www.vds-astro.de ISSN 1615-0880 I/2016 Nr. 56 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Schwerpunktthema: Sternwarten und Aktuelle Astrofotografie Irisierende Wolken Simulation von PX Cephei Seite 62 Seite 74 Seite 120 Schutzbauten Editorial 1

Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

wenn Sie dieses Heft aufblättern, wurde ein Rätsel gelöst. Denn Ende Novem- ber ist der Komet C/2013 US10 (Catalina) für Beobachter auf der Nordhalbkugel in der Morgendämmerung aufgetaucht. Sofort schossen die Spekulationen in die Höhe: Wie hell wird er werden? Wird man den Kometen mit bloßem Auge sehen können? Beschert uns der Himmel einen „Weihnachtskometen“? Jetzt, Unser Titelbild: Mitte Januar, kann man bequem die Prognosen der Kometen-Community ins Der Mai ist gekommen, die Schutz- eigene Auge fassen: „Catalina“ zieht an der Deichsel des Großen Wagens vor- bauten schlagen aus: Ob Schiebe- bei, er ist zirkumpolar und damit die ganze Nacht zu sehen. Zumindest einen dachhütte oder klassische Kuppel – schönen Fernglas-Kometen sollte man dann beobachten können. die Sternwarte im eigenen Garten ist nicht nur für die Beobachtung nützlich, Ganz abseits jeder Spekulation verlief hingegen die 32. VdS-Tagung und sie kann sogar der Gartengestaltung Mitgliederversammlung am 21./22. November 2015. Dank der hervorra- dienen, wie diese Aufnahme von Reiner genden Organisation durch die Sternfreunde Braunschweig-Hondelage und Guse zeigt. Den Bericht zu diesem Bild zahlreicher interessanter Vorträge werden die Teilnehmer der Tagung die- lesen Sie ab Seite 45. se Veranstaltung in sehr guter Erinnerung behalten. Als neuer Vorstand wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder im Amt bestätigt. Einen kurzen Blick auf die Tagung wirft der Beitrag auf Seite 5.

Das Schwerpunktthema in diesem Heft widmet sich Sternwarten und Schutzbauten. Viele interessante Artikel und originelle Lösungen für ein „Dach über dem Teleskop“ erwarten Sie.

Am 19. März findet der 14. Astronomietag statt. Das Thema in diesem Jahr: „Faszination Mond – die lange Nacht mit Luna“. Zur Unterstützung Ihrer Veranstaltung bietet Ihnen die VdS wieder Plakate und Broschüren an (zu bestellen bei der Geschäftsstelle). Wer eine Veranstaltung plant, kann sie zentral unter www.astronomietag.de registrieren und seine Aktivitäten unter facebook.com/sternfreunde mit anderen teilen.

Dieses Jahr wird uns der Himmel ein besonderes Schauspiel bieten: Mer- kur durchquert am 9. Mai die Sonnenscheibe, nach 13 Jahren ist der erste Merkurtransit­ von Deutschland aus zu sehen. Über viele weitere astrono- mische Ereignisse informiert Sie das „Journal für Astronomie“ und die VdS- Website unter www.sternfreunde.de.

Die Vereinigung der Sternfreunde wünscht Ihnen einen besonders guten Start ins neue Jahr, viele Sternstunden und natürlich ausreichend klaren Himmel.

Herzlich grüßt Sie

Sven Melchert

VdS-Journal Nr. 56 2 Inhalt

STERNWARTEN UND SCHUTZBAUTEN COMPUTERASTRONOMIE Das „Regentonnen-Observatorium“ Fitswork – ein Überblick 23 86

1 EDITORIAL 52 Bau meiner Gartensternwarte 56 Betonsäule mit Rollschutzhütte 2 INHALTSVERZEICHNIS 60 Die kleinste Teleskopkuppel der Welt NACH REDAKTIONSSCHLUSS 4 Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr FACHGRUPPENBEITRÄGE 2016 ASTROFOTOGRAFIE 4 Ihre Traumsonde ins All 62 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie 5 32. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung 63 Aller Anfang ist schwer 5 Physikalischer Verein Gesellschaft für Bildung und 65 M 1 – Beispiel für eine angepasste Falschfarben- Wissen­schaft: Auszeichnung für Amateurastronomen aufnahme eines Supernova-Überrestes Samuel-Thomas-von-Soemmerring-Preis 2016 66 Messier 100 im Virgo-Galaxienhaufen 5 Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten von „Sterne 70 NGC 4214 – eine irreguläre Zwerggalaxie in den Jagd- und Weltraum“ hunden … und die Geschichte einer Fotografie

SCHWERPUNKTTHEMA: ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN STERNWARTEN UND SCHUTZBAUTEN 74 Irisierende Wolken entlang der Alpen bis nach Ungarn 6 Einführung ins Schwerpunktthema Baugenehmigungen für Sternwarten und Schutzbauten 6 COMPUTERASTRONOMIE „Rupes Recta“ – Erfahrungen beim Bau und Betrieb 8 Astronomie mit dem Internet meiner Sternwarte „SOL“ 80 83 Paralleles Programmieren & Algorithmen im Wettbewerb 13 Bau einer Schiebedachsternwarte mit Doppelschienen Geografische Daten in eigener Software verwenden ohne Ausleger 84 84 C-Bibliothek zum Berechnen der azimutalen Sonnen- 19 Was wird denn das? Ein Gasspeicher, eine Wärme- position pumpe – oder eine Wetterstation? 85 MS Visual Studio 2015 23 Das „Regentonnen-Observatorium“ 86 Kerbal Space Program – eine spielerische Weltraum- 26 Die Erfüllung eines Jugendtraumes simulation 30 Mein Astro-Gartenhaus, oder: Platz ist auch in der Fitswork – ein Überblick kleinsten Hütte 86 34 Rolldachhütten 1999 und heute – Veränderungen der angebotenen Typen GESCHICHTE Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie 37 Mein neuer Dachbalkon mit kleiner Sternwarte 88 Eine Beobachtungsstation auf dem Dach des Neuen 39 Mein astronomisches Beobachtungshaus 88 Museums 41 Eine kleine Außenstation mit geringem Aufwand 45 Erfahrungen mit zwei sehr unterschiedlichen Gartensternwarten KLEINE PLANETEN Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten 48 Kleiner „Rundtempel“ in meinem Garten 91 Kosmische Begegnungen 49 Bau einer Sternwarte nach alten Plänen und eigenen 93 VdS-JournalIdeen Nr. 56 Inhalt 3

KOMETEN Europäische Kometenkonferenz 100

BEOBACHTERFORUM SoFi bei den Eisbären

STERNBEDECKUNGEN 137 Streifende Sternbedeckungen im 1. Quartal 2016 118

95 Kleinplanetentagung im Naturgebiet Essen SERVICE 130 Himmelsvorschau Januar-März 2016 KOMETEN 100 Europäische Kometenkonferenz in Ondrejov, BEOBACHTERFORUM 5.-7. Juni 2015 134 Sirius B visuell beobachtet 137 SoFi bei den Eisbären SONNE 103 Sonnenfleckengruppe AR 12192 – Beobachtung LESERBRIEFE von Flares im Weißlicht 139 Astrophobie als Bildungsnotstand eines Lehrers 139 Venus und die Raumstation SPEKTROSKOPIE 105 Eine kleine Remote-Sternwarte für die Spektroskopie REZENSIONEN 109 Astrospektroskopie in einer schulischen Arbeits- 140 Das Leben des Herrn Messier gemeinschaft 111 Die Auswertung spektroskopischer CCD-Aufnahmen IMPRESSIONEN 114 Variationen in den Winden von Deneb und Rigel 91 Eine kosmische Begegnung der anderen Art 126 Dunkel war‘s, der Mond schien rötlich

STERNBEDECKUNGEN VORSCHAU 118 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond Vorschau auf astronomische Veranstaltungen im 1. Quartal 2016 141 ab Januar 2016

VERÄNDERLICHE 120 Vom Punkt zur dritten Dimension: Simulation von PX Cephei 124 Der Ausbruch des Röntgensterns V404 Cygni im Juni 2015 HINWEISE

VDS-NACHRICHTEN 7 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie 126 Wir begrüßen neue Mitglieder 64 Impressum 99 Inserentenverzeichnis VDS VOR ORT/TAGUNGSBERICHTE 142 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder 127 Astronomie-Workshop 2015 am Attersee 142 Gibt es Neuigkeiten? 143 VdS-Fachgruppen-Redakteure ZUM NACHDENKEN 143 VdS-Fachgruppen-Referenten 129 Verkaufen um jeden Preis? 144 Autorenverzeichnis 4 Nach Redaktionsschluss

Hinweise zur Beitragsrechnung für das Kalenderjahr 2016

von Thomas Kessler, VdS-Vorstand

Dieser Ausgabe des Journals ist wieder Bei SEPA-Überweisungen sind folgende zu einem Betrag (Beitrag/Spende) von eine Beitragsrechnung beigefügt. Der Angaben notwendig: nicht mehr als 200,00 EUR reicht der Versand des Journals erfolgte in einer Sparkasse Starkenburg Zahlungsnachweis in Verbindung mit der Fensterversandtasche, dabei diente das IBAN = DE79 5095 1469 0000 0117 45 auf der Beitragsrechnung abgedruckten Adressfeld auf der Beitragsrechnung BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP Bestätigung. gleichzeitig dem Versand. Wer diese Hin- weise liest, hat auch eine Beitragsrech- Sollen die Beiträge ab 2016 eingezogen Bei Fragen im Zusammenhang mit der nung erhalten. werden, kann das Lastschriftverfahren Beitragszahlung können Sie sich direkt vereinbart werden. Setzen Sie sich in an mich wenden, entweder per E-Mail Bitte gleichen Sie den Betrag der Bei- diesem Fall bitte mit der Geschäftsstelle unter [email protected] oder tragsrechnung möglichst umgehend aus. in Verbindung. schriftlich an Thomas Kessler, Postfach Soweit eine Lastschriftvollmacht vor- 1930, 21309 Lüneburg. Bitte geben Sie liegt, ist dies auf der Rechnung vermerkt. Um die Beiträge in der Steuererklärung dabei eine Telefonnummer an, da sich Bei Zahlungen geben Sie bitte unbedingt geltend zu machen, bedarf es keiner ge- viele Fragen telefonisch schneller klären Ihre Mitgliedsnummer an. sonderten Zuwendungsbestätigung. Bis lassen. Ihre Traumsonde ins All von Emil Khalisi und Peter Osenberg

Die astronomische Zeitschrift sternzeit die Vision von einer Zukunft, die Neugier mit Bildern), welche Route sie einschla- ermuntert alle Astronomie-Interessier­ auf das unbeschriebene Blatt Papier. Die gen soll und welche Un­tersuchungen am ten, eine Forschungsmission zu einem Zivilisation lebt davon, dass jemand da- ausgewählten Ziel angestellt­ werden. Ihr Himmelsobjekt ihrer Wahl zu entwerfen.­ her kommt und eine neue Idee hat, eine Konzept wird von fünf Experten beur- Konzipieren Sie eine fiktive Raumsonde­ Sache anders macht oder das Unmögli- teilt, wobei die Qualität Ihrer Argumente und gewinnen Sie tolle Preise! che heraus­fordert. entscheidend ist. Für die Redaktion ist es wichtig, dass Ihre „Traumsonde ins All“ Beim Start von Sputnik im Jahre 1957 Aus solchen Impulsen entstehen küh­ auf einer möglichst schlüssigen Ausar- redete noch niemand davon, dass Satel- ne Raumfahrtmissionen. Wenn auch Sie beitung beruht. liten jemals für Fernsehübertragungen neugierig auf die Welt sind, dann sind eingesetzt werden­ könnten. Und als Vo- Sie bei dem vorliegenden­ Preisausschrei- Die besten Ideen werden mit tollen Prei- yager 1980 den Saturn passierte, vermu- ben um die innovativ­ste Raumsonde ge- sen prämiert und in einem­ sternzeit- tete niemand einen flüs­sigen Wasser­ nau richtig! Die Zeitschrift sternzeit und Sonderheft veröffentlicht. Tipps, Regeln ozean unter der Eiskruste des Mondes ihre Kooperationspartner­ wollen Sie auf und Bewertungshinweise rund um diesen Enceladus. einen wissenschaftlichen Rundflug in Wettbewerb finden Sie im Internet un- den Weltraum mitnehmen. Und der Cap- ter: www.sternzeit-online.de. Einsende- Freilich spielt manchmal das Schicksal tain sind ... Sie! Schreiben Sie uns, wie schluss ist der 28.02.2016. ein wenig mit, aber ebenso die Fantasie, Sie sich Ihre Raum­sonde vorstellen (gern

VdS-Journal Nr. 56 Nach Redaktionsschluss 5

32. VdS-Tagung und Physikalischer Verein Mitgliederversammlung Gesellschaft für Bildung und Wissenschaft von Sven Melchert Auszeichnung für Amateurastronomen Samuel-Thomas-von-Soemmerring-Preis 2016 Über 100 Teilnehmer, sieben spannende Vorträge und eine rundum gelungene Für hervorragende amateurastronomische Arbeiten, insbesondere aus Schulen, ver- Veranstaltung: Die VdS-Tagung mit an- leiht der Physikalische Verein für das Jahr 2016 wieder den Samuel-Thomas-von- schließender Mitgliederversammlung in Soemmerring-Preis. Braunschweig war ein voller Erfolg. Einsendeschluss ist der 09.04.2016. Später eingereichte Arbeiten können nicht be- rücksichtigt werden. Die Teilnahme steht jedem offen, Bewerber aus dem Rhein/ In diesem Heft informieren wir Sie über Main-Gebiet werden bevorzugt. Die Arbeiten können sowohl allein als auch von die wichtigsten Ergebnisse, ein ausführ- einer Gruppe angefertigt werden. licher Bericht folgt in der nächsten Aus- Auf dem Deckblatt der Arbeit sollen a) der Titel der Arbeit; b) der Name/Adresse(n) gabe. des Autors bzw. der Autoren; c) eine Zusammenfassung des Inhalts vermerkt sein. Die Arbeit als PDF- oder Word-Datei per Mail senden an den Vorsitzenden des Für den perfekten Rahmen sorgten die Preisrichtergremiums: Sternfreunde aus Braunschweig-Hon- Prof. Dr. René Reifarth, Institut für Angewandte Physik, Johann Wolfgang Goethe- delage. Das „Haus der Wissenschaft“ bot Universität, Max-von-Laue-Str. 1, 60438 Frankfurt, Tel.: 069 798-47442, einen großzügigen Vortragsraum und die Fax: 069 798-47444, E-Mail: [email protected]. Teilnehmer wurden ganz ausgezeichnet mit Getränken, Kaffee und selbstgeba- Der Soemmerring-Preis wird in diesem Jahr zum 16. Mal ausgeschrieben. In jedem ckenem Kuchen versorgt. Jahr wird er bis zu dreimal verliehen und ist jeweils mit € 300 dotiert. Die Auszeich- nungen werden in einer öffentlichen Festveranstaltung durch den Physikalischen Nach einem sehr inspirierenden Vor- Verein 2016 überreicht. tragsprogramm fanden sich die VdS-Mit- glieder zur Mitgliederversammlung ein. Physikalischer Verein, Hamburger Allee 22-24, 60486 Frankfurt am Main, Tel: 069-704630, Otto Guthier zog eine Bilanz der letzten Fax: 069-97981342, [email protected]. www.physikalischer-verein.de Amtsperiode und konnte sich, wie die anderen Vorstandsmitglieder auch, spä- ter für seine Wiederwahl bedanken.

Mit dem „Deutscher Preis für Astronomie Mitgliedsbeiträge und Bezugskosten – verliehen durch die VdS“ wurde der be- kannte Wissenschaftsjournalist und ak- von „Sterne und Weltraum“ tive Amateurastronom Ranga Yogeshwar von Otto Guthier, VdS-Vorstand mit großem Applaus von der Mitglieder- versammlung ausgezeichnet. Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 9. August in Heppenheim über die Beiträge beraten und beschlossen, dass die Mitgliedsbeiträge für 2016 unverändert blei- Als Auftrag der letzten Mitgliederver- ben. Im Mitgliedsbeitrag ist auch der Bezug der Vereinszeitschrift „VdS-Journal sammlung hat die Fachgruppe Dark Sky für Astronomie“ enthalten. unter Leitung von Dr. Andreas Hänel zusammen mit dem Vorstand eine Reso- Die Mitgliedsbeiträge für 2016 betragen: lution gegen Lichtverschmutzung erar- Normalbeitrag Inland und EU EUR 35,00 beitet. Nach dem unterstützenden Votum für Schüler, Studenten und Auszubildende EUR 25,00 der Mitgliederversammlung wurde diese für Sternfreunde außerhalb der EU EUR 40,00 Resolution noch 2015 im „Internationa- einmalige Aufnahmegebühr EUR 7,00 len Jahr des Lichts“ publiziert und wird im Rahmen des Astronomietags am 19. VdS-Mitglieder können die monatlich erscheinende Zeitschrift „Sterne und Welt- März 2016 weiter publik gemacht. raum“ zu deutlich ermäßigten Bezugskosten über die VdS abonnieren. Auch diese bleiben für 2016 unverändert, wie der Spektrum-Verlag mitteilt. Am Sonntag boten die Sternfreunde aus Braunschweig eine Besichtigung ihrer Die Bezugskosten für „Sterne und Weltraum“ betragen 2016: schönen Sternwarte und anschließend Abo Inland: EUR 89,00; für VdS-Mitglieder EUR 69,40 den Besuch im Planetarium Wolfsburg Abo Inland ermäßigt: EUR 67,80; für VdS-Mitglieder EUR 57,00 an – die 32. VdS-Tagung war auch ein Abo Ausland: EUR 97,40; für VdS-Mitglieder EUR 77,80 Ort der Begegnungen, in der viele neue Abo Ausland ermäßigt: EUR 76,20; für VdS-Mitglieder EUR 65,40 Kontakte geknüpft wurden.

VdS-Journal Nr. 56 6 Sternwarten und Schutzbauten

Einführung ins Schwerpunktthema Sternwarten und Schutzbauten von Herbert Zellhuber

Mit dieser Ausgabe konnte die Fachgruppe Amateurtele- vor Redaktionsschluss mussten wir dann die Bremse ziehen. skope/Selbstbau schon zum vierten Mal das Schwerpunkt- Es konnten keine weiteren Beiträge angenommen werden, thema gestalten. Bisher war sie in den Ausgaben 5 (2/2000), so leid es mir auch tat. Vermutlich können nicht mal die 23 (2/2007) und 43 (4/2012) vertreten. vorhandenen Artikel alle im Schwerpunktthema abgedruckt werden und einige müssen deshalb ins nächste Heft ver- Nach der Ankündigung kamen die Beiträge nur spärlich. schoben werden. Aber das entscheidet die Endredaktion. Ein Grund dafür war, dass ohne meine Zustimmung das Schwerpunktthema im VdS-Journal in „Sternwartenbau Auch im Schwerpunktthema galt wieder das Textlimit von und automatische Teleskopsteuerung“ umbenannt wurde. max. 10.000 Zeichen. Dass da keine ausführlichen Nachbau- Das dürfte etwas für Verwirrung gesorgt haben, denn Remo- anleitungen abgedruckt werden konnten, dürfte wohl jedem te-Teleskope gehören eigentlich nicht in das Aufgabenge- klar sein. Natürlich unterlag auch die Anzahl der Bilder einer biet der Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau. Das wäre bestimmten Begrenzung. Trotzdem wird man zahlreiche wert- eher etwas für die FG Computerastronomie. Aber nachdem volle Tipps und Anregungen finden. Sicher wird vieles zur diese Konfusion in Heft 53 geklärt wurde, strömten auch die Planung weiterer Sternwarten aufgegriffen werden können. Beiträge rein. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass auch von der Fachgruppe Astrofotografie einige Berichte eingeschickt Nun wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen. Nochmals wurden. Relativ schnell waren dann zwölf Berichte da, die möchte ich mich bei den mitwirkenden Autoren bedanken. fürs Schwerpunktthema eigentlich ausgereicht hätten. Aber Und bei den Leuten, deren Bericht nicht mehr berücksichtigt es kamen noch mehr, zum großen Teil sogar noch reich an werden konnte, möchte ich um Verständnis bitten. Text und Bildern. Nach dem 17. Artikel und drei Wochen Baugenehmigungen für Sternwarten und Schutzbauten von Ralf Hannig Vermehrt errichten nicht nur astrono- In den Landesbauordnungen der Län- Gemeinde, in deren Gebiet eine Stern- mische Vereinigungen, sondern auch der gibt es unterschiedliche Regelungen warte oder ein Schutzbau errichtet wer- einzelne Sternfreunde eigene kleine hinsichtlich verfahrens- bzw. genehmi- den soll, zu erkundigen, ob eine solche Sternwarten oder Schutzbauten für ihre gungsfreier Gebäude. Bei den genehmi- Satzung besteht bzw. ob das entspre- Teleskope, um nicht vor jeder Beobach- gungsfreien Gebäuden gilt es, bestimmte chende Grundstück innerhalb eines im tung ihre teilweise schon recht schwere Voraussetzungen zu erfüllen. Zunächst Zusammenhang bebauten Ortsteiles oder Ausrüstung aufstellen und ausrichten zu wird meist unterschieden, ob das Bau- im sogenannten Außenbereich liegt. müssen. In diesem Zusammenhang stellt vorhaben innerhalb eines im Zusam- sich dann immer die Frage, ob für dieses menhang bebauten Ortsteiles oder au- Ferner ist die Größe eines genehmigungs- Bauvorhaben eine Baugenehmigung er- ßerhalb, im sogenannten Außenbereich, freien Gebäudes hinsichtlich des Brutto- forderlich oder dieses genehmigungsfrei beabsichtigt ist. Nach einer Entscheidung Rauminhaltes (früher als umbauter Raum ist. In Deutschland ist das Bauordnungs- des Bundesverwaltungsgerichtes spricht bezeichnet) oder der Brutto-Grundfläche recht Ländersache und trotz aller Bemü- man von einem im Zusammenhang be- (früher: bebaute Fläche) beschränkt. In hungen um Vereinheitlichung von Bun- bauten Ortsteil, wenn die Bebauung im der Übersicht (Tabelle 1) sind die Ober- desland zu Bundesland unterschiedlich. Gemeindegebiet den Eindruck einer Ge- grenzen für verfahrens- bzw. genehmi- Hier soll ein Überblick über die gegen- schlossenheit und Zusammengehörigkeit gungsfreie Bauvorhaben in den Ländern wärtige Situation gegeben werden. Die- vermittelt, sie ein gewisses Gewicht hat, der Bundesrepublik Deutschland aufge- ser Überblick ersetzt weder eine konkrete und Ausdruck einer organischen Sied- führt. verbindliche Auskunft der zuständigen lungsstruktur ist. Die Gemeinde kann Bauaufsichtsbehörde noch stellt er eine durch eine Satzung die Grenzen für im Die Brutto-Grundfläche ergibt sich bei rechtliche Beratung dar. Zusammenhang bebaute Ortsteile festle- eingeschossigen Gebäuden durch die gen. Es ist daher angezeigt, sich bei der Multiplikation von Länge und Breite

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 7

Hinweis Ihr Beitrag im der äußeren Abmessungen des Gebäu- des. Konstruktive Vorsprünge (z. B. bei VdS-Journal für Astronomie! Blockbohlen-Häusern) bleiben hierbei unberücksichtigt. Zur Berechnung des Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 57 „Der Südsternhimmel“ abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Schwerpunkt- Brutto-Rauminhaltes wird die Brutto- themen hinweisen: Grundfläche mit der Höhe des Gebäudes multipliziert. Bei Gebäuden mit schrä- „Mitgliedssternwarten“ in Journal Nr. 58 gen Dächern wird die mittlere Höhe in Redaktionsschluss: 01.02.2016 der Berechnung berücksichtigt. Faktisch Redakteur: Dietmar Bannuscher, [email protected] wird somit bei schrägen Dächern (Sattel- dächer, Pultdächer) die Höhe des Daches „Kleinplaneten“ in Journal Nr. 59 zur Hälfte angerechnet. Nähere Einzel- Redaktionsschluss: 01.05.2016 heiten zu den Berechnungen enthält die Redakteur: Gerhard Lehmann, [email protected] DIN 277 (Grundflächen und Rauminhal- „Amateurastronomie international“ in Journal Nr. 60 te von Bauwerken im Hochbau). Auch Redaktionsschluss: 01.08.2016 wenn das beabsichtigte Bauvorhaben Redakteur: A. Weis/G. Weiser, [email protected] den Grenzwert des Rauminhaltes bzw. der Grundfläche einhalten würde, ergibt Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies kann sich aus den Landesbauordnungen ei- sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beobach- niger Bundesländer, dass nur Gebäude tungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von ohne Aufenthaltsraum genehmigungsfrei Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch sind (Tabelle 1). Hierbei kommt es nicht auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen! auf die tatsächliche Nutzung, sondern Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fach- auf die mögliche Nutzung an. Entschei- gruppen-Redakteure) oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) ge- dend hierbei ist, ob der Raum aufgrund schickt werden. der Eigenschaften die Qualität eines Aufenthaltsraumes hat. Ein abfahrbarer Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Ab- Fernrohrschutzbau hat sicherlich nicht druck im „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht jedoch keine Veröffentli- die Qualität eines Aufenthaltsraumes, chungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter da er ja ausschließlich dem Schutz des Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte ge- Fernrohres dient. Bei Sternwarten ohne ben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Tabelle 1: Obergrenzen für verfahrens- bzw. genehmigungsfreie Bauvorhaben in Deutschland Bundesland Verfahrens- bzw. genehmigungsfrei bis m3 Brutto-Rauminhalt Aufenthaltsraum bzw. m2 Brutto-Grundfläche innerhalb eines im Zusammenhang im Außenbereich bebauten Ortsteiles Baden-Württemberg 40 m3 20 m3 nein Bayern 75 m3 nein Berlin 10 m2 nein Brandenburg 75 m3 nein nein Bremen 10 m2 nein Hamburg 30 m3 nein nein Hessen 30 m3 * 30 m3 * nein Mecklenburg-Vorpommern 10 m2 nein Niedersachsen 40 m3 20 m3 nein Nordrhein-Westfalen 30 m3 nein nein Rheinland-Pfalz 50 m3 10 m3 nein Saarland 10 m2 10 m2 Sachsen 10 m2 nein Sachsen-Anhalt 10 m2 nein Schleswig-Holstein 30 m3 10 m3 nein Thüringen 10 m2 nein

* In Hessen sind entsprechende Bauvorhaben vorher schriftlich anzuzeigen.

VdS-Journal Nr. 56 8 Sternwarten und Schutzbauten

Fenster und mit abrollbarem Dach liegen bargrundstück sowie insgesamt maximal genehmigung zu beantragen und nach meines Erachtens Eigenschaften vor, die auf 15 Metern Länge an alle Nachbar- Erteilung der Genehmigung die Baumaß- dagegen sprechen, von einem Aufent- grundstücke grenzt und keine Öffnungen nahme abzuschließen. Sollte sich heraus- haltsraum auszugehen, da ein Gebäude in den der Nachbargrenze zugewandten stellen, dass eine begonnene oder auch ohne Fenster keine ausreichende Be- Wänden hat. Festsetzungen eines Bebau- bereits vor vielen Jahren abgeschlossene leuchtung aufweist, um es als Aufent- ungsplanes lassen häufig Gartenhäuser Baumaßnahme nicht genehmigt ist und haltsraum einzuordnen. Kritisch kann es in den Vorgartenflächen, also zwischen auch nicht nachträglich aufgrund eines dagegen werden, wenn die Sternwarte Straße und vorderer Hauskante, nicht zu nachgereichten Bauantrages genehmigt neben einem Teleskopraum, von dem und/oder engen die Gestaltung (Farbe, werden kann, erlässt die Bauaufsichts- das Dach abgerollt werden kann, noch Material) ein. Im Außenbereich kann, behörde eine Beseitigungsverfügung, in über einen Beobachtungsraum mit stets obwohl nach der Landesbauordnung ein der Sie aufgefordert werden, den nicht geschlossenem Dach und einem Fens- Bauvorhaben genehmigungsfrei ist, nach genehmigungsfähigen Bau abzubrechen. ter verfügt. In diesen Fällen dürfte aber anderen Vorschriften (z. B. nach dem Für zunächst ohne erforderliche Bauge- meistens schon aufgrund des Raumin- Naturschutzrecht) eine Genehmigungs- nehmigung ausgeführte, nachträglich haltes bzw. der bebauten Grundfläche pflicht bestehen. jedoch genehmigte Anlagen setzen die das Bauvorhaben genehmigungsbedürf- Bauaufsichtsbehörden einiger Bundes- tig sein. Vor der Errichtung von Sternwarten und länder dreifache Gebühren fest. Unab- Schutzbauten sollte daher jeder Bauherr hängig von den zuvor geschilderten Auch wenn das Bauvorhaben als solches prüfen lassen, ob für sein Vorhaben eine Möglichkeiten kann die Bauaufsichtsbe- genehmigungsfrei ist, sind alle sonstigen (Bau-)Genehmigung erforderlich ist oder hörde zusätzlich ein Bußgeld festsetzen, Vorschriften und etwaigen Festsetzungen dieses genehmigungsfrei ist. Keinesfalls mit dem allein das Bauen ohne erforder- eines Bebauungsplanes einzuhalten. Die- sollte das Vorhaben ohne eine erforder- liche Baugenehmigung sanktioniert wird. ses betrifft beispielsweise die Einhaltung liche Baugenehmigung realisiert werden. von Abstandsflächen. Der Grenzverlauf Erlangt eine Bauaufsichtsbehörde Kennt- Ich hoffe, mit diesen Ausführungen ei- des Gartens ist für die Wahl des Standorts nis von einer genehmigungsbedürftigen nen Überblick über die sehr unterschied- wichtig. Nach den Bauordnungen der baulichen Anlage, für die keine Bau- lichen Bestimmungen zur Genehmi- Länder ist eine Grenzbebauung (in einem genehmigung erteilt wurde, hat diese gungspflicht zu schaffen. Trotz der sehr Abstand von weniger als drei Metern) verschiedene Mittel, den rechtmäßigen komplexen Regelungen sollte sich kein nur zulässig, wenn das Gebäude nicht Zustand wieder herzustellen. Solange Interessent den Mühen entziehen, seine höher als drei Meter ist, zusammen mit tatsächlich noch gebaut wird, kommt legale Sternwarte anzustreben. Die Vor- ggf. bereits an der Grenze vorhandenen eine Stilllegung der Baumaßnahme in teile einer festen Beobachtungsstation Gebäuden (z. B. Garagen, Carports) maxi- Betracht. Während dieses Stadiums be- entschädigen allemal für die zuvor auf mal auf neun Metern Länge an ein Nach- steht noch die Möglichkeit, eine Bau- sich genommenen Mühen. „Rupes Recta“ – Erfahrungen beim Bau und Betrieb meiner Sternwarte „SOL“ von Jens Leich

Mein mittlerweile 15 Jahre alter 130-mm- Apochromat von Astrophysics und die Montierung CNC-400 vom gleichen Her- steller sowie hochwertiges Zubehör in thematisch sortierten Koffern sind auf die mobile Astronomie optimal ausgerichtet. Mit der Fertigstellung unseres Hauses im Jahre 2006 rückte aber endlich mein Ju- gendtraum - eine eigene Sternwarte - in den Fokus!

Eigentlich ist „Rupes Recta“ die „Lange Wand“ am Rande des Mondmeeres Mare

1 Mein mühsamer Versuch, das nötige Loch für das Fundament der Stern- warte zu graben. Später half dann der Bagger.

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 9

Nubium. In meinem Fall geht es aller- dings um die außergewöhnlich hohen Sichtschutzwände meiner Sternwarte. Denn in der unmittelbaren Nachbarschaft wird die Nacht oft zum Tag gemacht. Dass beobachtende Astronomie in einem Wohngebiet immer ein Kompromiss ist, war mir schon bewusst. Geschätzte 4.000 Watt Außenlicht allein bei einem direk- ten Nachbarn machten ein ungeschütztes Beobachten und die Dunkeladaption der Augen aufgrund der Vielzahl an Lampen und Strahlern aus allen Richtungen na- hezu unmöglich. Trotz einiger Gespräche und dem Versuch, das Hobby und damit das Verständnis für einen dunklen Him- mel meinem Nachbarn näherzubringen, 2 Das frisch betonierte Fundament der Sternwarte ragt rund fünf Zentimeter über blieb die Lichtverschmutzung auf hohem das Bodenniveau hinaus. Niveau. Man hat Angst vor Einbrüchen und versucht, sich „mit Licht davor zu schützen“. Auch ein Schreiben an alle Abbildung 1. Ergebnis dieser Arbeit war de die Säule in ein Bett mit flexiblem Anwohner der Nachbarstraße, die Ge- Ende August 2007 eine 3 x 4 Meter gro- Fliesenkleber gesetzt und ausgerichtet. meinde und den örtlichen Energiever- ße Betonplatte mit getrenntem Sockel Nach vollständigem Abbinden des Kle- sorger, die Straßenlampen dort teilweise für eine Stahlsäule. Schubkarrenweise bers wurden die vorher nur locker ange- in den Nachtstunden abzuschalten, stieß Schotter und sonstiges Steinmaterial zogenen Muttern festgezogen. Abbildun- weitgehend auf Desinteresse. Erfreuli- fand seine letzte Ruhestätte in einem bis gen 3 und 4 zeigen die Säule vor und cherweise brennt zumindest in der Nach- zu 1,20 m tiefen Loch, bevor nach sorg- nach der Befestigung auf dem Betonso- barstraße seit Sommer 2009 nur noch fältigem Abrütteln eine ca. 20 Zentime- ckel. 85 Kilogramm Quarzsand sorgen jede zweite Lampe nach 22.30 Uhr. Die- ter hohe, armierte Betonschicht – fünf für eine zusätzliche Schwingungsdämp- ser Fremdbeleuchtung verdankt meine Zentimeter über den Boden ragend – den fung. Sternwarte ihren Namen „SOL“. Die Ab- Abschluss bildete. Die frisch erstellte Bo- kürzung steht für „Sea of Light“ und be- denplatte ist in Abbildung 2 zu sehen. Für die hinteren Stützen des abrollbaren deutet übersetzt so viel wie Lichtermeer. Daches wurden passende Fundamente In mühevoller Handarbeit habe ich im Durch unfreiwillig geleistete Überstun- aus rechteckigen Pflanzsteinen in einer April 2007 die ersten Umrisse der künf- den im Büro konnte ich mir 2008 eine Tiefe von 80 Zentimetern (mit Monier- tigen Sternwarte geschaffen, bis ein solide Säule von Baader-Planetarium eisen bestückt) einbetoniert. Abbildung Bagger beim Verteilen des Mutterbodens leisten. Nachdem die Löcher für die Be- 5 zeigt die fertigen Stützen hinter der den Rest erledigte. Diese Anfänge zeigt tonankerschrauben gebohrt waren, wur- Sternwarte.

3 Die Stahlsäule vor dem Verkleben mit dem Fliesenkleber 4 Die fertig montierte Säule auf dem dafür vorgesehenen Sockelfundament

VdS-Journal Nr. 56 10 Sternwarten und Schutzbauten

genau ausgerichtet. Die Dachausleger be- stehen aus Holzbalken (12 cm x 12 cm) und sind mit den Stützpfosten verzapft. Querbinder geben zusätzlichen Halt. Die Sternwarte verfügt nach außen über eine massive Metalltür sowie eine mit blick- dichtem Stoff bespannte, abschließbare Schiebetür innen als zusätzliche Ein- bruchshemmung. Sie dient im Sommer bei geöffneter Metalltür für gewisse Luftzirkulation und notwendigen Licht- schutz. Die Dachkonstruktion besteht aus 22 Millimeter starken Nut-Feder-Bret- tern. Ringsum außen mit Abkanthölzern 5 versehen, wurde eine Spezial-Dachhaut Der fertige Dachausleger von 2007 mit seinen 80 cm tiefen Stützfundamenten im auf der Dachkonstruktion aufgebracht hinteren Bereich und bahnweise verklebt. Nach dem Mon- tieren verzinkter Abschlussbleche war das Dach somit schon am zweiten Tag Im Urlaub 2008 machte ich nach In- Flachdach versehene Holzkonstruktion, fertig gestellt und wetterfest. Im Jahr ternet-Recherchen erste Pläne für eine die alle vorhandenen Lampen abdecken 2013 mussten die Dachausleger aller- Rolldachhütte. Bei einem ortsnahen Me- konnte. Gemäß meinen Plänen wurden dings schon material- und witterungs- tallbetrieb erwarb ich für rund 600 Euro das Grundgerüst, die Dachausleger sowie bedingt ersetzt werden und sind nun 15 Meter Schienen und sechs Rollen, die das Dach vom Fachmann gebaut (Abb. 7). mit einem konstruktiven Regenschutz jeweils eine Tragkraft von 400 kg auf- aus Zinkblech versehen. Alle weiteren wiesen, also genug Schneelast-Reserven Mit Betonankerschrauben wurde die Arbeiten erfolgten dann innerhalb der besaßen. Abbildung 6 zeigt die massiven vorgefertigte Rahmenkonstruktion fest nächsten vier Monate in Eigenregie. Rollen und Schienen vor dem Einbau. mit der Betonplatte verbunden und für Mein Hauptaugenmerk galt sämtlichen die reibungslose Funktion des Rolldachs Außenbereichen, um die Hütte endgül- Aufgrund der Maße der Hütte kamen einige tausend Euro an Material zusam- men. Nach einem Holzlieferanten su- chend, landete ich schließlich bei einem ortsansässigen Zimmermann. Mangels Erfahrung habe ich die wichtigsten Ar- beiten besser den Fachleuten überlassen, so z. B. die Erstellung des Dachs. We- gen des massiven Fremdlichts entschied ich mich für eine hohe und mit einem

7 6 Die massiven Schienen und Rollen, die für das Der Aufbau des Grundgerüstes durch den Flachdach eingesetzt wurden. Sie kommen Zimmermannsbetrieb; diese Basisarbeiten habe ich häufig im Torbau auf Bauernhöfen zum Einsatz. vorsichtshalber Fachleuten überlassen.

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 11

8 Eine aktuelle Aufnahme aus dem Jahr 2015. Hinten erkennt man die Schutzbleche auf den Dachauslegern, die einen Witterungsschaden der Trägerbalken verhindern helfen.

tig wetterfest zu machen. Dazu wurden beren Abschluss. Die wetterfeste Tür be- Außenwand eine Termitenart unbemerkt u. a. rund 35 Quadratmeter Holzpaneele sitzt ein kleines Vordach und ist sauber eingenistet hatte. Alles war durchnässt mehrfach von beiden Seiten mit Holz- abgedichtet. und zernagt. Der Schaden war so im- lasur gestrichen. Vorgebohrt und ange- mens, dass sogar die Standsicherheit des senkt wurden die Paneele nach und nach Im Jahr 2014 musste ich die Nordwest- Gebäudes in Gefahr war. Zusammen mit auf einem Lattengerüst aufgeschraubt. seite der Sternwarte grundlegend restau- einem Sternfreund wurde der Schaden Aufwändig aber effektiv, da so auch rieren, weil sich zwischen Innen- und aber nachhaltig beseitigt. Das Schadens- ein Reißen und Verwinden der Profil- bretter gemindert wird. Zum Schutz vor Regen und Schnee sind die Längsseiten mit Schiefer verkleidet und decken den Schlitz zwischen Wand und Dach zuver- lässig ab, die Querseiten sind hinten mit Deckblenden und Anschlagpuffern und vorne mit Türdichtleisten mit Borsten ausgestattet. Abbildung 8 zeigt ein aktu- elles Bild vom April 2015.

Um zu verhindern, dass das über einen Speier abgeführte Dachwasser die Wand herunterläuft, wird es in eine Art Trich- ter geleitet, der - verbunden mit einem Rohrsystem (an der Außenwand befes- tigt) - das Wasser unterhalb des Roll- dachbalkens letztlich in eine Regentonne führt (Abb. 9). Die Außenwände sind zum Schutz vor Nässe bündig mit der Boden- platte fünf Zentimeter über Grund und mit einem Belüftungsgitter verbaut und 9 verhindern so u. a. das Eindringen von Die Konstruktion zur Abführung des Regenwassers vom Dach: Das Wasser wird Nagern. Eckprofile sorgen für einen sau- unterhalb eines Dachauslegers in eine Regentonne geleitet.

VdS-Journal Nr. 56 12 Sternwarten und Schutzbauten

halb der Regale für dezente Beleuchtung zum Auffinden diversen Zubehörs wie z. B. Okulare, Laptop und Literatur.

Die Säule steht in der Mitte eines 3 x 3 Meter großen Quadrats, so dass im hin- teren Bereich genügend Platz für eine Zubehörtheke existiert. Um der Höhe der Säule, meiner Körpergröße und den verlegten Leitungen Rechnung zu tra- gen, wurde der Boden nicht direkt auf der Betonplatte errichtet. Eine mit Spe- zialklebeband verklebte Dampfsperre mindert das Eindringen von Feuchtigkeit 10 Der Feuchte- und Insektenbefall-Schaden aus dem Jahr 2014, der nur mit einigem und Insekten von unten. Ein Unterbau Aufwand nachhaltig beseitigt werden konnte. aus Holzbalken (6 x 10 Zentimeter) bildet dabei die Basis für den Boden. Wie schon oben beschrieben, konnte dies in letzter bild unterhalb der Außenwand ist deut- Auflagepunkte zur Verschraubung. Zum Konsequenz leider den 2014 festgestell- lich in Abbildung 10 zu erkennen. Schutz vor Reflexen der direkten Leuch- ten Insektenbefall nicht ganz verhindern. ten sind die Innenwände mit grauem Die Zwischenräume der Balken enthalten Die Innenwände aus 2,5 x 1,25 Meter Schultafellack gestrichen. Zahlreiche Leerrohre und sind mit 1400 Liter Ver- großen OSB-Platten sind 18 Millimeter Stromanschlüsse und eine Netzwerkdose packungsflocken als Dämmung verfüllt. stark und geben der Sternwarte die not- wurden, rundum verschlossen, in einem Die Säule umgibt eine „tragende Ring- wendige Stabilität. Mehrere Längsbalken Fachwerk der Wand installiert. Mittler- konstruktion“, um den Boden an dieser im Grundgerüst sorgten für genügend weile dient eine LED-Beleuchtung unter- Schwachstelle trittsicher zu machen,

11 Der Bereich um die Säule sowie die Unterkonstruktion des sechs Zentimeter über dem Betonfundament befindlichen Holzbodens. Gut zu erkennen ist das eingebrachte Dämmmaterial.

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 13

12 Der aktuelle Stand des Innenraums vom Februar 2015, gewissermaßen mein astronomisches Wohnzimmer

hauptsächlich jedoch, um Säule und Bo- obachten und Arbeiten in der Sternwarte Da eine meiner Passionen die Sonnen- den zu entkoppeln (Abb. 11). Ein schwar- sehr angenehm (Abb. 12). In der Praxis beobachtung im Weiß- und Ha-Licht zer Bodenbelag gab der Sternwarte innen hat sich das je nach Beobachtungsobjekt ist, könnte man den Sternwartennamen den letzten Schliff und dient auch als verschiebbare Flachdach gut bewährt. „SOL“ nachträglich auch aus dem Latei- Schallschutz. Die hohen Wände gewährleisten sehr gu- nischen für „Sonne“ ableiten. Der mobi- ten Wind- und Lichtschutz. Auch wenn len Montierung CNC-400 auf der Säule Die bisherigen Erfahrungen führten im mir südlicher gelegene Objekte verwehrt ist 2014 eine deutlich tragfähigere und Laufe der Zeit zu weiteren Optimierungen bleiben, konnte ich in den vergange- komfortablere Goto-Montierung AP900 und dem Bau zusätzlicher Regale und nen sechs Jahren mehr Beobachtungen von Astrophysics gefolgt. Ordnungssysteme und machen das Be- durchführen als in den 25 Jahren zuvor. Bau einer Schiebedachsternwarte mit Doppelschienen ohne Ausleger von Burkhard Kowatsch

Als sich bei uns im Jahr 2002 zum zwei- Was aufgrund der zeitlichen Not zuerst Im Winter 2010 war es dann wieder so- ten Mal Nachwuchs ankündigte, musste nur als Provisorium gedacht war, hielt weit. Die Hütte streikte und mit einigem der alte Beobachtungsplatz aufgrund des dann doch erstaunlich lange und ich Kraftaufwand wurde in unmöglicher nun aus Platzmangel notwendigen Um- habe viele Nächte in, oder besser ge- Körperhaltung der Schwerkraft entge- zugs aufgegeben werden. Zeit war in die- sagt, neben der Hütte verbracht. Da ein gengewirkt. Ein stechender Schmerz im ser Phase ein kostbares Gut und so wur- Schwerpunkt meiner astronomischen Tä- Rücken hatte dann die Freude an diesem de für das vorhandene Instrumentarium tigkeit die CCD-Fotografie ist, war eine Beobachtungsabend endgültig vereitelt kurzerhand eine einfache, wegschiebbare derartige Hütte mit mancherlei Nachtei- und in meinen Gedanken manifestierten Hütte gebaut, die auf im Rasen einge- len verbunden. So stand das elektroni- sich Pläne zum Bau einer richtigen Be- lassenen Pflastersteinen bewegt wurde. sche Equipment im Freien, und es musste obachtungsstation. Eine drehbare Kuppel Nach zwei Tagen Materialbesorgen, Ra- die komplette Ausrüstung zu jeder Be- kam aus Kostengründen jedoch nicht in senausheben und dem eigentlichen Bau obachtung auf- und abgebaut werden. Frage. Nach langen Recherchen im Inter- der Hütte war alles fertig und die nächt- Im Winter quoll der Rasen zwischen den net entschloss ich mich für den Bau einer lichen Aktivitäten konnten wieder aufge- Pflastersteinspuren auf und die Hütte 28-Millimeter-Blockbohlenhütte mit ab- nommen werden. Ein Bild meiner alten musste so manches Mal angehoben und fahrbarem Dach. Beobachtungsstation zeigt Abbildung 1. über die Erhebungen gewuchtet werden.

VdS-Journal Nr. 56 14 Sternwarten und Schutzbauten

keine der in Frage kommenden Hütten in natura oder im Internet gesehen. Gegen andere Lösungsansätze wie klappbare­ Dachhälften o. ä. gab es jedoch noch mehr Einwände. Und so war die Marsch- richtung klar und die Suche nach geeig- neten Materialien konnte beginnen.

In einem nahegelegenen Baumarkt wur- de die Blockbohlenhütte zum Angebots­ preis erworben. Die Abmessungen der Hütte betragen 2,3 x 2,3 Meter. Die 28 Millimeter starken Bohlen sollten genü- gend Stabilität bei einem guten Preis- Leistungsverhältnis bieten. Schwieriger gestaltete sich schon die Suche nach geeigneten Laufschienen und passenden Rollen. Zumindest unser ortsansässiger Baumarkt hatte keine Rollen und Schie- 1 Die alte Beobachtungsstation war eine einfache, wegschiebbare Hütte. nen, die meinen Vorstellungen bezüglich

Zusammen mit meiner Frau – als letzte Instanz über alle Aktivitäten der Garten- gestaltung – wurde der Platz hinter dem Haus vermessen und die Größe sowie die zukünftige Position der Hütte festgelegt. Unproblematisch wäre eine möglichst südliche Lage der Beobachtungshütte ge- wesen, obwohl dies wegen dem nachbar- lichen Haus zu einem in der Höhe ein- geschränkten Blick nach Süden geführt hätte. Dafür hätte man das Dach pro­ blemlos nach Norden abfahren können. Allerdings wäre dann nördlich der Hütte nichts mehr mit dem Garten anzufangen gewesen. Bei einer möglichst nördlichen Lage wäre die Fläche im Süden weiterhin nutzbar geblieben. Schon auf den ers- ten Blick war klar, dass die Stützpfosten des abgefahrenen Daches in diesem Fall auf dem Weg zur Garagentüre zu liegen kommen würden. Außerdem würden die 2 Kurze Balkenstummel außerhalb der Hütte in Verbindung mit jeweils einer weiteren Laufbalken dann einen weiteren Fußweg Laufschiene an der Balkenunterseite und einer Stützrolle konnten das Problem des kreuzen, der, ohne den Kopf einzuziehen, Kippens des abgefahrenen Daches beheben. nicht mehr begehbar wäre. Andererseits gab es für dieses Szenario die Zustim- mung meiner Frau, verbunden mit einem Problem des Kippens des abgefahrenen Stabilität und Laufverhalten entsprochen tieferen Blick nach Süden. Also muss- Daches beheben könnten (Abb. 2). Hand- hätten. Gut, dass es für solche Proble- te das Problem der nicht realisierbaren skizzen unterstützten mich bei diesem me heutzutage das Internet gibt! Über Ausleger sowie der Stützbalken irgend- Lösungsansatz und ich war mir sicher, einen Baubericht im Astrotreff zu einer wie gelöst werden … dass es keine unüberwindbaren Hinder- herkömmlichen Rolldachhütte wurde ich nisse bei der Funktion dieser Konstrukti- auf die Produkte der Firma „Came“ auf- Nach einigen Lösungsansätzen und reif- on geben sollte. merksam. Die in Frage kommenden Rol- licher Überlegung war ich der festen len sowie Schienen sind normalerweise Überzeugung, dass kurze Balkenstummel Eine große Unsicherheit war jedoch die für Rolltore von Grundstückseinfahrten außerhalb der Hütte in Verbindung mit Stabilität des Daches, weil doch ein or- o. ä. gedacht. Da diese Tore oft recht jeweils einer weiteren Laufschiene an der dentlicher Hebel auf die Konstruktion schwer und massiv ausgeführt sind, ist Balkenunterseite und einer Stützrolle das wirkte. Außerdem hatte ich bis dato noch die Tragfähigkeit der Komponenten ent-

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3 Vor dem Auffüllen mit Beton wurden für die Aufnahme der Säule M12-Gewindestangen eingelassen und mit einer Schablone fixiert.

sprechend ausgelegt. Für ein Holzdach mit etwas Dachpappe sind sie dagegen schon fast überdimensioniert. Aber hier war ich lieber auf der sicheren Seite, trotz des hohen Preises. Bei den Schie- nen ist die Lauffläche als Außenradius ausgelegt. Die Rollen haben einen pas- senden Innenradius und können daher nicht „entgleisen“. Außerdem sind sie or- dentlich gelagert und laufen auch unter hohem Gewicht sehr leicht. Da also alle Anforderungen erfüllt waren, wurde die Bestellung abgeschickt.

Die Lieferzeit der Hütte und der Metall- komponenten wurde genutzt, um den Vorgänger zu zerlegen und das Teleskop zu demontieren. Beides war an einem Mittag erledigt. Da der Fundamentplan im Internet schon im Vorfeld zur Ver- fügung stand, konnten die Löcher der Fundamente ausgehoben und die Fun- damente selbst betoniert werden. Etwas mehr geistige Akrobatik erforderte die 4 Bestimmung der optimalen Position der Nach einer Verbreiterung des Spaltes ließ sich das Dach mit sehr wenig zukünftigen Säule, denn es musste die Kraftaufwand abschieben. Position des Tubus auf der Montierung, der Schwenkbereich und die Positionie- rung eines Tischchens etc. berücksichtigt mit einer Schablone fixiert, bevor auch Balken für die Laufrollen und die Schie- werden. Aber nach vielem Messen im hier mit Beton aufgefüllt wurde (Abb. 3). nen vorbereitet. Die Rollen mussten dazu Keller mit provisorischem Aufbau des Te- in die Balken eingelassen werden. Da die leskops war auch das irgendwann geklärt Der nächste größere Bauabschnitt war Tragebalken der Laufschienen später aus und „das große Loch“ für die Säule konn- die Montage der Hütte. Diese wurde zu- der Hütte herausragen sollten, wurden te ebenfalls ausgehoben werden. Für die erst vollständig nach Plan aufgebaut. Der Löcher zum Durchstoßen der Balken in zukünftige Aufnahme der Säule wurden Aufbau erfolgte problemlos innerhalb die vordere Wand der Hütte eingearbei- M12-Gewindestangen eingelassen und von zwei Tagen. Als nächstes wurden die tet. Danach erfolgte die provisorische

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 17

Montage der Lauf- und Rollbalken an die Seitenwände der Hütte, um später gleich die passenden Bohrungen für die Endmontage zu haben. Außerdem konn- te parallel dazu die Position des späteren Trennschnitts von Dach und Seitenwand festgelegt werden. Nachdem die Balken der Rollen wieder demontiert waren, er- folgte die Trennung von Dach und Sei- tenwänden in bewährter „Dosenöffner- Manier“. Mit der Stichsäge waren die Schnitte in den vier Wänden schnell erledigt. Nur die Ecken, die wegen der Verzahnung der Bohlen seitlich überste- hen und mit der Stichsäge nicht erreich- bar waren, mussten von Hand mit einem Fuchsschwanz aufgetrennt werden.

Wegen der teilweise unmöglichen Kör- perhaltung beim Sägen entwickelte sich dieses Vorhaben zur ziemlichen Schin- derei. Nach einer gefühlten Ewigkeit war auch dieser Schritt erledigt und das Dach wurde zur endgültigen Montage der Rollbalken angehoben. Damit später die südlichen Bohlen nicht durch die He- belkraft des abgefahrenen Daches an der Rückwand auseinandergezogen werden, erfolgte noch die Montage von Zugent- lastungen in Form von Vierkanthölzern, welche die oberste Bohle mit der unters- ten Bohle verbanden. Diese wurden wie- derum mit dem Fundament verschraubt und die Kraft des abgefahrenen Daches kann so ins Fundament geleitet werden. 5 Als Instrument verrichtet ein 16-Zoll-Newton auf einer Alt 6 AD seinen Dienst. Dann kam endlich der große und lang Das Teleskop ist ebenfalls ein Selbstbau und wurde im VdS-Journal 52 vorgestellt. ersehnte Augenblick und die Funktion der „Stummelbalken“ mit Doppelschie- nen und Stützrollen konnte erstmals getestet werden. Das Dach wurde ange- Als Säule wurde ein 20-Zentimeter- Ein weiterer wichtiger Punkt sind ausrei- schoben und ... klemmte! Zum einen war Abwasserrohr beschafft und mit Beton chend ausgelegte Sturmsicherungen für der Spalt durch die Sägeblattstärke zu ausgegossen. Eingelassene Leerrohre er- das Dach. Während die unteren Stütz- schmal und musste verbreitert werden. laubten eine Verkabelung ohne nächtliche rollen meiner Konstruktion den südli- Zum anderen kam es an der mittleren, Stolperfallen zu erzeugen (Abb. 5). Für die chen Teil des Daches allein durch ihre oberen Rolle bzw. deren Aussparung zur Stromversorgung wurde ein kurzer Gra- angedachte Funktion vor dem Abheben Durchbiegung des Balkens, und das Dach ben von der Garage zur Hütte ausgeho- sichern, mussten auf der Nordseite weite- setzte sich nach dem Abfahren des ersten ben und eine entsprechende Leitung ver- re Sturmsicherungen angebracht werden. Rollenpaares vom Stummelbalken auf legt. Die gesamte Hütte kann mit einem Kostengünstig und sehr zweckmäßig las- den Außenwänden fest. Dieses Problem Schalter stromlos geschaltet werden. sen sich dafür einfache Scharniere ver- konnte durch die nachträgliche Monta- Vier 230V-Steckdosen, ein 12V-Verteiler wenden, die mit einem entsprechenden ge eines oben aufliegenden zusätzlichen und ein in der Hütte schaltbares Rotlicht Loch versehen einfach auf einen im Lauf- Balkens als Verstärkung behoben wer- rundeten die Elektroinstallation ab. In balken eingelassenen Gewindestummel den. Nach dieser Korrektur und einer der Nord-Ost-Ecke wurde ein einfacher geklappt werden. Eine Flügelmutter si- Verbreiterung des Spaltes ließ sich das Klapptisch eingebaut, auf dem der Steu- chert das so verschlossene Dach (Abb. 7). Dach mit sehr wenig Kraftaufwand ab- errechner seinen Platz fand. Alle USB- schieben (Abb. 4). Damit war der eigent- und sonstigen Verbindungskabel laufen Um die außen liegenden Balkenstummel liche Aufbau der Hütte abgeschlossen auf einem begehbaren Flachkanal von vor Schnee und Regen zu schützen, wur- und es ging an den Innenausbau. der Säule zum Rechner. de ein Stück eines Kupferfallrohres der

VdS-Journal Nr. 56 18 Sternwarten und Schutzbauten

Kälte und Feuchte konnten der Hütte nichts anhaben und sie verrichtet weiter- hin und hoffentlich noch für viele Jahre ihren Dienst. Die Anzahl der genutzten Nächte hat sich seit dem Bau deutlich erhöht. Die Konstruktion der doppelten Laufschienen hat sich ebenfalls bewährt und der Platzbedarf konnte durch die fehlenden außenliegenden Stütz- und Laufbalken minimiert werden. In schnee- reichen Regionen mit entsprechender Schneelast könnte diese Konstruktion an ihre Grenzen stoßen. Vorsichtshalber habe ich dieses Szenario einmal selbst simuliert und mich mit einem Klimmzug an das vordere Ende des aufgeschobe- nen Daches gehängt. Die Tatsache, dass sich das Dach seitdem immer noch öff- nen lässt, zeugt von der Stabilität der Konstruktion. Ein weiterer Nachteil soll nicht verschwiegen werden: Durch die innenliegenden Stützrollen verringert sich der nutzbare Himmelsausschnitt geringfügig, da ca. 30 Zentimeter des 6 Die Schiebedachsternwarte mit abgefahrenem Dach Daches über dem Innenraum verbleiben, das Dach also nicht vollständig über der Hütte abgefahren werden kann. Länge nach halbiert und über den Bal- Da in der Vergangenheit bereits ungebe- ken am Dach verschraubt. So bleiben die tene Gäste in meiner Garage ihr Unwesen Balken und die Laufflächen trocken und getrieben haben, wurde v. a. auch in Sa- gut geschützt. Durch die Krümmung des chen Alarmtechnik und Diebstahlschutz Rohrstückes tropft Regenwasser seitlich investiert. Auf eine detaillierte Beschrei- ab (Abb. 8). Durch die Befestigung am bung möchte ich an dieser Stelle aber Rolldach werden diese Schutzrohre ein- lieber verzichten. Seit dem Bau der Hütte 8 Die Schiebedachsternwarte von fach mit abgefahren und müssen so beim und der Erstellung dieses Berichtes sind außen mit den Kupferfallrohren als Öffnen nicht entfernt werden. nun drei Jahre vergangen. Sturm, Frost, Regenschutz

7 Einfache Scharniere werden hochge- klappt und eine Flügelmutter aufge- schraubt. So wird das verschlossene Dach gesichert.

