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E T H IC SR ED SCHI PFIFFPFIFF Schiedsrichterinformationen Kreis Essen 25 Jahre Heft 61, Februar 2020 Schiedsrichter Neulingslehrgang

Sportschule Wedau

06. bis 08. April 2020

Anmeldung unter: www.werdeschiedsrichter.de

Triff die richtige Entscheidung. Werde Schiedsrichter! ...in drei Tagen INHALT Heft 61, Februar 2020

4 Hallo, hier spricht Pfiff!

5 Der Obmann hat das Wort

6 25 Jahre PFIFF

8 Schiris auf dem Treppchen

12 Schluss mit der Gewalt!

16 Ein Jahr Lehrwart

20 Rückblick

23 Coaching Zone

24 Wenn der Trainer rot sieht ...

26 Futsal statt Fußball

28 Aus dem Alltag eines Ansetzers

30 Alles neumodischer Schnickschnack, oder!?

32 Schiedsrichter in anderen Sportarten 35 Impressum F

FFFeis Essen

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C I R Schiedsrichterinformationen Kr S P D IE H SC 25 Hallo, hier spricht PFIFF!

Liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter,

1995 war ein ereignisreiches Jahr. In Los Angeles beginnt der Prozess gegen O. J. Simpson. Österreich, Finnland und Schweden traten in die Europäische Union ein und in Deutschland und sechs weiteren Staaten wird mit dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens ein Grundstein für unser heutiges Europa gelegt. Aber auch im Sport passierte einiges: verteidigte seinen Weltmeistertitel im Halbschwergewicht gegen seinen deutschen Herausforderer Graciano Rocchigiani, die Fußball-Bundesliga erlebt ihren ersten großen Doping-Skandal und Borussia wird zum ersten Mal nach 32 Jahren wieder Deutscher Meister. Doch wer in der letzten Ausgabe an dieser Stelle gut aufgepasst hat, dem kommt bestimmt noch ein weiteres wichtiges Ereignis in den Sinn. Zwei Essener hatten eine Idee. Und was 25 Jahre später aus dieser Idee geworden ist, haltet ihr heute in den Händen. Für die PFIFF hat ein Jubiläums-Jahr begonnen. Das nehmen wir zum Anlass, mit einem der damaligen Macher über die Entstehung zu sprechen. Damals wie heute hat der Fußball mit Problemen zu kämpfen. 2020 bewegt uns leider wieder mehr als in den vergangenen Spielzeiten der Kampf gegen Aggressio- nen und Gewalt auf unseren Sportplätzen. Wieder einmal müssen wir Schiedsrich- ter uns fragen: Wie gehen die Schiedsrichter damit um und welche Konsequenzen ziehen wir daraus? Thomas Kirches nimmt für die PFIFF Stellung zu Fragen rund um dieses Thema. Aber zum Beginn des Jubiläums-Jahres haben wir natürlich nicht nur ernste The- men für euch vorbereitet. So habt ihr beispielsweise bei euren Spielen ab sofort eine Sorge weniger: Falls ihr mal in Zeitnot geratet und befürchtet, nach dem Spiel den Bus zu verpassen, dann wisst ihr dank unserer Rubrik „Coachingzone“ ab heu- te, dass Marcel Kraushaar euch zur Not nach Hause fährt. Nico Neuhaus erklärt euch außerdem wieder einmal eine neue Sportart. Für die PFIFF hat er mit Stephan Schiep gesprochen. Der heute 56-jährige hat bereits im Alter von zehn Jahren Faust ball kennengelernt, und ist seitdem begeistert dabei. Neben einem Rückblick über die vergangene Hinrunde und einer Erklärung über Futsal erklären wir euch außerdem, weshalb wir neuerdings bei Instagram aktiv sind.

Eure PFIFF

4 Der Obmann hat das Wort!

Liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, ich hoffe, dass alle die besinnlichen Tage im Kreise Ihrer Familie genießen konnten und mit vollem Elan in das Jahr 2020 gestartet sind. Das Jahr 2020 ist schon wieder ein Monat alt und alle erwarten sehnsüchtig den Start nach der Winterpause. Dass diese eigentlich gar keine Pause mehr ist, sieht man daran wie viele Freundschaftsspiele auch in diesem Winter wieder absolviert worden sind. Der Januar im Kreis stand wieder ganz im Zeichen der Essener Hallenstadtmeis- terschaft. Diesmal wartete der Ausrichter mit einer Änderung auf. Es wurden nicht mehr, wie traditionell, an vier Wochenenden gespielt, sondern nur noch an drei. Dies hinderte unsere Schiedsrichter aber natürlich nicht daran, nach der speziellen Hallenschulung im Dezember gut vorbereitet ins Turnier zu gehen. Der KSA war mit den guten Leistungen sehr zufrieden. Auch das traditionelle Schiedsrichter-Hallenmasters fand im Januar statt. In diesem Jahr waren wir im Kreis Grevenbroich/Neuss zu Gast. Ein Lob möchte ich an das Trainer-, Betreuerteam und die Mannschaft aussprechen, die sich einen hervor- ragenden 3. Platz erspielt haben. Die Verantwortlichen des KSA im Kreis Greven- broich/Neuss haben mit einer großen Helferschar ein wunderbares Wochenende organisiert. Auf der PlayersNight konnten, ebenso an beiden Turniertagen, Erfah- rungen mit anderen Kreisen ausgetauscht sowie Freundschaften geknüpft oder vertieft werden. Wieder einmal zeigte sich, wie wertvoll dieses Event in unserer Schiedsrichterfamilie ist und wir freuen uns schon jetzt auf das Jahr 2021 im Kreis Oberhausen/Bottrop. In den kommenden Monaten werden auch wieder die Weichen für die neue Saison 2020/21 gestellt. Ich wünsche allen, dass die gesteckten Ziele erreicht werden und drücke dafür die Daumen. Für die Rückrunde wünsche ich allen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern viel Erfolg und gute Entscheidungen.

Torsten Schwerdtfeger, Kreisschiedsrichterobmann

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S I 25 Jahre PFIFF!

1995 erschien die erste Ausgabe der PFIFF. Der Name ist geblieben, das Erscheinungsbild und die Inhalte der Zeit- schrift haben sich über die jahre stark verändert. Marc Kühn sprach mit dem Mitbegründer Lothar Dittert.

Wie ist seinerzeit die Idee entstanden reiner Handarbeit erledigt werden. Die im ehemaligen Kreis 12 eine Schieds- finanziellen und damit auch die pro- richter-Zeitung zu gründen? fessionellen Möglichkeiten waren nicht Unser jetziger Verbands-Lehrwart Ralf gegeben. So konnte ich aufgrund einer Wermelinghoff, bei dem ich 10 Jahre guten Beziehung zu einer Druckerei lang an der Linie stand, sprach mich erreichen, dass zumindest die einzel- seinerzeit an, ob ich nicht Lust hätte, mit nen Blätter immer, wenn auch nur in ihm zusammen eine Schiedsrichter-Zei- schwarz/weiß, gedruckt wurden. An- tung für unseren ehemaligen Kreis 12 schließend habe ich bei mir zuhause heraus zu bringen. Nach kurzer Überle- diese dann in mühsamer Kleinarbeit gung und ohne zu wissen, was auf mich mit meiner Frau und Tochter in einer Art zukommt, stimmte ich schließlich zu „Rundlauf um den Wohnzimmertisch“ zu und so erschien Anfang 1995 die erste einem Heft zusammengetragen. Dieses Ausgabe von „PFIFF“. Gab es damals ein Redaktionsteam oder warst Du mehr oder weniger Einzelkämpfer? Nur Ralf und ich bildeten das Redakti- onsteam, wobei ich zu gebe, dass dabei die meiste Arbeit auf meinen Schultern lag. Schließlich sollte „PFIFF“, außer in der fußballlosen Zeit, jeden Monat er- scheinen, was auch in den ersten Jah- ren prima funktionierte. Unser Magazin wird heutzutage ja professionell gestaltet und gedruckt. War das in der Gründerzeit auch schon so oder wurden damals noch Tacker und Kopierer zur Erstellung und Vervielfältigung genutzt? Die Möglichkeiten, die es heute gibt, hatten wir damals nicht. Wir waren rei- ne Amateure und vieles musste noch in 6 wurde dann noch von Hand „getackert“. schild“ weiterhin gut pflegt und dieses Du hast Dir sicher ein Exemplar der noch lange erscheinen möge. ersten Ausgabe aufgehoben oder? Vielen Dank für das Interview, Lothar. So paradox es auch klingen mag, aber gerade die erste Ausgabe fehlt mir. Viel- leicht hat von unseren älteren Kamera- den einer noch eine und kann mir diese zur Verfügung stellen. Alle anderen Ex- emplare, die bis heute erschienen sind, habe ich aber. Wie kam es, dass Du aus dem Redak- tionsteam ausgeschieden bist und wann war das? Mit meinem Ausscheiden aus dem KSA im März 2007 habe ich gleichzei- tig auch die Mitarbeit bei „PFIFF“ eingestellt. Wie hat sich das Magazin im Laufe der Jahre verändert? „PFIFF“ hat sich im Laufe der Jahre im- mer mehr verbessert und ist nicht nur im al- ten Kreis 12 ein Aushän- geschild gewesen, son- dern ist es, wie ich finde, auch im neuen Kreis Essen immer noch. Haben gedruckte Magazine wie „PFIFF“ in Zeiten der Digi- talisierung noch eine Zukunft? Die Digitalisierung schreitet weiter voran und fast alle unsere Schieds- richter-/innen sind inzwischen gut vernetzt. Unsere Homepage ist fast im- mer aktuell und hierüber auch „PFIFF“ digital abrufbar. Von daher sehe ich keine Zukunft mehr für ein gedrucktes Magazin. Hast Du noch einen Wunsch an die aktuelle Pfiff-Redaktion? Ich wünsche mir, dass die aktuelle „PFIFF“-Redaktion unser „Aushänge- 7 Schiris auf dem Treppchen

Es war für alle eine riesige Überraschung: Beim Schiri- masters belegte der Kreis Essen den dritten Platz. Alexander Paßerah war als Fan dabei.

