Berufsorientierungskurse Für Frauen
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Berufsorientierungskurse für Frauen Eine Dokumentation 1992–2013 Berufsorientierung für Frauen Im Landkreis Limburg–Weilburg gibt planen. Diese Entscheidung will gut es einmal im Jahr ein feststehendes überlegt sein, denn schließlich beein- Bildungsangebot für Frauen, die nach flusst sie das weitere Leben auf vie- einer Familienphase wieder in das le Jahre hinaus. Erwerbsleben einsteigen wollen. Alle Teilnehmerinnen erfahren neben Schon zum 23. Mal seit 1992 wird der fachlichen Qualifizierung durch der Motivations- und Orientierungs- die Bildungsmaßnahme eine persönli- kurs vom Kreisfrauenbüro in Zusam- che Weiterbildung. menarbeit mit dem Familienzentrum Müze e.V. Limburg organisiert und „Der Berufsorientierungskurs macht durchgeführt. Frauen Mut, das –Unmögliche- zu wagen, um das –Mögliche- zu er- Damit die Qualität des Kurses garan- reichen“. tiert ist und der Spagat zwischen Beruf und Familie gelingt, wird er Die Durchführung des Berufsorien- pädagogisch begleitet. tierungskurses wird aus Kreismitteln finanziert. Bis 2013 haben 301 Frauen mit Er- folg an den Kursen teilgenommen, und viele von ihnen haben den Wie- dereinstieg in ein festes/befristetes Arbeitsverhältnis oder in einen 400- Euro-Job geschafft. Einige Frauen haben sich auch im Anschluss an dem Kurs für eine Ausbildung, Umschu- lung oder für eine Selbstständigkeit entschieden. Für die Familienfrauen beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wenn die Kinder „flügge“ werden und die eige- nen Wünsche und Ziele wieder in den Vordergrund rücken, dann wird es Zeit, einen beruflichen Einstieg zu - 1 - Berufsorientierungskurs – Was ist das? Ein Berufsorientierungskurs ist ein Die Teilnehmerinnen erhalten keinen Kurs für Frauen, die nach längerer neuen Berufsabschluss, vielmehr Familienarbeit wieder in das Er- werbsleben zurückkehren wollen oder liegt der Schwerpunkt auf der müssen. Dabei spielt es keine Rolle, Orientierung. ob die Frauen 5 Jahre oder 20 Jahre Sie lernen, ihre eigene Situation zu Hause geblieben sind. Der erlern- durchzuleuchten sowie sich über ihre te Beruf, die Berufsbranche oder Wünsche und Vorstellungen klar zu der Schulabschluss haben keinen werden. Entsprechend der persönli- Einfluss auf die Teilnahme. chen Fähigkeiten, der Ausbildung und individuellen Situationen werden „Wo stehe ich?“ und „Wo will ich Wege zur Realisierung aufgezeigt. hin?“, den Weg überwinden nämlich, „Wie komme ich dahin?“, dabei hilft Sie erhalten Entscheidungshilfen, ob der Orientierungskurs. Für viele sie in den alten Beruf zurückkehren Frauen ist es besonders entschei- oder etwas Neues wagen wollen. Eine dend, für sich selbst zu klären, wie Entscheidung wäre es jedoch auch, sie ihr bisheriges Familienleben mit mit dem Wiedereinstieg noch zu war- einer außerhäuslichen Tätigkeit ver- ten, weil es die derzeitige familiäre einbaren können. Dazu erhalten die Situation nicht zulässt. Teilnehmerinnen des Berufsorientie- rungskurses Hilfestellungen und Tipps, um Zeit neu zu verteilen und Arbeit anders zu organisieren. (von links) Sonya Rideevitage Don (Kursleiterin), Frauke Starkloff (Familienzentrum Müze e.V.) und Ute Jungmann-Hauff (Kreisfrauenbeauftragte) bei der Planung des BOK-Kurses. - 2 - Kursprogramm Situationsanalyse Zeitmanagement Bewerbungstraining Rhetorik Kommunikation/Sprache Durchsetzungsstrategien Einführung in die EDV Einführung ins Internet Netzwerke für Frauen/Gremien Rolle der Frau in der Gesellschaft Arbeitsrecht und Alterssicherheit Besuch des BIZ/Arbeitsagentur Mobbing am Arbeitsplatz Charisma Authentisches Auftreten Outfit Besprechungstage Nachtreffen - 3 - Inhalte und Dauer Der Berufsorientierungskurs findet Weitere Unterrichtseinheiten sind an drei bis fünf Vormittagen in der Zeitmanagement, Durchsetzungstra- Woche -je nach Unterrichtseinheit- tegien und Authentisches Auftreten, über einen Zeitraum von drei Mona- die einen erfolgreichen Start im Be- ten in Limburg statt und beinhaltet ruf garantieren sollen. Zudem wer- am Ende ein dreiwöchiges Praktikum. den die Grundkenntnisse in EDV/ In- ternet und Kommunikationstechniken Der Kurs beginnt jedes Jahr nach vermittelt, die in allen Berufsbran- den Sommerferien. chen als Vorraussetzung gelten. Die Kursinhalte dienen einerseits der Zum Ende des Berufsorientierungs- Stabilisierung der Persönlichkeit und kurses findet ein dreiwöchiges Prak- zum anderen der Aktualisierung des tikum statt. Die Praktikumsstelle Wissenstandes. wird selbständig gesucht. Den Teil- nehmerinnen ist es freigestellt, Eine Einführung- und Orientierungs- halbtags oder ganztags zu arbeiten. woche dient dem Kennen lernen un- Erfahrungsgemäß wird eine Prakti- tereinander und dem Erstellen einer kumsstelle in dem Bereich gewählt, individuellen Situationsanalyse. Jede den die Teilnehmerin kennen lernen Teilnehmerin klärt ihre persönlichen will. Dies kann entweder ein neues und beruflichen Voraussetzungen Arbeitsgebiet erschließen oder dazu sowie die sich daraus ergebenden dienen, veränderte Anforderungen in realistischer Weise anzustrebenden einer bereits bekannten Branche zu Ziele ab. prüfen. Grundlegender Bestandteil dieses Die erhaltenen Einblicke während Kurses, der den beruflichen Wieder- des Praktikums sind sehr wichtig, einstieg fördern soll, ist ein Bewer- weil sie einen realistischen Aus- bungs- und Rhetoriktraining, um schnitt aus der Praxis der Berufstä- Wissensdefizite und Verhaltensunsi- tigkeit darstellen. cherheiten abzubauen. Jede Teil- nehmerin erarbeitet für sich eine Bewerbungsmappe. Im Berufs- und Informationszentrum der Agentur für Arbeit erhalten die Teilnehme- rinnen gezielte Informationen über die Arbeitsmarktlage im Landkreis. - 4 - Pädagogische Begleitung Die Kursleiterin begleitet die Teil- die übrigen Familienmitglieder ge- nehmerinnen über drei Monate und zwungen sind, ihre Rollen zu über- steht für Einzelgespräche zur Ver- denken und zu verändern. Die meis- fügung. ten Frauen erfahren deshalb zu- An speziellen Besprechungstagen nächst große Widerstände und nicht werden Kursinhalte aufgearbeitet, immer Unterstützung. intensiviert und folgende vorberei- tet. Die Aufgabe der pädagogischen Be- Es findet ein ständiger Austausch gleitung ist es, den Kursteilnehme- statt über Vereinbarkeit der Famili- rinnen in ihrem Aufbruch, ihrem neu- enarbeit, Standortbestimmung der en Selbstbewusstsein, ihrem Besin- eigenen Wünsche und Ziele, Wis- nen