Stand 2009

Hochwasserschutz schutzBurgenland

Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 9, Wasser- und Abfallwirtschaft Vorwort

Die Schaffung eines umfassenden flächendeckenden Hochwasserschutzes im ist zentrales Ziel aller Verantwortlichen. In den letzten Jahrzehnten wurde seitens der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände bereits eine große Zahl von Hochwasserschutzprojekten mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land umge- setzt. Bei den in den letzten beiden Jahren aufgetretenen Hochwasserereignissen konnte eindrucksvoll gezeigt wer- den, dass durch die bereits gesetzten Maßnahmen große Schäden verhindert werden konnten. Es wurde aber auch bewusst, in welchen Bereichen noch Handlungsbedarf besteht.

In dem vorliegenden Bericht werden einerseits die Ge- fahrenzonen und die bereits ausgeführten Hochwasser- schutzmaßnahmen dargestellt, andererseits aber auch ein Maßnahmenprogramm zur Erreichung eines flächen- deckenden Hochwasserschutzes der burgenländischen Siedlungsgebiete vor hundertjährlichen Hochwasser- ereignissen präsentiert. Dieses Ziel kann durch die Er- richtung von 93 Schutzbauten erreicht werden. Dafür sind finanzielle Mittel in der Höhe von ca. 120 Mio. Euro er- forderlich, wobei 96 Mio. Euro in den Zuständigkeitsbe- reich der Bundeswasserbauverwaltung und 24 Mio. Euro in den Bereich Wildbach- und Lawinenverbauung fallen.

Mit diesem Bericht wurde erstmals eine flusseinzugsge- bietsbezogene gesamtheitliche Betrachtung vorgenom- men. Die in den beiliegenden Karten dargestellten Pro- jekte sollen innerhalb von 10 Jahren umgesetzt werden. Die einzelnen Maßnahmen sollen - je nach dem Stand der Planungen, Grundablösen, rechtlichen Verfahren, Ge- nehmigungen seitens Bund und Land – rasch in Angriff genommen werden.

Die letzten Hochwässer haben aber auch gezeigt, dass selbst aufwendige Schutzmaßnahmen keine absolute Sicherheit gewährleisten können. Ein Restrisiko wird auch bei noch so großen Anstrengungen bestehen bleiben. Darüber hinaus wird es notwendig sein, auf Grund zukünftiger klimatischer und hydrologischer Änderungen bzw. sonstiger Anforderungen alle Planungen und Pro- jekte in mehrjährigen Perioden zu evaluieren und gege- benenfalls zu ergänzen. Eine Umsetzung in Form von flusseinzugsgebietsbezogenen Hochwasserschutzver- bänden wäre vorteilhaft.

Ing. Werner Falb-Meixner, Landesrat WHR DI Gerhard Spatzierer, Vorstand Abt. 9 Hochwasserschutz Burgenland Stand 2009

Menschen und Güter vor Hochwasser schützen – die Abt.9, Wasser- und Abfallwirtschaft informiert über die Möglichkeiten dazu, zeigt Handlungsbedarf auf und gibt Empfehlungen für ein angepasstes Verhalten. Die Handlungsziele des Hochwasserschutzes sind:

die Schadensrisiken zu reduzieren,

die Hochwasserstände zu vermindern,

das Hochwasserbewusstsein zu stärken und

die Informationen über Hochwasser zu verbessern.

Die abgelaufenen Hochwasserereignisse der Jahre 2008 und 2009 haben den besonderen Handlungsbedarf verdeutlicht. Siedlungsgebiete, wichtige Infrastruktureinrichtungen, landwirtschaftliche Flächen aber auch gewerblich genutzte Anlagen waren von dem auftretenden Hochwasserereignissen in Mitleidenschaft gezogen. Hochwertige Nutzungen in gefährdeten Gebieten führen zu hohen Schadenssummen. Der sich abzeichnende Klimawandel verschärft die Hochwassersituation. Mit angepasstem Verhalten und der Setzung von Maßnahmen kann der Bedrohung durch Hochwasser entgegengewirkt werden.

