Lichtgestalt Am Rande Der Stadt Im Norden Münchens Grüßt Die Allianz Arena Mit Weltarchitektur
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Stadion-Porträt Die Parkdecks im Inneren der Esplanade sind ebenso geschwungen wie ihre Oberfl äche Foto: Allianz Arena Lichtgestalt am Rande der Stadt Im Norden Münchens grüßt die Allianz Arena mit Weltarchitektur. ingebettet zwischen drei Hügeln phaltbänder den Hang hinauf, doch schon Serie WM-Stadien liegt die Allianz Arena im ansons- bald verschwinden sie hinter der Erhe- Eten achen Münchner Norden. Und bung aus dem Sichtfeld. Und auch von der Allianz Arena doch würde wohl niemand ihre Lage als Allianz Arena selbst ist zunächst nicht viel idyllisch bezeichnen: Die erste Erhebung zu sehen – der Großteil ihrer weiß schim- � Lichtgestalt am Rande der Stadt im Osten des Stadions enthält Münchens mernden Fassade versteckt sich jenseits Die Allianz Arena im Porträt . 53 Abfall und Unrat mehrerer Jahrzehnte und des Buckels. wurde erst vor einigen Jahren in einen Park Dieser Effekt ist Teil der Inszenierung, � Daten & Fakten . 57 umgewandelt. Der zweite Hügel, nördlich die den Schweizer Architekten Jacques der Arena, zieht sich als künstlicher Wall Herzog und Pierre de Meuron beim Ent- � Poster . 58 um die aktuelle Mülldeponie und wurde wurf des Stadions im wahrsten Sinne des � Farbenspiel in Fröttmaning ebenfalls nachträglich begrünt. Der dritte Wortes vorschwebte. Denn je höher man Die Fassade der Allianz Arena . 60 ist der kleinste von allen, gerade einmal die Esplanade hinaufsteigt, je näher man gut zwölf Meter hoch – und dennoch der ihrem Scheitelpunkt kommt, desto mehr � Interview: prominenteste. Er birgt das größte Park- ist auch vom Stadion zu sehen. Gerade Peter Kerspe, Geschäftsführer haus Europas – bis zu 9.800 Automobile so, als steige es allmählich zum Himmel Allianz Arena Stadion München nden darin Platz – und liegt wie ein lang auf. Das geschickte Spiel mit der Neu- GmbH . 62 gezogener Buckel auf dem Weg von Süden gierde und Vorfreude zieht den Besucher aus zur Allianz Arena. dem Gipfel des Parkhaushügels entgegen, � Historischer Brückenschlag Damit beginnt die ungewöhnliche Ar- und tatsächlich: Das Stadion schwebt! Die Der WM-Standort München . 63 chitektur des Stadions schon einige hun- Membranhaut endet einige Meter über � Stimmen und Meinungen . 64 dert Meter vor seinen Pforten, mit dem dem Erdboden, und mit ihrem geheim- sanften Anstieg auf das Dach des Park- nisvollen Glanz lenkt sie von den grauen ��Matthias Ney, Jennifer Töpperwein hauses, der so genannten Esplanade. In Betonfundamenten ab, auf denen sie ruht. leichten Schlangenlinien ziehen sich As- Bei Dunkelheit funktioniert die Illusi- � Stadionwelt 11/2005 53 053-065_allianzarena2.indd 53 24.10.2005 19:05:15 Stadion-Porträt Die fünf Lichthöfe der Esplanade; die beiden „Kassencanyons“ fallen kaum auf Foto: euroluftbild.de Foto: Allianz Arena on noch weitaus besser: die hell leuchten- Zuschauer am Ausgang der U-Bahn scharf die Position der Kassen hinweisen, könnte de Fassade zieht alle Blicke auf sich, die nach links ab und wählt den direktesten man sie völlig übersehen. Stützen hingegen bleiben im Dunkeln. Der Weg hinauf zur Arena. Zur Not auch über Allerdings sorgten