www.vds-astro.de ISSN 1615-0880 IV/2012 Nr. 43 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Schwerpunktthema Mein erstes Sturm, Schnee und gute Laune Kometenbahn selbst bestimmt Sternwarten im Porträt Seite 40 Seite 65 Seite 100 Teleskop Editorial 1

Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

zu unserem Schwerpunktthema in diesem Journal hätte jeder Sternfreund etwas beitragen können. Wer erinnert sich nicht an sein erstes (eigenes) Teleskop oder sogar an seine ersten Geh-(Seh-)versuche am gestirnten Himmel? Besonders das erste selbstgebaute Fernrohr wird immer einen herausragenden Platz beim Titelbild: Erbauer einnehmen. Lesen Sie, wie es anderen Sternguckern ergangen ist ... Jupiter und Ganymed am 26.09.2011 um 00:40 UT, aufgenommen am In ganz Deutschland konnten die Sternschnuppen des Perseiden-Stroms bei 20-Zoll-Newton (f/4) aus der Garten- bestem Wetter beobachtet werden. Zufällig traf sich der VdS-Vorstand fast voll- sternwarte der Familie Winterer in zählig genau zum Maximums-Wochende zu einer Sitzung und durfte so das Meitingen. Zur Bildgewinnung kam eine schöne Himmelsspektakel unter dem herrlichen Himmel der Lüneburger Heide DMK 21 AU618 von TheImagingSource anschauen, wunderbar und beindruckend! Schicken Sie uns doch Ihre Bilder der und ein Astronomik-RGB-Filtersatz II diesjährigen Perseiden zur Veröffentlichung im Journal für Astronomie! zum Einsatz. Die Bildsequenzen wurden mit FireCapture aufgenommen. Die Betreuung der Mitglieds-Sternwarten und -Vereine geht weiter, auch in Die Effek tivbrennweite lag bei 8.270 diesem Journal stellen sich wieder vier von ihnen vor. Überzeugen Sie sich selbst mm. Die Summenbilder der Kanäle von deren Angebot und planen Sie doch mal einen Besuch. Ab Spätherbst kann Rot, Grün und Blau wurden jeweils sich zusätzlich jeder Mitgliedsverein über eine Deutschlandkarte auf der VdS- einzeln mit AviStack gemittelt, für die Website vorstellen. Wir werden Sie informieren. Schärfung und das Zusammensetzen der Einzelkanäle verwendete Thomas Im Herbst finden noch einige Teleskoptreffen und Tagungen statt. Zeitschriften Winterer RegiStax6 und Fitswork. und Foren können den persönlichen Kontakt untereinander nicht vollends ersetzen. Treffen Sie dieses Jahr auch weiter entfernte Sternfreunde! Termine Die Redaktion gratuliert der Familie finden Sie auf der VdS-Website. Winterer, in der sich alle Mitglieder mit Astrofotografie befassen, zu diesem So wünschen wir Ihnen einen wunderbaren Spätherbst mit „Altweibersommer“ großartigen Bild. und „Goldenem Oktober“ sowie reichlich Unterhaltung mit unserem/Ihrem VdS- Journal für Astronomie. Der geneigte Leser beachte dazu den Beitrag zum Thema Jupiter in dieser Ausgabe. Ihr

Dietmar Bannuscher

VdS-Journal Nr. 43 2 Inhalt

DEEP SKY Die Deep-Sky-Liste 51

SCHWERPUNKTTHEMA Mein erstes Teleskop 4

ASTROFOTOGRAFIE Zutritt nur für Infrarot-Photonen 33

1 EDITORIAL ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 40 Sturm, Schnee und gute Laune – 2 INHALTSVERZEICHNIS Das 10. Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen SCHWERPUNKTTHEMA: MEIN ERSTES TELESKOP 4 Einleitung ins Schwerpunktthema: CCD-TECHNIK Mein erstes Teleskop 43 Tagungsbericht zur 19. Tagung der VdS-Fachgruppe 4 Grundlagenwissen: Bastlerische Aufbesserung von CCD-Technik Teleskopen mit Tipps und Ideen für das erste Fernrohr 10 Pressspan, Alurundstäbe und ein 110-mm-Newton- DEEP SKY spiegel: Mein erstes Selbstbaufernrohr 45 Neues aus der Fachgruppe „Visuelle Deep-Sky- 11 Vom Brillenglas zum Teleskop – Teil 1 Beobachtung“ 13 Mein erstes Teleskop – oder wie bei mir die 45 Kosmische Begegnung: NGC 821 – Ganymed (1036) Astronomie wieder aktiv wurde und Genoveva (680) 14 So fing’s an – mein erstes Teleskop 46 Der Durchblick: NGC 100 15 In the beginning (1967-87) 46 Deep-Sky-Galerie: NGC 7790, NGC 7788 und 17 Mein erstes Fernrohr Berkeley 58 19 Mein erstes Teleskop 47 Kurz beobachtet: UGC 11994 20 Mein erstes Teleskop 47 Kanarennächte 22 Jupiter 1 – mein erstes Teleskop 51 Die Deep-Sky-Liste 2012 23 Mein erstes Fernrohr 25 Träume der Jugend … GESCHICHTE 26 Mein allererstes Fernrohr 52 Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der 28 Grundlagenwissen: Entscheidungskriterien zum Astronomie“ Kauf des ersten Fernrohrs 52 Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf 55 Kosmische Ordnung und ihre Störung FACHGRUPPENBEITRÄGE – Sonnenfinsternisse in einer sonnenkultgeprägten Hochkultur ASTROFOTOGRAFIE Neues aus der Fachgruppe „Astrofotografie“ 32 JUGENDARBEIT Zu Besuch beim Gahberg-Workshop 2012 Vereinsring junger wissenschaftlicher Initiativen – Zutritt nur für Infrarot-Photonen – Die Exotik der 58 33 oder: Zusammen ist man weniger allein Amateur-Infrarot-Astronomie 59 Ausgewählte Lösungen der Friedmann-Gleichungen 37 Projekt: Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen im M 31 KLEINE PLANETEN 38 Gegen den Trend – Größe ist nicht alles … 60 Neues aus der Fachgruppe „Kleine Planeten“ 61 Geschichte(n) um Kleinplanet (433) Eros 64 Kosmische Begegnungen VdS-Journal Nr. 43 Inhalt 3

GESCHICHTE Die Bilker Sternwarte in Düsseldorf 52 PLANETEN Jupiter 2010-2012 70

KOMETEN ZUM NACHDENKEN 65 Kometenbahn mit 75 mm Brennweite 102 Vor fünf Jahren verlor Sachsen das Fach Astronomie 67 Die Bestimmung von Staub- und Gasproduktion von 105 Über die Effizienz der Schulastronomie – eine Kometen in der Amateur-Astronomie Erwiderung

PLANETEN SERVICE 70 Jupiter 2010-2012 – Auswertung von Beobachtungen 107 Himmelsvorschau Oktober-Dezember 2012 der atmosphärischen Objekte „GRF“ und „Oval BA“ BEOBACHTERFORUM SONNE 110 Konstellation Mond, Venus und Jupiter 79 Eine Bestimmung der elliptischen Erdbahn durch 111 Ein Gedicht für Sternenfreunde Messung der scheinbaren Sonnengröße 111 Wissenschaftliches Arbeiten mit Amateur-Teleskopen und mit publizierten Daten aus dem Internet – ein VERÄNDERLICHE STERNE Vergleich 82 Beobachtung des Minimums von Zeta Aurigae 114 Einnordung einer Montierung nach Strichspuraufnahmen Oktober-Dezember 2011 84 BAV-Treffen in Hartha 2012 VORSCHAU 116 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen – 85 LESERBRIEFE Oktober bis Dezember 2012

VDS-NACHRICHTEN REZENSIONEN 86 VdS-Vorstand aktuell 117 Das Jahrbuch an der Wand – zum Poster „Das 87 Wir begrüßen neue Mitglieder astronomische Jahr“ 87 Ehrenmitglied Edgar Mädlow verstorben 117 CCD-Guide 2012 88 So sehen Siegerbilder aus! Die Preisträger beim VdS- Fotowettbewerb „Mein Bild vom Himmel“ 118 IMPRESSIONEN 92 Astronomietag 2013 am 16. März

VDS-NOSTALGIE 93 Das war‘n noch Zeiten HINWEISE VDS VOR ORT / TAGUNGSBERICHT 96 Das Deep-Sky-Treffen 2012 10 Impressum 18 Inserentenverzeichnis VDS VOR ORT / PORTRAIT 118 Hinweise für Autoren 99 Die Mitgliedssternwarten der VdS – Teil 2 120 VdS-FG-Redakteure 100 Die vhs-Sternwarte Neumünster 100 Sternwarte Ingolstadt – AAI e.V. 120 VdS-FG-Referenten 101 Sternwarte Heilbronn U3 Autorenverzeichnis Die astronomische Vereinigung Karlsruhe e.V. (AVKa) VdS-Journal Nr. 43 101 VdS-Journal Nr. 43 4 Mein erstes Teleskop

Einleitung ins Schwerpunktthema „Mein erstes Teleskop“ von Herbert Zellhuber

Die Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau gestaltet mit Leichtigkeit den Rahmen des Möglichen gesprengt. nach Heft 5 und 23 wieder das Schwerpunktthema des Man könnte zu den Themen „Bastlerische Aufbesse- VdS-Journals, diesmal unter dem Motto „Mein erstes rung von Teleskopen“ und „Entscheidungskriterien Teleskop“. Als ich die Fachgruppenmitglieder damals zum Kauf“ lässig ein ganzes Buch füllen. Deshalb ent- zu dieser Entscheidung informierte, sagten spontan schieden wir uns, bei den Grundlagen auf Bilder ganz einige zu und wollten etwas schreiben. Sven Wien- zu verzichten. Wir hoffen trotzdem, dass möglichst stein war sogar dazu bereit, zwei Grundlagenberichte viele Anregungen vom Leser aufgenommen werden. zur bastlerischen Aufbesserung von Teleskopen und Entscheidungskriterien zum Kauf zu verfassen. Vielen Leider erschien das VdS-Journal Nr. 41, in dem zum Dank nochmal an die Leute, die mit ihrem Einsatz zum Schreiben eines Artikels aufgefordert wurde, wieder Gelingen des Themenheftes beitrugen! mal einige Wochen zu spät. Sonst wären sicher noch Leider kann von den alten Teleskopen nicht immer ein mehr Berichte gekommen. Aber keine Angst! Wir wer- Bild gezeigt werden. Auch wenn so mancher Autor in- den die Artikel, die uns nach Redaktionsschluss errei- tensiv danach suchte, ging im Laufe der Jahre doch chen, in einem späteren Heft abdrucken. einiges verloren oder blieb verschollen. Bei den beiden Grundlagenberichten war es allerdings volle Absicht, So mancher wird sich beim Lesen der Geschichten an keine Bilder anzubieten. Um nämlich auch Anfängern seine Jugend- und Anfängerzeit erinnert fühlen. Ich eine genügend verständliche Anleitung zu geben, wä- wünsche gute Unterhaltung und viel Spaß beim Lesen! ren sehr viele Bilder nötig gewesen - und das hätte

Grundlagenwissen: Bastlerische Aufbesserung von Teleskopen mit Tipps und Ideen für das erste Fernrohr von Sven Wienstein

Ein optisches Instrument ist eine emp- dem Anforderungsprofil unterworfen. dessen die spätere Neujustage der Optik findliche Sache und wer eine natürliche Wer mit der gebotenen Sorgfalt und et- (gleich welchen Typs). Und ganz gleich, Scheu davor empfindet, ihm mit Hammer was Geschick zu Werke geht, der kann so wie überlegt und sorgfältig man arbei- und Schraubendreher zu Leibe zu rücken, manche Schwachstelle eines Instruments ten mag, ein Restrisiko für Schäden lässt denkt zunächst nicht falsch. Doch ob es selbst beheben, die Leistungsfähigkeit sich nicht in Abrede stellen. Jeder muss nun das erste oder zehnte Instrument, des Gerätes beträchtlich steigern und sich daher selbst einschätzen, ob er die- das beim Ferienjob ersparte Schülertele- so sein Beobachtungserlebnis erheblich ser oder jener Maßnahme gewachsen ist. skop oder die luxuriöse Erfüllung eines aufbessern. Dieser Artikel soll typische Ein paar Grundregeln gibt es indes, die langjährigen Traumes ist: Manches Detail Problemstellen beliebter Teleskope auf- man möglichst in jeder Situation beden- kommt in Serie produziert zu kurz. Zu oft zeigen, zu Verbesserungen anregen und ken sollte: ertappt man sich dabei, sich das eine oder auch die zu erwartende Leistungssteige- andere einfach besser zu wünschen, als es rung im Detail darstellen. Ein aufgeräumter Werkzeugkoffer macht vom Hersteller umgesetzt wurde. noch keinen guten Handwerker. Aber ein Risiken sorgfältig durchdachtes Vorgehen be- Die Möglichkeiten, ein Teleskop zu ver- Alles hat seinen Preis. So auch der be- wahrt vor vielen Schäden. Wer mit Werk- bessern, sind geradezu unzählbar. Oft herzte Griff zum Schraubendreher. Wäh- zeug am Teleskop hantiert, sollte stets vor geht es darum, Unzulänglichkeiten nach- rend manche Verbesserung am Teleskop dem Fall bedenken, dass die Schwerkraft zubessern oder auch das Fernrohr ein- gefahrlos und rein äußerlich durchzu- abwärts wirkt. Wann immer es möglich fach zu tunen. Andere Anpassungen sind führen ist, erfordern andere Maßnahmen ist, soll das Teleskop so geschwenkt wer- dem persönlichen Geschmack oder auch Umbauten am Teleskop und in Folge den, dass ein entfallenes Werkzeug keine

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 5

optische Fläche trifft. Wann immer es Der Dobson-Beobachter wird in erster fiehlt es sich, die Schrauben an sämtli- möglich ist, sollte man optische Flächen Linie den Slip-Stick-Effekt als störend chen Übergängen zwischen Metallteilen sinnvoll abdecken. Wenn es staubt oder empfinden. Gemeint ist das Anrucken bei sorgfältig fest zu ziehen. Besonders kri- spant, ist es leichter, mit Folie oder Tüten jedweder Teleskopbewegung, wenn Haft- tisch ist der Übergang zwischen Stativ- jenen Dreck aufzufangen, der sich sonst in Gleitreibung übergeht. Das betrifft so- beinen und Stativkopf. Wer Kunststoff- im ganzen Gerät verteilt. wohl Höhenräder als auch das zwischen teile als Übergang vorfindet, darf diese den Bodenplatten liegende Azimutlager. natürlich nicht überstrapazieren und Vor dem Ausbau von optischen Elemen- In manchen Fällen ist die Bohrung zu auch Metallteile sind gegen rohe Gewalt ten sollte man sich stets die Frage stellen, groß für den Führungsbolzen des Azi- nicht gefeit – man montiert hier keine wie man diese korrekt wieder eingebaut mutlagers. So kommt es zu einem Ruck, Radmuttern! bekommt. Hier kann das Internet wert- weil beim Andrehen zunächst die Platten volle Informationen zum verwendeten gegeneinander verschoben werden. Hier Eine erstaunliche Schwingungsdämp- Teleskopmodell geben. Wird die Optik hilft es schon, den Bolzen mit Klebeband fung erzielt man, indem man unter dem ausgebaut, so liegt sie am besten staub- zu umwickeln, um das Spiel zu beseiti- Stativkopf ein pendelndes Gewicht an- geschützt weit weg vom Arbeitsplatz. Ein gen. Natürlich ist auch eine passende bringt. Das Vorbild solcher Pendel sind frischer Müllbeutel ist praktisch staub- Plastikhülse denkbar - falls man ein pas- die Schwingungsdämpfer in den obers- frei und schützt die Optik zunächst vor sendes Teil findet. ten Stockwerken von Hochhäusern. Wer Staub. Spiegel liegen mit dem Rücken ohnehin einen Akku zur Versorgung sei- auf einem guten Polster, zum Beispiel Ein Sonderfall beim Azimutlager sind ner Teleskopsteuerung dabei hat, kann aus Zellstoff oder Watte. Linsenoptiken, Rollenlager, die – zumindest für man- dessen Gewicht hier sinnvoll einbringen. die man allenfalls in der Fassung als chen Geschmack – zu leichtgängig und Eine selbst gebaute Ablageplatte mit Ganzes ausbauen darf, ruhen möglichst daher anfällig gegen Wind oder einen „Schlingerleisten“ zwischen den Stativ- so auf dem Rand der Fassung, dass die leicht schiefen Boden sind. Das leicht- beinen ist nicht nur praktisch, sondern weiche Unterlage oder Umhüllung beim gängige Rollenlager lässt sich durch Er- bei manchen Stativen auch stabiler als Transport nicht den Müllbeutel über die höhen des Anpressdrucks zwischen den die vorgesehenen, dünnen und klappri- Linsen reibt. Der Lagerplatz ist nicht im beiden Platten schwergängiger machen. gen Dreiecksstreben. Sorgfältig in meh- Zugriff von Kindern, nicht auf wackeli- Aber auch ein bremsendes Fett an der reren Gängen aufgebrachter Bootslack ger Unterlage und weder zu hoch über Lagerung der Rollen kann schon einen sorgt dafür, dass die Platte auch nach Kopf, noch in Trittgefahr auf dem Boden. ausreichenden Effekt erzielen. Es sollte einigen hundert Taunächten eben ist. Al- Und passiert trotz aller Vorsicht beim aber keines gewählt werden, das auch ternativ gibt es auch fertig beschichtetes Projekt doch ein Malheur, so ist es bes- bei starken Minusgraden nicht hart wird. Plattenmaterial im Baumarkt. ser, die Ruhe zu bewahren und um Rat zu Man sollte also beim Kauf des Fettes un- fragen, statt zum Beispiel mit überstürz- bedingt den angegebenen Temperaturbe- Was für die Übergänge am Stativ gilt, ter und falscher Reinigung der Optik den reich beachten. lässt sich auch auf das Achsenkreuz Rest zu geben. und die Teleskopaufnahme anwenden. Gleitlager mit Slip-Stick-Effekt werden Schwache Übergänge, ein Teleskop des- Montierungen: Kampf dem mit Teflonpads, die auf einer Ebony-Auf- sen Gewicht nicht in beiden Achsen aus- Wackeldackel lage gleiten, sehr feinfühlig verstellbar. balanciert ist, aber auch Lager mit Spiel Eine Faustregel in Amateurkreisen be- Wer das Material nicht selbst beschaffen können für Schwingungen verantwort- sagt: Die kleinste zu einem Teleskop er- kann, findet für wenig Geld beim Händ- lich sein. Ausreichend lange biegsame hältliche Montierung ist um mindestens ler oder für noch weniger Geld auf Astro- Wellen, eine leichtgängige Untersetzung eine Tragkraftklasse zu schwach. Was Messen Nachrüst-Sets. des Okularauszugs oder eben die Motori- aber kann man tun, um seine Montie- sierung von Fokussiertrieb und Montie- rung zu verbessern? Hat man die Rockerbox ohnehin in Be- rung können quasi passiv das Wackeln arbeitung, so lohnt sich der Blick auf die reduzieren, helfen aber nicht bei Wind. Grundsätzlich unterscheiden muss man Verarbeitung. Sind unversiegelte Holz- zwischen Montierungen auf Stativ und flächen oder gar die Kanten von Span- Typische Schwachstellen eines den ebenfalls geläufigen Rockerboxen platten dem nächtlichen Tau zugänglich? Teleskops der Dobson-Teleskope. Rockerboxen sind Wird gegebenenfalls noch eine Ablage So manche guten Ratschläge für Tele- für gewöhnlich recht stabil und tragen für Filter oder Okulare benötigt? Wer mit skopbauer sind beim Teleskop von der das passende Teleskop im Vergleich zu dem Lötkolben umgehen kann, der kann Stange im günstigen Bereich durch den üblicherweise im Paket verkauften Mon- mit roten LEDs auch für eine beleuchtete Preisdruck unter die Räder gekommen. tierungen sehr gut. Sie sind aber meist Okularablage sorgen. Nur wenige Teleskope haben noch den zu schwer ausgeführt und können einer wirklich ratsamen, ausreichend großen selbst gebauten Rockerbox oder man- Stative, insbesondere wenn sie leicht Tubusdurchmesser. Die Folge ist nicht cher käuflicher Alternative aus Holz statt gebaut sind, lassen sich durch ein paar nur mehr Streulicht, sondern auch die Spanplatte sowie ordentlichen Höhen- erstaunlich einfache Tricks stabilisieren. Luftzirkulation beim Wärmeaustausch rädern und vielen durchdachten Details Zunächst sollte ein Stativ nie weiter als zwischen Teleskop und Umgebung be- nicht das Wasser reichen. nötig ausgezogen werden. Weiter emp- einflusst vermehrt den Strahlengang.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 6 Mein erstes Teleskop

Teleskope sind anfällig für Tubus-Seeing, den Justageschrauben sind sinnvoll. Sie Diese kann eher außen am Tubus ange- gleich ob Refraktor, geschlossenes oder können mit passenden Verschlussstopfen bracht werden. Man findet Lösungen aus Himmel und Erde offenes Spiegelteleskop. Streulicht und aus dem Baumarkt versehen werden. Heizkörper-Isolierung, mit nach außen Tubus-Seeing gilt es auf jeden Fall zu gekehrter Aluminiumschicht, biegsame Leibe zu rücken. Auch die Abschirmung gegen den stö- Schaummaterialien oder auch Kork. renden Lichteinfall ist oft verbesserungs- Der effektivste Weg, um dem Tubus-See- würdig. Während die meisten Linsente- Blenden gegen Störlicht sind in niedrig- ing zu begegnen ist ein Lüfter. Ob sich leskope mit einer passablen Taukappe preisigen Serienteleskopen meist weniger dessen Einbau lohnt, hängt von der Grö- ausgestattet sind, ist dies bei Spiegelte- zahlreich platziert. Umso unangenehmer, ße des Teleskops und der Tubus-Art ab. leskopen leider eher ein selten anzutref- wenn sie auch noch falsch berechnet Bei einem geschlossenen Tubus kann der fendes Sonderzubehör. Umso einfacher wurden. Von einigen Optiken ist be- Umbau sehr aufwändig sein, da Ein- und ist es, selbst Abhilfe zu schaffen. Moos- kannt, dass falsch dimensionierte oder Austrittsöffnungen für einen sinnvol- gummi ist ein hervorragendes Material, positionierte Blenden dafür sorgen, dass len Luftstrom im Tubus geschaffen und um eine eigene, mattschwarze Streu- nicht die volle Objektivöffnung am Bild durch Filter gegen das Eindringen von lichtblende zu basteln. Die raue, feinpo- im Okular beteiligt ist. Häufige Schwach- Staub geschützt werden müssen. Bei Re- rige Oberfläche des schwarzen Materials punkte sind Blenden am inneren Ende fraktoren wird daher sehr oft auf einen wirkt als Lichtfalle für Störlicht. Die Kap- des Okularauszugs. Diese wurden viel- solchen Umbau verzichtet. Da das Objek- pe selbst, die am besten eine Trichterform leicht für eine bestimmte Position des tiv mit der größten abkühlenden Masse entsprechend des maximalen Himmels- Okularauszuges berechnet, die in der am oberen Ende sitzt, kann erwärmte ausschnitts des Teleskopes erhält, schirmt Praxis aber nur selten erreicht wird. Beim Luft leicht aus der Taukappe abströmen nicht nur unerwünschtes Störlicht ab, Spiegelteleskop, besonders beim Newton, und die Optik erreicht nach einer gewis- sondern beim Newton-Teleskop auch die kann auch ein zu enger Tubus dafür sor- sen Auskühlzeit ein gutes thermisches warme Atemluft des Beobachters, das gen, dass die zu geringe Tubusöffnung Gleichgewicht. Cassegrain-Systeme „Beobachter-Seeing“. die genutzte Spiegelfläche verkleinert. wie Mak oder SC sind komplexer. Hier Zwar ist die einzige Abhilfe, das Hin- bewirkt der unten im Tubus liegende Auch im Innern eines Teleskops ist es dernis aus dem (optischen) Weg zu räu- 2013 Hauptspiegel ungünstige Strömungen, um die Streulichtabschirmung nicht im- men, - aber so leicht es sich schreibt, so Copyright © 2012 by WEINGARTEN die von einem Lüfter verwirbelt oder mer gut bestellt. Fehlt ein Blendensys- aufwändig oder gar praktisch unmöglich gar abgesaugt werden können. Neben- tem im Tubus, hellt Streulicht aus dem kann sich diese Maßnahme in der Rea- bei beschleunigt sich die Temperaturan- Teleskoptubus den Himmelshintergrund lität darstellen. Mancher Bastler ist erst gleichung des Spiegels. Schon mit fünf im Okular unerwünscht auf – das Bild zufrieden, wenn die Optik in einem kom- Zoll Öffnung ist die Auskühlzeit spürbar. hat weniger Kontrast, vor allem bei sich plett neuen Tubus mit passenden Maßen Spiegelteleskope mit offenem Tubus zei- kaum vom Hintergrund abhebenden Ob- umgebaut wurde. Kalender »Himmel und Erde 2013« gen bei einer relativ kurzen Auskühl- jekten oder solchen, die schwache Struk- Astronomen präsentieren im Bildkalender phase oft sehr heftiges Tubus-Seeing. turen zeigen. Eine Tubusauskleidung mit Eine Optik, die belüftet, thermisch im Ab etwa acht Zoll Öffnung dauert die selbstklebender Schwarz-Velours-Folie Gleichgewicht und vor Störlicht ge- »Himmel und Erde 2013« ihre schönsten Auskühlphase unangenehm lang und ein hat so manchem betroffenen Teleskop schützt ist, klingt ideal. Doch was, wenn Aufnahmen und lassen Sie an den fantas- schnelles Absinken der Nachttemperatur zu deutlich spürbarer Mehrleistung ver- die Optik zutaut? Anfällig sind beson- tischen Möglichkeiten der modernen Natur- kann einen guten Ausgleich verhindern. holfen. Natürlich muss der Teleskoptubus ders Refraktoren und Spiegeloptiken Hier hilft der meist sehr einfach saugend zum Verkleben von allen Anbauteilen mit vorn liegender Korrektorplatte, aber beobachtung teilhaben. Zusätzlich bietet er hinter dem Spiegel montierte Lüfter. Das befreit werden. Nachdem sie mit einem auch Fang- und Gegenspiegel können wichtige Hinweise auf die herausragenden Teleskop erhält eine neue Rückwand, (abwaschbaren) Fusselroller staubfrei ge- zutauen, besonders die heute modernen Himmelsereignisse 2013 und erläutert auf auf der ein eher langsam drehender PC- macht wurde, kann die Folie im gesam- Fangspiegel, deren Rückseite ohne den Lüfter montiert ist. Vorzugsweise wählt ten Tubus oder auch nur an den wichti- Schutz einer umhüllenden Fassung ihre einer Extraseite alle auf den Monatsblättern man 80 Millimeter Lüfterdurchmesser gen Stellen, nahe an Linse oder Spiegel Wärme leicht in den kalten Nachthimmel des Kalenders abgebildeten Objekte knapp bei Geräten bis 150 Millimeter Öffnung und beim Newton auch gegenüber des abstrahlen können. und anschaulich. 14 Seiten; 13 farbige und mindestens 120 Millimeter Durch- Okularauszugs, verklebt werden. Wer messer bei größerem Optikdurchmesser. mit Blitzlicht ein Vorher-/Nachher-Foto So kann es je nach Feuchte und Wet- Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 Der Lüfter saugt durch die vordere Te- macht, um mattschwarzen Lack und Ve- terlage am Standort notwendig werden, cm; € 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order leskopöffnung Luft ein und führt sie um lours-Folie zu vergleichen, wird am Ende den Fangspiegel oder die Taukappe zu € 27,– inkl. Inlandsversand den Hauptspiegel herum, worauf sie bei eher vom grauen Mattlack sprechen wol- beheizen. Hier gilt stets das Motto we- aufrechter Tubusposition zum Boden hin len. Eine leicht isolierende Wirkung hilft niger ist mehr, denn es geht darum, nur www.spektrum.com/kalender2013 ausgeblasen wird. Beim Achtzöller kann auch gegen Tubus-Seeing im geschlos- gerade die Taubildung zu verhindern und ein passend abgeschnittener Boden eines senen Tubus (Konvektionsströmungen). nicht durch abstrahlende Wärme wieder Putz- oder Mülleimers der ideale dop- Das lässt sich durch zusätzliche Isolation Warmluftschlieren im Tubus zu erzeu- pelte Boden sein. Vor allem bei Dobsons noch verbessern. Meist lässt der ohnehin gen. Der Fangspiegel darf nur gerade et- muss der Anbau flach genug sein, um zu enge Tubusdurchmesser wenig Spiel- was wärmer sein als die Umgebung. Tau beim Schwenk nicht in der Rockerbox raum, um unter der Folie isolierende oder Reif setzen sich dann wenig störend www.sterne-und-weltraum.de Fax: +49 6221 9126-751 anzustoßen. Löcher für den Zugang zu Schichten aus Isoliertapete anzubringen. am Tubus ab. So können schon 0,5 Watt E-Mail: [email protected] Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Slevogtstraße 3–5 | 69126 Heidelberg VdS-Journal Nr. 43 WISSENSCHAFT AUS ERSTER HAND Tel.: +49 6221 9126-743 *Alle Preise inkl. MwSt. Himmel und Erde

2013

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Kalender »Himmel und Erde 2013« Astronomen präsentieren im Bildkalender »Himmel und Erde 2013« ihre schönsten Aufnahmen und lassen Sie an den fantas- tischen Möglichkeiten der modernen Natur- beobachtung teilhaben. Zusätzlich bietet er wichtige Hinweise auf die herausragenden Himmelsereignisse 2013 und erläutert auf einer Extraseite alle auf den Monatsblättern des Kalenders abgebildeten Objekte knapp und anschaulich. 14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 cm; € 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order € 27,– inkl. Inlandsversand www.spektrum.com/kalender2013

www.sterne-und-weltraum.de Fax: +49 6221 9126-751 E-Mail: [email protected] Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Slevogtstraße 3–5 | 69126 Heidelberg VdS-Journal Nr. 43 WISSENSCHAFT AUS ERSTER HAND Tel.: +49 6221 9126-743 *Alle Preise inkl. MwSt. 8 Mein erstes Teleskop

elektrische Heizleistung für einen großen sich die Halteklemmen und - wenn vor- justiert werden, wenn denn diese Mög- Fangspiegel mit 80 Millimetern Durch- handen – die seitlichen Zentrierschrau- lichkeit überhaupt vom Hersteller vor- messer genügen. Diese 0,5 Watt lassen ben anschauen. Wird der Spiegel hier gesehen ist. Es wird dann die ganze Op- sich an einer 12-Volt-Stromquelle (Au- gequetscht? Kann man die Schrauben lo- tikfassung mitsamt Taukappenaufnahme toakku, Powerstation, Modellbauakku) ckerer einstellen, ohne dass sie sich dann zum Rest des Tubus verkippt. Spiegelte- sehr leicht erzielen, indem man vier Wi- ganz lösen? leskope sind hingegen meist grundsätz- derstände 1/4 Watt mit 75 Ohm anein- lich so aufgebaut, dass ihre Komponen- ander lötet und sie mit den Batteriepolen Manche Spiegelteleskope leiden auch ten justiert werden können. Wesentlich verbindet. Es fließt bei 12 Volt ein Strom unter einem verspannten Gegen- bzw. ist dabei die Justage von Haupt- und von 40 Milliampere, so dass jeder Wider- Fangspiegel. Einige Geräte haben um Gegen- bzw. Fangspiegel zu Tubus und stand mit 0,12 Watt heizt. Bei 13,8 Volt den Fangspiegel herum eine ringförmige Okularauszug. Aber auch bei Spiegeltele- einer vollen Autobatterie erhöht sich die Kunststofffassung. Diese schrumpft bei skopen gibt es Konstruktionen, die nicht Leistung auf 0,63 Watt bei 46 Milliam- Kälte weit stärker als der Glaskörper des auf eine Justage durch den Besitzer aus- pere Strom, was etwa dem Verbrauch Spiegels und so wird bei einer zu engen gelegt sind. Diese Situation liegt bei eini- zweier Leuchtdioden entspricht. Wer eine Passung der Spiegel gequetscht und die gen Maksutov-Cassegrains vor, die zwar 6-Volt-Stromversorgung benutzt, ver- Bildqualität leidet (oft durch Astigma- bezüglich leichter Dejustage ähnlich gut- wendet für eine fast gleiche Leistung vier tismus). Bei Linsenteleskopen kann eine mütig sind wie mancher Refraktor, deren Stück 18-Ohm-Widerstände, ebenfalls zu stramm aufgepresste Taukappe Druck Leistung sich aber steigern lässt, wenn mit 1/4 Watt. Kohleschichtwiderstän- auf Objektiv und Linsen ausüben mit ein Sternfreund sich mit einem guten de reichen völlig aus und sind mit zehn ganz ähnlichen Auswirkungen wie beim Konzept an die Aufgabe heranwagt. Ein Cent pro Stück nur wegen der kleinen Spiegelteleskop. Hier ist ein Vergleich Kinderspiel ist aber auch das nicht. Menge teuer bezahlt – wer im Versand- bei ausgekühltem Teleskop mit und ohne handel zehn Stück abnimmt, kann diese Taukappe aussagekräftig. Ist die Taukap- Da schon die einfache Newton-Justage für zusammen gerade 35 Cent erhalten. pe zu stramm, kann man nach entfern- einen eigenen Artikel füllt, kann hier baren Filzstreifen suchen, oder man muss nur der Hinweis stehen, sich mit anderen Eine Taukappenheizung wird wegen der die Kappe oder deren Sitz abschmirgeln. Sternfreunden über die Justagemöglich- größeren Fläche mehr Leistung benö- keiten des eigenen Teleskopes auseinan- tigen. Wer ein Heizsystem nicht kaufen Gute Justage derzusetzen. Hier hilft der Erfahrungs- möchte, kann mit Konstantan-Wider- Unweigerlich wird man schon bei der austausch mit Gleichgesinnten enorm standsdraht, aber auch mit Außenspie- gründlichen Kaufvorbereitung auf das weiter und auch eine durchdachte Anlei- gel-Heizfolie aus dem Kfz-Zubehör ar- Thema Justage stoßen. Die Meinungen tung zur Justage und wenn nötig auch beiten. Die Heizleistung sollte nicht zu dazu mögen unterschiedlich sein. Fakt zur Demontage ist hier sehr wertvoll. hoch gewählt werden, da die Taukappe ist aber: Es ist ein großer Vorteil, ein de- sonst Tubus-Seeing erzeugt. Sie und die justiertes Teleskop überhaupt justieren zu Je nach Teleskoptyp unterscheiden sich geschützte Optik müssen nur eben taufrei können. Ein dejustiertes Teleskop bleibt auch die nötigen oder sinnvollen Justa- bleiben. sehr weit hinter seinen Möglichkeiten gewerkzeuge. Cheshire und Justieroku- zurück, was sich vor allem im Bereich lar, aber auch Justierlaser, optional mit Entspannte Optik – entspannter der maximal sinnvollen Vergrößerung Barlow, sind bekannte und bewährte Beobachter des jeweiligen Gerätes zeigt. Schwere Hilfsmittel. Jedes hat aber seinen Zweck Ein nicht seltener Fehler bei Serientele- Dejustage aber kann sogar Nachteile bei und keines ist ein Allheilmittel. Deshalb skopen ist eine verspannte Optik. Wird schwacher Vergrößerung haben, wenn noch einmal der generelle Hinweis: Lin- eine Optik durch ihre Fassung oder ande- beispielsweise nicht die volle Teleskop- sengruppen und Refraktorobjektive lässt re Umstände unter Druck gesetzt, so ver- öffnung ihr Licht ins Okular bringt. man besser, wie sie sind. Gibt es damit liert sie ihre runde Form. Die Folge sind Probleme, sollte man sich im Rahmen dreieckige Sterne oder Sterne mit Licht- Beim Refraktor muss dabei unterschie- der Gewährleistung um eine professio- ausbrüchen und ein generell schlechtes, den werden, ob man das Objektiv zum nelle Nachbesserung durch den Händ- unscharfes Bild. So manche Optik ist Tubus und Okularauszug justieren kann, ler bemühen. Am Ende entscheidend ist ganz passabel gefertigt, kann das aber oder ob nur das Objektiv in sich, also die die Sternabbildung, so dass zumindest nicht zeigen, weil sie schlicht zu fest ein- Linsenzentrierung zueinander beeinflusst bei den meisten Spiegeloptiken auch die geklemmt wurde. werden kann. Letzteres sollte für die Feinjustage am Stern erfolgen sollte. meisten Sternfreunde eher ein Tabu blei- Wer sein Spiegelteleskop auseinander ben. Gibt es bei einem Zweilinser noch Sonne nimmt, um beispielsweise den Tubus mit Chancen, mit dem Sterntest oder einem Die Sonnenbeobachtung stellt in vielerlei Velours auszukleiden, der kann vorsich- Interferometer zurechtzukommen, gehö- Hinsicht eine besondere Herausforderung tig erfühlen, ob der Spiegel seitlich ein ren zur Justage eines Triplett-Objektivs dar. Niemals darf man die Sonnenbeob- minimales Spiel hat. Dazu sollte nur die genaue Kenntnisse der Vorgehensweise, achtung ohne einen richtigen und or- Spiegelrückseite berührt und der Spiegel um überhaupt Aussicht auf Erfolg zu ha- dentlich montierten Sonnenfilter wagen sanft geschoben werden. Wenn sich der ben. Somit sollte beim Refraktor eher das – schwere Augenschäden drohen – bis Spiegel nicht bewegt, dann sollte man Objektiv zum restlichen Teleskopaufbau hin zur Erblindung. So gilt es, egal ob ein

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 9

Sonnenfilter in selbstgebauter Halterung Der Sonnenfilter, der zusätzlich eine gen im Tubus, wären die im Bild sehr zum Einsatz kommt oder ein gekaufter eigene Streulichtblende erhalten kann, störende Folge. Filter samt Fassung, dessen Sitz auf dem sollte außerdem nicht auf der Taukappe Teleskop narren- und sturmsicher zu ma- sitzen, sondern besser anstelle der Tau- Ein nützliches Hilfsmittel ist der Son- chen. Wer die Filterfassung selbst baut, kappe auf das Objektiv aufgesetzt wer- nensucher. Dies ist einfach eine kleine verwendet allermeist eine visuell ausge- den. So wird verhindert, dass zwischen Peileinrichtung, die anstelle des opti- legte Sonnenfilterfolie mit ND 5. Fotogra- Sonnenfilter und Objektiv eine große schen Suchers, durch den man ohne fische Folie ist eher selten in Gebrauch, Menge Luft eingeschlossen wird, die sich Sonnenfilter genauso wenig blicken was auch den Fortschritt der digitalen nach und nach erwärmt und so im erwei- darf, angebracht wird. Man konstruiert Fototechnik dokumentiert. Die Folie soll terten Sinne für Tubus-Seeing sorgt. Eine sich z.B. auf einem kleinen Holzklotz, zwar faltenfrei, aber nicht gespannt oder robuste Konstruktion sowie ein sicherer der in die Sucher-Halterung passt, eine gar gestreckt in der Fassung liegen. Eine Sitz des Sonnenfilters haben aber stets kleine „Zielscheibe“ und gegenüber ei- gespannte Folie zeigt ein schlechteres Vorrang vor solchen Optimierungen. nen Schattenwerfer mit Loch. Das Gan- Sonnenbild als wellig liegende Folie ohne ze wird so angebracht, dass die Sonne Spannung. Auch hier sei auf die vielen Alternativ zum Folien-Sonnenfilter nutzt durch das Loch im Schattenwerfer einen verfügbaren Anleitungen verwiesen, die man oft am Refraktor einen Herschelkeil kleinen Punkt auf die Zielscheibe wirft. den Bau genauestens erläutern. (mit einem zusätzlichen Dämpfungsfil- Am einfachsten markiert man sich auf ter). Da hier das meiste Sonnenlicht erst der Zielscheibe, wo dieser Lichtpunkt Wichtig ist es, das Teleskop und die Fil- in Okularnähe aus dem Strahlengang des hinfällt, wenn man die Sonne im Okular terfassung lichtdicht zu machen. Da der Teleskops gespiegelt wird, muss nur der sieht. Bastlerische Kür ist es, den Sucher Sonnenfilter nur ein Hunderttausendstel Bereich hinter dem Herschelkeil licht- justierbar einzurichten. des Sonnenlichts ins Innere des Telesko- dicht aufgebaut sein. Zwar ein sehr über- pes passieren lässt, sind die 90 Prozent schaubarer Bereich, aber doch nicht ohne Reflexion einer hellen Hauswand im Ver- Schlupflöcher. Zu weite Okular-Klemm- Literatur und Internethinweise: gleich dazu hell wie ein Strahler. Es gilt fassungen lassen sich durch Einkleben – www.astrotreff.de also, den gesamten Teleskopaufbau auf von schwarzen Samt- oder Velours- – www.astronomie.de Licht-Schlupflöcher zu überprüfen. Das Streifen lichtdicht machen. – www.zellix.de/selbstbau kann auch eine freiliegende Spiegelrück- – William j. Cook: „The best of seite sein. Selbst wenn ein Teleskopspie- Ein weiteres Thema bei der Sonnenbe- Amateur Telescope Making gel mit 99-prozentiger Reflexion nur ein obachtung ist die Wärme. Eine Sonnen- Journal“, Willmann-Bell, 2003 Prozent Licht durchlässt, ist dieses eine filterfassung, die den Tubus etwas über- Prozent eben 1000-Mal mehr Licht, als ragt, sorgt durch die Ausrichtung auf die jenes, das durch den Sonnenfilter geht. Sonne dafür, dass das gesamte Teleskop Weil es durch den Spiegel nicht fokus- im Schatten liegt und sich nicht unnö- siert wird, sorgt es „nur“ für einen mäch- tig in der Sonne aufheizt. Tubus-Seeing, tigen Grauschleier im gesamten Bild. also unterschiedlich warme Luftströmun-

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VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 10 Mein erstes Teleskop

Pressspan, Alurundstäbe und ein 110-mm-Newtonspiegel: Mein erstes Selbstbaufernrohr von Ralf Thiele

