die 50. wahl – sportgeschichte 50. wahl live die neunzehnhundertsechsundneunzig

neunzehnhundertsechsundneunzig die 50. wahl – sportgeschichte live inhaltsangabe 1 Willkommen in Ludwigsburg

Grußwort des Bundeskanzlers ...... 3 Trendsportarten ...... 72

Vorworte...... 5–7 Deutsches Haus in Atlanta ...... 74–75

Programm ...... 8–9 Kritische Fragen bei Olympia ...... 76–77

Bilder des Jahres ...... 10–11 Fairplayinitiative der Sparkassen ...... 78

Wintersport ...... 12–16 Weltsportler des Jahres ...... 80–81

Fußball ...... 18–22 Prominente und Sport ...... 82

Radsport ...... 24–25 Sportler des Jahres-Statistik...... 84–86 IMPRESSUM

Olympische Spiele Atlanta ...... 27–32 Vom Top-Ereignis zum Ganzjahresevent . 88–89 Herausgeber und Redaktion: Blick in die Annalen der Wahl ...... 35–45 Die Ehrengäste ...... 90–96 Internationale Sport- korrespondenz (ISK), Dank an die Sponsoren ...... 47 Stuttgart Fotonachweis Sie waren Sportler des Jahres ...... 48–54 Horstmüller GmbH, GES, sportbild in/Holger Objektleitung: Nagel, Jürgen Burkhardt, MasterMedia Sport Beate Dobbratz, Wasi, HGW, Gregor Foto Manfred Jerzembek

ARD-Sportgala ...... 56–59 Konzeption: PRC Werbe-GmbH, Interview Dr. Thomas Bach ...... 60–61 Filderstadt

Boxen ...... 62–63 Sponsoring,Anzeigen: Lifestyle Sport Paralympics ...... 64–66 Marketing GmbH, Filderstadt Formel 1 ...... 68 Druck: Tennis ...... 70 Forum am Schloßpark, Ludwigsburg Klaus Enzig GmbH, Stuttgart grußwort 3 Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl

Aktiven haben diese Möglichkeit genutzt. Sie waren nicht nur durch ihre Leistungen, sondern auch durch ihr Auftreten gute Botschafterinnen und Botschafter unseres Vaterlandes.

Die Medien haben über die begeisternden Lei- stungen unserer Sportlerinnen und Sportler aktuell informiert. Dies gilt auch für die Para- lympics, worüber ich mich besonders freue. Manche Mitbürgerinnen und Mitbürger, die wegen ihrer Behinderung abseits stehen und sich isoliert fühlen, können dadurch zum Mittun Die Wahl der „Sportler des Jahres“ ist eine gewonnen werden. besondere Auszeichnung für Sportlerinnen und Sportler, die Außergewöhnliches geleistet haben. Meine Aufmerksamkeit gilt aber besonders auch Sie werden aber auch stellvertretend für viele den angeblich weniger „populären“ Sportarten. geehrt, die sich einzeln oder in der Mannschaft Ich bitte die Medien, auch diesen einen ange- für ein großes Ziel einsetzen, die hart trainieren, messenen Platz in der Berichterstattung ein- die kämpfen und ihr Bestes geben. Die Wahl der zuräumen. Nur so kann der Sport in seiner Viel- „Sportler des Jahres“ ist zugleich eine wichtige falt wirken und Interesse für eigene Aktivitäten Demonstration für die Bedeutung und Popularität wecken. des Sports in unserem Land. Aktive, die heute zu Sportlern des Jahres 1996 1996 war ein ereignisreiches und erfolgreiches gewählt werden, können zu Recht stolz auf diese Jahr für den deutschen Sport: Die großartigen Auszeichnung sein. Sie sind Vorbilder, sie Leistungen unserer Mannschaften bei der Fuß- gehören zur Leistungselite, die wir als Land, das ball-Europameisterschaft in Großbritannien, bei seine Spitzenstellung im internationalen Wettbe- den Olympischen Sommerspielen und bei den werb bewahren muß, brauchen. Paralympics in Atlanta haben gezeigt, daß sich Trainingsfleiß und Einsatzbereitschaft lohnen. Ich gratuliere allen Preisträgern sehr herzlich und Die großen Sportfeste haben für die Aktiven und wünsche der großen Sport-Gala in Ludwigsburg die Zuschauer nichts von ihrer Faszination ver- einen guten Verlauf sowie allen Zuschauern frohe loren. Oftmals wird hier der Grundstein für eine Stunden. lebenslange Freundschaft mit Sportlerinnen und Sportlern anderer Länder und Kontinente gelegt Dr. Helmut Kohl und damit Völkerfreundschaft gelebt. Unsere vorwort 5 Golden Gala

vor allem die Olympia-Teilnehmer, im Mittelpunkt stehen. Es war „ihr“ Jahr – und seit den Tagen von Atlanta ist so mancher aufsehenerregende Gold-Coup in weniger telegenen Sparten fast wieder vergessen worden. Bei der Golden Gala gehören sie alle zur „Familie“, Leichtathleten, Judokas, Schützen. Mal sehen, ob sich Olympia auch beim Votum der Fachleute ablesen läßt, bei den Zusagen für die Veranstaltung in Lud- wigsburg jedenfalls waren die goldigen Damen und Herren ungleich schneller als die Super- profis, deren Terminverpflichtungen teilweise andere Prioritäten setzen. Wir bedauern das und geben zu bedenken, daß ein millionen- Dezember im Land – das heißt bilanzieren, faches Fernsehpublikum ein gewisses Recht Jahresrückblicke, aber auch Feste feiern. Dazu besitzt, die vergötterten Stars einmal im Kreis trägt die „ARD Gala-Sportler des Jahres“ ihr aller Aktiven zu erleben. Scherflein Ende 1996 auf besondere Weise bei. Es ist die „Golden Gala“, die Wahl der Sport- Ansonsten ist der runde Tisch fast vollzählig. journalisten feiert ihren 50. Geburtstag. Happy Sport, Medien, Wirtschaft (ein besonderer Dank Birthday! Trinksprüche gelten auch der gemein- gilt unseren Partnern bei der Veranstaltung) und samen Plattform, die ISK/VDS sowie die ARD Politik beim Tete-à-tete. Da müßte unter dem und die Publikumsumfrage gefunden haben. Strich doch „etwas“ herauskommen, für den Die Londoner Buchmacher hätten für die Liaison Sport. gute Quoten bezahlt. Weil unerwartet. Klaus J. Dobbratz Die Konzentration der Kräfte aber macht Sinn. Damit die „ARD Gala-Sportler des Jahres“ in Ludwigsburg (1998 geht es wieder in Baden- Badens Gemächer) zum echten Schluß- und Höhepunkt des olympischen Jahres wird. Ein Fest der Superlative? Vielleicht ist etwas Geduld vonnöten, bis zusammenwächst, was zusammenpaßt. Man stelle sich eine Kooperati- on von Bayern München und den Sechzigern vor. Wichtig bleibt, daß die Sportler, in diesem Jahr vorwort 7 Das Erste

tragung der sportlichen Ereignisse ein. Das IOC hat nicht zuletzt mit Hinweis auf diese aner- kannte Professionalität die Übertragungsrechte an die öffentlich-rechtlichen Anbieter vergeben.

Die ARD hat im Sportjahr 1996 bestätigt, daß sie auch im 46. Jahr ihres Bestehens dem Spitzen- und dem Breitensport Programmplätze zur besten Sendezeit anbietet. Sie wird auch in Zukunft ihre Zuhörer und Zuschauer an sport- lichen Großereignissen teilhaben lassen, sofern sich die Kosten in einem vertretbaren Rahmen bewegen. Was die Olympischen Spiele angeht, werden diese Übertragungen bis ins neue Jahr- Sport ist in Hörfunk und Fernsehen immer noch tausend hineinreichen und bis zum Jahr 2008 eine der wichtigsten Nebensachen auch in den gesichert sein. Programmen der ARD. Sport hat ein Publikum, das informiert und unterhalten sein will, und wir Seit 1988 produziert der Süddeutsche Rund- nehmen diese Aufgabe ernst. Was liegt näher, funk für das Erste Fernsehprogramm die Sport- als den Sport in seiner ganzen Breite, vom Gala. Ich freue mich, daß in diesem Jahr auch internationalen Spitzensport bis zu den vielen die Wahl zum Sportler des Jahres ein wesent- Bereichen des Breitensports, einmal im Jahr in licher Bestandteil dieser Sendung ist. einer großen Gala in die erste Reihe unserer Programme zu stellen. Allen Gästen, den beteiligten Sportlern, den vielen Olympiasiegern, Welt- und Europamei- Das Jahr 1996 war ein großes Jahr des Sports. stern, die an diesem Abend bei der „ARD Gala- Die Übertragung der Olympischen Spiele aus Sportler des Jahres“ in Ludwigsburg live dabei Atlanta, der Fußball-Europameisterschaft aus sind, ein herzliches Willkommen! England, der nationalen und internationalen Tennisereignisse waren Höhepunkte der Pro- Hermann Fünfgeld grammangebote.

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bringen denn auch ihre gesamte redaktionelle Kompetenz und ihre technische und produkti- onsbezogene Leistungsfähigkeit in die Über- 8 programm programm 9 Sport, Show, Stars, Party

1 Siegfried Jerusalem Der

2 Sqeezer Programmablauf 6 Bonnie Tyler 3 Matthias Richling 19.30 Uhr Sektempfang 20.15 Uhr Live-Sendung 7 Simply Red 4 Magdalena „ARD Gala-Sportler des Jahres“ Brzeska 22.30 Uhr Geburtstagsparty zur 8 White String 50. Wahl des Sportler des Jahres Orchestra 5 Carmen Nebel, 23.00 Uhr Late Night Snack Gerhard Delling 24.00 Uhr The Show goes on 9 Michael Holm 10 bilder des jahres bilder des jahres 11 Highlights 1996

1 Power-Mann mit Horizonten. Ralf Waldmann, 4 Grand Prix-Siege 5 Das Gegenteil von Flop. Frank Buse- 2 Wassermänner. mann, der Atlanta- Bronze für Tröger, Rookie Heilmann, Zesner, Keller (4 x 200 m 6 No limits. Zum Freistil) Abschluß Sieg im Ma- dison Square Garden 3 Hochbeinig, für Steffi Graf konzentriert: Zweimal Gold für Gigolo und 7 Judo: Olympia- Isabell Werth sieger Udo Quellmalz

4 Mit 29 im aller- 8 Together: Franzi besten Alter. und Dagmar: „Don’t Big Boris Becker worry“ 12 wintersport Die Ski-Queen

Alles hat ein Ende. Für Katja Seizinger und Jens im Super-G der große Wurf: Olympiagold in der Weißflog allerdings mit unterschiedlicher Bedeu- Abfahrt. In Spanien freilich blieb’s bei Silber. tung. Während die 24jährige ihre Jagd nach dem Ski-Gesamtweltcup „end“-lich erfolgreich been- Ihr Gala-Auftritt folgte beim Saisonfinale in Lille- dete, hängt der 32jährige Skispringer seine hammer. 20 Jahre nach Gold-Rosi Mittermaier: Latten „end“-gültig an den Nagel. Gewinn des Gesamtweltcups. Typisch: Auf Jubelposen verzichtete die Ausnahmeathletin „Für mich zählt nur die große Kristallkugel“, gab wie gewöhnlich, doch die Genugtuung über den Katja Seizinger schon vor der Saison das Motto bisher größten Erfolg konnte auch „Cool Katja“ aus. Kein Wunder: Gewonnen hatte die DSV- Athletin bis zu diesem Zeitpunkt alles. Abfahrts- Olympiagold in Lillehammer 1994, den WM-Titel im Super-G 1993 in Morioka, den Riesen- slalom--, Super-G- und Abfahrts-Cup, Weltcup- Rennen sowieso. Eine wahre Championesse! Allein die Krone des Skisports fehlte in der Trophäensammlung.

Auch abseits der Pisten bewies die Fabrikanten- Tochter aus Eberbach glänzende Durchgangszei- ten. Sportlerin des Jahres 1994, erfolgreichste Skiläuferin seit Rosi Mittermaier, DSV-Aushän- geschild. Obwohl die manchmal nach außen spröde Alpin-Queen so ihre Schwierigkeiten mit den Medien und der Öffentlichkeit hat.

Aber Leistung zählt – und Niederlagen umso mehr. 1993 scheiterte sie um 20 Zähler an der Österreicherin Anita Wachter, 1995 um sechs Punkte an der Schweizerin Vreni Schneider. 1 Letzte Flugphase für Jens Weißflog Wie in den letzten Jahren begann die Saison mit Rückschlägen. Bei der WM in der Sierra Nevada 2 20 Jahre nach schied Seizinger im ersten Rennen aus – nach Rosi – Katja auf 15 Sekunden. Duplizität der Ereignisse: 1994 in Weltcupkurs Lillehammer gelang ihr nach einem Fahrfehler 14 wintersport wintersport 15

