Nr. 76 3. Quartal 2014 Das Vereinsmagazin
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Nr. 76 3. Quartal 2014 Das Vereinsmagazin der VVVereinigung KKKrefelder SSSternfreunde e.V. NGC 515128282828 ––– Centaurus A von Elmar Rixen In dieser Ausgabe: 3 Der Vorstand hat das Wort Wolfgang Verbeek 4 Fahrstuhl in das Weltall Ogle Burian 7 Gedenkworte für Nikolaus Coppernicus 1)1)1) H. Ludendorff 11 Die Suche nach extrasolaren Planeten – Gibt es eine Klaus W. Bubeck, zweite Erde ? Rainer Gorissen 13 Namibia, Hakos 2014 Elmar Rixen 18 Neues aus der astronomischen Forschung (47) Wolfgang Verbeek 23 Termine, Veranstaltungen und Vortragsreihen der VKS 1) Anmerkung der Redaktion: Durch ein Versehen des Redakteurs wurde der Artikel in der letzten Ausgabe ohne die erste Seite veröffentlicht. Daher erfolgt in dieser Ausgabe noch einmal die vollständige Veröffentlichung. Herausgeber: VKS - Vereinigung Krefelder Sternfreunde e.V. Redaktion: Stephan Küppers – [email protected] Telefon: 02151 – 59 22 90 (1. Vorsitzender Dr. Dipl. Chem. Wolfgang Verbeek) Postfach 102310, 47723 Krefeld VKS-Homepage: http://www.vks-krefeld.de E-Mail: [email protected] Seite 2 Der Sternenbote Ausgabe 33/201/201/2014444 Der Vorstand hat das Wort Hintergrundstrahlung bekannt gege- ben. Prompt war vom nächsten Nobel- Wolfgang Verbeek preis die Rede. Doch prompt meldeten sich danach bereits Fachkollegen mit Die Berichterstattung über schwerwiegenden Vermutungen für wissenschaftliche Highlights im Bereich eine möglicherweise Fehlinterpretation Astrophysik, Elementarteilchen- der Ergebnisse. In der nun vor- Forschung und Kosmologie hat mich liegenden Veröffentlichung vom 19. in den vergangenen Jahren immer Juni 2014 in einer angesehenen Fach- besonders gefesselt. Dies war zeitschrift räumen die Forscher jetzt beispielsweise bei der Entdeckung des ein, dass sie vielleicht einer Täuschung Higgs-Bosons der Fall, die uns Rainer aufgesessen sein könnten. Das ver- in seinem letzten Kosmologischen meintliche Urknallsignal könnte zu Jahresabschluss so anschaulich dar- einem großen Teil, oder mög- gestellt hat. Dies war natürlich auch licherweise komplett, auf Staub in der der Fall, als die Ergebnisse der Milchstraße zurückzuführen sein. Nun fundamentalen kosmologischen Daten werden mit ganz großer Spannung die von den Missionen COBE, WMAP und Ergebnisse der PLANCK-Mission, die PLANCK veröffentlicht wurden. für den Herbst diesen Jahres an- Eine besondere Sensation schien sich gekündigt sind, erwartet. Dann dürfte anzudeuten, als im September 2011 der wissenschaftliche Disput hoffentlich Forscher vom CERN nach mehr- endgültig zu einer Klärung führen. maligen Wiederholungen ihrer Mes- sungen zu dem Schluss gekommen Johann Wolfgang von Goethe, selbst waren, dass Neutrinos offensichtlich ein höchst interessierter Amateur- schneller unterwegs sind, als es die Naturforscher, hat sich sehr treffend zu Lichtgeschwindigkeit zulässt. Doch was diesem Thema im nachfolgenden Zitat nach Einstein nicht sein darf, müsste geäußert : noch genauer überprüft und danach revidiert werden. So war es dann Die Natur versteht gar keinen Spaß, auch. Im Februar 2012 musste klein- sie ist immer wahr, immer ernst, iim-m-m-m- aut zugegeben werden, dass