Rückblickend ruft mir die Erinnerung an ler: „Faszinierendes Weltall“. In diesem irgendwelchen Holzschrauben mit de- mein erstes Selbstbaufernrohr ein Lä- Buch wurden nämlich auch käufliche nen Regale an die Wand gedübelt wur- cheln auf die Lippen. Wie einfach und Teleskope vorgestellt und besprochen. den. Eine Handbohrmaschine (wirklich kompromissbehaftet dieses Erstlingswerk Leider auch die Preise. Die waren für „Hand-“, denn die war zum Kurbeln) doch war. Mehr aus der Not heraus ge- mich als Schüler genauso astronomisch und eine Laubsäge fanden sich noch. boren. Handwerklich geschludert und wie mein Hobby. Glücklicherweise wies Werkstatttische oder ähnlich exklusive es hätte keinem fachmännischem Urteil das Buch aber auch eine Alternative auf: Ausrüstungsgegenstände waren leider standgehalten. Und dennoch war dieser den Fernrohrselbstbau. Viele Bilder von nicht vorhanden. Einiges musste also an- erste Eigenbau so wichtig für mich. Denn Eigenentwicklungen machten mir den geschafft werden, die Krönung war eine aus den Schwächen des eigenen Kön- Mund wässrig. Mangels Geld und Ma- Schlagbohrmaschine (nun wirklich mit nens und den Unzulänglichkeiten von schinen würde ich zwar vor allem die Motor ...) und viel später eine Stichsäge. Montierung und Fernrohr konnte ich nur mechanischen Teile gerade auch einer An Baumaterial waren diverse Regalbret- lernen. Erfahrung um Erfahrung und viel Montierung nicht selbst hinbekommen. ter aus Pressspan vorhanden. Mit diesen Geduld und Zeit mündeten schließlich in Aber Not macht bekanntlich erfinderisch primitiven Mitteln „gut gewappnet“ ging einer Ausrüstung, die mir heute präzise und so schaute ich mal im Keller nach, es an das erste Selbstbauprojekt. Es soll- nachgeführte Astrofotos ermöglicht. Und was da noch so alles an Holzplatten und te ein 110-mm-Newtonteleskop auf einer noch heute würde ich mir lieber ein Tele- anderem verwendbaren Material herum- Gabelmontierung werden. An eine Deut- skop sowie eine Montierung selber bauen lag. sche Montierung war wegen des hohen als eine zu kaufen. Aufwandes nicht zu denken. Es fanden sich zunächst keinerlei Ma- Begonnen hatte alles im Jahr 1982 mit schinen, wie z.B. eine Standbohrma- Zunächst wurde die Optik besorgt. Sie einem Geschenk meiner Patentante zum schine oder Band- bzw. eine Stichsäge. stammte von der damals wohlbekann- Geburtstag. Ein Buch von Werner Büde- Nichts. Lediglich ein Sammelsurium aus ten Firma AGA Westerholt mit dem um-

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde. Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Fax: 0 62 52 / 78 72 20 Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle E-Mail: [email protected] www.vds-astro.de Herstellung: Kullmann Verlags GbR, Stuttgart Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Vertrieb: Teutsch, Laudenbach Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint Sven Melchert. viermal pro Jahr und ist im Mitglieds - Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach- beitrag von 35,- (EU) und 40,- gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder (Nicht-EU-Länder), bzw. ermäßigt Mitarbeit: Eva Garbe, Elke Lawrenz 25,- pro Jahr enthalten Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktions- IMPRESSUM liste). Redaktionsschluss für die Ausgabe Nr. 45 ist der 1.11.2012 Der Schwerpunkt dieses Heftes ist dem Thema „Meteore“ gewidmet. Beiträge werden erbeten an Herrn S. Molau und/ oder an die Geschäftsstelle (mail/Postadresse). Die Endredaktion erlaubt sich den Hinweis auf die Schwerpunktthemen der zukünftigen Ausgaben: VdS-J. Nr. 46 „Offene Sternhaufen“ und VdS-J Nr. 47 „Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln“. Mit dem Einsenden gibt der Autor sein Einverständnis zum Abdruck im „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht keine Veröffentlichungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter Form zu veröffentlichen. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die abgedruckten Texte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 11

triebigen Inhaber Klaus Schwemin. Der anfertigen? Mangels Wissen hatte ich Fernrohr, das ich sehr lange hatte, war Spiegel hatte ein Öffnungsverhältnis von ein großes Beschaffungsproblem. Dieses ein japanisches 40-mm-Linsenfernrohr f/8,8 und der planelliptische Fangspiegel wurde „elegant“ durch Improvisation mit aufrechtem Bild auf einem kleinen 25 Millimeter Durchmesser (kleine Achse). umschifft. Die Achsen sollten möglichst Aluguss-Tischdreibein. Selbst den Gro- massiv sein. Das massivste, was ich auf- ßen Orionnebel konnte ich damit kaum Das Teleskop selber war relativ schnell treiben konnte, waren 12 Millimeter (!) erkennen. Mit meinem neuen, „großen“ und unkompliziert vollendet. Die Optik eloxierte Alurundstäbe aus dem Bau- Spiegelteleskop dagegen sah ich viele fand in einem 130-mm-Kanalrohr aus markt. In einem Eisenwarenfachgeschäft Dinge sozusagen zum ersten Mal. Die dem Baumarkt Platz. Der Hauptspie- bestellte ich vier offene Kugellager. Aus Anblicke mit diesem Teleskop waren gel wurde einfach auf einem rund aus- Sperr- und Pressspanplatten stellte ich auch der weitere Ansporn, mehr und gesägten Sperrholz mit drei seitlichen das „Lagergehäuse“ her. In diese wurden mehr in den Selbstbau einzusteigen und Halteklammern aus dünnem Stahlblech dann die Kugellager mit ihren Achsen auch größere sowie bessere Teleskope zu befestigt. Die Fangspiegelauflage bildete mehr oder weniger hineingepresst. bauen. ein im Winkel von 45 Grad abgesägter Besenstiel. Einen Okularauszug konnte Sehr schwierig war für mich, das Dekli- Nach dieser ersten Selbstbauerfahrung ich mir nicht leisten. Also wurde auch nationsachsgehäuse an die Rektaszensi- reifte schnell der Plan nach einem noch der selbst angefertigt. Und zwar aus ei- onsachse zu montieren. Eine Art Flansch größeren Teleskop. Tatsächlich baute ich nem Rundholz geeigneten Durchmessers. musste her. Er wurde in der metallenen anschließend einen 8-Zoll-f/6-Newton, Dieses wurde der Länge nach von zwei Abdeckung eines Lautsprechermagneten der nach und nach verbessert wurde und Seiten mit einer Lochsäge ausgebohrt. gefunden, den ich auf dem Sperrmüll schließlich auf einer „Ronny-Montie- Darin konnte dann ein eigens besorgtes fand. Man kann sich vorstellen, welche rung“ nach Plänen von Anton Staus auf 31-mm-Messingrohr über eine Schräg- hanebüchene Konstruktion dieses Erst- einem Balkon astrofotografisch betrieben zahnstange hin und her bewegt werden. lingswerk war. Dennoch stellte sich - wurde. Beim Bau der Montierung half Dies war bereits Luxus, denn vor der nachdem die „Montierung“ auf ein eben- mir damals die Werkstatt einer nahege- Lösung mit dem Messingrohr dienten falls aus Latten gebasteltes Stativ gestellt legenen Sternwarte. Selbst vor der Ent- ein dünnwandiges, verchromtes Staub- wurde - großer Pioniergeist ein und das wicklung und dem Zusammenlöten einer saugerrohr und eine aufgeklebte Plastik- Gefühl, trotz aller Schwierigkeiten beim elektronischen Synchronmotorsteuerung zahnstange von Fischertechnik als Oku- Bau etwas EIGENES bedienen zu kön- schreckte ich nicht zurück. Noch heute larauszugsrohr ... nen. Und trotz der für mich finanziell bin ich froh, diesen Weg gegangen zu unerreichbaren Industrie-Geräte den- sein. Für mich stellt Astronomie und Das Schwierigste war die Montierung. noch ein eigenes Teleskop zu besitzen. Instrumentenselbstbau eine wunderbare Vor allem: Woher sollte ich denn die Die Beobachtungen damit waren sozusa- Symbiose dar. Achsen nehmen und wie die Lagerung gen ein Quantensprung. Denn das erste Vom Brillenglas zum Teleskop – Teil 1 von Christoph Ries

Fernrohrbau und Spechteln haben bei Alles begann mit zwei alten, zerkratzten ich mit diesem klapprigen Gestell neben mir eine fast vierzigjährige Tradition. Lupen und ich erlebte, dass diese Linsen der Straßenlampe stand und den Mond Wie ein roter Faden zog sich die Notwen- tatsächlich ein vergrößertes Bild erzeu- anguckte. Das war nichts Gescheites. digkeit, mit äußerst bescheidenen Geld- gen! Nachdem ich bei der Gelegenheit Aber man lernt ja nie aus. Mir war klar, mitteln ein funktionierendes Spechtel- erstmals auch Bekanntschaft mit chro- dass eine bessere Optik her musste. Ei- equipment zu fabrizieren, über mehrere matischer Aberration gemacht hatte, nerseits hatte ich keinerlei Ahnung, wo Jahrzehnte durch mein Leben. Dazu ge- probierte ich mal, eine Art Newton-Tele- man ein Teleskopobjektiv kaufen konn- hörte natürlich auch, dass als Option nur skop zu fabrizieren und zwar aus einem te, zum anderen dämmerte mir damals der Selbstbau übrig blieb. Das Erlebnis, Rasierspiegel als Hauptspiegel und einem schon, dass das wohl mit dem knappen Planeten und Galaxien selbst durch ein kleinen Spiegel, wie er in einen Vogelkä- Taschengeld nicht zu machen sein dürfte. Teleskop zu erblicken, war mir damals, fig gehängt wurde, als Sekundärspiegel. Bei einem Optiker kaufte ich mir ein zu Beginn der 1970er-Jahre so fern, Oh je, die Abbildung war schon extrem Brillenglas mit einer Dioptrie, also mit dass ich glaubte, dies sei nur den Profis dürftig. Dennoch gelang es erstmals, ei- einem Meter Brennweite. Gepaart mit in großen Sternwarten möglich. Bis ich nige Krater auf dem Mond zu erhaschen. einer Lupe und einem Abflussrohr nä- lernte, dass das dem Teleskop zugrunde- Ich fühlte mich dennoch ein bisserl wie herte ich mich einem funktionierenden liegende Prinzip eigentlich ganz einfach Galileo, bastelte aus dem Ständer für ei- Fernrohr an. Außen weiß und innen war und sich auch mit einigen Linsen be- nen Föhn ein Standmodell, wie es in Fri- schwarz angepinselt – gut. Einen Fo- reits praktisch umsetzen ließ. Die ersten seurläden zu finden war, ein primitives kussierer brauchte es auch noch. Dank Versuche waren mehr als abenteuerlich. Stativ. Das war vielleicht eine wacklige Sperrholzbrettchen und Laubsäge ent- Angelegenheit. Es war schon naiv, wie stand ein primitiver Okularauszug, der

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 12 Mein erstes Teleskop

1-3 Stadien meines Schiefspieglers in den Jahren 1978 und 1979 mit Papptubus und einfacher Montierung auf Säule. Bereits 1979 wurde die Säule mit Abspannstreben verbessert, was das Wackeln stark reduzierte.

aus einer Klorolle hergestellt wurde. Die erhielt. Die zweite Firma, Lichtenknecker, in gewohnter Weise aus Sperrholzbrett- Papprollen von Küchentüchern stellten schickte mir einen dicken Brief, der Lese- chen mit der Laubsäge oder wahlweise schon ein nützliches Halbzeug dar. Na- stoff für mehrere Tage versprach, darun- der Puksäge gesägt. Zum Verschrauben türlich musste für den frischgebauten ter praktischerweise auch gleich Zeich- kamen Rundkopf-Holzschrauben zum Einfachrefraktor wieder das Föhnstativ nungen mit genauen Abmessungen, um Einsatz, weil ich eine größere Menge da- herhalten. So richtig prickelnd war das die angepriesenen Optiken fachgerecht von geschenkt bekommen hatte. Dieser Spechtelerlebnis aber immer noch nicht. verbauen zu können. Zwei Optiken pass- Schiefspiegler sollte selbstverständlich Mit der Wahl des Brillenglases hatte ich ten in meinen Etat, ich entschied mich eine parallaktische Montierung erhalten. ja nur eine, meinem Taschengeldetat für den 60 Millimeter durchmessenden Für mich war es ganz sonnenklar, dass angepasste Notlösung gefunden, die ich Schiefspiegler mit 1320 Millimetern man damit auch fotografieren können mit deftigen Farbsäumen um die Ster- Brennweite, weil der die meiste Öffnung sollte. Welche Hürden da lauerten, höher ne herum bezahlen durfte. Dann war fürs Geld bot. Sogar ein 30er Mitten- noch als heutzutage, davon hatte ich ja die Brennweite der Okularlupe auch zwey-Okular war noch mit drin! noch gar keine Ahnung. Dafür sollte die noch ziemlich kurz gewesen, die resul- Montierung natürlich auch einen Antrieb tierende relativ hohe Vergrößerung war Im Buch „Refraktor Selbstbau“ wurde haben, am besten motorisch. Doch wie der Bildqualität nicht gerade förderlich. unter anderem der Bau eines Schaer- ein solch engagiertes Projekt in die Tat So wurden nur wenige Nächte mit dem Refraktors beschrieben. Da ich keine Ah- umsetzen? primitiven Refraktor gespechtelt. Außer nung hatte, wie ich einen Schiefspiegler einigen hellen Sternen, mit quietschbun- bauen sollte, hielt ich mich einfach an Mittlerweile hatte ich mir noch ein wei- ten Farbsäumen garniert, habe ich nicht diese Vorlage. So kam es, dass der Schief- teres Buch, ebenfalls herausgegeben vom viel damit gesehen. Auch das Abblenden spiegler, von dem ich ja nur die Maße für Verlag Uni Druck, beschafft: „Fernrohr- auf etwa 45 Millimeter hat nicht wirklich die Optikkomponenten im Lichtenkne- montierungen und ihre Schutzbauten für was gebracht. Es gab keine Alternative: cker-Heftlein hatte, das Aussehen eines Sternfreunde“. Dort war neben Geräten, Eine richtige Optik musste her! Schaer-Refraktors bekam. Wie üblich die mich später zum Bau des Bismarck- griff ich auf bereits benutzte Komponen- Teleskopes inspirieren sollten, auch eine 1978 hatte ich dann genug gespart, etwa ten zurück. Das dicke Papprohr, mit dem Rolldachhütte und eine einfache, kleine 100 Mark, dass es für ein Objektiv rei- ich die lächerlichen Newton-Versuche Montierung beschrieben, die sogenann- chen konnte. Aber woher die Optik neh- unternommen hatte, musste wieder her- te Flori-Montierung mit 20-mm-Achsen. men? Der Optiker, der mir das Brillenglas halten. Kurzerhand wurde das Rohr für Damals war ein Arbeitskollege mei- verkauft hatte, kannte sich ein wenig den schief verlaufenden Strahlengang nes Vaters Schreiner und sägte mir die aus und nannte mir zwei Bezugsquel- längs aufgesägt, aus Sperrholzbrettchen Brettchen für eine sauber auf das Pap- len, die ich sogleich anschrieb. Internet entstand der Seitentubus, in dem der Se- prohr passende Fernrohrwiege zu. Vor oder gar Online–Shop waren ja damals kundärspiegel und der Fokussierer unter- allem die runden Aussägungen hätte ich noch kein Thema. So wartete ich sehn- gebracht waren. Erstmals baute ich einen mit der Laubsäge wohl nicht so schön süchtig auf Post. Als jugendlicher, künf- richtigen Fokussierer aus Metall. Ich fand hingekriegt. Ich besaß ja nur einen his- tiger Fernrohrbauer übrigens eine gute eine kleine Dreherei, die mir für kleines torischen, winzigen Minischraubstock Übung, eine der Fundamentaltugenden Geld nicht nur passende Aluröhren zu- und zwei verschiedene Handbohrer und des Fernrohrbaus zu lernen: Geduld! Die kommen ließ, sondern auch zwei Teile eben eine Laubsäge und eine Puksäge war auch später oft gefordert. Von einer passend ausdrehte, damit ein einfacher und eine ziemlich stumpfe Halbrundfei- Firma bekam ich einen kleinen Prospekt. Schiebefokussierer entstand, der mit einer le. Recht dürftige Ausstattung, um eine Wenn man dort fünf Mark einschickte, Schraube geklemmt werden konnte und parallaktische Montierung zu bauen. Im- sollte man einen umfangreichen Kata- eine Klemmhülse für das Okular enthielt. mer schwallweise, je nach Taschengeld, log erhalten. Klang vielversprechend, Die Halterungen für die Spiegel sollten wurden mal Holzbrettchen, dann wieder schade nur, dass ich nie einen Katalog natürlich justierbar sein. Diese wurden der Balken für die Säule der Montierung

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 13

beschafft. Ein großes Problem stellten die legendären „Schrauben Preisinger“ ge- schwierig, vor allem das Anfertigen der Achsen dar. Woher sollte man diese be- stoßen. Eine Quelle, die selbst heutzuta- Bohrungen für die Achsen. Mit Hilfe der sorgen? Die kleine Dreherei, die mir spä- ge noch wertvoll und in seiner Vielfalt Feile konnte ich die Achse einigerma- ter beim Okularauszug half, kannte ich dem Internet durchaus ebenbürtig ist, ßen einpassen, so dass es relativ wenig zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Da ich dabei auch jetzt noch den angestaubten wackelte. Die kleinen Flansche wurden damals in der Münchner Innenstadt zur Charme der Fachgeschäfte der siebziger natürlich wieder mit den überall verwen- Schule ging, arbeitete ich mich von der Jahre verströmt. Die kleine Schlosserei deten Halbrundkopf-Schlitzschrauben Stadtmitte aus per Durchfragen, zuerst im Hinterhof nannte mir noch eine Be- verschraubt – nicht gerade stabil das in Kaufhäusern, dann in verschiedenen zugsquelle für einen größeren Stahlrund- Ganze. Schon beim Bau wurde ich ob Fachgeschäften für Handwerkerbedarf, ling, der als Gegengewicht fungieren der Stabilität skeptisch und verkleidete Schrauben etc. voran und wurde im Glo- würde, da dort kein passendes Material die Lagerböcke vollflächig mit Sperr- ckenbachviertel fündig. In einem Hinter- zur Hand war. holzbrettchen. Unter die Flanschplatte hof gab es eine Schlosserei, wo man mir wurden Verstärkungsbrettchen mon- für einige Groschen in die Kaffeekasse Jetzt war fast alles komplett, sogar ein tiert, damit ich längere Schrauben für zwei 20-mm-Stahlachsen gab und einer Kugellager vermochte ich aufzutreiben. die Flansche verwenden konnte. Für die der Mitarbeiter schnitt sogar das passen- Diese ganzen Beschaffungsexpeditionen, Polhöhe half mir wieder der Schreiner- de Gewinde für das Gegengewicht auf immer nach Schulschluss in der Stadt, kollege meines Vaters, den Winkel sau- die Achse und sogar eine Stahlscheibe, dann wieder warten, bis erneut einige ber abzusägen. Ein anderer Kollege hatte die als Flansch dienlich war, wurde mir Mark beisammen waren, um Material zu mir auf der Drehmaschine, die es in dem in die Hand gedrückt. Bei dieser Expedi- besorgen – da wurde wieder die Tugend Betrieb ebenfalls gab, das Gegengewicht tion bin ich damals, noch ohne Stadtplan der Geduld gefordert. Das Herstellen plan gedreht und auch für das zur Achse und erst recht ohne Google, auch auf den der Holzklötze der Lagerböcke in Rek- passende Gewinde gesorgt. bei so manchem Münchner Handwerker taszension und Deklination war relativ Fortsetzung im nächsten Heft … Mein erstes Teleskop – oder wie bei mir die Astronomie wieder aktiv wurde von Achim Strnad

Sicherlich findet sich in meinen Be- nachtsferien das Nürnberger Planetarium Newtonteleskop russischer Produktion schreibungen der eine oder andere ge- zu besuchen. Vor allem meine achtjähri- geworden, welches jedoch nicht auf der neigte Leser selbst wieder. Schon als ge Tochter Lisa war von dem Besuch völ- originalen Säulenmontierung mit 220-V- kleiner Junge war ich astronomisch in- lig fasziniert, mir ging es ehrlich gesagt Nachführmotor, sondern auf einer Vixen- teressiert. Mein Vater besaß damals ein ganz ähnlich. Da ich vom Arbeitgeber GPE mit Hartholzstativ montiert wurde. 30x25-„Piratenfernglas“, mit dem ich einen kleinen finanziellen Bonus erhal- Die Kombination war ungewöhnlich, hat den Mond beobachten durfte. Auf mei- ten hatte, reifte die Idee, ein Teleskop zu sich aber bewährt. Nach anfänglichen ne neugierigen Fragen hatte ich – soweit kaufen. In Zeiten der elektronischen Me- Verunsicherungen in den ersten Beob- möglich – immer Antworten erhalten. dien habe ich vor allem auf das Internet achtungsnächten – ich wusste ja nicht Ein Quell, um meine Neugierde zu stillen, als Informationsquelle gebaut, mich im wirklich, was wie zu sehen ist – habe ich war damals die Innenseite meines Schul- größten deutschsprachigen Forum ange- mich mit „NaTALia“ angefreundet (jedes atlas (Diercke Weltatlas), in welchem un- meldet und angefangen zu lesen, dann meiner Teleskope hat auch einen Namen) sere Planeten mit Zusatzinformationen auch Fragen zu stellen. Was ich denn mit und dann jede potenzielle Beobach- wie Größe, Dichte, Umlaufzeiten, Anzahl dem Teleskop alles machen wollte? Nach tungsmöglichkeit ausgenutzt. 35 Beob- Monde etc. abgebildet waren. Alles wur- zwei Wochen Recherche war ich mehr achtungsberichte sind im ersten Jahr de aufgesogen, noch heute kenne ich die und mehr verunsichert. Ich hatte gelernt, verfasst worden. Beim ITV-2001 hatte Daten auswendig. Geld für ein Teleskop dass es DAS Teleskop nicht gibt, je nach ich den ersten Kontakt mit der ATM- war jedoch nicht vorhanden. Es blieb da- Einsatzzweck haben alle Vor- und Nach- Szene und wurde vom Teleskopbau- und bei, sehnsüchtig die entsprechenden Sei- teile. An einem Samstagmorgen bin ich Spiegelschleifvirus infiziert. So kam es, ten des Quelle-Katalogs durchzublättern. dann in die Nähe von München zu ei- dass „NaTALia“ nach ca. 18 Monaten Mit einsetzender Pubertät wurden andere nem Astronomiehändler gefahren, wollte intensiven Einsatzes in einer Holzkiste Themen wichtig – die Astronomie verlor endlich Fakten schaffen. Der freundliche verschwand und dem ersten Selbstbau/- ich aus den Augen. Geschäftsinhaber hat damals meine Un- schliff weichen musste. Dort ruht sie sicherheit erkannt, mit wenigen Fragen heute immer noch – von der ersten Ge- Im Januar 2001 – nun selbst Familienva- herausgefunden wohin ich tendiere und liebten kann man sich eben einfach nicht ter mit zwei damals acht und fünf Jahre mich darin bestärkt. Nach zwei Stun- trennen, auch wenn dies streng genom- alten Kindern – sollte sich dies wieder än- den habe ich ein TAL2-Teleskop in mein men unsinnig ist. dern. Ich kam auf die Idee, in den Weih- Auto geladen. Es war also ein 6-Zoll-f/8-

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 14 Mein erstes Teleskop

So fing’s an – mein erstes Teleskop von Daniel Spitzer

Die Geschichte beginnt schon vor dem 1,25-Zoll-Okulare zum Teleskopkauf: Kurz vor Weihnachten Vorschein. Alles wurde 1999 war ich aus irgendeinem Grund zusammengebaut und in Dortmund. Aus irgendeinem anderen bestaunt. Umso schwe- Grund verschlug es mich in eines der rer fiel es mir, bis zum großen Kaufhäuser, in dem ich eher zu- First Light noch zwei fällig an der Fotoabteilung vorbei kam. Tage wegen schlech- Auf einem Podest stand dort eine gan- tem Wetter zu warten. ze Horde von schwarzen Teleskopen der Am 5.1.2000 war Jupi- Marke Bresser. Die Marke kam mir damals ter mein erstes Objekt. schon bekannt vor und ich dachte „Dann Sofort waren die vier sind die bestimmt gut!“ Beim Blick auf Galileischen Monde die Preisschilder war mir sofort klar, was und die zwei prägnan- ich mit dem Geld, das ich zu Weihnach- ten Wolkenstreifen er- ten bekam, machen würde... kennbar. Mangels eines Himmelsatlanten wur- Am 3.1.2000, dem ersten Geschäftstag den zunächst nahezu des neuen Jahrtausends fuhr ich erneut ausschließlich Mond mit dem Zug nach Dortmund. Der Tag, und Planeten beobach- an dem ganz Deutschland Angst vorm tet. Computer-Crash hatte. Ich sah mir das Teleskop – das Bresser „Sirius“ – noch- Meine ersten Gehver- mal genau an. Es besitzt 70 mm Öff- suche auf dem Weg nung, 900 mm Brennweite und bis zu zum Deep-Sky-Beob- 625-facher Vergrößerung, wow (heute achter bestanden darin, muss ich schon etwas über den Wert der M 42, M 45 und einige Vergrößerung schmunzeln ...). Ich fragte Doppelsterne zu beob- den Verkäufer, was er mir über das Te- achten. Deep Sky war leskop meiner Wahl sagen könnte. Naja, ohne Himmelsatlas oh- die Beratung lief denkbar schlecht: Mit nehin schwierig - der den Worten „Können Sie alles hier nach- kam erst ein paar Mo- lesen“ knallte er mir den Bresser-Katalog nate später in Form des auf den Tresen. Ich blätterte also die ent- „Atlas für Himmels- sprechende Seite auf, wurde aber nicht beobachter“ von Erich wirklich schlauer. Alles, was auf dem Karkoschka dazu. Den 1 Mein erstes Teleskop: das Bresser „Sirius“ mit 70 mm Infoschild am Teleskop stand, wurde im benutze ich heute mit Öffnung und 900 mm Brennweite auf azimutaler Katalog durch Symbole vermittelt. Egal, deutlich größerer Optik Montierung ich wollte das Ding! übrigens immer noch gerne. Damals habe ich Mit meinen Worten „Ok, das nehm‘ ich“ irgendwo gelesen, dass man das Gesehe- Spaß damit. Trotzdem habe ich aus der war der Kauf besiegelt. Plötzlich wurde ne nach Möglichkeit auch zeichnen sol- damaligen Zeit und Beobachtungspra- der Verkäufer massiv freundlicher, wahr- le. Als Hobbymaler war mir sofort klar, xis viel mitgenommen. Immer wenn der scheinlich hat er nicht gedacht, dass das dass ich das auch mache! Die schriftliche Himmel klar ist, aber der Mond scheint, kleine Kerlchen mit den dicken Wangen Dokumentation liegt mir bis heute nicht wird er auch beobachtet. Ich beobachte (ich habe damals eine größere Men- so 100-prozentig. Bilder sagen ohnehin einfach lieber den Mond, als gar nicht ge Cortison genommen) wirklich etwas mehr als tausend Worte. zu beobachten! Und Doppelsterne sind kaufen würde. Er bastelte mir mit Paket- seit zirka einem Jahr auch wieder auf klebeband sogar noch einen Tragegriff In der Zwischenzeit hat mich der Öff- meinem Beobachtungsprogramm. Wenn an den Karton, da ich ja noch mit Zug nungswahn gepackt - wie viele andere es noch zu hell für Deep-Sky-Objekte und Bus nach Hause kommen musste. Deep-Sky-Beobachter auch. Das ist einer ist, aber schon so dunkel, dass man vie- Endlich angekommen, wurde das große der Gründe, warum der kleine Refrak- le Sterne sieht, nutze ich Doppelsterne, Paket geöffnet. Nach und nach kamen tor heute so gut wie nicht mehr genutzt um mich warmzubeobachten und auf die ein Sucher 5x24, die Stativbeine, die wird. Der andere ist der defekte Sucher. Nacht einzustimmen. Wer weiß, wie es Montierungsgabel, Barlowlinse und drei Eigentlich schade, ich hatte früher viel ohne den Refraktor gekommen wäre ...

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 15

In the beginning (1967–87) von Wilfried Wacker

Ich weiß noch gut, als ich so 11 oder 12 rangiger Amateur- und Vollastronomen Jahre alt war (1967/68), schenkte mir gelesen, viele aus der Leihbücherei. Nun, mein Schwager ein kleines, ausziehba- diese hochgradigen Autoren-Leutchen res Taschenfernrohr, ein sogenanntes sagten einem ganz genau, was der junge Robinsonfernrohr mit ca. 30 Millimetern Sternfreund haben MUSS und was er er- Öffnung und 6-facher Verkleinerung/ warten KANN! Ein 6- bis 9-cm-Refraktor Vergrößerung. Man sieht es auf Abbil- ist der Stolz eines jeden Knaben - oder dung 1 noch als Sucher. Da stand ich sogar ein Spiegelteleskop mit 114 mm nun einige Male im Winter draußen im Öffnung! Parallaktisch musste ein Tele- Hof, dicken Mantel an, Mutters „manns- skop sein, ohne dem ist am Himmel nix großen“ Bast-Blumenhocker rausgeholt, zu finden und wenn ich mal groß bin, darauf mit einem einfachen Taschensta- darf ich mir eines dieser unsinnig teuren tiv mein kleines Fernrohr und betrach- Celestrons mit sagenhaften 20 Zentime- tete voller Ehrfurcht den Orionnebel, tern Öffnung kaufen. Ja, so war unsere die Plejaden und was man alles so mit kleine Astrowelt damals – besser: So bloßem Auge sonst noch fand (Nachbars wurde sie uns beigebracht! Einen bes- Töchterlein?). Als Ausrüstung hatte ich seren Weg, sofort nach der Astro-Ein- die Hallwag-Sternkarte (an mehr erinne- gewöhnung voller Frust alles wieder hin re ich mich nicht) und mein allererstes zu werfen, gab es nicht wirklich. Frus- Astrobuch: „Leben auf anderen Ster- triert haben mich aber die damaligen nen?“ von Joachim Herrmann (steht im- Bastelkönner, ich erinnere da gerne an mer noch im Regal). Da waren so schöne „Kutter & Staus: Fernrohrschutzbauten Oberflächenzeichnungen ferner Planeten und ihre Montierungen für Sternfreun- drin, die lösten bei mir ein wahres „As- de“. Was die Herrschaften damals schon tro-Fernweh“ aus. Diese Empfindungen gebaut haben, blieb mir verwehrt, das überfallen mich heute immer noch, wenn konnte ich einfach nicht! Heute besorgt ich mal am Teleskop spazieren sehe - und man sich gedruckte Schaltungen aus am besten noch sphärische Musik dabei dem Internet und fertig, damals wurde 1 Eschenbach-Refraktor 60/710 auf höre. Dieses „Himmelsfernweh“ gehört das noch alles selbst gebaut. Aber das parallaktischer Selbstbau-Montierung heute nach wie vor für mich mit ans Te- hielt mich ja nicht zurück, auch mit ein- leskop, auch dem Philosophieren über fachen Mitteln kann man was bewerk- den Kosmos und über unser Sein gilt stelligen! Also wurde eine parallaktische meine tiefe Zuneigung. Montierung gebaut. Es gab damals eine Berliner Firma, Witte & Nels, die stell- Nebenbei: Was hat des Bauern Gülle mit ten eine traumhafte Montierung her, ich Astronomie zu tun? Nun, für mich viel! habe heute noch den Original-Prospekt Wenn man mal an so einem billigen davon und ein Sternfreund aus Rheine Fernglas oder Taschenfernrohr riecht, fährt damit heute noch ein traumhaftes die Plastik(?)-Ummantelung hat so einen (orangenes) C 8 – leider für mich damals merkwürdigen Geruch – ja, es riecht ir- unerschwinglich. Dafür setzte ich mir aus gendwie genauso! Vielleicht hat der eine einem alten Mikrofon-Galgenstativ, et- oder andere das auch schon mal festge- was Holz und einer Kienzle-Tachoscheibe stellt? eine parallaktische Montierung zusam- men, wie es die Abbildung 2 zeigt. Nun gab es nach meiner Astro-Anfangs- zeit eine lange Pause, aber im Jahr 1981 Beobachtet? Tja, beobachtet hab ich fing das Interesse wieder an aufzukei- damit auch was: Mond, ein paar Plane- men. Ich hatte tatsächlich mal wieder in ten, hier mal M 57, da mal M 42, naja, Joachim Herrmanns Buch gelesen (und eben das Übliche. Aber man kann sich 2 Die ausgefeilte Montierung (im die Bauern waren am Gülle fahren ...). vorstellen, dass es nicht lange dauerte wahrsten Sinne des Wortes). So Und siehe da: Ein Teleskop musste her! (zumal die Stundenachse, die durch das eine Tacho-Schreibscheibe eignet Ein Refraktor 60/710 von Eschenbach für Holz geführt wurde – ohne Buchse (!) – sich hervorragend für die Rektas- 250 Märker durfte es werden. Mittler- immer mehr schlackerte, speziell, als mir zension-Einstellung, hat sie ja auch weile hatte ich etliche Fachbücher hoch- das ganze Ding im Haus mal umgefallen ein 24-Stunden-Format.

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Uhrwerksantrieb am Polaris-Refraktor

war), bis sich der Wunsch nach etwas 43 (!) Minuten belichtet auf Fujicolor allerdings keine Show, ich hatte viel mit Größerem breit machte: Ein 90/1300- 1600, nachgeführt mit dem aufgesattel- Tau und Regenwasser zu kämpfen! Polaris-Refraktor von Vixen für ca. 1500 ten 60/710 auf Kugelkopf und mit Nach- Mark durfte es diesmal sein. Ich brauche führeinheit GA-2. Und das mit Uhrwerk- Aber aus gewissen privaten Umständen, den hier jetzt nicht abbilden, kennt man Teilen! Zur Zeit der Aufnahme hatte ich die das Leben so ab und zu für einen über ja. Aber den Antrieb, den ich schon bald aber schon mein damals größtes Ziel ver- hat, war Ende 1987 zunächst mal Feier- nach Erhalt des Teleskops dafür aus alten wirklicht: Nach einem Hausumbau blieb abend mit der Astronomie. Ich verkaufte Uhrwerksteilen konstruierte, den möchte genügend Baumaterial über, um mir eine meinen ganzen Kram (ging alles nach ich schon mal zeigen (Abb. 3). komfortable fünf Quadratmeter große Hamburg, das hat derjenige alles mit Klappdachhütte nach Kutter/Staus zu einem VW-Käfer abgeholt – Fernrohr, Wie gut der lief, möchte ich anhand ei- bauen. Die Abbildung 5 zeigt das Equip- Montierung, Säule – alles) und schloss nes später damit gemachten Fotos des ment, mit dem der Komet Halley aufge- mein Beobachtungsbuch mit der Bemer- Kometen Halley (Abb. 4) demonstrieren: nommen wurde. Die große „Schalttafel“ kung: „Aus-Vorbei-Das-wars!“ Aber: Es Am 2.12.1985 mit Teilkreisen eingestellt, am oberen Ende der Säule ist trotz real sollte anders kommen, aber das ist eine visuell war der Komet nicht zu sehen an funktionierender Potis doch mehr nur andere Geschichte. diesem recht diesigem Abend. Show. Der Eimer hinten in der Ecke ist

5 4 Komet Halley am 2.12.1985 Polaris-Refraktor 90/1300 mit Eigenbauantrieb in der 5-Quadratmeter-Klappdachhütte

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Mein erstes Fernrohr von Herbert Zellhuber

Astronomie und Naturwissenschaften ist. Es ging schon damit los, das Fernrohr interessierten mich eigentlich schon als auf einen hellen Stern auszurichten. Es Kind. Auch so manches Buch habe ich war zwar ein kleiner Sucher vorhanden, darüber gelesen. Als ich Anfang der trotzdem war ein schnelles und exak- 1990er-Jahre ein Buch über astrono- tes Peilen nicht möglich. Ich stellte mir mische Navigation las, musste ich fest- ernsthaft die Frage, wie das wohl andere stellen, dass ich mehr Grundkenntnisse Leute machten. Leider hatte ich in mei- in Astronomie brauchte, um das Buch nem Bekanntenkreis keinen astronomie- verstehen zu können. Also besorgte ich begeisterten Fernrohrbesitzer, der mir mir aus der Leihbücherei „Welcher Stern hierzu Tipps geben konnte. Also musste ist das?“ und prägte mir mit dessen Hilfe ich mir selbst helfen. die wichtigsten Sterne und Sternbilder ein. Um mein Wissen zu vertiefen, las ich Schon bald hatte ich eine Lösung. Da noch weitere Astronomiebücher und be- ich mich seit einigen Jahren mit Elek- suchte danach die damals neu aufgebaute tronik befasste, kannte ich Leuchtdioden. Astronomieabteilung im Deutschen Mu- Ich brachte eine rote 3-mm-LED mit ei- seum. Mein autodidaktischer Astrokurs ner kleinen Batterie und einem Schalter sollte somit abgeschlossen werden. So vorne am Tubus an. Am hinteren Ende dachte ich jedenfalls. Im Museumsladen schraubte ich eine einstellbare V-Kimme entdeckte ich dann das „Himmelsjahr“ an. Damit war schon mal eine sichere mit vielen interessanten Beobachtungs- Peilung möglich und ich konnte auch hinweisen. Als ich dann mein Fernglas etliche hellere Messier-Objekte finden. erstmals auf den Andromedanebel rich- Auch Galaxien wie M 81 und M 82 fand tete, schlug es bei mir ein! Da sah ich tat- ich damit. Ich kann mich noch gut daran sächlich eine Galaxie in zirka zwei Mil- erinnern, wie ich zum ersten Mal Saturn lionen Lichtjahren Entfernung mit mehr sah, den ich mehr oder weniger zufällig als 200 Milliarden Einzelsternen! Der Be- fand. Ich war einfach nur begeistert! Mit schluss war schnell gefasst: Ein Fernrohr der Zeit holte ich mir immer mehr Beob- musste her! Allerdings sollte das Budget achtungspraxis, doch schwache Galaxien von 1000 Mark nicht wesentlich über- blieben mir noch immer verborgen. Al- 1 schritten werden. lein mit dem Peiler kam ich nicht weiter. Mein erstes Fernrohr, ein Newton Wieder musste ich mir etwas einfallen 114/900 auf der New-Polaris-Mon- Schon bald stand fest, dass es ein lassen. tierung von Vixen 114/900-Newtonteleskop mit einer pa- rallaktischen Montierung sein sollte. Ich Nach einigen Wochen kam ich dann auf ging zu einem Astronomiehändler in die Idee, über das Aufsuchen mit Teil- begeisterte mich restlos. Nachts alleine München, dessen Inserat ich im „Him- kreisen nachzudenken. Der Sky Atlas mit dem Fernrohr auf einem Feldweg - melsjahr“ fand. Als weiteres nahm ich ei- hat eine bedruckte Klarsichtfolie, mit der die Sterne über mir - die kühle Luft - der nen Sternatlas mit. Beim Fernrohr war nur man die Koordinaten ablesen kann. Also würzige Duft von frisch geschnittenem ein orthoskopisches 20-mm-Okular dabei, zeichnete ich mir Aufsuchkarten und Gras im Sommer - die Stille - der nächt- deshalb kaufte ich noch ein 12,4er dazu. brachte an den Treibrädern der Montie- liche Ruf eines Käuzchens oder anderer Mit dieser Ausrüstung begannen meine rung entsprechende Skalen an. Die Mon- Wildtiere. Gelegentlich hört man von ersten astronomischen Beobachtungen. tierung richtete ich einigermaßen genau weitem den Stundenschlag einer Kirch- Von Anfang an befolgte ich den Ratschlag am Pol aus, wobei ich durch die hohlge- turmglocke. Alles ist anders als bei Tage. aus einem Buch, alle Beobachtungen in bohrte Polachse den Polarstern anpeilte. Mit dem Fernrohr blicke ich weit in den einem Notizblock aufzuzeichnen. Mit etwas Übung konnte ich die begehr- Himmel. Das Licht hat viele Jahre ge- ten Objekte - von einem hellen Stern braucht, um bis zu mir zu gelangen. Oft Nachdem ich die hellen Objekte Mond, ausgehend, den ich auch frei Auge sah empfinde ich Ehrfurcht vor der Natur. Venus, Orionnebel, Andromedanebel - recht schnell einstellen. Erst jetzt kam Aber kaum jemand erlebt sie noch, die und Jupiter sah, wollte ich auch andere so richtig Spaß mit dem Fernrohr auf. Es Faszination des Nachthimmels - schade Nebel, Sternhaufen, Planetarische Nebel gab die nächste Zeit vieles für mich zu eigentlich. und Galaxien beobachten. Allerdings entdecken. Jedes erfolgreiche Aufsuchen war mir schon bald klar, dass das Aufsu- war auch mit einem Erfolgserlebnis ver- Als ich einmal in der hiesigen Zeitung chen dieser Objekte gar nicht so einfach bunden. Diese Art der Naturbeobachtung blätterte, sah ich eine Anzeige von der

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„Astronomischen Arbeitsgemeinschaft ziert ist, weiß ich bis heute nicht. Viel- Pfaffenwinkel“. Sie boten einen Vortrag leicht wollte man einen kürzeren Tubus über Astronomie an, außerdem trafen haben? Ich jedenfalls hätte lieber einen sich die Sternfreunde jeden Monat ein- niedrigen Schraubfokussierer verwen- mal in der Nachbarstadt Weilheim. End- det, auch wenn der Tubus etwas länger lich konnte ich mich über das Thema geworden wäre. Vor allem hätte ich ins Astronomie mit Gleichgesinnten aus- Tubusinnere Velours-Folie geklebt, um tauschen. So kam es, dass ich mich über besseren Kontrast zu haben. Die Mon- die Nachführung eines Fernrohres etwas tierung und das Dreibein waren ausrei- schlauer machen konnte. Ich kramte aus chend dimensioniert, man hätte sogar meiner „Schatzkiste“ (so mancher würde ein größeres Fernrohr aufsatteln können. dazu vielleicht geringschätzig Schrott- kiste sagen) einen Elektromotor mit Ge- Nach zweieinhalb Jahren verkaufte ich triebeuntersetzung hervor, daraus baute das 114/900-Newtonteleskop an einen ich eine recht gut laufende Nachführung Jungen in Weilheim. Was wohl inzwi- (Abb. 2). Fotografiert habe ich damit schen aus dem Fernrohr geworden ist? allerdings nicht. Ich fand es aber recht praktisch, wenn das Fernrohr dem einge- stellten Objekt nachgeführt wird. 2 Die selbstgebaute Nachführung aus einem Gleichstrom-Elektromotor mit Mittlerweile hatte ich das Teleskop fast Untersetzungsgetriebe ein Jahr und dachte schon über ein größeres Instrument nach. Das nächste Highlight war der Besuch des Internati- etliche andere Einzelheiten abzeichnete. onalen Teleskoptreffens (ITT) in Kärnten. Nach dem Besuch des Teleskoptreffens Dort gab es viele Fernrohre zu sehen, die war klar, dass ich mir ein 20-cm-Newton Inserentenverzeichnis ich schon aus Werbeanzeigen kannte. selbst bauen werde. Allerdings wollte ich Da die Nächte einigermaßen klar waren, keine Dobsonmontierung, sondern eine APM Telescopes, Rehlingen 73 wurde natürlich viel beobachtet. Auch parallaktische. Auch als der Achtzöller ich baute mein Fernrohr auf, beobach- fertig war, beobachtete ich noch oft mit astronomie.de, Neunkirchen 9 tete aber nur kurz damit. Die Fernrohre dem 114er. Interessant war auch, wie die der anderen Besucher waren viel interes- Objekte im direkten Vergleich beider Te- Astro-Shop, Hamburg U2 santer. Besonders durch die großen Dob- leskope zu sehen waren. sons mit einem halben Meter und mehr Astroshop.de nimax GmbH, 27 Spiegeldurchmesser wollte ich unbedingt Dann fuhr ich zum Internationalen Te- Landsberg hindurchschauen, auch wenn ich dabei leskoptreffen am Vogelsberg (ITV) und Wartezeiten von zehn Minuten in Kauf nahm den Achtzöller mit. Das 114er Baader Planetarium, U4 nehmen musste. Die Leute standen rei- musste derweil zu Hause bleiben. Dort Mammendorf henweise vor so manchem großen Fern- traf ich einige Leute, die ich schon das rohr an. Es war ein tolles Erlebnis, als ich letzte Mal in Kärnten kennenlernte. Un- Deep-Sky-Treffen 44 den Zentralstern im Ringnebel sah. Be- ter anderem auch den Herrn, der mir da- eindruckend auch, dabei zwei Meter über mals noch mit den Augen zuzwinkerte, Kosmos Verlag, Stuttgart 31 dem Boden auf einer wackligen Leiter zu als ich mit Schieblehre, Maßband und stehen. Notizblock rumlief. Von meiner Edel- Meade Instruments Europe, 115 stahlmontierung war er so verblüfft, dass Rhede Am Tag waren für mich besonders die er mich noch heute „Nirosta“ nennt. Selbstbau-Fernrohre interessant. Stun- Gerd Neumann jr. 69 denlang unterhielt ich mich mit den Er- Beim Besuch des nächsten ITT konnte bauern und konnte dabei viel Neues in Er- ich ein Zeiss-Objektiv 80/500 erwerben. Optische Geräte Wolfgang Lille, 83 fahrung bringen. Es wäre unmöglich und Auch für dieses Instrument baute ich al- Heinbockel viel zu mühsam gewesen, sich das alles les selbst. Als der Refraktor fertig war, aus irgendwelchen Büchern zusammen verglich ich oft die Leistungen der drei Sahara Sky, Koring, Marocco 110 zu lesen. Das erfährt man eben nur bei Geräte miteinander. Mittlerweile hatte einem Teleskoptreffen. Ich fotografierte ich auch mehr Erfahrung bei der Beur- Spektrum der Wissenschaft Ver- 7 und machte auch viele Notizen. Gut, dass teilung von Amateurteleskopen gesam- lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 63 ich die Schieblehre und das Maßband melt. Das 114er-Newton war zwar nicht dabei hatte. So mancher schaute etwas schlecht, aber ein paar Sachen hielt ich Vereinigung der Sternfreunde e.V., 29 skeptisch, als ich mir Einzelheiten eines für verbesserungswürdig. Weshalb der Heppenheim Okularauszugs mit Friktionstrieb und Fokus so weit außerhalb des Tubus plat-

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Mein erstes Teleskop von Alex Geiss Mein Jugendtraum hatte sich erfüllt! Als Kind stand ich im Kaufhaus zwi- schen den Teleskopen mit Öffnungen, die größer waren als ich mit einer Hand anzeigen konnte. Sie waren für mich unerreichbar teuer. Doch nun im Früh- jahr 2006 war ich im Besitz genau eines solchen Traumteleskops: 150 Millimeter Öffnung, Vergrößerung 225-fach und 1400 Millimeter Brennweite, parallak- tisch montiert. Ein – wie die Anzeige es nannte – „Big Boss“, nebst 25- und 6,5-mm-Okularen und Schraubfiltern für Mond und Sonne.

