Inhalt M ÄRZ 2005

Kommentar aus maritimer Sicht ¢ Fregatte HAMBURG in Dienst gestellt 48 Erhard Rosenkranz Heraus aus der Ecke ¢ Flottendienstboot OSTE erhält der Bescheidenheit 2 Nikolauspreis 49

¢ Hans Jürgen Witthöft Synergieeffekte nutzen 49 Vierte Nationale Maritime Konferenz 3

Karlheinz Lippitz Schifffahrt · Schiffbau · Technologie u.a. 25 Jahre Deutsch-Niederländische ¢ Welthandelsflotte weiter Zusammenarbeit 6 Vierte Nationale Maritime Konferenz gewachsen 50 s.a. S. 3 ¢ Lutz Feldt 30.000 Schiffsoffiziere fehlen 51 Hin zur Expeditionary Navy 9 ¢ ThyssenKrupp Marine Systems AG nimmt Arbeit auf 52 Wolfgang Kalähne Die Deutschen Seeluftstreitkräfte 20 ¢ Stahlmangel bereitet Sorgen 53

Klaus-Peter Stieglitz/Lutz Feldt ¢ Riesentintenfisch erstmals in Luftwaffe jetzt auch über See 25 Deutschland 54

Hin zur Expeditionary Navy s.a. S. 9 Sidney E. Dean Marinerundschau Machtprojektion im Pazifik 28 in der Fachpresse 54

Das besondere Schiff Buchbesprechungen 55 FREMM – Neue Fregatten für Frankreich und Italien 32 Impressum 57

Forum – Meinung unserer Leser 34 Redaktionsschluss 12.02.2005 u.a: Ist Deutschlands Grund- Inselstützpunkt Guam s.a. S. 28 gesetz eine Bremse? Zum Titelbild Einem Teil dieser Ausgabe liegt eine Die Vierte Nationale Maritime Konferenz des Ma- Können wir uns Inter- Beilage für Abonnementwerbung für die ritimen Koordinators der Bundesregierung in operabilität noch leisten? Zeitschrift »Der Reden-Berater«, Bonn Bremen, die Transformation der Bundeswehr und (Postvertriebskennzeichen: G 7929), bei. ihre Auswirkungen im maritimen Bereich auf die Teilstreitkräfte Luftwaffe und Marine, die Hilfeleis- Klaus Mommsen tungen der Marinen im Katastrophengebiet Süd- Tsunami – Marinen im Hilfseinsatz 38 ostasiens, dies sind Schwerpunkte der Berichter- stattung in diesem Heft. Darauf will der Titel hin- weisen und es nimmt nicht Wunder, wenn dies vor dem Hintergrund eines startenden Tornados der Marinen aus aller Welt u.a. Marineflieger geschieht, ist im Bereich der Marine- flieger doch die gravierendste Änderung für die ¢ China: Kommt neues SSBN früher? 44 Marine zu bewältigen. Mit der Verlagerung der Seekriegsführung aus der Luft endet ein Abschnitt ¢ der Marinefliegerei und beginnt eine neue Ära in Kanada: Sechs neue Schulboote 45 der Luftwaffe, die nur dann zum Erfolg führen kann, wenn der Jointgedanke in allen Bereichen ¢ Norwegen: Neubauten für Fuß fasst, und die zu lösenden Aufgaben gemein- die Küstenwache 46 sam angegangen werden. Gemeinsamkeit ist auch ein roter Faden bei der vierten maritimen Konfe- renz gewesen, die breite Palette maritimer Ge- ¢ USA: San Francisco rammt schäftsfelder zu bündeln und in ihren Wirkungen Unterwasserberg 47 auf das gesamtgesellschaftliche Umfeld zu verbes- sern. Ein Ziel, dem sich das Deutsche Marine Insti- tut mit dem Deutschen Maritimen Kompetenz Netz in Zusammenarbeit mit NetSkill stellt, und Aus unser Marine u.a. das bei der Konferenz einen Durchbruch erzielen konnte. Gemeinsamkeit über alle nationalen Gren- ¢ Antrittsbesuch am Horn von Afrika 48 zen hinweg wurde aber auch besonders bei den Hilfeleistungen der Marinen aus aller Welt in Südostasien deutlich. ¢ Neue Namen für NATO-Verbände 48

MARINEFORUM 3-2005 1 Kommentar aus maritimer Sicht

gen, dass alles, was mit Rüstung und Militär »»HerausHeraus ausaus derder EEckecke zu tun hat, einen relativ geringen Stellenwert beim Wahlvolk und damit im politischen Ge- der Bescheidenheit!« schehen Bonns und Berlins einnahm bzw. der Bescheidenheit!« einnimmt. Es hat aber auch damit zu tun, dass Bundeswehr und Marine deutschland- Erhard Rosenkranz klaren Schwerpunkt bei der offenbar gewor- weit nur dort mit den Segnungen des Meeres denen Entschlossenheit Clements, dem An- und der maritimen Wirtschaft in Verbindung sinnen des französischen Ex-Wirtschaftsmi- gebracht werden, wo die Bürger aufgeschlos- iesen Appell richtete Bundeskanzler nisters Nicolas Sarkozy Einhalt zu gebieten, sen registrieren, wie innovativ die dort erfor- Gerhard Schröder zu Beginn seiner einen deutsch-französischen Schiffbauver- derliche Hochtechnologie ist, und welche DAbschlussrede an die 800 Teilnehmer bund zu schaffen. Machte dieser Vorschlag Chancen sich daraus für Industrie, Arbeits- der Vierten Nationalen Maritimen Konferenz doch in letzter Zeit mit seinem Verweis auf markt und Export ergeben. Es ist das Ver- am 25. Januar in Bremen. Die mit der See ver- das mustergültige Vorbild EADS im Bereich dienst gerade dieser Vierten Nationalen Ma- bundenen Branchen in Deutschland verdien- der Luft- und Raumfahrt die Runde. Dabei ritimen Konferenz und ihres Organisators, ten ein weit höheres Maß an öffentlichem In- wurde allerdings allzu offensichtlich, dass Georg Wilhelm Adamowitsch, Staatssekretär teresse, als sie in der Vergangenheit im Bundesministerium für Wirt- erhalten hätten. schaft und Arbeit, mit seinem In der Tat zahlt sich die Einrich- zweiten Hut Maritimer Koordina- tung des Maritimen Koordinators tor der Bundesregierung, erst- der Bundesregierung – er organi- mals für eine angemessene »Be- siert diese Großveranstaltung etwa lichtung« dieses Gegenstandes alle 18 Monate – für die maritimen gesorgt zu haben. Reinhold Rob- Sparten in Politik, Wirtschaft und be, MdB und Vorsitzender des Wissenschaft aus. Das Bewusstsein Verteidigungsausschusses, brach- der Bedeutung von Schifffahrt, te es auf den Punkt, als er im Schiffbau, Offshoretechnik, Hafen- Workshop 1 Adamowitsch, der wirtschaft sowie allem, was damit die Leitung dieser Arbeitsgruppe in Zusammenhang steht, für den selbst übernommen hatte, für Wohlstand unseres Landes nimmt diese Ausweitung ausdrücklich allmählich zu. Die Wahrnehmung dankte. In seinen Dank bezog er der maritimen Abhängigkeiten un- sogleich auch den Inspekteur der seres Landes in der Öffentlichkeit Marine ein, der kurz zuvor sehr in- bedarf zwar noch weiterer intensi- formative Ausführungen zur ge- ver Medienarbeit, doch sie wächst. genwärtigen Transformation sei- Wirtschaftsminister Wolfgang Cle- ner Teilstreitkraft gemacht hatte. ment sprach in seiner Auftaktrede Dieser Workshop hatte den Deut- zu Recht vom Erfolgsmodell »Na- schen Schiffbau im Allgemeinen tionale Maritime Konferenz«. Mit und den Marineschiffbau im Be- ihr und den von ihr ausgehenden sonderen zum Thema. Es ging Aktivitäten verwirkliche die Bun- dort um Wettbewerbsfähigkeit desregierung ein Stück Strukturpo- durch Innovation und Struktur- litik. Drei weitere Bundesminister, verbesserungen. Zu den besonde- Edelgard Buhlmahn, Jürgen Trittin ren Erfordernissen eines erfolgrei- und Manfred Stolpe, unterstrichen chen militärischen Schiffbaus mit ihren Beiträgen diese Tatsache. nahmen auf dem Podium nicht Dass wir uns trotz all dem erst nur Klaus Borgschulte, Vorstands- am Anfang eines hoffentlich anhal- vorsitzender der ThyssenKrupp tenden Aufwärtstrends befinden, Marine Systems AG, d.h. des neu- zeigt die Tatsache, dass sich im un- Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch (rechts) mit dem en deutschen Werftenverbunds, mittelbaren Anschluss Tagespresse Insepkteur der Marine, Vizeadmiral Lutz Feldt, auf dem Podium sondern auch Friedrich Lürßen und Fernsehen noch eher sektoral Workshop I (Alle Fotos: Autor) als Vertreter einer mehr mittel- und am Rande mit dieser Tagung ständischen aber weltbekannten befassten. Übrigens waren die Ergebnisse der Frankreich mit einem »Marine-EADS« einen Werft Stellung. Sie betonten u.a. die Notwen- Workshops auch noch Tage danach weder im Weg zu finden gedachte, die auf den Kriegs- digkeit neuer Rahmenbedingungen für die Fi- Internet zu finden noch auf Anfrage zu erhal- schiffbau spezialisierte, marode und hoch de- nanzierung von großen Projekten. Peter ten, was der Nachhaltigkeit einer solchen an- fizitäre Staatswerft DCN günstig und auf Kos- Grosch als Geschäftsführer bei MTU verwies sonsten sehr gut organisierten Konferenz ei- ten der Deutschen los zu werden. ebendort auf die Größe der Zulieferindustrie nen gewissen Abbruch tut. Trotzdem gab es Doch nun ein Blick auf den deutschen Ma- mit ihren 8,3 Mrd. Umsatz im Jahr und ihren natürlich Reaktionen, die aber hätten um- rineschiffbau: So wie der gesamte maritime rund 70.000 Beschäftigten in ganz Deutsch- fangreicher sein können. Verschiedene Sen- Sektor im Fokus der Deutschen – siehe Bun- land, um anschließend die Bedeutung einer der und Zeitungen vor allem der norddeut- deskanzler – unterbelichtet ist, so ist es inner- »Parent Navy« für das Auslandsgeschäft zu schen Küstenländer griffen den Ausbau von halb dieses Sektors noch einmal ganz beson- unterstreichen. Zusammen mit Robbe plä- Häfen und Wasserwegen oder die geplanten ders – zumindest bislang in der Geschichte dierte er für noch mehr Unterstützung durch Hochsee-Windparks heraus. Andere, wie et- der Bundesrepublik Deutschland – der Mari- die diplomatischen Vertretungen Deutsch- wa die Süddeutsche Zeitung, setzten einen neschiffbau. Das mag damit zusammenhän- lands in aller Welt.

MARINEFORUM 3-2005 2 Kommentar aus maritimer Sicht

So viel an dieser Stelle zu der erstmaligen geschlossen. Auf der Konferenz Aufnahme des Marineschiffbaus in die Liste schließlich zeigten sie gemein- der Schwerpunkte auf einer Maritimen Kon- sam, welche Chancen in dem ferenz. Der nachfolgende Bericht zeigt aller- von der Firma NetSkill so aus- dings, dass es natürlich nur einer unter vielen bau- und zukunftsfähig ange- war. Es ist ja auch die Vielfalt der maritimen legten Internetportal für weite- Disziplinen, welche auf dieser Konferenz zu- re Nutzer liegen. Ob allerdings sammengeführt werden soll. Sehr zu Recht Henning Scherf, als Bürger- wurde daher in den fünf Workshops wie auch meister der Freien Hansestadt im Plenum immer wieder die Vernetzung al- Bremen auch Gastgeber der ler maritimen Branchen und Wissenschaften Konferenz, bei seinem Besuch beschworen. Genau mit diesem Anliegen des DMKN-Standes bereits da- aber setzt sich das Deutsche Maritime Kom- von überzeugt werden konnte, petenznetz DMKN seit zwei Jahren intensiv dass auch die Regierungen und auseinander. Die Initiative für dieses Internet- Behörden der Küstenländer gut portal ging zwar von der Marine aus, genau- Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch (rechts) mit daran täten, in dieses Netz mit er vom Deutschen Marine Institut und damit Flottillenadmiral Klaus-Dieter Fritz, Stabsabteilungsleiter einzusteigen, bleibt abzuwarten. letztlich auch von den Marineschiffbaufirmen FüM I und Vorsitzender Deutsches Marine Institut Der Maritime Koordinator Ada- als den Korporativen Mitgliedern des DMI. Es mowitsch jedenfalls machte zu- ist jedoch von seinem Anspruch und vor al- sich die Gesellschaft für Maritime Technik sammen mit dem Vorsitzenden des DMI, Flot- lem auch von seiner technologischen Fähig- GMT und das Institut für Seeverkehrswirt- tillenadmiral Klaus-Dieter Fritz den Eindruck, als keit her auf die Gesamtheit der maritimen schaft und Logistik ISL mit ihren Netzen be- sehe er Synergien zwischen DMKN und seinen Fachgebiete ausgelegt. Folgerichtig haben reits im Vorfeld dieser Tagung dem DMKN an- künftigen Maritimen Konferenzen.

Innovation, aber auch durch politische Flan- kierung sowie Inanspruchnahme der interna- VierViertete NationaleNationale tionalrechtlich zulässigen Unterstützungs- möglichkeiten erbracht. MaritimeMaritime KKonferenzonferenz Noch in 2004 sei – zulässig gemäß der Rah- menbestimmungen der Europäischen Kom- mission für Beihilfen an den Schiffbau – das Förderprogramm »Innovativer Schiffbau si- Die Zeichen für die deutsche chert wettbewerbsfähige Arbeitsplätze« ein- geführt worden. Dieses Programm habe ne- maritime Wirtschaft sind positiv ben dem primären Ziel der Förderung marktorientierter schiffbaulicher Innovatio- Hans Jürgen Witthöft gestaltung der Innovationsförderung, die von nen auch die Anregung von Strukturverbes- der Regierung als eine Art Risikobeteiligung serungen zum Gegenstand. Die Zuwendun- chon allein, dass eine nunmehr Vierte mit einer Rückzahlungspflicht verstanden gen der Innovationsförderung würden – neu Nationale Maritime Konferenz unter der werde, wenn die Produkteinführung erfolg- für den Schiffbau – als bedingt rückzahlbare SFederführung der Bundesregierung or- reich verlaufen sei und die Unternehmen aus Zuschüsse gewährt. Das Problem werde also ganisiert worden war, kann als großer Erfolg der Innovation wirtschaftliche Vorteile zögen. auf die Erreichung signifikanter wirtschaftli- für die Branche gewertet werden. Dass sich Der Staatssekretär im Bundesministerium cher Erfolge im Wettbewerb orientiert, d.h. dazu Ende Januar in Bremen mehr als 800 Teil- für Wirtschaft und Arbeit und Koordinator für auf eine höhere Wettbewerbsfähigkeit der nehmer, darunter etliche Bundes- und Länder- die maritime Wirtschaft, Georg Wilhelm Ada- Werften. Bis Ende 2004 habe es bereits drei minister bzw.–senatoren sowie Bundes- und mowitsch, hatte bereits im Vorfeld der Kon- Anträge auf Innovationsförderung gegeben, Landtagsabgeordnete eingefunden hatten, ferenz ebenfalls darauf verwiesen, dass seit die sich auf den Ende September 2004 fertig- war sowohl ein Beweis für die Richtigkeit des der Lübecker Konferenz sich eine überaus po- gestellten und von der Europäischen Kommis- eingeschlagenen Weges, als auch für die Be- sitive Zwischenbilanz für die maritime Wirt- sion notifizierten Entwurf der Richtlinie zum deutung, die diese Veranstaltung mittlerweile schaft ziehen lasse. Nahezu alle Bereiche Förderprogramm stützten. Dieser Entwurf sei nicht nur in der beteiligten Industrie, sondern dieses Wirtschaftszweiges würden ein be- vom Verband für Schiffbau und Meerestech- auch weit darüber hinaus erlangt hat. achtliches Wirtschaftwachstum aufweisen. nik – mit Billigung des Ministers für Wirtschaft Der Bundesminister für Wirtschaft und Ar- Damit läge die maritime Wirtschaft Deutsch- und Arbeit – bereits vorab den Mitgliedsfir- beit, Wolfgang Clement, wies in seinem Gruß- lands deutlich über der allgemeinen wirt- men zur Kenntnis gegeben worden. Für die wort zu Beginn der Konferenz darauf hin, schaftlichen Entwicklung des Landes, wozu bereits eingereichten Anträge seien unter dem dass seit der Maritimen Konferenz in Lübeck das Wachstum der Weltwirtschaft sicher Vorbehalt der Genehmigung des Förderpro- vor zwei Jahren ein wichtiger Prozess des ebenso beigetragen habe, wie die Bereitschaft gramms durch die Europäische Kommission Umdenkens in Gang gekommen sei, zu dem der Unternehmen, sich auf die Herausforde- noch Ende Dezember 2004 Vorverträge über es gehöre, sich mehr und mehr von der Vor- rungen der Märkte einzustellen. Letzteres sei die Gewährung von Innovationsförderung in stellung Abstand zu nehmen, Probleme in nur möglich mit einer Exzellenzstrategie, die 2005 und 2006 abgeschlossen worden. erste Linie durch Hilfen des Staates zu lösen. technologische Führerschaft und wettbe- In einer Phase positiver wirtschaftlicher Ent- Demgegenüber gelte, staatliche Hilfen wieder werbsfähige Arbeitsplätze sichere. Hierzu ha- wicklung wie der derzeitigen gelte es nun, so als Hilfe zur Selbsthilfe zu verstehen und auch be die Bundesregierung ihren Beitrag durch Adamowitsch, tragfähige Zukunftskonzepte so zu handhaben. Das gelte auch für die Aus- Förderung von Forschung, Entwicklung und für die deutsche maritime Wirtschaft zu ent-

MARINEFORUM 3-2005 3 wickeln. Dazu gehöre vor allem die Bereit- tiert« sei, um im verschärften globalen Wett- gangenen Maritimen Konferenz gegebenes schaft, strukturelle Veränderungen in Angriff bewerb überleben zu können. »Ein erfolgrei- Versprechen, bis Ende 2005 mindestens hun- zu nehmen. Dafür biete die Vierte Nationale cher Anbieter der Zukunft muss in der Lage dert zusätzliche Schiffe unter die deutsche Maritime Konferenz in Bremen ein ideales Fo- sein, eine breite Produktpalette zu bieten, er Flagge zu bringen. Er konzedierte jedoch, dass rum. muss im Innovationsbereich an vorderster man für die Rückflaggung wohl doch mehr In insgesamt fünf Arbeitskreisen, in Neu- Stelle mithalten und seine Produkte global Zeit brauche und signalisierte Verständnis da- deutsch Workshops genannt, beschäftigten vermarkten können«, sagte er. für. sich die Konferenzteilnehmer mit den speziel- Bei der Konferenz in Bremen ging es nach Darüber hinaus unterstrich der Kanzler, len Belangen der Branche: seinen Angaben um das Ziel, öffentliche und dass er volles Verständnis dafür habe, dass ei- – Schiffbau (Workshop 1), private Investitionen in Forschung und Ent- ne vernünftige maritime Politik auch eine leis- – Schifffahrt (Workshop 2), wicklung im Schiffbau zu fördern und dafür tungsfähige Anbindung der Seehäfen erforde- – Häfen (Workshop 3), Strategien zu entwickeln. Auch solle die For- re, und zwar sowohl seeseitig als auch – FuE und Meerestechnik (Workshop 4), schung auf allen Ebenen mehr abgestimmt landseitig. »Wir wollen da wirklich etwas tun, – Offshore-Wind (Workshop 5). werden. Dazu seien »Technologische Plattfor- wenn auch nicht alles kurzfristig geht«. Dazu Zwar wurde in den Work- gehöre selbstverständlich die shops nicht unbedingt in wün- Vertiefung von Unterelbe und schenswerter Weise diskutiert, Außenweser. »Wir werden uns aber es konnten aus den jewei- dabei ökologisch sensibel, ligen Teilnehmerkreisen zumin- aber auch aus der wirtschaftli- dest einige Fragen gestellt bzw. chen Bedeutung heraus da- eigene oder ergänzende Mei- rum kümmern«, versprach er. nungen zu den vom Podium Alles in allem zog Schröder abgegebenen Statements vor- eine zufriedene Bilanz der ma- gebracht werden. Dennoch, ritimen Politik seines Kabi- die Stimmung war gut und der netts. Die deutsche maritime Großteil der Konferenzteilneh- Industrie habe sich vorbildlich mer zeigte sich zufrieden mit entwickelt. Ein Wachstum von dem Gehörten. Auf der Ab- sechs Prozent, wie beim Ha- schlusskundgebung sprachen fenumschlag beispielsweise, dann, nachdem die Moderato- wünsche er sich auch für an- ren der einzelnen Workshops dere Wirtschaftszweige. ihre zusammenfassenden Be- Insgesamt zeigte sich auch richte verlesen hatten, der Vize- der größte Teil der Konferenz- präsident der EU- Kommission teilnehmer zufrieden mit dem und EU-Industriekommissar im Tagungsverlauf vermittel- Günter Verheugen sowie Bun- Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement bei seiner Ansprache im ten Informationen, Anregun- deskanzler Gerhard Schröder. Plenum der Vierten Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen gen oder manchmal auch nur Kommissar Verheugen warn- (Alle Fotos: e.r.) Andeutungen. Davon zeugten te in seinem Vortrag davor, die rege Diskussionen in den Pau- aktuell gute Lage auf den deutschen Werften men für den Seeverkehr« errichtet worden, sen, beim Mittagessen und danach. Auch zu überschätzen. Insbesondere in China die im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm die Resümees der Verbände dieser Branche wachse seit Jahren eine große Konkurrenz he- unterstützt werden sollen. »Kontinuierliche spiegeln die Grundstimmung wider: ran. Er ging in diesem Zusammenhang auch Innovation ist für die hiesige Schiffbauindus- Der Verband für Schiffbau und Meerestech- auf die anhängige WTO-Klage gegen die ko- trie überlebenswichtig und zugleich treiben- nik (VSM) berichtete über die Workshops 1 reanischen Dumpingpreise im Schiffbau ein de Kraft der heutigen Initiative«, hieß es. und 4. Der Workshop 1, der von Staatssekre- und erklärte, dass die Werften in Südkorea »in tär Adamowitsch selbst geleitet wurde, be- erheblichem Umfang« von unzulässigen Hil- Weitere Rückflaggung schäftigte sich im ersten Teil mit dem Thema fen etwa durch Exportkredite profitiert hät- »Schiffbau in Deutschland – Zukunft durch In- ten, räumte dann aber ein, dass es nicht ha- Der Bundeskanzler hob abschließend in ei- novation und Wettbewerb«, im zweiten Teil be belegt werden können, dass die Regierung ner mehr launig gehaltenen, leider aber auch mit Zukunftsfragen des deutschen Marine- dies mit »konkreten staatlichen Maßnahmen« von an dieser Stelle eher überflüssiger Partei- schiffbaus. Einen breiten Raum nahm dabei die unterstützt habe. Damit hat, und das nur ne- politik geprägten Rede die Bedeutung der ma- Vorstellung erster Handlungsempfehlungen ei- benbei, erstmals ein ranghohes Mitglied der ritimen Industrie für Deutschland und auch ner Studie ein, die das Bundesministerium für EU-Kommission öffentlich die sich ankündi- für Europa hervor. Er bekannte sich ausdrück- Wirtschaft und Arbeit unter dem Titel »Erhö- gende Niederlage in dem jahrelangen Streit lich dazu und unterstrich, dass in dieser Bran- hung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen mit Südkorea zugegeben. che Hochtechnologie gebündelt sei, auf die Schiffbaus« in Auftrag gegeben hatte. Verheugen unterstrich, dass, sobald das Ur- auch in Zukunft in keiner Weise verzichtet teil der WTO vorliege, die Kommission »ihre werden könne. Er mahnte an, dass die mari- F+E für Werften Strategie … neu zu überdenken« habe. Auf time Industrie aus der Ecke der Bescheiden- die Nennung von Details verzichtete er, deu- heit herausgeholt werden müsse. VSM-Vorsitzer Bernard Meyer, Geschäfts- tete aber an, dass Brüssel an eine Förderung Die maritime Industrie könne, so der Kanz- führer der Jos. L. Meyer Werft in Papenburg, »innovativer Produkte und Prozesse im Schiff- ler, neue Arbeitsplätze in Deutschland schaf- bedankte sich beim Auftraggeber und den bau« denke. Die Bundesregierung habe dazu fen, die Häfen seien Wachstumsmotoren und Gutachtern für die ganzheitliche und »saube- in Brüssel einen Plan vorgelegt (siehe oben), Jobmaschinen. Die Tonnagesteuer, so konsta- re Analyse«. Sie enthalte sowohl hinsichtlich »der sobald wie möglich mit Leben erfüllt tierte er, schlage positiv für den Standort zu der unzureichenden Ertrags- und Investitions- werden sollte«. Verheugen ergänzte, dass die Buche. Der Trend zur Ausflaggung sei dadurch situation als auch der Marktbeurteilung zu- europäische Schiffbauindustrie, die er ganz gestoppt worden. Das solle beibehalten wer- treffende Aussagen und verdeutliche damit deutlich als hochtechnologische Zukunftsin- den, erklärte Schröder, erinnerte aber die Ree- den dringenden Handlungsbedarf bei Werf- dustrie bezeichnete, aber »noch zu fragmen- derschaft auch an ihr während der vorange- ten, Öffentlichen Händen und Gewerkschaf-

MARINEFORUM 3-2005 4 ten. Unzweifelhaft müssten die Werften bes- seinem Beitrag die Neuentwicklung innovativer Professor Krüger (TU Hamburg-Harburg) ser werden. Sie benötigten aber auch massi- LNG-Tanker bei Aker Ostsee als Beispiel für das wies in seinem Konferenzbeitrag darauf hin, ve Unterstützung für Forschung und Entwick- »Intelligente Schiff« vor, das eine zentrale Säule dass in diesem Prozess die Spitzenkräfte aus lung, neue effektive Finanzierungskonzepte, für die Technologieführerschaft des deutschen Wirtschaft und Wissenschaft in wettbewerbs- flexible Steuer- und Arbeitsgesetze (»Die Schiffbaus darstelle. Dr. Bohlmann (Flensburger wirksamen Pilotprojekten gebündelt werden lohnabhängigen Sozialabgaben erdrücken Schiffbau-Gesellschaft) beleuchtete in seinem müssten, die mit hoher Förderintensität den uns«). Und natürlich seien auch flexible Ar- Beitrag die kontinuierliche »Optimierung der Stand der Wissenschaft zügig in den Stand der beitszeitlösungen und realistische Löhne und Produktionsprozesse« in den Bereichen Kon- Technik umsetzen. Eine neue Sicherheitskultur Gehälter sowie Kostenentlastung auf allen struktion, Planung, Logistik und Fertigung als in den internationalen Institutionen der tech- Ebenen erforderlich. gleichrangige Voraussetzung für die dauerhafte nischern Vorschriftenentwicklung (wie z.B. Dr. Klaus Borgschulte, Vorsitzender des Vor- Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Bran- IMO, EU) kann hierbei den Abbau von regula- standes der ThyssenKrupp Marine Systems che. Beide Referenten stimmten darin überein, torischen Innovationshemmnissen bewirken. AG, ging in seinem Beitrag auf die Grenzen, dass eine Erhöhung der Geschwindigkeit so- Die Sicherstellung des qualifiziertenMitarbei- aber auch Chancen des deutschen Marine- wohl bei der Produkt- als auch bei der Prozes- ternachwuchses sei im Akademiker- und Fach- schiffbaus ein und betonte die arbeiterbereich eine Grundvo- Schlüsselrolle, die dem Öffentli- raussetzung für eine erfolgrei- chen Auftraggeber bei der Siche- che Forschung und Entwick- rung der Zukunftsfähigkeit des lung sowie für die Entwicklung deutschen Schiffbaus zukom- und Umsetzung von For- me, und zwar sowohl hinsicht- schungsergebnissen in markt- lich der Beschäftigung der fähige Produkte, darauf wies Marinewerften als auch bei der Professor Bronsart (Uni Ros- Erarbeitung von Finanzierungs- tock) hin. Industrie und Hoch- modellen. Dies griff auch Fried- schulen setzten daher große rich Lürßen, Sprecher der Ge- Hoffungen in die Ergebnisse schäftsführung der Lürssen- des BMBF-geförderten Bil- Werft, in seiner Darstellung der dungsnetzwerkes der schiffs- führenden Position des deut- technischen Universitäten. schen Marineschiffbaus auf, die Im Themenblock 2 wurde durch Konzentration auf die unter dem Titel »Weltmärkte Kernfähigkeiten und intensivier- für die deutsche Meerestech- te Kooperation auch internatio- nik erschließen« dargestellt, in nal weiter gestärkt werden solle. welchen meerestechnischen Die wichtige Rolle der Schiff- Bereichen ausgeprägte tech- bauzulieferindustrie sowohl im nologische Stärken und aus- Handels- wie auch im Mari- Der Vorsitzende des Vorstandes der ThyssenKrupp Marine Systems AG, baufähige Marktpositionen Dr. Klaus Borgschulte, am Stand des Deutschen Marine Instituts im neschiffbau in diesem Prozess liegen. Dr. Bretthauer ( Joh. Gespräch mit Dr. Michael Bauer (NetSkill) über das vom DMI stellte Klaus Lorenz, Vorsitzen- Heinr. Bornemann) zeigte da- mitinitiierte DMKN der der Geschäftsführung der bei auf, dass Deutschland SAM Electronics GmbH, dar. Die Zulieferin- sinnovation eine Schlüsselaufgabe ist, um den Technologieimpulse für die umweltfreundli- dustrie stelle, wie er ausführte, ein wichtiges Vorsprung vor der Konkurrenz in Südostasien che Offshore-Öl- und Gasförderung unter Bindeglied in der schiffbaulichen Prozesskette auszubauen. (Motto: Selbst schneller innovie- Wasser und in großen Wassertiefen setzen dar und trage mit fortwährenden Innovatio- ren als andere kopieren können). Gleichzeitig könne, insbesondere in Systemtechnik, Er- nen dazu bei, dass wettbewerbsfähige, ver- müsse der Schutz des geistigen Eigentums ge- kundung, Bohrtechnik, Fördertechnik, Steue- marktbare Produkte von der deutschen Schiff- genüber den Wettbewerbern besser sicherge- rungstechnik, Materialien/Halbzeuge, Ener- bauindustrie angeboten würden. Dies werde stellt werden. Für künftige Forschungsförder- gieerzeugung, Inspektion/Intervention und auch durch maßgeschneiderte Dienstleis- programme des BMBF ergeben sich hieraus Anlagenbau. Diese führenden Fachkompeten- tungspakete und frühzeitige Mitwirkung schon hohe Anforderungen hinsichtlich der zügigen zen sollten in einem nationalen BMBF-Leit- in der Schiffskonzeptions- und -entwurfspha- und transparenten Umsetzung, um die Innova- projekt »Integrated Subsea Technology« se erreicht. Deshalb stelle sich auch die Schiff- tionszyklen, auch bei geförderter Forschungs- gebündelt werden, das bei einem Vorhabens- bauzulieferindustrie hinter die Ergebnisse der tätigkeit deutlich verkürzen zu können. beginn in diesem Jahr für 2010 erste System- o.a. Studie und werde deren Handlungsemp- Dr.Alexander Nürnberg (HATLAPA Ueterse- installationen verspreche. fehlungen aktiv begleiten. Dazu müsse aller- ner Maschinenfabrik) stellte heraus, dass tech- Die für die Erschließung neuer Energiereser- dings auch die Position der deutschen Zuliefer- nischer Fortschritt im Schiffbau zunehmend in ven benötigte Unterwassertechnik, insbeson- industrie im Weltmarkt durch geeignete Innovationspartnerschaften zwischen Werften dere tiefseetaugliche Autonome Unterwasser- politische und wirtschaftliche Rahmenbedin- und den Unternehmen der Zulieferindustrie fahrzeuge (AUV), reichen in ihrer technischen gungen entsprechend abgesichert werden. realisiert werde. Hierzu bedürfe es einer effek- Komplexität und hinsichtlich der wirtschaftli- tiven Vernetzung in einem integrierten Schiff- chen Risiken an die Weltraumtechnik heran. Schneller investieren bauprozess. Digitale Integration aller Projekt- Frau Hohmann (Atlas Elektronik), wies darauf partner, die den effizienten Austausch von hin, dass neben der Forschungsförderung der- Auch der Workshop 4 hatte zwei Themen- technischen und kommerziellen Produktdaten artiger Flaggschiff-Projekte eine industriepoli- blöcke. Im ersten wurden unter dem Titel für die parallele Produktentwicklung unter ver- tische Unterstützung (z.B. durch Demonstra- »Über die technologische Exzellenz zur Welt- teilte Fertigung erlaube, sollte daher ein inhalt- tions- und Referenzanwendungen) auf den marktführung« Perspektiven schiffbaulicher licher Akzent der FuE-Programme 2005–2010 relevanten Exportmärkten unabdingbar sei. Innovationstätigkeit bis 2010 diskutiert und sein. Die Verbundforschung sollte in der Pro- Die Tiefwasser-Feldentwicklung biete schließ- Anforderungen an die zukünftige BMBF-For- grammdurchführung durch entsprechende lich auf Grund der hohen technischen Affini- schungsförderung formuliert. Förderquotenboni und die Förderung von For- tät zur Schiffstechnik und der Flexibilität der Jürgen Kennemann (Aker Ostseewerften in schungskoordinierungsaktivitäten unterstützt beteiligten Zulieferindustrie, die regelmäßig Wismar und Rostock-Warnemünde) stellte in werden. zur schiffbaulichen und meerestechnischen

MARINEFORUM 3-2005 5 Innovation beitrügen, große Chancen zur In- schifffahrt unter deutscher Flagge weitere Mög- Der ZDS setzt auf verstärkte Bemühungen der tegration im maritimen Cluster, ohne die eine lichkeiten für die Ausbildung und Beschäftigung Bundesregierung, die prioritären Projekte zur weltweite Technologie- und Marktführerschaft zu schaffen. Verbesserung der Seehafenanbindungen noch nicht zu erreichen sind. in diesem Jahrzehnt zu realisieren. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) be- Hafenanbindung verbessern Außerdem begrüßt der ZDS die Zusage von grüßte das Konferenz-Ergebnis, naturgemäß Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement, insbesondere die Erklärung des Bundeskanz- Der Zentralverband der Deutschen Seeha- dass die Bundesregierung keiner Richtlinie der lers, die auf der Konferenz in Lübeck eingelei- fenbetriebe (ZDS) begrüßte in seiner Erklärung, Europäischen Kommission über den Marktzu- tete Politik zur Stärkung der Schifffahrt unter »dass die Bundesregierung die seewärtigen Zu- gang für Hafendienste zustimmen wird, die das der deutschen Flagge fortset- effiziente Hafensystem in den zen zu wollen. Wie schon zu- deutschen Seehäfen gefährdet. vor Bundesverkehrsminister Der ZDS erwartet, dass auch na- Stolpe habe er es aber ange- tionalen Forderungen nach ei- mahnt, dass die Handelsflotte nem Hafenkonzept, das eine unter deutscher Flagge, wie Arbeitsteilung zwischen den See- seinerzeit in Lübeck zugesagt, häfen festschreibt, eine klare Ab- wachsen müsse. Dazu der sage erteilt wird. VDR: »Die Reedereien erfüllen Dagegen wurden auf der Kon- ihre 2003 gegebene Zusage, ferenz im Hinblick auf die Beseiti- die Handelsflotte unter deut- gung der Wettbewerbsnachteile scher Flagge um mindestens der deutschen Seehäfen bei der 100 Schiffe zu vergrößern. Bis- Erhebung von Trassenentgelten, her hätten sie ca. 75 Schiffe (v.l.n.r) Flottillenadmiral K.-D. Fritz, Vorsitzender DMI, Vizeadmiral L. Feldt, Lkw-Maut und Mineralölsteuer Inspekteur der Marine, Rainer Metzner, Verlag E.S. Mittler und Sohn, und eingeflaggt. Da aber auch beim Hafenumschlag leider keine Dieter Weigel, Geschäftsführer DMKN, beim Informationsaustausch über Schiffe verkauft oder ausge- Fortschritte erzielt. Die Bundes- das DMKN flaggt worden seien, sei die regierung bleibt weiterhin auf- deutsche Flagge bisher um 45 Schiffe, vergli- fahrten und Hinterlandanbindungen der deut- gerufen, die nationalen Spielräume innerhalb chen mit dem Bestand Ende 2003 gewach- schen Seehäfen verstärkt ausbauen wird, um des von der EU vorgegebenen Rahmens zu nut- sen. Mit über 100 Schiffen sei im Laufe dieses die Wachstumschancen zu nutzen. Das Priori- zen, um faire Wettbewerbsbedingungen für die Jahres noch zu rechnen. Mit ihren Erklärun- täten-Konzept Seehafenanbindungen mit sei- deutschen Seehäfen zu schaffen. Dies gilt auch gen habe die Bundesregierung deutlich ge- nen 15 prioritären Maßnahmen wurde von für die Benachteiligungen der Ostsee-Verkehre macht, dass sie auf die Erfüllung der Zusage Bundeskanzler Schröder daher als wichtig be- Richtung Baltikum gegenüber dem grenzüber- vertraue und die von ihr eingeleiteten Maßnah- zeichnet. Außerdem machte der Kanzler deut- schreitenden Lkw-Verkehr. Der ZDS hofft, dass men zur Verbesserung der betrieblichen Bedin- lich, dass er hinter den weiteren Fahrrinnenan- für diese Wettbewerbsprobleme der deutschen gungen für Handelsschiffe unter deutscher passungen von Außenweser und Unterelbe Seehäfen bis zur nächsten Nationalen Maritimen Flagge fortführen will. Damit habe sie, so heißt stehe. Diese Infrastrukturvorhaben sollen im Konferenz Lösungen gefunden werden. Das Ziel es in der VDR-Erklärung, ein klares Signal ge- Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes 2003 der Nationalen Konferenz, die Wettbewerbsfä- setzt, den erfolgreichen Schifffahrtsstandort entsprechend ihrer Baureife und Finanzierungs- higkeit der deutschen Seehäfen zu stärken, ist Deutschland auszubauen und für die Handels- fähigkeit bis 2010 nach vorne gezogen werden. bislang daher noch nicht erreicht worden«.

durch erreicht werden, dass zwei Aspekte 2255 JahreJahre Deutsch-Deutsch-NiederNieder-- zusammenfielen: die operative Aufgabenstel- lung wurde mit technischen Mitteln erfüllt, die gerade verfügbar waren beziehungsweise bei ländischeländische ZZusammenarbeitusammenarbeit Übernahme eines tragbaren Risikos entwi- ckelt werden konnten. Und die Akzeptanz inin derder MarinerüstungMarinerüstung dieser Übernahme eines eindeutigen Ent- wicklungsrisikos – wie sonst könnte techni- scher Fortschritt erreicht werden, wenn nicht Eine internationale Kooperation durch mutige Entscheidungen und Verant- wortung im Risiko? – konnte im Zuge der ver- trauensvollen Zusammenarbeit der Marinen hat ihren Erfolg bewiesen und Behörden in Deutschland und den Nie- derlanden leichter erzeugt werden. Hier Karlheinz Lippitz Die Fregatten der Klasse 120 hatten als erste kommt der Deutsch-Niederländischen Ko- ihrer Größe einen Antrieb mit Gasturbinen. Die operation in der Marinerüstung der Überwas- er Bau von Fregatten in Deutschland F 122 benutzte als erste die Flugkörper Har- serkampfschiffe hohe Bedeutung zu. hat im Laufe der Jahre einen fast ge- poon und NSSM und die Fregatten F 123 als Der letzte und über die Jahre angestrebte Dschichtlich zu nennenden Ablauf ge- erste ihrer Größe die Startanlagen VLS Mk 41. Nachweis des Erfolgs dieser langjährigen Zu- nommen, sieht man die Klassen 120 (KÖLN), Und schließlich verwenden die Fregatten F 124 sammenarbeit stellen die Flugkörperschießen F 122 (BREMEN), F 123 (BRANDENBURG) und ein offenes Daten Bus System, ein Multi Funk- der niederländischen Fregatte LCF in 2003 als nun die der F 124 (SACHSEN) an. Bei jeder die- tionsradar (APAR) und die Flugkörper SM-2, so genanntes High Sea Firing, in 2004 das Sys- ser Schiffsklassen wurde eine technische Neu- ESSM und RAM im Rahmen des neu entwi- temschießen der ersten deutschen Fregatte heit eingeführt, eine besondere Leistung er- ckelten Führungs- und Waffeneinsatzsystems. F 124 (SACHSEN) vor Kalifornien und das für bracht und auch ein nicht immer risikoloser Diese sowohl zeitlich als auch technisch be- 2005 vorgesehene Ergänzungsschießen mit Weg in der Realisierung beschritten. achtenswerte Kontinuität konnte nur da- einer LCF dar.

MARINEFORUM 3-2005 6 Wie alle Beteiligten dieses Ergebnis mit Ge- gramms »NATO Frigate Replacement of the einfacht werden, ohne den Gesamtbestand nugtuung aufnahmen, zeigt die folgende Nineties« (NRF 90), aus dem zunächst die der Kooperation zu gefährden. Schilderung: »Der erste Höhepunkt des Schie- deutsche Fregatte Klasse 123 und später die Hinzu kam, dass sich Deutschland und die ßens trat am 3. August 2004 – einige Minuten Aufgabe des Verbandsschutzes der F 124 ab- Niederlande trotz wiederholter Anstrengun- vor 12:00 mittags Ortszeit – ein, als die Fregat- geleitet wurden. F 124 folgte den klassischen gen nicht auf eine insgesamt gemeinsame te SACHSEN den ersten Schuss eines Standard Schritten des Entstehungsgangs für Wehrma- operative Software einigen konnten, die nun Missile Flugkörpers (SM-2 Block III A mod.) ge- terial mit seinen Phasendokumenten und in zwei getrennten Versionen auf deutscher gen eine Drohne auf der US-Pacific Missile Test Entscheidungen. Die Militärisch-technisch- Seite innerhalb des Bauvertrages, auf nieder- Range Point Mugu in Kalifornien löste. wirtschaftliche Forderung (MTWF) und die ländischer Seite in der Marine selbst erstellt Schon bei diesem ersten Schuss arbeiteten Freigabe zum Bau wurden am 5. März 1996 wurden. Der Anteil der so genannten Fire alle Komponenten des Waffensystems ein- gebilligt; dem Bauvertrag stimmten die Parla- Control Software zur Steuerung der Flugkör- wandfrei. Der Flugkörper wurde nach dem mentsausschüsse des Deutschen Bundesta- per ist allerdings identisch. Verlassen des Vertical Launching Systems ges am 12. Juni 1996 zu. In diesem Zusammenhang musste früh und (VLS MK 41) vom Anti Air Warfare System si- Die Kooperation mit den Niederlanden lässt eindeutig die wesentliche Zielsetzung des Vor- cher ans Ziel geführt, wo er die Zieldrohne sich an den Parallelvorhaben in ihrem Ablauf habens F 124 anerkannt werden, die eben in durch einen direkten Treffer zerstörte. erkennen: der Entwicklung eines neuen Waffensystems Am nächsten Tag wurde der erste Evolved n Die deutschen Planungen zur Klasse F 121 bestand. Der »Bau F 124« stellte damit keines- Sea Sparrow Missile (ESSM) Flugkörper ver- und die Niederländische GW-Fregatten, wegs ein reines Schiffbauvorhaben dar, in schossen. Nach der erfolgreichen Bekämp- n die F 122 und die S-Fregatten, dem von fertigen Anlagen und Geräten aus- fung der Zieldrohne wurde der ESSM planmä- n die F 123 und die M-Fregatten und schließ- gegangen werden konnte, die nur zu installie- ßig durch einen »Command Destruct« Befehl lich ren und zu integrieren wären. Vielmehr wa- von der Fregatte SACHSEN aus zerstört. Die n die F 124 und die LCF. ren vorrangig entscheidende Entwicklungen Drohne wurde sicher gelandet und war für ei- Der Verlauf in den drei Jahren von der gemäß Auftrag und Zielsetzung des NSC nen weiteren Einsatz verwendbar.« Durchführung der gemeinsamen Definition MoU’s (»to develop common subsystems«) Einzelheiten zu diesem Schießen sind bis zum Abschluss der Regierungsvereinba- durchzuführen – und im Weiteren zusammen mehrfach veröffentlicht worden, so insbeson- rungen einschließlich verhandelten Bauver- mit anderen Anlagen in die Plattform zu inte- dere in Jane´s International Defense Review, trags war keineswegs reibungslos. Gerade die grieren. Im Übrigen waren dann auch noch Februar und Oktober 2004 sowie in MARINE- Zielsetzung, erneut – trotz des Misserfolgs bei die drei Schiffe zu bauen. FORUM, November 2004. der NFR 90 – in eine internationale Koopera- Drei Grundsätze, die beim Ansatz der Ent- tion in Europa einzusteigen und nicht die »ein- wicklungen und in ihrer Durchführung in Ver- Ein Rückblick fache«, d.h. augenscheinlich risikoärmere, bindung mit dem Bauvorhaben zu beachten Lösung des Kaufs eines »fertigen« Waffensys- waren, wurden schon als Zielsetzung in der Der Beginn der Deutsch-Niederländischen tems aus den USA zu wählen, brach Fronten MTWF F 124 aufgestellt: Kooperation wurde formal mit der Unter- auf, die fast alle beteiligten Organisationen n »Fast Prototyping« und »Build a little – test zeichnung der so genannten »Naval Ship Co- spalteten. a little«: Die komplexe Gesamtentwicklung operation« Regierungsvereinbarung (NSC Auf Basis der angeführten Kooperations- einschließlich Integration war nur beherrsch- MoU) am 9. November 1990 in Bonn erreicht, vereinbarungen hatten die Projektleiter den bar, da sie in überschaubare Einzelabschnitte nachdem zuvor auf Staatssekretärsebene am »Joint Programme Plan (JPP)« erarbeitet, und Aufgaben zerlegt und aufeinander auf- 21. Dezember 1989 ein »Aide Memoire« aus- durch den im Rahmen der Definition der bei- bauend erledigt wurde. getauscht worden war. Auf dieser Grundlage den Schiffsklassen LCF und F 124 die Ausstat- n Freiraum in der Entwicklung: Es durften wurden dann die konkreten trilateralen Ver- tung der Schiffe mit einem neuen AAW-Sys- nicht zu viele Einzelforderungen für die jewei- einbarungen zur Projektdefinition der Schiffs- tem festgelegt wurde. Dieses Waffensystem ligen Entwicklungen ohne Freiraum für später klassen LCF, F 124 und der spanischen F 100 besteht aus dem Aktiven X-Band Phased Ar- notwendig werdende Änderungen und Ab- am 27. Januar 1994 (so genanntes Trilateral ray Radar APAR, einem Rundsuchradar weichungen zu früh festgelegt werden. Tech- Frigate Cooperation TFC-MoU) – ergänzt SMART-L und einer ebenfalls neu zu entwi- nische Schwierigkeiten konnten nur über- durch das Implementing Arrangement vom ckelnden Software. Die Entwicklung dieser wunden werden, da den Entwicklern ein 17. Dezember 1993 –abgeschlossen. Die Teil- Systemanteile war naturgemäß mit Risiken notwendiger Spielraum innerhalb eines spe- nahme Spaniens wurde allerdings nach Ab- verbunden, die zwar aufgrund der ehemali- zifizierten Rahmens gelassen wurde. schluss der Definition beendet, da dort ein gen Ergebnisse der NFR 90 Studien be- n Begrenzte Komplexität: Ein technisch ak- US-System eingeführt werden sollte. herrschbar sein sollten, aber zusätzlich noch zeptables Ergebnis in der Zeit und in den Kos- Diese drei Vereinbarungen, die schon auf eine Anpassung der vorgesehenen US-Flug- ten wurde dadurch erreicht, dass die Aufga- Vorhaben in den vorhergehenden zehn Jah- körper ESSM und SM-2 an die Randbedin- benstellung nicht zuvor mit zu hohen ren aufbauten und nun mit neuen Ansätzen gungen des APAR notwendig machte. Dieser Anforderungen überladen und so die zu be- verbunden wurden, gehen gemäß ihrer nüch- von den Niederlanden ohne Abstriche ver- wältigende Komplexität limitiert wurde (For- tern in der Präambel des NSC MoU dargestell- folgten Alternative stand ein Kauf der AEGIS derungsmanagement). ten Zielsetzung von weit reichenden Absich- Technologie von den USA gegenüber, der auf n Die Frage der Systemintegration stand da- ten aus: »The Participants note that bilateral deutscher Seite parallel und als »Rückfalllö- mit an erster Stelle der Arbeits- und Verant- and multilateral cooperation in various fields sung« verfolgt werden musste. wortungsfestlegung. Aufgrund der komple- of armed forces equipment has been experi- Es bestanden verschiedentlich große Be- xen Beziehungen der am Projekt beteiligten enced for many years and proved successful; denken, diesen eigenständigen, jedoch mit Ri- Behörden, Institutionen und Firmen war es are convinced of the necessity of increasing siko behafteten Weg zu gehen. Erst eine na- notwendig, klare Verantwortungsbereiche zu international integration of defence material tionale Konferenz im Sommer 1995 konnte schaffen, um die Integration der Systeme so- activities; have observed that the ever increa- den tief gehenden Konflikt zugunsten des wie die spätere Ablieferung der Schiffe sicher- sing technological complexity of naval ships jetzt realisierten Entwurfs der F 124 lösen. zustellen. Die Aufgabe der Systemintegration will require progressively augmented efforts Die damit vorgezeichnete Konstellation im hat der Auftragnehmer, die ARGE F 124, im in order to meet the needs.« Bauvertrag und seinem Umfeld ist in ihrer Rahmen des Bauvertrages übernommen; ei- Die beiden Vorhaben LCF und F 124 ent- Verantwortungsmatrix zugegebenermaßen ne entsprechende Industriestruktur konnte standen aus dem gescheiterten Bemühen um komplex, konnte jedoch in den notwendigen gefunden und festgelegt werden. Der öffent- eine NATO Fregatte im Rahmen des Pro- Einzelverträgen und Abmachungen nicht ver- liche Auftraggeber blieb für die »inhärenten«

