-Flood- plains . - In: Dziock, F., Foeckler, F., Scholz, M., Stab, BfG - Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg.) S. & K. Henle (Hrsg .): Bioindication and functional (2002): Das Augusthochwasser im Elbegebiet . - Ko- response in flood plain systems - based on the results blenz . http://elise .bafg .de/?3967 . of the project RIVA . - International Review of Hydro- BfG - Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg.) biology 91: 314-325 . (2006): Niedrigwasserperiode 2003 in Deutschland . Follner, K., Baufeld, R., Böhmer, H. J., Henle, K., Hü- Ursachen - Wirkungen - Folgen . - Koblenz . - BfG-Mit- sing, V., Kleinwächter, M., Rickfelder, T., Schol- teilungen 27 . ten, M., Stab, S., Vogel, C. & H. Zimmermann-Timm Böhnke, R. & K. Follner (2002): Wasserstände in Auen (2005): Ausgewählte methodische Ansätze . - In: - Möglichkeit der Rückrechnung aus Flusspegel- und Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (Hrsg .): Wetterdaten . - In: Geller, W., Puncohar, P., Guhr, H., Lebensräume der Elbe und ihrer Auen . - Berlin (Wei- von Tümpling, W., Medek, J., Smrt’ak, J., Feldmann, ßensee Verlag) . - Konzepte für die nachhaltige Ent- H. & O. Uhlmann (Hrsg .): Die Elbe - neue Horizonte wicklung einer Flusslandschaft . Band 4: 67-102 . des Flussgebietsmanagements . - Stuttgart, Leipzig Follner, K. & K. Henle (2006): The Performance of (Teubner): 267-268 . Plants, Molluscs and Carabid Beetles as Indicators of Böhnke, R. 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65 of the project RIVA . - International Review of Hydro- Hüsing, V. & S. Stab (2001): Einsatzmöglichkeiten von biology 91: 364-379 . Datenbanken für freilandökologische Arbeiten . - In: Follner, K., Hofacker, A., Gläser, J., Dziock, F., Gerisch, Scholz, M., Stab, S. & K. Henle (Hrsg ):. Indikation in M., Foeckler, F., Ilg, C., Schanowski, A., Scholz, M. Auen . Präsentation der Ergebnisse aus dem RIVA- & K. Henle (2009): Accurate environmental bioin- Projekt . - UFZ-Berichte 2001(8): 20-23 . dication in floodplains in spite of an extreme flood Ilg, C., Dziock, F., Foeckler, F., Follner, K., Gerisch, M., event . - River Research and Application . DOI: 10 .1002/ Glaeser, J., Rink, A., Schanowski A., Scholz, M., rra .1300 . Deichner, O. & K. Henle (2008): Differential reac- Fuchs, E., Giebel, H., Hettrich, A., Hüsing, V., Ro- tions of taxonomic groups to extreme events: Long- senzweig, S. & H.-J. 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66 Rink, E., Henle, K. & S. Stab (2000): Zur Erstellung einer Yin, Y . (1998): Flooding and forest succession in a modi- fachlich-statistisch abgestimmten Datenerhebungs- fied stretch along the Upper Mississippi River . - Reg- strategie am Beispiel eines synökologisch orien- ulated Rivers-Research and Management 14: 217-225 . tierten Forschungsprojektes in den Elbauen . - Hydro- Zulka, K . P . (1994): Carabids central European logie und Wasserbewirtschaftung 44(4): 184-190 . floodplains: species distribution and survival dur- Rink, M . (2003): Ordinationsverfahren zur Strukturana- ing inundations . - In: Desender, K., Dufrene, M., lyse ökosystemarer Feldinformationen und Lebens- Loreau, M., Luff, M. L. & J.-P. Maelfait (Hrsg .): Cara- raumeignungsmodelle für ausgewählte Arten der bid beetles: ecology and evolution . - Dordrecht (Klu- Elbauen . - Dissertation . - UFZ-Berichte 2003(8) . wer): 339-405 . Rinklebe, J. Franke, C. & H.-U. Neue (2009): Verbrei- tung, Eigenschaften und Klassifikation von Auenbö- den - Auenbodenformen als Indikatoren für Nähr- und Schadstoffkonzentrationen . Kapitel 5 2. . - In: Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. & F . Foeck- ler (Hrsg ):. Entwicklung von Indikationssystemen am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer Verlag): 130-153 . Schiermeier, Q . (2003): Analysis pours cold water on flood theory . - Nature 425: 111 . Scholz, M., Stab, S. & K. Henle (Hrsg .) (2001): Indikation in Auen . Präsentation der Ergebnisse aus dem RIVA- Projekt . - UFZ-Berichte 2001(8) . Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (Hrsg .) (2005): Lebensräume der Elbe und ihrer Auen . - Berlin (Wei- ßensee Verlag) . - Konzepte für die nachhaltige Ent- wicklung einer Flusslandschaft . Band 4: 380 S . Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. & F . Foeckler (Hrsg .) (2009): Entwicklung von Indikationssyste- men am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer Ver- lag): 480 S . Stab, S. & M. Rink (2001): Planung und Durchführung von Felduntersuchungen zur Entwicklung von Indi- kationssysteme in Auen . - In: Scholz, M., Stab, S. & K. Henle (Hrsg .): Indikation in Auen . Präsentation der Ergebnisse aus dem RIVA-Projekt . - UFZ-Berichte 2001(8): 19-23 . van de Steeg, H. M. & C. W. P. M. Blom (1998) . Impact of hydrology on floodplain vegetation in the lower Rhine system: implications for nature conservation and nature development . - In: Nienhuis, P. H., Leu- ven, R. S. E. W. & A. M. J. Ragas (Hrsg .): New concepts for sustainable management of river basins . - Back- huys, Leiden: 131-144 . van Eck, W . H . J . M ., van de Steeg, H. M., Blom, C. W. P. M. & H. de Kroon (2004): Is tolerance to summer flood- ing correlated with distribution patterns in river floodplains? A comparative study of 20 terrestrial grassland species . - OIKOS 107: 393-405 . van Eck, W. H. J. M., van de Steeg, H. M., Blom, C. W. P. M. & H. de Kroon (2005): Recruitment limitation along disturbance gradients in river floodplains . - Journal of Vegetation Science 16: 103-110 . van Eck, W. H. J. M., Lenssen, J. P. M., van de Steeg, H. M., Blom, C. W. P. M. & H. de Kroon (2006): Seasonal de- pendent effects of flooding on plant species survival and zonation: a comparative study of 10 terrestrial grassland species . - Hydrobiologia 565: 59-69 . Vervuren, P. J. A., Blom, C. W. P. M. & H. de Kroon (2003): Extreme flooding events on the Rhine and the sur- vival and distribution of riparian plant species . - Journal of Ecology 91: 135-146 .

67 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 68–75 Zur Regenerationsfähigkeit von Laufkäfer- zönosen (Col., Carabidae) nach einem extremen Sommerhochwasser an der Mittleren Elbe Michael Gerisch & Arno Schanowski

1 Einleitung im Winter bzw . im Frühjahr auf) sowie aufgrund der Intensität und der langen Dauer kann dieses Laufkäfer gehören zu den häufigsten Makroin- Hochwasser als extrem bezeichnet werden (siehe vertebraten in terrestrischen und semiterrest- auch Scholz et al . in diesem Heft, S . 58 ff) . Die- rischen Lebensräumen und erfüllen aufgrund se Jahrhundertflut wurde daher als einmalige ihrer vielfach räuberischen Lebensweise wichti- Gelegenheit angesehen, um die Auswirkungen ge regulatorische Funktionen in Ökosystemen . solcher aperiodischen Extremereignisse auf die Dank zahlreicher Freiland-Untersuchungen in Biodiversität, insbesondere auf die Laufkäfer, zu den letzten Jahrzehnten sind die ökologischen dokumentieren . Ansprüche vieler Laufkäfer relativ gut bekannt Die vorliegende Arbeit beschreibt die kurz- und (zusammenfassend z .B . in Lindroth 1985, 1986 mittelfristigen Auswirkungen des extremen und Turin 2000) . Durch ihre hohe Mobilität - vie- Sommerhochwassers auf die Laufkäferfauna von le Arten sind flugfähig - können Laufkäfer sehr Auengrünlandstandorten an der Mittleren Elbe . schnell auf Veränderungen ihrer Umwelt reagie- Dabei wird von der Hypothese ausgegangen, dass ren . Gleichzeitig besitzen Laufkäfer die Fähigkeit, der Zeitpunkt und die Intensität des Hochwassers Umwelteinflüsse über eine längere Zeit zu integ- die Laufkäferzönosen sowohl in ihrer Arten- als rieren . So können sich z .B . die Auswirkungen von auch in der Individuenzahl stark dezimieren . Es Störungen stark in den Dominanzen einzelner war zu erwarten, dass aufgrund der guten Besied- Arten oder im Fehlen von Arten mit bestimmten lungsfähigkeit vieler Arten eine relativ schnelle ökologischen Ansprüchen widerspiegeln und Regeneration der Laufkäfergemeinschaften er- somit noch mehrere Jahre nach dem Ereignis in folgt und hygrophile Arten deutlich schneller re- den Artengemeinschaften sichtbar sein . Diese agieren als trockenheitsliebende Arten . Eigenschaften machen Laufkäfer als Zeigerarten für biotische und abiotische Veränderungen der Umwelt interessant (Schanowski et al . 2009), 2 Methodik weshalb sie auch als Modelltiergruppe für die vorliegenden Arbeit ausgewählt wurden . Zur Gebietscharakterisierung und zum Probeflä- Trotz vieler Studien zu Laufkäfern in Auen (z .B . chenaufbau sowie zur allgemeinen Methodik der Bonn et al . 1997, GAC 1999, Gerisch et al . 2006) ist Datenerhebung sei auf Scholz et al . in diesem relativ wenig über die Reaktion von Laufkäfern Heft (S . 58 ff) verwiesen . auf extreme Hochwasser bekannt . Dies resultiert Die Laufkäfer wurden in den drei Untersuchungs- überwiegend aus dem Mangel an Daten, die den gebieten Steckby, Wörlitz und Sandau auf insge- Zustand vor dem Extremereignis dokumentieren . samt 60 Probeflächen erhoben . Die Erfassung Aufgrund starker Niederschläge im Einzugsge- erfolgte auf jeder Probefläche mit jeweils fünf biet der Elbe im August des Jahres 2002 waren Bodenfallen im Abstand von fünf Metern, die mit u . a . die Flüsse Elbe und Mulde von den schwers- 7%iger Essigsäure und einem Detergens zur Ober- ten Hochwassern seit über 100 Jahren betroffen . flächenentspannung versetzt waren . Die Lauf- Aufgrund der jahreszeitlichen Besonderheit (nor- käfer wurden in den Jahren 1998 und 1999 und malerweise treten starke Hochwasser der Elbe von September 2002 (ca . vier Wochen nach der

68 1998 1999 2002* 2003 2004 2005 Gesamtartenanzahl 129 123 37 104 125 121 - Frühjahr 120 107 - 90 113 113 - Herbst 77 82 37 69 78 75 Gesamtindividuenanzahl 28.836 27.220 1.453 16.752 31.674 42.463 - Frühjahr 21.261 19.196 - 13.311 23.572 35.600 - Herbst 7.575 8.024 1.453 3.441 8.102 6.863 Anzahl Rote-Liste Arten nach Kategorie 0 - - - - 1 - 1 1 - - - 1 - 2 3 3 - 2 2 4 3 7 8 2 8 7 8 R 3 3 - 3 2 4 V - 1 - - - -

Tab. 1: Arten- und Individuenzahlen der Laufkäfer sowie Anzahl der gefährdeten Arten nach Roter Liste Sachsen-Anhalt (Schnitter & Trost 2004) . * nur Herbstfänge aus Steckby und Wörlitz

Flut) bis 2005 auf exakt denselben Probeflächen sche Unähnlichkeit wird nach dem Morisita-Horn- erhoben . Die Exposition der Fallen erfolgte, mit Index (MHI) berechnet und beschreibt, inwieweit Ausnahme des Jahres 2002, jeweils zwei mal zwei sich die Probeflächen eines Untersuchungsjahres Wochen im Frühjahr (Mai bis Juni) und im Herbst hinsichtlich ihrer Artidentität und den Artabun- (September bis Oktober) . Im Jahr 2002 fand keine danzen zum Referenzjahr 1999 unterscheiden . Frühjahrsbeprobung statt und die Herbstbepro- Je höher der Wert des MHI, desto größer sind die bung konnte lediglich für die Untersuchungsge- strukturellen Unterschiede in der Artengemein- biete Steckby und Wörlitz erfolgen, weshalb die schaft des betrachteten Jahres . Das Jahr 1999 wur- Daten aus dem Jahr 2002 nicht in alle hier vorge- de aufgrund der für das Untersuchungsgebiet ty- stellten Analysen eingeflossen sind . pischen hydrologischen Verhältnisse (deutliches In dieser Untersuchung werden die Resilienz Winter- und Frühjahrshochwasser) als Referenz- (Elastizität, d . h . die Fähigkeit zur schnellen Rege- jahr gewählt . Um den Einfluss des sommerlichen neration) bzw . Resistenz (Widerstandsfähigkeit) Hochwasserereignisses zu dokumentieren, wur- der Laufkäfer gegenüber dem Hochwasserereig- den in dieser Analyse nur die Herbstfänge der Un- nis 2002 hauptsächlich auf der Basis von Verän- tersuchungsgebiete Wörlitz und Steckby genutzt . derungen der Artabundanzen während der Un- Alle Tiere wurden bis zur Art bestimmt und an- tersuchungsjahre beschrieben . Nach Henle et al . schließend in einem Gemisch aus 1/3 Essigsäure (2006) wird das Vorkommen von Laufkäferarten (60 %ige Lösung) und 2/3 Ethanol (70 %ige Lö- in Auen am stärksten durch hydrologische Um- sung) konserviert . Sowohl die Bestimmung als weltparameter bestimmt . Es wird daher schwer- auch die Nomenklatur der Tiere basiert auf Mül- punktmäßig der Frage nachgegangen, ob sich ler-Motzfeld (2004) . feuchtigkeitsliebende Arten in ihrer Hochwasser- resilienz oder -resistenz von trockenheitslieben- den Arten unterscheiden . Die Angaben zu den 3 Ergebnisse ökologischen Präferenzen der Arten stammen aus Turin (2000) und Lindroth (1985, 1986) . Der gesamte Datensatz der Laufkäfer aus den Um die Resilienz der Artengemeinschaften mög- sechs Untersuchungsjahren beinhaltet 148 .398 lichst umfassend zu dokumentieren, wird des Individuen aus 167 Arten (siehe Anhang im Inter- Weiteren die faunistische Unähnlichkeit (beta-Di- net) . Es konnten 24 Arten der Roten Liste (RL) des versität) der Probeflächen untersucht . Die faunisti- Landes Sachsen-Anhalt nachgewiesen werden .

69 tersuchungsgebiete ausmachten und nur wenige xerophile bzw . mesophile Arten vertreten waren . Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Jahrhundertflut keinen großen Einfluss auf die Verteilung unter- schiedlich feuchteliebender Arten hatte . Obwohl die Situation im Jahr 2002 deutlich abwich (höherer Anteil xerophiler Arten, aufgrund der mangelnden Datenlage jedoch nicht dargestellt) ist bereits ein Jahr nach dem Extremhochwas- serereignis die ursprüngliche Ver- teilung der ökologischen Gruppen Abb. 1: Entwicklung der Anteile unterschiedlich feuchtig- ersichtlich . keitsliebender Arten und Individuen vor und nach dem Ex- Der Anteil hygrophiler und me- tremhochwasser 2002 . Aufgrund der mangelnden Datenlage sophiler Individuen blieb nahezu konnte das Jahr 2002 nicht berücksichtigt werden . identisch bei ca . 40 % . Es konnten also kaum Reaktionen dieser Öko- typen auf das Hochwasser beob- achtet werden . Es ist lediglich der Bemerkenswert sind dabei u . a . die Funde von An- Trend erkennbar, dass nach dem Extremhoch- isodactylus signatus (RL 0) und Carabus clathratus wasser der Anteil feuchtigkeitsliebender Arten (RL 1) sowie Badister dorsalis, Bembidion argenteo- und Individuen angestiegen ist, was statistisch lum, B. azurescens, Dyschirius politus und Platynus jedoch nicht bestätigt werden konnte . livens (RL 2) . Obwohl sich die Verteilung unterschiedlich In Tabelle 1 sind die Arten- und Individuenzah- feuchtigkeitsliebender Arten und Individuen len sowie die Anzahl der gefährdeten Laufkäfer nicht deutlich veränderte, konnte ein starker und vor und nach dem Extremhochwasser des Jahres längerfristiger Einfluss des Elbehochwassers auf 2002 dargestellt . Es wurde eine starke Saisonali- die Struktur der Laufkäfergemeinschaften der tät zwischen Frühjahrs- und Herbstbeprobung Untersuchungsgebiete festgestellt werden . Die festgestellt . Dies wurde besonders bei den Indivi- Artengemeinschaften vor dem Extremhochwas- duenzahlen deutlich, die im Frühjahr bis zu sechs serereignis in den Jahren 1998 und 1999 unter- Mal höher waren als im Herbst . schieden sich deutlich von denen im Herbst des Die Flut hatte kurzfristig sehr starke Auswirkun- Jahres 2002 und von denen in den folgenden gen auf die Laufkäferfauna der Untersuchungs- Untersuchungsjahren (Abb . 2) . Es ist jedoch der gebiete . In der Herbstbeprobung 2002 (Beginn ca . deutliche Trend zu erkennen, dass die faunisti- vier Wochen nach Abfließen des Wassers) konn- sche Unähnlichkeit mit steigendem zeitlichen ten auf den Probeflächen Steckby und Wörlitz nur Abstand zum Hochwasser abnimmt und vermut- noch 1 .453 Individuen aus 37 Arten nachgewiesen lich den Ausgangszustand wieder erreichen wird . werden . Bereits im Jahr 2003 erfolgte jedoch ein Ausschlaggebend für die relativ hohen Unähn- starker Anstieg der Arten- und Individuenzahlen . lichkeiten sind v . a . die hohen Verluste von Ar- Im Jahr 2004, d . h . zwei Jahre nach dem Extrem­ ten und Individuen im Jahr 2002 sowie extreme ereignis, erreichten die Artenzahlen wieder die Dominanzverschiebungen einzelner Arten (Tab . ursprünglichen Größenordnungen . Es ist jedoch 2) . Darüber hinaus sind einige Arten in Folge des auffällig, dass die Individuenzahlen der Jahre Hochwassers verschwunden, während andere 2004 und 2005 deutlich höher waren als die der Arten neu eingewandert sind, was zu einer Zu- Jahre 1998 und 1999 . nahme dieser Unähnlichkeiten führte . So konn- Abbildung 1 zeigt, dass hygrophile Arten den ten in den Folgejahren des Extremhochwassers größten Anteil an der Gesamtartenzahl der Un- die Arten Carabus violaceus, Leistus ferrugineus

70 und Leistus terminatus nicht mehr nachgewie- sen werden . Demgegenüber traten erstmals nach dem Hochwasser die Arten Chlaenius tristis (RL LSA 3), Agonum piceum und Amara eurynota auf . Durch die geringen Abundanzen vieler Rote Lis- te-Arten in den Untersuchungsgebieten ist ein Bestandstrend für diese naturschutzfachlich be- deutsamen Arten nur schwer zu quantifizieren . Es konnte jedoch festgestellt werden, dass sich die Mehrzahl der Rote Liste-Arten sehr schnell (innerhalb von 2 Jahren) wieder ihren vorheri- gen Abundanzniveaus angenähert haben . Im Untersuchungsgebiet (UG) Wörlitz wurden mehr Rote Liste-Arten (n=18) nachgewiesen als im UG Steckby (n=16), obwohl in Wörlitz die Fallenan- zahl um ein Drittel geringer war . Die mit Abstand häufigste Rote Liste-Art war Agonum duftschmi- di (RL 2), die jedes Jahr mit ca . 150-400 Tieren ge- Abb. 2: Faunistische Unähnlichkeit der Probe- fangen wurde . Die Art hat, wie die jährlich stei- flächen, basierend auf Artidentiät und logarith- genden Abundanzen zeigen, eindeutig von dem mierten Artabundanzen (Morisita-Horn-Index) . Hochwasser profitiert und konnte im Jahr 2005 Werte von Eins bedeuten maximale Ungleichheit erstmals mit über 1 000. Individuen nachgewie- der Probeflächen der dargestellten Jahre zum sen werden, was gegenüber 1998 einer siebenfa- Bezugsjahr 1999, Werte von Null bedeuten ma- chen Abundanzzunahme entspricht . Die extrem ximale Gleichheit der Probeflächen . Dargestellt seltenen Arten Anisodactylus signatus (RL 0, UG sind Boxplots mit Median (horizontale Line), so- Wörlitz) und Carabus clathratus (RL 1, UG Sandau) wie 25 % und 75 % Quantil (orange Box), Punkte konnten nur im Jahr 2003, dem Folgejahr des Ex- zeigen Extremwerte, vertikale Linien die Daten- tremhochwassers, mit jeweils zwei Individuen verteilung außerhalb des Quantilbereichs . Da- gefangen werden . Demgegenüber wurden im UG tengrundlage sind die Herbstbeprobungen aus Wörlitz Diachromus germanus (RL R), Limodromus Wörlitz und Steckby . longiventris (RL 3) und Pterostichus macer (RL 3) nur im Hochwasserjahr 2002 nachgewiesen .

Tab. 2: Abundanzschwankungen einiger Arten in Folge des Extremhochwassers 2002 . *nur Herbstdaten Steckby & Wörlitz

Artname 1998 1999 2002* 2003 2004 2005 Poecilus versicolor 7.033 8.628 - 581 3.646 3.632 Pterostichus melanarius 5.822 5.255 56 949 695 1.740 Bembidion gilvipes 3.508 2.141 - 5 62 51 Carabus granulatus 2.683 2.899 1 992 1.708 2.939 Epaphius secalis 2.395 1.316 - - 7 56 Agonum emarginatum 747 1.120 1 1.827 5.498 8.958 Nebria brevicollis 49 21 56 857 3.886 1.869 Trechus quadristriatus 826 145 1.191 88 477 792

71 4 Diskussion al . 1997) . Im Gegensatz dazu konnte direkt nach der Sommerflut beobachtet werden, dass Gene- Über die Regenerationsfähigkeit (Resilienz) von ralisten und ubiquitäre Arten wie Trechus qua- Flora und Fauna nach extremen Sommerhochwas- dristriatus, Pterostichus melanarius oder Nebria sern ist im Allgemeinen nur wenig bekannt . Mit brevicollis die Artengemeinschaften dominierten dieser Arbeit sollte der Kenntnisstand diesbezüg- und echte Spezialisten nur mit wenigen Tieren lich vertieft werden, indem am Beispiel der Lauf- vorhanden waren . Freilandexperimente und öko- käfer die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen logische Studien zeigen, dass Laufkäfer in Auen eines Extremhochwassers an der Mittleren Elbe spezielle morphologische, entwicklungsbiologi- untersucht werden . Als Hauptergebnis wurde fest- sche und ökologische Anpassungen entwickelt gestellt, dass Laufkäfer eine mittlere Resilienz ge- haben, um mit den periodisch wiederkehrenden genüber einem extremen Sommerhochwasser an Hochwassern zurecht zu kommen . Viele Arten der Mittleren Elbe aufweisen . Sowohl die Arten- sind beispielsweise in der Lage, bei Hochwasser- als auch die Individuenzahlen erholten sich relativ situationen mehrere Tage unter Wasser auszu- schnell . Die Artenidentität der Probeflächen, also harren oder diesen Situationen aufgrund ihrer deren Ähnlichkeit, war aber nach dem Hochwas- Flugfähigkeit aktiv auszuweichen (Desender ser vergleichsweise gering, was auf Veränderun- 1989, Rothenbuecher & Schaefer 2006) . Darü- gen in der Struktur der Artengemeinschaften zu- ber hinaus findet bei einem Großteil der Laufkä- rückzuführen ist . Der sehr deutliche Einbruch der fer die Entwicklung in der für die Larven günsti- Arten- und Individuenzahlen direkt nach der Flut gen, hochwasserfreien Zeit statt (Thiele 1977) . Es im Jahr 2002 ist vermutlich überwiegend auf das wird jedoch vermutet, dass diese Anpassungen jahreszeitlich ungewöhnliche Auftreten sowie auf bei extremen, unvorhersagbaren Flutereignissen die lange Überflutungsdauer zurückzuführen . Es nur eingeschränkt funktionieren, da sich Auenar- ist zu vermuten, dass mit dem Sommerhochwas- ten weitgehend an regelmäßig auftretende Früh- ser 2002 ein Großteil der aktiven Tiere Ausweich- jahrshochwässer angepasst haben (Junk 2005) . habitate (z .B . höher gelegene Waldlebensräume) Diese Annahme wurde durch die vorliegende aufgesucht hat . Die wenigen Arten, die nach dem Studie bestätigt, da das Sommerhochwasser 2002 Abfließen des Wassers nachgewiesen werden weitaus gravierendere Folgen für die Laufkäfer- konnten, sind höchst wahrscheinlich aus diesen gemeinschaften hatte als ein „normales“ Winter- Habitaten eingewandert oder konnten auf der bzw . Frühjahrshochwasser (1998/99) . So können Fläche überdauern . Es ist allerdings noch nicht die mittelfristigen Veränderungen der Abun- klar, welche Arten welche Strategien (Überdauern, danzstruktur durchaus auf eine gestörte Larval- Einwandern) bei diesen extremen Bedingungen entwicklung vieler Arten zurückgeführt werden . verfolgen . Zukünftige Forschungen an Laufkäfern Laufkäferlarven sind relativ immobil und zudem sollten auch diese Aspekte der biologischen An- extrem sensibel gegenüber Bodenfeuchte (He- passung aufgreifen . ring et al . 2004) . Dies sind zwar effektive Strate- Im Gegensatz zu Sommerhochwassern sind die gien, um dem hydrologischen Stress im Frühjahr Auswirkungen von Winter- bzw . Frühjahrshoch- zu entgehen und die Entwicklung im Sommer zu wassern auf Invertebraten, insbesondere Lauf- vollziehen . Auf der anderen Seite sind Arten mit käfer, relativ gut bekannt . Da die meisten Arten diesen Anpassungen besonders gegenüber hy- beim Auftreten solcher „normalen“ Hochwasser drologischen Störungen im Sommer gefährdet . bereits in ihrem Überwinterungshabitat sind Oftmals sind dies jedoch die naturschutzfachlich bzw . ihre Larvalentwicklung abgeschlossen ha- wertvollsten, hoch spezialisierten Arten . Durch ben, sind sie weitaus weniger von der direkten die veränderte Ressourcenverfügbarkeit und die Überschwemmung betroffen als nach Sommer- veränderten Konkurrenzverhältnisse konnten hochwassern, die in der präimaginalen Entwick- sich die Abundanzen solcher Arten nur langsam lungsphase vieler Arten stattfinden . Es ist außer- regenerieren . Beeinträchtigte Arten und Artenge- dem bekannt, dass auftretende Winterhochwas- meinschaften müssen sich darüber hinaus zuerst ser in naturfernen Auen die Artengemeinschaf- lokal erholen, um sich erneut ausbreiten zu kön- ten in einen auentypischeren Zustand zurück- nen . Das Hochwasser hatte jedoch den gesamten versetzen können (Beyer & Grube 1997, Bonn et Einzugsbereich von Elbe und Mulde erfasst und

72 vielerorts entlang der Flüsse vermutlich ähnliche tengemeinschaften erhalten geblieben . Ein gro- faunistische Reaktionen verursacht . Daher konn- ßer Teil der Rote Liste-Arten konnte bereits ein ten nicht alle Arten die Untersuchungsgebiete Jahr nach der Extremflut wieder nachgewiesen schnell wiederbesiedeln, was die verzögerte Re- werden, was auf eine hohe Stetigkeit dieser Arten aktion der Artengemeinschaften erklären könnte . im Landschaftsraum hindeutet . Es kann daher Während viele Arten nach Extremereignissen ohne Zweifel gesagt werden, dass das Biosphä- mit Abundanzrückgängen reagieren, können renreservat Mittelelbe für einige Laufkäferarten einzelne Arten stark von Störungen profitieren . von überregionaler Bedeutung ist, so z .B . für So zeigen Hering et al . (2004), dass Laufkäfer- Anisodactylus signatus und Carabus clathratus arten der Gattung Bembidion aufgrund ihrer (Abb .3) . Biologie Konkurrenzvorteile gegenüber anderen Die erstere Art wird als eurytope Art offener san- Arten haben und hohe Dominanzen nach einer dig-lehmiger Flächen beschrieben . A. signatus schweren Flut erreichen konnten . In dieser Studie ist nachtaktiv und besiedelt nasse Verlandungs- wird die Eudominanz von Trechus quadristriatus zonen und Küstenstrände, aber auch Äcker . Im 2002 auf ähnliche Ursachen zurückgeführt . Diese Süden und Osten Deutschlands ist die Art relativ Art ist ein typischer Herbstbrüter und zum Zeit- häufig, wird aber nach Norden und Westen ver- punkt der Flut in einem hoch mobilen Stadium . mutlich seltener . Nach Turin (2001) wurde A. sig- Dies ermöglichte es T. quadristriatus die Flächen natus nach 1950 in den Niederlanden nicht mehr sofort nach Abfließen des Wassers neu zu besie- nachgewiesen . Für das Nachbarland Sachsen gilt deln . Bisher ist weitgehend unbekannt, ob solche die Art als lokal sehr verbreitet (Gebert 2003) . Arten Störungen aktiv entfliehen, indem sie ge- In Sachsen-Anhalt wurde die Art bisher nur von eignete Sekundärhabitate aufsuchen oder passiv Maaß im Jahr 1900 bei Aken und das letzte Mal überdauern . Vorstellbar ist jedoch eine Kombina- von Borchert 1951 bei Magdeburg nachgewiesen tion aus beiden Strategien, um freie ökologische (nach Schnitter et al . 2001) . Es ist davon auszu- Nischen (im Sinne von Ressourcenverfügbarkeit, gehen, dass die Art durch das Hochwasser einge- z .B . Nahrungsangebot oder verminderte zwi- schwemmt wurde, sich aber in den Grünlandha- schenartliche Konkurrenz) zu besetzen . bitaten nicht etablieren konnte . Eventuell ist die Die hier dargestellten Ergebnisse lassen vermu- Art an sandigen, offenen Flussuferlebensräumen ten, dass die Regeneration von Artengemein- der Elbe häufiger nachzuweisen, insbesondere schaften nach aperiodischen, extremen Som- nach Hochwasserereignissen . merhochwassern ein mehrjähriger Prozess sein Carabus clathratus ist eine Art feuchter, offener kann - im Gegensatz zu periodisch wiederkeh- Lebensräume . Sie wird als typische Auenart ange- renden Frühjahrshochwassern . Sollten, wie pro- gnostiziert, extreme Wetterereignisse zukünftig häufiger auftreten, könnte dies weitreichende Abb. 3: Carabus clathratus (A) und Anisodacty- Auswirkungen auf viele Arten haben . Es ist nicht lus signatus (B): zwei charakteristische und na- auszuschließen, dass die Regenerationszeit eini- turschutzfachlich wertvolle Laufkäferarten an ger, unter Umständen seltener Laufkäfer zu lange der Mittleren Elbe . Fotos: Fotodatenbank europä- dauert, um solche Extremereignisse abpuffern zu ischer Laufkäfer unter: www .eurocarabidae .de . können . Hier muss hinzugefügt werden, dass Da- ten zu Regenerationszeiten für die meisten Arten bisher unbekannt sind . Forschung auf diesem Ge- biet ist daher dringend notwendig .

5 Naturschutzfachliche Bedeutung der Untersuchungsflächen

Trotz der negativen Auswirkungen des Hochwas- sers auf die Laufkäfer ist die hohe naturschutz- A B fachliche Qualität der Lebensräume und der Ar-

73 sehen, obwohl sie auch in Mooren und an Küsten wassers 2002 auf die Laufkäferfauna im Auen- zu finden ist . C. clathratus kann bis zu 20 Minuten grünland an der Mittleren Elbe . Mit dieser Arbeit unter Wasser bleiben, um dort zu jagen .Untypisch sollte die Frage beantwortet werden, wie stark für so große Käfer (die Art kann bis 36 mm groß Laufkäfer auf ein jahreszeitlich untypisches, ext- werden) ist, dass ein Teil der Individuen flugfähig remes Hochwasser reagieren und wie schnell sich ist, was wohl als Anpassung an den dynamischen die Gemeinschaften wieder regenerieren können . Lebensraum Aue betrachtet werden kann . Diese Als Datenbasis dienten dabei faunistische Daten, deutschlandweit stark gefährdete Art ist in Sach- die sowohl vor, als auch nach dem Hochwasser sen ausgestorben, in Thüringen vom Aussterben auf exakt denselben Probeflächen erhoben wur- bedroht, in Brandenburg stark gefährdet und in den . Das Extremhochwasser führte kurzfristig zu Mecklenburg-Vorpommern gefährdet . Vermut- einem starken Arten- und Individuenverlust, aber lich wird die Art nach Norden hin häufiger . bereits ein Jahr nach der Flut konnte eine deut- Für den Landschaftsraum Elbe in Sachsen-An- liche Regeneration der Laufkäfergemeinschaften halt haben Schnitter et al . (2001) insgesamt 44 beobachtet werden . Einige Arten zeigen jedoch Laufkäferarten von überregionaler Bedeutung noch mehrere Jahre nach dem Hochwasser starke herausgestellt . Im Rahmen der vorliegenden Abundanzveränderungen, was den nachhaltigen Untersuchung konnten aus diesem Artenpool Effekt solcher Störungen dokumentiert . 23 Arten nachgewiesen werden, teilweise in ho- hen Abundanzen (wie z .B . Acupalpus exiguus, Agonum duftschmidi, Pterostichus gracilis; siehe Literatur Anhang im Internet) . Diese Ergebnisse zeugen ei- nerseits vom hohen naturschutzfachlichen Wert Beyer, W. & R. Grube (1997): Einfluss des Überflutungs- der Untersuchungsflächen . Andererseits ist es regimes auf die epigäische Spinnen- und Laufkäfer- fauna an Uferabschnitten im Nationalpark Unteres ein Beleg dafür, dass langjährige Beobachtungs- Odertal (Arach :. Araneida, Col .: Carabidae) . - Verh . reihen die Aussagekraft faunistischer Untersu- Ges . Ökol . 27: 349-356 . chungen deutlich erhöhen können . Gerade für Bonn, A., Hagen, K. & B. Helling (1997): Einfluss des die Entwicklung langfristiger Schutzstrategien, Überschwemmungsregimes auf die Laufkäfer- und z .B . bezüglich Klimawandel oder anhaltenden Spinnengemeinschaften in Uferbereichen der Mitt- leren Elbe und Weser . - Arbeitsber . Landschaftsökolo- anthropogenen Störungen, müssen lange Daten- gie Münster 18: 177-191 . reihen mit einem vergleichbaren Probedesign zur Desender, K. (1989): Ecomorphological adaptations of Verfügung stehen, um die Auswirkungen korrekt riparian carabid beetles . - Proceedings of the Sym- bewerten zu können . Ähnlich wie in dieser Studie posium “Invertebrates of Belgium” . - Brussels, 25 .-26 . könnten diese Daten genutzt werden, um Artre- November 1988: 309-314 . GAC - Gesellschaft für Carabidologie (Hrsg ). (1999): aktionen auf veränderte Umweltbedingungen Laufkäfer in Auen . - Angewandte Carabidologie, Sup- besser zu verstehen . Auf der anderen Seite kön- plement 1: 1-144 . nen diese Daten auch im Rahmen europäischer Gebert, J . (2003): Kommentiertes Verzeichnis der Sand- Empfehlungen als Monitoringtool verwendet laufkäfer und Laufkäfer des Freistaates Sachsen werden, um Berichtspflichten o . ä . nachzukom- (Coleoptera: Cicindelidae, Carabidae) (Stand 2003) . - Mitteilungen der Sächsischen Entomologen 63: 3-17 . men . Letztendlich sind solche Daten die notwen- Gerisch, M., Schanowski, A., Figura, W., Gerken, B., dige Voraussetzung für die Dokumentation und Dziock, F. & K. Henle (2006): Carabid beetles (Cole- den Schutz von extrem seltenen Arten . optera, Carabidae) as indicators of hydrological site conditions in floodplain grasslands . - International Review of Hydrobiology 91: 326-340 . Henle, K., Dziock, F., Foeckler, F., Follner, K., Husing, Zusammenfassung V., Hettrich, A., Rink, M., Stab, S. & M. Scholz (2006): Study design for assessing species environment rela- Trotz vieler Studien über Laufkäfer in Auen sind tionships and developing indicator systems for eco- die Kenntnisse über den Einfluss von Extremer- logical changes in floodplains - The approach of the eignissen, insbesondere aperiodischen Extrem- RIVA project . - International Review of Hydrobiology 91: 292-313 . hochwassern, auf diese Tierartengruppe nur un- Hering, D., Gerhard, M., Manderbach, R. & M. Reich zureichend bekannt . Der vorliegende Beitrag un- (2004): Impact of a 100-year flood on vegetation, ben- tersucht die Auswirkungen des Jahrhunderthoch- thic invertebrates, riparian fauna and large woody

74 debris standing stock in an alpine floodplain . - River Research and Applications 20: 445-457 . IPCC (2007): Climate Change 2007 - Impacts, Adaptation and Vulnerability . Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the IPCC . - Cam- bridge (University Press) . Jentsch, A., Kreyling, J., Schmid, N., Grant, K., Gommo- la, J. & C. Beierkuhnlein (2008): Dürre und Starkre- gen verschieben Blühphänologie und Produktivität von Pflanzen - ein Klimaexperiment zur Auswirkung extremer Wetterereignisse auf Biodiversität und Ökosystemfunktionen . - Naturschutz und Ökologie: 81-86 . Junk, W . (2005): Flood pulsing and linkages between terrestrial, aquatic, and wetland systems . - Proceed- ings of the International Society of Theoretical and Applied Limnology 29: 11-38 . Lake, P . S . (2000): Disturbance, patchiness, and diversity in streams . - Journal of the North American Bentho- logical Society 19: 573-592 . Lindroth, C. H. (1985): The Carabidae (Col .) of Fen- noskandia and Denmark . - Fauna Entomol . Scand . 15(1): 1-225 . Lindroth, C. H. (1986): The Carabidae (Col .) of Fen- noskandia and Denmark . - Fauna Entomol . Scand . 15(2): 226-497 . Müller-Motzfeld, G . (Hrsg .) (2004): Bd . 2 Adephaga 1: Carabidae (Laufkäfer) . - In: Freude, H., Harde, K. W., Lohse, G. A. & B. Klausnitzer: Die Käfer Mitteleuro- pas . - Heidelberg/Berlin (Spektrum-Verlag): 530 S . Rothenbuecher, J . & M . Schaefer (2006): Submersion tolerance in floodplain arthropod communities . - Ba- sic and Applied Ecology 7: 398-408 . Schanowksi, A., Figura, W. & B. Gerken (2009): Lauf- käfer als Indikatoren . - In: Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. & F. Foeckler (Hrsg .): Entwicklung von Indikationssystemen in der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer-Verlag): 244-264 . Schnitter, P., Grill, E. & M. Trost (2001): Laufkäfer (Carabidae) . - In: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg .): Arten- und Biotopschutz- programm Sachsen-Anhalt . Landschaftsraum Elbe . - Berichte des Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Anhalt, SH 3: 390-403 . Schnitter, P . & M . Trost (2004): Rote Liste der Laufkäfer (Coleoptera Carabidae) des Landes Sachsen-Anhalt . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sach- sen-Anhalt 39: 252-263 . Thiele, H . U . (1977): Carabid beetles in their environ- ment - A study on habitat selection by adaptations in physiology and behaviour . - Berlin (Springer) . Turin H . (2000): De Nederlandse Loopkevers, versprei- ding en oecologie (Coleoptera: Carabidae) . - Leiden .

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75 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 76–85 Mollusken im Auengrünland des Biosphärenreservates Mittelelbe vor und nach dem extremen Sommerhochwasser 2002 Francis Foeckler, Oskar Deichner, Christiane Ilg, Hans Schmidt, Mathias Scholz & Klaus Henle

1 Einleitung

Hochwasserereignisse sind von besonderer Be- deutung, da sie die Auenlandschaft räumlich und zeitlich strukturieren und so eine große Vielfalt an Habitaten schaffen (Gerken 1992) . Mollusken sind von großem Artenreichtum, der in den mitteleuropäischen Flussauen am höchs- ten ist . Sie sind relativ leicht zu determinieren und besitzen zudem eine geringe Mobilität und dementsprechend kleine Minimalareale . Darüber hinaus sind Ökologie und Habitatansprüche der meisten Arten gut bekannt . Dadurch eignen sich Mollusken sehr gut zur ökologischen Charakte- Abb. 1: Die für Auen charakteristische Gemeine risierung (Indikation) und zur naturschutzfach- Bernsteinschnecke lebt bevorzugt in Schilf- und lichen Bewertung von Auenökosystemen (vgl . Hochstaudenfluren an Gewässerufern, in feuch- Cejka 2006, Deichner et al. 1996, Falkner 1990, ten Wiesen und Auenwäldern . Foto: H . Schmidt . Foeckler 1990, Foeckler et al . 2000, 2006, 2009, Körnig in diesem Heft, Täuscher 1997) . Obwohl in zahlreichen Studien bereits Molluskenzöno- sen in Auen beschrieben wurden (Castella 1987, und zu einem im jahreszeitlichen biologischen Foeckler 1990, Obrdlik et al . 1995, Richardot- Entwicklungsverlauf der Mollusken untypischen Coulet et al . 1987, Schmid 1978, Spang 1996), ist Zeitpunkt eintrat . Mollusken gelten als sehr lang- mit Ausnahme von Künkel (1930) und Kerkhoff same Wiederbesiedler ihrer Lebensräume und es (1989) über die Reaktion von Mollusken auf Hoch- war zu vermuten, dass der anschließende sehr wasser, insbesondere Extremhochwasser, wenig warme und trockene Sommer 2003 diese Wieder- bekannt, zumal kaum Daten vorliegen, die den besiedlung zusätzlich verzögern würde . Zustand vor und nach einem Extremereignis be- schreiben . In diesem Beitrag werden die kurz- und mittel- 2 Untersuchungsgebiete fristigen Auswirkungen des Sommerhochwas- sers 2002 auf Molluskengemeinschaften im Au- Die Untersuchungen wurden in drei Gebieten engrünland der Mittleren Elbe beschrieben . durchgeführt: der Schöneberger Wiese bei Steck- Es war zu erwarten, dass Mollusken stärker von by, dem Schleusenheger bei Wörlitz und dem diesem sommerlichen Extremhochwasser als Dornwerder bei Sandau . Alle drei Gebiete liegen von einem durchschnittlichen Winter- oder Früh- in der rezenten, d . h . der aktiven Überflutungsaue jahrshochwasser betroffen sind, da es von der im Biosphärenreservat Mittelelbe . Zur Gebiets- langjährigen hydrologischen Periodizität abwich charakterisierung, zum Probeflächenaufbau und

76 zur allgemeinen Methodik der Datenerhebung Individuenzahlen nach dem Sommerhochwasser sei auf Scholz et al. in diesem Heft (S . 58 ff) ver- 2002 in der Herbstbeprobung 2002 deutlich an, wiesen . wobei die Zahlen für 2002 sicherlich noch höher Für alle drei Gebiete lagen Daten von 1998 und wären, wenn auch der Dornwerder bei Sandau im 1999 sowie von 2002 bis 2005 vor . Eine Ausnah- Herbst 2002 beprobt worden wäre . Der steigende me hierbei bildet der Dornwerder, wo eine Bepro- Trend in den Artenzahlen bleibt bis zum Frühjahr bung erst wieder ab 2003 stattfand . Somit sind 2004 bestehen . Erst ab Herbst 2004 nehmen so- Daten vor und nach dem Extremhochwasser vom wohl die Arten- als auch die Individuenzahlen August 2002 vorhanden . Proben aus dem Jahr wieder vergleichbare Werte wie in den Jahren 2006 werden noch aufbereitet . 1998/99 an (Tab . 2) . Die vollständigen Ergebnisse der Erfassungen von 1998 bis 2005 im Einzelnen sind, jahresweise zusammengefasst, den Tabel- 3 Probenahme und -bearbeitung len im Internetanhang zu diesem Beitrag (s . u .) zu entnehmen . Diese enthalten auch Angaben zu Je Probefläche erfolgte die Erfassung von 5 Probe- den bundes- und landesweiten Rote Liste-Einstu- stellen nach einem einheitlichen Schema (Stab & fungen . In Tabelle 2 im Internetanhang sind die Rink 2001, Henle et al . 2006, 2009) . Die 1 000. cm2 Arten- und Individuenzahlen gemäß den einzel- großen und 5 cm tiefen Bodenproben wurden im nen Aufsammlungen im Frühjahr und Herbst Labor nass geschlämmt, in mehreren Fraktionen aufgelistet . gesiebt und getrocknet . Anschließend wurden Bei den meisten Rote Liste-Arten, die erst nach sowohl die aquatisch als auch die terrestrisch le- dem Sommerhochwasserereignis nachgewiesen benden Mollusken aus den Proben ausgelesen, in wurden, handelt es sich um ein- oder zweimali- Ethanol konserviert und soweit möglich bis zur ge Nachweise (s . Tab . 1 und 2 im Internetanhang) . Art bestimmt (Deichner et al . 2003) . Einige Tiere Lediglich die Gemeine Federkiemenschnecke konnten nur auf Gattungs- oder Familienniveau (Valvata piscinalis) konnte sich nach dem Extrem- angesprochen werden . Zur besseren Lesbarkeit hochwasser auf der Schöneberger Wiese dauer- werden im Folgenden die festgestellten Taxa als haft etablieren (s . Tab . 1 im Internetanhang) . Arten bezeichnet . Die Nachdetermination einiger Die Zahl der nachgewiesenen Arten ist seit Individuen nahm Herr Dr . M. Adler (Gomaringen) 1998/99 auf der Schöneberger Wiese von 30 auf vor . Nomenklatur und Systematik folgen Falkner 46, auf dem Schleusenheger von 22 auf 28 und im (1990), Glöer (2002), Glöer & Meier-Brook (2003) Dornwerder (vgl . Deichner et al . 2000) von 33 auf und Körnig (2001) . Bei der Bestimmung von lee- 42 gestiegen . Zugleich nahm die Zahl der Arten ren Gehäusen und Schalen wurde zwischen den nach der Roten Liste Deutschlands von 5 auf 11 Erhaltungszuständen lebendfrisch, verwittert (Schöneberger Wiese), von 3 auf 4 (Schleusenhe- und subfossil unterschieden . Somit ist es mit Ein- ger Wiese) und von 6 auf 11 (im Dornwerder) zu . schränkungen möglich, zwischen „Totfunden mit Die Anzahl von Mollusken mit Rote Liste-Status Verdacht auf Lebendvorkommen“ und „lokal erlo- für Sachsen-Anhalt ist mit drei Molluskenarten schenem Vorkommen“ zu unterscheiden . gering (Tab . 1 im Internetanhang) . In allen sechs Untersuchungsjahren wurde die Weißmündige/ Gelippte Tellerschnecke (Anisus leucostoma cf . 4 Ergebnisse spirorbis) nachgewiesen . Die 1998 nur als Gehäu- sefund nachgewiesene Stumpfe Erbsenmuschel Insgesamt konnten in allen drei Untersuchungs- (Pisidium obtusale) konnte nach dem Sommer- gebieten 24 neue Arten gegenüber den Untersu- hochwasser im Herbst 2003 mit vitalen Individu- chungen von 1998/99 (Foeckler et al . 2006, 2009) en bestätigt werden, ebenso 2004 die Glänzende nachgewiesen werden (Tab . 1) . Neu sind auf der Tellerschnecke (Segmentina nitida). Schöneberger Wiese nach dem Extremhochwas- serereignis insgesamt 15 Arten hinzu gekommen, Kurz- und mittelfristige Veränderungen bei den auf dem Schleusenheger und dem Dornwerder Mollusken nach dem Sommerhochwasser 2002 jeweils acht Arten (Tab . 1) . Im Vergleich zu Jahren Aufgrund der Datenlage des Jahres 2002 (nur 1998/99 steigen sowohl die Arten- als auch die Herbstfänge von der Schöneberger Wiese bei

77 Untersuchungs- Status Wissenschaftlicher Name Deutscher Name gebiet RL D RL ST St Wö Sa Anisus vortex Scharfe Tellerschnecke • Anodonta spec. Teichmuschel • Aplexa hypnorum Moosblasenschnecke • Bithynia leachi Bauchige Schnauzenschnecke 2 • Bithynia tentaculata Gemeine Schnauzenschnecke • • tridentatum Schlanke Zwerghornschnecke • Cochlodina laminata Glatte Schließmundschnecke • Corbicula fluminea Grobgerippte Körbchenmuschel • Gyraulus albus Weißes Posthörnchen • Gyraulus crista Zwergposthörnchen • • Gyraulus parvus Kleines Posthörnchen • Lymnaea stagnalis Spitzhornschnecke • incarnatus Rötliche Laubschnecke • Potamopyrgus antipodarum Neuseeland-Zwergdeckelschnecke • • Physa fontinalis Quellblasenschnecke V • Pisidium henslowanum Falten-Erbsenmuschel V • • Radix auricularia Ohrschlammschnecke V • • Radix ovata Eiförmige Schlammschnecke • Segmentina nitida Glänzende Tellerschnecke 3 3 • • • Sphaerium corneum Gemeine Kugelmuschel • spec. Sumpfschnecke • Valvata cristata Flache Federkiemenschnecke • Valvata piscinalis Gemeine Federkiemenschnecke • Vitrina pellucida Kugelige Glasschnecke •

Tab. 1: Neu nachgewiesene Arten nach dem Sommerhochwasserereignis 2002 bis einschließlich Herbst 2005 in den 3 Untersuchungsgebieten . Rote Liste-Status in Deutschland (RL D) nach Jungbluth & Knorre (1998) und in Sachsen-Anhalt (RL ST) nach Körnig et al . (2004); Untersuchungsgebiete: Schöneberger Wiese bei Steckby (St), Schleusenheger bei Wörlitz (Wö) und Dornwerder bei Sandau (Sa) .

Steckby und dem Schleusenheger bei Wörlitz) nommen, wobei dies im Wesentlichen auf die und daraus resultierender statistischer Ein- Zunahme der Artenzahl der Wassermollusken schränkungen können die Auswirkungen auf die zurückzuführen ist . Bei den Wassermollusken Artengemeinschaften durch das Sommerhoch- stiegen sowohl die Arten- als auch Individuen- wasser 2002 lediglich mit den Herbst-Daten die- zahl (Abb . 2) nach dem extremen Hochwasser ser beiden Wiesen, nach Anspruchstypen, genau- signifikant an, gingen aber ab 2003 wieder stark er betrachtet werden . zurück und stiegen 2005 erneut auf eine mit 1998 Die Anzahl der Landmolluskenarten (Abb . 2) ist vergleichbare Zahl . direkt nach dem Hochwasserereignis 2002 mit Zur weiteren Analyse wurden die Arten und de- denen der Jahre 1998/99 vergleichbar . Die Ar- ren Individuenzahlen nach den von ihnen bevor- tenzahlen nahmen dann bis Herbst 2004 leicht zugt bewohnten Lebensraumtypen (=Anspruchs­ ab, sind aber seit 2005 wieder im Anstieg begrif- typen) eingeteilt (siehe auch Abb . 3 und 4, zur Zu- fen . Insgesamt hat die Anzahl an Molluskenar- ordnung der Arten zu Anspruchstypen siehe im ten (Abb . 2) nach dem Extremhochwasser zuge- Internetanhang) . Hierbei wird deutlich, dass die

78 1998 1999 2002* 2003 2004 2005 Artenanzahl - Gesamt 36 32 43 46 35 35 - Frühjahr 28 21 - 38 31 25 - Herbst 23 28 43 32 24 24 Individuenanzahl - Gesamt 8.398 8.483 17.953 14.839 15.866 1.646 - Frühjahr 2.871 3.374 - 7.288 9.073 3.930 - Herbst 5.527 5.109 17.953 7.551 6.793 7.716 Anzahl Rote Liste-Arten (aufgeführt ist jeweils die höchste Kategorie in D oder ST) 0 ------1 ------2 2 2 3 2 2 2 (Anisus spirorbis, Bithynia leachi, Pseudotrichia rubiginosa) 3 1 1 2 2 2 1 (Aplexa hypnorum, Segmentina nitida, Pisidium obtusale) R ------V 1 - 3 3 1 1 (Physa fontinalis, Pisidium henslo- wanum, Radix auricularia, Valvata cristata, Valvata piscinalis)

Tab. 2: Arten- und Individuenzahlen sowie Anzahl an Arten mit Rote Liste-Status der Mollusken auf der Schöneberger Wiese und dem Schleusenheger bei Wörlitz in den Jahren 1998, 1999, 2002, 2003, 2004 und 2005 . Rote Liste-Status in Deutschland (D) nach Jungbluth & Knorre (1998) und in Sachsen- Anhalt (ST) nach Körnig et al . (2004): 0 - verschollen, 1 - vom Aussterben bedroht, 2 - stark gefährdet, 3 - gefährdet, R - extrem selten, V - Vorwarnliste . * Herbstfänge 2002 nur von der Schöneberger Wiese bei Steckby und dem Schleusenheger bei Wörlitz

Abb. 2: Anzahl Mollusken-Arten und -Individuen vor und nach dem Hochwasserereignis im August 2002 . Herbstdaten der Untersuchungsgebiete Schöneberger Wiese und Schleusenheger: lm - Landmol- lusken, wm - Wassermollusken .

Arten Individuen 25 16000 lm lm wm 14000 wm 20 12000 15 10000 8000 10 6000 4000 5 Anzahl Mollusken-Arten 2000

0 Anzahl Mollusken-Individuen 0 1998 1999 2002 2003 2004 2005 1998 1999 2002 2003 2004 2005

79 Landmollusken Wassermollusken 8 12 dg 7 10 fg 6 wg 8 5

4 6 3 m 4 2 o Anzahl Mollusken-Arten 2 1 wa ws 0 0 1998 1999 2002 2003 2004 2005 1998 1999 2002 2003 2004 2005

Abb. 3: Anzahl der Mollusken-Arten vor und nach dem Hochwasserereignis im August 2002; Land- mollusken: m - Mollusken des mesophilen Grünlands, o - Mollusken der offenen Flächen, wa - Wald- mollusken, ws - Mollusken der wechselfeuchten Flächen; Wassermollusken: dg - Mollusken der Dauer- gewässer, fg - Fliessgewässermollusken, wg - Mollusken der wechselfeuchten Gewässer .

