1862 – 2012

150 Jahre

Deutsche Gesellschaft zu

Standarte der Deutschen Gesellschaft

1862 – 2012

Die Deutsche Gesellschaft zu Stockholm über drei Jahrhunderte

1862 hatte wohl noch niemand an das 21. Jahrhundert gedacht. Die Gründer der Deutschen Gesellschaft vermutlich auch nicht!

Nach dreimal 50 Jahren wird es gewiss für viele der jüngeren Mitglieder interessant sein, einen Einblick in die Geschichte der Deutschen Gesellschaft zu bekommen.

Diese Chronik ist eine Fortführung der beiden vorherigen Gedenkschriften zum 50. und zum 100. Stiftungsfest, in denen jeweils die letzten 50 Jahre ausführlicher dargestellt werden. Sie wurde aus dem Archiv der Gesellschaft zusammengetragen.

Eine Übersicht über die Zusammensetzung des Vorstandes in diesen 150 Jahren ist am Ende eingefügt.

Otto Blank

Bernhard Franke

Emil Eggers

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Erste Seite aus dem Original Protokoll vom 23. August 1862

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Beginn der Zeitreise …

1862 Stiftung der Deutschen Gesellschaft Die deutsche Gesellschaft "Concordia" hatte zwar seit 1851 bestanden, aber offenbar wurde sie nicht ganz den Wünschen der nach Neuem strebenden Jugend gerecht. Die Wirkung innerdeutscher Strömungen, hin zu einem alle Deutschen umfassenden Reich wurde im Ausland extremer als in der Heimat empfunden. Dies führte dazu, dass sich Deutsche aus verschiedenen Ländern und Stämmen näher- kamen und die Unterschiede in Sprache und Herkunft leichter überwinden konnten. Warum sonst hätten sich wohl am Samstag, dem 23. August des Jahres 1862 zwanzig junge Herren, deren Mehrzahl das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht hatte, im Café Diana auf Djurgården zusammengetan, um über die Gründung eines deutschen Vereins ausführlicher zu verhandeln. Das Café Diana auf Djurgården war ein einfaches Wirts- haus, welches abgesehen von der bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Geschichte wenig zu bieten hatte. Der seinerzeit erst 22-jährige Otto Blank ergriff die Initiative zur Gründung der Deutschen Gesellschaft. Dabei unterstützten ihn einige wenige junge Leute mit deutschem Hintergrund, wie Emil Eggers und Bernhard Franke. Es gab allerdings auch Landsleute, die eher die Ansicht vertraten, in Schweden solle man lieber „schwedische Art und Sitte“ pflegen, um nicht „deutsch patriotische Bestre- bungen“ aufkommen zu lassen. Dies vor dem Hintergrund, dass 1848 der Versuch, in Deutschland ein „Deutsches Reich“ zu begründen, gegen den Widerstand der deutschen Fürsten und insbesondere des Königs von Preußen nicht durchgesetzt werden konnte. Das Deutsche Kaiserreich wurde ja erst 1871 gegründet und bestand bis 1918. Also eine sehr bewegte politische Situation in Deutschland und damit auch für die in Schweden lebenden Deutschen.

4 Es wurden vorläufige Statuten aufgestellt und ein Vorstand gewählt, bestehend aus den Herren: F. G. Nordmann, 1. Vorsitzender Joh. Kayser Schatzmeister Otto Blank Schriftführer R. Kospott - A. Schumburg - Otto Blank, einem der jüngsten Mitglieder, wurde von den versammelten Mitgliedern das Amt des Vorsitzenden angetragen. Dieser schlug das Amt jedoch aus, um als Schriftführer zu fungieren, was seiner Neigung und seiner Gewandtheit besser entsprach. Die „Deutsche Gesellschaft“ war hiermit gegründet. Im gleichen Jahr wurde Otto von Bismarck vom preußi- schen König Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten von Preußen berufen.

1863 Erster Gesellschaftsabend Von 1863 an hat man alljährlich einen Vorstand aus fünf Mitgliedern gewählt, dies ist bis heute satzungsgemäß unverändert. Allerdings wurde der Vorstand inzwischen auf Beschluss der Generalversammlung um Stellvertreter erweitert. Der erste Gesellschaftsabend der „Deutschen Gesellschaft“ wurde am Mittwoch, dem 1. Oktober 1862 im Tyska Lejonet, Skomarkargatan 34, Ecke Tyska Brinken gegenüber der Deutschen Kirche gelegen, abgehalten. Es folgten weitere Gesellschaftsabende in wechselnden Lokalitäten von unterschiedlicher Qualität. So entstand zwangsläufig der Wunsch nach einem eigenen, zumindest besser geeigneten, Lokal.

1864 Restaurant Berns Salonger Seit 1864 ist Franz Heiss, der Gründer der weit bekannten Hamburger Bryggeri, Mitglied der Gesellschaft. Er stellte gerne für zahlreiche Gesellschaftsabende je ein Fässchen seines Bieres zur Verfügung. Damit wurden auch die Kosten des Abends niedrig gehalten.

5 Im Frühling 1864 verabschiedete man sich in die Sommer- pause mit einer Theateraufführung im Lokal des Mitglieds Berns, aus dem das heutige Restaurant Berns Salonger hervorgegangen ist.

Berns Salonger

1865 Eigene Räumlichkeiten Der Wunsch nach einem eigenen Lokal für die wöchentlich stattfindenden Gesellschaftsabende führte zunächst dazu, dass 1865 auf Anregung des Vorsitzenden F.G. Nordmann ein „Lokalanschaffungs- Komitee“ gegründet wurde. Und im gleichen Jahr mietete man geeignete Räume in dem Haus Österlånggatan 41 in Gamla Stan an. Die Gesellschaft reservierte hierfür einen Betrag von 500 Riksdaler, und die Mittel für die Möblierung der Räum- lichkeiten wurden durch Aktienzeichnung der Mitglieder beschafft. Gleichzeitig wurde eine Bibliothek mit deutschen Büchern gegründet, die von einem Bibliothekar geleitet wurde. Diesem wurde auch das Zeitungswesen unterstellt, da inzwischen durch die Gesellschaft deutsche Zeitungen und Zeitschriften abonniert wurden. Unter den Zeitungen waren natürlich auch die „Gartenlaube“ und der „Kladdera- datsch“. 1866 schon wurden diese Räumlichkeiten gegen andere im Gebäude der königlichen Oper getauscht.

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Königliche Oper, Stockholm

1870 – 1871 Deutsch-Französischer Krieg Die hiesige Gesandtschaft übermittelte regelmäßig Berichte über den Verlauf des Krieges, weil schwedische Zeitungen zuweilen unzutreffende Berichte veröffentlichten. Dies mag vielleicht an der traditionellen Freundschaft Schwedens mit Frankreich gelegen haben. Viele der hier wohnhaften Deutschen, die bis dahin unserer Gesellschaft fern gestanden hatten, ließen sich nun als Mitglieder in die Deutsche Gesellschaft aufnehmen. Die Deutsche Gesellschaft knüpfte engere Beziehungen zur Preußischen Gesandtschaft. Die in den letzten Jahren prekär gewordene Finanzlage der Gesellschaft wurde dank energischen Durchgreifens des Schatzmeisters Julius Ungewitter erfolgreich saniert. Oskar Barth wurde auf der Generalversammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt.

1872 Oscar II wird König von Schweden Im Jahr 1872 wurde Oscar Fredrik Bernadotte - Oscar II. - König von Schweden. Außenpolitisch leitete Oscar II. die Umorientierung Schwedens ein, weg von der traditionellen Freundschaft mit

7 Frankreich und hin zu Deutschland, die bis 1930 hielt. Deutsch rückte zur ersten Fremdsprache an Schwedens Oberschulen auf. Dies hatte auch positive Auswirkungen für die Deutsche Gesellschaft, die inzwischen 80 Mitglieder zählte. Schon im Jahr 1872 stattete der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., Stock- holm einen Besuch ab. Bei diesem Anlass empfing er auch den Vorstand der Deutschen Gesellschaft. Hierdurch wurde die Gesellschaft „hoffähig“.

Oscar II. - König von Schweden

1873 Gesellschaft gibt Räumlichkeiten auf Die Räumlichkeiten der Deutschen Gesellschaft im Opern- haus wurden nach acht Jahren gänzlich aufgegeben. Der Erlös von 400 Kr. aus dem Verkauf der Möbel wurde dem Vorstand zur Verfügung gestellt.

1876 Deutscher Hülfsverein wird gegründet Am 22. März 1876 wurde von dem bereits 1874 zum 1. Vorsitzenden gewählten Franz Heiss der Vorschlag

8 unterbreitet, einen deutschen Verein zur Unterstützung not- leidender Landsleute zu bilden. Schon zuvor hatte die Gesellschaft Sammlungen durch- geführt, um Not zu lindern, 1870/71 für das deutsche Heer und 1872 für die Opfer der Sturmflut an der deutschen Ostseeküste. Dieser Vorschlag, gefördert durch den deutschen General- konsul von Redlich, wurde von den anwesenden Mit- gliedern sehr befürwortet und sogleich angenommen. Die Gründung des „Deutschen Hülfsvereins“ ist somit fest mit der Deutschen Gesellschaft verbunden. Der Hülfsverein besteht noch heute mit der gleichen Ziel- setzung, und viele Mitglieder der Deutschen Gesellschaft sind zugleich auch Mitglieder im Deutschen Hülfsverein. Seit 1987 ist unser erster Vorsitzender, Trutz v. Ahlefeld, auch Vorsitzender des Deutschen Hülfsvereins, Schirm- herrin ist Königin Silvia.

1877 Kaisers Geburtstag Die Deutsche Gesellschaft feierte den 80. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. indem sie zu einem großen Bankett einlud, an dem deutsche Diplomaten offiziell teilnahmen. Dies war die einzige Veranstaltung, zu der neben schwedi- schen Gästen auch Herren anderer deutscher Vereine eingeladen waren. Die Zahl der Mitglieder ist auf 90 angewachsen. Louis Fränkel, Mäzen und Chef der Svenska Handels- banken, wird im Alter von 26 Jahren Mitglied der Gesellschaft.

1883 Bücherschrank verschenkt Im März des Jahres beschloss man, jeweils am ersten Gesellschaftsabend eines Monats auf das Kartenspiel zu verzichten um eine bessere Unterhaltung zu ermöglichen. Im Mai schenkte man den Bücherschrank der Gesellschaft mitsamt den Büchern der Deutschen Schule in Stockholm, weil die Bücher für die Mitglieder der Gesellschaft doch von keinem Nutzen wären…

9 1887 25 Jahre Deutsche Gesellschaft Am 22. März wurde der 90. Geburtstag Kaiser Wilhelms I. mit einem glänzenden Fest im Hotel Rydberg gefeiert. Zur gleichen Zeit waren die beiden Vorsitzenden vom damaligen Gesandten von Pfuel zum Dinner geladen. Als besondere Geste kam der Gesandte mit den beiden Vor- sitzenden und weiteren seiner Gäste nach dem Dinner zu der Geburtstagsfeier ins Hotel Rydberg. Und im Oktober wurde das 25-jährige Bestehen der Deut- schen Gesellschaft mit einem Stiftungsfest im Hotel Ryd- berg festlich begangen. Die Anzahl der Mitglieder ist von 20 im Gründungsjahr auf über 100 gestiegen.

Ehemaliges Hotel Rydberg, am Gustav Adolfs Torg

1896 25. Gründungstag des Deutschen Kaiserreiches Carl Becker wird 1895 als Vorstandsvorsitzender in den Vorstand berufen und löst Franz Heiss nach 21 Jahren in dieser Position ab. Er ist ein Vorsitzender mit Anregungen sozialer, gesellschaftlicher und geistiger Art. Zur Feier des 25. Gründungstages des Deutschen Kaiser- reiches organisierte er am 18. Januar im Grand Hôtel eines der größten Feste, das die Gesellschaft bis dahin gegeben hatte. Dazu wurden auch Mitglieder der anderen deutschen

10 Vereine geladen. Der deutsche Gesandte Graf von Bray- Steinberg hielt dabei die Festrede. Den Anregungen von Carl Becker folgend taten sich zwölf stimmlich begabte Mitglieder zusammen, um unter Leitung des Musikdirektors der Deutschen Kirche, Julius Wiberg, den Quartettgesang regelmäßig zu pflegen. Leider mussten diese schönen Abende bald eingestellt werden weil nicht immer geeignetes Stimmenmaterial vorhanden war.

Stockholm 16. Januar 1896 Feier des 25. Gründungstages des Deutschen Kaiserreiches

1900 Gesellschaftsabende mit Damen Um 1900 war die Gesellschaft auf rund 100 Mitglieder angewachsen und es bewarben sich neben Kaufleuten, Bankiers und Fabrik-Besitzern inzwischen auch Ingenieure, Ärzte und Künstler um die Mitgliedschaft. In der Generalversammlung wurde beschlossen, zukünftig auch Gesellschaftsabende mit Damen vorzusehen. Am 29. Juni, vier Jahre nach dem Tod von Alfred Nobel, wurde in Stockholm die Nobelstiftung gegründet. Das Testament wurde am 5. Juni 1898 von den Erben Nobels anerkannt, wodurch die Gründung der Nobelstiftung im Jahr 1900 möglich wurde.

11 1901 Berühmte Mitglieder

Als erster Gelehrter wurde Hans von Euler-Chelpin Mitglied der Deutschen Gesellschaft. Er nahm 1902 die schwedische Staatsbürgerschaft an und erhielt 1929 gemeinsam mit Arthur Harden den Chemie-Nobelpreis für die Erforschung der alkoholischen Gärung von Kohlenhydraten und die Rolle der dabei beteiligten Enzyme.

1902 Standarte der Deutschen Gesellschaft Carl Becker überraschte zur Generalversammlung mit einer künstlerisch ausgeführten Standarte. Auf der Vorderseite die Nationalfarben schwarz weiß rot des neuen Deutschen Reiches und der Adler in der Mitte, umgeben vom Namen der Gesellschaft. Auf der weißen Rückseite in schwedischen Farben das Monogramm der Gesellschaft in der Mitte, eingerahmt von einem Eichenkranz. Darunter der von Carl Becker gewählte Wahlspruch: Seid einig, einig, einig! Dieser Wahlspruch ist wohl all unseren Mitgliedern bestens bekannt, das Monogramm ziert noch heute die Dokumente der Deutschen Gesellschaft.