Nachdem man im letzten Jahr unglück- Das Eröffnungsspiel des Turniers am lich im Viertelfinale ausgeschieden war Samstagmorgen um 10 Uhr war dann und am Ende den 5. Platz belegte, woll- auch direkt mit Essener Beteiligung. te man nun eine bessere Platzierung Gegner war der Kreis Kleve/Geldern, anstreben – Das hat auch gut geklappt. der zunächst mit 1:0 in Führung gehen Die 32. Auflage fand diesmal am ersten konnte. Zum Glück nutzte Alexander Januarwochenende statt und nicht wie Portnov noch eine unserer Chancen zum sonst am zweiten. Ausrichter war der Ausgleich, sodass man nach dem 1.Spiel Kreis Grevenbroich/Neuss. In der Sport- den ersten Punkt einfahren konnte. halle des TSV Bayer Dormagen wurde Fast zwei Stunden später traf man das Team von Christian Schwerdtfeger dann auf den Kreis Solingen und die und Michael Müller betreut. Zuschauer sahen ein heiß umkämpftes

8 und spannendes Spiel. Trotz der bei- den Gegentore, die unsere Mannschaft leider hinnehmen musste, konnte das Team im 2.Spiel zum ersten Mal in die- sem Turnier gewinnen. Eric Schweers, Tobias Stemmer und Patric Sondermann trafen zum 3:2 Sieg. In der nächsten Partie stand unsere Mannschaft dem Kreis Moers gegen- über. In diesem Spiel konnte das Team über die gesamte Spielzeit seine Überlegen- Nach einem 0:2 Rückstand, konnte man heit ausnutzen und unser Keeper Nico zwar noch auf 1:2 verkürzen, aber auch Schakowski hielt zudem auch noch den dieses Spiel ging leider verloren. Kasten sauber. Mit Toren von Tobias Neben unserer Mannschaft war in den Stemmer, Patric Sondermann und Nor- Spielen am Nachmittag auch unser mann Rossow konnte das Spiel am Ende Futsal-Regionalliga Schiedsrichter Ste- mit 3:0 gewonnen werden. fan Heuer im Einsatz, der seinen Job sehr gut machte. Kein Durchkommen gegen Nach den letzten Spielen ging es dann Remscheid für alle zum Hotel, wo man sich kurz für die anschließende Players Night frisch Nach einer längeren Pause war der machte, an der alle Spieler, Schiedsrich- nächste Gegner der Kreis Remscheid. ter und mitgereisten Freunde teilnah- Leider mussten wir in diesem Spiel die men. Wie immer eine sehr gelungene 1.Niederlage des Turniers hinnehmen. Feier, die auch im Hotel noch nicht für Das Spiel ging mit 0:1 verloren. Gegen alle vorbei war. den späteren Masterssieger geht diese Niederlage rückblickend in Ordnung. Früh geht es weiter Im letzten Spiel des Tages konnte man mit einem Unentschieden bereits den Am nächsten Morgen hieß es dann Ta- Einzug in das Viertelfinale perfekt ma- sche packen, frühstücken und zurück chen, aber anscheinend waren die in die Halle zum nächsten und letzten Kräfte ein wenig am Ende. Gruppenspiel unseres Teams – und das schon um 10:30 Uhr morgens. In diesem Spiel traf der Kreis Essen auf den späteren Gruppensieger den Kreis Rees/Bocholt, der auch früh mit 1:0 in Führung gehen konnte. Es folgten Chancen auf beiden Seiten, welche von unserer Mannschaft jedoch besser ge- nutzt wurden. Wassim Jaouhar und Pa- tric Sondermann drehten die Partie zum 2:1 Sieg und dem damit verbundenen Viertelfinalticket. 9 Im Viertelfinale trafen die Essener nun Dieses Spiel konnte wieder mit 1:0 ge- um 14 Uhr auf den Gastgeber Greven- wonnen werden durch einen Treffer von broich/Neuss, der sehr gut verteidigte. Tobias Stemmer. Wassim Jaouhar konnte die Abwehr je- Im anschließenden Finale gewann am doch endlich durchbrechen und schoss Ende der Kreis Remscheid gegen den das 1:0 für den Kreis Essen. Dieses Tor Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken und war auch das einzige in diesem Spiel krönte sich somit zum verdienten Mas- und somit wurde das Ziel besser als terssieger des Jahres 2020. letztes Jahr zu sein erreicht, denn man Aber auch unsere Mannschaft konn- stand im Halbfinale. te bei der Siegerehrung den Pokal für einen guten 3.Platz entgegennehmen. Ganz knapp vorbei Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr im Kreis Oberhausen/Bottrop bei der Nachdem der Kreis Remscheid im ersten 33.Ausgabe des Schiedsrichtermasters Halbfinale den Kreis Mönchengladbach/ mit dem ersten Titel für den Kreis Essen Viersen besiegen konnte und das 1.Fi- nach der Fusion. nalticket ergatterte, spielte nun unser Team um das 2.Finalticket gegen den Für den Kreis Essen waren aktiv: Was- Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken. sim Jaouhar, Mehul Malhotra, Tom Nes- In einer sehr ausgeglichenen Partie selhauf, Alexander Portnov, Normann mussten wir den 0:1 Rückstand hinneh- Rossow, Kai Schakowski, Nico Scha- men und diese Führung unseres Gegner kowski, Eric Schweers, Patric Son- hielt auch bis zum Abpfiff. Leider ver- dermann, Tobias Stemmer, Christian schossen wir wenige Sekunden vor dem Schwerdtfeger (Trainer) und Michael Ende auch noch einen Strafstoß, der uns Müller (Betreuer) ins Strafstoßschießen gerettet hätte. Somit traf man im Spiel um Platz 3 auf den Kreis Mönchengladbach/Viersen.

10 Wo Sportler sich zu Hause fühlen

Der Allbau unterstützt zahlreiche Sportler- Innen und Sportvereine in unserer Stadt. allbau.de/ sportsponsoring

Isabelle Zwingmann (VC Allbau Essen) und Max Rendschmidt (Doppel-Olympiasieger und mehrfacher Kanu-Weltmeister) 11 Schluss mit der Gewalt!

Fußball-Schiedsrichter - ein großartiges Hobby. Wenn es nicht ein Problem gäbe. Thomas Kirches ist Sprecher der Arbeitsgruppe „Keine Gewalt gegen Schiedsrichter“ und referiert im erweiterten Verbandslehrstab zum Thema Gewalt. Hier gewährt er einen Einblick in seine Tätigkeit.

Das Hobby des Fußball-Schiedsrichters und Videos dieser erschreckenden Atta- stellt in vielerlei Hinsicht schöne, prä- cken gibt. Der Angriff auf den Schieds- gende und fordernde Anforderungen, richter in Hessen Ende vergangenen Eindrücke und Erlebnisse dar. Man lernt Jahres wäre ohne das schockierende fürs Leben. Leider gibt es auch eine Video über den Faustschlag ansonsten Schattenseite, die sich in den letzten wahrscheinlich nur einen Dreizeiler in Jahren zu einem immer größeren Pro- der Regionalpresse Wert gewesen. blem entwickelt hat. Die Gewalt gegen uns Schiedsrichter. 3.000 Angriffe auf Diese nimmt seit Jahren an Häufigkeit Schiedsrichter und Brutalität zu. Verändert hat sich auch, dass es nun, dank vieler Handys Die seit ein paar Jahren jährlich veröf- auf den Sportplätzen, inzwischen Bilder fentlichten Statistik des DFB weist fast