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Was wird denn das? Ein Gasspeicher, eine Wärmepumpe – oder eine Wetterstation? von Jens Kuraschinski

Wer kennt nicht den Wunsch, spontan bei klarem Himmel sofort mit der Beob- achtung beginnen zu können, ohne noch lange aufbauen zu müssen und die Gerä- te erst auskühlen zu lassen?

Als langjähriger Hobbyastronom und Ei- genheimbesitzer in einer dörflichen Regi- on mitten in der norddeutschen Tiefebe- ne musste bisher immer meine Terrasse (Nord-Süd-Ausrichtung mit freiem Blick nach Osten) für die Beobachtung her- halten. Mit der sukzessiven Erweiterung meiner Ausrüstung wuchs parallel auch der Platzbedarf und irgendwann tolerier- te die Familie dann mein C 11 mit Drei- beinstativ im Wohnzimmer nicht mehr. Es musste eine dauerhafte, andere Lösung her, am besten ein stationärer Aufbau ohne Wartezeiten für den Auf- und Ab- bau, der immer sofort einsatzbereit war, auch wenn es zwischendurch mal aufkla- ren oder Wolkenfelder spontan aufreißen sollten.

Zunächst war die Frage zu klären, wie weit eine stationäre Lösung denn ge- hen sollte. Reichte vielleicht eine einfa- che Betonsäule im Garten? Was geschah dann aber mit der Montierung? Weiter- hin immer wieder aufbauen, einnorden und wieder abbauen? Die Montierung nach Gebrauch einfach nur abdecken? Bei unserer Witterung erschien mir das undenkbar, obwohl es auch hierfür gute Beispiele gibt. Am Ende sollte es doch ein Schutzbau werden, der im Haus Platz schaffen und das Auf- und Abbauen ob- solet machen sollte. Eine Rolldachhütte kam damit in die engere Wahl.

Es folgten Studien unzähliger Erfah- rungs- und Selbstbauberichte im Inter- net. Eine Rolldachhütte besitzt wie jede Lösung Vor- und Nachteile. Erhebliche Vorteile sind sicherlich ihr - im Vergleich mit anderen Lösungen - günstiger Preis und ihre kompakte Bauweise, sowie der durchaus im Möglichen liegende Aufbau in Eigenregie - und schließlich: der Ge- samtanblick des Himmels bei geöffnetem Dach. Besonders gut gefielen mir die Va- 1 Immer wieder fragende Blicke bei Passanten – ein Kleinobservatorium rianten mit gesondertem Kontrollraum, in der Vorstadt?

VdS-Journal Nr. 56 20 Sternwarten und Schutzbauten

3 2 Die Baugrube mit unterer Säule beim Betonieren mit ange- Die Stahlbetonsäule mit aufgesetzter Adapterplatte für setzter Haltevorrichtung. Die Spannseile wurden kurze Zeit die künftige Montierung später angebracht.

in den man sich während der Beobach- raum besitzen sollte. Der Oberbau wurde jekt vorbereiten konnten. Eine richtige tung zurückziehen oder Material lagern bei einem namhaften Anbieter bestellt Vorstellung von dem, was ich da plante, konnte. und die Lieferung wurde für die Herbst- hatte letztendlich bis zur Fertigstellung ferien angekündigt. wohl aber niemand, zumal nur wenigen Während meiner „Orientierungsphase“ bis dahin mein Hobby wirklich bekannt wurde bei uns im Ort die Straßenbe- Das Herzstück der Sternwarte sollte ne- war. Gerade zu jener Zeit, als ich wie- leuchtung erneuert, so dass ich mich au- ben dem Korpus mit zwei Ebenen eine der in Feierabendstimmung den Beton- ßerdem mit einem potenziell gestiegenen Stahlbetonsäule werden, auf die mein mischer aktivierte, erhielt ich erneut Lichteinfall auseinandersetzen musste. C 11 möglichst schwingungsfrei aufge- Gesellschaft. Nach dem ersten Smalltalk Wie also auf dieses neue, deutlich hellere setzt werden sollte. Sie lagert auf einem kam schließlich die Frage auf, was ich Streulicht reagieren? Eine Rolldachhüt- Basis­fundament mit einem Volumen von denn hier bauen würde? „Wird das eine te stößt hier naturgemäß an ihre Gren- einem Kubikmeter. Die Säule selbst ist Wärmepumpe zum Beheizen des Hau- zen. Auch bestand ein weiteres Problem von außen mit einem 60-Zentimeter- ses?“ Nun gut, den Gedanken habe ich in in dem ständigen Wind, der bei offener Lüftungsrohr ummantelt, das einen Me- der Vergangenheit in der Tat schon mal Hütte dauerhaft gegen die Geräte drück- ter tief in die Erde eingelassen wurde und gehabt – aber eine solche Ähnlichkeit? te. Was konnte hier Abhilfe schaffen? in 2,20 m Höhe in eine kleinere 30-Zen- Mit etwas Fantasie mag die Betonsäule Wäre nicht eine frei drehbare Kuppel die timeter-Säule übergeht. Die Gesamthöhe mit dem Lüftungsrohrmantel im Rohbau optimale Lösung? beträgt ca. 3,65 Meter und ist bei norma- aussehen wie eine überdimensionierte len Bewegungen schwingungsfrei. Kolbenpumpe. Nach einer kurzen Lektion Während des Sommerurlaubs 2013 ging war der Wissensdurst indes gestillt und meine Planung in die Endphase. Die Während der Bauphase erhielt ich öfter ich konnte weiter meiner Arbeit nachge- Frage „Rolldachhütte oder Kuppelbau“ Besuch von Freunden, Bekannten und hen. ging zu Gunsten einer Kuppellösung aus von am Bauvorhaben interessierten Per- (Abb. 1). Ich entschied mich aus Platz- sonen. Meine Nachbarn hatte ich recht- Für die zwei ineinanderliegenden Stahl- und Kostengründen für eine 3-Meter- zeitig vor Baubeginn eingeweiht, damit kerne habe ich vorab Baustahlmatten Kuppel, die einen Kontroll- und Stau- sie sich schon einmal auf das neue Ob- auf die passende Länge und Breite zu-

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 21

5 Einschalung für Sohlplatte und Ringfundament mit den in Eigenar- beit verlängerten Pfostenträgern 4

Oberer Stahlkern innerhalb der Säule zum Aufnehmen der Zugkräfte

geschnitten. Per Hand und mit Hilfe von fundaments, das 60-Zentimeter-Rohr der künftige Gebäude mit dem Spaten aus- Balken wurden diese gekantet, gebogen Säule und die beiden Stahlkerne konnten zuheben. Allerdings war der Lehmboden und mit Draht verzwirbelt. Wichtig: Be- so exakt senkrecht ausgerichtet, gehal- aufgrund des trockenen Sommers so ton kann nur Druckkräfte aufnehmen. ten und zentriert miteinander verbunden hart, dass die altbewährte Spitzhacke mit Für die Zugkräfte ist Baustahl notwen- werden. zum Einsatz kommen musste. Auch Wäs- dig, damit die Säule die notwendige Sta- sern half dabei, den Lehm einzuweichen bilität erhält. In den nächsten Tagen wurde in jeder und gängig zu machen. freien Minute, in der Mittagspause oder In Bild 4 sieht man nur noch den oberen nach Feierabend, weiterbetoniert. Da- Für den Unterbau wurden handelsübliche Teil der Endsäule, der untere Teil liegt bei füllte sich langsam die untere Säu- Pfostenträger beschafft, die später die bereits von Beton ummantelt im äuße- le mit Beton. Der Zement wurde jeweils acht Hauptbalken (8x20 cm) tragen soll- ren Kern. Die Kerne wurden mit 10-mm- mit einem Eimer über die Leiter in die ten. Die Träger bestellte ich mir im Inter- Baustahl zusätzlich verbunden, damit die Säule gefüllt. Kurz vor dem Übergang net. Ich war allerdings etwas überrascht Zugkräfte bis in das Bodenfundament habe ich dann die 30er-Säule über den darüber, wie „kurz“ diese doch waren. Da abgeleitet werden können. Vorab wurde Stahlkern geschoben und ebenfalls mit später durch die Höhe der Konstruktion das große Rohr mit Hilfe einer Holzkon- Beton fixiert. An der Spitze konnte der und den Wind enorme Zugkräfte auf das struktion und drei Halteseilen senkrecht zwischenzeitlich angeschaffte Betonsäu- Gebäude wirken konnten, habe ich aus aufgestellt (s. Abb. 2). Mit einer ausge- lenadapter gemeinsam mit dem Rest der statischen Gründen die Pfostenträger um liehenen Mischmaschine begann ich, Säule verbetoniert werden (hier: Estrich). jeweils 60 Zentimeter durch Anschwei- lagenweise in kleinen Mengen Beton zu Zwischendurch habe ich die verfüllten ßen verlängert, damit diese vollständig fertigen. Dabei habe ich im ersten Schritt Rohre vor dem Abbinden immer wieder von Beton umschlossen werden konnten das große Rohr mit den beiden Stahlker- mit einem Gummihammer bearbeitet, (Abb. 5). nen ca. 30 Zentimeter tief in die Bau- damit sich die flüssige Mischung noch grube einbetoniert und zwar so, dass der innerhalb der Bewährung setzen und Nach genauer Justage und Fixierung der Beton von unten noch in das offene Rohr verdichten konnte. Danach hieß es erst Pfosten im Basisfundament kamen dann gelangen konnte, welches ich zunächst einmal warten. anstelle Handmischung ca. 2,5 Kubikme- auf drei Steinen senkrecht ausgerichtet ter Fertigbeton zum Einsatz, um das Fun- und mit der Holzkonstruktion sowie den Nach einigen Tagen der Kontrolle und dament zu vollenden. Zuvor wurde noch Spannseilen in drei Richtungen gesichert des Ruhens entschied ich mich, das 80 aus Sperrholz eine Einschalung gefertigt hatte. Die erste Betonlage des Säulen- Zentimeter tiefe Rundfundament für das und das Stromkabel verlegt. Der LAN-

VdS-Journal Nr. 56 22 Sternwarten und Schutzbauten

7 Sternwarte mit geöffnetem Kuppelspalt

achtung Rückzugmöglichkeiten für die nächste Objektauswahl oder bietet die Möglichkeit der Fernsteuerung meiner Gerätschaften. Das geschilderte Streu- lichtproblem ist mit der Kuppel erfolg- reich gelöst und der Wind wird ebenfalls weitestgehend vom Teleskop abgehalten. Der Kuppelspalt von einem Meter Brei- te bietet ausreichende Ausblicke auf den gesamten Himmel (Abb. 7). Ein Projekt, das viel Spaß bereitet und sich absolut gelohnt hat.

Auch heute werde ich immer noch von Passanten auf den „Gasspeicher“ oder die „Wetterstation“ angesprochen. Viele sind überrascht über das Kleinobservatorium in ihrer Vorstadt oder generell über mein astronomisches Hobby.

6 Innenkonstruktion des Unterbaus

Anschluss wird über einen Powerline- vestition, die sich ab- Adapter sichergestellt. Mitte September solut gelohnt hat und waren die Betonarbeiten beendet. die ich jedem weiter- empfehlen kann. Erst nach den Herbstferien kam schließ- lich die Kuppel per LKW, die mein Nachdem die Kuppel Nachbar „per Radlader und Stapelga- mit einem Teleskop­ bel“ dann absetzen konnte. Der Herbst- lader auf den Unter- sturm „Christian“ sorgte für den ersten bau gehoben wurde, Baustopp, so dass der Zimmermann erst war die Sternwarte Anfang November den Rahmenbau auf Anfang Dezember das Fundament setzen konnte. Die Pfos- schließlich einsatz- tenträger haben sich bewährt, die Balken bereit. Die 3-Meter- stehen fest und sicher. Der Anspruch Kuppel bietet aus- beim Bau bestand ferner darin, dass zwi- reichend Platz für schen Korpus/Plattform und Säule keine Ausrüstung und Be- direkte Verbindung bestehen sollte, da- obachter, auch mit mit bei der späteren Beobachtung keine 4-5 Kindern oder 3-4 Trittschwingungen auf die Säule und die Erwachsenen kommt Geräte übertragen werden sollten. man noch gut zurecht. Die Säule schwingt bei Bereits im Rohbau wurden zahlreiche normalen Bewegungen Stromleitungen im Korpus verlegt, der nicht und die Stern- von außen mit weißem Aluminiumblech warte ist allzeit ein- wasserabweisend verkleidet wurde. Ich satzbereit. Im Unter- habe dabei Wert auf ausreichend Steck- bau befindet sich der dosen im Unter- und Obergeschoss ge- Kontrollraum (Abb. legt. Außerdem wollte ich auf den Luxus 8) mit Computer und von getrennt schaltbarem Weiß- und/ Zubehör. Er bietet oder Rotlicht nicht verzichten. Eine In- während der Beob- 8 Aufstieg vom Kontrollraum in die Beobachtungsebene

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 23

Das „Regentonnen-Observatorium“ von Ralf Kreuels

Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich eine Rolldachhütte oder gar eine kleine Kup- pel in den Garten zu stellen. Als Zwi- schenlösung wird dann gerne eine Säule fest montiert und das Gerät jeweils zur Beobachtung herausgetragen. So habe auch ich es in den letzten Jahren ge- handhabt. Aber selbst, wenn das Gerät in einer Garage oder einem Keller gelagert wird, benötigt das Teleskop danach noch recht lange Zeit für eine optimale Tempe- raturanpassung. Wäre es da nicht schön, das Gerät gleich draußen zu lagern?

Regen, Wind, Tau ... das sind die Ele- mente, die mich bisher davon abhielten, ein so empfindliches Gerät, versehen mit einer Hülle oder Plane als Abdeckung, draußen stehen zu lassen. Als ich aber im Baumarkt riesige, grüne, stabile Re- gentonnen entdeckte, kam mir die Idee, diese für einen quasi-festen Schutzbau zu verwenden. Zwei Stück davon aufei- nander gestülpt und den Boden der un- teren mit der Stichsäge entfernt, sehen sie zwar aus wie ein großes Gurkenfass, ergeben aber einen fast hermetisch abge- schlossenen Raum. Durchmesser ca. 100, Höhe etwa 170 Zentimeter. Das passt für meine EQ6 und mein C11 (Abb. 1). Fast,

1 Der obere Teil des „Regentonnen-Observato- riums“ lässt sich relativ leicht abheben und ermöglicht so sehr kurzfristig einen Blick auf Sterne, Mond und Planeten.

2 Links: Drei Abstandsringe, die im Kanalbau verwendet werden, verlängern die Konstruk- tion um etwa 30 Zentimeter. Das Dreibein- stativ wird von innen gegen die Ringe gespannt. Rechts sieht man zwei Schlauch- stücke, die für die Kabelzufuhr verwendet werden können.

3

Rechts: Die vorhandene Gewindestange wurde auf einfachste Weise, mit Hilfe einer Mutter und einer weiteren Gewindestange verlängert. Jetzt kann die Okularablage gegen die Beine verspannt werden.

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ohne den Stecker ziehen zu müssen. Ein PC-Lüfter wird hier über eine Zeitschalt- uhr angesteuert und die Luft über ein Stückchen eines Gartenschlauchs nach außen geführt (Abb. 4).

Die Deckel der Regentonnen haben einen kleinen Wulst. Als Ring ausgeschnitten und zwischen die Tonnen gelegt, ergibt sich so eine Barriere für seitlich eindrin- gendes Wasser (Abb. 5). Eine ähnliche Barriere sollte man auch am oberen Be- 4 Ein einfacher PC-Lüfter sorgt für den Luftaustausch. tonring z. B. durch einen Silikonwulst schaffen, damit auch hier kein Regen- wasser seitlich eindringen kann. Für die denn ein kleines Fundament benötigt die musste verlängert werden, um so die bessere Handhabung der etwa 10 Kilo- Konstruktion schon, damit man später in Okularablage gegen die Beine und diese gramm schweren Tonnen, habe ich an einer komfortablen Höhe arbeiten kann. dann gegen den Betonring zu spannen deren Seiten Griffe montiert (Abb. 6). Schließlich entdeckte ich Abstandsrin- (Abb. 3). Zur Fixierung der Tonnen aufeinander ge, die im Kanalbau verwendet werden. wurden sechs Löcher gebohrt. Hier stecke Diese haben den richtigen Durchmesser Fertig ist das fast mobile Regentonnen- ich nun einfach einige große Schrauben und die Höhe kann durch Kombination Observatorium, denn im Grunde lassen hinein, die bei Bedarf auch gekontert und verschiedener Ringe frei gewählt werden. sich die Ringe und die darauf befestigten fest verschraubt werden können (Abb. 7). Super! Tonnen überall hinrollen und das Stativ Für die Beobachtung kann in vielen Fäl- neu verspannen. Ich selber aber habe nur len die untere Tonne, die mit Hilfe eines Warum dann aber eine Säule betonieren? einen sinnvollen Ort zur Beobachtung Gummibandes und einigen Kleiderhaken Reicht nicht das Dreibeinstativ? Eigent- in meinem Garten, deshalb habe ich die am Fundament befestigt ist, stehen blei- lich müssten die drei Beine zwar über Ringe fixiert. Außerdem kann ich so nun ben (Abb. 8). den Ring hinausreichen, um eine stabile auch auf eine Kabeltrommel verzichten, Position zu gewährleisten. Aber es ist ja da ich die Stromzufuhr direkt in den Bei Beobachtungen in Zenitnähe oder möglich die Beine von innen gegen den geschützten Raum führe. Eine Lüftung bei der Justage des Polsuchers muss al- Betonring zu verspannen. Gesagt, getan gegen Tau ist unumgänglich, diese habe lerdings auch diese entfernt werden und (Abb. 2). Die Gewindestange, die Stativ ich ebenfalls ins Fundament integriert, (leider) über das ganze Gerät gehoben und Montierung miteinander verbindet, damit ich die Tonnen entfernen kann, werden. Das ist etwas umständlich, aber

5 Der Rand des Regentonnendeckels weist eine Erhöhung auf. 6 Griffe aus dem Baumarkt erleichtern das Hantieren mit den Steht die andere Tonne nun darauf, so ergibt sich eine natür- Regentonnen. liche Barriere für seitlich eindringendes Wasser.

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 25 Anzeige

7 Die obere Tonne, der ausgeschnittene Deckel und die untere Tonne werden bei Bedarf durch Schrauben fixiert.

8 Ein Gummiband, das einfach gelöst werden kann, fixiert die Tonnen an den Betonringen.

ich schaffe es mittlerweile wenigstens, dabei den Sucher nicht mehr zu berühren. Und noch ein letzter Tipp: Auf dem Oberteil sammelt sich Regenwasser. Das Te- leskop ist zwar wunderbar geschützt, aber nach einem Regenguss kippt man sich so leicht beim Abheben einen Schwall Wasser über den Kopf.

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Die Erfüllung eines Jugendtraums von Robert Meixner

1 Unsere Sternwarte (Spätherbst 2014) Wer kennt das nicht? Am frühen Abend che die Planung unseres Projektes sehr mit fertiggestellter Umrandung und ist der Himmel schön klar, die Sterne erleichterten. Aufschüttung leuchten in aller Pracht und man freut sich schon auf das Beobachten bzw. Fo- Die Auswahl des Standorts war leider tografieren. Man trägt das ganze Equip- sehr eingeschränkt. Unser Haus steht an lem also nicht gerade optimal. Aufgrund ment hinaus in den Garten oder packt es der nordwestlichen Seite des Grundstü- dieser Gegebenheiten rückten wir die ins Auto und fährt an einen halbwegs ckes mit ca. 1.200 Quadratmetern Flä- Sternwarte an den südlichsten Rand des dunklen Ort, hat alles aufgebaut und che. Nördlich grenzt ein Waldstück an Grundstückes und haben nun ein halb- ausgerichtet und noch während man das das Grundstück und südwestlich stehen wegs annehmbares, wenn auch etwas erste Objekt anvisiert: Wolken – und ehe mehrere Einfamilienhäuser – alles in al- eingeschränktes Beobachtungsfeld. man sich noch Gedanken machen kann, ist der Himmel komplett dicht. Nach solchen Aktionen ist der Frust meistens groß, da der ganze Aufwand umsonst war. So ist es uns etliche Male ergangen und da wir schon viele Jahre den Wunsch nach einer eigenen Sternwarte hatten, war bald klar, dass wir das Projekt Gar- tensternwarte in Angriff nehmen.

Nach einer intensiven Planungsphase mit einigen Stunden Internet-Recher- che und regem E-Mailverkehr mit As- trofreunden kristallisierte sich immer mehr heraus, dass wir uns eine Rolldach- hütte bauen würden. Wir erhielten viele wertvolle Tipps von Sternfreunden, da- runter auch einige tolle Baupläne, wel-

2 Beginn der Grabungsarbeiten für die Betonsäule (1 m x 1 m x 1 m)

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 27

3 Beim Betonieren der Säule für die Montierung – 4 Das vorbereitete Rohr für die Säule mit Kabelschläuchen; unter extremer Hitze am Ende des Rohres sieht man die Verankerungseisen, am Boden liegend der Adapter für die Montierung.

Nach dem Ausmessen und Abstecken des Grundrisses habe ich in einigen Nächten (über drei Monate verteilt) unser Teleskop mit dem Stativ an dieser Stelle aufgebaut und geprüft, ob der Standort auch wirklich etwas taugt. Denn ist einmal die Stern- warte hingestellt, kann man nicht einfach alles abreißen und den Ort wechseln.

Der ausgewählte Platz erwies sich dann aber doch als den Um- ständen entsprechend gut und wir konnten nach dem Einholen einer Genehmigung (zum Aufstellen einer Gartenhütte) beim Gemeindeamt – was sehr rasch und problemlos erledigt werden konnte – mit den ersten groben Arbeiten beginnen.

Am 1.7.2012 erfolgten dann unter enorm heißen Wetterbedin- gungen der Spatenstich für unser Projekt und zugleich der Be- ginn meines einmonatigen Arbeitsurlaubes, den ich mir dank meines damaligen Chefs (welcher sich für mein Hobby und Vor- haben sehr begeisterte) nehmen konnte.

Zuerst ging es an das Ausgraben von etlichen Löchern und Gru- ben für die Fundamente und die elektrische Zuleitung (Abb. 2). Die größte Grube war jene für die Betonsäule, auf welche später die Montierung adaptiert wurde. Nach Rücksprache mit einem befreundeten Maurer entschieden wir uns für ein Fundament von 100 x 100 x 100 Zentimeter, welches mit entsprechenden Betoneisen und einer speziellen Betonmischung (fast 14 Schub- karren!) aufgefüllt wurde (Abb. 3).

So ein schönes Loch! Verheerend war, dass schon in ca. 40 Zenti- metern Tiefe Steine und nochmals Steine zum Vorschein kamen. So wurde das Graben eine „Gemeinschaftsparty“ mit den Söh- nen, welche diese auch so schnell nicht vergessen werden.

Für die Säule wurde ein im Baumarkt gekauftes Abflussrohr mit 200 Millimetern Durchmesser und 2 Metern Länge verwendet. Das Rohr wurde mit entsprechenden Verankerungseisen (für den besseren Halt im Beton) sowie mit einer Verrohrung für die 5 Elektroinstallation und den diversen Öffnungen für Steckdosen, Der Adapter für die Polhöhenwiege und die Holzschablone usw. versehen (Abb. 4). wurden selbst hergestellt.

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6 Oben links: Beim Setzen der Schalungssteine für die Punktfundamente

7 Oben rechts: Der Boden der Sternwarte kurz vor der Fertigstellung

8 Rechts: Der Aufbau der Sternwarte am Beginn – alles passt perfekt zusammen

An dieser Stelle möchte ich mich auch sowie 40 Säcke Zement und jede Menge strichen waren, ging es an den Aufbau recht herzlich bei meinem Astrokollegen Armiereisen verarbeitet. Man glaubt es der Hütte auf die vorbereitete Boden- und Freund Hannes Neumayr bedanken, nicht, wie viel Material für so eine Stern- konstruktion (Abb. 8). Der schwierigste welcher die gesamte Elektroinstallation warte gebraucht wird. und kniffligste Teil war dabei aus meiner für uns perfekt ausgeführt hat und auch Sicht der Umbau des Daches auf ein Roll- beim Betonieren tatkräftig mit angepackt Im nächsten Schritt entstand der Boden, dach. Aber auch dies wurde nach einigen hat. Den Adapter für die Montierung eine Holzrahmenkonstruktion (Kanthöl- Konstruktionszeichnungen und Tüftelei- habe ich aus Gewindestangen und einer zer 10 x 10 Zentimeter), welche dop- en sehr gut gemeistert. Nach dem Zu- Schablone selbst hergestellt, diese wurde pelseitig verschalt und isoliert ist und sammenbau des Tragwerkes konnte das in den noch flüssigen Beton in der Säu- mehrfach mit einem speziellen Holz- Wegfahren des Daches getestet werden: le mit eingegossen. Die Schablone dafür schutzmittel gestrichen wurde (Abb. 7). Es hat alles auf Anhieb funktioniert. Das entstand aus den vorgegebenen Bohrun- Dach wird mittels zwölf Rollen (je sechs gen an der Polhöhenwiege und wurde Vorher wurde schon in einem Baumarkt links und rechts) in einem U-Aluprofil aus Holz gefertigt (Abb. 5). eine Gartenhütte (3 x 3 Meter) gekauft, bewegt (Abb. 9). welche unseren Vorstellungen entsprach, Als weiteres wurden dann in sämtliche und nach etlichen Verzögerungen dann Dann erfolgte noch die Adaption der Löcher für die Punktfundamente 40 Zen- auch endlich geliefert wurde. Nun kam Polhöhenwiege auf die Säule, die Instal- timeter breite, 45 Zentimeter lange und viel Arbeit auf meine liebe Frau und As- lation einer Alarmanlage und die Innen- 100 Zentimeter tiefe Betoneisen gesteckt trokollegin zu: Streichen, streichen und ausstattung (Abb. 10) sowie etwas später und mit Beton ausgegossen. Obenauf nochmals streichen mit einer ganz schö- noch die Dachschindeln und die Außen- wurde jeweils ein sogenannter Scha- nen Menge Holzschutzfarbe – ich danke gestaltung (siehe auch Abb. 1). lungsbetonstein gesetzt, welcher den Ab- dafür sehr herzlich. schluss eines jeden Fundamentes bildet Der finanzielle Rahmen konnte aufgrund (Abb. 6). Allein für die Fundamente und Als alle Zuleitungen fertiggestellt und der Tatsache, dass wir alle Arbeiten selbst die Betonsäule wurden eine Fuhre Sand die vielen Bauteile der Gartenhütte ge- durchgeführt haben, in Grenzen gehalten

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 29

9 Detailaufnahme: Aluprofil, zwei Rollen, das Dach und eine von vier Sturmsicherungen

10 Das Teleskop steht endlich an seinem neuen Standort.

werden. Inklusive Gartenhütte beliefen Für 2015 ist noch geplant, dass das einiges mehr geschont als vorher durch sich die Kosten für Holz, Bau- und Elek­ Sternwartendach mittels Elektroantrieb das ständige Auf- und Abbauen. Der tromaterial, Dachschindeln sowie Alu- auch vom Wohnhaus geöffnet und ge- größte Vorteil besteht aber sicher darin, profile etc. auf ca. 2.600 Euro. Wobei wir schlossen werden, also ein voller „Remo- dass wir jetzt innerhalb von 15 bis 20 die Gartenhütte aufgrund der dauernden tebetrieb“ vom Arbeitszimmer im Haus Minuten voll einsatzbereit sind. Lieferverzögerungen dann doch etwas aus durchgeführt werden kann. Sämtli- billiger bekommen haben. che Vorarbeiten wurden schon beim Bau So oft der Himmel klar ist, sitzen wir ge- der Sternwarte gemacht. meinsam in der Sternwarte und erfreu- Abschließend betrachtet: Es war ein wun- en uns am Anblick des Sternenhimmels, derbares Projekt, welches zwar sehr viel Einziges Manko ist vielleicht, dass der freuen uns über jede Aufnahme, die wir Zeit, Schweiß und einiges an finanziellen Himmel aufgrund der Nähe zur Stadt machen, und haben unser eigenes klei- Mitteln forderte, sich aber in jeder Hin- Salzburg leider doch um einiges heller nes Reich. Für einige Stunden bleiben sicht gelohnt hat. Die Bauzeit erstreckte ist, als an unseren früheren Beobach- die Alltagssorgen vor der Sternwartentür sich von Anfang Juli 2012 bis fast Mitte tungsorten. Aber es überwiegen die vie- – ein herrliches Gefühl. Der Bau unserer September 2012 (inklusive Montage des len positiven Aspekte, wie z. B. die Zeit, Sternwarte, das „Meixner-Observato- Teleskops). welche vorher der Transport und der rium“, war die Erfüllung eines Jugend- Aufbau in Anspruch genommen haben. traums und konnte mit tatkräftiger Un- Seither wurden noch einige Arbeiten in terstützung unserer Söhne und Freunde Angriff genommen, z. B. die Umrandung Jetzt kann in Belichtungs- bzw. Beobach- verwirklicht werden. der Sternwarte mit Kantsteinen und die tungszeit investiert werden! Und zieht Aufschotterung des Platzes. Eine Küh- der Himmel zu – einfach Dach zufahren Gerne sind wir bereit, Astrokollegen, lung mit Lüfter wurde installiert (Photo- und fertig. Seitdem ist vieles entspannter welche den Bau einer Gartensternwarte voltaiktechnik) und die Verkabelung für und wir können unser Hobby jetzt erst so planen, Tipps zu geben – siehe auch un- den Remotebetrieb wurde installiert. richtig in vollen Zügen genießen. Auch sere Webseite wird das gesamte Equipment jetzt um www.meixnerobservatorium.at.

VdS-Journal Nr. 56 30 Sternwarten und Schutzbauten

Mein Astro-Gartenhaus, oder: Platz ist auch in der kleinsten Hütte von Ulf Fiebig

Da mein Garten nicht groß genug ist, um genügend Platz für eine vollwertige Sternwarte mit Schiebedach zu bieten, ich aber nicht immer mein Equipment vom zweiten Stock in den Garten tra- gen wollte (ca. 30 Minuten Auf- und 30 Minuten Abbauzeit), fasste ich den Ent- schluss, ein kleines Astro-Gartenhaus mit der Grundfläche 180 x 140 Zentime- tern zu errichten. Dort lagert meine Aus- rüstung jederzeit sicher und ich habe sie so immer griffbereit, womit die Auf- und Abbauzeit jetzt je fünf Minuten beträgt.

Für das Fundament nahm ich zwölf Pflanzringe, die ich in die Erde eingrub 1 Das Fundament mit der Unterkonstruktion und ausbetonierte. An die Ecken wurden noch Stahlschuhe zur Befestigung der Unterkonstruktion mit einbetoniert. Die Zwischenräume habe ich mit Schotter aufgefüllt (Abb. 1). Dieser bewirkt, dass das Unkraut nicht so leicht wachsen und die Luft unter dem Astro-Gartenhaus zirkulieren kann. So bildet sich keine Feuchtigkeit und das Holz hält dadurch deutlich länger. Für die Unterkonstruk- tion wählte ich Balken der Stärke 8 x 8 Zentimeter und für den Fußboden OSB- Platten mit 2,4 Zentimetern Dicke. Ein Gerüst aus mehreren Latten mit 5 x 3 Zentimetern bildet den Korpus, an dem als nächstes die Profilbretter (Nut und Feder) der Außenwände angebracht wur- den (Abb. 2).

Nach dem Anbringen der Außenwände links, rechts und hinten war dann das Dachgerüst an der Reihe (Abb. 3). Für dieses nahm ich wieder OSB-Platten mit der Stärke 2,4 Zentimeter und als Ab- dichtung Dachpappe. Ringsherum wur- den noch Halteleisten befestigt, damit 2 Der Fußboden und das Konstruktionsgerüst der Wind nicht unter die Dachpappe we- hen und diese herunterreißen konnte. isoliert, was im Winter, aber besonders Schloss, Gitter und die Türscharniere Von innen habe ich mein Astro-Gar- im Sommer deutlich spürbar ist. sind mit durchgehenden Schrauben von tenhaus komplett mit OSB-Platten (1,2 innen verschraubt und können so nicht Zentimeter) verkleidet und die Fugen mit Nachdem der Innenausbau fertig war von außen abmontiert werden. Da mein Silikon abgedichtet. Dadurch entstand (Abb. 5), kam noch die vordere Wand Astro-Gartenhaus gut geschützt liegt zwischen der Außen- und der Innenwand mit Fenster und Tür an die Reihe. Das und nicht frei zugänglich ist, bestätigte ein zwei Zentimeter breiter, luftgefüllter Fenster habe ich vergittert und die Tür mir mein Versicherungsvertreter, dass Raum, der das Häuschen hervorragend mit einem schweren Schloss gesichert. das Astro-Gartenhaus inklusive Inhalt

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 31

3 Die Seitenwände und die Dachkonstruktion 4 Außenansicht

5 Innenansicht 6 Die elektrische Installation

bei der Hausratsversicherung des Wohn- gebaut (Abb. 6). Eine Steckdose für die ner ToDo-Liste der abzustellenden Dinge hauses mit versichert ist. Nachdem innen Spannungsversorgung der Montierung stand. und außen alles mit wetterfester Holzfar- und des Laptops sowie einen Doppel- be gestrichen war, brachte ich zur Zierde lichtschalter, einmal für Weißlicht zum Aber zuerst wollte ich für die Montie- noch einen Stern am First an (Abb. 4). Auf- und Abbauen und einmal für Rot- rung eine feste Säule vor dem Astro- licht zum Beobachten. Den Strom musste Gartenhaus aufstellen. Ich wählte eine An einem schönen Vorfrühlings-Samstag ich bis dahin noch per Kabel vom Wohn- abschraubbare Stahlsäule, deren Befesti- habe ich die elektrische Installation ein- haus beziehen, was aber schon auf mei- gung in den Boden einbetoniert werden

VdS-Journal Nr. 56 32 Sternwarten und Schutzbauten

sollte. Für das Fundament grub ich ein Loch mit den Maßen 60 x 60 x 60 Zen- timeter. Mehr ging beim besten Willen nicht, denn die Erde (Lehmboden) wur- de in ca. 50 Zentimetern Tiefe dermaßen hart, dass ich die letzten zehn Zentime- ter mit Hammer und Meißel bearbeiten musste. Vor dem Betongießen habe ich das Ganze noch mit Baustahl verstärkt (Abb. 7) und anschließend mit insgesamt 4 x 21 Litern Estrichbeton ausgegossen.

Nach dem dritten Guss wurde zunächst 7 die Stahlplatte mit den Maßen 30 x 30 Das Fundament für die Säule mit Armierung x 1,2 Zentimeter mit den 20 Zentime- ter langen Gewindestangen M16, an de- nen später die Stahlsäule angeschraubt werden sollte, aufgesetzt, ausgerichtet und fixiert (Abb. 8). Die Platte mit den Gewindestangen hat schon sehr gut ge- halten, weil die Gewindestangen ca. fünf Zentimeter nach unten überstanden. Nachdem der Beton durchgehärtet war, kam noch die vierte und letzte Schicht Beton darauf, so dass am Ende nur noch die Gewindebolzen zu sehen waren (Abb. 9).

Den Innenbereich, den später die Säule überdeckt, habe ich mit Schotter aufge- füllt und außen herum den ausgestoche- nen Rasen wieder verlegt.

Die Stahlsäule hat einen Fuß mit der Größe 30 x 30 x 1,2 Zentimeter, ist 80 Zentimeter hoch mit einem Durchmesser 8 Das Fundament für die Säule mit Stahlplatte von 13 und einer Wandstärke von 0,5 Zentimetern. Der Adapter für die EQ6 wurde aus Edelstahl gefräst und mit der Säule verschraubt. Die Gesamthöhe vom Boden bis zum Adapter beträgt 86 cm. Nach dem Aufsetzen auf das Fundament wurde sie erst einmal mit der Wasserwaa- ge genau ausgerichtet, danach mit Sand gefüllt und die Verbindung zum Funda- ment mit Schotter verfüllt. Um nicht im- mer ein Verlängerungskabel vom Wohn- haus zum Astro-Gartenhaus verlegen zu müssen, das ja am Ende der Beobachtung auch wieder aufgeräumt werden muss, hatte ich mir vorgenommen, eine feste Stromversorgung zum Astro-Gartenhaus zu verlegen.

Das spezielle Erdkabel (Abb. 10) habe ich noch zusätzlich in ein Schutzrohr gesteckt und nachdem ich den Garten 9 durchquert hatte, 30 Zentimeter tief ver- Das fertige Fundament für die Säule legt (mehr ging nicht ohne schweres Ge-

VdS-Journal Nr. 56 33

10 Das quer durch den Garten verlegte Erdkabel 11 Der 10-Zöller mit EQ6 auf der festen Säule

rät!). Zuerst kam eine Schicht Erde auf das Kabel, zwischen- drin ein rotweißes Trassierband als Hinweis, wenn da mal einer zu tief gräbt, danach eine weitere Schicht Erde und zum Schluss wieder der vorher ausgestochene Rasen.

Fazit Auch wenn der Garten nicht die Größe hergibt, eine Sternwar- te mit Schiebedach zu bauen, muss man doch nicht ganz da- rauf verzichten. Mit meinem kleinen Astro-Gartenhaus habe ich immer meine Ausrüstung schnell griffbereit, aufgebaut und sogar gut ausgekühlt (Abb. 11). Im Astro-Gartenhaus ist das Equipment nicht nur gut geschützt, das Haus dient auch als Beobachtungsstation, die zum Beispiel während des Kar- tenstudiums und besonders bei der Astrofotografie auch den Beobachter gut vor der Kälte schützt (Abb. 12).

12 Der Beobachter beim Produzieren von AVIs Anzeige 34 Sternwarten und Schutzbauten

Rolldachhütten 1999 und heute – Veränderungen der angebotenen Typen von Ralf Hannig

1999 konzipierte ich eine Rolldachhütte, die ein Anbieter von Blockbohlen-Häu- sern nach meinen Vorstellungen fertigte [1]. Erst nach der Fertigstellung ergab es sich, dass diese der Prototyp einer gan- zen Reihe von Rolldachhütten wurde. Zwischenzeitlich haben schon zahlreiche Sternfreude die gleiche oder eine ähn- liche Rolldachhütte mit abweichenden Maßen bestellt. Aus den gewonnenen Erfahrungen ergaben sich im Laufe der Jahre einige wesentliche Veränderungen an Details. Diese möchte ich hier vor- stellen.

Die Firste werden schon seit geraumer Zeit vorgefertigt. Beim Aufbau ist es da- her nicht mehr erforderlich, die einzel- nen Blockbohlen der Firste des Daches 1 Blenden schützen vor Wind, Niederschlag und Insekten. zu verschrauben. Dies erleichtert den Aufbau und gibt dem Dach beim Zusam- menbau von Beginn an mehr Stabilität.

Die Blenden zwischen dem abrollbaren Dach und den Wänden werden beim Aufbau fest montiert (Abb. 1).

Auf der einen Firstseite wird eine Blen- de an der darunterliegenden Wand und auf der anderen Firstseite eine Blende am First starr montiert. Auf den Traufseiten werden die Blenden ebenso fest mit dem abrollbaren Dach verschraubt. Hierdurch wurden die ursprünglichen (Klapp-)Blen- den, die vor jedem Öffnen des Daches nach oben geklappt werden mussten, ersetzt. Dies ergibt einen weiteren Kom- fortgewinn.

Aus der sich ständig ändernden Lufttem- peratur und -feuchte resultiert eine Än- derung der Holzfeuchtigkeit und dadurch auch der Holzmaße. Die Höhenände- 2 Höhenverstellbare Pfostenhalter ermöglichen eine exakt waagerechte Einstellung. rungen der Blockbohlenwände weichen von denen der Stützpfosten ab, da die Maßänderungen quer zur Holzfaser er- schwerer rollbar ist. Um dieses Phäno- Aus Sicherheitsgründen wünschen nur folgen. Die Maßänderungen führen zu men auszugleichen, hat der Hersteller wenige Sternfreunde ein Fenster in ih- Höhendifferenzen. Die Metallprofile, auf die starren Stützpfostenschuhe durch rer Rolldachhütte. Fenster werden daher denen das Dach abgerollt wird, bleiben höhenverstellbare Pfostenhalter (Abb. schon seit geraumer Zeit lediglich als Ex- somit - abhängig von der Lufttemperatur 2) ersetzt. Durch diese Änderung ist es tra angeboten. und -feuchte - nicht dauerhaft waage- möglich, die Höhe der Stützpfosten an- recht. Letztlich führt dies dazu, dass das zupassen und ein absolut waagerecht Um einen „Rundum-Holzschutz“ zu ge- Dach zeitweise entweder leichter oder verlaufendes Metallprofil einzustellen. währleisten, ohne dass vor dem Aufbau

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Von Anfang an bot der Hersteller Roll- dachhütten in abweichenden Größen an, wovon schon einige Sternfreunde Ge- brauch gemacht haben. Neben sehr in- dividuellen Lösungen zeigte es sich, dass einige Interessenten Rolldachhütten mit zwei Räumen wünschen. Aufgrund der wiederholten Nachfrage in bestimmten Größen, werden derzeit drei Varianten angeboten, die neben dem Teleskopraum mit einem abrollbaren Dach über einen Kontrollraum verfügen. Das ermöglicht es, im Teleskopraum eine größere Optik zu montieren. Zusätzlich hat der Beob- achter einen geschützten Raum, der auch temperiert werden kann, ohne dass sich das Seeing am Gerät unmittelbar ver- schlechtert. Auch die IT-Ausrüstung wird so vor Tau- oder Reifniederschlag und extremen Temperaturen geschützt. 3 Doppel-Spurkranzrad auf Bodenlaufschiene Wie auch bei anderen Produkten ist die Entwicklung bei Rolldachhütten voran- geschritten und ist sicherlich auch noch alle Blockbohlen grundiert werden müs- längeren Niederschlagszeiten oder grö- nicht zu Ende. Sternfreunde, die eine sen, wird auf Wunsch eine Grundierung ßeren Niederschlagsmengen nicht immer eigene Konstruktion realisieren wollen, ab Werk angeboten. Hierdurch ist sicher- vollständig abtrocknen. Über viele Jahre können durch diese transparente Dar- gestellt, dass auch alle Nuten und Federn hinweg führt das auch bei druckimprä- stellung von den Erfahrungen und den der Blockbohlen und Bretter behandelt gnierten Hölzern zu Schäden. Um dies daraus abgeleiteten Entwicklungen par- werden und der Sternfreund unmittelbar zu verhindern, wird schon seit einigen tizipieren. nach Anlieferung des Bausatzes mit dem Jahren eine zusätzliche Balkenunterlage Aufbau seiner Rolldachhütte beginnen angeboten. Diese hat den Vorteil, dass kann. Der Aufbau kann auch unterbro- nach längeren Niederschlagszeiten oder chen werden oder sich über mehrere Tage größeren Niederschlagsmengen der Ab- erstrecken. Das Holz hat schon seine trocknungsprozess wesentlich verkürzt Literaturhinweis: Grundierung und ist daher auch während wird. Die gesamte Rolldachhütte ist dau- [1] R. Hannig: Der Bau einer Rolldach- einer längeren Aufbauzeit nicht mehr erhaft unterlüftet (Abb. 4). hütte, VdS-Journal Nr. 2/2000 schutzlos der Witterung ausgeliefert.

Bei den Rolldachhütten der ersten Jah- re wurden die Dächer über sechs Dop- pelrollen auf U-Schienen gerollt. Dieses führte durch die beschriebenen luft- feuchtigkeitsbedingten Maßänderungen zum Verkanten der Doppelrollen in den U-Schienen. Schon seit einigen Jahren werden daher ausschließlich Doppel- Spurkranzräder auf Bodenlaufschienen verwendet (Abb. 3). Ein leichteres Rollen des Daches wird hierdurch gewährleis- tet. Ein Verkanten der Doppelrollen in den - anfangs zu zwei Dritteln oben ge- schlossenen - U-Schienen ist nicht mehr möglich.

Bei dem normalen Bodenrahmen, der sich zwischen dem Fundament und der aufgebauten Rolldachhütte befindet, 4 kann die Feuchtigkeit insbesondere nach Durch die Balkenunterlage ist die Rolldachhütte dauerhaft unterlüftet.

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 37

Mein neuer Dachbalkon mit kleiner Sternwarte von Werner Schmidt

Seit 2004 bin ich nun begeisterter Hob- byastronom und bisher fast ausschließ- lich visueller Beobachter unseres gestirn- ten Himmels. Richtig kennengelernt habe ich die „Geheimnisse“ des Sternenzeltes beim VdS-Seminar für Einsteiger im Ja- nuar 2005 am Gornergrat auf 3100 Meter Höhe in den Schweizer Alpen. Hier war der Himmel immer sehr dunkel und ich bin seitdem etwa noch zwanzig Mal je- weils für zwei bis vier Nächte dort gewe- sen. Doch leider gestattete mir der neue Hotelier ab 2013 nicht mehr, meinen 12,5-Zoll-Gitterrohr-Dobson dort zu de- ponieren. Da ich kein Auto habe, war der Gornergrat ideal: Anreise mit der Bahn direkt bis ins Hotel und in zwei Minuten von der Aussichtsplattform zum Beob- achten.

Schon immer hatte ich den Wunsch, mir in meinem Heimatort Zirndorf (10 Kilo- 1 Rohbau innen meter westlich von Nürnberg) auch eine wohnungsnahe Beobachtungsmöglich- keit einzurichten. Die Nürnberger Stern- warte ist etwa 15 Kilometer entfernt und liegt doch sehr nah am lichtdurchfluteten Nürnberger Zentrum. Der dort ansässige „Astrokreis der Nürnberger Astronomi- schen Gemeinschaft“ trifft sich zum Be- obachten deswegen immer 20 Kilometer westlich von Fürth und ich bin auf die Mitnahme in einem Auto angewiesen.

2012 war ich das erste Mal in Namibia auf der Hakos-Farm - siehe meinen Be- richt im VdS-Journal 48 [1]. Dort stand für die visuelle Beobachtung ein neuer 16-Zoll-Skywatcher als GoTo-Dobson zur Verfügung. Dieser hat mich auf An- hieb begeistert. Aber zum Transport ohne größeren Pkw ist er nicht geeignet. Zur gleichen Zeit hatte ein Bekannter die Idee, auf dem Fürther Solarberg (ein ehemaliger 60 Meter hoher Müllberg) als „Sahnehäubchen“ eine Kuppel mit Teleskop zu installieren. Eine große Aus- sichtsplattform und sogar Anfahrmög- lichkeiten (für Wartungsfahrzeuge) und Stromanschluss wären vorhanden. Der Himmel war zumindest Richtung Süden und Westen auch relativ dunkel. Aber 2 Rohbau außen

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3 Blick Richtung Südwesten

die Kollegen vom Astrokreis rieten ab, Die Realisierung des Dachumbaus erfolg- welches z. B. ein Großfernglas Miyauchi da der Solarberg direkt in der Anflug- te ab Mitte September 2013. Die ersten 60 angeschlossen werden kann. Neben schneise des nahen Nürnberger Flugha- Beobachtungen im Rohbau machte ich einem kleinen Tisch zur Ablage oder für fens liegt. Die für Kuppel und Teleskop am 3. Oktober bei bestem Wetter mit einen Laptop ist auch noch Platz für die notwendigen 10.000 Euro hatte ich be- meinem Takahashi; leider nur eine Nacht, Aufstellung des Berlebachstativs für den reits angespart. Die konnte ich nun also denn dann ging der Innenausbau weiter. Takahashi. anderweitig verplanen. 2013 ergab sich Wie bei Baustellen so üblich, verzögerte dann die Möglichkeit, mein Einfamilien- sich die Fertigstellung bis Anfang De- Der Blick Richtung Süden und Westen haus umzugestalten und im Dach eine zember 2013. Dann war ich fast vier Wo- ist fast bis auf fünf Grad über dem Ho- zweite Wohnung einzubauen. So machte chen zum Beobachten auf La Palma und rizont frei (Abb. 3). Das Hausdach liegt mir ein Architekt mehrere Vorschläge für im Februar/März 2014 folgte dann eine im Osten und hier lassen sich nur Ob- den Bau einer „Loggia“. Von mehreren Schlechtwetterperiode. So konnte ich jekte höher als 40 Grad einstellen. Aber Schreinern holte ich mir Angebote für erst ab März 2014 wieder öfter mit dem im Osten liegt Nürnberg und da ist es den Umbau des Dachs ein. Der Bau einer 14-Zöller beobachten. Die Rockerbox recht hell, während sich im Süden und nach oben völlig offenen Dachterrasse ist fest auf dem Dachbalkon aufgebaut Westen nur kleinere Städte und Dörfer wurde allerdings mit 17.000 Euro fast und wird mit einer Haube abgedeckt. befinden. Einziger Wermutstropfen sind doppelt so teuer, wie die Kuppel auf dem Das Teleskop steht direkt neben der Bal- noch einige vor dem Haus stehende, äl- Solarberg (Abb. 1+2). kontür und braucht nur auf die Rocker- tere Straßenlampen. Immerhin haben die box gelegt und befestigt zu werden. Der Stadtwerke Zirndorf im August drei da- Von Skywatcher hatte ich mir schon Stromanschluss ist fest installiert. Nach von bereits gegen Neue ausgetauscht, die im Herbst 2012 einen GoTo-fähigen Ausziehen des Gitterrohrs und Initiali- weniger blenden. 14-Zoll-Dobson gekauft. Der ist zwar et- sierung ist das Teleskop in nur wenigen was leichter als der 16-Zöller, aber die Minuten einsatzbereit. Die Positionie- Rockerbox mit Antrieben und Teleskop rung der Objekte mit der Handsteuerbox wiegen je 25 bzw. 23 kg. Anfangs beob- funktioniert in der Regel recht zuverläs- achtete ich am Rande eines nahen Feldes sig. Sogar die Nachführung mit höheren und ich transportierte die Teile mit einem Vergrößerungen bis 200-fach geht eini- Literaturhinweis: Handwagen dort hin. ge Minuten. Außerdem ist eine Halte- [1] Schmidt, Werner: Namibia Juni rung für ein Fotostativ fest installiert, an 2012, VdS-Journal Nr. 48

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Mein astronomisches Beobachtungshaus von Manfred Mrotzek

„Astronomisches Beobachtungshaus“ - das hatte mein Metallbauer verstan- den, als ich ihm 2011 erklärte, was er mir bauen sollte und wie ich mir meine Sternwarte vorstellte. Und unter dem Ti- tel „astronomisches Beobachtungshaus“ lief dann auch das ganze Projekt vom Angebot über die Anfertigung bis zur Rechnung. Ich hatte mich für eine Schie- bedachhütte mit den Maßen 2 x 3 Me- ter und einer Firsthöhe von 2,5 Metern entschieden. Das abschiebbare Dach soll- te eine Öffnung von etwa 2 x 2 Metern (abzüglich der Wandstärken) freigeben. Das feste Dachteil würde dann etwa ein Drittel des Daches ausmachen. In diesem Bereich sollte sich auch die Eingangstür befinden, und zwar eine normalhohe. Man wird ja nicht jünger und ich wollte nicht gebückt durch eine Luke kriechen müssen. Die Montierung sollte einen möglichst hohen Standort haben, wes- wegen ein 60 Zentimeter hohes Podest um die Säule herum erforderlich war. 1 Sternwarte auf Anhänger bei der Anlieferung. In die offenen Fächer wurden anschlie- Diese Vorstellungen schilderte ich dem ßend Wandelemente und die Eingangstür eingesetzt. Seniorchef einer lokalen Metallbaufir- ma, der auch gleich ein paar Ideen für die Ausführung hatte: Das Dach sollte mit kleinen Rollen auf Edelstahlschienen laufen, wie die Schiebetüren in einem Wintergarten. Die Rollen würden das Ge- wicht des Dachs spielend tragen können, denn durch die Glasscheiben sind Win- tergartentüren sehr schwer, viel schwerer als mein Sternwartendach mit Schneelast (wenn wir denn mal Schnee haben). Die Aluminiumprofile mit den eingelassenen Edelstahlschienen sollten etwa einen Me- ter über den Grundkörper hinausragen und das abgeschobene Dach frei tragen können. Alle Spalte zwischen Dach und Grundkörper sollten durch Bürstendich-

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Sternwarte mit geschlossenem Dach. Das Dach wird durch vier massive Schiebebolzen gesichert. Starkregen und Wind bis Orkan- stärke konnten ihm bislang nichts anhaben. Die Laufschienen aus Edelstahl sind am Aluminiumprofil außen erkennbar.

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3 Sternwarte mit geöffnetem Dach. Die Konstruktion des Podests ist erkennbar. Wichtig ist, dass die Treppenstufe genügend Auftritts- fläche hat, damit die Treppe nachts gefahrlos benutzt werden kann. Im Interesse einer ausreichenden Auftrittsfläche habe ich eine relativ große Stufenhöhe von 30 Zentimetern gewählt. Unter dem Podest kann Zubehör verstaut werden.

tungen unerwünschte „Untermieter“ aber mit ein bis zwei Zentimeter langen tion, besonders im verschiebbaren Teil. fernhalten. Eine Lüftungsöffnung sollte Dornen im Rücken nicht spaßig vor. Die Jedes Blech musste einzeln ausgemessen, für Luftaustausch sorgen und mit einem Sternwarte sollte also wartungsfrei sein. zugeschnitten, angepasst und zum Teil Ventilator bestückbar sein. Den Innen- Außerdem „arbeitet“ Holz und verzieht auch nachgearbeitet werden, bis alles ausbau wollte ich selbst besorgen. Der sich. Das hätte zu Geräuschbelästigun- perfekt passte. Da steckte insgesamt viel Metallbauer würde die erste Sternwarte gen beim Öffnen und Schließen des Zeit und Arbeit drin. Doch die Mühe hat in seiner Firmengeschichte bauen. Die Dachs führen können. Ich wollte meine sich gelohnt, denn am Ende sah die gan- Heizung für die kühlen Nächte im Winter Nachbarn in Frieden schlafen lassen und ze Konstruktion sehr gefällig und pro- konnte ich ihm erfolgreich ausreden und das Dach zuverlässig geräuscharm bewe- fessionell ausgeführt aus (Abb. 2). Mit ein Fenster zur Gartenseite empfand ich gen können. Nicht zuletzt wollte ich un- einem Autokran wurde der Sternwarten- auch als eher störend. ter allen Umständen vermeiden, dass sich rohbau (Abb. 1) übers Haus gehoben und in der Sternwarte Kondenswasser bildet im Garten auf Punktfundamente gestellt. Wieso habe ich mir eigentlich eine Stern- und womöglich ins Teleskop tropft. Die Säule war schon vorher als Beton- warte aus Metall, genauer aus Alumini- Deshalb sollten Dach und Wände iso- säule unter Verwendung eines Abwasser- um, bauen lassen? Dafür gibt es meh- liert sein und keine Kältebrücken auf- rohrs mit 30 Zentimetern Durchmesser rere Gründe. Einer war der, dass ich die weisen. Diese Anforderungen konnten errichtet worden und besitzt unterhalb Sternwarte in meinem Garten errichten meiner Meinung nach am besten durch der Erdoberfläche einen Kragen von fast wollte, weil sie dann bestens erreichbar eine wärmegedämmte Metallkonstruk­ 1 x 1 Meter, damit sie einen festen Halt wäre, häufig genutzt werden und Pro­ tion ähn­lich einem Wintergarten aus- hat und sich nicht zu einer Seite neigen bleme leichter zu beheben sein würden. geführt werden. kann. Für die Stromversorgung hatte ich Um aber einen möglichst großen Him- ein Leerrohr durch die Kellerwand an den melsausschnitt überblicken zu können, Der Bau des Grundkörpers war schnell Standort der Sternwarte verlegt. musste die Sternwarte direkt neben einer erledigt. Dafür nahm der Metallbauer die Feuerdornhecke stehen. Ein Holzgebäude Profile und Wandteile eines Baukasten- Als ich am Morgen nach der Errich- hätte regelmäßig einen neuen Anstrich systems, das sich bei ihm bewährt hatte. tung der Sternwarte die Tür aufschloss, erhalten müssen. Das stellte ich mir Der Teufel steckte in der Dachkonstruk- bekam ich dann einen Riesenschreck.

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Alle Wände und das Dach waren nicht tionsvollholz (Abb. 3). Etwas komplizier- an denen ich Aufnahmen machen konn- nur tropfnass, das Kondenswasser lief ter war das Anbringen von Brettern an te, hat sich durch die Sternwarte um bis in Rinnsalen die Wände hinunter. Hatte den Wänden, um daran wiederum die zu 50 Prozent erhöht. Nicht weil es da- ich in meinen Überlegungen einen fata- Elektroinstallation anzuschrauben. Ich durch öfter sternklar war, sondern weil len Fehler begangen? Meine Aufregung hätte natürlich Gewinde in die dünnen ich das Wetter nicht mehr zu fürchten legte sich dann aber schnell, als mir klar Stege der Aluminium-Hohlkammerpro- brauche. Bei Bedarf kann ich das Dach wurde, dass ja die Dampf- und Feuchtig- file schneiden können, aber die hätten blitzschnell zuschieben und so auch keitssperre unter dem Fußboden noch gar nicht viel gehalten. Deswegen habe ich Wolkenlücken bis zum Einsetzen des nicht eingezogen war. Die Feuchtigkeit mir eine Lösung mit Dübeln einfallen Regens nutzen. Es lohnt sich jetzt auch, kam aus der Gartenerde und kondensier- lassen. Details zum Innenausbau sind auf mal nur für eine Stunde das Dach auf- te an der Innenseite der Sternwarte, weil meiner Webseite [1] zu finden. zuschieben und Aufnahmen zu machen. diese ja noch gar keinen Fußboden hat- Das zeitraubende Auf- und Abbauen ist te! Ich habe dann die Sperre aus einem Kamera, Filterrad und Fokussiermotor komplett entfallen. Eine Fernsteuerung gummiähnlichen Material eingezogen, werden per USB über ein Notebook ge- der Montierung oder Motorisierung des das der Metallbauer auch verwendete, steuert, das ich jeweils für die Aufnah- Sternwartendachs sind nicht geplant. Ich und mit einem Spezialkleber verklebt mesession an eine Docking Station an- bevorzuge es, dem Teleskop regelmäßig bzw. zu den Wänden abgedichtet. Für die schließe. Das Notebook wird per WLAN einen Besuch abzustatten, um neue Ob- Säule hatte ich eine Öffnung mit etwas und einem VPN-Programm aus dem jekte anzufahren oder z. B. zu kontrollie- kleinerem Durchmesser geschnitten. Das wohltemperierten Arbeitszimmer über- ren, wie viel Zeit noch bis zum Anstoßen Material war gerade elastisch genug, da- wacht und ferngesteuert. Ein längerer an die Säule bleibt, oder einen prüfenden mit es sich etwas weitete und einen klei- Aufenthalt „vor Ort“ während der Auf- Blick in den Himmel zu werfen. Bliebe nen Kragen rund um die Säule bildete. nahmen war nie geplant und ist im Win- noch die Frage, ob ich aus heutiger Sicht Ab diesem Zeitpunkt hatte ich nie wie- ter auch ziemlich unangenehm. Deswe- an der Konstruktion der Sternwarte et- der Feuchtigkeit in meiner Sternwarte. gen hat der Tisch für den Computer auch was anders machen würde? Eigentlich Bücher, Zettel und Pappkonstruktionen eine Höhe für die Bedienung der Tastatur nicht. Und das, so finde ich, ist auch lagern dort schon seit ein paar Jahren im Stehen. Damit konnte ich auch einem ein Kompliment an den Metallbauer, der ungeschützt und sind noch nie klamm Wunsch meiner Frau entsprechen, die meine Ideen so perfekt umgesetzt hat. oder feucht gewesen. Insofern ist die Gartenstühle in der Sternwarte verstauen Konstruktion ein voller Erfolg. zu können. Zusammengeklappt finden sie unterm Computertisch Platz. Für den Fußboden habe ich wasserfeste Internethinweis: Sperrholzplatten verwendet, für die Un- Ich betreibe die Sternwarte jetzt seit drei- [1] www.astro-photos.net/Sternwarte. terkonstruktion des Podests Konstruk­ einhalb Jahren. Die Anzahl der Abende, html Eine kleine Außenstation mit geringem Aufwand von Torsten Güths

Wer kennt sie nicht, die Abbildungen von privaten Observatorien, die bei blau- em Himmel die Vorfreude auf eine klare und dunkle, mit Sternen übersäte Nacht vermitteln? Einfach aus der hellen Stadt rausfahren, die Dämmerungsstimmung genießen und die vorbereitenden Einstel- lungen für die kommende Nacht vorneh-

1 Die Sternwarte wirkte beim Erstauf- bau im heimischen Wohnzimmer wie eine Heimsauna. Dann wurden alle Bauteile nummeriert, zerlegt und am Bestimmungsort entspre- chend aufgebaut.

