Bundesverband e.V.

Arbeitshilfe zur Umwandlung von Präsenzseminaren in Online-Angebote für Dozent*innen und Referent*innen

AWO BUNDESAKADEMIE & AWO DIGITAL ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Impressum

AWO Bundesverband e. V. Blücherstr. 62/63 10961 Berlin Telefon: (+49) 30 – 263 09 – 0 Telefax: (+49) 30 – 263 09 – 325 99 E-Mail: [email protected] Internet: awo.org

Verantwortlich: apl. Prof. Dr. jur. habil. Jens M. Schubert, Vorsitzender des Vorstandes Redaktion: Juliana Abel, Bildungsreferentin für Mediendidaktik, [email protected] Satz und Layout: Linda Kutzki, www.textsalz.de Lektorat: Anne Vonderstein, www.die-textprofis.de Grafiken: Erfurth Kluger Infografik GbR, www.infografiker.com

Bildnachweis Abb. 1 und 9: J. Abel; J. Abel CC BY-SA 3.0 Abb. 2, 5, 6, 8, 11, 13, 14, 15, 17 und 18: J. Abel, Redesign von Erfurth Kluger Infografik GbR CC BY-SA 3.0 Abb. 3: Martin Lehner: Didaktische Reduktion, 2. Auflage, Haupt Verlag Bern 2020, S. 121 Abb. 4, 7, 10, 12 und 19: J. Abel, Redesign von Linda Kutzki CC BY-SA 3.0 Abb. 16: Rdb, Vergessenskurve, Redesign von Linda Kutzki CC BY-SA 3.0

© AWO Bundesverband e. V., Berlin.

Texte und mit CC BY-SA 3.0 gekennzeichnete Illustrationen sind freigegeben als Open Educational Resources unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-SA 3.0 DE. Unter der Bedingung, dass Autor*in und Herausgeber*in sowie die Lizenz als „Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE“ einschließlich der untenstehenden Lizenz-URL genannt werden, dürfen diese Inhalte vervielfältigt, weitergereicht und auf beliebige Weise genutzt werden, auch kommerziell und ebenso online wie in gedruckter oder anderer Form. Die Bearbeitung ist erlaubt unter der zusätzlichen Bedingung, dass das neu entstandene Werk als Bearbeitung gekennzeichnet wird und im Falle einer Veröffentlichung unter derselben Lizenz dieses Werkes freigegeben wird.

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Diese Arbeitshilfe ist das Ergebnis einer Kooperation des Projekts AWO digital und der AWO Bundesakademie.

Mai 2021

2 V orWORT

Vorwort

Die Umstellung von Präsenzveranstaltungen auf Das Jahr 2020 hat uns allen reichhaltige Distanzlernen in Zeiten von Corona stellt viele Gelegenheit geben, den Umstieg von Präsenz- Lehrende vor die Frage, wie sie die Lernenden seminaren auf Online-Formate zu erproben, bestmöglich betreuen und die Inhalte anspre- Methoden zu vertiefen und Erfahrungen zu chend und gut verständlich vermitteln können. sammeln. Diese Erkenntnisse haben Eingang in Dieser Leitfaden will ihnen Orientierung für den unseren Leitfaden gefunden. Einstieg und Anleitungen für den technischen und didaktischen Aufbau der Online-Lehre Neue Wege mussten wir vor allem beschreiten, geben. wenn es darum ging, affektive Lerninhalte in das Online-Format hinüberzuretten. Bei jedem Die Umstellung der Online-Lehre mag zwar neuen Online-Durchlauf zeigte sich – und wird „aus der Corona-Not“ geboren sein, aber sich weiterhin zeigen –, was geändert, ange- digitale Fernkurse auf der Basis der Technologie passt und ggf. ganz neu gedacht werden muss. des Internets und digitaler Programmanwen- Der virtuelle Lehrraum erfordert also nicht nur dungen bieten durchaus auch manche Vorteile: die Beherrschung neuer Werkzeuge bzw. Sie ermöglichen ein Lernen an jedem Ort und digitaler Tools, sondern immer wieder modifi- zu jeder Zeit. Gleichfalls werden gemeinsame zierte und innovative Denkansätze in Didaktik Online-Phasen von Theorie entlastet und auf und Methodik. Er verlangt anders gesagt ein die Klärung von praxisrelevanten Fragen und hohes Maß an pädagogischer Kompetenz und der gemeinsamen Einübung des Wissens eine gehörige Portion Geduld. Das ist eine gute fokussiert. Nachricht, denn es bedeutet: Die wichtigsten Voraussetzungen für gelingende Online-Lehre Wie das gelingen kann, dazu gibt die folgende bringen Sie bereits in Ihrer Person mit. Was Arbeitshilfe viele anschauliche Tipps. Sie zeigt sonst noch wichtig ist, erfahren Sie bei der Ihnen, wie Sie Formen der Präsenzlehre Schritt Lektüre dieser Handreichung. Wir wünschen für Schritt in digitale Angebote umsetzen Ihnen dabei viel Spaß und freuen uns über können. Natürlich kommt die digitale Lehre Anregungen, Fragen und Rückmeldungen. nicht ohne eine Reihe von digitalen Werkzeu- gen aus. Wie jedes Werkzeug erfordern auch digitale Tools einen gekonnten Umgang – und folglich modifizierte Methoden. Dabei hängt es von den Beteiligten, den Inhalten und den geforderten Zielstellungen ab, auf welche Werk- zeuge und Methoden Sie aus der zur Verfügung Brigitte Döcker stehenden Vielzahl am besten zurückgreifen. Vorstandsmitglied AWO Bundesverband e.V.

3 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 3

Voraussetzungen und Medienkompetenz 6

Hardware/Technik 6 Voraussetzungen für die Software­anwendungen 7 Sinnvolle Regeln 7

Stufe 1 Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot 8

Analyse der Präsenzseminare 8 Inhaltsanalyse für Online- und Selbstlernphasen 8 Grobkonzept 9 Feinkonzept 10 Didaktische Stoffreduktion für Online- und Selbstlernphasen 12 Inhaltliche und zeitliche Planung von Online- und Selbstlernphasen 16 Lernpfadaufbau 19 Reflexion der Online-Seminare 22 Ablaufplan Tagesseminar 22 Zusammenfassung 24

Stufe 2 Nutzung zusätzlicher digitaler Medien 25

Digitale Lernmedien und -interaktionen 25 Ranking der digitalen Lernmittel nach Umsetzbarkeit und Verfügbarkeit 26 Digitale Kommunikation und Zusammenarbeit 28 Funktionen von Videokonferenz-Tools 29 Überblick über geläufige Videokonferenz-Tools 30 Einsatz von kollaborativen Gruppeneditoren 31 Kollaborative Gruppeneditoren und was sie können 32 Inhaltliche und zeitliche Ablaufplanung mit digitalen Lernmedien und Werkzeugen 33 Vom Frontalunterricht zur Online-Lernbegleitung 34

4 Inhaltsverzeichnis

Stufe 3 Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen 36

Blended Learning 36 Flipped Classroom 38 Microlearning 41

Stufe 4 Lernplattformen – LMS/LXP 44

Was ist ein Learning Management System (LMS)? 44 Learning Experience Plattformen LXP (Lernerfahrungs-Plattform) 44 Kriterien für den Einsatz eines LMS/LXP 46

Glossar 48

5 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Voraussetzungen und Medienkompetenz

Hier erfahren Sie zunächst alles über die — Vor Durchführung/Beitritt in Online-Veran- grundlegenden technischen Anforderungen für staltung ➙ Technik testen guten Online-Unterricht. Achten Sie bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes darauf, dass Sie — Bildschirm: Moderator*innen/Dozent*innen in störungsfreier, ruhiger Umgebung arbeiten, sollten über 2 Bildschirme verfügen (siehe um Hintergrundgeräusche zu vermeiden. Abbildung – beide großen Bildschirme an Dasselbe gilt für die Teilnehmenden (TN). einem Rechnersystem)

— Kamera: auf Augenhöhe ausrichten Hardware/Technik — Für gute Sichtbarkeit sorgen: keine direkte — Computer nicht älter als 10 Jahre (Arbeits- Licht- oder Sonneneinstrahlung auf die speicher, Prozessorleistung, Grafikleistung, Kamera ➙ sonst Überbelichtung Browser auf aktuellem Stand) — (System-)Einstellungen/Windows ➙ Daten- — Schnelle, stabile Internetverbindung (LAN schutzeinstellungen – Zugriff auf Kamera mit Ethernet-Kabel); bei WLAN in Router-­ und Mikrofon aktivieren Nähe arbeiten — ggf. in Firewall/Antiviren-Software – Zugriff — Headsets (Kopfhörer mit Mikrofon): um auf Kamera und Mikrofon den Anwendungs- Rückkopplungen und Umgebungsgeräusche zugriff aktivieren zu vermeiden, in den (System-)Einstellungen und/oder entsprechende Einstellungen im Referent*innen/Moderator*innen einer Online-­ Videokonferenz-Tool aktivieren Sitzung sollten idealerweise zwei Bildschirme an einem Rechner anschließen: Der erste Bild- — Integrierte Kamera oder externe Webcam. schirm zeigt das Meeting-Fenster, der zweite Wichtig: Bei externer Kamera und Headset die freizugebende Präsentation. Empfehlens- sollte das Mikrofon der internen Kamera wert ist auch die Verwendung eines zweiten (in den (System-)Einstellungen und/oder Rechners, etwa eines Laptops. Über diesen Einstellungen im Videokonferenz-Tool) können sich die Referent*innen/Moderator*innen ­deaktiviert werden selbst als Teilnehmende (TN) einloggen und deren Perspektive sehen, die sich von der der — VPN (Virtual Private Network) – Verbindung Moderator*innen unterscheidet. beenden (in den (System-)Einstellungen – Netzwerk-Internet-Verbindung)

Abbildung 1 Technische Ausstattung für Moderator*innen (Host, Co-Host) bei einer Online-Sitzung

6 V orausSETZUNGEN und Medienkompetenz

Voraussetzungen für die Software­ Sinnvolle Regeln anwendungen — Beim Eintritt in ein Online-Meeting sollte die — Alle Softwareanwendungen und Tools Moderation alle Teilnehmenden (TN) stumm- (Programm-Werkzeuge) vor Live-Schaltung schalten; ggf. zusätzlich auch die Videoüber- mehrfach testen und Funktionen prüfen tragung ausschalten – das empfiehlt sich vor allem dann, wenn viele der Teilnehmenden — Beherrschung der Bildschirmfreigabemög- WLAN verwenden. Bei manchen Video­ lichkeiten (z. B. Whiteboard) und Einrichtung konferenz-­Tools müssen die Teilnehmenden von Breakout-Gruppen das Ausschalten von Mikro und Kamera selbst vornehmen. Bitte teilen Sie den — Anleitung/Einweisung der Teilnehmenden Teilnehmenden das vor Beginn der Sitzung mit. Das spart erstaunlich viel Zeit! — Zusätzlich zum Videokonferenz-Tool max. 2 zusätzliche Tools einsetzen ➙ Tools müssen für — TN sollten bei Anmeldung bzw. nach Eintritt die Teilnehmenden intuitiv bedienbar sein in die Online-Konferenz Vor- und Nachna- men und ggf. auch ihre Institution/Organi- — Wenn möglich, alle Tools/Apps auch für sation eintragen. mobile Endgeräte testen (PC, Mac, Tablet mit den jeweiligen Betriebssystemen, iPad, — Auch bei Vorträgen/Präsentationen seitens , iPhone) ➙ um bei Nachfragen der Moderation – alle TN stumm schalten von Teilnehmenden Bedienungshinweise und ggf. ohne Videoübertragung. geben zu können — Zu Beginn klären: Wann können Fragen — Beherrschung digitaler Anwendungen zur gestellt werden (während oder nach dem Dokumenterstellung und -anzeige für Vortrag/Präsentation)? späteren Dateiaustausch und deren Bild- schirmfreigabe (z. B. für MS-Office-, PDF- — Bei gewünschten Wortmeldungen/Fragen und Bild-Dateien) müssen die TN sich entweder über Chat, Handzeichen oder Fragebereich bemerkbar — ggf. DSGVO-konforme Cloud mit Passwortzu- machen. Die Moderation kann dann der gang oder Learning Management System LMS betreffenden Person das Mikro und die für Dateiaustausch bzw. Dateiablage nutzen Kamera zuschalten bzw. freigeben.

Die Softwareanwendungen und Tools erfordern — Bei Diskussionsrunden hat nur der*die das eine Lern- und Übungsphase – nicht nur für Mikro an, der*die spricht – alle anderen sind die Moderator*innen/Dozent*innen, sondern ausgestellt (außer Moderator*in). für alle Beteiligten. Deshalb wichtig: Machen Sie sich gründlich mit der Technik vertraut, — Bei eingeschaltetem Mikro sind Nebengeräu- bevor Sie mit dem Unterricht beginnen. Vor sche zu vermeiden. dem ersten Online-Unterricht empfiehlt sich ein Testlauf unter Realbedingungen. Planen Sie — Hinweise zum Umgang miteinander ➙ Du außerdem ausreichend Zeit ein für die Einwei- oder Sie? sung der Teilnehmenden. Dabei ist nicht nur an die Erläuterung und Einweisung in die Technik — Aufzeichnung kann nur mit Zustimmung zu denken, bevor die Sitzung beginnt. Oft aller Teilnehmer*innen erfolgen. ergeben sich auch erst im konkreten Ablauf Bei Videokonferenz-Tools darauf achten, ob noch Nachfragen und die Notwendigkeit, die diese den Präsentationsbildschirm oder die Teilnehmenden mit erneuten Hinweisen zu gesamte Programmoberfläche aufzeichnen. unterstützen. Daher: Die ersten Unterrichtsein- Wenn möglich, sollte nur der Präsentations- heiten sollten genügend Luft lassen, bis der bereich aufgezeichnet werden, so dass die Umgang mit der Technik bei allen „sitzt“. Dann Videobilder der TN nicht sichtbar sind. steht der Konzentration auf die Inhalte nichts mehr im Wege!

7 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Stufe 1 Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

Analyse der Präsenzseminare „Ablaufplan Tagesseminar“) und im Methoden­ einsatz von digitalen Medien und Tools. Was macht einen guten Online-Unterricht aus? Wie stelle ich sicher, dass mein Präsenzseminar Es erfordert weniger Aufwand, wenn ein auch online gelingt? Online-­Angebot auf der Grundlage einer vorhandenen Präsenzschulung erstellt werden Grundsätzlich gilt: Die inhaltliche Planung von kann. Online-Lehr- und Lernangeboten entspricht der Planung von Präsenzkursen. Die Vorbereitung Wenn Sie ein komplett neues Online-Angebot erfolgt anhand folgender Analyseschritte: erarbeiten, gehen Sie vor, wie in den links aufgeführten Analyseschritten. Planen Sie dafür 1. Analyse der Zielgruppe ausreichend Zeit ein!

2. Recherche und Zusammenstellung von Inhalten Inhaltsanalyse für Online- und Selbstlernphasen 3. Definition der Lernziele Online-Angebote stellen alle Beteiligten vor 4. Grobstruktur der Inhalte neue Herausforderungen:

5. Analyse der Lehr- und Lernmethoden — Höhere Anforderung an die Konzentrations- und Prüfungen/Tests fähigkeit

Vor der Umstellung eines Präsenzseminars auf — Nicht alle Lernkanäle können aktiviert ein Online-Angebot sollten Sie das vorhandene werden (kommunikatives Lernen ist in Konzept für die Präsenzlehre noch einmal Breakout-Gruppen und kollaborativen Tools anschauen, die obigen Punkte auf ihre Aktuali- nur eingeschränkt möglich; motorische und tät hin überprüfen und Recherchelücken schlie- haptische Lernerfahrungen fehlen weitge- ßen. Eventuell empfiehlt es sich, Lernziele neu hend) zu definieren und Inhalte an das neue Format anzupassen. — Neue Formen der Zusammenarbeit und des Austausches zwischen den Beteiligten Denn natürlich gibt es auch gewaltige Unter- müssen eingeübt werden schiede zwischen herkömmlicher Lehre und virtuellen Seminaren. Der wichtigste: Es ist — Wie können affektive Lerninhalte vermittelt unsinnig, ein Präsensseminar 1:1 auf die und transferiert werden? Online-Lehre zu übertragen. Vielmehr gilt es zu überlegen: Welche Inhalte eignen sich für die — Es gibt technische Hard- und Software-­ Digitalisierung der Lehre, welche müssen Voraussetzungen, und digitale Medien­ wegfallen oder umstrukturiert werden? Was ist kompetenz aller Beteiligten ist notwendig zu beachten, wenn ich Schulungsinhalte aus der Präsenzlehre für die digitale Vermittlung Dies alles erfordert ein Umdenken in Hinblick aufbereiten will? Der Hauptunterschied besteht auf Inhalte und ihre Vermittlung. Wichtig ist vor also in der Online-Ablaufplanung (siehe Kapitel allem der Wechsel von Vorträgen im Plenum sowie Einzel- und Gruppenarbeiten.