12 1905 Deutsche Vereine schließen sich zusammen Im Januar wurde nach achtjähriger Bauzeit das neue Reichstags-Gebäude eingeweiht. Mit der Auflösung der Union mit Norwegen bekommt Schweden am 1. November eine neue, die heutige Flagge. Robert Schumburg wird zum 1. Vorsitzenden gewählt und löst Carl Becker ab, der 10 Jahre amtierte. Für die Vertreter der deutschen Regierung, die sich zum Abschluss des deutsch- schwedischen Handelsvertrages hier aufhielten, wurde ein Bierkommers gegeben. An der Spitze der Delegation stand Geheimrat Exzellenz Paul von Koerner, der uns auch später mit einigen seiner Mitarbeiter besuchte. Die übrigen deutschen Vereine hatten sich inzwischen zu einem Gesamtverein zusammengeschlossen. Die Deutsche Gesellschaft jedoch blieb weiterhin eigen- ständig und gab ihre Stellung nicht auf.

Geburtstagsfeier zu Ehren von Kaiser Wilhelm II.

1907 Carl Beckers Vermächtnis und Kaisergeburtstag Der Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. wurde in der Deutschen Gesellschaft am 27. Januar festlich begangen. Nach dem plötzlichen Tod unseres lieben Ehrenmitglieds Carl Becker am 3. Februar 1907 überreichte uns seine Frau Elisabeth Becker eine Urkunde, mit der sie der deutschen Gesellschaft in Stockholm die Summe von Kr. 10.000

13 übermittelte, deren Zinsertrag für alle Zeiten dem jewei- ligen Vorstand im Interesse und zur Hebung des Ansehens der Gesellschaft zur Verfügung stehen sollte.

1908 Audienz im königlichen Schloss Anlässlich des Besuchs Ihrer Majestäten des deutschen Kaisers Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria bei hiesigem Hofe, wurde durch Vermittlung des damaligen Gesandten Graf C. von Pückler für den Vorstand eine Audienz bei den Majestäten im königlichen Schloss zu Stockholm ermöglicht. Adolf Burchard wurde zum 1. Vorsitzenden und Max Däumichen, k. u. k. Generalkonsul, zum 2. Vorsitzenden gewählt.

Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria

14 1909 Gesandter Graf von Pückler übernimmt das Ehrenpräsidium Gesandter Graf von Pückler wurde Ende 1909 gebeten, das Ehrenpräsidium der Gesellschaft zu übernehmen, eine Gepflogenheit, die lange Jahre erhalten blieb. An den Gesellschaftsabenden wurden inzwischen auch Vor- träge gehalten. Ein Brauch der Wissen und Können ver- mittelte und im Einklang mit der Zielsetzung der Gesell- schaft steht. Akademiker bewarben sich nun in steigender Zahl um Mit- gliedschaft. Auf Anregung der Leitung der Stockholmer Kunstgewerbe- Ausstellung veranstaltete die Gesellschaft anlässlich der Einweihung der Fährverbindung Sassnitz-Trelleborg im Ausstellungsrestaurant ein Frühstück, bei dem unter Vorsitz des deutschen Gesandten Graf von Pückler hohe schwedi- sche und deutsche Persönlichkeiten von den Eröffnungs- feierlichkeiten zusammentrafen. Im gleichen Monat konnte die Deutsche Gesellschaft die erste deutsche Torpedobootflottille, begleitet vom Kreuzer Prinz Adalbert, in Stockholm begrüßen. Die Offiziere waren Gäste der Gesellschaft und wurden zum Abendessen auf Hasselbacken geladen. Durch Einladung von Journalisten wurde für eine größere Publizität der Veranstaltungen gesorgt.

1912 50. Stiftungsfest / Gründung Baufonds Die Deutsche Gesellschaft war in organisatorischer und finanzieller Hinsicht ganz und gar selbständig. Aus freien Stücken erachtete sie es als selbstverständlich, ein Vertreter des Deutschen Reiches zu sein. Das 50. Stiftungsfest wurde am 23. November 1912 mit über 250 Teilnehmern begangen und war einer der Höhepunkte in der Geschichte der inzwischen 140 Mitglieder zählenden Gesellschaft. Für das Festprogramm sorgten die Mitglieder selbst: Herr Julius Wiberg komponierte den Festmarsch, Herr Dr. Carl Frahne dichtete den Festprolog, Herr Jacques Goldberg inszenierte die „Lebenden Bilder“ und Herr C.E. Hermann Facklam verfasste die Festschrift.

15 Gesandter Franz von Reichenau hielt die Festansprache und stellte der Gesellschaft einen durch Spenden zusammen- gekommenen Betrag von Kr. 50.000 als Grundfonds für ein eigenes Vereinshaus zur Verfügung. Dieser Grundstock war bis 1913 auf nahezu Kr. 100.000 angewachsen und es wurde beschlossen, eine eigene Satzung für den Baufonds der Gesellschaft zu verfassen.

1913 … denk mal - 100 Jahre Zur Feier des 25-jährigen Regierungsjubiläums über- reichte die Deutsche Gesellschaft Kaiser Wilhelm II. eine im Atelier des Hofjuweliers Hallberg kunstvoll ausgeführte Huldigungsadresse, die vom ganzen Vorstand unterzeichnet war. Der Militärattaché der Deutschen Gesandtschaft, Major von Gieße, sprach mit einem Lichtbildervortrag über das gerade eingeweihte, aber noch nicht ganz fertig gestellte Völker- schlachtdenkmal bei Leipzig. Mit 91 Metern ist es eines der größten Denkmäler Europas. Die beiden Vorsitzenden der Gesellschaft hatten am 18. Oktober in der Riddarholmskirche am Sarkophag des Königs Carl XIV. Johan, des einstmaligen Marschalls Bernadotte, der ja 1813 als Kronprinz mit seinen schwedi- schen Truppen im Norden von Leipzig mitgekämpft hatte, einen Kranz niedergelegt. Sie waren daraufhin von der schwedischen Königin Viktoria, dem Kronprinzen und Prinzessin Ingeborg empfangen worden.

1914 Ausbruch des Ersten Weltkriegs Das Jahr nahm seinen üblichen Verlauf bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, in den Schweden nicht hinein- gezogen wurde. 19 Gesellschaftsmitglieder leisteten im Deutschen Heer

Kriegsdienst, dies waren die Herren vonU Aweyden,U

Bönninger, vonU Brockhusen,U Dabelstein, Eilentrop, von Euler-Chelpin, Grimm, Jürke, Kanzler, von Kienlien, Matthes, W. R. Meyer, Dr. Michael, Paltzer, Pohl,

PraedikowU ,U Redlin, Richter und Schwedler, drei von Ihnen sind gefallen (unterstrichene Namen).

16 Die Deutsche Gesellschaft verzichtete während des Krieges auf besondere Feiern und Stiftungsfeste, stattdessen fanden einfache Essen statt. Die Beträge, die sonst für die Feste der Gesellschaft ver- ausgabt wurden, flossen der Kriegswohlfahrt zu. Ebenso wurden dem Deutschen Roten Kreuz sowie für Soldaten- heime und Hinterbliebene rund 200.000 Mark, die zum größten Teil durch Sammlungen aufgebracht wurden, zur Verfügung gestellt. Bei diesem Wirken konnte die Deutsche Gesellschaft auf Verständnis von Seiten Königin Viktorias rechnen.

1918 Audienz bei Königin Viktoria Während der Kriegsjahre, bei der nur zögerlichen Vortrags- tätigkeit, trat eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Svensk- Tyska Föreningen in Erscheinung. So hielten auch Schweden in der Deutschen Gesellschaft Vorträge. Der gesamte Vorstand der Gesellschaft wurde anlässlich des Namenstages von Königin Viktoria in Audienz empfangen.

Königin Viktoria

17 1919 Humanitäres Wirken und Eisbeinessen Selbstverständlich fand in der Nachkriegszeit angesichts der großen Not und der Geldentwertung in Deutschland die Hilfe und Unterstützung eine Fortführung. Man beteiligte sich an Hilfsaktionen, bedachte Erholungs- und Genesungsheime wie auch andere einschlägige Organisationen in Deutschland, ebenso die Volksspende für Kriegs- und Zivilgefangene mit 19.000 Kr. Auch der Verein für das Deutschtum im Ausland und die 1920 gegründete Vereinigung zur Pflege deutsch- schwedi- scher Beziehungen wurden finanziell gefördert. Im Zuge dieses humanitären Wirkens entwickelte sich eine recht fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verein in Helsingfors, dem Deutschen Verein in Kristiania und dem Deutschen Club in Kopenhagen. Es wurden auch wieder Stiftungsfeste im Grand Hotel Royal gefeiert, aber in bescheidenerem Rahmen, die ersparten Gelder werden Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt. Es bürgerten sich auch wieder Weihnachtsfeste für die Kinder der Mitglieder und die lustigen Eisbeinessen im Rådhus-Restaurant ein. Franz Diekelmann wird zum 1. Vorsitzenden gewählt, er löst Adolf Burchard nach 11-jähriger Amtszeit ab. Die Gesellschaft zählt inzwischen rund 200 Mitglieder.

1921 Feier des 50. Gründungstages des Deutschen Reichs Der erste Gesandte der Republik, Rudolf Nadolny, über- nahm den Ehrenvorsitz der Deutschen Gesellschaft wie seine kaiserlichen Vorgänger. Durch seine Initiative kam die Feier des 50. Gründungs- tages des Deutschen Reichs zustande. Die Gesandtschaft forderte alle deutschen Vereine Stock- holms zur Teilnahme auf und versuchte, die Deutschen im Allgemeinen durch Zeitungsinserate zu informieren. Die Besucher kamen recht zahlreich zu dieser Feier mit dem Titel, Deutsche und Heimat. Oft konnten wir Vorstands- mitglieder der anderen schwedisch-deutschen Ver- einigungen begrüßen. Vom Januar 1921 an war die Reichsgründungsfeier im großen Saal der Musikalischen Akademie ein alljährlich wiederkehrendes Ereignis für alle deutschen Vereine und

18 alle Deutschen in Stockholm. Nur gingen die Vorberei- tungen der Feier von der Gesandtschaft auf die Deutsche Gesellschaft über.

1922 Die deutschen Vereine in Stockholm Die Deutsche Vereinigung hatte mit zwei weiteren deutschen Vereinen in Stockholm ein eigenes Lokal und bildete mit diesen einen Verband deutscher Vereine. Als die Deutsche Gesellschaft 1922 vom Grand Hôtel Royal zum Restaurant Rosenbad übersiedelte, wurde auch die Möglichkeit erörtert, das Lokal des Verbandes mit zu benutzen. Im Oktober, zum ersten Mal nach dem Weltkrieg, kam ein Schiff der Deutschen Kriegsmarine, die Hannover, nach Stockholm. Die Deutsche Gesellschaft veranstaltete sowohl ein Fest wie einen Bierabend und das mit Recht so beliebte Bordfest. In den Verhandlungen über einen organisatorischen Zusammenschluss der Stockholmer deutschen Vereine kam man vor allem deswegen nicht richtig weiter, weil die Deutsche Gesellschaft wegen ihres langen Bestehens und Ansehens es für nötig erachtete, dass ihr in diesem Zusammenschluss eine ihr gebührende besondere Stellung eingeräumt werde. Bei diesen Verhandlungen spielte der für das Berliner Tagblatt und die Frankfurter Zeitung wirkende Journalist Walter Singer, als Mitglied der Deutschen Gesell- schaft und der Deutschen Vereinigung, eine wichtige Mittlerrolle. Das 60. Stiftungsfest bekam durch die Anwesenheit von Jakob Wassermann, einem berühmten deutsch-jüdischen Schriftsteller, der aus seinen Werken vorlas, eine besondere Note.

1923 Eine Kupferplatte für Stockholm Stadshus Von der Deutschen Gesellschaft wurde 1923 eine nummerierte Kupferplatte für das Dach des zwischen 1911 und 1923 erbauten Stadshus in Stockholm gestiftet. Dies wurde im prachtvollen „Kupferbuch“ des Stadshuset ein- getragen und ist heute noch zu sehen. Die Zahl der Mitglieder ist auf 123 zurückgegangen.

19 Ein Grund dafür war, dass viele wieder zurück in die Heimat gezogen waren. Professor Seeberg aus hielt den versammelten Deutschen in Stockholm einen Vortrag, den man als “ Rede an die Deutsche Nation“ bezeichnen konnte.

Stockholms Stadshus - das neue Stockholmer Rathaus

1924 Silberne Ehrenbecher Der „Altherrenabend“, wurde im Herbst 1924 zum ersten Mal begangen und war von nun an ein ständiges Ereignis der Gesellschaftsabende. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt. Dieser Abend ist nicht nur für „ältere Herren“ gedacht, nein gerade durch die Teilnahme von jüngeren Mitgliedern wird dieser Abend besonders interessant. Den Mitgliedern, die der Gesellschaft 25 Jahre angehörten, wurde an diesem Abend ein silberner Ehrenbecher überreicht. Dies waren damals 17 Herren, einige von ihnen waren schon mehr als 25 Jahre Mitglied der Gesellschaft. Auch diese Tradition wird bis heute fortgeführt, ergänzt am Altherrenabend 1926 um den goldenen Ehrenbecher für 50- jährige ununterbrochene Mitgliedschaft. Franz Diekelmann wird nach 5 Jahren als 1. Vorsitzender der Gesellschaft von Max Däumichen abgelöst. Die Zahl der Mitglieder beträgt inzwischen 140.

20 1928 Ausschuss Deutscher Vereine in Stockholm Im Mai 1928 wurde der Ausschuss der Deutschen Vereine in Stockholm gegründet, in denen neben der Deutschen Gesellschaft und der Deutschen Vereinigung noch weitere acht Vereine ihre Vertreter entsandten und dem der Haupt- pastor der Deutschen Gemeinde angehörte. Leiter des Ausschusses war der 1. Vorsitzende der Deutschen Gesell- schaft. Als Name für diesen Zusammenschluss kam der Begriff „Kolonie“ auf, der jedoch falsche Vorstellungen erweckte, denn der Ausschuss arbeitete unabhängig von der Deut- schen Gesandtschaft und ohne die geringste Beeinflussung von Deutschland aus. Zum 70. Geburtstag von König Gustaf V. am 16. Juni 1928 überwies der Verband deutscher Vereine dem Fonds zur Bekämpfung der Krebskrankheiten 4.500 Kr, wovon die Deutsche Gesellschaft alleine 3.000 Kr beigesteuert hatte.

1929 Tanz in der Blauen Halle In diesem Jahr kam Admiral Iwan Christian Hermann Oldekop mit einem ganzen deutschen Geschwader nach Stockholm; es waren die Linienschiffe „Schleswig-Holstein“ und „Hessen“, so wie die Torpedoboote „Wolf, Tiger, Jaguar, Iltis, Luchs“.