Bald fand ich M 57 und meinen ersten Planeten: Jupiter mit seinen Galileischen Monden, die ich als 14-jähriger in Spa- nien mit dem Fernglas meines Vaters entdeckt hatte. Schwierig war es, neue Objekte am Nachthimmel zu finden, aber diese Montierung war eine angenehme 1 Sache. Durch Zufall sah ich im folgen- Der Alex mit seiner neuen, noch ungeschwärzten Fangspiegelhalterung – jetzt werden den Jahr in einem 1960er-Jahre VW-Bus auch Wolken auf Mars und die Cassinische Teilung sichtbar. ein Kärtchen mit einer Galaxie, schrieb auf die Rückseite eines Einkaufszettels: „Habe 1970er-Käfer und Teleskop, su- rade dengeln – ich hatte jegliche Hem- f/7 sollte es werden - mit „echter“ Brenn- che Kontakt, Telefonnummer“ und warf mung meinem Teleskop gegenüber ver- weite und kein katadioptrischer Stummel ihn auf gut Glück durchs offene Fenster. loren. Jetzt lernte ich sogar das Justieren mit 55-mm-Fangspiegelaufhängung. Am gleichen Abend besuchte mich noch meiner Optik. Und mein Teleskop erhielt der junge Fahrer mit seinem Veteran und von mir eingelegte Holzteile in den Tele- Zu Weihnachten 2008 schenkte meine Teleskop und nach einem angenehmen skopfüßen. Frau mir ein Paket mit der 6“-Self-Made- Grillabend mit meiner Familie schauten Ausrüstung. Die vielen Päckchen und Peter M. aus G. und ich mit unseren Te- Auf Peters Rat hin kaufte ich eine dreh- Tütchen von der Materialzentrale Tho- leskopen von meiner lichtarmen Einfahrt bare Sternkarte und den „Karkoschka“ mas Heising wurden sauber weggepackt aus in den Nachthimmel. Natürlich war und wir kamen öfter mit unseren „Ve- und in den folgenden Tagen begann der 14-Zöller, den er mitgebracht hatte, teranen“ nach Pfünz auf den Osterberg, ich mit dem Kauf und Bau der nötigen besser. Aber ich fand ihn etwas unhand- teleskopierten und sahen auch einmal Werkzeuge: kippbare Messerschneide, lich und er bestätigte, dass – so oft wie einen Boliden. Meine Heimfahrt ins punktförmige Lichtquelle (das Gehäuse ich meinen 6-Zöller benutze – für mich nahe Ochsenfeld war meistens nicht zu sollte für ein etwaiges Nachfolgeprojekt ein handliches Gerät unschlagbar wäre. schwierig um drei Uhr Nachts. Aber dass nicht zu breit sein), Spiegelauflage usw. Außerdem fand er meine Suchertau- mein Teleskop nicht mehr als 56-fach Und weil ich ja auch noch ein anderes kappe aus der Pappe einer Küchenrolle hergab, wurmte mich schon – ich gebe Leben führe, dauerte es eben ein Drei- gut. Nur meinen Sonnenfilter sollte ich zu: ernüchtert war ich schon längst. vierteljahr, bis ich schließlich zum ersten dringend gegen einen Folienfilter an der Mal das Carborundum kratzen ließ. Die Öffnung tauschen und den alten mit dem Der Peter hatte etwas von Selbstbau Nächte wurden nun lang und ich un- Hammer entsorgen. erwähnt und dass es Literatur gab, die aufmerksam. Ohje, wenn doch nur nicht erklärte, wie man einen Spiegel selbst das Pech Rohling und Schleifschale zu- Irgendwann einmal sagte meine Frau, schleift. Nachdem ich schon meinen sammengeklebt hätte. Beim Versuch, sie mein Teleskop sei im Weg. „Wieso? Es Käfermotor selbst zerlegt und optimiert zu trennen, handelte ich mir auch noch steht oben im Flur am Rand.“ – „Nein es zusammengestellt und zum Laufen ge- einen gigantischen Muschelbruch ein! liegt mitten im Weg!“ Ich musste feststel- bracht hatte, dachte ich, das kann so Also wurde die Schleifschale mein Roh- len, dass nicht nur die Montierung etwas schwierig auch nicht sein. Da wird mein ling, ich begann nochmal und bestellte wackelig war, sondern auch die Füße ein Teleskop mir auch richtig Spaß machen. einige Tütchen nach. Die Bewegungen Eigenleben hatten. Also zerlegen und Also ließ ich das Buch kommen und hol- beim Läppen hatten durchaus etwas Me- den Tubus über einem Rohr wieder ge- te mir Infos. Ein rücksitzbanktauglicher ditatives! Irgendwann fiel auch der Satz,

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der kommen musste: „Herr Geiss, Sie te einen sehr kurzen Auszug zulassen, um Ein Kollege wies mich auf eine Veran- müssten doch schon längst fertig sein!“ die Obstruktion bei 20 Prozent zu halten. staltung am 24.03. hin. Und ich fuhr in Wirklich: Vielen Dank auch an dieser Für den Prototypen verwendete ich bei- der nautischen Dämmerung los. Durch Stelle an die Materialzentrale und Herrn de Seiten des verdengelten alten Tubus. prasselnden Regen nach Pfaffenhofen. Heising. Er hatte viel Verständnis und er Der Neue sollte schließlich kein Schwei- 10 Kilometer vor den Ziel klarte lang- bot an, sich meine Arbeit anzusehen. Ich zer Käse werden! Die dreiarmige Fang- sam der Nachthimmel auf. Das Schönste hatte schon gemerkt, dass er Perfektio- spiegelhalterung ersetzte ich durch einen an diesem Abend war eine Bemerkung: nist ist und das wurde mir von anderer Eigenentwurf, den ich in einer Lehrwerk- „Gute Optik, scharf bis zum Rand.“ Mein Seite bestätigt. Und so war ich dankbar statt anfertigen ließ. Fangspiegeljustage Kollege und ich wurden die Letzten, die zu hören: „Das nicht – und hier – aber über vier außermittige M3-Schrauben, einpackten. Und bald danach bestätigte für ein Erstlingswerk doch ganz gut“. aufgehängt an zwei durchgehenden M3- mir Jupiters Geist meine beiden Spie- Gewindestangen. Den in drei Teile abge- gelbeschichtungen. Schalenstruktur! Ich Aber es brauchte noch etwas Bauarbei- drehten und verkürzten Auszug klebte ich war auch begeistert worden! ten. Ich hatte es nicht so eilig, waren mit Epoxidharz zusammen und musste doch jetzt ohnehin schon über zwei Jahre dennoch mit der Feile auf beiden Seiten Die Vergrößerungen sind jetzt zwar im- seit jenem Weihnachten vergangen. Ich nacharbeiten, um die Bauhöhe weiter zu mer noch nicht bei den im Karkosch- zählte schon lange keine Wochen mehr. reduzieren und die Bildfeldausleuchtung ka erwähnten 350-fach so scharf, wie Während dieser Zeit konnte ich die letz- zu verbessern. Das Ergebnis war trotzdem ich mir erhofft hatte. Außer bei meinen ten Sonnenflecken im Juni 2007, keine ansehnlich. Insbesondere der Zusammen- Mondüberflügen, aber 120-fach ist gut Flecken 2008 und 2009 sehen. Was ich bau des Teleskops. für Planeten. Von Mars glaubte ich schon beachtlich fand, waren die immer flacher Struktur zu sehen, aber bislang sah ich erscheinenden Saturnringe, die im Mai Und zu Weihnachten 2011 schließlich: noch keinen Schatten auf Jupiter. Doch 2009 nur noch als Strich erschienen und First Light! Doch das Ergebnis überzeug- die ISS konnte ich beim Überflug am am 01.07.2009 kaum noch sichtbar wa- te nicht. Herr Fraunhofer hatte Recht! Es 17.04., 21.04 Uhr, fangen und auflösen ren. Auch die anderen Planeten bis zum dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, – das nimmt mir hoffentlich keiner übel. mir nicht lohnenswert erscheinenden dass ich weiter optimieren musste. Jus- Zwar erzeugen helle Sterne nicht nur Uranus, Praesepe, M 42, M 65 und M 66, tage, Justage, Justage. Zwischendurch vier Strahlen, sondern auch ein schwa- NGC 2264 – ich benutzte praktisch aus- drehte ich morgens bei -22°C auf meiner ches Quadrat, aber das wird demnächst schließlich mein 25-mm-Okular. Alles an- Terrasse durch zu kaltes Fett in der Mon- entweder mit schwarzer Wassermalfarbe dere machte ein frustrierendes flaues Bild, tierung das Nachführrad ab. Kleinigkeit! erstickt oder ich ersetze die Gewinde- aber 56-fach war brauchbar. Eigentlich Und doch noch mal im Tubus bohren, die stangen tatsächlich gegen Trapeze aus kein Wunder: Der Originalspiegel war auf Fangspiegelspinne neu platzieren und Stahlblech. Und so bin ich jetzt wieder meiner Prüfeinrichtung eine Kugelsphäre mit Aluklebeband Löcher kaschieren. auf Karte E11, werde mein Teleskop um- – von Parabolisierung keine Spur! Dann begriff ich bei der Sonnenbeobach- hertragen und weiter Gelegenheiten nut- tung, dass ich eine schwarze Veloursaus- zen, den Himmel mit dem Teleskop zu Dann zersägte ich mein Teleskop. Der kleidung versuchen musste. Nachdem ich sehen (siehe SONNE, Nr.130). Die Zeit Auszug war zu lang, der Tubus zu kurz. endlich die entsprechenden Rollen fand vergeht dabei jedes Mal viel zu schnell! Ich ließ aus Alublech in unserer Landma- und sogar ordentlich verkleben konnte, Und vielleicht gibt es später doch noch schinenwerkstatt einen passenden rollen. war die Verbesserung deutlich: Natürlich ein weiteres Projekt!? Mit zwei Augen Nieten konnte ich selbst. Der „Neue“ soll- - jetzt hoben sich die Kontraste ab! sieht man eben besser... Mein erstes Teleskop von Jens Bohle

Das Fieber der Amateurastronomie hat Zunächst interessierte ich mich mehr für fristig den höchsten Stellenwert zu ha- mich schon recht früh erwischt. Zunächst den Mikrokosmos. Im Alter von zehn ben. Zum Weihnachtsfest 1979 fand ich ganz ohne Teleskop. Da war ich neun Jah- Jahren wünschte ich mir nichts sehn- einen länglichen, schmalen Karton unter re alt und die Beobachtung von Himmels- licher als ein Mikroskop - dies bekam dem Weihnachtsbaum - darin wartete objekten beschränkte sich auf die bino- ich dann auch. Allerdings zog mich der mein erstes Teleskop: Ein Tasco-4VTE- kularen Mondbeobachtungen und einige Mikrokosmos nicht längerfristig in sei- Refraktor mit 40 Millimeter Öffnung und „ziellose Schwenks“ durch die Milchstra- nen Bann (außer bei mikroskopischen fest montiertem Zoomokular für eine 25-, ße mit dem 7x50-Feldstecher meines Va- Untersuchungen im Berufsalltag heute). 30-, 35-, 40-, 45- und 50-fache Vergrö- ters. Die Faszination für die Astronomie Danach folgte das Interesse an Minera- ßerung. Mit einem Öffnungsverhältnis war also schon recht früh präsent, den- lien und Fossilien, welches sich in einer von 1:13 entspricht es einem klassischen noch sollten bis zum Erwerb des ersten kleinen Sammlung in den Regalen mei- Fraunhofer-Refraktor. Das 4VTE war das Teleskops noch zwei Jahre vergehen. nes Kinderzimmers manifestierte. Doch kleinste Teleskop im Tasco-Sortiment schien die Himmelsbeobachtung lang- (es gab noch Spektive ähnlicher Größe).

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1 In der Tasco-Prospekt- seite von 1968 findet sich der Refraktor 4VTE mit stolzen 40 Millimeter Öffnung (Mitte). Mit so kleinem Equipment fängt heute kaum noch jemand an ...

Größere Refraktoren waren mit 50, 60, 73 te ich damals noch nichts gehört. Das zur Sichtung der Ansätze des Ringes sowie 108 Millimeter Öffnung erhältlich. Ganze mit dem Erfolg, das ich nun die sein. Als ich voller Freude meinen Eltern Spiegelteleskope gab es mit 76 und 114 Karte lesen konnte aber von den Sternen diesen sensationellen Anblick offerieren Millimeter Öffnung (ein 114-mm-Tele- unter dem hellen Licht der Straßenlater- wollte, konnten sie dem damals nicht skop war mein zweites Teleskop, welches ne nichts mehr sah … allzu viel abgewinnen - für mich war es ich im Alter von 14 Jahren bekam). Diese jedoch ein Blick ins Universum, auf eine Geräte konnten durch ein umfangreiches So wurde der Beobachtungsplatz in die fremde Welt und ich habe es noch gut in Zubehörprogramm ergänzt werden: Ver- dunkelste Ecke des Gartens bzw. auf den Erinnerung. schiedene Okulare, Sonnenprojektions- Dachboden mit Blick durch die Dachluke schirm, die heute nicht mehr erhältlichen verlegt. Mein erster Blick auf den Orion- Das Teleskop habe ich noch heute, auch Okularsonnenfilter, ein Okularprogramm nebel ist mir noch gut in Erinnerung. Da wenn es schon deutliche Gebrauchsspu- von 4 bis 40 Millimeter Brennweite und der Nebel selbst für unerfahrene Stern- ren besitzt und die Linse einen Teil ih- andere nützliche Dinge [1]. Zum Liefer- freunde recht leicht zu lokalisieren ist, rer Vergütung verloren hat - so was gibt umfang des kleinen 4VTE gehörte ein gehörte M 42 zu den ersten Deep-Sky- man ja auch nicht weg … kleines Poster, welches unser Sonnen- Zielen (18 Jahre später, am frisch erwor- system zeigt, eine Mondkarte sowie eine benen 50-Zentimeter-Newton übrigens Internet- und Literaturhinweise: kleine Broschüre mit dem Titel „Ferne auch mein erstes Ziel). Sehr beeindruckt [1] http://geogdata.csun.edu/~voltaire/ Welten“ [2]. hat mich damals der Saturn, dessen Rin- classics/tasco/tasco1968.pdf ge ich bei „Höchstvergrößerung“ 50-fach [2] Arthur P. Smith, Jr., Ferne Welten, Als Manko und für astronomische Beob- als kleine Ansätze links und rechts der Tasco sales 1969 achtungen unbrauchbar erwies sich sehr Planetenscheibe erkennen konnte. Dies [3] Webseite des Autors: www.jens- schnell das kleine Tischstativ mit Gabel, dürfte auch die Minimalvergrößerung bohle.de welches das Teleskop azimutal „montier- te“. Die Befestigung aus Grauguss, welche Teleskop und Stativ verband, ging schon wenige Tage nach dem Erwerb zu Bruch. Es folgte die Montage auf dem Fotostativ meines Vaters, der sein Stativ fortan sel- ten in die Hände bekam. Dies war sozu- sagen mein erster Optimierungsversuch an einem Teleskop. Nun konnten die ers- ten „richtigen“ Beobachtungen folgen. Zunächst natürlich der Mond - das war schon ein echtes Erlebnis. Hier konnte die 50-fache Vergrößerung dann auch mal ausgereizt werden und in Anbetracht der kleinen Öffnung zeigte das Gerät recht viele Details - deutlich mehr als das helle Bild des Fernglases mit sieben Millimeter Austrittspupille. Die erste Sternkarte war eine drehbare Kosmos-Sternkarte. Da ich diese im Dunklen schlecht lesen konnte, stellte ich mich bei den ersten Spazier- gängen am Himmel in die Nähe einer 2 Straßenlaterne - von einem Rotlicht hat- Der Refraktor und sein Besitzer

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Jupiter 1 – mein erstes Teleskop von Klaus Wenzel

Als am 21. Juli 1969 um 3 Uhr 56 (MEZ) Neil Armstrong seinen „kleinen Schritt“ auf dem Mond machte, war dies für mich der erste Schritt zu den Sternen. Als klei- ner Junge von acht Jahren war ich am Fernseher live dabei. Die Begeisterung für dieses Ereignis war so groß, dass ich in einem Schulheft Bilder und Berichte aus der Zeitung über dieses historische Ereignis sammelte. Meine Neugierde für die Sterne war geweckt. Doch bis zu mei- nen ersten richtigen, eigenen Beobach- tungen sollten noch etwas mehr als sechs Jahre vergehen.

Am 15. Dezember 1975 hatte ich dann sozusagen „First Light“ - Mars stand an diesem Tag in Opposition zur Son- ne. Nachmittags kaufte ich von meinem ersten selbst verdienten Geld, zusammen mit meiner Mutter in einem Optikge- schäft in Aschaffenburg, einen kleinen 1 Der kleine Refraktor „Jupiter 1“ in meiner ersten Dachsternwarte in der Aschaffstraße azimutal montierten Refraktor 60/710 mm in Aschaffenburg-Damm. mit der Bezeichnung „Jupiter 1“.

Bei der Jupiterserie handelte es sich um kleine Teleskop, das ich in meinem Zim- Mars und schließlich eine kleine markan- eine kleine japanische Fernrohrserie, die mer unter dem Dach aufstellte, auf einen te, mit freiem Auge sichtbare Sterngrup- von der damals bekannten Firma Man- hellen Stern richten, der sich schließlich pe – die Plejaden – mein erstes visuell fred Wachter in Bodelshausen vertrie- als der Planet Jupiter entpuppte. Ich sah beobachtetes Deep-Sky-Objekt. ben wurde. Der Wettergott war mir an erstmals seine Monde sowie die beiden diesem Tag gnädig und so konnte ich dunklen Äquatorbänder. Weitere Objek- Meine erste „große Entdeckung“ gelang gleich bei Einbruch der Dunkelheit das te dieser ersten Nacht waren der Planet mir dann im Februar 1976, als ich zufäl- lig Saturn in der südlichen Verlängerung von Pollux und Castor entdeckte. Bei ei- ner relativ weit geöffneten Ringstellung war dies für mich ein äußerst überra- schender und spektakulärer Anblick, den ich nie vergessen werde.

2 Skizze von Jupiter und seinen Monden am 16.12.1977 um 21:35 MEZ. Gezeichnet am Refraktor 60/710 bei 118-facher Vergröße- rung. Wenn man heute diese Beobachtung mit einem Planetariumsprogramm nach- vollzieht, erkennt man, dass ich die Monde Ganymed und Europa vertauscht hatte. Die Bestimmung der Monde erfolgte damals nach einfachen Grafiken aus dem Kosmos Himmelsjahr.

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Am 29. April 1976 konnte ich dann auch erstmals, eine partielle (zirka 40 Pro- zent Verfinsterung) Sonnenfinsternis mit meinem kleinen Teleskop aus meiner Dachsternwarte in Aschaffenburg-Damm beobachten. Schließlich begann ich, klei- ne Skizzen von meinen Beobachtungen anzufertigen. Und heute – nach über 35 Jahren, ist dieses kleine Teleskop noch immer im Einsatz und dient mir zu ge- legentlichen Beobachtungen der Sonne, um die Relativzahl zu ermitteln. Mitt- lerweile ist „Jupiter 1“ gemeinsam mit einem etwas größeren Unitron-Refraktor (75/1200 mm – ebenfalls von Manfred Wachter) auf einer parallaktischen Mon- 3 tierung befestigt und steht in meiner Der kleine Refraktor heute, huckepack auf seinem „großen“ Bruder, dem 3-Zoll-Uni- Dachsternwarte in Wenigumstadt. tron-Refraktor, in der Dachsternwarte in Wenigumstadt Mein erstes Fernrohr von Manfred Mrotzek

Mein erstes optisches Hilfsmittel war 60-mm-Refraktor von Quelle auf einer das Sucherfernrohr gelenkt werden, in nach der Brille ein 10x50-Feldstecher, primitiven azimutalen Montierung nebst das man etwas schräg von oben blickt. den ich mir als Schüler kaufte. Dieser er- Sucherfernrohr, Zenitspiegel und drei Auch hier ist das Gesichtsfeld nicht son- möglichte mir die ersten Wow-Erlebnis- Okularen für 279 Mark. derlich groß und das Fadenkreuz recht se, wenn ich ihn in die Milchstraße hielt dick ausgeführt, aber jegliche Justierung und diese in unzählige Sterne aufgelöst Der Refraktor war komplett aus Me- und Ausrichtung des Sucherfernrohrs wurde. Der Wunsch nach mehr, nach ei- tall gefertigt, nur die Abdeckkappe der entfällt. Lediglich das Okular muss in nem Teleskop, war geboren. Mein erstes Frontlinse bestand aus Plastik. Das zwei- einer Schiebehülse auf das Fadenkreuz Teleskop kaufte ich mir aber erst als Stu- linsige achromatische Objektiv hatte fokussiert werden. Hatte ich gehofft, dass dent Ende der 1970er-Jahre. Das genaue einen Durchmesser von 60 Millimetern das ganze Licht des Objektivs ins Su- Jahr weiß ich nicht mehr. und eine Brennweite von 700 Millime- cherfernrohr geleitet wird, so hatte ich tern, somit ein Öffnungsverhältnis von mich in diesem Punkt getäuscht, da der Teleskope waren damals sündhaft teu- f/11,7. Der Okularauszug war ein einfa- Klappspiegel wegen seiner Größe und der er. Preisgünstige China-Importe gab es cher Zahnstangentrieb, der über einen Eintrittsblende des Sucherfernrohrs nur noch nicht. Die Billigimporte kamen aus Schiebeauszug grob vorfokussiert wer- einen Teil des Lichts ins Fadenkreuzoku- Japan! Es gab einerseits die Kaufhauste- den musste. Der Okularauszug war für lar brachte. Allerdings verhieß die Spezi- leskope z.B. bei Quelle und dann edlere das damals übliche Zubehör mit 24,5 fikation auch nicht mehr als 10x30. und viel teurere Geräte von Unitron und Millimeter Hülsendurchmesser ausge- Celestron. Gerade Letztere waren allein legt. Die drei Okulare hatten 22, zwölf Mit diesem Teleskop beobachtete ich den wegen ihrer Öffnung ein Traum, aber lei- und sechs Millimeter Brennweite. Das Mond, die Sonne (in Okularprojektion), der für mich unbezahlbar. Daneben gab 22-mm-Okular war vom Typ Kellner, die Planeten und helle Milchstraßenob- es auch noch heimische Angebote von die beiden anderen vom Typ Huygens. jekte. Der Mond war immer wieder ein Manfred Wachter oder Eckhard Alt. Aber Das Kellner-Okular hatte eine recht gute schöner Anblick, wenn auch die höhe- auch die waren für mich finanziell uner- Bildqualität, aber ein sehr eingeschränk- ren Vergrößerungen wegen der schlech- reichbar. Also beschloss ich, dass es das tes Gesichtsfeld. Die beiden Huygens- ten Qualität der Okulare nur mäßig viel Vernünftigste sei, mir eine kleine, preis- Okulare waren von minderer Qualität Freude brachten. Die auf ein Blatt weißes werte, aber einigermaßen gute Optik zu und produzierten Sterne mit farbigen Papier projizierten Sonnenflecken, ihre kaufen und auf eine kostspielige Mon- Rändern. Der Zenitspiegel war für die täglichen Veränderungen und ihre Wan- tierung zunächst zu verzichten. Später, bequeme Beobachtung sämtlicher Objek- derung über die Sonnenscheibe konnten nach dem Studium, wenn ich dann im te am Himmel unabdingbar. sogar relativ leicht abfotografiert und Berufsleben stünde, würde ich mir so- dokumentiert werden. wieso ein größeres Teleskop kaufen und Genial fand und finde ich das Sucher- das kleine Teleskop als Leitrohr benutzen fernrohr. Ein Klappspiegel kann in den Jupiter mit seinen Streifen und den vier können. Damit fiel meine Wahl auf einen Strahlengang gekippt und das Licht in Galileischen Monden und erst recht Sa-

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elektrische Motoren mit Getrieben gese- hen, die mir passend erschienen. Also be- stellte ich bei der Firma Erwin Müller ein Multur-Getriebe mit einer Umdrehungs- geschwindigkeit von einer Umdrehung pro Tag. Für dieses Getriebe konstruier- te ich dann einen Käfig, der auf einem nicht verstellbaren Polhöhenblock ruh- te. Auf dem Käfig wurde die azimutale Montierung befestigt. Das Ganze ließ ich mir bauen und hatte jetzt ein elektrisch nachgeführtes Teleskop auf einer paral- laktischen Montierung. Es funktionierte – eingestellte Objekte blieben über lange Zeit im Gesichtsfeld des Okulars. Das Ge- triebespiel hatte ich mangels Erfahrung unterschätzt. Es betrug immerhin einige Grad. Aber wenn das Teleskop nicht ge- rade durch den Zenit fuhr bzw. ich nicht versuchte, Objekte um den Zenit herum zu beobachten, dann lag das Gewicht doch immer an einer der Zahnflanken an, 1 Mein erstes Teleskop. Es steht immer noch griffbereit in meinem Arbeitszimmer, um und das Getriebespiel war nicht mehr so schnell mal für eine Sonnenbeobachtung auf die Fensterbank gestellt werden zu können. sehr ein Problem. Die Klemmung in Ele- vation (jetzt Deklination) war dagegen eher ein Problem. Die Feineinstellung der Elevation über eine Gewindestange war turn mit seinem Ring boten wunderschö- trennen, aber im korrekten Positionswin- jetzt obsolet, aber die Feststellschraube ne Anblicke. Allein bei den Deep-Sky- kel deutlich elongiert sehen. Später hatte für die Höhenachse konnte nicht fest Objekten kam nicht so recht Freude auf. ich mir aus der Baader-Sonnenfilterfolie genug geklemmt werden. Zur Abhilfe Helle offene Sternhaufen waren ja noch einen Objektivsonnenfilter gebastelt und besorgte ich mir stärkere Schrauben und ein netter Anblick, aber die meisten Ob- konnte das Teleskop mit einem Handgriff vor allem ein griffigeres Rad. Es stammte jekte blieben diffus, wenn ich sie denn auf die Fensterbank stellen und selbst in von einem alten Absperrhahn aus dem überhaupt gefunden habe. Dafür konnte kleinsten Wolkenlücken die Sonne beob- Sanitärbereich. ich etliche Doppelsterne mit dem Gerät achten. trennen und mich teilweise auch an de- Einige Jahre später bekam ich noch eine ren Farbunterschieden erfreuen. Trotz der doch sehr wackeligen azimuta- kleine transportable Säule geschenkt. len Montierung hatte ich mal Fotografien Nun hatte der Refraktor sogar einen soli- Schon bald kam der Wunsch nach bes- mit einer auf das Teleskop aufgesattelten den Unterbau. Mit der Nachführung war seren Okularen auf. Ich war dann richtig Kleinbildkamera mit Weitwinkelobjektiv ich wegen des Netzanschlusses zwar im- glücklich, als ich ein paar alte Okulare erstellt. Das Teleskop wurde dabei mit mer noch auf die häusliche Umgebung aus Mikroskopen und optischen Mess- möglichst ruhiger Hand am Zenitspie- beschränkt, aber das war nicht wirklich geräten ergattern konnte. Deren Hülsen- gel nachgeführt, während ich versuchte, eine Einschränkung. Ein Guiding war mit durchmesser war zwar etwas kleiner als fünf Minuten lang einen hellen Stern ge- der Nachführung sowieso nicht möglich, 24,5 Millimeter, aber mit Hilfe von Papp- nau auf dem Fadenkreuz eines selbstge- und so fotografierte ich weiterhin mit und Aluminiumhülsen konnten die Oku- bauten beleuchteten Fadenkreuzokulars lichtstarken Objektiven auf empfindli- lare adaptiert werden. Ihre optische Qua- zu halten. Was war ich stolz, als nicht chem Film vom Stativ aus. lität und Gesichtsfelder waren wesentlich nur viele Sterne des Sternbilds Schwan, besser als die Huygens-Okulare. Gerade sondern auch ein roter Fleck östlich von Jahre später, viel mehr Jahre später als das Messokular war offenbar von sehr Deneb zu sehen war: der Nordamerika- ich ursprünglich dachte, bekam ich dann guter Qualität und wurde bald zu meinem nebel! 1996 ein neues, größeres Teleskop, ein Lieblingsokular für etwas höhere Vergrö- C9.25 auf einer Losmandy-G9-Montie- ßerungen. Mit diesen Okularen gelang es Letztendlich musste jedoch eine parallak- rung. Das war natürlich ein gewaltiger mir dann auch, die Einschlagswolke vom tische Montierung her. Selbstbauprojekte Sprung, sowohl was die Öffnung als auch Fragment G des Kometen Shoemaker- mit Holz verwarf ich recht schnell, da mir die Qualität der Montierung anbetraf. Levy 9 auf Jupiter im Juli 1994 zu beob- die nötigen Werkzeuge und wohl auch Der kleine Refraktor ist übrigens nie ein achten. Die Doppelsterne Epsilon 1 und 2 das notwendige handwerkliche Geschick Leitfernrohr geworden. in der Leier konnte ich leider nicht ganz und die Erfahrung fehlten. Aber ich hatte

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Träume der Jugend … von Horst Liebig

Träume der Jugend wurden wahr, als ich chen „Das Himmelsjahr“ vom KOSMOS- gepackt, ich hätte das nie mehr so gut zu Weihnachten 1960 den Astro-Tele- Verlag, neben „Tarzan“ und „Nick dem verpacken können. Aber ich dachte mir, skopbausatz 60/800 mm von der Firma Weltraumfahrer“, Letztere zumindest als das könnte eine größere Linse sein und Georg Butenschön, Feinmechanik und 20-Pfennig-Piccoloheftchen. Das alles zusammen mit den Rohrteilen ein Fern- Optik in Hamburg-Bahrenfeld, unter dem konnte ich im Buchladen mit dem ge- rohr ergeben. Den Okularauszug habe Tannenbaum vorfand. Der Druck auf mei- sammelten Taschengeld von Mammi und ich damals zunächst nicht als solchen nen Vater, über die Weihnachtsfeiertage Oma erwerben. erkannt: Ein massiver Zylinder aus Per- aus den Einzelteilen, Schmirgelpapier tinax (in Phenolharz gewickeltes, heiß- und ausdauernder Muskelkraft, ein be- Irgendwann habe ich dann beobach- pressgehärtetes Paketpapier) mit einer obachtungsfertiges Teleskop zu machen, tet, dass mein Vater in dicken Büchern Bohrung, darin ein dünneres Pertinax- muss enorm gewesen sein. Aber zum – Deutscher Industrieanzeiger – oder so Rohr an einem Ende mit einer einge- Ende der Feiertage war das Fernröhrchen ähnlich, etwas suchte. Oben am Seiten- schraubten, geschlitzten Messinghülse, fertig und ich wagte erste zaghafte Bli- anfang stand „Optik, Hersteller …“, damit Durchmesser 31 Millimeter. cke vom zugigen Treppenhausfenster in wuchs die Spannung, denn in ein paar Richtung einiger Hochspannungsmasten Monaten würde Weihnachten sein. An jenem 2. Weihnachtsfeiertag 1960 am fernen, bewaldeten Stadtrand … zielte ich mit dem fertigen Pertinax-Te- Ein Tag im Dezember 1960: Ich war leskop bereits in Richtung der Hochspan- Doch springen wir einige Jahre zurück. krank, alleine zu Hause und entdeckte nungsmasten und war sofort einigerma- Wie kommt man zur Leidenschaft Astro- im Schlafzimmerschrank meiner Eltern ßen enttäuscht. Das 25er-Huygens-Okular nomie? Ganz einfach: Man steht als ein längliches Packpapierbündel. Sekun- zeigte ein mit dem verschiebbaren Oku- 8-jähriger Knirps mit dem Pappi wegen den später hielt ich mehrere seltsam rie- larrohr nicht ganz scharf einstellbares, einiger Regenschauer und stürmischer chende, hellbraune, glänzende Rohrteile wie mit einem bläulichen Hauch überzo- Böen auf dem Nachhauseweg am über- in meinen Händen. Mein Herz schien genes, flaues Bild der Strommasten und hängenden Dach einer Drogerie unter. bis zum Hals zu schlagen, als ich etwas Baumwipfel. Dass das Bild kopfstehend Durch größere Wolkenlücken ist ein schweres, rundes, gut in weißes Papier war, überraschte mich nicht, das wusste pechschwarzer Nachthimmel mit fun- eingeschlagenes, entdeckte. Um mich ich aus einigen Angaben der Literatur. kelnden Sternen in einer merkwürdigen nicht zu verraten, habe ich es nicht aus- Aber dass das einfache Huygens-Okular Zickzackform zu sehen. und erst recht der Blick mit dem Tele- skop durch ein offenes, zugiges Fenster Mein Vater hatte wohl meine Blicke gen hinaus, die Ursachen waren, das war mir Himmel bemerkt und sagte nur: „Das nicht klar und das konnte mir auch nie- ist die Kassiopeia“. Welch merkwürdiger mand erklären. Name und dann diese funkelnden Ster- ne … Damit war ich gefangen und habe Mühsam waren die ersten ausgiebigen die Beschäftigung mit dem Sternhimmel Beobachtungen des Sternhimmels und und seinen Geheimnissen bis heute nie des Mondes ohne entsprechende Mon- bereut. tage auf einem Stativ und ohne Zenit- prisma. Ich hatte das kleine Teleskop Der Wunsch nach einem kleinen Fern- zwischen schweren Kissen auf der Fens- rohr, mit dessen Hilfe ich den Dingen terbank eingeklemmt und kniete vor oder da oben näher sein wollte, wurde immer lag unter dem Okularauszug. Aber das, eindringlicher. Man stelle sich die Zeit was ich im Laufe der nächsten Monate Ende der 1950er-Jahre vor. Fernrohre? mit dem KOSMOS Himmelsjahr als Vor- Einführende Literatur über astronomi- schau am Himmel zu sehen bekam, zog sche Themen für einen kleinen Jungen? und zieht mich bis heute in seinen Bann. Das Einzige, das ich bei meinen Streif- Wer zum allerersten Mal bei pechschwar- zügen in der Heimatstadt finden konn- zem Himmel und schwacher Vergröße- te waren graue, in Hammerschlageffekt rung den offenen Sternhaufen Praesepe, lackierte Kleinstfernrohre mit schwarzer 1 Erste Rechnung von Georg Buten- M 44 oder auch Bienenstock, in seiner Taukappe im Optikgeschäft und richtig schön, Hamburg-Bahrenfeld, Bau- ganzen Pracht sieht, der vergisst diesen teure Bücher über komplizierte astrono- satz 60/800 auf der Montierung Eindruck nie. Wie funkelnde Diamanten mische Themen wie „Meyers Handbuch ASTRONOM-0 und erste Projektions- auf schwarzem Samt hatte ich später ir- Weltall“, gerade neu erschienen. Aber ja, fotografie vom Mond mit 10-mm- gendwo gelesen … und genau so erschien ich darf es nicht vergessen: dünne Bänd- Okular ohne Nachführung mir das damals auch.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 26 Mein erstes Teleskop

Meine Begeisterung für die Dinge am hierzu mussten 76,50 Mark aufgebracht Heute, 52 Jahre und viele Erfahrungen – Himmel veranlassten Eltern und Oma werden, viel Geld für meine Eltern und und auch Fernrohre – später, denke ich nach nicht allzu langer Zeit zum Kauf für ein kleines Teil aus Messing und Glas. oft an diese Zeiten zurück. Da ich seit fast der zum Bausatz 60/800 passenden as- Mit dem monatlichen Bezug der Zeit- 40 Jahren mein Hobby vor allem in der tronomischen Montierung „Astronom-0“, schrift „Sterne & Weltraum“, um die mei- Öffentlichkeitsarbeit einbringe (Volks- ebenfalls von Butenschön in Hamburg- ne Eltern nach einer Fernsehsendung mit hochschulkurse, viele Einzelvorträge in NEU NEU Bahrenfeld. 286 Mark kosteten Achsen- Prof. Dr. Haber über das Projekt „OZMA“ unserem Astro-Arbeitskreis, in Schulen Omegon Super LE Okular Serie Omegon Titania Stative EIN STATIV NACH IHREN WÜNSCHEN! kreuz und Stativ, eine Menge Geld für die und seinem Verweis auf die kommende und der Kinderakademie), konnte ich ei- Starten Sie in eine Welt der scharfen Beobach- tung: Die neuen Super LE Okulare sind da! Die neuen Omegon Titania Stative bieten Ihnen damalige Zeit und für einen Jungen wie Neuerscheinung einer Monatszeitschrift nen der Träume meiner Jugend verwirk- 68° Gesichtsfeld, 20 mm Augenabstand und eine eine solide Basis für Ferngläser, Kameras oder mich. für Astronomie nicht mehr herumkamen, lichen: 2009, im Internationalen Jahr der neu konstruierte Optik: Die Super LE Okulare kleine Teleskope. Die Stative bestehen aus einer Alu-Rohr Bau- begann für mich der Einstieg in die Ama- Astronomie, bot ich an der Volkshoch- bieten Ihnen einen imposanten Blick in den Him- mel. Sie zeigen Ihnen eine außerordentliche weise, die eine hohe Stabilität erlaubt. Wählen Für eine höhere Vergrößerung (80-fach) teurastronomie. Im Vergleich zu heute schule einen Kurs zum Thema Selbstbau Brillanz und Schärfe. Im Vergleich zu anderen Sie aus drei verschiedenen Dreibeinstativen, hochwertigen Okularen, profitieren Sie von einer einem Einbeinstativ und diversen Stativköpfen. wurde bei Butenschön ein orthoskopi- waren die Amateurbeiträge geradezu eines Astro-Teleskops 65/650 mm an. Kombinieren Sie! vergleichbaren oder besseren Abbildung zum sches 10-Millimeter-Okular bestellt. Nun lachhaft spärlich, aber für mich war jeder Der Bausatz bestand aus fast den glei- günstigeren Preis.

kannte das Entdeckerherz an Mond und Artikel, den ich nachvollziehen konnte, chen Pertinax-Rohrteilen wie damals der Die 68° Super LE Generation bieten wir Ihnen in Planeten keine Grenzen mehr. Aber auch fast wie eine Offenbarung … Butenschön´sche 60/800-mm-Refraktor. verschiedenen Brennweiten von 18/14,5/12/9/5 und Artikel-Nr.: 23836-23843 Preis: ab 59,90 3,5mm an. Artikel-Nr.: 23563-23565, Preis: je 198,– Omegon pro Carbon APOs 23727-23730 Neues für die Himmelsbühne Mein allererstes Fernrohr Die neuen Omegon Aporefraktoren lassen jedes Astrofotografen-Herz höherschlagen. ED-Apo Ob- jektiv im Doublet oder Triplet Design, leichte und stabile Carbon Tuben und herausziehbare Taukappen sind die wichtigsten Features. Okularauszüge der neuen Generation: sehr tragkräftig, 1:11 Untersetzung und mit 2“, 2,7“ oder 3“groß dimensioniert. von Andreas Viertel Damit tritt selbst bei großen Chips keine Vignettierung auf. Die neuen Omegon Carbon-Apos bieten High-End Qualität für Astrofotografen und Amateurastronomen, die Wert auf ein exzellentes Teleskop legen. Mit 15 Jahren erwachte vor nun schon Beobachtungsobjekte wurden damit er- damit meine Beobachtungsreihe zur AstroDreamTech Morning Calm 47 Jahren mein Interesse für die Licht- reichbar. Das Trapez im Orionnebel, der Sonnenfleckenstatistik, die bis heute an- PRÄZISE, STABIL UND TRANSPORTABEL punkte am abendlichen Himmel. Da soll- Merkurtransit im Mai 1970, (433) Eros dauert und jetzt ca. 5.600 Beobachtungs- Die neuen Morning Calm Montierungen von te es Sternbilder geben und man könne bei seiner Jahrhundert-Opposition im tage mit entsprechenden Zeichnungen AstroDreamTech sind das passende Equipment für sich an einem sogenannten Polarstern Januar 1975, alles habe ich damit beob- umfasst. Damals wurde es auch für alle Amateurastronomen und Privat- und Volksstern- warten. Eine hohe Laufgenauigkeit und präzise orientieren … Hochinteressant war das achtet. anderen möglichen Beobachtungen ein- mechanische Verarbeitung zeichnen diese alles für mich. Da sollte es auch Fernroh- gesetzt (Venus, Mars, Jupiter mit EB und Serie aus. Die vier verschiedenen Modelle GE200, GE300, GE500, GE700 besitzen re zur Beobachtung geben, also habe ich Etwas später reichte mir das Gerät nicht GRF, Jupitermonderscheinungen, Mond- jeweils eine fotografische Traglast Prospekte beschafft. Mein Vater brachte mehr. Ich wollte zu stärkeren Vergröße- beobachtungen, Finsternisse, Sternbe- von max. 30, 50, 70 oder 100 kg. welche von Zeiss Jena von der Leipziger rungen. Die selbstgebauten Zusatzfern- deckungen durch den Mond). Es hatte Der HUBO-i Handcontroller bietet Ihnen ein adaptiertes Die Leistung dieser vier ED-Aporefraktoren wird Messe mit, dabei auch eine Preisliste. Oh rohre zum Fernglas waren zwar nicht sich für mich wieder ein neues Fenster GoTo-System, für dessen Eichung Sie garantiert überzeugen. ein Multistar-Alignment ver- NEHMEN SIE MIT UNS mein Gott! Das kleinste davon (63/840 schlecht, aber so richtig ging das alles geöffnet! KONTAKT AUF UND wendet wird. Ein Anschluss ERFAHREN SIE MEHR! mm) kostete bereits das 50-fache meines nicht. Mittlerweile hatte ich auch in der an den PC ist über einen USB- monatlichen Taschengeldes! Unter dem Fotografie und Dunkelkammerarbeit Fuß Anschluss möglich. Bastelsatz 50/540 konnte ich mir nichts gefasst und wollte beide Hobbys mitei- In den folgenden Jahren wuchs mein Alle Vorteile auf einen Blick: vorstellen, aber „Bastel“ klang äußerst nander verbinden. Aber 1200 Mark für Instrumentenpark immer weiter an, so - neue stabile Montierungen aus Südkorea Artikel-Nr. Preis unprofessionell und kam für mich nicht einen Telementor? Undenkbar, das der dass heute fast für jeden Verwendungs- - GE500 und GE700 sind teilbar 80/500 ED-APO 14738 790,– - präzise mechanische Fertigung 100/600 ED-APO 21266 1.290,– in Frage! jungen Familie anzutun, das waren fast zweck das optimale Teleskop vorhan- - geeignet für hohe astrofotografische Ansprüche 126/880 ED-Triplet 21267 2.290,– zwei Monatslöhne! Aber da gab es doch den ist. Das schöne aber ist, dass mein - HUBO-i Goto System mit Servomotoren bereits enthalten - USB-Anschluss und ST-4 Autoguider Schnittstelle 150/1000 ED-Triplet 21268 5.890,– Mein Großvater hatte ein Fernglas 8x23, einen Bastelsatz für 125 Mark! Na ja, allererstes Teleskop weder verschrottet, das wurde getestet. Wenn man die Zeiss- dann eben den für den Anfang. verkauft oder ins Museum gestellt wor- Okularfilter zur Sonnenbeobachtung auf den ist, sondern es mir noch heute als die Objektive (!) steckte, war eine gefahr- Ein kleines dickwandiges PVC-Rohr vom Fast-Rentner jeden sonnigen Tag zum Artikel-Nr. Preis lose Sonnenbeobachtung möglich und Müll war schnell gefunden und mittels Fleckenzählen dient. Damit hat sich eine 200GE 24716 4.450,– 300GE 24717 6.650,– man sah 1966 schon viele Fleckengrup- originaler, gekaufter Zeiss-Teile (die wa- kolossale homogene Beobachtungsreihe 500GE 24718 9.300,– pen. Aber für nächtliche Beobachtun- ren damals noch preiswert) wurde das angesammelt. Mein erstes und kleinstes 700GE 24719 13.700,– gen reichte die kleine Öffnung natürlich kleine Fernrohr zusammengebaut, das Fernrohr ist das meist benutzte und mir nicht aus. Also wurde gespart und ein Tubusinnere mit Blenden und Schwär- ideell das wertvollste! Heute im Zeitalter NEU Zeiss-Fernglas 7x50 angeschafft. So ei- zung versehen sowie eine Taukappe der 20-cm-Einstiegsfernrohre sollte man Canon EOS 60Da Die EOS 60Da wurde speziell für Astro- nes zu kriegen war schon ein Abenteu- aufgesetzt. Das Objektiv war vom Typ nicht vergessen, dass nicht unbedingt die fotografen entwickelt. Im Gegensatz zu er und bleibt unvergesslich! Mit diesem E, d.h., beide Linsen wurden durch drei Teleskopgröße wichtig ist, sondern das den normalen Modellen besitzt dieses einen astrofotografischen Tiefpass-Filter. Damit habe ich den Sternhimmel quasi in mich kleine Stanniolplättchen auf Abstand Vermögen des Beobachters, aus seinem ist die 60Da im roten und infraroten Bereich aufgesogen. Es wurde dann später an ei- gehalten, ein optisches Kleinod! Durch Fernrohr dessen Eignung entsprechend wesentlich empfindlicher. Bei 656nm hat sie eine dreifach höhere Sensibilität als bei der nen Jäger weiter verkauft und durch ein entsprechendes Zubehör wurde es auch das maximal Mögliche herauszuholen! handelsüblichen D60. Zeiss 15x50 ersetzt. Damit öffnete sich für die Sonnenbeobachtung tauglich ge- mir ein neues Fenster zum Himmel! Viele macht und im September 1978 begann Artikel-Nr.: 24839 Preis: 1.379,– VdS-Journal Nr. 43 NEU Omegon Super LE Okular Serie NEU Omegon Titania Stative Starten Sie in eine Welt der scharfen Beobach- EIN STATIV NACH IHREN WÜNSCHEN! tung: Die neuen Super LE Okulare sind da! Die neuen Omegon Titania Stative bieten Ihnen 68° Gesichtsfeld, 20 mm Augenabstand und eine eine solide Basis für Ferngläser, Kameras oder neu konstruierte Optik: Die Super LE Okulare kleine Teleskope. bieten Ihnen einen imposanten Blick in den Him- Die Stative bestehen aus einer Alu-Rohr Bau- mel. Sie zeigen Ihnen eine außerordentliche weise, die eine hohe Stabilität erlaubt. Wählen Brillanz und Schärfe. Im Vergleich zu anderen Sie aus drei verschiedenen Dreibeinstativen, hochwertigen Okularen, profitieren Sie von einer einem Einbeinstativ und diversen Stativköpfen. Kombinieren Sie! vergleichbaren oder besseren Abbildung zum günstigeren Preis.

