Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt roseggerrosegger[[bundbund]] waldheimatwaldheimat krieglachkrieglach

Max Mell Franz Nabl Paula Grogger Hannelore Valencak Otto Hofmann-Wellenhof Eduard Walcher Charlotte Anderle Walter Zitzenbacher Hans Bruggraber Gertrud Fussenegger Otto Eggenreich Franz Höller Hubert Lendl Hans Täubl Anton Sorger Rudolf Scheikl Günther Ziesel Eduard Watzke Herta Kotscher Johann Reischl Harald Perscha Peter Uray Felix Mitterer Franz Leitner Emmy Korossy-Wurzinger Bertl Petrei Erwin Holzer Klemens Wohlmuth Elisabeth Hirschler Fred Strohmeier Franz Dietler Engelbert Zadek Heinz Hörtner Hellfried Edlinger Reinhard P. Gruber Josef Lehofer Rudolf Lammer Eduard Watzke Harald Perscha Alfred Guss Klaus Edlinger Gerhard Balluch Karl Wagner Peter Pilz Wendelin Schmidt-Dengler Bernd Schilcher Christian Ghera Hans Held Matthias Mander Lieselotte Stauber-Uray Ernst Böhmer Maria Gruber Hannes Lambauer Eduard Ferstl Karin Graf-Braun Ruth Barg Herta Kotscher Otfried Hafner Lydia Per­ger Franz Katzinger Franz Suhrada Kräuter­ pfarrer Weidinger Erich Zwirner Alfred Kolleritsch Johannes Heinz Zechner Hermann Lörchner Gerda Klimek Sepp Trummer Marlene Harmtodt-Rudolf Dorothea Marth Engelbert Zadek Josef Krainer Hely Schneidhofer- Skernjug Alfred Rosegger Kon­ rad Schwazer Johann Paller Elisabeth Hirschler Barbara Macek Konrad Maritschnik Max Gallister Ernst Wedam Karl Solderer Karl Skala Johann Matscheko Marianne Winkler Berta Liebmann Herwig Brauneis Gerda Kraft Lilo Galey Roseggerbund Alois Krausner-Eichtinger Edgar Schimon Erika Schiefer Barbara Frischmuth Herbert Waldheimat Prochazka Margareta Pubek Erika Johanna Thums Titus Lantos Othmar Pickl Otto F r a y d e n e gg -M o n ­­ zello Doro­­­thea F r a y ­­­d e n e gg - M o n z e l l o Festversammlung "Der Dichter und die Leute" 90 Jahre Roseggerbund Waldheimat am Freitag, dem 23. September um 19.30 Uhr, im Veranstaltungszentrum Krieglach, Waldheimatstraße 3.

Festfolge • Geleitworte der Ehrengäste • Diaschau „90 Jahre Roseggerbund“ • Statements, Interviews • Lesung: Peter Uray • Gemütlicher Ausklang bei Brot und Wein

Musikalische Gestaltung • Hornensemble der Musikschule Krieglach (Ltg. Mag. Michael Hofbauer) • Gesangsquartett „quadradur“ • Trio „Sonntagsmusi“

Wir laden Sie im Namen des Vorstandes herzlich ein und würden uns über Ihr Kommen sehr freuen!

Johann Reischl Tanja Gletthofer Obmann Schriftführerin roseggerrosegger[[bundbund]] waldheimatwaldheimat krieglachkrieglach

17. Jahrgang, 34. Folge September 2016 FESTAUSGABE

Roseggerbund Waldheimat September 2016 - Seite Federstiel 4 Federstiel INHALTSVERZEICHNIS Seite 5 Editorial Johann Reischl

Seite 6 Geleitwort Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Foto: Steiermärkisches Landesarchiv Foto: Steiermärkisches Foto: Erwin Scheriau Seite 6 Geleitwort Bezirkshauptfrau Dr. Gabriele Budimann

Seite 7 Geleitwort Dr. Monika Primas Geschäftsführerin der Volkkultur GmbH

Seite 8 Geleitwort Foto: Sissi Furgler Foto: Sissi Furgler Bürgermeister DI Regina Schrittwieser

Seite 9 - 24 Chronik „90 Jahre Roseggerbund Waldheimat" 1926-2016

Seite 25 - 30 Das „Phänomen“ Peter Rosegger Vom Waldbauernbuben zum gefeierten Schriftsteller DDr. Gerald Schöpfer Foto: Volkskultur GmbH Foto: Volkskultur GmbH

Seite 30 - 34 „Lieber , guter Heimgartenmann! Theurer Freund!“ Briefe an Peter Rosegger Dr. Ulrike Habjan

Seite 35 - 36 Zwei Waldbauernbuben Felix Mitterer Foto: Walter Langecker Foto: Walter Foto: Sissi Furgler Seite 36 - 37 Vom Sinn des Gedenkens Peter Rosegger – Marie von Ebner-Eschenbach – Theodor Storm – Annette von Droste-Hülshoff – Gottfried Keller – – Ferdinand von Saar Dr. Daniela Strigl

Seite 38 Impressum Foto: Josef Polansky Foto: Leipziger Messe GmbH Foto: Leipziger September 2016 - Seite Federstiel 5 Editorial

Dankbar darf ich auch das gute Einvernehmen mit dem Land Steiermark erwähnen.

Ich hoffe, dass der Roseggerbund seinen in den Statuten festgeschriebenen Zielsetzungen im Laufe der Jahrzehnte gerecht geworden ist.

Liebe Roseggerbund-Mitglieder! Im Jahr 2018 werden die Lebensdaten Roseggers wie- Liebe Leserinnen und Leser! derum eine einmalige Konstellation zeigen: Es wird der 175. Geburtstag zu feiern und der 100. Todestag Heute erscheint der „Federstiel“ in einer Ummantelung, zu begehen sein. Dazu schreibt die Germanistin Dr. wie Sie dies von Tageszeitungen her schon kennen. Sie Daniela Strigl in ihrem Artikel in dieser Festschrift: „Es ist der „Mantel“ für die Festausgabe des „Federstiel“ sieht nicht so aus, als würde dies zum Ereignis von na- zum 90-jährigen Bestand des Roseggerbundes tionaler Bedeutung geraten. Der ewige Waldbauernbub Waldheimat. steht heute im Geruch xenophober Heimattümelei und Die Ummantelung enthält unzählige Namen von Personen rückwärtsgewandter Idylle. Gerade vor dem Hintergrund aus Kultur, Kunst und Wissenschaft, die jemals beim einer zunehmenden politischen Polarisierung haben viele Roseggerbund zu Gast waren bzw. aufgetreten sind. Durch in Österreich die Sorge, durch eine Beschäftigung mit diese Hervorhebung möchte ich diese Persönlichkeiten Peter Rosegger die falschen Signale auszusenden.“ noch einmal „vor den Vorhang“ bitten und ins Licht rücken. Sie haben durch ihre Beiträge das Vereinsleben Der Roseggerbund Krieglach wird weiterhin mit aller des Roseggerbundes ungeheuerlich bereichert, und dafür Kraft, mit Augenmaß und Hausverstand dahingehend möchte ich als derzeitiger Obmann Danke sagen. Wie wirken, das Andenken an den größten Sohn Krieglachs, viele schöne und bereichernde Begegnungen waren doch den steirischen Dichter Peter Rosegger, wach zu halten damit verbunden! Durch die Nennung der Namen werden und – ohne ihn zu verherrlichen – sein Schrifttum zu sie noch einmal lebendig, und der Roseggerbund darf sie pflegen. Dazu gehört wohl in erster Linie, dass man den in wertschätzender Erinnerung behalten. Autor auch lesen und seine Bücher kaufen kann, was der- Mein weiterer Dank gilt auch Ihnen, sehr geehrte zeit fast nur antiquarisch möglich ist. Es wird daher die Mitglieder, für Ihren Beitrag und für Ihre Treue. Sie haben vordringliche Aufgabe sein, einen Verlag zu gewinnen, aber auch durch den Besuch unserer vielfältigen, unge- der bereit ist, wieder eine Rosegger-Leseausgabe heraus- zählten Veranstaltungen zur Lebendigkeit des Vereines zugeben. Diesbezügliche Schritte wurden bereits unter- beigetragen. Ob bei Lesungen im Saal, in der freien nommen. Dabei wurde eben auch die Erfahrung gemacht, Natur, bei Museumsbesuchen oder bei Kulturfahrten dass man sich scheut, Peter Rosegger zu publizieren… und –reisen: Sie haben durch Ihr Kommen und Mittun zur Bildung einer wertschöpfenden Gemeinschaft beige- Der Leitspruch für unser Wirken möge das Roseggerwort tragen. sein: „Man kann die Zeit festhalten, wenn man sie in Tat umsetzt. In der Gestalt eines geschaffenen Werkes Mein Dank gilt auch meinen Mitarbeiterinnen und umgibt die Zeit des Großvaters noch den Enkel.“ Mitarbeitern im Vorstand. Mit ihnen durfte ich 27 Jahre dem Roseggerbund als Obmann vorstehen. Wir Ihr erlebten ein schönes Miteinander.

Ein großer Dank gilt nicht zuletzt der Marktgemeinde Krieglach, welche die Anliegen des Roseggerbundes Johann Reischl immer tatkräftig unterstützt hat; sei es finanziell oder Obmann durch Hilfeleistungen. Ich bedanke mich namentlich bei Tel. 0664 / 304 40 24 Altbürgermeister Ökon.-Rat Jakob Schrittwieser und [email protected] nun bei Frau Bürgermeister DI Regina Schrittwieser www.roseggerbund.at für die gute Zusammenarbeit. September 2016 - Seite Federstiel 6 Federstiel Geleitworte

„Heimat ist Tiefe, niemals Enge“, auf allen Ebenen und in allen möglichen Formen dazu mit diesen Worten wird der bei, Tradition und Erinnerung an Peter Rosegger weiter- große steirische Kulturpolitiker zugeben. Hanns Koren gerne zitiert. Mit Als Landeshauptmann der Steiermark und Volkskultur- diesem Zitat kann man aber auch referent der Steiermärkischen Landesregierung liegen vortrefflich Leben und Wirken mir die steirische Geschichte und die lebendigen Bräuche von Peter Rosegger beschreiben. besonders am Herzen. Aus diesem Grund danke ich dem Er war ein großer Literat, der Roseggerbund „Waldheimat“, mit seinem engagierten

Foto: Erwin Scheriau schon zu Lebzeiten weit über Obmann Johann Reischl an der Spitze, von ganzem die Grenzen unserer Steiermark Herzen für ihr großes Engagement im Sinne des großen hinaus bekannt und geschätzt war. Bereits acht Jahre nach steirischen Dichters Peter Rosegger. Ich wünsche dem seinem Tod formierte sich im Jahr 1926 – also vor genau Roseggerbund „Waldheimat“ alles Gute für die Zukunft 90 Jahren – der Roseggerbund „Waldheimat“ mit seinem und der Festveranstaltung zum 90-jährigen Bestehen Sitz in Krieglach, um das Andenken an den steirischen einen guten Verlauf! Dichter und seine Werke zu wahren und das heimische Schrifttum zu fördern. Ein steirisches „Glück auf!“ In diesen 90 Jahren seines Bestehens hat der Roseggerbund einen wichtigen Beitrag zum Gedenken geleistet: Seien es die Gedenkstätten auf deren Zugänglichkeit und Pflege geachtet wurde, oder die Steigerung der Wertschätzung Hermann Schützenhöfer der Literatur in der Gesellschaft. Der Roseggerbund trägt Landeshauptmann der Steiermark

Liebe Mitglieder des Roseggerbundes, sowie die beliebte Adventgala hervorzuheben. Zu den geschätzter Herr Obmann! Höhepunkten in diesem Jahr zählt zweifellos die feierli- Sehr geehrte Leserinnen und Leser! che Festversammlung am 23. September anlässlich des 90-jährigen Bestehens. Der Name „Peter Rosegger“ Für diese Aktivitäten und Bemühungen danke ich allen ist untrennbar mit unserer engagierten Mitgliedern, insbesondere dem derzeitigen Waldheimat im schönen Mürztal Vereinsobmann Johann Reischl, der immer wieder seine verbunden. Das Land Steiermark besondere Verbundenheit zum „Waldbauernbuben“ zum würdigte den Heimatdichter mit Ausdruck bringt. einer Landesausstellung im Jahr 2018 jähren sich der Geburtstag von Peter Rosegger 1993 und fördert mit den nach zum 175. Mal sowie sein Todestag zum 100. Mal, und ihm benannten Einrichtungen ich freue mich bereits jetzt auf die aus diesen Anlässen

Foto: Sissi Furgler wie dem Alpler Geburtshaus geplanten Veranstaltungen. am Kluppeneggerhof sowie dem Zum heurigen Bestandsjubiläum des Roseggerbundes Landhaus mit Museum und Studierhäusl in Krieglach wei- Waldheimat Krieglach gratuliere ich mit einem Zitat von terhin sein Andenken. Auch die von der Marktgemeinde Peter Rosegger: „Gute Menschen sind ansteckend.“ Krieglach erhaltene Waldschule, der Roseggerpark mit einem Rosegger-Denkmal und die einfach gehaltene Herzliche Grüße Grabstätte auf dem Krieglacher Friedhof ehren den gro- ßen Literaten. Neben all den Gedenkstätten obliegt es dem Roseggerbund Waldheimat Krieglach in beeindruckender Weise, die Erinnerungen an Peter Rosegger am Leben zu halten - und das bereits seit neun Jahrzehnten. Unter den vielen Dr. Gabriele Budiman Veranstaltungen sind die traditionelle Rosegger-Woche Bezirkshauptfrau September 2016 - Seite Federstiel 7 Wir sind nicht Wissende, wir sind Suchende. Die größten Dichter haben die einfachsten Dichtungen geschrieben. „Wir sind nicht Wissende, wir sind Suchende“. Mit diesen Das Andenken an Peter Rosegger zu wahren, die- Worten hat uns Peter Rosegger sem Bestreben gelten alle Bemühungen der zahlrei- eine sehr klare Aussage hinter- chen Gleichgesinnten im Bund. Eine besondere lassen, die uns immer wieder Hausausforderung liegt diesbezüglich sicher darin, im positiven Sinne auffordern die Persönlichkeit Peter Rosegger in seiner gesamten soll, nicht still zu stehen, sondern Vielschichtigkeit darzustellen: vom einfachen schnei- nach mehr – in jeder Hinsicht dernden „Waldbauernbua“ bis hin zum auflagenstarken

Foto: Volkskultur GmbH - zu streben. Ich denke, dies Literaten und scharfen Zeitkritiker. Die unglaubliche gilt im übertragenen Sinne auch Bewegtheit und Dynamik, die das Leben von Peter sehr gut für den Roseggerbund Krieglach mit seinen Rosegger zeichnet, ließ ihn schon in seiner Zeit zu zahlreichen Mitgliedern. Seit nunmehr 90 Jahren wirken einer Legende emporsteigen. Bis heute ist er nicht in hier äußerst umtriebige Menschen, deren regionales Vergessenheit geraten, wesentlich dazu beigetragen hat Engagement nicht hoch genug geschätzt werden kann. der Roseggerbund. Wenn wir den Gründungsstatuten das Ziel die- ser Vereinigung entnehmen, das Andenken an den „Ich habe drei, wenn nicht vier verschiedene steirischen Dichter der Waldheimat zu wahren, sein Gesellschaftsschichten durchlebt, durcharbeitet, durch- Schrifttum zu pflegen und für die Erhaltung der Rosegger- litten. Die dabei gemachten Erfahrungen dünken mich Gedenkstätten zu wirken, dann können wir anerken- in meinen hoffärtigsten Stunden fast so wertvoll wie ein nend feststellen, dass dieser hehre Vorsatz reichlich ganzes achtklassiges Gymnasium. … das Fabulieren Umsetzung erfahren hat. Zahlreiche Initiativen, Projekte habe ich gar nicht gelernt. Mein erstes Kinderstammeln und Veranstaltungen zeichnen ein sehr umfassendes Bild – sagt die alte Base – sei eine Geschichte in steirischer von der Vielfalt der Möglichkeiten, dem Namensgeber Mundart gewesen und mein Leben – sagen schöngeistige Peter Rosegger die Ehre zu erweisen. Zeitungsberichte – ein Roman.“

