Stockhausen: Hymnen Resonanzraum St. Pauli BMW 7Er DER ANSPRUCH VON MORGEN
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9 Mai — 20 Uhr Stockhausen: Hymnen resonanzraum St. Pauli BMW 7er DER ANSPRUCH VON MORGEN 27 Apr — 30 Mai Ein gemeinsames Festival von: BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE Abbildung zeigt Sonderausstattungen. 8331_BMW_Luxury_7er_Elbphilharmonie_Abendprogramm_148x210.indd 1 06.04.2018 08:48:43 Musikfest-2018_Sponsorenseiten.indd 3 23.04.18 11:23 20 Uhr resonanzraum St. Pauli 9 — Mai HYMNEN Kathinka Pasveer Klangregie Reinhard Klose Tontechnik Karlheinz Stockhausen (1928–2007) Hymnen / Elektronische und Konkrete Musik (1966/67) keine Pause / Ende gegen 22 Uhr MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WARUM NICHT GEMEINSAM DIE ZUKUNFT FORMEN? juliusbaer.com PRINCIPAL SPONSOR Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg. Julius Bär ist die führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz und weltweit an rund 50 Standorten präsent. Von Dubai, Genf, Guernsey, Hamburg, Hongkong, London, Lugano, Monaco, Montevideo, Moskau, Mumbai, Nassau, Singapur bis Zürich (Hauptsitz). Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-16022018.indd 1 16.02.18 15:38 HYMNE DER MENSCHHEIT Karlheinz Stockhausen: Hymnen Wohl kaum ein anderes Musikwerk nimmt so direkt auf die Politik – insbesondere zusammengetragen. Etwa vierzig davon legte er dann seinem Werk zugrunde. auf die internationale Staatengemeinschaft – Bezug wie Karlheinz Stockhausens Er löste Ausschnitte heraus, verfremdete und verzerrte sie, kombinierte sie und »Hymnen«. Erdacht 1965 und praktisch in die Tat umgesetzt in den Jahren 1966/67, überlagerte sie mit elektronisch erzeugten Tönen und Geräuschen und anderem präsentiert sich diese »elektronische und konkrete Musik« als ein Artefakt, das Material. Und er verteilte all dies auf vier Kanäle, die eine räumliche Beschallung stetig Fragen aufwirft nach der politischen Lage der Welt, ihren Ländern und ihren des Publikums ermöglichen. (Später legte er noch zwei weitere Versionen nach, Nationen. die auch Instrumentalsolisten beziehungsweise ein ganzes Orchester einbinden.) Kurz: Er probierte alles aus, was ihm die damalige Technik im Studio für elektroni- Zur Vorbereitung seiner »Hymnen« hatte Stockhausen ausgiebig recherchiert und sche Musik des WDR an Effekten zur Verfügung stellte. In Stockhausens Worten: die akustischen Hoheitszeichen von über hundert Staaten als Tonbandaufnahmen »Vielseitige Wechselwirkungen sind auskomponiert zwischen verschiedenen Hymnen untereinander sowie zwischen diesen Hymnen und neuen abstrakten Klangformen, für die wir noch keine Namen haben.« Dass Stockhausen für sein Projekt ausgerechnet Nationalhymnen aussuchte, hatte einen ganz einfachen Grund, wie er selbst erklärte: »Nationalhymnen sind die banalste, selbstverständlichste und bekannteste Musik, die man sich nur vor stellen kann. Jeder kennt die Hymne seines Landes und vielleicht noch einige andere, wenigstens deren Anfänge. Integriert man bekannte Musik in eine Kom- position unbekannter neuer Musik, so kann man besonders gut hören, wie sie integriert wurde: untransformiert, mehr oder weniger transformiert, transponiert, moduliert usw. Je selbstverständlicher das Was, umso aufmerksamer wird man für das Wie.« Heute, da jedes Handy leistungsfähiger ist als die schrankwand- großen Rechner jener Jahre, mag man über das klangliche Ergebnis schmunzeln. Doch für die damalige Zeit war es eine Pionierleistung, die auf Künstler folgender Jahrzehnte einen Einfluss ausübte, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Gleichzeitig beteiligte sich Stockhausen damit an einer lange erbittert geführten Debatte. In Frankreich hatte sich eine »musique concrète« genannte künstlerische Strömung etabliert, die ausschließlich mit zuvor aufgenommenen Tonsignalen arbeitete. Aber verdiente so etwas noch die Bezeichnung »Musik«? Da waren Stockhausen am Oktavfilter im Studio für Elektronische die traditionellen Komponisten, die noch mit Stift und Papier und für menschliche Musik des WDR in Köln, Interpreten schrieben, skeptisch. Den Verweis auf die »konkrete Musik« tragen August 1967. Stockhausens »Hymnen« ja bereits im Untertitel. Wie er selbst sagte, verwendete er darin viele »gefundene Objekte«: »Sprachfetzen, Volksklänge, aufgenommene eindeutig diese Lesart beabsichtigte, formulierte er selbst einmal: »Die Kompo- Gespräche, Ereignisse aus Kurzwellen-Empfängern, Auf nahmen von öffentlichen sition von so vielen Nationalhymnen zu einer gemeinsamen musikalischen Veranstaltungen, Manifestationen«. Allerdings hatte er auch schon mit seinem Zeit- und Raum polyphonie könnte die Einheit der Völker und Nationen in einer zehn Jahre zuvor komponierten »Gesang der Jünglinge« demonstriert, wie sich harmonischen Menschen familie als musikalische Vision erlebbar machen.