Artenanzahl der mit hoher Trockenheitsresistenz (Abb . 3) und deren Nachweisdichten (Abb . 4) nach das Offenland (o) besiedelnden Landschnecken dem Hochwasserereignis festgestellt werden . 2003 nach dem extremen Hochwasser im August Auch bei dieser Artengruppe kann im Jahr 2003 2002 leicht ansteigt, aber in den Jahren 2004 und eine Abnahme der Nachweisdichten beobachtet 2005 wieder zurückgeht (Abb . 3) . Ihre Nachweis- werden (Abb . 4), um anschließend wieder anzu- dichten nehmen jedoch leicht ab .Die Artenanzahl steigen . der mittelfeuchte Lebensräume bewohnenden Markante Veränderungen durch das Extrem- Landmollusken (m) nimmt nach dem Hochwas- hochwasser stellten sich bei der Betrachtung der serereignis geringfügig zu, um jedoch 2003 wie- besiedelten Lebensraumtypen der Wassermol- der vergleichbare Werte wie vor dem Hochwasser lusken heraus (Foeckler et al . 2005) . Die Zahl der anzunehmen (Abb . 2) . Ihre Abundanz steigt im Arten der wechselnassen Standorte (wg, meist Herbst 2002 an und sinkt 2003 wieder auf ge- Flutrinnen), die sich z .B . durch Arten wie Weiß- ringere Nachweisdichten ab (Abb . 4) . Die Anzahl mündige/Gelippte Tellerschnecke (Anisus leucos- der als Wald bewohnenden Landschnecken ge- toma/spirorbis), Kleine Sumpfschnecke (Galba kennzeichneten Arten sind nach dem Hochwas- truncatula), Glänzende Tellerschnecke (Segmen- ser deutlich zurückgegangen . In den folgenden tina nitida) und Sumpfschnecke (Stagnicola sp ). Jahren (2003 bis 2005) bleibt die Artenzahl gleich auszeichnen, stieg nach dem Hochwasser an und niedrig und erholt sich nicht (Abb . 3) . Allerdings blieb bis 2003 relativ hoch, sank 2004 deutlich ab, steigt die Abundanz dieser Tiere nach dem Hoch- um 2005 wieder einen vergleichbaren Wert wie wasser an, um im Zuge des trockenen Sommers 1999 anzunehmen (Abb . 3) . Die Nachweis­dichte 2003 wieder deutlich abzunehmen (Abb . 4) . In dieser Molluskengruppe (Abb . 4) stieg direkt nach den Jahren 2004 und 2005 steigt die durchschnitt- dem Hochwasser im August 2002 sogar um das liche Abundanz der „Waldarten“ wieder an . Diese Sechsfache an (2 .129 Individuen im Jahr 1999, Arten stammen vermutlich aus den unmittel- 14 .110 Individuen in 2002) . Auch 2003 - trotz des bar an die Untersuchungsgebiete angrenzenden sehr trockenen Sommers - und 2004 nahm diese Waldlebensräumen und besiedeln vor allem die hohe Dichte nur geringfügig ab und 2005 sogar mit Hochstaudenfluren bestandenen, nicht ge- ein wenig wieder zu . mähten, feuchten Probeflächen (Abb . 3) . Bei den Die größte Zunahme an Arten verzeichne- Landschneckenarten, die wechselfeuchte Stand- ten die Wassermollusken der dauerhaften orte bewohnen, kann ein Anstieg der Artenzahl Gewässer (dg) . Hier waren neu hinzugekom-

80 Anzahl Landmollusken-Individuen Anzahl Wassermollusken-Individuen 4.5 4.5 4 4 3.5 3.5 3 3 2.5 2.5 2 2 m 1.5 1.5 o 1 1 dg wa 0.5 0.5 fg ws wg 0 0

Logarithmierte Anzahl Mollusken-Individuen 1998 1999 2002 2003 2004 2005 1998 1999 2002 2003 2004 2005

Abb. 4: Anzahl Mollusken-Individuen vor und nach dem Hochwasserereignis im August 2002 . Die Erläuterung der verwendeten Abkürzungen ist der Abbildung 3 zu entnehmen .

men: Teichmuschel (Anodonta spec .), Bauchige 5 Diskussion und Ausblick Schnauzenschnecke (Bithynia leachi), Gemeine Schnauzenschnecke (B. tentaculata), Weißes Die nachgewiesenen Molluskenarten zeugen Posthörnchen (Gyraulus albus), Zwergpost- vom hohen malakologischen Potenzial der Elbe hörnchen (G. crista), Kleines Posthörnchen (G. (vgl . Petermeier et al . 1996, Jährling 1997) und parvus), Spitzhornschnecke (Lymnaea stagna- ihrer Auen (vgl . Körnig 1989, 1999, 2000, 2001 lis), Ohrschlammschnecke (Radix auricularia), und Täuscher 1997, 1998a, b, c) . Die Artenviel- Eiförmige Schlammschnecke (R. ovata), Flache falt ist trotz der landwirtschaftlichen Nutzung Federkiemenschnecke (Valvata cristata) und Ge- der Grünländer in der naturnahen Flussdynamik meine Federkiemenschnecke (V. piscinalis) . Die der Elbe, die regelmäßig das gesamte Deichvor- Artenzahl in diesem Lebensraumtyp nahm ab land überflutet, begründet . Die Artenliste erhebt 2003 ab, war jedoch trotz des extrem trockenen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da nur ein Sommers 2003 noch doppelt so hoch wie im Jahr begrenztes Lebensraumspektrum untersucht 1999 . Diese relativ hohe Anzahl an Arten hielt wurde . In den hier dargestellten Untersuchungen sich bis 2004, nahm aber 2005 ab (Abb . 3) . Auch wurde nur Auengrünland beprobt . Vielverspre- die sehr stark gestiegenen Abundanzen dieser chend wären zusätzliche Erfassungen in Gewäs- Molluskengruppe blieben deutlich höher als sie sern, Auenwäldern, Ruderalflächen sowie dem El- 1998/99 festgestellt wurden (Abb . 4) . beufer und in der eingedeichten Altaue mit zum Die Artenzahl der Fließgewässer bewohnenden Teil großflächigen, auenwaldartigen Baumbe- Mollusken (fg) blieb nach dem Hochwasserer- ständen . Diese Bereiche sind meist nur über das eignis 2002 unverändert (Abb . 3), stieg aber 2005 Grundwassersystem in Form von Qualmwasser wieder leicht an . Auch ihre Abundanz blieb nach an der Flussdynamik der Elbe beteiligt und stel- dem sommerlichen Hochwasserereignis 2002 len dadurch nährstoffärmere Lebensräume dar gleich . Lediglich 2005 stieg sie deutlich an, was (siehe auch Körnig in diesem Heft) . auf das Vorkommen der Neuseeland-Zwergde- Insgesamt wurden verhältnismäßig wenige Rote ckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum), eine Liste-Arten gefunden . Dies ist zum einen vermut- Flüsse und Aue besiedelnde Wasserlungenschne- lich methodisch, im eingeschränkten Spektrum cke mit einem hohen Fortpflanzungspotenzial an untersuchten Lebensräumen begründet . An- aus der Gruppe erst jüngst eingewanderter Arten, dererseits ist dies möglicherweise auf Vorbelas- zurückgeht (Alonso & Castro-Díez 2008) . tungen der Elbeauen (hohe Schadstoffeinträge

81 und intensive landwirtschaftliche Nutzung der ser des Sommers 2002 betroffen . Landmollus- Grünländer in früheren Jahren) zurückzuführen ken überstehen kurze Überflutungsphasen nach (vgl . Scholz et al . 2005) . Im Nachhinein ist die- Künkel (1930) gut . Feuchte liebende Landarten ser Nachweis allerdings schwierig, da historische profitieren davon, dass sie passiv in Mulden zu- Molluskendaten nur im geringen Umfang in auf- sammen gespült werden, wo sie ein ideales Mi- bereiteter Form mit genauer Fundortangabe vor- lieu (feuchte Bedingungen, viele Artgenossen) liegen . Die Gefährdung der aufgelisteten Arten vorfinden, um sich zu vermehren (Jungbluth et ist insbesondere durch den Rückgang der für sie al . 1986) . geeigneten Lebensräume (meist wechselfeuchte Die von Ballinger et al . (2007) aufgestellte The- Auenbiotope), durch Austrocknung der Aue oder se, dass der häufig nach Hochwasser beobachtete auch durch direkten Verlust der Lebensräume Rückgang der Artenvielfalt durch die Artenge- selbst bedingt . Hinzu kommt, dass manche Arten meinschaften bis auf wenige widerstandsfähige nahezu ausschließlich in Flussauen vorkommen, und regenerationsfähige Arten reduziert wird, wie die Weißmündige/Gelippte Tellerschne- konnte für diese Artengruppe in den hier darge- cke (Anisus leucostoma/spirorbis), die Moosbla- stellten Erfassungen nicht bestätigt werden . Die senschnecke (Aplexa hypnorum), die Bauchige Vielfalt von Auenhabitaten sowie deren räumli- Schnauzenschnecke (Bithynia leachi), die Glän- che und zeitliche Dynamik sind die wesentlichen zende Tellerschnecke (Segmentina nitida), die Fla- Umweltfaktoren für die Artenvielfalt von Mollus- che Federkiemenschnecke (Valvata cristata) oder ken, da sie die Koexistenz von diversen Mollus- die als „Stromtalart“ geltende Behaarte Laub- kengemeinschaften auf kleiner Fläche erlauben . schnecke (Pseudotrichia rubiginosa) . Es ist zu vermuten, dass gerade die in naturnahen In Gegensatz zu den in gleicher Weise unter- Auenlandschaften vorhandene hohe Lebens- suchten Laufkäfer-Gemeinschaften haben die raumvielfalt im Fall von Extremereignissen die Mollusken insgesamt vom Hochwasserereignis Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht und die 2002 profitiert (vgl . Gerisch et al . in diesem Heft, Auswirkungen puffert . Es muss berücksichtigt Foeckler et al . 2005, Glaeser et al . 2007, Ilg et al . werden, dass im Rahmen dieser Arbeit lediglich 2008) . Somit entsteht der Eindruck, dass sich we- das Grünland, nicht die weiteren umliegenden der das Extremhochwasser im August 2002 noch Auenhabitate (Auenwald, Altwässer, Nebenge- die Trockenheit 2003 verschlechternd auf Arten- rinne u . s . w .) untersucht werden konnten . Zudem zahl und Abundanz ausgewirkt haben . ist die Nutzungsform und -intensität des Grün- Interessanter Weise bedingen die Wassermollus- landes für das Vorkommen von Mollusken von ken den hohen signifikanten Unterschied in der wesentlichem Einfluss (Herdam 1983, Neumann Artenzahl vor und nach dem Extremhochwasser & Irmler 1994) . vom August 2002 . Bei den Unterschieden der Ab- Zur weiteren Klärung all dieser Zusammenhänge undanzen über die Jahre besitzen die Arten der sind vertiefende Forschungsansätze zu verfolgen . dauerhaften Gewässer neben jenen der wechsel- Dazu gehört die Analyse von biologischen Merk- nassen bzw . fließenden Gewässer ein größeres malen (Überflutungstoleranz, Austrocknungsre- Gewicht . Gerade unter den Fließgewässer-Arten sistenz, Reproduktionszeit und -art, Lebensdau- zeugen die invasiven Formen, wie Grobgerippte er der einzelnen Arten u . v . m .) durch Nutzung Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) und Neu- entsprechender Datenbanken (z .B . Falkner et seeland-Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus al . 2001), die Rückschlüsse auf die Zusammen- antipodarum), von der großen Ausbreitungsfä- setzung, aber auch auf die ökologische Funktion higkeit solcher Molluskenarten, die im Wesent- und die Prozesse von Artengemeinschaften und lichen passiv durch Transport (z .B . Wasservögel, Vergleiche mit Flussgebieten anderer biogeogra- Schiffe) sowie durch Verdriftung (Hochwasser), phischer Regionen ermöglichen . Des Weiteren weniger durch aktives „Wandern“, gefördert wer- wäre die Einrichtung von Langzeit-Monitoring- den (vgl. Dörge et al . 1999) . Dies ist Ursache dafür, programmen notwendig, um den Effekt von häu- dass diese Arten schnell und in großer Anzahl die figeren, vermutlich durch die Klimaänderung Lebensräume besiedeln . bedingten, hydrologischen Extremereignissen Landmollusken waren mit Ausnahme der Wald besser analysieren und noch stärker gesicherte bewohnenden Schnecken kaum vom Hochwas- Aussagen treffen zu können .

82 Danksagung vak-Hungarian Environmental on the Danube 1995 - 2005 . - Danube Monitoring Scientific Conference, Mosonmagyaróvár 25-26 May 2006: 127-131 . Allen Mitarbeiter(innen), die bei den Feldarbeiten Deichner, O., Adler, M. & F . Foeckler (1996): Erfassung tatkräftig mitgewirkt haben, danken die Autoren der Molluskenfauna zweier Moorgebiete des Land- herzlich, ebenso den landwirtschaftlichen Be- kreises Neumarkt in der Oberpfalz . - Acta Albertina trieben und der Biosphärenreservatsverwaltung Ratisbonensia, Bd . 50: 155-172 . „Mittelelbe“ für ihre freundliche Unterstützung Deichner, O., Foeckler, F., Adler, M. & H. Schmidt (2000): Land- und Wassermollusken im Bereich der und ihr Interesse am Projekt . Elbe-Auen „Dornwerder“ bei Sandau südlich Havel- berg . - Havelberg . - Untere Havel - Naturkundliche Berichte 10: 58-63 . Zusammenfassung Deichner, O., F. Foeckler, K. Groh & K. Henle (2003): Anwendung und Überprüfung einer Rüttelmaschi- ne zur Schlämmung und Siebung von Mollusken- Das Sommerhochwasser 2002 bot die einmalige Bodenproben . - Mitteilung der Deutschen Malakolo- Gelegenheit, die Auswirkungen eines solchen zoologischen Gesellschaft 69/70: 71-77 . Extremereignisses auf die in den Jahren zuvor Dörge, N., Walther, C., Beinlich, B. & H . Plachter intensiv untersuchten Mollusken der Elbeauen (1999): The significance of passive transport for dis- zu erforschen . Wider Erwarten ist die Anzahl der persal in terrestrial snails (Gastropoda, ) . Landmolluskenarten direkt nach dem Hochwas- - Z . Ökologie u . Naturschutz 8: 1-10 . Falkner, G. (1990): Vorschlag für eine Neufassung der serereignis im August 2002 mit denen der Jahre Roten Liste der in Bayern vorkommenden Mollusken 1998/99 vergleichbar . Die Artenzahlen nahmen (Weichtiere) . - Schriftenreihe des Bayerischen Lan- dann bis Herbst 2004 leicht ab, sind aber seit 2005 desamtes für Umweltschutz 97: 61-112 . wieder ansteigend . Insgesamt hat die Anzahl an Falkner, G., Obrdlik, P., Castella, E. & M. C. D . Speight Molluskenarten nach dem Extremhochwasser (2001): Shelled Gastropoda of Western Europe . - Mün- chen (Friedrich Held Gesellschaft): 267 S . zugenommen, wobei dies im Wesentlichen auf Fittkau, E. J. & F. Reiss (1983): Versuch einer Rekonstruk- die Zunahme der Artenzahl der Wassermollusken tion der Fauna europäischer Ströme und ihrer Auen . zurückzuführen ist . Die Wassermollusken stiegen - Arch . Hydrobiol . 97(1): 1-6 . sowohl in der Arten- als auch in der Individuen- Foeckler, F . (1990): Charakterisierung und Bewertung anzahl nach dem Hochwasser im Sommer 2002 von Augewässern des Donauraums Straubing durch Wassermolluskengesellschaften . - Berichte der ANL signifikant an, gingen aber ab 2003 wieder stark Laufen/Salzach Beiheft 7: 154 S . zurück und stiegen im Jahr 2005 auf eine mit dem Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H. & K . Follner Jahr 1998 vergleichbare Zahl an . (2000): Weichtiergemeinschaften als Indikatoren für Wiesen- und Rinnen-Standorte der Elbe-Auen . - In: Friese, K., Witter, B., Miehlich, G. & M . Rode (Hrsg ):. Stoffhaushalte von Auenökosystemen - Böden und Literatur Hydrologie, Schadstoffe, Bewertungen . - Heidelberg (Springer): 434 S . Alonso, A. & P. Castro-Díez (2008): What explains the Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H. & E. Castella invading success of aquatic mud snail Potamopyrgus (2001): Eignung von Mollusken (Schnecken und Mu- antipodarum (Hydrobiidae, Mollusca)? - Hydrobiolo- scheln) als Bioindikatoren für Wiesen- und Rinnen- gy 614: 107-116 . Standorte der Elbauen . - In: Scholz, M., Stab & K. Ballinger, A., Lake, P. S. & R. MacNally (2007): Do ter- Henle (Hrsg .): Indikation in Auen . Präsentation der restrial invertebrates experience floodplains as land- Ergebnisse aus dem RIVA-Projekt . - Leipzig . - UFZ- scape mosaics? Immediate and longer-term effects Bericht 2001(8): 97-102 . of flooding on ant assemblages in a floodplain for- Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H., Scholz, M., Het- est . - Oecologia 152: 227-238 . trich, A., Fuchs, E. & K. Henle (2005): Auswirkungen Castella, E. (1987): Apport des macroinvertébratés von extremen Hoch- und Niedrigwasserereignissen aquatique au diagnostic écologique des écosystème- auf Mollusken in Flussauen am Beispiel der Mitt- sabandonnés par les fleuves . Recherches métholo- leren Elbe . - Deutsche Gesellschaft für Limnologie gique sur le Haut-Rhône français . - Tome I: Texte, 231 (DGL) . - Tagungsbericht 2004 (Potsdam) . - Berlin pp .; Tome II: Figures, tableaux et annexes, 233 pp . - (Weißensee Verlag): 319-324 . Thèse présentée devant l’Université Claude-Bernard Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H. & E. Castella - Lyon I . (2006): Suitability of Molluscs as Bioindicators for Cejka, T. (2006): Use of terrestrial molluscs for bioin- Meadow- and Flood-Channels of the Elbe-Flood- dication of the impact of the Gabc´ikovo hydraulic plains . - International Review of Hydrobiology 91: structures . - In: Mucha I. & M. J. Lisicky´ (Hrsg .): Slo- 314-325 .

83 Foeckler, F., Deichner, O., Schmidt, H. & E. Castella Jungbluth, H. & D. von Knorre, (1998): Rote Liste der (2009): Weichtiergemeinschaften als Indikatoren Mollusken . - In: Binot, M., Bless, R., Boye, P., Gruttke, für Wiesen- und Rinnen-Standorte der Elbauen . - In: H. & P. Pretscher (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. &. F. Foeck- Deutschlands . - Schriftenreihe für Landschaftspla- ler (Hrsg .): Entwicklung von Indikationssystemen nung und Naturschutz 55: 283-289 . am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer Verlag): Kerkhoff, C . (1989): Untersuchungen an Gastropoden- 203-243 . zönosen von Auwäldern in Süddeutschland . - Disser- Gerken, B. (1992): Fluß- und Stromauen als Ökosy- tation, Universität Ulm: 137 S . steme - Standortcharakteristika, Lebensgemein- Körnig, S . (1989): Die Mollusken der Biosphärenreser- schaften und Sicherungserfordernisse . - Berichte vate „Steckby-Lödderitzer Forst“ und „Vessertal“ . - des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-An- Diplomarbeit an der Universität Halle/Saale . halt Heft 5: 2-11 . Körnig, G. (1999): Bestandsentwicklung der Weichtiere Glaeser, J., Follner, K., Hofacker, A., Dziock, F., Foeck- (Mollusca) . - In: Frank, D. & V. Neumann (Hrsg .): ler, F., Gerisch, M., Schanowski, A., Scholz, M. & K. Bestandssituation der Pflanzen und Tiere Sachsen- Henle (2007): Zeitliche Übertragbarkeit eines Bioin- Anhalt . - Stuttgart (Ulmer Verlag): 457-466 . dikationsystems nach dem Jahrhunderthochwasser Körnig, G. (2000): Die Gastropodenfauna mitteleuropä- der Elbe 2002 . - Deutsche Gesellschaft für Limnologie ischer Auenwälder . - Hercynia N . F . 33: 257-279 . (DGL) . - Tagungsband 2006 (Dresden): 156-161 . Körnig, G. (2001): Weichtiere (Mollusca) . - In: Lan- Glöer, P. (2002): Süßwassergastropoden Nord- und Mit- desamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt teleuropas . - In: Die Tierwelt Deutschlands, Bd . 73 . - (Hrsg ):. Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen- Hackenheim (Conch-Books): 327 S . Anhalt . Landschaftsraum Elbe . - Berichte des Landes- Glöer, P. & C. Meier-Brook (2003): Süßwassermollus- amtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonder- ken . - Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung heft 3, Teil 2: 288-300 und Teil 3: 743-745 . (DJN) . - Hamburg: 138 S . Körnig, G., Gohr, F., Hartenauer, K., Hohmann, M., Henle, K., Dziock, F., Follner, K., Hüsing, V., Hettrich, Jährling, M., Kleinsteuber, W., Langner, T., Leh- A., Rink, M., Stab, S. & M. Scholz (2006): Study de- mann, B., Tappenbeck, L. & M. Unruh (2004): Rote sign for assessing species environmental relation- Liste der Weichtiere (Mollusken) des Landes Sach- ships and developing indicator systems for ecologi- sen-Anhalt . - Berichte des Landesamtes für Umwelt- cal changes in floodplains - The approach of the RIVA schutz Sachsen-Anhalt 39: 155 - 160 . Project . - International Review of Hydrology 91: 292- Künkel, K. (1930): Ausdauer der Landpulmonaten im 313 . Wasser . - Archiv für Molluskenkunde 62: 116-123 . Henle, K., Dziock, F., Rink, M., Foeckler, F., Follner, Neumann, F. & U. Irmler (1994): Auswirkungen der K., Fuchs, E., Hettrich, A., Klotz, S., Rosenzweig, Nutzungsintensität auf die Schneckenfauna (Gastro- S., Schanowski, A., Scholz, M. & S. Stab (2009): Ver- poda) im Feuchtgrünland . - Zeitschrift für Ökologie suchsplanung und statistische Auswertungen im und Naturschutz 3(1): 11-18 . RIVA-Projekt . - In: Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Obrdlik, P., Falkner, G. & E. Castella (1995): Biodiver- Stab, S. &. F. Foeckler (Hrsg ):. Entwicklung von Indi- sity of gastropoda in European floodplains . - Verh . kationssystemen am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart Auenkonzepte und Fließgewässerrenaturierung in (Ulmer Verlag): 85-100 . Europa . - Archiv für Hydrobiologie Supplement 101: Herdam, V. (1983): Zum Einfluß der Grünlandintensi- 339-356 . vierung auf Artenvielfalt und Siedlungsdichte von Petermeier, A., Schöll, F. & T. Tittizer (1996): Die öko- Mollusken . - Naturschutzarbeit in Berlin und Bran- logische und biologische Entwicklung der deutschen denburg 19(2): 42-48 . Elbe - ein Literaturbericht . - Lauterbornia 24: 1-95 . Ilg, C., Dziock, F., Foeckler, F., Follner, K., Gerisch, Richardot-Coulet, M., Castella, E. & C . Castella M., Glaeser, J., Rink, A., Schanowski, A., Scholz, (1987): Classification and Succession of former Chan- M., Deichner, O. & K. Henle (2008): Long-term dif- nels of the french upper Rhône alluvial Plain using ferential reactions of plants and macroinvertebrates Mollusca . - Regulated Rivers 1: 111-127 . to extreme floods in floodplain grasslands . - Ecology Schmid, G. (1978): Schnecken und Muscheln vom Ruß- 89(9): 2392-2398 . heimer Altrhein . - In: Der Rußheimer Altrhein, eine Ilg, C., Foeckler, F., Deichner, O. & K. Henle (2009): Ex- nordbadische Auenlandschaft . - Natur- und Land- treme flood events favour floodplain mollusc diver- schaftsschutzgebiete Baden-Württemberg 10: 269- sity . - Hydrobiologia 621: 63-73 . 363 . Jährling, K.-H. (1997): Ein neues Konzept für die Havel? Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (Hrsg .) (2005): – Beitrag zu einer interdisziplinären Diskussion aus Lebensräume der Elbe und ihrer Auen . Bd . 4 der Rei- Sicht des Gewässerschutzes . - Magdeburg (Staatli- he „Konzepte für die nachhaltige Entwicklung einer ches Amt für Umweltschutz) . - Mskr .: 61 S . Flusslandschaft“, Berlin (Weißensee Verlag, Ökolo- Jungbluth, J. H., Falkner, G. & K. V. Schmalz (1986): gie), 380 S . Kartierung der Mollusken (Weichtiere) . - In: Orni- Spang, W. D . (1996): Die Eignung von Regenwürmern thologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern (Lumbricidae), Schnecken (Gastropoda) und Laufkä- (Hrsg .): Ökologische Grundlagenermittlung Stauhal- fern (Carabidae) als Indikatoren für auentypische tung Straubing . - Laufen an der Salzach: 457-501 . Standortbedingungen . - Eine Untersuchung im

84 Oberrheintal . - Geograph . Institut Universität Hei- delberg (Selbstverlag): 240 S . Stab, S. & M. Rink (2001): Planung und Durchführung von Felduntersuchungen zur Entwicklung von Indi- kationssysteme in Auen . - In: Scholz, M., Stab, S. & K. Henle (Hrsg .): Indikation in Auen . Präsentation der Ergebnisse aus dem RIVA-Projekt . - Leipzig . - UFZ- Bericht 2001(8): 9-23 . Täuscher, L. (1997): Bemerkungen zum Vorkommen von Wassermollusken im Elb-Havel-Winkel . - Havelberg . - Untere Havel - Naturkundliche Berichte 6/7: 52-54 . Täuscher, L . (1998a): Wassermollusken-Funde im bran- denburgischen Naturpark Elbtalaue . - Auenreport 4: 101-104 . Täuscher, L . (1998b): Hydrobotanische und ökologische Untersuchungen an und in Gewässern des nörd- lichen Elb-Havel-Winkels . - Havelberg . - Untere Ha- vel - Naturkundliche Berichte 8: 39-51 . Täuscher, L . (1998c): Veränderungen der Phytoplank- ton-Artstruktur und Wiederbesiedlung des Ka- mernschen Sees (Elb-Havel-Winkel) mit submersen Makrophyten als Zeichen einer Reoligotrophierung . - Havelberg . - Untere Havel - Naturkundliche Be- richte 8: 35-38 .

Anhang im Internet Tab . 1: Taxa der 1998 bis 2005 auf den Schöneberger Wiesen bei Steckby vorkommenden Wasser- und Landmollusken Tab . 2: Taxa der 1998 bis 2005 auf dem Schleusenhe- ger bei Wörlitz vorkommenden Wasser- und Land- mollusken unter: http://www .ufz .de/index php?de=18870.

85 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 86–95 Auswirkungen des Elbehochwassers 2002 auf die Auengrünlandvegetation an der Mittleren Elbe Judith Glaeser, Franziska Konjuchow & Mathias Scholz

1 Einleitung überfluteten Auenstandorten mehr durch extre- me, aber seltene, Sommerhochwasser beeinflusst Das Vorkommen von Pflanzenarten sowie die Zu- zu sein (z .B . Klimesˇová 1994, van Eck et al . 2004, sammensetzung der Pflanzenartengemeinschaf- 2005, 2006) als durch regelmäßige Winter- oder ten in Auen wird von der Überflutungstoleranz Frühjahrshochwasser, an die sich die Arten ange- der Arten sowie der Überflutungsdauer, -häufig- passt haben . keit und dem Überflutungszeitpunkt der Stand- Die bisher bekannten Untersuchungen fokussier- orte, aber auch der sommerlichen Austrocknung ten auf Auswirkungen von extremen Ereignissen und der damit im Zusammenhang stehenden auf das Vorkommen einzelner überflutungsinto- Wirkung der Bodeneigenschaften bestimmt (Hü- leranter Pflanzenarten im selten und kurzzeitig gin & Heinrichfreise 1992, Leyer 2002) . Pflan- überschwemmten Auengrünland (z .B . van Eck zenarten in den Auen haben sich durch ihre biolo- et al . 2004, 2005, 2006) . Aussagen zu Verände- gischen Eigenschaften (z .B . Lebensrhythmus und rungen im Vorkommen von Pflanzenarten in den Wuchsform) an diese Bedingungen angepasst Flutrinnen sowie auf feuchtem Auengrünland (Blom & Voesenek 1996, Lytle & Poff 2004) . und zu Veränderungen in den Artengemein- Überflutungstolerante Pflanzenarten, z .B . der schaften wurden bisher fast nicht betrachtet . Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans), do- Das Ziel der hier dargestellten Untersuchung war, minieren auf Standorten, die sehr oft und lange die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen des überflutet werden . Im Gegensatz dazu sind Pflan- Sommerhochwassers der Elbe 2002 auf das Vor- zenarten mit einer geringeren Überflutungstole- kommen und die Abundanzen der Pflanzenarten ranz, wie der Glatthafer (Arrhenatherum elatius), in den Flutrinnen, auf dem feuchten und dem auf selten und kurzzeitig überschwemmten Au- mesophilen Auengrünländern zu erfassen sowie enbereichen zu finden (s . a . Yin 1998, Vervuren die Ursachen der Veränderungen zu analysieren . et al . 2003, Hering et al . 2004, van Eck et al . 2005) . Neben Überflutungsdauer und -häufigkeit ist der Überflutungszeitpunkt ebenfalls entschei- 2 Methoden und Kurzcharakterisierung dend für das Vorkommen von Pflanzenarten in Auen (Junk 2005) . So verursachten die extremen Die Erfassung der Vegetation erfolgte auf insge- Sommerhochwasser am Rhein in den 1970er und samt 59 Probeflächen in den drei Untersuchungs- 1980er Jahren ein Verdrängen von überflutungs- gebieten Schöneberger Wiesen bei Steckby sensitiven Arten auf selten überflutete Wuchs­ (36 Probeflächen), Schleusenheger bei Wörlitz standorte oder sogar deren teilweises Verschwin- (11 von 12 RIVA-Probeflächen - eine konnte auf- den (van de Steeg & Blom 1998, Vervuren et al . grund von Wartungsarbeiten an der angrenzen- 2003) . Diese Veränderungen im Vorkommen und den Bodenstation nicht kartiert werden) und in der Verbreitung von überflutungssensitiven Dornwerder bei Sandau (12 Probeflächen) . Die Pflanzenarten zeigte sich auch noch einige Jah- Probeflächen besaßen eine quadratische Fläche re nach dem Sommerhochwasser (Vervuren et von 10 m x 10 m . Nur in den schmaleren Flutrin- al . 2003, van Eck et al . 2005) . Damit scheint die nen wurde eine rechteckige Form von 5 m x 20 m Verteilung der Arten auf selten und kurzzeitig gewählt (siehe auch Scholz et al . in diesem Heft,

86 jährliche mittlerer Grundwasser- Anzahl der Klasse/Biotoptyp Überflutungsdauer flurabstand während der Probeflächen [Wochen] Vegetationsperiode [m] Flutrinnen 30,2 bis 11,8 +0,6 bis -1,2 24 feuchtes Auengrünland 8,3 bis 3,5 -1,0 bis -2,5 17 mesophiles Auengrünland 3,3 bis 0,7 -1,2 bis -3,6 18

Tab. 1: Klassifizierung der 59 Probeflächen auf Grundlage der jährlichen Überflutungsdauer und des mittleren Grundwasserflurabstandes während der Vegetationsperiode von 1998/99 und 2003 bis 2006 sowie Anzahl der Probeflächen je Klasse/Biotoptyp .

S . 58 ff) . Auf jeder Probefläche fand jeweils eine sowie Klapp & Opitz von Boberfeld (1990) . Die Vegetationsaufnahme im Frühjahr und Herbst Benennung der Gefäßpflanzen richtet sich nach der Jahre 1998 und 1999 vor dem Sommerhoch- Wisskirchen & Haeupler (1998) . Zur Schätzung wasser (Amarell & Klotz 2009) sowie in den Fol- des Deckungsgrades wurde die Braun-Blanquet- gejahren 2003 bis 2006 statt . In den Flutrinnen Skala (Braun-Blanquet 1964) verwendet . erfolgte aufgrund des hohen Wasserstandes im Um den Effekt des Sommerhochwassers 2002 Frühjahr die erste Vegetationserhebung erst im auf unterschiedlich lange überflutete Auengrün- Juli eines jeden Beprobungsjahres . Als Bestim- landlebensräume differenziert analysieren zu mungsliteratur dienten Rothmaler et al . (1999) können, wurden alle 59 Probeflächen aus den

Abb. 1: Wassergefüllte Flutrinne im Frühjahr 1999 mit Flutendem Hahnenfuß (Ranunculus fluitans agg .) auf den Schöneberger Wiesen . Foto: F . Dziock .

87 1998 1999 2003 2004 2005 2006 Gesamtartenanzahl 161 165 139 160 165 162 Artenanzahl nach Biotoptyp Flutrinnen 114 103 99 101 99 86 feuchtes Auengrünland 73 94 92 99 107 98 mesophiles Auengrünland 78 87 62 91 93 102 Artenanzahl pro Gefährdungskategorie (Rote Liste) 2 - - - 1 - - 3 3 2 1 4 3 3

Tab. 2: Gesamtartenzahl und Artenanzahl pro Biotoptyp sowie Artenanzahl nach Roter Liste (Sach- sen-Anhalt) für die Jahre 1998, 1999, 2003, 2004, 2005 und 2006; Gefährdungskategorien: 2 - stark ge- fährdet, 3 - gefährdet, (Rote Liste-Angaben nach Frank et al . 2004) .

Untersuchungsgebieten auf Grundlage der Mit- folgen . Flächige Bestände des Rohr-Glanzgrases telwerte von jährlichen Überflutungsdauern und (Phalaris arundinacea) bilden häufig den wenig mittleren Grundwasserflurabständen während genutzten Übergangsbereich zum Biotoptyp des der Vegetationsperiode aus dem Untersuchungs- feuchten Auengrünlandes . Außerdem kommen zeitraum in drei Klassen gruppiert (Tab . 1) . Diese im feuchten Auengrünland fragmentarisch die Klassen korrespondieren mit den Biotoptypen Silgen-Wiesenknopf-Wiese (=Brenndoldenwiese) Flutrinnen, feuchtes und mesophiles Auengrün- (Sanguisorbo-Silaetum Klapp 1951), Dominanz- land . Die Clusteranalyse erfolgte anhand der bestände von Gemeiner Quecke (Elymus repens) Ward Methode unter Verwendung der Euklidi- sowie die Ampfer-Queckengesellschaft (Rumici- schen Distanz mit dem Programm STATISTICA Agropyretum Hejny´ 1979) vor . Das mesophile (Version 5 5). . Auengrünland mit Fuchsschwanz-Wiese (Galio Die Charakterisierung der Biotoptypen folgt molluginis-Alopecuretum pratensis Hundt 1958) Scholz et al . (2009) . Der Biotoptyp der Flutrin- deckt den flächenmäßig größten Anteil der Un- nen ist in den Bereichen mit sehr langer Überflu- tersuchungsgebiete ab . Auf den am kürzesten und tungsdauer vor allem von der Wasserhahnenfuß- seltensten überschwemmten Auenstandorten des Gesellschaft (Ranunculetum aquatilis Sauer 1945), mesophilen Auengrünlandes schließen sich Berei- der Sumpfkresse-Wasserpferdesaat-Gesellschaft che der verarmten Glatthafer-Wiesen (Dauco caro- (Rorippo-Oenanthetum aquaticae Lohmeyer 1950), tae-Arrhenatherum elatioris Görs 1966) an . der Gesellschaft aus Gewöhnlicher Sumpfbinse Um die Veränderungen in der Zusammenset- (Eleocharietum palustris Schennikow 1919) oder zung der Pflanzengemeinschaften je Biotoptyp dem Schwanenblumen-Kleinröhricht (Butome- durch das Sommerhochwasser 2002 analysieren tum umbellati Konczak 1968) geprägt . Die Über- zu können, wurden sowohl Artenanzahl als auch leitung zu den kürzer überfluteten Bereichen der durchschnittliche Deckungsgrade der einzel- Flutrinnen wird durch einen schmalen Saum aus nen Arten pro Probefläche und Jahr betrachtet . Wasserschwaden-Röhricht (Glycerietum maximae Arten, die in den Aufnahmen vor dem Sommer- Hueck 1931), Schlankseggen-Ried (Caricetum gra- hochwasser fehlten, aber regelmäßig mit n ≥ 5 cilis Almquist 1929) und Rohrglanzgras-Röhricht in den Folgejahren vorhanden waren, wurden (Phalaridetum arundinaceae Libbert 1931) gebil- bezogen auf den jeweiligen Biotoptyp als „neue det . Eine klare pflanzensoziologische Zuordnung Pflanzenarten“ der entsprechenden Probeflächen der Pflanzengesellschaften auf den Probeflächen bezeichnet . Pflanzenarten, die mit n ≥ 5 vor dem der Flutrinnen ist aufgrund der Flächengröße von Sommerhochwasser und n = 0 in den Folgejahren 100 m2 meist nicht möglich, da die Gesellschaf- je Biotoptyp vorhanden waren, wurden als „ver- ten mosaikartig ineinander übergehen und im schwundene Pflanzenarten“ der Probeflächen Jahresverlauf den hydrologischen Verhältnissen bezeichnet .

88 Um die Effekte des Sommerhochwassers auf die Vegetationsstruktur zu differenzieren, erfolg- te eine Zuordnung aller Arten nach Klotz et al . (2002) in die Kategorien Gräser bzw . grasartige (Cyperaceae, Juncaceae, Poaceae) und krautige Pflanzenarten . Für beide Kategorien wurden die mittlere Artenanzahl je Probefläche mit Stan- dardabweichung pro Biotoptyp und Jahr berech- net sowie auf signifikante Unterschiede zwischen den Jahren getestet . Alle statistischen Analysen erfolgten, soweit nicht anders angegeben, mit der GPL-Software R 2 7. .1 (R Development Core Team 2008) . Als Signi- fikanztest fand der Paarweise Wilcoxon Test mit Bonferroni-Holm Korrektur Anwendung .

3 Ergebnisse

Während die Flutrinnen und das feuchte Auen- grünland in den Jahren vor dem Sommerhochwas- ser (1998/99) und den Folgejahren (2003 bis 2006) durch vergleichbare Gesamtartenzahlen charakte- risiert sind, weist das mesophile Auengrünland im Jahr 2003 mit einem Verlust von über 20 Pflanzen- Abb. 2: Knoblauch-Gamander (Teucrium scordi- arten die geringste Gesamtartenzahl auf (Tab . 2) . um), eine in Sachsen-Anhalt gefährdete Art (RL 3) . Die Gesamtartenzahl näherte sich in den Folgejah- Foto: M . Scholz . ren allerdings wieder schnell der Gesamtartenzahl der Vorflutjahre an bzw . lag deutlich darüber . Die Gesamterfassung aller Pflanzenarten für die ein- zelnen Untersuchungsgebiete und betrachteten Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum Jahre kann dem Anhang zu diesem Beitrag im In- nur auf den Probeflächen der Schöneberger Wie- ternet entnommen werden . sen acht Pflanzenarten der Roten Liste Sachsen- Als neue Arten nach dem Sommerhochwasser Anhalts nachgewiesen . Auf den Probeflächen der 2002 kamen auf den Probeflächen der Flutrinnen beiden anderen Untersuchungsgebiete konnten Nordamerikanische Seide (Cuscuta campestris), keine Nachweise gefährdeter Pflanzenarten der Europäische Seide (Cuscuta europaea), Acker- aktuellen Roten Liste erbracht werden . Schachtelhalm (Equisetum arvense) und Knob- Vor dem Sommerhochwasser war der Kantige lauch-Gamander (Teucrium scordium) hinzu . Im Lauch (Allium angulosum, RL 3 ) in beiden Jahren mesophilen Auengrünland traten Vertreter von vorhanden . Zusätzlich wurde 1998 der Sumpf- Pionierstandorten als auch Vertreter feuchterer quendel (Peplis portula, RL 3) und das Niedrige Standorte, wie z .B . Sumpf-Labkraut (Galium pa- Fingerkraut (Potentilla supina, RL 3) sowie 1999 lustre), Krauser Ampfer (Rumex crispus) und Ufer- der Vielblütige Hain-Hahnenfuß (Ranunculus Spitzklette (Xanthium albinum) auf . Zusätzlich polyanthemos, RL 3) als Pflanzenarten der Roten konnte der Weinbergs-Lauch (Allium vineale) auf Liste für Sachsen-Anhalt nachgewiesen . Nach diesen Probeflächen nachgewiesen werden. Wie- dem Sommerhochwasser wurde das Dunkelgrü- sen-Knäuelgras (Dactylis glomerata) und Wiesen- ne Weidenröschen (Epilobium obscurum, RL 3) Bärenklau (Heracleum sphondylium) waren nach nur im Jahr 2003 auf Probeflächen in den Flutrin- dem Sommerhochwasser 2002 nicht mehr in den nen vorgefunden . Im darauffolgenden Jahr 2004 Vegetationsaufnahmen des feuchten Auengrün- konnten die bereits 1998 nachgewiesenen drei landes nachweisbar . gefährdeten Arten, Allium angulosum, Peplis por-

89 Biotoptyp Signifikante Zunahme Signifikante Abnahme Lycopus europaeus** Agrostis stolonifera*, 1 Lythrum salicaria* Alopecurus aequalis*, 1 Rorippa amphibia* Alopecurus geniculatus*, 1 Flutrinnen Rumex obtusifolius* Ranunculus aquatilis agg.* Stachy palustris** Tripleurospermum perforatum* Vicia cracca*, 2 Xanthium albinum** Alopecurus pratensis*, 2 Arrhenatherum elatius**, 2 Euphorbia esula* Galium album**, 2 Holcus lanatus*, 2 Ornithogalum umbellatum**, 2 mesophiles Leontodon autumnalis* Auengrünland Plantago major subsp. major* Ranunculus ficaria** Veronica serpyllifolia* Xanthium albinum*

Tab. 3: Langfristige Änderung des durchschnittlichen Deckungsgrades von Pflanzenarten pro Pro- befläche der Jahre vor dem Sommerhochwasser (1998/1999) zu den Folgejahren (2003-2006) in den Flutrinnen und im mesophilen Auengrünland .

Wilcoxon Test mit Bonferroni-Holm Korrektur: *: p < 0 .025, **: p < 0 .005 . 1 - Pflanzen gehören nur zum Potentillo-Polygonetalia Tx . 1947, 2 - Pflanzen gehören nur zum Arrhenatherion elatioris W . Koch /Arrhenatheretalia Tx . 1931 .

tula und Potentilla supina wieder nachgewiesen ringer als 1998 . Im feuchten Auengrünland wur- werden; hinzu kamen Acker-Hahnenfuß (Ranun- den für die krautigen Pflanzenarten signifikante culus arvensis, RL 2) sowie Knoblauch-Gamander Unterschiede in der durchschnittlichen Arten- (Teucrium scordium, RL 3) . Der Knoblauch-Ga- zahl zwischen 1998 und den Jahren 1999, 2004, mander ist besonders hervorzuheben, da er von 2005 und 2006 festgestellt . Die meisten signifi- 2004 bis 2006 an der gleichen Stelle in der Flut- kanten Unterschiede waren in der durchschnitt- rinne vorhanden war . Es kann angenommen wer- lichen Artenzahl im mesophilen Auengrünland den, dass diese Art durch das Sommerhochwasser für die Gräser und krautigen Pflanzenarten zwi- 2002 auf die Probeflächen einwandern und sich schen 2003 und allen Jahren vor bzw . nach dem seitdem dort etablieren konnte (Abb . 2) . Obwohl Sommerhochwasser vorhanden (Abb . 3) . Hier der Kantige Lauch 2003/2004 auf den Probeflä- kam es nach dem Hochwasserereignis zu einem chen fehlte, war er 2005/2006 wieder kontinuier- deutlichen Anstieg in der mittleren Artenzahl lich vorhanden . Als weitere gefährdete Pflanzen- insbesondere bei den krautigen Pflanzenarten . art konnte im Jahr 2005 das Gottes-Gnadenkraut Ob dieser Anstieg ausschließlich auf eine hoch- (Gratiola officinalis, RL 3) nachgewiesen werden . wasserbedingte Ausbreitung von Diasporen zu- Der Sumpfquendel wurde im Jahr 2006 wieder rückzuführen ist, müssen Folgeuntersuchungen auf einer Probefläche gefunden, auf der er bereits mit längeren Datenreihen klären . 1998 vorkam . Das Sommerhochwasser 2002 hatte nicht nur Die in Abbildung 3 dargestellten mittleren Arten- Auswirkungen auf die Artenzahlen der Pflan- zahlen zeigen insbesondere Veränderungen bei zen, sondern auch auf die durchschnittlichen den krautigen Pflanzenarten . Die durchschnitt- Deckungsgrade der Pflanzenarten und damit liche Artenzahl der Gräser pro Probefläche ist in auf die Zusammensetzung der Pflanzengemein- den Flutrinnen nur im Jahr 2003 signifikant ge- schaften .

90 In den Jahren 1998/1999, vor dem Sommerhoch- Obwohl sich diese oben genannten Pflanzenarten wasser, war die Zusammensetzung der Pflan- in ihren Abundanzen schnell wieder erholt haben zengemeinschaften der Probeflächen in allen und ab 2004 wieder vergleichbare Deckungsgra- drei Biotoptypen ähnlich . Während sich die Zu- de wie 1998/1999 erreichten, zeigen andere Pflan- sammensetzung der Pflanzengemeinschaften zenarten über einen längeren Zeitraum geringere im feuchten Auengrünland in den Jahren vor Deckungsgrade als vor dem Sommerhochwasser . und nach dem Sommerhochwasser kaum un- Diese Veränderungen sind im Wesentlichen auf terschieden, hat sich die Zusammensetzung der die signifikante Zunahme des durchschnittlichen Pflanzengemeinschaften in den Flutrinnen und Deckungsgrades pro Probefläche von acht Pflan- im mesophilen Auengrünland vor und nach dem zenarten in den Flutrinnen und acht Pflanzenar- Sommerhochwasser deutlich verändert . Dies ist ten im mesophilen Auengrünland sowie auf die auf Abundanzänderungen einzelner Pflanzen- signifikante Abnahme der Abundanzen von fünf arten in den jeweiligen Biotoptypen nach dem Pflanzenarten in den Flutrinnen und drei Pflan- Sommerhochwasser 2002 zurückzuführen . In den zenarten im mesophilen Auengrünland zurück- Flutrinnen ist eine kurzfristige signifikante Ab- zuführen (Tab . 3) . nahme des durchschnittlichen Deckungsgrades Alle Pflanzenarten im mesophilen Auengrünland (2003 im Vergleich zu den Jahren vor dem Som- mit deutlich geringeren durchschnittlichen De- merhochwasser) für den Flutenden Schwaden ckungsgraden in den Jahren nach dem Sommer- (Glyceria fluitans) (p < 0 .025), den Großen Schwa- hochwasser im Vergleich zu 1998/1999 gehören den (Glyceria maxima) (p < 0 .005) und den Was- zu den typischen Arten der Glatthafer-Wiesen . serpfeffer (Persicaria hydropiper) (p < 0 .025) nach- Obwohl die durchschnittlichen Deckungsgrade weisbar . Im mesophilen Auengrünland konnten dieser Arten bis zum Jahr 2006 langsam wieder für den Gewöhnlichen Rot-Schwingel (Festuca anstiegen, blieben sie doch insgesamt unter den rubra) und den Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum Werten von vor dem extremen Sommerhochwas- sect. Ruderalia) (p < 0 .005) signifikante Deckungs- ser zurück . gradabnahmen nur im Jahre 2003 festgestellt Überraschend in den Flutrinnen ist der Rück- werden . gang der durchschnittlichen Deckung der über- flutungstoleranten Arten Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera), Abb. 3: Mittlere Artenzahlen je Probefläche und Standardab- Rotgelbes Fuchsschwanzgras (Alo- weichung der Gräser und krautigen Pflanzenarten zusammen- pecurus aequalis) und Knick-Fuchs- gefasst nach Biotoptypen für die Jahre 1998, 1999 sowie 2003 schwanzgras (Alopecurus genicula- bis 2006 . tus), die zu den Flutrasenarten ge- hören und durch eine hohe Über- Sommerhochwasser 2002 Kräuter Gräser flutungstoleranz gekennzeichnet 40 sind .

30 4 Diskussion

In den Auen wird die Pflanzenar- 20 tenzusammensetzung durch die hydrologischen Faktoren Über- Artenzahl pro Probefläche 10 flutungszeitpunkt, -dauer und -häufigkeit der Standorte sowie die Überflutungstoleranz der Mittlere

0 Pflanzenarten bestimmt (Hügin

04 98

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06 05 04

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06 99 05 03 03 99 03 & Heinrichfreise 1992, Leyer 2002) . Die drei betrachteten Unter- Flutrinnen feuchtes mesophiles suchungsgebiete sind durch eine Auengrünland Auengrünland relativ naturnahe Überflutungs-

91 dynamik, d . h . regelmäßige Frühjahrshochwasser gut an die anoxischen (Sauerstoff zehrende) Be- sowie gelegentliche Winterhochwasser, charak- dingungen im Frühjahr angepasst sind und da- terisiert (siehe Scholz et al . in diesem Heft, S . 58 mit eine hohe Überflutungstoleranz aufweisen ff) . Die hier vorkommenden Pflanzenarten sind (Crawford & Braendle 1996), zeigen einen deut- an diese hydrologischen Bedingungen angepasst lichen Rückgang in der durchschnittlichen De- (Blom & Voesenek 1996, Lytle & Poff 2004) . Die ckung je Probefläche in 2003 im Vergleich zu den Schwankung der Hochwasserintensität bewirkt Jahren vor dem Sommerhochwasser . Hellwig et allerdings, dass sich der Besiedlungsbereich al . (1999) charakterisierten den Großen Schwaden überflutungssensitiver Pflanzenarten in Jahren als sensitiv gegenüber direkter Überströmung in mit kurzzeitigen Hochwassern erweitert, wäh- der Vegetationsperiode, wodurch der unmittelba- rend er in Jahren mit längeren und intensiveren re Rückgang in der durchschnittlichen Deckung Hochwassern verkleinert wird (z .B . Tüxen 1954, unmittelbar nach dem Sommerhochwasser er- Vervuren et al . 2003) . Ein weiterer Faktor, der klärt werden kann . Bereits im Jahr 2004 gibt es die Ausbreitung von Pflanzenarten in der Aue be- keinen Unterschied in der durchschnittlichen stimmt, ist der Zeitpunkt des Hochwassers . Som- Deckung des Großen Schwadens im Vergleich zu merhochwasser verringern die Ausbreitungs- den Jahren vor dem extremen Sommerhochwas- fähigkeit von überflutungssensitiven Pflanzen- ser, was auf eine schnelle Erholung des Bestandes arten auf selten überschwemmten Standorten schließen lässt . (Klimesˇová 1994, van Eck et al . 2002, 2005, 2006), Pflanzenarten des Flutrasens, wie Weißes Strauß- während Frühjahrshochwasser kaum Einfluss auf gras (Agrostis stolonifera), Rotgelbes Fuchs- diese Arten haben . schwanzgras (Alopecurus aequalis) und Knick- So tolerieren hochwassersensitive Pflanzenar- Fuchsschwanzgras (Alopecurus geniculatus), ten, wie der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) sind durch eine hohe Überflutungstoleranz ge- und das Wiesen-Knäuelgras (Dactylis glomerata), kennzeichnet (Ellenberg et al . 2001) . Trotzdem Winterhochwasserereignisse, während sich bei zeigen sie in dieser Untersuchung in den Jahren Sommerhochwasserereignissen ihre Vorkom- nach dem Sommerhochwasser im Vergleich zu men deutlich in höher gelegene Bereiche ver- 1998/1999 in den Flutrinnen eine deutliche Ab- schieben (van Eck et al . 2006) . Dies spiegelt sich nahme in der durchschnittlichen Deckung . Das auch in der vorliegenden Untersuchung wider . überrascht, da Flutrasen-Gesellschaften durch Infolge der Sensitivität vieler Pflanzenarten im ein Sommerflutereignis in Untersuchungen von mesophilen Auengrünland gegenüber Sommer- Balátová-Tulaková (1968) in Südmähren und hochwasser ist der unmittelbare Rückgang der in der Südwestslowakei profitiert haben . Deshalb Pflanzenartenanzahl im Jahr 2003, ein Jahr nach müssen weitere Faktoren als die Überflutungsto- dem Sommerhochwasser, in dieser Untersuchung leranz betrachtet werden: Das Jahr 2003 war durch erwartungsgemäß eingetreten und steht im Ein- eine extreme Sommertrockenheit in Deutschland klang mit den Ergebnissen von Balátová-Tula- gekennzeichnet (BfG 2006) . Extreme Trockenheit ková (1968), van de Steeg & Blom (1998) sowie lässt den Oberboden austrocknen und schnell Redecker (2004) . Obwohl die Pflanzenartenzahl härten . Dies hat negative Auswirkungen auf die im mesophilen Auengrünland schnell wieder das Etablierung von Sämlingen und auf die Überle- Niveau vor dem Sommerhochwasser erreichte bensrate der hygrophytischen Arten (Ryser 1993, (Abb . 3), sind die durchschnittlichen Deckungs- Stampflie & Zeiter 1999, Donath et al . 2006), grade sensitiver Pflanzenarten gegenüber dem womit die deutliche Abnahme des durchschnitt- Sommerhochwasser auch noch vier Jahre später lichen Deckungsgrades dieser Flutrasenarten er- deutlich geringer . Untersuchungen aus den Nie- klärt werden kann . Zusätzlich können in extrem derlanden am Rhein belegen auch noch nach trockenen Zeiten trockenheitstolerante Pflanzen- 14 Jahren vergleichbare Auswirkungen in der Zu- arten durch die Keimbildung Standorte für tro- sammensetzung der Pflanzengemeinschaften, ckenheitssensitive Arten blockieren (Donath et verursacht durch ein Sommerhochwasser (van al . 2006) . Eck et al . 2006) . Außergewöhnliche Hochwasserereignisse wäh- Pflanzenarten der Flutrinnen, beispielsweise der rend der Vegetationsperiode sind meist mit ei- Große Schwaden (Glyceria maxima), die sehr ner radikalen Änderung der Pflanzenartenzu-

92 sammensetzung verbunden (Brock et al . 1987, Zusammenfassung Bendix 1998, Sparks et al . 1998) . Obwohl das Sommerhochwasserereignis 2002 an der Elbe als Für die Zusammensetzung der Pflanzengemein- 100-jähriges Hochwasserereignis eingestuft wur- schaften des Auengrünlandes sind Dauer, Höhe de (Schiermeier 2003, Petrow et al . 2007), konn- und Zeitpunkt der Überflutungen sowie Grund- te in den hier dargestellten Beobachtungen der wasserflurabstände die entscheidenden Parame- Auengrünländer nur ein geringer Effekt auf die ter . Bisher gibt es kaum Untersuchungen, die den Pflanzenartenzusammensetzung nachgewiesen Einfluss von extremen Hochwasserereignissen werden . Ein Hauptgrund für den geringen Ein- quantifizieren . Der vorliegende Beitrag unter- fluss auf die Pflanzengemeinschaften ist wahr- sucht umfassend die Auswirkungen des Elbe- scheinlich das Fehlen fluvial-geomorphologischer hochwassers 2002 auf die Pflanzengemeinschaf- Prozesse, wie Bodenerosion und -akkumulation . ten im Auengrünland an der Mittleren Elbe . Dazu Diese Prozesse sind eine wichtige Voraussetzung wurden die floristischen Daten vor dem Sommer- für Veränderungen sowohl der Artenzusammen- hochwasser (1998/1999) mit denen der Folgejahre setzung als auch der Vegetationsmuster (Hupp & (2003 bis 2006) auf exakt denselben Probeflächen Osterkam 1985, Salo et al . 1986, Rood et al . 1998) . verglichen . Nur das mesophile Auengrünland Allerdings wurden fluvial-geomorphologische weist im Jahr 2003 einen deutlichen Artenverlust Prozesse an anderen Auenabschnitten an der auf, während in den Flutrinnen und im feuchten Elbe beobachtet (Haase et al . 2004) . Auengrünland in den Folgejahren vergleichbare Artenzahlen wie vor dem Sommerhochwasser er- reicht werden . Bezüglich des durchschnittlichen 5 Schlussfolgerung Deckungsgrades der Pflanzenarten je Probefläche zeigen sich sowohl in den Flutrinnen als auch im Obwohl Pflanzen in Auen an Überflutung und mesophilen Auengrünland deutliche Verände- Trockenheit angepasst sind, führen Extremereig- rungen nach dem Sommerhochwasser . Die Ursa- nisse, wie außergewöhnliche Sommerhochwas- chen für diese Deckungsgradunterschiede sind ser und ausgeprägte Trockenheit, zu Verände- einerseits im extremen Sommerhochwasser 2002 rungen in der Zusammensetzung der Pflanzen- und andererseits in der extremen Trockenheit gemeinschaften . Durch das großflächige Fehlen 2003 begründet . von fluvial-geomorphologischen Prozessen in den Untersuchungsgebieten waren diese Verän- derungen im Wesentlichen nur auf die Flutrinnen Literatur und das mesophile Auengrünland beschränkt . Durch Klimaveränderungen wird ein Anstieg Amarell, U. & S . Klotz (2009): Struktur und Dynamik charakteristischer Pflanzenpopulationen und Vege- von außergewöhnlichen Sommerhochwassern tationstypen mitteldeutscher Auen als Indikatoren (Mudelsee et al . 2003, Jentsch et al . 2007) und der Standortbedingungen . - In: Scholz, M., Henle, K., Sommertrockenheit (Solomon et al . 2008) an- Dziock, F., Stab, S. & F. Foeckler (Hrsg ):. Entwicklung genommen, so dass sich die Zusammensetzung von Indikationssystemen am Beispiel der Elbaue . - der Pflanzengemeinschaften im gesamten Au- Stuttgart (Ulmer Verlag): 171-202 . Bendix, J . (1998): Impact of a flood on southern Cali- engrünland grundlegend verändern kann . Bisher fornia riparian vegetation . - Physical Geography 19: kann jedoch auf Grund der Komplexität der Pflan- 162-174 . zengemeinschaften weder die Richtung noch die BfG - Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg .) Geschwindigkeit der Veränderungen quantifi- (2006): Niedrigwasserperiode 2003 in Deutschland . ziert werden . Deshalb ist ein Langzeitmonitoring Ursachen - Wirkungen - Folgen . - Koblenz . - BfG-Mit- teilungen 27 . mit standardisierten Methoden wichtig, um die Blom, C . W . P . M . & L . A . C . J . Voesenek (1996): Flooding: langfristigen Effekte von Sommerhochwasser The survival strategies of plants . - Trends in Ecology und Trockenheit auf die Auenbiodiversität erfas- and Evolution 11: 290-295 . sen und bewerten zu können . Braun-Blanquet, J . (1964): Pflanzensoziologie . Grund- züge der Vegetationskunde . - Berlin/ Wien/ New York (Springer) .

