Olympe Bisher erschienen: Heft 1: Frauenrechte sind Menschenrechte (1/94) Heft 2: Wirtschaftspolitik – Konflikte um Definitionsmacht (2/95) Feministische Arbeitshefte zur Politik Heft 3: Sozialpolitik – Arena des Geschlechterkampfes (3/95)

Heft 4: Wir leben hier – Frauen in der Fremde (4/95) Olympe 19/03 Heft 5: Der verwertete Körper – Selektiert. Reproduziert. Transplantiert. (5/96) Heft 6: Architektur – Der verplante Raum (6/96) Heft 7: Typisch atypisch – Frauenarbeit in der Deregulierung (7/97) Heft 8: 1848–1998: Frauen im Staat – Mehr Pflichten als Rechte (8/98) Heft 9: Einfluss nehmen auf Makroökonomie! (9/98) Heft 10: Gesundheit!!! Standortbestimmung in Forschung, Praxis, Politik (10/99) Heft 11: Feminismen und die Sozialdemokratie in Europa (11/99) Heft 12: Männer-Gewalt gegen Frauen (12/00) Heft 13: Marche Mondiale des femmes. Exploration – ein Mosaik (13/00) Heft 14: Nationalismus: Verführung und Katastrophe (14/01) Heft 15: Freiwilligenarbeit: wie frei – wie willig? (15/01) Heft 16: Ordnung muss sein! Pädagogische Inszenierungen (16/02) Heft 17: kreativ – skeptisch – innovativ, Frauen formen Recht (17/02) Heft 18: draussen – drinnen – dazwischen: Women of Black Heritage (18/03) Heft 19: Dispersion – Kunstpraktiken und ihre Vernetzungen (19/03) Heft 20: erscheint 2004 als Jubliäumsnummer zum Thema Provokation Dispersion

Dispersion Kunstpraktiken und ihre Vernetzungen

ISSN 1420-0392 ISBN 3-905087-42-1 Heft 19 Impressum

Olympe. Feministische Arbeitshefte zur Politik Herausgeberinnen: Redaktion «Olympe» Heft Nr. 19/Dezember 2003: Dispersion – Kunstpraktiken und ihre Vernetzungen Auflage: 1000 ISSN 1420-0392 ISBN 3-905087-42-1 Redaktion: Jael Bueno (Ottenbach), Luisa Grünenfelder (Luzern), Verena Hillmann (Zürich), Elisabeth Joris (Zürich), Sabina Larcher (Winterthur), Mascha Madörin (Münchenstein), Sabina Schleuniger (Zürich), Michèle Spieler (Aarau), Silvia Staub-Bernasconi (Berlin, Zürich), Marina Widmer (St.Gallen), Susi Wiederkehr (Uster), Sandra Zrinski (Zürich).

Redaktion dieser Nummer: Ursula Biemann, Marion von Osten, Verena Hillmann, Elisabeth Joris, Sabina Schleuniger, Marina Widmer Gestaltung/Layout: Luisa Grünenfelder Korrektorat: Sawitext, Sylvia Sawitzki, Uster Druck: Unionsdruckerei/subito AG, Schaffhausen Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem und neutral geleimtem Papier © Alle Rechte bei OLYMPE und den Autorinnen

Anschrift der Redaktion: Olympe, Feministische Arbeitshefte zur Politik, Gemeindestrasse 62, 8032 Zürich (Schweiz) e-mail: [email protected] www.olympeheft.ch

Erscheint in der Regel zweimal jährlich Preis Fr. 21.– (+ Versand), Abonnement für 2 Ausgaben Fr. 40.– Postcheckkonto Schweiz: 80-38035-0 Postgirokonto Deutschland: 360 801 756, BLZ 660 100 75

Publikationsbeitrag: Ines Bauer, Zürich, Migros-Kulturprozent, Pro Helvetia

Umschlag Fotos: David Attie, Ursula Biemann, Kaucyila Brooke Olympe

Feministische Arbeitshefte zur Politik

Dispersion

Kunstpraktiken und ihre Vernetzungen

Heft 19 Inhaltsverzeichnis

Zu dieser Ausgabe 4 Nina Möntmann Martha Rosler: From the Kitchen Into the Streets ... 6 Yvonne Volkart Wildernde Gezähmte Figurationen von Widerspenstigkeit in zeitgenössischer Videokunst 8 Raqs Media Collective, New Delhi A/S/L Age/Sex/Location 20 Kaucyila Brooke The Boy Mechanic 24 Christina Della Giustina / Sabina Baumann Casual Das Konzept 30 Rachel Mader Feminismus mit Methode Perspektiven der feministischen Kunstgeschichte 34 Doris Guth Zu Hause Feministische Ausstellungspraktiken in den 70er und 80er Jahren 45 Marion von Osten Eine Frage des Standpunktes Ausstellungen machen 59 Annette Schindler Pubertärer Unmut als künstlerische Strategie Zu Marlene Mc Carty's «girls» 73 Ursula Biemann Visuelle Geografien des Geschlechts 78 Shirana Shahbazi Goftare Nik / Good Words 90 Cecilie Høgsbro Østergaard / Nanna Debois Buhl Red Light Transitions Eine videoessayistische Reflexion über Körper, Sex und Stadt 96 L'association (des pas) HOT WATER – de l'eau chaude Fragments d’un travail-en-cours 99 Bernadette Hengst / Emily Roysdon König im Kleid 112 Hedwig Saxenhuber First Story Eine Ausstellung in Porto zur Aktualität feministischer Kulturpraktiken 117

Events Fliegender Besen 6. Internationales Frauen–Film–Festival 123

Zur politischen Aktualität Genderdebatte 124

Dokumentation Die Favoriten der Autorinnen Eine kommentierte Literaturliste 126 Wo bitte geht’s zum «Cyperfeminismus»? Eine Lesezeichensammlung 130

Zeitschriften und Bücher zum Thema 134

Autorinnen 141 Zu dieser Ausgabe

Mit dieser Nummer thematisiert Olympe erstmals explizit Kunst und Kulturpolitik. Die Grafikerin Luisa Grünenfelder nahm dies zum Anlass, das Heft neu zu gestal- ten. Es entstand in Zusammenarbeit mit Ursula Biemann und Marion von Osten, die als Künstlerinnen und Kuratorinnen in verschiedenen Feldern zwischen visuel- ler, medialer und textueller Produktion international tätig sind. In der Schweiz ha- ben sie mit Ausstellungsprojekten in der Zürcher Shedhalle auch gesellschaftspoli- tisch auf sich aufmerksam gemacht. Bei der Konzeption dieser Ausgabe standen deshalb folgende Fragen im Zentrum: In welchen kulturpolitischen Räumen bewe- gen sich feministische bildende Künstlerinnen, welche Themen greifen sie auf und welche Funktionen der Vermittlung und Sichtbarmachung übernehmen sie heute? Dabei richtet sich der Fokus auch auf das unmittelbare Umfeld der Künstlerinnen und auf ein erweitertes Netz von Produzentinnen im globalen Kontext. Wie die viel- fältigen Kunstpraktiken verschiedene gesellschaftspolitische Felder infiltrieren und dort wirksam werden, zeigt diese Olympe. Dispersion – Kunstpraktiken und ihre Vernetzungen, so der Titel des Hefts, ist eine 4 dichte Sammlung von theoretischen Texten und Darstellungen feministischer Kunstprojekte der letzten Jahre. Kunst wird in diesem Zusammenhang als Diskurs- faktor und Handlungsraum verstanden, der für feministische Anliegen genutzt wer- den kann, um Wissen zu produzieren und teilnehmende Formen der Vermittlung ge- rade auch im Austausch mit anderen Wissensgebieten zu ermöglichen. Die Bandbreite der Themen reicht von kunstimmanenten Diskursen und Analysen zu sozialkritischen Kunstpraktiken über die Schaffung eigener symbolischer Räume. Rachel Mader greift in ihrem kunsthistorischen Beitrag die zentralen Streitpunkte der feministischen Kunsttheorie auf und zeichnet deren Methoden nach. Yvonne Volkart diskutiert am Beispiel aktueller Videokunst die Vielfalt, Komplexität und Widersprüchlichkeit von Cyborgsubjektivitäten. Ursula Biemann lotet die Darstel- lungsmöglichkeiten im transnationalen Raum aus, um zeitgemässe digitale Bilder für Migration und Globalisierungsvorgänge zu entwerfen. Die Kunsthistorikerin Doris Guth fragt nach den gesellschaftlichen Phänomenen und Prozessen im Kunst- betrieb, die Ausstellungen zum Thema Gender/Feminismus zu Grunde liegen. Marion von Osten befasst sich mit der noch ungeschriebenen Geschichte des Kunst- raums als sozialem Ort, der sich in seinen historischen Anfängen ausschliesslich an den westlich-europäischen Bürger adressierte, seit den 70er Jahren aber in femini- stischen Projekten für die Schaffung von Gegenöffentlichkeiten und transdiszi- plinären Projekten umgedeutet wurde. Hedwig Saxenhuber stellt die von Ute Meta Bauer in Porto kuratierte Ausstellung First Story - Women Building / New Narrati- ves for the 21st Century vor, in der unterschiedliche Ermächtigungsstrategien von Frauen thematisiert wurden. Das Videokunstprojekt Age Sex Location von Raqs Media Collective aus New Dehli verortet wechselnde Identitäten in der New Eco- nomy und zeigt die geschlechtsspezifischen Arbeitsbedingungen des neuen Typus der Datenoutsourcing-Agentin auf. Shirana Shahbazis Fotoserie Goftare Nik / Good Words ist darauf angelegt, Bildtypologien anhand eines Bilderkompendiums der iranischen Alltagskultur durcheinander zu bringen und westliche Sehgewohn- heiten zu hinterfragen. In Red Light Transition reflektiert Nanna Buhl anhand eines Video-Essays die Beziehung von Körper, Sex und Stadt am Beispiel der Prostituti- on in der Rotlichtzone von Kopenhagen. Für die Ausstellung The New Agora in Biella haben die Künstlerinnen Sabina Baumann und Christina Della Giustina mit verschiedenen schwulen und lesbischen AkteurInnen zusammengearbeitet. Annet- te Schindler analysiert die irritierenden Bleistiftzeichnungen jugendlicher Delin- quentinnen von Marlene McCarthy. Nina Möntmann ihrerseits zeigt, wie Martha Rosler mit ihren Arbeiten den feministischen Diskurs in der Kunst wesentlich mit- geprägt hat. Kaucyila Brooke stellt das fortlaufende Video- und Foto-Projekt The Boy Mechanic über die Geschichte des Auftauchens und Verschwindens lesbischer Bars vor. Im Interview von Emily Roysdon erzählt Pauline Boudry der Queer Elec- troPunkBand Rhythm King and her friends, wie sie bei ihren Auftritten mit Visuals 5 arbeiten. Das Video-Projekt Hot Water wird von der association (des pas) als Mittel der politischen Intervention eingesetzt. Es unterstützt die Forderungen der Frauen, die in den heruntergekommenen Häusern der ehemaligen Minenarbeiter im Nor- den Frankreichs leben, nach minimalem Wohnkomfort. In der Rubrik «Zur politischen Aktualität» zeigen wir die kontroversen Standpunk- te der Künstlerin und Kulturtheoretikerin Marion Strunk und der Historikerin To- ve Soiland zur aktuellen Debatte über die Bedeutung der Gender Studies für die feministische Bewegung. Die von den Autorinnen aufgestellte und kommentierte Literatur- und Website-Liste sowie die Buchbesprechungen geben Hinweise für ei- ne weiterführende Auseinandersetzung.

Ursula Biemann, Verena Hillmann, Elisabeth Joris, Marion von Osten, Sabina Schleuniger, Marina Widmer 6 derman Ukeles und und Fraseräussern. Ukeles Andrea derman auch in den performativen konzeptuellen Ansätzen von Adrian Piper, Mierle La- Mierle Piper, Adrian von Ansätzen konzeptuellen performativen den in auch ieti äs)o tsh oe szae eunhe ase ct äs, i se sich sie wie lässt, Acht (ident ausser i Bezugnahmen konkrete damit soziale und Lewitt) oder täts-)pol Sol und itische Bochner Mel Kosuth,Joseph beispielsweise eso vn ozpknt de u ielsice Rglytmn ubu (siehe aufbaut Regelsystemen idealistischen auf die Konzeptkunst, von Version zieht zieht sie sich damit auf auch jener Domäne zeitgenössischen kritisch die männliche an. be- Zudem «Hausfrau» der Regelbrüche die sie siedelt Schemas vertrauten ses die- innerhalb und Schrift, und Sprache der durch Verständigung Grundlage tiven norma- und Regelhaftigkeit verinnerlichten allgemein einer Raster das sie benutzt allem unterdrückte Wut und zum Aggression Ausdruck bringen. Mit dem Alphabet i en srflie ueetn ds ses ü de aii vree, n führt und vorsehen, und unspezifische stattdessen Handlungen uneffektive mit Familie den Geräten aus, die die vor für Essens des Zubereitung sorgfältige eine die an. Im weiblich konnotierten Refugium der Küche bricht sie die die sie Verhaltensregeln, bricht Küche der Refugium konnotierten an.weiblich Im unmittelbar BetrachterInnen die spricht und Kamera die angelangt, in U Rosler Martha Buchstaben weist Beim sich. hinter sie sie wirft hat, gerammt Tisch den grober Weise in ist, Eispickel einen umgegangen mit Geräten diesen beispielsweise selbst, in eine Schürze gekleidet, mit Kochutensilien in der Küche. der in Kochutensilien sie mit gekleidet, agiert Schürze eine 1975 in selbst, von Kitchen» the of «Semiotics Video ihrem In Frauen. von ben Le- privaten, häuslichen im Rollenschemata tradierten die allem vor sie matisierte in Diskurs der Kunst feministischen geprägt.deutlich In der Zeit bis etwa 1980 the- den Rosler Martha hat – Kleidungsstücken ausgestopften mit Installationen und Mit frühen ihren – Arbeiten Videos, Filme, Performances, Fotomontagen, Cartoons Nina Möntmann Rosler:FromtheKitchenIntoStreets... Martha deren Bezeichnung deutlich ausspricht: «Apron,deutlich Bezeichnung bowl,deren chopper, sie in Nachdem ...» das in durch, die hält und Kamera Alphabet Küchengeräte sie indem nacheinander 1 Sie dekliniert Sie

Olympe 19/03 Parallel zu der feministischen Programmatik ihrer Arbeit entwickelt Martha Rosler ein Interesse am sozialen Raum der Stadt; zunächst an den (Un-)Möglichkeiten sei- ner Darstellbarkeit, wie in der Foto-Text-Arbeit «The Bowery in Two Inadequate Descriptive Systems» von 1974–75, die den Versuch einer Annäherung an einen New Yorker Strassenzug darstellt, der zu dieser Zeit beispielhaft für die sozialen Missstände der Stadt steht, oder in dem Video «Secrets from the Streets: No Disclo- sure» von 1980, das aus dem fahrenden Auto heraus eine Perspektive des Streetlife in einem Latino-Viertel in San Francisco zeigt. Ihr umfangreichstes Projekt, «If you lived here ...» von 1989, entstand aufgrund einer Einladung der Dia Art Foundation in New York. Sie nutzte diese Einladung jedoch nicht für die Ausstellung ihrer eige- nen Arbeiten, sondern um ein Projekt zu generieren, das sowohl obdachlose Künst- lerInnen integriert als auch Aktivistengruppen und Kunstwelt-KünstlerInnen, die zu Themen der Obdachlosigkeit, der urbanen Gestaltung und der Wohnungspolitik ar- beiten, wie Dan Graham, Krzysztof Wodiczko, Max Becher und andere. Das Projekt stellt innerhalb der Arbeitsbiographie Martha Roslers eine konkrete und direkte Durchführung ihrer Ideen zum urbanen Raum dar. Hier steht nicht mehr die Ab- bildung, sondern die Handlung im Vordergrund, mit dem Ergebnis, dass sich zwei aktive soziale Räume überlagern, der institutionelle Raum und der urbane Raum. Dabei stellt die Partizipation der Obdachlosen-Gruppen einen wesentlichen Be- 7 standteil des Projekts dar. Diese Überschreitungen von Grenzphänomenen ziehen sich als ein wesentlicher Aspekt durch Martha Roslers gesamte Arbeit, der in «If you lived here ...» besonders aktiviert wird: Die verschiedenen gesellschaftlich abge- grenzten Bereiche wie Künstlerin – Ausstellungsmacherin, Kunstwelt-Künstlerin – «Gegenkultur»-Künstlerin, Innenraum – Außenraum sowie Ausstellungsinstitution – urbaner Raum und Dokumentation – Aktivismus fliessen in Martha Roslers anti- musealer Praxis ineinander.

1 Semotics of the Kitchen, 1975, s/w-Video, 7 Minuten 8 dass sie Wege finden müssen, mit und in ihnen zu leben, damit sie nicht zugrunde ge- schen, die zutiefst spüren, dass sie die schlechten Verhältnisse nicht ändern, sondern Überlebensgestus der minoritären, diskriminierten und weiblichen Klasse von Men- oder politisch artikuliertes Handeln: Sie ist ein individueller Aufruhr,ein ist radikaler Handeln:Sie ein artikuliertes politisch oder ee dsrmneed Vrätis. i it ih Aabiug m Bestehenden am Abarbeitung nicht ist Sie Verhältnisse. diskriminierende gegen ist ein Akt der Selbstermächtigung, der «weibliche» subalterne Weg des Widerstands ums eigene Überleben, und das tut sie radikal und unangepasst.und Widerspenstigkeitradikal sie tut das Überleben,und eigene ums höchstwahrscheinlich ortet sie sich nicht einmal gesellschaftlich. Sie kämpft lediglich e kn. i Poaoitn etl kie oiice netltneot an, Angestelltenrevolte politische keine zettelt Protagonistin Die kann. ben nisse im geheimen so, dass sie – ganz privat und allein – wieder gut und glücklich le- die ordnet und Verhält-sich friedenzugeben,daran.sie aber fasst verzweifelt Dann recht versucht sie zunächst, sich mit den neuen gegen sie gekehrten Bedingungen zu- Dieser Film zeigt eine zur Widerspenstigen gewordene Gezähmte. Mehr schlecht als sexy Sonnenbrille, diesichsouveränineineoptimalvorgespurte Zukunftsteuert. im etül ds nägih hslce nli as ebteuse lnie mit Blondine selbstbewusste als Entlein hässliche anfängliche das enthüllt Films mord und braust in einem tollen Cabriolet auf und davon. Die letzte Einstellung des Unterdrückung – radikal zu Eigen: Via E-Mail kaschiert sie den Mord als Selbst- als Mord den sie kaschiert E-Mail Eigen:Via zu radikal – Unterdrückung propagierten Möglichkeiten der digitalen Technologienvielfältig – realiter ein die Mittel zu ihrer sich sie macht Selbstermächtigung von Akt weiteren einem In wird. sie zuerst in tiefste Depressionen, bevor sie zur rächenden Mörderin an ihrem Chef gelassen,allein wird.Modem mutiert einem Abruf und Computer stürzt einem Mit auf und Hause Teilzeitstelleeiner zu zu Arbeit von Feminisierung und bilisierung Künstlerin Cindy Sherman eine Frau, US-amerikanische deren Job im Zuge von Deregulierung, die Flexi- zeichnet 1996 Jahre dem aus Office-Killer» «The Film Im Yvonne Volkart Figurationen vonWiderspenstigkeitinzeitgenössischerVideokunst Wildernde Gezähmte 1

Olympe 19/03 hen. Das ist Flexibilität pur und hat weder mit Opportunismus noch mit Fatalismus etwas zu tun. Widerspenstigkeit ist, im Gegensatz zum (offenen) Widerstand, purer Nihilismus, gekoppelt mit dem Lebenstrieb, und insofern libidinös und destruktiv. «Widerspenstig ist das, was sich nicht fügt, was sich nicht glätten lässt. Eine dumme Haarsträhne oder eine Falte, die sich unerwünscht aufgeworfen hat und nur mit be- sonderen Mitteln, mit technischem Aufwand, mit Desinteresse oder aber mit Humor zu bewältigen ist. Widerspenstig ist etwas. Widerspenstiges hat eine körperliche, ei- ne erotische Dimension. Und im Begriff klingt – erwünscht-unerwünscht – etwas an, das lange Jahrhunderte Weibliches markieren wollte: ein Unwissen, eine Unbewusst - heit – und Trotz. Ein kindlicher, fast rührender Ungehorsam gegen das, was sich als unverrückbar und fest behaupten kann. Aber auch ein Ungehorsam ohne erklärtes Ziel, gedankenlos, planlos, anarchisch, der vom Bestehenden auf Dauer nicht gedul- det werden kann. Hier setzt die Legitimierung aller Massnahmen gegen das Wider- spenstige an. Das Widerspenstige ist bedroht von gewaltsamer Beugung oder Des- interesse. Noch das Lachen kann es vernichten, wenn es seine ernsten Motive verkennt.» Das schreibt die Kunsthistorikerin Ute Vorkoeper zur Ausstellung «Wi- derspenstige Praktiken im Zeitalter von Bio- und Informationstechnologien», die ich im Frühjahr und Sommer 2000 kuratierte.2 Mit diesen Sätzen zur erotisch-weiblich-körperlichen Dimension des Widerspensti- 9 gen trifft sie genau das, was mich veranlasste, auch hier im Kontext von «Olympe» nochmals dieses Wort zu verwenden: Es assoziiert «Weiblichkeit» in allen Schattie- rungen und balanciert zwischen (patriarchaler) Zuschreibung und feministischer Selbstartikulation. Der Auslöser für den Titel war Shakespeares «Der Widerspensti- gen Zähmung», ein Stück, dessen Hauptrolle ich selbst vor 20 Jahren spielte und des- sen andere, unterdrückte Botschaft ich, so wie viele Feministinnen, nie vergass.3 Ei- ne andere Referenz ist Donna Haraways Cyborg-Figur/ation, die ich mir stets als ein ungezogenes altersloses Mädchen vorstellte. Ihr «Cyborg Manifesto» (1984), das sie als einen «ironischen Mythos» verstand und in dem sie Figur und Trope der Cyborg als eine feministische Überschreitungsphantasie propagierte, stellt einen wichtigen Knotenpunkt in (post-)feministischer Theorie dar. Einer Politik der Selbstermächti- gung und der Artikulation verpflichtet, forderten diese Theorien immer wieder Fi- gurationen weiblicher «Subjekte» jenseits simpler Identitätspolitiken. Sowohl Ha- raway als auch Rosi Braidotti4 und andere5 plädierten dafür, Grenzverwischung und Hybridität zu geniessen, den Zustand der neuen Bedingungen mit ihrer «Informatik der Herrschaft» (Haraway) als Chance für neue Subjekt- und Identitätsentwürfe und Allianzen zu begreifen – was die Protagonistin in «The Office Killer» ja auch beispielhaft tut. Wichtig an diesen Ideen scheint mir, dass das Moment der Lust und des Genusses sehr stark in den Vordergrund rückt – und zwar bei einem Prozess, der mit sehr viel Verlust, Auflösung und der begründeten Angst vor neuen Formen der 10 e dr ee dznrlsetn ahdsoiie rudn ol, rär man erfährt wolle, erkunden Machtdispositive dezentralisierten neuen der gen basen eindringt und Informationen abzapft.Bewegun- diffusen die AusserInformationen sie und dass eindringt basen jedoch öffentlich anzuprangern. Die andere ist Zilith, die Hackerin, die in Daten- in die Hackerin, die Zilith, ist andere Die anzuprangern. öffentlich jedoch stisch-bürgerlichen Ökonomie zersetzt sie schleichend dessen Gesetze, ohne diese Gesetze, ohne dessen schleichend sie zersetzt Ökonomie stisch-bürgerlichen ugn oreie Wilcki hnuhbn an As rdk dr kapitali- der Produkt Als kann. hinausheben Weiblichkeit bourgeoiser nungen Ord- alltäglichen die über sich sie dem in Leben, aufregendes ein ihr beschert ten Kitzel des Gefährlichen und Unerlaubten beim Klauen irgendwelcher Nichtigkei- irgendwelcher Klauen beim Unerlaubten und Gefährlichen des Kitzel Der entwickelte. Kleptomanin leidenschaftlichen zur sich und konnte standhalten nicht Kaufhäusern eröffneten neu den in Waren schönen der Verlockungen den Jahrhunderts, die, wie anscheinend viele andere Oberschichtsfrauen damals auch, damals Oberschichtsfrauen andere viele Jahrhunderts,anscheinend die,wie schichten zweier widerspenstiger Frauen aus zwei Jahrhunderten verknüpft. Jahrhunderten zwei aus Frauen widerspenstiger zweier schichten eine ist Arathusa, eine Frau der bürgerlichen Oberschicht aus dem Paris des 19. des Paris dem aus Oberschicht bürgerlichen der Frau eine Arathusa, ist eine undinstallation, «Artificial Changelings» (Künstliche Wechselbälger), das die Ge- die das Wechselbälger), (Künstliche Changelings» «Artificial undinstallation, So- und Video interaktivem Teil Trilogieersten einer mit den 1998 konzipierte ve die Hackerin.im Künstlerin operierende geheimen Die Tonius-amerikanische Do- Figur,Eine 21. im die der Jahrhundert Image vertritt,das ist stark Widerspenstigen knacken Informationszeitalters des Basen Die würden. schaffen stige Widerspen- widerspenstigere oder Produkte kritischere und plexere, alternativere kom- generell Künstlerinnen dass schliessen, daraus nicht man kann bevorzugen, Strukturen einfachere tendenziell Operas Soap und digen. Auch Hollywood wenn befrie- auch als wecken sowohl Komplexität, und Ästhetik unterschiedlicher mit auch wenn Film und gleichermassen, lywood, Fernsehen, Videokunst Independent Hol- das ein Wunschpotenzial, – Widerspenstigen nach Bedürfnis grosses ein scht herr- Worten:Es anderen Mit lässt. fahren den Freiheit in mögliche die nicht in Tod, sondern Protagonistin aufmüpfige die er weil deswegen, Letzteres ist. scher feministi- und kapitalismuskritischer viel ungleich er obzwar hat, Killer» Ähnlichkeiten Office «The dem mit Louise», and «Thelma wie Filmes eines Erfolg den an bloss denke man – Hochkonjunktur nämlich haben Frauen an. Widerspenstige hollywoodreif Frauenpower der und Identifikationsfigur Plots,des weiblichen der Einfachheit strukturellen der mit mutet Film gerichtete Massenpublikum ein Dieser an sein. mainstreamkompatibel können (Video-)Künstlerinnen genössische Zeit- etwas: noch aber zeigt – sozusagen Kunstinterpretation feministischer schiff Flagg- dem – Sherman Cindy von Kino-Produktion erste die Killer», Office «The sätze, wieesauchmeinerIdeevon Widerspenstigkeit entspricht. (post-)feministischer Moment wesentliches An- ein nach Meinung meiner liegt ren ande- einer auf Chance einer zu Zustands schlechten Ebene bestimmten einer auf Unterdrückung zu tun haben könnte. In dieser produktiven Uminterpretation eines 6 Die

Olympe 19/03 nicht viel über die Inhalte und Beweggründe, die die Hackerin zu ihren Aktionen bewegen. Die künstlerische Botschaft scheint bei beiden Frauen die Facetten ihrer Überschreitungen zu sein, ihre inhaltlichen Motive interessieren Dove nicht. Die- ser Aspekt wird durch die Art und Weise der interaktiven Installation verstärkt, die kurz gefasst so gestaltet ist, dass man als Betrachterin durch Hin-und-her-gehen so- wie Hand- und Armbewegungen vor dem Screen den Lauf der Handlung und die diversen Einblicke in die Charaktere mehr oder weniger selbst bestimmt. Das Ge- meinsame und Verbindende dieser Dreier-Konstellation ist das Moment der Be- wegung, des Eindringens in das Reich der anderen und des Sich-Vernetzens. Das bewirkt eine körperliche Annäherung, ein Suchen, ein Tas ten, ein Nicht-Wissen auf seiten der ZuschauerIn, analog zu den Ausschweifungen der Kino-Figuren. Die in- teraktive Installation bietet ein Setting an, das zur (symbolischen) Identifikation mit den beiden Widerspenstigen aufruft, in der es nicht primär um politische Inhal- te, sondern um die sabotierende «Politik» (im Sinne von Praktik) unbewusster Trie- be und Wünsche von Frauen im Kapitalismus geht. Schon seit längerem befasst sich die Hamburger Künstlerin Cornelia Sollfrank mit der Recherche von weiblichen Hackern und machte dabei die Erfahrung, dass es ein völlig männerdominiertes Feld ist. Nichtsdestotrotz konzipierte sie eine mehr- teilige Video-Serie, in der sie Interviews mit Hackerinnen führt. Im Dezember 11 1999 lernte sie beim jährlichen Hackertreffen des Chaos Computer Clubs CCC ei- ne us-amerikanische Hackerin kennen, mit der sie das Videointerview «Have Script, Will Destroy» führte. Bedingung war, dass die Frau mit dem Codenamen Clara G. Sopht anonym bleiben und keine Konkretionen zu ihrer Tätigkeit geben wollte. Das Resultat ist ein sehr theoretisch geführtes Interview über aktuelle For- men politischen Widerstands, konterkariert mit verführerisch-schönen, geheim- nisvoll-diffusen Bildern einer Frau mit Sonnenbrille und Kappe, die sich in einem Low-Tech-Szenario bewegt. Auch hier fehlt letztlich die konkrete Botschaft der Frau, wichtiger ist ihre Repräsentation als reflexive und in undurchsichtige politi- sche Zusammenhänge involvierte Agentin, die behauptet, die ideologischen Basen des Informationszeitalters zu hacken.7 Den dritten Typus einer Hackerinnenmenmentalität kreierte Kristin Lucas mit ihrem Video «Involuntary Reception», einem work in progress.8 Darin spielt sie ei- ne Frau, die, frontal aufgenommen, über sich und ihr Leben mit einem Körper spricht, der ein riesiges elektromagnetisches Stromfeld (EPF) hat. Dieses Feld sieht man im Video als Form eines sich ständig bewegenden blitzartigen Zacken- streifens, sie selbst ist von einer Art Aureole erleuchtet, welche das Stromfeld kennzeichnet. Es bewirkt, dass sie überall, wo sie sich befindet, Störungen und In- terferenzen in elektronischen Geräten auslöst, das heisst, sie kann eigentlich nir- gends hingehen, ohne zu stören und etwas kaputtzumachen. Am unauffälligsten 12 schaft, in der alle Spuren aufgezeichnet und decodiert werden können, in der der der in können, werden decodiert und aufgezeichnet Spuren alle der in schaft, (Kontroll-)Gesell- durchtechnologisierten einer Produkt das Symptom, das spielt Sie ist. ihre die nicht Position metareflexive die weil warum, nicht, sie erklärt lich z.B. überwacht, CIA, ständig natür- oder sie und FBI von wird kommen. Natürlich zu Spur die auf Rätsel körperlichen ihrem um sind, her ihr hinter viele auch weil und auffällt hat,negativ kaum sie ständig weil die sie andererseits Privatheit, wisse ge- eine ihr erlaubt Das Material. aufnehmen, aufgezeichnete alles elektronisch umgehend nicht löscht es sie denn man kann Stromfeldes starken ihres Wegen löschen. zu vorsätzlich Harddisks etwa für wie lässt, nicht anheuern auch Akte sich «terroristische» das sein, zu Mädchen normales nettes, ein sich, bemüht und scheint selbst sie denn tut, das der Körper, mutierter irgendwie ihr ist don’t Es know.» I freak, a like I’m do... to going I’m what – predict can’t I that is part scary nicht. auch «The deswegen im und sich sie umbrachte; traut Wasser zu schwimmen Katze geliebte ihre und Herzschrittmacher einem mit jemanden aus Versehen sie wie davon, erzählt Sie kann. verschwinden Masse der in sie und ist los gendetwas ir- immer da weil bewegen, Menge einer in oder Grossraumbüros in sich sie kann eb i Ielge ud utne nee Zi: Im y w sub-subculture». own my «I’m Zeit: unserer Zustände und Ideologien die Leib sich eigenen am die pervertiert und verkörpert Spezialistin, Sie sucht. decken zu Unauffälligkeit anerkannte durch und Superheldin eine ist Protagonistin Lucas’ gibt. Liebe wenig und Intimität keine auch es der in und sind Politikum ein Kryptographie und Datenschutz der kann, in sein privat mehr niemand der hat,in Informationsträger als Wertseinen allein Körper ies egsel, br at eelui ac dse aretasrc relati- Wahrheitsanspruch dessen auch gegenläufig fast des aber Illusionscharakter hergestellt, der Videos wird Damit spricht. die ist, sie überhaupt es ob cher, si- mehr ver- einmal nicht man ist manchmal Manchmal sind. stockend, widersprüchlich höchst und die worren Erzählungen, ihre durch nur eigentlich man fährt artifizielle die er- Fähigkeiten Reception» ihren von Denn ist. Figur fiktiven «Involuntary einer (Low-Tech-)Performance dass klar, gleichzeitig ist es aber riert, sugge- Bild- – Videomaterial durch aufgezeichnetes durch oder Bildes ihres Piepstöne Ersetzen – und störungen Geräusche ständige durch wird Authentizität Involuntary Reception Kristin Lucas

Olympe 19/03 viert. Mythisch mutet ihre Herkunft an, über die dunkel gemunkelt werde, wie sie erzählt, und über die sie selbst nur soviel sagen könne, als dass immer eine grosse Liebe war zwischen ihr und ihren Eltern, die vermutlich eher nicht die leiblichen sind. Ähnlich wie die bisher diskutierten Figuren hat auch diese keine weltverbesseri- sche Botschaft. Ihre Widerspenstigkeit resultiert allein aus ihrem Nicht-anders- Können, aus ihrem So-Sein, das mit der Umwelt permanent kollidiert – mithin aus ihrer «biologischen Determiniertheit». Dieser Biologismus ist aber durch ihr cy - borgartiges Wesen, das längst schon jede Natürlichkeit eingebüsst hat, ironisch ge- brochen. Die Gefahr, die ihr Körper für die Umwelt darstellt, besteht darin, dass es zu einer Art Verdoppelung und Verstärkung technoider Effekte kommt, die so nicht mehr tragbar scheinen, weil sie unkontrolliert und unkontrollierbar sind und weil sie von einem ausserhalb der dominanten Machtdispositive stehenden Indi- viduum ausgehen. Die widerspenstige Figur als Spiegelbild, als Abdruck und Produkt ihrer Zeit war auch das Thema von «Artificial Changelings». Dieser Titel spielt wohl darauf an, dass die beiden Frauen im Prinzip auswechselbar sind, aber er lässt auch die In- terpretation offen, die beiden als unnatürliche Reproduktionen, als Produkte ih- rer Zeiten zu sehen. Möglicherweise ist auch Lucas’ Figur ein Wechselbalg, oder 13 ein Findling, ein Cyborg aus dem Weltall oder eine Mutation. Zumindest ist ihre Abkunft irgendwie «unnatürlich».

Biological Warfare Dass Widerspenstigkeit quasi genetisch bedingt ist, weil der Widerstand als unbe- wusster im Körper selbst lokalisiert ist und sich damit der Diskursivität zuerst ein- mal entzieht, macht ja, wie ich zu Beginn andeutete, das Spezifische respektive das spezifisch Weibliche des Begriffs Widerspenstigkeit aus. Mit den bisher diskutierten Beispielen wurde auch klar, dass es nicht in meiner Intention liegt, solche Zuschrei- bungen naiv weiterzuschreiben, sondern sie vielmehr strategisch zu nutzen und ag- gressiv einzusetzen, weil in solchen hypertrophen Fiktionen eine Kraft liegt, die man vielleicht etwas vergessen und unterschätzt hat. Eine fulminante und leibhaftige Inkarnation des Mülls unserer Zeit kreierte die us-amerikanische Videokünstlerin Jennifer Reeder mit der Figur «White Trash Girl» aus der gleichnamigen Trilogie (1995–97). Wie Lucas spielt sie selbst die Pro- tagonistin, deren Name ein Schimpfwort für die weisse Unterschicht ist. Der Vor- spann zum ersten Teil, «The Devil Inside Me», beginnt mit Geräuschen fahrender Autos und dem immer eindeutiger werdenden Bild eines Embryos. Darüber legt sich ein Text, der wie ein Märchen beginnt: «Once upon a time there was a little girl who was raped by her uncle. She got pregnant and flushed her baby down the 14 lizist kommt, schlägt sie ihn nieder und verprügelt ihn so brutal und gewalttätig, und brutal so ihn verprügelt und nieder ihn sie schlägt kommt, lizist verstecken. sich Po-und der Als und rennen sie ein, wir sehen dann Scheibe die schlägt Pistole die zieht Polizist Der Unfall. einen prompt baut sie und sie, verfolgt coole Polizeiauto Ein fahren. eine Kastenwagen einen man Sonnenbrille schwarzer sieht mit Blondine Einstellung nächsten der In WOUND.» HATCHET am. it. White Trashfor asks and Girl at is she’s coming charged than you you turbo faster can scre- who fuck dumb any on warfare biological waging she’s and up grown Now,all GIRL.baby. she’s TRASH baby.super WHITE was a This nary was This ordi- no weren’t this that then knew None heartbeat. baby tiny every and breath baby baby tiny the every with toxic more made became body baby strong.tiny Her baby,it – super strong the nourished and fed ooze time.The long long a for ge toilet, her then killed and uncle herself. The in around the baby wiggled slud- sewer Jennifer Reeder«WhiteTrash Girl» ene prin en adlrtrie Ou, i cbratgr öpr dann Körper, cyborgartiger ein Ovum, mandelbrotartiges ein schwän- Spermien, ein, sich zelnde schiebt Befruchtungsbild biologisches ein ein, wieder sie zieht Mund, dem aus Spucke lässt Sie hat. gesehen je kaum Frau einer von es man wie spuckt sie, und wir sehen, wie ein Polizist mit einem grauenhaft zerquetschen Ge- zerquetschen grauenhaft einem mit Polizist ein wie sehen, wir sie, und spuckt Bastard einer «dreckigen» Gesellschaft auszeichnen. Sie kommt, um mit Donna mit um kommt, Sie auszeichnen. Gesellschaft «dreckigen» einer Bastard als den legitimen des Lebens, sie nachgerade sondern für die Brutalitäten härteten ab- nur nicht sie die Gewaltakten, White verdankt Trash mehreren Leben Girl Ihr wird. gezeigt Existenz ihrer und Zeugung ihrer Geschichte die welchem in an, Me» wird. «The Inside geht Devil Dann geschoben in Krankenwagen den sicht tur, System, die z.B. ödipalen im Kathy oder Acker, Gewalt Jean die bei der Genet Underground-Litera- der Topos literarischer ein ist Familienmitglied männliches ein durch Vergewaltigung mittels Zeugung wurde. getauft «Angel» Pflegemutter sein, gutherzigen sie wenn von auch ihrer unschuldig niemals und sie deshalb kann Stadt, dieser Abort und Schlund dem Bedeutung), doppelten seiner (in tergrund Un- dem aus Monsters», des Bauch dem «aus buchstäblich sprechen, zu Haraway gegenübersehen, klar benennen. Deshalb ist White Trash Girls wahres Zuhause wahres Girls Trash White ist Deshalb benennen. klar gegenübersehen, der sich Frauen und Ungeborgenheit, vor im allem Haus Unsicherheit permanente

Olympe 19/03 die dystopisch anmutende urbane Stadtlandschaft. Immer wieder sehen wir sie mit pinkfarbenem oder glänzendem Minirock, Stiefeln – und im zweiten Teil der Trio- logie, «Law of Desire», manchmal auch mit Cowboyhut – kraftvollen und breiten Schritts durch die Strassen und über Schutt und Müll stampfen. Kräftig gebaut, gross, monumental posiert sie auf einem Steinhaufen, eine Schönheit und Super- heldin ganz anderen Zuschnitts. Greift ihr einer an den Hintern, wird sie zur kei- fenden «Shrew», gibt es andere sexuelle Übergriffe, spritzt sie zähe Flüssigkeiten oder schlägt die Täter gnadenlos zusammen. Die ghettoartige Stadt ist ihr Reich, ihr Körper ist Teil davon, Stadt und Körper sind untrennbar eins. Das wird nicht nur durch die Herkunft Trash Girls aus dem Abwasserkanal und der Schlicke evoziert, sondern auch durch den Vorspann, wo das Bild des Embryos mit Autolärm überlagert wird und das Bild in das autofah- rende Trash Girl übergeht. Durch die ganze Serie hindurch blenden sich regel- mässig Einstellungen von Verdauungsorganen und anatomische Körperbilder mit besonders markierten Eingeweiden ein. Die Kamera fährt in die Speiseröhre wie in einen Tunnel, Speisebrei drückt sich durch diesen hindurch wie die Flüssigkei- ten, die Trash Girl an die Angreifer verspritzt, oder die Schlacke, aus der sie stammt, Zähne blinken auf, wo vorher ein Steinhaufen war. Es ist alles ein Inein- ander von Flüssigkeiten, Fleisch, Morast und Trümmern. 15 In «White Trash Girl» herrscht Krieg, das wird in «Law of Desire» durch rhythmi- sche Einblendung von Kriegsbildern unterstrichen. Leben heisst hier überleben, und das gelingt White Trash Girl nur, weil sie es selbst radikal in die Hand nimmt und sich mit einem Netz von Freunden eine breite Sicherheitszone um ihren Kör- per – eine toxische Chemiewaffe – schafft. Denn so viel ist klar, dass auch die Po- lizei nicht für ihre Sicherheit sorgt, ganz im Gegenteil, die Beamten sind die Hüter des weissen Bürgertums und verfolgen Minoritäten bis aufs Blut. Um die politische Radikalität und zersetzende Kraft von «White Trash Girl» klar- zumachen, möchte ich einen kurzen Vergleich zu Pipilotti Rist machen, deren Re- putation ebenfalls die ist, widerspenstige Mädchen zu schaffen. Zudem nehme ich an, dass der Künstlerinnenname Pipilotti eine Referenz an die freche und auto- nom lebende Göre Pipi Langstrumpf ist – ein Vorbild für mehr als ein Mädchen unserer Generation. In der Videoarbeit «Ever is Over All», die anlässlich der Biennale in Venedig 1997 gezeigt wurde, zeigt auch sie Frauen, denen die Strasse gehört. Das Video beginnt mit dem Bild einer Frau in hellblauem Kleid und roten Schuhen, die leichtfüssig die Strasse hinuntergeht. Sie ist mit einer riesigen phal- lusartigen Blume bewaffnet, mit der sie heiter lachend Autoscheiben einzuschla- gen beginnt. Dann kommt ihr eine Polizistin entgegen. Aber statt dass nun der Kampf losginge, grüsst die Polizistin freundlich, und das Randalieren nimmt wei- ter fröhlich seinen Lauf. Im Gegensatz zu Reeders «Angel» scheint Rists hellblaue 16 Trash Girl ist radikal und nicht mainstreamkompatibel, weil sie eine Rächerin ist, Rächerin eine White sie sein. weil zu mainstreamkompatibel, nicht und radikal radikal ist Trashum Girl nicht, reicht es so.Aber gut ist Das gefällt. das ihnen sehr und nehmenden zu (ernst den erfüllt Sie Rist. Pipilotti von liebtheit und die Be- Erfolg der breite gerade möglicherweise liegen zu Benennenden rekt) seit ein paar Jahren, dass Frauen auch dreinschlagen können und wollen und dass und wollen und können dreinschlagen auch Jahren,Frauen paar dass ein seit Hollywood auch zeigt ist,das neu und neu. Relativ besonders nicht ist,wirklich ist Macht- Schönen und Guten des komplexe die Allegorie Frau die Dass die lassen. unberührt strukturen Übertragungen, konventionellen ziemlich mit auch aber dies inszeniert perfekt, Frauenpower Wunsch nach zeitgenössischen berechtigten) indi- nur (auch Kapitalis- des Fehlen und diesem In gegeben. nicht würde, Gesellschafts- beinhalten eine muskritik der und hatten Arbeiten diskutierten die bisher ihn wie Gegenwart, unsere in Rückkoppelungseffekt ein doch letztlich ist so kann, interpretieren an Lust der postfeministisch weiblicher Aneignung zenierung Ins- diese man wenn Auchgenossen. Herzen vollem mit werden und lustvoll und gross sind Überschreitung zur Möglichkeiten speist. Dessen Lebens des Schönheit aus eine gezeichnete, der utopische, sondern und Fülle der die sich gewissermassen Überlebenstrieb vom dystopische, keine ist hier Widerspenstigkeit Die offen.) ist Ganze das annehmen, nicht sie man muss (Natürlich diskutierten. anhin bis sie wir Subjekte, an als wie die weiblichen Rollenübertragung unmissverständlichere eine die, zu und die Spass haben ehesten Das zu ist sogar verbessern. Welt vielleicht zu am verschönern, ist wird, erkenntlich eine überhaupt wenn Protagonistin, der on Motivati- Welt. die Die regiert Charme denn Frauen-Flowerpower, zum hin sten, Blechki- stinkenden das.den Wegmit heisst werden, zu Paradies Weg, besten ein dem auf Weltist Diese Ordnungshüterin. und Randaliererin zwischen Sisterhood Waffe, gefährlichen Fehlen wirklich einer auch von der augenscheinlichen sondern ihres Tuns dem und Leichtigkeit scheinbaren der von nur nicht rührt Eindruck ser harmlos.Die- und nett bleibt Szene die hat. Aber Gewaltpotenzial sie ziemliches ein auch obwohl sein, zu Engel geschickter Himmel vom ein wirklich Schlägerin Jennifer Reeder«WhiteTrash Girl»

Olympe 19/03 Shelly Silver die klar erkennbare Motive hat, sich explizit gegen die alltäglichen und so gern verdrängten und vertuschten Diskriminierungen durch die herrschenden Klassen zur Wehr zu setzen. Rists Blechlawinenkritik mutet daneben eher naiv an, und sie ist auch versöhnlich, wo es, das lehren die Überlebensphilosophien der anderen Arbeiten, keine Versöhnung geben kann und niemals eine geben wird, sondern nur «HATCHET WOUND» (Beilwunden). Auch Lucas’ Figur bringt den gesell- schaftlichen Wunsch nach Mittelmässigkeit, Verdeckung des Realen und Kontrol- le zur Sprache, obwohl respektive gerade weil sie einen «liebenswerten» Charak- 17 ter schuf.