8 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

Als Faustregel gilt: Nicht länger als 20 min Diese Überlegungen fließen ein in die Erstellung Input ohne Gelegenheit zur Interaktion. eines Grobkonzeptes mit einer Strukturierung Überfordern Sie Ihre Zielgruppe nicht mit zu der Inhalte und Funktionen für den Lern­ langen Vorträgen und zu viel Information am prozess. Stück! Nach einem Input können Selbstlernaufgaben, Gruppenarbeiten oder Übungen stattfinden. Danach treffen sich alle Grobkonzept wieder im Plenum für Rücksprachen, Auswertung oder Reflexionen. Aus diesem Im Grobkonzept werden die folgenden Punkte Grund sind die Zeiteinheiten neu zu festgehalten: überdenken. Bei 60 min Unterrichtseinheiten sollten daher nicht mehr als 2 Themen-Inputs Inhalt (Hier geht es um die zu vermittelnden erfolgen, im jeweiligen Wechsel von 10 bis Inhalte und Medien): 20 min Gruppenarbeit oder Selbstlernphasen. Und nicht zuletzt ist der Einsatz digitaler — Welche Inhalte sollen gelernt bzw. vermittelt Werkzeuge für Umfragen, Quizabfragen, werden? Whiteboard und digitale Pinnwände für die Interaktion mit den Teilnehmenden ratsam — Welche Medien eignen sich dazu am besten? (siehe ab Kapitel „Digitale Kommunikation und Zusammen arbeit“). Aufbau (Hier geht es um die Lernaktivitäten): Für die Planung von Online-Angeboten emp- fiehlt es sich also, die inhaltlichen und zeitli- — Wie kann die aktive Auseinandersetzung der chen Abläufe der bisherigen Präsenzphasen zu Lernenden mit dem Lernstoff gefördert überarbeiten und sich dabei an folgenden werden? Themenschwerpunkten zu orientieren: — Welche Tätigkeiten und Befähigungen 1. Vortrag, Präsentation, Diskussion etc. im werden von den Lernenden in der Praxis Plenum: Zielstellungen, Themen, Zeiteinhei- erwartet? ten, Methoden, Arbeitsmaterialien Kommunikation (Hier geht es um Fragen der 2. Einzel- und Gruppenarbeiten: Aufgaben- Zusammenarbeit und der Betreuung): stellung, Zielstellung, Zeiteinheiten, Metho- den der Gruppenarbeit, Gruppengröße und — Sollen Fakten gelernt oder neue Einsichten ggf. personelle Zusammensetzung, Arbeits- gefördert werden? materialien — Kann der Lernfortschritt von den Lernenden 3. Wechsel/Kombination zwischen Plenum und selbst überprüft werden und/oder sind Einzel- bzw. Gruppenarbeit Hilfen notwendig?

4. Bisherige zeitliche Verteilung zwischen Plenum und Einzel- bzw. Gruppenarbeit der einzelnen Tage und aller Tage (bei mehrtägi- gen Seminaren)

9 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Kommu- Lernziele nikation

Lern- Betreuung inhalte Fein- konzeption

Lern- Lern- pfade medien

Alternative Lerninter- Lernwege aktionen Abbildung 2 Elemente eines Feinkonzepts

Feinkonzept Es lohnt sich, Zeit in die Entwicklung eines Grob- und Feinkonzepts zu stecken, denn das Das Feinkonzept leitet sich aus dem Grob­ erleichtert Absprachen mit dem Auftraggeber, konzept ab. Dieses wird um erste konkrete Anpassungen und Varianten für verschiedene Lern ­inhalte ergänzt. Es enthält die detaillierte Zielgruppen sowie die Umsetzung. Projektplanung und dient als Grundlage für die Inhaltserstellung und die Seminar­ Das Feinkonzept enthält auch die Festlegung ablaufplanung. und detaillierte Beschreibung von Lernzielen mit überprüfbarer Ergebniskomponente. Hier ein Beispiel aus einer Online-Lehreinheit zum Thema „Strategien der Konfliktlösung“:

Beispiel für ein Feinkonzept „Strategien der Konfliktlösung“

Lernziele Bedingungen Überprüfbares Ergebnis

Selbstreflexion der eigenen Die wesentlichen Strategien Eigene Strategie erkennen Konfliktstrategie und der der Konfliktlösung kennen und reflektieren. Fähigkeit, „Konsens“ zur und Konfliktthemen und Die Gegenstrategie erkennen. Konfliktlösung herbeiführen Dynamiken unterscheiden Wege des Verhandelns und zu können können Konsens erkennen und Lösungsstrategien entwickeln

— Lerninhalte können ➙ Konfliktszenarien analysieren ➙ die Interessen und Ziele der Konfliktparteien Grundmuster des Konfliktverhaltens kennenler- erkennen ➙ Gesprächstechniken lernen und nen ➙ eigene Konfliktstrategie erkennen und einsetzen ➙ Rollenspiele mit Perspektivwechsel erweitern ➙ Konfliktthemen unterscheiden ➙ eigene Strategie und Taktik ausbauen

10 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

— Geplante Lernmedien mit Skizzierung — Überprüfung der Ergebnisse für die Umsetzung In den Lernpfadstufen regelmäßig Tests/ Lernskripte mit aufeinander aufbauenden Feedbackvarianten für die Selbstkontrolle Lernanweisungen; Video-Tutorials mit jeweils anbieten; Methoden und Testformen im Plenum konkreten Konfliktsituationen; Videos mit oder Gruppensettings bereitstellen; Rollenspiele verschiedenen Strategien der Konfliktlösung im mit Beobachtungs- und Bewertungskriterien; Alltag; Selbsttest der eigenen Konfliktstrategie interaktive Fragebögen mit Auswertungs­ schemata — Alle Lerninteraktionen — Kommunikative Elemente Übungen und Transferaufgaben; ­Video-Tutorials; interaktive Aufgaben-/ Austausch mit anderen Lernenden über Quiz-Abfragen; Selbsttest und Testabfragen zur kollaborative Tools, wie Videomeetings, Chat, Überprüfung der Lernziele Whiteboard, Arbeitsgruppen, Foren und weitere Online-Möglichkeiten – und nach Corona auch Beispiele für Videos zum Thema Konfliktarten: wieder persönliche Treffen https://www.youtube.com/ watch?v=YYBCaGXN0FU — Betreuungselemente https://www.youtube.com/watch?v=VEZsjxlPPDg Lernbegleitung durch Moderator*innen/ Dozent*innen/Tutor*innen/Lernbegleiter*innen Simples Beispiel für interaktive Abfrage – „Wel- per Chat, Video-Konferenz, Video-Arbeitsgrup- cher Konflikttyp bist du?“, eingebunden in ein penbetreuung, Konsultationen, ggf. Kurzde- Learning Management System (LMS) monstrationen etc. https://moodle.awo.org/moodle/course/view. Die Ablaufplanung für digitale Lerneinheiten php?id=11§ionid=57 erfordert also intensive Vorbereitung, wie dieses Beispiel zeigt. Dies sollten Sie bei Ihrer „Anmelden als Gast“ ➙ Gastzugangsschlüssel = Zeitplanung unbedingt berücksichtigen! Gast eintragen und bestätigen Weiterführende Links — Alternative Lernwege „Effektives Lernen per Video“ in 5 Schritten Hinweise zu aufbauenden und weiterführenden zum nachhaltigen Erfolg (Pink University): Lernquellen und Übungen; Lernende suchen in https://www.youtube.com/watch?v=g- Selbstlernphasen nach ergänzenden Lernquel- pyedDBwwQ len (z. B. YouTube; andere Lernplattformen; Lernmaterialien) und können diese auch den „Online-Lernen – Das Stufenmodell von Gilly anderen Lernenden als Anregung zur Verfügung Salmon“ (wb-web – ein Projekt des Deutschen stellen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE)): https://www.wb-web.de/material/methoden/ — Lernpfade das-aktive-online-lernen-und-lehren-das- stufenmodell-von-gilly-salmon.html Strukturierte Wege durch eine Reihe von aufeinander abgestimmten Arbeitsaufträgen, mit denen die Lernenden in Selbstlernphasen eigenverantwortlich arbeiten und üben kön- nen, sowohl im Seminar als auch zu Hause; Lernpfade möglichst in kurze Sequenzen („Learning Nugget“) unterteilen (ideal: max. 15 min)

11 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Didaktische Stoffreduktion für Online- das Wissen schnell in der Praxis umgesetzt und Selbstlernphasen und konkret angewendet werden?

Eine Faustregel für die Unterrichtsplanung Didaktische Stoffreduktion gliedert sich also in lautet: Die Stoffmenge steht in umgekehrtem zwei Elemente: Einerseits die quantitative Verhältnis zum Lernerfolg. Anders gesagt: In Reduktion und Konzentration des Lernstoffes in Seminaren, in denen weniger Inhalte vermittelt gut dosierte „Lernhappen“ (Abstraktion). werden, haben Teilnehmende das Gefühl, viel gelernt zu haben. Andererseits die qualitative Reduktion dieser „Lernhappen“ in pointiert formulierte und Wer allein vor dem Bildschirm sitzend anschaulich visualisierte Darstellungen der Online-Vorträgen folgt oder an Web-Kursen Sachverhalte (Konkretisierung). teilnimmt, muss sehr viel mehr Konzentration aufbringen als in einer Präsenzveranstaltung. Die vier wichtigsten Vorgehensweisen bei der Es werden weniger Aufnahmekanäle aktiviert didaktischen Reduktion1: – man wird zum Stillsitzen und konzentrierten Hinschauen oder Hinhören „verdonnert“. — Elementarisierung: Reduzieren auf grundle- gende Strukturen, Gesetzmäßigkeiten und Daher sollten komplexe Unterrichtsinhalte auf Begriffe die wesentlichen und praxisrelevanten Ele- mente reduziert und in einfachere Sachver- — Schlüsselbegriffe: Reduzieren auf bestimmte halte, Zusammenhänge und Problemstellungen Themenkreise überführt werden. Leitfragen bei der Stoff­ reduktion sind: Was haben die Teilnehmenden — Verwendungssituationen: Reduzieren auf die im „echten Leben“ von Ihrer Lehrveranstal- wichtigsten Praxissituationen tung? Was eignet sich für den Transfer in den Berufsalltag? — Exemplarische Auswahl: Inhaltsbearbeitung anhand von Fällen und Beispielen. Um möglichst viele Sinne anzusprechen und die Lernenden bei der Stange zu halten, ist Dabei helfen folgende Fragestellungen: Abwechslung von passiven und aktiven Ele- menten in überschaubaren Sequenzen daher — Welche Voraussetzungen bringt die Ziel- das erste Gebot in der Online-Lehre bzw. im gruppe mit? Online-Lernen (siehe die Kapitel „Ablaufplan Tagesseminar“ und „Inhaltliche und zeitliche — Welche Begriffe, Aspekte, Elemente sind Ablaufplanung mit digitalen Lernmedien und zentral für den zu vermittelnden Inhalt? Werkzeugen“). — Welche Inhalte sind praxisrelevant? Haben Sie dabei immer Ihre Zielgruppe genau im Auge: Welche Vorkenntnisse sind bei den — Welche grundlegenden Zusammenhänge Lernenden vorhanden – wo können Sie müssen die Lernenden erkennen? ansetzen? — Welche Beispiele, Analogien, Erläuterungen, — Je weniger Vorwissen über die Inhalte in der Visualisierungen tragen zu einem besseren Zielgruppe bekannt ist, umso mehr müssen Verständnis bei? Sie sich in der Vermittlung darauf konzen­ trieren, WARUM diese Inhalte wichtig sind — Wie viel Differenzierung, Problematisierung (Praxisbezug). oder Perspektivenvielfalt ist wirklich not- wendig? — Verfügen die Teilnehmenden über Vorwissen, richtet sich Ihr Fokus auf das WIE: Wie kann — Woran sind die Lernenden interessiert?

1 Vgl. Siebert, H.: Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. 4. Aufl. München 2003

12 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

— Welche Inhalte sind im gegebenen Kontext Nützliche Beispiele für die Umsetzung von nicht wesentlich und können ausgefiltert Lerngegenständen/Lerninhalten mithilfe von werden? Lernvideos, Zuordnungsaufgaben, Quiz- und Abfragefunktionen zu bestimmten Themen — Wie viel Zeit steht zur Verfügung? finden Sie anschaulich aufbereitet auf der AWO-moodle-Plattform: https://moodle.awo. Grundsätzlich gilt: Insbesondere konkrete org/moodle/login/index.php Beispiele und Fallbesprechungen verbessern und ermöglichen das Verständnis komplexer Sach- Anmelden als Gast ➙ unter Kurse: „Freie verhalte und tragen zur Anschaulichkeit bei. Kursaktivitäten“ anklicken ➙ bei „­Gastschlüssel“ Gast eintragen und mit Praktische Bezüge helfen, theoretische Sachver- „speichern“ bestätigen. halte anschaulicher und transparenter zu gestalten. Aus konkreten Fällen können Ein Klassiker in der reduzierten und visualisier- allgemeine Rückschlüsse, Zusammenfassungen ten Stoffvermittlung sind Power-Point-Präsen- und Erkenntnisse erarbeitet und nachhaltiger tationen. Die Regeln für eine gute und über- verankert werden. sichtliche Präsentation sind dieselben wie für eine gute didaktische Reduktion. Ab der ➙ Kurz: Nutzen Sie die Praxis, um Theorien Office-Version 2016 können solche PPT-Präsen- transparent zu machen! tationen als Video mit Sprachaufnahme aufgezeichnet werden. Für eine griffige Veran- schaulichung der Lerngegenstände/Lerninhalte in digitalen Lerneinheiten eignen sich aber auch Lernvideos, kurze interaktive Lernformen, Quiz-Angebote und/oder ­Gamification etc.

Didaktische Transformation Fachlichkeit Fasslichkeit

fachwissenschaftliche Begriffe, didaktische rekonstruierte Begriffe, Aussagen und Strukturen Aussagen und Strukturen

Konzentration auf das Wesentliche

Zerlegen und Lern- Anordnen Inhalte Auswahl gegen- Verstehen und stände Abbildung 3 erinnerbar machen Prinzipien der Reduktion von komplexen Themen auf anschauliche Reduktion der Reduktion der Lehrinhalte Stofffülle Vereinfachung inhaltlichen des Komplizierten Quelle: Martin Lehner: Komplexität Didaktische Reduktion, 2. Auflage, Bern 2020, S.121

Um einen Lehrgegenstand an konkreten als Einzelfall für große Bereiche eines Sachge- Beispielen aufzuzeigen, empfiehlt es sich, biets dienen. Nach Wolfgang Klafki lassen sich einfache und grundlegende Sachverhalte solche Fallbeispiele in sieben Kategorien auszuwählen, die über sich hinausweisen und unterteilen:

13 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Tabelle 1 Formen des Elementaren nach Klafki 20 Min. Fundamentales Nur als Erlebnis existent und Selbsterfahrung in einer 1. Ebene: übersicht – einführende Funktionen erfahrbar. Grenzsituation

Exemplarisches Allgemeines wird am Besonderen An einem fallenden Gegenstand, Schrift–Format Absatz–Format Seiten–Format Objekt–Format erfahren. z. B. Schlüssel das Fallgesetz

Typisches Allgemeines wird im Besonderen Im Kölner Dom beim Betrachten erfahren. usw. – der gotische Baustil 4 Std. Klassisches Allgemeines wird als Wert An der Geschichte des barmher- 2. Ebene: grundlegende Funktionen erfahren. zigen Samariters – die Nächs- tenliebe Hoch- oder Schriftart Ausrichtung Querformat Tabellen Repräsentatives Allgemeines wird als An einer Windmühle in einer Vergegenwärtigung erfahrbar. alten Stadt wird Vergangenheit lebendig Schrifteffekte Einzug Seitenränder Bilder, Formen Einfache Zweckform Allgemeines (Form) und Durch Lesen das Lesen lernen Besonderes (Zweck) fallen (Lesefertigkeit) zusammen. 3 Tage Quelle: reduktion_oeco- Das Allgemeine wird durch das 3. Ebene: vertiefende Funktionen nomix_referendariat_ein- Tun des Besonderen erlernt. bindung_im_studiense- minar_-_reduktion-_ziel- Einfache ästhetische Allgemeines und Besonderes An einem speziellen Bild der Rahmen und Schriftfont Zeilenabstand Schattierungen Größe gruppenadaequate_ver- Form fallen zusammen. „Goldene Schnitt“ einfachung_von_themen. Das Allgemeine wird durch das Farbe, Fläche, pdf; AR Dr. M. Beutner; Einmalige anschaubar. Schriftschnitt Nummerierung Formatgröße S. 6; 2008 Linien