MARINEFORUM 3-2005 7 Leistungen der in seinem Auftrag außerhalb der Lage, mehrere Funktionen fast gleichzei- diskutiert wurden, haben sich nicht so durch- des Bauvertrages zu entwickelnden Anlagen tig auszuführen; hierzu zählt auch die An- gesetzt, dass eine konkrete Zusammenarbeit im Sinne einer »Beistellung« verantwortlich. forderung an eine Zielbeleuchtung in der mit der Niederländischen Marine zur Zeit Um dieses Geflecht von notwendigen Ver- Angriffsphase (wobei mehrere Ziele »gleich- oberhalb eines allgemeinen Gedankenaus- trägen, Vereinbarungen und Verantwort- zeitig« beleuchtet werden können). Dies ge- tausches möglich wäre. lichkeiten beherrschbar zu halten, wurde die schieht jedoch intermittierend in der so ge- Die beiden Kooperationspartner haben En- so genannte »Mitwirkungsverpflichtung des nannten Interrupted Continuous Wave de November 2004 – nach der Indienststel- Hauptauftragnehmers« eingeführt und im Illumination (ICWI) – Funktion. Die auf lung ihrer ersten Schiffe – in einem Lessons Bauvertrag vertraglich festgelegt. Eine andere F 124/LCF eingesetzten Flugkörper sind an Learned Seminar die Erfahrungen im gesam- »Lösung« wäre ein übergeordneter »Mega- dieses Einsatzverfahren in einem eigenen, mit ten Programm ausgetauscht, die Behörden, Generalunternehmer« gewesen, der die je- der US-Navy durchgeführten Programm an- Industrien und Marinen gesammelt haben. weilige Verantwortung den öffentlichen Auf- gepasst worden. Das Motto bei dieser abschließenden Veran- traggebern wie auch der industriellen ARGE F Die US-Navy hat nun durchaus Interesse an staltung der Vorhaben LCF und F 124 war: 124 abgenommen hätte. Ein solcher Vor- der Übernahme dieser Funktion für ihre eige- »Was könnten wir besser machen, wenn wir schlag wurde durchaus gemacht! Im deut- nen zukünftigen Flugkörper (»we need this noch eine weitere Chance hätten?« Alle Be- schen Bauvertrag ist vereinbart, dass, falls die advanced X-Band Guidance Capability«), da teiligten beschworen den Erfolg der Vergan- zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Bau- zukünftige US-Schiffe auch mit einem X-Band genheit in der Erwartung, dass hieraus eine vertrages noch nicht abschließend entwickel- Multifunktionsradar ausgerüstet werden sol- Zukunft entstehen möge. Pim S. Be- ten Geräte/Anlagen einschließlich Software len, wie es schon die F 124 und die LCF besit- det, Directeur Materiel der Royal Netherlands nicht systemverträgliche Leistungen erbrin- zen. Gleichfalls will Japan diese Verbesserun- Navy, fasste die Situation unter Hinweis auf gen bzw. erbringen könnten, sich die Vertrags- gen übernehmen. Verhandlungen werden die derzeit fehlenden Planungen in den Nie- parteien gegenseitig unterrichten und die kos- diesen Weg untersuchen und dabei die in der derlanden wie folgt zusammen: tengünstigste Maßnahme zur Behebung Deutsch-Niederländischen Zusammenarbeit »As long as we can remember there has dieser Unverträglichkeit suchen sollten. Diese entstandenen Rechte sichern. been intensive cooperation between German Verfahren haben sich nach einiger Zeit des Die Beschaffung der Flugkörper ist in der and Dutch Navies when it comes to develo- Einübens bewährt. Zwischenzeit für unsere Länder eingeleitet ping frigates. Whereas German/Dutch coope- Die Deutsch-Niederländische Kooperation und entschieden, ihre Fertigung und Liefe- ration over the last 25 years has remained a kann zu ihrem Erfolg – neben der Verträglich- rung geschieht in internationaler Arbeitstei- constant and successful factor, cooperation keit und sich ergänzenden Landescharaktere lung. in the HORIZON project between the UK on – auf die Einhaltung eines wesentlichen Prin- the one hand and France and Italy on the ot- zips verweisen, nämlich nur dort die Forde- Alte Erwartungen her has clearly proved to be less successful. rung nach internationaler Kooperation auf- und neue Vorstellungen Defence in the Netherlands is being totally re- zustellen und einzuhalten, wo besondere organised. What does this mean for Ger- Leistungen und damit der Einsatz von erheb- Bei Abschluss des Bauvertrages F 124 und man/Dutch cooperation? Pessimists would lichen finanziellen Mitteln gefordert wird. Es den Vereinbarungen mit den Niederlanden say that this marks the end: not building the lohnt nicht, um die Identität von Geräten und bestand die Erwartung und Hoffnung, wie- dutch corvettes means at least a temporary Anlagen, um der Standardisierung selbst wil- derum nach zehn Jahren in 2006 den Bau der interruption of the cooperation. Optimists len zu kämpfen. Allerdings müssen Interes- nächsten Schiffsklassen zu vergeben, wie dies would see a raft of possibilities, whereby one senfelder gefunden werden, die die Bemü- schon zwischen den deutschen Vorhaben F might think that flexibility in functionality al- hung um eine Kooperation lohnen – und 122, F 123 und F 124 in etwa erreicht werden so presents all sorts of opportunities for co- diese sind leichter zu finden, wenn sich tat- konnte. Die Welt hat sich, wie jeder weiß, in operation.« sächliche Einsparungen in wesentlichen Ent- der Zwischenzeit gedreht; die Aufgaben der Und der industrielle Eindruck war (Gerrit wicklungsbereichen durch den Zusammen- Bundeswehr wurden neu definiert, die König- Jonge Poerink, Thales): »After more than ten schluss von zwei Ländern ergeben. liche Niederländische Marine kämpft um ihre years of projecting-teaming-development- Die jetzt nachgewiesenen Leistungen der Waffensysteme, die sie noch nicht aufgege- production and testing, industry dares to Fregatten F 124 und LCF bestätigen, dass die ben hat, die Haushaltssituation bleibt ange- state that this programme has become a damaligen Entscheidungen, die Entwicklung spannt. Trotz dieser Schwierigkeiten muss an- highly successful undertaking from virtually all eines neuen Waffensystems eigenständig zu erkannt werden, dass auf Basis derzeitiger aspects. The prevailing conclusion is: We can unternehmen und das dabei auftretende Ri- Planungen die Zukunft ein neues Fregatten- do it, if we dare to and are willing to do so.« siko zu akzeptieren, eine Ausrichtung auf ei- programm F 125 bringen wird. Stil, Umfang und auch persönliche Tiefe der ne überschaubare Kooperation einzugehen, Es ist beachtenswert, dass auf dem Gebiet langjährigen Zusammenarbeit möge ein Zitat eine Übertragung wesentlicher Leistungen der Führungs- und Waffeneinsatzsysteme eine des Directeur Materiel und vormaligen Pro- zur Realisierung auf die Industrien beider Län- seit langem angestrebte Harmonisierung nun jektleiters LCF, Admiral Peter van der Struis, der vorzunehmen sowie eine Einschränkung möglich erscheint, nachdem der Familienge- aus einem Interview in Jane‘s International auf die eingeführten US-Flugkörper mit deren danke von der F 124 über die Korvetten K 130 Defense Review, Dezember 2000, verdeutli- Anpassung an ein modernes Waffensystem auch bei der Anpassung der neuen Fähigkeiten chen: zu verbinden, richtig waren. der Fregatten F 122 und F 123 greifen könnte. »We tried to have the best of both worlds, Der letzte Aspekt hat im Laufe des Vorha- Diese Zukunftsfähigkeit wird sich dann auch sharing the benefits while eliminating the dis- bens zu einer interessanten Weiterung ge- auf die F 125 als neue »Stabilisierungsfregatte« advantages of international cooperation. We führt: die beiden Flugkörper ESSM und SM-2 erstrecken, wenn dort ein entsprechend trag- called this ‘Freiheit in Gebundenheit’: retaining benötigen in ihrem halb-aktiven Einsatzver- fähiger Entwurf entstehen sollte. one’s freedom to select the optimum solution, fahren eine Beleuchtung des anzugreifenden Während die Planungen für die Deutsche but whereever applicable making full use of the Zieles, die auf US-Schiffen mit dem AEGIS Marine somit in etwa gesichert sind, ist der cost savings and efficiency improvements of- Waffensystem immer noch mit Hilfe von se- Versuch in den Niederlanden, ein Konzept des fered by the trilateral partnership.« paraten, mechanisch geführten Beleuchtern Überlebens zu finden, bisher nicht erfolgreich Karlheinz Lippitz ist Ministerialrat a.D. und war vorgenommen wird. Dieses klassische Verfah- gewesen. Die Vorstellungen, die unter dem Ti- bis Ende Januar 2005 in der Rüstungsabteilung ren wäre für das moderne APAR-Radar tech- tel »De Koninklijke Marine als Maritieme Lead- des Bundesministeriums der Verteidigung zustän- nisch unwirtschaftlich; APAR ist infolge der er Firm« im April 2003 veröffentlicht und seit- dig für den Fregattenneubau bestehenden Agilität der Phasensteuerung in dem im politischen und industriellen Bereich

MARINEFORUM 3-2005 8 Vorschlägen der Regierung. Jeder unserer Ein- Hin zur Expeditionary Navy sätze ist bisher von der überwältigenden Hin zur Expeditionary Navy Mehrheit des Parlaments beschlossen wor- den. An dieser Tatsache wird auch das neue Beteiligungsgesetz nichts ändern. Es hat zum Schlussansprache auf der Historisch Ziel, die Handlungsfähigkeit der Regierung in für uns wichtigen militärischen Bereichen zu Taktischen Tagung der Flotte vereinfachen und zu beschleunigen. Ich be- grüße dies nachdrücklich. n Unsere Aufgaben sind auch weiterhin am Lutz Feldt für die Fähigkeiten der heutigen Marine, da- Verteidigungsauftrag des Grundgesetzes zu mit positiv umgehen zu können. messen. Dieser ist seit 1990 nicht mehr, son- Die diesjährige HiTaTa war ein voller Er- Ich möchte nun zu Beginn noch einmal mit dern weniger stark, an der Landesverteidi- folg und stand unter dem Thema »Einsatz fünf Punkten deutlich machen, in welchem gung und damit territorial orientiert. Er hat ei- als Herausforderung – Menschen, Logistik, Rahmen wir uns bewegen und möchte dabei ne globale Ausrichtung erfahren, die für die Führung«. Das MARINEFORUM wird in einer von der mehr strategischen Ebene zur takti- Sicherheit Deutschlands dort zum Ansatz der nächsten Ausgaben eine Zusammen- schen Ebene vorangehen. kommt, wo eine Krise oder ein Krieg direkte fassung der sieben Vorträge inklusive des n Unverändert dienen wir aus unserem Auswirkungen auf die Sicherheit und das Resümees des Befehlshabers der Flotte Selbstverständnis als Marineoffiziere in einer Wohlergehen der Menschen in Deutschland veröffentlichen. Hier jedoch vorab der tra- Bündnismarine. Wir sind also immer Teil ei- hat. Gerade wir sollten diesen Aspekt, dass ditionell die Tagung abschließende Vortrag nes größeren Ganzen. Diese Bündnisse sind wir die Sicherheit der Seewege gegen jede Art des Inspekteurs der Marine. (Glossar S. 19) NATO, zunehmend EU, aber es können auch von Bedrohung schützen, immer in allen Ge-

ch schließe mich gern dem Dank des Be- fehlshabers an die Offiziere an, die diese I45. HiTaTa mit ihren Vorträgen zu einem lebendigen und weiterführenden Ereignis gemacht haben. Auch bin ich dem BdF und seinem Führungsteam dankbar für das über- geordnete Thema, das sich mit dem Einsatz der unterschiedlichen Deutschen Marinen be- fasst. Dabei war und ist die historische Be- trachtung genauso wichtig für uns wie die ak- tuelle und der Versuch, hieraus belastbare Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Denn genau das ist es, was wir seit zwei Jah- ren erneut bemüht sind, zu tun. Und mit »wir« meine ich sowohl diejenigen Offiziere, Unter- offiziere und Mannschaften, die den gegen- wärtigen Einsatz bewältigen – mit anerken- nenswerten Ergebnissen – als auch diejenigen, deren Aufgabe die Gestaltung der kommen- den Jahre und – vorsichtig ausgedrückt – der Blick in den Vortragssaal der Historisch Taktischen Tagung (HiTaTa) der Marine im Ost- nächsten Dekade – also der Zukunft ist. seebad Damp (Foto: e.r.) Ich stelle aber auch gerne dankbar fest, dass wir – heute – mit den von unseren Vorgän- aufgabenorientierte Zweckbündnisse sein, sprächen mit Selbstbewusstsein und stolz auf gern gebauten und verwirklichten Waffensys- wie wir es seit Jahren in der Operation Endu- unsere Leistungen aussprechen. temen in der Lage sind, unsere heutigen ring Freedom erleben. n Wir handeln gemeinsam mit dem Heer, Aufträge zu erfüllen. Das spricht für den da- n Wir sind eine Parlamentsmarine – über un- der Luftwaffe, dem Sanitätsdienst und unter- maligen richtigen Denkansatz, genauso wie seren Einsatz entscheidet das Parlament nach stützt durch die Streitkräftebasis. Dieser

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MARINEFORUM 3-2005 9 »Joint-Ansatz« ist in konsequenter Verwirkli- Bereich. Die »Schuldfrage« ist ganz anders zu zieren der eigene Spielraum abhanden chung noch am Beginn seiner Entwicklung. sehen – sie wird durch Untersuchungen ge- kommt, dass andere ihn nicht nur virtuell Ich denke, uns ist hier ein guter Start gelun- klärt, und diese müssen dann auch zügig und besetzen und so dafür sorgen, dass kein Va- gen, nun gilt es mit Ausdauer und genauer aussagekräftig durchgeführt werden – unter kuum entsteht. Wenn wir über den Begriff Beobachtung der Entwicklung, die gewonne- Führung der verantwortlichen Disziplinarvor- »Transformation« sprechen, und damit einen ne Höhe zu halten. Hierbei bitte ich Sie, zu gesetzten. Wir können Fehlverhalten Einzel- Prozess der qualitativen Veränderung mei- beachten, dass die nen, mit dem Ziel, die Einsatzfähigkeit zu ver- Maritimen Fähig- bessern, dann müssen Offiziere – auf jeden keiten der Bundes- Fall Stabsoffiziere – auch in der Lage sein, zu wehr, für die wir entscheiden, wann ein Verfahren, das sich be- verantwortlich sind, währt hat, dies in einer ganz aktuellen Situa- immer im Kontext tion nicht mehr tut. Ein Verfahren ist ebenso der geforderten Fä- wenig ein Selbstzweck wie das gemeinsame higkeiten der Streit- Handeln der Teilstreitkräfte: Beides hat die- kräfte insgesamt zu nenden Charakter, es dient der Verbesserung sehen sind. Dabei des Einsatzes. Wenn es das nicht tut, dann er- bin ich mit den In- warte ich von Ihnen, dass Sie dies erkennen spekteuren von Heer, und in ihrem Team und mit ihrem Vorgesetz- Luftwaffe und Sani- ten entsprechend ihrer Verantwortung the- tätsdienst einig, dass matisieren. Mag auch der Begriff und die Be- Gemeinsamkeit – deutung für viele von Ihnen an Bord und in oder »Jointness«, der Truppe sehr abstrakt und realitätsfern klin- nur aus gut entwi- gen – ich sage Ihnen: Wir alle stehen mitten ckelten und gefes- drin in diesem Prozess, und wir werden ihn tigten Fähigkeiten gestalten, aktiv begleiten, Einfluss nehmen der Teilstreitkräfte Der Gastgeber der HiTaTa, Vizeadmiral Wolfgang Nolting (r.) im und für die von uns als richtig erkannte Rich- erwachsen können. Gespräch mit dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Lutz Feldt tung kämpfen. Das sind wir uns wert! Das Beispiel des (Foto: e.r.) Ich beabsichtige nicht, die Einführung einer Humanitären Ein- neuen Zeitrechnung vorzunehmen – mir ist satzes vor der Küste Nordsumatras zeigt hier ner nicht ausschließen, aber wir können und jedoch sehr wichtig zu betonen, dass 2004 auf, worauf es ankommt: In einer Notlage al- müssen hier aufklären und dann über die das Jahr »Eins« der Transformation für uns in le Fähigkeiten zu betrachten und sie sofort in Konsequenzen entscheiden oder entschei- der Marine war. Nun werden Dynamik, Um- Marsch zu setzen, um für weitere Entschei- den lassen. Die Innere Führung, also unser fang und Tiefe des laufenden Veränderungs- dungen Zeit zu nutzen, um dann dem die Ver- Rahmen, in dem wir Führung praktizieren, prozesses variieren, nicht jedoch die Tatsache, antwortung zu übertragen, der die Aufgabe hat sich bewährt. Es ist sicher notwendig, dass permanente Anpassungen und somit am besten lösen kann. Das ist im vorliegen- Einsatzerfahrung mit einzubeziehen, aber Veränderungen an unserer Marine vorzuneh- den Fall ohne Zweifel der Sanitätsdienst. Die- über eines sind wir uns alle klar: Es gibt nur men sein werden. Beständig wird nun tat- se Lage ist eindeutig und sachgerecht. So eine Innere Führung, die immer gilt – in der sächlich nur noch der Wechsel in unserer Or- muss sie nun auch wahrgenommen werden. Ausbildung, im Friedensbetrieb und im Ein- ganisation sein. Das gilt es für alle noch in ausreichendem satz. Eine harte, fordernde Ausbildung steht Während der Kommandeurtagung sagte Maß zu lernen. dem genauso wenig entgegen, wie es klar ist, ich, wie wichtig es ist, Sie fortlaufend über den n Gemeinsames Handeln – gemeinsames dass Führung im Einsatz gerade vom Offizier Transformationsprozess zu informieren und Entwickeln von Plänen, von Verfahren, von verlangt, dass er sich vorbildlich verhält und dafür zu sorgen dass sich alle Frauen und Ausbildungsabschnitten – all das bietet große seine Soldaten ihm vertrauen. Vertrauen, Männer in unserer Marine sprichwörtlich in Möglichkeiten, die wir auch weiterhin nutzen weil sie ihn anerkennen und sein Können sie »einem Boot« befinden. Dieses Versprechen wollen. Aber es hat auch Grenzen, die aufzu- überzeugt, nicht weil er ihr »Kumpel« ist. Die- will ich einlösen und werde daher noch in die- zeigen wichtig sind, denn Gemeinsamkeit ist ser fünfte Punkt setzt den Rahmen, in dem sem Monat drei Informationsveranstaltungen kein Selbstzweck. Hier gilt es auch weiterhin, sich unsere Marine orientiert und ihre Fähig- im Bereich Flotte und Marineamt durchfüh- wachsam zu sein und mit Ausdauer und keiten für die Bundeswehr entwickelt und be- ren. Im Februar wird diese Veranstaltung auch Nachdruck für das Ziel zu werben – die Ver- reitstellt. in Berlin stattfinden. Ziel ist es, den Begriff der besserung der Einsatzfähigkeit der Streit- Transformation zu erklären, Berührungsängs- kräfte. Neue Schwerpunkte nach 2004, te abzubauen und die Komplexität sowie die n Das Prinzip der Inneren Führung, das vom dem Jahr »Eins« der enorme Bedeutung dieses Prozesses in an- Selbstverständnis des Soldaten als Staatsbür- Transformation schaulicher und handhabbarer Weise heraus- ger in Uniform ausgeht, prägt unser Füh- zuarbeiten. rungsverständnis und unser Führungsverhal- Ich habe von diesem gesetzten Rahmen ge- Ziel der Transformation ist bekanntlich die ten, das die Würde des Menschen – jedes sprochen: Ein Rahmen bietet Freiraum zu Erhöhung der Einsatzfähigkeit und Durchhal- Menschen! – als unveräußerliche Grundlage handeln, für eigene Ideen, für Kreativität und tefähigkeit im Einsatz. Dazu findet, basierend hat. Jeder muss sich daran messen und wird für die Übernahme von Verantwortung auf al- auf der KdB, die Weiterentwicklung unserer auch daran gemessen werden. Ich sehe hier len Verantwortungsebenen! Nutzen Sie es als Marine von einer Escort- hin zu einer Expedi- den Offizier – jeden Offizier – in der Verant- Vorteil, dass Sie selbst einen Raum zum Han- tionary-Navy statt. Diese Vielzahl von Einzel- wortung. Es geht im Führungsverhalten, also deln haben, fragen Sie nicht nach Handlungs- prozessen, welche umfassende Veränderun- der Frage, wie ich die anvertrauten Soldaten anweisungen, warten Sie nicht auf Befehle, gen nach sich ziehen, fallen in eine Zeit, in führe, in erster Linie um die somit übertrage- verlassen Sie sich nicht auf »Vorgänge« oder welcher unsere Marine wie noch nie vorher ne Verantwortung für andere Menschen im Verfahren. Ich verkenne nicht, dass es viele im Einsatz gebunden und gefordert ist. Diese täglichen Dienst ebenso wie im Einsatz. Ein Beispiele gibt, dass Offiziere, die den gegebe- Doppelbelastung (Einsatz und Umbau) ist Vorgesetzter, der vom Fehlverhalten in sei- nen Handlungsspielraum nicht nutzen, aber enorm – wir haben sie bisher jedoch schul- nem Verantwortungsbereich nichts weiß, Könige des Verfahrens sind, ganz gut bis gut tern können und werden auch zukünftig da- trägt trotzdem die Verantwortung für seinen fahren. Ich sehe aber auch, dass diesen Offi- zu keine Alternative haben.

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MARINEFORUM 3-2005 11 Zu den Einsätzen gehören für mich neben u.a. die Bereitstellung von Einsatzmitteln zur von einem Systemverbund aus Basis- und den so genannten mandatierten Einsätzen, Erhöhung der Führungsfähigkeit, gerade un- Einsatzlogistik. für die Marine OEF und OAE, incl. ggf. STROG, ter dem Aspekt der Einbindung in die Vernetz- Wie in den anderen Teilstreitkräften auch, auch Abstellungen in die NRF, sei es über die te Operationsführung mit unseren Bündnis- unterhält der InspM in Wahrnehmung seiner »standing elements« (ehemals SNF) oder partnern. Hier gilt der Grundsatz, dass die Aufgaben die Einsatzlogistik seiner Teilstreit- auch direkt als Teil einer NRF. Alle diese be- Fähigkeiten im Bündnis nicht zu Gunsten der kraft. Wir haben -zum Glück- jedoch ungleich trachte ich als Einsätze, dem sich andere Vor- Fähigkeiten im »Joint – Ansatz« zurückfallen konsequenter als die anderen Teilstreitkräfte haben entweder unterzuordnen haben oder dürfen. die Vorgaben zur Überführung aller quer- zumindest zielgerichtet darauf hin führen Hierzu hat im November als erstes streit- schnittlichten, logistischen Aufgaben in die müssen. Das muss sich auch in unseren Köp- kräftegemeinsames »Leuchtturmprojekt« in Streitkräftebasis (SKB) umgesetzt. Vor diesem fen festsetzen und in unseren Jahresplänen Wilhelmshaven das NetOpFü-Experiment Hintergrund ist die Marine in besonderem wiederfinden. »Common Arrangement« stattgefunden, mit Maße auf eine funktions- und leistungsfähige herausragender Beteili- SKB angewiesen. Auch aus diesem Grunde gung der Marine – so wa- unterstützt die Marine alle Initiativen, die ei- ren die Fregatten BAYERN ner Optimierung der SKB und ihrer basislo- und SACHSEN sowie das gistischen Funktionen dienen. MarA und hier insbesonde- re das KdoMFüSys beteiligt. In der Bundeswehrplanung Dieses Experiment folgte vorgezogen: Fregatte F 125, das dem ersten Schritt der Zu- Flaggschiff der Transformation sammenarbeit von Luft- waffe und Marine im Febru- Meine Damen und Herren, sicherlich gibt es ar/März 2004. zahlreiche Faktoren, welche das Tempo und Während nach ersten Ein- den Erfolg des Transformationsprozesses in schätzungen die eingesetz- der Marine bestimmen. Neben dem Personal, te Technologie in vollem welchem ich mich später noch widmen wer- Umfang beherrschbar er- de, spielt die Verfügbarkeit von angemesse- scheint, zeigten sich auch nen Finanzen eine entscheidende Rolle. anfangs skeptische Übungs- Wir befinden uns im Ministerium derzeit teilnehmer beeindruckt von mitten im Erstellen des Bundeswehrplanes der Dimension der Ver- 2006. Ihnen ist die allgemeine, angespannte änderungen, die sich aus Situation beim Bundeshaushalt sicherlich NetOpFü im Führungs- und ebenso bekannt wie die Weisung des Vertei- Entscheidungsprozess er- digungsministers von 2003, die Finanzlinie geben. des Haushaltes als die verbindliche Vorgabe Transformation heißt hier, für die Bundeswehrplanung zu beachten. In dass wir zur Umsetzung diesem Umfeld durfte nicht erwartet werden, von NetOpFü die gewonne- dass sich die finanzplanerischen Rahmenbe- nen Ergebnisse und Erfah- dingungen für die Marine nennenswert ver- rungen in verschiedenen bessern. Anders formuliert: Es war davon Handlungsfeldern – neben auszugehen, dass wir unseren nachgewiese- der Technik zum Beispiel nen Bedarf für Materialerhaltung und Investi- MECKLENBURG-VORPOMMERN im Einsatz (Foto: PIZM) eben auch in der Ausbil- tionen unter engeren Vorgaben erneut priori- dung, bei den Verfahren sieren mussten. und der Organisation – um- So verlangte z.B. die Jährliche Planungswei- Zugleich gilt es, das OpsTempo im Auge zu setzen müssen. Nur so wird es uns gelingen, sung des Fü S, bei Rüstungsinvestitionen behalten. Der JÜEP, und da bin ich mir mit aktiv den Herausforderungen bei der Umge- gegenüber dem Bundeswehrplan 2005 org- dem Befehlshaber einig, muss unsere Einsatz- staltung der Marine zu begegnen. Dieses zeigt bereichsübergreifend weitere Kürzungen in ausrichtung zum Ausdruck bringen. Unver- übrigens auch, dass der Transformationspro- Höhe von 1,2 Mrd. a vorzunehmen, von de- zichtbar ist die zielgerichtete Einsatzausbil- zess nicht immer »von oben«(Top down) ver- nen die Marine jedoch nicht unmittelbar be- dung, alle sonstigen Vorhaben müssen sich ordnet werden muss. Auch »bottom up« An- troffen ist.Vor diesem Hintergrund ist unser bei Bedarf in Frage stellen lassen. Einheiten, sätze können zum Ziel führen und Sie zeigen, derzeitiges Ergebnis, das wir mit dem Pla- die nicht im Einsatz stehen oder sich in der welchen Spielraum der Einzelne bisweilen zur nungsvorschlag Marine erreicht haben, zu Einsatzausbildung befinden, sind die Einsatz- Verfügung hat. Lob und Dank noch einmal bewerten. Die aktuelle Einplanung der Groß- reserve der Marine. von hier an alle Beteiligten. vorhaben Investition (GVI) und der dazuge- Der Generalinspekteur hat sich im letzten Der Spielraum für Kräfte im Einsatz hin- hörigen Untersysteme der Marine im Entwurf MFR klar in dieser Hinsicht geäußert, und ich gegen wird bekanntlich durch die Grenzen des Bundeswehrplanes 06 stellen die Konti- kann ihm nur zustimmen: Die Bundeswehr und Möglichkeiten des zur Verfügung ste- nuität zu den Entscheidungen der »Material- nimmt nur an den Übungen teil, die für die henden logistischen Systems vorgegeben. und Ausrüstungsplanung« von Anfang 2004 Einsatzvorbereitung erforderlich sind, die Zeit Das Logistische System der Bundeswehr sicher. Die neuesten Sachstände und Vorga- der »romantischen Übungen« ist vorbei. (LogSysBw) ist als Ganzes in der Lage, logis- ben zu diesen Projekten finden Berücksichti- In dem fortlaufenden Prozess der Trans- tische Leistungen nach kurzer Vorberei- gung. Was die strukturbestimmenden Waf- formation gilt es, in vielen Bereichen Ver- tungszeit, ohne räumliche Beschränkung, fensysteme der Marine betrifft, stellt die änderungen vorzunehmen. So gewinnt das auch unter Bedrohung von Kampfhandlun- vorliegende Planung den maritimen Beitrag Zusammenwirken mit den anderen Teilstreit- gen, bereitzustellen. Das erforderte auch für zu den neuen Streitkräftekategorien sicher. Ei- kräften neben der traditionell multinationalen die Logistik im Transformationsprozess ei- ne einschneidende Änderung hat sich für uns bündnisorientierten Ausrichtung der Deut- nen völlig neuen konzeptionellen Ansatz. durch das wirtschafts- und rüstungspolitisch schen Marine eine zunehmende Bedeutung. Die neue Qualität der logistischen Leis- motivierte Vorziehen des Projekts Fregatte Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei tungserbringung wird maßgeblich bestimmt F 125 von 2010 auf 2006 ergeben.

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MARINEFORUM 3-2005 13 Stellvertretend für die laufenden Entwick- seite liegt ein Entwurf vor, in dem die wesent- Kriegsschiffen mit deutlich niedrigeren Perso- lungs- und Beschaffungsvorhaben in der Ma- lichen Schwerpunkte realisiert werden kön- nalansätzen, ist sehr wohl verbreitet, denn rine möchte ich Ihnen nun kurz den aktuells- nen: auch in anderen Marinen ist das Personal ein ten Sachstand bezüglich des Flaggschiffs der n Intensivnutzung einschl. Zweibesatzungs- knappes und teures Gut. Mit dem Ansatz der Transformation – der Fregatte F 125 – mitteilen. konzept zur Steigerung der Verfügbarkeit im Intensivnutzung, der Besatzungsrotation und Dieses Vorhaben setzt wie kein anderes Einsatz, dem lang andauernden Verbleib der Platt- Projekt die aus dem Transformationsprozess n Streitkräftegemeinsame Wirksamkeit form im Einsatzgebiet sind es jedoch diese abzuleitenden Forderungen in konsequenter durch, Bereiche, die eine besondere und neue He- Weise um. Es ist ein Projekt, das auf eine Viel- – Landzielfähigkeit, rausforderung darstellen. Ich möchte hier zahl möglicher Einsatzszenarien hin im Rah- – Unterstützung von Operationen von Spezi- deutlich machen, dass nicht nur die Marine, men von Stabilisierungsoperationen konzi- alkräften, sondern auch die Industrie in besonderer piert sein wird. Mit der F 125 ist die Marine – Befähigung zu Stabilisierungsaufgaben auf Weise bei diesem Projekt gefordert sein wird, gefordert, mit ihrem ersten im Rahmen des See, denn es gilt, diesen neuen Ansatz aktiv und CPM zu realisierenden Großprojekts ihre Fä- – Wirk- und Schutzfähigkeiten gegen asym- mit innovativen Ideen – also ganz im Sinne higkeit unter Beweis zu stellen, die in der KdB metrische Bedrohung der Transformation – voranzutreiben. Ein vom 9. August 2004 verankerte konzeptionel- Intensivnutzung und die damit verbundene weiterer Aspekt der Transformation ist der le Neuausrichtung auf Konfliktverhütung und Einführung eines Zweibesatzungskonzeptes Verzicht auf ein Plattform- und Nachfolge- Krisenbewältigung sowie die geforderte Syn- führen letztlich zu signifikanten Veränderun- muster zentriertes Denken. Ausschlaggebend chronisation von Aufgaben umzusetzen. gen an in der Marine etablierten Verfahren. bei der Neuausrichtung der Bundeswehr ist Die enge Terminsetzung ist in erster Linie Beide Elemente sind jedoch unabdingbar er- nicht alleine die Anzahl von Plattformen und auf den politischen und rüstungswirtschaftli- forderlich, um die gewünschte Steigerung der deren möglichst geregelte Nachfolge, son- chen Ansatz zu einem vorgezogenen Baube- Einsatzeffektivität der Marine durch Erhö- dern vielmehr die Qualität von Fähigkeiten, ginn bereits in 2006 zurückzuführen. hung der Verfügbarkeit im Einsatz zu errei- und welche TSK diese am effektivsten unter Die besondere Herausforderung ist, das chen. Mit unseren heutigen Einheiten und der dem vorgegebenen finanziellen Rahmen zum Schiff nicht nur operativ auf neue Aufgaben- ihnen zugrunde liegenden Betriebsphiloso- Ansatz bringen kann. Ein wenn auch stellungen auszurichten, sondern auch phie werden wir dem neuen Anforderungs- schmerzliches Beispiel für diese Vorgehens- technisch einem veränderten und an- profil nicht mehr genügen können, ohne die weise liefert die Außerdienststellung des Ma- spruchsvollen Nutzungsprofil mit lang an- Besatzungen und das Material über Gebühr rinefliegergeschwaders 2. zum 31.12.2005. haltenden und weltweiten Einsätzen Rech- zu belasten. Nach entsprechender Ausbildungsunter- nung zu tragen. Darüber hinaus betreten wir auch im inter- stützung durch die Marine und gemeinsamen Als Ergebnis der bisherigen Teamarbeit zwi- nationalen Bereich Neuland. Reduzierte Be- Übungen ist der Fähigkeitstransfer an die Luft- schen der Bedarfsdecker- und Bedarfsträger- satzungsstrukturen, also der Betrieb von waffe abgeschlossen; die NATO-Assignierung

1/2 sw, zeiss

MARINEFORUM 3-2005 14 der Luftfahrzeuge hat am 1. Januar 2005 von men Fähigkeiten, sondern zugleich auch eine nen ist die Erlangung der vollen Einsatzfähig- der Marine auf die Luftwaffe gewechselt. Fähigkeitserweiterung der Bundeswehr bei keit der MSK als ein laufender Entwicklungs- Im Sinne einer teilstreitkraftgemeinsamen Einsätzen zur Krisenbewältigung und Kon- prozess zu sehen. Verfrühten Forderungen Zusammenarbeit bin ich zuversichtlich, dass fliktverhütung insgesamt. Das MFG 3 beginnt nach dem Einsatz der Kräfte im gesamten die unverzichtbare Fähigkeit von Jagdbom- damit einen Umbauprozess, der sich über vorgesehenen Einsatzspektrum muss ange- bern auf dem Gebiet der Seekriegführung für mehrere Jahre hinzieht, und an dessen Ende messen mit Hinweis auf den aktuellen Ent- die Bundeswehr damit dauerhaft, wenn nun nicht nur das einzige Marinefliegergeschwa- wicklungsstand begegnet werden. auch nicht mehr innerhalb unserer Marine, der, sondern der größte und komplexeste flie- Zum anderen müssen wir die Entwicklung gesichert sein wird. Diese Fähigkeit ist für die gende Verband der Bundeswehr stehen wird. und Herstellung der vollen Einsatzfähigkeit Bundeswehr und für uns entscheidend. Zu- Für mich ist die rasche Beschaffung der P-3C auch zügig voranbringen. Der Schutz der uns sätzlich ist der Erhalt dieser Fähigkeit auch eine sehr glückliche Fügung und gleichzeitig anvertrauten Soldaten hat höchste Priorität über die Restnutzungsdauer des WS PA 200 Beweis dafür, dass unser bürokratisches Sys- und erfordert unsere gemeinsame intensive Tornado hinaus notwendig und entschieden. tem doch fallweise genügend Spielraum für Arbeit. Es kommt aber für die Luftwaffe und uns da- unkonventionelle Ideen und deren Lösungen Ein wesentliches, weiteres Element in der rauf an, diesen Prozess intensiv zu begleiten zulässt. Entwicklung der Marine im Rahmen der und zu gestalten. Sehr erfreut bin ich auch über die Aufstel- Transformation der Bundeswehr ist die Teil- lung von Marinesicherungskräften nach sehr habe an der Bekämpfung des Terrorismus P-3C : Beweis für Spielraum professionellen und zukunftsweisenden Kri- auf See. Wie auch im Bereich der Luftsicher- im bürokratischen System terien. Diese Fähigkeit gilt es unbedingt inner- heit verfügt die Bundeswehr über Struktu- halb der eigenen TSK vorzuhalten. Mit der ren, Material und Fähigkeiten, welche die lo- Für den Bereich der Marineflieger war das Aufstellung von Marineschutzkräften zum 1. kalen Sicherheitskräfte Bundesgrenzschutz vergangene Jahr insgesamt jedoch als sehr April 2004 in Eckernförde trägt nun auch die See einschließlich der GSG 9 bzw. die Was- positiv zu bewerten. Am 11.11. letzten Jahres Marine der hohen Bedeutung zum Schutz serschutzpolizeien der Länder zum Schutz genehmigte der Haushaltsausschuss des Par- eingesetzter Kräfte Rechnung. Das im Okto- der Häfen und Zufahrten nicht erbringen lamentes den Kauf von acht niederländischen ber 2004 erlassene »Vorläufige Einsatzkon- können. Wir sind im Gespräch mit dem Bun- P-3C. Mit dem Kauf der P-3C wird die Mari- zept MSK« bildet die Grundlage für die weite- desministerium des Innern, um in den Gren- ne ein Luftfahrzeug erhalten, welches die ge- re Entwicklung dieser Kräfte. Dies beinhaltet zen der bisherigen Rechtslage bereits jetzt forderten Fähigkeiten weitestgehend abbildet neben der Erstellung notwendiger Grundla- kooperieren zu können. In diesem Bereich und in der Lage sein wird, seine Aufgaben für gen hinsichtlich Material und Ausrüstung haben wir große Fortschritte erzielt, so z.B. mindestens die nächsten 20 Jahre zu erfüllen. auch die Entwicklung von neuen Taktiken und bei der gemeinsamen Lagebilderstellung Der Zulauf dieses Waffensystems bedeutet je- Einsatzverfahren. Zwei Bereiche möchte ich oder der Nutzung von Marineplattformen doch nicht nur eine Stärkung unserer mariti- diesbezüglich besonders erwähnen. Zum ei- durch den BGS.

1/2 4c, Peenewerft

MARINEFORUM 3-2005 15 Ein weiterer Schritt wird die Entwicklung tung, wie dies auch in der KdB ausgeführt innovativen Dimension ergebenden Heraus- eines Seesicherheitsgesetzes sein –analog wird. Diese Zielvorstellungen konnten im forderungen für die Beherrschung der Kom- zum Luftsicherheitsgesetz. Einzelheiten hier- PSM 2010 beibehalten werden. Im Gegensatz plexität einer vernetzten Umwelt auf allen zu gibt es noch nicht; das ist ein ausstehen- zum PSM 2000 steht im PSM 2010 jedoch die Ebenen wurden noch nicht systematisch ana- der rechtlicher Entwicklungsprozess, der mit Einsatzorientierung deutlich im Vordergrund. lysiert. Dennoch gehen wir erkennbare Defi- den Regelungen des LuftSiG in einem argu- Sie sehen: Auch im personellen Bereich sind zite entschlossen an, hierzu zwei Beispiele: mentativen Zusammenhang steht und erst wir bestrebt, die Verbesserung der Einsatzfä- n Bei den Offizieren des Truppendienstes nut- fortgesetzt wird, wenn dieses Gesetz in Kraft higkeit – pragmatisch, zügig, zielgerichtet und zen wir in der Crew VII/2004 und verstärkt in getreten ist. Hierauf weiter einzugehen wäre an den Einsatzerfordernissen orientiert vor- der kommenden Crew VII/2005 im engen spekulativ, letztlich kontraproduktiv und wür- zunehmen. Hierfür sind die richtigen Wei- Dialog mit der Personalführung die Möglich- de die stark ideologisch aufgeladene Diskus- chenstellungen von grundlegender Bedeu- keit, gezielt Studiengänge im IT-Bereich an zi- sion in unserem Land keinesfalls positiv be- tung. Schließlich wird Transformation im Kern vilen Fachhochschulen zu belegen. einflussen können. von einer »geistigen und innovativen Dimen- n Zusätzlich wurden im Rahmen eines Pilot- sion« geprägt. Personalgewinnung, Qualifizie- projektes kurzfristig Offizieranwärter des mi- Entscheidende Herausforderung: rung für die sich aus dem technologischen litärfachlichen Dienstes in Ausbildungsgänge Gewinnung und Qualifizierung Fortschritt ergebenden Herausforderungen, für staatlich geprüfte Techniker und Betriebs- von genügend Personal, Motivation und personelle Durchhaltefähig- wirte eingesteuert. Dieses Projekt wurde in- Motivation unserer Soldatinnen keit kommen hierbei eine Schlüsselfunktion nerhalb nur weniger Wochen umgesetzt. und Soldaten zu. Was ist bisher geschehen? Wie Den dritten Teil meiner Ansprache möchte sind die Weichen ich nun darauf verwenden, mich dem Faktor gestellt? zu widmen, der letztlich über das Gelingen im Sie alle kennen Transformationsprozess entscheiden wird. die Belastungen un- Letztlich ist es uns Allen bekannt – der einzel- serer Besatzungen, ne Mensch, gleichgültig in welcher Dienst- und ich sage hier gradgruppe, ist mit weitem Vorsprung aus- ganz deutlich: Wir schlaggebend für Erfolg oder Scheitern der sind gegenüber un- Transformation. seren Frauen und Das Ziel der Transformation ist die nachhal- Männern in der tige Verbesserung der Einsatzfähigkeit der Pflicht, die immen- Bundeswehr. Dazu muss dem Personal ange- sen Abwesenheiten messen Rechnung getragen werden. Die zu reduzieren, den Attraktivität des Dienens in der Marine zu er- Dienst in der Flotte halten und zu steigern hat vor diesem Hinter- attraktiv zu gestal- grund eingedenk der Konkurrenzsituation auf ten und dadurch OTO Melara Compact 76-mm-Buggeschütz auf einem Schnellboot dem zivilen Arbeitsmarkt allerhöchste Priori- entscheidend zur tät. Motivation beizu- Der wesentliche Rahmen für die Personal- tragen. Für die hierzu erforderliche Personal- Auch hier gilt es nun, langfristig tragfähige Lö- planung wird durch das Personalstrukturmo- ergänzung haben wir ca. 800 Dienstposten sungen zu erarbeiten. dell (PSM) 2010 gebildet. Der derzeitige Sach- »erkämpft«, deren Besetzung bereits angelau- stand sieht dort wie folgt aus: fen ist. Nun kommt es darauf an, in kleinen Transformation beeinflusst auch n Gemäß Weisung des BM vom 01.10.2003 Schritten Erfahrungen zu sammeln und hie- Stationierung, Infrastruktur und wurde der Gesamtumfang der Streitkräfte rauf aufbauend ein tragfähiges Konzept für Bw-Standardsoftware von 285.000 im PSM 2000 auf 252.500 im beide Einsatzflottillen zu entwickeln. PSM 2010 reduziert. In diesem Umfang sind Wir haben hierzu aber nicht viel Zeit. Die Ih- Meine Damen und Herren, wir stehen im 2.500 Reservisten abgebildet. nen bekannte demografische Entwicklung Bereich des Personals vor großen Herausfor- n Der Anteil der Marinesoldaten beläuft sich und der gleichzeitig erforderliche Aufwuchs derungen. Letztlich wird sich an der Qualität im PSM 2010 auf 25.200, unterteilt auf einen an Berufs- und Zeitsoldaten in die Zielstruk- und Motivation unserer Soldatinnen und Sol- Dienstpostenumfang von 20.900 sowie einen tur des PSM sind zwei externe »Treiber«, de- daten entscheiden, ob wir den Transformati- Ausbildungsumfang von 4.300. Im Vergleich nen wir uns nicht entziehen können. Welche onsprozess beherrschen oder ob wir »be- zum PSM 2000 mit 26.345 Uniformträgern Konsequenzen hat das für uns als Marine? Ich herrscht« werden. entspricht dies einer Reduzierung von 4,3 Pro- nenne Ihnen vier: Die Transformation der Bundeswehr und zent. Der Gesamtumfang im OrgBereich Ma- n Erstens: Wir müssen durch eine moderne die daraus resultierende Anpassung der Sta- rine wurde von 20.090 auf 19.165 reduziert, Flotte im Vergleich zur zivilen Wirtschaft kon- tionierung wurde am 1. November des ver- was einer Kürzung von 4,8 Prozent entspricht. kurrenzfähig sein. gangen Jahres entschieden. Das Ergebnis ist Die Ausplanungen der Struktur des PSM 2010 n Zweitens: Wir müssen durch das Anbieten Ihnen bekannt, das Rational der Entscheidun- bis auf die Dotierungsebenen wurden abge- einer anspruchsvollen Berufsausbildung (ich gen habe ich in meinem Brief vom 1. Novem- schlossen und der erste Entwurf des PSM meine hier z.B. ZAW und Studium) attraktiv ber 2004 erläutert. 2010 wurde dem BM zum Dezember des ver- sein. Nun kommt es darauf an, die Entscheidun- gangenen Jahres vorgelegt. Eine Entschei- n Drittens: Wir werden unseren externen Er- gen rasch umzusetzen, damit die Planungssi- dung bzw. Billigung dieses ersten Entwurfes gänzungsbedarf ggf. reduzieren müssen und cherheit für die Soldaten und Soldatinnen, die steht bislang noch aus. (Stand: 14.12.04) demzufolge müssen wir zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ver- n Wie bereits im PSM 2000 waren die Aspek- n Viertens: alle Anstrengungen unterneh- bessert wird, und die notwendigen finanziel- te der höheren Professionalität der Streitkräf- men, um qualifiziertes Personal in der Mari- len Freiräume für die investiven Vorhaben ge- te wie aber auch die gesteigerte »Attraktivität ne zu behalten und externe Interessenten an schaffen werden. des Dienstes«, insbesondere unter der Be- die Marine zu binden. Wie die Vorbereitung der Stationierungsent- rücksichtigung der »Vergleichbarkeit mit ande- Dies führt mich zu dem Aspekt der Qualifi- scheidungen, so wird ihre Umsetzung minis- ren Sicherheitsberufen« von großer Bedeu- zierung. Die sich aus der technologischen und teriell gesteuert, und die wesentlichen Schrit-

MARINEFORUM 3-2005 16 te werden organisationsbereichsübergreifend nierungsentscheidungen, da es unerlässlich tung nicht vorenthalten. Diese Thematik, für abgestimmt. Danach sind die erforderlichen ist, das Momentum des Handelns in unseren die ich Sie bereits im vergangenen Jahr an die- Infrastrukturmaßnahmen für die Umsetzung Händen zu behalten. ser Stelle sensibilisiert habe, ist bereits nen- der Stationierungsentscheidungen 2004 und Die Infrastrukturvorhaben im Zusammen- nenswert fortgeschritten. die noch nicht abgeschlossenen Infrastruktur- hang mit der Stationierung der Einheiten und Wo steht das Projekt SASPF heute? Seit De- maßnahmen aus früheren Ressortentschei- Stäbe der heutigen Flottille der Minenstreit- zember 2003 wird das Gesamtprojekt der dungen aller Organisationsbereiche in diesem kräfte in Kiel, der Aufbau und die Stationie- Einführung SASPF neu ausgerichtet. Die neue Monat durch Fü S zusammenzufassen und zu rung des Stabes der Einsatzflottille 1, sowie Einführungsstrategie untergliedert das Vorha- bewerten. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zur der Ausbau des Marinefliegerhorstes Nord- ben in Teilprojekte, um seine Komplexität Erarbeitung von Realisierungsplänen der Or- holz zum Marinefliegerhorst der Zielstruktur handhabbarer zu machen. ganisationsbereiche, die der Leitung bis Ende sind ab sofort die infrastrukturellen Leucht- Die ersten Teilprojekte u.a zur Instandhal- März 2005 vorzulegen sind. turmvorhaben der Marine. Ich hoffe, dass wir tung des Heeres, des personellen Meldewe- Ausnahmslos alle Maßnahmen zur Umset- es schaffen, die für die Stationierung unab- sens und einzelne Segmente im Business In- zung der Stationierungsentscheidungen in weisbaren Maßnahmen deutlich vor 2010 zu formation Warehouse werden bereits der Marine sind, bezogen auf die zeitliche realisieren. Dies hängt jedoch im Wesentli- betrieben. Aufbauend auf den ersten Ergeb- und räumliche Realisierung, von der Bereit- chen von einer entsprechenden Anschubfi- nissen dieser Projekte werden im Teilprojekt stellung oder der Herrichtung entsprechen- nanzierung ab, deren Anteil für die Marine »Instandhaltungslogistik im Wirkverbund Ma- der Infrastruktur abhängig. Zugleich sind na- nun erkämpft werden muss. Dies gelingt nur, rine« schwerpunktmäßig die Wertschöp- hezu alle Stationierungsmaßnahmen mit der wenn wir vertretbare, begründete und realis- fungsketten komplexer Instandsetzungsmaß- Aufgabe von gesamten Liegenschaften oder tische Forderungen vorlegen, und wenn wir nahmen für die Bundeswehr am Beispiel der Liegenschaftsteilen verbunden. Hier kommt uns einig sind. Auch hier gilt der gleiche Marine erarbeitet. Die Ergebnisse werden auf es für uns darauf an, rasch die Voraussetzun- Grundsatz wie bei allen anderen Projekten andere OrgBereiche übertragbar sein. gen zu schaffen und den erforderlichen An- der Marine: Ziel des Teilprojektes ist es, die Prozesse der teil an investiven Mitteln zu sichern, damit die n Der Wettstreit der Meinungen gehört in die störbedingten sowie der planmäßigen In- erforderlichen Maßnahmen zügig zum Ab- dafür vorgesehenen Gremien! standsetzung (Depot-/Zwischeninstandset- schluss gebracht werden können. Es ist je- n Nach »Außen« gilt es dagegen, mit einer zung) an ausgesuchten technischen Objekten doch davon auszugehen, dass nicht in jedem vorher abgestimmten Stimme zu sprechen! zu realisieren. Im Wirkverbund Marine sollen Fall die Infrastrukturmaßnahmen abge- n Wer diese Regeln nicht beachtet, schadet diese Prozesse im Sinne einer integrierten Lö- schlossen sein werden, bevor der Einzug Ansehen und Auftrag unserer Marine! sung für die Dienststellen KdoMFüSys, stattfinden wird. Hier bitte ich um Ihr Ver- Meine Damen und Herren, ein weiteres be- MStpKdo Wilhelmshaven, MarA und MArs ständnis, aber auch um Ihre Unterstützung deutendes Kernelement der Bundeswehr im Wilhelmshaven zusammen mit Prozessantei- gegenüber den unterstellten Soldaten. Für Transformationsprozess – die »Standard-An- len aus den Bereichen Rechnungswesen und die Marine gibt es keine Alternative zu einer wendungssoftware-Produkt-Familien« Organisation auf ihre Truppenverwendbarkeit schnellen Umsetzung der getroffenen Statio- (SASPF) kann ich Ihnen aufgrund ihrer Bedeu- hin überprüft werden.