Driftende Subjekte Zum Abschluss möchte ich ein Beispiel widerspenstiger Figurationen diskutieren, bei der das Skandalon des Widerspenstigen sich vorerst nicht durch den minoritären und subaltern-weiblichen Status der Protagonisten zu ergeben scheint – wobei sich diese Position, wie wir sehen werden, über andere Mittel dann doch herstellt – und wo, ebenfalls völlig im Gegensatz zu den bisher diskutierten Arbeiten, eine direkte visuelle Repräsentation der widerspenstigen Figur fehlt. Sie stellt sich gleichsam in- direkt, musikalisch-textuell und im Zeigen anderer, «unpassender» Bilder her. Für ihr Video «Small Lies, Big Truth» (1999) verwendete die New Yorker Künstlerin Shelly Silver ausschliesslich authentische Exzerpte aus dem Starr-Report, dem Er- gebnis der Untersuchung über Bill Clintons und Monica Lewinskys Verhältnis. Dass es sich bei den verwendeten Texten um den Starr-Report handelt, erfährt man aller- dings erst nachträglich, im Abspann. Während des Betrachtens kommt einem eini- ges des Gesagten lediglich dunkel bekannt vor. Das Video ist eine Art visuelles Hörspiel in mehreren Akten, bei dem es weder ei- nen Höhepunkt noch einen dramatischen Schluss gibt. Es hört auf, wie es begann: mittendrin und fragmenthaft. Am Anfang und später immer wieder tönt ein heise- res, uralt klingendes und aus schrecklichen Untiefen zu kommen scheinendes Lied 18 tirn, nedükn oe ntnesrsh wi jdr az i individuelle die Satz jeder weil nutzniesserisch, oder traditionell unterdrückend – strierend, ist Position Diese gekommen. Hund den auf Krisenhaftig- buchstäblich variabler keit, Position der in gleichermassen sind SprecherInnen Alle Tracy: At timesIbelievedthathelovedmetoo. Ken: At timesIbelievedthatshelovedmetoo. Tracy: Ineverexpectedtofallinlove withhim. I was surprisedthatIdid. das ist Widerspenstige inderStoryvon«SmallLies, Big Truth». betrachtet – eine weibliche. Hier ist niemand geschlechtsspezifisch phallisch, ka- phallisch, geschlechtsspezifisch niemand ist Hier weibliche. eine – betrachtet Machtzuweisung, hierarchischen jeglicher Unmöglichkeit die aber allem gerät,vor ihr Aufeinander-ZugehenSchwanken durch ins Lebensbasis sichere ihre den,dass dass diese Subjekte sich aufeinander einliessen und vielleicht sogar Liebe empfan- Liebe sogar vielleicht und einliessen aufeinander sich Subjekte diese dass konnte, artikulieren sich und stattfand überhaupt sie Dass Investigation. und keit unterdrückungen enthüllen eine Liebesgeschichte im Zeitalter ihrer Beobachtbar- ihrer Zeitalter im Liebesgeschichte eine enthüllen unterdrückungen TriebZurückhaltungen, Schuldgefühlen, Ängsten, grenzenden - Unerträgliche ans Animalität hinter Gittern, die Erzählungen der Liebenden mit ihren manchmal fast Leiblichkeit, deren Freiheiten allerdings nicht unendlich sind. Der Zoo mit seiner mit Zoo Der sind. unendlich nicht allerdings Freiheiten deren Leiblichkeit, stärkt, sondern es gibt gar keine andere Ebene als die triebhaft-wunschbesessene die als Ebene andere keine gar gibt es sondern stärkt, Körper- und Reproduktionsaspekt wird durch diese Zoobilder nicht nur extrem ver- Kamele und hört gleichzeitig dem Sprechen über intime Körperhandlungen zu. Der beschnüffelnde Hirsche,Hintern fressende KotAffen,kämpfende spielerisch ben, starrt man auf Adler, Zebras, Präriehunde, Löwen und Elefanten, Dabei auf stecken.rührende Praktiken Rob- sexuellen ihrer Schilderung der und lerwelts-Geschichte weiss,und kann welche starken Gefühle,identifizieren welche davon Einzigartigkeiten und vielem Abgründe in dieser so Al- mit ZuschauerIn als sich man weil lität, Norma- und Banalität ihrer wegen gerade berühren Reflexionen,Details, die Die universellen Themas SexundLiebe. quasi gleichen, des innerhalb Kontexte und Varianten,vieler Differenzen lichkeit Mög- die eröffnen Personalpronomens dritten der des Beliebigkeit Vielstimmigkeit die Die Sprechenden, Liebe. heterosexuellen der Evidenz die auch als gelöst einen Wahrheitauf- SprecherIn,der einen die Autoritätder sowohl wird Dadurch David: Heseemedattractedtome. Simin: Sheseemedattractedtome. Ken: Sheseemedattracted tome. schiedenen StimmensagenoftdengleichenoderfastSatz, z.B. Beginn der Story, den Unterbrechungen, dem Ende. Ein alltägliches Thema. Die ver- Körper- intimen handlungen, Sex,Gefühlen, von Wünschen,Hoffnungen, gesagt Ängsten,Unsicherheiten, dem genauer Liebesbeziehung, illegitimen einer von ten Zoo. WeiterStimmen,acht sind weibliche,hören vier zu männliche.vier berich- Sie von Louis Armstrong über eine Affäre. Zu sehen sind lediglich Bilder von Tieren im

Olympe 19/03 Gültigkeit des vorherigen relativiert. Dargestellt wird ein gemeinsam durchge- machter Weg in ein Gehege der Unsicherheit, des Zweifels, des kleinen Glücks. Bezieht man die Geschichte nachträglich auf Clinton, dann ist es auch der Niedergang eines herausragenden Staatspatriarchen in die private, weibliche, tie- rische, subalterne Position, in der Labilität herrscht und in der Intimität und Kör- perlichkeit der gesetzlichen Kontrolle, Überwachung und multimedialen Veröf- fentlichung unterworfen sind. Obwohl über dem Ganzen eine Tristesse und Melancholie lastet, die durch das Wechseln in Schwarz-Weiss-Bilder und eine in- valid anmutende Schwerfälligkeit gewisser Tiere (Robben auf dem Land etwa) er- zeugt wird, präsentiert sich das Jasagen der unsichtbaren Stimmen zum Leibli- chen, zum Begehren, zum bewusstlosen Nicht-Wissen, zum nachträglichen Erkennen, zum Widersprüchlichen, zur subalternen Position des «Tierisch-Weibli- chen» nicht nur als radikale anti-rationale, anti-pragmatische individuelle Hand- lungsweise, sondern nachgerade als «widerspenstige Praxis im Zeitalter von Bio- und Informationstechnologien». Der Riss zwischen Musik, der Sprache der Kör- per und den Tierbildern ist ein nicht zu heilender. Joan: I take full responsability for it. It wasn’t his fault, it was mine. Bill: I take full responsability for it. Kathy: It wasn’t her fault, it was mine. 19

1 Dieser Text wurde erstmals publiziert in Ausstellungskatalog «hers» im Rahmen des Steirischen Herb- stes, Herausgeberin: Stella Rollig, Graz, Oktober 2000. 2 Telepolis, http:www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/sa/3556/1.html. Die Website der Ausstellung lautet: http://www.thing.net/~tenacity. 3 Nancy Frasers Buchtitel «Widerspenstige Praktiken. Macht, Diskurs, Geschlecht» für die deutsche Aus- gabe ihrer gesammelten Aufsätze hat mich auch beeinflusst (Frankfurt a.M. 1994). Allerdings wird im Buch selbst an keiner Stelle auf das Wort und dessen Assoziationen eingegangen, und es ist auch so, dass es kein adöquates Wort im Englischen dafür gibt. Meine Ausstellung in New York hiess «Tenacity», und die Konferenz «Stubborn Practices», beides meint eher Zähigkeit und Hartnäckigkeit. Und Shakespea- res «Taming of the Shrew» geht sowieso in eine misogyne Richtung. «Shrew» heisst in etwa Xantippe oder zänkische Frau. 4 Braidotti, Rosi: Nomadic Subjects. Embodiment and Sexual Difference in Contemporary Feminist Theo- ry. New York 1994. 5 Siehe z.B. Aristarkohove, Irina: Cyber-Jouissance. For a Politics of Pleasure. Telepolis online, www.hei- se.de/tp, 1999. 6 Siehe dazu http://www.funnygarbage.com/dove. 7 Auf http//:www.obn.org/hackers gibt es Material dazu sowie das Transcript des Interviews. 8 Ich beziehe mich hier auf eine der ersten Versionen, die Lucas in Form eines Livestreams auf der in «Ten- acity» und «Widerspenstige Praktiken» gezeigten website www.involuntary.org. übermittelte. 20 between workand chat, between meandme. 2Far4U2C: Between calls, betweenSeattleandDelhi, CallMe2U: Where areyounow? 2Far4U2C: 23/f/India, andU? CallMe2U: A/S/L? und persönlicheChats. projiziert, aufdersichvirtuelleKonversationen verfolgen lassen: Kundengespräche ters ist auf einem durchsichtigen Screen eine ständig mutierende Monitoroberfläche Industrie Indiens beschäftigt sind. Über der geschäftigen Tonkulisse eines Call-Cen- jener Onlinedaten- Lebensverhältnisse ausgelagerten die ArbeiterInnen,der in die «A/S/L» ist eine ist Video-Textinstallation«A/S/L» Geografie.und Gender beschreibt über Sie hi, wosiesichin Wirklichkeit befindet, beilauen20Gradliegt. das im Januar Minus 18 Grad aufweist, wo doch die Aussentemperatur in New Del- aus Sunita eine Sandra, die beispielsweise über das Wetter in Minneapolis plaudert, stellten des Call-Centers den Standort und ihre ethnische Zugehörigkeit. So wird So Zugehörigkeit. ethnische ihre und Standort den Call-Centers des stellten Ange- die maskieren bedienen, Ort) und Gender (von Maskerade der Chatrooms stanz zu verschleiern. In gleicher Weise, wie sich die BesucherInnen von Online- von BesucherInnen die sich Weise,wie gleicher In verschleiern. zu stanz seine Klientel, in hohem Masse von der Fähigkeit seiner ab,Fähigkeit Angestellten der Di- von diese Masse Klientel, hohem seine in zu umgehen. Schliesslich hängt der Erfolg eines Call-Centers, das woanders sitzt als behutsam der den Verankerungen,Geografie Versuch,auch und sondern Identität beit eine andere Bedeutung. Hier offenbart sie nicht nur eine Matrix konkurrieren- und Morphing ein, so hat diese Frage in der realen Welt der translokalen Online-Ar- sie im Chatroom vielleicht eine Online-Tändelei mit ihren Ritualen von Maskerade «A/S/L?» lautet eine der häufigsten Fragen in der Cyberspace-Konversation. Leitet Raqs MediaCollective, NewDelhi Age/Sex/Location A/S/L

Olympe 19/03 Sporadisch tauchen auf der komplexen Oberfläche auch Wunschbilder von Perlen- Ohrringen und Geburtstagskarten auf sowie Anordnungen zum effizienten und kor- rekten Verhalten der Telearbeiterin. Wenn die Installation das übliche Bild der Frau am Monitor verweigert, lassen diese kleinen Dinge auf die Realität des Arbeitsplat- zes schliessen und verbinden die beiden Welten. Für jene, die aber meinen, die Ar- beit schon begriffen zu haben, rollt eine weitere Textebene über die Leinwand, aus der fragmentarisch eine Konversation zwischen den beiden legendären Philosophen Gargi und Yagnavalkya zu entnehmen ist, die in die Sprache im Maschenwerk von Strängen und Codes adaptiert worden ist. 21

Cyberien. Das World Wide Web Geht man davon aus, dass das Internet in seinen Anfängen ein Spielplatz für Män- ner in Anzügen, Laborkitteln und Uniformen war, dann sind alle anderen Neuzu- wanderer. Alle anderen, dass heisst: Frauen und Männer ohne Anzüge, Laborkittel und Uniformen, doch auch all jene, die nicht zur transatlantischen Netzwerkmatrix gehören, all jene, welche die Zeitzonen und Breitengrade an den äussersten Rän- dern von Cyberien bewohnen. «A/S/L» ist ein Log, eine Aufzeichnung dieses stän- digen Austauschs von Online- und Offline-Realitäten. Der Cyberspace wird heute vor allem von denjenigen geprägt, die in den neuen Ökonomien online arbeiten. Ein Grossteil dieser Arbeit wird von Frauen verrichtet, in Regionen, die früher als peri- pher gegolten haben. Die neuartigen und dynamischen Prozesse industrieller Kon- zentration erschüttern das Selbstverständnis geografischer Einteilungen wie «Zen- trum» und «Peripherie». Das Data-Outsourcing verschiebt den Gegensatz «Zentrum-Peripherie»; die tele- matischen Pipelines der neuen Ökonomien sorgen für ein fortgesetztes Fliessen zwi- schen getrennten Räumen. Mit der Auslagerung bestimmter Sektoren der neuen Ökonomie ergibt sich die Frage, ob die Geografie der Ersten und der Dritten Welt überhaupt noch Gültigkeit hat. Tatsächlich existieren viel eher Korridore, in denen Verhältnisse herrschen, die für die Erste und die Dritte Welt charakteristisch sind. So besteht etwa bei Arbeitsbedingungen und Löhnen innerhalb des Silicon Valley (USA), aber auch innerhalb den (software-)exportproduzierenden Zonen Indiens massives Ungleichgewicht. Die Realität des einen Raumes unterstreicht die Un- gleichheit des anderen.

Geschlechteridentitäten Ein vergleichbarer Prozess erfasst auch die Geschlechteridentitäten. Die Sweat - shop arbeit führt zu einer globalen Zunahme des Frauenanteils der Werktätigen, so 22 dass man von einer «allgemeinen Feminisierung» der Arbeiterschaft sprechen kann. Diese Situation erlaubt den Unternehmen, Arbeitsplätze zu schaffen, die in der Re- gel befristet, stets unorganisiert und schlecht bezahlt sind. War der Proletarier des 19. Jahrhunderts dem Idealtypus nach ein männlicher Industriearbeiter, der allein den Unterhalt für die Kernfamilie erwirtschaftete, so ist der exemplarische «Arbei- ter» des 21. Jahrhunderts die ledige Migrantin, die sich an den Rändern von kaum vorhandener Sozialhilfe entlang bewegt, bei hohen Kenntnis- und Konzentrations- anforderungen und immer unklaren Beschäftigungsverhältnissen. Durch welche Formen der Vereinnahmung und des Widerstands werden diese Frau- en an die neue Realität gebunden? Wie finden Online-Arbeiterinnen einen Aus- gleich zwischen der täglichen Datenschinderei und ihrem steigenden Bedürfnis nach persönlicher Autonomie? Wie sehen sie das Wechselverhältnis zwischen dem Selbstverlust am Arbeitsplatz und der Möglichkeit, sich in einer immer schmaler werdenden Freizeit über sich selbst klar zu werden? Die grosse Mehrheit junger Online-Arbeiterinnen ist aus Dörfern im Hinterland in die Metropolen gewandert. Dabei umfasst die Migration nicht nur die Beschaffung von Informationen über neue Räume, sondern auch das Erlernen neuer Verhal- tensweisen. Hoch spezialisierte Englischkurse, die auf die Bedürfnisse der Call-Cen-

ter-Industrie zugeschnitten sind, führen darüber hinaus zu einschneidenden Eingrif- 19/03 fen in Sprache, Ausdrucksweise und Akzent. Die (durch die neue Ökonomie

vermittelte) Migration in den Cyberspace macht einen neuen Selbstentwurf erfor- Olympe derlich, wobei dieses Selbst einer ganz anderen Ordnung angehört als die spieleri- schen Maskeraden und Identitätswechsel des Chatrooms. «A/S/L» bringt diese Transformation, die auf einer harschen Realität beruht, auf sympathische Weise ins Spiel. Auf zwei in Augenhöhe platzierten Monitoren üben indische Lehrerinnen englische Satzwendungen mit ihren Schülerinnen ein. Kein einziges Mal wendet die Kamera den Blick von den Sprachinstruktorinnen ab, nur im Hintergrund hören wir, wie sich die angehenden Teleworkerinnen über ihre Sprechübungen amüsieren.

Online-Arbeiterinnen Im Kontext der Online-Arbeit ist die Identitätsveränderung – die Änderung des Selbst – ein Index für die Verdinglichung der Lebenswelt der Call-Center-Arbeiter - in. Im Chatroom dagegen ist der Akt der Maskerade ein selbstbewusster Akt, wel- cher der spielerischen Auslotung von Subjektivität gilt. Er initiiert einen Dialog zwi- schen dem Selbst und einem Selbst, das als Andere(r) vorgestellt wird, sowie anderen MitspielerInnen. Die Call-Center-Arbeiterin liefert auf zwei Ebenen eine Vorstellung: Zum einen verkörpert sie «Ruth» aus dem Mittelwesten, zum anderen erscheint sie als vielgestaltige Chatroom-Diva. Sie tritt ihren Dienst im Call-Center an und loggt sich am gleichen Arbeitstag im Chatroom ein. «A/S/L» richtet sich auf diese beiden Praktiken. Die Installation sucht die dynamischen und spannungsvol- 23 len Austauschprozesse auszuloten, die sich zwischen dem Selbst und verschiedenen Figurationen des Anderen in den Parallelwirklichkeiten von Arbeit und Spiel eröff- nen. «A/S/L» ist ein schöner Versuch, für Online-Arbeiterinnen Widerstand, Lust, Spiel und Neigungen einzufordern, und zugleich eine Meditation über eine neue gender- bestimmte Geografie der Online-Arbeit, der Reise in den Cyberspace, die Hun- derttausende von Frauen überall auf der Welt tagtäglich zurücklegen, um sich zum digitalen Proletariat zusammenzuschliessen, das eben entsteht und das die neue Weltökonomie trägt. «A/S/L» ist ein Dokument und zugleich eine Inszenierung der Fragen, welche die tägliche Migration zwischen Online- und Offline-Welten auf- wirft. 24 ich weiss gar nicht wo sie war. Hier wurde so überbaut ... Sie ist verschwunden. Kei- über ihre Tour der Bar-Örtlichkeiten von einst erzählt, sagt sie: «Ach Gott, weisst du, n a Deo aione ezht ärn en mie lkln Informantinnen lokalen meiner eine Während erzählt. Kalifornien Diego San in duktion, die die Geschichte des Auftauchens und des Verschwindens lesbischer Bars Mechanic Boy The Mechanic Projekt laufende das ich veränderte und überarbeitete diesem Anlass Zu lich stattfindenden internationalen Kunstevent «Steierischer Herbst» in Österreich. jähr- dem Johanneummit zeigen,Landesmuseum Zusammenhang zu Grazer in im de ich eingeladen eine Arbeit in der Ausstellung «hers Video as a Femaleder Ausstellung a Terrain»in «hers eine as VideoArbeit eingeladen ich de Ideen über das blosse Filmdokument hinaus sichtbar zu machen. Im Jahre 2001 wur- ter wollte ich das ich wollte die ter Themain Dokumentation der Ausstellung einbringen, die um Innen hinein laufen und vom soziogeographischen Diskurs umgeben werden. umgeben Diskurs Wei-soziogeographischen vom und laufen hinein Innen die Aufzeichnung in den Museumsraum projizieren, damit die Ausstellungsbesucher Weil das Projekt eine Dokumentation über die Politiken des Raums ist, wollte ich ist,wollte Raums des Politiken die über Dokumentation eine Projekt Weildas schlossen war. in San Diego angemessen war, war es klar, dass in der Stadt mitnahmen. Obwohl diese Einzelaufzeichnung für die Museumsschau die für Einzelaufzeichnung mitnahmen.diese Stadt Obwohl der in scher Bars in San Diego auf, die mich zu heutigen und früheren Plätzen solcher Bars lesbi- Stammgästen mit Dauer 30-stündiger insgesamt von Interviews ich zeichnete Diego,San in ich das Thenannte.Mechanic Boy ersten diesen Für TeilProjekts des fornien. Ich produzierte ein halbstündiges Video zur Geschichte der lesbischen Bars Kali- Photographic Diego für San Museum in das Arts für Diego» San to Listening mit ich begann 1996 Kaucyila Brooke The BoyMechanic zu einer Video-Installation. wie es in Graz gezeigt wurde, war eine Drei-Kanal-Video-Pro- eine wurde,war gezeigt Graz in es wie h By Mechanic Boy The l Birg u useln «e Public; «Re: Ausstellung zur Beitrag als The Boy Mechanic keinesfalls abge- The Boy The -

Olympe 19/03 Laughs I laugh at it now. It kinda made us all pissed off and made us all feel like we kinda did- n’t…weren’t able to direct our own lives as much as we wanted to. And that men had so much of everything. And they felt that well they worked like dogs to get everything. Why shouldn’t they have everything? And they never thought that it would be a good idea to share it with us. Because, like what – what was the benefit? Uh…Fred opens this bar. And the women go in and were happy for two months. And then we said, «Let’s change it! Let’s make it more womanly! And we don’t like those paintings. And the bathroom doesn’t have enough stalls. And it’s this and it’s that!» Here we were but of course what else were we to do? It’s sort of like when lesbians used to go out to some little place for coffee and deserts and things after some big event…there would be like ten of us. And we’d all come in at once, and we’d all look around and say, «Oh! All the tables need to be moved together!» So we’d be moving tables together – putting chairs around… And all the waiters would be saying, «Who are these women? They just come in and take over the space. And make it their own and everything.» And of course that was one of our favorite things to say, «Well, we can go somewhere. And make our space in somebody else’s space – public space and make it our space.» And all that…It was all about space. It was cool. 26 schen Arbeiten, die an der Ausstellung im Stadthaus Ulm gezeigt wurden,schen der gezeigt untersu- Arbeiten,an Ulm Ausstellung die Stadthaus im weisse Wände und verunmöglicht Videoprojektionen. Die fotografischen und filmi- at o Rcad ee. ees eädie lg de eoug u Lct und Licht auf Betonung die legt Gebäudeidee Meyers Meyer. Richard von baut in November 2002 im Stadthaus Ulm, einem kleinen Museum in Süddeutschland, er- dem mit ich TitelGruppenausstellung zeigte «Hausordnungen» der Fassaden heutiger und ehemaliger Orte mit lesbischen Bars anzulegen. In einer ich nach San Diego zurück und begann ein Archiv von grossformatigen Fotografien Fotografien wiesen den Weg zum erweiteren Boy Mechanic-Projekt. In 2002 kehrte ob sie bekannte Ferienorte seien, die TouristInnen willkommen heissen. Diese drei als verkauft,so Museum-Shop im Postkartenden wurden vorkamen.VideosDiese In Graz gab es als Teil der Installation drei farbige Postkarten von den Bars,den in Postkartenvon die farbige als Teildrei es Installation gab der Graz In in einerBar. Erlebnis das auf sich sitzen;beziehen Hockern Requisiten den diese auf cherInnen Galerie ausstrahlt. Während sie sich die Projektionen ansehen, können die Besu- die können ansehen, Projektionen die sich sie ausstrahlt.Während Galerie Spiegel projiziert,dritte Spiegel das reflektierend wiederum der Video die über der Wände dreiseitigen kreisenden einen auf schwarz-weiss, nur der,Videoprojektor, dritten schen, einer Bar, zwei Videoprojektoren, die wandhohe Bilder projizieren, einem projizieren, Bilder wandhohe die Videoprojektoren,zwei Bar, einer schen, i kmlte ntlain eth as oe Brokr, iie hhn Barti- hohen einigen Barhockern, hohen aus besteht Installation komplette Die Innen/Aussen-Sequenzen. DiegesamteSequenzdauertetwa21Minuten. das ging nur um den Raum. Es war cool». Die Videoprojektion kehrt zurück zu den von all – Raum umwandeln›.alles Raum Das unseren in Raum öffentlichen im den – irgendwem nehmen Raum unseren uns Und hingehen. irgendwo können wir ‹Also,war: Redensarten liebsten unserer eine «...sie: sagt dachten.Abschliessend Bar-Lebens des Politik Jahre die über damals 70-er Lesben was der Germaine Diane Bar-Szenebeschreibt der Ehemaligen gibt, Hause zu einer Büro ihrem in Eine-Minute-Inteview,sie diesem das In wiedergibt. mit Interview ein das iert, drittes ein Videoakzentu- durch werden und Soundtracks mit alternieren quenzen Innen/Aussen-Videose- zehnminütigen Die gegenüber. Innenräume der ziologie So- Aussenfassadender die stellen Video-Projektionen laufende gleichzeitg Zwei weisen würde. be- Stärke ihre ihre Verletzlichkeit,es auf dass Hinweis als ein eher Bar-Zeitenist vergangener der mit Diego San in Szene gegenwärtigen pulsierenden der stellung The Flame Bars, zweier Erfolg den porträtiert und Bar-Szene heutige die auf Blick den dann richtet Orte, einstigen diese dokumentiert Video-Installation Die benutzten. einst sie die existieren, Frauen der Erinnerungen den in noch nur die gegnungsräume, Die soziale Geographie von San Diego offenbart sich als ein Friedhof lesbischer Be- der lesbischenBaretwasanderes. Ichglaube, dieistspurlosverschwunden». vor gabs da denn abgerissen, Haus das haben glaube,sie Ich davon. mehr Spur ne und Club Bombay, die rund um die Woche offen haben. Die Gegenüber- The Boy MechanicBoy The

Olympe 19/03 chen Vorstellungen über das VerhäItnis der (weiblichen) Identitäten zur gebauten und gelebten Umgebung. Für die Installation in Ulm gestaltete ich The Boy Mecha- nic um, was auf den wechselnden Charakter des Projekts verweist. Ich überarbeite- te das Video zu einer Einzelprojektion, das die Multipleprojektion der Videoinstal- lation auf eine Leinwand zusammenführte und stellte die grossformatigen Fotos von San Diegos Barfassaden aus. The Boy Mechanic ist ein fortlaufendes Video- und Foto-Projekt, das die Geschich- te des Auftauchens und Verschwindens lesbischer Bars in den Städten der ganzen Vereinigten Staaten erzählt. Mein Wunsch ist es, das erweiterte Projekt in den Süd- west-Staaten zu beginnen, Frauen vor Ort zu finden, die diese Bars in der Vergan- genheit besuchten und Auskunft geben über die Örtlichkeiten, über die soziale Zusammensetzung der Klientele solcher Bars und über die Art der Gemein- schaftserfahrungen, die sie an diesen Orten machten. Das Sichtbarmachen und die Vorstellungsweisen über lesbische Bars offenbaren viel darüber, wie Sexualität und sexuelle Identität Erzählungen über öffentliche Identität und Raum prägen. In The Boy Mechanic werden Interviews mit den einstigen und den gegenwärtigen Stamm- gästen aufgenommen, die ideologisierte Geschichten über die Beziehung von Ge- schlecht und Sexualität zum Raum offenlegen können. Das Verschwinden von Bau- ten und die Kurzlebigkeit des öffentlichen Gedächnisses waren oft das Motiv, 27 fotografische Dokumentationen von sich wandelnden städtischen Räumen anzule- gen. Und obwohl die lesbische Bar nie ein Fixpunkt städtischer Denkmalpflege war, sind diese Bars äusserst wichtig für die Geschichte des sozialen Raums. Beatriz Co- lomina hält fest: «Die Wahrnehmung von Raum verweist nicht auf den Raum selbst, sondern auf eine seiner Vorstellungweisen; in diesem Sinne kann der bebaute Raum auch nicht einen höheren Wahrheitsanspruch erheben als Zeichnungen, Fotografien und Beschreibungen davon» («The Split Wall: Domestic Voyeurism». In Sexuality and Space, herausgegeben von Beatriz Colomina, Princeton Architectural Press, 1992). The Boy Mechanic konzentriert sich mittels Video und Fotoapparat auf die wechselnde lokale Architektur der Bars wie auf den wechselnden Kreis der Stamm- gäste, die sie besuchten. Die Fokussierung auf den lesbischen Raum, wie er in der Vorstellung und in der Erinnerung lebt, vermittelt uns ein Bild von der kollektiven Besorgnis bezüglich der stets umstrittenen Beziehung von Lesben zum öffentlichen Raum, die mit dem heutigen Verschwinden lesbischer Bars und lesbischer Bar-Kul- tur einhergeht. Meine Hoffnung ist, mit den Fotos und dem Video The Boy Mecha- nic Erzählungen über lesbisches Bar-Leben zu dokumentieren und ihnen Bedeu- tung zu verleihen, sie also nicht länger der Anonymität und dem Stillschweigen preiszugeben. Übersetzung aus dem Englischen: Irene von Hartz 28 von TheBoyMechanic (Farbfoto50x60inches) von TheBoyMechanic(Farbfoto50x60inches) Kaucyila Brooke,X(vormalsLillies),SanDiego,California,2002 Kaucyila Brooke, SlipInn(vormalsTheGriffin), SanDiego,California,2002

Olympe 19/03 Kaucyila Brooke, The Flame, San Diego, California, 1996 von The Boy Mechanic (Farbfoto 50x60 inches)

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Kaucyila Brooke, Club Bombay, San Diego, California, 1996 von The Boy Mechanic (Farbfoto 50x60 inches) 30 fortlaufend nummeriert, CASUAL Vol.1, 2, 3etc. ötr fr eclct n sxel Oinirn. n ila udn tleice n ge- und italienische wurden Biella bräuchliche englische In Orientierung.Wörter in verschiedenen sexuelle Blau-Tönen und wolkenförmig an Geschlechtdie Decke gemalt. für Wörtern anderenundSlang Sammlungvon Casual-Begriffs-Seteine Das ist Seite)nächste auch(siehe 1. DasCasual-Begriffs-Set elr reteug retr sle. i Atvttn o CSA werden CASUAL von Aktivitäten Die sollen. erweitern Orientierung ueller Casual Vol. 2bestandaus folgendenKomponenten: war Dagmar Reichert, in Zusammenarbeit mit Davide Colombo und Michelangelo Pistoletto. ne Aktivitäten, die das Bewusstsein und die Möglichkeiten von Geschlecht und sex - verschiede- umfasst fühlen.Projekt und wohl Das Bedürfnisse Wünsche lektuellen dass wir uns in Bezug auf Geschlecht und Sexualität, unsere emotionalen und intel- 2002 in der Cittadellarte der Fondazione Pistoletto in Biella, Italien. Kuratorin der Ausstellung centro» – the new Agora, Responsible Social Transformation, vom 22. Juni bis zum 31. Oktober DasProjekt unddieInstallation Casual Vol.entstanden2 Rahmenim der Ausstellung«arteal Casual Vol. 2 ist, Ziel Gruppen. politische und Kulturschaffende Think-Tank für ein ist Casual zu fühlen–unddasistfalsch. darum,nicht Geschlecht beim es geht de «casual»,sich wohl,also «richtig» sondern über das, was du fühlen, denken und wie du handeln sollst. Im Unterschied zur Mo- auch genug:entscheiden nicht Sie musst.damit benützen Und Lebensende deinem zu bis du Toilettewelche darüber, entscheiden Penisse oder Brüste kann: wählen selber nicht es man weil schwieriger, weitaus dagegen ist fühlen «casual» Ge- schlecht eigenen im Sich Ordnung. in ist alles und dazu,T-Shirt cooles ein und jeans der Sache Welt:einfachste die ist fühlen «casual» Mode der in TragSich Blue- eine Christina DellaGiustina/SabinaBaumann Das Konzept Casual

Olympe 19/03 31

Oben: Ausstellungsansicht Casual Vol.2 Seite 32: Begriffs-Set von Biella Seite 33: Casual Vol. 3

Unter der Wortewolke befand sich ein mit Teppich bezogenes blaues Podest mit hellblauen Kis- sen. Liegend konnte so das Genderbenderuniversum betrachtet werden (Bild oben).

2. Der Informations-Pool Ein weiterer Bestandteil der Installation war der Informationspool zum Thema (kleineres Po- dest vorne, links im Bild) mit Flyern, Zeitungen, Magazinen, Büchern, Videos, einem VHS- Player und einem Monitor. Dadurch bestand die Möglichkeit, die Aktivitäten, Veranstaltungen und Bars der lokalen Queerszene zu besuchen.

3. Das Casual-Sex-Konstruktions-Set Casual Vol. 3 (von S. Baumann) ist ein Bogen mit 12 Klebern und entsprechend vielen Pikto- grammen, die als Kürzestformel Queertheorie interpretieren und parodieren. Sie wurden über verschiedene Kanäle verteilt und tauchten so überall im öffentlichen Raum auf. ABSOLUTE INVERT ALICE AMAZON AMAZZON AMEDEO AMBIGENDERED ANDRO- DYKE ANDROGYNE ANGEL ANGELINA ARICCHIONE ARRUSU ASPIRING QUEER BEC- CO BELLISSIMO MASCHIETTO BENDER BENT BIGENDERED BISENSUAL BISESSUALE BISEXUAL BITCH BLOW-BOY BUCO BUCAIOLO BULICCIO BUSONE BULL BITCH BULLDYKE BUTCH BUTCH DYKE BUTCH GRRL CAGHINU CAGHINERI CAGHINEDDA CALIPHIA CAT CHECCA CLITHOPPER CLONE CLOSET QUEEN CREATIVELY GENDE- RED CREATIVELY SEXUAL CROSS-DRESSER COCKSUCKER CULATÓN CULATTONE CUNT-SUCKER CUPIO CUPPIU DAISY DANDY DONNA DONNA BISESSUALE DONNA INVERTITA DONNA LESBICA DONNA PERVERTITA DRAG KING DRAG QUEEN DUTCH GIRL DYKE ERMAFRODITO ETERO ETEROSESSUALE EX-GAY EX-MAN EX-STRAIGHT EX-WOMAN FAG FAG HAG FAGGOT FAGOLA FAMILY FAMILY MEMBER FEMME «FEM- MINISTA? NON SOLO, UN PO' DI PIÙ.» FEMMINELLO FINGER ARTIST FINOCCHIO FLO- WER FNUI FNOC FRAIDA FROCIO FROSCIO FUCKBOY FUMMUNELL GANYMEDE GAY GAYA GAY LADY GAY CABALLERO GENDERBENDER GENDERBREAKER GEN- DERFREE GENDERFUCKER GENDERQUEER GENTLEMISS GHOTI GIRL-KISSER GRRL GARRUSO HARICOT HE-SHE HERMAPHRODITE HETERO HETEROEROTICIST HETE- ROGENDERED HETEROPHILE HETEROSENSUAL HETEROSEXUAL HETEROSPIRITUAL HETEROTROPE HETEROVESTITE HOMO HOMOEROTICIST HOMOGENDERED HOMO- PHILE HOMOSENSUAL HOMOSEXUAL HOMOSPIRITUAL HOMOVESTITE HUMANGEN- DERED IARRUSU INDISCRIMINATE IN-BETWEEN INVERT INVERTITA INVERTITO IT JOY BOY LADYBOY LADY-LOVER LATENT HETEROSEXUAL LATENT HOMOSEXUAL LAVENDER LEMON LESBIAN LESBICA LESBICA «BUTCH» LESBICA «FEMME» LESBI- CA SEPATARATISTA LILY LIPSTICK BUTCH LIPSTICK LESBIAN MASCHIO MASCHIETTO MTF M2F MTW M2W MACIO MACHO MAGONE MAMA MAN MAN MAN-EATER MAN- IDENTIFIED WOMAN MAN-IDENTIFIED MAN MAN-LOVER MAN-LOVING WOMAN MAN- LOVING MAN MARY MARY ANN MASCHIACCIA MEACOCK MEMBER OF THE CLUB MEMBER OF THE FAMILY METAPHYSICAL METASENSUAL MISS IT MISS NANCY MISS THING MOONLIGHTER MOTHER MULTIFUNCTIONAL MULTIGENDERED MULTISEN- SUAL MULTISEXUAL MUNDANE MUSCLE MARY MUSICAL NANCE NANCY NELLIE NONGENDERED NON-HETEROSEXUAL NONSEXUAL NOT PICKY OMNISEXUAL OMO- SESSUALE ONE OF THOSE ONE OF US OPEN-MINDED ORECCHIONE ORCIO’ PANGEN- DERED PANSEXUAL PANSY PANSY WITHOUT A STEM PANTONALUDA PERSON PER- VERT PERVERTITA PERVERTITO PICCOLO PLAYER PINK PINEAPPLE PIZZIGGADDU POLITICAL LESBIAN POLYCHROME POLYGENDERED POLYMORPH POLYMORPHOUS PERVERT POLYSENSUAL POLYSEXUAL POPPA PRE-GAY PRETTY-BOY PRIMADONNA PRINCESS PURE SILK PURPLE PURPU PUPPA PUPPU PUSSYBOY PUSSY-PULLER QUEEN QUEER RAGAZZA RAGAZZO RAGAZZA LESBICA RECIA RECIÓN RECEIVER RICE QUEEN RECCHIO' RICCHIUNE / RICCHIUNI RICCHIONE RICCHIUNI SAFFO SHE-HE S/HE SHE-SEXUAL SINGLE GENDERED LOVER SAPPHIST SAPPHO SE- XUAL INVERT SEXUALLY DISORIENTED SEXUALLY INDEPENDENT SHANDY SHE-MA- LE SHE-SEXUAL SHINJUKU BOY SIE SISTA SISTAGIRL SISTER SISTER-BOY SITUA- TIONAL HETEROSEXUAL SITUATIONAL HOMOSEXUAL SITUATIONALLY SEXUAL SLUT SLUT-PUPPY SODOMITE SOFT SPIRITUAL HERMAPHRODITE STONE BUTCH STRAIGHT STRAIGHT-DRESSER SUCKER SWEETIE T* TEAPOT TECHNO-WINKTE TEEN QUEEN TEMPERAMENTAL TG THIRD SEX TIT KING TOM TOMBOY TOOTSI TORTILLER TRANNY TRANNYBOY TRANNYCHICK TRANNYDUDE TRANNYFAG TRANNYGIRL TRANNYGUY TRANS TRANSCATCHER TRANSCENDENT TRANSDUDE TRANSDYKE TRANSSESSUALE TRANSEXUAL TRANSFAG TRANSGENDERED TRANSGENTLEMAN TRANSLADY TRANSMAN TRANSSEXUAL TRANSVESTITE TRANSWOMAN TRAVESTITO TRYKE TRYSEXUAL TS TV TWINK TWINKIE TWIXTER UNMAN UNPREDICTABLE UN- WOMAN UOMO URICIU' VARIANT VERSATILE VERTEBRATE WICKER WOMAN WO- MAN-IDENTIFIED WOMAN WOMAN-LOVER WOMAN-LOVING-WOMAN WOMAN-LOVING MAN X XX XXX XY XXY X-DRESSER ZAMI 33 34 ce Kntecihe br e Fks e Mtoe neagn edn dabei werden, angegangen Methode der Fokus den über Kunstgeschichte schen feministi- der «Geschichte» Textdiesem die in soll Deshalb katapultiert. Disziplin die Lage des Feminismus in der Kunstgeschichteder in Feminismus des Lage die sten feministischen Kunsthistorikerinnen, Griselda Pollock, in einem ihrer Aufsätze rn irs isncatihn adek, a se ilah n i Rne der Ränder die an vielfach sie das Handwerks, wissenschaftlichen ihres grund sen. ditionellen Kunstgeschichte in Distanz zu dieser, sondern darüber hinaus auch auf- dieser,auch Kunstgeschichtezu hinaus ditionellen Distanz darüber in sondern spektive nicht nur durch ihre offensiv parteiische Positionierung gegenüber der tra- Per- feministische die durch Befragung kritische die sich setzt So Debatte. dieser Konstanten wenigen der eine ist darstellt, Rückhalt theoretischen dem nach eine ist.schrien FrageDie Rüstzeug,methodischen dem nach auch immer gleichsam die men, die sich gelegentlich aufeinander beziehen und sich grundsätzlich gelten las- gelten grundsätzlich sich und beziehen aufeinander gelegentlich sich die men, bei sich präsentiert Stim- unterschiedlichster Getümmel Feld friedliches als Sichtung oberflächlichen Das einer aus. weitgehend bleiben Standpunkten ferenten noch von allen geteilte Stossrichtungen sind auszumachen, harsche Debatten zu dif- ehl dr rdtoeln nvriäe Dsilnn hr nbih tis a ver- gar teils unüblich, eher Disziplinen universitären traditionellen der nerhalb in- Methoden,er von wie Gebrauch eklektizistischen einem mit Perspektive der in ein Augenmerk schenkt oder gar ein Kapitel widmet. Weder einheitliche Interessen, kunsthistorischen VeröffentlichungenLiteratur,Fragen geschlechtsspezifischen die ben der Camille Claudel, lanciert, und mitunter findet sich sogar im Mainstream der genommen und damit sogar Bestseller wie etwa «Der Kuss», ein Buch über das Le- auch eine populäre Rezeption hat sich einiger der dabei aufgeworfenen Themen an- Auseinandersetzungen,rege belegen Publikationen Zahlreiche je. denn terogener Die feministische Kunstgeschichte ist nach ihrer gut dreissigjährigen Geschichte he- Rachel Mader Perspektiven derfeministischenKunstgeschichte Feminismus mitMethode «Isn’t feminism more a matter of interventions?» of matter a more «Isn’tfeminism 1 und verbindet diese Uneinigkeit diese verbindet und resümiert eine der profilierte- der eine resümiert

Olympe 19/03 nicht nur nach spezifischen Ausformulierungen fragen, sondern ebenso nach dem heutigen Stand der Diskussion und nach Perspektiven. Ist die Harmonie in der Un- terschiedlichkeit eine trügerische, oder deutet sie auf eine Form des wissenschaftli- chen Austausches, die nicht den Theoriegefechten und Methodenstreiten der tradi- tionellen Wissenschaften entspricht? Oder nivellieren und einen die politische Sensibilität und die politische Stossrichtung, die feministischem Vorgehen zumeist zugrunde liegen, unwillentlich eine Meute heterogener, teils gar konträrer Anlie- gen? Treten so Konflikte nicht an den Tag, die für eine inhaltliche Positionierung und für eine Schärfung der Argumente von Nutzen sein könnten? Methoden, so die The- se Pollocks im erwähnten Artikel, sind keine Frage des Geschmacks oder der Mode, sondern Folge politischer Konflikte.2

Am Anfang war Verwunderung, oder: Lücken im Feld «Why Have There Been No Great ?» lautet der Titel eines der ersten kunsthistorischen, feministischen Aufsätze, verfasst 1971 von Linda Nochlin.3 Das dabei ausgedrückte Erstaunen über das Fehlen von «weiblichen Entsprechungen zu Michelangelo oder Rembrandt, Delacroix oder Cézanne, Picasso oder Matisse, nicht einmal – in jüngster Zeit – zu de Kooning oder Warhol»4 beantwortete die Autorin mit einer sozialgeschichtlichen Analyse der Schaffensbedingungen von Frauen, die 35 den Mangel an Ausbildungsmöglichkeiten und das Verbot des männlichen Aktes für weibliche Blicke zentral setzte für das Ausbleiben weiblicher Genies. Dieser Text positionierte sich an der Schnittstelle zweier in der Folge vorerst dominierender Stossrichtungen feministischer Interventionen, die sich zugleich methodisch inner- halb eines in jenen Jahren virulenten Disputs der Kunstgeschichte situierten. Einer- seits wurde ab den frühen siebziger Jahren eine Vielzahl von Arbeiten und Unter- suchungen ausgeführt, die monographische Fragestellungen zum Ausgangspunkt hatten5 und damit gleichsam die von Nochlin vorgetragene These vom Fehlen gros- ser Künstlerinnen zu widerlegen versuchten. Und andererseits erschienen Analysen, die nach den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kreativer Produktion fragten. Monographien erfreuen sich bis heute auf allen Ebenen der Rezeption künstleri- scher Arbeiten einer mehrheitlich ungebrochenen Popularität6 und reihen sich da- mit in die traditionellste aller Kunstgeschichten ein, die mit den Viten Vasaris als Ur- sprung der Disziplin schlechthin gehandelt werden. Vasari aber, und das mag mit Teil der Verwunderung sein, die das Feststellen der Lücken begleitet hat, hat Künstler - innen in seinen Viten mit aufgeführt.7 Er war weder der Erste noch der Letzte, der dies tat; für das Aussparen von Künstlerinnen aus der Kunstgeschichte zeichnete hauptsächlich das frühe 20. Jahrhundert verantwortlich. Publikationen der zweiten Sorte erschienen in etwas weniger euphorisierender Menge.8 Sie bemühten seit An- beginn Theorien, die als Teil einer Kritik an der traditionellen Kunstgeschichte ge- 36 en in der Kunst. der in en den, und als Drittes bedürfe es einer kritischen Sichtung der Darstellung von Frau- der Darstellung den, Sichtung es kritischen und einer bedürfe als Drittes grund der unterschiedlichen Biographien von Frauen und Männern gestellt wer- gestellt Männern und Frauen von Biographien unterschiedlichen der grund zu recherchieren, als Zweites müsse die Frage nach einer weiblichen Ästhetik auf- Ästhetik weiblichen einer Frage nach die müsse Zweites als recherchieren, zu Werk und die Lebens- und Schaffensbedingungen von künstlerisch tätigen Frauen tätigen künstlerisch von Schaffensbedingungen und Werk Lebens- die und schichte, welches sie in drei wesentliche Punkte unterteilte. Erstens gelte es das es gelte Erstens unterteilte. Punkte wesentliche drei in sie welches schichte, Kunstge- der in Analyse feministische die für Aufgabenheft ein Ansatz» nistische dem unter entwarf und TitelGeschlecht: der femi- Spickernagel Ellen «Geschichte aufgenommen. Methodendebatten) kunsthistorischer aktueller Altmeister samt ting, Heinrich Dilly, Wolfgang Kemp, Willibald Sauerländer, Martin Warnke,Martin alle- Dilly, Sauerländer, Kemp, WolfgangHeinrich Willibald ting, bene, einleitende Buch «Kunstgeschichte. Eine Einführung» (hrsg. von Hans Bel- Hans von (hrsg. Einführung» Eine «Kunstgeschichte. Buch bene,einleitende Kunstgeschichte als ein methodischer Ansatz in das für Studierende herausgege- Studierende für das in Ansatz methodischer ein als Kunstgeschichte feministische die Sprachraum deutschen im wurde Jahr,1988, demselben just In von einer Analyse, wiesievonihrvorgeschlagenwird. standes spalte in der Konsequenz die traditionell objektorientierte Kunstgeschichte Untersuchungsgegen- des Verschiebunginnerhalb Diese weiter.Pollock Praxis, so Untersuchungen weniger auf die Objekte gerichtet als vielmehr auf Diskurs und Diskurs auf vielmehr als gerichtet Objekte die auf weniger Untersuchungen Titelwie die Grundlage einer Kritik bildet, überhaupt zu beschaffen. So tragen diese Bücher ist schier selbstredend kein Zufall, ging es doch vorerst darum, das Material, welches Jahrhundertemehrere über anzustreben.Nationen mehrere über zumeist und Dies neigten,ihren dazu Übersichten in Anfängen eigen, sie ist dass Richtungen Beiden fe dazu, mit Hilfe deren auch feministische Standpunkte sich Klärung versprachen. Sozialgeschichte,Begrif- einige nur sind Psychoanalyse auch oder Institutionskritik Kunstgeschichte.traditionellen Marxismus,der exklusiven Theorienkanon den auf deutlich damit verwiesen finden,und zu Feld dieses in waren,Eingang daran rade Kunstgeschichte plädierenden Ansatz. plädierenden Kunstgeschichte apostrophiert sie den von ihr gewählten, für ein vollkommen neues Verständnis von al practice, as a totality of many relations and determinations, i.e. pressures and limits», Forderung.programmatische als gar 1988 Jahr dem aus Difference» and «Visions Buch ihrem in Pollock selda tiven sowohl in thematischer als auch in methodischer Hinsicht. Dies formuliert Gri- grund. Einmal mit diesen Grundlagen ausgerüstet, vervielfältigten sich die Perspek- Hinter- ideologischen deren und Idealisierungen vorgenommenen dabei die oder Repräsentativen des Feld ins Realen dem aus Frau der Verstossendas über gen, Schaffensbedingun- und Lebens- deren Künstlerinnen,über unbekannte anhin bis über viel Nochlin,man Linda 1976).erfährt und Dabei Harris von Sutherland Ann Parker und Griselda Pollock, 1981) oder etwa auch 1980), Gorsen, Peter und der Frauen in der Kunstgeschichteder Frauenin 11 Unterschiedlicher könnten die im selben Jahr veröffentlichten, Jahr selben im die könnten Unterschiedlicher «So we retrace the steps attempting to see art as a soci- a as art see to attempting steps the retrace we «So Old Mistresses. Women, Art, and Ideology Mistresses.and Women,Art, Old 10 (hrsg.Nabakowski,Gislind San- von Helke ae si e Fks e anzustrebenden der Fokus der sei Dabei Women Artists: 1550–1950 (hrsg. (Rozsika 9

Olympe 19/03 programmatischen Stellungnahmen zum Aufgabenbereich feministischer Kunstge- schichte nicht ausfallen. Spickernagels Katalog der Forschungsschwerpunkte ba- siert auf der Vorstellung einer durch die «Perspektive Frau» ergänzten Kunstge- schichte, wie sie Pollock in ihrem Text als Weiterschreibung der kunsthistorischen Erzählung im Rahmen der herkömmlichen Parameter ablehnt. Denn Spickerna- gels Kategorien referieren durchaus auf bekannte Kriterien traditioneller kunsthi- storischer Analysen wie etwa die Monographie und das Oeuvre, Stilkunde und Ikonographie. Wären die Daten der Veröffentlichung der beiden Texte nicht bekannt, könnten sie leicht als verschiedene Etappen einer feministischen Kunstgeschichte erachtet werden, wobei Spickernagel eine frühe Phase der Debatte repräsentiert, während Pollocks Ansatz ein zunehmend komplexeres Verständnis vom Fragen im kunsthi- storischen Kontext darstellt. Weil sie ja zeitgleich erschienen, stellt sich dagegen die Frage, wie diese vorerst äusserst unterschiedlich erscheinenden Positionierun- gen hinsichtlich des anerkannten disziplinären Feldes verstanden werden können. Teilweise scheint mir die Klärung dieser Divergenzen in einem Umstand begrün- det, der wiederum auf ein Schlüsselmoment feministischer Wissenschaft verweist. Die beiden Texte erschienen, obzwar im gleichen Jahr, nicht nur in unterschiedli- chen geographischen und kulturellen Sphären, sondern auch in diskursiven Set- 37 tings, die verschiedene Positionen in der Gesamtsituation bezeichnen. Die Schrif- ten sind also mit der kulturellen und diskursiven Situierung der jeweiligen Verfasserin verhängt. Diese in Texten mitunter sehr offensiv einbezogene Selbst- positionierung hat gerade auch innerhalb wissenschaftskritischer (und somit auch feministischer) Diskussionen als selbstreflexive Praxis Eingang gefunden.12 Spickernagel hat ihren Text nicht nur im Rahmen einer ausgesprochen klassischen disziplinbezogenen Form einführender Literatur publiziert, sie lehrt und prakti- ziert zudem feministische Kunstgeschichte im Rahmen einer herkömmlichen kunsthistorischen Abteilung. Griselda Pollock dagegen verfasste ihren Text als Mitglied des Lehrkörpers der Universität Leeds (GB) im Bereich «Social and Cri- tical Histories of Art». Daraus entwickelte sich zu einem späteren Zeitpunkt das Graduiertenprogramm «Master of Arts in Feminist Historical, Theoretical and Cri- tical Studies in the Visual Arts», das 1991 von Pollock entworfen wurde und seither von ihr geleitet wird.

Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in Betracht ziehend würde ich be- haupten, dass diese beiden Ansätze differenter erscheinen, als sie sind. Denn den Diskrepanzen zum Trotz verbindet die beiden Positionen nebst ihrer offensiv for- mulierten Parteiigkeit ein aufklärerischer Impetus, der sowohl auf gesellschaftli- che Verhältnisse wie auch auf die Revision der Kunstgeschichte zielt. Die beiden 38 pische Verbindung bezeichnet. genannten «Women’s Art History Collective’», das sie als für die siebziger Jahre ty- so- des Mitbegründerin beispielsweise sie war Forschenübernahm.So orientiertes treterinnen anderer «radical movements in and beyond the arts» the beyond and in movements «radical anderer treterinnen wusstsein für ihr vorerst traditionell kunsthistorisches und bald stark feministisch stark bald und kunsthistorisches traditionell vorerst ihr für wusstsein des Politischen. Die punktuelle Zusammenarbeit und Allianzen mit weiteren Ver-weiteren mit Allianzen und Zusammenarbeit punktuelle Politischen.Die des die Kunstgeschichte. Dabei beschreibt sie auch, welche Funktion ein politisches Be- nerhalb künstlerischer oder wissenschaftlicher Sphären, sondern genauso im Feld im genauso sondern Sphären, wissenschaftlicher oder künstlerischer nerhalb der Verbindung eines politischen Feminimus mit feministischen Interventionen in Interventionen feministischen mit Feminimus politischen Verbindungeines der geographies in feminist theory and the histories of art histories» auch die Frage nach Künstlerin Monica Sjoo und situierte sich und ihre Aktivitäten damit nicht nur in- nur nicht damit ihre Aktivitäten und sich situierte und Sjoo Monica Künstlerin Griselda Pollock umreisstinihrem Aufsatz «The politicsoftheory: generationsand Konstituierung undihr Vorgehen. gen die versuchte Verfolgung des Gemäldes God Giving Birth der schwedischen der Birth Giving God Gemäldes des Verfolgungversuchte die gen iadrrie utrcidihtr ikre n Eee gudeed ü ihre für grundlegend Ebenen und Diskurse unterschiedlichster einandergreifen i Kntecihe snen ü smlce isncatihn izpie fest- Disziplinen macht, wissenschaftlichen sämtliche für sondern Kunstgeschichte, die für Kunsthistorikernur der nicht Wolfgangdies Kemp nicht,wie sie ist Modell.So müssen.werden dacht ForderungFeministischediese Kunstgeschichtefür selbst ist Dies erfordert, dass die Dinge weniger nebeneinander, als vielmehr miteinander ge- Komplexe Verhältnisse … ziplinkritischen Perspektiveanzugehen. was den Grundlagen innerhalb ihrer Verstrickungen aufzuzeigen und dies aus einer dis- gegen sich aufzuarbeiten- Praxis vor wie auszuspielen.nach darum,Lesarten die es le Vielmehrgeht kritische welche und kontextuel- liesse.gegen formulieren monographische gehen darum kaum kann Es präsentieren heute sich renzen Diffe- wie und wo bestimmen, zu Versuch,den präziser vielmehr nismus,sondern lung beabsichtigt keineswegs eine Harmonisierung im Namen eines geeinten Femi- traditionellen AusformulierungFaches.der des gegenüber Attitüde Feststel-Diese fügen meist über Elemente beider Schwerpunkte und finden sich in ihrer kritischen zuordnen,ver- Rahmung theoretischen dieser innerhalb einseitig kaum sich lassen ziger und den frühen neunziger Jahren publizierten «feministischen Interventionen» Was bedeutet dies nun aber für die Frage der Methode? Zahlreiche der in den acht- Wirkungsfeldern unterschiedlichen Schwerpunkte. und Ausgangs- gleichen die nicht ihren entsprechend aber legen Autorinnen den Artikel «What is feminism» von Rosalind Delmar. Dabei argumentiert Delmar,auf dabei verweist und Kunst und Politik zwischen Zusammenhangs linearen nes der Vorstellungei- vehement aber Jahrenwiderspricht Pollockeine Alltäglichkeit. «durch Teilengeworden» gross 14 Diese Gruppierungwehrtesichunteranderemge- 13 . Vielmehr ist das mitunter unfreiwillige In- unfreiwillige mitunter .das ist Vielmehr 15 waren in jenen in waren

Olympe 19/03 dass die Entwicklung der feministischen Diskussion von den aktivistischen siebziger Jahren hin zu den theoriezentrierten achtziger und neunziger Jahren eine Vereinfa- chung darstelle. Pollock nimmt diesen Gedanken auf, indem sie die These formuliert, dass die Theoretisierung bestimmter Bereiche und Fragen nicht ein «cerebral exerci- se» sei, sondern «an inevitable component of a political practice».16 Damit versucht sie die viel beschworene Lücke zwischen feministischer Theorie und Praxis zu schliessen und diese in eines produktives gegenseitiges Verhältnis zu verwandeln, indem sie aus einer bestimmten Perspektive, nämlich derjenigen der Kunstgeschichte argumentiert. Das Ineinandergreifen der unterschiedlichen Ebenen lässt sich konsequenterweise nicht nur für die feministische Kunstgeschichte, sondern für alle Bereiche, in denen Kunst mit Feminismus in Berührung kommt, feststellen. Die zunehmende Produk- tion und Rezeption von Kunst von Frauen ab den späten sechziger Jahren beinhal- tete zwar auch traditionelle Positionen, es ist aber für diesen Zeitabschnitt eine er- staunlich hohe Zahl an innovativen Praktiken festzustellen, die gerade auch durch ihre die disziplinären Grenzen überwindenden Vorgehen hervortreten. Viele Künst- lerinnen agierten in jenen Gattungen, die mittlerweile zwar anerkannt, damals aber fern einer Bezeichnung waren. So lassen sich zahlreiche Künstlerinnen aufzählen, die im Bereich der Performance oder der Installationen tätig waren oder die aktivi- stische oder interventionistische Praktiken anwandten. Schnell bedienten sich 39 Künstlerinnen auch neuer Medien wie Video oder in jüngeren Tagen der virtuellen Welten, wie dies etwa der Cyberfeminismus belegt. Mit dieser intensivierten Pro- duktion und Rezeption von Kunst von Frauen ging eine Kunstkritik einher, die nicht nur dezidiert Arbeiten von Künstlerinnen besprach und somit an die Öffentlichkeit brachte, sondern dabei konstant auch die Rahmenbedingungen dieses Schaffens analysierte und kritisierte.17 Komplex ist dieses Ineinanderwirken gerade auch weil, wie es Irit Rogoff formuliert, Kunst dabei nicht Gegenstand gesellschaftlicher und kultureller Reflexionen ist, sondern konstituierender Teil des Blickes, der auf eben- diese Objekte geworfen wird.18 «In the practice of feminist studies, I have been as eclectic as necessary, feminist theo- ry being of necessity a form of bricolage which does not, therefore, show feminism to lack a centre, a core, but rather demonstrates how comprehensive is its theoretical and political vision», resümiert Griselda Pollock die Form, wie die komplexe Ausgangs- lage des Feminismus sich in der Forschung niedergeschlagen hat. Was sich vorerst einzig als methodische Situierung verstehen lässt, wird dann problematisch, wenn die traditionelle Kunstgeschichte sich dabei angegriffen fühlt und zur Verteidigung ihres Werkzeugkastens ausholt. Mit «Instant-Begriffsklauberei» karikiert beispiels- weise Dietmar Dath im Feuilleton der FAZ beredt die von der Kulturwissenschaft- lerin Mieke Bal präzisierte «Kulturanalyse», um sich dagegen Objekte mit «hunds- gewöhnlichem, völlig bewährtem Werkcharakter» zu wünschen, die denn auch mit 40 die VerdoppelungEffekteBewegungProtago-eineralsDolchesderdeutetBaldes sion zu unterziehen. Der nicht gerade herunterhängende Ohrring der Lucretia undLucretiaherunterhängendeunterziehen.dergerade Ohrring nichtzu Dersion ditionellerweise von der Kunstgeschichte vorgenommene Interpretation einer Revi- genlektüre»Lucretiaikonographischerversuchtzweieranhandder Details, tra- die Bildgegenstandes also in ein geläufiges ikonographischesgeläufigesein Vokabular in Bildgegenstandesalso«Ge- ein.Bals eoi vredt Rmrnt cre sc mt enr nepeain des Interpretation seiner mit sich schrieb Rembrandt verwendet. legorie fig repräsentiert und wurde dabei nicht selten als gesellschaftliche und politische Al- henden Männer mit einem Dolch um. Zu Zeiten Rembrandts schien diese Szene häu- Schande nicht ertragend, bringt sich Lucretia vor den Augen der be iden ihr naheihres ste-VatersGefolgsmännerderereinemvon vergewaltigt.Mannes ihres und Diese Beisein im wird Lucretiavor. «Lucretia» gesetzten Szene in Rembrandt von 1664 von Rembrandts Bildern brauchbar zu machen. Exemplarisch führt sie das an der an das sie führtmachen.Exemplarisch zu brauchbar BildernRembrandts von ne Überarbeitung für ein erweitertes,Lesen sensiblesfeministischein undfürÜberarbeitungalternatives ne Frauen». richtung bereits andeutend, im Titel ihres Textes umwandelt in «Der Rembrandt der Rembrandt-Ausstellung mit dem Titel «Rembrandts Frauen» aus, den sie, ihre Stoss - Dath gegen Bal in seiner Kritik wieder stark machen will, versucht sie diese durch ei- omne e Sbetvtt it a u ee ud ah bris a e pluridiszi- den da klar.Zugriffplinären bereits macht und lesen zu da ist Subjektivität» der formance «hundsgewöhnlichen «Erinnerungsakte.oderPer- metaphert» Ästhetik.Berninispektive»,«Ekstatische nicht auch und Werkcharakter» lassen aufweisen. «Vielsagende Objekte. zuordnen Das Sammeln aus narrativer Per- Disziplin einheitlichen tel «Kulturanalyse» versammelt Texte, die sich bei ihrer Übersicht tatsächlich keiner schichte)untersucht werdensollen. dabeibesprocheneDie Publikation demmit Bedeutungsge- Ti- und Entstehungs- (Beschreiben, Kategorien entsprechenden den zu einem intentionalen Lesen. Dies führt sie unter anderem in der Analyse einer Analyse der in anderem unter sie führt Dies Lesen.intentionalen einem zu bisher im Feld der Cultural Studies angegangen wurde, sondern unter anderem auch der Kulturanalyse beabsichtigt nicht nur einen systematisierten Zugang zu dem, was Themenauf, visuellendie Charakter haben. dabeiDieentworfeneihrvon Methode 20 Herkömmliche Elemente der Kunstgeschichte aufgreifend, wie sie etwa Kunstgeschichtesie aufgreifend,der wieElemente Herkömmliche 19 Als Literaturwissenschaftlerin greift Bal zudem nicht selten nicht Literaturwissenschaftlerinzudem AlsBal greift Rembrandt, 1664 Der SelbstmordderLukretia

Olympe 19/03 nistin. Diese Bewegung wiederum kann, so Bal, als Abwendung Lucretias von den BetrachterInnen verstanden werden, die Lucretia damit auf ihre voyeuristische Posi- tion verweist. Damit übe Rembrandt mit seiner Darstellung der Lucretia denn gleich- sam Kritik an einer voyeuristischen Kultur seiner Zeit. 21 Bal liest Rembrandts Lucre- tia hinsichtlich einer emanzipatorischen Bildwirkung, ein Umstand der nur dank ihrem aktuellen und feministisch geschulten Sehen möglich ist. So autorisiert sie einen zeitgenössischen Zugang zum Bildmaterial, der auch tra- ditionelle Interpretationen ihrer zeitlichen Bedingtheit überführt. Als «visuelle In- teraktion»22 apostrophiert sie dieses Vorgehen, das eine radikal zeit- und ortsge- 41 bundene Sichtung der Objekte meint. Die jüngst in der Wochenzeitschrift eines schweizerischen Supermarktes (Coop) erschienene Werbung für das Schlankheit- sprodukt Gérlinea (vgl. Abb.) bestätigt in unabsichtlich deutlicher und trivialisie- render Weise die Selbstverständlichkeit eines aktuell positionierten Zugriffs auf historisches Gut, wie Bal ihn als These vorträgt. Aus der Perspektive heutiger Schlankheitsproduzenten wird die Rubens-Frau als defizitär erachtet, der mit Gérlinea ebenfalls eine ideale Figur beschert werden könnte. Dieses überspitzte Neuverständnis deutet auf den berechtigten Einwand, dass wir ganz selbstredend mit einem unter gegenwärtigen Bedingungen konstituierten Blick schauen. Erst jüngst hat die Kunstgeschichte, vielleicht nicht zuletzt auch auf Grund der Ein- sichten feministischer Forschungen, ihre Erkenntnisse als ebenso kontextuell be- dingt festgemacht, wie sie es für ihren Gegenstand allerdings bereits vor längerer Zeit getan hat.

… und irritierende Einsichten Mittlerweile bewegen wir uns in einem theoretischen Feld, das sich am besten mit «Kritik der visuellen Kultur»23 umreissen lässt und in die Kunstgeschichte erst parti- ell Eingang gefunden hat. Das Feld, das sich, wie Mieke Bal es vorschlägt, wohl am ehesten den Cultural Studies oder Kulturwissenschaften zuordnen lässt, ist denn just auch in derselben prekären wissenschaftlichen Lage wie diese. Obzwar in aller (auf- 42 keineswegs zwingend auf eine reale Destabilisierung männlicher Macht hinweisen. tigen Zeit. Dabei kommt sie zum Schluss, dass diese «aufgeweichten» Männerbilder aufnimmt. ten Männlichkeitsbildern im ausgehenden 18. Jahrhundert im Vergleich mit der heu- e se eae i Btaheinn l nget Ktgre n he Analyse ihre in Kategorie negierte als Betrachterinnen die gerade sie dem tify places in relation to themselves as the center of the world.» gail Solomon-Godeau in ihrer Untersuchung von der Konstruktion von effeminier- ist,eindeutiges ein keineswegs Effekt erzeugtem etwa BetrachterInnen belegt Abi- trachterInnenstatus anzugehen. Sie kritisiert Mulveys ahistorisches Konstrukt, in- Konstrukt, ahistorisches Mulveys kritisiert Sie anzugehen. trachterInnenstatus Be- den über Dimension politischer deren somit und Bilder pornographischer fekt or ‹the Sub-Saharan› are viewed from positions […] which name and locate and iden- lerIn als BetrachterIn: die Wissenschaft-auf Gedanken diesen Rogoff KunsthistorikerinIrit die adaptiert nen aber die Perspektive hin zu einer Interpretation, die «einem Text potentiell un- eindeutiger,öff- noch einfacher weder Sache die machen Differenzierungen Diese die cultural studies nicht auskommen können» Einzeldisziplinen, der Erkenntnisse fundierten der Bedeutsamkeit der auf sie vor,indem Instrumentariums methodischen des Schärfung eine schlägt und Analysen kulturwissenschaftlicher aktueller Mangel diesen Bal thematisiert Sammelbandes ihres Einführung der aus.In Methodologie festgelegte eine noch durch Gegenstand klaren einen durch weder sich es zeichnet Munde, geklärtem) schliesst an Mulvey an und versucht in ihrer Untersuchung die FrageEf- die dem Untersuchung nach ihrer in versucht und an Mulvey an schliesst e dee ebnug o Pyhaaye n Mct ü ir Untersuchungen ihre «TerraCulture» Geography’sInfirma.Visual Buch für ihrem In machen. zu fruchtbar Macht und Psychoanalyse von Verbindung diese nen hatte,zahlreiche Wissenschaftlerin-festgelegt versuchten Objekt weibliches versus Schauen männliches als Kino im Sehverhältnisse der Konstellation die choanalyse Psy- der Hilfe Jahremit dem sie aus 1975,dem Cinema» in Narrative and Pleasure «Visual Aufsatz bahnbrechenden Mulveys Laura an Anschluss Im BetrachterIn. der Status der dabei ist Kategorie zentrale Konstrukt.Eine als Perspektive tische auf derEbeneideologischerPositionierungen anundentlarvteinegeeintefeminis - neuere auf KontroversenVeröffentlichungenBlick zukünftiger Ein Ort den deutet chen methodischen Vorgehen. mehr unterschiedliche thematische Fokussierungen mit entsprechend unterschiedli- viel- sind Standpunkte differente Scheinbar legt. Rahmenbedingungen deren mit Schwerpunkt den der Untersuchung auf die practice» Verstrickung social der künstlerischen Produktion as «art Pollocks während dienen, Fachkenntnisse fundierter Erlangen dem primär Kategorien Spickernagels können Hintergrund diesem vor Denn modifizieren. zu etwas Kunstgeschichte feministischer Ansätzen den in keit auch die früher im Text anhand von einleitenden Texten skizzierte Unterschiedlich- 26 Dass aber das Verhältnis zwischen visueller Repräsentation und bei den «… that such categories as ‹the Middle East›, or ‹the Far East›, 24 insistiert. Und hier scheint sich denn 25 Auch Linda Williams «ohne die auch die «ohne 27

Olympe 19/03 I love feminism, Guerilla Girls, (Affiche), 2001 Poster endlich viele Bedeutungen zugesteht».28 Diese Öffnung trägt zu einer radikalen Kontextualisierung all jener Positionen bei, die bei der Bedeutungszuschreibung kultureller Prozesse eine Rolle spielen, und bricht lineare Interpretationsschemata, wie sie von der Kunstgeschichte über lange Zeit als einziges methodisches Vorgehen praktiziert und akzeptiert wurden. «In the developmental flow of time, there is no space for conflict, for ideology and for politics which fracture the evolving diachronic story to produce complex, politicized synchronies. Feminism cannot be understood or defined only diachronically, as the hi- story of ideas or the succession of social movements, or an unfolding of generations. In 43 our moment, there has emerged a dispersed and fractured feminist space in which con- flicting ideologies and politics simultaneously coexist, between groups, tendencies, com- munities. These conflicts of loyalty and politics often coexist within individuals.»29 Vor uns liegt jede Menge anregender Fragen, die sich dank der Verabschiedung der Ein- deutigkeit als Feld präsentieren, in dem der Feminismus produktive Kontroversen austragen kann und muss. Fragen nach Praxen, Strategien, Verwertungsmechanismen und Austauschbeziehungen, Konstruktion von Identität, Diskursformationen oder auch nach der Produktion von Aus- und Einschlüssen sind mögliche Achsen zukünf- tiger Nachforschungen. Methodische Entscheide werden dabei eine zentrale Rolle spielen, jedoch weniger Anlass zu Streitgesprächen sein, als dies ideologische Positio- nierungen zunehmend tun werden. Feminismus als geeinte Position war immer eher ein politisch-strategischer Entwurf. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mögen mit dazu beitragen, zu analysieren, wo und unter welchen Rahmenbedingungen das Auftreten mit einem gemeinsamen Label weiterhin Sinn macht. Der Kanon traditio- neller Kunstgeschichten erfordert nach wie vor ungebrochen eine kritische Sichtung aus feministischer Perspektive; Vielheit in den Formen dieser Kritik schwächt dabei nicht den Angriff, sondern präzisiert den Ort der notwendigen Intervention.

1 Griselda Pollock, The politics of theory: generations and geographies in feminist theory and the histories of art histories, in: Generations and geographies in the visual arts. Feminist readings, hg. von Griselda Pollock, London und New York, Routledge 1996, S. 4. 44 9 Pollock, The29 politicsoftheory (vgl. Anm. 1), S. 16. 28 Dies umreisst grob das Konzept der Polysemie, wie es in den siebziger Jahren von Dick Hebdige in sei- in KonzeptJahrenPolysemie,Hebdige das siebziger der Dick grob den von umreisst in Dies es wie 28 Blick Privileg in:Krise, der in Repräsentation Männlichkeit: Irritierte Solomon-Godeau, Abigail Vgl. 27 6 Vgl.Linda Sehens», Williams,des in:Blick, Dichte Privileg «Körperliche die 26 und PornografischeBilder IritRogoff, Terra25 Infirma. Geography’s visualculture (vgl. Anm. 18), S. 11. Bal, Kulturanalyse,24 S. 8. der Untertitel der So Aufsatzsammlungdem mit TitelBlick,Privileg 23 hrsg. Kravagna,Christian von Ber- Vgl. ebd. S.22 28. ZurInterpretationderLucretiavgl. ebd., insbesonderedie Seiten40–43. 21 MiekeBal, DerRembrandtderFrauen, in:20 Korrespondenzen, Köln, DuMont, 2002, S. 27–54. MiekeBal, Kulturanalyse,19 Frankfurt amMain, Suhrkamp, 2002. IritRogoff, Terra18 Infirma. Geography’s visualculture, LondonundNew York, Routledge, 2000, S. 13. 7 Einsicht in die feministische Kunstkritik bieten folgende Publikationen:17 Criticism. An Ant- Ebd. S.16 13. Ebd. S.15 11. Vgl. GriseldaPollock, 14 The politicsoftheory, (vgl. Anm. 1), S. 11. Vgl. 13 Wolfgang Kemp, Für eine Kunstgeschichte der Komplexität, in: Texte zur Kunst, Frühjahr 1991, S. 89–101. Andreas Hepp und Carsten Winter definieren 12 Selbstreflexion als eines von fünf Kriterien, welches Cultu- Spickernagel, Ellen GeschichteGeschlecht:und 11 feministischeder Ansatz,in: Kunstgeschichte. Ein-Eine Routledge,London,art, of histories Difference.Feminitity,Pollock,and and Griselda Vision feminism 10 Vgl. dazu die Auflistung in Art History and its Methods.9 A Critical Anthology, ed. by Eric Fernie, London, KunstgeschichteStandard-empfohlenedie in Einführung zurStudierenden und aktuelle vor wie Nach 8 Vgl. Withney Chadwick, Women, Art,7 and Society, London, Thames and Hudson, 1990, S. 26–31. Nichtnur die Publikationslisten von Verlagensind beredtes Zeugnis dieser Situation, auch Kritiken neh- 6 ChadwicksWhitneyinBibliographie Women, die dasillustriert Society, AnschaulichArt, and London, 5 Zitiert nach der deutschen Übersetzung des Textes «Warum hat es keine bedeutenden4 Künstlerinnen ge- Linda Nochlin, Why have there been no great women artists?, in: Art News,3 January 1971. Ebd. S. 13. 2 Girlism. Feminismus zwischenSubversion und Ausverkauf, Berlin, Logos, 2002, S. 29. nen Untersuchungen zur Subkultur entworfen worden ist. Zitiert nach Katja Kailer und Anja Bierbaum, (vgl. Anm. 26), S. 223–239. hg. vonChristianKravagna, Berlin, EditionID-Archiv, S. 65–97. lin, EditionID-Archiv, 1997. Strategies, hg. vonKatyDeepwell, Manchester undNew York, ManchesterUniversityPress, 1995. on Art,New York,Essays Feminist Selected Press,Criticism.FeministCritical New The 1995.Art New hology, hg. von Arlen Raven et al., New York, Harper Collins, 1988. Lucy Lippard, The Pink Glass Swan. verse, Lüneburg, Klampenverlag 2003, S. 10/11. senschaftskritischen Ansatz. Vgl. AndreasHepp undCarsten Winter(Hg.), DieCultural Studies Kontro- ral Studies auszeichne. Cultural Studies teilen mit einem feministischen Blickwinkel sicherlich deren wis- führung, hg. von Hans Belting et al., Berlin, Reimer, 1988, S. 332–350. 1988, S. 5. Phaidon Press, 1995. Kunstgeschichte, oder auch H.W. Jansons DuMonts Kunstgeschichte. andauerndendiebelegen werke Aussparungendeutlich. Vgl.z.B. H.ErnstGombrich, die Einführungin Publikumserfolge nach wie vor über monographische Einzelausstellungen. mensich mit Vorliebeeines/einer Kunstschaffenden anund der Ausstellungsbetrieblanciert die grössten ebenda S. 366–377. ist.monographischVgl.Literatur aufgeführten derViertel drei rund der Hudson,in1990, andThames gen, Berlin, Akademie-Verlag, 1996, S. 31. in:Rahmenwechsel.geben?»Kulturwissenschaft,Kunstgeschichtefeministische Sönt-als Beate hg.von

Olympe 19/03 Zu Hause Feministische Ausstellungspraktiken in den 70er und 80er Jahren

Doris Guth

Die Ausstellung als hybrides Gebilde, das aus Werken, Texten und Präsentations- techniken besteht, schafft mittels «interner Ordnungsstrukturen» Bedeutungen. Sie steht als ideologieabhängige Darstellungsform und umkämpfter Ort, an dem Iden- titätsentwürfe verhandelt werden, beispielhaft für politische und kulturelle Präsen- 45 tationsprozesse. Daher spielen Ausstellungen eine zentrale Rolle im Kampf um Re- präsentation und Bedeutungsproduktion innerhalb des Kunstbetriebs. Im Rahmen der künstlerischen feministischen Bewegung () rücken Aus- stellungen als Präsentationsformen in den Mittelpunkt einer feministischen Debat- te, weil sie einerseits Geschlechterverhältnisse darstellen, andererseits aber auch als wirksame Instrumente der Ausschliessung wahrgenommen werden.1 Als zentrale Aspekte werden dabei die Marginalisierung bzw. «Unsichtbarkeit» von Künstlerin- nen sowie ihre Stereotypisierung ebenso problematisiert wie Ignoranz gegenüber Themen aus sogenannten weiblichen Lebenszusammenhängen und die Selektion ei- nes männlich dominierten Interpretationsrahmens als einzig gültige Perspektive auf ein Themenfeld.2 Reaktionen auf diese Form des «geschlechtsspezifischen Kultur - imperialismus» durch das Feminist Art Movement in Form von Ausstellungen wer- den im Folgenden unter Bezugnahme auf politische Theorieansätze diskutiert. Die frühen Ausstellungsprojekte der 70er und 80er Jahre können demnach auch als Teil einer von der Politikwissenschafterin Virginia Sapiro beschriebenen Konstituierung von politischen Interessengruppen gelesen werden. Virginia Sapiro setzt sich in ihrem Aufsatz «When are Interests Interesting? The Problem of Political Represen- tation of Women» mit der Repräsentation von Frauen auseinander. Sapiro fragt, ob Frauen als Gruppe eine einheitliche politisch relevante Charakteristik im Sinne von gemeinsamen sozialen, ökonomischen und politischen Problemen haben?3 Um der- 46 scheidungsträgerInnen herbeizuführen. betriebs Druck auszuüben und eine Bewusstseinsänderung vor allem bei den Ent- den bei allem vor Bewusstseinsänderung eine und auszuüben Druck betriebs Konkreten geht es darum, auf dominante Gruppen innerhalb des etablierten Kunst- eznsret nehl utrcidihr neesnrpe z vrthn Im verstehen. zu Interessengruppen unterschiedlicher innerhalb setzungsarbeit die Funktion des «intergroup-influence». Darunter ist Überzeugungs- und Durch- und Überzeugungs- ist Darunter «intergroup-influence». des Funktion die oiiain bzihee Poes rüln i uselne dmt gleichzeitig damit Ausstellungen die erfüllen Prozess bezeichneten mobilisation» Identifikation als Künstlerin zu fördern.zu Künstlerin als «intragroup- Identifikation als Sapiro von diesem Neben liegt,grunde Funktion,die erfüllt Frauendie die selbstbewusst und mobilisieren zu pererfahrung abgeleitet wird. Derartige radikale Positionen finden in der kontro- der in finden Positionen radikale Derartige wird. abgeleitet pererfahrung logische Geschlecht der Teilnehmerinnen. Der Aufruf, der diesen Ausstellungen zu- Ähnlichkeiten gemeinsam ausgestellt. Der kleinste gemeinsame Nenner ist das bio- dass eine archetypische weibliche Formensprache von weiblicher Lebens- und Kör- KunstschaffensFolgeweiblichen weit, Eigenheit so betont.die mitunter führt Dies inhaltliche oder formale verbindende ohne Ansätzen künstlerischen schiedlichen che Ästhetik wider, indem sie die Differenz zwischen den Geschlechtern und in der unter- völlig mit Künstlerinnen Ausstellungen diesen in werden Zumeist wieder. 2. Eine weitere Gruppe von Ausstellungen spiegelt die Diskussion um eine weibli- eine um Diskussion von Ausstellungendie Gruppe spiegelt weitere 2. Eine nicht nur die Titel der Ausstellungen, sondern findet sich auch in deren Konzeption dominiert Künstlerinnen» auch gibt «Es Botschaft Die ist. keine Selbstverständlichkeit Frauen für Subjektstatus der dass deutlich, machen Sie Vordergrund.den Frau als Künstlerin bzw. stellen die Aktivitäten wie «Ausstellen» oder «Arbeiten» in 1977),«Women( 1550–1960» die etc. Workingbetonen (1978) in Art» Artists «Women 1972), (Hamburg Show» Artist Women «American (1975), aus» positionieren. 1977),stellen «Frauen(Berlin International» «Künstlerinnen Ausstellungstitel zu wie Subjekte selbstbestimmte und produzierende aktive, als somit 1. Ausstellungen, die von dem Wunsch getragen sind, Frauen als Künstlerinnen und ten, diezurKonstituierung einerGruppebeitragen: In den Gruppenausstellungen lassen sich im Wesentlichen vier Strategien beobach- deln. Han- widerständiges für und Strategien von Erarbeiten das Zielen, und Utopien eine stellen Voraussetzungvon politisches dar:Entwickeln für Agieren d.h.das für es vor allem des Selbst-Bewusstseins und der Identifikation. Diese beiden Faktoren bedarf sind:Dafür notwendig Interessen-Organisation Formationeiner die für die nante Gruppen verweigern aber marginalisierten Gruppen systematisch die Mittel, stellen.Politischdomi- System das Forderungenan und haben entwickelt teressen sentierte) Gruppen so lange nicht, bis diese Gruppen einen Sinn für ihre eigenen In- der inMachtverhältnisseverstricktist. Politische Systemerepräsentieren(unreprä- Konstituierungder Gruppe.der dieser Bereits VorgangProzess,ein als sich erweist artige Probleme überhaupt gemeinschaftlich erfassen zu können, bedarf es zunächst 4

Olympe 19/03 vers geführten Debatte aber auch heftige Kritikerinnen. Folgende Ausstellungen verweisen auf die Betonung der Differenz, distanzieren sich jedoch von essentialis - tischen Identitätsvorstellungen und von der Idee einer weiblichen Formensprache: «Andere Avantgarde» (Linz 1983), «Typisch Frau» (Bonn 1981), «Kunst mit Eigen- sinn» (Wien 1985). 3. Die dritte Kategorie umfasst Ausstellungen, die der «Geschichtslosigkeit» weibli- cher Kunstproduktion entgegenarbeiten und sich bemühen, historischen Entwick- lungslinien nachzugehen. Zu den wenigen Ausstellungen in diesem Bereich zählen «Künstlerinnen International» (Berlin 1977) und «Women Artists 1550–1950» (Los Angeles 1976). Der Umstand, dass es dafür nur sehr wenige Beispiele gibt, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die dafür notwendigen Recherchearbeiten und umfassenden finanziellen Mittel in den 70er Jahren kaum bereitgestellt wurden.5 Der historische Rückblick auf erfolgreiche Künstlerinnen soll eine Genealogie ent- stehen lassen, die die aktuelle Position der Frauen stärkt. Die meisten Modelle einer feministischen Geschichtsschreibung der 70er Jahre sind von additiven oder separa- tistischen Ansätzen geprägt. Darunter ist eine Geschichtsschreibung zu verstehen, die parallel zu einer kanonisierten Kunstgeschichte neue und vergessene «Ge- schichten» von Künstlerinnen hinzufügt.6 Es geht in den Ausstellungen wie z.B. «Künstlerinnen International» weniger um detaillierte historische Fragestellungen 47 bzw. um spezifische künstlerische Formationen, sondern vielmehr um die Betonung einer Kontinuität und den Verweis auf «heroische» Künstlerinnen. Gemeinsame Le- benserfahrungen als Frau, patriarchale Unterdrückung in der Gesellschaft sowie im Kunstbereich, werden betont und stellen ein spezifisches Identifikationsangebot dar. Diese bizarre Mischung zwischen Opfer und Heldin führt zur Frage, ob es sich dabei um ein feministisches Pendant zum männlichen Künstler-Helden handelt.7 Dieser «Great Women Approach», der auf der Vorstellung der «Ausnahmefrau» basiert, be- inhaltet sowohl die Gefahr einer negativen Differenzierung – nach dem Motto: Eine «normale» Frau schafft das nicht – als auch das Potenzial einer positiven Verstärkung – eine Ermutigung für Frauen, diesen Weg einzuschlagen und es im Bereich des Möglichen zu sehen, trotz widriger Umstände künstlerisch erfolgreich zu sein. 8 4. Die vierte Kategorie umfasst Themenausstellungen, die, gemessen am allgemei- nen Ausstellungsbetrieb der 70er und 80er Jahre, zahlenmässig relativ gering waren. Die Themenstellungen reichen von den sozialen Rollenbildern der Frau und der Künstlerin in der Gesellschaft bis zu den Tabuthemen Sexualität, Menstruation und Geburt. Bemerkenswert ist, dass es international einige Ausstellungen gibt, die The- men wie geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Trennung von öffentlichen und pri- vaten Bereichen, asymmetrische Machtverhältnisse u.a. unter den Begriffen «Haus» – «Zuhause» – «Arbeit» nachgehen. Im Folgenden soll anhand von drei Ausstel - lungen, die innerhalb eines Jahrzehntes (1972–1983) stattfanden dieser Thematik 48 macht.» br i Zi: i ht i Dur i Zce gfne, i ht a Lbn einge- Leben das hat sie gefangen, Zucker mit Dauer die hat sie Zeit: die über gament bedeckt und das Datum ihres Sieges darauf schreibt, triumphiert sie sogar sie triumphiert schreibt, darauf Sieges ihres Datum das und bedeckt gament gebändigt und stolz in Gläser gegossen wird. Wenn die Köchin dies dann mit Per- mit dann dies wird.Köchin Wenn die gegossen Gläser in stolz und gebändigt die Substanz, die da entsteht, gefährlich: eine brodelnde Lava, die von der Hausfrau weichen Fruchtfleisch zu vermählen. Schäumend dickflüssig und glühend heiss, ist glühend und dickflüssig Schäumend vermählen. zu Fruchtfleisch weichen in der Tat eine grosse Sache, den festen, reinen Zucker in Kupferkesseln mit dem mit Kupferkesseln in Zucker reinen festen, Sache,den grosse Tatder eine in den de des Simone schon Bereich 1949:Privaten,Beauvoir problematisierte «Es ist on. Die Beschränkung der Frauen auf das Haus und auf die häusliche Arbeit, auf Arbeit, häusliche die auf und Haus das auf Frauen der Beschränkung Die on. the the first grey hairs ...» my for «Waiting beschreibt. / baby / Waiting my / for Waiting hold married Waitingto get develop to to Erlebnisse breasts auf Warten ständigen einem mit Alter zum bis Kindheit der von Frau einer Leben Text, das einen der sie spricht dessen Oberkörper.Während- ihrem mit monoton wippt und Stuhl einem auf «Waiting» Performance der in FaithWilding Künstlerin die sitzt So Arbeiten. präsentierten senschaft relativ gut dokumentiert und aufgearbeitet ist. Schlaf-, Badezimmer etc.). «» ist eine Ausstellung, die in der Kunstwis- einzelnen Wohnräumeder (Küche,Funktionen traditionellen die auf sich bezogen und Perspektive feministischen einer aus Lebenserfahrung weibliche matisierten heisst den den heisst Tod verweigern.» aufhalten, jedoch Leben das durch weibliche Rollenbilder und die Tabuthemen wie Sexualität und Menstruati- und die Sexualität Tabuthemen und wie Rollenbilder weibliche durch Einschränkung die Arbeit, häusliche durch Frustration die Einfamilienhauses, des Idylle scheinbaren der in Frauen der Isolation die thematisiert «Womanhouse»1. Folgenden aufdrei Aspekte diesesProjekteskonzentrieren: und Performances für ein unbenütztes Wohnhaus in Los Angeles. Mitchell,Wanda Edison Environments,Carol Westcoast) Installationen zahlreiche ner Gruppe von Studentinnen und drei eingeladenen Künstlerinnen (Sherry Brody, sno State College veranstaltet wurde. Die beiden Künstlerinnen entwickelten mit ei- des Rahmen im AusbildungsprogrammsSchapiro «Feminist Fre- am Program» Art «Womanhouse» ist ein Ausstellungsprojekt, das 1972 von Judy Chicago und Miriam Womanhouse privat-öffentlich anhanddergeschlechtsspezifischen Arbeitsteilung thematisiert? spielen dabei die Begriffe «Haus» – «Zuhause» – «Arbeit»? Rolle WieWelche wird Interessengruppe? das Verhältnis politische eine für Bezugspunkte damit sie fern lie- inwieweit Frauen,die Ausstellungenund für bieten Ausstellung? WelchesIdentitätsangebot die dominieren Identität weiblicher Konzepte Welche zukommen: werden.nachgegangen Besondere AufmerksamkeitFragestellungenfolgenden soll wie ein vorweggenommener Kommentar zu den verschiedenen in «Womanhouse» in verschiedenen den zu Kommentar vorweggenommener ein wie 11 «Waschen, bügeln, fegen, Wollmäuse unter den Schränken aufstöbern, Schränken den unter Wollmäuse fegen, bügeln, «Waschen, 13 (Abb. 1) Auf beklemmende Art und Weise thematisiert Wil- 10 12 Ich werde mich daher im Beauvoirs Beauvoirs Text sich liest 9 Die Arbeiten the-

Olympe 19/03 123 ding die Anpassungs- und Aufopferungsbereitschaft sowie die Fremdbestimmung von Frauen. Drastisch haben Linen Closet und Sandy Orgel in ihrer Installation «Linen Closet» – eine lebensgrosse, weibliche Puppe ist in einem offenen Wäscheschrank einge- zwängt (Abb. 2) – die Erstarrung und Verdinglichung der Frau zu einem Art Haus- 49 haltsobjekt thematisiert. Weniger plakativ und mit ironischer Distanz greift das En- vironment «Nurturant Kitchen» die Thematik auf: Ein Spiegelei und eine weibliche Brust verschmelzen zu einem Konglomerat eines «rosaroten BrustEi», das sich ob- sessiv und stetig wiederholend auf rosaroten Wänden und der Decke der Küche aus- breitet. (Abb. 3) Die Assoziationen zu weiblichen Tätigkeiten wie Versorgen, (Be- )Kochen und Nähren werden hier mit dem weit verbreiteten Vorurteil der biologischen Bestimmung (der stillenden Brust) gekoppelt. Wie die soeben beschriebenen Arbeiten zeigen, ist die Art des Herangehens an die Themen sehr vielfältig, die Bandbreite reicht von einem ambivalenten bzw. distan- zierten Zugang bis zu sehr direkten, plakativen Darstellungen. Das Bild der Frau, das in der Ausstellung entworfen wird, ist relativ stark von der Vorstellung getragen, dass die Frau ein Opfer patriarchaler Machtverhältnisse und fremdbestimmt in ihrer Lebenssituation ist. Es gibt kaum Arbeiten, die jenseits einer Kritik am Status quo alternative Ansätze aufzeigen. 2. In «Womanhouse» ist die Bedeutung des Hauses von zwei Aspekten geprägt: Zum einen ist es ein Sinnbild für den reglementierten und begrenzten Lebensraum der Frauen, ein symbolischer Ort für Disziplinierungen und damit einhergehende Ent- würfe zu «weiblichen Tugenden» wie z.B. Ordnung, Sauberkeit und soziale Aufop- ferung. Zum anderen wird das Haus, in dem die Frau zwar üblicherweise «wirkt», aber letztendlich doch keinen «room of ones' own» für ihre eigenen Bedürfnisse hat, 50 acht Environments von den KünstlerInnen Miriam Schapiro,Miriam KünstlerInnen den von Environments acht Lakich,Lili Judy Chi- Teilen: mehreren aus besteht Ausstellung Die worden. umgesetzt und konzipiert Huffmann, Kathy Museums, des Kuratorin einer sowie Blumenthal, Lynn Pascal, so entstanden, wenn wir nicht gemeinsam auf ein Bild insistiert hätten.» insistiert Bild ein auf gemeinsam nicht wir entstanden,wenn so ratorinnen, Arlene Raven, Cheri Gaulke, , Susan King, Barbara King, Susan Rosenthal, Rachel Gaulke, Cheri Raven, ratorinnen,Arlene auf «Womanhouse» bezieht. kam und die und kam Ausführung‹Kollektiv›im wurde.gemacht niemals wäre Küche Diese vielen von Idee uns,die für ihr Vorschlag.dass bedeutsam gefiel war allen Es Und lassen?› transmutieren Brüsten zu nicht Spiegeleier die wir fragte:‹Warumsollten Robin Und Spur. der auf Sache komischen einer jetzt wären wir dachte, Ich den. wer- gedeutet prozess:Ernährung mütterlichen der Extension als können «Küchen Entstehungs- dem Kitchen».Eine Teilnehmerinaus «Nurturant berichtet ronment getragen,Gemeinschaftsgefühl entstehen Envi- erwähnte Arbeiten,bereits das wie verbunden.Produktion künstlerischen Kollektivder im Prozess rung dem mit Vom Selbsterfah- psychologische als wird «intragroup-mobilisation» der Form spezielle «At Home» wurde 1983 im Long Beach Museum gezeigt und ist von sechs Gastku- sechs von ist und gezeigt Museum Beach Long im 1983 wurde Home» «At At Home(1983) soll. lassen decken asymmetrische Machtverhältnisse und die Normierung der Geschlechterrollen ent- Gruppe der in Frauen Verfügung,das zur Verfahrenein C.R.G.stellen Die setzt. einge- Produktion künstlerischen zur und Selbsterfahrung zur Methode logische 3.«Womanhouse»In (C.R.G.)Group Raising Consciousness die wurde psycho- als das besetzt Haus alsOrtdesPrivatenundPolitischen neu. – -verschönerung und Innenraumpflege dekorativer jenseits – tung» und Verzweiflungen «neu besetzt». Die etwas andere Form der «weiblichen Gestal- Sehnsüchten Wünschen,weiblichen mit Auseinandersetzungobsessive eine durch man zählte 10’000 BesucherInnen innerhalb von sechs von innerhalb WochenBesucherInnen 10’000 zählte man – aus Publikumsinteresse reges ein 1972 nur nicht löste AusstellungDie vement. Feministdes Mo- innerhalb Art Meilenstein ein «Womanhouse»Zweifel ohne war tes Künstlertumausgerichtetist. letzt Kritik am Mainstream-Kunstgeschehen, das auf Individualität und meisterhaf- zu- nicht dabei verstärkt,übt «Wir» gemeinsame lektive Autorinnenschaft,das die menhang ist besonders die Ausstellung «At Home» zu nennen, die sich 1983 explizit te noch Jahre danach Künstlerinnen zur Auseinandersetzung.zur Künstlerinnen danach Jahre noch te drückten selbst befasst hat, wie eben die neue Frauenbewegung.» neue die eben wie hat, befasst selbst drückten terdrückung, mit der ungewollten Übernahme der Unterdrückung durch die Unter- Un- der Strukturen psychischen den mit intensiv so sich Befreiungsbewegung,die leichtern, vermeintlich Privates als politisch Relevantes zu erkennen. «Es gibt keine 14 Die Erfahrung der Gemeinschaft und der Solidarität soll es er- es soll Solidarität der und Gemeinschaft der Erfahrung Die 18 17 In diesem Zusam- diesem In –,beweg- sondern 15 Die C.R.G.Die als 16 Die kol- Die

Olympe 19/03 cago, Faith Wilding, , Leslie Labowitz, Eleanor Antin, Newton und Helen Mayer Harrison; Tagebücher, KünstlerInnenbücher und Zeitschriften von 29 KünstlerInnen; Performances von 25 KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen und einem Symposion zum Thema «The House of Women: Art and Culture in the '80s».19 Darüber hinaus haben im Ausstellungszeitraum noch zahlreiche andere Ver- anstaltungen in Kooperationen mit «At Home» in den Galerien und diversen Ver- anstaltungsräumen der Stadt Long Beach stattgefunden. «At Home» ist eine der wenigen Ausstellungen in der Ausstellungsgeschichte, die sich dezidiert auf eine andere Ausstellung beziehen. «At Home» feiert «Woman- house» sowie mehr als eine Dekade kontextueller Kunst in Südkalifornien.20 Wie schon der Titel der Ausstellung verspricht, geht es um Konzeptionen des Zuhause: «At Home is not, however, designed to point out injustice at the hearth, but rather to express the depth and breadth of the imaginative vision of feminism today. ‹Ho- me› is a unique place – more than a place, an internal comfort that some women ha- ve felt as ‹coming home› through feminism, to ourselves. And home has been a fo- cus during the past several years of conservative nostalgia, in which the traditional family is seen as a hope for return to an earlier ‹normalcy› ... But our exhibition re- spects the healing potential of the home and the family, in whatever forms they pre- sently exist for each individual ...»21 Im Wesentlichen spricht die Kuratorin, Arlene 51 Raven, im Ausstellungskatalog damit zwei Hauptanliegen der Ausstellung an: 1. «At Home» grenzt sich von einem Feminismus ab, der die «Ungerechtigkeit die- ser Welt» anprangert und die Opferrolle der Frau festschreibt. Die Komplexität der Realität und die Mechanismen von Machtverhältnissen lassen sich nicht durch eine einfache bipolare Zuschreibung erklären und noch weniger verändern. Weiter schafft die Vorstellung einer gemeinsam erlebten Unterdrückung bzw. Ungerechtig- keit noch keine Gemeinschaft. «The mere sharing of oppression does not constitute a common world»,22 behauptet Adrienne Rich im Jahre 1977. Dieser Aussage schlies- st sich Arlene Raven an: «The commonality from which the feminist arts spring, the- refore, is one which has been built by women together, not the existing social context which women inherited and into which contemporary feminism was first introdu- ced.»23 Eine soziale Gruppe ist demnach nicht alleine durch ihre Gemeinsamkeiten definiert, sondern durch den Identitätssinn. Während in «Womanhouse» ein klares Identifkationsangebot durch die gemeinsam erlebte Unterdrückung und die Zuord- nung auf das Feld des Privaten produziert wird, wird diese Vorstellung weiblicher Identität in «At Home» aufgebrochen und durch heterogene Ansätze ersetzt. In der Installation «Studio Life» von Eleanor Antin werden Teile ihres Studios re- konstruiert: Es besteht aus einem Holzboden, Spiegeln, staubigen Pflanzen, einer al- ten Giesskanne, abgetragenen Pantoffeln usw. Aus einem Ankleideraum hört man Stimmen und vereinzeltes Kichern. Eleanor Antin als weisse Jüdin russischer Her- 52 turned the house inside out», inside house the turned Feminismus».des «Womanhouse«Zuhause der dem zu bis Geborgenheit emotionalen Ort als Zuhause des Vorstellungen etablierter Akzeptanz der von Zuhause: Begriffes des Bedeutungsebenen pluralen die um Home» «At in es geht so Frau, der Gefängnis als Symbolik tendenziellen seiner mit Haus «Womanhouse»das um 2. Der zweite wesentliche Schwerpunkt von «At Home» ist folgender: Geht es in es Geht folgender: ist Home» «At von Schwerpunkt wesentliche zweite Der 2. in BeziehungmitihrenBesitzerinnengebrachtwerden. von wem gelernt haben. Überleben,welche geben sie Vorbilderihr Auskunfthaben, Schwarze was über sie ist:Sexarbeiterinnen,unterschiedlich Behinderte, äusserst und tuation Schwangere Lebenssi- deren zeigt, Frauen mit Interviews das Dokumentationsvideo, ein läuft Monitor (Abb.Aufeinem Raum.4) einem in gedrängt dicht stehen sind, zeichnet gekenn- Frauen von Leben das durch Sofas,die 26 Rooms». «Furnished ronment Envi- ihrem in Lacy Suzanne thematisiert Identitäten Die Vielfältigkeitweiblicher the other.»even of «Embracing inside the from Auflösung:otherness no is und there for it, transcends Überschreitung she otherness dessen anderen zum formierung worfen-sein) als Grundlage der Subjektsetzung. Arlene Raven sieht in Antins Trans-(Ver-Abjekte das und Differenz hierarchisierende die problematisiert Sie titäten. Konstituierungdie dadurch Iden- thematisiert von und «andere» die als spielerisch im Rahmen eines Studios. In ihren Installationen und Performances entwirft sie sich Identität diese inszeniert und Ballerina schwarzen einer Rolle die in schlüpft kunft Eindruck der «erzählenden» Sofas, die durch ihre singuläre Erscheinung assoziativ Erscheinung Sofas,singuläre «erzählenden» ihre der durch Eindruck die 24 25 Die Stimmen, die im Raum zu hören sind, verstärken den 26 «At Home» jedoch setzt sich nicht mit der mit nicht sich setzt jedoch Home» «At Themati- 4 5

Olympe 19/03 6 sierung des Privaten in der örtlichen Begrenzung des Hauses, sondern mit der Öff- nung des «Zuhause» auseinander. Zuhause wird zu einem imaginären Ort des «bei uns selbst sein» – hier gleichgesetzt mit der Bewegung des Feminismus. Losgelöst von einer spezifischen Lokalität, ortsungebunden ist Zuhause in jeder Frau zu fin- den. Der Feminismus könnte hier als Ursprung weiblicher Identität, Quelle und Ziel in einem gelesen werden. Welches Selbstverständnis unter dem Begriff Feminismus in «At Home» zum Tragen kommt, äussert sich u.a. an der Auseinandersetzung mit dem Thema «Arbeit». Es geht nicht wie in «Womanhouse» primär um die Monoto- nie und Frustration häuslicher Arbeit, sondern um Neudefinitionen, was Arbeit ist, und wie alternative und selbstbestimmte Modelle funktionieren könnten. Diese Auseinandersetzung erfolgt mit sehr unterschiedlichen Ansätzen in den Arbeiten 53 von Leslie Labowitz, Faith Wilding, Newton und Helen Harrison. Faith Wilding beschreibt ihre Arbeit «Scriptorium: Books of Life» wie folgt: «An in- stallation of paintings and artists' books illuminates the interdependent life forces of humans, animals, and plants. One wall will be covered with ‹Sibyl's Leaves› – images and writings contributed by people all over the world. This room honors the physi- cal/spiritual lifegifts of women of all times and places.»27 (Abb. 5) Die Künstlerin wählt, wie bereits der Titel verrät, mittelalterliche klösterliche Schreibwerkstätten als Vorbilder für ihre spirituelle Thematisierung der alltäglichen «Transformation des Lebens». Newton und Helen Mayer Harrison arbeiten gemeinsam als Paar und KünstlerIn- nengruppe an Fragen, die ökologische Prozesse und Ressourcen sowie städtebauli- che Entwicklungen betreffen. In ihrer Installation «The Work Place at Home» ge- stalten sie einen Raum des Museums tagsüber als Wohnzimmer und nachts als Arbeitszimmer. Rund um einen offenen Kamin führen sie Gespräche und Medita- tionen, die sie als Teil ihrer Arbeit sehen. (Abb. 6) Ihre Konversation wird ritualisiert und mündet in einer öffentlichen Performance.