Das Menschenglück ist ein Mosaik Und wie Rosegger selbst mit den vorangehenden Worten aus lauter Kleinigkeiten. seine außergewöhnliche Geschichte beschreibt, so soll es dem Roseggerbund weiterhin Auftrag sein, zielgerich- Als „ein Mosaik aus lauter Kleinigkeiten“, so präsen- tete Akzente und Aktivitäten rund um das Werken und tiert sich das Wirkungsfeld des Roseggerbundes und Wirken des großen Steirers zu setzen. Diese zahlreichen dies führt alljährlich zu einem erheblichen Anteil an Impulse mögen sich auch in Zukunft entfalten und gedeih- Menschenglück, nicht nur für jene, die gemeinsam an liche Nachhaltigkeit erzielen. Den gesamten Mitgliedern der Erfüllung dieser Idee mitwirken, sondern auch für des Roseggerbundes unter ihrem Obmann Hans Reischl jene, die in den Genuss kommen, an den verschiedens- wünsche ich noch viele Jahre, getragen von ihrem vor- ten Veranstaltungen und Begegnungen teilzuhaben. Mit bildhaften Engagement. besonderer Freude denke ich in diesem Zusammenhang an das Peter Rosegger Gedenkjahr 2013, aus Anlass des 170. Geburtstages des großen steirischen Dichters, zurück, wo ich selbst die Freude hatte, in sehr enger Verbindung zum Roseggerbund viele neue Erfahrungen zu sammeln. Dr. Monika Primas Von der Roseggerwoche über zahlreiche Lesungen Geschäftsführerin der Volkskultur GmbH und Diskussionsabende bis hin zur großartigen Geburtstagsfeier mit anschließender Premiere der „Rosegger-Festspiele“ zog sich der illustre Reigen an einprägenden Erlebnissen, die ohne Einsatz und Unterstützung zahlreicher Vereinsmitglieder nicht in dieser Form umsetzbar gewesen wären. September 2016 - Seite Federstiel 8 Federstiel Sehr geehrter Herr Obmann, werte Vereinsfunktionäre, Schaffenswerk des wohl bekanntesten Krieglachers auf- liebe Roseggerfreunde! merksam gemacht. Aber nicht nur in Krieglach ist der Roseggerbund Waldheimat unter seinem langjährigen Der Roseggerbund Waldheimat Obmann SR Johann Reischl aktiv, um das Leben und Krieglach feiert im Jahr 2016 sein Wirken des großen Dichters in Erinnerung zu behalten. 90-jähriges Bestandsjubiläum, und ich darf aus diesem Anlass Neben der Roseggerwoche haben auch Großveranstaltungen herzlich gratulieren und für die wie die Roseggerfestspiele 2013 oder die Rosegger- geleistete Vereinsarbeit „Danke“ Live-Lesershows Signalwirkung von der Tätigkeit des sagen. Roseggerbundes nach außen gezeigt. Ein besonderer Höhepunkt ist die seit mehreren Jahren durchgeführ-

Foto: Sissi Furgler Der Roseggerbund wurde einst te Adventgala, die mit einem besonders stimmigen gegründet, um das Rosegger- Programm Besucher aus nah und fern begeistert. Geburtshaus am Alpl, den sogenannten Kluppeneggerhof vor dem Abriss bzw. vor der Verwahrlosung zu retten. Dem Roseggerbund Waldheimat und all seinen Einer glücklichen Fügung war es zu verdanken, dass das Funktionären und Mitarbeitern möchte ich für dieses Geburtshaus am Alpl nicht nur erhalten werden konnte, Engagement sehr herzlich danken und für die Zukunft viel sondern in weiterer Folge vom Land Steiermark erworben Freude und Erfolg bei der Vereinsarbeit wünschen. und zu einem Museum entwickelt werden konnte. Der damaligen Aufgabe des Roseggerbundes folgten noch viele weitere, und so hat sich der Roseggerbund in seinen Ihre Statuten der Bewahrung des Andenkens Peter Roseggers verschrieben. Mit unzähligen Veranstaltungen, insbesondere der all- jährlich stattfindenden Roseggerwoche, werden die DI Regina Schrittwieser Roseggerfreunde und Literaturinteressierten auf das große Bürgermeister der Marktgemeinde Krieglach

“Leute gibt es …” Leute gibt es allerlei Schranken, die du heute aufstellst, auf der weiten Gotteswelt. brechen morgen krachend nieder. Wem die Sache nicht gefällt, Güter, die durch Kampf errungen, wer da ausmarschiert, um jeden, Frieden, durch den Krieg erzwungen, so nicht sein ist, zu befehden, reifen neuerdings die Saaten der wird nimmermehr auf Erden, aus zu neuen Schreckenstaten. mit der Fehde fertig werden. Nicht einander jagen, schlagen, Juden, Slawen, Atheisten, sondern mit Geduld ertragen Welsche, Philosophen, Christen, nach dem Rate der Natur, Japanesen, Deutsche, Heiden ist das Omega und Alpha und wen noch die Rassen scheiden, aller Bildung und Kultur. Kasten, Sekten und Nationen, Wer da ausmarschiert, um jeden die im Gotteslicht sich sonnen: Fremdgesinnten zu befehden, Alles rollet hin und her. der wird nimmermehr auf Erden mit der Fehde fertig werden. Wie die Wasser und die Winde Wär´ der letzte Feind zertreten, stürmisch hier und da gelinde stünd´ allein er am Planeten. ewig um den Erdball kreisen, so in den Naturgeleisen Peter Rosegger wogt die Menschheit hin und wider. September 2016 - Seite Federstiel 9 Chronik “90 Jahre Roseggerbund Waldheimat“ 1926 - 2016

GRÜNDUNG UND ZIELE Unterschieden wurde zwischen Gründern (diese haben einen einmaligen Beitrag von zwanzig Schilling zu Peter Rosegger, 1843 ge- entrichten) und ordentlichen Mitgliedern (jährlicher boren, verstarb 1918 als Mindestbeitrag von einem Schilling für Österreich und angesehener Dichter und einer Mark für Deutschland). als einer der schon zu Die Teilnahme am Vereinsleben war „jedem deutschen Lebzeiten meistgelesenen Arier“ gestattet. Autoren seiner Zeit. Während der Mürzzu- Aus den Statuten vom 24. Juni 1926: schlager Hotelier Toni § 1: Name, Sitz: Schruf bereits im Jahr 1900 Der Verein führt den Namen „Roseggerbund Waldheimat“ die „Roseggergesellschaft“ und hat seinen Sitz in Krieglach. Er ist unpolitisch, kultur- gegründet hatte, die eine kämpferische Tendenzen liegen ihm ferne. Zeit lang auch „Wald- Die darin zum Ausdruck gebrachte Geisteshaltung richtete heimatgesellschaft“ ge- sich nach der Forderung Peter Roseggers, die der Dichter nannt wurde, zogen die schon 1900 bei der Gründung der Roseggergesellschaft Krieglacher Bürger 1926 Gründerbrief Mürzzuschlag durch Toni Schruf so zum Ausdruck nach und gründeten auf gebracht hatte. Anregung des Herrn Dr. Peter Pachler den „Rosegger- Die ideologische Färbung wird jedoch durch die Arier- bund Waldheimat“. Bestimmung deutlich und steht klar im Widerspruch zum Ziel der Vereinigung war und ist es, das Andenken an ersten Paragraphen und der erwähnten Forderung den steirischen Dichter der Waldheimat zu wahren, Roseggers. Die Tätigkeitsberichte und Vereinsprotokolle sein Schrifttum zu pflegen und sich dafür einzusetzen, beschreiben jedoch keinen praktischen Fall der dass die Rosegger-Gedenkstätten von ihren jeweiligen Desintegration. Besitzern erhalten und gepflegt werden. Der Roseggerbund, wie er in Krieglach kurz genannt wird, § 2: Zweck: sieht im Jahr 2016 auf eine 90-jährige ununterbrochene Der Verein bezweckt die Ehrung Roseggers durch: Vereinsgeschichte zurück. 1. Veranstaltung von Vorlesungen, Theateraufführungen Wie aus dem Gründerbrief des Herrn Sepp Wildner und Pflege steirischer Sitten und Gebräuche hervorgeht, ist der 30. Mai 1926 das Gründungsdatum des 2. Veranstaltung von größeren Feiern anlässlich gewisser Roseggerbundes. Todestage 3. Alljährliche Veranstaltung einer schlichten Toten- VEREINSCHRONIK gedenkfeier 4. Pflege und Erhaltung des Roseggergrabes Die Gründungsfeier fand am 31. Mai 1926 statt. Der 5. Erhaltung bzw. Erwerbung des Geburtshauses geistige Urheber des Gründungsgedankens war Dr. Peter 6. Errichtung eines Rosegger-Museums in Krieglach Pachler, auch Obmann des vorbereitenden Ausschusses. 7. Errichtung eines Rosegger-Denkmals in Krieglach Die Funktionen wurden mit folgenden Personen besetzt: 8. Förderung der Zeitschrift „Heimgarten“ Obmann: Dr. Peter Pachler 9. Unterstützung und Förderung armer, talentierter 1. Obmann-Stvtr.: Sepp Flecker Angehöriger der Waldheimat 2. Obmann-Stvtr.: Fritz Bergmann Schriftführer: Alfred Maro, Stellvertreter: Karl Albert Der Verein bezweckte ferner die Belebung des Fremden- 1. Zahlmeister: Viktor Fürstner verkehrs, um den Besuchern der Waldheimat den Aufent- 2. Zahlmeister: Raimund Maro halt so angenehm wie nur möglich zu gestalten. 3. Zahlmeister: Franz Bruggraber Dieser Punkt wurde später relativiert: „Der Roseggerbund Beiräte: Anton Habersack, Hans Jäger, Sepp Deutz, soll und darf keinen Fremdenverkehrsverein darstellen“ August Felgitsch, Alfred Frischenschlager und Ernst (Dr. Peter Pachler), und man dachte an die Schaffung Plötschl. einer eigenen diesbezüglichen Organisation. September 2016 - Seite Federstiel 10 Federstiel Seitens der Gemeinde war man sich der Bedeutung des Vereinschronist: Hubert Pilch, Roseggerbundes für eine Vermarktung der Region schon Justizsekretär in Kindberg damals bewusst, denn mit der Nennung des Wortes Archivar: Leopold Käfer, „Waldheimat“ ist Krieglach zwangsläufig eng verbunden. Buch- u. Papierhändler in Krieglach Beiräte: Fritz Bergmann, Kunstmaler in Krieglach, Am 1. Jänner 1927 lag der Stand bei 33 gründenden und Jakob Bruggraber, Gastwirt in Alpl, Kom.-Rat 402 ordentlichen Mitgliedern. Anton Habersack (Bürgermeister), Kaufmann Hans Bei der ersten Jahreshauptversammlung am 20. März Krawagna, Tischlermeister Josef Morbitzer, Gastwirt 1927 wurde der Vereinsausschuss wie folgt zusammen- Hans Paulitsch, Lehrer Ernst Plötschl und Josef Ganster, gesetzt: sämtliche in Krieglach.

Obmann: Sepp Flecker, 1. Stellvertr.: Karl Albert, Mit dem folgenden letzten handschriftlichen Eintrag in das 2. Stellvertr.: Alfred Frischenschlager, 1. Schriftführer: Verhandlungsbuch ist, bedingt durch den Zeitenwandel, Alfred Maro, Stellvertr.: August Felgitsch, Zahlmeister: eine entscheidende Zäsur für den Roseggerbund gegeben: Viktor Fürstner, 1. Stellvertr.: Raimund Maro, „Am 12. März 1938 ist die Regierung Schuschnigg zurück- 2. Stellvertr.: Franz Bruggraber. Als Beiräte wurden getreten. Die NSDAP hatte die Macht in Österreich ergrif- gewählt: Hans Jäger, Anton Habersack, Sepp Deutz, fen. Deutsche Truppen sind in Österreich einmarschiert. der bisherige Obmann Peter Pachler, Ernst Plötschl und Am 13. März 1938 wurde Österreich an das Deutsche Karl Wimmer. Reich angeschlossen. Das Vermögen des Roseggerbundes musste dem Reichstreuhänder angegeben werden und 1928 wird Dr. Peter Pachler zum Ehrenmitglied ernannt. wurde vorläufig gesperrt. Obmann Albert wurde zum 1929 wird Sepp Flecker Ehrenmitglied und Ehrenobmann, Kommissarischen Leiter des R.B. ernannt.“ und Karl Albert wird als „2. Obmann“ und als „geschäfts- Am 28. Mai wurde Karl Albert vom Stillhaltekommissar für führender Obmann“ bezeichnet. Vereine, Organisationen und Verbände, Albert Hoffmann Im folgenden Jahr sieht Karl Albert seine Funktion als zum „Unterbevollmächtigten für den Roseggerbund Wald- Vereinsleiter und „1. Obmann“ gestärkt. heimat in Krieglach“ ernannt. 1931 werden die verschiedenen Positionen wie folgt Am 6. Dezember 1939 erhielt der Roseggerbund bestellt: Waldheimat den „Nicht-Untersagungsbescheid“. Im großen Roseggerjahr 1943 (100. Geburtstag des 1. Obmann: Karl Albert, 2. Obmann: Sepp Wildner, 3. Dichters) wurde die Reichsschrifttumskammer auf die Obmann: Alfred Frischenschlager, 1. Schriftführer: Sepp Tätigkeit des Roseggerbundes Waldheimat aufmerksam. Wildner, 2. Schriftführer: Hans Rainer, 1. Zahlmeister: Der Verein musste in das „Reichswerk Buch und Volk“ ein- Leopold Käfer, 2. Zahlmeister: Viktor Fürstner und gegliedert werden und wurde verpflichtet, den Richtlinien 3. Zahlmeister: Franz Leitner. Beiräte werden Anton des „Reichswerks Buch und Volk“ zu folgen. Habersack, Sepp Deutz, Ernst Plötschl, August Dem Verein konnte nur angehören, „wer deutschen oder Felgitsch, Hans Paulitsch, Franz Bruggraber, Fritz artverwandten Blutes und nicht jüdisch versippt ist.“ Bergmann, Markus Leitner und Simon Königshofer. Vereinsleiter Karl Albert übersandte die neuen, den Pflichtsatzungen des „Reichswerkes Buch und Volk“ ent- Die nächsten Jahre zeigen keine besonderen Verände- sprechenden Statuten, in denen der Vereinsname so ange- rungen der Vereinsleitung. geben wurde: „Der genannte Verein hat nun den Namen Bei der Jahreshauptversammlung am 8. Mai 1937 nennt ‘Reichswerk Buch und Volk, Roseggerbund Waldheimat, das Protokoll folgenden Vereinsausschuss: Krieglach, Mürztal, Stmk.’ angenommen.“ Am 27. Jänner 1944 wurde der Reichsschrifttumskammer Obmann: Karl Albert, Werksbeamter in Krieglach Berlin der Beirat des Vereines mitgeteilt: Obmann-Stellvertr.: Sepp Wildner, Kaufmann in Krieglach Vereinsführerstellvertreter: Ferdinand Manhardt, 2. Obmann-Stellvertreter: Alfred Frischenschlager, Reichsbahnvorstand des Bahnamtes Krieglach und Lehrer in Krieglach Bürgermeister in Krieglach Schriftführer: Sepp Wildner, Kaufmann Krieglach Schriftwart: Ernst Plötschl, Schriftführer-Stellv.: Hans Rainer, Oberlehrer in Krieglach Waldschulmeister in Alpl Kassenwart: Leopold Käfer, Kassier: Leopold Käfer, Buch- u. Papierhändler in Krieglach Buch- u. Papierhändler in Krieglach Heimatmuseumswart: Robert Schauritsch, Kassier-Stellv.: Franz Leitner, Besitzer in Alpl Sparkassenbeamter in Krieglach September 2016 - Seite Federstiel 11 Museumswartstellvertreter: Josef Morbitzer, Der entscheidende Satz, der die Wiederherstellung Trafikant in Krieglach eines freien Vereinswesens sichert, ist im § 6 enthalten: Beiratsmitglied für Lichtbildervorträge: Hubert Pilch, „Sämtliche Mitglieder sind wahl- und stimmberechtigt.“ Kunstmaler in Kindberg In diesem Sinne (Ehrung Roseggers durch ein gleichbe- Wart für Gedenkstätten: Johann Ebner, Bauer in rechtigtes Forum) verstehen sich auch die gegenwärtig Krieglach gültigen Satzungen des Roseggerbundes Waldheimat vom Der jeweilige Waldschulmeister, d. i. derzeit Walter 15. März 1996. Kandler in Alpl, Post Krieglach Leiter der Zahlstelle Gloggnitz des Vereins: Karl Bürkl (...) Die bisherigen Obmänner waren:

Dann deckten offenbar die Wirren des Kriegsendes 1926 - 1927: Dr. Peter Pachler die Vereinsaktivitäten zu...Erst wieder aus einer 1927 - 1929: Josef Flecker Verhandlungsschrift einer Vereinssitzung Ende 1945 (ein 1929 - 1945: Karl Albert genaues Datum fehlt) geht hervor, dass der Roseggerbund 1945 - 1947: Walter Kandler reorganisiert werden soll. (geschäftsführender Obmann) Die erste Phase der Erneuerung war die Bildung eines 1947 - 1963: Robert Schauritsch „entnazifizierten“ provisorischen Vorstandes. 1963 - 1989: Karl Peter Rigler seit 1989: Johann Reischl Geschäftsführender Obmann wurde Oberlehrer Walter Kandler, Stellvertreter Jakob Gfrerer, zweiter Obmannstv. Max Mandl, erste Schriftführerin Linde Mandl, zweiter Schriftführer Kaplan Michael Otter, Hauptkassier Hans Täubl, Stellvertreter Jakob Bruggraber und zweiter Stellvertreter Franz Doppelhofer. Als Beiräte wurden Bürgermeister Thomas Wallisch, Ludwig Fischbacher, Maria Wolleck, Franz Schabelreiter, Peter Bruggraber, Herr Kristl, Hans Ebner und Major Scheiger gewählt.