Die Blaue Halle des Stockholmer Stadshus

21 Die Kolonie gab ein Fest für über 500 Offiziere und Mannschaften in der „Blauen Halle“ des Stockholmer Stadshus mit Tee und Tanz, an dem mindestens 700 Stockholmer Deutsche teilnahmen.

1931 Stiftungsfest und Winterhilfe Wegen der zunehmenden Not in Deutschland und der in Schweden stärker werdenden wirtschaftlichen Stagnation wurde das Stiftungsfest nur als ein Vortragsabend abge- halten. Der dadurch eingesparte Betrag zuzüglich Spenden, zusammen 1.715 M, wurde der Deutschen Winterhilfe überwiesen. Max Däumichen bat nach seiner 7-jährigen Amtszeit von einer Wiederwahl abzusehen. An seine Stelle wird Oskar v. Hillern-Flinsch gewählt. Herr Däumichen behielt jedoch das Amt des Vorsitzenden des Ausschusses der deutschen Vereine. Angesichts der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage in Schweden wurde beschlossen, die Gesellschaftsabende auf nur zwei je Monat zu reduzieren. Tatsächlich wurde damit ein besserer Besuch der Abende erreicht.

1932 Der Trostpreis Das 70. Stiftungsfest 1932 bot den über 200 Teilnehmern neben Musikvorträgen und Rezitationen auch das Theaterstück „Der Trostpreis“. Es wurde vom Schatzmeister E. A. Bolle verfasst und inszeniert und von Gesellschafts- mitgliedern aufgeführt. Herr Bolle selbst spielte dabei die Rolle des Ehemanns.

1933 Auswirkungen politischer Wirren in Deutschland Am 18. Januar fand wiederum eine Reichsgründungsfeier vom Ausschuss der deutschen Vereine statt. Der Festredner Staatsminister a. D. Dr. Boelitz sprach über „Die Entwick- lung des deutschen Nationalgefühls“. Er versuchte, die der- zeit schwierigen Verhältnisse in der deutschen Heimat darzulegen und den Glauben an deren Zukunft zu erwecken.

22 Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar wurde in Deutschland und binnen kurzem in der ganzen Welt eine neue Lage geschaffen, die auch Auswirkungen außerhalb von Deutschland zur Folge hatte. In Stockholm wie in allen übrigen Hauptstädten trat neben den diplomatischen Vertreter auch ein Bevollmächtigter der Partei. Es war eine unvermeidliche Folge, dass sich auch die Deutsche Gesellschaft mit der in der ganzen Welt sprung- haft entfalteten Macht der nationalsozialistischen Staats- führung auseinandersetzen musste. Zunächst ist ein Schweigen zu beobachten, welches wohl kritisches Denken zur Ursache gehabt haben mochte. Im Herbst war ein von Deutschland entsandtes Partei- mitglied eifrig bemüht, dem Ausschuss der deutschen Vereine in Stockholm, der nur bei gesellschaftlichen Veran- staltungen in Erscheinung trat, durch eine Satzung ein festeres Gepräge zu geben und die Vereinsvermögen in einer gemeinsame Kasse zu vereinigen. Durch den Groß- kaufmann Max Däumichen, ein angesehenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft und Vorsitzender der deutschen Kolonie, gelang es diese Bestrebungen zu verzögern und auf jeden Fall jede politische Bindung auszuschließen.

Grand Hôtel Stockholm

23 So war es bedeutungsvoll, im November beim Stiftungsfest im Spiegelsaal des Grand Hôtel Kronprinz Gustaf Adolf von Schweden als Gast bei uns begrüßen zu können. Prinzessin Sibylla war leider durch eine Reise verhindert und konnte daher unserer Einladung nicht nachkommen.

1935 Deutsche Gesellschaft in der Deutschen Kolonie vertreten Zu Beginn des Gesellschaftsjahres besuchte uns eine Abordnung der Stadt Lübeck, die als Gäste der neu gegründeten „Deutschen Handelskammer“ hier in Schweden weilten. Am Altherrenabend konnten wir unserem Ehrenmitglied, Herrn Geh. Hofrat Buxbaum für 50-jährige Mitgliedschaft den goldenen Ehrenbecher überreichen. Der Jubilar ließ es sich nicht nehmen, anschaulich von alten Zeiten zu berichten. In diesem Jahr wurden neue Satzungen festgelegt, nach denen an der Spitze der Deutschen Kolonie ein Rat stand, der sich aus den Vorsitzenden der angeschlossenen deutschen Vereine und dem Hauptpastor der St. Gertruds Gemeinde zusammensetzte. Mit unserem 1. Vorsitzenden, Oskar v. Hillern-Flinsch war auch die Deutsche Gesellschaft in der Kolonie vertreten und leistete dieser im Bedarfsfalle freiwillige Beiträge. Der schon seit Jahrzehnten wiederholt aufgetauchte Wunsch, alle deutschen Vereine in einem Haus mit gemein- samer Bewirtung unterzubringen, konnte nun leichter ver- wirklicht werden. Es wurden im Hause Sveavägen 29 zwei Etagen angemietet, zu deren Miete die in der Kolonie zusammengefassten Vereine beitrugen, falls sie nicht durch die Bewirtung auf- gebracht wurde. Das Kolonieheim, gegründet von vier deutschen Vereinen im Rahmen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft, wurde in der Form einer schwedischen Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 5.000 Kr. handelsrechtlich eingetragen. Kapital und Inventar wurden durch Stiftungen und Geschenke von deutschen Firmen in Stockholm und von Mitgliedern der Deutschen Kolonie beschafft. Eingeweiht wurde das Kolonieheim am 11. Januar 1936.

24 1937 75. Stiftungsfest Im Jahr 1937 steigerte sich der Druck von Gesandtschaft und Partei in Richtung einer Ausschließlichkeit der Kolonie auf Kosten der Selbständigkeit der Vereine. Die Kolonie wurde fester organisiert. Nachdem offiziell erklärt und versichert wurde, dass in der Deutschen Kolonie keine Politik betrieben würde, beschloss die Deutsche Gesellschaft in einer außerordentlichen Generalversammlung, der Deutschen Kolonie formell als Körperschaft beizutreten. Dass dies erst 1937 erfolgte, ist ein Indiz für den Willen der Gesellschaft, der eigenen Tradition die Treue zu halten. Das 75. Stiftungsfest wurde im Spiegelsaal des Grand Hôtel mit einem von Dr. Michael verfassten und vom Zeremonienmeister E. A. Bolle vorgetragenen Prolog eröffnet. Unter den Gästen befanden sich der Vorsitzende der Stockholmer Stadtverordnetenversammlung I. O. Johans- son, Generalleutnant Thörnell, Dr. Sven Hedin, Kammar- herre Graf von Essen sowie die Vorstandsmitglieder der Stockholmer deutschen Vereine. Die Festansprache hielt Hauptpastor Ohly von der Deutschen St. Gertruds Kirche. Das königliche Hofbalett tanzte zu den Tönen des Kaiser- walzers. Bei der Verlesung der Glückwunschtelegramme wurde das von König Gustaf V als erstes verlesen. Bis zum Ausbruch des II. Weltkriegs verlief das Gesellschaftsleben in ruhigen Bahnen; man veranstaltete Gesellschaftsabende, unternahm Sommerausflüge, ergötzte sich an Eisbeinessen und traf sich entweder im Grand Hôtel Royal oder im Kolonieheim.

1941 Spenden für das Deutsche Rote Kreuz Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges stärkte den durchaus natürlichen Zusammenhalt innerhalb der Deutschen Kolonie. Und man beteiligte sich tatkräftig an humanitären Sammlungen. Im Jahr 1941 sah man von der Feier des Stiftungsfestes ab und stellte vielmehr der Deutschen Kolonie 1.500 Kr. für das Deutsche Rote Kreuz zur Verfügung.

25 Das 80. Stiftungsfest 1942 musste wegen der runden Zahl gefeiert werden; es gab verschiedene Reden aber keinen Tanz. Die Stiftungsfeste der Jahre 1943 und 1944 wurden als schlichte Familienabende ohne Tanz im Kolonieheim begangen, wobei immer wieder erhebliche Spendenbeträge für Deutschland bereitgestellt werden konnten.

1945 Ende des II. Weltkrieges Im März fand eine Sitzung von Vertretern des Kolonieheims und der deutschen Gesellschaft statt Dabei bat das Kolonieheim die Deutsche Gesellschaft, sein Aktienkapital und die Mietzahlungen zu übernehmen, da wegen der politischen Entwicklung ein Fortbestand gefährdet sei. Daraufhin beschloss die Deutsche Gesellschaft auf ihrer Generalversammlung, dem Wunsch zu entsprechen. Die Aktien der Kolonieheim-Gesellschaft wurden von der Deutschen Gesellschaft übernommen, das Heim wurde geschlossen und dessen Liquidation eingeleitet. Von der Aufstellung eines Haushaltsplanes für das Geschäftsjahr 1945/46 hat man abgesehen und man be- schloss, bis auf weiteres, jegliche gesellschaftliche Betä- tigung einzustellen. Am 1. Juni legten der 2. Vorsitzende und der Schriftführer von sich aus ihre Ämter nieder. Deutschlands völliger Zusammenbruch 1945 wirkte sich im Ausland ungleich katastrophaler aus als das Kriegsende 1918. Gemäß einer Verfügung der Alliierten wurde deutsches Kapital in Schweden beschlagnahmt. Das etwa 75.000 Kr. Ausmachende Vermögen der Deutschen Gesellschaft wurde von Amts wegen gesperrt. Eine gesetzliche Berechtigung dazu konnte kaum vorliegen, da es sich um Vermögen einer schwedischen Vereinigung handelte.

1946 Kleinste Generalversammlung der Gesellschaft An der am 9. April abgehaltenen Generalversammlung nahmen neben den 6 Herren vom Vorstand weitere 18 Gesellschaftsmitglieder teil.

26 Edwin Albert Bolle legte nach 8 Jahren den Vorsitz der Gesellschaft nieder, somit bestand der Vorstand nur noch aus drei Mitgliedern: Ernst A. Meyer als 1. Vorsitzenden, Hermann Zeidler als Schriftführer und Willy Gretzer als Schatzmeister. Dies war wohl die kleinste und unter den Umständen betrüblichste Generalversammlung seit Grün- dung der Deutschen Gesellschaft. Diese 24 Herren waren dennoch ein Zeichen für den Existenzwillen der Gesellschaft und ein Beweis für die Verbundenheit mit den Geschicken der deutschen Heimat, wobei die Gesellschaft jedoch ein unabhängiges Eigenleben geführt hat. Auf einer weiteren Generalversammlung am 14. Mai konnte mitgeteilt werden, die staatliche Untersuchung der Kapital- verhältnisse der Deutschen Gesellschaft habe ergeben, dass bei ihr keine Anlagen vorhanden seien, die dem „Flykt- kapitalbyrå“ unterliegen. Ein Antrag auf Aufhebung der Kapitalsperre könne eingereicht werden. Dabei wurde her- vorgehoben, dass die Deutsche Gesellschaft als schwedische Vereinigung anzusehen sei und das traditionelle Zu- sammenwirken mit der deutschen Gesandtschaft nichts mit ihrem schwedischen Charakter zu tun gehabt habe. Sofort wurde beschlossen, dem Evangelischen Hilfswerk in Deutschland 3.000 Kr. und der Stockholmer Deutschen Gemeinde für ihre Hilfsarbeit in Deutschland 1.000 Kr. zukommen zu lassen. Das einstige Aktienkapital des Kolonieheims in Höhe von 5.000 Kr. wurde dem Schwedischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Der bei der Versteigerung des Inventars des Kolonieheims erzielte Erlös von etwa 65.000 Kr. wurde dem damaligen Vertreter der Hilfsorganisation des Evangelischen Hilfs- werks und späteren Bundestagspräsidenten, Eugen Gerstenmaier, für das Hilfswerk übergeben. Der regelmäßige Gesellschaftsbetrieb wurde im Herbst des Jahres wieder aufgenommen, aber in sehr bescheidenem Rahmen und ohne Stiftungsfest, und zwar im Restaurant Metropol.

1949 Erholungsphase Allmählich erholte sich die Deutsche Gesellschaft von den Nöten Mitte der 1940er Jahre. Die Gesellschaftsabende waren wieder etwas zahlreicher besucht und außer dem

27 Stiftungsfest fanden alle herkömmlichen Veranstaltungen statt. Man konnte wieder Herren aus Deutschland als Gäste an Gesellschaftsabenden begrüßen. Herr Generalkonsul Max Däumichen wurde in Würdigung seiner außerordentlich wertvollen Verdienste um die Deut- sche Gesellschaft, sowie um das Stockholmer Deutschtum, an seinem 85. Geburtstag zum Ehrenmitglied ernannt. Im gleichen Jahr wurde die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland tritt am 23. Mai in Kraft.

1950 König Gustaf V. verstorben Die Gesellschaft zählt bereits wieder 80 Mitglieder. Auf der Generalversammlung wird Edwin Albert Bolle erneut zum 1. Vorsitzenden gewählt und löst damit Hermann Zeidler ab, der dieses Amt 3 Jahre innehatte. Das für November geplante Stiftungsfest musste leider ab- gesagt werden, weil kurz zuvor, am 29. Oktober, König Gustaf V. verstorben war.

König Gustaf V.

28 Dafür beging man im Dezember den Altherrenabend, an dem Bischof Johannes Müller, langjähriges Oberhaupt der Katholischen Kirche in Skandinavien, und Hermann Zeidler, der in der Krise 1947 den Vorsitz der Gesellschaft übernommen hatte, durch die Ernennung zu Ehren- mitgliedern besonders geehrt wurden.

1951 Vertretung der Bundesrepublik Deutschland Im Frühjahr 1951 wird die Vertretung der Bundesrepublik Deutschland im Gebäude der früheren Deutschen Gesandt- schaft in der Hovslagargatan eröffnet; zunächst als Gene- ralkonsulat und einige Monate später als Gesandtschaft, bis 1953 unter der Leitung des Gesandten Dr. Kurt Sieveking, der ein gern gesehener Gast der Gesellschaft war. Die Gepflogenheit, den Deutschen Gesandten als Ehren- vorsitzenden in die Gesellschaft aufzunehmen, wird im gegenseitigen Einverständnis nicht weitergeführt. Im Jahr 1956 wird die Gesandtschaft in eine Botschaft umgewandelt.