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MARINEFORUM 3-2005 17 Weitere Teilprojekte in der Marine müssen wir im Sinne unserer Soldaten möglichst ver- Vor dem Hintergrund der demografischen notwendigerweise in rascher Folge realisiert meiden, sind aber von der zeitgerechten Be- Entwicklung, insbesondere der sich abzeich- werden, damit die »Einführung SASPF in die reitstellung von Infrastruktur, d.h. nicht zuletzt nende Rückgang im Bewerberaufkommen ab Marine« im Jahr 2012 abgeschlossen werden von Haushaltsmitteln, abhängig. 2008, waren wir letztlich vor die Alternative kann. Sicherlich gibt es bis dahin noch vieles Wesentlich kommt es mir darauf an, dass gestellt, an den alten Laufbahnmodellen fest- zu leisten, insbesondere in der Datenaufbe- die marinespezifi- reitung, doch den berufsmäßigen Zweiflern sche Ausbildung, unter uns sei erläutert, wofür SAP auch noch insbesondere an Waf- steht, nämlich für »steht ante portas«. Mit an- fensystemen, und deren Worten: Es ist beabsichtigt, die erste die Vorgesetzten- schwimmende Einheit im Jahre 2006 mit ausbildung an MSM SASPF auszustatten. und MUS zur Prä- gung und Bindung Die marinespezifische Ausbil- unserer jungen Sol- dung muss zur Prägung und daten erhalten bleibt. Bindung unserer jungen Gelegentlichen Ver- Soldaten erhalten bleiben suchen, die Zentra- lisierung zu über- Die vor uns liegenden Aufgaben und He- ziehen, wurde mit rausforderungen verlangen auch eine einsatz- guten Argumenten orientierte Neuausrichtung der Marine. Ein- begegnet. Flotten- satzfähigkeit und Durchhaltefähigkeit sind kommando und Ma- dabei die wesentlichen Qualitätsmerkmale. rineamt arbeiten Am 1. Juli 2006 wird die Flotte eine neue hier sehr gut zu- Struktur erhalten. Die derzeitigen Flottillen sammen. Nahbereichsabwehr mit Schwerem Maschinengewehr 12,7 mm werden aufgelöst, die Aufgaben werden dem Der Einsatz setzt Flottenkommando und zwei Einsatzflottillen den Maßstab für übertragen. Dazu wird die Zerstörerflottille Qualität und Umfang der lehrgangsgebunde- zuhalten und ein zunehmendes Fehl an Per- aufgelöst und die Einsatzflottille 2 neu aufge- nen und der Einsatzausbildung. Beide haben sonal zu akzeptieren, oder neue Wege zur stellt werden und in Wilhelmshaven verblei- ihren Bezug in einem funktionierenden Feed- Attraktivitätssteigerung im Sinne eines reich- ben. In der Einsatzflottille 1 werden die Boots- back-System. Flotte und Marineamt haben haltigeren Bewerberaufkommens zu gehen. geschwader, die Spezialisierten Kräfte und die dazu ihren Beitrag zu liefern. Ausbildung Wir haben uns für die letzte Alternative ent- Marineschutzkräfte zusammengefasst. muss sich vor allem auf den wahrscheinlichen schieden. Ebenso gilt es zu bedenken, dass die Die Flottille der Marineflieger wird nach Ab- Einsatz fokussieren. Durch die angestrebte Zahl der PUO-Dienstposten im Zuge der Auf- gabe der Tornado-Jagdbomber an die Luft- hohe Verfügbarkeit unserer Soldaten für den dotierung von ehemaligen UO-Dienstposten waffe aufgelöst, die Marinefliegergeschwader Einsatz wird die nutzbare Zeit für eine ange- mit dem Ziel der zusätzlichen Attraktivitäts- 3 und 5 werden dem Flottenkommando di- messene, einsatzorientierte Ausbildung zu- steigerung in der Marine ebenfalls erhöht wur- rekt unterstellt. Außerdem werden die gesam- nehmend knapper. Neue, im Rahmen der de. Dadurch stieg der Bedarf an PUO-Nach- ten Marinefliegerkräfte nach Einführung des Transformation identifizierte Ausbildungsin- wuchs in unserer Marine zusätzlich. MH 90 in der Zielstruktur in Nordholz statio- halte werden zusätzlich unterzubringen sein. Als bedeutender Vorteil ist jetzt die Bünde- niert – ebenso die Marinefliegertechnikausbil- Ausbildung muss sich deshalb auf die Vermitt- lung der PUO-Dienstposten anzusehen, da dung, die aber der MTS organisatorisch zuge- lung der notwendigen Befähigungen konzen- sich die Stehzeiten auf der gleichen Teilein- ordnet bleiben wird. trieren. Für Redundanzen und überholte heitszeile deutlich erhöhen werden, und so- Wir stehen somit auch in der Organisation Lehrinhalte dürfen wir weder Zeit, Geld noch mit aktuelle Fachexpertise über einen sehr unserer Marine vor umfangreichen Verände- Personal verschwenden. langen Zeitraum herangebildet und an jünge- rungen. Um diesen Strukturwandel zum Er- re Kameraden weitergegeben werden kann. folg zu führen, benötige ich tatkräftige und Immer wichtiger: Führung ohne Die angeführte Kritik stellt bei allem Respekt kreative Mitarbeit. Ich bin fest davon über- die Möglichkeit, auf etablierte somit eine Momentaufnahme dar – die Situa- zeugt, dass wir mit dieser neuen Organisati- Routinen zurückzugreifen tion wird sich mit zunehmender Stehzeit auf on auf dem richtigen Weg sind, unsere Mari- dem Dienstposten von selbst zum entschei- ne dem Ziel einer flexibleren und effizienteren Meine Damen und Herren, zum Abschluss denden Vorteil verändern und die Erwar- Einsatz- und Durchhaltefähigkeit näher zu meiner Rede will ich mich nun noch kurz ei- tungen der an der Konzeption Beteiligten bringen. nem Thema widmen, welches sich wie ein ro- bestätigen. Richtig ist jedoch, dass die Per- Der Transformationsprozess sieht jedoch ter Faden durch sämtliche Gespräche bei der sonalführung im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch eine Stärkung des teilstreitkraftgemein- Truppe zieht – die Kritik über die neuen Lauf- darauf achten sollte, dass der Mix älterer und samen Elements vor. Bezeichnend hierfür bahnmodelle im Bereich der Unteroffiziere. jüngerer PUO, zumindest jetzt in der Anfangs- sind die streitkräftegemeinsamen Planungen Die Kritiker beklagen den geringen Erfahrungs- zeit dieser neuen Laufbahnregelung, mög- zur Einrichtung einer zentralen Logistikschu- stand der jungen PUO und Unteroffiziere, die lichst ausgewogen ist. le, einer Führungsunterstützungsschule und entsprechend den neuen Werdegangsmodel- Es ist unsere – es ist Ihre Aufgabe, das einer Stabsdienstschule der Bundeswehr, sie len ohne die bisher übliche Truppenpraxis aus- mentale Akzeptanzproblem der neu ge- schreiten voran. Meine Meinung dazu kennen gebildet worden sind und mit wenig Erfah- schaffenen Laufbahnen zu überwinden und Sie: Wir unterstützen eine standardisierte zen- rung auf ihren Dienstposten gelangen. Zu- den Bedenken eine konstruktive Wendung trale Aus-, Fort- und Weiterbildung dort, wo nächst ist diese Beobachtung richtig – ja, sie zu geben, indem die älteren PUO in die Rol- es sinnvoll ist; Beispiele: IT-Grundlagen, können keine Erfahrung haben, weil sie bis da- le des Mentors der jungen PUO hineinwach- SASPF, Controlling, Materialbewirtschaftung. hin nur Lehrgänge besucht haben. Bevor jede sen. Im Bereich der Vorgesetztenausbildung Wir drängen dort auf zeitnahe Realisierung, Kritik ansetzt, müssen wir jedoch die Alterna- an der MUS sehe ich jedoch in der Tat be- wo wir unsere Ausbildungskapazitäten zu tiven zu dieser getroffenen Regelung und die reits jetzt Nachsteuerungsbedarf beim UL 1. Gunsten einer zentralen Lösung aufgeben, Faktoren, die zur der Einführung dieser Lauf- Das vermittelte Rüstzeug als zukünftiger z.B. an der MVS. Zwischenlösungen wollen bahnmodelle geführt haben, betrachten. PUO muss nachhaltiger als bisher vermittelt

MARINEFORUM 3-2005 18 werden. Hier müssen wir umgehend tätig nen politischen Entscheidungen und neuen Glossar Inspekteur HiTaTa werden. Entwicklungen im Rahmen des Transformati- Sie sehen, allein an der Hartnäckigkeit die- onsprozesses detaillierter und gleichzeitig BdF Befehlshaber der Flotte ser Kritik an den neuen Laufbahnen ist umfangreicher aus. Meine Absicht war und ist CPM Customer Product Manage- erkennbar, wie schnell die Ablehnung von es, sie über die wichtigsten Entwicklungen zu ment Veränderungen zur Abkopplung vom Trans- informieren und Sie auskunftsfähig gegen- EU Europäische Union formationsprozess führen kann. Das Heer über Ihren unterstellten Soldaten zu machen. FüAkBw Führungsakademie der Bun- und die Luftwaffe haben diese Lage gemeis- Gerade Ihre Führung ist zukünftig, da wir im- deswehr tert. Sie als Vorgesetzte sind hier mit erklären- mer weniger auf etablierte Routinen zurück- GVI Großvorhaben Investition der und richtungsweisender Führung in der greifen können, von immenser Wichtigkeit. Es HiTaTa Historisch Taktische Tagung Pflicht. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie auch ist im Charakter des Menschen angelegt, dass JÜEP Jahresübungs- und Einsatz- in dieser Angelegenheit Teil der Lösung und ihm sowohl Veränderungen seiner Umwelt plan nicht des Problems sind. Ich würde es sehr zu als auch Ungewissheit Probleme bereiten, KdB Konzeption der Bundeswehr schätzen wissen, wenn die Diskussion über weil sie den Wünschen nach Berechenbarkeit KdoMFüSys Kommando Marineführungs- die neuen Laufbahnmodelle der PUO im neu- und Sicherheit entgegenstehen. Gleichzeitig systeme en Jahr nicht mehr die hohe Dringlichkeit und ist es aber ein entscheidender Wesenszug der LogSysBw Logistisches System der Emotionalität wie bisher beanspruchen wür- Transformation, dass sie aufgrund ihrer per- Bundeswehr de. Veränderungen können verunsichern, sie manenten Weiterentwicklung ohne definier- LuftSiG Luftsicherheitsgesetz stellen aber immer eine Chance dar. Letzte- ten Endpunkt oder Ist-Zustand ein hohes Maß MarA Marineamt res gilt es zu betonen – das Glas ist halb voll, an Veränderungen und bestenfalls geringer MArs Marinearsenal nicht halb leer. Vorhersagbarkeit mit sich bringt. Das Führen MFR Militärischer Führungsrat Auch die Stabsoffizierausbildung an der Fü- der anvertrauten Soldaten verspricht zukünf- MSKMarineschutzkräfte AkBw wird zurzeit u.a. unter den Prämissen tig somit nicht leichter zu werden – Abhilfe MStpKdo Marinestützpunktkommando »lebenslanges Lernen« und »Höherqualifizie- schaffen kann letztlich nur eine Bewusstseins- NATO North Atlantic Treaty Organi- rung« verändert. Wenn wir den Aufgaben der entwicklung des Einzelnen hin zu einer posi- sation Zukunft gerecht werden und im Vergleich mit tiveren Einstellung gegenüber auftretenden NetOpFü Vernetzte Operationsführung Soldaten der anderen TSK konkurrenzfähig Veränderungen und abnehmender Vorher- NRF Nato Response Force bleiben wollen, müssen wir in die Ausbildung sagbarkeit. Wir in der Marine können und OAE Operation Active Endeavour aller Dienstgrade auch in späteren Abschnit- müssen aufzeigen, dass wir die Zukunft als in- OEF Operation Enduring Freedom ten der Laufbahn investieren. Die ersten Un- teressante, intellektuelle und handwerkliche PSM Personalstrukturmodell tersuchungsergebnisse des Marineamtes lie- Herausforderung betrachten, der wir mit SASPF Standard-Anwendungs-Soft- gen vor. So werden zukünftig Offiziere MilFD unserer Fähigkeit zur Improvisation, mit ge- ware-Produktfamilien regelmäßig eine Fachschulausbildung absol- sundem Selbstbewusstsein und Vertrauen in SKB Streitkräftebasis vieren. Über die Höherqualifizierung zumin- unsere Kreativität und Schaffenskraft entge- SNF Standing Naval Force dest der Spitzen des PUO-Korps denken wir gensehen können. STROG Street of Gibraltar nach. Ich danke Ihnen für das bisher gemeinsam TSKTeilstreitkräfte Meine Damen und Herren, wie Sie gesehen erreichte und wünsche Ihnen und Ihren Fami- ZAW Zivilberuflich anerkannte haben, fiel meine diesjährige Abschlussrede lien und Freunden ein gesundes, erfolgreiches Aus- und Weiterbildung aufgrund der im vergangenen Jahr getroffe- und gesegnetes Jahr 2005.

AND Neujahrsempfang für die Marine in Rostock OMADA ist ein Arbeitsplatzkonzept, auf des- sen IT-Infrastruktur sowohl Einsatzsysteme für In Fortführung des Dialoges mit der Marine innerhalb der Deutschen Marine und die sich Schiffe, Küstenüberwachungssysteme wie hatte die Leitung von EADS Air and Naval De- daraus für die EADS ergebenden Herausforde- auch heerestypische Führungssyssteme imple- fence (AND) Mitte Januar die Marine in Ros- rungen des Marktes national wie auch interna- mentiert werden können. tock zu einem Neujahrsempfang geladen. tional hervor. Die aktuellen Beschaffungsvor- Durch das innovative und ergonomische De- haben der Deutschen Marine sign bietet OMADA eine hohe Flexibilität für die bedingen eine Neuordnung der Gestaltung von Operationszentralen und er- deutschen Ausrüsterindustrie möglicht dadurch eine optimale operationelle zur Optimierung der Ressour- Effektivität bei minimaler Personalstärke. cen und Erhaltung der Fähigkei- Konteradmiral Otto zeigte sich von dem ten mit dem Ziel einer abge- Konzept der EADS beeindruckt und regte wei- stimmten Fokussierung auf die tere gemeinsame Untersuchungen an. hfm vorhandenen Kernfähigkeiten im Über- und Unterwasserbe- reich. Als Rahmen für die Veranstal- tung wurde ein 1:1 Prototyp des Kerns einer innovativen Operationszentralen-Architek- AND Neujahrsempfang in Rostock tur vorgestellt. Unter dem Pro- duktnamen OMADA (griechisch Die Marinedelegation unter Führung des für Team, Open Multimedia ANCS Deployment Amtschefs des Marineamtes, Konteradmiral Architecture) ist ein neuartiges Arbeitsplatz- Ulrich Otto, und seines Stellvertreters, Flottil- konzept für zukünftige Einsatzzentralen entwi- lenadmiral Hubert Haß, wurde von Franz Pe- ckelt worden, das bereits auf der Messe EURO- raus, Leiter AND empfangen. In seiner Begrü- NAVAL 2004 erstmalig präsentiert wurde und OMADA Arbeitsplatzkonzept für sechs ßungsrede hob er den Veränderungsprozess bereits weiter optimiert worden ist. Bediener

MARINEFORUM 3-2005 19 men Fähigkeiten deutscher Streitkräfte best- Die Dritte Dimension möglich und zukunftsfähig zu gestalten. Die Dritte Dimension Die Marineflieger verfügen über die für Kri- seneinsätze notwendige und geforderte Mo- Ein Porträt der bilität bereits heute. Seeluftstreitkräfte sind aus dem Übungsbetrieb heraus verzugslos in der Lage, die von ihnen geforderten Einsatz- Deutschen Seeluftstreitkräfte optionen zu erfüllen und konnten dies in sehr unterschiedlichen internationalen Einsätzen wie Sharp Guard, Enduring Freedom, Blue Wolfgang Kalähne Fox, Active Endeavour etc. erfolgreich unter Beweis stellen. as Jahr 2004 war geprägt durch eine Die Seeluftstreitkräfte sind Im Rahmen der Neustrukturierung der Ma- Reihe von politischen und daraus fol- integraler Bestandteil der Flotte rine wird der Stab der Flottille der Marineflie- und genießen national und genden militärischen Entscheidungen ger im Jahre 2006 aufgelöst. Die fliegerspezi- D international einen guten Ruf. und Vorgaben, die bestimmend für die künf- fischen Funktionen des Stabes werden in den tigen Veränderungen der See- und Seeluft- Stab des Flottenkommandos eingegliedert, streitkräfte der Deutschen Marine sind. Die Marine verfügt künftig über vier flie- die verbleibenden Marinefliegergeschwader 3 Deutlichstes Zeichen dieser Veränderungen ist gende Waffensysteme, die auf den Marine- »Graf Zeppelin« (MFG 3 GZ) und Marineflie- die Auflösung des Marinefliegergeschwaders 2 fliegerhorsten Nordholz und Kiel-Holtenau gergeschwader 5 (MFG 5) werden dem Flot- (MFG 2) bei gleichzeitigem Transfer der Fähig- stationiert sind. Langfristig werden alle Flä- tenkommando direkt unterstellt. keit »Seekriegführung aus der Luft mit Jagd- chenflugzeuge und Drehflügler auf dem Ma- bombern« zur Teilstreitkraft Luftwaffe (s. S. 25). rinefliegerhorst Nordholz konzentriert wer- Maritime Fähigkeiten Die Marine hat mit Ablauf des Jahres 2004 den. von Jagdbombern den operativen Einsatz von Marinejagdbom- Planungen in diese Richtung wurden schon bern beendet. Die Übertragung der Fähigkeiten Mitte der 90er Jahre aufgenommen, damals Marinejagdbomber hatten seit dem Wie- dieser Waffensysteme in eine andere Teilstreit- allerdings auf der Grundlage der Entschei- deraufbau der Marineflieger in der Bundes- kraft bedeutet den Verlust einer wesentlichen dung für zwei statt der bisher drei Marineflie- wehr großen Anteil an der internationalen Re- Komponente der Flotte und ist damit eine Zä- gerstandorte: Tarp/Eggebek für Marinejagd- putation der Marine für Mobilität, Flexibilität, sur in der Geschichte der Marine, nicht allein in bomber und Nordholz für Maritime Patrol Leistungsstärke und Einsatzvielfalt. Nach Ein- der Geschichte der Marineflieger. Aircraft, Ölüberwachungs- und Transportflug- stellung des operativen Flugbetriebs des MFG 2 Die nachfolgende Betrachtung beschränkt zeuge und für den Bordhubschrauber MH 90 mit Marinejagdbombern sind deren maritime sich auf die dritte Dimension der Flotte. Dies als Nachfolgemuster sowohl für Sea King als Fähigkeiten mit Beginn des Jahres 2005 nun umfasst den derzeitigen Sachstand der flie- auch Sea Lynx. in der Luftwaffe abgebildet. genden Waffensysteme ebenso wie die Zu- Die Marine geht diesen Weg der Konzentra- Noch ist der Tornado im Bestand der Mari- kunft unserer Seeluftstreitkräfte sowie der tion der Seeluftstreitkräfte in Nordholz, um ne. Allerdings bleibt es hier in Anbetracht der maritimen Fähigkeiten von Jagdbombern der die dritte Dimension als integralem Bestand- schon weit fortgeschrittenen Auflösung des Bundeswehr. teil der Flotte in der Bereitstellung der mariti- MFG 2 bei einer kurzen, zusammenfassenden

Start eines Tornados in Roosevelt Roads (Foto: MFG 2)

MARINEFORUM 3-2005 20 Darstellung dieses Waffensystems, dem Sach- der Zukunft nicht an Bedeutung verlieren son- Als Nachfolger der alten Dame Bréguet At- stand der Auflösung des Geschwaders und ei- dern eher gewinnen werden. lantic werden acht Maritime Patrol Aircraft nem Ausblick auf mögliche Entwicklungsper- Gerade im Hinblick auf die Notwendigkeit der (MPA) des Typs Lockheed P-3C Orion aus dem spektiven für seegestützte Jagdbomber der europäischen Teilhabe an der Bewältigung von Bestand der niederländischen Marine über- Streitkräfte der Zukunft. Krisen- und Konfliktsituationen auch fern von nommen. Entsprechende Verträge sind im No- Im maritimen Einsatz wurde der Tornado im Europa werden maritime Fähigkeiten weiter an vember vergangenen Jahres unterzeichnet MFG 2 mit einem vielfältigen Leistungsspek- Bedeutung gewinnen. Es geht dabei weniger worden. trum geflogen – vier Einsatzrollen mit sehr un- um den klassischen Seekrieg aus der Luft, also Von den zurzeit noch 16 Luftfahrzeugen im terschiedlichen Rüstzuständen des Flugzeu- um den Einsatz gegen schwimmende Verbän- Bestand des Geschwaders – es sind zwölf MPA ges. de in See. Es geht vielmehr um Littoral Warfa- und vier SIGINT Flugzeuge – werden allerdings Neben der Aufklärungsausstattung, die der re, beginnend weit vor den Küsten, bei 200 nau- nur die UJagd- und Seefernaufklärungsflugzeu- Tornado in einem Außenbehälter unter dem tischen Meilen. Es geht um die Wirkung von ge durch die hoch modernen P-3C Orion er- Rumpf mitführen kann, reicht die Bewaffnung Sensoren und Waffen von See auf Land, weit setzt. Es handelt sich um Luftfahrzeuge aus der Jagdbomber von Bordkanonen über Bom- über Küsten hinein in die Tiefe des Landes. Es einem so genannten Capabilities Upkeep Pro- ben zu den Flugkörpern Kormoran und geht um Power Projection from the Sea. gram. CUP bezeichnet eine komplexe Moder- HARM1. In diesem Zusammenhang wird die Träger- nisierungsstufe der P-3C Orion und stellt die Kormoran ist eine tiefstfliegende Abstands- fähigkeit von Jagdbombern mit einem erwei- Kombination aus zwei getrennten Modifikatio- waffe, die außerhalb des Gefährdungsberei- terten maritimen Einsatzspektrum immer nen der US-Navy für dieses Flugzeug dar, dem ches schiffseitiger Flugabwehr gegen Seeziele mehr zu einem bestimmenden Faktor für die Anti Surface Improvement Program und dem abgefeuert wird und dann mit autonomen Operationsführung in Krisen und Konflikten. Block Modification Program. Sensoren selbstständig ins Ziel findet. Der Andere europäische Nationen wie Frank- Aufgrund ihres vielfältigen Fähigkeitenspek- HARM wird ebenfalls weit außerhalb von Ge- reich, Großbritannien, Italien oder Spanien trums wird die P-3C Orion von vielen Natio- fährdungsbereichen gegen see- und landge- stärken ihre Streitkräfte gerade in diese Rich- nen geflogen und hat sich in Combined Ope- stützte Radaranlagen eingesetzt, gegen Seezie- tung. Deshalb darf auch in Deutschland in der rations als modernes, äußerst zuverlässiges le vornehmlich in kombiniertem Angriff mit Nachfolgediskussion für den Tornado die Trä- Waffensystem weltweit herausragend gut be- dem Flugkörper Kormoran. gerfähigkeit eines neuen Flugzeuges nicht aus- währt, dies sowohl in Krisen als auch in militä- Ergänzt wird die Bewaffnung des Flugzeuges gespart bleiben. Für mich gilt nach wie vor, dass rischen Konflikten. durch eine umfangreiche Ausrüstung zum es mittelfristig möglich sein sollte, dass deut- Während die fliegerischen Leistungsdaten elektronischen Eigenschutz wie dem Täusch- sche Jagdbomber von Bord verbündeter Trä- und die Ausdauer der Bréguet Atlantic und der sender Cerberus und dem Ausstoßbehälter für ger aus operieren, unabhängig davon, welche Lockheed P-3C Orion noch als weit gehend Düppelmaterial und Hitzekartuschen. Teilstreitkraft diese Flugzeuge einsetzt. vergleichbar bewertet werden können, haben In weiteren unterstützenden Einsatzrollen die Missionsausrüstung und die Bewaffnung kann der Tornado für die Luftbetankung oder Maritime Patrol Aircraft der P-3C Orion hingegen die Qualität eines als begleitender Jagdschutz für eigene Jagd- Quantensprungs für unsere Marine. Sie heben bomber eingesetzt werden, dies bei fehlender Nach fast vierzig Jahren im Einsatz im Mari- dieses MPA auf das Niveau eines Multi-Missi- Verfügbarkeit spezialisierter Abfangjäger. Hier nefliegergeschwader 3 »Graf Zeppelin« wird die on Maritime Aircraft (MMA) und empfehlen es kommen der Nahbereichs Luft-Luft-Flugkör- als ausgezeichnete Plattform für Joint Opera- per Sidewinder AIM 9 L und die beiden Bord- tions. kanonen zum Einsatz. Neben einem hochleistungsfähigen Radar- In der fortschreitenden Auflösung des MFG 2 gerät 2, das über Synthetic Aperture Radar- und hat sich der Bestand des Geschwaders an vor- Imaging-Fähigkeiten verfügt, wird das Luftfahr- mals 49 Marinejagdbombern Tornado auf 20 zeug auch mit der heute fortgeschrittensten Flugzeuge reduziert. Derzeit verlassen ca. zwei ESM 3- und Eigenschutzanlage ausgerüstet Flugzeuge pro Monat das MFG 2 und werden sein. Sowohl der Unterwasserbereich mit mo- fortan als Jagdbomber im Bestand der Luft- dernster Computertechnik als auch der Über- waffe geführt. Mitte des Jahres, am 18. Juni wasserbereich mit einer hochauflösenden und 2005, werden die beiden letzten Luftfahrzeu- qualitativ hochwertigen Sensorik verfügen ge des Verbandes mit einem »fly out« – Zere- über eine Ausstattung der Spitzentechnologie. moniell aus Eggebek verabschiedet. Beide Aufgrund der Anzahl von Beladestationen Flugzeuge werden nach einer vorgegebenen MPA Bréguet Atlantic und einem maximal möglichen Startgewicht »Demilitarisierung« in den Bestand des Deut- von 64 Tonnen kann die P-3C Orion in einer schen Luftschiff- und Marinefliegermuseums Aeronauticum in Nordholz übergehen. MPA P-3C Orion Parallel zum personellen und materiellen Auflösungsprozeß des Geschwaders wurde der Transfer des Fähigkeitenspektrums der Ma- rinejagdbomber an die Luftwaffe durchgeführt und im Herbst 2004 im Rahmen des Joint Ma- ritime Course 043 inzwischen auch erfolgreich beendet. Es ist dabei wichtig zu unterstreichen, dass es sich hier ausschließlich um den Transfer der Jagdbomberanteile des Seekriegs aus der Luft Bréguet Atlantic bis Ende 2006 außer Dienst Vielzahl von Konfigurationen mit den unter- handelt, nicht um das breite Fähigkeiten- und gestellt werden. Das Flugzeug hat sich wäh- schiedlichsten Waffen und Sensoren eingesetzt Aufgabenspektrum der verbleibenden fliegen- rend dieser vier Jahrzehnte in unzähligen werden. Zum Vergleich: das maximale Startge- den Seekriegsmittel der Marine, der Flächen- Einsätzen bewährt, so über dem Indischen wicht unserer Bréguet Atlantic beträgt 43,5 flugzeuge und der Drehflügler. Ozean im Rahmen der Operation Enduring Tonnen. Weiterhin ist es für mich keine Frage, dass die Freedom von Mombasa/Kenia aus oder wie Für den Einsatz in der ASW Rolle gehören 84 maritimen Fähigkeiten von Jagdbombern in derzeit am Horn von Afrika in Djibouti. Sonarbojen und diverse Markierungsmittel zur

MARINEFORUM 3-2005 21 Standard-Beladung. Für den Waffeneinsatz Zur Intensivierung der Überwachung von Öl- MK 88 A Sea Lynx zu beschaffen, war gleich- stehen intern acht Stationen für die Bela- verschmutzungen auf See stehen zusätzlich zeitig die Modifizierung der 15 vorhandenen dung mit Torpedos, Wasserbomben oder zwei Do 228 LM 6 zur Verfügung, der Heimat- MK 88 Sea Lynx auf den technologischen Minen im Bombenschacht zur Verfügung. verband für diese Version ist ebenfalls das MFG Stand dieses neuen Hubschraubers in der MK An den Tragflächen können weitere zehn 3 GZ in Nordholz. 88 A-Version verbunden. Die Umrüstung ist Stationen mit Übungs- oder Einsatzbewaff- Die vom Bundesminister für Verkehr be- inzwischen abgeschlossen. Dennoch leidet nung belegt werden und sind auch für den schafften und von Einsatz von Abstands- und Präzisionswaffen der Marine betriebe- geeignet. nen Ölüberwachungs- Alles in allem wird die Marine mit der P-3C flugzeuge sind tech- Orion künftig maßgeblich und weit besser als nologisch auf dem in der Vergangenheit zur Verbesserung des Fä- neuesten Stand. Sie higkeitenspektrums der Streitkräfte beitragen verfügen über Laser- können. fluorsensoren, ein Sei- Die vier verbleibenden Bréguet Atlantic SI- tensichtradar, Infra- GINT werden bis 2010 außer Dienst gestellt, ei- rot- und Ultraviolett- ne Entscheidung über ein Nachfolgesystem ist sensoren und ein noch nicht gefallen. Allerdings sind die Bedeu- Mikrowellen-Radio- tung dieser Fähigkeit und ihr Erhalt in der Bun- Meter. deswehr unstrittig. Nicht zuletzt wird dies Entdeckte Ver- durch die seit 1995 im Rahmen von SFOR – schmutzungen der Ein Hubschrauber Sea Lynx, »Arbeitspferd« an Bord der Fregatten künftig EUFOR – und KFOR geflogenen Einsät- See werden an den (Fotos: MFlgFltl) ze über dem Balkan unterstrichen. Zentralen Meldekopf Als Ersatzplattform für die fliegenden SI- des Wasser- und Schifffahrtsamt in Cuxhaven die Verfügbarkeit von Hubschraubern für den GINT – Fähigkeiten der Streitkräfte ist eine Va- gemeldet. Eine Abstimmung über die weitere operativen Einsatz an Bord immer noch un- riante des unbemannten Aufklärungssystems Vorgehensweise erfolgt dann mit dem Zoll, ter der stark verzögerten Versorgung mit Er- Global Hawk im Gespräch. Dieses System – in dem Bundesgrenzschutz und/oder der Was- satz- und Austauschteilen bzw. unter der der Bundeswehr als SIGINT – Version mit der serschutzpolizei. knappen Bemessung der Anzahl an Boden- Bezeichnung Euro Hawk – könnte auf dem Die hervorragenden Sensoren dieser Flug- prüf-/Sondergeräten. Marinefliegerhorst Nordholz seine Heimstatt zeuge eröffnen weitere vielfältige Einsatzmög- Das MFG 3 GZ stellt das Personal für den finden. lichkeiten. So während des Oderhochwassers Hauptabschnitt 500 (HA 500) der jeweiligen Als Gastgeber für die Vorstellung und Erpro- im Sommer 1997, als durch den Einsatz der Sen- Fregatten. In der Regel umfasst der HA 500 bung des Systems Global Hawk 2003 in soren der Do 228 LM rechtzeitig Schwachstel- zwanzig Soldaten des fliegenden und techni- Deutschland hat sich Nordholz als Einsatzba- len in den Deichen festgestellt und an den Ein- schen Dienstes, die zusammen mit zwei sis für dieses System in jeder Hinsicht bestens satzstab am Boden gemeldet werden konnten, Bordhubschraubern und einem umfangrei- empfohlen. so dass gezielte Maßnahmen zur Deichverstär- chen Ersatz-/Austauschteilpaket an Bord der kung getroffen werden konnten. jeweiligen Fregatten einschiffen. Lufttransport und Umweltschutz Aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen Der MK 88 A Sea Lynx hat sich als einer der heraus ist die ersatzlose Außerdienststellung Hauptsensoren der Fregatten sowohl in der Seit Mitte des Jahres 1997 besteht die Luft- der Do 228 LT beabsichtigt; ebenso bestehen Rolle ASUW als auch im ASW Einsatz gut be- transportkomponente der Marine aus zwei Überlegungen zur Abgabe der Do 228 LM an währt, daneben genießt er in See für die Luftfahrzeugen Dornier DO 228 LT 4, die in andere Verantwortungsbereiche. Entsprechen- Schiffs- und Verbandsführung als taktisches Nordholz stationiert sind. Der Einsatz der Luft- de Prüfaufträge werden derzeit bearbeitet, end- Transportmittel nicht nur für Boarding-Aufga- fahrzeuge dient neben der Ausbildung junger gültige Entscheidungen stehen jedoch noch ben einen hohen Stellenwert. Piloten für den späteren Einsatz auf einem aus. Mit seinen Hauptsensoren Radar, Tauch-So- komplexen MPA der Aufrechterhaltung der Ein- nar und Forward-Looking-Infra-Red (FLIR) satzbereitschaft der Einheiten der Flotte durch Bordhubschrauber 1 leistet der Bordhubschrauber sowohl in der U-Boot-Jagd als auch in der Überwasserauf- Mit dem Bordhub- klärung als vorgelagerter Sensor der Träger- schrauber MK 88 A plattform einen unverzichtbaren Beitrag zur Sea Lynx besitzt die Informationsgewinnung und zum Lagebild- Marine ein effektives, aufbau. bordgestütztes Waf- Auch im Rahmen von Einsätzen zur Krisen- fensystem, das nahe- vorsorge und Konfliktverhütung erfüllt der zu wetterunabhängig Bordhubschrauber seit vielen Jahren, derzeit von allen Fregatten der seit Anfang 2002 im Einsatz Operation Endu- Marine eingesetzt wer- ring Freedom am Horn von Afrika, ein breites den kann. Spektrum an Aufgaben, angefangen von Per- Der Bordhubschrau- sonal- und Materialtransport, über das Ver- ber wurde zeitgleich bringen von Boarding Teams bis hin zum be- mit der Beschaffung waffneten Geleitschutz von Schiffen bei der der Fregatten Klasse Passage gefährlicher Meerengen. Hierzu, wie Do 228 in der Version Lufttransport 122 in die Marine ein- auch für Boarding-Einsätze, wird der MK 88 geführt. Heimatver- A Sea Lynx mit einer Bordkanone M3M Kali- schnelle bedarfsgerechte Transportdurchfüh- band der heutigen MK 88 A Sea Lynx – Flot- ber 12,7 mm ausgerüstet. rung im europäischen Bereich. Darüber hinaus te ist ebenfalls das MFG 3 GZ in Nordholz. Mit Der Bordhubschrauber kann darüber hi- hat sich das Flugzeug im Absetzen von Solda- der Entscheidung der Marineführung, Ende naus zur Bekämpfung von Zielen über und ten der SEKM 5 zu Übungszwecken sehr gut be- der 90er Jahre ein viertes Los mit sieben fa- unter Wasser alternativ mit leichten Flugkör- währt. brikneuen Bordhubschraubern der Version pern Sea Skua oder Torpedos ausgerüstet

MARINEFORUM 3-2005 22 werden und ist damit für die Über- und Un- schrauber mit ihrem jeweiligen Hauptab- heute die Hubschrauber MK 88 A Sea Lynx terwasserkriegführung integraler und unver- schnitt 500 parallel auf Einsatzgruppenversor- und MK 41 Sea King sowie das U-Jagd- und zichtbarer Bestandteil des Waffensystemes gern einschiffen zu können. Der jeweilige Seefernaufklärungsflugzeug Bréguet Atlantic Fregatte. Hauptabschnitt für den MK 41 Sea King um- BR 1150 als MPA und SIGINT Variante – ha- Der MK 88 A Sea Lynx wird mit den heuti- fasst dabei zwei Hubschrauber, 23 Soldaten ben sich teilstreitkraftübergreifend bewährt, gen Trägerplattformen F 122 und F 123 vo- fliegendes und technisches Personal sowie ein national und international, in Joint ebenso raussichtlich bis über das Jahr 2020 hinaus im umfangreiches Ersatz-/Austauschteilpaket. wie in Combined Operations. Dienst der Marine verbleiben. Bei einer Landverlegung ist gleichzeitig nur Die Arbeiten für die Ausrüstungsplanung eine Einschiffung an Bord möglich. In der Re- der verbleibenden Waffensysteme laufen un- Bordhubschrauber 2 gel ist bei Landverlegungen immer ein größe- ter Beteiligung der Flottille der Marineflieger rer personeller und materieller Aufwand zu und Berücksichtigung der umfassenden ope- Suchen und Retten ist eine Aufgabe, mit der berücksichtigen, da die unterstützende Peri- rativen Erfahrungen aus Golf-, Afrika- und die Bundesrepublik Deutschland den interna- pherie der Plattform Schiff ergänzt werden Adriaeinsätzen. Unter sich ständig verändern- tionalen Verpflichtungen gemäß ICAO 7-Richt- muss. So sind Führungs- und Unterstützungs- den Einsatzbedingungen sind der Austausch, linien gerecht wird. Die Marine hält für diese aufgaben, darunter auch die militärische Si- die materiellen Anpassung oder die Nachrüs- Aufgabe auf den Außenstellen des Marineflie- cherung, gesondert zu regeln. tung von Gerät unausweichlich, nicht zuletzt, gergeschwaders 5 auf Helgoland und in War- Der Hubschrauber erfüllt bordgestützt oder um die Kompatibilität/Interoperabilität im nemünde jeweils eine Besatzung mit einem von Land aus ein vielfältiges taktisches Aufga- Bündnis und in anderen Koalitionen zu ge- Hubschrauber während des Tages in 15-minü- benspektrum, das neben Personal-, Verwun- währleisten. tiger, nachts in einstündiger Bereitschaft 365 Mit Blick auf die Entre- Tage im Jahr und rund um die Uhr. gionalisierung des Einsat- 21 Hubschrauber MK 41 Sea King sind im zes liegt ein besonderes MFG 5 in Kiel-Holtenau stationiert. Das Ge- Augenmerk auf der weite- schwader genießt in der Öffentlichkeit einen ren Verbesserung der Ver- ausgezeichneten Ruf als verlässlicher Retter legefähigkeit von Einsatz- für Menschen in Not, dies in guter Zusammen- kontingenten. Gerade arbeit mit der DGzRS 8 weit über die Grenzen Landverlegungen sind des eigentlichen SAR-Auftrages hinaus. hier durch höheren per- Dennoch ist der Such- und Rettungsdienst sonellen und materiellen im Bereich der Nord- und Ostsee nur ein Teil- Bedarf kritischer zu be- aspekt neben den vielfältigen taktischen Auf- trachten als Einschiffun- gabenspektren des MFG 5. gen an Bord. Unter der Der MK 41 Sea King wurde Mitte der 70er Bezeichnung »Robuste Jahre in den Dienst der Flotte eingeführt und Strukturen« wird derzeit hat sich seither als Arbeitspferd für der Mari- geprüft, wie die Geschwa- ne in den unterschiedlichsten taktischen Auf- der personell und mate- gabenfeldern herausragend gut bewährt. Im Sea King beim Aufwinchen einer Person riell ausgestattet werden Zuge umfangreicher Modifikationen wurde müssen, um die Durch- das Fähigkeitenspektrum des Hubschraubers deten- und Materialtransporten die Aufklä- haltefähigkeit im Einsatz zu verbessern. über die Jahre stetig erweitert. rung und Lagebilderstellung im Rahmen der Materiell ist neben dem zusätzlichen Bedarf Allerdings wurde die Fähigkeit zum Einsatz Seeraumüberwachung ebenso umfasst wie an Ersatz-/Austauschteilen und Bodendienst- von leichten Seezielflugkörpern Sea Skua ge- Boarding-Einsätze, Evakuierungsmaßnahmen geräten auch eine Verbesserung der Füh- gen Überwasserziele ausgeklammert und zwi- oder das Verbringen von Spezial- und spezia- rungsfähigkeit mittels einer mobilen Füh- schenzeitlich an den MK 88 A Sea Lynx des lisierten Kräften. Lageabhängig kann der MK rungs- und Fernmeldeeinrichtung notwendig. MFG 3 GZ übertragen. 41 Sea King mit der Bordkanone M3M ausge- Erfahrungen aus bisherigen Verlegungen un- Die Modifikationen, die den Einsatzwert des stattet werden. terstreichen die Notwendigkeit, eine eigene Hubschraubers für weitere zehn bis zwölf Jah- Der MK 41 Sea King hat sich im Einsatz am mobile Führungs-/Fernmeldeausstattung re sichern, umfassen eine modifizierte Radar- Horn von Afrika sowohl in der Landverlegung mitzuführen. Für ein Einsatzkontingent an anlage, ein auf dem neuesten Stand befindli- nach Djibouti/Ambouli als auch an Bord der Land könnte dies mit einer mobilen Kompo- ches, satellitengestütztes Navigationssystem, EGV, 2003 erstmalig an Bord der FRANKFURT nente – drei 20-Fuß-Container, verlegefähig eine Eigenschutzkomponente, bestehend aus AM MAIN und derzeit an Bord der BERLIN, sehr und unter allen klimatischen Bedingungen Radarwarnempfänger und einer Verschusss- gut bewährt. einsetzbar – realisiert werden. anlage für Täuschkörper (Chaff/Flare), sowie Gerade im Rahmen der Operation Enduring Eine ganz besondere Herausforderung der eine FLIR-Kamera. Sie sind die Grundlage für Freedom ist deutlich geworden, dass der MK kommenden zwei Jahre ist die Umrüstung den sehr hohen Einsatzwert des Hubschrau- 41 Sea King zur Zeit der leistungsfähigste Hub- der MPA- Komponente von der Bréguet At- bers in taktischen Szenarien, besonders mit schrauber der Bundeswehr an der Schnittstel- lantic BR 1150 zur Lockheed P-3C Orion. Eine Blick auf die immer wichtiger werdende le See/Land ist. Aufgabe, der sich alle Beteiligten mit Freude Schnittstelle See/Land. Das kürzlich aktuali- Dies wird durch die Einsätze bekräftigt, die und großem Elan stellen. sierte Einsatzkonzept reflektiert das neue Ein- die beiden Hubschrauber nach Verlegung der In Valkenburg/NL hat in der deutschen Ma- satzspektrum für den MK 41 Sea King. BERLIN mit dem Marine-Einsatz-Rettungszen- rinefliegersystemausbildungsstaffel – einer Der Auftrag umfasst die Sicherstellung der trum MERZ seit dem 12. Januar 2005 als Teil temporären Schulungseinrichtung – in Zu- Verlegefähigkeit zu und den Einsatz von vor- der internationalen Hilfsmaßnahmen nach sammenarbeit mit der niederländischen Ma- geschobenen Stützpunkten in weit entfernten der Tsunami-Katastrophe an der Westküste rine zunächst die Ausbildung des technischen Einsatzgebieten ebenso wie die Einschiffung Sumatras fliegen. Personals und seit Januar auch die Umschu- auf und den bordgestützten Einsatz von den lung des fliegenden Personals Fahrt aufge- Einsatzgruppenversorgern (EGV). Zusammenfassung und Ausblick nommen. Auch wenn gegenwärtig personelle und ma- Zeitliches und qualitatives Ziel der gesam- terielle Ressourcen es noch nicht erlauben, ist Die fliegenden Waffensysteme der Marine – ten Umrüstung auf die Lockheed P-3C Orion es das Ziel, künftig bis zu zwei mal zwei Hub- in der Vergangenheit die Marinejagdbomber, ist das Erreichen der Initial Operating Capabi-

MARINEFORUM 3-2005 23 lity (IOC) am Anfang des Jahres 2006. Vor dem verlassen dann mit dem Standort Kiel auch Möglichkeiten zu Einsparungen. So wäre eine Hintergrund, dass bis dahin – wenn auch bei den Marinefliegerhorst Holtenau, auf dem Optimierung der Materialerhaltung wün- abnehmender Anzahl an Luftfahrzeugen – die dann seit 1914 für mehr als 100 Jahre Marine- schenswert, natürlich immer mit Augenmaß. operative Einsatzfähigkeit der Bréguet Atlantic geschichte geschrieben wurde. Ein Ansatz wäre die verantwortungsbewuss- BR 1150 MPA aufrechterhalten wird und der SI- Der Abschied von Kiel zwingt auch zum Ab- te Streckung von Inspektionsintervallen. GINT – Einsatz weiterläuft, ist dies ein sehr an- schied von bis heute bewährten Geschwader- Selbst eine kritische Betrachtung aufwändi- spruchsvolles, dabei aber lohnendes und zu- strukturen. Der komplexen Zusammensetzung ger und kostentreibender Sicherheitsstan- kunftsorientiertes Ziel! des neuen, dann einzigen fliegenden Verban- dards in der Entwicklung, im Betrieb und bei Der Marinehubschrauber 90, die navalisierte des der Marine wird durch eine neue Basis- der Instandsetzung von Luftfahrzeugen, im Version des NH 90, wird zunächst den MK 41 organisation auf dem Flugplatz Nordholz Zulassungs- und Prüfwesen, darf dabei nicht Sea King und später auch den MK 88 A Sea Rechnung getragen werden. Sie wird an die ausgeschlossen werden. Lynx ablösen. Der Hubschrauber ist 10 t Struktur von Marinestützpunkten angelehnt, Wenn wir all das verantwortungsbewusst schwer und wird mit einer Besatzung von bis allerdings muss sie den Besonderheiten des tun, wird es uns auch gelingen, das Fähigkei- zu vier Mann geflogen. Ursprünglich sollte er technisch/logistischen Betriebes der Marine- tenspektrum unserer fliegenden Seekriegs- Mitte bis Ende der 90er Jahre zulaufen. Es kam flieger genügen. mittel nicht nur qualitativ sondern auch in an- jedoch immer wieder zu Verzögerungen die- Die neue Basisorganisation muss geeignet gemessener Quantität mit ihrem für die ses Beschaffungsvorhabens, so dass der Zulauf sein, ein hochkomplexes, mobiles Einsatzge- Streitkräfte unverzichtbaren maritimen Po- des ersten Serienhubschraubers für unsere schwader aufzunehmen. Dieser fliegende tenzial zu erhalten. Marine nun für das Jahr 2009 geplant ist. Verband wird in einem modularen Aufbau so Denn eines wollen wir alle – wir wollen Zurzeit wird untersucht, ob der neue Hub- strukturiert, dass künftige Entwicklungen – auch künftig in der Lage sein, unseren Auftrag schrauber noch wie bisher geplant im MFG 5 seien es Einschnitte oder Aufwüchse – ohne zu erfüllen, national und international, in Joint zulaufen soll, um dann – nach Außerdienststel- Veränderungen der Organisation möglich oder in Combined Operations: Wir wollen lung des MK 41 Sea King – nach Nordholz zu sind. fliegen, wo Flotten fahren! verlegen. Sorge bereitet mir heute die Kostenentwick- Im Zusammenhang mit der Umorganisation lung bei fliegenden Waffensystemen, nicht nur Flottillenadmiral Wolfgang Kalähne ist Kom- der Typkommandos in zwei Einsatzflottillen in der Marine. Reformerische Fantasie und mandeur der Flottille der Marineflieger wird die Flottille der Marineflieger Mitte des Energie muss deshalb konsequent dorthin ge- 1 High Speed Anti Radiation Missile Jahres 2006 aufgelöst. lenkt werden, wo Kostenminderungen er- 2 Bordradargerät AN/APS 137 B (V) 5 Die Aufgaben des Stabes der Flottille werden reicht werden können: Sei es durch konse- 3 Electronic Support Measures ab Juli 2006 mit einem geringeren Dienst- quentere Nutzung des Wettbewerbs bei der 4 DO 228 LT Lufttransport postenumfang im Flottenkommando abge- Beschaffung neuer Systeme – gerade die Ver- 5 Spezialisierte Einsatzkräfte Marine 6 DO 228 LM Luftüberwachungssystem für Meeresver- bildet. Das MFG 3 GZ und das MFG 5 unter- tragsgestaltung spielt hier eine herausragende schmutzung stehen dann direkt dem Flottenkommando. Rolle – oder sei es bei der Beschaffung und 7 International Civil Aviation Organisation – Internatio- Nach der Außerdienststellung des MK 41 Sea Bevorratung von Ersatz- und Austauschteilen. nale Zivilluftfahrt-Organisation King Mitte der nächsten Dekade wird auch das Auch die Vereinfachung von Verfahrensab- 8 Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger MFG 5 aufgelöst werden. Die Marineflieger läufen im logistischen System bietet hier

traut. Malmus Aufgabe ist es, die neue ten. Burwitz drückte an den Valkenburger Ausbildung mit Staffel zu führen und in enger Abstim- Kommodore Kopp gewandt auch sein mung mit den Niederländern die Ausbil- Verständnis für die Situation der nieder- P-3C Orion dung der Staffelangehörigen sicherzu- ländischen Kameraden aus. Es fiele ihm stellen. Ende 2005 soll der Fliegerhorst nicht leicht, so der Nordholzer Geschwa- aufgenommen Valkenburg ganz geschlossen werden; das derchef, auf fremden Terrain zu stehen fliegende und technische Personal der Ma- und von den Menschen Unterstützung zu rinefliegersystemausbildungsstaffel muss erwarten, deren Flugzeuge und technische Nach der Entscheidung des Haushalts- bis dahin in die Lage versetzt werden, den Ausrüstung man mitnehmen werde. Auch ausschusses des Deutschen Bundestages, Anfangsflugbetrieb mit der Orion in Nord- die deutsche Marine habe erfahren müs- acht Seefernaufklärer vom Typ P-3C Orion holz aufzunehmen und mit niederländi- sen, was es heißt, einen professionellen der niederländischen Marine als Nachfolger scher Unterstützung die weitere Ausbil- Verband, das Marinefliegergeschwader 2 für die Bréguet Atlantic zu kaufen, hat An- dung in der Heimat fortzuführen. in Eggebek, außer Dienst stellen zu müs- fang Dezember 2004 die Ausbildung des In seiner Ansprache vor der angetrete- sen. Er verstehe daher gut die Enttäu- Lehr- und Spitzenpersonals in den Nieder- nen Staffel und den Gästen betonte Bur- schung, den Ärger und die Sorgen der An- landen begonnen. witz die Bedeutung der Entscheidung des gehörigen des aufzulösenden Valkenbur- In einer feierlichen Zeremonie auf dem Haushaltsausschusses, die insbesondere ger Geschwaders. Marinefliegerhorst Valkenburg (bei Den zur Sicherung des Standortes Nordholz Kapitän zur See Kopp bedankte sich für Haag) stellte der Kommodore des MFG 3 beigetragen habe. Vielen Männer und die einfühlsamen Worte seines deutschen »Graf Zeppelin«, Kapitän zur See Berend Frauen des Verbands sei damit eine beruf- Kommodore-Kameraden. Die deutsche Burwitz, die Marinefliegersystemausbil- liche Perspektive am Standort erhalten Marine würde sehr gute Flugzeuge über- dungsstaffel offiziell in Dienst. Der Zeremo- worden. Diese Perspektive hätten sich die nehmen. Es sei, als würde man ein lieb ge- nie wohnten zahlreiche Gäste, darunter der Geschwaderangehörigen auch verdient, wonnenes Familienfahrzeug verkaufen. Er deutsche Botschafter in den Niederlanden, habe doch das MFG 3 GZ als komplexes- wünsche sich von den künftigen Eigentü- Dr. Edmund Duckwitz, und der Kommodo- ter Einsatz- und Ausbildungsverband der mern, dass sie entsprechend mit den Neu- re des niederländischen Seefernaufklärerge- Bundeswehr immer wieder mit relativ be- erwerbungen umgehen und er sei froh, schwaders, Kapitän zur See Erik Kopp, bei. grenzten Mitteln Leistungen vollbracht, dass es die Deutsche Marine ist, die »sei- Mit der Führung der Ausbildungseinheit die ihm hohe Anerkennung auch deutlich ne« Flugzeuge übernimmt. wurde Fregattenkapitän Björn Malmus be- über die Marine hinaus eingebracht hät- ws/MFG 3 GZ

MARINEFORUM 3-2005 24 LLuftwaffeuftwaffe Erhalt des Fähigkeitsprofils »Seekrieg aus der Luft, nicht Luftkrieg über JetzJetztt auchauch überüber SeeSee See« ist ein geflügeltes Wort in der Marine und soll das Fähigkeitsprofil des Marinefliegerge- schwaders 2 mit dem Waffensystem Torna- Die Luftwaffe übernimmt die Aufga- do charakterisieren. Die Marine betrachtet den Verband als wesentliches Unterstüt- zungselement und substanzielle Ergänzung ben des Marinefliegergeschwaders 2 der schwimmenden Seekriegsmittel. Entspre- chend umfasst die militärische Kernfähigkeit der Seekriegführung aus der Luft die Aufga- ben n Bekämpfung von Überwasserstreitkräften mit HARM/Kormoran oder mit konventionel- ler Bewaffnung im Verbund mit HARM, n Penetrierende Aufklärung von See- und Küstengebieten, n Unterdrückung küstennaher boden- und seegestützter Luftverteidigung, n Begleitschutz, n Unterstützungsaufgaben im Rahmen von Luft-Luft-Betankung sowie n Bekämpfung von stationären, küstennahen Zielen von Bedeutung für die maritime bzw. gemeinsame Operationsführung. Das Marinefliegergeschwader 2 war in sei- nem Fähigkeitsprofil für diese Aufgaben der Seekriegführung aus der Luft optimiert. In den letzten Jahren zeigte sich jedoch, dass sich bei den Einsatzprofilen Bekämpfung von Boden- und Überwasserzielen aus der Luft mit zunehmender Präzisions- und Abstands- fähigkeit Parallelen bei Luftwaffe und Marine entwickeln. Damit bestand die Möglichkeit, Generalleutnant Klaus-Peter Vizeadmiral Lutz Feldt, die Fähigkeiten des Marinefliegergeschwa- Stieglitz, Inspekteur der Luftwaffe Inspekteur der Marine ders 2 grundsätzlich auch im »Fähigkeitsreper- toire« der Luftwaffe abzubilden. Angesichts der Einspar- und Reduzierungsvorgaben it der Jahreswende 2004/2005 wur- kunft maßgeblich Fähigkeiten und Struktur konnten die bestehenden Fähigkeitsprofile der de die NATO-Assignierung zur der Bundeswehr. Damit bilden die VPR die Luftwaffe und der Seeluftstreitkräfte (Marine- M»Bekämpfung von Überwasser- Grundlage für die Transformation der Bun- fliegergeschwader 2) nur in einem streitkräf- streitkräften mit HARM und Kormoran« vom deswehr, die zum Ziel hat, ihre Einsatzfähig- tegemeinsamen, fähigkeitsorientierten Ansatz Marinefliegergeschwader 2 (MFG 2) in Tarp/ keit zu verbessern. Aufgaben, Fähigkeiten dauerhaft für die Bundeswehr erhalten wer- Eggebek auf das Aufklärungsgeschwader 51 und Ausrüstung sind mit den verfügbaren Fi- den. Dabei ging es auch um den Abbau teil- »Immelmann« (AufklG 51»I«) in Kropp/Jagel nanzmitteln in einem bundeswehr- und weise redundanter Fähigkeiten. Folgerichtig übertragen. Damit übernimmt die Luftwaffe streitkräftegemeinsamen Ansatz zu synchro- hatte die Luftwaffe die Fähigkeit zur »Be- einen militärischen Auftrag, der bisher durch nisieren. kämpfung von Überwasserstreitkräften mit die Marine wahrgenommen wurde. Mit der »Konzeption der Bundeswehr« HARM und Kormoran« zu übernehmen und vom 9. August 2004 (KdB) wird der Ansatz den Bereich der Luftaufklärung um den Teil Sicherheitspolitische der Transformation festgeschrieben; die »penetrierende Aufklärung von See- und Küs- Rahmenbedingungen erfordern operativen, personellen, strukturellen und tengebieten« zu erweitern. kontinuierlichen Wandel materiellen Vorgaben der KdB ermöglichen Eine vom Gebot der Wirtschaftlichkeit gelei- die raschere Ausrichtung der Bundeswehr tete, sorgsame Abwägung von konzeptionel- Die Sicherheitsvorsorge Deutschlands hat auf die wahrscheinlicheren Aufgaben. Die len und operativen Gesichtspunkten kam zum einer Vielfalt vorhandener oder sich abzeich- folgerichtige Anpassung von Anzahl und Ergebnis, dass im Rahmen der Weiterentwick- nender Risiken Rechnung zu tragen. Im Rah- Charakter der Verbände, Standorte und Waf- lung der Bundeswehr bis Ende 2005 zwei Ge- men der Neugewichtung der Aufgaben der fensysteme dient der Modernisierung der schwaderäquivalente Tornado aufzulösen Bundeswehr wurden mit den Verteidigungs- Streitkräfte. sind. Durch die damit verbundenen Reduzie- politischen Richtlinien vom 21. Mai 2003 Eine Folge des neuen streitkräftegemeinsa- rungen beim Aufwand im Betrieb und durch (VPR) Einsätze zur Konfliktverhütung und men Ansatzes, bei Berücksichtigung der fi- den Verzicht auf die bisher für die entsprechen- Krisenbewältigung – einschließlich des nanziellen Rahmenbedingungen, war die den Luftfahrzeuge eingeplante Nutzungsdau- Kampfes gegen den internationalen Terroris- Entscheidung des Bundesministers der Ver- erverlängerung können bis zum Jahr 2015 ca. mus – als die wesentlichen Beiträge der Bun- teidigung, das Marinefliegergeschwader 2 1,7 Milliarden Euro eingespart werden. Luft- deswehr zu einer umfassend angelegten aufzulösen und die dort bis dato wahrge- waffe und Marine tragen so wesentlich dazu deutschen Sicherheitspolitik definiert. Die nommenen Aufgaben der Seekriegführung bei, Freiräume für Investitionen in eine zu- konsequente Ausrichtung auf die wahr- aus der Luft dauerhaft der Luftwaffe zu kunftsgerichtete, fähigkeitsorientierte Ausrüs- scheinlicheren Aufgaben bestimmt in Zu- übertragen. tung der Bundeswehr als Ganzes zu schaffen.