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ben der Dunkelheit des Himmels auch die Erreichbarkeit des Beobachtungsor- tes, Sicherheit, Kosten, Ruhe usw. eine wichtige Rolle. Und letztendlich muss man überhaupt einen Platz pachten oder kaufen können und ohne großen Auf- wand bebauen dürfen! So wendete ich ein Bewertungsmodell an, ähnlich dem, wie es Christian Weis oder Uwe Pilz in ihren Artikeln beschreiben [1,2].

Durch eine Zufallsbekanntschaft mit ei- nem Hobbyastronomen erfuhr ich von einer Ferienhaussiedlung mit fest auf- gebauten und umbauten Wohnwagen bei geringen Kosten. Das Ganze unweit meines Heimatorts in einer ausreichend dunklen Gegend, die meine Auswahl- kriterien erfüllte. Da ich nicht wirklich wusste, was auf mich zukommt, wollte ich nur ein geringes finanzielles Risiko eingehen. Auch sind meine handwerk- lichen Fähigkeiten und Werkzeugmittel begrenzt. 2 Die ersten Schritte vor Ort. Nachdem der Grundrahmen austariert war, wurden die Pflanzkübel mit Beton verfüllt. In der Mitte die bereits ausgegossenen Alternativkonstruktionen, die ich ange- Fundamente für die Säule. dacht habe, waren eine Säule mit fester Montierung unter einer Art abschließba-

men, um dann bei Dunkelheit loszulegen. So entwickelte sich mein Traum von der eigenen Sternwarte zum Glücklichsein! Nachdem ich in den 1980er- und 199er- Jahren immerhin über 200 solcher no- madischen Aktionen im Taunus durch- geführt hatte, zog ich ein Ende dieses Nomadentums vor und begann mit der Erfüllung eines Jugendtraums, der spä- ter, im „Alter“, auch Notwendigkeit wer- den könnte.

In den 2000ern hatte ich die Ausrüstung eine Weile auf einem Balkon und im Gar- ten fest aufgebaut und mit einer Plane geschützt. Das war schon praktisch, je- doch ein „richtiges Observatorium“ unter dunklen Himmelsbedingungen war es nicht. Durch eine Trennung hatte ich kei- ne Gelegenheit mehr, meine Ausrüstung direkt neben der Wohnung einzusetzen und ich musste mir etwas Neues suchen. Die Zeit war reif für die Verwirklichung meines Traums.

Der Standort bzw. die Sternwarte muss- te ein tragfähiger Kompromiss aller für 3 mich relevanten Kriterien sein. Das ist Ausschnitt der Dachunterseite mit dem großen Laufrad und dem überhängenden nicht ganz trivial, denn einige Kriterien Regenschutz. Zur Absicherung werden jeweils zwei Winkelpaare mit einer M10- widersprechen sich. Hierbei spielen ne- Schraube fixiert.

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4 Das fertige Rolldachhüttchen bei Wunschwetter. Leider ist dieser blaue Himmel in Mittelhessen recht selten. Die Telefonleitung an der nördlichen Grundstücksgrenze störte bislang nie. Mittlerweile wurde der 10-Zöller durch einen kleineren 8-Zöller ersetzt.

rem Hut oder ein Schutzbau in der Größe Die Abmessungen des Observatoriums das Erdreich bei breiter Basis auch nur eines Klohäuschens, das ich zur Beob- durften nicht größer sein als die eines sporadisch nötig. achtung komplett weggeschoben hätte. Geräteschuppens, damit eine Baugeneh- Doch es sollte dann schon ein kleiner, migung für diesen Platz entfiel. Da das Die Wandkonstruktion besteht aus zwei kompletter Sternwartenbau sein. Man ist Grundstück nur gepachtet werden konn- Meter langen Holzpaneelen, die auf dort besser vor möglichem Wind, den Ta- te, sollte der Bau wieder problemlos zu Holzrahmen verschraubt wurden. Dieses schenlampen nächtlicher Passanten und beseitigen sein und so fielen eine massive Maß war problemlos im Baumarkt zu be- auch vor vereinzelten Autoscheinwerfern Betonplatte oder ein Streifenfundament ziehen. Die Paneele verlaufen horizontal, geschützt. Außerdem hat es so mehr den als Basis aus. Als Grundlage verwendete doch so, dass deren Nut unten und der Charakter eines Observatoriums. ich vier Betonpflanzkübel, in denen ich Steg oben ist, damit die Gefahr von ein- Bodenanker für Holz einbetonierte. So laufendem Wasser gering ist. Die Höhe Da ich vor Ort keinen 220V-Anschluss hatte ich immerhin rund 200 Kilogramm der Seitenwände beträgt auch nur 1,60 hatte und mir nur ein Akkuschrauber „Basismasse“, die nicht gleich wegfliegen Meter, da ich im Sitzen manuell nachfüh- zur Verfügung stand, musste ich vor- oder sich verziehen sollte, was passieren re, die Säule nicht zu hoch sein soll und ausschauend und ressourcenschonend könnte, wenn man die Eckpfosten der der 25-Zentimeter-Newton noch immer- vorgehen. Folglich war viel Vorarbeit Sternwarte „nur“ in den Boden rammen hin in Deklinationsbereiche bis –15 Grad nötig, damit beim Aufbau alles klappte. würde (Abb. 2). kommt. Südlicher ist das Seeing ohnehin Die Lösung war, in meinem Wohnzimmer zu schlecht und der Himmel durch das die Sternwarte vorzubauen, die Bauteile Auch für die Säule habe ich drei Pflanz- Rhein-Main-Gebiet viel zu hell! zu nummerieren und mit diesem Bausatz kübel genommen und M16-Gewinde- vor Ort dann zügig alles aufzubauen mit stangen eingegossen, auf welche die U- Damit die Dachkonstruktion (Abb. 3) so der Gewissheit, dass der Akku hielte, die Stahlprofile der Säule fixiert wurden. Das simpel wie möglich sein konnte, baute Konstruktion funktionierte und die Teile hält die alte AOK WAM400 samt 20 Ki- ich einen einfachen Holzrahmen mit vier passten. So hat auch alles geklappt und logramm Instrumentenlast ausreichend Querstreben, dessen Seitenwände wiede- es gab keine nennenswerten Probleme stabil. Ein Nachscheinern ist bei einer rum aus zwei Reihen Paneelen bestehen, (Abb. 1). Belastung von nur ca. 0,04 kg/cm² auf durch die aufkommender Schlagregen

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Zum Verschließen wird das Dach mittels zweier Winkelpaare fixiert, die jeweils mit einer Schraube M10 per Hand ver- schraubt werden. Ferner habe ich noch eine Schraubzwinge angebracht.

Die Dachkonstruktion und Wandunter- kante lassen eine gewisse Durchlüftung zu. Da ich keinen richtigen Boden, son- dern nur lose Steinplatten eingelegt habe, ist der Untergrund nach Regenperioden manchmal feucht. Bislang konnte ich aber keine Schäden entdecken, allerdings manchmal einen feuchten Hauptspiegel. In den fünf Jahren hat die Konstrukti- on auch so manchen Sturm ausgehalten, wobei ich allerdings nie zugegen war, um die Windbelastungen zu beurteilen.

Die Kosten für das Schiebedachhüttchen betrugen rund 500 Euro. Hinzu kommen natürlich die jährliche Pacht von knapp 400 Euro und auch Wartungskosten durch Anstriche. Wer sich für die Materi- alliste interessiert, kann sie gerne bei mir anfordern.

Das Projekt hat sich jedenfalls gelohnt (Abb. 4+5)! Die Himmelsdunkelheit im Zenitbereich beträgt im Allgemeinen um 21,0 mag/arcsec² ab Mitternacht, man kann im März sogar das Zodiakallicht im Westen schwach erkennen. Es sind viele Dauercamper vor Ort, was die Sicherheit erhöht. Die Störungen durch Mitcam- per sind aber sehr selten und bevorzugt nur in den Sommermonaten. Die LED- Gartenlämpchenseuche hält sich glückli- cherweise in Grenzen.

Meine Sternwarte ist bestimmt nichts für Perfektionisten. Auch habe ich si- cherheitshalber keine teure Optik und 5 Montierung dort installiert. Doch die Der Nachthimmel kann recht gut sein. Als Bestwerte verzeichnete ich 21,2 mag/ Konstruktion funktioniert und es macht arcsec2. Leider beeinträchtigt die helle Lichtglocke Frankfurts den Südhimmel sehr einfach Spaß! Und die fotografischen deutlich. Sie wird bei diesem Bild links durch die Teleskope verdeckt. Als Kamera Ergebnisse mit den Low-Budget-Optiken diente eine EOS 450Da mit Samyang-Fisheye 8 mm bei Blende 5,6. sind allemal vorzeigbar.

abgehalten wird. Die Dachschräge wurde Das Dach musste mit seinen vier Qua­ Literaturhinweise: einfach durch die Wahl von zwei Rollen- dratmetern immerhin eine Schneelast [1] Weis, C. (2006): Wie gut ist mein paaren unterschiedlichen Durchmessers von veranschlagten 400 Kilogramm Beobachtungsplatz, VdS-Journal erzeugt. Es ergab sich immerhin eine aushalten, was einer Schneehöhe von Nr. 19 Neigung von gut 4 Grad nach Süden und ungefähr 40 Zentimetern entspricht. [2] Pilz, U. (2010): Wie findet man ich ersparte mir eine aufwändigere Rah- Mehr sollte es hier nicht schneien und einen brauchbaren Beobachtungs- menkonstruktion. Als Bedeckung ver- notfalls könnte man in der Winterzeit platz?, Interstellarum Nr. 70 wendete ich PVC-Trapezplatten. auch einen zentralen Stützpfosten nach dem Schließen des Dachs einkeilen.

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Erfahrungen mit zwei sehr unter- schiedlichen Gartensternwarten von Reiner Guse

Sucht man im Internet Informationen zum Bau einer Gartensternwarte, dann findet man vorwiegend Vorschläge zum Umbau von Gartenhäusern aus Holz, meistens als Ausführung mit einem Roll- schiebedach. Inzwischen gibt es dafür auch Komplettangebote, die keinen Um- bau mehr erforderlich machen. Im fol- genden Bericht geht es, wie in Abbildung 1 zu sehen ist, um eine Gartensternwarte aus Stahl und eine aus Kunststoff. Sie stehen beide in unserem Garten und ich möchte über meine Erfahrungen mit dem Aufbau und dem Einsatz dieser beiden Sternwarten berichten.

Welcher Amateurastronom kennt den Wunsch nicht, in einer klaren Nacht ohne großen Aufbau bei kurzem Weg mal eben in seine eigene Sternwarte zu gehen, um innerhalb kürzester Zeit Him- melsobjekte zu beobachten oder fotogra- 1 Hinten die Gartensternwarte aus Metall, vorne die Kunststoffkuppel fisch zu erfassen. So ging es mir vor ca. zwölf Jahren auch und so plante ich den Bau einer Gartensternwarte, die ein Tele- sicher und geschützt beherbergen sollte. nicht in Frage, da für die Rollvorrichtung skop bis ca. 12 Zoll und Zubehör für die Aufgrund der örtlichen Gegebenhei- nicht genügend Platz vorhanden war. Fotografie, wie einen PC mit Bildschirm ten zum damaligen Zeitpunkt kam eine Außerdem sollte ein späterer Platzwech- und weitere erforderliche Komponenten, Sternwarte aus Holz mit Rollschiebedach sel ohne großen Aufwand noch möglich

3 2 Die Dachkonstruktion Der Schließmechanismus

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beitung und entsprechende Fertigkeiten erforderlich. Diese Schlosserarbeiten sind nicht zu unterschätzen und erforderten bei mir einen höheren Zeitaufwand, als ich zuerst eingeplant hatte.

Die Sternwarte wurde nach dem Aufstel- len mit den Bodenplatten verschraubt, ansonsten bestand die Gefahr, dass sie wanderte. Die fertige Sternwarte ist in Abb. 4 zu sehen, wobei nur eine Dach- hälfte abgeklappt ist.

Um es vorweg zu sagen: Mit dem End- ergebnis war ich sehr zufrieden, hier die wesentlichen Vorteile: – einfache Bedienung ohne großen Kraftaufwand – absolut dicht, auch bei Sturm und Regen 4 Gartensternwarte aus Stahl mit Teleskop – ausreichender Platz für ein 12-Zoll- Teleskop plus Zubehör – kein Verschleiß, keine notwendigen sein. Zu diesem Zeitpunkt fand ich einen re wurden verschweißt und schließlich Wartungsarbeiten, auch nach zwölf Artikel in „Sterne und Weltraum“ (SuW feuerverzinkt. Bei der Konstruktion ist Jahren noch einwandfreie Funktion 2/2001) über den Bau einer Gartenstern- darauf zu achten, dass nach dem voll- – problemloser Ortswechsel möglich warte aus einem Gerätehaus aus Stahl, ständigen Ausfahren ein Abklappen der bei dem nach dem Umbau die Dachhälf- Dachhälften möglich ist. Nach dem Zu- Nachfolgend einige Mängel, die sich je- ten aufgeschoben und auch abgeklappt sammenschieben werden die Dachhälf- doch nicht wesentlich auf die Beobach- werden konnten. Von einem österreichi- ten mit Knebelschrauben befestigt (Abb. tungen ausgewirkt haben: schen Sternfreund, der diese Sternwarte 3). Für die Arbeiten sind ein Schweißge- – Beobachtungen von Objekten unter 20 schon erfolgreich gebaut hatte, holte ich rät, Winkelschleifer, Bohrmaschine und Grad Höhe durch Seitenwände nicht mir nähere Informationen und entschied weitere Standardgeräte zur Metallbear- immer möglich mich schließlich für diese Ausführung, da ich mich, unter anderem aufgrund der Gerätschaften, über die ich verfüge, in der Lage sah, die erforderlichen Schlosserar- beiten auch selbst ausführen zu können.

Zunächst musste ich das passende Gerä- tehaus kaufen und möchte gleich vorweg- nehmen, dass es sich dabei um ein quali- tativ hochwertiges Gartenhaus handelte, für das die Firma 20 Jahre Garantie bie- tet und das heute auch noch angeboten wird. Das Häuschen „Europa“ von Bio- hort hat Abmessungen von gut zwei Me- ter mal zwei Meter und einen Preis, der heute über 1.000 Euro liegt. Ich habe es damals über einen deutschen Baumarkt erworben. Die Hauptarbeit bestand dar- in, eine Stahlkonstruktion anzufertigen, welche die beiden Dachhälften unter- stützte und sie mit Rollen in Schienen lagerte.

Abbildung 2 zeigt diese Konstruktion, 5 wobei ich Vierkantrohre 30 x 30 x 1,5 Die Betonsäule mit Stahlbewehrung ist von einem 30-Zentimeter-Abwasserrohr Millimeter verwendet habe. Diese Roh- umgeben

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– Temperaturen sind bei Sonnenschein innen sehr hoch, eine Isolation mit Styroporplatten ist ratsam – Ameisen können lästig sein

Außerdem sollte man beachten, dass die- se Sternwarten-Ausführung höchstens für Größen von ca. 2,5 x 2,5 Meter ge- eignet ist, da sonst die Dachhälften mit der Unterkonstruktion zu schwer werden.

Fünf Jahre diente das umgebaute Gar- tenhaus zuverlässig als Sternwarte, dann übernahm es wieder die eigentliche Funktion als Gerätehaus. Der Grund war nicht meine Unzufriedenheit mit dieser Gartensternwarte, sondern ein verhält- nismäßig preisgünstiges Angebot einer 6 Das fertige Holzpodest gebrauchten Kuppel mit Unterbau aus Kunststoff. Anstelle von Schlosserarbei- ten war jetzt eine Expertise in Kunststoff- – Leitungsverbindungen können unter- noch eine zweite Person. Danach wurde bearbeitung gefragt, denn die gebrauch- halb vom Podest zum Teleskop verlegt die selbstgebaute Polhöhenwiege mit den te Sternwarte war zu diesem Zeitpunkt werden. Gewindestangen der Säule befestigt und schon ca. zehn Jahre alt und mit deutli- schließlich das 12-Zoll-Teleskop mit der chen Gebrauchsspuren und auch einigen Das Aufbauen der Ringe war auch Dank Gabel auf die Polhöhenwiege geschraubt Beschädigungen versehen. Diese ließen einer hervorragenden Beschreibung auf (Abb. 7). sich alle mit Epoxidharz, Spachtelmasse den Holzdielen kein Problem, wobei man und schließlich einer Politur problemlos auf einen genauen Abstand zum Mittel- Die drei aufgeführten Mängel der alten beheben, so dass die Kuppel und der Un- punkt, der bewusst nicht mit der Säule Gartensternwarte waren behoben. Es terbau danach fast wieder wie neu aussa- übereinstimmt, achten sollte. Zum An- gab keine Ameisen mehr, man konnte hen. Bei dieser Prodome-Sternwarte mit bringen der Kuppel benötigte ich dann zum Teil bis in Horizontnähe beobach- drei Metern Durchmesser handelt es sich um ein Produkt aus den USA, das noch heute dort vertrieben wird. Die Kosten für eine neue Sternwarte in dieser Aus- führung liegen bei über dem Zehnfachen meiner alten Gartensternwarte.

Die Vorbereitungsarbeiten für das Auf- stellen der Kuppel bestanden im Erstellen einer Säule und dem Aufbau von einem Holzpodest mit Terrassendielen auf 16 mit Betonplatten befestigten Holzpfos- ten. Aus den Abbildungen 5 und 6 geht dieser Aufbau hervor, den man häufig in den USA findet und der folgende Vorteile aufweist:

– Es sind keine Betonarbeiten wie z. B. das Erstellen von Fundamenten erfor- derlich. – Durch das Podest gewinnt man noch etwas Höhe, was bei Beobachtungen vorteilhaft sein kann und wodurch der Innenraum immer sauber und ohne Ameisenbefall bleibt. – Die Ringe für die Kuppel lassen sich auf dieser Holzfläche sehr gut montie- 7 ren. Kuppel mit Unterbau und Teleskop

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ten und die Temperaturen waren auch gemäß funktioniert. Abschließend noch Zusammenfassung: bei starkem Sonnenschein innerhalb der zwei Anmerkungen: Steht nur wenig Platz für eine Garten- Kuppel erstaunlich niedrig. Insbesonde- – Die Kuppel bietet guten Schutz bei sternwarte zur Verfügung, dann ist die re ist es aber der Komfort, den die neue Wind. Bei Aufnahmen eines Kometen zu Beginn beschriebene Metallkons­ Sternwarte bietet, an dem ich mich er- kam es zu Windböen bis 8 Beaufort, truktion eine gute Lösung. Allerdings freue. Da Kuppelspalt und Kuppel selbst was ohne Auswirkungen blieb. sollte man die Schlosserarbeiten nicht elektrisch angetrieben werden, genügen – Von einer negativen Beeinflussung unterschätzen. Entscheidet man sich für einige Schalterbetätigungen, um bequem des Seeings durch den Kuppelspalt eine Kunststoffkuppel ohne gemauerten und schnell in die Kuppel zu kommen. habe ich bisher nichts bemerkt. Zum Unterbau, dann ist das Aufstellen auf ei- Der Raum mit drei Meter Durchmesser einen ist der Kuppelspalt mit fast nem Holzpodest aus Terrassendielen sehr bietet viel Platz für Zubehör und Besu- einem Meter sehr breit, zum anderen empfehlenswert. Hat man ausreichenden cher. Schon beim Aufbau habe ich den befindet sich bei Astroaufnahmen kei- Platz im Garten und möchte nicht zu viel etwas eigenartig funktionierenden Ein- ne Person in der Kuppel, da ich meine Geld für eine Sternwarte ausgeben, dann gangsbereich umgebaut, wodurch die Aufnahmen aus der Wohnung heraus ist sicher ein umgebautes Holzhäuschen Kuppel jetzt bei jeder beliebigen Position steuere. mit Rollschiebedach eine gute Lösung. betreten werden kann und alles wunsch- Kleiner „Rundtempel“ in meinem Garten von Ulrich Jung

Vor 25 Jahren baute ich in meinen Garten eine kleine, runde Sternwarte. Das Mauerwerk aus Klinkersteinen hat einen Durch- messer von drei Metern und eine Höhe von zwei Metern, so dass man aufrecht durch die Türe gehen kann. Die Kuppel aus 1-Milli- meter-Aluminiumblech wurde aus einzeln ausgeschnittenen Seg- menten zusammengesetzt und mit Nieten verbunden. Der 1,20 Meter breite Spaltschieber lässt sich von außen mit einem Seil

1 Meine Sternwarte mit 3-Meter-Kuppel baute ich vor 25 Jahren.

manuell öffnen. Das Instrument ist ein 10 Zoll großer Spiegel, der sich sowohl in einer Newton- als auch in einer Cassegrain- Konstruktion verwenden lässt. Diesem Hauptinstrument ist ein 4-zölliger Refraktor zur Sonnenbeobachtung aufgesattelt.

Die Sternwarte baute ich natürlich in die dunkelste Ecke meines Grundstückes. Doch inzwischen wurde das Baugelände dahin- ter erschlossen und unweit der Grenze eine mit Natriumdampf betriebene Staßenlampe installiert. Mit einem UHC-Filter lässt sich der Kontrast aber erhöhen. Ein anderes Problem stellt der Winddruck dar. Auf der dem Wind abgekehrten Seite muss der 2 Auf der Säule ist sind 10-Zoll-Spiegelteleskop und ein Spaltschieber aufgrund der entstehenden Sogwirkung des Win- 4-Zoll-Refraktor montiert. des besonders gesichert werden.

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Bau einer Sternwarte nach alten Plänen und eigenen Ideen von Winfried von Ohle

Seit 1965 beschäftige ich mich, angeregt durch einen Physiklehrer, mit der Astro­ nomie. Nach einer 20-jährigen Pause gab es 1991 einen Neustart. Neben dem Bau der eigenen Sternwarte im Jahr 1997 zählte ich 2000 zu den Mitbegründern der Sternfreunde Soest. Nach Eintritt in den Ruhestand 2013 unterstütze ich Schulen bei der Vermittlung astrono- mischen Wissens und halte jeden Mo- nat einen Vortrag vor Kurgästen in Bad Sassendorf­ - ehrenamtlich. Die Beobach- tung und Fotografie des Himmels wird selbstverständlich auch gepflegt. In den letzten 26 Berufsjahren als Elektromeis- ter war ich im Berufsbildungszentrum Hellweg-Lippe in Soest in der Ausbil- dung tätig.

Welcher Sternfreund träumt nicht von einer eigenen Sternwarte? Steht sie im eigenen Garten, sind dank einer schnel- len Reaktionsmöglichkeit auch Wolken- lücken nutzbar. Kann man sie außerhalb 1 Fundament und Stahlskelett des Kuppelunterbaus sind fertig, während die Bürger- einer Ortschaft errichten, sind oft See- steigplatten noch nicht alle verlegt sind. Fernrohrsäule, Gewindestange und Dachlatte ing und Horizontsicht besser und das dienen als Zirkel. künstliche Licht geringer, dafür ist die Sternwarte aber auch eher Vandalismus ausgesetzt. Auch ist es oft nicht ein- fach, dort eine Baugenehmigung zu be- kommen. Eine hobbymäßige Sternwarte kann man als Geräteschuppen ansehen. In nicht massiver Bauweise errichtet, sind in NRW - Baurecht ist Ländersache - mindestens drei Meter Grenzabstand ein- zuhalten, der umbaute Raum darf nicht mehr als 30 Quadratmeter betragen und nicht vergessen: Lieber vorher beim Bier mit dem Nachbarn sprechen als hinterher vor Gericht!

Meine Wahl fiel auf eine Sternwarten- kuppel. Diese hat Vor- und Nachteile. Zu den Nachteilen zählen sicherlich die fehlende Rundumsicht, aber auch der er- heblich höhere Bauaufwand ist nicht zu unterschätzen. Zu den Vorteilen gehören der bessere Windschutz, der Schutz vor Taunässe und - für mich sehr wichtig - vor Fremdlicht. Zwei Straßenleuchten, die 41 und 66 Meter entfernt stehen, sen- 2 den genug Licht in meinen Garten, um Der Unterbau hat seine Alu-Blechverkleidung erhalten und das Kuppelgerüst ist samt die großen Buchstaben der Tageszeitung Fahrwerk montiert.

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(nach A. Staus 2 Meter). Somit ist der Blick bis zum Horizont gegeben, ohne dass ein Zwischenboden oder eine Trep- pe gebaut werden musste. Beim Betreten der Kuppel muss man sich wegen der Türhöhe von 1,48 Meter natürlich etwas bücken. Der Unterbau ist nicht aus Holz, sondern aus stählernen Vierkantrohren 80 x 80 Millimeter aufgebaut, die oben mit mehreren Winkeleisen-Bögen ver- bunden sind (Abb. 1). Dadurch ergibt sich die kreisrunde Fahrbahn für die Kuppel. Die Winkeleisen-Bögen entstan- 3 den durch Walzen handelsüblicher, sechs Der Wetterschutz aus Flachdachfolie wird montiert. Die mit weißem Kunststoff Meter langer Winkeleisen-Stangen (60 beschichteten Blechstreifen auf der Kuppel würde ich nicht mehr verwenden. x 60 x 6 Millimeter). Durch das Walzen, ausgeführt von einer Maschinenbaufir- ma, hatte sich das Winkeleisen verzogen. lesen zu können. Ein Nachbar hat seit für zwölf Punktfundamente entschie- Ein Schlosserkollege hat es nur durch einem Jahr Strahler unter dem Dach- den, die bei einer Ortsveränderung der Erwärmung an den richtigen Stellen mit sims seines acht Meter entfernten Hauses Sternwarte leichter zu entfernen sind, als einem Schweißbrenner gerichtet. Die Ge- montiert, die über zwei Bewegungsmel- eine Betonplatte mit Ringfundament. Die nauigkeit bewundere ich noch heute. der angeschaltet werden. Letztere sind Punktfundamente sind mit maßgefertig- trotz Bitte um Änderung so dämlich ten Rasenkantensteinen verbunden. Der Außen ist die Stahlkonstruktion mit ausgerichtet, dass ich beim Betreten Fußboden besteht aus 50 x 50 Zentimeter Alu-Blech verkleidet, innen mit in Bau- und Verlassen der Sternwarte jedes Mal Bürgersteigplatten, die einfach nur auf märkten erhältlichen Paneelbrettern. Zur die Beleuchtung einschalte. Zum Glück das Erdreich gelegt wurden. Mittlerweile Wärmedämmung befindet sich Mineral- leuchtet sie nur sehr kurz. Die zweistö- bestehen kleine Höhendifferenzen zwi- wolle dazwischen. Da Aluminium ein ckigen Nachbarhäuser verdecken mir lei- schen den Platten, weshalb der rollbare guter Wärmeleiter ist und die Bleche nur der weitestgehend die Sicht auf den Ost- Arbeitstisch schon mal aneckt. Der zylin- 1,5 Millimeter dick sind, wird von ihnen und Südhimmel. drische Unterbau ist nur 1,58 Meter hoch nur wenig Wärmemenge gespeichert, die

Als der Entschluss zum Bau einer Stern- wartenkuppel 1996 gefallen war, musste ich mich noch zwischen einer fertigen Kunststoff- oder einer selbstgebauten Holzkuppel entscheiden. Aus Kosten- gründen fiel die Wahl auf eine Holz- kuppel, gebaut nach der Plansammlung „Fernrohrmontierungen und ihre Schutz- bauten für Sternfreunde“ von Prof. Dr.- Ing. Anton Staus (1. Aufl. 1952). Nach seinen Plänen lassen sich Kuppeln in sechs Größen von drei bis sechs Meter Durchmesser realisieren. Meine Kuppel hat einen Außendurchmesser von 3,67 Metern. Nicht verschwiegen werden soll- te, dass mir meine Arbeitskollegen vom Berufsbildungszentrum Hellweg-Lippe mit Rat und Tat zur Seite standen, wo- für ich mich hier ausdrücklich bedanke. Im Folgenden möchte ich nicht haarklein den kompletten Bau beschreiben, son- dern nur auf Besonderheiten und Ände- rungen hinweisen. Genauere Auskünfte gebe ich aber sehr gerne. 4 Schon über das Fundament kann man Im März 2011 war die Kuppel 14 Jahre alt. Die Gartenarbeit wird zwischendurch mit geteilter Meinung sein. Ich habe mich Himmelsbeobachtung versüßt.

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5 So sieht es innen aus. Der Besitzer ist gedanklich schon bei der kommenden, hoffentlich klaren Nacht.

abends schnell wieder abgegeben wird. an dem senkrechten Schenkel des Win- auf dessen Antriebswelle ein Kettenrad Das Kuppelseeing ist dadurch verbessert. keleisens entlanglaufen. Zur Drehung der sitzt. Dieses greift in eine Motorradket- Kuppel ist ein Getriebemotor montiert, te ein, welche an jedem zweiten Ketten- Beim Bau der eigentlichen Kuppel habe ich mich an die Pläne von A. Staus ge- Anzeige halten. Das Kuppelgerüst ist aus preis- wertem Bausperrholz mit 16 und 19 Mil- limeter Stärke entstanden (Abb. 2). Auf das Kuppelgerüst ist eine Bretterscha- lung aufgenagelt und darauf eine weiße Flachdachfolie als Wetterschutz verlegt (Abb. 3). Das Farbpigment der Folie ist Titanoxid-Weiß, welches die Infrarot- strahlung reflektiert. So wird es auch an sonnigen Hochsommertagen in der Kup- pel nie wärmer als draußen im Schatten. Das Kuppelfahrwerk ist nicht aus Flach- stahl und Torrollen aufgebaut, wie in den Plänen vorgesehen. Um das Quietschen eines solchen Fahrwerks zu verhindern, habe ich acht Paar Bockrollen verwen- det, die auf dem waagerechten Schenkel des Winkeleisens laufen. Die paarweise Anordnung der Rollen verhindert das Poltern beim Überfahren der Fugen in der Fahrbahn. Zur seitlichen Führung der Kuppel dienen acht Bockrollen, die

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glied einen Befestigungswinkel trägt. So gen besitzt die Kuppel übrigens nicht. ter dicke Gewindebolzen mit demselben konnte die Kette innen am hölzernen Offensichtlich ist sie so schwer, dass kein verspannt. Seine Masse von ca. 100 Ki- Basisring der Kuppel angeschraubt wer- Sturm sie bisher anheben konnte. Die logramm und die obenaufstehende ca. den. Die elf Meter lange Kette ist eine Kuppel hat sich bewährt. Die Lager der 90 Kilogramm schwere Alt7-Montierung Sonderausführung und war das teuerste Bockrollen mussten mal geölt werden. verhindern jedes Nachschwingen. Dazu Teil an der ganzen Sternwarte. Der Spalt- Da es sich um Kunststoffgleitlager han- kommen noch zwei Fernrohre, die eine verschluss besteht aus einer Klappe und delt, habe ich Silikon-Sprühöl verwen- Masse von 55 Kilogramm aufweisen und einem Schieber, aufgebaut aus Winkel- det, welches in Baumärkten angeboten ein gleichschweres Gegengewicht. Ein eisenrahmen, beplankt mit Alu-Blech. wird. Direkt über der Eingangstür kann kräftiger Tritt gegen die Säule lässt die Der Schieber wird mit einem Seilzug und ich die Paneelverkleidung entfernen und Fernrohre nur einmal kurz nicken. einer Winde handbetätigt. Vier Bockrol- so an die Rollen herankommen. Alle zwei len bilden sein Fahrwerk. Sie laufen auf bis drei Jahre wird die Flachdachfolie mit Eine solche Sternwarte lässt sich in der Flacheisen, welche auf den beiden über Schwamm, Geschirrspülmittel und Was- Freizeit nicht von heute auf morgen er- die Kuppelaußenhaut ragenden Haupt- ser gereinigt. Das sind bisher die aufwän- richten. Von der ersten Planung bis zur bögen des Kuppelgerüstes aufgeschraubt digsten Wartungsarbeiten gewesen. endgültigen Fertigstellung habe ich rund sind. Diese Flacheisen sind so breit, dass ein Jahr benötigt. Von mir selbst wur- sie den Bögen genug Wetterschutz bieten Zum Schluss noch etwas zur Fernrohrsäu- den die Holzarbeiten und der eigentliche (Abb. 4). le. Entgegen der üblichen betongefüllten Aufbau vor Ort erledigt. Diesen habe ich, Abflussrohre habe ich einen Pyramiden- auf mich selbst gestellt, in drei Monaten Damit der Schieber bei Sturm nicht da- stumpf verwendet. Er ist aus 5-Millime- bewältigt, in denen jede freie Minute ge- vonfliegt, greifen zwei an den Längs- ter-Stahlblech zusammengeschweißt. Zur opfert wurde und manches Mal erst um seiten montierte Laschen unter die Schwingungsdämpfung ist er mit ge- 22 Uhr Feierabend war. Gekostet hat der Flacheisen und dienen außerdem zur trocknetem Sand befüllt und über vier ganze Spaß ca. 8700 Mark. Seitenführung. Weitere Sturmsicherun- im Fundament einbetonierte 22 Millime-

Bau meiner Gartensternwarte von Jürgen Reinhardt

Nach neun Jahren Beobachtungszeit in Schon nach kurzer Zeit musste ich fest- 1 Anfangs hatte ich nur eine einer Kleingartenanlage hatte ich trotz stellen, dass die hiesigen Windverhält- abrollbare Teleskophütte. abrollbarer Teleskophütte keine Lust nisse die Astrofotografie zum Glücks- mehr, jede Beobachtungsnacht so weit zu spiel machten. Da half auch kein noch fahren. Auch war ich es müde, jedes Mal so hoher Windfang. Also musste eine Geldbeutel ab. Ich entschloss mich für das Zubehör wie Kamerakoffer, Laptops Sternwarte her! Sollte es nun ein Kuppel- eine drehbare Sternwarte in quadrati- und schwere Batterien zur Stromversor- bau werden, eine Achtecksternwarte oder scher Form mit abrollbarer Dachluke. gung hin und her zu transportieren. Also eine Rolldachhütte? Die Entscheidung verpflanzte ich kurzer Hand den abroll- hängt immer von den örtlichen Gegeben- Im Mai 2014 begann ich mit der Planung baren Schutzbau in den hauseigenen heiten, dem handwerklichen Geschick, und dem Einholen der Angebote für das Garten (Abb. 1). den Ansprüchen und natürlich auch vom entsprechende Material. Am 19. Juni er-

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folgte dann der erste Spatenstich für den 50 x 50 x 70 Zentimeter großen Betonso- ckel, auf dem die Teleskopsäule montiert werden sollte. Dieser Sockel wurde noch am gleichen Tag mit Beton ausgegos- sen. Eine Woche später erfolgte der Er- daushub für das runde Betonfundament (mittlerer Durchmesser 320 Zentimeter und 50 Zentimeter tief). Für die Stabilität wurde vor dem Ausgießen noch etliches an Betonstahl mit eingebaut. Bis zum Auffüllen mit Beton verging noch eine ganze Woche (Abb. 2).

Da sich meine zukünftige Sternwarte auch drehen sollte, galt es, einen exakt runden Ring aus Beton zu fertigen. Hie- rauf sollte sich das Ganze ja bewegen. Mein Problem bestand darin, das ent- 2 Das runde Betonfundament mit einem Durchmesser von 320 Zentimetern sprechende Material für eine kreisrunde Schalung (Innenkreis 312, Außenkreis 328 und in einer Höhe von 20 Zenti- metern) zu finden und zu fertigen. Mein Neffe besorgte mir schließlich eine Tafel Betonplan. Diese wurde auch bei Erhalt gleich mit einer Stichsäge in 20 Zenti- meter breite Streifen gesägt. Vor deren Anbringung mussten im Abstand von ca. 25 Zentimetern Löcher in das Fundament gebohrt werden. In diese wurden Stahl- stäbe eingebracht, welche den Streifen aus Betonplan den nötigen Halt beim Ausgießen mit Beton geben. Jetzt musste nur noch die Schalung exakt ins Was- ser gebracht werden, um später auch ein leichtes und gleichmäßiges Drehen zu er- möglichen (Abb. 3). Um im Laufe der Zeit auch keine unliebsamen Untermieter wie Mäuse, Marder etc. zu bekommen, wurde der Innenkreis mit rechteckigen Pflaster- 3 steinen ausgelegt. Diese wurden später Die Schalung musste exakt ins Wasser gebracht werden. noch mit einem Grasteppich abgedeckt.

Anfang August war es dann schließlich soweit: Der eigentliche Aufbau mei- ner Sternwarte konnte beginnen. Zuerst habe ich aus 3,5 Meter langen Leimbin- dern (16 x 10 Zentimeter) ein Quadrat angefertigt. In dieses wurden dann ent- sprechend lang verlaufende, diagonale Balken montiert, so dass ein Achteck entstand, welches deckungsgleich mit dem Betonring war. Damit auch beim nächtlichen Drehen meiner Sternwarte keine unnötigen Geräusche entstehen sollten, wurden an dieses Achteck zwölf Nylonrollen (Traglast je 250 Kilogramm) geschraubt (Abb. 4). Damit das Ganze 4 nicht aus dem Kreis läuft, wurden noch Der untere Rahmen mit den zwölf Nylonrollen

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acht weitere Nylonrollen an der Außenseite des Achteckrahmens angebracht. Somit wird der Rahmen von außen am Betonring geführt. Endlich konnte das Gerüst meiner Sternwarte errichtet werden. Dazu habe ich Balken (10 x 10 und 8 x 8 Zentimeter) aus Konstruktionsholz verwendet. Alles musste sorgfältig mit den entsprechenden Schrauben und Schwerlastwinkeln miteinander verschraubt werden (Abb. 5).

Für die Abdeckung des ein Meter breiten Dachspaltes (Luke) habe ich mir einen Stahlrahmen 360 x 140 Zentimeter aus T- und Winkelstahl anfertigen lassen. Damit ist gewährleistet, dass sich das abrollbare Dach auch bei schwerer Schneelast nicht durchbiegt und somit ein Öffnen unmöglich macht (Abb. 6). Um die Dachluke auch leicht öffnen zu können, wurden noch sechs Torrollen an den Rahmen des abrollbaren Daches geschraubt. 5 Diese Rollen werden durch einen T-Stahl geführt, welcher mit Das Gerüst den Dachbalken verbunden ist (Abb. 7). Den über der Dachluke befindliche Teil des T-Stahls sowie den oberen Teil des Türrah- mens, habe ich abnehmbar gestaltet. Somit ist ein störungsfreier Himmelsanblick vom Horizont bis zum Zenit gegeben (Abb. 8).

Jetzt konnte das Dach mit 22 Millimeter starken OSB-Platten verschlossen werden. Da ich mich zur Dachabdeckung für Bi- berschindeln entschied (Abb. 9), wurden die OSB-Platten vor- her noch mit Dachpappe belegt. Damit durch den 20 Zentimeter hohen Spalt zwischen Rolldach und dem etwas tiefer liegenden

6 Das Gerüst mit der Abdeckung und dem Dachspalt

7 Die abrollbare Dachluke 8 Störungsfreier Himmelsanblick vom Horizont bis zum Zenit

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9 Dachabdeckung mit Biberschindeln 10 Die Innenseiten der Dachluke

11 Der Betonring ist an der Außenseite mit einem 28 cm breiten 12 Außenansicht mit Wachhund Aluminiumblech verkleidet.

Dach kein Regen bzw. Schnee eindringen 11). Somit ist zwischen Trägerrahmen kann, musste dieser noch verschlossen und Aluminiumblech noch ein zwei Zen- werden. Hierzu wurden an die Innen- timeter breiter Restspalt. Zur Vermeidung seiten der Dachluke noch entsprechende von Holzfäule durch dauernden Kontakt OSB-Bretter geschraubt (Abb. 10). Der mit feuchtem oder nassem Gras sind noch verbleibende Spalt von zwei Zenti- auch die Unterseiten der Außenwände meter Breite ist mit entsprechenden Leis- mit einem 30 Zentimeter breiten Alumi- tenbürsten verschlossen worden. Somit niumblech verkleidet worden (Abb. 12). ist auch bei leichtem Durchbiegen des abrollbaren Daches noch ein Öffnen ge- Nun galt es, im Innenbereich noch ein währleistet. wenig Hand anzulegen: Für die Strom- versorgung noch schnell eine wasserfeste Die Seitenwände, bestehend aus Nut- Vierfach-Außensteckdose angeschlossen, und Federbrettern, sind wie auch die die Teleskopsäule mit dem Betonsockel Balken vor dem Anbringen beidseitig fest verschraubt und zu guter Letzt den mit einem Witterungsschutz eingelassen Boden mit einem Grasteppich ausgelegt. worden. Die Eingangstür habe ich fer- Nun habe ich nach viermonatiger Bau- tig erworben. Damit weder Mäuse noch zeit und einer Investition von knapp Katzen meine Sternwarte von der Au- 2.100 Euro meine Gartensternwarte ge- ßenseite her als trockenen Unterschlupf nau so, wie sie meinen Bedürfnissen ent- aufsuchen, habe ich den Betonring an spricht (Abb. 13). der Außenseite mit einem 28 Zentimeter 13 Der Blick in den Innenbereich mei- breiten Aluminiumblech verkleidet (Abb. ner Gartensternwarte

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Betonsäule mit Rollschutzhütte von Norbert Butters

Seit Jahren plante ich den Wiedereinstieg in die Astronomie zum Zeitpunkt meines Ruhestandes. Bis dahin habe ich mir so nach und nach ein Mak 5 und eine EQ6 sowie Ferngläser und alles, was man sonst an Kleinigkeiten benötigt, zusam- mengekauft. Dabei habe ich mich immer über den langwierigen Aufbau geärgert, gerade im Zusammenhang mit den insta- bilen Wetterverhältnissen im Siegerland. Ein stationäres Setup ist sicherlich der Traum eines jeden Sternenfreunds. Hier gibt es Hunderte verschiedene Möglich- keiten, je nach Anforderung und Geld- beutel. Das Thema ist sicherlich auch schon etliche Male beschrieben worden. Ich möchte nun mit diesem Bericht al- len Sternfreunden mit kleinem Budget und ohne große Hilfsmittel und Hilfs- personal Mut machen, ein festes Setup 1 Motorhacke und im Hintergrund das KG-Rohr

Meter tief. Das entspricht schon mal min- destens 1,2 Kubikmeter Beton mit gut 2,5 Tonnen Gewicht! Doch wie bekomme ich 1,2 Kubikmeter Erdreich möglichst ohne große Anstrengung und Bagger aus dem hochfesten, steinigen Lehmboden? Eine Kreuzhacke scheidet aufgrund des en- gen Lochs aus. Die Lösung brachte meine kleine, sehr preiswerte elektrische Motor- hacke (Abb. 1).

Also Grasnarbe mit dem Spaten abste- chen, Motorhacke an. Nach zwei Minu- ten konnte ich schon das obere, lockere

2 Die Motorhacke frisst sich durch harten Boden.

mit einer Betonsäule und einer einfachen Platzverhältnisse im eigenen Garten Rollschutzhütte zu realisieren. Dabei – sehr schlichte Ausführung der Schutz- verzichte ich auf maßstabsgetreue Kon- hütte, damit durchreisende Langfinger struktionszeichnungen, da ja doch jeder nicht auf den Geschmack kommen – andere Vorgaben an die Gesamtgröße der wie bereits schon geschehen. Anlage hat. Die spezifischen Merkmale – an der Funktionalität darf nicht ge- werden aber anhand von Fotos und als spart werden Erklärungen im Text dargestellt. – alles muss überwiegend in Eigenregie ohne Helfer erstellt werden können Meine eigenen Vorgaben waren: – preisgünstige Bauausführung Die Maße für das Betonsäulenloch wur- 3 – Anpassung an die nun doch engeren den wie folgt festgelegt: 1,2 x 1 x 0,95 Der Beton kann kommen

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5 4 Rohrjustierung mit OSB-Platte und Wasserwaage Die Betonsäule mit Adapter nach dem Guss

Erdreich (ca. 15 cm) mit der Schaufel ausheben. So ging es leicht immer weiter, auch im harten Lehm- und Steinboden. Das Loch wurde allmählich tiefer und ich konnte mich mit meiner laufenden Motorhacke auf einen Hocker setzen und Schicht für Schicht bequem abtragen. Die Hacke ist so stark, dass sie auch vor größeren Steinen nicht Halt macht, sie reißt diese einfach raus (Abb. 2). Eines schafft die Motorhacke allerdings nicht. Direkt am Boden des Lochs sind die Wände abgerundet. Beim Dorfschmied habe ich mir einen Erdspieß für 65 Euro anfertigen lassen: aus 30-Millimeter-Rundstahl, vorne spitz und 1,8 Meter lang. Den kann man im Garten immer gebrauchen. Schnell war ein rechtwinkliges Loch bis in die Tiefe erstellt. Ich habe dann ein altes Kontroll- schacht-Betonteil von meinem früheren Hausbau, welches damals nicht benö- tigt wurde, gleich mit ins Loch versenkt und vier lange Pfosten in die Ecken eingerammt. Diese bilden die Grundlage für mein Justiergerüst der Betonsäule und brauchen nur grob ausgerichtet zu sein.

Bei Ebay konnte ich ein KG-Rohr, zwei Meter lang und mit 25 Zentimetern Durchmesser, günstig ersteigern. Es wurde auf die notwendige Wunschsäu- lenhöhe gekürzt, hier 1,8 Meter. In den unteren Teil des Rohres wurden einige größere Löcher geschnitten, damit der Beton vom Loch sich mit dem Beton im Rohr verbindet. Kleinere Löcher sind für die Armierung bestimmt. Das Rohr wurde nun zur unteren Stabilisierung in ein etwas tieferes Loch von ca. 30 Zentimetern gesetzt und mit Steinen unten verklemmt. Die langseitigen Pfos- ten wurden dann mit stabilen Leisten verbunden. Wichtig: Die oberen Längs- leisten müssen sehr genau mit der Wasserwaage ausgerichtet und gegenüber auf die gleiche Höhe gebracht werden. Auf den kurzen Seiten werden ebenfalls Leisten angebracht, um das Gerüst zu stabilisieren (Abb. 3). Nun habe ich eine OSB-Platte in der Mitte sehr genau auf die Rohrgröße ausgeschnitten, vorsich- tig über das Rohr geschoben und auf die oberen Kanthölzer gelegt. Nach dem Betonieren kann mit Hilfe einer Wasserwaage das Rohr sehr genau senkrecht ausgerichtet werden. Wenn alles stimmt, wird die OSB-Platte auf die Seiten-

Der Beton kann kommen 6 Die fertige Säule mit Montierung und Fernrohr

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7 Das Bodenskelett mit den montierten Rollen 8 Blick durch die geöffnete Tür bei abgefahrener Rollschutzhütte

leisten festgeschraubt. Damit beim Beto- 250 Euro. Der Einsatz der Betonpumpe Meter Ausladung. In nur zehn Minuten nieren der Beton gleich hoch wird, habe kostete 580 Euro. Dabei ist zu beachten, war der Beton im Loch. Zuerst haben wir ich noch eine kleine Bretterverschalung dass nach dem Pumpvorgang etwa 0,25 eine kleinere Menge in das Rohr fließen angefertigt (Abb. 4). Kubikmeter in der Betonpumpe verblei- lassen um es zu stabilisieren, dann den ben, also zum Gesamtvolumen dazuge- Rest außenherum langsam aufgefüllt. Den Betonsäulenadapter habe ich bei rechnet werden müssen. Das war dann Das Rohr wurde nicht ganz gefüllt. Weil Astromechanik, Herrn Stefan Schimpf in ein großes Spektakel am nächsten Tag in der Beton sehr zäh ist, lässt sich der Volkach, direkt gekauft. Er hat mir auch meiner Straße. Ein Betonmischfahrzeug Adapter nur schwer hineindrücken. Ich einige Hinweise dazu gegeben. Dafür und ein Betonpumpenfahrzeug mit 37 habe es aber doch geschafft und eine ganz herzlichen Dank! Die große Frage war aber dann: Wie kann ich 1,2 Kubik- meter Beton schnell zusammenmischen und wie oft muss ich zum Baumarkt fahren, um Kies, Zement und Sand zu holen? Meine Baustelle liegt 25 Meter weit und in zirka vier Meter Tiefe von der Zufahrt entfernt. Also habe ich dann bei einigen Frischbetonfirmen angeru- fen und nach Preisen, Betonarten sowie Liefermöglichkeiten gefragt – ich bin ja kein Fachmann. Damit waren wir bei der Betonpumpe. Als ich dann die Preise ausgerechnet habe, musste ich konstatie- ren, dass diese gar nicht so teuer waren: 1,25 Kubikmeter Beton C30/37, schnelle Abbindung, inklusive weiterer Betonzu- schläge und Mindermengenaufschlag:

9 Einfache Wegfahrsicherung durch einen Kantholzbalken

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10 Die fertige Rollschutzhütte mit umlaufendem Bodenrahmen 11 Säule mit Montierung und Fernrohr bei abgefahrener Rollschutzhütte

Verbindung zur Armierung im Rohr her- Insgesamt hatte sich der Beton auch zur ren ist, legt man als Wegfahrsicherung stellt. Für den Rest des Rohres habe ich Mitte hin etwas eingezogen und eine einfach einen Kantholzbalken quer vor dann selbst etwas Beton gemischt und es leichte Mulde gebildet. Das ist normal. die Säule (Abb. 9). Dieser Balken wird damit bis zum Rand aufgefüllt. Wichtig: Diese habe ich mit Bodenausgleichsmas- rechts und links mit einer Schraube ge- Der Abstand zwischen Grundplatte des se aufgefüllt. Ein beim Bau mit eingezo- halten. Damit die Säule nicht beschädigt Adapters und dem oberen Teil muss so genes Elektrokabel wurde angeschlossen. werden kann, habe ich die Balken vor groß sein, dass die Befestigungsschraube Dann noch die Montierung und den Mak und hinter der Säule mit Schaumstoff der Montierung von unten noch einge- aufgesetzt und die üblichen Einstellun- aus dem Heizungsbau gesichert. Innen führt werden kann. Dafür habe ich zwei gen vorgenommen (Abb. 6). habe ich dann noch einen Bewegungs- kleine, gleich große Reststücke vom melder installiert. Kantholz genommen. Der Aufnahme-Pin Nun noch die Rollschutzhütte mit ab- des Adapters für die Montierung muss schließbarer Tür: Mit Kanthölzern wurde Damit die Einrichtung auch von unten nun genau eingenordet werden. Da ich zuerst ein Bodenskelett (Abb. 7) erstellt, gegen Schnee, Regen und Sturm ge- meinem Smartphone in Bezug auf die die Räder montiert und das Hüttenskelett schützt ist, wurde aus einer Lärchenholz- Nordrichtung nicht allein vertraut habe, bis zum Dach aufgebaut. Mit OSB-Plat- diele mit Scharnieren und Schloss ein kaufte ich noch einen Marschkompass ten wurden dann Seiten- und Dachskelett umlaufender Rahmen erstellt (Abb. 10). und habe mir zusätzlich mit einer Leis- von außen miteinander verschraubt. Für Dieser hat sich im Winter sowie bei den te eine Peilmöglichkeit geschaffen. Da- die Dacheindeckung habe ich verzinktes letzten Stürmen prima bewährt. bei war der Adapter-Pin das Korn und Trapezblech genommen. Es ist mit 4,99 die Leiste mit einem Nagel am Ende die Euro pro Quadratmeter sehr preiswert. Fazit Kimme. Danach wurde dann das Rohr Eine kurze Dachrinne leitet das Regen- Der ganze Bau hat mir viel Spaß bereitet, mit der OSB-Platte genauestens justiert wasser zur Seite. Der Schnittrest einer trotz aller Schwierigkeiten. Mit dem Er- und die Platte auf die Leisten geschraubt OSB-Platte dient innen an der Rückwand gebnis bin ich sehr zufrieden. Es war mein (Abb. 5). als Klapparbeitstisch. Hier befindet sich Weg zu einem festen Setup (Abb. 11). Na- auch ein weiterer Stromverteiler für das türlich braucht man für einen Mak 5 nicht Nach vier Wochen Geduld wurde das Notebook und andere Gerätschaften. Bei unbedingt eine so massive Betonsäule. Gerüst um die Säule entfernt, die vier zurückgefahrener Hütte passt dann sogar Aber es soll ja weiter gehen, peu à peu, so Pfosten abgesägt und die Holzreste dann mein Astrostuhl hinein (Abb. 8). in Richtung SC, RC und Astrofotografie – noch zirka fünf Zentimeter tief im Beton mal sehen … ausgeschnitten. Die entstandenen Löcher Der Tür wird ein Schloss spendiert. Wenn habe ich mit etwas Beton ausgegossen. die Hütte zum Schließen ganz eingefah-

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Die kleinste Teleskopkuppel der Welt

von Peter Köchling

Bei den vielen technischen Ideen zur Re- alisierung einer eigenen Sternwarte muss man sich vor Augen führen, dass viele Hobbyastronomen sich nicht einmal ein „Dach über ihr Fernrohr“ leisten kön- nen. Das mag finanzielle Hintergründe haben, kostet ein Sternwartenbau doch leicht noch einmal so viel wie das Tele- skop selbst. Oder es hat rechtliche Grün- de, wenn es zum Beispiel durch den Ver- mieter untersagt ist, eine Sternwarte zu errichten. Letzteres war bei mir der Fall und ich brauchte eine adäquate Lösung, die den Rahmenbedingungen gerecht wurde. Eine Sternwarte sollte aus Sicht meines Vermieters wieder leicht rück- baubar sein und tagsüber kaum auffal- len. Selbst eine Gartenhaus-Sternwarte war also ausgeschlossen.

Zunächst einmal reduzierte ich das Säu- lenfundament auf ein Minimum. Statt eines zentnerschweren Betonfundamen- tes, schraubte ich vier ca. 50 Zentimeter lange Bodendübel in die Erde. Die Bo- denplatte der Säule wurde dann mit ein wenig Zement über Gewindestangen an den Bodendübeln befestigt. Die Stahlsäu- le füllte ich noch mit Steinen und Sand.

Der Schutz vor Fremdlicht und Wind wurde durch große Planen an Wäsche- pfählen, die um die um die Säule herum postiert waren, gewährleistet. Die pro- visorische Sternwarte erfüllte in diesem Stadium schon voll ihre Funktion zur Beobachtung und Fotografie. Allerdings erforderte das Auf- und Abbauen meines Teleskops C11 auf der Montierung EQ6 immer noch jeweils eine halbe Stun- de. Hinzu kommt noch die Zeit für das Einnorden, das Einrichten der Teleskop­ steuerung, das Ausrichten der Optiken, das Einrichten des Autoguiders usw.

Bald schon wurde mir klar, dass ich mein Teleskop im eingerichteten Zustand zu- mindest für ein paar klare Tage irgend- wie draußen lassen können musste, wenn ich die kurze Beobachtungszeit effizient ausnutzen wollte. 1 Vorbereiten zum Beobachten: Regentonne herunterheben …

VdS-Journal Nr. 56 Sternwarten und Schutzbauten 61

Ich versuchte, die Anforderungen an eine unter dem Gewicht der Tonne nachgab. die Anschlusskabel für die Teleskopsteu- Sternwarte durch langes Nachdenken Der so verstärkte Deckel, der gleichzei- erung und vom Autoguider zum Laptop zu reduzieren und stellte fest, dass die tig auch als Ablage dient, kann mittels liegen schon bereit. Sternwartenkuppel in erster Linie nur das Schrauben an der Säule auf zwei ver- Teleskop, seine Montierung und weiteres schiedenen Höhen befestigt werden. Mit Aus Sorge vor Vandalismus, Diebstahl Zubehör vor Wind und Wetter schützen Beginn der Astronacht brauche ich jetzt oder Sturmereignissen nutze ich diese sollte und nicht den Sternfreund noch nur noch die Planen an die Wäschepfäh- kostengünstige Kompromisslösung aber dazu. Die Kuppel selbst brauchte also nur le hängen, die Regentonne abnehmen auch nur für die wenigen klaren Näch- ein wenig größer sein, als das Teleskop. (welche dann als Ablage für den Laptop te außerhalb der Vollmondphasen. Den- So montierte ich über mein Teleskop eine zur Teleskopstange dient), den Deckel noch habe ich dadurch eine enorme Zeit- auf dem Kopf stehende, große Regen- herunterstellen, die Gegengewichtsstan- ersparnis. tonne. Den Deckel musste ich durch eine ge ausfahren und bei Bedarf noch Ka- Holzplatte verstärken, damit dieser nicht meras oder Okulare anbringen. Selbst

3 2 ... verstärkten Deckel herunterfahren ...... und Gegengewichtsstange ausfahren.