« elek tronische und konventionelle Musik plausibel kombinieren ließen – was er in den »gemischten« Versionen von »Hymnen« wiederholte. Gegen Ende seines Werkes präsentiert Stockhausen sogar eine eigene Hymne. Er nennt sie »Hymunion in der Harmondie«. Und diese harmonische Welt signiert »Hymen« ist in vier Sätze unterteilt, die passenderweise »Regionen« heißen – der Komponist schließlich mit dem Ausruf »Pluramon«, einem »symbiotischen doch ohne dass sich daraus »akustische Landkarten« ergäben. Vielmehr reizte es Wesen, das die Aspekte des Pluralistischen und Monistischen verbindet«. Und Stockhausen, historische oder diplomatische Kontraste herzustellen. So erklingt damit sind alle Hymnen wohl überwunden. als einzige nichtstaatliche Melodie »Die Internationale«, das berühmte Kampflied STEFAN FRICKE / CLEMENS MATUSCHEK der sozialistischen Arbeiterbewegung, das bis 1943 auch als Nationalhymne der UdSSR fungierte. Parallel unternimmt Stockhausen einen historischen Rekurs in die deutsche Vergangenheit, indem er nicht nur die DDR-Hymne »Auferstanden aus Ruinen« thematisiert, sondern auch das nationalsozialistische »Horst-Wessel- Lied«, das wie kein anderes für millionenfachen Mord steht. Seine Verwendung wurde während der »Hymnen«-Realisation im Kölner WDR-Studio intensiv diskutiert, was Stockhausen mit einem kurzen Hinweis festhielt. Gegen Ende der zweiten »Region« bemerkt der Komponist: »Otto Tomek [der redaktionelle Leiter des Studios für elektronische Musik] sagte, das mit dem ›Horst-Wessel-Lied‹ gibt böses Blut. Aber ich meinte es gar nicht so, es ist nur eine Erinnerung.« Denn auch das ist klar: Die politische Weltenkarte ist keine stabile, sie verändert sich, sie wird stetig umgestaltet. »Faites vôtre jeu, Messieurs, Dames, s’il vous plaît«, lässt Stockhausen zu Beginn seiner »Hymnen« einen Croupier sagen. Und die Damen und Herren machen ihr Spiel, bis nichts mehr geht – »rien ne va plus«. Länder und ihre Hymnen entstehen und verschwinden. Nach der Uraufführung der ersten, rein elektronischen Version am 30. November 1967 in der Aula des Kölner Apostelgymnasiums wurde Stockhausen für sein Werk harsch kritisiert. Man warf ihm vor, das überkommene nationalstaatliche Denken musikalisch stabilisiert zu haben. Doch tatsächlich geht es in dem Stück genau ums Gegenteil: zu verbinden statt zu trennen, Grenzen zu über- schreiten statt sie zu setzen. Ganz im Sinne des Internationalen Musikfests, das dieses Jahr unter dem Motto »Utopie« steht und in dessen die Rahmen die Karlheinz Stockhausen am 17. September 2001 in der Hamburger Laeiszhalle heutige Aufführung der »Hymnen« stattfindet. Dass Karlheinz Stockhausen mit der Partitur von »Gesang der Jünglinge« KATHINKA PASVEER DAS Klangregie ELBPHILHARMONIE MAGAZIN Die niederländische Flötistin Kathinka Pasveer verband seit 1982 eine enge Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen. Sie führte etliche seiner Werke als Solistin erstmals auf, darunter große Teile der »Licht«-Opern sowie Werke für und mit Flöte, während ihr der Komponist seinerseits zahlreiche Stücke auf den Leib schrieb und widmete. Dazu gehört beispielsweise »Kathinkas Gesang als Luzifers Requiem« für Flöte und sechs Schlagzeuger, die zweite Szene aus »Samstag«. Ab 1983 assistierte die Niederländerin Stockhausen bei allen Pro- duktionen und der Klangregie seiner Werke weltweit. ∙ VOLLKOMMEN UTOPISCH Nach Stockhausens Tod im Jahr 2007 leitete sie die szenischen Uraufführungen Die Musik Karlheinz Stockhausens beim Internationalen Musikfest Hamburg von »Sonntag« (2011) und »Mittwoch« (2012) aus »Licht«. Auch an der Auffüh- rung von »Donnerstag« vor wenigen Tagen auf Kampnagel im Rahmen des ∙ AUF DEN SPUREN EINER KÖNIGIN Internationalen Musikfests war sie federführend beteiligt. Die Orgel der Elbphilharmonie im Portrait ∙ GROSSE KLÄNGE FÜR DIE KLEINEN Seit Sommer 2017 unterrichtet Kathinka Pasveer am Königlichen Conservatorium Das Klingende Mobil im Einsatz in Den Haag Masterstudenten, die sich in Stockhausens Musik spezialisieren. und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, den Vorverkaufsstellen der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel erhältlich. ANZ-A5_ELPHI_Magazin_04-2018_RZ3.indd 1 11.04.18 15:49 TIPP ES IST DAS BESONDERE, DAS WELLEN SCHLÄGT. KARLHEINZ STOCKHAUSEN beim Internationalen Musikfest Hamburg Das Internationale Musikfest Hamburg, in dessen Rahmen das heutige Konzert stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Motto »Utopie«. Und so ist es kein Zufall, dass Karlheinz Stockhausen darin ein großer Schwerpunkt gewidmet ist. Immerhin hat sich der berühmteste deutsche Komponist der Nachkriegszeit mit seinen visionären Klängen als einer der größten Utopisten der Musikgeschichte erwiesen und zahl- reiche Künstler aller Genres beeinflusst, so etwa die Beatles, Björk, Brian Eno, Pink Floyd, Kraftwerk und Frank Zappa. Das Musikfest bietet