Rote Armee Fraktion (RAF)

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Rote Armee Fraktion (RAF) Hellmut O. Brunn, Thomas Kirn. Rechtsanwälte - Linksanwälte: 1971 bis 1981 - Das Rote Jahrzehnt vor Gericht. Frankfurt am Main: Eichborn Verlag, 2004. 397 S. ISBN 978-3-8218-5586-8. Gudrun Ensslin, hrsg. von Christiane und Gottfried Ensslin. "Zieht den Trennungsstrich, jede Minute": Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried aus dem Gefängnis 1972-1973. Hamburg: Konkret- Literatur-Verlag, 2005. 198 S. EUR 15.00, paper, ISBN 978-3-89458-239-5. Wolfgang Kraushaar, Karin Wieland, Jan Philipp Reemtsma. Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF. Hamburg: Hamburger Edition, HIS Verlag, 2005. 143 S. , gebunden, ISBN 978-3-936096-54-5. Butz Peters. Tödlicher Irrtum: Die Geschichte der RAF in Deutschland. Berlin: Argon Verlag, 2004. 863 S. , , ISBN 978-3-87024-673-0. H-Net Reviews Klaus Pflieger. Die Rote Armee Fraktion - RAF: 14.5.1970 bis 20.4.1998. Baden- Baden: Nomos Verlag, 2004. 207 S. , broschiert, ISBN 978-3-8329-0533-0. Astrid Proll. Hans und Grete: Bilder der RAF 1967-1977. Berlin: Aufbau Verlag, 2004. 157 S. , broschiert, ISBN 978-3-351-02597-7. Alexander Straßner. Die dritte Generation der "Roten Armee Fraktion": Entstehung, Struktur, Funktionslogik und Zerfall einer terroristischen Organisation. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften, 2005. 426 S. EUR 39.90, paper, ISBN 978-3-531-14114-5. Reviewed by Stephan Scheiper Published on H-Soz-u-Kult (June, 2005) Mit dem Ende der Ausstellung zur Roten Ar‐ „Der Staat“ bot stets den Widerpart in einer mee Fraktion in den Berliner Kunst-Werken ha‐ die gesamte Gesellschaft beschäftigenden Schre‐ ben wir (vorerst) auch die Grabenkämpfe um ihre ckensgeschichte. Gut und Böse wechselten darin Bedeutung aus den Feuilletons verabschiedet. je nach Standpunkt des Betrachters. Vor allem Was bleibt, ist die Gewissheit, dass die RAF und kostete das Handeln der RAF zahlreiche Men‐ ihr Mythos die deutschen Gemüter noch immer schen das Leben, was offensichtlich noch immer erregen. Ein Wiedersehen mit denselben Bildern betont werden muss. Dies verlangt nach einem und Polarisierungen erwartet uns voraussichtlich nüchternen Blick auf die jüngsten Veröffentli‐ im Jahr 2007. Die Diskussionsrudimente aus den chungen. Schließlich dringt die RAF nicht nur in 1970er-Jahren verschwinden bis dahin in den die Kunst vor, sondern soll spätestens seit ihrer jahrzehntealten Schubladen und werden auch bei Auflösung 1998 zunehmend zeithistorisch analy‐ der nächsten Reanimation wieder durch den Fil‐ siert werden. Dafür bot das Gezänk um das Kon‐ ter medialer Imagination gejagt. 2 H-Net Reviews zept und die Finanzierung der Ausstellung einen deutschen Geschichte. An diesem Dienstag ahnt zusätzlichen Anlass. allerdings niemand etwas davon.