VdS-Journal Nr. 56 62 Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie von Peter Riepe

Neue Strukturen kaum) zustande kamen. Es war ein stän- 1 Die Fachgruppe (FG) Astrofotografie diges und zähes Ringen, diese Kommuni- Neues Logo der führt eine äußerst rege Mailingliste. End- kation unter den Astrofotografen selbst Fachgruppe Astrofotografie lich ist die Zeit vorbei, in der allein der auf eine aktive Schiene zu bringen. FG-Leiter im Zentrum aller Kommunika- tion stand und permanent alles anschie- Die internen FG-Kontakte laufen nun astrofotografisch-technische Fragen zu ben musste, während die Kontakte der selbstständig, in beeindruckender Breite Aufnahmeverfahren oder Programmen FG-Mitglieder untereinander nicht (oder und mit großer Intensität. Ob es sich um handelt, um Motive wie Sonne, Kometen, Planeten oder Deep Sky – alle Themen werden intensiv besprochen. Im Juni 2015 betrug die Zahl der Mailinglisten- mitglieder 136. Die Beratung anderer Sternfreunde zu astrofotografischen Fra- gen ist nun an der Tagesordnung, dazu der regelmäßige Austausch von Erfah- rungen. Ein Teil der Mitglieder besteht aus stillen Lesern – was aber nachvoll- ziehbar ist.

Ab diesem Jahr greift nun eine Neuerung: Die Mailinglistenmitglieder werden nun reguläre Mitglieder der Fachgruppe mit allen Rechten. Verpflichtungen oder Bü- rokratismen gibt es nicht, allein die Akti- vitäten sind ausdrücklich gewünscht. Die strukturellen Vorbereitungen und Details zur Umsetzung der Neuerungen wurden von einem kleinen Kreis aktiver FG-Mit- glieder durchgeführt, in alphabetischer Reihenfolge: Werner E. Celnik, Mark Hellweg, Michael Kunze, Jens Leich, Sven Melchert, Manfred Mrotzek, Anto- nius Recker, Peter Riepe, Andreas Rörig, Mark Schocke, Rainer Sparenberg und Thorsten Zilch. Ganz herzlichen Dank, liebe Kollegen! Nicht nur das alte, völlig überholte Logo wurde durch ein neues ersetzt (Abb. 1), auch die Homepage wur- de mit besonderem Einsatz von Michael Kunze gänzlich überarbeitet (siehe www. astrofotografie.fg-vds.de). Derzeit ist ein „Steckbrief“ in Arbeit, der das bessere Kennenlernen der Mitglieder unterein- ander ermöglicht und außenstehenden Interessenten und Ratsuchenden bei der Kontaktfindung weiterhilft. 2 Extrem tiefe Aufnahme von M 101, gewonnen von Fabian Neyer im Frühjahr 2012. Das kontrastverstärkte Bild zeigt eine Asymmetrie der Galaxienscheibe nach Nord- An dieser Stelle aber auch allen Mit- osten, der Nucleus (Kern) liegt exzentrisch. Südsüdöstlich von M 101 sieht man gliedern der Mailingliste (= Fachgruppe) NGC 5474, einen spiralförmigen Begleiter von M 101. Nordöstlich ist NGC 5485 zu herzlichen Dank für ihre Aktivitäten, die finden – eine entfernte Elliptische Galaxie mit neu entdecktem Sternstrom. eine solche Entwicklung erst ermöglicht Apochromat TEC 140 (f/7,2) mit Flattener, SBIG STL-11000M, Filter LHαRGB, haben. Belichtung 24,3/5,3/5,8/4,7/5,5 Stunden, insgesamt 45,6 Stunden.

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Astrofoto der Woche Auf Astronomie.de erscheint als FG-Leis- tung seit 2004 das Astrofoto der Woche (AdW, siehe www.astronomie.de). Der bisherige Kreis des AdW-Teams wurde seit April 2015 um Stefan Binnewies und Frank Sackenheim erweitert. Damit sind nun folgende Aufgaben in kompetenter Hand: Peter Riepe (Bildakquise und fach- licher Text), Stefan Binnewies und Frank Sackenheim (technische Bildkommentie- rung), Mark Hellweg (Setzen des AdWs), Thorsten Zilch (Astrofoto des Jahres), Stefan van Ree (Administrator). Rainer Sparenberg hat aus Gründen beruflicher Belastung seine Mitwirkung vorerst ein- gestellt. Wir danken ihm herzlich für die Arbeit der vergangenen Jahre.

Was jetzt beim AdW bestens läuft: Außer der Bildvorstellung und der fachlichen Be- schreibung gibt es eine gründliche tech- nische Kommentierung der AdW-Aufnah- men. So erfährt nicht nur der Bildautor, 3 Verteilung des neutralen Wasserstoffs (H I, Wellenlänge 21,1 cm) im Bereich der was er gut gemacht hat oder noch ver- Galaxien M 101 und ihres Begleiters NGC 5474 (100-m-Radioteleskop Effelsberg). bessern könnte, sondern auch der Leser. Rechts die farbkodierte Wiedergabe der Säulendichte des Gases. Deutlich ist die Diese Verfahrensweise hat inzwischen für Asymmetrie der Scheibe auch im H I zu erkennen. Interessant ist, dass die Elliptische einen regen Austausch zwischen Bildautor Galaxie NGC 5485 kein Signal zeigt. Offenbar besitzt sie keine nennenswerten und AdW-Team gesorgt – manchmal geht Mengen an H I. Links unten: Halbwertsbreite des Antennenbeams (mit freundlicher es dabei richtig zur Sache! Gut so! Also, Genehmigung von J. Kerp, Bonn). Astrofotografen: Schaut Euch einmal das AdW auf Astronomie.de an und beteiligt Euch! Astrophysical Observatory in Russland. extragalaktischen Bereich haben nämlich Die zweite wissenschaftliche Publikati- einen direkten Bezug zur Verteilung des Projekt „Tief belichtete Galaxien“ on (Karachentsev und TBG) steht zum neutralen Wasserstoffs. Ziel ist es, op- (TBG) Jahresende in Russisch und Englisch an, tisch tiefe Galaxienaufnahmen (Abb. 2) Im Projekt (www.tbg.vds-astro.de) arbei- es geht um unsere neu entdeckten Be- mit Daten des Effelsberger Radiotele­ ten derzeit 32 Astrofotografen mit. Die gleiter naher Spiralgalaxien. Aber auch skops (Abb. 3) oder des niederländischen Kooperation mit Profi-Astronomen be- ein Kontakt zur Radioastronomie wurde Radio-Synthese-Teleskops in Westerbork trifft nach wie vor in erster Linie Pro- eingerichtet (Dr. Jürgen Kerp, Argelan- abzugleichen und daraus neue Erkennt- fessor Igor Karachentsev vom Special der-Institut Bonn). Viele Phänomene im nisse zu gewinnen. Aller Anfang ist schwer von Michael Block

Als kleiner Junge faszinierte mich schon kleines Planetenscheibchen sah, ohne erster Linie beobachten will und danach der Himmel mit seinen unendlichen Wei- jegliche Details. Gut, zwei dickere Strei- das Teleskop aussuchen. Es gibt viele ten. Ihr wisst schon: Sonne, Mond und fen oben und unten waren auch noch da. davon auf dem Markt, aber nicht jedes Sterne. Mein allererstes Teleskop war ein Was für eine Enttäuschung! Kein Wun- eignet sich für gut aufgelöste Beobach- einfach gebautes vom Kaufhaus Quelle. der – man braucht Beobachtungserfah- tungen der Planetendetails. Hat man ei- So begann alles. rung und ein Teleskop, das die nötige nes gefunden, spielt nur noch der Preis Öffnung hat, um Details auf Planeten zu eine Rolle. Einige gibt es zu vernünftigen Angeregt von den vielen Original-Plane­ erkennen. Na ja, Beobachtungserfahrung Preisen, bei denen auch die Optik stimmt. tenbildern der Raumsonde Voyager 1 kann man sich in einigen Jahren aneig- begann ich, die Planeten, insbesondere nen, aber ein neues Teleskop? Doch eine Das Teleskop Jupiter, ins Visier zu nehmen. Schnell ziemliche Kostenfrage, oder? Nicht wirk- Ich informierte mich bei der Firma MEADE. musste ich feststellen, dass ich nur ein lich - man muss nur wissen, was man in Das MEADE ETX 125, ein Fünfzöller mit

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Summenbild. Normalerweise reichen 50 gute Bilder mit einer Qualität von 95 % aus. Die Schwierigkeit besteht nur darin, einen geeigneten Moment abzuwarten, bis die Atmosphäre ein klares Bild auf Jupiter freigibt, um dann sofort auf Start 1 Der Planet Jupiter, aufgenommen mit dem MEADE ETX 125 plus zweifacher Barlow- bzw. Aufnahme drücken zu können. Es linse, Äquivalentbrennweite 3.800 mm. Links: Einzelbild, rechts: mit der LPI-Kamera werden nur die besten Bilder mit der ein- 50 x 0,165 Sekunden belichtet. gestellten Qualität summiert. Man lehnt sich also zurück und kann beobachten, wie sich in kurzer Zeit ein immer besser 1.900 mm Brennweite und einem Öff- sie nimmt alles auf, was in der Zeit pas- werdendes Planetenscheibchen heraus- nungsverhältnis von 1:15, kam für mich siert. kristallisiert, während die Kamerasoft- in Frage. Es ist vom Typ her ein Maksu- ware das Summenbild erstellt. tov-Cassegrain-Teleskop und hat eine Ein Blick auf die Kamera wirklich hohe Auflösung. Ab 5 Zoll Öff- Um der Atmosphäre ein Schnippchen zu Um eine größere Planetenabbildung zu nung kann man viele Details erkennen. schlagen, benutze ich die LPI-Kamera bekommen, muss die Teleskopbrennwei- Zum Beispiel die Hauptwolkenbänder von MEADE. Für mich ist sie mit ihrer te vergrößert werden. Ich verwende eine mit eventuellen Verwirbelungen, andere Software „Autostarsuite“ eine benutzer- Barlowlinse. Dies gelingt aber nur, wenn Bänder, Flecken und den Großen Roten freundliche Kamera. Mit ihr kann man das Seeing gut genug ist. Man vergrö- Fleck (GRF) nicht zu vergessen. Mit der im Handumdrehen schöne Bilder von ßert sonst die Luftunruhe und das Objekt Öffnung steigt auch das „Farbsehen“. Ju- Mond, Planeten und Doppelsternen er- verschmiert. piter erscheint nicht mehr schwarzweiß, zielen. Zuerst wird das Bild von Jupiter sondern in verschiedenen Farben, und es gewissenhaft scharf gestellt. Man sieht Wer sich jetzt mein Bildergebnis ansieht setzen sich viele Einzelheiten ab. ein Livebild, stellt die Aufnahmeregler (Abb. 1), erkennt: Es ist keine unbezahl- auf das gewählte Objekt Jupiter. Die Soft- bare Ausrüstung vonnöten, um an solche Man will auch das Gesehene im Bild ware stellt automatisch Belichtungszeit, Ergebnisse zu kommen. Dazu braucht festhalten. Viele denken vielleicht an Helligkeits- u. Kontrastregler für das Ob- man allerdings ein wenig Übung, Aus- eine unbezahlbare Profi-Fotoausrüstung. jekt ein. Wird auf Start gedrückt, nimmt dauer und Geduld. Wer die Planetenfoto- Falsch. Schon mit einer herkömmlichen die Kamera ein Bild mit hoher Qualität grafie betreiben möchte, ist also mit ei- Digitalkamera sind schöne Bilder mög- auf und vergleicht es mit den dann fol- nem Maksutov-Cassegrain-Teleskop gut lich. Doch Vorsicht, die Luftschichten genden Bildern. Man kann sagen, dass beraten, eben ab 5 Zoll Öffnung. Nach der Atmosphäre ändern sich ständig und die Kamera ständig Bilder vergleicht. meiner Erkenntnis ermöglicht dieses Te- schlechte Sichtbedingungen (Seeing) leskop gestochene und farbreine Bilder. verschmieren das aufzunehmende Ob- Ist das weitere Bild in der Qualität wie jekt, verzerren es. Das menschliche Auge das erste, wird es sofort dazu addiert. Auf P.S.: Dies ist übrigens mein erster Artikel ignoriert dies, die Kamera jedoch nicht, diese Weise erhält man ein hochwertiges dieser Art.

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde. Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Fax: 0 62 52 / 78 72 20 Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle E-Mail: [email protected] www.vds-astro.de Litho und Druck: Kullmann und Partner, Stuttgart

Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Vertrieb: Werner Teutsch GmbH, Laudenbach Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe. Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach­ viermal pro Jahr und ist im Mitglieds­­­-

IMPRESSUM gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder beitrag von 35,- E (Europa) und 40,- E (außereurop. Länder), bzw. ermäßigt Mitarbeit: Eva Garbe, Elke Lawrenz 25,- E pro Jahr enthalten

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).

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M 1 – Beispiel für eine angepasste Falschfarben- aufnahme eines Supernova-Überrestes von Mark Schocke

Der Krebsnebel M 1 ist einer der auffäl- ligsten und bekanntesten Supernova- Überreste (SNR) am Nachthimmel und ein häufig fotografiertes Objekt. Wohnt man in einer lichtverschmutzten Gegend, liegt es nahe, Schmalbandfilter für die Fotografie zu verwenden. Insbesondere bei SNR und Planetarischen Nebeln kön- nen diese Filter ihre Stärken ausspielen, da durch die dominierenden Wellenlän- gen erstens die Objektstrukturen betont werden, und zweitens durch Unterdrü- ckung des Streulichts ein entsprechend kontrastreiches Bild erzeugt wird. Durch die Wahl von Hα- und [OIII]-Filter wer- den die stärksten optischen Emissionsli- nien berücksichtigt, nämlich Hα bei 656 nm zusammen mit der doppelten Stick- stofflinie [NII] bei 654 und 658 nm, dazu die doppelte Sauerstofflinie [OIII] bei 496 1 M 1 in Bicolor-Technik (Hα+[NII]-[OIII]-[OIII]); der Nebel wirkt detailreich und strukturiert. und 501 nm. Vereinbarung für diesen Ar- tikel: Hα-Filter mit einer Halbwertbreite (HWB) von 5 nm oder mehr sollten ihrem kamen folgende Astronomik-Filter zum M 1 strahlt wie jeder SNR stark in den Durchlass entsprechend auch anders be- Einsatz: Hα+[NII] (HWB = 12 nm), [OIII] Wellenlängen Hα, [NII], [OIII] und [SII]. nannt werden, nämlich Hα+[NII]. In der (HWB = 12 nm), dazu ein regulärer breit- Die Stickstoff-Emission [NII] ist durch- Profi-Astronomie ist das schon immer bandiger Blaufilter. Die Belichtungszei- weg ähnlich stark wie Hα und kann üblich, wie die wissenschaftliche Litera- ten betrugen je 2 Stunden für Hα+[NII] sogar in bestimmten Nebelpartien bis tur zeigt. und [OIII], dazu 1 Stunde für blau, insge- zu viermal stärker werden. Spätestens samt also 5 Stunden. dieser Umstand sollte unsere Vereinba- Durch geschickte Kanalzuordnung (R rung zur Filterbenennung Hα+[NII] an- = Hα+[NII], G = [OIII], B = [OIII]) kann auch ein weitgehend korrekter (d.h., RGB-ähnlicher) Farbeindruck des Ne- bels kreiert werden. Diese Vorgehensweise wird oft als Bicolor-Technik bezeichnet und führt hier bereits zu einem durchaus brauchbaren Ergebnis (Abb. 1). Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass andere Wellenlängen und somit auch physika- lische Eigenschaften des Objekts nicht abgebildet werden können. Eine mögli- che Lösung besteht darin, abhängig von den speziellen Objekteigenschaften, die Wahl der Filter und deren Kombination für die Foto­grafie anzupassen bzw. zu optimieren.

Ich wohne in Oberhausen im nieder­ rheinischen Teil des Ruhrgebiets und verwende dort ein Newton-Teleskop 200 mm/800 mm. Als Kamera dient eine monochrome CCD-Kamera Moravian G2 2 M 1 im Blaufilter: Die Synchrotronstrahlung tritt deutlich hervor, feine Strukturen sind 8300. Für die hier gezeigten Aufnahmen dagegen kaum erkennbar.

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Aufnahme in Blau angemessen berück- sichtigt wird. Damit die charakteristi- schen Farben sowohl der Emissionslinien als auch der Kontinuen (Sterne, zent- raler Nebel) bestmöglich erhalten blei- ben, werden die [OIII]- und Blauanteile gemischt. Danach wird Hα+[NII] dem Rotkanal zugeordnet, 75 % [OIII] + 25 % Blau dem Grünkanal und 50 % [OIII] + 50 % Blau dem Blaukanal (Abb. 3).

Die vorliegende Farbkomposition mag ungewöhnlich sein, und natürlich han- delt es sich um eine so genannte Falsch- 3 farbenaufnahme. Eine reine RGB-Auf- M 1 als Kombination von Hα+[NII], [OIII] und Blau: Die charakteristischen nahme würde zwar dem enthaltenen Eigenschaften des Supernovaüberrestes sind damit herausgearbeitet. optischen Spektrum gerecht, aber die Bedingungen am Aufnahmeort ließen kein ansprechendes, detailreiches Bild statt nur Hα endgültig begründen. Die umstrahlung, denn alle optischen Wel- zu. Somit stellt diese Kombination einen Schwefel-Emission [SII] – hier noch nicht lenlängen sind beteiligt. Sie zeigt sich im interessanten Kompromiss aus kontrast- berücksichtigt – hat etwa 60-80 % der Blaubereich jedoch am hellsten. Entspre- reicher Struktur einerseits und den phy- Hα-Intensität, wird aber an bestimmten chend kann sie von Schmalbandfiltern sikalischen Besonderheiten andererseits Stellen des Nebels ebenfalls bis viermal nicht in nennenswertem Umfang erfasst dar, gerade für Aufnahmeorte mit deutli- stärker als Hα [1]. Zahlreiche weitere Ele- werden (Abb. 2). cher Lichtverschmutzung. mente wie z. B. Helium oder Argon sind ebenfalls vorhanden, jedoch mit deutlich Um die Vorteile der Schmalbandfotogra- geringerer Intensität ihrer Emissionslini- fie zu nutzen und gleichzeitig ein Maxi­ Literaturhinweise: en. Eine Besonderheit von M 1 als sehr mum an physikalischer Information in [1] G. M. MacAlpine, T. J. Satterfield, jungem SNR (Explosion im Jahr 1054), diesem Objekt darzustellen, kommt hier 2008: “The Crab ‘s compo- liegt in der starken Synchrotronstrah- eine spezielle Filterkomposition zur An- sition and precursor mass”, lung innerhalb des Nebels, die durch den wendung. Die Struktur des SNR wird Astron. J. 136, 2152 zentralen Pulsar (den Überrest des ex- durch die bewährten Filter Hα+[NII] und [2] M. F. Bietenholz et al., 1991: “The plodierten Sterns) erzeugt wird [2]. Diese [OIII] belichtet, während die diffuse Syn- expansion of the Crab nebula”, Strahlung ist prinzipiell eine Kontinu- chrotronstrahlung durch eine zusätzliche Astrophys. J. 373, L59 Messier 100 im Virgo-Galaxienhaufen von Peter Riepe und Markus Blauensteiner

Galaxienhaufen sind die größten be- förmig verteilt, sondern es gibt klare Un- 1 kannten Gebilde mit gravitativer Bin- terstrukturen. Messungen von Position Rechte Seite: M 100, aufgenommen von dung. Ihre Masse besteht zum größten und Fluchtgeschwindigkeit der Einzelga- Markus Blauensteiner am 25., 28., 29. und Teil aus Gas und Dunkler Materie, die laxien zeigen Ausbeulungen, Ketten und 30.03.2014 sowie am 17.04.2014 an der Galaxien selbst bilden nur einen kleinen Fortsätze der Haufen. Galaxienhaufen Sternwarte Gahberg. Norden liegt links, Anteil. In jedem Galaxienhaufen gibt es sind also weder statisch noch stehen sie Osten unten, Bildgröße 30’ x 40’. Für die viele Zwerggalaxien. Sie sind die urtüm- in gravitativem Gleichgewicht, sondern Luminanzaufnahmen wurde ein 250-mm- lichen Bausteine, aus denen sich im Lau- unterliegen dynamischen Entwicklun- Newton f/4 mit einer SBIG ST-2000XM ver- fe der Zeit durch Verschmelzung größere gen. Computersimulationen demonstrie- wendet, für die Farben ein 130-mm-Newton Galaxien gebildet haben und immer noch ren, wie diese Entwicklungen in Milliar- f/5 mit einer Starlight SXV-H9. Belichtet bilden. Besonders im Haufenzentrum hat den von Jahren verlaufen. wurde 47 x 10 min ohne Binning (L) und je diese Verschmelzung große Elliptische 18 x 10 min (RGB), ebenfalls ohne Binning. Galaxien hervorgebracht. Der Virgohaufen, einer der größeren Die im Text genannten Zwerggalaxien sind Galaxienhaufen, gehört dem „Lokalen rot markiert. Die Struktur der Galaxienhaufen wurde Superhaufen“ an und deckt am Himmel intensiv untersucht [1]. Demnach sind eine Fläche von etwa 100 Quadratgrad die Galaxien nicht homogen und kugel- ab. Wegen seiner Nähe kann er detail-

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gangslos ansetzen und sich weit um den Galaxien­körper wickeln. Ein sehr tiefes Bild! Aber lasst uns bitte einmal mehr machen als nur das Bild anzuschauen. Einfachste Auswertungen ermöglichen die Gewinnung erster Daten der aufge- nommenen Objekte. Beispiel: Wie groß ist M 100 eigentlich? Die Antwort ist schnell gefunden. Zunächst wird der Bildmaßstab festgelegt. Man wähle dazu zwei Sterne A und B mit etwa gleicher Rektaszension, die in Deklination weit genug auseinanderstehen (invertiertes Hochkontrastbild, Abb. 2). Im Original- bild sind das 673 Pixel (gelbe Linie). Über „Skyview“ [5] bestimmt man ihre Posi- tionen: 12h 21m 49s und 16° 00’ 27’’ für Stern A, 12h 21m 50s und 15° 43’ 19’’ für Stern B. Das ist ein Deklinationsabstand von 1.028’’ (die kleine Rektaszensions- 2 Mit den Pixelmaßen (Zahlen) kann die Galaxiengröße bestimmt werden (siehe Text). differenz ist vernachlässigbar). Damit beträgt der Bildmaßstab 1.028’’ pro 673 Pixel bzw. 1,527’’/px. M 100 misst in liert untersucht werden. Doch die Ent- etwa 1.300 Einzelgalaxien aller Größen größter Ausdehnung 422 Pixel (gelbe Li- fernungsbestimmung bleibt problema- und Typen. nie), das entspricht 422 x 1,527’’ = 644’’ tisch. Für Spiralgalaxien schwanken die = 10,7’. Die Galaxie ist um 49 % größer Entfernungsangaben zwischen 50 und In diesem Bericht geht es auch um astro­ als üblicherweise in den Datenbanken 80 Millionen Lichtjahren. Das ist nicht nomische Informationen, die der Ama- zu lesen (7,2’ x 5,6’). Das bedeutet ei- verwunderlich, denn die Spiralgalaxien teur aus tiefen Aufnahmen gewinnen nen wahren Galaxiendurchmesser von befinden sich überwiegend schalenför- kann. Oft ist das sogar für die Fachastro­ ca. 185.000 Lichtjahren. Bemerkenswert! mig in den Außenbezirken des Haufens nomie von Interesse. Ausgangspunkt ist Und jeder kann auf so simple Art Daten angeordnet [2]. Ein Meilenstein war der die Spiralgalaxie M 100. Abbildung 1 aus seinen Aufnahmen gewinnen! 1985 publizierte, fotografisch basierte zeigt sie in ihrer direkten Umgebung „Virgo Cluster Catalog“ (VCC, [3]). Man im Nordwestteil des Virgohaufens. Ihre Radioastronomen stellten fest: M 100 unterscheidet im komplexen Virgo­ Radialgeschwindigkeit von 1.570 km/s steckt in einer Scheibe aus neutralem haufen heute drei Zentren: um M 87, um entspricht etwa der mittleren Radialge- Wasserstoff. Sie ist nach Publikation M 49 und um M 86 [4]. Sie haben un- schwindigkeit des Virgohaufens. M 100 von 2009 etwas größer als die optische terschiedliche Entfernungen von unserer zeigt fein strukturierte Spiralarme, an Scheibe [6]. Unsere recht tiefe Aufnahme Milchstraße und umfassen insgesamt denen schwächste Gezeitenarme über- beweist aber, dass die optischen Außen-

3 Links ein optisches Bild von M 100 (POSS), in der Mitte die Radio-Isophoten für die umgebende Scheibe aus neutralem Wasserstoff [6]. Rechts M 100 aus Abb. 1, invertiert und im gleichen Bildmaßstab. Das Amateurbild relativiert den Radiodurchmesser (siehe Text).

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zonen von M 100 doch weiter über die gemessene Wasserstoffscheibe hinaus­ ragen (Abb. 3).

Schon vor 30 Jahren wurde durch CCD- Aufnahmen im Infrarot- und Blaubereich entdeckt, dass eine 26 Bogensekunden große blaue, ovale Struktur den Galaxi- enkern von M 100 umgibt [7]. Als Ur- sache wurde Sternentstehung vermutet. Zwei Jahre später konnte diese Ring- struktur durch Hα-Messungen bestätigt und ergänzt werden [8]. Demnach gibt es im Kernbereich von M 100 auch große Mengen an ionisiertem Gas – ein weite- res Indiz für die dortige Sternentstehung. Die Abbildung 4 zeigt deutlich den ova- len Ring um den hellen Kern, viel aufge- löster als damals auf den POSS-Platten. Wir messen 18 Pixel Längsdurchmesser und bestätigen die 26 Bogensekunden. Ferner stellen wir fest: Der Ring besteht aus Teilschalen. 4 Ein 26 Bogensekunden großer ovaler Sternentstehungsring umgibt den punktförmigen Nun zu den wenig beachteten Mitgliedern hellen Kern von M 100. des Virgohaufens, den Zwerg­galaxien [9]. Sie fallen dem interessierten Leser als kleine „Fussel“ um M 100 auf. Zwergga- Westlich bis südwestlich von M 100 bil- Virgohaufen einfallen und so im Laufe laxien repräsentieren die ältesten stella- den vier weitere Galaxien ein ungefähres der Zeit sein Wachstum fördern. ren Systeme eines Galaxienhaufens. Ihre Rechteck. Die hellste davon (rot mar- Gestalt kann irregulär oder elliptisch kiert mit 3) ist IC 783 (= VCC 490, Typ Invertierte, kontrastgesteigerte Darstel- sein. Als Zwerge bezeichnet man Gala- dS0). Ihre Radialgeschwindigkeit beträgt lungen lassen schwächste Objekte bes- xien, deren absolute Helligkeit -16 mag 1.290 km/s. Sie ist gut 60 Millionen Lj. ser hervortreten. So zeigt die Abbildung oder schwächer ist (Anmerkung: -16 mag entfernt [10], steht also im Virgohaufen. 5 die LSB-Zwerggalaxie [TH2002] 318. bedeuten etwa 1 Prozent der Leuchtkraft Von ihr aus ein Stück südöstlich (rot mar- LSB bedeutet in der wissenschaftlichen unserer Milchstraße). Die sphäroiden kiert mit 4) finden wir UGC 7425 (= VCC englischen Schreibweise „low surface Zwerge (engl. spheroidal) vom Typ dSph 510, Typ dE3 mit Kern). Dem Bild nach brightness“ (geringe Flächenhelligkeit). reichen mit ihrem kugelförmigen Aufbau könnte man eine ähnliche Entfernung [TH2002] 318 wurde erst 2002 von bis zu dermaßen geringen Leuchtkräften wie bei IC 783 vermuten, aber das trügt: Trentham und Hodgkin bei ihrer Su- hinab, dass sie in ihrer stellaren Masse Mit 804 km/s liegt UGC 7425 zwischen che nach schwächsten Mitgliedern im (nicht in ihrer Ausdehnung!) schon mit uns und dem Virgohaufen. Von dort aus Virgo­haufen entdeckt [12]. Weitere LSB- Kugelsternhaufen vergleichbar werden. in Richtung M 100 findet man die ellipti- Zwerge dürften dort und im lokalen Uni- sche Zwerggalaxie IC 783A (= VCC 545, versum noch verborgen sein. Hier setzt Östlich von M 100 (im Bild unterhalb) Typ dE2 mit Kern, rot markiert mit 5). die Arbeit der TBG-Projektgruppe an liegt NGC 4328 (= VCC 634, Typ dE1), Sie flieht mit 1.157 km/s und dürfte da- [13]. Gemeinsam mit Profi-Astronomen eine elliptische Zwerggalaxie mit Kern. mit ebenfalls knapp vor dem Virgohau- wird die Umgebung größerer Galaxien Ihre Fluchtgeschwindigkeit beträgt nur fen liegen. Interessant ist die vierte, sehr nach bisher unbekannten Begleitern und 488 km/s, also 1.082 km/s weniger als diffuse irreguläre Galaxie LEDA 40045 (= Sternströmen abgesucht – und das be- bei M 100. Sie steht also vermutlich GR 34, VCC 550, rot markiert mit 6). Ihre reits mit Erfolg [14, 15]. im Vordergrund vor dem Virgohaufen. Fluchtgeschwindigkeit von 1.295 km/s Knapp nordnordöstlich von M 100 (im kommt schon nahe an die von M 100 Bild links) liegt eine weitere elliptische heran. Doch anderen Messmethoden zu- Zwerggalaxie, NGC 4322 (= VCC 608, folge liegt LEDA 40045 etwa auf halbem Literatur und Quellen: Typ dE4). Ihre Radialgeschwindigkeit Wege weit vor dem Virgohaufen [11]. [1] J. Einasto et al., 1975: “The struc- von 1.798 km/s legt nahe, ein Begleiter Diese Beispiele zeigen, dass die Zwerg- ture of groups of ”; Astron. von M 100 zu sein. Ihre verbogene Ge- galaxien des Virgohaufens in ihren Ge- Astrophys. 40, 161 stalt deutet auf eine starke Wechselwir- schwindigkeiten und Raumlagen breit [2] A. Dressler, 1980: “ mor- kung mit der Muttergalaxie hin. streuen. Interessant ist, dass offenbar phology in rich clusters: impli- zahlreiche von ihnen von außen in den cations for the formation and

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evolution of galaxies”; Astrophys. J. 236, 351 [3] B. Binggeli, A. Sandage, G. A. Tammann, 1985: “Studies of the Virgo cluster. II. A catalog of 2096 galaxies in the Virgo cluster area”; Astron. J. 90, 1681 [4] S. Schindler, B. Binggeli, H. Böh­ r­in­ger, 1999: “Morphology of the Virgo cluster: Gas versus galaxies”; Astron. Astrophys. 343, 420 [5] http://skyview.gsfc.nasa.gov/ current/cgi/query.pl (Stand: 2015) [6] A. Chung et al., 2009: “VLA Ima- ging of Virgo Spirals in Atomic Gas (VIVA). I. The Atlas and the H I Properties”; Astron. J. 138, 1741 [7] M. J. Pierce, 1986: “Stellar ovals and nuclear rings in the interior of M51 and M100”; Astron. J. 92, 285 [8] R. Arsenault et al., 1988: “A cir- 5 cumnuclear ring of enhanced star Invertierter Ausschnitt aus Abb. 1, im Kontrast angehoben. Markiert ist die formation in the spiral galaxy NGC erst 2002 gefundene, extrem lichtschwache Zwerggalaxie [TH2002] 318. 4321”; Astron. Astrophys. 200, 29 [9] B. Binggeli, L. M. Cameron, 1991: “Dwarf Galaxies in the Virgo Clus- “Infall of nearby galaxies into the xien“ (TBG, Stand Juli 2015), siehe ter; I. The systematic photometric Virgo Cluster as traced with Hubble www.tbg.vds-astro.de/ properties of early-type dwarfs”; Space Telescope”; Astrophys. J. [14] I. D. Karachentsev et al., 2014: Astron. Astrophys. 252, 27 782:4 (9pp) “Three low surface brightness [10] H. Jerjen, B. Binggeli, F. D. Baraz- [12] N. Trentham, S. Hodgkin, 2002: dwarfs discovered around NGC za, 2004: “Distances, Metallici- “The function of the Vir- 4631”, arXiv:1401.2719v1 ties, and Ages of Dwarf Elliptical go Cluster from MB = -22 to -11”; [astro-ph.GA] 13 Jan 2014 Galaxies in the Virgo Cluster from Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 333, [15] I. D. Karachentsev und TBG: Fach- Surface Brightness Fluctuations”; 423 artikel in Astrophysical Bulletin Astron. J. 127, 771 [13] VdS-Fachgruppe Astrofotografie, (accepted). Termin voraussichtlich [11] I. D. Karachentsev et al., 2014: Projektgruppe „Tief Belichtete Gala- Ende 2015 NGC 4214 – eine irreguläre Zwerggalaxie in den Jagdhunden … und die Geschichte einer Fotografie von Gerald Willems

– Teil 2 – ja eine Perspektive ab. Nehmen wir uns sentliche Informationen bei. Eine Unter- dazu einmal die Umgebung von NGC suchung von [1] befasste sich erstmals Im ersten Teil (VdS-Journal für Astrono- 4214 vor (Abb. 1). intensiv mit der Verteilung des neutra- mie 55, S. 10) ging es um Struktur und len Wasserstoffs H I um NGC 4214. In Details in NGC 4214. Besonders auffäl- Möglich wird jede heftige Sternentste- Teil 1 beschrieb ich, dass schon meine lig sind die zentral gelegenen jungen hung erst durch große Mengen an Gas in eigene Aufnahme Andeutungen einer Sternhaufen, Assoziationen und HII-Re- einer Galaxie. Offensichtlich spielt gas- Spiralstruktur der Zwerggalaxie zeigt. gionen. Sie entstanden vor relativ kurzer förmige Materie eine wesentliche Rolle Ergänzend dazu wird jetzt in der Ab- Zeit in einem Sternentstehungsausbruch in der Galaxienentwicklung. Also ist es bildung 2 die Verteilung des neutralen (engl. starburst). Was den Anstoß dazu sinnvoll, sich mit dem Gas in NGC 4214 Wasserstoffs um NGC 4214 sichtbar [2]. gegeben hat, ist noch nicht ganz geklärt und in ihrer Umgebung zu beschäftigen. Man erkennt zweierlei: a) das Gas formt – vielleicht zeichnet sich in diesem Teil 2 Hier steuert die Radioastronomie­ we- eine viel ausgedehntere Scheibe als in

VdS-Journal Nr. 56 Astrofotografie 71

optischen Wellenlängen, b) der neutrale 1 NGC 4214, Gerald Willems, 350-mm-Newton bei 1.200 mm Brennweite, das Bildfeld Wasserstoff bildet tatsächlich eine klare von 43’ x 43’ zeigt die Umgebung von NGC 4214. Spiralstruktur.

Meine erste Aufnahme aus dem Februar Zwerggalaxie offenbar einen Begleiter sicher einmal besaß, geblieben? In einem 2013 war in der besonders lichtstarken besitzt! Die scheinbare Ausdehnung be- Artikel von Eva Grebel von Januar 2014 Konfiguration der Teleskopoptik bei ei- trägt 1,6’ x 1,1’ (Bestimmung direkt aus [3] wird auf genau diese Überlegung ein- nem Öffnungsverhältnis von 1:3,4 und der Aufnahme, s. Teil 1). Daraus ergibt gegangen. Kann es sein, dass UGCA 276 einer Gesamtbelichtungszeit von 6,3 sich bei 2,84 Mpc Entfernung eine wahre große Teile ihrer Masse an NGC 4214 Stunden entstanden. Darin konnte man Ausdehnung von 4.300 x 3.000 Lichtjah- abgegeben hat? Der Gegensatz zu NGC südwestlich von NGC 4214 ein diffuses ren. Das sind etwa 17 % der Größe von 4214 könnte kaum größer sein: Einer- Objekt erkennen. Gibt es Zusammen- NGC 4214. Mit anderen Worten: UGCA seits die größere Starburst-Galaxie mit hänge zwischen ihm und NGC 4214? 276 hat auch nur eine sehr geringe Mas- leuchtendem Gas, Sternhaufen und An- Zunächst sagt ein Blick in ein übliches se. Hinzu kommt, dass sie als dSph-Ga- deutungen von Spiralarmen und ande- Sternwartenprogramm, dass es sich um laxie kein Gas mehr enthält. Sie hat es rerseits dieser noch kleinere sphäroidale UGCA 276 handelt. Das allein ist noch verloren. Geringe Masse und Gasverlust und sehr lichtschwache Zwerg mit einer nichts – daher ein paar Daten zu UGCA sind auch Gründe für die geringe Hellig- mittleren Flächenhelligkeit von 25,6 mag 276: Es handelt sich um eine Zwergga- keit von UGCA 276. Die Zwerggalaxie pro Quadratbogensekunde. Würde meine laxie mit einer visuellen Helligkeit von konnte sich nicht weiter entwickeln und eigene Aufnahme dazu Aufschluss ge- 16,1 mag. Der Datenbank Simbad kann neue junge Sterne bilden, ihr ist offenbar ben? Könnte man Spuren einer Wechsel- man entnehmen, dass die Entfernung das Material dazu ausgegangen. wirkung zwischen den Galaxien sichtbar 2,84 Mpc beträgt (9,26 Millionen Licht- machen? jahre). Das ist der gleiche Entfernungsbe- Spätestens bei dieser Überlegung fragt reich wie für NGC 4214 angegeben. Hier man sich: Wo ist sind diese verlorenen In der reinen Luminanzaufnahme mit finden wir den seltenen Fall, dass eine Gasmengen, die UGCA 276 ursprünglich der lichtstarken Konfiguration meines

VdS-Journal Nr. 56 72 Astrofotografie

350-mm-Newtons besteht die größte Chance, etwas zu finden. Die invertier- te und stark gestreckte Version dieser Aufnahme zeigt auch tatsächlich Ein- zelheiten, die zuvor verborgen blieben. Allerdings konnte ein Sternstrom, oder auch nur Andeutungen davon, nicht aufgedeckt werden (Abb. 3). Dies ist zwar enttäuschend, aber ich habe die Er- kenntnis gewonnen, dass ein negatives Ergebnis schließlich auch ein Ergebnis 2 Verteilung des neutralen Wasserstoffs H I um NGC 4214 nach [2]. Die Struktur der darstellt. Der Abstand der Zentren beider Galaxie ist eindeutig spiralförmig, außerdem ist die Radioscheibe viel größer als die Zwerggalaxien beträgt nach Ausmessen optische. meiner Aufnahme ca. 35.000 Lichtjah- re in Projektion. Das ist so nah, dass es eine Wechselwirkung geben muss oder, wie man vermuten kann, gegeben hat. Könnte es anderen Astrofotografen unter besseren Nachthimmelbedingungen als in Norddeutschland möglich sein, doch etwas von diesen vermuteten Struktu- ren aufzudecken? Die Abbildung 4 zeigt, dass das aber nicht der Fall ist. Man kann daher annehmen, dass die verlore- ne Masse von UGCA 276 – zum Groß- teil gasförmige Materie – in NGC 4214 aufgegangen ist und dort zumindest teil- weise zu der heftigen Sternentstehung beigetragen hat.

Bei all diesen Überlegungen bleibt fest- zustellen, dass die Beschäftigung mit Zwerggalaxien hochaktuell ist. Die Fach- astronomie hat dieses Feld schon seit lan- gen Jahren entdeckt. Die Bedeutung der Zwerggalaxien für die Entwicklung gro- 3 ßer Spiralgalaxien ist für die Forschung NGC 4214, Gerald Willems, wie Abb. 1, invertiert und stark gestreckt. zu einem spannenden Betätigungsfeld geworden. Denn man geht davon aus, dass sich die großen Spiralgalaxien durch den Zusammenschluss von Zwerggalaxi- en gebildet haben. In diesem Zusammen- hang ist ein Blick auf die Magellanschen Wolken sinnvoll. Als Begleiter der Milch- straße haben sie Spuren hinterlassen, die die geschilderte Vorstellung zu NGC 4214 stützen. Beiden, der großen und der klei- nen Magellanschen Wolke, wurden durch

4 NGC 4214, 250-mm-Newton (ASA) bei 950 mm Brennweite für Lumi- nanz und ASK 200 mm/540 mm für Farbe, Gesamtbelichtung 28 Stunden! Auch in dieser sehr tiefen Aufnahme konnte Bildautor Günter Kerschhuber keine Spuren einer Begegnung von UGCA 276 mit NGC 4214 feststellen.

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Staudruck (hervorgerufen durch die Be- Sc (ohne Balken) und in die Typen SBa, [1] F. Walter et al., 2001: “The inter­ wegung der beiden Zwerggalaxien durch SBb, und SBc (mit Balken). Heute wis- acton between the interstellar den galaktischen Halo und durch Gravi- sen wir, dass es gerade so nicht ist. Viel- medium and in the tation) Teile ihrer Gasmengen entrissen, mehr sieht alles danach aus, dass sich die dwarf starburst galaxy NGC 4214”, die den Magellanschen Strom gebildet großen Spiralgalaxien, wie auch unsere Astron. J. 121, 727 haben [3]. Dazu passt es ins Bild, dass Milchstraße, aus dem Zusammenschluss [2] F. Walter et al., 2008: “THINGS: sich in der VdS die TBG-Gruppe gebildet vieler Zwerggalaxien gebildet haben. Die The H I Nearby Galaxy Survey”, hat. In dieser Arbeitsgruppe werden nahe großen „Elliptischen Galaxien“ konnten Astron. J. 136, 2563 größere Galaxien untersucht, die die ver- sich aus der Vereinigung verschiede- [3] E. Grebel, 2014: „Zwerggalaxien – muteten Spuren von Wechselwirkungen ner großer Spiralgalaxien bilden. In der Trabanten der Milchstraße“, Sterne mit kleinen Begleitern zeigen könnten. weiteren Umgebung der Lokalen Gruppe und Weltraum 1/2014 Erste erfolgreiche Untersuchungen mit finden wir zahlreiche Beispiele für solche Hilfe von Amateuraufnahmen sind be- Vorgänge (siehe Stephans Quintett), die reits veröffentlicht worden. den bevorstehenden Zusammenschluss großer Spiralen zu den enorm masserei- Die Bedeutung der Zwerggalaxien für chen Elliptischen Galaxien nahelegen. eine realistische Einschätzung bei der Entwicklung großer Spiralgalaxien wird Die Bedeutung der Zwerggalaxien be- als sehr hoch eingeschätzt. Als man in kommt mit diesen Erkenntnissen beson- den 1920er-Jahren mit der systema­ deres Gewicht. Dass wir in der Lokalen tischen Erforschung der Galaxien be- Gruppe und deren Umgebung zahlreiche gann, spielten Zwerggalaxien praktisch Zwerggalaxien vorfinden, ist für uns keine Rolle. Die auch heute noch oft Amateure somit ein Glücksfall. Es bleibt abgebildete Hubble-Sequenz zeigt, wie also spannend in der Welt der Galaxien. sich Elliptische­ Galaxien mit zuneh- Und dass wir als Amateure in diesem mender Rotation abflachen. Schließlich Bereich eine Rolle übernehmen können, entwickeln sie sich zu Scheibengalaxien, vergrößert die Faszination. aufgeteilt in die beiden Typen Sa, Sb, Literaturhinweise:

VdS-Journal Nr. 56 74 Atmosphärische Erscheinungen

Irisierende Wolken entlang 1 Beobachtungsorte der irisierenden Wolken, der Alpen bis nach Ungarn © DLR, Kevin Förster von Claudia Hinz und Kevin Förster

Am 10.01.2015 wurden entlang der Alpen eingezeichnet, um das riesige Beobach- Slowakei, Ungarn). Insgesamt sind Mel- zwischen der Schweiz bis nach Ungarn tungsgebiet darzustellen (Abb. 1). dungen aus 87 Orten bekannt. Auch auf ungewöhnlich helle und farbenprächti- vielen Webcam-Bildern konnte man die ge irisierende Wolken beobachtet. Kevin Das Irisieren wurde in 7 Ländern beob- irisierenden Wolken erkennen. Der west- Förster hat alle bekannten Beobachtun- achtet (Schweiz, Liechtenstein, Öster- lichste Ort ist Fribourg in der Schweiz, gen in das Satellitenbild von 12:00 Uhr reich, Deutschland, Italien (Südtirol), der östlichste Tápiószolos in Ungarn. Das ergibt eine Distanz von 965 Kilo- meter und eine Fläche von etwa 123.000 km². Das ist ein Drittel der Fläche von Deutschland. Ein ähnlicher Fall von solch ausgeprägtem Irisieren ist nicht bekannt. Aus bekannten Zeitangaben wird er- sichtlich, dass die irisierenden Wolken gegen Mittag auffällig wurden. Auf der Webcam der Zillertalarena waren sie schon ab etwa 10:10 Uhr MEZ sicht- bar. Viele Beobachter berichteten von Irisieren in großem Sonnenabstand (bis etwa 40°) und einer deutlichen Ähnlichkeit zu Perlmutter­wolken, die in nördlichen Breiten bei sehr kalten Stratosphärentempera­turen unter -80 °C in Höhe der Ozonschicht entstehen.

Die irisierenden Wolken waren bis 20 Minuten nach Sonnenuntergang sicht- bar, es folgte ein intensives Abendrot an Wolken, die bis 45 Minuten nach Son- nenuntergang beleuchtet waren und an 2 30-hPa-Geopotential und -Temperatur über der Nordhalbkugel (30°-90°) am 10. Januar einigen Orten wurden auffällige Dämme- 2015 um 12 Uhr UTC. Quelle: ECMWF via DWD, Aufbereitung FU-Berlin rungs- und Gegendämmerungsstrahlen

VdS-Journal Nr. 56 Atmosphärische Erscheinungen 75

3 Flugzeug vor den irisierenden Wolken, Foto: Thomas Klein, Miesbach

4 Unten: Berechnung der Flughöhe, Thomas Klein, Miesbach

5

Drei Aufnahmen links und oben: Föhnwolke, die bis 18:20 Uhr angeleuchtet wurde, vom Wendelstein aus in Richtung Südwesten geblickt. Quelle: www.foto-webcam.eu/webcam/wendelstein-west/. Mit freundlicher Genehmigung von Florian Radlherr

VdS-Journal Nr. 56 76

(Crepuscularstrahlen) beobachtet. Wie die 30-hPa- Karte zeigt, war es für polare stratosphärische Wol- ken aber viel zu warm (Abb. 2).

Dennoch musste es sich um eine höhere Wolken- schicht als normal handeln. Ein Beobachter berichte- te, dass sämtliche Flugzeuge unterhalb des Irisierens zu sehen waren und auch viele Bilder zeigen tiefer liegende Kondensstreifen. Das macht eine Höhe der Wolken von mehr als 12.000 Meter wahrscheinlich (Abb. 3 und 4).

Eine Wolke, die bis 45 Minuten nach Sonnenunter- gang zu sehen war, konnte von München aus und auf der Webcam des Wendelsteins beobachtet werden (Abb. 5 und 6). Mit Hilfe der Stern- und Planeten- position sowie der Lage der beiden Orte zueinander, ließ sich die Höhe der Wolke auf 12.500 - 13.500 m berechnen. Die Entfernung zum Wendelstein betrug laut der Berechnung etwa 214 km. Damit befand sich die Wolke über dem Raum Chur in der Schweiz. Eine Diskussion über die Wetterlage in unserem Forum und Messungen des Deutschen und Österreichischen Wetterdienstes brachten einige Besonderheiten ans Licht. Der starke Föhn verursachte hoch reichende

6 Oben: Beleuchtete Wolke von Haar (oben, Foto: Irmgard Schmidt) und von München (unten, Foto: Sebastian Deiries)

7

Mitte: 12-Uhr-UTC-Temp von Wien (Hohe Warte) mit markierter Tropo- pause, Quelle: DWD

8 Unten: Wolkenlidar-Messung der TU-München vom 10.01.2015, Quelle: UFS/DWD

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9-11 Fotos von Thomas Klein, Miesbach.

12

Foto von Wolfram Liehr, Augsburg.

VdS-Journal Nr. 56 Atmosphärische Erscheinungen 79

Schwerewellen, deren Scheitelpunkt zwi- 13 Foto Hermann Scheer, Meteorologisches Observatorium Hoher Sonnblick. schen 13 und 14 km Höhe und damit in der an diesem Tag sehr hohen Tropopau- se lag. Das ist für die Breiten der Alpen ebenso ungewöhnlich, wie die sehr kal- te Tropopausen­temperatur von -75,7 °C, die beim Radiosondenaufstieg­ von Wien gemessen wurde. Die höchsten der mehr- schichtigen Föhnwolken bildeten sich entlang der Tropopause, was sowohl den errechneten Wolkenhöhen als auch der Wolkenlidar-Messung der TU München entspricht (Abb. 7 und 8). Aufgrund die- ser großen Höhe hatten die Tröpfchen die optimale Größe, um Irisieren entstehen zu lassen. Inwieweit aufgrund der geringen Temperaturen winzigste Eiskristalle wie bei den Perlmutterwolken im Spiel waren, lässt sich leider nicht sagen, da hohe Ver- tikalbewegungen das Gefrieren der Tröpf- chen verhindern können.

Ich danke allen, die ihre Bilder und Be- obachtungen zur Verfügung gestellt und mit Daten, Hinweisen und Fachwissen zur Klärung des Phänomens beigetra- gen haben. Die Diskussion sowie viele Fotos und Zeitraffer sind im Forum des Arbeitskreises Meteore e.V. zu finden: http://forum.meteoros.de/viewtopic.php? f=2&t=55289 14 Foto von Iris Heinemann, Bad Aibling

VdS-Journal Nr. 56 80 Computerastronomie

++++++++++ Computer-Ecke ++++++++++ Astrometrie mit dem Internet von Hartmut Bornemann

Die Bestimmung der Positionen von Ein Solver ermittelt aus einem Bild durch Wenn .net die Aufgabe erle- Himmelsobjekten geht nach historischen Triangulierung, Mustervergleich und digt hat, meldet das Programm „Success“ Unterlagen auf die Zeit vor über 2.000 Suche in einem Sternkatalog alle identi­ und es geht weiter mit „Go to results Jahren zurück. Während Hipparcos um fizierbaren Sterne. Bei der Suche wird page“. Dort erhält man die gewünsch- 150 v. Chr. bis zu 1.000 Sterne mit einer auch die Helligkeit der Sterne berück- ten Koordinaten sowie Größe, Skalie- Genauigkeit von 1.000 Bogensekunden sichtigt, weshalb CCD-Aufnahmen mit rung und Rotation des Bildes. Weitere bestimmen konnte, erfassen satellitenge- ihrer wesentlich höheren Dynamik und Anhängsel findet man dort in einigen stützte Missionen heute bis zu 109 Sterne der Möglichkeit der genaueren Berech- Files zum Download. Will man jetzt die bei einer Genauigkeit von 10-5 Bogense- nung der Lichtmenge bevorzugt werden Koordinaten in das Planetariums- bzw. kunden. sollten. Tele­skopsteuerungsprogramm eingeben, muss ggf. vorher eine Umrechnung der Im Amateurbereich ist durch den Einsatz Astrometry.net Epoche von 2000.0 auf den aktuellen von elektronischen Kameras eine Ver- Zur Veranschaulichung empfiehlt sich, Zeitpunkt erfolgen. messung mit einer Genauigkeit von unter mit dem Web-Service „Astrometry.net“ einer Bogensekunde kein Problem mehr, zu beginnen. Der Browser öffnet über Berechnung von Koordinaten vorausgesetzt, man verfügt über Rech- die Adresse http://nova.astrometry.net/ Wer mehr „rausholen“ will, kommt um ner, geeignete Kataloge und eine entspre- upload die „upload“-Funktion. „Select eine Programmierung nicht herum. Mit chende Software, die sogenannten „Plate Image“ ruft das Explorer-Fenster zur dem File wcs.fits bekommt man alle Solver“, weithin nur Solver genannt. Der Auswahl des Bildes auf. Dann drückt Werte zur Umrechnung von Bildkoordi- Markt bietet relativ günstige Produkte man nur noch „Upload“, und alles weite- naten (x, y) in die entsprechenden Him- für den Einsatz auf dem eigenen Rechner re läuft automatisch. Da, wie gerade be- melskoordinaten. Ebenso lassen sich aus an. Wer nur gelegentlich Daten zu eige- schrieben, keine weiteren Angaben zum den Himmelskoordinaten die x- und y- nen Bildern sucht, ist dagegen mit dem Bild gemacht wurden, benötigt der Vor- Werte errechnen. Das ist allerdings nicht kostenfreien Internet-Dienst Astrometry. gang u. U. mehrere Minuten. Ein Grund mehr trivial. Da das Bild eine Projektion net gut bedient. zur Optimierung. der Sphäre auf eine Ebene enthält und weitere Verzerrungen durch die Optik und Man kommt als Astrofotograf schnell Die Entwickler von Astrometry.net haben die Position des Teleskops hinzukommen, zur Astrometrie, wenn z. B. eine zufäl- vorgesorgt und über die „Advanced Set- bedient sich Astrometry.net quadra­ lig entstandene Aufnahme Antwort ge- tings“ einige Einstellmöglichkeiten mit- tischer oder auch höherer Poly­nome nach ben soll, wo sich das Zentrum des Bildes geliefert, die die Suche enorm beschleu- dem SIP-Standard (Simple Imaging Poly- befindet, oder auch, um welche Objek- nigen. Wenn die ungefähre Position des nomial). Zusammen mit den Koordinaten te es sich handelt. Hat man erstmal die Bildes bekannt ist, sollten die „Limits“ und der WCS-Rotationsmatrix bilden sie Koordinaten der Bildmitte, so kann die vorgegeben werden. Gefragt sind hier die sog. Plattenkonstanten. (PinPoint- Objekt­suche daraufhin im virtuellen Pla- die geschätzen Werte für Rektaszensi- Polynome folgen einem proprie­tären netarium fortgesetzt werden. Entweder on, Deklination und Suchradius, die als Verfahren; das Programm bietet dafür geschieht dies auf dem eigenen Rechner, Gradzahlen in dezimaler Schreibweise fertige Funktionen XYtoSky(x, y) bzw. z. B. mit Cartes du Ciel, oder man be- einzugeben sind. SkyToXY(Rektaszension, Deklina­tion)). schäftigt wieder einen weiteren Internet- Dienst. Sehr nützlich ist die Verwendung Die Option „CRPIX center“ sollte unbe- Für die erwähnte Programmierung lie- der Koordinaten für die hochgenaue dingt mit einem Haken versehen werden. fert die Seite http://wcs2kml.googlecode. Synchronisation der Montierung. Man Damit wird sichergestellt, das als Refe- com/svn-history/r25/trunk/python/ könnte sagen: Teleskop und Kamera lö- renzpunkt (x, y) für die Bildkoordinaten wcslib.py eine Hilfestellung. sen mit einem Solver den Sucher ab. die Bildmitte verwendet wird. Sollte das Bild in der invertierten Form vorliegen, Was enthalten nun die vorhin erwähnten In drei Abschnitten geht es um den In- bitte auch einen Haken auf die „Invert“- Plattenkonstanten? Hierzu sieht man sich ternetdienst Astrometry.net, gefolgt Option setzen. Des Weiteren kann mit der einfach das File wcs.fits mit dem Editor von Berechnung von Koordinaten aus Option „SourceExtractor“ der SExtractor an. (Da es sich, wie vorher erwähnt, um den gewonnenen Daten und letztlich von Emanuel Bertin eingestellt werden, ein FITS-File handelt, sind alle Sätze im folgen noch Vorschläge für eine erwei- wenn die Standardmethode Probleme Header entsprechend der Konventionen terte Nutzung der Astrometrie zur Tele­ mit der Extraktion der Sterne anzeigt. 80 Stellen lang. Vorschubzeichen gibt es skopsteuerung. nicht, weshalb im Editor der Zeilenum-

VdS-Journal Nr. 56 Computerastronomie 81

1 M 13 als Testobjekt. Das Bild wurde vorher auf 25 % skaliert. Als Limits wurden die Parameter Ra = 250,4, Dec = 36,4, Radius = 3 und Downsample = 1, dazu die Optionen „CRPIX in center“ und „Use SExtractor“ gesetzt.

bruch zur besseren Lesbarkeit eingestellt werden sollte. Danach wird das Fenster so eingestellt, dass genau 80 Stellen in eine Zeile passen.)

Die Eröffnung der Daten beginnt FITS-konform mit den Schlüsselworten SIMPLE, BITPIX und NAXIS, gefolgt von

CTYPE1 = ‚RA---TAN-SIP‘ / TAN (gnomic) projection + SIP distortions CTYPE2 = ‚DEC--TAN-SIP‘ / TAN (gnomic) projection + SIP distortions EQUINOX = 2000.0 / Equatorial coordinates definition (yr)

VdS-Journal Nr. 56 82 Computerastronomie

CTYPE1 und CTYPE2 beschreiben den Typ der Projektion in den Achsen 1 (x) und 2 (y). EQUINOX gibt die Epoche der Himmelskoordinaten an. Die CRVAL1-, CRVAL2-Werte beinhalten schon die meistgesuchten Werte für den Referenzpunkt CRPIX1 und CRPIX2 an. Dieser Referenzpunkt sollte beim Aufruf von Astrometry.net immer auf „Center“ eingestellt werden, sonst ist auch hier noch Nacharbeit erforderlich.

CRVAL1 = 250.412739247 / RA of reference point CRVAL2 = 36.4487180836 / DEC of reference point CRPIX1 = 409.5 / X reference pixel CRPIX2 = 307.5 / Y reference pixel CUNIT1 = ‚deg ‚ / X pixel scale units CUNIT2 = ‚deg ‚ / Y pixel scale units

Die Angaben sind, wie in CUNIT1 und CUNIT2 beschrieben, in Grad gespeichert. Für den Erhalt des Rektaszensionswertes in Stunden ist noch eine Division durch 15,0 erforderlich. Den Dreh- und Angelpunkt der Plattenkonstanten findet man in der Rota- tionsmatrix

CD1_1 = -0.00159264349598 / Transformation matrix CD1_2 = -2.77596493309E-05 / no comment CD2_1 = 2.83396750217E-05 / no comment CD2_2 = -0.0015902097193 / no comment

Sie ist der Schlüssel für die Berechnung der Hemisphären, Skalierung und Drehung:

tanOst = Atan2(CD1_2, CD1_1) tanNord = Atan2(CD2_2, CD2_1) ‚ Dim Ost As Double = tanOst * Deg Dim Nord As Double = tanNord * Deg Dim Sued As Double = Nord + 180.0 Dim West As Double = Ost + 180.0 Dim imageScaleX As Double = CD1_1 / Cos(tanEast) * 3600.0 Dim imageScaleY As Double = CD2_2 / Sin(tanNorth) * 3600.0

Die Rotation der Kamera ent- spricht dem Ost-Wert. Alle Koef- fizienten der SIP-Polynome sind namentlich leicht auszumachen: A_u_v, B_u_v, AP_u_v und BP_u_v. Deren Indizes u und v gehen von 0 bis zum Grad des Polynoms. Nicht berechnete Koeffizienten erscheinen auch nicht. Näheres dazu und das Formelwerk für die Koordina- tenberechnung findet man unter http://fits.gsfc.nasa.gov/registry/ sip.html

2

Nach 11 Sekunden lieferte Astrometry.net die Ergebnisse und ein Bild mit Markierungen und Objektbeschrif- tungen.

