Dr. DIETRICH VON KNORRE – Der Malakologe, Museologe Und Naturschützer Sowie Einer Der Letzten Klassischen Zoologen Deutschlands Wurde 80 Jahre
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49 Mitt. dtsch. malakozool. Ges. 100 49 – 62 Frankfurt a. M., Februar 2019 Dr. DIETRICH VON KNORRE – der Malakologe, Museologe und Naturschützer sowie einer der letzten klassischen Zoologen Deutschlands wurde 80 Jahre ULRICH BÖSSNECK & GÜNTER KÖHLER th Abstract: The 80 birthday of DIETRICH VON KNORRE is a good reason to give a retrospect of his life and scien- tific work, culminating in hitherto 270 scientific publications. Keywords: DIETRICH VON KNORRE, biography, bibliography Zusammenfassung: Der 80. Geburtstag von DIETRICH VON KNORRE wird zum Anlass genommen, einen Rück- blick auf sein bisheriges Leben und wissenschaftliches Wirken zu geben. Neben der Vita wird vor allem sein Gesamtschriftenverzeichnis mit bisher 270 Publikationen vorgestellt. Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit ist die erstmalige weitgehend vollständige Zusammenstel- lung des wissenschaftlichen Werks des weit über Deutschland hinaus bekannten Malakologen und Universal-Zoologen, Museologen und Naturschützers Dr. DIETRICH VON KNORRE. Seine Vita wurde bereits in früheren Beiträgen ausführlich dargestellt (JUNGBLUTH 2000, KÖHLER & BÖSSNECK 2004, 2009), daher soll anlässlich seines 80. Geburtstages die nachfolgende kurze Übersicht mit einigen bis- her nicht dargestellten Zusammenhängen genügen. DIETRICH VON KNORRE wurde am 23. No- vember 1938 als viertes von sechs Kindern in Riga geboren. Sein Vater Dr. Dr. HEIN- RICH VON KNORRE arbeitete in Riga als Arzt und war von 1938 bis 1939 Vorsitzender des dortigen Naturforschervereins. 1939 ver- ließ die Familie im Zuge der Umsiedlung der Deutschbalten ihre Heimat und ließ sich ab 1945 in Altdöbern/Niederlausitz nieder. Angeregt durch den Vater verbrachte DIET- RICH VON KNORRE seine Freizeit dort mit Beobachtungen in den umliegenden Wäl- dern und der Feldflur, er zog pflegebedürf- tige Vogeljunge auf und beringte den Nach- wuchs der Spreewald-Störche. Abb.1: DIETRICH VON KNORRE vor seiner Bibliothek am 2. August 2018 (Foto: U. BÖSSNECK). Da er nach erfolgreich abgelegten Abiturprüfungen aus Gründen der Gesellschaftspolitik der damali- gen DDR zunächst keinen Biologie-Studienplatz erhielt, nutzte er die Wartezeit als Praktikant an der © Deutsche Malakozoologische Gesellschaft 2019 50 Vogelschutzstation Serrahn. 1957 begann er ein Biologie/Chemie-Pädagogik-Studium in Jena und konnte später dort zum Diplomstudiengang Biologie wechseln. Nach der Promotion 1967 mit einem entomologisch-physiologischen Thema war er parallel zu seinen Lehraufgaben als wissenschaftlicher Oberassistent an der Universität Jena und ab 1969 bis zu seinem Ruhestand Ende 2003 als Kustos am renommierten Phyletischen Museum Jena tätig. Als beliebter Hochschullehrer mit breitgefächerter Lehr- und Betreuertätigkeit gab er sein Wissen an Generationen von Biologie- und Lehrerstudenten weiter, er hielt Vorlesungen zur Archäozoologie, Abstammungslehre, Zoogeographie und Evolution, führte Tierbestimmungsübungen und Exkursionen durch. Mit Gleichgesinnten gründete er 1990 den NABU-Landesverband Thüringen, dessen Vorsitz er ein Jahrzehnt innehatte. Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet er in wichtigen Naturschutz-Gremien des Freistaates Thüringen mit, darunter im Fach- beirat für Arten- und Biotopschutz. Ein besonderes Anliegen ist ihm seit jeher die Bewahrung und Po- pularisierung des Erbes von CHRISTIAN LUDWIG BREHM („Vogelpastor“) und seines Sohnes ALFRED BREHM („BREHMs Tierleben“) in Renthendorf in Ostthüringen. Er ist sowohl im dortigen Förderkreis als auch im Kuratorium der 2017 gegründeten Brehm-Stiftung tätig. Seit einem halben Jahrhundert und bis heute leitet DIETRICH VON KNORRE zudem die Jenaer Fachgruppe Ornithologie „CHRISTIAN LUDWIG BREHM“ und ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Thüringer ornithologische Mit- teilungen“, die vom Landesfachausschuss Ornithologie des NABU Thüringen herausgegeben wird. Für seine unermüdliche, breitgefächerte Tätigkeit als Zoologe, Museologe und Naturschützer wurde ihm im Jahre 1999 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen (JUNGBLUTH 2000). Leider ist ihm nicht vergönnt, zusammen mit seiner Ehefrau BRIGITTE auf sein Lebenswerk zu blicken. Seine den meisten Fachkollegen von den jährlichen Malakologentagungen bekannte und ebenfalls sehr geschätzte Ehefrau ist bedauerlicherweise mittlerweile verstorben. Die unten aufgeführte umfangreiche Publikationsliste von DIETRICH VON KNORRE umfasst bislang 270 wissenschaftliche Zeitschriften- und Buchbeiträge sowie Abstracts. DIETRICH VON KNORRE war seit 1970 in verschiedenen museologischen Gremien tätig, z. B. ab 1987 im Rat für Museumswesen beim Ministerium für Kultur der ehemaligen DDR. Seine intensive museologische Arbeit als Kustos des deutschlandweit bekannten Phyletischen Museums in Jena spiegelt sich auch deutlich in seinem wissenschaftlichen Werk wider. So sind etwas mehr als ein Drittel seiner Schriften der Museologie und der mit ihr oft in Verbindung stehenden Wissenschaftshistorie (einschließlich Personalia) gewid- met. Der größte Teil seiner Veröffentlichungen ist allerdings zoologisch ausgerichtet. Hervorzuheben ist seine teils über mehrere Auflagen bzw. Bearbeitungen erfolgte intensive Mitarbeit sowohl an klas- sischen zoologischen Bestimmungsbüchern wie dem „Stresemann“ (Exkursionsfauna) und dem „Mül- ler/Bährmann“ (Bestimmung wirbelloser Tiere: Bildtafeln für zoologische Bestimmungsübungen und Exkursionen) sowie an thüringischen und bundesweiten Roten Listen. Für heimatgeschichtlich und/oder kulturhistorisch orientierte Regionalia verfasste er zahlreiche Übersichten zur örtlichen Fau- na, teils über mehrere Auflagen. Jeweils etwa 40 Beiträge sind malakologischen bzw. ornithologischen Themen gewidmet. Ornithologisch ist die Herausgeberschaft und Mitautorenschaft an der „Vogelwelt Thüringens“ (1986) hervorzuheben. Malakologisch sind seine Beiträge zur deutschland- und thürin- genweiten Bestandssituation (Rote Listen) und zur Verbreitung der Weichtierarten im Land Thüringen erwähnenswert. Aktuell spielen in der neueren Zeit auch die teils invasiven Neozoen unter den Mol- lusken eine wichtige Rolle in seinem Werk. Nach Veröffentlichungen zu Weichtieren und Vögeln nehmen mit etwa 30 Beiträgen säugetierkundliche Themen die dritte Position in der fachzoologischen Ausrichtung von DIETRICH VON KNORRE ein. So forscht er bis heute vor allem zu Kleinsäugern, ins- besondere zu Spitzmäusen. Weiterhin gibt es jeweils etwa ein halbes Dutzend Publikationen zur En- tomologie und zu Asseln aus seiner Feder, zu Asseln betreibt er bis heute Feldforschung. Zur Voll- ständigkeit sei angefügt, dass es auch einige veterinärmedizinische und herpetologische Arbeiten mit der Autorenschaft von DIETRICH VON KNORRE gibt, die jedoch aus frühen Schaffensperioden stam- men. Die beiden Autoren, die gesamte Redaktion der Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Ge- sellschaft sowie seine anderen Freunde und Schüler wünschen dem Jubilar weiterhin viel Schaffens- kraft bei robuster Gesundheit und freuen sich auf weitere wissenschaftliche Beiträge aus seiner Feder sowie kritische Wortmeldungen zu aktuellen Entwicklungen in der Museologie, Zoologie sowie im Naturschutz. © Deutsche Malakozoologische Gesellschaft 2019 51 Schriftenverzeichnis (ohne Buchbesprechungen) von DIETRICH VON KNORRE [1] KNORRE, D. VON (1955): Überwinterung einer Heckenbraunelle. — Der Falke, 2: 214, Berlin. [2] KNORRE, D. VON (1956): Planbeobachtungen des Frühjahrsvogelzuges 1956 am 25. März, 1. und 8. April in Mecklenburg. — Ornithologischer Rundbrief Mecklenburgs, 22/23: 1-5, Greifswald. [3] KNORRE, D. VON (1961): Der Bestand des Weißen Storches in den Kreisen Calau und Cottbus in den Jah- ren 1955-1960. — Der Falke, 8: 387-389, Berlin. [4] KNORRE, D. VON (1961): Zur Kleinsäugerfauna des Spreewaldes und seines südlichen Vorgeländes. — Zeitschrift für Säugetierkunde, 26: 183-187, Jena. [5] WITTMANN, W., KOKLES, R., WAGNER, S., VETTERLEIN, W. & KNORRE, D. VON (1962): Zur Frage der la- tenten Virusinfektionen bei wildlebenden Kleinsäugern (Insectivora und Rodentia). I. Mitteilung: Tierex- perimentelle, serologische und histologische Untersuchungen mit besonderer Berücksichtigung der Toll- wut. — Archiv für experimentelle Veterinärmedizin, 16: 895-903, Leipzig. [6] HAENSEL, J., KNORRE, D. VON & WOHLFAHRT, K. (1963): Beobachtungen und Beringungsergebnisse an Fledermäusen des Saale-Ilm-Gebietes in Thüringen 1959-1962. — Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin, 39: 351-360, Berlin. [7] WITTMANN, W., WAGNER, S., KOKLES, R., VETTERLEIN, W. & KNORRE, D. VON (1964): Kritisches zu: „PETZSCH, H. (1964): Kritische Feststellungen zum Tollwut (Lyssa, Rabies)-Problem“. — Anzeiger für Schädlingskunde, 37: 169-171, Berlin. [8] KNORRE, D. VON (1965): Zwei neue Funde von Cordulegaster boltoni (DONOVAN) (= C. annulatus LATREILLE) für Brandenburg. — Beiträge zur Tierwelt der Mark, 2: 19, Potsdam. [9] KNORRE, D. VON (1967): Einführung Tiere. — In: Autorenkollektiv: Brockhaus Reisehandbuch – Thü- ringer Wald (1. Aufl.). — 41-43, Leipzig (Brockhaus Verlag). [10] KNORRE, D. VON (1967): Zum Rückgang der Flußperlmuschel (Margaritifera margaritifera [L.]) im Wet- teratal. — Malakologische Abhandlungen – Staatliches Museum für Tierkunde Dresden, 1: 287-293, Dresden. [11] KNORRE, D. VON (1967): Die Wettera – noch ein Perlmuschelbach? — Landschaftspflege und Natur- schutz in Thüringen, 4: 35-36, Jena. [12] KNORRE, D. VON (1967): Untersuchungen über die freien Aminosäuren der Hämolymphe von Peri- planeta americana (L.) in Beziehung zu verschiedenen Entwicklungs- und Funktionsphasen. — Zoologi- sche