12 3.000 Angriffe auf Schiedsrichter in Und warum passiert es nahezu aus- der zurückliegenden Saison aus. Bei ca. nahmslos nur in den unteren Klassen? 57.000 aktiven Schiedsrichter bedeu- Die Antwort hierzu ist ganz einfach. tet dies, dass nahezu jeder zwanzigste Spieler in oberen Klassen, die einen Schiedsrichter in der Saison körperlich Schiedsrichter attackieren, würden viel attackiert wurde. Statistisch betrach- verlieren. Stammplatz, Prämien, Verträ- tet würden von 240 Schiedsrichtern im ge usw. In den unteren Klassen läuft Kreis Essen zwölf Schiedsrichter Opfer ein potenzieller Gewalttäter nur Gefahr, von Gewalt bei der Ausübung ihrer Tä- eine Zeitlang gesperrt zu werden. Er hat tigkeit. vergleichsweise also kaum etwas zu Und das vor dem Hintergrund, dass nur verlieren. ca. 87% der Spiele beim DFB erfasst wurden und diese Zahlen, auch durch Ein Schiedsrichter ist ein den DFB eingeräumt, sehr wahrschein- Sportler, der gerne seinem lich deutlich zu niedrig sind, da nicht Hobby nachgehen möchte die Anzahl der tatsächlichen Verfahren, sondern nur die Markierungen in den Um sich dem Problem zu nähern, muss Spielberichten statistisch erfasst wer- man Klartext sprechen und zunächst den. Der Berliner Fußballverband führt ein paar Selbstverständlichkeiten be- eine eigene Statistik, und zwar nach nennen. Schiedsrichter machen Fehler. den tatsächlichen Verfahren. Hier ist es In jedem Spiel. Und müssen daran ar- sogar jeder siebte Schiedsrichter in der beiten, sich hier stetig zu verbessern. Saison. Aber weder ein einziger Fehler noch deren Summe rechtfertigt Gewalt. Ein Durchschnittlich werden Schiedsrichter ist ein Sportler, der ger- nahezu zehn von 200 ne seinem Hobby nachgehen möchte. Schiedsrichtern Opfer von Dabei verdient er genauso Respekt, wie Gewalt er sich auch respektvoll anderen gegen- über verhalten soll. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, Wenn es dann zu Gewalt gegen einen was die Ursache für diese Gewalt ge- gen uns Schiedsrichter sein könnte und wie man dieser Entwicklung begegnen kann. Ganz schnell wird dabei immer von einem „gesellschaftlichen Problem“ gesprochen. Aber ist es, trotz der si- cherlich raueren Umgangsweise in der Politik, tatsächlich so? Wenn dem so wäre, warum passiert dann beim Hand- ball, Basketball, Hockey usw. so etwas nicht? Nirgends werden Schiedsrich- ter derart attackiert. Somit ist es kein gesellschaftliches, sondern ein Fuß- ball-Problem. 13 Schiedsrichter kommt, müssen einige vielleicht 30 Jahre ehrenamtliche Funk- Punkte in der Zukunft anders laufen. tionärsarbeit zunichtemacht. Viele Ver- Ein Gewalttäter muss lebenslang für eine würden Spieler, die in der Vergan- den Vereinsfußball in Deutschland ge- genheit einen Schiedsrichter attackiert sperrt werden. Es darf diese von eini- haben, nicht in den Verein aufnehmen gen Funktionären angeführte zweite wollen. Dazu müssten sie aber beim Chance nicht geben, denn sie bedeutet Verband diese Info abfragen können. auch eine zweite Chance, erneut ei- Dies Möglichkeit wird ihnen zurzeit vom nen Schiedsrichter zu attackieren. Und Verband verwehrt. hier gilt der Schutz der Gesundheit von Es wird deutlich, dass diese kurze Zu- Schiedsrichtern als höheres Gut als ei- sammenstellung nur ein Ausschnitt aus nem Gewalttäter das Fußballspielen einer Vielzahl an Möglichkeiten sein wieder zu gestatten. kann, dem Problem der Gewalt gegen Ein weiterer Punkt, der dringend korri- Schiedsrichter zu begegnen. giert werden muss, ist das aktuell un- terschiedliche Strafmaß für identische Wichtig ist, dass jeder Vergehen. In einigen Landesverbänden etwas tun kann liegt für die Sportgerichte im Kreis die Höchststrafe bei zwei Jahren, bei ande- Eine Schlüsselrolle spielt dabei der DFB, ren bei drei Jahren und noch andere ha- der als oberste Instanz die klare Rich- ben acht Jahre. Es darf nicht sein, dass tung vorgeben muss. In dem föderal es davon abhängig ist, wo ich einen aufgestellten Verband erfolgt die Um- Schiedsrichter attackiere, wie lange ich setzung dann durch die Regional- und gesperrt werden kann. Landesverbände. Leider erklärt sich der DFB als nicht zuständig und stellt Körperliche Angriffe auf Forderungen an die Justiz, die Politik, Schiedsrichter müssen Verbände und Schiedsrichter, die ihre immer eine Strafanzeige Spielberichte besser ausfüllen mögen. zur Folge haben Dabei spricht der DFB gern von der „großen Fußball-Familie“. Dann sollte es Es muss auch jedem potenziellem Tä- das Familien-Oberhaupt interessieren, ter klar sein, dass eine körperliche At- wenn nahezu 3.000 Familien-Mitglie- tacke auf einen Schiedsrichter IMMER der geschlagen, getreten oder bespuckt eine Strafanzeige zur Folge hat. Idea- werden. lerweise durch den Verband. Dann Wichtig ist, dass jeder etwas tun kann, wäre der Schiedsrichter nur noch Zeu- um einen respektvollen Umgang auf ge des Verfahrens. Und um Schmer- dem Sportplatz zu ermöglichen. Und je- zensgeld erstreiten zu können, sollten der (auch der DFB), der nicht alles tut, alle Schiedsrichter durch den Verband was in seiner Macht steht, macht sich rechtsschutzversichert werden (inklusi- mitschuldig. ve Eigenbeteiligung). Lasst uns also handeln, damit wir unser Auch muss man Vereinen helfen. Sie schönes Hobby bedenkenlos genießen erfahren oftmals ein Gefühl der Ohn- können. macht, wenn ein Spieler in ihrem Trikot einen Schiedsrichter angreift und damit 14 HELLES KÖPFCHEN MIT ANGST IM DUNKELN SUCHT LIEBEVOLLEN STROMANSCHLUSS.

.de Ein Jahr Lehrwart

Im März 2019 hat der KSA Lukas Luthe zum Lehrwart er- nannt. Als Nachfolger von Stefan Niehüser hat der Re- gionalliga-Assistent bereits zahlreiche Referate gehal- ten, Anwärter betreut und Veranstaltungen begleitet. Im Pfiff-Interview erzählt er Fabian Meißner von seinen Erfahrungen als Lehrwart, aber auch als langjähriger Schiedsrichter.

Wie blickst auf dein erstes Jahr als Du hast seit dieser Saison Einsätze Lehrwart zurück? als Assistent in der Regionalliga. Wie Ich fand es spannend, da es komplett blickst du auf dieses halbe Jahr zurück neue Aufgaben für mich sind. Ich habe und was versprichst du dir in Zukunft mich ja auch schon vorher in die Schieds- noch von dieser Liga? richtergemeinschaft eingebracht, z. B. mit Ich hatte in der Hinrunde um die sieben Beobachtungen oder den Fahrten zu den Spiele und man merkt schon, dass in die- Schiedsrichtermasters. Aber nun stehen ser Liga Fußball gespielt werden kann. neue Herausforderungen an, die zu be- Dies bedeutet auch erhöhte Anforderun- wältigen sind. Ich blicke auf das letzte gen an die Schiedsrichter; für mich als dreiviertel Jahr positiv zurück, es hat sehr Assistent ist der Unterschied zur Ober- viel Spaß gemacht. So musste ich mich oder Landesliga schon deutlich erkenn- direkt mit den neuen Regeln auseinan- dersetzen, die eingeführt wurden; die erste Mammutaufgabe sozusagen. Du hast dich nun schon in die Rolle als Lehrwart eingefügt. Wie sieht denn die Arbeit dort aus? Zunächst einmal werden die grundsätz- lichen Absprachen, was Referatsinhalte und Referenten betrifft, auf Ebene des KSA getroffen. Bei den KSA-Sitzungen werden diese mittelfristig bis langfris- tig geplant, sodass zur Vorbereitung des Themas genügend Zeit bleibt. Auch die Anfragen an externe Referenten benö- tigen genügend Vorlauf. Zwischendurch spreche ich mich selbstverständlich auch mit Sven ab, da bilden wir ein gutes Team. So können wir uns über unsere eigenen Vorträge abstimmen und diese rechtzeitig planen. 16 bar. Es gibt viele erfahrene Spieler, die und der der Erholung dient. Abgesehen auch ihre Tricks drauf haben. Außerdem davon stehen im Januar wieder Termi- ist die Spielweise robuster, da muss man ne an, wie das Schiedsrichtermasters, sich auch als Assistent umstellen und die Hallenrunde oder Lehrgänge in der aufpassen. Sportschule Wedau. Und dann kommt Es macht sehr viel Spaß bei den Vereinen auch schnell der Zeitpunkt, an dem man in dieser Liga auflaufen zu können, wie sich wieder auf die Meisterschaft und z. B. bei Traditionsvereinen wie Aleman- den Fußball im Allgemeinen freut. nia . Bei der Begegnung Borussia Du hast mit 27 Jahren schon die Spit- Dortmund II gegen Lippstadt durfte ich ze deiner Karriereleiter erreicht. Wie vor über 3000 Zuschauern winken, das fühlt sich das an? ist schon etwas anderes als vor 250 Zu- Ja, wie sich das anfühlt ... Klar will man schauern in der Oberliga. so hoch kommen wie es geht. Bei mir ist Du hast jetzt durch deine aktive es jetzt Oberliga als Schiedsrichter und Schiedsrichter- und Assistententätig- Regionalliga als Assistent geworden. keit sowie deine Aufgaben als Lehr- Beschweren kann ich mich darüber gar wart ein sehr hohes Pensum. Wie sehr nicht. Die Regionalliga ist immerhin die hast du dich auf die Winterpause ge- vierthöchste Spielklasse in Deutschland freut? Oder gibt es für dich gar keine und da musst du als Assistent auch erst- richtige Pause? mal hinkommen. Deswegen bin ich nicht Ich finde, dass man als Schiedsrichter traurig darüber. Mir macht es Spaß in der eigentlich nie richtig Pause hat. Es gibt Regionalliga und es sind immer coole zwischen Weihnachten und Neujahr ei- Spiele, die man dort leitet. Es ist halt im nen spielfreien Zeitraum, in dem man Schiedsrichterleben manchmal so, dass mit seiner Familie zusammen ist, man mit 27 Ende ist – wenn man nicht in der sich um seine Freundin kümmern kann 2. Liga pfeift (lacht).