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Erweiterte Nutzung Das funktioniert pixelgenau und erinnert y-Koordinaten aber auf Rektaszension Einige interessante Beispiele für astro- an die Funktion des Autoguiders. Bleibt und Deklination umgerechnet, denn die metrische Anwendungen sollten nicht noch eine weitere Herausforderung: Differenzen in x und y sagen ja nichts unerwähnt bleiben. Dazu gehören die über die Drehung der Kamera und die Messung der Polachse oder das automa- Autoguiding mit Astrometrie Skalierung aus. Die Differenzen in Rek- tische Zentrieren auf das Zielobjekt. Ist Vorweg gesagt funktioniert das nur mit tasz. und Dekl. zur Position im Vollbild das Teleskop nach einer GoTo-Operation einem Plate Solver à la PinPoint auf dem können mit den Korrekturgeschwindig- gelandet, wird eine Aufnahme gemacht PC, da es hier auf Geschwindigkeit an- keiten in Rektasz. bzw. Dekl. wie vorher und der Abstand der Bildmitte vom Ziel kommt. Anstelle der sonst fehleranfälli- beschrieben in Impulse für beiden Ach- berechnet. Bei einer Winkeldistanz von gen und bis zu einer Minute und mehr sen umgerechnet werden. mehreren Minuten wird zunächst die andauernden Kalibrierung wird mit der Montierung synchronisiert und danach Guide-Kamera einfach ein Vollbild ge- Bleibt noch ein Hinweis für Interessen- erneut das Ziel angefahren. Ist der Fehler macht und dessen Plattenkonstanten ge- ten, die sich an die Umsetzung der hier z. B. kleiner als eine Minute, kann man speichert. Über die Liste der identifizier- gemachten Vorschläge heranwagen. die Feinkorrektur durch Pulse ausglei- ten Sterne kann ein Objekt nach eigenen Mit ASCOM-Treibern für das Teleskop, chen, deren Länge sich aus den Winkeln Kriterien ausgewählt werden. Im Fol- ASCOM-Utilities und vor allem der AS- in Rektasz. und Dekl. sowie der Korrek- genden wird dann wie üblich nur dieser COM-Astrometrie-Bibliothek wird eini- turgeschwindigkeit berechnen lassen. Stern aufgenommen und dessen x- und ges einfacher. Paralleles Programmieren & Algorithmen im Wettbewerb von Helmut Jahns

Während bei der Taktrate von Prozesso­ Man könnte im Programm eine Aus- bekommt die meiste Rechenzeit. Ein ren seit einigen Jahren kaum noch Fort- wahlmöglichkeit für den Benutzer hin- anderer Weg ist, die Algorithmen ihre schritte zu verzeichnen sind, verlagert terlegen, um sich auf einen der vorhan- Zwischenergebnisse untereinander aus- sich die Entwicklung immer mehr in denen Algorithmen festzulegen. Dies tauschen zu lassen, um die jeweils an- Richtung Mehrkernprozessoren, also kann jedoch aus mindestens zwei Grün- deren Verfahren auf dem neuesten Stand Prozessoren, die in der Lage sind, mehre- den unpraktikabel sein: weiterrechnen zu lassen. re Befehlsstränge parallel abzuarbeiten. – Der Anwender hat möglicherweise Auch als Hobbyastroprogrammierer kann keine Vorstellung, welcher Rechenweg Dieses Verfahren ist sicherlich gering- man sich überlegen, ein selbstgeschrie- der effizienteste sein mag und wählt fügig langsamer als wenn der leis- benes Programm durch Ausnutzung der für sein konkretes Problem vielleicht tungsfähigste Algorithmus exklusiv zur Parallelisierung zu beschleunigen. Stan- einen unverhältnismäßig langsamen Ausführung käme, jedoch kommt es dardmäßig bietet es sich dann an, die Algorithmus aus. ohne jegliche Vorabannahmen aus und Aufgabe so umzugestalten, dass sie im – Die Art des Algorithmus ist oftmals vermeidet sehr ungünstige Rechenwege Multithreadingverfahren abgearbeitet nur ein Implementierungsdetail, mit gänzlich. Auf einem Einzelkernprozessor werden kann, d. h., das Programm wird dem der Benutzer nichts zu tun hat funktioniert dieses Verfahren ebenso. auf mehrere Befehlsstränge, sogenannte und welches den Umgang mit dem Threads, verteilt, die auf verschiedenen Programm verkompliziert. Prozessorkernen ausgeführt werden. Ei- nige Astroprogramme nutzen Multi­ Ein besserer Ansatz könnte es sein, die threading bereits – Tendenz steigend. Algorithmen in einer Wettbewerbssitua­ tion gegeneinander antreten zu lassen. In diesem Beitrag soll es jedoch um eine Hier kommt nun die Parallelisierung ins ganz bestimmte Variante des Multithrea- Spiel. Für jeden Algorithmus werden ei- ding gehen. Für manche astronomische gene Threads erzeugt, die auf dem PC pa- Berechnungen kann es durchaus sinnvoll rallel ablaufen. Damit ist sichergestellt, sein, mehr als einen Algorithmus für die dass der effizienteste Algorithmus zur gleiche Aufgabe zu implementieren, z. B. Ausführung kommt. wenn für verschiedene Anwendungsfäl- le jeweils andere Algorithmen die größ- Man kann dieses Vorgehen sogar noch te Effizienz aufweisen und vorab keine optimieren, indem man den Erfolg eines Entscheidung getroffen werden kann, jeden Threads misst und die den Algo- welcher Algorithmus eingesetzt werden rithmen zugeteilte Rechenzeit entspre- sollte. chend gewichtet: Der effizienteste Thread

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Geografische Daten in Bücherkiste eigener Software verwenden 3D von Helmut Jahns with JAVA von Frank Thede Wer für eigene Programmierprojekte geografische Darstellungen benötigt, könnte einen Blick auf das Global Self-consistent, Hierarchical, High-reso- Das englischsprachige Buch des promovier- lution Geography Database, kurz GSHHG, werfen. GSHHG ist eine Zusam- ten Mathematikers, Investment-Bankers und menstellung von Geodaten, die die Umrisse von Ländern, Küstenlinien und Hedge-Fond-Managers Randall S. Fairman Flüsse umfasst. Die Datensätze sind sowohl in einem proprietären Binär- trägt den Untertitel „An introduction to com- format als auch als Textdateien (ESRI-Shapefile, einem Format eines US- puter graphics“. Es bietet eine Einführung in amerikanischen Softwareherstellers für Geoinformationssysteme) verfügbar. die Programmierung astronomischer Proble- Für das Auslesen der Binärdateien ist eine C-Routine verfügbar. Küsten, Ge- me auf drei Säulen: wässer und Staaten liegen darin in Form von geschlossenen Polygonen vor. – Einführung in die Programmiersprache Die Daten sind hierachisch gegliedert, d. h., sie liegen in mehreren Auflö- Java, insbesondere die Programmierung sungsstufen vor. einer Oberfläche mit Swing – Einführung in die Computergrafik und Die Datensätze stehen unter der GNU Lesser General Public License (LGPL). ihrer Mathematik Anwendungsgebiete für GSHHG können u. a. sein: – Einführung in die Verwendung der Epheme-­ – das Zeichnen von Zentrallinien von Sonnenfinsternissen sowie riden des NASA Jet Propulsion Laboratory – die Erstellung von Karten mit Grenzlinien für streifende Sternbedeckungen URL: www.ngdc.noaa.gov/mgg/shorelines/gshhs.html Die beigefügte CD-ROM enthält den voll- ständigen Source-Code und die ausführbaren Programme. Die Erstellung der Projekte in der IDE (z. B. Eclipse), d. h., das Kopieren, Com- Im Netz pilieren und Starten der Applikation, funk- tionierte ohne Schwierigkeiten. So können begleitend zur Lektüre alle Beispiele nach- C-Bibliothek zum Berechnen vollzogen werden. der azimutalen Sonnenposition Die Darstellung der Themen ist stark auf die von Klaus Rohe Aufgabenstellung zugeschnitten und ange- sichts der Menge der Themen - wobei seiten- Bei der Planung von Solaranlagen geht es unter anderem natürlich auch lange, vollständige Listings des Source-Codes darum, die örtliche Sonneneinstrahlung maximal zu nutzen. Die US-ame- ihren Raum fordern – komprimiert. Dadurch rikanische Behörde für erneuerbare Energien, National Renewable Energy wird aber die Verständlichkeit nicht einge- Laboratory, stellt aus diesem Grunde eine Bibliothek im Quellcode in der schränkt. Programmiersprache C zur Verfügung, welche die azimutale Sonnenposition berechnet [1]. „3D Astronomy with JAVA“ ist ein lehrrei- ches und lohnendes Arbeitsbuch, welches Der darin implementierte Algorithmus berechnet die Sonnenposition für Jah- viele interessante Themen vereint. Der Leser re im Bereich -2000 bis +6000 auf ± 0,0003 Grad genau. Es handelt sich um sollte aber die Bereitschaft mitbringen, einige eine Implementierung des Rechenverfahrens, welches im Buch von J. Meeus Ungenauigkeiten und Fehler zu „überlesen“ - „Astronomical Algorithms“, 2nd Edition 1998, beschrieben ist. Um den Quell- und auch bereit sein, an den manchmal „stol- code zu bekommen, ist eine Registrierung auf der Webseite www.nrel.gov/ pernden“ Programmen zu feilen. Aber alleine midc/spa/#register erforderlich. Der Quelltext besteht aus den drei Dateien schon die Einführung in die JPL-Epheme- SPA.c, SPA.h und spa_tester.c (SPA steht für Solar Position Algorithm). Die riden und die notwendige Anwendung der Datei spa_tester.c ist ein Testprogramm, um die in SPA.c implementierten Tschebyschow-Polynome können das Buch Funktionen mit speziellen Werten zu testen. Ich konnte den C-Code pro­ zu einer Quelle für spannende Programmier- blemlos mit dem gcc (GNU C Compiler, Version 5.1.0 unter MS Windows 7) abende machen. compilieren und das so entstandene Programm fehlerfrei ausführen. Eine aus- führliche Beschreibung des Algorithmus ist in dem folgenden PDF-Dokument Der größte Schwachpunkt ist, dass die Aus- www.nrel.gov/docs/fy08osti/34302.pdf zu finden. Die interaktive Webseite gabe aus dem Jahr 2010 stammt und somit www.nrel.gov/midc/solpos/spa.html verwendet den gleichen Algorithmus; selbstverständlich nicht mehr die aktuellen hier kann man für einen gewünschten Ort und ein bestimmtes Datum die Entwicklungen der Programmiersprache Java Sonnenposition berechnen. berücksichtigen kann. Das betrifft insbeson- dere die Verwendung der Packages java.io Weblink: [1] www.nrel.gov/midc/spa/ und javax.swing.

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Software MS Visual Studio 2015 von Helmut Jahns

Das Visual Studio ist eine weitverbreitete und -prüfung oder das Auf- und Zuklap- sic .NET verfügbar. Mit der Version 2015 Programmierumgebung von Microsoft. pen von Codeblöcken. können Privatanwender erstmals die Es versteht sich als integrierte Entwick- Community Edition des Visual Studio, lungsumgebung (IDE, Integrated Deve- Seit dem Sommer liegt diese Umgebung die den Funktionsumfang der vorigen lopment Environment), d. h., es bietet alle in der neuesten Version als MS Visual kostenpflichtigen Professional Edition Tools, die ein Programmierer für seine Studio 2015 vor. Neu ist beispielsweise, besitzt, kostenlos herunterladen und nut- Tätigkeiten benötigt, „aus einem Guss“: dass verschiedene Fensteransichten ver- zen. Für das Visual Studio sind eine Viel- Das Editieren, das Übersetzen (compi- waltet und gespeichert werden können, zahl von Dokumentationen und Tutorials lieren) und die Fehlersuche (Debugging) um etwa für verschiedene Arbeitsgänge verfügbar, weshalb auch Hobbyprogram- können aus einer geschlossenen Umge- (Editieren und Debuggen) zugeschnittene mierer oder Programmiereinsteiger sich bung heraus durchgeführt werden. Die Fensteraufteilungen anbieten zu können gut darin zurechtfinden können. Programmierarbeit wird zudem durch (ein Feature, das im freien Pendant Eclip- einige leistungsstarke Werkzeuge un- se bereits seit Längerem bekannt ist). Das terstützt, wie z. B. automatische Code- Visual Studio ist u. a. für die Program- Vervollständigung, Syntaxhervorhebung miersprachen C/C++, C# und Visual Ba-

1 Gesamtansicht der Entwicklungsumgebung MS Visual Studio 2015

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Software Kerbal Space Program – eine spielerische Weltraumsimulation von Helmut Jahns Unter einigen Sternfreunden gewinnt das a. Auswahl der zu verwendenden Aggre- an unseres angelehnt ist. Das Spiel gibt Kerbal Space Program, kurz KSP, immer gate) und die Durchführung der Missio- kein festes Ziel vor; vielmehr entwerfen größere Beliebtheit. KSP ist in erster Li- nen. Das Besondere an dieser Simulation die Spieler ihre Mission selbst und versu- nie ein Computerspiel – aber auch mehr ist, dass die Spieler mit realen Anfor- chen, diese zu einem Erfolg zu bringen. als das; vielmehr handelt es sich um eine derungen aus der Raumfahrt (Raketen- Weltraumsimulationssoftware, mit der design, Steuerung) inkl. Bahnmechanik KSP ist für Windows, Mac OS X und Li- Raumfahrtprojekte durchgespielt werden (Start, Transferbahn, Swing By, , nux verfügbar. Die URL des Simulations- können. Das Kerbal Space Program um- Landung, Rendezvous und mehr) in Be- projektes lautet https://kerbalspacepro- fasst die Planung von Raumfahrtmissio- rührung kommen. Das Spielareal ist ein gram.com/en/ nen, den Entwurf der Raumfahrtzeuge (u. hypothetisches Planetensystem, welches Fitswork – ein Überblick Software von Oliver Schneider

Die Bildbearbeitungssoftware Fitswork schiedenen Formaten geöffnet und weiter viele RAW-Formate von kommerziellen [1] ist ein universales Werkzeug, um sei- verarbeitet werden. Es können nicht nur, Kameraherstellern verarbeitet werden. ne astronomischen Aufnahmen zu bear- wie der Name der Software es schon na- Die Software ist frei herunterladbar; sie beiten. Es können Bilder in vielen ver- helegt, FITS-Bilddateien, sondern auch liegt nach dem Download als ausführba-

1 Ein Screenshot von „Fitswork“

VdS-Journal Nr. 56 87 Jetzt GRATIS Probelesen!

re EXE-Datei vor und kann direkt, also Unter dem Menüpunkt „Bilder kombi- ohne Installation, ausgeführt werden. Sie nieren“ sind sehr viele Kombinations- Entdecken läuft unter Windows XP bis Windows möglichkeiten von Bildern zu finden: 8.1. Damit Fitswork RAW-Dateien, z. B. Bildaddition, Subtraktion von Bildern Sie das von diversen DSLR-Kameras, einlesen (Dunkelbildkorrektur), Bilder maskieren kann, ist der Download einer zusätzli- und noch einiges mehr. chen DLL-Datei notwendig, die ebenfalls Universum! frei verfügbar ist. Diese DLL ist im glei- Fitswork ist ebenso wie viele andere Pro- chen Verzeichnis wie das ausführbare gramme auch in der Lage, Bilder auto- So macht Wissen Spaß: Mit vielen Programm abzulegen. matisch zu bearbeiten (im Bereich „Datei informativen Artikeln und Stapel Bearbeitung“). atemberaubenden Fotos nimmt das Der Funktionsumfang von Fitswork ist Weltraum-Magazin Space seine Leser mit auf eine faszinierende Reise sehr umfangreich. Im Folgenden wird Um Bilder kalibrieren zu können, ist die ins Weltall. ein Überblick über die Leistungsmerk- Erstellung von Summendunkelbildern, Erfahren Sie alles über Raumfahrt, male des Programms gegeben, indem Summenhellbildern und Biassummenbil- Sonnensystem und ferne Galaxien. hier die Einträge des Menüs „Bearbeiten“ dern notwendig. Diese werden zumeist Space – Das Weltraum-Magazin für wiedergegeben werden. Diese Auflistung als Masterdark, Masterflat und Master- wissenshungrige Leser jeden Alters. beschränkt sich allerdings auf die wich- bias bezeichnet. Hier bietet Fitswork die tigsten Funktionen. Möglichkeit, diese automatisch erstellen zu lassen. Für diesen Zweck ist im Menü – Pixelmathematik: Addition, Subtrak­ der Eintrag „Datei Masterdark/Flat“ aus- tion, Multiplikation und andere zuwählen. mathematische Funktionen, um Pixel- werte in Bildern zu verändern. Eine sehr gute Histogrammdarstellung – Schärfen: Gauß-Schärfen, iteratives runden die Software ebenso ab wie die Gauß-Schärfen und weitere Filter. Anzeige des Bildinformationsfensters – Glätten: Farbrauschen filtern, Rausch- (Headers) und die Textwerkzeuge. filter, Wavelet-Rauschfilter sowie weitere Glättungsfunktionen. Eine gute Bedienungsanleitung ist auf ei- – Ebnen: automatisches Ebnen für ner Anleitungsseite des Programmautors Nebel, Sterne etc., manuelles Ebnen zu finden [2]. Eine weitere gute und sehr per Auswahl, Zeilen gleichhell (insbe- ausführliche Bedienungsanleitung befin- sondere für Canon-DSLR-Bilder gut det sich auf der Seite von Hohmann-EDV geeignet). [3]. – Farbfunktionen: Farbkorrektur, Farb- säume um Sterne verringern. Leider hat der Autor der Software, Jens – Video: Halbbilder ausrichten und Dierks, angekündigt, Fitswork nicht weitere Videofunktionen. mehr weiter zu entwickeln, was für die – (Farb)CCD: Debayern von Bildern, Welt der nicht kommerziellen Bildbear- Farbkanten entfernen und weitere beitungsprogramme sicherlich ein großer Filter. Verlust wäre. – Spezielle Filter: u. a. DDP- und Larson-Sekanina-Filter für Kometen. – FFT (Frequenzfilter): 1D- und 2D- Weblinks: Frequenzfilter und weitere Filter. [1] www.fitswork.de/software/ – weitere Funktionen: z. B. Text und [2] www.fitswork.de/anleitung/index. Rahmen einfügen oder Pixellinie als php Diagramm anzeigen. [3] http://astrofotografie.hohmann-edv. Lernen Sie Space de/fitswork/ Das Aufteilen von Bildern in Farbkanäle unverbindlich kennen. oder das Erzeugen einer Luminanz aus einem Farbbild ist ebenfalls unter dem Einfach Leseprobe Menüpunkt „Bearbeiten“ zu finden. downloaden unter: www.emedia.de/ space-probelesen 88 Geschichte

Eine Beobachtungsstation auf dem Dach des Neuen Museums von Elvira Pfitzner

Der vielseitige Wissenschaftler Hermann tungen aus den Jahren 1828, 1829, 1830 Karsten (3.9.1809 - 26.8.1877), der Ma- wurden von Christian Karl Ludwig Rüm- thematik, Physik, Astronomie und Mine- ker (1788-1862) in den „Astronomischen ralogie zu seinen Arbeitsgebieten zählte, Nachrichten“ veröffentlicht. förderte auch Meteorologie und Nautik. So wurden ein Verzeichnis von 72 in Kö- Durch seine Initiativen schaffte er es, nigsberg neu bestimmten Fixsternörtern, trotz schwerer Zeiten beste Möglichkeiten Band 9, Sp. 418, die Bedeckung des Alde- für Forschung und Lehre zu erarbeiten. baran am 9.12.1829, Band 8, Sp. 191, die Beobachtung der Sonnenfinsternis vom Hermann Karsten war der Enkel von 7.7.1842, Band 20, Sp. 6, der Merkurvo- Franz Christian Lorenz Karsten (1751- rübergang am 8. Mai 1845, Band 23, Sp. 1829) und der Großneffe von Wenzeslaus 149, von Heinrich Christian Schumacher Johann Gustav Karsten (1732-1787). (1780-1850) herausgegeben und weitere Hermann Karstens Vater, Karl Johann Sternbedeckungen mitgeteilt. Bernhard Karsten (1782-1853), erwarb als Mineraloge und Oberbergrat großes So verfügte Hermann Karsten über die Ansehen. nötige Praxis, die Berechnungen für Ka- 1 Bildnis H. Karsten lender durchzuführen. Das erste seiner Der Schulbesuch Hermann Karstens er- (UA Rostock, Professorenbilder) Jahrbücher war der „Calender auf das folgte in Breslau und Berlin. Schon mit Jahr 1830 für die Großherzoglich=Meck 16 1/2 Jahren, 1826, begann er ein Stu- lenburg=Schwerinschen Lande“, Rostock dium der Naturwissenschaften in Bonn 1830. Grundlage der Berechnungen war und Berlin und schloss es 1829 mit dem wurde Privatdozent für Mathematik und der Meridian von Rostock. Die Koordina- Doktortitel ab, den er an der Philosophi- Mineralogie an der Rostocker Universi- ten wurden mit der geografischen Länge schen Fakultät erwarb. Noch im gleichen tät. Ab 1831 hielt er als Außerordentli- 30° und der Breite 54° 5’ 45’’ angegeben. Jahr vervollkommnete H. Karsten seine cher Professor Vorlesungen über Astro- Im Kalendarium werden die Positionen astronomischen Kenntnisse und seine nomie. Zum ordentlichen Professor der von Sonne, Mond, Merkur bis Uranus Beobachtungspraxis an der Sternwar- Mathematik und Physik wurde H. Kars- und von den Kleinplaneten Vesta, Juno, te in Königsberg bei Friedrich Wilhelm ten 1836 berufen. Bis zu seinem Lebens- Pallas und Ceres verzeichnet. Weiter ent- Bessel (1784-1846), mit dem er gemein- ende arbeitete der Gelehrte unermüdlich hält dieser Kalender die Angaben für die same Beobachtungen und Berechnungen für seine Studenten (Abb. 1). mittlere Strahlenbrechung am Horizont durchführte. und die Horizontalparallaxe. Angaben Bemerkenswert sind die vielen astro- über Finsternisse und Sternbedeckungen Ein Jahr später erfolgte 1830 seine Habi- nomischen Veröffentlichungen aus der schließen sich an. litation in Rostock und Hermann Karsten Feder H. Karstens. Viele seiner Beobach- Interessant ist der Beitrag: „Von der Ein- richtung und dem Gebrauch der Uhrta- fel“, der in einigen folgenden Kalendern erneut abgedruckt wurde. Offensichtlich Neues aus der Fachgruppe wurde einigen Kalendern, je nach Jahr neu berechnet, eine Uhrtafel beigelegt. Da Pendel- und Taschenuhren für mittle- Geschichte der Astronomie re Sonnenzeit eingerichtet sind, wurden Artikel, die aus Platzgründen verschoben werden mussten, erscheinen nun in die positiven oder negativen Abwei- diesem Heft. Die 12. Tagung „Geschichte der Astronomie“ findet vom 30. Okto- chungen von der wahren Sonnenzeit für ber bis 1. November an der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow statt. Die jeden Tag 12:00 Uhr angegeben. Somit dortige Infrastruktur ist hervorragend und wir erwarten viele Teilnehmer. Neben konnten der Gang der Uhren kontrolliert interessanten Vorträgen gibt es einiges zu sehen, wie den großen Refraktor oder werden und genaue Zeitangaben bei ast- die Ausstellung zur Geschichte der Astronomie. Weitere Informationen finden ronomischen Beobachtungen angegeben Sie auf unserer Webseite http://geschichte.fg-vds.de. werden. Zur Erklärung werden die Ursa- chen für den unterschiedlichen wahren Wolfgang Steinicke Mittag mit der Bewegung der Erde um die Sonne und mit der Schiefe der Eklip-

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tik angeführt. Der Verfasser des Beitrags und der Uhrtafeln wird nicht genannt.

Sehr interessant sind die astronomischen Beiträge über die verschiedensten The- men. „Ueber die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens eines Kometen mit der Erde“, „Von den bis jetzt bekannt ge- wordenen veränderlichen Sternen“ 1833, mit dem Hinweis, „dass Mira Ceti das Ma- ximum am 8. Juli erreichen wird. Algol wird in Rostock die geringste Lichtstär- 2 ke am 6. Januar kurz vor 4:00 Uhr am Titelblatt „Kleiner astronomischer Morgen erreichen, am 9. kurz nach halb Almanach“ (UB Rostock) 1 Uhr, am 11. gegen halb 10 Uhr am Abend. Er lässt sich leicht beobachten, 3 da er bei uns nie untergeht“. Beispiel der Angaben für April Ab dem Jahre 1834 wird die geografi- 1850 (UB Rostock) sche Länge mit 29 Grad 50 Minuten an- gegeben, während die Breite unverändert bleibt. Zwei Jahre später eine erneute Korrektur auf 29 Grad 52 Minuten und 1843 wurde die Länge mit 29 Grad 48 Minuten neu bestimmt.

Ab 1856 wird nach dem Meridian von Schwerin, der großherzoglichen Resi- denzstadt, gerechnet. Rostocker Beob- achter sollten umrechnen. Die Koordi- naten werden für Schwerin angegeben mit Länge 29 Gr. 5 Min., Breite 53 Gr. 37 Min. Insgesamt werden neben Beiträgen Rostocker Wissenschaftler auch mehrere von F. W. Bessel veröffentlicht.

Ein nautischer Kalender „Kleiner astro- nomischer Almanach“, den Karsten für Seeleute erarbeitete, erschien von 1840- 1850 in Rostock (Abb. 2).

Grundlage der Berechnungen dieses Ka- lenders ist der Meridian von Greenwich, der aber erst 1884 als Null-Meridian in- ternational verbindlich festgelegt wurde. Alles Notwendige, Rechenformeln zur ner modernen Wetterkunde. Eine Zusam- Hermann Karsten war es auch, der mit Bestimmung der Schiffspositionen und menstellung über „Die mittlere Tempera- weiteren Kollegen dafür sorgte, dass Landmarken sind hierin enthalten (Abb. tur von Rostock“ für die Jahre von 1832 1844 auf dem Dach des neu erbauten 3). bis 1851 belegt diese Aussage. Sie zeigt Neuen Museums eine astronomische Be- zum Beispiel, dass nur der Monat Januar, obachtungsstation ihren Platz fand. Sie Dieser spezielle Kalender war sicher auch gemittelt aus allen Angaben mit -0,88° war mit den notwendigen Instrumenten für die Ausbildung an der Rostocker Na- ein negatives Vorzeichen hatte. Der Juli ausgestattet, um zum Beispiel Meridian- vigationsschule (Abb. 4) von Bedeutung, war mit +13,75° am wärmsten. Der käl- durchgänge, Finsternisse und Sternbede- dessen Direktor Hermann Karsten bis teste Januar war 1838 mit einem Mittel ckungen zu beobachten und deren Zeit- 1877 war. von -5,79° und der wärmste Monat war abläufe exakt zu erfassen. der August im Jahre 1846 mit +16,82°. Die meteorologischen Datensammlun- Überhaupt war 1846 das wärmste Jahr Bis zu diesem Zeitpunkt war es nicht ge- gen, welche mit neuen Messinstrumenten mit einem Gesamtmittel von 7,93° in lungen, eine Sternwarte einzurichten, ob- gewonnen wurden, waren der Beginn ei- dieser Statistik. wohl diese von Herzog Friedrich Franz I.

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band ihn die astronomische Forschung. Ihm teilte Karsten seine Beobachtungen mit. Weitere Briefpartner waren H. Ch. Schumacher, Sternwarte Altona, Fried- rich Georg Wilhelm von Struve (1793- 1865), Sternwarte Dorpat, später Pulko- wa, Johann Gottfried Ludwig Kosegarten (1792-1860), Orientalist, Dichter und Pfarrer in Greifswald.

Hermann Karsten engagierte sich in mehreren Vereinen und Gesellschaften und trug durch Vorträge und Zeitschrif- tenveröffentlichungen zur Popularisie- rung der Astronomie in Rostock bei.

Es ist Professor Karsten gelungen, so- 4 wohl die Einrichtung einer kleinen guten Zweites Gebäude der Navigationsschule im Friedhofsweg in Rostock, 2010 Beobachtungsstation als auch die kon- tinuierliche exakte Erfassung von Wet- terdaten zu erreichen. Außerdem hat er großen Anteil an der Gründung der Ros- tocker Navigationsschule.

Quellenangaben: [1] UA Rostock, Personalakte Prof. H. Karsten, 1809-1877 [2] Hermann Karsten: „Kleiner astrono- mischer Almanach, vorzüglich zum Gebrauch der Seeleute“, Rostock: J. M. Oeberg, 1840-1850, UB Rostock, Sign.: LIIe-3017 (1-10) [3] Astronomische Nachrichten, Altona, 1831-1851: Band 8 (1831), Sp. 191/192; Band 9 (1831), Sp. 418; 5 Band 14 (1837), S. 63 und 99; Beobachtungsstation auf dem Dach (Sammlung Waldschläger, Rostock) Band 16 (1839), Sp. 303; Band 17 (1840), S. 32 und 191; Band 23 (1846), Sp. 149; Band 20 (1851), von Mecklenburg-Schwerin (1756-1837) Der Raum hatte nach Osten, Süden und ein Verzeichnis der Arbeiten Kars- schon 1789 nach der Vereinigung der Westen je 4 Fenster. Nach Norden waren tens Universitäten Rostock und Bützow in 2 Fenster und eine Tür, die den Austritt [4] „Calender für die Großherzoglich= Rostock empfohlen wurde (Abb. 5). auf das Dach des Gebäudes ermöglichte. Mecklenburg=Schwerinschen Lan- Dieser Dachaufbau war noch bis 1945 de“, Rostock, 1830-1877 Es standen unter anderen folgende In­ vorhanden, wurde aber nicht mehr für [5] W. Engel, 2005: „Astronomische strumente zur Verfügung: astronomische Beobachtungen genutzt. Instrumente 1825“, in: Rostocker – 4 Fernrohre in Pappe von verschiede- Mathematisches Kolloquium 60, 9 ner Größe Die Leitung des Naturhistorischen Muse- – 1 großes Fernrohr von Messing ums für Mineralogie hatte Hermann Kars- – 1 großes Dollardsches [d. i. Dollond- ten von 1839 bis 1873 inne. Dazu hatte sches] in Mahagoni er, wie aus den Vorlesungsverzeichnissen – 1 Quadrant von Pouitty [d.i. Pouilly] zu erfahren ist, seit 1835, für 41 Jahre, zu Paris die Verantwortung für das Mathemati- – 1 Astrolabium mit Dioptern sche Kabinett mit dem Observatorium. – 1 Instrument zum Winkelmessen – 1 Sextant von Ortstein ohne Horizont Der Rostocker Professor hatte Verbindun- – 1 Astrolabium mit Reduktionszirkel gen zu Wissenschaftlern verschiedener – 1 Höhenmesser Fachbereiche. Mit C. C. L. Rümker ver-

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Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Der FG Kleine Planeten gehören 96 Sternfreunde aus 6 europäischen Län- dern an, wobei ca. 65 % auch Mitglieder der VdS sind. Eine vom Autor dieser Zei- len geführte Statistik beinhaltet seit dem Jahr 1978 ca. 290.000 Positionen von ca. 46.000 Kleinplaneten, was eine durch- schnittliche Beobachtungshäufigkeit von 6 Positionen pro Kleinplanet ergibt.

1 Verteilung beobachteter Positionen von Kleinplaneten pro Beobachtungs- stunde in Weltzeit innerhalb der FG Kleine Planeten von 1978 bis 2014. Bildautor: Gerhard Lehmann, Grafik von Wilhelm Busch (1832-1908)

Impression

Eine kosmische Begegnung der anderen Art: Am 4. November 2015 kreuzte die Bahn der ISS von Stuttgart aus gesehen die Sonnenscheibe. Die Passage wurde durch einen Refraktor mit 80 mm Öffnung bei f = 1920 mm und einer Canon 6D im Serienbildmodus aufgenommen. Foto: Sven Melchert.

VdS-Journal Nr. 56 92 Kleine Planeten

Unser schönes Hobby muss sich aber dem Beruf unterordnen und so leid es uns auch tut, der Schlaf fordert seine Ge- rechtigkeit. Mit einem kleinen Schmun- zeln ergab sich daher auch die Verteilung dieser Positionen auf die Beobachtungs- stunde (siehe Abb. 1).

In den Stunden vor Mitternacht entdeck- te das FG-Mitglied Jens Kandler in der Sternwarte Drebach am 19. November 2000 einen Kleinplaneten (siehe Abb. 2), welcher zunächst die provisorische Be- zeichnung 2000 WT9 erhielt. Nach seiner Nummerierung am 17. September 2008 [1] konnte J. Kandler einen Namensvor- schlag beim MPC [2] einreichen, welcher im Mai 2015 dazu führte, dass es seitdem 2 Im Bild unten der Kleinplanet (190617) Alexandergerst rot markiert und von links den Kleinplaneten (190617) Alexander- nach rechts (36041) 1999 QU und (35623) 1998 KF7 gelb markiert. Aufgenommen am gerst [3] in unserem Sonnensystem gibt. 19. November 2000 mit einer ST-6-CCD-Kamera und einem 7-zölligen Refraktor bei f/9 Für insgesamt 165 Tage umrundete der von Jens Kandler. Bildorientierung: Osten links und Norden oben. überaus sympathische deutsche Geophy- siker und Astronaut 2014 [4] in der ISS unseren Heimatplaneten.

Am Schluss dieser Zeilen möchte die FG Kleine Planeten ganz herzlich zur 19. Klein­planetentagung am 18./19.6.2016 nach Berlin in die Archenhold Sternwar- te (Abb. 3, [5]) einladen. Es ist die älteste noch bestehende Volkssternwarte Euro- pas, welche das längste Linsenfernohr der Welt beherbergt. Wenn Sie dieses VdS- Journal für Astronomie in Ihren Händen halten, wird es eine Tagungswebseite mit weiteren Informationen geben. Schauen Sie dazu bitte auf die Internetseite www. kleinplanetenseite.de.

Wenn Sie Lust bekommen haben, viel- leicht auch einmal Kleinplaneten zu beobachten, dann sind Sie herzlich ein- geladen. Als Mitglied in der FG Kleine Planeten werden Sie Gleichgesinnte tref- 3 fen und von den Erfahrungen der ande- Archenhold Sternwarte in Berlin. Bildautorin: Martina Haupt ren profitieren.

Weblinks: (190617) Alexandergerst = 2000 WT9 [1] www.minorplanetcenter.net/iau/ lists/ArchiveStatistics.html [2] MPC: www.minorplanetcenter.net/ Discovered 2000 Nov. 19 by J. Kandler at Drebach. [3] http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb. cgi?sstr=190617;orb=1 Geophysicist Alexander Gerst (b. 1976) was the third German astronaut onboard [4] https://de.wikipedia.org/wiki/ the International Space Station. He studied at the University of Karlsruhe, Alexander_Gerst where he received a masters degree in physics and also at Victoria University of [5] Homepage: www.sdtb.de/ Wellington, where he was awarded a Master of Science. Archenhold-Sternwarte.7.0.html

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Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroauf- festzuhalten (Abb. 1, [2]). Neben dem NEO Februar 2015 in Reutlingen eine kosmi- nahmen von Deep-Sky-Objekten kurze befindet sich auch der Offene Sternhau- sche Begegnung der Galaxiengruppe um Strichspuren. Der Verursacher ist meist fen M 48 im Sternbild Hydra auf der Auf- M 105 mit dem Kleinplaneten (479) Cap- ein Kleinplanet, der sich während der nahme. Der große, lockere Haufen wurde rera. Dazu verwendete er ein 10-zölliges Belichtungszeit ein kleines Stück auf 1771 von Charles Messier entdeckt und Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei f/10 seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt besteht aus ca. 80 Sternen. Seine Ent- und eine DSLR. hat. Für viele Astrofotografen sind sol- fernung wird mit ca. 1.500 Lichtjahren che zufälligen kosmischen Begegnungen angegeben. Am 26. Januar 2015 näherte Die Elliptische Galaxie M 105 in der eine Bereicherung des Bildes. Besonders sich hingegen (357439) 2004 BL86 bis Bildmitte wurde 1781 von Pierre Mé- dann, wenn man nach einiger Recherche auf ca. 1,2 Millionen km der Erde. Der chain entdeckt und erst nachträglich in herausfindet, wer der Verursacher der ca. 9 mag helle Brocken bewegte sich mit den Messierkatalog aufgenommen. Sie ist Strichspur war. über 2 Grad pro Stunde durch das Ge- 9,5 mag hell und ca. 36 Millionen Licht- sichtsfeld der Kamera und hinterließ da- jahre von uns entfernt. Die Leuchtkraft Diesmal sind wir in der glücklichen Lage, bei eine lange Strichspur. Er weist übri- entspricht ungefähr der unserer Galaxis, Ihnen zwei kosmische Begegnungen, die gens eine Besonderheit auf. Der ca. 330 obwohl sie mit 55.000 Lichtjahren einen zur Jahreszeit passen, vorzustellen. m große NEO hat einen ca. 70 m großen kleineren Durchmesser hat. Im Inneren Mond. Unser Erde-Mond-System bekam befindet sich ein gigantisches Schwarzes Das erste Bild erhielt ich von Wer- also Besuch von einem Kleinplaneten- Loch mit ca. 200 Millionen Sonnenmassen. ner Probst [1] aus Kärnten. Ihm gelang Mond-System. es, den erdnahen Vorbeiflug des NEOs Die zweite helle Galaxie links der Mit- (357439) 2004 BL86 mit seiner digitalen Die zweite Aufnahme (Abb. 2, [3]) stell- te ist NGC 3384. Diese 9,9 mag helle Spiegelreflexkamera (DSLR) und einem te Klaus Kosbi aus Baden-Württemberg SO-Galaxie wurde 1784 von William Teleobjektiv mit 200 mm Brennweite zur Verfügung. Er fotografierte am 20. Herschel entdeckt. Sie befindet sich in

1 Der Kleinplanet (357439) 2004 BL86 und M 48, aufgenommen mit einer Canon 5D DSLR und einem Canon EF 200 mm. Bildorientierung: Norden oben und Osten links. Bildautor: Werner Probst

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Kleine Plane- ten

2 Der Kleinplanet (479) Caprera und die M-105-Gruppe, aufgenommen mit einem 10-zölligen Schmidt-Cassegrain bei f/10 und einer Canon EOS1100Da DSLR mit Astronomik-UHC-Filter. Bildorientierung: Norden oben und Osten links. Bildautor: Klaus Kosbi

ca. 30 Millionen Lichtjahren Entfernung Zum Aufnahmezeitpunkt war der Klein- Kosmische Begegnungen finden täglich und gehört wie M 105 zur M-96-Gala- planet (479) Caprera ca. 13,4 mag hell. In statt. Die nachfolgende Tabelle 1 enthält xiengruppe. größeren Teleskopen wäre diese kosmi- eine kleine Auswahl interessanter Be- sche Begegnung auch visuell ein lohnen- gegnungen zwischen Kleinplaneten und Die dritte und mit 11,8 mag licht- des Motiv gewesen. Entdeckt wurde (479) Deep-Sky-Objekten, die von uns erstellt schwächste Galaxie links unten im Bild Caprera im Jahr 1901 vom italienischen wurde. Damit soll Ihnen der Weg zum ist NGC 3389. Diese Spiralgalaxie ist mit Astronomen Luigi Carnera in Heidelberg, persönlichen Bild einer kosmischen Be- 57 Millionen Lichtjahren fast doppelt so wo er als Assistent tätig war. Benannt gegnung erleichtert werden. weit entfernt wie M 105 bzw. NGC 3384. hat er ihn nach einer italienischen Insel Sie wurde ebenfalls von William Herschel in der Nähe von Sardinien. Der Haupt- Eine Möglichkeit, sich täglich über ak- entdeckt und ist nur ca. halb so groß wie gürtelasteroid ist ca. 73 km groß und war tuelle kosmische Begegnungen zu in- unsere Galaxis. zum Zeitpunkt der Aufnahme ca. 272 formieren, finden Sie auf der Homepage Millionen km von der Erde entfernt. von Klaus Hohmann [4]. Dort kann sich

Tabelle 1: Interessante Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten im 1. Quartal 2016.

Datum Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand 06.01.2016 24:00 (3451) Mentor 16,0 M 48 OC 5,8 1’ 08.01.2016 24:00 (1292) Luce 14,2 NGC 2392 PN 9,1 13’ 01.02.2016 24:00 (4227) Kaali 15,9 NGC 2392 PN 9,1 8’ 10.02.2016 24:00 (3913) Chemin 14,7 NGC 3166/69 Gx 10,5/10,3 6’ 03.03.2016 22:00 (1850) Kohoutek 16,0 NGC 2903 Gx 8,8 7’ 06.03.2016 24:00 (1518) Rovaniemi 15,0 M 65/66 Gx 9,2/8,9 9’

Abkürzungen: OC = Offener Sternhaufen, PN = Planetarischer Nebel, Gx = Galaxie

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der interessierte Astrofotograf in dem den, um zukünftige Ausgaben des VdS- Weblinks: von Klaus geschriebenen Tool kosmische Journals mit Ihren Bildern zu bereichern. [1] www.starrymetalnights.at/ Begegnungen anzeigen lassen. Interaktiv Schicken Sie die Bilder per Mail mit dem [2] www.starrymetalnights.at/ hat man die Möglichkeit, verschiedene Betreff „Kosmische Begegnung“ an Bilder/2004_BL86_trail.jpg Parameter wie die Helligkeit des Deep- [email protected]. Bitte vergessen Sie [3] https://dl.dropboxusercontent. Sky-Objektes oder die Helligkeit des nicht, das Aufnahmedatum, die fotogra- com/u/46045296/M105_5x600s_ Kleinplaneten selbst auszuwählen, um fierten Objekte und die Daten des Tele- 3.jpg eine passende Konjunktion für sich zu skops bzw. der Kamera mitzuteilen. Der [4] http://astrofotografie.hohmann-edv. finden. Autor eines ausgewählten Bildes wird de/aufnahmen/kosmische. anschließend aufgefordert, eine unkom- begegnungen.aufnahmen.php Wir möchten Sie im Namen der Fach- primierte Version des Bildes für den gruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Druck zur Verfügung zu stellen. Ihre kosmische Begegnung einzusen- Kleinplanetentagung im Naturgebiet Essen von Markus Griesser

Zur 18. Kleinplanetentagung fuhren gut 40 Sternfreundinnen und Sternfreunde aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz ins Ruhrgebiet. Nach 2000 und 2004 fand die Kleinplanetentagung zum dritten Mal in der Walter-Hoh- mann-Sternwarte in Essen statt. Thomas Payer und sein kleines Team hatten trotz der Wetterkapriolen ein sehr stimmiges Rahmenprogramm zusammengestellt, das neben den beiden mittäglichen Gril- len auf dem Sternwarten-Gelände am Freitag- und am Samstagabend je eine Zusammenkunft in gemütlichen Restau- rants vorsah. Besonders gut kam das Meeting im Restaurant Buena Vida an, ließen doch die spanische Küche und der feurige Wein gleich Urlaubsgefühle auf- kommen. Und noch etwas dürfte die Teil- nehmenden überrascht haben: Trotz der regen Bautätigkeit gerade in den letzten Jahren präsentiert sich das Ruhrgebiet 1 Teilnehmer an der 18. Kleinplanetentagung, zu Gast in der Walter-Hohmann- im Allgemeinen und Essen im Speziel- Sternwarte in Essen. Bildautor: Thomas Payer len heute über weite Strecken wie eine Naturlandschaft. Von den einstigen Ein- richtungen der Schwerindustrie, die noch war mit dieser Beteiligung zufrieden. Er 2.250 Designations, darunter 1.043 num- in den 1960er-Jahren die Landschaft und gab in seinem Eröffnungsreferat wiede- merierte Kleinplaneten, wobei sehr viele die Gewässer schwerstens belastet und rum einen statistischen Einblick in die von ihnen inzwischen auch einen Namen verschmutzt hatten, ist außer einigen be- regen Aktivitäten der Kleinplaneten- tragen. wusst erhaltenen Zeugen nichts mehr zu Freunde. Mit 96 Mitgliedern hat sich der sehen. Bestand seit 1997 verdreifacht, doch im In Erinnerung an Ingrid van Altersspektrum, das von 31 bis 88 Jahre Houten-Groeneveld Einige Zahlen zum Auftakt reicht, fehlen leider zunehmend die jun- Harrie Rutten, der so rührige Kollege aus Thomas Payer konnte im gut gefüll- gen Sternfreunde. Kleinplaneten wurden Holland, der sich vor allem als Optik- ten Vortragsraum 43 Sternfreundinnen und werden auf 68 Sternwarten der FG Fachmann weit über die Grenzen seines und Sternfreunde begrüßen. Auch der und vorwiegend am Nordhimmel beob- Heimatlandes hinaus einen hervorragen- Fachgruppen-Leiter Gerhard Lehmann achtet. Bisher gibt es aus der FG heraus den Ruf erworben hat (und der dafür im

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April 2013 von seiner Königin Beatrix UNSERE AUTOREN SIND AUSGEZEICHNET. mit dem Titel „Ridder in de Orde van Oranje Nassau“ ausgezeichnet worden (236810) Rutten = 2007 RH14 MANCHE MIT DEM NOBELPREIS. ist), strahlte über alle Backen. Er, der nor- malerweise einen der weitesten Wege zu Discovered 2007 Sept. 9 by R. Apitzsch at Wildberg. den Kleinplanetentagungen in Deutsch- land zurücklegen muss, hatte diesmal Harrie G. J. Rutten (b. 1950) is a Dutch optician, and the author of Teleskop nur gerade etwa eine Stunde lang bis Optics, and numerous articles and speeches on popular astronomy that have nach Essen zu fahren – ein Katzensprung been well received by the public. He is a member of the Royal Dutch Society für den reisegewohnten Freund aus dem for Meteorology and Astronomy. Land ohne Berge: „Was ich an Reisezeit spare, investiere ich in Vorträge“, mag er sich gesagt haben und bot bei der Tagung gleich drei Referate, die unterschiedlicher einige gute Gedanken zu senden, kamen seit 2009 mit dem heute in Italien kon- nicht sein konnten. wir Tagungsteilnehmende gerne nach. zentrierten Programm Space Situational Die Zusammenarbeit von Profis und Awareness mit den drei Teilbereichen So berichtete er in seinem ersten Referat Amateuren ist gerade in der heutigen Space Weather, NEOs und Satelliten ak- über das ereignisreiche Leben der Ingrid Zeit aktueller denn je. tiv ist. Zwar sei viel zu wenig Geld vor- van Houten-Groeneveld (1921-2015). Mit handen, doch darf sich gerade die von JETZT IM rund 4.000 entdeckten Asteroiden war Lohnt sich Fleißarbeit? ihm geleitete Sparte NEOs trotzdem über diese Pionierin aus der Zeit vor den CCD- Rolf Apitsch aus dem Schwarzwald ist einige sehr hübsche Erfolge mit dem auf Kameras äußerst erfolgreich und gilt bis wohl jener Kollege unter uns, der sich Teneriffa stationierten 1-Meter-Teleskop MINIABO heute deswegen als Legende. Sie wurde nie beeindrucken ließ durch die vor we- freuen. Jeweils vier Nächte pro Monat in Berlin geboren, studierte Astronomie nigen Jahren vom MPC geänderte Regel steht Beobachtungszeit für NEOs zur KENNEN LERNEN* in Heidelberg und promovierte mitten im zur Priorisierung von Kleinplaneten- Verfügung, wobei im Programm TOTAS Zweiten Weltkrieg. Während ihres Post- Entdeckungen. Er ist mit seinem 35-cm- unter der Führung von Matthias Busch doc in den USA geriet sie in einen weg- Astrografen in seiner kleinen Garten- zahlreiche Amateure, auch aus der Fach- weisenden Kontakt mit den Astronomen sternwarte unermüdlich unterwegs, neue gruppe Kleine Planeten der VdS, sehr Gerhard Kuiper und Tom Gehrels, der am Kleinplaneten mit Helligkeiten zwischen erfolgreich bei der Auswertung der groß- 48-Zoll-Palomar-Schmidt Hunderte von 20 bis 21 mag zu finden. Doch er ist auch flächigen CCD-Frames mitarbeiten. Ein Fotoplatten belichtete, die dann zur Aus- Realist genug, um zu erkennen, wie rasch „Human in the Loop“ sei wichtig, un- wertung nach Leiden in die Niederlande die Priorität bei den heutigen Neufunden terstrich Detlev, um bei entsprechenden verschifft wurden. Zusammen mit ihrem weg sein kann. Funden die Plausibilität von bewegten Ehemann und Forschungspartner Cor- Objekten zu erkennen. Offenbar hat die nelis Johannes van Houten (1920-2002) Doch seine Botschaft war eine ganz an- ESA neuerdings auch in begründeten suchte sie diese Platten nach Spuren dere. Einerseits wies er auf die Namens- Einzelfällen Zugriff auf das Very Large von Kleinplaneten ab – mit durchschla- gebung des Asteroiden 233707 zu Ehren Telescope (VLT) der ESO in Chile. Marco gendem Erfolg: Insgesamt fand der Pa- des von ihm verehrten französisch-deut- Michelis habe mit diesem Gerät schon lomar-Leiden-Survey 4.329 Asteroiden! schen Kabarettisten Alfons hin und einen NEO mit 26,4 mag detektiert! Det- Große Verdienste erwarben sich Ingrid andererseits sprach er über seine neu- lev wies auch kurz auf das von der ESA van Houten und ihre Kollegen aber auch este Benennung eines 2007 entdeckten geplante automatisierte Test-Teleskop durch die Zuordnung der verschiedenen Astero­iden: Rutten. Dieser Kleinplanet hin, ein 56-cm-Spiegel in der Nähe von Asteroiden in Familien. ehrt die Arbeit des total überraschten Madrid. Harrie Rutten, der sich auch über die ihm Harrie berichtete aber auch, wie tief be- überreichte Urkunde freute wie ein Mai- Interessant für alle, die diese Dienste eindruckt Ingrid van Houten von der käfer, der erstmals Eisenbahn fährt. Und nutzen, waren die Hinweise, dass NEO- durch Amateure dank der modernen Tech- wie der Zufall so spielt: In der Nummer Dys zur ESA umzieht, und auch das von nik geleisteten Arbeit gewesen sei. Offen- des Asteroiden (236810) ist eine frühere Gerhard Hahn in Berlin betreute EARN bar erhielt unser Kollege Thomas Payer Telefonnummer von Harrie enthalten: hat bei der europäischen Agentur eine die Gelegenheit, in einem Referat die re- 23681! (Die Citation s. Kasten.) neue Heimat gefunden. Gerhard, der in nommierte Kleinplaneten-Fachfrau über der Vergangenheit an mehreren Klein- unsere heute sehr effiziente Arbeitsweise Fleißige ESA planetentagungen teilgenommen hatte, *Drei aktuelle Ausgaben von Spektrum der Wissenschaft für nur € 5,33 je Heft mit CCD-Kameras und computergestützte Mit Detlev Koschny, der samt Gattin aus ist inzwischen in Rente gegangen und Messverfahren zu informieren, was ihr of- Holland angereist war, waren neben Rai- lebt heute in Schweden. (statt € 8,20 im Einzelkauf)! fenbar größten Respekt abnötigte. ner Kresken von der ESOC in Darmstadt auch die aktiven Profis in der Fachgrup- Der neue Astrograf der Sternwarte Der Bitte von Harrie, im stillen Gedenken pe würdig vertreten. Seiner Schilderung Eschenberg So einfach erreichen Sie uns: an die erst am 30. März 2015 verstor- der ESA-Aktivitäten war zu entnehmen, Im abschließenden Referat dieses Vor- Telefon: 06221 9126-743 benen Ingrid van Houten im Stehen ihr dass die Europäische Raumfahrtagentur mittages durfte der Schreibende den Oder QR-Code per Smartphone VdS-Journal Nr. 56 www.spektrum.de/miniabo scannen und E-Mail: [email protected] Angebot sichern! UNSERE AUTOREN SIND AUSGEZEICHNET. MANCHE MIT DEM NOBELPREIS.

