Sitzungsberichte Der Niederrheinischen Gesellschaft Für Natur- Und Heilkunde in Bonn
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Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn. Bericht über den Znstand und die Thätigkeit der Gesellschaft während des Jahres 1880. Physikalische Section. Die Gesellschaft bat in diesem Jahre die Todesfälle von vier ordentlichen Mitgliedern zu beklagen. Es starben: 1. Herr von A sten , der seinen langen und schweren Leiden erlegen ist, nachdem er, soweit es seine Gesundheit zuliess, den Sitzungen beigewohnt hatte. 2. Herr B e c k e r , der ein ausserordentlich eifriger Pflanzen sammler war, und der über die Flora der Rheinprovinz uns häufig belehrt hat. 3. HerrDr. Trippke, ein regelmässiger Besucher der Sitzungen während der kurzen Zeit seiner Mitgliedschaft. Er war erst am 10. März 1879 eingetreten und endete plötzlich und unerwartet durch einen unglücklichen Sturz vom Balcon des Hotel Rheineck. 4. Herr Geheimrath von H an stein , der durch seine Vorträge uns oft erfreute, soweit seine Gesundheit es gestattete. Er starb in Folge einer langjährigen Krankheit. Allen diesen bewahrt die Gesellschaft ein ehrenvolles An denken. Durch Verziehen sind in die Reihe der auswärtigen Mitglieder getreten: 1. Herr Bergreferendarius Caron. 2. Herr Bauinspector N eum ann, der als Regierungs-Baurath nach Cassel übergesiedelt ist. Sitzungsb. d. niederrhein. Gesellschaft in Bonn. 1881. 1 3. Herr Dr. P oh lig, Privatdocent, der auf Urlaub nach Mün chen gegangen ist. 4. Herr Dr. V elten, welcher nach Antwerpen verzog, nach dem er hier seine medicinischen Studien vollendet hatte. 5. Herr B eckhaus ist freiwillig ausgetreten. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug beim Beginn des abgelaufenen Jahres 90 upd sinkt durch den Abgang der genannten 9 ordentlichen Mitglieder auf 81 herab. Dagegen sind neu eingstreten: 1. Herr F ranz M üller 16. Februar 1880. 2. Herr Bergrath A lexan d er Möcke 16. Februar 1880. 3. Herr Bergreferendarius F erd in an d B erg 12. Juli 1880. 4. Herr Dr. Carl H in tz e 13. December 1880. 5. Herr E dm und A ld en hoven 13. December 1880. 6. Herr Dr. H u b ert From m 13. December 1880. 7. Herr Dr. H e in r ic h K reutz 13. December 1880. 8. Herr Major von R oehl aus der Zahl der auswärtigen Mit glieder wieder eingetreten. Somit stellt sich die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 89. Die statutenmäs8igen Sitzungen sind ordnungsmässig gehalten worden: 9 allgemeine und 5 der physikalischen Section. ln den allgemeinen Sitzungen wurden 42 Vorträge von 17 Mitgliedern ge halten. Es betheiligten sich die Herren vom R ath mit 7, von D echen und T rosch el mit 5, Schaaffhausen mit 4, Lehm ann und P o h lig mit 3, G ieseler, S tein , Binz, Schm itz mit je 2, und Bertkau, v. Richthofen, Löbbecke, Lexis, Andrä, B u sch und S ch lü ter mit je einer Mittheilung. In den physika lischen Sitzungen wurden 23 Mittheilungen gemacht, nämlich 3 von P o h lig , 2 von vom R ath, v. D echen und S ch m itz, je eine von Stein, Möllendorf, Schaaffhausen, Gurlt, Sprengel, Troschel, Clausius, Wallach, Körnicke, Schlüter, Bertkau, Hoffmann, v. Roehl und Lehmann. Am 15. März gab sich die Gesellschaft die Ehre, ihrem Senior Herrn Wirklichen Geheimerath von D ech en Excellenz durch eine Adresse zu seinem achtzigsten Geburtstage Glück zu wünschen. In der Sitzung vom 13. December wurde der vorjährige Vor stand für das Jahr 1881 wiedergewählt, Geheimrath T r o sch el als Director, Professor Andrä als Secretär. Medizinische Section. Die Section hielt im Jahre 1880 acht Sitzungen unter dem Vorsitz des Geh. Rath B usch und wurden folgende Vorträge ge halten: 19. Januar. Dr. L eo Fall von Febris recurrens. Dr. Sam elsohn über Faserkreuzung im Chiasma nervi optici. Prof. K oester über Diphtheritis bei Hühnern. 