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Anhang im Internet Tab .: Gesamterfassung aller Pflanzenarten für die einzelnen Untersuchungsgebiete und betrachteten Jahre unter: http://www .ufz .de/index php?de=18870.

95 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 96–101 Der Einfluss des Elbehochwassers 2002 auf die Schmetterlingsfauna eines Sandtrockenrasens in der Muldeaue bei Dessau Timm Karisch

1 Einführung Überschwemmungsaue am Südrand von Dessau, östlich der Mulde . Südlich von Wurzen verlässt die Vereinigte Mul- Überflutungen des Auengrünlandes zwischen de das Sächsische Hügelland und strömt in einer den Deichen kommen regelmäßig vor, wobei er- flachen, meist drei bis vier Kilometer breiten Tal- wartungsgemäß die grundwassernahen Flächen wanne nach Norden, oftmals eingerahmt von Tal- deutlich häufiger betroffen sind als die grund- sandterrassen . Oberhalb von Dessau weitet sich wasserfernen . Werden Letztere überstaut, so ist das Muldetal in Richtung Osten und vereinigt die gesamte Überflutungsaue wassergefüllt . sich mit der Elbeaue . Nördlich von Dessau mün- Kleine, wenig bewegungsaktive Tierarten haben det die Mulde in die Elbe . kaum Rückzugsmöglichkeiten und viele ertrin- Für die zwischen den Deichen gelegenen Auenab- ken im Wasser . Dies gilt z .B . für Schmetterlings- schnitte an der Mulde war eine Wiesen- und Wei- raupen und bei längerer Dauer der Überstauung denutzung sehr charakteristisch . Fand R. Hundt auch für Eier, Puppen und Falter . Darum erschien während seiner vegetationskundlichen Untersu- es sehr interessant, die Folgen der ausgedehnten chungen Mitte der 1950er Jahre noch ein reiches und hohen Überflutung der Muldeaue im August Spektrum an verschiedenen Wiesen- und Weide- 2002 am Beispiel der Schmetterlingsfauna eines gesellschaften vor (Hundt 1958, 2001, 2007), so Sandtrockenrasens in der Aue östlich von Dessau prägt die „moderne“ Muldeaue homogenes, que- zu studieren . ckenreiches Intensivgrünland (Karisch 2005) . Schon Hundt (1958) verweist auf die Ausbildung von sandtrockenrasenähnlichen Wiesengesell- 2 Charakterisierung des schaften auf wasserzügigem Substrat (sandige Untersuchungsgebietes Lehme oder lehmige Sande), die in dieser Form der Überflutungsaue der Elbe mit ihren schwere- Die den Kiebitz- und Trockenheger bildende ren Böden weitgehend fehlen . Gepaart mit einer Sandauflage der Mulde liegt etwa 30 bis 70cm gewissen Nährstoffarmut etablierten sich auf über dem Niveau der angrenzenden Aue . Sie solchen Standorten die Pechnelken-Rotschwin- wird folglich nur bei überdurchschnittlichem gelwiesen . Düngung, Bewässerung und intensive Hochwasser tatsächlich nennenswert überstaut . Nutzung führten in den vergangenen 50 Jahren Das Gebiet wurde in der Vergangenheit extensiv dazu, dass auch auf die meisten dieser Standorte genutzt . Seit etwa 20 Jahren liegen die Flächen die heute weit verbreiteten, queckenreichen In- brach und verbuschen zunehmend . Auf größeren tensivgrünländer übergriffen (vgl . Hundt 2001, Abschnitten dehnen sich mittlerweile auch Land- Karisch 2005) . Nur auf sehr ausgeprägt sandig- Reitgras-Fluren aus . Eine detaillierte vegetati- kiesigen, besonders grundwasserfernen Plätzen onskundliche Kartierung der Sandtrockenrasen finden sich heute noch Sandtrockenrasen der des Kiebitzhegers erfolgte in den 1990er Jahren Armerion-Gesellschaften . Während sie z .B . bei (Karisch 2005) . Teilweise sind die Trockenrasen Hohenprießnitz durch intensive Beweidung sehr der Heidenelken-Grasnelkenflur (Diantho delto- artenarm sind, hielten sie sich in artenreicher ides-Armerietum elongatae Krausch ex Pötsch Ausprägung in einem relativ großen Bereich der 1962) zuzuordnen, z . T . sind es aber auch nicht

96 onskundlichen und entomologi- schen Kartierung der Auengebiete von Elbe, Mulde und Saale fanden von 1994 bis 1996 Untersuchungen zur Schmetterlingsfauna auf dem Sandtrockenrasen des Kiebitzhe- gers statt . Für die Studien wurde eine mit einem Diantho-Armerie- tum bestandene Referenzfläche im Nordteil des Kiebitzhegers aus- gewählt, die mit einzelnen Rosen (Rosa spp ),. Weißdorn (Crataegus spec ). und Wildbirnen (Pyrus py- raster) durchsetzt ist . Es wurden Tagbeobachtungen und Lichtfänge Abb. 1: Sandtrockenrasen und angrenzende Laubgebüschflur durchgeführt . Zum Lichtfang wur- auf dem Kiebitzheger bei Dessau . Foto: T . Karisch (1995) . de eine knapp über dem Bewuchs installierte Lichtquelle (125 W HQL) benutzt, um die Lichtwirkung auf den Trockenrasen zu begrenzen . näher klassifizierbare Fragmente von Grasnel- Die Lichtfangdauer betrug drei bis vier Stunden . kenfluren (Armerion elongatae Krausch 1961), Die Anzahl der beobachteten Exemplare einer Art die vielleicht zu der von sandigen Uferteilen an wurde geschätzt . der Elbe von Hundt (1958) beschriebenen Festu- Die in diesem Beitrag besprochenen Großschmet- ca ovina-Thymus serpyllum-Gesellschaft tendie- terlinge sind hinsichtlich der Biologie und Ökolo- ren . Charakteristische Gefäßpflanzenarten sind gie recht gut bekannt . Darum sind sie sehr gut für Grasnelke (Armeria maritima ssp . elongata), Be- synökologische Untersuchungen geeignet . Die haarte Segge (Carex hirta), Acker-Hornkraut (Ce- angewandte Methodik der Lichtfänge orientiert rastium arvense), Sand-Hornkraut (Cerastium se- sich an Bembenek & Krause (1984) .Zwischenzeit- midecandrum), Heide-Nelke (Dianthus deltoides), lich bestätigte Wirooks (2005) durch Vergleichs- Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Zy- untersuchungen von Raupenlebensräumen und pressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Rot- Lichtfangergebnissen die noch in Bembenek & Schwingel (Festuca rubra agg .), Schaf-Schwingel Krause (1984) diskutierte Auffassung, dass auch (F. ovina), Rauhblatt-Schwingel (F. brevipila), Klei- mit dieser Methode geeignete Daten zu den nes Schillergras (Koeleria macrantha), Schmal- Schmetterlingen eines Lebensraumes erhoben blättriges Rispengras (Poa angustifolia), Kleiner werden können, wenn insbesondere schwierig zu Ampfer (Rumex acetosella), Kleiner Klee (Trifoli- interpretierende Randeffekte minimiert werden um dubium) und Wildes Stiefmütterchen (Viola sollen . Bei der Auswahl der Untersuchungsfläche tricolor) . Punktuell finden sich auch größere Be- auf dem Kiebitzheger wurde dieser Forderung stände von Echtem Labkraut (Galium verum) und Rechnung getragen . Sand-Thymian (Thymus serpyllum) . Letzterer ist Für die Prüfung von Anhaltspunkten für eine in der Überflutungsaue der Mulde extrem selten Beeinflussung der Fauna durch das August- geworden und wird auch auf dem Kiebitzheger Hochwasser 2002 werden 46 der nachgewiese- stark durch konkurrenzstärkere Gräser bedrängt . nen Arten nicht berücksichtigt, da von ihnen nur Einzelnachweise vorlagen . Weitere sieben Arten werden aus der Betrachtung ausgeschlossen, da 3 Material und Methoden sie aufgrund der Lage der Exkursionstermine nur vor oder nach dem Hochwasser beobachtet wer- Im Rahmen des Anfang der 1990er Jahre initiier- den konnten . ten Forschungsprogrammes des Museums für Na- Durch das Extremhochwasser im August 2002 turkunde und Vorgeschichte Dessau zur vegetati- wurde auch der Trockenrasen des Kiebitzhegers

97 überflutet . Hier stand das Wasser vom 14 . bis wähnt . Köppel konnte in der Rastatter Rheinaue zum 18 . August ca . 30 bis 50 cm hoch . Da krauti- allerdings auch keine trockenen Auenwiesen ge Pflanzen zumeist von der Last des strömenden (mehr) untersuchen, sondern nur trockene Hoch- Wassers niedergedrückt wurden, standen den wasserdämme . Insofern scheinen trockene Hoch- Insekten nur Bäume und Sträucher als Flucht- wasserdämme auch kein ausreichender Ersatzle- quartiere zur Verfügung . Ausgehend von den bensraum für verloren gegangene trockene Au- Erhebungen in den 1990er Jahren bestand die enwiesen zu sein . Möglichkeit, den Einfluss des Hochwasserereig- Der geringe Anteil stenotoper Elemente an der nisses auf die Schmetterlingsfauna festzustellen . Zusammensetzung der Fauna des untersuchten Leider erlaubten die Rahmenbedingungen am Sandtrockenrasens auf dem Kiebitzheger imple- Naturkundemuseum Dessau aber nur noch weni- mentiert auch eine geringe Anzahl bestandsge- ge Untersuchungstermine . Somit können in der fährdeter Arten . Tatsächlich sind in der Roten-Lis- vorliegenden Arbeit nur Tendenzen erkannt und te Sachsen-Anhalts (Schmidt et al . 2004) nur we- diskutiert werden . nige Spezies enthalten (siehe Anlage im Internet) . Von Boloria dia wurde nur vor dem Hochwasser ein Exemplar beobachtet . Diese Art breitet sich 4 Ergebnisse aus bisher nicht bekannten Gründen seit etwa zehn Jahren im Bereich der Muldeaue, Dübener Während der Erfassungen konnten 193 Arten der Heide (Kellner 2006) und im angrenzenden so genannten Großschmetterlinge nachgewiesen Sachsen (Reinhardt 2007) aus, so dass die regi- werden (siehe Anlage im Internet) . Die Artenge- onale Gefährdung derzeit anders zu bewerten ist . meinschaft des untersuchten Sandtrockenrasens Die als „gefährdet“ eingestuften Arten sind bis setzt sich erwartungsgemäß aus Vertretern des auf Aetheria bicolorata charakteristische Vertre- Grün- bzw . Offenlandes und aus Arten der Gebü- ter von Trockenrasen . Melitaea cinxia bevorzugt sche, Auengehölze und Waldränder zusammen Waldlichtungen und -schneisen außerhalb der und widerspiegelt so die Vegetationsverhältnis- Auen . Aetheria bicolorata ist eher für die Saum- se . Durch Anwendung der beschriebenen Metho- bereiche der lichten Gebüsche und Gehölzgrup- de wurden dabei etwa doppelt so viele Arten des pen in etwas feuchteren Grünlandbereichen ty- Offen- und Grünlandes wie Spezies der Gehölz- pisch (Bergmann 1954) . Von den sonstigen Rote fluren erfasst . Liste-Arten sind nur noch Amphipoea oculea und Auf der Grundlage umfangreicher Erhebungen Heliophobus reticulata als charakteristisch für gliederte Karisch (2005) die im Grünland der Halbtrockenrasen anzusehen . Die flugfreudige mitteldeutschen Auen nachgewiesenen Schmet- Heliothis viriplaca wird vermutlich nicht in der terlingsarten entsprechend der Schwerpunkte Nähe des Untersuchungsgebietes zur Entwick- ihres Vorkommens . In dieser Arbeit wurde fest- lung kommen und Earias clorana ist den Weich- gestellt, dass gerade die Grasnelkenfluren und holz-Auenwaldresten entlang der Mulde und den halbtrockenen Wiesengesellschaften, verglichen größeren Altarmen in der Aue zuzurechnen . mit ähnlichen oder gleichen Pflanzengesellschaf- Insgesamt konnten 102 Arten sowohl vor als auch ten außerhalb der Auen, nur sehr schwach durch nach dem Hochwasserereignis auf dem Sandtro- charakteristische Schmetterlingsarten besiedelt ckenrasen des Kiebitzhegers nachgewiesen wer- werden . Dies bestätigen auch die auf dem Kie- den, während ausschließlich 18 Arten vor und bitzheger erhobenen Daten . Lediglich 22 der ins- 27 Arten nach den Überschwemmungen kartiert gesamt 133 festgestellten Arten des Offen- und wurden . Schließt man von diesen Spezies noch Grünlandes haben wenigstens etwas spezifische- jene Vertreter aus, die nur maximal zweimal im re Lebensraumansprüche, während alle anderen Untersuchungsraum beobachtet wurden bzw . als euryök zu bezeichnen sind . Von diesen 22 Ar- deren Raupen-Nahrungspflanzen weit außer- ten sind nur acht als wirklich typische Vertreter halb des untersuchten Standortes vorkommen, so der Halbtrocken- und Sandtrockenrasen anzu- verbleiben 36 Arten, die möglicherweise auf das sprechen (Abb . 2; vgl . auch Anlage im Internet) . Hochwasserereignis reagiert haben . Bis auf Scopula ornata und Apamea sublustris Nach den Überschwemmungen blieben mit Tha- werden diese Arten von Köppel (1997) nicht er- lera fimbrialis, Idaea ochrata, Idaea muricata,

98 an die Aue angrenzenden, nicht überfluteten Bereichen auftreten, wird eine Wiederbesiedlung des Kiebitzhegers nur eine Frage der Zeit sein . Die nächsten Fundpunkte von Th. fimbrialis liegen in der Mo- sigkauer bzw . Oranienbaumer Hei- de . Von Coenonympha pamphilus ist die Generationsfolge im Gebiet noch nicht geklärt . Zum Zeitpunkt des Hochwassers dürften haupt- sächlich Imagines vorgekommen sein . Die Überflutungsdauer des Geländes von 4 Tagen war offen- bar zu lang, um ein Überdauern der Falter zu gewährleisten . Tagexkur- sionen zur Flugzeit ab 2003 fehlen . Von einer Wiederbesiedlung des Gebietes durch die auch außerhalb der Aue weit verbreiteten Art ist auszugehen . Die vor dem Hoch- wasser auf dem Sandtrockenrasen regelmäßig gefundene Aplocera plagiata müsste zum Zeitpunkt der Überflutung als Puppe oder frisch geschlüpfter Falter vorhan- den gewesen sein . Die vorgelegten Abb. 2: Typische Schmetterlingsarten des untersuchten Sand- Daten sprechen stark dafür, dass trockenrasens . Foto: Museum für Naturkunde und Vorgeschich- beide Stadien empfindlich auf die te Dessau . Überstauung reagierten . Philereme 1 - Lycaena tityrus (♂), 2 - Lycaena tityrus (♀), 3 - Lythria cruenta- transversata erlebte das Hochwas- ria, 4 - Hyles euphorbiae, 5 - Heliophobus reticulatus, 6 - Amphi- ser im Ei- oder Jungraupenstadi- poea oculea, 7 - Scopula ornata, 8 - Apamea sublustris, 9 - Aplasta um . Die Art frisst ausschließlich an ononaria Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), dessen nächstgelegener Standort nicht bekannt ist, so dass für das Nichtauffinden der Art noch keine Idaea deversaria, Camptogramma bilineata und plausible Erklärung gefunden werden konnte . Hoplodrina octogenaria Arten aus, die zum Zeit- Die Bewertung des Auftretens von 24 Arten aus- punkt des Ereignisses als Jungraupen oligophag schließlich nach dem Hochwasserereignis 2002 an Kräutern der Grasnelkenflur bzw . angrenzen- ist schwierig . Ein „Einschwemmen“ neuer Arten der Säume gefressen haben . Da die ersten Lar- dürfte eher eine große Ausnahme sein . Darum venstadien empfindlich sind und naturgemäß sei an die Tatsache erinnert, dass die Untersu- nur kleinere Strecken auf der Flucht vor dem chungsdichte vor dem Hochwasser zu gering war, Wasser kriechen können, scheint das Verschwin- um ein annähernd vollständiges Bild der Fauna den dieser Arten plausibel und nicht nur auf die des betrachteten Gebietes aufzeigen zu können . vergleichsweise geringe Untersuchungsdichte Viele Arten, die nur dort oder in der näheren Um- zurückzuführen zu sein . Gleiches gilt für die als gebung suboptimale Entwicklungsbedingungen Raupe an Hochstauden fressende Eupithecia sub- finden, können einfach übersehen worden sein . fuscata . Da die genannten Arten – mit Ausnahme Dies wird angenommen für die an Gehölzen le- von Th. fimbrialis – aber ebenfalls in unmittelbar benden Macaria liturata, Plagodis dolabraria,

99 Biston betularia sowie für die im Grün- und Of- 5 Schlussfolgerungen fenland euryöken Macrothylacia rubi, Eupithecia centaureata, E. succenturiata, Hoplodrina blanda, Schmetterlinge können säkulare Ereignisse, wie Dipterygia scabriuscula, Mesapamea spec ., Diarsia das Augusthochwasser vom Jahre 2002 mehr oder rubi und Xestia triangulum bzw . die etwas trocke- weniger tolerieren . Voraussagen über die tatsäch- nere Grünlandbereiche präferierenden Actinotia lichen Auswirkungen eines Hochwassers auf die polyodon und Sideridis albicolon . Cucullia umbra- Schmetterlingsfauna sind schwierig zu treffen . tica ist mit Tagexkursionen und Lichtfang schwer Darum sind außerhalb des Überschwemmungs- nachzuweisen und Thaumetopoea processionea gebietes gelegene, gleichartige Lebensräume unterliegt ausgesprochenen Bestandsschwan- wichtig, von denen aus die Wiederbesiedlung des kungen, die alljährliche Nachweise erschweren . Auenbereiches nach einem Extinktionsereignis Bemerkenswert ist, dass nach dem Hochwasser- möglich ist . Eine wesentliche Voraussetzung zur ereignis verstärkt Arten beobachtet wurden, die nahezu vollständigen Etablierung der Fauna bis eher für frische Grünländer bzw . Hochstauden- hin zum Zustand vor dem Hochwasser ist jedoch fluren typisch sind: Scopula immutata, Xanthor- ein komplexer und funktionsfähiger Biotopver- hoe spadicearia, Euphyia unangulata, Amphipoea bund, der sich nicht nur auf die Aue beschränkt, fucosa, Lacanobia suasa, Mamestra brassicae, sondern sowohl Auenlebensräume als auch Le- Tholera decimalis und Spilosoma lubricipeda . Ein bensräume außerhalb der Auen miteinander Einfluss des Hochwassers ist hier nicht erkenn- vernetzt . In diesem Zusammenhang ist ein funk- bar . Vielmehr waren Frühjahr und Sommer 2003 tionsfähiger Biotopverbund von entscheidender ausgesprochen trocken und dürften den Bestän- Bedeutung . den mesophiler Arten nicht besonders zuträglich gewesen sein . Darum werden hier „normale“ Einflussfaktoren (insbesondere Witterung) ver- Zusammenfassung mutet, auf die diese Erscheinung zurückzuführen ist, wenngleich veränderte Prädatorenverhältnis- Auf einem Sandtrockenrasen (Diantho-Arme- se durch die Überflutung und nachfolgende Tro- rietum) einer Niederterrasse in der Überflu- ckenheit nicht ausgeschlossen werden können . tungsaue der Mulde bei Dessau (Kiebitzheger) Die drei lebensraumtypischen Rote Liste-Arten wurde zwischen 1994 und 1996 sowie nach dem Aplasta ononaria, Scopula ornata sowie Costa- Augusthochwasser 2002 bis zum Jahr 2005 die convexa polygrammata wurden durch das Hoch- Großschmetterlingsfauna kartiert . Dabei wurden wasserereignis im August 2002 nicht nachhaltig 193 Arten nachgewiesen . Von diesen sind 133 als in ihrem Bestand geschädigt und konnten auch Grün- und Offenlandarten zu charakterisieren, danach im Gebiet gefunden werden . Zumindest von denen lediglich 22 engere Bindungen an be- Aplasta ononaria muss während des Hochwas- stimmte Lebensräume zeigen . Nur acht Arten sers ebenfalls im Ei- oder Jungraupenstadium davon sind typisch für Sandtrockenrasen . Sechs (an Kriechender Hauhechel) vorgekommen sein, der nachgewiesenen Spezies haben lt . Roter Liste ebenso Costaconvexa polygrammata als Raupe an Sachsen-Anhalts (Schmidt et al . 2004) einen Ge- Labkrautarten . Auch andere Arten, wie z .B . Chias- fährdungsstatus, drei stehen in der Vorwarnliste . mia clathrata oder Ochropleura plecta, müssen die 138 der aufgefundenen Großschmetterlingsar- Überflutung als Jungraupe überlebt haben . Dies ten wurden hinsichtlich ihres Auftretens vor ist ein Hinweis darauf, dass die Beeinflussung und nach dem extremen Hochwasser betrachtet . dieser Artengruppe zwar besonders stark war, die Die große Mehrzahl hat die viertägige, ca . 50 cm „Auswahl“ für das zeitweilige Auslöschen einzel- hohe Überstauung überstanden und war wei- ner Arten aber durchaus auch eine zufällige ge- terhin auf dem Sandtrockenrasen nachweisbar . wesen sein kann . Die Generationsfolge von Sco- 12 Arten scheinen tatsächlich nur bis zum Hoch- pula ornata ist im Untersuchungsgebiet unklar . wasserereignis vorgekommen zu sein . Die meis- Sie scheint zwei Generationen zu bilden, so dass ten erlebten die Überflutung im Ei- oder frühen die Art während der Überflutung möglicherwei- Larvenstadium, was eine Bestandsbeeinflussung se auch im Ei- oder Jungraupen-Stadium vorkam durch die Überstauung als plausibel erscheinen (Raupe an Sand-Thymian) . lässt . Einige Arten überdauerten aber offenbar

100 die Überstauung im frühen Larvenstadium, so Köppel, C . (1997): Die Großschmetterlinge (Makrolepi- dass, die Selektion wohl eher zufällig erfolgte . 24 doptera) der Rastatter Rheinaue: Habitatwahl sowie Überflutungstoleranz und Überlebensstrategien bei Arten wurden nur nach dem Hochwasserereignis Hochwasser . - Neue Ent . Nach . 39: 1-624 . gefunden . Die ökologischen Ansprüche dieser Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & Spezies lassen allerdings keinen Zusammenhang G. Fiedler (2007): Tagfalter von Sachsen . - In: Klaus- mit dem Ereignis erkennen . nitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg ):. Beiträge zur In- Das spätsommerliche Extremhochwasser hatte sektenfauna Sachsens . Bd . 6 . - Entomologische Nach- richten u . Berichte, Beiheft 11: 1-696 . nach den vorliegenden Ergebnissen nur geringe Schmidt, P., Schönborn, C., Händel, J., Karisch, T., Kell- Einflüsse auf die Großschmetterlingsfauna des ner, J. & D. Stadie (2004): Rote Liste der Schmetter- untersuchten Sandtrockenrasens in der Mul- linge (Lepidoptera) des Landes Sachsen-Anhalt . - In: deaue . Es waren hauptsächlich Arten betroffen, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt die zu jenem Zeitpunkt im Ei- oder frühen Rau- (Hrsg ):. Rote Listen Sachsen-Anhalt . - Ber . Landesamt f . Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39: 389-402 . penstadium vorkamen . Dass die lebensraum- Wirooks, L. (2005): Die ökologische Aussagekraft des typischen, bestandsgefährdeten Arten Aplasta Lichtfanges . Eine Studie zur Habitatbindung und ononaria, Scopula ornata und Costaconvexa po- kleinräumigen Verteilung von Nachtfaltern und ih- lygrammata das Hochwasser überdauerten, ist ren Raupen . - Havixbeck (Verlag Wolf & Kreuels) . möglicherweise dem Zufall geschuldet . Anhang im Internet Eine wesentliche Voraussetzung zur nahezu voll- Tab .: Zwischen 1994 und 2005 auf dem Sandtrocken- ständigen Etablierung der Fauna bis hin zum Zu- rasen des Kiebitzhegers bei Dessau erfasste Groß- stand vor dem Hochwasser ist jedoch ein komple- schmetterlingsarten mit Angabe der beobachteten xer und funktionsfähiger Biotopverbund, der sich Individuenzahlen nicht nur auf die Aue beschränkt, sondern sowohl unter: http://www .ufz .de/index php?de=18870. Auenlebensräume als auch Lebensräume außer- halb der Auen miteinander vernetzt .

Literatur

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101 Themenkomplex 3: Untersuchungen zur Deichrückverlegung im Roßlauer Oberluch

Altwasser in der Überschwemmungsaue auf Höhe der Versuchsstraße mit Deichschlitzung . Foto: M . Scholz .

102 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 103–115 Deichrückverlegungen in Sachsen-Anhalt und wissenschaftliche Begleituntersuchungen am Beispiel des Roßlauer Oberluchs

Mathias Scholz, Holger Rupp, Guido Puhlmann, Christiane Ilg, Michael Gerisch, Frank Dziock, Klaus Follner, Francis Foeckler, Judith Glaeser, Franziska Konjuchow, Frank Krüger, Andreas Regner, Eckard Schwarze, Wolf von Tümpling, Sabine Duquesne, Matthias Liess, Ulrike Werban, Steffen Zacharias & Klaus Henle

1 Deichrückverlegungen in Sachsen- Auenarten und -lebensgemeinschaften treten zu- Anhalt gunsten von Allerweltsarten zurück bzw . sind in ihrer Selbstregulations- und Regenerationsfähig- Hunderte Jahre Deichbau und andere flussbau- keit gefährdet . Eine Wiederanbindung von Altau- technische Maßnahmen haben dazu geführt, enbereichen an das Überflutungsgeschehen ist dass die Mittlere Elbe heute ca . 80 % ihres ur- deshalb eine der vordringlichsten Maßnahmen sprünglichen Überschwemmungsgebietes verlo- zur Revitalisierung gefährdeter Auenlebensräu- ren hat (Scholz et al . 2005, Scholten et al . 2005, me . Durch den erneuten Anschluss ehemaliger BMU & BfN 2009) . Um die Auswirkungen der all- Auen an das direkte Überflutungsgeschehen des jährlich auftretenden Hochwasserereignisse ein- Flusses wird die den Lebensraum bestimmen- zudämmen, wurden bereits seit dem Mittelalter de Auendynamik wiederhergestellt, wodurch bis in die jüngste Vergangenheit große Bereiche gleichzeitig eine Vielzahl an Auenfunktionen der Talniederung durch Deiche vom Überflu- (z .B . Retention, Sedimentation, Hydrodynamik, tungsgeschehen abgetrennt . Diese Eingriffe in etc .) reaktiviert wird . Gleichzeitig können höhere den Naturhaushalt ermöglichten gleichfalls eine Nähr- und Schadstofffrachten Beeinträchtigun- intensive ackerbauliche Nutzung oder eine hoch- gen von bestehenden Lebensraumfunktionen wassersichere Bebauung der ehemals extensiv zur Folge haben (Lamers et al . 2006) . Aus diesen als Wälder, Wiesen und Weiden genutzten Auen . Gründen ist eine Kurz- und Langzeitüberwa- Die natürliche Auendynamik ist heute weitest- chung der stattfindenden Effekte eine wesentli- gehend auf einen schmalen Bereich entlang der che Voraussetzung für eine gezielte Ausdeichung Elbe beschränkt . Nur hier finden sich noch aktive von weiteren Überschwemmungsräumen . So Überschwemmungsflächen mit auentypischen stellt die Vorgehensweise, dem Fluss mehr Raum Arten- und Lebensgemeinschaften . Hinter den durch Anbindung ehemaliger Auenbereiche zu Deichen sind die für die Elbeauen typischen Le- geben, eine Chance dar, einen nachhaltigen und bensräume, wie Auenwälder, Auenwiesen oder modernen Hochwasserschutz mit Naturschutz- Altwasser, von der lebenswichtigen Auendyna- zielen zu verbinden . Gerade in den letzten Jahren mik abgeschnitten . Der Wechsel von Hoch- und gerieten zahlreiche Flüsse durch zum Teil kata- Niedrigwasser beschränkt sich auf eine gedämpf- strophale Hochwasserereignisse in die Schlag- te Dynamik des Grundwasserleiters, die bei lang zeilen . Als Schutzmaßnahmen werden immer anhaltenden Hochwasserereignissen durch wieder die Sicherung von Überflutungsflächen Qualm- bzw . Drängewasser zu Überstauungen und die Schaffung von neuen Retentionsräumen führen kann . Wesentliche auentypische Prozesse, gefordert (Bundesregierung 2002) . Auch an der wie regelmäßige Überflutungen, Sedimentation Elbe entspricht das aktuelle Hochwasserschutz- und Erosion, finden nicht mehr statt . Angepasste system in einigen Bereichen nicht den heutigen

103 Darin enthalten waren auch Öff- nungen von Sommerpoldern . Der überwiegende Teil der Vorschlags- gebiete liegt in Sachsen-Anhalt (Puhlmann & Jährling 2003) . Aber auch in Brandenburg und Niedersachsen sind verschiede- ne Vorhaben in Planung . Bei ei- ner Realisierung aller Vorhaben könnten rund 23 .250 ha bisher eingedeichter Altaue als Auenöko- systeme reaktiviert werden . Dies würde eine Zunahme der aktuel- len Überschwemmungsflächen von knapp 30 % bedeuten (ebd .) . Die Umsetzung dieser Vorhaben in den Elbeauen gestaltet sich je- doch problematisch . In der lokalen Öffentlichkeit werden solche Vor- haben häufig kritisch diskutiert, da mit einer Deichrückverlegung zum Beispiel Nutzungsänderun- gen in der Landwirtschaft notwen- dig werden könnten oder die Angst vor negativen Folgen des anstei- genden Grundwasserspiegels (z . B . vernässte Keller) besteht . Auch an der Mittleren Elbe stel- len sich zahlreiche Akteure in verschiedenen Projekten der Her- ausforderung einer aktiven Auen- reaktivierung . In Sachsen-Anhalt arbeiten der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasser- Abb. 1: Aktuell geplante Rückdeichungsgebiete in Sachsen- wirtschaft (früher Staatliche Äm- Anhalt . Grafik: LHW Sachsen-Anhalt (Stand 2009) . ter für Umweltschutz Magdeburg und Dessau/Wittenberg) und die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe gemeinsam schon seit Anforderungen an den Hochwasserschutz, wie Anfang der 1990er Jahre systematisch an der Pla- das Augusthochwasser 2002 gezeigt hat (BfG nung und Realisierung kleinerer und größerer 2002, IKSE 2004) . Um jederzeit auf mögliche gro- Vorhaben an Elbe, Mulde, Saale und Schwarzer ße Hochwasserereignisse reagieren bzw . entspre- Elster (Puhlmann & Jährling 2003) . Ein Groß- chende Vorkehrungen treffen zu können, reichen teil der Überschwemmungsgebiete ist durch die deshalb die laufende Erhöhung und Erneuerung Landes- und Regionalplanung in Sachsen-An- der bestehenden Deichanlagen nicht aus . halt raumordnerisch als Vorranggebiet für den Anfang der 1990er Jahre entstanden deshalb in Hochwasserschutz gesichert . Entlang der Mittle- den Anliegerländern der Elbe zahlreiche Pläne ren Elbe, Unteren Mulde und Havel sind derzeit für Deichrückverlegungen . Nach Recherchen durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz von Neuschulz & Purps (2000) wurden insge- und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt 13 samt über 50 Rückdeichungsvorhaben gezählt . Deichrückverlegungen mit einer Gesamtfläche

104 von ca . 2 .300 ha in Planung (siehe Abb . 1) . Der Pla- zum Militärgelände teilte ein ca . 3,8 km langer nungsprozess ist häufig sehr langwierig, da eine Hochwasserdeich die Auenwälder, Auenwiesen Vielzahl an Beteiligten einbezogen wird . und Flutrinnen der rezenten Aue von der nördli- Nur wenige Vorhaben sind bisher in der Um- chen, ehemals als Acker genutzten Altaue . Nach setzungsphase oder bereits abgeschlossen . Eine Schulze & Schlegel (2007) erfolgte die Schlie- kleinere Rückdeichung (40 ha) wurde im Jahre ßung dieser Deichlinie um das Jahr 1830 . Aller- 2001 im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme dings wurde der Deich bei den Elbehochwassern bei Boos im Landkreis Wittenberg realisiert . 1954 und 2002 überströmt . Bereits zu Beginn der Das erste umgesetzte, großflächige Projekt 1970er Jahre war eine Rekonstruktion vorgese- dieser Art ist die Deichrückverlegung des Roß- hen (Böhm et al . 1999) . Diese wurde allerdings lauer Oberluchs (Stadt Dessau-Roßlau) im Bio- aus Kostengründen nicht durchgeführt . Eine im sphärenreservat Mittelelbe . Im Rahmen einer Jahr 1990 begonnene Bestandsaufnahme zum Deichrekonstruktion wurde hier nach mehr als Zustand der Deichanlagen in Sachsen-Anhalt 10 Jahren Vorbereitung im Jahr 2006 eine Über- kam zu der Einschätzung, dass die Hochwasser- schwemmungsfläche von ca . 140 ha reaktiviert . schutzanlagen im Bereich des Roßlauer Ober- Weitere Vorhaben, für die im Rahmen des BMBF- luchs den statischen Anforderungen zur Abwehr Forschungsverbundes „Elbe-Ökologie“ beispiel- eines 100jährigen Hochwassers nicht entspre- hafte Untersuchungen vorgenommen wurden, chen . In diesem Zusammenhang wurde eine befinden sich bei Sandau und im Bereich der Studie der Abteilung Wasserbau des damaligen Ohremündung (Lau 2001) . Das Rückdeichungs- Staatlichen Umweltamtes Dessau-Wittenberg projekt Lenzener Wische in Brandenburg mit zu möglichen Deichrückverlegungen entlang ca . 420 ha (Purps et al . 2004) wurde im Sommer der Elbe in Sachsen-Anhalt erstellt (Puhlmann 2009 mit der Öffnung des Altdeiches realisiert . 1993) . Dabei wurde auch eine Deichrückverle- Ein weiteres größeres Vorhaben ist im Rahmen gung bei Roßlau vorgeschlagen, die neben ei- eines Naturschutzgroßprojektes des Bundes- ner Verbesserung des Hochwasserschutzes auch amtes für Naturschutz (BfN) in Trägerschaft des Chancen für eine ökologische Aufwertung der WWF Deutschland oberhalb der Saalemündung Auenlandschaft (z .B . Bestandssicherung und Er- geplant . Im Lödderitzer Forst, dem größten Au- weiterung auentypischer Lebensräume) bieten enwaldkomplex an der Elbe, werden größere sollte . Entscheidend für die Wiederanbindung Waldbereiche in der Altaue (ca . 600 ha) durch des Roßlauer Oberluchs war, dass den hohen Sa- Rückdeichung wieder an das Überflutungsge- nierungskosten des Altdeiches wesentlich gerin- schehen angeschlossen (Eichhorn et al . 2004) . gere Kosten einer kürzeren, näher an der Ortsla- ge gelegenen Deichlinie gegenüberstanden . Die planerische Vorbereitung erfolgte in den 2 Das Roßlauer Oberluch nachfolgenden Jahren . Komplizierte Eigentums- verhältnisse und zu berücksichtigende Nutzungs- 2.1 Abgrenzung und Hochwasserschutz- interessen, wie z .B . die bauliche Anpassung einer funktion Brunnenanlage oder zu sanierende Altlasten im Entsprechend der Landschaftsgliederung Sach- Bereich der neuen Deichtrasse, führten zu Ver- sen-Anhalts ist das Roßlauer Oberluch ein etwa zögerungen bei der Umsetzung, so dass der ur- 350 ha großer Ausschnitt der Landschaftseinheit sprünglich vorgesehene Termin der Deichöffnung Dessauer Elbetal (MRLU 2001) . Südöstlich von im Jahr 2000 nicht eingehalten werden konnte Roßlau liegend wird das Gebiet im Süden von (vgl . Böhm et al . 1999) . Das Sommerhochwasser der Elbe (Elbe-km 253,0 bis 257,5) und im Norden 2002 vergegenwärtigte dann erneut die Dring- von der B 187 auf der natürlichen Geländekan- lichkeit dieses Vorhabens und so wurde 2003 mit te des Roßlau-Wittenberger Vorflämings be- dem Bau eines neuen Deiches begonnen . Um Mas- grenzt (Abb . 2) . Vom ehemaligen Militärgelände sentransporte für den Deichneubau zu minimie- ‚Schlangengrube‘ im Osten erstreckt es sich über ren, wurden Auenlehme aus dem östlichen Teil 3,5 km bis zur Rosselmündung mit der ‚Bach- des Rückdeichungsgebietes verwendet . Im Nach- spitze‘ im Westen und ist maximal 1,5 km breit . gang erfolgte die Gestaltung der Fläche als Flach- Ausgehend von der Roßlauer Wasserburg bis wasserbiotop . In den Jahren 2003 bis 2006 wurde

105 刀 漀猀 猀 氀愀甀 der Küchenbreite wurde ein Schöpfwerk errichtet . 一 Neben einem verbesserten Hochwasserschutz für 䈀 ㄀㠀㜀 die Ortslage Roßlau (Stadt Dessau-Roßlau) erhielt die Elbe durch diese Maßnahme ca . 140 ha ihrer 䐀攀椀挀栀昀昀渀甀渀最 natürlichen Überschwemmungsfläche als Reten- 䐀攀椀挀栀昀昀渀甀渀最 tionsraum zurück . Bei einem Mittleren Hochwas- 䐀攀椀挀栀昀昀渀甀渀最 ser entspricht das einem Aufnahmevolumen von 3,6 Mio m2 . 䔀 氀戀攀 2.2 Trinkwasserversorgung Bereits um das Jahr 1900 wurde im mittleren 䄀氀琀攀爀 䐀攀椀挀栀 一攀甀攀爀 䐀攀椀挀栀 Bereich des Roßlauer Oberluchs eine Trinkwas- 䈀 攀戀愀甀琀攀爀 䈀 攀爀攀椀挀栀 serfassung mit acht Tiefbrunnen erschlossen, die 圀愀氀搀 Rohwasser aus dem 2 . Grundwasserleiter zur Auf- bereitung in das zeitgleich im Nordwesten des Abb. 2: Rückdeichungsgebiet Roßlauer Oberluch . Oberluchs am Hochuferrand errichtete Wasser- werk förderten (Schulze & Schlegel 2007) . Eine modernisierte hochwassersichere Wasserfassung sichert die Versorgung der Ortslage Roßlau mit ein neuer ca . 900 m langer Deich ausgehend von Trinkwasser . einem alten Ringdeich um die Wasserburg bis an die nördlich gelegene natürliche Geländekante 2.3 Natur und Landschaft angeschlossen . Das Roßlauer Oberluch war und ist ein Mosa- Die alte Deichtrasse konnte nun aufgegeben ik verschiedener Landschaftselemente . Offenes werden . Insgesamt wurde der Altdeich an drei Grünland wechselt heute mit parkartigen Hart- Stellen geöffnet . Neben zwei Schlitzungen im holzauen-Restwäldern . Ebenso sind Weidenbe- östlichen Teil (50 und 100 m breit), befindet sich stände mit Weichholzauencharakter, altholz- eine Einströmöffnung im westlichen Teil mit ei- reichem Bruchwald und quelligem Hangmisch- ner Öffnungsbreite von 200 m (Abb . 2) . Die zwei wald vorhanden . An der natürlichen Hangkante östlichen Öffnungen sind erstmals vom Früh- bestehen Übergänge zu den Kiefernforsten des jahrshochwasser 2009 überspült worden (Abb . 3 Fläming . Mehrere temporär wasserführende Flut- und 4) . Zur Vermeidung von zu hohem Dränge- rinnen durchziehen das Gebiet . Am neuen Deich wasser im angrenzenden besiedelten Bereich an befindet sich ein stark verlandender Altarm, der

Abb. 3: Überschwemmte Deichöffnung an der Abb. 4: Während des Frühjahrshochwassers „Versuchsstraße“ während des Hochwassers am (2009) überschwemmter Einströmungsbereich 11 . März 2009 . Foto: G . Puhlmann . in unmittelbarer Nähe der Wasserburg Roßlau . Foto: G . Puhlmann .

106 Grünlandnutzung, erfolgte . Wie historische Kartendarstellungen zeigen, dominierte schon 1852 die Ackernutzung mit einem kleinen Grünlandanteil in den Senken und Flutrinnen (Abb . 5) . Sie war dann auch bis zu Beginn der 1990er Jahre vorherrschende Landnutzung im deichgeschützten Roßlauer Ober- luch . Das seit der Umwandlung das Gebiet prägende Grünland wird heute meist zweimal im Jahr ge- mäht . Seit 1994 erfolgte darüber hinaus, insbesondere im Rahmen verschiedener Projekte sowie von Abb. 5: Historische Kartendarstellung des Roßlauer Oberluchs Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen aus der Mitte des 19 . Jahrhunderts . Ausschnitt aus dem Preu- zum Autobahnausbau der A 9, die ßischen Urmeßtischblatt von 1852 (Kartenblatt 2314, Original- Neubegründung von Auenwald maßstab 1:25 .000) . im östlichen Rückdeichungsbe- reich . Insgesamt wurde eine Fläche von 34,4 ha mit standorttypischen Baum­arten der Hartholzaue auf- einen flächigen Röhrichtbestand aufweist . Relik- geforstet . Aus einer ehemaligen Bodenentnah- te früherer militärischer Nutzung sind ein laub- mestelle entstand eine qualmwasserbeeinflusste baum- und heckengesäumter Straßendamm, die Flachwasserzone, die nunmehr der Sukzession sogenannte „Versuchsstraße“, die in der Über- überlassen ist . Nach ersten Untersuchungen des schwemmungsaue mit Brückenresten am Elbe­ UFZ wurden die tiefer gelegenen Bereiche sehr ufer abschließt . Dieser Damm durchschneidet gut als Amphibienlaichgewässer angenommen das Oberluch an seiner breitesten Stelle von Nord (Keruzoré 2007) . nach Süd und ist in der Mitte mit einem neuen Während sich der Überschwemmungsbereich Rohrdurchlass versehen, so dass im Hochwasser- bereits in der Vergangenheit als ein Standort- fall Wasseraustausch möglich ist . Ein weiterer mosaik auentypischer Lebensräume und Arten- Durchlass liegt in Richtung B 187 und kann bei ex- gemeinschaften auszeichnete, weist heute auch tremen Hochwasserereignissen über einen Gra- das Rückdeichungsgebiet eine Vielzahl auentypi- ben vor der Hangkante im östlichen Bereich nach scher, naturschutzfachlich wertvoller Lebensräu- Westen entwässern . me und entsprechender Tier- und Pflanzenarten Die Entwässerung der Aue erfolgt über ein um- auf . Als Beispiel sei hier auf die Übersicht der fangreiches Graben- und Rinnensystem, das über Brutvogelarten (Tab . 1) verwiesen . Weitere Details einen Vorfluter mit der Rossel verbunden ist . Die zur Avifauna sind Schwarze & Kolbe (2006) zu Rossel fließt parallel am südlichen Stadtrand von entnehmen . Insgesamt konnten im Gebiet 10 Am- Roßlau in Richtung B 187 und mündet an der Stra- phibienarten nachgewiesen werden, darunter ßenbrücke in die Elbe . Bereits vor der Deichöff- u .a . die für den Naturschutz bedeutsamen Arten nung im Roßlauer Oberluch war im Hochwasser- Rotbauchunke, Laubfrosch und Kammmolch . Der fall der Qualmwassereinfluss sehr hoch, so dass Elbebiber ist mit mehreren Revieren im gesamten in den vergangenen Jahren die Ackernutzung, Gebiet vertreten . Insbesondere die alten Eichen trotz eines umfangreichen Drainagesystems, der parkartigen Landschaft in der Überschwem- recht problematisch war . Das war auch einer der mungsaue bieten gute Lebensraumbedingungen Gründe dafür, dass bereits in den 1990er Jahren, für den Heldbock (siehe auch Dziock et al . in die- also geraume Zeit vor der geplanten Deichöff- sem Heft, S . 176 ff) . Bei den Heuschrecken konnte nung, eine Umwandlung in eine standortge- in ersten Untersuchungen mit 26 Arten das cha- rechtere Nutzungsform, d . h . von der Acker- zur rakteristische Artenspektrum an der Mittelelbe

107 Anzahl Abundanz Art wissenschaftlicher Name BP (BP/10 ha) Höckerschwan Cygnus olor 1 0,03 Wespenbussard Pernis apivorus 1 0,03 Rohrweihe Circus aeroginosus 1 0,03 Rotmilan Milvus milvus 1 0,03 Schwarzmilan Milvus migrans 2 0,06 Mäusebussard Buteo buteo 3 0,09 Turmfalke Falco tinnunculus 2 0,06 Teichralle Gallinula chloropus 2 0,06 Blessralle Fulica atra 3 0,09 Hohltaube Columba oenas 2 0,06 Kuckuck Cuculus canorus 3 0,09 Waldkauz Strix aluco 2 0,06 Eisvogel Alcedo atthis 1 0,03 Neuntöter Lanius collurio 7 0,20 Aaskrähe Corvus [corone] 3 0,09 Beutelmeise Remiz pendulinus 3 0,09 Heidelerche Lullula arborea 1 0,03 Feldlerche Alauda arvensis 5 0,14 Feldschwirl Locustella naevia 7 0,20 Schlagschwirl Locustella fluviatilis 1 0,03 Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus 1 0,03 Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris 33 0,94 Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaeus 18 0,51 Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus 1 0,03 Gelbspötter Hippolais icterina 14 0,40 Gartengrasmücke Sylvia borin 12 0,34 Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 5 0,14 Dorngrasmücke Sylvia communis 22 0,63 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 15 0,43 Braunkehlchen Saxicola rubetra 4 0,11 Nachtigall Luscinia megarhynchos 23 0,66 Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus 7 0,20 Heckenbraunelle Prunella modularis 12 0,34 Baumpieper Anthus trivialis 5 0,14 Goldammer Emberiza citrinella 4 0,11 Rohrammer Emberiza schoeniclus 5 0,14

Tab. 1: Ausgewählte Brutvogelarten 1996 im Roßlauer Oberluch . Zusammenstellung: E . Schwarze, nach Schubert (1996) verändert .

108 festgestellt werden (Hering et al . in diesem Heft) . realisierte Auenrenaturierungsprojekt an der Auch bei Mollusken und Laufkäfern wurden Mittleren Elbe wissenschaftlich zu begleiten . Aus zahlreiche auentypische Indikatorarten nachge- diesem Grund wurde eine interdisziplinäre For- wiesen (Ilg et al . und Gerisch & Schanowski in schungsplattform für Auenforschung im Rahmen diesem Heft, S . 134 ff) . Das Elbeufer zeichnet sich, des UFZ-TERENO-Observatoriums eingerichtet . obwohl zum Teil durch Buhnen und Deckwerke TERENO (Terrestrial Environmental Observato- befestigt, als Lebensraum für gefährdete Libellen- ries), eine Initiative der Helmholtz-Gemeinschaft, arten aus, die Dziock et al . (siehe in diesem Heft, ist ein Verbund von derzeit drei Umweltobserva- S . 169 ff) näher untersucht haben . torien in Deutschland, deren Ziel es ist, Langzeit- Floristisch erwähnenswert sind insbesondere beobachtungsdaten zu den Wirkungen von Land- fragmentarisch erhaltene Stromtalwiesen mit nutzungs- und Klimawandel auf die Umweltei- Sibirischer Schwertlilie (Iris sibirica), Gräben- genschaften zu erheben und damit verbundene Veilchen (Viola persicifolia), Langblättrigem wissenschaftliche Fragen zu klären . Durch das Blauweiderich (Pseudolysimachion longifolium), UFZ wird eines der drei TERENO-Observatorien, Kantigem Lauch (Allium angulosum), Großem das Observatorium „Harz/Mitteldeutsches Tief- Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Sumpf- land“, betrieben . Forschergruppen verschiede- Brenndolde (Cnidium dubium) oder Glänzen- ner Institutionen, insbesondere des UFZ, der TU der Wiesenraute (Thalictrum lucidum) . In den Berlin, der Bundesanstalt für Gewässerkunde Grabensystemen konnten u . a . die Wasserfeder (BfG) und der Hochschule Anhalt arbeiten in der (Hottonia palustris) und die Sumpf-Wolfsmilch Auenplattform gemeinsam mit der Biosphären- (Euphorbia palustris) nachgewiesen werden . reservatsverwaltung Mittelelbe, um ökologische Auf dem alten Deich wurde mit der Aufrechten Fragestellungen zu beantworten, funktionale Waldrebe (Clematis recta) eine weitere, für das Zusammenhänge zu erforschen und das Manage- Mittelelbegebiet bedeutsame Art erfasst (H . Pan- ment in Auen zu verbessern . Die Plattform selbst nach, mündl . Mitt .) . entstand auf der Grundlage einer erfolgreichen Insgesamt repräsentiert das Roßlauer Oberluch interdisziplinären Zusammenarbeit und bündelt einen Querschnitt auentypischer Lebensräume verschiedene Auenaktivitäten am UFZ, wie z .B . des Mittelelbegebietes und besitzt eine hohe na- das RIVA- und das HABEX-Projekt (vgl . Dziock et turschutzfachliche Bedeutung . Das Gebiet selbst al . 2006, Scholz et al . 2009, Scholz et al . in die- ist Teil des FFH-Gebietes „Dessau-Wörlitzer Elbau- sem Heft, S . 58 ff) . In diesen Projekten wurden en“ (FFH0067LSA, DE 4140 304) und des EU SPA- abiotische und biotische Daten auf ausgewählten Gebietes „Mittlere Elbe einschließlich Steckby- Auenstandorten im Biosphärenreservat Mittelel- Lödderitzer Forst“ (SPA0001LSA, DE 4139 401), be- be in den Jahren 1998, 1999 und kontinuierlich sitzt zahlreiche nach §37 NatSchG LSA gesetzlich seit 2002 erhoben . geschützte Biotope und ist im Biosphärenreservat Eine Schlüsselaktivität ist die Deichrückverle- Mittelelbe als Schutzzone III (Landschaftsschutz- gungsmaßnahme im Roßlauer Oberluch, unter gebiet) ausgewiesen . Aufgrund der Nähe zu Wissenschaftlern auch als ‚Rosslau-Experiment‘ Roßlau, eines attraktiven Landschaftsbildes und bezeichnet . Dieses Projekt ermöglicht es in ein- eines guten Wegenetzes wird das Gebiet häufig zigartiger Weise, die Auswirkungen des Hoch- von Erholungssuchenden frequentiert . Naturin- wassers nach Deichrückverlegung auf die Auen- teressierte Besucher können von der Wasserburg funktionen (Lebensraumfunktion für Pflanzen Roßlau über einen sehr gut ausgeschilderten Au- und Tiere, Rückhaltefunktion für Hochwasser enpfad mit zahlreichen Informationstafeln das und Fluss-Sedimente, Erholungsfunktion für den Gebiet selbständig erkunden . Menschen) zu untersuchen . Obwohl bereits in verschiedenen Vorhaben diverse Prognosemodel- le als Entscheidungshilfe für geplante Deichrück- 3 Interdisziplinäre Forschungsplattform verlegungen entwickelt wurden (z .B . Neuschulz et al . 2002, LAU 2001 oder Baufeld 2005), konnte Mit der Deichöffnung am Roßlauer Oberluch er- bisher aufgrund fehlender Praxisbeispiele keine gab sich für die Forschung im Biosphärenreservat konkrete Umweltbeobachtung vorgenommen Mittelelbe die Gelegenheit, das erste großflächig werden . Es wird erwartet, dass sich in renaturier-

109 ten Auengebieten auentypische Lebensräume zu gewinnen, wurden Probeflächen in drei Teilun- wieder entwickeln, sich Arten wieder ansiedeln tersuchungsgebieten (a-c, Abb . 6) ausgewählt: und sich gleichzeitig Auenfunktionen, wie z .B . die Hochwasserrückhaltefunktion, regenerieren a Rezente Elbeaue im Roßlauer Oberluch können . Um die Auswirkungen einer solchen (Abb . 7: Probeflächen 71–82) Maßnahme wissenschaftlich zu erfassen, ist Das Deichvorland im Roßlauer Oberluch (Elbe- ein interdisziplinärer Langzeitforschungsansatz km 253 bis 258) war immer ein Teil der aktiven, notwendig . Dieser wurde gewählt, um die Auen- rezenten Überflutungsaue und wird durch dynamik und die komplexen Zusammenhänge zahlreiche Flutrinnen, Hartholzauenkomplexe zwischen Tier- und Pflanzenarten sowie den Um- und Auenwiesen gegliedert . weltfaktoren zielführend im sozio-ökonomischen Kontext zu untersuchen . Neben wissenschaftli- b Rückdeichungsgebiet (ehemalige Altaue) im chen Fragestellungen sollen auf diese Weise vor Roßlauer Oberluch allem auch Entscheidungshilfen für zukünftige (Abb . 7: Probeflächen 83–94) Renaturierungsmaßnahmen erarbeitet werden . Bis zur Schließung der Deichlinie um 1830 ge- hörte dieses Gebiet zur aktiven Überflutungsaue 3.1 Untersuchungsgebiete und Auswahl der Elbe . Durch den Deichbau von 1830 wurde es der Probeflächen für 176 Jahre zur deichgeschützten Altaue . Das Die Umweltbeobachtung wurde im Roßlauer Gebiet entspricht der Fläche zwischen dem al- Oberluch im Sommer 2006 mit der Zielstellung ten, nunmehr aufgegebenen Deich von 1830 und begonnen, die kurz-, mittel- und langfristigen öko- dem neuen, im Jahr 2006 zurückverlegten Deich logischen Auswirkungen der Deichrückverlegung bzw . der Terrassenkante als natürliche Über- zu erforschen . Um entsprechend abgesicherte Er- flutungsgrenze (vgl . auch Abb . 2) . Durch Deich- kenntnisse durch vergleichende Untersuchungen schlitzung des alten Deiches ist dieses Gebiet

Abb. 6: Übersicht der Teiluntersuchungsgebiete: rezente Elbeaue (a), Rückdeichungsgebiet (b) im Roßlauer Oberluch sowie Referenzgebiete in der Kliekener Altaue (c) . Kartengrundlage: TK25 (Blätter 4139 und 4140) . Roßlau Deichrückver- legungsgebiet Klieken b a rezente Aue

c Referenzgebiete E lbe Legende c

Überschwemmungsaue

Altaue

Alte Deichlinie Deichöffnung

Neue Deichlinie

Gewässer

Untersuchungsgebiete 0 0.5 1 2 km

110 Mesophiles Grünland mit Glatthafer / Magerrasen Mesophiles Grünland mit Fuchsschwanz

Feuchtes bis nasses Grünland

Senke mit Flutrasen und Knickfuchsschwanz 94 Flutrinnen und Senken mit Rohr-Glanzgras 93 85 Flutrinnen und Senken mit Seggenried 84 88 86 Nasse Flutrinnen und Senken 89 87 90 82 83 91 92 81

74 73 Abb. 7: Probeflächen nach Bio­ 78 71 toptypen in den Teiluntersuchungs- 72 N 77 75 79 gebieten: rezente Aue (a) und Rück- 76 80 deichungsgebiet (b) im Roßlauer 500 m Oberluch . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4139) .

