Kriegsverhütung Und Friedenssicherung Durch Internationale Organisation: Deutsche Ideen Und Pläne 1815 – 1871 Inaugural-Di
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Kriegsverhütung und Friedenssicherung durch Internationale Organisation: Deutsche Ideen und Pläne 1815 – 1871 Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie des Fachbereichs Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg vorgelegt von Andreas Volkmer Marburg 2012 Vom Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps- Universität Marburg als Dissertation angenommen am 29. Mai 2013. Tag der Disputation: 26. Juni 2013. Erster Gutachter: Prof. Dr. E. Conze. Zweiter Gutachter: Prof. Dr. W.E. Winterhager. INHALTSVERZEICHNIS I. EINLEITUNG 1 1. Thema 2 2. Gliederung der Arbeit 6 3. Fragestellungen und Zielsetzung 8 4. Forschungsstand und Quellenauswahl 10 II. VÖLKERBUND UND EWIGER FRIEDE. ÜBERLEGUNGEN, AUSGEHEND VON KANT UND HEGEL 14 1. EINLEITUNG 15 2. KARL SALOMO ZACHARIÄ 20 3. FERDINAND FLORENS FLECK 26 4. FRIEDRICH LUDWIG FÜLLEBORN 30 5. FRIEDRICH ADOLF TRENDELENBURG 33 6. GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL 40 7. JOHANNES B. FALLATI 46 8. KARL LUDWIG MICHELET 49 III. CONRAD FRIEDRICH VON SCHMIDT-PHISELDEK UND DER PLAN EINES EUROPÄISCHEN BUNDES 54 1. Conrad Friedrich von Schmidt-Phiseldek 55 2. Europa und Amerika 59 2.1. Der Aufstieg Amerikas 59 2.2. Die Zukunft Europas 61 3. Der Europäische Bund 65 3.1. Die Konstituierung des vereinigten Europas 65 3.2. Voraussetzungen einer Vereinigung Europas 66 3.3. Gründe und Motive zur Vereinigung Europas 68 3.4. Die Errichtung des Europäischen Bundes 70 3.5. Die Organisation des Europäischen Bundes 72 3.6. Europa und die Welt 75 IV. DIE HEILIGE ALLIANZ IM URTEIL DER VÖLKERBUND-BEFÜRWORTER 77 1. EINLEITUNG 78 2. HERMANN CHRISTOPH GOTTFRIED DEMME 85 3. WILHELM TRAUGOTT KRUG 87 4. CONRAD FRIEDRICH VON SCHMIDT-PHISELDEK 95 5. JOSEPH GÖRRES 97 V. „EUROPÄISCHE KONFÖDERATION“, „HEILIGE ALLIANZ DER VÖLKER“, „VÖLKERBUND“: DIE DEUTSCHEN DEMOKRATEN UND IHRE VORSTELLUNGEN VON EINER INTERNATIONALEN ORGANISATION 103 1. DER DEUTSCHE VORMÄRZ – DAS BEISPIEL JOHANN GEORG AUGUST WIRTH 104 1.1. Die Julirevolution in Paris und die Folgen in Europa 104 1.2. Johann Georg August Wirth 105 1.3. Das Hambacher Fest 107 1.4. Die Folgen des Hambacher Festes 116 1.5. „Die politische Reform Deutschlands“ 118 1.6. „Die Rechte des deutschen Volkes“ 123 2. DAS „JUNGE EUROPA“ UND DAS „JUNGE DEUTSCHLAND“ IN DER SCHWEIZ 1834-1836 128 2.1. Das „Junge Europa“ 128 2.2. Das „Junge Deutschland“ 140 3. DIE RHEINKRISE UND DAS BEISPIEL JAKOB VENEDEY 153 3.1. Die internationale Krise 153 3.2. Johann Philipp Becker 155 3.3. Die Auseinandersetzungen in der „Deutschen Volkshalle“ 157 3.4. Jakob Venedey 161 3.4.1. Die ersten Rheinschriften 162 3.4.2. „Der Rhein“ 165 3.4.3. Die „Deutsche Volkshalle“ 169 3.4.4. „Der Dom zu Cöln“ 172 4. ARNOLD RUGE IN DER DEUTSCHEN NATIONALVERSAMMLUNG 175 4.1. Arnold Ruge 175 4.2. Das Jahr 1848: Ruge als Mitglied der „Fraktion Donnersberg“ in der Frankfurter Nationalversammlung 177 4.3. Die außenpolitische Debatte in der Paulskirche am 22. Juli 1848 179 4.4. Ruges Kongressvorschlag in der Polendebatte 191 5. DER VÖLKERBUND 1849/1850 193 5.1. L`Alliance des Peuples / Der