Feinheiten wie die- sichtbare Teil des Stadions beginnt erst in Stock und Stein, wenn der Weg überfüllt se dafür, dass allein das Parkhaus beinahe vier Metern Höhe. ist oder nicht geradlinig genug auf die Sta- so viel kostete wie der komplette Stadion- Doch so sehr sich Herzog/de Meuron diontore zuführt. Entsprechend zertram- neubau in Mönchengladbach. Überhaupt bei der Gestaltung der Esplanade bemüh- pelt ist auf der Westseite die Vegetation, erreichten die Baukosten eine in Deutsch- ten, so sehr sie auch psychologische Aspek- die die Esplanade in eine Heidelandschaft land ansonsten unerreichte Dimension. te und die Magie der Illusion einbezogen verwandeln sollte. Doch es sollte im Münchner Norden ja – ein Phänomen unterschätzten sie: Den Von den Leiden der Natur abgesehen, auch nicht irgendeine Sportstätte entste- Herdentrieb und die Zielstrebigkeit der erfüllt das ungewöhnliche Parkhaus jedoch hen, sondern „das schönste Stadion der Fußballfans. Bewusst hatten die Schwei- die Erwartungen. Man bedachte sogar, Welt“. Das nämlich hatte Uli Hoeneß im zer die Wege nicht direkt, sondern in Bö- dass Tickethäuschen den optischen Effekt Jahr 2001 den Münchnern versprochen, gen hinauf zum Stadion geführt, gezielt eines schwebenden UFOs stören würden. um sie im Rahmen eines Bürgerentscheids wurden die ganzen 130 Meter Breite des Daher wurden die so genannten „Kassen- zur Zustimmung zu den Neubauplänen Parkhauses genutzt. Die Fanströme sollten canyons“ versteckt – sie graben sich kurz zu bewegen. Das Votum el mit einer durch diese breit angelegte Wegführung vor dem Haupteingang in das Parkhaus Zweidrittelmehrheit deutlich zugunsten entzerrt und etwaige Aggressionen durch ein. Würden nicht einige der riesigen De- des neuen Stadions aus. Acht renommier- die sanften Schwünge gemildert werden. signerlampen, die das Dach der Esplanade te Architekturbüros buhlten um den pres- In der Praxis aber biegt der Großteil der säumen, mit der Aufschrift „Tickets“ auf tigeträchtigen Auftrag, einige der vorge- 54 Stadionwelt 11/2005 053-065_allianzarena2.indd 54 24.10.2005 19:06:10 Stadion-Porträt Stadion-Porträt Die fünf Lichthöfe der Esplanade; die beiden „Kassencanyons“ fallen kaum auf Foto: euroluftbild.de Foto: Allianz Arena „Eine Kampfarena, ganz klassisch, so wie das Kolosseum“ on noch weitaus besser: die hell leuchten- Zuschauer am Ausgang der U-Bahn scharf die Position der Kassen hinweisen, könnte schlagenen Lösungen wären sogar noch Wahrzeichen geworden, eine Sehenswür- neuen Arena, ein Vereinsmuseum etwa de Fassade zieht alle Blicke auf sich, die nach links ab und wählt den direktesten man sie völlig übersehen. einmal deutlich teurer geworden als das, digkeit, für die Menschen mit der U-Bahn suchen die Fans vergeblich. Und für das Stützen hingegen bleiben im Dunkeln. Der Weg hinauf zur Arena. Zur Not auch über Allerdings sorgten Feinheiten wie die- was zwischen Oktober 2002 und Mai 2005 hinaus in den Norden der Stadt rumpeln. vorhandene bisschen Fußballgeschichte sichtbare Teil des Stadions beginnt erst in Stock und Stein, wenn der Weg überfüllt se dafür, dass allein das Parkhaus beinahe nach Schweizer Plänen entstand. Kein Fußballspiel muss sie ködern. Auch muss sich der Fan durch ein breites Fanar- vier Metern