Urkundenregesten Des Staatsarchivs Des Kantons Zürich 1416 – 1430

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Urkundenregesten Des Staatsarchivs Des Kantons Zürich 1416 – 1430 Urkundenregesten des Staatsarchivs des Kantons Zürich 1416 – 1430 URKUNDENREGESTEN DES STAATSARCHIVS DES KANTONS ZÜRICH 5. BAND 1416 – 1430 bearbeitet von Peter Niederhäuser Trägerschaft: URKUNDENKOMMISSION DER ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT IN ZÜRICH Prof. Dr. Roger Sablonier, Dr. Otto Sigg, Prof. Dr. h. c. Peter Ziegler © 2002 Staatsarchiv des Kantons Zürich Vorwort Mit grosser Genugtuung können das Staatsarchiv und die Urkundenkommission der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich den fünften Band der «Urkundenregesten des Staatsarchivs des Kantons Zü- rich» der Forschung und Öffentlichkeit vorlegen. Das eine tun und das andere nicht lassen: Die Fachwelt in den öffentlichen Archiven definiert sich zunehmend im Sinn einer Informations- Managerin und legt den Schwerpunkt auf Erwerb und Erschliessung modernster Akten. Abhandlun- gen über Bewertung von Aktenkilometern und von in Bites gemessenen Akten füllen bereits Bücher. Der Unterzeichnete ist hingegen aus langjähriger Erfahrung mehr denn je der Überzeugung, dass Archivar und Archivarin nach wie vor mit der gesamten Geschichte und Geschichtsschreibung ihres Sprengels verbunden bleiben müssen. Das heisst nicht, dass sie diese Geschichte im grossen Stil selbst erforschen, sondern dass sie kompetent für jene Geschichte bleiben, die aufgrund der Archiv- quellen ihres Sprengels hervorgeht, und bei der entsprechenden Vermittlung mitwirken. Eine einzige Urkunde des Spätmittelalters kann ein grösseres Echo in der Öffentlichkeit hervorrufen als jede noch so wertvolle Arbeit im unendlichen Meer neuester Akten, die, da zu abstrakt, oft kaum zu Kenntnis genommen wird. Zunehmend muss man sich fragen, wie diese Flut angesichts der zur Verfügung stehenden Forschungsmittel – selbst bei gründlicher archivischer Bewertung – überhaupt je sinnvoll gehandhabt werden kann. Als Beitrag in diesem Sinn möchte der Unterzeichnete die Erschliessung der Urkundenregesten verstanden wissen. Wie auch immer: Nur wenn Archivare und Archivarinnen das traditionelle Standbein beibehalten und das Gemüt an- sprechen, wird es ihnen gelingen, sich dem zu stellen, was in der Fachwelt der Archive seit etwa einem Jahrzehnt mit Recht als die «neuen Herausforderungen» bezeichnet wird. Der vorliegende Band wird also die Wirkung des Staatsarchivs in zweierlei Hinsicht stärken: vorerst sicher wissen- schaftlich, dann aber auch öffentlichkeitsbezogen und «archivpolitisch». Wir danken der Antiquarischen Gesellschaft und ihrem Präsidenten, Dr. Jürg Schneider, herzlich für das Mittragen des Unternehmens. Der Dank richtet sich auch an die Herren Reto Weiss und Jean Esseiva vom Staatsarchiv, die zum Gelingen beigetragen haben, sowie an Herrn Georg Engeli für technische und gestalterische Arbeiten. Selbstverständlich gilt es vor allem, dem Bearbeiter, Herrn Peter Niederhäuser, zu danken. Ein sol- ches Regestenwerk ist eine langwierige Arbeit, die nur derjenige meistert, der ausdauernd, fachkun- dig und mit Freude daran bleibt. Diese Eigenschaften des uneigennützigen Forschers zeichnen Peter Niederhäuser aus. Das Resultat