MARINEFORUM 3-2005 25 Gemeinsame und verzugslose satz konventioneller Bomben, mit der modula- Flugbetrieb« in der Führungszentrale Natio- Umsetzung ren Abstandswaffe Taurus die Fähigkeit besit- nale Luftverteidigung in Kalkar. zen, stationäre gehärtete Hochwertziele von Das am 29. Oktober 2004 in Dienst gestellte Die Betroffenen reagierten zunächst teilwei- Bedeutung für maritime Operationen ab- Verbindungskommando der Flotte zum Luft- se mit Enttäuschung und Misstrauen. Die im standsfähig und präzise bekämpfen zu können. waffenführungskommando wird in Zukunft als Rahmen der Transformation notwendigen Ein- Die Unterdrückung von küstennaher boden- Schnittstelle dem Flottenkommando und dem griffe wurden von den Angehörigen der Bun- und seegestützter Luftverteidigung wird dem Luftwaffenführungskommando den Aus- deswehr nicht selten als besondere Belastung Jagdbombergeschwader 32 (Lechfeld) übertra- tausch sowie die Bereitstellung von operativen wahrgenommen. Wir, die Inspekteure, haben gen. Der Tornado ECR besitzt die Fähigkeit, mit Informationen zwischen den beiden höheren daher von Anfang an größten Wert darauf ge- dem passiven Radarortungsgerät ELS 2 auch Kommandobehörden sicherstellen. Für die ge- legt, dass die Ministerentscheidung durch Luft- hochmobile schiffsgestützte Radargeräte mit meinsame Operationsführung der Teilstreit- waffe und Marine einvernehmlich umgesetzt, hinreichender Genauigkeit lokalisieren zu kön- kräfte informiert und berät es den Befehlsha- und durch die Betroffenen auf allen Ebenen ak- nen und durch Verzicht auf den Einsatz aktiver ber Luftwaffenführungskommando über den tiv mitgestaltet wird. Sensoren die Entdeckung eigener Kräfte zu ver- Beitrag der Marine. Ein besonderer Schwer- Deutliches Zeichen für den engen Schulter- zögern. Diese Fähigkeit bietet eine ideale Vo- punkt ist dabei die Unterrichtung und Beratung schluss bei der Umsetzung war unsere gemein- raussetzung für den komplementären Einsatz über maritime Einsatzgrundsätze, Einsatzmittel same Anordnung. Diese zielte auf die Erwei- des Waffensystems Tornado RECCE des Aufklä- und Unterstützungsmöglichkeiten sowie die terung der etablierten Luftwaffen-Projektor- rungsgeschwaders 51 »Immelmann« für die Be- Unterstützung der operativen Planung und die ganisation für die Weiterentwicklung der kämpfung von Überwassereinheiten mit Lenk- Mitarbeit bei Vorbereitung, Durchführung und Luftwaffenstruktur um einen Marineanteil ab. flugkörpern. Auswertung der gemeinsamen Übungen bei- Damit wurden sowohl auf ministerieller wie Die Aufgaben der Jagdwaffe im Rahmen der der Teilstreitkräfte. auch auf Ebene der Höheren Kommandobe- Seekriegführung aus der Luft werden – wie seit Darüber hinaus wird die Luftwaffe im Rah- hörden Foren geschaffen, in denen zwischen Jahren streitkräftegemeinsam erfolgreich men der Neustrukturierung der Aufgabenfelder Luftwaffe und Marine das weitere Vorgehen ab- praktiziert – aufgrund der küstennahen Lage zur Weiterentwicklung der Luftwaffe die not- gestimmt und gesteuert werden konnte. Her- überwiegend durch das Jagdgeschwader 71 wendige Kompetenz für die Fähigkeit »Seekrieg- vorzuheben ist dabei die Rolle der Abteilung »Richthofen« (Wittmund) noch mit dem Waf- führung aus der Luft« sicherstellen. POCARLw 1 des Luftwaffenamtes, die den in- fensystem F-4F Phantom wahrgenommen. Die tensiven Abstimmungsprozess mit dem Luft- Jagdkräfte sichern den küstennahen Luftraum Personal waffenführungskommando, dem Flottenkom- und erhalten die Operationsfreiheit eigener mando, den zentralen personalführenden Stel- Seestreitkräfte sowie die Handlungsfreiheit des Dienstliches Interesse und persönliche Vor- len und weiteren Kommandobehörden zivilen Schiffsverkehrs. Im Rahmen verbunde- stellungen der Betroffenen bildeten auch bei federführend steuerte. Auf Basis einer detaillier- ner Luftkriegsoperationen bekämpfen sie die dieser organisatorischen Veränderung biswei- ten Sachstandsfeststellung erarbeitete diese gegnerische luftgestützte Luftverteidigung und len ein Spannungsfeld. Für die Luftwaffe muss- Abteilung einen umfassenden Maßnahmenka- erhöhen hierdurch nachhaltig die Überlebens- te sichergestellt sein, dass sie das zur Wahrneh- talog und stimmt dessen Fortschreibung mit fähigkeit der eigenen Luftangriffskräfte. Diese mung der Aufgabe »Seekriegführung aus der den betroffenen Dienststellen der Luftwaffe Aufgaben werden sukzessive durch den Euro- Luft« benötigte Personal erhält. Daher stand bei und Marine regelmäßig ab. Der Abschluss aller fighter übernommen. den notwendigen Personalmaßnahmen das Maßnahmen der Überleitung ist für 2005 vor- dienstliche Interesse, d.h. der konkrete Bedarf, gesehen. Organisation und Befehlsgebung im Vordergrund. Gleichzeitig galt es, das Ziel der Die uneingeschränkte und dauerhafte Auf- Sozialverträglichkeit zu wahren. Die persönli- rechterhaltung des Fähigkeitsspektrums der Vorhaben von Luftwaffe und Marine sind chen Wünsche der Betroffenen konnten dabei Bundeswehr in der »Seekriegführung aus der mit Blick auf eine gemeinsame Ausbildungs-, weitestgehend berücksichtigt werden. Luft« als Teil der verbundenen Seekriegführung Übungs- und Einsatzdurchführung nun stär- Zwischen uns Inspekteuren wurde bereits wird durch die Luftwaffe aus dem gesamten ker als bisher aufeinander abzustimmen. Die frühzeitig einvernehmlich festgelegt, dass die Dispositiv der fliegenden Kampfverbände umfassende und dauerhafte Erhaltung der Luftwaffe die Besatzungsangehörigen des Waf- sichergestellt. Dabei ist die verzugslose Über- Aufgabe »Seekriegführung aus der Luft« fensystems Tornado im Status BO 41 3 von der nahme dieser Aufgabe durch die Luftwaffe von durch Luftwaffenkräfte und -mittel der flie- Marine übernimmt. Regeneranten in der Aus- beiderseitigem Interesse. Entsprechend bedeu- genden Kampfverbände erfordert grundle- bildung, deren fliegerische Grund- und Waffen- tend ist die Nutzung von Expertise der Marine gende Veränderungen bei der gemeinsamen systemausbildung in den USA bereits begon- für die schnelle Herstellung der Befähigung in Vorhabenplanung sowie der Auftrags- und nen hatte, wurden ebenfalls übernommen. der Luftwaffe. Befehlsgebung. Um eine detaillierte Beauf- Die übrigen in der Ausbildung befindlichen Das Aufklärungsgeschwader 51 »Immel- tragung der Luftwaffenverbände (Tasking) Anwärter des fliegerischen Dienstes der Luft- mann« übernimmt zusätzlich zu der bisher ab- vorzubereiten, wird durch Luftwaffenfüh- waffe und der Marine wurden nach dem Prin- gebildeten Fähigkeit zur Luftaufklärung in der rungskommando und Flottenkommando ein zip der Bestenauslese weiterverwendet. Vor Tiefe des Einsatzgebietes die Bekämpfung von gemeinsamer Jahresplan erarbeitet, der die dem Hintergrund des infolge der Auflösungen Überwasserzielen mit den Lenkflugkörpern Grundlage für die Befehlsgebung bildet. Der des Marinefliegergeschwaders 2 und des HARM und Kormoran sowie die penetrierende Jahres-, Übungs- und Einsatzplan der Marine Jagdbombergeschwader 38 »Friesland« redu- Aufklärung von See- und Küstengebieten. sowie die Verlege- und Übungsplanung der zierten Ergänzungsbedarfs in den Werdegän- Die Bekämpfung von Überwassereinheiten Luftwaffe werden dabei berücksichtigt. Mit gen Kampfflugzeugführer und Waffensystem- und küstennahen Zielen mit sonstiger konven- Wirkung vom 1. April 2004 wurde dazu beim offizier konnte ein Teil der Anwärter des tioneller und Präzisionsbewaffnung wird durch Flottenkommando ein Verbindungskom- fliegerischen Dienstes nicht im bisherigen Aus- das Jagdbombergeschwader 31 »Boelcke« (Ker- mando Luftwaffe eingerichtet. Dort werden bildungsgang verbleiben. pen/Nörvenich) und das Jagdbomberge- grundsätzliche Fragen der Zusammenarbeit In persönlichen Gesprächen informierte die schwader 33 (Cochem/Büchel) mit dem Waf- Luftwaffe und Marine erörtert und konkrete Personalführung die Betroffenen über ihre al- fensystem Tornado IDS übernommen. Das Absprachen für gemeinsame Vorhaben ge- ternativen Verwendungsmöglichkeiten in den Jagdbombergeschwader 31 »Boelcke« über- troffen. Die detaillierte Beauftragung erfolgt Streitkräften und erörterte unter Berücksichti- nimmt dabei im Schwerpunkt den Einsatz von in Anlehnung an das übliche NATO-Verfah- gung persönlicher Vorstellungen die Planungs- Laser-gelenkten Bomben. Das Jagdbomberge- ren relativ kurzfristig durch die im Aufbau be- absichten. Die Anwärter des fliegerischen schwader 33 wird in Zukunft, neben dem Ein- findliche Teileinheit »Planung/Unterstützung Dienstes der Luftwaffe und der Marine wurden

MARINEFORUM 3-2005 26 schließlich in einer gemeinsamen Konferenz ausgewählt. Im Ergeb- nis mussten insgesamt 56 Anwär- ter des fliegerischen Dienstes aus der fliegerischen Grundausbildung herausgelöst werden. Eine Entlas- sung aus der Bundeswehr erfolgte nur auf ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen, im Vordergrund stand das Umsteuern in andere Verwendungen, z.B. als Hubschrau- berführer beim Heer. Für Angehörige der Marine erga- ben sich durch längerfristig geplan- te Umstrukturierungen zur Schaf- fung robusterer Strukturen in den Tornado-Verbänden der Luftwaffe Übernahmemöglichkeiten auch Kommandofoto der Teilnehmer des MFG 2 und AufklG 51»I« am JMC außerhalb des Aufklärungsge- schwaders 51 »Immelmann«. Insge- samt konnten 72 Besatzungsangehörige Torna- Taktiken und Einsatzverfahren, die sich wegen rungsgeschwader 51 »Immelmann« die Grund- do der Marine – 51 Kampfflugzeugführer und 21 der Besonderheiten eines maritimen Umfeldes befähigung zur Überwasserzielbekämpfung Waffensystemoffiziere – sowie 54 Unteroffizie- naturgemäß zum Teil erheblich von etablierten mit den Flugkörpern HARM und Kormoran er- re, vornehmlich aus technischen Verwendun- Verfahren der Luftwaffe unterscheiden. Vor al- langt. Im Rahmen einer Überprüfung durch die gen, in das Team Luftwaffe integriert werden. lem die Waffensystemoffiziere waren hier stark NATO wird der Verband noch dieses Jahr sein Durch unsere gemeinsamen Besuche vor Ort gefordert, sich mit den Softwareanteilen des Können unter Beweis stellen müssen. wurden die von der Auflösung des Marineflie- Waffeneinsatzes über See vertraut zu machen. Die Übernahme der Aufgabe »Seekriegfüh- gergeschwaders 2 betroffenen Soldatinnen Darüber hinaus vermittelten sechs virtuelle Ein- rung aus der Luft« erfordert darüber hinaus ei- und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen sätze im Simulator die nötigen ersten Kenntnis- ne entsprechend erweiterte materielle Ausstat- und Mitarbeiter »aus erster Hand« informiert. se und Fertigkeiten. tung der betroffenen Luftwaffenverbände, im Begleitet von einem intensiven Dialog zwischen Der fliegerische Anteil des Ausbildungspro- Wesentlichen des Aufklärungsgeschwaders 51 Luftwaffe und Marine auf ministerieller Ebene, gramms umfasste 23 Ausbildungsflüge unter- »Immelmann«. Im Mittelpunkt steht die Über- im Bereich der Ämter und den zuständigen Per- schiedlicher Komplexitätsgrade. Das Training führung vorhandener Bestände an Lenkflug- sonalbearbeitenden Stellen wurden die Ent- beinhaltete mit Blick auf die speziellen Anfor- körpern Kormoran II, HARM, HARM CAPTIVE scheidungen verzugslos und professionell um- derungen der Seekriegführung aus der Luft un- (Simulationsflugkörper), Peripheriegerät sowie gesetzt. Durch dieses Vorgehen gelang es, die ter anderem die Planung und Durchführung zugehöriger Bodendienstausstattung. Restbe- Betroffenen aktiv in den Veränderungsprozess koordinierter HARM- und Kormoran-Einsätze stände des Lenkflugkörpers Kormoran 1 wer- einzubinden sowie deren Einsicht und Akzep- sowie die Abwehr gegnerischer see- und luft- den ebenfalls übernommen, sind aber nicht tanz zu gewinnen, wenngleich nicht jeder gestützter Bedrohung. Unterstützt wurde die mehr für den Einsatz vorgesehen, sondern die- Wunsch in Erfüllung gehen konnte. Ausbildung durch Einheiten der Flotte, die nicht nen bis zu ihrer Außerdienststellung im Jahr nur als Übungspartner zur Verfügung standen, 2007 der Validierung der Fregatte F 124 und der Ausbildung und Materialtransfer sondern auch ihren Beitrag für die Entwicklung Ausbildung von Munitionsspezialisten. Die ehe- des zwingend notwendigen »maritimen Den- mals 49 Tornado des Marinefliegergeschwa- Bis zur Auflösung des Marinefliegergeschwa- kens« bei den beteiligten Luftwaffenbesatzun- ders 2 werden in die verschiedenen Jagdbom- ders 2 Ende 2005 ist es notwendig, eine aus- gen leisteten. bergeschwader der Luftwaffe übernommen, reichend solide Basis für den Fähigkeitserhalt in Die Ergänzungsausbildung des technischen wobei dafür gleichzeitig ältere Luftwaffen-Tor- der Luftwaffe zu schaffen. Das Marinefliegerge- Personals der Luftwaffe erstreckte sich im nado ausgesondert werden. Der Materialfluss schwader 2 erstellte dazu für die fliegenden Wesentlichen auf marinespezifische Bewaff- erfolgt in enger Abstimmung zwischen Luft- Besatzungen des Aufklärungsgeschwaders 51 nung und Missionsausrüstung. So wurde zum waffe und Marine und ist inzwischen weitest- »Immelmann« ein spezielles Ausbildungspro- Beispiel das Wartungspersonal des Aufklä- gehend abgeschlossen. gramm, um ihnen so die neue Aufgabe »See- rungsgeschwaders 51 »Immelmann« zu- kriegführung aus der Luft« zu vermitteln. Ziel nächst im Marinefliegergeschwader 2 auf die Fazit war es, insgesamt zwölf Besatzungen, aufge- Flugkörper HARM und Kormoran eingewie- teilt auf drei Ausbildungsabschnitte mit jeweils sen und vertiefte anschließend im eigenen Die Veränderungen im sicherheitspolitischen dreimonatiger Dauer, in die Besonderheiten der Verband sein Wissen. Umfeld Deutschlands und die notwendigen Seekriegführung aus der Luft und den takti- Höhepunkt des Fähigkeitstransfers war die Schritte der Transformation der Bundeswehr schen Einsatz von Marine-Jagdbombern einzu- gemeinsame Teilnahme von Marinefliegerge- sind von ursächlicher Bedeutung für die Ent- weisen. Da das Aufklärungsgeschwader 51 schwader 2 und Aufklärungsgeschwader 51 scheidung, die Fähigkeit zum Seekrieg aus der »Immelmann« nur für das Fähigkeitsprofil »Be- »Immelmann« an einem maritimen Großma- Luft mit Jagdbombern von der Marine zur Luft- kämpfung von Überwasserstreitkräften mit növer, dem Joint Maritime Course (JMC) in Los- waffe zu verlagern. Die Strukturentscheidungen HARM und Kormoran« Neuland betrat, lag der siemouth/Schottland im Oktober 2004. Letzt- beruhen auf einer konzeptionellen, konsequent Ausbildungsschwerpunkt in diesem Bereich. malig unter Führung der Marine hatten alle fähigkeitsorientierten Ableitung, die den sicher- In rund 50 Stunden theoretischer Einweisung Beteiligten Gelegenheit, sich in einem umfas- heitspolitischen Entwicklungen und den jüngs- galt es, zunächst die Fähigkeiten der Flugkörper senden maritimen Einsatzszenario mit anderen ten Erfahrungen aus Einsätzen Rechnung trägt. Kormoran und HARM sowie Besonderheiten Übungsteilnehmern zu messen. Mit viel Elan, Vorrang hat die weitere Ausrichtung der Kräfte beim maritimen Einsatz kennen zu lernen. Ein Engagement und Einsatzfreude aller Beteiligten und Mittel der Bundeswehr auf die wahrschein- weiterer wesentlicher Schwerpunkt der Ausbil- von Luftwaffe und Marine wurde diese Phase licheren Einsatzaufgaben der Streitkräfte im dung durch Spezialisten des Marinefliegerge- des Fähigkeitstransfers erfolgreich gemeistert. Rahmen der Konfliktverhütung und Krisenbe- schwaders 2 lag in der Einweisung in maritime Mit Abschluss der Ausbildung hat das Aufklä- wältigung.

MARINEFORUM 3-2005 27 Die Verbände der Luftwaffe sind in Zusam- Mittel bereitstellen. Sie wird so dauerhaft auch der Entscheidung, die Fähigkeiten des Marine- menarbeit mit der Marine personell, materiell die für die Einsatzfähigkeit der Seestreitkräfte fliegergeschwaders 2 »umfassend und dauer- und organisatorisch zeitgerecht in die Lage ver- geforderten, durch Jagdbomber und Jagdflug- haft« zu erhalten. Mit großen gemeinsamen An- setzt worden, das nunmehr erweiterte Aufga- zeuge abzubildenden Fähigkeiten aufrechter- strengungen sowie durch professionelle und benspektrum in vollem Umfang zu erfüllen. Mit halten. kameradschaftliche Zusammenarbeit konnte der Übernahme des Fähigkeitsprofils des Mari- Nach Übernahme der NATO-Assignierung dies in kurzer Zeit sichergestellt werden. Ge- nefliegergeschwaders 2 hat die Luftwaffe ei- zur »Bekämpfung von Überwasserstreitkräften genseitiges Verständnis und konstruktive Zu- nen zusätzlichen Beitrag zum Fähigkeitsprofil mit HARM und Kormoran« durch das Aufklä- sammenarbeit werden auch in Zukunft die der Bundeswehr zu leisten. Die taktischen Fä- rungsgeschwader 51 »Immelmann« gilt es in Grundlage für gemeinsames erfolgreiches higkeiten der sieben verbleibenden fliegenden 2005 für alle fliegenden Kampfverbände der Handeln von Luftwaffe und Marine sein. Kampfverbände der Luftwaffe werden so er- Luftwaffe, das Fähigkeitsprofil gemeinsam mit weitert, dass die den einzelnen Verbänden zu- der Marine weiter zu konsolidieren, bevor die 1 POCARLw – Personalstruktur, Organisation, Control- gewiesenen Einsatzrollen/-aufgaben auch als Marine das Marinefliegergeschwader 2 zum ling, Aufwandsbegrenzung, Rationalisierung Luftwaffe 2 ELS: »Emitter Locating System« zur Lokalisierung ak- Fähigkeiten der Seekriegführung aus der Luft Jahresende 2005 außer Dienst stellt. tiver Radargeräte der gegnerischen Luftverteidigung zur Wirkung gebracht werden können. Die Luft- Durch unsere gemeinsamen Besuche ver- 3 Berufsoffizier mit der verwendungsbezogenen Alters- waffe wird als der Kompetenzträger für Luft- deutlichten wir die Bedeutung dieses Fähig- grenze von 41 Jahren macht in der Bundeswehr die erforderlichen keitstransfers und den engen Schulterschluss präzisions-, abstands- und allwetterfähigen von Luftwaffe und Marine bei der Umsetzung

rikanischen Verbündeten wie Japan und den Philippinen beansprucht werden) militärisch MachtprojektionMachtprojektion imim PPazifikazifik durchsetzen sollte. Weitere Herausforderungen im PACOM- Zuständigkeitsbereich entstehen durch den Washington baut Inselstützpunkt exponentiellen Anstieg von Terrorismus und Piraterie in Südostasien. Diese Entwicklungen bedrohen sowohl die Stabilität von befreun- Guam aus deten Regierungen, etwa in Manila, als auch die Sicherheit der wirtschaftlich wie militä- Sidney E. Dean gen Amerikas im Mittleren Osten sowie in risch wichtigen Wasserwege zwischen dem Ostasien zu erkennen. Trotz der Aktualität der Indischen Ozean und Nordostasien. uams strategische Bedeutung kann Spekulationen um die nordkoreanische Atom- Die strategische Bedeutung Guams ergibt nicht überbetont werden,” erklärte rüstung bezeichnen die meisten Pentagonstu- sich aus der vergleichbaren Nähe der Insel zu GAdmiral Thomas Fargo, Oberbefehls- dien mittel- bis längerfristig die Moderni- diesen Konfliktzonen: haber der US-Streitkräfte im Pazifik (US-Paci- sierung der chinesischen Streitkräfte, in n Die Insel liegt nicht nur für Bomber son- fic Command – PACOM) im Frühjahr 2004 Verbindung mit einer zunehmend nationalis- dern auch (mittels Luftbetankung) für Jagd- vor dem US-Kongress. »Guams flugzeuge in Einsatzreichweite der wachsende Rolle als Ausgangs- Taiwanstraße und der koreanischen zentrum für Machtprojektion« im Halbinsel. asiatisch pazifischen Raum erfor- n Gleichzeitig liegt Guam außer- dert nach Aussage Admiral Fargos halb der Reichweite der meisten die laufende Aufwertung der dor- nordkoreanischen oder chinesi- tigen Einrichtungen der Navy und schen Raketen und kann nach Ein- der Air Force. schätzung des US-Militärs durch Die Marianeninsel Guam ist die bestehende Raketenabwehrsyste- westlichste Besitzung der Verei- me geschützt werden. nigten Staaten. Diese 6.000 Kilo- n Die Stationierung von Aufklä- meter westlich von Hawaii und rungsflugzeugen, Schiffen und Spe- 10.000 Kilometer westlich von zialkräften wie Navy SEALS auf Gu- San Diego gelegene Insel – oft als am gibt den USA eine solide »Verkehrskreuz des Pazifiks« be- Ausgangsbasis für regelmäßige Pa- zeichnet – hat seit über 100 Jah- trouillen und für schnelle Reakti- ren einen hohen strategischen onsfähigkeit zur Unterstützung der Stellenwert für Washington. Die Philippinen oder für Einsätze im kurzfristige Reduzierung der mili- Südchinesischen Meer und Rich- Das Flaggschiff der 7. US-Flotte USS BLUE RIDGE (Alle Fotos: US-Navy) tärischen Präsenz auf der Insel tung Malakkastraße. nach Ende des Kalten Krieges n Die Lage Guams macht die Insel wurde seit 2001 umgekehrt. Die US-Streitkräf- tisch-expansionistischen Politik Pekings, als ideal als Zwischenstation für Entsendungs- te verlegen immer mehr Kampfkraft nach Gu- bedeutendste Herausforderung der USA im truppen aus den USA, die dort vorgelagerte am, inklusive Fernbomber und Jagduntersee- Pazifik. Akut könnte eine US-chinesische Kon- oder separat eingeschiffte Ausrüstung emp- boote. Guam ist auch als künftiger frontation im Falle einer chinesischen Offen- fangen können. Heimathafen eines Flugzeugträgers im Ge- sive gegen Taiwan werden, da Washington ei- Von geostrategischen Überlegungen abge- spräch. ne implizite Beistandsverpflichtung für Taipeh sehen bietet Guam zwei politische Vorteile als aufrecht hält. Eine Konfrontation mit der Stützpunkt: Die Bevölkerung steht dem Mili- Strategische Bedeutung Guams Volksrepublik China könnte auch entstehen, tär positiv gegenüber und plädiert für eine wenn Peking seine Ansprüche auf Kontrolle Ausweitung der Militärpräsenz; da Guam US- Nach Ende des Kalten Krieges sind die be- des Südchinesischen Meeres oder verschiede- Territorium ist, bestehen keine Auflagen oder deutendsten strategischen Herausforderun- ner dortiger Inselgruppen (die auch von ame- Restriktionen bezüglich Truppeneinsatz, Flug-

MARINEFORUM 3-2005 28 Entsendungen von bis zu 150 SEALS aus Ka- Guam liegt im Westpazifik auf Breitengrad lifornien. NSWU-1 nimmt jährlich an über 30 13 Grad 28” Nord und Längengrad 114 Grad Übungen in der Region und mit befreunde- 45” Ost, rund 6.000 Kilometer westlich von ten Kräften teil. NSWU-1 ist das einzige stän- Hawaii. Die 544 Quadratkilometer große In- dige Spezialeinsatzhauptquartier im Bereich sel Guam ist die größte und südlichste Insel des Pazifikkommandos. der Marianengruppe. n Helicopter Combat Support Squadron 5: Washington erwarb Guam 1898 von Ma- fliegt MH-60S Knighthawk Hubschrauber für drid nach Ende des Spanisch-Amerikani- SAR-Einsätze und stellt Hubschrauber an Ver- schen Krieges. Die Insel wurde 1941 von Ja- sorgungsschiffe der 7. Flotte ab, die aus Gu- pan eingenommen und 1944 zurückerobert. am operieren. Ab August 1944 bis zum Ende des Zweiten n Guam Shipyard: Die Werfteinrichtungen Weltkrieges war Guam Sitz des Hauptquar- (inklusive Trockendock) auf Guam leisten ein tiers der US-Pazifikflotte. Während des Kal- breites Spektrum an Wartungs- und Repara- ten Krieges wurden die Militäranlagen Gu- turaufgaben für die auf Guam beheimateten ams erheblich ausgebaut. Zum Höhepunkt Navy-Schiffe sowie für die im Pazifik operie- des Vietnamkrieges waren 150 B-52 Bomber renden Schiffe der 7. Flotte. auf der Insel disloziert. Gegenwärtig sind zirka 13.000 Militärange- Andersen Air Force Base hörige (inklusive deren Familienmitglieder) auf Guam stationiert. Rund 40 Prozent der örtlichen Wirtschaft beruht auf Ausgaben und Der Luftwaffenstützpunkt Andersen Air Investitionen des Militärs. Rund fünf Prozent der Inselbewohner sind als zivile Mitarbeiter Force Base (Andersen AFB) nimmt mit einer auf den Militärbasen angestellt. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind Tourismus (eine Gesamtfläche von 8.000 Hektar fast ein Sieb- Million Besucher jährlich, vor allem aus Japan) sowie der Finanzsektor. tel der Insel ein. Die beiden 3.250 bzw. 3.450 Die 170.000 Inselbewohner (43 Prozent mikronesische Ureinwohner, 30 Prozent philip- Meter langen Startbahnen erlauben den Be- pinische Einwanderer, 20 Prozent Einwanderer vom US-Festland) sind US-Staatsbürger. trieb von schweren Bombern und Großraum- Bis 1950 wurde Guam durch einen als Gouverneur eingesetzten US-Navy Offizier verwal- transportern. Auf Andersen unterhält die US- tet. Die Insel ist heute ein autonom regiertes Territorium der Vereinigten Staaten. Der Gou- Air Force ihr weltgrößtes Treibstoffdepot (230 verneur von Guam und die 15 Mitglieder des Inselparlaments werden von den Inselbür- Millionen Liter) sowie ihr größtes Munitions- gern direkt gewählt. Seit 1971 entsendet Guam einen eigenen Abgeordneten ins depot im pazifischen Raum – gefüllt u.a. mit US-Repräsentantenhaus in Washington. Dieser Abgeordnete besitzt im US-Kongress je- den modernsten Präzisionswaffen und doch nur Redefreiheit, aber kein Stimmrecht. Marschflugkörpern, die für einen potenziellen Einsatz gegen China oder Nordkorea nötig wären. lärm, o. Ä. Colonel P.K. White, Kommandeur Hier gibt es unter anderem weitläufige De- Andersen AFB untersteht dem Pacific Air des 36th Air Expeditionary Wing der US-Air potanlagen für Ausrüstung, Munition und Command mit Hauptquartier Hickam AFB Force, erklärt hierzu: »Man braucht Luftraum, Treibstoff – nicht nur für die Navy sondern (Hawaii). Die wichtigsten permanent auf An- um so zu üben, wie man kämpfen wird. Und auch vorausgelagerte Kriegsbestände der Ar- dersen stationierten Einheiten sind die man findet ihn hier auf Guam,« während frei- my und des Marine Corps. Allein die voraus- 13. Luftflotte (13th Air Force) und das 36. Ge- er Übungsraum sowohl in Korea und Japan gelagerten Treibstoffdepots fassen 220 Millio- schwader (36th Air Expeditionary Wing). wie auf dem nordamerikanischen Kontinent nen Liter. Insgesamt 13 Logistikschiffe mit Der 13. Luftflotte untersteht neben dem immer weniger wird. Major General Dennis Munition, Treibstoff, Fahrzeugen und anderen 36. Geschwader permanent nur noch die in Larson, Kommandeur der 13th Air Force, be- kriegswichtigen Ausrüstungs- und Versor- Singapur stationierte 497. Ausbildungsstaf- tont, dass die US-Oberhoheit über Guam we- gungsgütern operieren aus Guam. Weitere fel der US-Air Force. Im Ernstfall werden Ein- sentlich mehr Planungs- und Handlungsfrei- fünf Logistikschiffe könnten bis Ende 2008 satzstaffeln und -geschwader aus den USA heit bezüglich des Kräfteeinsatzes zulässt als auf Guam stationiert werden. nach Guam verlegt und der 13. Luftflotte als dies bei Auslandsstützpunkten üblich ist. Zu den auf Guam stationierten Navy-Ein- Führungshauptquartier, insbesondere für Eine Vielzahl militärischer Einheiten und heiten gehören: den Großraum Südostasien (inklusive Chi- Einrichtungen stehen bereits auf Guam. Die n Submarine Squadron 15: wurde 2001 auf- na/Taiwan) und Indischer Ozean, unter- Hauptstützpunkte sind Andersen Air Force gestellt und auf Guam stationiert. Das Ge- stellt. Base im Norden der Insel und Naval Base Gu- schwader verfügt über 3 Jagdunterseeboote Das 36. Geschwader verfügt seinerseits am im Südwesten. Die gesamte militärische der LOS ANGELES-Klasse sowie über einen U- über keine fest zugeteilten Flugzeuge oder Pi- Infrastruktur der Insel hat bereits einen Wert Boot-Tender. Jedes auf Guam stationierte U- loten, sondern übernimmt die operative Kon- von zirka 10 Milliarden Dollar. Boot absolviert zwischen 88 und 123 Tagen trolle über einzelne Maschinen und Crews, die auf See im Westpazifik. Im Vergleich bringen aus den USA zeitlich begrenzt nach Guam Apra Harbor es U-Boote, die an der nordamerikanischen verlegt werden. Westküste stationiert sind, aufgrund der Tran- Seit Februar 2004 stehen ständig sechs Guam besitzt in der durch einen Landvor- sittage nur auf 36 Präsenztage jährlich im B-52 Bomber aus den USA auf Guam. Die sprung und einer kleinen vorgelagerten Insel Westpazifik. Maschinen und Besatzungen werden für je- geschützten Apra Bucht einen großen Tiefsee- n Naval Special Warfare Unit 1 (NSWU-1): be- weils vier Monate nach Andersen verlegt und hafen, moderne Schiffswartungseinrichtun- steht aus SEAL Element Western Pacific und dann ausgetauscht. Diese Stationierung gilt gen sowie Anlegestellen für Flugzeugträger. Special Boat Detachment Western Pacific. Die als deutliches Signal an Nordkorea, die Verle- Die 460 Meter breite Hafeneinfahrt und die Einheit ist das zuständige Führungshaupt- gung amerikanischer Heerestruppen und Ma- kommerziell genutzte äußere Bucht haben ei- quartier für SEAL-Spezialkräfte, die regelmä- rines von Südkorea bzw. Okinawa nach Irak ne 30 Meter tiefe Fahrrinne. Der von den US- ßig in den Westpazifik entsandt werden. Rund (sowie die geplante permanente Reduzierung Naval Forces Mariana Islands beanspruchte In- 65 SEALS sind nach Aussage von Lt. Com- der Army-Präsenz in Korea) nicht als Schwä- nere Hafen hat eine Mindestfahrrinne von 15 mander Matthew Rosenbloom, Executive Of- chezeichen zu deuten. Die derzeitige Planung Metern. Die Marineeinrichtungen auf der Insel ficer von NSWU 1, ständig auf Guam statio- sieht die unbefristete Fortsetzung dieser B-52 umfassen zirka 3.000 Hektar Landfläche. niert. Hinzu kommen regelmäßige Stationierung vor.

MARINEFORUM 3-2005 29 Ausweitung der Air Force General Paul Hester, der im Juli 2004 das zu gewährleisten, erklärt Colonel Mark Tapper, Fähigkeiten Kommando über die US-Luftstreitkräfte im Pa- Kommandeur der 502nd Air Operations Group zifik (Pacific Air Forces – PACAF) übernahm, be- (Hickam AFB, Hawaii). Colonel Tapper postu- Das US-Militär spricht offen aus, dass die stätigte im November 2004, dass er eine stän- liert, dass neben F/A-22 Jägern auch Bomber Bedeutung Guams in den kommenden Jah- dige Luftwaffeneinsatzzentrale im Pazifik zum ISR Strike Task Force gehören werden. ren erheblich zunimmt. Colonel P.K. White, einrichten wolle, aber noch nicht über den Kommandeur des 36th Air Expeditionary Standort entschieden habe. Neben Guam gilt Ausweitung der Navy Wing erklärte beispielsweise am 17. Septem- Yokota Air Force Base (nahe Tokio) als poten- Fähigkeiten ber 2004 vor einer Besucherdelegation ame- zieller Standort. Guam hätte als Standort den rikanischer Geschäftsleute und Kommunal- Vorteil, dass bezüglich der geführten Einsätze Auch die Navy baut ihre Infrastruktur aus politiker, dass alle Signale auf ein deutliches keine politischen Rücksichten auf ein Gastland und erweitert ihre auf und um Guam stattfin- Wachstum hinweisen. Sein Stellvertreter, Co- einzuhalten wären. lonel Steve Wolborsky, postuliert sogar, dass General Hester geht Andersen die Stellung »des bedeutendsten davon aus, dass Global US-Luftwaffenstützpunktes im Pazifischen Hawk und Predator Raum im 21. Jahrhundert« einnehmen wird. Aufklärungs-UAV im Colonel Wolborsky beziffert die bereits ge- Verlauf der nächsten planten Investitionen zum Ausbau Andersens drei Jahre im Pazifik auf ein bis zwei Milliarden Dollar über die stationiert werden. nächsten fünf bis zehn Jahre. »Mit diesen Systemen Andersen verfügt über viel Platz, betont können wir gezielt Colonel White. Nur ein Drittel der insgesamt nachrichtendienstlich 8.000 Hektar Fläche des Stützpunktes wird verwertbare Aufklä- derzeit genutzt. Mit über 711.000 Quadrat- rungsdaten sammeln, metern Rollbahn und Stellplatz kann Ander- die eventuell zur Ver- sen bereits jetzt eine hohe Anzahl von Flug- hütung von Konflikten Ein Luftkissenboot (LCAC) des amphibischen Trägers USS ESSEX zeugen jeglichen Typs aufnehmen und zwischen Nationen versorgen (zum Höhepunkt des Vietnam- [der Region] beitragen krieges standen bis zu 150 B-52 auf Guam). können,« erklärte Hester im November 2004. denden Ausbildungs- und Übungsprogram- Die Rollbahnen werden derzeit noch weiter General Hester befürwortet auch die Verlegung me. Bereits jetzt stellen die Gewässer um Gu- ausgebaut. Ein zusätzlicher Spezialhanger von F/A-22 Jägern in den Pazifikraum. am ein US-kontrolliertes Flottenübungsgebiet für Interkontinentalbomber wird errichtet. Major General David Deptula, S-3 für das Pa- für ASW-, Schiffsartillerie- und Luftabwehr- Die bereits bestehenden Hanger des Stütz- cific Air Forces Oberkommando, erklärt, dass übungen. Amphibische Kriegsführung sowie punktes werden verstärkt, damit künftig ein neu aufzustellender »Intelligence, Surveil- das Sichern von Landebahnen in Feindgebiet Flugzeuge auch während eines Taifuns auf lance, Reconnaissance Strike Task Force« Ver- können auf der 220 Kilometer entfernten In- der Insel bleiben können. Auch die Versor- band definitiv auf Guam stationiert werden soll. sel Tinian geübt werden. Bomber und Jagd- gungsinfrastruktur wird ausgebaut – u.a. ei- Dieses für Aufklärungs- und Angriffseinsätze bomber der Navy und der Air Force können, ebenso wie Kriegsschiffe, die 300 Kilometer entfernte Insel Farallon de Medinilla (FdM) für Zielübungen nutzen. (Tinian und FdM gehö- ren beide zur Inselgruppe der Nördlichen Ma- rianen und sind wie Guam US-Territorium). Ausbildungs- und Ubungsprogramme der in Japan stationierten See- und Luftstreitkräfte werden auch zunehmend nach Guam verlegt, um den Einschränkungen und Auflagen der japanischen Regierung und der eng stehen- den Infrastruktur zu entkommen. Die Depotanlagen auf dem Navy Gelände werden noch weiter ausgebaut. Die Verle- gung zusätzlicher Logistikschiffe nach Guam wird innerhalb der nächsten drei Jahre erwar- tet. Die bedeutendste Entwicklung ist jedoch die gegenwärtige Prüfung, ob weitere Unter- seeboote und ein Flugzeugträger auf Guam stationiert werden sollten. Paul Sullivan, Kommandeur der U-Boot-Flotille der US-Pazifikflotte, bestä- tigte im Juni 2004, dass die Navy die Statio- USS KITTY HAWK, der mit Heimathafen Yokosuka (Japan) einzige ständig »vordislozierte« nierung von sechs weiteren Jagduntersee- Flugzeugträger der US-Navy booten auf Guam erwägt. Neben weiteren Booten der LOS ANGELES-Klasse sind hier ne neue Trinkwasseraufbereitungsanlage, konzipierte »Einsatzpaket« soll laut General auch SSGN der OHIO-Klasse im Gespräch, die neue Dienstwohnungen, militärische Ein- Deptula aus Aufklärungsflugzeugen (bemannt bis zu 154 Tomahawk Land Attack Missiles kaufszentren, Sportanlagen sowie eine neue und unbemannt), Jagd- und Tankerflugzeugen einsetzen und bis zu 66 SEAL Kommandos Oberschule für Familienangehörige der sta- bestehen. mitführen können. tionierten Militärs – ein sicheres Zeichen, Der Verband soll im Verlauf der nächsten fünf Rear Admiral Joseph Walsh vom Navy-Füh- dass der Zuzug weiterer Einheiten fest ein- Jahre aufgestellt werden, um eine schnelle Re- rungsstab im Pentagon sprach im Herbst geplant ist. aktion auf regionale Krisen »binnen Stunden« 2004 sogar von der Stationierung von bis zu

MARINEFORUM 3-2005 30 acht weiteren Jagdunterseebooten. Admiral Die Stationierungs- Walsh geht davon aus, dass mehrere U-Boo- und Übungsmög- te der Atlantikflotte in den nächsten Jahren lichkeiten des Flug- der Pazifikflotte übertragen werden und neue geschwaders wä- Stationierungshäfen brauchen. ren auf Hawaii we- Eine Entscheidung in der U-Boot Stationie- niger günstig. Selbst rungsfrage dürfte jedoch mindestens noch wenn der Träger auf ein Jahr ausstehen und würde voraussichtlich Hawaii stationiert über zehn oder mehr Jahre hinweg schlei- werden sollte, be- chend durchgeführt. Die Navy will die Effi- steht also eine hohe zienz der relativ neuen Stationierung des 15. Wahrscheinlichkeit, U-Boot-Geschwaders auf Guam erst einmal dass das Flugge- systematisch studieren, bevor weiterreichen- schwader auf Gu- de Entscheidungen getroffen werden. Die am stationiert wür- Stationierung auf Guam »ist eindeutig effi- de. Der Träger wür- zienter [als auf dem Festland]« konstatiert de bei Entsendun- auch Admiral Walsh in diesem Kontext, »aber gen in den Westpa- Der Lenkwaffenkreuzer USS CHANCELLORSVILLE begleitet den Lenk- es ist schwer zu sagen, um wie viel.« zifik einfach seine waffenzerstörer Shenzhen der Volksbefreiungsmarine (PLAN) in den Hafen von Apra bei dem ersten Besuch einer chinesischen Marine- Bezüglich der möglichen Stationierung ei- Flugzeuge in Guam einheit in Guam nes Flugzeugträgers auf Guam gibt es zwei »abholen«. verschiedene Szenarien. Ob weitere Über- Die USA stationieren bereits einen Flug- wasserschiffe der Trägergruppe auf Guam deren Bedrohungen. Hinzu kamen die neuen zeugträger im Westpazifik – die konventionell stationiert würden oder ob die Begleitschif- regionalen Bedrohungen durch Terroristen angetriebene USS KITTY HAWK (CV 63) mit fe des Trägers in Japan oder Hawaii bleiben und Piraten. Heimathafen Yokosuka, nahe Tokio. USS KIT- sollen, ist noch ungewiss. U-Boote des Darüber hinaus gewinnt Guam durch die TY HAWK soll 2008 ausgemustert und durch 15. Geschwaders könnten auf jeden Fall Schwerpunktverlagerung der amerikanischen ein nuklear angetriebenes Schiff ersetzt wer- dem neuen Träger als Begleitung zugeteilt Streitkräftestruktur und -strategie zusätzlich an den. Entsprechende Aussagen von Admiral werden. Bedeutung. Gebündelte Kampfkraft, schnelle Fargo im April 2004 führten bereits zu Protes- Marineminister Gordon England ging im Entsendung aus dem Stand heraus und flexi- ten der Bürger und der Kommunalverwal- Oktober 2004 davon aus, dass eine Entschei- ble Präsenz in bisher nicht gedeckten Regionen tung in und um Yokosuka. Um politische dung bezüglich der Stationierung eines Trä- gehören zum Kern der Philosophie der aktuel- Komplikationen zu vermeiden, könnte die gers auf Hawaii oder Guam erst im Sommer len Streitkräftetransformation. »Da wir nicht Navy beschließen, KITTY HAWK´S Nachfolge- 2005 fallen dürfte. Er erklärte, dass vor allem vorhersehen können, wo der nächste Konflikt schiff auf Guam zu stationieren. das Kosten-Nutzen Verhältnis der Stationie- ausbricht, wollen wir sicherstellen, dass wir in Darüber hinaus prüft die Navy derzeit die rungsszenarien geprüft werde. der Lage sind, Kräfte auszuschicken und dies permanente Verlegung eines zweiten Flug- ist integraler Bestandteil unserer Strategie,« er- zeugträgers vom Festland in den Pazifik hi- Neues Gravitätszentrum klärte ein Pentagonbeamter im Juni 2004. nein. Sinn einer solchen Verlegung wäre eine Die für Guam in Frage kommenden Einhei- ständige Trägerpräsenz im strategisch wichti- Admiral Fargo erklärte am 11. September ten – ob ISR Strike Task Force oder Jagdun- gen Westpazifik – einerseits als Abschreckung, 2004, dass sich »das Gravitätszentrum unse- terseeboote – verbinden größtenteils Mobili- tät, Stealth-Fähigkeit und die Flexibilität, für verschiedene Einsatzarten genutzt zu wer- den. Guam ist aber nicht nur als permanen- ter Stationierungsort für Unterseeboote oder einen Flugzeugträger wichtig, sondern auch als Durchgangspunkt für Entsendungskräfte aller Teilstreitkräfte, die aus den USA in Kri- sen- und Kriegsgebiete Ostasiens entsandt werden. Der Ausbau der Entsendungsfähig- keiten der Insel – Rollbahnen, Treibstoff- und Waffendepots, Wartungseinrichtungen, u.ä. – sind integraler Bestandteil der entsendungs- orientierten Strategie der USA und belegen Washingtons Absicht, weiterhin in Asien en- gagiert zu bleiben. US-Außenminister Colin Powell betonte USS CITY OF CORPUS CHRISTI, das erste von drei auf Guam stationierten Angriffs-U-Boo- während seiner Japanreise im Oktober 2004 ten, passiert Orote Point in diesem Sinn, dass Washingtons Verbunden- heit mit Asien unverändert eng bleibt, und andererseits um schneller auf entstehende rer Sicherheitsinteressen [in den asiatisch pazi- dass die fortdauernde starke US-Truppenprä- Krisen reagieren zu können. fischen Raum] verlagert.« senz in Asien »in Jedermanns strategischem Als Standort kommen sowohl Guam wie Die Grundlage dieser Verschiebung hängt Interesse« ist. »Die Präsenz amerikanischer Hawaii in Frage. Guam hätte den Vorteil, nä- zum großen Teil mit dem Ende des Kalten Krie- Truppen im asiatisch pazifischen Raum ge- her an den wahrscheinlichsten Einsatzgebie- ges zusammen: Die einzig wahrgenommene währleistete Stabilität und stellte ein Gegenge- ten zu liegen. Zudem könnten die Flugzeuge Bedrohung Europas entfiel mit der Auflösung wicht zu potenziellem Abenteuerertum ande- des Trägers gleich auf Andersen Air Force Ba- der Sowjetunion. Im asiatischen Raum war die rer Regime dar und ermöglichte so den se stationiert werden und ohne nennenswer- UdSSR stets nur eine von mehreren Gefahren- Wohlstand der Staaten [dieser] Region,« erklär- te Einschränkungen im umgebenden Luft- herden gewesen. China und Nordkorea blie- te Powell am 24. Oktober vor der japanischen raum sowie über Farallon de Medinilla üben. ben und entwickelten sich zu noch bedeuten- Presse. »Das wollen wir nicht ändern.«