Am 18. Sept. 1945 wurde bei der Abteilung Vereinswesen der Landesregierung Steiermark um Statutenänderung und Bewilligung der Vereinstätigkeit angesucht. Daraufhin erhielt der Roseggerbund die Weisung, den Vorstand bekanntzugeben und in den Satzungen festzulegen, „dass Johann Reischl (r.) löst Karl Peter Rigler (l.) 1989 als Obmann ab. illegale Mitglieder der NSDAP nicht Mitglieder des Vereines werden können“. Der Vereinsvorstand wird für die Dauer von drei Jahren Am 29. Juli 1947 werden schließlich die am 25. Sept. 1946 von der Mitgliederversammlung gewählt. von der Mitgliederversammlung beschlossenen Satzungen Dem derzeitigen Vorstand gehören an: nicht übernommen. Der Name des Vereines lautet wieder „Roseggerbund Waldheimat“. Obmann: Johann Reischl Der Paragraph 4 über die Beitrittsbestimmungen ist wie- Obmann-Stellvertreter: Matthias Täubl der frei von Ausgrenzungen: „1945 mussten viele alte Kassier: Helga Held Mitglieder aus dem Roseggerbund ausscheiden. Der Kassier-Stellvertreter: Johann Paller Roseggerbund Krieglach hat den festen Willen, das kultu- Schriftführerin: Tanja Gletthofer relle Erbe des Dichters auf unpolitische Art aufzubauen. Schriftführer-Stellvertreter: Wolfgang Königshofer Die alten und neuen Mitglieder sollen die Arbeit des Roseggerbundes unterstützen.“ Der neue Vorstand setzte sich aus Mitgliedern des alten und neuen Roseggerbundes zusammen:

Obmann: Robert Schauritsch, 1. Stellvertr.: Josef Lammer, 2. Stv.: Johann Gabriel Anderle, Schriftführer: Karl Rigler, Kassier: Robert Vogeltanz, Beiräte: Hans Ebner, Leopold Käfer, S. Lechner, Marie Wollek, Linde Mandl, Waldschulmeister Anton Sorger. Johann Reischl Matthias Täubl Tanja Gletthofer September 2016 - Seite Federstiel 12 Federstiel

Wolfgang Königshofer Helga Held Johann Paller

Beiräte: Mag. Heike Dobrovolny, Jakob Hiller, Eva Kirchsteiger, Maria Macek, Peter Rinnofner, Mag. Hannes Traxler Geburtshaus Roseggers

1929 wurde das Aufseherhaus gebaut (für die Grundfeste waren Steine des Geburtshauses verwendet worden, sodass dieses um ein Drittel kleiner geworden war). Seit 1937 gibt es einen ständigen Verwalter: zunächst Peter Bruggraber, dann dessen Sohn Otto Bruggraber, weiters Franz Leitner (1965-1995), Stefan Leitner (1996- 2008), gefolgt von Frau Leidorfer, Stefan Brenner und Günther Ludwig. Mit 1. Juli 2013 wurde das Rosegger- Mag. Heike Dobrovolny Jakob Hiller Eva Kirchsteiger Geburtshaus sowie auch das Roseggermuseum (Roseggers Landhaus in Krieglach mit dem „Studierhäusl“) dem Generalmuseum Joanneum unterstellt.

Roseggerdenkmal „Als ich noch der Waldbauernbub war“

Maria Macek Peter Rinofner Mag. Hannes Traxler

Ehrenmitglieder mit Sitz und Stimme: ÖR Jakob Schrittwieser, Sabine Marketz, Hansjörg Flegel

AKTIVITÄTEN UND VERANSTALTUNGEN

Mithilfe bei der Rettung Denkmal im Roseggerpark in Krieglach des Peter Rosegger-Geburtshauses am Alpl 1931 nahm die Idee für ein Rosegger-Denkmal in Der Kluppeneggerhof hatte ein wechselndes Schicksal Krieglach konkrete Formen an, und man suchte einen erlitten. Er musste im Jahre 1868 versteigert werden und geeigneten Standplatz. Dieser wurde der nachfolgende hatte bis 1927 verschiedenste Besitzer. 1927 konnte das „Roseggerpark“. Ursprünglich war der Standort ein Anwesen auf Antrag des Landtagsabgeordneten Pfarrer Holzlagerplatz der Herrschaft Sessler-Herzinger. Fleißige Zenz, St. Kathrein/Hauenstein, vom Land Steiermark Krieglacher planierten und gestalteten die Flächen in erworben werden und wird seither als Rosegger- unzähligen Arbeitsstunden mit einfachsten Geräten. Das Gedenkstätte geführt. Grundstück konnte erst 1947 von der Marktgemeinde In den ersten Statuten des Roseggerbundes steht unter Krieglach angekauft werden. §2, Absatz 5, als Zweck des Vereines unter anderem: Das Denkmal wurde vom Aflenzer Künstler Prof. Paul „Erhaltung und Erwerbung des Geburtshauses“. Kassecker - auch als „Hochschwabmaler“ bekannt - September 2016 - Seite Federstiel 13 geschaffen. Es zeigt den Waldbauernbuben, sitzend mit anderweitige Verwendung vorsah. Dieses ist nun Teil einem Buch in der Hand, nach seiner Heimat Alpl bli- des Roseggermuseums und wird für Sonderausstellungen ckend. Ein gelungenes Kunstwerk, das sehr viel Identität genützt. für Krieglach und die Waldheimat geschaffen hat. Der Roseggerbund bemüht sich, das Heimatmuseum nach reiflicher Überlegung an einem neuen Standort weiter- Heimatmuseum zuführen. Wann und wo ist derzeit ungewiss. Frau Eva Kirchsteiger, Frau Elfriede Rothwangl und Frau Helga Held haben das Museum durch viele Jahre mit Eifer und Herzblut betreut.

Dichterurlaube in der Roseggervilla

1950 konnte die Idee, steirische Schriftsteller zu zwei- wöchigen Urlauben in das Rosegger-Landhaus einzu- laden, beim Land Steiermark durchgesetzt und eine Kostenübernahme von Land und Gemeinde erreicht wer- den. Berühmte Gäste waren unter anderen Franz Nabl, Paula Grogger, Martha Wölger, Peter Handke und Wolfgang Almhaus („Studierhäusl“) Bauer.

Bereits 1931 begannen die Vorarbeiten für die Er- richtung eines Heimatmuseums. Es wurde in einem Raum der Volksschule eingerichtet und 1943 eröffnet. Bei Kriegsende 1945 wurde das Museum gewaltsam geräumt, und ein großer Teil der Ausstellungsgegenstände ging verloren. 1963 konnte das „Almhaus“ neben dem Landhaus des Dichters, später „Rosegger-Studierhäusel“ genannt, vom Land Steiermark von den Erben Dr. Hans Ludwig und Emilie Rosegger erworben werden. Es wurde dem Roseggerbund zur Errichtung eines neuen Heimatmuseums zur Verfügung gestellt. 1968 konnte es eröffnet werden. Paula Grogger Wolfgang Bauer Viele Ausstellungsstücke waren von Herrn Sepp Pointner gesammelt bzw. zusammengestellt worden. Auch Herr Peter Rosegger Literaturpreis Klemens Wohlmuth hatte einen maßgeblichen Anteil daran. 1950 wurde auf Antrag des Roseggerbundes der „Peter Das Heimatmuseum musste mit 31.12.2013 leider für Rosegger-Literaturpreis“ von der Steiermärkischen immer geschlossen werden, da das Land Steiermark Landesregierung beschlossen. Der Preis betrug damals () für das Studierhäusl eine S 10.000,--. Der diesbezügliche Antrag wurde vom Krieglacher Landtagsabgeordneten Ökonomierat Os- wald Ebner im Steirischen Landtag eingebracht. Der Preis wurde jährlich bis 1973 vergeben und in der Folge nach heftigen Auseinandersetzungen wegen der Verleihung an den Grazer Autor Wolfgang Bauer in „Steirischer Literaturpreis“ umbenannt. Nach langen Verhandlungen konnte der Roseggerbund jedoch erreichen, dass der Preis ab 1983 wiederum „Peter Rosegger-Literaturpreis“ heißt.

Heldenkapelle am Alpl

1923 war am Alpl vom damaligen Waldschulmeister Helga Held, Eva Kirchsteiger, Elfriede Rothwangl (v. l.) Franz Rottenmanner eine Kapelle zum Gedenken an September 2016 - Seite Federstiel 14 Federstiel die im Ersten Weltkrieg gefal- Heute ist die Schule eine Höhere Lehranstalt für wirt- lenen Alpler errichtet worden. schaftliche Berufe, angeschlossen auch ein Kolleg für Der Kapellenbau war noch ein Kommunikations- und Mediendesign. Wunsch Peter Roseggers, der für den Altar bei seinem Freund Steirisches Dichtertreffen am Alpl Bildhauer Hans Brandstetter eine Pietà bestellt hatte. Das Modell zu dieser Statue hat Rosegger 1917 noch begutach- tet und einen kleinen Ände- rungswunsch geäußert. 1952 wurde diese Kapelle Heldenkapelle am Alpl erstmals erweitert. Die Kosten hierfür sind vom Roseggerbund aufgebracht worden. Die zweite Erweiterung und der Bau des nicht sehr gut gelungenen Turmes erfolgten ohne Mitwirkung des Roseggerbundes.

Fremdenverkehrsverein Krieglach Dichtertreffen 1968 am Alpl

1954 wurde auf Anregung und durch Mitwirkung des 1968 veranstaltete die Kulturabteilung der Steiermär­ Roseggerbundes der „Fremdenverkehrsverein Krieglach“ kischen Landesregierung unter Prof. Hanns Koren gegründet. Es ist in den Anfängen immer wieder versucht in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde und dem worden, dem Roseggerbund Fremdenverkehrsaufgaben Roseggerbund zum 50. Todestag Roseggers am Kluppen- anzuhängen, sodass es notwendig war, die Nutznießer des eggerhof in Alpl ein Treffen bedeutender steiri- Fremdenverkehrs von einem Engagement zu überzeugen. scher Schriftsteller. Man sah unter anderen Max Mell, Franz Nabl, Paula Grogger, Otto Hofmann-Wellenhof, Peter Rosegger-Bundesheim Hannelore Valencak und Eduard Walcher.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Der „andere Rosegger“ Jugend wieder zu wandern, und daraus ergaben sich land- auf, landab große Nächtigungsprobleme. Der Vorstand des damaligen Roseggerbundes unter Obmann Robert Schauritsch griff den Jugendherbergsgedanken auf und ging auf die Suche nach einer geeigneten Herberge. 1951 wurde eine Spendenaktion mit 5000 Briefen gestar- tet, die ein für damalige Verhältnisse beachtliches Ergebnis von S 21.000.- erbrachte. Als bald darauf bekannt wurde, dass die Realität „Hönigtal“ (Herrenhaus und Forsthaus) um S 1.000.000.- zu kau- fen sei, versuchte der Roseggerbund gemeinsam mit der damaligen Gemeindeführung, das Unterrichtsministerium zum Ankauf zu bewegen. Es begann ein langer und stei- niger Weg, um drei Ministerien (Unterricht, Wirtschaft, Prof. Charlotte Anderle Wegweisendes Buch von Finanz) auf einen Nenner zu bringen. 1953 wurde der Charlotte Anderle Kauf durchgeführt und die Gründung einer einjährigen Frau Prof. Charlotte Anderle, eine namhafte Mit- Haushaltungsschule ins Auge gefasst. arbeiterin im Roseggerbund, die von 1957 als Nachfolgerin 1956 eröffnete der damalige Unterrichtsminister ihres Gatten Johann Gabriel Anderle bis 1977 als Kustodin Dr. Heinrich Drimmel die Schule und das „Peter in der Roseggervilla tätig war, ist es maßgeblich zu ver- Rosegger-Bundesheim“, welches bis 1993 eine Stätte danken, dass der steirische Dichter über das Image des der gesamtösterreichischen Lehrerfortbildung für berufs- Waldbauernbuben hinaus als der „andere Rosegger“ bildende Schulen war, und die „Peter Rosegger-Ju- bekannt wurde: als Journalist und Herausgeber der gendherberge“, deren Pforten jedoch schon seit Jahren Monatszeitschrift „Heimgarten“, in der er – oft zukunfts- geschlossen sind. weisend – bedeutende Aussagen zu Fragen der Politik, der September 2016 - Seite Federstiel 15 Religion, der Kultur und Kunst, 1989 errichtete das Land den Ergänzungsbau am Peter der Wirtschaft, Ökologie etc. Rosegger-Geburtshaus. Damit war das Haus wieder in Stellung genommen hat.1983 seiner ursprünglichen Größe hergestellt. Marktgemeinde erschien Anderles Buch „Der und Roseggerbund luden zu einer Eröffnungsfeier ein. andere Peter Rosegger – Zeit- Der damalige Verwalter, Herr Franz Leitner, hatte einen kritik und Vision im Spiegel maßgeblichen Anteil am Florieren der Gedenkstätte. des Heimgarten“. Auf sein massives Betreiben konnten 1993 auch die Ihre Tochter, Frau Sabine Mar- Stallgebäude des Kluppeneggerhofes wiederhergestellt ketz, folgte Frau Anderle als werden. Franz Leitner führte nach eigenen Angaben von Kustodin des Roseggermu- 1965-1995 ca. 1 Million Menschen durch das Geburtshaus seums und hat sich in dieser des Dichters. Sein Wissen und seine vielen Lesungen tru- Funktion als Roseggerkennerin gen dazu bei, dass Roseggers Andenken lebendig erhalten einen großen Namen gemacht. Sabine Marketz wurde.

Erweiterung des Kluppeneggerhofes Felix Mitterer: Träger des Rosegger-Literaturpreises 1987 1970 führte der Roseggerbund mit dem Land Steier- mark Verhandlungen, um eine Erweiterung und Neuer- richtung der seinerzeit abgetragenen Hofanlagen des Kluppeneggerhofes zu erwirken. Die Errichtung der Brechlhütte war ein erster Erfolg. Der Roseggerbund machte in St. Kathrein/H. eine alte Brechlhütte ausfindig, besorgte den Ankauf sowie auch die Abtragung und den Wiederaufbau derselben beim Geburtshaus. 1978 konnte sie zur allgemeinen Besichtigung übergeben werden.

Felix Mitterer mit J. Reischl in der Stube von Roseggers Geburtshaus

1987 bekam der namhafte österreichische Literat Felix Mitterer den Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark verliehen. Johann Reischl lud Mitterer dar- aufhin 1988 erstmals zu einer Lesung nach Krieglach ein.

Herausgabe des Waldheimatbuches

1978 gab der Roseggerbund unter Karl Peter Rigler das Roseggers Geburtshaus mit Ergänzungsbau „Waldheimatbuch“ heraus. Die Auflage umfasste 5000 Exemplare und war bis 1985 restlos vergriffen.

Franz Leitner Obmann J. Reischl überreicht Bgm. Jakob Schrittwieser das „Krieglacher Waldheimatbuch“ September 2016 - Seite Federstiel 16 Federstiel Aus Anlass des großen Gedenkjahres 1993 hat der Ro- Bedeutende Gedenkveranstaltungen verschiedenster seggerbund eine veränderte und erweiterte Ausgabe auf- Art fanden unter Mitwirkung des Roseggerbundes statt. gelegt, das Krieglacher Waldheimatbuch. Die Auflage Der Höhepunkt war wohl die Feier zum 150. Geburtstag umfasste ebenso 5000 Stück und ist bereits vergriffen. Roseggers am Kluppeneggerhof mit der Festrede von Felix Mitterer. Steirische Landesausstellung 1993 Hochrangige Gäste, an der Bürgermeister Jakob Spitze Landeshauptmann Schrittwieser war es, der Dr. Josef Krainer und dem Land Steiermark die der wissenschaftliche Idee zu einer Landes- Leiter der Ausstellung ausstellung zum Thema Univ.-Prof. DDr. Gerald „Peter Rosegger“ vorge- Schöpfer, waren erschien- legt hatte. 1993 jährte sich en. Auch Bundespräsident doch der Geburtstag des Dr. Thomas Klestil statte- Dichters zum 150. und te Alpl mit dem Hub- sein Todestag zum 75. schrauber einen Besuch ab. Mal. An dieser einmali- Im Zuge der Landesaus- gen Konstellation konnte stellung wurde auch eine man nicht vorbei gehen, Roseggerbüste des re- und das Land vergab gionalen Künstlers Engel- Roseggerbüste von E. Habersberger die Landesausstellung v. l. Bgm. J. Schrittwieser, bert Habersberger am „Peter Rosegger“ an die LH J. Krainer und DDr. G. Schöpfer Hauptplatz aufgestellt. Gemeinden Krieglach/ Alpl, St. Kathrein/H. und Birkfeld. Von dieser sehr gut 1993 fand auch unter der Leitung von Vorstands- besuchten Landesausstellung ging damals eine spürbare mitglied Richard Mösslinger ein dreitägiges Mund- „Rosegger-Renaissance“ aus. artdichtertreffen mit 76 Teilnehmern aus dem gesamt- deutschen Sprachraum (von Bayern bis Südtirol) statt. Den Abschluss bildete die Uraufführung der „Krieglacher Mundartmesse“ von Richard Mösslinger in der Lieblingskirche Roseggers in St. Kathrein am Hauenstein. Auf Anregung und Initiative von Obmann Johann Reischl und durch die Mitwirkung des Roseggerbundes veranstaltete der Landesschulrat für Steiermark im Gedenkjahr 1993 im Verein mit dem Roseggerbund Krieglach und der Roseggergesellschaft Mürzzuschlag, den Ausstellungsgemeinden, dem Landesjugendreferat und der Kulturabteilung des Landes Steiermark einen gesamtsteirischen Schreibwettbewerb für Schüler von 10 – 19 Jahren. Felix Mitterer beim Festakt am Alpl Namensgebung der Krieglacher Hauptschule auf „Peter Rosegger- Hauptschule“

1994 wurde auf Anregung des Roseggerbundes die Hauptschule Krieglach in „Peter Rosegger- Hauptschule“ umbe- Roseggerrelief von E. Habersberger nannt. Direktorin Beatrix Zahlreiche Gäste aus der gesamten Steiermark für die Hauptschule Lederer, Bürgermeister September 2016 - Seite Federstiel 17 Jakob Schrittwieser und Obmann Johann Reischl ent- hüllten ein Relief von Engelbert Habersberger.