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neuen 60-cm-Astrografen (f/3,8) der Winterthurer Sternwarte Eschenberg in der Nordostschweiz vorstellen. Ob- Die Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen wohl immer noch einige kleinere Fehler auftreten, hat sich das im vergangenen Die im Essener Außenbezirk Schuir gelegene Walter-Hohmann-Sternwarte Herbst in Betrieb genommene Gerät des entstand 1969 als eine gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft von Amateur- italienischen Anbieters Officina Stella- astronomen. Der Name der Sternwarte wurde zwei Jahre nach der Gründung re mit einer russischen Optik und einer offiziell und erinnert an den Stadtbaurat und Weltraumpionier Dr.-Ing. Walter Apogee-CCD-Kamera aus den USA auf Hohmann (1880-1945). Sein 1925 erschienenes Buch „Die Erreichbarkeit der seiner stabilen GoTo-Montierung sehr Himmelskörper“ gilt heute als eine der wegbereitenden Schriften der Raumfahrt. bewährt. In Fortsetzung einer bewähr- ten Tradition bekam das Instrument bei Die Sternwarte bietet im Vereinsgebäude, einem 1830 gebauten ehemaligen der Einweihung auch einen eigenen Na- Grundschulhaus für die umliegenden Landgemeinden, regelmäßig öffentliche men: Der „Heuberger-Astrograf“ ehrt die Vorträge. Im freien Außengelände sind in mehreren kleinen Gebäuden mit seit vielen Jahren von den Winterthurer Schiebedach und in einer Kuppel die Teleskope untergebracht, darunter ein Unternehmern Robert und Ruth Heuber- 56-cm-Nasmyth-Cassegrain, ein 32-cm-Newton, ein 15-cm-ED-Refraktor, ein ger großzügig ausgeübte Förderung der 25-cm-Schiefspiegler sowie seit 2009 ein kurzbrennweitiger 41-cm-Astrograf. Winterthurer Sternwarte. Trotz der Stadtnähe mit all ihren Problemen und auch dem nahen Flughafen mit den Überflugschneisen ist da eigentlich für alle etwas mit dabei. Obwohl bei diesem neuen Instrument die Leistungsgrenze noch nicht ausgereizt werden konnte, erfüllt es doch die Erwar- tungen. Vor allem sind auch bei Rapid Movern die Residuals erstaunlich klein. Umlaufbahn geschickt werden, doch zum wetterfesten Box untergebrachter Moni- Ende unseres Jahrzehntes stehen auch tor bietet eine Anleitung, von welcher Teleskope für Kinder Flüge zum Mond und Mars auf dem Pro- Platte aus man über eine Visierlinie mit Nach dem feinen mittäglichen Grill- gramm. Bei der Erforschung von Klein- dem Masten bestimmte Himmelsphäno- plausch mit einer Sternwartenbesich- planeten steht einerseits der sehr kleine mene, z. B. Planeten und helle Fixsterne, tigung stieg Harrie Rutten in seinen 2011 MD, den man als „Flying Sofa“ ein- sehen kann. Die Einrichtung kann auch zweiten Vortrag. Er berichtete über fangen würde, oder aber als Alternative bei Tag genutzt werden, etwa um die Ve- ein einfaches Selbstbauteleskop, einen eine Oberflächenprobe zum Beispiel des nus oder die noch junge Mondsichel am 80-mm-Bresser-Refraktor auf einer höl- Asteroiden Itokawa zur Diskussion. Himmel zu finden. SkyPole ist patent- zernen azimutalen Montierung, das spe- rechtlich geschützt, doch Peter Kroll und ziell für lernbehinderte und geistig be- Sternbedeckungen durch Klein- seine Mitstreiter stellen gerade gemein- einträchtigte Kinder entwickelt worden planeten nützigen Einrichtungen und Schulen die ist. Die Konzeption als Selbstbau-Set gibt Im ersten von zwei Referaten stellte Mike Einrichtungsdaten für eine faire Gebühr gerade astronomischen Vereinen und öf- Kretlow eine von ihm neu entwickelte zur Verfügung. Details zu diesem neuar- fentlichen Sternwarten die Möglichkeit, Web-Applikation für die Voraussage von tigen Lehrkonzept für praktische Astro- mit solchen Kindern Kontakt aufzuneh- Sternbedeckungen durch Kleinplaneten nomie gibt es auf dieser Webseite: www. men und mit ihnen gemeinsam ein sol- etwa bis zur 14 Magnitude und damit skypole.de. ches Teleskop zu basteln. für nur sekundenschnelle Ereignisse vor. Sie verzeichnet allein für das Jahr 2015 Vom Modell zur Wirklichkeit beim Harrie lud ausdrücklich auch die Mitglie- rund 145.000 Events. Das Tool ist über Kleinplaneten Methis der der Fachgruppe dazu ein, bei dieser die Web-Adresse http://astro.kretlow.de Bernd Gährken berichtete – ausgehend sehr sinnvollen und Freude stiftenden einzusehen. von einer eigenen guten Beobachtung Aktion mitzumachen. Wer sich dafür von der Bedeckung des Sternes HP78193 interessiert, nimmt am besten über die Himmlische Peilvorrichtung für durch den recht großen Asteroiden (9) Mail-Adresse [email protected] Kon- jedermann Methis – über eine interessante Model- takt mit Harrie auf. Peter Kroll von der Sternwarte Sonne- lierung. In mühseliger Arbeit und mit berg stellte die kürzlich auf dem Stern- verschiedenen Annahmen entwickelte Zum Asteroiden und zurück wartengelände eingerichtete Peilvor- Bernd ein Modell, das neben den eigent- Der bei ESOC in Darmstadt tätige Rai- richtung SkyPole vor. Diese neuartige lichen klassischen Umrissbestimmungen ner Kresken berichtete in seinem Referat Lehreinrichtung für Basisastronomie aus der Finsternislänge auch Helligkeits- über die von der NASA geplante Redi- besteht aus insgesamt 131 im Boden unterschiede, Albedo, Phaseneinflüsse rect Mission. Kernstück ist eine von der verlegten Platten mit einem zentralen und sogar Jahreszeiten berücksichtigt. NASA neu entwickelte Rakete mit einem Mast und daran auf unterschiedlichen Er zeigte dazu einen daraus abgeleite- ähnlich hohen Leistungsvermögen, wie Höhen angebrachten farbigen LEDs im ten Globus, mit dem man allerlei Expe- die legendäre Saturn 5. Mit ihr soll das Mittelpunkt des in mehreren Kreisen rimente anstellen und so die jeweiligen James-Webb-Teleskop auf seine erdferne angeordneten Plattenfeldes. Ein in einer Beobachtungen an diesem 3D-Modell

VdS-Journal Nr. 56 Kleine Planeten 99

nachstellen und überprüfen kann. Un- vor. Er ist seit diesem Frühjahr erhältlich, Juni-Vollmond 2036 seine Namenswahl ter www.astrode.de/metis2014.htm ist ist mit dem gleichen 20-cm-Astrografen bekanntgeben wird. Ein Referat wäre so- mehr zu diesem Thema zu finden. wie der UCAC-4 entstanden, doch hat mit schon fest gebucht … der deutlich empfindlichere und auch Das H.E.S.S.-Teleskop in Namibia großflächigere Chip etwa 228 Millionen Gefilmte Passage des NEO 2000 Zum Abschluss des ersten Vortragstages Objekte in den Größenklassen 3,3 bis ca. BL86 stellte Gerhard Lehmann das H.E.S.S.-Te- 18,5 mag erfasst. Das ist eine etwa vier- Im letzten Referat dieser Tagung bot leskop vor, das er auf einer seiner Reisen mal höhere Sterndichte als bei seinem uns der holländische Sternfreund Henk nach Namibia besucht hatte. Der Name Vorgänger! Der Katalog reicht bis zu -15 de Groot einen faszinierenden Einblick ist ein Akronym und stammt aus dem Grad Deklination und im Feld des Pluto in seine filmischen Aufzeichnungen des Englischen: High Energy Stereoscopic sogar bis -25 Grad. erdnahen Asteroiden 2000 BL86 bei sei- System. Das Teleskop beobachtet hoch- ner Passage Ende Januar 2015. Obwohl energetische Gamma-Strahlung und ist Erste Tests sind ermutigend, zumal Her- dieses Objekt stolze 11,5 mag hell wurde, damit gleichzeitig nach Victor Franz Hess bert Raab inzwischen sein Astrome­ war seine Verfolgung wegen des schlech- (1883-1964), dem Entdecker der kosmi- trica in einer Beta-Version auch für die ten Wetters mit zeitweiligem Regen eine schen Höhenstrahlung, benannt. Es liegt Arbeit mit diesem Katalog eingerichtet große Herausforderung für unseren unweit der Hakos-Farm auf dem Gebiet hat. Doch auch bessere Voraussagen für Sternfreund aus den Niederlanden. der Farm Göllschau an einem für optische Sternbedeckungen sollten dank dieses Beobachtungen herausragenden Ort. neuen Kataloges möglich sein. URAT-2 Zum guten Schluss mit besserer Berücksichtigung der Stern­ Mit einem herzlichen Dank an Thomas Die Anlage besteht aus vier 12-Meter- eigenbewegungen dürfte in etwa ein bis Payer und seine Mitstreitenden ging die- Teleskopen und einem 28-Meter-Tele­ zwei Jahren verfügbar sein. Der GAIA- se 18. Kleinplanetentagung zu Ende. Die skop in Facetten-Bauweise und ist so- Katalog hingegen wird erst etwa in den 19. Tagung soll am 18./19. Juni wieder mit das größte optische Teleskop der Jahren 2020 bis 2022 vorliegen. in Berlin stattfinden. Und für die 20. Ta- Erde. Auch sein Gesamtgewicht von 580 gung sucht Harrie Rutten mal Möglich- Tonnen ist rekordverdächtig. Mit dem Der gefährliche Kleinplanet 2015 keiten in Leiden, Holland. Da allerdings H.E.S.S.-Teleskop wurden schon meh- BK515 die Niederlande ein ähnlich hohes Preis- rere, bis dahin unbekannte Supernova- Erwin Schwab arbeitet schon lange mit niveau wie die Schweiz haben, wird die Reste nachgewiesen, darunter mit dem dem 1-Meter-ESA-Telskop auf Teneriffa Durchführung dieser Jubiläumstagung 28-Meter-Gerät im Juli 2014 Strahlung und hat sich auf Recoveries von PHAs nicht unmaßgeblich von Sponsoren ab- des Vela-Pulsars. spezialisiert. Mit 2013 GD34 stand im hängen. Harrie ist da zuversichtlich … Feb­ruar wieder eines dieser Objekte auf Unsicherheiten bei Sternbedeckungen der Wunschliste. Der glückliche Zufall Am Sonntagmorgen startete Harrie Rut- wollte es, dass ihn Erwin gleich auf den Inserentenverzeichnis ten mit seinem dritten Referat. Er ist ersten Aufnahmen am Ende der Line of auch Präsident der holländischen Ok- Variation (LOV) finden konnte. Das war astronomie.de, Neunkirchen 25 kultisten, die sich aktiv mit Sternbede- bei einer Helligkeit von gerade mal 21,4 ckungen durch Kleinplaneten befassen. mag schon eine herausragende Glanz- Astro-Shop, Hamburg U2 Er präsentierte eine neue Methode, die leistung und mehr als nur der freundli- Astroshop.de nimax GmbH, 15 Wahrscheinlichkeiten von einer Stern- che Zufall. Doch links oben zeigte sich Landsberg bedeckung mit erhöhter Genauigkeit zu auf dem gleichen Frame ein weiteres, ermitteln. Bekanntlich sinken die Quoten bisher unbekanntes Objekt mit der glei- Baader Planetarium, U4 Mammendorf für eine positive Bedeckung, je weiter der chen Bewegungsrichtung. Beobachtungsstandort von der Zentral­ Bresser GmbH, Rhede 35 linie entfernt ist. Unabhängig davon, ob Die ans MPC gemeldete Sichtung fand die Überlegungen von Harrie mit drei- sofort den Weg auf die NEO Confirmati- eMedia GmbH, München 87 dimensionalen Gaußglocken nun richtig on Page, wo sie dann auch volle 19 Tage euro EMC, Postau 141 sind, sein Rat ist wertvoll: Er empfiehlt blieb. Erst die Beobachtungen von 291 nämlich, zwei bis drei Wochen vor dem Spacewatch brachten dann das erlösen- Gerd Neumann jr., Hamburg 33 Bedeckungstermin eine möglichst ge- de Zirkular und zugleich die Gewissheit: Koring, Marokko 137 naue Astrometrie am fraglichen Astero- 2015 BK515 ist ein PHA. Erwin hat in iden vorzunehmen. So verbessern sich seiner einzigartigen Art für dieses Ob- Kosmos Verlag, Stuttgart 73 auch die Lage der Zentrallinie sowie die jekt einige begründete Spekulationen in davon abweichenden Bedeckungswahr- die Zukunft angestellt und kommt zum Optical Vision Ltd., UK U3 scheinlichkeiten. Schluss, dass dieser Brocken a) der Stati- Optische Geräte Wolfgang Lille, 51 on J04 erhalten bleiben dürfte und b) vo- Heinbockel Ein neuer Sternkatalog: URAT-1 raussichtlich 2036 nummeriert wird. Wir 77 Mike Kretlow stellte in seinem zweiten dürfen damit davon ausgehen, dass Er- Spektrum der Wissenschaft Ver- lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 97 Referat den neuen Sternkatalog URAT-1 win an der 39. Kleinplanetentagung zum

VdS-Journal Nr. 56 100 Kometen

Europäische Kometenkonferenz in Ondrejov, 5.-7. Juni 2015 Bericht von Uwe Pilz (Text) und Thomas Lehmann (Fotos)

Anfang Juni 2015 fand nach längerer Pause wieder eine Europäische Kome- tenkonferenz statt. Organisiert wurde sie von den Sternfreunden der Sternwarte Ondrejov, 35 km südlich von Prag. Un- sere Fachgruppe war mit Daniel Fischer, Thomas Lehmann, Sergei Schmalz und mir gut vertreten, wir alle haben etwas vorgetragen.

Thomas Lehmann stellte als allerers- ter Referent seine Methode vor, die Ge- samthelligkeit von Kometen aus elektro- nischen Aufnahmen zu bestimmen. Der Preis für seine wirklich herausragenden Ergebnisse ist die aufwendige Bildverar- beitung, insbesondere die Hintergrund- korrektur. Die Ergebnisse seiner Methode sind sehr stimmig und in sich konsistent 1 Auf der Sternwarte von Ondrejov befinden sich mehrere Radioteleskope. bis ca. 0,1 mag, selbst wenn unterschied- Dieses hier war tagsüber auf die Sonne gerichtet. Neben dem Instrument – die Venus. liche Instrumente benutzt wurden (Abb. 2). Dieser Vortrag fand große Resonanz, auch über die eigentliche Konferenz hin- Nach dem Mittagessen sprach Daniel weiteren Faden, an dem er während sei- aus. Die Ableitung visuell-ähnlicher Hel- Fischer über seine Forschungen zu Son- ner Erforschungen ziehen kann. ligkeiten aus CCD-Aufnahmen ist ein un- nenfinsterniskometen von 1948. Eine gelöstes Problem. Thomas’ Vortrag zeigt, Zusammenfassung findet sich auf Dani- Ich habe mich sehr gefreut, Richard Mi- dass es prinzipiell möglich ist – auch un- els Skyweek-Seiten [1]. Für uns neu war, les kennenzulernen. Er leitet in der BAA ter schwierigen Bedingungen. dass er eine besser aufgelöste Version die Asteroidengruppe. Er sprach über den des einzigen Fotos fand und damit einen wohl sonderbarsten Kometen überhaupt, Anschließend sprach Jakub Cerny über Möglichkeiten, die Nukleus-Größe von Kometen wenigstens näherungsweise zu bestimmen. Jakub schlägt vor, die gesamte Gasentwicklung aus der sog. Jorda-Formel zu bestimmen, welche die Gasproduktion mit der visuellen Hellig- keit ins Verhältnis setzt. Diese Gasent- wicklung erzeugt einen Impuls auf den Kometenkern, welcher zu einer Bahnän- derung führt (nichtgravitative Kräfte). Die Bahnänderung hängt von der Mas- se und damit mit paar Zusatzannahmen von der Größe des Nukleus ab. Die Fehler sind immer noch groß, aber gemäß Jakub etwa eine Größenordnung geringer als mit den konventionellen Methoden. Über diesen Vortrag habe ich mich besonders gefreut, denn es ist Amateurastronomie im eigentlichen Sinn: Wissenschaftliche Erkenntnisse, basierend auf Helligkeits- 2 Vergleich der visuellen Helligkeiten mit abgeleiteten Werten. Die Übereinstimmung ist bestimmungen und Positionsmessungen sehr gut. Die Abweichungen im Herbst 2014 sind wahrscheinlich systematischer (und bissel Mathematik). Natur, eine Ursache konnte aber nicht gefunden werden.

VdS-Journal Nr. 56 Kometen 101

3 Kuppel des 2-Meter-Instrumentes 4 Das 2-Meter-Instrument wurde bei Carl Zeiss in Jena gefertigt und hat Ähnlichkeiten mit dem Tautenburger Teleskop.

29P/Schwassmann-Wachmann. Richard ist von 1957! Auch die Kometensektion änderlichen Sternen dient. Dieses Instru­ erklärte Mechanismen, welche zu den bemüht sich um die Bestimmung visuell- ment samt Umfeld ist vollautomatisch Beobachtungen passen: Wiederkehren- ähnlicher Helligkeiten aus elektronischen gesteuert. Eines der Suchfernrohre war de Ausbrüche, ein größerer Ausbruch Aufnahmen und benutzt dazu u. a. das übrigens eine Russentonne, Daniel Fi- triggert die nächsten, kleineren. Richard kphot-Programm unserer Fachgruppe. scher und ich waren entzückt. meint, dass die Ausbrüche durch Koh- lenmonoxid (CO) hervorgerufen werden. Anschließend diskutierten wir über die Nach unserem Rundgang berichtete Dabei spielt die Thermodynamik einer Zukunft der Amateur-Kometenastrono- Michael Küppers von der ESA über die Lösung von CO in Methan eine Rolle, mie nach dem offensichtlichen Ende der Rosetta-Mission. Michael war eigens aus welche dazu führt, dass sich eine akti- ICQ-Initiative: Über Jahrzehnte wurden Spanien angereist, wo er arbeitet. Ich ve Region wieder verschließen kann. Das von der Zeitschrift International Comet habe mich sehr gefreut, dass die ESA sich abkühlende Kohlenmonoxid bildet Quarterly (ICQ) Kometenmessungen ge- unsere Amateurveranstaltung auf diese eine Art Wachs, welches das Aktivitäts- sammelt und publiziert. Dieser Dienst ist Weise unterstützt. Der Vortrag gab einen gebiet wieder verschließt. seit vielen Jahren eingeschlafen. Nach guten Überblick über die Rosetta/Philae- der Tagung habe ich die Verbindung zur Mission. Angesprochen wurde, ob 67P Nick James berichtete anschließend Comet Observers Database (COBS) des eine Verklumpung von zwei bzw. drei über die Kometen-Amateurastronomie Crni-Vrh-Observatoriums in Slowenien Körpern ist, oder ob es eher ein erodier- in Großbritannien. Die Kometensektion vertieft [2]. Diese Sammelstelle hat mei- ter größerer Körper ist, von dem eine Art der British Astronomical Association ner Meinung Chancen, einen gewissen „Apfelgriebsch“ übriggeblieben ist. Neu (BAA) ist ähnlich aufgebaut wie unsere Ersatz für das ICQ darzustellen. für mich war, dass die Aktivität des Ko- Fachgruppe Kometen. In Großbritanni- meten nicht von der Oberfläche ausgeht, en findet man in solchen Vereinen eine Nach diesen Vorträgen wurden wir vom sondern in Kavitäten entsteht. viel länger zurückreichende Tradition als Direktor der Sternwarte, Vladimír Ka- hier in Deutschland: Die BAA besteht ras, durch die Sternwarte geführt. Die Zum Abschluss des Tages besuchten wir seit 1890. In Deutschland ist die starke kleine Führung begann mit dem gro- die „alte Sternwarte“, welche aus einer Wirkung der beiden Kriege zu spüren, ßen Instrument, einem 2-Meter-Coudé, Villa für den Direktor, zwei Kuppeln im welche das Vereinsleben seinerzeit zum welcher dem Tautenburger Instrument Jugendstil und einigen Nebengebäuden Erliegen brachten. Das öffentlich zu- sehr ähnelt. Dieses Instrument wird zur besteht. Wie in jeder alten Sternwarte gängliche Bildarchiv der BAA enthält Sternspektroskopie benutzt. Anschlie- ließ sich hier jede Menge antiquarische über 11.000 Aufnahmen und hat damit ßend sahen wir das dagegen bescheidene Technik finden, z. B. ein Uhrwerksantrieb einen ähnlichen Umfang wie das unse- 65-Zentimeter-Instrument, welches der mit Fliehkraftregelung. Eines der Instru- rer Fachgruppe. Die älteste Aufnahme Beobachtung von Asteroiden und ver- mente dort, ein Refraktor von ca. 12 cm

VdS-Journal Nr. 56 102 Kometen

Öffnung, dient der Öffentlichkeitsarbeit, wir sahen eine Sonnenprojektion.

Der Sonntag begann mit zwei Vorträgen über meine Simulationsrechnungen. Ich begann mit den Schweifsimulationen. Anschließend sprach ich über das kphot- Programm zur Berechnung der visuell- ähnlichen Magnitude aus Multi-Apertur- Messungen. Darüber habe ich schon im VdS-Journal etwas geschrieben [5].

Jakub Koukals Vortrag beschäftigte sich mit Meteoren. Die tschechischen Beob- achter sind auf diesem Gebiet führend 5 in Europa und wahrscheinlich weltweit. Angeregte Diskussion im Tagungsraum Durch Zusammenschalten von Beobach- tungsstationen zu Netzwerken lässt sich die Herkunft jedes Meteoroiden samt Diagramm von Sternen eine Auskunft Literaturhinweise und Weblinks: Bahn um die Sonne feststellen. Dies über den Entwicklungszustand und die [1] D. Fischer, Finsterniskomet, lässt sich zurückrechnen bis auf die Ur- Prognose für Kometen geben. skyweek.wordpress.com/tag/ sprungskörper der Meteorströme. finsterniskomet Die Kometenkonferenz war ein wichti- [2] Comet Observation Database, Die russischen Kometenbeobachter stell- ger Meilenstein für die Amateur-Kome- www.cobs.si ten ihre Datenbank CometBase vor [3], tenastronomie. Ich habe selten bei einer [3] COMETBASE, cometbase.net in welcher Beobachtungsergebnisse ge- Tagung so viele fundierte und dabei hö- [4] APPLAUSE, www.plate-archive.org/ sammelt werden sollen. Außerdem wur- renswerte, verständliche Vorträge gehört. applause den die Auswerte-Werkzeuge präsentiert. Die europäischen Kometenastronomen [5] U. Pilz, B. Häusler, 2011: „Visuelle Dieser Vortrag erfolgte mittels Fernauf- sind deutlich zueinander gerückt, ein und CCD-Fotometrie von Kometen schaltung. persönliches Treffen ist eben nicht zu – Angleich der Messwerte durch die ersetzen. Das Hauptergebnis dürfte das Multi-Apertur-Methode“, VdS- Anschließend sprach Sergei Schmalz von Bekenntnis zur COBS-Datenbank sein, Journal für Astronomie 36, 82 unserer Fachgruppe über Kometen, wel- welches zumindest für unsere Fachgruppe che sich in den elektronisierten Archiven und die BAA gilt. alter fotografischer Platten finden lassen, welche in der APPLAUSE-Datenbank zusammengefasst sind [4]. Derzeit sind 20.000 Platten digitalisiert, geplant sind 85.000. Auf diesen Aufnahmen sind zahlreiche Kometen abgelichtet. Die- se kann man nun nicht systematisch finden, indem man die Platten einzeln durchsieht, sondern man benötigt eine elektronische Unterstützung. APPLAUSE bietet eine Datenbankabfrage, welche das Auffinden erleichtert. Solche Plat- tenarchive sind ja auch für andere Fra- gestellungen nützlich. Es war interessant zu erfahren, welch große Unterstützung und welche Initiativen es dazu gibt, so- gar eine Tagung und eine eigens diesem Thema gewidmete Mailing-Liste gehören dazu. Den Abschluss fand das Programm mit einer Schaltung nach Argentinien zu Ig- nacio Ferrín. Sein Vortrag stellt seine In- itiative vor, ein Entwicklungsdiagramm von Kometen zu anzugeben. Dies soll ähnlich wie das Hertzsprung-Russell- 6 Eine der beiden Kuppeln der alten Sternwarte – im Jugendstil!

VdS-Journal Nr. 56 Sonne 103

Sonnenfleckengruppe AR 12192 – Beobachtung von Flares im Weißlicht von Hans-Georg Pellengahr

Am 28.10.2014, dem letzten Tag vor ihrem Verschwinden am Westrand der Sonne, ließ die Wetterlage im Münster­ land endlich eine Beobachtung der Sonnenfleckengruppe AR 12192 zu. In Astro-Newslettern und Presseberichten hatte diese seit ihrem Auftauchen am östlichen Sonnenrand am 17.10.2014 zunehmend Aufsehen erregt. Anfangs erdgroß, vergrößerte sich diese aktive Region rasch und erreichte schließlich mit einem Durchmesser von 140.000 km (11 Erddurchmesser) Jupiterausmaße und ist damit die größte Fleckengruppe seit 24 Jahren. Abbildung 1 zeigt ihre Ausmaße.

Die optimale Beobachtung von Sonnen- flares geschieht im aH -Licht. Im Rah- men der hier geschilderten Sonnenbeob- achtung konnte ich jedoch bereits zum zweiten Mal die Erfahrung machen, dass Flares offensichtlich auch im Weißlicht 1 Übersichtsaufnahme der Sonne am 26.10.2014 im Weißlicht, aufgenommen mit Lunt wahrnehmbar sind, zumindest mit dem 152 mm f/6 und 2-Zoll-Herschelkeil, Kamera: PGR GRASSHOPPER 3 (Pedro Ré) von mir eingesetzten Equipment: – 4-Zoll-Refraktor, f/10, mit Baader- Herschelkeil, – Kontinuum-Filter und – Neutralfilter ND 3,0

Am 19., 22., 24., 26. und 27.10.2014 wa- ren jeweils starke Flares im Röntgenbe- reich (X-Flares) registriert worden. Ich hatte Glück: Auch am 28.10., dem Tag meiner Beobachtung, ereigneten sich noch weitere Flares, von denen ich in der Zeit zwischen 09:00 und 13:00 Uhr zwei am Teleskop live miterleben konnte. Das erste von mir beobachtete Ereignis dau- erte 8 Minuten. Es begann um 09:20 Uhr, erreichte um 09:24 Uhr sein Maximum und verlosch um 09:28 Uhr (MEZ). Von 12:02 Uhr bis 12:11 Uhr (MEZ) erlebte ich noch ein zweites Ereignis, augen- scheinlich in etwa gleicher Stärke. Beide Flares fielen im Röntgenbereich nur in die Kategorie C. Das erste wurde in C 6.5 und das zweite in C 5.3 eingestuft [1].

Wohl jeder Sonnenbeobachter hat schon einmal im Weißlicht am Sonnenrand Fa- 2 AR 12192 am 26.10.2014 im Weißlicht, aufgenommen mit Lunt 152 mm f/6 und 2-Zoll- ckelgebiete in der Umgebung von Son- Herschelkeil, 2,5x Powermate, Kamera: PGR GRASSHOPPER 3 (Pedro Ré)

VdS-Journal Nr. 56 104 Sonne

nenflecken gesehen, wie sie in der Ab- bildung 2 vom 19.10.2014 zu erkennen sind. Flares sind demgegenüber um ein Vielfaches heller. Ein solches Flare be- ginnt plötzlich an einer Stelle, vergrößert sich dann schnell und ist für maximal wenige Minuten so hell, dass die Grün- färbung des kontraststeigernden Baader- Kontinuum-Filters an dieser Stelle nicht oder nur kaum mehr wahrnehmbar ist. Nach dem langsamen Verblassen des Fla- res zeigte sich die Sonne wieder wie vor- her ganzflächig grün eingefärbt.

Das Seeing war an diesem Vormittag stre- ckenweise so unerwartet gut, dass ich die Fleckengruppe fast okularfüllend in allen Details und in bester Qualität beobachten 3 konnte. Fotografieren hätte dieses un- AR 12192 am 26.10.2014 im Weißlicht, aufgenommen mit Lunt 152 mm f/6 und mittelbare visuelle Erlebnis gestört (ab- 2-Zoll-Herschelkeil, 4x Powermate, Kamera: PGR GRASSHOPPER 3, nachbearbeitet gesehen davon, dass ich weder ein großer mit Astro Image 4.0 (Pedro Ré)

4 AR 12192 am 21.10.2014 in Weißlicht und Ha, aufgenommen mit Lunt 152 mm f/6 und 2-Zoll-Herschelkeil, BF3400, 1,6x Barlow, Kamera: PGR GRASSHOPPER 3 (Pedro Ré)

5 AR 12192 am 26.10.2014 in Weißlicht und Ha, aufgenommen mit Lunt 152 mm f/6 und 2-Zoll-Herschelkeil, BF3400, 1,6x Barlow, Kamera: PGR GRASSHOPPER 3 (Pedro Ré)

VdS-Journal Nr. 56 Spektroskopie 105

Die Entdeckung von Sonnenflares erfolg- te übrigens auch im Weißlicht, und zwar durch den englischen Astronomen Richard Christopher Carrington (1826-1875) [4-6]. Angeregt durch die Entdeckung der elf- jährigen Sonnenfleckenperiode im Jahre 1843 durch den deutschen Botaniker und Astronomen Samuel Heinrich Schwabe (1789-1875), führte Carrington regel- mäßige Sonnenbeobachtungen durch und wurde schließlich am 01.09.1859 der 6 Sonnenflecken und -flares (Letztere markiert mit A-D) am 01.09.1859, gezeichnet erste Augenzeuge von Sonnenflares, die von Richard Carrington [4] er auch zeichnerisch festhielt (s. Abb. 6). Die koronalen Massenauswürfe dieses Ereignisses hatten eine Geschwindigkeit Astrofotograf bin noch über das dafür Während meiner vierstündigen Beobach- von über 2.000 km/s und erreichten 17½ notwendige Equipment verfüge) und so tungen konnte ich neben den geschilder- Stunden später die Erde. Der „Sonnen- habe ich später das Internet nach Son- ten Flares deutliche Veränderungen/Ver- sturm von 1859“ wird nach seinem Ent- nenaufnahmen durchsucht, die meinen formungen der Lichtbrücken innerhalb decker auch als „Carrington-Ereignis“ visuellen Eindrücken von der Sonnen- des größten Fleckens wahrnehmen. Diese bezeichnet. 1863 entdeckte Carrington fleckengruppe möglichst nahe kamen. ähnelten am Ende sehr stark einem X. übrigens noch die differenzielle Rotation Das Netz ist voll von Sonnenaufnahmen, Abgesehen von der noch nicht „X-för- der Sonne. aber – abgesehen von den Satellitenfo- migen“ Lichtbrücke gibt die Abbildung tos – lassen viele qualitativ zu wünschen 3 (zwei Tage vorher aufgenommen) die übrig. Erst als ich die Fotos von Pedro Sonnenfleckengruppe so wieder, wie sie Ré, einem Meeresbiologen aus Lissabon, sich mir am 28.10.2014 zeigte. Die Ver- entdeckte, sah ich meine Beobachtungen änderung der Sonnenflecken während (abgesehen von den zumindest im Weiß- ihrer Wanderung über die Sonnenober- Quellenhinweise und Weblinks: licht nicht fotografierten Flares) auch fläche bzw. während der Rotation der [1] www.tesis.lebedev.ru/en/sun_flares. fotografisch bestätigt. Ich habe Pedro Ré Sonne zeigen die Abbildungen 4 und 5 html?m=10&d=28&y=2014 noch am gleichen Tage kontaktiert und im Weißlicht und im Ha-Bereich vom [2] www.astrosurf.com/re/ er hat mir freundlicherweise die Verwen- 21. und 26.10.2014. [3] www.skytrip.de/sonnenor71.htm dung seiner Bilder für diesen Bericht und [4] https://de.wikipedia.org/wiki/ auch für astronomische Vorträge, die ich Mit Hilfe eines geeigneten Sonnenfilters Carrington-Ereignis gelegentlich in Volkshochschulen halte, (Mylarfolie/Sonnenfinsternisbrille) sowie [5] www.scinexx.de/dossier-detail- gestattet. Dafür möchte ich ihm herzlich in der Dämmerung konnte die Flecken- 630-6.html danken und allen Sternfreunden den Be- gruppe AR 12192 übrigens sogar mit [6] http://scienceblogs.de/ such seiner tollen Astro-Homepage, auf bloßem Auge beobachtet werden. Dies frischer-wind/2009/04/30/ der im Übrigen nicht nur Sonnenaufnah- ist beispielsweise von Mario Weigand [3] wie-gefahrlich-sind-koronale- men zu finden sind, empfehlen [2]. durch ein Sonnenuntergangsfoto vom masseauswurfe-ein-ruckblick-auf- 19.10.2014 dokumentiert. das-carringtonevent-von-1859/ Eine kleine Remote-Sternwarte für die Spektroskopie von Daniel P. Sablowski

Als ich im Jahr 2008 mein großes Inter- ge in den Objekten nicht zufriedenstell- Insbesondere für die Spektroskopie ist ein esse an Physik entdeckte, wurde schnell ten. Daher fiel die Wahl des Betätigungs- fester und stabiler Aufbau wichtig. Ein die Astronomie als Hobby für mich in- feldes letztlich auf die Spektroskopie, da großer Vorteil ist es auch, wenn das In­ teressant. Zunächst wurden mit einem hier die Menge an gewonnener Informa- strumentarium nicht immer auf- und ab- 10-Zoll-Dobson Erfahrungen in der Fo- tion in einer CCD-Aufnahme wesentlich gebaut werden muss, damit sichergestellt tografie gesammelt, welche mich jedoch höher liegt. Und, wichtiger, gute Daten ist, dass die zueinander justierten Kom- auf Grund der geringen quantitativen sind belastbar und enthalten quantitative ponenten zuverlässig arbeiten und man Aussagekraft über physikalische Vorgän- Aussagekraft. vergleichbare Messungen erzielen kann.

VdS-Journal Nr. 56 106 Spektroskopie

Ferne genutzt werden kann. Hierzu sollte die Elektronik via Netzwerk an einem im Wohnhaus platzierten Arbeitsplatz-PC angebunden werden. Auf diesen PC kann dann via Internet zugegriffen und die Beobachtungen von der Ferne gesteuert werden.

Konstruktion und Realisierung Erster Schritt war die Planung und Aus- legung der Gesamtkonstruktion (auf das Anschreiben von Gleichungen zur Be- rechnung von Balken etc. sei hier aus Platzgründen verzichtet.). Auf Grund räumlicher Gegebenheiten konnte kein separater Turm für die Sternwarte mit 1 Fertig montierte Sternwarte. Die Außenhaut wurde später durch verzinktes Stahlblech entkoppelter Teleskopsäule gebaut wer- verkleidet um das Holz besser gegen die Witterung zu schützen. Die Wetterseite ist den. Die Konstruktion musste also rechts. auf einem vorhandenen Gebäude mit Flachdach errichtet werden. Der Boden der Sternwarte steht daher auf einem verschweißten Stahlgestell (U- und L- Stahlprofile), welches zum Ausgleich der Dachschräge des Untergebäudes dient. Auf diesem ist dann die Bodenplatte aus dicken OSB-Platten geschraubt. Diese Einheit wird als Unterkonstruktion (UK) bezeichnet. Hierauf wurde ein (Füh- rungs-)Ring (FR) aus Flachstahl 50/8 mit einem Durchmesser von knapp 2 m fest mit der UK verschraubt. Ein weiterer etwas kleinerer (Dreh-)Ring (DR) ist mit mehreren Rollen versehen und kann sich innerhalb des Führungsringes drehen, wobei er durch zusätzliche Rollen und Kugeldruckschrauben in Führung gehal- ten wird. Außen am FR liegt eine starke Rollenkette fest mit der UK verbunden, welche zur Drehung des Aufbaus benö- tigt wird. Diese Einheit wird als Dreh- 2 Skizze der Drehvorrichtung aus Führungsring (FR) und Drehring (DR) vorrichtung bezeichnet (DV). Der Aufbau ist auf dem DR montiert und besteht aus Gewichtsgründen aus Kanthölzern und Daher musste eine kleine Sternwarte her, der Bodenplatte soll der Aufbau drehbar dünnen OSB-Platten. Das Dach wurde welche diese Möglichkeiten realisiert. Da gelagert sein und mit einem Motor rotiert aus verzinktem Stahlblech gefertigt und die erhältlichen Kuppeln verglichen mit werden können. Der Beobachtungsspalt, besitzt mittig eine gut über die Hälfte einem Selbstbau teuer sind, sollte es also in Form eines Winkels, sollte dem Te- gehende Öffnung zur Beobachtung. An eine selbst gefertigte Sternwarte werden. leskop auch zum Horizont hin Freiheit diesem Aufbau ist dann auch das zu ei- Zugleich sollte sie über eine Motorisie- geben, auch wenn dortige Beobachtun- ner Seite auffahrende Schiebeelement für rung des Beobachtungsspaltes sowie der gen auf Grund hoher Luftmasse nicht den Beobachtungsspalt angebracht. Drehung besitzen und die Grundfläche empfehlenswert sind. Handwerkliche wurde mit 2 x 2 m als ausreichend be- Fähigkeiten sind auf Grund meiner Aus- Die Abbildung 1 zeigt die auf dem Unter- messen. Großer Nachteil solch kleiner bildung soweit vorhanden, damit Holz gebäude fertig montierte Sternwarte. Es Kuppeln ist der geringe Platz nach oben und Metall in Kombination verwendet sei hier zu bemerken, dass die Sternwarte hin am Rande. Dies bewog mich, von werden konnte. zunächst vormontiert und getestet wur- der klassischen Form abzuweichen und de, bevor sie dann demontiert und auf der Form moderner Großteleskope (z. B. Des Weiteren sollte die Sternwarte re- dem Untergebäude schließlich montiert VLT und LBT) zu folgen. Es sollte also ein motefähig sein, damit sie auch trotz Stu- wurde. Eine Skizze der Drehvorrichtung Kubus mit 2 m Seitenlänge werden. Auf diums und beruflicher Aktivität von der ist in der Abbildung 2 gezeigt.

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3 Links: Frequenzumrichter mit Bedienpanel und PC-Schnittstellenkabel. Rechts: Antriebseinheit mit Drehstrommotor, Getrieben und Balgkupplung

4 Steuer- und Überwa- chungselemente inner- halb der Sternwarte. Die Steuerung für den Spektrografen befindet sich im Kontrollraum, im dem sich auch der PC zur Steuerung befindet.

Ein Drehstrommotor mit angeflansch- Das Schiebeelement (SE) ist auf zwei transferiert und visuell begutachtet wer- tem Schneckengetriebe (33:1) wird zur Führungsschienen mittels Rollen gela- den. Daher eignen sich Datenlogger ide- Drehung der Sternwarte verwendet. Die- gert und mit je einem Lineartrieb verse- alerweise für diese Aufgabe, welche auch ser Motor ist an einem weiteren Schne- hen. Hierbei handelt es sich um 12-VDC- über ihre Schnittstelle mit Strom versorgt ckengetriebe (7:1) über eine Metall- Getriebemotoren, welche über zwei werden. Ist die Sternwarte nicht am Netz, Balgkupplung verbunden. Eine solche Zahnräder mit dem SE über eine starr werden die Daten weiter gesammelt und Kupplung kann u. a. kleine Versätze in verbundene Gewindestange verbunden können für Langzeitanalysen der Beob- axialer Richtung ausgleichen. Am zwei- sind. Das Zahnrad besitzt ein Innenge- achtungsbedingungen und deren Aus- ten Getriebe ist abtriebsseitig ein Ketten- winde und schraubt dadurch die Gewin- wirkungen auf die Messdaten genutzt rad angebracht, welches die Verbindung destange entlang der Längsachse. An den werden. Aufzuzeichnen sind die Tempe- zur feststehenden Rollenkette herstellt. Endpositionen sind jeweils Endschalter raturen und rel. Luftfeuchte inner- und Der Motor wird über einen Frequenz- untergebracht. Da die Lastdrehzahl dieser außerhalb der Sternwarte. Der Taupunkt umrichter angesteuert. Dieser ist für das Motoren nicht überwacht wird, muss je ist interessant, muss aber nicht expli- übliche Einphasen-Netz ausgelegt und Lineartrieb und je Endlage ein Endschal- zit vom Datenlogger erfasst werden, da stellt die vom Motor benötigten drei Pha- ter montiert sein (insgesamt also vier). er über rel. Luftfeuchte und Temperatur sen zur Verfügung. Er verfügt weiterhin Da die Sternwarte auf einer Holzkons­ bestimmt werden kann. Eine Beurteilung über eine serielle PC-Schnittstelle, über truktion steht, ist sie anfällig für Bewe- der Bewölkung kann mittels Allsky-Ka- welche er in das Remotenetzwerk einge- gungen des Beobachters innerhalb der mera erfolgen. All diese Aufgaben lassen bunden werden kann (Abb. 3). Sternwarte. Wind hat hingegen einen sich auch mit einem Einplatinen-PC rea- sekundären Einfluss. Auch aus diesem lisieren und steuern. Die Kräfte zwischen Kettenrad und Rol- Grunde ist eine Fernsteuerbarkeit not- lenkette können dazu führen, dass der wendig gewesen. Die vorgestellte Sternwarte besitzt, kon- DR an den FR gedrückt wird und dadurch struktiv bedingt, einen Spalt zwischen das Kettenrad über die Kette springt. Um Remote-Technik & Steuerung dem Boden und dem Aufbau, welcher dies zu vermeiden, sind normal zur Tan- Im Gegensatz zu einer wesentlich auf- mit einem Gummimantel versehen wur- gente dieser Kraft am DR einige Kugel- wendigeren robotischen Sternwarte muss de. Jedoch sorgt dieser für eine gute Be- druckschrauben angebracht, welche bei- für eine Remote-Sternwarte kein kluges lüftung und schnelle Auskühlung. Zu- de Ringe immer auf dem erforderlichen Programm zur Beurteilung der Wetter- sätzlich ist ein Lüfter im oberen Teil des Abstand halten. bedingungen geschrieben werden. Alle Aufbaus angebracht, um die nach oben Daten müssen lediglich zu einem PC steigende warme Luft zirkulieren zu las-

VdS-Journal Nr. 56 108 Spektroskopie

sen, um die Auskühlung bzw. Anpassung an die Außentemperatur zu beschleuni- gen. Eine kuppelförmige Sternwarte zeigt hier einen kleinen Vorteil, da ein höchster Punkt existiert und die warme Luft von selbst entweichen kann. Bei dem Flach- dach ist ein Lüfter notwendig um diesen Luftstrom zu unterstützen. In solch klei- nen Sternwarten ist der Beobachter der größte Beitrag zu thermisch getriebenen Strömungen (Konvektion) über den Be- obachtungsspalt nach draußen.

Erforderlich ist ein Netzwerkanschluss der Sternwarte. Die zu steuernde Elek- tronik am Aufbau kann mittels WLAN ins Netz eingebunden werden. Schaltung von Licht, Lüfter, Heizfolie und den Mo- toren für das SE sind an eine Relaiskarte gebunden, welche es sowohl in der güns- tigeren Ausführung mit USB- und in der universelleren Ausführung auch mit Ethernet-Anschluss gibt. Diese Variante lässt sich dann direkt mittels Webbrowser­ und damit auch von der gesamten Welt aus (solange eine Internetverbindung existiert) steuern. Realisiert wurde dies, indem ein Netzwerkkabel direkt in die Sternwarte verlegt wurde. In diesem Leerrohr wurden auch optische Fasern für die Anbindung des Teleskops an das Messgerät verlegt. Ein Netzwerkhub bietet Anschlüsse für die Ethernetrelais- karte, einen WLAN-Repeater und einen PC. Die Relaiskarte ist mit Dauerstrom versehen und damit immer im Netz. Ein 5 Relais ist für den Hauptstrom reserviert, Foto des Teleskops auf der Gemini 40. Das blaue und schwarze Kabel sind die damit werden alle Geräte in der Stern- Lichtleitfasern. Unten sieht man die LF an der Säule und in der gelbgrünen warte angeschaltet. Im Aufbau ist ein Kunststoffkiste ist einiges der Netzwerktechnik untergebracht. weiterer PC, welcher die dortigen Steu- erkomponenten kabellos in das Netzwerk einbindet. Hierzu gehören die Relaiskarte durch erreicht man eine bessere Isolation Stromversorgung der Teile am Aufbau für die Motoren, Licht und Lüfter sowie der Schaltelektronik und vermindert den über den 100-Ah-Akku am Wechselrich- zwei Überwachungskameras und die für Einfluss elektronischer Interferenzen. ter gewährleistet. Dies erlaubt die Wei- später noch geplante Allsky-Kamera. Hier ist bei der Auswahl der Relaiskar- terführung der Beobachtung oder in Not- Eine Überwachungskamera dient für den te auf eine galvanische Trennung der fällen wenigstens die Schließung des SE Überblick in der Sternwarte, während die Schnittstelle von den Relais zu achten der Sternwarte. zweite den Zustand des Ladegerätes für (z. B. Optokoppler). Alternativ kann man die USV überwacht, indem sie die Status- auch einen USB-Isolator verwenden, All dieser Aufwand muss auch in Relati- LEDs erfasst. Einen Überblick über die wenn ein über USB angesteuertes Bauteil on zum Nutzen stehen. Daher wurde ein gesamte Steuerung gibt die Abbildung 4. Störungen hervorruft. Spektrograf [1] entwickelt und als erster Zur Steuerung des SE werden mindes- Prototyp bereits realisiert. Obwohl dies tens drei Relais (Öffner/Schließer) be- Der Strom für den Aufbau wird über nicht der erste Spektrograf ist, der von nötigt. Zwei, um jeweils die Umpolung einen Schleifkontakt bereitgestellt, wo- mir entwickelt und hergestellt wurde, ist zu ermöglichen, unabhängig von dem bei hieran direkt eine Umschaltstation es doch der komplexeste. Er soll über ein jeweiligen Endschalter, der sich in der angebracht ist. An diese ist weiterhin temperaturstabilisiertes Gehäuse und si- Endlage befindet. Es gibt auch extra Mo- ein Wechselrichter angeschlossen. Un- multane Kalibration verfügen. Die Ther- torumpolrelais, welche mit den Relais der terbricht die Stromversorgung, aus wel- mostatisierung wird mittels Peltier-Kühl- Karte geschaltet werden können. Hier- chen Gründen auch immer, so wird die gerät und PID-Regler realisiert. Etwas

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mehr Details können im angegebenen angebracht, so dass die Abdeckung frei de Endstörfilter und Isolatoren sollten Literaturhinweis [1] nachgelesen werden. rotieren kann. Dies spart dann die Um- also, wenn immer möglich, verwendet Auf einer selbstgefertigten Stahlsäule be- polung des Motors und die Verwendung werden. Bevor die PCs in der Sternwarte findet sich eine Gemini-G40-Montierung, von Endschaltern. Die Betriebsspannung installiert wurden, fanden USB-Ethernet- welche wiederum ein 10-Zoll-SC-Tele­ dieses Motors ist von 12 VDC auf nur Server Anwendung. Auf Grund diverser skop trägt. Ein Vorteil dieser Montierung noch 3 VDC reduziert, so dass eine ge- Probleme mit diesen Geräten, welche ist die hohle Achse, in welcher sämtliche ringere Drehzahl erzeugt wird. isochrone Datenübertragung (notwendig Kabel sicher untergebracht werden kön- für CCD-Kameras) und „Interrupt Ma- nen. Die einfachen Schrittmotoren wur- Abschließende Bemerkungen nagement“ (für manche Mess- und Steu- den durch SECM4-Motoren ersetzt, wel- Wichtig und nicht unterschätzt werden ergeräte wichtig) betrafen, wurden diese che einen wesentlich „gesünderen“ Ton darf die Aufzeichnung und Analyse der dann durch die PCs ersetzt. Man beden- im Betrieb erzeugen. Außerdem wurde Wetterdaten und der Turbulenz an Beob- ke, dass man gebrauchte und aufbereitete die PULSAR1-Steuerung durch eine Little achtungsspalt. Eine Anpassung auf Au- PCs im Handel bereits für einen zu dem Foot Elegance Photo (LF) ersetzt, da die ßenbedingungen ist daher sehr wichtig USB-Ethernet-Server vergleichbaren Reaktionszeit der PULSAR1 in Verbin- und sollte mit möglichst geringer Hys- Preis bekommt. dung mit dem RS232-zu-USB-Adapter terese erfolgen. Dies ist im Sommer eher und der Software zu langsam reagier- ein Problem, da hier der Temperaturun- Insgesamt war der Bau dieser Sternwarte te. Außerdem bietet die LF auch einen terschied am höchsten liegt. In den Über- doch ein langwieriges Unterfangen und Extension-Stecker für weiteres Zubehör gangsperioden ist auf Kondenswasser ist noch nicht ganz zufriedenstellend be- und einen Anschluss für den Fokusmotor in der Sternwarte zu achten, dem durch endet. Dennoch lernt man hierbei einiges des Teleskops. Eine Foto des Teleskops ist entsprechende Klimatisierung (Heizung, über Steuerungstechnik und Elektronik in der Abbildung 5 gezeigt. Luftentfeuchter) entgegengewirkt wer- im Allgemeinen. Einige Videos sind auf den kann. der Internetseite des Autors zu finden [2]. Am Teleskop ist weiterhin ein kleines Bequemer ist es natürlich, eine fertig mo- selbstgebautes Übersichtsfernrohr (2 Zoll/ Als letzter Punkt sei noch auf EMV- torisierte Sternwarte zu kaufen – macht 300 mm) angebracht und mit einer CCD Störungen verwiesen. Die Schaltung von aber nicht ganz so viel Spaß. (DSI III) versehen, um die Positionie- Lasten via Relaiskarten kann u. U. zu rung des Teleskops zu erleichtern. Die Rückkopplungen auf die USB-Schnitt- Literaturhinweis und Weblink: Staubabdeckung besteht aus einem U- stelle führen, wenn kein Optokoppler [1] D. Sablowski, 2014: “FLISES – förmigen Gestänge, in welches ein Tuch vorhanden ist. Dies kann hierüber dann Fiber-Linked Image-Sliced Echelle- eingespannt ist. Die Rotationsachse die- weiterhin eine Störung von Netzwerk- Spectrograph”, Spektrum 46, 10 ser Abdeckung ist seitlich am Teleskop komponenten verursachen. Entsprechen- [2] www.hobbysternwarteploesen.de Astrospektroskopie in einer schulischen Arbeitsgemeinschaft von Steffi Moll und Richard Baumann

Im April 2015 führte die Astronomie- AG des Kopernikus-Gymnasiums Wis- sen (Rheinland-Pfalz) eine astronomi- sche Exkursion zum Simplonpass in der Südschweiz durch. Einer der fachlichen Schwerpunkte war die Spektroskopie von Sternen und Planetarischen Nebeln. Zur fachlichen Vorbereitung bot uns Dr. Lo- thar Schanne von der VdS-Fachgruppe Spektroskopie einen zweitägigen Kurs

1 „Spektroskopie plus“ in der Schule: Aufmerksame Zuhörer verfolgen Lothar Schannes Ausführungen zu Theorie und Praxis der Astrospektroskopie.

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2 Umsetzen der Kursinhalte in der Praxis: DADOS-Spektrum des Eskimonebels (NGC 2392), aufgenommen am 16-Zoll-Teleskop der Sternwarte Simplon-Adler der Astronomischen Gesellschaft Oberwallis (AGO).

zur praktischen und theoretischen Ein- Höhenstrahlung, die ihre Energie im Ka- serstoff, Sauerstoff, Helium, Stickstoff führung in die Technik der Astrospek­ merasensor deponieren und damit Licht- und Schwefel zeigt. Eine ausführliche troskopie an. Eine Gruppe von insgesamt einfall vortäuschen. Zusätzlich müssen Auswertung wird die hinter den weniger 17 Schülern und Lehrern der Gymnasien die Auswirkungen von Streulichteffekten intensiven Spektrallinien verborgenen aus Wissen und der Nachbarstadt Alten- aufgrund der Umgebungshelligkeit und Elemente ergeben. kirchen erlebten in lockerer Atmosphäre des künstlich erhellten Nachthimmels zwei informative Tage (Abb. 1). ausgeschaltet werden. Den technisch- Unsere Erwartungen an den Spektrosko- wissenschaftlichen Hintergrund dieses piekurs wurden von Lothar Schanne mit Nach einem Einführungsvortrag über Vorgehens hat Lothar Schanne in [1] und seiner lockeren Art, seiner schülergerech- die Bedeutung der Spektroskopie in der [2] ausführlich beschrieben. ten Aufarbeitung der recht komplexen naturwissenschaftlichen Forschung ging Materie und seiner Geduld im Umgang es an die Aufnahmetechnik. Zunächst Zum Kursabschluss konnten wir die mit uns und unseren fachlichen Schwie- konnten wir durch einen DADOS-Spek­ praktische Umsetzung des beschriebenen rigkeiten voll erfüllt. Wir haben erfahren, trografen an einem 80-mm-Refraktor Vorgehens am Spektrum einer Thallium- dass Lothar Schanne ein hilfsbereiter und das Sonnenspektrum und die Spektren Spektrallampe selbst praktizieren. Mit begeisterter Astronom ist, der sein Wis- diverser Spektrallampen visuell betrach- diesem Wissen und diesen Erfahrungen sen mit viel Motivation mit der nächsten ten. Als Grundlage für eine quantitative im Kopf und im Koffer ging es dann Generation teilt. Analyse wurden dann die genannten Mitte April zu einer einwöchigen Ex- Spektren mit einer ATIK383L+-CCD-Ka- kursion in die Südalpen. Unser DADOS- mera in digitaler Form gewonnen. Spektrograf am 16-Zoll-Teleskop der Astronomischen Gesellschaft Oberwallis Wir lernten, dass es mit der Aufnahme am Simplonpass diente bei perfekten eines Spektrums als digitale Datei längst Bedingungen zur Aufnahme von lang Literaturhinweise: nicht getan ist. Im Rahmen einer Da- belichteten Spektren der Planetarischen [1] L. Schanne, 2014: „Die Auswertung tenreduktion ist z. B. die Korrektur von Nebel NGC 2392 (Eskimonebel), NGC spektroskopischer CCD-Aufnahmen kamerabedingten Fehlern unabdingbar: 6543 (Katzenaugennebel) und NGC 6826 (Prinzipien der Datenreduktion) – Hot- und Kaltpixel-Ausschaltung, Dun- (Blinking Planetary Nebula). Die Reduk- Teil 1“, VdS-Journal für Astrono- kelbildsubtraktion und Kameraflat-Kor- tion und Auswertung der Spektren wird mie 50, 90 rektur sind Schlagworte. Dann müssen im Rahmen der schulischen AG-Arbeit [2] L. Schanne, 2014: „Die Auswertung apparaturbedingte Helligkeitsschwan- erfolgen. Die Abbildung 2 zeigt ein noch spektroskopischer CCD-Aufnahmen kungen auf dem Kamerasensor und soge- vor Ort im „Schnelldurchgang“ analy- (Prinzipien der Datenreduktion) – nannte „Cosmics“ beachtet werden. Letz- siertes Spektrum des Eskimonebels, wel- Teil 2“, VdS-Journal für Astrono- tere sind die Folge von Teilchen aus der ches Spektrallinien der Elemente Was- mie 51, 126

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Die Auswertung spektroskopischer CCD-Aufnahmen (Prinzipien der Datenreduktion) von Lothar Schanne

– Teil 4 – von können – wegen der großen Licht- der Physik des Objektsterns (Spektral- Im den ersten drei Teilen [5-7] wurden wege - durchaus mit dem Licht unseres klassen). Die bisher vorhandenen Listen die Techniken behandelt zur Aufnah- Messobjekts nach vielfältigen Mechanis- der Wellenlängen von DIBs sind vermut- me von Objektspektren und die relativ men wechselwirken und es verändern, lich noch nicht vollständig, allerdings komplexen Datenreduktionsroutinen, die mit entsprechend mehr oder weniger für uns Amateure ausreichend. zum Resultat der Bemühungen führen, deutlichen Effekten in den von uns ge- dem Spektrum des Messobjekts. Nun messenen Spektren. In der Abbildung 1 ist das komplexe stammen aber nicht alle Signaturen, die Spektrum von 19 Cep im Bereich der im gemessenen Spektrum sichtbar sind, Diffuse Interstellare Banden (DIBs) Ha-Linie zu sehen. Neben den breiten vom Messobjekt selbst. Es werden auch DIBs gibt es in vielen Wellenlängenbe- Absorptionslinien des Sterns (Hα bei Einflüsse mit abgebildet, die das Objekt- reichen, u. a. auch im optischen. Sie sind 6563 Å, HeI bei 6678 Å) findet sich bei licht auf seinem Weg bis auf unsere CCD nach wie vor Objekt der aktuellen For- 6613 Å eine schmalere, aber starke Ab- erfährt. Dies wird nachfolgend an Hand schung, weil ihre Herkunft nicht ganz sorptionslinie, die ein DIB ist. Die noch von Beispielen behandelt. geklärt ist. Allgemeine Lehrmeinung schmaleren scharfen Linien im Umfeld ist, dass Staubteilchen mit oberflächlich der Hα-Linie sind terrestrische Linien, Wir setzen voraus, dass im Laufe der anhaftenden Großmolekülen, wie Poly- die durch Absorption der Wellenlängen Datenreduktion Effekte wie Cosmics, hei- cyclische Aromatische Kohlenwasser- durch Wasser in der Erdatmosphäre ent- ße und kalte Pixel, Schmutzeffekte und stoffe (PAK), dafür verantwortlich sind. stehen. Die Breite der Wasserlinien zeigt der gewöhnliche diffuse Himmelshinter- Die Äquivalentweiten der DIBs schwan- das Auflösungsvermögen des Spektro- grund vollständig eliminiert wurden und ken zwischen 0,01 bis 4 Å, sind also in grafen an, denn sie sind physikalisch nur deshalb im resultierenden 1d-Spektrum hoch aufgelösten Spektren deutlich als etwa 0,03 Å breit, werden aber in diesem nicht mehr feststellbar sind. relativ breite Absorptionslinien sichtbar. Fall etwa 0,3 Å breit abgebildet (PSM der Sie sind schwierig zu identifizieren, da Optik des Spektrografen Lhires III). Interstellare Materie (ISM) sie keinen bekannten Atomübergangs- Der interstellare Raum ist nicht leer, linien oder Molekülspektren zugeordnet Die Abbildung 2 zeigt das Spektrum von sondern enthält in hoher Verdünnung werden können und teilweise auch kom- ϑ1 Ori C im gelben Wellenlängenbereich. (Hochvakuum) Staubteilchen, Molekü- plexe Feinstruktur besitzen, die auch un- In dem Spektrum sind lediglich 3 Linien le, neutrale Atome, Ionen und Elektro- verstanden ist. Es gibt einige Kriterien, des Sterns zu sehen, die restlichen sind nen, zudem Photonen aller möglichen wie man sie als DIB erkennen kann: Ihre ISM und terrestrische Linien. Vom Stern Wellenlängen, Korpuskularstrahlung, Breite ist anders als die der Objektsterne, stammen die beiden CIV-Linien bei 5803 Schwere- und Magnetfelder. Einige da- man findet sie ohne Zusammenhang mit und 5814 Å, die Linie bei 5781 Å ist eine

1 Spektrum von 19 Cep mit der starken DIB bei 6013 Å 2 Spektrum von Ori C mit einer DIB bei 5781 Å ϑ1

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DIB. Der scharfe Einschnitt bei 5823 Å ist ein Artefakt der Datenreduktion. Und die beiden NaI-Linien (NaD) bei 5890 Å und 5896 Å stammen von interstellarem

Na. ϑ1 Ori C ist ein sehr heißer O-Stern, in dessen Photosphäre keine NaI-Atome vorkommen können. Unter diesen Be- dingungen sind alle Na-Atome ionisiert. Prompt sind auch diese beiden Linien viel schmaler als die 3 Sternlinien.

Emissionen von HII-Regionen und anderen Nebeln Werden mit einem Spaltspektrografen Sterne spektroskopiert, die vor, in oder hinter einem Emissionsnebel zu sehen sind, gelangt auch Licht des Nebels durch den Spalt. Der Spalt wird bei den Wellenlängen der Emissionen als sol- cher abgebildet. Ein Beispiel zeigt eine spaltspektrografische­ Aufnahme des be- reits oben erwähnten ϑ Ori C (Abb. 3). 1 3 Rohaufnahme des Spektrums von Ori C im Orionnebel mit dem Spektrografen ϑ1 Die intensivste der senkrechten Spaltab- des Autors Lhires III bei hoher Dispersion (0,11 Å/pix) bildungen in der Abbildung 3 entspricht dem Hα-Licht bei 6563 Å, daneben sind Spaltabbildungen zu sehen, die von ver- regelmäßig variiert (in der Abbildung Tag blau erscheint und die Himmelskör- botenen Linien stammen (6548 und 6583 3 deutlich zu sehen). Sie führen in den per röter erscheinen als ohne diesen Ef- Å von NII) bzw. von HeI (6678 Å, ganz ausgewerteten Spektren zu Artefakten fekt. Insbesondere wenn Himmelsobjek- rechts, schwach zu sehen). Der horizon- (Emissionslinien, die nicht dem Objekt te flach am Himmel stehen, werden sie tale Streifen ist das etwas zu breit gera- zugehörig sind), vgl. Abbildung 4. stark gerötet (Luftmasse).

tene Spektrum von ϑ1 Ori C. Einflüsse der Erdatmosphäre Wasserlinien Solche dem Sternspektrum überlager- Die Moleküle der Luft wechselwirken Neben diesem Streulichteffekt, der sich ten Emissionslinien aus dem Himmels- ebenfalls mit Licht des optischen Be- bereits für unser Auge, aber auch in der hintergrund lassen sich nicht mit auto- reichs, beispielsweise werden Photonen Fotografie auswirkt, gibt es spezifische, matischen Routinen eliminieren, weil gestreut, kurzwelliges stärker als lang- schmalbandige Absorptionen durch ihre Intensität über die Spaltlänge un- welliges, weshalb uns der Himmel am Wassermoleküle. Diese sind in den unte-

5 Sauerstoffbande zwischen 6280 bis 6320 Å in einem 4 Das aus Abb. 3 gewonnene Spektrum mit den „falschen“ Spektrum von Aurigae Emissionslinien der Nebelemissionen ε

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keine Verschmutzungseffekte zeigt. Kei- ne Artefakte zu haben ist besser als sie nachträglich korrigieren zu müssen.

Soweit ist meine Serie der Artikel über die Datenreduktion hiermit abgeschlos- sen. Vielleicht werde ich für eines der nächsten Hefte noch einen Artikel schreiben, in dem Beispiele von Spektren mit besonders interessanten Effekten und Erkenntnissen vorgestellt und diskutiert werden. Zur Motivierung der Leser, viel- leicht doch mit Spektroskopie beginnen zu wollen.