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㄀ 㘀 ㄀ ㄀ Abb. 8: Probeflächen nach Bio- 一 toptypen im Teiluntersuchungs- gebiet: Altaue (c) südwestlich von 㔀 洀 Klieken . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

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Abb. 9: Probeflächen nach Bio­ 一 toptypen im Teiluntersuchungsge- biet Altaue (c) südöstlich von Klie- 㔀 洀 ken . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

111 nun wieder direkt dem Hochwassergeschehen 3.2 Hydrologisches Monitoring der Elbe ausgesetzt und gehört damit auch wie- Die hydrologischen Verhältnisse, insbesondere der zur rezenten Aue bzw . zum Deichvorland . das oberflächennahe Grund- und Drängewasser, Nach Deichschlitzung wurde dieses Gebiet erst- die Überschwemmungsdauer sowie die Dynamik malig wieder im Frühjahr 2009 überschwemmt . der Wasserstände sind wesentliche ökologische Umweltfaktoren für die Vegetation, die Tiere c Referenzgebiete in der Altaue bei Klieken sowie für die Bodenprozesse in Auen . Um diese (Abb . 8 und 9) möglichst umfassend bewerten zu können, wur- Als deichgeschützte Referenzgebiete dienen de auf den Probeflächen im Roßlauer Oberluch zwei Grünlandkomplexe in der Altaue etwa im Oktober 2006 ein Messnetz von oberflächen- 9 km weiter östlich, flussaufwärts in Elbenähe nahen Grundwassermessstellen eingerichtet . bei Klieken . Dieser Teiluntersuchungsraum, der Diese erreichen eine maximale Tiefe von bis zu 5 sich südöstlich (Elbe-km 243) und südwestlich Metern . Je nach Lage der Grundwasseroberfläche von Klieken (Elbe-km 247–248) befindet, ist in der Aue können sich, insbesondere bei Hoch- nach wie vor vom Hochwassergeschehen aus- wassersituationen, leicht Zustände mit gespann- geschlossen . tem Grundwasser ausbilden, so dass aus den ge- messenen Grundwasserständen nicht sicher auf Die Probeflächenauswahl in allen drei Teilgebie- die Wasserstände im Boden, also die für Tiere und ten erfolgte mit einem geschichteten (stratifizier- Pflanzen verfügbaren Wasserstände, geschlos- ten) Zufallsdesign und einem Probeflächenauf- sen werden kann (Henrichfreise 2000) . Um die bau, der die unterschiedlichen fachspezifischen Komplexität des Auftretens von gespannten Was- Anforderungen erfüllt . Dieser wurde bereits im serständen in der Aue zu berücksichtigen, wurde RIVA- und HABEX-Projekt entwickelt und getes- bei höheren Deckschichtmächtigkeiten ein zwei- tet (siehe auch Henle et al . 2006, Scholz et al . tes, kürzeres und in der Auenlehmdecke endendes 2009 und diesem Heft, S . 58 ff) . Zur Eingrenzung Beobachtungsrohr eingebaut . In einigen Senken der Probeflächen sollten Wiesenbereiche aus- und Flutrinnen ist zusätzlich eine Pegelmesslat- gewählt werden, die mit den RIVA- und HABEX- te aufgestellt worden, um auch hier das oft lang Untersuchungsgebieten vergleichbar waren . Die anstehende Oberflächenwasser, das häufig nicht Suche konzentrierte sich deshalb auf Grünland­ mit dem Wasserstand der Elbe korreliert, berück- standorte unterschiedlicher Ausprägungsformen sichtigen zu können . Die Pegellatten wurden so und insbesondere auf Bereiche der Senken und angebracht, dass sie in Trockenzeiten auf land- Flutrinnen . Zunächst erfolgte eine Grobauswahl wirtschaftlich genutzten Flächen entfernt wer- in der rezenten Aue (a), im westlichen Teil des den können und somit kein Mähhindernis dar- Rückdeichungsgebietes (b) und im Referenzsuch- stellen . Das Ablesen der Grundwassermessstellen raum Kliekener Altaue (c) . Auf diesen Flächen der einzelnen Probeflächen erfolgt seit Dezember wurden mittels eines geographischen Informa- 2006 mit einem Lichtlot, einmal wöchentlich . tionssystems Zufallspunkte generiert, von denen Erste Auswertungen der Messreihen zeigen, dass 36 Probeflächen, verteilt auf die drei Teilunter- die Messstellen in Elbenähe sehr stark mit den suchungsräume und unter Berücksichtigung der Wasserständen des Flusses korrelieren . Elbeferne drei Biotoptypen (Flutrinnen, feuchtes und fri- Messstellen werden hingegen durch die Rossel sches Grünland), ausgewählt wurden (Abb . 7 bis und durch von der Terrassenkante zufließendes 9) . Der Aufbau einer Probefläche ist bei Scholz et Grundwasser beeinflusst . Dies weist darauf hin, al . in diesem Heft (S . 58 ff) beschrieben . Die Probe- dass direkte Rückschlüsse über die hydrologische flächen bilden die Grundlage der Feldarbeit aller Situation in der Aue durch die Auswertung amtli- Fachdisziplinen und ermöglichen gemeinsame, cher Messpegel im Strom oft kaum möglich sind aufeinander abgestimmte Untersuchungen von (siehe auch Böhnke 2002, Böhnke & Follner ausgewählten Tierartengruppen (Schnecken, 2002) . Die Erhebung zusätzlicher, langfristiger Laufkäfer, Heuschrecken, Mücken) und Pflanzen und räumlich hoch aufgelöster Messreihen hyd- sowie der abiotischen Standortfaktoren (z .B . Bo- rologischer Daten ist daher für die hier angestreb- den, Nährstoffverhältnisse, Schwermetallanteil, te interdisziplinäre Auswertung und Interpretati- Grund- und Oberflächenwasserstände) . on unerlässlich .

112 Aufgrund fehlender Hochwasser konnten die im kommt . Gemeinsam mit den Landwirtschafts- Jahre 2006 begonnen Status-Quo-Erhebungen betrieben und unter Einbeziehung aller Förder- in den nachfolgenden Jahren, bis zum Eintreten programme muss eine möglichst auengerechte der ersten Überflutung im Jahr 2009, wieder- Nutzungsform für die neu geschaffenen Über- holt werden . In den folgenden Beiträgen werden schwemmungsgebiete gefunden werden . Auf der erste Ergebnisse dieser Untersuchungen für den Suche nach einvernehmlichen Lösungen sind ne- Boden (Krüger & Rupp) sowie für die Artengrup- ben ökologischen und wirtschaftlichen deshalb pen Mollusken (Ilg et al .), Laufkäfer (Gerisch & auch sozio-ökonomische und kulturelle Aspekte Schanowski), Heuschrecken (Hering et al ). und zu berücksichtigen . Mücken (Kröger et al .) vorgestellt . Über die Aus- Angesicht der Kosten und des Gesamtaufwandes wirkungen der direkten Überflutung im Rückdei- ist der nachhaltige Hochwasserschutz an der Elbe chungsgebiet kann erst nach Auswertung der Er- zwangsläufig als Generationsaufgabe zu verste- gebnisse des Hochwassers im Frühjahr 2009 und hen . Unsere Generation stellt die Weichen und folgende berichtet werden . Dies muss späteren leistet die ersten Beiträge . Veröffentlichungen vorbehalten bleiben .

Danksagung 4 Schlussfolgerungen Großer Dank gilt den Mitarbeitern der Biosphä- Bisherige Forschungsergebnisse weisen darauf renreservatsverwaltung Mittelelbe, dem Landes- hin, dass an Überflutungen angepasste Pflanzen, amt für Umweltschutz und Naturschutzbehör- Laufkäfer und Mollusken unter den Bedingungen den im Land Sachsen-Anhalt, der Stadt Dessau- einer intakten Auendynamik eine höhere Arten- Roßlau, der Stadtwerke Dessau (früher Roßlauer vielfalt besitzen . Wichtige Voraussetzungen für Wasserwerke) für ihre Unterstützung bei Gelän- die Erhaltung und Entwicklung von Natur und dearbeiten und Genehmigungen . Des Weiteren Landschaft, insbesondere für die Sicherung der möchten wir uns bei den Bewirtschaftern der Un- auentypischen Artenvielfalt, sind durch die in der tersuchungsgebiete für Ihre Zusammenarbeit be- Planungs- und Bauphase umgesetzten, angepass- danken . Ein weiterer Dank gilt zahlreichen Perso- ten Nutzungsverhältnisse und durch zahlreiche nen, die im Rahmen von Praktika, universitären Renaturierungsmaßnahmen geschaffen worden . Belegarbeiten oder kollegialer und freundschaft- Allerdings kann sich erst nach mehrjähriger in- licher Unterstützung die Forschungsarbeiten bei terdisziplinärer Beobachtung zeigen, inwieweit der Probennahme als auch der Analyse durch ihr Fauna und Flora insgesamt die positiven Indizi- Engagement unterstützt haben . en bestätigen und auf die Deichrückverlegung reagieren . Im Jahr 2009 erfolgte erstmals bei ei- nem leichten Frühjahrshochwasser eine direkte Zusammenfassung Flutung des Rückdeichungsgebietes als Folge der Deichschlitzungen . Die Ergebnisse des Monito- Im März 2009 wurde das Roßlauer Oberluch rings werden mit Spannung erwartet . seit mehr als 100 Jahren wieder bei Hochwas- Insgesamt zeigte sich auch bei der Deichrückver- ser überschwemmt . Möglich wurde das durch legung in Roßlau, dass eine transparente Darstel- eine im Jahr 2006 vom Landesbetrieb für Hoch- lung aller Planungsinhalte und Konsequenzen wasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ab- sowie die frühzeitige Einbeziehung der Öffent- geschlossene Deichrückverlegung . Diese erste lichkeit, insbesondere von Anwohnern und Land- große Deichrückverlegung an der Elbe verbessert nutzern, unabdingbar sind, um eine möglichst sowohl den Hochwasserschutz als auch die öko- breite Akzeptanz zu finden . Die zu erwartenden logischen Bedingungen im Biosphärenreservat Änderungen der Grundwasserstände müssen Mittelelbe . Mit der Deichöffnung im Roßlauer begutachtet und ggf . Schöpfwerke eingerich- Oberluch war die einmalige Möglichkeit gege- tet werden (wie in Roßlau geschehen), damit es ben, das erste großflächige Auenrenaturierungs- nicht zu Beeinträchtigungen für die Anwohner projekt an der Mittleren Elbe wissenschaftlich (z .B . feuchte Keller in deichnahen Ortschaften) zu begleiten . Durch Dauerbeobachtung, an der

113 mehrere Wissenschaftsdisziplinen beteiligt sind, (Teubner): 267-268 . werden in zwei Teiluntersuchungsgebieten im Dziock, F., Foeckler, F., Scholz, M., Stab, S. & K. Henle (Hrsg ). (2006): Bioindication and functional response Roßlauer Oberluch, d . h . in der rezenten Elbeaue in flood plain systems - based on the results of the und im Rückdeichungsgebiet, die kurz-, mittel project RIVA . - International Review of Hydrobiology und langfristigen Auswirkungen dieser Deich- - Special issue 91(4): 269-388 . rückverlegung untersucht . Als Referenzgebiete Eichhorn, A., Rast, G. & L. Reichhoff (2004): Natur- dienen zwei Standorte in der deichgeschützten schutzgroßprojekt Mittlere Elbe, Sachsen-Anhalt . - Natur und Landschaft 79(9): 423-429 . Altaue bei Klieken . Der Beitrag geht zunächst Henle, K., Dziock, F., Foeckler, F., Follner, K., Huesing, allgemein auf die aktuelle Situation im Zusam- V., Hettrich, A., Rink, M., Stab, S. & M. Scholz (2006): menhang mit Rückdeichungsprojekten an der Study Design for Assessing Species Environment Re- Mittelelbe ein, um dann das Roßlauer Oberluch lationships and Developing Indicator Systems for als Landschaftsteil und das konkrete Projekt der Ecological Changes in Floodplains - The Approach of the RIVA Project . - International Review of Hydrobio- Deichrückverlegung näher vorzustellen . Darüber logy 91: 292-313 . hinaus übernimmt dieser Artikel die Funktion Henrichfreise, A .(2000): Zur Erfassung von Grundwas- der Einführung und Grundlagenerläuterung für serstandsschwankungen in Flußauen als Grundlage die folgenden Beiträge . für Landeskultur und Planung - Beispiele von der Donau . - In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg ):. Renaturierung von Bächen, Flüssen und Strömen . - Angewandte Landschaftsökologie 37: 13-21 . Jährling, K .-H . (1994): Mögliche Deichrückverlegungen Literatur im Bereich der Mittelelbe - Vorschläge aus ökolo- gischer Sicht als Beitrag zu einer interdisziplinären Baufeld, R . (2005): GIS-gestützte Prognose der Biotop- Diskussion . - Magdeburg (Staatliches Amt für Um- entwicklung auf Grundlage von Biotoptypen- und weltschutz) . - Information . Vegetationserhebungen auf geplanten Rückdei- IKSE - Internationale Kommission zum Schutz der chungsflächen an der Mittleren Elbe in Sachsen-An- Elbe (2004): Dokumentation des Hochwassers vom halt . - Universität Potsdam . - Dissertation: 241 S . August 2002 im Einzugsgebiet der Elbe . - http:// BMU & BfN - Bundesministerium für Umwelt, Na- www .ikse-mkol .org/fileadmin/download/ge- turschutz und Reaktorsicherheit & Bundesamt scannte_Publikationen/DE/IKSE-Dokumentation_ für Naturschutz (Hrsg ). (2009): Auenzustandsbe- Hochwasser_2002 .pdf . richt - Flussauen in Deutschland . - http://www .bfn . Keruzoré, A . (2007): First amphibian inventory in the de/fileadmin/MDB/documents/themen/wasser/ recently reconnected floodplain of Rosslau, Saxony Auenzustandsbericht .pdf . Anhalt, Germany . - Universität Montpellier . - Master- Bundesregierung (2002): 5-Punkte-Programm der arbeit: 63 S . Bundesregierung: Arbeitsschritte zur Verbesse- LAU - Landesamt für Umweltschutz (Hrsg ). (2001): rung des vorbeugenden Hochwasserschutzes . - 15 . Rückgewinnung von Retentionsflächen und Altau- September 2002 . - http://www .bmu de/gewaesser. - enreaktivierung an der Mittleren Elbe in Sachsen- schutz/doc/3114 php. . Anhalt . - Abschlussbericht des BMBF-Forschungs- BfG - Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg .) vorhabens (FKZ 0339576) . - Halle . - http://elise .bafg . (2002): Das Augusthochwasser im Elbegebiet . - Ko- de/?3939 . blenz . - http://elise .bafg .de/?3967 . Lamers, L. P. M., Loeb, R., Antheunisse, A. M., Miletto, M., Böhm, H. R., Heiland, P., Dapp, K., Mengel, A., Zanke, Lucassen, E. C. H. E. T., Boxman, A. W., Smolders, A. J. P. U., Saenger, N., Kämpf, M., Haupter, B. & J. Blöcher & J. G. M. Roelofs (2006): Biogeochemical constraints (1999): Anforderungen des vorsorgenden Hochwas- on the ecological rehabilitation of wetland vegetation serschutzes an Raumordnung, Landes-/ Regionalpla- in river floodplains . - Hydrobiologia 565: 165-186 . nung, Stadtplanung und die Umweltfachplanungen MRLU - Ministerium für Raumordnung, Landwirt- - Empfehlungen für die Weiterentwicklung . - UBA schaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt Texte: 45-99 . (2001): Die Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts . Böhnke, R. (2002): Hydrodynamik und Stofftransport Ein Beitrag zur Forschreibung des Landschaftspro- in Auensedimenten der Mittleren Elbe unter Berück- grammes des Landes Sachsen-Anhalt (Stand sichtigung eines ökosystemaren Bewertungskon- 01 01. 2001). . - CD-ROM . zeptes . - Dissertation . - UFZ-Berichte 2002(19) . Neuschulz, F . & J . Purbs (2000): Rückverlegung von Böhnke, R. & K. Follner (2002): Wasserstände in Auen - Hochwasserschutzdeichen zur Wiederherstellung Möglichkeit der Rückrechnung aus Flusspegel- und von Überflutungsflächen . - In: Friese, K., Witter, Wetterdaten . - In: Geller, W., Puncohar, P., Guhr, H., B., Mielich, G. & M. Rode (Hrsg .): Stoffhaushalt von von Tümpling, W., Medek, J., Smrt’ak, J., Feldmann, Auenökosystmen . - Berlin/ Heidelberg/ New York H. & O. Uhlmann (Hrsg ):. Die Elbe - neue Horizonte (Springer): 421-430 . des Flussgebietsmanagements . - Stuttgart/Leipzig Neuschulz, F., Purps, J. & M. Hape (Hrsg ). (2002) . Mög-

114 lichkeiten und Grenzen der Auenwaldentwicklung und Auenregeneration am Beispiel von Naturschutz- projekten an der Unteren Mittelelbe (Brandenburg) . - Abschlussbericht des BMBF-Forschungsvorhabens (FKZ 0339571) . - LAGS (Landesanstalt für Großschutz- gebiete) . - Rühstädt . - http://elise .bafg .de/?3819 . Purps, J., Damm, C. & F. Neuschulz (2004): Naturschutz- großprojekt Lenzener Elbtalaue, Brandenburg – Au- enregeneration durch Deichrückverlegung an der Elbe . - Natur und Landschaft 79 (9): 408-415 . Puhlmann, G . (1993): Bereiche möglicher Deichrück- verlegungen im Gebiet der mittleren Elbe zwischen Hirschmühle/Prettin und Domburg (Elbe-km 168 bis 301) als Grundlage für eine interdisziplinäre Dis- kussion . - Wittenberg (Staatliches Amt für Umwelt- schutz) . - Unveröffentlichtes Gutachten . Puhlmann, G. & K.-H. Jährling (2003): Erfahrungen mit „nachhaltigem Auenmanagement“ im Biosphä- renreservat „Flusslandschaft Mittlere Elbe“ . - Natur und Landschaft 78(4): 143-149 . Scholz, M., Stab, S., Dziock, F. & K. Henle (Hrsg .) (2005): Lebensräume der Elbe und ihrer Auen . - Reihe: Kon- zepte für die nachhaltige Entwicklung einer Fluss- landschaft, Bd . 4 . - Berlin (Weißensee Verlag, Ökolo- gie) . Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. & F . Foeckler (Hrsg .) (2009): Entwicklung von Indikationssyste- men am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer Ver- lag): 480 S . Schubert, P . (1996): Zusammenfassung ausgewählter Brutvogel-Kartierungsergebnisse aus dem Roßlauer Oberluch (Anhalt-Zerbst) anlässlich der geplanten Rekonstruierung des Hochwasserschutzdeiches . - Unveröffentlichtes Gutachten . Schulze, M. & T. Schlegel (2007): Deichrückverlegung im Oberluch Roßlau . - Wasser und Abfall 5: 36-40 . Schwarze, E. & H. Kolbe (2006): Die Vogelwelt der zen- tralen Mittelelbe-Region . - Halle (Ampyx-Verlag) .

115 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 116–123 Bodenkundliche Sondierung ausgewählter Standorte im Roßlauer Oberluch und bei Klieken Frank Krüger & Holger Rupp

1 Einleitung eingedeichten holozänen Aue, geschützt vor Hoch- wasser und Sedimenteintrag . Die bodenkundliche Sondierung von 24 Stand- orten im Roßlauer Oberluch und 12 Probeflä- chen im Referenzgebiet bei Klieken dient der 2 Methodik Standortcharakterisierung ausgewählter Un- tersuchungsflächen in der Elbeaue . Sie stellt Die Sondierungsarbeiten im Roßlauer Ober- die Grundlage für begleitende faunistische und luch und bei Klieken wurden überwiegend im floristische Untersuchungen dar, die im Zuge Oktober/November 2006 als Handbohrungen der Deichrückverlegung im Roßlauer Oberluch durchgeführt . Vier Standorte, die zum Zeitpunkt durchgeführt werden (s . a . Scholz et al . in die- der ersten Kartierarbeiten noch unter Wasser sem Heft, S . 103 ff) . Die Untersuchungsflächen standen, konnten erst im September 2007 nach- befinden sich in der rezenten Elbeaue und im untersucht werden . Die maximale Bohrtiefe be- Rückdeichungsgebiet des Roßlauer Oberluchs trug vier Meter . Der obere Meter wurde mittels sowie in der Altaue (historischen Aue) bei Klie- Edelmannbohrer beprobt, die folgenden Meter ken . Das Rückdeichungsgebiet des Roßlauer mittels Peilstange erbohrt . Die Bestimmung der Oberluchs, welches durch die erfolgte Deichrück- bodenkundlichen Parameter sowie die anschlie- verlegung nun auch wieder zur rezenten Aue ge- ßende Ableitung von Horizonten orientierten hört, wird hydrologisch durch die Elbe und vor sich an der bodenkundlichen Kartieranleitung allem durch den Abfluss der Rossel geprägt . Die (Ad-hoc AG Boden 2005) . Die bodenkundliche 3 Teiluntersuchungsgebiete sowie die dazugehö- Ansprache differenziert Horizonte entsprechend rigen Probeflächen sind ausführlich inScholz et ihrer Tiefenlage, Korngrößenzusammensetzung, al . in diesem Heft (S . 103 ff) beschrieben . Farbe, Fleckung, ihres Gefüges, Carbonatgehal- Das Roßlauer Oberluch ist geologisch der holozä- tes und Humusanteiles . Die Bestimmung der nen Aue zuzuordnen, die an ihrem Nordrand di- Bodenart erfolgte mittels Fingerprobe, die Farbe rekt gegen saalezeitliche Moränen stößt (Reich- der Horizonte wurde mittels Munsell-Farbtafel hoff & Reuter 1978) und im Süden durch die Elbe bestimmt . Die Abschätzung des Carbonatgehal- begrenzt wird . tes wurde mit 10 %iger HCl vorgenommen . Des Die in den topografischen Karten dargestellte Weiteren wurde der aktuelle Grundwasserstand Deichlinie (vgl . z .B . Abb . 1, 5, 11) teilt die Aue in ei- erfasst . Aus der Horizontabfolge wurden Boden- nen Bereich, der in der Zeit der Eindeichung (von ca . typen abgeleitet . Im Folgenden werden ausge- 1830 bis 2006) vor dem hochwasserbedingten Sedi- wählte Parameter dargestellt . menteintrag geschützt war und den elbenahen Be- reich, der nach wie vor einer bodenbildenden Sedi- mentation ausgesetzt ist . Durch die Deichrückver- 3 Ergebnisse und Diskussion legung gehört nun wieder das gesamte Roßlauer Oberluch zum aktiven Überflutungsbereich (vgl . 3.1 Grundwasser-/Bodenwasserstände Abb . 6 in Scholz et al . in diesem Heft, S . 110) . Die Die Grundwasser- und Bodenwasserstände in Untersuchungsflächen bei Klieken liegen in der Auen sind durch unterschiedliche Einflüsse

116 匀 甀戀栀礀搀爀椀猀挀栀 ㈀ 㘀㨀 匀 甀戀栀礀搀爀椀猀挀栀 ㈀ 㜀㨀 䜀 圀 㰀㐀 搀洀㨀 䜀 圀 㰀㠀 搀洀㨀 䜀 圀 㰀㄀㘀 搀洀㨀 䜀 圀 㰀㈀㐀 搀洀㨀 㤀㐀 㤀㌀ 䜀 圀 㸀㈀㐀 搀洀㨀 㠀㔀 㠀㐀 㠀㠀 㠀㘀 Abb. 1: Klassifizierung der Grund- 㠀㤀 㠀㜀 wasserflurabstände (GW) für die 㤀 㠀㈀ Probeflächen im Roßlauer Oberluch 㠀㌀ 刀 漀猀猀攀氀 㤀㄀ 㤀㈀ 㠀㄀ zum Zeitpunkt der Erstsondierung im Oktober 2006 und September 㜀㐀 㜀㌀ 2007 . Als subhydrisch werden die 㜀㠀 㜀㄀ Standorte bezeichnet, die über- 㜀㈀ 一 㜀㜀 㜀㔀 㜀㤀 wiegend unter Wasser liegen; dort 㜀㘀 㠀 herrschen meist reduzierende Be- 㔀 洀 dingungen . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4139) .

䜀 圀 㰀㄀㘀 搀洀㨀 䜀 圀 㰀㈀㐀 搀洀㨀 䜀 圀 㸀㈀㐀 搀洀㨀

㤀㔀 㤀㜀 㤀㘀 㤀㠀 㤀㤀 ㄀

Abb. 2: Klassifizierung der Grund- wasserflurabstände (GW) für die 一 Probeflächen südwestlich von Klie- ken zum Zeitpunkt der Erstsondie- 㔀 洀 rung im November 2006 . Karten- grundlage: TK25 (Blatt 4140) .

䜀圀 㰀㄀㘀 搀洀㨀 䜀圀 㰀㈀㐀 搀洀㨀

㄀ ㌀

㄀ 㐀 ㄀ 㔀 : Klassifizierung der Grund- ㄀ ㈀ Abb. 3 wasserflurabstände (GW) für die ㄀ 㘀 ㄀ ㄀ Probeflächen südöstlich von Klie- 一 ken zum Zeitpunkt der Erstson- dierung im November 2006 und 㔀 洀 September 2007 . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

117 geprägt . Neben dem Niederschlagsgeschehen 300 werden sie hier durch das Abflussregime der 250 Elbe bestimmt . Zusätzlich wirkt im Untersu- chungsgebiet Roßlauer Oberluch der Abfluss der 200 Rossel auf die Bodenwasser- und Grundwasser- 150 verhältnisse . Während der Sondierungsarbeiten 100 im Roßlauer Oberluch im Oktober 2006 betru- 50 gen die Wasserstände der Elbe am oberstromig gelegenen Pegel in Wittenberg ca . 155 cm . Eine 0 Grundwasserflurabstand, cm Überflutung der tiefstgelegenen Flächen im el- -50 benahen Vorland erfolgt bei ca . 400 cm am Pegel 55 55,5 56 56,5 57 57,5 58 58,5 59 Wittenberg . Während der Kartierung bei Klie- Geländehöhe, m ken im November 2006 schwankten die Was- Roßlau Klieken West Klieken Ost serstände der Elbe zwischen 260 und 280 cm . Die Nachuntersuchung von vier Standorten in Roßlau erfolgte bei Wasserständen von 180 cm . Abb. 4: Zusammenhang von Geländehöhe und Der Mittelwasserstand am Elbepegel in Witten- Grundwasserflurabstand . berg beträgt 255 cm (www .pegelonline wsv. .de) . Die Tatsache, dass die Nachkartierung einzel- ner Standorte bei höheren Wasserständen als zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung erfolgen In Abbildung 4 wird der Zusammenhang von konnte, unterstreicht, dass die hydrologischen Geländehöhe einer Probefläche und ermittel- Verhältnisse in Auen durch weit mehr Bedin- tem Grundwasserstand zum Zeitpunkt der Son- gungen als nur den Elbewasserstand geprägt dierarbeiten dargestellt . Da es sich um absolute sein können (vgl . auch Böhnke & Geyer 2009) . Höhenangaben [m] über NN handelt, haben die Dabei kann der Grundwasserflurabstand ein In- Standorte bei Klieken und im Roßlauer Oberluch diz für die topografische Geländehöhe darstellen aufgrund des Gefälles der Elbe unterschiedliche oder auch Hinweise auf einen variablen Unter- Höhenlagen . Auffällig ist einerseits die geringe- grundaufbau oder weitere Zuflüsse liefern . Ab- re Spannbreite der erfassten Grundwasserflur- bildung 1 veranschaulicht die Tatsache, dass sich abstände bei Klieken und andererseits das Aus- im Roßlauer Oberluch einerseits die feuchtesten scheren der Werte einiger Standorte im Roßlauer Standorte zum Zeitpunkt der Erstprobennahme Oberluch . Bei den Probeflächen 71, 72 und 84 ist im Oktober 2006 und September 2007 (Nr . 74, 83, dies mit den gespannten Grundwasserverhält- 84 und 90) in unmittelbarer Nähe des Gewässer- nissen zu erklären, bei den relativ hangnahen systems der Rossel befinden und dass anderer- Probeflächen 93 und 94 wird angenommen, dass seits die Standorte mit dem größten Grundwas- eine Beeinflussung durch hangziehendes Wasser serflurabstand der Elbe am nächsten liegen . Die vorliegt . Abbildungen 2 und 3 zeigen die Grundwasser- flurabstände auf den Probeflächen bei Klieken 3.2 Bodenarten im November 2006 . Im Vergleich zum Roßlauer Die Böden der Aue stehen in enger Wechselbe- Oberluch ist erkennbar, dass die Grundwasser- ziehung zum Fluss, nicht nur hinsichtlich ihres flurabstände bei Klieken, trotz höherer Was- hydrologischen Anschlusses . Substrat- und Bo- serführung der Elbe im November 2006, eine denbildung stehen in engen Wechselbeziehun- geringere Spannbreite aufweisen . Während im gen zu den Auenprozessen . So ist die Entstehung Roßlauer Oberluch die Variabilität von fast per- der Auenböden an Überschwemmungsereignisse manent überflutet (Probefläche 83) bis hin zu gebunden . Bei Hochwasser treten Flüsse über ihre einem Grundwasserstand von 275 cm unter Flur Ufer und verfrachten die mitgeführten Schweb- (Probefläche 79) reicht, wurden auf den Probflä- stoffe ins Überschwemmungsgebiet, wo sie sedi- chen bei Klieken Grundwasserstände zwischen mentieren . Diese Sedimentablagerungsprozesse 100 und 265 cm unter Flur gemessen . Vor allem haben an der Elbe zur Entstehung einer Auen- die nassen Standorte fehlen hier . lehmdecke unterschiedlicher Mächtigkeit und

118 䰀攀栀洀琀漀渀攀㨀 匀 挀栀氀甀昀昀琀漀渀攀㨀 ⴀ 吀漀渀氀攀栀洀攀 ⴀ 一漀爀洀愀氀氀攀栀洀攀 ⴀ 匀 愀渀搀氀攀栀洀攀 吀漀渀猀 挀栀氀甀昀昀攀㨀 㤀㐀 䰀攀栀洀猀 挀栀氀甀昀昀攀㨀 㤀㌀ 㠀㔀 ⴀ 匀 愀渀搀猀 挀栀氀甀昀昀攀 㠀㐀 匀 挀栀氀甀昀昀猀 愀渀搀攀㨀 㠀㠀 㠀㘀 ⴀ 䰀攀栀洀猀 愀渀搀攀 㠀㤀 㠀㜀 ⴀ 刀 攀椀渀猀 愀渀搀攀 㤀 㠀㈀ 㠀㌀ 㤀㄀ 㤀㈀ 㠀㄀

㜀㐀 㜀㌀

㜀㠀 㜀㄀ 㜀㈀ 一 㜀㜀 㜀㔀 㜀㤀 Abb. 5: Dominierende Boden- 㜀㘀 㠀 arten im oberen Profilmeter an den 㔀 洀 Standorten im Roßlauer Oberluch . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4139) .

吀漀渀猀 挀栀氀甀昀昀攀㨀 䰀攀栀洀猀 挀栀氀甀昀昀攀㨀 ⴀ 匀 愀渀搀猀 挀栀氀甀昀昀攀

㤀㔀 㤀㜀 㤀㘀 㤀㠀 㤀㤀 ㄀

Abb. 6: Dominierende Boden- 一 arten im oberen Profilmeter an den Standorten im Teiluntersuchungs- 㔀 洀 gebiet südwestlich von Klieken . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

匀 挀栀氀甀昀昀琀漀渀攀㨀 ⴀ 吀漀渀氀攀栀洀攀 ⴀ 一漀爀洀愀氀氀攀栀洀攀 ⴀ 匀 愀渀搀氀攀栀洀攀 吀漀渀猀 挀栀氀甀昀昀攀㨀

㄀ ㌀

㄀ 㐀 ㄀ 㔀 ㄀ ㈀

㄀ 㘀 Abb. 7: Dominierende Boden- ㄀ ㄀ 一 arten im oberen Profilmeter an den Standorten im Teiluntersuchungs- 㔀 洀 gebiet südöstlich von Klieken . Kar- tengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

119 Roßlauer Oberluch Referenzgebiete Teiluntersuchungsgebiete in der Altaue bei gesamt rezente Aue Rückdeichungsgebiet Klieken Probeflächen 71–82 83–94 95–106 71–106 Boden-Subtypen Tschernitza 3 - - 3 Norm-Vega 1 2 5 8 Gley-Vega 3 2 2 7 Vega-Gley - - 2 2 Auengley 1 1 1 3 Anmoorgley 4 6 2 12 Dy - 1 - 1

Tab. 1: Verteilung der Boden-Subtypen in den Teiluntersuchungsgebieten .

Korngrößenzusammensetzung geführt, wobei serstands deutlich von den Flächen bei Klieken . an flussnahen Standorten in der Regel die grob- Die Böden im Teiluntersuchungsgebiet südwest- körnigeren Partikel abgelagert werden, während lich von Klieken (Abb . 6) sind durch die Boden- in größerer Entfernung zum Fluss Feinstschweb- arten Ton- und Lehmschluff, die südöstlich von stoffe aussinken (vgl . Gröngröft & Schwartz Klieken (Abb . 7) durch Tonschluffe und Schluffto- 1999, Miehlich 2000, Schwartz 2001) . ne gekennzeichnet . Die Bodenarten Schluffsand In den verschiedenen Teiluntersuchungsgebieten und Lehmton konnten nicht nachgewiesen wer- wurden überwiegend sehr feinkörnige, schluff- den . dominierte Bodenarten vorgefunden . Als Bo- denartengruppen der bodentypbestimmenden 3.3 Bodentypen Horizonte im obersten Profilmeter wurden Lehm- Die Böden in Auen werden im Wesentlichen ent- und Schlufftone, Tonschluffe, Lehmschluffe und sprechend ihrer hydromorphologischen Merk- Schluffsande kartiert, in größeren Tiefen auch male, ihres Substrates sowie ihres Kohlenstoff- Reinsande mit unterschiedlichen Kiesanteilen . anteils und Gefüges differenziert (Altermann et Schon auf dem Niveau der Bodenartengruppen al . 2001, Eisenmann 2002, Rinklebe et al . 2009) . lassen sich unterschiedliche Bereiche differenzie- Im Ergebnis der bodenkundlichen Sondierung ren . wurden auentypische Böden und ein Unterwas- Das Rückdeichungsgebiet im Roßlauer Oberluch serboden (Dy) kartiert . Das Ergebnis der Anspra- ist gekennzeichnet durch sehr feinkörnige Bö- che der Böden auf Subtypenniveau ist Tabelle 1 zu den . Nur hier wurden neben den dominierenden entnehmen (siehe auch Abb . 11–13) . Schlufftonen an den Standorten 83 und 84 auch Abbildung 8 veranschaulicht die Bodenansprache Lehmtone gefunden (Abb . 5) . und das Differenzierungsschema für die o . g . Bö- Die höhergelegenen Probeflächen 93 und 94 wei- den aus Auenlehm (Fluvischluff, Fluvilehm oder sen dagegen die grobkörnigsten Substrate auf . Fluviton) . Insbesondere der hydrologische Gradi- Hier wurden schwach- bis mittelschluffige San- ent ließ sich auch mittels der Messung des Grund- de erfasst . Das Rückdeichungsgebiet kann auf- wasserflurabstandes belegen (Abb . 9), wobei dies grund der nachgewiesenen Bodenarten von den mit Sorgfalt zu interpretieren ist, da für einige Bo- flussnahen Standorten abgegrenzt werden . Der den-Subtypen zu wenige Beispiele vorlagen und Schluffanteil der flussnahen Böden ist höher, so auch die Erhebung des Grundwasserstandes auf dass hier Ton- und sehr nah am Ufer auch Lehm- einem einzigen Tageswert beruht . Auf die Dar- schluffe großer Mächtigkeit sondiert wurden . stellung von Dy und Vega-Gley wurde aufgrund Das Roßlauer Oberluch unterscheidet sich sowohl der geringen Anzahl verzichtet . hinsichtlich der Bodenart als auch des Grundwas-

120 䈀椀漀琀甀爀戀愀琀椀漀渀 伀戀攀爀戀漀搀攀渀洀挀栀琀椀最欀攀椀琀 匀 攀搀椀洀攀渀琀愀琀椀漀渀

一漀爀洀ⴀ嘀攀最愀 吀猀挀栀攀爀渀椀琀稀愀 䜀 氀攀礀ⴀ嘀攀最愀 嘀攀最愀ⴀ䜀 氀攀礀 䄀甀攀渀最氀攀礀 䄀渀洀漀漀爀最氀攀礀 䠀甀洀甀猀 圀愀猀猀攀爀攀椀渀昀氀甀猀猀 䐀礀

Abb. 8: Vereinfachtes Differenzierungsschema Abb. 10: Schrumpfrisse auf der Probefläche 91 im zur Ansprache von Auenböden . Roßlauer Oberluch (Sommer 2008) .

Der hohe Tonanteil der Böden verleiht den Böden Die räumliche Verteilung der Boden-Subtypen im hohe Quellungs- und Schrumpfungsneigung, so Roßlauer Oberluch zeigt Abbildung 11 . Die Böden, dass die Böden auch als „Minutenböden“ bezeich- die dem stärksten Wassereinfluss ausgesetzt sind, net werden können . Diese Eigenschaft, die Tonbö- befinden sich im Einflussbereich der Rossel . Der den (Pelosole) charakterisiert, wurde im Oktober/ sehr langzeitig überstaute Standort 83 wurde als November 2006 nicht explizit untersucht, kann Unterwasserboden angesprochen . Er war durch aber für den überwiegenden Teil der Böden aus einen reduzierten, schwarzen und sehr stark nach Lehm- und Schluffton angenommen werden, wie Schwefelwasserstoff riechenden Oberboden cha- Abb . 10 für die Probefläche 91 belegt . rakterisiert . Auengleye und vor allem Anmoor­ gleye finden sich ebenfalls an feuchten Standorten in morphologischen Senken oder Flutrinnen . Der Abb. 9: Boden-Subtypen und Grundwasserflur- höhere Humusanteil der anmoorigen Böden wird abstände zum Zeitpunkt der Kartierung . auf die gehemmte Mineralisationsleistung der Böden unter Wassereinfluss zurückgeführt . Cha- 300 rakteristisch sind die hochgelegenen Norm-Vegen in der zentralen Aue und die ebenfalls hochgelege- 250 nen, ufernahen Tschernitzen, die mächtige, locke- re Oberbodenhorizonte aufweisen und die durch 200 starke Sedimentation entstanden sind . Die Abbil-

150 dungen 12 und 13 zeigen die räumliche Verteilung der Boden-Subtypen im Referenzgebiet südwest- 100 und südöstlich von Klieken . Während südwest- lich von Klieken die hochgelegenen Norm-Vegen Grundwasserflurabstand [cm] 50 dominieren, ist das Untersuchungsgebiet südöst- lich von Klieken durch eine langgezogene Senke 0 Tschernitza Norm-Vega Gley-Vega Auengley Anmoorgley charakterisiert, in der sich typische Anmoorgleye ausgebildet haben . An den Senkenrändern entwi- Minimum Maximum ckelten sich Auengleye und Vega-Gleye, die hoch- Median gelegenen Standorte sind wiederum durch Norm- und Gley-Vegen gekennzeichnet .

121 吀猀挀栀攀爀渀椀琀稀愀 一漀爀洀ⴀ嘀攀最愀 䜀 氀攀礀ⴀ嘀攀最愀 䄀甀攀渀最氀攀礀 䄀渀洀漀漀爀最氀攀礀 㤀㐀 㤀㌀ 䐀礀 㠀㔀 㠀㐀 㠀㠀 㠀㘀 㠀㤀 㠀㜀 㤀 㠀㈀ 㠀㌀ 㤀㄀ 㤀㈀ 㠀㄀

㜀㐀 㜀㌀

㜀㠀 㜀㄀ 㜀㈀ 一 㜀㜀 㜀㔀 㜀㤀 㜀㘀 㠀 Abb. 11: Die Verteilung der Boden- 㔀 洀 Subtypen im Roßlauer Oberluch . Kartengrundlage: TK25 (Blatt 4139) .

一漀爀洀ⴀ嘀攀最愀 䜀 氀攀礀ⴀ嘀攀最愀 䄀渀洀漀漀爀最氀攀礀

㤀㔀 㤀㜀 㤀㘀 㤀㠀 㤀㤀 ㄀

一 Abb. 12: Die Verteilung der Boden- Subtypen im Teiluntersuchungsge- 㔀 洀 biet südwestlich von Klieken . Kar- tengrundlage: TK25 (Blatt 4140) .

一漀爀洀ⴀ嘀攀最愀 䜀 氀攀礀ⴀ嘀攀最愀 嘀攀最愀ⴀ䜀 氀攀礀 䄀甀攀渀最氀攀礀 䄀渀洀漀漀爀最氀攀礀

㄀ ㌀

㄀ 㐀 ㄀ 㔀 ㄀ ㈀

㄀ 㘀 ㄀ ㄀ 一 Abb. 13: Die Verteilung der Boden- Subtypen im Teiluntersuchungsge- 㔀 洀 biet südöstlich von Klieken . Karten- grundlage: TK25 (Blatt 4140) .

122 4 Schlussfolgerungen Literatur

Die bodenkundlichen Untersuchungen haben Ad-hoc AG Boden (2005): Bodenkundliche Kartier- anleitung . (KA 5), 5 . Aufl . - Bundesanstalt für gezeigt, dass insgesamt eine große Standortvari- Geowissenschaften u. Rohstoffe u. Staatliche abilität vorliegt . Es wurden ebenso relativ sandi- Geologische Dienste d. BR Deutschland (Hrsg .) . ge, trockene Böden kartiert, wie sehr nasse und - Stuttgart (E . Schweizerbart’sche Verlagsbuchhand- tonreiche . Einige der Untersuchungsflächen sind lung) . durch sehr starke Grundwasser- und Flusswasser- Altermann, M., Wiechmann, H., Rinklebe, J., Rosche, O. & V. Eisenmann (2001): Zur Klassifikation von schwankungsamplituden gekennzeichnet, ande- Böden in Auen . - Mitt . der Deut . Bodenkundl . Gesell . re sind permanent feucht . Diese Standortvielfalt 96(2): 467-468 . kann als Grundlage für den floristischen und fau- Böhnke, R. & S. Geyer (2009): Veränderung von Um- nistischen Artenreichtum im Untersuchungsge- weltfaktoren in Auen . - In: Scholz, M., Henle, K., biet betrachtet werden (siehe Ilg et al ,. Gerisch & Dziock, F., Stab, S. & F . Foeckler (Hrsg .): Entwicklung von Indikationssystemen am Beispiel der Elbaue . - Schanowski oder Hering et al . in diesem Heft) . Stuttgart (Ulmer Verlag): 101-129 . Das Roßlauer Oberluch wird hydraulisch sowohl Eisenmann, V . (2002): Die Bedeutung der Böden für das von der Elbe als auch von der Rossel und zum Teil Renaturierungspotential von Rückdeichungsgebie- zusätzlich durch hangziehendes Grundwasser ten an der Mittleren Elbe . - Hamb . Bodenkundl . Ar- beeinflusst . Hohe Elbewasserstände haben auch beiten 51 . - Dissertation (Universität Hamburg) . Gröngröft, A. & R. Schwartz (1999): Eigenschaften schon vor der Deichschlitzung zu einem Rückstau und Funktionen von Auenböden an der Elbe . - Hamb . der Rossel und damit zu einer Überflutung der Bodenkundl . Arbeiten 44: 180 S . Standorte im Rückdeichungsgebiet geführt . Die Miehlich, G . (2000): Eigenschaften, Genese und Funk- Deichbaumaßnahme wird demzufolge kaum auf tionen von Böden in Auen Mitteleuropas . - In: Frie- die Überflutungshäufigkeit der Standorte im Roß- se, K., Witter, B., Miehlich, G. & M. Rode (Hrsg .): Stoffhaushalt von Auenökosystemen . - Böden und lauer Oberluch wirken und dadurch auch kaum Hydrologie, Schadstoffe, Bewertungen . - Berlin/Hei- bodenkundliche Veränderungen verursachen . delberg/New York (Springer-Verlag): 3-17 . Es muss allerdings geprüft werden, ob durch die Reichhoff, L. & B. Reuter (1978): Die Landschaft an Mit- zukünftige Beeinflussung des Oberluchs mit El- telelbe und unterer Mulde . I . Eiszeitliche Fluß- und bewasser auch ein Sedimenteintrag stattfindet, Landschaftsgeschichte und landschaftsformende Prozesse . - Dessauer Kalender 22: 66-76 . der bodenkundliche Veränderungen verursachen Rinklebe, J., Franke, C. & H.-U. Neue (2009): Verbrei- kann . Aus diesem Grund wurden die 36 Standor- tung, Eigenschaften und Klassifikation von Au- te so beprobt, dass eine Überprüfung ihrer stoff- enböden - Auenbodenformen als Indikatoren für lichen Qualität erfolgen kann . Des Weiteren wird Nähr- und Schadstoffkonzentrationen . Kap . 5 .2 . - In: mit Hilfe von Sedimentfallen sowohl im Rückdei- Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab, S. & F . Foeck- ler (Hrsg .): Entwicklung von Indikationssystemen chungsgebiet als auch an Standorten des uferna- am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ulmer Verlag): hen Vorlandes der aktuelle hochwassergebundene 130-153 . Sediment- und Stoffeintrag gemessen . Schwartz, R. (2001): Die Böden der Elbaue bei Lenzen und ihre möglichen Veränderungen nach Rückdei- Zusammenfassung chung . . - Hamb . Bodenkundl . Arbeiten . - Dissertation (Universität Hamburg) . Im Rahmen der Untersuchungen zur Deichrück- verlegung wurden 24 Standorte im Roßlauer Oberluch und als Referenzstandorte 12 Probeflä- chen bei Klieken bodenkundlich beschrieben . Sowohl auf den Probeflächen im Roßlauer Ober- luch als auch bei Klieken konnten ausschließlich auentypische Böden nachgewiesen werden . Viele Böden im Roßlauer Oberluch können auch als Mi- nutenböden bezeichnet werden . Ihre z . T . ausge- prägte Hydromorphierung ist neben den schwan- kenden Elbewasserständen auch auf den Einfluss der Rossel zurückzuführen .

123 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 124–129 Differenzierung von Laufkäfergemein- schaften (Col., Carabidae) an der Mittleren Elbe am Beispiel des Roßlauer Oberluchs Michael Gerisch & Arno Schanowski

1 Einleitung eingedeichten Altauenbereichen (hinterdeichs) im Roßlauer Oberluch . Als Referenzgebiet dient Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitfor- dabei die Altaue bei Klieken . schung zum Deichrückverlegungsvorhaben im Laufkäfer in Auen sind häufig flugfähig, d . h . hoch Roßlauer Oberluch (siehe Scholz et al . in diesem mobil, und weisen einen besonders hohen Anteil Heft) wurden auch die Laufkäfer untersucht . Auf- feuchtigkeitsliebender Arten auf (zusammenfas- grund ihrer hohen Mobilität reagieren Laufkäfer send z .B . in GaC 1999) . Die vorliegende Untersu- relativ schnell auf sich ändernde Umweltbedin- chung geht von der Annahme aus, dass der Anteil gungen, vor allem in dynamischen Lebensräu- flugfähiger Arten in der aktiven Überflutungsaue men wie Auen (Bonn & Kleinwächter 1999, Ro- höher ist als im deichgeschützten Hinterland, da thenbücher & Schaefer 2006) . Darüber hinaus dort die direkte Störung durch periodische Über- weisen viele Arten eine spezielle Habitatbindung schwemmungen größer ist . Ferner wurde ange- auf und eignen sich daher sehr gut als Bioindika- nommen, dass sich feuchteliebende Arten häu- toren für hydrologische Veränderungen in Auen figer in der aktiven (rezenten) Aue, also vor dem (Gerisch et al . 2006, Schanowski et al . 2009) . Deich, nachweisen lassen, da der Anteil auentypi- Da auch die Biologie und die Ökologie dieser Ar- scher Habitatstrukturen, wie z .B . Flutrinnen und tengruppe relativ gut bekannt sind, wurden die bodenfeuchte Grünlandstandorte, dort größer ist Laufkäfer als Modelltiergruppe ausgewählt, um als in der Altaue . die Auswirkungen von Rückdeichungen zu quan- Darüber hinaus sollen naturschutzfachlich wert- tifizieren . Bisher weiß man relativ wenig darüber, volle Arten vorgestellt und die erwarteten Aus- wie Laufkäfer auf solche Maßnahmen reagieren . wirkungen einer erhöhten Überflutungsdynamik Günter & Assmann (2005) zeigten, dass vier Jah- auf die Artengemeinschaften diskutiert werden . re nach einer Deichrückverlegung an der Hase, einem Zufluss zur Ems, keine sichtbaren Verände- rungen in den Artengemeinschaften sichtbar wa- 2 Methodik ren, was sie auf eine geringe Überflutungsdyna- mik zurückgeführt haben . Von anderer Seite wird Die Datenerhebung erfolgte mit dem standardi- angenommen und argumentiert, dass Deichrück- sierten Schema des RIVA- und des HABEX-Projek- verlegungen die Biodiversität von Flora und Fau- tes (Gerisch et al . 2006, Henle et al . 2006, Scha- na positiv beeinflussen können (Unruh 2007) . nowski et al . 2009) . Es wurden auf insgesamt Der vorliegende Artikel soll weniger auf die Aus- 36 Probeflächen Barberfallen installiert und mit wirkungen von Rückdeichungen eingehen, son- 7 %iger Essigsäure versetzt . Von den 24 Probeflä- dern vielmehr einen Überblick über den Status- chen im Roßlauer Oberluch befinden sich 12 in Quo-Zustand der Laufkäferfauna vor der Deich- der aktiven Überflutungsaue (vordeichs) und 12 öffnung geben . Die vorgestellten Ergebnisse im bis zum Zeitpunkt der Untersuchung deich- gestatten somit einen ersten Einblick bezüglich geschützen Hinterland (Rückdeichungsgebiet) . der unterschiedlichen Ausprägung der Laufkäfer- Die restlichen 12 sind Referenzprobeflächen und gemeinschaften im Vergleich von regelmäßig ak- liegen in der nach wie vor eingedeichten Altaue tiv überfluteten Auenbereichen (vordeichs) und (hinterdeichs) bei Klieken (siehe Scholz et al . in

124 diesem Heft, S . 103 ff) . Bisher liegen stress: 15.15 Status-Quo-Daten aus der Herbst- Probeflächen vordeichs Probeflächen hinterdeichs 0 beprobung des Jahres 2006 vor, . 1 Diachromus germanus die den Zustand der Artengemein- Acupalpus exiguus schaften vor dem Schlitzen des Ophonus diffinis Deichs dokumentieren . 104 105 5

. Ophonus rufibarbis

Zur Datenanalyse wurde die Nicht- 0 Blethisa multipunctata Cicindela campestris Pterostichus vernalis 85 metrische Multidimensionale Ska- Trechus obtusus 84 lierung (NMDS) genutzt, um die Epaphius secalis 86 71 92 94 Differenzierung der Artengemein- 100 Platynus livens 0 . 72 98 8882 schaften in der aktiven Elbeaue 0 87 93 106 101 74 102 und in der (noch) deichgeschützten Agonum duftschmidi Altaue des Roßlauer Oberluches Bembidion lunulatum 77 99 80 89 96 5 und den Referenzflächen (hinter- . 75 95

0 103

- 73 81 97 deichs) bei Klieken zu visualisie- 90 79 76 ren . Diese Ordinationsmethode er- Anthracus consputus 91 Bembidion tetracolum 78 mittelt eine „ökologische Distanz“ Stenolophus mixtus Pterostichus melanarius

0 Bembidion dentellum Poecilus cupreus . der Probeflächen zueinander, in- 1 - Nebria brevicollis dem die Unterschiede der relativen Artabundanzen und der Artidenti- tät der Probeflächen ermittelt wer- -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 den . Die multivariate „ökologische Distanz“ wird dann im zweidimen- sionalen Diagramm dargestellt . Abb. 1: Nichtmetrische Multidimensionale Skalierung Dabei befinden sich Probeflächen (NMDS) der 36 Probeflächen der drei Teiluntersuchungsgebiete: mit ähnlicher Artenzusammen- aktive Elbeaue (71-82) und Altaue (83-94) im Roßlauer Oberluch setzung nah beieinander, während sowie Referenzfläche in der Altaue bei Klieken (95-106), basie- die Entfernung zwischen Probe- rend auf den Artabundanzen und der Artidentität der Probeflä- flächen unterschiedlicher Arten- chen . Die Ziffern stellen die Probeflächennummerierung dar, zusammensetzung mit steigender zur besseren Unterscheidbarkeit sind die Probeflächennum- „ökologischer Distanz“ wächst . Für mern des Referenzgebietes Klieken unterstrichen (siehe Scholz die Analysen wurden die Abun- et al . in diesem Heft, S . 103 ff) . Die dargestellten Arten sind be- danzen der Arten durch Logarith- sonders bedeutsam für die Ordination der Probeflächen . mierung transformiert, um den Einfluss hochdominanter Arten zu verringern . Als Distanzmaß wurde der Morisita-Horn-Index verwen- det . Die Güte der Ordination, d . h . das Maß, wie lich fliegen, jedoch ist die Datenlage diesbezüg- gut die Variabilität der Daten in dem Diagramm lich sehr gering und geografische Unterschiede abgebildet wird, wird als „stress“ angegeben . Je erschweren eine deutliche Zuordnung . Die Taxo- geringer dieser Wert ist, desto besser ist die Ab- nomie der Arten folgt Müller-Motzfeld (2004) . bildungsleistung der Analyse (stress-Werte unter 10 gelten generell als sehr gut, Werte über 15 als unbefriedigend) . 3 Ergebnisse Die Daten zur Flugfähigkeit und Feuchtevalenz der Arten stammen aus Turin (2000), Hurka In den drei Teiluntersuchungsgebieten (siehe (1996) und Lindroth (1985, 1986) . Die Arten wur- Scholz et al . in diesem Heft, S . 103 ff) konnten ins- den als flugfähig betrachtet, sobald sie in der Lite- gesamt 9 124. Individuen aus 81 Arten nachgewie- ratur als makropter (=flugfähig) beschrieben wur- sen werden . Im Roßlauer Oberluch wurden 6 908. den . Den Autoren dieses Beitrages ist bewusst, Individuen aus 69 Arten gefangen (siehe Internet­ dass nicht alle makropteren Arten auch tatsäch- anhang) . Darunter befanden sich sieben Arten der