J. Reischl als „Michael Patterer“

1998 feierte die Marktgemeinde das Fest „850 Jahre Enthüllung des Reliefs Krieglach“. Ass.-Prof. Dr. Otto Fraydenegg-Monzello verfasste eine umfangreiche und reich bebilderte Fest- Errichtung einer Gedenktafel in der „Annenruh“ schrift, und die Marktgemeinde veranstaltete mit Hilfe der Vereine einen historischen Festzug. 1994 wurde durch die Marktgemeinde in Zusammenarbeit Der Roseggerbund gestaltete den Wagen „Die Werke mit dem Roseggerbund die Gedenktafel in der „Annenruh“ Roseggers“ mit überdimensionalen Buchrücken von aufgestellt, die durch Felix Mitterer und dessen Tochter Roseggerbüchern. Anna enthüllt wurde. Peter Rosegger benannte den Platz Obmann Johann Reischl hatte große Freude daran, mit im Gedenken an seine erste Frau Anna. Er hielt sich gerne einer Schar Schüler als Wanderlehrer Michael Patterer in der „Annenruh“ auf und erzählte, dass ihm dort viele durch die Straßen zu ziehen. Ideen zu seinen Werken gekommen sind. Lesungen, Vorträge, Wanderungen Ehrenzeichen des Roseggerbundes und die Roseggerwoche

Der Roseggerbund zeichnete immer wie- der verdiente Per- sönlichkeiten und Mit- glieder mit dem Ehren- abzeichen aus. Es wurde 1990 geschaffen und wurde an zahlrei- Verleihung des Ehrenzeichens an Prof. che Damen und Herren Hans Täubl verliehen.

Festzug „850 Jahre Krieglach“ Singkreis Krieglach unter Hans Held

Die „Werke Roseggers“ beim Festumzug Männerchor des Singkreises unter Stefan Rapp September 2016 - Seite Federstiel 18 Federstiel

Chor ZEITlos unter Gerti Täubl Lesung vor der Waldschule

Immer wieder haben die örtlichen Chöre Lesungen bzw. Veranstaltungen der zur Tradition gewordenen Ro- seggerwoche musikalisch umrahmt: der Singkreis (heute krieglach vocal) unter Prof. Hans Täubl, Hans Held und Prof. Ernst Wedam, der Männerchor des Singkreises unter Stefan Rapp, der Chor ZEITlos unter Gerti Täubl und Margit Murnig sowie der Chor Mosaik unter Man- fred Pock. Auch Ensembles der Musikkapelle und der Musikschule wirkten immer wieder bei den Veranstal- tungen mit.

Lesung „Am Himmel“

der Marktgemeinde und der Pfarrsaal sind darüber hin- aus ständige Lokalitäten für Lesungen und dergleichen.

Lese- und Kulturwande- rungen in der Waldheimat sind bis heute beliebte und gern besuchte Veranstal- Lesung vor dem Kluppeneggerhof tungen, bei denen auch das kulinarische Element zum Tragen kommt. Museums- besuche und Kurzreisen Marianne Winkler liest am bereicherten das kulturelle Roseggergrab Angebot des Roseggerbun-

Lesung vor Roseggers Landhaus

Traditionelle Lesungen fanden immer wieder am Kluppeneggerhof, im Park der Roseggervilla, bei und in der Waldschule, am „Himmel“, in der Gölkkapelle und am Grab des Dichters statt. Das Veranstaltungszentrum Die Roseggerbunddelegation in der Schweiz September 2016 - Seite Federstiel 19 des. Gute Kontakte bestehen auch zum Stelzhamerbund auf dem Dampfwagen saß“ und 2015 „Als ich zur in Oberösterreich. Drachenbinderin ritt“ unter Einbeziehung vieler Akteure Eine Delegation des Roseggerbundes mit Helga Held, über die Bühne. Eva Kirchsteiger und Roswitha und Johann Reischl war 2014 von der Simon Gfeller-Geselllschaft ins Emmental Persönlichkeiten aus Kultur, Kunst und in der Schweiz eingeladen, um Wissenschaft als Gäste in Krieglach in Wort und Bild Rosegger vorzustellen. Ungezählte Damen und Herren waren auf Einladung des Roseggerbundes zu Gast in Krieglach: als Vortragende, Der Fotograf Jakob Hiller Autoren und Musiker. bereicherte viele Veranstal- tungen mit seinen künstlerischen Fotos und trat in den letzten Jahren auch als Herausgeber von Roseggerbüchern in Er-

Foto: Sandra Püreschitz scheinung, die viel Beachtung Jakob Hiller finden.

Rosegger LIVE

Gertrud Fussenegger Prof. Walter Zitzenbacher

Hier eine Auswahl:

die Grand Dame der österrei- Hannes Graf Die „Drachenbinderin“ Barbara Zwerschitz chischen Literatur Gertrud mit Martin Holzer-Rosenmayer als „Peter“ Fussenegger, die Mund- artdichterin Martha Wölger, Hannes Graf kreierte in Zusammenarbeit mit dem Ro- Hochschulprofessor Dr. seggerbund und dem Kulturreferat der Marktgemeinde Walter Zitzenbacher, der Krieglach die sehr erfolgreiche szenische Lesershow Waldschulmeister in Alpl „Rosegger LIVE“. 2012 ging „Als ich das erste Mal Martha Wölger OSR Anton Sorger, der

Finale beim „Dampfwagen“ September 2016 - Seite Federstiel 20 Federstiel

OSR Anton Sorger Schulrat Richard Mösslinger OSR Rudolf Glettler OSR Prof Franz F. Seidl

Fred Strohmeier Dr. Ulrike Habjan Prof. Karl Eichtinger mit Martin Holzer an der Zither

Grabenschulmeister in Massing OSR Rudolf Scheikl, Schulrat Richard Mösslinger, der Redakteur und Autor Fred Strohmeier; als Diskutanten in einem akademischen Wirtshaus: der Germanist Prof. Dr. Karl Wagner, der Politiker Peter Pilz, der Ordinarius für Germanistik an der Peter Uray Prof. Erwin Klauber Gerhard Roth Wiener Universität Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler und der Kulturpolitiker Dr. Lambauer von der Landesbibliothek – langjähri- Bernd Schilcher; weiters der Journalist und Autor Klaus ger Betreuer des handschriftlichen Nachlasses von Peter Edlinger, die steirische Dichterin Berta Liebmann, Rosegger, heute Dr. Ulrike Habjan, die Schauspieler der Mürztaler Heimatdichter Karl Skala, Dr. Hannes Franz Suhrada, Gerhard Balluch, Peter Uray, Karl Heinz Hackl und Maria Köstlinger, der Schweizer Roseggerkenner Walter Künzi, der Waldschulmeister und ehem. Vorsitzende der Roseggergesellschaft OSR Mag. Rudolf Glettler, die in Wien lebende Krieglacher Literatin Barbara Macek, OSR Prof. Franz Seidl - Schreiber von Ortschroniken und Autor des Buches „Zeitzeugen – Jogler und Mürztaler berichten über das Kriegsende 1945“, Prof. Dr. Karl Eichtinger, die Autorin Barbara Frischmuth, der Autor, Erzähler und Club 2-Präsentator Michael Köhlmeier, der legendäre Autor Wolfgang Franz Suhrada Kammerschauspieler Bauer, der Schriftsteller Gerhard Roth, der Dialektautor Prof. Karlheinz Hackl Herms Fritz, der oststeirische Mundartdichter Erwin September 2016 - Seite Federstiel 21

Prof. Gerhard Rosegger Prof. DDr. Gerald Schöpfer Dr. Heinz Nußbaumer, Bgm. Regina Schrittwieser mit Obmann Reischl

Heide Pirkl u. Dr. Hellfried Rosegger Dr. Kurt Wimmer Valerie Fritsch

Klauber, der Journalist und Autor Egyd Gstättner, die Fernsehsprecherinnen Christine Brunnsteiner und Petra Rudolf, der Bauer Alfred Rosegger - ein Verwandter des Dichters aus der Linie des Roseggerbruders Jakob, der verstorbene Urenkel des Dichters Wirtschaftsprofessor in Ohio Dr. Gerhard Rosegger, die Urenkel des Dichters Heide Pirkl-Rosegger und Dr. Hellfried Rosegger – beide Autoren - Friedl Rosegger auch als Musiker bei Lesungen und am Roseggergrab, Univ. Prof. DDr. Schöpfer wiederholt als rhetorisch brillie- Foto: Leipziger Messe GmbH Foto: Leipziger render Vortragender, der Wiener Soziologe Univ. Prof. Dr. Daniela Strigl Alois Brandstetter Dr. Roland Girtler, der Grazer Soziologe Univ.-Prof. Dr. Manfred Prisching, der Historiker Dr. Reinhard Wimmer, die Roseggerpreisträgerinnen Marlene Stree- Farkas, der Journalist und FURCHE-Herausgeber ruwitz und Valerie Fritsch, die Germanistin und Dr. Heinz Nußbaumer, der Chefredakteur Dr. Kurt Literaturwissenschafterin Dr. Daniela Strigl, der Autor Alois Brandstetter, die Geschäftsführerin der Volkskultur GmbH Dr. Monika Primas und der Theaterintendant und Re- gisseur Michael Schilhan. Namhafte Musikgruppen wie Musyl und Joseppa, Graz Chamber Brass und der Brucker Saitenklang gastierten mehrmals auf Ein- ladung des Roseggerbundes Prof. Dr. Roland Girtler Prof. Dr. Manfred Prisching Dr. Monika Primas in Krieglach. September 2016 - Seite Federstiel 22 Federstiel

Herms Fritz Ass.-Prof. Dr. Reinhard Farkas Schüler/innen der P. Rosegger-Hauptschule mit Josef Polansky (re.)

Adventgala Foto: musyl.com Musyl & Joseppa

„Als ich Christtagsfreude holen ging“ – Logo der Adventgala v. J. Polansky

Graz Chamber Brass Kammerschauspieler Brigitte Karner Peter Simonischek

Zu einem besonderen Highlight hat sich seit 2009 die Adventgala entwickelt. Als Stargäste konnten begrüßt

Brucker Saitenklang

Immer wieder traten auch Schüler/innen der Peter Rose- gger-Hauptschule Krieglach, heute Neue Mittelschule, als Theaterspieler und bei Lesungen auf. Prof. August Schmölzer Ursula Strauss September 2016 - Seite Federstiel 23 Der Krieglacher OSR Günter Macek trat dabei als exzel- lenter Erzähler stoansteirischer Roseggergeschichten auf. Auch die Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern der Peter Rosegger-Hauptschule, jetzt Neue Mittelschule, durch musikalische und tänzerische Beiträge sowie auch durch Theaterdarbietungen war eine vielbe- achtete Bereicherung der stimmungsvollen Gala.

Johannes Silberschneider Maria Happel Foto: Josef Polansky Theaterspiel der NMS P. Rosegger Krieglach Daniel Doujenis Sieglinde Feldhofer Roseggerfestpiele „Jakob der Letzte“

Marius Burkert Günter Macek Gespräche über die Roseggerfestspiele 2013: Bgm. Regina Schrittwieser, werden: die Schauspieler Peter Simonischek und Brigitte Michael Schilhan und Felix Mitterer Karner, August Schmölzer, Ursula Strauss, Johannes Silberschneider, Maria Happel, Daniel Doujenis, die Der bekannte österreichische Autor Felix Mitterer Opernsängerin Sieglinde Feldhofer und der Dirigent (Träger des Peter Rosegger-Literaturpreises des Landes Marius Burkert. Steiermark und Festredner zum 150. Geburtstag Peter

Musik und Tanz der NMS P. Rosegger Krieglach September 2016 - Seite Federstiel 24 Federstiel Schmölzer spielte die Titelrolle. Bemerkenswert war, dass eine große Gruppe von Laienschauspielern mit etli- chen Berufsschauspielern ein äußerst harmonisches Team abgab. Durch großes Wetterglück konnten zwölf ausver- kaufte Vorstellungen gegeben werden.

AUSBLICK

Im Jahr 2018 werden die Lebensdaten Roseggers wieder- um eine einmalige Konstellation zeigen: Es wird der 175. Geburtstag zu feiern und der 100. Todestag zu begehen Autor Felix Mitterer („Jakob der Letzte“) und Regisseur Michael Schilhan sein. vor dem Kluppeneggerhof Der Roseggerbund Krieglach wird weiterhin mit aller Kraft, mit Augenmaß und Hausverstand dahingehend Roseggers anlässlich der Landesausstellung 1993) hat am wirken, das Andenken an den größten Sohn Krieglachs 30. Juli 2008 in Telfs Obmann Johann Reischl auf dessen wach zu halten und – ohne ihn zu verherrlichen – sein Ersuchen hin zugesagt, Roseggers Roman „Jakob der Schrifttum zu pflegen. Letzte“ als Theaterstück zu schreiben. Dieses wurde erstmals in Krieglach im Jahr 2013 durch Der Leitspruch für unser Wirken möge das Roseggerwort die Marktgemeinde Krieglach unter großem Einsatz sein: „Man kann die Zeit festhalten, wenn man sie in von Bürgermeisterin Dipl. Ing. Regina Schrittwieser Tat umsetzt. In der Gestalt eines geschaffenen Werkes eindrucksvoll und sehr erfolgreich in der herrlichen umgibt die Zeit des Großvaters noch den Enkel.“ Naturkulisse vor dem Geburtshaus Roseggers am Alpl in Szene gesetzt. Regie führte Michael Schilhan, August Johann Reischl Foto: Volkskultur GmbH Beeindruckendes Bühnenbild in der Naturkulisse am Alpl von Alexia Redl September 2016 - Seite Federstiel 25 Das „Phänomen“ Peter Rosegger: Vom Waldbauernbuben zum gefeierten Schriftsteller – VON PROF. DDR. GERALD SCHÖPFER

Peter Roseggers schriftstelle- bäuerlichen Lebens und zahlreiche Gedichte geprägt, die risches und journalistisches bald in aller Munde waren. Werk erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Sein Freundlicher Poet und streitbarer Journalist erstaunlicher Lebensweg hat schon früh Legendenbildung Immer wieder wurde Bewunderung für seine Karriere ermöglicht und es seinen zum Ausdruck gebracht, und Rosegger versuchte, durch Mitmenschen erschwert, das seine Selbstdarstellungen die Erinnerung daran hochzu- „Phänomen“ Rosegger klar halten, dass er einst ein Waldbauernbub war; auch die zu erfassen. Seine körper- Betonung seiner eigenen Geradlinigkeit, Einfachheit und