spricht für sich. Für das Staatsarchiv und die Urkundenkommission der Antiquarischen Gesellschaft: Zürich, im Dezember 2001 Dr. Otto Sigg, Staatsarchivar 5 Einleitung Mit dem Erscheinen des vorliegenden fünften Bandes der Urkundenregesten ist das anvisierte Ziel, alle Urkunden des Staatsarchivs Zürich bis 1450 zu erfassen, in greifbare Nähe gerückt. In Nachfol- ge des bis 1336 reichenden Urkundenbuches von Stadt und Landschaft Zürich stehend, versammeln die Regestenbücher jetzt weit über 7000 Einträge. Der gegenwärtige Band, der die Zeit zwischen 1416 und 1430 abdeckt, enthält 1250 Einträge und folgt in Vorgehen und Gliederung den bisherigen Büchern. Ausgangspunkt bilden weiterhin die im Staatsarchiv Zürich aufbewahrten Regesten zu den «Urkunden», also Schriftstücken, die in den C-Beständen und einzelnen Büchern anzutreffen sind, nicht aber in den Akten. Ebenfalls berücksichtigt werden die Fotosammlung und das Gemächtsbuch B VI 304. Alle folgenden Gemächtsbücher, die den städtischen Alltag ab Sommer 1429 praktisch lückenlos begleiten, wurden und werden hingegen nicht mehr berücksichtigt, um den Rahmen des Regestwerkes nicht zu sprengen. Wie bis anhin gliedert sich der Band in zwei Teile. Der Haupt- und Textteil umfasst die Regesten, deren Inhalt möglichst präzise und umfassend wiedergegeben wird. Mit Blick auf das Register ent- halten die gelegentlich umfangreichen Texte alle Personen-, Orts- und Flurnamen eines Schriftstük- kes. Doppelausfertigungen und Abschriften werden soweit als möglich vermerkt. Nur pauschale Erwähnung finden hingegen die Namen der Ratsherren und Zunftmeister von Zürich, die bei der Besiegelung von Ratsurkunden mitgewirkt haben; ihre Namen sind bei Schnyder, Ratslisten, ver- zeichnet. Der Registerteil enthält ein Personen- und ein Ortsverzeichnis, das besonders auffallende Sachhinweise miteinbezieht. Unklare Zuweisungen oder Schreibweisen sind mit einem Fragezeichen versehen. Die Personennamen sind vereinheitlicht. Da die elektronische Aufarbeitung aller bisheriger Regestbände kurz vor dem Abschluss steht, kann bald über eine Datenbank gezielt auf die Regesten zugegriffen werden. Die Jahre zwischen 1416 und 1430 erscheinen auf den ersten Blick als ruhig, da in den Urkunden kaum Spuren von einschneidenden politischen Ereignissen anzutreffen sind. Die entscheidenden Schritte zum Aufbau einer Zürcher Landesherrschaft geschahen vor 1416, mit Ausnahme der gewichtigen Grafschaft Kyburg, die 1424 an die Limmatstadt gelangte, und des Linth-Walenseegebietes, das vorerst beim Grafen von Toggenburg blieb. Burgrechte mit Bern und dem Bischof von Chur, aber auch die Festigung bestehender Verbindungen mit Klöstern oder Adligen stärkten Stellung und Einfluss von Zürich gegen aussen wie gegen innen. Zürcher Amtsleute finden in den Schriftstücken immer häufiger Erwähnung und machen damit die zunehmende Präsenz der limmatstädtischen Obrigkeit fassbar. Das harmonisch-unscheinbare Bild ist jedoch trügerisch. Die in der Tschudi-Edition als Jahre des Sturms und der Kompromisse charakterisierten Jahre 1424 und 1425 zeigen die Verstrick- ungen Zürichs in eidgenössische, ostschweizerische und Reichskonflikte und die allmähliche Ausfor- mung einer eidgenössischen «Schicksalsgemeinschaft». Im Urkundenbestand des Staatsarchivs be- sonders nachdrücklich