Botanische Jahrbücher Für Systematik, Pflanzengeschichte
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Litteraturbericlit. Nachdruck dieser Referate ist nicht gestattet. Huit, R.: Mossfloran i trakten mellan Aavasaksa och Pallas- t.unturi. En Studie öfver mossornas vaiidringssätt och dess inflytande pa frâgan om reliktfloror. — Acta Soc. pro fauna et flora Fennica t. III, n. I. — ii2 pag. 80. — Helsingfors 1886. Es wurde bisher allgemein angenommen, dass die Moose (wie andere Kryptogamen) ihrer kleinen leichten Sporen wegen ohne Schwierigkeit auf einmal durch Wind über große Strecken hin fortgeführt werden können. Ref. hat sich (Engler's Jahrbücher II, p. 40) gegen diese Meinung ausgesprochen und freut sich nun, seine Ansicht durch die vorliegende interessante Arbeit des ausgezeichneten Pflanzengeographen Finnlands be- kräftigt zu sehen. Verfasser beginnt mit einem Citate aus Wallace »Island Life«, wo die allgemeine Anschauung, dass Kryptogamen leicht über große Strecken wandern, hervor- gehoben wird. Er unterwirft nun diese Ansicht einer näheren Prüfung , indem er die Verbreitung der Moose im Lappmark von Kemi und im nördlichen Österbotten unter- sucht. Die Moossporen sind kleinerund leichter, als die vulkanischen Aschenteilchen, über deren weite Verbreitung durch Luftströmungen kein Zweifel waltet. Die Brutzellen und Rhizoiden der Moose können durch Flüsse über lange Strecken transportirt und an den Ufern, fern vom ursprünglichen Standorte wieder abgesetzt werden. Man sollte deshalb geneigt sein anzunehmen, dass Moose leicht über große Strecken hinweg wandern. Es giebt auch viele Moose, die eine sehr zerstreute Verbreitung zeigen. Verfasser nennt aus dem von ihm untersuchten Gebiete Beispiele, wo die verschiedenen Standorte einer und derselben Art mehrere hundert Kilometer von einander entfernt liegen. Untersucht man aber die Sache näher, dann zeigt es sich, dass selbst unter den Moosen plötzliche Wanderungen über große Strecken jedenfalls zu den sehr seltenen Aus- nahmen gehören. Verfasser untersuchte zuerst die Moosflora im Überschwemmungsgebiete der zwei größeren Flüsse, die, aus nördlichen Gegenden kommend, das Gebiet durch- strömen. Man würde erwarten, an ihren Ufern Gebirgsmoose zu finden. Dem ist aber nicht so. Die im Gebiete vorkommenden Gebirgsmoose wachsen außerhalb des Über- schwemmungsgebietes der genannten Flüsse und können deshalb nicht durch die Flüsse herabgeschwemmt sein. Am Ufer des Ounasjoki sind südliche Moose viel zahlreicher vorhanden als nördliche, obgleich der Fluss aus dem Norden kommt. Wenn Moossporen durch Luftströmungen in weite Fernen verbreitet würden, müss- ten sie vorzugsweise auf nacktes Erdreich fallen und keimen, wie auf Sandhügeln, oifenen Flussufern, nacktem Torf, Kiesgräben, Waldblößen, Äckern, Wegrändern u. dgl. Solche Botanisclie Jahrbücher. VIII, Bd. (1) 2 Litteraturbericht. — R. Huit. Stellen bieten eine so reiche Abwechselung von Lokalitäten, dass eine bedeutende Ein- wanderung neuer Arten stattfinden müsste, wenn Moossporen wirklich lange Wege wan- derten. Der durch Zufall entblößte Boden wird allerdings bald mit bunten Mooskolonien bevölkert; aber fast alle diese Kolonisten stammen aus der nächsten Nachbarschaft, und es sind nur sehr wenige, die vielleicht aus ferneren Gegenden stammen könnten. Im Überschwemmungsgebiete der Flüsse hat Verfasser 79 Moosarten gefunden. Von diesen sind es nur fünf, die vielleicht aus ferneren Gegenden kamen. Und auf nacktem Erdboden , außerhalb der Flussgebiete giebt es unter 49 vorkommenden Arten nur eine einzige, die vielleicht aus der Ferne einwanderte. Gegen die Theorie der schnellen Verbreitung spricht auch der Umstand, dass einige von den seltensten Arten an solchen Standorten wachsen, wo die Annahme einer Ein- wanderung aus der Ferne, sei es durch Wind oder Wasser, höchst unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich wird. Sie wachsen tief versteckt in Felsenspalten, im Schatten dichter Wälder. Wäre die Luft je mit Sporen dieser seltenen, in vielen Fällen nur äußerst selten fruktificirenden Moose so geschwängert, dass einige ihren Weg in die verstecktesten Felsenritzen finden könnten, so wäre es ganz unerklärlich , warum die Sporen nicht auch an vielen anderen ebenso geeigneten Lokalitäten keimten. Außerdem ist noch Folgendes zu bedenken. Prof. Lindberg hat den Verfasser darauf aufmerksam gemacht, dass die Moossporen keimen, sobald sie befeuchtet werden. Regen und Nebel ist somit für wandernde Moossporen eine stetige Gefahr. Der Nebel schlägt sich besonders an den in der Luft schwebenden festen Theilchen nieder. Die befeuch- teten Sporen keimen und gehen zu Grunde , wenn sie nicht sofort auf einen günstigen Standort fallen. Es zeigt sich also, dass Moose äußerst selten schnell über größere Strecken hin wandern können. Es frägt sich nun, ob sie befähigt sind, durch lange