Literaturhinweise und Weblinks: [1] L. Schanne: www.astrospectroscopy. eu/Einsteiger/Flats/flats.htm, Stand 6 Flataufnahme mit diversen Vignettierungen (vgl. Text) Januar 2014. [2] http://spektroskopie.fg-vds.de/ [3] http://spektroskopieforum.vdsastro. ren Kilometern der Atmosphäre (Tropo- Vgl. dazu die detaillierteren Ausführun- de/index.php sphäre) besonders häufig, insbesondere gen in [1]. In der Abbildung 6 ist eine [4] http://spektroskopie.fg-vds.de/pdf/ in schwülen Sommernächten, weshalb Flataufnahme zu sehen, in der gleich Spektrum43.pdf der astronomische Beobachter gerne auf mehrere solcher vermeidbaren Störungen [5] L. Schanne, 2014: „Die Auswertung Berge steigt und dort seine Observatori- zu finden sind. spektroskopischer CCD-Aufnahmen en baut. Die wasserspezifischen Absorp­ – Prinzipien der Datenreduktion, tionen sind nur wenige hundertstel Ång­ Der helle breite Streifen über fast die Teil 1“, VdS-Journal für Astrono- ström breite Absorptionslinien, die nur in ganze Breite der CCD-Aufnahme ist mie 50, 90 hoch aufgelösten Spektren sichtbar sind. der lange Spalt des Lhires III, der durch [6] L. Schanne, 2014: „Die Auswertung Im linken Teil der Abbildung 1 sind sie das kontinuierliche (Schwarzkörper-) spektroskopischer CCD-Aufnahmen uns bereits als scharfe Linien begegnet, Flatlicht beleuchtet ist. Die schwarzen – Prinzipien der Datenreduktion, welche die Sternspektren empfindlich horizontalen Streifen werden durch Teil 2“, VdS-Journal für Astrono- stören können. Allerdings lassen sie sich Staubkörner im Spalt verursacht, die mie 51, 126 mit speziellen Tools aus den Spektren ein Teil des Flatlichtes abschatten. Dazu [7] L. Schanne, 2014: „Die Auswertung fast vollständig eliminieren. Vgl. den Ar- gibt es noch entlang des rechten Bild- spektroskopischer CCD-Aufnahmen tikel von Peter Schlatter in [4]. rands wellenförmige Schatten. Das ist – Prinzipien der Datenreduktion, ein recht außergewöhnlicher Artefakt. Teil 3“, VdS-Journal für Astrono- Sauerstoffbanden In der warmen Sommernacht ist ein Teil mie 52, 113 Auch die Sauerstoffmoleküle hinterlas- der Wärmeleitpaste zwischen CCD-Chip sen spezifische Absorptionslinien, die und Peltierkühlplatte aufgeschmolzen meist in Form von komplexen Banden und das Öl ist über die CCD-Oberfläche erscheinen (vgl. Abbildung 5). Auch sie gekrochen. Zudem sieht man bei genau- sind erst in hoch aufgelösten Spektren er Betrachtung auch runde, ringförmige im Detail erkennbar. In niedrig aufgelös- Schatten, welche durch Staub auf der ten Spektren bilden sie störende breitere Abdeckplatte des CCD-Chips verursacht Tröge. werden. Der aufmerksame Spektroskopi- ker muss offensichtlich mit vielen, auch Schmutzeffekte (Vignettierungen) überraschenden, Effekten leben und die- Schmutz, Fasern oder Kondensate (Eis se erkennen und berücksichtigen. auf der CCD) können sich durch Schatten so auswirken, dass im Bild auf der CCD Das Problem mit den Flats und den da- lokal Licht fehlt (dunkle Stellen). Diese rin offenbarten Artefakten habe ich in Artefakte kann man bereits in einer Flat- meiner Praxis meistens damit umschifft, aufnahme erkennen und sie theoretisch dass ich zu Beginn der abendlichen Auf- auch durch eine Flatkorrektur eliminie- nahmen erst einmal ein Flat gemacht ren. Dies ist aber in der Praxis gar nicht habe und dann den Objektstern auf eine so einfach, wie es erst einmal erscheint. Stelle des Langspalts gesetzt habe, der

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Variationen in den Winden von Deneb und Rigel

von Siegfried Hold

Sterne verlieren stets Masse durch Ab- strahlung in den Raum. Man unterschei- det bei den Sternwinden unter: 1. strahlungsdruckgetriebene, 2. staubgetriebene und koronale (Sonne) Winde.

Winde heißer Sterne wie Deneb und Ri- gel sind strahlungsdruckgetrieben. Wie groß dieser Massenverlust ist, hängt vom Spektraltyp und der Masse bzw. Größe ab. Späte B-Sterne (z. B. β Ori, B8 Iae) und frühe A-Sterne (z. B. α Cyg, A2 Iae), auch BA-Überriesen genannt, sind leuchtkräf- 1 tige (typisch 105 Sonnenleuchtkräfte) Zur Entstehung und der Form von P-Cygni-Profilen. Bei expandierender Hülle (links) und massereiche (typisch 20 Sonnen- zeigt sich eine blauverschobene Absorption, überlagert mit der Emission aus der massen) Sterne. Hα ist eine sehr wind- Hülle. Bei einer statischen Hülle zeigt sich ein Profil mit verschobenen Emissionen, sensitive Linie, weshalb sie sich für diese die durch die Rotation hervorgerufen werden. (Abb. entnommen aus [2]) Untersuchung besonders gut eignet und Schwerpunkt dieses Berichtes ist. wertung eines Hα-Profils schwierig, da bel zeigen, welche Dynamik im Gange Anmerkung zu den dargestellten Pro- dieses durch mehrere Geschwindigkeits- ist. filen: Um eine Vorstellung über die felder überlagert ist. Bei den hier be- Windgeschwindigkeiten zu bekommen, schriebenen Variationen handelt es sich Warum fiel die Wahl auf Deneb wurden alle Profile in km/s dargestellt. jedoch um massive Verluste von Massen, (α Cyg) und Rigel (β Ori)? Aus Konvention wird der blaue Teil ne- welche sich mit hoher Geschwindigkeit β Ori wurde von mir schon seit einigen gativ dargestellt. Diese Geschwindigkei- vom Stern entfernen. Diese Vorgänge Jahren beobachtet. Variationen, welche ten werden aus den Verschiebungen der lassen sich daher als zeitlich begrenzte in wenigen Tagen im Profil erkennbar Wellenlänge nach dem Dopplereffekt er- und unregelmäßig auftretende Änderun- waren, lenkten die Aufmerksamkeit ver- mittelt. gen in den Linienprofilen erkennen. Das stärkt auf diese Objekte. Zunächst waren Linienprofil, welches von einer expan- es Änderungen in Absorption und Emis- Wie kommen Winde zustande? dierenden Hülle oder einer statisch rotie- sion, auch das typische P-Cygni-Profil Riesen bzw. Überriesen weisen auf Grund renden Hülle um den Stern erzeugt wird, konnte erkannt werden. Mit Verbesse- ihrer Größe eine geringe Schwerkraft ist als P-Cygni-Profil bekannt (nach dem rung der Aufnahmetechnik, zunächst ein auf, wodurch es zu großem Massenver- Prototyp P Cygni). Dies zeigt die Abbil- lust kommt. Dieser Massenverlust ist zum dung 1, wobei weitere Details hierzu in Teil kontinuierlich, es kann aber auch zu der Dissertationsschrift [1] nachgelesen lokalen massiven Auswürfen kommen. werden können. Diese können, sofern an ein Magnetfeld gekoppelt, wieder zurück auf den Stern Massenverluste und ihre Auswirkung fallen. Solche Vorfälle zeigen sich durch auf die galaktische Entwicklung eine „blaue“ Variation im Profil, aufstei- Den Verlust an Masse pro Zeiteinheit, gende Masse mit Geschwindigkeitskom- den der Stern aufgrund des Windes er- ponente zum Beobachter, und einer „ro- leidet, nennt man Massenverlustrate. ten“ Komponente, wieder auf den Stern Diese kann bei heißen Riesen 1/3 bis 30 fallende Massen mit Geschwindigkeits- Erdmassen pro Jahr betragen. Im Ver- komponente vom Beobachter weg. Die gleich dazu sind es bei unserer Sonne 3,3 rote Komponente ist allerdings schwer · 10-9 Erdmassen pro Jahr. Diese heftigen erkennbar, da diese bei Sternen mit mas- Sternwinde verdichten die Materie in ih- siven Winden meist durch Emissionen, rer Umgebung, reichern sie mit Elemen- 2 Deneb 2014, das Profil von αH , welche von der Hülle stammen können, ten an und bilden mitunter Stoßfronten. dargestellt im Geschwindigkeitsraum überlagert sind. Überhaupt ist die Be- Eindrucksvolle HST-Bilder vom Adlerne- (km/s)

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Umbau von der direkten Einkoppelung auf eine Fasereinkoppelung mit der Easy Fiber [3] und dem optischen Redesign im Sommer 2014 konnte das Signal weiter verbessert werden, so dass Strukturen, wie weit auslaufende Flügel im Profil der Hα-Linie, erkannt werden konnten. Im September 2014 tauchte eine Varia- 3 tion im Hα-Profil vonα Cyg auf (vgl. Abb. 2), wobei zunächst vermutet wurde, Die Einkopplung es könnte sich um ein Artefakt handeln. in die Faser am Eine genaue Überprüfung der Daten und Teleskop ein erneutes Reduzieren der Rohdaten brachten Gewissheit. Es handelte sich um ein seltenes Ereignis. Eine Durchsicht der Daten von 02/2014 zeigte, dass auch Ri- Tabelle 1: Helligkeiten und Koordinaten gel diese Variation im Profil aufwies. der beobachteten Sterne

Auf den ersten Blick sieht es aus, als wäre Objekt Spektraltyp Rektasz. Dekl. V der Absorption eine zentrale Emission (2000.0) (2000.0) h überlagert. Diese Komponente im Wind HD 34085 (β Ori, Rigel) B8 Iae 05 15’ 16’’ -08° 11’ 25’’ 0,12 mag h von Deneb wurde jedoch markant stärker HD 194375 (α Cyg, Deneb) A2 Iae 20 41’ 56’’ 45° 19’ 58’’ 1,25 mag und wurde, soweit es die Witterungsver- hältnisse zuließen, regelmäßig beobach- tet. Dazu Weiteres unten. Da hier nur die Hα-Linie untersucht Vorschein: Zuvor nicht beachtet, zeigten wird, werden nur einige Parameter be- die Daten eindeutig ein HVA-Ereignis. Aufnahmetechnik/Instrumente schrieben: Dr. Berthold Stober, auch an diesem Als Aufnahmeinstrument dient ein v – Die Windendgeschwindigkeit, tat- Objekt interessiert, hat glücklicherweise Schiefspiegler mit 300-mm-Öffnung und sächlich wurden an β Ori temporär Ge- auch zu diesem Zeitpunkt Rigel spektro- 6 Meter Brennweite. Der Spektrograf schwindigkeiten bis 400 km/s gemessen, skopiert. Freundlicherweise hat er seine vom Typ Czerny-Turner hat für Kollima- vgl. [1]. Daten zur Verfügung gestellt, womit eine tor und Kamera je 320 mm Brennweite kurze Zeitserie möglich wurde. Immerhin und ist mit einem Reflexionsgitter (2.400 vsys – Die Systemgeschwindigkeit ist un- handelt es sich hier um ein unregelmäßi- Linien/mm) ausgestattet. Teleskopseitig verzichtbar für alle absolut zu bestim- ges und eher seltenes Ereignis. wird das Signal über die EasyFiber [3] in menden Geschwindigkeiten. die Faser geleitet. EasyFiber [4] ist eine Bei diesen HVAs handelt es sich um kompakte Einheit, in welcher das Öff- „High-velocity absorptions“ (HVA) massive Massenauswürfe wie sie nur bei nungsverhältnis vom Teleskop an die von Rigel 2014 BA-Überriesen beobachtet werden. Diese Faser angepasst und in die Faser einge- Die Durchsicht älterer Daten, jene vom Verdichtung im Wind in Korotation mit speist wird. Ein Redesign der Optik er- 15.02.2014, brachte einen Schatz zum dem Stern ist über mehrere Rotationen möglichte eine verbesserte Kontrolle des Sterns auf der Faser. Auch das Streulicht wurde erheblich reduziert. Die Abbildung Tabelle 2: Stellare Parameter der Programm-Sterne, 3 zeigt die Einkopplung, montiert am entnommen aus [1] Okularstutzen. Ergebnis dieser Änderung sind Spektren mit sehr gutem Signal-zu- Rausch-Verhältnis. Dies ist besonders bei den weit auslaufenden Flügeln in den Profilen wichtig.

Daten zu den Objekten Die Objektdaten [1] sind in der Tabelle 1 zusammengefasst. Die Tabelle 2 mit den stellaren Parametern ist der Arbeit von A. Kaufer [1] entnommen. Die Objekte in diesem Bericht, Deneb und Rigel, sind rot umrandet. Für die meisten Parameter ist es erforderlich, Linien über den gesamten spektralen Bereich zu untersuchen.

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4 Das HVA-Ereignis von Rigel 2014

sichtbar, was wiederum bedeutet, dass wodurch es zu Fehlmessungen der Wind- Windendgeschwindigkeit. Die auslaufen­ der Wind rotiert. Infolge der Rotation geschwindigkeit kommt. den Profilflügel sind nicht immer zu zieht sich die Verdichtung mit größer erkennen, weil einerseits die Profile bis werdender Entfernung vom Stern wie ein In der Abbildung 5 ist vom HVA-Ereignis etwa 150 km/s von den HVAs überlagert Schweif in die Länge. 2014 nichts mehr zu sehen. Die Serie sind und andererseits das S/N zu nied- von 2015 ist geprägt von einseitigen und rig ist. Dazu mehr unter dem folgendem Betrachten wir nun die Abbildung 4 etwas doppelten Emissionen. Bei genauerer Be- Abschnitt. näher: Der unerfahrene Rigel-Beobachter trachtung von Abbildung 5 ist eine Pe- wird bei einem Ergebnis wie jenem vom riode in der Doppelemission erkennbar, Ausblick 03.01.2014 an seinen Daten zweifeln. Da etwa 10 Tage. Rechts in der Abbildung 5 Zwei beobachtbare HVA-Ereignisse in ist nicht viel zu sehen außer einem seich- ist die maximale Amplitude in Emission einem Jahr sind ein wahrer Glücksfall, ten Trog und einer schwachen Emission. dargestellt, wobei beobachtet wurde, dass noch dazu bei diesen Witterungsver- Ein Blick auf das Bild zeigt aber, welch die rote Seite stets stärker ausgeprägt ist. hältnissen in Mitteleuropa. Ein weiterer unglaubliche Dynamik hier im Gange Doppelte Hα-Emission ist eine typische wichtiger Punkt ist, das Spektrum über ist, und das in nur wenigen Tagen. Das Erscheinung der Variabilität der BA- den gesamten (erreichbaren) optischen Ereignis muss zwischen dem 28.01. und Überriesen und wurde der Modulation Wellenlängenbereich aufzunehmen. Sind dem 04.02.2014 stattgefunden haben. durch Oberflächenstrukturen des Sterns es einerseits die Balmerlinien, dann ist Mit dem Maximum am 07.02. kann eine zugeschrieben [1]. das Balmerdekrement von Interesse, Anstiegszeit der blauseitig verschobenen aber auch andere von der Photosphäre Komponente von weniger als 10 Tagen Variationen im Hα-Profil von Deneb stammende Linien. Zum Abgabetermin angenommen werden. Die Geschwin- Da zwischen dem 25.08 und dem des Berichtes befand sich ein Échelle- digkeit ist während Anstieg und Abstieg 07.10.2014 für Deneb keine Spektren Spektrograf bereits im Bau, und dieser gleich, bei über 100 km/s. Die rote Linie vorliegen, ist es schwierig zu beurteilen, sollte bis zur nächsten Beobachtungspe- (15.02.2014) entspricht der Systemge- ob sich das HVA im Anstieg oder Abstieg riode im Einsatz sein. Motiviert von den schwindigkeit, und die Pfeile markieren befindet. Ergebnissen und den Aussichten, wieder Linien, welche atmosphärischen Ur- einmal so ein HVA-Ereignis mit einem sprung haben und entfernt werden soll- In der unteren Reihe der Abbildung 6 ist Échelle-Spektrografen vermessen zu ten. Dies ist allerdings eine sehr heikle gut abzulesen, dass der blaue Flügel bis kön­nen, verbleibt, auf gutes Wetter zur Prozedur, da hierbei der blaue, flach aus- -300 km/s reicht. Anzumerken wäre noch rechten Zeit zu hoffen. laufende Flügel verfälscht werden kann, der fehlende Einfluss der HVAs auf die

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5 Profilvariationen von Rigel 2015

Danksagung professionelle Unterstützung ist es wohl Ruprecht-Karls-Universität, Heidel- Dankenswerterweise hat mir Dr. Andreas kaum möglich, über ein so komplexes berg, 1996 Kaufer seine Dissertationsschrift zur Ver- Thema wie „Variationen in Sternwin- [2] P. S. Conti, E. M. Leep, 1974: fügung gestellt. Damit konnte ein Ein- den“ zu berichten. Gedankt sei auch Dr. Astro­phys. J. 193, 113 blick in die Forschung getätigt werden Berthold Stober für die bereitgestellten [3] astro-spec.com und ein Verständnis für Profilvariationen Profile. [4] S. Hold, 2014: „EasyFiber – Erfah- entwickelt werden. Dr. Otmar Stahl hat rungsbericht zur Fiber-Einkopplung die Spektren kommentiert und mich auf Quellen- und Literaturhinweise: in den Spektrografen“, VdS-Journal Fehlinterpretationen hingewiesen. Ohne [1] A. Kaufer: Dissertationsschrift, für Astronomie 51, 131

6 Das HVA-Ereignis von Deneb 2014

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Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 1. Quartal 2016 von Eberhard Riedel

Zwei recht einfach zu beobachtende streifende Bedeckungen von Sternen durch den Mond sind im 1. Quartal des Jahres 2016 zu beobachten. Beide finden am Südrand des Mondes statt. Die Ab- bildung 1 zeigt die beiden Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern beschreibt. Ein kleines Fernrohr, das zur richtigen Zeit auf einem Punkt nahe dieser Linien auf- gebaut und auf den Mondrand eingestellt wird, zeigt innerhalb weniger Minuten, wie das zerklüftete Randprofil des Mon- des den Stern schlagartig verschwinden und wiederauftauchen lässt. Bei einer streifenden Bedeckung passiert das in der Regel mehrfach.

Ereignis 1 am 17. Januar Beginn kurz nach 19:38 Uhr (MEZ) in Baden-Baden. Die Linie zieht sich südlich von Karlsruhe und Heilbronn vorbei ins nördliche Bayern hinein. Der zu 59 % be- leuchtete zunehmende Mond zieht dann am 6,9 mag hellen Stern SAO 110516 (HIP 11228) vorbei. Die Abbildung 2 zeigt die Streifungssituation, wenn man bei 10° östl. Länge genau auf der vorausberech- neten Grenzlinie steht. Genau hier berührt die scheinbare Sternbahn (weißblau ge- strichelte gekrümmte Linie mit Minuten- einteilungen) das mittlere Mondniveau, welches als weiß bzw. schwarz gepunk- tete Linie dargestellt ist. Einfach ist die Beobachtung der Bedeckungsereignisse 1 Karte mit den Grenzlinien der 2 Streifungsereignisse auf der vorauslaufenden Nachtseite des Mondes, wo ein Fernrohr mit 10 cm Öff- nung ausreichen wird, während der Stern nen, ist eine Positionierung ca. 1.090 m teren 7 Sekunden verschwindet der Stern später in der Nähe des Terminators von südlich der Grenzlinie anzuraten. Diese ein letztes Mal gegen 19:40:35, was we- der Mondhelligkeit verschluckt wird. Situation ist in der Abbildung 3 wiede- gen der Überstrahlung des Terminators rum für 10° Ost bei 24-facher Dehnung nur noch in größeren Fernrohren beob- Die Krümmung der scheinbaren Stern- der Mondhöhen gezeigt. Sofern die achtbar sein wird. bahn ist grafisch erforderlich, weil die Sternposition stimmt, dann verschwin- Profilstrukturen in 6-facher Überhöhung det der Stern von diesem Standort aus Einen Anhalt über die Verlagerung der dargestellt sind. Auf diese Weise kann gesehen ca. um 19:38:46 Uhr MEZ und scheinbaren Sternbahn, wenn man die besser beurteilt werden, wann und wie erscheint bereits wieder um 19:39:05. 3 vorausberechnete (in der Grafik angege- viele Bedeckungsereignisse im Einzelnen Sekunden später wird er für nur etwa bene) geografische Breite verlässt, geben zu erwarten sind. eine halbe Sekunde von einer Spitze des die roten Begrenzungslinien. Diese zei- Abhanges versteckt. Das nächste Ver- gen einen Abstand von der Grenzlinie Um mehrere Bedeckungen des Sternes auf schwinden findet gegen 19:40:15 statt von ± 3.000 m, welche senkrecht zur der Nachtseite des Mondes sehen zu kön- und dauert ca. 13 Sekunden. Nach wei- Grenzlinie angetragen wird.

VdS-Journal Nr. 56 Sternbedeckungen 119

2 Beleuchtungssituation am Mondrand mit hoch 3 Streifungssituation 1.087 m südlich der Grenzlinie mit aufgelöstem Oberflächenprofil 24-facher Mondhöhendehnung

4 Scheinbare Sternbahn von 49 Librae in 5 Scheinbare Sternbahn von 49 Librae bei 12-facher maßstabgerechter Darstellung Profilüberzeichnung

Ereignis 2 am 1. März zu erkennen. Sichtbar ist allerdings auch, Mondberge und -täler können in dieser Eine besonders schöne und einfach zu dass von dieser Beobachtungsposition Zone vermessen werden. beobachtende Südrandstreifung des 5,5 der Mond lediglich dicht am Stern vor- mag hellen Sterns 49 Librae (HIP 78400) beizieht, ihn aber nicht bedeckt, da die Hinweise findet ab ca. 03:05 MEZ statt. Der abneh- Mondstrukturen überall unterhalb des Alle streifenden Sternbedeckungen soll- mende Mond ist zu 58 % beleuchtet, der mittleren Mondniveaus liegen. ten am besten von mehreren Beobach- Positionswinkelunterschied zwischen der tern gleichzeitig verfolgt werden. Wenn Streifungszone und der Terminatorspitze Die Abbildung 5 zeigt bei 12-facher Über- jeder sich in einer anderen Entfernung aber mit über 5 Grad ausreichend groß, zeichnung der Profilhöhen die scheinbare relativ zur Schattengrenze positioniert, so dass keine Streustrahlen der hellen Sternbahn (gekrümmte weißblau gestri- wird jeder Beobachter auch ein anderes Mondoberfläche die Beobachtung stören chelte Linie) von einer Beobachtungs­ Bedeckungsmuster des Sterns erleben. können. Die Grenzlinie beginnt in Aurich position 5.000 m weiter nördlich, gemes- Aus der Summe der Bedeckungszeiten und läuft an Oldenburg, Braunschweig, sen senkrecht zur Bewegungsrichtung des lässt sich dann das Profil des Mondran- Halle und Leipzig vorbei. Mondschattens auf der Erde. Hier können des ermitteln. zwischen 03:04:34 und 03:07:27 MEZ Der Mondrandausschnitt in Abbildung 4 mindestens 4 Kontakte zwischen Stern Grundlage der hier veröffentlichten zeigt die scheinbare Sternbahn bei der und Mondrand gemessen werden. Die rot Profil­daten sind Laser-Messungen der geografischen Länge von 10° Ost. In die- eingesäumte Zone erstreckt sich in die- japanischen Kaguya-Sonde, die vom ser maßstabgerechten Darstellung ohne sem Fall über ± 1.600 m senkrecht zur Chemnitzer Sternfreund Dietmar Bütt- jede Profilerhöhung ist der große Abstand Schattenrichtung und zeigt den Bereich ner für eine hochauflösende Darstellung der Streifungszone vom Terminator gut mit den meisten Bedeckungskontakten. nachberechnet wurden.

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Um streifende Sternbedeckungen erfolg- Profil des Mondes und die zu erwarten- Die Software kann kostenlos unter www. reich beobachten zu können, werden de Sternbahn grafisch in verschiedens- grazprep.com heruntergeladen und ins- eine ganze Reihe präziser Informationen ten Vergrößerungen dargestellt werden, talliert werden (Password: IOTA/ES). Die benötigt. Die europäische Sektion der um so den besten Beobachtungsstandort zusätzlich benötigten Vorhersagedateien International Occultation Timing Asso- auswählen zu können. Letzterer muss sind direkt vom Autor (e_riedel@msn. ciation (IOTA/ES) stellt diese Daten zur auch unter Berücksichtigung der Höhe com) oder über die IOTA/ES (www.iota- Verfügung. Kernstück ist die Software optimiert werden, weil diese einen Ein- es.de) zu beziehen. Weiterführende In- „GRAZPREP“ des Autors, die sowohl fluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. formationen, z. B. über die Meldung der eine komplette und stets aktualisierte Hierzu können höhenkorrigierte Grenzli- Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls Auflistung aller interessanten Ereignisse nien automatisch in eine Google-Earth- erhältlich. als auch für jedes Ereignis die genauen Karte übertragen werden, mit der es dann Koordinaten der Grenzlinien und viele einfach ist, die besten Beobachtungssta- weitere Informationen liefert. Darüber tionen festzulegen. hinaus kann von jedem Standort aus das Vom Punkt zur dritten Dimension: Simulation von PX Cephei – Vermessung, Simulation und erster Nachweis des sekundären Minimums des Algol-Systems PX Cephei von Norbert Reichmann

„Ein Punkt ist, was keine Teile hat“, lehr- te uns schon Euklid im Buch 1 seiner „Elemente“. Zum Glück trifft das nicht für die Abbildung eines Sternes auf dem Kamera-Chip zu. Denn hier gibt es viel zu bestaunen: unterschiedliche Farben, Größen und Abstände der Lichtscheib- chen, aber auch Helligkeitswechsel der- selben. Wie viel aber einem ein Licht- punkt noch so erzählen kann, ahnte ich selbst nicht, bevor ich mich nicht einge- hend mit dieser Frage beschäftigte.

PX Cephei erregte meine Aufmerksam- keit aufgrund sehr gering divergierender Periodenangaben in der Literatur [1]. Zudem gab es keine Angaben einer gesi- cherten Erfassung des sekundären Mini- mums (wenn also der leuchtschwächere Partner vom leuchtkräftigeren verdeckt

1

Sternumgebung des Veränder­ lichen PX Cep. Der einer Knospe gleichende Reflexionsnebel vdB 146, oberhalb des Offenen Sternhaufens NGC 7142. Dieser ist eingebettet in Lynds Bright Nebula LBN 497, der dichte Dunkelnebel ist LDN 1183.

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wird). Ich betrachtete es somit als reiz- volle Aufgabe, hier mehr Licht in die Da- tenlage zu bringen.

PX Cep ist im GCVS [2] als Veränderlicher vom Typ Algol klassifiziert. Zudem be- findet er sich in sehr schöner kosmischer Umgebung (Abb. 1): Der Reflexions­nebel van den Bergh 146 (Abb. 2) mit einigen Herbig-Haro-Objekten sowie dem Offe- nen Sternhaufen NGC 7142 befinden sich östlich vom Veränderlichen. Auch sehr dichte Dunkelnebel schmücken kontrast- reich das Himmelsfeld.

In einer Zeitspanne von 168 Tagen konn- te ich innerhalb 18 Nächte 512 Daten zum Stern sammeln. Belichtet wurde durch die fotometrischen Bänder Rc, V 2 Nähere Sternumgebung des Veränderlichen PX Cep. Ich nenne den einer und B mit einer Apogee-U16M-CCD-Ka- blauen Clematis-Knospe gleichenden Reflexionsnebel vdB146 Clematis mera durch einen 130-mm-Apo-Refrak- mundi. Viele auffällig rote Herbig-Haro-Objekte schmücken diesen Nebel tor f/9,2. Die fotometrischen Farbdaten wurden simultan mit Schmalband- und Luminanzdaten für das Deep-Sky-Bild der kosmischen Umgebung gewonnen.

In B, V und Rc wurden 139, 219, 152 Da- ten mit einer Belichtungszeit von jeweils 300 und 420 s gesammelt. Der mittlere Fehler der Helligkeitsmessungen in B, V und Rc beträgt 0,014, 0,010 und 0,032 mag. So konnte ich die in der Tabelle 1 aufgelisteten Hauptminima (wenn also der leuchtkräftigere Partner vom leucht- schwächeren verdeckt wird) erfassen.

Als Periode (Umdrehungszeit beider Komponenten in Tagen) bestimmte ich mit Hilfe der Fourier-Analyse nach dem Algorithmus von Allen Harris eine Zeit von (3,126889 ± 0,000035) d.

Bei Kreiner (2004) [3] findet sich eine ak- tuelle Periode von 3,126871 d, bei Bonign- segna (1987) [5] 3,126993 d, bei Borovicka (1995) 3,126905 d [11]. Heerlein (1996) in 3 In diesen Farben und relativen Größen der Sternpartner würde das System der unter [4] erwähnten Literaturangabe PX Cep dem visuellen Doppelsternbeobachter erscheinen. Weiß mit einem gibt 3,126959 d ± 0,000023 d an. Hauch von Blau die Hauptkomponente und Topas-Gelb der Begleiter.

Boninsegna [5] erfasste kein sekundäres Minimum, auch im GCVS ist ein solches nicht angegeben. Tabelle 1: Erfasste Hauptminima des Algol-Veränderlichen PX Cep Nach ersten Belichtungen konnte ich grob die Periode einschätzen und kon- Julianisches Datum Datum UT Unsicherheit/d zentrierte mich auf die Phase 0,5, wo das 2456520,3868 2013.08.15 21:17:01 0,0097 sekundäre Minimum zu erwarten war. 2456523,5137 2012.08.09 00:19:44 0,0097 Mir war es gegönnt, dieses erstmals deut- 2456592,3053 2012.10.26 19:19:34 0,0097 lich zu detektieren!

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Aufgrund des Farbindex B-V konnte ich die Temperatur und die Farbe der Sterne bestimmen, um somit nach der eigenen Berechnung eine erste Simulation des Sternenpaares zu zeichnen, wie es den Beobachter durchs Teleskop erscheinen würde, welcher Freude an den pastel- lenen Farbenspiel von Doppelsternen hat (Abb. 3). Eine genauere Simulation 4 erfolgte dann mit Hilfe des Programms BinaryMaker3 (Abb. 4). Das mit Hilfe von BinaryMaker3 Eine eigene Berechnung war mir auch simulierte Stern- deshalb wichtig, um ein professionelles system PX Cep Sternprogramm namens Binary Maker 3 (BM3) von David Bradstreet [6] mit ei- Boninsegna (1987) [5] gibt eine Hellig- mich, was noch aus einer Lichtkurve genen Werten zu füttern und nicht ohne keitsvariation in V von 12,25 bis 14,65 zu gewinnen sei, und ob eventuell das viel Kenntnis der Systemparameter auf mag an, mit einer Amplitude von 2,4 Doppelsternsystem zu simulieren wäre. gut Glück loszulegen. Natürlich interes- mag. Für B gibt er eine Amplitude von 3 Zunächst normierte ich die Helligkeiten sierte mich, wie realistisch denn meine mag an. Die von mir erfassten Helligkei- bezogen auf die Phase 0,75 konstanter berechneten Werte sind. ten sind in der Tabelle 2 einsehbar. Für Helligkeit, wenn beide Sternpartner in das Hauptminimum fand er einen Farb- der Sichtlinie nebeneinander liegen, und Zu meinem eigenen Erstaunen bedurfte index von 0,91. Da ich das Hauptmini- konnte so die Phasen berechnen. Durch es nur geringer Wertanpassungen, um mum und erstmals das Nebenminimum eine Skizzierung des Systems in Grund-, eine realistische Simulation des Dop- erfasste, konnte ich einen Farbindex im Auf- und Seitenriss und Anwendung pelsternsystems mit sehr guter Deckung Hauptminimum von 0,92 und im Neben- trigonometrischer Bezüge erhält man einer aufgrund theoretisch berechneter minimum von 0,236 feststellen. die Formeln, mit Hilfe derer man die Werte erhaltenen Lichtkurve mit meiner Inklination (Sichtwinkel), den relativen praktisch vermessenen Lichtkurve zu er- Die Bedeckungszeit vom 1. bis zum Radius der großen und kleinen Stern- halten (Abb. 5). 4. Kontakt im Hauptminimum beträgt Komponente in Einheiten ihres Abstan- ~0,4117 d (~9,88 h), im Nebenminimum des berechnen kann. Durch Lösung eines Schon während meiner Messungen und ~0,3514 d (~8,43 h). Boninsegna [5] gab entsprechenden Gleichungssystems, be- begleitenden Auswertung ahnte ich eine eine Schätzung fürs Hauptminimum von stehend aus 6 Gleichungen, berechne- Asymmetrie der Lichtkurve. Ich vermute- 8 h an. Die exakten Bedeckungszeiten im te ich folgende Werte: siehe Tabelle 3, te aktive Sternflecken und versuchte im Haupt- und Nebenminimum, also für die Spalte 2. Bei Interesse an der eigenen weiteren Verlauf durch gezielte Beobach- Okkultation und den Transit der helleren Berechnung und Herleitung der Formeln tung entsprechender Phasen hier Klarheit Komponente sind aber aufgrund eines verweise ich auf [7], [8] und [9]. zu gewinnen. Mit Hilfe des BM3 war es ausgeprägten Reflexionseffekts (auf- grund der Nähe beider Partner reflek- tiert der schwächere Stern den helleren Tabelle 2: Helligkeitsamplituden in den einzelnen Schein der Hauptkomponente auf seiner Farbbändern Oberfläche) nur schwer zu bestimmen. Farbe prim.Min I/mag Max/mag ∆mag I/mag sek.Min II/mag ∆mag II/mag Aus meinen Lichtkurven ermaß ich somit B 15,36 12,35 3,01 12,3 0,05 die Kontaktzeiten, die Periode, den Farb­ V 14,46 12,08 2,38 12,15 0,08 index und die Helligkeiten. Ich fragte Rc 13,81 11,89 1,92 12,00 0,12

5 Deckung der theoretisch berechneten Lichtkurven von PX Cep mit den praktisch gemessenen in den Filtern B, V und Rc

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möglich, auch diese Sternflecken zu si- mulieren, was meine Annahme bestätig- te. David Bradstreet half mir mit entspre- chenden fachlichen Hinweisen, dieses Sternsystem zu simulieren (Abb. 6). Be- züglich der Sternflecken wies er darauf hin, eher am kühleren K-Stern dunkle, also kühlere Flecken, anzunehmen. Hier- bei kommt aber die durch BM3 berechne- te Lichtkurve nicht annähernd so gut zur Deckung mit der gemessenen Lichtkur- ve, wie bei einer Annahme von heißeren Sternflecken an der helleren A-Kompo- 6 nente. Die an der Hauptkomponente hel- Das mit Hilfe von BinaryMaker3 simulierte leren Flecken sind durch Massenströme Sternsystem PX Cep mit den Lagrange-Oberflächen, von der kühleren zur heißeren, gravitativ das sind Flächen konstanten Gravitationspotenzials stärkeren Komponente erklärbar, wenn auch bei einem getrennten System die- Quellen- und Literaturhinweise: [7] Reichmann, 2014: „Skizzen und ser Art - einem mittleren A- und frühen [1] Differenz von 8 s in den Perioden- daraus gewonnene Formeln hier K-Stern mit einem durch die Beziehung angaben bei [3] und [4] einzusehen:“, www.vou.startime.at/ nach Eggleton [10] ermittelten Massen- [2] Im General Catalogue of Variable jo/photometrie/71-lichtkurve-px- verhältnis m1/m2 von < 0,249, wobei Stars, GCVS, sind Periode, sekun- cep-erster-nachweis-des-sekundaeren- beide Partner nicht das Roche-Volumen däres Minimum, Spektralklasse minimums#hand-solution ausfüllen – unwahrscheinlich, jedoch und Bedeckungsdauer nicht erfasst: [8] R. W. Hilditch, 2001: “An intro- möglich. Ein Massenaustausch kann also www.sai.msu.su/gcvs/cgi-bin.search. duction to close binary systems”, durch gravitative Effekte und Sternwin- cgi?search=PX+Cep, (2007-2012) Cambridge University Press de erfolgen. Der Farbindex bei Phase 0,8 [3] Kreiner, 2004: www.as.up.krakow. [9] E. Budding, O. Demicran, 2007: ist blauer als der im Phasenbereich 0,3 pl/minicalc/CEPPX.HTM “Introduction to Astronomical – 0,35. In beiden Phasenbereichen liegen [4] Heerlein, 1996: “Long term behavi- Photometry”, Cambridge University beide Partner nebeneinander sichtbar. or of the eclipsing binary PX Cep”, Press Unregelmäßigkeiten der Helligkeitsent- IBVS 4373, http://adsabs.harvard. [10] P. P. Eggleton, 1983: Astrophys. wicklung nach dem sekundären Mini- edu/full/1996IBVS.4373....1H J. 268, 368 mum wie auch in der Tiefe des Haupt- [5] Boninsegna, 1987: “PX Cep: a New [11] J. Borovicka, 1995: “HS And, minimums können auf Massenaustausch Large Amplitude Eclipsing Binary”, LM And, CI Aur, V761 Aql, V1355 hindeuten. Diese Erscheinungen sind an IBVS 3048, http://adsabs.harvard. Aql, AH Cas, FV Cas, PX Cep, den Lichtkurven deutlich zu sehen. Nach edu/full/1987IBVS.3048....1B V385 Cyg, V616 Cyg, EG Gem, dem sekundären Minimum zeigt sich [6] D. Bradstreet: “Binary Maker 3. OO Lac, IW Lyr, LZ Lyr, BZ Mon, auch eine Verschiebung der Lichtkur- modelling program”, LS Per”, Contrib. N. Copernicus ven ins Blaue. Die Tabelle 3 zeigt eine Contact Software, www.binarymaker. Obs. Brno 31, 1af Gegenüberstellung meiner berechneten com Werte (Spalte 2), zu denen mit Hilfe des professionellen Astronomie-Programmes BM3 ermittelten Werten (Spalte 3). Tabelle 3: Parameter des Doppelsternsystems PX Cep

Die Beschäftigung mit dem „Large Am- Parameter eigene BM3 plitude Eclipsing Algol System“ PX Cep, Rechnung also einem Algol-Veränderlichen mit r2 Radius der großen Komponente 0,2332 0,2391 großer Amplitude im Hauptminimum, r1 Radius der kleinen Komponente 0,1725 0,1726 beschenkte mich mit dem ersten Nach- r1/r2 Größenverhältnis 1,352 1,385 weis des sekundären Minimums dieses m2/m1 Massenverhältnis < 0,249 Doppelsternsystems, tieferen Einblicken i Inklination=Sichtwinkel des Systems 86,5° 86,5° in die Astrophysik von Bedeckungsver- (B-V)1 Farbindex kleine Komponente 0,23

änderlichen und einer realistischen Si- (B-V)2 Farbindex große Komponente 0,92 mulation des Sternsystems. Was auch Spektralklasse kleine Komponente mittlerer A-Typ noch im Teleskop Punkt bleibt, wird in Spektralklasse große Komponente früher K-Typ dieser Simulation farbig und dreidimen- T1 ~8.000 K 7.800 K sional erfahrbar! Was man doch alles aus T2 4.600 K 4.400 K einem Punkt lesen kann! In Spalte 2 meine errechneten Werte, in Spalte 3 die Werte von BM3.

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Der Ausbruch des Röntgensterns V404 Cygni im Juni 2015

von Klaus Wenzel

Am 16.06.2015 meldete der Belgier Eddy Muyllaert, dass V404 Cyg auf einer Auf- nahme vom Bradford Robotic Telescope auf Teneriffa mit einer Helligkeit von etwa 16,6 mag deutlich heller erschien als die Normalhelligkeit, welche bei etwa 18,8 mag liegt. Bereits 24 Stunden zu- vor meldete der NASA-Satellit Swift eine erhöhte Röntgenaktivität in dieser Regi- on. Dies war der Beginn eines erneuten spektakulären Ausbruchs der ehemaligen Nova Cygni 1938.

Kurzer geschichtlicher Überblick Auf der Platte LA 5421, aufgenommen am 14. Oktober 1938 am Lippert-Astro- 1 Zwei Skizzen von V404 Cyg vom 18.06.2015 im Abstand von 10 Minuten grafen der Hamburger Sternwarte, ent- am 16-Zoll-Newton bei 457-facher Vergrößerung. Das Gesichtsfeld beträgt etwa deckte der Astronom Arno Wachmann 10’. Um 23:20 UT betrug die Helligkeit 13,4 mag und um 23:30 UT nur noch 14,5 mag. eine neue Nova mit einer Helligkeit von etwa 13 mag, die er noch auf weiteren Aufnahmen bis Ende November 1938 weiterverfolgen konnte. In Hilmar Duer- becks Nova Katalog [1] von 1987 wurde diese Nova noch als klassische schnelle Nova (Typ NA) geführt. Danach wurde es still um diese Nova, welche die offiziel- le GCVS-Bezeichnung V404 Cyg erhielt. Dies änderte sich schlagartig am 22. Mai 1989, als der japanische Röntgensatellit GINGA eine Röntgennova, GS 2023+338, 2 Lichtkurve nach visuellen Beobachtungen des Autors (12,5- und 16-Zoll-Newton) entdeckte. Vier Tage später konnte visu- am 18.06.2015 zwischen 23:00 und 23:30 UT ell ein optisches Gegenstück mit einer Helligkeit von 12,6 mag identifiziert werden, und es wurde schnell klar, dass es sich hier um die ehemalige Nova Cyg- ni 1938 handelt, die offensichtlich erneut ausgebrochen war [2]. Nach weiteren vi- suellen Schätzungen von P. Schmeer und S. Korth erreichte V404 Cyg in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 1989 eine Hel- ligkeit von immerhin 11,9 mag. 3 Bei Nachforschungen im Sonneberger Die visuelle Lichtkurve des Autors vom 25.06.2015 (12,5-Zoll-Newton) zwischen Plattenarchiv fand Gerold Richter einen 21:35 und 23:00 UT zeigt einen flachen Anstieg und einen rasanten Helligkeitsabfall. weiteren, bisher unentdeckten Ausbruch im Jahre 1956 [3]. Auf drei Platten zwi-

4 Gesamtlichtkurve des Ausbruchs 2015. Eingefügt sind noch zusätzlich die Beobachtungen von Wolfgang Kriebel sowie von Pater Christoph Gerhard.

VdS-Journal Nr. 56 Veränderliche 125

schen dem 30. Juli und dem 08. August 1956 konnte er Helligkeiten des Objekts zwischen 14,1 und 14,5 mag nachweisen. Tatsächlich handelt es sich bei V404 Cyg nicht um eine klassische Nova, sondern um ein enges Doppelsternsystem mit einem K-Stern von etwa einer Sonnen- masse und einem kompakten masserei- chen Begleiter, welches in 6,64 Tagen um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreist. Bei dem kompakten Begleiter ist, bei ei- ner Masse von etwa 12 Sonnenmassen, davon auszugehen, dass es sich hier um ein stellares Schwarzes Loch handelt. Vom Schwarzen Loch wird vermutlich Masse von dem K-Stern abgezogen und zunächst auf einer Akkretionsscheibe gespeichert. Man geht davon aus, dass dieser Speicher in unregelmäßigen Ab- ständen (alle 20-30 Jahre) geleert und die aufgesammelte Masse in das Schwarze 5 Loch hineingezogen wird. Die dabei frei Kurz belichtete (10 s) CCD-Aufnahme von Pater Christoph Gerhard werdende Strahlung (Röntgen, optisch) vom 20.06.2015, 20:56 UT. V404 Cyg ist mit einer Helligkeit von können wir dann bei den Ausbrüchen 12,1 mag in der Nähe der Maximalhelligkeit. Das Gesichtsfeld dieses beobachten. Das System befindet sich in Ausschnitts beträgt etwa 15’. einer Entfernung von etwa 8.000 Licht- jahren. Die nächste Beobachtung gelang mir am zu verzeichnen. Eine CCD-Beobachtung Visuelle Beobachtungen während 21.06.2015 durch einige Wolkenlücken. (Belichtung 10 s !) gelang Pater Christoph des Ausbruchs 2015 Hier zeigte sich V404 Cyg mit 12,1 mag Gerhard an seinem 10-Zoll-Newton-Te- Am 18.06.2015, also zwei Tage nach Aus- ausgesprochen hell. Vier Tage später, leskop am 20.06.2015 (Abb. 5). Durch bruchsbeginn, konnte ich erstmals eine am 25.06.2015, konnte ich dann V404 Wolkenlücken konnte er V404 Cyg mit visuelle Beobachtung der Region durch- Cyg – diesmal bei guten Bedingungen einer Helligkeit von 12,1 mag während führen. Ich benutzte hierzu zunächst – zwischen 21:40 und 23:00 UT verfol- der Maximalhelligkeit dokumentieren. meinen kleineren 12,5-Zoll-Newton in gen (Abb. 3). Auch hier bot der exotische Bei einer weiteren CCD-Aufnahme am meiner Dachsternwarte in Wenigum- Stern wieder eine große, spektakuläre 30.06. 2015 betrug die Helligkeit nur stadt. Bei nicht optimalen Bedingungen Show im Okular (12,5-Zoll-Newton bei noch 17,2 mag, der Ausbruch war been- (Dunst) war um 23:05 UT, am Limit, 375x). Nach einem flachen Anstieg von det (Abb. 4). Pater Christoph betreibt eine ein 14,3 mag schwaches Objekt gerade 12,6 (21:43 UT) auf 12 mag (22:23 UT), kleine Sternwarte auf dem Gelände der so wahrnehmbar. Deshalb beschloss ich fiel die Helligkeit plötzlich bis 22:38 UT Abtei Münsterschwarzach. nun doch, den größeren 16-Zöller für die rasant auf 14,1 mag ab, um wieder bis weiteren Beobachtungen einzusetzen. 22:58 UT auf 13 mag anzusteigen. Wer weiß, wie lange wir nun warten Bereits beim ersten Blick durch das Oku- müssen, bis das Schwarze Loch erneut lar war V404 Cyg nun einfach erkenn- Bei weiteren Beobachtungsversuchen ab erwacht und wieder ein kosmisches Feu- bar. Beim Abgleich mit den AAVSO-Ver- dem 27.06.2015 war V404 Cyg für mich erwerk präsentiert. gleichssternen stellte sich jedoch schnell visuell nicht mehr erreichbar, die große heraus, dass die Helligkeit um 23:20 UT Show des Ausbruchs 2015, der nur etwas nicht mehr 14,3 mag, sondern 13,4 mag länger als 10 Tage dauerte, war offen- betrug. V404 Cyg war also in diesen 15 sichtlich vorbei. Damit war der Ausbruch Literaturhinweise: Minuten um etwa 0,9 mag heller ge- 2015 leider deutlich kürzer als seine Vor- [1] H. Duerbeck, 1987: “A Reference worden, um in den nächsten 5 Minuten gänger 1938 und 1989. Catalogue and Atlas of Galactic wieder auf 13,8 mag (23:25 UT) zurück- Nova”, Space Sci. Rev. 45, Nos. 1/2 zufallen. Um 23:30 UT notierte ich 14,5 Am 24.06.2015 konnte V404 Cyg auch [2] S. Korth, 1989: „Die Ausbrüche mag. Es erschien mir fast so, als drehte von dem BAV-Beobachter Wolfgang des Röntgendoppelsterns V404 Cyg man einen Dimmer herunter (Abb. 1+2). Kriebel visuell in seinem C8 mit einer 1938 und 1989 im Vergleich“, So rasche Helligkeitswechsel hatte ich Helligkeit von 12,8 mag beobachtet wer- BAVR 4, 133 bisher noch nie beobachtet. Leider ver- den. Wolfgang Kriebel überwachte V404 [3] G. Richter, 1989: “V404 Cyg – hinderte aufziehende Bewölkung weitere Cyg schon seit Sommer 2003 und hat- A further outburst in 1956”, IBVS Beobachtungen in dieser Nacht. te nun erstmals eine positive Sichtung 3362

VdS-Journal Nr. 56 VdS vor Ort/Tagungsberichte 127

Astronomie-Workshop 2015 am Attersee von Peter Riepe

Der Astronomische Arbeitskreis Salz- 1 Fleißige Mitglieder des AAS beim Bau eines Fundaments für eine neue Kuppel kammergut (AAS) veranstaltete auch der Sternwarte Gahberg. 2015 wieder den traditionellen Astrono- mie-Workshop. Der Workshop hat sich mittlerweile zu einem etablierten Treffen entwickelt, dessen Inhalte sich auf die Astrofotografie und die dazu notwendige Technik (Mechanik, Elektronik, Software) konzentrieren. In der Zeit vom 1. bis 2. Mai fanden sich daher 98 Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und auch ein Schweizer Sternfreund im Gasthof Bra- mosen in Weyregg am Attersee ein.

Schon am Freitagabend gab es ein zwei- stündiges Treffen zum Schwerpunkt „PixInsight“. Dieses Bildbearbeitungs- programm wird mittlerweile von vielen Astrofotografen eingesetzt. Offiziell be- gann der Workshop dann am Samstag- morgen. Erwin Filimon, Obmann des

2 Blick von der Sternwarte Gahberg nach Süden auf das Höllengebirge, das sich bis zu 4,5° über den Südhorizont erhebt.

3 Markus Blauensteiner (links) und Günter Kerschhuber (rechts) haben ihre Teleskope zwar in einem gemeinsamen Gebäude aufgestellt, aber dennoch räumlich getrennt.

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4 AAS, begrüßte die Teilnehmer und be- Die Workshop-Teilnehmer auf der Wiese des Hotels Bramosen richtete über Neuigkeiten. Der Verein be- treibt seine Sternwarte auf dem Gahberg (Abb. 1, Abb. 2), und dort hat sich wieder gen? Diese Fragen beantwortete Robert Anschließend wurde das obligatorische eine Menge getan! Pölzl mit praktischen Tipps. Gruppenfoto aufgenommen (Abb. 4). In einem Dunkelraum lief ganztägig auch Markus Blauensteiner und Günter In der 90-minütigen Mittagspause gab eine Messung der Pupillendurchmesser Kersch­huber präsentierten ihre neue es ein ausgezeichnetes Buffet. Hierbei der Workshop-Teilnehmer. So etwas ken- Doppel­sternwarte, eine Schiebedachhüt- bestanden erste Möglichkeiten zu ei- nen wir ja bereits vom Deep-Sky-Treffen te, die nach zweijähriger Bauzeit nun in nem ausgedehnten Erfahrungsaustausch. in Bebra. Betrieb ist. Zwei selbstgebaute robuste Knicksäulen tragen ASA-Montierungen und sind mit jeweils zwei mittelbrenn- weitigen, lichtstarken Reflektoren für die Deep-Sky-Fotografie ausgerüstet (Abb. 3). Gerhard Balda berichtete über seine selbstgebauten Spiegelteleskope bis ein Meter Öffnung. Die Besucher konnten sich anhand der sorgfältig ausgearbei- teten Details ein Bild von der Präzision und der ideenreich umgesetzten Mecha- nik machen.

Nach einer Kaffeepause informierte Bernhard Hubl über die vom AAS her- ausgegebene DVD „CCD Guide 2015“ und ließ auch noch einmal die wichtigsten Programmpunkte der Konferenz CEDIC 2015 Revue passieren. Die „Central Eu- ropean Deep-Sky Imaging Conference“ fand im März in Linz statt. Für das Jahr 2017 ist der Zeitraum vom 12.-17. März als Folgetermin­ geplant. Danach zeigte Oliver Czernetz, wie mit Hilfe geeigneter Bilddaten aus Archiven wie POSS oder DSS eigene Amateuraufnahmen modifi- ziert werden können.

Wozu nutze ich einen Laser? Wie kann 5 ich meinen Hauptspiegel effektiv reini- Der versteckt gelegene, idyllische Schwarzensee

VdS-Journal Nr. 56 Zum Nachdenken 129

Im Anschluss stellte Peter Riepe am Bei- kann die Kamera für den Monochrom- Abstecher zur Sternwarte Gahberg unter- spiel des Systems M 106 ein zentrales Betrieb genutzt werden, das ermöglicht nehmen und sich ein Bild über den ak- Thema der TBG-Gruppe (tief belichtete auch Schmalbandaufnahmen. Johannes tuellen Stand der dortigen Technik ma- Galaxien) vor: „Wie findet man Begleiter Schedler vom Team „Chart 32“ berichtete chen. Der Workshop darf wieder einmal nahegelegener Spiralgalaxien?“ Mit Hil- über den aktuellen Status und die bishe- als gelungen bezeichnet werden, wobei fe von Datenbanken wie SIMBAD, Sloan rigen Ergebnisse der Gruppe. Eindrücke eines klar wurde: Die Kommunikation Digital Sky Survey und NASA Extraga- aus der chilenischen Natur und Deep- zwischen österreichischen und deutschen lactic Database stellt sich heraus, ob ein Sky-Aufnahmen rundeten den Beitrag Amateuren ist gut, kann aber beim Aus- möglicher Kandidat bei oder hinter der ab. Johannes Schedler scheint übrigens tausch praktischer Erfahrungen noch Muttergalaxie steht, oder ob es noch kei- der Einzige zu sein, der in Vorträgen die deutlich verbessert werden. Typisches nerlei Anhaltspunkt zur Entfernung gibt. Gruppe „Chart 32“ repräsentiert. Chris- Beispiel: Die Gruppe „Chart 32“ fand in toph Kaltseis stellte ergänzend zu Johan- Chile heraus, dass bei der Verwendung Martin Rusterholz stellte den “Raspber- nes Schedler die NIKON D810a im chile- sehr engbandiger Hα-Filter keine extra- ry PI“ vor. Diese Elektronik ermöglicht nischen Astroeinsatz vor. Zum Abschluss galaktischen HII-Regionen erfasst wer- verschiedene praktische Anwendungen sprach Gerald Rhemann zum Thema „28 den, wenn die Rotverschiebung zu groß in der Sternwarte wie beispielsweise die Jahre Astrofotografie“. Beleuchtet wurde ist. Über diese Erkenntnis haben wir im Kuppelsteuerung. Danach informierte der allmähliche Übergang von der che- VdS-Journal bereits vor Jahren berichtet. Ronald Stoyan über den Magakian-Re- mischen zur CCD-Fotografie. Beeindru- flexionsnebelkatalog. ckende Beispiele wurden gezeigt, sowohl Das Salzkammergut ist immer für einen aus dem Bereich Deep Sky als auch von anschließenden Urlaub geeignet. Ausge- Nach der Kaffeepause knüpfte Thomas verschiedenen hellen Kometen in ihrer dehnte Touren ins Gebirge sind ebenso Henne an seinem Vorjahresbeitrag über zeitlichen Entwicklung. zu empfehlen wie Abstecher zu den an- Erfahrungen mit der DSLR an und refe- deren, nahegelegenen Seen (Abb. 5). rierte über den Kamera-Umbau. Entfernt Der Abend bot Gastronomie und Gesel- man Bayermatrix und Mikrolinsen, so ligkeit. Wer wollte, konnte noch einen Verkaufen um jeden Preis? von Thomas Eversberg

ATT 2015 in Essen. Ich schlendere durch Zweiter Versuch mit der gleichen Ein- dritter Versuch. Wieder die Frage nach den Messebereich auf der Suche nach stiegsfrage: Verkäufer: „Das Bias sagt dem Bias. Neuigkeiten und Schnäppchen. Unter nichts aus und Darks können vernachläs- Verkäufer: „Danach fragen nicht viele, anderem möchte ich mich über neue sigt werden (ich hatte nicht nach einem doch das sollte kein Problem sein. Sen- und schon bekannte CCD-Kameras in- Dark gefragt). Ich erkläre ihm das Ver- den Sie eine Mail und wir schicken das formieren. Ich entdecke den Stand eines hältnis zwischen Dark und Bias. Und ich dann.“ bekannten Händlers aus Süddeutschland erkläre warum ein Bias zur Bewertung so und spreche einen Mitarbeiter auf die wichtig ist – ich gewinne den Eindruck, Man mag einwenden, dass Verkäufer im ausgelegten Kameras an. Es entwickelt dass der Verkäufer nicht versteht, wo­ Stress eines Messestandes nicht immer sich ein Dialog, den ich hier sinngemäß rüber ich spreche (seine Firma verkauft angemessen reagieren können oder, dass wiedergebe. „nur“ CCD-Kameras). Verkäufer: „Sie sie nicht für jede Ausrüstung Experten können doch nicht erwarten, dass wir sein können. Dazu ein weiteres Beispiel. Ich: „Kann ich ein Bias Ihrer Kameras auf von jeder einzelnen Kamera ein Bias auf- Frage an einen führenden Händler für Ihrer Webseite laden oder bekomme ich nehmen, damit Sie dann entscheiden, ob Ausrüstung aller Art aus Bayern zu den die auf Nachfrage?“ Verkäufer: „Ein Bias Sie die Kamera kaufen.“ Preisen seiner Kuppeln. bieten wir nicht an, das ist auch nicht Händler: „Das mache ich nicht am Tele- wichtig.“ Da ein Bias völlig problemlos ohne wei- fon, senden Sie mir schriftlich eine An- Ich: „Das Bias ist die entscheidende Auf- tere Ausrüstung aufgenommen werden frage.“ nahme zur Bewertung der Kameraqua- kann, ist diese Antwort eigentlich eine Auf meine Mailanfrage erhalte ich fol- lität“ (ich erkläre ihm das Problem des Frechheit. gende Reaktion: „Das ist keine Anfrage, Ausleseverstärkers, der Standardabwei- Ich: „Es würde mir ausreichen, wenn ich sondern eine Email.“ chung in den Pixeln, die Aufnahmepro- ein beispielhaftes Bias nur für die ein- Ich bedanke mich und entschuldige mich zedur). Verkäufer: „Wir verlassen uns zelnen Kameratypen bekommen könnte.“ für die Störung. Auch hier erlebe ich als hier auf die Angaben des Herstellers.“ Auch dies lehnt der Verkäufer ab (sowas Gegenbeispiel einen Händler im Saar- Ich: „Sie bieten mir eine Kamera an, de- hatte ich auch schon bei einem weiteren land, der mir problemlos alle nötigen In- ren Qualität ich nicht bewerten kann?“ Händler auf dem HATT erlebt). Dass In- formationen zu seinen Kuppeln noch am Verkäufer: „Wir können Ihnen ein Bias kompetenz und Ignoranz kein händlerty- selben Tag per Email sendet (wir reden senden, doch das kostet extra.“ pisches Merkmal sein muss, zeigt mein hier über vierstellige Preise).