Schriftgröße Gliederung Spalten Positionen Eine mögliche Form der anschaulich visualisier- Format-­Kombinationen und deren Zusammen- ten Stoffreduktion ist die mehrstufige Gliede- hang untereinander. Die Demonstration und Rahmen und Unterstreichung Abschnitte rung. Die folgenden Abbildungen zeigen dies am Übung erfolgt anhand eines einfachen Beispiels Schattierungen Aufbau eines Seminars zur Textformatierung. in einem Zeitumfang von ca. 4 Stunden. Ausgehend von einer allgemeinen Übersicht in Schriftfarbe Aufzählung Inhaltsverzeichnis ca. 20 min wird in vertiefenden Anwendungs- In der dritten Ebene (Anwendungsfunktionen) beispielen die konkrete Handhabung praxis­ (siehe Abbildung 4.3) wird auf spezielle Hoch- und Absatz-Abstand Kopf- und relevant innerhalb eines Zeitrahmens von bis Anwendungsbeispiele und deren Komplexität Tiefgest. Fußzeilen zu 3 Tagen demonstriert und geübt. verwiesen. Hier ist es besonders wichtig, mit unterschiedlichen branchenbezogenen Fallbei- Zeichenabstand Die erste Ebene (siehe Abbildung 4.1) gibt spielen den effi­zienten und professionellen einen allgemeinen Überblick zu den Hauptthe- Umgang der Textformatierung zu erlernen und men und Bereichen der Textformatierung. Die auszubauen. Je nach Branche und deren Zeichenposition Formatierung wird exemplarisch in 15–20 min speziellen Anforderungen kann dafür ein mit einfachen und allgemein verständlichen Zeitumfang von 3 Tagen benötigt werden. Beispielen demonstriert. Dabei kann bereits kurz auf darauffolgende spezielle branchen­ Weiterführende Links bezogene Anwendungsbeispiele hingewiesen werden. Einfache Übungen dienen dem Didaktische Reduktion: Ein Ausweg aus dem funktionalen Grundverständnis und der Stoffmengenproblem (wb-web – Projekt des Orientierung im Textprogramm. Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE)): https://wb-web.de/wissen/lehren- In der zweiten Ebene (Grundlagen) (siehe lernen/didaktische-reduktion.html Abbildung 4.2) werden zu den 4 Hauptthemen branchentypische und häufig vorkommende Anwendungsbeispiele gezeigt und geübt. Zielstellung ist das Erlernen der ersten

14 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

20 Min. 1. Ebene: übersicht – einführende Funktionen

Abbildung 4.1 Schrift–Format Absatz–Format Seiten–Format Objekt–Format Erste Ebene: Überblick zu den 4 Funktionsbereichen der Textformatierung

4 Std. 2. Ebene: grundlegende Funktionen

Schriftart Ausrichtung Hoch- oder Querformat Tabellen

Schrifteffekte Einzug Seitenränder Bilder, Formen Abbildung 4.2 Zweite Ebene: Grundlagen

3 Tage 3. Ebene: vertiefende Funktionen

Rahmen und Schriftfont Zeilenabstand Schattierungen Größe

Farbe, Fläche, Schriftschnitt Nummerierung Formatgröße Linien

Schriftgröße Gliederung Spalten Positionen Eine mögliche Form der anschaulich visualisier- ten Stoffreduktion ist die mehrstufige Gliede- Rahmen und Unterstreichung Abschnitte rung. Die folgenden Abbildungen zeigen dies am Schattierungen Aufbau eines Seminars zur Textformatierung. Ausgehend von einer allgemeinen Übersicht in Schriftfarbe Aufzählung Inhaltsverzeichnis ca. 20 min wird in vertiefenden Anwendungs- beispielen die konkrete Handhabung praxis­ Hoch- und Absatz-Abstand Kopf- und relevant innerhalb eines Zeitrahmens von bis Tiefgest. Fußzeilen zu 3 Tagen demonstriert und geübt. Zeichenabstand Die erste Ebene (siehe Abbildung 4.1) gibt einen allgemeinen Überblick zu den Hauptthe- Abbildung 4.3 men und Bereichen der Textformatierung. Die Zeichenposition Dritte Ebene: kombinierte und branchentypische Formatierung wird exemplarisch in 15–20 min Anwendungsfunktionen mit einfachen und allgemein verständlichen Beispielen demonstriert. Dabei kann bereits kurz auf darauffolgende spezielle branchen­ bezogene Anwendungsbeispiele hingewiesen „Kennen Sie schon … Didaktische Reduktion?“ www/Downloads/Themen/Lehre_im_Dialog__ werden. Einfache Übungen dienen dem (FernUniversität Hagen): https://ekoo.fernuni- Veranstaltungen/Symposium_Lehre/Lehner.pdf funktionalen Grundverständnis und der hagen.de/kennen-sie-schon-didaktische- Orientierung im Textprogramm. reduktion/ „Toolbox der Reduktion“ (Prof. Dr. Martin Lehner): https://fd.phwa.ch/wordpress/ In der zweiten Ebene (Grundlagen) (siehe https://www.youtube.com/watch?v=6stJUYTNopY wp-content/uploads/2015/02/Toolbox_ Abbildung 4.2) werden zu den 4 Hauptthemen Reduktion_Lehner.pdf branchentypische und häufig vorkommende „Viel Stoff – wenig Zeit“: Mit Stoffreduktion Anwendungsbeispiele gezeigt und geübt. Freiräume schaffen (Prof. Dr. Martin Lehner): Yvo Wüest, Spezialgebiet Didaktische Reduktion: Zielstellung ist das Erlernen der ersten https://www.lehren.tum.de/fileadmin/w00bmo/ https://didacticalreduction.com/

15 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Inhaltliche und zeitliche Planung Beispielfragen: von Online- und Selbstlernphasen Wer bin ich und was will ich hier? Was war der beste Job, den ich je hatte? Das bisher Gesagte soll nun an einem prakti- Welche Sache würde ich am liebsten aus schen Beispiel für ein mehrtägiges Online-Se- meinem beruflichen Alltag entfernen? minar veranschaulicht werden. Die folgenden Hinweise geben Orientierungshilfe bei der Für diese 4 Punkte sollte bei einer neuen Ablaufplanung und der inhaltlichen Stoffvertei- Seminarveranstaltung deutlich mehr Zeit als in lung, stellen aktivierende Methoden und den Präsenzveranstaltungen eingeplant werden Einsatz von Lehr- und Lernmitteln vor und (1,5–3 Stunden je nach Gruppengröße und richten den Fokus auf die wichtigsten Unter- Seminardauer, vor allem für Seminare aus schiede zur Präsenzlehre. mehreren Modulen, die über einen längeren Zeitraum verteilt sind.) Erster Input/inhaltliche Vermittlungsphasen 1 Vor Beginn sollten Sie genügend Zeit zum Einloggen, zur Technikprüfung und zum 1 Input, Vorträge, Präsentationen im Kennenlernen des Videokonferenz-Tools Plenum nicht länger als max. 15–20 min einplanen. Der Zeitrahmen richtet sich nach Größe der Gruppe und den technischen • ggf. an die Teilnehmenden vor dem Vorkenntnissen der Teilnehmenden – das kann Vortrag inhaltliche Fragestellungen oder vorab durch E-Mail-Abfragen oder Online-Um- Aufgaben verteilen – wer beobachtet, wer fragen eruiert werden. Legen Sie vorher fest, protokolliert, wer kommentiert … (kann was die Teilnehmenden mit dem Tool umset- auch gruppenweise erfolgen, durchzäh- zen sollen (Bildschirmfreigabe, Arbeit in len, bestimmen, freiwillig melden Breakout-Gruppen, Whiteboard …) und sorgen lassen …) Sie dafür, dass alle Teilnehmenden mit den dafür relevanten Funktionen vertraut sind und Beispiel: Bitte beobachten Sie … diese beherrschen – und zwar nur diese! Je Was ist neu für mich? schlanker die technischen Details, umso Was ist schwer für mich umsetzbar? schneller und genüsslicher kann es an die Was möchte ich unbedingt umsetzen? usw. Inhalte gehen! 2 Nutzen Sie die Möglichkeit von Online-­ 2 Planen Sie für die Vorstellungsrunde der Umfragen (siehe ab Kapitel „Digitale Kommuni- Teilnehmenden Vorstellungsfragen oder kation und Zusammenarbeit“), um ein Mei- -themen/Kennenlernspiele ein bzw. lassen Sie nungs- bzw. Wissensbild zu erstellen diese den Teilnehmenden vorab zukommen. (anonym). Das können etwa Fragen sein, die Geben Sie eine Zeitbegrenzung für die Vorstel- man während eines Präsenz-Vortrages als lung an. offene Frage an die Plenumsrunde richten würde. 3 Kennen sich die Teilnehmenden bereits, treffen sich aber erst nach einer längeren Zeit a) Was vermuten Sie … wieder? Planen Sie auch dann einen längeren b) Was schätzen Sie … Zeitraum für ein virtuelles Wiedersehen und c) Wie beurteilen Sie … Austausch ein als in Präsenz. Geben Sie bei- spielsweise Fragen vor. (Wie geht es Ihnen? Wie 3 Bei kleinerer Gruppengröße haben Sie die Zeit verbracht? …) (max. 12–16 TN) können solche Fragen auch ins Plenum gegeben werden und wechselseitige 4 Auch Arbeitsgruppen können ein guter Rückmeldungen/Diskussionen erfolgen. Einstieg in die Vorstellungsrunde sein. Hier lernen sich die Teilnehmenden in kleinerem 4 Immer im Wechsel zwischen Plenum und Rahmen (Breakout-Rooms) kennen und können Arbeitsgruppen/Einzelarbeit planen danach im Plenum durch vorgegebene Frage- stellungen einander vorstellen (z. B. in 4er-Gruppen 20 min–30 min).

16 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

Plenum Gruppenarbeit Plenum Einzelarbeit Gruppenarbeit Plenum

Plenum Einzelarbeit & Tests Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum

Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum Gruppenarbeit & Tests Plenum Abbildung 5 Kombinationen von Online-Phasen

1 Arbeitsgruppen (z. B. in Breakout-­ 2 Einzelarbeit Rooms): je nach Thema immer wieder neu mischen oder mit fester Zusammen- a) Einzelarbeit kann in Vorbereitung auf das setzung Seminar erfolgen und bietet einen guten Einstieg in das Online-Seminar. a) Gruppengröße zwischen 2 bis max. Voraussetzung: Sie senden den Teilneh- 7 Personen menden die erforderlichen Unterlagen, Lern-Tutorials und Aufgabenstellungen b) Gruppenarbeit mit konkreten Fragestel- zu. Mit konkreten Fragestellungen sorgen lungen anbieten. Zeitrahmen: je nach Sie dafür, dass die Teilnehmenden sich Thema/Methode zwischen 5 min bis vorab mit grundlegenden Informationen max. 50 min, wenn länger, dann mit und Inhalten befassen. Erläutern Sie Pausenregelungen dabei auch schon die Arbeitsweise und den Ablauf des Seminars. Im Online- c) Kollaborative Werkzeuge nutzen lassen: Plenum kann man sich dann auf das Whiteboard, Mentimeter, CryptPad, zuvor Erarbeitete beziehen. Conceptboard, Padlet (siehe Kapitel Wichtig: Bei berufsbegleitenden Fort- und „Einsatz von kollaborativen Gruppenedi- Weiterbildungen sollten Sie zuvor mit den toren“), Cloud-Nutzung für Dateiaus- Teilnehmenden klären, ob für eine solche tausch Selbstlernphase auch die zeitlichen Kapazitäten zur Verfügung stehen! d) Bieten Sie nicht mehr als 1 bis 2 kollabo- rative Tools an, die leicht verständlich für b) Einzelarbeit kann auch als Vorbereitung alle sind. So stellen Sie sicher, dass die auf die Gruppenarbeit erfolgen. Dabei Teilnehmenden nicht überfordert sind verschafft sich jede Person zunächst allein und sich die Ergebnisdarstellung über- einen Überblick über das zu bearbeitende sichtlich gestaltet. Auch die Auswertung Thema/die Aufgabenstellung. Anschlie- und Speicherung der Ergebnisse bleibt so ßend werden Kleingruppen gebildet leicht bedienbar und übersichtlich. (Breakout-Rooms), um Ergebnisse in der Gruppe zu erarbeiten bzw. zu diskutieren. Kalkulieren Sie je nach Thema zwischen

17 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

15 min–45 min (nach 45 min Einzelarbeit Die aktive Einbindung der Teilnehmenden ist eine Pause von ca. 10–15 min, dann besonders im Online-Setting wichtig. Länger als Gruppenarbeit). 20 min fällt die Konzentration allein vor dem Bildschirm schwer. Gute Möglichkeiten für die c) Im Sandwich-Wechsel: Einzel-­Gruppen- Einbindung bieten offene, einfache und kurze Einzelarbeit oder Gruppen-Einzel-­ Aktivierungsübungen im Plenum. Diese Aktivi- Gruppenarbeit (pro Arbeitsphase zwi- täten müssen nicht immer unmittelbar mit den schen 15 min–60 min). Wichtig: Pausen Vermittlungsthemen in Beziehung stehen, nicht vergessen! (spätestens nach 60 min) sondern können auch körperliche Lockerungs- übungen sein oder der gedanklichen Auflocke- 3 Mit Tests, kleinen Prüfungen, Quizfor- rung dienen: von der Einbindung visueller men, Umfragen können Sie den erarbeiteten Materialien (Videos) über Pod­casts bis hin zu Wissenstand zwischenzeitlich abfragen und Abstimmungen etc. kontrollieren und zugleich für Abwechslung sorgen. Insbesondere bei Selbstlernphasen soll- ten diese Abfragen für die Teilnehmenden eigenständig aufrufbar sein. So können die Teilnehmenden ihren Lernerfolg selbstständig testen, um ggf. Aufgaben zu wiederholen.

4 Auswertungen, Ergebnispräsentationen, Feedback, Diskussionen, Fallbesprechungen im Plenum (max. 50 min – danach eine Pause). Dabei sollte gleich zu Beginn einer Online-­ Veranstaltung geklärt werden, wie Wortmel- dungen, Fragen und die Anrede erfolgen sollen, wann der Chat verwendet wird und wann das Einschalten des Mikrofons gestattet ist.

a) Abwechslung durch Wechsel: Präsentation ➙ Diskussion/Feedback

b) Abwechslung durch Quiz-Formen und Umfragen im Plenum

c) Abwechslung durch Fragen bzw. auch Thesen, Behauptungen im Plenum – ggf. auch etwas provokativ, paradox:

• Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeiter*innen zu demotivieren?

• Wie fördern Sie Konflikte im Team?

• Was können Sie unternehmen, damit sich niemand für Ihre Produkte interessiert?

18 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

Lernpfadaufbau

Alle oben genannten Elemente und Schritte fließen ein in den Aufbau eines Lernpfades: Aus der inhaltlichen und zeitlichen Planung unter Berücksichtigung der Stoffreduktion und der Kombination kleiner Lehr- und Lerneinheiten können Sie eine Lernpfadstruktur entwickeln.

Lektion

Start

Selbststudium Lehrpfadanweisungen Videos

Austausch Test 1 Transferübungen Gruppenarbeit

Task 2 Test 2 Task 1

Test 3 Transferübungen Test 4

Auswertung Abschluss- Reflexion Transferübungen Feedback prüfung (Test-)Ergebnis

Ende

Abbildung 6 Nächste Lektion Schematischer Überblick eines beispielhaften Lernpfadaufbaus

19 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

An zwei konkreten Beispielen sei das im 1 Aufgabenstellung für ein 4-seitiges Folgenden verdeutlicht: Dokument und Anzeige des Ergebnisses: Wie soll das Dokument am Ende aussehen? Beispiel 1 Lernpfad zum Erstellen einer PowerPoint- 2 Einrichten des Seiten- bzw. Dokument- Präsentation Formates – Hinweis/Link zu entsprechendem Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial 1 Einen Überblick über das Programm bekommen 3 Fragen und Tests zu Varianten und Einsatz verschiedener Seiten-Formate 2 Eine Vorlage auswählen 4 Erfassen der ersten Textseite 3 Einfügen von Elementen 5 Schrift- und Absatzformatierung erstel- 4 Animationen len – Hinweis/Link zu entsprechenden Video-Tutorials oder Anleitungsmaterial 5 Übergänge gestalten 6 Fragen und Test zur Textformatierung 6 Grundregeln einer guten Animation 7 Demonstration zur Erstellung von Format- Quelle: https://lernpfad.ch/pfad/pyp90m3xlksb/ vorlagen für Zeichen und Absätze – Hinweis/ vorschau Link zu entsprechenden Video-Tutorials oder Anleitungsmaterial Beispiel 2 Lernpfadplanung für einen Word-Kurs 8 Erfassen der Textseiten 2–3 „Textformatierungen“ 9 Anwenden der Formatvorlagen Lernpfad Ebene 1 10 Fragen und Tests zu Formatvorlagen 1 Übersicht der Formatfunktionen auf der Programmoberfläche 11 Demonstration – Einfügen von Grafiken und Fotos – Hinweis/Link zu entsprechendem 2 Einteilung und Erläuterung der Format­ Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial bereiche (Schrift-Format, Absatz-Format, Seiten-Format) 12 Lernen, die Größe und Position der Grafiken festzulegen 3 Unterschied zwischen Schrift- und ­Absatz-Format 13 Grafiken in das Übungsdokument einfü- gen und entsprechend nach Vorbild formatie- 4 Was wird beim Seiten-Format festgelegt ren

5 Allgemeines Beispiel für Textformatierung 14 Demonstration der Erstellung einer auf einer DIN-A4-Seite – Demonstration einfachen Tabelle in Word und deren Formatie- und Übung rung – Hinweis/Link zu entsprechendem Video-Tutorial oder Anleitungsmaterial 6 Überblick zu Möglichkeiten der ­Objekt-Formatierung 15 Auf der 4. Seite entsprechend der Vorgabe eine Tabelle erstellen und formatieren Die Beispiele sollten zusammenhängende Formatierungen und Variationen z. B. zwischen 16 Fragen und Tests zu Text-Tabellen in Word Schrift- und Absatz-Format aufweisen. Dabei sind branchenübliche Fallbeispiele der Ziel- gruppe zu berücksichtigen. Der Ablauf eines entsprechenden Lernpfades für Ebene 2 könnte folgendermaßen verlaufen:

20 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

20 Min. 1. Ebene: übersicht – einführende Funktionen

Schrift–Format Absatz–Format Seiten–Format Objekt–Format Abbildung 7.1 Lernpfadinhalte für Ebene 1

4 Std. 2. Ebene: grundlegende Funktionen

Schriftart Ausrichtung Hoch- oder Querformat Tabellen

Abbildung 7.2 Schrifteffekte Einzug Seitenränder Bilder, Formen Lernpfadbeispiel(e) für eine grundlegende Textformatierung (Ebene 2)

3 Tage 3. Ebene: vertiefende Funktionen

Rahmen und Schriftfont Zeilenabstand Schattierungen Größe

Farbe, Fläche, Schriftschnitt Nummerierung Formatgröße Linien

Schriftgröße Gliederung Spalten Positionen

Rahmen und Unterstreichung Schattierungen Abschnitte

Schriftfarbe Aufzählung Inhaltsverzeichnis

Hoch- und Absatz-Abstand Kopf- und Tiefgest. Fußzeilen

Zeichenabstand

Zeichenposition Abbildung 7.3 Vertiefende und spezielle Formatierungen

In der Ebene 3 erfolgen spezialisierte und In Videos können bestimmte Techniken gezeigt fortgeschrittene Techniken. werden, die die Lernenden in den Fallbeispie- len anwenden sollen. In den jeweiligen Für diese vertiefenden und speziellen Forma- Lernpfaden ermöglicht ein Link den Aufruf tierungen sollte ein Pool von Übungsbeispielen dieser Video-Tutorials. mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur Verfügung gestellt werden. Für jedes Fallbei- spiel wird eine Vorgehensweise vorgeschlagen (Lernpfad) und notwendiges Material (z. B. Grafiken, Fotos, Text) angeboten.