Feministo. The Portrait of an Artist as Housewife (1977) «Feministo. The Portrait of the Artist as Housewife» ist eine Ausstellung, die 1977 im ICA London gezeigt wurde. Sie hat sich aus einem Postkarten-Event entwickelt, das 7 54 Richardsen gestalteten Teller mit dem Titel «Crochet Breakfast». (Abb. 8) In der In 8) (Abb.Breakfast». «Crochet Titeldem Tellermit gestalteten Richardsen Sue vom den auf sich Tomateund befinden Fleisch Spiegelei, wie Nahrungsmittel (Firmenlogo)erweitert.Gehäkelte Prozesse ökonomischer und medialer Rolle die durch wird andererseits Frauenkörper aufgeladenen sexuell verführerischen, dem Weiblichkeit zwischen mütterlichen und versorgenden Frauenidealen einerseits und in VerbindungBrust weiblichen gespaltenen Konzeptiongebracht:der der Die mit reits in «Womanhouse» werden weiblichen Rollenbilder wie Nähren und Versorgen hen. Ausdie in Flüssigkeit strömt Brustwarzen Teetasse.der einer (Abb. 7) Wiebe- Tea»weiblichen TorsoFormeinem einer der sowie Teekanne beste- in Henkel mit «Ty-Phoo Teefirma-Namen dem mit Teetasse gestrickten einer Einfamilienhaus, Phil GoodallbeispielsweiseverfertigteeineCollage, derenHauptmotive auseinem pererfahrung. beit, die stereotypen weiblichen und männlichen Rollenbilder und weibliche Kör- weibliche und Rollenbilder männlichen und weiblichen stereotypen die beit, häusliche Ar- die Objekte kleinformatigen der viele behandeln Nöten und Sorgen or family.» outside your people other and work of world the confronting of terrified become you ‹real world›... after years of being used to living in a home alone with your children, backlash.own their have the situation of work Yousense any any with contact lose in operative control immediate from freedom deceptive its and home the of curity Michelene Wandor,Frauenvieler Situation die schildert folgendermassen: «The se- genes Atelier und keine Kinderbetreuung) entsprechen. Eine der Teilnehmerinnen, Formensche entwickeln,zu ei- (kein Produktionsbedingungen schwierigen den die der sich viele der künstlerisch tätigen Frauen befinden, andererseits darin künstleri- Isolation,in der Überwindung der in einerseits liegt Projektes des Motivation Die lerische Ausbildung. wegte sich zwischen 19 und 60, und nur ein Teil von ihnen verfügte über eine künst- sten Monate erhöhte sich die Anzahl der teilnehmenden Frauen auf 25. Ihr Alter be- Objekte und Postkarten und schickten sich diese gegenseitig zu. Im Laufe der näch- ihrer Entfernung Wohnortekleine haben.gestalteten begonnen Künstlerinnen Die die beiden Künstlerinnen Sally Gollop und Kate Walker 1975 aufgrund der örtlichen 28 nsrced e Lbnstain e Fae, he alltäglichen ihren Frauen, der Lebenssituation der Entsprechend 8

Olympe 19/03 9

«Dream Collage» derselben Künstlerin werden Schränke als Metaphern für den weiblichen Körper mit Babys kombiniert. (Abb. 9) Wie diese wenigen Beispiele zeigen, liegen die thematischen Schwerpunkte in «Feministo» sehr nahe an jenen von «Womanhouse». Verbindendes Element zwi- schen den Frauen sind die Problematik der sexuellen Arbeitsteilung und die unmit- telbare Erfahrung aus dem alltäglichen Leben. «They want to develop a visual lan- guage that is accessible to woman in that it corresponds to their own experience.»29 Mit dieser unmittelbaren Korrelation von Leben und Kunst soll der Zugang zur Kunst für Frauen geöffnet werden. «That the work should not appear inaccessible or sacred, as art, once in galleries, often does. We hoped that the work would be acces- sible, especially to woman, who had so far little or no art in public display, to identify with in an essential way.»30 Damit sind die Objekte der Künstlerinnen nicht nur Mit- tel der Kommunikation innerhalb einer Gruppe, sondern üben in mehreren Aspek- ten Kritik am etablierten Kunstbetrieb: das gruppenbezogene Arbeiten, die Thema- 55 tisierung der vom Mainstream ausgeschlossenen Themenfelder des Privaten und die Produktion von Kunstwerken, die in Grösse, Materialien und Techniken modernis- tischen Vorstellungen des auratischen Kunstwerks widersprechen. Bereits der pro- vokative Untertitel «The Portrait of the Artist as Housewife» richtet sich gegen den Mythos des Künstlers als männlich konnotiertes Einzelindividuum, dessen Pendant die «Hausfrau» als die Verdoppelung der «unbedeutenden Weiblichkeit» bezeichnet werden kann.

Zusammenfassung «In den fünfziger Jahren hat Luigi Fontana Löcher in Leinwände gemacht .... und ich habe Löcher gestopft.»31 Andreina Robotti thematisiert mit diesem Satz die Proble- matik sexueller Arbeitsteilung: Die Dichotomie von Produktion/Öffentlichkeit/ Männlichkeit versus Reproduktion/Privatsphäre/Weiblichkeit liefert die Grundlage für soziale Anerkennung. Die Anerkennung als ideale reziproke Beziehung zwi- schen den Subjekten ist wesentlich für ihre Konstituierung, und umgekehrt verhin- dert Abwertung die souveräne Subjektivität. In der sexuellen Trennung der Ar- beitsfelder wird die mangelnde Anerkennung zu einer sozialen Beziehung der Unterordnung, die durch institutionalisierte Muster bzw. kulturelle Werte weiterge- geben wird.32 Die hier besprochenen Ausstellungen durchbrechen diesen Kreislauf, indem sie dem Bedürfnis der Frauen nach individueller Abgrenzung und Selbstbe- 10 56 Ansätze, die Diskussion der Arbeitsteilung aus der PolaritätAnsätze,der privat-öffentlich,der aus Frei-Diskussion Arbeitsteilung die bensführung und ein «bei sich ankommen und zuhause sein». In «At Home» gibt es Labowitz). Parallel dazu wird «Zuhause» zu einer Metapher für selbstbestimmte Le- spirituelle Zugänge (Wilding) bis zu ökonomischen Produktionsprozessen (Leslie Produktionsprozessen ökonomischen zu bis (Wilding) Zugänge spirituelle chen von künstlerischen bzw. intellektuellen Herangehensweisen (Harrison), über (Harrison), Herangehensweisen bzw.intellektuellen künstlerischen von chen rei- dafür Arbeitsmodelle Die interpretieren: zu neu Arbeit» «häusliche nommen, der und herausgeholt Dichotomien engen diesen Versuchaus Arbeitsbegriff unter- Jahreeinige der In entstandenen später Ausstellungder wird hingegen Home» «At fe» provoziert, indem er scheinbar unüberwindbare Gegensätze miteinander vereint. verschoben. (Abb. 10 und 11) Der Untertitel «The Portrait of the Artist as Housewi- und werden in der Folge in das inszenierte «Zuhause» der Ausstellungsinstitutionder «Zuhause» inszenierte das in Folge der in werden und hen im Haus als HausArbeitsplatz im künstlerischerhenUntertitel besagt)derProduktion (wie tisiertdie Ausstellung«Feministo» sexuelledie Arbeitsteilung.Die Arbeitenentste- dieeinen ersten Schritt zueinem neuen Selbstbewusstsein darstellt. Ähnlich thema- gezieltestatt.die Verdichtung Durchstatt, Hauses «Besetzung» deseine findet Art eclctrrbeai a Shult ds ecees dm Einfamilienhaus, dem Geschehens, des Schauplatz am Geschlechterproblematik Jahren.80er «Womanhouse»In eine findet Art Wiederholung und Verstärkung der den Weiterentwicklungderenin und 70er den Fragestellungenin diesen mit zung Auseinanderset- feministischen der Teil sind Kunstausstellungen analysierten Die ler Werte bezieht, diemaskulinbesetztsind. Kunstbetriebs,des zentrismus kulturel- Schema institutionalisiertes ein auf sich der die entlarven den Ausstellungenund Geschlechtsneutralität Andro- scheinbare die Gleichzeitig Interessengruppe. politischen einer Konstituierung die für Basis die lung werden Prozesse der Anerkennung und der Identifikation ausgelöst. Diese sind etc.) und die öffentliche Aufmerksamkeit durch die mediale Rezeption der Ausstel- Autorinnenschaft (C.R.G., kollektive Gruppenerfahrungen der Rahmen im nung Anerken- soziale Auseinandersetzung,die künstlerischer Gegenstand als fahrung geben, die ihnen sonst verwehrt bleibt: Durch die Aufwertung weiblicher Lebenser- zu Anerkennung die gegenseitig Frauen,sich den ermöglicht Separatismus wählte ge- strategisch Der entgegenkommen. Zuwendung sozialer nach sowie stimmung 11

Olympe 19/03 zeit-Arbeit, Reproduktion-Produktion, unbezahlt-bezahlt, emotional-rational etc. herauszuführen und Entwicklungen einzuleiten, die die Diskussion ab den 90er Jah- ren prägen: die Konstruktion von Heterosexualität am Arbeitsplatz, Geschlechter- rollen innerhalb der Arbeit, die Verlagerung von geschlechtsspezifischer zu sexuel- ler Arbeitsteilung. 33 Auffallend ist, dass bei allen drei Projekten der Ort der Ausstellung als konstitutiv für die Interpretation der künstlerischen Arbeiten erkannt wird und diesem Um- stand durch unterschiedliche Inszenierungspraktiken Rechnung getragen wird. Die Architektur hingegen wird in ihren sozialen und strukturellen Bedeutungen nicht thematisiert – wie dies jedoch seit den späten 80er und den frühen 90er Jahren in feministischen Zusammenhängen geschieht.

1 Allgemeine Literatur zu frühen Ausstellungen des Feminist Art Movement: Ditta Behrens, Frauen-Kunst- ausstellungen in der Folge der zweiten Frauenbewegung, Dissertation, Hamburg 1989; Judith K. Brodsky, Exhibitions, Galleries and Alternative Spaces, in: Norma Broude/Mary D. Garrard (Hg.), The Power of Feminist Art. The American Movement of the 1970s. History and Impact, New York 1966; Rozsika Par- ker/Griselda Pollock (Hg.), Framing Feminism. Art and the Women's Movement. 1970–1985; Mary Kelly, Re-Viewing Modernist Criticism, in: Mary Kelly, Imaging Desire, Massachusetts 1996; Lucy Lippard, Pre- 57 faces to Catalogues of Three Women's Exhibitions, in: Lucy Lippard, The Pink Glass Swan, New York 1995; Gislind Nabakowski/Heike Sander/Peter Gorsen (Hg.), Frauen in der Kunst, 2 Bde, Frankfurt 1980. 2 Vgl. Robert Sullivan, Evaluating the Ethics and Consciences of Museums, in: Jane R. Glaser/Artemis A. Zenetou, Gender Perspectives. Essays on Women in Museums, sowie Gerlinde Hauer/Roswitha Mut- thenthaler/Anna Schober/Regina Wonisch, Das inszenierte Geschlecht. Feministische Strategien im Mu- seum, Wien, Köln, Weimar 1997. 3 Vgl. Virginia Sapiro, When are Interests Interesting? The Problem of Political Representation of Women, in: Anne Phillips (Hg.), Feminism and Politics, New York 1998, S. 164–167 und 176f. 4 Auch in den 90er Jahren gibt es Ausstellungen mit ähnlichen Titeln, wie z.B. «Künstlerinnen des 20. Jahr- hunderts» (Wiesbaden 1990) und «Das Jahrhundert der Frau» (Wien 1999). In den genannten Ausstel- lungen werden einem kunsthistorischen Kanon und den Strömungen des 20. Jahrhunderts entsprechend Künstlerinnen additiv hinzugefügt. Klassifikationen und scheinbare Geschlechtsneutralität von Begrif- fen werden in den genannten Beispielen nicht hinterfragt. Mögen Proklamationen der Art, dass es auch künstlerisch tätige Frauen gibt, in den 70er Jahren notwendig und ausreichend für politische Verände- rungen gewesen sein, so nehmen sie in den 90er Jahren eine undifferenzierte und kontraproduktive Rol- le ein. Sie betonen primär die «Ausnahmefrau Künstlerin», anstatt sie als selbstverständlich vorauszu- setzen und subtileren Mechanismen nachzugehen. 5 Dabei ist zu erwähnen, dass Geldmittel für derartige Projekte verstärkt in den angloamerikanischen und weniger in den europäischen Ländern flossen. Eine für Europa undenkbare Unterstützung gab es bei dem Ausstellungsprojekt «Women Artists», bei der den beiden Wissenschafterinnen Linda Nochlin und Ann Sutherland Harris eine Finanzierung über ein Jahr ermöglicht wurde und sie zusätzlich die wissen- schaftliche Unterstützung von ca. 30 Dissertantinnen hatten. Vgl. Gislind Nabakowski, Die späten Opfer des Naturzustands. 400 Jahre verhinderter Erwerbstätigkeit. Einige Thesen, in: Gislind Nabakowski/Hei- ke Sander/Peter Gorsen (Hg.),Frauen in der Kunst, Bd. 1, Frankfurt 1980, S. 193 f. 6 Vgl. Herta Nagl-Docekal, Für eine geschlechtergeschichtliche Perspektivierung der Historiographiege- 58 33 Vgl. Pauline Boudry/Brigitta Kuster/Renate Lorenz (Hg.), Reproduktionskonten fälschen! Heterose- fälschen! Reproduktionskonten (Hg.), Lorenz Kuster/Renate Boudry/Brigitta Pauline Vgl. 33 Vgl. Nancy Fraser/Axel Honneth(Hg.) Umverteilungoder Anerkennung? Frankfurt 2003, S. 33. 32 3Sue Richardsen/Monica Ross/Kate Walker, Saalzettel der Ausstellung23 «Feministo», archiviert in der Wo- RozsikaParker, ebenda, S. 8. 29 28 Michelene Wandor zitiert nach Rozsika Parker, Portrait of the Artist as Housewife, in: Spare Rib 7/77, Rib Housewife,in:Spare as the Artist Parker,of PortraitRozsika nach Michelene Wandorzitiert 28 Faith Wilding zitiert nach Arlene Raven, Faith 27 Wilding, Scriptorium: Books of Life, in: Ausstellungskata- ArleneRaven, Womanhouse, in: Ausstellungskatalog:26 At Home, S. 5. ArleneRaven, SuzanneLacy, FurnishedRooms, in: 25 Ausstellungskatalog S. 34. ArleneRaven, S. 50. 24 3Adrienne Rich23 zitiert nach Arlene Raven, ArleneRaven, EleanorRaven, StudioLife, in: FaithAusstellungskatalog S.22 32. Wilding, Scriptorium: EbendaS. VII. Books 21 of Life, in: Ausstellungskatalog, ArleneRaven, Preface, in: Ausstellungskatalog: 20 At Home, LongBeach1983, S. S. VII. 32 Vgl. Ausstellungskatalog: At Home, LongBeachMuseum1983,19 S. VII undXII–XIV. 8Die österreichische Künstlerin Ulli Müller hat die Teilnehmerinnen18 von «Womanhouse» nach dem «Ein- ArleneRaven, S. 61. 17 Nichtnamentlichgenannte Teilnehmerin zitiertnachGislindNabakowski, in: ebendaS. 229. 16 Sander/Peter Nabakowski/Heike Gislind in:Nabakowski, Gislind nach zitiert Hagemann-White Carol 15 AndreaBührmann hatinihrer umfassenden Analyse14 «Das authentische Geschlecht» dieC.R.G. imSinne Arlene Raven, Womanhouse, in: Norma Broude/Mary 13 D. Garrard (Hg.), The Power of Feminist Art. The EbendaS. 557. 12 Simone de Beauvoir, Das andere 11 Geschlecht, Sitte und Sexus der Frau, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 562. Literatur zu Womanhouse:10 Arlene Raven, Womanhouse, in: Norma Broude/Mary (Hg.),Aus-D. Schapiro Schapiro,Womanhouse,Chicago/Miriam Miriam Judyin:Garrard und Chicago (Hg.),Judy Vgl. The Po- 9 Vgl. Isabelle Graw, DiebessereHälfte. Künstlerinnendes20. und21. Jahrhunderts, Köln2003, S. 177. 8 Griselda Pollock hat sich in folgender Publikation eingehend mit der Frage der feministischen Heroisie- 7 kollektiven Frauenausschluss zurIntegrationmitbeschränkten Möglichkeiten, Kassel1993. Geschlechterhierarchie.Vom und Wetterer,2000;2000,Angelika WeinheimProfessionalisierung extra 18, Jg.Fürsorge-Anerkennung-Arbeit,Studien. Feministische 1999; Zuhause,Berlin & xualität,Arbeit men's LibraryLondon. London 1977, S. 7. log: At Home, LongBeach1983, S. 30. man unter«re:tracing: thefeministartprogram»aufder Webpage vonhttp://www.t0.or.at. fluss der Gruppenerfahrung und der politischen Ideen auf ihre Biographie» befragt. Das Projekt findet befragt.Projekt Biographie» Das ihre auf Ideen politischen der und Gruppenerfahrung der fluss Gorsen (Hg.), Frauen inderKunst, Bd.1, Frankfurt 1980, S. 229. litätsdebatte der Neuen Frauenbewegung und die Foucault‘sche Machtanalyse, Münsterduzierte 1995,Vorstellungen S.vonWeiblichkeit. 134 f.Bührmann,Andrea– authentische Das Geschlecht. Sexua- Die authentischenweiblichen Identität undSexualität öffnet Torefürneuefeministischenvon Diskursen pro- duen» im Rahmen der feministischen Selbsterfahrungsgruppen aufgezeigt. Diedes Foucault‘schenSuche nach der Geständnisrituals vermeintlich überzeugend analysiert und die «subjektive Unterwerfung der Indivi- American Movementofthe1970s. HistoryandImpact, New York 1966, S. 58. ment, in: Gislind Nabakowski/Heike Sander/Peter Gorsen (Hg.), Frauen Nabakowski,in der Das«Womanhouse». Kunst, Scharfe KritikderdomestiziertenBd. an Phantasie. 1, EinGruppenenviron-Frankfurt 1980. Feministofwer Art. The AmericanMovement1970s.the of HistoryImpact, and New York1966; Gislind stellungskatalog: Womanhouse, Los Angeles 1972, o.S. sire andthe Writing of Art's Histories, London1999. Pollock,in:Canon:Griselda auseinandergesetzt Feministthe De- Künstlerinnen Differencing von rung thoden derHistoriographiegeschichte, Bd. 1, Frankfurt 1993. schichte,in: Wolfgang(Hg.),Schulin Rüsen/Ernst Küttler/Jörn Geschichtsdiskurs:Me- und Grundlagen

Olympe 19/03 Eine Frage des Standpunktes Ausstellungen machen

Marion von Osten «Within complex and ever shifting realms of power relations, do we positi- on ourselves on the side of colonizing mentality? Or do we continue to stand in political resistance with the opressed, ready to offer our ways of seeing and theorizing, of making culture towards that revolutionary effort which seeks to creat space where there is unlimited access to the pleasure and power of knowing, where transformation is possible?» bell hooks «Choosing the Margin as a Space of Radical Openess».1

Exponieren als soziale Technologie Die Kunstgalerie mit ihrer Etablierung im 19. Jahrhundert ist im Kontext der Ablösung des Feudalsystems und der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren unter- 59 schiedlichen Institutionen und Disziplinen entstanden: Historische und naturwissen- schaftliche Museen, Dioramen und Panoramen, nationale und später auch internatio- nale Ausstellungen, Arkaden und Warenhäuser wurden als Orte der Entwicklung und der Zirkulation neuer Wissensdisziplinen (Geschichte, Biologie, Kunstgeschichte, An- thropologie, Ethnographie, politische Ökonomie etc.) und ihrer diskursiven Kategori- en (Vergangenheit, Evolution, Humanismus, Ästhetik etc.) zentral. Der Kulturwissenschaftler Tony Bennett versteht die Praxis des Ausstellens daher als ein Set von kulturellen Technologien im Sinne Foucaults, die es ermöglichen, ei- ne bestimmte Subjektivität zu organisieren, nämlich einen sich freiwillig bildenden, selbstregulierenden Bürger. Dieser «Komplex des Ausstellens» (exhibitionary com- plex) organisierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Wissen auf eine neue Weise, indem er es einer grossen Menschenmenge zur «Schau» stellte. Dazu wurden nicht nur spezifische Örtlichkeiten geschaffen, sondern auch Technologien des Zeigens entwickelt, die von Vitrinen, Hängetechniken und Inszenierungen bis hin zu den be- kannten Zurschaustellungen afrikanischer oder asiatischer Menschen in nachgebil- deten Dörfern reichten. Eine Karikatur in der «Revue comique» (Draner, 1880), die einen jungen Bürger stehend vor einer Wand mit Ankündigungen verschiedenster Ausstellungen zeigt, die ihn in Aufregung zu versetzen scheinen, weist daraufhin, dass in Paris das öf- fentliche Zeigen von Dingen als Praxis des «citoyen» in Mode gekommen war 12 60 am a zdm m a ue ie/ie iaiire ieln asrke Be- abstrakten idealen, imaginierten eines/einer Auge das um zudem war raum und gedruckteSprache. (männlichen) Bildungsbürger wirklich zugänglich werden sollte.werden Der Ausstellungs-zugänglich wirklich Bildungsbürger (männlichen) Kunstwerk und Abbildfunktionen, mündliche Kommunikation versus geschriebene versus Bildwelt ornamentale und Gegenstände rituelle Ökonomien; kumulativen esle Asrc, lgmi glie Wse z pouirn ds u fr den für nur das produzieren, zu Wissen gültiges allgemein Anspruch, versellen banen und industrialisierten Gesellschaften, Subsistenzökonomien gegenüber ak- gegenüber Subsistenzökonomien Gesellschaften, industrialisierten und banen konstituierte: traditionell versus modern; agrarische Gemeinschaften gegenüber ur- der Bürger auf ihre Verbreitung, Kultursie legitimierte neue sich aber die gleichzeitig durch den setzte uni- Zwar konnten. werden gemessen Eigenengagement ihrem grosse Anzahl paradigmatischer Oppositionen, in denen sich die «zivilisierte Welt»die sich denen Oppositionen,in paradigmatischer grosse Anzahl schienen sie als trickreiche Formen der Disziplinierung, in denen die Subjekte nach stellen. Narration strukturierte so ein dichotomes, eurozentrisches System und mit ihm eine schlusses. Als Orte des freiwilligen und nicht von oben verordneten Besuches er- Besuches verordneten oben von nicht und freiwilligen des Orte schlusses.Als lungsraum,Formateneue Galerien die und Museum das des und Zugangs des Aus- Ausstel-der schafften Institutionen und Programmen edukativen anderen Neben gegenüberzu- einander Kolonien neuen den aus Kulturgütern von Beute der nach und vor Entwicklung technologischen und wissenschaftlichen der Stand den dazu, zeigt,Empires vorerst britischen expandierenden des Zeit zur London für Bennett Die ersten grossen an die «Massen» gerichteten Ausstellungen dienten, wie es Tony war (Abb. 2). weissen Wänden ohne Mobiliar, mit sondern in einem eher Raum privat anmutenden zu sehen einem Ambiente,neutralen einem in nicht Kunst zeitgenössische dass ren. Die wenigen historischen Dokumente, die es zu den Ausstellungen gibt, zeigen, in Salons veranstaltet, die nur bestimmten gesellschaftlichen Zirkeln zugänglich wa- zeitgenössischer Kunstwerke wurden vielmehr in Privathäusern von Sammlern oder (Abb.1).Die AusstellungenKunstgalerienin nicht statt.aber fanden Ausstellungen 2 i mt e Fra ds öfnlce Zies as pkae gebildete Spektakel als Zeigens» «öffentlichen des Format dem mit Die 3

Olympe 19/03 3 trachter/in organisiert. Der okularzentrisch organisierte Ausstellungsraum ist aller- dings nicht der Ort, an dem die Wärter oder der Direktor, wie es Foucault mit den Entwürfen Jeremy Benthams zum Gefängnis zeigte, vollständig und unbeobachtet observieren können, sondern der Ausstellungsraum ist dadurch gekennzeichnet, dass das Schauen selbst zu einer Aktivität wird. Diese räumliche Organisation ging einher mit einer Neubewertung des Sehens im Allgemeinen, die sich auch in der Entwicklung optischer Instrumente und Spielzeuge ausdrückte, bis hin zur Erfin- dung der Fotografie als «Abbildungsmedium» und der Typologie als Wissenschaft.4 61 In einer Ausstellung oder einem Museum tritt zusätzlich der Fall ein, dass ein Sub- jekt hervorgebracht wird, das im Akt des Betrachtens zum Subjekt des Wissens wird, d.h., dass es Exponate studiert, sich an ihnen bildet und dadurch wieder Wissen pro- duziert. Gleichzeitig wird er oder sie durch die Anwesenheit der anderen jedoch selbst zum Objekt der Betrachtung und umgekehrt, wodurch eine panoptische Si- tuation hergestellt wird. Diese Doppelrolle kann jedoch nicht von allen gleich ein- genommen werden. Denn das «öffentliche Zeigen» operierte mit der Tendenz, Frau- en und Nicht-EuropäerInnen nur als Repräsentierten und nicht als Produzierenden oder Wissenssubjekten Zugang zu gewähren. Eine Karikatur von Honoré Daumier, die einen Mann und eine Frau zeigt, die in ei- nem «Ausstellungssalon» eine Skulptur, einen weiblichen Akt betrachten, macht dies deutlich (Abb. 3). Während der Herr in der «Betrachtersituation» die intellek- tuelle Leistung erbringen kann, das Objekt als Kunst zu identifizieren, ist sie dazu nicht in der Lage. Ihre Bemerkung macht deutlich, dass sie die Figur nur als nackte Frau, nicht aber als Kunst interpretieren kann. Daumier markiert damit nicht nur ei- nen klassenspezifischen Ausschluss (sie ist keine Dame der Oberschicht), sondern auch einen geschlechtsspezifischen, der in diesem Bild auf dreifache Weise deutlich wird. Erstens ist sie nicht in der Lage, die reflexive Leistung zu vollbringen, mit wel- cher der Kunst zu begegnen ist: Sie wird im Bild zum Signifikanten für all diejeni- gen, die Kunst nicht von Objekten und Handlungen des Alltags zu unterscheiden 62 ne Reproduktiongesellschaftlicher HierarchienzurFolge. chen Stellung ein Paradox darstellte. Diese subtile Formdarstellte.des subtile Paradox Ausschlusses ei- Diese ein hatte Stellung chen gesellschaftli- ihrer aufgrund aber verhielten,was Normen bürgerlichen der chend entspre- sich sie wenn gemeint, dann nur Wissensdistribution der Adressaten als teressiert waren, um an den neuen Formationen zu partizipieren. Vielmehr waren sie Frauen und Männer des Proletariats nicht zu ehrfürchtig, zu dumm oder zu desin- zu oder dumm ehrfürchtig,zu zu nicht Proletariats des Männer und Frauen dass erkennen, zu geben Aufzeichnungen Historische werden. erklärt selbst sens zifische Wirkungsweise der neuen Herrschaftsarchitektur oder des exponierten Wis- Formneuen dieser der Wissensvermittlungspe- die durch einfach nicht daher kann massgeblichen Kriterium, welches über den Zugang entschied.Zugang Der den AusschlussKriterium,über massgeblichen welches von Verhalten benehmen uns anständig und zivilisiert, haben die panoptische Situation verinnerlicht. seum und seine Sammlungen wurden als ein objektivierender Raum attackiert, in attackiert, Raum objektivierender ein als wurden Sammlungen seine und seum der künstlerischen Avantgarden. an Kunstmu-der Das Motiv zentralen und Kunstgaleriezum Kunstmuseum am Kritik die wurde Jahrhunderts 20. des Beginn Zu Subversive Praktiken den musste. Bis heute sind Museen Orte, an denen wir meistensuns Menschenentsprechend ohne Bildung ausdem Proletariat verhalten. und–vor die Türgesetzt wer-Wir wenige Fälle wurden verzeichnet, in denen sich das Publikum nicht «richtig» verhieltBewegungs- – und Kommunikationsweise, die das Publikum zu praktizieren zumhatte.ausgestellten ObjektNicht (bis heute) auferlegt wurde, ist es die ruhige und nicht laute tensnormen genannt werden. Neben der körperlichen Distanz, die den MuseumsBesucherInnen und an anderen Orten finden sich zudem Beschreibungen, in denen Verhal- spezifischeSeh-,Handlungsweise.undDenk- denAufzeichnungen In Britischendes Museen produzierten auf diese Weise nicht nur neuartige Wissensräume,des Wissenssondern undnichtSubjektdes Wissens werden. eine Objekt es,nur ist werden.kann sein.Platz zu Sie zu Ihr dargestellt Betrachterin ne «Witz»«Kunstwerk»–,dem ihren bezieht katur,angemesse- eine daraus genau die Kari- die suggeriert so – Lage der in dazu sie kann,ist schaffen noch herrschenden zur Gegen-Repräsentationen keine sie wodurch gedacht, Produzentin als genies entzogen.Geschlechtszugehörigkeit Künstler- männlicher WederRegime im sie ist ter ästhetischen Kriterien zu beurteilen weiss, ist ihr die Rolle der Interpretation qua trachterin» verwehrt, denn während er Frauendarstellungen als reine Kunst und un- Be- «angemessenen einer Status den ihr Identifizierung,die ihre gerade es ist tens Kultur die Skulptur falsch. Sie kann das Gesehene nicht von sich abstrahieren. Drit- bürgerlicher Sinne im distanzieren,«liest» nicht sondern sich an, kann etwas sie sie gur, der Nacktheit der Dargestellten identifiziert. Dass, was repräsentiert wird, geht verstehen. Zweitens ist ihr diese Unterscheidung unmöglich, weil sie sich mit der Fi- und Aussehen wurden mit dem «exhibitionary complex» daher zu einem zu daher complex» «exhibitionary dem mit wurden

Olympe 19/03 4 dem jedes Objekt, so alltagskulturell es sein mag, zu Kunst wird. Dies wird nicht al- lein der neutralisierenden und verallgemeinernden Wirkung des Kunstmuseums selbst unterstellt, sondern auch den damit verbunden Diskursen und sozialen Prak- tiken: die Auswahlfunktion der Juries, die Position der Sammler, die Funktion der Sammlung im Allgemeinen, die Kunstgeschichte als wissenschaftliche Disziplin mit ihren Festschreibungen sowie die o.g. Funktion des Museums als edukatives Instru- ment mit impliziten Ausschlüssen. Neben der Kritik am Ausstellungsraum, «White Cubes»5, thematisierten Künst - 63 lerInnen die Technologie des Ausstellens und den Akt des Ausstellens. Dies können wir an der Hängetechnik in den Abbildungen der Dada-Ausstellungen oder den sur- realistischen Salons erkennen, in denen die KünstlerInnen begannen, den Kunst- raum und seine theatralisierende Wirkung umzudeuten und für neue, antibürgerli- che Inhalte und Displayformen zu öffnen. In den Ausstellungsformaten, die von KünstlerInnen kuratiert und produziert wur- den, zeichnete sich erstmals eine räumliche und soziale Politik ab, die sich durch neue Formen der Wissensinszenierung auszeichnete, bis hin zur Verweigerung zu «informieren».6 Die Eingriffe Marcel Duchamps in den Salons der Surrealisten kön- nen als erste paradigmatische räumliche Intervention gelesen werden: Durch das Spannen von Seilen durch den ganzen Ausstellungsraum oder das Hängen von Koh- lensäcken von der Decke der Galerie setzte sich der Künstler mit dem Ausstel- lungsraum und seinen Sehkonventionen auseinander (Abb. 4). Diese «kuratorische Praxis» als künstlerische Strategie und Sammlungsaktivität entwickelte neben der Kritik an der Zeigetechnik der Moderne einen erweiterten Präsentationsmodus. Diese Auseinandersetzungen traten oft innerhalb einer Künstlergruppe auf, einer Gesellschaft von Eingeweihten, die neue Kriterien der Wahl, des Zugangs, des Dis- kurses und der Öffentlichkeit bereitstellte, die fast ausschliesslich von Männern eta- bliert wurden und in denen Frauen und Nicht-EuropäerInnen sich verzweifelt als gleichwertig zu behaupten versuchten.7 64 tionell und strukturell nichts Massgebliches verändert. Die Arbeitsteilung und die und Arbeitsteilung Die verändert. Massgebliches nichts strukturell und tionell institu- aber eingegangen,haben Kritik die in sowie KünstlerInnen von die Arbeit Diese konfliktreichen Auseinandersetzungen sind zwar in die Kunstgeschichtekonfliktreichen die und Diese Auseinandersetzungenin zwar sind vormals eineDomänederKünstlerInnen waren. Ausstellungskonzeptionen,die seine für Strategien künstlerische benutzte system des «künstlerischen Kurators»«Galeristen».«künstlerischen des des neue oder Dieser TypusKunst-im dem Kunsthistoriker und dem Archivar ein neuer Typus entwickelte, nämlich der Typusnämlich entwickelte,neuer ein Archivar dem und Kunsthistoriker dem Konservator, dem neben sich wo statt, dort genau fanden Konflikte Diese führte. etihn ofitn wshn uaoInn Isiuinn n KünstlerInnen und Institutionen KuratorInnen, zwischen Konflikten fentlichen öf- Jahreersten 70er zu der Ende erst und wurde Fragegestellt in nicht Zeit lange zudem eine ganz spezifische Form der Produktfixierung und der Arbeitsteilung, die weissen Wände – ausschließen, was nicht Kunst ist. Mit dem «White Cube» entstand lich finanziert werden, da sie alles – unterstützt durch die strahlende Neutralität der das Museum der modernen Kunst, die private Galerie oder Kunsträume, die öffent- stellungsraums grundlegend. Mit dem Begriff «White Cube» bezeichnet O’Doherty Jahren und thematisierte die konstituierende und exkludierende Funktion des Aus- nommen. Kunstraumam Kritik Die zuge- «Whitemassiv als Nachkriegszeit der in hat Cube» Die AusweitungdesKunstraumsindieAlltagspraxis voraus,Publikum dem mit log die allem vor dann das wie die Galerie hinauszuweisen versucht (Environement, Installation), setzte einen Dia- Museum, das über schaffen,der zu Raum einen und verlassen Kunstzu der Raum elitären und Tendenz,weissen Die verkörpern.den zu Öffentlichkeit abstrakte ne In der «weissen Zelle» war bislang dem Publikum nur die Aufgabe zugekommen, ei- ben wurdezummassgeblichenMotorderReflexion. muster (tasten, schmecken, riechen) unterlaufen. Das Verhältnis von Kunst und Le- 20. des Raums mit dem Motiv der körperlichen Präsenz durch andere Wahrnehmungs- im Kunst und des Kunstsystems mitgedacht. Zudem modernen wurde die okularzentrische Organisation der konstitutiver TeilJahreals 70er des Ausstellungskomplexes der KünstlerInnen der Raum Der Arbeiten den in wurden heraus.ständnis,sein,BetrachterInnen zu Wissenssubjekt Installation. Selbstver- sein der forderte und neu Betrachters des Status Jahrhundertden definierte und ments FormJahreEnviron- der 70er des wurden:schen in der feministi- vorherrschend so Arbeiten in allem vor Postmoderne der in die Praxisformen, künstlerische neue für Zugänge öffneten Zurschaustellung den der in Akt Eingriffe symbolischen Die mokratischen undnichtmehrelitärenKultur- und Autorverständnis. noch ist die intentionale Inklusion der BetrachterInnen ein Schritt hin zu einem de- Das Kunstfunktionales,der Verhältnisein in meist zwar bleibt Publikum zum den- Brian O’Doherty’s Text «In der weissen Zelle» entstand in den späten 60er Conceptual Art 8 umsetzte.

Olympe 19/03 5 mit ihr verknüpfte Ökonomie zwischen KuratorInnen und KünstlerInnen, Kritiker - Innen und GaleristInnen erweisen sich als erstaunlich hartnäckig. Auch der Anteil an Frauen oder nichteuropäischen KünstlerInnen bleibt seit 20 Jahren stabil, auch dann, wenn Frauen mehr und mehr als Kuratorinnen und Kunstkritikerinnen arbei- ten und Ausstellungen mit feministischen und postkolonialen Themen mittlerweile zum guten Ton gehören. Die Entscheidungsgewalt über den vorherrschenden Dis- kurs ist in den Händen der Kunstzentren des Westens und ihrer Institutionen ge- blieben. 65 Dennoch gibt und gab es über die bekannten künstlerischen Strategien hinaus ei- nen taktischen Gebrauch institutionalisierter Räume durch KünstlerInnengruppen – linke, antirassistische und feministische Kollektive – und die KonsumentInnen selbst (Abb. 5). Diese Taktiken, wie beispielsweise der Einsatz des Kunstraums für Debatten, Treffen, Workshops, Filmprogramme, Community-Projekte etc., sind im Schatten des offiziellen Kunstmarktes, seiner Verteilungsmacht und einer bürgerli- chen Öffentlichkeit aktiv geworden und können im Sinne Michel de Certeaus als Versuch angesehen werden, sich hegemoniale Strukturen anzueignen und umzu- deuten. Diese Praxis der alternativen Nutzung im Sinne einer Gegen-Öffentlich- keit ist seit den frühen Tagen der Moderne zu beobachten. Eine Intensivierung fand aber vor allem in den 70er Jahren statt und dann wieder in den späten 80er und den frühen 90er Jahren. Geschlechterdebatten, die im Kunstraum geführt wurden, haben sich nicht nur mit der Frage der Inklusion von Frauen in diesen auseinander gesetzt, sondern auf unterschiedlichste Weise auch mit dem gesellschaftspolitischen Kontext des Kunst- raums und seiner konstituierenden sozialen Kraft, seinen Ansprüchen und Antago- nismen, seinen Ein- und Ausschlüssen. Die Absicht der feministischen Kunstbewe- gungen der 60er Jahre in den USA lag in der Nutzung des Raums für die Entwicklung neuer Formen der Kollaboration und der Zusammenarbeit sowie in der Erschliessung neuer Öffentlichkeiten, die jenseits dichotomer Geschlechtlich- 6 66 diese Praxis an und machte die Öffnung des Kunstraums für ein kunstfernes Publi- Kunstraumskunstfernes des ein Öffnung für die machte und an Praxis diese an schloss Jahre 80er der Mitte «Projektausstellung» motivierte feministisch Die scher, informeller Wissensproduktion. nomle Ntwre de idn nur fetihetn n nicht-akademi- und Öffentlichkeiten neuer Bildung die Netzwerke, informeller sen nicht-frauenthemenspezifischen Projekten war ihre Methode, d.h. die Betonung schaftliche, politische und wirtschaftliche Fragestellungen. Das Feministische an die- dniä wre vn eiitshn üslrne btn, odr ac gesell- auch sondern betont, KünstlerInnen feministischen von wurden der FragenIdentität nur nicht Denn Wandel. einen Diskurs feministische der wie ebenso rung auf frauenspezifische Themen wurde in den 70er Jahren zentral, durchlief aber öffnen.Fokussie-zu Die Praktiken transdisziplinäre und alltagskulturelle für mehr form und begannen im Laufe der 70er bis in die 80er Jahre hinein, ihn mehr und mehr ihn hinein,Jahre 80er die in bis 70er der Laufe im begannen und form «A.I.R. Gallery» in New Yorkin «A.I.R.zum (Abb.Gallery» Ausdruck kamen 6). üslrne deAstlug m Wie ue wiehn l Kommunikations- als weiterhin Cube» «White im Ausstellung die Künstlerinnen stellungsraumes unterschieden, wie sie beispielsweise in «Womanhouse» oder der oder «Womanhouse» in beispielsweise sie wie unterschieden, stellungsraumes iin eiitshr efrac bgüdtn Ab 7. lihetg nutzten Gleichzeitig 7). (Abb. begründeten Performance feministischer dition fentlichkeitsbegriffe erprobt, die sich von jener abstrakten Öffentlichkeit des Aus-Öffentlichkeit abstrakten jener von sich erprobt,die fentlichkeitsbegriffe Öf- und Arbeitsmethoden neue wurden Gruppen feministischen den In war. den war die Gruppenbildung, die in der Moderne von weissen Männern dominiert wor- Performances,Element und nen Vorträgewichtiges Installationen stattfanden.Ein Feministinnenvon wurden So Kunstsystemsdes ausserhalb Räume etabliert, de- in und Repräsentationsverhältnisse als patriarchal und eurozentrisch erkannt wurden. Produktions- die weil und heute als waren ausgeschlossen stärker noch Kunst der Räumen offiziellen den von KünstlerInnen deshalb,weil geschah Dies lagen. keit einschlossen,beispielsweise wie VALIEEXPORT oder tionen waren auch zu finden in Aktionen im Stadtraum, die ein neues Publikum mit 7 Adrian Piper,Adrian eine die Tra- 9 Feministische Posi-Feministische

Olympe 19/03 kum ebenso zentral wie die kollektive Produktion neuer Wissensräume, die Selbst- behauptung von gesellschaftlichen Gruppen statt ihrer Repräsentation in einem Kunstwerk, den Gebrauch des Kunstraums für themenspezifische Diskussionsver- anstaltungen, die Etablierung transdisziplinärer Netzwerke, die über den Ausstel- lungszusammenhang hinaus auch auf andere gesellschaftliche Felder wirken. Die Ausstellung «If you lived here» (Dia Arts Foundation New York, 1989), die von der US-amerikanischen Künstlerin Martha Rosler initiiert und organisiert wurde (siehe auch den Beitrag zu Martha Rosler), gilt als paradigmatisches Beispiel. Die Künstlerin setzte sich in der Ausstellung mit Prozessen der Gentrifizierung und der Obdachlosigkeit auseinander, weil sich die Galerie in einem Quartier Manhattans befand, das gerade aufgewertet werden sollte und in dem deswegen eine Vertrei- bungspolitik verfolgt wurde. Das Projekt richtete sich an die BewohnerInnen des Quartiers und suchte durch das Mittel der Ausstellung eine lokale Intervention in ei- nen gesellschaftlichen Prozess. Auch dem Publikum kam eine neue Rolle zu, denn es wurde durch verschiedene Veranstaltungen in diesen Prozess involviert und wurde darüber hinaus selbst zum produzierenden Teil der Ausstellung. Rosler nutzte die Galerie also nicht, um neue Repräsentationen von Obdachlosigkeit zu produzieren, beispielsweise durch sozialkritische Fotografien, sondern öffnete den Raum für Selbsthilfegruppen, kritische Stadtplaner und künstlerische Projekte, die politisch 67 intervenierten. Projekte wie «If you lived here» öffneten den Kunstraum für Debatten, Gruppen und Themen, die vormals keinen Zugang hatten, und gestalteten den Inhalt mit ih- nen gemeinsam. Das Öffnen des Kunstraums für andere gesellschaftliche Gruppen und das Einbeziehen verschiedenster kulturell, politisch und wissenschaftlich arbei- tender Akteure verschoben nicht nur die Hierarchie der Disziplinen, sondern er- möglichten auch einen neuen Modus der Wissensproduktion. Gleichzeitig schuf die Projektausstellung eine Bühne für diese Arbeitsweisen, gerade weil der «White Cu- be» artifiziell ist und «öffentlichen» Charakter hat. Die «Projektausstellung» als künstlerische Praxis schreibt sich so in die Auseinan- dersetzungen der Kunst der Moderne und der Postmoderne wie in politische und theoretische Debatten und Kämpfe ein. Forderungen feministischer Positionen und gendertheoretischer Debatten, was die Etablierung und Ermächtigung nicht dicho- tom angelegter Subjektpositionen angeht, greift sie gleichermassen auf wie metho- dische Fragen nach Arbeitsverhältnissen und kollektiver Autorschaft. Die Pro- jektausstellung bezieht im Gegensatz zum Kunstraum daher eindeutig Stellung und entwickelt im Medium keine Illustration zu einem Thema, sondern eigene Thesen, Methoden und Formate. Sie etabliert einen Diskurs, eine Praxis, die sowohl die Neu- tralität des Kunstraums radikal in Frage stellen wie auch das mit ihm verbundene Repräsentationsregime (Abb. 8). 10 89 68 jektpositionen und Praktikenetablierenkönnen, wurdeals Wert nichterkannt. Ausstellungsprojekt und an Veranstaltungen haben kann, in denen sich neue Sub- neue sich denen in kann,Veranstaltungenan haben Ausstellungsprojektund ausgeblendet. Die ermächtigende Funktion, die das gemeinsame Arbeiten an einem möglichkeiten haben und keine Zugänge zu den etablieren Wissensräumen, wurden Die sozialen Konflikte,sozialen Die sind,ausgesetzt Gruppen denen Repräsentations- keine die nau jenen «Öffentlichkeits- und Kunstbegriff» bürgerlicher Institutionen spiegelten. Kunstpublikumentspreche.der also,Vorstellungge- einem nicht Kriterien die von rellen Treffpunkt (Abb. 10). Ein anderes Argument war, dass auch das Publikum das auch dass war, Argument anderes Ein 10).(Abb.Treffpunkt rellen idrerne ruet wrn ds e sc i dn uselne nct um nicht soziokultu- Ausstellungeneinen oder Universität alternative eine Kunst den handle,um eher sondern in sich es dass waren, Argumente wiederkehrende ungefähr zu massiven Konflikten mit der Institution oder den Geldgebern.Immer den oder Institution der mit Konflikten massiven zu ungefähr deutschsprachigen Raum für die o.g.die für Raum arbeitete,deutschsprachigen – ist zentral von Praxis nicht es kam und Ursula Biemann) an der Shedhalle Zürich – einem Ausstellungsraum, der im Ausstellungsraum,einem der – Zürich Shedhalle der an Biemann) Ursula und Renate Lorenz, Rachel Mader, Brigitta Kuster, Pauline Boudry, Justin Hoffmann Boudry,Justin Kuster,Pauline Brigitta Mader, Rachel Lorenz, Renate In der Zeit von 1996 bis 1998, als ich in einem wechselnden TeamKafhesy,einem (Sylvia in ich 1998,als bis 1996 von Zeit der In beitsbegriff undderKritikan Trennung vonÖffentlichkeit/Privatheitgeschah. männlich-konnotierten Ar- einem an Kritik feministischen einer Hintergrund dem kutieren und die Arbeitstreffen, in den öffentlichen Raum verlagert, was u.a. vor u.a. was verlagert, Raum öffentlichen den in Arbeitstreffen,die und kutieren von und Lesen Texten,Privaten Alltäglichen,das des wie Sphären die den Dis- das Prozess, getrennter die «Erarbeitung» und Repräsentation kollektive Autorenschaften der zentral von (Abb. üblicherweise 9). anderer, So wur- ein auch wurden seits um,Darstellungsparadigmen seine deuteten und complex» «exhibitionary anderer- des Körperpolitik und Wissens-die Projekte diese reflektierten Einerseits wiesen. aus vor allem neue Formen der Kollaboration, die über den Ausstellungsort hinaus- Kommunikationsstrukturenhin- lineare der Ausstellungspraxisüber in etablierten ligt war (when tekkno turns to sound of poetry, ausbruch der zeichen, sex/space u.a.), Jahrebetei- 90er der seit Anfang selbst ich Kunstprojekte,Feministische denen an Kuratorisches HandelnalskünstlerischePraxis

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Im Gegensatz zu einer klassisch kuratorischen oder wissenschaftlichen Verfahrens- weise sind in den Projektausstellungen der letzten Jahre Personen aus unterschied- lichsten Wissensgebieten auch am Prozess der Konzeptentwicklung oder an der Um- setzung der Ausstellung beteiligt gewesen. Zudem war vorgesehen, dass sie ihre Positionen in diesem temporären Zusammenhang wechseln können. TheoretikerIn- nen und KünstlerInnen erarbeiteten gemeinsam theoretische und visuelle Artikula- tionsformen. Neben der klassischen Gegenöffentlichkeitsstrategie, wie sie sich in den 70er Jahren etabliert hatte, konnte und können mit dem Vermittlungsformat der 69 «Ausstellung» auch neue Öffentlichkeits-, Produktions- und Distributionsmodelle etabliert werden, die in Projekten, die sich über den europäischen Raum hinausbe- wegten, am deutlichsten wurden. Die Gemeinschaft, die sich durch das jeweilige Projekt bildete (beispielsweise in «Kültür» 1996–97 oder «MoneyNations» 1998–2000), wie auch die damit verbun- denen Kommunikationsweisen wurden erst im Prozess der Erarbeitung existent.11 MoneyNations generierte zum Beispiel aus einem kommunikativen Prozess, der mit KulturproduzentInnen aus Mittel-, Zentral- und Südosteuropa über Internet und persönliche Kontakte geführt wurde, neben einer eher klassischen Ausstellung zu Diskursen der EU-europäischen Grenzproduktion und Grenzüberschreitung noch eine ganze Reihe anderer Aktivitäten wie einen Kongress, ein Seminar, ein Vi- deoproduzentInnen-Netzwerk und vor allem eine Mailingliste, die über vier Jahre zum Austausch antirassistischer Projekte, Ereignisse und Initiativen diente (Abb. 11). So ging aus dem Projekt eine Art supranationale Gemeinschaft von Künstle- rInnen, WissenschaftlerInnen und politischen AktivistInnen hervor. Das Projekt bildete diese somit nicht einfach ab, sondern generierte ein Potenzial für neue Spre- cherInnen-Positionen und kulturelle Praktiken im Schatten hegemonialer Diskur- se. Die imaginierte Öffentlichkeit des Kunstraums wurde nicht als «entfremdend» und neutralisierend abgelehnt, sondern für neue mikrokulturelle und mikropoliti- sche Zusammenhänge fruchtbar gemacht und umgenutzt (Abb. 12). So formierte 12 70 aas tbirne niassice esetv as okee Freugn und Forderungen konkreten aus Perspektive antirassistische etablierende daraus Mit diesem sich Mit Textdie Kunstpraktikenzeigen,und feministische ich dass möchte termächtigenden Gehalt. einspannen zu wollen für Themen wie «Terror», entspricht gerade nicht ihrem selbs- zial-räumliche kulturelle Praxis gegeben. Sie als «bessere» Wissensproduzentinnenals gegeben.Sie Praxis kulturelle zial-räumliche Etablierung kultureller Diskurse die ausschlaggebenden Impulse für eine neue so- neue eine für Impulse ausschlaggebenden die Diskurse kultureller Etablierung itsh Knteinn Tertkrne ud kiitne hbn e der bei haben Aktivistinnen und Theoretikerinnen Künstlerinnen, nistische gleichgestellt.Femi- beteiligen,gesellschaftlich Repräsentation der an sich re»,die schiedensten Wissensgebieten reichen kann. Darüber hinaus sind nicht alle «Akteu- ver- aus Personen mit Zusammenarbeit zur bis KünstlerInnen von Kollaboration ein uneinheitlicher Produktionsmodus, der vom einzelkünstlerischen Werk über die werden, oder künstlerische Arbeiten, die nur für diese entstehen. Zudem ist «Kunst» tionen u.a. jene Projektaustellungen gibt, die durch KünstlerInnen selbst entwickelt haben sich soweit ausdifferenziert, dass es neben Malerei, Fotografie, Videoinstalla- lich, Kunst als etwas Einheitliches zu beschreiben. Die Praktiken der Postmoderneder Praktiken beschreiben.Die zu Einheitliches lich,etwas Kunstals tischen Zusammenhang der Entwicklung verschleiert. Denn es ist nicht mehr mög- mehr nicht verschleiert.ist Entwicklung es der Denn Zusammenhang tischen schreiben versucht, ist diese Annahme generell und problematisch, da sie den poli- den problematisch,sie und versucht,da diese generell schreiben ist Annahme be- zu Produktionsform kulturellen neuen der Kern einen hier Rogoff Irit Obwohl (Hg.), GeografieunddiePolitik derMobilität, S. 33). ge Themen, wie etwa ‹Terror› neu zu betrachten …» (Irit Rogoff, in: Ursula Biemann neue wie genauso können,Wissensartenproduzieren,beitragen zu dazu wichti- die Lage,der neues KulturWissenin visuelle Kunstund sind darstellt.«Somit duktion oder analysiert übersetzt,Forschungsmoduseigenen einen sondern der Mittel ein und Wissenspro- illustriert, bereitstellt, Mittel andere durch Wissen existierendes Die Kunstwissenschaftlerin Irit Rogoff nimmt deshalb an, dass Kunst nicht mehr ein der Raum Ausstellung hinauswiesen. symbolischen den und transdisziplinärer Praktiken Wissensräume,kultureller Möglichkeiten die über widerständiger, Karte imaginäre eine auch Erfahrung kollektiven einer neben sich

Olympe 19/03 sozialen Kämpfen hervorgegangen sind, die heute in der Rezeption feministischer Kunstpraxis mehr und mehr verschleiert werden. Das, was gegenwärtig als Themen- ausstellung firmiert und Bereiche wie Geschlecht, Raumordnung, Ökonomie und Migration kuratorisch verhandelt, hat mit der feministischen Praxis der Projektaus- stellung nicht mehr viel zu tun. In der ausschliesslich auf Repräsentation angelegten «Issue-Ausstellung» werden weder Kriterien der Wahl oder arbeitsteilige und hier- archisierte Arbeitsverhältnisse in Frage gestellt noch neue Öffentlichkeiten und in- terdisziplinäre Zugänge etabliert. Es werden zwar Arbeiten von Künstlerinnen ge- zeigt, «Ausnahmefrauen» ausgemacht, d.h. solche, die es im Betrieb geschafft haben, oder nichteuropäische KünstlerInnen eingeschlossen, die Produktionsbedingungen und die nach wie vor aktuellen Forderungen der feministischen Kunstpraktik jedoch bleiben unbenannt.

