Kurland. Die Grenzen und die nördlichen Landschaften in 8. – 13. Jahrhundert

VLADAS ŽULKUS Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert Abstract

Das kurische Territorium und die einzelne Territorien kurischer Landschaften genauer zu bestimmen ist es möglich anhand der archäologischen und historischen Informationen.

VLADAS ŽULKUS Key words: Kuren, Stämmen, Balten, Landschaften, Orden.

1. Einführung Асарис 1997; Asaris 1998; 1999; Озере����������������������������� 1986; 1987; Vasks 1997; 1999; Urtāns 1998; Apals, Mugurēvičs Im Bereich der Vor- und Frühgeschichte der Kuren gibt 2001). noch keine spezielle monografische Forschung. Einer der Gründe hierfür ist, dass das alte Kurland – ebenso Von Archäologen wurde bisher nicht versucht, einzel- wie die Gebiete der Selen und Semgallen – heute auf ne Territorien kurischer Landschaften genauer zu be- Lettland und Litauen verteilt liegt. Westlettland, dass stimmen, obwohl Historiker dies schon über ein Jahr- den halben Teil der ethnisch kurischen Gebiete ein- hundert lang machen (Bielenstein 1892; Dopkewitsch nimmt, wird seit altersher Kurland (lett.: Kurzeme) ge- 1933; Salys 1930). Das kurische Territorium aus histo- nannt. Die Erforschung der Geschichte der kurischen rischen Quellen und archäologischen Daten zu synthe- Stämme ergeht sich deswegen im Allgemeinen auf tisieren versuchte Ē. Mugurēvičs (1997, 1999; 2000a). diese Region, bestehend aus kurischem, livischem und Die südkurischen Landschaften wurden erst 1989 ge- semgallischen Kulturerbe. nauer abgegrenzt (Žulkus, Klimka 1989). Die frühmittelalterliche Küstenkultur in Litauen wurde lange Zeit nicht als eigenständiges Forschungsobjekt 2. Die Grenzen Kurlands behandelt: Historiker betrachteten sie als szemaitisch, A.Die Ostgrenze die Archäologen als allgemein-litauisch. Dass die östliche kurische Grenze so unterschiedlich ”Kuren” waren sowohl in der litauischen als auch in der festgelegt wurde, liegt zuallererst an verschiedenen westeuropäischen Geschichtswissenschaft sogar lange Methoden: Sprachwissenschaftler, die Probleme bei Zeit ein Synonym für Letten. Die historischen Kompli- der Datierung von Gewässer- und Ortsbezeichnungen kationen, in dessen Folge die Kurenstämme mit dem haben, heben sehr alte “Kulturschichten” hervor, die Gebiet des sogenannten Kurlands oder mit dem rus- sich auf die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Chris- sischen Gouvernement Kurland gleich gesetzt wurden tus beziehen. Historiker benutzen demgegenüber spä- (analog zur Identifizierung der alten Prussen mit den tere schriftliche Quellen aus dem 13.-15. Jahrhundert. Einwohnern Ostpreußens), hatte Einfluss auch auf die In denen von ihnen präsentierten Grenzen sind deut- Archäologie. Die kurische Kultur wurde im Wesentli- lich Aufteilungen und Wanderungsbewegungen zu chen verbunden mit den nördlichen Kuren oder mit der verspüren, deren wichtigster Grund die Ordensinva- im frühen Mittelalter kolonisierten Kultur der Liven. sion war. Ein weiterer Grund liegt darin, dass Forscher Die wissenschaftlichen archäologischen Publikatio- die recht ausgedehnte unbewohnte Wildnis zwischen nen über die sind verschiedener Art: Es wurde über den Stämmen mal dem einen, mal dem anderen Stamm die Ausgrabungen verschiedener Objekte aus dem zuschreiben, also den Kuren oder den Szemaiten, und kurischen Altertum veröffentlicht, verschiedene Arten dabei das Territorium des Einen ausdehnen und des der archäologischen Objekte klassifiziert, kulturelle Anderen beschneiden. Die litauischen Forscher der er- Charakteriska der Kuren wurden gesucht und das ku- sten Hälfte des 20. Jahrhunderts wollten die Belege der rische Territorium bestimmt. Über die nordkurische politisch engagierten deutschen Forscher widerlegen, Kultur im Eisenzeitalter denken ganzheitlich letti- dass Litauens Küste nicht litauisch (bzw. szemaitisch), sche Archäologen nach (Latvijas 1974; ���������Мугуревич sondern kurisch gewesen sei - was zu jener Zeit als 1965; Mugurēvičs 1997; 1999; 2000a; Caune A. 1991; nicht litauisch galt. In ähnlichen Wirren verstrick- 88 en sich manche noch heute, wenn z. B. die kurische dâ liet bie des meres strant Landschaft Pilsats für ein „baltisch-kurischer westsze- ein gegende, heizet Kûrlant: maitischer Bezirk“ gehalten wird (Pėteraitis 1992: 51). die ist wol vumfzik mîle lanc. Eine der der unglaublichsten Einordnungen des kur- …………………………………. ischen Lebensraums stammt von Kustavi Grotenfelt. Oselêre daz sint heiden sûr, Er wies nach, dass die Kuren ein ehemalig finnischer die sint der Kûuren nâkebûr. Stamm seien und ihr Lebensort sei die Insel Ösel (est- (Livländische 351ff.; 357f.) nisch: Saaremaa) gewesen (Grotenfelt 1912: 155ff). BALTICA 6 Nach Kwauka ist es vom Kap Domesnes bis nach Sam- In keiner bekannten schriftlichen Quelle der Zeit vor land eine Strecke von 50 Meilen nach Süden (Kwauka dem Deutschen Orden sind die Grenzen Kurlands ge- 1986: 88). So müsste die terra Lamata schon zu Kur- nauer beschrieben. In der Beschreibung des Rimbert land gehört haben. Die Situation klärt sich durch ein (um 873 n. Chr.) wird indirekt auch das Territorium Dokument vom 29. Juli 1252, in dem Lamata - bis dahin

Kurlands erwähnt: Am (nördlichen oder südlichen) separat vom kurischen Territorium - dem Bischofstum ARCHAELOGIA Rande Kurlands war Seeburg; in der Mitte Kurlands, Kurland zugesprochen wird (LEK Bd. �����������I,. Abt. 1, Nr. nach fünf Tagen Reise, die wichtigste kurische „Stadt“, CCXXXVI), d. h. es wird formal der Herrschaft des Apulia (litauisch: Apuolė); und Kurland bestand aus Livländischen Ordens und des Kurländischen Bischofs fünf Landschaften. Adam von Bremen (ca. 1040-1080) unterstellt. De facto wird diese Abhängigkeit auch spä- schildert Kurland als eine Insel - ”vel maxima est ter rechtlich bestätigt, obwohl zur südlichsten Land- illa, quae Churland dicitur” (Adami IIII: 190). In den schaft Pilsats Mitte des 13. Jahrhunderts die Gebiete Ordensquellen wurden 1252 und 1253 neun kurz be- südlich der Burgen Žardė-Laistai nicht gehörten und schriebene kurische Landschaften erwähnt sowie 150 der Orden sich mit dem Bischof die Wiesen an der Siedlungen in Kurland genannt (LEK Bd. ���������I, Abt. 1, Nr. Dreverna (in der Quelle Drivene), und die Wiesen zwi- CCXXXVI, CCXLVI, CCLIII). Dennoch��������������������� bleiben eini- schen den Flüssen Minge und Žardė sowie die Wälder ge Unklarheiten wegen der Grenzen besonders in den zwischen Minge und Memel nicht aufteilte (LEK Bd. Randgebieten. I, Abt. 1: Nr. CCXLIX). Was sagen dazu archäologische Quellen? Deutliche B.Das Problem der Südgrenze Unterschiede lassen sich anhand der Ausgrabungen der Gräberfelder der Kuren und ihrer Nachbarn feststellen. Besonders unklar ist dabei die südliche Grenze des von Im Mittelalter - bzw. dem Baltischen mittleren Eisen- den Kuren bewohnten Gebiets. Vor der Ankunft des zeitalter (5.-7. Jahrhundert) - wurden die Toten in den Ordens gehörte der Unterlauf der Memel nicht den Ku- Küstengebieten Litauens und Lettlands unverbrannt in ren, wie in einer Quelle von etwa 1231 zu lesen ist. Die Gräbern bestattet, die mit unregelmäßigen ovalen oder Landschaft Lamata wird separat von Kurland erwähnt rechteckigen Steinkreisen markiert waren (im südlichen (Scriptores 1, 1861: 737). Auf eine Karte von Ebstorff Teil wurde diese Sitte schon seit dem 1.-3. Jahrhundert aus dem Jahre 1235 (Stradiņš, Cēbere 2001: 331) liegt praktiziert. Weiter nach Norden kann man solche, auf Kurland aber nördlich vom Fluss Memel, Lamata ist das 5.-7. Jahrhundert datierten Gräber im Gräberfeld dort hingegen nicht namentlich erwähnt (Abb. 1). In von Ošenieki (Vērgale) finden, das eine schon von al- einer anderen Quelle aus der Mitte des 13. Jahrhunderts tersher bestehende Grenze Kurlands markiert. Weiter (1265-1260: ”Descriptiones terrarum”) steht wie folgt nach Norden breitet sich vom Fluss Tebra eine wenig geschrieben: ”Samland verbündet sich mit Kurland, das besiedelte Gegend aus, und vom Fluss Abava, einem sich weiter nach Norden hinzieht und von Süden und rechten Nebenfluss der Venta, beginnt der Lebensraum Westen vom Meer umgeben ist. Im Osten liegt bereits der Liven, der baltischen Finnen. Die Liven beerdigten ein heidnisches Land genannt Szemaiten (Samogitia). ihre Toten in Gräbern mit Steinkonstrukten; manchmal Dorthin kann ein Christ niemals ohne Schwert gehen.“ verbrannten sie ihre Toten, manchmal aber auch nicht. (zitiert nach Gorski 1981; Mugurēvičs 1995: 24). Mit (Tenisons 1994: 24; Vasks 1997; 63ff, 73f). dem von Süden umschließenden Meer ist nichts ande- res als das kurische Haff gemeint. Aus dieser Beschrei- Später breiteten sich die Liven noch nach Süden aus. bung geht hervor, dass Lamata nicht zu den Samen, Livische Hydronyme kann man entlang des Flusses sondern zu den Kuren gehörte. In einer späteren Quel- Rīva und am Oberlauf der Užava, südlich des Flusses le, der um 1290 geschriebenen Livländischen Reim- Abava und im Gebiet links des Flusses Slocene fin- chronik, werden die nördlichen Nachbarn der Kuren, den (Mugurēvičs 1987: 64, Abb. 11). Die nördliche die Liven, als Oselêre erwähnt. Die südlichen Nach- Grenze des kurischen Territoriums überschritt im 10. barn werden nicht genannt - obwohl geschrieben wird, Jahrhundert den Fluss Tebra (Mugurēvičs 1997a: 78). dass Kurland eine Länge von 50 Meilen aufweise: Zwischen den Siedlungen der Liven und der Kuren lag eine Wildnis von 6-15 km Breite. 89 C. Nordost- und Südostgrenze