nicht verhehlen. „Ich bin froh, daß ich es Trotzdem bringt auch Weißflog – wie die meisten blauen Auge davon. In den Einzelwettbewerben geschafft habe. Ich habe so lange darum Skispringer – eine gehörige Portion Aberglauben gab’s nichts zu holen. In den Mannschaftswett- gekämpft.“ mit. Seit den Gold-Tagen von Lillehammer trägt bewerben ließen die Golden Girls Uschi Disl, er stets dieselben Socken im Wettkampf. Simone Greiner-Petter-Memm, Katrin Apel und Die Zukunft? Jetzt, da sie an der Endstation „Frisch gewaschen, versteht sich.“ Passend Petra Behle aufhorchen. Zweimal Platz 1, Staf- ihrer Sehnsucht angekommen ist... „Eigentlich zum Saubermann-Image, das der Familienvater fel- und Mannschaftsgold. könnte ich jetzt aufhören“, witzelt sie, ans pflegt. „Bei uns im Erzgebirge ist Skispringen Karriereende denkt sie freilich längst nicht. das Normalste der Welt. Man wächst quasi mit Nicht viel schlechter: Die Männer-Bande der Brettern an den Füßen auf.“ 4 x 7,5 km-Staffel. Silber für Ricco Groß, Peter Gut möglich, daß ihr aus dem eigenen Lager Sendel, Frank Luck und Sven Fischer. Eine wei- bald Konkurrenz erwächst. Denn Zimmerkolle- Das bayerische Voralpenland war Schauplatz tere Goldmedaille hätten die Fans verdient. gin Martina Ertl vervollständigte den DSV- von zwei Weltmeisterschaften. In Ruhpolding „Das Publikum war einfach großartig.“ Triumph mit einem 2. Rang in der Gesamtwer- gingen die Biathleten auf Medaillenjagd, im tung. Plus dem Gewinn des Riesenslalom-Cups. wenige Kilometer entfernten Inzell die Eis- In der Sierra Nevada stand sie in derselben schnelläufer. Auffällig: in beiden Gemeinden Disziplin auf dem Stockerl: Bronze. schürften die Athletinnen weit erfolgreicher nach Edelmetall als die Herren. Zufriedene Eine Saison der Superlative für den DSV. Zumin- Gesichter beim Eisschnellauf-Verband: Bei der dest bei den Frauen. „Die Saison übertrifft alle Er gilt als erfolgreichster Skispringer aller Zei- Mehrkampf-WM gab es Gold und Silber durch Erwartungen“, erklärte Alpinchef Peter Hinter- ten. Der Oberwiesenthaler wurde sowohl im die Erfurterin Gunda Niemann und die Berlinerin seer angesichts der besten Weltcup-Bilanz seit „klassischen Stil“ (1984 Sarajewo, Normal- Claudia Pechstein. Mittermaiers Gold-Jahr 1976. Bei den Herren schanze) als auch im V-Stil (1994 Lillehammer, aber sieht’s ganz finster aus. Im Weltcup fahren Großschanze) Olympiasieger. Mit dem Team Für die 30jährige Thüringerin war es ein weiterer sie meilenweit der Konkurrenz hinterher, bei der gewann er vor zwei Jahren ebenfalls Gold. Schritt auf dem Weg in die Sportgeschichte. WM duellierten sich Vogl, Krauss, Barnerssoi & Die restliche Bilanz: zweifacher Weltmeister, Zwei Wochen zuvor hatte sie das Kunststück Co. mit den Ski-Exoten aus Costa Rica und vierfacher Vierschanzen-Tourneegewinner, fertiggebracht, als erste Athletin zum siebten Japan. Eine Leistungssteigerung? Leider nicht in Gesamtweltcup-Sieger, insgesamt 31 Weltcup- Mal Mehrkampf-Europameisterin zu werden. Sicht. Siege. Zuhause auf allen Anlagen: Vom Holmen- Nun zog sie, durch WM-Sieg Nummer fünf, mit kollen bis zum Berg Isel. Und immer vorne der Dresdnerin Karin Kania gleich. Ein Ende ist Bei der Skiflug-WM im österreichischen Bad dabei. Trotz Verletzungen und Operationen an nicht in Sicht. Trotz einer gerade erst überstan- Mitterndorf ging Jens Weißflog zum letzten Mal den Knien. Mit Zähigkeit aber biß sich der Sach- denen Knieoperation. in die Anlaufspur. Und wieder war er bester se durch. Obgleich er zu Beginn seiner Karriere Deutscher (Rang 4). Wie seit Jahrzehnten. Mit nicht zum Trainingsweltmeister avancierte. Biathlon in Deutschland – eine endlose Erfolgs- 1 Kein Traum zer- sechs Jahren unternahm der 52-kg-Floh seine Dennoch galt auch für den Ausnahmekönner: story. Bei der WM im heimischen Ruhpolding platzt. WM-Gold für ersten Sprungversuche. Ein Vierteljahrhundert „Man muß sich belasten können, wenn man sollte ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. 2 Uschi Disl: Fräu- Gunda Niemann Weißflog. Eine einzigartige Karriere. vorne dabei sein will.“ Die Schützenjäger freilich kamen mit einem lein Biathlonwunder 16 wintersport

Mit der Konkurrenz Schlitten gefahren: Chri- Für die deutschen Rennrodler wurde der Eis- stoph Langen feierte einen historischen Bob- kanal von Sigulda zur Goldgrube. Bei der EM Triumph. Erstmals gewann ein Athlet alle EM- siegten die Athleten von Bundestrainer Thomas und WM-Titel, sowohl im Zweier- wie im Vierer- Schwab in allen vier Disziplinen und holten fünf bob. Ehrgeizig will der Bayer aus Berchtesgaden Medaillen. EM-Gold durch Jana Bode, Jens auch in dieser Saison die Doppelbelastung auf Müller, im Doppelsitzer für Stefan Krauße/Jan sich nehmen. „Nur wer beides fährt, ist ein Behrendt. Bei der Heim-WM in Altenberg krönte richtiger Bobfahrer.“ Jana Bode mit dem Titel ihr goldenes Kufen-Jahr.

„Wir sind stolz, die Zielstellung erfüllt zu haben“, so Mandy Wötzel und Ingo Steuer uni- sono nach den Paarlauf-Silbermedaillen bei der EM bzw. WM. Wie’s mit der „Firma Wötzel/ Steuer“ (Steuer) weitergeht? Nach wie vor hat das Erfolgs-Duo eine Profi-Karriere im Auge. Allerdings müssen sich die Chemnitzer hierfür das Image von Siegern zulegen.

1 Bietet Bobsport in Perfektion: Christoph Langen 18 fußball-em Merry Old Berti

Eigentlich hat Hans-Hubert Vogts alles richtig gemacht. Das fällt in Merry Old England gar nicht so leicht. Die Menschen leben seit Ur- zeiten auf einer Insel. Da läuft eben manches anders. Doch Berti, unser Held aus Korschen- broich, hat mehr von der Welt gesehen, als nur Graureiher in den Auen des Niederrheins. Er verdarb sich am englischen Frühstück nicht den Magen, vergiftete sich nicht mit Rindfleisch, wiederholte vor der Presse nur, was er schon wiederholt hatte, ließ Lothar Matthäus zu Hause, ging nicht ohne Badehose in die Sauna und nahm Oliver Bierhoff mit zur EM, weil ihm das seine Frau so gesagt hatte.

Nur einmal lag der Bundestrainer voll daneben. Das war, als er seine Angetraute zur Feier des Hochzeitstages zum romantischen Dinner bei Kerzenlicht führte. In ein urgemütliches Lokal, „wo uns keiner kennt“. Die beiden fuhren fast eine Stunde – und hätten um ein Haar keinen Tisch mehr bekommen. Das halbe DFB-Team war schon dort. Die Lust auf den Gaumen- schmaus hat das keinem verdorben. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da hätten sie sich gegenseitig die Gabel verbogen.

Doch eines hatte der oberste Fußball-Lehrer der 1 Keep smiling. Nation aus seinen zwei (vergeblichen) Anläufen Denn des Kaisers in Schweden 1992 und den USA 1994 gelernt: Schatten ist weg „Du kannst nur Erfolg haben, wenn jeder einzel- ne hart daran arbeitet und seine eigenen Ziele 2 Bertis WM-Ent- dem Ganzen unterordnet.“ Ende der Durchsage. deckung: Oliver Bier- „Der Star ist die Mannschaft“, predigte Vogts hoff, nicht nur kopf- wie der Pfarrer von der Kanzel. Andy Köpke, ballstark Matthias Sammer, Thomas Helmer, Andy Möller 20 fußball-em

und Jürgen Klinsmann sorgten dafür, daß die Spiele. Der Daily Mirror forderte „General Vogts Stimme des Herrn nicht ungehört verhallte. Die und seine Streitkräfte“ auf, sich zu ergeben: neue Hierarchie im Team ermöglichte den ande- „Achtung, Kapitulation“. London lag im Fußball- ren Teamgeist. Und mit dem kamen die Erfolge. Fieber, die Millionen-Metropole swingte und bebte, 73 000 verwandelten mit ihren Gesän- Keine Frage, spielerisch hatten andere mehr gen (Football’s coming home) die „Kathedrale auf der Pfanne. Die Franzosen zum Beispiel, die des Fußballs“ in einen gigantischen Konzert- Portugiesen, erst recht die Italiener. Doch die saal. Wer diesen lauen Juni-Abend in Wembley vergaßen über all dem Zauber das Wesentliche: erlebt hat, der versteht, warum Fußball weit Der Ball muß ins Tor. Die Squadra Azzurra pack- mehr sein kann als nur ein Spiel. Es war ein te nach der Vorrunde und dem vielleicht span- Beitrag zur Kultur und zur Völkerverständigung. nendsten Unentschieden der Fußball-Geschichte In Gareth Southgate, dem jungen Verteidiger ihre Koffer. Arrigo Sacchi, der arme Kerl, guckt von Aston Villa, bekam das Drama seinen tragi- heute noch wie ein Migränekranker, wenn er schen Helden. Andy Köpke parierte seinen den Namen Andy Köpke nur hört. „Im deut- schen Tor stand ein Hexer“, stammelte der kleine Italiener nach dem 0:0 gegen den späte- ren Europameister.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft war im Viertelfinale. Und Berti Vogts machte ein freundliches Gesicht. Minimalziel erreicht. Doch Köpke, der Flieger-Typ, hat es geahnt: „Jetzt geht’s hier erst richtig los.“ Die Kroaten haben da was falsch verstanden. Das 2:1 in Manche- ster gegen die Rambos vom Balkan ging auf die Knochen – im wahrsten Sinne des Wortes. Damit kein Mißverständnis aufkommt: Es war auch nicht so, daß die Deutschen mit der Frie- denspfeife über den Rasen von Old Trafford liefen. Doch das war ein Wettpusten im Vergleich zur Schlacht, die in der englischen Boulevardpresse 1 Happy End in vor dem „Jahrhundertspiel“ eröffnet wurde. Wembley für das England gegen Deutschland, der Klassiker, die DFB-Team Revanche für Wembley 1966. Das Spiel der 22 fußball-em

Elfmeter, den entscheidenden. Die „Krauts“ standen im Finale – gegen die Tschechische Republik. Die englischen Spieler bewiesen Haltung, gratulierten, tauschten die Trikots. Fair-play pur.

Das Golden Goal von Oliver Bierhoff entschied dann im Finale über die Krone des europä- ischen Fußballs. Und einer, der es sich redlich verdient hatte, ließ sich im Wembley-Stadion von den Wogen der Begeisterung in den siebten Fußball-Himmel tragen: Berti Vogts. Er hat eben alles richtig gemacht. Gunter Barner

1 Kein Vorbeikom- men an Dieter Eilts (gegen Kroatien)

2 Andy Köpke zu Markus Babbel: „Well done“

3 Englands Fans – Geschmackssache 24 radsport radsport 25 Tour de Telekom

Es waren jene Tage während der Tour de „Ich brauche euch, und ihr braucht mich“ – auf Rundfahrt, Jan Ullrich die Regio-Tour, Udo Bölts Ullrich, Zabel, Riis und Co. haben die Rand- France ‘96, an denen der Däne Bjarne Riis sich diesen einfachen Nenner reduzierte Bjarne Riis das Weltcuprennen von San Sebastian. Wurde sportart Radsport in den Blickpunkt des öffent- anschickte, das Gelbe Trikot zu erobern. Genau- die Quintessenz der Schicksalsgemeinschaft irgendwo in Deutschland ein Profirennen ange- lichen Interesses gerückt. Während der Tour de genommen geschah es am Ende der verkürzten Telekom, deren Kapitän der 32jährige zum Sai- schossen, die Jungs in den magenta-weißen France besaß der Kampf der deutschen Peda- Alpenetappe zwischen Val d’Isère und Sestrie- sonbeginn wurde. Die Konstellation war perfekt: Trikots traten an, siegeshungrig, und ließen der leure Nachrichten-Wert für die Prime-Time. res. 46 Kilometer hatten dem Telekom-Kapitän Hier die treuen Helfer und zuverlässigen Arbei- Konkurrenz meist nur die Krümel von der Sieger- Titelstories, Aufmacher, Berichte in Tagesschau gereicht, damit aus 43 Sekunden Rückstand ter, denen bislang die ordnende Hand fehlte, torte übrig. und Tagesthemen – das große „T“ prangte 40 Sekunden Vorsprung auf Evgueni Berzin dort der erfahrene, selbstsichere Chef, kein unübersehbar allerorten. Und mit dem Interes- wurden, dem Träger des Gelben Trikots an den Star, aber eine Persönlichkeit, mehr Gleichge- se wachsen natürlich auch die Ansprüche. Jetzt, beiden Vortagen. sinnter als Vorgesetzter. „Ich kann und ich will wo Telekom sich in der absoluten Weltspitze die Tour gewinnen“, trieb Riis die Equipe an, etabliert hat, mit 47 Saisonsiegen 1996 die Walter Godefroot, Sportlicher Leiter des Teams, „helft mir, dann klappt es.“ zweiterfolgreichste Mannschaft hinter der erinnerte sich später gut an diesen Moment. Der Glaube in die eigenen Fähigkeiten beflügelte Mapei-Equipe geworden ist, steht die Truppe im „Mensch, ich habe mich gar nicht gefreut,“ die Telekom-Profis selbst dann, wenn Riis gar kommenden Jahr mächtig unter Druck. Doch die schmunzelte der Belgier rückblickend, „ich nicht dabei war. Steffen Wesemann gewann die Weichen für die Saison ‘97 sind gestellt. Bjarne dachte nur daran, wie wir das Trikot jetzt ver- Friedensfahrt, Olaf Ludwig die Rheinland-Pfalz- Riis bleibt der Kapitän, Jan Ullrich der Kronprinz teidigen müssen...“ und Hoffnungsträger für die deutschen Fans. Im Hinblick auf die gewachsenen Anforderungen Und wie er das sagt, kann man sehr deutlich wurde das Team auf entscheidenden Positionen spüren, daß er diesen Moment seiner langen verstärkt. Der Österreicher Georg Totschnig Karriere als Teamchef um keinen Preis der Welt unterstützt die Fraktion der Kletterer, der Belgier mehr missen möchte. Auch wenn er sich zuerst Frank Corvers kommt als Allrounder. Der sprint- gar nicht darüber gefreut hat. starke Italiener Giovanni Lombardi soll die Lücke schließen, die nach dem Karriere-Ende Spätestens seit diesem Tag stand die Tour de von Olaf Ludwig entstanden ist. Das Team Tele- France ganz im Zeichen des „T“. Fünf Etappen- kom im Wandel. Aus der deutschen Nachwuchs- siege, das Grüne Trikot des besten Sprinters für truppe, hervorgegangen aus dem einstigen Erik Zabel, das Gelbe Trikot für Riis, Platz zwei Team Stuttgart, ist eine international agierende im Schlußklassement für Jan Ullrich – selten Spitzenmannschaft geworden. zuvor hat eine Mannschaft die Frankreich-Rund- 3 Bjarne Riis: „Alle 1 Im Zeitfahren fast fahrt so dominiert, und nie zuvor gelang dies Könnte sein, daß sich Walter Godefroot noch auf mein Kommando“ unschlagbar: Jan einer deutschen Equipe. Dabei hatte der Spon- öfter Gedanken machen muß über die Verteidi- Ullrich, Tour-Zweiter sor Telekom noch kurz vor der Tour den Rückzug gung des Gelben Trikots. Thomas Musch 4 Eine Mannschaft aus dem Rad-Business erwogen, den Teamchef gibt den Ton an: 2 Die Trikots der Godefroot mit der Suche nach einem Co-Spon- Team Deutsche Tele- T-Helden sor beauftragt. kom atlanta 27 Olympiaspektakel 28 atlanta atlanta 29 Mitgefeixt in Georgia