Ganzheitlicher Schutz : Bei der Umsetzung der Handlungsziele kommen stets die fünf Leitsätze des Hochwasserschutzes zur Anwendung:

Wasser gehört dazu d.h. wir müssen mit Hochwasser als Naturereignis leben Wasser rückhalten d.h. Wasser soll möglichst langsam den Nebenflüssen und dem Hauptstrom zugeführt werden Raum für den Fluss d.h. der Fluss braucht seinen Platz, um sich bei Hochwasser ausdehnen zu können Wissen um die Gefahr d.h. die möglichen Betroffenen sollten einerseits über die Hochwassergefahr mit den wahrscheinlichen Auswirkungen und eventuellen Schäden Bescheid wissen, andererseits aber auch wissen, was sie selbst zur Vorsorge unternehmen können und wie sie sich im Ernstfall verhalten sollen Integriert und solidarisch handeln d.h. ALLE müssen aktiv werden und an einem Strang ziehen

Grundlagen: Gesetzliche Grundlagen • Wasserrechtsgesetz i.d.g.F. (Novelle 2003) )WRG) • Wasserbautenförderungsgesetz 1985 (WBFG) (inkl. der dazugehörenden Technischen Richtlinien für die Bundeswasserbauverwaltung – RIWA-T von 2006 • Forstgesetz 1975 (und der dazugehörenden Verordnungen betr. der Wildbacheinzugsgebiete) • EU-Hochwasserrichtlinie 2007 (EU-HWR)

Technische Grundlagen In Entsprechung der EU-HWR wurde EU-weit ein einheitlicher Rahmen zur Reduktion bzw. zum Management von Hochwasserrisiken beschlossen.

Gemäß EU-HWR ist die Öffentlichkeit zwingend in die Planung einzubeziehen. Diese Einbeziehung ist für alle Betroffene eine wesentliche Novität, jedoch sehr wichtig, um allen Bürgern das Hochwasserrisiko ihres Wohn- und Arbeitsbereiches näher bringen zu können und mit den Bewohnern gemeinsam abgestimmte Maßnahmen treffen zu können. Der Hochwasserschutz besteht aus den Teilen:

Information – Aufklärung und Warnung Technischen Schutz – Erhöhung des HW-Schutzniveaus Vorsorge - Flächenvorsorge – Ausweisung von Retentionsflächen Planerische Vorsorge – keine Umwidmungen im Überflutungsbereich - Vorschreibungen bei einer Baumaßnahme durch Private

Information : -Erstellung von Gefahrenkarten. Gefahrenkarten sollen zur Gefahrendarstellung dienen. Sie zeigen auf, welche Gebiete wegen bestehender Naturgefahren nicht oder nur bedingt für bestimmte Nutzungen geeignet sind. Für alle großen Flüsse liegen Hochwassergefahrenkarten vor. An den Gewässern größer 10 km³ Einzugsgebiet wird gearbeitet. Derzeit liegen an diesen Gewässern die HORA Linien vor. (veröffentlicht unter http://gis.lebensministerium.at/ehora/) Sie dienen der Information aller Akteure und sind Grundlagen für die Raumordnung, Baubehörden und dem Katastrophenschutz. -Ausweisung der derzeit betroffenen Gebäude Allle Gebäude, welche im derzeit bekannten Überflutungsgebiet liegen, wurden ausgewiesen.

Technischer Schutz: d.h. Rückhalten und Abwehr des Hochwassers durch bautechnische Anlagen. Seitdem sich Menschen entlang der Gewässer angesiedelt haben, besteht das Bedürfnis sich vor Hochwasser zu schützen. Besonders die Hochwasser der letzten zehn Jahre machen deutlich, dass trotz der bisherigen Bemühungen immer noch großer Handlungsbedarf besteht. In Anbetracht verschärfter Hochwassersituationen durch eine sich abzeichnende Klimaänderung wird der Handlungsbedarf umso wichtiger. Der Hochwasserschutzplan - Iststand bildet die derzeitige Situation in den Einzugsgebieten ab. Künftige Entwicklungen sowie klimatische und hydrologische Änderungen müssen berücksichtigt und daher alle Planungen regelmäßig fortgeschrieben werden. Insoweit wird auch der langfristige Handlungsbedarf gewissen Änderungen unterliegen.

Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen hängt von vielen Faktoren ab:

- Abstimmung von unterschiedlichen Nutzungen und Interessenslagen (z.B. Städtebau, Denkmalschutz, Naturschutz).

- Beteiligung der Öffentlichkeit im Genehmigungsverfahren.

- Verhandlungen mit Grundstückseigentümern.

- Hohe Kosten als Herausforderung für die Träger und Beteiligten bei der Finanzierung.

Insofern kann die zeitliche Umsetzung des nach fachlichen Gesichtspunkten erkannten Handlungsbedarfes nur grob abgeschätzt werden. Insbesondere bei den langfristigen Maßnahmen sind alle Angaben nur als Richtgrößen zu verstehen.

Schutzziel ist das einhundertjährliche Hochwasser ( HQ 100 ).