17 sen Nord-West. Ich habe den Lehrgang besucht, ohne mir Gedanken um Pers- pektiven zu machen. Es hat mir relativ schnell Spaß gemacht und deshalb bin ich 12 Jahre später immer noch Schieds- richter. Ich habe mich sehr schnell in die Schiedsrichterfamilie eingefunden und neue Freunde kennengelernt. Ich bin immer noch sehr froh, dabei zu sein. Profi Was zeichnet dich als Schiedsrichter aus? Ich bin der Typ auf dem Platz, der viel mit Spielern redet, also der kommunika- tive Schiedsrichter. Ich lasse mich relativ selten aus der Ruhe bringen, mich sieht man kaum laut werden oder hektisch werden über den Platz rennen. Ich bin da eher entspannt, eine Art „Kumpelschiedsrich- ter“. Früher, als ich noch unter Beob- achtung stand, war ich immer ziemlich Hat die Übernahme der Funktion als laufstark als Schiedsrichter (Anm. der Lehrwart irgendetwas damit zu tun Redaktion: ist er heute immer noch), da ist einfach. gehabt oder war es unabhängig da- gab es immer eine Aufwertung. Außer- von? dem sollte man als Lehrwart auch mit Ich glaube nicht, dass man das so sagen Regelkenntnis bestechen. kann. Auch wenn ich als Schiedsrichter Welcher Moment in deiner bisherigen in die Regionalliga gekommen wäre, hät- Laufbahn hat sich bei dir eingeprägt? te ich bei einer entsprechenden Anfrage Ein Highlight vor 1 ½ Jahren war die als Lehrwart zugesagt. Auch jetzt bin ich Spielleitung der Partie ETB Schwarz- als Schiedsrichter in meinen Spielklas- Weiß gegen den FC Schalke 04 in der Wenn man einen sen sehr ausgelastet, sodass das eine mit Sommervorbereitung. Das ist natürlich Finanzpartner hat, der einen dem anderen nichts zu tun hat. ein besonderes Erlebnis, wenn der kom- auch im Sport unterstützt Was hat dich dazu bewogen, vor 12 plette Kader der ersten Mannschaft von Jahren Schiedsrichter zu werden? Schalke 04 aufläuft. Domenico Tedes- und weiterbringt. Willst du die ganze Geschichte hören co war da noch Trainer und wenn man (lacht)? 2006 habe ich noch selbst in der da plötzlich so Spieler wie Schöpf oder Informieren Sie sich in Ihrer Jugend Fußball gespielt. Später gab es Burgstaller auf dem Spielfeld neben sich keine Jugendabteilung mehr in dem Ver- stehen hat, ist das schon einzigartig. Die Sparkasse. ein; viele Spieler sind dann gewechselt, ganzen Spieler kennt man eigentlich nur aber ich hatte keine Lust auf einen neu- aus dem Fernsehen und plötzlich stehen en Verein. Aber ganz ohne Fußball konn- sie vor dir – unvergesslich! te ich irgendwie auch nicht. Dann habe Vielen Dank für das Interview, Lukas! ich durch Zufall von einem Bekannten gehört, dass ein Schiedsrichterlehrgang stattfindet im damaligen Kreis 13 Es- 18 sparkasse-essen.de Profi werden ist einfach.

Wenn man einen Finanzpartner hat, der einen auch im Sport unterstützt und weiterbringt.

Informieren Sie sich in Ihrer Sparkasse.

19 sparkasse-essen.de Rückblick

Wir schauen zurück auf die Aktivitäten der Schiedsrich- tergemeinschaft Essen in der vergangenen Hinrunde. Mit vielen Highlights auf und neben den Fußballplätzen.

Turniere

Hattinger Stadtmeisterschaft Das erste Vorbereitungsturnier fand in dieser Saison nicht auf Essener, sondern auf Hattinger Boden statt. Da SuS Niederbonsfeld die Hattinger Stadtmeisterschaften ausrichtete, wurden auch die Schiedsrichter aus- nahmsweise durch den Schiedsrichter Kreis Essen gestellt. Hierdurch bekamen einige Essener Schiedsrichter mal ganz neue Teams zu Gesicht, welche ihre Spiele sonst im Kreis Bochum und damit im Verband Westfa- len austragen. Das Turnier konnte der TuS Hattingen mit einem 5:0 Sieg über die Sportfreunde Niederwenigern für sich entscheiden.

Geno Cup Ein fester Bestandteil der Essener Sommervorbereitung ist hingegen der Geno Cup. Auf der Sportanlage des SV Burgaltendorf messen sich hier die Essener Mannschaften aus der Oberliga bis hin zur Kreisliga. Mit dem SC Velbert nahm auch eine Mannschaft aus dem Umland teil. Gewinner des Geno Cups 2019 darf sich der ETB SW Essen nennen- man gewann im Finale gegen den SC Velbert mit 3:1.

Preußen Cup Heiß her geht es seit langen Zeiten auf der Bezirkssportanlage Seu- mannstraße. Der Preußen Cup ist das größte aller Vorbereitungsturniere. Ähnlich wie beim Geno Cup treten auch hier Essener Mannschaften aus der Oberliga bis in die Kreisliga gegeneinander an. Einen neuen Ge- winner des Preußen Cups gab es allerdings nicht: der VfB Frohnhausen konnte mit einem 3:0 Sieg über den TuS Essen-West 81 seinen Titel verteidigen.

Steeler Stadtmeisterschaft Auch in dieser Saison wurden wieder die Steeler Stadtmeisterschaften

20 ausgespielt. Auf der Sportanlage des diesjährigen Ausrichters SV Leithe wurden in zwei parallellaufenden Turnieren die Meister der Erst- sowie Zweit- und Drittmannschaften ausgespielt. Bei den Erstmannschaften konnte sich die ESG 99/06 nach einem 4:0 Sieg über den Ausrichter SV Leithe den Titel sichern, bei den Zweit- und Drittmannschaften erreich- te die Zweitvertretung des SV Leithe im Modus Jeder gegen Jeden die meisten Punkte und darf sich somit Gewinner der Steeler Stadtmeister- schaften nennen.

Ehrenschiedsrichter Heribert Lang Ein Highlight gab es beim ersten Lehrabend der Saison, als Heribert Lang, seines Zeichens seit 55 Jahren Schiedsrichter, zum ersten Ehren- schiedsrichter des gemeinsamen Kreises Essen ernannt wurde. „Heri“ war laut KSO Torsten Schwerdtfeger „irgendwie schon immer da“ und ist aus dem Schiedsrichterwesen nicht wegzudenken.

Legendenspiel Samstag, 14. Mai 1994, 18:15 Uhr, Olympiastadion, Berlin. Das Finale des DFB-Pokals. Der SV Werder Bremen besiegt Rot- Weiss Essen mit 3:1. 25 Jahre später stehen sich dieselben Teams erneut gegenüber. Bei der Neuauflage des Legendenspiels wurde auch drei Essener Schieds- richtern eine große Ehre zuteil. Im Stadion Essen leiteten Thomas Weiz, Karsten Höll und Siegfried Baier die Begegnung der beiden Traditions- mannschaften. Der Endstand lautete wie damals 1:3 für die Kicker von der Weser.