VdS-Journal Nr. 56 130 Zum Nachdenken

Was ist hier los? Warum verhalten sich und Händlerverhalten. So etwas gibt per se als wenig hilfreich disqualifiziert, manche Verkäufer so unprofessionell es in dem sehr kleinen, aber exquisiten deklassiert den Kunden zum reinen Ob- oder ablehnend? Ist die Auftragslage so Markt der Astrogeräte nicht. Technische jekt der Verkäufer und man verkennt das hervorragend, dass man sich Unwissen Vergleiche werden nur sporadisch in we- rationale Käufer-Verkäufer-Verhältnis. und Unfreundlichkeit leisten kann? Man nigen Printmedien dargestellt und sehr Folgt man dieser Idee, kann man sich könnte nun mit den Schultern zucken und teure Geräte wie große Teleskope, Kup- auch gleich übers Ohr hauen lassen. Ich den Markt entscheiden lassen – wer Kun- peln oder Messgeräte (z. B. CCD-Kameras, hingegen meine: Nur eine hohe Produkt- den nicht erreicht, scheidet langfristig Spektro­grafen) kann man nicht mal eben kompetenz und Beratungsqualität kann aus dem Markt aus. Bis es dazu kommt, für einen Vergleichstest kaufen. Viele mir Händler und Hersteller vor Kritik und werden jedoch weiterhin viele Produkte bekannte Tests dienen eher der eigenen Beschwerden schützen. Nur so kann man mit falschen Informationen und ohne Bestätigung für den schon getätigten Kunden langfristig zufriedenstellen und nötigen Sachverstand verkauft. Und da Kauf. Und weiter: Kritik am Verhalten als Stammkunden gewinnen (ich habe diese Produkte durchaus teuer sein kön- und der Kompetenz des jeweiligen An- das übrigens als Verkäufer im Einzelhan- nen (siehe Teleskopkuppeln) ist der Ärger bieters kann Auswirkungen für die diese del während des Studiums selbst erlebt). für Käufer vorprogrammiert. Freundlich- Kritik publizierende Zeitschrift haben – keit und Kundennähe sollten eigentlich es gibt nur wenige Firmen im Markt, die Nach meiner Erfahrung arbeitet die gro- selbstverständlich sein. Und Anbieter, die Werbeanzeigen schalten. Insbesondere ße Mehrheit der Anbieter sehr kompetent nicht einmal die Mindestvoraussetzun- wenn diese Firmen sehr marktstark sind, und kundennah. Ich weiß aber auch, dass gen für Kundennähe erfüllen, sollten mit trifft eine mögliche Werbeenthaltsamkeit ich mit meinen schlechten Erfahrungen größter Vorsicht behandelt werden – der das Medium sehr stark. Eine Kollegin nicht allein bin. Hier kann einen nur Kauf einer CCD-Kamera ohne die Kennt- wies mich darauf hin, dass bei den Händ- entsprechendes Vorwissen und eine ei- nis des Bias ist wie ein Autokauf ohne lern sehr scharf kalkuliert werden müs- gene Markanalyse davor bewahren, an Blick unter die Motorhaube. Und wer se und die Gewinnmargen entsprechend „schwarze Schafe“ zu geraten und Geld bei obigem Kuppelhändler nicht einmal klein seien. Daher könne es bei dem ho- zu verlieren. Und je teurer das nötige grundlegende Angaben zum Inneren des hen Durchsatz durchaus passieren, dass Equipment ist, desto umfangreicher soll- von ihm angebotenen Spektrografen er- die Beratung manchmal auf der Strecke te man sich im Vorfeld informieren. Nur hält, wirft unter Umständen mehrere tau- bleibt. Das hingegen ist meiner Einschät- so kann man Unsinn und zweifelhafte send Euro zum Fenster hinaus. zung nach ein schwaches Argument, weil Beratung durchschauen. Ansonsten ist es für alle Händler gilt. Darüber hinaus man der verbalen Eloquenz und den trai- Im Markt der Haushaltsgeräte kümmern sei „Händler-Bashing“ wenig zielführend nierten Verkaufsstrategien zweifelhafter sich unterschiedliche Tester (z. B. Stif- und führe nur zu „bösem Blut“. Mit die- Händler komplett ausgeliefert und för- tung Warentest) um diverse Produkte sem Argument hingegen wird jede Kritik dert damit ihre Marktmacht.

Planeten im Januar Ereignisse im Januar Merkur kann man vielleicht sofort zu 01. 17h Merkur (-0,4 mag) Abendsicht- mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg Jahresbeginn abends erwischen. Ende barkeit, SW-Horizont von 8,0 mag auf ein 1,3 Std. Januar beginnt dann eine Morgensicht- 02. 02:09 Kleinplanet (27) Euterpe (8,8 mag) dauerndes Min. gleicher Helligkeit barkeit. 14’ N Stern 1 Geminorum (4,2 mag) 05. 21:24 X Tri Minimum 11,3 mag, rd. 1,5 02. 06:30 Letztes Viertel Std. Abstieg von 8,6 mag, weitere Venus ist noch Morgenstern. Am 9.1. zieht 02. 13h Mond erdfern, 29,6’ Minima täglich rd. 40 min früher sie in nur 5 Bogenminuten Abstand an 02. 21:24 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Std. 06. 02:57 Beginn Jupitermond Io und sein Saturn vorbei. schneller Abstieg von 6,2 mag Schatten vor Jupiter (-2,2 mag), 02. 24h Erde im Perihel bis 06:19 Mars ist ebenfalls Planet am Morgenhim- 03. 02:03 Kleinplanet (5825) Rakuyon (16,9 07. 7h Mond 2,5° N Saturn (0,5 mag), mel, er zieht seine Bahn von der Jungfrau mag) bedeckt TYC 0819-00667-1 3,7° NO Venus (-4,0 mag), 9° N in die Waage. (9,0 mag) für 1,9 s, Sternbild Antares (1,1 mag) Krebs, Pfadverlauf: O-Deutschland 08. Jupiter (-2,2 mag) wird rückläufig, Jupiter im Löwen beginnt bald mit seiner 03. 06:30 Mond 3,6° N Spica (Alpha Sternbild Löwe Oppositionsschleife, die beste Beobach- Virginis, 1,1 mag) 08. max. Libration im Mond-SW, 8,3° tungsphase des Jahres beginnt. 04. 00:48 Beginn Jupitermond Europa und 08. 20:55 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 sein Schatten vor Jupiter Std. schneller Abstieg von 6,2 Saturn taucht allmählich am Morgenhim- (-2,2 mag), bis 05:54 mag mel auf, spektakulär ist die Begegnung mit 04. 3h Mond 3,6° O Mars (1,2 mag) 09. 7h Venus (-4,0 mag) 6,8’ NO Saturn Venus am 9.1. 04. Morgen Maximum Meteorschauer Quad- (0,5 mag) rantiden, max. 100/h, 40 km/s, 10. 02:31 Neumond Uranus in den Fischen ist noch ein Objekt Radiant im Sternbild Bootes 11. 20:41 BM Ori (Trapez-Stern!) Minimum der ersten Nachthälfte. 05. 02:54 Kleinplanet (27) Euterpe (8,9 mag) 8,7 mag, nach langsamem Abstieg 15’ N off. Sternhfn. NGC 2129 von 7,9 mag Neptun im Wassermann sollte man abends (6,7 mag), Sternbild Zwillinge 12. ab Mond bedeckt Stern zuerst aufsuchen, denn er geht bald unter. 05. 20:55 RW Tau Minimum-Mitte 11,6 17:34 Lambda Capricorni (5,6 mag),

VdS-Journal Nr. 56 GIRAFFE JAGDHUNDE GROSSER BÄR PERSEUS ANDROMEDA

Algol

DREIECK FUHRMANN HAAR DER LUCHS BERENIKE KLEINER LÖWE WIDDER Castor Pollux ZWILLINGE FISCHE

LÖWE STIER KREBS Aldebaran

JUNGFRAU Regulus Beteigeuze ORION Jupiter Procyon KLEINER HUND WALFISCH SEXTANT

Alphard EINHORN Rigel BECHER Sirius ERIDANUS

SÜDOST WASSERSCHLANGE KOMPASS GROSSER HASE Sternkarte exakt HUND gültig für 15. Januar HINTERDECK 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Januar 2016

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 2.1. 10.1. 17.1. 24.1.

genaue Zeit abh. v. Standort 20. ab Mond bedeckt Stern Theta2 Tauri Schatten vor Jupiter (-2,3 mag), bis 14. 20:12 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 01:09 (3,8 mag), genaue Zeit abh. v. 06:09 Std. schneller Abstieg von 6,2 mag Standort 29. 22:14 Kleinplanet (5) Astraea 46’ SW 14. 23:18 Beginn Jupitermond Io und sein 20. ab Mond bedeckt Aldebaran (Alpha Regulus (Alpha Leonis 1,4 mag) Schatten vor Jupiter (-2,3 mag), bis 04:25 Tauri, 0,9 mag), genaue Zeit abh. 30. 10h Mond erdfern, 29,5’ 02:35 am 15. v. Standort 30. Abend Kleinplanet (5) Astraea (9,3 mag) 15. 21h Mond erdnah, 32,3’ 20. 19:43 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 0,8° bei Regulus (Alpha Leo, 1,4 15. 21:10 Algol (Beta Persei) Minimum 3,4 Std. schneller Abstieg von 6,2 mag mag) mag, Abstieg von 2,1 mag in rd. 3 22. max. Libration im Mond-NO, 8° 30. 19:00 RW Tau Minimum-Mitte 11,6 mag, Std. 22. 01:11 Beginn Jupitermond Io und sein rd. 2 Std. schneller Abstieg von 8,0 16. ab Mond bedeckt Stern My Piscium Schatten vor Jupiter (-2,3 mag), bis mag auf ein 1,3 Std. dauerndes 19:51 (4,8 mag), genaue Zeit abh. v. 04:22 Min. gleicher Helligkeit Standort 24. 02:46 Vollmond 30. 21:33 Beginn Jupitermond Io und sein 17. 00:26 Erstes Viertel 26. 19:00 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 Schatten vor Jupiter (-2,4 mag), bis 17. 19:38 Streifende Sternbedeckung durch Std. schneller Abstieg von 6,2 mag 00:36 am 31. den Mond (S-Rand): SAO 110516 26. 20:16 Mond 2,9° S Regulus (Alpha 31. 02:30 Mond 6,9° O Spica (Alpha Virginis, (6,9 mag), bis ca. 19:41, Sternbild Leonis, 1,4 mag) 1,1 mag) Walfisch, Grenzlinie ca.: Baden- 27. 7h Beginn Merkur (0,4 mag) Morgen- Baden – Karlsruhe – Heilbronn – sichtbarkeit, SO-Horizont N-Bayern 28. 01:03 Jupitermond Kallisto vor Jupiter 17. Abend Maximum Meteorschauer Delta- (-2,3 mag), bis 02:55 Cancriden, ca. 4/h, 30 km/s, 28. 01h Mond 1,7° S Jupiter (-2,3 mag) Radiant im Sternbild Krebs, ganze 28. 21:51 Beginn Jupitermond Europa und Nacht sein Schatten vor Jupiter (-2,3 19. 18h Mond in den Hyaden, bis 20.1., 5h mag), bis 02:21 am 29. 29. 03:04 Beginn Jupitermond Io und sein Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10° ö.L. und 50° n.Br. Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10° 2:00 MEZ zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 29.3. 2:00 Uhr MEZ bis 25.10. eine Stunde zu den Zeitangaben addieren

VdS-Journal Nr. 56 Algol

NÖRDL. KRONE PERSEUS Capella

Gemma GROSSER BÄR FUHRMANN LUCHS Plejaden BOOTES JAGDHUNDE

Arctur KLEINER LÖWE Castor ZWILLINGE STIER HAAR DER Pollux BERENIKE Aldebaran

KREBS LÖWE ORION Regulus KLEINER Beteigeuze JUNGFRAU HUND Procyon Jupiter EINHORN

ERIDANUS SEXTANT Rigel Spica Alphard BECHER Sirius HASE RABE SÜDOST WASSERSCHLANGE GROSSER HUND Sternkarte exakt gültig für 15. Februar KOMPASS 0 Uhr MEZ HINTERDECK SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Februar 2016

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 1.2. 8.2. 15.2. 22.2.

05. 21:38 R CMa Minimum 6,3 mag, Abstieg bis 05:50 Planeten im Februar von 5,7 mag in rd. 1,5 Std. 22. 6h Mond 4,9° SW Regulus (Alpha Merkur bietet Anfang Februar eine 06. 7h Mond 3,2° N Venus (-4,0 mag), 5,3° Leonis, 1,4 mag) Morgensichtbarkeit, am besten gegen NW Merkur (0,0 mag) 22.19:20 Vollmond 7 Uhr beobachten. 06. 23:26 Beginn Jupitermond Io und sein 22. 19:30 Mond 4,8° SO Regulus (Alpha Schatten vor Jupiter (-2,4 mag), bis Leonis, 1,4 mag) Venus zieht sich vom Morgenhimmel zurück, 02:21 am 7. 22. 21:41 Beginn Jupitermond Io und sein am 6.2. begegnet ihr die schmale Mondsichel. 07. 2h Merkur in größter Elongation West, Schatten vor Jupiter (-2,5 mag), bis Mars wird immer auffälliger, der rote Planet 26° 00:16 am 23. ist nach Mitternacht zu beobachten. 07. 19:43 Algol (Beta Persei) Minimum 3,4 mag, 22. 22:02 Jupitermonde Europa und Io gleich- Abstieg von 2,1 mag in rd. 3 Std. zeitig vor Jupiter (-2,5 mag), bis Jupiter im Löwen dominiert den Nachthimmel, 08.15:39 Neumond 22:26 er wird Anfang März in Opposition stehen. 10. 00:59 Beginn Jupitermond Ganymed 23. 20h Mond 3,7° N Jupiter (-2,5 mag), bis Saturn im Skorpion, unweit von Antares, und sein Schatten vor Jupiter (-2,4 24., 6h macht sich zunehmend am Morgenhimmel mag), bis 06:45 24. 4h Mond 2,4° S Jupiter (-2,5 mag) bemerkbar. 10. 22:07 RW Tau Minimum-Mitte 11,6 mag, 26. 20h Kleinplanet (4) Vesta (8,4 mag) 28’ rd. 2 Std. schneller Abstieg von SO Ny Piscium (4,4 mag) Uranus in den Fischen kann man gleich nach 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Minimum 25. Meteorschauer der Delta-Leoniden, Beginn der Nacht aufsuchen. gleicher Helligkeit Maximum, 23 km/s, sichtbar 15.2. Neptun steht Ende Februar in Konjunktion mit 11. 04h Mond erdnah, 32,8’ bis 10.3. der Sonne, er ist nachts unter dem Horizont. 13. 20:26 R CMa Minimum 6,3 mag, Abstieg 26. 19:20 Kleinplanet (1881) Shao (17,3 mag) von 5,7 mag in rd. 1,5 Std. bedeckt TYC 0725-00841-1 (8,7 mag) Ereignisse im Februar 13. ab Mond bedeckt Stern Xi1 Ceti (4,4 für 6,6 s, Pfadverlauf: SW- nach 20:33 mag), genaue Zeit abh. v. Standort NO-Deutschland 01. 04:28 Letztes Viertel 14. 01:19 Beginn Jupitermond Io und sein 26. 20:55 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 01. Mars (0,8 mag) 1,2° N Alpha Lib Schatten vor Jupiter (-2,4 mag), bis Std. schneller Abstieg von 6,2 mag (2,6 mag) 04:06 26. 23:30 Mond 4,1° NO Spica (Alpha 01. 7h Mond 2,6° N Mars (0,8 mag) 15. Kleinplanet (5) Astraea (8,7 mag) in Virginis, 1,1 mag) 02. 21:01 Beginn Jupitermond Ganymed Opposition zur Sonne, Sternbild Löwe 27. 21:24 Algol (Beta Persei) Minimum 3,4 mag, und sein Schatten vor Jupiter (-2,4 15. 08:46 Erstes Viertel Abstieg von 2,1 mag in rd. 3 Std. mag), bis 03:20 am 3. 15. 24h Mond 5,6° W Aldebaran (Alpha 27. 04h Mond erdfern, 29,5’ 03. 06:30 Mond 8,9° N Antares (Alpha Tauri, 1,0 mag) 28. Neptun in Konjunktion mit der Sonne Scorpii, 1,1 mag) 16. 19h Mond 5,5° O Aldebaran (Alpha 29. 21:33 Beginn Jupitermonde Europa und 04. 5h Mond 5,5° O Saturn (0.5 mag) Tauri, 1,0 mag) Io und deren Schatten gleichzeitig 05. 00:26 Beginn Jupitermond Europa und 18. max. Libration im Mond-NO, 8,6° vor Jupiter (-2,5 mag), bis 02:00 am sein Schatten vor Jupiter (-2,4 mag), 20. 21:24 RZ Cas Minimum 7,7 mag, rd. 2 1.3. bis 04:41 Std. schneller Abstieg von 6,2 mag 29. Saturn (0,5 mag), maximale Ring- 05. 7h Beginn Merkursichtbarkeit 21. 03:12 Beginn Jupitermond Io und sein öffnung, 26,3° 05. max. Libration im Mond-SW, 9,1°

Schatten vor Jupiter (-2,5 mag), Sterne), Konrad Braune (Veränderliche E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner Guhl (Sternbedeckungen durch den Mond), Eberhard Riedel (streifende Sternbedeckungen), Oliver Klös (Sternbedeckungen durch Kleinplaneten) VdS-Journal Nr. 56 Algol Capella

NÖRDL. KRONE PERSEUS FUHRMANN Capella HERKULES LUCHS Gemma GROSSER BÄR FUHRMANN GROSSER BÄR NÖRDL. LUCHS Plejaden KRONE STIER BOOTES JAGDHUNDE JAGDHUNDE Castor ZWILLINGE BOOTES Gemma Pollux Arctur KLEINER LÖWE Castor ZWILLINGE STIER KLEINER LÖWE HAAR DER Pollux BERENIKE Aldebaran Arktur HAAR DER BERENIKE KREBS ORION KREBS LÖWE Beteigeuze LÖWE ORION Regulus KLEINER Beteigeuze Regulus HUND SCHLANGE KLEINER JUNGFRAU (KOPF) JUNGFRAU Procyon HUND Procyon Jupiter Jupiter EINHORN

ERIDANUS EINHORN SEXTANT SEXTANT Rigel Spica Alphard Alphard WAAGE Spica BECHER BECHER Sirius HASE RABE SÜDOST SÜDOST RABE WASSERSCHLANGE GROSSER HUND WASSERSCHLANGE Sternkarte exakt Sternkarte exakt gültig für 15. Februar KOMPASS gültig für 15. März 0 Uhr MEZ HINTERDECK SÜDWEST 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im März 2016

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 2.3. 9.3. 15.3. 23.3.

Planeten im März für 10,8 s, Pfadverlauf: O- nach vor Jupiter (-2,5 mag), auch GRF, SO-Deutschland, Österreich bis 05:37 Merkur zieht wie Uranus und Neptun 04. max. Libration im Mond-SW, 9,7° 15. 18:03 Erstes Viertel seine Bahn nahe der Sonne am Taghimmel. 04. 20:14 HU Tau Minimum-Mitte 6,7 mag, 16. max. Libration im Mond-NO, 9,4° Abstieg von 5,9 mag in rd. 2 Std. 16. 20:03 Beginn Jupitermonde Ganymed Venus ist stark geschrumpft und verabschie- auf ein 1,0-Std.-Minimum glei- und Io und deren Schatten gleich- det sich bis Ende März vom Morgenhimmel. cher Helligkeit zeitig vor Jupiter (-2,5 mag), bis Mars wechselt von der Waage in den 05. ab 20h Kleinplanet (27) Euterpe (10,6 00:07 am 17. Skorpion, fast könnte man ihn mit Antares mag) läuft zentral W-O durch 17. 20:24 Jupitermond Kallisto und sein verwechseln. den Sternhfn. M 35, ganze Nacht, Schatten vor Jupiter (-2,5 mag), Sternbild Zwillinge bis 01:08 am 18. Jupiter steht am 8. März im Löwen in Oppo- 06. 21:26 HU Tau Minimum-Mitte 6,7 mag, 17. 21:41 RW Tau Minimum-Mitte 11,6 mag, sition – beste Beobachtungsbedingungen. Abstieg von 5,9 mag in rd. 2 Std. rd. 2 Std. schneller Abstieg von Saturn ist Mars auf der Ekliptik ein Stück auf ein 1,0-Std.-Minimum glei- 8,0 mag auf ein 1,3-Std.-Mini- voraus, auch ihn findet man im Skorpion. cher Helligkeit mum gleicher Helligkeit 07. 12h Mond 2,4° N Venus (-3,9 mag) 20. 05:30 Frühlingstag- und -nachtgleiche Uranus beendet seine Sichtbarkeitsperiode, 08. 00:09 Beginn Jupitermonde Europa und 20. 20h Mond 2,9° S Regulus (Alpha das abendliche Aufsuchen wird zur Heraus- Io und deren Schatten gleichzeitig Leonis, 1,4 mag) forderung. vor Jupiter (-2,5 mag), bis 03:43 21.19h Mond 2,9° W Jupiter (-2,5 mag), 08. 12h Jupiter in Opposition zur Sonne, bis 5h am 22., dann 2,6° S Neptun ist den zweiten Monat in Folge nicht Sternbild Löwe 23. 13:01 Vollmond, Halbschattenfinsternis, am dunklen Nachthimmel zu sehen. 09. 02:54 Neumond, totale Sonnenfinsternis, in EU unbeobachtbar in EU unbeobachtbar, sichtbar in 23. 23:20 Beginn Jupitermonde Ganymed Ereignisse im März Indonesien und Ozeanien und Io und deren Schatten gleich 01. 2h Mond 4,3° N Mars (0,2 mag) 09. 19:54 Beginn Jupitermond Io und sein zeitig vor Jupiter (-2,5 mag), bis 01. 03:04 Streifende Sternbedeckung durch Schatten vor Jupiter (-2,5 mag), 04:05 am 24. den Mond (S-Rand): 49 Librae bis 22:12 25. 04:30 Mond 3,9° N Spica (Alpha (5,5 mag), bis ca. 03:08, Grenzlinie 09. 21:12 R CMa Minimum 6,3 mag, Abstieg Virginis, 1,1 mag) ca.: Aurich – Oldenburg – Braun- von 5,7 mag in rd. 1,5 Std. 25. 14h Saturn (0,4 mag) wird rückläufig schweig – Halle – Leipzig 10. 8h Mond erdnah, Winkeldurchm. 25. 15h Mond erdfern, Winkeldurchm. 01. 05:30 Mond 11,2° NW Antares (Alpha 33,2’ 29,4’ Scorpii, 1,1 mag) 11. 00:37 Kleinplanet (3139) Shantou (16,3 26. Kleinplanet (3) Juno (10,4 mag) 01. 22:24 R CMa Minimum 6,3 mag, Abstieg mag) bedeckt HIP 33089 (8,1 42’’ NO 16 Lib (4,5 mag) von 5,7 mag in rd. 1,5 Std. mag) für 9,2 s, Pfadverlauf: NW- 27. 02:00 Umstellung auf MESZ = MEZ+1h 02. 00:11 Letztes Viertel nach NO-Deutschland 29. 3h Mond 4,5° NO Mars (-0,5 mag), 02. 6h Mond 2,9° N Saturn (0,5 mag), 10° 14. 20h Mond 2,3° O Aldebaran (Alpha 6,7° NW Saturn (0,4 mag), 8,7° N NO Antares (Alpha Scorpii, 1,1 mag) Tauri, 1,0 mag) Antares (1,1 mag)

03. 20:54 Kleinplanet (36) Atalante (12,5 15. 02:27 Beginn Jupitermonde Europa und 30. 2h Mond 5,9° O Saturn (0,4 mag) ö.L. und 50° n.Br. Alle Zeitangaben in MEZ, für Standort bei 10° 2:00 MEZ zum Umrechnen in MESZ im Zeitraum 29.3. 2:00 Uhr MEZ bis 25.10. eine Stunde zu den Zeitangaben addieren mag) bedeckt HIP 39219 (8,4 mag) Io und deren Schatten gleichzeitig VdS-Journal Nr. 56 134 Beobachterforum

Sirius B visuell beobachtet von Andreas Alzner

Die Geschichte des Sirius-Doppelstern- meinem ersten Fernrohr, einem 4,5-Zoll- 1996 hatte ich ein Messprogramm für systems ist zu bekannt, als dass sie hier Newton mit Kellner-Okularen zu erspä- Doppelsterne mit einem 325-Millimeter- noch einmal ausführlich erzählt werden hen – vergeblich und ohne Aussicht auf Cassegrain begonnen. Leider waren da- müsste. Erfolg, wie mir viele Jahre später klar mit nur Messungen bis etwa -12 Grad wurde. Damals kannte ich natürlich Deklination möglich – Hausdächer und In aller Kürze das Wichtigste: Aus Un- noch nicht Robert Burnhams Beobach- ein stetig wachsender Apfelbaum ver- regelmäßigkeiten der Eigenbewegung tungen vom Winter 1962 [2] – bei einem sperrten die Sicht. Zu allem Überfluss des hellen Fixsterns schloss Friedrich Abstand von damals 9,7 Bogensekunden hatte ich einen 360-Millimeter-Newton- Wilhelm Bessel im Jahr 1844 auf einen – als er die Sichtbarkeit des Begleiters spiegel aus dem sperrigen Volltubus aus- unsichtbaren Begleiter. Der deutsche mit unterschiedlich großen Öffnungen gebaut und dieser ruhte nun unbenutzt Astronom Christian August Friedrich untersuchte, indem er den 24-Zoll-Clark- in einem Pappkarton. Peters bestimmte 1851 eine Bahn mit Refraktor am Lowell Observatory schritt- einer Periode von fast genau 50 Jahren. weise abblendete. Sein Ergebnis damals: Im Januar 2011 machte ich einen Versuch Aber auch erfahrene Beobachter konnten „ …optimal mit 18 Zoll, … sehr gut mit mit einem 125/800-Millimeter-Refraktor. den Begleiter in den folgenden elf Jahren zwölf Zoll, schwierig mit neun Zoll und Das Seeing war gut, aber den Begleiter nicht nachweisen. sichtbar mit sechs Zoll nur, wenn die Po- konnte ich nicht entdecken. sition genau bekann war.“ Offenbar war ein ganz besonders leis- 2012 bekam der 360-Millimeter-New- tungsfähiges Fernrohr für die Erstbeob- Als ich dann endlich 1987 ein größeres ton – die Optik stammt von Carl Zeiss achtung notwendig. Der amerikanische Fernrohr – einen 6-Zoll-Newton – er- Jena – ein neues Gewand in Form eines Optiker Alvan Graham Clark fand im Ja- standen hatte, war der Abstand bereits Gitterrohrdobsons. Da der Abstand nun nuar 1862 bei Tests eines neuen 18-Zoll- wieder unter sieben Sekunden gefallen mittlerweile auf mehr als zehn Bogen- Achromaten endlich den lange gesuchten und der Begleiter strebte dem nächsten sekunden angewachsen war, sollte nun Begleiter. Die späte Entdeckung erklärte Periastron 1994 zu. Im Jahr 2005 waren endlich die erste erfolgreiche Sichtung sich aus der Tatsache, dass Sirius B ca. dann wieder mehr als 7 Bogensekunden möglich sein. zehn Größenklassen schwächer als der Abstand erreicht und Beobachtungen helle Hauptstern ist. Einmal bekannt, schienen wieder erfolgversprechend. 5. Januar 2014: 360-Millimeter-Newton wurde der Begleiter in der Folgezeit von Wolfgang Vollmann sah den Begleiter bei 196-fach: zwischen 22:30 und 23:15 vielen Astronomen beobachtet und ge- im Winter 2005 mehrfach mit einem Uhr ist das Seeing am Besten. Das Trapez messen. Otto Struve benutzte dafür z. B. 130/1040-mm-Refraktor – eine fantasti- in M 42 ist leicht bei 6-fach zu sehen, den 15-Zoll-Refraktor an der Sternwarte sche Leistung [3]! aber eine überzeugende, sichere Sichtung in Pulkowa auf 60 Grad nördlicher Breite. von Sirius B gelingt mir nicht. Sollte wie- der ein ganzes Jahr bis zur Erstbeobach- Seine Bahn ist mit hoher Genauigkeit tung vergehen? Mittlerweile betrug der bekannt (van den Bos, 1960) [1], ob- Abstand satte 10,1 Bogensekunden und wohl Messungen eines Teilstückes um 44 Jahre waren mittlerweile seit meinem das Periastron herum nicht möglich ersten Versuch vergangen. waren – zu nahe steht der Hauptstern dann am Begleiter und überstrahlt diesen Dann kam im März 2014 unerwartet eine vollkommen. Aus den Bahnparametern, ganze Reihe von Nächten, die Gelegen- spektroskopischen Daten und Hellig- heit zur Beobachtung gaben – nicht sehr keitsbestimmungen ergab sich eine ex- klar, oft sogar mit Dunstschleiern, aber trem hohe Dichte – Sirius B war damit meist mit recht gutem Seeing. Viele Jah- einer der ersten nachgewiesenen Weißen re Doppelsternmessungen am Heimatort Zwerge. in Mittelfranken haben mir gezeigt: Das perfekte Seeing südlich des Himmels- Wie können Amateurastronomen Siri- äquators kommt nicht vor. us B visuell beobachten? Refraktor oder 1 Die Hexagonalblende wird so ge- Spiegelteleskop? Newton oder Schmidt- schnitten, dass ein möglichst großer Die folgenden Beobachtungen wurden Cassegrain? Welche Öffnung ist erforder- Anteil der zur Verfügung stehenden alle mit dem 360/1763-Millimeter-New- lich? Optik genutzt wird. Außerdem soll ton mit verschiedenen Blenden durchge- sie stabil, aber auch leicht genug führt (Durchmesser des Fangspiegels: 75 In der Zeit um das Apastron im Jahr 1969 sein, so dass man sie schnell Millimeter): versuchte ich mehrfach, Sirius B mit drehen kann. 6. März: Das Seeing schien gut, der Dop-

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pelstern Eta Geminorum A: m = 3.5 mag, Mit dieser Anordnung war Sirius B be- 225-Millimeter-Kreisblende: B nur v ‚‚ B: mv = 6.5 mag, Abstand = 1.7 war reits um 18:52 MEZ zu sehen. Um diese blickweise, dabei sehr schwach. leicht zu sehen, auch mit einer 135-Mil- Zeit waren mit freiem Auge nur Sirius 200-Millimeter-Kreisblende: B sehr limeter-Off-Axis-Blende, aber viel bes- und Jupiter am leicht dunstigen Himmel schwach, nur noch sporadisch. An der ser mit 360 Millimeter Öffnung. Um ca. aufzufinden. In der Folge konnte ich bei Grenze einer sicheren Beobachtung. 20:45 Uhr habe ich Sirius B dann endlich fortschreitender Dämmerung Tests mit 150-Millimeter-Off-Axis-Blende: Hier- mit 196-fach eindeutig gesehen, uner- verschieden großen Kreisblenden und bei entsteht eine Randabschattung durch wartet weit vom Hauptstern entfernt. Die der Hexagonalblende machen, um die einen Teil des Fangspiegels. Die Blende Sichtbarkeit wurde mit verschiedenen Mindestöffnung für eine sichere Beob- muss dann so gedreht werden, dass der Kreisblenden getestet: am besten waren achtung zu bestimmen: helle Beugungsstreifen außerhalb der 300 Millimeter. Mit der vollen Öffnung 360-Millimeter-Kreisblende (volle wichtigen Region liegt. Erst um 19:25 von 360 Millimetern gab es das Problem, Öffnung): nicht einfach, aber sicher. MEZ ist Sirius B damit sehr schwach dass zwischen den dominierenden vier Störungen ziehen immer wieder durch und nur sporadisch zu sehen, ungefähr Spikes der Fangspiegelspinne weitere das Bild. wie mit der 200-Millimeter-Kreisblende, schwache Spikes und Schlieren das Bild 346,4-Millimeter/300-Millimeter- aber noch etwas schwieriger. Erstaun- störten. Hexagonalblende: optimal, einfache licherweise wirkt der helle Hauptstern Sichtung damit viel unruhiger als mit der Hexa- 7. März: Das Seeing ist noch besser, Si- 300-Millimeter und 280-Millimeter- gonalblende. Hiermit war Sirius A sehr rius B um 19:20 Uhr mit 300 Millime- Kreisblende: gut hell, viel kleiner und ruhiger. (Abb. 3) tern und 196-fach mehrfach über längere 250-Millimeter-Kreisblende: schwieri- Zeiträume zu halten. Der kleine Stern ist ger, blickweise. hochgradig empfindlich: sowie sich das Seeing etwas verschlechtert, sprüht der Hauptstern, der Begleiter wird zerrissen und geht im Meer der Beugungsringe von A unter.

Weitere fünf Nächte im März erlaubten noch erfolgreichere Sichtungen. Dabei zeigte sich der Begleiter erstaunlicher- weise bereits in der hellen Dämmerung. Mittlerweile hatte ich mir eine passen- de Hexagonalblende nahezu maximaler Größe (a=346,4 mm/b=300,0 mm) zuge- schnitten (Abb.1).

Diese ändert das Beugungsbild grundle- gend. Anstatt konzentrischer Beugungs- ringe, die zusammenfließen und die ganze Umgebung des Hauptsterns stö- ren, erhalte ich nun sechs helle Spikes, die heller, aber kürzer als die Spikes der Fangspiegelspinne sind (Abb. 2). Der Vorteil ist, dass die Räume zwischen den Spikes wesentlich dunkler und ruhi- ger sind als das Feld einer Kreisblende. Diese Blende sollte man so drehen, dass der Begleiter zwischen zwei dieser hellen Spikes fällt. E. E. Barnard hat mit einer solchen Hexblende den viel schwierige- ren Procyon B gemessen [4].

Die beste Nacht ergab sich am 29. März. Der Ablauf war folgender: Um 18:10 MEZ Sirius mit dem Fernglas am Tag- himmel gefunden und kurz darauf mit dem 360-Millimeter-Newton eingestellt, 2 Das von der Hexagonalblende erzeugte Beugungsbild ist die zweidimensionale Hexagonalblende aufgelegt. Alle Beob- Fouriertransformierte dieser Blende: Außerhalb der zentralen Beugungsscheibe fließt achtungen in der Folge mit 220-fach. das Licht in sechs helle Strahlen mit dunklen Zwischenräumen.

VdS-Journal Nr. 56 136 Beobachterforum

Das Seeing ist vor der Beobachtung schwer einzuschätzen. Man sollte sich nicht durch Wind von einer Beobach- tung abhalten lassen. In einer Nacht z. B. waren gelegentliche Windböen so stark, dass mir die aus Pappe geschnittenen Blenden aus dem Tubus geweht wurden. Sirius B war aber beobachtbar.

Beurteilung des Seeings: Ein sehr guter Indikator ist das Mehrfachsystem Theta 1 Ori in M 42 („Trapez“). Die schwachen Komponenten E und F müssen leicht, auf einen Blick und konstant zu sehen sein, ohne ausgeprägte Lichtkränze um die schwachen Sterne. Ist die Komponente F beispielsweise nur gelegentlich zu sehen, so ist eine gute, sichere Beobachtung von Sirius B nicht möglich. Eta Geminorum (Daten siehe oben) muss ohne Probleme zu trennen sein. Das Paar ist aufgrund des großen Helligkeitsunterschiedes nicht leicht und zeigt einen schönen orange- 3 blauen Farbkontrast. Sirius B inmitten von zehn Beugungsstrahlen: Sechs werden durch die Hexagonal- blende, vier weitere durch die Fangspiegelstreben erzeugt. In Internetforen ist gelegentlich vom Einsatz eines UHC-Filters bei der Be- obachtung von Sirius B die Rede. Nach Zusammenfassend kann ich folgende nalblende sind kürzer, aber breiter und meiner Erfahrung nimmt der Filter zu Empfehlungen für eine erfolgreiche Be- viel heller und bereits in der hellen Däm- viel Licht weg und somit konnte ich den obachtung des Weißen Zwerges geben: merung zu sehen. Begleiter damit nicht mehr sehen. Vor der Beobachtung über den Positions- winkel informieren. Wichtig vor allem Bei großen Öffnungen über 300 Milli- Viel Erfolg für Eure Beobachtungen! bei Beobachtung mit einer Hexagonal- meter lohnt es sich auch, verschiedene blende. kleinere Kreisblenden bis etwa 300 Milli- Internet- und Literaturangaben: meter auszuprobieren. [1] van den Bos, W. H.: J. Obs. 43, Vergrößerung: ca. 180- bis 220-fach (wie 145, 1960 bei Jupiter). Nicht an Sirius A, sondern In der Dämmerung ist das Seeing meist [2] Burnham, R.: Burnham’s Celestial an einem schwächeren Stern in der Nähe am Besten. Handbook, Vol.1, Dover Publica- fokussieren. tions, New York 1978 Im März beobachten! Vorteil: Im März [3] http://members.aon.at/wolfgang. Wenn es die Öffnung erlaubt, mit einer steht Sirius bei Dämmerungsbeginn in vollmann/sirius.htm#beob_2005_01 Hexagonalblende beobachten. Die Sich- der Nähe des Meridians. [4] Barnard, E. E.: AN 1909, 182R, 13 tung ist – falls die Blende korrekt ge- dreht ist – viel einfacher. Um Sirius B im Laufe der Nacht zwischen zwei Spikes zu Tabelle 1: Ephemeride von Sirius B halten, muss die Hexblende gelegentlich (van den Bos 1960, Äquinoktium 2000) [1] gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden ‚‚ 2014.0 81.1° 10.07 (bei Blickrichtung in den Tubus). 2015.0 78.8 10.32 2016.0 76.6 10.54 Bei Dobsons können die Spikes durch die 2017.0 74.5 10.74 Fangspiegelspinne natürlich eine Sich- 2018.0 72.5 10.91 tung vereiteln – die damit einhergehende 2019.0 70.6 11.04 Zwangspause ist aber nicht von langer 2020.0 68.6 11.15 Dauer, da diese Spikes zwar lang, aber … sehr schmal sind. Je schmaler die Arme 2025.0 59.3 11.19 der Fangspiegelspinne sind, desto länger 2030.0 49.2 10.31 und schwächer sind die von ihr verur- 2035.0 35.6 8.24 sachten Spikes. Die Spikes der Hexago-

VdS-Journal Nr. 56 Beobachterforum 137

1 Totalität über dem Flughafen von Long- Sofi bei den Eisbären yearbyen. Aufnahme mit Canon-8-Milli- meter-Fisheye an einer Canon 700D, von Michael Mushardt HDR-Bild aus drei Einzelaufnahmen

1. August 2008, Mongolische Steppe: Der noch Rainer Mannof und Reinhold Wit- die Sonne gut drei Grad über den Ber- Mondschatten zieht in klarer Wüstenluft tich mit von der Partie. Wetterstatistiken gen stehen und es war kaum mit Bären nach Osten ab, das Wetter war gut. und Sichtbarkeitszonen auf Spitzbergen zu rechnen. Die Ausrüstungen wurden wurden mit den Gebieten mit Eisbä- aufeinander abgestimmt, so dass wir mit 22. Juli 2009, Shanghai: Nach knapp rengefahr überlagert, und unsere erste Brennweiten zwischen 10 und 1.000 Mil- sechs Minuten Totalität unter dichten Wahl fiel auf ein Gebiet relativ dicht am limeter alle Bereiche gut abdeckten. Wolken bricht ein Wolkenbruch über Flughafen, direkt am Fjord. Dort sollte uns herein, das war leider ein Schlag ins Anzeige Wasser.

Nach diesen wechselhaften Erfahrungen wurden die Wetterprognosen der kom- menden totalen Sonnenfinsternisse etwas vorsichtiger bewertet. Die Berichte der Reisenden zeugen aber davon, dass man bei Statistik auch Glück haben kann. Die Finsternis am 20. März 2015 bot wieder eher schlechte Aussichten, so dass ich mich gegen eine Reise entschied. Dann allerdings kam am 19. Januar eine Mail von Sternfreund Michael Kohl: „Was machst Du eigentlich am 20. März?“ mit einem Flugplan von SAS, Linienflug von Oslo nach Longyearbyen auf Spitzbergen am Abend des 19. März, Ankunft kurz nach Mitternacht, Rückflug am 20. März um 18 Uhr.

Nach kurzer Überlegung wurde die Reise gebucht, außer Michael und mir waren

VdS-Journal Nr. 56 138 Beobachterforum

Der Termin rückte näher, die Piloten und Lokführer streikten zum Glück nicht gerade an unseren Reisetagen, und so begann am 19. März wie geplant unse- re Reise. Auf dem Flug von Oslo nach Longyearbyen fanden wir wegen hefti- ger Polarlichter leider kaum Schlaf, alle Lichter im Flugzeug waren abgeschaltet, so dass wir dieses Naturschauspiel als Einstimmung auf den Höhepunkt der Reise genießen konnten.

Gegen 1 Uhr 30 landeten wir auf Spitz- bergen, die Luft war bei -28 Grad schon merklich frisch. Im Flughafen breiteten neben uns noch zirka weitere 20 Perso- nen ihre Isomatten aus und wir dösten noch gut zwei Stunden, bevor wir um 5 Uhr von einer Reinigungskraft aufge- scheucht wurden. Der Himmel war leider noch von leichten Wolken bezogen, die aber deutliche Auflösungserscheinungen zeigten. Voller Zuversicht bauten wir die Geräte zusammen und bezogen unseren Beobachtungsplatz am Strand.

Die Wolken zogen Richtung Westen ab und so konnten wir bei idealen Bedin- gungen den 1. Kontakt in einer faszinie- renden Eislandschaft beobachten. Mit Fortschritt der Bedeckung wurde das Licht langsam fahler und dann nahte von Westen eine dunkle Wand: der Mond- schatten kam! Die letzten Sonnenperlen verschwanden, und die Korona flammte auf! Die eisige Landschaft lag in einem silbernen Licht, absolut beeindruckend! Einige Protuberanzen waren im 3-Zoll- Refraktor wunderschön zu beobachten. Im Norden stand Jupiter in Opposition. Die Kameraverschlüsse klickten automa- tisch, so dass wir die Totalität ungestört genießen konnten. Langsam wurde es nun im Westen wieder heller, und dann blitz- ten schon die ersten Sonnenperlen auf. Viel zu schnell war die Zeit vergangen.

Langsam gab der Mond die Sonne frei, an seine Stelle traten jetzt ein paar Wol-

2 Zweiter Kontakt, „Russentonne“ 100/1000 an Canon 5D Mk3, 1/200 Sekunde bei 200 ASA 3 Totalität, „Russentonne“ 100/1000 an Canon 5D Mk3, HDR-Bild aus 7 Einzelbildern zwischen 1/1250 und 0,8 Sekunden

VdS-Journal Nr. 56 Leserbriefe 139

ken, den Verlust des 4. Kontaktes konn- ten wir leichten Herzens verkraften. Zu- frieden bauten wir unsere Ausrüstung ab und bummelten noch etwas durch Longyearbyen, bevor uns SAS wieder pünktlich zurück nach Oslo brachte, wo wir todmüde in unsere Hotelbetten fie- len. Der Rest der Heimfahrt am Samstag verlief wie geplant, so dass ich nach 60 Stunden Gesamtreisezeit mit vollen Spei- cherkarten und tollen Eindrücken wieder zu Hause war.

4 Der Autor des Artikels in polar- tauglicher Montur nach erfolgreich absolvierter totaler Sonnenfinsternis am Fjord von Longyearbyen. Der Koffer im Hintergrund eignet sich bei dem Untergrund liegend bestens als Transportschlitten für astronomi- sche Ausrüstung.

Leserbriefe Astrophobie als Bildungsnotstand eines Lehrers Venus und die Das zweite Quartalsheft 2015 „VdS- tragen sie entscheidend zum sinnvollen Journal für Astronomie Nr. 53“ über- Bildungskanon bei. Raumstation rascht auf Seite 141 mit dem Leserbrief „Bloß kein Schulfach Astronomie“. Der Aufgabe der Schule ist es, die heran- Den nächtlichen Sternenhimmel zu genannte Leserbrief ist offenbar keine wachsende Generation mit der Welt beobachten macht mir immer wieder Ironie, sondern todernst gemeint. So weit vertraut zu machen. Dazu gehört eben eine Freude. Am Abend des 14. April Hans Lammersen den Bildungscharakter auch eine räumliche Welt. Letzten Endes 2015 beobachtete ich am nördlichen der Astronomie überhaupt gelten lässt, verneint Hans Lammersen dieses Ziel. Sternenhimmel die Venus. Hierbei, schiebt er die Verantwortung dem Phy- Man fragt sich bei seiner generellen Ab- ich wollte es kaum glauben, kam sikunterricht zu. Diese Auffassung ent- lehnung, welche Fächer er überhaupt als mir die Raumstation ISS ins Visier. hält insofern ein Körnchen Wahrheit, als Lehrauftrag bestehen lassen will. dass die Physik für anspruchsvolle Ster- Sie flog zwischen 21:32 und 21:36 nenkunde unerlässlich ist. Zurück zur Astronomie. Sie muss nicht Uhr in einer halbkreisähnlichen unbedingt ein eigenständiges Schulfach Flugbahn von Südwest nach Südost. Die Grundzüge der Astronomie lassen sein, sondern kann zusammen mit der Dabei kreuzte sie meinen Sichtkon- sich aber auch ohne den Formelkram Geografie vermittelt werden. Diesem takt zur Venus. Die Venus habe ich vermitteln. Die Sternenkunde ähnelt da- Doppelfach „Erd- und Himmelskunde“ den Abend noch eine weitere Stunde rin der physischen Geografie. Ein Erd- muss dann allerdings auch entsprechen- beobachtet. wie auch ein Himmelsglobus ist ohne der Raum eingeräumt werden. Beherrschung der sphärischen Geometrie Georg Woede Meine Freude war riesig, die ISS anschaulich verständlich. nach 10 Monaten mal wieder am Sternenhimmel zu sehen. Ereignis- Was an Lammersens Leserbrief vor den se dieser Art machen immer wieder Kopf stößt, ist die Geringschätzung der Freude und Lust darauf, den Ster- sogenannten Nebenfächer. Einerseits nenhimmel zu beobachten. ermöglichen sie den Schülern während Mathias Braun des Unterrichtstages die Erholung von strapaziösen Hauptfächern. Andererseits

VdS-Journal Nr. 56 140 Rezensionen

Das Leben des Herrn Messier von Dr. Wolfgang Steinicke

Bibliografische Daten: Thomas Göller: Der Himmel unter mir: Messiers Kometenjagd Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg ISBN: 978-3-826055-11-9 304 Seiten, broschiert, Preis: 38,- €

Der französische Astronom Charles Mes- te des 87-Jährigen. Ihr erzählt er seine sier (1730-1817) ist vor allem durch den Geschichte, beginnend mit der Beob- 1781 publizierten Messier-Katalog be- achtung des großen Kometen von 1744, kannt. Er enthält 103 Nebel und Stern- zusammen mit seinem Bruder Hyacinthe. haufen des Nordhimmels. Amateurastro- Göller springt gerne zwischen den Zeiten nomen sind mit der Katalogbezeichnung und führt den Leser in 20 Kapiteln so in „M“ bestens vertraut; viele Objekte ge- viele Bereiche der Wissenschaft, Politik hören zum Standardrepertoire einer und des Alltags. Es geht um Messiers Beobachtungsnacht, wie etwa M 13 Erfolge, aber auch um Enttäuschungen, (Kugelsternhaufen im Herkules), M 31 Krisen und Trauer, wie nach dem frühen Astronomen ein und beschreibt deren (Andromedanebel) oder M 42 (Orion- Tod von Frau und Sohn. Dabei lässt der wissenschaftliche Leistung. Unterhalt- nebel). Weniger bekannt dürfte Messier Autor Angehörige, Freunde und berühm- sam ist ein fiktives Gespräch von Wil- als Kometenentdecker sein. Vierzehn te Persönlichkeiten zu Wort kommen und liam Herschel und Johann Elert Bode Schweifsterne gehen auf sein Konto, belebt die Geschichte durch bekannte an der Berliner Sternwarte. Beide haben weitere hat er gemeinsam mit anderen Anekdoten. Was die Astronomie betrifft, mit Messier korrespondiert. Herschel, der Beobachtern gefunden. Dazu gehört so nehmen der Baron Bochart de Saron, Entdecker des Uranus, hat die Messier- auch die Wiederentdeckung des Halley- Messiers einflussreicher Gönner, sowie Objekte mit seinen überlegenen Telesko- schen Kometen. Diese Erfolge haben ihn Jérôme Lalande, Pierre-Simon Laplace pen eingehend beobachtet – und stellte seinerzeit berühmt gemacht und König und Pierre Méchain einen besonderen schließlich den Franzosen mit 2500 neu Ludwig XV. nannte Messier liebevoll sein Platz ein. Mit seinem Freund Méchain entdeckten Nebeln und Sternhaufen weit „Kometen-Frettchen“. Auch ein Stern- hat Messier lange Jahre zusammenge- in den Schatten. Bode schuf bedeutende bild wurde ihm zu Ehren geschaffen. Bei arbeitet, ihm verdankt er auch viele Ob- Sternatlanten und popularisierte das as- der Kometensuche fielen Messier immer jekte seines Katalogs. Anregend darge- tronomische Wissen seiner Zeit. wieder nebelhafte Objekte auf, die aber stellt ist auch das gespannte Verhältnis keinerlei Bewegung zeigten. So schuf er zwischen Messiers Wirkungsstätte, der Fazit: Das Buch ist spannend geschrieben eine Liste, um Verwechslungen auszu- zunächst von Nicholas Delisle geleiteten und liefert eine Fülle von Details, die fein schließen; daraus entstand schließlich Marinesternwarte im Hôtel de Cluny, und herausgearbeitet sind. Natürlich, vieles der berühmte Messier-Katalog. der staatlichen Pariser Sternwarte, domi- ist Fiktion, die Geschichte könnte aber niert von der Familie Cassini. durchaus so geschehen sein. Der Roman So weit so gut, doch wer war Messier? forderte vom Autor nicht nur das Wis- Es gibt zwar viele Publikationen über Die Zeit Messiers ist geprägt von der sen um die historisch-wissenschaftlichen seine wissenschaftlichen Leistungen und Aufklärung, die ein neues Bild vom Men- Fakten (diese sind, bis auf wenige Aus- Ehrungen, relativ wenig ist aber über schen geschaffen hat. Wissenschaftlich nahmen, korrekt dargestellt), es war auch den Menschen, sein Umfeld und Leben ist Newton das Maß der Dinge. So disku- viel Kreativität, Intuition und Sprachge- in einer für Frankreich turbulenten Zeit tiert Laplace ein mechanisches Weltbild, wandtheit nötig. Das Ergebnis ist gelun- geschrieben worden. Thomas Göller, in dem der freie Wille nur ein Ausdruck gen und wird nicht nur Astronomen und Professor für Philosophie am Karlsruher von Wahrscheinlichkeiten ist. Gott wird Historiker begeistern. Bleibt abschließend Institut für Technologie, hat diese Lücke zur überflüssigen Hypothese. Mitten- noch zu klären, was Thomas Göller sich nun geschlossen. Die gewählte Roman- hin platzt die Französische Revolution beim Titel „Der Himmel unter mir“ (statt form gewährt zwar viele Freiheiten, birgt mit all ihrem Terror und Schrecken. Ihr „über mir“) gedacht hat. Hintergrund ist aber auch Risiken. Beim Lesen wird bald fallen viele freie Denker zum Opfer, dar- eine fiktive Szene, in der Messier, auf klar, es geht um viel mehr als die im Titel unter auch der Baron de Saron. Messier dem Rücken im Gras liegend, den klaren genannte „Kometenjagd“. ist schockiert und fürchtet gar um sein Nachthimmel betrachtet. Er glaubt beim Leben. Gleiches erlebt auch Méchain, Blick in die Unendlichkeit ins Bodenlose Der Autor lässt Messiers Leben in der der für den Staat auf eine abenteuerliche zu fallen: „Ich falle. Unaufhaltsam. Ich Nacht vor seinem Todestag, dem 12. geodätische Mission zur Bestimmung des fühle es. Ich falle von der Erde in den April 1817, Revue passieren. Seine ge- Urmeters geschickt wird. Gekonnt bindet Himmel unter mir.“ Ein schönes und ir- liebte Nichte Josephine ist an der Sei- Göller auch zeitgenössische ausländische gendwie vertrautes Bild.

VdS-Journal Nr. 56 Vorschau 141

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen ab Januar 2016 zusammengestellt von Werner E. Celnik aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr) Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS unter www.vds-astro.de

Januar 2016 April 2016 (der Redaktion liegen keine Termine vor) Do, 07.04. – So, 10.04.2016. Sternfreundetreffen Harz (SFTH) Mit anerkannter Fortbildungsveranstaltung „Schulastronomie mit modernen Technologien“ Februar 2016 Ort: in Todtenrode, Info: www.astronomie-magdeburg.de/ (der Redaktion liegen keine Termine vor) sfth.htm Sa, 23.04.2016 4 0 . W ü r z b u r g e r Fr ü h j a h r s t a g u n g März 2016 Vorträge und reichlich Gelegenheit zum direkten Gespräch mit anderen Sternfreunden Fr, 18.03. – So, 20.03.2016 Ort: Friedrich-Koenig-Gymnasium, Würzburg. Anmeldung, Tagung des Arbeitskreises Meteore e.V. wenn möglich: [email protected] oder per Fax: Jeder Interessent von Meteoren u. Atmosphärischen Erscheinungen 0 62 52 - 78 72 20. ist herzlich willkommen! Ort: Lauterbach/Thüringen. Kontakt: [email protected], Für Neuig­keiten und Aktualisierungen siehe auch: Mai 2016 www.meteoros.de Fr, 20.05. – Sa, 21.05.2016 Fr, 18.03. – So, 20.03.2016 BAV Veränderlichenbeobachter-Treffen 2016 7. Deep Sky Meeting (DSM) Ort: Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte, Hartha. Am Vorabend, dem Ort: Schwäbische Alb, Landgasthof Hirsch, Hayingen-Indel- 20. Mai treffen sich die bereits angereisten Teilnehmer im hausen, Vorträge u. Workshops zum Thema „Visuelle Deep- Hotel, Info: BAV Rundbrief 1-2016 (Februar 2016), Sky-Beobachtung“ u. ATM/Teleskopselbstbau, Kontakt: Hans- www.bav-astro.eu Jürgen Merk, Tel.: 07357-4391287, [email protected], http:// deepskymeeting.astromerk.de Juni 2016 Sa, 19.03.2016 Astronomietag 2016 Sa, 18.06. – So, 19.06.2016 Der Mond steht im Mittelpunkt. An diesem Tag, vier Tage vor 19. Kleinplanetentagung Vollmond, ist er gut zu beobachten Veranstalter: FG Kleine Planeten der VdS, Ort: Archenhold- Info und Anmeldung von Veranstaltungen: Sternwarte Berlin, Info: www.kleinplanetenseite.de/ und im www.astronomietag.de VdS-Journal für Astronomie

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Sie sind umgezogen? wenn Sie uns schriftlich mitteilen, ab dungsbescheinigung vorliegt. Diese Be- Dann geben Sie uns Ihre neue Anschrift wann das Abo über uns beginnen soll scheinigung benötigen wir auch für den schnellstens bekannt. Dazu können Sie (Sie möchten die Zeitschrift zum 1. 1. des Nachweis gegenüber dem Verlag beim entweder den folgenden Coupon aus- nächsten Jahres abonnieren, dann teilen reduzierten Bezug von Sterne und Welt- schneiden und per Fax an uns senden Sie uns dies bitte bis zum 15. 11. diesen raum. Für die korrekte Rechnungserstel- oder Sie geben die Änderung auf unse- Jahres mit). Wir veranlassen dann alles lung muss uns Ihre Bescheinigung un- rer Homepage „vds-astro.de/Mitglieder- Weitere. Wenn Sie schon Direkt-Abon- aufgefordert bis spätestens 15. 10. eines Service“ ein. Sie können uns aber auch nent sind, prüfen Sie bitte, zu welchem jeden Jahres für das Folgejahr vorliegen. einen Brief oder eine E-Mail mit den ent- Termin Ihr Abonnement-Vertrag auslau- Eine nachträgliche Rechnungsänderung sprechenden neuen Daten schicken. fen kann und kündigen Sie diesen selbst im Frühjahr erfordert einen enormen beim Verlag. Dann teilen Sie uns den Zeit- und Kostenaufwand, sowohl bei Wenn Sie die Zeitschrift „Sterne und Start-Termin für Ihr Abo über die VdS uns als auch beim Verlag und ist nicht Weltraum“ im Abonnement über die VdS mit. Wenn Sie zur Abwicklung weite- mehr möglich! Sollten wir Ihre Beschei- beziehen, geben Sie die Anschriftenände- re Fragen haben, rufen Sie uns an oder nigung zum genannten Termin nicht ha- rung bitte ausschließlich an uns! Wir in- mailen Sie uns. Wir helfen Ihnen gerne ben, so verlieren Sie im Folgejahr Ihren formieren dann automatisch den Verlag. weiter. Anspruch auf den ermäßigten Beitrag! Neumitglieder reichen uns die Beschei- Sie haben uns eine Einzugsermäch- Sie möchten „SuW“ kündigen? nigung bitte zum Beginn der Mitglied- tigung erteilt und Ihre Bankverbin- Eine Kündigung ist zum 30. 06. und zum schaft ein. dung hat sich geändert? 31.12. eines jeden Jahres möglich. Bitte Informieren Sie die Geschäftsstelle bitte teilen Sie uns dies jedoch schriftlich bis auch schriftlich. Ansonsten erbitten wir spätestens 15.05. bzw. 15.11. mit, da wir Und so erreichen Sie uns: Zahlungen auf unser Konto 11745 bei nur so die Zeitschriften rechtzeitig stop- VdS-Geschäftsstelle der Sparkasse Starkenburg, Heppenheim, pen können. Postfach 1169, D-64629 Heppenheim BLZ 509 514 69. (BIC: HELADEF1HEP – E-Mail: [email protected] IBAN: DE79 5095 1469 0000 0117 45). Sie sind Student(in), Schüler(in) Tel.-Nr. 0 62 52 / 78 71 54 Zur Vermeidung unnötigen Verwaltungs- oder Auszubildende(r) und möchten Fax-Nr. 0 62 52 / 78 72 20 aufwandes bitte immer mit Angabe Ihrer auch in Zukunft die Mitgliedschaft Mitglieds-Nummer. zum ermäßigten Beitrag fortset- Wenn es für Sie gut läuft, dann sind auch zen und den reduzierte Abo-Preis wir zufrieden. Sie möchten „Sterne und Welt- erhalten? raum“ über die VdS zu ermäßigten Dann beachten Sie bitte Folgendes: Wir Für Ihre Unterstützung herzlichen Dank! Abo-Preisen beziehen? können den reduzierten Beitrag nur dann VdS-Geschäftsstelle Wenn Sie die Zeitschrift noch gar nicht gewähren, wenn uns von Ihnen eine Eva Garbe im Abonnement beziehen, genügt es, Immatrikulations-, Schul- oder Ausbil-

Gibt es Neuigkeiten? Sagen Sie es uns! Hat sich Ihre Anschrift geändert, oder haben Sie die Bank gewechselt? Bitte informieren Sie uns über eventuelle Änderungen. Vielen Dank! Schicken Sie einfach eine E-Mail mit den benö- tigten Daten an [email protected] oder ein Fax mit dem ausgefüllten Coupon an: 0 62 52 / 78 72 20. Sie können auch auf unserer Homepage „vds-astro.de/Mitglieder-Service“ die entsprechenden Änderungen eingeben.

Mitglieds-Nr. Name Vorname

Neue Anschrift: Straße, Hausnummer PLZ, Ort

r Meine Bankverbindung hat sich wie folgt geändert. r Ich möchte meine Mitgliedsbeiträge und mein Abonnement SuW bequem per Banklastschriftverfahren bezahlen!

Antwort Vereinigung der Sternfreunde e. V. Bankinstitut, Name und Ort Postfach 11 69 64629 Heppenheim Kontonummer/IBAN BLZ/BIC Ich ermächtige die Vereinigung der Sternfreunde widerruflich, fällige Mitgliedsbeiträge und Abonne­ mentbeträge für SuW von o. g. Konto oder einem anderen Konto, das ich zukünftig benennen werde, im Lastschriftverfahren abzubuchen. Der Kontoinhaber ist mit dem o. g. Mitglied identisch.

Datum, Unterschrift