Bildnachweise: Abb. 1 «Révue comipue», 1880er Jahre, Draner, aus «Thinking about Exhibitions», 2000 Abb. 2 Ausstellung in «Cercle de l’Union Artistique», aus «Thinking about Exhibitions», 2000 71 Abb. 3 Honoré Daumier «Don’t you think, my dear, a person must be a bit touched to have her portrait done like that?», aus «Thinking about Exhibitions», 2000 Abb. 4 Marcel Duchamp, «Sixteen Miles of String», Installation für die Ausstellung «First Papers of Sur- realism», organisiert von André Breton und Marcel Duchamp für das Coordinating Council of French Relief Societies, New York, 1942 Abb. 5 Ad Hoc Woman Artist’Commitee at the Whitney Annual, 1970, Library, Foto: Amy Stromsten Abb. 6 A.I.R. Artist-Mitglieder, veröffentlicht im Heresies 7 (1979); Foto: David Attie, aus «Thinking about Exhibitions», 2000 Abb. 7 Mierle Laderman Ulkeles, Transfer: The Maintenance of the Art Object, 1974 From Maintenance Art Activity performance series at Wadsworth Atheneum, Hartford, Connecticut Abb. 8 Martha Rosler «Homless: The Street and Other Venues», 1989, Raumansicht (Hütte der «Mad Houses») Abb. 9 Foto: David Attie Abb. 10 Lesegruppe «sex and space», Shedhalle Zürich, 1996; Foto: Ursula Biemann Abb. 11 www.moneynation.ch Abb. 12 Lia Perjovschi erklärt ihre Arbeit, Shedhalle Zürich, Moneynation 1998; Foto: Marion von Osten

1 bell hooks in: Yearnings. Race, Gender and Cultural Politics (1989) 2 Die mit der Entwicklung des Ausstellungsraumes sich herausbildende europäische Kultur der «Zur- schaustellung» wird auch von AutorInnen anderer Kulturen als spezifisch europäisch beschrieben. Ti- mothy Mitchel zeigt dies in seinem Text «Die Welt als Ausstellung», dessen Titel schon darauf hinweist, 72 11 Siehe auch Jahresberichte der Shedhalle 1994–98 sowie www.shedhalle.ch«Kül- sowie Publikationen die und 1994–98 JahresberichteShedhalle auch der Siehe 11 0Darüber hinaus hat die Projektausstellung als Format künstlerischer Praxis durch die Kollaboration mit 10 SiehedazuauchdenBeitragvonDorisGuthindiesemHeft. 9 die Akui- für Damoklesschwert zum heute Publikum das Besucherstatistik,ist die durch Repräsentiert 8 hier strukturiert.kam Frauenmännlich war Motiven lebenskünstlerischen ihren mit Bohème Auchdie 7 20er den in «Merzbau» Schwitters in sind Zurschaustellens Zeigens,des des Konventionen Etablierte 6 Insi- / Zelle weissen der «In Schriftensammlung O’Dohertys Brian durch ist Cube» «White Begriff Der 5 Praxis,kulturelle als als nicht sondern Voy-vorerst wird Betrachtung der Moment konstituierende Das 4 ValentineMudimbe, Theof Invention Arfica.Gnosis, Philospophy, knowledge,of order the and Indiana 3 tür» und«MoneyNations»sowiewww.moneynations.ch. und derInterventioneröffnen. gestalterische und wissenschaftliche und gestalterische Traditionen«Ausstellens»der des Modus neuen Vermittlungeinen nen, KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen vollständig erarbeiten konnte und in dem künstlerische, dem in und konnte erarbeiten vollständig und WissenschaftlerInnen nen,KünstlerInnen Studierenden,Kunstmit und DozentIn- erstmals Gestaltung für Museum im entwickelt,ich modus den verschiedenen AktuerInnen aus unterschiedlichen Wissensdisziplinen auch einen neuen Präsentations- neuen einen unterschiedlichen auch Wissensdisziplinenaus verschiedenen AktuerInnen rer gesellschaftlichenStellungalsbedeutendfürdie Ausstellung erweist. unerkannt.ih- meistens den,aufgrund heraus, dann dies nur Aus sich sie wenn treten ihrer Anonymität Kunstausstellungen bis heute meist nicht präsent. Wenn sie es doch schaffen, Teil von der BesucherInnen Darstellung zu sind wer- Repräsentation fotografischen der In verkommen.Kulturgeldern von rierung siven KritikihrermännlichenKollegen zurechnen, wennsiesich«äusserten». hatten, wie es Elisabeth Wilson in ihrem Buch «Bohemians. The glamorous outcasts» zeigt, mit der mas- sondern angesehen, Produzentinnen als nicht Kreisen diesen in auch aber sie wurden gleichzeitig ben, bürgerlichen Schicht hatten zwar die Möglichkeit, neue Beziehungsmodelle jenseits der Ehemoral zu le- Maitresse.der der aus Frauenjene auch zu,sondern Modells des und Muse der Funktion die nur nicht Jahren ebensozufinden, wieinMarcelBroodthaers«Museen»denfrühen70ern. scher Aktivist. politi- und Kritiker Herausgeber,Künstler,Dichter, ist Er USA. den in lebt an, Nachkriegsgeneration der gehört worden.(deutsch:Doherty Merve the thematisiert Cube» VerlagWhite de umfassend 1996) des Betrachtens). Arbeiten der KünstlerInnen der Moderne deutlich (vgl. dazu: Linda Hentschel, Pronoptische Techniken den Textenin besonders und wird naturalisiert.Dies somit und psychologisiert Schaulust eurismus, als University Press, 1988. Europas gegenüberdenKolonien formierenkonnten. Nationalstaaten die Diskurs,sich zentralen den einen handelte,durch um stellungstechnologie sondern Aus-eine nur als mehr um Europas Blickregime Jahrhundert19.entwickelten im dem bei sich es dass

Olympe 19/03 Pubertärer Unmut als künstlerische Strategie Zu Marlene Mc Carty‘s «girls» 1 Eine Serie von 22 grossformatigen Zeichnungen, 1995–98

Annette Schindler

Die erste Begegnung mit Marlene Mc Carty‘s «girls» scheint einfach: Mit Bleistift und Kugelschreiber werden junge Frauen in verschiedenen Posen monumentalisiert dargestellt – einige geben sich schüchtern oder grüblerisch, andere spassig oder ko- 73 kett; einige tragen einfache Alltagskleider, andere sind aufreizend aufgemacht. Alle diese Haltungen und Launen sind Teil dessen, was die Adoleszenz ausmacht, dieses Lebensalter, das gekennzeichnet ist von intensiven Gefühlsschwankungen und wi- dersprüchlichen Neigungen – von einem offenen und spielerischen Interesse an der Welt und tiefen Zweifeln daran, von der Sehnsucht, sich mit den Idolen der Zeit zu identifizieren und gegen gesellschaftliche Normen zu rebellieren. Marlene Mc Carty's «girls» geben all diese Widersprüchlichkeiten zu erkennen: den Willen teil- zunehmen und als vollständige Mitglieder der Gesellschaft ernst genommen zu wer- den einerseits, und andererseits das sehr klare Bewusstsein der schieren Unmög- lichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Die «girls» zeigen das prekäre Gleichgewicht zwischen der Verlockung und der Bedrohung der sozialen Welt, deren Forderungen mit Befremden geahnt werden. Die Geschlechtsteile der Mädchen, ihre Brüste, Brustwarzen und Scham, schim- mern durch ihre Kleider und machen klar, dass es diesen Zeichnungen nicht um einfache Repräsentation geht. Die Künstlerin hält sich mit dem Zeichenstift, den sie für die Darstellung wählt, an das anatomisch Korrekte und an sorgfälti- ge Detailtreue wie minutiös ausgearbeitete Schattierungen etc. Dieser Stil imi- tiert das ängstliche Streben der pubertierenden Mädchen nach Akzeptanz; die Zeichnungen scheinen vom Wunsch beseelt zu sein, «gute» Zeichnungen zu sein, und machen in ihrem Eifer gleichzeitig deutlich, dass nicht einmal die genaueste 74 Funktion als Repräsentanten oder über die reflexive Metaebene hinaus: Mc Carty hinaus:Mc Metaebene reflexive die über oder Repräsentanten als Funktion In der Aneigung dieser Strategie gehen die Werke auch deutlich über ihre klassische Strategie an. eignet sich die Künstlerin den pubertären Hang zum Extrem selbst als künstlerische Carty gewissermassen als Katalysatoren ihrer Auseinandersetzungihrer Damit einsetzt.Katalysatoren als gewissermassen Carty eigenen Leib und Leben ständig betrifft, auf radikale Weise misslungen ist, die Mc radikale ist,Weisebetrifft,die auf misslungen ständig Leben und Leib eigenen sind ausgerechnet diejenigen,Sozialisierungsprozess,ausgerechnet der sind denen bei am alle uns der Es Geschlechtszugehörigkeit. von Performance die und Konstruktion die tieren, reflek- zu Phänomen normales ganz ein um Verhaltendarstellen,pubertierendem Auswirkungen hatten. Marlene Mc Carty wählt diese Figuren, die Extremfälle von Figuren,Extremfälle diese die wählt Carty AuswirkungenMc hatten.Marlene renzverhältnis zwischen Liebhaber und Eltern, die jedoch in diesen Fällen fatale Fällen diesen in jedoch die Eltern, und Liebhaber zwischen renzverhältnis liert: Jedes der Mädchen durchlief normale Konfliktsituationen, etwa das Konkur- das Konfliktsituationen,etwa normale durchlief Mädchen der Jedesliert: völlig normale Sozialisationsprozess an einem gewissen Punkt in ihrem Leben eska- Für die Mädchen, die in Marlene Mc Carty's Zeichnungen dargestellt sind, ist dieser die derErzieherinundPflegerin. eingeschränkten Zuneigung des Kindes ihre sozial am besten respektierte Funktion, ersten Objekt seiner Begierde, der Mutter. Die Mutter ihrerseits verliert mit der un- geprägt:ängsten des «Gesetz Das Vaters»Jaquesso – vom Kind das trennt – Lacan beidseitigen Verlustvon Mutter, ist der von Eltern,besonders den - von Loslösung Die aus. Identität eigenen der an Konstruktionsprozess gesell- determinierter als schaftlich sich wirkt und hat, vorzunehmen selber sich an Individuum jedes den Ge- heraus,Eingriff heftiger muss,als werden seiner sich gerecht stellt schlechtszugehörigkeit gegenüber Erwartungen gesellschaftlichen gefügten fest man dem in das noch nicht über seine Geschlechtlichkeit definiert wird, zum Erwachsenenalter, Wertenwill.geben zufrieden einfach nicht aber sich man Kind, vom Übergang Der und Normen gefügten fest deren mit soll, werden selbst man das,was also – nen» frontation mit den Eltern auf dem Programm: Diese repräsentieren die «Erwachse- len bestens bekannt. Auf der Suche nach Unabhängigkeit steht die rebellische Kon- Wie konfliktreich und schmerzhaft der pubertäre Prozess der Sozialisation ist, ist al- dargestellten Fällenzufatalen Ausgängen führten. turbulente – aber in der Pubertät durchaus gängige – Situationen, welche in den hier zur Verfügungstehen.Die TexteBetrachterInnen den beschreiben geschildert,die schen und journalistischen «Fälle» dieser Mädchen werden in kurzen Begleittexten juristi- wurde.Die ermordet diesen von oder ermordete Betreuerin ihre oder tern kunft, dass jede dieser Frauen gerichtskundig ist, weil sie in ihrer Adoleszenz ihre El- die Dargestellten eine spezifische erhalten historische Identität: Die Namen geben Damit darüber Aus- Daten. und Frauennamen mit Zeichnungen die sind Betitelt darstellen sie was kann, erreichen will. das je Zeichnungstechnik sorgfältigste und

Olympe 19/03 75

konfrontiert die BetrachterInnen ihrer Zeichnungen unausweichlich mit deren se- xualisierendem Blick – sie präsentiert die Körper der Mädchen als bereits determi- niert. Der voyeuristische Blick, der den BetrachterInnen damit aufgezwungen wird, macht diese zu TeilhaberInnen an den sozialen Strukturen, die verantwortlich sind für das fatale Schicksal der Mädchen. Den BetrachterInnen werden aber noch wei- tere Entscheidungen abgerungen: Verstehen wir uns als Komplizen der Dargestell- ten in ihrem Unmut über die zugewiesenen Geschlechterrollen? Beteiligen wir uns damit am Gesetzesbruch, der von den Frauen begangen wurde? Verurteilen wir die Taten der Frauen – die rechtlichen Konventionen bejahend – und reduzieren die Zeichnungen auf ihre dokumentarisch-narrative Ebene? Verhalten wir uns den Werken gegenüber neutral und analytisch und verschliessen uns damit deren Dring- lichkeit und Wut?

1 Erstmals veröffentlicht in: Art & Appenzell, WAHLVERWANDTSCHAFTEN, Appenzell 1998. 76

Olympe 19/03 77 78 und als kulturelle Praxis verstanden. Bedeutsam ist dabei die Frage welche Bild- welche Frage die dabei ist Bedeutsam verstanden. Praxis kulturelle als und folgenden Überlegungen. Geografie wird gleichzeitig als theoretisches Instrument theoretisches als gleichzeitig wird Geografie Überlegungen. folgenden der elektronische und soziale Landschaften sich überlagern, steht im Zentrum der Zentrum im überlagern,steht sich Landschaften soziale und elektronische der bildgebenden Prozesse einschalten und eine Gegen-Geografie schreiben könnte,schreiben Gegen-Geografie eine und einschalten Prozesse bildgebenden in nischer Terrains untersucht werden müssen. Wie ich mich als Künstlerin in diese in Künstlerin als mich ich Wiemüssen. werden untersucht Terrainsnischer en unterstützt, so dass Migrationsdarstellungen mittlerweile auch bezüglich elektro- Zunehmend wird dieses Bedeutungssystem durch hochentwickelte Bildtechnologi- hochentwickelte durch Bedeutungssystem dieses wird Zunehmend wegung gedachtwerdenkann. Be- und Überschreitung Grenzen,Zugehörigkeit, von Begriffen mit und Ort dem mit Zusammenhang in Subjekt das dem in Bedeutungssystem, ein sondern meint, ewnee Gorfeerf it oi kie noiiceetecriug ge- unpolitischeWeltbeschreibung keine somit ist Geografiebegriff verwendeten stimmte kulturelle und gesellschaftliche Landschaften herausbilden. Mit dem hier dem Mit herausbilden. Landschaften gesellschaftliche und kulturelle stimmte ge, wie sich die menschlichen Routen dem Terrain materiell einschreiben und be- und einschreiben Terraindem materiell Routen menschlichen die sich ge,wie Fra-der an wiederholt kuratorische Arbeit und künstlerische meine sich orientiert zessen entstehen, sondern auf die Orte selbst: auf die Transformation von Raum. So richten,zu d.h. Identitätsverschiebungen,auf Globalisierungspro- von Laufe im die Subjektivitäten entorteter Bildung die auf darin,nicht einmal Brennpunkt erst den re an einem geografischen Zugang zur migrationsbezogenen Bildproduktion liegt Bildproduktion migrationsbezogenen zur Zugang geografischen einem an re gleichermassen.meiner hier Besonde- liegen Überlegungen Das Videosdieser und Hauptan- das vielleicht ist kartografieren zu videotheoretisch sie und bedenken zu Be- meine schäftigung mit Migrationsfragen. Diese Ort-Mensch-Bewegungs-Beziehungen neu für geeignet ausserordentlich sie macht Das besetzen. oder verlassen bewohnen,durchqueren, ihn Menschen, die den und Ort dem zwischen Beziehung Geografie ist ein Ort topografischer Geschichte, eine Art Verortung. Sie schreibt die Ursula Biemann Visuelle GeografiendesGeschlechts

Olympe 19/03 welten in diesem Zusammenhang entstehen, welche Wirkungen sie ansteuern und welche sie nicht einlösen möchten.

Orte der Begrenzung In Kontrast zu den kursierenden Bildern des ungehemmten Flusses von Informati- on und Kapital in der globalen Weltordnung habe ich mich den Orten der Begren- zung zugewandt und kartografiere in meiner künstlerischen Arbeit «unerschlosse- ne» Räume, die durch den Raster technologisch definierter Geografien fallen. «Europlex», mein jüngstes Video, dreht sich um die spanisch-marokkanische Gren- ze, die alles andere als linear ist. Gemeint ist vielmehr eine ausgedehnte Region, die den Durchgangsverkehr der Meerenge von Gibraltar, die beiden spanischen Enkla- ven auf marokkanischer Seite und die plastiküberdeckten, von afrikanischen Ar- beitskräften bewirtschafteten Gemüseplantagen in Andalusien umfasst. Das in Zu- sammenarbeit mit der visuellen Ethnologin Angela Sanders entstandene Video untersucht in einer Reihe von Grenzaufzeichnungen, die wir «Border Logs» nen- nen, die kreisläufigen Bewegungen von GrenzgängerInnen rund um den Check- point zwischen der spanischen Enklave Ceuta und dem umliegenden marokkani- schen Territorium. Der Begriff des Loggens verknüpft das Logbuch von Ethnografen und Reisenden mit der Praxis des Videoschneidens, in der das Loggen, 79 d.h. die zeitlich-inhaltliche Eintragung des gedrehten Materials, als unerlässliche Vorbereitung für die Montage gilt. Das Video macht den Beobachtungsprozess sichtbar, indem es die Arbeitsschritte nachvollzieht und beschreibt, was es eben tut, nämlich den räumlich-chronologischen Vorgang aufzeichnen. Während dieses Vor- gehen an anderer Stelle durchaus langweilig sein könnte, ist es hier Voraussetzung für die Durchdringung der wirren Geschäftigkeit, in die man unweigerlich eintaucht. Dem unübersichtlichen Ablauf ist vorerst nämlich kein Sinn zu entnehmen, und es bedarf mehr als eines Grenzbesuchs, um aus der Logik der quer und vorwärts stre- benden, Unmengen von Plastiktüten tragenden Menschenströme schlau zu werden. Border log I ist also erst einmal eine genaue Beobachtung der Schmuggelaktivitäten rund um die Grenzstation. Diese sind integraler Bestandteil der Alltagskultur. Bis zu elfmal am Tag umgehen die SchmugglerInnen den Checkpoint und eignen sich so die Grenze auf eine nichtlineare, zirkuläre Weise an. Um beim Grenzübertritt mög- lichst beweglich zu sein, schnüren sich die Marokkanerinnen Hemden und Tücher Schicht und Schicht um den Körper, bis sich ihr Volumen verdoppelt hat. Dies scheint eine Technik zu sein, deren sich nur Frauen bedienen. Mit jedem weiteren Stück schreibt sich die ökonomische Logik der Grenze dem veränderlichen, mobi- len Frauenkörper ein. Border Log II folgt den Hausmädchen auf ihrem täglichen Arbeitsweg von der marokkanischen Stadt Tétuan in die Enklave. Da die aneinan- der grenzenden Territorien in unterschiedlichen Zeitzonen mit zwei Stunden Zeit- 80 bewohnen, markieren und ihm Bedeutung geben. Dabei geht es nicht um x-beliebi- temporär oder durchqueren sie den Raum, den sind, beschrieben logs border den diskursiv und semiotisch wiederholen, und wie die drei GrenzgängerInnen, die in die GrenzgängerInnen, drei die wie und wiederholen, semiotisch und diskursiv oder überhaupt erst zu produzieren, wie diese Grenzkreisläufe aussehen, zusammenzutragen wie darüber sie sich Wissen ist, Anliegen Unser unsichtbar. oft halblegal, meist Praktiken, subversiven und Gegen-Geografien von Beobachtung genauen der in besteht sondern Macht, der Dekonstruktion einer auf Players,nicht Global ze bewegen oder sich tagtäglich darüber hinwegsetzen. Der Fokus liegt nicht auf den Menschen konstituiert wird, die sich zwischen dem territorialen Imperativ der Gren- den von letztlich regiert,aber und bewirtschaftet EU der von zwar Raum,der nen formativen kulturellen Praktiken beruht. Südspanien und Nordmarokko bilden ei- bilden Nordmarokko und beruht.Südspanien Praktiken kulturellen formativen trans- auf und Existenzen translokalen auf kultivieren,das Imaginäres alternatives Imaginäre einer disziplinierten nationalen Ordnung assimiliert werden, sondern ein das in gleich nicht Umstände subversiven die entscheidend,dass ist version.Dabei nungen gefestigt wird, ist nicht die nationale Einheit, sondern deren konstante Sub- Grenzaufzeich- den mit verwandeln.Was Realität translokale eine in Grenzraum erweiterten den die Praktiken, unterschiedliche drei beschreiben Loghefte Diese technologisiert. vollends Körper ihr dekontextualisiert, ist Präsenz Ihre Bild: übers stungsgrafiken Unkenntlichkeit Lei- und grobkörnigen Arbeitsstunden akkumulierende sich legen begleitet, zur Rhythmen nischen bis graduell, sich des Hintergrunds,auflösenden bleiben.scharf Blick und Gesicht während Vonelektro- und Bildes des ren europäische der sich VorgangEinfrie- zieht brüske Porträtsdas den der durch in Arbeiterinnen für voll- Bildtechnisch Umfeld. kulturellen ihrem von Produkte Arbeiterin der Abspaltung ner technologische ei- zu es kommt und Zone transnationale die in fertigen.Eintreten Unterhändler Beim biologische rokkanerinnen tionalität. Border Log III begibt sich in die transnationale Zone bei Tanger, wo Ma- halb der Grenzökonomie. Zeitverschiebung wird zum Modus ihrer kulturellen Posi- differenz liegen, werden die Hausangestellten zu permanenten Zeitreisenden inner-

Olympe 19/03 ge städtische Formationen, sondern um Grenzkonstrukte und Freihandelszonen, Orte also, die kulturell nicht in der Gegend eingebettet, sondern künstlich geschaf- fene Fremdzonen sind, die einer anderen operativen Logik zugehörig und deshalb translokal sind.

Den weiblichen Körper durch illegales Terrain navigieren Für meine Recherche bin ich in einige Epizentren der globalen Sexindustrie gereist – ehemalige US-Marine-Basen auf den Philippinen, die Mekong Region, entlang der tschechischen Grenze – um herauszufinden, wie sich diese Orte seit 1991 verändert haben. Frauenhandel und der globale Sexhandel im weiteren Sinn sind weltweite Phänomene. Sie finden überall gleichzeitig statt. Frauen werden nach spezifischen Mustern in alle Richtungen verfrachtet. Der Fokus meiner Recherche – und damit meine ich immer auch die videografische Tätigkeit – galt also zweierlei: den Orten, an denen der Handel stattfindet, und den Bewegungen an sich, den Pfaden, den Routen, den itinerären Körpern selbst. Hinsichtlich einer ästhetischen Produktion mussten sich Formen finden, die dieses spezifische weltweite Verkehrsnetz der weiblichen Mi- gration sichtbar machen können, ohne dass ich jedoch selbst überall hinreisen konn- te. Ein Teil der Orte, die im Video in Erscheinung treten, sind tatsächlich imaginär. Das Video Remote Sensing (2001) unternimmt den Versuch, die Navigation weibli- 81 cher Körper durch das mehr oder weniger sichtbare Terrain des Weltsexhandels nachzuzeichnen. Unsichtbar sind diese Terrains schon deshalb, weil Prostitution und der Handel mit Frauen für sexuelle Dienstleistungen wenn nicht überall kriminali- siert, so doch vielerorts illegal ist. Ob unter voluntären oder unfreiwilligen Bedin- gungen, eines haben die Frauen gemeinsam, sie sind über oft weite Strecken ange- reist gekommen oder verfrachtet worden. Die Frage, weshalb so viele Frauen weltweit unterwegs sind auf der Suche nach Arbeit und warum weibliche Arbeit heute in so hohem Masse sexualisiert ist, beschäftigt mich seit Jahren. Eine der Er- klärungen ist, dass der globale Kapitalismus die Mobilisierung von Körpern fordert. Wachstum dreht sich um das Passieren von Körpern von einem kulturellen Arran- gement zum andern, von einer räumlichen Ordnung zur andern, von einer stillge- legten Wirtschaft zu Orten dichterer Akkumulation. Im Handel mit Frauen, wie in jeder anderen kommerziellen Transaktion, muss die wertvolle Fracht die Hand wechseln, um Gewinn zu erzeugen. Dieser wird gewinnträchtiger, je grösser die zurückgelegte Distanz ist. Der mobile weibliche Körper ist zunehmend zum Vehikel wirtschaftlichen Wachstums eines Landes geworden. Dieses Detail wird oft verges- sen, wenn wir über die Sexarbeit im Ausland oder die Heiratsmigration sprechen. Ganze Nationalhaushalte stützen sich auf die Überweisungen von weiblichen Haus- und Sexarbeiterinnen aus Übersee ab. Was bei der Visualisierung von Migration – und besonders von weiblicher Migration – zum Ausdruck kommen soll, ist die Ver- 82 ner bestimmten Geschichte.bestimmten ner Konzept(Dieses intel- in Dekade letzten der in spielte sich nicht mehr über eine diasporische Identität,diasporische eine über mehr nicht sich heisst,das ei- mit Subjekt ein über vermittelt Kartografie auf.neue Entortung unserer Diese und Vorstellung Ort von diskursiven Verschiebungder in will,scheint zeigen ich Umwälzung,nung.die Die vornehmlich um die Ökonomie weiblicher Sexualität in einer veränderten Weltord- die Marktfähigkeit weiblicher Körper gehabt. Doch geht es in post-sozialistischer Länder haben eine unumstrittene Wirkung auf die Mobilität und i shel Vrriug o Ifraintcnlge ud i Liberalisierung die und Informationstechnologien von Verbreitung schnelle Die seriellen, transnationalenPfadenführenkönnen. sphäre romantischer Korrespondenzentlang romantischer Migration sphäre der Massstab globalen zum sind die verblüffenden Lagewechsel, die per Mausklick von der intimsten Privat intimsten der - von Mausklick per die Lagewechsel, verblüffenden die sind le dz afledn es- n iu-ragmns ecät mce. Dies machen. Geschäfte Visum-Arrangements und Reise- anfallenden dazu allel sowohl mit romantischen und erotischen Partnervermittlungen als auch mit den par- mehrere Handlungs- und Reiseformen, wie dies in Webseiten erkennbar wird, die wird, Webseitenerkennbar in dies wie Reiseformen, und Handlungs- mehrere die Reiserouten nun durch virtuelle oder reale Räume führen, es überlagern sich oft zur heimlichen Übergabe des unerhörten Preises für eine illegale Grenzpassage. Ob kann schnell zum Kauf eines Langstrecken-Bus- oder eines beginnt, Flugtickets führen oder Verhältnis angebändeltes virtuell als Was annehmen. Formen viele nen politische kön- VerständnisGrenzen;das Reisen von überschreitet Netznavigation fitablen Routenverlaufenwird. gungsfreiheit beschränkt bleibt, da ihr Begehren nach Mobilität immer entlang pro- Bewe- ihre wenn Raums,auch digitalen des Benützung ausgerichteten präzis und wecken.aktive zu Ihre Person Teilnahmestrategischen einer von gleichzeitig zeugt indem sie ihr Bild im Internet platzieren mit der Absicht, das Interesse einer fernen Agenten rekrutiert werden, setzen sich andere durch eigene Initiative in Bewegung, durch Frauen viele ist.Während gewidmet (2000), Desire» Video,«Writing deres an- ein dem Brautmarkt, via allem vor Frauen für Migrationsstrom, den kanntlich Technologiewidersprüchlicher in oft Weise be- ist.fördert verbunden Internet Das der die Sexualisierung von Frauen im globalen Kapitalismus unter dem Einsatz von Remote Sensing nerieren, diewiralssubversivlesenkönnen. ge- Überlebens des Geografien innovative dennoch und werden vermarktet Grad darum,Lage konfliktreichen der Ausdruckverleihen,zu Frauender in höchstem in entwerfen,sondern zu Mobilitätsbild euphorisches bedingungslos darum,ein nicht dabei geht Es Hilflosigkeit. und Armut von Bilder ausgediente als näher deutend be- Routen ihrer Bedeutung der kommt Operationen en,abstrakten und Mobilität der Körper.High-End-Technologi-von Die Bildern Verbindungmit Migrantinnen von Bewegung vermittelten Kommunikationstechnologien gegenläufigen, und Verkehrs- der durch mit Operationen finanziellen transnationalen von knüpfung ist so ein Versuch, die Bedeutung von Geografie zu visualisieren, in Remote Sensing nicht

Olympe 19/03 lektuellen und künstlerischen Debatten und Werken eine herausragende Rolle.) Hier geht es vielmehr um die Entwicklung einer theoretischen Plattform, die Gen- der, Subjekt, Mobilität und Raum in ihrem Zusammenspiel artikuliert, und um vi- suelles Sprechen über hypermobile, kapitalisierte und geschlechtlich identifizierte Körper. Es geht um geografische Körper, um Körper mit einem Reiseplan. Es geht um reisende Identitäten, die ihre Routen ins Land einschleifen. Remote Sensing ist ein geografisches Projekt.

Elektronische Landschaften 83 Eines ist mir zunehmend klar geworden. Der Begriff des Raums ist in Veränderung begriffen, und zwar nicht nur aufgrund der ständigen Bewegung von Menschen und Dingen, die ihn konstituieren, sondern auch bezüglich der neuartigen Bilder, die heute technologisch generierbar sind. Die Beschäftigung mit elektronischen Geo- grafien brachte mich unweigerlich auf Satellitenbilder. Sie inszenieren die Welt und visualisieren eine bestimmte Vorstellung von «Globalität». In verstärktem Masse sind elektronische Landschaften zu Handlungsoberflächen geworden. Satelliten be- schränken sich nicht darauf, materielle Topografien der Erde aufzuzeichnen, son- dern erfassen auch unsichtbare, d.h. atmosphärische, unterirdische oder unter Was- ser gelegene Formationen. Indem sie den Raum durchmessen, repräsentieren Satellitenbilder nicht länger statische Augenblicke, sondern eine dynamisierte Geo- grafie: bewegliche und veränderliche Oberflächen, auf denen ein ständiger Fluss von Signalen und Daten die menschliche Migration, Flüchtlingsbewegungen und Grenz- überquerungen anzeigt. Satellitenbilder stellen einen passierbaren Raum dar. Wenn räumliche und tektonische Interessen in kulturellen Diskursen bis anhin überwie- gend für den Cyberspace und für urbane Strukturen verwendet wurden, geht es mir im Video darum, diesen Ansatz auf die globale technologische Geografie auszuwei- ten, welche die Umgebung für eine konstante Migration geschlechtlicher Körper konstituiert. Genauer gesagt wollte ich die wirtschaftlichen und geschlechtlichen Ei- genschaften dieser erweiterten Geografie untersuchen, die von Frauen in ihrer ge- 84 torrädern vorbeidüsen.torrädern den ich habe Zudem Versuchunternommen, vir- des Bilder Mo- auf schlafen, Bussen in durchqueren, Geografien aktiv unterwegs,Frauendie entwirft das Video eine alternative Territorialität und entscheidet sich für Deportation Bilder von und Immobilität Gefangenschaft, von Repräsentation einer Anstelle grafie, dieRemoteSensingkartiert. Rändern einer pankapitalistischen Realität. Dies ist die höchst geschlechtliche Geo- e-nuti. ot idn i Üeseknme ud breesäm a den an Überlebensräume und Überseeökonomien sie bilden Dort Sex-Industrie. globalen der in die Arbeit für führen ins Übersee AuslandGrenzen nach über und re Fahrtlinien entlang Handelsrouten nach fremden oder eigenen Reiseplänen,die eigenen oder fremden nach FahrtlinienHandelsrouten re entlang der Rekrutierung von Frauen unter Minoritäten und SlumbewohnerInnen nach, ih- ihrer Sexualisierung Kartografie.neue eine erzeugten Arbeit die zeichnet Sie Wege grafische Aktivitäten involviert sind. Die globale Verlagerung von Frauen und die und Frauen Verlagerungglobale von Die sind. involviert Aktivitäten grafische karto- in selbst werden,sie aufgezeichnet dass (GIS) sondern Informationssysteme rer Punkt, der mir wichtig erscheint, ist, dass die Körper nicht nur durch geografische weite- zuzusprechen.Ein Bedeutungsebenen andere ihnen und durchsetzen zu ten also darin bestehen, die technologischen Bilder mit menschlichen, subjektiven Da- menschlichen,subjektiven mit Bilder technologischen bestehen,die darin also che Aspekte fallen notorisch durch bei den Interpretationen. Eine Strategie könnte gefestigt wird, die allerdings nach gewissen Kriterien vollzogen wird.Geschlechtli- vollzogen Kriterien gewissen nach allerdings wird,die gefestigt litenbilder sehr abstrakt, so dass ihre Bedeutung erst im Moment der Interpretation Bedeu- tungsschichten jener Daten verschleiern, die sie produzieren. verschiedene Überhaupt sind Satel- sie dass ist, Bilder technologischer Problem erkannte Das der sinddamitbeschäftigt, diesexuelleÖkonomievonGeografiehervorzubringen. Frauenvon Reorganisation ist.geworden denkbar Massstab globalen im Bil- Diese geografische eine die beteiligt,durch Perspektive einer Produktion der an sind sie sen beginnen. sen gigantische Dimension transnationaler und höchst sexualisierter Mobilität zu erfas- die Sicht,erst orbitaler Satellitenumlaufbahn,aus der Perspektive der aus wir dass auf,Videodas zeigt TheorienParks‘ Lisa von Grundlage geschickt.der Auf wege Leit- auf und ferngetastet,selbe aufgezeichnet Körper Weisedie weibliche werden Auf suggerieren. Gouvernamentabilität und Kontrollierbarkeit Globalität, von fe verfolgen, selbst unentwegt eine neue Visualität produzieren, die bestimmte Begrif- der Geografie eingesetzt werden, um Migrationsbewegungen zu überwachen und zu der (remote sensing), um nur einige der optischen Technologien zu benennen, die in sondern sind Funktion, gleichzeitig produktiv, beschreibende so sekundäre dass Scannen, eine Röntgen und nur ferngetastete Bil- nicht Bilder haben wissen, wir Wie ständig aufgefrischtundneukodiertzuwerden. generierten Terrain, das weder stabil noch statisch ist sondern die Eigenheit besitzt, medialen,einem elektronisch in ebenso sondern statt Landschaft materiellen einer in nur nicht also findet Feldforschung wird.Meine angeeignet Mobilität steigerten 1 Satellitenmedien bilden nicht nur die Bewegung von Menschen ab, Menschen von Bewegung die nur nicht bilden Satellitenmedien

Olympe 19/03 tuellen, digitalen Raums zu konzipieren. Bilder, die nicht mit einer Sony-Kamera eingefangen, sondern nur erfunden werden können: Röntgenpassporträts von jun- gen Frauen, hinter denen eine tiefblaue Landschaft vorüberzieht, vorbei an soziali- stischen Plattenbauten in Bulgarien, den Bosporus hinunter und durch Slumquar- tiere in Mexiko. Elektronische Fahrpläne überziehen das Bild, sie verfolgen die Reiserouten quer durch die Welt, von Lagos nach München, von Moskau nach Tel Aviv, von El Salvador nach Kalifornien, von Thailand nach Paris.

Bilder der Migration fürs digitale Zeitalter entwerfen 85 Die akribische Kursführung der Busfahrten von Ort zu Ort, die Zeitpunkte der Grenzübergänge und Zwischenhalte, die Abreise- und Ankunftszeiten der Flüge, Vi- sanummern und Schiffspassagen, all diese registrierten Daten scheinen einer doku- mentarischen Realität näher zu kommen als alles andere im Video, obwohl sie er- funden sind. Dennoch gründen sie auf existierenden Statistiken über die meistbegangenen Migrationsrouten in dieser Sparte und sind logistisch durchaus einleuchtend, insofern, als sie auf dem Atlas abzulesen und aus eigener Reiseerfah- rung nachvollziehbar sind. Derartige Bilder sprechen über Migration im digitalen Zeitalter. Es ist nicht auszumachen, ob der weibliche Passagier nun aus eigener In- itiative guten Marktplätzen entgegenreist, entlang standardisierten seriellen Migra- tionspfaden geleitet oder durch kriminelle Ringe in ein Leben im Untergrund ge- schoben wird. Die blauen Reisesequenzen blenden sich immer wieder ein, strukturieren den Videofluss und vermitteln erst einmal die Intensität der Zerstreu- ung nach allen Richtungen. Bei einer genaueren Lektüre der Kurswege sind wir va- ge an historische Ereignisse erinnert. Warum werden so viele Frauen aus dem Me- kong in Paris gebraucht? Ist das als Nachwehe des Kriegs in Indochina zu deuten, in dessen Folge viele ehemalige Flüchtlinge in Arbeiterghettos in Paris blieben und auch heute wenig Kontakt zu Europäerinnen pflegen? Weshalb der Weg von Mos- kau nach Tel Aviv? Nehmen so viele Russinnen Israels Einladung wahr, jeder Jüdin, besonders einer Ashkenasi, die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung bedingungs- 86 schaftlichen Informationen. Die potenzielle touristische Romantik des Mondauf- des Romantik touristische potenzielle Die Informationen. schaftlichen n üelgr de xsezel Hre ie Sxretrn i bnln wissen- banalen mit Sexarbeiterin einer Härte existenzielle die überlagert und auf Flutzeiten und Ebbe- Dämmerungs-, Mondaufgang, und Sonnenunter- kongs mit Zeichen überladen. Während Caroline spricht, rollt Textinformation über Hong - servatorium». Zwischendurch gibt es rote Landkarteneinschübe. Die Oberfläche ist Stadt bei Sonnenuntergang, darüber leuchtet in chinesischer Schrift das Schrift Wortchinesischer Sonnenuntergang,in bei leuchtet Stadt «Ob- darüber montiert,ein daneben Videoclippulsierenden des Verkehrssüdostasiatischen einer Pazifikinsel einer Satellitenbild kreisenden langsam dem auf ist Porträt muss.Ihr i nc enr agn ah af e azün hnehr oh rir versorgen Freier noch hinterher Tanzbühne der auf Nacht langen einer nach sie ist,wenn sie reservierten Viertelfeld,erschöpft Sprecherinnen wie für dem in zählt stammenden Bunny-Club-Tänzerin in Hongkong, eine unerwartete Lektüre. Sie er- ergeben. So erfährt die Geschichte von Caroline, einer aus den Slums von Manila von Slums den aus Caroline,einer von Geschichte die erfährt So ergeben. multaner Einblicke, wodurch sich andere, mitunter auch widersprüchliche Aussagen si- eine Auslegeordnungmehrerer in Blick ab,den Zentralperspektive fraktioniert einfach nur gegeben ist. Die streckenweise vierteilige Komposition sieht von einer von Kompositionsieht vierteilige streckenweise ist.Die gegeben nur einfach machung, ob sie nun visuell, künstlerisch oder politisch ist, immer produziert, nie produziert, immer ist, politisch oder künstlerisch visuell, nun sie ob machung, struiertheit des Raums und deren Diskurse anspielt und darauf,und anspielt Diskurse deren und Raums Sichtbar- des eine struiertheit dass sprechende Expertin schaffen eine ganz bestimmte Bildarchitektur, die eine auf die und Kon- Region der Kartierung elektronische die Gelände, rurales oder urbanes die Topografie,auf Blick orbitale Blickwinkeln:der schiedlichen vorüberziehendes unter- vier von Gleichzeitigkeit Die kommen. sprechen zu Videos des gestaltung ter vertieft eingehen. Zunächst möchte ich auf die inhaltlich bedingte Oberflächen- meine Rezeptionserfahrungen beim Vorführen von Remote Sensing werde ich spä- wird.Spektakel zum Aufdeshalb und liegt Lebenswelt unserer ausserhalb welches Opfer-Täter-Verhältnisgibt, klares auszumachen ein es denen Fernsehberichte,in Haut,die unter gehen beliebte Geschichten sie Diese sind deshalb und Themenfür sche GeschäftsreisendeinLagosbedienenmüssen. Nigeria,in Bordell geschlossenes ein in ter chinesi- Philippininnen verschleppte wo los zu erteilen? Viel Zeit für Spekulationen bleibt nicht, die Filmerzählung führt wei-

Olympe 19/03 gangs über der Bucht von Hongkong wird von astrophysischen Daten und der Überlebensgeschichte eines Slumgirls überschrieben. Es geht darum, die technolo- gischen Bilder zu verändern, sie mit menschlichen Daten zu besetzen, mit subjekti- ven Interpretationen, persönlichen Ambiguitäten zu durchdringen, aber auch mit illegalen Ökonomien und anderen Formen des Überlebens, die Frauen ausserhalb und in den Rissen der sogenannten globalen Ökonomie entwickelt haben. Für eine Gegen-Geografie muss sich die künstlerische Praxis in all diese Orte und Nicht-Or- te wagen, deren resistentes Potenzial erkennen und neue Bildwelten dafür entwer- fen. Es geht tatsächlich um die Schaffung von neuartigen Bildern, denn die kom- plexen Globalisierungsprozesse, von denen ständig die Rede ist, spielen sich auf einer hohen Abstraktionsebene ab. Je weiter entfernt von einer materiellen und physischen Verkörperung sie liegen, desto schwieriger wird es, sie zu visualisieren. Elektronische Kommunikation, Finanzkapital oder Deregulierung entziehen sich schlicht der direkten Darstellbarkeit. Doch kann es auch nicht darum gehen, kritik- los in die beinah zwangshafte Tendenz einzustimmen, alles sicht- und regierbar zu machen, indem immer neue Visualisierungstechnologien zum Einsatz gebracht werden, um die dem menschlichen Auge bisher verborgenen Domänen zu enthül- len. Die Bildarchitekturen in Remote Sensing zielen vielleicht schlicht darauf ab, den filmtheoretischen Ansatz des Positionierens auf eine räumlich-geografische 87 Thematik anzuwenden.