Waschitzki und Scheer bei Länderspielen Besondere Spielleitungen wurden im September den Essener Schieds- richtern Sven Waschitzki und Thibaut Scheer übertragen. DFB- Schieds- richter Sven Waschitzki leitete das U20 Länderspiel Portugal gegen die Schweiz gemeinsam mit seinen Assistenten Philipp Hüwe und Florian Exner. Ebenfalls international im Einsatz war Junioren- Bundesliga Assistent Thibaut Scheer. Er assistierte gemeinsam mit Marvin Szlapa (Remscheid) Schiedsrichter Cedric Gottschalk (Oberhausen/ Bottrop) bei der Leitung des U17 Länderspiels Deutschland gegen Belgien.

Schiedsrichter werden in nur drei Tagen? Im September stand wieder ein Anwärterlehrgang für neue Schiedsrich- ter auf dem Programm. Das besondere an diesem Lehrgang: Er dauerte nur drei Tage. In kurzer Zeit lernten die zukünftigen Pfeifenmänner alles über das Regelwerk des Volkssports Nummer eins in Deutschland und erhielten zudem wertvolle Tipps, wie sie selbst bei einem hektischen Spiel einen kühlen Kopf bewahren und das Spiel ruhig über die Bühne

21 bringen können. Während die ersten beiden Lehrgangstage im Zeichen des Lernens standen, wurde am dritten Tag die körperliche Fitness, so- wie die Regelsicherheit der 18 Schiedsrichter- Anwärter auf den Prüf- stand gestellt.

Ehrungsabend Wie in jedem Jahr wurden auch dieses Jahr am letzten Lehrabend des Jahres einige Schiedsrichter für besondere Leistungen geehrt. Nach dem Rückblick auf das zurückliegende Jahr wurden zunächst die für die „Dan- ke Schiri.“-Aktion nominierten Schiedsrichter geehrt. In der Kategorie U50 durfte sich Sebastian Frank über die Auszeichnung freuen. In der Kategorie Ü50 wurde die Nominierung sogar von Fußballverband Nieder- rhein vorgenommen. Manfred Grabinski wird den FVN beim DFB vertre- ten. Im Anschluss wurden die diesjährigen Jubilare geehrt. Aber was wäre ein Ehrungsabend ohne die Ehrung „Schiedsrichter des Jahres“? Jedenfalls kein Ehrungsabend. Der Jubel kannte keine Grenzen als Kreisschiedsrichterobmann Torsten Schwerdtfeger am Ende seines lyrischen Vortrages den Namen von Oguz Öztas vorlas. Nochmals einen herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle.

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22 COACHINGZONE

In jeder Ausgabe kommen Essener Trainer zu Wort und teilen ihre Gedanken zur Schiedsrichterei mit uns. Marcel Kraushaar von den Sportfreunden Niederwenigern erzählt uns von einer witzigen Begegnung.

„Das Schiedsrichterwesen in Essen ver- ner zu sich zitierte. Wir als Trainer wa- folge ich nun schon seit einigen Jahren. ren zunächst vollkommen überrascht Zum einen da mein Bruder selbst viele und verwundert, da das Spiel während Jahre als Schiedsrichter im Einsatz war dieses Vorganges weiterlief. Als wir, und zum anderen, weil ich als Trainer wie vom Schiedsrichter verlangt, etwas und auch Spieler schon seit mehr als 10 näherkamen, fragte er uns, ob einer die Jahren mit den Schiedsrichtern aus un- Möglichkeit hätte ihn nach dem Spiel serem Kreis zu tun habe. Zugegebener- nach Hause zu bringen, da er den Bus maßen bin ich in dieser Zeit häufiger mit verpassen würden. Wir guckten uns an euch aneinandergeraten und habe mich und fingen laut an zu lachen. Im nächs- über die ein oder andere Entscheidung ten Moment realisierten wir Trainer geärgert. Ich bin mir aber ebenfalls si- aber, dass das Spiel weiterlief und die cher, dass auch ihr nicht immer ganz Kinder auf der anderen Seite des Platzes zufrieden mit mir und meinem Verhal- etwas zu beanstanden hatten. Doch kei- ten wart. Die Wahrheit liegt wie so oft ner von uns konnte es beurteilen, sodass im Leben wahrscheinlich irgendwo in wir uns auf einen Einwurf einigten und der Mitte. dem Schiedsrichter zusicherten, dass er Eine Geschichte aus meiner Zeit als mit nach Hause genommen wird. Jugendtrainer ist mir in Erinnerung Trotz aller Kritik, die ich an euch geäu- geblieben, die mir noch heute vor Au- ßert habe und vermutlich auch in Zu- gen führt, dass man im Amateurfußball kunft äußern werde, möchte ich mich nicht immer alles so ernst nehmen soll- zum Schluss bei euch für eure ehren- te und auch besondere Situationen wie amtliche und gute Arbeit bedanken. die folgende mit einem Augenzwinkern Bleibt am Ball bzw. an der Pfeife und wahrzunehmen. Während eines D-Ju- lasst euch nicht unterkriegen! gendspiels stand der Schiedsrichter Wir sehen uns auf dem Platz!“ zwischen den beiden Trainerbänken Wollen Sie auch Ihre Gedanken mit uns und beobachtete das Spiel, als er sich teilen? Schreiben Sie uns gerne: pfiff@ plötzlich umdrehte und die beiden Trai- sr-essen.de 23 Wenn der Trainer Rot sieht

Seit der aktuellen Saison dürfen auch Vereinsoffizielle mit einer gelben oder roten Karte belangt werden. Wann ge- nau, das erklärt Cedrik Pelka in der Regelecke.

Zu beginn der laufenden Saison hat es Verwarnungen wieder einige kleinere und größere Re- Das Protestieren wird zum Beispiel geländerungen gegeben. Eine der wich- dann zu wild, wenn Gegenstände flie- tigsten ist diese: Seit Sommer 2019 dür- gen. Wenn ein Teamoffizieller eine Fla- fen auch Trainer, Betreuer und Co. Mit sche oder sonst etwas auf den Boden einer gelben oder roten Karte bestraft (nicht auf das Feld!) wirft, dann muss er werden. Früher blieb nur die mündli- verwarnt werden. Auch für respektlose che Verwarnung beziehungsweise der Gesten oder Worte, die noch nicht be- mündliche Innenraumverweis. Aber leidigend sind, sieht er die gelbe Karte. wann genau wird jemand verwarnt Wie bei den Spielern auf dem Platz oder vom Spiel ausgeschlossen? auch, darf sich der Trainer natürlich Das steht ganz detailliert in der Regel auch nicht zu viel erlauben. Wer mehr- 12. Ab Seite 81 wird genau aufgelistet, mals gegen die Regeln verstößt, indem wann es welche Strafe gibt. Ein paar er andauernd aus der Coachingzone Beispiele wollen wir hier an dieser Stel- rennt, mehrmals meckert oder ähnli- le nennen. Über diesen Artikel hinaus ches, bekommt auch eine Verwarnung gibt es noch zahlreiche weitere Punkte, gegen sich ausgesprochen. Hier sind auf die im Regelbuch nachgelesen werden der anderen Seite aber auch die Schiris können. gefordert: Es muss präventiv und kom- munikativ gearbeitet werden. Ermahnungen Das ist fast wie früher. Ein Trainer darf Feldverweise sich auch mal beschweren, gar kei- Sicherlich sind viele Trainer und an- ne Frage. Es muss aber eine „kleinere dere Offizielle der Ansicht, dass ihr Auseinandersetzung“ sein. Aggressives Innenraumverweis zu hart war und oder gar beleidigendes Verhalten darf der Schiedsrichter kein „Fingerspitz- natürlich nicht geduldet werden. Der engefühl“ hatte. In manchen Situatio- Schiedsrichter sollte bei solch kleineren nen sind die Unparteiischen allerdings vergehen auf den Trainer (oder ande- machtlos, weil die Regeln konsequent ren Verursacher) zugehen und präventiv umgesetzt werden müssen. Und die eingreifen. sind sehr klar: Wenn ein Teamoffiziel- ler die Coachingszone verlässt, um zu 24 protestieren oder sich beim Schiri zu bericht drei Offizielle stehen, auf der beschweren, dann muss er mittels ro- Bank sitzen aber fünf Personen, dann ter Karte des Feldes verwiesen werden. muss etwas falsch sein Das gilt übrigens auch noch nach dem • Wie hätte ich früher gehandelt? Hätte Spiel. Ein Feldverweis erfolgt aufgrund mir früher auch ein einfaches Anspre- des Betretens „des Spielfelds, um einen chen gereicht, oder ist die Kritik so hef- Spieloffiziellen zur Rede zu Stellen.“ Al- tig, dass ich schon verwarnen muss? lerdings gib der DFB vor, dass kurze und • Liegt ein aggressives Verhalten vor? sachliche Gespräche möglich sein sol- Ein lautstarkes und mit wilden Gesten len, wenn der Schiedsrichter diese zu- unterstützes Gebrülle in den letzten lässt. Ansonsten hilft es oft, nach einer Spielminuten ist oft nicht mehr zu ak- hitzigen Partie die Gemüter etwas run- zeptieren terkühlen zu lassen und vielleicht etwas später ein Gespräch zu suchen. Das gilt Das Fazit dieser Regelecke kommt direkt für beide Seiten. vom DFB: „Nicht die nächste Reaktion Schon ein „aggressives Verhalten“ kann eines Teamoffiziellen suchen, nicht pro- zu einer roten Karte führen – genau wie vozieren lassen, aber klar und konse- Aktionen, die erheblich den Spielverlauf quent bleiben!“ stören. Tätlichkeiten, Beleidigungen etc. selbstverständlich auch.