Natürlich ging es uns wie so vielen Atlanta- wurden die Offiziellen bis hin zu den Akteuren von Disziplinen! Wobei die aufgesetzten Profi- Besuchern. Endlose Wartezeiten auf Busse, auf selbst fast erdrückt. Schon Sydney wird einen Events (Tennis, Radsport) ganz oben auf den dem Bürgersteig kauernd, zwischen Zigaretten- vergleichsweise geringen Ansturm erleben: Wer Index gehören. Olympia muß für jene Aktiven ein kippen und Cola-Dosen, den Laptop auf den fliegt schon auf den Fünften Kontinent – und die Stelldichein sein, die wirklich nur alle vier Jahre Knien. Hinterher wurde kollektiv gemotzt: „Die 16 Millionen Aussies stehen in keinem Verhält- auf sich aufmerksam machen können. Desinter- schlechtesten Spiele seit Urzeiten.“ Der erzürn- nis zu 240 Millionen Amerikanern. essierte Racketträger oder nach der Tour de te Kollege aus Amsterdam versprühte Gift und France müde Pedaleure sind eher überflüssig. Galle: „Wenn wir wieder zuhause sind, werfen Angesagt aber ist eine Redimensionierung der Olympia als Fenster des bunten Sports, keine wir eine Bombe auf dieses Land.“ Gemach, Spiele: Macht endlich ernst mit der Streichung Plattform für die Show der Millionäre. gemach, auch wenn fast jeder sein Negativ- erlebnis aus Georgia mitbrachte. Wir wollen So blieben die Goldmedaillen durch die Herren nicht vergessen, daß manches wie am Schnür- Agassi und Indurain weniger im Gedächtnis chen klappte, die Sportstätten beeindruckten, haften als Frank Busemanns Silber-Zehnkampf kein echter Skandal die Welt des Fairplay aus dem Nichts heraus oder Andreas Weckers erschütterte. Und die Bombe im Centennial goldene Riesenfelgen am Reck. Zugegeben, wir Park erschreckte vor allem die Europäer. haben innerlich mitgefeixt, als bei der Beach- volleyball-Premiere die Post abging, daß der Die Games im „tiefen Süden“ hatten durchaus Sand stob – aber wir haben auch den wackeren ihr eigenes Gesicht. Alle schwärmten von der Schützen in Wolf Creek applaudiert, oder den Freundlichkeit der Leute, der Hilfsbereitschaft, Gewichthebern, die mit Popmusik irre Lasten ihrer nie erlahmenden Begeisterung für diese zur Hochstrecke brachten. Spiele. Soviel Stolz, Bleibendes geschaffen zu 3 Überflieger: Ulrich haben, wurde mit den Kommentaren über die Kirchhoff, Doppel- Chaos-Spiele zu sehr mit Füßen getreten. Olympiasieger

Daß ausgerechnet in der Weltraum- und Mond- 4 Mit „Rouge“ aufs flug-Nation USA die Kommunikation nicht rei- höchste Treppchen: bungslos funktionierte, war in der Tat unglaub- der Doppelvierer lich. Aber das Problem ist der Gigantismus der Spiele überhaupt, den vor allem kein Veranstal- 5 Eintrittskarten in ter vorher adäquat „proben“ kann. Zig Millionen Atlanta heiß begehrt 1 Ronny Weller, Besucher, die alle mit Jet oder Car angereist Silber waren, blockierten eine Stadt, die sich sonst 6 Trotz Telefon- durch verwaiste Gehsteige auszeichnet. Sie inflation oft keine 2 4 x 100 m-Frauen, schwärmten aus zu Sportveranstaltungen, von Kommunikation im Bronze denen es zu viele gibt – und zwischendrin heißen Süden 30 atlanta

Michael Johnson schrieb mit seinem 200 m- Weltrekord (19,32 Sekunden) Geschichte, Carl Lewis flog tatsächlich nochmals am weitesten in die Goldgrube. Und herrlich war die Unbeküm- mertheit, mit der Amy van Dyken ihre vier Gold- medaillen im Schwimmen präsentierte. Wie erwartet räumten die Gastgeber den Medaillen- tisch vehement ab – und sie nahmen manchen nicht-amerikanischen Konkurrenten fast die Olympia-Luft zum Atmen. Unsere Wirtin empfing uns abends mit Mitleidsmiene: „Die Deutschen haben wohl nichts gewonnen.“ Bei der einseiti- gen Berichterstattung der US-Medien ein völlig normaler Eindruck.

Dabei durften die deutschen Funktionäre beim Edelmetallzählen, nach schwerem Start, durch- aus zufrieden sein. Viele Schwarzseher hatten eine düstere Bilanz prognostiziert. Summa summarum schlug sich die Delegation wacker: 20mal Gold, insgesamt 65 Medaillen – mehr als Rußland (63). Von Bankrotterklärung konnte keine Rede sein, auch wenn nun das Augen- merk verstärkt auf den Nachwuchs gerichtet werden muß – sonst war Atlanta nur ein Auf- 1 Der Sonnyboy des schub vor der Sydney-Pleite. Denn es ist offen- Jahres: Busemann kundig, welche Anstrengungen Franzosen, Italie- ner oder Australier unternehmen. Auch die 2 Medaillenteich von kleinen Nationen, ob Belgien, Costa Rica oder Atlanta – das Kanu- die Schweiz geben sich keineswegs mit der Revier. Silber für Ra- reinen Teilnahme zufrieden. mona Portwich (l.) und Birgit Fischer Für die 50. Wahl „Sportler des Jahres“ brachte Atlanta die Erkenntnis, daß die Olympioniken 3 So ein Mann. Lars ihre – seltene – Chance beim Schopf gepackt Riedel, Mister Diskus haben, den Giga-Profis vom schnellen Asphalt 32 atlanta

oder Rotsand Paroli zu bieten. Die Gelegenheit die Spiele, inklusive dem Park und den Souvenir- scheint günstig, den Goldkindern von Georgia vierteln, für die Amerikaner eine überzeugende die Reverenz zu erweisen. Wann sollen sie Show („great“) waren – die den Geschmack der sonst die Ernte einfahren, wenn nicht 1996? (US-)Gäste traf. Beim nächsten olympischen Mal geht es darum, die Betonung auf den Anteil Zurück in den Bundesstaat Georgia. Wir wissen der Athleten zu legen. Klaus J. Dobbratz von der Metropole im Süden nun, daß das pros- perierende Atlanta in Wirklichkeit ein eher regio- naler Mittelpunkt ist, nicht vergleichbar mit New York oder Chicago. Die üppige Vegetation und die herrliche Seen- und Flußlandschaft erstaun- ten nach den olympischen Regengüssen nicht mehr. Wir tragen natürlich die spottbilligen ein- gekauften Sportschuhe und Jeans und haben noch an den astronomischen Hotelrechnungen zu knabbern. Wir mußten verstehen lernen, daß

1 Endlich Richtung Treppchen. Florian Schwarthoff stand diesmal keine Hürde im Weg.

2 Atlanta by night. Zuviele Buden, wo versteckte sich der olympische Geist?

3 Wir hatten keine Indianer in Georgia gesehen. Andreas Wecker, Gold am Reck, ist eben ein Glückspilz. 50 jahre 35 Lebendige Geschichte

1 Hahn im Korb. Foto-Shooting anno 1966 mit Rudi Altig, Helga Hoffmann (l.) und Karin Frisch.

2 Josef Neckermann (1968 Zweiter).

3 Gruppenbild 1956: sitzend (v. l.): Helmut Bantz, Ursel Happe, H. G. Winkler. 36 50 jahre

In dem kleinen Flugzeug war es hundekalt. Aber die beiden frierenden jungen Damen, eine „wertvolle Fracht“, wußten nicht, daß ihr Pilot die Heizung abgestellt hatte. Denn nur mit einem vorgetäuschten Defekt konnte er trotz starken Schneetreibens Landeerlaubnis für den Stuttgarter Flugplatz erhalten – damit Irene Epple und Christa Kinshofer einigermaßen rechtzeitig zur Proklamation „Sportlerin des Jahres“ gelangen können. Am Ende waren es dennoch drei Stunden Verspätung (geschlos- sene Schneedecke auf den Zufahrtsstraßen), die Ehrung gelaufen. Gegen Mitternacht wurden die Erst- und Drittplazierte dann „nachgereicht“. So lange mußten die Gäste im letzten Jahr nicht einmal auf Michael Schumacher, nach Trainings- fahrten in Estoril, warten.

Gelegentlich gleicht die Orga-Crew der Sportler- Wahl einem Reisebüro. Da kann es vorkommen, daß eine Stunde vor Beginn der TV-Übertragung zwar 700 Kiebitze erwartungsfroh in ihren Fau- teuils sitzen, aber die Hauptdarsteller meilen- weit entfernt sind. 1984 in München blieb den Wartenden im Hilton-Ballsaal weitgehend verbor- gen, daß Peter Angerers Maschine in Norwegen Jahres“-Pokal überreichen konnte. 1947, bei keine Starterlaubnis hatte, Dietmar Mögenburg der Premiere, hatte es noch keine Auszeichnung den Flieger verpaßte, Rainer Klimke im Stau gegeben, ein Jahr danach nahmen bereits 127 steckte, Ulrike Meyfarth überfällig war. Ehrung Journalisten teil und wählten wieder den großen ohne die Beteiligten? Am Ende aber füllen sich Sportdiplomaten, der das Ausland bereiste und die Reihen, auch wenn erst Blaulicht und Polizei- unschätzbare Dienste für das von großen Ereig- Eskorte die Straßen frei machen. nissen (u.a. Olympische Spiele) ausgegrenzte 1 Marita Koch, Nachkriegsdeutschland leistete. „Ich hätte einen zwischen 1978 und Ungleich einfacher fiel es da Initiator Kurt Dob- anderen gewählt“, entgegnete von Cramm und 1985 fünfmal Sport- bratz, als er 1948 Tennisbaron Gottfried von verwies auf den einbeinigen Hochspringer Loos lerin des Jahres (Ost). Cramm persönlich den ersten „Sportler des (1,78 m). Ein paar Leute mehr versammelten 38 50 jahre

sich 1950 in München – und traten als Zeitzeu- bauer, Kalle Rummenigge, Lothar Matthäus gen für einen weiteren einzigartigen deutschen scheiterten jeweils an den letzten Stufen des Sportler in der Nachkriegszeit auf. Herbert Klein Podests – und Fritz Walter war der erste, der wurde an seiner Arbeitsstätte (!) ausgezeichnet, sich ganz knapp geschlagen geben mußte: Im umringt von hunderten seiner Kollegen. Ins WM-Jahr 1954 von Heinz Fütterer, dem Weißen Mikrofon von Sepp Kirmaier hauchte der Blitz der roten Aschenbahn. Damals gab es Schwimmer: „Ich bin in diesem Jahr 60mal an einen rollenden Siegerpreis: einen NSU-Motor- den Start gegangen und habe keine einzige roller. Ansonsten gilt bis heute der Satz von Mark verdient.“ Wahl-Gründer Kurt Dobbratz: „Der Ehrentitel Sportler des Jahres ist steuerfrei.“ 50. Wahl „Sportler des Jahres“, das macht neugierig, ins Archiv zu greifen. Man kennt die 1954 drehten die ersten Fernsehteams bei der Namen jener Athleten und Athletinnen, die Sportler-Präsentation, die so langsam Hotel- Historie schrieben, noch. Aber immer seltener Foyers und Restaurants entwuchs. Bereits 55 ihre Geschichte, das ist jammerschade. Bei der Minuten live aus Köln kamen dann vor 39 Jahren Ehrung 1952 für Karl Kling (bei Daimler-Benz in den Teilnehmern der „Gala“ aber noch ziemlich Stuttgart-Untertürkheim) hielt der unvergessene Rennleiter Alfred Neubauer die Laudatio auf den Sieger der Carrera Panamericana: „Er ist sauber im Körper, sauber in der Denkweise und sauber in seiner Handlungsweise. Ein gesunder Geist kann nur in einem gesunden Körper wohnen. Karl Kling verkörpert dieses ideale Bild.“

Die Juroren, inzwischen zusammengefaßt im nationalen Berufsverband (VDS), bekundeten aber noch ihre liebe Mühe mit Sportlern, die sich Hilfsmitteln bedienten. „Sie hatten Skrupel, einen Repräsentanten des Maschinensports zu wählen“, befand ein Chronist, als mit dem Motorradrennfahrer Werner Haas 1953 wieder ein PS-Artist mächtig punktete. 1 Noch nie wurde ein Fußballer Nr. 1. Bis heute bleibt bemerkenswert, daß es noch Aber Uwe Seeler gibt nie für einen Fußballer zum Sprung auf den nicht auf… Thron gereicht hat. Uwe Seeler, Franz Becken- 40 50 jahre

exotisch vor. „Auf Gerüsten waren zahlreiche Scheinwerfer verteilt, die auch das letzte Dun- kel des Rheinsaals mit gleißendem Licht erhell- ten“, registrierte ein Berichterstatter. Es gab bei der ersten Großübertragung in der Tat allerhand zu sehen. Wie Max Schmeling als Gratulant für Sportler des Jahres Manfred Germar auftrat, der zweitplazierte Martin Lauer ein Ständchen auf den Sieger anstimmte und elf Fußballspieler von Borussia Dortmund den ersten Titel „Mann- schaft des Jahres“ entgegennahmen.

Der Begriff „Familienfest des deutschen Sports“ wurde geboren – das paßte einschließ- lich der Zwischentöne. Die stimmte 1958 in der Dortmunder Westfalenhalle der Komponist und Texter des schönen Liedes „Wenn das Wasser im Rhein goldener Wein wär...“ an und präsen- tierte seinen „Meteor-Marsch“ für Fritz Thiede- mann, dessen Pferd Berühmtheit erlangt hatte. Und als der Finanzminister bei seiner Laudatio eine Sanduhr auspackte, um den Fernseh- wunsch („maximal zwei Minuten“) zu erfüllen, dann aber waagrecht hielt und sechs Minuten parlierte, hatte er dennoch die Lacher auf seiner Seite.

