Otto Nagel Wird Am 27.9. Im Berliner Stadtbezirk Wedding Geboren
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Biografie Otto Nagel (von Peter Michel jW 28.09.2019) 1894: Otto Nagel wird am 27.9. im Berliner Stadtbezirk Wedding geboren 1900–08: Besuch der Volksschule, erste künstlerische Versuche, Lehre als Glasmaler, Mitglied der Arbeiterjugend 1908–10: Teilnahme an Kundgebungen und Bildungsabenden der Arbeiterjugend, Nagel hört Reden von August Bebel, Paul Singer und Rosa Luxemburg. Er wird wegen der Teilnahme an einer 1.- Mai-Demonstration gemaßregelt, bricht die Lehre ab und verliert das Anrecht auf eine Freistelle an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, Arbeit als Lackierer 1910–12: Verschiedene Lohnarbeiten, Porträtstudien im Arbeitsamt, 1912 Mitglied der SPD 1913–15: Transportarbeiter, Besuch des Zeichenkurses der städtischen Abendschule, Zeichnen nach Gipsen, bald abgebrochen. Nagel bekennt sich als Kriegsgegner, nach Einberufung zum Armeedienst wegen schlechter körperlicher Konstitution wieder entlassen 1916–17: Erneute Einberufung; mit der Spartakus-Gruppe schließt Nagel sich der USPD an, wiederholte Zwangsrekrutierung; wegen Verweigerung des Fronteinsatzes Einweisung in das Straflager Wahn bei Köln 1918–19: Arbeitsunfall im Lager, Beteiligung an Demonstrationen, Mitglied eines Soldatenrats, Rückkehr nach Berlin, wieder Transportarbeiter, selbständige künstlerische Arbeiten. Der Kunsthistoriker Adolf Behne wählt erste Arbeiten Nagels für die Arbeiterkunstausstellung in Berlin aus 1920: Mitglied der KPD, Einreichung von Arbeiten für die Große Berliner Kunstausstellung, erstes Selbstbildnis 1921–23: Beteiligung am Berliner Märzstreik, fristlose Entlassung als Transportarbeiter. Nagel wird freischaffender Künstler, beteiligt sich an Ausstellungen der Freien Sezession und der Berliner Juryfreien Kunstschau, erste lithographische Versuche. Beginn der Freundschaft mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille, gemeinsam mit Erwin Piscator Sekretär der »Künstlerhilfe« innerhalb der »Internationalen Arbeiterhilfe« (IAH) 1924–25: Mitglied der »Roten Gruppe«, Organisator einer Kollektivausstellung progressiver Künstler im Kaufhaus Wertheim, Beteiligung an der Grafikmappe »Hunger«, Begleitung einer Ausstellung mit Werken deutscher Künstler nach Moskau, Saratow und Leningrad, dort Heirat mit der Schauspielstudentin Walentina Nikitina (Walli), mit ihr Rückkehr nach Deutschland 1926–32: Regelmäßige Teilnahme an Ausstellungen der Preußischen Akademie der Künste und Organisation weiterer Ausstellungen in Berliner Kaufhäusern, zusammen mit Ernst Busch, Hanns Eisler und Gustav von Wangenheim Begründer des »Roten Kabaretts«, bis 1930 Lehrer an der Marxistischen Arbeiterschule, gemeinsam mit Heinrich Zille Gründung der satirischen Arbeiterzeitschrift Eulenspiegel, Entstehung wichtiger Gemälde, unter anderem »Wedding- Kneipe«, »Weddinger Jungen«, »Asylisten«, »Frühschicht« und »Bewaffnete Arbeiter«, Nagels Zille-Buch »Für alle« erscheint, Mitautor des Films »Mutter Krausens Fahrt ins Glück«, Gewerkschaftliche Arbeit im »Reichsverband bildender Künstler«, enge Verbindung zur »Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands« (Asso), Sekretär der »Liga gegen Faschismus und Reaktion«, Mitarbeit an der deutschen Kollektion einer Antikriegsausstellung in Amsterdam und an der Berliner Ausstellung »Frauen in Not«, Begleitung einer Kollwitz- Ausstellung nach Moskau und Leningrad 1933: Im Januar Wahl zum Vorsitzenden des »Reichsverbands bildender Künstler«, nach dem Machtantritt der Faschisten Annullierung der Wahl, Hausdurchsuchungen, Inhaftierungen, elf Bilder werden zerstört, Entfernung der Gemälde »Arbeiterbrautpaar« und »Arbeitsnachweis« aus den Museen in Stettin und Berlin 1934: Malverbot, Organisation einer Ausstellung (Zille, Kollwitz, Nagel) in Amsterdam und Den Haag. Kinderbildnisse und Pastelle aus dem Wedding, Beginn einer Reihe von Selbstbildnissen, während erneuter Verhaftung lebensgefährliche Lungenentzündung, das Gemälde »Der 70. Geburtstag des Waldarbeiters Scharf« entsteht 1935–38: Gründung einer illegalen Malschule, Einlieferung ins KZ Sachsenhausen, nach Entlassung Polizeiaufsicht, Aufenthalte im Spreewald und in Vitt (Rügen), 27 seiner Werke fallen der Aktion »Entartete Kunst« zum Opfer, weitere enge Verbindung zu Käthe Kollwitz und Adolf Behne 1939–42: Malen in der Spandauer Altstadt, später in der Berliner Innenstadt, iIllegale Ausstellungen in seinem Atelier, wiederholte Verhaftung, Bedrohung seiner Ehefrau als »feindlicher Ausländerin« 1943–44: Staffeleibilder nach Altberliner Motiven, Flucht vor den Luftangriffen nach Forst, Stadtansichten von Forst, Geburt der Tochter Sibylle 1945: Zwangsevakuierung vor der anrückenden Roten Armee, Unterkunft in Rehbrücke bei Potsdam, Walli Nagel rettet durch mehrere wagemutige Fahrten nach Forst einen Teil der verbliebenen Bilder. Otto Nagel gründet nach der Befreiung vom Faschismus eine Parteigruppe der KPD, wird erster Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg des Kulturbundes, organisiert Gedenkausstellungen für Käthe Kollwitz und Heinrich Zille 1946–49: Landtagsabgeordneter, Mitglied des Deutschen Volksrates, malt erste Ruinenbilder, beginnt seinen Zyklus »Der neue Mensch«, »Selbstbildnis mit rotem Schal«, Verleihung des Professorentitels, Abgeordneter der Länderkammer der DDR 1950–57: Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste, dort erste Retrospektive seiner Werke, Übersiedlung nach Berlin-Biesdorf (1951). Wahl zum Präsidenten des Verbandes bildender Künstler und zum Präsidenten der Akademie der Künste (im Amt bis 1961), zu seinen Meisterschülern gehören Harald Metzkes, Ronald Paris und Rolf Schubert 1958–66: Ausstellungen in Berlin, Stockholm, Moskau, Amsterdam und anderen Städten, Berufung zum Ehrenmitglied der Akademie der Künste der UdSSR, Selbstbildnis »Der alte Maler«, letzte Pastelle der Reste des Berliner Fischerkietzes, Illustrationen zu seinem Roman »Die weiße Taube oder Das nasse Dreieck« 1967: Nach langer, schwerer Krankheit stirbt Otto Nagel am 12. Juli und wird neben Käthe Kollwitz auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt.