Brehm-Pflege in Der DDR Bis 1989
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Mauritiana (Altenburg) 13 (1991) 1/2, S. 155-177 Brehm-Pflege in der DDR bis 1989 (Teil 2: Nachträge) Mit 13 Abbildungen H ans-D ietrich H aemmerlein Die 1984 erschienene Inventarisierung von Lebensstätten, Sammlungsbeständen und Erbe-Vergegenwärtigungen zum Wirken der Naturforscher Brehm war aus einsichtigen Gründen auf das Staatsgebiet der DDR zugeschnitten. Notwendige Ergänzungen waren schon abzusehen und mit Hinweis auf die damals bevorstehenden Jubiläen auch angekün digt. Wenn jetzt die Begrenzung auf DDR-Spezifik als antiquiert erscheint, so hat sich doch die Erbepflege bis 1989 im gleichen Rahmen bewegt, wie er meiner ersten Arbeit zugrunde lag. Ein abschließender Nachtrag ist daher sachgemäß und auch deshalb geboten, weil sich seit 1984 Wesentliches zum Thema ereignet hat. Im folgenden Katalog sollen die jüngsten Aktivitäten davor bewahrt werden, daß sie der Sturm der Ereignisse ins Vergessenwerden fegt. Einen ansehnlichen Beitrag zur Profilierung der Erbepflege leistete die BREHM-Gedenk- stätie Renthendorf während des Direktorats von K laus Fischer. Wenn ich 1984 noch „das Fehlen einer für Forschungsaufgaben konzipierten Einrichtung“ beklagte, muß heute das Bemühen der Gedenkstätte genannt werden, vorerst wenigstens Bedingungen für For schungsarbeit zu schaffen. Hierher gehören drei Neuerungen: der Erwerb von Sammlungs gut1), die Eröffnung einer Schriftenreihe2) und das Ausrichten wissenschaftlicher Kolloquien (siehe Teil 3.1., Renthendorf. Ein analoger Aufschwung ist bei der BREHM-Literatur zu beobachten. In den Jahren 1984 bis 1989 erschienen in der DDR 110 einschlägige Titel3), Pressebeiträge ungezählt. Gedenk artikel werden nun schon zu durchaus unrunden Jubiläen publiziert, so jüngst zum 160. Geburtstag von A. E. Brehm4). Zwei Hefte von Schriftenreihen sind, ohne den biographischen Stoff zu reflektieren, dem Gedenken an A. E. Brehm gewidmet (Teil 4.3.). Ferner zogen die Brehms in Philatelie und Numismatik sowie die entsprechende Begleitliteratur ein (Teil 3.4.). Mit der Belebung der Erbepflege gingen leider auch manche das Ansehen unserer Kulturlandschaft belastende Phänomene einher. Zahlreiche Arbeiten, voran solche in Zeitungen, wiederholten biographische Geschichten alter Fehlerhaftigkeit ohne Kenntnis nahme von längst publizierten Forschungsergebnissen. Geschah solches in der Bundesrepu blik5), dann konnte man ihr bisher ein gewisses Abseitsliegen von den Quellen der BREHM-Forschung zugute rechnen. Es mußte aber nicht sein, daß auch in der DDR ausgerechnet sehr massenwirksame Beiträge ohne Fachberatung durch Spezialisten heraus- kamen.6) Was ich 1984 über Werkausgaben bemerkte, ist bedauerlicherweise gültig geblieben. Kein Verlag hat sich der Schriften A. E. Brehms angenommen, weder der kleinen noch der großen, weder in Originalfassung noch überarbeitet7). Ein Ruf nach „Brehms Tierleben“ erging zwar öffentlich,8) aber ohne Verleger zu erreichen. Zum Aufbau der Dokumentation sind kaum Erläuterungen nötig. Die Gliederung ist mit der des Katalogs 1984 identisch, nur Teil 3.4. erhielt eine inhaltliche Erweiterung. Die Bezifferung in () wird bei neuen Positionen weitergeführt, bei schon 1984 aufgeführten 155 wiederholt. Kleindruck in Teil 1. bedeutet wie im ersten Katalog, daß diese Stätten biographische Traditionen verkörpern, ohne Gedenktafeln zu tragen. Das Ortsregister für beide Teile macht auf einen Blick sichtbar, wo Nachträge und wo Erstmeldungen vorliegen. Für Mitarbeit und in den meisten Fällen für gastliche Aufnahme zu persönlichen Konsultationen habe ich herzlich zu danken: — Frau M . B r a u n g a r t , Stadtmuseum Hildburghausen; — Herrn K. Fischer, BREHM-Gedenkstätte Renthendorf; — Herrn H. Gräfe, Stadtapotheke Wolkenstein; — Herrn Dr. R Kneis, Museum für Naturkunde Gera; — Herrn Dr. D. von K n o r r e , Phyletisches Museum Jena; — Herrn Dr. E . M e y , Naturhistorisches Museum Heidecksburg, Rudolstadt; — Herrn H. Tewes, Münchenbernsdorf; — Herrn K . V o i g t , Ortschronist in Drackendorf; — Frau E . W e r n e r , Stadtarchivarin in Auma. 1. Gedenkstätten, Gebäude Auma Wohnort von Verwandten C. L. Brehms. Zwei seiner Schwägerinnen kamen durch Heirat hierher: Emilie Reiz aus Diehsa oo 1828 Diakonus Carl G ottlob Friedrich Lauten schläger (1788 — 1867) aus Auma, M athilde R eiz aus Diehsa oo 1830 Carl G ottlob Friedrich Küchler (1798 —1870) aus Auma9). Küchlers Bruder Franz Julius wurde 1832 durch C. L. Brehm getraut mit H ulda Wächter aus Renthendorf, Schwester von C. L. Brehms erster Frau und Taufpatin A. E. Brehms. Der ältere Küchler gab mit C. L. Brehm 1834 ein Gesangbuch heraus10). (21) Stadtapotheke am Markt Nach 1840 zweite Lehrstelle von O s k a r B r e h m (1823 — 1850) bei dem Pharmazeuten A l e x a n d e r R e in h o l d P a z s c h k e (1812 — 1870) aus Altenburg. Erste Lehrstelle in Münchenbernsdorf (Gebäude nicht erhalten), nächste Ausbildungsstation in Wolkenstein, siehe (27)11). Drackendorf (5) Kirche (22) Neue Gedenktafel 1987 an der Südfront neben dem Eingang, Idee und Betreuung Ortschronist Kurt Voigt; Ausführung Steinmetzbetrieb K rischker, Winzerla; Finanzie rung Rat des Kreises Jena, Abt. Kultur; Inschrift: CHRISTIAN LUDWIG BREHM „Der Vogelpastor“ *24. 1. 1787 Schönau v. d. Walde f23. 6. 1864 in Renthendorf vom 1. 3. —31. 12. 1812 Pfarrer in Drackendorf2) angebracht 1987 Hildburghausen Residenzstadt bis 1826; Arbeitslosigkeit nach Wegzug des Hofes abgefangen durch den Verleger Joseph M eyer (1796 — 1856) aus Gotha, dessen Sohn H ermann Julius (1826 — 1909) geographische Schriften von A. E. Brehm (ab 1861) und dessen „Thierleben“ (ab 1863) edierte13). 156 Abb. 1. Drackendorf, Kirche. Gedenktafel 1987 für C. L. Brehm und ihr geistiger Urheber Kurt Voigt. Zu Teil 1, Pos. 22 (23) Verlagshaus des Bibliographischen Institutes „Brunnquellsches Haus“, heute Oberschule „Joseph M eyer“ mit Gedenktafeln für diesen und den Pädagogen H. W. R athke (1845 — 1899); Produktionsstätte von Schriften A. E. Brehms 1861 —187314), darunter Erstausgaben „Illustrirtes Thierleben“ Jena (24) Collegium Jenense Karzer, akademisches Sträflingsverlies der alten Universität, darin A. E. Brehm arrestiert 31. 5. bis 8. 6. 185315) Lausnitz bei Neustadt/Orla, Sitz des Osterländischen Uradelsgeschlechtes v o n S t e i n , nachgewiesen ab 111716) (25) Rittergut, Wirkungsstätte C. L. Brehms 1809 —1812 als Hauslehrer für die Kinder des verstorbenen Heinrich Ernst Wilhelm von Stein (1749 — 1806) Renthendorf (26) BREHM-Oberschule Neue Gedenktafel an der Westfront, eingeweiht zum 100. Todestag A. E. B r e h m s 11. 