Nicolaus Hieronymus Gundling 1671 – 1729 Der Blick Eines Frühen Aufklärers Auf Die Obrigkeit, Die Gesellschaft Und Die Gebildeten Seiner Zeit

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Nicolaus Hieronymus Gundling 1671 – 1729 Der Blick Eines Frühen Aufklärers Auf Die Obrigkeit, Die Gesellschaft Und Die Gebildeten Seiner Zeit Nicolaus Hieronymus Gundling 1671 – 1729 Der Blick eines frühen Aufklärers auf die Obrigkeit, die Gesellschaft und die Gebildeten seiner Zeit Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie am Fachbereich III der Universität Trier Im Fach Neuere Geschichte vorgelegt von Daniela Fischer Helenenstraße 28 54295 Trier Erster Berichterstatter: Prof. Dr. Günter Birtsch Zweiter Berichterstatter: Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle Trier, im Juni 2002 Inhalt A Einleitung.................................................................................................................................................... 3 B Die Obrigkeit - Große Herren ................................................................................................................... 19 I Große Herren in der Wirklichkeit................................................................................................ 20 II Synonyme zum Begriff des großen Herren? .............................................................................. 25 III Der ideale große Herr und seine Rolle in der Gesellschaft........................................................ 29 IV Verschiene Typen des großen Herren....................................................................................... 35 C Handlungsspielräume der Gelehrten ......................................................................................................... 39 I Säkularisierung eines Weltdeutungsmusters? ............................................................................ 39 1. Gundlings Glaube an höhere Mächte ............................................................................ 45 a. Göttliches Wirken und individueller Glaube .................................................... 45 b Teufel und Engel .............................................................................................. 60 c Fortschritt und Wunder..................................................................................... 65 2 Die Rolle der Religion im öffentlichen Leben.............................................................. 70 a Religion als Herrschaftsinstrument................................................................. 71 b Obrigkeit und religiöser Pluralismus............................................................. 81 c "Toleranz"......................................................................................................... 87 d Die Geistlichen und der gemeine Nutzen ....................................................... 93 e Das Christentum ............................................................................................... 99 f Der Pabst - ein abschreckendes Beispiel ........................................................ 102 g Christentum und weltliche Herrschaft.............................................................. 104 II Die zeitgenössische politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Realität ............................... 107 1 Das europäische Mächtekonzert..................................................................................... 111 a Einheit "Europa"? ............................................................................................ 111 b Gundlings Beoachtung zeitgenössischer politischer und wirtschaftlicher Vorgänge ...................................................................................... 117 c Die Auflösung der traditionellen Abgrenzung Europas.................................... 121 2 Das Reich in Europa................................................................................................... 124 a Die Teutschen ............................................................................................... 127 b Gundlings Kritik an den Zuständen im Reich .............................................. 134 III Gesellschaft und Herrschaft...................................................................................................... 143 1 Der Untertan ................................................................................................................... 150 a Gundlings Menschenbild .................................................................................. 150 b Der Blick auf die reale Gesellschaft ................................................................. 155 c Armut und Reichtum innerhalb der ständischen Ordnung und der Wandel des gesellschaftlichen Selbstverständnisses .............................................. 158 2 Die Herrschaft ............................................................................................................. 