Im Nordosten reichten die Kuren auch nicht bis an den Mittellauf der Venta: Die östliche Grenze verlief an den Oberläufen von Virvytė und Minge, in Richtung der Szemaiten breitete sich Wildnis aus. Im Südosten lebten Kuren bis zum 5./6. Jahrhundert am rechten Ufer der Jūra, in späteren Zeiten kann man hier schon

Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert Szemaiten finden; die südliche Grenze befand sich zwischen Priekulė und Klaipėda. Die kurischen Grenzen begannen sich ab dem 11. Jahr- hundert zu verändern, als die Kuren begannen, ihre

VLADAS ŽULKUS Herrschaft auszudehnen, und dabei zuerst die bis dahin unbesiedelten Gebiete zwischen den Stämmen besetz- ten. So entstand im Norden Kurlands „die Landschaft zwischen und Semigallia”. Als dies nicht mehr ausreichte bedrängten die Kuren im Norden die Abb. 1. Auf eine Karte von Ebstorff aus dem Jahre 1235 Wenden, die am Unterlauf der Venta lebten, sowie die liegt Kurland nördlich vom Fluss Memel. an den Küsten der Bucht von Riga lebenden Liven. Die Wenden wurden gezwungen, sich zurückzuziehen lang der Abava und übernahmen fruchtbarere bereits und siedelten sich in Latgallen und in der Gegend von von Liven kultivierte Gebiete, bevor sie nach Norden, Cēsis (deutsch: Wenden) an. Die Eroberung der livi- Nordosten und Osten drängten. Es wird allgemein an- schen Gebiete dauerte einige Jahrhunderte. Anhand ar- genommen, dass die Kolonisierung der Liven friedlich chäologischer Informationen kann man sehen, wie sich vonstatten ging, jedoch zumindest anfänglich müssten die livischen Gräberfelder langsam mit den Kuren ty- die Kuren auf deutlichen Widerstand der örtlichen Be- pischen Gräbern abwechseln. An den finno-ugrischen wohner gestoßen sein. Nicht zufällig kann man in den Hintergrund der nördlichen Gebiete Kurlands erin- Gräbern kurischer Männer eine große Anzahl Waffen nern die Namen der kurischen Landschaften: Bandava finden, was die Vermutung nahe legt, dass es hier noch (Bandowe), Ventava (Winda), Vanema (Wannenia) = im 12. Jahrhundert das Gefolge eine wichtige soziale Vredecuronia. Anfang des 13. Jahrhunderts war den Institution war (Asaris 1997). Quellen nach das ganze im 13. Jahrhundert als Kur- land bezeichnete Territorium von Kuren kolonisiert In den schriftlichen Quellen des 13. Jahrhunderts wer- (Mugurēvičs 1997a: 78). den Siedlungen im Norden Kurlands erwähnt und Ver- mutungen über zuvor dichter besiedelte Orte geäußert. Archäologische Daten zeigen, dass sich nördlich der Zahlreich neue Siedlungen entstanden nur in der Nie- Flüsse Venta und Abava livische, kolonisiert livische, derung des Flusses Rinda und in der „Landschaft zwi- aber nur wenige kurische Gräberfelder aus dem 11.- schen Skrunda und Semigallia ” (Asaris 1999:128). 13. Jahrhundert finden lassen. Frühere als auf das 11./12. Jahrhundert datierte Gräberfelder mit kurischen Die nach dem 11. Jahrhundert in den ehemals livischen Brandgräbern wurden nicht gefunden. Das nördlichste Landschaften gegründeten Zentren waren stärker kolo- derzeit bekannte Gräberfeld ist Nevejas Upesvagari nisatorischer Art. Es waren militärisch-administrative (Asaris 1997). Zentren mit wenigen dazu gehörigen Siedlungen, die einen geringen Einfluss auf die örtliche finno-ugrische Liven lebten noch an den Unterläufen von Imula und Kultur ausübten. Dies zeigt sich nicht nur im dünnen Amula, den linken Nebenflüssen der Abava (Gräber- Netzwerk kurischer Gräberfelder, sondern auch in felder von Matkules Lanksēde und Matkules Bienes), der Verbreitung von kurischen Handwerkswaren. Im den Oberläufen der Abava (Gräberfelder Virbu Zun- 11./12. Jahrhundert waren die kurischen kammförmi- nas, Lipstu Stautiņi) und entlang des Flusses Slocene gen Anhänger, die Miniaturen von Werkzeugen zum (Tukuma Jaunais tirgus). Zwischen der Abava und den Bänderweben nördlich der Abava völlig unbekannt Seen Sasmaukas und Lubezers wurden mehr livische (����Озере��������������� 1986). als kurische Gräberfelder gefunden (Asaris 1996: 38, Abb. 1; Mugurēvičs 1999). Nördlich der Abava wur- Das 10./11. Jahrhundert kann als Periode der kuri- den keine Gräberfelder mit kurischen Brandgräbern schen Expansion auch in Richtung ihrer östlichen und gefunden, die auf früher als das 11./12. Jahrhundert da- südlichen Nachbarn gesehen werden. Den zugenom- tiert werden könnten. Die Kuren siedelten anfangs ent- menen kurischen Einfluss auf die Szemaiten an den 90 Ufern der Jūra in jener Zeit zeigen die kurischen Fun- Deutschen ist dieses Land nicht besiedelt worden; 2. de in den Gräberfeldern von Bikavėnai und Žąsinas Die einheimische kurische Bevölkerung wurde bei den (Vaitkunskienė 1997). In den prussischen Landschaften Grenzbestimmungen als sachkundig herangezogen auf der Halbinsel Samland kann in den Gräberfeldern – die ”seniores et discretiores”, von denen 1253 die des 10. bis 12. Jahrhunderts zahlreich kurischer Frau- Rede ist, sind nichts anderes als einheimische Kuren enschmuck gefunden werden. V. Kulakov ließ sich zu gewesen (Dopkewitsch 1933: 11). der Vermutung hinreißen, prussische Krieger hätten Anhand der archäologischen, historischen und lingui- kurische Frauen geheiratet, denn massiv verbreitet sind BALTICA 6 stischen Informationen ist es möglich, die verschie- kurische Schwertscheidenbeschläge, Waffen und Pfer- denen Landschaften der Kuren auf Landkarten zur deausrüstungsteile für kurische Krieger im prussischen lokalisieren. Das Territorium der einzelnen kurischen Gefolge (Kulakov 1994: 107ff). Gebiete war von sehr unterschiedlich Größe - von ei- nigen Hunderten bis zu Tausenden Quadratkilometern.

3. Die Landschaften und ihre Im einzelnen gab es folgende Landschaften: Pilsats - ARCHAELOGIA Bestimung mit ca. 200 qkm Größe; Megowe und Duvzare - etwa jeweils 500 qkm; Ceklis - ca. 2500 qkm, Bihavelank Bei der Kartografierung der archäologischen Objekte (Piemare) - etwa 1250 qkm; Ventava – um 600 qkm, wurden unterschiedliche Territorien innerhalb des kur- Bandava über 1600 qkm, Vanema über 4000 qkm und ischen Stammes festgestellt - die Grenzen der sogen- das Territorium der Landschaft zwischen Skrunda und annten „Landschaften“, welche sich bereits im 5./ 6. Semigallia betrug um 1200 qkm. Archäologisch am Jahrhundert gebildet hatten (Abb. 2). besten untersucht worden sind die südlichen kurischen Landschaften Pilsats und Megowe sowie ihre Nach- Fünf solcher Landschaften wurden - ohne Angabe ih- barlandschaft Lamata (Žulkus, Klimka 1989). Die rer Namen in der Mitte des 9. Jahrhunderts erwähnt Ziel der unseren Forschungen ist das Territoriium des (Vita Anskarii: 1884: 853, 30c). Mugurēvičs vermutet Landschaft Ceklis und die einzelnen Territorien der berechtigterweise, es wären die Landschaften Pilsats, nordkurischen Landschaften genauer zu bestimmen. Megowe, Ceklis, Duvzare und Piemare gewesen, und hat dabei das in jener Zeit von Kuren bewohnte Terri- torium im Sinn (Mugurēvičs 1997a: 78). A.Ceklis Die Ordensquellen des 13. Jahrhunderts erwähnen be- Zwischen den größten kurischen Landschaften lag Ce- reits neun kurische Landschaften (von Süd nach Nord): klis (Ceclis) das im Osten von Szemaiten und im Süden Pilsats, Megowe, Ceklis (Ceclis), Duvzare, Piemare von der zur Landschaft Lamata gehörenden Wildnis (Bihavelanc), “terra inter Scrunden et Semigalliam”, begrenzt wurde. Unter Rücksichtnahme auf alle Daten Ventava (Winda), Bandava (Bandowe) und Vanema (archäologische, historische und geografische) sind die (Wannenia, Vredecuronia). In einem Dokument vom Grenzen von Ceklis bis heute allerdings nicht genauer 12. August 1252 werden die südlichen Landschaften bestimmt worden. als unbewohnt ausgenommen, ”von den landen, die noch ungebuwet sin, als Ceclis, und Megowe, Pilsa- Die südliche Grenze von Ceklis verlief entlang des ten und Dovzare”. In der Teilungsurkunde von 1253 Flusses Minge bis zum Nebenfluss Skinija an ihrem - es handelt sich um die Aufteilung der Ländereien Unterlauf. A. Salys zog diese Südgrenze vom Ober- des “unbebauten” Kurlands zwischen dem Bischof lauf der Venta direkt bis zum Memeldelta und rechnete von Kurland und dem Deutschen Orden -werden fünf dabei zu den Kuren Gebiete der Szemaiten am Fluss solcher „unbebauten“ Landschaften erwähnt: Ceclis, Virvytė sowie die fast unbewohnte von sumpfigen Wäl- Megowe, Dovzare, Ceclis, “terra inter Scrunden et dern bewachsene Wildnis in der Gegend von Rietavas Semigalliam” (LEK Bd. �����������������������I, Abt. 1, Nr. CC��������XXXVI). (Salys 1930). Der südlichste derzeit bekannte Ort von Man kann annehmen, dass zwischen ihnen auch schon Ceklis ist der Burgwall von Dovilai an der Minge. In im Jahre 853 (Vita Anskarii 1884: 853, 30.c) erwähn- Quellen aus dem 13. Jahrhundert wurde die Südgren- te Länder stehen. In diesen “unbebauten” Landschaf- ze Ceklis noch südlicher gezogen - sie verband Ventės ten kann man den schriftlichen Quellen zufolge eine ragas (Die Windenburger Ecke) mit dem Unterlauf der durchgehende Landeseinteilung beobachten: Borch- Memel (Salys 1930), das heißt zu ihr hätte ein Teil des sukunge (castelleturae), Land, Burg. “Unbebaut” be- Territoriums von Lamata gehört. deutete nicht wüstes Land, es war nur gemeint, dass Im Südwesten trennte ein einige Kilometer breiter das Gebiet noch nicht vom Orden beherrscht war (vgl. Waldstreifen, der sich entlang der linken Nebenflüsse Salys 1930: 188ff) Schon die Untersuchungen von der Smiltelė bis zum Oberlauf der Šventoji hinzog, die H. Dopkewitsch hatten folgendes gezeigt: 1. Von den 91 Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert VLADAS ŽULKUS