offenbar mer streng; eine defekte Verbindung in dem für sie hat immer recht und die Fehler und die Übertragung der Daten benutzten Irrtümer sind immer des Menschen. Glasfaserkabel zu den „überlicht- schnellen“ Neutrinos geführt hatte. In diesem Sinne grüße ich Sie und Die Sensation des Jahrzehnts deutete Euch recht herzlich. sich Mitte März diesen Jahres an. Am 17. März wurde bei einer über- Clear Sky ! schwänglichen Pressekonferenz vom Ihr / Euer W.Verbeek Leiter der BICEP-2 Kollaboration die Entdeckung von ursprünglichen Gra- vitationswellen in der Kosmischen Seite 3 Der Sternenbote Ausgabe 3/2014 Fahrstuhl in das Weltall Stunde. Bei einer solchen Geschwindigkeit heben sich Ogle Burian Schwerkraft und Fliehkraft gegenseitig auf, so dass die Station schwerelos im Die Idee klingt nach Science Fiction Orbit zu stehen scheint und dabei stets und dort wurde sie auch geboren. Der auf der gleichen Stelle über der Erde Roman „Fahrstuhl zu den Sternen“ von bleibt. Als Bodenstation dient eine A.C.Clark (1) beschreibt eine solche bewegliche Plattform, z.B. eine Bohr- Vorrichtung. Inzwischen wird die Idee insel. Um das Kabel straff zu halten, ist von einer großen Gruppe von ein Gegengewicht außerhalb des geo- Physikern ernsthaft diskutiert. Das stationären Orbits notwendig (siehe Hauptargument sind Kostengründe: Abb. 1). Schätzungen ergaben, dass sich die Kosten für eine solche Weltraumfahrt von derzeit geschätzten US $ 25000 pro Kg für eine konventionelle Raumfähre durch diese Technik auf US $ 100 pro kg reduzieren lassen (2). Das könnte auch den Beginn eines kommer- ziellen Weltraum- tourismus bedeuten. Das Prinzip ist ver- blüffend einfach: ein Kabel, das von einer Raumstation im geo- stationärem Orbit (36000 km Höhe) bis zur Erdoberfläche reicht, bildet die Grundlage des Fahr- stuhls. Diese Raum- station bewegt sich synchron mit der Erdrotation mit einer Abb.1: Prinzip eines Weltraumfahrstuhls (3) Geschwindigkeit von ca. 1100 km pro Seite 4 Der Sternenbote Ausgabe 33/201/201/2014444 Die Schwierigkeit bei der Stahlkabel wäre für diese Anwendung Durchführung des Projekts wird u. a. absolut ungeeignet, da es bereits nach dann deutlich, wenn man die Fahrzeit wenigen Kilometern reißen würde. von der Erde bis zur Station betrachtet. Bei einer Geschwindigkeit von 200 km Kohlenstoffnanoröhren pro Stunde würde der Aufstieg über eine Woche dauern (4). Zum Eine gute Möglichkeit ein solches Vergleich: der derzeit schnellste Aufzug Kabel zu konstruieren bieten der Welt in Taipeh (Taiwan) bringt es Kohlenstoffnanoröhren. gerade mal auf 60 km/h. Außerdem ist die Energieversorgung der Aufzugskabinen noch ungeklärt. Möglich wäre ein elektrisch leitendes Kabelmaterial oder Solarmodule an der Kabelunterseite, die mit Lasern von der Erde aus gespeist werden (2). Materialprobleme Natürlich ist die praktische Umsetzung wesentlich komplexer als die Theorie. Das Kabel muss von der Station aus Abb. 2: Kohlenstoffnanoröhre (CNT) gebaut werden, da es sonst brechen würde. Gleichzeitig muss ein Kabel mit In Abhängigkeit von ihrer Feinstruktur dem Gegengewicht in die andere sind CNT (engl. Carbon Nano Tubes) Richtung gespannt werden. Die entweder metallisch leitend oder Anforderungen an das Kabelmaterial halbleitend. CNT