Genaue Regelkunde Dieser Punkt ist selbstverständlich. Trotzdem ist er hier besonders wichtig, um die richtige persönliche Strafe aus- zusprechen. Hier ein Beispiel. Situation 1: In der 90+1. Minute rollt der Ball über die Seitenlinie in Richtung des Trainers. Die gegnerische Mannschaft will den Einwurf schnell ausführen, da schießt der Trainer den Ball drei Meter zur Sei- te. Er wird mittels roter Karte des In- nenraums verwiesen. Situation 2: In der gleichen Situation will ein Spieler der eigenen Mannschaft das Spiel schnell ausführen. Der Trainer schießt den Ball wieder weg. Dafür bekommt er nur eine Verwarnung. Ein paar Punkte sollten wir Schiedsrich- ter also jetzt (noch stärker) beachten: • Ist eine Coachingzone aufgestellt? Die wird in jeder Spielklasse benötigt, um die Regeln optimal umsetzen zu können • Stehen alle Personen, die auf der Bank sitzen, im Spielbericht? Wenn im Spiel- 25 Futsal statt Fußball

Denn typischen Hallenfußball gibt es fast nirgendwo mehr. Seit einigen Jahren wird fast nur noch Futsal gespielt. Der portugiesische Sport wird in Deutschland immer populä- rer. Leonie Kohaus und Kai Henkies stellen ihn uns vor.

Was ist eigentlich dieses Was sind die grundlegenden Futsal? Unterschiede? Wenn man erzählt, dass man Futsal wird ausschließlich in der Hal- Futsal-Schiri ist, erfährt man unter- le gespielt und es gibt keine Banden. schiedliche Reaktionen. Die meisten Zu den Mannschaften, welche aus vier wissen gar nicht, was das genau ist. Für Feldspielern und einem Torwart be- die meisten ist es der allseits bekann- stehen, gesellen sich mindestens zwei te Hallenfußball. Ist es aber nicht. Für Schiedsrichter, welche anders als drau- uns als Futsal-Schiedsrichter und die ßen, die gleiche Entscheidungsgewalt Futsal-Spieler gibt es grundlegende Un- haben. Die Positionierung der Schieds- terschiede im Regelwerk. Von banalen richter sind an den Seitenauslinien. Dingen, wie dass ohne Bande gespielt Ebenfalls anders als draußen, müssen wird, bis hin zum Torwartspiel. Außer- die Spielfeldmarkierungen vor jedem dem ist das Spiel meist taktischer ge- Spiel von den Schiedsrichtern ange- prägt, denn ab dem sechsten Foul im bracht werden. Diese sind: Sechsmeter- Spiel bekommt der Gegner immer einen marke und Zehnmetermarke zentral vor Zehnmeter zugesprochen. dem Tor, fünf Meter Entfernung von der

26 Regelunterschied ist das Torwartspiel. Im Ballbesitz des eigenen Teams darf der Torwart den Ball nur einmal spielen und hat dafür auch nur vier Sekunden Zeit. Befindet er sich jedoch in der gegneri- schen Hälfte gilt er als Feldspieler und darf unbegrenzt den Ball halten.

Wie sieht das Futsal-System aus? Zur Zeit gibt es im FVN zwei Landesli- ga Gruppen und eine Niederrheinliga Gruppe. Zu dem gibt es eine Futsalregi- onalliga West Gruppe. Eine Bundesliga im Futsal gibt es noch nicht, aber ist in den nächsten Jahren geplant. Allerdings wird auch international Futsal gespielt. Auch die Frauen spielen Futsal, dort gibt es aber nur eine Regionalliga. Neben dem klassischen Ligabetrieb Ecke und die Wechselzonen. wird, wie im normalem Fußball, auch Um das Spiel schneller zu machen, muss eine Pokalrunde gespielt. jede Spielfortsetzung innerhalb von Die Spiele finden ganz normal am vier Sekunden erfolgen. Diese vier Se- Wochenende statt, meistens aber kunden werden offen angezählt, indem Samstags abends. einer der Schiris seinen Arm hebt und die Finger streckt. Damit kein Zeitspiel Wer pfeift bei uns Futsal? erfolgen kann, wird bei jeder Unterbre- Der Kreis Essen hat mit die meisten chung die Zeit angehalten. So kann ein Futsal-Schiedsrichter im Fußballver- Spiel, welches eine Netto-Spielzeit von band Niederrhein. Diese sind: Ste- 2x20 Minuten hat, genau so lange ge- fan Heuer, Alexander Paßerah (beide hen, wie ein normales Spiel draußen. In Futsalregionalliga), Kai Henkies, Leonie jeder Halbzeit dürfen die Teams jeweils Kohaus, Jose Joao, Marcel-Carol Miar- ein Time-Out anwenden, welches eine ka, Fabian Slomka und Leon Ulrich (alle Dauer von einer Minute hat. Nach der Niederrheinliga). Wie auch bei uns im Halbzeit wechseln nicht nur die Teams Kreis, gibt es jährlich mehrere Schulun- die Seiten, sondern auch die Auswech- gen, wo sich die Futsal-Schiedsrichter selbänke. Die Auswechselspieler haben in der Sportschule Wedau treffen, um zur jeder Zeit ein Leibchen zu tragen sich auszutauschen und Neues zu erfah- und es muss darauf geachtet werden, ren. dass dieses bei einer Wechslung ver- nünftig übergeben wird und nicht ge- worfen wird. Der wohl komplizierteste

27 Aus dem Alltag eines Ansetzers Wenn dieses Heft erscheint, dann neigt sich sie Winter- pause der Saison 2019/20 dem Ende entgegen. Auch in diesem Jahr war die Winterpause gar keine Pause, son- dern bedeutete viel Arbeit. Wie geht das überhaupt mit dem Ansetzen? Stefan Heuer berichtet