Gesandtschaft der Bundesrepublik Deutschland 1951 heute Designerhotel Lydmar

29 1952 Satzungsänderung… In der Generalversammlung am 1. April wurde wie in früheren Zeiten ein aus acht Herren bestehender Vorstand gewählt. Eine außerordentliche Generalversammlung am 21. Mai be- schloss wichtige Änderungen der Satzungen, die allerdings erst am 1. Januar 1954 in Kraft treten sollten: Das Geschäftsjahr wurde dem Kalenderjahr gleichgesetzt, die bisherigen zwei Generalversammlungen wurden in eine einzige zusammengelegt, und eine Satzungsänderung kann nur durch Zweidrittelmehrheit der Stimmen der auf der dafür anberaumten außerordentlichen Generalversamm- lung anwesenden oder durch Vollmacht vertretenen Mitgliedern beschlossen werden. Am 11. November wurden König Gustaf VI. Adolf die Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag telegrafisch über- mittelt, für die er der Deutschen Gesellschaft auf gleichem Wege seinen Dank zum Ausdruck brachte. Ein Ereignis besonderer Art war das seit 1942 erstmals wieder gefeierte Stiftungsfest, das als 90. wiederum in den Räumen des Grand Hôtel Royal begangen wurde.

Stiftungsfest im Grand Hôtel Royal 1952

30 Unter den zahlreichen Gästen befand sich auch der Gesandte der Bundesrepublik Deutschland in Schweden, Dr. Kurt Sieveking, sowie die Vorsitzenden der Svensk- Tyska Föreningen, der Concordia und des Frauenbundes. Dozent Dr. Emil Schieche hielt den Festvortrag: „Rückblick über 9 Jahrzehnte Deutsche Gesellschaft“. Nach der Abendtafel wurde getanzt, ein Vergnügen, zu dem seit 1938 kein Stiftungsfest mehr Gelegenheit geboten hatte.

1954 Name der Gesellschaft Im Gründungsprotokoll von 1862 nannte sich die Gesell- schaft schlicht „Deutsche Gesellschaft“. Seit 1909 wurde in Protokollen und Schriftstücken der Name „Deutsche Gesellschaft in Stockholm“ angewendet. Ab dem Jahr 1954 wird bis zum heutigen Tage der Name „Deutsche Gesellschaft zu Stockholm“ geführt. Dem Ende 1953 scheidenden Gesandten Dr. Sieveking folgte der neue Gesandte Dr. Herbert Siegfried, ein oftmaliger und ebenso gern gesehener Gast der Deutschen Gesellschaft.

1956 Veränderungen in der Mitgliederstruktur Bis 1956 verliefen die Gesellschaftsabende wie üblich, man traf sich in den Festräumen des Restaurants Metropol. Das Stiftungsfest hatte man im letzten Augenblick wegen der tragischen Ereignisse in Ungarn abgesagt. Ganz ver- einzelt wurden auch wieder Gesellschaftsabende mit Damen arrangiert. Die wirtschaftlich und vereinsmäßig wieder erstarkte Deutsche Gesellschaft ist etwas anders als vor 1945 und auch vor 1918. Damals bestand sie überwiegend aus einem Zusammen- schluss von Kaufleuten und Industriellen. Zwischenzeitlich traten Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Künstler und Gelehrte der Deutschen Gesellschaft bei. So vollzog sich über die Jahre ein Wandel weg vom exklusiv, bürgerlich feudal anmutenden Kreis von Männern des Handels und der Industrie, immer mehr zu einem Kreis, der der gesellschaftlichen Struktur in Deutschland und Schweden entspricht.

31 1958 Steigende Teilnehmerzahlen Die Zahl der Mitglieder steigt auf über 100 und das Durchschnittsalter sinkt auf 57 Jahre. Neue Ehren- mitglieder kommen hinzu. Leider sind auch treue und hoch geschätzte Mitglieder von uns gegangen, wie unser langjähriger Schatzmeister, Heinrich Guggenberger. Die Festräume im Metropol erwiesen sich als zu klein für die inzwischen häufig über 30 Teilnehmer an den Gesell- schaftsabenden, sodass man zum Restaurant Apollonia übersiedelte. Die Stiftungsfeste wurden zu dem intimeren Stallmästaregården verlegt. Im gleichen Jahr ist auch der Beginn des Neubaus der Deutschen Botschaft in der Skarpögatan 9 durch den deut- schen Architekten Godber Nissen im Stil der Nachkriegs- moderne. Am 1. Oktober 1960 wurde das neue Botschafts- gebäude eröffnet.

1960 Gesellschaftsabende im Grand Hôtel Royal Erich Dingel war seit 1906 Mitglied und wurde nach über 50-jähriger Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied ernannt. Daraufhin hat er die Gesellschaft mit einer Weinspende bedacht, aus der am ersten Gesellschaftsabend im September der Wein beglichen werden soll. Er nahm persönlich an diesen Abenden teil, bis er 1968 verstarb. Diese Weinspende wird bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Für die Gesellschaftsabende wurden jetzt wieder die vertrauten Räume des Grand Hôtel Royal gewählt. Am 5. Januar wird der Großflugplatz „Stockholm Arlanda“ mit längeren Startbahnen für allgemeinen Betrieb eröffnet. Dadurch wurden Langstreckenflüge mit größeren Flug- zeugen von Stockholm aus möglich.

1962 100 Jahre Deutsche Gesellschaft Das 100. Stiftungsfest der Deutschen Gesellschaft wurde am 10. November mit einem großartigen Fest im Spiegelsaal des Grand Hôtel begangen. Die Gesellschaft hat derzeit 120 Mitglieder. Neben zahlreichen anderen Persönlichkeiten war der Bundesminister Dr. Hans-Joachim von Meerkatz

32 aus Deutschland angereist. Gegen Mitternacht erlebten wir ein phantastisches Feuerwerk, welches zu Ehren des 80. Geburtstages von König Gustaf VI. Adolf veranstaltet wurde. Neben zahlreichen Reden zum Fest gab es nach dem vorzüglichen Diner ausreichend Gelegenheit zum Tanz. Das Fest endete erst spät in der Nacht.

Grand Hôtel Stockholm

1965 23 Jahre Auf der Generalversammlung übergibt Edwin Albert Bolle nach einer zunächst 8-jährigen Amtszeit und danach 15 Jahren in seiner zweiten Amtszeit endgültig den Vorsitz der Gesellschaft an Ernst v. Borries. Somit hatte er insgesamt 23 Jahre die Geschicke der Gesellschaft als Vorsitzender gelenkt und war bis dahin dienstältester Vorstands- vorsitzender. In diesem Jahr qualifiziert sich auch die deutsche Fußball- Nationalmannschaft durch ein 2:1 gegen Schweden für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft 1966 in England.

33 1969 Ernst und Humor Der Direktor der Deutschen Schule, Herr Dr. Peinert, hielt im Februar einen Vortrag über „Schwarz und Weiß im südlichen Afrika“. Und im April hörten wir einen Vortrag von Robert Wiebel über die schwedische Außenpolitik gestern und heute. Herr Schiebe, Hauptpastor der Deutschen St. Gertruds- Gemeinde, gab uns im April eine glänzende Darstellung des Denkers und Philosophen Wilhelm Busch unter dem Titel „Vom Baum des Ernstes ist der Humor die Blüte“. Das Stiftungsfest wurde wieder in den Räumen des Stallmästaregården gefeiert, es wurde bis lange in die Nacht getanzt.

1971 Pyttipanna und Bier Die Anzahl der Mitglieder beträgt derzeit 135, davon sind 5 Ehrenmitglieder. Im Februar berichtete E. A. Bolle über seine gerade be- endete Weltreise „Bei den Antipoden“ und zeigte dazu sehr schöne Farbfotos. Auch im Februar fand ein gemütlicher Abend mit Pytti- panna und Bier im „Von der Lindeska Valvet“, Väster- långgatan 68 in der Altstadt statt. Der Sommerausflug mit Damen führte uns nach Trosa. Nach der Besichtigung des Schlosses Tullgarn begaben wir uns zum Abendessen in das Trosa Stadshotell. Anschließend bot sich Gelegenheit zum Tanz.

Schloss Tullgarn bei Trosa

34 1972 Vorträge und Liederabend Zahlreiche Gesellschaftsabende mit interessanten Vorträgen wurden arrangiert, wie der Vortrag unseres Mitgliedes Dr. Erwin Hansen-Schmidt zum Thema „Streiflichter von einer Reise in das andere Deutschland“ anlässlich der Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar 1971, und Pater Peter Hornung berichtete über die Missionstätigkeiten der Jesuiten von 1570 bis 1770 in Schweden; sowie zum Thema Umweltschutz „Können deutsche Gewässer mit schwedischen Methoden gerettet werden?“ Im April wurde ein Liederabend in Gamla Stan im „Von der Lindeska Valvet“ ausgerichtet. Es herrschte eine sehr gute Stimmung und der Versuch, beim Gesang eine Pause einzulegen missglückte immer wieder … Das 110. Stiftungsfest wurde im Spiegelsaal des Grand Hôtel gefeiert. Im Festvortrag wurden Lichtbilder über die Künstlergemeinschaft des Deutschen Expressionismus „die Brücke“ in Berlin präsentiert. Eine gut besuchte und gelungene Veranstaltung. Der Versuch, neue Mitglieder zu werben zeigte Erfolge – es kamen jüngere Herren auf der Gästeliste.

1973 Filmvorführungen Verschiedene Mitglieder verließen die Gesellschaft aus beruflichen Gründen, weil sie neue Aufgaben in anderen Ländern übernommen hatten. Die Mitgliederzahl liegt jetzt bei 120. Im Februar spricht unser Historiker Dr. Emil Schieche über „Die Deutschen Militärinternierten in Schweden 1945/46“ Am Gesellschaftsabend im März wurde der eindrucksvolle Film „Bayern wie es lebt“ vorgeführt. Im August fand ein Bootsausflug unter dem Motto „Lidingö von der Wasserseite“ bei herrlichem Wetter, großer Beteili- gung und bester Stimmung statt. Im April hielt Dr. Erwin Hansen-Schmidt einen Lichtbildervortrag über das Thema „St. Petersburg 1910 – Leningrad 1972“. Auf dem Stiftungsfest im Stallmästaregården wurde ein amüsanter Film über Hamburg und Berlin gezeigt.

35 Die Generalversammlung beschließt, den Jahresbeitrag bei 50 Kr zu belassen, die Aufnahmegebühr wird auf 50 Kr erhöht.

1974 Gastredner von Svenska Handelsbanken Herr Direktor R. Jalakas von Svenska Handelsbanken berichtete als Gastredner in seinem Vortrag über das Thema „Sveriges ekonomiska läge idag och i framtiden“. Am Skatabend im Februar nahmen 16 skatfreudige Mit- glieder und der Botschafter Dr. Dieter Stöcker als Gast teil. Zu gewinnen gab es den von unserem Poeten Dr. Hans Schützler gestifteten „Wanderpreis für Skatspieler“, ein ironisches Gedicht. Im März wurde wiederum ein Liederabend im „Von der Lin- deska Valvet“ arrangiert. Der Unterhaltungsmusiker Walter Prinz begleitete den Gesang auf seinem Akkordeon. Unser Mitglied Peter Hornung sprach diesmal in seinem Vortrag über das Thema „Jesuitenorden heute, 200 Jahre nach der Aufhebung durch den Papst“. Im August besuchten wir Skottvångs Gruva, ca. 30 km südlich von Mariefred. Nach dem Besuch der Erzgrube wurde das Essen im „Bergmannshaus“ serviert.

1975 Wahlkomitee gegründet Gastredner Direktor Günther Coenen vom Goethe-Institut beschrieb die „Aufgaben und Tätigkeiten des Goethe- Instituts“. Unser Mitglied Dr. Gerd Reidemeister stellte in seinem Vortrag „Keine Angst vor Führungstechnik“ Management- methoden in deutsch-schwedischer Anwendung dar. Der Forst- und Landwirtschafts- Attaché der Deutschen Botschaft, Dr. R. Holzapfl, veranschaulichte bei einer Wein- probe Theorie und Praxis deutscher Weine und Wein- anbaugebiete. Nach längerer Pause fand wieder ein Gesellschaftsabend mit Damen statt, der Vortrag zum Thema „Möten med musiker“ wurde von unserem Gast, Konserthuschef Johannes Norrby, gehalten.

36 Auf der Generalversammlung schlägt Edwin Albert Bolle vor, ein Wahlkomitee zu gründen, welches der General- versammlung Vorschläge für die Wahl der Mitglieder des Vorstandes unterbreiten soll. Dieser Vorschlag wurde angenommen und ein Wahlkomitee ist bis in die heutigen Tage weiterhin vor der Generalversammlung aktiv. Hans-Alfred Ehrhardt, der bereits seit acht Jahren dem Vorstand angehört, wird zum 1.Vorsitzenden gewählt. Er übernimmt den Vorsitz von Ernst v. Borries, der dieses Amt 10 Jahre bekleidete. Verfassungsänderung in Schweden, dem König verbleiben nur noch repräsentative Aufgaben.

1975 Terroranschlag auf die Botschaft der BRD Am 24. April dringen bewaffnete RAF-Terroristen gewaltsam in die Botschaft der Bundesrepublik in Stock- holm ein und nehmen zwölf Botschaftsangehörige als Geiseln. Sie fordern die Freilassung von insgesamt 26 Gesinnungsgenossen in Deutschland. Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt beschließt, nicht auf die Forderungen der Terroristen einzugehen. Aus ungeklärten Gründen explodiert um 23:46 Uhr eine von den Terroristen angebrachte Sprengladung. Alle Kommandomitglieder und die Geiseln erleiden Verbrennungen. Zwei Mitarbeiter der Botschaft kommen bei dem Attentat ums Leben: Militärattaché Oberstleutnant Andreas von Mirbach und Wirtschaftsattaché Heinz Hillegart, beide waren gerne gesehene Gäste unserer Gesellschaftsabende. Am Morgen nach dem Überfall besucht unser neuer 1.Vorsitzender H-A Ehrhardt Frau Hillegart, wo er Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher trifft, und Frau von Mirbach; sowie in den Krankenhäusern die verletzten Botschaftsangehörigen, und steht anschließend den angereisten Beamten des Bundeskriminalamtes für verschiedene Aufgaben zur Verfügung. Ein paar Tage später gibt Ministerpräsident Olof Palme ein Essen für Bundeskanzler Helmut Schmidt in einem kleinen Kreis, bei welchem der 1.Vorsitzende der Gesellschaft die Deutschen in Schweden vertritt.

37

Deutsche Botschaft Stockholm

1976 Diamanten und Verlobung Am 12. März sendet der Vorstand der Gesellschaft ein Glückwunschtelegramm zur Verlobung S. M. König Carl XVI. Gustaf mit Fräulein Silvia Sommerlath. Und in der Vorweihnachtszeit überbringt eine Delegation des Vorstandes bei einer Audienz im Stockholmer Schloss das Hochzeitsgeschenk der Gesellschaft an das Königspaar, eine Oberammergauer Krippe. Einen Gesellschaftsabend mit Damen nutzt unser Mitglied Rolf Krieger für seinen Vortrag über Diamanten und andere edle Steine. Botschaftsrat Dr. Reinhold Schenk informiert über die personellen Änderungen an der Botschaft der Bundes- republik Deutschland. Die Erhöhung der Geselligkeit und Werbung von jungen deutschen Mitgliedern werden zu Schwerpunkten des Vorstands.

1977 Piano für die Deutsche Schule Stockholm Vermutlich erster Englisch sprechender Vortragshalter in der Deutschen Gesellschaft ist Mr. Theodor Rumme vom US Trade Center in Stockholm, er informierte über Wirtschaft und Aufgabenbereich des Trade Center.

38 Ein großer Zuhörerkreis, darunter auch jüngere Mitglieder, interessierte sich für den gut recherchierten Vortrag über die Vorgeschichte und das Zustandekommen der Deutschen Gesellschaft. Der Liederabend mit Damen im Sjöfartshuset war dank guter Vorbereitung durch Dr. Gerd Reidemeister ein fröhlicher und erfolgreicher Gesellschaftsabend. Dr. Emil Schieche zog mit einem Vortrag den Vergleich zwischen der Deutschen Gemeinde um 1670 und der Gesell- schaft um 1910, wozu Ali Bolle mit Angaben über die DG in den 30er -40er Jahre ergänzte. Erwähnenswert ist auch die Initiative von Bertil Reichmann und Jochen Schuermann, die Spendensammlung für ein lang ersehntes Klavier für den Musikunterricht an der Deutschen Schule. H-A Ehrhardt stellte den Antrag einen „Jugendfonds“ einzurichten, mit dem Ziel die Jugend an der Deutschen Gesellschaft zu interessieren.

1978 Baden-Badener Gespräche Besichtigung eines Schnellbootgeschwaders Die Deutsche Gesellschaft organisierte zusammen mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer im Spiegelsaal des Grand Hôtel die außerordentlich erfolgreiche Groß- veranstaltung der sogenannten „Baden-Badener Gespräche“, an der Damen und Herren der Deutschen Wirtschaft so wie Spitzenkräfte der schwedischen Wirtschaftspolitik teilnahmen. Höhepunkt war der Vortrag von Wirtschaftsminister Gösta Bohman über „die heutigen Probleme der schwedischen Wirtschaftspolitik“. Im Sommer fand eine besonders für die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft arrangierte Besichtigung eines Schnellbootgeschwaders der Bundesmarine statt. Unser Mitglied Oberstudiendirektor Johannes Kettlack von der Deutschen Schule Stockholm berichtete am 10. Oktober ausführlich über die Entwicklung des Schulwesens in der Bundesrepublik in den letzten Jahren. Auf der Generalversammlung äußerten die Mitglieder den Wunsch, der Bericht des Schatzmeisters solle vor der Generalversammlung verschickt werden.

39 Die verschiedenen Vorschläge, was mit dem Geld des Baufonds geschehen solle, führten zu einer großen Diskussion, die jedoch ohne fassbares Ergebnis blieb.

1979 Leben wir um zu arbeiten, oder arbeiten wir um zu leben? Durch die Streichung von Mitgliedern, die über mehrere Jahre keinen Mitgliedsbeitrag geleistet hatten, reduzierte sich die Mitgliederzahl auf 126. Werner Engen hielt im April einen Vortrag über neue Computerkassen im Einzelhandel, die zunehmend ein- geführt werden. Ein weiterer Vortrag von Bischof Dr. Hubertus Branden- burg zum Thema „Leben wir um zu arbeiten, oder arbeiten wir um zu leben?“ regte zum Nachdenken und Diskutieren an. Auch in diesem Jahr organisierte die DG mit der Deutsch- Schwedischen Handelskammer im Spiegelsaal des Grand Hôtel die „Baden-Badener Gespräche“, an denen leitende Damen und Herren aus der deutschen Wirtschaft teil- nahmen; Bankdirektor Olle Lindgren von „Skandinaviska Enskilda Banken“ berichtete in einem Vortrag über aktuelle schwedische Kulturfragen. Ende des Jahres beginnt Claus v. Preen an der Zusammen- stellung des lang ersehnten neuen Mitgliederverzeichnisses zu arbeiten. Durch die Generalversammlung wird der Mitgliedsbeitrag auf 100 Kronen erhöht und der Aufnahmebeitrag auf 50 Kronen gesenkt.

1979 Auswertung der Fragebogenaktion Die im März des Jahres durchgeführte Fragebogenaktion zeigte folgende Ergebnisse. 1. Die Kosten für Gesellschaftsabende werden als zu hoch empfunden, was die Geselligkeit erschwert. 2. Es besteht weiterhin der Wunsch nach eigenen Clubräumen, ein Ausschuss soll Möglichkeiten prüfen.

40 3. Eine Informationsbroschüre soll gedruckt werden. 4. Ein Jugendausschuss soll gebildet werden mit dem Ziel, das Interesse des Abiturientenkreises der Deutschen Schule Stockholm für die Gesellschaft zu fördern. 5. Kontakte mit deutschen Institutionen sollen etabliert werden. Dies übernimmt Christian Heger. 6. Vorstellungsreferate „Egovorträge neuer Mitglieder sollen regelmäßig durchgeführt werden. 7. Der Stil der Gesellschaft soll den Referaten von Dr. Gerd Reidemeister und Peter v. Kaehne folgen. 8. Mitgliederwerbung: Es sollen auch weiterhin nur Herren in die Gesellschaft aufgenommen werden. Damen sollen zu besonderen Veranstaltungen eingeladen werden. 9. Mitgliederverzeichnis: Der Vorstand beabsichtigt schnell ein neues, einfaches Mitgliederverzeichnis zu erstellen, es soll 1980 verfügbar sein.

1980 Informationsheft der DG Die „Baden-Badener Gespräche werden gemeinsam mit der Deutsch-Schwedischen Handelskammer im dritten Jahr im Grand Hotel veranstaltet. Festredner ist der schwedische Wirtschaftsminister Gösta Bohman. Dr. Georg-Helmut Fischer hielt einen Vortrag über „Medizinische Forschung für bessere Arzneimittel“. Das Informationsheft der DG wurde hauptsächlich durch den Schriftführer Georg Purkhold fertig gestellt und an die Mitglieder verschickt. Auf Vorschlag von Herrn Habenicht wird das Rauchen während des Essens zukünftig vermieden. Hans Fickler hielt im Januar an dem Gesellschaftsabend mit Damen einen Vortrag über Dresden, die Stadt der Musik und Kunst.

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Dresden, Frauenkirche um 1880

1981 Das Mitgliederverzeichnis ist fertig gestellt Auf der Generalversammlung wird die Zusammenlegung von Baufonds und Vermögen der Deutschen Gesellschaft ergebnislos diskutiert. Ein Gesellschaftsabend fand im Altstadtrestaurant „Zum Tiroler Adler“ mit österreichischer Hausmannskost statt, und Dr. Georg-Helmut Fischer gab in seinem Vortrag eine Übersicht über das schwedische Gesundheitswesen mit seinen Vor- und Nachteilen. Bischof Dr. Hubertus Brandenburg hielt einen Vortrag über Wehrdienst und Gewissen. Als Gast aus Wittenberg hatten wir an jenem Abend Pfarrer Schorlemer zu Gast, der Ende der 80er Jahre in der DDR eine große Rolle spielen sollte. Das neue Mitgliederverzeichnis wurde gedruckt.

42 1982 Goldschmiedekunst Mitglied Georg Kraft hält im Februar einen engagierten Vortrag über seine Zeit als politischer Häftling in Bautzen / damalige DDR. Mit dem Thema „25 Jahre danach“ war es ein persönlicher Rückblick. Ein ungewöhnliches Programm war die Besichtigung der Küche des Grand Hôtel. Heinz Decker berichtete an einem Gesellschaftsabend mit Damen über die Entwicklung der Goldschmiedekunst. Dr. Erich Hansen-Schmidt, ein regelmäßiger Teilnehmer an den Gesellschaftsabenden, verstarb 1981. Da er der DG sehr verbunden war machte seine Frau uns eine Stiftung, so dass wir jedes Jahr ein Glas Rotwein zu seinem Gedenken trinken können. Wir haben dafür meist den letzten Gesellschaftsabend vor dem Sommer bestimmt, weil sein Geburtstag im Juni war. Seine Witwe besuchte uns noch einige Jahre an dem Abend, an dem seiner gedacht wurde; die Tradition wird fortgeführt. Am 28. Mai läuft in den Stockholmer Hafen das Segelschulschiff der Bundesmarine „Gorch Fock“ ein. Die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft bekommen Gelegenheit zur Besichtigung des schönen Schiffes.

Segelschulschiff der Bundesmarine „Gorch Fock“

43 1983 Die lange Bahnfahrt Bei schönstem Wetter fand der sommerliche Gesell- schaftsabend mit Stadtwanderung durch den Stadtteil Södermalm statt. An einem Gesellschaftsabend mit Damen hielt Hans Fickler den Vortrag über seine 10.000 km lange Bahnfahrt von über Leningrad, Moskau, Ulan Bator, Peking, Shanghai bis nach Hongkong. Pater Peter Hornung berichtet an einem Gesellschaftsabend über seine Eindrücke während seines längeren Aufenthalts als Austauschpater in Peru.

1984 Abrüstung in Europa Am 17. Januar beginnt in Stockholm auf Außenminister- Ebene die KSZE-Folgekonferenz über Vertrauensbildung und Abrüstung in Europa (KVAE). Am Gesellschaftsabend im September berichtete der Leiter der deutschen Delegation bei der Stockholmer Konferenz, Herr Botschafter Dr. Claus Citron, über seine Arbeit hier in Stockholm. Am gleichen Abend konnten wir den neuen Schulleiter an der Deutschen Schule Stockholm, Dr. Gerhard Kunzendorf, sowie den neuen Leiter des Wirtschaftsreferates an der Deutschen Botschaft, Dr. Alexander Petri, unter den Gästen begrüßen.

1985 Schwedischer Kulturspiegel An einem Gesellschaftsabend mit Damen hielt Ingeborg Kraft ihren Lichtbildervortrag über das Thema „Eine Reise ins Heilige Land“. Der Besuch der Livrustkammaren mit Führung musste abgesagt werden, weil nur zwei Anmeldungen vorlagen. Im November hielt Herr Direktor Olle Lindgren von SE-Banken einen Gastvortrag zum Thema „Schwedischer Kulturspiegel - Rückgang, Stagnation oder Expansion“. Das Stiftungsfest wurde im Stallmästaregården gefeiert. Ehrengäste waren unter anderen der Botschafter Dr. Claus Citron und der Gesandte Claus von Kameke mit Gemahlin.

44 Im Altstadtrestaurant „Zum Tiroler Adler“ traf man sich öfters im Jahr zu gemütlichen Abenden mit zwanglosem Programm.

1986 Perlen, Korallen und Bernstein Der Gesellschaftsabend mit Damen stand im Zeichen edler Steine die keine Steine sind, Perlen, Korallen und Bernstein, von Rolf Krieger sachkundig und Interesse erweckend vorgetragen. Man traf sich zu gemütlichen Abenden mit Ego-Vorträgen. Ende des Jahres wurde ein Festausschuss gebildet. Der Vorstand verstärkte sich mit Dietrich Timm und Alfred von Sterneck, um das 125. Stiftungsfest vorzubereiten. Feder- führend war unser Zeremonienmeister Claus von Preen.

1987 Globen-Baustelle In Anwesenheit von König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia, Altbundespräsident Walter Scheel und ca. 800 Gästen aus dem In- und Ausland wurde am 14. Mai das 125. Stiftungsfest der Gesellschaft als rauschendes Fest im Stockholmer Stadthaus gefeiert. Unter Leitung von Claus von Preen wurde im Juni eine Berlinreise organisiert. Der Oktober stand im Zeichen der Friedens- und Konflikt- forschung. Herr Dr. Walter Stützle, der neue Direktor des weltbekannten Stockholmer Friedens-Forschungs-Institutes SIPRI, hält einen hochinteressanten Vortrag über die Rolle des 1966 gegründeten SIPRI. Im November besichtigte man die „Globen-Baustelle“ unter qualifizierter Führung unseres Mitglieds Dr. Andreas Carstens, der selbst am Zustandekommen dieser gewaltigen Mehrzweckarena mitgewirkt hat. Über die Bauweise dieses Projektes wurde im Grand Hôtel ein Videofilm gezeigt. Auf der Generalversammlung wird beschlossen, den Jahresbeitrag und den Aufnahmebeitrag auf je 200 Kronen anzuheben, für über 65-Jährige wird der Aufnahmebeitrag auf 1000 Kronen erhöht.

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Globen Baustelle 1987

1988 Schlossbrauerei Kaltenberg, Kaltenbergbräu Um Steuern zu sparen entstanden Bestrebungen, die Statuten des Baufonds zu ändern um daraus die Anmietung der Räume im Stallmästaregården und im Grand Hôtel zu bezahlen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gesellschaft als Ideeller Verein anerkannt werden muss. Luitpold Prinz von Bayern, Geschäftsführer der Schloss- brauerei Kaltenberg, der zu einer anderen Veranstaltung im Grand Hôtel weilte, stattete überraschend dem Gesellschaftsabend im April einen kurzen Besuch ab. Wir erfuhren von ihm so einiges über das deutsche Brauereiwesen, das Prinzip des Reinheitsgebots und so weiter. Beim Abendessen wurden wir dann zum vorzüg- lichen Kaltenberg Bräu eingeladen. Vom 31. Mai bis 2. Juni war Bundespräsident Richard von Weizsäcker auf Staatsbesuch in Schweden; dabei bestätigte und festigte er die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten. Mehrere unserer Mitglieder nahmen auf die eine oder andere Weise am Besuchsprogramm teil. Dr. Rolf Lindner von der Universitätsklinik Giessen, zur Fortbildung an die Transplantationsklinik in Huddinge

46 entsandt, hielt einen hochinteressanten Vortrag nicht nur über Methoden der Transplantation, sondern auch über die ethischen Aspekte seiner Arbeit. Im November konnte der Vorstand den neuen Botschafter der Bundesrepublik, Dr. Reinhold Schenk, erstmals zu einem Gesellschaftsabend begrüßen. Er sprach über seine Vorstellungen und Erwartungen als Botschafter in Schweden.