25. Februar. Dr. 0 e b e k e über 2 Fälle von Apoplexie bei Irren. Dr. Sam elsohn über Tuberculoseimpfung und Nervenfaser kreuzung. 15. März. Prof. M adelung 1 . über angeborene Halsfistel, 2. Behandlung der Unterschenkelgeschwüre mit der Martin’schen Gummibinde. Geh. Rath B usch Versuche mit Eucalyptol als Antisepticum. 10. Mai. Geh. Rath B u s c h Fibrom der Aponeurosis pal- maris. Prof. D ou trelep on t über Verknöcherung des Hodens. Dr. Sam elsohn über Sehnervenkreuzung und Verbreitung in der Retina. Prof. M ad elun g über Verrenkung des Talus und Fraktur. 21. Juni. Dr. N ussbaum Umwandlung der Bauchhöhle der Würmer und Wirbelthiere von einem Excretionsorgan zu einem Lymphraum. Geh. Rath Busch 1. Intraartikularfrakturen am Hüftgelenk. 2. Bruch der cavitas glenoidalis des Schulterblattes. Dr. Leo 1. Zwei Fälle von Tod an Coma diabeticum. 2. Zwei malige Erkrankung an Scharlach innerhalb eines Jahres. 19. Juli. Prof. Binz 1 . Tödtung der Blutkörperchen durch Chinin. 2 . Eucalyptusöl von Dr. Siegen in Deutz angewandt. 3. Ver suche mit Jodoform. Dr. Ungar Werth der Schwimmprobe bei Neugeborenen. Dr. Sam elsohn Katze mit Briprosopus triophthalmus. 15. November. Prof. Binz Mittheilung von Dr. K ruk en berg über Chininwirkung auf kleinste Organismen. Dr. S ie g fr ie d Gedicht eines Verrückten. Geh. Rath R ü h le, Geh. Rath B usch, Prof. K oester Fall von Aneurysma der Aorta. 20. December. Geh. Rath B u s c h 1 . hoher Steinschnitt. 2. Dehnung der Prostata. 3. Behandlung bösartiger Lymphome. Prof. D ou trelep on t 1 . Knochen im Kehlkopf. 2 . Atresia ani. Dr. K ocks Complete inversio uteris. In der Sitzung vom 15. November wurde der bisherige Vor stand (B u sch , L e o , Zart mann) für das Jahr 1881 wieder gewählt. Mitgliederbestand Ende 1879 .................... 50 Abgang: Hr. Dr. B a ltes, gest. 18. Mai 1880 Hr. Dr. Lehm ann, nach Elberfeld Hr. Dr. S tin tzin g , nach München 5 Hr. Dr. N ieden nach Elberfeld Hr. Dr. W. V elte n , nach Antwerpen 45 Zugang: Hr. Dr. S ch ü tte Hr. Dr. Schm id t Hr. Dr. V eiten Hr. Dr. H all Hr. Dr. P eters Hr. Dr. M eurers / 10 Hr. Dr. W ahl Hr. Dr. S ieg fried Hr. Dr. Venn Hr. Dr. L evis / Bleibt Bestand Ende 1880 55 Allgemeine Sitzung am 3. Jannar 1881. Vorsitzender: Prof. Troschel. Anwesend: 26 Mitglieder. Nach der Berichterstattung über den Stand der Gesellschaft im Jahr 1880 wurden folgende Vorträge gehalten: S iegfried Stein referirt im Anschluss an seinen Bericht vom 16. Februar v. J. (Berichte S. 30 1880) das Schweissen des Eisens betreffend, über die Publikation von Herrn W alther S p rin g, Pro fessor der Universität Lüttich: „R ech erch es sur la p ro p riété „que possèdent les corps de se souder sous l’action de „la p ression . Bruxelles. F. Hayez. 1880.