Ich habe zu einer Zeit mit dem Ansetzen am besten gleich zwei Bildschirme, ei- angefangen, in der es noch üblich war, nen für das DFBnet, und einen für die dass Vereine die Einladungskarten für jeweilige Tabelle. Denn um anzusetzen, die Spiele mit der Post an die Ansetzer sollte man ja auch ein bißchen über die geschickt haben. Auf diese Postkarten, jeweilige Liga Bescheid wissen. Tabel- die vom Verein mit Briefmarken verse- lenstände, Vorkommnisse im Hinspiel hen waren, musste der Ansetzer dann oder der vorherigen Saison, gewech- per Hand die Adresse des Schiedsrich- selte Spieler, Stadtteil-Derbys … all das ters schreiben, und dann selbst wieder muss berücksichtigt werden. Jetzt ist zur Post bringen. Ich sag´s Euch – mein es ja so, dass über die Ligen in unse- damaliger Briefträger hat mich richtig rem Kreis nur relativ selten in der Sport- gern gehabt… schau berichtet wird. Es ist also oft gar Das ist mittlerweile vorbei, die Anset- zungen laufen ja ausschließlich elektro- nisch, über das Internet. Das DFBnet ist eine enorme Erleichterung, nicht nur für den Briefträger. Für den Ansetzer nimmt das DFBnet neben der Schreiberei auf den Postkarten verschiedene Funkti- onen. Es kontrolliert zum Beispiel, ob ein Schiedsrichter für eine bestimmte Liga qualifiziert ist (z.B. für die Kreisli- ga A eine Kreisprüfung absolviert hat), welchem Verein ein Schiedsrichter an- gehört, und welche Mannschaften ein Schiedsrichter in den letzten Wochen gepfiffen hat. Es soll ja nicht so sein, dass man zwei Wochen hintereinander dieselbe Mannschaft pfeift. Gut – das lässt sich manchmal nicht verhindern, aber eigentlich soll das nicht so sein. Zum Ansetzen bräuchte man eigentlich 28 nicht möglich, alle Informationen parat oder werden krank – andere hingegen zu haben. Aber so oft man Medien oder vergessen auch gern mal, sich abzu- Fußball-Netzwerke sehr kritisch sehen melden. Vor allem letztes ist ziemlich kann, so nützlich können sie hierbei ärgerlich, denn Absagen bedeutet jedes sein. Mal nochmal einen enormen Aufwand. Ebenfalls sollte man die ganz unter- Es ist ja nicht damit getan, den Kolle- schiedlichen Wünsche und Vorlieben gen aus dem Spiel rauszunehmen, man der Schiedsrichter im Kopf haben. Wir muss ja auch für Ersatz sorgen. Jeweils Ansetzer machen das Ganze ja nicht für drei Arbeitsschritte, ihr erinnert euch? uns, sondern für euch, für die Schiris. Und das nicht selten für gleich mehrere Deswegen geben wir uns Mühe, auf Spiele … da winkt oft doppelte Arbeit. Wünsche einzugehen, wenn es denn Deswegen kann man es nicht oft genug geht. Das klappt natürlich nicht immer, sagen – bitte immer abmelden, wenn man kann ja unmöglich von so vielen man schon vorher weiß, dass man nicht Kameraden auswendig im Kopf behal- pfeifen kann. Auch Werktags, auch in ten, ob diese entweder nur um 11 Uhr der Sommerpause – einfach immer. pfeifen können oder aber mangels PKW Oft sind wir nicht in der Lage, für jedes nicht in die Stadtteile am Rande Essens Spiel einen Schiedsrichter zu stellen. fahren können. Dafür haben wir leider nicht mehr genü- Hat man nun diese ganzen Vorbereitun- gend Leute, vor allem in der Urlaubszeit gen getroffen, kann man einen Spieltag oder an besonderen Wochenenden, zum ansetzen. Zum Ansetzen sind gleich drei Beispiel wenn Rot-Weiss spielt oder Schritte erforderlich. Zunächst muss Dortmund gegen Schalke antritt, wird man im DFBnet das betreffende Spiel es knapp. Manchmal wird dann gefragt, öffnen, dann einen freien und verfüg- wonach das eigentlich geht – also wie baren Schiedsrichter aussuchen und entschieden wird, welches Spiel frei vormerken, und dann (in der Regel erst bleiben muss, und welches nicht. dann, wenn man mit dem Spieltag kom- Nun, oft ist das einfach Zufall. Wir Anset- plett fertig ist) fixieren. zer können ja vorher nicht wirklich wis- Mit dem eigentlichen Ansetzen ist sen, wer später sein Spiel absagt. Dazu es aber nicht getan, denn viel Arbeit gibt es auch eine festgelegte Rangfolge kommt erst nach den Ansetzungen auf. der einzelnen Ligen, an der man sich Zum einen gilt es, die Bestätigungen orientieren kann. Hier ist beispielswei- zu kontrollieren. Diese bedeuten nicht, se hinterlegt, dass Jugend-Leistungs- wie oft vermutet: „Ja, ich pfeife das klassen Vorrang z.B. vor der Kreisliga Spiel“, sondern lediglich „Ja, ich habe C haben. Und nicht zuletzt werfen wir die Nachricht bekommen“. Deswegen auch hier nochmal einen Blick auf die sind wir hinter den Bestätigungen im- Tabelle, dass da möglichst keine vorent- mer penibel hinterher, denn es kommt ja scheidenden Spiele unbesetzt bleiben. immer mal wieder vor, dass Mails nicht Alles in allem ist das Ansetzen eine her- ankommen. ausfordernde Aufgabe, die aber trotz Är- Und dann passiert es natürlich immer ger, der manchmal aufkommt, dennoch wieder, dass Schiedsrichter aus unter- Spaß macht. Denn sonst würden wir das schiedlichen Gründen absagen müssen. ja schließlich auch nicht machen. Manche müssen kurzfristig arbeiten 29 Alles neumodischer Schnickschnack. Oder? Seit Ende des letzten Jahres sind die Essener Schiedsrich- ter auch auf Instagram aktiv. Neben der Webseite und dem Facebook-Auftritt ist also noch ein weiterer digitaler Ka- nal dazugekommen. Warum das alles trotzdem nicht über- flüssig ist, und weshalb gerade Instagram für uns wichtig sein kann, kommentiert Johannes Alberts.

Sonntag, 10:15 Uhr auf einem Esse- ner Sportplatz. Einer unserer jüngeren Schiedsrichter-Kollegen bereitet sich auf den Anpfiff vor. Im Geschäftszimmer des Heimvereins sitzt er am Computer und notiert sich die Aufstellung, hinter ihm steht der Betreuer der Gastmann- schaft. „Einen Schiri, der jünger ist als 20, das hatten wir schon seit vielen Wo- chen nicht mehr. Aber ist ja auch klar – will ja von den jüngeren heute keiner mehr machen“, analysiert der Betreu- er. „Kann ich aber auch verstehen. Ich mach jetzt seit 46 Jahren Betreuer, aber in der Zeitung liest man ja andauernd, dass die Schiris angegriffen oder belei- digt werden“. Letzteres stimmt. Leider. Dazu, und wie wir Gewalt und negative Tendenzen im Fußball bekämpfen könnten, ist an an- derer Stelle dieser Ausgabe einiges zu lesen. Doch wir müssen uns auch eines vor Augen führen: Das Schlechte zu be- kämpfen ist immer nur die eine Seite der Medaille. Genau so wichtig ist es, das Gute zu Fördern und darüber zu spre- chen. Ginge man an einem Lehrabend zu unserem Treffpunkt an der Fischer- straße und würde fragen, wer von den Anwesenden auch schon mal positive Erfahrungen in der Schiedsrichterei ge- macht hat, es würde wohl keine Hand 30 unten bleiben. Aber verständlicherwei- Instagram bietet uns hierfür einen Ka- se ist das nur selten Bestandteil dessen, nal. Während bei Facebook das Bild was gerade bei jungen Leuten ankommt, in der Regel nur Beiwerk zum Text ist, die wir versuchen, für unser Hobby zu fokussiert sich Instagram auf das Bild, begeistern. hier ist der Text allenfalls noch Beiwerk. Wir haben eine Internetseite, auf der An jedem Spieltag teilen wir dort seit regelmäßig Artikel erscheinen und auf November letzten Jahres etliche Fo- der auch unsere Termine sowie wichti- tos, die uns unsere Kollegen aus ganz ge Informationen über die Schiedsrich- Essen oder sogar dem FVN-Gebiet aus terei und die Ansprechpartner in unse- den Kabinen oder von den Sportplätzen rem Kreis zu finden sind. Nun könnte schicken. Sowohl der Schiri des B-Ju- man meinen, damit wäre im Bereich gend-Stadtderbys als auch das Oberli- der Öffentlichkeitsarbeit mehr als ge- ga-Gespann, das viele Kilometer ent- nug getan, und alles darüber hinaus fernt von Essen ein Spiel leitet, haben wäre überflüssiger Schnickschnack: Spaß an dem, was sie tun. Und mithilfe Facebook – na gut, wenn es unbedingt der Bilder können wir diese Begeiste- sein muss. Haben die Vereine ja auch. rung teilen. Für alle Schiedsrichter un- Aber dann ist auch Schluss, wir sind ja seres Kreises, aber natürlich besonders schließlich Schiedsrichter und wollen auch für alle, die sich für die Schieds- keinen Innovationswettbewerb in der richterei interessieren und vielleicht ei- Kategorie „digitale Medien“ gewinnen. nes Tages Schiedsrichter werden. Denn Junge Menschen sehen sich heute einer besonders in der Altersgruppe zwischen riesigen Flut von Angeboten gegenüber, 14 und 19 Jahren hat Instagram längst aus denen sie auswählen müssen, wie den bisherigen Platzhirschen Facebook sie ihre Freizeit verbringen wollen. Und abgelöst. angesichts dessen müssen auch wir uns Eine Leidenschaft macht erst so richtig überlegen, womit wir Interessierte jun- Spaß, wenn man sie mit anderen teilt. ge Leute überzeugen können. Klar – wir Deswegen nutzen wir ab sofort Ins- haben kostenlosen Zutritt zu nahezu al- tagram, um zu zeigen, dass es in der len Fußballspielen der Republik. Aber ist Schiedsrichterei viel mehr zu erleben das wirklich das, was die Schiedsrich- gibt, als Gewalt im Amateur- und Leis- terei für uns ausmacht? Ist das wirklich tungsdruck im Profibereich. unser bestes Verkaufsargument? Ich denke nicht. Ich selbst war seit mehre- ren Jahren mit meinem Schiri-Ausweis nicht mehr bei einem Bundesliga-Spiel. Von Anfang an war es viel eher die He- rausforderung auf dem Platz, das Mit- einander im Gespann und unser „Ver- einsleben“, was die Schiedsrichterei zu meiner Leidenschaft gemacht hat. Und gerade diese Aspekte lassen sich durch Bilder und Einblicke in unsere Tätigkeit viel besser vermitteln, als durch Texte und Berichte. 31 Schiedsrichter in anderen Sportarten - Faustball

Faustball?!? Nie gehört! Obwohl die historischen Wurzeln des Spiels in die Antike liegen (und es damit wesentlich älter ist als der Fußball), handelt es sich um eine Rand- sportart. Auf den zweiten Blick kann der Faustballsport mit Fairplay, Leidenschaft und Spielfreude aufwarten. Ei- ner, der das wissen muss, ist Stephan Schiep, der sich be- reit erklärt hat, uns „seinen“ Sport vorzustellen.