Foto: Volkskultur GmbH liche Schwäche hat ihm die Bescheidenheit war ihm ein ständiges Anliegen, um zu Em.o.Univ.-Prof. von den Eltern vorgege- zeigen, dass er sich nicht verändert hatte, wenngleich auf DDr. Gerald Schöpfer benen Berufsziele verwehrt: seinem Briefpapier bereits der Doktortitel vermerkt war. Üblicherweise wurden aus Dass Peter Rosegger nicht nur ein freundlicher Poet, Bergbauernbuben Bergbauern. Weil er für diese harte sondern auch ein kantiger, kritischer und streitbarer Arbeit nicht taugte, dafür aber starkes Interesse an der Journalist war, wird trotz der verdienstvollen Publikation Religion zeigte, dachte man an eine Ausbildung im von Charlotte Anderle, „Der andere Peter Rosegger“ Grazer Knabenseminar. Dazu sollte es durch Zufälle, aber (Wien 1983), nur allzu oft verdrängt. Deshalb ist es mir auch durch den Hinweis eines Pfarrers, dass es bereits ein Anliegen, gerade diese Seite Peter Roseggers zu unter- genug „schwache“ Priester gäbe, nicht kommen. So streichen. Als zeitkritischer Schriftsteller setzte er sich wurde Peter Rosegger in die Schneiderlehre geschickt. naturgemäß der Kritik aus allen politischen Lagern aus. Nachdem seine dichterische Begabung entdeckt worden Bereits zu seinen Lebzeiten sah er sich damit konfrontiert, war, vermittelten ihm Gönner die Möglichkeit, an der dass viele Leser ihn heftig befehdeten, sobald er sich vom Grazer Handelsakademie als außerordentlicher Hörer Verfassen von Schnurren und Dorfidyllen entfernte und am Unterricht teilzunehmen. Dabei durfte er sich nicht sich anspruchsvolleren Themen zuwandte.1 So gab es wohlgefühlt haben, schließlich war er von weit jüngeren gar nicht selten erzürnte Reaktionen, wie beispielsweise Schülern umgeben, und trotz allen Bemühens sollte es ihm die eines Wiener Kommunalpolitikers, welcher Rosegger nicht leichtfallen, die bislang versäumte Schulbildung in wissen ließ: Kürze nachzuholen. Zweifellos weitete sich sein Horizont, Sie pfuschen doch in Alles hinein. Bleiben Sie bei Ihren aber es sollte ihm keineswegs gelingen, die Anstalt als einfältigen Dorfspäßen, wenn Ihnen schon die Schneiderei absolvierter Handelsakademiker zu verlassen. Vielleicht nicht mehr von der Hand geht, aber schreiben Sie nicht war es sogar gut, dass sich Rosegger, vor allem in den über Dinge, die Sie so wenig etwas angehen, wie einen mathematischen Fächern, gar nicht so leichttat. Wäre Walfisch das Violinspielen. Dieses Geschmiere ... ist doch er erfolgreicher gewesen, hätte sich seine Karriere auch schon das Blödeste, was ich seit langer Zeit gelesen ... in Richtung eines Kommerzialrates entwickeln können, Sind Sie doch so gut und halten Sie ein andermal den welcher zu verschiedenen Anlässen Gelegenheitsgedichte Mund ...2 verfasst hätte. Die offenkundigen „Schwächen“ haben Rosegger sah sich nicht selten mit wenig schmeichelhaften dazu beigetragen, seinen Lebensweg in eine ganz andere Prädikaten wie „Lederhosenpoet“, „Schneidergesellen- Richtung zu lenken, an dessen Zenit ein gefeierter Dichter Dichter“ oder „Ziegenbock-Pegasus“ versehen. Er trug es stand, welcher mit drei Ehrendoktoraten ausgezeichnet mit Humor und verheimlichte den Lesern des „Heimgarten“ wurde und der 1913 als ein Kandidat für den Nobelpreis keineswegs die auf ihn gemünzten Spottgedichte. Eines für Literatur gehandelt wurde. Das Image des überaus davon schloss mit den Zeilen: populären und gefeierten Dichters wurde vor allem durch Der Geisbock ist kein Pegasus, was selbst ein Schneider seine Dorfgeschichten, seine humorvollen Schilderungen wissen muß.3

1 Peter Rosegger, in: Heimgarten, 14. Jg., Nr. 6, März 1890, S. 442–445. 2 Wien, Bekenntnisse aus meinem Weltleben von P. K. Rosegger, in: Heimgarten, 14. Jg., Nr. 8, Mai 1890, S. 591–601. 3 Postkarten des Heimgarten, in: Heimgarten, 26. Jg., Nr. 4, Jänner 1902, S. 320. September 2016 - Seite Federstiel 26 Federstiel Scharfe Kritik und harte Vorwürfe anbringen und nicht in Kreisen, denen es weder um Phrasen noch um Gefühlsduseleien, sondern um die höch- In einigen Rezensionen wurde ihm seine mangelnde sten Güter des Volkes zu tun ist. Das Horrendeste leistet Bildung vorgeworfen, und man sparte nicht mit herben sich der Verfasser in dem Artikel „Von dem Hochmute der Vorwürfen, wenn es beispielsweise hieß, er wäre ein Kathederweisheit“. Autodidakt, der eben nichts gelernt hat, darum sollte Hier z. B. im Angesichte der großartigen Errungenschaften er hübsch bescheiden abseits stehen und in den großen auf dem Felde der Philologie, entblödet er sich nicht, zu Angelegenheiten der Zeit und Menschen nicht mitreden sagen: Das Lallen des Kindes sei ihm lieber, als der wollen. Er soll uns erzählen, wie der Hansel die Gretel ganze Sanskrit! ... Unser Autor hätte der Welt wahr- kriegt. lich besser gedient, wenn er beim Pfluge geblieben In diesem polemischen Ton ging es weiter: Was geht ihn wäre, anstatt „Bergpredigten“ zu schreiben. Geradezu Erziehung, Schule und Hochschule an, was hat er sich um den Eindruck des Kindischen macht es, wenn Rosegger das Studentenwesen zu kümmern! ... Wieso auch will sich Makart das Irrlicht einer versumpften Kunst nennt, das ein Mensch, bar aller akademischen Studien, herausneh- wohl blende, aber nicht wärme wie Defregger ... Ja um men ... über Alles öffentlich seine Meinung zu sagen ... Alles in der Welt, wer gibt denn diesem kulturfeindlichen Und wenn er das vorlaute Wesen schon nicht lassen kann, Autodidakten das Recht, über Kunst und vollends über so soll er’s klüger anstellen ... Wenn er die Vorzüge der Makart zu sprechen? Glaubt er denn, daß er mit seinem Deutschen ehrt, so soll er nicht auch die Tugenden der Bildergalerie-Entree von 50 Kreuzern auch die Fähigkeit Slawen erwähnen; wenn er die Laster der Juden geißelt, erwirbt, über unsterbliche Kunstleinwand urteilen zu kön- soll er nicht auch die Fehler der Christen berühren ... nen, als wäre es Lodentuch, aus dem man die steierischen Den sogenannten goldenen Mittelweg zu wandeln, nach Bauernjoppen macht?4

Schwere Angriffe von vielen Seiten

Wegen seiner Bemerkungen über die politische Einstellung der Bauern, welchen der Deutschnationalismus gleich- gültig wäre, wurde Rosegger von deutschnationalen Zeitungen angegriffen. Dazu Rosegger: Ich stehe allein und halte es mit keiner Partei ... Ich habe mir nie ein- gebildet für die Bauern zu schreiben, weil ich weiß, daß sie nichts, oder nur wenig lesen. Ich schreibe ü b e r die Bauern, weil ich sie kenne, und weil ein Unterricht über das Volkstum Vielen not tut, die sich zu tief in ihr Zeitungsdeutschtum eingewickelt haben. Solche Leute mißverstehen auch die nationale Aufgabe des Dichters. Sie könnten einmal aufhören, auf deutsche Poeten zu stänkern, die zwar nicht in das politische Tagesgezünke miteinstimmen, die in wichtigen Dingen aber stets mit Not und Namen für die deutsche Sache eingetreten sind.5 Besondere Kritik kam von der klerikalen Presse. Peter Rosegger und seine katholischen Rezensenten blieben sich nichts schuldig. Um ein Beispiel für die klerika- le Kritik an Rosegger zu bringen, sei der katholische Schulvereinskalender aus dem Jahre 1903 erwähnt, wo

Foto: Steiermärkische Landesbibliothek Foto: Steiermärkische es hieß: Rosegger schreibt seine Bauerngeschichten für Stammbaum, gezeichnet von Peter Rosegger die „Gebildeten“, er stellt der abgespannten stets nach Neuem lüsternen Lebewelt seine Bauerngestalten gewis- allen Seiten billig und gerecht sein wollen, das ist eine sermaßen zur Schau und richtet sie so her, wie es dem sehr wohlfeile Philosophie ... Billigkeit, Gerechtigkeit, großen Lesepublikum gefällt. Darum findet sich in seinen Menschenliebe! Das sind kosmopolitische Faseleien, die Geschichten so manches, was ein reines Gemüt abstößt mag der ehemalige Schneidergeselle bei Seinesgleichen und ein gläubiges Herz im Innersten verwundet. Aber

4 Prof. J. Z., in: Heimgarten, 9. Jg., Nr. 12, September 1885, S. 945–947. 5 Postkarten des Heimgarten, in: Heimgarten, 20. Jg., Nr. 2, November 1895, S. 159–160. September 2016 - Seite Federstiel 27 gerade diese pikante Schreiben – übrigens gar nicht so schlecht – lebte, hat ein Sauce behagt dem Gesamtwerk von vielen Tausenden von bedruckten Seiten lüsternen Gaumen hinterlassen. So gibt es heute kaum einen Standpunkt, der meisten Leser.6 den man nicht mit einem „passenden“ Rosegger-Zitat Rosegger gewöhnte garnieren könnte. Wer sich die Mühe macht, sich neben sich an die scharfe den sonstigen Schriften Roseggers insbesondere mit Kritik ebenso wie an dem „Heimgarten“ auseinanderzusetzen, wird überra- überschwängliches schend viele politische Äußerungen Roseggers finden. Lob: Ein Schrift- Gerade diese Fülle von Stellungnahmen erleichterte es, steller, dessen Name Rosegger immer wieder neu zu bewerten und den jeweils seit vielen Jahren „genehmen“ Rosegger herauszustreichen. wie ein Spielball das einemal in die Höhe Vereinnahmung seiner Schriften

Foto: UMJ/ Multimediale Sammlungen Foto: UMJ/ Multimediale geschleudert, das Peter Rosegger anderemal in den So ist die Rezeptionsgeschichte besonders im Fall Ro- Kot geworfen wird, seggers zugleich die Geschichte einer Vereinnahmung, ist gegen derlei nicht so empfindlich. Die launenhafte die bereits zu seinen Lebzeiten begann und sich dann Fama treibt es manchmal so toll, daß man sie nicht ernst in der Ersten Republik nahtlos fortsetzte. In den Jahren nehmen kann.7 zwischen 1933 und 1938, als sich der sogenannte „Christliche Ständestaat“ etablierte, wurde Rosegger für Unglaubliche Bandbreite in seinen Stellungnahmen das Österreich- und Heimatbewusstsein ebenso verwen- det wie für die bereits vor 1938 immer nachhaltiger Rosegger hat sich an die immer wiederkehrende Em- werdende nationalsozialistische Propaganda. Der nun- pfehlung, harmlos und apolitisch zu bleiben, keineswegs mehr gefragte Heimatbegriff mutierte in Richtung des gehalten. Dies wird vor allem aus der von ihm redi- „Großdeutschen Reiches“, für dessen Zwecke man anläss- gierten Monatsschrift „Heimgarten“ deutlich: Seine mit lich der Gedenkfeiern den „deutschnationalen“ Rosegger Leidenschaft vorgebrachte Sozialkritik, sein von klerikalen benötigte. Roseggers Vereinnahmung wurde dadurch Kreisen abgelehntes Eintreten für Reformen der Kirche erleichtert, dass sein Sohn Hans Ludwig, welcher die und für die Ökumene oder seine Stellungnahmen zu gesell- Redaktion des „Heimgarten“ übernommen hatte, diese schaftlichen und wirtschaftlichen Problemen verstrickten Monatsschrift zusehends mit seiner extremen politischen ihn nur allzu oft in den politischen Tageskampf. Dabei Einstellung dominierte und sich kompromisslos dem war es ihm aber immer ein Anliegen, die Unabhängigkeit „Anschlussgedanken“ verschrieb,9 und dass einige von von den politischen Parteien zu wahren und gegenüber Roseggers Nachfahren von der nationalen Begeisterung den wichtigen gesellschaftlichen Lagern auf Äquidistanz erfasst worden waren. zu gehen. So teilte er in einer Abwägung aller Vor- und Wer sich mit Roseggers Schriften intensiv auseinandersetzt, Nachteile der einzelnen politischen Parteien seinen Lesern muss erkennen, dass seine Haltung zum Antisemitismus mit, warum er es nicht mit den Klerikalen, Liberalen, und zum Deutschnationalismus durchaus differenziert Nationalen, Antisemiten oder Sozialisten halten könnte.8 war; sicherlich konnte er sich dem Zeitgeist nicht entzie- hen, und er formulierte einiges, was der Rezeption in der Die Bandbreite seiner Äußerungen umfasst ebenso phi- nationalsozialistischen Zeit entgegenkam. Aber er rief losophische, religiöse und erzieherische Fragestellungen auch immer wieder zur Toleranz auf und wandte sich wie Probleme der sozioökonomischen Veränderungen gegen jeglichen Fanatismus. Dabei ist auch zu beachten, durch die aufkommende Industrialisierung. Kultur- und dass heute viele seiner Formulierungen einen anderen Kunstkritiken finden sich genauso wie Stellungnahmen Klang haben, als dies etwa um die Jahrhundertwende der zur Friedensbewegung, zum Antisemitismus oder zum Fall war. So mutet heute beispielsweise für einen histo- immer deutlicher werdenden Nationalitätenhader. Nicht risch uninformierten Leser die ständige Betonung des immer sind seine Stellungnahmen frei von Widersprüchen. „Deutschtums“ seltsam an. Hingegen war sie zu Roseggers Rosegger, der als freier Schriftsteller und Journalist vom Lebzeiten, also im habsburgischen Vielvölkerreich, nichts

6 Postkarten des Heimgarten, in: Heimgarten, 26. Jg., Nr. 12, September 1902, S. 960. 7 In: Heimgarten, 12. Jg., Nr. 10, Juli 1888, S. 800. 8 Mein sozial-politisches Glaubensbekenntnis, P. K. Rosegger, in: Heimgarten, 15. Jg., Nr. 7, April 1891, S. 547–548. 9 Siehe dazu im Detail: Stefan Karner, Peter Roseggers „Heimgarten“ nach dem Tode des Dichters (1918–1935), in: Uwe Baur - Gerald Schöpfer - Gerhard Pail (Hg.), „Fremd gemacht“? Der Volksschriftsteller Peter Rosegger, Wien-Köln-Graz 1988, S. 199–205. September 2016 - Seite Federstiel 28 Federstiel Außergewöhnliches. Gerade in der Steiermark, wo es „Wochenspruch“ für im Unterland das slowenische Volkstum gab, war die die Pflichtschulen Beifügung „deutsch“ eine geradezu selbstverständliche anzuordnen: Differenzierung; somit hatte das Wort „deutsch“ in der Die für das Steiermark seinerzeit eine andere Bedeutung.10 Vaterland sterben, ehren wir am besten, Heimatliebe und Kosmopolitismus wenn wir für das Vaterland leben! Roseggers Texte waren für die nationalsozialistische Peter Rosegger.14 Propaganda nur zum Teil verwendbar. So gab es nicht Obwohl Rosegger wenige Stellungnahmen, in denen er sich gegen über- schon seit 1918 spitzten Nationalismus und gegen den Antisemitismus tot war, sollte er wandte: Das passte einfach nicht in das damals erwünsch- dazu benutzt wer- te Rosegger-Bild. Immerhin war dieser wegen seiner tole- den, den Wahnsinn ranten Haltung – wenngleich ohne seinen Willen und ohne des Krieges zu seine Zustimmung – zum Ehrenmitglied des „Vereines kaschieren und das

zur Abwehr des Antisemitismus“ ernannt worden.11 Durchhalten zu for- Landesbibliothek Foto: Steiermärkische Rosegger wandte sich zwar gegen diese Vereinnahmung, dern. Titelblatt "Schneiderpeterl erzählt", meldete aber gegenüber den Antisemiten sehr deutliche Als der bekann- herausgegeben 1936 Zweifel daran an, ob die Gesellschaft zufrieden wäre, te steirische Volkskundler Viktor von Geramb aus wenn es gelänge, das Judentum auszurotten?12 Es war Berlin telegrafisch den Auftrag erhielt, dringend einen also keineswegs alles für den Nationalsozialismus brauch- Beitrag über Rosegger als politischer Mensch, zwecks bar, was so aus Roseggers Feder stammte. Um dafür noch Korrektur einseitiger nur literarischer Würdigung (ein ein weiteres konkretes Beispiel zu bringen: Rosegger damals erwünschtes Rosegger-Bild) zu liefern, reagierte wandte sich gegen einen überspitzten Patriotismus und er sehr diplomatisch und verweigerte dies unter Hinweis meinte, oft auch hat der Patriotismus seine Wurzel in auf seinen Krankenstand.15 Es gab aber genügend andere, Vorurteilen, so solle man den Kindern gelegentlich die sich damals eifrig für diese Aufgabe zur Verfügung lehren, wo er aufhört, eine Tugend zu sein. Nebst der stellten. Liebe für das Heimatland hat im Menschen zum Glücke auch noch Kosmopolitismus Platz. Anstatt die Kinder Für Toleranz und gegen Fanatismus für die Kriegshelden der Geschichte zu begeistern, ist es besser, ihnen vor dem Kriegshandwerk den zornigsten Während über die nationale und nationalsozialistische Abscheu einzuflößen. Die Idee, aus was immer für einem Rezeption der Werke Roseggers schon mehrfach – nicht Grund, unschuldige Menschen töten zu dürfen, muß im immer ausgewogen – geschrieben wurde, ist es fast Menschengeschlechte allmählich ausgelöscht werden. unbekannt, dass seine Texte auch für die Propaganda In diesem Zusammenhang lautete sein Kernsatz: gegen den Nationalsozialismus verwendet wurden. So Nicht so sehr jenen Patriotismus protegiere ich, der unsere brachte die „Austro American Tribune“ während des Söhne auf das von Diplomaten ausgemessene Schlachtfeld Zweiten Weltkriegs in ihrer deutschsprachigen Ausgabe jagt und sie dort sterben heißt, sondern jenen, der für das ein Gedicht von Peter Rosegger, welches die Toleranz Vaterland leben ehrt.13 gegenüber anderen Rassen, Weltanschauungen, politi- Mit einem pazifistischen Peter Rosegger konnten die schen Ansichten etc. zum Inhalt hat. Es schließt mit den NS-Werbestrategen – besonders während des bereits Zeilen: laufenden Zweiten Weltkrieges – wenig anfangen. Für Wer da ausmarschiert, um jeden ihre Absichten war es demnach zielführender, sich nicht Fremdgesinnten zu befehden, mit dem Geist dieses Rosegger-Zitates zu beschäfti- Der wird nimmermehr auf Erden gen, sondern, es verkürzend, neben „Führer-Zitaten“ als mit der Fehde fertig werden.