Die 68° Super LE Generation bieten wir Ihnen in verschiedenen Brennweiten von 18/14,5/12/9/5 und Artikel-Nr.: 23836-23843 Preis: ab 59,90 3,5mm an. Artikel-Nr.: 23563-23565, Preis: je 198,– Omegon pro Carbon APOs 23727-23730 Neues für die Himmelsbühne Die neuen Omegon Aporefraktoren lassen jedes Astrofotografen-Herz höherschlagen. ED-Apo Ob- jektiv im Doublet oder Triplet Design, leichte und stabile Carbon Tuben und herausziehbare Taukappen sind die wichtigsten Features. Okularauszüge der neuen Generation: sehr tragkräftig, 1:11 Untersetzung und mit 2“, 2,7“ oder 3“groß dimensioniert. Damit tritt selbst bei großen Chips keine Vignettierung auf. Die neuen Omegon Carbon-Apos bieten High-End Qualität für Astrofotografen und Amateurastronomen, die Wert auf ein exzellentes Teleskop legen. AstroDreamTech Morning Calm PRÄZISE, STABIL UND TRANSPORTABEL Die neuen Morning Calm Montierungen von AstroDreamTech sind das passende Equipment für Amateurastronomen und Privat- und Volksstern- warten. Eine hohe Laufgenauigkeit und präzise mechanische Verarbeitung zeichnen diese Serie aus. Die vier verschiedenen Modelle GE200, GE300, GE500, GE700 besitzen jeweils eine fotografische Traglast von max. 30, 50, 70 oder 100 kg. Der HUBO-i Handcontroller bietet Ihnen ein adaptiertes Die Leistung dieser vier ED-Aporefraktoren wird GoTo-System, für dessen Eichung Sie garantiert überzeugen. ein Multistar-Alignment ver- NEHMEN SIE MIT UNS KONTAKT AUF UND wendet wird. Ein Anschluss ERFAHREN SIE MEHR! an den PC ist über einen USB- Anschluss möglich.

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NEU Canon EOS 60Da Die EOS 60Da wurde speziell für Astro- fotografen entwickelt. Im Gegensatz zu den normalen Modellen besitzt dieses einen astrofotografischen Tiefpass-Filter. Damit ist die 60Da im roten und infraroten Bereich wesentlich empfindlicher. Bei 656nm hat sie eine dreifach höhere Sensibilität als bei der handelsüblichen D60.

Artikel-Nr.: 24839 Preis: 1.379,– VdS-Journal Nr. 43 28 Mein erstes Teleskop

Grundlagenwissen: Entscheidungskriterien zum Kauf des ersten Fernrohrs

von Sven Wienstein

Wer plant, ein Teleskop zu kaufen, beson- Damit ergibt sich auch gleich eine wei- man muss lernen, sich auf das Bild zu ders, wenn es das erste ist, steht zunächst tere Abgrenzung. Komplettpakete sollen konzentrieren. Fotos können durch ent- vor einer großen Auswahl an Produkten. meist ein breites Einsatzgebiet abdecken, sprechende Bearbeitung die enthaltenen Um hier ein passendes Gerät zu finden, während selbst zusammengestellte Aus- Details viel besser herausarbeiten. Beob- braucht man Entscheidungskriterien. Um rüstungen natürlich auf den Beobachter achtet man allerdings Objekte außerhalb diese zu bekommen, sollte man sich selbst abgestimmt, ja, maßgeschneidert sein unseres Sonnensystems, also leuchtende oder seinem Berater ein paar grundsätzli- können. Die Folge ist, dass ein Komplett- Gaswolken zwischen den Sternen oder che Fragen beantworten. paket eher auf einfache, aber vielseitige Galaxien und Sternhaufen, so wird man Komponenten ausgelegt ist, während das sich von den bunten Farbfotos verab- Die wichtigste Frage ist: Wer will beob- selbst zusammengestellte Paket meist schieden müssen. Nur bei den wenigs- achten? Die Antwort beinhaltet eine gan- hochwertiger und auf spezielle Vorlie- ten Objekten sehen manche Beobachter ze Menge an Informationen. Beobach- ben optimiert sein kann. Geht man ei- und bei weitem nicht alle einen Farbein- tet ein Kind, ein Schüler, muss also auf nen Schritt weiter, so muss man zuge- druck. Meist eher Grün, wenn Fotos eine Einblickhöhe und sichere Handhabung ben, dass Komplettpakete bis 200 Euro knallrote Farbenpracht zeigen. Und wer geachtet werden? Für Kinder empfehlen eher für den Einstieg von Kindern und keinen guten Himmel vor der Tür oder sich entweder kleine Geräte, die auf dem Jugendlichen gedacht sind und entspre- hinterm Haus hat, sondern mit dem Stör- Boden stehend nicht sehr hoch sind, oder chend auch gewisse Qualitätseinschrän- licht einer nahen Stadt leben muss, dem eben Geräte, deren Einblick am unteren kungen mit sich bringen. Trotzdem wird auch der Hauch von Farbe verwehrt Ende liegt - also Linsenteleskope (Refrak- findet man auch unter diesen Paketen bleiben. toren) oder Varianten von Cassegrain- einige, die durchaus langfristig Freude Spiegelteleskopen wie Maksutov-Casse- bereiten können. Zumindest wenn man Diese Sätze grenzen schon die beiden we- grain („Mak“) oder Schmidt-Cassegrain bereit ist, etwas nachzubessern und nach sentlichen Haupt-Beobachtungsgebiete („SC“). Wünscht man hingegen eine einiger Zeit auch das eine oder andere ab, nämlich einerseits die Planeten- und möglichst wenig veränderliche Einblick- Zubehörteil hinzuzukaufen oder durch Mondbeobachtung und andererseits die höhe, so dass man stets ein und dieselbe etwas Besseres zu ersetzen. Dabei soll- Beobachtung von Deep-Sky-Objekten. Sitzhöhe einhalten kann, so muss das Te- te in erster Linie auf eine den eigenen Darüber hinaus gibt es noch viele weite- leskop kompakt sein, damit die Schwenks Ansprüchen genügende Ausstattung mit re Betätigungsfelder, die man hier kaum über den Himmel die Einblickposition Okularen geachtet werden. alle aufzählen kann. Die Beobachtung nur wenig verändern. Besonders kom- Veränderlicher Sterne, die Trennung pakt sind hier die genannten Cassegrain- Natürlich stellt sich auch die Frage, was von Doppelsternen oder das Beobachten Varianten „Mak“ und „SC“. Nur wenige denn beobachtet werden soll. Und daran von Sternbedeckungen durch Objekte Refraktoren kommen in Frage, und zwar anschließend, ob denn ausschließlich mit im Sonnensystem können hier noch ge- jene, die nicht mehr als 500 bis 600 Mil- dem Auge oder auch mit einer Kamera nannt werden. limeter Brennweite haben. durch das Teleskop geschaut wird. Grundsätzlich gilt, dass man mit jedem Kauft man das Teleskop für sich selbst Besonders der Anfänger sollte sich nicht Teleskop in jeder Disziplin seine Beob- oder will man es verschenken? Wichtige von schönen bunten Farbfotos von Ne- achtungen machen kann. Erst wenn man Frage hier: Wie gut kann man den Be- beln und Planeten auf Werbeprospekten sich speziell für eine Disziplin entschei- schenkten einschätzen? Ist ein möglichst in der Verpackung von niederpreisigen det, stellt sich die Frage, welches Tele- vielseitiges Gerät anzustreben? Mit die- Einsteigerpaketen blenden lassen. Solche skop hierfür am besten geeignet ist. Be- ser Frage klärt sich schon ein Teil des Fotos entstehen mit enormem Aufwand obachtet man beispielsweise Planeten, so Umfelds. Auch das Budget ergibt sich da- und Einsatz des Astrofotografen und sind hohe Vergrößerungen notwendig, raus. Man sollte sich überlegen, ob man ganz sicher mit Geräten einer ganz ande- die nur eine gut funktionierende Optik das Teleskop als eine fertige Anschaffung ren Preisklasse. Zwar sieht man die Pla- liefern kann. Eine solche Optik erkennt ohne besondere Folgekosten anstrebt, neten des Sonnensystems auch in Farbe, man allerdings nicht einfach am Preis, oder ob man es als Grundlage einer Aus- aber das satte Rot einer Marsfotografie sondern man muss sich damit auseinan- rüstung sieht, die mit der Zeit erweitert wird beim ersten Blick durchs Teleskop dersetzen, ob die Optik gute Eigenschaf- wird, wobei das Teleskop auch beizeiten eher grell rosa erscheinen. Die detail- ten hat. Beispielsweise sind Farbfehler, ausgetauscht oder durch andere Telesko- reichen Ocker- und Brauntöne neben wie sie viele Linsenteleskope aufweisen, pe ergänzt werden kann. Will man eine weißen Bändern der Jupiteratmosphäre sehr störend. Ist die Optik eines Teleskops abgeschlossene Lösung, so gilt es, ein sehen im Teleskop eher wie cremeweiße schlecht justiert, wird die Abbildung für Komplettpaket zu suchen oder eine kom- Streifen zwischen grellweißen Bändern die Planetenbeobachtung nachteilig plette Ausrüstung zusammenzustellen. aus. Das Beobachten will gelernt sein, beeinflusst. Beobachtet man hingegen

VdS-Journal Nr. 43 Mein erstes Teleskop 29

Deep-Sky-Objekte, so möchte man für die Lichtverschmutzung geworden, vor Für die Flugreise gibt es derweil etliche einige besonders ausgedehnte Objekte allem durch den ungeschickten Leucht- Anbieter von Reiseteleskopen. Die Geräte gerne schwache Vergrößerungen einset- mitteleinsatz. Die dunkelsten Bedingun- werden nach Möglichkeit derart zerlegt, zen können und dabei ein weites Him- gen findet man noch in wenigen Regi- dass die Optik in einer Kiste mit Trage- melsareal überblicken. Diese schwachen onen der Alpen und in dünn besiedelten griff verschwindet, die im Flugzeug als Vergrößerungen bedeuten gleichzeitig Gebieten, zum Beispiel in Deutschland in Handgepäck befördert wird. Zerlegbare auch ein helles Bild – und besonders Bereichen Mecklenburg-Vorpommerns Stangen und Okulare können zum Bei- schwache Objekte erfordern einen Stand- oder Schleswig-Holsteins. Berge aller- spiel im Koffer transportiert werden, ort mit geradezu biblischer Finsternis. dings haben durch die Höhe immer den müssen aber vor der am Flughafen üb- Vorteil einer klareren Luft. Denn Dunst, lichen Gewaltbehandlung durch Kof- Dies mag uns gleich zur nächsten Frage der die Lichtverschmutzung gleichsam ferpressen und automatische Verladung leiten: Wo wird beobachtet und wie ge- widerspiegelt, wird oberhalb von 1000 ausreichend geschützt sein. langt das Teleskop samt Beobachter dort Metern Höhe drastisch geringer. hin? Der Pkw bietet die größte Flexibilität. Im Prinzip gibt es vier Stufen der Mo- Selbst in einem Kleinwagen können Der Hintergrund dieser Frage ist die Him- bilität: noch große Volltubus-Dobsons bis hin melsqualität. Städte und Straßenverkehr 1. Das Teleskop nebst Ausrüstung passt zu 1500 Millimetern Brennweite und stören, da sie den Himmel aufhellen. in einen Rucksack. beispielsweise 320 Millimetern Spie- Da nützt es nichts, in den Schatten ei- 2. Teleskop und Ausrüstung können auf geldurchmesser transportiert werden. nes Schrebergartens zu fliehen, denn der eine Flugreise mitgenommen werden. Vorausgesetzt, man kann die Rückbank Himmel an sich wird aufgehellt. Auch 3. Teleskop und Ausrüstung werden mit umlegen und den Beifahrersitz weit nach der Mond ist ein erheblicher Störfaktor, dem Pkw befördert. vorn stellen. Quer auf die Rückbank pas- so dass die Flucht vor dem Stadtlicht 4. Das Teleskop steht fest oder wird nur sen in die meisten Fahrzeuge Teleskope auch nur zur passenden Mondphase Sinn aus z.B. einem Geräteschuppen geholt. bis 1250 Millimeter Brennweite. Zerlegt macht - wenn nämlich einige Stunden Was man noch per Rucksack befördern können damit auch noch weit größere Dunkelheit vor Mondaufgang bzw. nach kann, muss sich jeder selbst überlegen. Optiken, zum Beispiel mit teilbarem Tu- Monduntergang nutzbar sind. In Mittel- Hier kommt es meist auch auf eigene Lö- bus oder Stangenkonstruktionen trans- europa sind dunkelste Bedingungen nicht sungen an, so dass gebastelt oder umge- portiert werden. mehr zu finden. Zu stark ist hierzulande baut werden muss.

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VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 30 Mein erstes Teleskop

Ähnlich gelagert ist die Betrachtung des Lernwillens, ob man diesen Arbeits- mehr, aber hier ist mit Teleskopen un- des Balkons als Beobachtungsort. Soll schritt als Problem empfindet. Bei der ter 300 Millimetern Durchmesser kaum ein Teleskop hier häufiger aufgestellt Handhabung spielt auch die Montierung mehr zu beobachten, als dass hier ein werden, so muss nicht nur das Teleskop eine große Rolle. Ein Dobson, den es in- runder Körper mit einer grünlichen oder nebst Montierung Platz finden, sondern zwischen auch mit Motoren und Compu- bläulichen Farbe und eben eindeutig kein Die neuen Jahrbücher sind da der Beobachter soll auch in den wün- tersteuerung gibt, ist schnell in Betrieb Stern im All zu sehen ist. Das heißt, nicht schenswerten Beobachtungsrichtungen genommen. Montierungen auf Stativ die Beobachtung, sondern der Erfolg, den Verpassen Sie kein spektakuläres Ereignis am nächtlichen Sternenhimmel und seien Sie immer auf dem noch neben oder hinter das Teleskop werden meist in drei Schritten aufgebaut Planeten selbst aufgefunden zu haben, Laufenden – mit den KOSMOS Astronomie-Jahrbüchern! passen - und zwar möglichst mit Sitz- und verschraubt: Stativ – Montierung – dürfte das Ziel der Beobachtung sein. gelegenheit. Nicht jeder Sternfreund darf Teleskop. Pluto übrigens ist visuell praktisch un- Für Himmelsbeobachter Spannende Welten entdecken eine Säule mit dem Balkonboden ver- erreichbar für die meisten Amateurtele- Aktuelle Himmelsschauspiele, Mit über 3.000 Himmelsereignissen schrauben, aber selbst wenn die Säule Mit dem Wort Computersteuerung ist skope. Den Himmel kennenzulernen, hat zuverlässige kalendarische Angaben bietet „Der Sternenhimmel“ besonders nur aufgestellt ist, kann sie deutlich Platz schon das Thema Goto angeschnitten. einen ganz eigenen Reiz und es ist ein und die beliebten Monatsthemen. So detaillierte Informationen. Ausführliche einsparen. Je nach Abmessungen und Goto-Steuerungen können das Teleskop Trugschluss, dass Goto-Teleskope dies erfährt man zum Beispiel, wann die Jahres- und Monatsübersichten sowie Ausrichtung des Balkons kann es mal gut automatisch auf ein beliebiges Objekt vermitteln oder unterstützen. Es ist eine Sonne aufgeht, welche Mondphase der tägliche Astrokalender liefern alle und mal schlecht sein, ein Teleskop mit in der enthaltenen Datenbank richten. Annehmlichkeit, ein gewisser Luxus. So- gerade herrscht und wo die Planeten zu Angaben zu Sonne, Mond und seitlichem oder rückwärtigem Einblick Voraussetzung dafür ist das „Eichen“ mit sollte Goto in Frage gestellt werden, fi nden sind. Die Monatsthemen Planeten. Ab diesem Jahr mit zu haben. Hauptbeobachtungsrichtung der Steuerung anhand so genannter vor allem wenn die Kosten dafür wesent- erläutern astronomische Phänomene Transitzeiten des Großen Roten Flecks ist meist Süden. Man sollte sich also am „Alignment-Sterne“. Dies geschieht zu liche Teile der Ausrüstung, nämlich eine und gehen auch auf aktuell diskutierte auf Jupiter. Das Himmels-Highlight besten auf dem eigenen Balkon stehend Beginn der Beobachtung mit mehr oder stabile Montierung, das Wunschteleskop Fragen ein. Extra: Mit Kalendervorschau 2013: Komet C/2011 L4 Panstarrs und mit einem Zollstock in der Hand die weniger viel Unterstützung durch GPS selbst oder auch eine solide Okularaus- bis zum Jahr 2020! kann im März mit bloßem Auge Platzverhältnisse klar machen. Ist der und eingebaute Kompass-Systeme. Oft stattung, in finanzielle Ferne wandern sichtbar werden!

Platz sehr beengt, wird man am ehesten muss der Beobachter das Teleskop in lassen. Hans-Ulrich Keller Hans Roth mit einem Maksutov- oder Schmidt-Cas- eine Grundstellung bringen, zum Bei- Kosmos Himmelsjahr 2013 Der Sternenhimmel 2013 segrain die gewünschte Teleskopöffnung spiel waagerecht nach Norden schauend. Ein ähnlicher Luxus ist die Fotografie. 288 Seiten, 260 Abb., €/D 16,99 336 Seiten, 110 Abb., €/D 29,99 platzsparend unterbringen. Da ein Bal- Danach werden die von der Steuerung Während man praktisch jedes Teleskop kosmos.de/astronomie kon meist durch Wärmeabstrahlung des benötigten Sterne grob angefahren und auf die eine oder andere Art fotografisch

Hauses benachteiligt ist, kann man auch der Beobachter macht dann eine Feinein- nutzen kann, kommt hier der Montie- KOSMOS_VDS_43.indd 1 30.07.12 15:43 die Entscheidung treffen, für diesen Be- stellung. Schlecht, wenn der Balkonbe- rung eine entscheidende Bedeutung zu. obachtungsort ein kompaktes Zweittele- obachter nur einen kleinen Himmelsaus- Versuche lassen sich zwar immer ma- skop mit kleinerer Öffnung anzuschaf- schnitt sieht, denn die Zielsterne müssen chen, aber zufriedenstellende Ergebnisse fen. Planetenbeobachter werden vom einiges an Abstand voneinander haben. sind an Bedingungen geknüpft. So sollte Balkon aus selten mehr als 150 Millime- Da zuweilen helle Sterne nah beieinan- man zur Fotografie von Planeten we- ter Teleskopöffnung ausreizen können. der stehen, muss der Beobachter auch nigstens eine motorische Nachführung Für Deep-Sky-Beobachtungen allerdings wissen, welcher Stern im Großen Wagen haben. Ob dies der motorisierte Dobson ist eine solche Begrenzung nicht zutref- beispielsweise Mizar ist. ist oder eine ausgewachsene parallak- fend, denn passt ein Zwölfzöller auf den tische Montierung, ist in diesem Falle Balkon, so zeigt der trotz Störlicht mehr Das bedeutet, dass Goto sich nicht für je- durch die Einzelbelichtungen von weni- als ein Sechszöller, wenn man keine zu dermann eignet und auch nicht bei völ- gen Sekundenbruchteilen und das etwa niedrige Vergrößerung wählt und je nach liger Unkenntnis des Himmels ein Rund- drei Minuten lange Zeitfenster für eine Objekt auf Nebelfilter zurückgreift. um-Sorglos-Paket darstellt. Und daher ist Serienaufnahme unwesentlich. Experi- es vermutlich eine wichtige Information, mentieren kann man auch, wenn man Eine wichtige Frage ist natürlich die dass man Goto für manche Beobachtun- mit biegsamen Wellen das Teleskop von nach dem eigenen Anspruch: Erwartet gen kaum benötigt: So wird man wohl Hand der scheinbaren Himmelsdrehung man ein eher luxuriöses Teleskop, wel- keine Probleme haben, bei gutem Wetter nachführt. ches automatisch jedes Objekt am Him- den Mond auszumachen. Er ist unüber- mel anfährt? Wie viel Zittern erträgt man sehbar auffällig. Wer darüber hinaus ger- Will man hingegen schwache Nebel und bei der Berührung des Fokussierknopfes? ne Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Sa- Sternhaufen aufnehmen, so muss man Kann ein Teleskop überhaupt erfüllen, turn beobachten will, braucht eigentlich länger belichten. Hier sind Einzelbelich- was man an Erwartung an den Blick nur in einem astronomischen Jahrbuch tungen von wenigstens 30 Sekunden die ins Universum hegt? Oder erwartet man nachzuschauen, in welcher Himmels- Untergrenze und man wird eher fünf eher eine einfache Handhabung? Be- richtung sich beispielsweise abends der Minuten und mehr Einzelbelichtungs- sonders Linsenteleskope sind bei pfleg- gewünschte Planet aufhält – richtet man zeit in Serien mit einer Gesamtdauer von lichem Umgang praktisch wartungsfrei das Teleskop dann auf das hellste Pünkt- wenigstens 30 Minuten bis zu einigen - eine Reinigung der Optik sollte man chen in dieser Himmelsrichtung, hat man Stunden anstreben. Experimente sind erst durchführen, wenn man sich genau eigentlich schon über 50% Trefferchan- auch hier erlaubt, aber eine parallakti- informiert hat. Spiegelteleskope, beson- ce, denn nur wenige Sterne erreichen sche Montierung mit einer Nachführ- ders Newtons wollen nach jedem Trans- annähernd die Helligkeit eines Planeten. kontrolle durch ein Leitfernrohr oder port oft nachjustiert werden - eine Frage Für Uranus und Neptun gilt das nicht einen Off-Axis-Guider ist die wirkliche

VdS-Journal Nr. 43 Die neuen Jahrbücher sind da Verpassen Sie kein spektakuläres Ereignis am nächtlichen Sternenhimmel und seien Sie immer auf dem Laufenden – mit den KOSMOS Astronomie-Jahrbüchern!

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Grundlage. Das führt letztendlich dazu, zwei Okulare äußerlich unterschiedlich vorziehen. So manches Buch müsste ob dass man beim Einstieg ins Hobby den aussehen, können Sie dieselben Linsen- dieser Möglichkeiten umgeschrieben Fotografie-Wunsch zunächst einmal auf gruppen beinhalten. Oft sind dann zur werden und was noch im Jahr 1995 oder reine Experimente beschränken sollte, da Verschleierung auch die Eckdaten wie auch 2000 allgemein anerkannte Emp- der Einstieg ansonsten recht teuer wird Brennweite und Gesichtsfelddurchmesser fehlung war, ist heute nicht mehr aktuell. und mangels Erfahrung dann auch sehr leicht anders, und zwar praktisch im To- Es gilt also, als Fazit, sich auf den Te- leicht trotz all der Kosten sehr unbefrie- leranzbereich. So wird man in der Praxis leskopkauf vorzubereiten. Wer sich die digend sein kann. kaum bemerken, ob ein 9-Millimeter- genannten Fragen stellt und seine Priori- Okular nicht doch nur 8,8 Millimeter täten kennt, kann sich sowohl auf eigene Der wesentliche Rat ist hier, im Vorfeld Brennweite hat wie seine Verkleidung Faust als auch im Austausch mit anderen schon Anschluss an aktive Beobachter unter anderem Label. Eine unangenehme Sternfreunden viel besser vorstellen, ob oder Beobachtergruppen zu finden, um Erscheinung des heutigen Markts, denn ein angebotenes Teleskop zu ihm passt. sich zusammen mit Gleichgesinnten ein es mag nicht selten vorkommen, dass ein Je mehr man sich informiert, desto eher Bild von den Möglichkeiten sowie Not- Sternfreund unzufrieden mit einem Zu- durchschaut man auch geschönte Anga- wendigkeiten zu machen. behörteil dieses ersetzt, aber mit dem Er- ben durch Hersteller oder Händler - man satz dieselbe Konstruktion mit derselben kann sich ja leicht vorstellen, dass die Bleiben abschließend nur noch ein paar Leistung nur in anderem Gewand kauft. Werbung jedes Teleskop als kontrastreich Worte zum Markt an sich. Mit der Jahr- Die erhoffte Verbesserung wird dann na- und überragend scharf abbildend be- tausendwende hat sich auch der Markt türlich ausbleiben. schreiben will. für astronomische Hobby-Geräte gewan- delt. Sehr marktbestimmend, vor allem Eine weitere Änderung des Marktes hat In die Preisüberlegungen einschließen im Einsteigerbereich, sind heute Produk- sich auch bezüglich der verfügbaren Op- sollte man unbedingt das weitere Zu- te, die aus Fernost importiert werden und tiken ergeben. Besonders die Vielfalt der behör wie Sitzgelegenheit, Sternatlas, insbesondere dadurch auffallen, dass an Linsenteleskope mit ED-Gläsern hat den drehbare Sternkarte, Rotlichtlampe oder sich baugleiche Geräte und Zubehörtei- Markt stark erweitert, so dass eine be- Justier- und Reinigungsmittel. Nicht le je nach Importeur unter unterschied- wusste Entscheidung für einen achroma- vergessen werden sollte außerdem jenes lichen Marken, also „Labels“, verkauft tischen Refraktor (FH-Objektiv) nur unter Zubehör, was bei den wenigsten Händ- werden. Die Marktvielfalt, die sich dem ganz bestimmten Bedingungen erfolgen lern unter Zubehör geführt wird: Warme Käufer präsentiert, ist also vielfach nur wird. Meist wird man entweder einen Kleidung, die Thermoskanne oder ein ein schöner Schein, denn auch wenn ED-Refraktor oder ein Spiegelteleskop Klapptisch.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 32 Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie: Zu Besuch beim Gahberg-Workshop 2012 von Peter Riepe

Am 28. April 2012 fand wieder der jähr- liche astrofotografische Workshop am Attersee statt. Dort betreibt der Astro- nomische Arbeitskreis Salzkammergut (AAS) am 863 m hohen Gahberg eine wunderschöne Sternwarte. Verschiedene Gäste waren bereits am Vorabend an- gereist und hatten das klare Wetter mit Beobachtungen an den Teleskopen der Sternwarte nutzen können.

In den bisherigen Jahren hatte man den Workshop stets im Alpengasthof Kog- ler neben der Sternwarte durchgeführt. Diesmal fand der gesamte Ablauf im Ho- tel Bramosen statt, dazu war die Terrasse mit Blick auf den Attersee vorreserviert. Der Tagungsraum bot den angereis- 1 Blick auf das Tagungshotel ten 78 Besuchern genügend Sitzplätze. Außerdem informierten zwei bekannte Teleskophersteller in einer Ausstellung Mit einer großen Glocke beendete er un- Datenbank zu fotografischen Ergebnis- über ihre Produkte. Um 10 Uhr begrüß- missverständlich und pünktlich Pausen sen drehte, in guter Erinnerung behalten te Erwin Filimon die Gäste und stell- und dirigierte die Workshop-Besucher haben. Christian Frieber behandelte das te anschließend vor, was es beim AAS zurück in den Vortragsraum. Er stellte Thema „Erstellung von Mosaikbildern Neues gibt. Bernhard Hubl, Mitglied der auch das „CCD-Guide-Projekt 2012“ vor bei Sonne und Mond“, allein basierend Gahberger, aber auch VdS-Mitglied und (Anm. d. Red.: s. S. 108) Die Besucher auf Anwendungen mit Photoshop. Die Aktivist der VdS-Fachgruppe Astrofoto- des Deep-Sky-Treffens in Bebra werden Mittagspause verbrachte man bei son- grafie, fungierte als resoluter Chairman. diesen Vortrag, der sich um eine neue nigem und sehr warmem Wetter in Ge- sprächen auf der Terrasse. Währenddes- sen bestand auch die Gelegenheit eines Sternwartenbesuchs.

Das Nachmittagsprogramm setzte Horst Ziegler fort. „Start in ein neues Hobby, Rückblick eines Amateurastronomen“ – so sein Thema, bei dem das Mitglied der Gahberger und der VdS seine tele- skopische Ausrüstung und Ergebnisse vorstellte. Mit unglaublich informati- ven Animationen von Abläufen auf der Sonne versetzte der bekannte österrei- chische Astrofotograf Michael Karrer 2 Alois Ortner (links), bekannt durch die Anwesenden ins Staunen. Protube- seine Optikprüfungen, erhielt vom ranzen, Fackeln und Flares entwickelten Vorsitzenden Erwin Filimon einen ein Eigenleben. Richard Gierlinger, den Preis und wurde Ehrenmitglied der mitteleuropäischen Amateuren bestens Sternwarte Gahberg. bekannt, präsentierte seinen Entwick- lungsgang als Teleskopbauer. Sein ak- 3 tuelles Projekt, die Inbetriebnahme der Man kennt sich: Gerald Rhemann Sternwarte Gaisberg bei Schärding, gip- (rechts) und Sebastian Voltmer felte in einem selbst konstruierten und

VdS-Journal Nr. 43 Astrofotografie 33

4 Die Teilnehmer des diesjährigen Gahberg-Workshops

block stellte Silvia Kowollik von der Sternwarte Zollernalb ihre ausführlichen Untersuchungen zur „Entwicklung groß- räumiger Veränderungen in der Jupiter- atmosphäre in den letzten 3 Jahren“ vor. Es war schon beeindruckend, was man als Amateur in dieser Sparte an Ergeb- nissen erzielen kann! Danach berichtete Sebastian Voltmer über „Das neue Celes- tron C11 EdgeHD und der fotografische Einsatz mit dem HyperStar-System.“ Wer Sebastian kennt, ahnt, dass das Mitglied 5 Im Gespräch hier (von links): Günter Kerschhuber, Bernhard Hubl, Harald Strauß der VdS-Fachgruppe Astrofotografie vie- und Robert Schulz le herrliche Astroaufnahmen zu den The- men Planeten und Deep-Sky präsentierte. Nachdem ich selbst dann auch noch über gebauten 70-cm-Teleskop auf schwerer der Anwendung einiger Bildbearbei- „Die Farbe der Planetarischen Nebel“ be- Gabelmontierung. In der Nachmittags- tungstricks noch knackiger hervor. Die- richtet hatte und dabei dem willkürlichen pause entstand auch das Gruppenfoto. ter Retzl brachte den Besuchern „Lucky Schieben an Farbreglern entgegentrat, Imaging bei Planeten und Deep-Sky“ begann ein gemütliches Beisammen- Johannes Schedler ist einer der führen- nahe. Unglaublich, was ein Sechszöller sein. Alles in allem war es wieder eine den Astrofotografen Österreichs. Er trug leisten kann! Ähnliche Themen sind ja wunderschöne Veranstaltung, die auch über „Spezielle Bildbearbeitungstechni- momentan auch in der VdS-Fachgruppe weiterhin im VdS-Besuchskalender ihren ken bei der Galaxienfotografie“ vor und Astrofotografie in Arbeit. Platz finden muss. Damit schließt sich machte deutlich, warum seine Aufnah- ein Kreis: Einmal im Jahr kommen die men so abgehoben gut sind. Manfred Auch das Abendessen wurde auf der Ter- Gahberger zum Deep-Sky-Treffen nach Wasshuber berichtete über „Falschfar- rasse eingenommen. Mittlerweile waren Bebra, umgekehrt nimmt die VdS-Fach- ben, aber richtig!“ Die Deep-Sky-Objekte die Temperaturen auf angenehme 27 °C gruppe Astrofotografie regelmäßig am treten in der Hubble-(Farb-)Palette bei gefallen. Im abschließenden Vortrags- Gahberg-Workshop teil. Zutritt nur für Infrarot-Photonen – Die Exotik der Amateur-Infrarot-Astronomie

von Hans-Günter Diederich

Auf vielen Gebieten macht sich die die Lust abzunehmen, Beobachtungen zu nichts dazu gekauft werden müssen. Der Amateur-Astronomie die Fortschritte der wagen, für die noch keine Beispiele von „Hauch von Exotik“ wäre dann schnell Fachastronomie bei Hard- und Software anderen Amateuren vorliegen. verflogen und einem spannenden neuen zunutze. Im immer stärkeren Umfang Kapitel unserer Amateur-Astronomie ge- lassen wir uns zudem durch Pressever- Ein solcher „weißer Fleck“ ist die Infra- wichen. Stattdessen scheint eine „innere öffentlichungen und Vorabdrucke bei der rot-Astronomie. Neugieriges Experimen- Blockade“ dafür zu sorgen, sich keines- Objektwahl inspirieren. Interessanterwei- tieren mit vorhandenen Komponenten falls mit Infrarot zu befassen und alles se haben sich aber auch „weiße Flecken“ hätte bei vielen von uns z. B. zur Ama- zu tun, Infrarot-Photonen vom Betreten herausgebildet, z. B. Objekte, welche von teur-Infrarot-Astronomie führen kön- unserer CCD-Kameras abzuhalten. fast allen Sternfreunden gemieden wer- nen, beginnend mit einfachen Objekten den, obwohl auch hier eigene Beobach- und Optiken und mit CCD-Kameras. Bis In Text und Bild soll zunächst versucht tungen möglich wären. Ebenso scheint auf ein einzelnes Infrarot-Filter hätte werden, mögliche Gründe für diese „An-

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 34 Astrofotografie

Klarglasfilter einschrauben, um parfokal beobachten zu können), machen wir mit beiden Kameras Aufnahmen in beiden Wellenlängenbereichen - zur selben Zeit - und speichern diese auch noch gemein- sam in einer einzigen Datei.

Damit sind nun bereits zwei Gründe wi- 1 Ein nur im Infraroten sichtbarer Kugelsternhaufen: UKS 1 (rechts), derlegt, warum unsere Astrofotografen Credit: ESO/D. Minniti/VVV Team so selten Infrarot-Aufnahmen machen: Infrarot-Objekte sind interessant, und

ti-Infrarot“-Haltung der Astrofotografen zu identifizieren. Danach werden eigene Infrarot-Aufnahmen gezeigt um zu be- legen, dass Infrarot-Astronomie für uns Amateure durchaus möglich ist.

Infrarot-Objekte sind interessant Es könnte die Meinung bestehen, In- frarot-Objekte seien strukturarm, sähen nicht so schön aus, wie wir es von vie- len „klassischen“ Deep-Sky-Objekten ge- wohnt sind. Auch ihre sonstigen Eigen- schaften wären nicht interessant genug, um ein Belegbild zu versuchen. Aber all dies trifft keineswegs zu. Und jeder weiß das.