MARINEFORUM 3-2005 31 Das besondere Schiff

FREMM – italienische Version FFRREEMMMM (Grafik: Orizzonte Sistemi Navali)

chanisch über ein Getriebe zugeschaltet. Im Neue Fregatten für die französische Einzelbetrieb lässt sich die Gasturbine an Stel- le der diesel-elektrischen Komponente auch für den unteren Geschwindigkeitsbereich nut- und italienische Marine zen. Eine Produktentscheidung zu den Einzel- systemen steht noch aus. Anbieter für die Dieselmotorenausstattung sind Isotta Fra- Hans Karr bautenblock erhalten. Das auf Schiffen übli- schini Motori, Paxmann und Wärtsilä. Mög- cherweise vorhandene Oberdecksgerät wie licherweise kann es hier auch zu unterschied- n den Jahren 2009 bis 2017 wollen die Beiboote, Rettungsinsel oder Startereinrich- lichen nationalen Kaufentscheidungen französische und italienische Marine ins- tungen von Waffensystemen ist stealthge- kommen. Ähnlich verhält es sich mit der Gas- Igesamt 27 neue Mehrzweckfregatten recht eingepasst. Damit wird den Erfordernis- turbine. Zur Auswahl stehen die MT 30 von (FREMM, Frégate Européenne Multi-Missions sen hinsichtlich einer Minimierung der Rolls-Royce mit einer Leistung von 36 MW bzw. Fregata Europea Multi Missione) in Radarrückstrahlfläche Rechnung getragen. und die GE LM 2500+ von General Electric Dienst stellen. Eine entsprechende Resolution Ein kegelförmiges integriertes Mastsystem ist Marine Engines mit 30,2 MW Leistung. Im für dieses schon länger in der Planung befind- Erkennungsmerkmal für die französischen vorderen Rumpfbereich ist zusätzlich für den liche Vorhaben wurde von den Verteidigungs- Schiffe. Ein großer Pyramidenmast wiederum Notfall eine so genannte »take-home-engine« ministern beider Länder am 25. Oktober 2004 das Kennzeichen der italienischen Bauserie. vorgesehen. Dieser Antrieb lässt sich bei Be- auf der Marinemesse EURONAVAL in Le Hier ist auch achtern noch ein zusätzlicher darf ausfahren und ermöglicht eine Ge- Bourget/Paris unterzeichnet. Aufbautenkomplex mit einem kleineren Mast schwindigkeit von 6 kn. Zudem dient er als Nach einem bereits am 7. November 2002 vorhanden. Der die Aufbauten abschließende Manövrierhilfe. beschlossenem Kooperationsabkommen Hangar ist zur Aufnahme von zwei Hub- werden die Entwicklungsarbeiten für die schraubern ausgelegt. Für Frankreich ist die Bewaffnung und Ausrüstung Mehrzweckfregatte FREMM Kosten senkend Einrüstung des NH 90 in der Überlegung, Ita- gemeinsam durchgeführt. Der eigentliche lien wird sich vermutlich für Wie bereits erwähnt, ist die Waffenaus- Bau erfolgt dann aber auf nationalen Werf- den EH 101 Merlin ent- stattung der FREMM-Fregatten je nach ten. Modulares Bauprinzip und die große scheiden. Zudem wird Bauvariante und Land unterschiedlich Stückzahl sind weitere Faktoren, die sich kos- die französi- ausgelegt. Gemeinsam ist jedoch für al- tendämpfend auswirken. Der Stückpreis eines sche le Schiffe die Auslegung der Luftab- Schiffes soll sich bei 280 Mio. a bewegen. wehrkomponente. Zum Einsatz des Hauptauftragnehmer für die 17 französischen Schiff-Luft-Flugkörpers Aster 15 Schiffe wird Armaris, ein Tochterunterneh- sind auf der Back 16 Zellen der men von DCN (Direction des Constructions französischen Verti- Navales) und Thales. Die zehn italienischen kalstartan- Fregatten werden von Orizzonte Sistemi Na- vali, ein Tochterunternehmen von Fincantieri und Finmeccanica, gefertigt. Auf einer einheitlichen Plattform basierend AVT-Vari- ist der Bau in mehreren Varianten vorgese- ante Flugdrohnen hen. Frankreich beschafft acht Einheiten mit (UAV, Unmanned Areal dem Aufgabenschwerpunkt U-Jagd (ASW, Vehicle) erhalten. Anti-Submarine Warfare) und neun Einhei- Was die technischen Daten betrifft, so ha- lage Sylver ten, die für die Landzielbekämpfung (AVT, ben die neuen Fregatten bei 137 m Länge und eingerüstet. Der Mach Action Vers la Terre) optimiert sind. Die italie- 19 m Breite eine Verdrängung von ca. 5.600 t. 3 schnelle Flugkörper dient nische Marine erhält vier ASW- und sechs Dank ihres hohen Automationsgrades wer- dem Selbstschutz und ist im Entfernungsbe- Mehrzweck-Versionen. Je nach Verwen- den sie nur eine kleine Besatzung von 108 Sol- reich von 1,7 km bis 30 km gegen Luftziele dungszweck und Nation kommen unter- daten benötigen. Zur Einschiffung von Stabs- einsetzbar. schiedliche Waffensysteme und Sensoren zur personal oder Spezialkräften sind jedoch Als Schiff-Schiff-Flugkörper ist auf beiden Einrüstung. Auch im Aufbautenbereich wer- insgesamt Unterbringungsmöglichkeiten für französischen FREMM-Versionen in zwei den sich die Schiffe in ihrem Aussehen unter- 145 Personen vorhanden. Vierlingsstartern der Exocet MM 40 Block 3 scheiden. Zudem geht Frankreich bei der Fi- Die Antriebsanlage ist als CODLAG/ vorhanden. Der im hohen Unterschallbereich nanzierung einen innovativen Weg. Zur CODLOG (Combined Diesel-electric and/or fliegende Flugkörper hat eine Reichweite von Entlastung des Staatshaushalts ist eine priva- Gasturbine) ausgelegt. Der Vortrieb erfolgt 180 km und besitzt zudem Landzielfähigkeit. te Finanzierung durch zivile Banken vorgese- über zwei Wellen, die jeweils durch einen Die Flugsteuerung erfolgt über Wegepunkte hen. Elektromotor mit ca. 2 MW Leistung angetrie- durch Satellitennavigation und einen Radar- ben werden. Vier Diesel-Generatoren erzeu- höhenmesser. Im Zielanflug wird er durch ei- Schiffscharakteristik gen die hierzu notwendige elektrische Ener- nen aktiven Radarsuchkopf mit hoher Resis- und technische Daten gie. Im Geschwindigkeitsbereich bis zu 16 kn tenz gegen elektronische Gegenmaßnahmen kommt diese Antriebskomponente zur An- gelenkt. Legt man die bisher von den beiden Kon- wendung und ermöglicht mit ihrem wirt- Auf der italienischen Mehrzweckvariante sortien veröffentlichten Abbildungen zu schaftlichen Betrieb eine Reichweite von kommen dagegen in gleicher Stückzahl Grunde, so werden die Schiffe auf einem ein- 6.000 sm. Für höhere Geschwindigkeiten bis Schiff-Schiff-Flugkörper Teseo Mk 2 Block 4 heitlichen Rumpf einen geschlossenen Auf- zu maximal 27 kn wird eine Gasturbine me- zur Einrüstung. Der Flugkörper wird ebenfalls

MARINEFORUM 3-2005 32 Das besondere Schiff

FREMM – französische Version (Grafik: DCN) Schiffsdaten Länge (m) 137 Breite (m) 19 Bewaffnung und Ausrüstung Verdrängung (t) 5.600 FRA ITA Besatzung 108 + 37 über Satellitennavigation gelenkt und kann Schiff-Luft-Flugkörper Aster 15 Aster 15 Antrieb CODLAG/ über Wegepunkte an sein Ziel herangeführt Schiff-Schiff-Flugkörper MM 40 Bl. 3 Teseo Mk 2 Bl 4 CODLOG werden. Im Endanflug erfolgt die Lenkung U-Jagd-Flugkörper Milas Gasturbine 1 über einen Radarsuchkopf. Der Einsatzbe- Marschflugkörper Scalp Naval Antriebs-E-Motor 2 reich liegt zwischen 6 km und 150 km. Die Be- 127 mm Geschütz (1) 1 Diesel-Generator 4 kämpfung von Landzielen ist möglich. 76 mm Geschütz 1 2 (1) Wellen / Ruder 2 / 2 Auf der ASW-Variante Italiens besteht die U-Jagd-Torpedos MU 90 MU 90 Höchstgeschwindigkeit (kn) 27 Flugkörpereinrüstung aus einem Mix von vier Bordhubschrauber NH 90 EH 101 Marschfahrt (kn) 16 Multifunktionsradar Herakles EMPAR Teseo Mk 2 Block 4 und vier Milas U-Jagd- Fahrstrecke (sm / kn) 6.00 / 16 Flugkörpern. Dieser Flugkörper transportiert als U-Jagdwaffe einen Torpedo MU 90 bis zu sätzlich mit dem neu entwickelten gelenkten Schlussbemerkung 35 km in das U-Boot-Zielgebiet und setzt die- Davide-Munitionssystem ausgestattet, be- sen dann mittels Fallschirm frei. Wesentliche steht hier eine verbesserte Möglichkeit zur Das FREMM-Beschaffungsvorhaben ist be- Merkmale des 322-mm-Torpedos sind seine Bekämpfung von Flugzielen aller Art. reits das zweite Fregattenprogramm, das bei- hohe Geschwindigkeit (< 50 kn), große Ein- Eine weitere Bewaffnungsvariante findet de Länder gemeinsam durchführen. Jeweils satztiefe (< 1.000 m) und Reichweite (12.000 sich auf den italienischen Mehrzweckfregat- zwei HORIZON/ORIZZONTE – Luftabwehrfre- m bis 25.000 m). Angetrieben wird der MU ten. Das vordere 76-mm-Geschütz wird gatten befinden sich derzeit in jedem Land im 90 durch einen von der Firma Atlas Elektronik durch ein 127-mm-Geschütz ausgetauscht. Es Bau und werden zwischen 2007 und 2009 der entwickelten hochtourigen Permanent-Mag- ist ebenfalls eine OtoMelara Entwicklung französischen sowie der italienischen Marine net-Motor. Die Antriebsleistung wird über und hat eine Kadenz von 40 Schuss. Aus- zulaufen. Zeitlich ohne Unterbrechung folgen einen Pumpjet-Propulsor abgegeben. Als gestattet mit der neuartigen Vulcano- dann die FREMM-Einheiten. Diese sind bei Energiespeicher dient eine Aluminium-Sil- Lenkmunition können Reich- der französischen Marine als Ersatz für die ber-Oxid Seewasserbatterie. Dieser Torpe- weiten von 70 km bis 100 km Zerstörer der TOURVILLE- und GEORGES LEY- do ist für den Einsatz im »fire-and-for- erreicht GUES-Klasse gedacht. Die italienische Marine get-Verfahren« sowohl gegen werden. ersetzt mit ihnen die Fregatten der MAESTRA- schnelle, tieftauchende U-Boote Diese LE- und LUPO-Klasse. Für einzelne Aufgaben als auch konventionell angetriebe- große spezialisiert, sind sie aber auch zugleich ein ne U-Boote im Flachwasserbe- Schuss- flexibles und breitbandig einsetzbares See- reich geeignet. Er ist zudem entfernung kriegsmittel. Im Verbund decken die beiden auch als selbstständiges erreicht das Klassen das gesamte Spektrum der klassi- Torpedowaffensys- Geschoss durch ein schen wie auch der neuen Seekriegsszenarien tem auf den bei- widerstandsreduziertes ab. den ASW- Profil in Verbindung mit ex- trem hoher Mündungsfeuerge- schwindigkeit. Die Sensorik der Deutz Schiffsmotoren- französischen Einheiten ist in dem kegelförmigen integrierten Mastsystem un- Service verkauft Varianten tergebracht. Neben Sicht- und Wetter- eingerüstet. schutz sind geringeres Gewicht, 360°-Ab- Die finnische Wärtsilä Corporation will Auf der französi- deckung, optimierte EMC (Electromagnetic das Marine-Servicegeschäft des Kölner schen AVT-Variante sind Compatibility), minimierte EMI (Electro- Motorenherstellers Deutz AG für 115 Mio. auf der Back zusätzliche 16 magnetic Interference) und kleinere Radar- Euro übernehmen. Die Transaktion um- Vertikalstartanlagen Sylver zur Aufnahme des rückstrahlfläche die Vorteile dieser Konfi- fasse das Geschäft mit Originalersatztei- Marschflugkörpers Scalp Naval vorhanden. guration. len, Reparatur- und Wartungsarbeiten für Dieser Flugkörper hat eine Reichweite von Hauptsensor ist das Thales Herakles Multi- mittlere und große Schiffsmotoren, teilten 1.000 km und besitzt durch seine satelliten- funktionsradar mit einer Reichweite bis zu beide Unternehmen kürzlich mit. Welt- unterstützte Lenkung eine große Treffge- 200 km. Es arbeitet im E/F-Band und hat mit weit sollen rd. 200 Deutz-Mitarbeiter von nauigkeit. Er wird auf FREMM-AVT ab 2010 60 Antennenumdrehungen pro Minute eine Wärtsilä übernommen werden, wobei eingerüstet. Für die italienischen Mehrzweck- hohe Aufdatierungsrate. Die Anlage kann bis Wärtsilä die Marke Deutz erhalten wird. fregatten ist noch keine Entscheidung hin- zu 200 Ziele verarbeiten und hat folgende Die Transaktion, die noch unter dem Vor- sichtlich eines Marschflugkörpers gefallen. Funktionen: Überwachung im mittleren und behalt der Genehmigung durch die Kar- Platz- und Gewichtsreserven für eine Einrüs- großen Entfernungsbereich, Luftzielüberwa- tellbehörden steht, soll in den kommen- tung sind jedoch vorhanden. chung, Zielverfolgung und Zielanalyse sowie den drei Monaten abgewickelt werden. Alle französischen FREMM werden mit ei- Waffenleitung für die Geschütze und die Flug- Mit dem Ankauf können die Finnen ihren nem 76-mm-OtoMelara Super Rapido Ge- körper. Service-Bereich weiter ausbauen und die schütz ausgerüstet. Es steht auf der Back Bei der italienischen Fregatte werden diese Basis ihrer installierten Motorenleistung und ist bei Bedarf durch ein 127-mm-Ge- Aufgaben von dem im G-Band arbeitenden von derzeit 130.000 MW um neun Prozent schütz austauschbar. Die Super Rapido kann Multifunktionsradar EMPAR von AMS wahr- oder 12.500 MW vergrößern. Deutz kann bis zu 120 Schuss pro Minute abfeuern und genommen. Seine Reichweite beträgt gegen- sich mit dem die Restrukturierung ab- hat eine Reichweite von bis zu 20.000 m. Die über kleinen Luftzielen ca. 50 km. Größere schließenden Verkauf vollständig auf das italienischen ASW-Fregatten erhalten zwei Ziele werden bis zu 180 km aufgefasst. Insge- Kerngeschäft mit Kompaktmotoren und solcher Geschütze. Eingerüstet werden sie samt kann die Anlage gleichzeitig 300 Ziele Energiesystemen konzentrieren. auf der Back und auf dem Hangardach. Zu- verarbeiten. HJW

MARINEFORUM 3-2005 33 Forum – Meinungen unserer Leser

Einsatz der Marine bei RINEFORUM vor) mit dem Bundesministerium Anmerkung Katastrophen und huma- des Inneren auseinander gesetzt. Darin wen- der Redaktion: det er sich gegen die unzureichende Bewaff- nitären Hilfeleistungen nung des BGS einerseits bzw. den Mangel an Befugnissen der Marine andererseits. Wir kommen an dieser Stelle noch einmal Die humanitär erforderlichen Hilfemaß- Die Antworten des BMI (Staatssekretär auf den Artikel »Untergang des Torpedoboo- nahmen für die vom Seebeben in Ostasien Lutz Diwell) waren unbefriedigend bis nichts tes T 18« von Gerhard Frühe MF 1/2-05, S. 37 Betroffenen haben wieder gezeigt, wie wich- sagend. Hier ein typisches Zitat: »Einen zurück, bei welchem uns ein Fehler bei der Ty- tig Hubschrauber tragende Schiffe mit medi- Schuss vor den Bug hat der BGS in den über penbezeichnung des abgebildeten Bootes un- zinischen und technischen Versorgungsein- 40 Jahren seines Bestehens im Übrigen nicht terlaufen ist. Mit der Bitte um Nachsicht und richtungen, vor allem aber mit schweren ein einziges Mal abgeben müssen …« mit vielem Dank für die unterschiedlichen Hin- Lasten tragenden Helikoptern in ausreichen- Im Gegensatz zum BMI verwies der Abge- weise durch unsere Leser wollen wir im Fol- der Zahl sind. Vor diesem Hintergrund hat ordnete des Deutschen Bundestages Wolf- genden das richtige Bildmaterial präsentieren. sich die deutsche Politik mit ihrem bisherigen gang Bosbach, welcher am Schriftverkehr Der Autor hat uns drei Fotos ähnlicher Aus- Verzicht auf die Anschaffung von Docklan- nachrichtlich beteiligt war, in seiner Antwort schnitte zur Verfügung gestellt, die das im Ar- dungsschiffen selbst der Option einer effek- darauf, dass seine Fraktion (CDU/CSU) im Ja- tikel angesprochene Torpedoboot T 18 zeigen. tiven Teilhabe an internationalen Aktionen, nuar 2004 einen Antrag auf Schaffung einer aber auch der Rettung eigener Staatsbürger, nationalen Küstenwache eingebracht habe, beraubt. bei welcher es u.a. um das geeignete Vorge- Dieser Vorwurf erstreckt sich sowohl auf hen gegen Terroristen geht. Die entsprechen- die früheren Regierungen – siehe erste Etrus- de BT-Drucksache liegt unserer Redaktion Planungen schon 1995 – als auch auf die am- vor. tierende Koalition. Der erkennbare Mangel an solchen Schiffen sollte trotz finanziell enger Möglichkeiten umgehend behoben werden. Wenn sich nämlich, wie jetzt sichtbar ge- Zwang oder worden, allein schon viele tausend deutsche T 18 etwa zwei Monate vor dem Unter- Touristen zu gleicher Zeit in solchen oft we- Freiwilligkeit? gang im Oslofjord vor Moss. Das Boot der politisch noch geologisch stabilen Regio- trug zu dieser Zeit einen weißen Farban- nen der Erde aufhalten und im Fall von Un- Zum Artikel über (VM) Heinz Neukirchen strich, der als optimale Tarnfarbe bei ruhen oder Naturkatastrophen auf Hilfe und von Ingo Pfeiffer, MF 10-04 und Zuschrift von Nacht angesehen wurde Rettung von außen angewiesen sind, genü- Matthias Roesner, MF 12-04. gen nicht einige Chartermaschinen oder Sa- Dem Einspruch von Roesner und der An- nitätsflugzeuge und auch nicht ein Versor- merkung der Redaktion ist zuzustimmen. gungsschiff der Marine. Vor allem dann nicht, Mein Vater, Udo v.Bonin (C 13) trat 1920 als wenn mit terroristischer oder militärischer Olt z.S. aus der Reichsmarine aus und nach Einwirkung und Behinderung von Rettungs- längerer Tätigkeit in den Niederlanden 1934 maßnahmen zu rechnen ist. als Kptlt (E) in die Kriegsmarine ein. Er trat da- Deutschland, immer noch eine der führen- mals in Berlin keineswegs in die Marine-SA den Industrie- und Wirtschaftsnationen der ein, die ebenso wie NSFK (Fliegerkorps) und Welt, sollte auf diesem Gebiet nicht allein auf NSKK (Kraftfahrkorps) m.E. 1933/34 ohnehin die Unterstützung durch Schiffe und Einsatz- noch nicht existierten. Bei meinem Vater war kräfte aus Frankreich, den Niederlanden oder das Gegenteil der Fall: Mit Eintritt in die Deut- der USA angewiesen sein, zumal diese sich sche Wehrmacht musste er seine Mitglied- vorrangig um die Rettung der eigenen Staats- schaft in der NSDAP ruhen lassen. Aktive Mit- bürger zu kümmern hätten. gliedschaft in der Partei war zumindest Angesichts außenpolitischer Bestrebungen, damals für Wehrmachtsangehörige nicht er- in der Völkergemeinschaft eine führende Rol- wünscht. Das 10,5-cm-Geschütz auf dem Achter- le zu übernehmen- z.B. ständiger Sitz im UN- Mein Bruder, Julius v.Bonin (e VI/42), ge- deck und die beiderseitigen Minenschie- Sicherheitsrat – sollte unser Land die damit hörte ohnehin seit Aufnahme in die HJ der nen. Das Bild wurde im Frühjahr 1943 in verbundene Verantwortung auch in den ma- Marine-HJ an, was bei der Vorbelastung in der der Biskaya aufgenommen ritimen Instrumenten und Hilfsmitteln sicht- Familie wohl selbstverständlich war. Er hatte bar werden lassen, die es für die Hilfeleistung die »Seesportprüfung A« in Prieros in der Mark gegenüber Drittstaaten vorhält. gemacht und hat sich kurz vor Aufnahme in Ich werde diese Ausführungen mit gleicher die Kriegsmarine noch zur »Seesportprüfung Post auch dem Verteidigungsausschuss des B« angemeldet, wofür er für zwei Wochen auf Bundestages und dem BMV zur Kenntnis das Segelschulschiff HORST WESSEI in Stral- bringen. sund (Kommandant: KK Peter-Ernst Eiffe) ge- Stefan Wocher, Kirchzarten schickt wurde. Ein Zwang zur Teilnahme als »vormilitärische Ausbildung« hat auch 1942 Anmerkung der Redaktion: nicht bestanden. Diese Zwänge entstehen of- Der Autor dieser Zeilen, Rechtswissen- fensichtlich in den Köpfen vieler Historiker - schaftler (Prof. Dr. jur.), ehemaliger Leiter ei- DDR wie BRD- die durch gründliches Studi- Brückenbetrieb auf T 18. Im dunklen ner höheren Polizeibehörde und Reservist um viel genauer wie wir selbst wissen wollen, Mantel mit Fernglas KKpt Wilhelm Verlohr, der Marine, hat sich im letzten Jahr auch in- wie wir uns damals gefühlt haben. Flottillenchef 3. T-Fl., mit weißer Mütze tensiv in einem Briefwechsel (liegt dem MA- Joachim v.Bonin, 24253 Probsteierhagen der Kommandant, Mayer-Abich

MARINEFORUM 3-2005 34 Forum – Meinungen unserer Leser

Demokratie – mit einem auf Lügen und Fäl- Ist Deutschlands Grundgesetz schungen basierenden entgrenzten Verteidi- gungsbegriff einen klassischen zwischenstaat- eine Bremse? lichen Krieg führte, um seine imperialen Interessen zu realisieren. Das auch demokra- tische Strukturen und der Medienpluralismus Eine Replik keine effektiven Schutzmechanismen vor dem als »präventiven Selbstverteidigungs- Alexander S. Neu Entgrenzter Verteidigungsbegriff krieg« deklarierten Angriffskrieg darstellen, als zivilisatorischer Rückschritt wird mithin ersichtlich. In der Septemberausgabe 2004 des MARI- NEFORUMS analysierte und bewertete Micha- Die Fokussierung auf das »individuelle und Prävention und Präemption el Stehr die völker- und staatsrechtlichen Rah- kollektive Selbstverteidigungsrecht« verweist vs. Aggression menbedingungen für die Herausbildung der faktisch auf eine implizite Ablehnung des ge- »Europäischen Sicherheits- und Verteidi- genwärtigen UN-Rechts, bei dem der UN-Si- Die von Stehr dargelegte offensive Selbst- gungspolitik« (ESVP). Hierbei stellte er die Fra- cherheitsrat das Gewaltmonopol (Art. 24, 39, verteidigung sei von einer herkömmlichen ge, ob nicht die deutsche Selbstbeschränkung 41 und 42 – UN-Charta) innehat. Die exklusi- Aggression zu unterscheiden: In diesem Kon- aufgrund »ideologischer Scheuklappen« zu ei- ve Hervorhebung des »Selbstverteidigungs- text greift er auf die Begriffe der Prävention ner »Bremse« der Europäischen Sicherheits- rechts« präferiert auf diese Weise im Ergebnis und Präemption zurück. Diese Termini bein- und Verteidigungspolitik werden könnte. die überwunden gehoffte nationalstaatliche halten jeweils eine kombinierte pro- und re- Die Ausführungen meiner Replik beziehen oder bündnisorientierte Machtpolitik des 19. aktive Handlung gegenüber anderen Akteu- sich ausschließlich auf seine völkerrechtlichen und frühen 20. Jahrhunderts. Um jedoch den ren, die ihrerseits eine künftige Bedrohung Bewertungen. Schein der Bewahrung rechtlicher Strukturen darstellen könnten (Präventivfall) oder sich aufrechtzuerhalten, unterstreicht Stehr den sogar in der unmittelbaren Vorbereitung (im- Anachronistisches Völkerrecht »dynamischen und wandelbaren« Charakter minent threat) eines Angriffs (Präemptivfall) des Völkerrechts. Diese Erkenntnis ist kein No- befänden: Proaktiv, da man dem potenziellen Michael Stehr behauptet einen Anachro- vum, da Rechtssysteme, sei es internationa- Gegner militärisch zuvorkomme und reaktiv, nismus des modernen Völkerrechts. Das mo- les Recht oder Staatsrecht, sich nahezu zwin- da der potenzielle Gegner durch sein Verhal- derne staatenzentrierte Völkerrecht liefere gend logisch den neuen Gegebenheiten ten eine entschiedene Antwort provoziere. nur unzureichende Antworten auf die neuen früher oder später anpassen müssen. Nun neigt der überwiegende Teil der völker- sicherheitspolitischen Herausforderungen Die von ihm präferierte rechtliche Anpas- rechtlichen Literatur tatsächlich dazu, den des 21. Jahrhunderts. sung an die neuen Herausforderungen des 21. präemptiven Krieg zu akzeptieren und in der Mit Stichworten wie »veränderte Waffen- Jahrhunderts beinhaltet lediglich einen aus internationalen Politik wird bei eindeutig systemtechnologien, der Proliferation von dem staats- und bündnisterritorialen Bezugs- nachweisbaren Gefahren auch niemand Massenvernichtungswaffen« sowie die Ge- rahmen hinausgreifenden Verteidigungsbe- ernsthaft von einer Aggression des präemp- waltbereitschaft von Problemstaaten und griff. Dieser entgrenzte Verteidigungsbegriff tiv handelnden Staates reden. Voraussetzung nicht-staatlichen Akteuren (Terrornetzwer- stellt de facto keinen Fortschritt in den inter- ist auch hier wiederum, dass die Beweispflicht ken etc.) skizziert er die neuen Risikoszena- nationalen Beziehungen dar, sondern im Ge- bei dem präemptiv gedenkend handelnden rien, die ihrerseits eine Neu-Interpretation genteil einen Rückschritt im Geiste des 19. Akteur zu liegen hat. Denn der Beschuldigte der völkerrechtlichen Restriktionen zur Ge- und frühen 20.Jahrhunderts. kann aus logischen Gründen den Nachweis waltanwendung notwendig machten. Denn Stehr fordert nichts weniger, als dass über die Nichtbesitz von Massenvernich- Unter den drei in der UN-Charta festgeleg- das künftige Völkerrecht die Möglichkeiten tungswaffen nicht erbringen. ten Ausnahmen der Gewaltanwendung (»in- des faktischen Angriffskrieges unter dem Fei- Anders dagegen verhält es sich mit der Prä- dividuelles und kollektives Selbstverteidi- genblatt eines »modernen« universell ver- vention: Diese Variante ist nun tatsächlich gungsrecht« der Staaten [Artikel 51]; UN wendbaren Verteidigungsbegriffs einräumt. nicht völkerrechtlich gedeckt, im Gegensatz mandatierte bzw. geführte Gewaltanwen- Bereits unter terminologischen Gesichts- zu der Behauptung Stehrs. Und dieses hat dung [Artikel 42] sowie die tatsächlich histo- punkten stellt der Begriff der »präventiven auch seine guten Gründe: Denn mit einer völ- risch überholte Feindstaatenklausel [Artikel Selbstverteidigung« ein Paradoxon dar. Und kerrechtlich akzeptierten präventiven Kriegs- 107]) fokussiert er das »Selbstverteidigungs- unter politischen Aspekten fragt sich, was al- führung würde das gesamte auf Friedens- recht«. Die UN-mandatierten oder -geführten les der Gegenstand eines entgrenzten und so- pflicht angelegte moderne Völkerrecht ad Möglichkeiten der Gewaltanwendung zur mit »offensiven« Verteidigungskrieges sein absurdum geführt. Auf diese Weise würde das Wiederherstellung des »Weltfriedens und der könnte? Die Verteidigung westlicher Werte, ius ad bellum, welches als Bestandteil des Ge- Internationalen Sicherheit« sowie die eventu- wie unter anderem der NATO-Krieg gegen die waltmonopols dem UN-Sicherheitsrat (Art. ell notwendigen Sicherheitsrats-Reformen damalige BR Jugoslawien 1999 gerechtfertigt 42 der UN Charta) in die Hände gelegt wur- werden seinerseits hingegen völlig ausge- wurde, oder die Durchsetzung der neokon- de, wieder zu den Nationalstaaten zurückkeh- blendet. Und dies, obgleich die UN-manda- servativen Ideologie des »demokratischen ren, was unzweifelhaft einen zivilisatorischen tierte oder -geführte Gewaltanwendung die Globalismus«, die Verteidigung strategischer Rückschritt bedeutete. prioritäre Variante der erlaubten Gewaltan- Interessen, die Verteidigung wirtschaftlicher Jeder Staat könnte einen anderen Staat mit wendung im Geiste des UN-Völkerrechts sein Interessen wie der Rohstoffsicherung etc.? dem rechtlichen Argument der Prävention sollte. Demgegenüber stellt(e) das »individu- Die Erfahrungen mit der einzig verbliebe- angreifen, womit zugleich wieder die bellum- elle und kollektive Selbstverteidigungsrecht« nen Supermacht mahnen hier mehr als nur iustum-Lehre, dieses mal in Gestalt der »prä- eine Art »Reservesatzung« für den Fall dar, zur Vorsicht. Gerade der Irakkonflikt, d.h. der ventiven Selbstverteidigung«, bedient würde. dass der UN-Sicherheitsrat sich nicht oder Zeitraum nach der Befreiung Kuwaits bis zum Welcher Angreifer hat je in der Geschichte von nicht zeitig genug zum Eingreifen gegen eine völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA sich behauptet, dass er einen ungerechten zwischenstaatliche Aggression durchringen 2003 legen geradezu paradigmatisch dar, wie Krieg führe? Einen »rechtfertigenden« Grund kann. ein Staat – und zwar die größte und älteste wurde und würde immer gefunden, und

MARINEFORUM 3-2005 35 Forum – Meinungen unserer Leser wenn es nur die Argumentationsfigur der dürfte, der sich den Besitz von Massenver- ner Kompetenzen. Das staatenzentrierte Völ- »präventiven Selbstverteidigung« ist. nichtungswaffen nicht wünscht. kerrecht muss um weitere Normen ergänzt Dabei könnten die rechtfertigenden Argu- Eine derartig rechtliche Anpassung der UN- werden, um die Risikoquellen, die durch nicht- mente noch so zweifelhaft sein wie beispiels- Charta an die Herausforderungen des 21. staatliche Akteure wie terroristische Netzwer- weise die Behauptung, ein anderer Staat ver- Jahrhunderts käme einem Ermächtigungsge- ke erzeugt werden, effektiv eindämmen zu füge gerade über Massenvernichtungswaffen setz gleich. Dieses würde die Vereinten Natio- können. Hierzu könnte an eine erweiterte oder plane sogar nur in den Besitz zu gelan- nen zu einem rechtlich ohnmächtigen Beob- Kompetenz – begrenzt auf das Problemfeld gen. Dass dieses Argument nicht absurd ist, achter militärischer Auseinandersetzungen nichtstaatlicher Akteure – des Sicherheitsrates zeigt erneut das Beispiel des Irakkriegs: Die in degradieren. Selbst mit Blick auf den Irakkrieg gedacht werden: Der Sicherheitsrat als »inter- Erklärungsnöte geratenen US- und britische zeigte sich trotz politischer Ohnmacht der UN nationaler Gesetzgeber«, der ohne den um- Regierung, die der Weltöffentlichkeit bis heu- gegenüber der Supermacht USA, dass die UN ständlichen Prozess langatmiger multilateraler te den Beweis von Massenvernichtungswaf- und somit die große Mehrheit der Internatio- Konventionen einschließlich der Ratifizierungs- fen schuldig bleibt, verstieg sich sogar in die nalen Staatengemeinschaft der rechtliche prozesse flexibler, adäquater und schneller auf unfassbare Rechtfertigung, man habe zwar und moralische Sieger blieb. die Risiken, die gewaltbereite nichtstaatliche keine Waffen gefunden und auch nicht ein- Wenn es eine rechtliche Anpassung an die Akteure darstellen, reagieren könnte. mal ein Waffenprogramm, aber man sei si- unzweifelhaft existenten neuen Sicherheitsri- cher, dass Saddam danach gestrebt hätte. Mit siken geben soll, so muss das Gewaltmono- Dr. Alexander S. Neu ist freiberuflicher Mitarbeiter in internationalen Regierungsorganisationen mit den einem solch zweifelhaften Argument müsste pol dort bleiben, wo es ist – bei dem UN-Si- Schwerpunkten Internationale Beziehungen/Internatio- man vermutlich 90 Prozent der Staaten auf cherheitsrat. Und dies bedeutet letztlich eine nales Recht und Politische Kommunikation der Südhalbkugel mit einem Präventivkrieg Reform des UN-Sicherheitsrates sowohl be- beikommen, da es kaum ein Staat geben züglich seiner Zusammensetzung als auch sei-

Nobody asked me, but … Die Führungs- und Waffeneinsatzsysteme (FüWES) verknüpfen Sensoren und Effekto- ren der Systeme der eingesetzten Einheiten Können wir uns Interoperabilität und erzeugen Funktionsketten zur Erken- nung, Identifizierung sowie dem notwendi- gen schnellen und gezielten Bekämpfen ei- noch leisten? nes Zieles. DATA-LINK-Systeme sollen die Übertragung der in FüWES enthaltenen Sen- Joachim Beckh in der Vorbereitung militärischer Einsätze, sorinformationen als Zieldaten für weitere durch die Geschwindigkeit der Entwicklun- Plattformen zur koordinierten Bekämpfung Mit Kommentaren zu den Artikeln von gen während einer Operation, bis heute ste- möglichst in Echtzeit sicherstellen. FüWES Flottillenadmiral Jens-Volker Kronisch, »Um- tig an Bedeutung gewonnen, während sich und DATA-LINK-Systeme sind also für alle setzung der Transformation in der Flotte« der Schwerpunkt im Waffeneinsatz von der streitkräftegemeinsamen Operationen und und Sidney E. Dean, »CVN-21, Flugzeugträ- Quantität zur Qualität verlagerte. Durch die zur Vernetzung der Sensoren und Waffen zu ger für das 21. Jahrhundert« sowie Karlheinz sich rasant entwickelnde Informationstech- einem Wirkverbund an Land, in See und in Lippitz, »Fregatten Klasse 124 vor ihrer In- nologie müssen die eingesetzten Systeme der Luft notwendig und müssen mit den dienststellung«. im Rahmen der Führungsfähigkeit sehr fle- Führungsmitteln harmonisieren. In der Vor- Karlheinz Lippitz erwähnt in seinen Arti- xibel ausgelegt sein, eine große Quantität und Nachbereitung sowie der Durchfüh- kel, »… dass sich Deutschland und die Nie- und Qualität an Daten verschiedenster Art rung der internationalen Einsätze werden derlande trotz wiederholter Anstrengungen zur Verfügung stellen, diese zugleich aber ebenfalls interoperable administrative Netz- nicht auf eine gemeinsame operative CDS- vorab nach Möglichkeit auf den Bedarf des werke benötigt. Software (Combat Direction System [Füh- Endnutzers filtern, um einen Informations- Admiral Kronisch vermerkte in seinem Ar- rungs- und Waffeneinsatzsystem]) einigen überfluss zu vermeiden. tikel, dass die zentralisierte Organisation in konnten …« und dass die Kooperationspart- Internationale und streitkräftegemeinsa- erster Linie aus Ressourcenmangel, also ner in Lessons Learned Seminaren die Er- me Operationen verlangen Interoperabilität wirtschaftlichen und nicht operativen Über- fahrungen austauschen, um zukünftige Feh- der Führungsmittel auf taktischer und ope- legungen entsteht, was umgekehrt heißt, ler zu vermeiden. Der Autor ist der Meinung, rativer Ebene. Als einzige westliche Organi- dass die Übernahme von Aufgaben durch dass dem Beispiel der F 124 in so mancher sation kann die NATO durch ihre NATO- die SKB für die einzelne Teilstreitkraft zu- Hinsicht nachgeeifert werden kann. Standardisation Agency (NSA) hier für alle meist keine optimalen Ergebnisse bringen Meiner Ansicht nach muss dies im Hin- beteiligten Nationen verbindliche Stan- kann. Auch in der Geschichte haben Streit- blick auf die deutsche Lösung bei dem CDS dards festlegen, weshalb nationale Syste- kräfte, die politisch eindeutig zu offensiven in Verbindung mit den Fernmeldekompo- me, Verfahren und ihre Entwicklungen sich Zwecken ausgerichtet wurden, deshalb nenten vermieden werden. Die Artikel von top-down zuerst an der NATO orientieren möglichst eigenständige Teilstreitkräfte (z.B. Flottillenadmiral Kronisch und Sidney E. müssen! Erst danach dürfen sie auf natio- in der Logistik, Ausbildung …) aufgebaut Dean aus der vorhergehenden Ausgabe des naler Ebene durch Kryptoverfahren/-gerä- und die zentralen Dienste vernachlässigt. MARINEFORUMS bergen die Lösungen für zu- te sowie Gateways und Firewalls für die FüWES und Führungsmittel können durch- künftige Systeme der Deutschen Marine so- hoheitlichen Sicherheitsinteressen eines aus teilstreitkraftspezifisch sein, müssen wie für streitkräftegemeinsame Ansätze. Staates dann wieder abgegrenzt werden. aber selbst beim US-Militär in zentrale Führungsfähigkeit in Verbindung mit der Dadurch ist jederzeit eine internationale Dienste eingebunden werden können, Informationsüberlegenheit ist die Grundvo- Zusammenarbeit sowie eine Option zur na- wenn sie einem gemeinsamen Lagebild die- raussetzung für die erfolgreiche Aufgaben- tionalen Abgrenzung möglich und auch mit nen sollen. erfüllung aller Streitkräfte bei geringstem Ri- geringen finanziellen Mitteln zugleich noch Ob ein System lediglich auf drei U-Booten siko für die eingesetzten Soldaten. Dies hat umsetzbar. 212 A der Flotte installiert ist oder in der ge-

MARINEFORUM 3-2005 36 Forum – Meinungen unserer Leser samten Bundeswehr oder NATO Verwen- entwicklung und den Bedürfnissen der Dean zitiert in seinem Artikel »CVN-21, dung findet, ist völlig gleichgültig, solange NATO und ihrer Operationen angepasst. Flugzeugträger für das 21. Jahrhundert« hier- die übergreifenden Standards beachtet wer- Dadurch erhöht sich die Anzahl der vorhan- zu passend den Rear Admiral Dennis Dwy- den. Wenn man heute von einem IT-SysBw denen Spruchtextformate stetig, bereits er: »Die technischen Systeme basieren wei- als Kind streitkräftegemeinsamer Überle- bestehende Spruchformate werden verän- testgehend auf handelsüblicher Elektronik gungen spricht, so muss es den Spezifikatio- dert bzw. entfallen. Dies hat zur Folge, dass und sind so ausgerichtet, dass stets neue nen und Standards der NATO entsprechen alle ein bis zwei Jahre eine neue Version der Technologie und neue Systeme hinzugefügt und darf erst in zweiter Instanz auf bereits ADatP-3 von allen Nationen ratifiziert werden können. Bislang kauften wir bei ei- vorhandene, veraltete bzw. rein nationale werden muss, die dann als Standard ver- nem Trägerbau gleich zu Beginn die ganze Systemlösungen achten. Bei jeder Geburt bindlich ist. Elektronik und bauten dann das Schiff, nur geht letztendlich etwas verloren. In den Systemen FORMASSK mit IRIS/ um nach sieben Jahren ein Schiff mit veral- In einem für mich stellvertretenden Bei- MFS, IMUS oder auch den Einzelplatzrech- teter Elektronik zu übergeben. Nun wollen spiel nennt Kronisch die nicht vorhandene nern mit der Software IRIS/MFS werden die wir die elektronische Ausstattung getrennt Interoperabilität von einem national entwi- veränderten Spruchtextformate bzw. MTF vom Schiffbauprozess handhaben.« ckelten Gerät im Einsatz Enduring Freedom lediglich abgespeichert und stehen dann Ob Supermacht USA (mit stetig erhöh- und zitiert außerdem aus dem Erfahrungs- den Operateuren zur Verfügung. Die erheb- tem Budget für das Militär) oder Bundesre- bericht eines deutschen Verbandführers: liche Automatisierung in der Abwicklung publik Deutschland (mit stetig neuen Ein- »Alle Kommunikationsmittel außerhalb des Fernschreibverkehrs stößt aber bei der sparungen), in beiden Fällen sind die des altbewährten Fernschreibwesens wei- Weitergabe der Informationen an das CDS üblichen Verfahrensgänge für die Beschaf- sen, wenn überhaupt, nur geringe Struktu- auf F 124, K 130, U 212 und EGV an eine fung der notwendigen militärischen Aus- rierung oder Formatierung auf. Das Heraus- Grenze – das CDS selbst. Auf diesen Einhei- rüstung sowie im Personalwesen bezogen filtern der Kerninformationen aus solchen ten wurde von der Industrie ein Informati- auf den Aufwuchs von Führungsdienst- Quellen wird dadurch erheblich erschwert.« Das multimediale Führungszeitalter mit VTC, Chat oder auch Email ist für die menschliche Sprache und den Satzbau op- timiert, die in vielen verschiedenen Nuancen zwar dasselbe ausdrücken kann, die aber gleichzeitig bei der geringsten Veränderung im Satzbau, Betonung oder Wortwahl zu ei- ner völlig anderen Bedeutung beim Emp- fänger gelangen kann, bei dem u. U. auch noch die Gefühlslage Einfluss auf die Deu- tung der empfangenen Nachricht hat. In zwischenmenschlichen Beziehungen wie der Partnerschaft, im Dienst/Beruf erleben wir dabei ständig die Konfliktfälle aus den daraus resultierenden Missinterpretationen. Logischer Weise favorisiert der erfahrene Verbandsführer deshalb den formatierten Spruchtext (NATO: Message Text Format, MTF) aus dem Fernschreibwesen. Ein for- matierter Spruchtext oder MTF enthält sei- Einheiten der multinationalen Einsatzgruppe Task Force 150 im Rahmen der Anti-Terror- ner Bezeichnung nach schon den Hinweis Operation Enduring Freedom am Horn von Afrika (Foto: PIZM) auf seine Verwendung und Zuordnung, hat an genau definierten Positionen die wichti- on Command System (ICS) eingeplant, wel- bzw. IT-Personal den Herausforderungen gen Informationen und ist vom Menschen ches zur automatischen Weiterleitung der nicht mehr gewachsen und müssen an die weiterhin lesbar. An wichtigen Positionen Nachrichten zwischen den an Bord befind- veränderten Situationen angepasst werden. des MTF müssen Informationen zwingend lichen FüWES (Combat Direction System, Hier sollten wir aus den Erfahrungen der eingegeben werden, andere sind optionale CDS) sowie der Hauptquartiere an Land das USA lernen, die wesentlich größere Res- Komponenten. Die korrekte Bearbeitung Integrierte Message Handling und Unter- sourcen haben und trotzdem diesen Weg kann durch Software vor dem Versenden stützungssystem (IMUS) nutzt. beschreiten müssen und es im Beispiel des oder nach dem Empfang eines MTF über- Jede Veränderung in der ADatP-3 muss sei- CVN-21 auch tun. prüft werden, gleichzeitig können diese tens des BWB für die Programmierung der In internationalen Einsätzen können der Spruchformate aber in FüWES automatisch CDS dieser Einheiten neu mit der Industrie ver- Deutschen Marine sowie den deutschen verarbeitet werden, da sie durch die festen handelt und finanziert werden, da diese sonst Streitkräften insgesamt die technologisch Formate maschinenlesbar sind. die Daten nicht mehr verarbeiten können. Dies innovativen und modernen Führungsmittel Um rechnergestützt die formatierten ist wohl auch der Grund, warum nur wenige in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen Spruchtexte nach NATO-Standard ADatP-3 der tatsächlich nutzbaren Spruchformate und rasanter Technologieentwicklung nur selbst zu generieren, empfangen und aus- überhaupt im CDS programmiert wurden, da garantiert werden, wenn wir »Commercial zuwerten, stehen in der Deutschen Flotte es einfach zu kostenintensiv ist. Ändern sich al- of the Shelf Produkte (COTS)« verwenden, z.B. FORMASSK (Formatierungshilfe für so Auftrag oder ADatP-3 der Einheiten, müs- Insellösungen vermeiden und zuallererst in Seestreitkräfte), die Software IRIS/MFS, sen immer erst neue Finanzen für die Imple- den Planungen die internationalen sowie MCCIS oder auch IMUS zur Verfügung. Die mentierung genehmigt sowie Verträge mit der die NATO-Standards beachten. Sonst kön- ADatP-3 der NATO wird ständig verbessert, Industrie geschlossen werden, was mich zum nen wir uns Interoperabilität nicht mehr den technischen Standards der Software- Artikel von Sidney E. Dean bringt. leisten!