Die Größen des Sports gaben sich zum Jahres- dicken Tasche des Postamtes Hinterzarten 1 Postbote in unge- ende ein Stelldichein auf der Bühne, die ab unterwegs ist. Die Sportgrößen von damals, die wohnter Montur. Jörgl 1960 das Kurhaus von Baden-Baden war. Da zwar die besten, aber beileibe noch keine gla- Thoma, „baff“ über traf es sich gut, daß Georg Thoma (der im Olym- mourösen Stars waren, bekundeten mitunter seine Auszeichnung pia-Jahr 100 m-Weltrekordler Armin Hary Probleme, auf der Bühne der Öffentlichkeit das 1960 (vor Armin bezwang) aus dem nahen Schwarzwald kam und Gleichgewicht zu wahren. Gerhard Hetz Hary). Links: Wahl- sowieso gut zu Fuß war. Dem staunenden Publi- (1962/63) kam sich an Tisch Nr. 1 zunehmend Gründer Kurt Dob- kum berichtete der Jörgl, daß er in seinem einsamer vor, als immer mehr Sportkollegen bratz. Zustellbezirk „Land I“ täglich 32 km mit der aufgerufen wurden. Zuletzt ließ ihn auch noch 42 50 jahre 50 jahre 43

der zweitplazierte Rudi Altig im Stich… „Rote Da flatterte ihnen ein Programmheft auf den Sieger des Abends um. Selten sah man soviel klamation „Sportler des Jahres“ machte sich Flecken im Gesicht, Schweiß auf der Stirn“, Tisch, das auf Sponsoren, gleich sieben an der feixende Gäste im Kurhaus – der Barde am auf die Socken, „gastierte“ in Sindelfingen, schrieb ein Glossist, als der Schwimmer zur Zahl, hinwies. Beim „Sportler des Jahres“ be- gläsernen Piano ließ die Sportfamilie ein und München – aber das Prozedere blieb Nummer 1 ausgerufen wurde. Hinterher war der gann eine neue Zeitrechnung. Bunter, größer, bißchen ausflippen. gleich. Den Sportlern, einmal abseits ihres Bann gebrochen: Hetz verbeugte sich tief vor auch kostspieliger wurde die Show. Man präsen- normalen Tätigkeitsfeldes eine Plattform bieten, Jutta Heine, um die Sprinterin zum Ehrentanz zu tierte – im Olympiajahr 1972 – die Superband 1977 kam noch Dietrich Thurau auf seinem eine Kommunikationsinsel mit den Medien bitten. von James Last, der Etat verdoppelte sich und Tour-Rennrad, nach 15 Tagen im berühmten schaffen, das Treffen um die Partner aus der das schwierige Unterfangen begann, die gewähl- Maillot Jaune (einige Gäste intonierten das Wirtschaft ausweiten. Inzwischen war die Wahl Fast kurios: Erst 1965 führte die veranstaltende ten Sportler, trotz Show- und Rahmenprogramm, langgezogene Didiiiii auf den Pedaleur de Char- „Sportler des Jahres“ nicht mehr alleiniger ISK eine Wahl für die Sportlerinnen ein, „damit im Mittelpunkt zu belassen. Das gelang zum me) auf die Bühne des Baden-Badener Kurhau- Meetingpoint: Sportpressefeste, andere, ähnli- die Frauen nicht zu kurz kommen“, so das rüh- Beispiel dank Udo Jürgens. 1976 textete der ses gefahren – dann fiel der Vorhang in der che Wahlen entstanden, Ehrungen zuhauf und rende Argument damals. Das sollte ungeahnte Sänger seine bekannten Lieder speziell auf die Kurstadt am Rande des Schwarzwalds. Die Pro- massiv Terminstreß für die Stars der Branche. Auswirkungen haben: 1966, bei einem „toten Rennen“ in der Wahlgeschichte, als Karin Frisch Erstmals in Berlin – und gleich ging ein Stern am und Helga Hoffmann ex aequo Platz 1 belegten, Sportlerhimmel auf. D.h. Ulrike Meyfarth hatte gewann Rudi Altig das Rennen um den Ehren- schon neun Jahre zuvor, als 16jährige, die Fach- tanz mit der schwäbischen Sprinterin. Fritz Wal- welt verblüfft, jetzt begann ihre Zeit bei der ter und Helmut Schön spurteten in Richtung Sportlerwahl: Viermal ließ sich die Hochspringe- Weitspringerin – natürlich gewann der Trainer. rin feiern, an der Spree nahm sie die Gratulation Dann tanzte der ganze Ballkongreß ... des damaligen Regierenden Bürgermeisters Richard von Weizsäcker entgegen: „Sie haben Josef Neckermann erging es wie den Fußballern sich vom Wunderkind zum Talent entwickelt.“ – nie Sieger in der Wahl zum „Sportler des Beachtlich bei der Ehrung in Berlin: Mannschaft Jahres“, dennoch zählte der Hesse zu den stän- des Jahres wurden die Wasserballer vor den digen Gästen. Erst als Aktiver, dann als un- Fußball-Junioren, die während der zwölf Monate ermüdlicher Chef der Sporthilfe. 1968 hätte es vorher höchstens ein paar Tage die Schlagzeilen fast geklappt: Platz 2 (hinter Franz Keller). „Ich beherrscht hatten. bin jetzt 56 Jahre und Sportler einer Disziplin, 1 Die „Helden von die nicht ausgesprochen populär ist“, empfand Michael Groß, lang, schlaksig, intellektuell, Wembley“ im Aus- „Necko“ seine Plazierung dennoch als Erfolg. focht – auch in Berlin – seinen Strauß mit den gehanzug. Helmut Bis heute haben seine Nachfolger im Dressur- Journalisten aus. Mal sagte sich der Offenba- Schön (ganz links) Viereck in keinem Jahr EM-, WM- oder Olympia- cher kurzfristig an, dann waren ihm seine Wett- und seine Mannen Gold verpaßt und warten dennoch noch immer kämpfe wichtiger – ein Sportler ging konsequent bei der Ehrung zur auf den großen Coup. 1996 tritt Isabell Werth seinen Weg. Stark nur, daß die VDS-Mitglieder „Mannschaft des als Doppel-Olympiasiegerin von Atlanta an. den „Albatros“ dennoch in fast schöner Regel- Jahres 1966“. Die Gäste der 25. Wahl staunten ein bißchen. mäßigkeit auf den Schild hoben: weil mündige 44 50 jahre 50 jahre 45

Athleten gar nicht so häufig, Typen, die keine keep-smiling-Produkte der Werbegesellschaft sind, Achtung verdienen. Vom Vorbild ist in der Wahlausschreibung die Rede, das kann durch- aus auch auf unbequeme, kompromißlose Überzeugungssportler zutreffen.

Haben Journalisten Vorlieben bei ihrem Votum? Ruderer und eine Zeitlang Bahnradfahrer stan- den oft hoch im Kurs. In der goldenen Epoche 3 Flotte Sohle auf der Musketiere parierten die Beck-Schützlinge dem Baden-Badener alle Angriffe bravourös. Verdientermaßen. Das Parkett: Ursel Brun- Degenteam um Alexander Pusch, 1984 und ner und Gerhard Hetz 1986 auf Position 1, galt als „Mannschaft aus beim Ehrentanz 1963. dem Lehrbuch“, obwohl jeder die Waffe selbst führt. Ziemlich einmalig: Mit Elmar Borrmann 4 Feierstunde im und Arnd Schmitt standen zehn Jahre später in Kurhaus. Atlanta noch zwei Mohikaner auf der Planche, 1 Aktive aus sechs schnupperten nochmals am Metall, auch wenn 5 Siegerfoto mit Sportarten beim es intern im Gebälk knisterte. Ewigkeitswert (1969). Siegerfoto 1968. Sitzend von links: Sitzend von links: „Hoffentlich gefällt’s“, präsentierte sich Steffi Friedrich Wessel, Hans-Joachim Walde, Graf kurz vor Weihnachten – 1986 – in Baden- Lieselott Linsenhoff, Erhard Keller, Ingrid Baden (Joachim Heiermann von der Bäder- und Heide Rosendahl, Becker, Annemarie Kurverwaltung hatte das Fest wieder an seinen Liesel Westermann, Zimmermann, Josef „Bestimmungsort“ zurückgelockt ...) kokett in Eberhard Schöler, Neckermann, Franz ihrer Abendrobe, schon damals entwickelte die Hans Faßnacht Keller. erst 17jährige ein Faible für das entsprechende Dahinter: Obere Reihe: Outfit. Auf der Bühne fand das größte Foto- Springreiter-Equipen- die Ruderer des Shooting aller Zeiten statt, als die Brühlerin servieren und schalteten eine Hotline zum Formel 1-Weltmeister die Öffnung des Airports er sich selbst ans Steuer der S-Klasse. Zurück chef Brinckmann, Deutschland-Achters. zusammen mit Wimbledonsieger Boris Becker Tower. „Wo ist Schumacher, helfen sie mir Schu- Entzheim mit einigen Autogrammen selbst in die blieb ein proppenvoller Ballsaal, der an den Bier- Lutz Merkel, mit ihren Pokalen posierte. Übertroffen wurde mi suchen.“ Rechtzeitig in Portugal gestartet, Hand nahm, ging’s ins Badische: der verspätete und Sektständen noch lange vom professionel- Hartwig Steenken, 2 Rallye-Legende die Chose nur im Vorjahr. Stundenlang harrte machte der Jet des Sportlers des Jahres einen Empfang stellte die Festgemeinde auf den Kopf, len Auftritt des PS-Diplomaten schwärmte. Zwei Hans Günter Winkler, Walter Röhrl, 2. der das geneigte Publikum aus, Moderator Ulli Bogen um den kleinen Flughafen Oos. Vereist bis zum letzten Tellerwäscher im Kurhaus mach- Stunden Schumi – ein Erlebnis. Alwin Schockemöhle, Wahl 1980; 3. zwei Potofski erzählte immer neue Schmankerl, die die Piste, Landung unmöglich, Rückkehr unum- ten sich alle auf die Beine. Irgendwann ward’s Herbert Lübking, Jahre später. Macher ließen Hauptgang und Nachspeise gänglich. Nicht ganz: via Straßburg, wo der dem Champion zuviel. Bei der Rückkehr setzte Günther Meier. dank an die sponsoren 47 Denn ohne sie geht nichts

Wir sagen Danke!

Deutsche Bahn

Südtirol Tourismus Werbung Gasser Speck WIFI Südtiroler Äpfel Herbst-Schüttelbrot Weinkellerei Nals Tourismusverein Tisens/Prissian

RZWALD WA PE H RL C E S

Naturfrisch aus dem Schwarzwald 48 Markus Wasmeier Markus Wasmeier 49 Wasis Freu(n)de

„Im Glück hat man viele, in der Not echte Freun- halb immer Grund zu lachen.“ Es ist das Lachen Und dann: Geschafft, geschafft, geschafft! Der klingelt: „Brigitte, Markus hat Gold!“ Die junge de“, sagte der ehemalige rheinland-pfälzische eines Lebenskünstlers; es ist nicht in Ammoni- „Juchza“ (wie man in Bayern den Urschrei Dame drängt es hinaus in die frische Luft. Sie Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel. Ähnliche aksäure getaucht, sondern erfrischend und nennt) gilt zunächst nur der Gewißheit: Ich bin will jetzt allein sein mit ihren Emotionen. Da Empfindungen beschlichen Markus Wasmeier befreiend. heil durchgekommen. Erst später realisiert der begegnet ihr ein älteres deutsches Ehepaar. bei den Olympischen Spielen in Lillehammer. junge Mann, welcher Husarenstreich ihm da „Denken Sie nur“, ruft der Mann, „eben ist der Denn wer hätte sich den Wasi nach den ersten gelungen ist. Wasmeier Olympiasieger geworden. Wunderbar, Vorstellungen von Kvitfjell später als „Sportler was?“ Sie schildert dies später in einem Zei- des Jahres“ auf der Kurhausbühne von Baden- Als ihn im Ziel der Vater umarmt, fließen Tränen tungsaufsatz: „Da konnte ich es nicht mehr für Baden vorstellen können...? des Glücks. Doch da fehlte jemand: Brigitte, die mich behalten, und ich sagte: ,Und ich bin seine Frau seines Lebens. Sie ist während des Ren- Frau! Frau Wasmeier.‘ Da aber ist der Fremde Wo waren denn seine Freunde nach den beiden nens im Quartier geblieben, hat den sieben geradezu explodiert. Er hat die Leute in der verpaßten Abfahrtsrennen? Wenig später mußte Monate alten Filius Markus II zu betreuen, dem Nähe zusammengetrommelt. Norwegische er – wie Ehefrau Brigitte bitter vermerkte – Leu- die Zähnchen wachsen. Das norwegische Fern- Langläufer kamen dazu, gratulierten, jubelten, ten in die Gesichter sehen, „die Markus am Tag sehen aber überträgt den Langlauf, nicht den packten ihre Rucksäcke aus, gaben mir zu zuvor nicht einmal mehr gegrüßt hatten, jetzt Super-G. So ist sie ahnungslos, bis das Telefon essen und zu trinken.“ aber wieder die besten Freunde sein wollten“. Markus Wasmeier aber läßt sich herumschub- Welcher Spott hatte sich über den blonden sen; er bleibt auch im Rausch des Triumphes Recken nach dem Abfahrtslauf ergossen. „Toll, der, der er immer war: bescheiden, liebenswert, einen Senegalesen hat er hinter sich gelas- dem Boden verhaftet. Er lächelt wie er lächelte, sen!“, vermerkte ein Reporter. Und Wasi muß als er im Abfahrtslauf gepatzt hatte. sich wirklich vorgekommen sein, als sei er wie ein arthritischer Greis über die Piste geknirscht. Altmeister Wilhelm Busch scheint Markus Was- meier die literarische Vorlage geliefert zu haben: Doch der wiehernden Heiterkeit folgten dann „An den Füßen milde Schuh, und im Antlitz hanebüchene Vorwürfe: Der Mann lache ja noch Seelenruh.“ So steht er da und kann nicht nach seinem Debakel. Unmöglich: Wo er das anders, in sich ruhend: Einer, der mit Gott und Ansehen des Vaterlandes und die Hoffnungen der Welt zufrieden ist. Fröhlich also schaut sich vieler wackerer Patrioten enttäuscht hat, wagt Als sich Markus Wasmeier vor dem Super-G- Wasi auch jene Typen an, die ihn noch vor weni- so einer zu feixen. Der echte Deutsche heult in Start lockermacht, fragen ihn Reporter nach gen Tagen als die größte Fehlbesetzung bezeich- solchen Fällen; er hat sich zu schämen und sich seinen Chancen. Doch Wasi antwortet in neten, seitdem Caligula sein Pferd zum Senator 2 Ein Bayer auf Gold- 1 Der schon legen- zu verkriechen. Beckenbauer-Manier: „Schaun mer mal.“ gemacht hatte. Und zu diesem Zeitpunkt ahnt kurs – auch der ne- däre „Wasi-Jodler“: Selbstverabreichter Psychobalsam? Nicht unbe- der Junge nicht im entferntesten, daß sich das benstehende Beitrag Zünftiger Sportler Alledem setzte Wasmeier trotzig ein handfestes dingt. Der Weise sagt eben nicht alles, was er alles fünf Tage später nach dem Riesenslalom von Heinz Schuma- des Jahres bei der Argument entgegen: „Ich schaue nach vorn. denkt, aber er überdenkt alles, was er sagt, wiederholen wird. Heinz Schumacher cher erhielt mehrere Wahl 1994. Was vergangen ist, habe ich abgehakt und des- wußte schon Aristoteles. „Oscars“. 50 hans günter winkler Perfektionist

Dutzende Male sah Hans Günter Winkler dieses Viele deutsche Reiter und natürlich auch seine Jahr die historischen Bilder der olympischen junge Frau sagen: Wer richtig reiten lernen will, Reiterspiele 1956 von Stockholm. Nüchtern muß bei HGW in der Schule gewesen sein. Er ist kommentierte er seine schwere Verletzung, die in allen Belangen Perfektionist. Geschäftlich Energieleistung und noch mehr die Einheit mit und im Sattel. Debby Winkler: „Wenn man eine seinem Pferd „Halla“, das ihn zur Goldmedaille Ballerina werden will und zu Herrn Winkler trug. Nur wenige Minuten seines Lebens waren kommt, dann muß man vieles ertragen kön- es, die ihn und seine „verrückte Ziege“ zu einer nen.“ Fast in Ehrfurcht spricht sie von seinen Legende des Weltsports sowie der olympischen sportlichen Leistungen und seinen Kenntnis- Geschichte machten. Daß er insgesamt fünfmal sen. Gold gewann, auch zweimal Weltmeister und je einmal Europa- und Deutscher Meister mit Halla Der zweimalige Sportler des Jahres (1955/56) war, wissen nur Statistiker und Sportexperten. hat aber nicht nur Pferde im Kopf. Er ist auch Aber: Die Erfolge und noch viel mehr seine Boxfan, Fußballkenner und Formel-1-Liebhaber. Ausstrahlung machen ihn zu einer heraus- Für den letzten Kampf von Mike Tyson zum ragenden Sportler-Persönlichkeit. Beispiel unterbrach das Paar morgens um 4 Uhr die Nachtruhe. Wolfgang Fischer Auf einem Standbild will er sich nicht sehen – unbeweglich und mit eiserner Miene. Der 70jährige steckt voller Agilität und Unterneh- mungsgeist. Und er geht wie eh und je eigene Wege: Damals, nach dem Krieg, vom Hilfsreit- lehrer bei den US-Besatzungstruppen bis zum gefeierten Olympiasieger; in den 70er Jahren, als er sich der Anfeindungen von Reiterkollegen und Neidern erwehren mußte. Heute nimmt der Pferdezüchter und Reitsport-Manager nur zögernd die treusorgenden Ratschläge seiner jungen Gattin Debby (Meloy) an – „Fahr nicht zu lange, wenn Du mit dem Auto unterwegs bist – steig’auf den Zug um!“ Die amerikanische Reiterin gehörte zu den ganz wenigen Men- schen, deren Rat Hans Günter Winkler – „der 1 „HGW“ – für Box- Chef“ – annimmt. Nicht immer – aber immer kämpfe steht er früh öfter. auf. 54 gregor braun Globetrotter

Gregor Braun – 20 Jahre sind vergangen seit An die Youngster gibt er die Erfahrung seiner seinen Olympiasiegen in Montreal (Gold in der langjährigen Karriere als Amateur und Profi- 4000 m Einzelverfolgung und mit dem Bahn- radler weiter. Manchmal auch genervt, wenn Vierer). 1976 erfolgte auch seine Ehrung zum seine Jungs nicht umsetzen, was „Big Daddy“ Sportler des Jahres und mit der Mannschaft vorgibt. Langsam aufbauen, nicht verheizen, des Jahres. Eine Leistung, die ihm so schnell keiner nachmachte. Einzig Boris Becker brachte dasselbe fertig – gleichzeitig solo und mit der Mannschaft den Pokal der Sportjournalisten einzuheimsen.