Fast täglich erscheinen neue Arbeiten als Vorabdruck auf „astro-ph“ [1], von de- 2 nen viele auf Beobachtungen im Infraro- Die Quanteneffizienz einer CCD-Kamera für Amateure ten beruhen. Wöchentlich erreichen uns Pressemitteilungen (Abb. 1) der großen Forschungseinrichtungen mit wunder- baren Infrarot-Aufnahmen (viele sogar länge eines speziellen Infrarotfilters) teilt unsere CCD-Kameras können Infrarot. in Farbe), die es häufig in populärwis- diese 100 % in zwei Bereiche auf: einen Warum Infrarot-Aufnahmen so exotisch senschaftliche Zeitschriften und gele- Bereich des sichtbaren Lichts mit einem erscheinen, muss andere Ursachen haben. gentlich sogar in Tagesschau und Tages- Anteil an der Gesamtempfindlichkeit von zeitung schaffen. Eigentlich würde man 75 % und einen Bereich des unsichtba- Warum „schützen“ wir unsere so etwas mit der eigenen CCD-Kamera ren Infrarot-Lichts mit einem Empfind- Kameras vor Infrarot-Photonen? schon gerne aufnehmen, wäre sie nur im lichkeitsanteil von 25 %. Ein Viertel der Farbaufnahmen werden häufig nach Infraroten nicht so unempfindlich. gesamten Empfindlichkeit einer markt- der LRGB-Methode erstellt. Dabei steht gängigen CCD-Kamera liegt also im In- „RGB“ für Rot-, Grün- und Blaufilter. „L“ Die CCD-Kamera ist hochempfindlich, fraroten. Das ist deutlich mehr, als man bedeutet Helligkeitsfilter („Luminanz“). auch für Infrarot-Photonen mit dem Begriff „Restempfindlichkeit“ Wenn ich LRGB-Farbaufnahmen erstelle, Stimmt das aber? Die Empfindlichkeit ei- assoziieren würde. nutze ich als Helligkeitsfilter immer ein ner CCD-Kamera lässt sich am besten im Klarglasfilter („clear filter“). Es trägt die- Diagramm ihrer Quanteneffizienz (über Es ist so, als befänden sich im Gehäuse se Bezeichnung, weil es voll transparent der Wellenlänge aufgetragen) beurteilen. unserer CCD-Kamera zwei Kameras: eine für alles Licht ist, sowohl für das sicht- Die Abbildung 2 gibt die Verhältnisse der erste für sichtbares Licht und eine zweite bare Licht als auch für das unsichtbare STL-1001E wieder (aus dem Handbuch, für Infrarot-Licht. Und zwischen beiden Infrarot-Licht. Die meisten Astrofotogra- nachgezeichnet und ergänzt). Die Emp- schalten wir um, indem wir unserer Ka- fen nutzen als Helligkeitsfilter allerdings findlichkeit reicht von 300 nm bis 1.100 mera eine passende „Brille“ aufsetzen: ein Infrarot-Sperrfilter. Warum? nm. Die Achse der Wellenlänge und die ein Infrarot-Sperrfilter macht sie zu einer Kurve der Quanteneffizienz spannen eine Kamera für sichtbares Licht, mit einem Wird als Optik ein Refraktor genutzt, Fläche auf, deren Größe der Empfindlich- Sperrfilter für sichtbares Licht erhalten z. B. ein Kleinbildobjektiv, muss ein keit von 100 % entspricht. Eine schwarze wir eine Infrarot-Kamera. Und wenn wir Infrarot-Sperrfilter verwendet werden. Senkrechte bei 780 nm (der Grenzwellen- auf jegliches Filter verzichten (bzw. ein Aber dennoch sind Infrarot-Aufnahmen

VdS-Journal Nr. 43 3 4 NGC 2024 (Zweifarben-Überlagerung aus V- und I-Bild), IRS2b im Flammennebel (Montage mit Hilfslinien zur Identi- Instrumentierung: C14, AP-6E, 1.200 s (Bessel-V-Filter), fizierung), Instrumentierung: C14, STL-1001E, Bessel-I-Filter, 3.900 s (Bessel-I-Filter) 20.400 s

möglich. Die Objektive sind nicht nur IR- Erstmals „klassisches“ Deep-Sky V- und Bessel-I-Filter. Je näher ein Stern durchlässig, sondern werden sogar für im Infraroten zur Dunkelwolke liegt, umso größer ist IR-Aufnahmen konstruiert. Warum soll- Aufnahmen von Veränderlichen mit IR- seine farbabhängige Extinktion. Und so ten sie sonst am Entfernungsring neben Filter, Kleinbildobjektiven und Teleskop überrascht es nicht, dass im I-Bild deut- einer weißen Skala für sichtbares Licht standen am Beginn meiner Infrarot- lich mehr und deutlich hellere Sterne zu auch noch eine rote für Infrarot-Licht Astronomie. Ließen sich damit auch sehen sind. besitzen? Die Fragestellung verschiebt „klassische“ Deep-Sky-Objekte aufneh- sich damit: Warum werden keine IR- men? Waren in solchen Aufnahmen Richtig extrem wurde es beim dritten Aufnahmen gemacht, obwohl dies mög- vielleicht auch Objekte zu sehen, die uns Versuch. In der Literatur fand sich der lich wäre? im „normalen“ Licht auf immer verbor- Hinweis auf einen ~O8V-Stern im Zent- gen bleiben? Mangels Vorbildern in der rum des Flammennebels, der von dessen Schauen wir uns die Verhältnisse bei Amateur-Szene ließen sich diese Fragen UV-Strahlung ionisiert wird. Nur steht er Schwarzweißaufnahmen an. Hier ist es nur durch einen Selbstversuch klären. leider hinter der zentralen Dunkelwol- das Ziel, alles Licht, ungeachtet seiner Ich wählte hierfür den Flammennebel ke und erfährt eine visuelle Extinktion Wellenlänge, in die Kamera hinein zu (NGC 2024) aus, durch den sich mittig von ca. 32 mag (eine 6,3-billionenfache lassen, damit möglichst alle vom Objekt ein dunkler Streifen zieht. Ließen sich Abschwächung)! Eine Beobachtung im ausgesandten Photonen zum Entstehen hier mit IR-Filter ansonsten unsichtbare Visuellen ist unmöglich. Mit einer Inte- des Bildes beitragen können. Aber auch Sterne nachweisen? grationszeit von 5,7 Stunden gelang der hier scheint es häufig so zu sein, dass Nachweis dagegen mit I-Filter (sogar ge- Astrofotografen ohne Not ein Infrarot- Im März 2003 glückte dieser Versuch mit trennt von seinem Nachbarn IRS2). Die Sperrfilter verwenden, nämlich das sog. 12-Zoll-SCT, ST-9 und 600 s Integrati- Bezeichnung des heißen Sterns: IRS2b. L-Filter. onszeit. Mehrere stellare Objekte mit dem Prefix „IRS“ (infrared source) waren im Bei nur im Infraroten sichtbaren Ob- Viele Sternfreunde scheinen ein Vorurteil IR-Bild sichtbar, fehlten aber in der Ver- jekten versagen die üblichen Sternkar- bezüglich Infrarot-Photonen zu hegen. gleichsaufnahme mit V-Filter. NGC 2024 tenprogramme. Die Tiefe optischer Hin- Sie empfinden sie offenbar als „Stören- ist allerdings ein schwieriges Objekt. Der tergrundbilder in Aladin [3] reicht für friede“, die vom Betreten der Kamera ab- sehr helle und nahe Zeta Orionis führt zu solche „Tieftauchversuche“ ebenfalls gehalten werden müssen, als würden sie massiver Überstrahlung. Dagegen hilft nicht aus. Die Navigation zur Positi- die Aufnahmen kontaminieren. Mit einer bereits ein IR-Filter, ein Klarglasfilter on des Objekts und seine abschließen- solchen Grundhaltung macht man eben reicht keinesfalls. de Identifizierung sind ohne Literatur keine Infrarot-Aufnahmen. Und so lange undenkbar. Diese gibt oftmals erst den sich an dieser Einstellung nichts ändert, Wie sich die Nähe zur zentralen Dun- Anstoß für ein solches Projekt. Ohne die bleibt die Infrarot-Astronomie für uns kelwolke auswirkt, kann der Abbildung Abbildung Nr. 1 aus [4] wäre die Identi- Amateure „exotisch“, so lange verharren 3 entnommen werden. Das Teilbild links fizierung von IRS2b unmöglich gewesen. wir in einer ungerechtfertigten „Anti- oben entstand als Zweifarben-Überlage- Die eigene tiefe Aufnahme muss an einer Infrarot-Haltung“. rung von zwei Aufnahmen mit Bessel- solchen „fremden“ Aufnahme, Fotokarte

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5 Der zentrale Sterncluster im Zentrum der Milchstraße, Instrumentierung: C14, ST-1001E, Bessel-I-Filter, 4.500 s

6 Liller 1, ein nur im Infraroten sicht- barer Kugelsternhaufen, Instru- mentierung: IAS-Sternwarte Hakos, 50-cm-Cassegrain, STL-1001E

bzw. Skizze ausgerichtet werden, beide typ T8 mit einer Temperatur von nur 410 gut sichtbare Objekte vollkommen un- sind zu überlagern und zu blinken. Und °C lassen sich noch beobachten [6]. entdeckt bleiben, wenn wir weder mit manchmal geht es nicht ohne geometri- IR- noch (ersatzweise) mit Klarglasfilter sche Hilfskonstruktionen, die am Display Liller 1 – einer der metallreichsten beobachten (Abb. 6). mit einem Papierlineal aus der „fremden“ KH der Milchstraße Aufnahme gewonnen und fixiert wer- Den Aufsatz möchte ich mit zwei nicht- M 16 – mit welchem Filter am den. Unter diese schiebt man dann den extremen Objekten beenden. Zunächst besten aufzunehmen? eigenen Bildausschnitt und zeichnet den mit einem nur im Infraroten sichtbaren Zur Beantwortung wurde ein Versuch mit Verlauf der Linealkante auch in den eige- Kugelsternhaufen: Liller 1. An ihm lässt Rot-, Infrarot- und Klarglasfilter durch- nen Bildausschnitt ein, so geschehen bei sich zeigen, dass einige im Infraroten geführt (Abb. 7). Der Vergleich von Rot- IRS2b (Abb. 4).

Zum Zentrum der Milchstraße Das Zentrum der Milchstraße lässt keinen Anfänger unberührt. Bereits mit seinem ersten Fernrohr schaut er dorthin, ver- schlingt Texte und Bilder vom Sgr A*, dem übermassereichen Schwarzen Loch. Aber weder lässt sich die Radioquelle Sgr A* sehen, noch der zentrale Sterncluster der Milchstraße beobachten. Der Staub in der Ebene unserer Galaxis verhindert dies. Vielleicht gelingt es aber im Infra- roten. Und wieder war ein Projekt gebo- ren: der Nachweis des zentralen Stern- clusters mit IR-Filter.

Die Navigation erfolgte hier mit Aladin und einem hinterlegten J-Bild aus dem 2MASS [2] (links in Abb. 5). Ein „nebe- liger“ Fleck (im gelben Rahmen) zeigt den zentralen Sterncluster in der eigenen Infrarot-Aufnahme. Dieses Objekt ließe sich mit deutlich längerer Integrations- zeit noch besser abbilden.

Braune Zwerge 7 Braune Zwerge gehören ebenfalls zum Re- M 16 - über den Nutzen eines Klarglasfilters, Instrumentierung: IAS-Sternwarte pertoire der Infrarot-Astronomie für Stern- Hakos, 50-cm-Cassegrain, STL-1001E; alle drei Aufnahmen mit 2x2-Binning, freunde [5]. Sogar Objekte vom Spektral- Rotaufnahme: 30 x 5 s, IR-Aufnahme: 29 x 5 s, Klarglasaufnahme: 19 x 5 s

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bild mit Infrarotbild zeigt im Infraroten CCD-Kamera wird mit dieser Montage Literaturhinweise: viele stellare Objekte, die im Roten nicht ausreichend dokumentiert. Weitere An- [1] astro-ph: http://xxx.uni-augsburg. oder nur äußerst schwach zu erkennen regungen für stellare und nicht-stellare de/archive/astro-ph (24.11.2011) sind. Dafür sind im Rotbild die in Hα Deep-Sky-Objekte können [7] entnom- [2] 2MASS (Two Mikron All Sky emittierenden Strukturen erheblich bes- men werden. Der Amateur-Infrarot-As- Survey): http://www.ipac.caltech. ser zu sehen. Die nur im Infraroten gut tronomie steht also nichts mehr im Wege. edu/2mass/gallery/index.html sichtbaren stellaren Objekte wurden im (21.11.2011) Klarglasbild gelb „eingekastelt“. Aber Schlussfolgerung [3] Aladin: http://aladin.u-strasbg.fr/ in diesem Bild sind auch die Hα emit- Im vorangegangenen Kapitel wurde be- aladin.gml (25.11.2011) tierenden Strukturen gut erkennbar. Das reits alles Technische gesagt. Etwas emo- [4] A. Bik, 2003: ”Identification of Klarglasfilter weist also die Vorteile von tionaler wiederholt: Habt keine Angst the ionizing source of NGC 2024”, Rotbild und Infrarotbild auf. Wer also vor Infrarot-Photonen, lasst einfach Astron. Astrophys. 404, 249 wenig Zeit hat und auf Nummer sicher mal ein paar von ihnen in Eure Kame- [5] H.-G. Diederich, 2004: „Braune gehen möchte, sollte zunächst mit ei- ra hinein. Und macht auch einmal eine Zwerge von M7 bis T6“, VdS-Jour- nem Klarglasfilter aufnehmen. Auch als exklusive Infrarot-Aufnahme: „Zutritt nal für Astronomie 13, 98 erster Schritt in die Infrarot-Astronomie nur für Infrarot-Photonen“. Wer diesem [6] H.-G. Diederich, 2004: „410 °C eignet sich dieses Filter. Wenn unsere Appell folgt, für den wird die Infrarot- - 19 Lichtjahre entfernt“, VdS- Optik es erlaubt, können wir sogar jeg- Astrofotografie von einer „exotischen“ Journal für Astronomie 14, 42 liches Filter weglassen. Das Potenzial der Beschäftigung zu einem neuen, spannen- [7] H.-G. Diederich, 2004: „Sterne, „gemischten“ Astrofotografie im Bereich den Erlebnis. Protosterne, galaktische Nebel und des sichtbaren plus des unsichtbaren Galaxien im Infraroten“, VdS-Jour- infraroten Lichts bei Verwendung einer nal für Astronomie 15, 33 Projekt: Atlas der 100 hellsten Kugelsternhaufen im M 31 von Michael Hauss

Natürlich ist der Andromedanebel eines der bekanntesten Beobachtungsobjekte am Nordhimmel überhaupt, aber auch dieses Paradeobjekt lässt sich neu entdecken!

Motiviert durch die Vorstellung des Kugelsternhaufens G 78 als „Objekt der Saison“ in [1] richtete ich mein Tele- skop auf ihn. Schnell wurde mir klar, dass mir nicht nur ein oder zwei der hellsten Kugelsternhaufen dieses nahen Spiralnebels zugänglich sind, sondern dass es eine Un- menge von Kugelsternhaufen im Andromedanebel gibt, die in der Reichweite eines Hobby-Astronomen liegen. So bekam ich die Idee, mit Amateurmitteln einen fotografi- schen Katalog der 100 hellsten Kugelsternhaufen im An- dromedanebel-Komplex zu erstellen. Da die 100 hellsten Kugelhaufen alle heller als 16,3 mag (visuell) sind, lassen sie sich bei guten Bedingungen selbst unter Vorstadtver- hältnissen mit einem 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop in Verbindung mit einer Digitalkamera (Canon EOS 500D) fotografieren.

Also begann ich mit meiner Recherche über derartige Detailobjekte im Andromedanebel. In [2] wird eine Liste

1 Der Andromedanebel als Überlagerung von 144 Einzelfo- tos à 25 Sekunden mit einer Canon EOS 5D Mark II bei ISO 4.000 und einem Canon-Telezoom bei f = 400 mm am 10.02.2012 (Blende 5,6).

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Literaturhinweise: [1] R.C. Stoyan, 1997: „Objekte der Saison: G 78“, Interstellarum 12, 66 [2] W.L. Sargent et al., 1997: „Search for globular clusters in M31. I. The disk and the minor axis”, Astron. J. 82, 947; Link: http://adsabs.har- 2 vard.edu/full/1977AJ.....82..947S In der Bildmitte der 14,2 mag helle Kugelsternhaufen G 78 (Bol 23, H42). Links: [3] P. Battistini et al., 1980: “Search Foto mit einem 8-Zoll-SCT bei f = 1.260 mm und einer Canon EOS 500D am for (globular) clusters in M31. I: 10.10.2010 mit 8 x 50 Sekunden bei ISO 3.200, rechts der entsprechende Himmels- Candidates in a 70‘ square field auschnitt aus dem DSS-2 red mit einer Kantenlänge von 8 Bogenminuten. centered on M31”, Astron. As- trophys. Suppl. Ser. 42, 357; Link: http://adsabs.harvard.edu/ von 355 Kugelsternhaufen in M 31 an- alle als sicher klassifizierten Kugelstern- full/1980A%26AS...42..357B gegeben. Die Einträge dieser Liste wer- haufen des Andromedanebels, die heller [4] S. Galleti et al., 2009: “M31 den üblicherweise als „G “ als 16,3 mag sind. Als Beispiel für diese Globular Clusters. Revised Bologna angegeben. G 1 ist (zufälligerweise) der Gegenüberstellung ist in der Abbildung 2 Catalogue of M31 globular clusters hellste Kugelsternhaufen in dieser Liste, der Kugelsternhaufen G 78 gegeben. Aber and candidates: RBC (V.5)”; Link: die aber grundsätzlich der Rektaszensi- auch in der Übersichtsaufnahme des An- http://www.bo.astro.it/M31/ on nach sortiert ist. In [3] wird eine Liste dromedanebels (Abb. 1) lassen sich ein- [5] M. Hauss, 2011: „Fotografischer von 288 Kugelsternhaufen angegeben. zelne Kugelsternhaufen identifizieren. Atlas der 100 hellsten Kugelstern- Die Einträge dieser Liste werden übli- haufen im Andromeda-Nebel mit cherweise als „B “ oder „Bol Vielleicht wird diese Zusammenstellung einem 8‘‘-Schmidt-Cassegrain-Te- “ angegeben. Aus diesen In- den ein oder anderen Leser zu Beobach- leskop (Version 1.0)“; Link: http:// formationen und denen aus [4] stellte ich tungen von Einzelobjekten in M 31 in- www.doktus.de/dok/60639/katalog- einen Atlas der 100 hellsten Kugelstern- spirieren. Für weitere konkrete Ideen zu der-100-hellsten-kugelsternhaufen- haufen im Andromedanebel-Komplex Projekten rund um den Andromedanebel im-andromedanebel.html. zusammen, in dem ich meine eigenen siehe [6]. Und möglicherweise können [6] H.-G. Diederich, 2009: „Viel dran Fotos den Himmelsausschnitten des ESO wir im VdS-Journal für Astronomie bald an M 31 - Eine Liste von möglichen Online Digitized Sky Survey (DSS-2 red) einen Bericht über die Offenen Sternhau- und unmöglichen Projekten“; VdS- gegenüberstellte [5]. Dieser Atlas enthält fen und HII-Regionen in M 31 lesen ... Journal für Astronomie 31, 57 Gegen den Trend – Größe ist nicht alles … von Peter Bresseler

Meine Astroaktivitäten reduzierten sich auf meine Erfahrungen mit dem Umgang Pixel groß und geht förmlich auf der in den letzten Jahren bis auf ein Mini- von CCD-Kameras kam ich nun zu einem abbildbaren Fläche unter. Bezogen auf mum. Das sollte sich wieder ändern mit anderen Entschluss. eine Pixelanzahl von 4.008 x 2.672 des angepasster Ausrüstung und Wieder- KAF-11000 nimmt das Objekt weniger ausrichtung auf die langbrennweitige Gängige Vollformat-Kameras mit CCD- als 0,2 % der Chipfläche ein. Deep-Sky-Astrofotografie. Als Aufnah- Kleinbild-Sensoren wie dem Kodak KAF- megerät stand mir ein 10-Zoll-Ritchey- 11000 [1] von 36 mm x 24,7 mm mit Um Detail abzubilden, ist Brennweite Chrétien mit 1.854 mm Brennweite in 9 µm Pixelgröße bilden bei einer kurzen erforderlich. Steigert sich die Brennwei- meiner Gartensternwarte zur Verfügung, Brennweite von z. B. 500 mm riesige te um den Faktor 4 auf 2.000 mm, wird eine passende CCD-Kamera zur Bildge- Himmelsareale von 4,1° x 2,8° ab. Aus- ein Feld unter Berücksichtigung der obi- winnung musste noch beschafft werden gedehnte Objekte wie M 31, der Nord- gen Daten von 62 x 43 Bogenminuten – nur welche? In der Vergangenheit hatte amerikanebel, ausgedehnte Supernova- abgebildet und das kleine Objekt schon ich mich gerne dem Trend hingegeben, Überreste oder Emissionsnebel werden auf gut 650 Pixel Durchmesser verteilt. aktuelle Kameras mit großen CCD-Sen- entsprechend gut und Format füllend Um die Galaxie bzw. Details gut heraus- soren mein Eigen zu nennen, um best- erfasst. Eine eher kleine Galaxie von zuarbeiten, kann man nun das Objekt mögliche Ergebnisse zu gewinnen. Nach vielleicht 10’ Ausdehnung hingegen wird als Ausschnitt herauskopieren und ohne einigen Überlegungen und rückblickend bei 500 mm Brennweite nur ca. 160 Auflösungsverlust gebührend in Szene

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setzen, oder der Einfachhalt halber eine scheibchen erfasst, eine Differenzierung CCD-Kamera verwenden, die einen klei- in der Aufnahme von kleinen Details ist nen Sensor besitzt, um dann das kleine somit theoretisch gegeben. Verringert Objekt groß abzubilden. Damit war der sich die Pixelgröße auf z. B. 5 µm, wer- Gedanke geboren: die Beschaffung einer den bei einem Seeing von 2 Bogensekun- leistungsfähigen CCD-Kamera mit klei- den durchschnittlich 4 Pixel vom Seeing- nem Chip für lange Brennweiten. scheibchen überdeckt. Das wäre meines Erachtens durchaus tolerierbar, da klei- Die Anzahl großer Deep-Sky-Objekte mit nere Pixel das Potenzial bei der anschlie- Ausdehnungen von einigen Grad und ßenden Bildverarbeitung verbessern. 1 mehr ist eher begrenzt, die überwiegende DSI RC10C bei einer Blende von Anzahl der Objekte bewegt sich im Be- Das populäre 2x2-Binning, d. h. den Zu- f/7,3 und 1.854 mm Brennweite, reich von unter 15’, viele sind deutlich sammenschluss von 4 zu einem doppelt Atik 314L+, Filter: Baader LRGB- kleiner. Daraus ergibt sich für die Astro- so großen Pixel mit der Halbierung der Filtersatz fotografie, dass die Anzahl der abbild- Auflösung, wollte ich auf gar keinen Fall. baren Objekte mit der Brennweite steigt. Die Objekte sollten hoch aufgelöst und Um dann detailreiche und hoch aufge- detailliert dargestellt werden, daher setz- dem KAI-4022 fielen aus dem preislichen löste Deep-Sky-Aufnahmen zu gewin- te ich als Obergrenze für die Chipgröße Rahmen, Kameras mit dem KAF-8300 nen, sollte die Kamera über eine Pixel- die maximale PC-Monitorauflösung an, hätten eventuell 2-fach gebinnt betrie- größe von unter 10 µm verfügen. Mit und die betrug 1.920 x 1.024 Pixel. Der ben werden und dennoch den Auflö- einer Näherungsformel [2] ergibt sich: Sensor durfte auch gerne rauscharm sein, sungskriterien entsprechen können, aber eine hohe Quanteneffizienz besitzen und insgesamt hat mich die Quanteneffizienz Winkelausdehnung des Pixels in Bo- sich preislich in einem überschaubaren nicht wirklich begeistert. gensekunden = 206 x Pixelgröße (µm) / Rahmen bewegen. Spontan fand sich Brennweite (mm). aber kein CCD-System, welches genau Eine Annäherung ergab sich für mich bei diesen Anforderungen entsprach. Heiße Kameras mit dem Sony ICX-285AL [3], Danach wird bei meinem RC mit 1.854 Kandidaten waren Kameras mit den so- einem heute eher als klein bezeichneten mm Brennweite gut 1 Bogensekunde in genannten Megapixelsensoren wie dem CCD-Sensor. Der Sony ICX-285AL besitzt einem Pixel abgebildet. Bei einem Seeing KAI-4022 mit einem 2.048-Pixel-Array eine Sensordiagonale von 11 mm und eine von 2 Bogensekunden werden danach oder dem KAF-8300 mit einem Array Pixelgröße von 6,45 µm bei 1.348 x 1.040 durchschnittlich 2 Pixel vom Seeing- von 3.326 x 2.504 Pixeln. Kameras mit Pixeln. Dies ergibt in Verbindung mit der langen Brennweite des RC10C eine Win- kelauflösung von 0,72’’ pro Pixel bei ei- nem Feld von 16,2’ x 12,5’. Diese Kom- bination ermöglicht bei entsprechenden Integrationszeiten gut durchbelichtete und vor allem hoch aufgelöste und de- tailreiche Deep-Sky-Aufnahmen. Der Sony chip ist ein sog. 2/3-Zoll-Sensor mit einer Quanteneffizienz von über 65 % bei 520 nm, 56 % bei Hα, d. h., mehr als jedes zweite eingehende Photon wird als Signal registriert. Die Chipfläche beträgt zwar nur 6,5 % bezogen auf das KB-For- mat, aber genau dieser Sachverhalt lässt kleine Objekte groß erscheinen. Bezogen auf Preis, Service und Verfügbarkeit hat mir summa summarum die Atik 314L+ am besten gefallen.

Nach nunmehr einigen Monaten Praxis- erfahrungen hat sich mein Konzept be- währt, eine detailreiche Wiedergabe von Objekten des Nachthimmels konnte ich zwischenzeitig mit meinem RC gewin- nen. Das ebene und ausgeleuchtete Feld von 50 mm Durchmesser lässt zwar eine weitaus größere CCD-Kamera zu, auch ist 2 NGC 891, L: 6 x 600 s, R: 5 x 600 s, G: 4 x 600 s, B: 4 x 600 s meine PC-Monitorauflösung nicht ganz

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erreicht, aber Details und gut definierte Strukturen werden hoch aufgelöst am PC-Monitor wiedergegeben. Davon kann sich der geneigte Leser überzeugen. Auf meiner Homepage [4] sind entsprechende Aufnahmen abgelegt.

Größe ist nicht alles, insbesondere nicht die Größe von CCD-Kameras ...

Quellenhinweise: [1] http://www.pco.de/fileadmin/user_ upload/db/download/KAI-11000CM- LongSpec.pdf [2] P. Bresseler, 2001: „Die SBIG ST- 9E - Eine CCD-Kamera für lange Brennweiten“, Sterne u. Weltraum 8/2001, 676 [3] http://www.datasheetcatalog.net/de/ datasheets_pdf/I/C/X/2/ICX285AL. shtml [4] P. Bresseler: Homepage, http://www. starlightfriend.de 3 Das Herbig-Haro-Objekt 555 liegt im Kopf des Pelikan-Nebels, 12 x 600 s, Hα-Filter Sturm, Schnee und gute Laune – Das 10. Treffen der Beobachter atmosphärischer Erscheinungen

von Elmar Schmidt

rischzell zusammen. Die dritte Tagung der sich insgesamt 17 Teilnehmer über in Oberbayern vom 5. bis 8.1.2012 hätte Halos und andere Phänomene der Atmo- auch gut und gern „Stormchaser-Mee- sphärenoptik austauschten (Abb. 2). ting“ heißen können, waren doch die aus dem Westen der Republik anreisenden Mit großem Hallo begrüßt wurde Ber- Teilnehmer fast während ihrer gesamten tram Radelow, dessen „Halos aus Davos“ Anfahrt auf Höhe des Sturmtiefs „An- [2] im AKM schon lange stark beachtet drea“. In meiner Mitfahrgelegenheit hatte werden, obwohl er bis dato nur relativ es dem Fahrer bei Augsburg den Deckel wenigen seiner „Fans“ persönlich be- der Dachbox aufgerissen, der dann bei kannt war. Er konnte in den letzten Jah- Windböen über Stärke 9 zum Glück mit ren die häufigsten und ausgeprägtesten Spanngurten gesichert werden konnte. Sichtungen des Moilanen-Bogens au- Bei der Umfahrung von München nach ßerhalb von Finnland verzeichnen [3]. Osten bewegten wir uns über viele Mi- Die ständige Wiederkehr des Bogens in 1 Schneereiche Anreise nuten mit gut 100 km/h nur gerade so seiner Bilderrückschau führte dazu, ihn (Foto: A. Haußmann) schnell, dass die Wolkenfetzen ihre Lage auf dem Treffen als den „Unaussprech- scheinbar nicht veränderten. lichen“ zu titulieren. Der Bogen wur- de 1975 visuell von H. Gäbler auf dem Während die ersten acht Treffen der Be- Die erst abends Eintreffenden hatten Fichtelberg in Sachsen entdeckt und obachter des Arbeitskreises Meteore e.V. zwar die Ruhe hinterm Sturm, es dann erst 20 Jahre später von Jarmo Moila- und der Fachgruppe der Vereinigung aber in Bayern mit der ersten von mehre- nen in Finnland fotografiert. Es handelt der Sternfreunde e.V. [1] fast alle in der ren Schneeabladungen des Wochenendes sich um eine oberhalb von Sonne oder VdS-Sternwarte in Kirchheim bei Erfurt zu tun (Abb. 1). Nach diesen Fährnissen Mond auftretende, gelegentlich auf einer stattfanden, kam man seit 2010 in der stellte sich jedoch beim ersten Bier wie- Lichtsäule sitzende V–förmige Gabelung. Jugendherberge am Sudelfeld über Bay- der die bayrische Gemütlichkeit ein, in Der Abstand der V-Spitze liegt nach der

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Die Teilnehmer des 10. Halotreffens (Foto: B. Radelow). Stehend von links: Reinhard Nitze, Elmar Schmidt, Bertram Radelow, Georg Dittié, Michael Großmann, Wolfgang Hinz, Roland Winkler, Rainer Schmidt, Eik Beier, Udo Hennig, Frank Dietel, Alexander Haußmann, Günther Busch; vorne kauernd: Raimund Pourvoyeur, Sven Aulenberg, An- dreas Zeiske; mittenmang: Claudia Hinz

Vermessung von sechs guten Fotos von Bertram bei (12,4 ± 0,6) Grad, und soll nach Simulationen für größere Sonnen- höhen bis auf 15 Grad und mehr nach außen rücken und dabei verblassen [4]. Das Zustandekommen dieses häufig im Schneekanonen-Eisnebel beobachteten Halos ist im Detail noch ungeklärt, Zwil- lingskristalle könnten eine Rolle spielen. Übrigens hat Bertram bei sich zu Hause auch schon Eisnebel-Lichtsäulen in fin- nischer Qualität dokumentiert (Abb. 3).

Obwohl 2011 bei den Eiskristall-Halos kein großes Jahr gewesen ist, wie auch in dem Tagungsbeitrag von Wolfgang Hinz über 33 Jahre systematischer Halobeob- achtungen des AKM deutlich wurde [5], fand sich in der Summe der Bildbeiträge aller Teilnehmer doch die eine oder an- dere Delikatesse. Durch seine Geschäfts- 3 flüge hat Andreas Zeiske häufig die Lichtsäulen über Davos/Schweiz am 15.12.2009 (Foto B. Radelow) Chance, Unterhorizont-Halos in Cirren zu fotografieren, von denen er schöne Exemplare zeigte (Abb. 4). Eindrucksvoll wieder die bebilderten Jahresrückblicke von Claudia Hinz und Michael Groß- mann, denen Michael noch einprägsam illustrierte physikalische Erläuterungen für die verschiedenen Phänomene hinzu- fügte. Elmar Schmidt sprach in ähnlicher Systematik über Dämmerungsphänome- ne. Von viel Sprachwitz getragen war die abwesenheitsbedingt selbstablaufende Bilderschau von Christoph Gerber aus 4 Heidelberg. Ein zweiter Beitrag von ihm, der darlegte, wie sich Sonnenlichtreflexe Halophänomen an Spinnennetzen zu elliptischen Ringen (22-Grad-Ring mit unte- zusammenschließen („Spinnwebenha- rem Berührungsbogen los“) [6], motivierte alle Teilnehmer dazu, (und evtl. Parry-Bogen), sich vorzunehmen, selber danach Aus- Untersonne, Lichtsäule schau zu halten. und Unternebensonne, links) während eines Die Deutung mancher atmosphärenopti- Flugs von Frankfurt scher Erscheinungen erfordert eine sicher (Main) nach Berlin am beherrschte Fototechnik und aufwendige 14.6.2011, 18:18 UTC Simulationen. Georg Dittié stellte die (Foto: A. Zeiske)

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5 Die schönste Flocke vom Sudelfeld (Makrofoto: R. Nitze)

Zusammensetzung von Mehrfachaufnah- men zu Rundum- und Kugelpanoramen vor, was schon bei der richtigen Aufnah- meposition beginnt und dann den be- 6 Sudelfeldmonster in Blau dank LED-Taschenlampe (Foto: B. Radelow) herzten Einsatz eines Stitchingwerkzeugs wie PTGUI erfordert [7]. Alexander Hauß- mann zeigte Vielstrahlsimulationen von Lampenhalos an fallenden Eiskristallen. Die hier meist vorliegenden divergenten Strahlen führen zu komplizierten geome- trischen Orten der jeweils aufleuchtenden Kristalle wie der sog. Minnaert-Zigarre für den 22-Grad-Ring, von denen erst die stereoskopische Darstellung eine gute Vorstellung vermittelt [8].

Reinhard Nitze berichtete über die fie- selige Aufgabe, das Auswerteprogramm für die langjährigen Halo-Statistiken von einer DOS- in eine Windows-Version zu überführen. Entspannung davon findet er bei seiner Schneeflockenfotografie, deren Resultate sich trotz der vergleichsweise 7 Der OBB zeigt sich im Halomator 2 als Hüllkurve für lauter kleine V-Bögen einfachen Mittel hinter denen der Profis (Foto: B. Radelow) [9] nicht zu verstecken brauchen (Abb. 5). Während der drei Tage des Treffens fiel ja ein halber Meter Schnee, leider war es deshalb zu warm, um die ersehnten Eis- nebelhalos des 2010er-Treffens zu pro- duzieren. An dichtem Schneefall und in der Feuchte übersättigten Luft gelang es aber nachts wieder einige Sudelfeldmons- ter [10] zu stellen (Abb. 6), und für kurze Momente zeigten sich sogar Nebelbögen und Glorien.

Einen großen Teil der Veranstaltung nah- men schließlich wie schon im Vorjahr die praktischen Demonstrationen zur At- mosphärenoptik von Michael Großmann ein, wozu er kistenweise selbstgebaute Vorrichtungen und Hilfsmittel herange- schafft hatte. Michael ist der fotografische Entdecker des tertiären Regenbogens um die Sonne, was im Herbst 2011 als Sensa- tion durch die Fachwelt und viele Medien ging [11]. Weil diese einmalige Leistung 8 Der kleine Ring in M. Großmanns Halomator 2 (Foto: Eik Beier) auch durch das 2011er-Treffen auf dem

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Sudelfeld mit beflügelt wurde, war es Eh- rensache, dass seine Weißlicht-Regenbo- genversuche mit dem sog. „Spektrodrom“ dort erstmals vorgeführt wurden, zusam- men mit Nebelbögen, Quételet-Ringen, Rayleigh-Streuung u.a.m. Passend zum Hauptthema des Treffens führte Michael auch seinen „Halomator 2“ vor. In die- sem sind Säulenkristalle (aus Plexiglas) kardanisch gelagert und können drei- 9 achsig schnell rotiert werden. Nur mit Claudia überwacht die Abfahrt; Allrad half auf den 500 m zur Herberge, nur nicht solchem Aufwand gelingt es, den ein- dem Fotografen, der kurz vorher rücklings abgefahren war ... (Foto: E. Schmidt). fachsten aller Halos, den 22-Grad-Ring (der mit Plexiglas etwas kleiner ist) zu Sudelfeldmonster in Blau dank LED-Taschenlampe (Foto: B. Radelow) simulieren (Abb. 7). Das Festklemmen der http://vonsprecherhaus.ch/ in Davos/ [5] W. Hinz, 2012: Meteoros 15, 64 Rotation um die Strahlrichtung erzeugt Schweiz zu treffen, und zwar bereits vom [6] http://blog.meteoros.de/2012/01/19/ den oberen Berührungsbogen zum klei- 22.-25.11.2012, weil dann dort mit ers- spiderweb-halos/ nen Ring. Auf Kurzzeitbelichtungen ist ten Eisnebel- und Schneekanonenhalos [7] http://www.ptgui.com/ und http:// schön zu sehen, dass dieser sich als Hüll- zu rechnen ist, die Skifahrer aber noch www.dffe.at/ kurve zu lauter kleineren und steileren nicht den Ort überfüllen. Interessenten [8] http://www.ursa.fi/blogit/ice_crys- V-förmigen Bögen (nach Art von Parry- schreiben an: [email protected] tal_halos/index.php?title=an Bögen) ausbildet, was im Grunde zwar _animated_stereo_simulation_of_ theoretisch bekannt ist [12], aber doch streetl&more=1&c=1&tb=1&pb=1 erst durch die Praxisvorführung greifbar Quellenangaben: [9] http://www.its.caltech.edu/~atomic/ wird (Abb. 8). [1] http://www.meteoros.de/php/ snowcrystals/ viewtopic.php?t=9105 [10] http://wort.yakohl.com/pop.php? In der Vorausplanung des 11. Halotreffens [2] http://www.radelow.ch/halo/index. pid=621 wurde berücksichtigt, dass die Kapazi- htm [11] http://www.osa.org/About_Osa/ täten der Jugendherberge am Sudelfeld [3] http://www.atoptics.co.uk/fz547. Newsroom/News_Releases/Releases/ keine Erweiterung über ca. 15 Teilnehmer htm 10.2011/Photos-Prove-Triple- hinaus mehr zulassen. Deshalb wurde ein [4] M. Riikonen, 2011: „Halot [Halos, Rainbows-Exist.aspx Vorschlag von Bertram dankbar aufge- im Orig., nur finnisch] URSA“, [12] G. Können, 2012: persönliche griffen, sich in der Gruppenunterkunft Helsinki Mitteilung Tagungsbericht zur 19. Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik von Dennis Möller

Die 19. Tagung der VdS-Fachgruppe das Anwenden, das Abstecken und Aus- hellsten Erscheinungen bei voller Bild- CCD-Technik fand wie gewohnt in den weiten von Tätigkeitsfeldern geht. So rate (50 Halbbilder/s) detektiert werden Räumen der VdS-Sternwarte in Kirch- ging Bernd Gährken in seinem Vortrag können. In der darauf folgenden Dis- heim/Thüringen statt. Über das Wochen- „Beobachtung eines Mondimpaktes“ auf kussion wurde schnell deutlich, dass das ende vom 27. bis 29. April versammelten die Videobeobachtung eines Meteoriten- Aufnehmen und die dazu notwendigen sich rund ein Dutzend Amateurastrono- einschlags ein, der von unabhängiger einfachen technischen Möglichkeiten das men, um das Neueste zum Thema CCD Seite ebenfalls mit einer Videobeobach- Eine ist, es aber etwas ganz anderes ist, zu erfahren. In lockerer und gemütlicher tung bestätigt wurde. Beide Beobachter die teilweise stundenlang aufgenomme- Atmosphäre wurde den Vorträgen ge- nutzten hierbei die Tatsache aus, dass die nen Videodaten nach Lichtblitzen und lauscht und über die präsentierten The- Wahrscheinlichkeit, Augenzeuge eines Leuchterscheinungen zu sichten. Die Be- mengebiete diskutiert. Impaktes auf der unbeleuchteten Seite tonung liegt auf „sichten“! Denn es gibt des Mondes zu werden, während eines zwar eine ganze Reihe von Programmen, Wie in den Vorjahren zeichnete sich Sternschnuppenstroms am größten ist. die Videosequenzen addieren, mitteln, auch dieses Jahr in interessanter Wei- Interessant ist, dass es dabei keiner gro- filtern und auf vielfältige Weise bearbei- se ab, dass die CCD-Technik als solches ßen Optiken bedarf, sondern dass durch- ten können, aber keiner der Anwesenden verstanden ist und es hauptsächlich um aus schon mit Vier-Zoll-Teleskopen die kannte ein Programm, das in Zehntau-

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senden von Bildern nach Lichtblitzen su- Objekte natürlich erst gar nicht in Farbe Inhalt von Verzeichnissen einer fortwäh- chen kann. Und so bleibt bislang nur das aufzunehmen. Unabhängig von der ganz renden oder vorübergehenden Änderung sehr ermüdende Sichten mit dem Auge. eigenen und unangefochtenen Ästhe- unterliegen und Bernd Gährken führte im Anschluss das tik von Farbaufnahmen wird dem Auge 1. Wert darauf gelegt wird, in der Lage Video einer streifenden Sternbedeckung damit von vornherein die Möglichkeit zu sein, einen beliebigen Versions- von Zeta Tauri vor. Auch hier benutzte genommen, sich in Farbinformation „zu stand auf einfache und reproduzier- er im Wesentlichen dieselbe Ausrüstung verlieren“. Die Aufmerksamkeit wird ganz bare Weise wiederherstellen zu können wie für die lunare Impaktbeobachtung. von selbst auf Kontrastunterschiede und (z. B. einen Ursprungszustand!) und Er führte aus, dass bei Beobachtungen Details gelenkt. Dieser Zugang zum Bild 2. man wissen möchte, was diesen Ver- dieser Art die exakte Zeitmessung der kann eine ganz andere und durchaus er- sionsstand auszeichnet. Bedeckungen des Sterns von zentraler gänzende Qualität herstellen. Die zweite Bedeutung ist. Dabei muss nach wie vor Möglichkeit ist, ein bereits gewonnenes Jede neue Datei/Verzeichnis-Version kann auf einen analogen Zeit-Inserter gesetzt Farbbild nicht nur allein in Farbe wirken mit einem Kommentar versehen wer- werden, der in das analoge Videosignal zu lassen, sondern dieses einfach mal in den, so dass die Historie der Bearbeitung das Zeitsignal einblendet, noch bevor Schwarzweiß zu konvertieren oder ei- Schritt für Schritt festgehalten wird und beides digitalisiert wird. So ganz sind nen geeigneten der drei Farbauszüge in dadurch ein nachträgliches Verfolgen und wir also doch noch nicht in der digitalen Schwarzweiß wirken zu lassen. Beispie- auch Vergleichen möglich ist. Wie ge- Welt angelangt. Das vorgeführte Video le zu beiden Verfahren wurden anhand wohnt ließen die Anwesenden den Tag mit ist ein Paradebeispiel für eine streifen- mehrerer Objekte gezeigt und dargelegt, herzhaft zubereiteten original Thüringer de Sternbedeckung. Es dokumentiert ein wie erstaunlich verschieden Bilder ein Grillwürstchen und bei einem zünftigen rundes Dutzend von kurzzeitigen Bede- und desselben Objektes wirken, wenn sie Glas Bier noch einmal Revue passieren. ckungen unterschiedlicher Stärke. unterschiedlich dargestellt werden. An dieser Stelle möchte ich die Gele- Weiter ging es im Programm mit dem In seinem zweiten Vortrag stellte Dennis genheit nutzen, mich bei allen Mitwir- Vortrag von Uwe Trulson: „Erfahrungen Möller in „Professionelles Versionsma- kenden, die zum Gelingen dieser Tagung mit der adaptiven Optik von StarlightEx- nagement von CCD-Bildern unter Tortoi- beigetragen haben, zu bedanken. press“. Der Hersteller von CCD-Kameras se SVN“ das Freeware-Programm selbi- bietet seit neuestem ein Modul an, das gen Namens vor, das zur Verwaltung von Die nächste CCD-Tagung stellt ein klei- in den Strahlengang des Telekops und Versionen von Dateien und Verzeichnis- nes Jubiläum dar. Denn sie jährt sich vor die CCD-Kamera eingehängt werden sen herangezogen wird. Im Bereich der im kommenden Jahr zum zwanzigsten kann und mit hoher Präzision Restfehler Astrofotografie würde dieses Programm Male! Die VdS-Fachgruppe CCD-Technik der mechanischen Nachführung kompen- also speziell für Bilder und ihre Bildver- möchte deshalb schon jetzt alle CCD- siert. Der Vortrag ging auf die notwendi- arbeitungsstufen verwendet werden kön- Interessierten ganz herzlich nach Kirch- gen Kalibrierungen ein, um das System nen. Der Referent führte aus, dass eine heim/Thüringen einladen. Die Tagung einwandfrei anlernen zu können. Diese Versionsverwaltung dann Sinn macht, findet in der Zeit vom 12. bis 14. April Routinen laufen zwar weitestgehend au- wenn Dateien und Verzeichnisse bzw. der 2013 statt. tomatisiert ab – entbinden den Anwender aber nicht davon, das System grundle- Anzeige gend zu verstehen. Während der nachfol- genden Diskussion wurde festgehalten, dass die zwei Korrektursysteme ergän- zend arbeiten müssen: die mechanische, herkömmliche Nachführung zusammen Deep-Sky-Tre– en —˜™š mit der adaptiven Optik. Diese Feststel- DST lung beeindruckt auf den ersten Blick we- nig und doch ist sie so zentral. Denn es muss ein Optimum gefunden werden zwi- schen zu starker Entkopplung und einer zu hohen Rückkopplung beider Systeme.

Dennis Möller referierte in seinem Vor- trag „Schwarzweiß ist schön“ über die Vorteile und Möglichkeiten, bestimmte bzw. andere Objektdetails durch Darstel- lung in Schwarzweiß (auch in Negativ- darstellung) besser zur Geltung bringen zu können als in Farbe. Dazu gibt es vom 22.03. bis zum 24.03.2013 in Bebra/Hessen zwei sehr einfache Möglichkeiten. Die Infos unter: www.fachgruppe-deepsky.de erste Möglichkeit beschränkt sich darauf,

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Neues aus der Fachgruppe „Visuelle Deep-Sky-Beobachtung“

In diesem Heft können wir unsere neuen Rubriken erfolg- Von neuesten Beobachtungen auf La Palma berichtet reich fortführen: Jens Bohle in seinem Artikel „Kanarennächte“.