Abb. 2. Die Territorien innerhalb des kurischen Stammes und die Grenzen der sogenannten “Landschaften” (V. Žulkus.) I – Terra Lamata; II - Szemaiten; III – Semigallen. 1 – Pilsats; 2 – Megowe; 3 – Duvzare; 4 – Ceklis; 5 – Bihavelank (Pie- mare); 6 – Bandava; 7 – Ventava; 8 – Vanema (Vredecuronia); 9 – Die “Landschaft zwischen Scrunda und Semigallia”.

Siedlungen Ceklis von der Küste. In diesen Wäldern der damaligen Burganlagen am westlichen Rand von entsprangen alle rechten Nebenflüsse der Dangė-Ak- Ceklis wurden 1253 erwähnt: Gargždai – Garisda, mena. Die Burgwälle, Siedlungen und Gräberfelder am Lekemė – Letsime, Stalgėnai (Paminijis) – Pamenie, westlichen Rand von Ceklis befanden sich in den Flus- Kalniškiai – Kalnesemme und Kartena – Kartine (LEK sniederungen entlang der Minge und der Flüsse Salan- Bd. I,����������������������������������������� Abt. 1, Nr. CCLIII;�������������������������� Salys 1930: 180f). tas und Erla, sowie entlang der Bartuva. Nicht wenige 92 Im Norden wurde Ceklis von den Landschaften Duvza- Die kurische Ostgrenze verlief bei der Umgebung von re und Bandava sowie der Landschaft zwischen Skrun- Telšiai. Die ethnische Grenze zwischen Kuren und da und Semigallia begrenzt. Diese Nordgrenze stimm- Szemaiten hat dabei das Flüsschen Telšė anscheinend te fast vollständig mit der heutigen litauisch-lettischen nicht überschritten. Westlich davon wurden die Ver- Grenze überein und passierte von West nach Ost die storbenen mit den charakteristischen kurischen Grab- Flüsse Apše (rechter Nebenfluss der Barta) und Lūšė beigaben brandbestattet, aber südöstlich vom Fluss (linker Nebenfluss der Venta) sowie den Unterlauf des Patekla liegen dicht beieinander zwei Burgwälle und

Vadakstis. Im 13. Jahrhundert wurde Ceklis das Ter- fünf Gräberfelder mit Gräbern unverbrannter Szemai- BALTICA 6 ritorium zwischen den Flüssen Apšė und Virvytė zu- ten (Tautavičius 1981a). Es handelt sich dabei um die geschrieben (von dort sind zwei Burgwälle und ein ehemalige kleine szemaitische Landschaft Viešvė, die Gräberfeld bekannt). Es ist allerdings glaubwürdiger, im 13. Jahrhundert schon dem Territorium Ceklis an- dass dieses kleine Landstück zur Landschaft Duvzare geschlossen worden war (Salys 1930). gehörte. Ansonsten stimmen archäologische und histo-

Das genauer bestimmte Territorium von Ceklis betrug ARCHAELOGIA rische Daten über die Norgrenze von Ceklis überein. etwa 2500 qkm, in ihm sind mehr als 180 Wohnorte Die Umgebung von Apuolė im nördlichen Ceklis war bekannt, und nach aktuellsten Daten kamen auf eine noch im 13. Jahrhundert dicht besiedelt. Im Jahre 1253 Siedlung in der Landschaft Ceklis etwa 14 qkm. wurden folgende Orte erwähnt: Mosėdis – Mayse- den, Šakaliai – Zekulseme, Veiteliai=Gesalai – Zesele Die Gruppierungen von Burgwällen mit Siedlungen , Užluobė – Loben (LEK Bd. I����������������������, Abt. 1, Nr. CC�������LIII; und Gräberfeldern zeigen an, dass es in der Landschaft Salys 1930: 180). Ceklis 10-11 territoriale (zumeist auch administra- tive) Einheiten gegeben hat, die in Quellen des 13. Es ist nicht ganz klar, ob das Territorium zwischen den Jahrhunderts „Borgsochungen“ (lateinisch: castella- Flüssen Venta und Vadakstis sowie den Sümpfen von turae) genannt wurden. Sie waren voneinander durch Kamanai von altersher kurisch bewohnt war oder spä- unbewohnte Gebiete getrennt. Diese Stellen sind bis ter erobert worden war. Diese Gegend trennte ein Band heutzutage dünner besiedelt und die heutigen Bezirks/ von Sümpfen vom zentralen Territorium der Land- Rajonsgrenzen entsprechen an vielen Stellen den ehe- schaft – mit einer separaten Gruppe von Burgwällen maligen Borgsochungen. Die Borgsochungen waren und Gräberfeldern: Daubariai, Šapnagiai (heutiger Be- nicht einheitlich groß und sie waren auch nicht von zirk/Rajon Mažeikiai). gleicher Einwohnerdichte. In den Borgsochungen kann Im Nordosten von Ceklis lebten die Kuren in der Ge- man zwischen 4 und 14 Burgwälle sowie zwischen 5 gend des heutigen Mažeikiai bis zum Mittellauf der und 12 Gräberfelder finden. Eine Ausnahme bildeten Ašva. Zwischen den Siedlungen der Kuren und der die Grenzgebiete, an den es mächtige Burgen gab, Semgallen lag bis zu 15 km breite sumpfige und be- die aber dünner besiedelt waren (Paplienijis - an der waldete Wildnis. Die Grenze zwischen den Stämmen Grenze zu den Szemaiten; Griežė - an der Grenze zu markierte die Ašva- ein Hydronym mit der Bedeutung den Semgallen). Manche dieser Grenzburgen können einer mytologischen Stute, was eindeutig einen sakra- schon im 13. Jahrhundert vernachlässigt gesehen wer- len Raum kennzeichnet. Nach Informationen aus hi- den – in Quellen des 13. Jahrhunderts wird Gondinga storischen Quellen des 13. Jahrhunderts gehörte dieser nicht mehr erwähnt und Griežė (Grese) – war 1264 ab- Raum zwischen den Stämmen zur Landschaft Ceklis, gebrannt (Salys 1930: 180). Das größte Territorium mit während Archäologen am rechten Ufer der Venta und über 11-13 Burgwällen und 18-19 Gräberfeldern be- ihrem Nebenfluss Dabikinė zerstörte Gräber der Sem- fand sich im nördlichen Teil von Ceklis – die zentrale gallen fanden. Die alten Gräber der Semgallen über- Burg dieses Burggebietes war Apuolė, und es existierte schreiten im Allgemeinen die Venta nicht (Jarockis noch 1253 (Appule, Ampule im LEK Bd. I��������������, Abt. 1, Nr. 1998: 49), nur an der Einmündung der Virvytė wurden CCCXXVII) Andere größere Burggebiete gab es auch nördlich der Venta welche gefunden (Pavirvytė-Gudai). noch im Westen und Südwesten der Landschaft Ceklis. I. Vaškevičiūtė schreibt den Semgallen einen recht gro- Eines dieser Zentren war Imbarė (1253 als Embere er- ßen Raum zwischen dem Unterlauf der Virvytė und der wähnt; und ein anderes Gondinga (dem Umfeld dieser Venta zu (Vaškevičiūtė 1993: 126, Abb. 1), obwohl sich Burg wird der Burgwall Grigaičiai zugeschrieben, der dort Ödnis befand und hinter den Sümpfen im Süden nicht weit vom See Ilgis befand und der 1253 als Ylse schon Szemaiten lebten. Vom Mündung der Virvytė in erwähnt wird (LEK Bd. I�����������������������������, Abt. 1, Nr.. CC�������������LIII; Salys die Venta verlief die Westgrenze des Territoriums der 1930: 180). Szemaiten ein Stück nach Süden am Mittellauf der Im Jahr 1253 wurden zwei Burgen beim See Plateliai Virvytė. Nördlich gab es eine etwa 10 km breite wald- erwähnt, in denen sich später Bischofsburg und Bi- reiche Wildnis, hinter der bereits Kuren lebten. schofsgut befanden: Alsėdžiai – Alizeyde (1421 stand 93 auf diesem Burgwall die Burg des ersten szemaitischen orte gezählt; auf eine Siedlung kamen dabei – ohne den Bischof Mathäus) und Žemaičių Kalvarija (Garde), wo unbewohnten Küstenraum – etwa 12 qkm Territorium. am Anfang des 15. Jahrhunderts ein Bischofsgut ge- In Dokumenten aus der Mitte des 13. Jahrhunderts gründet wurde (LEK Bd. ����������������������������I, Abt. 1, Nr. CC�������������LIII; Salys werden 14 Wohnorte in Duvzare genannt (LEK Bd. 1930: 178ff; Žulkus 1999a.: 150). I, Abt. 1, Nr. ���CCC��XX�������VII-CCC��XX�I�X������������; Mugurēvičs 1999: 59f), von denen Teil noch nicht lokalisiert wer- den konnten. 4. Die nördlichen Landschaften Von Archäologen wurde festgestellt, dass der östli- Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert A. Duvzare che Teil von Duvzare, entlang der Bartuva und nörd- lich von ihr, der dichter besiedeltere war. Hier wur- Diese Landschaft wird in den Quellen Duizare oder den 11 Burgwälle und 8 Gräberfelder gefunden (in Donzare genannt (LEK Bd. �����������������������I, Abt. 1, Nr. CC��������XLVII; zweien von ihnen befanden sich sowohl kurische als