Völkerbund in Genf 193 5.1.1. Die europäischen Revolutionäre in der Schweiz 193 5.1.2. Gustav Struve 194 5.1.3. Die Entstehung des „Völkerbundes“ 197 5.1.3. Die Zeitschriften „L`Alliance des Peuples“ und „Der Völkerbund“ 198 5.2. Société de la Ligue des Peuples à Paris 206 5.2.1. Die europäischen Revolutionäre in Paris 206 5.2.2. Amand Goegg 207 5.2.3. Die Zeitschriften „Revue de la Ligue des Peuples“ und „Der Völkerbund“ 210 VI. INTERNATIONALE FRIEDENSBEWEGUNG UND DEUTSCHE FRIEDENS- AKTIVISTEN 214 1. EINLEITUNG 215 2. DIE GENFER FRIEDENSGESELLSCHAFT UND DIE PREISGEKRÖNTE ABHANDLUNG VON JOHANN B. SARTORIUS 216 3. DER KÖNIGSBERGER FRIEDENSVEREIN 230 4. PETER KAUFMANN 235 5. MORITZ ADLER 240 6. DIE INTERNATIONALE LIGA FÜR FRIEDEN UND FREIHEIT 246 6.1. Die Gründung der Liga 246 6.2. Die Genfer Liga und die Internationale Arbeiterassoziation 253 6.3.Die weiteren Kongresse der Internationalen Liga für Frieden und Freiheit 257 6.4. Zur Programmatik der Liga: Die „Vereinigten Staaten von Europa“ 262 7. EDUARD LOEWENTHAL 265 VII. SCHLUSSBEMERKUNGEN 274 VIII. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 280 1. Ungedruckte Quellen 281 2. Gedruckte Quellen 283 3. Sekundärliteratur 296 KAPITEL I. EINLEITUNG. 1 1. Thema Der Gedanke, über eine Internationale Organisation den Frieden zwischen den Staaten sicherstellen zu wollen, kann geistesgeschichtlich bis ins späte Mittelalter zurück- verfolgt werden. Zu nennen wären hier etwa Pierre Dubois` Modell einer föderativ organisierten christlichen Republik ( 1306 ) oder Georg von Podiebrads Vertrags- entwurf für einen europäischen Staatenbund ( 1462 ). Seitdem haben sich immer wieder namhafte Denker ( u.a. der Herzog von Sully, Emeric Crucé und William Penn ) mit der Frage der internationalen Friedenssicherung beschäftigt und dabei Pläne erarbeitet, die politische Staatenverbindungen in den verschiedensten Varianten vorsahen.1 Seit dem 18. Jahrhundert wurde das Prinzip des Gleichgewichts der Mächte zunehmend als unzureichend verurteilt und als ungeeignet angesehen, den Frieden zwischen den Staaten in Europa zu sichern. Zudem wurde die Idee vom „ewigen Frieden“ ein beherr- schendes Thema der europäischen Aufklärung und stand von nun an in einem engen Zusammenhang mit der Forderung nach einer Internationalen Organisation.2 1 Freilich sind nicht alle Pläne zur Schaffung einer Internationalen Organisation aus reiner Friedensliebe entstanden. Hinter so mancher älteren „Friedensschrift“ verbarg sich auch ein machtpolitisches oder religiöses Interesse. So war der ein oder andere Organisationsplan vor allem darauf gerichtet, Macht und Einfluss eines bestimmten Staates zu vergrößern. Andere Pläne wiederum sahen eine engere politische Verbindung der christlichen Staaten zum Zweck der aussichtsreicheren Durchführung von Kreuzzügen vor. 2 Das Schlagwort vom „ewigen Frieden“ entstammt einem Buch des Charles-Irénée Castel de Saint-Pierre ( 1658-1743 ): „Projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe“ ( 1713/17 ). Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die Erkenntnis, dass die bisherigen Mittel, den Frieden in Europa zu sichern, unvoll- kommen seien. Saint-Pierre kritisierte das bisherige System des europäischen Gleichgewichts der Mächte auf das schärfste. Dieses habe immer nur neue Kriege hervorgerufen und sei daher völlig ungeeignet, den Frieden zwischen den Staaten zu sichern. Europa müsse von Grund auf neu gestaltet werden. Sodann forderte er eine „ständige und dauernde Union“ der europäischen Staaten. Saint-Pierres Werk wurde vor allem durchs die Auszüge und Kommentare des Jean-Jacques Rousseau ( 1712-1778 ) bekannt: „Extrait du Projet de Paix Perpétuelle“ ( 1761 ). Dem „Extrait“ fügte Rousseau dann noch sein „Urteil über den ewigen Frieden“ ( 1756/1782 ) hinzu. Siehe vor allem: Kurt von Raumer, Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance ( Orbis Academicus. Geschichte der politischen Ideen in Doku- menten und Darstellungen ), Freiburg und München 1953. 2 Anders als von vielen erhofft, folgte auf die Französische Revolution jedoch kein Zeitalter des ewigen Friedens. Stattdessen wurden in Europa und Nordamerika seit 1792 fast ununterbrochen Kriege geführt. Unter dem Eindruck dieses „Weltkrieges von 1792 bis 1815“ entstanden wiederum zahlreiche Schriften, die die Schaffung einer Internationalen Organisation erörterten. Nicht zuletzt deutsche Autoren haben hier wichtige Beiträge geliefert. Immanuel Kants Abhandlung „Zum ewigen Frieden“ ( erstmalig 1795, neue vermehrte Auflage 1796 ) kann wohl als die herausragende Leistung gelten. Kant prägte den deutschen Ausdruck „Völkerbund“, der die Form eines „Föderalism freyer Staaten“ annehmen sollte ( 2. Definitivartikel ). Über Aufbau und Wirkungsweise des Völkerbundes findet man bei Kant so gut wie nichts. Dafür stellte er aber einen Zusammenhang her zwischen dem äußeren Bund und der inneren Verfasstheit seiner Mitglieder: Im 1. Definitivartikel machte Kant deutlich, dass er die friedenssichernde Funktion des Bundes vor allem durch republikanische Verfassungen der Mitgliedstaaten gewährleistet sah.3 Auch im Umfeld des Wiener Kongresses entstanden zahlreiche Pläne einer Internatio- nalen Organisation, und auch hier waren deutsche Autoren mit federführend. Als Bei- spiele seien genannt: Alexander Lips` „Der allgemeine Friede oder wie heißt die Basis, über welche allein ein dauernder Weltfriede gegründet werden kann?“ ( 1814 ), Karl Christian Krauses „Entwurf eines europäischen Staatenbundes, als Basis des allgemei- nen Friedens und als rechtlichen Mittels gegen jeden Angriff wider die innere und äußere Freiheit Europa`s“ ( 1814 ) sowie Freiherr von Gayls „Ideen über Errichtung eines Europäischen großen Staaten-Bundes“ ( 1815 ). Doch die Wiener Kongressteil- nehmer nahmen kaum Notiz von solchen Vorschlägen. Aus den Verhandlungen ging schließlich ein System mit hegemonialer Struktur hervor: Es beruhte auf der Dominanz zweier Hegemonialmächte, Großbritanniens und Russlands, und auf diversen subhege- monialen Systemen, etwa der Vorherrschaft Österreichs in Italien und der preußisch/ 3 In drei Definitivartikeln stellte Kant folgende Grundsätze auf: 1. „Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch seyn.“ 2. „Das Völkerrecht soll auf einen Föderalism freyer Staaten gegründet seyn.“ 3. „Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt seyn.“ Siehe: Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden. Neue vermehrte Auflage, Königsberg 1796, S. 20ff. Insbesondere der 1. Definitivartikel