Visuelle Handlungsräume schaffen All meine Videos beschäftigen sich explizit mit Themen, die nicht kunstimmanent sind. Sie experimentieren dennoch mit Formen der ästhetischen und theoretischen Umsetzung, was sie vom dokumentarischen Genre unterscheidet und eher dem Es- say zuordnet. Videoessays sind nicht in erster Linie damit beschäftigt, eine Realität abzubilden, sondern Reflexionen darüber anzustellen. Das macht sie für öffentliche Auseinandersetzungen sehr geeignet. Meine Videos werden zum Beispiel in aktivis - tischen, akademischen und künstlerischen Kontexten gleichermassen gezeigt und diskutiert. Es ist wünschenswert, dass sie in diese unterschiedlichen Räume dringen und dort Wirkung zeitigen, denn sie sind schliesslich eine Synthese aus Daten, die aus all diesen Bereichen der Wissensproduktion eingeflossen sind. In der Hitze der Dis- kussionen im öffentlichen oder schulischen Kontext ist es jedoch auffallend, wie schnell aktivistische und künstlerische Ziele vermischt und verwechselt werden. Die indirekte Frage, was ein Video tatsächlich leisten kann, taucht ungeachtet des Kon- texts bei fast jeder Präsentation auf. Das liegt vielleicht daran, dass die Thematisie- rung von Umständen, die ein akutes Gefühl von sozialer Ungerechtigkeit auslösen, auch wenn sie im Video noch so strukturell und theoretisch distanziert dargestellt werden, nach Lösungsvorschlägen verlangt, die ich nicht mitliefere. Diese Haltung ist 88 lität zu (be-)schreiben und umzuschreiben. Die enge Verknüpfung der enorm wach- Sexua- weiblichen der Ökonomie gehört,die dazu codieren.Und zu wird,neu ben Eines meiner Anliegen ist es,meiner ist Eines Anliegen Raum,dem diskursiven in den Weiblichkeit geschrie- was ausserhalbliegt. erkennen, zu etwas als immer nicht Lösungen und Ursachen Bereitschaft, die um primär mir geht Es herauszuarbeiten. Lebensbedingungen prekären von zeugung lich, den Zusammenhang zwischen hochtechnologischen Gesellschaften und der Er- mög- immer wo ich versuche diesen Arbeiten in schärfen.Denn zu Entwicklungen globalen an Mitverantwortung vornimmt,eigene die über Bewusstsein das nämlich dem ich versichert bin, dass das Projekt schliesslich genau das bewirkt, was es sich es bewirkt,was das genau schliesslich Projekt das bin,dass versichert ich dem draussen. Dennoch markieren diese Fragen oft den ausschlaggebenden Moment, in darum, die Welt da draussen zu verändern, sondern den Diskurs über die Weltda die über Diskurs den sondern verändern, zu draussen Weltda die darum, nicht geht Es entschieden. Raum symbolischen im Agieren ein für mich habe Ich benutzen. Öffentlichkeitsarbeit oder Lobby- meine Videosfür NGOs kommt, dass shtsh Pai shft nee adugrue ac wn e sh ot vor- oft sehr es wenn auch Handlungsräume, andere schafft Praxis ästhetische u riln Ae ds s etcidn ih dr r mie Itreto. Meine Intervention. meiner Ort der nicht entschieden ist das Aber erzielen. zu dafür eingerichtet sind, auf sozialer und legislativer Ebene konkrete Veränderungen Natürlich gibt es allerorts gut organisierte und global vernetzte NGOs, die eigens NGOs,die vernetzte global und organisierte gut allerorts es gibt Natürlich Frage aus dem Publikum, also dort, wo es etwas zu ändern gäbe? irgendwieungenügend.halb dasgezeigtwürde, OrtOb Video vorauch denndie so Lage,dernichtin sei deo inakzeptable Lebensumstände verbessern,zu des-seiund tung im Publikum durch. Die Frustration schlägt bisweilen in die Haltung um, das Vi- meinen zurVideosin kommt, Erwartungshal-Anwendungnichtsie als weil gerade nichtRichtungin Handlungsfähigkeit. Dennoch scheint diese Betroffenheitsformel, jedenfalls hinführt, nirgendwo politisch der Kick, voyeuristischer oftemotionaler, ein ist EffektdieseWeise derauszulösen,Betroffenheit aufsuspekt, ziemlichdenn festgemachtlen wird, Leidendaserfahrbarso machen. um zu dasistMir Vorgehen, tarfilmzurückzuführen, sozialedeneneineProblematikin Einzelschicksa- gernean möglicherweise auf die gängigen Vorgehensweisen in Reportagen und im Dokumen-

Olympe 19/03 senden Migration von Frauen mit der Prostitution als Resultat der Globalisierung zeigt klar auf, dass die Sexualisierung der weiblichen Arbeit ein integraler Teil des globalen Kapitalismus ist. Es ist aber auch notwendig, anzuerkennen, dass ganze Na- tionalhaushalte auf diese Einkommen zählen, dass Frauen durch ihre extreme Mo- bilität und Flexibilität zu Hauptakteurinnen geworden sind in Grenzkreisläufen, il- legalen und improvisierten Nischenwirtschaften, dass sie im Laufe dessen die Geschlechterbeziehung verändert und weltumspannende Netzwerke aufgebaut ha- ben sowie durch all diese Verbindungen und Routen sich in die neuen globalen Räu- me einschreiben. Diese Prozesse aufzuzeigen und innovative Ästhetiken zu finden, 89 die sie auf positive Art sichtbar machen, sehe ich als eines der selbst gesetzten Zie- le meiner Videoarbeit. Lange genug haben sich feministische Künstlerinnen damit beschäftigt, negative, klischierte Repräsentationen zu dekonstruieren. Eine Fixie- rung auf polarisierende Darstellungen hat sich oft als kontraproduktiv herausge- stellt, denn sie tendieren, die Verhältnisse noch zu festigen. Es ist mir wichtig, die Performativität dieser künstlichen Konstrukte zu vermitteln, damit hervorgeht, durch welche Diskurse, visuelle Praktiken und materialisierende Prozesse Orte wie die Grenze überhaupt konstituiert werden. In diesen Prozessen spielt die Bildpro- duktion und deshalb auch meine Videoarbeit eine entscheidende Rolle. Dies ist der Ort meiner Intervention.

1 Lisa Parks (Hg.), Orbit; Satellites and Television, Duke University Press, 2003. 90 unhe ncepudn Se esee sc enret as iule Diskurs visueller als einerseits sich verstehen Sie nachempfunden. aufnahmen typen und -vorstellungen lesen, die das kulturelle Gedächtnis und die alltägliche die und Gedächtnis kulturelle das die lesen, -vorstellungen und typen Bild- verschiedenen mit als sich sie lassen Auseinandersetzung lität». Andererseits «Rea- und «Mythos» «Eigenes», und «Tradition»,«Fremdes» und «Kultur» griffe Be- der Gebrauch reduktiven Masse in hohem und inflationären oftmals den über Moment- zufälligen rein sind und Inszenierungen bewussten auf basieren sichten Stadtan- und Porträts,Landschaftsbilder farbigen Die werden. verstanden kultur Alltags- iranischen gebürtige der Bilderkompendium angelegtes umfassend die als kann Arbeit welche Die sieht. Herkunftslandes bilden, ihres Tradition geistige fundamentale die als Lebenshaltung Iranerin moralischen optimistischen ner ei- Basis Worte,gute Taten»die gute Gedanken, «gute auf, wonach Weisheit sche zoroastri- die nimmt Serie dieser Titel Der Shahbazi. Shirana Künstlerin benden le- Zürich in der Bildreihe erzeugte Iran im eine ist Words»Good / Nik «Goftare Shirana Shahbazi Goftare Nik/GoodWords zu enthüllen. Es geht hier nicht um eine simple Dekonstruktion von Ikonen, seien Ikonen, von Dekonstruktion simple eine um nicht hier geht Es enthüllen. zu Orients fernen des das Authentische oder Persische eigentlich Vergeblichkeit Bemühens, das des der von zeugen Shahbazis Fotografien distanzierten kühlen, Die speisen. Wahrnehmung gastädten im Fernen Osten gleichtut. Der gesellschaftliche Umbau, der sich räum- Umbau, sich der gesellschaftliche Der gleichtut. Osten Fernen im gastädten Teheran, Grossstadt Me- boomenden die es expandierenden vielen in der hektisch und Tradition zwischen wie Veränderung ist. zu suchen Diese so offensichtlich Transformation ist nirgends Kräfte konkurrierender Dynamik der in sondern kann, werden reduziert Frau der Unterdrückung der und «hejab» des Fragen Gesellschaft auf nicht iranischen der Komplexität die dass überzeugt, davon ist Shahbazi Gattung. Shirana islamisch-fundamentalistischer oder westlich-kapitalistischer sie

Olympe 19/03 lich in gross angelegten Urbanisierungsplänen niederschlägt, kommt in Shahbazis aufgeschürften Landschaftsbildern kraftvoll zum Ausdruck. Die Fotografien sind mit grossflächigen Malereien kombiniert, die die Künstlerin von iranischen Plakatmalern nach ihren eigenen fotografischen Vorlagen anferti- gen liess. Damit stellt sie die Medien Malerei und Fotografie in ein analoges Ver- hältnis und bringt sie in Verbindung mit Propagandatechniken, Kinowerbung und epischen Themen der persischen Miniaturmalerei. Zum einen treibt sie mit dieser Verfahrensweise die künstlerische Auseinandersetzung mit kulturüberschreiten- den Bildtypen voran, zum andern mutiert sie in diesem Akt von der technologi- schen Bildkünstlerin zur Auftraggeberin für ausgelagerte Kommerzpopmalerei. Die über Werbeposter, Reisebilder und Logos vermittelten Bildklischees stellen ihrerseits eine Art stereotypen Fundus dar, aus dem die Künstlerin ihre Bildideen schöpft. Ein komplexer Zyklus mit subtil angelegten Verschiebungen und Bild- verweisen, die Ebenen der unbewussten Wahrnehmung ansprechen. Landschafts- Architektur-, Historienbilder und Porträts stellen allgemeine Formen dar, die un- sere Wahrnehmung präfigurieren. Shirana Shahbazi arbeitet bewusst auf dieser tieferen Wirkungsebene von Bildern: Sie kippt die gängigen Iran-Darstellungen, die entweder von strengen Schwarzweissreportagen oder von pittoresken Reise- fotografien geprägt sind, und legt stattdessen ein hybrides Bildarchiv an, dessen 91 Rubriken erst zu definieren wären, sich aufgrund der vielen Querverweise aber auch gleich wieder erübrigen würden. Die Bildkategorien von ihrer allegorischen Deutung befreiend, bringt Shahbazi einen rationalen, an deutschen und Schweizer Fachhochschulen trainierten Blick in ihre Beobachtungen des iranischen Alltags- lebens. Da sich die Fotografien aus der westlichen Bildkultur speisen und daher des ver- führerischen Glanzes des Unbekannten entbehren, sind wir nicht nur gezwungen, darüber zu reflektieren, unter welchen Bedingungen so etwas wie eine Weltsicht überhaupt entsteht. Wir ertappen uns auch dabei, in welchem Masse wir die eige- nen Lebensformen zur definitiven Norm erklären, an der wir andere Kulturen messen.

Textauszüge von Ursula Biemann, Galerie Bob van Oursov und Tirdad Zolghadr

«Goftare Nik / Good Words», 2000–2003 92

Olympe 19/03 93 94

Olympe 19/03 95 96 sozialprodukt, wurde die Strassenprostitution als moralisches Ärgernis, als Krimi- Ärgernis,als moralisches als Strassenprostitution die wurde sozialprodukt, Brutto- das für wurde,zumindest empfunden «gesund» als fast Gratis-Pornografie lichen Raum immer sichtbarer wurde, blieb öffentliche Prostitution illegal. Während öffent- im Medientechnologien und PornografieGesetzgebung die mittels Obwohl siert, wardamalskeinepolitischeodermoralische Streitfrage. ba- Stereotypen morbiden unterdrückten, auf selbst Pornografie Dass politischer. gen jegliche Art von gesellschaftlicher Doppelmoral, ob sexueller, religiöser oder religiöser sexueller, ob Doppelmoral, gesellschaftlicher von Art jegliche gen spielte eine wichtige Rolle in der kulturellen Kampagne des Wohlfahrtsstaatesge- Kampagne kulturellen der in Rolle wichtige eine spielte Land, das Pornografie 1969 legalisierte. Die liberale Haltung gegenüber Pornografie en.As enmVrtnns ie mdre Sats a Dnmr ds erste das Dänemark war Staates modernen eines Verständnis seinem derne.Aus Mo- der Kennzeichen ein – Sex visualisiertem,vertreibbarem – kommerziell grafie Auchsoll,sein Gewerbe älteste das Prostitution wenn Porno-von Erfindung die ist Bilder derProstitution den Veränderungen, die dort in den letzten zehn Jahren vollzogen wurden. ProstitutionStudieübernerKopenhagens in Rotlichtzonetiefgreifen-dieüber und den»urbanen Umfelds zugrunde liegen. Nanne Buhlbearbeitet diese Tendenzei-in Stadt,denenkommerzielle undpolitische Interessen derSchaffungan der Hygienisierungeines«gesun- die und Homogenisierung zunehmende die auf auch sondern ben hat. Dieses Phänomen ist nicht nur auf die Neuen Technologien zurückzuführen, mitbestimmthaben, sichverändert dieundvirtuellein undmediale Sphäre verscho- schiedene Praktiken, die einst im konkreten urbanen Raum stattgefunden und diesenver- durch er theoretisch-subjektiveöffentlichenRaums:wie neUntersuchung des In einer fliessenden Bildsprache unternimmt die dänische Künstlerin Nanna Buhl ei- Cecilie HøgsbroØstergaard/NannaDeboisBuhl Eine videoessayistische Reflexion über die Beziehung von Körper, Sex und Stadt Red LightTransitions 1

Olympe 19/03 nalitäts- und Krankheitsherd bekämpft. Prostitution wurde folglich zunehmend por- nografisiert – und auf diesem Wege gleichfalls legalisiert –, indem Medien und Me- diensprache die Strasse als Werbeträger ablösten. Die Liberalisierung von Pornografie war, besonders seit den 50er Jahren, ein deutli- ches Symptom der komplexen Veränderung in der räumlichen Organisation westli- cher Demokratien. Bis dahin war die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum recht streng definiert. Wie wir wissen, galt die private Sphäre seit langem als Synonym für die häusliche, gezähmte Weiblichkeit. Es war anerkannt, dass die Sta- 97 bilität des privaten Raums einzig auf der Existenz von Prostituierten beruhte; die häusliche Weiblichkeit der Mittelklasse wurde durch die Kontrastierung mit den Gefahren der unregulierten Sexualität auf der Strasse und den sogenannten öffent- lichen Frauen sichergestellt. Als Frauen aus der traditionellen privaten Sphäre hinaustraten, zog nichtreproduk- tiver, kommerzieller Sex – Pornografie – ein und sexualisierte das Heim auf neue Weise. Die Legalisierung von Pornografie illustrierte daher, dass die Tugenden des Privatraums nicht länger durch die Öffentlichkeit stabilisiert werden können. Por- nografie hat einen eigenen transgressiven Raum geschaffen, in dem nicht länger zwi- schen privatem/öffentlichem Sex oder privatem/öffentlichem Raum unterschieden werden kann, sondern alle diese Grenzen überschritten werden. Mit anderen Worten, Pornografie ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Mas- senphänomene während der letzten 50 Jahre neue Räume innerhalb der bereits exis tierenden geschaffen haben, die nun weder als vollständig öffentlich noch als rein privat beschrieben werden können, sondern neue Definitionen brauchen, damit sie verstanden werden.

Auszüge aus dem Drehbuch von Nanna Buhls «Red Light Transitions» 1990 wurden in Kopenhagen politische Entscheide gefällt, die den Distrikt säubern sollten. Diejenigen Frauen, die keine Drogen konsumierten, verliessen die Strassen, 98 der Körper, überbelichtet. in der die Sehkraft vor allen anderen Sinnen steht. Und gleichzeitig verschwindet gleichzeitig Und steht. Sinnen anderen allen vor Sehkraft die der in Sinneswahrneh- körperlichen der ist.Wahrnehmung,Hierarchie mungen einer unserer uns Wirunterziehen wichtigste die Sehen das der in Zeit, einer in leben Wir identität hervorbringt. geschlechtsfreie Welt, während sie flache und stereotype Bilder von Geschlechter von Bilder stereotype und flache geschlechtsfreie Welt,- sie während der virtuellen Realität. Sie stimuliert unsere Vorstellungskraft und verspricht eine verspricht Vorstellungskraftund unsere stimuliert Sie Realität. virtuellen der Anonymität und engster Intimität. Im Cyberspace erfahren wir die Widersprüchedie wir erfahren Cyberspace Im Intimität. engster und absoluter Anonymität von Kombination paradoxe die wir erleben Chatroom Im Identitäten. virtuelle neue uns.erfinden Wirhinter Körper physischen unsere wir lassen chen, fentlich strukturiert ist. Wenn wir in die ätherische Nacht des Cyberspace eintau- Cyberspace des Nacht ätherische die in wir ist.Wenn strukturiert fentlich Eine andere Fassung ist erschienen in: Hausordnungen, Katalog, hg. von Katharina Menzel / Antje Krau- 1 öf- und privat von Begriffen polaren den nach nicht die Wirklichkeit,schaftliche gesell- auch als Kreatur fiktive sowohl ist geschaffen.Cyborg Organismus Der und Inschrift sozialer Codes. Im Cyberspace ist der Cyborg als ein Hybrid von Maschine Der moderne Körper ist die Überschneidung intensiver Kräfte, eine Oberfläche der Weise, wiewirStadtundKörperihreBeziehungenzueinanderbegreifen. und Art die verändert Körper-Maschine von Kreuzung Die formationsmaschine. In- eine formen und Computer dem mit kollidieren Körper und Stadt verbunden. noch horizontal sind. Die Körper sind nicht mehr nur zufällig mit anderen Körpern plan der Telekommunikation in komplexe Konstrukte modelliert, die weder vertikal auf die Körper ihrer BewohnerInnen. Das städtische Netzwerk ist nach dem Schalt- Diese Veränderungen haben nachhaltige Wirkung auf die Strukturen der Stadt und sofortige Befriedigunggefordert. auch wird,wird erhöht Geschwindigkeit die und reduziert Distanz die der dem,in staturen verwandelt. Mit dem Aufkommen beschleunigter Kommunikation via Mo- und die persönliche Begegnung in anonyme Beziehungen von Bildschirmen und Ta- und Tiefe haben sich in reine Oberfläche transformiert. Raum ist auf Zeit reduziert Distanz worden. ersetzt Monitoroberfläche die durch ist Raum geografische Der hat das Internet als Marktplatz für Prostitution hier einen Riesenboom erlebt. walt und Drohungen. Wenn nicht als Konsequenz, dann sichtbarer.doch diejenigen,Undals paralleleblieben,die wurdenimmer Entwicklungverletzlicher Drogen,für Ge- niger sichtbare Gebiete, in die Vororte verlegt. Strassenprostitution wurde immer un- um in Massagesalons, Bars oder im Escort Service zu arbeiten. Bordelle wurden in we- se-Wahl, StadthausUlm, 2003.

Olympe 19/03 HOT WATER – de l’eau chaude Fragments d’un travail-en-cours mené par l’association (des pas)1 avec Aïcha, Fatima, Nathalie, Fatou, Henriette, Farida, Nadia… suite et à partir de la situation présentée en «HOT WATER – de l’eau chaude, vidéo d’intervention»2

L’association (des pas)

Am 11. Oktober 2000 verlangen Frauen in den Räumlichkeiten der Immobilienfirma SOGINORPA ultimativ fliessendes HEISSES WASSER. Sie wohnen in alten Woh- 99 nungen der ehemaligen nordfranzösischen Minengebiete ohne jeglichen Komfort, fast so wie die Leute in Zolas Roman ‹Germinal›. Im Gegensatz zu ihren Eltern bestehen sie auf dem Recht auf ein Badezimmer. In ihre Erklärungen ist die eigene Geschichte eingewoben, die Geschichte ihrer Eltern, die Geschichte der Migration. Das Video wird von der association (des pas) als Mittel der politischen Intervention eingesetzt. Die Filmerinnen verstehen sich nicht als Autorinnen, sondern in ihren Projektarbei- ten, angesiedelt zwischen Kunst und Architektur, reflektieren sie neben der Bedeutung des Kameraeinsatzes und der Zirkulation des Filmmaterials ebenso die Diskurse, Praktiken und Handlungsräume der beteiligten Frauen wie den soziopolitischen Kon- text, hier die Krise des Wohnungsbaus und den Ausschluss von MigrantInnen.

‹HOT WATER – de l’eau chaude› a été le point de départ de plusieurs rencontres sur le où et comment prendre place dans les pratiques féminines de l’espace.3 Il s’agit d’un document filmé le matin du 11 octobre 2000, à Aniche, Nord de la France. Ce jour-là, des femmes travaillant dans le service de nettoyage des écoles, Aïcha et Fatima, ex- pliquent les raisons qui les amènent dans les locaux de la SOGINORPA (S.A.S. so- ciété de gestion du patrimoine immobilier du Nord et du Pas-de-Calais) à participer à une action des militants de Droit au Logement, Lille. Aïcha et Fatima se répètent. Elles réclament presque à chaque phrase le droit à l’eau chaude courante, à une sal- le-de-bains avec de l’eau chaude. Et à chaque nouvelle phrase, elles rajoutent soig- 100 pas lalaissertouteseule. logement décent, c'est tout un problème. Voilà pourquoi on est ici à la SOGINORPA. recteur dans son bureau suivie spontanément par nous autres présents et ne désirant pas à des familles qui n'ont pas d'argent. Si tu es RMiste6, pour qu'on puisse te donner un mon mari dans le salon en dépliant le fauteuil; moi, ce n’est pas possible, je veux un lo- mécontente de la décision de la direction, elle décide d’interpeller directement le di- avec trois enfants. Donc, je fais dormir les trois enfants dans le même lit,avec enfants.même dors trois le je avec dans enfants trois Donc,les dormir fais je rection; le retour de Nathalie et son parcours dans les couloirs de la société quand, société la de couloirs les dans parcours son et Nathalie de rection;retour le plexité et dans son intensité. son dans et plexité ter une histoire trop vaste, trop dense pour sauver ce moment singulier dans sa com- celui de n’être qu’une partie des rushes d’un documentaire à venir, attaché à racon- ventdans la précarité. Donc, il y a des appartements qui sont vides, mais on ne les donne Nathalie: Fatou: SOGINORPA –HALLD’ENTREE Matin du11octobre2000,Aniche,NorddelaFrance l'association de archives – ments enregistre- des constitution la de cadre le dans recueillis été ont témoignages Ces le nousditn’avoirjamaisvuvisage. de suite en essayant d’interpeller directement dans son bureau, le directeur, dont el- de groupe,le avec venue femme autre familles,Nathalie,une trente de collectif d’un sort le stionner que- haleine: longue de démarche leur expliquent nous femmes ces que Pendant les!… On fait quatre heures de ménage… On fait l’entretien de toute l'école…». on n'est pas au temps de Germinal, on ne tourne pas un film, on veut des choses réel- dans des maisons des mines, (…) «maintenant on y habite et on veut y rester… Mais salle-de-bains,grandi ontde elleseu jamais avoir sans mines les dans ans 30 vaillé neusement et précisément quelque chose de leur histoire: filles des mineurs ayant tra- tuation, la sortie dans la rue pour entendre la résolution des négociations avec la di- SOGINORPA, l’occupation du hall d’entrée et le la recueil des de paroles locaux durant cette les si- dans groupe du l’entrée groupe): le par franchis seuils plusieurs à dées en temps réel, il y a uniquement quatre coupes de montage (qui correspondent gar- été ont d’attente.choisies moments séquences longs Les des surtout qui comporte et journée la de fin la jusqu’à matin du heures plusieurs réalité en duré a qui tendus dans leur intégralité et récupère ces récupère et intégralité leur dans tendus l’association de ans dix les . Elle décide de résoudre sa situation tout situation sa résoudre de décide spontanée.Elle et singulière humaine grève Onest là parce qu'il y a une crise de logement, il y a beaucoup de familles qui vi- Là je demande un logement plus grand, parce que j'ai un F1:grand,un plus j'ai logement chambreque un une parce demande je Là craque.récits,ces tous écouté sorte avoir une Après dans réagit elle . ‹Hot water› fait place aux récits en- récits aux place fait Logement.water› au ‹Hot Droit 5 La vidéo présente 27 minutes d’une minutes 27 présente vidéo La Avenir Vivable paroles-actions 4 qui prépare un documentaire sur documentaire un prépare qui de leur destin premier: destin leur de situation-action

Olympe 19/03 gement plus grand. Donc, si on ne me donne pas le logement aujourd'hui, ce soir, je défonce la porte mais je ne bougerai pas de là si je n’ai pas mon logement, c'est tout.

Aïcha: Moi je suis venue ici pour manifester contre la SOGINORPA. J'habite à Ostri- court dans la cité Saint-Eloi, cité dite insalubre, démolie. J'habite dans un bis, avec un logement vide derrière. Et je n’ai pas d'eau chaude, je n’ai pas de salle-de-bains, je n’ai pas de confort quoi en un mot. En l'an 2000, ne pas avoir l'eau chaude, je crois que c'est vraiment critique. Alors maintenant ce que je revendique c'est le droit au confort, avoir une salle-de-bains et l'eau chaude. Je pense qu'on mérite un peu ça étant donné que mon père a travaillé 30 ans dans la mine, il a donné 30 ans de ses poumons, je ne vois pas pourquoi je ne mériterai pas une maison convenable, le confort. L'eau chau- de c'est la première des choses pour moi. Voilà.

Fatima: On pète les plombs parce qu'on en a marre, ras-le-bol. De rentrer du boulot le soir à sept heures, de se laver dans des bassines comme au moyen âge, comme elle disait tout à l'heure mon amie, c'est... c'est aberrant, c'est inadmissible. Mais moi c'est pareil, pourquoi on s'attaque à la SOGINORPA. Parce qu'en fait on est né dans des maisons des mines, on a grandi dans les maisons des mines. Nos parents ils ont donné 30 ans de boulot. Mon père, il était mineur, il est retraité des mines, il a donné 30 ans 101 de ses services aux mines et c'est pour ça qu'on s'attaque à la SOGINORPA, on a grandi dans les maisons des mines, bon, on y habite maintenant et on veut y rester.

(…) Aïcha: Nos parents en souffrent. Nos parents qu'est-ce qu'ils disent? Ils disent: bon bah, nous, on a souffert peut-être parce qu'à l'époque ils avaient plus d'enfants. Bon, mais nous... nos parents ce qu'ils veulent c'est que nous, on soit dans notre con- fort. Moi, quand ma mère me voit me laver dans la bassine comme ça, elle a quand mê- me mal au cœur. Elle se dit: «Moi, ma fille je ne vois pas pourquoi tu dois porter des bassines.» C'est vrai que notre dos il en prend un sacré coup. On fait quatre heures de ménage, quand on rentre le soir, on veut se délasser dans un bain, on ne veut pas se la- ver dans une bassine en fer. On n'est pas au temps de Germinal, on ne tourne pas un film, on veut des choses réel- les! Alors moi, ce que je veux c'est un logement, c'est un logement normal, c'est tout. Et la mairie, j'espère qu'elle y participera aussi, qu'elle donnera un peu son appui. Par- ce que franchement, on habite à Ostricourt...

(…)Fatima: On est des citoyennes… On vote, on est de nationalité française, on vote. On est des citoyens comme tout le monde. Je ne sais pas, qu'on nous écoute...!

(…) Aïcha: On fait quatre heures de ménage, on nettoie toutes les classes, on nettoie les 102 terre, et… et pleind’ordures, c’est dégueulasse. le monde y va et ça fait un amas d’orduresamas ça.un comme fait ça et va y monde le de vers mouchesdes des et a Y où? À Saint-Eloi». Pourquoi? Parce que tout le monde dépose leurs ordures, alors tout qu’est-ce qu’ils font les gens: «Tiens, viens, ce soir on va déposer nos ordures,sais nos tu déposer gens:«Tiens, va les on font viens,soir qu’ils ce qu’est-ce y a des vers de terre, y a des mouches, mais c’est vrai dans les ordures à côté de ... Alors quand les gens y viennent, ils disent: «ça sent mauvais à Saint-Eloi». Il y a des ordures, la SOGINORPAla dise:se «merde, vrai».c’est ParceOstricourt, à mauvais sent ça que heureux à dire, mais à Saint-Eloi, il faut qu’il arrive quelque chose de grave pour que C’est comme à Beurage, l’enfant qui est tombé dans l’étang à Beurage ... C’est mal- C’est ... Beurage à l’étang dans tombé est qui Beurage,l’enfant à comme C’est chée d’eau. Parce quesiungossetombededans, làçavafairemal... Donc je veux dire, moi, ils me dérangeaient pas. Je préfère avoir des gitans qu’une tran- présent ils m’ont rien fait, et en plus c’était des gitans d’une classe bien,propres.classe bien d’une gitans des c’était plus fait,en rien et m’ont ils présent moi plutôt que des tranchées d’eau ... Ça c’est clair.c’est ...Ça d’eau jusqu’à tranchées gitans moi,Parcedes les que que plutôt moi pour éviter que les gitans rentrent. Mais moi, je préfère voir des gitans en face de chez mais c’est vrai, ils ont fait des tranchées pour rien. Ils ont creusé des tranchées d’eau tranchées des creusé ont rien.Ils pour tranchées des fait ont vrai,ils c’est mais moi s’il m’arrive quelque chose, là ça va ... là, là franchement ça va chauffer ...Non chauffer va ça franchement... là,là va ça chose,là quelque m’arrive s’il moi ça fait un an et demi que j’attends, alors ils attendent qu’elle s’écroule sur moi.Mais sur s’écroule qu’elle attendent j’attends,ils que alors demi et an un fait ça vous inquiétez pas, vous êtes prioritaire parce que chez vous c’est à démolir.» Mais là, démolition.«Ah,ne en normalement est elle avis,maison mon ma à cher trop qu’est loyer un paie on logement, propre notre a bassines.on Là,trois avait on main, la à votre vécu ça jusqu’à 31 ans à mettez peu près, avec les bassines chez ma mère. vous On faisait la bains,lessive de salle l’ai je et votre ans 32 Moi,j’ai l’eau.» nous,chauffer ben doit ambiante;eh on température dans délassez vous vous vous, chez trez hein, moi j’ai été voir la SOGINORPA, et je l’ai dit au sous-directeur «quand vous ren- Et on est en l’an 2000, alors en l’an 2000, se laver dans une bassine c’est inadmissible, et nous, on a eu la malchance d’être filles de mineurs: on s’ lave dans une bassine, voilà. des pauvres, on n’a pas droit à une salle de bains. Et les riches,pauvres.des classe Pourla nous, nous ils et est bourgeois ont qu’on des une classe la salle a y de il vous bains, est rempli d’égouts, alors quand vous rentrez à Saint-Eloi, il y a une odeur. Alors pour Pointhumidité,humidité.sur jardin,final.sur humidité Le humidité C’est (…) (...) il fait un an et demi que ça dure. Alors, des promesses, j’en ai marre, je veux un logement. côté,d’à maisons deux les quoi,derrière de normal.pas n’est ce que trouve je moi Ça rière chez moi, alors je vous dis, je chauffe trois logements, c’est moi qui dois chauffer charbon,de coup fait.en vite très très va ça que parce Moi, der- vide logement un j’ai rude,pas beau- hiver n’achèterapas un on ait ça qu’on comme pour dieu bon le prie On fait. en hivers des dépend ça que parce charbon de beaucoup s’acheter pas peut bon là, on est encore au charbon. Alors c’est la poussière, si on n’a pas d’argent: on ne peu.char- petit au un Parceencore reposer est se qu’on de essayer pour logement un ça...tout et toilettes l’école.toute de l’entretien fait On aussi aura qu’on j’espère Alors

Olympe 19/03 Une des deux dernières maisons des mines à abattre, Saint-Eloi, 17 juni 2003. Hors champs, les nouvelles maisons uni-familiales.

(…) Fatima: Moi j’habite à côté d'un centre d'épuration des eaux usées. Alors quand je rentre le soir à 19h, je vous dis pas les odeurs et j'ouvre la porte et comme disait mon amie, c'est les chenilles, les fourmis, un tas de fourmis. Alors comment voulez-vous ex- pliquer ça, franchement, comment? comment? Ce n’est pas possible, on ne peut plus, on ne peut plus.

(…)Aïcha: Ils ont fait une campagne de dératisation à Ostricourt, c'est tout ce qu'ils ont trouvé à faire. Campagne de dératisation: «achetez du produit pour tuer les rats» à Saint-Eloi, y avait tout ça sur les arbres, des affiches «tuez les rats, campagne de déra- 103 tisation, occupez-vous des rats». C'est à nous de s'occuper des rats? On n’arrive déjà pas à s'occuper de nous, on va s'occuper des rats.

(…) Fatima: Mais oui, puis alors, on n'a pas de confort, on n'a pas de salle-de-bains, on n'a pas de tout à l'égout et on n'a pas de tout ça; et sur nos factures des eaux du Nord: on paie les eaux usées, on paie ici, on paie là. C'est incompréhensible ça, ce n’est pas normal, ce n’est pas clair.

L’association (des pas): «où et comment prendre place?» Prendre place, donner lieu avec de l’eau chaude7 Prendre cette ‘eau chaude’ et la faire passer sous ses multiples formes, de même que les femmes d’Aniche l’ont passée entre elles et d’elles à nous, c’est «donner ce que l’on n’a pas», tel que Lacan dit de l’amour.

Le théâtre de l’eau chaude D’abord c’est un groupe de femmes: Fatima, Aicha, Fatou, Nathalie, Henriette… Elles apparaissent une après l’autre, laissant voir leurs visages. C’est le théâtre de la vie, sinon le théâtre de la guerre pour un espace de vie. La vidéo montre la petite guerre qui se déroule avec l’occupation des espaces et puis la retraite, la confronta- 104 outs etlesexcréments, leschampignons, lesratset les«gitans»… stations d’épuration et l’odeur des décharges d’ordures près de leurs maison, les ég- rend compte de leurs conditions de vie: l’humidité des maisons et les murs moisis, les viennent avec le bol plein de leur vie. Le reversement discursive de ce «ras-le-bol» ce de discursive vie.reversement leur Le de plein bol le avec viennent vraient avoir peut-être quelque chose d’une condition liquide. Les femmes d’Aniche limite de l’acceptable, de la contenance. La capacité d’accepter et la tolérance de- tolérance la et d’accepter capacité contenance.La la l’acceptable,de de limite D’abord l’eau chaude entre par le «ras-le-bol» de ces femmes, par ce qui a atteint la d’elles mêmes, defairedeschoses. parler … Demander, réclamer de l’eau chaude leur permet de s’exprimer, de parler à parlerdeleurexpériencecommefemmes, fillesetmères. L’eau chaudepermetde qui crée le sens. C’est un opérateur du discours pour les sujets féminins, en les aidant se tout le film: un peut dire, le personnage principal dans le théâtre des femmes d’Aniche. Elle traver- grand nombre de détails. Elle structure le discours par une répétition progressive, répétition une par discours le structure détails.Elle de nombre grand tiples signifiants et de cette façon, apparaît constamment, en portant à la surface un ment invoqué, organisant ainsi la scène. Elle s’infiltre dans le discours sous des mul- l’on est, contenue,débordante,elle Mal … difficilement contient se chaude L’eau La catégoriedutropdramatique ce logues, mascarade, crise hystérique, etc. de C’est la dramatique structure une structure narrative tombée en dérision: tension dramatique, monologues et dia- aussi montre nous Elle happy-end. sans fin une et défaite la directeur, le avec tion la vie. la vivre, à non-place. une place aimer Une à depuis place prendre préexistant, chique hiérar- ordre tout de dehors en place une place,demander une revendiquer aussi lieu qui on est de aussi un prendre/donner/avoir geste politique. place Prendre c’est vers Une … place i la prendre/donner/faire de - femmes des désir d’un métonymie la et métaphore la fois la à est chaude› ‹L’eau … liquide féminine discursivité ne , demander une place, personnage invisible, ce qui manque et à la fois demeure constam- donner donner lieu , donner une place à d’u- travers l’échauffement taking taking pla-

Olympe 19/03 L’eau chaude s’oppose à l’humidité Il y a un excès d’eau, de l’humidité; il y a de «humidité après l’humidité», comme dit Aïcha, et en même temps le manque d’eau chaude. Elles n’ont pas d’eau chaude, mais elles en ont de l’humidité. Pourtant, l’eau chaude réclamée ici n’est pas l’eau qui de- vrait apporter l’hygiène, la propreté (invoquée par les idéologues bourgeois pour améliorer la condition des logements sociaux de XIXe siècle), mais l’eau du confort et du plaisir. Le «ras-le-bol» revient plusieurs fois et dans plusieurs bouches, mélangé à la salive de la colère. C’est aussi le «ras-le-bol» des nombreux vases et bassines d’eau que ces femmes doivent manipuler en tant que nettoyeuses des écoles, mais aussi en tant que ménagères qui vivent dans des maisons sans salles de bain. Puisque les bassines ne peuvent plus en contenir, l’eau chaude inonde l’espace politique. Elle est en même temps l’objet de désir … «J’attendrai l’eau chaude …» chante Aicha substituant directement, dans une chanson populaire, l’eau chaude au bien-aimé. L’eau chaude est drainée inconsciemment dans le domaine de l’érotisme. L’histoire de l’eau chaude est pleine d’allusions érotiques: Nathalie est prête à «montrer son cul» au directeur de SOGINORPA afin d’obtenir un appartement plus grand. C’est ce qu’elle dit en se moquant et en désespérant à la fois, mais aussi ce qu’elle fait sym- boliquement, lorsqu’elle décide d’aller rencontrer elle-même le directeur. C’est pour lui montrer son cul, son visage de Méduse. 105

«Nous sommes ici parce qu’il y a une crise du logement.» «Nous sommes ici parce qu’il y a une crise du logement.» Le film commence en cri- se. Nous venons de passer dans le XXIe siècle et au niveau des faits sociaux nous sommes encore dans le XIXe siècle, «au temps de Germinal «, comme dit Aïcha. En- gels a écrit en 1897 ‹La Question du Logement›, un texte dans lequel il parle de la crise du logement comme une des conséquences de l’exploitation capitaliste. La seu- le solution pour la crise du logement était, d’après Engels, la révolution prolétaire. Plus tard, Heidegger se réfère aussi à la crise du logement, mais comme quelque cho- se qui ne pourrait jamais avoir de solution. Pour lui c’est «l’essence de l’habitation». Habiter sera toujours en crise. La scène de la crise du logement a lieu sur le seuil: dans l’antichambre, devant la por- te, à l’extérieur et à l’intérieur des locaux de la SOGINORPA. La scène est partagée entre ceux du dehors et ceux du dedans, ceux debout et ceux qui sont assis, ceux qui parlent et ceux qui écrivent, ceux qui demandent et ceux qui restent silencieux, ceux qui s’avancent et ceux qui attendent. «L’eau chaude» passe à travers plusieurs seuils, à travers plusieurs portes qui s’ouvrent et se ferment, débordant et puis se retirant de la scène. Plusieurs seuils sont franchis, plusieurs limites transgressées. Le seuil est lui-même la métonymie de l’espace critique de décision. Le groupe prend la décisi- on de partir et de revenir. Certains se retirent, d’autres s’avancent. Nathalie passe le 106 mes. Ce qui rend cette guerre «trop dramatique» est son enjeu dérisoire; ce que les dérisoire;que enjeu ce son est dramatique» «trop mes.guerre cette rend qui Ce Ils demeurent passifs et impuissants. Celles qui se battent et s’exposent sont les fem- d’Euripide,rien. là,sont,à simplement,pas y sert tout sont s’ils ne mais ne où ça ils Troyennes›‹Les dans comme morts pas sont ne absents.Ils presque sont hommes mes parce que c’est trop dramatique». Dans ce théâtre du «trop dramatique» les dramatique» «trop du théâtre ce Dans dramatique». trop c’est que parce mes problè- nos de pas parlerons ne dit Aïcha.«Nous comme dramatique» «trop C’est dans leur parole du registre parodique au registre tragique. Elles pleurent, elle rient. tragédie grecque. C’est bien une parodie de tragédie, car le ton passe tout le temps le tout passe tragédie,ton de le parodie grecque.car une tragédie bien C’est leur a réservé, amenant ainsi, dans le petit théâtre de l’eau chaude, une dimension de le droit à ce dont nous avons le droit … Elles luttent contre ce «destin» que la société Elles dénoncent ce paradoxe de vivre du minimum social qui fait impossible d’avoir Qu’est ce qui fait qu’il soit impossible d’avoir le droit à ce dont nous avons le droit? loin … témoins de la tragédie, celles qui héritent de la tragédie et qui doivent la porter plus mes là pour parler pour nos parents «, dit Aïcha. Comme les Troyennes, elles sont les héritée, liée à la pauvreté et au destin des condition immigrants et une des est travailleurs.chaude d’eau manque «Nous le som- et mineurs de filles sont grecque.Elles la à désir leur et Comme beaucoup de figures féminines tragiques, elles s’opposent avec leur volonté maisons soientsituéesprèsdesdéchargesdedéchets. viennent sous différentes formes dans ce qu’elles disent, comme sur le fait que leurs des mineurs. La poussière, la crasse, la misère sont marquées dans leur histoire et re- possibilité de nettoyer chez elles. En plus, elles sont des nettoyeuses qui descendent des écoles dans le Nord. Paradoxalement, elles sont des nettoyeuses qui n’ont pas la l’espace. Ellesnettoientdesécoles. EllessontdesimmigrantesduSudquinettoient sir et un objet de travail. L’eau chaude est pour ces femmes un outil à cartographier damentales d’un lieu à habiter, d’une place à vivre … C’est à la fois un objet de plai- fon- qualités les condense qui vie,figure la la de même métonymie la mais confort de élément un seulement pas Non … vivre à place une d’ féminin au vendication de connecte directement au corps. C’est une figure poétique de ce qui serait une re- L’eau circule entre les femmes, chauffe et dissolve la parole en action … L’eau chau- La colère,lafolie,l’hystérie,ledramatique,«letropdramatique»… sont desimagesdecommentprendreplace trême vitesse dans le processus de signification, ellipses, anacoluthes, répétitions. Ce crise:en discours désorganisation,spatiales.le lations met ex- logement du crise La ‹Hot Water›re- des politiques et sociales de lapoétiquedesinscriptions traite aussi directeur danssonbureau. Leslimitessonttransgressées. seuil entre le privé et le public: elle quitte le hall de SOGINORPA pour aller voir le . L’eau chaude remplace le sang de la tragédie la de sang le remplace chaude L’eaudestinale. machine au féminin. 8

Olympe 19/03 femmes veulent conquérir n’est pas un pays ou une ville mais tout simplement un espace à habiter décemment, comme tout le monde: un logement avec de l’eau chau- de.

La question de l’exclusion Ces femmes sont toutes des Françaises, mais qui portent des noms étrangers. Elles sont des filles d’immigrants et, en quelque sorte, elles héritent aussi de cette condi- tion: elle ne sont pas chez elles dans leur pays. Et puis, elles ne sont pas chez elles dans leurs maisons. Elles sont doublement exclues de la propriété de l’espace en tant 107 que femmes-travailleuses et étrangères. Nous apprenons qu’elles vivent encore dans les maisons des mines où dans des maisons presque démolies, près de décharges de déchets. «L’Etat préfère emmurer les maisons plutôt que de nous les donner à nous». Avoir de l’eau chaude signifie échapper à cette condition, avoir une maison décente et prendre une place dans la société. Il y a les parents, les enfants donc plusieurs générations qui continuent à réclamer le symbole de l’intégration sociale. «L’eau chaude est la chose la plus importante pour moi».

Souvent, c’est un «nous» qui parle Le discours est construit à la fois par des sujets collectifs et individuels. Souvent, c’est un «nous» qui parle: un sujet collectif incluant les personnes présentes, les femmes mais aussi leurs familles, leurs parents, anciens mineurs. Ce chœur est une entité changeante: elle inclut d’autres femmes, des collectifs qui les représentent, comme l’association Droit au logement. Ce «nous» prend en charge les autres; elles sont là et parlent aussi pour les autres. «Je parle pour mon amie». «Nous sommes là pour parler pour nos parents». Les femmes constituent ainsi un chœur. Quand Nathalie prend l’initiative, comme une Andromaque qui transpose dans son drame le drame de tous les autres, le chœur la suit. Il y a l’eau chaude du langage, celle qui liquéfie les problèmes et libère la parole, cel- le qui conserve la fluidité du désir et maintient les relations entre les participants. Il 108 une re-présentation, celles ou ceux qui ne sont plus présents dans nos propres pré- propres nos dans présents plus sont ne qui ceux ou re-présentation,celles une tion qu’ellesvontrevenir. C’estainsiquel’onprendplace propos desujetsvivants? re par exemple? Comment ne pas uniquement faire revenir (ou convoquer) dans convoquer) (ou revenir faire uniquement pas ne Comment exemple? par re férences dans des espaces liés à l’art contemporain, ou dans des écoles d’architectu- À la fin, les femmes d’Aniche n’obtiennent rien. Ce qu’elles gagnent c’est la convic- d’Hécube etfinitavecleslarmeschaudesdeNathalie. nous projetons leurs visages, leurs paroles pendant des présentations et des con- des et présentations des pendant paroles leurs visages, leurs projetons nous lorsque là pas sont ne qui autres des désirs des et problèmes des faisons-nous Que À quoinousengageons lorsquenoustournonsouécrivonsà TE DESAINT-ELOI. FARIDAMINES,DES MAISONS DERNIERE DEUX DES UNE HABITE CI- AÏCHA A ETEFINALEMENT RELOGEE. vers lenorddelaFrance Mardi 17juin2003 pleurs les avec commence qui tragique théâtre d’énorme théâtre, de espèce cette dans sommes vainqueurs.Nous les tragédie,vaincra la dans mer,qui,elle, la C’est finit. et commence tragédie mer.la la où sur place départ la le est avec mer finit La dehors, loin de chez elles. La tragédie commence avec Poséidon qui sort des eaux et Il y a de l’eau chez Euripide: il y a la mer, celle qui emporte les troyennes ailleurs, en mes, cellequiemportelefluxplusloin. fem- des une aussi est enregistrer.Elle plus ne de décide crise,elle de quand ment mo- son jusqu’à Nathalie accompagnera présence.Elle de acte fait autres,elle les tres près. Ce n’est pas une position voyeuriste: elle ne voit pas, elle est présente avec a pas de position hiérarchique de la caméra. La caméra parle et prend des images de une chambre, un réceptacle pour l’eau chaude. La caméra est une des femmes. Il n’y contenant, un même elle est camera.caméra la La et eux entre mots des flux le a y 2002. «The BigSocialGame»,Turin, Italie,30Mai Photographie priseparSylvieDesrochesà Références desimages: avec del’eauchaude. 9

Olympe 19/03 sentations, mais plutôt, «rendre présent» ce dont il serait question pour celles ou ceux qui seront là, avec leurs corps dans notre présent même? Comment penser le temps, la «vie» dans la transmission de l’enregistrement d’un moment d’action? Comment laisser voir ou entendre la discontinuité existant entre le temps-action d’un enregistrement, et le temps-processuel de la transcription, de l’écriture, du mon- tage, de la projection ou de la présentation d’une chose enregistrée … Comment laisser entendre le passage des multiples mains qui travaillent en silence dans l’é- coulement de tout ces temps? Que serait «l’eau chaude» en tant que technique de montage et de transmission? Quelle communauté, quel échange sont possibles entre les vivants, survivants d’«une scène de vie» et ceux ou celles qui la transmettent où la reçoivent ? Comment nous vivons ce que nous transmettons? Quelles autres scènes s’y rajoutent et comment cet- te «eau chaude» les traverse toutes? À quoi ressemble notre salle de bains à nous? Comment ce «théâtre de l’eau chaude» pourrait se démultiplier à l’aide d’un dispo- sitif discursif, à la fois singulier et collectif, animé par cette chose précise qui man- que, et que nous avons appelée «l’eau chaude»? Comment ce dispositif, (ce manque à chacun) pourrait déborder les discours identitaires ou identificatoires que nous pouvons construire chaque fois (autour d’elle) et libérer des colères, des contradic- 109 tions, des critiques, des solidarités, de l’inattendu?