VLADAS ŽULKUS PU II 357-361 (1291). Die Herkunft der Landschafts- auch livische Gräber). Zwei von diesen Burgwällen - bezeichnung ist nicht ganz klar. Nach Meinung von Didždāmas und Trekņu – wurden stechen als wichti- K. Būga stammt der Name vom See Duvzaris (jetzt gere Handwerkszentren heraus (Asaris1995: 14; 1998: See Pape), das Wort Duvzaris hätte demnach zwei Be- 95). Im Jahre 1253 wurde Didždāmas als Damis und deutungen. Die Erklärung von K. Būga (Būga Bd. 3 Trekņu als Trecne erwähnt; des weiteren wurde noch (1961): 165), der auch in Betracht zieht, dass zu Zeiten eine Siedlung in Duvzare lokalisiert. Im östlichen Teil der Wikinger sich an der Küste völlig andere Seen be- von Duvzare könnte es 3 oder 4 Burgbezirke gegeben fanden (Žulkus, Springmann 2001) ist aber nicht über- haben und als ein wichtigeres Verwaltungszentrum gilt zeugend. Damis (ein anderes nah gelegenes Zentrum, Aizvīķu, gehörte im 13. Jahrhundert zur Landschaft Ceklis). Das Territorium, wie es anhand von schriftlichen Quel- len und archäologischen Daten bestimmt wird, ist klei- Im westlichen Teil von Duvzare sind 6 Gräberfelder ner als von Historikern aufgezeigt (Latvijas vēstures und 4 Burgwälle bekannt (alle am Fluss Šventoji). Von 1998: 12). Die südliche Grenze von Duvzare verlief den in 13. Jahrhundert erwähnten Orten wurden nur am Mittellauf des Flusses Šventoji. Vom Oberlauf der drei lokalisiert: Popissen (wahrscheinlich beim Fluss Šventoji bog die Grenze von Duvzare nach Norden bis Tebra), Rutzowe (Rucava) und Emplitten (Impiltis). zum Mittellauf der Vārtāja (lit.: Bartuva) in der Ge- Drei der bekannten Burgwälle liegen nebeneinander gend des heutigen Skuodas und verlief weiter nach im Abstand von 0,3 bis 1,3 km, und unter ihnen befand Süden mit der Apšė und ihrem Nebenfluss Virvytė. sich das wichtigste Zentrum von Duvzare: Impiltis Von Oberlauf der Apšė wandte sich die Grenze Rich- (Emplitten, Empilten, Ampillen, Ampilten). Bei einem tung Norden bis zum Oberlauf des Flusses Virga (die Hauptburgwall befanden sich 2 Siedlungen, ein Grä- an deren Oberlauf befindliche Siedlung Elkene ge- berfeld und ein mythologischer Stein (“Opferstein)”. hörte bereits zur Landschaft Bandava). Dieser Fluss, Folglich kann man in Impiltis ein wichtiges Handels- die Virga, bildete die nördliche Grenze von Duvzare und Handwerkszentrum vermuten. Impiltis existierte sowie die südliche von Bihavelank. Vom Zusammen- als politisches und wirtschaftliches Hauptzentrum der fluss von Virga und Vārtāja verlief die Grenze entlang Landschaft Duvzare bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. des Flusses bis zur Mündung der Barta, und von dort Im Jahre 1263, als Duvzare den Kuren vom Orden ab- Richtung der Mittelläufe von Ječupe und Tosele sowie genommen wurde, wurde die Burg Implitis niederge- der Küstenseen. An den Oberläufen der Barta zwi- brannt, ihre Besatzung zog sich nach Litauen zurück. schen dem Fluss Barta und dem Meer, gab es - wie Der Burgwall von Impiltis wurde von Archäologen am See Pape - bis dato keine archäologischen Funde. erforscht, aber eine endgültige zusammenfassende Er- In diesen seen- und sumpfreichen Gebieten (wo sich forschung des Gräberfelds ist noch nicht erfolgt (LEK hier die großen Sümpfe Kirbas purvs ausbreiten) lebte Bd. I,������������������ Abt. 1, Nr. CCCXX��I�X�;�������������������������� LAA II: 69, 70, Nr. 238, fast niemand. Solch unbewohnte Gegenden existierten 239; Vaitkevičius 1998: 101). ansonsten zwischen Duvzare und Megowe sehr selten. Über die alten Einwohner von Duvzare wissen wir we- Ausgedehnte sumpfige Wildnis gab es im Osten des nig, denn die Gräberfelder sind – mit Ausnahme von Gebiets, an der Grenze zur Landschaft Ceklis und im Tiltini – noch nicht erforscht. Außer den Wohnorten Nordwesten, zwischen den Siedlungen von Duvzare wurde in der Landschaft Duvzare im 13. Jahrhundert und Bihavelank. einer der wichtigsten heiligen Orte dieser Landschaft Das so bewohnte Territorium von Duvzare war also erwähnt: ”Die heilige see to Dovzare ” (LEK Bd. I��, deutlich kleiner, nicht 500 sondern nur etwa 400 qkm Abt. 1, Nr. CCXLVIII). �����������������������������Wo sich dieser See befand ist groß. In der Landschaft Duvzare wurden über 30 Wohn- jedoch bis heute unklar. 94 B. Bihavelank (Piemare) sprachen also rund 20 qkm pro Einwohner, d. h. diese Landschaft war dünner besiedelt als die ehemaligen Der Landschaftsname, den man in den ältesten bekann- kurischen Territorien im Süden. Die Situation in Bi- ten Quellen findet, ist Bihavelanc, Bihavelant (LEK havelank wurde durch Wasserreichtum und sumpfige Bd. �����������������I, Abt. 1, Nr. ��CC�X�����������������������������LVIII; PU II 357-361 (1291)). Beschaffenheit bestimmt. Nach heutigen Daten war Lettische Historiker nennen diese Landschaft Piemare, besonders der Süden – zwischen den Flüssen Tosele Litauer Pamarys (Die Begriffe bezeihen sie auf ein Ter- und Otaņķe – dünn besiedelt, dort gab es keine bedeu- ritorium an einer größeren Wasserfläche, größer als ein tenden Burgen. Wesentlich mehr Siedlungen befanden BALTICA 6 See – litauisch marios). Es wurde auch versucht, diese sich in der Mitte der Landschaft und in ihrem Norden, Landschaft Ezertuve zu nennen (von lett. ”ezers” = der entlang der Flüsse Ālande, Durbe und Saka. See). Dabei wurde sich auf eine Quelle von 1230 ge- Verwaltungs- und wichtige Handwerkszentren des Al- stützt, in der erwähnt wird, dass Esestua vom ”König” tertums könnte man an folgenden Orten suchen: Bei Lammekinus regiert werde. Diese Bezeichnung wurde

den Burgwällen am Ort Vārtāja (in der Nähe wurde im ARCHAELOGIA allerdings auch anders erklärt: ”den Namen der altku- 13. Jahrhundert Byrsegalewe erwähnt), Vecpils (nicht rischen Landschaft Esastoue möchte ich als eine sem- weit vom See Durbe mit den Siedlungen Octo, Duppe- gallische Sprachform Iesēstuve ‘die Besteigungsstelle’ le, Ylmede, Drage, Warva), Matra (in der Nähe ist die deuten” (Blesse 1938: 81). K. Būga erklärt – wie auch Siedlung Medce bekannt) und Grobiņa (um den Ort andere Sprachwissenschaftler – die Benennung als befinden sich einige Gräberfelder und aus den Quel- ”Land entlang des Haffs”. Diese Erklärung der Bezei- len ist die Siedlung Salene bekannt) sein. Einige dieser chung verursacht keine größeren Diskussionen, außer Burgwälle sind recht groß, und außerdem gut befestigt: dass die Forscher mit dem ”Haff” den Libau-See mei- Vecpils – 1800 qm, Grobiņa – 2800 qm, Vārtāja – 4800 nen (Būga Bd. 3 (1961): 165), und noch ist unbekannt, qm. An allen Wohnorten wurden zahlreiche bearbeite- ob der jetzt seperate See Bihevalank seinerzeit eines te Fundstücke gefunden (Asaris 1995: 14; 1998: 95). gemeinsames Haff bildete. Ē. Mugurēvičs meinte, dass Die Territorien der ”Borchsukungen“ vor der Ankunft Bihavelanc bedeutet „Land an der See“ (Mugurēvičs des Deutschen Ordens sind hier nicht so einfach zu 1999: 60f). erkennen wie anderenorts. Aufgrund der besonderen Die südliche Grenze von Bihavelank verlief – eben- uneinheitlichen geografischen Umgebung bildeten so wie die Nordgrenze der benachbarten Landschaft die Siedlungen keine kompakten Territorien sondern Duvzare mit den Flüssen Tosele, Ječupe, Barta, Vārtāja erstreckten sich entlang der damaligen Seen und zwi- und Virga bis zu ihren Oberläufen. Von hier wandte schen den Sümpfen, die meisten gruppierten sich am sich die Grenze der Landschaft nach Norden bis zur Fluss Tebra bei (dt.: Hasenpot) (teils zur Land- Quelle der Tebra und verlief mit diesem Fluss bis zur schaft Bihavelank teils zur benachbarten Landschaft Mündung in die Saka. Die Saka war die Nordgrenze Bandava gehörig). 5-6 Gebiete hätten sich vor der An- des bewohnten Territoriums von Bihavelank. Histori- kunft der Deutschen Borchsukungen bilden können. Zu ker ziehen die Grenze noch weiter nördlich (Latvijas Ordenszeiten sind auf dem Territorium von Bihavelank vēstures 1998: 12), was aber völlig unbegründet ist, 5 Borchsukungen gewähnt: Sacken (1230 „Kiligunde“ denn zwischen den Flüssen Saka und Užava wurde genannt, 1305 ”castrum Sacke” - deutsch: Sackenhau- weder von Archäologen eine einzige Siedlung gefun- sen), Zierau (”castrum Zintere” – der Burgwall Dzinta- den noch wurden sie in Quellen erwähnt. Von Saka re am Fluss Tebra), Aizpute, Grobiņa und Durbe. Ihre aus befand sich nach Norden eine 10 bis 20 Kilometer Gebiete entsprachen wahrscheinlich den territorialen breite Wildnis. Im Westen stieß Bihavelank ans Meer, Gebilden der Vor-Ordens-Zeit (Dopkewitsch 1933: obwohl auf etwa 80 km Länge die Küste dieses Gebie- 78ff). Die wichtigste Territorien von Bihavelank be- tes fast unbewohnt war. Wie auch in anderen kurischen herrschte nach einer Quelle von 1230 der kurische Küstenlandschaften befanden sich die Siedlungen in Herrscher Lamikis - ”Lammekinus rex et pagani de einigen Kilometern Abstand vom Meer, zahlreich wa- Curonia, de terris Esestua, scilicet Durpis et Saggara” ren sie an den östlichen Ufern der „Haffseen“. Eine (BG 419). Dem ”König” Lamikis hat wahrscheinlich Ausnahme bildeten nur einige nahe der Küste befind- der größere Teil des Territoriums Bihavelank gehört liche Dörfer im 13. Jahrhundert (Medce, Lypa, Per- (Mugurēvičs 2000a: 81, 86). cunencalwe – vielleicht Perkone?). Insgesamt gab es Auf Wirtschaft und Besiedlung von Bihavelank übte laut Quellen Mitte des 13. Jahrhunderts in dieser Land- seine spezifische geografische Beschaffenheit großen schaft mehr als 40 bewohnte Orte. Zusammen mit den Einfluss aus. In dieser Landschaft lagen bei biszu von Archäologen identifizierten Orten (Burgwälle und 40km Landschaftsbreite in Ost-West-Richtung alle Gräberfelder) wurden in Bihavelank über 60 Wohnor- bekannten Wohnorte nicht mehr als einige Kilometer te gefunden. Die rund 1250 qkm von Bihavalank ent- vom Wasser entfernt, von Flüssen oder Seen, und der 95 Großteil lag direkt an Gewässern, die mit dem Meer Mündung der Venta bis zur Wildnis zwischen Bandava verbunden waren. Viele der Flüsse von Bihavelank und Bihavelank im Süden war die Küstenregion kaum waren sehr kurz - sie flossen in den Lagunensee und besiedelt. Einige Kilometer vom Meer sind zwei livi- verbanden die Seen Tosmare, Libau, Meeke und Pape. sche Gräberfelder und die Siedlung Lippeten unweit Dieser große Lagunensee war an einigen Stellen mit des Flusses Užava bekannt. Dieses Gebiet südlich der dem Meer verbunden und bot gute Bedingungen für Venta wird manchmal zur Landschaft Ventava gerech- Fischfang und Schifffahrt sowie Nah- und Fernhan- net (Latvijas vestures 1998: 12). Jenseits der Wildnis, del. Grobiņa, das bekannteste kurische Handelszen- in Richtung des Zusammenflusses von Alokste und Te-

Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert trum mit einer Kolonie von schwedischen Wikingern bra überquerte die Landschaftsgrenze von Bandava in und Händlern, lag auf einer kleinen Anhöhe an dem südlicher Richtung den Fluss Tebra. Der Ort Aizpute zu jener Zeit wasserreichem Fluss Ālande, nur einige gehörte zu Bandava. Weiter nach Süden – unweit der Kilometer vom Lagunensee. Die Ufer der Grenzflüsse Tebra – wurden die Wohnorte Perbona und Calvien Tebra, Virga und Vārtāja waren sowohl von Seiten der (Burgwall Kalvenes) gefunden. Noch weiter nach Sü- VLADAS ŽULKUS Landschaft Bihavelank als auch in den benachbarten den wurde die Westgrenze markiert durch die in der Landschaften Bandava und Duvzare dicht besiedelt Mitte des 13. Jahrhundert noch existenten Siedlungen und die Flüsse dienten als wichtige Wasserwege. Bei an den Oberläufen der Flüsse Vārtāja, Virga und Runia: den wichtigsten Handelszentren wurden Depotfunde Assiten, Elkene, Amboten (Embute), Baten . aus dem mittleren und späten Eisenzeitalter (Wikinger- Auf dem Territorium von Bandava, das knapp über zeit) gefunden. In der Landschaft Bihavelank wurden 2000 qkm betrug, sind über die Quellen hinaus noch sogar 7 Schätze gefunden sechs davon in der Umge- etwa 30 Burgwälle und 25 Gräberflder mit kurischen bung von Grobiņa. In allen Depotfunde wurden arabi- und livischen Gräbern bekannt. Bis zur Ankunft des sche und westeuropäische Münzen gefunden (Urtāns Ordens muss es in der Landschaft Bandava nicht weni- V. 1977: 165, 170, 175, 196, 216). ger als 100 Wohnorte gegeben haben und so kommen rein rechnerisch auf eine Siedlung in dieser Landschaft C. Bandava etwa 20 qkm Territorium. In Bandava könnte es bis zu 10 kleinere Gebietseinheiten Der Name Bandava (Bandowe) wird zum ersten Mal in gegeben haben. Von den Borgsochungen der Ordenszeit Ordensquellen erwähnt (LEK Bd. �������������������I, Abt. 1, Nr. ����CCX- entsprach nur Bandove im Norden einem vorherigen LVIII) Dort werden auch fast 50 Ortsnamen Bandavas Burggebiet. Anderenorts waren die neuen Gebietsein- genannt. heiten viel größer als die alten (vgl. Dopkewitsch 1933). Der Name Bandava kommt vom entweder von “ban- 1253 wurden die ”castellaturis” Dzerbiten und Mesote da” - ein kleines Ackerstück im Wald oder hängt mit erwähnt (LEK Bd. I������������������������, Abt. 1, Nr. CCXLVII). dem indo-europäischen bhen (hauen, fällen) zusam- Die Zentren der Burgbezirke werden bei größeren men. So könnte der Landschaftsname Bandava “gero- Burgwällen vermutet. Anhand der archäologischen Da- detes Land” bedeuten (Mugurēvičs 1999: 62). tenlage lassen sich unter den Burgwällen von Bandava Die Ostgrenze von Bandava stimmt mit der heuti- einige differenzieren: anhand ihrer Größe, Befesti- gen lettisch-litauischen Grenze überein: Sie verlief gungsanlagen und der Funde, die auf ein entwickeltes am Oberlauf der Apše sowie an Jonupis ir Lūšė, Ne- Handwerk hinweisen. An der Landschaftsgrenze, am benflüssen der Venta, bis zur Venta. Von diesem Orte Fluss Užava, neben (Alswanghen) befindet in Richtung des Flusses Barta waren die Siedlungen sich der Burgwall Dižgabalkalns (1100 qm groß). In entlang beider Seiten des Flusses Venta verteilt. Hier dessen Nähe liegt ein teilweise untersuchtes weitläufi- lagen einige in den Quellen des 13. Jahrhunderts er- ges kurisches Gräberfeld. wähnte und lokalisierte Siedlungen: Celde, Lene, Eines der größten wirtschaftlichen und administrativen Scrunden, Bandowe. Entlang der Venta verlief die öst- Zentren hat sich in der Nähe von Kuldīga, der späteren liche Grenze von Bandava bis zur Gegeng von Kuldīga Hauptstadt des Herzogtums Kurland, befunden. Am (Goldinghen). Von dort entfernten sich die Siedlungen Ufer der schiffbaren Venta befand sich der etwa 1 ha von Bandava etwas von der Venta. Nicht weit davon große Burgwall Veckuldīga (Alt-Kuldīga) mit einem 9 lagen auch einige Orte von Ventava, die mitunter auch ha großen Hackelwerk, das bis zur Mitte des 14. Jahr- Bandava zugeordnet werden: die Siedlungen Wyllegal- hundert bewohnt gewesen ist. Die reichen Funde, Ge- le, Cormele, Ywande, Kemele, Walteten sowie der See genstände und Schmucksachen, in den Gräberfeldern Nabba,. In den noch verbliebenen rund 15 km bis zur der Gegend von Kuldīga (Lielivande, Padures Remeši) Mündung der Venta näherte sich die Nordgrenze von sind womöglich im Hackelwerk Veckuldīga hergestellt Bandava wieder der Ortschaft Varve (Warva). Von der worden. 96 Bedeutende Zentren kann man auch bei den Burgwäl- Oberlauf (der östlichste Burgwall dieser Landschaft len Turlava (Turlowe) und Embute (Amboten) vermu- war wohl Gaižu am rechten Ufer der Imula) bis zum ten, doch ihr Erforschungsgrad erlaubt es nicht, ihre See Ciesere. Bei diesem See befanden sich die Sied- Besiedlungsdauer sowie ihre Bedeutung genauer zu lungen Celme und Salden (heute lettisch: Saldus). Vom bestimmen (Asaris 1995: 14; 1998: 95f). Außer diesen See Ciesere verlief die Ostgrenze in südlicher Richtung Burgwällen gab es andere, auf denen die Burgen der entlang des Oberlaufs der Ezerupe. Östlich der Land- weniger wichtigen Fürsten standen – die Burgen der schaft zwischen Scrunda und Semigallia befand sich

Burggebietsherrscher. Eine von ihnen ist das ehema- an vielen Stellen eine bis zu zehn und mehr Kilometer BALTICA 6 lige Kazdanga. In seiner Umgebung ist ein Depotfund breite Wildnis. von Silberbarren bekannt (Urtāns V. 1977: 194ff). Außer den 11 in dem Dokument von 1253 erwähnten Siedlungen (LEK Bd. ������������������������������I, Abt. 1, Nr. ���������������CCXLIX) sind in D. Die „Landschaft zwischen Scrunda der Landschaft zwischen Scrunda und Semigallia noch