1989 Henriksdalsberget Die Gesellschaft erhält von Frau Dr. Brigitte Hansen- Schmidt eine großzügige Stiftung zur Erinnerung an unser im Laufe des Jahres 1981 verstorbenes Mitglied Dr. Erwin Hansen-Schmidt mit dem Zweck, für alle Zukunft am letzten Gesellschaftsabend im Frühjahr zum Wein einzuladen. Der Land- und Forstwirtschaftsattaché an der Botschaft der Bundesrepublik, Dr. Uwe Kossmack, hält einen Vortrag über Landwirtschaftspolitik der EG und Schwedens, wobei im Vergleich viele Ähnlichkeiten zu erkennen sind. Lothar Cronenberg organisiert im April am Granitfelsen Henriksdalsberget den Einstieg in das ca. 40 km lange Tunnellabyrinthsystem der Stockholmer Unterwelt, die Großkläranlage mit vierstufiger Klärtechnik, verschiedenen Klärbecken und überhaupt nicht übel riechenden Felssälen.

1990 Steine und Mauern Erster Ernst Stiller-Abend, an dem der Wein des Abends aus dem Ertrag des Stiller-Fonds von 1969 gestiftet wird. Dies wird von nun an traditionell immer am ersten Gesellschaftsabend im Januar fortgeführt. Unser Mitglied Ernst Stiller und seine Frau waren Kinder- los. Im gemeinsamen Testament legten sie 1969 fest, dass die Deutsche Gesellschaft daraus einen großen Betrag bekommen solle sowie die Leistungen einer länger laufenden Rentenversicherung, wenn seine Frau vor Ablauf der Versicherung sterben sollte. Wir erhielten dann über etwa 10 Jahre die Auszahlungen. Seinen Neffen bedachte er mit einem größeren Geldbetrag mit der Auflage dass der Neffe keinen Einspruch gegen das Testament erheben dürfe, in diesem Falle würde auch dieser Betrag an die Deutsche

47 Gesellschaft fallen. Der Neffe klagte und das Gericht ent- sprach dem Testament... Am Gesellschaftsabend mit Damen im Mai berichtete Frau Monica Gaudy aus Ihrer Schatzkiste Gemmologiekennt- nisse über edle, weniger edle aber trotzdem sehr schöne Steine. Fast aus jedem normalen Stein kann man ein schönes Schmuckstück schleifen. Mit Hans Fickler nach Dresden, das war das Motto für eine vom 5. bis 9. September 1991 geplante Reise mit Damen nach Dresden. Am 2. Oktober, am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit, hatte die Gesellschaft zu einem besonderen Gesellschaftsabend geladen. Botschafter Dr. Reinhold Schenk, inzwischen Ehrenmitglied der Gesellschaft, hielt eine viel beachtete Rede in der die Entwicklung bis zur Vereinigung kompetent und klar beschrieben wurde. Deutsche Wiedervereinigung oder Deutsche Vereinigung. Richtungweisend für diese Entwicklung war die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989, die den endgültigen Zerfall des politischen Systems der DDR bewirkte. Durch den Zwei-plus-vier-Vertrag, den Vertrag über die ab- schließende Regelung in Bezug auf Deutschland, wurde der Einheit der beiden deutschen Staaten zugestimmt und dem vereinten Deutschland die volle Souveränität über seine inneren und äußeren Angelegenheiten zuerkannt. Staats- rechtlich spricht man vom „Beitritt zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland“.

1991 Deutsch-schwedische Kommunikation Ein nicht ganz erst gemeinter Vortrag wurde von Christian Heger zu dem Thema „deutsch-schwedische Kommuni- kation im Geschäftsleben“ gehalten. Anstatt einem Sommerfest wurde eine "Kräftskiva" veran- staltet. Mit dem Schiff ging es hinaus in die Stockholmer Schären und dort wurden schwedische Signalkrebse serviert. Der Ehrengast des Abends, Hans Fickler, berichtete über eine phantastische Reise nach Dresden, die mit großer Sachkenntnis vorbereitet wurde. Die Teilnehmer der Reise bekundeten, dass dies ein gelungener Ausflug war!

48 1993 Schulbesuch Zu einem Gesellschaftsabend mit Damen besuchte man die Brauerei Pripps in Bromma. Zu einem anderen Gesellschaftsabend fand man sich in der Deutschen Schule Stockholm ein. Unser Mitglied und Schulleiter Dr. Franz-Josef Schott zeigte den neuen Speise- saal der Schule, konzipiert wurde er von unserem Mitglied Dr. A. Carstens. Im gleichen Jahr wurde damit begonnen ein neues Mitglie- derverzeichnis zusammenzustellen.

Deutsche Schule Stockholm - DSS

1994 Oktoberfest Hans-Heinrich Fickler berichtet in seinem Vortrag über Dresden und seine Frauenkirche, für deren Wiederaufbau er sehr geworben hat. Der Vortrag mit dem interessanten Thema „Alt werden und jung bleiben “ wurde von Dr. K. O. Aly an einem Gesell- schaftsabend mit Damen gehalten. Rolf Krieger hält an einem Gesellschaftsabend mit Damen im Restaurant Hasselbacken einen Vortrag mit dem Thema „Wie schön Juwelen sind“.

49 Im November wurde dass Münchner Oktoberfest im Fest- zelt auf Djurgården natürlich mit Damen gefeiert. Seit 1994 wurden Gesellschaftsabende des öfteren im renovierten Hasselbacken begangen.

Restaurant Hasselbacken

1995 Stiftungsfest versus Luciafest Am 1. Januar wird Schweden Mitglied der erweiterten Europäischen Union. In der Generalversammlung wurde beschlossen, für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden einen Stein zum symbolischen Wert von 2.500 DM zu spenden. Der ehemalige Schüler der Deutschen Schule Stockholm inzwischen Weinjournalist Peter Behrens präsentiert an einem Gesellschaftsabend mit Damen eine kleine Wein- probe. Die Vorstände von Svensk-Tyska Föreningen und Deutsche Gesellschaft fassen den Beschluss, zukünftig das Stiftungsfest der DG und das Luciafest von STF gemeinsam im jährlichen Wechsel zu begehen. Das Luciafest am 1. Dezember 1995 war das erste gemeinsam ausgerichtete Fest.

50 1996 Wahlausschuss Auf der Generalversammlung wird beschlossen, dass ein Jugendstammtisch gegründet werden soll. Zweck des Stammtisches ist es, jüngere Personen für die Gesellschaft zu interessieren. Eine Satzungskommission bestehend aus den Herren Dietmar Jäck, Eduard Gaudy, Hans-Alfred Ehrhardt und Günther Schumann wird eingesetzt, um sprachliche Berichtigungen der Satzungen der Gesellschaft vorzu- nehmen und die Reihenfolge der Paragraphen anzupassen. Weiterhin wird beschlossen, die Subvention für das Essen für Mitglieder von 30% auf 50% zu erhöhen. Nach mehrjähriger Pause wird der Wahlausschuss wieder eingerichtet.

1997 Neues Mitgliederverzeichnis Ein Gesellschaftsabend mit Damen wurde als Franz Schubert-Abend im Restaurant Hasselbacken veranstaltet. Dabei wurde in einem Kurzbericht sein Leben geschildert, und der deutsche Tenor Dietmar Keitz sang verschiedene Lieder und Opernarien. Darunter war auch eines der bekanntesten Lieder Schuberts, nämlich „Die Forelle“! Am Flügel begleitete Christian Ejnarsson. Am Gesellschaftsabend im Juni berichtete Dr. Reinhold Schenk über seine Eindrücke als Botschafter von 1992 – 1995 in Teheran. Im April besuchten wir mit unseren Damen „Hotell- och Restaurangskola“. Berufschullehrer Dieter Hamprecht berichtet über seine Tätigkeit dort und führt uns durch die Unterrichtsräume der Schule. Anschließend wurde uns von Schülern ein eigens für uns zusammen- gestelltes Dreigänge-Menü serviert. Wolfgang Hohlfeld stellte das neue Mitgliederverzeichnis zusammen und Hans-Jürgen Masuhr führte den Druck aus. Zum Luciafest mit Julbord wurde in den Spiegelsaal des Restaurant Hasselbacken eingeladen.

51 1998 DG Pin für Gesellschaftsmitglieder Am 13. Januar wurde eine Außerordentliche General- versammlung der DG einberufen, in der die neue Fassung der Satzung vorgestellt wurde. In dieses Dokument wurden gleichzeitig die Statuten für den Baufonds unverändert integriert. Diese neue Fassung wurde auf der Generalversammlung einstimmig be- schlossen und ist ab sofort gültig. Stephan Ehrhardt wirft die Frage nach sogenannten Pins für Mitglieder der Gesellschaft auf; über diesen Antrag soll auf der Generalversammlung beraten werden. Im September besuchte man das VASA-Museum. Zum Abendessen machte man anschließend einen kleinen Spaziergang zum beliebten Restaurant Hasselbacken.

1999 Berlinwohnung Im August findet die „Kräftskiva“ an Bord des Schiffs M/S Oden Gamle statt.

M/S Oden Gamle

Hans Heinrich Fickler hat einen detaillierten Plan für eine Reise nach Dresden im September ausgearbeitet. Auf der Außerordentlichen Generalversammlung am 26. Oktober wurde beschlossen, die Statuten für den Baufonds

52 neu zu regeln. Hintergrund ist der Vorschlag, eine Wohnung in Berlin zu kaufen und diese den Mitgliedern für Berlinbesuche kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Auf einem Gesellschaftsabend mit Damen lauschten wir der Kabarettistin und Schauspielerin Frau Monica Nielsen, die Lieder von „Bellman bis Evert Taube“ vortrug.

2000 Ein Koffer in Berlin Reinhard Ahrens hält im Januar einen Vortrag über die Entwicklungen im Bankensektor: unter anderem sind mit der Einführung des Euro bestimmte Arbeiten der Währungsumrechnung nicht mehr erforderlich. Prof. Dr. H. Müssener hält in „Piperska Muren“ einen Vortrag „Exil in Schweden“ über den Spagat von Emigranten, die in Deutschland und in Schweden eine Heimat haben. Michael Sohlman, VD der Nobelstiftelsen, hält einen interessanten und humorvollen Vortrag über die Nobel- stiftung mit dem Thema „Nobelpriset och Nobelsystemet“. Eine Führung durch die von Gustav III. geschaffene Orangerie des Schlosses Ulriksdal wurde von Fachkräften geleitet, die über die zahlreichen Skulpturen und deren Bildhauer informierten. Der Kauf zweier Eigentumswohnungen in Berlin, Veteranenstraße 10, stellt die bisher größte Investition des Baufonds dar. Nach der Einrichtung stehen die Einzimmer- und die Zweizimmerwohnung ab Juli den Mitgliedern und deren Freunden zur Verfügung. Auf der Generalversammlung übernimmt unser Schrift- führer seit 25 Jahren, Trutz v. Ahlefeld, den Vorsitz der Gesellschaft von Hans-Alfred Ehrhardt. Hans-Alfred kann mit seiner 25-jährigen, ununterbrochenen Amtszeit auf die längste Periode als Vorsitzender zurückblicken. Als Kura- toriumsvorsitzender des Baufonds ist er weiterhin im Vorstand aktiv. Er wird einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt. Das 138. Stiftungsfest feierten wir im Hazeliussaal des Scandic Hotel Hasselbacken. Die 16 Kilometer lange Öresundverbindung, eine Auto- und Eisenbahnverbindung zwischen Kopenhagen und Malmö, wird von Königin Margrethe II. von Dänemark und König

53 Carl XVI. Gustaf von Schweden eröffnet. Sie besteht aus der Kombination der 1092 m langen Öresundbrücke und dem 3510 m langen Drogdentunnel nebst einer 4055 m langen künstlichen Insel und einer Auffahrtsrampe.

2001 Schwedische Gardinen und Orgelpfeifen Besuch im Långholmens Wärdshus mit angeschlossenem Museum, eine Führung durch „Gamla Kronohäktet“, das alte Gefängnis auf Långholmen. Die ehemaligen Gefängnis- zellen sind jetzt zu Hotelzimmern umgestaltet. Der Ausdruck „Schwedische Gardinen“ kann hier nach- empfunden werden. Auf der Generalversammlung wird beschlossen, der Deutschen St. Gertruds Gemeinde vier Orgelpfeifen im Wert von SEK 20.000 für die „Düben-Orgel“ zu spenden. Der Vorschlag unseres Mitglieds Roman v. d. Heide, eine eigene Internetseite für die Deutsche Gesellschaft ins Leben zu rufen, wurde zunächst skeptisch aufgenommen, weil hierdurch private Daten der Mitglieder im Internet verfüg- bar würden. An Gesellschaftsabenden mit Damen besuchten wir das Vin- och Sprithistoriska Museet so wie die Almgrens Sidenväveri, eine Industriegedenkstätte. Genau am 11. September, nur wenige Stunden nach den Terroranschlägen in New York, trafen wir uns zum Gesell- schaftsabend im Van der Nootska Palatset, einem gut erhaltenen Palais aus dem 17. Jahrhundert mit Restaurant und Konferenzsälen. Wir gedachten der Opfer der für uns noch immer unfass- baren Ereignisse. Dies war auch das dominierende Gesprächsthema des Abends. Der Altherrenabend wurde in den Räumen des Grand Hôtel im KAK-Gebäude begangen. Der Einladung waren 50 jüngere und ältere Mitglieder gefolgt. Von dort hatten wir Aussicht auf das königliche Schloss in dem zum gleichen Zeitpunkt das Galadiner des Königspaares zu Ehren der Nobelpreisträger, im 100. Jubiläumsjahr der Verleihung der Nobelpreise, stattfand. Die beiden Berlinwohnungen erreichten bereits eine Aus- lastung von 51%.

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Van der Nootska palatset, 1890

2002 Nobelbankett von 1929 Mats Hallgren, Wirtschaftskorrespondent von Svenska Dag- bladet, hielt im Januar im Restaurant Piperska Muren für uns einen Vortrag über den Euro und dessen erfolgreiche Einführung in Europa. Im Februar besichtigten wir mit unseren Damen das Stockholmer Stadthaus; 60 Teilnehmer folgten der Führung von Annika Raab durch die verschiedenen Räume. An- schließend wurde uns ein Nobelbankett serviert, und zwar extra ausgewählt das Menü von 1929, da in jenem Jahr unser Ehrenmitglied Prof. Hans von Euler-Chelpin den Nobelpreis für Chemie überreicht bekommen hatte. In der Generalversammlung wurde die Möglichkeit Ein- ladungen als E-Mail zu versenden durch den Schriftführer Günther Schumann vorgestellt. Dieses Angebot wurde meist von jüngeren Mitgliedern begrüßt. Es wurde beschlossen, das „Alte Mitgliederverzeichnis“ neu binden zu lassen. Der Vorstand hat sich mit dem Vorschlag einer eigenen Internetseite auseinander gesetzt und sich zu einer Reali- sierung in kleinen Schritten entschlossen. Dies wurde den Mitgliedern vorgestellt und durch den Schriftführer, der diese Idee stark unterstützte, als eine Vorversion erarbeitet, die zunächst nur auf einer CD-ROM den Mitgliedern

55 ausgehändigt werden soll. Dazu mussten vorhandene Daten überprüft, ergänzt und die verfügbaren Passbilder einge- scannt werden. Eine zeitraubende Aufgabe, die vom zweiten Schriftführer, Uwe Steuer unterstützt wurde. Das Grundlagenkonzept für die Vergabe von Stipendien aus dem Stipendienfonds wurde von Frank Schliephacke als Arbeitspapier vorgestellt.