“ (S. 37) Zum Linksterrorismus in der Bundesrepublik Peters’ Sprache ist nicht nur für Linguisten Deutschland entstand zu Beginn der 1980er-Jahre zum Teil unzumutbar. Das Prädikat als den Satz im Auftrag des Bundesinnenministeriums eine tragendes Element hat bei ihm ausgedient. Man maßgebende Studie. Bundesministerium des In‐ muss zuweilen froh sein, ein Subjekt zu fnden: nern (Hg.), Analysen zum Terrorismus, 4 Bde., „Am Morgen der Tat waren die vier in Frankfurt Bonn 1981-1984. In den 1990er-Jahren setzte Peter angekommen. In aller Herrgottsfrühe, um fünf Waldmann durch überzeugende internationale Uhr dreißig. Aus München. Letzte Station einer Vergleiche neue Forschungsstandards. Wald‐ Reise durch die halbe Republik. Einer Abenteuer- mann, Peter, Beruf: Terrorist. Lebensläufe im Un‐ Tour im wahrsten Sinne des Wortes.“ (S. 44) Zu‐ tergrund, München 1993; Ders., Terrorismus. Pro‐ dem entbehrt Peters’ Buch jeglicher Quellennach‐ vokation der Macht, München 1998. In der Mehr‐ weise, und der wissenschaftliche Apparat im An‐ zahl orientieren sich seit Mitte der 1980er-Jahre hang birgt nur ergänzende Fakten. In den verhält‐ aber viele Publikationen an Stefan Austs zuerst nismäßig knappen Darstellungen der staatlichen 1985 erschienener Erzählung vom „Baader-Mein‐ Reaktionen gerät einiges durcheinander. Die ge‐ hof-Komplex“ und führen seither seinen „Kampf setzliche Regelung zum Verteidigerausschluss um die Wahrheit“ weiter. vom Dezember 1974 wird kurzerhand zum ersten Dies gilt besonders für Butz Peters, der be‐ Anti-Terror-Paket erklärt, und die weitreichende reits 1991 mit einem Werk aufwartete, das die Er‐ strafrechtliche Bedeutung des Paragraphen 129a eigniskette der 1970er und 1980er-Jahre nach‐ seit dem 18.8.1976, der – was Peters unterschlägt – zeichnete. Nun hat er unter dem Titel „Tödlicher neben der Gründung auch die Mitgliedschaft in Irrtum“ eine um 300 Seiten erweiterte Neuauflage einer terroristischen Vereinigung unter Strafe vorgelegt, die nicht als solche gekennzeichnet ist, stellt, blendet der gelernte Jurist völlig aus. Sämt‐ aber in unzähligen Passagen bereits Niederge‐ liche Entwicklungshintergründe der RAF werden schriebenes übernimmt. Peters bedient den lese‐ aus einigen Gerichtsverfahren und den überlie‐ begeisterten Kunden, erhebt jedoch nicht den An‐ ferten Schriften der Terroristen übernommen. Da‐ spruch, die Ereignisse in einen breiteren histori‐ her bietet das Buch auf seinen 863 Seiten auch schen Kontext zu setzen. Der Autor möchte erzäh‐ keine neuen Erkenntnisse zur Geschichte der RAF len, wie es eigentlich gewesen ist – was gegenwär‐ und erst recht nicht zur deutschen Nachkriegsge‐ tig en vogue zu sein scheint. Schwungvoll wird schichte. Populärwissenschaftliche Literatur ist in man in die Thematik eingeführt und erkennt auch dieser Form schlicht zeitraubend. ohne Hintergrundwissen über den Autor auf den Für weniger Geld und Lesezeit bekommt man ersten Seiten, wie fernsehtauglich die Sprache ge‐ mit Klaus Pfliegers Buch „Die Rote Armee Frakti‐ wählt ist und die Szenen zusammengestellt sind. on – RAF“ eine deutlich pointiertere Studie. Pflie‐ Peters ist Rechtsanwalt, ehemaliger Redakteur ger benötigt nur gut 200 Seiten, um wesentlich und Fernsehmoderator der ZDF-Sendung „Akten‐ stichhaltigere Informationen über die Geschichte zeichen XY ungelöst“. Er beginnt seine „Zeitreise der RAF zu liefern. Er gliedert das Buch nach RAF- durch drei Jahrzehnte deutscher Nachkriegsge‐ Standard in drei Großkapitel zu den einzelnen Ge‐ schichte“ folglich mit den unverwechselbaren Sät‐ nerationen und besticht durch kriminalistische zen: „Der 2. April [des Jahres 1968] ist ein nass‐ Akribie. Pflieger