21 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Reflexion der Online-Seminare — Muss ggf. inhaltlich umstrukturiert werden bzw. sind andere oder weiterführende Nach jedem Online-Seminar – bei mehrtägigen Schwerpunkte in den Unterricht einzubezie- Seminaren auch nach jedem Tag – sollte der hen? Ablauf reflektiert werden. Folgende Fragestel- lungen bieten sich dafür an: — Waren die Aufgabenstellungen für Einzel- und Gruppenarbeit verständlich und in der — Hat die Technik funktioniert und konnten vorgegebenen Zeit umsetzbar? alle mit einer stabilen Verbindung teilneh- men? — Hatten die Teilnehmenden genügend Zeit zum Austausch? Welche Methoden könnten — Konnten alle der Bedienung und Funktiona- oder müssten dafür angepasst werden? lität der angewendeten Tools folgen? — Sind weitere Aktivitäten nötig, um die — War für die angegebenen Lehr- und Lern­ Aufmerksamkeit zu erhalten? einheiten genügend Zeit eingeplant? — usw. — Welche Rückmeldungen gibt es von den Teilnehmenden? Ablaufplan Tagesseminar — Welche Kritik gab es? Sind die Punkte schnell zu beheben? Was muss längerfristig geändert Dieses Beispiel aus der Praxis gibt Ihnen eine werden? grobe Orientierung für den zeitlichen Ablauf eines Tagesseminars. Die Umsetzung im — Wie gut war die technische und die inhaltli- konkreten Fall kann je nach Größe und Vor- che Moderation? kenntnissen der Zielgruppe, je nach Inhalten und Zielstellung variieren.

Uhrzeit Inhalt/Thema Sichtbarkeit Aktion

08:00–08:10 Beitritt Warteraum Hinweis „Warteraum“ TN warten auf Zugang 08:10–08:45 Check von Mikro, Ton, Webcam, Symbole für Handzeichen, Ein/Aus Mikro Video, Chat, TN-Liste Mikro, Plenum und Video; Bildschirm­ freigabe testen. TN-Liste einblenden und sich ggf. umbenennen, Chat nutzen

08:45–08:50 Vorstellung ­Moderator Webcam, Plenum TN-Mikro stumm 08:50–09:05 Verortung der Teilneh- Link im Chat z. B. Link auf eine externe menden anhand einer Padlet – dann zurück Landkarte – TN tragen sich Landkarte ins Plenum dort ein; Ergebnis kann abgespeichert und freige- schaltet werden

09:05–09:45 Vorstellung der TN; Webcam; im Plenum Moderator*in weist dem*- ca. 1,5 min/pro TN der TN Mikro zu; Moderator*in gibt Vorgaben zur Vorstellung (Name, Ort, Funktion) 09:45–10:15 Videokonferenz-­ Bildschirmfreigabe Bildschirmfreigabe mit Software (Desktop-Sharing), allen üben, White- vorstellen Whiteboard aus dem board-Übungen und Plenum Abspeicherung

22 Stufe 1 – Schritt für Schritt: Von der Präsenzlehre zum Online-Angebot

Uhrzeit Inhalt/Thema Sichtbarkeit Aktion

10:15–10:30 Pause 10:30–10:45 Thema vorstellen Präsentation im Plenum 10:45–11:00 Erwartungen der TN Webcam, Chat, Umfra- Chat, Umfrage-Tools, Quiz abfragen, Vorwissen ge-Tools, Quiz im muss vorbereitet sein – ggf. ermitteln Plenum Link zu externem Tool 11:00–11:15 Vortrag Wissensinput z. B. Nur Moderator*in – andere mit Präsentation im Aktivitäten sind zuvor Plenum abzuklären (Chat-Fragen, Handzeichen, Mikro einschalten usw.)

11:15–11:25 Einweisung Selbstlern- Webcam; Gruppen- Ggf. Breakout-Räume phasen und/oder räume = Breakout-­ einrichten; auf Lernmittel Gruppensetting mit Räume verweisen; Dokumente/ Transferübungen; Lernaktivitäten freigeben; Hinweis auf Lernmittel Links für Tutorials 11:25–12:00 Selbstlern- bzw. Gruppen unter sich Selbstlern- und Gruppen- Gruppenlernphase, Webcam; Tests, setting; Moderator*in kann Transferübungen Teil I Übungen, Aufgaben, sich bei Bedarf zuschalten Whiteboard; externe oder z. B. per Chat kontak- Tools tiert werden; Ergebnisse Breakout-Gruppen mit Whiteboard oder externen Tools gemeinsam erstellen 12:00–13:00 Pause 13:00–13:30 Klärung von Verständ- Alle wieder im Web- ggf. Rollenzuweisung an TN nisfragen, Diskussion, Plenum; Webcam als Referent*innen oder Reflexion zum Lern- Präsentator*innen prozess Teil I 13:30–14:00 Selbstlern- bzw. Gruppen unter sich Selbstlern- und Gruppen- Gruppenlernphase, Webcam; Tests, setting; Moderator*in kann Transferübungen, Übungen, Aufgaben, sich bei Bedarf zuschalten Teil II Whiteboard, externe bzw. per Chat kontaktieren; Tools Ergebnisse mit Whiteboard Breakout-Gruppen oder externen Tools gemeinsam erstellen 14:00–14:15 Pause 14:15–15:00 Klärung von Verständ- Alle wieder im Web- ggf. Rollenzuweisung an TN nisfragen, Ergeb- Plenum; Webcam als Referent*innen/­ nispräsentationen; Präsentator*innen Diskussion, Reflexion zum Lernprozess Teil II

15:00–15:15 Abschluss; Feedback Plenum, Webcam Gesamtreflexion zum Online-­Seminar, Umfra- ge-Tool, Feedback-­(bögen)

Teilnehmer*innen-Anzahl = 16; Teilnehmer*innen kennen sich nicht

23 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Zusammenfassung Weiterführende Links

1 Alle Beteiligten (Lehrende und Lernende) Yvo Wüest – Spezialgebiet Didaktische Reduk­ sollten sich vorab mit den digitalen Tools tion; äußerst empfehlenswerte Webseite mit vertraut machen können. vielen Informationen, Tipps und hilfreichen Links zu anschaulichen Übersichten und 2 Konzentrierte Formate für Stoffvermitt- Zusammenfassungen: lung (max. 20 min) – d. h. Inhalte auf Kern- https://didacticalreduction.com/ aussagen reduzieren und mit begleitenden Visualisierungen veranschaulichen. Übersichtliche Seite mit vielen Informationen und Zusammenfassungen zum Thema Online- 3 Umfangreichen Input auf praktische Lehre: Beispiele oder Fallbesprechungen reduzieren. e-teaching.org Aus dem Konkreten allgemeine Rückschlüsse und Erkenntnisse ziehen. So kann der Stoff von Die Pädagogische Hochschule Schwyz bietet den Teilnehmenden besser nachvollzogen, eine Plattform mit zahlreichen Hilfestellungen verstanden und rekapituliert werden. zum „LernenTrotzCorona“: https://www.lernentrotzcorona.ch/ 4 Mehr Zeit für Einzel- und Gruppenarbeit Lernentrotzcorona/WebHome und für kollaborativen Austausch berücksichti- gen. Eine „Digitale Schatzkiste“ findet sich auf der Webseite Hochschuldidaktik-Online an: 5 Verschiedene Methoden und Tools der https://hochschuldidaktik-online.de/ kollaborativen Arbeit verwenden – Voraus­ schatzkiste-digitale-lehre/ setzung: Alle können damit umgehen (z. B. Whiteboard oder Padlet). Für Coaching und Supervisionsangebote gibt es ein interaktives Tool mit der Möglichkeit, 6 Digitale Lernmedien einbeziehen (Erklär- Aufstellungen auch online durchzuführen: videos, Quiz, Umfragen, interaktive Tutorials). https://www.online-systembrett.com/

Für den Transfer einer Präsenzveranstaltung in Der Deutsche Bildungsserver hat Übersichten ein Online-Format verschiebt sich die Ablauf- und Anleitungen zur Online-Lehre zusammen­ planung also auf folgende Punkte: mehr gestellt: Methodenvielfalt; kürzere Zeiteinheiten; https://www.bildungsserver.de/Praesenzkurse- Schwerpunkte setzen; mehr Pausen einplanen; in-Onlinekurse-umwandeln-12769-de.html regelmäßig Feedback einholen. Nützlich auch die Webseite von wb-web.de – ein Projekt des Institutes für Erwachsenen­ bildung (DIE): https://wb-web.de/dossiers/Digitalisierung-in- der-Erwachsenenbildung-1.html

24 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

Nutzung zusätzlicher digitaler Medien Stufe 2

Digitale Lernmedien und Lernmedien lohnen sich daher in der Regel nur, -interaktionen wenn sie auch öfters eingesetzt werden können, also bei mehrfacher Wiederholung der Digitale Lernmedien sind zentrale Elemente Lehrveranstaltung. digitaler und moderner Lernformate, die beim E-Learning und Blended Learning eingesetzt Links zur Einführung in den Umgang mit werden. digitalen Medien

Das Angebot an digitalen Lehr- und Lernmitteln Übersicht digitaler Lernmedien (siehe ist groß, die Möglichkeiten für den Einsatz Abbildung 8): https://youtu.be/25TUrtehGu8 ebenso. Auch hier gilt aber: Überfordern Sie sich und Ihre Teilnehmenden nicht und setzen Handlungsempfehlungen zum eLearning bei Sie nur solche digitalen Mittel ein, die Sie selbst KOFA – Fachkräftesicherung für kleinere und kennen, beherrschen und ggf. auch aktualisie- mittlere Unternehmen: ren können. https://www.kofa.de/dossiers/digital-aus-und- weiterbilden/digitale-lehr-und-lernmethoden/ Als Faustregel gilt: Der Nutzen muss den e-learning-methoden Aufwand aufwiegen. Aufwendige digitale

Gamification Digitale Ab- und Umfragen, Quizze, Lernvideos Drag Drop

MOOcs (Massive Open Online Course) Audio- und MOOc Videobeiträge

Digitale Lernskripte, eBook, Lernkarten Webinare, Videokonferenzen cBTs WBTs Computerbasierte (DVDs, CDs) und webbasierte Trainingsprogramme Abbildung 8 Arten digitaler Lernmedien

25 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Ranking der digitalen Lernmittel nach Weizen zu trennen. Planen Sie für die Recher- Umsetzbarkeit und Verfügbarkeit che auf diesen Plattformen genügend Zeit ein.

1 Digitale Lernskripte, eBooks, Lernkarten: 4 Podcast: Ursprünglich kleine Live-Aufnah- Für den Einsatz in der digitalen Lehre eignen men im Audioformat, inzwischen auch immer sich alle bereits vorhandenen Textformen aus häufiger als Video aufgezeichnet. Sie werden der Präsenzlehre: Worddateien, Excel-Tabellen über das Internet abgerufen (ARD Audiothek, oder PPT-Präsentationen, aber auch Print-­ Audible; AntennaPod …) oder auch im Abonne- Dokumente (diese erst einscannen) als PDF-­ ment angeboten (z. B. Rundfunk- und Fernse- Dateien abspeichern. Bitte dabei immer hanbieter). Für einen eigenen Podcast benöti- Urheber- und Autorenrechte beachten, d. h. gen Sie nur ein Audio-Aufnahmegerät bzw. unbedingt die Quellen angeben. Grafiken, Fotos kostenlose Audioaufnahme-Software. und Bildmaterial werden als Bild-Dateien (jpg, png) gespeichert. So können Sie vorhandene 5 Digitale Ab- und Umfragen, Quiz-Ange- Fotos von Pinnwänden oder Flipcharts digital bote u.v.m.: Viele Lernplattformen, aber auch zur Verfügung stellen. Die Dateien können auf Videokonferenz-Tools bieten bereits integrierte Plattformen, Clouds oder direkt im Meeting-­ Ab- und Umfragemöglichkeiten an. Es lohnt Tool zur Verfügung gestellt werden. sich aber auch, nach frei zugänglichen kollabo- rativen Tools im Netz zu recherchieren. Dort ist 2 CBTs: Computerbasierte Trainingspro- ein breites Angebot an Apps frei verfügbar, mit gramme sind digitale Lehrmittel auf CD oder denen sich Wissen abfragen und testen lässt DVD, die i.d.R. käuflich erworben werden – in einfacher, aber auch komplexerer Form müssen. Viele Unternehmen und Ausbildungs- (siehe auch Kapitel „Kollaborative Gruppen­ einrichtungen bieten auch fest installierte editoren und was sie können“). Lernsoftware im Intranet oder lokal auf ihren Rechnern an. Mittlerweile werden diese 6 WBTs: Webbasierte Trainingsprogramme internen Programme aber mehr und mehr von können Sie entweder selbst erstellen oder auf Web Based Training (WBT)-Angeboten auf Internet-Plattformen kostenpflichtig erwerben. Lernplattformen oder Internet-Portalen Manchmal werden sie auch kostenfrei ange- verdrängt (LinkedIn-Learning, Udemy, Pink boten. Sie umfassen alle digitalen Lehrformate University etc.). (Video, Podcast, digitale Lernkarten, Gamifica- tion etc.). Ihre selbst produzierten Trainings- 3 (Selbst produzierte) Lehr- und Lern­ programme können Sie problemlos in LMS- videos: Auch hier zu beachten: In der Kürze Plattformen (Learning Management Systeme) liegt die Würze! (max. 15 min). Erstellen erstellen bzw. implementieren. können Sie Lehr- und Lernvideos, indem Sie mit sogenannter Screen-Software (Bandicam, Camtasia, Screencast-O-Matic etc.) den eigenen 7 Moocs (Massive Open Online Courses): Bildschirmablauf oder auch Webinare aufzeich- Überwiegend in der Hochschul- und nen. Eigene Videos lassen sich aber auch per Erwachsenen­bildung verwendete Online-Kurse Smartphone/i-Phone erstellen. Diese Möglich- ohne Zugangs- und Zulassungsbeschränkungen keiten empfehlen sich für die Aufzeichnung für meist große Teilnehmerzahlen, die i.d.R. von Vorträgen, Vorlesungen oder Präsenta- über einen längeren Zeitraum laufen. Sie tionen. kombinieren Videos, Lesematerial, Forendiskus- Auch mit der neuesten PowerPoint-Version sionen und ermöglichen die Interaktion in können Sie automatisierte Folienabläufe und virtuellen Lerngruppen. Übergänge sowie Ihren mündlichen Kommen- tar dazu als Video aufzeichnen. 8 Gamification: Games sind spielerische Des Weiteren gibt es leicht zu bedienende Angebote für Lerneinheiten, die sich zuneh- Programmanwendungen (z. B. mySimpleShow) mender Beliebtheit erfreuen. Sie sind für die für die Produktion von Erklärvideos. Wenn Sie Eigenproduktion recht aufwendig und erfordern nicht selbst tätig werden wollen, schauen Sie ein hohes Maß an Medienkompetenz. Neben sich auf Video-Plattformen wie YouTube oder kommerziellen Angeboten stehen auch im vimeo um. Dort finden sich viele hervorragend Open-Source-Bereich Möglichkeiten zur geeignete und gut didaktisierte Erklärvideos. Verfügung, auf die Sie zur freien Nutzung Allerdings muss man lernen, die Spreu vom

