Summa Summarum
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DAS OPERNHAUS summa summarum Hauptsponsor Das Theater an der Wien wird aus Mitteln der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert. AGRANA.COM SEHEN Sie, WARUM UNS Kultur wichtig ist? Frucht. Stärke. Zucker. - Mit diesen drei Standbeinen ist AGRANA weltweit erfolgreich tätig. Qualität steht bei uns an erster Stelle, auch wenn es um Bereiche außerhalb unseres Unternehmens geht. Damit das auch so bleibt, braucht es Engagement und Förderung. Mit unserem Kultur sponsoring unterstützen wir einen wesentlichen Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und sorgen dafür, dass diesem auch Aufmerksamkeit geschenkt wird. AGRANA ist Hauptsponsor des Theater an der Wien. 2 Der natürliche Mehrwert TadW_137x205_3mm_März 2021.indd 1 03.03.2021 15:16:07 ZUM GELEIT Dieses Programmbuch entsteht in einer Zeit, in der die Theater der Verei- nigten Bühnen Wien abgesehen von einer kurzen Öffnungszeit im Herbst 2020 seit mehr als einem Jahr für unser Publikum geschlossen sind. Des- sen ungeachtet werden im Theater an der Wien Opernproduktionen auf höchstem szenischen wie musikalischen Niveau mit unseren Künstler- ensembles erarbeitet und für Sie, wertes Publikum, für Fernsehen, Strea- mings, DVD und Radio dokumentiert. Aber was fehlt, ist das Live-Erlebnis des Musiktheaters, mit allem was dazu gehört: Das gemeinsame Erleben eines Opernabends in historischem The- aterambiente, mit Menschen, die das Geschehen auf der Bühne und das Gehörte sehnsuchtsvoll aufnehmen. Um Ihnen dieses Erlebnis wieder zu ermöglichen, bietet Ihnen das Saisonprogramm 2021/22 eine große Viel- falt an faszinierenden Opernprojekten. Wir laden Sie ein, mit uns auf diese spannende Opernreise zu gehen, um den „Sehnsuchtsort“ Theater an der Wien wieder für sich zurückzugewinnen oder neu zu entdecken! Diese Spielzeit kennzeichnet aber auch die letzte Saison von Intendant Roland Geyer, dem es in den vergangenen fünfzehn Jahren sehr erfolg- reich gelungen ist, das Theater an der Wien national wie international zur Top-Adresse für zeitgemäßes Musiktheater zu machen. Dem Credo des Hauses entsprechend „immer die Nase vorn zu haben“ und „offen für das Neue zu sein“ ist Intendant Geyer mit seinem herausragenden Gespür für außergewöhnliche Opernwerke in Kombination mit Top-Künstleren- sembles und deren ausdrucksstarken Interpretationen stets gefolgt. Dafür danken wir ihm sehr herzlich. Um das Neue weiterhin zu ermöglichen und gleichzeitig das historische, denkmalgeschützte Haus zu bewahren, wird das Theater an der Wien ab März 2022 einer Renovierung unterzogen. Daher endet die vorliegende Spielzeit bereits früher als gewohnt. Lassen Sie uns gemeinsam in dieser herausfordernden Zeit zuversichtlich in die Zukunft blicken! Ich wünsche mir, dass Sie uns, wertes Publikum, auch weiterhin die Treue halten und freue mich auf ein Wiedersehen in unseren Häusern, Franz Patay Geschäftsführer Vereinigte Bühnen Wien 3 Vor vier Jahren habe ich mein Konzept präsentiert, die abschließenden vier Saisonen meiner Intendanz dramaturgisch als Tagesablauf zu ge- stalten. Wir sind 2018 unter dem Motto tabula rasa im Morgengrau- en aufgebrochen, um 2021/22 summa summarum in die SCHWARZE NACHTHELLE einzutauchen. Die Nacht als Ende des Tages schien mir das richtige Symbol für den Abschluss meiner künstlerischen Tätigkeit für das Theater an der Wien zu sein, weil ich in dieser prinzipiell die Reminiszenz an den vergangenen Tag vor dem nächsten Morgen sehe. Ich konnte damals nicht einmal ansatzweise erahnen, wie sehr wir 2020/21 alle von Dunkelheit umschlungen werden wür- den, aber ich spüre meine Aufgabe, darauf hinzuwei- sen, dass diese Veränderung kein Ende, sondern ei- nen Aufbruch darstellt. „Die Dogmen wechseln und unser Wissen ist trüglich; aber die Natur irrt nicht: ihr Gang ist sicher und sie verbirgt ihn nicht“, ermahnt uns Arthur Schopenhauer zu tiefem Respekt vor jenen Vorgängen, die wir nicht erklären können. Er gibt uns aber auch SUMMA Mut: „Die Erde wälzt sich vom Tage in die Nacht; das Individuum stirbt; aber die Son- SUMMARUM ne selbst brennt ohne Unterlass ewigen Mit- tag. Die Abwesenheit des Lichtes macht uns augenblicklich traurig; seine Wiederkehr be- glückt: die Farben erregen unmittelbar ein leb- haftes Ergötzen, welches, wenn sie transparent sind, den höchsten Grad erreicht. Das Licht ist das Symbol alles Guten und Heilbringenden. Dem Willen zum Leben ist das Leben gewiss: die Form des Lebens ist Gegenwart ohne Ende.