Cichliden von A-Z

Maylandia estherae (Konings, 1995)

Synonyme:

Pseudotropheus estherae KONINGS, 1995; Metriaclima estherae STAUFFER & al., 1997. Der Gattungsname Metriaclima ist ein jüngeres Synonym zu MEYER & FOERSTER, 1984 (vgl. dazu das Literaturverzeichnis).

Bedeutung des wissenschaftlichen Namens:

Maylandia = Dedikationsname, der sich auf Hans Mayland, Autor zahlreicher Publikationen über Aquariumfische, bezieht; estherae = Dedikationsname, der sich auf Esther Grant, die Frau des in Malawi tätigen Exporteurs bezieht.

Erstbeschreibung:

Description of estherae sp. nov., The Well-known Red Zebra fromLake Makawi. TFH43 (9): 206-210.

Typusmaterial:

Die 6 Typusexemplare wurden von Ad Konings im Jahre 1994 gefangen und werden im Koninklijk Museum voor Midden Afrika in Tervuren aufbewahrt.

Verwandtschaft:

Maylandia estherae gehört in die nähere Verwandtschaft des 24 Arten umfassenden Komplexes um den Blaue Zebramaulbrüter (Maylandia zebra). Da Pseudotropheus eine heterogene Sammelgattung ist, trennten Stauffer und Mitarbeiter diesen monophyletischen Artenkomplex ab und überführten ihn in die neu aufgestellte Gattung Metriaclima.

Typuslokalität:

Minos Reef, das bei der Ortschaft Miluluka der zu Moçambique gehörenden Ostküste vorgelagert ist.

Verbreitung und Ökologie:

Maylandia estherae ist an der zu Moçambique gehörenden Ostküste des Malawisees endemisch und kommt dort nur in wenigen, isolierten und sehr kleinen Arealen vor. In der Erstbeschreibung werden neben dem Typusfundort das Chilucha Reef vor der Stadt Metangula und ein weiterer Fundort nördlich von Masinje genannt. Die Fische leben als Aufwuchsfresser über felsigem Untergrund. Die von ihnen bevorzugte Wassertiefe liegt oberhalb von zehn Metern.

Ersteinfuhr:

Im Widerspruch zu anderen Angaben wurde dieser Buntbarsch, der bei seinem ersten Erscheinen in der Aquaristik Anfang der 70er Jahre aufgrund seiner leuchtenden und plakativen Färbung ungläubiges Staunen bei den Cichlidenfreunden hervorrief, im Jahre 1972 von Trevor DAVIES, dem Sohn eines in Malawi tätigen Exporteurs von Aquariumfischen, mehr oder weniger zufällig in Moçambique am Chilucha Reef vor Metangula entdeckt. Bereits im folgenden Jahr wurden die Fische erstmals nach Deutschland exportiert. Nach einer Unterbrechung von über zwanzig Jahren wurden Mitte der 90er Jahre erneut Wildfänge eingeführt.

Beschreibung:

In der Diagnose gibt der Erstbeschreiber fast ausschließlich Einzelheiten der Färbung als arttypische Kennzeichen dieser Spezies an, unter anderem das Fehlen von Querstreifen und den Besitz von kleinen schwarz umrandeten gelben Flecken, die erwachsene Männchen im hinteren Teil ihrer Rückenflosse tragen. Maylandia estherae zählt zu den polychromatischen Arten, denn von beiden Geschlechtern gibt es jeweils eine einfarbig hellblaue, eine kräftig orange und eine gescheckte Farbmorphe. KONINGS (1995) stellte als neue Erkenntnis heraus, daß es von dieser Art auch Weibchen gibt, die der blauen Morphe angehören. Diese Tatsache ist jedoch bereits seit dem Anfang der 70er Jahre bekannt und mehrfach publiziert worden (STAECK 1978; SPREINAT 1993), denn derartige Fische wurden bereits damals im Aquarium gepflegt. Diese unscheinbar graubraun gefärbten Weibchen sind allerdings, wie nicht anders zu erwarten, niemals importiert worden, sondern sie fanden sich unter den Nachkommen von Männchen der blauen und Weibchen der orangen Morphe. In der Natur treten Männchen sowohl der orangefarbenen Morphe, die ausgewachsen weißlich bis rosa aussehen, als auch der gescheckten Farbmorphe, die adult beinahe einfarbig weißblau getönt sind, nur äußerst selten auf. Im Gegensatz zu anderen Arten unterscheiden sich Jungtiere der blauen und der orangen Morphe bereits farblich, sobald sie das Maul der Mutter verlassen.