26 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

zurückgreifen können (WortRaten.de, Kahoot, Weiterführende Links Duolingo etc.). Lernaktivitäten mit H5P: https://h5p.org/ Eigenproduktionen sind eher etwas für technik­ content-types-and-applications affine oder sehr erfahrene Lehrende. Allen anderen sei empfohlen, auf fertige Medien Besser lernen mit digitalen Medien | [W] wie zurückzugreifen (z. B. Videos, ), von Wissen (ARD): https://www.youtube.com/ denen im Netz inzwischen ein reichhaltiges watch?v=xvooWsnn02o Angebot zur Verfügung steht. Sie werden feststellen, dass das den Ablauf auflockert und Gamification – Spielend leicht lernen | [W] wie die Selbstständigkeit der Lernenden fördert. Wissen (ARD): https://www.youtube.com/ watch?v=kM-jjwyR5mM Auch Offene Bildungsressourcen (Open Educati- onal Resources, OER), also Lehr- und Lern­ „Steckbriefe“ für Lernmedien (KOFA – materialien, die ungehinderter genutzt, kopiert, Fachkräftesicherung für kleinere und mittlere verändert und wiederveröffentlicht werden Unternehmen): https://www.kofa.de/dossiers/ können, bieten einen rechtssicheren Weg in die digital-aus-und-weiterbilden/digitale-lehr- digitale Lehre (z. B. Unterrichtshilfen, und-lernmethoden/e-learning-methoden ­Multimedia-Inhalte, Schaubilder, Arbeitsblätter). Siehe auch: https://wb-web.de/dossiers/ Beispiel Sprachkurs: https://learngerman. offene-bildungsmaterialien-in-der-erwachse- dw.com/de/im-sprachkurs-1/l- nenbildung.html 40393806/e-40393845

Bei der Internet-Suche nach Bildmaterial Digital Lehren & Lernen – Ein Rezeptvorschlag mit der Kennzeichnung von OERs sollten Sie (Prof. Dr. Jürgen Handke): https://www. folgende Einstellungen unter Suchfilter youtube.com/watch?v=IK_V5NulDL4&t=1s vornehmen (siehe Abbildung 9). 6 Schritte zur digitalen Lehre (Prof. Dr. Jürgen Handke): https://www.youtube.com/ watch?v=i5drxPQEcQc

Organisation der Lehre im digitalen Zeitalter (Prof. Dr. Jürgen Handke): https://www. youtube.com/watch?v=0ueQbb-qs2s

1. Suchbegriff eingeben 2. Suchfilter aktivieren 3. auswählen

Abbildung 9 Internet-Suche nach Bildmaterial von Open Educational Resources

27 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Lehrvideos erstellen — Gruppeneditoren (Etherpad, CryptPad, Padlet, Conceptboard, Trello, Slack, Google Gute Einführung in die Grundlagen (Prof. Dr. Drive …) Jürgen Handke): https://www.youtube.com/ watch?v=CVdwXpfsUww — Social-Software (Facebook, XING/LinkedIn, Instagram …). 4 Methoden und mögliche Vorgehensweisen für den Unterricht: Die Kollaboration mit diesen Werkzeugen ist https://unterrichten.digital/2020/04/23/ voraussetzungsreich: Es gilt ein gemeinsames erklarvideo-lernvideo-unterricht/ Verständnis zu entwickeln, um die Zusammen- arbeit gut – möglicherweise auch effektiv und https://www.mysimpleshow.com/de/ effizient zu gestalten.

https://www.blink.it/de/videos-fuer-online- Es gibt eine ganze Reihe von Tools, Plattformen kurse oder Konzepten, die virtuelle Kollaboration unterstützen. Sie werden u. a. für https://www.smz-karlsruhe.de/unterricht-und- lernen/online-workshops/erstellen-von- — die Planung von Projekten und erklaervideos-mit-der-app-explain- ­E­ntwicklungen, everything/ — das Managen von Ressourcen,

Digitale Kommunikation und — die Verwaltung von Aufgaben, Zusammenarbeit — die Visualisierung von Aktivitäten, Online-Lernen von zu Hause aus mag manche Vorzüge haben – aber die Freuden der Begeg- — die Anzeige von Arbeitsfortschritten, nung gehören eindeutig nicht dazu. Beinahe alle Teilnehmenden beklagen, dass ihnen der — die Dokumentation von Ergebnissen, informelle Austausch mit anderen fehlt, das gemeinsame Plaudern und Treffen, das persön- — den Austausch von Daten, liche Miteinander. Für die menschliche Begeg- nung in Präsenzveranstaltungen bieten — das Reporting und die Analyse von Daten, Online-Formate einen nur unzureichenden Ersatz. — die Interaktion zwischen verschiedenen Systemen, Umso wichtiger ist es, alle digitalen Möglichkei- ten zu nutzen, die Gemeinsamkeit ermöglichen — das gemeinsame Lernen – vor allem mittels sogenannter kollaborativer Tools. — oder die Zusammenarbeit zwischen Kund*innen und Lieferant*innen Kollaborative Software (Groupware) dient zur Unterstützung der Zusammenarbeit in einer verwendet. Gruppe über zeitliche und/oder räumliche Distanz hinweg, um eine Aufgabe zu bewälti- Weiterführende Links gen oder ein Projekt auszuführen. Eine gut strukturierte und kommentierte Dazu gehören u. a.: Übersicht bietet die Website der DRK-Wohlfahrt: https://drk-wohlfahrt.de/sonderseiten/soziale- — Videokonferenz-Tools (Zoom, Jitsi-Meet, innovation-digitalisierung/werkzeuge/ Webex, BigBlueButton …), Toolsammlung HochschulforumDigitalisierung: — Instant-Messaging-Anwendungen (Whats- https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/ App, SMS, Facebook Messenger …), /Toolsammlung-Corona

28 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

Funktionen von Videokonferenz-Tools 1 Unbegrenzte oder begrenzte Anzahl von Breakout-Räumen Wenn Videokonferenz-Tools für Online-Semi- nare genutzt werden, bieten diese u. a. fol- 2 Unbegrenzte oder begrenzte Anzahl von gende Möglichkeiten: Teilnehmenden in den Gruppenräumen

— Videobild und Audiozuschaltung 3 Teilnehmende können automatisch, also durch ein Zufallsprinzip, zugeordnet werden — Teilnehmerliste 4 Teilnehmende können direkt bestimmten — Chatbereich für den Austausch textlicher Breakout-Räumen durch Host/Moderator*innen Kurzinformationen – an alle Beteiligten oder zugewiesen werden nur an einzelne. Kann auch für den Datei- austausch genutzt werden (s. u.). 5 Teilnehmende können nach Einrichtung von Breakout-Räumen selbst ihren Gruppen- — Emojis für schnelle bildhafte Rückmeldun- raum wählen (diese Funktion steht nicht bei gen als Reaktionen allen Systemen zur Verfügung)

— Bildschirmfreigabe: Entweder können nur 6 Für die Dauer der Gruppenarbeit kann Host/Moderator*innen und/oder auch alle eine Zeit eingerichtet werden und ein Count- Teilnehmenden eine Bildschirmfreigabe down, der rechtzeitig auf das Ende der Grup- durchführen (Rechtefreigabe). Freigaben penarbeitszeit hinweist erfolgen für Bildschirm(e), auf im Hinter- grund geöffnete Dateien und Programman- 7 Host, Co-Host, Moderator*innen können wendungen, auf mobile Endgeräte und oft den Breakout-Räumen beliebig beitreten auch auf ein Whiteboard 8 In den Breakout-Räumen stehen alle — Dateiaustausch z. B. im Chatbereich Funktionen des Systems genauso zur Verfügung wie im gemeinsamen Meeting-Raum, wie z. B. — Online-Whiteboard: dient der kollaborati- Video und Audio, Bildschirmfreigabe, White- ven visuellen Zusammenarbeit in Echtzeit. board, Chat, Dateiaustausch (steht nicht in allen Alle Beteiligten können darauf zugreifen und Systemen zur Verfügung) gemeinsam Notizen, Skizzen und Bemerkun- gen erstellen. Die Abspeicherung erfolgt als Vor allem wenn Sie auftragsbezogen (z. B. auf in eine Bilddatei (jpg, png, pdf). Honorarbasis) arbeiten und ein vorgegebenes Videokonferenz-Tool nutzen, sollten Sie sich — Ggf. auch ein Texteditor (z. B. Etherpad in vorab genau informieren, welches System BigBlueButton) für eine gemeinsame, verwendet wird, um Ihren Unterricht daran synchrone Texterfassung anzupassen.

Gruppenarbeit online ist möglich mit sogenannten Breakout-Räumen, die erstellt werden können, um die Gesamtgruppe in Kleingruppen zu unterteilen.

➙ Wichtig: Nicht alle Videokonferenz-Tools verfügen über Breakout-Räume! Und nicht alle Breakout-Räume haben auch dieselben Funktionalitäten. Achten Sie bei der Auswahl des Tools darauf, welche Hand- lungsmöglichkeiten für Ihre Zwecke wichtig sind.

29 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Überblick über geläufige Videokonferenz-Tools

VK-Tool PRO KONTRA

BigBlue­ — weist alle — muss gehostet werden Button aufgeführten — benötigt leistungsstarke Server und stabiles, Funktionen auf übertragungsstarkes Internet — DSGVO-konform — aktuelle leistungsfähige Computer beim Empfänger (sonst instabil) — stabile Videobildübertragung bei < 20 TN — begrenzte Anzahl von Breakout-Räumen

Jitsi — Bei Hosting über — muss gehostet werden deutsche Anbieter/ — keine kollaborativen Tools Server ist es DSGVO- — keine Breakout-Räume konform — benötigt leistungsstarke Server und stabiles, — kostenlos übertragungsstarkes Internet — stabile Videobildübertragung bei < 16 Teilnehmenden

alfaview — deutscher Anbieter, — Einschalten von TN-Liste oder Chat nur DSGVO-konform abwechselnd möglich — relativ stabil — für stabile Übertragung und vollen Funktions­ umfang ist kostenpflichtige Version notwendig — begrenzte Anzahl von Breakout-Räumen je nach Tarif — bei Breakout-Räumen keine Zeiteinrichtung möglich – TN müssen selbstständig den Raum verlassen — Jede*r Nutzer*in muss ein eigenes Nutzerkonto anlegen

Zoom — alle Funktionen außer — eingeschränkt DSGVO-konform, und zwar nur, einem Texteditor wenn Sie sicherheitsrelevante Funktions­ — sehr leistungsfähig einstellungen vornehmen und alle Speicherungen — stabil auch bei großer und Zugriffe auf der Zoom-Cloud deaktivieren Teilnehmer­anzahl — Auftragsverarbeitungsvertrag* gekoppelt mit — läuft mittlerweile kostenpflichtigem Account – kein separater Vertrag über deutsche Server

Webex — fast alle Funktionen — kein Texteditor — sehr leistungsfähig — Breakout-Räume haben kein Whiteboard – wird — relativ stabil bei durch Freistellen einer leeren Text- oder Bilddatei großer Teilnehmer­ umgangen anzahl — eingeschränkt DSGVO-konform, es sei denn, Hosting (Server) mit entsprechendem Auftragsverarbeitungsvertrag* über die Telekom — sonstige Sicherheitseinstellungen nicht so detailliert wie z. B. unter Zoom

Teams — fast alle Funktionen — DSGVO-konform nur mit Business-Plänen und — sehr leistungsfähig Auftragsverarbeitungsvertrag* *Auftragsverarbeitungs- — relativ stabil — bei Nutzung von kostenlosen Accounts ohne vertrag siehe: Auftragsverarbeitungsvertrag nicht DSGVO-konform https://www.firma.de/ unternehmensfuehrung/ Goto­ — fast alle Funktionen — keine Breakout-Räume auftragsverarbeitungsver- Meeting — kein Texteditor trag-faqs-zum-av-ver- trag-nach-dsgvo/ — eingeschränkt DSGVO-konform

30 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

Weiterführende Links An dieser Stelle noch einmal der wichtige Hinweis: Eine gut strukturierte und kommentierte Übersicht über verfügbare Videokonferenz-Tools findet sich auf der Website der DRK-Wohlfahrt: Machen Sie sich mit den Möglichkeiten zur https://drk-wohlfahrt.de/sonderseiten/soziale- virtuellen Zusammenarbeit, die die Tools innovation-digitalisierung/werkzeuge/ bieten, vor Beginn der Online-Lehre vertraut. Prüfen Sie, ob die Funktionen Toolsammlung Hochschulforum Digitalisierung: Ihren didaktischen Anforderungen entspre- https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/ chen. Ebenfalls wichtig: Am Anfang nie blog/Toolsammlung-Corona mehr als 2 Tools nutzen, generell nie mehr als max. 3 Tools. Wenn es um Datenschutz geht und um den Einsatz verschiedener Einsatz von kollaborativen Arbeitsflächen, empfehlen sich in der Regel Gruppeneditoren kostenpflichtige Registrierungen.

Achten Sie bei der Auswahl ergänzender kollaborativer Tools, etwa bei Gruppeneditoren Weiterführende Links (z. B. digitale Pinnwände wie Padlet oder Mural), darauf, ob sie alle Voraussetzungen Eine gut strukturierte und kommentierte erfüllen, die Sie für Ihr Seminar benötigen und Übersicht über verfügbare Tools bietet die die Ihrer Zielgruppe entsprechen. Website der DRK-Wohlfahrt: https://drk-wohlfahrt.de/sonderseiten/soziale- — Ist die Software DSGVO-konform? Bei kosten- innovation-digitalisierung/werkzeuge/ loser Registrierung unbedingt vorab prüfen! Toolsammlung Hochschulforum Digitalisierung: — Welches Tool setzt die gewünschte Interakti- https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/ vität schnell und einfach um? blog/Toolsammlung-Corona

— Teilnehmer*innen sollten sich nicht einlog- Weitere Übersichten im Internet: gen oder registrieren müssen https://suitapp.de/kategorien/ kollaborationssoftware/ — Webbasierte Lösungen sollten auf unter- schiedlichen Browsern aufrufbar sein Für Coaching- und Supervisionsangebote bietet ein interaktives Tool Möglichkeiten „Aufstel­ — Ist die Handhabung für die Teilnehmenden lungen“ auch online durchzuführen: intuitiv erfassbar? https://www.online-systembrett.com/

— Kann ich Ergebnisse, Auswertungen oder gemeinsame Ergebnisse freischalten und abspeichern bzw. downloaden?

— Nicht zu viele Möglichkeiten bzw. Varianten in einem Lernsetting nutzen – die Teilneh- menden sollen schnell damit umgehen und darauf reagieren können.

— Die freigegebenen Links zu den aktivierten Arbeitsflächen der Tools sollten für die Teilnehmenden zur eigenen Verwendung, Nachbearbeitung und Information auch nach dem Seminar aufrufbar sein.

31 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Kollaborative Gruppeneditoren und was sie können

Diese Auflistung umfasst nur eine kleine Auswahl der zur Verfügung stehenden kollaborativen Gruppeneditoren und ihrer Funktionen.

(mit Klick auf die Toolbezeichnung ➙ Verlinkung)

Schwerpunkte Tool Beschreibung

Umfragen … Mentimeter (mit kostenloser Registrierung und kostenpflichtigen Erweiterungen) Bietet Präsentationsgestaltung, Folienabläufe, Umfragekategorien an, die online erstellt, von TN mit menti.com, Linkfreigabe oder Code aufgerufen und aktiviert werden können Empirio (mit kostenloser Registrierung) Umfragen bis hin zu komplexeren Evaluations- möglichkeiten; ursprünglich für Studenten-Community; Erstellen eigener Online-Umfragen für die akademische Forschung Findmind (mit kostenloser Registrierung und kostenpflichtigen Erweiterungen) Umfragen, Quiz, Feedback, Evaluation Invote (mit kostenloser Registrierung) Einfache Fragestellungen für Umfragen Oncoo (ohne Registrierung) Live-Umfrage, Feedback und weitere Möglichkeiten Pingo (mit kostenloser Registrierung) Single und Multiple Choice, Text/Tag-Cloud (Wolken), numerisch, allg. Veranstaltungsfeedback Tweedback (ohne und mit Registrierung) Live-Feedback; z. B. Quiz siehe wie in BigBlue- Button – nur erweiterbar Fyrebox (kostenlos und kostenpflichtig mit umfassenden Funktionen) Quiz mit ver- schiedenen Auswertungsmöglichkeiten und Einbettungsfunktionen

Whiteboard, Bitpaper (mit kostenloser Registrierung/1 Paper pro Monat und kostenpflichtigen Pinnwand Erweiterungen; Linkweitergabe für Zusammenarbeit) (Registrierung nur Whiteboard mit grundlegenden Zeichenfunktionen, Einfügen einer großen für Ersteller und Vielzahl von Symbolen und Zeichen; Bearbeitung mehrerer Seiten möglich, freier Linkweiter- Speichern in Cloud und lokal als PDF und Ausdruck möglich gabe) Conceptboard (kostenlose und kostenpflichtige Registrierung, Linkweitergabe für Zusam- menarbeit) Whiteboard mit umfangreichen Funktionen für Text, Zeichenfunk- tionen, Grafik-, Foto und Symboleinbindung; Exportfunktionen Padlet (kostenlose und kostenpflichtige Registrierung, Linkweitergabe für Zusam- menarbeit) Inhalte strukturiert anordnen, Zeitleisten, Maps/Karten-Verortung CryptPad (ohne und mit Registrierung, Linkweitergabe für Zusammenarbeit) Einfaches Whiteboard zum Zeichnen, bietet auch schlichte Umfragemöglichkeit, gemein- same Textbearbeitung, Tabellen etc. Etherpad (mit kostenloser Registrierung) anpassbarer Open-Source-Online-Editor, für eine gemeinsame Bearbeitung in Echtzeit Lucidspark (kostenlose und kostenpflichtige Registrierung) Whiteboard mit den wichtigs- ten Funktionen, Text kann nachträglich korrigiert werden

Whiteboard, Microsoft (alle Nutzer müssen ein Microsoft-Konto haben) umfangreiche und aufwen- Pinnwand Whiteboard dige Funktionalität (nur mit Registrie- Miro (mit kostenloser Registrierung aller Beteiligten) Tolle Pinnwand-Funktionen, rung aller) Mindmap, Flussdiagramme

32 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

Inhaltliche und zeitliche Ablaufplanung mit digitalen Lernmedien und Werkzeugen

Hier ein Beispiel für die inhaltliche und zeitliche Ablaufplanung eines Online-Seminartags und einen möglichen Einsatz von digitalen Lernmedien und Werkzeugen:

Uhrzeit Inhalt/Thema Möglichkeiten Mögliche Aktionen

09:00–09:10 Vorstellung Webcam, Plenum TN-Mikro stumm Moderator 09:10–09:25 Verortung der Padlet – dann zurück ins Link im Chat für TN breitstel- Teilnehmenden Plenum len; TN können auf geöffnete anhand einer Landkarte ihren Standort Landkarte eintragen; Ergebnis kann abgespeichert und freige- schaltet werden 09:25–10:15 Vorstellung der TN; — im Plenum — mit Webcam und Mikro ca. 1,5 min/pro TN; — Gruppenarbeit; — auf Whiteboard Übersicht Vorgaben zur Übersicht erarbeiten in Breakout-Gruppen Vorstellung der TN z. B. mit Whiteboard erstellen – werden später (Name, Ort, — Link auf externe Tools im Plenum freigeschaltet Funktion) mit Ab- und Link z. B. auf Mentimeter, Umfragen Padlet, — TN stellen 1 gestaltete Empirio, Tweedback … Seite im Bildschirm z. B. als Plakat, PPT-Folie, frei Text, Foto usw.