auf ihre vielfältigen Talente und sensvermittlung und Neuorientierung Fähigkeiten, trotz aller Rückschläge in der veränderten Arbeitswelt. und Konflikte, Mut zu machen und zu motivieren, ihre Ziele nicht aus den Die Realität zeigt, dass dadurch, Augen zu verlieren und ihre Vorha- dass die Frauen ihre Rolle als Haus- ben in die Tat umzusetzen. frau und Mutter verändern und zu- rück ins Erwerbsleben wollen, auch Einen herzlichen Dank den Kursleiterinnen, die zur konzeptionellen Entwicklung der Kurse beigetragen haben und die durch ihre pädagogische Kompetenz den Teilnehmerinnen bei ihrer künftigen Lebensplanung hilfreich zur Seite standen. 1992 Sabine Möhrle 1993 – 1997 Karin Bernhauer 1998 – 2005 Hertha Kerstein 2003 Verena Rüb 2005 – 2011 Sonya Rideevitage Don 2011 - 2013 Christa Draaf, Manuela Lück 2014 Sonya Rideevitage Don Sonya Rideevitage Don (Kursleiterin) - 5 - Erfahrungsberichte ehemaliger Teilnehmerinnen BOK 1992 Mein Wunsch war es, meine Potentiale Bärbel Faustmann besser zu entfalten. Der Kurs zeigte 1.) Was hat Sie be- mir einen Weg auf, meine Stärken wogen, den Kurs zu heraus zu arbeiten, um daraus für besuchen? mich das Beste zu machen. Ich bin gelernte Kran- kenschwester, bin ver- 3.) Was war Ihr Ziel am Ende des heiratet und habe drei Kurses? Kinder. Damals, 1992, Ich wollte Journalistin werden. Mein habe ich meine Tätigkeit als Kranken- Praktikum absolvierte ich beim schwester auf eigenen Wunsch been- „Weilburger Tageblatt“ und wurde im det, und ich war mit 35 Jahren auf Anschluss daran als freie Mitarbeite- der Suche nach einer neuen Perspek- rin beschäftigt. tive. 4.) Was machen Sie heute? Vier Jahre später (1996) im Alter von 2.) Was hat sich während des Kur- 39 Jahren bekam ich bei der Kir- ses entwickelt oder verändert? chenzeitung „Der Sonntag“ eine Stel- Meine Einstellung zu mir veränderte le für das Volontariat. Seit erfolgrei- sich, ich traute mir mehr zu und er- chem Abschluss bin ich als Redakteu- kannte, dass mehr in mir steckte. rin (halbtags) dort beschäftigt. BOK 1999 Ich lernte während des Kurses mei- Elke Angermann nen Tag neu zu strukturieren und 1.) Was hat Sie meine Zeit besser zu managen. Die bewogen, den Familie war mit meinem Weg einver- Kurs zu besuchen? standen, und ich hatte den Mut ge- Ich bin gelernte funden, mich wieder beruflich zu ori- „hauswirtschaftliche entieren. Betriebsleiterin“, bin verheiratet und habe 3.) Was war Ihr Ziel am des Ende drei Kinder. Kurses? Mit 36 Jahren wollte ich Abwechs- Mein Ziel war für mich, eine Tätigkeit lung in meinen Alltag bringen. Meine zu finden, die mir Freude macht. Mein Kinder waren zu der Zeit schulpflich- Praktikum machte ich im Reformhaus, wo ich auch weiter arbeitete. tig, und es war Zeit Neues zu probie- ren. 4.) Was machen Sie heute? Vor zwei Jahren, im Alter von 45 2.)Was hat sich während des Kur- Jahren, habe ich mich selbständig ses entwickelt oder verändert? gemacht. Ich gründete eine Haus- haltsagentur. Wir, meine Mitarbeite- - 6 - rinnen und ich, unterstützen Familien rund um den Haushalt. oder Einzelpersonen bei Arbeiten BOK 2001 Rositta Viehmann 1.) Was hat Sie bewo- ist. Ich hatte mich verändert, ich gen, den Kurs zu besu- wollte mehr. chen? Ich bin gelernte Büro- 3.)