Le corps aveugle d’une caméra remplie d’eau chaude Trois ans après la longue journée passée dans le hall d’entrée et les couloirs d’une société immobilière avec les femmes de la cité Saint-Eloi à Aniche, nous sommes re- venues sur les lieux où ces femmes habitent: Ostricourt, petite ville d’anciens mi- neurs dans le nord . Sans vouloir anticiper, nous avions pourtant le désir de leur rendre visite pour par- ler à nouveau de l’«eau chaude», de la leur, de la nôtre … Revenir à Saint-Eloi, une cité dont les histoires et le contexte avaient été décrits en détail par Aïcha, Fatima et Nathalie pendant leur action en Mai 2000, dont l’image était restée jusque-là en dehors du champ de la caméra. Une cité et une situation dont l’«image», que nous avons pu capter finalement aujourd’hui, reste bien moins ru- gueuse, moins dramatique, moins complexe que celle «sans images» que les femmes d’Aniche avaient fait passer trois ans avant avec leurs paroles et leurs corps. Parties sans caméra professionnelle, nous ne sommes pas revenues avec des images «high quality». Et puis entre la ville et la cité, la peur de se faire voler, les peurs des uns et des autres, la violence des peurs travaillées par les discours sécuritaires … Avec une petite caméra usée, fatiguée par des manipulations répétées, nos moyens nous re- stituent une autre qualité d’images et de son. Est-ce que ce qui se perd en qualité gar- 110 dont elleparleetqu’elleneveutplusavoiràvivre. humidité sur l’humidité là: réelle,toujours bien chose cette images», «sans voyant me etquiestdésirée sanscesse. me un désir à elles et à nous, une chose précise et «chaude» qui pose encore problè- laquelle il faut lutter. Un détail qui représente le «tout» d’«une vie dans la vie», com- contre les taches d’humidité d’un papier peint qui ne cesse de se décoller, nous ren- L’eau chaude réapparaît comme une chose concrète qui manque au présent et pour chaude. que de réclamer encore ce qui est basique et qui lui manque – frappait,– colère manque avec lui qui et basique est qui ce encore réclamer de que (…) J’en ai marre. Je voudrais avoir tout, appuyer sur un bouton et avoir de l’eau de avoir et bouton un sur appuyer tout, avoir voudrais Jemarre. ai J’en (…) avoir appuyé sur le bouton d’enregistrement, l’adolescente, caméra au point, – plutôt désirs,de réceptacle d’images,et paroles de flots de rempli aveugle.corps un à Sans Demain c’esttroppourmoi. Parce qu’onn’enaqu’uneviedanslavie. Farida: ter une des dernières maisons à abattre … Portée par ses mains, elle est passée d’un s’est transformée dans les mains d’une adolescente, la dernière, la plus jeune à habi- filmées.étaient qui murée,«maison cette de l’intérieur à Mais démurée», caméra la celles et ensemble,filmaient nous,caméra qui entre la celles maintenu avons Nous bitée, squattéedansl’urgenceparunefamillel’attented’unrelogement. chaude,ha- eau sans toujours mines des maisons dernières des d’une l’intérieur à nous a fait passer, à travers ce qu’elle nous a présenté comme «l’entrée de la porte», chemin,le Sur rentrant,en juste hasard,par Farida. croisé avons nous qui elle C’est din devantnous. pouvoir la trouver dans l’image de la façade très calme de la petite maison avec jar- finalement sans retour notre à raison une attendre à dehors moment long un stées re- là.sommes relogée pas Nous aujourd’hui Aïcha.n’était est Elle où rénovée son En revenant, nous n’avons pas pu voir l’eau chaude, mais nous avons aperçu la mai- chose sansprofiterlesunsdesautres? quelque faire et rencontrer se pourraient moyens de manques différents Comment horribles des réalités ont déjà exclu pas mal de monde et de problèmes? jamais sont parfaites,plus télévisées,plusdesbrillamment filmées neles plus images les les quand batailles premières les quand médias les parlent nous images des une derrière «d’être propos à caméra»: entend filme,«quandon Faridaregarde».quandc’estonquebeauplus quelle guerreDe que ce de éloigne nous technique qualité certaine d’une l’abandon de ou perte la de l’acceptation que Est-ce lité… de quelque chose de la réalité matérielle des êtres et des choses qui habitent cette réa- Donc maintenantj’aimeraisêtrerelogée. «Aujourd’hui».

Olympe 19/03 1 L'association (des pas) est un lieu de recherches et de pratiques croisées entre l’art et l’architecture, entendues comme formes d’interrogation de contextes socio-politiques. Des pas rappelant pour nous à la fois, tous ces pe- tits pas à faire pour assembler un projet en commun et tous ces PAS à exprimer pour arriver à devenir auto pro- ducteur/trices de la signification même de notre vie. Immense chantier potentiel qui est celui de faire de la pla- ce ou donner lieu à l'invention des contextes dans lesquels nous voulons vivre de telle ou telle manière avec d'autres. Une association pas simplement positive, pas de la simple et naïve positivité, pas de l’avancement linéaire, mais une association des pas, des suspensions, des hésitations et des doutes, incluant des résistances et à la fois leur dépassement. Une association qui maintient une négation qui se déplace et ne s'installe pas. L’as- sociation (des pas) n’existe pas comme entité fixe. Elle se fait des places utopiques qui s’activent par des évé- nements et par la présence de ceux et celles qui les pratiquent et les inventent. Lieu sans noms propres, elle est espacement vécu, imaginé par les auteurs informels, diversifiés et multiples d’une architecture avec ... L’asso- ciation (des pas) a été créée en mai 2001, à l’initiative d’Alejandra Riera et Doina Petrescu. 2 ‹HOT WATER– de l’eau chaude›, vidéo d’intervention, 32 minutes. Moyens techniques: Avenir Vivable (Mi - chael Hoare). Transcriptions: Marie-Claude Lelgoualc'h. Traduction et sous-titrages anglais: Michael Hoare. Té- moignages recueillis par Alejandra Riera pour Avenir Vivable (octobre 2000) et par l’association (des pas) en juin 2003. Montage de la deuxième partie avec Marianne Dupont. 3 ‹HOT WATER – de l’eau chaude› est une des vues partielles faisant partie de la documentation proposée à la consultation par: les maquettes-sans-qualité, (agencements intégrant images photographiques, légendes, textes et documents vidéo initiées par Alejandra Riera en 1995). Dans ce contexte, HOT WATER n’est jamais pré- sentée comme un film isolé, mais comme un matériel à être lu, accompagné et confronté avec d’autres vidéos, textes, témoignages. ‹HOT WATER – de l’eau chaude› et son commentaire font également partie de la thèse, nonthèse: ‘«Taking place», «donner lieu»: pratiques féminines de l’espace, études féminines’, présenté par Doi- na Petrescu en février 2003, à l’université Paris VIII, France. 4 Avenir Vivable est une association qui vise à promouvoir une utilisation démocratique de la vidéo par des ac- tivités de formation, de production et de diffusion. Venant de Paris et jusqu’à Aniche, nous étions une vingtai- 111 ne de personnes parmi lesquelles des membres de l’association Droit au logementdal à avoir participé à cette action auprès d’un groupe de 30 familles venues réclamer une autre situation. 5 Les douze années d’images du DAL (droit au logement) est un travail documentaire entrepris par Michael Hoare. 6 Le RMI (revenu minimum d'insertion) est équivalent à 405.62 euros. Il est octroyé à certaines personnes sans ressources. Institué en France en 1988, il garantit le revenu minimal à toutes les personnes de 25 ans ou plus qui ont une adresse dans le territoire. Les étrangers résidents depuis au moins trois ans dans le territoire peuvent en faire la demande. En 2003, le gouvernement propose de le transformer en RMA (revenu minimal d’activité). 7 Une version de ce texte a été communiquée à l’occasion de ‹Taking place 2›, à l’école d’architecture, Universi- ty of North London, le 29 Novembre 2001, où les réactions et commentaires des femmes artistes et architectes travaillant comme Aïcha et Nathalie dans une école, mais à Londres dans une école d’architecture… ont été re- cueillis dans le cadre de l’association (des pas). Taking place est un groupe informel basé à Londres qui entre- prend des recherches critiques sur la théorie et la pratique d’architecture à son croisement avec les disciplines artistiques. 8 Taking place (prendre place) est une expression idiomatique anglaise qui déplace le sens des mots qui la con- stituent. La place prise dans taking place est une place générique, qui n’existe pas en réalité. C’est une place qui ne renvoie à aucun lieu. Dans cette expression idiomatique (partagée par plusieurs langues, en français on di- rait plutôt «donner lieu») place est synonyme de l’être et prendre de devenir. C’est l’événement. Prendre place est un prendre qui pourrait être aussi bien un donner. C’est ce que nous entendions ici, par ce taking place (pren- dre place) d’un groupe de femmes. C’est un événement qui prendrait et donnerait en même temps, sans calcul, sans capitalisation. Juste à l’instant. La question reste comment cette prise d’existence, ce lieu d’utopie pourrait s’aménager collectivement? Il faudrait peut-être que quelque chose arrive à l’architecture même, à l’architec- ture de société. 9 Quelque temps après, Nathalie avait obtenu son logement, Aïcha et Fatima attendaient encore de l’eau chau- de et nous nous sommes promis de revenir. 112 e mnefee Zn. e Ryh Kn it s tlsets pe, n dennoch Irgendwann anschmeissen. und Rhythmusmaschinen ihre Spiel, sie wenn Bühne, stilisiertes die dampft es ist King Rhythm Bei Zone. männerfreien ner allzuoft. Dort handelte es sich allerdings noch um schwitzenden Rock ’n’ Roll in ei- nicht TeamRiot-Grrrl-Legende Dresch der bei ausser es gab ist, heiss schlichtweg zunehmen, das T-Shirt auszuziehen, weil sie ihren Körper schön findet oder weil ihr Dummheit in einer scheinbar emanzipierten Welt. Sich als Frau das Recht heraus- Recht das Frauemanzipierten Welt. als scheinbar Sich einer in Dummheit u kmlte Etliug eöt n sn esar vr nste üe soviel über Entsetzen vor erstarrt sind und gehört Entkleidung kompletten zur Publikums.des vorstellungen die schon AufforderungMusikerinnen haben Wieoft ein Plastik-Tittenkostüm und entblösste damit weniger ihren Körper als Wunsch-als Körper ihren weniger damit entblösste und Plastik-Tittenkostüm ein noch auch Boudry Pauline trug Flora Roten Hamburger der in Queerdays den auf Konzert nächsten Beim Missverständnisse. schöne Lauter heisst. «Queen» anstatt King» is «Fehler Knarf-Rellöm-Platte zweite die dass aufregte, darüber versteher was mich an ein Kneipengespräch erinnert, in dem sich ein selbsternannter Frauen- enschläger Ike Turner «Rhythm Kings»? Und wieso heisst es King and her friends,her and King es Ike heisst enschläger Turnerwieso Und Kings»? «Rhythm den Stimmen von Linda, Sara und Pauline. Aber hiess nicht die erste Band von Frau- des Publikums legte sich begeistert in die harten spröden Beats und herausfordern- ne Mafia eine kraftvolle Packung Electrrrrosex in die Menge warfen. Der Grossteil neben den belatzhosten Blumfeld und den posenden Hip-Hoppern von Micropho- von Hip-Hoppern posenden den und Blumfeld belatzhosten den neben No-Border-CampFrankfurt/M.,dem in auf sie 2001 als Mal ersten zum friends her wenn’s drauf ankommt, auch im Tittenkostüm. Gesehen habe ich Rhythm King and Musik, elektronische aufregende gigantisch machen friends her and King Rhythm Bernadette Hengst/EmilyRoysdon König imKleid

Olympe 19/03 hängt sich Linda she-wolf doch die E-Gitarre um und erinnert an die Träume, die In- die-Rock ’n’ Roll mal versprochen hatte.

Pauline Boudry, Rhythm King and her friends Interview von Emily Roysdon, 16. Dezember 2002, NYC

E.: Wie habt ihr eure Band Rhythm King and her friends gegründet? P.: Wir haben alle in unterschiedlichen Bands gespielt, aber für uns drei war «Rhy- thm King and her friends» ein ganz neues Projekt: Wir wollten, dass unsere Musik elektronischer wird, und wir waren alle drei an «Queer Politics» interessiert. Die bei- den Aspekte zu verbinden war etwas, was wir vorher noch nie gemacht hatten.

Wie arbeitet in der Band zusammen? Schreibt ihr Stücke gemeinsam, oder schreibt ei- ne die Texte, und dann setzt ihr euch zusammen und arbeitet an dem Stück? Es ist jedes Mal anders, wir haben keine Formel. Manchmal haben wir zuerst einen Text, für den wir dann die Beats und die Melodie entwickeln. Manchmal ist es um- gekehrt und wir haben die ganze Songstruktur, und der Text kommt zum Schluss da- zu. Aber für mich ist es die beste Lösung, wenn wir eine Idee haben, bei der Text und Musik zusammenkommen. Ein Beispiel ist das Lied «Copy-me, I want to travel»: Es 113 geht um Bilder des kalten Krieges, wie sie Vorstellungen über «Westen» und «Osten» beeinflusst haben. Es geht um die Widersprüche, die ich auf der bulgari- schen Seite meiner Familie erlebt habe. Wir haben Instrumente und Melodien – z.B. einen super 80er Secret Agent Synthetizer Sound – als Inhalt benutzt, sowie die Tex- te. Wenn man dann diesen sehr bekannten, zitierten Sound hört, der mit einer ande- ren Sorte von Text assoziert wird, wird nochmals deutlich, wie ideologisch dieser Sound ist, was ja auch eigentlich für jeden Musikstil stimmt.

Mich interessiert sehr, wer das Publikum von Rhythm King and her friends ist? Das ist eine interessante Frage. Ich würde sagen, in den letzten zwei Jahren haben wir versucht, ein Publikum zu erfinden. Wir spielen an Orten, wo uns selbst das Pu- blikum interessiert. Wenn ich zurückblicke, bin ich sehr zufrieden, dass wir das ge- schafft haben, weil wir auch weiter zu solchen Orten eingeladen werden. Wir haben bei vielen politischen Veranstaltungen gespielt, an denen wir teilnehmen wollten. Wir sind zu vielen antirassistischen Grenzcamps eingeladen worden, wir haben auch auf vielen CSD's in verschiedenen deutschen Städten gespielt – das hat sehr Spass gemacht. Und natürlich spielen wir auch auf vielen feministischen Veranstaltungen.

Oh, perfekt. Ist das denn euer ideales Publikum? Denkt ihr an dieses Publikum, wenn ihr arbeitet? 114 sexuelle und Transgender-Leute vielverändert hat. stattgefunden. Ich bin nicht sicher, ob sich auf einer sehr alltägliche Ebene für Trans- barkeit gewonnen, aber dies hat sehr stark auf einer Ebene von Show und Glamour Sicht- mehr Transgender-,Transsexuellenszenen zwar Die haben weiter. noch das reien darüber gab, wer eine Frau ist, wer eine biologische Frau ist, und leider geht leider ist,und Frau biologische eine ist,wer Frau eine gab,wer darüber reien Begriffen gesucht. Aber das ist nicht passiert, ohne dass es sehr gewalttätige Streite- gehört, ihre Räume Frauen- oder Lesbenräume zu nennen, und haben nach anderen me sind ein bisschen offenener und bewusster geworden. Manche haben damit auf- Ich habe das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren etwas verändert hat. Viele Räu- kommen. sucht, mich danach zu erkundigen, aber ich konnte nicht sehr viel Informationen be- Informationen sucht,viel erkundigen,sehr nichtzu danachkonnte michich aber ziehen der ver- Queer-Szenen.ziehen Male die Transgendereinige in habe Communitiy Ich dortige Dyke Community anbelangt ... zum Beispiel die Sichtbarkeit und das Einbe- das und Sichtbarkeit ...die anbelangt Beispiel Community zum Dyke dortige Als ich letztes Jahr in Europa war, habe ich ein paar Unterschiede beobachtet, was die etc. etc etc gibt, Aziza A, Kevin Blechdom, Chics on Speed, Peaches, Hanin Helias, Electro cute ell ell ... es in Berlin aufzählen,mehr Musikerinnen nicht ich kann Aber tolle wie viele dem der Umfeld Band Flexicute. Die Kunstszene heterosexu- hardcore ist ziemlich aus allem vor kamen Leute die selbstorganisiert; war und das hiess brikantinnen› Berlin, in ‹Fa- Musik/Film/Performance-Festivals feministische tolle zwei auch gab ...Es gesehen und WernerHirsch Guitar Bonnie Mal z.B.ersten ich zum habe Da organisiert. Parties und Performances zwischen etwas Gruppe die Club, wo toller nisiert sind, gibt es wenige, oder ich kenne sie noch nicht... Der Cheap Club, ein sehr Leute,machen.orga- Kunstprojekte die oder Bands te,queere, die antirassistische Leu- wenig zu isoliert. gibt Es ziemlich wir betrifft, sind Künstlerinnen oder Bands stehen. nächsten am was uns sind, ich,Aber organisieren, welche denke tungen die Veranstal-politische und Räume,Leute, Symposien die queer-feministische Linke tische Arbeit machen? zusammen in Berlin Zeit verbringt? Wer sind die Leute, die queer sind und/oder poli- Ich bin sehr interessiert zu erfahren, wer eure Community ist, die Leute mit denen ihr fen haben. geschaf- selber uns haben,wir Publikum das breiteres ein Hintergrund als wir dass Idee, die mag ich aber Orten, solchen an auch spielen Clubs,wir «kommerzielle» gestellt.wirklich nicht noch Problem dieses konventionelle gegen Wirnichts haben sich hat uns Für zeigt.Francisco San in Community seiner ausserhalb sie er wenn verlieren, zu seiner Arbeit Inhalte macht,die Sorgen sich hatte,er erzählt dass mir Ja, es ist komisch, ich habe darüber nachgedacht, nachdem Zara, ein Freund von dir,

Olympe 19/03 Etwas anderes, das mir aufgefallen ist, basiert auf einem Gespräch das ich mit Leuten hatte, die von diesen feministischen Sex Toys überrascht waren, die wir in den meisten US-Metropolen haben. Ich stellte fest, dass sie gar nichts mit der Idee anfangen konn- ten, dass Frauen mit Dildos spielen, oder dass eine Dyke ein Blow Job machen will. Sie konnten nichts mit diesem erfinderischen imaginativen feministischen Sex anfan- gen, der da stattfindet. Was denkst du darüber? Ich habe auch das Gegenteil gehört, dass Frauen im Moment sehr darauf stehen, als Reaktion auf die strengen 80er, wo alles, was Männlichkeit, Dildos, Sex Toys ...

... und Schwänze lutschen! (lacht) Das wurde sehr kritisiert. Aber eigentlich denke ich, es hat nicht wirklich mit einer Frage der Generation zu tun, sondern mit unterschiedlichen Szenen. Zum Bei- spiel, als wir beim CSD in Berlin gespielt haben, trug ich eine Kochschürze mit dem nackten Körper von Michelangelos David und ein paar Frauen ... eigentlich war es lustig, wir hatten zwar keinen Soundcheck für das Konzert, und der Sound war rich- tig schlecht, aber wir sahen dafür sehr gut aus ...

Sehr wichtig! Und ein paar Frauen kamen zu uns und sagten: «Die Musik war gut, aber bitte zieh 115 nie mehr diese Schürze an!» Aber ich denke, die Haltung im allgemeinen hat sich sehr verändert.

Ich bin einverstanden, Dank der Präsenz der Transgender Community vielleicht –

Und gender politics allgemein. Ja, auf der anderen Seite, finden die Auseinandersetzungen, die Feministinnen um die Frage von Männlichkeit führen, im Kontext von Erfahrung und Thematisierung männlicher sexueller Gewalt statt, und ich denke, es ist sehr wichtig für Feministin- nen, sehr genau über Rollen und Bilder nachzudenken.

Kannst du mir in einer einfachen Weise einige der politischen Inhalte von Rhythm King and her friends beschreiben? Wir haben z.B. ein paar Lieder über Ökonomie geschrieben. Bei dem Lied «get paid» geht es um Arbeitssabotage. Das Lied «I am disco, I am quite motivated» han- delt von der Ökonomisierung von Dingen, die bisher nicht so stark als teil der «bu- siness culture» betrachtet wurden. Was bisher zum Bereich der unbezahlten Arbeit zu Hause gehörte – nett sein, lächeln, seine eigene Subjektivität investieren – wird mehr und mehr bei der Arbeit angefordert, z.B. im Dienstleistungsbereich. Das be- 116 te ich gerne sagen. wie sie leben und wie sie die Welt bewegen können. Das ist wertvoll für mich. Das woll- ser Musik gebt ihr Leuten verschiedenen Möglichkeiten an die Hand, zu verstehen, zu Hand, die an Möglichkeiten verschiedenen Leuten ihr gebt Musik ser Gruppen in Deutschland modifizieren können.modifizieren DeutschlandPartitur in Eine Bewegung.Gruppen für die- Mit eigentlich es in eine performative Partitur, die viele junge Frauen oder anti-rassistische a i enm hae z pouirn ws fiil Priu gnnt id und wird, genannt Partitur offiziell was produzieren, zu Theater einem in was danken – eine Art Partitur für eine Bewegung. Und mir kommt es interessant vor,interessant es Bewegung.kommt eine Partitureine mir – et- Art für Und danken macht hatten, und – vielleicht ist es zu poetisch für ein Magazin, aber ich mag den Ge- mir erzählt, dass Rhythm King and her friends auch Musik für ein Theaterstück ge- ein Theaterstück für Musik auch friends her and King Rhythm erzählt,dass mir Also jetzt kommen wir zum Ende,müssen.zum gehen wir Beaver kommen hattest 16 jetzt Du zum Also wir weil Are youbi(bee)orwhat?(lacht) Ich magdasauch, dieverschiedenen Akte vonÜbersetzungundPerformance. herzustellen. sprache Paulines ist Französisch). Wir versuchen, mit der Sprache VerschiebungenSprache der Französisch).mit ist versuchen,Wir Paulines sprache Mutter- (die deutsch auf etwas singe ich und französisch, auf Linda Texteinen für z.B.ich singen,mit schreibe Akzent gerne wir wissen,dass wir Bulgarisch. Da oder englisch, weil es die Sprache aber ist, sind die die Lieder meisten wollen.VieleLeute verstehen singen – und englisch nicht Deutsch in alles nicht wir dass beschlossen, umgehen. Ich glaube, wir mögen es, mit Akzent zu sprechen. Irgendwann haben wir mit Akzenten wir hat,ist,wie überlegt sich Band anderes,die getragen.Etwas was kum sehr straight ist. Solche Sachen. Aber bis jetzt haben wir nie wirkliche Kostüme Publi- Suck-my-dick-T-Shirt,das ihr wenn manchmal oder sie ist,trägt gelaunt gut Kleider.normalen unsere sonst ungewöhnlich,tragen war Wennwir das Aber Sara butch von uns dreien – also Sara trug ein meisten T-Shirtam mit die grossen aufgedruckten normalerweise Titten... sie ist vielleicht sagen, ich soll wie normalerweise, CSD,die Sara,dem als bei war haben, getragen Kostüme wir wo Mal, einzige Das als BestandteileurerMusik? eigentlich manchmal ihr zusammen, indem ihr Kostüme Arbeitet macht? sind.Betrachtet ihr insofern den verbunden Auftritt Geschlechtsrepräsentation der mit Kleider nem nackten männlichen Körper, und ihr habt darüber geschrieben, wie verschiedene dress to dance». Ich würde gerne über Mode reden. a Ihr habt wearing ein Outfit about getragen mit twice ei- think «I ihr: sagt Lied bye)».Im (gesprochen bi say we what or bee) (ausgesprochen bi you habe,«Are gehört ich Lieder,das ersten eurer Eines Wider- neue auch natürlich standsstrategien heraus. fordert das Und werden. produziert und gefordert an- verstärkt der Arbeit heterosexueller Weiblichkeitbei von Formen dass deutet,

Olympe 19/03 First Story Eine Ausstellung in Porto zur Aktualität feministischer Kulturpraktiken

Hedwig Saxenhuber

In Angola, das sich seit mehr als 25 Jahren ununterbrochen im Bürgerkrieg befindet, organisieren sich Frauen gegen Armut, Ausbeutung und patriarchale Strukturen. Sie tun dies radikal, da sie nichts zu verlieren haben, in Form der O.M.A. (Organizacäo da Mulher Angolana), die bereits zu einer Massenbewegung geworden ist. 117 Die Portugiesin Isabel Machado und die aus Deutschland stammende Christine Reeh haben einen Film über die Frauen in Angola und den O.M.A.-Kongress in der Nähe von Luanda gedreht. Angeregt dazu wurden sie durch ein Solidarität- sprojekt portugiesischer Frauen. Dieser Film wurde – erweitert zu einer Installa- tion – unter dem Label «Asterisk» in der von Ute Meta Bauer kuratierten Aus- stellung «First Story – Women Building/ New Narratives for the 21st Century»1 anlässlich der Wahl Portos zur Kulturhauptstadt 2001 gezeigt. In dieser Ausstel- lung ging es um einen diskursiven Austausch zwischen Frauen der Ersten und der Dritten Welt vor dem jeweils unterschiedlichen kulturellen und geschichtlichen Hintergrund. Isabel Machados und Christine Reehs Installation bestand aus ei- nem Videofilm und Fotos aus Angola, die wie ein Puzzle auf einem Tisch versam- melt waren und die BesucherInnen zur Zusammenstellung eigener Bildgeschich- ten anregen sollten. Begleitet wurde die Bilderauslage von einer Audiospur, in der die Gestalterinnen über ihre Arbeit und ihre eigenen biographischen Kon- notationen und Bezüge zum Begriffsfeld Feminismus reden, wodurch ein ganz persönlicher Zugang der postfeministischen Generation zum Ausdruck kam. Aus Isabel Machados und Christine Reehs2 biographischen und kulturbedingten Er- zählungen sowie den im Video vorgestellten biographischen und kulturellen Er- zählungen der Frauen aus Angola wurden die unterschiedlichen Erfahrungen von Erster und Dritter Welt sichtbar, die auf einem jahrhundertelangen kolonialen 118 teiligung von Frauen und der in Ländern wie Portugal und Irland immer noch ille noch immerIrland Portugal undwie Ländern in der - Frauenund vonteiligung aber leider immer noch aktuellen Themen, wie der globalen ökonomischen Benach- Die «New Narratives for the 21st Century» befassen sich teilweise mit altbekannten, derzeit aufeinemLastwagenzum Einsatzkommen. je- Gegenden versorgten schlecht infrastrukturell in aber Hoheitsgebietes,könnte designt wurde. Der Container befindet sich derzeit auf einem Schiff ausserhalb des ausserhalb Schiff einem wurde.auf designt derzeit sich befindet Container Der ie yäooice tto i enm otie, e vm Atelier vom der Container, einem in Station gynäkologische bile mo- eine Portugalihrer ist galer gestartet.in Zentrum Aktivitäten Abtreibung Das betreibt,See hoher der Möglichkeit die für Initiative eine hat Wahlle- und sicherer on Waves», eine holländische Aktivistinnengruppe, die eine Abtreibungsklinik auf Abtreibungsklinik eine Aktivistinnengruppe,Waves»,holländische on die eine den konkret am Beispiel der Abtreibungsdebatte in Portugal abgehandelt: «Women schichte, Gesellschaft und Kultur arbeiten. Die Themen Körper und Sexualität wer- Ge- Arbeit, Erziehung, wie Feldern verschiedenen in die zurück, Frauengruppen Manche greifen auf frühere Erfahrungen von Kooperationen zwischen Frauen bzw. Distribution. Kommunikation,und Austauschauf bauen Beiträge zentinnen.Alle dererseits das Ergebnis aus Projekten mancher junger Künstlerinnen und Produ- und Künstlerinnen junger mancher Projekten aus Ergebnis das dererseits an- Jahrensowie seit – schon sie arbeitet ihnen von einigen mit – senschafterinnen von Ute Meta Bauer im Bereich Arbeit Feminismus konsequenten und Kultur einer mit Künstlerinnen Ergebnis und das Wis- einerseits sind spricht, Ausstellungstitel Die «New Narratives for the 21st Century», die neuen Erzählstränge, von denen der präzisen Faktizitäten, die diesen Eindruck ergeben. diffizileInformationscharakterFormate,derüberlegtederEinsatz sind der und die zu einer wichtigen Ebene in der Ausstellung. Es ist nicht die Fülle an Text, sondern es Trotzder Fülle an Bildern wird der Textgebündelt und räumlich strukturiert und so Nicht nur in dieser Installation der Ausstellung «First Story» Feminis- über aufzeigen. Frauen Definitionen und mus an Spektrum breites ein und basieren Hintergrund die Webpage,vonFOLHAS MIL Inserat fürdas Konzept durchzieht Dieses auch stringent Beiträge. die begleiteten gezeigtenFormate: den die Ausstellungsreader für «Case Aufmerksamkeit 1», gleiche absolut die haben. Die Ausstellung evoziert zudem ein unübliches Rezeptionsverhalten, nämlich mitgewirkt Ökonominnen und ziologinnen, StädteplanerinnenAnthropologinnen, dem viele Künstlerinnen, Kulturproduzentinnen, Architektinnen, Musikerinnen, So- an interdisziplinäres, Projekt, vielschichtiges ein Frauen; von Situationen die über verseller Kategorien des Geschlechts aufgebrochen. «First Story» ist eine Ausstellung üarknshn Architektin südafrikanischen Leihbibliothek im Norden Portugals – sowie den Katalog «Case 2». Die Displays der erste dieZeitschriften durchund Bücher einem rinnen,der Ankaufmitverbunden EichhornMaria – eine Auflistung– ausgewähltenBibliographienderder Teilnehme- ia Cohen Nina cafn reteed Gewichtungen. orientierende schaffen Regina MöllerRegina 3 wird die Annahme uni- und die und vonArbeit a Lieshout van

Olympe 19/03 galen Abtreibung. Daneben gibt es aber Bereiche, in denen spielerisch und kraftvoll neue Horizonte und Räume erschlossen werden, wie die der elektronischen Musik, der Lesbenkultur der Fanzines und Comics. Dort werden feministische Inhalte lust- voll und selbstbewusst zelebriert. Die Atmosphäre wird in «First Story» vorrangig durch die Architektur erzeugt, die man als gelungenes Standardmodell betrachten könnte, da sie sich flexibel für kom- plexe Nutzungen zeigt. Architektur in Theorie und Praxis ist selbst ein wichtiges The- ma der Ausstellung. Für das Gestaltungskonzept zeichnet mit Itsuko Hasegawa eine 119 der international bedeutendsten Architektinnen der Gegenwart verantwortlich, zu deren jüngsten Projekten das «Niigata City Performing Arts Center», «Aera Deve- lopment» sowie «Museum of Fruit» in Yamanashi gehören. 1979 eröffnete Hasegawa als erste Frau in Japan ihr eigenes Atelier. Kommunikation ist die fundamentale Ba- sis ihrer architektonischen Konzepte – und sie betrachtet die Öffentlichkeit als Kli- entel: «Eine Ausstellung», sagt Hasegawa, «ist auch eine Studie darüber, wie Kom- munikation Räume erzeugen kann oder wie Räume und Kommunikation interagieren.» Für ihre Entwürfe greift sie auf elementare Grundformen zurück, wie etwa auf einen Wassertropfen oder einfache biomorphe Formen. Diese Entwurfsme- thode, die vordergründig gelesen an den Essentialismus der 70er Jahre erinnert – als das Fliessen und die Natur als weiblich konnotiert wurden –, verdichtet sich in Hase- gawas Bauten zu spannungsgeladenen, poetisch anmutenden Architekturmaschinen. Ihr Ausstellungsentwurf für «First Story» greift auf Traditionen der japanischen Kul- tur zurück und baut seine Spannung auf zwei Elementen auf – dem chashitu und der harappa: «Der Teeraum chashitu, ein kultureller, rigid normierter Raum, fordert von den Menschen ein angemessenes Benehmen. Er ist ziemlich intim und besteht im Grundriss aus einem Modul von zwei Tatami-Matten (1,8 m x 0,9 m). Harappa ist ein japanisches Wort für ein offenes, sich frei entwickelndes Feld. Auf einem harappa ver- anstalten verschiedene Communities ihre Märkte und Feste, gänzlich frei von ritua- lisierten Umgangsformen.» Hasegawa hat die harappas für «First Story» adaptiert. 120 seit fünf JahrenFrauengruppe«Womenfünf Forum».spanische seit City die and die Gegen chem Raum, in welche die Erfahrungen des Alltags von Frauen einfliessen, arbeitet zept der obligatorischenHeterosexualitätder zept Kon-2».Das«Case in Essayihrem in auchBecker FragestellungRuth sichbefasst mit An einem politisierten Planungsbegriff und für eine Wiedergewinnung von öffentli- zept der Zwangsheterosexualität analysiert werden. Bauten aus der Gegenwart, recherchiert vonGegenwart, recherchiertder aus Bauten FrauenGebäudenfür(«Women (rekonstruierten)vonBuilding») – Tempelnzu bis sollten nicht nur als sexualisierte untersucht, sondern weiter gehend unter dem Kon- haltenes Muster zu sehen. Es ist ein Palimpsest aus überlagerten Grundrissen von Grundrissenüberlagerten aus Palimpsest ein ist Essehen. zu Muster haltenes nung nach neue Horizonte für den feministischen Planungsdiskurs eröffnen. Räume Wie ein Logo ist an der Stirnseite des Ausstellungsraumes ein dominantes, in Rot ge- ben neutrale Inseln für die Erzählstränge. erge- und Raum strukturierendenStahlblech EllipsenförmigeGrundelementeaus uh Becker Ruth a bdue faeseiice tdpaug et? i dieser Mit heute? Stadtplanung frauenspezifische bedeutet Was. 4 als theoretische Basis könnte ihrer Mei- ihrerkönnte theoretischeBasis als Yvonne Doderer Yvonne in Zusammenarbeit in

Olympe 19/03 aggressive Politik der Privatisierung werden in ihren Ideen Kommunaleinrichtun- gen zu Raumreserven für unorthodoxe Nutzungen. Eine theoretische Fundierung des «Women Space» erfolgt im spanischen Kunstmagazin «Zehar»5, das zwei Aus- gaben der Politik der Urbanistik gewidmet hat. «Feministische Öffentlichkeit war dort am wirksamsten, wo sie die ideologischen Mauern zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, Gesellschaft und Familie durchlässi- ger gemacht hat; wo sie einerseits bislang Verschwiegenes, in der häuslichen Intimität Verborgenes publik gemacht und andererseits das vermeintlich objektive und 121 zweckrationale Handeln gesellschaftlicher Institutionen als Mythos offen gelegt hat.»6 Diese Analyse lässt sich in «First Story» am Ausstellungsbeitrag der Anthro- pologin und Kulturproduzentin Nicole Wolf nachvollziehen. Nicole Wolf zeigt femi- nistische Öffentlichkeit in einem Programm mit Filmen und Videos von indischen Fil- memacherinnen. Ihre Arbeiten konfrontieren indische Tradition – das traditionelle Familien- und Frauenbild, das von Hindu-Tugenden geprägt ist, auf denen die weib- liche Identität beruht – mit subjektiven Geschichten, persönlichen Erinnerungen, re- ligiösem Gehorsam und Erzählungen der vielfältigen Vergangenheit. Feministische Öffentlichkeit entsteht vielfältig und unter unterschiedlichsten Um- ständen und Absichten: Das Manifest der «Riot Girls», das 1992 in New York ver fasst wurde, hat in den USA – und weit darüber hinaus – viele Mädchen und jüngere Frau- en motiviert, «bereit zu sein, dafür zu kämpfen, sie selbst zu sein»7, und an einer neu- en Organisationsstruktur zu arbeiten, die antihierarchisch ist, auf Kommunikation und Verständnis aufbaut und – wenn auch sehr schwer zu verwirklichen – keine Aus- schlussmechanismen produzieren sollte. Aus der Konfrontation von Idealen des Punk und aktivistischen Kollektiven gewachsen, angeheizt durch die boomenden Girlbands und Girlzines will «Riot Girl» Mädchenkultur neu definieren. Der Musik- und der Fanzines-Bereich waren geeignete Vehikel für den Zorn, eine Revolution des alltäglichen Lebens fruchtbar zu machen, nach Alternativen zu suchen, die sich gegen den strukturellen Sexismus und die Benachteiligung wenden. Auf diesem histori- 122 Anette Baldauf, Katharina Weingartner, Lips Tits Hits Power? Wien 1998, S. 28-33. 7 Geschlechterverhältnisse undPolitik, a.a.O., S. 92. 6 Zehar no. 43, Mujer, espacio y arquitectura (Women, space and architecture), und Zehar no. 44, Espacio, 5 Century,Bauer,Porto21st Meta ed.the Ute for Narratives – WomenBuilding/New Story 2:First Case 4 3 Der vollständige Der Ausstellungstitel»First- Century« Story 21st Womenthe for Narratives Building/New 3 2 Isabel Machados Definition von Feminismus bezieht sich auf ein weibliches Denken,weibliches verteidi- ein zu Feminismusauf es von sich das Definition bezieht Machados Isabel 2 lungsmöglichkeiten und Anschlussstellen für eine feministische Politik zu öffnen. rationsstruktureinbezogenwaren, zeichnet, geeignet,scheinteher vielfältigeHand- Repräsentation als Ausstellung, sondern auch in den Netzwerken, die in eine Koope- Identitätenzulassen. Eine Kartographie wie jene, die «First Story» nicht nur in ihrer Bewegungen keine vorschnellen essenziellen Kategorisierungen von Geschlecht und Feminismuseinerin VielzahlPraxenvondarstellt: Feminismen,als derenvielfältige Kampffeld und Begriffs- das sich dassmehr, einmal zeigtKultur und Gesellschaft Story» mit Links ins Netz schaffen, zu frauenrelevanten «First Sites und beiThemen in Politik, «womenspacework» den Raumes, feministischen des AusweitungEine die Hefte auch zum Durchblättern herausnehmen. rInnen konnten nicht nur die Covers in den Vitrinen betrachten, sondern sie konnten Äusserungen,die dieWelt Präsentationüberlegt,verändern?Diewar Besuche- die grosse Auswahl einer Sammlung an Fanzines:zeigt einStory» «FirstPotenzial In bringen.an wütenden, zu Umlauf subjektivenin und herzustellen ams zugänglichGirlsundist, DiskurseeigenenMainstre- ihreBilderundfernabdesum stelltdieFanzines-Produktion alseine feministische Strategie vor, dievielen Frauen «First Story - Women Building/New Narratives for the 21st Century», Porto 2001, 14. Oktober bis 16. 1 De- Musikerinnenden mit InterviewsAusschnittenund aus Stückenausgewählten aus Soundcollage eine und alle, die im riesigen Feld der elektronischen Musik arbeiten, erstellt. «XXO1» ist Musikerinnen,DJs,Produzentinnen,AudioprojektLiedtexterinnenweiblicheüber schen Kontext aufbauend hat género ycritica(Space, genderandcritique). Editors: MirenEraso/CarmenNavarrete. 2002, p. 1/6-6/6. wird inderFolge mit«First Story»abgekürzt. Potential derLernfähigkeitMännerappellieren. elemente einer Gesellschaft sieht, die das Verhältnis aller Beteiligten zueinander verändern sowie an das gen gelte,gen FeminismenReeh Christine manifeste,während als Gestaltungs- widersprüchliche manchmal Helena Neves, DoinaPetrescu, Alejandro Riera. Elke Zobl, Barbara Morgenstern, Gudrun Gut, Le Tigre, Hito Steyerl, Encarnación Gutiérrez Rodriguez, gawa, LSD Projection, Regina Möller, Trina Robbins, Nicole Wolf, Women on Waves, womenspacework, Cohen,Dyke Becker,TV,Nina Ruth LAB, Erharter,Hase- FO/GO Eichhorn,Christiane Itsuko Maria zember 2001, Galeria do Palácio/Biblioteca Municipal Almeida Garrett mit Beiträgen von: Asterisk, von: Beiträgen mit Garrett Almeida Municipal Palácio/Biblioteca do Galeria 2001, zember Hanin EliasHanin Christiane Erharter und GudrunGut .KulturproduzentinDie ZoblElke unter «XXO1» für «First Story» ein Elke Zobl Elke eine

Olympe 19/03 Events

Fliegender Besen 6. Internationales Frauen-Film-Festival

Ayse Nesrin

Seit 1998 findet jeweils im Juni das Frauen-Film-Festival in Ankara statt. Es zeigt Werke von Filmemacherinnen aus der ganzen Welt quer durch das 20. Jahrhundert. Es hat viel dazu beigetragen, dass die Filmgeschichte in der Türkei unter neuen Aspekten entdeckt wird. Filmpionierinnen aus Japan, Deutschland und Frankreich führen dem breiten Publikum eine bis anhin ignorierte Realität vor und bringen ei- nen Diskurs darüber in Gang. Cahide Sonku (1934 erste türkische Schauspielerin, 1949 erste Produzentin, 1951 erste Regisseurin und Drehbuchautorin) hat 1956 mit Talat Artemel im Film «Büyük Sir» Regie geführt, doch hat die Filmgeschichte ihren Namen verschwinden lassen. Erst vor kurzem, nicht zuletzt dank dem Festival, wur- de ihre Arbeit erstmals gewürdigt. Krieg und Gerechtigkeitsaktivismus nehmen ei- nen wichtigen Platz ein im Themenkatalog des Fliegenden Besens, sowohl im Spiel-, Experimental- als auch im Dokumentarfilmbereich. In Filmen wie «Your Mother Wears Combat Boots» (1996), in dem Laurel Swenson von lesbischen Müttern und ihren Schwierigkeiten bei der Kindererziehung erzählt, verschwimmen die Grenzen 123 zwischen öffentlichen und privaten Sphären bezüglich des Bereichs des Politischen. Es waren dieses Jahr auch einige Filme aus der Schweiz dabei. Darunter der Kurz- film «Mama hat dich lieb» von Carla Lia Monti, die Dokumentarfilme über Kabul von Ellen Hofer sowie Andrea Stakas persönliche Porträts von fünf exjugoslawi- schen Künstlerinnen in New York, die «Yugodivas». www.ucansupurge.org 124 subversiv, avantgardistisch ist, mir zumindest ist das nicht einfach klar. müssen,zusein Spiegelgefechtgenausonichtein darstellt. Wasfortschrittlich,heute zogen, zu fragen, ob die Befreiung von der «Zumutung», ein Geschlecht, und nur eins, ner Revolution führen würde – im Gegenteil. Ich habe für mich daraus Foucaultden Schluss prophezeite ge- bereits Mitte der 70er Jahre, dass die sexuelle Befreiung zu kei- kann Teil dieser neoliberalen Führungsstrategie werden. sichvoneiner solchen Aussichtnurallzu gern verführen lässt. «Brand youronesex» nichtexistieren, dieaberein anSelbstmanagement desIndividuums appellieren, das In-Aussicht-StellenHandlungsoptionen,dasgarevtl. heitsversprechenvonund die Ausschlüsse,Frei-Zuschreibungenundnormative über sondernüber primär nicht men. Die Integration in spätkapitalistische Gesellschaften, so Foucaults These,Foucaultsentneh-SpätwerkGeschlechternsichausgehen, lässt denerfolgt zwischen fekte denen heute Herrschaftseffekte und, so meine These, auch neue Hierarchisierungsef- nichtNorm,ZwangundesDass sondernFreiheit Handlungsoptionenund sind, von ren Anforderungen, Zumutungen und Machtkonfigurationen konfrontiert sind. obwohl sie gesellschaftlich gesehen kaum mehr relevant ist, wir längst mit ganz ande- mir, ist zum Fetisch der Gender-Theorie geworden, an der man sich abarbeiten kann, Weise normierenden und disziplinierenden Prozessen verdankt. Die Norm, so scheint formuliert ist, möchte ich bezweifeln, dass sich die Geschlechtszugehörigkeit in dieser GeschlechterverhältnissesGeschlechtszugehörigkeitdesFrageder eine alsadäquat und Geschlechterrepräsentationen zurück. Abgesehen von der Frage, ob das Problem sie auf die normierende Wirkung von Gesetzen, Institutionen, WissenschaftsdiskursenGender Studies fragen nach der Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit. Diese führen tarium geeignet ist, Entwicklungen spätkapitalistischer Gesellschaften zu verstehen. politischendes Aktivismusanlegen, sondernfragen, theoretischesihrob Instrumen- GenderStudiesgenbefrage. Gender StudiesMesslattediedienichtan alsowill Ich dieseschliesse an,ich machttheoretischen diewennich Grundlagen gegenwärti-der Kritiktradition. theoretischeAn – existierende heute noch Sprachraumenglischen schlagen, dass Feminismus nicht einfach eine soziale unter-Bewegungwird Bewegung.Dabeiwar,sozialen zur Theorie diesondern sozusagenFeminismusdar, eine – im Weiterentwicklung des eine stellten Studies Gender lesen, zu oft ist Gegenwärtig Tove Soiland Gender Studies:MangelanmachttheoretischerReflexion in Kunst und Zürich (www.genderstudies-hgkz.ch) fortgesetzt. Gestaltung für Hochschule der an später wurde Diese gender.htm). Toveder in WOZeröffnete (www.woz.ch/wozhomepage/GenderdebatteSoiland die Zur politischenAktualität

Olympe 19/03 Die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen Marion Strunk

Die Gender Studies haben sich zur Aufgabe gemacht, die nach wie vor bestehende Geschlechterhierarchie in Theorie und Praxis kritisch aufzunehmen. Innerhalb von Bildungsinstitutionen sollen sie eine Ausbildung ermöglichen und Kompetenzen vermitteln, die eine berufliche Praxis eröffnen. Sie schliessen sich damit den Geistes- und Kulturwissenschaften an und integrieren verschiedenen Theoriebereiche wie Feministische Theorie, Queertheorien, Postkoloniale Theorien, Kultur- und Me- dientheorien (Interdisziplinarität). Von einer Ausbildung kann höchstens verlangt werden, dass sie Methoden und Verfahrensweisen bereitstellt, die von der Verän- derbarkeit durch Kritik ausgehen, und so Veränderung von Wissen und Handeln er- möglicht. Ausbildung ist Vermittlung, nicht Vorschrift oder Anleitung. Die Gender Studies selber sind keine politische Bewegung (ausserinstitutionell, -parlamenta- risch), wie es etwa der Feminismus zunächst war, sondern ein auf Pluralität angeleg- tes Studium, das in einem spezifischen Sinn Kulturkritik und Kritikkultur betreibt. Sie bieten ein umfassendes Spektrum der Reflexion (Theorien), die für ein Handeln (Praktiken) produktiv werden können: Die Betonung liegt auf den Unterschieden, dem Unterscheiden, der Hervorbringung der Unterschiede, und der Zweck besteht 125 darin, diesem Prozess des Unterscheidens (Differenz) Ort und Raum (Darstellung und Sichtbarkeit) zu geben und die Konsequenzen für die Einzelnen und deren ge- sellschaftliche Perspektiven sowie die daraus folgenden Konsequenzen für die Theoriebildung und die Praktiken im Dialog zu überprüfen: – Kritik an der Repräsentation (dem Sprechen für andere) ist zugleich Kritik am vereinnahmenden Begriff der Universalität, der Platzanweisung und Zuordnung; – das Verfahren Konstruktion/Dekonstruktion bietet die Verhinderung von Ideolo- gie und Fundamentalismus; – dialogische Handlungsmöglichkeiten vermögen Perspektiven zu entwickeln, die sich nicht zu einem Ganzen bündeln lassen (z.B. einer Utopie); sie schützen vor Vereinnahmung (das Politische als Ort der Pluralität); – Flexibilität bedient nicht zwangsläufig einen (neoliberalen) Markt, sie kann auch Möglichkeit sein, kreatives und innovatives Potenzial anzuwenden und auf die Brüchigkeit der klassischen Identitätsvorstellungen von Geschlecht, Rasse, Klas- se und Nation zu verweisen; – Kritik kann nicht von einem Ausserhalb aus entwickelt werden, sie bleibt an Am- bivalenzen gebunden und formuliert sich als Position, womit auch eine Machtpo- sition eingenommen werden kann; in ihrer emanzipatorischen Intention distan- ziert sie sich von Gewalt und Unterwerfung und behauptet damit ein dialogisches Prinzip (Hanna Arendt, Michel Foucault). 126 ed ee bnetne. i it i enie etcrf i deutschsprachigen im Zeitschrift einzige die ist Sie Abonnentinnen. neue gend Diese feministische Kunstzeitschrift ist leider in Geldnot geraten und braucht drin- Kunstzeitschriftbraucht feministische und Diese geraten Geldnot in leider ist Juni 2003, Jonas Verlag Marburg, www.jonas-verlag.de Bildes, des Begriff Im 35:Frauen,Kunst, Heft Wissenschaft.Halbjahreszeitschrift, nen Einblickzugebenundgleichzeitig differenzierteFragen aufzuwerfen. Seltene Erscheinung im Bereich «Übersichtsliteratur»: tatsächlich einen allgemei- einen tatsächlich «Übersichtsliteratur»: Bereich im Erscheinung Seltene Chadwick Withney, Women, art, andsociety, Thames andHudson, London1990. Acht zulassen. gesell- das ausser wird, konsumiert und produziert/vermarktet/ Musik dem Realität in Umfeld, schaftliche politische die ohne Schreibstil, subjektiven höchst nen nicht von Ehrfurcht und Verehrung geprägt ist. Vielmehr fanden sie eine Sprache, ei- Burchill und Parsons schlugen mit diesem Werk einen Musikjournalismus vor,der Musikjournalismus diesem Werkeinen mit schlugen Parsons und Burchill and Roll, Hannibal Verlag, Wien, 1. Aufl. dt. 1982. Burchill Julie,Burchill Parsons Tony, TheJohnny.at Looked Boy Rock den auf Nachruf Ein tografieren. stimmt sind und wie Frauen in diesen posthumanen Räumen ihre Existenz neu kar- wie transnationale Orte, Grenzökonomien und Freihandelszonen geschlechtlich be- Reichhaltig bebildert, präsentiert der Band eine künstlerische Praxis, die untersucht Orten, b_books, Berlin2000. transnationalen in Geschlecht – nowhere to back and there Ursula,been Biemann gangen sind. hervorge- 2000 Hannover/Hamburg Frauenuniversitätin Internationalen der hang Zusammen- dem aus Verhältnisse,globalen die die auf Blick mit Fragestellungen Eine substantielle Sammlung von Texten und Kunstprojekten zu genderspezifischen boratories of Art andScience, Vice Versa Verlag, Berlin2002. Leonie,Baumann Goehler Adrienne,(Hg.),Barbara Loreck La- – Sensing Remote stehen. von Bilder welche Frage,zukünftigen Körpern zirkulieren und wie sie mithilfe diverser Kulturtechniken ent- zur Anthologie angelegte breit spannende, sehr Eine Körpern inScienceundFiction. Springer Verlag Wien /New York 2002. von Visualisierungbodies.Zur future (Hg.), Kathrin Marie-Luise,Peters Angerer Eine kommentierteLiteraturliste Die FavoritenderAutorinnen Dokumentationen

Olympe 19/03 Raum, die feministischen Wissenschaftlerinnen eine Plattform bietet und den aktu- ellen Diskurs am Laufen hält.