10:15–10:30 Themen-Input — Live im Plenum — Mündliche Ausführungen — Präsentation mit — Bildschirmfreigabe im mündlichen Plenum Ausführungen — Videos von geeigneten — Freischaltung eines Plattformen nutzen Videos oder — Dokumente entweder von Audiopodcast im LMS, Clouds Plenum bzw. als Link oder lokalen aufrufbar Speicherplätzen verfügbar — Hochladen von machen Dokumenten mit Arbeitsaufträgen 10:30–10:45 Pause 10:45–11:55 Zum obigen Input — Einweisung und — Verbale Hinweise und ggf. Selbstlernaufgaben Arbeitsaufträge dazu Fragestellungen im Chat im Plenum — Hochladen im Online- — Übergabe von Meeting oder Links zu digitalen Dokumenten Plattformen oder Clouds — Videos — Links, Freischaltung zu — Digitale Lernmedien Videos — Lernpfade, — Links zu digitalen Lernaktionen und Lernmedien Testmöglichkeiten — Links, Freischaltung zu entsprechenden Lernplattformen oder Portalen

33 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Uhrzeit Inhalt/Thema Möglichkeiten Mögliche Aktionen

11:55–12:30 Selbstlernphase — Eigenständig Audio- — Teilnehmende arbeiten und Video aus selbstständig — Moderator*innen — bleiben im Online- verbleiben für Fragen Meeting, um Rückfragen online stellen zu können 12:30–13:30 Mittagspause

13:30–14:00 Einweisung Breakout-Räume mit TN haben Links für kollabora- Gruppensetting jeweiligen Aufgabenstel- tive Tools (z. B. Bitpaper, lungen Conceptboard, Padlet, Cryptpad, Etherpad … oder nutzen das Whiteboard; Dokumente/Lernaktivitäten freigeben; Links für Tutorials

14:00–14:45 Diskussion, Offen im Plenum ggf. Bildschirm freigeben für ­Auswertung, Ergebnispräsentationen Fallbesprechung 14:45–15:00 Abschluss; Internes oder externes Externe Umfrage-Tools Feedback Umfrage-Tool oder (Mentimeter, Empirio, Oncoo, Interaktionen im Plenum Tweedback …)

Vom Frontalunterricht zur Online- Ihre neue Rolle als Lernbegleiter*in zeichnet Lernbegleitung sich dadurch aus, dass …

Digitale Lern- und Unterrichtsformate geben — Sie den Lernprozess weniger linear, als den Lernenden direkten Zugriff auf die Lern­ vielmehr aufgaben- und situationsbezogen inhalte. Damit verändert sich auch die Rolle planen und dabei verschiedene Varianten an der Lehrkraft zu der von Coachenden oder Aufgabenschwierigkeiten und Lernszenarien Mentor*innen. Die Aufgabe von Lehrenden mitdenken. besteht zunehmend darin, die Online-Lernpro- zesse zu begleiten und digitale Lernarrange- — Sie die realen Probleme der Lernenden ments zu gestalten – immer mit dem Blick auf kennen und gezielt darauf eingehen die Lernvoraussetzungen der Teilnehmenden können, um Lernbarrieren schnell zu und das Ziel, ihnen die selbstgesteuerte Kompe- überwinden. tenzentwicklung möglichst leicht zu machen. — Sie Fehler zulassen – und sogar begrüßen! Aber auch wenn in Präsenz eine heterogene Denn schon der Volksmund weiß: Aus Teilnehmergruppe zu unterrichten ist, eignet Fehlern wird man schlau. Entwickeln Sie sich die Methode des Lernbegleitens. Der eine regelrechte Fehlerkultur für sich und die herkömmliche Frontalunterricht muss dann in Teilnehmenden! abwechselnde, selbst- und/oder gruppenba- sierte Lernphasen gegliedert werden. — Sie Ansprechpartner*in für nahezu alle Belange sind – Sie können flexibel und Gerade in der heterogenen Erwachsenenbil- kurzfristig Feedback der Kursteilnehmer*in- dung ist es schwer, allen Lernbedürfnissen nen einfangen und Kritik oder alternative gerecht zu werden. Daher ist Lernbegleitung Wege in Bezug auf Kursinhalte oder techni- eine erfolgversprechende Form der Unterstüt- sche Schwierigkeiten direkt umsetzen. zung, Teilnehmenden individuelles Lernen zu ermöglichen und sie damit nachhaltig zu — Sie die Rolle von Moderator*innen überneh- motivieren und in ihren Stärken zu fördern men, um das Konzept des selbstgesteuerten (siehe Abbildung 10). Lernens zu unterstützen.

34 Stufe 2 - Nutzung zusätzlicher digitaler Medien

Phase 6 – Auswerten Reflektieren Erfahrungs-Feedback Lernfortschritt feststellen

Phase 5 – Dokumentation des Lernprozesses

Lernprozess beobachten bei Fragen helfen motivieren Phase 4 – Lernen aus Fehlern kultivieren

Phase 3 – Lernaufgaben entwickeln auswählen aufbereiten übergeben

Phase 2 – Lernwege entwickeln Lernvereinbarungen treffen

Phase 1 – Lernziele klären Abbildung 10 Phasen der ­Lernbegleitung

— Sie die Kompetenzen der Lernenden zur eigenständigen und kooperativen Auseinan- dersetzung mit digitalen Lernmitteln stärken und den Erwerb von Methoden und Sozial- kompetenz als paralleles Lernziel im Blick behalten.

— Sie die Teilnehmenden bei der Organisation und Umsetzung des Lernens unterstützen und so ein stressfreies und konzentriertes Lernen ermöglichen.

— Sie gezielt und individuell eingreifen ­(z. B. via Chat- oder Videofunktion), wenn es Fragen gibt oder der Lernprozess stagniert. So verlieren die Lernenden nicht die Motiva- tion, sondern können mit der gebotenen Hilfe direkt weiterarbeiten.

Weiterführende Links

Link zum Thema Lernbegleitung auf WebCampus: https://www.webcampus.de/blog/124/ lernbegleiter-20-ein-ueberblick

Videos für Kita- und Schulbereich: https://www.haus-der-kleinen-forscher.de/de/ fortbildungen/paedagogik/videos-zur- lernbegleitung https://www.youtube.com/playlist?list=PLU3gu HNdwzQRcnwgNSEmqn-qHFVVkbjdb https://www.youtube.com/watch?v=MqW_ Mt1zxfc

35 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Stufe 3 Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen

Blended Learning Am Beispiel für ein Blended-Learning-Seminar in Form eines „Train-the-Trainer“-Kurses sei PRÄSENZ-/ONLINE-LEHRE SELBSTLERNPHASE üBUNGEN/ „Blended“ Learning (vom Englischen to blend: dies praktisch verdeutlicht: Im dargestellten mischen) steht für ein hybrides Format – also Kurs werden die Funktionen und Anwendungen ALLE E-LEARNING TRANSFERAUFGABEN für die Kombination aus Präsenzveranstaltun- eines Learning Management Systems (LMS) Einführung, Diskussion didaktisch aufbereitet Gelerntes anwenden gen und Workshops mit digitalen Angeboten vermittelt. Ziel ist es, die Teilnehmenden in die Fallberatung, Austausch, � multimedial reale Herausforderung (Videokonferenzen, webbasiertes Training Lage zu versetzen, eigene Lerninhalte für (Er-)Klärung, Feedback, interaktiv Problemstellungen mittels Erklär- und Lernvideos, „Learning Blended-Learning-Angebote zu konzipieren Reflexion … Nuggets“ usw.). Die Teilnehmenden lernen an und umzusetzen (siehe Abbildung 13). ihren eigenen Computern, werden zusätzlich ZIEL ZIEL ZIEL von Lehrkräften unterrichtet und individuell Weiterführende Links Wissen vertiefen unterstützt. Wissen erwerben neue Erfahrungen „Blended Learning …“ (Pink University): Fragen klären neue Lernstrategien sammeln Insbesondere bewährt hat sich Blended https://www.youtube.com/ Ergebnisse reflektieren lernen und hinterfragen Zusammenhänge Learning für längere Schulungsphasen (mehrere watch?v=ydhNOtuDvSY verstehen Tage, Wochen oder Monate). „Was ist Blended Learning“ (ModernLearning Dabei können die jeweiligen Vorteile von GmbH Bildung mit neuen Medien): Präsenz und Online genutzt – und die Nachteile https://www.youtube.com/watch?v=cfZVFqrLU1s vermieden werden (siehe Abbildung 11). II Trainer- III Wissens- Blended Learning lässt sich darüber hinaus als I Einführung Nutzung LMS vertiefung IV Umsetzung Kombination unterschiedlicher Lernphasen Begrüßung mit E- didaktisch- praktische beschreiben (siehe Abbildung 12). Bedarfsanalyse • • • • • Kursinformationen • Einführung Learning- konzeptio- Umsetzung • Vorkenntnisse in Thematik Tutorials nelle im LMS • Erwartungen und LMS Umsetzung • Fragen • Wünsche • Fragebogen an TN 1-2 Tage 5 Tage 5 Tage 5 Tage Präsenz Selbstlern- Selbstlern- Selbstlern- inkl. phase phase phase Online- (online) (online) (online) training vor Ort 1 Tag 1 Tag 2 Tage Präsenz Präsenz Präsenz

Selbstlernphase: 3h täglich

E-Learning denkbarer Zeitrahmen ca. 4 - 6 Wochen orts- und zeitunabhängig Präsenzlernen Webinar Abbildung 11 orts- und Bedarfsanalyse zeitgebunden ortsunabhängig und • Kursinfo Blended Learning: zeitgebunden Kombination von • Fragen zu Vorkenntnissen und Präsenz- und E-Learning Erwartungen

36 I Einführung

Einführung Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Zielstellungen • grundlegende im LMS umsetzen • Konsultationen • Überblick Nutzung LMS • Diskussion • Einführung LMS • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung II Trainer-Nutzung LMS

Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Lernaktivitäten im LMS umsetzen • Diskussion im LMS erstellen • Reflexion • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung III Wissensvertiefung IV Umsetzung Selbstlernphase Präsenzphase Präsenzphase • Theorie- • Präsentation Transferaufgabe • Präsentation erarbeitung • Diskussion eigene Kurse in • Reflexion • Präsenzlehre in • Feedback LMS erstellen • Feedback E-Learning umwandeln

begleitetes coaching • nach Kurs- abschluss Stufe 3 - Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen

Blended Learning Am Beispiel für ein Blended-Learning-Seminar in Form eines „Train-the-Trainer“-Kurses sei PRÄSENZ-/ONLINE-LEHRE SELBSTLERNPHASE üBUNGEN/ „Blended“ Learning (vom Englischen to blend: dies praktisch verdeutlicht: Im dargestellten mischen) steht für ein hybrides Format – also Kurs werden die Funktionen und Anwendungen ALLE E-LEARNING TRANSFERAUFGABEN für die Kombination aus Präsenzveranstaltun- eines Learning Management Systems (LMS) Einführung, Diskussion didaktisch aufbereitet Gelerntes anwenden gen und Workshops mit digitalen Angeboten vermittelt. Ziel ist es, die Teilnehmenden in die Fallberatung, Austausch, � multimedial reale Herausforderung (Videokonferenzen, webbasiertes Training Lage zu versetzen, eigene Lerninhalte für (Er-)Klärung, Feedback, interaktiv Problemstellungen mittels Erklär- und Lernvideos, „Learning Blended-Learning-Angebote zu konzipieren Reflexion … Nuggets“ usw.). Die Teilnehmenden lernen an und umzusetzen (siehe Abbildung 13). ihren eigenen Computern, werden zusätzlich ZIEL ZIEL ZIEL von Lehrkräften unterrichtet und individuell Weiterführende Links Wissen vertiefen unterstützt. Wissen erwerben neue Erfahrungen „Blended Learning …“ (Pink University): Fragen klären neue Lernstrategien sammeln Abbildung 12 Insbesondere bewährt hat sich Blended https://www.youtube.com/ Ergebnisse reflektieren lernen und hinterfragen Zusammenhänge Blended Learning: Wissen verstehen schneller aufnehmen, Learning für längere Schulungsphasen (mehrere watch?v=ydhNOtuDvSY tiefer verstehen, effektiver Tage, Wochen oder Monate). anwenden und selbst- „Was ist Blended Learning“ (ModernLearning ständiger erweitern Dabei können die jeweiligen Vorteile von GmbH Bildung mit neuen Medien): Präsenz und Online genutzt – und die Nachteile https://www.youtube.com/watch?v=cfZVFqrLU1s vermieden werden (siehe Abbildung 11). II Trainer- III Wissens- Blended Learning lässt sich darüber hinaus als I Einführung Nutzung LMS vertiefung IV Umsetzung Kombination unterschiedlicher Lernphasen Begrüßung mit E- didaktisch- praktische beschreiben (siehe Abbildung 12). Bedarfsanalyse • • • • • Kursinformationen • Einführung Learning- konzeptio- Umsetzung • Vorkenntnisse in Thematik Tutorials nelle im LMS • Erwartungen und LMS Umsetzung • Fragen • Wünsche • Fragebogen an TN 1-2 Tage 5 Tage 5 Tage 5 Tage Präsenz Selbstlern- Selbstlern- Selbstlern- inkl. phase phase phase Online- (online) (online) (online) training vor Ort 1 Tag 1 Tag 2 Tage Präsenz Präsenz Präsenz

Selbstlernphase: 3h täglich Abbildung 13.1 Ablaufplanung für ein E-Learning denkbarer Zeitrahmen ca. 4 - 6 Wochen Blended-Learning-­ Seminar zum Thema orts- und Learning Management zeitunabhängig Präsenzlernen System (LMS) orts- und Webinar Bedarfsanalyse zeitgebunden ortsunabhängig und • Kursinfo zeitgebunden • Fragen zu Vorkenntnissen und Erwartungen

I Einführung 37

Einführung Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Zielstellungen • grundlegende im LMS umsetzen • Konsultationen • Überblick Nutzung LMS • Diskussion • Einführung LMS • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung II Trainer-Nutzung LMS

Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Lernaktivitäten im LMS umsetzen • Diskussion im LMS erstellen • Reflexion • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung III Wissensvertiefung IV Umsetzung Selbstlernphase Präsenzphase Präsenzphase • Theorie- • Präsentation Transferaufgabe • Präsentation erarbeitung • Diskussion eigene Kurse in • Reflexion • Präsenzlehre in • Feedback LMS erstellen • Feedback E-Learning umwandeln

begleitetes coaching • nach Kurs- abschluss II Trainer- III Wissens- I Einführung Nutzung LMS vertiefung IV Umsetzung

Bedarfsanalyse • Begrüßung • mit E- • didaktisch- • praktische • Kursinformationen • Einführung Learning- konzeptio- Umsetzung • Vorkenntnisse in Thematik Tutorials nelle im LMS • Erwartungen und LMS Umsetzung • Fragen • Wünsche • Fragebogen an TN 1-2 Tage 5 Tage 5 Tage 5 Tage Präsenz Selbstlern- Selbstlern- Selbstlern- inkl. phase phase phase Online- (online) (online) (online) training ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINARENvor OrtIN ONLINE-ANGEBOTE1 Tag 1 Tag 2 Tage Präsenz Präsenz Präsenz

Selbstlernphase: 3h täglich

denkbarer Zeitrahmen ca. 4 - 6 Wochen

Bedarfsanalyse • Kursinfo • Fragen zu Vorkenntnissen und Erwartungen

I Einführung

Einführung Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Zielstellungen • grundlegende im LMS umsetzen • Konsultationen • Überblick Nutzung LMS • Diskussion • Einführung LMS • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung II Trainer-Nutzung LMS