11. 1984 innerhalb XV. Zentrale Tagung für Ornithologie und Vogelschutz; Herstellung 157 Abb. 2. Hildburghausen, Oberschule „Joseph M eyer“ 1987. Sitz des Bibliographischen Institutes 1828-1873. Zu Teil 1, Pos. 23 Abb. 3. Lausnitz, von STEiNsches Rittergut im Verfall 1986. Wirkungsstätte C. L. Brehms 1809 — 1812. Zu Teil 1, Pos. 25 158 Steinmetzmeister E. Kleine , Triptis; Finanzierung Rat des Kreises Stadtroda, Abt. Volksbildung; Inschrift: CHRISTIAN LUDWIG BREHM 1 7 8 7 -1 8 6 4 ALFRED EDMUND BREHM 1 8 2 9 -1 8 8 4 Am 2. Februar 194617) wurde der Name BREHM-Schule verliehen18 ) Abb. 4. Renthendorf, BREHM-Oberschule, Gedenktafel 1984. Zu Teil 1, Pos. 26 Wolkenstein/Erzgebir ge Verwandtschaftliche Beziehungen der Brehms zu Ortsansässigen ungeklärt, aber wahr scheinlich (27) Stadtapotheke am Markt in heutiger Gestalt erbaut 1792; Arbeits- und Weiterbildungsstätte von Oskar Brehm”) 1844 bei Apotheker Haubold W ilhelm Crasselt (t 1866); vgl. Auma (21) Zöllnitz bei Jena, Filialort der Gemeinde Drackendorf mit eigener Kirche; zum Dienstbereich C. F. Brehms in seinem ersten Pfarramt gehörig (28) Kirche erbaut 1713/15, Predigtstätte C. L. Brehms April bis Dezember 1812 159 2. Sammlungen, Archive Altenburg (2) Historisches Staatsarchiv Undatiertes Manuskript von Bernhard Störzner: Persönliche Erinnerungen an A lfred Edmund Brehm, 4 S. (Signatur Z 438)19) Im Nachlaß G abelentz (Signatur 1065 a), aufgefunden 1989 durch K. Fischer und H. Tewes: 1 Brief von A. E. Brehm aus Berlin 1868, 3 Briefe von Reinhold Brehm aus Renthendorf 1864, 2 Briefe von Reinhold Brehm aus Spanien 1866 und 186920) Eisenach (23) REUTER-WAGNER-Museum Gästebuch F ritz Reuters mit Eintragung von A. E. Brehm Gera (24) Museum für Naturkunde 1 Präparat Regulus ignicapillus Renthendorf 1820 von C. L. Brehm, 1 Präparat Phoenicopte- rus ruber Amposta/Spanien 1857 von A. E. Brehm, 4 Bälge, deren Herkunft aus der BREHM-Sammlung unsicher ist (Aquila chrysaetos , Accipiter gentilis , Pernis apivorus , Carduelis spinus) 7 Briefe von A. E. Brehm an Eugen D ietrich A lbert von Schlechtendahl (1830 — 1881), davon 6 auf Geschäftsbogen Berliner Aquarium, hiervon 3 mit anderer Handschrift (Sekretär oder Partner Otto H ermes), 1870 — 1873 Hildburghausen (25) Stadtmuseum Sammlung von Verlagswerken des Bibliographischen Institutes, darunter in Hildburghausen produzierte Schriften von A. E. Brehm Jena (13) Archiv der FRiEDRicH-ScHiLLER-Universität 4 Briefe von C. L. Brehm an Karl Friedrich Bachmann 184921) (26) Phyletisches Museum Von ursprünglich ca. 200 nach Jena verkauften Vogelpräparaten aus der BREHM-Sammlung noch 2 mit sicherer Herkunftsbestimmung (Gallinago gallinago , Numenius arquata )21) Lobeda (27) M artin-N iEMöLLER-Gemeindezentrum Kirchenbücher der Gemeinde Drackendorf mit autographen Eintragungen von C. L. Brehm 181222) Renthendorf (18) Pfarrarchiv 1 Brief von A. E. Brehm aus Alexandria 1849 an Traugott M üller in Renthendorf Kirchliche Archivalien von und über C. L. Brehm23) (19) BREHM-Gedenkstätte Erwerb der Wittenberger Autographen 1989