In der „Deep-Sky-Galerie“ präsentiert uns, wie bereits im Im „Durchblick“ stellt uns Daniel Spitzer die Galaxie NGC letzten Heft, eine Amateurastronomin eine Zeichnung. 100 vor. Anne Ebeling stellt die drei Sternhaufen NGC 7790, NGC 7788 und den weniger bekannten Berkeley 58 vor. Das Klaus Wenzel präsentiert uns eine „kosmische Begeg- Zeichnen von Offenen Sternhaufen und den umgebenden nung“, die nicht alltäglich ist: zwei Kleinplaneten und Sternfeldern erfordert viel Geduld und Geschick, und mit eine Galaxie zur selben Zeit im Okulargesichtsfeld. eben diesen Tugenden kommt so ein Ergebnis zustande. Dirk Pancyk informiert über das älteste Projekt der Fach- Frank Leiter fand in älteren Beobachtungsaufzeichnun- gruppe; die neunte und letzte Ausgabe der „Deep-Sky- gen aus dem Jahr 2008 die wenig bekannte Galaxie UGC Liste“. Viel Spaß auf den nachfolgenden Seiten wünschen 11994, die er uns in „kurz beobachtet“ vorstellt. Daniel Spitzer und Jens Bohle Kosmische Begegnung: NGC 821 – Ganymed (1036) und Genoveva (680) von Klaus Wenzel

Am Abend des 31.10.2011 bot sich die len runden Nebel mit deutlich hellerem zeit war bei Ganymed deutlich eine Be- seltene Gelegenheit den 8,5 mag hellen Zentrum, unmittelbar südlich eines etwa wegung nach Süden erkennbar. Amor-Asteroiden Ganymed (1036), der 10 mag hellen Vordergrundsterns, beob- von Walter Baade am 23. Oktober 1924 achten. Genoveva (680) befand sich etwa Solche kosmischen Begegnungen sind an der Hamburg-Bergedorfer Sternwarte 12 Bogenminuten nordöstlich von Gany- immer reizvoll visuell am Okular direkt entdeckt wurde, in unmittelbarer Nach- med, etwa 1,5 Bogenminuten südöstlich zu verfolgen und eventuell mit einer barschaft der hellen Galaxie NGC 821 des etwa 8 mag hellen Sterns SAO 92804. kleinen Skizze zu dokumentieren. zu beobachten. Bei der Erstellung einer Bereits nach 10 Minuten Beobachtungs- passenden Aufsuchkarte bemerkte ich dann, dass an diesem Abend noch ein weiterer Kleinplanet in diesem Sternfeld zu beobachten war. Hierbei handelte es sich um Genoveva (680), einem Haupt- gürtelobjekt, das am 22. April 1909 von Karl Reinmuth mit dem Bruce-Teleskop an der Heidelberger Landessternwar- te entdeckt wurde. Die Helligkeit von Genoveva betrug zum Zeitpunkt der Beobachtung etwa 13,8 mag, was für meinen 406-mm-Newton kein Problem darstellen sollte. Alle drei Objekte wa- ren innerhalb eines Sternfeldes von nur 15 Bogenminuten Durchmesser postiert. Schon mit schwacher Aufsuchvergröße- rung (70-fach) brachte dann der 8,5 mag helle Ganymed die Sternkarte ordentlich durcheinander. Bei 207-facher Vergrö- ßerung waren dann im Weitwinkeloku- lar alle drei Objekte einfach erkennbar. 1 Zeichnung der Region um NGC 821 mit den Kleinplaneten Ganymed (1036) und 12 Bogenminuten östlich von Ganymed Genoveva (680) am 406mm/1.829mm-Newton bei 207-facher Vergrößerung. konnte ich die Galaxie NGC 821 als hel- Beobachtungszeit: 31.10.2011 um 20:30 UT.

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Der

Der Durchblick – NGC 100 Durchblick von Daniel Spitzer Edge-on-Galaxien bieten immer einen ganz besonderen Anblick. Vor allem, wenn sie noch eine so markante Katalog- nummer besitzen, wie NGC 100.

Die Galaxie in Kantenlage befindet sich am Westrand des Sternbildes Fische. Mit einer scheinbaren Größe von 0,6’ x 5,7’ berechnet man einen Inklinationswinkel von ca. 84° und eine Streckung von 9,5. Sie ist damit eine der ganz schmalen Ga- laxien! Von ihrer Natur als Galaxie vom Typ Sc ist - auch aus diesem Grund - nichts zu erkennen. Leider ist sie nicht ganz einfach zu beobachten. Während die Gesamthelligkeit von NGC 100 noch 13,3 mag beträgt, verlangt ihre Flächen- helligkeit von lediglich 14,4 mag/arc- min² für eine erfolgreiche Beobachtung nach einem dunklen Himmel. aufhalten möchte, dem sei 1 Aufsuchkarte für die Edge-on-Galaxie NGC 100 Die Suche von NGC 100 kann am die in der Nähe gelegene im Sternbild Fische. Der Stern rechts im Bild schnellsten über den 6-mag-Stern 48 Galaxie NGC 99 empfohlen, ist g Pegasi. Ebenfalls verzeichnet ist Psc erfolgen. Hat man diesen zentriert, die sich ca. 1,3° südlich von NGC 99. Die Karte wurde mit Cartes du Ciel braucht man das Teleskop nur noch 1,5° NGC 100 befindet. Sie ist erstellt. nach Westen zu schwenken. Wer sich ebenfalls in der Karte ver- noch etwas in der Gegend des Himmels zeichnet.

NGC 7790, NGC 7788 und Berkeley 58

Die Deep-Sky- Galerie

NGC 7790, NGC 7788 und Berkeley 58 in einer Zeichnung von Anne Ebeling nach Beobachtungen an einem 10-Zoll-Dobson- teleskop bei 63-facher Vergrößerung am 25.10.2009

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UGC 11994 von Frank Leiter

Die Galaxie ist bei Kurz 93-fach und 145- fach leicht zu sehen, beobachtet für den 16-Zöller ein einfaches Objekt. Extrem schmal, mit leichter Verdickung in der Mitte. Ein schwacher Stern (etwa 13. Größe) steht in den östlichen Ausläufern. Die Länge lag unter den gegebenen Bedingungen und mit dem o.g. Teleskop etwas jenseits der 1,5’. Daten: 16 Zoll Öffnung, f/5, mittlerer Land- himmel mit etwa 6,3 mag, Beobachtung am 26.09.2008.

Kanarennächte von Jens Bohle

Nach der Verlegung meines Haupttele- nareninsel gewesen. So beschloss ich, der Begriff oft falsch verwandt, da Hül- skops auf die Kanareninsel La Palma mein Teleskop erst am zweiten Tag bei le und Halo verwechselt werden. Nach statte ich meinem Teleskop natürlich, so meinem Bekannten Joan von Astropal- [2] wird bei Planetarischen Nebeln zwi- oft es geht, einen Besuch ab. Es sollte ma [1] abzuholen und es anschließend schen den Kernbereichen („Cores“), der wieder ein reiner Astrourlaub werden, auf dem großzügigen Gelände der ge- den Kern umgebenden Hülle („Shells“) nachdem ich mich bei vorherigen Besu- mieteten Finca aufzubauen. Bereits am und den sehr lichtschwachen Außen- chen nebenbei auch der Naturfotografie zweiten Tag wechselte das Wetter – es bereichen („Halos“) unterschieden. Die gewidmet habe (dies ist auf La Palma ja wurde zunehmend sonniger und wärmer. Halos haben mitunter deutlich geringere auch sehr reizvoll). Beides ist nach mei- Flächenhelligkeit als der Kernbereich des ner Erfahrung allerdings kaum möglich, Leider zeigte sich der Himmel während Nebels (1/1.000 oder schwächer) und un- da die Kondition nach Aktivitäten tags- des gesamten Zeitraums von der dunsti- terscheiden sich somit deutlich. Sichtbar über (Wanderungen mit prall gefülltem gen Seite – im Gegenzug wurde ich mit werden die Halos erst, wenn die Strahlung Fotorucksack) dann in den Nachtstun- gutem Seeing entschädigt. Gerade in den des Zentralsterns die Hülle durchdringen den schnell nachlässt. Der Begriff „reiner Höhenlagen um 700 - 800 Meter, in de- kann, diese also „optisch dünner“ gewor- Astrourlaub“ ist allerdings dann doch nen ich fast ausschließlich beobachtete, den ist. Ein kurzer Temperaturanstieg in nicht so ganz korrekt, da ich den Urlaub ist das Seeing insbesondere in der ersten den Halostrukturen geht mit der Sicht- wieder gemeinsam mit meiner Freundin Nachthälfte oft schlecht bis mittelmäßig. barkeit einher. Oft zeigen sich in diesen verbrachte. Hier ein paar Impressionen aus dem Be- Außenbereichen ähnlich wie bei sehr obachtungstagebuch: Die Außenbereiche alten Planetarischen Nebeln charakteris- Wie immer hatte ich ein kleines Beobach- („Halos“) Planetarischer Nebel wie jene tische Filamente unterschiedlicher Hel- tungsprogramm ausgearbeitet, obgleich von M 27, M 57 und NGC 6543 sind ja ligkeit, die aus der Wechselwirkung mit ich auf La Palma schon einen dicken Ord- versierten Beobachtern keine unbekann- interstellarer Materie hervorgehen. Für ner mit diversen Beobachtungsideen de- ten Ziele und mit größeren Teleskopen Astronomen ist die Wechselwirkung des poniert habe. Da die atmosphärischen Be- direkt beobachtbar. Aber auch viele an- Halos mit der galaktischen Umgebung dingungen bei wolkenlosem Himmel auf dere Planetarische Nebel besitzen die- interessant, da sich so Rückschlüsse auf La Palma sehr unterschiedlich sein kön- se aus der Spätphase des Sternenlebens die Verteilung interstellarer Materie zie- nen, sind Objekte von hoher bis niedriger entstandenen Strukturen, die einst als hen lassen. Für die Forscher, welche die Flächenhelligkeit im Repertoire. Je nach Sternenwind des Roten Riesen intermit- Materie des ursprünglichen Sternenwin- Seeing sollte also immer was dabei sein. tierend ins All „geblasen“ wurden. Bei des untersuchen wollen, ist dieses Sta- meiner Recherche zu diesen schwächeren dium dann schon ein Problem, so dass Am Ankunftstag regnete es am Flug- Strukturen las ich in [2], dass der Begriff diese Untersuchungen mit anderen Mit- hafen von Santa Cruz – das hatte ich „Halo“ bei Planetarischen Nebeln aller- teln und zu einem früheren Zeitpunkt bislang noch nicht erlebt, und ich bin dings relativ genau definiert ist. In der erfolgen müssen [3]. Doch zurück zur schließlich nun schon öfter auf der Ka- Amateurastronomieszene hingegen wird Amateurastronomie.

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1 NGC 40 (POSS 2 rot, invertiert und gestreckt) 2 NGC 40 (POSS 2 blau, invertiert und gestreckt)

3 NGC 7662 (POSS 2 rot, invertiert und gestreckt) 4 NGC 7662 (POSS 2 blau, invertiert und gestreckt)

NGC 40 Der PN NGC 40 in der Cassiopeia war einer der beiden Nebel, welche ich gezielt beobachtete, um herauszufinden, ob ein Teil des PN-Halos ansatzweise zu beobachten wäre. Fotografien zeigen den leicht ovalen PN-Körper, welcher von einem dif- fusen Bereich unterschiedlicher Helligkeiten umgeben wird. Im nordöstlichen Bereich findet sich ein langes Filament, welches den hellsten Teil darstellt. Die südlichen Bereiche, welche auf lang belichteten Linienaufnahmen zu sehen sind, haben nur etwa 0,03 % der Helligkeit des Kernbereiches des PN. Hier war mir klar, dass diese für visuelle Beobachter unzugänglich sind. Doch auch den helleren nordöstlichen Bereich konnte ich trotz Vergrößerungen zwischen 214- bis 642-fach nicht erkennen, obwohl er auf den blauen Aufnahmen des POSS sichtbar ist.

5 IC 10 mit dem durch einen Pfeil markierten Sternhaufen IC 10 4-1 (POSS 2 blau, invertiert)

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Auf den roten Aufnahmen ist dieser Be- 6 reich dann sehr deutlich (Abb. 1 u. 2) Ausschnitt aus dem Atlas und wird wohl eher für Astrofotografen der Andromeda-Galaxie interessant sein. von Paul W. Hodge [5] mit dem beobachteten NGC 7662 Feld um C 410 und der Nach diesem Misserfolg wandte ich mich beobachteten Emissions- einem weiteren PN zu: NGC 7662, bes- region ser bekannt als der „Blaue Schneeball“. Aufgrund seiner hohen Flächenhelligkeit und der daraus resultierenden intensiven Färbung ist dieser PN im Sternbild An- dromeda vielen Sternfreunden bekannt. Planetarische Nebel mit hohen Flächen- helligkeiten laden geradezu dazu ein mit sehr hohen Vergrößerungen zu arbeiten.

lichen PN) eine tern. In diesem Jahr hatte ich es auf den mehrfach indirekt hellsten Sternhaufen bzw. OB-Assoziati- wahrnehmbare on der irregulären Zwerggalaxie IC 10 in schwache, läng- der Cassiopeia abgesehen. OB-Assoziati- liche Aufhellung. onen stellen sozusagen die masseärme- Somit war hier ren Vertreter der sog. jungen Superstern- eine deutliche haufen („Super Cluster“) dar, welche Separation zum sich später zu klassischen Kugelstern- übrigen Teil des haufen entwickeln können, sofern ihre Nebels erkenn- Masse ausreicht und die Drift der ein- bar. Der Rest des zelnen Haufenmitglieder in den Raum Halos war aber verhindert. In der Literatur findet man aufgrund leich- auch häufig die Bezeichnung „Young ten Dunstes in Massive Cluster“ (YMC) oder „Massi- der Atmosphäre ve Young Cluster“ (MYC). Gemeint sind nicht erkennbar. immer junge Sternhaufen, die teilweise 7 NGC 185 mit der beschriebenen Dunkelwolke auf einer roten Für mich war es noch im Entstehungsmedium eingebettet invertierten POSS-2-Aufnahme das erste Mal, dass sind. Beispiele für diese Gattung in un- ich dieses Halo- serer Galaxie sind „Arches Cluster“, NGC Detail von NGC 3603, „“, Trümpler 14, Doch neben dem hellen und viel beach- 7662 erkennen konnte. Nach meinem W49A, Westerlund 1 und Westerlund 2. teten Zentralbereich zeigt der Schnee- Beobachtungsaufruf auf der Deep-Sky- Auch die hellen Sternansammlungen in ball insbesondere auf den blauen POSS- Mailinglsite der VdS-Fachgruppe „Visu- NGC 604, der hellsten HII-Region in Aufnahmen einen deutlich sichtbaren elle Deep-Sky-Beobachtung“ stellte sich M 33, zählen zu dieser Gattung und sind Außenbereich. Dieser lässt die Größe des heraus, dass der Halo unter sehr guten mit Teleskopen ab etwa 14 Zoll Öffnung „Schneeballs“ auf etwa 140 Bogensekun- Bedingungen schon mit einem 13-Zoll- beobachtbar. Doch zurück zu IC 10. Die den steigen, also fast das Vierfache des Teleskop sichtbar ist! Galaxie selbst war unter leicht dunstigen bekannten, hellen PN-Körpers (Abb. 4). Bedingungen erstaunlich schwer auszu- Die schwächsten Bereiche sind um den Sternhaufen in IC 10 machen. Dies hatte ich anders in Erin- Faktor 20.000 schwächer als der Kernbe- Auf meiner Liste befanden sich auch nerung. Die relativ niedrige Flächenhel- reich [2]. Meine Beobachtung zeigte bei wieder recht exotische Objekte. Beim ligkeit der Galaxie lässt sie bei leichtem hohen Vergrößerungen, ab 562-facher letzten La-Palma-Urlaub beobachtete ich Dunst schnell verschwinden. Hier zählt Vergrößerung, zunächst recht deutli- erstmals Sternhaufen in der irregulären Transparenz des Himmels mehr als Tele- che innere Strukturen, und direkt nord- Zwerggalaxie IC 1613 und konnte so skopöffnung. Um die etwa 3-4 Millionen westlich des Hauptkörpers erschien im meine Liste von beobachteten extraga- Jahre alte OB-Assoziation IC 10 4-1 (Abb. Teleskop (ohne Verbindung zum rest- laktischen Sternhaufen nochmals erwei- 5) zu sehen bedarf es allerdings großer

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8 Das Teleskop am Einsatzort. Im Hintergrund in nördlicher Richtung die Stadt Los Llanos

Teleskopöffnung und gutem Seeing, recht eindeutig gelang. Auch mit Filter Dieser leuchtet noch etwas schwächer als denn mit 17,36 mag in V [4] ist es eine war dieser kleine verwaschene Fleck zu der Zentralstern. absolute Herausforderung für einen Be- erkennen. Dies verleitet mich zur Aussa- obachter mit einem 50-cm-Teleskop. Lei- ge: Gesehen! In der durchweg mit klaren Nächten ge- der wird die Beobachtung durch einen segneten Woche stieß ich nach einigen direkt angrenzenden Vordergrundstern NGC 185 Nächten dann an die Grenzen meiner stark beeinträchtigt, so dass mir selbst Ebenfalls seit einigen Jahren befindet körperlichen Leistungsfähigkeit, zumal bei hohen Vergrößerungen bis 1.100-fach sich ein Foto von NGC 185 in meinem ich selten länger als 4 Stunden am Stück keine eindeutige Sichtung gelang. Aller- Ordner. Die kleine Galaxie, welche zu- schlief (wofür meine „bessere Hälfte“ dings konnte ein auf fotografischen Auf- sammen mit NGC 147 zu den helleren sorgte …). So fiel es mir auch gar nicht nahmen etwa gleich hell wirkender Stern Begleitern von M 31 gehört, zeigt auf schwer, mein Teleskop nach einer Beob- etwa 20 Bogensekunden südwestlich des vielen fotografischen Aufnahmen eine achtungssession bei Joan auf Astropalma Sternhaufens sicher erkannt werden. charakteristische Dunkelwolke von etwa wieder abzustellen. 10 Bogensekunden Länge im nordwestli- HII-Regionen in M 31 chen Teil der Galaxie (Abb. 7). Auch hier Bis bald, mein kleiner Dobson! Nach vielen Jahren kehrte ich auch in be- versuchte ich es immer wieder in den reits bekannte Gefilde zurück und wagte letzten Jahren diese auch mal visuell zu mich wieder an die Beobachtung von „knacken“. Leider stellte sich auch bei di- Literaturhinweise: HII-Regionen in der Andromeda-Galaxie versen Vergrößerungen und 30 Minuten [1] www.astropalma.com heran. Nach Beobachtungsversuchen mit Beobachtungszeit kein Erfolg ein – ver- [2] B. Balick, G. Gonzales, A. Frank, nicht ganz eindeutigem Ergebnis Ende mutlich sind die Sterne um diese Dunkel- G. Jacoby: ”Stellar Wind Paleonto- der 90er-Jahre unter heimischen Bedin- wolke zu schwach, so dass kein Kontrast logy II: Faint Halos and Historical gungen am Oldendorfer Berg bei Melle zur „Umgebungshelligkeit“ möglich ist. Mass Ejection in Planetary Nebulae” / Niedersachsen wollte ich es nun auch Ein Beobachtungserfolg anderer Beob- [3] C. Sandin, D. Schönberner, M. M. einmal auf La Palma unter deutlich bes- achter würde mich sehr interessieren! Roth, M. Steffen, Böhm, A. Mon- seren Bedingungen probieren. Als Bei- real-Ibero: “Spatially resolved spiel, und vielleicht am ehesten nachzu- Weitere Highlights spectroscopy of planetary nebulae vollziehen, ist die Beobachtung von der waren der Saturnnebel, welcher mit and their halos”, http://arxiv.org/ mit dem Sternhaufen C 410 assoziierten enormer Detailfülle und einem „einfach pdf/0802.3813.pdf HII-Region. Zu finden ist diese Region schönen Anblick“ verwöhnte, und ein [4] D.A. Hunter: “The Stellar Population auf Karte 9 bzw. 11 im „Hodge-Atlas“ bis dato nicht erlebter Anblick des Ori- and Star Clusters in the Unusual [5] (Abb. 6). Erst ab 321-facher Vergrö- onnebels. Ferner gelang es mir erstmals Local Group IC 10”, Astro- ßerung wurde der flächige Charakter des den „zweiten Zentralstern“ in M 57 zu phys. J. 559, 225 Sternhaufens deutlich. Mithilfe eines erkennen. Gemeint ist der wenige Bogen- [5] P.W. Hodge, 1981: “Atlas of the UHC-Filters versuchte ich nun wie da- sekunden vom Zentralstern nordwestlich Andromeda Galaxy”, University of mals die Emissionsregion vom Sternhau- gelegene, nicht mit M 57 assoziierte Washington Press fen zu unterscheiden, was mir diesmal Stern innerhalb des Zentrums des PN.

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Die Deep-Sky-Liste 2012 von Dirk Pancyk

Die neueste, 9. Auflage der Deep-Sky- Liste steht seit März 2012 als PDF-Datei auf www.deepskyliste.de zum kostenlo- sen Download bereit. Dieses Anfang der 1990er-Jahre von einem Nürnberger Be- obachterkreis begonnene und später von der VdS-Fachgruppe Deep-Sky weiterge- führte Buchprojekt gibt Antwort auf die spannende Frage: „Welche Objekte sind im eigenen Fernrohr zu sehen, und wie gut sind sie unter bestimmten Bedingun- gen (Grenzgröße) sichtbar?“.

Hierzu werden die Beobachtungen ta- bellarisch aufgeführt und mit einer Art Schulnote, der sog. „Sichtbarkeit“ bewer- tet. In der aktuellen Ausgabe sind auf 250 Seiten knapp 18.000 Beobachtun- gen von über 5.000 Deep-Sky-Objekten aufgeführt. 57 Beobachter haben mitge- wirkt.

Neben den Beobachtungen ist auch ein ausführlicher Einführungsteil enthalten, der viele nützliche Informationen für je- den Deep-Sky-Freund enthält.

Es handelt sich um die 9. und leider letz- te Ausgabe der Deep-Sky-Liste. In unse- rer modernen Zeit mit internetgestützten, interaktiven Online-Datenbanken ist die Sammlung von Deep-Sky-Beobachtun- gen und die zentrale Erfassung durch die Redaktion in der bisherigen Form einfach nicht mehr zeitgemäß und auch nicht mehr praktikabel. In diesem Zu- sammenhang haben wir beschlossen, die DSL in der jetzigen Form nicht weiterzu- führen und den letzten Stand auf Dauer „einzufrieren“.

Es werden mit Erscheinen dieser 9. Auf- Datei wird somit auch in Zukunft zum lage somit keine weiteren Beobachtun- Download bereit stehen. gen mehr entgegengenommen, wofür wir um Verständnis bitten. Ggf. notwendige Wir bedanken uns bei allen teilnehmen- Korrekturen, z.B. aufgrund von Tipp- den Beobachtern für ihr Verständnis für fehlern oder fehlerhaften Objekt- oder diese Vorgehensweise, die langjährige Beobachtungsdaten, werden selbstver- Treue und die Einsendung ihrer Beob- ständlich vorgenommen und in einer achtungen. Ohne diese wäre die DSL korrigierten Auflage zu einem späteren nicht das, was sie ist: ein einzigartiges Zeitpunkt veröffentlicht. Nachschlagewerk für den aktiven Deep- Sky-Beobachter! Die Informationen in der Deep-Sky-Liste sind natürlich absolut zeitlos. Die PDF-

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Prof. Dr. Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf

von Ansgar Korte

Dass es früher einmal eine Sternwarte in liskirche in Hamburg, dem „Hamburger Düsseldorf-Bilk gegeben hatte, war mir Michel“. Benzenberg ließ Bleikugeln im bekannt, von einem ungewöhnlichen Innern des Turmes fallen. Diese Kugeln Denkmal in der Nachbarschaft wuss- fielen nicht senkrecht, sondern behiel- te ich jedoch nichts. Erst im September ten die Winkelgeschwindigkeit der Erde 2010 fiel mir beim Besuch der Tagung der in Höhe des Startpunktes bei. Der Auf- „Astronomie-Geschichte“ in Bonn ein schlagspunkt ergab eine Differenz zur Foto dieses Denkmals auf. Ich stellte fest, Lotrechten von 9 Millimetern in Dreh- dass es sich bei der „Bilker Sternwarte“ richtung der Erde. Carl Friedrich Gauß nicht um eine Volkssternwarte handel- (1777-1855) hatte für diesen Versuch te, sondern um eine astronomische For- bei 76,3 m Fallhöhe eine Abweichung schungseinrichtung. mit 8,7 Millimetern errechnet, was durch Benzenbergs Ergebnisse als richtig bestä- Noch im Oktober 2010 suchte und fand tigt wurde. ich dieses Denkmal. Es steht direkt neben der romanischen Kirche „Alt St. Martin“, Erst viel später, im Jahre 1852, hatte ca. 150 Meter von seinem ehemaligen Leon Foucault durch seine Pendelversu- Standort entfernt. Auf einer bronzenen che im Pariser Pantheon die Erddrehung Gedenktafel war zu lesen, dass Johann 1 Johann Friedrich Benzenberg nachgewiesen. Der Hamburger Michel ist Friedrich Benzenberg (1777-1846) diese (1777-1846) das Wahrzeichen der alten Hansestadt, Sternwarte im Jahre 1843 privat gegrün- die von St. Ansgar (800-865) gegründet det hatte. Das Hauptinstrument war ein wurde). 6-füßiger Refraktor (d. h. Brennweite man allgemein von der „Bilker Stern- 1,80 Meter) mit einer Öffnung von 15 cm, warte“, obwohl der Vorort schon im 14. Benzenberg verfügte, dass die Sternwarte welches mit einem Ringmikrometer Jahrhundert nach Düsseldorf eingemein- nach seinem Tode in das Eigentum der (auch Kreismikrometer genannt) ausge- det worden war (Abb. 2). Stadt Düsseldorf übergehen sollte, mit stattet war. Benzenberg war Professor für der Verpflichtung, die Stadt Düsseldorf Physik und Astronomie an einem Düs- Benzenberg war ein vielseitiger Natur- müsse Fachastronomen für die Leitung seldorfer Lyzeum (Abb. 1). Er nannte die wissenschaftler. Weltberühmt sind seine der Sternwarte anstellen. Das wurde Sternwarte nach dem Vornamen seiner im Jahr 1802 durchgeführten Fallversu- akzeptiert. Nur drei Jahre verblieben Ehefrau „Charlottenruhe“. Heute spricht che im Inneren des Turms der Michae- Benzenberg, in seiner Sternwarte zu ar- beiten. Der Nachfolger von Benzenberg war Dr. Franz Brünnow (1821-1891). Er leitete die Sternwarte nur vier Jahre, von Neues aus der Fachgruppe 1847 bis 1851. Danach ging Brünnow an die Berliner Sternwarte und 1854 an die Sternwarte von Ann Arbor in Michigan/ „Geschichte der Astronomie“ USA.

Die Vorbereitungen für unsere 9. Tagung „Geschichte der Astronomie“ sind Nun stand ich, im 10. Jahr des 21sten abgeschlossen. Sie findet vom 2. bis 4. November in Jena statt. Geboten werden Jahrhunderts vor diesem Denkmal un- Vorträge und Exkursionen. Informationen dazu finden Sie auf unserer Webseite weit des Stadtzentrums in dem dicht http://geschichte.fg-vds.de. besiedelten südlichen Stadtteil Düssel- dorf-Bilk und überlegte, wie man von In diesem Heft lesen Sie zwei Beiträge. Ansgar Korte berichtet über „Prof. Dr. hier aus den Sternhimmel beobachten Karl Theodor Robert Luther und die Bilker Sternwarte in Düsseldorf“ und konnte. Schließlich hatte ich selbst Ende Susanne Hoffmann befasst sich in „Kosmische Ordnung und ihre Störung“ mit der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts dem alten Ägypten. Viel Spaß beim Lesen und versorgen Sie mich auch weiter- ein Grundstück im Landschaftsschutz- hin mit interessanten Artikeln! gebiet im Süden meiner Heimatstadt Essen ausgesucht, um dort die Walter- Ihr Wolfgang Steinicke Hohmann-Sternwarte zu errichten. Essen liegt mitten im Ruhrgebiet in Deutsch-

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land. Unsere astronomisch interessier- ten Besucher sollten ungestört von den Lichtern der Großstadt den Sternhimmel beobachten können. Hauptaufgabe der als Volkssternwarte erbauten Einrich- tung ist es, astronomisches Wissen auf allgemeinverständliche Weise den inte- ressierten Menschen in Essen und Um- gebung zu vermitteln. Die erste deutsche Volkssternwarte in Deutschland war um 1890 in Berlin errichtet worden. Ein Dr. Max Wilhelm Meyer war damals Mitbe- gründer dieser volkstümlichen Bildungs- einrichtung.

Im 19. Jahrhundert allerdings muss es in 2 Die Bilker Sternwarte Düsseldorf-Bilk erheblich anders ausge- sehen haben. Es gab nur wenige Häuser, keine elektrische Beleuchtung, vielleicht meter ist ein kurzbrennweitiges Okular, nur wenige Gaslaternen oder mit Öl be- in dessen Brennebene eine planparallele feuerte Lampen. Hier hatte der zweite Glasscheibe mit einem zentrisch einge- Nachfolger von Benzenberg, Herr Dr. lassenen Metallring sitzt. Der innere Ring Karl Theodor Robert Luther (1822-1900), muss hochgenau rund sein, ohne Glas zwischen 1851 und 1890 vierundzwanzig und sein Innendurchmesser auf mindes- Kleinplaneten entdeckt (Abb. 3). Hierbei tens ein 1/100 Millimeter genau bekannt ist zu bedenken: Die Himmelsfotografie sein. Luther stoppte nun die Laufzeit des befand sich damals noch in den Anfän- entdeckten Objektes vom Auftauchen bis gen und erst recht gab es keine CCD- zum Verschwinden am inneren Rand des Kameras. Die gab es erst über 100 Jahre Ringes bei still stehendem Fernrohr, und später. 1891 fand Max Wolf (1863-1932) zwar mit einer Genauigkeit von weniger auf seiner Privatsternwarte in Heidelberg als eine Sekunde. Anschließend stoppte als erster Astronom einen Kleinplaneten er den Durchlauf eines nahegelegenen mit fotografischen Methoden. Luther hat Sterns, dessen Koordinaten bekannt wa- also die Kleinplaneten mit dem Auge ren, welcher oberhalb oder unterhalb mittels Fernrohr entdeckt und musste 3 des entdeckten Objektes durch den Ring sie mehrere Nächte in größeren Tages- Karl Theodor Robert Luther laufen musste. Das Fernrohr durfte bei abständen hintereinander verfolgen, um (1822-1900) den Messungen nicht bewegt werden und musste sehr fest stehen. Aus diesen Laufzeitdifferenzen konnte Luther die aus einzelnen Mikrometermessungen die Koordinaten des entdeckten Objektes be- Koordinaten abzuleiten, um anschlie- stimmen. Um Mittelwerte zu bekommen, ßend eine Bahnbestimmung zu machen. mussten die Messungen mehrmals über längere Zeiträume wiederholt werden. Diese Messungen bewerkstelligte er mit Auch die genauen Daten mit Uhrzeiten einem Ringmikrometer. Ein Ringmikro- der Messungen mussten sekundengenau

4 Das Teleskop der Bilker Sternwarte 5 Bronzetafel zur Bilker Sternwarte

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oder besser notiert werden. Erst nach mindestens drei, besser vier Ortsbestim- mungen konnte er eine Bahn des Klein- planeten errechnen. Diese Bahnbestim- mung liefert die nötigen Bahnelemente, mit denen man eine Bahnberechnung durchführen kann.

Robert Luther wurde am 16. April 1822 in Schweidnitz in Schlesien (heute Polen) geboren. Seine Mutter und seine späte- re Ehefrau sind, wie auch ich, in Essen geboren. Er studierte ab 1841 in Leip- 6 Erste in Stein geschlagene Inschrift zig und Berlin Philosophie, Mathematik und Astronomie und wechselte 1851 als Direktor an die Düsseldorfer Stern- warte im Stadtteil Bilk. Trotz mehrfa- cher verlockender Angebote blieb er in Düsseldorf-Bilk. Dort entdeckte er nicht nur die 24 Kleinplaneten, sondern führte auch Positionsbestimmungen von Pla- neten und anderen Kleinplaneten durch. Auch überarbeitete er Sternkataloge für die Berliner Königliche Akademie der Wissenschaften. Die neu gewonnenen Messwerte stellte er auch anderen Stern- warten, darunter auch Pulkovo, zwecks Bahnbestimmungen zur Verfügung. Er berechnete die Barker’schen Hilfstafeln neu, beobachtete auch Kometen und be- rechnete deren Bahnen nach der Metho- de von Wilhelm Olbers aus Bremen. Die Kleinplaneten (6) Hebe, (11) Parthenope, (56) Melete, (61) Danaë und (288) Glauke wurden zur dauernden Vermessung und 7 Berechnung ausgewählt. Ihre Bahnen Zweite in Stein geschlagene Inschrift können Dank der Arbeit Luthers derzeit zu den sichersten bekannten Bahnen ge- zählt werden. Beim Zeichnen der akade- re 1868, anlässlich der Entdeckung des Luther, dass er nicht an einer Sehschwä- mischen Sternkarte „hora O“ entdeckte er hundertsten Kleinplaneten, sind die Ent- che litt, sondern dass sich bei ihm eine den veränderlichen Stern T Piscium im decker Hermann Goldschmidt, John Rus- Schwerhörigkeit ausgebildet hatte und er Sternbild Fische. Um 1877 tauschte er sell Hind und Robert Luther abgebildet. den Takt der astronomischen Uhr nicht das 6-füßige Teleskop gegen ein 7-füßi- Die Pariser Akademie verlieh ihm sieben- mehr hören konnte. Die Stadt Düssel- ges mit 175 mm Durchmesser aus, mit mal den Lalande’schen astronomischen dorf stellte daraufhin Wilhelm Luther, dem er dann die letzten 4 Kleinplaneten Preis für die Entdeckung von Kleinpla- den Sohn von Robert Luther, als Mitar- entdeckte. Das Objektiv wurde höchst- neten. Der 1928 von Schwassmann ent- beiter ein. Robert machte von da an die wahrscheinlich auf 15 bis 14 cm abge- deckte Kleinplanet 1303 wurde nach Lu- Rechenarbeiten, während Sohn Wilhelm blendet. Das Öffnungsverhältnis 1:15 ther benannt. Ein Krater auf dem Mond die Beobachtungen durchführte. hatte somit geringere Farbfehler. trägt ebenfalls heute seinen Namen. Nach der 4. Entdeckung zahlte ihm die Stadt Wilhelm Luther, der als Astronom an den Die Universität Bonn verlieh ihm 1855 Düsseldorf das doppelte Gehalt. Sternwarten in Bonn und Hamburg ge- den Titel „Dr. phil. honoris causa“. 1882 arbeitet hatte, führte nach dem Tode des wurde er Mitglied der Leopoldina, der Ab 1892 gab Luther die Beobachtungen Vaters bis 1937 offiziell die Bilker Stern- Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen auf, weil er, wie zu lesen ist, an einer warte weiter. Nach seinem Tode 1937 Deutschen Akademie der Naturwissen- Sehschwäche litt. Viktor Knorre (1840- wurden die Baulichkeiten der Sternwarte schaften. 1886 wurde er von Kaiser Wil- 1919), ein Sohn aus zweiter Ehe von Karl und das Wohnhaus Luthers im Jahre 1938 helm I. zum Professor und 1897 zum Knorre (1801-1883), der die Sternwarte durch den eingesetzten nationalsozia- Geheimen Regierungsrat ernannt. Auf in Nikolajew in der Ukraine gründete, listischen Oberbürgermeister aus vorge- der Pariser Gedenkmünze aus dem Jah- schrieb in einem Nekrolog über Robert schobenen „unwirtschaftlichen“ Gründen

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verkauft. Fünf Jahre später, während des nung, an der Kirche Alt St. Martin, ein und Instrumente der einstigen Bilker 2. Weltkrieges, in der Nacht vom 11. zum Denkmal für diese vernichtete Sternwar- Sternwarte, die nicht unter die Trümmer 12. Juni 1943, ging die Sternwarte bei ei- te. Das ausgeglühte Teleskop, das man gelangt sind, gesammelt. Ihre Informati- nem Bombenangriff in Flammen auf und aus den Trümmern gezogen hatte, ziert onsschrift heißt: „Die Bilker Sternwarte“. wurde dabei vollkommen zerstört. heute den wieder aufgebauten Sockel, Neben diesen Dokumenten besitzt das auf dem es einmal gestanden hatte (Abb. Archiv eine umfangreiche Schriften- Zur Erinnerung an die ehemalige Stern- 4). Eine bronzene Gedenkplatte und zwei sammlung des Dichters Ferdinand Frei- warte und zu Ehren der dort tätig ge- in den steinernen Sockel geschlagene In- ligrath. wesenen Astronomen finden sich heute schriften berichten über die Geschichte in der Nähe der historischen Stätte die der Bilker Sternwarte (Abb. 5 bis 7). Nach dem Kriege im Jahre 1964 wurde Straßennamen: Benzenbergstraße, Ro- im Düsseldorf-Benrather Schlossgarten bert-Luther-Straße, Merkurstraße, Nep- Der Verein „Bilker Heimatfreunde e.V.“ eine neue, nach Benzenberg benannte tunstraße, Planetenstraße und Stern- hat sich mit der Errichtung des Denkmals Sternwarte für das Schlossgymnasium wartstraße. Ebenfalls wurde der 1967 bleibende Verdienste und Ehren erwor- errichtet, die im Jahre 2000 beim Umzug entdeckte Asteroid 4425 „Bilk“ genannt. ben. Auch hat sein Archiv an der Him- des Gymnasiums in ein neues Schulge- 1952 errichtete man in ca.150 m Entfer- melgeister Straße sehr viele Dokumente bäude mit verlegt wurde. Kosmische Ordnung und ihre Störung – Sonnenfinsternisse in einer sonnenkultgeprägten Hochkultur

von Susanne M. Hoffmann

Wer kennt es nicht: das Erlebnis des he- rannahenden Mondschattens, Beobach- tung der näherkommenden Dunkelheit und dann – plötzlich – eine schwarze Sonne, deren Strahlen in Form eines weißen Hofes die dunkle Mondscheibe umspielen. Künden die koronalen Strah- len vom erbitterten Überlebenskampf der Sonne? Während der Minuten dauernden Dunkelheit dieser geheimnisvoll leucht- ende Himmelssaum, eine 360°-Morgen- röte – furchteinflößend! Was ist, wenn die Sonne es nicht schafft, wenn sie den Kampf gegen das sie verschlingende Monster verliert?

So oder so ähnlich haben vielleicht die alten Naturvölker empfunden, die sich der Leben spendenden Wirkung der Son- ne sehr wohl bewusst waren. Bei den Naturvölkern Zentralsibiriens war es ein Elch, der sich vor die Sonne stellt. 1 SoFi-Stimmung im Mondschatten, Türkei 2006 (Foto: Sören van der Werth, 2006) Bei den Chinesen war es ein Drache, der die Sonne verschlingen will. Ob sich das berühmte chinesische Fabelwesen mög- Götter sah. Die kosmische Ordnung wird verständlich erkannten die Ägypter zei- licherweise von Krokodilberichten aus durch Götterfiguren allegorisiert. Die tig die Leben spendende Kraft der Sonne dem alten Ägypten ableitet, fragen man- Erde ist der liegende Gott Geb, über den und huldigten ihr daher besonders. Der che Ägyptologen an der Freien Universi- sich die Himmelsgöttin Nut beugt, als wahrscheinlich um 1350 bis um 1330 tät Berlin. Doch wie dachte dieses Volk wollte sie sich auf ihn legen. Jedoch be- v. Chr. regierende Pharao Amenhotep am Nil über Sonnenfinsternisse? rührt das Paar einander lediglich an den nannte sich in Echnaton („der dem Aton Händen und Füßen, da der Körper der wohl gefällt“, Aton ist die S(onnens)chei- Die alte ägyptische Kultur war durch ei- Nut vom Luftgott Schu empor gehalten be) um und versuchte, um die Sonne ei- nen Polytheismus geprägt, der überall in wird. Die Sonne Re, der Mond Chons und nen monotheistischen Kult des einzigen der Natur beseelte Wesen, Dämonen und die Sterne sind Kinder der Nut. Selbst- Lichtgottes zu entwickeln – was ihm al-

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beeinträchtigen sucht. Allnächtlich greift sie die Sonnenbarke an, doch wird das größte denkbare Übel (das Nichtaufge- hen der Sonne) typischerweise vereitelt. [Textbeispiel aus den Unterweltsbüchern in der Übersetzung von E. Hornung, Pfortenbuch, 12. Stunde, mittleres Regis- ter, 89. Szene: Darstellung der Neunheit (neun Götter, davon vier schakalköpfig) mit Messern und Krummstäben, Apophis mit fünf Krummstäben der Horuskinder gefesselt. Folgende Textinschriften: Bei der Neunheit: „(...) sie empfangen ihre Messer, damit sie den Apep strafen. Sie sind, die seine Niedermetzelung vorneh- men. (...)“ Bei den Horuskindern: „(...) Sie schlingen seine Fesseln (...)“ und 11. Stunde, oberes Register, bei den Göttern am fesselnden Seil: „... Fahre dahin, Re! 2 Korona der SoFi 2008 in Sibirien (Foto: Falko Eggert, nachbearbeitet) Eile dahin, Achti! Siehe, die Messer sind in das Schreckgesicht gepflanzt, Apophis ist in seinen Banden!“]. Jeden Morgen lerdings den Zorn der Priesterschaft ein- werden auch Sonne und Mond als Augen verblutet Apep in der letzten (11. & 12.) brachte und politische Unruhen mit sich des Horus (falkenköpfiger Sohn des Osi- Stunde der Nacht und der Sonnengott brachte. ris) aufgefasst. Chepri steigt empor.

Die große Bedeutung der Sonne als In der mythologischen Kosmologie der Was ist Apep? Schöpfer (Gott Amun) des Lebens war Ägypter wird die Sonne (Re) morgens In der Literatur findet man häufig die den Ägyptern frühzeitig bewusst. Die von ihrer Mutter Nut geboren, wandert griechische Bezeichnung Apophis (oder Wichtigkeit des Taggestirns kommt über ihren Leib zum Mund der Him- korrekter: Apopis) für dieses Wesen. Im auch im umfangreichen Vokabular zum melsgöttin, welcher sie abends wieder ägyptischen Kult verkörpert Apep den Ausdruck, denn das Ägyptische un- verschluckt. Nachts fährt Re auf der Inbegriff der größten Schrecken: Er wird terschiedet zwischen mindestens fünf Sonnen barke durch die Unterwelt, den mit Unwetter, Wirbelstürmen, Finsternis Sonnenbegriffen: Die untergehende und Körper der Nut, um am kommenden Mor- (engl.: darkness) in Verbindung gebracht aufgehende (Chepri) Sonne, die Sonnen- gen wiedergeboren zu werden. Da diese und mit allem, das sonst noch gute Ern- scheibe (statisch, als Gestirn: Aton), die nächtliche Fahrt sehr gefährlich ist, wird ten verhindert. Das Schlimmste ist jedoch über den Himmel fahrende Metagestalt der große Gott von neun Göttern (der sein allnächtliches Trachten, die Welt (Re), das Sonnenlicht, haben jeweils an- Neunheit) und einem Heer von Dämonen aus ihren Fugen zu reißen. In der ikono- dere Worte und werden unterschieden begleitet und gegen das Böse verteidigt. grafischen Sprache der Ägypter wird er vom Schöpfergott, der später zum Göt- Der Erzfeind des Re ist die Kreatur Apep meist als Schlange, seltener als Schild- terkönig (Amun-Re) avanciert. Mitunter (grch.: Apophis), die den Sonnenlauf zu kröte dargestellt. Aufgrund der älteren

3 Allegorische Kosmologie der Ägypter: Der Erdgott Geb liegt zu 4 Apep (Apophis) als Schlange, gefesselt an fünf Krummstäbe – Füßen des Luftgottes Schu, der seine Mutter Nut stützt. vermutlich der Horuskinder (aus E. Hornung: Unterweltsbücher)

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Schlangendarstellung manifestierte sich neuerdings die Idee, dass das Kultwesen aus einer tatsächlichen, womöglich für Menschen gefährlichen Riesenschlan- genart hervorging. So könnte der Name ein libysches Lehnwort sein, das dieses Tier – eine Riesenpython? – benennt.