MARINEFORUM 3-2005 37 TTsunamisunami

Regionale und internationale Marinen im Hilfseinsatz

Klaus Mommsen Inseln völlig überflutet. Nur wenige Kilometer Zerstörter Hafen von Banda Aceh landeinwärts blieb dagegen alles intakt. (Foto: US-Navy) Die unfassbare Naturkatastrophe in Süd- Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten ostasien und Südasien bestimmte in den erhielt Katastrophenhilfe von See spezielle tungen (medizinisches Personal/Bordlaza- Wochen nach dem 26. Dezember die Bedeutung. An Orten, die über Straßen und rett, Stromerzeugung, Frischwassererzeu- Nachrichten auf der ganzen Welt. Mit Be- Schienen infrastrukturell gut an das Hinter- gung) sind weitere »Pfunde, mit denen sie stürzung, vielleicht auch im wahrsten Sin- land angebunden sind und überdies vielleicht wuchern können«. ne des Wortes »betroffen« registrierten wir auch noch über einen intakten Flugplatz ver- Die unterschiedlichen maritimen Einsatz- ständig steigende, schließlich kaum noch fügen, spielte sie nur eine nachgeordnete Rol- mittel brachten natürlich auch unterschiedli- begreifbare Opferzahlen. le. Anders dagegen, wo Bevölkerung und che, z.T. ganz individuelle Fähigkeiten in die Medienberichte aus dem Katastrophen- Infrastruktur sich auf einen schmalen Küsten- anlaufende Katastrophenhilfe ein, die dann gebiet rund im den Indischen Ozean streifen konzentrieren, wo es keinen Flugplatz im zeitlichen Verlauf mit sich verschiebenden machten deutlich, dass See- und Seeluft- gibt, wo die Topografie keine ins Hinterland Prioritäten abgerufen wurden. streitkräften bei der Bewältigung der Kata- führenden Straßen zulässt, und Städte und Unmittelbar nach Auftreffen des Tsunami strophe eine besondere Rolle zukam. Wir Dörfer nur über eine unmittelbar am Wasser kam es zunächst vor allem darauf an, mög- wollen daher an dieser Stelle zusammen- entlang führende Küstenstraße erreichbar lichst schnell möglichst viele Überlebende zu fassend noch einmal Situation und Aktivi- sind. Hier konnte – einmal abgesehen vom suchen und zu retten. Hier waren Schiffe, täten regionaler und internationaler Mari- Einsatz landgebundener Hubschrauber – je- Boote und Luftfahrzeuge praktisch aller Ty- nen darstellen – und bitten zugleich um de Hilfe zunächst nur von See her kommen. pen gefragt: Von großen Zerstörern und Ver- Verständnis, dass wir uns dabei ausschließ- Dies galt vor allem für die am schwersten be- sorgern bis zu kleinsten Wach- und Patrouil- lich Marinen widmen. Viele Länder sind troffene Provinz Aceh auf Sumatra (Indone- lenbooten, von Bordhubschraubern bis hin vor allem auch mit starken Kontingenten sien) und für Teile Sri Lankas sowie natürlich zu Seefernaufklärern. Einzige Voraussetzung ihrer Land- und Luftstreitkräfte im Kata- auch für die flachen Inseln der Malediven, An- war die sofortige bzw. schnelle Verfügbarkeit strophengebiet präsent, und die eingesetz- damanen und Nicobaren, die dem Tsunami im Katastrophengebiet. So bestimmten ne- ten Marinen arbeiten nicht isoliert, son- völlig schutzlos ausgesetzt waren und zum ben aus MHQs koordinierten komplexen dern sind in einen engen, übergreifenden Teil komplett überflutet wurden. SAR-Operationen zunächst auch zahlreiche Verbund mit diesen integriert. Dennoch spontane Aktionen einzelner, von dem Tsu- können wir die zahlreichen nicht-mariti- Gefragt sind ganz spezielle nami nicht beschädigter Einheiten (und auch men staatlichen Einsatzkräfte und zivilen Fähigkeiten vieler ziviler Schiffe und Boote) das Gesche- Organisationen, die vor Ort unermüdlich hen. Sie suchten Strände ab und konnten ne- wertvolle Hilfe leisten, in diesem Artikel Bei Hilfeleistung von See kommt gerade ben vielen Opfern auch zahlreiche Überleben- nicht berücksichtigen oder sie nur am Ran- Kriegs- und Hilfsschiffen von Seestreitkräften de bergen, die von der Welle ins Meer de erwähnen. Dies darf keinesfalls als He- eine besondere Rolle zu. Im Gegensatz zu gesogen worden waren oder sich auf höher rabwürdigung ihres unverzichtbaren Enga- normalen zivilen Handelsschiffen können sie gelegenes Land geflüchtet hatten. gements missverstanden werden. mit Beibooten, bordgestützt operierenden Parallel dazu ging es auch bereits darum, Hubschraubern oder auch besonderen am- zur sinnvollen Koordination der nachfolgen- phibischen Einheiten weitestgehend autark den Hilfe ein möglichst lückenloses Lagebild on Indonesien bis nach Somalia traf auch bei völlig zerstörter Hafeninfrastruktur zu gewinnen. See- und Seeluftstreitkräfte er- der Tsunami – eine durch ein schwe- von See her nach und an Land wirken. Hohe kundeten die Küsten der gesamten betroffe- Vres Erdbeben ausgelöste meterhohe Geschwindigkeit, Wendigkeit – vielfach auch nen Region (Opfer/Bedarf der lokalen Bevöl- Flutwelle – die Küsten rund um den Indischen geringer Tiefgang – ermöglichen überdies kerung, Infrastrukturschäden) und stellten Ozean. Küstenbewohner – Einheimische wie einen flexiblen Einsatz mit wechselnden erste Verbindung zu abgelegenen Gebieten Touristen – bekamen seine ganze Wucht zu Schwerpunkten. Zahlenmäßig starke Besat- her wie z.B. den Inselgruppen im Golf von spüren, küstennahe Infrastruktur wurde vie- zungen (Hilfspersonal), umfassende Fernmel- Bengalen. Hier waren vor allem Einheiten ein- lerorts dem Erdboden gleich gemacht, flache deanlagen und weitere bordinterne Einrich- zusetzen, die mit Bordhubschraubern oder

Tsunami ke 7,5 auf der Richterskala. Erst ab dieser Stärke reicht die Ener- zuheben. Nicht jedes starke Seebeben führt automatisch zu gie aus, die darüberliegenden Wassermassen ruckartig hoch- einem Tsunami: verursacht das Seebeben nur einen seitlichen Den Begriff »Tsunami« (übersetzt in etwa: »große Welle im Hafen«) prägten japanische Fischer aufgrund ihrer Erfahrung mit dieser besonders gefährlichen Art von Wellenbildung im Meer: Beim Fischen auf offener See bemerkten sie oft keine oder allenfalls geringe Wellenbewegung. Kehrten sie zum Die Abend in den Hafen zurück, mussten sie mit Entsetzen feststel- Grafik zeigt, len, dass offensichtlich eine starke Flutwelle den Hafen zerstört wie sich die Indische hatte. Die Überlebenden in den betroffenen Orten berichteten Platte unter die Birma-Platte über haushohe Wellen, die mit großer Wucht alles in ihrer Bahn schiebt. In wenigen Sekunden senkte sich der Meeres- zerstörten. boden um bis zu 10 m auf einer Länge von rund 1000 km. Ein Tsunami entsteht, wenn plötzlich große Wassermassen Dieser tektonische Schock verursachte den Tsunami mit einer Wellenlänge von im Meer bewegt werden, z.B. durch ein ruckartiges Auf oder 125–250 km. Die Welle breitete sich mit etwa 800 km/h im Indischen Ozean aus. Ab des Meeresbodens, ausgelöst durch ein Seebeben ab Stär- (Grafiken: lear-line.NRW)

MARINEFORUM 3-2005 38 Beibooten Erkundungen an Land durchfüh- von Infrastruktur anlandeten oder als Marine ihr Landungsschiff KANIMBLA ren konnten sowie Seefernaufklärer, die in schwimmende Krankenhäuser dienten. Flug- (NEWPORT-mod-Klasse) von der Fleet Base kurzer Zeit einen Überblick über die Lage auf zeugträger, Hubschrauberträger, Docklan- East in Sydney in Marsch. An Bord befand sich entlegenen Inseln gewinnen konnten. Zum dungsschiffe und weitere amphibische Ein- ein kleineres Hospital, zwei Hubschrauber Sea Einsatz kamen hier aber auch bereits militäri- heiten sowie Hospitalschiffe bestimmten jetzt sche Forschungs- und Vermessungsschiffe, die Operationen von See. Versorger und an- die Hafenzufahrten und Fahrwasser auf ihre dere Hilfsschiffe unterstützten sie in ihrer Ar- Nutzbarkeit für spätere Hilfslieferungen prüf- beit. Vermessungsschiffe, kleine Bergungs- ten. Übrigens zeichnet sich schon jetzt ab, fahrzeuge und Taucher machten erste Häfen dass zahlreiche Küstengewässer und Seever- wieder für zivile Schiffe befahrbar. kehrswege (bis hinein in die Straße von Ma- lakka) wohl völlig neu zu vermessen sind. Der Marinen im Einsatz Tsunami hat offenbar auch riesige Sandmen- gen bewegt. Im nun folgenden Abschnitt wird darge- Danach war die Lage der Bevölkerung zu stellt, wie und mit welchen Mitteln sich Mari- stabilisieren. Ärztliche Versorgung musste nen in die verschiedenen Phasen der Kata- aufgebaut, Lebensmittel und Wasser geliefert strophenhilfe einbrachten. Die Reihenfolge KANNIMBLA entlädt LCM (MOD/Aus) und verteilt sowie – falls notwendig – Bevöl- der betrachteten Länder folgt dabei nicht der kerungsteile evakuiert werden. Dazu war »Wichtigkeit« oder dem Umfang ihres Engage- King sowie mehrere kleinere Landungsboote. auch bereits lokale Infrastruktur notdürftig ments, sondern ist alphabetisch. Informati- Auf dem Weg ins Katastrophengebiet lief das wieder herzustellen. Beginnend mit dieser onsquellen sind ausschließlich Meldungen na- 8.500 ts große Schiff noch den nordaustrali- schen Hafen Darwin an, wo am 6. Januar ei- ne Wasseraufbereitungsanlage, schweres Räumgerät zur Reparatur von Infrastruktur sowie 150 dort stationierte Pioniere des aust- ralischen Heeres an Bord genommen wur- den. Am 13. Januar traf die KANIMBLA vor Aceh an der Nordwestspitze von Sumatra ein, wo sie seitdem in enger Koordination mit US- Kräften als Teil der australischen »Operation Sumatra Assist« eingesetzt wird.

BANGLADESCH Bangladesch, dessen tief gelegene Gebiete im Gangesdelta von dem Tsunami nur abge- schwächt erreicht wurden, startete kurz nach der Flutwelle mit kleinen Kontingenten in Sri Lanka und auf den Malediven die »Operation SAARC Bandhan«, an der sich dann auch die Bangladesh Navy mit zwei, erst kürzlich von der britischen Royal Navy übernommenen ehemaligen Fischereischutzschiffen der IS- Zerstörte Küste bei Banda Aceh LAND-Klasse (1.300 ts) beteiligte. Die TURAG lief mit Medikamenten, Lebensmitteln und Phase der Hilfsoperationen waren in zuneh- tionaler und internationaler Nachrichten- Frischwasser an Bord am 6. Januar in Colom- mendem Maße spezielle Fähigkeiten gefragt, agenturen und veröffentlichte offizielle bo (Sri Lanka) ein, das Schwesterschiff SAN- die nicht mehr von allen bisher eingesetzten Erklärungen. Wenn eine Marine hier nicht er- GU erreichte kurz danach mit einer ähnlichen Kriegsschiffen eingebracht werden konnten. wähnt ist, dann nur deshalb, weil dem MARI- Ladung die Malediven. Vorteile boten jetzt vor allem Schiffe mit grö- NEFORUM dazu bis Redaktionsschluss (für die- ßerer Ladekapazität, die autark vor der Küste sen Artikel 17. Januar) keine Informationen DEUTSCHLAND operierten oder Landepunkte am Strand er- vorlagen oder über einen Einsatz noch nicht Die Deutsche Marine verlegte am 31. De- richteten, die mit Flugdecks mehreren, auch entschieden war. zember ihren im Rahmen der Operation En- größeren Transporthubschraubern eine Ope- during Freedom im Golf von Oman eingesetz- rationsbasis boten, von See her schweres AUSTRALIEN ten Einsatzgruppenversorger BERLIN. An Bord Räumgerät zur notdürftigen Instandsetzung Am 31. Dezember setzte die australische befand sich mit dem MERZ (Marineeinsatz-

Versatz des Meeresbodens, wird vergleichsweise wenig Was- det. Sie bemerken den Tsunami oft gar nicht. Gefährlich wird ser bewegt und es entsteht kein Tsunami. Der Ausbruch eines es erst, wenn die Welle auf feststehende Hindernisse im Meer Unterwasser-Vulkans kann ebenfalls einen Tsunami verursa- Wassertiefe (m) 6000 2000 200 20 (kleine Inseln, Bohrinseln, Leuchttürme) trifft oder in den im- chen, falls das ausgestoßene Material (Asche, Lava) in kurzer Geschwindigkeit (km/h) 800 500 150 50 mer flacher werdenden Küstenbereich größerer Landmassen Zeit eine große Wassermasse verdrängt. Auch Auswirkungen einläuft. von außen auf das Meer können Ursache für einen Tsunami Aus der Wellenphysik folgt, dass bei einer Welle im offenen sein, z.B. großvolumige Erdrutsche nach Vulkanausbrüchen Meer keinerlei Strömung (Transport von Wasser) stattfindet. Verlauf einer Tsunami wie beim Krakatau am 27.8.1883 in der Sundastraße zwischen Was sich ausbreitet, ist die »Welle«, also das Muster der Verän- Java und Sumatra. Auch der Einschlag von großen Meteoriten derung der Höhe des Wasserpegels samt der Energie, die in der Nähert sich zuerst ein Wellental dem Land, fließt Wasser vom oder gar Kometen ins Meer haben in der Erdgeschichte die Welle steckt. Bei Tsunamis, die durch ein Seebeben entstanden Strand in das Wellental. Dadurch wird der Strand oft großflä- größten Tsunamis aller Zeiten verursacht. Tsunamis breiten sind, ist die Amplitude (= Unterschied zwischen höchstem und chig trockengelegt. Dieses Naturphänomen ist derart auffal- sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1000 km/h im Meer niedrigstem Pegel) im offenen Meer relativ klein: sie beträgt lend, dass es selbst bei Mini-Tsunamis (z.B. am 25.08.2004 im aus. meistens nicht mehr als wenige Dezimeter (Zehntel Meter), sel- Mittelmeer) nicht unbemerkt bleibt. Wer diese Erscheinung Bei Tsunamis, die durch ein Seebeben entstehen, hängt die ten etwa ein Meter, im Extremfall bis zu etwa zwei Meter. Da- richtig deutet, hat noch Zeit, seine Umgebung zu warnen und Geschwindigkeit von der Meerestiefe ab. her sind z.B. selbst kleine Boote auf offener See nicht gefähr- vom Strand zu flüchten, denn bei der großen Wellenlänge des

MARINEFORUM 3-2005 39 rettungszentrum) ein komplett ausgestatte- Am 6. Januar wurde mit dem Zerstörer DU- nigen Inseln Anlagen zur Stromerzeugung tes 45-Betten-Hospital mit zwei Operations- PLEIX (Schwesterschiff der GEORGES LEYGUES, und Wasseraufbereitung instand zu setzen. sälen. Mitgeführt wurden überdies 140 t gehört zzt. zum Indik-Kontingent der franzö- Hilfsgüter, darunter zwei Wasseraufberei- sischen Marine) noch ein weiteres Kriegsschiff INDIEN tungsanlagen. Nach einem Zwischenstopp in in Marsch gesetzt. Die DUPLEIX lief am 11. Ja- Unmittelbar nach der Katastrophe begann Cochin (Indien) erreichte die BERLIN am 13. nuar mit Lebensmitteln, Medikamenten und die indische Marine mit Operationen, die sich Januar das Katastrophengebiet vor Aceh, wo Frischwasser in Male (Malediven) ein. Mit sei- schnell zum größten Friedenseinsatz ihrer Ge- das Schiff mit seinen umfangreichen logisti- nem Bordhubschrauber und einem einge- schichte ausweiteten. Sämtliche fahrfähigen schen und medizinischen Fähigkeiten nun schifften Ärzteteam erkundete und versorgte Kriegsschiffe an der indischen Ostküste wur- ortsungebunden und flexibel operiert. Zen- das Schiff anschließend abgelegene kleinere den in den ersten Stunden nach der Flutwel- trale Aufgaben sind Transport und ärztliche Atolle der Inselgruppe und leistete bei Bedarf le in See befohlen. Anfang Januar waren dann Versorgung von Verletzten. Dabei unter- medizinische Hilfe. im Rahmen der TSK-gemeinsamen »Operati- stützt die BERLIN auch die an Land eingesetz- on Seawave« 32 Schiffe (darunter mehrere ten Soldaten des Luftlanderettungszentrums GROSSBRITANNIEN kurzfristig zu Hospitalschiffen umgerüstete (LLRZ) der Bundeswehr und wird darüber hi- Im Rahmen der TSK-gemeinsamen briti- Vermessungsschiffe), 30 Hubschrauber, meh- naus bei Bedarf schließlich auch als Versor- schen »Operation Garron« ist auch die Royal rere Flächenflugzeuge sowie 19 Einheiten der ger für Schiffe anderer Nationen eingesetzt. Navy im Katastropheneinsatz aktiv, wobei Küstenwache im aus dem als »Unified Com- Zwei Bordhubschrauber Sea King stellen den man auf zwei nahe der Region präsente Ein- mand« fungierenden MHQ der Ostflotte in Lufttransport von Personal und Material si- heiten zugriff. Die Fregatte CHATHAM (Ty- Vishakhapatnam geführten Einsatz. cher. pe 22) befand sich als britischer Beitrag zum Vorrang hatte natürlich zunächst die Suche Krieg gegen den Terror in Dubai, als sie am nach Überlebenden und die Lagebilderstel- FRANKREICH 30. Dezember den Befehl zur sofortigen Ver- lung in den eigenen betroffenen Regionen, Bereits unmittelbar nach der Flutwelle betei- legung erhielt. Die DILIGENCE (ein 10.600 ts wo man schnell auch zu Versorgungs- und ligte sich die französische Marine mit einem großes Werkstattschiff mit umfangreichen Re- Evakuierungseinsätzen überging. Priorität galt Seefernaufklärer Bréguet Atlantique 2 an der paratureinrichtungen sowie Anlagen zur Er- dabei neben der Festlandsküste, wo der Zer- Suche nach Überlebenden vor der thailändi- zeugung von Notstrom und Frischwasser) lag störer RANJIT als Führungsschiff eingesetzt schen Küste. Am 3. Januar wurden dann der über Weihnachten zu einem Hafenbesuch im war, vor allem auch den Inselgruppen der An- Hubschrauberträger JEANNE D´ARC und der indischen Cochin. damanen und Nicobaren (Operation Madat). Zerstörer GEORGES LEYGUES in das Katastro- Am 3. Januar traf die Fregatte in Colombo Hier hatte die Flutwelle zahlreiche Opfer ge- phengebiet beordert (Operation Beryx). Die (Sri Lanka) ein. Mit beiden Bordhubschrau- fordert und große Schäden angerichtet. Hub- Schiffe bilden das Schulgeschwader der fran- bern Lynx und Speedbooten wurde zunächst schrauberlandeplätze und Flugplätze der in- zösischen Marine und befanden sich im Rah- die Lage an vom Binnenland aus unzugängli- dischen Luftwaffe (Port Blair) waren nach men ihrer diesjährigen Kadettenausbildungs- chen Küstenstreifen erkundet und Kontakt zu Überflutung nur eingeschränkt nutzbar, die reise auf einem Hafenbesuch in Djibouti, als sie Überlebenden hergestellt, um dann gezielt Piers des Marinestützpunktes großteils zer- der Einsatzbefehl erreichte. Die JEANNE D´ARC Hilfe organisieren zu können. Die DILIGENCE stört, mehrere Patrouillenboote wurden ver- führte zwei mittlere Transporthubschrauber versorgte im Shuttleverkehr zwischen Cochin misst. Insgesamt wurden bei den Andamanen Puma und vier leichte Hubschrauber Gazelle und Sri Lanka die CHATHAM mit Betriebsstof- und Nicobaren neun Schiffe eingesetzt, da- mit. Vor der Verlegung ins Einsatzgebiet wur- fen, Lebensmitteln und weiteren Hilfsgütern runter die Fregatte BRAHMAPUTRA, das Lan- den noch 6.000 Lebensmittelrationen, 5 t me- und schloss sich dann der Fregatte im Einsatz dungsschiff GHARIAL (5.500 ts) und das zu dizinische Ausrüstung, 800 t Frischwasser und an, der sich von zunächst »Lagefeststellung einem 46-Betten-Hospital umgerüstete Ver- Wasseraufbereitungsgerät an Bord genom- und SAR« schnell in »gezielte lokale Hilfe- messungsschiff SANDHAYAK. Aus der Luft wur- men sowie 60 Pioniere des französischen Hee- leistung« wandelte. So wurden in mehreren den sie durch Seefernaufklärer Tupolew Tu- res und 17 Ärzte eingeschifft. Ortschaften Stromversorgung und Trinkwas- 142 Bear-F unterstützt. Inzwischen kümmert Am 14. Januar erreichte der Verband Aceh. serversorgung wieder hergestellt. Besat- man sich vorrangig um eine zunächst provi- Sein Einsatz erfolgt vor allem bei der Versor- zungsmitglieder reinigten Brunnen und be- sorische Wiederherstellung von Hafeneinrich- gung der verwüsteten Stadt Meulaboh, wo an freiten kommunale Einrichtungen wie tungen in Port Blair, um hier dann zentral Land bereits ein Feldhospital der französi- Schulen, Waisenhäuser und – mit tatkräftiger Hilfsgüter anlanden zu können. schen Streitkräfte eingerichtet wurde. Beide Hilfe des Bordpfarrers – auch eine Kirche von Von Beginn an beschränkte sich die indische Schiffe stellten über den Eigenbedarf hinaus Schlamm und Trümmern und machten sie Marine aber nicht auf ihre eigenen Küsten, täglich 50 t Trinkwasser her. Die Hubschrau- wieder nutzbar. Mit den Mitteln der DILIGENCE sondern beteiligte sich sofort auch an Hilfs- ber der JEANNE D´ARC verlegten nach Medan konnten auch einige durch die Flutwelle be- einsätzen im benachbarten Ausland. Am 10. (Nordsumatra), wo sie seitdem landgestützt schädigte Boote örtlicher Fischer repariert Januar waren ihre Einheiten hier in drei unab- operieren. Per Lufttransport trafen dort eini- werden. Techniker der auf der DILIGENCE ein- hängigen Operationen eingesetzt. ge Tage später noch weitere fünf Marinehub- geschifften Forward Support Unit (FSU) flo- Im Rahmen der »Operation Rainbow« wur- schrauber Puma ein. gen auch auf die Malediven, um dort auf ei- den noch vor Jahreswechsel fünf Schiffe nach

Tsunamis (zwischen 100 bis 300 km im offenen Meer) dau- einem ungeheuren Sog ab, der Dutzende von Kilometern weit ert es zig Minuten bis zu 1/2 Stunde, bis dann die zerstöreri- ins Meer hinausreicht. Meeresboden fällt weit über das Maß sche Flutwelle kommt. Es baut sich dann in kurzer Zeit eine einer normalen Ebbe trocken und Hafenbecken entleeren sich ansteigende Flutwelle auf, die am Strand bis zu 30 m Höhe bis auf den Grund. erreichen kann. Dieser typische Ablauf ergibt sich aus Geset- Betroffen sind in erster Linie die Strände an den Küsten: zen der Wellenphysik. Ebenso folgt aus diesen Naturgesetzen, z.B. zerstörte der Tsunami am 26.12.2004 in Phuket (Süd-Thai- dass sich im flachen Wasser in Strandnähe eine sehr starke land) einen Küstenstreifen von bis zu 300 Metern. Über Fluss- Strömung in Landrichtung herausbildet, die für die enormen mündungen kann die Welle jedoch auch kilometerweit ins Zerstörungen verantwortlich ist, die Tsunamis immer wieder Landesinnere gelangen. Besonders gefährdet sind immer en- verursachen. ger werdende Buchten oder Fjorde, wo sich die Wassermas- Der ersten Welle folgen meistens weitere, z.T. noch gefähr- sen bei verringertem Ausbreitungsraum umso höher türmen lichere als die erste. Gefährlich sind nicht nur die Wellenber- müssen. Verheerend wirken sich Tsunamis auch auf flache In- ge sondern auch die Wellentäler. Obwohl die Welle durch Rei- seln aus, wie sie z.B. typisch sind für den Indischen Ozean, bung auf dem Meeresgrund und an der Küste schwächer wird, weil den Menschen schnell erreichbare höher gelegene Fluch- fließt das Wasser in den immer noch weiten Wellentälern mit torte fehlen.

MARINEFORUM 3-2005 40 Sri Lanka in Marsch gesetzt: die Korvette S HA- INDONESIEN Nachdem Erkundungsteams weitere Ein- RADA und die Vermessungsschiffe SUTLEJ und Zur Einbindung der indonesischen Marine satzmöglichkeiten für die japanischen Streit- JAMUNA nach Galle im Süden der Insel, die gibt es nur punktuell Informationen. Man hält kräfte eruiert hatten, wurden am 12. Januar Korvette SUKHANYA und das Vermessungs- sich weiterhin grundsätzlich mit Angaben dann das Docklandungsschiff KUNISAKI schiff SANDHAYAK ins nordöstliche Trincoma- über die Aktivitäten der regulären Streitkräfte (11.000 ts, OOSUMI-Klasse), und der Versorger lee. Neben der Lieferung von Hilfsgütern und in der Rebellenprovinz Aceh sehr zurück. Man TOKIWA (15.800 ts), am 14. Januar schließlich medizinischer Versorgung der Bevölkerung noch der Zerstörer KURAMA (Führungsschiff kümmerten sie sich vor allem auch darum, der SHIRANE-Klasse) aus Japan in das Kata- möglichst schnell Hafenzufahrten und Häfen strophengebiet in Marsch gesetzt. Alle drei für die Anlandung von Hilfsgütern durch zivi- Schiffe waren mit Hilfsgütern und medizini- le Schiffe wieder nutzbar zu machen. Alle scher Ausrüstung beladen. Die KUNISAKI führ- Schiffe hatten dazu auch Taucher und leich- te darüber hinaus ein Luftkissen-Landungs- tes Bergegerät an Bord. Am 14. Januar waren boot (LCAC), fünf Hubschrauber und 25 die Zufahrten und Häfen von Galle, Trincoma- Fahrzeuge mit. Der Verband sollte Ende Janu- lee und Colombo vermessen, festgestellte ar vor Sumatra eintreffen und dort als Trümmer beseitigt und neue hydrografische schwimmende Basis für Hubschrauber und Karten erstellt und den Behörden übergeben. an Land eingesetzte japanische Truppen (Herr Diese Häfen sind jetzt für die Anlandung von Indonesische Landungsschiffe und Luftwaffe) dienen. Hilfsgütern wieder voll nutzbar. Eine Woche später konnte nach Einsatz eines weiteren darf aber davon ausgehen, dass die Marine PAKISTAN Vermessungsschiffes (SARVESHAK) der Haupt- des von der Katastrophe am schwersten Zwei Schiffe der pakistanischen Marine er- hafen der Jaffnahalbinsel, Kankesanthurai, betroffenen Landes mit allen verfügbaren lebten die Katastrophe hautnah mit. Die Fre- wieder freigegeben werden, und noch vor En- Kräften im Einsatz ist. Da Häfen, Piers und gatte TARIQ (ex-britisch Type 21) und der Flot- de Januar konnten auch die Häfen Tangalle Landestege in der Provinz Aceh nahezu voll- tenversorger NASR (Typ chinesisch FUQING) und Hambantota wieder angelaufen werden. ständig zerstört wurden, dürften dabei vor al- lagen Weihnachten zu Besuch in Male (Male- Mit der vom Western Naval Command ge- lem ihre zahlreichen amphibischen Fahrzeu- diven), als der Hafen von der Flutwelle getrof- führten »Operation Castor« lief ebenfalls ge genutzt werden. Zwei Landungsschiffe fen wurde. Beide Einheiten blieben unbeschä- noch im alten Jahr die Hilfe für die Maledi- richteten bei Tjalang südlich von Aceh einen digt und beteiligten sich unmittelbar an den ven an. Hier trafen nur wenige Tage nach der Landepunkt ein, über den die Bevölkerung Hilfsaktionen der maledivischen Küstenwa- Katastrophe drei Einheiten ein und sind dort versorgt, z.T. auch evakuiert wurde. Eingesetzt che. Die TARIQ evakuierte 367 Touristen (da- seitdem im Einsatz. Der Zerstörer MYSORE wurden vor allem aber auch sehr kleine Boo- runter auch Deutsche) von einem Atoll süd- (DELHI-Klasse), die Fregatte UDAYGIRI (Typ te, die bis in unmittelbare Strandnähe fahren lich der Hauptstadt. Die zwei Hubschrauber LEANDER-mod) und der Flottenversorger können. Mindestens fünf solche Boote wur- der NASR bargen Verletzte und brachten Hilfs- ASITYA führen Marinetaucher und Hub- den bei Meulaboh im Transport von Hilfsgü- güter zu abgelegenen Inseln. schrauber mit, der Versorger hat zusätzlich tern gemeldet. Einige Tage später erweiterte die pakistani- Wasseraufbereitungsanlagen und medizini- sche Marine ihr Engagement und setzte wei- sches Personal mit einem kleineren Hospital JAPAN tere Schiffe nach Sri Lanka und Indonesien in an Bord. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte setz- Marsch. Die Fregatte KHAIBAR (ex-britisch Ty- Anfang Januar brachte sich die indische te Japan Einheiten seiner Seestreitkräfte aktiv pe 21) und der Flottenversorger MOAWIN (die Marine dann auch in den angelaufenen inter- bei einem Hilfseinsatz im Ausland ein. Ein ers- ehemals niederländische POOLSTER) hatten nationalen Hilfseinsatz vor dem indonesi- ter Einsatzbefehl erreichte nur kurz nach der dabei Hubschrauber und Marineinfanteristen schen Aceh ein. Im Rahmen der »Operation Katastrophe den Zerstörer KIRISHIMA (KON- eingeschifft, und der Versorger führte die Gambhir« trafen dort am 11. Januar die Kor- GO-Klasse), der sich mit einem weiteren Zer- »schweren Teile« eines Feldhospitals mit. Bei- vette KHUKRI und das zum Hospitalschiff um- störer und einem Flottenversorger auf dem de Schiffe trafen am 11. Januar zunächst in gerüstete Vermessungsschiff NIRUPAK, einige Rückmarsch von einem mehrmonatigen Ein- Colombo ein. Nach Koordination mit den ört- Tage später noch das ebenfalls als Hospital- satz (Krieg gegen den Terror) im Arabischen lichen Behörden sollten sie auf Sri Lanka (in schiff modifizierte Vermessungsschiff NIR- Meer befand. Auf Weisung der Regierung Ahangama) ein Feldhospital einrichten, mit- DESHAK ein. Das indische Kontingent kommt nahm der Verband Kurs auf das – nahe gele- geführte Hilfsgüter zu den am schwersten be- schwerpunktmäßig vor der Stadt Meulaboh gene – thailändische Phuket, wo sich die Ein- troffenen Ortschaften transportieren und mit zum Einsatz. Hier sollen sich auch einge- heiten unmittelbar an der Suche und Rettung ihren Bordhubschraubern Verbindung zu ab- schiffte Techniker um die Wiederherstellung von Überlebenden beteiligten. Nach etwa ei- gelegenen Regionen herstellen. Eingeschiffte von Strom- und Wasserversorgung sowie die ner Woche – und der Bergung von 57 Toten – Pioniere und Techniker sollten an ausgewähl- Einrichtung von Fernmeldeanlagen küm- traten die für über reine SAR-Tätigkeit hinaus- ten Orten Strom- und Wasserversorgung mern. gehend nicht ausgerüsteten Schiffe die Wei- sowie kommunale Einrichtungen instand set- terfahrt nach Japan an. zen. Nur zwei Tage später wurde dann aller-

Tsunami-Frühwarnsystem stunde. Rund 5.700 Menschen wurden damals getötet. Nach 15 Stunden traf die erste Welle in der Hafenstadt Hilo auf Hawaii ein, Gegen Tsunamis auslösende Naturkatastrophen wie Erd- 10.000 km entfernt vom Epizentrum. 61 Menschen wurden ge- beben, Vulkanausbrüche, Erdrutsche oder Meteoritenein- tötet. Bereits 1946 war Hilo von einem Tsunami zerstört worden schläge sind Menschen machtlos. Durch präventive Maßnah- war. Danach wurde begonnen, zunächst ein Frühwarnsystem für men können jedoch die Folgeschäden stark gemindert die immer wieder von Tsunamis heimgesuchten Hawaiiinseln zu werden. So hätte ein erheblicher Teil der Opfer bei der Tsu- installieren. Nach dem Tsunami 1960 wurde das Warnsystem nami-Katastrophe im Indischen Ozean am 26.12.2004 vermie- dann auf den gesamten Pazifik erweitert. den werden können durch ein Tsunami-Frühwarnsystem, wie Ein Netz von Sensoren am Meeresboden und an sonstigen es seit 1965 im Pazifik installiert ist. Auch dort handelten die wichtigen Stellen im Pazifischen Ozean misst kontinuierlich alle Staaten erst nach einem verheerenden Tsunami am 22.5.1960, relevanten Daten und meldet sie über Satellit an das zentrale Pa- ausgelöst durch das stärkste je gemessene Erdbeben mit Epi- cific Tsunami Warning Center (PTWC) (Ewa Beach, Hawaii). Die- zentrum in der Nähe der südchilenischen Hafenstadt Valdivia ses wertet die Daten laufend aus und kann innerhalb von 20 bis und einer Stärke von 9,5 auf der Richterskala. Das Seebeben 30 Minuten eine Tsunami-Warnung verbreiten. Da die Pazifikan- erzeugte 8 Tsunamis im Abstand von ungefähr einer Viertel- rainerstaaten ein effektives Kommunikationssystem verbunden

MARINEFORUM 3-2005 41 dings entschieden, den Verband weiter nach Lankas wurden durch die Flutwelle stark be- unterstützen jetzt die Versorgung der Bevöl- Indonesien zu verlegen (»der Bedarf ist dort schädigt. Im Hafen von Galle (im Süden) ken- kerung. Marinepersonal baut überdies bei größer«). Immerhin konnten die pakistani- terte die Korvette PARAKRAMABAHU (500 ts, Khao Lak 115 behelfsmäßige Häuser. schen Mediziner in Ahangama in der kurzen Typ chinesisch HAIQING); mindestens ein Of- Zeit mehr als 2.500 Menschen behandeln. Am fizier wird vermisst. Der Marinestützpunkt in USA 14. Januar verließ das erste Schiff Colombo, Nilaweli wurde völlig zerstört (»washed Schon am 28. Dezember lief die US-Hilfe das zweite folgte am 16. Januar mit Kurs auf away«). Schwer beschädigt sind auch die für die betroffene Region in vollem Umfang Indonesien. Stützpunkte von Trincomalee und Dhakshina. an, und von Anfang an galt für die »Operati- Auf der sehr flachen Jaffnahalbinsel werden on Unified Assistance« das Motto »nicht kle- SINGAPUR ganze militärische Einheiten vermisst. ckern, sondern klotzen«. Inzwischen sind 20 Am 29. Dezember kündigte die Republic of Einheiten der US-Navy sowie zahlreiche Hilfs- Singapore Navy die Entsendung eines ersten SÜDKOREA schiffe des Military Sealift Command (MSC) Schiffes ins Katastrophengebiet an. Zuvor wa- Am 14. Januar verließ das Landungsschiff und der Maritime Prepositioning Forces ren bereits einige Hubschrauber verlegt und in HYANGNO-BONG beladen mit Lebensmitteln (MPF) mit Schwerpunkt vor Banda Aceh und Singapur selbst ein Logistikzentrum für die in- und medizinischen Gütern den südkoreani- ternationale Hilfe aufgebaut worden. Nur we- schen Hafen Pusan. Das 1998 in Dienst ge- nige Tage später traf das Docklandungsschiff stellte 4.300 ts große Schiff gehört zur seit An- ENDURANCE (8.500 ts) vor Sumatra ein, errich- fang der 90er Jahre bei Tacoma in Korea tete vor Meulaboh zwei provisorische Anlege- gebauten ALLIGATOR-Klasse (nicht zu ver- stellen zur Anlandung von Versorgungsgütern wechseln mit dem gleichnamigen ex-sow- und begann mit den eingeschifften Hub- jetischen Typ). Es führt in seinem Dockteil bis schraubern entlang der verwüsteten Küste die zu vier kleinere Landungsboote mit und kann Versorgung bisher isolierter Bevölkerungsteile. damit praktisch vor jedem Strand operieren. Am 6. Januar bezog auch das Schwesterschiff Eingeschifft sind auch 14 Fahrzeuge (Schau- PERSISTENCE mit Lebensmitteln und Medika- felbagger, Frontlader, LKW) des Roten Kreu- menten des Roten Kreuzes an Bord vor Meu- zes, mit denen lokale Infrastruktur wieder her- laboh Position. Schließlich nahm am 14. Janu- gestellt werden soll. Die HYANGNO-BONG wird ar mit der ENDEAVOUR noch ein drittes am 29. Januar vor Aceh erwartet. Docklandungsschiff der ENDURANCE-Klasse Kurs auf Indonesien. Die ENDEAVOUR brachte Thailand 60 Freiwillige des Roten Kreuzes sowie Zelte, Erst gut eine Woche nach der Flutwelle wur- Lastwagen, Medikamente, Trinkwasser, Le- de im Detail bekannt, wie schwer die Natur- bensmittel und Batterien ebenfalls nach Meu- katastrophe die thailändische Marine (RTN) laboh. Im Gegensatz zu den beiden anderen getroffen hat. Der Marinestützpunkt Phang- Schiffen blieb sie aber nicht vor Ort, sondern nga wurde verwüstet. In dieser Hauptbasis an kehrte nach Löschen ihrer Ladung unmittel- der Andamanensee sind normalerweise zwei bar nach Singapur zurück. Fregatten und sechs Patrouillenboote statio- Besatzung der USS LINCOLN füllt Wasser niert. Vier der im Hafen liegenden Fahrzeuge, ab (Foto: US-Navy) SPANIEN darunter die Fregatte KRABURI (1.900 ts, Typ Nach intensiven Konsultationen des spani- chinesisch JIANGHU) wurden von der Flutwel- im Golf von Bengalen im Einsatz, schen Außenminister Moratinos in Jakarta hat le hoch auf den Strand geworfen (Tote und Neben Vorauskommandos wurden in einer die spanische Marine am 16. Januar ihr Dock- Verletzte). Bergung der gestrandeten Schiffe Erstmaßnahme drei (später neun) Seefern- landungsschiff GALICIA zur Operation »Respu- und Aufräumarbeiten werden mehrere Mo- aufklärer P-3C Orion zur Erkundung der Lage esta Solidaria« nach Indonesien in Marsch ge- nate dauern; Schäden an der Stützpunktinfra- nach Thailand verlegt. Nur wenig später er- setzt. Nach etwa dreiwöchigem Transit wurde struktur werden inzwischen auf mindestens hielten dann zahlreiche Schiffe Order zur Ver- das mit einem Feldlazarett ausgerüstete Schiff 40 Mio. Euro geschätzt. legung in das Katastrophengebiet. Dabei wur- Anfang Februar vor Aceh erwartet. Einge- Alle noch fahrfähigen Einheiten der in Phu- de zunächst auf Einheiten zugegriffen, die schifft waren auch 600 Soldaten, die vor Ort ket stationierten 3. Flotte sind seit der Flut- sich bereits in der Nähe der Region befanden. bei der Verteilung der mitgeführten 150 t Hilfs- welle im Einsatz. Als eines der ersten Schiffe So hatte der Flugzeugträger ABRAHAM LIN- güter und Aufräumarbeiten helfen sollen. Mi- traf noch am 26. Dezember auch der Flug- COLN (NIMITZ-Klasse) mit seinen Begleitschif- nisterpräsident Zapatgero hat den Einsatz auf zeugträger CHAKRI NARUEBET vor Phuket ein. fen SHILOH (ein Kreuzer der TICONDEROGA- zunächst zwei Monate begrenzt. Hubschrauber des 11.400-ts-Schiffes waren Klasse), BENFOLD und SHOUP (Zerstörer an der Evakuierung von Touristen von der In- ARLEIGH BURK-Klasse) sowie dem Flottenver- SRI LANKA sel Phi Phi beteiligt. Einheiten der RTN konn- sorger RAINIER auf dem Marsch zu einem Ein- Häfen und Einrichtungen der Marine Sri ten mehr als 2.900 Überlebende bergen und satz in der Golfregion über Weihnachten in

mit regionalen Notstandsplänen eingerichtet haben, besteht bei »Tiere sind mit unterschiedlichen Sensorsystemen ausge- Wissenschaftler versuchen herauszufinden, wie Tiere einen drohendem Tsunami noch eine realistische Chance, das stattet, die zum Teil unabhängig voneinander arbeiten und Tsunami lange vor Eintreffen der ersten Welle wahrnehmen Schlimmste zu verhindern. Auch wenn eine Tsunami-Welle sich als Sicherung für alle überlebenswichtigen Funktionen die- können, um diese Fähigkeiten für ein Frühwarnsystem nutzen im Extremfall mit bis zu 1.000 km/h ausbreiten kann, bleibt z.T. nen«, meint der Biologe Gottfried Hohmann vom Max- zu können. noch Zeit, bedrohte Küstenstreifen oder Buchten zu evakuieren, Planck-Instititut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Auf den Inselgruppen im Indischen Ozean (u.a. Andamanen, da die Laufzeiten in den Weiten der Ozeane oft noch mehrere Neben den menschlichen Sinnen wie Tastsinn, Gehör, Ge- Nikobaren) leben zahlreiche Indigene Völker (Urvölker). Ob- Stunden betragen. schmack scheinen manche Tiere auch über Rezeptoren zu wohl die Inseln besonders stark von der Tsunami-Flutwelle Die Staaten am Indischen Ozean haben nach der Flutkatastro- verfügen, die auf Veränderungen bei Luftdruck und Feuch- heimgesucht wurden, da aufgrund der geringen Höhe größere phe in Südasien inzwischen beschlossen, ebenfalls ein Tsunami- tigkeit reagieren. Teile überspült wurden, scheinen die Indigenen Völker den Tsu- Frühwarnsystem zu installieren. Seine Kosten werden auf 5 – 10 Bei der Tsunami-Katastrophe am 26.12.2004 war auffallend, nami weitestgehend überlebt zu haben. Aufgrund tradierter Millionen Euro geschätzt, rund Ein-Tausendstel nur der geschätz- dass nahezu kein Tier zum Opfer wurde. Außerdem wurde vie- Naturerfahrung interpretierten sie das absonderliche Verhalten ten Sachschäden der aktuellen Flutkatastrophe in Südasien. lerorts auffälliges Verhalten von Tieren einige Zeit vor Eintref- der Tiere (s.o.) vor dem Tsunami richtig als Vorbote einer dro- fen der Tsunami-Welle beobachtet: z.B. kreischten Vögel und henden Katastrophe und zogen sich auf kleine Hügel und ins Die Tierwelt besitzt Frühwarnsysteme für Elefanten weigerten sich, ihre normale Arbeit zu erledigen und Landesinnere zurück, wo der Tsunami nicht mehr solch eine Naturkatastrophen versuchten landeinwärts zu flüchten. zerstörerische Gewalt hat. hfm/Learn: line NRW

MARINEFORUM 3-2005 42 Hongkong festgemacht, als am 28. Dezember Möglichkeiten zum Einsatz von Hubschrau- der Befehl zum sofortigen Auslaufen einging. bern. Die Expeditionary Strike Group um den am- Am 6. Januar verließ das Hospitalschiff phibischen Träger BONHOMME RICHARD MERCY seinen Heimathafen San Diego. Es ist (41.000 ts), zu der noch die Docklandungs- zur Aufnahme und stationären Behandlung schiffe DULUTH und RUSHMORE, der Kreuzer von 250 Patienten ausgerüstet, kann seine BUNKER HILL, ein Zerstörer, eine Fregatte und Kapazitäten bei Bedarf aber kurzfristig auf ein U-Boot sowie das Küstenwachschiff MUN- 1.000 Patienten erweitern. Das dem MSC un- RO gehören, erhielt ihren Marschbefehl unmit- terstehende 70.000-ts-Schiff soll von Aceh telbar vor dem Einlaufen in Guam, wo die Ein- Operationsbasis und zentrales Lager für me- heiten den Jahreswechsel verbringen wollten. dizinisches Personal und Material nicht nur Beide Verbände verlegten in das Seegebiet militärischer Einheiten aller vor Ort eingesetz- nordwestlich von Sumatra, wo sie seitdem ten Nationen, sondern auch nicht-staatlicher vor Aceh operieren. Die Hilfe der US-Navy Hilfsorganisationen werden. konzentriert sich zwar auf dieses am schwers- Seit dem 6. Januar sind auch bis zu zwölf ten von der Flutwelle betroffene Gebiet, bleibt große (z.T. mehr als 50.000 ts) Frachtschiffe aber nicht darauf beschränkt. So verlegte das der MPF vor Sumatra und Sri Lanka eingetrof- Docklandungsschiff DULUTH am 10. Januar fen. Die für mögliche Einsätze von US-Streit- vorübergehend nach Sri Lanka. kräften an geostrategischen Punkten perma- Auf den amphibischen Einheiten sind ins- nent vordislozierten Schiffe haben ständig gesamt 2.500 US-Marines eingeschifft, die mit schweres Material an Bord. Hierzu zählen vor Luftkissenlandungsbooten flexibel entlang allem auch Wasseraufbereitungsanlagen, US-Hubschrauber transportieren Hilfsgüter der gesamten Küste eingesetzt werden. He- Notunterkünfte, Baufahrzeuge, Feldlazaret- (Foto: US-Navy) rausragende Bedeutung haben die an Bord te – Gerät, das nun in der Katastrophenhilfe der Schiffe mitgeführten zahlreichen Hub- schenlagerung des produzierten Wassers so- einen hohen Stellenwert hat. schrauber – vom schweren Transporthub- wie tausende von Plastikkanistern beschafft Am 10. Januar erhielt schließlich auch noch schrauber CH-53 bis hin zum Bordhub- und auf die beiden Träger geflogen. der amphibische Träger ESSEX (Schwester- schrauber SH-60 Sea Hawk -, denen zunächst Einige Tage nach den beiden Einsatzverbän- schiff der BONHOMME RICHARD) den Einsatz- bei der Suche und Rettung von Menschen den wurden weitere Schiffe – diesmal auch befehl für »Operation Unified Assistance«. und danach auch bei Transport und Vertei- aus den USA – in Marsch gesetzt. Am 3. Ja- Das in Sasebo (Japan) beheimatete Schiff lung von Hilfsgütern eine zentrale Rolle zu- nuar lief das Minenabwehr-Führungsschiff operiert seit vier Monaten im Persischen kommt. Unverzichtbar sind auch die enor- HSV-2 SWIFT aus Ingleside (Texas) aus. Nach Golf. Unmittelbar nach Erhalt des Verlegebe- men Kapazitäten der beiden Träger zur Passage des Panamakanals übernahm das fehls wurden in Bahrain vier schwere Hub- Frischwassererzeugung. Allein die BON- Schiff in Acapulco noch eine Landung mexi- schrauber MH-53E Sea Dragon sowie 15 HOMME RICHARD produziert über ihren eige- kanischer Hilfsgüter. Der Hochgeschwindig- Hubschrauber Black Hawk an Bord genom- nen Bedarf hinaus täglich mehr als 120.000 keitskatamaran soll im Einsatzgebiet schnelle men. Die ursprünglich für die Minenräumung Liter Trinkwasser; die Kapazitäten der nuklear Verbindung zwischen in entlegenen Regionen ausgerüsteten Sea Dragon wurden für die getriebenen ABRAHAM LINCOLN sind noch operierenden Einheiten herstellen. Vorteilhaft Transportrolle rekonfiguriert. Die ESSEX ver- deutlich höher. Probleme bereitete zunächst sind neben der hohen Marschgeschwindig- fügt über ein gut ausgestattetes Hospital. Sie der Transport des Wassers. Über das Internet keit (bis zu 50 Kn) auch seine Operationsfä- soll ebenfalls vor die Küste von Sumatra ver- schließlich wurden große Plastiktanks zur Zwi- higkeiten in sehr flachen Gewässern und die legen.