Zeiträume ihre Standorte zu behaupten. Diese Frage steht in Verbindung mit der Theorie über ihren Verbreitungsmodus ; denn der Gedanke, dass sie leicht und schnell über große Strecken hin wandern, wird um so unwahrscheinlicher, je mehr es sich zeigt, dass die Moose im Stande sind , an einem und demselben Standorte lange Zeitperioden und wechselnde Klimate zu überdauern. Um diese Frage zu lösen, wendet Verfasser folgende Methode an. Er verfolgt das Schicksal der Moosflora von der ersten Einwanderung auf entblößtes Erdreich oder in offenes Wasser, bis der Kampf zwischen den einander ablösenden Pflanzenformationen endet und das Gleichgewicht wieder hergestellt wird. In mehreren früheren Abhand- lungen sowohl über die Phanerogamenflora Finnlands wie Südschwedens (Blekinges) hat Verfasser die Änderungen untersucht, denen die Flora, so zu sagen unter unseren Augen, unterliegt!). An neugebildeten Standorten finden sich zuerst solche in der Um- gebung häufige Arten ein, deren Früchte und Samen mit den besten Verbreitungsmitteln ausgerüstet sind 2). Wenn in Norwegen z. B. ein Nadelwald zerstört wird , erscheinen zuerst an den entblößten Stellen Birken, Pappeln, Ebereschen u. dgl. Früher oder später kommen aber doch die Nadelhölzer wieder. Sie zerstören durch Beschattung die genann- ten Laubbäume , und zuletzt hat der Nadelwald wieder sein altes Territorium erobert. i tili behandling af växtformationerna. (Meddel. af ) Siehe HuLT: Försok analytisk (ibid. -1 Soc. pro fauna et flora Fennica, Helsingsfors 1 881 .) Blekinges Vegetation 885). Hjelt «St HuLT : Vegetationen i en del af Kemi Lappmark och Norra Österbotten (ibid. 4885). 2) In Norwegen ist z. B. Epilobium angustifolium, dessen wollige Samen leicht durch die Luft schw eben, eine sehr häufige Erscheinung nach Waldbränden. Die Bauern nennen es »Ildmerke« d. i. Feuerzeichen. Aus demselben Grunde hat dieselbe Pflanze in Canada den Namen »firewort« erhalten. Litteraturbericht. — R. Huit. 3 Man muss also zwischen mehr vergänglichen und mehr dauerhaften Standorten unter- scheiden. Aus den Untersuchungen von Hult geht nun Folgendes hervor: Die zahl- reichsten Kolonisten erscheinen an solchen Orten , wo durch lokale Störungen die alte Flora vernichtet wurde. Diese Kolonisten stammen aus der nächsten Umgebung. Wird die Natur nun sich selbst überlassen, dann entwickelt sich die eine Pflanzenformation aus der andern. Moose und niedere Gewächse bereiten das Erdreich für größere und anspruchsvollere Arten vor. Schattenliebende Bäume verdrängen die lichtbedürftigen. Zuletzt ist das Gleichgewicht wieder hergestellt und keine Veränderung findet statt, so lange nicht neue Störungen eingreifen und so lange das Klima sich nicht ändert. Hult unterscheidet zwischen Anfangs-, Übergangs- und Schlussformationen. Die Zahl der Arten nimmt bei dieser Entwickelung aufeinander folgender Formationen immer ab; bei jedem Formationswechsel sterben viele Arten aus, die zurückgebliebenen verbreiten sich mehr und mehr, und es wird immer schwieriger für neue Einwanderer Platz zu finden. Die Pflanzendecke schließt mehr und mehr zusammen und wird immer artenärmer. Je häufiger nun die Vegetation eines Standortes wechselt, um so schwie- riger werden ältere Einwanderer ihren Platz behaupten können. Die meisten seltenen Arten wachsen deshalb an solchen Standorten, wo die Verhältnisse am wenigsten wech- seln, auf nackten Felsen, im Geröll, in größeren Bächen und Flüssen, an Wasserfällen u. s. w. Die flüchtigsten Formationen besitzen keine seltenen Arten. Wenn man von der Flora der Felsen absieht, wovon später die Rede sein wird, wachsen von 40 im Ge- biet gefundenen seltenen Arten 38 auf dauerhaften, unveränderlichen Lokalitäten. Das offene Erdreich an den Flussufern besitzt nur 5 seltene Arten gegen 74 häufige, aus der Nachbarschaft eingewanderte. Die Felsritzen dagegen beherbergen nicht we- niger als 24 Seltenheiten und nur 30 gewöhnliche Arten, und die tieferen Felsenspalten, deren Flora noch besser gegen fremde Eindringlinge geschützt ist, haben 14 seltene und nur 5 häufige Arten. Und doch sind die offenen Flussufer gewiss viel mehr der Be- streuung mit Sporen aus der Ferne ausgesetzt, als jene verborgenen Felsenspalten. Da- raus geht deutlich hervor, dass diese Felsenspalten Asyle sind für Arten, die von anderen Standorten verdrängt wurden. Ebenso wie wir in entlegenen Gebirgsthälern zuweilen Reste von Völkerrassen finden , die früher die Ebenen beherrschten , so sind auch die Felsenspalten Asyle geworden für die letzten Überbleibsel aus den Floren ver- schwundener Zeiten, Einige seltene Arten wurden auch in anderen ausdauernden For- mationen gefunden, ebenso wie wir auch zuweilen hier und da im ebenen Lande Reste früher weit verbreiteter Völkerstämme finden, umgeben und beherrscht von spä- teren Eroberern. In den Gegenden , wo die in Norrbotten seltenen Arten häufig vorkommen