10 Siehe dazu das Interview „Koren über Rosegger“ im Heft 1/2, 83 der „steirischen berichte“, Graz 1983, S. 10f. 11 Postkarten des Heimgarten, in: Heimgarten, 17. Jg., Nr. 7, April 1893, S. 560. 12 Vierte Bergpredigt, P. K. Rosegger, in: Heimgarten, 9. Jg., Nr. 3, Dezember 1884, S. 191–195. 13 Rosegger, Welche Weltanschauung sollen wir unsern Kindern beibringen? In: Heimgarten, 3. Jg, Nr. 11, August 1879, S. 823–828. 14 Originalmitschrift in einem Pflichtschulheft, Archiv Stefan Karner. 15 Das Telegramm und Gerambs Antwortschreiben (vom 2.9.1943) wurde mir freundlicherweise von Dr. Lambauer, Steiermärkische Landesbibliothek, Graz, zur Verfügung gestellt. September 2016 - Seite Federstiel 29 Wär’ der letzte Feind zertreten, mäßig. Nach allem, was Stünd allein er am Planeten.16 ich jetzt von ihm weiß, genügt es mir, wie er Nach 1945 „entdeckte“ das kommunistische Organ war.17 Solche abgeklär- „Wahrheit“ den sozialkritischen Peter Rosegger und ten Beurteilungen sind in druckte dessen „Jakob der Letzte“ in Fortsetzungen ab. einer von Schlagworten Heute liegt es nahe, in Roseggers Werk die „grünen“ erfüllten Gesellschaft Wurzeln freizulegen und in ihm einen Vorkämpfer des fast eine Seltenheit. Wer Umweltschutzes, aber auch einen Propheten einer umfas- macht sich noch die Mühe, senden Lebensführung zu sehen. Zugleich kümmerten sich tatsächlich das umfang-

die Verfilmungen vor allem um jene Werke Roseggers, die Landesarchiv Foto: Steiermärkisches reiche Gesamtwerk eines als vorweihnachtliche Einstimmung oder als romantische Peter Rosegger Dichters zu lesen, wenn Rückbesinnung auf eine verlorene Welt zu gebrauchen man ihm ein kräftiges, aus waren. Gerade in einer unsicher gewordenen Welt konn- dem Zusammenhang gerissenes Zitat anbietet? Rosegger te der mediale Rückgriff auf eine angeblich heile, aber selbst war bereits mit der Problematik konfrontiert, dass inzwischen versunkene bäuerliche Welt den nostalgischen aus sehr komplexen und differenzierenden Werken ver- Bedürfnissen der Fernsehkonsumenten entgegenkommen. einfachend jeweils das ideologisch Passende entnommen Wenngleich Rosegger aus den Schullesebüchern großteils wird; denn er erlebte, wie das Werk seines Freundes verdrängt worden war, kehrte er als Medienstar mittels Robert Hamerling zur politischen Propaganda benutzt Fernsehen wieder in die Wohnzimmer ein und erlebte wurde. Rosegger meinte damals: damit eine erstaunliche Renaissance. Das willkürliche Herausreißen von einzelnen Sätzen aus Dichterwerken kann unter Umständen eine Fälschung Selbstkritisch lernen und ausgewogen skizzieren bedeuten. Wozu schreibt der Dichter, der Ethiker ein gan- zes großes Werk, wenn irgendein Satz ihn schon vollkom- Wenn wir uns heute über die Vereinnahmung Roseggers men vertritt, schon Alles sagen kann? Seien Sie ehrlich im durch die verschiedenen Lager Gedanken machen, sollten Zitieren [...]18 wir daraus sehr selbstkritisch lernen und uns die Frage Er war sich selbst dessen durchaus bewusst, dass man stellen, ob nicht auch wir in Roseggers Werk vor allem jeden Dichter oder Schriftsteller ganz beliebig zu allem jene Passagen entdecken, die uns als genehm erscheinen. Möglichen und Unmöglichen stempeln konnte: Man kann Eine sehr ausgewogene Skizzierung der oft widersprüch- Goethe zu einem blutigen Sozialdemokraten, Schiller zu lichen Gesamtpersönlichkeit Roseggers gab die unverges- einem fanatischen Klerikalen, Luther zu einem Zyniker, sene Autorin Hilde Spiel in ihrer Ansprache anlässlich den heiligen Augustin zu einem Gottesleugner machen. der Rosegger-Preisverleihung. Zusammenfassend führte Shakespeare wird sich dafür bedanken, mit seinen sie aus: Daß er in den wilden Strömungen der Zeit wie- Bösewichtern, Cervantes wird sich dagegen verwahren, derholt die Richtung verlor, seine in kindlicher Einfalt mit seinen Dummköpfen identifiziert zu werden [...]19 erworbenen Vorurteile nicht gänzlich überwinden konnte, nicht dauernd über seinen Schatten zu springen imstan- Ambivalente Beurteilungen seines Werkes de war, ist zu verstehen. Zeitlebens hat er, wie Ibsen es und seiner Person nannte, „dunkler Gewalten Spuk“ in sich bekämpft, hat um die wahren Werte gerungen, um Großmut, Toleranz, Der Stellenwert Peter Roseggers in der Literaturgeschichte Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, hat ein guter Mensch mag durchaus unterschiedlich beurteilt werden. Wer sich sein wollen, auch wenn ihm das nicht immer gelang. Wer in der einschlägigen Literatur umsieht, erkennt auch wollte ihm darauf einen Vorwurf machen? Er war, wie noch ein Dreivierteljahrhundert nach Roseggers Tod sehr Conrad Ferdinand Meyer in seinem schönen Gedicht über ambivalente Beurteilungen seines Werkes und seiner Ulrich von Hutten schrieb, „kein ausgeklügelt Buch / er Persönlichkeit. Die Bandbreite der Einstellungen reicht war ein Mensch mit seinem Widerspruch“. Wie wir alle. von kompromissloser Verehrung bis zur entschiedenen Mehr als ein guter Mensch zu sein, wäre schon heilig- Ablehnung. Rosegger machte zu seinen Lebzeiten alle

16 Austro American Tribune, New York, Anti-Nazi-Monthly, Nr. 1, August 1944. Archiv: Presse-Dokumentationsstelle der Arbeiterkammer für Wien. 17 Hilde Spiel, In Roseggers Namen? Rede über die Ambivalenz eines Schriftstellers, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 54, 5.3.1986. 18 In: Heimgarten, 15. Jg., Nr. 2, November 1890, S. 160. 19 Rosegger, Heimgarten, 11. Jg., Nr. 5, Februar 1887, S. 354–357. September 2016 - Seite Federstiel 30 Federstiel Wechselbäder von Lob und Kritik mit, für ihn wäre und damit der problematische Versuch gemacht, ihn zu die heutige Situation nichts Unvertrautes. Wie immer einem zeitlosen Seher, zu einem über den Wolken schwe- Fachleute der Germanistik urteilen mögen – für einen benden alpenländischen Geistestitanen hochzustilisieren. Schriftsteller sind vor allem die Auflagenzahlen interes- Sicherlich können uns seine Ideen Anregungen geben. sant. Nach wie vor sind Roseggers Werke so gefragt, dass Aber bei ihm für jedes Problem der Gegenwart eine sich immer wieder Neuauflagen lohnen. Leider hat man es adäquate Antwort finden zu wollen, wäre unsinnig, aber bislang noch nicht unternommen, die Monatsschrift denn Rosegger atmete natürlich die Luft seiner Zeit, und „Heimgarten“ neu zu edieren. Dieser Umstand mag auch viele seiner Ansichten sind heute überholt. So sind seine die Einseitigkeit des Rosegger-Bildes in der breiten Bemerkungen über Emanzipation und sein Frauenbild Öffentlichkeit erklären, da die journalistischen Leistungen oder beispielsweise seine Wertungen der zeitgenössischen Roseggers meist nur sehr schwer über Fachbibliotheken, Kunst nicht einfach nur vom Geist der Jahrhundertwende und auch da nicht immer vollständig, zu greifen sind. Mein getragen, sondern auch Ausdruck seiner diesbezüglich Anliegen ist es, vor allem auch die weniger bekannten recht konservativen Gesinnung. Rosegger hat so vieles von Seiten Roseggers darzustellen und sein Wirken in den Bestand geschrieben, dass eine derartige Einschränkung Kontext des historischen Rahmens zu stellen. dazu beiträgt, den mitunter spürbaren Personenkult zu reduzieren und Konturen einer überaus menschlichen Rosegger im Heute Persönlichkeit sichtbar zu machen.

Eine Frage drängt sich unwillkürlich auf: Was hat uns Der vorliegende Text wurde publiziert in Gerald Schöpfer Rosegger heute noch zu sagen? Nicht selten wird auf (Hg.), Peter Rosegger – Leben und Wirken, 1843–1918. Probleme unserer Zeit mit Zitaten Roseggers geantwortet Volkskultur Steiermark, Graz 2013. S. 9–15.

„Lieber, guter Heimgartenmann! Theurer Freund!“ BRIEFE AN PETER ROSEGGER (EINE KLEINE AUSWAHL)

Dr. Ulrike Habjan, Landes- bibliothek Graz, Betreuerin des handschriftlichen Nach- lasses von Peter Rosegger

Peter Rosegger war nicht nur der Heimatdichter und Journalist, der sich mit den Problemen seiner Zeit aus- einandersetzte, er korrespon- dierte mit Berühmtheiten

seiner Zeit wie Gottfried Foto: Sissi Furgler Keller, Ludwig Ganghofer, Dr. Ulrike Habjan Anastasius Grün, Leopold von Sacher-Masoch, , Karl May , Marie Ebner-Eschenbach, Bertha von Suttner, Wilhelm Kienzl, Alexander Girardi oder Franz Defregger. Diese Briefe spiegeln die Wertschätzung des steirischen Dichters in der Öffentlichkeit wider.

Sogar der große Psychoanalytiker Sigmund Freud befasste sich mit einem Frühwerk Roseggers und würdigte

ihn als gefeierten Dichter. So geht aus den Protokollen der Landesbibliothek Foto: Böhm, Mürzzuschlag, Steiermärkische Wiener psychoanalytischen Vereinigung hervor, dass die Peter Rosegger, Korrespondenz Karte, 1919 September 2016 - Seite Federstiel 31 Foto: Böhm, Mürzzuschlag, Steiermärkische Landesbibliothek Foto: Böhm, Mürzzuschlag, Steiermärkische Peter Rosegger in seinem Arbeitszimmer in Krieglach

sogar, jedoch der Meister nahm keine Notiz davon, und nächstens saß ich doch wieder bei ihm und nähte. So ging es Jahre in unheimlicher Regelmäßigkeit fort.“ Freud analysierte den Traum folgender Weise: „In die- ser Traumreihe des Dichters, der in seinen jungen Jahren Schneidergeselle gewesen war, fällt es schwer, das Walten der Wunscherfüllung zu erkennen. Alles Erfreuliche liegt im Tagesleben, während der Traum den gespenstigen Schatten einer endlich überwundenen

Foto: Böhm, Mürzzuschlag, Steiermärkische Landesbibliothek Foto: Böhm, Mürzzuschlag, Steiermärkische unerfreulichen Existenz fortzuschleppen scheint. Es Peter Rosegger, Correspondenz-Karte mit Unterschrift sind Strafträume des Schneidergesellen, der ein gefei- erter Dichter geworden war. Wir können erschließen, Geschichte "Fremd gemacht" “(Waldheimat“ II. Band, dass zunächst eine übermütige Ehrgeizphantasie die S. 303) im Dezember 1910 besprochen wurde und in die Grundlage des Traumes bildete; an ihrer Statt ist aber Traumdeutung von 1910 aufgenommen und in späteren ihre Dämpfung und Beschämung in den Trauminhalt Auflagen erweitert wurde. gelangt.“ (vgl. Sigmund Freud: Gesammelte Werke, „Ich erfreue mich sonst eines gesunden Schlummers, Traumdeutung, London 1942, S. 476 ff.) aber ich habe die Ruhe von so mancher Nacht einge- büßt, ich habe neben meinem bescheidenen Studenten- Die beiden Män- und Literatendasein den Schatten eines veritablen ner, die große Schneiderlebens durch die langen Jahre geschleppt, Hochachtung für wie ein Gespenst, ohne seiner los werden zu können.... einander emp- Ich war mir, wenn ich so neben (dem Meister) saß und fanden, lernten nähte und bügelte sehr wohl bewusst, dass ich eigentlich sich jedoch nie nicht mehr dorthin gehöre, dass ich mich als Städter persönlich ken- mit anderen Dingen zu befassen habe; doch hatte ich nen. stets Ferien, war stets auf der Sommerfrische und so saß ich zur Aushilfe beim Lehrmeister. Es war mir oft Anders lag der gar unbehaglich, ich bedauerte den Verlust der Zeit, in Fall bei der welcher ich mich besser und nützlich zu beschäftigen Friedensnobel- gewusst hätte. Vom Lehrmeister musste ich mir mit- preisträgerin von unter, wenn etwas nicht ganz nach Maß und Schnitt 1905, Bertha ausfallen wollte, eine Rüge gefallen lassen; von einem von Suttner Wochenlohn jedoch war gar niemals die Rede. Oft, (1843-1914), die wenn ich mit gekrümmtem Rücken in der dunklen Rosegger sehr

Werkstatt so dasaß, nahm ich mir vor, die Arbeit zu schätzte und die Landesbibliothek Foto: Steiermärkische kündigen und mich fremd zu machen. Einmal tat ich’s im „Heimgarten" Wilhelm Kienzl September 2016 - Seite Federstiel 32 Federstiel "zwischen 1887 und 1892 immer wieder Artikel gegen den Krieg publizierte, geprägt von ihrer Weltanschauung, die auf Toleranz und deren Wunsch nach Demokratie und Völkerverständigung basierte. 1891 gewann sie Rosegger als wichtigen Repräsentanten der Öffentlichkeit für einen Vortrag auf der ersten Versammlung der Friedensgesellschaft in Wien.

Eine ganz besondere Freundschaft verband den Dichter mit dem berühmten steirischen Komponisten Wilhelm Kienzl (1857-1941), dem Schöpfer der Oper „Der Evangelimann“. Wie seine Zeitgenossen Gustav Mahler und Hugo Wolf begann auch er seine künstlerische Laufbahn unter dem Einfluss Richard Wagners und der neudeutschen Schule; ein weiteres wichtiges Vorbild war Robert Schumann. Kienzl wollte Rosegger für Wagner mit seinem Werk „Richard Wagner – die Gesamtkunst des 19.Jh.“ begeistern, was ihm aber nicht wirklich gelang.

So schrieb Kienzl am 29.Februar 1904 an Rosegger:

Lieber, guter Heimgartenmann! Theurer Freund! Eben bin ich von Linz (70.Geburtstag meines Schwiegerpapas) zurückgekehrt, und Dein Heimgarten- Märzheft war das Erste, was mich grüßte – Nicht mei- nen Dank will ich Dir für die schönen Worte sagen, die Du in echt freundschaftlicher Ueberschätzung meinem Wagner-Buche gewidmet, Du musstest sie ja schreiben,

Dir vom Herzen schreiben sonst wärst Du nicht, der Landesbibliothek Fotos: Steiermärkische Du bist! Aber Du musst es mir erlauben, dass ich einer Brief vom 29.02.1904 unwillkürlichen Regung meines Herzens folge und Dir sage, wie wohl mir Deine Worte gethan, nicht weil sie Reflektieren zu genießen, sozusagen durchs Ohr ins mich loben, sondern weil ich aus ihnen ersehe, dass ich Herz... Ich höre die Oper wie etwa das Donnerschmettern, euch – Wagner u. Dich – mit meinem Buch einander den Vogelsang, den Wasserfall, wie das Lachen eines näher gebracht habe. Das allein wäre mir Lohn genug! Glücklichen, wie den Schrei eines Untergehenden, so Alles was Du sagst, zeigt, dass der Bauer halt doch der ähnlich, und doch ists nicht zu beschreiben, wie. So großen Kunst nicht so ferne steht, wie Du meinst, und dumm wird selten einer in der Oper sitzen wie ich, und, gar wenn dieser Bauer Rosegger heisst! Mit einem so in traumhafter Seligkeit versunken und dabei selten Wort, Du hast mir eine herrliche Stunde bereitet, für die Einer sein, als ich.- ich Dir ein briefliches Bussl geben muss. Du erlaubst schon? Nicht wahr? Am Freitag ! (Du kommst doch in den Krug*?) folgt das mündliche! Und nun Gott befohlen, mein Theurer, Verehrter In Liebe Dein Wilh. Kienzl (* Gemeint ist das Gasthaus „Krug zum grünen Kranz“, Johann Kleinoscheggs Weinstube in der Grazer Herrengasse. Am Freitagabend trafen sich hier regelmäßig Rosegger, Kienzl, Friedrich von Hausegger, Josef Gauby, Anton Schlossar, Karl Morre, Hans Brandstetter u.a.m.)