sind seit 1991 sind beeindruckend. Auf dem Weg von aufgrund ihrer ungewöhnlichen der Station zur Erde nimmt das Eigenschaften von großem Interesse Kabelgewicht stetig zu. Das Kabel vor allem wegen ihrer Belastbarkeit. muss also auf dem Weg von der Erde 1997 wurde ihre Zugfestigkeit mit 130 zur Station immer stärker belastbar GPa (Gigapascal) berechnet. Stahl werden. Demnach muss es sich auf hingegen hat nur eine Zugfestigkeit den Weg von der Station zur Erde von etwa 5 GPa . Mit CNT ließe sich immer mehr verdünnen, so dass es ein solches Kabel fertigen. Dieses wäre auf der Erde nur wenige Zentimeter von der Erde bis zum Gegengewicht misst, auf der Station aber einen etwa einen Meter breit und so dünn Durchmesser von mehreren Metern wie ein Blatt Papier. aufweist. Das Gleiche gilt auch für das Kabel zum Gegengewicht. Ein Seite 5 Der Sternenbote Ausgabe 3/2014 Das Kabel verfügt über eine Angesichts der beschriebenen Reißfestigkeit, die weitaus höher ist, als technischen Möglichkeiten erhält für den Fahrstuhl erforderlich (2). dieser Song nun eine völlig neue Bedeutung. Weitere Probleme Literaturhinweise: Das Materialproblem ist aber nicht die einzige Schwierigkeit, die es noch zu 1) A.C. Clark, Fahrstuhl zu den lösen gilt. Ein weiteres Problem sind Sternen, Moewig, Rastatt 1979 Schwingungen, die beim Betrieb des Aufzugs durch die Kabinen entstehen. 2) C.W. Swan, P.A. Swan „Why we Darüber hinaus wirken Mond und need a space elevator“, Space Policy Sonne auf die Station und den 2006, 22(2) 86-93 Fahrstuhl und könnten ebenfalls zu unkontrollierten Schwingungen führen 3) M. Waletzko, R. Opperman, (5,6). Problematisch ist zudem der Nachrichten aus der Chemie 04, Weltraumschrott, hier vor allem 2014, 434-436 Partikel im µm Bereich, wie sie in dieser Höhe in großer Zahl vorhanden 4) L. Perek „Between a celestial body sind. Diese könnten das Kabel and a spacecraft: Making a space durchlöchern (7). elevator a success“ Space Policy 2007, 23(1) , 3-6 Fazit 5) L. Perek „Space Tethers and Space Die Entwicklung eines Weltraum- Elevators“, Space Policy 2010, 26(2), fahrstuhls ist keine Science Fiction 126-127 Idee, sondern durchaus machbar. Die Technik liegt in Ansätzen vor und die 6) L. Perek „Space Elevators: Stability“ Wirtschaft hat schon Interesse Acta Astronaut. 2008, 62 (8-9), 514- bekundet. Somit ist die Umsetzung 520 dieser Idee nur noch eine Frage der Zeit. 7) B.C. Edwards „Design and In den fünfziger und sechziger Jahren Deployment of a Space Elevator“ Acta war das Hazy Osterwald Sextett äußert Astronaut. 2000, 47(10), 735-744 beliebt und erfolgreich und produzierte eine Anzahl großer Hits (z.B. Kriminaltango). Ein Song von ihnen lautete: Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, Sie müssen warten…. Seite 6 Der Sternenbote Ausgabe 33/201/201/2014444 Seite 7 Der Sternenbote Ausgabe 3/2014 Seite 8 Der Sternenbote Ausgabe 33/201/201/2014444 Seite 9 Der Sternenbote Ausgabe 3/2014 Seite 10 Der Sternenbote Ausgabe 33/201/201/2014444 Die Suche nach extrasolaren 3603 Planetenkandidaten. Am 26. Planeten ––– Februar 2014 haben die NASA und das Kepler-Team schlagartig weitere Gibt es die „Zweite Erde“? 715 Kandidaten bestätigt. Klaus W. Bubeck, Rainer Gorissen In der nachfolgenden