Konkursbuch 39: Gender Game. Medien Körper Blicke, Männlichkeiten, Go Drag! Weibliche Maskeraden. Hg. Marion Strunk. Berlin 2002. Dieses Konkursbuch versteht sich als ein Querblick dessen, was im Rahmen der Gender Studies an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich gelehrt und dis- kutiert wird. Ausgehend von der Annahme, dass Geschlecht konstruiert ist, propa- giert es auf spielerische Weise die Idee von Travestie als Strategie der Subversion von eingefahrenen Machtverhältnissen.

Kravagna Christian (Hg.), Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur, Edition ID-Ar- chiv, Berlin 1997. Eine superspannende und dichte Sammlung von Texten von gescheiten Köpfen, die irritierende Ansätze verfolgen, wie sie in der deutschsprachigen Kunstgeschichte bis jetzt viel zu wenig rezipiert werden.

Minh-ha Trinh T., Framer Framed, Routledge, New York 1992. Ein künstlerisch konzipiertes und einflussreiches Buch zwischen Theorie und Praxis 127 der vietnamesischen Filmemacherin mit drei schön illustrierten Drehbüchern und einer ganzen Reihe Interviews mit namhaften KulturtheoretikerInnen zu Themen der Positionierung des Subjekts im (ethnografischen) Film.

Miwon Kwon, One Place after Another: Site Specific Art and Locational Identity, MIT Press, Cambridge Mass. 2002. Miwon Kwon zeichnet in dieser Publikation die Genealogie von ortsspezifischen Projekten nach und diskutiert in ihrer Analyse Theorien der Cultural Studies, Dis- kurse zur Raum-Politik sowie zeitgenössische Kunstproduktion, insbesondere im Hinblick auf Institutionalisierung und mögliche Vereinnahmung.

Okwui Enwezor (Hg.), Demokratie als unvollendeter Prozess, Kassel 2002, Experi- mente mit der Wahrheit: Rechtssysteme im Wandel und die Prozesse der Wahr- heitsfindung und Versöhnung, Kassel 2002. Die im Rahmen der Documenta 11 veranstalteten Plattformen 1 und 2 sind in diesen beiden Bänden dokumentiert. Sie versammeln teilweise hochkarätige Beiträge zu aktuellen politischen Diskursen. Gerade im Hinblick auf zeitgenössi- sche Kunst- und auch Ausstellungsproduktion mit explizit gesellschaftspolitischer Relevanz bilden diese Publikationen einen wesentlichen theoretischen Hinter- grund. 128 Bezüge ansLicht. Spannend. Lieblingswerken gehören, bringen die Analysen, die sie daran vollzieht, ganz neue vollzieht,ganz daran sie die Analysen,die gehören,bringen Lieblingswerken meinen zu nicht teilweise Arbeiten besprochenen die wenn Jahren.Auch letzten deutungspraxis in die Kunstdiskurse und in alternative künstlerische Strategien der Be- geografischen Transfersaktuellen der des Interpretation eine Buch hellenden er- diesem Kunsthistorikerinin einer liefert Sicht und der aus argumentiert Rogoff Rogoff Irit, Terra Infirma –Geography’s visualculture, RoutledgeLondon2000. en Technologien undMedienauseinander setzen. mit sehr schön, welches die aktuellen feministischen Debatten sind, die sich mit neu- versammelt Beiträge zu verschiedenen cyberfeministischenda- verschiedenen zeigt zu und Beiträge Ansätzen versammelt eine Tagungan Cyberfeminismus.zum Themain Anschluss Er entstand Band Der Bremen 2002. (Hg.),Claudia,Sick Andrea Reiche TechnicsCyberfeminism, of lektiv erarbeitetwerden. Megacity,Indiens sche in Medien Texteund Kol-Urbanität im zu die Projekte und Life,Shaping 03 und Technologies theoreti- herausgekommen.interessante sind Es Inzwischen sind die Sarai Reader 01 The Public Domain, 02 The Cities of Everyday and NewMedia(de Waag), Delhi/Amsterdam. Old Reader,(Hg.),for Sarai Lovink Society TheGeert mit Collective Media Raqs genseitig bedingendkonstatiert. die Spaltung von Theorie und Politik als konstruiert entlarvt und sie vielmehr als ge- Bereits kaufwürdig wegen des einleitenden Aufsatzes der Herausgeberin, in dem sie dings, Routledge, London1996. Pollock Griselda (Hg.), Generations and geographies in the visual arts. Feminist rea- lonialen Blick auf die Kunstwelt warf, lange bevorzeptuellen das ThemaKünstlerin, dort spruchreif die mit wurde.ihren Performances,Zwei luxuriösText- gebundeneund Fotoarbeiten Volumen einen postko-präsentierenPiper Adrian, OutofOrder,das OutofSight, MITPress, umfangreiche CambridgeMass. 1996. Werk der frühen kon- Kunst aufzudeckenundabzubauen. zeitgenössischen der in Eurozentrismus beigetragen,den dazu enorm retikern,hat etwas gar nicht zu geben. Dieses Buch, herausgegeben von zwei afrikanischen Theo- Aktuelle afrikanische Kunst und Kultur? Bis Mitte der neunziger Jahre schien es so Theory totheMarketplace. InstituteofInternational Visual Arts (inIVA), 1999. Contemporary.the (Hg.),from Reading Enwezor African Art Oguibe, Okwui Olu

Olympe 19/03 Smyth Cherry, Damn Fine Art by New Lesbian Artists, London 1996. Obwohl die Auswahl der von Smyth porträtierten Künstlerinnen zur Kritik einlädt, legt sie mit diesem Buch eine der ersten umfassenden Zusammenstellungen lesbi- scher Künstlerinnen vor. Im Gegensatz zu schwulen Künstlern kämpfen ihre lesbi- schen Kolleginnen bis heute um Sichtbarkeit auf dem Kunstmarkt, jenseits der be- liebten Kategorien der Identitätspolitik.

Schultz Dagmar (Hg.), Macht und Sinnlichkeit. Audre Lord und Adrienne Rich, Or- landa Verlag, 4. Aufl., Berlin 1993. Dass inhaltlich Radikales wirklich sehr sinnlich vermittelt werden kann, sei es nun in der Literatur, in der bildenden oder darstellenden Kunst, beeindruckte an den Au- torinnen, vor allem bei Audre Lords Büchern, nachhaltig.

Shahbazi Shirana, Goftare Nik/Good Words, The Museum of Contemporary Photo- graphy, Columbia College, Chicago 2002. Zusätzlich zu den in dieser Olympe gezeigten Bildern enthält das grossformatige Buch eine breite Auswahl der eindrücklichen Fotografien, die Shirana Shahbazi im Iran gemacht hat. 129 Said Edward W., Kultur und Imperialismus. Einbildungskraft und Politik im Zeital- ter der Macht, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1994. Wohl eines der wichtigsten Bücher, die den Zusammenhang zwischen Kultur und gesellschaftlichen Machtbeziehungen ausleuchteten. Gerade am Beispiel des Kolo- nialismus zeigt das Buch, wie kulturelle Artefakte nur zu oft Herrschaftsbeziehun- gen zwischen verschiedenen Kulturen stützt und naturalisiert.

Wallis Brian (Hg.), Art after modernism. Rethinking representation, The New Mu- seum of Contemporary Art, New York 1984. In diesem Buch werden ganz viele Paradigmen und Mythen der modernen Kunst – Genie, Originalität usw. – hinterfragt und dekonstruiert. Eine Erleuchtung damals, Ende der achtziger Jahre, und vielleicht auch heute noch.

Waterhouse Peter, Blumen, (zweisprachig deutsch/japanisch). Übersetzt von Yukio Akehi und Atsushi Hirano. Anmerkungen von Mamoru Ito. Mit einem Gespräch des Autors mit Martin Kubaczek (Die Taschenlampengöttin), Folio (Tokyo Edition) Wien / Bozen, 1993. 2. Auflage 1994. 130 girl-Projekten finden sichunterhttp://www.sysx.org/gashgirl/. anel/idrunr/) anwählen; Hintergrundinformationen zu älteren und jüngeren gash- jüngeren und älteren zu Hintergrundinformationen anwählen; anel/idrunr/) Trocci betriebenenGemeinschaftsprojekts»IdentityRunners» (www2.sva.edu/~di- (http://www.thing.net/~dollyoko) oder des zusammen mit Diane Ludin und Agnese iii Abi gwne wl, ole iet i Sie vn iii «Dollspace» Riminis von Seiten die direkt sollte will, gewinnen Arbeit Riminis bestückte Seite seit längerem nicht mehr gepflegt; wer etwa Einblick in Francesca da tationen und Texten sowie mit Links zu den Homepages der einzelnen Mitglieder einzelnen der Homepages den zu Links mit Textenund sowie tationen gegensetzten. Leider wird die ursprünglich mit umfangreicheren Projektdokumen- umfangreicheren mit ursprünglich die wird gegensetzten.Leider blühenden maskulinistischen Techno-Mythen ihr«Dirty Work forSlimyGirls»ent- e Gn fauedn pe-niomn dn n e Cbrutr allenthalben Cyberkultur der in den Spiel-Environment featurenden Gen» New «All Game-Sheroe cyberfeministische die zum bis Phantastica»-Moo «Corpus ten textbasier- vom Projekte zahlreicher Rahmen im 1997 und 1994 rett),zwischen die nengruppe (Josephine Starrs, Francesca da Rimini, Julianne Pierce und Virginia Bar- Künstlerin- australischen legendären wortwörtlich mittlerweile der Homepage Die http://sysx.org/vns VNS Matrix Mit eigenerMailingliste, Kontakt unter: [email protected]. Cyberfeminismus sowie Links zu cyberfeministischen Ressourcen & Projekten gibt. ternationalen (1997, 1999 und 2001), reichhaltige Materialien und Texte zum In- Thema Cyberfeministischen der Dokumentationen den neben es der (OBN auf OBN), über Allianz» cyberfeministischen internationalen «ersten der Homepage Die http://www.obn.org old boysnetwork Cyberfeminismus redenoderschreiben lässt. matische Label zu ranken begannen, glauben machen mögen – schwerlich von einem Kulturneuen die Frauender und Digitale Technologien,charis- das um 1998) Berlin (New Ones» and York/London«Zeros Publikation puläre 1996; dt.:einsen. + nullen den neunziger Jahren entstandenen Mythen, die sich im Anschluss an Sadie Plants po- rogenität, Vielfaltanders,– in und Profile die und Vielstimmigkeites Projekte als der Erkundungsreisen eigenen zu einladen.schnelldeutlichwerden: eins lassen aber Hete- Alle sichangesichtsder dass die Linksammlungen, umfangreiche enthalten ten sourcen von bzw. für cyberfeministische Netzwerkerinnen versammeln. Viele der Sei- tive Projekte, die neben den Dokumentationen der eigenen Aktivitäten Texte und Res- Die folgende Auswahl von Lesezeichen konzentriert sich auf kollektive und koopera- Eine Lesezeichensammlung,zusammengestelltvonVerena Kuni* Wo bittegeht’s zum«Cyberfeminismus»?

Olympe 19/03 FACES http://faces-l.net Auf der 1996 begründeten Mailingliste der FACES wurde gerade in den ersten Jah- ren heiss über das Verhältnis zwischen Feminismus und Cyberfeminismus diskutiert. Bis heute dient sie dem Austausch feministisch & cyberfeministisch orientierter Künstlerinnen, Kuratorinnen, Wissenschaftlerinnen und Netzwerkerinnen, die auf dem Feld der elektronischen Medien arbeiten; und wiewohl mittlerweile die prag- matische Seite der Kommunikation – von Projektankündigungen und politischen Initiativen über Hinweise auf Ausstellungen und Publikationen bis hin zu Stel- lenanzeigen – überwiegt, kommt es vereinzelt durchaus auch immer wieder zu Dis- kussionen. Auf der Webseite werden umfangreiche Listen mit Links zu den Home- pages, Kunst- und Ausstellungsprojekten sowie zu im Netz abgelegten Texten der Listenmitglieder bereitgestellt.

Face Settings http://thing.at/face Das gleichnamige Projekt von Kathy Rae Huffman und Eva Wohlgemuth diente von 1996 bis 1998 dazu, «Face2Face»-Treffen von FACES-Mitgliedern zu organisie- ren und zu dokumentieren. Neben Statements der daran beteiligten Künstlerinnen, 131 Kuratorinnen und Netzwerkerinnen enthält es gut sortierte – wenngleich auch mitt- lerweile leider nicht mehr aktualisierte – Links zu online-Magazinen, Projekten und anderen Ressourcen zu (cyber-)feministischen Aktivitäten im WWW. xxero http://www.xxero.net MOO-basierte online-Plattform, die seit Sommer 2001 von Mitgliedern der FACES- Mailingliste betrieben wird. Sie kann als Ort für Realzeit-Treffen im Netz und kol- laborative Projekte dienen, im Rahmen von Medien-Festivals bieten Künstlerinnen und Netzwerkerinnen im xxero-MOO auch Workshops an.

Dolores’ Bulimic Breakfast http://www.t0.or.at/dolores/ Nicht nur Unverdautes zum Thema Gender & (elektronische) Medien und zum Cyber- feminismus, zusammengestellt von österreichischen Netzaktivistinnen der «Public Net- base» Wien. Zwar wird die ursprünglich via Telnet sogar mit einem Tool für virtuelle Treffen ausgestattete Seite seit 1997 nicht mehr aktiv als Plattform genutzt, doch allein die Materialsammlung – zu der neben Interviews mit Anne Balsamo, Sadie Plant und Lynda Dement auch Texte der VNS-Matrix-Protagonistin Francesca da Rimini alias gashgirl zählen – ist nach wie vor einen Besuch bei Dolores' Bulimic Breakfast wert. 132 http://cmpl.ucr.edu/womenhouse/ zubesichtigen. unter online ist (1972) «Womenhouse» historischen des Transformationund tion http://bbs.thing.net/communicator.thing.Rekonstruk- von Wildingmitbetreute Die rungspolitiken aus cyberfeministischer Perspektive widmen will – anwählbar unter anwählbar – will widmen Perspektive cyberfeministischer aus rungspolitiken cwruk dn eihne zice dgtlnTcnlge ud Globalisie- und Technologien digitalen zwischen Beziehungen den Schwerpunkt einer längeren Pause sind für 2003 auch im «Meatspace» neue Aktivitäten geplant. unter anderem zum Thema «Wie werde ich eine erfolgreiche Netzkünstlerin?». Nach Projektes bieten cyberfeministische Netzwerkerinnen online-Kurse und Vorträge an – im «undercurrents»,sich Bulletin-Board das das Fusco Coco Fernandezund Maria yefmnsu aat a ete De eintaein e aoy agierenden anonym der Medienstrategien Die lettre? la avant Cyberfeminismus http://www.guerillagirls.com Guerilla Girls NonnenmacherinitiiertenEllenKünstlerinBerliner der von 1998 des Rahmen Im http://www.thing.de/Capital/ Capital Training netzwerks The Thing betreut Wilding ausserdem zusammen mit Irina Aristahrkova, und Reproduktionstechnologien. Auf dem Server der New Yorker Basis des Kunst- ganisiert on- und offline Projekte, Performances und Publikationen zum Thema Bio- or- Wissenschaftlerinnenund Künstlerinnen aus Kollektivcyberfeministische fene Institute of the Arts bekannt gewordenen Künstlerin Faith Wilding ins Leben geru- SubRosa, das von der über ihr Engagement im Feminist Art Program des California http://www.cyberfeminism.net subRosa zugute Cyberfeminismus kommen. auf Perspektiven beschränkten Hemisphäre westliche weise und Links, die einer der Erweiterung in gern populären Darstellungen auf die Lektürehin- weiterführende auch bietet wie Einblicke sondern diskursive materialreiche, sowohl kann, werden gemacht fruchtbar Forschung akademische für xis nur, nicht zeigt Netzpra- mus begeben. Die Dokumentation wie cyberfeministische Cyberfeminis- russischen zum Magistraarbeit angelegten WWW-Projekt offenes FU Berlin) HU in Berlin/Osteuropastudien ihrer als turwissenschaften netzgerecht von (Kul- KorbJana sich Andrea und Hapke Andrea haben Berlinerinnen beiden die 2000–2001 Handlungsfähigkeit» cyberfeministischer nach Suche die «Auf http://userpage.fu-berlin.de/~brat/baba/cyberfemin.html http://userpage.fu-berlin.de/~brat/cyberfemin.html attheKitchen-TableRussian Cyberfeminism

Olympe 19/03 Künstlerinnengruppe, die bereits seit den 80er Jahren mit ihren Aktionen die inter- nationale Kunstszene aufmischt, lassen sich durchaus auf ihre Tauglichkeit für An- wendungen im elektronischen Raum überprüfen. Online auf der Guerilla-Girls-Ho- mepage finden sich neben einer ausführlichen Dokumentation ihrer Projekte Interviews und Statements – sowie ein GG-Webshop, in dem man neben Fan-Arti- keln auch ein ganzes Arsenal nutzbringender Utensilien für angehende Art-Aktivi- stinnen erstehen kann.

Dyke Action Machine http://www.dykeactionmachine.com Auch die Künstlerinnen-Aktivistinnen von Dyke Aktion Machine sind mittlerweile ins Netz gegangen und bieten auf ihrer Homepage neben Projekten unter anderem den GYNADOME mit regelmässigen Chat-Treffen an.

Women's Space Work http://www.wspacework.de Umfangreicher Link-Space, als Plattform für feministische Netzwerkarbeit zum Thema «Geschlecht und Raum» 2000 von Yvonne P. Doderer in Kooperation mit Martina Schrade und Susanne Schwarz für das gleichnamige Projekt im Rahmen der 133 Internationalen Frauenuniversität (IFU) konzipiert und realisiert.

Das Mars-Patent http://www.mars-patent.org Sollte es noch Zweifel an der unumstösslichen Tatsache geben, dass das Universum längst in der Hand von Cyberfeministinnen ist, lassen sich diese durch einen Ausflug zum Mars(-Patent) leicht beheben. Martialische Männermythen verblassen ange- sichts der von Claudia Reiche und Helene von Oldenburg betreuten virtuellen Ga- lerie, die dazu einlädt, cyberfeministische Kunst- und Theorieprojekte auf den roten Planeten zu schicken. Zehn Missionen wurden bislang erfolgreich installiert, weite- re werden in naher Zukunft folgen.

* Kontakt: mailto:[email protected] - @home: http://www.kuni.org/v/ 134 ac, et Supu/ntlainn ae ac teaice i Vl 8 u Aus- zu 8 Vol. wie thematische auch aber Skulptur/Installationen, Zeit, mance, «n.paradoxa» publiziert Nummern mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Perfor- Schwerpunkten: unterschiedlichen mit Nummern publiziert «n.paradoxa» Werk vonKünstlerinnen zuveröffentlichen. ses Erbe zu erinnern und neue Untersuchungen sowie vertiefte Analysen über das über vertiefte Analysen sowie Untersuchungen neue und erinnern zu Erbe ses Grund, warum es einer feministischen Kunstzeitschriftauferliegt,die- feministischen weiterhin an einer Grund,es warum der sind Ausschlussmechanismen Diese auszumachen. Technologien Neuen und bührend präsentiert wurden, ist seit einigen Jahren eine neue Faszination an Körper nierte und aggressiv ausgegrenzte feministische Arbeiten der frühen 1970er nun ge- das Jahre90er Themader Mitte Kunstweltbis die 80er Körper späten den domi- in Leben.politischem/sozialem/kulturellem jede von oder Art Während Identität von mag, Feminismus ist eine spezifische Untersuchung über Frauen, nicht über jede Art fordernd der Blickpunkt Frau für viele gesellschaftliche und kulturelle Normen sein heraus- oder einbeziehend immer auch gerichtet.Wie Gegenstand feministischen Das feministische Augenmerk bleibt, in Rosi Braidotti’s Worten, auf den weiblichen, wirkungsvoll ausundverschleiertseinenhistorischenBeitrag. Dabei grenzt die rhetorische Betonung auf Geschlechtergleichheit den Feminismus häufig ohne bedeutende ohne Veränderungenöffentlichen häufig der Vergabungspolitikin ein. tlvrrtne izläl ud elbrls etklee u Gechi treten Gleichheit um Gestikulieren neoliberales und Einzelfälle Stellvertretende korrigieren. zu tatsächlich Lage die um ergriffen, werden Massnahmen konkrete wenig aber geworden, Schlagwort ein Kulturmanagement-Debatten in streaming Main- Gender ist gründen.Zwar Orientierung sexueller und Rasse,Klasse auf die werden. Die meisten sehen Feminismus als Subkategorie von Identitätsansprüchen, gleichgeschaltet Kulturpolitik feministischen einer mit nicht kann Identitätspolitik ten, werden die bevormundenden Kommentare doch immer leiser. seinund Haltung gegenüber professionellen Künstlerinnen sich nicht verändert hät- nichtheissen,sollliegt?unterDas20%oft und 44% überlungen nie Bewusst- dass haben,angesichtsderTatsache,zu erreicht Frauen inAusstel- vonPräsenz die dass gen sind jedoch nötiger denn je. Wie können wir vorgeben, eine Vertretungsgleichheitden Retrospektiven von Künstlerinnen. Kritische Reflexionen zu diesen Entwicklun- nistischerLobby, aber auch dank der regen Veröffentlichungenund der sich häufen- vertretenenKünstlerinnen ist Biennalen zwar internationalenseit 1970 stetig an gestiegen, dervornehmlich unter Anzahldem Druck Diefemi- Politik. basierten tität Vertretungsgleichheitbleibt nacheinerwievorHauptansprücheder jederaufIden- Mittelklasse-Kunstwelt.weisse eine um Die sich handeltKunst. visuellen Es der in Vorab sei gesagt, dass Identitätspolitik weit davon entfernt ist, mainstream zu werden feministischen Kunstzeitschrift. Katy Deepwell,LondonerHerausgeberinvon«n.paradoxa»,einerinternationalen Warum isteine feministischeKunstzeitschriftimmernochnotwendig? Zeitschriften undBücher

Olympe 19/03 tausch/Ökonomien. Die Zeitschrift schliesst dezidiert die osteuropäische und russi- sche Kunstszene ein. Nebst den Artikeln werden Künstlerinnen eingeladen, im Fo- to-Text Format Künstlerinnenseiten zu entwerfen. Bisher steuerten , Esther Ferrer, Icelandic Love Corporation, Fiona Hall, Yoshiko Shi- mada und Chila Kumari Burman solche Kunsteinlagen bei.

FrauenKunstWissenschaft «FrauenKunstWissenschaft» (FKW) ist die einzige Zeitschrift im deutschsprachigen Raum für feministische Kunst und Kulturarbeit sowie für Genderforschung in Kunstwissenschaften und visueller Kultur. FKW versteht sich als Diskussionsforum für wissenschaftstheoretische und wissenschaftskritische Ansätze mit genderspezifi- schen Fragestellungen und als Organ für die Vernetzung feministischer Kultur - initiativen. Gerade angesichts der Verzweigung und Spezialisierung feministischer Forschungs- und Kulturarbeit erscheint es dringend notwendig, den mannigfaltigen Standorten und Perspektiven eine gemeinsame Plattform anzubieten, die Interes- sentInnen innerhalb und ausserhalb der einzelnen Arbeitsfelder einen Überblick verschafft und den Austausch von Ideen und Meinungen vermittelt. Das liegt FKW um so mehr am Herzen, als die Herausgeberinnen und Redakteurinnen unter- 135 schiedliche Altersgruppe und Zugänge zum feministischen Projekt repräsentieren und in ganz verschiedenen Bereichen tätig sind. Seit 1987 erscheinen die Hefte von FKW in halbjährlicher Folge und präsentieren jeweils einen Themenschwerpunkt, so z.B. Körper- und Raumkonzepte, Queer Theory oder die zeitgenössische Künst- lerInnenszene. Im Juli 2003 erschien Heft 35 mit dem Titel Im(Begriff) des Bildes, das sich kritisch mit den Bilddebatten im Zuge des sog. pictorial turn auseinander- setzt, für November/Dezember 2003 ist ein Heft zum Thema Kriegsschauplätze geplant. Die Hefte bieten ausserdem einen Informationsteil mit Hinweisen zu aktu- ellen Publikationen, Veranstaltungen, Personalia, fachspezifischen und interdiszi- plinären Projekten u.a.m. In jedem Heft stellt FKW eine zeitgenössische Künstlerin mit einer Arbeit vor, die als limitierte Edition für die Ausgabe konzipiert und Abon- nentInnen zum Vorzugspreis angeboten wird. Von Zeit zu Zeit werden Hefte im Rahmen von (universitären oder projektgebundenen) Veranstaltungen, die sich dem jeweiligen Schwerpunkt widmen, vorgestellt. Auf den Internetseiten der Zeit- schrift sind Informationen zu Ausrichtung und Zielen von FKW und zu den Her- ausgeberinnen zu finden; darüber hinaus werden dort Hinweise auf aktuelle Veran- staltungen gegeben und gelegentlich auch Berichte über Veranstaltungen und neue Publikationen veröffentlicht. FKW kann auf Abonnementbasis (22 Euro) oder ein- zeln (13 Euro) beim Jonas Verlag Marburg (www.jonas-verlag.de) oder direkt über unsere Homepage bezogen werden. Manuskripte und Informationen werden von 136 elr utrret Gnemisraig n atrsitshr Öffentlichkeitsar- antirassistischer und Gendermainstreaming Kulturarbeit, reller interkultu- zu «Symposium einem mit erstmals 2003 Herbst im ist Consequences» Themenkomplexen in ihrem jeweiligen geographischen Kontext widmen.Kontext«Female geographischen jeweiligen ihrem in Themenkomplexen stellungen konzipiert, die sich ausgewählten kunst-, musik- und kulturpolitischen und musik- kunst-, ausgewählten sich die konzipiert, stellungen von Veranstaltungen wie Symposien, Workshops, Vorträgen, Publikationen und Aus- Das Nachfolgeprojekt trägt den Namen «Female Consequences» und ist als Reihe als ist und Consequences» «Female Namen den trägt Nachfolgeprojekt Das proben findensichaufderHomepage www.female-sequences.com. Potuschak,ne Sabine und Reitsamer Rosemarie Treude.Lese- und Bestellformular stellen. Redaktion und Layout der letzten der AusgabeLayout (Nr.stellen.und Redaktion 4/2002):Hana, Doris Sabi- einzu- Sequences» «Female von Produktion die gezwungen, dazu mittlerweile uns Die prekäre finanzielle Situation sowie erschwerte Produktionsbedingungen haben struktion undKonstruktion miteinanderin Verbindung setzt. stische Theorie und Praxis einzutreten, die Anfechtung und Einmischung,Dekon- und Anfechtung die einzutreten, Praxis und Theoriestische feministische,antirassi- der eine Versuch, ist für Einladungspolitik gemeinsam Die catihnTtgetn u eöfnlce ud he utrrjke vorzustellen. Kulturprojekte ihre und veröffentlichen zu Tätigkeiten schaftlichen Möglichkeit geboten, Beiträge über ihre künstlerischen, literarischen und wissen- und literarischen künstlerischen, ihre über Beiträge geboten, Möglichkeit une» i Pbiain ugwhtr uspae: run id m et die Heft im wird Frauen Kunstpraxen: ausgewählter Publikation die quences» Se- «Female fördert Heft feministisches anbelangt.Als Layout und Format – tion fältigen Ausführung der Zeitschrift Ausdruck, Musik, was – neben der inhaltlichen versucht,Konzep- das Projekt,sorg- der in verbinden.Diese auch VerbindungKunst,zu Politik findet künstlerisches Kultur und als sich versteht Sequences» male MC-Kompilationen.und «Fe-CD- aufgenommene Redaktionsfrauen den von und Videoarbeiten kurze Präsentationsfeste, Erscheinungsrhythmus, halbjährlichem dien verstärkt diesen Themen. «Female Sequences» als Projekt umfasst ein Heft mit auf Feminismus und Popkultur widmen sich auch die etablierten feministischen Me- schenzeit:Fokusmit Zeitung feministischen neugegründeten weiteren einer Neben Zwi- der in das sich änderte charakterisierte.Erfreulicherweise ben/Migrantinnen Leerstellen in der Berichterstattung über Kunst, Kultur und Musik von Frauen/Les- durch zuletzt nicht sich der Österreich, in Zeitschriftendiskurs feministischen den in Intervention eine als 1998 Gründung der bei sich verstand Sequences» «Female FemaleConsequences Female Sequences– www.frauenkunstwissenschaft.de. unserer auf Website:sich Fragenfinden weiteren allen zu und kommen,dazu Infos will- sehr jederzeit Spenden auch sind ist, prekär dauerhaft Zeitschrift der tuation so einen Zugang zum wissenschaftlichen Diskurs ermöglichen. Da die finanzielle Si- ihnen und veröffentlichen Forschungsergebnissezu und Ideen bieten,ihre Chance die wir möchten AutorInnen jungen Gerade angenommen. gerne Redaktion der

Olympe 19/03 beit in Kulturinitiativen» in Oberösterreich öffentlich in Erscheinung getreten. Das zweitägige Symposium stellte Fragen zur Implementierung von antirassisti- schen und feministischen Konzepten in Organisationsstrukturen von Kulturinitiati- ven (KI). Bestehende Arbeits- und Entscheidungsfindungsstrukturen wurden auf die Präsenz/Absenz von Frauen/Migrantinnen und auf geschlechtsspezifische Se- gregationsmechanismen überprüft.

Anette Kubitza: Fluxus, Flirt, Feminismus? Carolee Schneemanns Körperkunst und die Avantgarde. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2002.

Die Tatsache, dass die feministische Forschung, vor allem die Kunstwissenschaft in ihrem emanzipatorischen Interesse an der Aufdeckung der Konstruktion von Ge- schlecht und Ökonomien der Repräsentation, auch Ausschliessungsmechanismen ihren eigenen Protagonistinnen gegenüber produziert hat, wird zunehmend einer kritischen Perspektivierung unterzogen. In ihrer nun publizierten Dissertation the- matisiert die Kunsthistorikerin Anette Kubitza die ambivalente Positionierung der US-amerikanischen Künstlerin Carolee Schneemann. 137 Fokussierend auf drei frühe Arbeiten «Eye Body» (1963), «Meat Joy» (1964) und «Fuses» (1964–67) nimmt Kubitza eine eingehende Analyse der künstlerischen Strategie Schneemanns vor, bettet sie einerseits in die US-amerikanische Avantgar- de der 1960er Jahre ein, und zeichnet andererseits den Wandel ihrer Rezeption ent- lang der Leitlinien feministischer Theoriebildung seit den frühen 1970er Jahren nach. Ziel ihrer Untersuchung ist, so Kubitza, die Gründe für die Marginalisierung, Kritik und sogar Zensurierung der innovativen Kunst Schneemanns durch Künst- lerkollegen, öffentliche Stellen und nicht zuletzt feministische Theoretikerinnen herauszuarbeiten und die These aufzustellen, die Künstlerin habe «eine sehr eigen- ständige sexuelle Ästhetik formuliert, die im Gegensatz zur emotionalen Distan- ziertheit in Repräsentationen des Körpers ihrer ZeitgenossInnen stand». Wie die Autorin zeigt, entwickelt Schneemann Ende der 1950er Jahre ihre dreidi- mensionalen «Painting Constructions», als Ausdehnung der Malerei in den Raum, experimentiert in der Folge mit Mitgliedern des Judson Dance Theater, um 1963 als eine der ersten bildenden Künstlerinnen ihren eigenen nackten Körper als wesent- liche Determinante in die auf einer Painting Construction basierenden Aktion «Eye Body» einzubeziehen. Die im darauffolgenden Jahr erstmals aufgeführte Gruppen- performance «Meat Joy» ist bereits von tradierten Kunstformen losgelöst und kon- stituiert sich als Interaktion weiblicher wie männlicher Protagonisten mit unter- schiedlichsten Materialien und unter Einbeziehung von Musik, Geräuschen, 138 durch die unpopuläre Zuschreibung des Essentialismus Vorschub geleistet, deren geleistet,Vorschub Essentialismus des Zuschreibung unpopuläre die durch hätten dem Verschwinden der älteren Künstlerinnen aus dem öffentlichen Diskurs öffentlichen dem dem aus hätten VerschwindenKünstlerinnen älteren der schlägt ihr Vorwurf, nachfolgende feministische Künstlerinnen und Kritikerinnen und unter- Künstlerinnen feministische Vorwurf, So nachfolgende ihr schlägt standhalten. nicht mitunter Hinterfragung kritischen einer mentation ausarbeitet und den Einfluss Reichianischer Einfluss den und einführt,ausarbeitet neu Ansätze ihre kann Argu- Gegenüberstellungen Parallelen und Unterschiede zu anderen Künstlerinnen her- Künstlerinnen anderen zu Unterschiede und Parallelen Gegenüberstellungen i wh Kbta i Abie Shemns er ifrnir aayir, in analysiert, differenziert sehr Schneemanns Arbeiten die Kubitza wohl Wie Sexualität inderzeitgenössischen Kunstproduktion. im damit stehe und Körper von Darstellungen der Qualität distanzierten emotional zur Gegensatz und Geschlechterpolitik alternativen definierten eng einer seits eller Orientierung und geschlechtlicher Identität, ihre Ästhetik etabliere sich jen- sich etabliere Ästhetik ihre Identität, geschlechtlicher und Orientierung eller macht. Ihre «erotische Energie» verleihe den Arbeiten eine Relevanz, jenseits sexu- Ästhetik entwickelt und die Sinneserfahrung selbst zum Gegenstand ihrer Kunst ge- et Pstoirn ud agnlseug inn an De üslrn ae in habe sexuelle Auseinandersetzungden eigenständige Theorienmit eine WilhelmReichs Künstlerin Die kann. dienen Marginalisierung und Positionierung lente gumentationslinie, die zugleich ihrer Ansicht nach als Erklärung für die ambiva- die für Erklärung als nach Ansicht ihrer zugleich die gumentationslinie, Schneemanns gegen die konstruktivistische Kritik entlang einer wesentlichen Ar- wesentlichen einer entlang Kritik konstruktivistische die gegen Schneemanns uiz etikl ir Vredgn dr üslrshn taein Carolee Strategien künstlerischen der Verteidigung ihre entwickelt Kubitza Einschätzung einerRevisionunterzogen. diese Jahrenwurde 1990er den in Girl»-Kunst «Bad der Kontext im vorwarf.Erst unkritische Essentialisierung des weiblichen Körpers und der weiblichen Erfahrung ihr Jahren,die 1980er den in Bewegung feministische zweite die durch Künstlerin liegt laut Kubitza auch einer der Gründe für die Jahreanschließende Marginalisierung 1960er der der Arbeiten Schneemanns von Aneignung feministischen dieser In wohl die frühen Aktionen keinen bewussten Bezug auf Göttinnenbilder nahe legen. Sexualität wurde in den Zusammenhang der Göttinnenrezeption eingegliedert, wie- expliziter Einsatz des eigenen nackten Körpers, die Darstellung weiblicher Lust und Schneemanns statt. Körpers weiblichen des Repräsentationen über Diskurs schen Jahre1970er Re-Kontextualisierungeine ihrer feministi- einsetzenden im Arbeiten bestimmten Avantgarde der 1960er Jahre männlich nahezu unbeachtet geblieben sind, der fand zu Beginn der von Performances und Körperaktionen Schneemanns sich eine Kritik insbesondere der feministischen Rezeptionsgeschichte an: Während terials und in Gegenüberstellung zeitgenössischer künstlerischer Positionen schließt Kubitzas Analyse dieser Arbeiten anhand umfassenden Quellen- und Interviewma- suelle Auseinandersetzung. vi- sinnliche als Films erotischen des Neuentwurf kritischen einen Brakhages Stan Editierungsprozesse radikalen der Weiterentwicklung in Schneemann formuliert schließlich «Fuses» Experimentalfilm ihrem Publikum.In und PerformerInnen für Erfahrung synästhetischen Ge einer Tasterfahrungenzu und Geschmacks- rüchen,

Olympe 19/03 kritische Auseinandersetzung mit ihren Vorgängerinnen und unterstellt ihnen im- plizit Alterdiskriminierung. Darüber hinaus arbeitet sie in Schneemanns Körper- kunst zwar sowohl dekonstruktive als auch essentialistische Elemente heraus und formuliert so eine erweiterte Position, fällt aber doch hinter diese Erkenntnisse zurück, wenn «es letztendlich auf unsere Empfindungen» ankommt. Luisa Ziaja

Dörte Kuhlmann, Sonja Hnilica, Kari Jormakka (Hg.): Building Power. Architektur, Macht, Gender. Edition Selene, Wien 2003.

Im Zeitalter des Absolutismus war die Zurschaustellung von Macht eine Selbstver- ständlichkeit: Das Schloss Versailles hatte in erster Linie den Zweck, der Welt vor Augen zu führen, wer hier der Herrscher war. Das Bürgertum mit seinem demokra- tischen Selbstverständnis mochte es logischerweise diskreter. Hier braucht es oft ei- nen ausgeprägten Spürsinn, um die Zeichen der Macht in Architektur und Städte- bau auszumachen. Noch etwas subtiler gestaltet sich die Spurensuche, wenn es um geschlechtsspezifische Ausprägungen von Machtbeziehungen geht. Die Anthologie «Building Power» hat es sich zur Aufgabe gemacht, verschiedene 139 Phänomene im Feld Architektur, Macht und Gender zu beleuchten. Das Spektrum reicht vom Shopping als «das ultimative Versprechen der Moderne» über Adolf Loos ambivalente Beziehung zum weiblich konnotierten Ornament bis hin zu Kontroll- mechanismen im sozialen Wohnungsbau im Wien der dreissiger Jahre. Ausgespro- chen anschaulich führt zum Beispiel Katharina Weresch in ihrem Aufsatz «Woh- nungsbau im Wandel der Geschlechterverhältnisse» vor, wie Standort und Grösse der Küche sozusagen als Symptom für die jeweilige Stellung der Frau in der Gesell- schaft gelesen werden können. Während in der traditionellen zweiflügeligen Schloss - anlage die Küche und die anderen Arbeitsbereiche räumlich von den Repräsentati- onsräumen getrennt und damit auch nicht der weiblichen Sphäre zugeordnet waren, verlagerten sich in der bürgerlichen Gesellschaft die Zuordnungen und die Macht- verhältnisse immer mehr zu Ungunsten der Frau: Die repräsentativen Räume waren männlich kodiert; das Damenzimmer hingegen musste bald einmal der Küche wei- chen, die selbst in grossbürgerlichen Villen vom Untergeschoss ins Erdgeschoss wan- derte und infolge Dienstmädchenmangels zunehmend von der Dame des Hauses selbst übernommen wurde. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wurde in den 1920er Jahren mit der sogenannten Frankfurter Küche erreicht, einer nach arbeitstechni- schen Kriterien eingerichteten Minimalküche – die kochende Frau wurde so quasi von der Familie weggesperrt. Erst die 68er-Generation hat dann den Zellencharakter der abgeschlossenen Kleinküche in Frage gestellt und damit die Wende zu ge- 140 hergestellt, sodassvieleneue Perspektivenim Wissensraum gegebensind. schäftigen, wird der Bezug zu den Kategorien Raum und Geschlecht durchgehend Geschlecht und Raum be- Kategorien den zu Bezug der schäftigen, Positionenwird theoretischen und Medien unterschiedlichen mit Jahrhunderten, Obwohl die Beiträge des Beiträge die Obwohl Tagungsbandesverschiedenen aus Gegenständen mit sich notierte Private dem öffentlichen Arbeitsleben angeschlossen sei. macht deutlich, wie damit der Anschein erweckt werden sollte, dass das weiblich kon- behaftete Material Glas anhand des Farnsworth-Hauses von Mies van der Rohe. Sie spielsweise betrachtet das seit der Moderne mitModerne Vorstellungender seitspielsweise betrachtetdasBlicks offeneneines e ud eonr swe wshnAtrcat n Ru. aie olk bei- Pollak Sabine Raum. und Autorschaft zwischen sowie Bewohnern und men Der dritte Teil, «Betrachter/Raum», verhandelt die Beziehung zwischenWohnräu-Teil,dritte Beziehung Der«Betrachter/Raum»,die verhandelt reotypien gedacht werden kann. «vortechnologischen» Subjekts und mit der Aufrechterhaltung tradierter Genderste- einhergehenden Konstruktion damit einesfragmentierten Subjekts, der dasjedoch nurmitder Annahmeeines und Dystopien und Utopien gesellschaftlicher fläche uan Lmedns eta bfst ih i dm yesae l Projektions- als Cyberspace dem mit sich befasst Beitrag Lummerdings Susanne Funktionalisierungen von Raumvorstellungen sowie Handlungsmöglichkeiten.sowieAls Raumvorstellungen vonFunktionalisierungen gesellschaftliche untersucht «Hegemonie/Intervention», Schwerpunkt, zweite Der im 19. Jahrhundert. StereoskopiederRezeption ist,konnotiertmännlichdie eindringende Blick diesen beispielsweisesiert derunter Voraussetzung,Bildraumin derweiblichderdassund Frage,analy-Hentschelkonstituiertwerden.derBildräume Linda sich wie widmet Der Tagungsband gliedert sich in drei Schwerpunkte. Das Kapitel wurden.vollzogen«Blick/Raum/Bild»nichtdeutschsprachigen Forschung nochder in Umfang diesem damitstellen VerbindungenGeschlechtundRepräsentation vonder mit her,in die zusätzlich und Raum,CyberspaceöffentlichemStadt,Wohnen, und vonFilm, Bild men. Die Beiträge verschränken also Seh-, Blick- und Raumformen mit Dispositiven verräu- zu miteinanderRaum,Geschlecht Visualität,Begriffe und lenArchitektur darum,Positionenmit aufzuräumen, zentra-Denkordnungendie umzuräumenund ersten Wortim schonSammelbandesdes wird Titels des deutlich: Zielgeht Das Es Wien 2002. Baupläne zwischenRaum,Visualität, GeschlechtundArchitektur. EditionSelene, Irene Nierhaus,FelicitasKonecny(Hg.)Räumen. zeilen eingeleitet, wie sie im aktuellen Wohnungsbau dominieren. schlechtsneutralen Wohnküchenoderoffen denin Wohnraumintegrierten Küchen- Silke Förschler Edith Krebs

Olympe 19/03 Autorinnen

Baumann Sabina, Künstlerin, beteiligt sich an den Ausstellungen: «Durchzug/Draft», Kunst- halle Zürich; «Same – Different», on Identity, Integrity and sexual Politics, New City Gallery, Bukarest, Rumänien; «Critique is not enough», Shedhalle, Zürich; Kunsthalle Winterthur.

Biemann Ursula, Künstlerin und Kuratorin, studierte Kunst in Mexiko und New York, doziert heute an der Ecole Supérieure des Beaux Arts in Genf. Ihre Kunst, ihre Videos und Texte be- ziehen sich auf Geschlecht in Globalisierungsprozessen und werden an internationalen Festi- vals und Ausstellungen gezeigt http://www.geobodies.org.

Brooke Kaucylia, Foto-/Videokünstlerin und Direktorin für Fotografie am California Institu- te of Arts (CalArts) und Co-Editor des Web-Magazins Site Street; Themenschwerpunkt Gen- dered Geographies; lebt und arbeitet in Los Angeles; seit 1982 Einzel- und Gruppenausstel- lungen in USA, Kanada und Europa.

Debois Buhl Nanna studierte an den Kunstakademien in Odense und Kopenhagen. Ihre künst- lerische Arbeit beschäftigt sich mit Urbanismus und der Beziehung von Gender und Raum. Sie lebt in Kopenhagen und ist Mitglied des Frauen-Kunst-Kollektivs «Women Down the Pub».

Della Giustina Christina, Künstlerin. Ihr Werk fokussiert die Suche nach «Sprache» und ihrer Vernetzung mit dem Blicken, Hören und Berühren. So sieht sie sich immer wieder am Erfin- den einer spezifischen Sprache für die jeweils aktuelle Umgebung, um die Energie und die In- 141 timität unserer Gegenwart neu zu kommunizieren.

Guth Doris, Kunsthistorikerin, Institut für Wissenschaft und Technologie in der Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Arbeitsschwerpunkte: Geschlechtsspezifische Struktu- ren und Mechanismen im Kunst-, Universitäts- und Ausstellungsbereich.

Hengst Bernadette ist Musikerin und lebt in Hamburg.

Cecilie Høgsbro Østergaard, arbeitet als Autorin und Kuratorin, Kulturkritikerin bei der «Da- nish daily Information» . Sie ist Ausserordentliche Professorin an der Universität von Kopen- hagen (Visual Cultures). Lebt und arbeitet in Kopenhagen.

L'association (des pas), créée en 2001 par Alejandra Riera et Doina Petrescu, est un lieu de re- cherches et de pratiques croisées entre l’art et l’architecture, entendues comme formes d’in- terrogation de contextes socio-politiques. Elle participe à d'autres initiatives d'expression et de réflexion poétiques dans le/s villages-mondes.

Mader Rachel, Kunsthistorikerin, Assistentin am Lehrstuhl für die Kunstgeschichte der Ge- genwart an der Universität Bern, dissertiert zu Selbstporträts von Künstlerinnen 1850–1900 unter Berücksichtigung moderner Identitätskonzepte.

Mc Carty Marlene, Künstlerin, Aktivistin und Grafikerin, lebt in New York. Mitbegründerin 142 forscht zur Transformation künstlerischer Praktiken unter neoliberalen Bedingungen. lungen beteiligt. Sie ist seit 2001 am Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst (ith) tätig. und von Osten Marion Thema Cyborgsubjektivitäten inderzeitgenössischenKunst. http://www.xcult.org/volkart den Hochschulen für Gestaltung und Kunst Zürich und Aarau. Dissertation in Oldenburg zum VolkartYvonne studies-hgkz.ch. terin NDS Gender Studies in Kunst,Design.in www.hgkz.ch/ndsund Studies www.gender- Medien Gender und NDS terin Studies an der HGK Zürich; Arbeitsschwerpunkte: Bild-, Medien-, Subjekttheorie; Studienlei- Strunk Marion, nistischen Erwachsenenbildung, MitgliedderRedaktion Widerspruch. tation zu Luce Irigaray, Denken der sexuellen Differenz, Universität Zürich. Tätig in der femi- Soiland Tove, und Tirdad ZolghadrgibtsiediekleinformatigeKunstzeitschrift «Shahrzad»heraus. stellt ihre Fotoarbeiten in Kunsträumen im In- und Ausland aus. Zusammen mit Manuel Krebs Shahbazi Shirana Shahbazi munikationsprojekts «plugin», Basel. Kom- künstlerischen interaktiven des Direktorin sie ist Geschlechterdiskurs.2000 schen Seit poststrukturalisti- zum und Praxis künstlerischen u.a.orientierten Publikationen politisch zur Schindler Annette telle Gestaltung, Linz. gerin, Hefte für Gegenwartskunst. Lehrauftrag an der Universität für visuelle und experimen- Saxenhuber Hedwig New York undLos Angeles. Emily Roysdon tet. MitbegründervonSarai, einerinterdisziplinärenMedieninitiative. http://www.sarai.net Kunst,digitalen der –forschung,und Medientheorie der Kuratierensdes und Kritik der arbei- Raqs burg undHelsinki. ratorin und Kritikerin (u.a. für Artforum). Autorin verschiedener Publikationen. Lebt in Ham- Möntmann Nina, internationalen in werden Graphitzeichnungen Kunstausstellungen gezeigt, Ihre mehrdazuaufhttp://lacan.com/frameXX7.htm. Bureau. and Fury Gran Gruppe der ist ein 1991 in Neu Dehli gegründetes Kollektiv,gegründetes und Dehli Medien Neu Neuen in der 1991 Bereich ein im ist das Historikerin, Arbeitsschwerpunkt feministische Theorie, zurzeit an einer Disser- Kulturwissenschaftlerin, Künstlerin, Professorin für Kulturtheorie und Gender ist Künstlerin und Herausgeberin von LTTR.zwischen von pendelnd Herausgeberin arbeitet und Sie Künstlerin ist ist freie Autorin, Kuratorin und Dozentin für Kunst- und Medientheorie an Medientheorie und Kunst- für Dozentin Autorin,und freie Kuratorin ist NIFCA/Nordic Institute for Contemporary Art in Helsinki. Arbeitet als Ku- , Künstlerin, Autorin und Kuratorin; beteiligt sich an internationalen Ausstel- ist Kunsthistorikerin und realisiert seit Jahrenseit realisiert Ausstellungen,Kunsthistorikerinund und ist Projekte hat an den Hochschulen in Dortmund und Zürich Fotografie studiert und studiert Fotografie Zürich und Dortmund in Hochschulen den an hat lebt in Wien, arbeitet als Ausstellungskuratorin und Koeditorin von sprin-

Olympe 19/03 143 144 die und umpolitisch. und transprofessoral interkompetent, sind Wir T F I R H C S T I E Z N E B S E L w.ebtc, -al [email protected] e-mail: www.fembit.ch, eeo 122 2 0 Fx0-7 8 61 81 01-272 Fax 80, 52 01-272 Telefon Zürich 8005 27, Mattengasse die, Redaktion rcen eemsi ira jährlich 36.– Porto) (inkl. viermal Abo / 9.– Einzelnummer regelmässig erscheint

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