und Semigallia“ neun Burgwälle und drei Gräberfelder (Mugurēvičs ARCHAELOGIA 1999: 65) bekannt (ohne die am linken Ufer der Ven- In einem Dokument vom 5. April 1253 wird unter ”un- ta gefundenen Gräberfelder und die Burgwällen von bekanten Curländischen Ländereien” eine ”terra, quae Ranku und Krievu kalns). Der Großteil der Chronolo- est inter Scrunden et Semigalliam” erwähnt (LEK Bd. gie dieser Burgwälle ist unbekannt (Asaris 1995), die I, Abt. 1, Nr. ��CC�X��LI�X�����������������������������). 1291 wird diese Landschaft Gräberfelder sind unerforscht, deshalb kann man nur nicht mehr erwähnt (LEK Bd. ������������������������I, Abt. 1, Nr. DXL). ���Sie sehr ungefähr annehmen, dass es in dieser Landschaft existiert auch nicht auf der Landkarte ”Lettland am im 12./13. Jahrhundert etwa 25 bewohnte Orte gege- Ende 12. Jahrhundert”, im 1998 vom Lettischen Histo- ben habe. So kämen auf einen Wohnort ungefähr 45-50 rischen Institut heraus gegebenen lettischen Geschicht- qkm. satlas. Dieses Territorium wird dort zur Landschaft Die Siedlungen der Landschaft zwischen Scrunda und Bandava gerechnet (Latvijas vēstures 1998: 12). Semigallia verteilen sich sehr unregelmäßig. Ein Teil Landschaft zwischen Scrunda und Semigallia bedeutete der Burgen und Wohnorte lag am Fluss Venta, aber in der Mitte des 13. Jahrhundert nicht eine Landschaft eben diese könnten auch zur Landschaft Bandava mit eigenen ethnischen Zügen, sondern nur ein großes gehört haben. Einige Dörfer befanden sich am Fluss dünn besiedeltes Territorium, halb Wildnis, zwischen Škede, aber hier ist nicht ein einziger Burgwall gefun- den Stämmen gelegen. den worden. Ein nicht besonders großes Burggebiet könnte sich am Mittellauf der Ciecere befunden haben Die Größe der Landschaft betrug etwa 1120 qkm, (Burgwälle Ciecere und Bendelu). Ein anderer Wohn- obwohl sie auch über 100 qkm größer gewesen sein ort befand sich am Fluss Zane. Der zentrale Teil der könnte, wenn man das überhaupt nicht bewohnte Ge- Landschaft war nicht besonders sumpfig, aber von gro- biet zwischen den Flüssen Vadakstis und Ezerupe so- ßen Waldgebieten bewachsen und völlig leer. wie dem See Cieceres hinzuzählt. Das am dichtesten besiedelte Territorium und Kern Südliche Grenze der Landschaft zwischen Scrunda und der Landschaft war die Umgebung des damaligen Semigallia waren die damaligen Flussverläufe von Va- Saldus (dt. Frauenburg) mit vier Burgwällen, zwei dakstis und Ezerupe bis zu ihrem Zusammenfluss mit Gräberfeldern und zwei in den Quellen des 13. Jahr- der Venta. Südlich von diesen Stellen lag die Land- hundert erwähnten Siedlungen. Folglich war auf dieses schaft Ceklis und südöstlich, hinter den dünn besiedel- Burggebiet ein Drittel aller Siedlungen und Burgwäl- ten Orten, befand sich das Territorium der Semgallen. le konzentriert und es ist die einzige Stelle in dieser Die Westgrenze der Landschaft verlief in der Nähe der Landschaft mit einer solch bedeutenden Burgen- und Flussufer der Venta; an den Ufern befanden sich Burgen Siedlungskonzentration. So ist sehr wahrscheinlich, und Siedlungen, die zur Landschaft Bandava gehörten. dass bei der Nennung der „terra inter Scrunden et Se- Die nördliche Grenze war die Škede, ein Nebenfluss migalliam“ im 13. Jahrhundert nur an dieses Burgge- der Venta, an dem im 13 Jahrhundert die dort befindli- biet gedacht wurde, dessen Fürst auch die umliegenden chen Siedlungen Varme und Scheden (Škede) erwähnt Territorien kontrollierte. wurden. Eine solche Grenzsetzung zeigte auch Būga auf (Būga Bd. 3 (1961): 166). Nördlich vom Fluss Škede bis zu den Siedlungen von Ventava befand sich E. Ventava ein Raum von einigen Kilometer unbewohnten Lan- des. Die östliche Landschaftsgrenze verlief am Mit- Die Landschaft Ventava - Wynda ist eine der „neuen“ tellauf der Imula (wahrscheinlich befand sich hier die kurischen Landschaften, die erst im 11.-12. Jahrhun- ehemalige Siedlung Sascile - Satiki?) sowie an deren dert erobert wurden, zuvor lebten hier Liven. Sie wur- 97 de ebenfalls das erste Mal im 13. Jahrhundert in den (Mugurēvičs 2000a: 81) erwähnt wird. Dieser kuri- Ordensquellen erwähnt. Zweifellos bekam die Land- sche Nobele beherrschte Gebiete sowohl in Ventava als schaft ihren Namen vom Fluss Venta und ihr Territori- auch in Bandava und Bihavelank (Piemare). um erstreckte sich entlang der beiden Ufer der Venta. Der archäologischen und historischen Datenlage In Quellen aus dem 13. Jahrhundert fanden mehr als zufolge hat es am Ende des 12. Jahrhundert in der 20 Ortsnamen von Ventava ihre Erwähnung, von de- Landschaft Ventava über 30 Siedlungen gegeben nen der Großteil bereits identifiziert ist. Andererseits (Mugurēvičs 2000a: 75). Wenn man die unbewohnten sind die Grenzen von Ventava nicht besonders klar. Gebiete nordöstlich des Unterlaufes der Venta und die Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert Historiker ziehen die südliche Grenze vom Mittellauf Wildnis zwischen den südöstlichsten besiedelten Orten der Užava bis zum Fluss Abava. Die nördliche und Ventavas und dem Fluss Škede ausnimmt, dann hätte nordöstliche Grenze wird normalerweise vom heu- das bewohnte Territorium nur rund 600 qkm betragen. tigen lettischen Küstenstädtchen Ovīši bis zum 1251 Es zog sich fast 50 km entlang der Venta hin; die brei- erwähnten See Usmas (Husman) gezogen (Latvijas

VLADAS ŽULKUS teste Stelle (etwa 40 km) befand sich zwischen den vestures 1998: 12); ebenso wird sie auch von Archäo- Seen Usmas und Nabba, die schmalste beiderseits des logen gesetzt (Vasks 1999: 78; Mugurēvičs 2000a: 81). Flusses Venta an der Küste. Es scheint, als ob Ventava Damit wurden die Grenzen von Ventava auf Kosten eine der am dichtesten besiedelten kurischen Land- der Landschaft Bandava nach Süden ausgeweitet und schaften war, hier kamen auf eine Siedlung rund 20 Ventava wird ein Teil der unbewohnten Gebiete zuge- qkm Territorium. schrieben, so die Wildnis südwestlich der Wohnorte der Landschaft Vanema (Vredecuronia). Besonders Der größte Teil der Siedlungen befand sich an der Ven- strittig ist die Grenze von Ventava am linken Ufer des ta, dem wichtigsten Wasserweg im nördlichen Kurland. Flusses Venta. Nach Mugurēvičs (2000a: 80ff) gehör- Die Struktur dieser Siedlungen ist in der Landschaft te zur Landschaft Ventava das ganze Territorium zwi- Ventava ähnlich wie in der Landschaft Ceklis, wo sich schen dem linken Ufer der Venta und dem Meer bis die Lebenszentren entlang des Flusses Minge gruppi- zum Mittellauf der Užava. Dem stehen Informationen erten. Ein Unterschied zu Ceklis ist, dass anhand der aus einem Dokument des Jahres 1253 entgegen, nach- schriftlichen Quellen des 13. Jahrhundert festgestellt dem die Siedlungen am linken Ufer des Flusses Užava, werden kann, dass sich am Fluss Venta sowohl Sied- die damaligen und in der Zwischenzeit identifizierten lungen von Ventava als auch von Bandava befanden. Orte Warve, Walteten und Lippeten nicht zur Land- Es hat den Anschein, als ob diese Situation Zeugnis schaft Ventava, sondern zu Bandava gehörten (LEK einer Konkurrenz ist, beim Versuch Schifffahrt und Bd. ������������������������������������������������I, Abt. 1, Nr. CCXLVIII). ����������������������Das zu Ventava gehöri- Handel über den Fluss Venta zu kontrollieren. Jedoch ge Vendzava lag nach Mugurēvičs am linken Ufer der gibt es zwischen den bekannten Wohnorten überhaupt Ventava, wohingegen in der Mitte des 13. Jahrhunderts keine Befestigungen und die ersten Burgwälle tauchen eindeutig geschrieben wurde, Wense (Vensen) sei ”ab erst in 35 Kilometern Entfernung von der Mündung des opposito Goldinghen” (LEK Bd. ��������������������I, Abt. 1, Nr. CCXL- Flusses auf. Wenn man von deren Verteilung ausgeht, VIII). Wense muss folglich südlich vom Fluss Abava dann standen früher von Pilten bis Kuldīga beiderseits gewesen sein, am rechten oder linken Ufer der Venta. des Flusses Venta nur Burgen, die von den Menschen Apussen, westlich der Venta, und Wense waren zusam- Ventavas errichtet waren. Von Kuldiga aus weiter nach men die südlichsten Siedlungen, die in den Quellen des Süden wurde der Fluss allerdings schon von den Ein- 13. Jahrhunderts erwähnt wurden. wohnern der Landschaft Bandava kontrolliert. Bei der weiteren Diskussion über die Grenzen von Die große Konzentration von Siedlungen, Gräberfel- Ventava kann der Gleichsetzung von Sirien (Syrien) dern und Burgwällen zeigt dass Vindava, das Zentrum mit Ziras, Terewenden mit Terande und Edualia (Ed- der Landschaft Ventava in der Gegend von Zlēkas- vale, Edewalen) mit Edole am rechten Ufer der Užava Priednieki lag. In Priednieki sind neben Funden der nicht zugestimmt werden. Ostseefinnen (Liven) und der Kuren (9.-13. Jahrhun- dert) auch Gegenstände skandinavischer Herkunft fest- Die so lokalisierten Orte, die im 13. Jahrhunderts er- gestellt worden. Nördlich der Siedlung befindet sich ein wähnt wurden, überschneiden sich nach Westen mit Burgwall –Pabērzkalns mit zwei parallelen Erdwällen den 1253 erwähnten Orten der Landschaft Bandava und einem schmalen Plateau. Dieser Burgwall stellt ei- - stagnum Nabba, Kemele, Ywande, Cormele, Wyl- nen für Kurland fremdartigen Befestigungstypus dar. legale. Und deutlich dehnen sich damit die Grenzen Die archäologischen Ausgrabungen bestätigten an die- Ventavas auf Kosten der Landschaft Bandava aus. Ver- wirrung stiftet hier ein Dokument von 1230, in dem  inIn der Mitte des 14. Jahrhunderts in Kastellaturen neuhau-Neuhau- die Herrschaft von ”Lammekinus rex de Curonia” sen und Alswanghen sind einigen Familien von Lamma- the, Lammike erwähnt (Bauer 1933: 147ff). 98 sem Ort die Datierung des Burgwalls in die Wikinger- zentrationsstellen der ehemaligen Burgen, Siedlungen zeit und den skandinavischen Einfluss. Die Gegenden und Gräberfelder. Die alten livisch und kurisch be- von Priednieki, Paberzkalns und Pasilciems gehörten wohnten Gebiete stimmen sehr gut mit den Grenzen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu den Terri- der im 14.-16. Jahrhundert erwähnten Borgsochungen torien Winda genannt. Der Herrscher dieser Landschaft überein, die als territorial-administrative Einheiten des war der ”König” Lammekinus, dessen Hauptsitz sich Ordens bei dessen Expansion seiner alten Territorien wohl im Burggebiet Normis befunden hat. Der Orts- in die zwischen den Gebieten liegende Wildnis einge- name Normis lässt sich als das heutige Schleck iden- richtet wurden. Es ist gut möglich, dass an manchen BALTICA 6 tifizieren (Mugurēvičs 1999: 62f; 2000a: 86-87). Die Stellen die Grenzen der neuen Burggebiete auch mit Analyse des archäologischen Fundmaterials zeugt von den vorherigen Grenzen übereinstimmen, in denen die intensiver wirtschaftlicher Entwicklung, die zur Bil- Landschaft kontrolliert und genutzt wurde. dung von Wirtschafts- und Verwaltungszentren führ- Im südwestlichen Teil der Landschaft breiteten sich die te. Mit der Landschaft Winda gibt nach Meinung von