abzulesen sind diese Brüche im beinahe vollständigen Fehlen habsburgischer Quellen und im Friedensvertrag von Bellinzona, der auch formal das wohl beeindruckendste Schrift- stück der 1420er Jahre darstellt. Der Übergang zahlreicher habsburgischer Lehen und Pfänder 1415 an das Reich macht noch einmal auf die verzahnten Herrschaftsverhältnisse auf regionaler Ebene aufmerksam. Verschiedene Angehö- rige der Zürcher Oberschicht besassen österreichische Lehen und Pfänder, zum Teil – wie Verkaufs- buden oder Häuser – mitten in der Limmatstadt. Ebenso ins Auge sticht jedoch die Situation auf der Landschaft: Immer häufiger finden sich «Gemeinden» als eigenständige Interessengruppierungen, die sich gezielt um wirtschaftliche, politische oder religiöse Anliegen kümmerten. Mit dem Keller- amt, der Gegend um Kaiserstuhl, dem Lazariterhaus Gfenn und dem Kloster Rheinau kristallisieren sich eigentliche «Überlieferungsnester» heraus, die nicht ganz zufällig ständig in den Regesten auf- tauchen. Besonders das Weinland erwies sich in den 1420er Jahren als ausgesprochen unruhige Re- gion: Fehden zwischen Adligen, ein Überfall der Rheinauer Gefolgsleute auf ein Dorf oder der Streit um die Errichtung eines Weihers führten zu einer auffallenden Verdichtung von Schriftlichkeit, die bisher einer eingehenderen Untersuchung harrt. 6 Die Mehrzahl der im vorliegenden Buch versammelten «Urkunden» gibt allerdings «nur» den Alltag wieder. Rechts- und Wirtschaftsgeschäfte prägen die Regesten und erlauben einen gelegentlichen Blick auf weniger Alltägliches wie die Wohnkultur, Baufragen, Rebbau, zwischenmenschliche Für- sorge, Klostereintritte, Wallfahrten oder Flurnutzungen. Als besondere Fundgrube erweisen sich ein- mal mehr Briefe und Urfehden: Falschspiel, Bettelei, Diebstahl, Fehlgeburt, Gotteslästerung, Sodo- mie, Vergewaltigung, Misshandlung einer Prostituierten oder die hochpolitische Verspottung der Schwyzer illustrieren, oft in Nebensätzen, Aspekte des mittelalterlichen Lebens, die zwar nicht gera- de häufig, dafür aber umso aufsehenerregender waren – und gelegentlich geblieben sind. Obwohl die mittlerweile fünf Bände Urkundenregesten vor allem für gezielte Nachforschungen gedacht sind, lohnt sich ein Durchblättern auch dank solchen kleinen Funden immer. Für Unterstützung, Vertrauen und Arbeitsklima möchte ich mich ausdrücklich bei Dr. Otto Sigg, Reto Weiss, Georg Engeli, «Vre» Buchmann und beim Personal des Staatsarchivs Zürich bedanken, ebenso bei der Urkundenkommission der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich und bei jenen Geld- gebern, die mit ihrem Beitrag das Projekt überhaupt erst ermöglicht haben. Zürich, Dezember 2001 Peter Niederhäuser 7 Abkürzungen und Literaturhinweise EA Die Eidgenössischen Abschiede, Bd. 2 (1421–1477), bearb. von Anton Philipp von Segesser, Luzern 1863. Hoppeler Die Rechtsquellen des Kantons Zürich (Sammlung Schweizerischer Rechts- quellen), I: Offnungen und Hofrechte, bearb. und hg. von Robert Hoppeler, Aarau 1910. IWQ Inventar spätmittelalterlicher Wirtschafts- und Verwaltungsquellen im Staatsar- chiv des Kantons Zürich, hg. von Roger Sablonier, Konrad Wanner und Alfred Zangger, Zürich 1990. Jesse Jesse, Wilhelm, Quellenbuch zur Münz- und Geldgeschichte des
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