Die Interpretation als Schildkröte erfolgt erst in späteren Epochen, im Neuen Reich – wie z. B. im Totenbuch [„Es lebe Re, es stirbt die Schildkröte“, Spruch 161]. Das gepanzerte Reptil wird am Nil (wie auch bei den Griechen) als garstiges, böses Tier verstanden und so auch die Apep-Gott- heit. Denkbar ist einerseits, die Schlange als Euphemismus zu sehen, um den Gott nicht zu verärgern. Vielleicht hat sich auch lediglich die Allegorie des Bösen im Laufe der Jahrtausende oder unter (grie- 5 chischem?) Fremdeinfluss gewandelt. Sonnensicheln in Lochkamera-ähnlicher Projektion unter einem Strauch (Foto: Tobias Opialla, 2006) Die schlimmste Tat des Apep Nur an einer Stelle wird im Totenbuch berichtet, dass Apep mit seinem Angriff sternissen des ehemaligen NASA-Mitar- Phänomen einer totalen Sonnenfinster- dereinst Erfolg gehabt haben soll, jedoch beiters F. Espenak, im Internet unter der nis umginge. Nach unserer Kenntnis der kurioserweise nicht in der Nacht, sondern URL http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/ Kultur müsste er das unvorhergesehene „mitten“ am Tag. War die Götterneunheit eclipse.html. Schauspiel als Angriff auf den höchsten unvorsichtig? Der größte Schrecken der Gott interpretieren. In frühen Epochen Ägypter, der Erzfeind, dessen Name nur Beobachtungen fanden also definitiv würde dieses himmlische Drama aus Got- selten genannt werden darf, soll (kurzzei- statt. Überliefert ist allerdings nur eine tesfurcht und Angst vor dem Lebendig- tig) triumphiert haben? – Über ein derart einzige Beobachtung im Berliner demo- werden gemalter Bilder totgeschwiegen. schreckliches Ereignis darf nach ägypti- tischen Papyrus 13588. Laut der Über- Ein solcher Schreckmoment von 4 bis 7,5 schem Glauben prinzipiell nicht berichtet setzung von E. Hornung von 1965 wird min Dauer dürfte nicht aufgeschrieben werden. In dem einzigen (erhaltenen) Be- von einem Priester berichtet, der davon werden, weil er für die Re schützenden richt darüber wird von dem Todeskampf hört, dass „der Himmel die Scheibe ver- Götter und den Sonnengott selbst bla- des Re berichtet und wie „Flammen schluckt hatte“, während der tote Pharao mabel wäre. Außerdem gewönne Apep aus der Höhle des Rebellen (schlagen)“ Psammetich mumifiziert wurde. Man dadurch an Macht, wenn man seinen [Totenbuch]. Durch die verteidigenden ordnet dieser Schilderung die Finsternis kurzzeitigen Sieg erwähnte. Götter wird Apophis enthauptet, mit vom 30.09.610 v.Chr. zu. Messern traktiert, zerstückelt und ver- In Esna (Tempel aus griechisch-römi- brannt, auf dass er den Sonnengott wie- Falls es weitere Beschreibungen von scher Zeit) wird Apep als Bruder des Re der freigebe. Übrigens verhütet natür- Finsternissen gab, sind sie schlimms- bezeichnet. Die Feindschaft der beiden lich diese Befreiung nicht den erneuten tenfalls verloren. Möglicherweise waren impliziert, dass hier keine freundliche nächtlichen Angriff. solche aber aus Gottesfurcht nie vor- Verwandschaftsbeziehung oder Bündnis- handen. Vielleicht sind sie aber auch partnerschaft gemeint sein kann. Mein- Ist dies die Beschreibung einer Sonnen- nur mythologisch verkleidet, denn, wie ten die Ägypter vielleicht eine Ähnlich- finsternis? Es behaupten zwar bedeuten- eingangs erwähnt, schrieben die Ägypter keit in Gestalt? Das Wort Aton oder Iton de Ägyptologen wie Borchert, dass wäh- im Gegensatz zu Griechen und Römern (Schilfblatt, Brotlaib, Wasserwellen) wird rend des ägyptischen Reiches keinerlei niemals wissenschaftlichen Klartext. im Ägyptischen für jegliche „Scheiben“ Finsternisse beobachtet worden seien. Die Mythologie enthält diverse astro- am Himmel (also auch Mond, Sterne) Neugebauer verweist in seinem Buch nomische Kenntnisse von Sonnenlauf, verwendet. Wie Aton, die zum metaphy- Astronomy and History, Selected Essays, Mondfinsternissen (Deutung der Schilde- sischen Re korrespondierende Sonnen- Springer Verlag, New York, 1964, ledig- rungen vom „Blutmond“ als Schlachtsze- scheibe, erscheint auch der Panzer einer lich auf Borchert und scheint diese These nario) und Stundenzählung bis hin zur Schildkröte von oben rund. Haben die nicht zu hinterfragen. Dass dies jedoch Entdeckung der Präzession. Nilanwohner den sich allmählich vor astronomisch ausgeschlossen ist, bewei- die Sonne schiebenden Mond mit einer sen die sehr zuverlässigen Tabellen von Invers betrachtend können wir fragen, gemächlich fressenden Schildkröte asso- historischen und aktuellen Sonnenfin- wie ein Ägypter mit dem lokal seltenen ziiert? – Die partielle Phase einer Son-

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nenfinsternis ist zwar mit dem bloßen unserem Alltag werden mitunter Ge- Literaturhinweise: Auge noch nicht als Helligkeitsabfall dankengüter verbreitet, die in der For- [1] E. Hornung (Übers.), 1998: „Das bemerkbar. Allerdings ist von dem Grie- schung brisant sind – Sonnenfinsternisse Totenbuch der Ägypter“, Artemis chen Thales von Milet (625 - 545 v. Chr.) im alten Ägypten sind wohl eins davon. Verlag bekannt, dass er so etwas anhand der Auch durch den Tourismus wird sehr [2] E. Hornung (Übers.), 1992: „Die sichelförmigen Sonnenbildchen unter viel publiziert – Ägypten ist mystisch, Unterweltsbücher der Ägypter“, einem Baum beobachtet und nachgewie- kultig und daher „in“. Sogar mancher Patmos Verlag sen habe. Aufgrund des regen Austau- gediegener Hobbyastronom unterliegt [3] O. Neugebauer, 1964: „Astrono- sches der Mittelmeeranrainer ist davon vielleicht der Versuchung zu einer we- my and History, Selected Essays”, auszugehen, dass diese Erkenntnis des nig recherchierten Zusammenschrift. Springer Verlag, New York Griechen auch nach Ägypten kam. Ins- Doch sei der aufgeklärte Wissenschaftler [4] S.A. Gardiner, 1999: “Egyptian besondere Thales selbst reiste viel, u.a. des 21. Jahrhunderts gewarnt, gerade in Grammar”, University Press Cam- nach Ägypten. Er soll sogar sein Wissen dieser uralten Kultur nicht die tiefe Re- bridge, Oxford zur Sonnenfinsternisprognose dort er- ligiosität und Gottesfurcht dieses Volkes [5] F. Espenak, 1974: “Explanatory worben haben. zu ignorieren – im Gegenteil ist gerade Supplement to the Astronomical dieser Glaube das Essenzielle der Na- Ephemeris and the American Ephe- Abschluss turbeobachtung. Auf keinen Fall dürfen meris and Nautical Almanac”, Her Die Hypothese, Apep sei die mytholo- Maßstäbe und Methoden der Wissen- Majesty‘s Nautical Almanac Office, gische Ursache für Sonnenfinsternisse, schaft des 20./21. Jahrhunderts angelegt London erscheint sehr plausibel für jeden, der werden. Der vorliegende Artikel bemüht [6] Die Große Bertelsmann Lexikothek, einmal eine SoFi erlebt hat und sich in sich daher um eine Zusammenstellung Verlagsgruppe Bertelsmann, 1993 die ägyptische Kultur hineindenkt. Sie ist ägyptologischer Kenntnisse nach inten- [7] D. Arnold, 2000: „Lexikon der aber unter Ägyptologen sehr umstritten sivem Studium mit den Methoden der Ägyptischen Baukunst“, Albatros – vielleicht auch wegen der Gratwan- Historikerin. Für ausführliche Konsulta- Verlag derung dieser Disziplin zwischen Alt- tionen zum Thema danke ich vor allem [8] R. Krauss: Vorlesungsskript: philologie und Wissenschaftsgeschichte. Ägyptologen an der FU Berlin. „Ägyptische Wissenschaften (ohne Durch die Omnipräsenz des Internets in Medizin)“, HU Berlin, WS 02/03

Vereinsring junger wissenschaftlicher Initiativen – oder: Zusammen ist man weniger allein

von Tobias Opialla

Wir hatten ja schon vor einiger Zeit einen Bei diesen Treffen stellte sich heraus, völlig anderen Themen zu beschäftigen. Zusammenschluss verschiedener Vereine dass eigentlich alle Vereine relativ ähn- Dabei sollen auch Ähnlichkeiten und für (naturwissenschaftliche) Jugendar- liche Probleme und Schwierigkeiten ha- mögliche Synergien zwischen den ein- beit angekündigt. In diesem Bereich hat ben: seien es die Aufsichtspflicht und der zelnen Vereinen gefunden werden, um sich in den letzten Monaten einiges be- Versicherungsschutz bei Veranstaltun- neue Projekte ins Leben zu rufen. wegt. Darum hier ein kleiner Bericht über gen, die Akquise von Fördergeldern oder unsere Aktivitäten. einfach die Schwierigkeiten, die sich Ein erstes solches Projekt wird es diesen ergeben, wenn man zwischen Hamburg Herbst im wunderbaren Haus der Astro- Kontakte schaden bekanntlich nur dem, und München ein Treffen organisiert. nomie in Heidelberg geben. Die VEGA der sie nicht hat. Daher gibt es schon seit Ziel soll es nun sein, sich über erfolg- organisiert zusammen mit juFORUM ein einigen Jahren immer mal wieder ein lo- reiche Lösungsstrategien für diese und Wochenende mit Workshops und Vorträ- ckeres Treffen von Vereinen, die Jugendar- andere Probleme auszutauschen. gen, um Menschen, die bisher eher wenig beit machen. Mit dabei sind einige relativ mit Astronomie zu tun hatten, einen Ein- große Vereine, wie die Jugend der Deut- Außerdem möchten wir, dass die ein- stieg in das Thema zu geben. Des Wei- schen Physikalischen Gesellschaft (jDPG) zelnen Vereinsmitglieder von den Ver- teren wird es Regionaltreffen geben, bei und viele kleine, wie die VEGA. Vertreten anstaltungen aller Vereine erfahren. denen sich die Mitglieder der einzelnen sind dabei grundsätzlich alle Fachrichtun- Dadurch wird einerseits der potenzielle Vereine vor Ort kennenlernen können. gen: natürlich die Astronomie, aber eben Teilnehmerkreis erheblich erweitert und Auch dadurch hoffen wir den naturwis- auch Chemie, Physik, Mathematik sowie andererseits bekommt man so z.B. als senschaftlichen Horizont Aller erweitern Ingenieurs- und Lebenswissenschaften. Astronom die Gelegenheit, sich auch mit zu können.

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Um das alles etwas zu institutionalisieren, der entsprechenden Fallstricke bei einem 12 Vereine vertreten. Hoffentlich wer- entschieden wir uns, einen Dachverband solchen Vorhaben annahm, so dass wir den wir noch sehr viel mehr. Die Reso- zu gründen, der nicht nur dafür sorgen bereits eine vorläufige Satzung vorwei- nanz war jedenfalls durchweg positiv. Im soll, dass regelmäßige Treffen stattfin- sen können. Besagter Dachverband soll Herbst treffen wir uns bei der jDPG in den, sondern vor allem auch die Sicht- einmal den Namen JuWin (Junge Wis- Bonn. barkeit der studentischen Initiativen er- senschaftliche Initiativen) tragen. höhen soll und der auch die Mitglieder Man darf gespannt sein, welche neuen der jeweiligen Vereine untereinander Beim letzten Treffen im März, organi- tollen Ideen diesmal entstehen. vernetzt. Dankenswerterweise fand sich siert von den Alumnis des Heidelberger Aktuelle Infos findet man unter in den Vereinen auch ein Jurist, der sich LifeScience Lab, waren immerhin schon www.juwin.org. Ausgewählte Lösungen der Friedmann-Gleichungen

von Fabian Heimann und Luca Hornung

Im Rahmen des Astronomischen Som- Mit Hilfe der Newtonschen Mechanik Daraus resultiert nach einigen Umfor- merlagers 2011 haben wir uns in der AG und dem ersten Hauptsatz der Thermo- mungen folgender Zusammenhang für Kosmologie von Patrick Mangat unter dynamik kann man dabei durch ele- die kritische Dichte (der Index 0 beim anderem mit den Friedmann-Gleichun- mentare Differentialrechnung die beiden Hubble-Parameter gibt an, dass der heute gen auseinandergesetzt. Im Folgenden Friedmann-Gleichungen herleiten. gemessene Wert von H verwendet wird): werden wir einige einfache Lösungen dieser grundlegenden Gleichungen der (3) (5) Kosmologie diskutieren. Mit Hilfe der kritischen Dichte kann man den Krümmungsparameter und damit 1. Friedmann-Gleichungen (4) auch das zukünftige Verhalten des zu- Der dimensionslose Skalenfaktor sei de- gehörigen Modell-Universums angeben. finiert durch: Hier sind K der Krümmungsparameter, Λ Einen Überblick gibt die Tabelle 1.

die kosmologische Konstante und Ro die (1) Ausdehnung des Universums zum Refe- Unter Verwendung des Dichteparame- Anschaulich bedeutet beispielsweise a = renzzeitpunkt. ters Omega lassen sich die Friedmann- 2 eine Verdopplung der Größe des Uni- Gleichungen übersichtlicher darstellen.

versums bezüglich eines beliebigen, aber 2. Die kritische Dichte und der Er ist definiert für Materie WM, Strahlung

fest gewählten Referenzzeitpunktes. Der Dichteparameter WR und Vakuumenergie WΛ und gegeben Hubble-Parameter H ist im Weiteren ge- Die kritische Dichte ist die Materiedichte durch: geben durch: für Λ = 0, bei der das Universum gerade (6)

nicht zusammenfällt. Dieser Fall ist ge- Wtotal soll im Folgenden die Summe der

(2) rade dann erreicht, wenn Ekin + Epot = 0. Dichteparameter sein. Damit ergibt sich

Tabelle 1: Zusammenhang zwischen Dichte, Krümmungsparameter und Verhalten des Universums

Das Verhalten des Universums bei Λ = 0 wird durch seine Dichte bestimmt. 1 Das Universum expandiert und kontrahiert wieder.

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3 2 Das Universum expandiert kontinuierlich. Eine realistischere Lösung für die Expansion des Universums.

für die vereinfachte Friedmann-Gleichung: Expansion des Universums (Abb. 2). Im Ausbreitung des Universums für WM =

Folgenden werden wir nun beispielhaft 0,3 und WΛ = 0,7. Dabei erkennt man, das Einstein-de Sitter-Universum ohne dass es eine Stelle gibt, an der die Ex-

(7) Strahlung (WR = 0, WΛ = 0, WM= 1) mit pansionsbeschleunigung zu Null wird dem zugehörigen Anfangswertproblem und die Größe des Universums für große

3. Spezielle Lösungen von (4) für (4) und a(to) = 1 (wobei to dem heutigen Zeiten divergiert. Λ = 0: Zeitpunkt entspricht) betrachten. Nach

Fall 1: Wtotal > 1 dem Satz von Picard-Lindelöf ist dabei Insgesamt ist es also mit dem Standard- 3/2 Es ergibt sich eine elliptische Lösung a(t) = (2,5 · H0 · t) eine eindeutige Lö- modell der Kosmologie gut möglich, mit anfänglicher Expansion und späte- sung. Das Alter eines solchen Univer- sinnvolle Modelle für die Entwicklung

rer Kontraktion des Universums. In den sums wäre T = 2 / (3 · H0). des Universums auf großen Skalen zu er- Nullstellen divergiert dabei die Masse- stellen, die auch experimentell bestätigt und die Energiedichte (Abb. 1). 4. Spezielle Lösungen von (4) unter sind (Abb. 3). Berücksichtigung der kosmologi-

Fall 2: Wtotal = 1 schen Konstante Λ In diesem Falle ergibt sich eine para- In diesem Fall erhält man ein realisti- bolische Lösung mit kontinuierlicher scheres Modell. Wir betrachten nun die Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Auf die Frage nach der Anzahl der Klein- planeten, auch Asteroiden oder Plane- toiden genannt, eine Antwort zu geben, ist gar nicht so einfach. Die Schulzeit ist lange her, aber ich glaube mich zu erin- nern, dass der Astronomielehrer von we- nigen tausend Objekten, aber sicherlich nicht mehr als 50.000 im Sonnensystem sprach, die noch auf ihre Entdeckung warten. Schaut man heute auf den In- ternetseiten des Minor Planet Center [1] nach, kommt Erstaunliches zu Tage. Mit dem Stand 6. April 2012 waren 583.767 bekannt, davon sind 326.266 numme- riert und 17.055 tragen einen Namen. Die Suche nach diesen Kleinkörpern im Sonnensystem hat reiche Früchte getra- gen. 1 Verteilung von ca. 243.000 Kleinplanetenpositionen auf die Jahre 1994 bis 2011.

VdS-Journal Nr. 43 Kleine Planeten 61

Auch in der FG Kleine Planeten der clature“ [3] einen Namensvorschlag ein- fen und von den Erfahrungen der ande- VdS werden immer wieder Kleinplane- zureichen. Natürlich ist die Freude groß, ren profitieren. ten entdeckt. Erzwingen kann keiner wenn der eingereichte Name für die ei- solche Entdeckungen, aber sie sind wie gene Entdeckung akzeptiert und auf den das „Salz in der Suppe“ und erhöhen den Internetseiten des Minor Planet Centers Informationen im Web: Spaß an der Beobachtung. Von den vie- auch veröffentlicht wurde. [1] http://www.minorplanetcenter.net/ len Neuentdeckungen in der FG sind mit iau/lists/ArchiveStatistics.html dem 6. April 2012 insgesamt 735 num- Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, [2] http://www.kleinplanetenseite.de/ meriert und 251 tragen einen Namen vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu Entdeckg/amateure.htm (Abb. 1) [2]. Der glückliche Entdecker hat entdecken, dann sind Sie dazu herzlich [3] http://www.ss.astro.umd.edu/IAU/ erst am Tag der Nummerierung das Recht eingeladen. Als Mitglied in der FG Kleine csbn/ dem „Committee on Small Body Nomen- Planeten werden Sie Gleichgesinnte tref- Geschichte(n) um Kleinplanet (433) Eros von Andreas Viertel

In den späten Abendstunden des 13.8.1898 Von der Vermessung seiner perspektivi- als es gelang, Raumsonden in den Pla- belichtete der deutsche Reichstags-Steno- schen Bewegung vor dem Sternhimmel netoidengürtel zu entsenden und Klein- graph und damalige Amateurastronom versprach man sich eine Verbesserung planeten direkt vor Ort näher zu unter- Gustav WITT (1866-1946) am 104mm/ der Werte des mittleren Erdabstandes suchen. 1.600mm-Refraktor der Berliner Urania- von der Sonne, der Fundamentalkon- Sternwarte auf der Suche nach neuen stanten „Astronomische Einheit“. Ver- Die durch die Raumsonde NEAR-Shoema- Kleinplaneten eine Fotoplatte. Unterstüt- schiedene Astronomen (u. a. HINKS im ker im Jahr 2000 gewonnenen Bilder von zung erhielt er von seinem damals 19-jäh- Jahre 1900 und Autorenteams um STRA- (433) Eros zeigten einen unregelmäßig rigen Gehilfen Felix LINKE (1879-1959). CKE 1930 und 1941) befassten sich damit geformten rundlichen Körper von etwa 56 Noch in der Nacht wurde die Fotoplatte und erreichten eine Steigerung der bisher km x 15 km x 13 km Ausdehnung, der mit entwickelt, fixiert und zeigte im Sternge- bekannten Genauigkeit um knapp den Einschlagskratern übersät ist. Einige von wimmel die ziemlich helle Strichspur eines Faktor 10. Einen vergleichbaren Sprung ihnen hätten ihn zerstört, wären die ein- Kleinplaneten. in der Genauigkeitsverbesserung gab es schlagenden Körper nur ein wenig größer erst wieder in den fünfziger Jahren des gewesen. In einigen Kratern sind Hangab- Am gleichen Abend fotografierte auch vergangenen Jahrhunderts mit radio- rutschungen und sogar hangabwärts ge- der französische Astronom Auguste astronomischen Messmethoden. Heute rollte Felsblöcke zu sehen. Für die Physik CHARLOIS (1864-1910) an der Sternwar- würde man sagen, (433) Eros war ein der Entstehung unseres Sonnensystems te Nizza das gleiche Himmelsareal. Der „Leuchtturm“ im Planetensystem. ergaben sich daraus interessante Ansatz- nächste Tag, ein Sonntag, war ein Feier- punkte. Bemerkenswert ist auch der wei- tag und er verschob das Entwickeln und Nach 1930 wurden noch weitere, der tere Lebensweg der Entdecker. Auswerten der Platte um einen Tag. Das Erde nahe kommende Kleinplaneten ent- kostete ihn den Ruhm einer besonderen deckt, darunter auch solche, die die Erd- WITT (1866-1946) promovierte 1905 Entdeckung, verschaffte ihm aber den bahn kreuzen und sich damit der Sonne nach einem Astronomie-Studium an der Zugang zum Heer der kuriosen Entde- enger nähern können als die Erde. Einen Berliner Universität, habilitierte 1909 ckungsgeschichten. Außerdem wies seine derartigen Kleinplaneten (2002 EL6) ent- und betätigte sich als Privatdozent an der Fotoplatte Nachführfehler auf, die das deckte 2002 auch Andre KNÖFEL mit Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität. Unterscheiden der Strichspur des Klein- dem 50-cm-Spiegelteleskop der Stern- Er arbeitete aber nebenbei von 1892 bis planeten von den ebenfalls zu Strichen warte Drebach. zu seiner Pensionierung 1931 weiter als verzerrten, sonst punktförmigen Sternen Stenograph bzw. stellv. Leiter der Steno- erschwerte. Für die Bahnberechnung be- Aber den Anfang machte WITT mit der graphengruppe im Deutschen Reichstag. deutete sie allerdings einen Gewinn. Entdeckung von (433) Eros. Es setzte LINKE (1879-1959) blieb der Amateur- sich langsam die Erkenntnis durch, dass astronomie treu und betätigte sich auch Die Berechnung jenes in Berlin zu- es nicht nur den bekannten Planetoiden- als astronomischer Buchautor. CHAR- erst beobachteten und veröffentlichten gürtel gibt, sondern viele Kleinplaneten LOIS (1864-1910) wurde als 46-jähriger Bahnbogens des neu entdeckten Klein- mit abweichenden und teilweise exoti- vom Bruder seiner Ehefrau nach beider planeten 1898 DQ brachte Erstaunliches schen Bahnen. (433) Eros selbst gehört Trennung erschossen, da der Bruder die zutage. Die Bahn des später in (433) Eros der so genannten Amor-Gruppe an. angebliche Schande der Trennung nicht umbenannten Objektes war die bis dahin ertrug. Er büßte dafür mit lebenslängli- erdnächste mit einem möglichen Mini- Einen riesigen Schritt nach vorn brachte cher Zwangsarbeit auf Neukaledonien malabstand von nur 22 Mio. km! die Astronomie unseres Sonnensystems, (das ist bei Neuseeland!).

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 62 Kleine Planeten

Am 13. Januar 1975 stand Eros zum ers- Anlässlich eines mehrwöchigen beruf- 37 Jahre nach der Opposition von 1975, ten Mal seit seiner Entdeckung weniger lichen Aufenthaltes im Winter 1987 in am 1.3.2012, stand (433) Eros wieder in als 23 Mio. km von der Erde entfernt in Berlin suchte ich in meiner Freizeit nach einer allerdings nicht ganz so günstigen Nutzen Sie Ihre Vorteile als VdS-Mitglied günstiger Opposition und war mit ei- astronomischer Betätigung und setzte Opposition bei -26 Grad Deklination im … und abonnieren Sie zu besonders günstigen Konditionen! ner Helligkeit von ca. 8 mag ein leichtes mich mit der Treptower Archenhold- Sternbild Hydra. Seine Helligkeit lag bei Fernglas-Objekt. In dieser Zeit war mein Sternwarte in Verbindung. Am Abend ca. 9 mag. Seine größte Erdnähe erreich- Sterne und Weltraum (12 Ausgaben) für nur € 66,–*. Sie sparen fast € 20,– gegenüber dem Normalabo. Schüler, fast schon zehn Jahre andauerndes astro- des 3.2.1987 beobachtete ich gemeinsam te er bereits Ende Januar mit knapp 27 Studenten, Auszubildende zahlen auf Nachweis nur € 53,–. nomisches Interesse hinter mein fotogra- mit Konrad GUHL und Nikolai WÜNSCHE Mio. km. In Ermangelung des nicht mehr fisches abgefallen. Meine neu gegründete drei Sternbedeckungen durch den Mond. zur Verfügung stehenden Zeiss-15x50- Familie stand zeitweise im Vordergrund. Feldstechers wurde zur Beobachtung Aber die Eros-Opposition hatte es mir an- K. GUHL nutzte dazu lichtelektrisch des Kleinplaneten ein TS 15x70 benutzt, getan. Er war der erste Kleinplanet, den ich den 500-mm-Cassegrain, N. WÜNSCHE um die Tradition zumindest etwas zu beobachtete. Ich schulterte am 14.1.1975 visuell einen 200-mm-Refraktor und wahren. Es brauchten auch keine Ver- abends mein Zeiss-Fernglas 15x50 mit- ich ebenfalls visuell den 104mm/1.600 gleichsskizzen mehr angefertigt werden, samt Holzstativ und begab mich in Er- mm-Refraktor der alten Berliner Urania- denn eine aus GUIDE ausgedruckte Um- mangelung eines Fahrzeuges zu Fuß zu Sternwarte – das Teleskop, mit dem WITT gebungskarte erlaubte die sofortige und einer ca. 1 km entfernten lichtgeschützten 89 Jahre vorher (433) Eros entdeckt hat- sichere Identifizierung von (433) Eros als Kleingartenanlage im südöstlichen Chem- te. Er stellte sich als ein optisch hervorra- zusätzliches Lichtpünktchen im Stern- nitz. Dort skizzierte ich das Sternfeld, in gend abbildendes Gerät heraus, obwohl feld. Und was sich hinter diesem Licht- dem sich Eros aufhalten sollte. Am nächs- die Objektiv-Vorderseite mindestens pünktchen konkret verbirgt, weiß man ten Abend wurde alles wiederholt und der einmal starkem Regen oder sogar einer seit den Raumfahrtmissionen jetzt auch. sich weiterbewegende Kleinplanet war si- Über schwemmung ausgesetzt gewesen cher zu identifizieren (Abb. 1). Aufgrund sein musste. Das war für mich auch das Alles in allem ein erlebtes Stück Astro- einer Schönwetterperiode konnte er noch erste Mal ein Lehrstück zum Thema „un- nomiegeschichte … einige Abende verfolgt werden, so auch nötige Objektivreinigung“. am 20. und 21.1.1975, als er β Gem in einer Distanz von ca. 0,3 Grad passierte. 1 Beobachtung von Eros während der Opposition von 1975

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Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroauf- nahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf sei- ner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind sol- che zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Die Schicksalsgöttin Fortuna meinte es im Oktober 2009 mit unserem Gastfoto- grafen Peter Knappert gut. Er stellte das aktuelle Bild zur Verfügung und schrieb dazu folgende Zeilen: „Als ich die Aufnahmeserie zum Krebs- nebel am 23.10.2009 gegen 1:00 MESZ startete, ahnte ich noch nicht, was sich neben dem Nebel befand. Ein erstes Sum- menbild, welches ich am Abend darauf bearbeitete, zeigte unterhalb des Krebs- nebels eine helle Spur. Zuerst dachte ich, es ist ein Stackingfehler. Aber dann sah ich, dass sich von Aufnahme zu Aufnah- me ein kleines Pünktchen weiter beweg- 1 te. Mir kam der Film „Deep Impact“ in Krebsnebel M 1 und der Asteroid (19) Fortuna, aufgenommen von Peter Knappert mit den Sinn. Zuerst dachte ich an eine Ko- einem 105-mm-Refraktor (f/6,2) von TMB und einer modifizierten Kamera Canon 30D. metenentdeckung und war total aufge- Durch einen zusätzlichen 1,4-fach-Konverter von Canon betrug die effektive Brennweite regt. Das Programm „Cartes du Ciel“ ver- ca. 910 mm. zeichnete keine Asteroiden in der Nähe vom Krebsnebel. Ich kontaktierte mei- nen Astrokollegen P. Wölfle vom AVR Fantasie. Auch wenn es keine echte Ent- Kosmische Begegnungen finden täglich Rottweil, und eine Recherche mit den deckung war, so bleibt die scheinbare statt. Die nachfolgende Tabelle enthält Harvard-Ephemeriden ergab dann aber Begegnung von (19) Fortuna mit dem eine kleine Auswahl interessanter Be- schnell, dass es der Asteroid (19) Fortuna Krebsnebel doch ein höchst seltenes Er- gegnungen zwischen Kleinplaneten und war. Fortuna wurde am 22. August 1852 eignis. Deep-Sky-Objekten, die von uns erstellt von John R. Hind als 19. Asteroid über- wurde. Damit soll Ihnen Ihr Weg zum haupt entdeckt. Da die größeren Astero- iden nach der griechischen Mythologie benannt wurden, bekam dieser Asteroid Interessante „kosmische Begegnungen“ den Namen der Schicksalsgöttin Fortuna. im kommenden Quartal Der Asteroid hat einen Durchmesser von ca. 250 km und läuft in 1.394 Tagen ein- Datum Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand mal um die Sonne.“ 12.10.2012 24:00 (1483) Hakoila 15,7 NGC 676 Gx 10,4 4’ 18.10.2012 24:00 (20623) Davidyoung 16,2 NGC 1058 Gx 11,9 4’ Diese „persönliche“ Entdeckung zeigt, 16.11.2012 24:00 (98709) 2000 XQ38 15,7 M 35 OC 5,1 15’ wie aufregend unser Hobby sein kann. 18.11.2012 23:00 (2099) Opik 15,8 NGC 1090 Gx 12,6 5’ Zu sehen, wie sich ein kleiner Punkt 10.12.2012 22:00 (24101) Cassini 15,4 NGC 1140 Gx 12,8 1’ unter den Fixsternen und neben einem 11.12.2012 24:00 (218) Bianca 12,9 NGC 2282 GN 10,6 4’ Deep-Sky-Objekt weiterbewegt, übt eine große Faszination aus und beflügelt die Abkürzungen: Gx = Galaxie, GN = Galaktischer Nebel, OC = Offener Sternhaufen.

VdS-Journal Nr. 43 Kometen 65

persönlichen Bild einer kosmischen Be- gegnungen anzeigen lassen. Interaktiv VdS-Journals für Astronomie mit Ihren gegnung erleichtert werden. hat man die Möglichkeit, verschiedene Bildern zu bereichern. Schicken Sie die Parameter wie die Helligkeit des Deep- Bilder per Mail mit dem Betreff „Kos- Eine seit Januar 2012 verbesserte Mög- Sky-Objektes oder die Helligkeit des mische Begegnung“ an [email protected]. lichkeit, sich täglich über aktuelle kos- Kleinplaneten selbst auszuwählen, um Bitte vergessen Sie nicht, das Aufnah- mische Begegnungen zu informieren, eine passende Konjunktion für sich zu medatum, die fotografierten Objekte und finden Sie auf der Homepage von Klaus finden. die Daten des Teleskops bzw. der Kamera Hohmann unter http://astrofotografie. mitzuteilen. Der Autor eines ausgewähl- hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. Wir möchten Sie im Namen der Fach- ten Bildes wird anschließend aufgefor- begegnungen.php. Dort kann sich der gruppe Kleine Planeten der VdS auffor- dert, eine unkomprimierte Version des interessierte Astrofotograf in dem von dern, Ihre kosmische Begegnung einzu- Bildes für den Druck zur Verfügung zu Klaus geschriebenen Tool kosmische Be- senden, um zukünftige Ausgaben des stellen. Kometenbahn mit 75 mm Brennweite von Wolfgang Vollmann

Vom Kometen C/2009 P1 (Garradd) ich auch ohne Nachführung 10 Sekunden machte ich zwischen dem 21.2. und belichten. Die aus den Aufnahmen erhal- 25.3.2012 an 5 Abenden mehrere Auf- tene Bahn ist sehr nahe an der aus vielen nahmen mit Tele-Objektiv 1:2,8, f = 75 Beobachtungen über einen viel längeren mm. Die Digitalkamera Canon 450D be- Zeitraum gewonnenen. lichtete 10 Sekunden bei ISO 1600 ohne Nachführung. Die im RAW-Format ge- Tipps zu „Astrometrica“: Astrometrica speicherten Aufnahmen habe ich astro- kann Aufnahmen im FITS-Format verar- metrisch vermessen mit dem Programm beiten. Die Aufnahmen der Digitalkamera „Astrometrica“ von Herbert Raab [1]. liegen aber im Canon-RAW-Format CR2 Daraus erhalte ich mit dem Programm vor. Daher erzeugte ich aus den Origi- „Findorb“ von Bill Gray [2] eine Bahn, nalaufnahmen einen Bildausschnitt von die ziemlich nahe an der des MPC (Minor 1.200 px x 1.200 px um den Kometen Planet Center [3]) ist. und speicherte die Bilder im FITS-Format ab. Dazu benutzte ich das Programm Ergebnis des Experiments: Mit dem „AIP4WIN“ [4], das klappt aber auch mit 75-mm-Objektiv und der Digitalkamera kostenlosen Programmen wie „Fitswork“ lassen sich Kometenörter durchaus auf wenige Bogensekunden genau bestim- 1 men. Durch die hohe Deklination von Kamera mit Objektiv 28–75 mm Garradd zur Beobachtungszeit konnte auf dem Fotostativ

Tabelle 1: Gemessene Örter mit „Astrometrica“ und dem UCAC3-Katalog

Datum UT Rektasz. Dekl. Kernhelligkeit CK09P010 KC2012 02 21,14950 16h27m11,64s +58°01’40,1’’ 10,4 N A97 CK09P010 KC2012 02 21,15002 16 27 11,49 +58 01 48,6 10,3 N A97 CK09P010 KC2012 02 27,14818 15 49 16,09 +63 34 27,4 10,5 N A97 CK09P010 KC2012 02 27,14933 15 49 14,36 +63 34 33,7 10,2 N A97 CK09P010 KC2012 03 05,11865 14 35 26,43 +68 49 20,8 10,3 N A97 CK09P010 KC2012 03 05,11877 14 35 28,02 +68 49 19,1 10,3 N A97 CK09P010 KC2012 03 15,83822 11 51 30,66 +69 46 50,1 10,4 N A97 CK09P010 KC2012 03 15,84038 11 51 30,39 +69 47 07,8 10,5 N A97 CK09P010 KC2012 03 25,80002 10 07 44,09 +63 10 40,8 10,4 N A97 CK09P010 KC2012 03 25,81948 10h07m37,13s +63°09’46,2’’ 11,0 N A97

Abkürzungen: Rektasz. = Rektaszension, Dekl. = Deklination, jeweils zum Äquinoktium 2000.0, A97 ist mein Beobachtungsort in Wien-Stammersdorf.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 66 Kometen

Tab. 2: Die selbst errechneten Bahnparameter Tabelle 3: MPC-Bahnparameter

Bahnlage zum Äquinoktium 2000.0: Peri. = Argument des Perihels, C/2009 P1 (Garradd) Node = Länge des aufsteigenden Knotens, 2011 Dec. 25.0 TT = JDT 2455920.5 Incl. = Bahnneigung T 2011 Dec. 23.67725 TT Bahnform: q = Periheldistanz in Astronomischen MPC: Einheiten [AE], Q 1.5505356 (2000.0) e = numerische Bahnexzentrizität Z -0.0006403 (1 = Parabelbahn) E 1.0009929 Ort des Kometen auf der Bahn ist bestimmt durch: P Q Perihelion = Perihelzeitpunkt (TT = Ephemeridenzeit) Peri. 90.74707 -0.16660285 -0.82691267 weitere Angaben: Node 325.99765 -0.58720012 +0.52078109 Incl. 106.17736 +0.79211079 +0.21213789 RMS error = root mean square error = mittlerer Fehler der Einzelmessungen From 5815 observations 2009 Aug. 13–2012 Mar. 5 Orbital elements: C/2009 P1 mean residual 0.4’’ Nongravitational parameters Perihelion: 2011 Dec 23.646359 TT A1 = +1.55, A2 = -0.7925. Constraint: e = 1 Epoch: 2011 Dec 25.0 TT = JDT 2455920.5

Find_Orb: q 1.55046979 (2000.0) [5]. Für „Astrometrica“ ist kein Download eines Sternkatalogs M(N) 7.2 erforderlich - die Software kann den aktuellen UCAC3-Katalog K 10.0 direkt aus dem Internet benutzen. Für eine Einzelmessung wur- e 1.0 den jeweils 3 Einzelaufnahmen addiert („gestackt“). Tipps zu P Q „Findorb“: Bei den Einstellungen (Settings) verwendete ich als Peri. 90.73971 -0.16633199 -0.82707639 einschränkenden Bahnparameter e = 1, also eine parabolische Node 326.01201 -0.58717970 0.52051387 Bahn. Incl. 106.16575 0.79218284 0.21215545 In der Tabelle 1 stehen meine gemessenen Örter mit „Astro- From 10 observations 2012 Feb. 21–Mar. 25 metrica“ und dem UCAC3-Katalog (das Datenformat wird von RMS error 9.779 arcseconds Astrometrica geschrieben und ist direkt in Findorb verwend- bar). Meine Bahn aus 10 Einzelbeobachtungen an 5 Abenden

Tabelle 4: Residuen (Fehler) meiner Beobachtungen zu meiner Bahn, Station data: (A97) Stammersdorf (N48,3027 E16,4219)

Datum Rektasz. Dekl. dRektasz. dDekl d r 12 02 21,14950 A97 16 27 11,64 +58 01 40,1 4,0- 8,0- 1,3200 1,7507 12 02 21,15002 A97 16 27 11,49 +58 01 48,6 4,0- 1,2- 1,3200 1,7507 12 02 27,14818 A97 15 49 16,09 +63 34 27,4 3,3+ 2,5- 1,2822 1,7893 12 02 27,14933 A97 15 49 14,36 +63 34 33,7 4,5- ,13+ 1,2822 1,7893 12 03 05,11865 A97 14 35 26,43 +68 49 20,8 1,2- 8,2+ 1,2658 1,8372 12 03 05,11877 A97 14 35 28,02 +68 49 19,1 8,0+ 6,2+ 1,2658 1,8372 12 03 15,83822 A97 11 51 30,66 +69 46 50,1 7,4- ,79- 1,3072 1,9165 12 03 15,84038 A97 11 51 30,39 +69 47 07,8 ,81+ 20,0+ 1,3073 1,9165 12 03 25,80002 A97 10 07 44,09 +63 10 40,8 ,25+ 9,3- 1,4179 1,9953 12 03 25,81948 A97 10 07 37,13 +63 09 46,2 8,0+ 6,9- 1,4181 1,9955

dRektasz. = Rektaszension Beobachtung minus Rechnung (B-R) in Bogensekunden, dDekl. = Deklination Beobachtung minus Rechnung (B-R) in Bogensekunden, d = Entfernung des Kometen von der Erde in AE, r = Entfernung des Kometen von der Sonne in AE

VdS-Journal Nr. 43 Kometen 67

mit „Findorb“ ist in der Tabelle 2 be- schrieben, die Bahn des MPC aus http:// www.minorplanetcenter.net/mpec/K12/ K12E37.html in der Tabelle 3. „Findorb“ liefert auch die Residuen (Fehler) meiner Beobachtungen zu meiner Bahn (Tab. 4).

Quellenhinweise: [1] H. Raab: “Astrometrica”, http:// www.astrometrica.at/ [2] B. Gray: “Findorb”, http://www. projectpluto.com/find_orb.htm [3] IAU Minor Planet Center: http:// www.minorplanetcenter.org/iau/ mpc.html [4] R. Berry, J. Burnell, 2006: “The Handbook of Astronomical Image Processing”, Willmann-Bell, Rich- mond; mit Programm AIP4WIN: http://www.willbell.com/aip/index. htm 2 Komet C/2009 P1 (Garradd) am 25.3.2012 um 19:12 UT, 3 Aufnahmen mit je [5] J. Dierks: “Fitswork”, http://www. 10 Sekunden Belichtungszeit addiert, Norden ist oben, Bildfeld 5° x 5°, fitswork.de Aufnahme: Wolfgang Vollmann Die Bestimmung der Staub- und Gas- produktion von Kometen in der Amateur- astronomie von Uwe Pilz und Matthias Achternbosch

Das von aktiven Kometen ausgesandte tensystem lineare Korrelation lässt sich Spektrums hervortreten) gegeben sein. Licht setzt sich aus zwei Komponenten eine gute Übereinstimmung der Gasent- Andererseits, und das ist viel kriti- zusammen: Zum Einen besteht es aus wicklung mit der heliozentrischen Hel- scher, muss der Anteil der Emission Sonnenlicht, das vom Staub der Kome- ligkeit erzielen (Abb. 1). Die heliozent- an der Gesamthelligkeit wenig varia- tenatmosphäre gestreut wird (Kontinu- rische Helligkeit ist die Helligkeit eines bel sein, d. h. alle Kometen werden in um), zum anderen enthält es Emissionen Kometen, mit welcher er bei einem helio- erster Näherung als gleich staubreich des angeregten Gases. Im sichtbaren Teil zentrischen Abstand von 1 AE zu sehen angenommen. des elektromagnetischen Spektrums sind wäre. Aus der heliozentrischen Helligkeit hauptsächlich die Kohlenstofflinien (C2- des Kometen ist also die Wasserprodukti- Der erste Punkt scheint nicht auf den Linien) beteiligt, die so genannten Swan- onsrate ermittelbar. ersten Blick einsichtig zu sein. Gasent- Bänder. Die visuell bestimmten Helligkei- wicklung erzeugt eine entsprechend große ten enthalten somit beide Komponenten. Aber eine solche Berechnung impliziert Koma, und diese wird von der Sonne Um aus ihnen die Gasproduktionsrate zwei Annahmen: beleuchtet/angeregt. Eine geringere Son- abzuleiten, ist dieser Sachverhalt zu be- 1. Der Zusammenhang zwischen helio- nenentfernung entspricht einer helleren rücksichtigen. zentrischer Helligkeit und Wasserpro- Lichtquelle, so dass eine gleichgroße duktion ist nicht vom Sonnenabstand Gasentwicklung in Sonnennähe auch zu Laurent Jorda [1] ging diesbezüglich r abhängig. einer größeren Helligkeit führen müsste. einen empirischen Weg. Ihm standen 2. Die Wasserproduktion korreliert mit Es gibt aber einen zweiten Effekt – der spektroskopische Messungen von 37 der Emission bestimmter Linien. Da- Einfluss des Strahlungsdrucks und des Kometen zur Verfügung, aus denen sich mit diese Emission genügend gut mit Sonnenwindes auf den Komadurchmes- die Wasserproduktion ableiten lässt [1]. der Gesamthelligkeit korreliert, muss ser. Bei gleicher Produktionsrate entste- Diese Produktionsraten wurde mit vi- einerseits ein direkter Zusammenhang hen bei sonnennahen Kometen kleinere suellen Helligkeiten der internationalen zwischen der OH-Emission (die auf Komas. Es kann gezeigt werden, dass Beobachtungssammlung ICQ verglichen Wasser hinweist) mit den C2-Linien sich beide Effekte ausgleichen: Im selben [2]. Durch eine im gewählten Koordina- (die visuell aus dem Kontinuum des Maß, wie die Beleuchtungsstärke wächst,

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1 Zusammenhang von heliozentrischer Helligkeit und 2 Gas- und Staubproduktion des Kometen 78P/Gehrels während Gasproduktionsrate in Molekülen je Sekunde nach [2]. des Perihels 2011/2012

wird der Komadurchmesser geringer. Aus sikalischen Modell-Annahmen, enthält zeugt. Beide Bestandteile bewegen sich diesem Grund ist es überhaupt möglich, allerdings einige empirische Konstanten. nach außen, getrieben durch die Bewe- heliozentrische Helligkeiten direkt mit Damit ähnelt ihr Ansatz de facto dem gungsenergie (kinetische Energie) der der Wasserproduktion zu verknüpfen. von Jorda, jedoch wird die Staubpro- Gasteilchen, die auf die Staubkörner duktion besser berücksichtigt. Mit die- Druck ausüben. Die Geschwindigkeit der Der zweite Punkt hingegen ist eine An- sen Gleichungen im Kasten 1 lässt sich Gasmoleküle wird durch die Sublimati- nahme, die weniger eng mit realen Ver- rechnen. Dies wurde des Weiteren an vier onstemperatur (Verdampfungstemperatur) hältnissen verknüpft ist. Sie nimmt eine Kometen mit gutem Ergebnis erprobt. bestimmt. Staubteilchen hingegen werden uniforme Zusammensetzung aller Kome- erst durch Zusammenstöße mit Gasteil- tenkerne an. Bestimmung der Staubproduktion chen beschleunigt. Dies führt dazu, dass An der Oberfläche des Kometenkerns die Kometenatmosphäre in der Nähe des Ray Newburn hat herausgefunden, dass werden Gas und Staub gemeinsam er- Kerns besonders staubreich ist. Der Staub die C2-Emission tatsächlich proportio- nal zur Wasserdampferzeugung ist [2]. Bei einem Kometen fester Zusammen- setzung lässt sich der Anteil des Staubes Kasten 1 in Sonnennähe durch eine quadratische, in Sonnenferne durch eine kubische Funktion über dem Sonnenabstand be- schreiben. Damit wird eine Korrektur der Gasproduktion um den im Bahnverlauf wechselnden Staubanteil möglich. Das Problem wechselnder Zusammensetzung bleibt erst einmal bestehen. Es ist jedoch zu bemerken, dass dieser Fehler nicht in voller Höhe eingeht, da Schätzungen über die Staubproduktion an dieser Stel- le zur Korrektur der Gasproduktion be- nötigt werden und nicht für sich selbst stehen.