125 (siehe Internetanhang) . Gleichzei- 100 100 tig ist erkennbar, dass sich die Flut- %

i n rinnenlebensräume untereinander

80 80 n %

e sehr unähnlich sind, da sie im Ordi- i n u

60 i d 60 nationsdiagramm relativ weit von- v e n

d i einander entfernt liegen . A r t n

40 I 40

i l l Die Artenzusammensetzung der e t e i t n mesophilen und trockenen Grün-

A 20 20 A n landstandorte der aktiven Aue 0 0 (vordeichs) unterschieden sich in hygrophile xerophile hygrophile xerophile dieser Studie nicht deutlich von denen der Altaue (hinterdeichs) . s s s s s s s s h h h h h h h h ic ic ic ic ic ic ic ic e e e e e e e e rd d rd d rd d rd d In allen Bereichen haben vorran- o r o r o r o r v te v te v te v te in in in in h h h h gig eurytope Generalistenarten, wie z .B . Poecilus cupreus oder Pterostichus melanarius, die Ar- Abb. 2: Vergleich der Art- und Individuenanteile xerophiler tengemeinschaften bestimmt . Die und hygrophiler Laufkäfer der aktiven Elbeaue (vordeichs) und trockensten Lebenräume werden der Altaue (hinterdeichs) im Roßlauer Oberluch . Boxplots mit überwiegend von Ophonus- und Median, 25 %- und 75 %-Quartil . Harpalus-Arten besiedelt . Für eine detaillierte Artenliste der einzel- nen Lebensräume sei auf den Inter- netanhang verwiesen . Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalts (Schnit- Abbildung 2 vergleicht die Anteile hygrophiler ter & Trost 2004): Harpalus melancholicus (RL 1), (feuchtigkeitspräferierender) Arten und Indivi- Platynus livens (RL 2), Agonum duftschmidi (RL 3), duen der aktiven Aue (vordeichs) und der Altaue Blethisa multipunctata (RL 3) sowie Amara strenua, im Roßlauer Oberluch . Es wird deutlich, dass auf Diachromus germanus und Ophonus diffinis (alle den 24 Probeflächen der Anteil hygrophiler Arten in der Kategorie R - extrem selten) . und Individuen deutlich höher ist als der Anteil Die NMDS zeigt keine deutliche Differenzierung xerophiler (trockenheitspräferierender) Arten . der Laufkäfer in typische Gemeinschaften der akti- Hinterdeichs war der Anteil hygrophiler Laufkä- ven Aue und der deichgeschützten Altaue (Abb .1) . fer geringer als in der aktiven Aue, wobei die Un- Die Durchmischung der orangen und blauen Sym- terschiede in den Individuenanteilen deutlicher bole im Ordinationsdiagramm zeigt deutlich, dass ausfielen als in den Artanteilen . Im Gegensatz sich die Probeflächen vor- und hinterdeichs be- dazu konnte ein deutlich höherer Anteil xerophi- züglich ihrer Artenzusammensetzung sehr ähn- ler Arten und Individuen in den eingedeichten lich sind . Die relativ niedrige Güte der Ordination Lebensräumen nachgewiesen werden . (ausgedrückt als „stress“) ist überwiegend der Grö- Neben der Feuchtevalenz wurde untersucht, wie ße des Datensatzes geschuldet . Dennoch kann die sich das Vorkommen flugfähiger Laufkäferarten Ordination als gutes und brauchbares Ergebnis in- im Untersuchungsgebiet verteilt . Generell ist terpretiert werden . Der Abbildung ist außerdem zu zu sagen, dass die Laufkäferfauna des Roßlauer entnehmen, dass vor allem die Flutrinnenlebens- Oberluchs überwiegend aus flugfähigen Arten räume (insbesondere die Probeflächen 71–74, 90 besteht . Im Mittel sind über 90 % der nachge- und 100) deutlich von trockeneren Habitaten sepa- wiesenen Arten flugfähig . Entgegen den Erwar- riert werden, wobei keine Unterschiede zwischen tungen konnte eine deutliche Zunahme der ma- den Artengemeinschaften der aktiven und einge- kropteren (flugfähigen, also hoch mobilen) Arten deichten Auen erkennbar sind . Kennzeichnende hinter dem Deich festgestellt werden, wo durch- Arten dieser Flutrinnenhabitate sind vor allem hy- schnittlich 95 % der Arten flugfähig sind (Abb . 3) . grophile Agonum- und Bembidion-Arten . Habitat- Gleichzeitig sind vor dem Deich deutlich mehr generalisten wurden in diesen Lebensräumen in brachyptere (nicht flugfähige) Arten vertreten . vergleichsweise niedrigen Abundanzen gefangen

126 nicht von generellen Mustern in der Artenvertei- 100 lung ausgegangen werden . Im Allgemeinen lassen das Arteninventar und % 80 n

i die Artenverteilung darauf schließen, dass auch

n in der Altaue für viele feuchtigkeitsgebundene e 60

A r t Arten geeignete Habitate vorhanden sind, ob- i l

e wohl die hydrologischen Bedingungen dort nicht t primär von direkter Überflutung, sondern von A n 40 Qualmwasser beeinflusst werden . So kommen viele hygrobionte (streng an Feuchtigkeit ge- 20 bundene) Arten sowohl vor als auch hinter dem makroptere brachyptere Deich in ähnlich hohen Abundanzen vor . Dies ist s s h h s ic s ic t h e t h e m ic d m ic d z .B . bei den Arten Epaphius secalis, Bembidion gil- a e r a e r s rd te s rd te e o in e o in g v h g v h vipes und Oodes helopioides zu beobachten (siehe Internetanhang) . Es konnten jedoch auch deutli- che Muster festgestellt werden . Während die Art Abb. 3: Anteile an makropteren (flugfähigen) Bembidion guttula ausschließlich in eingedeich- und brachypteren (nicht flugfähigen) Laufkäfer­ ten Lebensräumen nachgewiesen wurde, konnte arten in der aktiven Elbeaue (vordeichs) und in Bembidion dentellum hauptsächlich in der akti- der Altaue (hinterdeichs) im Roßlauer Oberluch . ven Überflutungsaue gefangen werden . Boxplots mit Median, 25 %- und 75 %-Quartil . Ex- Die geringe Differenzierung der Laufkäferge- tremwerte sind als Punkt dargestellt . meinschaften in typische Gemeinschaften der aktiven Aue und der Altaue lässt daher vermuten, dass es für viele Arten weniger entscheidend ist, ob der Lebensraum überflutet wird oder nicht . 4 Diskussion und Ausblick Vielmehr scheint der Umweltfaktor „Bodenfeuch- te“ ein Schlüsselparameter für Auenarten zu sein Die Laufkäfergemeinschaften des Roßlauer Ober- (siehe auch Henle et al . 2006) . Dieser Parameter luchs differenzieren sich nur undeutlich in ty- spiegelt aber nur einen Teil der ökologischen An- pische Zönosen der aktiven Aue (vordeichs) und sprüche von Laufkäfern in Auen wider, da neben der Altaue (hinterdeichs) . Es konnte lediglich eine der Feuchte auch die physischen Störungen, wie Gruppierung zwischen Flutrinnenhabitaten und z . B . Überflutungen oder anthropogene Nutzun- trockeneren Bereichen festgestellt werden . Dabei gen, und ihr jahreszeitliches Auftreten von be- spielt es keine große Rolle, ob diese Lebensräume sonderer Wichtigkeit sind . So geht man z . B . da- vor oder hinter dem Deich liegen . Es wird ver- von aus, dass mit steigender Habitatstörung der mutet, dass die ähnlichen Umweltbedingungen Anteil hoch mobiler Arten zunimmt (den Boer et dieser Lebensräume auch ähnliche Artengemein- al . 1986) . In dieser Studie war überraschenderwei- schaften bedingen . Die relativ hohe Unähnlich- se der Anteil der makropteren (flugfähigen) Arten keit der Artengemeinschaften der Flutrinnenha- in der Altaue deutlich höher als im Überflutungs- bitate untereinander wird überwiegend auf feh- bereich . Es kann derzeit nicht belegt werden, ob lende Arten bzw . unterschiedliche Dominanzen eventuell Unterschiede im Nutzungsregime (z . B . einzelner Arten zurückgeführt . So wurden in den unterschiedliche Mahdtermine) oder eine Kom- Flutrinnen (Probeflächen 73 und 74) nur sehr we- bination aus Nutzung und Überflutung diese nige bis keine Individuen der charakteristischen biologische Eigenschaft der Arten steuern oder Arten Bembidion dentellum, B. biguttatum, Ago- ob andere Faktoren für dieses Phänomen ver- num micans und Anisodactylus binotatus nachge- antwortlich sind . Diese Fragestellung wird erst wiesen, dafür aber der Verbreitungsschwerpunkt zukünftig im Rahmen weiterer Untersuchungen der Waldart Pterostichus niger . Mit zunehmender des Deichrückverlegungsprojektes beantwortet Beprobungsintensität in den Folgejahren sollte werden können . sich die Abweichung in den Daten aber relati- Für die Laufkäfer haben die Untersuchungsflä- vieren . Es kann daher zu diesem Zeitpunkt noch chen des Rückdeichungsgebietes eine sehr hohe

127 naturschutzfachliche Bedeutung . Obwohl der also der aktiven Aue (vordeichs) und der einge- vorliegende Datensatz nicht das gesamte Arten- deichten Altaue (hinterdeichs) differenzieren las- spektrum des Gebietes widerspiegelt, konnten sen . Die Beprobung erfolgte im Herbst 2006 auf doch mehrere gefährdete Arten nachgewiesen insgesamt 36 Probeflächen der aktiven Aue und werden . Es wird erwartet, dass mit zukünftigen der Altaue im Roßlauer Oberluch sowie auf ei- Frühjahrsbeprobungen - das Frühjahr ist die nem Referenzstandort der Altaue bei Klieken . Die Hauptaktivitätszeit von Laufkäfern in Auen - das Laufkäfergemeinschaften im Roßlauer Oberluch Arteninventar steigen wird . Die Untersuchungs- unterschieden sich nicht deutlich in typische Zö- ergebnisse sowohl aus dem RIVA- als auch aus nosen vor- und hinterdeichs . Die deutlichste Ab- dem HABEX-Projekt zeigten, dass im Frühjahr grenzung gab es zwischen Artengemeinschaften deutlich mehr Spezialistenarten nachgewiesen von Flutrinnen und trockeneren Standorten, wo- werden können als im Herbst, oft sind zudem bei sich die Artenzusammensetzung der Flutrin- stark gefährdete Arten darunter . Es kann daher nenlebensräume im Deichvorland und in der Alt- davon ausgegangen werden, dass die hohe na- aue nicht deutlich voneinander unterschied . Es turschutzfachliche Wertigkeit der Probeflächen wird vermutet, dass für viele Laufkäfer abiotische hinsichtlich der Laufkäferfauna zukünftig sogar Parameter, wie z .B . Bodenfeuchte oder die Struk- noch steigen wird . tur der Mikrohabitate, eine ebenso bedeutsame Interessanterweise konnte ein Großteil der ge- Rolle spielen wie periodische Überflutungen . fährdeten Arten ebenfalls in der Altaue festge- stellt werden . Daraus könnte sich durchaus ein naturschutzfachliches Konfliktpotenzial ergeben, wenn durch erhöhte Überflutungsdynamik stark gefährdete Arten wie Harpalus melancholicus verschwinden würden . Ein sorgfältiges Moni- toring muss daher gewährleisten, die Bestands­ trends solcher Arten wirkungsvoll zu dokumen- tieren . Die vorliegende Studie beruht auf ersten Daten einer Herbstbeprobung . Gerade in Auenhabita- ten sind die meisten Laufkäferarten und -indivi- duen aufgrund biologischer Anpassungsstrategi- en jedoch hauptsächlich in der Frühjahrszeit zu beobachten . Inwieweit die hier getroffenen Aus- sagen auch für Frühjahrsarten zutreffen, kann daher an dieser Stelle nicht beantwortet werden . Kurzfristiges Ziel wird es jedoch sein, Daten der Status-Quo-Frühjahrsbeprobung in diese Vorana- lysen einfließen zu lassen, um das Arteninventar der Laufkäfer möglichst umfassend beschreiben zu können . Dadurch werden genauere Aussagen zur Differenzierung der Laufkäfergemeinschaf- ten im Rückdeichungsgebiet erwartet .

Zusammenfassung

Mit der vorliegenden Untersuchung wird am Bei- spiel des Roßlauer Oberluchs im Biosphärenreser- vat Mittlere Elbe der Frage nachgegangen, ob sich die Laufkäferfauna in Artengemeinschaften der periodisch überfluteten Grünlandlebensräume,

128 Literatur

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129 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 130–134 Molluskengemeinschaften im Deichrück- verlegungsgebiet Roßlauer Oberluch im Biosphärenreservat Mittelelbe Christiane Ilg, Oskar Deichner, Francis Foeckler, Hans Schmidt, Klaus Henle & Mathias Scholz

1 Einleitung

Mollusken eignen sich aufgrund ihrer spezifi- schen Eigenschaften sehr gut zur ökologischen Charakterisierung, naturschutzfachlichen Bewer- tung und Beweissicherung bei bevorstehenden Veränderungen innerhalb ihrer Lebensräume (Falkner 1990) . Durch ihre geringe aktive Mo- bilität sind sie sehr stark an ihren Lebensraum gebunden . Ihre Biologie, Ökologie und Habitatan- sprüche sind gut bekannt . Gerade in Flussauen er- reichen Mollusken sehr hohe Arten- und je nach standörtlichen Verhältnissen (z .B . bei hohen Kal- ziumgehalten im Wasser und Boden) sehr hohe Abb. 1: Posthornschnecke (links) und Spitz- Individuenzahlen (vgl . Foeckler 1990, Deichner schlammschnecke (rechts) – zwei charakteri- et al . 2000, Körnig 2000, Körnig in diesem Heft) . stische Wasserschneckenarten in Auengewäs- Wie von Scholz et al . (in diesem Heft, S . 103 ff) sern – hier auf einem Blatt der Gelben Teichrose dargestellt, konnten die Auenwiesen im Roßlau- neben Wasserlinsen . Foto: F . Foeckler . er Oberluch durch Deichöffnungen wieder an das Hochwassergeschehen angebunden werden . Da diese Renaturierung ideale Ausgangsbedingun- gen für ein Feldexperiment bietet, wurden im ckelten Methoden (s .Henle et al .2006 und Deich- Herbst 2006 sowie im Frühjahr und Herbst 2007 ner et al . 2003) . Auf jeder der 36 Probeflächen er- Molluskenproben auf den Wiesen im Roßlauer folgte die Molluskenbeprobung an 5 Probestellen, Oberluch und auf zwei Referenzstandorten in der auf einer Fläche von je 1 .000 cm2 und bis zu einer Kliekener Altaue entnommen . Das Ziel ist, den Tiefe von 5 cm . Die Tiere wurden soweit möglich Status Quo vor der Deichöffnung festzuhalten bis zur Art bestimmt . Nomenklatur und Systema- und die Entwicklung dieser Artengruppe nach tik folgen Falkner (1990), Körnig (2001), Glöer der Deichrückverlegungsmaßnahme zu analysie- (2002) und Glöer & Meier-Brook (2003) . ren . Bislang liegen die Status-Quo-Ergebnisse der Herbst- und Frühjahrsaufsammlungen aus den Jahren 2006 und 2007 vor . Die Herbstproben aus 3 Arteninventar dem Jahr 2007 befinden sich noch in Bearbeitung . Insgesamt wurden 5 887. Individuen von 31 Taxa gefunden, wovon 23 bis auf Artniveau bestimmt 2 Methodik wurden (siehe Tab . im Internetanhang) . Taxa sind in diesem Zusammenhang systematische Einhei- Die Probenahme und -bearbeitung erfolgte nach ten erkannter Molluskenindividuengruppen, die den in den RIVA- und HABEX-Projekten entwi- nicht alle bis zur Art differenziert werden konn-

130 Roßlauer Oberluch Anzahl Altaue bei Klieken Rückdeichungsgebiet rezente Elbeaue (Vorland) (Referenzgebiet) (ehemalige Altaue) Arten (Taxa) Gesamt 21 14 18 Herbst 2006 15 11 10 Frühjahr 2007 17 8 15 Individuen Gesamt 1.538 642 3.703 Herbst 2006 1.144 240 2.841 Frühjahr 2007 398 402 862 Rote Liste Sachsen-Anhalt A. spirorbis (V) A. spirorbis (V) A. spirorbis (V) (Körnig et al . 2004) G. rossmaessleri (1) G. rossmaessleri (1) A. septemgyratus (V) A. spirorbis (2) A. spirorbis (2) Deutschland A. spirorbis (2) G. rossmaessleri (1) C. lubricella (V) (Jungbluth et al . 1998) G. rossmaessleri (1) P. fontinalis (V) P. muscorum (V) P. rubiginosa (2) P. rubiginosa (2)

Tab. 1: Arten- (Taxa-) und Individuenzahlen sowie Rote Liste-Arten in den drei Teiluntersuchungsge- bieten . Kategorie der Roten Liste in Klammern: 1 - von Aussterben bedroht, 2 - stark gefährdet, V - Vor- warnliste .

ten . Zur besseren Lesbarkeit des Beitrages werden Die Artenzahl ist in der rezenten Aue (Deichvor- im Folgenden die festgestellten Taxa als Arten land) und die Individuenzahl in der Altaue bei bezeichnet . Klieken am höchsten (Tab . 1) . Beide Wiesen zeigen Es dominieren Vertreter der wechselfeuchten auch sehr starke Schwankungen innerhalb der Gewässer und Sümpfe, z .B . die Behaarte Laub- Individuenzahl, was durch die wesentlich gerin- schnecke (Pseudotrichia rubiginosa) und Ross- gere Populationsdichte im Frühjahr 2007 gegen- mässlers Posthörnchen (Gyraulus rossmaessleri), über der im Herbst 2006 zum Ausdruck kommt . gefolgt von sechs Arten, die bevorzugt stehende Die Vorkommen von Arten der Roten Liste für Gewässer bewohnen, wie die Spitzschlamm- Mollusken ist mit zwei für Sachsen-Anhalt (Kör- schnecke (Lymnaea stagnalis) und die Posthorn- nig et al . 2004) und sieben für Deutschland schnecke (Planorbarius corneus, s . Abb . 1) . Weitere (Jungbluth & Knorre 1998) gering (siehe Tab . charakteristische Arten sind die auf den Wiesen im Internetanhang) . Eine Besonderheit stellt das lebenden Offenlandarten, wie die Schiefe Gras- Vorkommen von Rossmässlers Posthörnchen (Gy- schnecke (Vallonia excentrica) und die Gemeine raulus rossmaessleri) dar . Die Art gilt in Sachsen- Windelschnecke (Vertigo pygmaea), beide auch Anhalt und in Deutschland als „vom Aussterben Bioindikatorarten der am höchsten gelegenen bedroht“ . Hervorzuheben sind auch die Vorkom- Wiesenstandorte im RIVA-Projekt (Foeckler et men von Weißmündiger Tellerschnecke (Anisus al . 2006, 2009), und die Kleine Bernsteinschne- septemgyratus), Quellblasenschnecke (Physa fon- cke (Succinella oblonga), die typisch für mittel- tinalis) und Behaarter Laubschnecke (Pseudotri- feuchte bis trockene Standorte ist . Wenig vertre- chia rubiginosa) . Bei allen Arten der Roten Liste ten sind die Wald bewohnenden Arten, z .B . die Sachsen-Anhalts handelt es sich um charakte- Streifenglanzschnecke (Perpolita hammonis), die ristische Auenbewohner, die sich an die dynami- in Fließgewässern lebende Grobgestreifte Körb- schen Bedingungen der Flussaue angepasst und chenmuschel (Corbicula fluminea) und die auf zum Teil in diesen Nischen gegenüber anderen trocken-warme Standorte spezialisierte Kleine Arten einen Konkurrenzvorteil besitzen . Gerade Glattschnecke ( lubricella) . die „stark gefährdete“ Pseudotrichia rubiginosa

131 䄀爀琀攀渀 䤀 渀搀椀瘀椀搀甀攀渀 㠀 ㄀⸀㐀 䜀㄀

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Abb. 2: Mittelwerte der Anzahl an Arten und Individuen der verschiedenen, nach ihren ökologischen Ansprüchen gruppierten Molluskenarten (G1-G4) im Roßlauer Oberluch (rezente Elbeaue/ Rückdei- chungsgebiet) sowie im Referenzgebiet Altaue bei Klieken .

gilt als „Stromtalart“, da sie nahezu ausschließ- • Landmollusken mit niedriger Überschwem- lich in Flussauen vorkommt . Anisus septemgyra- mungstoleranz (G4) . tus, Gyraulus rossmaessleri und Physa fontinalis kommen vor allem in Kleingewässern der Aue In der Abbildung 2 wird deutlich, dass die Anzahl vor, beide erstgenannten eher in wechselfeuch- der Wassermolluskenarten im Roßlauer Oberluch ten, letztere bevorzugt in Grundwasser gespeis- höher ist, wohingegen die Landmollusken-Arten ten, klaren Gewässern . die Molluskenvielfalt in der Altaue bei Klieken prägen . In der rezenten Elbeaue finden sich unter den 4 Charakterisierung der Mollusken­ Wassermollusken viele Arten mit niedriger Aus- gemeinschaften im Roßlauer trocknungstoleranz (G1) . Unter diesen finden sich Oberluch und in der Altaue Mollusken der dauerhaft Wasser führenden Alt- bei Klieken wasser, z .B . die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) und die Posthornschnecke (Planorbari- Zur weiteren Analyse wurden in Anlehnung an us corneus, s . Abb . 1), oder Mollusken der Fließge- Falkner et al . (2001) die Arten nach Feuchtig- wässer, wie die Grobgestreifte Körbchenmuschel keitspräferenzen, Überschwemmungs- und Aus- (Corbicula fluminea) . Diese Arten profitieren von trocknungstoleranz in die vier folgenden Grup- der wirksamen Flussdynamik der Elbe, die sich pen eingeteilt: durch regelmäßige Überflutung der rezenten Aue ausdrückt . • Wassermollusken mit niedriger Austrock- Im Rückdeichungsgebiet dominieren Wassermol- nungstoleranz (G1) luskenarten mit großer Austrocknungstoleranz • Wassermollusken mit großer Austrocknungs- (G2), charakteristische Arten der temporären Ge- toleranz (G2) wässer, zu denen z .B . die Gemeine Tellerschnecke • Landmollusken mit großer Überschwem- (Planorbis planorbis ) oder die Schlammschnecke mungstoleranz (G3) (Stagnicola sp.) gehören . Aber auch die große An-

132 zahl von Mollusken der Dauergewässer und die ehemaligen Polders im Roßlauer Oberluch nach im Rückdeichungsgebiet festgestellte Quellbla- der erstmaligen, in Folge der Deichrückverlegung, senschnecke (Physa fontinalis), die Grundwasser­ direkten Überflutung im Frühjahr 2009 und wei- einfluss anzeigt, sind Anzeichen für die feuchten, teren Hochwassern verändern . Hierzu wurden in teils vom Grundwasserhaushalt geprägten Be- der Zeit vom 8 . bis 12 . Mai 2009 auf den oben be- dingungen hinter dem Deich . schriebenen Flächen Bodenproben entnommen . In der Altaue bei Klieken überwiegen Landmol- Es wird vermutet, dass hier die auentypischen, luskenarten mesophiler Standorte mit großer an die Flussdynamik angepassten Arten, ähn- Überschwemmungstoleranz (G3), z .B . die Schiefe lich wie auf den Flächen bei Steckby, Wörlitz und Grasschnecke (Vallonia excentrica) oder die Glän- Sandau durch das extreme Sommerhochwasser- zende Dolchschnecke ( nitidus), die so- ereignis 2002, von der Wiederanbindung an die wohl an feuchte als auch an trockene, vorwiegend Überflutungsdynamik profitieren werden (Ilg et an mittelfeuchte Standorte gebunden sind . Ande- al . 2008, 2009) . Es ist davon auszugehen, dass die rerseits weisen die Vorkommen von Arten mit auentypischen Arten höhere Reproduktions- und niedriger Überschwemmungstoleranz (G4), wie Abundanzraten aufweisen werden, während die die Streifenglanzschnecke (Perpolita hammonis) weniger überflutungstoleranten Arten im Be- und die Gemeine Windelschnecke (Vertigo pyg- stand zurückgehen dürften . Darüber hinaus ist maea), auf deutlich trockenere Bedingungen der zu erwarten, dass neue Arten einwandern, die Altauenstandorte bei Klieken hin . Im Gegensatz über Verdriftung durch Hochwasser in das Gebiet zur Artenzahl ist die Individuenzahl der Wasser- gelangen . Ob diese Prognosen eintreffen, kann molluskengruppe mit großer Austrocknungstole- erst nach der Aufarbeitung und Auswertung der ranz (G 2) in allen drei Teiluntersuchungsgebieten sicher gestellten Proben überprüft werden . In die- am größten (Abb . 2) . Dies fällt besonders auf den sem Zusammenhang kann auch das Einwandern trockeneren Standorten bei Klieken auf . Dort ist von invasiven Arten in die Elbe untersucht wer- die hohe Individuenanzahl aber nur auf das Vor- den, so z .B . der Fließgewässerart Corbicula flumi- kommen der Gattung Anisus (A. septemgyratus nea, die erst kürzlich in der rezenten Elbeaue bei und A. spirorbi, der Weißmündigen und der Ge- Roßlau nachgewiesen wurde (vgl . Schöll 1998) . lippten Tellerschnecke) zurückzuführen, von der im Spätsommer 2006 auf einer Probefläche 1 .175 Individuen gefunden wurden . Zusammenfassung

Die Deichrückverlegung bei Roßlau bietet die 5 Ausblick Gelegenheit, am Beispiel der Mollusken die Ent- wicklung einer ehemaligen Altaue nach deren Die dargestellten Ergebnisse belegen die Eignung Renaturierung zu verfolgen und die Auswirkun- bestimmter Molluskenarten als Indikatorarten gen auf die Besiedlung der Artengemeinschaf- für den Zustand und die Entwicklung von Auen- ten zu untersuchen . In diesem Beitrag wird der landschaften . Die charakteristischen Arten geben Zustand vor dem ersten, nach der Deichrückver- aufgrund ihrer ökologischen Ansprüche insbe- legung wirksamen Hochwasser, gewissermaßen sondere Auskunft über die Wirkung von stand- als Status-Quo-Zustand, anhand von Mollusken- örtlichen Faktoren und über die hydrologischen aufsammlungen aus den Jahren 2006 und 2007 Verhältnisse der von ihnen bewohnten Biotope vorgestellt . Bei dieser Bestandsaufnahme wurde und deren Veränderungen (vgl . Foeckler 1990, festgestellt, dass die Wiesen in der rezenten Aue Foeckler et al . 2001, 2005, 2006, 2009, Hilde- artenreicher besiedelt sind als die im Rückdei- brandt et al . 2005, Ilg et al . 2008, 2009) . Aus der chungsgebiet, das bis zu diesem Zeitpunkt zur Dokumentation und dem Langzeitmonitoring Altaue gehörte, und zum Teil seltene Arten, wie lassen sich praktische Anwendungsmöglichkei- Rossmässlers Posthörnchen (Gyraulus rossmaess- ten ableiten . Sie sind Grundlage für notwendige leri), beherbergen . Die vorgestellte Zustandser- Renaturierungsmaßnahmen in Auen . fassung ist die Grundlage für das Langzeitmoni- Dabei ist auch die Frage zu beantworten, ob und toring von Deichrückverlegungsmaßnahmen in wie sich die Molluskenzönosen im Bereich des der Elbeaue .

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134 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 135–142 Heuschreckengemeinschaften im Roßlauer Oberluch an der Mittleren Elbe

Isabel Hering, Mathias Scholz, Michael Gerisch, Christiane Ilg & Frank Dziock

1 Einleitung

Deichrückverlegungsprojekte, wie das im Roßlau- er Oberluch an der Mittleren Elbe (siehe Scholz et al . in diesem Heft, S . 103 ff), stellen für den Natur- schutz sowohl Chance als auch Herausforderung dar . Es wird argumentiert, dass solche Maßnah- men einerseits dem Hochwasserschutz, auf der anderen Seite auch dem Arten- und Biotopschutz dienen sollen . Die Auswirkungen von Deichrück- bauvorhaben auf Natur und Landschaft sind bis- her jedoch nur unzureichend bekannt . Dies ist primär der Tatsache geschuldet, dass für viele Arten die Kenntnisse über die Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt noch immer defizitär sind und Abb. 1: Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus bi- somit die Auswirkungen von Umweltverände- guttulus), rote Färbungsvariante . Foto: F . Dziock . rungen auf Flora und Fauna nicht effektiv quan- tifiziert werden können . Das gilt auch und gerade für Heuschrecken in Feuchtlebensräumen, wie z .B . in Flussauen . Es oft als Bioindikatoren verwendet (Maas et al . gibt zahlreiche Studien zu den spezifischen Ha- 2002) . Dadurch eignet sich die Artengruppe sehr bitatansprüchen von Heuschreckenarten (Über- gut, um die ökologischen Auswirkungen eines sicht in Ingrisch & Köhler 1998) . Dagegen sind Renaturierungsprojektes, wie die Deichrückver- nur wenige Studien bekannt, die direkt Umwelt- legung im Roßlauer Oberluch, zu dokumentieren . variablen nutzen, um das Vorkommen von Heu- In der vorliegenden Arbeit werden erste Status- schreckenarten zu erklären (z .B . Klapkarek 1996, Quo-Erhebungen der Heuschreckenfauna des Landeck et al . 1999, Gardiner & Dover 2008) . Rückdeichungsgebietes im Roßlauer Oberluch Besonders Untersuchungen zu den Wechselwir- vorgestellt, die zum Ziel hatten, das bestehende kungen zwischen Überschwemmungen und Heu- Arteninventar als Datengrundlage für weiter- schreckenvorkommen sind bislang kaum vorhan- gehende Forschungen zu dokumentieren (siehe den . Es ist jedoch bekannt, dass Heuschrecken in Scholz et al . S . 103 ff in diesem Heft) . Es sollte Auen durch jahreszeitlich abhängiges Auftreten primär untersucht werden, ob sich die Heuschre- und durch spezielle Fortpflanzungsstrategien an ckenfauna im Rückdeichungsgebiet in typische Überflutungen angepasst sind (z .B . Müller et Gemeinschaften der aktiven Elbeaue (vordeichs) al . 1999, Fischer 2007) . Durch die enge Bindung und der Altaue (hinterdeichs) differenziert . Es vieler Arten an spezifische ökologische Bedingun- wird vermutet, dass aufgrund der regelmäßigen gen, die leichte Erfassbarkeit aufgrund der artspe- Überflutung in der aktiven Aue andere Artenge- zifischen Gesänge und durch die gut bekannten meinschaften vorkommen als in den eingedeich- ökologischen Ansprüche werden Heuschrecken ten Lebensräumen . Um diese Unterschiede zu

135 Abb. 2: Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) . Abb. 3: Heide-Grashüpfer (Stenobothrus linea- Foto: F . Dziock . tus) . Foto: F . Dziock .

erklären, wurden die Zusammenhänge zwischen thode nicht berücksichtigt werden, da sie nicht wichtigen Umweltvariablen und den Vorkom- oder nur sehr leise singen (Bellmann 2006) . Die men von Heuschrecken genauer betrachtet . Erfassung von Heuschreckenarten, deren Stridu- lationsfrequenz jenseits der menschlichen Hör- schwelle liegt, konnte durch den Einsatz eines 2 Methodik Ultraschall-Detektors (Bat-Detektor) gewährleis- tet werden . Die Suche nach nachtaktiven Arten Die Erhebung der Heuschreckendaten erfolgte auf war nicht notwendig, da sich diese vorwiegend exakt denselben Probeflächen, auf denen auch die in Gehölzen aufhalten, die auf den Probeflächen anderen Artengruppen Laufkäfer, Mollusken und nicht vorhanden sind . Tetrix-Arten kamen nur als Pflanzen erfasst wurden (siehe Scholz et al . in Larven vor und wurden daher nicht bis zur Art diesem Heft, S . 103 ff) . Im August und September bestimmt . 2006 fanden Begehungen der 36 Probeflächen in Die 36 Probeflächen, die zu je 12 in den drei Teilun- den 3 Teiluntersuchungsgebieten: aktive Elbeaue tersuchungsgebieten verteilt sind, wurden dem (vordeichs) und Altaue (hinterdeichs) im Roßlau- entsprechenden Biotoptyp: feuchtes Grünland, er Oberluch sowie Referenzfläche in der Altaue mesophiles Grünland oder Flutrinnen/Senken bei Klieken (hinterdeichs) statt . Da die Adultsta- zugeordnet . Es wurde eine Korrespondenzanaly- dien der einzelnen Arten zeitversetzt auftreten, se (CA - Correspondence Analysis) durchgeführt, gewährleisten wiederholte Aufnahmen einen um die Ähnlichkeiten der Probeflächen und der größtmöglichen Erfolg bei der Artenerfassung . Biotoptypen bezüglich ihrer Artenzusammenset- Für die Datenerhebung wurde die halbquanti- zungen darzustellen . Für die Analyse wurden die tative Verhörmethode nach Wallaschek (1996) Maximalwerte der Abundanzen aus den zwei Pro- angewandt, um möglichst das gesamte Spektrum bedurchgängen verwendet . der tagaktiven Arten zu erfassen . Die Methode Die Durchführung einer Hauptkomponentenana- basiert auf der Identifikation der artspezifischen lyse (PCA - Principal Component Analysis) diente Gesänge der Männchen und der anschließenden der Erfassung und Bewertung der Umweltbedin- Schätzung der Populationsgröße der Art nach gungen auf den jeweiligen Probeflächen . Für die definierten Häufigkeitsklassen . Die Abundanz ei- PCA wurden Daten zu folgenden Umweltvariab- ner Art auf einer Probefläche ergab sich aus der len erhoben: Summe der stridulierenden Männchen und der • geschätzte Überflutungsdauer (in Wochen) nachfolgenden Einteilung in eine Abundanzklas- • Vegetationshöhe (in cm) se (siehe Tab . 1) . Weibchen konnten bei dieser Me- • Nutzung (in Klassen, n=6) .

136 Roßlauer Oberluch Referenzgebiet Wissenschaftl. RL aktive Elbeaue Altaue Altaue bei Klieken Artname LSA (vordeichs) (hinterdeichs) (hinterdeichs) FR FG MG FR FG MG FR FG MG Conocephalus 3 u w w w w w w dorsalis Conocephalus - v w w w w w w w fuscus Leptophyes 3 w albovittata Metrioptera - v w w w v w w v w roeselii Pholidoptera - w w griseoaptera Tettigonia - w w w w viridissima Chorthippus - w w w w w w w albomarginatus Chorthippus - w apricarius Chorthippus - v v v v w biguttulus Chorthippus - w u u w v w w v v dorsatus Chorthippus - w w w w mollis Chorthippus 3 w w w montanus Chorthippus - w u u w v v w w w parallelus Chrysochraon - w w w dispar Omocestus V w w haemorrhoidalis Stethophyma 3 w w w w w w u v w grossum

Tab. 1: In den Teiluntersuchungsgebieten nachgewiesene Arten nach Biotoptypen mit Angaben zur Gefährdung nach Roter Liste Sachsen-Anhalts (RL LSA) und zur Häufigkeit . Biotoptypen: Flutrinnen und Senken (FR), feuchtes Grünland (FG), mesophiles Grünland (MG) . Die Klassen des Verhörens wur- den der Übersichtlichkeit halber zusammengefasst: Klasse 1 u . 2: w wenige (Ensifera: 1–10, Caelifera: 1–30 Individuen), Klasse 3: v mäßig viele (Ensifera: 11–20, Caelifera: 31–70 Individuen), Klasse 4 u . 5: u viele (Ensifera: über 21, Caelifera: über 71 Individuen) . Angaben nach Roter Liste (RL) Sachsen-Anhalts (Wallaschek 2004): 3 - gefährdet, V - Vorwarnliste .

137 Artname RL LSA Fundort Jahr des wissenschaftlich deutsch Nachweises Chorthippus brunneus Brauner Grashüpfer - im Gebiet weit 2006, 2007, verbreitet 2008 Decticus verrucivorus Warzenbeißer 2 Ruderalfläche hinter 2006 dem Deich Gryllus campestris Feldgrille 3 Sandweg Polder 2008 Myrmeleotettix maculatus Gefleckte - vegetationsarme 2006 Keulenschrecke Militärfläche nahe der Brückenelemente Oedipoda caerulescens Blauflügelige V vegetationsarme 2006, 2007, Ödlandschrecke Militärfläche nahe 2008 der Brückenelemente Platycleis albopunctata Westliche Beißschrecke - neuer Deich, 2006, 2007, vegetationsarme 2008 Militärfläche nahe der Brückenelemente Phaneroptera falcata Gemeine Sichelschrecke - vegetationsarme 2006 Militärfläche nahe der Brückenelemente Stenobothrus lineatus Heidegrashüpfer - neuer Deich 2008 Stenobothrus stigmaticus Kleiner 2 vegetationsarme 2006 Heidegrashüpfer Militärfläche nahe der Brückenelemente Tettigonia cantans Zwitscherschrecke - vordeichs an Eiche 2006 sitzend

Tab. 2: Funde weiterer Heuschrecken-Arten im Roßlauer Oberluch außerhalb der Probeflächen, ins- besondere bei Geländepraktika der TU Berlin (22 .-24 .6 2006,. 28 7. .-1 .8 .2007, 28 7. .-1 .8 .2008, det . Dziock) . Angaben nach Roter Liste (RL) Sachsen-Anhalts (Wallaschek 2004): 2 - stark gefährdet, 3 - gefährdet, V - Vorwarnliste .

Die unterschiedlich skalierten Umweltvariablen Arten der Roten Liste Sachsen-Anhalts (Walla- wurden vor der Analyse standardisiert, um die schek 2004) . Außerhalb der Probeflächen wur- Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten . In den in den Teiluntersuchungsgebieten zusätz- einem anschließenden, indirekten Vergleich der lich, auch im Rahmen von Geländepraktika der Ergebnisse der CA und der PCA können Aussagen TU Berlin, noch zehn weitere Arten erfasst (siehe zum Einfluss der Umweltvariablen auf die Arten- Tab . 2), von denen vier in der Roten Liste Sachsen- zusammensetzung der Heuschrecken getroffen Anhalts enthalten sind . In Sachsen-Anhalt sind werden . Für die Analyse der Daten wurde das bislang insgesamt 61 Heuschreckenarten be- Statistikprogramm „R“ und das Programmpaket kannt (Ensifera: 27, Caelifera: 34; Wallaschek et „vegan“ genutzt . al . 2004) . Damit entsprechen die 26 nachgewie- senen Heuschreckenarten 43 % der in Sachsen- Anhalt vorkommenden Arten . Im Landschafts- 3 Ergebnisse raum Elbe in Sachsen-Anhalt wurden insgesamt 43 Heuschreckenarten nachgewiesen (Walla- Ingesamt konnten auf den Probeflächen der Teil- schek 2001), davon sind über 60 % in den Teilun- untersuchungsgebiete 16 Heuschreckenarten tersuchungsgebieten vertreten . Für eine probe- nachgewiesen werden (Tab . 1), fünf davon sind flächengenaue Darstellung und weitergehende

138 flutungsaue (vordeichs) und der eingedeichten Lebensräume der Altaue im Roßlauer Oberluch (hin- terdeichs) sowie des Referenzge- bietes bei Klieken (hinterdeichs) sehr ähnlich ist . Während 9 der 16 Arten sowohl vor als auch hinter dem Deich nachgewiesen wur- den, kamen die Arten Chorthippus apricarius und Leptophyes albo- vittata nur in der aktiven Aue vor . Demgegenüber konnte Omocestus haemorrhoidalis nur hinter dem Deich nachgewiesen werden . Für das Referenzgebiet Klieken konn- te keine exklusive Art festgestellt werden . Abbildung 4 zeigt die Ähnlichkeit der Probeflächen hinsichtlich ih- rer Heuschreckengemeinschaften in Form eines Ordinationsdia- gramms . Die ersten beiden Achsen der Korrespondenzanalyse (CA) Abb. 4: Ordinationsdiagramm einer Korrespondenzanalyse erklären die Varianz der Heuschre- der Probeflächen basierend auf den ermittelten Häufigkeitsklas- ckendaten zu insgesamt 47 % (F1: sen der Verhörmethode .Die Biotoptypen werden farblich unter- 31 %, F2: 16 %) . Die Analyse zeigt kei- schieden (blau - Flutrinnen, grün - Feuchtgrünland, rot - frisches ne klare Trennung zwischen den Grünland) . Die Ziffern entsprechen den Probeflächennum- Probeflächen der aktiven Aue und mern (vgl . Scholz et . al, S . 103 ff in diesem Heft) . Die erklärte den eingedeichten Probeflächen . Varianz der ersten beiden Achsen beträgt 47 % (1 . Achse = 31 %; Das lässt eine hohe Ähnlichkeit der 2 . Achse = 16 %) . Artengemeinschaften vor und hin- ter dem Deich vermuten . Bei bio- toptypenbezogener Betrachtung ist jedoch eine deutliche Trennung Ausführungen sei auf Hering (2008) verwiesen . zwischen den Flutrinnen/Senken und den Probe- Auf den Probeflächen kamen Heuschreckenarten flächen des mesophilen und feuchten Grünlan- mit unterschiedlichsten Habitatpräferenzen vor . des, also ein Feuchtegradient, erkennbar . Daraus Das Spektrum reichte von wärmeliebenden (ther- lässt sich schlussfolgern, dass im Untersuchungs- mophilen) Arten, wie Verkanntem Grashüpfer gebiet die Flutrinnen eine charakteristische Heu- (Chorthippus mollis) und Rotleibigem Grashüpfer schreckenfauna aufweisen, die sich deutlich un- (Omocestus haemorrhoidalis) bis hin zu feuchtig- terscheidet von der Heuschreckenfauna höher keitsliebenden (hygrophilen) stenöken Arten, z .B . gelegener Flächen . Im Gegensatz dazu sind die Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus) oder Artengemeinschaften des mesophilen Grünlands Kurzflügeliger Schwertschrecke (Conocephalus und des feuchten Grünlands relativ ähnlich, was dorsalis) . Dominant waren jedoch Generalisten sich in der Position der Probeflächen im Ordina- mit weniger spezifischen Lebensraumansprü- tionsdiagramm widerspiegelt . Die Gruppierung chen, wie der Weißrandige Grashüpfer (Chorthip- der Probeflächen entlang der x-Achse lässt einen pus albomarginatus) oder der Nachtigall-Gras- Feuchtegradienten vermuten, wobei die trockens- hüpfer (Chorthippus biguttulus) . ten Probeflächen am linken und die feuchtesten Bereits auf den ersten Blick in Tabelle 1 fällt am rechten Rand des Diagramms liegen (Abb . 4) . auf, dass das Arteninventar der aktiven Über- Um diesen Gradienten zu visualisieren, wurde zu-

139 auf die Probeflächen . Es wird deut- lich, dass auf mesophilem Grün- land der Nutzungseinfluss durch Mahd oder Beweidung wesentlich höher ist als in den Flutrinnen und Senken . Da sowohl PCA als auch CA ähnli- che Muster zeigen, kann mit einem indirekten Vergleich beider Analy- sen ein starker Einfluss von Vege- tationshöhe und Überflutungsdau- er auf die Artenzusammensetzung der Heuschrecken vermutet wer- den .

4 Diskussion

In der Artenzusammensetzung und -häufigkeit konnten nur ge- ringe Unterschiede zwischen den drei Teiluntersuchungsgebieten und insbesondere zwischen den Abb. 5: Ordinationsdiagramm der Hauptkomponentenana- Probeflächen der aktiven Elbeaue lyse der Probeflächen basierend auf den Umweltvariablen: (vordeichs) und der Altaue (hin- Überflutungsdauer (Üdauer), Vegetationshöhe (Veghöhe) und terdeichs) im Roßlauer Oberluch Nutzung . Die Biotoptypen werden wie in Abb . 4 farblich unter- festgestellt werden . Dies lässt ver- schieden . Die Ziffern entsprechen den Probeflächennummern muten, dass für die Verbreitung der (vgl . Scholz et al . S . 103 ff in diesem Heft) . Die erklärte Varianz Arten direkte Überflutungen weni- der ersten beiden Achsen beträgt 94 % (1 . Achse = 72 %; 2 . Achse ger entscheidend sind als zum Bei- = 22 %) . spiel das Vorhandensein spezieller Habitatstrukturen oder das Kriteri- um der Bodenfeuchte der Probeflä- chen . sätzlich eine PCA auf Basis der genannten Umwelt- Eine Differenzierung der Heuschreckengemein- variablen durchgeführt . Die ersten beiden Achsen schaften in typische Gemeinschaften vor- oder der PCA erklären die Varianz der Umweltdaten zu hinterdeichs konnte nicht festgestellt werden . insgesamt 94 % (F1: 72 %, F2: 22 %) . Diese Analyse Jedoch können spezielle Zönosen für bestimmte bestätigt den beobachteten Feuchtegradienten der Biotoptypen identifiziert werden: Die Artenge- ersten Achsen der CA, da auch hier die Flutrinnen meinschaften der Flutrinnen und Senken beste- und Senken auf der x-Achse nah beieinander lie- hen hauptsächlich aus stenöken, hygrophilen gen und sich deutlich von den Probeflächen der Heuschreckenarten, die an hohe, dichte Struktu- anderen Biotoptypen separieren (Abb . 5) . Die Pro- ren gebunden sind . Auf den mesophilen sowie beflächen werden demnach auf der x-Achse vor- feuchten Grünländern dominieren Artengemein- wiegend von den Umweltvariablen „geschätzte schaften aus euryöken meso- bis xerophilen Feld- Überflutungsdauer“ und „Vegetationshöhe“ be- heuschrecken . In den Flutrinnen haben die sel- einflusst, die jedoch relativ stark miteinander kor- tene bzw . fehlende Nutzung sowie die hohe Bo- relieren (d . h . länger überflutete Bereiche weisen denfeuchte vermutlich einen größeren Einfluss eine höhere Vegetation auf, da sie in der Regel kei- als direkte Überschwemmungen . Wahrscheinlich ner Mahdnutzung unterliegen) . Die PCA zeigt fer- ist es auf den Qualmwassereinfluss in den ein- ner einen starken Einfluss des Nutzungsregimes gedeichten Habitaten zurückzuführen, dass hier

140 vergleichbare hydrologische und auch struktu- te im Roßlauer Oberluch zu verdanken . Gleich- relle Verhältnisse wie vor dem Deich existieren . zeitig stellen diese Ergebnisse ein Resultat der Auch bieten gerade die Flutrinnen den Lebens- seit Beginn der Rückdeichungsplanungen vorge- raum für naturschutzfachlich bedeutende Arten, nommenen Anpassungen der Landnutzung in wie z .B . die Kurzflügelige Schwertschrecke (Co- den 1990er Jahren dar . Zu dieser Zeit wurde die nocephalus dorsalis) und den Sumpfgrashüpfer Nutzungsform im damaligen Polder (heute Rück- (Chorthippus montanus), die diese Heuschrecken- deichungsgebiet) von der einst vorherrschenden fauna häufig dominierten . Dagegen bestand auf Ackernutzung in eine relativ extensive Grünland- den feuchten und mesophilen Grünländern der nutzung umgewandelt (vgl . Scholz et al . in die- Großteil der Arten aus Generalisten . In der Arten- sem Heft, S . 103 ff) . zusammensetzung des mesophilen und feuchten Über die Auswirkungen der Deichöffnung im Grünlandes konnten nur geringe Unterschiede Roßlauer Oberluch können hier nur prognosti- zwischen vor- und hinterdeichs gelegenen Pro- sche Aussagen getroffen werden: Es wird davon beflächen beobachtet werden . Hier wurden über- ausgegangen, dass der Rückdeichungsbereich wiegend Arten mit einer hohen ökologischen in den nächsten Jahren regelmäßiger überflutet Valenz bezüglich der Nutzungsintensität nach- wird und dadurch auch im Jahresverlauf stär- gewiesen, da sie auf stärker bewirtschafteten Flä- ker vernässt . Damit verbunden wäre eine wei- chen ebenso häufig anzutreffen waren, wie auf ter abnehmende Nutzungsintensität im Gebiet, Flächen mit geringerer Nutzungsintensität . Diese wodurch sich potenziell mehr hygrophile, nut- überwiegend euryöken Arten waren in den nas- zungsempfindliche Arten, auch im weiteren Hin- sen Flutrinnen und Senken nur mit wenigen In- terland, ausbreiten könnten . Da das insbesondere dividuen vorhanden . Während Oschmann (1973) Arten mit einem hohen naturschutzfachlichen belegte, dass Heuschrecken keine Nahrungsspe- Wert betrifft, würde dies zu einer naturschutz- zialisten sind, ist das Eiablagesubstrat neben dem fachlichen Aufwertung des Gebietes führen . Da- Mikroklima wohl ein entscheidender Habitatfak- rüber hinaus würde das Roßlauer Oberluch wich- tor (ebd ., Gardiner & Dover 2008) . Da die meis- tige Habitatfunktionen für Auenheuschrecken ten Feldheuschrecken für die Eiablage trockene übernehmen können . bis mittelfeuchte Böden bevorzugen, wie sie auf Zusammenfassend lassen die hier dargestellten den kurzrasigen Grünländern vorhanden sind Untersuchungen den Rückschluss zu, dass direk- (Ingrisch & Köhler 1998), meiden sie die sehr te Überschwemmungen vermutlich einen ähnli- feuchten, beziehungsweise nassen Böden der chen Einfluss auf die Heuschreckenfauna haben Flutrinnen und Senken . Dagegen waren die Laub- wie Überstauungen, die durch Qualmwasser ver- heuschrecken, die ihre Eier bevorzugt in Stängel ursacht werden . Das Vorkommen von Heuschre- ablegen, wie Conocephalus-Arten (Wallaschek ckenarten ist außerdem stark an vorhandene et al . 2004), in den brach liegenden Flutrinnen Vegetationsstrukturen und die Nutzungsintensi- und Senken mit hoher Vegetation zu finden . tät gebunden, was vorhandene Kenntnisse über Das Vorkommen der Heuschrecken im Roßlauer Arten-Umweltbeziehungen von Heuschrecken Oberluch (vordeichs mit 15, hinterdeichs mit 13 bestätigen (z .B . Ingrisch & Köhler 1998) . Fer- Arten) und auf den Referenzstandorten bei Klie- ner hat diese Studie bestätigt, dass Heuschrecken ken (hinterdeichs mit 10 Arten) war vergleichbar in Auen allgemein sehr gut an Überschwem- mit anderen Untersuchungen des mesophilen bis mungen angepasst sind, da in allen regelmäßig feuchten Grünlands (vgl . Moritz 1990, Feder- überschwemmten Habitaten relativ viele Arten schmidt 1999, Müller et al . 1999) . Das hier nach- nachgewiesen wurden . Es ist bisher jedoch nicht gewiesene Artenspektrum gilt als typisch für geklärt, welche biologischen Strategien sich hin- Auengrünländer der Mittleren Elbe (z .B . Moritz ter diesen Anpassungen verbergen . Die dafür 1990) . Dem Untersuchungsgebiet kann ein hoher notwendigen Kenntnisse zur Biologie und Öko- naturschutzfachlicher Wert bescheinigt werden, logie können nur durch Freilanduntersuchungen da hier auf relativ kleinem Raum verschiedene erforscht werden . Sie ermöglichen es, im Rahmen Heuschreckenzönosen vorkommen . Dies ist dem längerfristiger Monitoringprogramme, die Ent- kleinräumigen Mosaik unterschiedlich feuchter wicklung von Artengemeinschaften bei sich än- und unterschiedlich genutzter Grünlandhabita- dernden Umweltbedingungen vorherzusagen .

141 Zusammenfassung Klapkarek, N . (1996): Beitrag zur Heuschreckenfauna des geplanten Naturschutzgebietes „Lönnewitzer Heide“ (Elbe-Elster-Kreis, Brandenburg) . - Articulata Mit dem vorliegenden Beitrag werden im Rah- 11(2): 47-57 . men komplexer Untersuchungen zur Deichrück- Landeck, I., Bimüller, E. & D. Wiedemann (1999): Die verlegung Ergebnisse erster Erhebungen der Heuschreckenfauna (Orthoptera) des Naturschutz- Heuschreckenfauna im Roßlauer Oberluch, in der gebietes Forsthaus Prösa (Landkreis Elbe-Elster/ aktiven Elbeaue und im Rückdeichungsgebiet, Brandenburg) . - Articulata 14(2): 101-125 . Maas, S., Detzel, P. & A. Staudt (2002): Gefährdungsana- im Sinne einer Status-Quo-Zustandserfassung lyse der Heuschrecken Deutschlands . Verbreitungs- vorgestellt . Ingesamt konnten 26 Heuschrecken- atlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte . arten nachgewiesen werden, von denen acht - Bundesamt für Naturschutz (Hrsg .) . - Bonn-Bad Arten in der Roten Liste Sachsen-Anhalts aufge- Godesberg (Landwirtschaftsverlag): 401 S . führt sind . Die Heuschreckenfauna im Rückdei- Moritz, C . (1990): Ökofaunistische Untersuchungen in wechselfeuchten Wiesenbiotopen unter Berücksich- chungsgebiet differenziert sich nicht deutlich in tigung der Chloropidae (Diptera: Brachycera) und typische Gemeinschaften vor- und hinterdeichs . Saltatoria (Orthoptera) . - Dissertation . Pädagogische Direkte Überschwemmungen haben daher ver- Hochschule Halle-Köthen: 120 S . mutlich einen ähnlichen Einfluss auf die Heu- Müller, S., Kalz-Kaprolat, J. & H. Wilkens (1999): Ver- schreckenfauna wie durch Qualmwasser ver- gleich faunistischer Artengemeinschaften in vor- und hinterdeichs gelegenen Auenbereichen der Un- ursachte Überstauungen . Das Vorkommen der teren Mittelelbe am Beispiel der Laufkäfer, Spinnen, Heuschreckenarten wird außerdem stark durch Heuschrecken und Kleinsäuger . - In: Landesanstalt die Vegetationsstrukturen und die Nutzungsin- für Großschutzgebiete Biosphärenreservat tensität bestimmt . Längerfristige Monitoringpro- Flusslandschaft Elbe-Brandenburg (Hrsg .): Er- gramme sind notwendig, um die Veränderungen gebnisse des Forschungsvorhabens: Möglichkeiten der Heuschreckenfauna unter sich ändernden und Grenzen der Auenregeneration und Auenwald- entwicklung am Beispiel von Naturschutzprojekten Umweltbedingungen, wozu die Deichrückverle- an der Unteren Mittelelbe (Brandenburg) . - Auenre- gung zu rechnen ist, weiter zu dokumentieren . port Sonderband 1: 79-87 . Oschmann, M . (1973): Untersuchungen zur Biotopbin- dung der Orthopteren . - Faunistische Abhandlungen Literatur Staatliches Museum für Tierkunde in Dresden 4(21): 177-206 . Wallaschek, M . (1996): Tiergeographische und zoozö- Bellmann, H . (2006): Der KOSMOS-Heuschreckenfüh- nologische Untersuchungen an Heuschrecken (Sal- rer - Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen . tatoria) in der Halleschen Kuppenlandschaft . - Arti- - Stuttgart (Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co . culata Beiheft 6: 1-191 . KG): 350 S . Wallaschek, M. (2001): Heuschrecken (Salatoria) . - In: Federschmidt, A . (1999): Das geplante Naturschutzge- Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt biet „Raumerwiese“ bei Dessau . Teil 3: Laufkäfer und (Hrsg ):. Arten und Biotopschutzprogramm Sachsen- Heuschrecken . - Naturwissenschaftliche Beiträge Anhalt - Landschaftsraum Elbe . - Berichte des Lan- Museum Dessau 11: 71-179 . desamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Son- Fischer, N . (2007): Untersuchungen zur Populations- derheft 3: 357-369 . dynamik der Heuschrecken (Ensifera, Caelifera) auf Wallaschek, M . (2004): Rote Liste der Heuschrecken Feuchtgrünland in der Überflutungsaue bei Dessau . (Ensifera et Caelifera) des Landes Sachsen-Anhalt . - Diplomarbeit . - Martin-Luther-Universität Halle- - In: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- Wittenberg: 96 S . halt (Hrsg .): Rote Listen Sachsen-Anhalt . - Berichte Gardiner, T. & J. Dover (2008): Is microclimate impor- des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt tant for Orthoptera in open landscapes . - Journal of 39: 223-227 . Insect Conservation 12: 705-709 . Wallaschek, M., Langner, T. J. & K. Richter (2004): Die Hering, I . (2008): Naturschutzfachliche Bewertung von Geradflügler des Landes Sachsen-Anhalt (Insecta: Auengrünland mit Hilfe von Heuschreckengemein- Dermaptera, Mantodea, Blattoptera, Ensifera, Caeli- schaften am Beispiel der Auswirkungen einer Deich- fera) . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz rückverlegung im „Biosphärenreservat Mittelelbe“ . Sachsen-Anhalt, Sonderheft 5: 290 S . - Diplomarbeit . - TU Berlin, Fachgebiet Biodiversitäts- dynamik terrestrischer Ökosysteme: 67 S . u . Anhang . Ingrisch, S. & G. Köhler (1998): Die Heuschrecken Mit- teleuropas . - Magdeburg (Westarp Wissenschaften- Verlagsgesellschaft mbH): 460 S .