Grünewaldvilla, Saltsjöbaden

Das „Spargelessen“ mit unseren Damen in Vår Gård in Saltsjöbaden wurde mit einem Besuch in der nahegelegenen Grünewaldvilla verbunden. Dort gab unser Mitglied Ger- hard Paping ein kleines Konzert auf dem restaurierten Flügel des Hauses, bevor wir zu Vår Gård hinüber gingen. Mit unseren Damen fuhren wir mit der M/S Aphrodite von Slussen nach Nacka zum Restaurant Telegraf. Unter dem Motto, „wir kochen selbst“ wurde unter sehr sachkundiger Anleitung unserer Mitglieder Dieter Hamprecht, Kurt Weid, Heinz Glöckler in Stockholms „Hotell- och Restaurangskola“ im Oktober ein Dreigänge Menü zubereitet und im angeschlossenen Restaurant „Flitiga Lisa“ serviert. Das 140. Stiftungsfest wurde mit rund 90 Teilnehmern der Deutschen Gesellschaft und Svensk-Tyska Föreningen feierlich in den Festräumen von Stallmästaregården begangen. Als Tombolapreise wurden eine Flugreise,

56 Wohnungsaufenthalte in unseren Berlinwohnungen, ein Festessen im Grand Hôtel und weitere Preise geboten. Der beträchtliche Erlös der Tombola wurde der Stiftung Livslust in Lettland gespendet, die dort eine Berufsschule für Waisenkinder unterhält.

2002 Einführung des EURO € Die Währungsunion wurde am 1. Juli 1990 mit der Herstellung des freien Kapitalverkehrs zwischen den EG-Staaten eingeleitet. 1992 wurden die rechtlichen Grund- lagen für die weitere Umsetzung gelegt. Mit der Gründung des Europäischen Währungsinstituts (EWI) und der Überprüfung der Haushaltslage der Mit- gliedsstaaten begann 1994 die zweite Stufe. Die letzte Stufe wurde 1999 mit der Gründung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der endgültigen Festlegung der Euro-Wechselkurse der nationalen Währungen erreicht. Ab da war der Euro gesetzliche Buchungswährung. Die Europäische Kommission duldet bislang, dass Schweden durch den Nichtbeitritt zum Wechselkurs- mechanismus II absichtlich eines der Konvergenzkriterien verfehlt, um so den Eurobeitritt zu vermeiden. Seit dem 1. Januar 2002 ist der EURO € gesetzliches Zahlungsmittel in zwölf Teilnehmerstaaten der Europäischen Währungsunion.

2003 Führung durch die Stockholmer Altstadt Das Jahr begann mit einem deftigen Eisbeinessen im Haga-Salongen des Sheraton Hotels. Im April besuchten wir die Deutsche St. Gertrudskirche, wo uns unser Mitglied Hauptpastor Gerhard Paping in die Geschichte der Kirche und Gemeinde einführte und den vorgesehenen Platz auf der Empore für die „Düben- Orgel“ zeigte. Hans-Jürgen Breuer, im Kirchenvorstand verantwortlich für das Orgelprojekt, berichtete über Einzelheiten der „neuen Orgel“. Organist Michael Dierks spielte zwei Stücke auf der derzeitigen, moderneren Orgel.

57 Anlässlich des Staatsbesuchs des deutschen Bundes- präsidenten, Johannes Rau und seiner Gattin hatten viele Mitglieder Gelegenheit, der Begrüßungszeremonie im königlichen Schloss in Gamla Stan beizuwohnen. In der Abendsonne im September begann Frau Brigitta Tennander die etwa einstündige Führung durch die Stockholmer Altstadt. Das Thema: Der Einfluss der Deutschen im Stockholm der früheren Jahrhunderte.

Stockholmer Altstadt mit Turm der St. Gertruds Kirche

Die Versendung der Einladungen per E-Mail ist auf 70% gestiegen und fördert zudem auch die Kommunikation untereinander. Auch der Vorstand setzt dieses Medium vermehrt ein. Dadurch ist es möglich geworden, dass der Schriftführer inzwischen in Deutschland wohnt und die Versorgung weiterhin reibungslos verläuft. In Dezember wurde das Luciafest von Svensk-Tyska Föreningen im Restaurant Stallmästaregården mit echt schwedischem „Julbord“ ausgerichtet.

58 2004 Zinnbecher Im Januar besuchten wir das Nationalmuseum auf Blasie- holmen, eine fachkundige Rundwanderung zum Thema „Liebe in der Kunst“. Das seit 2002 bestehende Zentrum für Deutschlandstudien an der Hochschule von Södertörn wurde uns in einem Vortrag von Maj-Brit Schartau und unserem Mitglied Professor Helmut Müssener vorgestellt. Auf Einladung von unserem Mitglied Martin May und Vattenfall AB besuchten wir das seit 1915 in Betrieb be- findliche Wasserkraftwerk Älvkarleby. Zum Spargelessen in „Vår Gård“ hielt der Königliche Hof- tracteur Werner Vögeli auf charmante Weise einen Vortrag über seinen Lebens- und Berufsweg, der ihn nach Schweden und über weitere Stationen zum Schloss führte. Die traditionelle Kräftskiva war diesmal an Bord der M/S Riddarholmen und führte über den Mälaren, musikalisch unterhielt uns die Band „Skärgårdspojkarna“ mit Blasmusik und Gesang.

M/S Riddarholmen mit den „Skärgårdspojkarna“

Zur Wahl der Vorstandsmitglieder wurden Wahlzettel ein- geführt, um den Wahlvorgang zu vereinfachen. Neben der Möglichkeit, weitere Namen einzufügen, sind darin die vom Wahlausschuss vorgeschlagenen Namen bereits einge- druckt. Ebenso wurde beschlossen, für 10-jährige Mitgliedschaft in der Gesellschaft Zinnbecher zu verleihen.

59 Die Daten für die neue Auflage der CD-ROM wurden weiter ergänzt und an die Mitglieder ausgegeben. Das 142. Stiftungsfest der Deutschen Gesellschaft wurde in den für uns Traditionsreichen Gesellschaftsräumen von Stallmästaregården begangen. Der Erlös der Tombola wurde gänzlich der Stiftung Livslust überwiesen, die ein Ausbildungszentrum für Waisenkinder in Lettland betreibt.

2005 Edle Steine - edles Metall Die Königliche Bibliothek haben wir im Januar besucht; dabei wurde uns Funktion und Wirkungsbereich der Bibliothek vorgestellt. Jedes schwedische Druckerzeugnis wird dort mit einem Exemplar hinterlegt. Wiederum auf Einladung von unserem Mitglied Martin May und Vattenfall AB besuchten wir das Kernkraftwerk Forsmark. Hier bekamen wir einen beeindruckenden Einblick in die Funktion eines Kernkraftwerkes. Eine neue Version der CD-ROM wurde erstellt und an die Mitglieder ausgegeben. Im September organisierte unser Zeremonienmeister Dieter Hamprecht eine Weinreise an die Mosel, und dort besuch- ten wir unter anderem die alte Römerstadt Trier, die Burg Elz und die Edelsteinmetropole Idar-Oberstein. Mit unseren Damen besichtigten wir im Oktober das Atelier unseres Gold- und Silberschmieds Wolfgang Gessl und konnten dabei neben einer Vielzahl von Handwerkzeugen einige in Bearbeitung befindliche sowie fertige Kunstwerke betrachten. Das Archiv der Deutschen Gesellschaft wurde bisher un- geordnet und immer wieder an anderen Stellen in ver- schiedenen Kellerräumen aufbewahrt. Auf Initiative unseres Ersten Vorsitzenden T. v. Ahlefeld und unseres Ehrenmitglieds H-A. Ehrhardt wird das Archiv in die Obhut von Stockholms Centrum för Näringslivs- historia in Bromma gegeben, wo der Inhalt gesäubert, gesichtet, katalogisiert und für die Zukunft sicher untergebracht wird, ebenso wird dort das Material des Deutschen Hülfsvereins aufbewahrt. Das Luciafest wurde in den Räumen des Van der Nootska Palatset gefeiert.

60 2006 Fahrt mit ältester schwedischer Eisenbahn Erneut besuchten wir das Restaurant Stadshuskällaren, um nach dem Vortrag über das Stadshus und das Nobelfest mit seiner Logistik das Menü des vorjährigen Nobelfestes mit seinen Köstlichkeiten zu genießen. Der Nobelpreis wird seit 1901 verliehen, das Nobelbankett seit 1930 im Stockholmer Stadshus serviert. Das traditionelle Spargelessen fand wiederum in Vår Gård statt. Diesmal fuhren wir mit der extra für uns bereit- gestellten, ältesten schwedischen elektrischen Eisenbahn (Motorvagn Nr. 15 aus dem Jahr 1913) von Slussen nach Saltsjöbaden. Die Fahrt mit dem Museumszug wurde von unserem Mitglied Werner Nüchterlein arrangiert. Das neue Mitgliederverzeichnis wurde nach längeren Verzögerungen gedruckt und an die Mitglieder ausgehändigt. Inzwischen hat der Schriftführer den Inhalt der CD-ROM als Homepage ins Internet gestellt http://www.dg-stockholm.com. Der Bereich mit persönlichen Daten wird durch Zugangs- berechtigung geschützt.

Homepage der Deutschen Gesellschaft zu Stockholm

61 Die Ausgabe der jährlichen CD-ROM wird eingestellt. Die Mitglieder können aktuelle Informationen über die Gesellschaft, einschließlich des Belegungsplanes der Berlin- wohnungen direkt im Internet abrufen. Unser stellvertretender Zeremonienmeister Kurt Weid ermöglichte uns den Besuch bei „Lantmännen-Matpartner- Axa“ in Järna. Wir bekamen einen interessanten Einblick in die Herstellung von Haferflocken, Müslis und Pasta- produkten. Im Oktober lud uns unser Mitglied Michael Steinle in die exklusive Demonstrationsküche von Bosch Siemens Haus- geräte in Solna ein. Wir bereiteten unter Anleitung und mit wichtigen Tipps von Dieter Hamprecht und Kurt Weid ein köstliches Menü bestehend aus Sallad på quinoa Helstekt lammytterfilé Karamelliserad ananas“.

In den Räumen des Sjöfartshuset berichtete unser Gast Klaus Böhler, Direktor der Deutsch-Schwedischen Handels- kammer, über die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Schweden und die von der Handelskam- mer dafür angebotenen Dienste.

Restaurang Sjöfartshuset, Skeppsbron 10

62 Die Witwe unseres im Mai verstorbenen Ehrenmitglieds Dr. Gerd Reidemeister machte der DG einen Geldbetrag zum Geschenk, so dass wir von Zeit zu Zeit ein Glas Wein zu seinem Andenken trinken können. Das 144. Stiftungsfest haben wir zusammen mit Mitgliedern von Svensk-Tyska Föreningen in den Räumen von Opera- terrassen gefeiert. Am Altherrenabend im Dezember in den Räumen des Sjöfartshuset wurden wiederum Ehrenbecher für 50-, 25- und 10-jährige ununterbrochene Mitgliedschaft überreicht.

2007 Archiv und Operngesang In der DG Homepage wurde ein Bereich für den Vorstand eingefügt, in dem Protokolle, Einladungen und weitere Daten durch Zugangskontrolle geschützt für die Vorstands- mitglieder zugänglich sind. Im Februar besuchten interessierte Mitglieder das „Centrum för Näringslivshistoria“ in Bromma. Unser Mitglied Alexander Husebye, Direktor des Zentrums, informierte uns über die Rolle des Archiv- und Dokumentationszentrums. Besonders interessierten uns natürlich die teilweise recht kostbaren Archivalien der Gesellschaft und des Deutschen Hülfsvereins, die im vergangenen Jahr dort sachgerecht geordnet und katalogisiert wurden. Für unsere Mitglieder besteht die Möglichkeit, Einblick in die historischen Unterlagen unserer Gesellschaft zu bekommen. Diese Gedenkschrift stützt sich auch auf diese Quelle. Erneut auf Einladung unseres Mitglieds Martin May und Vattenfall AB besuchten wir das Biomasse-Kraftwerk in Uppsala. Hier werden Brennstoffe wie Haus- und Industriemüll, Torf und Holzhackschnitzel zur Erzeugung von elektrischer Energie und Fernwärme eingesetzt. Im September besuchten wir die Brauerei Spendrups in Vårby. Nach dem Rundgang, in dem uns der gesamte Brauprozess bis hin zur Abfüllung gezeigt wurde, haben wir in einer „Bierprobe“ unter fachmännischer Anleitung von Frau Marie Ekberg unterschiedliche Biersorten verkostet. Am Gesellschaftsabend mit unseren Damen im Sjöfarts- huset im Oktober lauschten 50 Teilnehmer der Sopranistin Sara Sandström, die von Martin Hellström am Klavier

63 begleitet wurde. Sara, die in diesem Sommer in Drottning- holm in „Xerxes“ aufgetreten war, bot ein Repertoire aus verschiedenen Opern. Hartmut Pauldrach hielt im November einen hoch- interessanten Vortrag über die bei Kriegsende aus dem Baltikum nach Gotland geflohenen über 600 deutschen Soldaten. Das Luciafest, welches durch die Schwedisch-deutsche Vereinigung (Svensk-Tyska Föreningen) organisiert wird, fand diesmal in dem sehr schönen Festsaal der königlichen Akademie der Ingenieurwissenschaften (IVA) statt. Mit 90 Teilnehmern war es eine überaus gelungene Veranstaltung, gekrönt von einer wunderschönen Lucia mit ihrem musikalischen Gefolge.