In den folgenden Darstellungen werden alle derzeit vorgesehenen Planungen für den Hochwasserschutz, unterteilt in Flusseinzugsgebiete, aufgelistet.

Einzugsgebietsbezogene generell mögliche Maßnahmen:

Wiesgraben 600.000 € Edelstal

Leitha Unterlauf 2.100.000 € Leitha, Nickelsdorf HWS Leitha, Zurndorf HWS Leitha, Gattendorf, Dammsanierung

Neusiedler See 4.800.000 € Gols Parndorf, Parndorfer Bach Purbach Donnerskirchen

Leitha Oberlauf 8.700.000 € RHB Leitha Oberlauf Leitha, Ebenfurth/Landegg HWS Leitha, Wimpassing HWS

Wulka 47.300.000 € Eisenstadt, RHB St. Georgen Oslip Wulkaprodersdorf, Wulka Wulkaprodersdorf, Hirmer Bach Hirm, Hirmer Bach Krensdorf Pöttelsdorf Klettenbach Mattersburg Bad Sauerbrunn Wiesen Heidbach Wulka, Trausdorf HWS Kaltwasserbach, Bad Sauerbrunn HWS Schöllingstraße, Wiesen HWS

Goldbach 1.900.000 € , Kuchelbach Eiserne Brücke, Frauenbrunnbach

Stoober Bach 7.000.000 € Sieggraben, Auwiesenbach Kalkgruben, Sieggrabenbach Oberpetersdorf Nord Oberpetersdorf Süd , Sieggrabenbach Markt St. Martin, Tessenbach , Selitzabach Lackenbach, Postgasse Lackendorf Raiding, Selitzabach Großwarasdorf

Rabnitz 900.000 € , Außeraubach Draßmarkt, Dorfaubach Strebersdorf

Güns 4.800.000 € Steinbach, Zöbernbach , Zöbernbach , Ungarmarkt , Siebenbründlbach

Tauchenbach 1.700.000 € Tauchen Goberling Glasbach

Zickenbach OW 11.300.000 € Siget Siget-Unterschützen HWS Wiesfleck, Seraubach Siget Siget-Unterschützen HWS Wiesfleck, Seraubach

Pinka 8.870.000 € Pinkafeld Rohrbach an der Teich Kohfidisch M.Neuhodis RHB Pinka, Pinkafeld, HWS Pinka, Riedlingsdorf, HWS Wehoferbach, Oberwart, HWS Pinka, Oberwart, HWS Pinka, Kotezicken, HWS Pinka, Badersdorf

Rechnitzbach 500.000 € Rechnitz, Rechnitzbach

Strem 14.550.000 € Ollersdorf Grund Olbendorf 1 Olbendorf 2 Olbendorf 3 Heugraben Rohr 1 Eisenhuettl Guessing Strem Guessing Schintergraben Rauchwart Neuberg Guettenbach Sulz 1 Sulz 2 Rehgraben Rohr 2 Litzelsdorf Strem, Litzelsdorf - Ollersdorf, HWS Strem, Stegersbach, HWS Tobaj, HWS Zickenbach, Gerersdorf-Sulz, HWS

Lafnitz 5.600.000 € Rudersdorf Eltendorf HWS Dt. Kaltenbrunn HWS Eltendorf Becken Zahling Limbach, Koenigsdorf, San. Ufermauern Stoegersbach, Wolfau HWS

Lahnbach 750.000 € Heiligenkreuz

Vorsorge Flächenvorsorge – Ausweisung von Retentionsflächen Große Überflutungsflächen sollen einen besonderen raumplanerischen Schutz erhalten, um die bestehenden Abflussverhältnisse nicht negativ zu beeinflussen bzw. den natürlichen Rückhalt zu erhalten.

Planerische Vorsorge – keine Umwidmungen im Überflutungsbereich

Baulandwidmung im HQ 100 Bereich sollte nicht durchgeführt werden. Bei Sondernutzungen sollte eine Bebauung (Landwirtschaftliche Gebäude,

Gartenhäuser, Fischerhütten) nur außerhalb der HQ 100 Fläche durchgeführt werden. - Vorschreibungen bei einer Baumaßnahme durch Private

Bei bereits bestehenden Baulandwidmungen im HQ 100 sollte die Baumaßnahme mittels Eigenvorsorge (erhöhte Kellerfenster, Befestigen der Öltanks,..) und Bau- bzw. Nutzungsvorschreibungen beeinflusst werden.

Zuständig für den Hochwasserschutz sind die Gemeinden.

Förderungen für die Baumaßnahmen sind entweder bei der Bundeswasserbauverwaltung oder beim Forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung zu beantragen.