Selbstlernphase Transferaufgaben Präsenzphase • Lernaktivitäten im LMS umsetzen • Diskussion im LMS erstellen • Reflexion • modulare • Feedback Online-Tutorials

Lernprozessbegleitung III Wissensvertiefung IV Umsetzung Selbstlernphase Präsenzphase Präsenzphase • Theorie- • Präsentation Transferaufgabe • Präsentation erarbeitung • Diskussion eigene Kurse in • Reflexion • Präsenzlehre in • Feedback LMS erstellen • Feedback E-Learning umwandeln

Abbildung 13.2 begleitetes Ablaufplanung für ein coaching Blended-Learning-­ • nach Kurs- Seminar zum Thema abschluss Learning Management System (LMS)

Flipped Classroom Kursteilnehmenden können Zeit und Ort selbst bestimmen, aber auch das eigene Lerntempo. Der Flipped Classroom stellt den traditionellen Bei der Zusammenkunft im (Online-)Plenum Präsenzunterricht vom Kopf auf die Füße: verfügen daher alle mehr oder weniger über Während im herkömmlichen Unterricht die den gleichen Wissensstand. Dessen Inhalte, Aufgabe der Lehrkraft darin besteht, den Grundlagen, Theorien wurden zuvor festgelegt Lernenden (noch nicht vorhandenes) Wissen zu und mittels digitaler Lernmittel – sowie ggf. vermitteln, gibt das Konzept Flipped Classroom einer Online-Lernbegleitung bei Fragestellun- den Lernenden direkten Zugriff auf die Lern­ gen – vermittelt. Im Plenum kann man sich inhalte. So verändert sich die Rolle der Lehr- dann auf die Anwendung des Lernstoffs kraft zu der eines Coachs oder einer Mentor*in konzentrieren. (siehe Kapitel „Vom Frontalunterricht zur Online-Lernbegleitung“). Für Sie als Lehrende in lernbegleitender Rolle bedeutet das, dass die Präsenz-Phase bzw. das Wie das geht? Vor Beginn der gemeinsamen gemeinsame Online-Meeting vor allem dazu Online-Veranstaltungen setzen sich die Lernen- dient, das Gelernte mit den Teilnehmenden zu den bereits selbstständig (auch in Online-Grup- trainieren und zu reflektieren. Wählen Sie für pen) mit dem Stoff auseinander. Der Vorteil: Die den Unterricht also vor allem Fallbeispiele und

38 Stufe 3 - Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen

• Lerninhalte werden zuerst individuell von den Lernenden erarbeitet

• Anwendung, Vertiefung erfolgt in gemeinsamen Online/Präsenz-Phasen

Einführung, Selbstlernphase/ Kollaboratives Gemeinsame Abschluss Umfragen Transfer Lernen/Transfer (Online-)Phase

Abbildung 14 Ablauf und Methoden- kombination Flipped Classroom

Projektphasen aus, die auf dem erworbenen Grundwissen aufbauen. Diese werden dann möglichst praxisbezogen im Plenum bespro- chen und ausgewertet. Der Fokus liegt voll und ganz auf übungsintensiven oder verhaltensori- entierten Themen sowie der Klärung von Fragen und Problemstellungen.

In den unten stehenden Links finden Sie Beispiele für Flipped Classroom im Unterricht für die Sekundarstufe und in der Hochschullehre, die leicht übertragbar auf die berufliche Fort- und Weiterbildung sind. Gerade in diesem Bereich ist der Flipped Classroom eine geeignete Methode, weil sich digitale Trainingseinheiten flexibel in den beruflichen Alltag integrieren lassen.

39 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

„Flipped classroom“ (je nach thematischem Umfang verteilt über Tage/Wochen) bei umfangreicheren Themen in dieser oder modifizierter Form wiederholen

Gruppen- oder Einzelberatung, Konsultationen, Lernbegleitung nach festen Zeitregeln ca. 15-25 min ca. 20–30 min Kooperatives und kommunikatives Präsenzphase, Selbstlern- Lernen Abschlie- Einstieg Webinar- phasen endes Plenum Feedback Transferübungen Tests

Bei aufeinander aufbauenden Themen Wiederholung des Zyklus möglich

Vorstel- Klassische Erklär-Phasen Keine inhaltlichen Ein- Reflexion lung, aus dem Präsenzunter- führungen mehr – zum Kennen- richt ins Selbststudium sondern Klärung von Gelernten lernen, und/oder mit Gruppen- Verständnisfragen. Des und zur „Flipped lernphasen mit Lern- Weiteren Vertiefung der Online- Class- begleitung kombiniert Inhalte durch interaktive Form, room“- Lernvideos, interaktive Methoden; Übungen und Feedback- Methode Lernprogramme, Audios, praktische Anwendungen runde vorstellen, Veranstaltungsaufzeich- – Methodenmix; Grup- Erwartun- nungen, Linksammlun- pen stellen ihre Ergeb- gen gen, Sammlungen von nisse vor; Transfer- abfragen Multimedia-Objekten … übungen anhand von und ggf. mit gezielten Fragestel- Fallbeispielen; Rollen- abbilden lungen, Themenvergabe, wechsel - Lernende Projektaufgabe …, klare referieren, diskutieren Zielvorgaben und moderieren Leit- Abbildung 15 fragen im Plenum Phasenmodell Flipped Classroom

40 Stufe 3 - Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen

Weiterführende Links Das „Core and Spoke“-Modell: Wie man Präsenztrainings und Online-Lernphasen Flipped Classroom | Mit Lernvideos den didaktisch sinnvoll planen kann: https://www. Unterricht umdrehen (sofatutor): youtube.com/watch?v=4MRNmJWdTfc https://www.youtube.com/ watch?v=C0RngF2z6TU&feature=emb_logo Microlearning Der Inverted Classroom an der Universität Marburg (Prof. Dr. Jürgen Handke): Microlearning steht für kurze, knackige Lern­ https://www.youtube.com/watch?v=cTLkvMzyixk einheiten, die die Lernenden an jedem Ort und zu jeder Zeit wiederholen können – so etwas Wie motiviert man Lernende bei Anwendung von wie High Intensity Training für den Kopf. Die Flipped Classroom? (Prof. Dr. Jürgen Handke): Idee dahinter: Wissen wird so aufbereitet, dass https://www.youtube.com/watch?v=XRDmRAGL_ es zum Handeln, Einüben und Nachdenken pA&t=7s führt und damit der herkömmlichen Verges- senskurve entkommt (siehe Abbildung 16). Interview mit Mathematikprofessor Dr. Christian Denn bei der Wissensvermittlung ist weniger Spannagel, Pädagogische Hochschule Heidelberg: tatsächlich mehr: Ganze 60 Prozent des https://www.youtube.com/watch?v=0SwQw- „information overload“ aus herkömmlichen LShnA Unterrichtsformaten werden fast vollständig vergessen. Neue Formen des E-Assessment (Prof. Dr. Jürgen Handke): Diese kurzen Lerneinheiten von maximal 5 min https://www.youtube.com/ Länge (auch „Learning Nuggets“ genannt) watch?v=ZwAvpguiLmk eignen sich sehr gut im Blended-Learning-­ Format, aber auch beim reinen Online-Lernen. Weitere Videos von Prof. Dr. Jürgen Handke: Beispiele dafür sind weiter oben im Kapitel https://www.youtube.com/results?search_ „Digitale Lernmedien und -interaktionen“ query=Prof.+Dr.+J%C3%BCrgen+Handke aufgeführt, etwa Gamification, kurze Erklär­ videos, digitale Lernkarten, Quiz- und Rätsel-­ Aufgaben.

100

80

60

40

20

0 Abbildung 16 0 Min. 20 Min. 60 Min. 9 Std. 24 Std. 48 Std. 6 Tage 31 Tage Grad des Vergessens von neu Gelerntem nach Ebbinghaus

41 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Wichtig dabei ist, dass diese kleinen Lernein- Einzelsetting mit Microlearning heiten logisch aufeinander aufbauend an ein bei umfangreicheren Themen in dieser oder modifizierter Form wiederholen Lernziel führen. Sie sollten daher den Teilneh- menden auch die Möglichkeit bieten, das Gelernte zu überprüfen und Lerneinheiten je nach Bedarf auch öfter zu wiederholen.

Hierfür sind sogenannte Lernpfade (siehe Kapitel „Lernpfade“) hilfreich. Dabei ist darauf zu achten, dass diese nicht nur linear aufge- baut sind, um Schritt für Schritt zum Lernziel zu führen. Sinnvoller ist es, den Nutzer*innen auch Möglichkeiten zu bieten, Lernschritte zu überspringen, und ihnen Lernverzweigungen für Spezialisierungen oder komplexe Themen- 5-15 min pro 5–15 min pro Transferübung ca. 10-15 min ca. 10-15 min ca. 30-45 min Lernzielaufgabe bearbeitung anzubieten. Pause min. 20 min Pause min. 30 min 30–max. 120 min Lernende darauf Bei der Konzeption von Lernpfaden lautet hinweisen, dass ab 45 min 15 min Pause daher immer die erste Frage: Welche Vorerfah- nach 60 min rungen haben die Lernenden und über welche pausiert werden sollte technischen und medialen Kompetenzen verfügen sie? Passen Sie die Lernmethoden und -technologien an Ihre Zielgruppe an! Ständig sich wiederholende Wechsel Die einzelnen Lerneinheiten sollten bei Bedarf jederzeit aus jeder Lernpfadposition aufrufbar Einstieg Einführung Information Erarbeitung Transfer Abschluss sein. Das stärkt die nachhaltige Wissensvermitt- lung und -reflexion. Von Selbst- lernphase Lernpfade sind somit nie zu Ende. Sie können Transferübungen ständig weiterentwickelt und aktualisiert werden. Digitale Lernmedien und Lernplattfor- Vorstellung, Thema ver- kurzer Input – Aufgaben- Kombiniert Tests, Ergeb- men ermöglichen das. Kennenler- anschauli- mit Methoden splitting in mit darauffol- nis- oder nen, mit chen, Vor- der Wissens- Lern-Nuggets gender Projektprä- Webinar- wissen der vermittlung für Selbst- Vertiefung sentationen, Software Teilneh- variieren; bei lernphase durch kleine Reflexion zum vertraut mer*innen PPT-Folien (max. ca. Übungen, Gelernten, machen, ermitteln mit diese klar und 10-15 min.) praktische Feedback- Erwartungen Ab- bzw. reduziert zielgerichtete und reale runde abfragen und Umfragen, gestalten – Fragestellung, Beispiele, ggf. abbilden Quiz, Foren, keine visuelle Bereitstellung konkrete Chat Überforde- von Lern- Anwendun- rung medien gen

Microlearning: bezeichnet das Lernen in kleinen digitalen Lerneinheiten. Durch Aufteilung auf sogenannte Lernhäppchen (Lern-Nuggets) verringert sich die kognitive Last. Motivation und Lernerfolg steigen spürbar an. Abbildung 17 Motivation und Lernerfolg steigern mit „Learning Nuggets“

42 Stufe 3 - Professionalisierung digitaler Lehr- und Lernformen

Wichtig dabei ist, dass diese kleinen Lernein- Weiterführende Links Einzelsetting mit Microlearning heiten logisch aufeinander aufbauend an ein bei umfangreicheren Themen in dieser oder modifizierter Form wiederholen Lernziel führen. Sie sollten daher den Teilneh- Einige Beispiele für digitale Lerneinheiten mit menden auch die Möglichkeit bieten, das unterschiedlichen digitalen Tools bietet die Gelernte zu überprüfen und Lerneinheiten je Gäste-Spielwiese der moodle-Plattform des nach Bedarf auch öfter zu wiederholen. Projektes des Bundesförderprogrammes des BMFSFJ „Zukunftssicherung der Wohlfahrtspflege Hierfür sind sogenannte Lernpfade (siehe – Digitalisierung“ des AWO Bundesverbandes: Kapitel „Lernpfade“) hilfreich. Dabei ist darauf https://moodle.awo.org/moodle/login/index.php zu achten, dass diese nicht nur linear aufge- baut sind, um Schritt für Schritt zum Lernziel zu Anmelden als Gast ➙ Freie Kursaktivitäten führen. Sinnvoller ist es, den Nutzer*innen anklicken ➙ Gastzugangsschlüssel = Gast auch Möglichkeiten zu bieten, Lernschritte zu eingeben überspringen, und ihnen Lernverzweigungen für Spezialisierungen oder komplexe Themen- Kurze Einführung ins Thema Microlearning von 5-15 min pro 5–15 min pro Transferübung ca. 10-15 min ca. 10-15 min ca. 30-45 min Lernzielaufgabe bearbeitung anzubieten. der „Customer Delight Academy“: Pause min. 20 min Pause min. 30 min

30–max. 120 min https://www.youtube.com/ Lernende darauf Bei der Konzeption von Lernpfaden lautet watch?v=2HQH31RrVGw hinweisen, dass ab 45 min 15 min Pause daher immer die erste Frage: Welche Vorerfah- nach 60 min rungen haben die Lernenden und über welche Learning Nuggets von „Filmwarriorz“ in pausiert werden sollte technischen und medialen Kompetenzen Zusammenarbeit mit dem St. Marien- und verfügen sie? Passen Sie die Lernmethoden und St. Annastiftkrankenhaus zum Thema Pflege: -technologien an Ihre Zielgruppe an! Ständig sich wiederholende Geschichtsunterricht Pflege: Wechsel Die einzelnen Lerneinheiten sollten bei Bedarf https://www.youtube.com/watch?- jederzeit aus jeder Lernpfadposition aufrufbar v=u94RVRy8oPo Einstieg Einführung Information Erarbeitung Transfer Abschluss sein. Das stärkt die nachhaltige Wissensvermitt- lung und -reflexion. Pflegeverständnis: Von Selbst- https://www.youtube.com/watch?v=Bys- lernphase Lernpfade sind somit nie zu Ende. Sie können 6FQCv1rs Transferübungen ständig weiterentwickelt und aktualisiert werden. Digitale Lernmedien und Lernplattfor- Kommunikation in der Pflege: Vorstellung, Thema ver- kurzer Input – Aufgaben- Kombiniert Tests, Ergeb- men ermöglichen das. https://www.youtube.com/watch?v=- Kennenler- anschauli- mit Methoden splitting in mit darauffol- nis- oder qCleb4cN_hU nen, mit chen, Vor- der Wissens- Lern-Nuggets gender Projektprä- Webinar- wissen der vermittlung für Selbst- Vertiefung sentationen, Kurze Einführung ins Thema Microlearning Software Teilneh- variieren; bei lernphase durch kleine Reflexion zum (Steffen Steinicke): vertraut mer*innen PPT-Folien (max. ca. Übungen, Gelernten, https://www.youtube.com/ machen, ermitteln mit diese klar und 10-15 min.) praktische Feedback- watch?v=2HQH31RrVGw Erwartungen Ab- bzw. reduziert zielgerichtete und reale runde abfragen und Umfragen, gestalten – Fragestellung, Beispiele, Erklärvideo Digitales Lernen (simpleshow): ggf. abbilden Quiz, Foren, keine visuelle Bereitstellung konkrete https://www.youtube.com/ Chat Überforde- von Lern- Anwendun- rung medien gen watch?v=OcnWdTjy0FQ

Microlearning: bezeichnet das Lernen in kleinen digitalen Lerneinheiten. Durch Aufteilung auf sogenannte Lernhäppchen (Lern-Nuggets) verringert sich die kognitive Last. Motivation und Lernerfolg steigen spürbar an.