142 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 143–148 Charakterisierung von Mückenbrutplätzen im Roßlauer Oberluch

Iris Kröger, Matthias Liess & Sabine Duquesne

1 Einleitung

Das Roßlauer Oberluch bietet mit seinen Feucht- flächen ideale Lebensräume für eine artenreiche Fauna und Flora (siehe auch Scholz et al . in die- sem Heft, S . 103 ff) . Auch Stechmücken finden hier gute Reproduktionsbedingungen . Auf Grund der prognostizierten Klimaerwärmung könnten sich diese Bedingungen sogar noch verbessern, denn starke Regenfälle, Überschwemmungen und hohe Temperaturen begünstigen die Fortpflan- zung von Stechmücken . Neben den Faktoren, die die Entwicklung der Mü- cken fördern, wirken natürlich auch regulierende Mechanismen . Neben Fressfeinden spielen Nah- Abb. 1: Tümpel im Wald . Foto: I . Kröger . rungskonkurrenten eine wichtige Rolle für den Bestand einer Art . Während die Fressfeinde der Mückenlarven bereits gut untersucht sind (Be- ketov & Liess 2007, Stav et al . 2005), ist über die im Zusammenhang mit der Deichrückverlegung Nahrungskonkurrenten der Mückenlarven bis- eine Studie zur Charakterisierung von Mücken- lang wenig bekannt . Mückenlarven filtrieren or- brutplätzen im Roßlauer Oberluch durchgeführt . ganische Partikel aus dem Wasser und beanspru- Die Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt . chen demnach dieselben Nahrungsressourcen wie filtrierende Kleinkrebse . In wenigen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Kleinkrebse 2 Untersuchungsmethoden ernstzunehmende Nahrungskonkurrenten für Mückenlarven sind (Chase & Knight 2003, Blau- 2.1 Klassifizierung der Probestellen stein & Chase 2007) . Bisher fehlten jedoch Daten Insgesamt wurden 13 Wasserstellen im Zeit- aus Freilandversuchen und es stellen sich folgen- raum von März bis September 2007 untersucht . de Fragen: Die hier dargestellten Ergebnisse beziehen sich • Wie schnell besiedeln Mückenlarven und auf jeweils zwei neunwöchige Zeitabschnitte im Kleinkrebse unterschiedliche Biotope? Frühjahr (1 . März bis 9 . Mai) und Sommer (2 . Juli • Unter welchen Umständen kommt eine Kon- bis 7 . September), da diese das Maximum der Mü- kurrenzsituation zwischen den zwei Arten- ckenpopulation in der jeweiligen Jahreszeit re- gruppen überhaupt zustande? präsentieren . • Können alle Mückenarten gleichermaßen von Die untersuchten Wasserflächen befanden sich Kleinkrebsen kontrolliert werden? einerseits im Wald (6 Probeflächen im Frühjahr Um diese Fragen beantworten zu können, wur- bzw . 3 Probeflächen im Sommer) und anderer- de 2007 im Rahmen komplexer Untersuchungen seits im Offenland (7 Probeflächen) . Sie erreich-

143 Abb. 2: Probenahme auf einer Wiesenfläche . Abb. 3: Probenaufbereitung im Labor . Foto: Foto: I . Kröger . I . Kröger .

ten eine Ausdehnung von 20 bis 800 m2 und eine Nahrungskonkurrenten ausgerichtet . Es wurden Wassertiefe von 3 bis 30 cm . Durch die höhere alle vorhandenen Culiciden erfasst und die Arten Verdunstung im Sommer trockneten die Wasser- bestimmt . Als Nahrungskonkurrenten wurden flächen schneller aus als im Frühjahr . So hielt die alle filtrierenden Kleinkrebse (Crustacean) ange- Wasserbedeckung der Probeflächen im Frühjahr sehen, die dasselbe Nahrungsspektrum wie die 6,5 Wochen (Wald) bzw . 5,3 Wochen (Offenland), Mückenlarven beanspruchen . Die untersuchten im Sommer hingegen nur 4,6 Wochen (Wald) bzw . Kleinkrebse wurden in die Klassen Daphniidae 3,7 Wochen (Offenland) an . Das die Gewässer um- (mit den Unterordnungen Daphnia, Ceriodaph- gebende Grünland wurde im Sommer zwei Mal nia, Simocephalus und Scapheloberis), Chydorii- gemäht, während die Waldbiotope keiner Pflege dae, Ostracoda und Copepoda (mit den Unterord- unterlagen . nungen Harpacticida und Calanoida) unterteilt . Für die statistische Analyse wurde der nicht-para- 2.2 Probenahme metrische Kruskal-Wallis-Test angewandt . Die Beprobung der Wasserstellen erfolgte einmal wöchentlich . Dabei wurden 1-3 l Wasser durch ein Planktonsieb (Maschenweite: 50 mm) gefiltert und die entnommenen Organismen für taxono- Abb. 4: Mückenlarven Culex pipiens . Foto: A . mische Bestimmungen in 70%igem Ethanol auf- Künzelmann und I . Kröger . bewahrt . Zusätzlich wurden die abiotischen Pa- rameter pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Trübung und Wassertemperatur gemessen sowie die Wasser- tiefe und Wasserflächenausdehnung geschätzt . Es konnte allerdings kein statistisch relevanter Zusammenhang zwischen den erfassten Para- metern und den Vorkommen von Mückenlarven bzw . Kleinkrebsen nachgewiesen werden, wes- halb diese Parameter nicht weiter berücksichtigt worden sind .

2.3 Zielorganismen Die Studie war auf die Erfassung von Stechmü- ckenlaven (Culiciden) und ihren potenziellen

144 serstellen im Wald ist die Klein- (a) krebsdichte deutlich höher (durch- schnittlich 200 Individuen/l) und die Anzahl der Mückenlarven ge- ring (< 10 Individuen/l) (Abb . 5b) .

3.2 Betrachtung der Mückenarten Im Frühjahr dominierten die Ar- ten Ochlerotatus cantans, Oc. eue- des und Oc. annulipes (Tab . 1) . Alle drei Arten vermehren sich primär (b) monozyklisch, entwickeln also nur eine Generation im Jahr .Die Larven schlüpfen nach der Schneeschmel- ze aus den Eiern vom Vorjahr . Alle drei Arten könnten sich gleicher- maßen in Gewässern im Wald und im Offenland entwickeln (Becker et al . 2003) . In dieser Studie waren aber deutlich mehr Mückenlarven in den beschatteten Gewässern im Wald (mit geringer Kleinkrebs- Abb. 5: Biotopbindung von Mückenlarven und ihren Nah- Dichte) zu finden . rungskonkurrenten im Frühjahr (a) und im Sommer (b) . Die Im Sommer dominierten im Roß- Anzahl von Mückenlarven und Kleinkrebse ist hier in verschie- lauer Oberluch die polyzyklischen denen Skalen aufgetragen, da Kleinkrebse (Größe ca . 0,5 mm) Arten Aedes vexans und Culex pi- in weit höherer Dichte vorkommen als Mückenlarven (Größe piens . Auch Individuen von Culex ca . 5 mm) . territans wurden oft aufgefunden (Tab . 1) . Alle drei Arten könnten sich in Gewässern, sowohl im Wald als auch im Offenland, fortpflan- 3 Ergebnisse zen (Becker et al . 2003, Vinogradova 2000) . Nach den Ergebnissen dieser Studie bevorzugten 3.1 Das Verhältnis von Mückenlarven und aber alle drei Arten Gewässer im Offenland, wo Nahrungskonkurrenten kaum Kleinkrebse nachgewiesen wurden . Sowohl im Frühjahr als auch im Sommer sind Mückenlarven bevorzugt in Gewässern mit ge- 3.3 Betrachtung der Kleinkrebs-Klassen ringer Kleinkrebsdichte (< 100 Individuen/l) zu Sowohl im Frühjahr als auch im Sommer domi- finden (Abb . 5a und 5b) . nierte im Wald die Klasse der Daphnia, während Im Frühjahr sind diese Unterschiede für Mücken- im Offenland die Klasse der Ostracoda am häu- larven (Kruskal-Wallis-Test: p=0,004, N=13) und figsten anzutreffen war (Tab . 2) . Insgesamt änder- Kleinkrebse (Kruskal-Wallis-Test: p=0,046, N=13) te sich im Offenland die Zusammensetzung der zwischen den Biotopen signifikant (Abb . 5a) . Im Kleinkrebsarten im Laufe des Jahres nur wenig, Sommer kann aufgrund der geringen Anzahl während im Wald die Ostracoden im Sommer von Wasserstellen im Wald keine signifikante weitgehend durch Ceriodaphnien ersetzt wurden . Aussage getroffen werden . Es ist aber offensicht- Die untersuchten Kleinkrebs-Klassen sind primär lich, dass Mückenlarven in extrem hoher Dichte lebendgebärend, können aber auch Dauereier (durchschnittlich 80 Individuen/l) in den Offen- ausbilden, die in der Erde Trockenphasen über- landgewässern vorkommen, wo die Kleinkrebs- stehen können (Meisch 2000) . Eier und lebende dichte gering ist (< 50 Individuen/l) . Bei den Was- Kleinkrebse können passiv von anderen Wirbel-

145 Frühjahr Sommer Gewässer im Wald Gewässer im Offenland Gewässer im Wald Gewässer im Offenland Oc. cantans (35%) Oc. annulipes (69%) Ae. vexans (78%) Ae. vexans (54%) Oc. euedes (33%) Oc. euedes (16%) Cx. territans (8%) Cx. pipiens (33%) Oc. annulipes (16%) Oc. cantans (15%) Cs. annulata (5%) Cx. territans (13%) Oc .rusticus (4%) Cx. pipiens (3%) Oc. riparius (3%) Cx. martinii (3%) Oc. surcoufi (2%) andere Arten (<1%) andere Arten (<1%)

Tab. 1: Jahreszeitliches Vorkommen der Mückenarten im Larvenstadium in Gewässern im Wald und Offenland (Oc - Ochlerotatus, Ae - Aedes, Cx - Culex, Cs - Culiseta) .

losen (z .B . Rückenschwimmer Notonecta), Wir- Wald führten sie hingegen länger Wasser (siehe beltieren (z .B . Enten) oder dem Wind von einer Kap . 2 1). . Mückenlarven können einen neuen Le- Wasserstelle zur nächsten übertragen werden bensraum sehr schnell besiedeln, denn die flug- (Janetzky et al . 1996, Meisch 2000, Meutter et fähigen Mückenweibchen suchen zielgerichtet al . 2008) . nach neuen Brutplätzen, wo sie über 100 Eier ablegen können (Becker et al . 2003) . Kleinkrebse hingegen werden nur in geringer Anzahl zufällig 4 Diskussion von anderen Tieren oder Wind in neue Wasser- tümpel eingeschleppt (siehe Kap . 3 3). . Es dauert Die Studie hat gezeigt, dass sich entweder Tümpel daher einige Zeit, ehe sich Kleinkrebse etablieren mit hoher Kleinkrebs-Dichte (> 100 Individuen/l) können . Wenn der Tümpel dann auch noch vor- und wenigen Mückenlarven (< 10 Individuen/l) zeitig austrocknet, haben Kleinkrebse kaum eine oder mit niedriger Kleinkrebs-Dichte (< 100 Chance . Haben sich aber erst einmal Kleinkrebse Individuen/l) und vielen Mückenlarven (> 10 entwickelt, so werden Mückenlarven effektiv aus Individuen/l) fanden . Besonders auffällig war dem Gewässer verdrängt . diese Beziehung im Sommer, wo die meisten Mü- Der negative Effekt von Kleinkrebsen auf Mü- ckenlarven nachgewiesen wurden . ckelarven bezieht sich grundsätzlich auf alle Welcher Faktor entscheidet nun, ob ein Tümpel Mückenarten, die in dieser Studie nachgewiesen überwiegend von Kleinkrebsen besiedelt wird wurden . Im Frühjahr dominierten die Mückenar- oder vornehmlich von Mücken? Wahrscheinlich ten Ochlerotatus cantans, Oc. euedes und Oc. an- spielt der Zeitfaktor dabei eine entscheidende nulipes . Alle drei Arten wurden bevorzugt in be- Rolle . Im Sommer trockneten die Wasserstel- schatteten Gewässern im Wald gefunden, obwohl len im Offenland nach nur 3 Wochen aus, im alle drei Arten auch in Gewässern im Offenland

Tab. 2: Jahreszeitliches Vorkommen der Kleinkrebs-Klassen in Gewässern im Wald und Offenland .

Frühjahr Sommer Gewässer im Wald Gewässer im Offenland Gewässer im Wald Gewässer im Offenland Daphnia (51%) Ostracoda (65%) Daphnia (68%) Ostracoda (90%) Ostracoda (40%) Daphnia (17%) Ceriodaphnia (21%) Daphnia (3%) Simocephalus (4%) Calanoida (8%) Ostracoda (4%) Simocephalus (3%) Harpacticida (3%) Simocephalus (4%) Simocephalus (4%) Calanoida (2%) Chydoridae (2%) andere Klassen (<1%) andere Klassen (<1%) andere Klassen (<1%)

146 brüten könnten . Diese Verlagerung der Arten in 5 Schlussfolgerung die Waldgebiete deutet darauf hin, dass die Mü- ckenlarven im Wald aufgrund der geringeren Das Vorhandensein von Kleinkrebsen wirkt sich Konkurrenzdichte verbesserte Lebensbedingun- nachteilig auf Mückenlarven aus . Kleinkrebse be- gen vorfanden . Möglicherweise spielt aber auch sitzen den Vorteil, dass sie in großen Massen auf- das günstigere Nahrungsangebot in diesen Ge- treten und daher eine starke Futterkonkurrenz zu wässern eine Rolle . Besonders Ochlerotatus an- den zahlenmäßig geringeren Mückenlarven sind . nulipes bevorzugt Wasserstellen, in denen sich Mückenlarven hingegen verfügen besonders im totes Blattwerk angesammelt hat (Becker et al . Sommer über einen zeitlichen Entwicklungsvor- 2003) . Diese Vorraussetzungen sind im Wald na- teil gegenüber Kleinkrebsen, da sie neue Brut- turgemäß eher gegeben als auf offener Fläche . plätze schneller besiedeln können . Wahrscheinlich ist die Kombination aus höherem Die untersuchte Konkurrenzbeziehung zwischen Nahrungsangebot und vermindertem Konkur- Stechmücken und Kleinkrebsen ist nicht nur für renzdruck Ursache für das vermehrte Auftreten das Erfassen biologischer Zusammenhänge von von Mückenlarven in Waldgebieten . Bedeutung, sie zeigt auch neue Möglichkeiten für Im Sommer dominierte die Mückenart Aedes ve- die Stechmückenbekämpfung auf . Im Gegensatz xans, gefolgt von den Arten Culex pipiens und zu Insektiziden stören Kleinkrebse das biologi- Culex territans . In Deutschland zählt Aedes ve- sche Gleichgewicht nicht und könnten in Zukunft xans zu den häufigsten Stechmückenarten und dabei helfen, Mückenpopulation zu regulieren . brütet typischerweise in überschwemmten Ge- Dafür müsste allerdings der zeitliche Entwick- bieten, bevorzugt auf Wiesenflächen (Becker et lungsvorteil der Mückelarven ausgeglichen wer- al . 2003) . Es ist daher nicht verwunderlich, diese den, indem Kleinkrebse beispielsweise aktiv in Art in großer Zahl in temporären Gewässern der die Gewässer eingebracht werden . Weitere Unter- Offenlandbereiche nachzuweisen . Ae. vexans suchungen sind nötig, um diese natürliche Kon­ besitzt darüber hinaus ein hohes Migrationspo- trollstrategie nutzbar zu machen . tenzial, das heißt diese Art legt nach dem Schlüp- fen als Imago große Strecken zurück, um einen neuen Brutplatz zu finden (Horsfall 1954) . Es Danksagung ist durchaus wahrscheinlich, dass diese Art auch in die angrenzenden Waldgebiete vordringt, um Wir danken den Mitarbeitern des Biosphärenre- dort in geeigneten Wasserstellen zu brüten . Tat- servats Mittelelbe für die Unterstützung und gute sächlich wurden in dieser Untersuchung einige Zusammenarbeit sowie dem Landesverwaltungs- Larven von Ae. vexans in Gewässern im Wald ge- amt Sachsen-Anhalt für die Genehmigung des funden, allerdings in weit geringerer Anzahl als Projektes . in den Gewässern im Offenland . Möglicherwei- se wirkt sich hier das Vorhandensein von Nah- rungskonkurrenten negativ auf die Entwicklung Zusammenfassung der Mückenlarven aus . Culex pipiens ist eine weit verbreitete Stechmückenart, die unspezifisch in Stechmücken werden vom Menschen meist als allen potenziellen Brutbiotopen existiert (Becker lästige Plage empfunden, als Krankheitsüber- et al . 2003, Vinogradova 2000) . Auch Cx. terri- träger werden sie gefürchtet . Dabei spielen Mü- tans ist nicht an ein spezielles Biotop gebunden, cken in der Ökologie von Flussauen eine wichtige bevorzugt aber beschattete Gewässer . Beide Ar- Rolle . Die Mücken benötigen die Feuchtflächen ten könnten demnach Gewässer sowohl im Wald zur Fortpflanzung und dienen vielen Tieren als als auch im Offenland zur Reproduktion nutzen, Nahrung . Über das Zusammenspiel zwischen kommen aber nach den Ergebnissen dieser Studie Mückenlarven und anderen aquatischen Orga- bevorzugt im Offenland vor . Da im Offenland nur nismen ist bisher wenig bekannt . sehr wenige Kleinkrebse nachgewiesen wurden Die folgende Studie untersucht das Verhältnis (< 100 Individuen/l), ist es naheliegend, dass der zwischen Mückenlarven und Kleinkrebsen, den fehlende Konkurrenzdruck den Mückenlarven potenziellen Nahrungskonkurrenten der Mü- dort einen Fortpflanzungsvorteil verschaffte . ckenlarven . Über 7 Monate hinweg wurden Po-

147 pulationsdaten von Mücken bzw . Kleinkrebsen in temporären Wasserstellen erhoben . Es zeigte sich, dass Mückenlarven bevorzugt kurzzeitig existie- rende Wasserstellen mit geringer Kleinkrebs- Dichte (< 100 Individuen/l) besiedeln . In länger bestehenden Wasserstellen mit hohem Klein- krebs-Besatz (> 100 Individuen/l) konnten kaum Mückenlarven nachgewiesen werden . Mückenlarven können neue Lebensräume schnell besiedeln, weichen aber natürlichem Konkurrenzdruck aus . Dieses Verhalten der Mü- ckenlarven könnte die Basis für ein ökologisch unbedenkliches Mückenmanagement liefern, wobei Kleinkrebse statt Insektizide die Mücken- population kontrollieren .

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148 Themenkomplex 4: Ausgewählte Tierartenerfassungen im Biosphärenreservat Mittelelbe

Ufer der Mittelelbe bei Breithagen im BR Mittelelbe . Foto: M . Scholz . Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia): Larve nach dem Schlupf aus der Exuvie . Foto: T . Briesenick .

149 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 150–158 Zur Situation der Urzeitkrebse und Rücken- schaler im Biosphärenreservat Mittelelbe

Michael Unruh, Andreas Berbig & Axel Zehle

1 Einleitung Vorkommen von Urzeitkrebsen und Rückenscha- lern geblieben sind . Es liegt in der Biologie dieser Lebensräume, die unmittelbar der Flussdynamik Tiere und in der bisher unzureichenden Kenntnis ausgesetzt sind, werden durch eine Reihe von begründet, dass fehlende Nachweise nicht in je- Variablen determiniert . Die Schneeschmelze in dem Fall Verbreitungslücken darstellen . Verbindung mit Starkregenereignissen im Früh- Im Biosphärenreservat (BR) Mittelelbe wurde ab jahr lässt den Wasserspiegel steigen und führt zu dem Jahr 2004 damit begonnen, die geeigneten Hochwasser . Die nach dem Rückgang der Über- Gewässerlebensräume am Mittellauf der Elbe so- schwemmung zurück bleibenden Stillgewässer wie am Unterlauf der Havel auf das Vorhanden- in der Aue unterliegen im Jahresgang bestimm- sein von Urzeitkrebsen zu untersuchen . ten Umweltgradienten . Steigende Wassertem- peraturen führen dazu, dass sich der Trübungs- grad erhöht, der Sauerstoffgehalt fällt und das 2 Zielstellung Nahrungsangebot zunimmt bis schließlich das Standgewässer in den niederschlagsarmen Som- Um Aussagen zur aktuellen Bestandsentwick- mermonaten austrocknet . lung der Branchiopoden zu treffen, sind Angaben Zu den Leitarten dieser temporären Gewässer zur Verbreitung und Eignung der Habitate not- zählen die Kiemen- und Blattfüßer der Klasse wendig . Mit der Kartierung (vgl . Kap . 5) wurde der Crustaceen, die umgangssprachlich als Ur- dem Ansatz von Neumann (1999, 2001) gefolgt, zeitkrebse bezeichnet werden . Diese Relikte der wonach Bestandseinschätzungen eine kontinu- mesozoischen Tierwelt - Crustaceen existieren ierliche Kontrolle der Gewässer über mehrere immerhin seit dem Kambrium - haben schon Jahre voraussetzen, wenn man über die Samm- seit jeher das Interesse von Naturforschern ge- lung von Zufallsbeobachtungen hinauskommen weckt . Ihre Lebensdauer und Kolonisierung, will . selbst kleinster Gewässer, ist auf nur wenige Wo- Die im Zusammenhang mit der Kontrolltätig- chen bis Monate begrenzt . Dabei sind die teils keit der Naturwachtmitarbeiter im Zeitraum von komplizierten Überlebensstrategien in dem nur 2004 bis 2008 erstellte Übersicht zur Verbreitung zeitweise vorhandenen Lebensraum bisher nur der Branchiopoden erhebt nicht den Anspruch ansatzweise erforscht . Von einer wissenschaft- auf Vollständigkeit, sondern dokumentiert den lich fundierten Übersicht zum Vorkommen der Erkenntnisstand einer begonnenen Erfassung . kosmopolitisch verbreiteten Formen kann selbst Damit wurde ein systematisches Kataster als Vor­ in Mitteleuropa keine Rede sein . aussetzung detaillierter Kartierungen geschaffen . Es kann davon ausgegangen werden, dass land- schaftsverändernde Maßnahmen entlang der Flüsse, die mit Eingriffen in das hydrologische Re- 3 Biologie und Ökologie gime, Gewässerverschmutzung, baulichen Maß- nahmen und schließlich dem Verlust an Auenle- Sporadisches Auftreten unter geeigneten Be- bensräumen verbunden waren, nicht ohne Aus- dingungen, rasche Individualentwicklung und wirkungen auf die aktuelle Verbreitung und das flexible Verbreitungs- und Überlebensstrategien

150 zählen zu den wichtigsten Eigenschaften der Ur- sieben in Sachsen-Anhalt nachgewiesen . Im Un- zeitkrebse . tersuchungsgebiet kommen mindestens vier Ar- Die „ursprünglich organisierten“ Krebse (Neu- ten vor: Triops cancriformis (Bosc,1801), Lepidurus mann & Heinze 2004) zeichnet eine morphologi- apus (L ,. 1758), Eubranchipus (Siphonophanes) gru- sche Konstanz über Jahrmillionen aus, ihre evolu- bii (Dybowski, 1860) und Branchipus schaefferi tionäre Strategie indessen ist ungeachtet vielfältig . Fischer, 1834 . Vorkommen von Tanymastix stag- Das Überleben unter Extrembedingungen zwingt nalis (L ., 1758) werden vermutet . sie zur räumlich und zeitlich begrenzten Ressour- Bisher erstellte Übersichtswerke (Heidecke & cennutzung, die ihnen als Opportunisten bei der Neumann 1987, Neumann & Heidecke 1989, Ja- Kolonisierung des Lebensraumes gelingt . Kosmo- cobs 1996, Täuscher 1996, Neumann 1999 und politische Verbreitung mit winzigen Dauereiern, 2001, Heinze 2003, Stephan & Schwartz 2004, die Frost genauso widerstehen wie Jahrzehnte völ- Zuppke 2005 und 2007) lassen eine Häufung der liger Trockenheit und die von Wind, Wasser oder beiden Arten Lepidurus apus (Schuppenschwanz) Tieren verdriftet bzw . verschleppt werden können, und Eubranchipus (Siphonophanes) grubii (Kie- sichern ihnen Präsenz in konkurrenzarmen, episo- menfuß) im Elbe-Havel-Gebiet sowie um die disch wasserführenden Stillgewässern . Städte Magdeburg und Wittenberg erkennen . Rückenschaler, als ursprünglicherer Zweig der Dies bestätigen eigene Schätzungen zu Häufig- Phyllopoden und die Zweischaler mit abgelei- keiten beider Arten im Süden des BR Mittelelbe teten Merkmalen der Morphologie und Funkti- sowie auch die Auswertung verfügbarer Literatur . on kennzeichnet eine direkte Entwicklung vom Ob die Nachweise die tatsächlichen Verhältnis- Ei über Embryonal- zum Adultstadium . Sobald sen repräsentieren oder eher subjektiv die Nähe die Umgebungstemperatur im Gewässer steigt, zu Orten widerspiegeln, die Zoologen aufgrund wächst die geschlüpfte Generation innerhalb der Nähe zum Wohnort auch früher schon häu- weniger Wochen unter Nutzung aller verfügba- figer aufsuchten, entzieht sich einer Beurteilung . ren Nahrungsressourcen zum geschlechtsreifen Neumann fasste die bis 2001 bekannten Nach- Krebs heran . Nur die Kiemenfüßer haben deut- weise zusammen und macht die Defizite der zu- lich ausgebildeten Sexualdimorphismus, der die grunde liegenden Befunde deutlich . Engelmann Bestimmung der ♂♂ durch die 2–3 gliedrigen et al . (2004) veröffentlichten unter Berücksichti- Kopulationsorgane ermöglicht . Blattfüßer haben gung aller gesicherten Nachweise eine komplette entgegen verbreiteter Meinung keine Partheno- Übersicht der Verbreitung der Blatt- und Kiemen- genese (Jungfernzeugung), sondern realisieren füßer für Deutschland und Österreich . die sexuelle Fortpflanzung als selbstbefruch- Diese gelang Zuppke (2007), der die Vorkommen tende Hermaphroditen (Siewing 1985) . Die Rü- von L. apus aus dem Untersuchungsgebiet zwi- ckenschaler sind filtrierende Detritusfresser oder schen Coswig und Pratau zusammenstellte, nach- Räuber und zerreiben ihre Nahrung mit den En- dem Jacobs bereits 1996 eine erste Bestandsauf- dopoditen, bevor sie über die ventral gelegene nahme zur Verbreitung von S. grubii veröffent- Nahrungsrinne der Verdauung zugeführt wird . lichte . RANA (2009) fand im Frühjahr 2009 L. apus Kiemenfüßer dagegen filtern die Nahrungsparti- sehr zahlreich in kleinen Pfützen der Elbeaue bei kel mittels Filterborstenkämmen (ursprünglicher Sandfurth und Parchau . Erst kürzlich konnte Zu- Spaltfuß der Krebstiere) und nutzen die synchro- ppke (2005) Branchipus schaefferi im Süden des ne Schlagbewegung der Spaltbeine . Diese haben Mittelelbegebietes, und zwar in der Teucheler als multifunktionale Extremitäten die Aufgaben Heide bei Wittenberg, nachweisen . Die im Rah- der Atmung, Ernährung und Fortbewegung in men dieser Ersterfassung nachgewiesenen Indi- vollendeter Weise übernommen . viduen von B. schaefferi und Triops cancriformis bestätigten die bereits von Heinze (2003) veröf- fentlichten Funde im Norden Sachsen-Anhalts . 4 Zum Kenntnisstand der Urzeitkrebse Wesentliche Erkenntnisse zur Verbreitung der an der Mittleren Elbe Urzeitkrebse, speziell im Bereich des Elbe-Havel- Winkels im ehemaligen Landkreis Havelberg, lie- Von den zwölf Arten in Deutschland (Simon 1998) ferten Heinze (2003), Täuscher (1996) und Müh- wurden nach Neumann & Heinze (2004) bisher le (1994) . Im Rahmen eines EU-LIFE-Projektes

151 ermittelten Manzke & Dankelmann (2009) eine muss an dieser Stelle angefügt werden, dass die Reihe von Vorkommen der Frühjahrsformen L. Artbestimmung bei den Kiemenfüßern bis 2007 apus und E. grubii an der unteren Elbe in Nieder- nicht in jedem Fall gesichert vorgenommen wur- sachsen . Der Vollständigkeit halber wird an die- de . Eine gewisse Unsicherheit bei der Determi- ser Stelle auf die Zusammenstellung der Funde in nation einzelner Exemplare vor 2007 ist bei der Mecklenburg-Vorpommern durch Königstedt & großen morphologischen Ähnlichkeit von Triops Königstedt (1993) verwiesen . In dem nordwest- und Lepidurus sowie den Feenkrebschen E. grubii lich an das BR Mittelelbe angrenzenden Bereich und B. schaefferi nicht auszuschließen . Die in der bei Rühstedt im Land Brandenburg erbrachten verfügbaren Literatur erwähnten, phänologisch Stephan & Schwartz (2004) in ihren Untersu- differenzierten Frühjahrs- und Sommerformen chungen den aktuellen Nachweis von Tanymas- boten jedoch eine höhere Sicherheit . tix stagnalis. Die unmittelbare Nähe zum BR legt Aufgrund der Gewässervielfalt und der teilwei- die Vermutung nach weiteren Vorkommen im sen Unzugänglichkeit war die jeweils vorhande- Großschutzgebiet nahe . ne Individuenzahl in der Regel nur grob zu ermit- Die bestehenden Kenntnislücken im Bereich des teln . Im Feld wurden die Lage der zumeist von L. BR Mittelelbe, einerseits im Südteil zwischen apus und E. grubii bevorzugten Gewässertypen, Magdeburg und Wittenberg und andererseits im das Erfassungsdatum und prägende Standortei- Nordbereich, zu schließen, ist auch Anliegen die- genschaften notiert . Diese Angaben wurden mit ses Beitrages . dem Artenerfassungsprogramm „Winart“ des Landesamtes für Umweltschutz (LAU) erhoben . Abweichend von den Geländebegehungen durch 5 Material und Methoden die Naturwachtmitarbeiter im Süden des UG stand im Norden nicht die rezente Aue im Mittel- Die hervorragende Ortskenntnis einiger Mitar- punkt der Untersuchungen, sondern die vernäss- beiter der Naturwacht des BR war eine wesentli- ten Flächen der deichgeschützten Altaue . Ansons- che Voraussetzung zum gezielten Aufsuchen der ten waren die Untersuchungsmethoden, wie das potenziellen Lebensräume der Urzeitkrebse und Keschern in Abhängigkeit von Phänologie sowie Rückenschaler: Flutrinnen, Grünländer, Äcker die Artbestimmung und Dokumentation, iden- und flussbegleitende Auenwälder der Elbe-, Ha- tisch mit denen im Südteil des BR . vel- und Garbeniederung . Insgesamt wurden rund 470 Gewässer unter- schiedlichster Struktur und Genese zwischen 6 Ergebnisse Rühstedt und Pretzsch mittels Kescher unter- sucht . Zur geeigneten Zeit, in der Regel nach der Von Frühjahr 2004 bis April 2008 wurden zwi- Schneeschmelze im Vorfrühling, wurden die Ge- schen der Elbeaue bei Wittenberg und der Landes- wässer vor allem in der rezenten Aue beprobt . Die grenze entlang der Hohen Garbe Nachweise der Geländebegehungen hatten nicht vordergründig beiden Rückenschaler L. apus (Abb . 1) und T. cancri- die Bestandserhebung der Urzeitkrebse zum Ziel, formis und der Kiemenfüßer E. grubii (Abb . 2) und vielmehr wurden diese Untersuchungen in der B. schaefferi erbracht, wobei 89 Nachweise des Regel mit den jeweils anstehenden Tagesaufga- Schuppenschwanzes in beiden Untersuchungs- ben der Naturwacht verbunden . Die Artdiagnose räumen die der übrigen Arten fast um das Dop- erfolgte bereits im Gelände mittels durchsich- pelte übertrafen . Wesentlich seltener waren die tiger Behälter, um anschließend die Krebstiere Beobachtungen von E. grubii . Im Untersuchungs- wieder in die Probegewässer zurück zu setzen . zeitraum konnte diese Frühjahrsform in 56 Ge- Eine Einzelentnahme erfolgte nur, wenn eine Art- wässern nachgewiesen werden . Damit wird zwar diagnose auf diese Weise nicht zweifelsfrei vorge- noch nicht das nach Heidecke & Neumann (1987): nommen werden konnte . nahezu geschlossene Areal an der mittleren und Waren in der geborgenen Probe Urzeitkrebse vor- unteren Elbe sowie an der unteren Saale und im handen, wurden diese erst nach Verfügbarkeit Havel-Spree-Gebiet bestätigt, aber eine Häufung des geeigneten Feldbestimmungsschlüssels (En- der Funde im Bearbeitungsgebiet gegenüber den gelmann o . J .) bis zur Art bestimmt . Allerdings von Neumann (1999) veröffentlichten Daten wur-

152 Allgemein ist im Süden eine Häufung der Vor- kommen vor dem Deich, also im aktiven Über- flutungsbereich der Aue zu konstatieren . Ob die Häufung der Nachweise von L. apus und E. grubii im Grünland den tatsächlichen Verhältnissen entspricht oder methodisch bedingt ist, müssen weitere Untersuchungen klären . Diese Häufung kann auch auf die besseren Licht- und damit Be- obachtungsverhältnisse im Grünland gegenüber dem Auenwald zurückzuführen sein . Im Gebiet nördlich von Magdeburg konnten für L. apus 43 und für E. grubii 35 Nachweise dokumen- tiert werden . Dabei war nur letztgenannte Art in Abb. 1: Lepidurus apus L . Foto: A . Berbig . vergleichbarer Größenordnung wie im Südbe- reich (absolut 21 bzw . 28 Nachweise) vertreten; L. apus war im Norden mit 21 Nachweisen nur halb so häufig wie im Südteil des Untersuchungsge- de deutlich . Die Aufschlüsselung der Nachweise bietes . der häufigsten Arten nach ihren wichtigsten Le- Die im Betrachtungsraum höchsten Abundanzen bensräumen ist Tab . 1 zu entnehmen . Die Ergeb- von L. apus wurden auf den Überschwemmungs- nisse sind in den Abb . 3 und 4 dargestellt . flächen östlich von Werben am 19 . März 2008 Im Elbetal zwischen Steckby und der Dornburger mit mehreren tausend Exemplaren ermittelt . Aue wies jedes sechste der ca . 300 kartierten Ge- Die Überschwemmungsfläche wies eine Ausdeh- wässer Urzeitkrebse auf . Im Nordbereich waren nung von 0,3 ha bei einer durchschnittlicher Tiefe nach grober Schätzung in 80 von 250 aufgesuch- von 0,7 m auf . E. grubii erreichte im Qualmwas- ten Stillgewässern Urzeitkrebse nachzuweisen . serbereich nördlich von Neukirchen/Wendemark Bei der Angabe der absoluten Zahlen der beprob- gleich hohe Häufigkeiten mit weit über 1 000. Tie- ten Gewässer ist zu berücksichtigen, dass die ren, hier betrug die Flächengröße 0,5 ha . Überschwemmungsflächen, beispielsweise im Mit B. schaefferi und T. cancriformis wurden im Gebiet östlich von Werben, in zahlreiche Einzel- Nordbereich, im Gebiet um Kamern, in Fahrspur- gewässer gegliedert sind . rinnen und temporären Pfützen die Beobachtun- Die 20 im Jahr 2008 untersuchten Gewässer gen von Heinze (2003) bestätigt . zwischen Lutherstadt Wittenberg und Pretzsch enthielten weder Anzeichen von Blattfuß- noch 6.1 Lebensdauer und Phänologie von Kiemenfußkrebsen . Für beide Arten wurden erste Nachweise jeweils am 6 . März 2004 gemeldet, das Datum der letzten Beobachtung war Ende Mai (28 .05 2005). . Zeitglei- Abb. 2: Eubranchipus grubii Dub. Foto: V . Neu- ches Erscheinen beider kaltstenothermer Arten mann . ist den Kartierungsunterlagen zu entnehmen .

6.2 Vergesellschaftung In 25 untersuchten Gewässern kamen beide Ar- ten vor . Davon wiesen zwölf Flutrinnen im Auen- wald sowie acht Gewässer in staunassen Senken im Grünland gemeinsame Vorkommen von L. apus und E. grubii auf . Syntopie konnte auch in fünf Schmelzwassertümpeln, die sich auf Acker- flächen gebildet hatten, festgestellt werden . Die betrachteten Lebensräume (siehe Tab . 1) sind offensichtlich unterschiedlich geeignet . Sicher fördert die höhere Dynamik, die die rezente Aue

153 Abb. 3: Verbreitung von Lepidurus apus L . Quelle: Kartierungsergebnisse 2004-2008, zusammenge- stellt von A . Berbig unter Verwendung der Kartengrundlage des LAU .

154 Abb. 4: Verbreitung von Eubranchipus (Siphonophanes) grubii (Dub.) . Quelle: Kartierungsergebnisse 2004-2008, zusammengestellt von A . Berbig unter Verwendung der Kartengrundlage des LAU .

155 Art Lepidurus apus Eubranchipus grubii Lebensraum rezente Aue (Deichvorland) Grünland 59 10 Auenwald 7 21 Acker 5 1 deichgeschützte Altaue (Deichhinterland) Grünland 25 28 Auenwald 12 13 Acker 7 3 Summe 115 76 Tab. 1: Nachweise von Lepidurus apus und Eubranchipus grubii, klassifiziert nach den wichtigsten Lebensräumen in der rezenten Aue und deichgeschützten Altaue im Untersuchungszeitraum 2004- 2008, zusammengestellt nach den Ergebnissen aus den beiden Untersuchungsräumen Nord und Süd . Die auf den Ackerflächen untersuchten Gewässer verdanken ihre Entstehung der Schneeschmelze oder Qualmwasser aus dem Deichfuss .

infolge periodisch auftretender Überschwem- Bereich der Mittelelbe bei Magdeburg vorkom- mungen prägt, die Entstehung von Restgewäs- men können . Deshalb ist bei diesen Arten eine sern nach abklingendem Hochwasser . Dabei ist weitere Verbreitung anzunehmen, die bei künfti- zu unterscheiden zwischen durchströmten Hohl- gen Kartierungen zu berücksichtigen ist . formen in der Initialphase und solchen, die als Deutliche Präferenzen für einzelne Habitattypen permanent gefüllte Wasseransammlungen im lassen sich aus den wenigen Angaben nicht ab- Grünland verbleiben und die durch hohe Nähr- leiten . Wie anpassungsfähig die beiden häufigs- stoffeinträge gekennzeichnet sind . Letztere sind ten Arten L. apus und E. grubii sind, bestätigen die bevorzugten Habitate beider vorzugsweise die Funde auf Ackerflächen . Es handelt sich um im Frühjahr auftretender Formen L . apus und E. intensiv bewirtschaftete Äcker . grubi. Zumindest gilt diese Beobachtung für den Zur Vergesellschaftung beider Arten im Unter- Südteil des Betrachtungsraumes . suchungsgebiet bemerken Zuppke & Elz (2008): „Das oftmals beschriebene gemeinsame Vorkom- 6.3 Diskussion und Bewertung der men mit Vertretern der Blattfußkrebse konnte Ergebnisse hier im Mittelelbegebiet noch nie festgestellt Die Fundorte von E. grubii und L. apus korrelieren werden“ . Die Autoren implizieren damit eine offensichtlich eng mit den Frühjahrswasserstän- strikte Trennung der Lebensräume beider Arten den der Flüsse . Diese Vermutung bestätigen auch im Mittelelbegebiet, die durch die vorliegenden die Nachweise von Bößneck (2006), wobei in die- Untersuchungen nicht bestätigt werden kann . ser Arbeit auf einen erheblichen Teil der Funde Wie bereits erwähnt, teilen sich beide Arten mehr aus den Auen größerer Flüsse und Ströme ver- als die Hälfte aller bisher untersuchten Gewässer . wiesen wird . Statisch scheinen die Gewässer zu sein, die Grabow (1998) für eine Reihe von Fund- orten von E. grubii aus der Umgebung von Braun- 7 Schlussfolgerungen zum Schutz der schweig in Niedersachsen aufzählt . Von den neun Krebse und ihrer Lebensräume in diesem Beitrag genannten Fundorten ist le- diglich einer, ein neu angelegter Waldweiher, als Der Wiederanbindung einst durchströmter Flut- konkurrenzarmer Pionierstandort zu bezeichnen . mulden und -rinnen zählt zu den Aufgabenberei- Ein Blick auf die von Neumann (1999) dokumen- chen der BR-Verwaltung Mittelelbe und wurde in tierten wenigen Funde der Arten T. cancriformis den letzten Jahren mit mehreren Projekten, teils und B. schaefferi zeigt, dass beide Arten auch im selbständig, teils als Maßnahme im Rahmen des

156 “Naturschutzgroßprojektes Mittlere Elbe“ zwi- vorschlägen publik und behördenzugänglich zu schen Mulde und Saale mehrfach umgesetzt . machen“ (Engelmann et al . 2004) . Bis 2013 wird auf einer Länge von 36 Fluss-Kilo- metern entlang der Elbe zur Reaktivierung von Hochflutrinnen eine Wiedervernässung bisher Zusammenfassung nur noch sporadisch gefluteter Areale unter Nut- zung der Dynamik erfolgen (Eichhorn 2004, Die im Biosphärenreservat Mittelelbe 2004 be- Unruh 2007) . Der Stellenwert dieses Maßnahme- gonnene und bis 2008 fortgesetzte Kartierung bündels, dass auch im Nordbereich des BR Mit- der Qualmwasserkrebse aus den Ordnungen An- telelbe entsprechend den Möglichkeiten an Havel ostraca und Notostraca wird als Zwischenergeb- und Elbe Schritt für Schritt realisiert wird, geht nis vorgestellt . Bei den Untersuchungen hat sich über die von Engelmann et al . (2004) mit Recht herausgestellt, dass die beiden häufigsten Arten beklagten etablierten Schutzstrategien, die für im Gebiet, der Feenkrebs Eubranchipus grubii und die temporären Gewässer ohnehin nicht greifen, der Rückenschaler Lepidurus apus sowohl in der hinaus . Zumindest werden wenigstens in den rezenten Aue als auch in der Altaue des Elbetales Projektgebieten Bedingungen initiiert, die sich und der Nebengewässer vorkommen . Eine Reihe unter Berücksichtigung der Lebensstrategie und neuer Fundorte werden vorgestellt wie auch An- Ökologie der Blattfuß- und Kiemenfußkrebse zur gaben zur Vergesellschaftung beider Arten mit- Kompensation stattfindender Eingriffe eignen . geteilt . Die Präferenz für vegetationsfreie, kon- Dabei sind die bevorzugten Lebensräume nicht kurrenzlose Flachgewässer entlang von Quell- die stark durchströmten Flutmulden in unmittel- wasseraustritten am Deichfuß wird erkennbar . barer Flussnähe, sondern permanent bespannte Das Biosphärenreservat Mittelelbe hat insbeson- Temporärgewässer der Auen . Zweifellos werden dere in der intensiv genutzten Agrarlandschaft auch solche Gewässertypen durch die geplanten zwischen Mulde und Aller eine große Bedeutung Deichrückverlegungen in Zahl und Ausdehnung für den Bestandsschutz und die Bestandsent- zunehmen . wicklung der Arten . Als Aufgaben der Verwaltung des BR Mittelelbe sind die kontinuierlich fortzuführenden Kontrol- len in den kommenden Jahren zu nennen, wobei Literatur der Ermittlung entscheidender biotischer und abiotischer Parameter hohe Bedeutung beizu- Bößneck, U. (2006): Verbreitung und Ökologie des Fe- enkrebses Eubranchipus grubii (Dybowski, 1860) in messen ist . Besonders aber die Erfassung der im Thüringen (Crustacea: Anostraca) . - Abhandlungen Laufe eines Jahres wechselnden Artengemein- und Berichte Museum der Natur Gotha 24: 69-72 . schaften (Lurche, Fische, Libellen, Wasserkäfer u . Engelmann, M., Hahn, M., Burmeister, E.-G., Heide- a .) in den wassergefüllten Geländevertiefungen cke, D., Neumann, V., Rothe, U. & L . Simon (2004): im Jahresgang (Schlammmächtigkeit, Zeitpunkt Vorkommen von Lepidurus apus, Triops cancriformis, Eubranchipus (Siphonophanes) grubii, Tanymastix der Austrocknung) könnten zum besseren Ver- stagnalis und Branchipus schaefferi in Deutschland ständnis der bisher nur unzureichend geklärten und Österreich (Crustacea: Notostraca und Anostra- ökologischen Einnischung beitragen . ca) . - Faunistische Abhandlungen 25: 3-67 . Die in diesem Beitrag aufgezeigten Schwierigkei- Engelmann, M. (o . J .): Bestimmung der Großbranchio- ten beim kontinuierlichen Nachweis der Urzeit- poden Deutschlands . - Unveröff . Mskr . - Magdeburg . Eichhorn, A . (2004): Naturschutzgroßprojekt Mittlere krebse, auch als Folge ihrer besonderen Biologie, Elbe-Fördergebiet von gesamtstaatlich repräsen- führen dazu, dass Ökologie und Schutzbedürftig- tativer Bedeutung . - Naturschutz im Land Sachsen- keit dieser Krebstiere bisher kaum im Zuge von Anhalt 41(2): 49-54 . Eingriffsvorhaben und entsprechenden Verträg- Grabow, K. (1998): Urzeitkrebse (Crustacea: Anostraca, lichkeitsprüfungen berücksichtigt werden konn- Notostraca) in der Umgebung von Braunschweig, Niedersachsen . - Braunschweiger naturkundliche ten . Schriften 5(3): 523-530 . „Wir können deshalb nur dazu ermutigen, be- Heidecke, D. & V. Neumann (1987): Zur Verbreitung und kannte und potenzielle Vorkommen beim Vorlie- Ökologie von Triops cancriformis Bosc . und Lepidurus gen entsprechend günstiger hydrologischer Situ- apus L . in der DDR . - Hercynia N .F . 24(2): 166-173 . ationen zu kartieren und zusammen mit Schutz- Heinze, B . (2003): Lebende Fossilien im Extrem-Lebens-

157 raum: Urkrebse in der Altmark . Untere Havel . - Na- Täuscher, L . (1996): Zum Vorkommen von „Urzeitkreb- turkundliche Berichte aus Altmark und Prignitz 13: sen“ in Gewässern des Elb-Havel-Winkels . Untere 33-37 . Havel . - Naturkundliche Berichte aus Altmark und Jacobs, W. (1996): Zum Vorkommen des Kiemenfußes, Prignitz 5: 70f . Siphonophanes grubei (DYBOWSKI 1860), (Crustacea, Unruh, M . (2007): Deichrückverlegung zur Wiederver- Anostraca) im Landkreis Wittenberg . - Naturwiss . nässung an der mittleren Elbe . Biosphärenreservat Beitr . Mus . Dessau 9: 169 . Mittelelbe, Sachsen-Anhalt . - Nationalpark-Jahrbuch Königstedt, B. & D. Königstedt (1993): Zum Vorkom- Unteres Odertal: 83-95 . men der großen Blattfußkrebse Lepidurus apus Zehle, A . (2006): „Urkrebse“ im Biosphärenreservat Mit- und Triops cancriformis (Crustacea, Notostraca) in telelbe . - Unveröff . Bericht (Biosphärenreservatsver- Mecklenburg-Vorpommern . - Naturschutzarbeit in waltung Mittelelbe) . Mecklenburg-Vorpommern 39(1): 15-19 . Zuppke, U. & R. Hennig (1993): Der Schuppenschwanz Manzke, U. & M. Dankelmann (2009): Branchiopoden Lepidurus apus (L .) im Mittelelbegebiet . - Natur- im Amt Neuhaus, Niedersachsen: Funde des Kie- schutz im Land Sachsen-Anhalt 30(2): 48f . menfußes Eubranchipus grubii (Dybowski, 1860) Zuppke, U . (2005): Branchipus schaefferi in der Teucheler und des Schuppenschwanzes Lepidurus apus (LinnÉ, Heide bei Wittenberg . - Naturschutz im Land Sach- 1758) in der Unteren Mittelelbeniederung . - RANA . - sen-Anhalt 42(1): 51f . Mitteilungsblatt für Feldherpetologie und Ichthyo- Zuppke, U. (2007): Zum Vorkommen des Blattfußkrebses faunistik 10: 49-63 . Lepidurus apus in der Elbaue bei Wittenberg . - Natur- Mühle, R. U. (1994): Makroskopische Bodentiere als In- schutz im Land Sachsen-Anhalt 44(2): 58-61 . dikatoren für den Gewässerzustand an der Unteren Zuppke, U. & I . Elz (2008): Die Aue der Biber, Störche und Havel . - Naturschutz und Landschaftspflege in Bran- Urzeitkrebse . - Norderstedt . denburg 4: 30 . Neumann, V. & D. Heidecke (1989): Die Verbreitung von Lepidurus apus L . und Triops cancriformis Bosc . in der Anhang im Internet DDR . - Hercynia N .F . 26(4): 387-399 . Tab . : Fundortübersicht der Nachweise von Lepidurus Neumann, V. (1999): Bestandssituation der Kiemen- apus, Triops cancriformis sowie Eubranchipus (Sipho- füßer (Anostraca) und ausgewählter Gruppen der nophanes) grubii und Branchipus schaefferi im Bio- Blattfüßer (Phyllopoa) . - In: Frank, D. & Neumann, sphärenreservat Mittelelbe der Jahre 2004-2008 . V. (Hrsg .): Bestandssituation der Pflanzen und Tiere unter: http://www .ufz de/index. .php?de=18870 Sachsen-Anhalts . - Stuttgart: 454-456 . Neumann, V . (2001): Kiemen- und Blattfüßer (Anostra- ca et Phyllopoda) . - In: Landesamt für Umwelt- schutz Sachsen-Anhalt (Hrsg ):. Arten- und Biotop- schutzprogramm Sachsen-Anhalt . Landschaftsraum Elbe, Teil 2: 317-321 . Neumann, V. & B . Heinze (2004): Rote Liste der Kie- menfüßer (Anostraca) und ausgewählter Gruppen der Blattfüßer (Phyllopoda) (Klasse: Crustacea) des Landes Sachsen-Anhalt . - In: Landesamt für Um- weltschutz Sachsen-Anhalt (Hrsg .): Rote Listen Sachsen-Anhalts . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39: 165-168 . RANA (2009): Managementplan für das FFH-Gebiet „Elb­aue bei Bertingen“ und dem dazugehörigen Ausschnitt des EU SPA „Elbaue bei Jerichow“ . - Un- veröff . Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt . Siewing, R . (1985): Lehrbuch der Zoologie, Bd . 2 Systema- tik . - Stuttgart/ New York . Simon, L . (1998): Rote Liste ausgewählter Gruppen der Blattfußkrebse (Branchiopoda: Anostraca, Noto- straca, Conchostraca) . - In: Bundesamt für Natur- schutz (Hrsg): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutsch- lands . - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 55: 280-282 . Stephan, S. & R.Schwartz (2004): Biologie, Verbreitung und Schutz von Großbranchiopoden (Crustacea, Branchiopoda) in den Auen der Unteren Mittelelbe . - Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL) . Ta- gungsberichte (Köln), Berlin: 233-238 .

158 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 159–168 Die Mollusken des Naturschutzgebietes Steckby-Lödderitzer Forst

Sebastian Körnig

1 Einleitung • Hartholzaue • Weichholzaue Den hier vorgestellten Ergebnissen liegt die Erfas- • Kiefern-Stieleichen-Birken-Mischwald sung der Molluskenarten und -gesellschaften des • Schilfröhricht Biosphärenreservats „Steckby-Lödderitzer Forst“ • Auenwiese im Rahmen einer Diplomarbeit (Körnig 1989) zu • Gewässer . Grunde . Der Untersuchungszeitraum erstreck- te sich von Oktober 1987 bis Juli 1989 . Zum Zeit- Die Unterteilung dieser Einheiten wurde nach punkt der Fertigstellung der Arbeit bestanden Dornbusch & Heidecke (1983) vorgenommen . auf dem Territorium der DDR das damalige Bio- Wassermollusken konnten nur durch Absam- sphärenreservat „Steckby-Lödderitzer Forst“ und meln der Spülsäume und Untersuchung des Ge- das Biosphärenreservat „Vessertal“ in Thüringen, wässergrundes im Uferbereich erfasst werden, da welches ebenfalls Gegenstand der Arbeit war, andere technische Möglichkeiten nicht zur Verfü- bereits zehn Jahre . Mit der vorliegenden Arbeit gung standen . Für die Arbeit in den geschützten wurde erstmals eine vollständige Inventur der Bereichen wurden Sondergenehmigungen er- für die Auenbiotope charakteristischen Organis- teilt, die Bereiche des Totalreservates wurden nur mengruppe vorgenommen . mit zwei Probenquadraten erfasst . Die Ergebnisse geben einen Überblick über die damalige Arbeit, bei der auch quantitative Erfas- 2.2 Auswertungsmethoden sungs- und Auswertungsmethoden (siehe Sam- Neben der Angabe der Artenliste beschränken melmethoden) angewandt und Vegetationsana- sich die Auswertungsmethoden auf die verglei- lysen auf den einzelnen Untersuchungsflächen chende Bewertung der Mollusken der untersuch- durchgeführt wurden . Bei wiederholter Anwen- ten Standorte und der Zuordnung zu verschiede- dung der Probenauswahl und Methodik sind die nen Molluskengesellschaften . Anhand des Vor- Voraussetzungen gegeben, jederzeit Veränderun- kommens wurden Stetigkeitswerte als prozen- gen der Malakofauna zu ermitteln . tuales Maß der Häufigkeit des Auftretens einer Art (unabhängig von der Individuenzahl) in einer bestimmten Vegetationseinheit bestimmt . Nach 2 Methoden Klimt et al . (1985) wurden folgende Stetigkeits- klassen unterteilt: 2.1 Sammelmethoden Zur Erfassung erwies sich das Absammeln der • eukonstante Arten: > 75% Stetigkeit Landmollusken von 50 Untersuchungsflächen (s . • konstante Arten: > 50% Stetigkeit Abb . 1) der Größe 50 cm x 50 cm als geeignete Me- • akzessorische Arten: > 25% Stetigkeit thode . Bodenstreu wurde, soweit möglich, aufge- • akzidentielle Arten: < 25% Stetigkeit . nommen und anschließend ausgesiebt, um klei- nere Arten nachzuweisen . Die Unterteilung der Die Zuordnung der Molluskengesellschaften auf Untersuchungsgebiete erfolgte anhand der sechs Grund der Stetigkeit des Auftretens erfolgte nach wichtigsten Biotoptypen: Körnig (1966, 1981, 1984, 1985) .

159 Abb. 1: Lage der untersuchten Bereiche im damaligen Biosphärenreservat „Steckby-Lödderitzer Forst“, das Untersuchungsgebiet ist heute Teil des Biosphärenreservates Mittelelbe .

Die Untersuchungsflächen sind folgenden Biotoptypen zuzuordnen: 1–20 Hartholzaue 1–4 Steutzer Aue 5–16 Lödderitzer Forst (innendeichs) 17–18 Lödderitzer Forst (außendeichs) 19–20 Saalemündung 21–28 Weichholzaue 29–36 Kiefern-Eichen-Birken-Mischwald 37–41 Schilfröhricht 42–45 Auenwiese 46–50 Gewässer .