2008 2330 Adelsgeschlechter Im Februar hatten wir Gelegenheit, die nordische und baltische Hauptniederlassung von VW in Södertällje zu besuchen. Unser Mitglied M. Heinze, Finanzdirektor bei VW in Schweden, informierte uns über den Konzern. Anschließend fuhren wir selbst mit 15 nagelneuen Fahrzeugen der Marken VW, Audi, Skoda und Seat zum mitten im Wald gelegenen neuen Zentrallager für das Baltikum. Unser Gast Dr. Leon Weintraub hielt einen sachlichen und ergreifenden Vortrag „Holocaust“ über den von ihm erlebten Zeitabschnitt, über sein Leben mit Einschrän- kungen, Entbehrungen und seiner Flucht aus dem letzten Lager. Unser Mitglied Horst Böhnke berichtete von seiner ersten Zeit in Schweden und von seinen Jahren als Chef bei IKEA - Kungens Kurva und dann bei NK - Hamngatan, als dieses noch ein „richtiges Kaufhaus“ war. Im September sind wir der Einladung von Holger Helmich, VD bei der Robert Bosch AB in Kista, gefolgt und haben in einem Vortrag Einblick in die vielseitige Tätigkeit des Unternehmens und dessen breite Produktpalette erhalten. Im Oktober haben wir die Miele AB in Solna besucht und in dem eleganten Ausstellungsraum in einem Vortrag Näheres über die 1899 gegründete Firma und ihren Inhaber erfahren, sowie über ihre Produktionsstätten, die ausnahmslos in Deutschland liegen.

64 Im November wurde uns von Herrn Anders Lindström, dem Ritterhausintendanten, Stockholms Riddarhus vorgestellt. Anschließend hatten wir Gelegenheit, bei einem Rundgang die prachtvollen Räume, die zwischen 1641 und 1672 entstanden, zu besichtigen. Im Rittersaal konnten wir die auf Kupferplatten gemalten Wappenschilder von 2330 Adelsgeschlechtern bewundern. Das 146. Stiftungsfest wurde in den Festräumen von Operaterrassen begangen.

Riddarhuset

2009 Wein, Bier und Gesang Im Februar besuchten wir Wrangelska Palatset, Sitz des Svea Hovrätt (mit einem Oberlandesgericht vergleichbar). Bei der qualifizierten Führung durch dieses historische Ge- bäude aus dem 16. Jahrhundert, damals größtes Privat- palais, erfuhren wir, dass das Svea Hovrätt seit 1756 dort untergebracht ist. In dem Gebäude wurden historische Elemente mit modernster Technik kombiniert. Im April trafen wir uns in Solna zum Besuch von „Gamla Filmstaden“. Während der Führung besichtigten wir Ge- bäude und Anlagen, in denen früher alle schwedischen Filme produziert wurden. Entstanden sind die Ateliers 1920 und bis 1969 wurden hier über 400 Filme gedreht. Traditionell wurden wieder ein Spargelessen und eine schwedische Kräftskiva durch unsere Zeremonienmeister Dieter Hamprecht und Kurt Weid arrangiert.

65 Der Gesellschaftsabend mit Damen im September stand im Zeichen der klassischen Musik.

Wrangelska Palatset

Der deutsche Bariton Ferenc von Szita, der Gesang bei Professor Anton Metternich in Berlin und Dirigieren bei Professor Michael Gielen in Salzbug studierte, trug in seinem Auftritt bei der Deutschen Gesellschaft Lieder von Robert Schumann, Edvard Grieg, Jean Sibelius und Wilhelm Peterson-Berger vor. Unser Mitglied Gösta Grass- man begleitete ihn dabei am Flügel.

Gamla Filmstaden Solna

66 Eine Weinprobe führte uns im Oktober erneut zur Brauerei Spendrups nach Vårby. Frau Marie Ekberg, die uns im vorigen Jahr eine Bierprobe servierte, hielt diesmal eine Weinprobe. Der Brauereikonzern Spendrups ist auch einer der größten Weinimporteure Schwedens. Die Weine werden über Systembolaget vertrieben oder direkt an Restaurants geliefert. Im November arrangierte uns Dieter Hamprecht einen vorzüglichen Gåsmiddag auf Skåne-Art im Sjöfartshuset.

2010 Stockholmer Unterwelt Im Februar hatten wir Dr. Alexander Schenk, Sohn unseres Ehrenmitglieds Botschafter a. D. Dr. Reinhold Schenk, zu Gast bei uns. In seinem Vortrag schilderte er uns seine Beratertätigkeit an der schwedischen Regierungskanzlei für die Europäische Investitionsbank EIB Luxemburg. Im April stand ein Besuch der Großkläranlage Käppala- verket auf Lidingö auf unserem Programm. Dies ist eine der größten schwedischen Kläranlagen, zum größten Teil tief im Fels gelegen. Durch 60 km Felstunnel werden die ca. 55 Millionen Liter Stockholmer Abwässer hoch rein geklärt. Positiv überrascht waren wir von der fast geruchlosen Anlage und der Sauberkeit. Die Deutsche St. Gertrudskirche war im September unser Besuchsziel. Hauptpastorin Susanne Blatt stellte uns in einer kleinen Führung eine der ältesten Kirchen Stockholms vor. Der Kirchenraum mit seiner reichen barocken Aus- schmückung gilt als eine der großen Stockholmer Sehens- würdigkeiten. Im Anschluss bekamen wir von Kantor Martin Riessen eine musikalische Präsentation der rekon- struierten Barockorgel, der sogenannten „Düben- Orgel“. Im Oktober hieß es wieder „Wir kochen selber“. Hierzu waren wir mit unseren Damen von unserem Mitglied Michael Steinle in die Demonstrationsküche von Bosch Siemens Hausgeräte in Solna eingeladen. Unsere Mitglieder Heinz Glöckler, Dieter Hamprecht und Kurt Weid, selbst hervorragende Köche, hatten das Menü des Abends komponiert, dass wir unter Ihrer fachkundigen Anleitung zubereiteten.

67 Fluffig soppa på butternut - pumpa med rökt renstek, purjolök och tortillapinnar Rådjursytterfilé i färstäcke med crepinette med färska kantareller i crème fraiche och spätzle Pannacotta med hallon- & paprikakompott Unser 148. Stiftungsfest haben wir gemeinsam mit Svensk- Tyska Föreningen in den gemütlichen Räumen des Sjöfartshuset begangen, ebenso wie unseren traditionellen Altherrenabend.

Rekonstruierte Barockorgel – „Düben-Orgel“

2011 Garpar, gipskatter och svartskallar Der erste Gesellschaftsabend des Jahres mit unseren Damen fand im Restaurant Stadshuskällaren statt. Als Menü haben wir das Nobelmenü von 1992 gewählt. Damals hatte unser zweiter Zeremonienmeister Kurt Weid selbst als Koch mit weiteren 50 Köchen an der Zubereitung des Menüs für ca. 850 Gäste mitgewirkt. Zum Gesellschaftsabend im April starteten wir unter Führung von Frau Marie Andersson, einer Kollegin unseres Ersten Vorsitzenden Trutz von Ahlefeld, an der Tunnel- bahnstation Kungsträdgården eine Kunstwanderung über Blasieholmen und Skeppsholmen. Sie beschrieb kompetent

68 die verschiedenen Objekte und informierte uns über die Künstler, die Motive und ihre Entstehung. Das Spargelessen wurde der schönen Tradition folgend in den Räumen von Vår Gård ausgerichtet. Dabei stellte uns Kurt Weid ehemalige Kollegen aus der Zeit vir, in der er selbst dort leitend tätig war. Das Krebsessen „Kräftskiva“ haben wir in diesem Jahr an Land verlegt, nämlich in das Restaurant Kalaset Strand in Alvik. Diese Neuerung wurde von den Teilnehmern gerne angenommen. Der Gesellschaftsabend im Oktober führte uns zu A&E Design AB. Unser Mitglied Hans Ehrich, der Gründer und Teilhaber dieser Firma ist, zeigte uns verschiedene, von ihm entworfene Produkte. Zum Beispiele der weltweit verbreitete klappbare Museumsstuhl „Stockholm II“ und die Geschirr-spülbürste „Jordan“. Im November wurde für uns im Sjöfartshuset ein "Gåsmiddag" - Gänseschmaus - mit allem was dazu gehört serviert. Als Gast hatten wir den Schriftsteller Anders Johnson eingeladen. Sein Vortrag zum Thema "Garpar, gipskatter och svartskallar - invandrarna som byggde Sverige", stützte sich auf sein gleichnamiges Buch, das vor einem Jahr erschienen ist. Hierbei handelt es sich um Einwanderer, die durch alle Epochen vom Mittelalter an und in allen Branchen eine große Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Schwedens hatten. Natürlich befasste sich Anders Johnson besonders mit den Einwan- derern aus dem deutschen Sprachraum, den "Garparna".

69 2012 150 Jahre Deutsche Gesellschaft zu Stockholm Zur Feier des 150. Stiftungsfests der Deutschen Gesellschaft am Samstag, dem 12. Mai 2012 kamen rund 180 Mitglieder, Freunde und Gäste, die zum Teil extra aus Deutschland angereist waren, in das Restaurant Atrium des National- museums in Stockholm. Nachdem sich die Festteilnehmer zunächst im Foyer versammelt hatten, begaben wir uns gegen 18:00 Uhr in den Hörsaal. Unser Zeremonienmeister Dieter Hamprecht stellte uns das EnsembleEins und dessen Leiter Dr. Michael Dierks, Kantor der Deutschen Sankt Gertruds Gemeinde, vor. Werke des Festkonzerts: Johann Sebastian Bach, Ouvertüre C-Dur BWV 1066 Georg Friedrich Händel, Music for the Royal Fireworks HWV 351 Dies war ein gelungener Auftakt für das Stiftungsfest unserer traditionsreichen Gesellschaft. Im Foyer wurde uns „von Buhl Rieslings-Sekt“ aus der Pfalz gereicht. Anschließend sind wir hinüber in das Restaurant Atrium gegangen, um dort an den festlich gedeckten Tischen unsere Plätze einzunehmen. Unser zweiter Vorsitzender Martin Kauffner ergriff das Wort zur Begrüßung der Festteilnehmer und richtete uns die Grüße unseres ersten Vorsitzenden Trutz von Ahlefeld aus, der aus gesundheitlichen Gründen leider nicht an der Feier teilnehmen konnte. Unter den Gästen konnten wir unter anderen Herrn Botschafter Dr. Harald Kindermann, Hauptpastorin Susanne Blatt und unser Ehrenmitglied Hans-Alfred Ehrhardt begrüßen. Nach der Vorspeise übermittelte der Vorsitzende des Svensk-Tyska Föreningen, Botschafter Leif Sjöström, seine Grüße und Glückwünsche, lobte den guten Kontakt beider Gesellschaften und wünschte uns, dass wir noch viele Jubiläen und Feste gemeinsam feiern können. Wenig später gratulierte uns die Vorsitzende des Deutschen Damenclubs, Petra Wikström, zu unserem 150-jährigen Bestehen immer noch als reiner „Herrenclub“ und bedankte sich bei den „Deutschen Kavalieren“ für die Einladung Hauptpastorin Susanne Blatt richtete uns die besten Grüße der Deutschen St. Gertruds Gemeinde aus und sprach die

70 Verbundenheit mit St. Gertrud wie auch die Unterstützung in unserer Zeit an. Sie wünschte uns, dass wir auch in Zukunft unserem Wahlspruch „Seid einig, einig, einig“ folgen werden. Unser Ehrenmitglied und langjähriger erster Vorsitzender Hans-Alfred Ehrhardt nutzte die Pause nach dem Dessert für seine Rede, mit der er eine kurze Übersicht über die Geschichte der Gesellschaft gab, der er bereits 46 Jahre angehört. „Aus tiefstem Herzen“ heiße es in der Festschrift zum 50. Jubiläum, und diese Worte seien auch heute noch gültig, müssen wir der Gründer der Gesellschaft in Dankbarkeit gedenken. Heute haben wir auch Mitglieder in der zweiten oder dritten Generation in der Gesellschaft. Er erwähnte auch, dass es in dem „Herrenclub“ mehrfach Überlegungen gab, Frauen in die Gesellschaft aufzunehmen. Da etwa ein Drittel der Mitglieder dann ihre mutter- sprachlich deutschen Ehefrauen als Mitglieder einführen könnten, zwei Drittel der männlichen Mitglieder jedoch nicht, haben wir bisher davon abgesehen. Dann wünschte er uns, dass die Gesellschaft fortbestehen werde und viele von uns das nächste Jubiläum miterleben können und einen weiterhin schönen Abend hier im Stock- holmer Nationalmuseum! Nach dem Festessen spielte Anders Asp mit seinem Orchester Tanzmusik, was auch reichlich zum Tanzen animierte. Spät, oder eigentlich schon früh am nächsten Tag, endete das Fest und die Teilnehmer traten den Heimweg durch die schon recht kühle Nacht an. Ein sehr gelungenes und gut organisiertes Stiftungsfest, an das sich viele Teilnehmer noch gerne erinnern werden. Die Bilder vom Stiftungsfest und das Bildspiel sind auf der Homepage der Gesellschaft abrufbar unter http://www.dg-stockholm.com im Mitgliederbereich / Ge- sellschaftsabende/. Ebenso können die Bilder vom Stiftungsfest von unseren Gästen erreicht werden. Dazu bitte diese Internetadresse verwenden http://gaeste.dg-stockholm.com/ Folgende Zugangsdaten sind hierfür erforderlich: Name: GaEstE Passwort: DGgAST. Bitte Groß- und Klein-Buchstaben beachten.

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Nationalmuseum Stockholm

Die Deutsche Gesellschaft ist eine der ältesten Gesellschaften ihrer Art, behaupten Diplomaten, die in der Welt herum- gekommen sind. Sie kann allerdings nicht mit der vor 400 Jahren gegründeten Deutschen Schule Stockholm oder der vor über 430 Jahren gegründeten Deutschen St. Gertruds Gemeinde konkur- rieren.

Diese Schrift umfasst nur einen Bruchteil aus der Geschichte der Deutschen Gesellschaft. Nicht in Worte zu fassen ist das, was die Mitglieder persönlich erlebt haben, die Höhen und Tiefen der Geschichte in den vergangenen 150 Jahren, eine aus heutiger Sicht bewegten Zeit. Mögen die Mitglieder auch künftig Vorstände wählen, die die Geschichte bewahren und die Tradition der Gesellschaft weiter fortführen, treu dem Wahlspruch:

- Seid einig, einig, einig! -

Dann wird die Gesellschaft in 25 oder 50 Jahren wiederum ein besonderes Stiftungsfest feiern!

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Verzeichnis der Vorstandsmitglieder

von 1862 bis 2012

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Herausgegeben von Günther Schumann

Schriftführer der Deutschen Gesellschaft zu Stockholm

im Jubiläumsjahr 2012

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