“ In diesem Werk wird eine grosse Reihe von Versuchen be schrieben, deren Resultate für den Hüttenmann wie für den Geologen höchst interessant sind. Durch eine kräftige Hebelpresse liess Herr Spring bei ge wöhnlicher Temperatur einen Stahlstempel in einer Stahlmatrize auf verschiedene Körper wirken und dabei einem Druck aussetzen, der bis auf 25,000 Atmosphären konnte gesteigert werden. Nach Hin weis auf die Arbeiten seiner Vorgänger auf diesem Gebiet be schreibt Herr Spring, wie er in Form von Feilspänen oder in Pulverform der Reihe nach I. die Metalle: 1 . Blei, 2. Wismuth, 3 . Zinn, 4. Zink, 5. Aluminium, 6 . Kupfer, 7. Antimon und 8 . Platin allmählich gesteigertem Druck, mit 2000Atmosph. beginnend bis zu 5000 Atmosph. und darüber hinaus gehend, unterworfen habe. Die sieben erstgenannten Metalle ergaben unter diesen Pressungen ent sprechend ihrer Härte der obigen Reihe nach unter steigendem Druck vollständig dichte compakte Blöcke, an denen man selbst bei starker Vergrösserung keine Spur einer Fuge oder einer Unter brechung zu erkennen vermochte. Das Platin als Platinschwamm war zwar auch zu einem äusserlich dicht erscheinenden Block bei 5000 Atm. zusammengepresst. Aber derselbe war im Innern nicht dicht geworden, sondern zeigte noch die Struktur der benutzten Metallpartikelchen, welche nur lose an einander hafteten, nicht zu- sammengeschweisst waren, und sagte Herr Spring: „Ich bin nicht „dahin gelangt, mit Hülfe erhöhter Pressung eine ebenso vollstän d ige Verbindung zu erlangen wie bei den vorhergehenden Metallen.“ Dagegen heisst es Seite 26: ,,Die Bleifeilspäne schweissen zu einem „einzigen Block, übereinstimmend mit einem Block, der durch „Schmelzung erhalten wird.“ „Bei einer Pressung von 5000 Atm. widersteht das Blei nicht „mehr dem Druck des Stempels im Apparat. Es entweicht, als ob „es flüssig wäre, durch alle Fugen des Apparats und der Stempel „lässt sich bis auf den Boden der Matrize niederpressen1).“ Herr Spring berichtet auf S. 30 über die Schlussfolgerungen aus diesen Versuchen und verweist der Vortragende ganz speciell die Eisenhüttenleute auf das Original, welches an dieser Stelle über die Schweissbarkeit des Eisens und des Stahls sich verbreitet. Eine weitere Serie von Versuchen wurde II. mit Metalloiden angestellt und zwar Prismatischem Schwefel, Plastischem Schwefel, Octaedrischem Schwefel, Amorphem Phosphor, Amorphem Kohlen stoff, Graphit. Es heisst über die beiden letzten auf S. 33: „Der amorphe Kohlenstoff durch Glühen von Zucker in einem „verschlossenen Tiegel erhalten, schweisst absolut nicht, selbst nicht 1 ) Se. Excellenz H. v. Dechen machte bei der Discussion auf ähnliche Erscheinungen aufmerksam beim Pressen von Bleiröhren. „unter dem stärksten Druck, den ich habe hervorrufen können. „Diesem Körper ist eine enorme Elasticität eigenthümlich. Nach- „dem die Matrize des Apparats mit diesem pulverförmigen Kohlen sto ff gefüllt war bis zu einer gemessenen Höhe, wurde zuerst mit „der Hand, dann mit dem allerstärksten Druck gepresst. Als darauf „der Apparat geöffnet wurde, zeigte sich, dass der Kohlenstoff „j,genau dasselbe Volum““ in der Matrize einnahm, welches er unter „dem leichten Druck der Hand gezeigt hatte und die Theilchen ver- „riethen nicht eine Spur von Vereinigung noch von Zusammenhang „unter einander.“ Es erinnert diese Eigenschaft des amorphen Kohlenstoffs an die Elasticität des Stahls, welcher dieselbe nach diesen Beobach tungen des Herrn Spring am Kohlenstoff wohl nur dessen Anwesen heit im Stahl verdankt, wenn letzterer gehärtet ist und hierbei seinen Kohlenstoff in amorpher Form abgeschieden hat.