163 a Freyheit und Naturzustand............................................................................. 163 b Ursprung und Wesen der Herrschaft ............................................................. 170 c Das Gottesgnadentum................................................................................... 178 d Verschiedene Regierungsformen?.................................................................... 182 e Der Herrscher.................................................................................................. 186 f Herrschaft als Kommunikation - ein begrenztes Modell............................... 189 g Intuitive Regierungsklugheit ........................................................................... 198 h Herrschaft und Ökonomie ........................................................................... 204 D Der Staatsdiener....................................................................................................................................... 209 I Der Stand des Gelehrten.............................................................................................................. 213 II Träger und Wesen der Gelehrsamkeit.......................................................................................... 216 III Gundlings gesellschaftliche Selbstverortung als Gelehrter ...................................................... 220 IV Gelehrsamkeit und Berufspraxis ................................................................................................ 223 V Der Hof und die Karriere des Juristen ....................................................................................... 225 E Schluß......................................................................................................................................................... 237 F Verzeichnis der Werke Gundlings............................................................................................................ 245 G Literatur ..................................................................................................................................................... 251 2 A Einleitung Wenn Gesetze gemacht würden, daß die, so wider die Toleranz handelten, an Leib und Leben gestraft würden, so würde alles Gezänck bald aufhören. Nicolaus Hieronymus Gundling lehrt Anfang des 18. Jahrhunderts Reichspublizistik und Naturrecht an der Universität Halle. Bislang existiert keine konsequente Auseinandersetzung mit seinem Werk, auch wenn es in neueren Abhandlungen ebenso kühn wie beiläufig als "stilbildend"1 oder als eine "fast vergessene Quelle deutscher Menschenrechts- und Rechtsstaatsideen"2 bezeichnet wird. Von der Aufklärungsforschung wurde es gewissermaßen als Steinbruch benutzt; jedoch erscheinen die resultierenden, oftmals widersprüchlichen und von der Forschergemeinde selten rezipierten Kommentare3 kaum als eine Diskussion, die den Hintergrund der vorliegenden Untersuchung bieten könnte. Für sie wurde Gundlings Werk als ein geschlossenes Quellenkorpus benutzt und in das Zentrum einer theoretischen Grundsatzdebatte der Frühneuzeitforschung gestellt, die in der folgenden Skizze umrissen sei. Periodisierungstheoretische Neuerungen ließen in den vergangenen Jahrzehnten aus der Übergangszeit zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert eine eigene Epoche entstehen. Die Betonung ihres Übergangscharakters wurde schließlich kontrovers diskutiert. Konnte Paul Hazard sein Kapitel, "Einem neuen Idealbild des Menschen entgegen", noch mit dem markanten Satz beenden: "Alles ist bereit: Voltaire kann kommen!"4, machten sich gegen diese These - die aus einer rückwärtsgewandten Perspektive resultiert - Stimmen vernehmlich. R. Chartier z. B. stellte fest, daß 1 N. Hammerstein, Das Römische am Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation in der Lehre der Reichs-Publicisten, in: ZRG germ. Abt. 100/ 1983, S. 119-144, S. 137. 2 H. Klenner, Eine fast vergessene Quelle deutscher Menschenrechts- und Rechts-staatsideen: Nicolaus Hieronymus Gundling, in: Dialektik, 1/ 1994, S. 123-130. 3 Im Unterschied zu Klenner oder Hammerstein z. B. erwähnt G. Mühlpfordt Gundling lediglich als "Paladin" seines Lehrers Thomasius, in: G. Mühlpfordt, Gelehrtenrepublik Leipzig. Wegweiser- und Vermittlerrolle der Leipziger Aufklärung in der Wissenschaft, in: Zentren der Aufklärung III: Leipzig. Aufklärung und Bürgerlichkeit, hg: v. W. Martens, Heidelberg, 1990, S. 39-102, S. 69; C. Grau spricht von der geleisteten "Kärrnerarbeit" eines nicht originellen Anhängers der Aufklärung, der lediglich für die Verbreitung der Ideen anderer Aufklärer sorgte, in: C. Grau, Professor in Halle, Präsident in Berlin. Annäherungen an die Brüder Nicolaus Hieronymus Gundling und Jacob Paul Gundling, in: Europa in der Frühen Neuzeit, Bd. 5: Aufklärung in Europa (=Festschrift für G. Mühlpfordt) Göttingen, 1999, S. 241-254, S. 254. 4 P. Hazard, Die Krise des europäischen Geistes 1680-1715. Mit einer Einführung von
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