Darauf ist der „Bär aus der Pfalz“ bis heute stolz. Die Ehrung zum Sportler des Jahres gehört für den 40jährigen noch immer zu den schönsten und wichtigsten Erlebnissen seiner Karriere. „Die Stimmung, das Ambiente damals in Baden-Baden…“. Doch ansonsten hat sich viel getan in 20 Jahren. Aus dem damals in Interviews etwas schwerfällig wirkenden Pfälzer Bub wurde ein wortgewandter Weltenbummler, der hauptberuflich das Radteam von Olympia Dortmund (inzwischen mit Profilizenz ausge- stattet) betreut.

1 „Roter Bär“ als Spitzenreiter der deutschen Rennserie.

2 1996: Hut ab vor dem Hutträger. Als Geschäftsmann und Abenteurer immer auf Achse. 52 gregor braun

erst die Schule, dann die Karriere, lautet seine zu erahnen war: Natur, Kultur, Abenteuer – ob in Devise. Aber gar zu gerne würde er seine ehr- Australien oder Südafrika. Monatelang machte geizige Einstellung auch bei den jungen Fahrern er mit Freundin Susan Australien unsicher. finden. Noch heute ist er der erste morgens, Unzählige Fotos brachte der Hobbyfotograf mit steht bereit, wenn´s darum geht, die Räder zu nach Hause. „Ich glaube, es sind 1800 Dias“, putzen und zu warten. Gregor organisiert, moti- berichtet Gregor. Aber noch faszinierender findet viert, agiert. der Wahl-Dortmunder Südafrika und Namibia. Wochenlang durch die Lande ziehen, Auge in So jettet er mit seinem Team durch die Welt, zu Auge mit Elefanten, Giraffen, Zebras und Rennen, wo es was zu lernen gibt: China, Süd- Löwen. Übernachten in winzigen Hütten im afrika, Amerika oder auch „nur“ die Bretagne Busch oder im Zelt. Und dabei kann ihn nichts gehören zu den Stationen. Viel zu sehen bekom- erschrecken. Zitat aus der „Urlaubsfibel“: men die Sportler dabei nicht. Das hat den „Joe“ „Morgens unter dem Zelt Skorpione gefunden“. schon zu seinen Profizeiten gemopst. Deshalb Zitat Gregor Braun: „Das gehört eben dazu.“ sucht – und findet – er heute, was damals nur Beate Dobbratz 56 ARD sport-gala ARD sport-gala 57 Ein Rückblick

Es war ein großes Sportjahr. Damals 1988. lich-rechtliche Sender, belegten das starke Olympische Winterspiele in Calgary, die Som- Interesse der Zuschauer an Olympia, an der merspiele in Seoul, dazwischen die Fußball- Fußball-EM, aber auch an anderen Sportarten, Europameisterschaft im eigenen Land. Drei über die ARD und ZDF regelmäßig berichteten. sportliche Großereignisse, die natürlich von Quasi als Belohnung für die Sportfans zu ARD und ZDF übertragen wurden. Zum Abschluß Hause, die das ganze Jahr über bei ARD und dieses herausragenden Sportjahres veranstalte- ZDF in der ersten Reihe saßen, wurde die ARD te die ARD die erste ARD Sportgala. Das Fern- Sportgala aus der Taufe gehoben. sehen wurde für den Sport immer wichtiger. Übertragungsrechte und Sponsorengelder bilde- Der Fernsehzuschauer sollte die Möglichkeit ten immer mehr die Finanzierungsgrundlage der bekommen, seine Vorliebe für einen bestimm- einzelnen Verbände, allein von den Zuschauer- ten Sportler, eine herausragende Sportlerin einnahmen konnte schon lange niemand mehr oder einfach für eine erfolgreiche Mannschaft leben. Im Gegenzug wurde die Sportberichter- uns Fernsehleuten mitteilen zu können. stattung im Fernsehen immer weiter ausgebaut. TED hieß die Zauberformel für den mitbestim- Live hieß schon damals das Zauberwort. Zwei menden Fernsehzuschauer. Ein Telefon, eine Tennisteenager aus Nordbaden taten ein übri- dazugehörige Nummer und schon war die größte ges dazu. Zwar wurde 1988 noch nicht jedes Jury, die jemals in Deutschland ihren Lieblings- Europapokalspiel übertragen, doch auch so war sportler wählen konnte, zusammen. der Fernsehzuschauer in diesem Jahr ganz schön gefordert. Nachtschichten waren ange- Steffi Graf, Harald Schmid und die Gold-Florett- sagt, wollte man die Olympiaentscheidungen in Mädchen um Anja Fichtel waren die ersten Calgary und Seoul nicht verpassen. Und die Preisträger der ARD Sporteins. Mehr als Zuschauer hatten Ausdauer. Die Einschaltquo- 100.000 Zuschauer gaben bereits 1988 ihre ten, damals fast noch ein Fremdwort für öffent- Stimme ab. 1995 wurden 649.778 Stimmen

1 Beeindruckende Kulisse im Forum: „Klein-Spanien“ bei der Ehrung im Olympiajahr 1992.

2 Finale 1995: Jean Orleans – ein Lied auf die Sieger. 58 ARD sport-gala ARD sport-gala 59

ausgezählt. Eine enorme Zahl. Wer erinnert sich Sie ist damit die erfolgreichste Sportlerin der Die Sieger von 1988–1995 auf einen Blick nicht an den tosenden Applaus im Forum am letzten Jahre. Boris Becker konnte sich dreimal Schloßpark zu Ludwigsburg, als 1989 Ringe- ganz oben plazieren. 1990 – 1992 waren seine Jahr Frauen Männer Mannschaften Weltmeister Andreas Aguilar die Gunst der Stun- Jahre. de nutzte, und als Sieger die Halle verließ. 1988 Steffi Graf Harald Schmid Damen-Florett -Team Sieger waren sie schon alle, die am Abend der Aber nicht nur die Sportler, die Vertreter der (Tennis) (Leichtathletik) (Fechten) Sportgala auf der Bühne standen. Aber nur in Verbände, der Wirtschaft, Medien und der Poli- ihrer Sportart. Die Ungewißheit über den Aus- tik haben die ARD Sportgala in den letzten Jah- 1989 Steffi Graf Andreas Aguilar Fußball-Nationalmannschaft Damen gang der Wahl ließ manchen Profi unruhig wer- ren zu einer wichtigen Veranstaltung und erfolg- (Turnen) den. Und nicht selten war das Gespräch auf der reichen Fernsehsendung werden lassen, der Bühne mit den Moderatoren ausschlaggebend Süddeutsche Rundfunk als verantwortliche 1990 Steffi Graf Boris Becker Fußball-Nationalmannschaft Herren für das Wahlverhalten des Publikums. Manch- ARD-Anstalt legte auch immer großen Wert auf (Tennis) mal herrschte zwar Verwunderung über den ein musikalisches Rahmenprogramm, das dem Wahlausgang, aber so richtig daneben lagen Anspruch dieser Live-Sendung gerecht wurde. 1991 Steffi Graf Boris Becker 1. FC Kaiserslautern die Fernsehzuschauer nie. Ihre Abstimmung PUR, Chris de Burgh, Milva, Jennifer Rush ste- zeugte immer von Sachverstand und richtiger hen stellvertretend für die vielen Topstars der 1992 Franziska van Almsick Boris Becker Biathlon-Staffel Herren Einschätzung der Leistung, aber auch die Aus- internationalen Unterhaltung, die die Sendung (Schwimmen) strahlung, die Persönlichkeit eines Sportlers, musikalisch umrahmt haben. einer Sportlerin und das Verhalten einer ganzen 1993 Franziska van Almsick Michael Stich Basketball-Nationalmannschaft Mannschaften wurden von den TED-Wählern Werner Zimmer und Jörg Wontorra waren die (Tennis) aufmerksam registriert. ersten Gastgeber, später führten Gerhard Meier- Röhn, Gerd Rubenbauer und Gerhard Delling 1994 Marianne Buggenhagen Michael Schumacher Skispringer Steffi Graf wurde viermal hintereinander (1988- durch den Abend. Seit 1992 bezaubert Carmen (Behindertensportlerin) (Formel 1) 1991) von den Zuschauern mit der ARD Sport- Nebel mit ihrem Charme die Gäste im Saal und eins bedacht, obwohl sie sich noch nie live in an den Fernsehgeräten. 1995 Gunda Niemann Michael Schumacher Borussia Dortmund Ludwigsburg ihren Fans gezeigt hat. (Eisschnellauf) In diesem Jahr beginnt nun eine neue Ära. Die Fusion zwischen der ARD Sportgala und der Wahl zum Sportler des Jahres ist vollzogen. 1 ARD-Sportgala- Die Sportjournalisten wählen wie in den vergan- Premiere 1988: genen Jahren ihre Sportler des Jahres. Die Harald Schmid, Josef Fernsehzuschauer müssen auf ihren TED aber Neckermann, Mode- nicht verzichten. Sie vergeben nach wie vor den rator Gerhard Meier- Publikumspreis der ARD: Zur Wahl stehen die Röhn, Anja Fichtel Sportler des Jahres 1996 in den Kategorien (von links). Frauen, Männer, Mannschaften. 60 dr. thomas bach dr. thomas bach 61 Faszination Olympische Spiele

Wie attraktiv die Spiele für die Selbstdarstellung nehmer. Ist dieser Gigantismus die Gefahr der Stößt das IOC nicht an eine Grenze des Mach- der Länder geworden sind, zeigt die steigende Zukunft? baren? Anzahl der Bewerber. Elf Städte wollen die Som- merspiele 2004 ausrichten. Das ist absoluter Dr. Thomas Bach: Ohne entscheidende Verän- Dr. Thomas Bach: Der zumutbaren Obergrenze Rekord. Der Wechsel der Austragungsorte, die derungen und Einschränkungen wird es nicht sind wir in Atlanta schon sehr nahe gekommen. Verschiedenartigkeit in der Auffassung der gehen. Es sollte weniger Olympiasieger geben, In einigen Bereichen wurde sie bereits über- olympischen Idee, bleiben auch in Zukunft nicht unbedingt weniger Sportarten. Immer im schritten. Die vom IOC festgelegte Obergrenze wesentlicher Bestandteil der Faszination der Bewußtsein, daß die Gestaltung des olympi- von ca. 10 000 Athleten und 5000 Offiziellen ist Spiele. schen Sommerprogramms die Quadratur des eine noch zu bewältigende organisatorische Kreises ist. Größe. Über weitere Beschränkungen in den Die Rolle der Sportler? Wir haben das Problem, daß das Programm Bereichen der mittlerweile über 17 000 Medien- ursprünglich sehr europäisch zentriert war. Das vertreter und der nationalen Sponsoren der Dr. Thomas Bach: So beeindruckend dieser heißt, alle in Europa populären Sportarten teilnehmenden Länder sollte weiter nachge- weltweite Erfolg der Olympischen Bewegung waren vertreten. Wenn wir aber den Anspruch dacht werden. auch ist: Entscheidend für die ungebrochene erheben, eine globale Organisation zu sein, Anziehungskraft der Spiele bleiben die Sportler. müssen wir auch weltweit populäre Sportarten Wir müssen vielleicht noch mehr den einzelnen aufnehmen. Es muß darüber nachgedacht wer- Olympische Spiele faszinieren die Menschheit Athleten in den Mittelpunkt rücken. Nicht als den, welche Sportart noch die Gegenwart reprä- mehr denn je. Sehen Sie keine Gefahr, daß dies bloßer Leistungsträger, sondern als Mensch. sentiert. einmal nachlassen könnte? Vieles geht unter, was ein sportlicher Es geht dabei nicht um Trend- und Funsport- Wettkampf an kleinen Zeichen setzt. arten, die vielleicht zwei Saisons blühen und Dr. Thomas Bach: Es muß dem IOC gelingen, dann wieder von der Bildfläche verschwinden. die mit den Spielen verbundenen Inhalte noch Wie beurteilen Sie den Fair Play-Gedanken? Zu finden ist die richtige Balance zwischen Tradi- stärker als bisher nach außen zu transportieren. tion und Fortschritt. Ein gutes Beispiel für eine Olympische Spiele sind mehr als nur ein bloßes Dr. Thomas Bach: Das Fair Play sollte die Werte Sportart, die sich unabhängig von Olympia Sportspektakel. Sie sind ein universelles Festi- der Zukunft bestimmen. Wie verhält sich ein etabliert und großartige Sportler hervorgebracht val, auf das die Welt Anspruch hat. Sportler seinen Konkurrenten gegenüber? Ist hat, ist der Triathlon, der erstmals in Sydney Die Spiele stellen immer auch die Kultur eines das nicht ein Symbol für friedlichen Wettstreit 2000 auf dem Programm steht. Für mich könnte Landes dar. Zusammen mit Olympischen Spie- nach für alle gleichen Regeln, unabhängig von der Triathlon-Olympiasieger von Sydney der neue len finden in der Regel die größten Kultur- Religion, Nation oder Rasse? Und wir müssen in König der Athleten werden. 1 Dr. Thomas Bach, ereignisse statt, die Gastgeberstädte und Gast- Zukunft auch stärker deutlich machen, was im Für die ferne Zukunft könnte dies bedeuten: Mitglied des IOC-Exe- geberländer zu bieten haben. Das geht, mit Olympischen Dorf stattfindet, ohne die einzigar- Man nimmt eine Kernzahl von Sportarten und kutivkomitees, über Ausnahme der Eröffnungsfeier, in der weltwei- tige Atmosphäre zu zerstören. erlaubt dann dem jeweiligen Organisationskomi- Perspektiven der ten Öffentlichkeit ziemlich unter. Es sollten tee, zwei oder drei Sportarten vorzuschlagen, Olympischen Bewe- Wege gefunden werden, diese Situation zu Schon in Atlanta sind die Spiele an ihre Grenzen damit man kontinentalen oder nationalen Über- gung. verbessern. gestoßen. Immer mehr Sportarten, mehr Teil- legungen Rechnung tragen kann. 62 boxen boxen 63 Herz und Seele