EADS hilft Tsunami-Opfern schieden, zusätzlich zu den bereitgestellten rüstete TBM700 bereitzustellen. EADS De- Transportkapazitäten im Wert von 1 Mio. a fence and Communications Systems unter- EADS setzt die Unterstützung der interna- eine weitere Million Euro in bar an die vor stützt die Aktivitäten vor Ort durch die Ein- tionalen Hilfsmaßnahmen in Südasien nach Ort tätigen Hilfsorganisationen zu spenden. richtung von Funk-Kommunikationsgeräten. der Tsunami-Katastrophe weiter fort. Ein Eine Hälfte dieses Betrags ist eine Spende Darüber hinaus haben die EADS und ihre Airbus-Großraumtransporter vom Typ Belu- von Airbus an das Rote Kreuz. Die andere Geschäftsbereiche alle Mitarbeiter zu per- ga brachte mit weiteren Hilfsgütern und ei- Hälfte gibt EADS an »Wings of Help«, eine ge- sönlichen Spenden aufgerufen. Das so er- nem Puma-Transporthubschrauber an Bord meinsame Initiative der französischen und zielte Spendenaufkommen wird von der Hilfe ins Katastrophengebiet. deutschen Organisationen »Aviation sans EADS mindestens verdoppelt und die Beträ- Mehrere Eurocopter-Hubschrauber sind Frontières« und »Luftfahrt ohne Grenzen«. ge werden auf die Konten verschiedener bereits bei Rettungs- und Bergungsmaßnah- Mit diesem Geld finanzieren sie regelmäßige Hilfsorganisationen überwiesen, darunter men in Thailand, Indonesien und Malaysia Hilfstransporte via Luftbrücke in die betrof- die europäische Initiative Wings of Help, die im Einsatz. Unmittelbar nach der Flut hatten fenen Regionen. EADS Soccata hat angebo- »Fondation de France« und das Rote Kreuz. sich die EADS und ihre Business Units ent- ten, eine für medizinische Transporte ausge- hfm

BSH übernimmt Patenschaft Durch den Tsunami wurde die hydrografi- für Hydrografischen Dienst von Sri Lanka sche und meereskundliche Infrastruktur von Sri Lanka nahezu vollständig zerstört, darun- Mit der Übernahme einer Patenschaft für den nahmen eingeleitet und weitere Leistungen ter zentrale Einrichtungen der Behörde und Hydrografischen Dienst von Sri Lanka beteiligt koordiniert werden können. Falls es not- das einzige Vermessungsschiff. Damit wurde sich das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hy- wendig sein sollte, steht auch das Vermes- ein Großteil der Ausrüstung vernichtet, die drographie unmittelbar an den deutschen Hilfe- sungsschiff KOMET für einige Monate zur dem Land im Rahmen eines deutschen För- leistungen für den Wiederaufbau in Südostasien. Verfügung, um die wichtigsten Häfen und derprojektes zwischen 1986 und 1996 bereit- Zunächst sollen Experten und Berater nach Ansteuerungen für eine sichere Schifffahrt gestellt waren. Sri Lanka entsandt werden, damit Sofortmaß- neu zu vermessen. hfm

MARINEFORUM 3-2005 43 Marinen aus aller Welt

CHILE veröffentlicht. So soll es bei einer Länge von ca. 125 m getaucht etwa 8.500 ts verdrängen. Bei der spanischen Izar wurde am 24. No- Bekannt ist dagegen, dass die U-Boote vom vember 2004 das zweite chilenische U-Boot Projekt 094 mit jeweils 16 speziell für sie neu der SCORPENE-Klasse zu Wasser gelassen. Das entwickelten strategischen Flugkörpern JL-2 Boot wurde in Anwesenheit des chilenischen bestückt werden sollen. Dieser FK soll -mit Verteidigungsministers auf den Namen CAR- mehreren nuklearen Gefechtsköpfen (MIRV) Neue Boote für die dänische Marine RERA getauft und soll nach Abschluss seiner versehen- eine Reichweite von bis zu 8.000 sm (Grafik: Kockums) Ausrüstung und Absolvierung von Probefahr- haben – und könnte damit auch aus der Tie- ten noch in diesem Jahr an die chilenische fe des pazifischen Raumes heraus problem- Marine abgeliefert werden. 1997 hatte die chi- los die gesamten USA abdecken. Sein Ent- Dänemark gebaut. Nach einer stark um- wicklungsstand ist allerdings unklar. Nach kämpften internationalen Ausschreibung hat ersten Tests in 2002 und 2003 soll ein Test- die schwedische Kockums den Zuschlag für schießen im Sommer 2004 fehlgeschlagen wesentliche Teile des Vorhabens erhalten. sein. Experten zeigen sich vom Bericht über Kockums wird als Untervertragsnehmer den angeblichen Baufortschritt von Projekt Rümpfe und Aufbauten aus Glasfaserver- 094 überrascht. Sollte die Meldung stimmen, stärktem Kunststoff (GFK) sowie die komplet- dürfte der Bau des neuen U-Bootes erheblich ten Antriebsanlagen für die 43 m langen und beschleunigt worden sein. Bisher ging man 8,2 m breiten Boote (180 ts) liefern. Mit ihrem von einer Indienststellung nicht vor 2010 aus. Bau soll möglichst schnell begonnen werden; Zurzeit hat die chinesische Marine nur zwei alle Fahrzeuge sollen bis 2007 in Dienst ge- mit ballistischen Flugkörpern bestückte U- stellt sein. Boote in ihrem Bestand: die in den 80er Jah- ren ebenfalls bei der Bohai-Werft gebaute, nu- GROSSBRITANNIEN CARRERA wird zu Wasser gelassen (Foto: Izar) klear getriebene XIA (Projekt 092) und ein noch aus den 60er Jahren stammendes U- Die britische Royal Navy wird deutlich län- lenische Marine zwei U-Boote dieses Typs be- Boot ähnlich der ex-sowjetischen GOLF-Klas- ger als geplant auf ihre neuen Zerstörer der stellt, die in enger Kooperation von der spa- DARING-Klasse (Type 45) warten müssen. Das nischen Izar und der französischen DCN Vorhaben liegt bereits zwei Jahre hinter dem gebaut werden. SCORPENE-U-Boote können Zeitplan. So wird das Typschiff DARING statt auch mit dem außenluftunabhängigen An- in 2007 wohl frühestens in 2009 in Dienst ge- trieb Mesma ausgerüstet werden; die beiden stellt werden können. Ein auch schon um fast chilenischen U-Boote erhielten jedoch eine 250 Mio. Euro überschrittenes Budget schafft herkömmliche diesel-elektrische Antriebsan- weitere Probleme. Als Hauptursache wird lage. Der erste der beiden U-Boot-Neubauten Streit zwischen den Auftragnehmern BAe- (O´HIGGINS) war im Oktober 2003 bei der Das Modell zeigt angeblich das neue Systems und Vosper-Thornycroft genannt. DCN in Frankreich vom Stapel gelaufen und chinesische U-Boot Projekt 094 Beide Firmen hätten nach Auftragserteilung hat inzwischen die meisten Abnahmefahr- (Foto: Internet / Chinese Defence Forum) mehr als drei Jahre benötigt, um sich über ei- ten – incl. eines Schießens mit dem neuen ne Verteilung der Arbeiten zu einigen. Die Fir- schweren Torpedo Black Shark – erfolgreich se, inzwischen vermutlich Erprobungsträger men selbst sprechen von einer »länger als er- absolviert. Das Boot dürfte nun unmittelbar für JL-2 (kann aber nur einen einzigen FK tra- warteten Designphase«. Insgesamt sollen bei vor seiner Übergabe und offiziellen Indienst- gen). Die XIA ist mit zwölf Flugkörpern JL-1 stellung stehen. Die beiden SCORPENE sollen – bestückt, die wegen ihrer Reichweite von als dann modernste U-Boote auf dem süd- knapp 3.000 sm nur bedingt zu einer wirkli- amerikanischen Kontinent – zwei bereits aus- chen nuklearen Abschreckung (Zweitschlag- gemusterte ex-britische U-Boote der OBER- kapazität) beitragen. Eine möglicherweise ON-Klasse ersetzen. Ob die chilenische Marine nun schon bald bevorstehende Indienststel- über O´HIGGINS und CARRERA hinaus noch lung von Projekt 094 – mit Aussicht auf dann weitere U-Boote dieses Typs beschafft, bleibt folgende Serienfertigung – dürfte die USA zu abzuwarten. Man hat zwar eine Option auf einer Neubewertung der strategischen Lage noch zwei weitere Einheiten. Angesichts eng in der Pazifikregion zwingen. Der Bau des begrenzter Finanzen dürfte man diese aber neuen U-Bootes belastet auch die US-Bezie- zumindest vorerst kaum wahrnehmen (kön- hungen zu Russland. Einem Bericht der CIA nen). zufolge soll Russland den Chinesen für den Zerstörer Type 45 DARING Bau von Projekt 094 neue Technologien zum (Grafik: Vosper Thornycroft) CHINA Unterwasserstart von Flugkörpern verfügbar gemacht haben. einem Gesamtumfang von mehr als 3 Mrd. Nach einem Bericht der Washington Times Euro acht Schiffe dieser für Luftverteidigungs- soll seit Juli 2004 bei der Bohai-Werft in Hu- DÄNEMARK aufgaben und als Führungsschiffe optimier- ludao (nordwestlich Beijing) das Typfahrzeug ten Zerstörer beschafft werden. Sechs sind einer neuen Klasse strategischer U-Boote Bereits 1997 hatte ein Ausschuss die Be- derzeit bestellt, zwei (jeweils eines bei BAe- (SSBN) zu Wasser sein und jetzt ausgerüstet schaffung von Fahrzeugen einer Klasse klei- Systems in Scotstoun und VT in Portsmouth) werden. Über das neue, nuklear getriebene U- nerer Standardfahrzeuge (Minor Standard sind im Bau. Ob – und wann – die Baunum- Boot Projekt 094 (DAQINGYU?) wird bereits Craft) für Aufgaben in und vor den dänischen mern sieben und acht geordert werden, bleibt seit einigen Jahren spekuliert (Baubeginn an- Heimatgewässern empfohlen. Nun werden angesichts der Kostenüberschreitungen abzu- geblich 1998); bisher sind nur wenige Daten sechs solche Boote bei der Faaborg-Werft in warten. Der Royal Navy könnte ein verspäte-

MARINEFORUM 3-2005 44 Marinen aus aller Welt ter Zulauf der neuen Schiffe Kopfschmerzen bereiten. Ihre erst im vergangenen Jahr noch einmal deutlich beschleunigte Außerdienst- Multinationale SAR-Übung vor Israel stellungsplanung sieht den Ersatz von ausge- musterten Zerstörern Type 42 durch Neubau- Zum nunmehr bereits ten Type 45 vor. Hier könnte sich nun siebten Mal seit 1998 durchaus eine vorübergehende Fähigkeitslü- fand vor der israelischen cke im Bereich der Flugabwehr/Luftraumver- Küste die jährliche multi- teidigung auftun. Im Gegensatz zur Marine nationale Übung Reliant sehen britische Gewerkschaften die Misere Mermaid statt, und wie durchaus aber auch im positiven Licht. Zeitli- in den Vorjahren wiesen che Verzögerungen bedeuteten für die Arbei- die Marinen Ägyptens ter der betroffenen Werften schließlich eine und Algeriens Einladun- verlängerte Beschäftigungsgarantie. gen zur Teilnahme zu- rück. Lediglich Jordanien JEMEN schickte – wie schon bei US-Zerstörer O´BANNON bei Reliant Mermaid 05 (Foto: US-Navy) den letzten Übungen Weniger als zwei Jahre nach Auftragsertei- der Serie – Beobachter. lung ist die Beschaffung von zehn neuen So beschränkten sich die aktiven Teilnehmer neben den Korvetten H ANIT (Typ SA´AR 5) und Wach- und Patrouillenbooten BAY-mod für KESHET (Typ SA´AR 4.5) der gastgebenden israelischen Marine einmal mehr auf Einheiten die jemenitische Marine schon fast abge- der türkischen Marine (die Fregatten GIRESUN und BANDIRMA) und der US-Navy (Zerstörer schlossen. Im Dezember wurde bei der aust- O´BANNON). Zum Einsatz kamen neben den mitgeführten Bordhubschraubern auch land- ralischen Austal das letzte Boot zu Wasser ge- gestützte israelische Hubschrauber, ein Transportflugzeug der israelischen Luftwaffe sowie lassen. Mehrere Boote befinden sich schon ein Seefernaufklärer P-3C Orion der US-Navy. Inhaltlich bleibt die Übungsserie Reliant Mer- seit dem Sommer in Dienst. Austal hatte im maid auf das gemeinsame Üben von Search-and-Rescue Verfahren begrenzt, wobei die Sze- Juni 2003 den Auftrag zum Bau der zehn narien von Jahr zu Jahr komplexer wurden. Höhepunkt der diesjährigen viertägigen Übung Boote erhalten. Ausschlaggebend dafür wa- (9. bis 13.Januar) war die Hilfeleistung für ein havariertes Handelsschiff, das vom Flotten- ren offenbar der geringe Preis (alle zehn Boo- tanker PATUXENT des US Military Sealift Command simuliert wurde. Nachdem ein Hub- te kosten incl. Ersatzteil- und Ausbildungspa- schrauber den Havaristen »gefunden« und ein israelisches Transportflugzeug C-130 Hercu- ket weniger als 50 Mio. Euro) und die robuste les Rettungsinseln abgeworfen hatte, bemühten sich die Teilnehmer in einer von der (Aluminium Monohull), wartungsarme Kon- israelischen Korvette HANIT koordinierten Aktion um Bergung und ärztliche Versorgung der Besatzung. Dieses Szenario wurde dann in einer Nachtübung noch einmal wiederholt.

ten Geräten ausgestattet und für Lehrperso- KANADA nal wie Schüler komfortabel eingerichtet – bis hin zu eigenen sanitären Einrichtungen für Zur Modernisierung einer Marine gehört Frauen. Die 33 m langen ORCA haben bei 15 nicht nur die Beschaffung großer Kampfschif- kn Marschfahrt (Höchstgeschwindigkeit 20 fe; selbst bei einer Hochseemarine »macht kn) eine Reichweite von 750 sm. Dies erlaubt auch Kleinvieh Mist«. So hat die kanadische neben reinen Ausbildungsfahrten auch ihren Marine (RCaN) jetzt mehrere kleine Boote Einsatz in der unter den Aspekten Terrorbe- (YAG) für die seemännische- und Navigati- kämpfung und illegale Einwanderung auch onsausbildung ihres Nachwuchses bestellt. für Kanada zunehmend an Bedeutung gewin- Neue jemenitische Wachboote BAY-mod RCA (Foto: Austal) Die neuen Fahrzeuge vom Typ O sollen nenden Küstenvorfeldüberwachung. Hier er- mehrere nunmehr schon 50 Jahre alte Holz- hofft sich die RCaN durch die ORCA vor allem boote ersetzen, deren Betrieb zunehmend auch eine deutliche Entlastung ihrer bisher struktion der nach Handelsschiff-Standards technische Probleme bereitet. Die bei Victo- damit betrauten Fregatten der HALIFAX-Klas- gebauten 38-m-Boote. Das Design basiert auf se und Küstenpatrouillenboote (Minensu- dem der seit 1999 von den australischen Zoll- cher) der KINGSTON-Klasse. Zunächst sind behörden eingesetzten Boote der BAY-Klasse, sechs ORCA bestellt, die zwischen Sommer ist aber weniger »komplex«. Dennoch sollen 2006 und Herbst 2008 zulaufen sollen. Darü- die Boote alle taktischen und technischen ber hinaus besteht eine Option auf weitere Forderungen der jemenitischen Marine erfül- zwei Fahrzeuge. len. Mit 19 Mann Besatzung können sie bis zu 14 Tage autark operieren (Klimaanlage, bord- NIEDERLANDE eigene Frischwassererzeugung) und haben bei 25 kn Marschfahrt (Höchstgeschwindig- Wie Verteidigungsminister Kamp vor dem keit über 29 kn) eine operative Reichweite Parlament erklärte, wird die niederländische von etwa 1.000 sm. Ihre Bewaffnung besteht Marine ihren Versorger ZUIDERKRUIS durch ei- Neue Schulboote ORCA für die RCaN aus einer 25-mm-Zwillingskanone und zwei (Grafik: Tenix) nen »reinrassigen« Versorgerneubau ersetzen. schweren (12,7 mm) Maschinengewehren. Damit scheinen Diskussionen vom Tisch, als Einsatzoptionen sind vor allem hoheitliche ria Shipyards an der kanadischen Westküste Nachfolger der 30-jährigen, nun allmählich Aufgaben in den jemenitischen Küstengewäs- herzustellenden Neubauten (eine Variante das Ende ihrer Dienstzeit erreichenden ZUI- sern, Überwachung der Wirtschaftszonen des von Tenix entwickelten zivilen Bootes DERKRUIS ein größeres Schiff zu beschaffen, und Küstenschutz. SEAHORSE-MERCATOR) werden mit moderns- das über seine Aufgaben als Versorger hinaus

MARINEFORUM 3-2005 45 Marinen aus aller Welt auch als Plattform für größere seegestützte ziere der Marine einleitete. Zwei der Admirale Hubschrauberoperationen und zur (logisti- wurden nun für schuldig befunden, gegen fi- schen) Unterstützung von Landtruppen nanzielle Zuwendungen die Flucht des Schiffes eingesetzt werden kann. Diese Fähigkeiten ermöglicht zu haben. RAdm Samuel Kolawo- würden zwar zweifelsfrei benötigt, ihre Reali- le (Befehlshaber Marinekommando West) und sierung in einem einzigen großen Multifunk- RAdm Francis Agbiti (Chef Ausbildung & Ope- ration) wurden we- gen »Vernachlässigung der Dienstpflichten, Ungehorsam und Falschaussagen« ver- Erster EH-101 nach Portugal geliefert urteilt, bei RAdm Ko- (Foto: Westland) lawale erkannte das Gericht zusätzlich noch auf den Straftat- en Hubschraubern EH-101 nach Portugal ge- bestand »Verschwö- liefert. Empfänger ist die portugiesische Luft- rung«. Von »Korrupti- waffe, die die Mehrzahl dieser Hubschrauber on« spricht das Urteil er- aber auch mit vorrangig maritimem Auftrag staunlicherweise nicht, betreiben wird. So sind sechs der EH-101 für obwohl bei der Affä- den SAR-Dienst – u.a. auf den Azoren – vor- Ersatz für Versorger ZUIDERKRUIS gesucht (Foto: Michael Nitz) re, in die neben den gesehen. Sie lösen in dieser Rolle veraltete Marineoffizieren of- SAR-Hubschrauber SA 330S Puma ab. Zwei tionsschiff würde jedoch nicht vertretbare ho- fensichtlich auch Verwandte hochrangiger weitere EH-101 sollen in der Überwachung he Baukosten verursachen. Logistische Unter- Politiker verwickelt sind, mindestens der maritimen Wirtschaftszonen zum Einsatz stützung der Landstreitkräfte von See her 100.000 US-Dollar geflossen sein sollen. In- kommen. EH-101 wird in drei Varianten pro- lasse sich preiswert und effizient auch durch zwischen befasst sich auch ein parlamenta- duziert: als Bordhubschrauber für die italieni- zivile Charter realisieren, und als Hubschrau- rischer Untersuchungsausschuss mit dem sche und britische Marine, mit Heckrampe als berplattform biete das derzeit im Bau befind- Fall – und weiteren ähnlichen Vorkommnis- militärischer Mehrzweckhubschrauber für liche zweite Docklandungsschiff JAN DE WIT sen. Dabei scheint nun auch Marinechef u.a. Transportaufgaben und SAR-Dienst (Dä- ausreichende Optionen. Man dürfe nicht VAdm Samuel Afolayan unter Beschuss zu nemark, Japan, Kanada, Portugal) sowie in ei- übersehen, dass die niederländische Marine geraten. ner zivilen Version zur Personenbeförderung »immer im Rahmen des NATO-Bündnisses« und Bohrinselversorgung. eingesetzt werde und daher keine Notwen- NORWEGEN digkeit bestehe, jede Fähigkeit national eigen- RUSSLAND ständig abzubilden. Im Übrigen wäre der Auf- Das Verteidigungsministerium hat Pläne der bau einer Fähigkeit zu größeren seegestützten norwegischen Küstenwache zur Beschaffung In einem Interview mit der Nachrichten- Hubschraubereinsätzen zwingend auch mit von fünf neuen Fahrzeugen gebilligt. Die neu- agentur RIA Novosti äußerte sich Marinebe- kostspieligen Nachrüstungen der zahlenmä- fehlshaber Admiral Wladimir Kurojedow zu- ßig ohnehin begrenzten Hubschrauber des frieden über den Baufortschritt beim neuen niederländischen Heeres verbunden. strategischen U-Boot YURIY DOLGURUKIY. Er rechne fest damit, dass das neue SSBN in NIGERIA 2006 mit Probefahrten in See beginnen wer- de. Erste Designarbeiten für das getaucht Erstmals – und mit hoher politischer Signal- 19.400 ts verdrängende U-Boot begannen be- wirkung – sind im Zusammenhang mit dem in reits 1982 beim Designbüro Rubin. Das Pro- Nigeria grassierenden Schmuggel und illega- jekt erhielt den Namen »Borey« (ein kalter lem Handel von Rohöl (täglich etwa 100.000 Nordwind). Im November 1996 wurde die YU- Barrel) hohe Marineoffiziere von einem Kriegs- Neues Küstenwachboot ST 610 RIY DOLGURUKIY (Name des Gründers von gericht verurteilt, degradiert und fristlos aus (Grafik: norwegische Marine) Moskau) bei der U-Boot-Bauwerft Sevmash der nigerianischen Marine entlassen worden. in Sewerodwinsk auf Kiel gelegt. Allerdings Auslöser des Verfahrens war die Affäre um den en Boote vom Typ ST-610 (700 ts, 47 m lang, wurde dann sehr schnell das Geld knapp. Von Tanker AFRICAN PRIDE, der im August 2003 mit 10 m breit) sollen mehrere ältere Einheiten im 1997 bis 2000 gab der Haushalt für das Vor- illegal gebunkertem Rohöl an Bord aufge- küstennahen Dienst zwischen den Inseln und bracht und unter Bewachung der Marine an in den Fjorden ersetzen und zugleich deutlich die Kette gelegt worden war. Während die Un- verbesserte Einsatzoptionen bieten. Unmit- tersuchungen gegen die (russische) Besatzung telbar nach der Genehmigung wurde auch noch liefen, verschwand das Schiff plötzlich schon die Beschaffung eingeleitet, und man spurlos. Marinebefehlshaber VAdm Samuel geht davon aus, das erste Fahrzeug bereits im Afolayan behauptete, seine Marine habe kurz Dezember 2005 – für dann mindestens fünf- zuvor auf höchste Weisung die Bewachung der zehn Jahre – in Dienst stellen zu können. YURIY DOLGURUKIY (Modell: Sevmash) Schiffe an die Polizei übergeben müssen. Der Generalinspekteur der Polizei wies dies entrüs- PORTUGAL haben überhaupt keine Mittel mehr her, und tet zurück. Als Oberbefehlshaber aller Sicher- es kam zwangsläufig zu einem Baustopp. En- heitskräfte wurde schließlich Staatspräsident Zwei Tage vor Weihnachten hat Hubschrau- de 2000 konnten die Arbeiten dann – lang- Obasanyo eingeschaltet – der in der Folge ein berhersteller Augusta Westland den ersten sam – wieder aufgenommen werden. Nun Kriegsgerichtsverfahren gegen drei Flaggoffi- von insgesamt zwölf in 2001 bestellten neu- sollen sie offenbar möglichst zügig zum Ab-

MARINEFORUM 3-2005 46 Marinen aus aller Welt schluss geführt werden. Ob es danach zu ei- CO war auf dem Weg zu einem Hafenbesuch gehen – und wurde denn auch nach nur kur- ner Serienfertigung kommt, und wie viele Ein- nach Brisbane (Australien), als es am 8. Ja- zer (routinemäßiger) Suspendierung wieder heiten dann evtl. gebaut werden, bleibt aller- nuar 360 sm südöstlich von Guam getaucht in sein Amt eingesetzt. dings vorerst offen. Die YURIY DOLGURUKIY hat in etwa 150 m Tiefe mit einer Geschwindig- nach einer Pressemeldung von Sevmash ers- keit von angeblich 30 kn frontal auf einen * * * te Tests ihres Druckkörpers erfolgreich abge- Unterwasserberg auflief und »abrupt zum schlossen; derzeit werde die Innenausrüstung Stillstand kam«. Alle Personen an Bord wur- Einmal mehr wird im Pentagon die Anzahl installiert. Da auch die notwendigen Mittel den zum Teil meterweit durch die Luft ge- der von der US-Navy benötigten Flugzeug- pünktlich bereitgestellt würden, sei der Ter- schleudert. Ein Besatzungsmitglied erlitt da- trägerkampfgruppen – und damit die An- min 2006 eingehalten. Als Bewaffnung sind zahl der Flugzeugträger – diskutiert. Nach- zwölf neue strategische Flugkörper Bulava dem alle Ressorts durch das Weiße Haus (SS-NX-30) vorgesehen. Auch dieser FK soll in aufgefordert wurden, ihre Ausgaben für das 2006 seine Einsatzreife erreichen – obwohl Haushaltsjahr 2006 deutlich zu reduzieren, man hier im Verteidigungsministerium noch soll auch das Verteidigungsministerium eine gehörige Probleme sieht. Immerhin wird Bu- »Streichliste« erarbeitet haben. Angeblich lava bereits erprobt, und das zum Erpro- will man in den nächsten sechs Jahren etwa bungsträger umgerüstete U-Boot DMITRIY 60 Mrd. Dollar weniger ausgeben als bisher DONSKOY (TYPHOON-Klasse) hat im Septem- geplant. Realisiert werden soll diese Absicht ber 2004 auch schon einen ersten Teststart u.a. durch Beschaffung von weniger Lan- (so genannter »Pop-up«) des neuen FK durch- dungsschiff-Neubauten der SAN ANTONIO- geführt. Bulava ist die Marineversion der land- Klasse sowie durch vorzeitige Ausmuste- gestützten neuen russischen Interkontinen- rung eines Flugzeugträgers. Unmittelbar talrakete SS-27 Topol-M. »Immun gegen alle nach bekannt werden begannen heftige ABM-Maßnahmen« soll die Feststoffrakete ab Spekulationen, welcher der zwölf Flugzeug- etwa 2015 Standard-FK auf allen russischen Die beschädigte SAN FRANCISCO im Dock träger betroffen sein könnte. Schnell schob strategischen U-Booten werden. (Foto: US-Navy) sich die KENNEDY in den Vordergrund. Die 1968 in Dienst gestellte KENNEDY ist einer SCHWEDEN bei tödliche Kopfverletzungen, viele weitere der ältesten Flugzeugträger der US-Navy, kamen mit Knochenbrüchen davon. Der und einer von nur noch zwei ohne Nuklear- Die ersten fünf Monate dieses Jahres ver- Druckkörper der SAN FRANCISCO wurde bei antrieb. Sie war bereits 1995 der Naval Re- bringt der Minenleger CARLSKRONA (AELVS- der Grundberührung eingedrückt, glückli- serve zugeteilt worden, kehrte am 10. Okto- BORG-mod-Klasse) bei Kadettenausbildung in cherweise aber nicht aufgerissen; der Reak- ber 2000 jedoch offiziell wieder in den außerheimischen Gewässern. Die jährliche tor soll unbeschädigt geblieben sein. Mit aktiven Dienst zurück. Der einzige andere Mühe gelang das Not-Auftauchmanöver nicht-nukleare Träger, die noch einige Jahre (der Kommandant: »it was touch and go«). ältere KITTY HAWK, wird weiterhin in der Pa- Nachdem die schwerer Verletzten von Hub- zifikregion benötigt. Sie ist in Japan statio- schraubern abgeborgen waren, konnte das niert, und dort lässt die Regierung keinen U-Boot, begleitet von Sicherungsfahrzeu- Träger mit Nuklearantrieb zu. So ist die KEN- gen, dann sogar langsam aus eigener Kraft NEDY wohl wahrscheinlichster Kandidat, nach Guam zurückkehren. Erste Untersu- und die US-Navy hat die schon begonnene chungen ergaben, dass die SAN FRANCISCO Ausschreibung für ihre geplante Grundin- Schwedischer Minenleger CARLSKRONA ein Hindernis gerammt hatte, das in (Foto: Kockums) ihrer aus 1989 stammenden Seekar- Reise im Rahmen der Nachwuchsschulung te nicht verzeichnet war. Im Nachhi- führt das mit 3.500 ts größte Schiff der schwe- nein zeigte sich zwar, dass der bis et- dischen Marine diesmal rund um die Welt. wa 30 m unter die Wasseroberfläche Nach dem Auslaufen aus Karlskrona (21. Jan) reichende Berg auch damals schon standen/stehen Alexandria (Ägypten), die auf einem im Pentagon vorliegenden Lakkadiven und Cochin (Indien), Singapur, Satellitenfoto erkennbar war. Der Bangkok (Thailand), Pusan (Südkorea), Tokio 1989 für die Überarbeitung der be- (Japan), Honolulu (USA/Hawaii), San Francis- treffenden Seekarte zuständigen da- co (USA), Cartagena (Kolumbien), die Virgin maligen Defense Mapping Agency Islands und Cork (Irland) auf dem Besuchs- waren »Top Secret – Sensitive« einge- programm. Am 6. Juni wird die CARLSKRONA stufte Satellitenaufnahmen aller- wieder in ihrem Heimathafen Karlskrona zu- dings noch nicht zugänglich. Hier ha- rück erwartet. ben sich inzwischen die Bestimmun- KENNEDY wieder in der Diskussion (Foto: US-Navy) gen geändert, und bei der Karten- USA erstellung werden nun auch Satellitenfotos standsetzung denn auch erst einmal einge- genutzt. Die US-Navy hatte dem Unglücks- froren. Bis zur endgültigen Entscheidung, Bei einer schweren Havarie des U-Bootes gebiet im freien Pazifik – abseits aller Schiff- die noch im Frühjahr erwartet wird, werden SAN FRANCISCO kam ein Besatzungsmitglied fahrtsrouten – allerdings nur so geringe sich zahlreiche Lobbyisten noch einmal mit ums Leben, weitere 60 bis 80 (von insge- Priorität eingeräumt, dass man bisher keine ganzer Kraft für ihren Erhalt einsetzen. Soll- samt etwa 140) wurden verletzt. Dennoch Veranlassung sah, die betreffende Seekarte ten sie erfolglos bleiben, könnte die KENNE- scheint das zur LOS ANGELES Klasse gehö- aufwändig zu überarbeiten. So musste der DY, die eigentlich noch mehr als zehn Jahre rende U-Boot noch viel Glück gehabt zu ha- Kommandant nach allen für ihn verfügba- fahren sollte, schon in 2006 ausgemustert ben. Die in Guam stationierte SAN FRANCIS- ren Unterlagen von absolut freiem Kurs aus- werden.

MARINEFORUM 3-2005 47 Aus unserer Marine

Antrittsbesuch am Horn von Afrika Fregatte HAMBURG in Dienst gestellt Bundespräsident Horst Köhler hat am Der Bundespräsident zeigte sich von dem 16. Dezember letzten Jahres seinen offiziellen Einsatz der Marinesoldaten am Horn von Afri- ka beeindruckt: »Sie nehmen bei Ihrem Bereits am 13. Dezember letzten Jahres schwierigen Einsatz höchste persönliche Risi- stellte der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmi- ken auf sich«, sagte Horst Köhler während sei- ral Wolfgang Nolting, die Fregatte HAMBURG ner dreistündigen Seefahrt an Bord der deut- in Anwesenheit des Parlamentarischen schen Fregatte. Staatssekretär im Bundesministerium der Ver- Insgesamt befinden sich 500 deutsche Ma- teidigung, Hans Georg Wagner, des Inspek- rinesoldaten (davon 28 Soldatinnen) am Horn von Afrika. Djibouti bildet den Abstütz- punkt. Die Task Force 150 wird seit Anfang Dezem- ber 2004 von dem deutschen Flottillenadmi- ral Henning Hoops geführt. Insgesamt gehö- Begrüßung des Bundespräsidenten und seiner Gattin an Bord durch den General- ren zehn Schiffe und Flugzeuge zum Verband. inspekteur der Bundeswehr Die Deutsche Marine hat sich bisher mit 27 Fregatten, Schnellbooten und Versorgern an Antrittsbesuch bei der Marine gemacht. Zum der Operation beteiligt. Dazu kamen Seefern- Abschluss seiner Afrikareise besuchte er in aufklärer und Bordhubschrauber. Bis Mitte Ja- Djibouti die in der Operation Enduring Free- nuar haben insgesamt etwa 6.000 deutsche dom am Horn von Afrika eingesetzten deutschen Solda- Typschiff Fregatte Sachsen (Foto: PIZM) ten. »Sie haben Anteil an einer der größ- teurs der Marine, Vizeadmiral Lutz Feldt, der ten und wichtigs- Zweiten Bürgermeisterin der Freien und Han- ten Aufgaben der sestadt Hamburg, Birgit Schnieber-Jastram, Welt, den interna- sowie der Taufpatin des Schiffes, Dr. Doro- tionalen Terroris- thee Stapelfeldt, in Dienst. mus zu bekämp- Die Fregatte HAMBURG ist mit ihren innova- fen und die betrof- tiven Sensoren und Waffensystemen in der fenen Regionen zu Lage, ein umfassendes und weit reichendes stabilisieren«, be- Luftlagebild zu erstellen und Angriffe aus der tonte der Bundes- Luft wirksam abzuwehren. Aufgrund ihrer präsident in seiner modernen Informationssysteme kann die Ansprache vor Ma- Fregatte im Rahmen teilstreitkraftgemeinsa- rinesoldaten an mer Operationen darüber hinaus als schwim- Bord der Fregatte v.l. Commander Task Force 150, Flottillenadmiral Henning Hoops, Ge- mende Führungsplattform eingesetzt wer- neralinspekteur der Bundeswehr, General Wolfgang Schneiderhan, MECKLENBURG- den. Mit der HAMBURG erhält die Marine das Bundespräsident Horst Köhler und der Inspekteur der Marine, Vize- VORPOMMERN. zweite von drei Schiffen der Kl. 124, das neue admiral Lutz Feldt, an Bord der Fregatte MECKLENBURG-VORPOMMERN An Bord wurde Maßstäbe in der Luftverteidigung setzt und (Foto: PizM) der Bundespräsi- die maritimen Fähigkeiten der Bundeswehr dent durch den weiter ausbaut. Das Schwesterschiff der Generalinspekteur der Bundeswehr, Gene- Soldaten an Bord und an Land am Horn von HAMBURG, die Fregatte SACHSEN, befindet sich ral Wolfgang Schneiderhan, und den Inspek- Afrika Dienst getan. Admiral Hoops wird den seit November 2004 im Dienst. Als drittes teur der Marine, Vizeadmiral Lutz Feldt, be- Verband fünf Monate führen. Schiff soll die Fregatte HESSEN im Dezember grüßt. ws dieses Jahres das 1. Fregattengeschwader in Wilhelmshaven komplettieren. ws 400 Einsatzflüge am Horn Neue Namen Bereits im November letzten Jahres absol- len Terrorismus vor der afrikanischen Ost- vierte ein Seefernaufklärer vom Typ Bréguet Küste. für NATO-Verbände Atlantic der Einsatzgruppe der Flottille der Zusammen mit französischen und amerika- Marineflieger den 400. Einsatzflug im Rah- nischen Streitkräften nehmen die rund 40 Sol- Die NATO hat zum Jahresbeginn 2005 die men der Anti-Terror-Operation Enduring daten des XIV. Kontingentes aus dem Nordhol- Verbände »Standing Naval Force Atlantic« und Freedom am Horn von Afrika. zer Marinefliegergeschwader 3 »Graf Zeppelin« »Standing Naval Force Mediterranean« umbe- Seit März 2002 wurden mehr als 3.700 aktiv an der Seeraumüberwachung und -auf- nannt. Flugstunden im Rahmen dieses Einsatzes klärung aus der Luft am Horn von Afrika teil. Die Verbände gehören zu den »Standing geleistet. Die Marineflieger sind ein wesent- Durch sie wird von dem ostafrikanischen Klein- NATO Response Forces« (NRF/Ständige licher Bestandteil des Marine-Einsatzver- staat Djibouti aus eine der wichtigsten Seehan- NATO Reaktionskräfte). Die Maritime Group bandes im Kampf gegen den internationa- delsstraßen der Welt überwacht. ws 1 (SNMG 1) wird überwiegend im Atlantik, die

MARINEFORUM 3-2005 48 Aus unserer Marine

Maritime Group 2 (SNMG 2) im Mittelmeer Flottendienstboot OSTE KURZ NOTIERT die NATO-Flagge zeigen. Flottillenadmiral erhält Nikolauspreis Wolfgang Kalähne wird am 5. April im nieder- ¢ Nach fast fünfmonatiger Werftliegezeit ländischen Den Helder für ein Jahr das Kom- bei der Bremerhavener Lloyd Werft kam mando über die SNMG 1 übernehmen. Erstmalig erhielt am 18. Januar 2005 eine die Fregatte BREMEN, das älteste Schiff der Flaggschiff wird die Fregatte BAYERN (BRAN- Einheit der Ubootflottille in Eckernförde den Kl. 122, wieder in den Heimathafen Wil- DENBURG-Kl.) sein. begehrten Wanderpreis. Im Rahmen einer Fei- helmshaven zurück. Mit Schleppern wur- Die Marine beteiligt sich am deutschen NRF erstunde wurde der Preis im Beisein hochran- de das Schiff von der Weser an die Jade 4-Kontingent mit den Minenjagdbooten LA- giger Vertreter aus Marineamt, Flotte und verbracht. Ab Mitte Januar wurde die BRE- BOE und DILLINGEN (s. Kurz notiert), den Fre- Streitkräftebasis übergeben. Aus der Hand des MEN im Marinearsenal u.a. mit ihren Waf- gatten EMDEN und LÜBECK (Januar bis April) Leiters des Ausbildungszentrums Schiffsiche- fen ausgerüstet. Am 27. Januar übernahm sowie RHEINLAND-PFALZ und BAYERN (April bis rung Marine (AZSM), Fregattenkapitän Frank Fregattenkapitän Thorsten Wiedemann Juni). Vehoff, nahm der Kommandant des Flotten- von Fregattenkapitän Jan-Diedrich Donker Auch für die Einheiten, die in den Ständigen dienstbootes OSTE, Korvettenkapitän Jörg das Kommando über das Schiff. Minenabwehrverbänden eingesetzt sind, gibt Müller, den Nikolauspreis entgegen. Die Besat- ¢ Konteradmiral Uwe Kahre, Befehlshaber es neue Bezeichnungen. zung der OSTE erhielt diesen Preis als Würdi- des Wehrbereichskommandos I Küste in Der Verband Mine Countermeasure For- gung der flottenbesten Leistung im Rahmen Kiel ging Ende Dezember 2004 in den Ru- ce North heißt nun Standing NATO Respon- der Schadensabwehr- und Gefechtsausbil- hestand. Nachfolger im Amt wurde Gene- se Force Mine Countermeasure Group 1 dung (SAGA). Flottillenadmiral Karl-Heinz ralmajor Heinz-Georg Keerl. (SNMCMG 1), der Verband Mine Counter- Riemke, Admiral Marineausbildung, würdigte ¢ Kapitän zur See Manfred Hartmann measure Force South firmiert als Standing in seiner Laudatio besonders die Verinnerli- übernahm zum 1. Februar 2005 von Bri- NATO Response Force Mine Countermeasu- chung und Umsetzung des Mottos »Nicht gadegeneral Hans-Joachim Sachau das re Group 2 (SNMCMG 2). Schiffe, sondern Menschen kämpfen«. Er be- Kommando als Stellvertretender Befehls- ws tonte dabei die Wichtigkeit einer zeitgemäßen haber des WBK I Küste. und realitätsnahen Ausbildung. Riemke dank- ¢ Am 18. Januar 2005 hieß es für das Mi- te auch den Ausbildern für ihr Engagement für nenjagdboot DILLINGEN »Leinen los!« für die Flotte. Ohne Teamgeist, Durchhaltewillen einen viermonatigen Einsatz im Rahmen Synergieeffekte nutzen und einem hohen Maß an Motivation sei die des Ständigen Minenabwehrverbandes an die Besatzung gestellte Aufgabe nicht zu er- Nord der NATO (SNMCMG 1). Das Boot füllen gewesen. Die 86 Männer und Frauen nahm Kurs auf die nördliche Ostsee und Die Zusammenarbeit zwischen der deut- der OSTE hätten an einem Strang gezogen und in schottische Gewässer. Zusammen mit schen Handelsschifffahrt und der Marine hat Einheiten aus Großbritannien, den Nieder- Tradition. Aber auch diese Zusammenarbeit landen, Norwegen, Dänemark und Belgien entwickelt sich weiter: Zum ersten Mal arbei- nimmt die Dillingen an den Manövern ten seit Mitte Januar 2005 deutsche Seeschiff- Battle Griffin, Blue Game, Sandy Coast und fahrt und die Marine mit der Agentur für Ar- JMC teil. Erst Ende Juni wird das Minen- beit zusammen, um Nachwuchs für diese jagdboot wieder im Heimathafen Olpenitz besonderen Berufe zu gewinnen. zurück erwartet. »Seefahrt und mehr«: Unter diesem Namen ¢ Soldaten des 2. und 7. Schnellbootge- läuft die Kooperation von Marine, Handels- schwaders haben 3.350 Euro gespendet. schifffahrt und der Agentur für Arbeit in Flens- Davon gingen 2.000 Euro an Vertreter ei- burg an. ner Einrichtung der Evangelischen Pflege- Flottendienstboot OSTE Ziel dieser Informationstage ist, jugendli- und Fördereinrichtung »Michaelshof« in chen Berufsanfängern die Augen für dieses in- getreu dem Leitsatz »Im Ernstfall ist das Uner- Rostock-Gehlsdorf, 1.000 Euro an den Ver- teressante Berufsfeld zu öffnen. wartete das Normale« gehandelt. ein »Jugend zur See« in Warnemünde und Aus Sicht der Marine kann man hier von Der Nikolauspreis, 1982 vom Bildhauer 350 Euro an das Soldatenhilfswerk der einer fruchtbaren Zusammenarbeit spre- Hans Essen geschaffen, wurde 1983 als Wan- Bundeswehr. chen. Durch die Bemühungen, die Ausbil- derpreis vom Kommandeur der damaligen ¢ Zur Stärkung der internationalen Zusam- dung bei der Marine und die Anforderungen Technischen Marineschule, Kapitän zur See Dr. menarbeit bei der Ausbildung angehender an das zivile Schifffahrtspersonal kompatibel Ing. Joachim Rybakowski, gestiftet. Die Figur Offiziere und Veranschaulichung deutscher zu machen, besitzen Offiziere der Marine wurde nun zum 21. Mal verliehen. Die 70 cm Ausbildungsvorgänge besuchte Konterad- nach Beendigung ihrer Dienstzeit ein großes hohe Plastik aus Eichenholz stellt den Bischof miral Prof. Zygmunt Kitowski, Komman- Potenzial, das die Handelsschifffahrt nutzen Nikolaus von Myra dar. Dieser lässt nicht nur deur der polnischen Marineakademie, die kann. alljährlich im Dezember mit gefüllten Stiefeln Marineschule Mürwik in Flensburg. Die Ma- Es ist aber nicht so, dass die Marine für die Kinderherzen höher schlagen, sondern gilt da- rineschulen wollen in Zukunft noch stärker zivile Seeschifffahrt ausbilde, erklärte Walter. rüber hinaus auch als Schutzpatron der See- kooperieren. Dort war im vergangenen Vielmehr sind diese Synergieeffekte primär fahrer. So wird ihm nachgesagt, Brände an August einen Vertrag zur engeren Zusam- durch eine Angleichung der zivilen Standards Bord zu löschen, Lecks abzudichten und menarbeit bei der Offizierausbildung ge- und die Akzeptanz im Bezug auf Ausbildungs- gleichwohl Meer wie Seeleute zu beruhigen. schlossen worden. In Begleitung des Kom- nachweise der Marine zurückzuführen. Das Flottendienstboot OSTE befindet sich mandeurs der Marineschule Mürwik, Flot- Nichtsdestotrotz handelt es sich hier um eine zurzeit in der planmäßigen Werftinstandset- tillenadmiral Manfred Nielson stattete er äußerst gelungenen Zusammenarbeit, die zungsphase in Rendsburg. Sie wird nach Be- dem Stellvertretenden Befehlshaber der auch in Zukunft so fortgesetzt werden soll. endigung der Arbeiten im Frühjahr 2005 der Flotte, Konteradmiral Gottfried Hoch, ei- Man war allgemein zuversichtlich, dass die Flotte für Operationen in der mittleren Ostsee nen Besuch ab und erhielt Einblicke in das Ziele erreicht werden können. und im Mittelmeer zur Verfügung stehen. Flottenkommando in Glücksburg. pizm/ws ws

MARINEFORUM 3-2005 49 Schifffahrt · Schiffbau · Technologie

Welthandelsflotte Längere Charterverträge Seehafen Kiel – Weniger weiter gewachsen in Containerfahrt Fracht, mehr Passagiere

Die Tonnage der Welthandelsflotte ist nach Nicht nur die Raten, sondern auch die Lauf- Im vergangenen Jahr wurden an den Anla- Angaben des Bremer Instituts für Seeverkehr zeiten der Containerschiffs-Zeitchartern sind gen des Kieler Hafens insgesamt 4,65 Mio. t und Logistik (ISL) von Mitte 2003 bis Mitte im Vorjahr deutlich geklettert. Wie die Londo- Güter umgeschlagen. Nach 4,94 Mio. t im 2004 um 3,4 Prozent auf 863 Mio. tdw ge- ner Schiffsmaklerfirma Braemar Container Jahr davor bedeutet dies einen Rückgang von wachsen. Neubauzugängen von 55,4 Mio. Shipping & Chartering in ihrem aktuellen 5,9 Prozent oder rund 291.000 t. Nach Anga- tdw standen Abbrüche von 27 Mio. tdw ge- Quartalsbericht festhält, fanden die Schiffe in ben der Geschäftsführung der Seehafen Kiel genüber. Im Berichtszeitraum nahm die Con- der Regel durchgehend Beschäftigung für drei GmbH & Co. KG hat der Hafen stark unter tainerschiffstonnage um 6,2 Mio. tdw zu und bis fünf Jahre. Früher seien die Verträge selbst den Folgen der Cellpap-Insolvenz gelitten. In erhöhte ihren Anteil an der Gesamtflotte von in Boomzeiten nicht über zwölf bis 24 Mona- den ersten Monaten des Jahres 2004 habe 10,5 auf 10,9 Prozent. Der Anteil der konven- te hinausgegangen. Die Reeder verlangen ge- nur sehr wenig Umschlag in den großen La- tionellen Stückgutfrachter reduzierte sich von rade in Zeiten hoher Raten längere Laufzei- gerhallen des Ostuferhafens stattgefunden, 11,5 auf 11 Prozent. Die Öltankertonnage ver- ten, um sich die starken Erträge möglichst hieß es, und das Nachfolgeunternehmen größerte sich um 9,4 Mio. tdw und stellt mit lange zu sichern. Um 69 Prozent seien die konnte bisher nicht an das Umschlagvolumen 37,8 Prozent unverändert den größten Tonna- Charterraten im vergangenen Jahr gestiegen. aus Cellpap-Zeiten anknüpfen. Ladungsrück- geanteil. 42 Prozent der Massengutfrachter Selbst im vierten Quartal, in dem sich der gänge habe es auch infolge des harten Preis- sind über 15 Jahre alt, während diese Alters- Markt normalerweise abkühlt, erhöhten sie kampfes im Fährverkehr zwischen Deutsch- gruppe bei den Containerschiffen nur einen sich laut Braemar noch um zwölf Prozent. Anteil von 21 Prozent hat. Unverändert blieb HJW die Reihenfolge der Flaggenstaaten, bei denen Panama mit einem Anteil von 21,8 Prozent (Vorjahr 22,5 Prozent) vor Liberia mit 9,6 Pro- Aufkommen Nord-Ostsee- zent (Vorjahr 9,3 Prozent) und Griechenland mit 6,4 Prozent (Vorjahr 6,2 Prozent) und den Kanal weiter gewachsen Bahamas mit 5,3 Prozent die Spitzenposition behauptet. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal ist das Ver- HJW kehrsaufkommen im vergangenen Jahr wei- ter gestiegen. Nach einer vorläufigen Bilanz der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord (WSD/Kiel) haben 2004 rund 41.000 Schiffe Luftaufnahme des Kieler Stadthafens diese Wasserstraße zwischen Nord- und Ost- Containerumschlag (Foto: Stadt Kiel) see befahren. Dies ist ein Anstieg gegenüber boomt ungebrochen dem Vorjahr um 3,8 Prozent. Parallel zu der land und Südschweden gegeben und Zunahme der Schiffszahl hat auch das La- unerwartet sei Kiel darüber hinaus von ver- Bei Seegüterumschlag im Hamburger Ha- dungsaufkommen von 72 Mio. Tonnen auf 80 änderten Rahmenbedingungen nach dem fen wurde im vergangenen Jahr mit 114,5Mio. t Mio. Tonen zugenommen. In Spitzenzeiten EU-Beitritt Polens und der Baltischen Staaten ein neues Rekordergebnis erzielt. Und zum während der 60er Jahre haben rund 60.000 betroffen. Etliche Lkw-Verkehre seien auf den fünften Mal in Folge ist im vergangenen Jahr Schiffe jährlich die am stärksten frequentier- Landweg abgewandert. der Containerumschlag zweistellig gewach- te Wasserstraße der Welt passiert. Bis Ende Im Passagierverkehr konnte Kiel jedoch mit sen. Insgesamt 7.003.479 TEU und damit der 90er Jahre hat der Kanal dann an Attrak- über 1,3 Mio. Reisenden einen Zuwachs von 14,1 Prozent mehr als im Vorjahr gingen über tivität verloren, bis mit den politischen Verän- 1,4 Prozent erreichen. Ein zusätzlicher Wachs- die Kaikanten. derungen im Baltikum und in Russland wie- tumsschub sowohl im Güter- als auch im Pas- Mit über 800.000 TEU mehr als im Vorjahr der ein Aufschwung einsetzte. Sowohl die sagierverkehr wird von der neuen 74.500- erzielte auch das Eurogate-Netzwerk ein neu- Schiffszahl als auch die Ladungskapazität sind BRZ-Fähre COLOR FANTASY erwartet. Neben es Spitzenergebnis. Europaweit hat diese seitdem kontinuierlich gewachsen. den großen Passagierfähren bestimmte im Containerterminal-Betreibergruppe mit Mit dem anhaltenden Verkehrswachstum Sommer eine wachsende Zahl von Kreuz- 11.530.204 TEU eine Steigerung von 7,5 Pro- auf der knapp 100 Kilometer langen Kanal- fahrtschiffen das Bild des Kieler Hafens. So zent erreicht. Der wachstumsstärkste der strecke wächst auch die Bedeutung der Ka- wurden in der vergangenen Saison 95 Anläu- Gruppe ist nach Unternehmensangaben der nalerweiterung. Ein knapp 15 Kilometer lan- fe von Kreuzfahrtschiffen gezählt. Über Terminal in Hamburg. Der Umschlag dort ist ger Streckenabschnitt kurz vor Kiel ist seit 1914 128.000 Passagiere gingen von oder an Bord um 11,1 Prozent auf 2.273.722 TEU gestiegen. nicht mehr erweitert worden und zum Nadel- der Schiffe – die mit Abstand bisher höchste Der Containerhafen Bremerhaven ist mit öhr für große Frachter und Passagierschiffe Zahl in der kurzen Kreuzfahrtgeschichte des 3.447.668 TEU und einer Steigerung gegen- geworden. Nach Schätzungen der WSD ist Hafens. Für die kommende Saison liegen der- über dem Vorjahr von 8,9 Prozent in Bezug mit einer Erweiterung aber nicht vor 2009 zu zeit 93 Anmeldungen vor. Damit Kiel den auf Menge und Fläche der größte der Grup- rechnen. Drei Erweiterungsvarianten sind in- Schiffen auch künftig eine entsprechende In- pe. Die zu dieser Gruppe gehörenden italieni- zwischen untersucht worden. Alle seien wirt- frastruktur bieten kann, wird der heutige Ost- schen Containerterminals konnten ihren Um- schaftlich, hieß es. Doch bevor die Umwelt- seekai ab September zum »Cruise & Ferry schlag um 6,5 Prozent auf 5.572.021 TEU verträglichkeit nicht vorliegt, will sich das für Center« ausgebaut, um über einen Terminal steigern. Der ebenfalls zur Gruppe gehören- den Kanal zuständige Bundesverkehrsminis- für Großkreuzfahrtschiffe zu verfügen. Wenn de portugiesische LISCONT-Terminal ver- terium nicht zum Thema Ausbau äußern. Die die Arbeiten im April 2007 abgeschlossen zeichnete einen Umschlag von 236.793 TEU Kosten werden mit 50 bis 150 Mio. Euro ver- sind, können dort Schiffe mit über 300 m Län- gegenüber 279.017 TEU im Vorjahr. anschlagt. ge und 9,50 m Tiefgang abgefertigt werden. HJW HJW HJW