Höhe. ist oder nicht geradlinig genug auf die Sta- so viel kostete wie der komplette Stadion- Ob das Stadion tatsächlich zu den im Ruhezustand ist das Stadion gut für tikelsortiment wühlen. Doch so sehr sich Herzog/de Meuron diontore zuführt. Entsprechend zertram- neubau in Mönchengladbach. Überhaupt schönsten der Welt gehört, wird sich man- gehörigen Andrang. Eine geduldig anste- Unter den Tribünen, wo Präsentati- bei der Gestaltung der Esplanade bemüh- pelt ist auf der Westseite die Vegetation, erreichten die Baukosten eine in Deutsch- gels objektiver Kriterien nie klären lassen. hende Menschentraube zeugt vom großen ons ächen der Sponsoren Audi, Medion ten, so sehr sie auch psychologische Aspek- die die Esplanade in eine Heidelandschaft land ansonsten unerreichte Dimension. Doch es ist zweifellos eine der am meisten Interesse an Stadionführungen, im „FC oder Telekom keinen Platz für Bayern- te und die Magie der Illusion einbezogen verwandeln sollte. Doch es sollte im Münchner Norden ja polarisierenden Arenen, neben Lob pras- Bayern Megastore“ klingelt auch am Sonn- Memorabilia lassen, wird man als Purist – ein Phänomen unterschätzten sie: Den Von den Leiden der Natur abgesehen, auch nicht irgendeine Sportstätte entste- selt auch hämische Kritik auf die Arena tag gleich eine Reihe von Kassen. Weitaus keine Freude haben. Auf den Tribünen Herdentrieb und die Zielstrebigkeit der erfüllt das ungewöhnliche Parkhaus jedoch hen, sondern „das schönste Stadion der ein. Weil ein Stadion wie ein Stadion aus- beschaulicher geht es im Fan-Shop des schon, denn ihre Form kündet davon, dass Fußballfans. Bewusst hatten die Schwei- die Erwartungen. Man bedachte sogar, Welt“. Das nämlich hatte Uli Hoeneß im sehen müsse und nicht, wie ein Australier TSV 1860 München zu, der nicht umsonst „Fußball pur“ oberste Doktrin der Archi- zer die Wege nicht direkt, sondern in Bö- dass Tickethäuschen den optischen Effekt Jahr 2001 den Münchnern versprochen, in einem Internetforum bemängelte, „wie deutlich kleiner ist. Hier schauen sich die tekten war. Die Sicht ist von allen Plätzen gen hinauf zum Stadion geführt, gezielt eines schwebenden UFOs stören würden. um sie im Rahmen eines Bürgerentscheids eine Weißwurst“. Auch das gleichmäßige meisten Besucher nur um, ihre Kau ust hervorragend, die Nähe zum Spielfeld wurden die ganzen 130 Meter Breite des Daher wurden die so genannten „Kassen- zur Zustimmung zu den Neubauplänen Grau der Bestuhlung wirkt je nach Präfe- befriedigen sie nebenan beim Branchen- frappierend. So uneinig sich die Betrachter Parkhauses genutzt. Die Fanströme sollten canyons“ versteckt – sie graben sich kurz zu bewegen. Das Votum el mit einer renz „öde“ und „steril“ oder „edel“ und primus. bei der Bewertung der äußeren Form sind, durch diese breit angelegte Wegführung vor dem Haupteingang in das Parkhaus Zweidrittelmehrheit deutlich zugunsten „elegant“. An den Wänden zeugen Bilder aus der die des Innenraums lässt kaum Spielraum entzerrt und etwaige Aggressionen durch ein. Würden nicht einige der riesigen De- des neuen Stadions aus. Acht renommier- Ob sie nun gefällt oder missfällt – Auf- glorreichen Vergangenheit stumm von für Kritik. „Erstaunlich klein“ für eine die sanften Schwünge gemildert werden.