Im Brief vom 18.Jänner beurteilte Rosegger Kienzls Landesbibliothek Foto: Steiermärkische Peter Rosegger, Johann Krainz ( Hans von der Sann), Karl Morre, Hans Erstlingsoper "Urvasi" (1884), die sich unmittelbar an Brandstetter, Ferdinand Krauss und Josef Gauby im Grazer Gasthaus "Zum Wagner orientiert: Ich pflege Musik ohne Denken u. grünen Kranz" Originalaufnahme von 1893. September 2016 - Seite Federstiel 33 Nach Motiven von Peter Rosegger schrieb Kienzl sowohl Eine besonders lange, über 40 Jahre dauernde das Libretto in steirischem Dialekt als auch die Musik für Brieffreundschaft verband Rosegger mit dem Osttiroler die Oper "Das Testament", die 1916 mit großem Erfolg Maler Franz in der Volksoper Wien uraufgeführt wurde. 2007 wurde Defregger das Werk wieder entdeckt und am Landestheater Linz (1835-1921). aufgeführt. Nach dem Noch ein großer Künstler, Studium der der Schauspieler Alexander Bildhauerei an Girardi (1850 -1918) kor- der Innsbrucker respondierte mit Rosegger. Gewerbeschule Bedeutung erlangte Girardi und der Kunst- als Charakterdarsteller akademie Mün- der Gestalten Ferdinand chen wurde De-

Raimunds und als Komiker fregger 1878 Landesbibliothek Foto: Steiermärkische in den Operetten von Johann zumProfessor Peter Rosegger und Franz Defregger Strauß, Karl Millöcker und der Historien- Franz Lehár. Ab 1871 feierte malerei an der Münchener Kunstakademie berufen. Nach er große Erfolge am Wiener verschiedenen Preisen und Auszeichnungen für sein Foto: Krziwanek Wien, Steiermärkische Landesbibliothek Foto: Krziwanek Wien, Steiermärkische Alexander Girardi, österreichischer Strampfer-Theater, als künstlerisches Schaffen wurde er im Jahre 1883 in den Schauspieler, 1887. Gesangskomiker am Theater Adelsstand erhoben. an der Wien, ab 1896 am Carl-Theater und schließlich als Charakterdarsteller am Berühmt wurde er durch die Darstellung von Genreszenen Deutschen Volkstheater. Gastspiele gab er im Theater in aus dem bäuerlichen Leben und durch die Illustrationen der Josefstadt, am Raimund- und Stadttheater in Wien der ruhmvollen Vergangenheit Tirols. und in Berlin, Dresden und Hamburg. Mit dem Fortunatus Wurzel aus „Der Bauer als Millionär“ gab er kurz vor 1876 lernte Rosegger Franz Defregger auf seiner Reise seinem Tod im Burgtheater ein gefeiertes Debüt. Der nach Tirol kennen. Er schreibt am 28.Juli 1876 an seinen Modewelt hinterließ der Schauspieler mit seinem flachen Verleger Heckenast: Strohhut mit gerader Krempe den "Girardi-Hut". „Daß ich in Defreggers Heimat war, schrieb ich Ihnen Zu Roseggers 50.Geburtstag schrieb Alexander Girardi bereits. Später habe ich den interessanten Mann in „Mei liaber Landsmann, bleib was Du bist, ein idealer seinem neuen Heim zu München gesehen. […] Er Naturalist.“ arbeitet jetzt an einem Bilde „Wildschützen in der Sennhütte“. Sein großes Bild „Die Heimkehr des Tiroler Und am 16.Juni 1894: Landsturmes“ habe ich in der Ausstellung in München Mein verehrter Herr! gesehen... Vor allem danke ich Ihnen für Ihr liebes Telegram – Aus dieser Bekanntschaft entstand 1880 das bei Manz ich hätte es längst gethan- in Wien erschienene Buch „Bilder von Defregger, wenn ich nicht im Zweifel Geschichten von Rosegger“ und in Leipzig bei Bondy ein wäre ob es wirklich „Defregger-Album“ mit Texten von Rosegger. von Ihnen ist, da Meine Unterschrift auf demselben Im Brief vom 11. August 1876 kündigt Defregger an; war. – Wäre es also nicht Photographien für die Geschichten Roseggers zu senden: von Ihnen gewesen und ich hätte gedankt hätten Sie Lieber Herr Rosegger! mich für arrogant gehal- Danke herzlich für Ihren lieben Brief wie auch für das ten und von Ihnen möch- Feuilleton welches wieder reizend geschrieben ist, wenn

Foto: Steiermärkische Landesbibliothek Foto: Steiermärkische te ich nicht gerne falsch es auch für mich speziel zu schmeichelhaft ist. Ihr schö- Brief Girardi, 16.6.1894 1. Seite beurtheilt werden. Sie ver- nes Talent ist auch hier wieder in großem Maaße kund- ehre ich. Was andere Leute gegeben. Die Wärme u. wahre Empfindung die so vielen von mir denken oder sagen – ist mir Wurst! …… Schriftstellern abgeht ist bei Ihnen Naturanlage darum In Verehrung Ihre Schriften so packend. Sie pflücken die Rosen im Ihr Girardi Garten, während sie andere erst auf dem Markte kau- September 2016 - Seite Federstiel 34 Federstiel fen müssen. – „Krambambuli“ und dem Sie werden Roman „Das Gemeindekind“ verzeihen daß erlangte sie große ich Ihnen den Bekanntheit.1899 erhielt Tod unseres sie das österreichische lieben Kindes Ehrenzeichen für Kunst und nicht angezeigt Wissenschaft und 1900 das habe, ich that Ehrendoktorat der Universität es nur um Sie Wien. in Ihrem schö- nen Sommer- Rosegger besprach ihre Er-

aufenthalt (HMW) Landesbibliothek Fotos: Steiermärkische zählung „Ein kleiner Roman“ nicht zu stö- Marie von Ebner-Eschenbach 1890 im „Heimgarten“. ren u Ihnen ein Cotolenz- Am 15. Februar 1912 schreiben (ge- schreibt sie an ihn: meint ist Kon- dolenzschrei- Hochverehrter, lieber ben) zu erspa- Meister! ren. Wie Ihnen auch Hölzel Dieser heutige graue erzählt haben Nebeltag ist mir ganz wird, war unser u. gar in einen son- Vergnügen in nigen umgewandelt Fusch nur von durch Ihr warmes, kurzer Dauer. – übergütiges Schreiben. Wir sind dann Was soll ich Ihnen in Oberaudorf sagen, dessen Worte in bei Kufstein 8 den Herzen unzähliger Tage geblieben klingen u. wiederklin- u. dann wieder gen? Ich weiß nur daß nach München sich stolz und glück- zurückgekehrt; lich fühlt wenn sie hier haben wir einmal in einem Atem beide viel zu thun mit Ihnen genannt u daher mehr wird. Zerstreuung u es macht sich Ihre

schon wieder Landesbibliothek Fotos: Steiermärkische treue u. dankbare Landesbibliothek Fotos: Steiermärkische ganz gut. In der Brief Franz Defreggers vom 28. Juli 1876 Verehrerin Brief Marie Ebner-Eschenbach vom 15. Erwartung Sie Marie Ebner Februar 1912 recht gesund zu treffen mit diesen Zeilen bleibe ich mit herzlichen Grüßen auch von meiner Frau Die Liste der Brieffreundinnen und –freunde ließe sich Ihr ergebener noch lange fortsetzen. Ein Großteil der Briefe befindet Defregger sich im Tresor der Steiermärkischen Landesbibliothek und wartet darauf, bearbeitet und publiziert zu wer- Werde mir erlauben Ihnen nächstens einige Fotografien den. Rosegger war ein typisches Kind seiner Zeit, hin nach meinen Bildern zu schicken. und hergerissen von den politischen und kulturellen Strömungen in den „letzten Tagen“ der Donaumonarchie. Auch die vor kurzem wieder entdeckte österreichische Die Korrespondenz Peter Roseggers liefert den Beweis, Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830 dass er stets bemüht war, den Menschen als Maß aller -1916) gehörte zum Freundeskreis. Mit ihrem Kurzroman Dinge zu sehen. Streng verwehrte er sich als Dichter „Božena, die Geschichte einer Magd“, den „Aphorismen“, gegen die Vereinnahmung durch die politischen Lager den „Dorf- und Schloßgeschichten“, der Tiergeschichte und Parteien. September 2016 - Seite Federstiel 35 Zwei Waldbauernbuben DEN FOLGENDEN TEXT SCHRIEB FELIX MITTERER IM JAHR 1984, ALS ER DAS DREHBUCH FÜR DIE VERFILMUNG DES ROMANS „ERDSEGEN“ VERFASSTE.

Am 31. Juli 1843 wird Peter einem Bauernhof zum anderen ziehen. Ich besuche die Rosegger als ältestes von sie- Volksschule und lese alles, was ich in die Hände kriege. ben Kindern auf einem stei- Beginne im selben Alter wie Rosegger zu schreiben. rischen Bergbauernhof gebo- Aber es hat sich nicht viel geändert in diesen hundert ren. Da es keine Schule gibt, Jahren. Das Lesen ist nicht sehr angesehen, das Schreiben nimmt Peter in unregelmä- geradezu eine Spinnerei. Beides kostet Arbeitszeit und ßigen Abständen Unterricht verbraucht am Abend Strom. So verkrieche ich mich am bei einem Wanderlehrer, der Abend im Heustadl, die Bücher und Hefte versteck ich in

Foto: Walter Langecker Foto: Walter wegen liberaler Ideen entlas- einem leeren Stall. Felix Mitterer sen wurde. Nach vergeblichen Versuchen der Mutter, den 1865 kommt Rosegger in die Landeshauptstadt Graz und schwächlichen Buben in einem Priesterseminar unter- besucht dort als Stipendiat des Bierbrauers Reininghaus zubringen, beginnt Rosegger 1860 die Schneiderlehre eine Handelsakademie. Er frisst die Literatur förmlich in bei einem Wanderschneider. Zu schreiben beginnt er sich hinein und geht häufig ins Theater. Zuhause wird der schon mit dreizehn, vierzehn Jahren, und er macht sich Hof versteigert, die Eltern sind jetzt nur mehr Landarbeiter damit nicht beliebt. In einer Lebensbeschreibung, die ohne Hab und Gut. 1870 erscheinen die ersten Bücher er als 15-jähriger verfasst, heißt es in schauderhafter von Peter Rosegger. Von nun an geht es aufwärts. Der Rechtschreibung: „Ein Haubtstück in meiner Jugend Waldbauernbub wird berühmt. war auch dieses, das ich ville feinde hatte, den in der Nachbarschaft waren mir die Leide nicht hollt; obzwar 1962 komme ich an die Lehrerbildungsanstalt nach ich auch wie andere Arbeitten mußte, so sagten sie doch: Innsbruck. Mein Volksschullehrer hat meinen Eltern Er, der Lenzen Peterl, sitzt den ganzen Dag in der Stuben den diesbezüglichen Rat gegeben und auch geholfen bei und Krazelt…“. der Beschaffung eines Landesstipendiums. Ich bin sehr glücklich in Innsbruck. Endlich riecht es nach Asphalt und Am 6. Februar 1948 werde ich als zehntes oder elftes nicht mehr nach Kuhdreck. Lehrer will ich keiner werden, Kind einer verwitweten Kleinbäuerin in die Welt gesetzt. sondern Schriftsteller, aber das behalte ich vorläufig für Als Vater stellte sich später aller Wahrscheinlichkeit nach mich. Ich lese mich quer durch die Heimbibliothek und ein durchreisender Rumäne heraus. Wegen der großen gehe heimlich ins Kino. Nach drei Jahren fliege ich wegen Not verschenkt man mich gleich nach der Geburt an mangelnder Leistung von der Schule. Ein Bekannter ein Landarbeiterehepaar. Mit meinen Zieheltern komme bringt mich beim Zollamt in Innsbruck unter. In ein, zwei ich in die Gegend von Kitzbühel, wo wir jahrelang von Jahren, so male ich mir aus, werde ich bestimmt vom

Beim Festakt zum 150-jährigen Geburtstag Roseggers 1993 am Alpl Erste Gespräche über die Roseggerfestspiele 2013 v.l.: DDr. Gerald Schöpfer, Bgm. Ökon.-Rat Jakob Schrittwieser, Johann v.l.: Helga Held, Michael Schilhan, Felix Mitterer, Johann Reischl, Reischl und Felix Mitterer Jakob Hiller und Bgm. DI Regina Schrittwieser September 2016 - Seite Federstiel 36 Federstiel Schreiben leben können. Aber so schnell geht das nicht. geht, um sich dort selber zu finden, könnte genauso gut Erst 1977, elf Jahre später, ist es soweit. Das erste Stück, heute spielen. Das ist ihre große Qualität. Ich durfte nun das erste Buch, der erste Film. Nun bin ich ein sogenann- ein Drehbuch aus diesem Roman machen, womit die zwei ter „freier“ Autor. Waldbauernbuben sich getroffen haben. Ich hoffe, der „Lenzen-Peterl“ ist zufrieden mit dem „Maurer-Felix“. Im Jahre 1900 schrieb Rosegger den Roman „Erdsegen“. Die Geschichte vom „grünen“ Journalisten, der aufs Land Felix Mitterer

Vom Sinn des Gedenkens PETER ROSEGGER – MARIE VON EBNER-ESCHENBACH – THEODOR STORM – ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF – GOTTFRIED KELLER – ADALBERT STIFTER – FERDINAND VON SAAR

mark hält ihren berühmtesten Dichter in Ehren. Vor drei Jahren wurde Roseggers – von Felix Mitterer dramatisier- ter – Roman „Jakob der Letzte“ mit großem Erfolg beim Geburtshaus am Alpl aufgeführt. Seit neunzig Jahren küm- mert sich der „Roseggerbund Waldheimat“ in Krieglach um das Andenken des Beinahe-Nobelpreisträgers. Und nach wie vor ist der Literaturpreis des Landes, inzwischen allerdings zum Nachwuchspreis für Debüts herunterge- stuft, nach ihm benannt.

Im Vergleich mit einer anderen berühmten Schriftstellerin seiner Zeit ist Peter Rosegger im öffentlichen Gedächtnis allerdings gut verankert: Marie von Ebner-Eschenbach