ist Generalstaatsanwalt am Ober‐ trüber Tag. Der Beginn eines neuen Kapitels der landesgericht Stuttgart und Zeitzeuge, weshalb die juristisch relevanten ballistischen und anato‐ 3 H-Net Reviews mischen Beschreibungen relativ viel Raum ein‐ kette von Dutschke, der Studentenbewegung und nehmen (S. 28, 51, 58f.). Es scheint gar, als führe der Frankfurter Schule zum Terrorismus der RAF er erneut Prozess gegen die einzelnen Gruppen; konstruieren. Er ermittelt allerdings einen bisher damit verharrt er leider auch in der von Polarisie‐ „sträflich vernachlässigten“ (S. 50) Baustein in der rungen geprägten Atmosphäre der 1970er-Jahre. Geschichte des Konzepts Stadtguerilla und dem Dies vermittelt auch die Hauptthese des Bu‐ Verhältnis Dutschkes zur Gewalt. Durch die hand‐ ches, der Staat habe den erklärten Krieg niemals schriftlichen Notizen vom Februar 1966, das Orga‐ angenommen und daher die Aktionen der RAF nisationsreferat vom Juni 1967 und diverse Quer‐ auf das reduziert, was sie tatsächlich gewesen sei‐ verbindungen versucht Kraushaar nachzuweisen, en: Verbrechen. Gegen Pfliegers Interpretation Dutschke habe noch weit vor Carlos Marighelas spricht allerdings die überaus treffende Wertung „Minihandbuch des Stadtguerilleros“ (1970) Che der Kinkel-Initiative des Jahres 1992. Diese sollte Guevaras Guerillatheorie auf die West-Berliner die Möglichkeit der vorzeitigen Haftentlassung Verhältnisse übertragen. Bei der konkreten Ver‐ „auch bei Terroristen [einräumen], die zu lebens‐ hältnisbestimmung von Dutschke zur Gewalt hält langer Haft verurteilt sind“, und verdeutlichte die sich Kraushaar dann aber doch zurück, weil ihm bis dahin vorhandene Sonderstellung der RAF- die verstreuten Quellen keine stringente Argu‐ Häftlinge. Pflieger schärft das Bild der judikativen mentationskette erlauben. Er betont lediglich, Auseinandersetzung mit der RAF. Sein Hauptziel, dass sich in einer weiteren Schrift Dutschkes „in sich „in Zeiten von Al Quaida“ zu vergegenwärti‐ der Schale des Rebellen die Figur des Kriegers gen, „dass eine solche Serie von menschenverach‐ bzw. des Guerilleros zu erkennen“ gebe (S. 37). tender Gewalt auch wieder ein Ende fnden Kraushaar bilanziert, Dutschke sei dem Projekt kann“, basiert auf der Überzeugung, den Tätern des bewaffneten Kampfes bereits vor 1968 sehr sei „bewusst gemacht“ worden, „dass sie mit ih‐ nahe gekommen, und die Stadtguerilla stamme ren kriminellen Aktionen die Welt nicht verän‐ als genuiner Bestandteil der „68er“ aus dem Zen‐ dern können“ (S. 13). Hier muss aus historischer trum der antiautoritären Bewegung. Sicht ein Fragezeichen gesetzt werden. Aus beiden Den Hauptakteur der RAF beleuchtet Karin genannten Terrorismusphänomenen erwuchsen Wieland im selben Bändchen unter dem Titel „a.“. bzw. erwachsen Veränderungen in Politik und Ge‐ Es geht um Andreas Baader, einen der von Wie‐ sellschaft, die man in Rechnung stellen muss, um land schon früher abgehandelten „deutschen den Gegenstand differenziert zu historisieren. Dandys“. Wieland, Karin, Deutsche Dandys, in: Den Anspruch, die Geschichte der RAF zu ver‐ Kursbuch 127 (1997), S. 45-58. Die biografische stehen, erhebt explizit das Hamburger Institut für Skizze verzichtet bewusst
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