Die Lebensphilosophie des 50jährigen lautet: Interessant, wie Henry Maske entdeckt wurde. „Ich laß’ mich lieber unter- als überschätzen.“ „Damals war ich im Nürnberger Queen’s Hotel In die Boxwelt transferiert bedeutet das bei der tätig und hab’ mir per DDR-Fernsehen immer die Arbeit mit Wilfried Sauerland: „Er ist der Diplo- Maske-Kämpfe angeschaut. Dann kam Frau mat, ich bin der Bauer – aber ich kann oft das Sauerland und meinte: ‘Das ist einer’. Unser sagen, was er selbst ebenfalls gerne ausdrük- Problem damals: Henry war schon bei der Kon- ken würde.“ Der Vergleich von Franz Beckenbau- kurrenz gelandet und Manfred Wolke sagte zu er und „Katsche“ Schwarzenbeck fällt einem da uns: ‘Ihr bekommt Henry nur im Paket mit Axel spontan ein – nur daß Jean-Marcel Nartz neben Schulz.’“ unermüdlicher Schaffenskraft ein gehöriges Maß an Charisma mit einbringt. Jean Marcel Nartz konsultierte Wilfried Sauer- Der Box-Boom in Deutschland ist unauflöslich land und stellte lediglich eine Frage: „Geben wir mit dem Namen Henry Maske verbunden – auch Der gelernte Koch traf Sauerland erstmals jetzt Gas oder nicht?!“ nach der Punkt-Niederlage am 23. November 1979, bei der Box-Europameisterschaft in Köln. gegen Virgil Hill. Der „Gentleman“ (nicht nur im „Kommen Sie nach Deutschland, Sie können Daß sich aus diesem „Gasgeben“ die giganti- Ring), erster Faustkämpfer mit dem Titel „Sport- den deutschen Boxsport retten“, richtete Nartz sche „Henry Maske-Show“ mit RTL-Werbeboom, ler des Jahres“ (1993), überlegt derzeit, wie er einen beschwörenden Appell an den im Geträn- Laserlicht und „Conquest of Paradise“-Song den (unerwarteten) Schock von München über- ke-Business erfolgreichen Geschäftsmann und entwickeln konnte, war trotz aller fachmänni- winden und bei neuen Projekten, eventuell Box-Fan. Ihre erste Veranstaltung richtete das schen Instinkte in dieser Form nicht vorherseh- sogar einer befristeten Fortsetzung der Karriere spätere Erfolgsgespann Sauerland/Nartz am bar. „Max Schmeling und Henry Maske sind im Ring, Motivation tanken kann. 25. September 1980 in Köln aus. Idole. Solche Menschen gibt es nur alle 50 bis 60 Jahre“, zieht Nartz Bilanz. Zwei „Wegbereiter“ prägten den atemberauben- den Aufstieg des Oderstädters: Wilfried Sauer- Und er nennt eine (vermeintlich) einfache For- land und Jean-Marcel Nartz. Der erstgenannte mel, um Popularität mit Sympathie zu verbin- ist das Herz des deutschen Boxsports, Nartz den: „Wenn Privatleben und sportliche Leistung hingegen die Seele. stimmen, die Leute zudem ‘Mensch bleiben’, sind sie maßgeschneidert und in der Idolfunk- 1 Jean-Marcel Nartz: „Ich spreche Herrn Sauerland auch heute noch tion nicht kopierbar.“ Vom Küchenchef ins als ‘Manager’ an“, skizziert Nartz in seiner Big Business des Funktion als Geschäftsführer von „Sauerland Bis 1991 blieb Nartz als Küchenchef tätig, erst Für die Zukunft prophezeit Jean-Marcel Nartz Faustkampfes. Promotion“ das Verhältnis zu seinem Chef – dann kam der Sprung ins Business als Profi- der deutschen Box-Szene „eine stärkere Ver- geprägt von sehr viel Respekt, Idealismus und Manager: „Wir hatten Graciano Rocchigiani, änderung in der Breite“. Und er verspricht: 2 Da geht’s lang! jener menschlichen Komponente, die zutreffend Henry Maske und Axel Schulz – aber alle ohne „Wir bieten Qualität und achten darauf, Identi- 3 Magic Henry: die Box-Stratege Nartz in mit dem Begriff „absolutes Vertrauen“ um- Titel.“ Doch Fortuna blieb ihm treu, „weil ich fikationsfiguren aufzubauen.“ Maske-Show wurde seinem Element. schrieben wird. rein gefühlsmäßig dachte: das geht gut!“ Manfred Jerzembek perfekt inszeniert. 64 behindertensport Stolze Bilanz

Achtung, die Behindertensportler greifen an. den Sportlern und ihren Funktionären Zeit, nicht Atlanta und seine X. Paralympics erlebten mit nur die sportliche Position in der Welt zu vertei- über 200 Weltrekorden (vor allem im Schwim- digen, sondern auch „Plätzchen“ zu finden, wo men und in der Leichtathletik) eine Leistungs- der warme Regen fällt - ein fester Händedruck explosion. Profiähnliche Trainingsprogramme des Werbepartners mehr für Entbehrungen und Hightech bei „verletzungsunanfälligen“ entschädigt. Ersatzgelenken und technischen Geräten (Rollstühle) machen es möglich. Und die Indu- Ideen, „Fußgänger“ und Behinderte einander strie entdeckt ein Mauerblümchen, will es hoch- näher zu bringen, gilt es zu entwickeln. Die Viel- päppeln. zahl von Schadensklassen wurde „abgerundet“. Wie lange wird es noch dauern, bis in einem Auch die deutschen Teilnehmer setzten 18 neue hochkarätigen Wettkampf beide Sportlergrup- Bestmarken. Mit Stolz verweist der Deutsche pen gemeinsam an den Start gehen und um Behinderten-Sportverband (DBS) auf 40 golde- Titel streiten? Ein paar Sportarten eignen sich ne, 58 silberne und 51 bronzene Medaillen. sehr wohl und es gibt genügend Behinderte, die Das bedeutete den dritten Platz in der Länder- schon heute einen fairen Leistungsvergleich wertung hinter den USA und Australien. Fast nicht scheuen würden. noch größer scheint die Genugtuung, welchen Anteil die Politik an den Erfolgen von Atlanta nahm und daß die Medien dem Behinderten- sport einen noch nicht bekannten Umfang einräumten - nicht unter „Soziales“ und „Schick- sale“, sondern in den Sportteilen.

Mit Yvonne Hopf, Kay Espenhayn, Holger Kim- mig und Stefan Löffler aus dem Schwimmer- lager, Marianne Buggenhagen und Horst Bayer aus der Leichtathletik sowie Christiane Pape im Tischtennis hat der Behindertensport sieben „Atlanta-Megastars“. Zehn Tage konnten sich die Behinderten im Rampenlicht sonnen. Nun sind die Spots erloschen, das „Mauer- blümchen“ hat brav seinen angestammten Platz 1 Kraftvoll, dyna- wieder eingenommen, ohne einen warmen misch, technisch: Regen mit gut dotierten Werbeverträgen abzu- Rollstuhl-Formel 1. bekommen. Vier Jahre bis Sydney 2000 bleiben 66 yvonne hopf Gold-Lady

Die erfolgreichste Olympionikin 1996? Nein, Eine andere Geschichte sei die Stellung des nicht Dagmar Hase oder Sandra Völker. Immer- Behindertensports innerhalb des deutschen hin ist die Sportart richtig: Yvonne Hopf, 18jähri- Sportsystems. Alle vier Jahre wiederholt sich ge Schülerin aus Leverkusen, holte fünf Gold- eine Prozedur, die die Behinderten kennen. und eine Silbermedaille im Schwimmen bei den Dann treten selbst sie, die in der Berichterstat- Paralympics in Atlanta. „Es hätten eigentlich tung in der Regel außen vor bleiben, an die sechs Goldene sein müssen, beim 100 m- breite Öffentlichkeit. Bei Ehrungen, Einladungen Schmetterling-Finale habe ich nach Meinung der zu Sportlerwahlen, gesellschaftlichen Ereignis- Kampfrichter angeblich falsch gewendet.“ sen. „Nach den Spielen werden wir protegiert, dann passiert drei Jahre lang nichts, drei Jahre, Viel verändert hat der Gold-Triumph freilich wo keiner von uns spricht.“ Thomas Ritschek nicht. „Die Sponsoren stehen wahrlich nicht Schlange.“ Wenngleich Yvonne Hopf sogar noch die Ausnahme bildet: sie erhält im nächsten Jahr einen Einzelvertrag mit einem Schwimm- Ausrüster.

Enttäuscht? „Nein, wir sind ja schon froh, daß wir überhaupt Geld bekommen. Es hört sich immer so undankbar an, wenn wir auf die finan- zielle Situation aufmerksam machen.“ Die Prä- mien, die die Aktiven für einen Olympiasieg erhalten, verdeutlichen aber einen krassen Unterschied: 15 000 Mark für die Nichtbehin- derten, gerade ein Zehntel des Betrags bekom- men die Behinderten. Obgleich selbst Yvonne Hopf nicht auf absolute Gleichstellung pochen möchte. „Es gibt 13 Wertungsklassen beim Schwimmen. Da ist es unmöglich, für jede Gold- medaille den gleichen Betrag zu kassieren.“

Ein Vorschlag der Gold--Lady: „Man könnte es relativieren. Das Paralympics-Team hat dreimal 1 Yvonne Hopf: Der so viel Medaillen errungen wie das Nichtbehin- größte Fischzug von derten-Team, eine prozentuale Angleichung Atlanta. wäre fair.“ 68 motorsport German Power

„Mission impossible“ unkten vor der Formel 1-Saison einige Szene-Beobachter, doch der „Schumacher-Effekt“ begann schnell zu wirken: das Ferrari- Team zog mit, die Ingenieure nahmen sogar den ermüdenden Verbesserungs-Marathon am aktuellen F310-Boliden klaglos in Kauf.

Drei Siege der „Roten“ waren nahe am Maximum des Men- schenmöglichen angesiedelt. Perfekt die Regen-Vorstellung in Barcelona. Spa-Francorchamps brachte dann den erneuten Sieger-Schampus einhergeht, ist im „Haifischbecken Formel 1“ fast vor der Kerpener Haustür. Aus Sicht der klar. „Frentzen soll um den Titel kämpfen“, „Ferraristi“ jedoch überstrahlte Monza alles – machte der Rollstuhl-General deutlich, worum acht Jahre nach Gerhard Berger verwandelte es geht. Dabei gilt die alte Formel 1-Regel: Schumi das Autodromo Nazionale wieder in Zunächst mußt du den Teamkollegen beherr- einen Hexenkessel. schen, dann die fremden Rivalen. Gegen Jacques Villeneuve kein leichtes Unterfangen. Dennoch überwiegt bei Michael Schumacher der Blick für die Realität: „Wir haben es nicht Dritter im Bunde des heraufziehenden „deut- geschafft, die Lücke zu den Williams bis Saison- schen Formel 1-Jahres ’97“: Ralf Schumacher. ende zu schließen.“ Was bei Ferrari nun folgt, Noch wird er als „Michaels Bruder“ präsentiert, 1 Morgen komme ist erneut ein programmierter Perfektions- doch der 21jährige weiß, was er will. „Ich bin ich, der „kleine Schub: sicherstellen soll ihn Ross Brawn, von seinen Fortschritten beeindruckt“, erzählt Schumacher“. Technischer Direktor von Benetton und Design- Michael über den Jüngeren, der im Kart einst Architekt der beiden WM-Titel des Deutschen. dem großen „Schumi I“ bereits sporadisch das 2 „Der Rote Baron” Wasser abgegraben haben soll. Bei Jordan- schwärmen die Azzurri, Vom Aufschließen ins Spitzensegment träumt Peugeot erhält der Formel 3000-Champion das wenn Michael Heinz Harald Frentzen nach seinem sensatio- ideale Umfeld: ein aufstrebendes Team, der Schumacher „ihren“ nellen Engagement durch Frank Williams. Daß nach Erfolgen gierende Triebwerkshersteller Ferrari bewegt. der Super-Transfer mit sofortigem Erfolgsdruck Peugeot und die bekannt familiäre Atmosphäre. 70 tennis Becker-Gesellen

Tennis geht am Stock. Und wenn Steffi z. B. mal Auch Tommy Haas (18) kann in Boris’ Fußstap- heiratet, ihr Rücken ganz streikt oder Noah- fen treten, wenn ihm und seinem ehrgeizigen Gabriel endlich zur Schule kommt (und der Papa Vater die frühen Grand Prix-Erfolge nicht doch in aufhört, sein Geld in kurzen Hosen zu verdie- den Kopf steigen. Haas und Kiefer – zwei nen), dann sieht’s zappenduster aus. Stellen „Becker-Gesellen“ stehen zur Meisterprüfung Sie sich vor: elf Jahre Boom – und plötzlich an. stirbt eine Sportart genauso schnell, wie sie hierzulande hochkam. Ein blutarmes Tennis Und wer wird Graf-Erbin? Fehlanzeige. So wie es ohne Helden lockt weder Marketing-Bosse noch in der gesamten maroden WTA aussieht, so Medien. Dies droht! schlecht steht es auch um potentielle Thronfol- gerinnen Steffis in Deutschland. Noch ist außer Wenn nicht Boris himself die Lage zwar spät, Anke Huber (war ‘96 ja immerhin schon Fünfte) aber immerhin noch erkannt hätte. Und handelt. keine Top Ten-Spielerin in Sicht. Er klagt: „Irgendwie ist nichts gemacht worden, um den Tennisboom in Deutschland effektiver Jana Kandarr vielleicht? Aber so brutal das zu nutzen. Deshalb meine ich, der DTB sollte klingt: Die Leipzigerin, 1995 in Hamburg immer- sich mit unseren besten Spielern zusammenset- hin schon mal im Viertelfinale, ist auch schon zen, um herauszufinden, was wir machen kön- 20! Ihr Umfeld ist bereits professionell (dank nen, um die jüngeren Spieler auf die Profi-Tour IMG). Ihr Selbstbewußtsein erst recht: „Ich kann zu bringen. Ich habe den Weg gezeigt, aber jetzt runter bis zur Nummer zehn jede Gegnerin müssen andere folgen.“ schlagen.“

Boris Becker bildet ein Team aus vier 15- bis Allein, der Beweis steht noch aus. Vielleicht 18jährigen Spielern, die im neuen Leistungszen- sollte Steffi mal Boris anrufen – und möglichst trum München von ihm selbst und einigen aus- rasch sein Konzept kopieren. Conny Konzack gesuchten Trainern betreut werden.