Burgen und Siedlungen entlang des Flusses Rinda, bei ARCHAELOGIA Mugurēvičs einen Zusammenhang mit der Inschrift den Seen Puzes und Usmas und am Unterlauf der Sten- auf dem Runenstein der Schonhems-Kirche auf der In- de aus. Neben fünf derzeit bekannten Burgwällen sind sel Gotland. Der Runenstein spricht von einem Mann auch einige der im 13 Jahrhundert erwähnten Sied- Liknat, der im (Gebiet) Winda (a:uitau) gestorben ist. lungen (LEK Bd. ������������������������������������I, Abt. 1, Nr. CC���������������������XLVIII) lokalisiert (Mugurēvičs 2000a: 83, 86f). worden: Anse, Popen, Puse (Pussen), Topen (Copen), Vietsede, Matre, Moden, Cersangere, Ugale. Das F. Vanema (Vredekuronia) wichtigste Zentrum dieses Burggebietes ist allerdings bis heute nicht identifiziert worden, viele Burgwälle Der ganze nördliche Teil von Kurland bildete die Land- mit ihren ehemaligen Siedlungen sind auch noch nicht schaft Vanema (Miera Kursa), die in den Quellen des erforscht (Asaris 1998: 91ff). Mit dem See Usmas und 13. Jahrhundert als Vredecuren, Vredekuronia (LEK den bei ihm befindlichen Wohnorten geht diese Mikro- Bd. I��������������������������������������������, Abt. 1, Nr. CC�����������������������������XLVIII) erwähnt wurde. Noch region Vanema direkt in die Landschaft Ventava über. im 13. Jahrhundert bestand der Großteil der Bewohner Der See Usmas war eine wichtige Stätte der Kommu- dieser Landschaft nicht aus Kuren, sondern aus mehr nikation mit den anderen Gebieten der Landschaft Va- oder weniger kolonisierten Liven nema, die sich am Fluss Abava befanden. Vanema war die größte Landschaft Kurlands, ihre Flä- Entlang des Flusses Abava gibt es einige Dutzende che 4000 qkm. Sie wurde nach Nordwesten, Norden Burgwälle der Landschaft Vanema, livische, kurische und Osten vom Meer begrenzt. Auch die Grenze auf und gemischte Gräberfelder (dorp Husman, Rende dem Land bietet keinen Anlass für größere Diskussio- (Rennen), Pedewale, Zabele, Mattecul (Mateculen), nen. Südwestlich wird die Grenze vom Küstenstädt- Wane, Cabele (Kabilwen), Candowe, Pure). An der chen Oviši in Richtung See Usmas bis zu den Mittel- Slocene, einem Nebenfluss der Abava, die sich am läufen von Imula und Amula gezogen. An der südlichen Rande der Landschaft befand, lag das gut bekannte Grenze flossen die Abava und ihr Nebenfluss Slocene Zentrum Tukums (Tuckemen). Entlang der Flüsse Aba- bis zu den Gewässern der Bucht von Riga (Latvijas va und Slocene verlief zur Wikingerzeit ein wichtiger vēstures 1998: 12). Die archäologischen Daten präzi- Weg, der die semgallischen Bewohner der Bucht von sieren diese Grenzziehungen: Zwischen Vanema und Riga mit dem Oberlauf der Venta verband. Ventava lag bis zum See Usmas eine bis zu 10 km brei- Die Komplexe von zwei Burgwällen, die Burggebiets- te Wildnis; unbewohnt war auch der Raum zwischen Zentren waren, sind erforscht: Matkule (Burgwall, den Flüssen Amula und Abava - Erwähnung fand er Vorburg, Siedlung, Kultort und Gräberfeld) und Sabile im 13. Jahrhundert als ”wiltnisse tusche Candowe und (Burgwall, Siedlung und Gräberfeld). Die Ausgrabun- Semigallen” (LEK Bd. I�������������������������, Abt. 1, Nr. CC����������XLVIII). gen ergaben, dass die beiden Orte Zentren von Hand- Aus Vanema wurden in den Quellen des 13. Jahrhun- werk, Handel, Verwaltung und Kultus waren (Asaris dert etwa 45 bewohnte Orte erwähnt, meistens Dörfer. 1998: 94). Natürlich befanden sich die Burgwälle zumeist bei den Zweifellos befand sich Talsi, wo der 3300 qm große in den Quellen erwähnten Wohnorten (Asaris 1999: Burgwall mit Vorburg, dem etwa 4 ha großen Hackel- 128f). werk und den Grabstätten im See Vilkumuiža einen Der größte Teil des Territoriums von Vanema war ver- einheitlichen bildete. Als ein lokales Zentrum nicht gleichsweise dünn besiedelt. Sehr klar sind die Kon-  fürFür nordkurlandNordkurland wurden die administrativ-territoriale ein-Ein-  �����������������������������������������������������Nach Mugurēvičs (1999: 63) um 6800 qkm., weil er zur heiten Borchsukunge in die Quellen des 13. Jahrhunderts Landschaft Vanema auch die umgebende Wildnis zählt nicht erwähnt. 99 weit von Talsi sei Mezite genannt (Burgwall von 2400 alten eingepflanzt, in denen sie schon einige Jahrhun- qm, Hackelwerk von etwa 2 ha, zwei Gräberfelder, derte lange Tradition hatten. Die Wirtschaftsstruktur Kultstätte oder Versammlungsplatz (”Thingplatz”) der Stämme, Länder und Burggebiete sollte ausbal- – der sogenannte „Götzenberg“). Wie man aus im Hac- anciert sein, weswegen eine entsprechende Anzahl kelwerk schließen kann, haben im 13. Jahrhundert die primärer und zentraler Wirtschaftseinheiten existierte. Kuren gegen die Deutschen gekämpft. A. Bielenstein Die Expansion des Ordens in die westbaltischen Gebi- hat diesen Ort als das im Jahre 1234 erwähnte ”castel- ete begann um die Jahrhundertwende 12./13. Jahrhun- latura Lodgiae” identifiziert (Asaris 1998: 94). dert. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert Ohne Zweifel lässt sich auch sagen, dass ein separa- sich der Orden schon auf fast dem gesamten Territo- tes kleineres Territorium im Norden von Vanema den rium ausgebreitet, das später zum Ordensstaat gehören Komplex Dundaga (Dondagen) bildete. Abgeschnitten sollte. vom Meer durch ein einige Kilometer breites Band von Die alten kurischen politischen, administrativen und