“ Wir haben seit dem Ausbruch der COVID 19-Pandemie 2020 ein Jahr erlebt, in dem es uns allen an Licht, an alltäglichem Vergnügen und an menschlichen Begegnungen gefehlt hat. Wir haben eines der schwierigsten Jahre seit Jahrzehnten erlitten, daran hege ich keinen Zweifel, und wir werden weiterhin lernen müssen, mit dieser schwie- rigen Ausnahmesituation umzugehen. Lassen wir unsere Köpfe nicht hängen, und ich meine diese zum Klischee geronnene Floskel wort- wörtlich, ganz wie Stephan Hawking uns auffordert: „Erinnert euch da- ran, nach oben in die Sterne zu blicken und nicht nach unten auf eure 4 Füße! Versucht, dem, was ihr seht, Sinn zu geben, und fragt euch, was das Universum existieren lässt. Seid neugierig. Wie schwierig das Le- ben auch erscheinen mag, es gibt immer etwas, was ihr tun könnt und worin ihr erfolgreich sein könnt.“ Als das Theater an der Wien 2006 als neues Opernhaus der Stadt Wien wiedereröffnet wurde, haben wir uns auf einen langen Weg durch das Opernuniversum begeben. Der mediale Applaus und die durchgehend hohe Wertschätzung seitens unserer Besucher*innen bestätigen die er- folgreiche Ausrichtung, und ich möchte mich aufrichtig bei Ihnen, wer- tes Publikum, bedanken, dass Sie uns durch diesen Zeitraum so en- gagiert begleitet haben. Wer Neues wagt, wird auch manchmal scheitern, ganz wie es der große Nikolaus Harnoncourt gefor- dert hat, aber ich habe Ihnen stets versprochen, dass wir im Theater an der Wien unsere Aufgabe mit Engagement und Aufrichtigkeit wahrnehmen werden, und freue mich, dass wir diese Ankündigung erfüllen konnten. Nun im letzten Jahr meiner rund 16-jährigen Intendanz steht der finale Tagesabschnitt meiner „atmosphärischen Programmdramaturgie“ – sozusagen summa summa- rum des abgelaufenen Tages – am Programm. Die Dun- PROLOG kelheit ermöglicht uns in ihrer Schwarzen Nachthelle den Blick auf jene Sterne, die unser Universum bilden. Die kommende Saison wird daher grafisch als Blick in den Musikkosmos dargestellt, in dem sich auch unsere Opern- welt befindet. Der Programmstrom fließt vom Anfang der Operngeschichte bis in die Gegenwart, vom allerersten Werk bis zur neuesten Kreation. Gleich zu Beginn der Saison gehen wir zurück bis zur „Geburt“ je- ner Gattung, die damals noch verschiedene Namen trug, und die erst später als Oper bekannt und beliebt werden sollte. Wir ehren heute Claudio Monteverdi als ersten epochalen Opernkomponisten und ha- ben uns auch im Theater an der Wien mit seinen drei stilprägenden Werken L’Orfeo, Il ritorno d’Ulisse in patria und L’incoronazione di Pop- pea ausführlich in den letzten 15 Jahren beschäftigt. Aufgrund der ra- dikalen Modernität Monteverdis ist dieser Zugang auch berechtigt, nur historisch korrekt ist er nicht. Denn bereits sieben Jahre vor der Urauf- führung des L’Orfeo in Mantua wurde 1600 Emilio de’ Cavalieris Spiel 5 von Seele und Körper, Rappresentatione di Anima et di Corpo, in Rom aufgeführt, als „Singend vorzutragende Darstellung“. Dieses frühe Werk des Musiktheaters war noch gänzlich einem geistlichen Thema gewid- met, gilt heute aber zu Recht als früheste vollständig erhaltene – und gedruckte! – Oper. Dirigent Giovanni Antonini wird diese Rarität seiner italienischen Heimat erstmals im Theater an der Wien erklingen lassen. Ich möchte damit auch mein jahrelanges Postulat „1607 = Urknall der Oper“ korrigieren und – dem wissenschaftlichen Forschungsstand ent- sprechend – mich zum „wahren Opernbeginn in 1600“ bekennen. Sollte ich Sie in den letzten Jahren mit dem Orfeo tatsächlich in die Irre ge- führt haben, ersuche ich um Nachsicht. Die frühen Pioniere der Oper kämpften mit einem Problem, das uns heute nicht mehr beschäftigt, vielmehr sogar fremd erscheint. Der Mensch singt nicht, wenn er kommuniziert. Bei Cavalieri sind es da- her noch allegorische Figuren, die auftreten – spätere Komponisten wie Monteverdi lösten diese Frage elegant, in dem sie zum Beispiel die my- thologische Gestalt des Sängers Orpheus zur Hauptfigur erkoren. Denn dass ein Sänger singt, überzeugte auch ein Publikum, dem singende und handelnde Figuren auf einer Bühne absurd vorkamen. In unserem Programm 21/22 darf daher der „Orpheus“ auch heuer nicht fehlen. In der Kammeroper wird Glucks Orphée et Eurydice szenisch erarbeitet, und im Theater an der Wien werden sowohl Nicola Porporas als auch Monteverdis Orfeo-Fassungen konzertant mit exzellenten Besetzungen zu erleben sein. Mit auserlesenen Werken von vier weiteren Großmeis- tern (Lully, Caldara, Albinoni, Vivaldi) wollen wir Sie noch tiefer in die barocke Opernwelt eindringen lassen. Auch Georg Friedrich Händel, dem wir uns seit der Wiedereröffnung 2006 als neues Opernhaus verpflichtet fühlen, muss in unserem Kosmos prominent vertreten sein: Keith Warner wird unter der musikalischen Leitung von Ivor Bolton Händels wohl berühmtestes Dramma per mu- sica Giulio Cesare in Egitto neu interpretieren, und die konzertanten Auf- führungen der beiden Oratorien Theodora und Messiah würdigen den größten Musiktheaterkomponisten des Barock. Dem 19. Jahrhundert begegnen wir mit einer spannenden, neuen Inter- pretation von Rossinis Barbiere und einem außergewöhnlichen Jubilä- umskonzert von Lortzings