Foto: Leipziger Messe GmbH Foto: Leipziger (1830-1916) galt als die größte Dichterin des deutschen Dr. Daniela Strigl Sprachraums. Ihre Trauerfeier im Stephansdom glich einem Staatsakt: Vom Ministerpräsidenten Graf Stürgkh Der Sinn von Gedenktagen, Gedenkjahren, Gedenk- und dem Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner bis veranstaltungen ist umstritten: Unterwirft man sich damit zur Genossenschaft der Uhrmacher, die ihrer Fahnenmutter den Gesetzen des Medienzirkus und dem Diktat beliebiger die letzte Ehre erwies, war ganz Wien zugegen. Heute gibt Zahlen, oder ist es eine Gelegenheit, bedeutende Künstler es an ihren Wohnstätten keine einzige Gedenktafel. Weder immer wieder neu zu entdecken? an Ebner-Eschenbachs Sterbehaus in der Spiegelgasse 1, Ecke Graben, noch an dem gerade mustergültig reno- Im Jahr 2018 wird Peter Roseggers 175. Geburtstag und vierten Haus in der Landstraßer Hauptstraße 74. Allein im 100. Todestag zu begehen sein. Es sieht nicht so aus, als Arkadenhof der Wiener Universität erinnert eine Tafel an würde dies zum Ereignis von nationaler Bedeutung gera- die erste Ehrendoktorin der Alma Mater Rudolphina – die ten. Der ewige Waldbauernbub steht heute im Geruch einzige Ehrung einer Frau im gesamten Areal. Ebner- xenophober Heimattümelei und rückwärtsgewandter Eschenbachs Geburtsschloß im mährischen Zdislawitz Idylle. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden (Zdislavice) war bis vor kurzem in Privatbesitz und politischen Polarisierung haben viele in Österreich die dem Verfall preisgegeben, jetzt hat ein kulturinteressier- Sorge, durch eine Beschäftigung mit Peter Rosegger ter österreichischer Unternehmer das Gut gekauft. Die die falschen Signale auszusenden, sich gleichsam in die Familiengruft, Ebner-Eschenbachs letzte Ruhestätte, ist Gabalier- und Hofer-Fraktion einzureihen. ebenfalls verwahrlost, erst heuer, zum 100. Todestag der Dichterin, hat das Kremsierer Regionalmuseum gemein- Peter Roseggers Bücher sind vergriffen, es gibt keine sam mit einer tschechischen Denkmalschutzinitiative mit Werkausgabe des einstigen Kultautors. Allein die Steier- der Restaurierung begonnen. September 2016 - Seite Federstiel 37 Es fehlen nicht nur die offiziellen Gedächtnisorte: Es Ausgabe hat man 1993 eine eigene Stiftung gegründet, an gibt keinen Ebner-Eschenbach-Preis und keine Ebner- der Vertreter der Universitäten Basel, Zürich und der ETH Eschenbach-Gesellschaft, obwohl die Dichterin bereits zu Zürich, der Gottfried-Keller-Gesellschaft, des Kantons Lebzeiten als weibliche Ausnahmeerscheinung gefeiert und der Stadt Zürich mitwirkten. Die 1931 gegründete wurde. Der Nachlass liegt verstreut, das meiste in der Gottfried-Keller-Gesellschaft zählt rund 600 Mitglieder. Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus Seit 1921 wird der nach Gottfried Keller benannte schwei- und im Mährischen Landesarchiv in Brünn. Die während zerische Literaturpreis im Drei-Jahres-Rhythmus verlie- des Zweiten Weltkriegs geplünderte Uhrensammlung hen. Ebner-Eschenbachs bildet heute den Kernbestand des Uhrenmuseums in Wien. In dem kleinen Gedenkraum fin- Auch Adalbert Stifter ist vielfach präsent. Das Stifterhaus den sich neben den Uhren ein Porträt der Schriftstellerin in Linz beherbergt in den Räumlichkeiten des ehemaligen und ihr Schreibtisch. In Wien-Währing wurde, ohne Wohnhauses Adalbert Stifters (1805-1868) das seit 1950 jeden lebensgeschichtlichen Bezug, ein Park nach der bestehende Adalbert-Stifter-Institut, das die internationale Schriftstellerin benannt. In St. Gilgen am Wolfgangsee, Stifter-Forschung fördert und koordiniert. Es gibt einen wo die Dichterin die Sommer der Jahre 1889 bis 1898 Adalbert-Stifter-Gedenkraum und ein neu gestaltetes obe- im Kreis von Gelehrten Ärzten (wie Theodor Billroth) rösterreichisches Literaturmuseum. Preise und Stipendien und Künstlern (wie Johannes Brahms) verbrachte, wurde tragen Stifters Namen. Im Geburtshaus im tschechi- Marie von Ebner-Eschenbach zur Ehrenbürgerin ernannt. schen Horni Plana (Oberplan) existiert seit 1960 eine Sie wird mit einem Straßennamen, einer Büste und einer Gedenkstätte. Durch EU-Mittel geförderte touristische Gedenktafel gewürdigt. Initiativen haben dort angedockt. Eine Redaktionsstelle an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut die Bei anderen Autorinnen und Autoren der Zeit geschieht Arbeit an der Historisch-Kritischen Stifter-Ausgabe. Der in Sachen Erinnerungskultur deutlich mehr, wie die Münchner Adalbert-Stifter-Verein, 1947 von sudeten- Literaturwissenschaftlerin Ulrike Tanzer, die Leiterin deutschen Schriftstellern und Künstlern gegründet, küm- des Innsbrucker Brenner-Archivs, jüngst in einem mert sich mit staatlicher Förderung um den kulturellen Vortrag gezeigt hat. Auf der Website der Theodor- Austausch zwischen Deutschland und Tschechien. Storm-Gesellschaft erfährt man, dass in Husum, dem Geburtsort Theodor Storms (1817-1888), im Juni 2006 Ulrike Tanzer hält fest: „Dass im Falle Marie von das „Storm-Zentrum“ eröffnet wurde, das Archiv, Ebner-Eschenbachs kein ‚Dichterinnen-Haus’ exi- Forschungsbibliothek und Museum verbindet. stiert, hat nicht nur mit der Marginalisierung schrei- bender Frauen zu tun. Ähnlich verhält es sich bei ihrem Die 1948 gegründete internationale Theodor-Storm- Schriftstellerkollegen Ferdinand von Saar, an den nur ein Gesellschaft mit derzeit 1.150 Mitgliedern zählt zu den Denkmal im Wertheimsteinpark und der ‚Saarplatz’ in größten literarischen Gesellschaften Deutschlands. Seit Wien-Döbling erinnern.“ Und der Germanist Karl Wagner 1952 gibt sie u.a. die „Schriften der Theodor-Storm- meinte unlängst im Wiener „Falter“: „Die österreichische Gesellschaft“ heraus. Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat kei- nen leichten Stand.“ Nach Meinung von Ulrike Tanzer Die Droste-Gesellschaft wurde als die erste einer Dichterin wird dieser Satz durch die „Positionierung der bei- gewidmete literarische Vereinigung 1928 gegründet. den Schriftsteller in der Dauerausstellung des kürz- Sie hat die umfangreiche Historisch-Kritische Droste- lich eröffneten Literaturmuseums der Österreichischen Ausgabe betreut. Die Domizile der Schriftstellerin und Nationalbibliothek“ bestätigt: Saar und Ebner-Eschenbach ihrer adeligen Familie im Münsterland und in Meersburg seien dort „in die Ecke gedrängt und von den Autoren am Bodensee sind heute als Museen zugänglich. Nach Jung Wiens überlagert“. Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) sind außerdem gleich zwei Literaturpreise benannt: der Droste-Preis ist Literarische Gesellschaften wie der Rosegger-Bund dienen der älteste deutschsprachige Literaturpreis ausschließlich nicht nur dem Andenken ihrer Namenspatrone, sondern für Frauen. Davon unabhängig wird der Annette-von- auch unserer kulturhistorischen Selbstvergewisserung. Droste-Hülshoff-Preis, auch Westfälischer Literaturpreis, Wenn es um Literatur geht, sind freilich alle Aktivitäten verliehen. müßig, wenn die Texte selbst nicht mehr vorliegen und „im Volk“ präsent sind. Etliche Gedenktafeln sowie eine Ausstellung im Bankhaus Schroders am Central 2 erinnern in Zürich an den Dr. Daniela Strigl, Schweizer Schriftsteller Gottfried Keller (1819-1890). Germanistin und Literaturkritikerin Für die mittlerweile abgeschlossene Historisch-Kritische September 2016 - Seite Federstiel 38 Federstiel Vorstellung

Mein Name ist Mensch, meine Losung ist Fried’, der nicht für die Götzen des Tages lebt doch zeigen sich Feinde, so findet sich Rat, und nicht für die Schatten der Götzen stirbt. meine Lust ist das Sein, meine Tat ist das Lied, und singt man sich selbst, ist das Lied eine Tat. Der Menschheit Herzschlag ist mein Motor, der Menschheit Seheraug’ mein Fanal; Und schrillet bisweilen ein falscher Ton ich seh’ das Geheimnis durch jeden Flor aus heiterer Kehle, das Lied ist doch echt. und kenne die Sünde mit ihrer Qual. So singet der sündige Adamssohn im Streiten und Siegen gleich schlecht und recht. Umhüll dich mit Seiden, mit Kutten dicht, stehst doch als nackter Adam vor mir. Ich bin ein Geselle, der lacht und trutzt, Oh, Menschenbruder, verbirg dich nicht, der weder nach Titel noch Knittel hascht, ich weiß es, du bist halb Gott, halb Tier! der nicht Magnaten die Stiefel putzt und nicht Proleten die Hemden wascht. Ich kränze dein Elend mit Blumen des Hags, und taumelst du nieder zu Nacht und Gericht, Der nicht vor Launen der Großen bebt so heb ich dich jauchzend zur Höhe des Tags, und nicht um Beifall der Menge wirbt, zur Freiheit, zur Liebe, zum seligen Licht. Peter Rosegger

Ein Nachklang Der Dichter und die Leute

Noch einmal reden von der großen Liebe Wir säen Samen, es wachst nix. wie ein im Mai, Wir schreiben Dramen, es wirkt nix. von Seelenweh und wildem Sinnentriebe Wir erzählen Geschichten, es tut nix. gar mancherlei. Wir dichten Gedichten (!), es hilft nix. Mit Liebe und Lust begann ich einst zu dichten Wir sprechen Sprüche, es nutzt nix. im jungen Jahr. Wir fluchen Flüche, es schad’t nix. In Lieb‘ und Fried‘ beschließ‘ ich die Geschichten Peter Rosegger mit grauem Haar. Was ich mein Tag geschrieben und getrieben, muss einmal enden. Es war – deucht mich – ein fünfzigjährig Lieben in fünfzig Bänden. Mein Herz ist ruhig jetzt, doch wer kann’s wissen, ob es gefeit. rosegger[bund] Impressum: Eigentümer und Herausgeber: rosegger[bund] waldheimat Und sollt‘ ich dennoch wieder dichten müssen, waldheimat p. Adr. Johann Reischl, A-8670 Krieglach, Rainhofsiedlung 8, Tel. 0043/(0)664/304 40 24, nun so verzeiht. e-mail: [email protected]; web: www.roseggerbund.at Noch klingt Erlebtes nach aus alten Tagen Information der Mitglieder über Vereinsaktivitäten bzw. über Leben und Schrifttum Peter Roseggers. Erscheint drei- bis viermal jährlich. und manch Gedicht. Fotos: Roseggerbund bzw. Jakob Hiller, wenn nicht anders angegeben. Ob sie das Blitzlicht künftiger Zeit vertragen, Alle auf Personen bezogenen Formulierungen gelten für beide Geschlechter. krieglach Redaktion und für den Inhalt verantwortlich: Johann Reischl ich weiß es nicht. Layout und Druck: Druck-Express Tösch GmbH, A-8650 Kindberg Ich rate schier, sie keimen, träumen, ruhen in trauter Gruft Bankverbindungen: und steh’n nur auf aus nicht verschloss’nen Truhen, Steiermärkische Sparkasse: IBAN: AT37 2081 5085 0001 5865; BIC: STSPAT2G wenn man sie ruft. Raiffeisenbank Mittleres Mürztal: Peter Rosegger IBAN: AT10 3818 6000 0007 5770; BIC: RZSTAT2G186 September 2016 - Seite 39 Federstiel Peter Rosegger 1843: Am 31. Juli wird Peter Rosegger als erstes von sie- ben Kindern der Bergbauern Lorenz und Maria Ro- segger am Kluppeneggerhof in Alpl/Krieglach geboren. 1856: Peter verfasst seinen ersten Volkskalender. 1860: Beginn der Schneiderlehre bei Meister Ignaz Orthofer in St. Ka- threin/Hauenstein. Während seiner viereinhalbjährigen Lehrzeit als Stör-(Wander-)schneider verfasst er erste Geschichten, wodurch er vom Grazer Zeitungsredakteur Dr. Adalbert Svoboda entdeckt wird. 1865: Nach ersten autodidaktischen Bildungsversuchen besucht er mit Hilfe seines Gönners, des Grazer Industriellen Dr. Peter Reininghaus, die Akademie für Handel und Industrie in Graz und finanziert mit seinen Stipendien seine ersten Versuche als Schriftsteller in Graz. 1869: Mundartgedichtband „Zither und Hackbrett“. 1870: Die „Sittenbilder“ erscheinen; diese werden später zum „Volksleben“ ausgebaut. 1873: Am 13. Mai heiratet er die Hutfabrikantentochter Anna Pichler. Der Ehe ent- springen ein Sohn und eine Tochter. 1875: Nach der Geburt des zweiten Kindes stirbt Roseggers Gattin im Kindbett. 1876: Nach einer Trauerphase sucht Rosegger eine neue Aufgabe. Seine Monatszeitschrift „Heimgarten“ erscheint. 1877: In Krieglach wird das Landhaus nach eigenen Plänen errichtet. Es entsteht das Erinnerungswerk „Waldheimat“. 1879: Rosegger heiratet seine zweite Frau, die Wiener Baumeistertochter Anna Knaur, mit der er noch einen Sohn und zwei Töchter hat. 1880: Roseggers Gesundheit verschlechtert sich: Er leidet an Asthma. 1888: Der Roman „Jakob der Letzte“ löst Diskussionen über die soziale Lage der Bauern aus. 1900: Nach Roseggers Spendenaufruf wird die evangelische Heilandskirche in Mürzzuschlag erbaut. 1902: Rosegger lässt die „Waldschule“ in Alpl errichten. 1904: Durch Roseggers Spendenaufruf kann die durch einen Blitz- schlag niedergebrannte Kirche in St. Kathrein/H. wieder auf- gebaut werden. 1910: Rosegger übergibt seinem Sohn Hans Ludwig die Redaktion des „Heimgarten“. 1917: Rosegger erhält das Ehrendoktorat der Karl Franzens- Universität Graz. 1918: Am 26. Juni stirbt Peter Rosegger in seinem Landhaus in Krieglach.

Insgesamt verfasste Peter Rosegger 55 Bücher und über 40 Jahrgänge der Monatszeit- schrift „Heimgarten“. Der Ertrag seiner zahlreichen Vorlesungen in 120 Orten wurde zum Großteil für gemeinnützige Zwecke verwendet. Drei Ehrendoktorate, Denkmäler, Orden, Auszeichnungen aller Art, die Nominierung zum Nobelpreis und Übersetzungen in 28 Fremdsprachen sind Zeichen seiner weltweiten Beliebtheit. Fritz P. Rinnhofer Elisabeth Gönitzer Gerhard Hatzmann Elfriede Werthan Wolfgang Rigler Egon Kapellari Dieter Dorner Franz Schreiner Hans Gessl Hellfried Rosegger Susanna Rosegger Heide Pirkl- Rosegger Gerhard Rosegger Erwin Klauber Karlheinz Hackl Ulrike Drössler Peter Schleicher Maria Grünbichler Franz F. Seidl Christian Tost Karl Eichtinger Richard Mösslinger Walter Künzi Irmgard Rothwangl Vilma Lenz Wolfram Huber Christine Brunnsteiner Gerald Schöpfer Gerti Täubl Rudolf Löhnert Karl Holzer-Rosenmayer Gabriele Reiter Horst Lattinger Egyd Gstättner Wolfgang Bauer Regina Schrittwieser Karl Rudischer Max Haberl Ewald Weghofer Franz Derler Sabine Marketz Helga Held Jakob Hiller Günter Macek Dieter Röschel Guido Jaklitsch Gerhard Roth Ingrid Jandl Alexander Jandl Eva Bohmann-Ziegerhofer Monika Lanz Maria Grünbichler Erika Schlögl Hans Flegel Maria Magdalena Höfler Marlene Streeruwitz Daniela Strigl Gernot Bartelme Eva Leitner Josef Kröpfl Maria Köstlinger Stefan Leitner Harald W. Vetter Josef Polansky Rudolf Glettler Hannes Traxler Peneli Günther Jontes Sepp Maier Karl Solderer Georg Frena Rudolf Brandl Eva Kirchsteiger David Schwingenschuh Johann Mosbacher Margareta Rosegger Johann Schreiner Musyl & Joseppa Hellfried Böhm Brigitte Karner Peter Simonischek Doris Kirschhofer Peneli Gertraude Haberl Kurt Wimmer Eveli Mani Roland Girtler Franz Preitler Thorsten Buhl Ingeborg Maria Ortner Margarethe Brenner Andrea Tiefengraber Rudolf Heinz Knöbelreiter Barbara Guggi Franz Steiner Maria Macek Michael Köhlmeier Anna Schwingenschuh Petra Rudolf Herms Fritz Stefan Rapp Benno Buzzi Robert Lotter Christian Hoch Günther Agath Rainer Hauer Gerti Kornberger Norbert Arzberger Hannes Graf Reinhard Czar Josef Joe Heim Matthias Täubl Reinhard Farkas Stefan Wagner Eva Leitgeb Michael Schilhan Alexia Redl Isabel Toccafondi Reinhold Kogler Juana Cano Restrepo Dagmar Stering Birgit Lill Richard Kornberger Sebastian Zäschke August Schmölzer Carola Gartlgruber Sebastian Mock Iris Maria Stromberger Bianca Hanzel Florian Zeilinger Maximilian Achatz Daniel Doujenis Franz Gollner Markus Hamele Janos Mischuretz Michael Grossschädl Mariella Königshofer Margit Mittermüller Caroline Pusterhofer Peter Rinnofner Franz Derl Gerhard Eisenhut Josef Grassmugg Adolf Santeler Stefan Bogensperger Kim Rinnerhofer Maria Baumegger Bernadette Ernst Victoria Holzer Christine Kronawetter Friederike Rothwangl Karl Gartlgruber Veronika Grossinger Rudolfine Haider Johanna Mayrhofer Maria Paier Herta Thonhofer Hannes Paller Heinz Nussbaumer Waltraud Mitteregger Martina Pommer Andreas Pommer Rudolf Gstättner Christian Huber Franz Hofer Christa Hofer Elfriede Sauseng Ursula Strauss Birgit Pointner Monika Primas Alois Brandstetter Heike Dobrovolny Johannes Silberschneider Irene Pfleger Barbara Zwerschitz Martin Holzer- Rosenmayer Elisa Hoppel Ilse und Manfred Kürzl Rosa Maria Dunst Manfred Prisching Rudolf Brandl Franz Schweighofer Roland Grossinger Björn Kölz Gernot Stadler Ulrike Habjan Doris Hiller-Baumgartner Maria Happel Elisabeth Hofbauer Veronika Egger Hannes Nothnagel Kerstin Ogris Freimut Rosenauer Gertraud Felix Roman Rossegger Christina Rossegger Roswitha Orac- Stipperger Valerie Fritsch Sieglinde Feldhofer Marius Burkert Johann Weber Arnold Bauer Jakob Karner Elisabeth Pusterhofer Sabine Derler Bianca Russ- Panhofer