VLADAS ŽULKUS Sümpfen, standen zur Wikingerzeit hier auf 6-10 km gesellschaftlichen Strukturen wurden in der Orden- vom Meer kleine Burgen mit Nebensiedlungen und szeit zerstört oder verändert. Die verschiedenen alten Dörfern. Das Zentrum dieses Burggebiets befand sich politischen und administrativen Zentren erfüllten seit bis zur Ordenszeit beim großen Burgwall Dundaga(s) dem 13. Jahrhundert eine andere Bedeutung als in den Kalnadarzs (Asaris 1999: 129). Das von den umgebe- entsprechenden Strukturen des Ordens. nen Territorien getrennte Dundaga bildete zur Ordens- zeit eine eigene Kirchgemeinde. Ende des 13. Jahrhun- dert gab es in Dundaga auf einem Raum von rund 300 ABKÜRZUNGEN qkm 15 Dörfer mit dazu gehörenden Feldern (Auns AHUK – Acta Historica Universitatis Klaipedensis 1998). Die zerstreuten Dörfer, die in diesem Burgge- ATL – Archeologiniai tyrinėjimai Lietuvoje biet lagen, können als typisch und charakteristisch für LEK – Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch die heidnischen Kuren angesehen werden. PBVK – Pirmā Baltijas vēsturnieku konference Historische QUELLEN Die Landschaft Vanema unterschied sich im 13. Jahr- Livländische��������������������������������������� Reimchronik. Hildesheim. 1993. hundert von den anderen kurischen Landschaften im Liv-, Est-und Kurländisches Urkundenbuch. Abt. 1.Bd.1. 12.-13. Jahrhundert durch ihre noch sehr uneinheitli- (Neudruckausgabe). Aalen. 1967. che ethnische Zusammensetzung. Zwischen Stende Vita Anskarii auct. Rimberto. In: Scriptores rerum germani- und Škede sowie am Oberlauf der Abava bestand der carum in usum scolarum. Hannoverae. 1884. P. 5-79. größte Teil der Einwohner immer noch aus den örtli- chen Liven, die in großen Dörfern (150-200 Einwoh- LITERATUR ner) lebten. Die Verteilung der kurischen Gräberfelder Apals, J., Mugurēvičs,������������������������������������������������� Ē. 2001. Vēlais dzels leikmets (agrie und Fundstücke (Asaris 1999: 129) zeigt deutlich, dass viduslaiki) 800.-1200. g. In: Latvijas senākā vēsture 9. g. t. die Kuren zuerst einzelne Territorien Vanemas aus de- pr. Kr. – 1200. g. Rīga. Lpp. 290-377. nen von ihnen errichteten Burgen kontrollierten, bei Asaris, J. 1995. Kurzemes pilskalni. In: Kurzeme un kurzem- denen sich auch Ansiedlungen von Handwerker und nieki. Rīga. Lpp. 12-17. Asaris, J. 1996. Par kuršu izplatību Ziemeļkurzemē 11. – 13. Händlern bildeten und erst später in die benachbarte gs. In: Arheoloģija un etnogrāfija XVIII. Rīga. Lpp. 38- livische Umgebung eindrangen. 42. Asaris, J. 1998. ����������������������������������������Kurländische Handwerkszentren im 12.-13. Jahrhundert. In: Culture Clash or Compromise? The Eu- 5. Zum Schluss ropeanisation of the Area 1100-1400 AD. Acta Visbyensia XI. Visby. P. 91-97. Die kurischen Gebiete waren nicht gleichmäßig dicht Asaris, J. 1999. The Use of Archaeological data fot the besiedelt. Die meisten Burganlagen und Wohnorte be- Identification of Primary Units in Northern Kurzeme. In: Europeans or not? Local Level Strategies on the Baltic fanden sich in Kurland bis zur Mitte des 13. Jahrhun- Rim 1100-1400 AD. CCC papers: 1. Visby. �����������P. 127-130. derts im zentralen und südlichen Teil. Die nördlichen Auns, M. 1998. ���������������������������������������������Acquisition of the acquired. The establishing Gebiete, aus denen im 10. Jahrhundert die Liven ver- of a real administration in Livonia. In: Culture���������������� Clash or trieben worden waren, waren – besonders an der Küste Compromise? ������������������������������������������The Europeanisation of the Baltic Sea area – vergleichsweise dünn besiedelt. Die meisten Burgen 1100-1400 AD. Acta Visbyensia XI. ��������������������Gotland. S. 259-267. Bielenstein, A. 1892. Die Grenzen des lettischen Volksstam- und Dörfer konzentrierten sich hier auf das Landesin- mes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im nere. 13. Jahrhundert. St. Petersburg. In den neuen kurischen Ländern wurden die gleichen Blesse, E. 1938. Sprache als Quelle zur Geschichte der letti- schen Volksstämme. I���n: PBVK. Rīgā. S. 70-93. territorialen und wirtschaftlichen Strukturen wie in den Būga, K. 1958, 1959, 1961. Rinktiniai raštai. T. 1-3. Vilnius. Caune, A. 1991. ����������������������������������������Die Gräbertypen und Bestattungssitten im 100 Ostbaltikum in der Zeit vom 1. bis 13. Jahrhundert. In: Vasks, A. 1997. The cultural and ethnic situation in Horst/H. Keiling (Hrsg.), Bestattungswesen und Totenkult. during the early and middle Iron Age (1st-8th century AD). Berlin. S. 257-274. In: Latvian Ethnic History 3(16). University of Latvia. Gorski, K. 1981. Descriptiones terrarum. I���n: Zapiski Histo- Rīga. P. 49-74. riczne, T. XLVI, R. 1981, Z. 1. S. 7-16. 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Ebstorfo žemėlapyje (1 pav.) Rīga. ir XIII a. vid. aprašymuose Kuršo pietinė riba vedama Vaitkevičius, V. 1998. Senosios Lietuvos šventvietės. iki Sambijos, t. y. iki Nemuno žiočių. Lamata Kuršui Žemaitija. Vilnius. Vaitkunskienė, L. 1997. Dėl vakarų žemaičių kultūros subs- buvo priskirta Ordinui pareiškus savo teises į Kuršą. trato. In: Vakarų baltai: etnogenezė ir etninė istorija. Vil- Iki Ordino laikų pietinė Pilsoto žemės (kartu ir Kur- nius. P. 151-163. 101 šo) riba ėjo įpiečiau Smiltelės upelio. Šiaurinė kuršių Piemarė (liet. Pamarys) pietuose ribojosi su Duvzare apgyventos teritorijos riba iki X a. buvo Tebros upė, ir tarp šių žemių buvusiomis dykromis. Rytinė terito- tik vėliau kuršiai apsigyveno į šiaurę nuo jos. Šiaurės rijos riba ėjo Tebros ištakomis, toliau šia upe iki jos rytuose kuršiai nesiekė Ventos vidurupio, rytinė kur- santakos su Saka. Saka buvo Piemarės šiaurinė riba, už šių teritorijos riba ėjo Virvytės ir Minijos aukštupiais. jos tęsėsi 10–20 km pločio dykra. Vakaruose Piemarė Pietryčiuose iki V–VI a. kuršių kultūra reiškėsi deši- priėjo iki pajūrio ežerų ir iki pat pajūrio, kuris vikingų niajame Jūros krante, vėliau atsitraukė arčiau Minijos. laikais buvo apgyventas labai retai. Nuo XI a. kuršių sienos kito prasidėjus jų ekspansijai. Bandavos rytinė siena ėjo Apšės aukštupiu, Jonupio Kurland. Diedie Grenzen nördlichen inund 8.–13. Landschaften Jahrhundert Pirmiausia jie apgyvendino kaimynines pusiau dykas ir Lūšės upėmis iki Ventos. Bandavos gyvenvietės žemes (atsirado Žemė tarp Skrundos ir Žiemgalos), buvo abipus Ventos upės (gyvenvietės Celde, Lene, vėliau išvijo vendus iš Ventos žemupių ir pradėjo ko- Scrunden, Bandowe). Palei Ventą Bandavos teritorija lonizuoti lyvių žemes. XIII a. pr. kuršiai kontroliavo tęsėsi iki Kuldigos (Kuldīgos, Goldinghen) apylinkių. teritoriją nuo Nemuno žiočių pietuose iki Rygos įlan-

VLADAS ŽULKUS Nuo čia Bandavos gyvenvietės atsitraukė nuo Ventos. kos šiaurėje. Apie 15 km nuo Ventos žiočių Bandavos šiaurinė riba XIII a. vidurio Ordino šaltiniuose yra minimos 9 kur- priartėjo prie Varvės (Varve) vietovės. Pietinė siena šių žemės. Archeologijos ir XIII a. rašytinių šaltinių peržengė Tebros upę, Bandavai priklausė ir Aizputės duomenimis, nustatyti tokie apytikriai žemių dydžiai: apylinkės. Dar labiau į pietus ribas žymėjo Vartajos Pilsotas apie 200 km2, Mėguva ir Duvzarė – apie 500 (Vārtāja) aukštupiai, Virgos (Virga) ir Runios (Runia) km2, Ceklis (Ceclis) – apie 2500 km2, Piemare (Biha- upės su gyvenvietėmis Assiten, Elkene, Amboten (Em- velanc) – apie 1250 km2, Žemė tarp Skrundos ir Žiem- bute), Baten. galos – (“terra inter Scrunden et Semigalliam”) – apie Žemė tarp Skrundos ir Žiemgalos XIII a. buvo labai 1200 km2, Ventava (Winda) – apie 600 km2, Bandava retai apgyventa teritorija, pusiau dykra, buvusi tarp (Bandowe) – apie 1600 km2 und Vanema (Wannenia, kuršių ir žiemgalių genčių. Pietinė žemės riba buvo Va- Vredecuronia) – daugiau kaip 4000 km2. Pietinių kur- daksties ir Ezerupės tėkmės iki jų susiliejimo su Venta. šių žemės yra labiau ištirtos ir jų teritorijos apibrėžtos Įpiečiau jau buvo Ceklio žemė, o į pietryčius – Žiem- tiksliau. Ceklio ir šiaurinių žemių teritorijų bei ribų ty- gala. Vakarinė siena ėjo netoli nuo Ventos, šiaurinę sie- rimas yra šio straipsnio uždavinys. ną ženklino Škedė, Ventos intakas. Rytinis žemės kraš- Ceklio pietinė riba ėjo išilgai Minijos iki jos intako tas baigėsi ties Imulos upe ir Cieserės (Ciesere) ežeru. Skinijos. Rietavo apylinkėse driekėsi didelė dykra. Nuo šio ežero rytinė siena suko į pietus, palei Ežerupės Labiausiai į pietus nutolusi Ceklio gyvenvietė, atrodo, (Ezerupe) aukštupius. Į rytus nuo šios žemės driekėsi bus buvę Dovilai prie Minijos. Ordino laikais Ceklis 10 ir daugiau kilometrų pločio dykra. nusidriekė iki pat Ventės rago. Pietvakariuose žemės Ventava yra viena iš „naujųjų“ žemių, kuršių koloni- ribos ėjo Smiltelės intakų aukštupiais iki Šventosios zuotų XI–XII a. Žemės teritorija apėmė plotus abipus aukštupių. Vakarinės gyvenvietės ir pilys stovėjo Mi- Ventos upės. Pietinė žemės riba buvo Užavos viduru- nijos pakrantėse, prie Salanto, Erlos ir prie Bartuvos. piai iki pat Abavos. Šiaurinė ir šiaurrytinė siena pa- Šiaurėje Ceklis ribojosi su Duvzare, Bandava ir žeme prastai vedama nuo dabartinio pajūrio miestelio Oviši tarp Skrundos ir Žiemgalos. Ši siena beveik sutapo su (Ovīši) iki Usmo (Usmas) ežero. Pietinės žemės ribos dabartine Latvijos–Lietuvos siena ir ėjo Apšės ir Lūšės ir teritorija apie Ventą žymima nevienareikšmiai, ne- upėmis bei Vadaksties žemupiu. XIII a. Cekliui priskir- retai Ventavai yra priskiriamos kai kurios Bandavos ta teritorija tarp Apšės ir Virvytės anksčiau galėjo pri- gyvenvietės (Warve, Walteten, Lippeten). 1230 m. pa- klausyti Duvzarės žemei. Neaišku, ar nuo seno kuršių minėtas kuršių karalius Lamikis („Lammekinus rex de buvo kontroliuota teritorija tarp Ventos ir Vadaksties Curonia“) valdė žemes abipus Ventos: Ventavos, Ban- bei Kamanų pelkynai. Ribą tarp Ceklio kuršių ir žiem- davos, Piemarės teritorijose. galių galėjo žymėti Ašvos upė. Rytuose Ceklis siekė Telšės upę. Visą šiaurinę Kuršo dalį apėmė Vanemos (Vanema) žemė, įkurta buvusiose lyvių teritorijose. Šiaurės va- Duvzarės pietinė riba ėjo Šventosios vidurupiu. Nuo karuose, šiaurėje ir rytuose žemės ribos buvo Baltijos Šventosios aukštupių siena yra ėjusi iki Vartajos (Vār- jūra. Gana aiški yra ir šios žemės pietinė riba, ji ėjo tāja, liet. Bartuva) vidurupio. Toliau nuo Apšės aukš- nuo Oviši pajūryje į rytus link Usmo (Usmas) ežero tupio link Virgos aukštupio. Virgos upė buvo šiaurinė iki Imulos (Imula) ir Amulos (Amula) upių vidurupių, Duvzarės ir pietinė Piemarės žemės riba. Nuo Virgos ir Abavos ir Slocenės upėmis iki Rygos įlankos. Apie Vārtājos santakos siena ėjo paupiu iki Bartos, o nuo čia Usmo ežerą, tarp Amulos ir Abavos, nuo Vanemos že- suko link Ječupės bei Toselės vidurupių ir link pajūrio mės iki Ventavos buvo dykros. Vanemos žemė buvo ežerų. gana retai apgyventa, vienas svarbiausių žemės centrų 102 buvo Talsio (Talsi) apylinkėse, šiaurinėje dalyje išsi- skyrė Dundagos (Dundaga) kompleksas. Senoji kuršių politinė, administracinė ir ūkinė sanklo- da Ordinui atėjus buvo pertvarkyta. Ordino valstybės struktūroje pasikeitė ir žemių teritorijų ribos, ir senųjų centrų reikšmė bei funkcijos. BALTICA 6 ARCHAELOGIA

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