160 3 Ergebnisse tundatus als gemeine Waldart im Untersuchungs- gebiet völlig . Die Angabe der Aegopinella-Arten Die angegebenen Arten (Artenliste, siehe Tab . 1) (nitens und nitidula) als „Aegopinella n .“ beruht wurden während des Untersuchungszeitraums auf der Tatsache, dass es sich bei den anatomisch 1987 bis 1989 vom Autor gefunden, die in eckige untersuchten Exemplaren um A. nitens handelte, Klammern gesetzten (Nr . 27, 43, 49, 54) konnten in Schalenfunde und makroskopisch bestimmte Ex- den 1980er Jahren nur von Zeissler (1984) nach- emplare jedoch nicht genau zuzuordnen waren . gewiesen werden . Dass einige von Körnig (1966) als Charakter- bzw . Leitarten des Auenwaldes bezeichneten 3.1 Mollusken der Hartholzauen Arten mit nicht so großer Stetigkeit im gesam- In der Hartholzaue wurden 30 Molluskenarten ten Gebiet auftraten, ist mit dem „reduzierten“ nachgewiesen . Die Hartholzaue ist die flächen- Auenwaldcharakter der innendeichs liegen- mäßig größte der untersuchten Vegetationsein- den Probeflächen (Lödderitzer Forst, Flächen Nr . heiten und stellt den artenreichsten Biotop im 5–16) zu erklären . Diese wurden im Gegensatz Untersuchungsgebiet dar (Abb . 2, innendeichs zu den Flächen in der Steutzer Aue (Nr . 1–4), im und Abb . 3, außendeichs) . In dieser Vegetations- Lödderitzer Forst, außendeichs (Nr . 17, 18) und im einheit wurden insgesamt 20 Probenquadrate Bereich der Saalemündung durch das Elbe- bzw . untersucht . Die Angaben zur Stetigkeit beziehen Saalehochwasser nicht mehr beeinflusst . Da der sich auf alle 20 Probeflächen . Die Stetigkeit ist außendeichs liegende Teil des Lödderitzer Forstes den Artnamen als Prozentangabe in Klammer im Zeitraum der Untersuchung schon als Totalre- beigefügt . servat ausgewiesen war, konnten dort nur zwei • Eukonstante Arten: Arianta arbustorum (95%) Flächen untersucht werden . • Konstante Arten: Succinea purtis (55%), Balea Berechnungen der Artenidentitätswerte nach biplicata (70%), Nesovitrea hammonis (65%), Sörensen ergaben deutliche Abweichungen zwi- Arion rufus (70%), Bradybaena fruticum (55%), schen Ost- und Westufer der Elbe; die größten Un- Perforatella incarnata (70%), Cepaea hortensis terschiede zeigten sich zwischen den außen- und (65%) innendeichs liegenden Flächen des Lödderitzer • Akzessorische Arten: Cochlicopa lubrica (35%), Forstes . aculeata (30%), Cochlodina lami- nata (50%), Aegopinella n. (50%), Vitina pelluci- 3.2 Mollusken der Weichholzauen da (35%), Arion subfuscus (30%), Trichia hispida Die Weichholzauenbereiche des Untersuchungs- (50%), Helix pomatia (30%) gebietes sind ausschließlich an die Ufersäume • Akzidentielle Arten: Carychium minimum der Fliessgewässer von Elbe und Saale gebunden (15%), (5%), Columella und unterliegen als außendeichs gelegene Flä- edentula (15%), Punctum pygmaeum (25%), Zo- chen dem Hochwassereinfluss (Abb . 2) . Zumeist nitoides nitidus (10%), Vitrea crystallina (15%), bildeten sie inselartige Strukturen . Die Untersu- Arion circumscriptus (5%), Arion silvaticus (10%), chungsflächen befinden sich in folgenden Berei- Arion intermedius (10%), Euconulus fulvus (5%), chen: Lödderitzer Forst (Nr . 21, 22), Ufersaum un- Deroceras sturanyi (10%), Perforatella rubigino- terhalb der Steckbyer Heide (Nr . 23, 24), Steutzer sa (10%), Cepaea nemoralis (5%). Aue (Nr . 25–27) und Saalemündung (Nr . 28) . Der Vergleich mit Körnig (1966), der Arianta ar- Die Molluskenfauna stellte sich hier sehr ähnlich bustorum und Succinea putris als Charakterarten der Fauna der Hartholzauengebiete dar, es traten sowie Carychium minimum, Cochlicopa lubrica, jedoch häufiger die Differenzialarten der feuch- Balea biplicata, Bradybaena fruticum und Vitrea ten Auenwaldsenken Zonitoides nitidus, Perfo- crystallina als Leitarten des Auenwaldes bezeich- ratella rubiginosa und Deroceras laeve (Körnig net, zeigt, dass es sich hier um eine typische Au- 1966) auf . enwaldfauna handelt . Auch die bei Körnig (1966) Nach ihrer Stetigkeit lassen sich die gefundenen als Differenzialarten der feuchten Auenwaldsen- Molluskenarten folgendermaßen unterteilen: ken bezeichneten Arten Zonitoides nitidus und • Eukonstante Arten: Cochlicopa lubrica (87,5%), Perforatella rubiginosa fehlen hier nicht . Wie Arianta arbustorum (87,5%) schon Zeissler (1984) feststellte, fehlt Discus ro- • Konstante Arten: Succinea purtis (75%), Arion

161 Wissenschaftlicher Name Deutscher Name GASTROPODA Viviparidae 1. Viviparus contectus (MILLET 1813) Spitze Sumpfdeckelschnecke 2. Viviparus viviparus (LINNAEUS 1758) Stumpfe Flussdeckelschnecke Valvatidae 3. Valvata piscinalis piscinalis (O .F .MÜLLER 1774) Gemeine Federkiemenschnecke Bithyniidae 4. Bithynia leachi (SHEPPARD 1823) Bauchige Schnauzenschnecke 5. Bithynia tentaculata (LINNAEUS 1758) Gemeine Schnauzenschnecke 6. Carychium minimum (O . F . MÜLLER 1774) Bauchige Zwerghornschnecke 7. Carychium tridentatum (RISSO 1826) Schlanke Zwerghornschnecke Acroloxidae 8. Acroloxus lacustris (LINNAEUS 1758) Teichnapfschnecke 9. Galba (Galba) truncatula (O . F . MÜLLER 1774) Kleine Sumpfschnecke 10. Stagnicola corvus (GMELIN 1786) sensu (JACKI- Große Sumpfschnecke EWICZ 1959) 11. Stagnicola palustris (O . F . MÜLLER 1774) Gemeine Sumpfschnecke 12. Radix auricularia (LINNAEUS 1758) Ohrschlammschnecke 13. Radix peregra (O . F . MÜLLER 1774) Gemeine Schlammschnecke 14. Lymnea stagnalis (LINNAEUS 1758) Spitzhorn (- Schlammschnecke) Planorbidae 15. Planorbis planorbis (LINNAEUS 1758) Gemeine Tellerschnecke 16. Anisus spirorbis (LINNAEUS 1758) Gelippte Tellerschnecke 17. Anisus vortex (LINNEUS 1758) Scharfe Tellerschnecke 18. Anisus vorticulus (TROSCHEL 1834) Zierliche Tellerschnecke 19. Gyraulus albus (O . F . MÜLLER 1774) Weißes Posthörnchen 20. Gyraulus crista (LINNAEUS 1758) Zwergposthörnchen 21. Planorbarius corneus (LINNAEUS 1758) Posthornschnecke Succineidae 22. Succinea oblonga (DRAPARNAUD 1801) Kleine Bernsteinschnecke 23. Succinea putris (LINNAEUS 1758) Gemeine Bernsteinschnecke 24. Oxyloma elegans (RISSO 1826) Schlanke Bernsteinschnecke 25. Cochlicopa lubrica (O . F . MÜLLER 1774) Gemeine Achatschnecke 26. (PORRO 1838) Kleine Achatschnecke 27 . [Cochlicopa nitens (GALLENSTEIN 1848)] [Glänzende Achatschnecke] Vertiginidae 28. Columella edentula (DRAPARNAUD 1805) Zahnlose Windelschnecke 29. Columella aspera (WALDEN 1966) Raue Windelschnecke 30. Vertigo pusilla (O . F . MÜLLER 1774) Linksgewundene Windelschnecke 31. Vertigo substriata (JEFFREYS 1833) Gestreifte Windelschnecke 32. Vertigo pygmaea (DRAPARNAUD 1801) Gemeine Windelschnecke 33. Vertigo angustior JEFFREYS 1830 Schmale Windelschnecke 34. Vallonia costata (O . F . MÜLLER 1774) Gerippte Grasschnecke 35. Vallonia pulchella (O . F . MÜLLER 1774) Glatte Grasschnecke 36. Vallonia excentrica (STERKI 1892) Schiefe Grasschnecke 37. Acanthinula aculeata (O . F . MÜLLER 1774) Stachelschnecke Endodontidae 38. Punctum pygmaeum (Draparnaud 1801) Punktschnecke Arionidae 39. Arion rufus (LINNAEUS 1758) Große Wegschnecke 40. Arion subfuscus (DRAPARNAUD 1805) Braune Wegschnecke 41. Arion circumscriptus (JOHNSTON 1828) Graue Wegschnecke 42. Arion silvaticus (LOHMANDER 1937) Waldwegschnecke 43 . [Arion fasciatus (NILSSON 1822)] [Gelbstreifige Wegschnecke] 44. Arion intermedius (NORMAND 1852) Kleine Wegschnecke Vitrinidae 45. Vitrina pellucida (O . F . MÜLLER 1774) Kugelige Glasschnecke 46. Eucobresia diaphna (DRAPARNAUD 1805) Ohrförmige Glasschnecke Zonitidae 47. Vitrea crystallina (O . F . MÜLLER 1774) Gemeine Kristallschnecke 48. Aegopinella pura (ALDER 1830) Kleine Glanzschnecke

162 Wissenschaftlicher Name Deutscher Name 49 . [Aegopinella minor (STABILE 1864)] [Wärmeliebende Glanzschnecke] 50. Aegopinella nitens (MICHAUD 1831) Weitmündige Glanzschnecke 51. Aegopinella nitidula (DRAPARNAUD 1805) Rötliche Glanzschnecke sensu (ROSSMÄSSLER 1835) 52. Nesovitrea hammonis (STRÖM 1765) Streifenglanzschnecke 53. Zonitoides nitidus (O . F . MÜLLER 1774) Glänzende Dolchschnecke Limacidae 54 . [Lehmannia marginata (O . F . MÜLLER 1774)] [Baumschnegel] Agriolimacidae 55. Deroceras laeve (O . F . MÜLLER 1774) Wasserschnegel 56. Deroceras sturanyi (SIMROTH 1894) Hammerschnegel 57. Deroceras reticulatum (O . F . MÜLLER 1774) Genetzte Ackerschnecke Euconulidae 58. Eucolulus fulvus (O . F . MÜLLER 1774) Helles Kegelchen 59. Euconulus alderi (GRAY 1840) Dunkles Kegelchen Clausiliidae 60. Cochlodina laminata (MONTAGU 1803) Glatte Schließmundschnecke 61. Balea biplicata (MONTAGU 1803) Gemeine Schließmundschnecke Bradybaenidae 62. Bradybaena fruticum (O . F . MÜLLER 1774) Genabelte Strauchschnecke Helicidae 63. Perforatella incarnata (O . F . MÜLLER 1774) Rötliche Laubschnecke 64. Perforatella rubiginosa (A . SCHMIDT 1853) Uferlaubschnecke 65. Trichia hispida (LINNAEUS 1758) Gemeine Haarschnecke 66. Arianta arbustorum (LINNAEUS 1758) Gefleckte Schnirkelschnecke 67. Cepaea nemoralis (LINNAEUS 1758) Schwarzmündige Bänderschnecke (Hainschnirkelschnecke) 68. Cepaea hortensis (O . F . MÜLLER 1774) Weißmündige Bänderschnecke (Gartenschnirkelschnecke) 69. Helix pomatia (LINNAEUS 1758) Weinbergschnecke Unionidae 70. Anodonta cygnaea (LINNAEUS 1758) Gemeine Teichmuschel (Schwanenmuschel) 71. Anodonta anatina (LINNAEUS 1758) Flache Teichmuschel (Entenmuschel) 72. Unio tumidus (RETZIUS 1788) Große Flussmuschel 73. Unio pictorum pictorum (LINNAEUS 1758) Malermuschel 74. Sphaerium corneum (LINNAEUS 1758) Gemeine Kugelmuschel 75. lacustre (O . F . MÜLLER 1774) Häubchenmuschel 76. Pisidium amnicum (O . F . MÜLLER 1774) Große Erbsenmuschel 77. Pisidium casertanum (POLI 1791) Gemeine Erbsenmuschel Dreissenidae 78. Dreissena polymorpha (PALLAS 1771) Wandermuschel Tab. 1: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Molluskenarten .

subfuscus (62,5%), Zonitoides nitidus (62,5%), (12,5%), Bradybaena fruticum (12,5%), Perfora- Trichia hispida (75%) tella incarnata (12,5%), Cepaea hortensis (25%), • Akzessorische Arten: Succinea oblonga (37,5%), Helix pomatia (12,5%) . Arion rufus (50%), Cochlodina laminata (37,5%), Balea biplicata (50%), Perforatella rubiginosa Alle Charakter- und Leitarten der Auenwälder (37,5%) (Körnig 1966), außer Vitrea crystallina, konnten • Akzidentielle Arten: Carychium minimum in den Weichholzauenbereichen gefunden wer- (12,5%), Vallonia pulchella (12,5%), Vallonia ex- den . Balea biplicata als Leitart (Körnig 1966) war centrica (12,5%), Punctum pygmaeum (12,5%), in den Bereichen unterhalb der Steckbyer Heide Arion intermedius (12,5%), Eucobresia diaphana und an der Saalemündung nicht nachweisbar . Bei (12,5%), Aegopinella nitens (12,5%), Aegopinella diesen Standorten handelte es sich um schmale nitidula (12,5%), Nesovitrea hammonis (12,5%), Streifen entlang von Gewässerufern, die an Auen- Deroceras laeve (12,5%), Deroceras sturanyi wiesen grenzten .

163 3.3 Mollusken der Kiefern-Eichen-Birken- men (Abb . 2, Bildmitte) . Als einzige Charakterart Mischwälder ist Oxyloma elegans bei Körnig (1981) angegeben . Diese Waldgesellschaft bildete die vorherrschen- Galba truncatula, Stagnicola corvus und Planorbis de Vegetationseinheit im Gebiet der Steckbyer planorbis sind Wasserschnecken flacher, pflan- Heide (Abb . 1, Flächen Nr . 29–36), welche jedoch zenreicher Gewässer . Als Arten lichter Nassbio- von zahlreichen reinen Kiefernforsten und ande- tope und Differenzialarten feuchter Auenwald- ren, kleinflächigeren Waldgesellschaften unter- senken treten hier Deroceras laeve, Zonitoides ni- brochen wurde (Abb . 3, rechter Bildrand) . tidus und Perforatella rubiginosa auf . Schnecken Bei Körnig (1984) wird Columella aspera als eine anderer Feuchtbiotope sind Carychium minimum, Charakterart dieser trockenen Wälder auf sau- Cochlicopa lubrica und Succinea putris. Arten von ren Sandböden angegeben . Eine weitere Charak- Wiesenstandorten wie Succinea oblonga, Vertigo terart, Euomphalia strigella, war im Gegensatz angustior, Vallonia pulchella und Vallonia costa- zu Columella aspera im Untersuchungsgebiet ta waren nur am Standort Nr . 37 zu finden, wel- nicht nachweisbar . Weitere häufige Arten dieser cher wegen seiner Lage auf der Hochfläche der Waldgesellschaft sind nach Körnig (1984): Val- Steckbyer Heide (Nordrand) eine Sonderstellung lonia costata, Punctum pygmaeum, Nesovitrea einnimmt . Die anderen Schilfröhricht-Standorte hammonis, Euconulus fulvus, Vitrina pellucida, befanden sich unterhalb des Ortes Steckby (Nr . 38, Acanthinula aculeata und Arion intermedius. 39) und im Bereich der Saalemündung (Nr . 40, 41) . Alle diese Kleinmolluskenarten konnten im Nach der Stetigkeit ihres Auftretens lassen sich Untersuchungsbiet nachgewiesen werden . Be- die gefunden Molluskenarten folgendermaßen merkenswert ist auch das Auftreten von Vertigo unterteilen: substriata, welche auch in der Dölauer und der • Eukonstante Arten: Carychium minimum (80%), Dübener Heide vorkommt, sonst aber auf Wie- Succinea purtis (80%), Zonitoides nitidus (100%), sen häufig ist (Körnig 1984, 1985) . Das geringe Perforatella rubiginosa (80%) Auftreten von Großschneckenarten ist mit der • Konstante Arten: Oxyloma elegans (60%), Euco- Trockenheit und der Kalkarmut des Gebietes zu nulus alderi (60%), Deroceras laeve (60%), Galba erklären . Nach ihrer Stetigkeit lassen sich die truncatula (60%), Stagnicola corvus (60%) gefundenen Molluskenarten folgendermaßen • Akzessorische Arten: Carychium tridentatum unterteilen: (40%), Planorbis planorbis (40%) • Eukonstante Arten: Nesovitrea hammonis • Akzidentielle Arten: Succinea oblonga (20%), (87,5%) Cochlicopa lubrica (20%), Vertigo angustior • Konstante Arten: Punctum pygmaeum (75%), (20%), Vallonia pulchella (20%), Vallonia cos- Euconulus fulvus (75%), Vitrina pellucida (62,5%) tata (20%), Punctum pygmaeum (20%), Vitrina • Akzessorische Arten: Arion subfuscus (37,5%) pellucida (20%), Euconulus fulvus (20%), Arianta • Akzidentielle Arten: Succinea oblonga (25%), arbustorum (20%), Cepaea hortensis (20%), Ce- Cochlicopa lubricella (25%), Columella aspera paea nemoralis (20%), Deroceras sturanyi (20%), (25%), Vertigo substriata (25%), Vertigo pusil- Deroceras reticulatum (20%). la (12,5%), Vallonia pulchella (12,5%), Vallonia costata (12,5%), Vallonia excentrica (12,5%), 3.5 Mollusken der Auenwiesen Acanthinula aculeata (25%), Arion intermedius Die Molluskenfaunen der vier untersuchten (12,5%), Bradybaena fruticum (12,5%), Perfora- Wiesenbereiche zeigten in Abhängigkeit von der tella incarnata (25%), Cepaea hortensis (25%), Nutzung der Wiesen deutliche Unterschiede, wa- Cepaea nemoralis (25%) . ren jedoch insgesamt die artenärmsten Stand- orte im Untersuchungsgebiet (Abb . 3, Bildmit- 3.4 Mollusken der Schilfröhrichte te) . Die Wiesenstandorte Nr . 42 und 43 stellten Die Molluskengesellschaften der Schilfröhrichte typische, als Mähwiesen oder Weiden genutzte setzen sich aus Landmollusken, die zeitweise im Flächen dar . Demzufolge waren die Artenzahlen Wasser oder an Wasserpflanzen existieren kön- von zwei bzw . drei Arten pro Untersuchungsflä- nen und Wassermollusken, die ständig im Was- che äußerst gering . Auf Probefläche Nr . 44, einer ser leben oder bis zur nächsten Überflutung im trockenen Grünlandbrache im Bereich des Löd- feuchten Boden auszuharren vermögen, zusam- deritzer Forstes, wurden 5 Arten nachgewiesen .

164 Gewässer Stetig- Alter Tote Alte Tümpel Kreuz- keit Molluskenarten Saale- Saale Elbe see arm [%] Nr. 46 Nr. 47 Nr. 48 Nr. 49 Nr. 50 Viviparus contectus X X 40 Viviparus viviparus X 20 Valvata piscinalis X 20 Bithynia leachi X X 40 Bithynia tentaculata X X 40 Acroloxus lacustris X 20 Galba (Galba) truncatula X 20 Stagnicola corvus X 20 Stagnicola palustris X X 40 Radix auricularia X X 40 Radix peregra X 20 Lymnea stagnalis X X X 60 Planorbis planorbis X X X X 80 Anisus vortex X 20 Anisus spirorbis X X 40 Anisus vorticulus X 20 Gyraulus albus X 20 Gyraulus crista (f. cristatus) X 20 Planorbarius corneus X X 40 Anodonta cygnaea X 20 Anodonta anatina X 20 Unio pictorum pictorum X 20 Unio tumidus X 20 Sphaerium corneum X X 40 Musculium lacustre X 20 Dreissena polymorpha X 20 Artenzahlen der einzelnen Gewässer 13 3 16 3 4

Tab. 2: Mollusken der Gewässer im BR Steckby-Lödderitzer Forst

Eine etwas höhere Artenzahl enthielt ein Wie- • Akzidentielle Arten: Succinea oblonga (25%), Suc- senbereich am Rand einer Viehweide, jedoch au- cinea purtis (25%), Cochlicopa lubricella (25%), ßerhalb der Umzäunung im Bereich der Steutzer Vertigo pygmaea (25%), Arion subfuscus (25%) . Aue (Nr . 45) mit neun Arten . Die Unterteilung In den untersuchten Bereichen fehlten sowohl der Arten in Stetigkeitsklassen ergab keine eu- die Charakterart Vallonia excentrica (Körnig konstanten Arten, die anderen unterteilten sich 1981) wie auch alle anderen Vallonia-Arten . Die wie folgt: typischen Wiesenarten Vertigo pygmaea und • Konstante Arten: Cochlicopa lubrica (75%) Succinea oblonga wurden zwar im Biosphärenre- • Akzessorische Arten: Nesovitrea hammonis servat nachgewiesen, konnten aber ebenso wie (50%), Vitrina pellucida (50%), Bradybaena fru- die beiden Mollusken Cochlicopa lubrica und Suc- ticum (50%), Trichia hispida (50%), Arianta ar- cinea putris auf den beprobten Wiesenstandorten bustrorum (50%) nicht gefunden werden .

165 HARTHOLZAUE SCHILFRÖHRICHT WEICHHOLZAUE (ALTAUE)

ALTARM

Carychium minimum Succinea putris Viviparus contectus Carychium minimum Succinea oblonga Cochlicopa lubrica Viviparus viviparus Carychium tridentatum Succinea putris Columella edentula Valvata piscinalis Galba truncatula Cochlicopa lubrica Acanthinula aculeata Bithynia leachii Stagnicola corvus Vallonia pulchella Punctum pygmaeum Bithynia tentaculata Planorbis planorbis Vallonia excentrica Arion rufus Acroloxus lacustris Succinea oblonga Punctum pygmaeum Arion subfuscus Galba truncatula Succinea putris Arion rufus Arion sylvaticus Stagnicola corvus Oxyloma elegans Arion subfuscus Arion intermedius Stagnicola palustris Cochlicopa lubrica Arion intermedius Vitrina pellucida Radix auricularia Vertigo angustior Eucobresia diaphana Aegopinella nitidula Radix peregra Vallonia costata Aegopinella nitens Nesovitrea hammonis Lymnaea stagnalis Vallonia pulchella Aegopinella nitidula Deroceras styranyi Planorbis planorbis Punctum pygmaeum Nesovitrea hammonis Euconulus fulvus Anisus vortex Vitrina pellucida Zonitoides nitidus Cochlodina laminata Anisus spirorbis Zonitoides nitidus Deroceras leave Balea biplicata Anisus vorticulus Deroceras leave Deroceras sturanyi Bradybaena fruticum Gyraulus albus Deroceras sturanyi Cochlodina laminata Perforatella incarnate Gyraulus crista Deroceras reticulatum Balea biplicata Perforatella rubiginosa Planorbarius corneus Euconulus fulvus Bradybaena fruticum Trichia hispida Anodonta cygnea Euconulus alderi Perforatella incarnate Arianta arbustorum Anodonta anatina Perforatella rubiginosa Perforatella rubiginosa Cepaea hortensis Unio pictorum Arianta arbustorum Trichia hispida Cepaea nemoralis Unio tumidus Cepaea nemoralis Arianta arbustorum Helix pomatia Sphaerium corneum Cepaea hortensis Musculium lacustre Cepaea hortensis Dreissena polymorpha Helix pomatia

Abb. 2: Molluskenarten der untersuchten Biotoptypen (Teil 1) .

3.6 Mollusken der Gewässer der Elbe konnten nur drei Molluskenarten nach- Im Untersuchungsgebiet wurden sechs verschie- gewiesen werden, was unter anderem auf den dene Gewässerstandorte untersucht, die sich in Belastungszustand zum Zeitpunkt der Untersu- ihrer Lage und in der Wasserführung deutlich un- chung zurückzuführen ist . Dabei handelte es sich terschieden (Abb . 2, Bildmitte und Abb . 3, linker um Pisidium amnicum, Pisidium casertanum und Bildrand) . Spaerium corneum. Die Ergebnisse der beprobten Da je nach Untersuchungszeitraum und der damit Gewässer sind in Tabelle 2 dargestellt . verbundenen Wasserführung die Sammelmetho- Die untersuchten Gewässer kennzeichnen fol- den variiert werden mussten, war hier nur eine gende Merkmale: qualitative Erfassung möglich . Die Ergebnisse Nr . 46: Alter Saalearm - völlig von der Saale ge- wichen entsprechend stark voneinander ab und trennt, außendeichs liegend, dadurch lassen die Vermutung zu, dass bei intensiveren von Saalehochwasser beeinflusst Untersuchungen eine reichere Gewässermollus- Nr . 47: Tote Saale - alter Saalearm in direkter kenfauna nachweisbar gewesen wäre . Insgesamt Verbindung mit der Saale, Ufer teilweise wurden 28 Wassermolluskenarten gefunden . Die befestigt Arten Anisus spirorbis und Anisus vorticulus wer- Nr . 48: Alte Elbe - von der Elbe völlig getrennter, den bei Gloer et al . (1985) als zwar verbreitet, aber alter Flussarm im Lödderitzer Forst, au- selten angegeben, desgleichen Unio pictorum. In ßendeichs liegend; wird bei Hochwasser

166 HARTHOLZAUE KIEFERN-EICHEN- (rezente AUE) BIRKEN-MISCHWALD

ELBE WIESE

Sphaerium corneum Carychium minimum Succinea oblonga Succinea oblonga Pisidium amnicum Carychium tridentatum Succinea putris Cochlicopa lubricella Pisidium casertanum Succinea putris Cochlicopa lubrica Columella aspera Cochlicopa lubrica Cochlicopa lubricella Vertigo pusilla Columella edentula Vertigo pygmaea Vertigo substriata Punctum pygmaeum Arion subfuscus Vallonia costata Arion rufus Vitrina pellucida Vallonia pulchella Arion subfuscus Nesovitrea hammonis Vallonia excentrica Arion intermedius Balea biplicata Acanthinula aculeata Eucobresia diaphna Bradybaena fruticum Punctum pygmaeum Aegopinella nitens Trichia hispida Arion subfuscus Aegopinella nitidula Arianta arbustorum Arion intermedius Nesovitrea hammonis Vitrina pellucida Zonitoides nitidus Eucolulus fulvus Deroceras laeve Bradybaena fruticum Deroceras sturanyi Perfoatella incarnata Cochlodina laminata Cepaea nemoralis Balea biplicata Cepaea hortensis Bradybaena fruticum Perforatella incarnate Perforatella rubiginosa Trichia hispida Arianta arbustorum Cepaea hortensis Helix pomatia

Abb. 3: Molluskenarten der untersuchten Biotoptypen (Teil 2) .

überflutet und bildet bei Niedrigwasser 4 Schlussfolgerungen verschiedene kleine Gewässer Nr . 49: Tümpel an der Lödderitzer Holzstraße Zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Arbeit, (zwischen Goldberger und Schmiedesee) im Jahre 1989, waren 78 Land- und Wassermol- - innendeichs liegend, grundwasserregu- luskenarten im damaligen Biosphärenreservat liert; dieses Gewässer lag zum Untersu- Steckby-Lödderitzer Forst nachgewiesen worden . chungszeitpunkt fast völlig trocken Das Arteninventar der Hart- und Weichholzauen- Nr . 50: Kreuzsee - durch Deichbruch im 19 . Jahr- bereiche stellte dabei eine typische Molluskenfau- hundert entstandenes Spülloch im Löd- na der mitteldeutschen Auenwälder dar, welche deritzer Forst, innendeichs, grundwas- der Arianta arbustorum-Succinea putris-Gesell- serreguliert schaft entsprechen (Körnig 1966). Dabei zeigten Elbe: durch Buhnen und Deckwerke regulier- sich jedoch Unterschiede, die vor allem von der ter Strom, relativ hohe Fließgeschwin- Lage zum Elbedeich bestimmt waren . Auch die digkeit; in den Buhnenzwischenfeldern Schilfröhrichte enthielten eine Artenzusammen- Bildung von Kolken und Flachwasserzo- setzung, die der Oxyloma elegans-Gesellschaft nen . (Körnig 1981) entsprach . Die Wiesengesellschaf- ten zeigten ein sehr unterschiedliches Bild, da sie teilweise durch Nutzung stark überformt waren

167 und nur Verarmungsstufen der Vallonia excen- Literatur trica-Succineaoblonga-Gesellschaft aufwiesen (Körnig 1981) . Die Kiefern-Eichen-Birken-Misch- Dornbusch, M. & D. Heidecke (1983): Biosphärenre- waldbereiche der Steckbyer Heide entsprachen servat Steckby-Lödderitzer Forst . - Naturschutz-Ko- mitee für das Programm der UNESCO „Mensch und den Heidegesellschaften mit der Charakterart Co- Biosphäre“ beim Ministerium für Umweltschutz und lumella aspera (Körnig 1984) . Wasserwirtschaft der DDR (Hrsg .) . - Berlin . Große Unterschiede in Artenzahl und -zusam- Gloer, P., Meier-Brook, W. & E. Niemann (1985): Süß- mensetzung zeigten die Gewässer, die im Un- wassermollusken – ein Bestimmungsschlüssel für tersuchungszeitraum einer höheren Belastung die Bundesrepublik Deutschland . - Deutscher Ju- gendbund für Naturbeobachtung (Hrsg .) . - Hamburg . ausgesetzt waren und aufgrund fehlender tech- Jungbluth, J. H.(1985): Deutsche Namen für einheimi- nischer Möglichkeiten nicht vollständig unter- sche Schnecken und Muscheln . - Malakologische Ab- sucht werden konnten . Deshalb wurde am Ende handlungen des Museums für Tierkunde Dresden, der Arbeiten weiterer Forschungsbedarf für ver- Bd . 10: 79-94 . tiefende Untersuchungen der Gewässerbereiche, Kerney, M. P., Cameron, R. A. D. & J. H. Jungbluth (1983): Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas . - Ham- der Nachweis weiterer Vorkommen von Anisus burg und Berlin (Verlag Paul Parey) . vorticulus sowie die genauere Zuordnung der Ae- Klimt, K., Palissa, A. & E.-M. Wiedenroth (1985): Anlei- gopinella-Arten (nitens und nitidula) als notwen- tung zum ökologischen Geländepraktikum . - Wis- dig erachtet . senschaftliches Zentrum der pädagogischen Hoch- schule Potsdam . Körnig, G. (1966): Die Molluskengesellschaften des mitteldeutschen Hügellandes . - Malakologische Ab- Danksagung handlungen des Museums für Tierkunde Dresden, Bd . 2: 1-112 . Ich danke vor allem meinem Vater, Herrn Dr . Ger- Körnig, G. (1981): Die Molluskengesellschaften im Ge- hard Körnig, für die Unterstützung und Anleitung biet des Süßen Sees . - Malakologische Abhandlungen des Museums für Tierkunde Dresden, Bd . 7: 155-181 . während der Untersuchungen . Des Weiteren dan- Körnig, G. (1984): Die Gastropodenfauna der Eichenwäl- ke ich Herrn Dr . Dietrich Heidecke und Herrn Prof . der im herzynischen Raum . - Archiv für Naturschutz Dr . Michael Stubbe vom Institut für Zoologie der und Landschaftsforschung, Bd . 1: 57-77 . Martin-Luther-Universität Halle als meinen da- Körnig, G. (1985): Die Gastropodenfauna des Land- maligen Betreuern . schaftsschutzgebietes „Dölauer Heide“ bei Halle (Saale) . - Malakologische Abhandlungen des Muse- ums für Tierkunde Dresden, Bd . 10: 69-77 . Körnig, S. (1989): Die Mollusken der Biosphärenreser- Zusammenfassung vate „Steckby-Löddritzer Forst“ und „Vessertal“ . - Di- plomarbeit, Martin-Luther-Universität Halle . Zwischen 1987 und 1989 wurde im NSG „Steckby- Zeissler, H . (1984): Mollusken im Biberschutzgebiet Steckby (Bezirk Magdeburg) . - Malakologische Ab- Lödderitzer Forst“ an der Elbe erstmalig systema- handlungen des Museums für Tierkunde Dresden, tisch die Molluskenfauna der typischen Lebens- Bd . 10: 19-28 . räume Hartholzaue, Weichholzaue, Kiefern-Ei- chen-Birken-Mischwälder, Schilfröhricht, Auen- wiese, Gewässer (Elbe, Altarm) untersucht . Dabei konnten unter den streng wasserlebenden Arten 28 nachgewiesen werden . In den terrestrischen Lebensräumen waren 50 Arten verbreitet . Damit war das Artenspektrum ermittelt wor- den, das für die mitteleuropäischen Auen großer Flussniederungen typisch ist . Besonders wertvoll war der Nachweis von Anisus vorticulus, die in- zwischen in Sachsen-Anhalt als ausgestorben gilt .

168 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 169–175 Erfassung und Bewertung der Vorkommen der Asiatischen Keiljungfer und der Grünen Flussjungfer an der Elbe bei Roßlau Frank Dziock, Kamila Wacowska, Stefan Siegl, Thomas Briesenick & Raffael Ernst

Abb. 1: Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia): links - Larve kurz vor dem Schlupf, rechts - Larve nach dem Schlupf aus der Exuvie . Fotos: T . Briesenick .

1 Einleitung scheinlich ist die Situation bei dieser Art jedoch ähnlich . Es wird vermutet, dass beide Arten mitt- Die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) und lerweile die Mittlere Elbe wieder weitgehend die Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) vollständig besiedeln (Ellwanger et al . 2006, sind Fließgewässer bewohnende Libellenarten Steglich 2001b) . Das Elbegebiet besitzt daher mit hoher Naturschutzrelevanz . Beide Arten sind europaweite Bedeutung als Reservoir für den Er- im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt, O. halt der beiden Arten (Müller 1999, Sternberg cecilia zusätzlich im Anhang II . Sie sind in ihrem & Buchwald 2000) . Vorkommen sowohl in Sachsen-Anhalt als auch In der Elbe leben beide Arten vor allem in den deutschlandweit gefährdet (Tab . 1) . strömungsberuhigten Bereichen der Buhnen . Die Nach fast vollständigem Erlöschen der Popu- Larven sind im feinsandigen Substrat zu finden, lationen von G. flavipes in Mitteleuropa vor 70 wobei O. cecilia auch grobkörnigere Substrate Jahren wird in Sachsen-Anhalt seit Anfang der besiedelt . Beide Arten meiden verschlammte Be- 1990er Jahre die Elbe von dieser Art wiederbesie- reiche (Kleinwächter et al . 2005, Müller 2002, delt, vermutlich aufgrund der gestiegenen Was- Salm & Müller 2001) . Die strömungsarmen Buh- serqualität (Müller 1999, Müller & Steglich nenfeldbereiche können als Sekundärbiotope für 2001a) . Bei O. cecilia (Abb . 1) liegen keine ausrei- Gleithangverhältnisse angesehen werden . Solche chend belastbaren historischen Daten vor, wahr- kommen in naturnahen Gewässern vor, in denen

169 Art RL RL FFH-Anhang Berner Sachsen-Anhalt BRD Konvention Gomphus flavipes V G IV ja Ophiogomphus cecilia 2 2 II und IV ja

Tab. 1: Gefährdung und Schutzstatus der beiden Gomphiden-Arten Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) und Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) . Rote Liste (RL): V-Vorwarnliste, G-Gefährdung anzunehmen, 2-stark gefährdet .

Flussdynamik noch zugelassen wird (Müller Geschiebehaushalt der Elbe durch zahlreiche 1999, 2002) . Staustufen im Oberlauf (Tschechische Republik) Im Rahmen eines Studienprojektes am Fachge- sowie fast aller Zuflüsse gestört . Aufgrund des biet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin wurde hierdurch verursachten nicht ausgeglichenen Ge- auf Buhnenfeldern im Roßlauer Oberluch gezielt schiebehaushalts tritt an mehren Abschnitten der nach Exuvien der beiden Libellenarten gesucht . Mittelelbe Sohlenerosion auf (Faulhaber 2000, Die Arten waren bislang nicht im Roßlauer Ober- Scholz et al . 2009) . Dies führt zu einer proble- luch nachgewiesen, ein Vorkommen schien je- matischen Absenkung des Grundwasserspiegels doch aufgrund der Habitatansprüche der Arten in der Aue und zur Störung des Gleichgewichts und ihrer Ausbreitungstendenzen entlang der zwischen Sedimentation von Feinsubstraten bei Elbe sehr wahrscheinlich . Folgende Fragestellun- Niedrigwasser und Erosion bei Hochwasser . Hier- gen wurden bearbeitet: aus resultiert eine ständige Bedrohung dieser von • Kommen die beiden Arten im Gebiet vor? den beiden Flussjungfern genutzten Habitate . • Unterscheiden sie sich in ihrer Häufigkeit bzw . im räumlichen Auftreten? • In welchem Erhaltungszustand befinden sich 3 Methoden die Populationen der beiden FFH-Arten im Roß- lauer Oberluch? Es wurden zehn Buhnen mit ausgedehnten offe- nen Sandflächen ausgewählt (Abb . 2) und am 10 . und 12 . Juni 2008 auf das Vorhandensein von Li- 2 Untersuchungsgebiet bellenexuvien abgesucht . Drei Personen suchten dabei gleichzeitig den Uferbereich des Buhnen- Das Untersuchungsgebiet ist Teil des Roßlauer feldes ab . Die Suche nach Exuvien beschränkte Oberluchs und liegt ca . 4 km nördlich von Dessau sich auf das Absuchen des Bodens und der ufer- am nördlichen Ufer der Elbe . Zur Gebietsbeschrei- nahen Vegetation von der Wasserkante bis zehn bung sei auf den Artikel von Scholz et al . in die- Meter ins Hinterland hinein . Die Untersuchungs- sem Heft (S . 103 ff) verwiesen . dauer wurde auf jeweils 45 Minuten pro Buhnen- Das Elbeufer im südwestlichen Teil des Gebiets feld standardisiert . Die Fläche der jeweils abge- ist vollständig mit Steinpackungen befestigt, der suchten Buhnenbereiche war hierbei annähernd südöstliche Teil ist mit Buhnen versehen . Nur identisch . in den Buhnenfeldern zwischen den Buhnen Die Bestimmung der Exuvien auf Artniveau er- finden sich für Flussjungfern geeignete offene, folgte unter Zuhilfenahme eines Binokulars strömungsberuhigte und sandige Bereiche . Hier (Wild, M3, 16-fache Vergrößerung) im Labor . Die wurden die Untersuchungen durchgeführt (siehe Artdetermination erfolgte nach Gerken & Stern- Abb . 2) . berg (1999) sowie Heidemann & Seidenbusch Die Elbe ist in diesem Bereich ein typischer Sand- (2002) . Die Exuvien befinden sich in der Samm- strom . Da der Hauptstrom verstärkt seit dem lung von Frank Dziock, Potsdam . 19 . Jahrhundert mit Buhnen und Deckwerken Die Buhnenfelder bestanden zum Hauptteil aus reguliert wird (Scholten et al . 2005), findet Sei- sandigem Lehm . Dieser war mit unterschiedlich tenerosion kaum noch statt . Zusätzlich ist der großen Kiesanteilen durchsetzt . Der Kiesanteil

170 Abb. 2: Untersuchte Buhnenfelder im südlichen Teil des Roßlauer Oberluchs . Der Ausschnitt aus der Topographischen Karte 1:10 .000 (Blatt 4139NO) wurde um fehlende Buhnen ergänzt .

Buhne B4 B5 B6 B7 B8 B9 B10 B11 B12 B13 Kiesanteil II IV IV IV II III II II II I

Tab. 2: Kiesanteil der Buhnen nach Klassen . I: 0-10%, II: 11-20%, III: 21-30%, IV: 31-40% .

wurde näherungsweise vor Ort bestimmt (Tab . 2) . für O. cecilia (p> 0,1) einen statistisch signifikan- Um den Einfluss des Kiesanteils auf das Vorkom- ten Zusammenhang (Poisson-GLM) . men der beiden Arten zu analysieren, wurden Auch Kleinwächter et al . (2005) konnten kei- generalisierte lineare Modelle (GLM) mit Poisson- nen statistisch signifikanten Zusammenhang verteilten Residuen (Crawley 2002) erstellt . Un- zwischen den von ihnen aufgenommenen Sub- abhängige Variable war der Kiesanteil (Klasse), strattypen und dem Vorkommen von G. flavipes abhängige Variable die Anzahl der Exuvien pro nachweisen . Die Zusammenstellung der Literatur Buhne . zur Substratbindung bei dieser Art in Sternberg & Buchwald (2000) legt nahe, dass die Art nicht so streng substratspezifisch auftritt, jedoch über- 4 Exuvienaufsammlungen wiegend in Grob- und Feinsand lebt, aber anders als O. cecilia Kies meidet . Die Präferenz für das Insgesamt wurden 68 Exuvien an den zwei Un- Schlupfhabitat scheint auch von anderen Habi- tersuchungstagen gefunden, 22 gehörten zu G. tatfaktoren abzuhängen, z .B . von der Fließge- flavipes und 46 zu O. cecilia . Abbildung 3 stellt schwindigkeit, so dass bei alleiniger Betrachtung die Individuenzahlen der beiden FFH-Arten nach des Substrates und des Vorkommens von G. fla- Buhnenfeldern getrennt dar . Es sind deutliche vipes zwangsläufig Fehlinterpretationen auftre- Unterschiede in der Besiedlung der einzelnen ten . Buhnenfelder zu erkennen . Ophiogomphus cecilia scheint wesentlich oppor- Die Analyse der Verteilung der Arten in Abhän- tunistischer zu sein, die Art toleriert auch grob- gigkeit des geschätzten Kiesgehaltes der Buhnen- körniges Substrat (Müller 2002, Sternberg & felder ergab weder für G. flavipes (p> 0,96) noch Buchwald 2000) . Die Bestimmung des Kiesge-

171 Gomphus flavipes schlüpft in der Regel erst ab Anfang Juni, der Un- 2 n 1 tersuchungstermin liegt also di- e i

v Gomphus flavipes

u rekt am Anfang der Schlupfperiode 0 x Ophiogomphus cecilia 1 E der Art (Sternberg & Buchwald r e d

2000, Salm & Müller 2001) . Ophio- l h 8

a gomphus cecilia schlüpft gewöhn- z n

A licherweise schon ab Mitte Mai, 6 auch bei dieser Art liegt die Haupt-

4 schlupfzeit aber deutlich später im Jahr als der Untersuchungstermin .

2 Dadurch wird in der Untersuchung bei beiden Arten die Populations- 0 größe deutlich unterschätzt, bei B4 B5 B6 B7 B8 B9 B10 B11 B12 B13 G. flavipes stärker als bei O. cecilia . Buhnenfeld Ellwanger et al . (2006) fordern mindestens drei Begehungen der Abb. 3: Anzahl der gefundenen Exuvien auf den untersuchten zu untersuchenden Uferstrecken . Buhnenfeldern (Suchzeitraum: 10 . und 12 .6 . 2008) . Bei dieser Untersuchung wurde nur eine Begehung durchgeführt, auch dies führt zu einer deutlichen Unterschätzung der Populations- haltes in der hier vorgestellten Untersuchung größe für die Bewertung des Erhaltungszustands . war vermutlich zu ungenau und die Stichpro- Erstaunlicherweise konnte unter Anwendung der bengröße zu klein, um weitergehende Aussagen Kriterien von Ellwanger et al . (2006) für O. ceci- treffen zu können . Bei weiteren Untersuchungen lia dennoch ein insgesamt guter Erhaltungszu- sollte eine Korngrößenanalyse durchgeführt wer- stand der Population im Roßlauer Oberluch nach- den, um belastbare Daten zu erhalten (Salm & gewiesen werden (siehe Tab . 3) . Kein Einzelkrite- Müller 2001) . rium wurde schlechter als „B“ (gut) eingestuft . Da aufgrund der einmaligen Geländebegehung die Populationsgröße vermutlich eher unterschätzt 5 Erhaltungszustand der Populationen wird, ist damit zu rechnen, dass der „gute Erhal- der beiden Arten tungszustand“ im Roßlauer Oberluch bei Anwen- dung o . g . Kriterien übertroffen wird . Die Abschätzung des Erhaltungszustands der Po- Bei G. flavipes ist der Zustand der Population mit pulationen der beiden Arten erfolgte anhand der „C“ (mittel bis schlecht) zu bewerten, allerdings hat Kriterien für das FFH-Monitoring nach Artikel 11 dies wahrscheinlich seine Gründe im frühen Un- und Artikel 17 der FFH-Richtlinie . Verbindliche tersuchungszeitpunkt: Mitte Juni befindet sich ein Bewertungsschemata für beide Arten finden sich großer Teil der Population noch in der aquatischen in Ellwanger et al . (2006), die hier verwendeten Larvalphase . Larvenuntersuchungen wurden nicht Kriterien für die beiden Libellen-Arten und die durchgeführt . Allerdings fällt auf, dass bei G. fla- Ergebnisse für die Einzelkriterien sind in Tabelle vipes die Habitatqualität mit „A“ (hervorragend) 3 aufgeführt . Allerdings sind diese Bewertungs- und auch die Beeinträchtigungen mit „B“ (gut) einstufungen nicht direkt mit Ellwanger et al . bewertet wurden . Aufgrund des hohen Potenzials (2006) vergleichbar und stellen lediglich eine me- des Larvalhabitats kann man annehmen, dass bei thodenspezifische Einschätzung dar . späterem Untersuchungstermin und höherer Be- Die Bewertung des Erhaltungszustandes setzt vo- gehungsanzahl auch der Populationszustand bes- raus, dass die Daten zur Populationsgröße (quan- ser bewertet worden wäre . Diese Aussage ist durch titative Exuvienaufsammlung) zur Hauptschlupf- zusätzliche Untersuchungen zu untermauern . zeit der jeweiligen Art durchgeführt werden Zusammen mit Untersuchungen zu anderen (Salm & Müller 2000, Ellwanger et al . 2006) . Tierartengruppen (z .B . Heuschrecken, Amphi-

172 ermittelter Wert für ermittelter Wert für Kriterium Gomphus flavipes Ophiogomphus cecilia Zustand der Population Anzahl besiedelter 100 m-Teilabschnitte (innerhalb 3 (C) 9 (A) der 1000 m-Gesamtstrecke) mit mindestens 5 Exuvien maximale Anzahl Exuvien pro 100 m 9 (C) 13 (B) Habitatqualität Larvalhabitat: sandige Flachwasserzonen dominie- ja (A) - rend Besonnung - > 70% (A) Kiesanteil der Gewässersohle - 10–29% (B) Sedimentsortierung ? ? Beeinträchtigungen Verschlammung / Veralgung wenig (B) wenig (B) Uferausbau / Gewässerausbau zeitweise naturnah (B) durchströmte Buhnenfelder (B) Wellenschlag durch Schiffe mittel (B) mittel (B)

Tab. 3: Ermittelte Werte für die Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustands der Populationen von G. flavipes und O. cecilia im Roßlauer Oberluch . Kriterien nach Ellwanger et al . (2006), Ampel­ system (ABC) für den Erhaltungszustand: A=hervorragend, B=gut, C=mittel bis schlecht . Kriterium nicht im Bewertungsschema enthalten (-), Kriterium nicht quantitativ aufgenommen (?) .

bien, Heldbock (Cerambyx cerdo); Hering et al . dynamisches Flussverhalten hier nicht zugelas- in diesem Heft) belegt der Nachweis der zwei sen wird . Somit sind die Primärhabitate der bei- FFH-Libellenarten die hohe naturschutzfachliche den Arten, die Gleithangzonen natürlich mäan- Bedeutung des Roßlauer Oberluchs . Es bleiben drierender Flussabschnitte, an der Elbe nicht zu jedoch zwei Gefährdungsfaktoren für beide Ar- finden . Hier sind es erst die Buhnen, die zu einer ten bestehen: die Absenkung des Wasserspiegels Differenzierung der Uferbereiche und einer Sedi- in der Elbe durch die Sohlenvertiefung und die mentsortierung führen, so dass Sekundärhabita- Zerstörung von sandigen Flachwasserbereichen te entstehen, die von den Arten besiedelt werden durch Lagerung bzw . Überschüttung mit Schot- können . Für die beiden Libellenarten ist daher die termaterial bei der Buhnensanierung im Zuge der Art der Gestaltung und Unterhaltung der Buhnen Unterhaltung als Bundeswasserstraße (Steglich entscheidend für den Fortbestand der Populatio- 2001a) . Neben den direkten Zerstörungen der Uf- nen im Gebiet . Kleinwächter et al . (2005) haben erhabitate durch Instandhaltungsmaßnahmen nachgewiesen, dass ökologisch angepasste Buh- sind es vor allem Sohlenvertiefungen, die gravie- nen zu höherer hydromorphologischer Dynamik rende Folgen für die ufernahen Habitate hätten . und damit auch zur Förderung von Gomphus fla- Die veränderte Strömungsdynamik würde das vipes führen können . gestörte Verhältnis zwischen Sedimentation von Im Gebiet der Mittleren Elbe besitzt das Land Sach- Feinsubstraten bei Niedrigwasser und Erosion bei sen-Anhalt höchste Verantwortung für die Erhal- Hochwasser noch weiter aus dem labilen Gleich- tung der beiden Gomphiden-Arten (siehe auch gewicht bringen (Müller 2002) . Dies würde dazu Steglich 2000, 2001a, Müller & Steglich 2001b) . führen, dass die für die Libellenlarven notwendi- Im Biosphärenreservat Mittelelbe sollte daher bei gen Substrate nicht mehr in ausreichender An- Unterhaltungsarbeiten an Buhnen und Böschun- zahl zur Verfügung stehen . Andererseits besitzt gen höchstes Augenmerk auf die Schonung der die Elbe ein festgelegtes Abflussgerinne, so dass sandigen Buhnenfelder und der angrenzenden

173 Sohlbereiche gerichtet werden . Der Schutzstatus das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der FFH-Richt- als Anhang-IV-Arten der FFH-Richtlinie bietet linie in Deutschland . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2: 121-139 . dazu auch die rechtliche Verpflichtung zur Wah- Faulhaber, P . (2000): Untersuchung der Auswirkung rung des günstigen Erhaltungszustands der Po- von Maßnahmen im Elbevorland auf die Strömungs- pulationen dieser gefährdeten Libellenarten . situation und die Flussmorphologie . - In: ATV-DVWK Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft (Hrsg ):. Gewässerlandschaften-Aquatic Landscapes . - ATV- DVWK-Schriftenreihe, BMBF Symposium Elbefor- Danksagung schung, Tagungsband Teil 1: 297-320 . Gerken, B. & K. Sternberg (1999): The Exuviae of Euro- Die Autoren danken dem Landesverwaltungs- pean Dragonflies . - Höxter/Jena (Arnika & Eisvogel) . amt für die Erteilung der naturschutzrechtlichen Heidemann, H. & R. Seidenbusch (2002): Die Libellen- Ausnahmegenehmigung zum Sammeln von Exu- larven Deutschlands . - Tierwelt Deutschlands, Band 72 . - Keltern (Goecke und Evers) . vien der beiden FFH-Libellenarten und Mathias Hiekel, I. (2006): Wassermangel in der Spree – ist Ophi- Scholz, Franziska Konjuchow und Michael ogomphus cecilia noch zu retten? - NUA-Hefte 18: 36 . Unruh für Zuarbeiten und Kommentare zum Kleinwächter, M., Eggers, T. O., Henning, M., Anlauf, Manuskript . A., Hentschel, B. & O. Larink (2005): Distribution patterns of terrestrial and aquatic invertebrates in- fluenced by different groyne forms along the River Elbe (Germany) . - Archiv für Hydrobiologie Supple- Zusammenfassung ment Large Rivers 155(1-4): 319-338 . Müller, J. (1999): Zur Naturschutz-Bedeutung der Elbe Im Roßlauer Oberluch wurden am Elbeufer die und ihrer Retentionsflächen auf der Grundlage ste- beiden im Anhang der FFH-Richtlinie aufgeführ- nöker lebensraumtypischer Libellenarten (Insecta, ten Libellenarten Asiatische Keiljungfer (Gom- Odonata) . - Abh . Ber . Naturkd . Magdeburg 21: 3-24 . Müller, J. & R. Steglich (2001a): Zum aktuellen Vorkom- phus flavipes) und Grüne Flussjungfer (Ophio- men der Flußjungfern (Gomphus et Ophiogomphus gomphus cecilia) nachgewiesen . Quantitative Ex- - Odonata) in der Elbe Sachsen-Anhalts . - Entomolo- uvienaufsammlungen ergaben auf insgesamt 10 gische Nachrichten und Berichte 45(3/4): 145-150 . Buhnenfeldern 22 Exuvien von G. flavipes und 46 Müller, J. & R. Steglich (2001b): Zur Indikation der von O. cecilia . Der Erhaltungszustand der Popula- „FFH -Tauglichkeit“ der Elbe durch die Flußjungfern (Gomphidae) . - Abh . Ber . Naturkundemus . Görlitz tionen der beiden Arten wird bewertet . O. cecilia 73(1): 59-61 . besitzt einen guten Erhaltungszustand, der Zu- Müller, J. & R. Steglich (2004): Rote Liste der Libellen stand der Populationen von G. flavipes kann nicht (Odonata) des Landes Sachsen-Anhalt . - Berichte des zweifelsfrei eingeschätzt werden, da die Daten- Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39: lage nicht ausreichend ist . Auf die europaweite 212-216 . Müller, O. (2002): Die Habitate von Libellenlarven in Verantwortung des Landes Sachsen-Anhalts für der Oder (Insecta, Odonata) . - Naturschutz und Land- die Erhaltung der Populationen der beiden Arten schaftspflege in Brandenburg 11(3): 205-212 . wird hingewiesen . Hauptgefährdungsursachen Salm, P. & O. Müller (2001): Asiatische Keiljungfer sind die Zerstörung von offenen feinsandigen (Gomphus flavipes) und Grüne Flussjungfer (Ophi- Buhnenfeldern infolge von Aufschotterung im ogomphus cecilia) . - In: Fartmann et al . (Hrsg .): Be- richtspflichten in Natura-2000-Gebieten . - Ange- Zuge von Unterhaltungsmaßnahmen und die wandte Landschaftsökologie 42: 344-351 . Sohleintiefung der Elbe . Scholten, M., Anlauf, A., Büchele, B., Faulhaber, P., Henle, K., Kofalk, S., Leyer, I., Meyerhoff, J., Neu- schulz, F., Rast, G. & M. Scholz (2005): The Elbe Literatur River in Germany - present state, conflicts, and per- spectives of rehabilitation . - In: Buijse, T., Klijn, F., Leuven, R., Middelkoop, H., Schiemer, F., Thorp, J. & Crawley, M. J. (2002): Statistical Computing . An intro- H.Wolfert (eds.): The rehabilitation of large lowland duction to data analysis using S-Plus . - Chichester rivers – Large Rivers Vol . 15, No . 1-4 . - Arch . Hydrobiol . (Wiley & Sons) . Suppl . 155(1-4): 579-602 . Ellwanger, G., Burbach, K., Mauersberger, R., Ott, J., Scholz, M., Follner, K., Foeckler, F., Dziock, F., Schiel, F.-J. & F. Suhling (2006): Libellen (Odonata) . - Schmidt, H., Hüsing, V. & K. Henle (2009): Einsatz- In: Schnitter, P., Eichen, C., Ellwanger, G., Neukir- möglichkeiten des Indikationssystems im Natur- chen, M. & E. Schröder (Bearb .): Empfehlungen für schutz sowie der Landschafts- und Umweltplanung die Erfassung und Bewertung von Arten als Basis für (Kap . 9 .2) . - In: Scholz, M., Henle, K., Dziock, F., Stab,

174 S. & F. Foeckler (Hrsg .): Entwicklung von Indikati- onssystemen am Beispiel der Elbaue . - Stuttgart (Ul- mer Verlag): 386-408 . Schulze, M. & T. Schlegel (2007): Deichrückverlegung im Oberluch Roßlau . - Wasser & Abfall 5: 35-40 . Steglich, R . (2000): Zum Vorkommen der “FFH-Libellen” Ophiogomphus cecilia und Gomphus (Stylurus) flavi- pes sowie von Gomphus vulgatissimus (Odonata, Gomphidae) in der “Magdeburger Stromelbe” . - En- tomol . Mitt . Sachsen-Anhalt 8(1): 3-6 . Steglich, R. (2001a): 3 .1 .2 Odonata (Libellen) . - In: LAU (Hrsg .): Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen- Anhalt . - Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 38: 15-21 . Steglich, R . (2001b): Libellen (Odonata) . - In: LAU (Hrsg .): Arten- und Biotopschutzprogramm Sachsen-Anhalt - Landschaftsraum Elbe . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 3: 342-352 . Sternberg, K. & R. Buchwald (2000): Die Libellen Ba- den-Württembergs, Band 2: Großlibellen (Anisopte- ra) . - Stuttgart (Ulmer Verlag) .