43 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Stufe 4 Lernplattformen – LMS/LXP

Was ist ein Learning Management 2 Vertiefende Angebote für Spezialisierun- System (LMS)? gen, Fort- und Weiterbildungen, Termin­ planungen inkl. Möglichkeit von externen Eine Lernplattform, auch Learning Management Buchungen bzw. Anmeldungen System (LMS) genannt, ermöglicht viele Lernsze- narien und integriert verschiedene Teilpro- 3 Nutzer- und Rollenverwaltung, Termin- gramme, angefangen bei der Bereitstellung von steuerungen, Kalender, Ressourcen-Manage- Lernmedien und der Organisation von Lernvor- ment gängen über die Verwaltung der Lernenden (Anmeldung, Prüfung, Tests) bis hin zur Pro- 4 Angebot für digitale Lernplätze und duktion von digitalen Lernangeboten durch die interne und externe Lerninhalte, die in Kursen Lehrenden. Alle Lernplattformen bieten hinterlegt sind Kommunikationsmöglichkeiten wie Chats und Foren zwischen Lehrenden und Lernenden und 5 Grundlegende Kommunikationsangebote dienen somit als Schnittstelle zwischen beiden. wie Chat oder Foren LMS dienen im Wesentlichen dazu, alle Lern­ inhalte, E-Learning-Kurse und Microlearning-­ Die Grundfunktionen von Learning Manage- Einheiten von einer zentralen Stelle aus ment Systemen lassen sich damit folgenden einzuspeisen und zu verwalten. Aufgabenbereichen zuordnen:

Zu der Vielzahl integrierter Anwendungspro- LMS – Managen LMS – Verwalten gramme und Medienformaten von Lernplattfor- — Personen — Rollen men gehört etwa die Verteilung von Lernmate- — Kurse — Rechte rialien in Kursangeboten, die für Interessierte — Inhalte — Zertifikate nach der Registrierung zur Teilnahme freige- — Wissen — Lernprozesse, schaltet werden. Lernpfade

Viele Fort- und Weiterbildungsanbieter arbeiten mit Lernplattformen, um Lehrmaterialien und E-Learning-Angebote bereitzustellen. Es gibt Learning Experience Plattformen (LXP) aber auch Lernplattformen, die mit einer (Lernerfahrungs-Plattform) sogenannten Autorensoftware arbeiten und eher darauf ausgerichtet sind, den Lehrenden Mit den immer rasanter wechselnden Trai- bei der Produktion von digitalen Lernformaten ningsanforderungen – Stichworte wie lebens- zu helfen. langes Lernen, adaptives Lernen und Engage- ment Learning zeigen das – hat sich in den Folgende Anforderungen, Angebote und letzten Jahren ein Bedarf an flexibleren Funktionen können über ein LMS umgesetzt Lernumgebungen herausgebildet. werden: Längst reicht es nicht mehr, allgemein ausge- 1 Standardisierte Schulungen (Kurse) – auch richtete Lernumgebungen zu schaffen. Vielmehr sich wiederholende Pflichtschulungen, die gilt es, schneller und gezielter auf notwendige nachweisbar absolviert werden müssen – auto- Fort- und Weiterbildungsangebote zu reagieren matisierte Erinnerungen und Nachweise und den Bedarf immer individueller anzupas- sen. So werden im E-Learning inzwischen eine

44 Stufe 4 - Lernplattformen – LMS/LXP

Reihe speziell entwickelter Tools und Technolo- Folgende Anforderungen, Angebote und gien zur Verfügung gestellt, um personalisiertes Funktionen kann ein LXP erfüllen: Lernen zu ermöglichen. Solche Lernumgebun- gen, die den Lernenden unterschiedliche 1 Kontinuierliche Kompetenzentwicklung in Erfahrungen und Lernziele ermöglichen, nennt Bezug auf die Arbeitsanforderungen und die man Learning Experience Plattformen (LXPs). persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Durch stetig neue und passende Lernangebote wird Learning Experience Plattformen geben den individuelles Lernen verbessert. Nutzer*innen also das Heft in die Hand beim Entdecken neuer Lernmöglichkeiten. Daher 2 Lernende lernen kollaborativ und werden sie auch als lernerzentrierte Software voneinander. Expert*innen und Moderator*in- bezeichnet. Im Unterschied zu LMS nutzen LXPs nen können ihr Wissen über Abteilungs- und nicht nur Lerninhalte des vorhandenen LMS, Kursstrukturen hinaus anderen Interessierten sondern kombinieren sie aus verschiedenen zur Verfügung stellen. webbasierten Quellen. Mithilfe personalisierter Empfehlungen, statistischer Auswertungen und 3 Die Funktionen dieser Lernplattformen intelligenter Verarbeitung der Nutzer*innenda- eignen sich für den Aus- und Aufbau von ten ermöglichen LXPs die Bereitstellung indivi- Fachwissen, fördern Veränderungsbereitschaft duell angepasster Lerneinheiten. der Lernenden und befähigen diese, neue (digitale) Technologien auszuprobieren. LXP können auf vorhandene Nutzer- und Seminarverwaltungsprogramme zurückgreifen, LXP – Finden und Entdecken LXP – Vernetzen aber auch auf externe Angebote und Veranstal- — Expert*innen — Soziales Lernen tungen aufmerksam machen sowie auf Foren — Mentor*innen — Lernangebote interner und und Beiträge verweisen, die aktuelle Themen — Veranstaltungen mit dem externer Anbieter/Quellen diskutieren, wie z. B. Digitale Transformation Kontext zum Lernen — Informationsaustausch über oder Design-Thinking. — Trends (z. B. Digitale Transfor- das Unternehmen/die Organi- mation, Design Thinking …) sation hinaus Der Vorteil für die Lernenden: Sie sind nicht — Unterschiedliche Angebote durch feste Inhaltskataloge oder Kursformate verschiedener Lernformate eingeschränkt, sondern können selbstständig und Wissensmultiplikatoren interessante Themen für sich entdecken, während sie zugleich von der Plattform zu relevanten, individualisierten Inhalten hinge- Die Weiterentwicklung des E-Learning in führt werden. Richtung LXP bedeutet nicht, dass LMS damit ihren Nutzen verloren haben. Vielmehr liegt der LXP unterstützen verschiedene Lerntypen, Nutzen momentan noch in der Vernetzung darunter problembasiertes Lernen, gruppenba- beider Systeme. siertes Lernen, ILT (Instructor-led-Training), selbstorganisiertes Lernen mit Lernbegleitung, Blended Learning mithilfe von Microlearning und Gamification etc. (siehe oben).

45 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Managen Entdecken Personen Veranstaltungen Kurse Trends Inhalte Wissen Vernetzen soziales Lernen externe Lernangebote externer Informations- austausch LMS verschiedene Lern- LXP formate

Finden selbstorganisiertes Verwalten Lernen eigene, flexible Rollen Lernpfade Rechte Expert*innen Lernprozesse Abbildung 18 Mentor*innen LMS- und LXP-Funktionen Zertifikate und Schnittstellen

Entscheidend ist die Schnittstelle zwischen Folgende Punkte sind dabei zu beachten: beiden Systemen, die einerseits auf die ­Nutzer*innen-Daten und Grundkursangebote — Die Lehrenden benötigen einen sicheren des vorhandenen LMS zugreifen kann und Umgang mit digitalen Medien: Sie kennen somit auf das Management und die Verwal- sich mit unterschiedlichen digitalen tung, ohne dass neue ggf. sogar verschiedene Datei-Formaten aus und wissen, wie man Tools dafür verwendet werden müssen. PDFs erstellt, Videos und Podcast aufruft, Andererseits ermöglicht sie den Zugriff auch Lernaktivitäten bedient bzw. ggf. selbst auf externe, schon vorhandene Lehr-Lern-­ erstellt sowie Dateien up- und downloadet. Angebote und eröffnet weiterführende kollaborative Lernformen.­ — Die Lehrenden sollten mit der Bedienung und Nutzung digitaler Werkzeuge vertraut sein, sich mit Videokonferenz- bzw. Webinar-­Tools Kriterien für den Einsatz eines LMS/LXP auskennen und kollaborative digitale Tools nutzen können. Die Entscheidung, welche Lernplattform für eine Institution/Organisation zum Einsatz — Die Lehrenden benötigen Kenntnisse zum kommt, sollte auch von Dozenten*innen und Anmeldevorgang, zum Login, zum grund­ Referent*innen begleitet werden. Denn sie sind legenden Support bei technischen Problemen diejenigen, die die Plattform zum Lernerlebnis der Lernenden, zum Einrichten von Kursen machen. und Bearbeiten von Lernpfaden.

Der Umgang mit einem LMS/LXP stellt bestimmte — Die Lehrenden müssen sich einarbeiten in Anforderungen an Methodik und Didaktik, integrierte Tools des LMS/LXP zur Erstellung denen Dozent*innen und Referent*innen von Lernaktivitäten sowie zu Test- und gewachsen sein sollten. Für viele ergibt sich Prüfungsabläufen. daraus ein Qualifikationsbedarf, der von Institutionen/Organisationen, die ein LMS/LXP — Die Möglichkeiten des gemeinsamen Austau- nutzen, gewährleistet werden muss. sches durch Chat- und Forenbereiche, , Portfolio, Mailverkehr und/oder Kommen­-

46 Stufe 4 - Lernplattformen – LMS/LXP

8 – Marketing-Konzept, Lernangebote erweitern und laufend aktualisieren

7 – Pilotierung anhand eines Bereiches/Themas — Testphase 3 bis 8 6 – Lerninhalte, Lernpfade konzipieren und produzieren, Monate Rollen & Rechte

5 – LMS-Wahl, IT-Rahmenkonzept entwickeln und 2 bis 5 implementieren Monate

4 – Lernziele und Lernformen definieren

3 – Bedarfsanalyse der Lerninhalte bezogen auf die Zielgruppen 2 bis 6 Monate 2 – Struktur- und Zielgruppenanalyse Beteiligung eines multiprofessionellen Teams Teams multiprofessionellen eines Beteiligung Leitungsstrukturen der und

1 – Zielstellung der Organisation definieren Organisationsgröße/Nutzer*innenanzahl je nach Abbildung 19 Projektablauf zur Implementierung eines LMS

tierungen müssen den Lehrenden vertraut https://www.sparwelt.de/magazin/mobil/ sein. lernplattformen-fuer-schueler

— Zwingend erforderlich sind Kenntnisse über Kostenlose digitale Lernanagebote, Medien und digitale Lehr-Lern-Formate, die Möglichkei- Lernprogramme (Deutscher Bildungsserver): ten von Blended Learning und Flipped Class- https://www.bildungsserver.de/Digitales- ­room, um entsprechende Lernszenarien u.a. Lernen-zuhause-12754-de.html mithilfe von Lernpfaden und entsprechen- dem digitalen Lernmaterial umsetzen zu Lernplattformen für den Schwerpunkt können. Sprachangebote: https://online-sprachen- lernen.com/die-10-besten-online-lernportale- — Vorhanden sein sollten auch Kenntnisse über im-uberblick/ den Aufbau und die Strukturierung von digitalen Wissensdatenbanken. Dateiablagen, https://lernplattformen.de/ Pools und digitale Bibliotheken unterschied- licher Lernmaterialien sollten verfügbar sein. Softwareliste für Lernplattformen (GetApp): https://www.getapp.de/directory/258/learning- — Lehrende sollten die Bereitschaft mitbringen, management-system-lms/software sich ständig den neuen digitalen Herausforde- rungen und Anforderungen zu stellen und das LMS E-Learning Management Software: Die Top „lebenslange Lernen“ selbst zu praktizieren. 10 Anbieter im Test & Vergleich (systemhaus.com): https://systemhaus.com/lms-elearning- Abbildung 19 gibt einen Überblick über die management-software/ einzelnen Schritte der Einführung eines LMS. Ab Punkt 2 sollten die Erfahrungen der Dozent*in- Ergänzende und weitere interessante Beiträge nen und Referent*innen einbezogen werden. zur digitalen Lehre unter „Hochschulforum Digitalisierung“: Weiterführende Links https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/ dossiers/gute-lehre Übersicht über kostenpflichtige und kostenlose Lernplattformen vom Magazin sparwelt.de: 47 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Glossar

App Applikation – Anwendungssoftware

Programmierschnittstelle/Anwendungsschnittstelle, mit der von einem API Softwaresystem anderen Programmen die Anbindung an das System zur Verfügung gestellt wird Auftragsverarbei- Ist immer dann zu schließen, wenn personenbezogene Daten durch tungsvertrag einen weisungsabhängigen Dienstleister verarbeitet werden Auch Autorenprogramme genannt, sind Computerprogramme, die es Autorensysteme ermöglichen, einzelne Übungen für den Unterricht oder auch ganze Unterrichtseinheiten mithilfe vorgegebener Strukturen zu erstellen Auch als integriertes Lernen bezeichnete Lernform, die eine didaktisch Blended Learning sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt Virtuelle Räume innerhalb eines Video-Meetings. Zusätzlich zur „Haupt- Breakout Rooms session“, dem Hauptmeeting im digitalen Raum, kann man parallel weitere Meetingräume öffnen und Personen in diese Räume einladen. Computerbasierte Trainingsprogramme: auf CDs oder DVDs oder lokal auf CBT Rechner installierte Trainingsprogramme Elektronische Kommunikation mittels geschriebenem Text in Echtzeit, Chat meist über das Internet Eine IT-Infrastruktur, die beispielsweise über das Internet verfügbar Cloud gemacht wird. Sie beinhaltet in der Regel Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware als Dienstleistung Die Datenschutz-Grundverordnung ist eine Verordnung der Europäischen Union, mit der die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten DSGVO durch die Datenverarbeiter (private wie öffentliche) EU-weit vereinheit- licht werden Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen Design Thinking führen soll ➙ Verstehen, Beobachten, Standpunkt definieren, Ideen finden, Prototyp, Testen Bildschirmübertragung oder Bildschirmfreigabe bezeichnet die Übertra- Desktop-Sharing gung des Bildschirminhalts eines Computers an einen oder mehrere andere Computer z. B. in Videokonferenzen Werke in elektronischer Buchform, die auf eBook-Readern oder mit eBook spezieller Software auf PCs, Tabletcomputern oder gelesen werden können

Emojis Bildschriftzeichen

„Umgedrehter Unterricht“ ist ein didaktisches Konzept, das Lerninhalte vor der Präsenzveranstaltung in aufbereiteter Form – insbesondere als Flipped Classroom Video – zur Verfügung stellt und die gemeinsame Zeit im Seminar für Praxis und Anwendung nutzt. Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext. Zu diesen spieltypischen Elementen gehören u. a. Erfahrungspunkte, Gamification Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeich- nungen.

48 Glossar

Als dedizierter Host wird eine Person bezeichnet, der eine Aufgabe Host zugedacht wird bzw. die einem Kunden/einem Dienst zugeordnet ist. Die fünfte Fassung der Hypertext Markup Language, einer Computerspra- HTML5 che zur Auszeichnung und Vernetzung von Texten und anderen Inhalten elektronischer Dokumente, vorwiegend im Digitale Werkzeuge, die die Zusammenarbeit verschiedener Personen Kollaborative Tools online ermöglichen. Local Area Network, zu Deutsch lokales oder örtliches Netzwerk, das z. B. LAN eine Internetverbindung über eine Kabelverbindung zum Router ermöglicht Eine eigenständige (auch digitale) Mini-Lernaktivität in einer Länge von Learning Nugget möglichst unter 5 Minuten Learning Management System = Lernplattform zum Breitstellen von LMS digitalen Lerninhalten und der Organisation der Lehr- und Lernvorgänge

Microlearning Lernen in kleinen Lerneinheiten und kurzen Schritten

Massive Open Online Course sind überwiegend in der Hochschul- und Erwachsenenbildung verwendete Onlinekurse, die in der Regel große Mooc Teilnehmerzahlen aufweisen, da sie auf Zugangs- und Zulassungsbe- schränkungen verzichten. Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. CC BY: bei Weiterverwendung muss Name des*r Urhebers*in genannt werden. OER CC BY SA: bei der Weiterverwendung muss Name des*r Urhebers*in genannt werden. UND: wird das Material gemixt, verändert oder ander- weitig direkt darauf aufgebaut, sind die Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original zu verbreiten. CC0 (CC Zero): Möglichkeit, Werke in die Gemeinfreiheit – auch Public Domain genannt – zu entlassen. „In eigenen Räumlichkeiten“ – Nutzungsmodell für die lokale Nutzung On premise von Software auf eigenen Servern Eine Serie von häufig auch im Abonnement erhältlichen Mediendateien Podcast (Audio oder Video) im Internet Universelle gestalterische und technische Umsetzung von Webinhalten responsive auf allen mobilen Endgeräten (Tablets, Smartphone) Netzwerkgeräte, die sogenannte Netzwerkpakete zwischen mehreren Router Rechnernetzen weiterleiten können. Sie werden am häufigsten zur Internetanbindung eingesetzt. Basiert auf dem Grundsatz, dass die Software und die IT-Infrastruktur bei SaaS-Modell einem externen IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienst- leistung genutzt werden Diese Programme erfassen einen Screenshot (Bildschirm-Bild) des Screen-Software Desktops als Bilddatei oder zeichnen die Computer-Desktop-Aktivitäten im Laufe der Zeit als Video digital auf. Kann wie ein Container-Modell verstanden werden, welches austausch- bare elektronische Lerninhalte aufnimmt. Für die Austauschbarkeit sind SCROM bestimmte Standards definiert, damit aus verschiedenen Quellen die Inhalte aufgenommen, dort entsprechend übersetzt und dann auf anderen Systemen wiedergegeben werden können.

49 ARBEITSHILFE ZUR UMWANDLUNG VON PRÄSENZSEMINAREN IN ONLINE-ANGEBOTE

Bezeichnet pauschal die Zusammenarbeit von Menschen in Projekten, Social Collaboration Gruppen oder Teams mithilfe des Internets und elektronischer Medien

Tools Werkzeuge – Softwareanwendungen

Videokonferenzsystem (herkömmlich Video-Hardwareausstattung), VKS Begriff wird aber aktuell für Software verwendet, die virtuelle Video­ konferenzen ermöglicht (z. B. Webex, Zoom, BigBlueButton, Teams …). Virtual Private Network: a) ein virtuelles, in sich geschlossenes Kommunikationsnetz, das dazu dient, Teilnehmer*innen des bestehenden Kommunikationsnetzes an VPN ein anderes Netz zu binden b) ein verschlüsselter Fernzugriff auf Unternehmensanwendungen und gemeinsam genutzte Ressourcen, dabei wird ein gesicherter Zugriff auf bestimmte Dienste des anderen Netzes ermöglicht Webbasierte Trainingsprogramme, die im Internet, über Lernplattformen WBT und Portale angeboten werden Ein digitales Seminar, das in der Regel nur eine Freistellung einer Webinar Präsentation und der Vortragenden zulässt. Die Teilnehmenden hören und schauen zu und können ggf. per Chat Fragen stellen. Herkömmlich eine Schreibtafel – in digitalen Medien eine kollaborative Whiteboard Schreibtafel, auf der alle Beteiligten gleichzeitig schreiben können

WLAN Drahtloses lokales Funknetzwerk

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Arbeitshilfe zur Umwandlung von Präsenzseminaren in Online-Angebote

awo.orgAWO BUNDESAKADEMIE