In Beckers „Mercedes Junior Team“ steht u.a. Nicolas Kiefer (18). Boris: „Er war schon während der WM in Hannover mein Sparrings- partner und hat das Zeug zum Top Ten-Spieler. So wie mit ihm werde ich künftig mit vielen jungen, von meinem Team ausgesuchten Spie- 1 Tommy Haas – ein lern trainieren. Tennis made in muß es vielversprechender auch im nächsten Jahrtausend geben!“ „Becker- Geselle“. 72 trendsportarten Hydrospeed

Gibt es eine Massenflucht aus dem Sport, neigt Zen-Buddhisten und Esoterikern Konjunktur. sich die Zeit des Sports als Freizeitphänomen Ballonfahren avanciert bei Hektikern zur schön- dem Ende zu? Die seit Jahren durch Umfragen sten Art des „Fliegens“. Fernöstliche Kampf- von Meinungs- und Forschungsinstituten ange- sportarten wie Tai-chi oder Aikido ertüchtigen heizte Diskussion ist so kontrovers wie der Körper, Geist und Seele. Untersuchungsgegenstand selbst. Fest steht: Selten zuvor schossen wie in den neunziger Andererseits: Im Freizeitverhalten gibt es Verän- Jahren die Sportarten so schnell aus dem derungen. Wenngleich die „Fluktuation“ bei der Boden. Ob Snowboarden oder Bodysurfen, Ausübung von modischen Sportarten nicht Rafting oder Mountainbiken. negativ zu werten ist. Der Bereich Wettkampf- sport erweist sich nicht mehr weiter steige- Voll trendy: Risikosportarten wie Canyoning, rungsfähig, Freizeit- und Gesundheitssport aber eine Art Schluchtenklettern über Wasserfälle liegen nicht nur bei der älteren Generation im und glitschige Felsen, Rocket Jumping, die Trend. Umkehrvariante von Bungee Jumping, oder Hydrospeed, wo mittels eines brustgroßen Zahlenmaterial von Sportorganisatoren wider- „Plastiktellers“ reißende Gebirgsflüsse bewäl- sprechen dem Trend einer Abkehr. Bei den tigt werden. Freeclimbing, waghalsiger Kletter- Jugendlichen ist die Akzeptanz des Sports noch sport ohne Seil und Haken, erlebt nicht nur in nie so hoch gewesen. 54 Prozent aller Jugend- freier Natur einen Aufschwung. Unterm Hallen- lichen sind Mitglied in einem Verein. Auch die dach werden Wettkämpfe mit Geldpreisen Älteren bekennen Farbe: Über die Hälfte der ausgetragen. neuen Mitglieder des Deutschen Sportbundes (DSB) ist älter als 50 Jahre. Wer’s ruhiger liebt: Tauchen erschließt eine „neue Welt“, Bogenschießen hat nicht nur bei 1 Crazy: Mountain Bike in Atlanta.

2 „In“ ist der Basketball-Germane Detlef Schrempf.

3 High Feeling auf dem Snowboard.

4 Boomartig: Golf. 74 deutsches haus deutsches haus 75 Am Ententeich

Zuerst die Zahlen, schon aufgrund deutscher Gründlichkeit. 25 000 Brezeln und Laugenbröt- (zu 90 Prozent Schwarzafrikaner mit allerbesten chen wurden „weggeputzt“, je 45 000 Liter Bier, Sportkenntnissen) herumgesprochen. Und sie Mineralwasser und Softdrinks getrunken, machten Geschäfte, denn die Prominenz gab 1,5 Tonnen Frischfisch, täglich 600 Kilo Fleisch sich ein Stelldichein. IOC-Chef Samaranch ließ verzehrt. Dann das Wesentliche: der vom Team sich ebenso bei „The Mansion“ absetzen wie Olympia arrangierte Meeting-Point für alemanni- Detlef Schrempf, Claudia Nolte, Volker Rühe, sche Georgia-Reisende erlebte unter dem Mark Spitz. Oder Hans Günter Winkler, Willi Nations-Tower, der höchsten Erhebung von Holdorf, Michael Groß, Kristin Otto (alle vier Downtown, seinen bisherigen Höhepunkt als übrigens bereits als Sportler/in des Jahres Kommunikations- und Wohlfühlcenter. Beson- ausgezeichnet). ders für die zahlreichen umherirrenden Bus- Touristen erwies sich „The Mansion“ als Hort Der kleine Teich und die Südstaaten-Atmosphä- der präzisen Information und Ruhe. re blieben für viele „Team“-Gäste ebenso im Gedächtnis wie die endlosen Stunden in rollen- Im Deutschen Haus präsentierten sich die acht den und defekten Shuttle-Bussen. Es soll auch Unternehmen des Team Olympia, traf sich am 1998 eine solche Einrichtung geben. Morgen die Journaille zum Briefing, gegen Abend füllte sich das Refugium, wenn die aktu- Sayonara, Nagano! ellen Sieger und Plazierten einen verdienten Schluck abholten, sich den Pressevertretern stellten. Ein Gedränge bei insgesamt 25 000 Gästen – aber kein Remmidemmi. Die Chroni- sten bekamen die seltene Gelegenheit zu Ein- zelgesprächen mit den Athleten, beim Moloch Olympia eher die Ausnahme. Ein Reporter glück- selig: „Ohne die Institution Deutsches Haus könnte man sich die Reise zu den Spielen sparen.“ Die Kontrakte, die von den Managern 2 Talk täglich – das besiegelt wurden, sorgten erst recht für einen deutsche Info-Center olympischen Rekord. von Atlanta. 1 Meeting am Enten- teich – im Hinter- Bemerkenswert: nach dem vierten Besuch 3 Good Vibrations in grund der Nations kannte sogar der Chauffeur die schnellste Route „The Mansion“ (Susi Tower, Highlight von zum „German House“, die gute Adresse hatte Lahme, Nico Motche- Atlanta. sich schnell zur Taxi-Cab-Innung von Atlanta bon). 76 nok-sprecher nok-sprecher 77 Kritische Fragen

Dem amerikanischen Absolutheitsanspruch von den Menschlichkeit, wie der linke Arm des Silbermedaille in der Königsdisziplin, dem Zehn- so lange wird es diese Faszination Olympia den „besten Spielen aller Zeiten“ folgte eine „Größten“ zitterte. Ein Moment, der ihm und kampf, gewann. geben. heilsame Ernüchterung. den Zuschauern wohl ewig in Erinnerung bleiben wird. „The spirit of the games“. Er macht die Olympi- Es war ein großes Erlebnis für mich, in der deut- Unbestritten ist, daß es keine totale Sicherheit schen Spiele so einzigartig. Und so lange es schen Olympiamannschaft in Atlanta Presse- bei Großveranstaltungen geben kann. Die Deut- Wer erinnert sich nicht an den sensationellen Athletinnen und Athleten auf dieser Welt gibt, sprecher zu sein. Ich müßte eigentlich alle 481 schen haben 1972 in München leidvolle Erfah- Coup des 21jährigen Frank Busemann, der die die sich zum sportlichen Wettstreit begegnen, deutschen Olympioniken und die Betreuer ein- rungen gemacht. So warf das menschenverach- zeln erwähnen, die diese Begeisterung mitge- tende Attentat vom 27. Juli im Centennial Park tragen haben und durch ihr sympathisches Auf- fast einen symbolhaften Schatten auf die Spiele treten ein Stück Deutschland verkörperten, auf von Atlanta. das wir alle stolz sein können.

Richtigerweise fragte denn auch der Präsident Zwei Erkenntnisse müssen zur Wahrung der des Internationalen Olympischen Komitees Autonomie und der Selbsterhaltung der olympi- (IOC), Juan Antonio Samaranch, in seiner Bilanz: schen Weltbewegung zu unabdingbaren Konse- Müssen es denn immer die besten Spiele sein? quenzen führen. Sicherlich nicht. Die Macht der Medien darf nicht dazu führen, Woher kam die Erwartung, etwas Besseres zu daß die Olympioniken zu „Komparsen im Medi- erleben als in Los Angeles, in Seoul oder in enzirkus“ werden. Barcelona? Wahrscheinlich müssen wir uns selbst kritisch fragen. Wir, die diesen Superlativ- Und: Der Begriff Partnerschaft muß im Bereich Blödsinn mitgemacht haben und allzu leicht- des Sponsorings stärker zur Geltung kommen. fertig den Versprechungen der Verantwortlichen Die Interessen der Sponsoren müssen fair und von diesen „Jahrhundertspielen“ Glauben verläßlich berücksichtigt werden. Doch aus der geschenkt haben. Partnerschaft darf keine offene oder verdeckte Einflußnahme oder gar Dirigismus werden. Doch ich denke, alle, die aktiv oder passiv an diesen Spielen teilgenommen haben, halten es Der Zeitgeist, den schon Johann Wolfgang von eher wie ich. Schwamm drüber und her mit den Goethe beklagte („Am Gelde hängt, zum Gelde 1 Ein großes Ereig- positiven Erinnerungen, die uns Atlanta drängt doch alles“), könnte sonst für die olympi- nis für mich“, Nor- beschert hat. sche Weltbewegung wie ein Krisenfanal wirken. bert Dobeleit, der Norbert Dobeleit Olympia-Moderator, Wer denkt nicht mit Ergriffenheit an den zwischen Ulrich Feld- Moment, als Muhammad Ali die Olympische hoff (l.) und Walther Flamme entzündete. Ein Augenblick der rühren- Tröger (r.) 78 fairplay Vorbild-Sportler

Seit 1992 wird der Sparkassen Fair Play-Preis verliehen an

Thomas Lange, der vor der Olympiade 1992 seinem Konkurrenten Jüri Jansson ein Training unter bestmöglichen Bedingungen ermöglicht hat.

Die deutsche Nationalmannschaft der Biathleten und das deutsche Zehnkampf-Team, die freiwillig zusätzliche Dopingkontrollen durchführen.

SV Werder Bremen, der nachweislich in der Bundesligasaison 92/93 die fairste Mannschaft war.

Das Stuttgarter Publikum, das sich während der Leichtathletik-WM zu allen Sportlern, egal welcher Nationalität, fair verhielt.

Kipchoge Keino, der ehemalige Weltklasseläufer, für sein soziales Engagement.

Thorsten Spanneberg, der seinem Konkurrenten eine zweite Qualifikationschance für die Schwimm-WM in Rom ermöglichte.

TV Senden-Ay, die Behindertensportgruppe, die Behinderte und Nicht-Behinderte beispielhaft integriert.

Stefan Böger, der ehemalige Bundesligaspieler des MSV Duisburg, der bei einem Spiel gegen Borussia Dortmund Mathias Sammer vor der gelben Karte bewahrte. 80 weltsportler weltsportler 81 Die Besten der Welt

ISRAEL/Tel Aviv MAZEDONIEN/Skopje SLOWAKEI/Bratislava Sportler Maariv Daily Skok SI.Republica 1. Michael Johnson USA 260 P. Johnson–Shouaa Johnson–Masterkowa Jordan–Graf 2. Donovan Bailey CAN 86 P. ITALIEN/Rom MEXIKO/Mexico City SLOWENIEN/Maribor 3. Michael Jordan USA 84 P. Corriere dello Sport Excelsior Daily Newspaper Vecer 4. Alexander Popov RUS 65 P. Johnson–Masterkowa Johnson–Smith Johnson–Pérec 5. Damon Hill GB 48 P. JAPAN/Nagoya NAMIBIA/Windhoek SPANIEN/Barcelona 6. Pete Sampras USA 41 P. Chunichi Press Allgemeine Zeitung El Mundo Deportivo 7. Carl Lewis USA 39 P. Johnson–Smith Fredericks–Devers Johnson–Graf 8. N. Suleymanoglu TUR 33 P. Alberto Tomba ITA 33 P. JORDANIEN/Amman NIEDERLANDE/Amsterdam THAILAND/Bangkok 10. Bjarne Riis DAN 24 P. Jordan Times De Telegraf The Nation Johnson–Pérec Krajicek–Graf Johnson–Smith Sportlerinnen JUGOSLAWIEN/Belgrad NORWEGEN/Oslo TSCHECHIEN/Prag 1. Marie-José Pérec FRA 151 P. Supersport Magazin Aftenposten Sport 2. Stefanie Graf GER 149 P. Johnson–Pérec Johnson–Graf Johnson–Masterkowa 3. Michelle Smith IRL 131 P. 4. Swetl.Masterkowa RUS 117 P. ALBANIEN/Tirana ENGLAND/London KAPVERDEN/Cabo Verde ÖSTERREICH/Linz TÜRKEI/Istanbul Sporti Sport for Television Novo Jornal-Cabo Oberösterr.Nachrichten Hürriyet 5. Gail Devers USA 63 P. Johnson–van Dyken Johnson–Smith Jordan–Smith Johnson–Smith Suleymanoglu–Graf 6. Jeannie Longo FRA 57 P. 7. Stefka Kostadinowa BUL 32 P. BANGLADESCH/Dhaka FINNLAND/Helsinki KOLUMBIEN/Bogotá PAKISTAN/Lahore TUNESIEN/Rades Ghada Shouaa SYR 32 P. The Bangladesh Observer Hufvudstadsbladet Deportivo Grafico Nawa-i-Waqt Derouiche Abdelwahab 9. Amy van Dyken USA 29 P. Johnson–Graf Johnson–Pérec Johnson–Longo Johnson–Devers Johnson–Smith 10. Lilia Podkopjewa UKR 28 P. BELGIEN/Brüssel FRANKREICH/Paris KOREA/Seoul PANAMA/Panama City UGANDA/Kampala La Dernière Heure L’Equipe K S T V Diario Critica Libre New Vision Johnson–Pérec Lewis–Pérec Li Xiaoshuang–Deng Yaping Johnson–Smith Hill–Pérec „Michael – the fastest“. Der Weltrekord über BRASILIEN/Sao Paulo GHANA/Accra KUBA/Havanna POLEN/Warschau UNGARN/Budapest 200 m (19,32 Sekunden) und die Doublette von A Gazeta Esportiva Graphic Sports Granma Przeglad Sportowy Nemzeti Sport Johnson–Pérec Johnson–Pérec Johnson–Masterkowa Johnson–Smith Johnson–Pérec Atlanta ließen den Amerikaner auch im letzten Rennen des Jahres, von 59 Redaktionen gestal- BULGARIEN/Sofia GRENADA/St. George’s LETTLAND/Riga PORTUGAL/Lissabon URUGUAY/Montevideo DUMA Grenadian Voice Sports A Bola El Pais tet, mit enormem Vorsprung durchs Ziel sprin- Johnson–Kostadinowa Johnson–Pérec Riedel–Smith Sampras–Masterkowa Johnson–Pérec ten. No limits -- bleibt abzuwarten, welche Bar- CHINA/Peking GRIECHENLAND/Athen LIECHTENSTEIN/Schaan RUMÄNIEN/Bukarest USA/Arlington rieren Michael Johnson noch einreißt... Beim Sports Daily Makedonia Volksblatt Gazeta Sporturilor USA Today Votum der Weltwahl, an der sich Juroren von Johnson–Wang Junxia Sampras–Graf Johnson–Devers Johnson–Masterkowa Johnson–Graf Ghana bis Bangladesch beteiligten, gleicht das CHILE/Santiago GUATEMALA/Guatemala LITAUEN/Wilna RUSSLAND/Moskau WEISSRUSSLAND/Minsk Ergebnis einer perfekten, historischen Doublet- La Tercera Prensa Libre Lietuvos Sportas Komsomolskaja Prawda Sportivnaja panorama Johnson–Pérec Doohan–Longo Johnson–Shouaa Johnson–Masterkowa Johnson–van Dyken 1 Es ist, als würde te. Der Französin Marie-José Pérec war in Atlan- 2 Sie lief sich in Michael Johnson ta exakt der gleiche Doppelschlag gelungen wie DÄNEMARK/Kopenhagen INDONESIEN/Jakarta LUXEMBURG/Esch SCHWEDEN/Stockholm ZYPERN/Nikosia Windeseile zur Welt- B.T. Suara Pembaruan Tageblatt Svenska Dagbladet Cyprus News Agency allen zurufen: „Seht ihrem männlichen Pendant: Gold über 200 und Johnson–Smith Johnson–Pérec Johnson–Masterkowa Johnson–Masterkowa Dimas–Smith sportlerin des Jahres her – ich bin der 400 m. 1996: Marie-José DEUTSCHLAND/Nürnberg IRLAND/Dublin MADAGASKAR/Antananarivo SCHWEIZ/Zürich Größte!“ Kicker-Sportmagazin The Irish Times Midi Madagasikara Sport Pérec. O’Brien–Graf Johnson–Pérec Johnson–Pérec Johnson–Masterkowa 82 promis und sport Inspiration

Nehmen wir Henry Maskes dramatischen Abschied – die ersten Zuschauerreihen glichen einem „Who is who“ der Glitzerwelt. Sportler und Show-Prominenz kommen sich immer näher. „No Sports“ ist out.