175 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 176–184 Habitatbindung und Erhaltungszustand des Heldbocks im Roßlauer Oberluch – Ergebnisse einer Habitatmodellierung Frank Dziock, Sven Schicketanz, Bettina Geiger & Annett Schumacher

Abb. 1a: Heldbock (Cerambyx cerdo), Weibchen . Abb. 1b: Frische und alte Heldbock-Löcher . Foto: S . Schicketanz . Foto: M . Pannach .

1 Einleitung in Deutschland sowie Sachsen-Anhalt als vom Aussterben bedroht (Tab . 1) (IUCN 2008, Geiser Der Heldbock, Cerambyx cerdo Linnaeus 1758, 1998, Neumann 2004) . Im zweiten nationalen ist ein Baum bewohnender Bockkäfer (Abb . 1a FFH-Bericht 2007 wurde der Erhaltungszustand u . 1b), der sich vorwiegend an Stieleiche (Quer- in der atlantischen und kontinentalen Region cus robur) und selten an Traubeneichen (Q. pe- mit ungünstig bis schlecht bewertet (BfN 2007) . traea) entwickelt und mit 30-56 mm Länge zu In Europa ist die Art weit verbreitet, wobei sie in den größten heimischen Käferarten gehört großen Teilen Mitteleuropas nur noch sehr lokal (Döhring 1955, Neumann 1985, 2000) . Die Art in reliktären Alteichenbeständen vorkommt . Die avancierte im Zuge ihrer Unterschutzstellung Bestandssituation und Verbreitung in Sachsen- 1992 durch die FFH-Richtlinie (Anhang II und Anhalt fasst Neumann (2000, 2006) zusam- Anhang IV) zu einer sog . „Flaggschiffart“ (flag- men . In Deutschland stellen die Auenwaldge- ship species) des Naturschutzes . Es wird vermu- biete im Biosphärenreservat Mittelelbe einen tet, dass der Heldbock durch seine Fraßtätigkeit Verbreitungsschwerpunkt dar (Döhring 1955, in den Eichen Nischen für viele andere holzbe- Neumann 2000, 2001) . Der Großteil besiedelter wohnende Tierarten schafft, also als eine Art Eichen befindet sich in den Naturräumen Elbe- „Ökosystemgestalter“ (ecosystem engineer) zu talniederung sowie dem Elbe-Mulde-Tiefland bezeichnen ist (Buse et al . 2008) . Cerambyx cerdo zwischen Crassensee (Lutherstadt Wittenberg) gilt europaweit als „vulnerable“ (gefährdet) und und der Saalemündung .

176 RL Sachsen-Anhalt RL Deutschland RL IUCN 2010 FFH-Richtlinie Berner Konvention 1 1 Vulnerable Anhänge II und IV Ja

Tab. 1: Gefährdung und Schutzstatus des Heldbocks in Deutschland und Europa . Rote Liste (RL) Sach- sen-Anhalt und Deutschland: 1 - vom Aussterben bedroht; IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) .

Die Elbeauen besitzen somit eine europaweite Be- den . Für dieses Gebiet wurde 2007 eine Bestands- deutung als Populationsreservoir, woraus sich für aufnahme des Vorkommens und des Habitates Sachsen-Anhalt und insbesondere das Biosphä- von C. cerdo im Rahmen einer Gelände-Übung am renreservat „Mittelelbe“ eine besonders hohe Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin Verantwortung für die Erhaltung des Heldbocks durchgeführt . Mit dem Projekt wurden insbeson- ergibt . dere die folgenden Ziele verfolgt: Bereits Döhring (1955) erkannte, dass die Be- • Feststellung der Metapopulationsgröße und siedlung von Eichen durch C. cerdo auf besonnte -struktur des Heldbockvorkommens Stieleichen mit einem Stammdurchmesser von zu- • Quantifizierung der Habitatansprüche des mindest 100 cm konzentriert ist, verbunden mit ei- Heldbocks mit Hilfe eines Habitatmodells . ner verminderten Stamm- und Kronenvitalität so- Letzteres stand unter der Leitfrage: Welche Ha- wie geringem Unterwuchs (Neumann 2000, 2006, bitatvariablen besitzen den größten Einfluss auf Buse et al . 2007) . Auffällig ist die Habitatbindung . die Besiedelung? Die Individuen verbringen häufig ihr gesamtes Leben an derselben Eiche . Die Hauptflugzeit liegt zwischen Mitte Juni und Mitte August (Neumann 2 Untersuchungsgebiet und Methoden 1985) . Während dieser Periode können einige In- dividuen Strecken von mehr als einem Kilometer Der untersuchte Teil des Roßlauer Oberluchs liegt zurücklegen . Dabei liegt die Distanz, innerhalb der am Nordufer der Elbe rund 4 Kilometer nordöst- sie weitere Eichen mit hoher Wahrscheinlichkeit lich von Dessau und ist von teilweise dichtem besiedeln, zwischen 50 und 500 Metern (Döhring Wald, lichten Baumbeständen und Alleen in der 1955, Neumann 1985, 1997) . Mittlerweile sind so- bei Hochwasser überschwemmten Aue geprägt mit viele Details der Lebensweise und der Habi- (Abb . 2) . Der Verjüngungsgrad der Eichenbestän- tatansprüche dieser Käferart bekannt . Das meiste de ist gering und die Vitalität der Bäume reicht Wissen liegt jedoch als verbale Experteneinschät- von vital bis abgestorben . Zur weiteren Gebiets- zung vor . Sehr wenig ist z . B . über die minimalen beschreibung wird auf den Artikel von Scholz et zum Überleben erforderlichen Populationsgrößen al . in diesem Heft, S . 103 ff verwiesen . (minimum viable population) und über quantitati- Die Vorgehensweise im Gelände lehnt sich eng ve Angaben zur Habitatqualität bekannt . Wie dick an Buse et al . (2007) an . Um möglichst valide muss bspw . ein Baum sein, damit der Heldbock Daten für die Habitatmodellierung zu erhalten, dort leben kann? Zur Lösung solcher Fragestellun- wurde jedoch der Ansatz einer flächendeckenden gen können Habitatmodelle beitragen (Guisan & Vollerhebung in Kombination mit einer stratifi- Thuiller 2005, Schröder & Richter 1999) . Habi- zierten Zufallserfassung gewählt, d . h . außerhalb tatmodelle formalisieren die Beziehung zwischen von geschlossenen Waldbereichen wurde jede Umweltbedingungen und Habitatansprüchen von Stiel-Eiche im südwestlichen Teil des Roßlauer Arten . Auf der Grundlage einfach zu erhebender Oberluchs kartiert . In Waldbereichen wurden die biotischer und abiotischer Schlüsselfaktoren er- Eichen entlang zufällig definierter Transekte er- lauben solche Modelle, die Habitatqualität von fasst (Abb . 2) . Insofern wurden hier die methodi- Biotopen für ausgewählte Arten zu quantifizieren schen Probleme der Untersuchung von Buse et al . (Kleyer et al . 1999) . (2007) umgangen, bei der selektiv zuerst nur die Im Folgenden soll über die Populationen des besiedelten Bäume gesucht wurden und dann die Heldbocks in den Alteichenbeständen der Hart- Transekte so gelegt wurden, dass sie alle besiedel- holzaue des Roßlauer Oberluchs berichtet wer- ten Bäume enthalten .

177 Abb. 2: Das Untersuchungsgebiet im Roßlauer Oberluch mit den kartierten Stieleichen und den Er- gebnissen der Heldbockkartierung . Luftbild: BfG (2003) .

Im Zeitraum vom 29 . Juli bis zum 2 . August 2007 Stammumfang, Kronenvitalität, Sonnenschein- wurden insgesamt 291 Eichen durch 6 Kartierer Index), andere charakterisieren die Landschafts- erfasst und analysiert . An jeder Eiche im Gebiet matrix in der Umgebung des Baums (Position des wurden 10 Baumvariablen erhoben (siehe Tab . Baums in der Landschaft, Abstand zum nächsten 2) . Einige der Variablen quantifizieren die Quali- Baum) oder geben direkt Information über die tät des jeweiligen Baums für den Heldbock (z . B . Metapopulationsstruktur (Abstand zum nächs- ten vom Heldbock besiedelten Baum) . Die meis- ten Variablen wurden durch visuelle Inspektion Abb. 3: Sonnenschein-Index des Baumes im Gelände aufgenommen . Zur Er- hebung des Sonnenschein-Index wurde für jede Himmelsrichtung, aus der der Baum unbeschat- tet Sonnenlicht erhält, eine Anzahl Punkte ver- geben (Abb . 3) . Aus der Summe der Punkte wurde dann der Index gebildet, welcher Werte von 0 bis 9 („von allen Seiten beschatteter“ bis „vollständig frei stehender, sonnenexponierter Baum“) an- nehmen kann . Jeder kartierte Baum wurde in ei- ner Gelände-Karte verzeichnet und in einem GIS verortet . Dies ermöglichte es, für jeden Baum den Abstand zur nächsten Eiche bzw . den Abstand zur nächsten mit dem Heldbock besiedelten Eiche zu bestimmen .

178 Baumvariable Attribut-Ebene Bewertungskategorie / Maßeinheit 0 = kein Eichensaft Eichensaft B 1 = Eichensaft vorhanden 0 = größtenteils tot Kronenvitalität B 1 = teilweise tot 2 = vital 0 = tote Teile ohne Rinde Stammvitalität B 1 = vital 0 = solitär 1 = Waldrand Position in der Landschaft L 2 = Waldinsel 3 = Wald 4 = Allee 0 = bis halbe Stammhöhe oder höher Unterwuchs L 1 = niedrigere Vegetation Sonnenschein-Index B Stufen 0 bis 9 (siehe auch Abb . 3) (Strahlungsintensität/-dauer) Stammumfang B [mm], gemessen in 130 cm Höhe Borkendicke B [mm], gemessen in 130 cm Höhe Abstand zur nächsten Eiche L [m] Abstand zur nächsten Heldbock-Eiche M [m]

Tab. 2: Übersicht über die an jeder Eiche erhobenen Baumvariablen, Zuordnung zur entsprechenden Attribut-Ebene (B = baumbezogene Ebene, L = landschaftsbezogene Ebene, M = Metapopulationsebe- ne) und Bewertungskategorien .

An jedem Baum erfolgte vom Boden aus eine vi- 3 Ergebnis des Habitatmodells suelle Kontrolle des Stamms und der sichtbaren Äste im Kronenbereich bezüglich einer Held- Von den 291 untersuchten Eichen waren 27 frisch bockbesiedlung . Unterschieden wurde zwischen vom Heldbock besiedelt, zusätzliche 22 Bäume frisch besiedelten, alt besiedelten sowie nicht wiesen ältere Löcher auf . Insgesamt waren somit besiedelten Eichen . Visuell sind frische (diesjäh- 17 % der untersuchten Eichen vom Heldbock be- rige) Heldbocklöcher über die frischen Späne und siedelt . Bäume mit Heldbockbesiedlung weisen rötlich gefärbten Lochränder einfach zu erfassen . einen signifikant höheren Stammumfang und Löcher ohne rötliche Färbung wurden als alte Be- eine signifikant stärkere Besonnung auf als un- siedlung kartiert . besiedelte Bäume (Abb . 4) . Für das Habitatmodell wurden alle besiedelten Das erstellte Habitatmodell hat einen sehr hohen Eichen als Heldbock-Präsenz berücksichtigt . Auf- AUC-Wert (Tab . 3), d . h . das Modell liefert exzellen- grund ihrer exzellenten Vorhersageeigenschaf- te Prognosen für die Bäume, die bei der Modellie- ten (Elith et al . 2006) wurden Regressionsbäume rung berücksichtigt wurden . Der kreuzvalidierte mit „boosting-Algorithmus“, sogenannte „boos- AUC-Wert ist kleiner, liegt aber auch im akzeptab- ted regression trees“ verwendet . Die Methodik len Bereich . Er gibt an, wie gut die Prognosewahr- folgt Elith et al . (2008) . Als Gütemaß wurde der scheinlichkeit für die Präsenz des Heldbocks an AUC-Wert (des Trainingsdatensatzes) verwendet . unbekannten Bäumen sein wird . Für die Validierung wurde der AUC-Wert einer Für das Habitatmodell wurde für jede Baumva- 10-fachen Kreuzvalidierung mit geschichteten riable der Beitrag errechnet, den diese Variable Stichproben berechnet . für das Gesamtmodell hat (Tab . 3) . Je höher die- ser Beitrag, desto höher dessen Einfluss auf die

179 Prognosewahrscheinlichkeit und 0 0

5 damit auch auf die Besiedlungs- ) x e 8 m 0 wahrscheinlichkeit der Eiche d c 0 ( n 4

I durch den Heldbock . Die wichtigs- - g 6 n n 0 i 0

a te Baumvariable ist der Abstand e f 3 h 4 m

c zur nächsten besiedelten Eiche, u s 0 0 n

m welcher etwas über die Metapopu- 2 e 2 m n

a lationsstruktur aussagt . Je näher n 0 t 0 o S 0 1 die nächsten Heldbockvorkom- S men, desto wahrscheinlicher, dass ohne mit ohne mit ein Baum durch den Heldbock be- Heldbockbesiedlung siedelt wird . Überraschend ist, dass diese Metapopulationsvariable Abb. 4: Besiedlung von Eichen mit dem Heldbock in Abhän- einen höheren Beitrag zum Modell gigkeit des Stammumfangs (links) und des Sonnenschein-In- liefert als jede andere direkt baum- dex (rechts) . Anzahl der untersuchten Eichen: 242 ohne, 49 mit bezogene Variable . Heldbock . Die Box markiert die 25 % und 75 %-Quantile, der Mit- Die beiden Baumvariablen Kronen- telwert liegt als dicker Querstrich in der Box . Die Querstriche vitalität und Stammumfang lie- an den gestrichelten Linien sind die Maxima und Minima . Das fern ebenfalls einen hohen Beitrag 95 %-Vertrauensintervall ist als Einkerbung angegeben . Sofern zum Modell . Auffällig ist, dass die die Einkerbungen der beiden Boxen nicht überlappen, ist der Kronenvitalität (Rang 2) einen 2,5- Mittelwert-Unterschied auf dem 5 %-Fehler-Niveau statistisch fach höheren Beitrag liefert als die signifikant . Stammvitalität (Rang 5) . Der Son- nenschein-Index als Maß für die Wärmeversorgung eines Baumes rangiert auf Rang 4 mit deutlich Tab. 3: Beitrag der an den Bäumen erhobenen kleinerem Beitrag als die ersten drei Baumvaria- Variablen zum Habitatmodell in absteigender blen . Die Dicke der Borke eines Baumes ist hoch Reihenfolge der Wichtigkeit für das Vorkommen mit dem Stammumfang korreliert, liefert im Mo- des Heldbocks . Habitatmodell: boosted regression dell jedoch trotzdem einen mittelhohen Beitrag . tree-Modell, training-AUC=0,974; kreuzvalidierte Der Abstand zur nächsten Eiche, die Position des (10-fach) AUC=0,807; learning rate 0,005; tree Baumes in der Landschaft und das Vorhanden- complexity 4; trees 800 . sein eines Saftflusses am Baum liefern nur gerin- ge Beiträge zum Modell . Beitrag zum Erklärende Baumvariable Modell [%] Abstand zur nächsten 4 Diskussion 24,7 Heldbock-Eiche Der Erhaltungszustand der Art C. cerdo im Bun- Kronenvitalität 20,9 desgebiet wird gemäß FFH-Richtlinie im zweiten Stammumfang 17,8 nationalen Bericht 2007 (Berichtsperiode 2001- Sonnenschein-Index 8,6 2006) mit „ungünstig bis schlecht“ bewertet . Die Verbreitung des Heldbocks konzentriert sich auf Stammvitalität 8,2 zwei Regionen: in Süddeutschland entlang des Borkendicke 8,1 Rheins bis einschließlich eines Gebiets am Main zwischen Mainz und Frankfurt a . M . und auf die Abstand zur nächsten Eiche 6,4 Region Mittlere Elbe (BfN 2007) . Zu einzelnen Unterwuchs 3,0 Standorten der Vorkommen im Biosphärenreser- Position in der Landschaft 1,5 vat Mittelelbe, wie bspw . für das Gebiet des Roß- lauer Oberluchs, liegen bisher keine Bewertungen Eichensaft 0,7 vor . Die Abschätzung des Erhaltungszustandes

180 Kriterium Ermittelter Wert

Zustand der Population B „Metapopulationsgröße“ > 10 besiedelte Bäume / 5 ha mit frischen A Anzahl frisch besiedelter Eichen / 5 ha Schlupflöchern Reproduktion selten mehr als 1-2 frische Schlupflöcher C* Schlupflochanzahl am Einzelbaum Reproduktivität Zunahme der Schlupflochanzahl pro Brut- Kriterium konnte nicht beurteilt werden - baum und Jahr Habitatqualität B Lebensstätte (besiedelte Bäume) Vitalität < 25 % der Bäume mit sichtbaren Absterbe­ B erscheinungen Beschattung besiedelte Bäume sind sonnenexponiert A Lebensraum (Baumbestand) Fläche/Habitat 5 ha mit > 60% Alteichenanteil (über 100 cm A Alteichenanteil/ha Umfang in Brusthöhe) Struktur > 60% des Baumbestandes ist locker struktu- B Bäume zueinander riert, Gebüschanteil 5-25 % Vernetzung besiedelte bzw . besiedelbare Strukturen in A Entfernung besiedelter Strukturen < 1 km Entfernung Beeinträchtigungen C Verhältnis abgestorbener Eichen zu stark gestört C Neupflanzungen Forstwirtschaftliche Nutzung nicht besiedel- keine A ter Alteichen Anthropogene Einflüsse nicht bekannt A (bspw . starke Lichtquellen, Straßenbau) Gesamt-Bewertung des Erhaltungszustands gut B

Tab. 4: Ermittelte Werte für die Kriterien zur Bewertung des Erhaltungszustandes der Populationen des Heldbocks im Roßlauer Oberluch . Kriterien nach Neumann (2006), Ampelsystem (ABC) für den Erhaltungszustand: A= hervorragend, B = gut, C = mittel bis schlecht . Aggregation nach den Regeln von Ellwanger et al . (2006) . * Die Bewertung des Unterkriteriums Reproduktion mit „C“ führte nicht zu einer Abwertung des Gesamtkriteriums „Zustand der Population“, da es durch den Zeitpunkt der Bestandsaufnahme (innerhalb der Flugzeit) möglich ist, dass die Anzahl der diesjährigen (frischen) Löcher unterschätzt wurde .

der Metapopulation kann anhand der Kriterien Einzelergebnisse auf der Grundlage der Kriterien für das FFH-Monitoring nach den Artikeln 11 und dieses Bewertungsschemas sind in Tabelle 4 dar- 17 der FFH-Richtlinie auf der Grundlage der vor- gestellt . Dabei ist zu beachten, dass die verwen- genommenen Bestandsaufnahme durchgeführt dete Methodik nicht vollständig den angeführten werden . Das Bewertungsschema ist Neumann Anforderungen entspricht . Die Bewertung setzt (2006) zu entnehmen, die Aggregation der einzel- voraus, dass die Bestandsaufnahme vor der Flug- nen Unterkriterien und Kriterien zum Gesamtbe- zeit, im Zeitraum zwischen September und April, wertungsurteil folgt Ellwanger et al . (2006) . Die stattfindet . Die Aufnahme im Roßlauer Oberluch

181 wurde stattdessen im Juli durchgeführt . Daher habitats viele Möglichkeiten zur Verbesserung sind die Daten zur Reproduktion mit Vorsicht zu des Artenschutzes . Aufgrund dieser Erkenntnisse betrachten, da womöglich während der verblei- können insbesondere auch Gefährdungspoten- benden Saison noch frische Löcher entstehen . ziale besser eingeschätzt werden . Beispielsweise Hinzu kommt, dass es sich um eine einmalige hätte eine Isolation und Fragmentierung der Ei- Vollerhebung (vgl . Kap . 2) und keine sich jährlich chenbestände über eine Entfernung von 50 bis wiederholende Aufnahme von ausgewählten 100 Metern hinaus einen erheblichen negativen Brutbäumen handelt . Daraus resultiert ein nicht Einfluss auf den Erhaltungszustand der Held- direkt vergleichbares Ergebnis, welches dennoch bockpopulation . tendenzielle Aussagen über den Erhaltungszu- Rückschlüsse auf den Erhaltungszustand des stand der Population des Heldbocks zulässt . Heldbocks im gesamten Biosphärenreservat Mit- Die Gesamt-Bewertung auf Grundlage der erho- telelbe lassen die Ergebnisse der Kartierung po- benen Daten ergibt für den Heldbock im Roßlauer tenzieller Heldbockbäume zwischen 2004 und Oberluch einen mit „B“ (gut) zu bewertenden Er- 2006 durch die Naturwacht zu . Diese Aufnahmen haltungszustand . Bei den einzelnen Kriterien er- zeigen, dass der Vorkommensschwerpunkt der gibt sich jedoch eine Differenzierung (Tab . 4) . Der 1 .900 potenziellen Bäume zwischen Lutherstadt Zustand der Population (Tab . 4) ist mit „B“ (gut) zu Wittenberg und Schönebeck liegt . Von diesen bewerten, wobei die Angaben zur Reproduktion weisen rund 1 500. Brutbäume zwischen sechs aufgrund der geringen Anzahl frischer Löcher pro und 100 Schlupflöcher auf . Besiedelt sind Eichen besiedelter Eiche mit „C“ (mittel bis schlecht) be- mit einem Stammumfang zwischen 100 und wertet wurden . Es wäre möglich, dass dies durch 560 cm, ein Großteil der Eichen misst im Durch- den Zeitpunkt der Bestandsaufnahme bedingt ist . schnitt 300 cm . Letztlich zeigt die Vitalität der Daher führte die Bewertung des Unterkriteriums Brutbäume ein heterogenes Bild . Zwischen vita- Reproduktion mit „C“ nicht zu einer Abwertung len und großteils abgestorbenen Eichen besteht des Gesamtkriteriums „Zustand der Population“, ein ausgeglichenes Verhältnis . Es ist wahrschein- da es durch den Zeitpunkt der Bestandsaufnah- lich, dass der Erhaltungszustand im gesamten me (innerhalb der Flugzeit) möglich ist, dass die Biosphärenreservat gemessen am Ausschnitt des Anzahl der diesjährigen (frischen) Löcher un- Untersuchungsgebietes Roßlauer Oberluch ähn- terschätzt wurde . Über die Reproduktivität (die lich gut zu bewerten ist . Besonders die Besiedlung Zunahme der Schlupflöcher pro Brutbaum und von jüngeren Eichen mit geringerem Stammum- Jahr) konnten keine Aussagen gemacht werden, fang ist als positiv zu bewerten . Ebenso spricht da eine einmalige Erhebung durchgeführt wurde . die heterogene Vitalität der besiedelten Eichen Die Habitatqualität ist insgesamt mit „B“ (gut) für einen guten Erhaltungszustand . zu bewerten . Im Gegensatz hierzu wurde das Diese Erkenntnisse belegen, zusammen mit der Kriterium Beeinträchtigungen als „C“ (mittel bis Betrachtung weiterer Tierartengruppen in die- schlecht) eingeschätzt, da der Anteil an Jungei- sem Heft, die hohe naturschutzfachliche Bedeu- chen im Verhältnis zu Alteichen hier zu niedrig tung des Roßlauer Oberluchs . Allerdings weist ist . Der Erhaltungszustand unter Aggregierung Ellwanger et al . (2008) darauf hin, dass, bedingt aller drei Kriterien nach Ellwanger et al . (2006) durch ungünstige Strukturen von Eichenbestän- wurde mit B (gut) bewertet . den, der bundesweite Trend des starken Rück- Über die Bewertung des Erhaltungszustands gangs des Heldbocks C. cerdo anhalten wird . In- der Metapopulation von C. cerdo hinaus quanti- wiefern sich dieser Trend auf die Vorkommen im fizieren die Ergebnisse des Habitatmodells die Biosphärenreservat auswirken wird, ist abzuwar- Habitatansprüche der Art . Die entscheidenden ten . Die sonst üblichen Gefährdungsursachen, Eigenschaften sind die Entfernung zum nächs- wie forstbauliche Eingriffe und die Entnahme von ten besiedelten Baum, die Kronenvitalität, der Alt- und Totholz (Neumann 2000, 2001), scheinen Stamm­umfang und der Sonnenschein-Index im Roßlauer Oberluch nicht so entscheidend zu (Tab . 3) . Ausschlaggebend für die Eignung als Le- sein . Vergleichbare Auswirkungen, jedoch über bensraum ist somit der Abstand eines potenziel- einen weitaus längeren Zeitraum, hat mit großer len Brutbaums zum nächsten Heldbock-Baum . Sicherheit das stark gestörte Verhältnis von Jung- Insgesamt bietet die Darstellung eines Optimal- und Alteichen auf die Metapopulation . Dies kann

182 dazu führen, dass nicht genug neue Brutbäume Zusammenfassung besiedelt werden können, um den Bestand der Metapopulation zu sichern . Neumann (2006) Für den in den Anhängen II und IV der FFH- weist darauf hin, dass in Sachen-Anhalt ohne Richtlinie aufgeführten Heldbock (Cerambyx schnelle Nachpflanzung in Bestandslücken die cerdo) wurde eine Habitatmodellierung auf der Erhaltung der Altersstruktur der entsprechenden Grundlage einer stratifizierten Kartierung von Waldtypen und damit der generelle Erhalt der 291 Eichen im Roßlauer Oberluch durchgeführt . Art in Frage gestellt ist . Im Biosphärenreservat Der FFH-Erhaltungszustand der Metapopulation sollte daher eine aktive Verjüngung des Eichen- wird mit Hinweis auf die Gefährdungsfaktoren bestands durch geeignete Maßnahmen vorange- als „gut“ (B) eingestuft . Hauptgefährdungsursa- trieben werden . che ist das stark gestörte Verhältnis von Jung- Auf der Grundlage empirischer Daten ergeben und Alteichen . Dem zu begegnen werden für die sich durch die Habitatmodellierung belastbare nächsten Jahre intensive Maßnahmen zum Er- quantitative Daten zur Habitatbindung des Held- halt und zur Nachpflanzung von Eichen dringend bocks . Die Resultate können daher im Weiteren empfohlen . Die europaweite Verantwortung des auch zur Optimierung der Aufnahme- und Be- Landes Sachsen-Anhalts für den Erhalt des Held- wertungsmethodik beitragen . Mit den Ergebnis- bocks wird herausgestellt . Im Weiteren beinhal- sen wäre es möglich, bspw . quantifizierte Schwel- ten die Ergebnisse der Habitatmodellierung neue lenwerte zur Bewertung der Erhaltungszustände Erkenntnisse über die Habitatbindung und das zu bestimmen . Auf dieser Basis könnte dann das Optimalhabitat des Heldbocks . Entscheidendes vorliegende Bewertungsschema für den Held- Kriterium ist der Abstand zur nächsten besiedel- bock zur Umsetzung der Berichtspflichten gemäß ten Eiche . Der Beitrag diskutiert auch die künftige Art . 17 der FFH-Richtlinie (Neumann 2006) über- Bedeutung sowie Möglichkeiten und Perspek- prüft und ggf . optimiert werden . tiven der Anwendung von Habitatmodellen für Eine weitere Anwendung des Habitatmodells er- den Heldbock . öffnet sich bei der konkreten Auswahl von poten- ziellen Brutbäumen in einem Gebiet . Hier besteht die Möglichkeit, gezielt für einzelne Bäume Be- Literatur siedlungswahrscheinlichkeiten für den Heldbock zu berechnen und so optimal geeignete poten- BfN - Bundesamt für Naturschutz (2007): Nationaler zielle Brutbäume im Bestand frei zu stellen und Bericht 2007 – Bewertung der FFH-Arten . - http:// www .bfn .de/0316_bewertung_arten .html . langfristig zu sichern . Dieses Verfahren ist bereits BfG - Bundesanstalt für Gewässerkunde (2003): für das überregional bedeutsame Heldbockvor- Digitale multispektrale Luftbildbefliegung der Elbe kommen auf der Pfaueninsel in Berlin entwickelt von der tschechischen Grenz bis Geesthacht . und angewandt worden (Nischik & Dziock in Buse, J., Schröder, B. & T. Assmann (2007): Modelling Vorb ). . habitat and spatial distribution of an endangered longhorn beetle - A case study for saproxylic insect conservation . - Biological Conservation 137(3): 372-381 . Buse, J., Ranius, T. & T. Assmann (2008): An endangered Danksagung longhorn beetle associated with old oaks and its pos- sible role as an ecosystem engineer . - Conservation Die Autoren danken allen Teilnehmern der Ge- Biology 22: 329-337 . Döhring, E. (1955): Zur Biologie des Großen Eichenbock- lände-Übung der TU Berlin für die Bestandsauf- käfers (Cerambyx cerdo L .) unter besonderer Berück- nahme und Mathias Scholz (UFZ) für die gute sichtigung der Populationsbewegungen im Areal . Zusammenarbeit und die Bereitstellung von Hin- - Zeitschrift für angewandte Zoologie 42: 251-373 . tergrunddaten zum Roßlauer Oberluch . Hinweise Elith, J. et al . (2006): Novel methods improve prediction von Georg Möller, Mathias Scholz und Michael of species´ distributions from occurrence data . - Ec- ography 29: 129-151 . Unruh haben sehr zur Verbesserung des Manu- Elith, J., Leathwick, J. R. & T. Hastie (2008): A working skriptes beigetragen . guide to boosted regression trees . - Journal of Ecology 77: 802-813 . Ellwanger, G., Neukirchen, M., Eichen, C., Schnit- ter, P. & E. Schröder (2006): Grundsätzliche Überle-

183 gungen zur Bewertung des günstigen Erhaltungszu- kirchen, M. & E. Schröder (Bearb ):. Empfehlungen standes für die Arten der Anhänge II, IV und V der für die Erfassung und Bewertung von Arten als FFH-Richtlinie in Sachsen-Anhalt und in Deutsch- Basis für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der land . - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz FFH-Richtlinie in Deutschland . - Berichte des Landes- Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2: 7-13 . amtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonder- Ellwanger, G., Balzer, S., Isselbächer, T., Raths, U., heft 2: 143-144 . Schröder, E., Ssymank, A., Vischer-Leopold, M. & Schröder, B. & O. Richter (1999): Are habitat models M. Zimmermann (2008): Der nationale Bericht 2007 transferable in space and time? - Z . Ökol . Naturschutz nach Art . 17 FFH-Richtlinie - Ein Überblick über die 8: 195-205 . Ergebnisse unter besonderer Berücksichtigung der Käfer . - Naturschutz und Landschaftsplanung 40(1): 5-8 . Geiser, R. unter Mitarbeit von Apfelbacher, F., Balke, M., Bellstedt, R., Bense, U., Braasch, D., Brandl, P., Buck, R., Bußler, H., Döberl, M., Frank, J., Frieser, R., Fritzlar, F., Fürsch, H., Gerstmeier, R., Grün- wald, M., Gürlich, S. & P. Haase (1998): Rote Liste der Käfer (Coleoptera) (Bearbeitungsstand: 1997) (excl . Laufkäfer (Carabidae)) . - In: Binot, M., Bless, R., Boye, P., Gruttke, H. & P. Pretscher (zusammengestellt und bearbeitet) (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands . - Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg .) . - Bonn-Bad Godesberg: 168-230 . Guisan, A. & W. Thuiller (2005): Predicting species dis- tribution: offering more than simple habitat models . - Ecology Letters 8: 993-1009 . IUCN (2008): Cerambyx cerdo - 2008 IUCN Red List of Threatened Species . - http://www .iucnredlist .org . Kleyer, M., Kratz, R., Lutze, G. & B. Schröder (1999): Habitatmodelle für Tierarten: Entwicklung, Metho- den und Perspektiven für die Anwendung . - Zeit- schrift für Ökologie und Naturschutz 8: 177-194 . Neumann, V. (1985): Der Heldbock: Cerambyx cerdo . - Lu- therstadt Wittenberg (Ziemsen Verlag): 103 S . Neumann, V. (1997): Der Heldbockkäfer (Cerambyx cer- do L .) . Vorkommen und Verhalten eines vom Aus- sterben bedrohten Tieres unserer Heimat . - Report der Umsiedlungsaktion in Frankfurt am Main . - Frankfurt a . M . Neumann, V. (2000): Cerambyx cerdo LINNAEUS 1758 - Heldbock . - In: Entomologen-Vereinigung Sach- sen-Anhalt e . V . (Hrsg .): Zur Bestandssituation wirbelloser Arten nach Anhang II der Fauna-Flora- Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt . - Entomo- logische Mitteilungen Sachsen-Anhalt, Sonderheft: 62 S . Neumann, V. (2001): Bockkäfer (Cerambycidae) . - In: Ar- ten- und Biotopschutzprogramm Elbe (ABSP) . - Be- richte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- Anhalt, Sonderheft 3: 413-419 . Neumann, V . unter Mitwirkung von Bäse, W., Ciupa, W., Gruschwitz, W., Huth, M., Jentzsch, M., Jung, M., Kühnel, H., Lange, L., Pietsch, T., Rössler, A., Schmiedtchen, G., Schnitter, P. H., Schornack, S., Siering, G., Stolle, E., Trapp, W. & M. Trost (2004): Rote Liste der Bockkäfer (Coleoptera: Cerambycidae) des Landes Sachsen-Anhalt (2 . Fassung, Stand: Fe- bruar 2004) . - Berichte des Landesamtes für Umwelt- schutz Sachen-Anhalt 39: 299-304 . Neumann, V. (2006): Cerambyx cerdo (Linnaeus, 1756) . - In: Schnitter, P. H., Eichen, C., Ellwanger, G., Neu-

184 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 185–186 30 Jahre Biosphärenreservat Mittelelbe – Bericht über die Festveranstaltung am 19. Oktober 2009 im Bauhaus Dessau Susanne Reinhardt

Als vor 30 Jahren, am 24 . November 1979, eine Hochrangig besetzt war das Rednerpult . Sachsen- Kommission der UNESCO in der DDR weilte, er- Anhalts Ministerpräsident, Herr Prof . Dr . Wolf- eignete sich eine deutsche Premiere, eher unbe- gang Böhmer, leitete ins Thema ein, wies auf die merkt von der breiten Öffentlichkeit: An der Mitt- Bedeutung des Großschutzgebietes an der Elbe leren Elbe und im Thüringer Wald erkannte das hin und erinnerte daran, dass sich die Wasser- Gremium zwei naturräumlich äußerst wertvolle qualität der Elbe in den vergangenen zwei Jahr- Schutzgebiete als erste deutsche UNESCO-Bio- zehnten deutlich verbessert habe, was auch auf sphärenreservate an . Die Erfolgsgeschichte dieser die konsequente Anwendung von Umweltschutz- Schutzkategorie in Deutschland begründete sich auflagen zurückzuführen sei . Milliardenbeträge, mit diesem Tag . Das Biosphärenreservat Mittelel- so betonte er, seien seit 1990 in die Chemieregion be feierte sein 30-jähriges Jubiläum mit einer in und um Bitterfeld investiert worden, zum ei- Festveranstaltung im Bauhaus Dessau . Der voll nen für attraktive Standortrahmenbedingungen besetzte Bauhaussaal, die Gäste, die Redner, das und neue zeitgemäße Umweltschutztechnolo- Programm sowie die eher bauhausuntypische gien, zum anderen insbesondere auch zur Sa- Foyergestaltung, ließen den Tag zu einem wirkli- nierung der Umweltschäden der Vergangenheit . chen Höhepunkt werden . Dies habe in der gesamten Region zu deutlich Unter den Gästen waren auch die Frauen und spürbaren Verbesserungen der Luft- und Gewäs- Männer der ersten Stunde, jene, die das Gebiet sergüte geführt . Sachsen-Anhalt war und ist ein damals aus der Taufe hoben bzw . wissenschaft- Industrie­land, d .h . es wird auf die Ansiedlung liche Vorarbeiten dazu leisteten, eine leistungs- umweltschonend wirtschaftender Firmen beson- fähige Gebietsverwaltung einrichteten und mit deres Augenmerk gerichtet . Sachverstand und Weitblick die Entwicklung des Im Programm hatten die Juniorranger aus dem Biosphärenreservates vordachten . Aber auch vie- Landkreis Wittenberg ihren Bühnenauftritt mit le heute aktive Mitstreiter, darunter Bundes-, Lan- einer originellen Vorführung und dem deut- des- und Kommunalpolitiker, Mitarbeiter anderer lich vernehmbaren Appell an alle anwesenden deutscher Großschutzgebiete und Behörden, Ver- „Chefs“, Vorbild zu sein in Umweltschutzfra- treter aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft gen und sich weiterhin stark zu machen für sowie ehrenamtliche Naturschutzhelfer, waren Umwelt(bildungs)projekte . erschienen, um 30 Jahre Biosphärenreservat noch Per Videobotschaft meldete sich Herr Dr . Natara- einmal Revue passieren zu lassen und Erinnerun- jan Ishwaran, Direktor der UNESCO-Abteilung für gen zu beleben . Dazu bot insbesondere der fest- Umwelt- und Erdwissenschaften, zu Wort . Er be- liche Empfang im Anschluss an das Programm dauerte es sehr, wegen einer UNESCO-Konferenz Gelegenheit . nicht persönlich in Dessau zu sein . Ein Biosphä- Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt renreservat der ersten Generation sei die Mit- Sachsen Anhalts, das zur Festveranstaltung gela- telelbe, die Meilensteine in der internationalen den hatte, wurde durch den Abteilungsleiter und Entwicklung der Biosphärenreservate, z . B . die amtierenden Staatssekretär, Herrn Dr . Wolfgang Sevilla-Strategie und der Madrid-Aktionsplan, Milch, vertreten . hätten in den vergangenen 30 Jahren auch seinen

185 Abb. 1: Herr Prof . Dr . Wolfgang Böhmer (Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt), Herr Dr . Wolf- gang Milch (Abteilungsleiter Naturschutz, Wasserwirtschaft, Bodenschutz, Altlasten im Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt; rechts) und Herr Guido Puhlmann (Leiter des Biosphärenreservates Mittelelbe; links) während der Festveranstaltung am 19 .10 2009. in Dessau . Foto: A . Winger .

Weg begleitet . Neue Themen seien hinzugekom- re Elbe, bei dem erst kürzlich die Bauarbeiten zur men, wie der Klimawandel, Probleme der Urba- Deichrückverlegung, einem Kernstück des Pro- nisierung von Naturlandschaften und Fragen der jektes, begonnen haben . Er zeichnete auch jenen nachhaltigen Regionalentwicklung . Als beispiel- Weg nach, den das Weltnetz der Biosphärenreser- haft bezeichnete der Wissenschaftler, wie es im vate seit 1976 ging (dem Jahr der Anerkennung Biosphärenreservat Mittelelbe gelungen sei, ein der ersten Reservate) und unter sich verändern- Netzwerk aus Akteuren verschiedenster Lebens- den natürlichen und gesellschaftlichen Bedin- und Wirtschaftsbereiche zu knüpfen und an der gungen noch zu gehen hat . Gebietsentwicklung zu beteiligen . Von solchen In weiteren Redebeiträgen sprachen Herr Dr . Modellen können andere Gebiete lernen . Darü- Wolfgang Milch, Frau Gertrud Sahler, Vorsitzen- ber hinaus gibt es weltweit einen reichen Erfah- de des MAB-Nationalkomitees und Herr Klemens rungsschatz, an dem das Biosphärenreservat Mit- Koschig, Oberbürgermeister der Stadt Dessau- telelbe teilhaben sollte . Hervorgehoben wurde Roßlau dem Jubilar Biosphärenreservat Glück- auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit wünsche und Anerkennung aus und zeichneten den Biosphärenreservaten Lobau in Österreich ihre Bilder des Gebietes aus beruflicher Sicht und und Volzhko Kamsky in Russland . persönlicher Berührung . Der Präsident der Deutschen UNESCO-Kommis- sion, Herr Walter Hirche, lobte in seiner Festrede die positive Gebietsentwicklung, insbesondere mit Blick auf das Naturschutzgroßprojekt Mittle-

186 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 46. Jahrgang • 2009 • Sonderheft: 187–203

Publikationsliste zum Biosphärenreservat Mittelelbe ab 2004 (Auswahl)

Die nachfolgende Literaturzusammenstellung Literatur ab 2004 enthält eine Auswahl von Publikationen mit Bezügen zum Biosphärenreservat Mittelelbe ab Altermann, M., Rinklebe, J., Merbach, I., Kör- dem Jahr 2004 . schens, M., Langer, U. & B. Hofmann (2005): Chernozem - Soil of the Year 2005 . - Journal of Umfangreiche Literaturverzeichnisse bis ein- Plant Nutrition and Soil Science 168(6): 725-740 . schließlich 2004 sind in folgenden Monographi- Baborowski, M., Claus, E., Friese, K., von der en und Beiträgen (in zeitlicher Reihenfolge) ent- Kammer, F., Kasimir, P., Pelzer, J. & P. Heinin- halten: ger (2005): Comparison of different monitoring programs of the 2002 summer flood in the river Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- Elbe . - Acta Hydroch . Hydrob . 33(5): 404-417 . halt (Hrsg ). (1997): Ausgewählte Literatur mit Baborowski, M., Mages, M., Hiltscher, C., Mat- Zuordnung zu den Schutzgebieten . - In: Die schullat, J. & H. Guhr (2005): Former mining Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts . - Jena/ activities influence Uranium concentrations in Stuttgart/ Lübeck/ Ulm (Gustav Fischer): 492- the Elbe river near Magdeburg . - In: Merkel, B. 540 . J. & A. Hasche-Berger (Hrsg .): Uranium in the Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- environment . Mining impact and consequen- halt (Hrsg .) (2000): Literatur . - In: Die Land- ces . - Berlin (Springer): 585-592 . schaftsschutzgebiete Sachsen-Anhalts . - Halle: Baborowski, M., Büttner, O., Morgenstern, P., 432-487 . Kruger, F., Lobe, I., Rupp, H. & W. von Tümpling Müller, J. unter Mitarbeit von P. Dornbusch, (2007): Spatial and temporal variability of se- L. Reichhoff, U. Ruge, S. Schlosser und R. diment deposition on artificial-lawn traps in Schönbrodt (2002): Publikationsliste zum a floodplain of the River Elbe . - Environmental Andenken an Herrn Prof . Dr . Peter Hentschel . Pollution 148(3): 770-778 . - Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 39(1): Baborowski, M., Krüger, F., Büttner, O., Mor- 46-49 . genstern, P., Lobe, I., von Tümpling, W., Rupp, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- H. & H. Guhr (2007): Transport and fate of dis- halt (Hrsg .) (2003): Fortsetzung der Literatur . solved and suspended particulate matter in - In: Die Natur- und Landschaftsschutzgebie- the Middle Elbe region during flood events . - In: te Sachsen-Anhalts . Ergänzungsband . - Halle: Westrich, B. & U. Förstner (Hrsg ):. Sediment 240-308, 415-441 . dynamics and pollutant mobility in rivers . An 25 Jahre Biosphärenreservat an der mittleren Elbe interdisciplinary approach . - Environmental (2005): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Science and Engineering . - Berlin (Springer): Sonderheft 2005: 18-19, 39-42, 49-50, 60-62 . 197-206 . Baborowski, M. & E. Bozau (2008): Uran im Ober- flächenwasser der Mittleren Elbe Wasser 2008 . Jahrestagung der Wasserchemischen Gesell- schaft, Trier, 28 -30. 4. .2008 . Gesellschaft Deut- scher Chemiker e V. . - GDCh -. Berlin: 336-340 .

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202 Weitere Schriftenreihen und Publikationen

Biosphärenreservat Mittlere Elbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2002: Stille . Biosphärenreservat Mittlere Elbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2005: Genius Loci . Biosphärenreservat Mittlere Elbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2006: Zeit . Biosphärenreservat Mittelelbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2007: Erinnerung . Biosphärenreservat Mittelelbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2008: Mythos . Biosphärenreservat Mittelelbe, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Stiftung Bauhaus Dessau, Stif- tung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt (Hrsg .) 2009: Genuss . Hochschule Anhalt (FH) (Hrsg .): Halboffene Weidelandschaft auf dem ehemaligen Trup- penübungsplatz „Oranienbaumer Heide“- In- formationsflyer . Veröffentlichungen der LPR Landschaftsplanung Dr . Reichhoff GmbH (2004): Auenwaldtagung zur fachlichen Begleitung des Naturschutz- großprojektes von gesamtstaatlich repräsen- tativer Bedeutung „Mittlere Elbe“ . - Dessau, Heft 2: 76 S . Veröffentlichungen der LPR Landschaftsplanung Dr . Reichhoff GmbH (2005): Standortkundli- che, ökofaunistische und vegetationsdynami- sche Untersuchungen im Rahmen des Natur- schutzgroßprojektes „Mittlere Elbe“ . - Dessau, Heft 3: 79 S . Veröffentlichungen der LPR Landschaftsplanung Dr . Reichhoff GmbH (2008): Die Rot-Esche (fa- xinus pennsylvanica) – eine invasive Baumart in den Hartholzauenwäldern des Mittelelbege- bietes? - Dessau, Heft 4: 72 S .

203 Adressen der Autoren

Dr. Andreas Anlauf Dr . Sabine Duquesne Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) UFZ – Helmholtz Zentrum für Umweltfor- Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz schung, Department System-Ökotoxikologie, anlauf@bafg .de Department Naturschutzforschung Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Andreas Berbig sabine .duquesne@ufz .de Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Postfach 1382, 06813 Dessau-Roßlau Prof . Dr . Frank Dziock andreas .berbig@lvwa .sachsen-anhalt .de Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin, Sekr . AB1 Prof . Dr . Armin Bischoff Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin Agrocampus Ouest, Centre d’Angers, Institut frank .dziock@tu-berlin .de National d’Horticulture et de Paysage (INHP) Département Sciences Biologiques, 2 Dr . Raffael Ernst Rue André Le Nôtre, F-49045 Angers Museum für Tierkunde, Senckenberg Natural (Frankreich) History Collections Dresden, A . B . Meyer armin bischoff@agrocampus-ouest. .fr Building, 01109 Dresden raffael ernst@senckenberg. .de Kitty Bleßner Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Prof . Dr . Birgit Felinks Landwirtschaft, Ökotrophologie und Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landschaftsentwicklung Landwirtschaft, Ökotrophologie und Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Landschaftsentwicklung Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Thomas Briesenick b .felinks@loel .hs-anhalt .de Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin, Sekr . AB1 Dr. Francis Foeckler Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin ÖKON Gesellschaft für Landschaftsökologie, Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH Arlena Brosinsky Hohenfelser Str . 4, Rohrbach, 93183 Kallmünz UFZ – Helmholtz-Zentrum für Umweltfor- foeckler@oekon .com schung, Department Naturschutzforschung Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Dr . Klaus Follner Bundesamt für Naturschutz René Ceko Konstantinstr . 110, 53179 Bonn Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich klaus .follner@bfn .de Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung Bettina Geiger Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin, Sekr . AB1 Oskar Deichner Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin ÖKON Gesellschaft für Landschaftsökologie, Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH Hohenfelser Str . 4, Rohrbach, 93183 Kallmünz deichner@oekon .com

204 Michael Gerisch Dr. Christiane Ilg UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ UFZ - Helmholtz Zentrum für Umweltfor- forschung, Department Naturschutzforschung schung, Department Naturschutzforschung Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Permoserstraße 15, 04318 Leipzig michael .gerisch@ufz .de christiane ilg@ufz. de.

Helmut Giebel Dr . Timm Karisch Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) Museum für Naturkunde und Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz Vorgeschichte Dessau giebel@bafg de. Askanische Straße 32, 06842 Dessau-Roßlau

Dr . Judith Glaeser Sebastian Körnig UFZ – Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Schwalbenweg 2, 06110 Halle forschung, Department Naturschutzforschung Sebastiankoernig@aol com. Permoserstraße 15, 04318 Leipzig judith .glaeser@web .de Franziska Konjuchow UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Sven Guttmann forschung, Department Naturschutzforschung Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Landwirtschaft, Ökotrophologie und franziska .konjuchow@ufz .de Landschaftsentwicklung Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Madlen Kreibich UFZ - Helmholtz-Zentrum für Umwelt­ PD Dr . Klaus Henle forschung, Department Naturschutzforschung UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Permoserstraße 15, 04318 Leipzig forschung, Department Naturschutzforschung Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Iris Kröger klaus henle@ufz. .de UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ forschung, Department System-Ökotoxikologie Isabel Hering Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der iris kroeger@ufz. .de TU Berlin, Sekr . AB1 Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin Frank Krüger isabel .hering@googlemail .com ELANA Boden Wasser Monitoring Dorfstr . 55, 39615 Falkenberg Volker Hüsing frank krueger@ufz. .de Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz Dr . Boris Lehmann huesing@bafg de. Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Institut für Wasser und Gewässerentwicklung Karl-Heinz Jährling Kaiserstr . 12, 76131 Karlsruhe Landesbetrieb für Hochwasserschutz b .lehmann@kit edu. und Wasserwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt Dr . Ilona Leyer Otto-von-Guericke-Str . 5, 39104 Magdeburg Universität Marburg, AG Naturschutzbiologie karl-heinz jaehrling@lhw. mlu. sachsen-anhalt. de. Karl-von-Frisch-Straße 8, 35032 Marburg leyer@staff .uni-marburg .de

205 Dr. Matthias Liess Arno Schanowksi UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Institut für Landschaftsökologie und forschung, Department System-Ökotoxikologie Naturschutz (ILN) Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Sandbachstraße 2, 77815 Bühl matthias .liess@ufz .de arno .schanowski@ilnbuehl de.

Eva Mosner Sven Schicketanz Universität Marburg, AG Naturschutzbiologie Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der aktuelle Adresse: TU Berlin, Sekr . AB1 Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin Am Mainzer Tor 1, 56058 Koblenz mosner@bafg .de Hans Schmidt ÖKON Gesellschaft für Landschaftsökologie, Susanne Osterloh Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Hohenfelser Str . 4, Rohrbach, 93183 Kallmünz Landwirtschaft, Ökotrophologie und schmidt-wolfersdorf@t-online .de Landschaftsentwicklung Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Dr . Sandra Schneider s .osterloh@loel .hs-anhalt .de Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Institut für Wasser und Gewässerentwicklung Andreas Passing Kaiserstr . 12, 76131 Karlsruhe UFZ - Helmholtz-Zentrum für Umwelt­ sandra .schneider@kit .edu forschung, Department Naturschutzforschung Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Mathias Scholz UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Guido Puhlmann forschung, Department Naturschutzforschung Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Permoserstraße 15, 04318 Leipzig Postfach 13 82, 06813 Dessau-Roßlau mathias .scholz@ufz de. bioresme@lvwa .sachsen-anhalt .de Annett Schumacher Andreas Regner Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Postfach 1382, 06813 Dessau-Roßlau Postfach 13 82, 06813 Dessau-Roßlau annett schumacher@lvwa. .sachsen-anhalt .de andreas .regner@lvwa .sachsen-anhalt .de Eckart Schwarze Susanne Reinhardt Burgwallstr . 47, 06862 Dessau-Roßlau Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Postfach 1382, 06813 Dessau-Roßlau Sebastian Schwäbe susanne reinhardt@lvwa. .sachsen-anhalt .de Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Dr . Holger Rupp Landschaftsentwicklung UFZ - Helmholtz-Zentrum für Umwelt­ Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg forschung, Lysimeterstation Falkenberg, Department Bodenphysik Stefan Siegl Dorfstr . 55, 39615 Falkenberg Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der holger .rupp@ufz .de TU Berlin, Sekr . AB1 Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin

206 Christian Timpe Dr . Steffen Zacharias Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Landwirtschaft, Ökotrophologie und forschung, Department Monitoring und Landschaftsentwicklung Erkundungstechnologie Strenzfelder Allee 28, 06406 Bernburg Permoserstraße 15, 04318 Leipzig steffen .zacharias@ufz de. Dr . Wolf von Tümpling UFZ - Helmholtz Zentrum für Umwelt­ Axel Zehle forschung, Department Fließgewässerökologie Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Brückstraße 3a, 39114 Magdeburg Postfach 1382, 06813 Dessau-Roßlau wolf vontuempling@ufz. .de

Michael Unruh Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe Postfach 1382, 06813 Dessau-Roßlau michael unruh@lvwa. .sachsen-anhalt .de

Kamila Wacowska Fachgebiet Biodiversitätsdynamik der TU Berlin, Sekr . AB1 Rothenburgstr . 12, 12165 Berlin

Guido Warthemann LPR Landschaftsplanung Dr . Reichhoff GbR Zur Großen Halle 15, 06844 Dessau-Roßlau guido warthemann@lpr-landschaftsplanung. . com

Dr . Ulrike Werban UFZ – Helmholtz Zentrum für Umwelt­ forschung, Department Monitoring und Erkundungstechnologie Permoserstraße 15, 04318 Leipzig ulrike werban@ufz. de.

Armin Wernicke Biosphärenreservat Mittelelbe Nr . 23, 14715 Schollene OT Ferchels armin wernicke@lvwa. .sachsen-anhalt

Nadja Winter Katharinenstraße 15, 06886 Luth . Wittenberg nadja_winter2002@yahoo .de

207 ISSN 0940-6638 Hinweise für Autoren: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte Herausgeber: wird keine Haftung, insbesondere keine Ver- Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt pflichtung zur Veröffentlichung übernommen . Fachbereich Naturschutz Grundsätzlich werden nur bisher unveröffent- PF 200841 · 06009 Halle (Saale) lichte Beiträge angenommen . Es wird gebeten, Tel .: (0345) 5704 601 · Fax: (0345) 5704 605 die Manuskripte als Fließtext auf Datenträger an E-Mail: fachbereich4@lau .mlu .sachsen-anhalt .de die Redaktion einzureichen . Grafiken und Abbil- Internet: http://www .lau-st .de dungen sollen im Originalformat geliefert und nicht in den Text integriert werden . Der Umfang Redaktion: des Manuskriptes sollte zehn Seiten (ca . 4 .200 Zei- Steffen Szekely chen) nicht überschreiten . Die Autoren sind für Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt den fachlichen Inhalt ihrer Beiträge selbst ver- Fachbereich Naturschutz antwortlich . Die von ihnen vertretenen Ansich- Reideburger Str . 47 · 06116 Halle (Saale) ten und Meinungen müssen nicht mit denen des in Zusammenarbeit mit Mathias Scholz (UFZ - Herausgebers übereinstimmen . Eine redaktionel- Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Leip- le Überarbeitung wird abgestimmt . Die Beiträge zig) und Michael Unruh (Biosphärenreservats- können nicht honoriert werden, es werden zehn verwaltung Mittelelbe Dessau) Exemplare des jeweiligen Heftes zur Verfügung gestellt . Schriftleitung: Steffen Szekely (Landesamt für Umweltschutz Vertrieb: Sachsen-Anhalt), Dr. Wolfgang Böttcher (Mi- Naturschutz- und andere Behörden und Dienst- nisterium für Landwirtschaft und Umwelt Sach- stellen sowie haupt- und nebenamtliche Na- sen-Anhalt), Fred Braumann (Naturparkver- turschutzmitarbeiter/innen im Land Sachsen- waltung Drömling), Egbert Günther (Untere Anhalt erhalten die Zeitschrift kostenlos . Alle Naturschutzbehörde Landkreis Harz), Dr. Mat- kostenlos abgegebenen Hefte dürfen auch nur thias Jentzsch (Landesamt für Umweltschutz kostenlos weitergegeben werden . Käuflicher Be- Sachsen-Anhalt), Dr. Hans-Ulrich Kison (Na- zug gegen eine Schutzgebühr über Bestellung tionalparkverwaltung Harz), Dr. Ulrich Lange bei NATURA Fachbuchhandlung · Adolf-Grimme- (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt), Ring 12 · 14532 Kleinmachnow Dr. Lutz Reichhoff (LPR Landschaftsplanung Dr . Tel .: (033203) 22468 Reichhoff GmbH), Robert Schönbrodt und Dr . Uwe Thalmann (Landesverwaltungsamt Sach- sen-Anhalt) Schutzgebühr: 5,00 €

Gestaltung und Satz: Satzstudio Borngräber Nachdrucke – auch auszugsweise – sind nur mit Johannisstraße 15 · 06844 Dessau-Roßlau ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet . Druck: Gedruckt auf Papier mit 50 % Altpapieranteil . Halberstädter Druckhaus GmbH Osttangente 4 · 38820 Halberstadt

Kartendarstellung mit Genehmigung des Lan- Titelbild: Altwasser im Hartholz-Auenwald bei desamtes für Vermessung und Geoinformation Dessau-Groß Kühnau . Foto: M . Scholz . Sachsen-Anhalt . Geobasisdaten© LVermGeo LSA (www .lvermgeo .sachsen-anhalt .de) |10008

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