Pflege und Zucht:

Maylandia estherae sollte in Aquarien gepflegt werden, die eine Seitenlänge zwischen 120 und 150 Zentimeter besitzen. Dieser Raumbedarf erklärt sich aus einer starken innerartlichen Aggression und dem Umstand, daß es bei diesem Maulbrüter zwischen dem Männchen und dem Weibchen keine Partnerbindung gibt, weshalb die männlichen Fische ständig sexuell aktiv sind und jeden weiblichen Artgenossen anbalzen. Da sie nur laichbereite Weibchen in ihrem Revier dulden, treiben sie diese stark, die sich ihnen unter den beengten Raumverhältnissen des Aquariums nur schwer entziehen können. Es empfiehlt sich deshalb, die Männchen mit einem kleinen Harem zu pflegen. Die innerartliche Aggression läßt sich durch drei Maßnahmen dämpfen und auf ein erträgliches Maß beschränken. Zum einen muß die Größe des Aquariums so bemessen sein, daß den Fischen ein ausreichender Raum zur Verfügung steht. Zum anderen sollte diese Art nicht einzeln und für sich, sondern in einem Gesellschaftsaquarium gepflegt werden, in dem sich noch andere, artfremde Buntbarsche befinden, deren Anwesenheit sie von den Artgenossen abgelenkt, wodurch die Häufigkeit aggressiver Handlungen deutlich sinkt. Ein Gesellschaftsaquarium für Cichliden aus den ostafrikanischen Seen kann einen recht hohen Fischbesatz aufweisen, da die Biologie dieser Arten darauf ausgerichtet ist, daß sie ihren Lebensraum mit zahlreichen anderen Fischen teilen müssen. Als eine dritte Maßnahme, um die innerartliche Aggression der Cichliden zu vermindern, hat sich schließlich die möglichst biotopgerechte Einrichtung des Aquariums erwiesen, das heißt, mit Gesteinsbrocken und Felstrümmern werden als Nachbildung des Geröll- und Felsenlitorals eine Vielzahl von Spalten, Nischen und Hohlräumen unterschiedlicher Größe geschaffen, die von den Fischen als Zufluchtsstätten, Laich- und Bruthöhlen sowie zur Abgrenzung ihrer Reviere benutzt werden. An den Chemismus des Wassers werden keine besonderen Ansprüche gestellt: Bei einer Gesamthärte zwischen 4 und etwa 18 °dH, bei pH-Werten von 7 bis knapp 9 und Wassertemperaturen zwischen 23 und 30 °C fühlen sich die Fische wohl und pflanzen sich auch problemlos fort.

Verfasser: Wolfgang Staeck

Literatur:

• Konings, A. (1995): Endlich wieder Wildfänge vom Roten Zebra.Das Aquarium 29 (1): 2-7. • Spreinat, A. (1993): Pseudotropheus callainos: Anmerkungen zu Verbreitung und ähnlichen Arten. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 46 (9): 578-585. • Seegers, L. (1998): Von Rolffia roloffi und Maylandia hajomaylandi. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 51 (12): 812-813. • Staeck, W. (1978): Raritäten aus dem Malawisee: Neuere Erkenntnisse über die Vielgestaltigkeit von -Cichliden. Aquarien-Magazin 12 (3): 136-142. • - - (1998): Neuer Gattungsame für 24 Malawisee-Cichliden. D. Aqu. u. Terr. Z. (DATZ) 51 (9): 568-569. • Stauffer, J. R., N. J. Bowers, K. A. Kellogg & K. R. McKaye (1997): A revision of the blue-black Pseudotropheus zebra (Teleostei: Cichlidae) complex from , Africa, with a description of a new genus and ten new species. Proc. Acad. Nat. Sciences Philadelphia 148: 189-230.