Arabella Kiesbauer, Moderatorin von Pro 7, fragt sich allerdings, warum Boris und Steffi ange- sichts von Medienschelte „den Schläger nicht in die Ecke werfen?“ Gerne würde die Österreiche- rin in ihrer Show mal über die Zukunft des Lei- stungssports diskutieren. „Es kann nicht ange- hen, daß der Leistungssport immer mehr auf Kosten der Gesundheit und der Freude am Sport geht.“

Matthias Holtmann, die Stimme aus dem „Wilden Süden“, hätte gern mal mit Dieter Bau- mann, Michael Schumacher oder Henry Maske 1 Pro Sieben-Mode- richtig „gefachsimpelt“. Nur vom Turnen hält der ratorin Arabella Kies- frühere Boxer eher wenig. „Reckturnen ist das bauer: Diskussionen Schlimmste. Weil ich in diesem Sport total über den Leistungs- unbegabt bin.“ Wir empfehlen Andreas Wecker sport. zur Talk-Runde. Hartmut Engler, Bandleader von „Pur“, bekennt sich zur Bundesliga-Mannschaft der Stunde: 2 Kein Partner für dem VfB Stuttgart. Seine Insider-Informationen eine Talkrunde zum bezieht der Musiker von Mehmet Scholl, Stefan Thema Turnen: Kuntz oder Fredi Bobic, die er zu seinem enge- Ex-Boxer Matthias ren Freundeskreis zählt. Holtmann. Carolin Reiber, bayerische TV-Queen, schwärmt 3 Lokalpatriotisch von der Leichtathletik. Ihr Gatte, Dr. Luitpold mit dem VfB Suttgart Maier, gehörte in den 50er Jahren zur DLV- verbunden: „PUR“- Mannschaft, war Deutscher Meister im Mehr- Frontman Hartmut kampf. Aber alle drei Söhne spielen (lieber) Engler. Golf. 84 sportler des jahres – männer sportler des jahres – frauen 85 In Ost und West

1947 Gottfried von Cramm Tennis 1977 Dietrich Thurau Radsport 1966 H. Hoffmann/K. Frisch Leichtathletik 1948 Gottfried von Cramm Tennis Rolf Beilschmidt Leichtathletik Gabriele Seyfert Eiskunstlauf 1949 Georg Meier Motorrad 1978 Eberhard Gienger Turnen 1967 Liesel Westermann Leichtathletik 1950 Herbert Klein Schwimmen Udo Beyer Leichtathletik Karin Janz Turnen 1951 Ehepaar Falk Eiskunstlauf 1979 Harald Schmid Leichtathletik 1968 Ingrid Becker Leichtathletik 1952 Karl Kling Motorsport Bernd Drogan Radsport Margitta Gummel Leichtathletik 1953 Werner Haas Motorrad 1980 Guido Kratschmer Leichtathletik 1969 Liesel Westermann Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Waldemar Cierpinski Leichtathletik Petra Vogt Leichtathletik 1954 Heinz Fütterer Leichtathletik 1981 Toni Mang Motorrad 1970 Heide Rosendahl Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Lothar Thoms Radsport Erika Zuchold Turnen 1955 Hans Günter Winkler Reitsport 1982 Michael Groß Schwimmen 1971 Ingrid Mickler-Becker Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Bernd Drogan Radsport Karin Balzer Leichtathletik 1956 Hans Günter Winkler Reitsport 1983 Michael Groß Schwimmen 1972 Heide Rosendahl Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Uwe Raab Radsport Karin Janz Turnen 1957 Manfred Germar Leichtathletik 1984 Michael Groß Schwimmen 1973 Uta Schorn Turnen Gustav-Adolf Schur Radsport Uwe Hohn Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1958 Fritz Thiedemann Reitsport 1985 Boris Becker Tennis 1974 Christel Justen Schwimmen Gustav-Adolf Schur Radsport Jens Weißflog Skispringen Kornelia Ender Schwimmen 1959 Martin Lauer Leichtathletik 1986 Boris Becker Tennis 1975 Ellen Wellmann Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Olaf Ludwig Radsport Kornelia Ender Schwimmen 1960 Georg Thoma Skisport 1987 Harald Schmid Leichtathletik 1976 Rosi Mittermaier Ski alpin Gustav-Adolf Schur Radsport Torsten Voss Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1961 Graf Berghe von Trips Motorsport 1988 Michael Groß Schwimmen 1977 Eva Wilms Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport Olaf Ludwig Radsport Rosemarie Ackermann Leichtathletik 1962 Gerhard Hetz Schwimmen 1989 Boris Becker Tennis 1978 Maria Epple Ski alpin Helmut Recknagel Skisport Andreas Wecker Turnen Marita Koch Leichtathletik 1963 Gerhard Hetz Schwimmen 1990 Boris Becker Tennis 1947 Marga Petersen Leichtathletik 1979 Christa Kinshofer Ski alpin Klaus Ampler Radsport 1991 Michael Stich Tennis 1948 Mirl Buchner-Fischer Ski alpin Marita Koch Leichtathletik 1964 Willi Holdorf Leichtathletik 1992 Dieter Baumann Leichtathletik 1949 Lena Stumpf Leichtathletik 1980 Irene Epple Ski alpin Klaus Urbanczyk Fußball 1993 Henry Maske Boxen 1950 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Maxi Gnauck Turnen 1965 Hans-Joachim Klein Schwimmen 1994 Markus Wasmeier Ski alpin 1951 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf 1981 Ulrike Meyfarth Leichtathletik Jürgen May Leichtathletik 1995 Michael Schumacher Motorsport 1952 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Ute Geweniger Schwimmen 1966 Rudi Altig Radsport 1953 Christa Seliger Leichtathletik 1982 Ulrike Meyfarth Leichtathletik Frank Wiegand Schwimmen 1954 Ursel Happe Schwimmen Marita Koch Leichtathletik 1967 Kurt Bendlin Leichtathletik 1955 Helene Kienzle Rollkunstlauf 1983 Ulrike Meyfarth Leichtathletik Roland Matthes Schwimmen 1956 Ursel Happe Schwimmen Marita Koch Leichtathletik 1968 Franz Keller Skisport 1957 Wiltrud Urselmann Schwimmen 1984 Ulrike Meyfarth Leichtathletik Roland Matthes Schwimmen 1958 Marianne Werner Leichtathletik Katarina Witt Eiskunstlauf 1969 Hans Faßnacht Schwimmen Karin Beyer Schwimmen 1985 Cornelia Hanisch Fechten Roland Matthes Schwimmen 1959 Marika Kilius Eiskunstlauf Marita Koch Leichtathletik 1970 Hans Faßnacht Schwimmen Gisela Birkemeyer Leichtathletik 1986 Steffi Graf Tennis Roland Matthes Schwimmen 1960 Ingrid Krämer Kunstspringen Heike Drechsler Leichtathletik 1971 Hans Faßnacht Schwimmen Ingrid Krämer Wasserspringen 1987 Steffi Graf Tennis Roland Matthes Schwimmen 1961 Heidi Schmid Fechten Silke Möller Leichtathletik 1972 Klaus Wolfermann Leichtathletik Ute Starke Turnen 1988 Steffi Graf Tennis Wolfgang Nordwig Leichtathletik 1962 Jutta Heine Leichtathletik Kristin Otto Schwimmen 1973 Klaus Wolfermann Leichtathletik Ingrid Krämer Wasserspringen 1989 Steffi Graf Tennis 1 Schumi meets Roland Matthes Schwimmen 1963 Ursel Brunner Schwimmen Kristin Otto Schwimmen 1974 Eberhard Gienger Turnen Ingrid Krämer Wasserspringen 1990 Katrin Krabbe Leichtathletik 2 Marathon-Lady Franzi: Michael Schu- Hans-Georg Aschenbach Skisport 1964 A. Zimmermann/ 1991 Katrin Krabbe Leichtathletik superelegant: Uta macher war 1995 ein 1975 Peter-Michael Kolbe Rudersport R. Esser Kanusport 1992 Heike Henkel Leichtathletik Roland Matthes Schwimmen Ingrid Krämer Wasserspringen 1993 Franziska v. Almsick Schwimmen Pippig bei der 95er begehrter Gesprächs- 1976 Gregor Braun Radsport 1965 Helga Hoffmann Leichtathletik 1994 Katja Seizinger Ski alpin partner. Waldemar Cierpinski Leichtathletik Hannelore Suppe Leichtathletik 1995 Franziska v. Almsick Schwimmen Presse-Konferenz. 86 sportler des jahres – mannschaften In Ost und West

1957 Borussia Dortmund 1958 Leichtathletik-Nationalmannschaft 1959 Deutschland-Achter Handball-Nationalmannschaft 1960 Deutschland-Achter Friedensfahrt-Mannschaft 1961 1. FC Nürnberg SC Empor Rostock (Fußball) 1962 Ratzeburger Ruder-Achter 4 x 100 m-Lagenstaffel, Frauen 1963 Hockey-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft 1964 Berliner Ruder-Vierer Fußball-Olympia-Auswahl 1965 Leichtathletik-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft 1966 Fußball-Nationalmannschaft Fußball-Nationalmannschaft 1967 FC Bayern München Trophy-Motorrad-Team 1968 Deutschland-Achter Vierer ohne Steuermann 1969 Springreiter-Equipe 1985 Daviscup-Team Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Leichtathletik-Nationalteam, Frauen 1970 Fußball-Nationalmannschaft 1986 Degenfechter Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Fußball-Junioren-Auswahl 1971 Borussia Mönchengladbach 1987 Federationscup Team 4 x 400 m-Staffel, Frauen Volleyball-Nationalmannschaft, Frauen 1972 Hockey-Nationalmannschaft 1988 Deutschland-Achter 4 x 400 m-Staffel, Frauen Straßenrad-Vierer 1973 Bahnrad-Vierer 1989 Deutschland-Achter Dynamo Dresden Straßenrad-Vierer 1974 Fußball-Nationalmannschaft 1990 Fußball-Nationalmannschaft 1. FC Magdeburg 1991 1. FC Kaiserslautern 1975 Borussia Mönchengladbach 1992 Hockey-Nationalteam Europacup-Mannschaft Leichtathletinnen 1993 Basketball-Nationalmannschaft 1976 Bahnrad-Vierer 1994 Skispringer-Nationalmannschaft Fußball-Olympia-Auswahl 1995 Borussia Dortmund 1977 Florett-Fechter Welt-/Europacup-Team Leichtathleten 1978 Handball-Nationalmannschaft Ruder-Achter 1979 TV Großwallstadt Straßenrad-Vierer 1980 Fußball-Nationalmannschaft Handball-Nationalmannschaft 1981 Wasserball-Nationalmannschaft SC Magdeburg (Handball) 1 1982 Leichtathletik-Staffel 4 x 400 m Gero Bisanz und Friedensfahrt-Mannschaft seine DFB-Frauen: 1983 VfL Gummersbach Volleyball-Nationalteam, Frauen Charmante Fußball- 1984 Degenfechter Botschafterinnen. Viererbob-Team 88 lifestyle sport marketing lifestyle sport marketing 89 Vom Top-Ereignis zum „Ganzjahres-Event“

Das Zusammengehen der beiden (Ex-) Wettbe- Die 50. Wahl gilt als Startschuß für eine erfolg- werbsveranstaltungen zur ARD Gala-Sportler reiche Inszenierung. Der Begriff Sportler des des Jahres ist der eine Schritt – weitere sollen Jahres soll zum Markennamen werden, mit folgen, um das Event zur „einzigartigen Kür“ Aktionen, die keinesfalls mehr auf den Tag X im des deutschen Sports zu machen. Bis zum Jahr Dezember begrenzt sein müssen. 2000 – so ein ehrgeiziges Ziel der Macher – könnte die Gala von globaler Bedeutung sein. Präsenz bei großen Sportveranstaltungen, Mes- Mit an Bord sollen dann auch die Weltsportler sen, etc. ist eine der Pflichtübung der Marketing- des Jahres sein, die ebenfalls seit 1947 von strategen. Erste Aktionen sind im Anlaufen: ein den Journalisten gewählt werden. Roadshow-Truck wird auf Achse gehen. Ein Showzelt bietet den richtigen Rahmen für Eigen- Große Pläne brauchen ein Konzept, Manpower veranstaltungen, Sport- oder Firmenveranstal- und Engagement. Dafür steht die Lifestyle Sport tungen. In Gesprächen mit Plattenfirmen dreht Marketing GmbH mit Sitz in Filderstadt. Seit sich’s um einen einen Sportler-Song – der erste Jahresmitte vermarktet sie exklusiv die Idee Titel ist bereits im Kasten. Der Start des Inter- „Sportler des Jahres“. netauftrittes steht unmittelbar bevor.

1 Der Sportler des Jahres im Internet. Lifestyle Sport Mar- keting präsentiert ab dem 13. Dezember 1996 den „Sportler des Jahres“ online. Umfangreiche Hinter- grund-Informationen 1 Sportler meets stehen so der ganzen Sponsor. Welt zur Verfügung. neunzehnhundertsechsundneunzig die 50. wahl – sportgeschichte live