MARINEFORUM 3-2005 50 Schifffahrt · Schiffbau · Technologie

Finnland verstärkt Ostseeüberwachung Lomé plant

Der steigende Schiffsverkehr vor den finni- te der Finnischen und Bottnischen Meerbu- Containerterminal schen Küsten, insbesondere von den russi- sen, also bis dorthin, wo die russische bzw. schen Ölhäfen St. Petersburg, Visotsk und Pri- schwedische Zone beginnt. Die Rechtsgrund- CMA CGM »The French Line«, fünftgrößte morsk, hat seit mehreren Jahren die finnische lage für diesen Beschluss liefert die Interna- Containerlinien-Schifffahrtsgruppe der Welt, Öffentlichkeit und die zuständigen Umwelt- tionale Meereskonvention. Bereits mehr als und die spanische Progosa-Gruppe wollen in behörden in steigendem Masse beunruhigt. 100 Länder haben auf dieser Grundlage ihre dem togolesischen Hafen Lomè einen Con- Jährlich werden gegenwärtig etwa 50 Millio- Hoheit über Seegebiete ausgedehnt. Doch tainerterminal mit einer 400 m langen Pier er- nen Tonnen Rohöl durch den Finnischen und nur wenige haben auch die Bekämpfung von richten und ihn über die als Joint Venture mit Bottnischen Meerbusen transportiert, und die Umweltverschmutzung in die Hoheitsaus- jeweils 50-prozentiger Beteiligung gegründe- Tendenz ist steigend. In den 90er Jahren stieg dehnung eingeschlossen, auch nicht Schwe- te Société Investissement de Terminal à Con- die Anzahl der beobachteten Ölaustritte aus den, das seine Zone im Vorjahr ausdehnte. teneurs (SITC) auch gemeinsam betreiben. Schiffen, entweder durch Unglücke oder Das finnische Gesetz erlaubt es, Schiffe für Baubeginn war Anfang dieses Jahres. durch das illegale Auslassen von Bilgenwas- das Auslassen von Öl u.a. Chemikalien mit HJW ser, in diesen Gewässern. Eine administrative Strafen zu belegen, sofern Schäden verur- Gebühr erwies sich als wirkungsvolle Maß- sacht wurden oder zu befürchten sind. Vor- nahme gegen die meisten Umweltsünder. läufig hat man den beschwerlichen Weg ge- 30.000 Schiffsoffiziere Seit dem Jahr 2000 wird eine Zwangsgebühr wählt, dass solche Straffen durch die Gerichte in allen finnischen Häfen erhoben für die Ent- ausgesprochen werden, doch eine Gesetzes- fehlen sorgung von Altöl. Diese Gebühr ist Teil der ergänzung ist auf dem Weg, dass die Behör- allgemeinen Hafengebühren und wird erho- den Strafen auch sofort nach dem Entdecken Die Schifffahrt boomt. Gleichzeitig jedoch ben, ungeachtet, ob das jeweilige Schiff Altöl auf dem Verwaltungsweg ausschreiben kön- stellt die EU-Kommission fest, dass weltweit entsorgen will oder nicht. Dies führte zu ei- nen. Technisch ist die Identifizierung des Ver- an Bord etwa 30.000 Stellen nicht mit Schiffs- ner Reduzierung der durch Flugzeuge beob- ursachers der Verschmutzung kein Problem offizieren besetzt werden können, weil das achteten Ölaustritte von 448 Fällen 1999 auf mehr, da jede Öl- oder Chemikalienladung ei- Personal fehlt. Ohne qualifizierte Schiffsoffi- nur 40 im Vorjahr. ne spezifische Zusammensetzung hat, die mit ziere sei der Betrieb technologisch hoch ent- Doch diese Maßnahme wirkte nur gegen DNA-Profilen verglichen werden können. Die wickelter Schiffe jedoch auf Dauer nicht mög- Schiffe, die finnische Häfen anlaufen wollten, Untersuchungen können dank moderner lich. Mit Sorge verfolgt auch der Deutsche während der russische Öltransport davon Computertechnik relativ rasch durchgeführt Nautische Verein (DNV) den seit Jahren zu- nicht betroffen wurde. Deshalb beschloss das werden und nähern sich hundertprozentiger nehmenden Rückgang der Verweildauer von finnische Parlament die Ausdehnung der fin- Zuverlässigkeit. deutschen Schiffsoffizieren in der aktiven See- nischen »Ökonomischen Zone« bis in die Mit- Andreas Knudsen fahrt, die heute nur noch durchschnittlich knapp 4,8 Jahre beträgt. Zur Sicherung der Zu- kunft einer gesunden Seeverkehrswirtschaft müssten die attraktiven Berufsperspektiven Hapag-Lloyd Shenzhen rückt im für interessierte junge Menschen deutlicher auf Expansion Containerumschlag auf dargestellt und vertreten werden. Trotz einer beachtlichen Steigerung von 36 Prozent der Hapag-Lloyd hat bei der koreanischen Werft Mit einem Zuwachs beim Containerum- deutschen Reedereien bei den Ausbildungen Hyundai Heavy Industries drei 8.600-TEU- schlag von 28 Prozent im Jahr 2004 hat der müssen nach Meinung des DNV die Anstren- Containerschiffe bestellt. Das erste Schiff der chinesische Hafen Shenzhen eindrucksvoll gungen für die Ausbildungsverträge verstärkt Serie soll Ende 2007 abgeliefert werden, die seine vierte Position in der Rangliste der und Maßnahmen zur Steigerung der Berufs- anderen beiden im Jahr 2008. Die 335 m lan- umschlagstärksten Containerhäfen der Welt zufriedenheit bei den Seeleuten ergriffen wer- gen und 43 m breiten Neubauten haben eine unterstrichen und damit gleichzeitig deut- den. Tragfähigkeit von mehr als 100.000 Tonnen. lich gemacht, welche Konkurrenz der Hafen HJW Die neuen Schiffe sind nicht nur größer als die für das benachbarte Hongkong darstellt. HAMBURG EXPRESS-Klasse, bei ihnen werden Das Wachstum in Shenzhen übertrifft den auch die Emissionen durch den Einsatz mo- vom Wettbewerber Schanghai verkündeten Schleppreedereien derner, umweltschonender Antriebstechnolo- Zuwachs (Gesamtumschlag 14,55 Mio. TEU). gie nochmals reduziert. Das Herzstück der Hongkong bleibt zwar mit über 20 Mio. TEU gründen Ausbildungs- Neubauten sind MAN B&W-Dieselmotoren noch mit an der Weltspitze, verliert aber gemeinschaft mit einer Leistung von 68.640 kW. Damit er- derzeit permanent an das nahe gelegene reichen die Schiffe eine Geschwindigkeit von Shenzhen, das seine Dienstleistungen güns- 25,2 Knoten. Eingesetzt werden die Neubau- tiger anbietet. So kostet die Abfertigung ei- Mit der kürzlich in Bremen erfolgten Unter- ten voraussichtlich im Fernostverkehr. nes 40-ft-Containers in Hongkong rund 300 zeichnung eines Kooperationsvertrages ha- Hapag-Lloyd plant, die eigene Flotte bis USD mehr als in Shenzhen. Die Umschlag- ben sich fünf Schleppreedereien zu einer Aus- 2008 von heute 51 um zehn Einheiten auf 61 leistung in Shenzhen betrug offiziellen An- bildungsgemeinschaft Schiffe zu vergrößern. Vier Schiffe werden gaben zufolge im vergangenen Jahr 13,66 zusammengeschlossen. Es handelt sich um 2005 abgeliefert, ein Neubau 2006, drei wei- Mio. TEU. Es wird erwartet, dass das Wachs- die Firmen Bugsier (Hamburg/Bremerhaven), tere sollen 2007 sowie zwei in 2008 zulaufen. tum sich im laufenden Jahr auf etwa zehn Wessels (Emden), Fairplay (Hamburg/Ros- Hapag-Lloyd konnte in 2004 im Containerauf- bis 14 Prozent abflaut. In Shenzhen stehen tock), Petersen & Alpers (Hamburg) und Un- kommen erneut zweistellig zulegen und ist da- 18 Containerschiffs-Liegeplätze zur Verfü- terweser Reederei (Bremen). Die Ausbil- mit schneller als der Markt gewachsen. Insge- gung, zwei weitere kommen in diesem Jahr dungsgemeinschaft will künftig jedes Jahr samt wurden etwa 2,4 Mio. TEU transportiert. dazu. zehn Schiffsmechaniker-Azubis einstellen. HJW HJW Durch die enge Zusammenarbeit können die

MARINEFORUM 3-2005 51 Schifffahrt · Schiffbau · Technologie

Schleppreedereien besonders fundiert ausbil- fenschleppern ihrer Reedereien. Entwickelt ThyssenKrupp Marine den. wurde dieses Ausbildungskonzept von Kapi- Systems Werftenverbund Im ersten Ausbildungsjahr lernen die zu- tän Peter Ebert, Manager bei Bugsier in Ham- künftigen Schiffsmechaniker gemeinsam auf burg und ehemaliger OCEANIC-Kapitän. Wich- nimmt Arbeit auf dem von der Bundesregierung für Not- tig ist es, dass die Auszubildenden als schleppaufgaben gecharterten Schlepper zusätzliche Besatzungsmitglieder auf ihrem Am 5. Januar ist der Zusammenschluss der OCEANIC unter Anleitung eines Ausbildungs- Ausbildungsschiff fahren und nicht, wie auf Werftengruppen von ThyssenKrupp und offiziers. Anschließend vertiefen sie ihre anderen Schiffen, erfahrene Seeleute erset- HDW offiziell vollzogen worden. Damit kann Kenntnisse zwei Jahre auf den See- und Ha- zen müssen. HJW die neue Führungsgesellschaft ThyssenKrupp Marine Systems ihre Arbeit aufnehmen. Sitz der Gesellschaft ist Hamburg. ThyssenKrupp Auftrag über ein neuartiges Ausbildungsschiff Marine Systems umfasst als wesentliche Be- teiligungen Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (Kiel), HDW-Nobiskrug GmbH (Rends- Von der Bremer Reedereigruppe Harren & kaum etwas dagegen haben, wenn das Schiff burg), Blohm + Voss GmbH und Blohm + Partner hat die Fassmer Werft in Berne/Mot- zu den schönsten Plätzen dieser Welt fährt Voss Repair GmbH (Hamburg), Nordseewer- zen im November vergangenen Jahres den und die Fahrgäste haben sicherlich keinerlei ke GmbH (Emden), sowie Kockums AB Auftrag zur Entwicklung und Konstruktion so- Einwände gegen zusätzliche Bootsmanöver, (Schweden) und Hellenic Shipyards S.A. (Grie- wie zum Bau eines 48 Meter langen Ausbil- Feuerlöschübungen und sonstige zur Ausbil- chenland). Das Umsatzvolumen von Thyssen- dungsschiffes erhalten. Bei Harren & Partner dung gehörende Aktivitäten. Hinzu kommt, Krupp Marine Systems beläuft sich auf ca. 2,2 handelt es sich um ein sehr expansives Un- dass sich insgesamt 18 Besatzungsmitglie- Mrd. Euro p.a. Beschäftigt werden derzeit ternehmen. der – sechs noch 9.300 Mitarbeiter. Den Vorsitz der neu- Noch 1993 hatte Mann Stamm- en Gesellschaft hat planmäßig Dr. Klaus Borg- dessen Flotte erst personal und schulte übernommen. Ulrich Ziolkowski ist für aus drei Küsten- zwölf Auszubil- die Finanzen verantwortlich, das Ressort Per- motorschiffen dende – um das sonal wird von Reinhard Kuhlmann geleitet. bestanden, heu- Wohl der zwölf Weiterhin sich die Vorstandssprecher der Divi- te werden 38 Passagiere be- sionen, Walter Freitag für die »Unterwasser« Schiffe in vier ver- mühen werden. und Gerhard Kempf für die Division »Über- schiedenen Be- Seitenansicht des Ausbildungsschiffes Die Konstruk- wasser« in dem Führungsgremium vertreten. schäftigungsseg- (Grafik: Fassmer Werft) tion und der Bau ThyssenKrupp Marine Systems konzentriert menten weltweit des über alles sich auf vier Produktbereiche: U-Boote, Über- eingesetzt. Obwohl bereits seit Jahren sowohl 48,00 Meter, 10,40 Meter breiten und wasser-Marineschiffe, zivile Schiffe und Repa- an Land als auch auf den Schiffen erfolgreich 4,40 Meter tief gehenden Ausbildungsschiffes ratur unter Beibehaltung der bisherigen Pro- Ausbildung betrieben worden ist, sollen die- erfolgt nach den Vorschriften und unter Auf- duktionsstandorte. Die Standorte Hamburg, se Maßnahmen nunmehr noch verstärkt wer- sicht des Germanischen Lloyd (GL). Um auch Emden und Kiel werden jeweils zu Kompe- den, da zurzeit weitere dreizehn hochwertige Reisen in die nördlichsten Regionen durchfüh- tenzzentren entwickelt mit klar definierter Schiffe im Bau sind und sich zusätzlich neue ren zu können, erhält das Schiff die Eisklasse E3 Produktverantwortung. Erklärtes Ziel der Or- Projekte in der Planung befinden. des GL. Der Antrieb erfolgt über einen 1.520 kW ganisation ist es, schnell und flexibel auf Vor diesem Hintergrund ist die Idee entstan- leistenden MaK-Dieselmotor. Darüber hinaus Marktbedürfnisse reagieren zu können. den, ein Schiff zu konstruieren, auf dem wird ein Wellengenerator mit einer Leistung HJW Köche, Stewards, Schiffsmechaniker und Ka- von 400 kW installiert. Die Geschwindigkeit detten für Brücke und Maschine unter realis- wird mit 13,20 Knoten angegeben, der Fahrbe- tischen Bedingungen ausgebildet werden reich mit 5.000 Seemeilen. Alternative Antriebs- Containerschiffs-Neu- können. Gleichzeitig soll das Schiff bis zu konfigurationen wären noch denkbar. Eine zwölf Passagieren Platz bieten, die damit hochwertige Klimaanlage, ein Anti-Rollsystem bauten auf Rekordhöhe auch einen Kostenbeitrag für den Betrieb des sowie großzügige Freizeitbereiche im Außenbe- Ausbildungsschiffes leisten. Die Interessen reich und im Schiff sorgen für den notwendi- Nach den nochmals hohen Investitionen der Fahrgäste und der Auszubildenden lassen gen Komfort an Bord. Die Ablieferung des der Reedereien in neue Tonnage hat der Auf- sich nach Ansicht der Reederei gut miteinan- Schiffes ist für den Herbst 2006 vorgesehen. tragsbestand für Containerschiffe Ende der vereinbaren: Die Auszubildenden werden HJW vergangenen Jahres eine neue Rekordhöhe erreicht. Nach Angaben der britischen Mak- lerfirma Clarksons waren Schiffe mit einer Be- hälterkapazität von zusammen 3,6 Mio. TEU IZAR – EU mit Rettung einverstanden bestellt – das entsprach 51 Prozent der exis- tierenden Flotte. Nach Aussage der Experten Die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Izar-Aktivitäten Militäraufträge seien. Für den reichen die Ablieferungstermine bis in das Kroes hat sich mit dem Rettungsplan für den militärischen Teil von Industrieunternehmen Jahr 2008 hinein. Sollte die Verkehrsnachfra- angeschlagenen spanischen Werftenkonzern ist die Kommission laut EU-Recht wettbe- ge weiter so stark wachsen wie in den Vorjah- Izar einverstanden erklärt. Sie hat der spani- werbsrechtlich nicht zuständig, dieser Bereich ren, werde die zusätzliche Tonnage nicht zu schen Regierung schriftlich mitgeteilt, dass werde auf nationaler Ebene überwacht, heißt einer Schieflage am Markt führen. Im laufen- das Vorhaben mit den Wettbewerbsregeln es. Der bislang rentable Bereich von Izar soll den Jahr wird die Transportnachfrage nach der EU vereinbar sei und nicht die freie Kon- nach früheren Angaben unter dem Namen Einschätzung von Clarkson mit 10,4 Prozent kurrenz in Europa behindere. Izar New weiter vom Staat kontrolliert, die abermals stärker zulegen als das Tonnagean- Wie es heißt, müsse Madrid nun nur noch Verlust machende zivile Sparte dagegen ver- gebot der Linienreeder, das mit 9,9 Prozent förmlich bestätigen, dass der Hauptanteil der kauft und privatisiert werden. HJW prognostiziert wird. HJW

MARINEFORUM 3-2005 52 Schifffahrt · Schiffbau · Technologie

THE CAT Militärtransporte auf Neue Schnellfähre in der Karibik der Estonia bestätigt

Zwischen den Karibikinseln Trinidad und sammenstellung bis zu 260 Personenwagen, Eine von Schwedens Regierung angeordne- Tobago wurde Anfang des Jahres mit der Busse oder Lkws sowie 900 Personen mitge- te Untersuchung hat militärische Geheim- Hochgeschwindigkeitsfähre THE CAT eine nommen werden. Vier Caterpillar Schiffsdie- transporte auf der im September 1994 gesun- neue Fährverbindung eröffnet. Bei diesem sel mit einer Gesamtleistung von 28,3 MW kenen Ostseefähre bestätigt. Wie der mit den Schiff handelt es sich um einen Wave Pier- ermöglichen eine Reisegeschwindigkeit von Ermittlungen beauftragte Richter Johan cing Catamaran, der bei der australischen bis zu 40 kn. Der Vortrieb erfolgt über vier Hirschfeldt in Stockholm mitteilte, habe es Werft International Catamarans (INCAT) in Water-Jet-Anlagen. sich bei den Transporten kurz vor der Kata- Hobart gebaut wurde. Eigner ist die Reederei Auf Grund der hohen Zuladungsfähigkeit strophe, bei der 852 Menschen ums Leben Bay Ferries of Canada. Die 85 sm lange Stre- und der großen Geschwindigkeit ist dieser kamen, nicht um explosives Material gehan- Katamarantyp auch in den Blick- delt. Die Transporte waren erst im vergange- punkt einer militärischen Verwen- nen Jahr vom TV-Sender SVT aufgedeckt wor- dung geraten. Im Mai 1999 charter- den. Was den Untergang der Fähre betrifft, so te die australische Marine ein sind bis jetzt immer noch viele Fakten im Dun- solches Schiff für zwei Jahre und keln geblieben, was nach wie vor Stoff für vie- stellte es unter dem Namen HMAS lerlei Spekulationen gibt. JERVIS BAY in Dienst. Für den militä- HJW rischen Einsatz waren nur geringfü- gige schiffbauliche Änderungen not- Viel Geld für wendig. Angesichts der mit der JERVIS BAY gemachten positiven Er- Nordsee-Projekte fahrungen waren auch die amerika- nischen Streitkräfte sehr schnell an Mehr als 7 Mrd. USD will der britische BP- diesem bis dahin innovativen Trans- Konzern in den kommenden vier Jahren in die portmittel interessiert. Nach Auslau- Ausbeutung von Öl- und Gasfeldern in der fen der Charter übernahm die US Nordsee stecken. Bereits im laufenden Jahr Navy das Schiff als JOINT VENTURE sollen 2 Mrd. USD in das Rhum-Feld fließen, (HSV-X1, High Speed Vessel Experi- das die größten bisher noch nicht angetaste- Die aus Aluminium gefertigte THE CAT (Foto: INCAT) mental One) und stellte zudem im ten Gasreserven im britischen Nordseesektor Sommer 2003 eine zweite Einheit enthält. Die Förderung soll noch in diesem cke zwischen den Anlaufhäfen Port of Spain SWIFT (HSV 2) in Dienst. Das amerikanische Jahr beginnen, teilte BP in London mit. und Scarborough wird täglich zweimal be- Heer betreibt die SPEARHEAD (TSV-1X, Thea- HJW dient. Für eine Überfahrt benötigt die THE ter Support Vessel One Experimental) und CAT nur 2,5 Stunden. THE CAT ist aus Ge- das US Marine Corps erprobt die WESTPAC EX- Ölreserven gestiegen wichtsgründen ganz aus Aluminium gebaut, PRESS (TSV 101). Im militärischen Einsatz kön- hat eine Länge von 98 m und eine Breite von nen ca. 500 Soldaten mit ihrer Ausrüstung und 26,6 m. Der Tiefgang beträgt 3,4 m. An Zula- ihrem schweren Gerät transportiert werden. Die wirtschaftlich förderbaren Welt-Ölreser- dung können in Abhängigkeit von der Zu- Hans Karr ven sind im vergangenen Jahr erneut gestie- gen. Sie erhöhten sich nach Angaben des Hamburger Energie-Informationsdienstes Pipeline auf Mittelplate Stahlmangel bereitet EID um ein Prozent auf 173,3 Mrd. Tonnen. im Bau Sorgen Maßgeblich für den Anstieg sind vor allem hö- here Reserven in Afrika, wo Nigeria und Liby- In Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) lau- Trotz der starken Schiffbaukonjunktur sind en ihre Angaben deutlich heraufsetzten. Die fen die Vorbereitungen für die Pipeline-Anbin- die Aussichten für die Schiffbaubranche unge- Ölreserven geben Auskunft darüber, wie viel dung von Deutschlands größtem Erdölfeld wiss. Viele Betriebe weltweit hätten erhebliche Öl zu heutigen Preisen und mit heutiger Tech- »Mittelplate« auf Hochtouren. Techniker ver- Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Stahl nik wirtschaftlich förderbar ist. binden in Schweißcontainern 18 m lange Edel- für Neubauaufträge, die sie angenommen hät- HJW stahlröhren zu bis zu 1,4 km langen Leitungs- ten, das teilte das schwedische Schifffahrtsfor- sektionen. Die fertigen Rohre werden ab 1. schungsinstitut SAI 8 (Institut of Shipping Ana- DGzRS – Arbeitsreiches März mit Seilzügen über den Deich ins Wat- lysis) mit. Wegen der hohen Nachfrage in China tenmeer gezogen und dort in bis zu 20 m Tie- sind die Märkte derzeit leer gefegt. Als Folge sei- Jahr 2004 fe verlegt. Bis Ende Mai sollen rund zwei Drit- en die Preise für Schiffbaustahl im vergangenen tel der siebeneinhalb Kilometer langen Strecke Jahr um 40 Prozent und mehr gestiegen. Da- Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiff- zur Bohr- und Förderinsel verlegt sein, und bis rüber hinaus beeinträchtigt der schwache US- brüchiger (DGzRS) hat im vergangenen Jahr Mitte Juli sollen auch die restlichen Verlegear- Dollar die Margen der Schiffbauer. Die meisten rund 1.000 Menschen aus Seenot und Gefah- beiten in der Nationalparkzone 1 abgeschlos- lokalen Währungen konnten im Vorjahr gegen- rensituationen befreit. Wie die Gesellschaft mit- sen sein. Die Pipeline soll nicht nur den Schiffs- über der US-Währung zulegen. Da die Betriebe teilte, hätten die DGzRS-Boote etwa 2.500 Ein- transport ersetzen, sondern auch höhere aber den Großteil ihrer Vorprodukte in der har- sätze gefahren. Nach vorläufigen Zahlen gebe Produktionsmengen besser abfließen lassen, ten »Währung« vor Ort beschaffen müssten, der es keine wesentlichen Abweichungen vom Vor- um die gesamte Förderzeit zu verkürzen. Auf Endpreis mit den Kunden aber auf Basis US- jahr. Es sei ein normales, arbeitsreiches Jahr ge- mehr als 35 Mio. t Erdöl werden die Reserven Dollar vereinbart worden sei, fielen die Gewin- wesen, aber glücklicher Weise habe es keine in der Lagerstätte veranschlagt. HJW ne niedriger als erwartet aus. HJW spektakulären Seeunfälle gegeben. HJW

MARINEFORUM 3-2005 53 Schifffahrt · Schiffbau · Technologie

Tutanchamun – Das goldene Jenseits Riesentintenfisch erst- mals in Deutschland Die faszinierenden Schätze aus der Grab- Gold galt im alten Ägypten als Farbe der kammer des legendären Pharaos Tutancha- unvergänglichen Sonne und war damit ein Seit Jahrhunderten geistern geheimnisvolle mun zählen zu dem größten kulturhistorischen Symbol für die Wiedergeburt im Jenseits. Der Riesenkalmare durch Mythen und Seefahrerge- Erbe der Welt. Nach über 20 Jahren sind sie Untertitel der Ausstellung: »Das Goldene Jen- schichten. Nun ist erstmals in Deutschland ein erstmals wieder in Europa zu Gast. Noch bis seits« spielt auf die religiöse Bedeutung der zum 1. Mai 2005 präsentiert die Bundeskunst- goldenen oder vergoldeten Grabschätze an, halle 50 der bedeutendsten Kunstwerke aus die zwischen 3.300 und 3.500 Jahre alt sind. dem Grab des Tutanchamun. Außerdem zeigt Eine farbige Rekonstruktion der Grabkam- die Ausstellung 70 weitere Funde aus dem Tal mer, deren sensationeller Fund durch Ho- ward Carter im November 1922 die Welt bewegte, vertieft den Einblick in das goldene Jenseits der Pha- raonen. Zahlreiche Schiffs- Präsentation des Tieres im 6 m langen modelle und –darstellungen Gefäß (Foto: Arne Nies) fanden sich im Grabschatz des Pharaos Tutanchamun, Architeuthis-Riesenkalmar zu sehen. Im Deut- die in zwei Gruppen einge- schen Meeresmuseum in Stralsund wird das Tier teilt werden können: solche in seinem mehrere Meter langen, gläsernen Aus- mit kultischem Charakter für stellungsbehälter der Öffentlichkeit vorgestellt. die Reise durch die Unter- Eine zugeordnete neue Ausstellungseinheit welt und solche, die als Rei- »Riesenkalmare – Giganten der Tiefsee« gibt Ein- se- oder Transportschiffe blicke in die geheimnisvolle Welt der Riesenkal- Das Bild gibt einen Einblick in einen Teil der Ausstellung benutzt wurden, wie sie im mare. In Zukunft soll das Tier in der Ausstellung (Foto: Bundeskunsthalle) Alltag üblich waren. Schiffs- »Riesen des Meeres« im Neubau des OZEA- der Könige aus königlichen und privaten Grä- modelle gehörten zur »Standardausrüstung« NEUM´s auf der Stralsunder Hafeninsel gezeigt bern der 18. Dynastie, die vom 15.–14. Jahrhun- der Königsgräber. werden. Nur etwa 20 Museen auf der Welt zei- dert v. Chr. das Reich am Nil beherrschte. Hfm gen Riesenkalmare. hfm

Marinerundschau in der Fachpresse

»Strategie und Technik«, ehemals C.H. Goddard/C.B. Markus: DD(X) Na- ginn bis heute. Der Konflikt zeigt deutlich, dass »Soldat und Technik« vigates Uncharted Waters, Proceedings, die US-Truppen ihre volle Kampfstärke im kon- Die über einen Zeitraum von 47 Jahren er- Januar 2005, P. 30-33. ventionellen Konflikt entwickeln können. Ste- schienene und gut eingeführte Fachzeit- Das DD(X)-Programm wird der US-Navy ei- hen sie erst einmal im Land und müssen Po- schrift »Soldat und Technik« erscheint ab die- nen Technologiesprung bescheren, der ver- sitionen halten sowie nebenbei auch noch ser Ausgabe unter neuem Namen. Der neue gleichbar ist mit der Einführung etwa des zivile Sicherungsaufgaben übernehmen, wer- Titel »Strategie und Technik« reflektiert die nuklearen Antriebs oder des integrierten Ge- den sie naturgemäß angreifbar durch nichtmi- Änderungen in der inhaltlichen Ausrichtung fechtsführungssystems der Aegis-Kreuzer. litärische Gegner. Im Häuserkampf zeigen sich der auch künftig monatlich erscheinenden Vollelektrischer Antrieb, voll integrierte Elek- Schwächen in Ausbildung und Ausrüstung, Fachzeitschrift. Wo bis etwa 1990 taktische tronik und neue weit reichende Rohrwaffen- der Verlust der Initiative zeitigt daneben noch und technische Aspekte der Technikverwen- systeme zur Landzielbekämpfung werden zu nachteilige psychologische Wirkungen. Der dung im Einsatz im Vordergrund standen, einer Steigerung der Seeausdauer, der Leis- Kampf um Falludschah wirft noch eine weite- werden schon seit einigen Jahren verstärkt tungs- und Überlebensfähigkeit bei gleichzei- re Frage auf. Dort standen den Soldaten rela- die Beziehungen zwischen strategischen tiger Reduzierung der Besatzungen führen. tiv unorganisierte und unzureichend ausge- Rahmenbedingungen, Einsatzformen und Bei einer Länge um etwa 180 Meter, einer rüstete Gegner gegenüber, die größtenteils technologischen Systemen in den Blick ge- Wasserverdrängung von rund 14.000 bis keinerlei Kampfausbildung erhalten hatten. nommen. 16.000 Tonnen und einer Vielzahl von Senso- Wie werden sich die US-Verbände durchset- Dieter Stockfisch, Euronaval 2004, ren und Effektoren – die den hohen Ansprü- zen, wenn ihnen gut organisierte und ausge- Strategie und Technik, Nr. 1, Januar 2005, chen zum Eigenschutz des Schiffes in den ty- bildete Milizen gegenüberstehen, wie etwa die S. 42–47. pischerweise von vielfältigen Bedrohungen Hizbollah? Welche Schlussfolgerungen müs- Mit diesem Beitrag demonstriert die Zeit- gekennzeichneten Küstengewässern gerecht sen hinsichtlich Technik, Taktik und Opferbe- schrift ihren modernen integrativen Be- werden müssen – wird das Schiff sicher auch reitschaft gezogen werden? Die US-Boden- trachtungsansatz, indem wichtige moderne ein kostenträchtiges Seekriegsmittel. trupppen griffen auf Elemente der israelischen westliche Marinesysteme, die Ende Oktober James T. Conway, Farther and Faster Taktik in den palästinensischen Gebieten der auf der Euronaval 2004 in Paris vorgestellt in Iraq, Proceedings, Januar 2005, P. letzten zehn Jahre zurück. Doch hier lässt sich wurden, in den Kontext der Littoral Warfa- 48–52; Jonathan F. Keiler, Who won nicht einfach von der israelischen Armee ler- re eingeordnet werden. In diesen Bereich the Battle of Fallujah?, Proceedings, nen. Deren Taktik in den palästinensischen Ge- gehören bevorzugt Amphibische Schiffe, Januar 2005, S. 57–61. bieten lässt sich nicht unverändert übertragen, Littoral Combattants, weit reichende Rohr- Die beiden Artikel reflektieren die Erfahrun- denn sie zielt nicht ab auf dauerhaften Gelän- waffen, Drohnen und konventionelle U- gen der amerikanischen Bodentruppen wäh- degewinn und sie beruht auf den Einsatz we- Boote. rend der Operation »Iraqi Freedom« vom Be- sentlich kleinerer Verbände. M.S.

MARINEFORUM 3-2005 54 Buchbesprechungen

Hans Krech: Neue Waffentechnologien und völkerrechtlichen Wurzeln des Streites, Wo immer die QUEEN MARY 2 vor Anker geht, für den Kampf gegen den internationa- die bis in das 18. Jahrhundert zurückreichen; wird sie bestaunt und bejubelt. len Terrorismus. Ideen, Patentanmeldun- die völkerrechtlichen Regeln, die während des Philip Plisson, Jahrgang 1947 und seit Jah- gen, Projekte eines Sicherheitsexperten, 46 Krieges zu beachten waren und leider von ren die Nummer eins auf dem Gebiet der ma- Seiten, Verlag Dr. Köster, Berlin 2004, 8,80 c, beiden Seiten missachtet wurden; die politi- ritimen Fotografie, hat die zweijährige Entste- ISBN 3-89574-531-6. schen Irrtümer, die in die Sackgasse des Krie- hungszeit der QUEEN MARY 2 vom Beginn der In diesem 15. Band der Reihe »Beiträge zur ges führten; die innenpolitischen Irrationalitä- Bauarbeiten auf der renommierten und tra- Friedensforschung und Sicherheitspolitik« ten, die der Krieg aufwühlte. »Die politisch ditionsreichen Alstom-Werft Chantiers de fasst Hans Krech verschiedene technologische Verantwortlichen« – so resümiert der Autor – l´Atlantique in Saint-Nazaire bis hin zu ihrer Vorschläge und angemeldete Patente, die teil- agierten nur noch wie die Zauberlehrlinge, die Jungfernfahrt über den Atlantik in über drei- weise bereits in früheren Veröffentlichungen Geister gerufen hatten, aber bis zum bitteren hundert faszinierenden Aufnahmen festge- enthalten sind, unter dem Aspekt ihrer Nutz- Ende nicht mehr loswerden konnten«. halten. Zusammen mit der Autorin Gwen-Ha- barkeit im Rahmen der Abwehr von Terrorge- Die Schrift liest sich spannend, fast wie ein el Denigot, freie Journalistin und Spezialistin fahren und der Bekämpfung von Terroristen Kriminalroman. Die Lektüre ist vor allem jun- für maritime Themen, dokumentiert er die an Land, zur See und in der Luft zusammen. gen Diplomaten und Angehörigen der Bun- Geburt dieses in technischer und ästhetischer Es handelt sich um futuristische, teils stationä- deswehr anzuraten, die die Stabsoffizierslauf- Hinsicht einzigartigen »Palastes der Meere«. re, größtenteils aber mobile Waffensysteme, bahn anstreben. Der Textteil des Buches gliedert sich in vier die in ihren Einsatzmöglichkeiten geschildert Sehr lesenswert sind auch die Schilderun- Kapitel: Renaissance eines goldenen Zeital- werden: stationäre Laserwaffen, persönliche gen über die schweren Menschenrechtsver- ters, der Bau in St. Nazaire, das Leben an Bord Ausrüstung von Elitesoldaten, hochgerüstete letzungen, die sich die argentinische Militärre- und Cunard – Geschichte eines Reeders. Der Stealthschnellboote und leichte Panzer- gierung zu Schulde kommen ließ, die Bogen der Darstellung spannt sich von der fahrzeuge, die eigenständig fliegend über kon- ideologischen Irrtümer, die dem in den spä- Konzeption des sowohl für den Liniendienst tinentale Distanzen verlegen können. Alle ten siebziger Jahren in Argentinien tobenden auf der Route Southampton – New York als Systeme werden in denkbare Szenarien einge- Terrorismus und der noch blutigeren Repres- auch für Kreuzfahrten in die Karibik vorgese- baut, von der Abwehr terroristischer Angriffe sion der Militärregierung zu Grunde lagen. Er henen Schiffes, über die Entwurfsphase, die über das Peace-Keeping bis zum Peace-Enfor- kommt zu dem Schluss: »Wer dem Schutz der schiffbauliche Fertigung, das Aufzeigen tech- cement durch die Vereinten Nationen. menschlichen Person einen geringeren Wert nischer Details sowie der Beschreibung von Michael Stehr gibt als seinen Gedankengebäuden, wird im- Innenausstattung und Ausrüstung bis hin zur mer wieder erleben müssen, dass diese sich Probe- und Jungfernfahrt und Reedereige- selbstständig machen und gegen die richten, schichte, wobei diese sich auf die Passagier- Paul Verbeek: Mission am Rio de la Pla- in deren Dienst sie zu stehen behaupten. Die schiffe von Cunard konzentriert. ta; Argentiniens Weg von der Militärdiktatur Idee frisst dann ihre Kinder.« Der wesentlich umfangreichere Hauptteil und dem Falkland/Malwinenkrieg in die De- Wulf D. Fischer mit seinen durchgängig farbigen und über- mokratie; Die Schrift kann über den Buch- Der Rezensent, Kapitän zur See a.D., war zurzeit des wiegend großformatigen Fotografien lehnt handel bezogen werden. ISBN 3-926446- Falklandkrieges militärpolitischer Berater von Bundesprä- sich in seiner Bildfolge an die Textkapitel an. sident Prof. Dr. Karl Carstens 90-0. Zweckmäßiger ist es, sie bei dem Der Leser erlebt die ersten Stahlzuschnitte, Institut für Iberoamerika-Kunde direkt zu den Zusammenbau der vorgefertigten bestellen. Anschrift: Alsterglacis 8, 20354 Schiffsmodule, den Innenausbau, das Schiff Hamburg, Tel.: 040/41478201; Fax 040/ Philip Plisson, QUEEN MARY 2, Die Geburt im Dock und auf See. Er sieht die QUEEN MA- 41408241. 12,00 c einer Legende, Knesebeck Verlag, München RY 2 förmlich wachsen und vor seinen Augen Der Autor hat den Falkland/Malwinenkrieg, 2004, 320 Seiten, 300 Farb-Abbildungen, quasi nochmals neu entstehen. Alle Bilder der im Jahre 1982 im Interesse der Weltöffent- 49,90 c, ISBN 3-89660-249-7 sind mit einer erläuternden Beschriftung ver- lichkeit zeitweilig den ersten Rang hatte, zu ei- Schon bevor die QUEEN MARY 2 die ersten sehen und von hervorragender Qualität. ner Studie genommen, um zu schildern, wie Passagiere beförderte, war sie eine Legende. Für den am Thema interessierten Leser ein auch an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Kein Wunder, denn sie ist nicht irgendein empfehlenswertes Buch. zwei Nationen, die zu nichts anderem »als Kreuzfahrtschiff, sondern das Schiff der Su- Hans Karr Freundschaft und guter Zusammenarbeit« be- perlative. Die QUEEN MARY 2 ist eine Gigantin rufen sind, kriegerisch aneinander geraten der Meere, die alle bisherigen Rekorde bricht. können, »wenn es an der politischen Weitsicht Mit 150.000 BRZ ist sie das größte Passagier- Gerhard Canzler: Norddeich Radio, fehlt, der es hätte gelingen können, einen sich schiff, das je gebaut wurde. Sie ist höher als 1905–1998, Verlag H. Risius KG, 26826 Wee- abzeichnenden Konflikt in die Bahnen eines die Niagarafälle und länger als der Eiffelturm ner (Ems), 2004, 184 Seiten, ca. 200 Abbil- friedlichen Kompromisses zu lenken«. Die hoch ist. Mit 870 Mio. Euro Baukosten ist sie dungen, 25 c, ISBN: 3-88761-091-1 Kosten, die beide Seiten, nämlich Großbritan- das teuerste, das modernste und luxuriöses- Norddeich-Weltmittelpunkt? Die seinerzei- nien und Argentinien, für die Irrtümer zu zah- te Passagierschiff, das jemals die Weltmeere tige Werbekarte des Telegrafenamtes Ham- len hatten, die sie in den Konflikt geraten lie- befahren hat. Auf 2.620 Passagiere kommen burg sah es so. Dr. Gerhard Canzler ist in die ßen, waren hoch: Ein argentinischer Kreuzer, 1.254 Besatzungsmitglieder. Die elektrische vergangene »Welt um Norddeich Radio« ein- zwei britische Zerstörer, zwei Fregatten, ein Anlage könnte mit ihrer Leistung von 114 MW gestiegen; er hat die Geschichte dieser welt- großer Truppen- und Materialtransporter so- mühelos eine 200.000-Einwohner-Stadt mit weit bekannten Küstenfunkstelle aufgeblät- wie ein Landungsschiff sanken auf den Boden Strom versorgen. Mit 8.000 Werken hat die tert, und Fachleuten ist diese Station fast des Südatlantiks. Die argentinische Luftwaffe QUEEN MARY 2 die größte schwimmende Bi- einhundert Jahre lang zu einem festen Begriff wurde aufgerieben. Weit mehr als 1.000 jun- bliothek der Welt. Sie hat den weitläufigsten geworden. Und jeweils am Heiligen Abend er- ge argentinische und britische Soldaten fan- Ballsaal, den üppigsten Weinkeller, eine eige- reichte sie durch den vom NDR ausgestrahl- den den Tod. ne Brauerei und ein großes Planetarium. An ten »Gruß an Bord« eine große öffentliche Der Autor lässt keine Perspektive, die zu Bord herrscht eine prunkvolle Atmosphäre, Aufmerksamkeit. dem Verständnis des Konfliktes ausgeleuchtet die an die goldenen Jahre der Atlantikpassa- Der Autor hat auf außergewöhnliche Ereig- werden musste, außer acht: die historischen gen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert. nisse geschichtlicher oder kunstgeschichtli-

MARINEFORUM 3-2005 55 Buchbesprechungen cher Art verwiesen, die fast ein halbes Jahr- gen Küstenlandschaften der Lofoten, der Ves- der Kettenschifffahrt. Er hatte klar erkannt, hundert lang dem Wirkungsbereich von terålen und des norwegischen Festlandes dass eine Revolution der bis dahin unbedeu- Norddeich Radio zuzuordnen sind. nördlich vom Polarkreis. tend gewordenen Elbschifffahrt nur mit Ein- Mit diesem Werk verfolgt Canzler das Ziel, Im Einleitungskapitel »Nordmeer-Küsten« satz moderner Technik erfolgen kann. Das aus die Geschichte der Sende- und Empfangsstel- geht er ein auf das Werden der Landschaft Frankreich stammende, in Magdeburg bereits le von der Gründung bis zum Ende ihres Wir- über drei Milliarden Jahre der Erdgeschichte, erprobte System, an einer im Fluss verlegten kens zu vermitteln. Als »Brücke zur Heimat« auf das Klima und das Wetter sowie auf die eisernen Kette spezielle Schlepper fahren zu reicht sie in bunter Folge von den ersten Pflanzen und Tiere dieser einmaligen Region. lassen, war zur damaligen Zeit wohl allein in Reichweitenversuchen über Seenotfälle, Wet- »Küsten am Polarkreis«, »Die Lofoten«, »Die der Lage, größere Ladungsmengen über wei- ter- und Sturmmeldungen, über Kriegsge- Vesterålen« und »In der Troms« sind die Fol- te Strecken zu transportieren. Bellingrath schehen und Friedenszeiten in kaum bekann- gekapitel. Dargestellt werden jeweils die Land- kommt das große Verdienst zu, durch zähe Be- te Zusammenhänge. Archivmaterial aus der schaften, die Tier- und Pflanzenwelt sowie die mühungen und Überwindung aller politischen Anfangszeit wurde ergänzend ausgewertet; Besiedlung durch den Menschen und der Le- und behördlichen Schwierigkeiten eine durch- aus späteren Jahrzehnten bedauert der Autor bensraum, den er sich eingerichtet hat. Die an- gehende Kettenschifffahrt auf 745 km Länge das leider nicht vollständige Schriftgut. schaulich und informativ geschriebenen Texte von Melnik in Böhmen bis Hamburg organi- Aus »technischem Kram« hat der Autor ei- werden ergänzt durch eine Vielzahl von her- siert zu haben. Er wird daher auch zu Recht ne »Legende an der Seeseite Ostfrieslands« vorragenden Farbfotos. Zahlreiche Text- und als »Vater der Kettenschifffahrt« bezeichnet. werden lassen; in vielen Details der Doku- Bildeinschübe geben zusätzliche Informatio- Die geschichtliche und technische Entwick- mentation geben die im Äther verstreuten nen zu Themen wie Mitternachtssonne, Fi- lung dieser besonderen heute kaum vorstell- Funkwellen von Norddeich Radio eine Erinne- scherei, Wandermöglichkeiten, Attraktionen baren Schifffahrtsart wird hier anhand von rung an längst dem Gedächtnis entschwun- über Fauna und Flora, Sehenswürdigkeiten umfangreichen ausgewerteten Quellen und dener Ereignisse, dies vor allem auf der See oder auch allgemeine Reisetipps. Bildmaterial beschrieben. und über den Wolken. Dieses Buch möchte dem Leser dabei hel- Eine weitere herausragende Aktivität Bellin- Die von Norddeich Radio erbetene »Funk- fen, sich die Nordmeerküsten leichter und graths lag im Bereich der 1878 übernomme- stille« anlässlich der »Titanic«-Katastrophe besser zu erschließen; sie selbst zu entdecken nen kleinen Schiffswerft in Dresden-Übigau. (1912) wurde, so liest man, diszipliniert einge- und zu erleben. Dabei stehen nicht die vom Hier entstand unter seiner Leitung eine hoch halten; auf der Weltfahrt des Luftschiffes Menschen geschaffenen Dinge im Vorder- qualifizierte Schiffbauanstalt. Höhepunkt war »Graf Zeppelin« (LZ 127) begleitete die Funk- grund, sondern die großartige Natur und die die Etablierung der ersten Schiffbauversuchs- station es im Jahre 1928. Die ganze Reise des zauberhafte Landschaft. Es ist für alle diejeni- anstalt in Deutschland im Jahre 1883. Es galt Segelschiffes PAMIR war Norddeich Radio an gen zu empfehlen, die sich zu diesen Traum- u.a. die günstigste Schiffsform für ein einheit- ihrer Seite; bei ihrem Untergang (21.9.1957) zielen im Norden Europas hingezogen fühlen, liches Kanalnetz in Deutschland zu finden; ein und der nachfolgenden Suchaktion kann der für alle, die sie bereits erleben konnten und Themenbereich, welcher noch heute von gro- mitgehende Leser mit der geschilderten dra- ebenso für jene, denen die erste Reise dort- ßer Aktualität ist. Die Werft in Übigau und de- matischen Sachlage kaum bekannte Einzel- hin noch bevorsteht. ren Erzeugnisse werden auf über 50 Seiten heiten erfahren. Ereignisse dieses 20. Jahr- Hans Karr detailliert dargestellt. Ein weiterer Schwer- hunderts – in Krieg und Frieden – von punkt der Ausarbeitung stellt die Versuchsan- Ätherwellen begleitet oder auch von ihnen stalt dar, die mit einfachsten Methoden und mitbestimmt. Sigbert Zesewitz/Helmut Düntzsch/Theo- Einrichtungen beachtliche Ergebnisse hervor So werden auch Dinge publik, die von »Fair- dor Grötschel: Ewald Bellingrath – Ein Le- brachte. ness im Krieg« eine weniger kolportierte An- ben für die Schifffahrt – Band 4 der Buch- Insgesamt gesehen enthält das Buch nicht schauung vermitteln, oder: »Wie der Pilot veröffentlichungen des Vereins zur Förderung nur eine Biografie Ewald Bellingraths, son- eines von Deutschen abgeschossenen engli- des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums dern auch eine Aufzeichnung der Schifffahrts- schen Flugzeuges in Frankreich dank Nord- e.V., Postfach 1310, 21472 Lauenburg/Elbe, geschichte auf der Elbe in der zweiten Hälfte deich Radio zu einer Ersatz-Beinprothese 128 Seiten, 24 S/W Abbildungen, 27 Skizzen, des 19. Jahrhunderts. kam« (Kapitel-Überschrift). Lauenburg 2003, Selbstverlag des Förderver- Werner Hinsch Die sehr ausführliche Schilderung dieser eins, Preis 10 c zzgl. Versandkosten (auch im spektakulären Hilfsaktion im Krieg lässt nicht Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum und an nur auf diesen Seiten das Buch zur spannen- Bord des Museumsdampfers KAISER WILHELM Dirk Metz: Die Schlacht um das Olym- den Lektüre werden. erhältlich) pic Hotel am 3./4. Oktober 1993 in Mo- 31. Dezember 1998: Funkstille bei Nord- Dr. Ing.h.c. Ewald Bellingrath (1838-1903) gadischu/Somalia. Die Niederlage von US- deich Radio! Technische Weiterentwicklun- war der Initiator der Aktiengesellschaft »Ket- und UN-Streitkräften in einem asymmetri- gen, vor allem Satellitenfunk, haben es be- tenschleppschifffahrt der Oberelbe«. Die von schen Konflikt, 38 Seiten, Verlag Dr. Köster, wirkt. ihm geleitete Gesellschaft entwickelte sich im Berlin 2004, 8,80 c, ISBN 3-89574-534-0. Joost Kirchhoff Laufe eines Jahrzehnts zum führenden Unter- Der andauernde Bürgerkrieg in Somalia nehmen der deutschen Elbschifffahrt. Bellin- führte schon 1991 zu einer Hungersnot, die grath hat sich außerdem um die deutsche etwa 300.000 Menschen das Leben kostete. Rolf Reinicke, Lofoten Nordmeer-Küs- Binnenschifffahrt und um die Entwicklung Nach der Abdankung der legitimen Regierung ten, Entdecken und Erleben, DSV-Verlag, der Schiffstechnik verdient gemacht. 1992 teilten sich Stammesfürsten die Haupt- Hamburg 2004, 252 Seiten, 355 Farb-Abbil- Das Buch enthält eine Biografie von E. Bel- stadt Mogadischu und das übrige Land. Zivi- dungen, 15 Übersichtskarten, 28 c, ISBN 3- lingrath, die »Kettenschifffahrt« unter Bellin- le Hilfsorganisationen sahen sich zunehmen- 88412-416-1 grath auf der Elbe, Bellingraths Aktivitäten auf den Behinderungen ihrer Arbeit ausgesetzt, Die Vielfalt einer der schönsten Küstenland- »seiner« Werft in Dresden-Übigau sowie ein die gesamte Bevölkerung wurde zur Geisel schaften der Erde ist das Thema dieses in- Verzeichnis aller Schiff der »KETTE Deutsche der Warlords. Die Vereinten Nationen und die haltsreichen Bandes. Rolf Reinicke, Geologe, Elbschifffahrtsgesellschaft«. USA sahen sich verpflichtet, zu intervenieren, Naturfreund und Landschaftsfotograf, zeigt Die herausragenden Aktivitäten Bellin- den Frieden im Land zu erzwingen und Hilfs- und beschreibt in fünf Kapiteln die großarti- graths lagen zweifelsohne in der Einführung güter im Land zu verteilen. Der Autor war als

MARINEFORUM 3-2005 56 Buchbesprechungen junger Soldat im deutschen Kontingent in So- phorie gekennzeichnete Erfolgsgeschichte ei- Ansatz her hat der Autor geradezu beispielhaft malia eingesetzt. Er schildert in dem vorlie- nes Wirtschaftsunternehmens vorzulegen, er- dargestellt, wie empfindlich ein Werftbetrieb genden Beitrag, der im Stabslehrgang an der folgreich widerstanden. Im vorliegenden, mit seinen vielfältigen Gewerken von der Groß- Führungsakademie der Bundeswehr in Ham- durchaus großkalibrigen Band, der seiner Ge- wetterlage in Politik und der Weltwirtschaft ab- burg entstand, die Abläufe von den ersten Re- staltung und vor allem seinem Inhalt nach hängt. So sind die Höhen und Tiefen der Werft- solutionen des Sicherheitsrates bis zu dem al- durchaus den von HDW gebauten Supertan- geschichte vom Aufstieg Deutschlands zur In- les entscheidenden Versuch, den Warlord kern und Großcontainerschiffen entspricht, ist dustrienation im 19. Jahrhundert, von den Aidid festzunehmen. Die Operationen führ- hier eine Werftgeschichte vorgelegt worden, Weltkriegen und zuletzt vom Aufstieg neuer ten zur Festnahme einiger Unterführer Aidids, die an der Breite ihrer Einbettung in die Lokal-, Schiffbaumächte in Fernost geprägt. Nicht zu- aber dies zu einem nicht hinnehmbaren Preis: Wirtschafts- und Sozialgeschichte Maßstäbe letzt bestimmten auch die Persönlichkeiten der hunderte toter Somalis, 19 gefallene US-Sol- Eigentümer und der Betriebsleitung die Geschi- daten, und die Bilder von geschändeten G.I.´s cke der Werft. Ostersehlte hat den Schwer- in den Nachrichten von CNN. Die Regierung punkt seiner an Details kaum noch überbietba- in Washington konnte dem daraus resultie- ren Darstellung, die alle auf umfangreichstem renden innenpolitischen Druck nicht wider- Quellenstudium beruhen, auf den wirtschafts- stehen; die Operationen der US-Streitkräfte in und sozialgeschichtlichen Bereich gelegt. Die Somalia wurden beendet. Der Autor arbeitet Einteilung des Stoffes in sieben Zeitepochen ist die Kette der Fehler, die zum Fiasko führten, jeweils in einen allgemeinen, einen betriebs- heraus: die Parteinahme der Vereinten Natio- wirtschaftlichen und sozialgeschichtlichen Be- nen gegen Aidid, die Unterschätzung der Fä- reich sowie eine Beschreibung der jeweiligen higkeiten der Milizen durch die Befehlshaber Werftanlagen aufgegliedert. Dabei wird dem der Kontingente, das Fehlen eines »Plan-B« für Leser dann aber auch ein durchaus tiefer den Fall des Scheiterns, die unzureichende Einblick in die Kieler Stadtgeschichte, die Ge- Kommunikation zwischen der Kontingenten schichte Schleswig-Holsteins aber auch der verschiedener Nationen. deutschen Wirtschaftsgeschichte schlechthin Michael Stehr vermittelt, was den Bereich einer reinen Werft- gesetzt hat. Anlass zur Entstehung des Bandes geschichte weit übersteigt. Mit seinen zahlrei- war die 165. Wiederkehr des Gründungsjahres chen Einblicken in die Welt der »einfachen« Christian Ostersehlte: Von Howaldt zu eines Unternehmens, das sich seit seiner Grün- Werftarbeiter aus jeder Epoche der Unterneh- HDW. 165 Jahre Entwicklung von einer Kie- dung im Jahr 1838 in Kiel von einer kleinen Ei- mensgeschichte hat der Autor dabei noch ei- ler Eisengießerei zum weltweit operierenden sengießerei zum weltweit operierenden Schiff- nen wertvollen Beitrag zur Sozialgeschichte Schiffbau- und Technologiekonzern, Koehlers bau- und Technologiekonzern mit Tochterge- »von unten« vorgelegt. Dass sich die Werft dann Verlagsgesellschaft, Hamburg 2004, 594 Sei- sellschaften in Deutschland, Griechenland und auch als großzügiger Mäzen der Geschichtswis- ten, 120 Farb-, und Schwarz-Weiß-Bilder, Schweden entwickelt hat. Die Geschichte die- senschaften dargestellt hat, ist an der überaus 59,80 c ISBN 5-7822-0916-8 ses Unternehmens spiegelt sich vordergründig üppigen Bebilderung und geradezu pompösen Fachhistoriker mokieren sich oft darüber, in ihren Produkten wieder, wo sich eine gewal- grafischen Gestaltung des großformatigen Lei- dass Firmengeschichten – und Werftgeschich- tige technische Entwicklung vom Bauer’schen nenbandes zu erkennen. Mit einem Preis von ten gehören zu dieser Spezies – moderne For- Tauchboot BRANDTAUCHER von 1851 bis zu mo- knapp 60,00 Euro ist dieser Prachtband dann men der Hagiografie wären. Christian Oster- dernen U-Booten mit Brennstoffzellenantrieb, auch ein durchaus repräsentatives Werk gewor- sehlte, promovierter Historiker, Schüler von Mi- vom kleinen Dampfer VORWÄRTS von 1864 bis den, das gerade auf Grund seines breiten his- chael Salewski und aufgrund langjähriger hin zum Atomfrachter OTTO HAHN oder den toriografischen Ansatzes damit zu einem guten Tätigkeit als Archivar in verschiedenen Werften Containerschiffgiganten der 1990er Jahre und Einstieg in die deutsche Schiffbaugeschichte profunder Kenner der Schifffahrtsgeschichte, den Mega-Jachten des 21. Jahrhunderts ab- verhelfen kann. hat der Versuchung, eine von Wundern und Eu- zeichnet. Von seinem breiten historiografischen Heinrich Walle

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