Hallo Stephan, schön, dass du Zeit Das hört sich ja so ähnlich wie Volley- für uns gefunden hast. Erzähl doch ball an. Kann man das vergleichen? mal, was für eine Sportart Faustball Auf jeden Fall. Das Grundgerüst und das eigentlich ist. Ziel des Spiels sind ähnlich aufgebaut. Sehr gerne. Faustball ist ein Rück- Die einzigen Unterschiede bestehen schlagspiel, bei dem sich zwei Mann- nur in der Größe des Spielfeldes (beim schaften auf zwei Halbfeldern gegen- Faustball ist das Spielfeld eindeutig grö- überstehen. Das Spielfeld auf Rasen und ßer) und dem Umstand, dass man beim in der Halle ist durch eine Mittellinie Faustball zwischen den Berührungen und ein netzartiges Band getrennt, das der Spieler den Ball einmal auf dem Bo- zwischen zwei Pfosten in – je nach Al- den tippen lassen darf. Somit hat jede tersklasse – bis zu zwei Metern Höhe Mannschaft beim Spielzug nicht nur gespannt ist. Band und Pfosten dürfen drei Berührungen, sondern auch drei weder von einem Spieler noch vom Ball Bodenkontakte, ehe Sie den Ball über berührt werden; dies gilt als Fehler. das Netz spielen muss. Das macht das Die Mannschaften bestehen dabei aus Spiel im Ganzen sehr schnell und lau- fünf Spielern, die versuchen, einen fintensiv. Ball mit dem Arm oder mit der Faust für Wie sieht es denn mit dem Spielbe- den Gegner unerreichbar in das andere trieb aus. Kann man Faustball heute Halbfeld zu spielen bzw zu schlagen. als Breitensport anerkennen?

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32 Klar sind die Strukturen nicht so aus- Schiedsrichter zu werden bzw. wie geprägt wie im Volkssport Fussball. sieht die Arbeit im Schiedsrichterwe- Dennoch kann man ganz positiv auf die sen aus? aktuellen Zahlen schauen. Es spielen Der optimale Weg würde damit be- rund 40.000 Spieler*innen, die gemel- ginnen mit 14 Jahren den C-Schein zu det sind für die 1. Und 2. Bundesliga. Die machen. Zuvor lohnt es sich aber schon 1.Liga fährt zurzeit zweigleisig (Männer ein paar Juniorenspiele als Betreuer und Frauen), die 2.Liga sogar viergleisig oder Spieler*innen geleitet zu haben. So (Männer und Frauen). Darunter folgen kann man in die ganze Sache ein wenig dann die 16 Landesturnverbände mit reinschnuppern. Im Jugendbereich ha- ihren Verbands- und Landesligen. Zu- ben wir sowieso meistens nur Betreuer letzt gibt es dann noch die Bezirksligen, und Spieler*innen, die die Spiele leiten, sowie den gesamten Junioren-Bereich. da zu wenig Schiedsrichter vorhanden Da wird dann natürlich ordentlich sind. was ausgespielt. Weiter würde es mit der B-Schein-Prü- Das stimmt sicherlich. In den letzten fung mit frühestens 16 Jahren weiter Jahren ist einiges dazu gekommen. So gehen. Als A/B-Schiedsrichter darf wird nicht nur die Deutsche Meister- man dann die Meisterschaftsspiele lei- schaft aus den besten vier Teams der ten und wird bei nötiger Erfahrung als 1.Liga ausgespielt, sondern auch etliche A-Schiedsrichter für die 1./2.Bundesliga Regionalmeisterschaften. Hinzu kom- vorgeschlagen. men dann noch die Wettbewerbe der Der letzte Schritt kommt als A-Schieds- IFA (Internationaler Faustballverband) richter, der langjährige Erfahrung in der wie die WM, die EM oder die World Ga- 1./2.Bundesliga hat. Dieser kann bei der mes (für Sportarten, die nicht olympisch IFA als I-Schiedsrichter vorgeschlagen sind), die alle größtenteils in Europa werden, um dann auch internationale und Südamerika gespielt werden. Und Spiele zu leiten. Hierfür muss zur ge- man muss sagen, Deutschland ist immer gebenen Zeit aber noch ein Zusatzlehr- vorne mit dabei. gang erfolgen. Das muss natürlich immer eine Er- Die dazugehörige Lehrstruktur sieht wähnung wert sein. Kommen wir nun dann wie folgt aus: zum stets dritten Team auf dem Platz. Landesschiedsrichterwarte (16): planen Wie sieht es mit den Schiedsrichtern Einsatz und Ausbildung im jeweiligen beim Faustball aus? Verband. Beim Faustball gibt es immer einen Schiedsrichter-Regionalobleute (4): bil- Hauptschiedsrichter, der die endgül- den A-Schiedsrichter aus, planen de- tige Entscheidungsgewalt hat. Unter- ren Einsatz in der 1./2.Bundesliga und stützt wird er von zwei Assistenten, die haben Vorschlagsrecht gegenüber dem ihm anzeigen, ob die Bälle im Aus oder Bundesschiedsrichterwart für die Deut- im Feld waren. Zudem dürfen sie den schen Meisterschaften. Hauptschiedsrichter auf Regelverstöße Bundesschiedsrichterwart: Teilt Schieds- hinweisen, wenn diese vorliegen. An- richter für die Deutschen- und Regio- sonsten ist man, wie fast immer in die- nalmeisterschaften ein. Schlägt dem sem Hobby, auf sich allein gestellt. IFA die Schiedsrichter für internationale Und was muss ich machen, um Spiele vor. 33 Wie ist denn der gesamte Umgang auf mit 45 Jahren noch in der 2.Bundesli- dem Feld? Habt ihr ab und an auch ga mit ihnen zusammenspielen durfte. Gewaltprobleme, die sich speziell Wenn das eine Sportart hinbekommt, auch gegen Schiedsrichter richten? dann hat man sportlich im Leben doch Nein nicht wirklich. Da muss man sagen, alles erreicht. ist der Fussball schon eine ganz andere Hausnummer. Ich denke, dass es beim Das lasse ich als perfektes Schlusswort Faustball noch sehr familiär zugeht, doch einfach mal stehen und bedanke also so wie es früher auch im Fussball mich bei dir Stephan recht herzlich für noch war. Zudem gibt die Struktur es deine Zeit, sowie die Einblicke in die einfach nicht her. Die, die dabei sind, Sportart des Faustballs. Ich wünschen haben Spaß ihren Sport auszuüben und dir im Namen des gesamten Pfiff-Teams knüpfen durch den Sport schnell neue alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Kontakte. Der Sport an sich lädt auch schon nicht dazu ein. Faustball ist ein Zur Person: körperloses Spiel, damit haben z.B. mit Rudelbildung gar nichts am Hut. Name: Stephan Schiep Schließlich werden die Schiedsrich- Alter: 56. Jahre ter auch viel mehr respektiert. Einzig verheiratet, 2 erwachsene Söhne, Fach- der Mannschaftskapitän darf z.B. mit lehrer für Metalltechnik dem Schiedsrichter kommunizieren. Sportliche Stationen: 46 Jahre Spieler, Auch werden Wahrnehmungsfehler des 18 Jahre Trainer, 26 Jahre Schiedsich- Schiedsrichters von den Spielern oft- ter, Funktionen im Verband viele Jahre mals korrigiert, indem sie zu ihm hin- Landesjugendtrainer, Landesschieds- gehen und sagen, sie wären noch dran richterwart. gewesen (Blockspiel). Dies fördert das Fairplay untereinander ungemein. Warum fasziniert dich der Faust- ball-Sport heute noch so? Ich durfte mit 10 Jahren eine Sportart kennen lernen, die mir gänzlich unbe- kannt war. Die Erfolge im Jugendbereich haben mich neugierig und ehrgeizig gemacht, mehr zu erreichen. Der Erfolg mit dem Aufstieg in die 2. und später in die 1. Bundesliga hat nicht nur an sich Spaß gemacht, es wurden einfach auch Freundschaften geschlossen, die bis heute bestand haben. Wenn man dann als A-Nationalspieler berufen wird und auch Deutscher Meister wird, hat sich viel Training und Einsatz von Freizeit gelohnt. Zudem kommt noch hinzu, dass mein Bruder und meine beiden Söhne die gleiche Leidenschaft pflegen und ich 34 Impressum

Verantwortliche Redaktion Druck Cedrik Pelka (V.i.S.d.P.) wir-machen-druck.de [email protected] Auflage Johannes Alberts 500 Stück [email protected] Kontakt Redaktionsmitglieder [email protected] Kai Henkies www.sr-essen.de Leonie Kohaus facebook.com/sr-essen Fabian Krüger Fabian Meißner Anzeigenbetreuung Marcel Miarka Cedrik Pelka Nico Neuhaus [email protected] Alexander Paßerah

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Herausgeber Verein für Förderung des Schiedrichter- wesens e.V. c/o Christian Kloppenburg Pionierstraße 43 40215 Düsseldorf 35 Triff die richtige Entscheidung. Werde Schiedsrichter! ...in drei Tagen

Schiedsrichter Neulingslehrgang

Sportschule Wedau Duisburg

06. bis 08. April 2020

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