Elisabeth Roettger [3] hat die Newburn- schen Erkenntnisse dazu benutzt, eine verbesserte Formel zur Gasproduktion anzugeben. Diese beruht z. T. auf phy-

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bewegt sich langsamer. Der Parameter Afρ ist deshalb ein gutes Maß für die Staubproduktion [4]. Er beruht auf pho- Kasten 2 toelektronischen Helligkeitsmessungen im inneren, staubreichen Teil der Koma.

Philippe Rousselot [5] hat sich darum be- müht, aus Afρ eine Obergrenze für die tatsächliche Staubentwicklung abzulei- ten. Dazu musste er Annahmen zu drei unbekannten Parametern treffen: - die Größe der Staubkörnchen - ihre Albedo - und die radiale Geschwindigkeit des Staubes Berechnung des Gas-Staub- Literaturhinweise: Rousselot sah es als realistisch an, dass Verhältnisses [1] I. Jorda, J. Crovisier, D.W.E. Green, die Staubkörner einen Durchmesser vom Einige Autoren verwenden das Verhält- 2008: “The correlation between 1 µm haben. Diese Annahme ist plausi- nis zwischen der Produktionsrate von visual magnitudes and water pro- bel – das Licht der Kometenatmosphäre Wasser (in Molekülen pro Sekunde) und duction rates”, ACM 2008, 8046 wird hauptsächlich von den kleinsten dem Parameter Afρ als ein Maß für das [2] R.L. Newburn, 1983: “Modeling the verfügbaren Teilchen erzeugt, weil nur Gas-Staub-Verhältnis. Dies mag berech- neutral gas environment of comets diese eine genügend große Geschwin- tigt sein, führt aber zu unanschaulichen with special application to P/ digkeit erreichen können, um erheblich Größen. Mit Hilfe der Rousselotschen Halley”, Adv. Space Res. 4, 185 zur Koma beizutragen. Die Korngrößen- Formel kann man das Verhältnis der Pro- [3] E.E. Roettger, P.D. Feldman, verteilung (kleine neben größeren Staub- duktionsraten für Gas und Staub direkt M.F. A‘Hearn, M.C. Festou, 1990: teilchen) wird dabei ignoriert. Die Albedo angeben. Dazu wird die Gaserzeugungs- “Comparison of water production (das Licht-Reflexionsvermögen) wird auf rate von Molekülen pro Sekunde mit rates from UV spectroscopy and 5 % geschätzt, was ebenfalls ein realis- Hilfe der molaren Masse in Kilogramm visual magnitudes for some recent tischer Wert sein dürfte. Die radiale Ge- pro Sekunde umgerechnet. Sowohl die comets”, Icarus 86, 110 schwindigkeit des Staubes weg vom Kern Bestimmung der Gas- als auch die der [4] U. Pilz, B. Häusler, 2012: „Der steigt mit der Entfernung zum Kern und Staubproduktion enthalten Unsicherhei- Parameter Afρ“, VdS-Journal für erreicht schnell 75 % der Geschwindigkeit ten. Diese beziehen sich weitgehend auf Astronomie 42 des abströmenden Gases. Armand Del- die unbekannte Zusammensetzung des [5] P. Rousselot, 2008: “147P/Eche- semme [6] hat in seinem Buchbeitrag die jeweiligen Kometen. Das Gas-Staub-Ver- clus: A strange case of outburst”, Erkenntnisse zur Radialgeschwindigkeit hältnis wird durch diese Unsicherheiten Astron. Astrophys. 480, 543 von Gas und Staub zusammengefasst. Die zwar beeinflusst, dennoch wird die Än- [6] Delsemme, 1982: in: L.L. Wilkening Geschwindigkeit ist gemäß den Simulati- derung des Verhältnisses im Bahnverlauf (Hrsg.), “Comets”, University of onen zur Gasdynamik abhängig von der ziemlich gut wiedergegeben, da sich die Arizona Press, 85 Sublimationsrate, und damit in erster Nä- Zusammensetzung des verdampfenden herung vom Sonnenabstand (s. Kasten 2). Materials nur wenig ändert.

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Jupiter 2010 – 2012 – Auswertung von Beobachtungen der atmosphärischen Objekte „GRF“ und „Oval BA“

von Werner E. Celnik, Bernd Gährken, Wolfgang Bischof, Torsten Hansen, Jens Leich, Thomas und Claudia Winterer, Michael Kunze, Bernd Eser, Ralf Burkart, Manfred Wolf, Bernd Koch und Peter M. Oden

Was für den markanten Sturm auf dem Die Instrumente und das Seeing 1-12 Ringplaneten Saturn im ersten Halbjahr Diesmal sind sogar 12 Beobachter mit 2011 gelungen war, nämlich das „Zu- 14 verschiedenen Instrumenten beteiligt Abb. 1: Jupiter am 21.09.2011 um 03:22 UT, sammentrommeln“ vieler Bildautoren, (Tab. 1). Die Instrumentengröße reicht aufgenommen von Bernd Gährken mit einem die zu einer Auswertung dieser seltenen von 80 mm bis zu 800 mm Öffnung. 800-mm-Newton-Teleskop. atmosphärischen Erscheinung beitrugen Als Bauarten sind Refraktoren, Maksu- [1], sollte diesmal bei Jupiter wiederholt tov-, Schmidt-Cassegrain-, Newton- und Abb. 2: Jupiter am 26.09.2011 um 00:40:18 werden. Der geneigte Leser und interes- Cassegrain-Teleskope vertreten, also UT, aufgenommen von Thomas und Claudia sierte Sternfreund möge anhand des Fol- sämtliche heute gängigen Typen. Das Winterer mit einem 500-mm-Newton-Teleskop. genden selbst urteilen, ob es sich wieder theoretische Auflösungsvermögen liegt gelohnt hat. zwischen 0,16 und 1,6 Bogensekunden. Abb. 3: Jupiter am 16.09.2011 um 01:06:39 Alle beteiligten Instrumente konnten für UT, aufgenommen von Bernd Eser mit einem Die Zielsetzung die Zielsetzung dieser Kampagne brauch- 360-mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop. Das Projektziel konnte von vornherein bare Beobachtungen liefern, nur der eben NICHT sein, eine umfassende Aus- 80-mm-Refraktor besaß doch eine etwas Abb. 4: Jupiter am 28.11.2011 um 19:29:24 wertung aller erkennbaren Strukturen zu geringe Bildauflösung. Diese sollte für UT, aufgenommen von Bernd Koch mit nach allen möglichen Aspekten vorzu- Auswertungen dieser Art besser als eine einem 304-mm-ACF-Schmidt-Cassegrain- nehmen. Dazu ist die Vielfalt der Objekte Bogensekunde sein. Teleskop. auf Jupiter einfach zu groß und die dafür persönlich zur Verfügung stehende Zeit Im Laufe der Auswertung hat sich her- Abb. 5: Jupiter am 02.10.2011 um 01:09:00 zu kurz. Zu Beginn war auch noch un- ausgestellt, dass auch die kleineren Ins- UT, aufgenommen von Thorsten Hansen mit klar, was das noch gar nicht vorhande- trumente ab 130 mm Öffnung brauchbare einem 280-mm-Schmidt-Cassegrain-Teleskop. ne Bildmaterial an Auswertung zulassen Ergebnisse liefern können, wenn ihr Auf- würde. Die Auswertung wurde daher auf lösungsvermögen denn auch ausgereizt Abb. 6: Jupiter am 02.10.2011, aufgenom- zwei Objekte beschränkt: Position und wird. Alle Beobachter haben schnelle men von Manfred Wolf mit einem 280-mm- Ausmaße des GRF (Großer Roter Fleck) Astro-Videokameras eingesetzt (meist Schmidt-Cassegrain-Teleskop. und von Oval BA und deren zeitliche Va- DMK- und DBK-Kameras von TIS) und riationen. haben die aufgenommenen Bildsequen- Abb. 7: Jupiter am 24.08.2011, aufgenom- men von Ralf Burkart mit einem 254-mm- Newton-Teleskop. Tab. 1: Am Projekt beteiligte Beobachter und ihre Teleskope Abb. 8: Jupiter am 02.10.2011 um 23:20 UT, Beobachter Teleskoptyp Öffnung Anzahl theoretische aufgenommen von Michael Kunze mit einem in mm eingereichte Auflösung Beobachtungen in arcsec 254-mm-Newton-Teleskop. Bernd Gährken Schmidt-Cassegrain 280 52 0,46 Abb. 9: Jupiter am 03.10.2011 um 02:05 UT, Bernd Gährken Cassegrain 800 48 0,16 aufgenommen von Wolfgang Bischof mit Wolfgang Bischof Newton 200 21 0,64 einem 200-mm-Newton-Teleskop. Thorsten Hansen Schmidt-Cassegrain 280 18 0,46 Werner E. Celnik Apo-Refraktor 150 17 0,86 Abb. 10: Jupiter am 08.02.2012 um 18:20:25 Jens Leich Apo-Refraktor 130 15 0,99 UT, aufgenommen von Peter Oden mit einem Thomas und Claudia Winterer Newton 500 8 0,26 180-mm-Maksutov-Teleskop. Michael Kunze Newton 254 8 0,51 Abb. 11: Jupiter am 15.01.2012 um 19:24:44 Bernd Eser Schmidt-Cassegrain 360 5 0,36 UT, aufgenommen von Werner E. Celnik mit Ralf Burkart Newton 254 5 0,51 einem 150-mm-Apo-Refraktor. Manfred Wolf Schmidt-Cassegrain 280 2 0,46 Bernd Gährken Refraktor 80 2 1,60 Abb. 12: Jupiter am 03.10.2011 um 02:32:34 Bernd Koch ACF Schmidt-Cassegrain 304 1 0,42 UT, aufgenommen von Jens Leich mit einem Peter Oden Maksutov 180 1 0,71 130-mm-Apo-Refraktor.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 72 Planeten

zen mit gängiger Software wie GIOTTO, Bildschärfe, 5 Aufnahmen wiesen fehler- Langfristige Variationen in Bändern Registax, AviStack oder AutoStakkert hafte, nicht verifizierbare Zeitangaben und GRF reduziert und damit ein Summenbild er- auf. Etwa ein Viertel der Aufnahmen war In der Abbildung 16 sind Oberflächen- stellt, das meist das Maximum an erziel- unrichtig orientiert, z.B. seitenverkehrt. karten (mit WinJUPOS erzeugt) für den barer Winkelauflösung darstellte. Wäh- Diese Überprüfung und Korrektur er- Zeitraum Oktober 2010 bis Februar 2012 rend also bei den kleineren Instrumenten forderte viel Zeit, die für die eigentliche zusammengestellt. Reihenfolge: 1. Spalte meist die Technik das Schärfelimit setzte, Auswertung verlorenging. Bei allen hier links von oben nach unten, dann weiter begrenzte bei den größeren Instrumen- gezeigten Aufnahmen ist Norden oben in der 2. Spalte. Man erkennt: ten (wie bekannt) die Erdatmosphäre die und Osten links. – Das nördliche Äquatorband (NEB) wird Bildschärfe. immer schmaler, wird es im Sommer 49 Aufnahmen zeigten den GRF. Bei 2012 verschwunden sein? Der Fehler des Mittelwertes der gemesse- 10 davon befand sich der GRF außer- – Das südliche, 2010 noch fast nicht vor- nen Ausdehnung des GRF in jovigraphi- halb des Längenintervalls von ±45° um handene Äquatorband ist 2011 wieder scher Breite beträgt ca. ±700 km, wenn den Zentralmeridian (ZM) herum, diese voll entwickelt. Interessant sind die ab man nur die 19 höchstaufgelösten zur Aufnahmen wurden nicht berücksich- Dezember immer stärker werdenden Verfügung stehenden Aufnahmen ver- tigt. Von den verbleibenden 39 wurden Farbunterschiede zwischen (auf den wendet (vgl. Tab. 2). Diese Fehlerbreite die schärfsten 19 Aufnahmen nochmals GRF bezogen) östlicher und westlicher entspricht ±0,22 Bogensekunden auf Ju- separat ausgewertet, dadurch konnte der Seite des Bandes: westlich ist es deut- piter. Dies ist etwa doppelt so viel wie das Fehler gebildeter Mittelwerte etwas ge- lich röter. theoretische Auflösungsvermögen der senkt werden (Tab. 2). – Der GRF besaß 2010 keinen dunklen größten zum Einsatz gekommenen Tele- Rand. Dieser kehrte erst mit Wieder- skope, sollte also dem besten Seeing- Von den auswertbaren Aufnahmen zeig- erscheinen des SEB zurück. Die Farbe Wert (ca. 0,4 Bogensekunden) entspre- ten 31 das Oval BA. 7 davon wurden aus- des GRF ist bei so vielen verschiedenen chen. Doch gibt es eben in der Natur geschlossen, weil das Oval hier zu weit Beobachtern und damit auch Bildbear- immer wieder Ausreißer, die eine außer- vom ZM entfernt war. So blieben 24 üb- beitern natürlich schwierig zu beurtei- gewöhnlich gute Beobachtung ermögli- rig, die 10 schärfsten Aufnahmen wurden len (kein Bild ist farbkalibriert). Doch chen (vgl. Abb. 2 oder unser Titelbild von noch einmal separat ausgewertet. scheint die Farbe im Zeitraum August Thomas und Claudia Winterer). 2010 bis Februar 2012 von Orange nach Um einen Eindruck von den verschie- Gelb zu tendieren und dabei blasser zu Jupiter rotiert schnell: in nur 9 Stunden, denen Bildqualitäten und den zeitlichen werden. 55 Minuten und 40,6 Sekunden (System Veränderungen zu bekommen, wurden II). Bei einem scheinbaren Durchmesser alle Aufnahmen auf gleiche Größe ska- GRF – Positionen und Driftraten von 46,8 Bogensekunden (Mittelwert der liert und je nach Orientierung zum ZM In der Auswertetabelle, in die die gemes- hier verwendeten Aufnahmen) verschie- zusammengestellt (Abb. 13). senen Positionen eingetragen wurden, ben sich die am Zentralmeridian gele- lassen sich aus den Positionen der Ränder genen Strukturen in 168 Sekunden um Zur eigentlichen Vermessung der Auf- oben, unten, links und rechts verschiede- 0,44 Bogensekunden. Aufnahmen sollten nahmen kam die Freeware WinJUPOS [2] ne Ergebnisse ableiten: Die Mitte des GRF demnach über einen nicht längeren Zeit- von Grischa Hahn zum Einsatz. Dieses in Länge (System II) und Breite sowie der raum als ca. 84 Sekunden laufen, will Programm liefert neben Oberflächen- Durchmesser in Länge und Breite, daraus man Strukturen in der Ausdehnung des koordinaten von Strukturen u. a. auch folgend die Fläche. In der Abbildung 17 Seeing-Scheibchens noch nachweisen. Oberflächenkarten, ein Beispiel zeigt die ist die Veränderung der Position des GRF Belichtet man länger bzw. mittelt man Abbildung 14, in der Aufnahmen ver- in jovigraphischer Länge dargestellt, also Videosequenzen von längerer Dauer, kann schiedener Autoren zusammengesetzt die Längendrift. Die dargestellte Aus- es zu Bewegungsunschärfen kommen. wurden, die in derselben Nacht gewon- gleichsgerade bedeutet, dass der GRF in nen wurden. 100 Tagen um 3,53° in Richtung wach- Daher ist es für eine spätere Auswertung sende Länge driftet (vgl. Tab. 2). auch von großer Wichtigkeit, die Zeit- In WinJUPOS wird nach Laden des Bildes angabe für ein Jupiterbild MINDESTENS und der Eingabe von Datum, Zeit und Eine Drift in jovigraphischer Breite ist auf 1 Minute genau, eher besser, anzuge- Beobachtungsort automatisch ein evtl. im Rahmen der Streuung der Messwer- ben. Eine Ungenauigkeit hier bewirkt bei Drehwinkel und die Größe des Bildes er- te nicht nachweisbar signifikant, scheint der Vermessung eine fehlerhafte Position mittelt. Mit einem Fadenkreuz können jedoch leicht zuzunehmen. Der GRF be- in Länge. Aufnahmen nur mit Datums- Positionen angefahren werden (Abb. 15), findet sich im Beobachtungszeitraum im und ohne Zeitangabe sind natürlich für deren Werte für Länge und Breite dann Mittel bei einer Breite von (-21,6 ± 0,4) eine Auswertung absolut unbrauchbar. sofort angezeigt werden. Diese Werte Grad. wurden für jedes Objekt und für jede Das Vorgehen bei der Auswertung Aufnahme in eine Excel-Tabelle einge- GRF – Durchmesser und Fläche Von den zur Verfügung stehenden 203 tragen und hier weiter ausgewertet. Die Ausdehnung des GRF in Länge und Aufnahmen waren nur 196 auswertbar: Breite (Abb. 18) beträgt im Beobach- 2 Aufnahmen hatten eine zu geringe tungszeitraum im Mittel 17,0° ± 1,9°

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Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse

(Breite = Iovianische Breite; Länge = Iovianische Länge System II) GRF Oval BA Erste Beobachtung in 2010 22.08.10 22.08.10 Erste Beobachtung Saison 2011-12 27.06.11 03.08.11 Letzte Beobachtung Saison 2011-12 08.02.12 08.02.12 kleinste Teleskopöffnung 130 mm größte Teleskopöffnung 800 mm Anzahl Beobachter gesamt 12 Anzahl auswertbare Aufnahmen gesamt 196 Anzahl auswertbare Aufnahmen je Objekt 49 31 davon Objekt innerhalb ZM II ± 45 Grad (im Folgenden ausgewertet) 39 24 davon Anteil „beste“ Aufnahmen nach Schärfe 19 10 entspr. 49 42 %

Längenvariation Saison 2010-12 (Fleck-Mitte) 155,1 - 174,0 153,0 - 267,0 Grad Trend zunehmend abnehmend Driftrate in Länge im Zeitraum 2010 - 2012 3,53 -48,0 Grad / 100 Tage daraus berechnete letzte Längengleichheit von GRF / Oval BA 19.08.10 (vgl. Aufn. 22.8.10; Abb. 19) daraus berechnete nächste Längengleichheit von GRF / Oval BA 17.07.12 Driftrate in Länge im Zeitraum 2011 - 2012 3,53 -39,2 Grad / 100 Tage daraus berechnete nächste Längengleichheit von GRF / Oval BA 12.09.12 Breitenvariation Saison 2010-2012 (Fleck-Mitte) nicht signifikant nicht signifikant Trend zunehmend zunehmend Breitenvariation Saison 2011-2012 (Fleck-Mitte) nicht signifikant nicht signifikant Trend zunehmend zunehmend Mittelwert Breite (Fleck-Mitte) -21,6 ± 0,4 -32,8 ± 0,5 Grad Fehler des Mittelwertes 2,1 1,5 % Mittelwert Breite (Fleck-Mitte), nur „beste“ Aufnahmen - -33,0 ± 0,3 Grad Fehler des Mittelwertes - 1,0 %

Mittelwert Durchmesser in Länge 17,0 ± 1,9 9,2 ± 1,6 Grad Fehler des Mittelwertes 11 17 % entspr. 19.700 ± 2.200 9.600 ± 1.700 km Mittelwert Durchmesser in Länge nur beste Aufnahmen 18.900 ± 1.600 9.100 ± 1.200 km Fehler des Mittelwertes 8,3 13 % Durchmesservariation in Länge in Saison 2010-2012 nicht signifikant nicht signifikant Trend kein kein

Mittelwert Durchmesser in Breite 11,0 ± 0,7 6,3 ± 0,8 Grad Fehler des Mittelwertes 6,2 13 % entspr. 12.800 ± 800 7.400 ± 1.000 km Mittelwert Durchmesser in Breite nur beste Aufnahmen 12.600 ± 700 7.300 ± 700 km Fehler des Mittelwertes 5,4 10 % Durchmesservariation in Breite in Saison 2010-12 nicht signifikant 5.100 - 8.400 km Trend kein +6,4 km/Tag

Mittelwert Fläche (elliptisch), nur beste Aufnahmen 187 ± 21 47 ± 13 Mio. km² Fehler des Mittelwertes 11 28 % Variation der Fläche (elliptisch) nicht signifikant nicht signifikant Trend kein zunehmend

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Unter der Annahme einer elliptischen Geometrie des GRF lässt sich seine Flä- che nun leicht berechnen. Ihr Mittelwert aus den schärfsten Aufnahmen im Be- obachtungszeitraum beträgt (187 ± 21) Mio. km². Eine Veränderung im Beob- achtungszeitraum ist hier ebenfalls nicht feststellbar.

Das Oval BA Das Oval BA befindet sich im „Südlichen Temperierten Band“ (STB). Es entwickel- te sich im März 2000 aus 3 weißen (!) langlebigen Stürmen, die seit 1930/39 bekannt waren [5]. 2005/2006 erfuhr es eine Farbänderung von weiß nach rot, besitzt seitdem eine ähnliche Farbe wie der GRF und wird deshalb auch oft „GRF Junior“ (Red Spot Junior) genannt. Die Farbänderung könnte durch einen Auf- stieg der Gasmassen in größere Höhe verursacht worden sein.

13 Die Driftrate des Ovals BA im System II un- Der Große Rote Fleck im terscheidet sich erheblich von der des GRF. Vergleich, mit verschiedenen An folgenden Daten zog das Oval südlich Instrumenten spaltenweise am GRF vorbei, ohne augenscheinliche von oben nach unten in Einflussnahme auf diesen: 2002, 2004, zeitlicher Abfolge. am 4.7.2006, im Juli 2008 und im August 2010. So zeigt eine Aufnahme des Jupiter am 22.8.2010 das Oval in der unmittelba- ren Nähe des GRF (Abb. 19).

Dass das Oval BA und der GRF vermut- lich ähnliche physikalische Eigenschaf- ten besitzen, zeigt ein Vergleich der Er- scheinung beider Objekte im visuellen Licht und durch einen Methan-Filter (Abb. 20).

Oval BA – Positionen und Driftraten Das Oval bewegte sich im Beobach- tungszeitraum (22.8.2010 – 8.2.2012) in Länge System II zwischen 153° abneh- mend über 360°/0° hinweg bis 267° (Aus- gleichsgerade in Abb. 21). Das entspricht einer Driftrate von -48,0° in 100 Tagen. 14 Das Programm WinJUPOS liefert neben Positionsmessergebnissen auch Oberflächen- Von der Ausgleichsgeraden ausgehend karten, hier vom 26.9.2011. muss der letzte Vorübergang am GRF am 19.8.2010 stattgefunden haben (das passt zur Situation in der Abb. 19). Der bzw. 11,0° ± 0,7°. Das entspricht 19.700 des GRF ist nicht signifikant, was auch nächste sollte am 17.7.2012 zu beobach- km ± 2.200 km in Längengraden und der im Diagramm angegebene niedrige R- ten sein, entsprechend einer Periode von 12.800 km ± 800 km in Breitengraden. Koeffizient belegt (Abb. 18). Die in Länge 2,05 Jahren. Verwendet man nur die besten 48 % der und Breite unterschiedliche Fehlerbreite Aufnahmen, so verringert sich der Fehler belegt, dass der Durchmesser des GRF in Wie in der Abbildung 21 angedeutet, des Mittelwertes auf 18.900 km ± 1.600 Längengraden schwieriger festzustellen scheint die Driftrate in der Saison 2011- km in Länge und 12.600 km ± 700 km in ist als in Breitengraden: Der GRF besitzt 2012 etwas geringer zu sein als zwi- Breite. Eine Variation des Durchmessers in Länge viel diffusere Ränder. schen 2010 und 2011. Sie scheint sich

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verlangsamt zu haben. Daher ist in der Abbildung 22 die Längenvariation für die Saison 2011-2012 noch einmal sepa- rat dargestellt. Hier beträgt die Drift nur noch 39,2° in 100 Tagen. Danach sollte der nächste Vorübergang des Ovals BA am GRF erst am 12.9.2012 stattfinden, wenn nicht noch eine weitere Verlangsa- mung der Drift eintritt.

Eine Variation in der Breitenposition ist nicht signifikant, scheint jedoch leicht zuzunehmen. Das Oval BA liegt im Be- obachtungszeitraum im Mittel bei ei- ner Breite von -32,8° ± 0,5°. Verwendet man für die Mittelung nur die 10 besten Aufnahmen, so verbessert sich der Mit- telwert auf -33,0° ± 0,3°. Ein Hinweis darauf, was eine höhere seeingbegrenzte Bildschärfe mit größeren Instrumenten bringt.

Die Abbildung 23 belegt, wie das Oval BA im STB an den Objekten in benach- barten Bändern vorbeizieht. 15 Die Oberfläche der Mess-Routine von WinJUPOS

16 Wolkenbänder und GRF im Zeitraum Oktober 2010 bis Februar 2012. Screenshot einer Zusammenstellung von Oberflächenkarten (WinJUPOS).

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17 GRF-Drift in Länge im Zeitraum 2010–2012 18 GRF-Durchmesser-Variation im Zeitraum 2010–2012

19 Oval BA beim GRF, Aufnahme am 22.8.2010 von W.E. Celnik mit 150-mm-Refraktor

20 rechts: B. Gährken stellt in einem Vergleich Oval BA und GRF gegen- über, im visuellen Bereich (links) und im Methan-Band (rechts), oben der GRF am 18.11.2011, unten das Oval BA am 24.9.2011, nach [4].

21 Oval BA: Drift in Länge im Zeitraum 2010–2012 22 Oval BA: Drift in Länge im Zeitraum 2011–2012: Die Drift ist 2011–2012 deutlich langsamer als zwischen 2010 und 2011.

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23 So schnell driftete das Oval BA am GRF vorbei: links 22.8.2010 um 00:57 UT, rechts 8.10.2010 um 22:39:52 UT (Aufnahmen: W.E. Celnik mit 150-mm-Refraktor)

Oval BA – Durchmesser und Fläche Das zur Verfügung stehende Bildmaterial Das Oval ist mit einer Ausdehnung von lässt natürlich noch weitaus mehr zu als etwa 9,2° x 6,3° deutlich kleiner als der die hier dargestellten Auswertungsansät- GRF mit 17,0° x 11,0°. Dabei beträgt der ze. So könnte man z. B. weitere langle- Fehler des Mittelwertes ±1,6° in Länge bige markante Strukturen vermessen, und ±0,8° in Breitengraden. wie die dunklen zigarrenförmigen Wol- kenstrukturen in der nördlichen oder die Das Oval ist damit (9.600 ± 1.700) km x weißen kreisförmigen kleinen Wirbel in (7.400 ± 1.000) km groß. Verwendet man der südlichen Hemisphäre. Driftkarten nur die etwas höher aufgelösten besten [3][8], oder Zeitraffer-Animationen der Aufnahmen so verringert sich der Wert Umgebung des GRF lassen sich erstellen. auf (9.100 ± 1.200) km x (7.300 ± 700) km. Zeitraffer-Animationen von Jupiter sind z. B. bei [6] oder [7] zu finden. Eine Variation des Durchmessers in Län- gengraden über den Beobachtungszeit- Wir werden versuchen, die vorliegende raum ist nicht feststellbar. Eine lang- Auswertung in die Beobachtungssaison fristige Veränderung der Ausdehnung 2012-2013 fortzusetzen. Spannend ist z. in Breitengraden könnte real sein (Abb. B., wie sich das NEB weiter entwickelt – 24). Nimmt man die Ausgleichsgerade wird es ganz verschwinden? Weiter, ob als Maßstab, so ist im Beobachtungs- das Oval BA überleben wird und ob es zeitraum der Durchmesser des Ovals in zum berechneten Zeitpunkt tatsächlich Breitengraden von 5.100 auf 8.400 km den GRF überholen wird. gewachsen – es wurde kreisförmiger.

Dabei nahmen die Farbintensität und Literatur- und Quellenhinweise: der Kontrast zur Umgebung deutlich ab. [1] W.E. Celnik et al., 2012: „Stürme 2010 war die Farbe deutlich orange, An- auf Saturn“, VdS-Journal für fang 2012 dagegen extrem blass. Auch Astronomie 39, 105 scheint der dunkle Rand um das Oval [2] G. Hahn, 2012: “WinJUPOS – Data- aus 2010 und 2011 völlig verschwunden base for object positions on planets zu sein. Verliert das Oval an Höhe und and the Sun”, http://www.grischa- wird es von anderen Wolken überdeckt? hahn.homepage.t-online.de/astro/ Hier helfen nur weitere Beobachtungen, winjupos/ um diesen Trend zu bestätigen oder zu widerlegen. 24 Ein Fazit Das Oval BA im STB und die südlicheren Um Strukturen auf Planetenoberflächen/ weißen Wirbel driften aneinander vorbei. -atmosphären untersuchen zu können, Daten von oben nach unten: werden nicht unbedingt Teleskope der 03.08.2011 – 02:49 UT – B. Gährken, Halbmeterklasse oder größere benö- 03.09.2011 – 01:59:30 UT – T. Hansen, tigt. Auch kleinere Instrumente bringen 10.09.2011 – 02:46:56 UT – Th. Winterer, brauchbare Ergebnisse, dank der moder- 22.09.2011 – 03:30:00 UT – T. Hansen, nen Videotechnik und Bildauswertungs- 02.10.2011 – 01:09:00 UT – T. Hansen, methoden. 28.10.2011 – 21:15:21 UT – Th. Winterer

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[3] D.C. Parker, T. Yoshida, 2011: “Global velocity in longitude interval 110°...240° (System 2)”, in: http://www.grischa- hahn. homepage.t-online.de/astro/winjupos/LongDrifts/ [4] B. Gährken, 2011: http://www.astrode.de/jupiter2011b1.htm [5] Wikipedia, 2012: „Atmosphere of Jupiter“, http:// en.wikipedia.org/wiki/Atmosphere_of_Jupiter#cite_note- 1976Vasavada-9 [6] VdS-Fachgruppe Astrofotografie, 2012: http://astrofotografie.fg-vds.de/ [7] B. Gährken, 2011: http://www.astrode.de/jupiter2011b2. htm [8] Wikipedia, 2012: „Wind Speeds on Jupiter“, http:// en.wikipedia.org/wiki/File:Wind_speeds_on_Jupiter.png

25 Oval BA: Variation des Durchmessers im Zeitraum 2010-2012 Eine Bestimmung der elliptischen Erdbahn durch Messung der scheinbaren Sonnengröße von Thomas Hebbeker

Eine der ältesten und fundamentalsten messen, woraus man die Astronomische astronomischen Fragen ist die nach der Einheit auf besser als ein Prozent genau Relativbewegung von Erde und Sonne. bestimmen kann [1]. Seit Johannes Kepler wissen wir, dass wir diese durch eine elliptische Bahnkur- Abweichungen von der Kreisbahn: ve beschreiben können, die die Erde um Ellipsenparameter die Sonne beschreibt, wobei die Sonne in Hier geht es um die Messung der nume- einem Brennpunkt der Ellipse steht (Abb. rischen Exzentrizität ε der Ellipse und 1). Wir kennen also seit langem die Form um die Lage der großen Halbachse a, der Bahn, und auch deren Parameter sind siehe Abb. 1. Der Ellipsenparameter ε be- heute sehr genau vermessen. Trotzdem 1 Elliptische Bahn der Erde um die stimmt, wie stark der Abstand Erde-Son- ist es interessant und befriedigend, mit Sonne. Die Exzentrizität ε einer ne im Jahresverlauf variiert. Maximaler einfachen Methoden die Bahnparameter Ellipse ist eine Maßzahl für ihre und minimaler Abstand d von der Sonne einmal selbst zu ermitteln. Abweichung von der Kreisform und können durch nimmt Zahlenwerte zwischen 0 dAphel = (1 + ε) · r (1a) (Kreis) und 1 (für den Grenzfall der Das Jahr und die Astronomische bzw. dPerihel = (1 - ε) · r (1b) Einheit unendlich in die Länge gezogenen Eine wichtige Größe des Systems Erde– Ellipse: die Parabel) ein. angenähert werden, wobei bei kleiner Sonne ist natürlich die Umlaufdauer, die Exzentrizität der mittlere Abstand der 365,24 Tage dauernde Jahreslänge T, die Hilfe des dritten Keplerschen Gesetzes Bahnpunkte zur Sonne durch r = a gege- seit vielen Jahrhunderten bekannt ist. (a³ ~ T²) aus den beobachteten Umlauf- ben ist (Abb. 1). zeiten um die Sonne. Die Astronomische Eine zweite grundlegende und die bei Einheit beträgt bekanntlich etwa 150 Die zeitliche Variation des Abstandes weitem am schwierigsten zu messende Millionen km; sie kann bestimmt werden d kann man durch die Änderung der Größe ist der mittlere Abstand r zwi- durch Radarabstandsmessungen Venus- scheinbaren Sonnengröße s messen – schen Erde und Sonne, bzw. die große Erde, mit Hilfe von Venustransits oder allerdings muss man diese recht genau Halbachse a der Ellipse. Dieser Abstand aus der gleichzeitigen Beobachtung eines bestimmen, denn die Exzentrizität ε ist r entspricht in etwa der Astronomischen Asteroiden von verschiedenen Punkten klein. Für den Winkeldurchmesser s der Einheit AE, welche eine häufig verwen- der Erde aus. Letztere Methode wurde Sonne gilt näherungsweise bei kleinen dete Maßeinheit für absolute Abstände in Anfang 2012 von weltweit agierenden Werten von ε: unserem Sonnensystem ist. Die relativen Amateurastronomen angewandt: Sie ha-

Abstände der Planeten bestimmt man mit ben die Position des Asteroiden Eros ver- s(t) = so · ( 1 + ε · sin (2 p t/T + φ)) (2)

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tos bestimmt: Zum einen habe ich in einem Bildbearbeitungsprogramm die Sonnenscheibe genau in ein Rechteck eingepasst; der Mittelwert der beiden Seitenlängen ist der Sonnendurchmes- ser. Alternativ habe ich das Programm IRIS [2] eingesetzt, das einen Kreis an das Bild der Sonne anfitten kann. An- schließend habe ich den Mittelwert aus Rechteck- und Kreismethode gebildet. – Um aus der Pixelzahl die Winkelgrö- ße der Sonne zu bestimmen, habe ich anhand von Sternaufnahmen (mit be- kannten Koordinaten) die Optik kalib- riert: Einer Bogensekunde entsprechen (1,092 ± 0,002) Kamerapixel. Nötig ist diese Umrechnung für die Bestimmung der Ellipsenparameter nicht; es kommt ja nur auf die zeitliche Modulation an, aber Winkel sind universeller und ver- trauter. 2 Der Vergleich des Sonnendurchmessers, aufgenommen am 4.1.2011 und am – Schließlich habe ich eine kleine Re- 25.7.2010, zeigt deutlich die jahreszeitliche Veränderung der scheinbaren fraktionskorrektur angebracht: Im Sonnengröße. Winter steht an meinem Beobach- tungsort bei 50o nördlicher Breite die Sonne maximal 17 Grad über dem Ho-

wobei so der mittlere Winkeldurchmesser Teleskop habe ich für die Sonnenauf- rizont, und die Sonne erscheint durch der Sonne (etwa 0,5o), t die Zeit und T die nahmen auf meiner Terrasse aufgestellt. die Lichtbrechung in der Atmosphäre Jahreslänge ist. Die Phase φ bestimmt, an Die Fotos habe ich erst nach einer etwa in vertikaler Richtung um etwa 7’’ welchem Tag P des Jahres der kleinste halbstündigen Wartephase aufgenom- komprimiert. Bei hohem Sonnenstand Abstand zwischen Erde und Sonne er- men, um einen Temperaturausgleich zu im Sommer ist der Refraktionseffekt reicht wird (Perihel) und wann die Ent- ermöglichen. kleiner als 1’’. fernung maximal wird (Aphel). Die Abbildung 2 zeigt den Vergleich Die Abbildung 3 zeigt die so gemesse- Messungen des Sonnendurch- zweier auf diese Weise entstandenen ne Winkelgröße der Sonne als Funktion messers (halbierten) Fotos; das linke ist nicht ganz der Zeit. Hier wurden alle im Verlauf der Zwischen Juli 2009 und März 2012 habe typisch – es wurde während der partiel- Messperiode von fast drei Jahren be- ich mit durchgehend identischer und len Sonnenfinsternis am 4. Januar 2011 stimmten Werte als Funktion des Datums einfacher Ausrüstung an insgesamt 71 gemacht, das rechte entstand am 25. eingetragen. Wegen der Periodizität des Tagen die Sonne fotografiert, meist um Juli 2010. Der kleine Unterschied des Vorganges reicht es, nur einen Zeitraum die Mittagszeit – immer dann, wenn ich scheinbaren Sonnendurchmessers ist von einem Jahr darzustellen. Zum Bei- zu Hause war, Zeit und Lust hatte, und deutlich zu sehen: Anfang Januar ist die spiel werden Messungen am 20. Februar wenn die Sonne schien! Diese Aufnah- Sonnenscheibe etwa 3 % größer als im 2010 und am 20. Februar 2011 bei der men können u. a. zur Bestimmung der Juli. Die Bewohner der Nordhalbkugel gleichen horizontalen Koordinate (etwa Sonnenfleckenzahl genutzt werden – der Erde sind also im Winter der Sonne 50 Tage) in die Abbildung 3 eingetragen. aber eben auch zur Messung der Winkel- am nächsten! Das ist natürlich für As- Die Zeitachse beginnt bei 0, das ist der größe s der Sonne. tronomen keine Überraschung, denn wir 1. Januar. Als Sonnendurchmesser wur- wissen, dass die Jahreszeiten in erster Li- de der Mittelwert der oben skizzierten Das Teleskop, ein 6-Zoll-Newton mit nie durch die Neigung der Erdachse von Rechteck- und Kreismethoden angenom- 762 mm Brennweite, war über einen 23,5° gegenüber der Ekliptik bestimmt men. Einige wenige Fotos, bei denen die- Koma-Korrektor und einen Telekonverter werden. Aber konfrontieren Sie mal Ihre se Methoden deutlich unterschiedliche (1,4-fach) mit einer digitalen Spiegelre- Bekannten mit der Aussage der Abbil- Ergebnisse liefern, wurden nicht berück- flexkamera verbunden. Zur Reduktion dung 2! sichtigt. Der eingezeichnete Fehler der der Sonnenstrahlung habe ich eine Fil- einzelnen Messungen der Sonnengröße, terfolie mit einem Abschwächungsfaktor Die quantitative Auswertung der Daten etwa 3’’, wurde durch Vergleich mehrerer von 1/10.000 vor das Teleskop gespannt. habe ich folgendermaßen durchgeführt: Fotos abgeschätzt, die am gleichen Tag Die Aufnahmen wurden bei einer Emp- – Der scheinbare Sonnendurchmesser aufgenommen wurden. findlichkeit von ISO 100 mit einer Be- s, ausgedrückt in Kamerapixel, wurde lichtungszeit von 1/4.000 s gemacht. Das auf verschiedene Weisen aus den Fo-

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Fehler dominant. Der Apheldurchgang erfolgt ein halbes Jahr später als der Pe- riheldurchgang, also Anfang Juli.

Interessanterweise variiert der theoreti- sche Wert P von Jahr zu Jahr um wenige Tage [6], so dass der Periheldurchgang am 2., 3., 4. oder am 5. Januar stattfinden kann. Hauptgrund hierfür ist der Mond: Nicht die Erde beschreibt eine elliptische Umlaufbahn um die Sonne, sondern der Schwerpunkt des Erde-Mond-Systems. Durch die Mondbewegung „wackelt“ da- her die Erdposition etwas. Ferner gibt es eine langjährige Verschiebung des Peri- 3 heldatums mit einer Periode von mehr Graph der zeitlichen Variation des scheinbaren Sonnendurchmessers in Bogen- als 20.000 Jahren. Hauptverursacher minuten, aufgetragen über die Tage t seit Jahresanfang. ist die Präzession der Erdachse und die damit verbundene Bewegung des Früh- lingspunktes. Diese Änderung des Peri- Bestimmung der Ellipsenparameter mit dem Analyseprogramm ROOT [3] heldatums ist in erster Linie eine zeitliche Die Abbildung 3 zeigt deutlich die erwar- die erwartete Zeitabhängigkeit s(t) nach Verschiebung relativ zu den Jahreszeiten. tete sinusförmige Modulation der schein- Gleichung (2) an die Messdaten ange- Eine absolute Drehung der großen Halb- baren Sonnengröße als Funktion der passt und so die Exzentrizität ε und der achse in der Erdbahnebene, relativ zu Jahreszeit. Der selbstkritische Umgang Tag P des Periheldurchgangs bestimmt, den Fixsternen, gibt es aber auch. Diese mit den eigenen Resultaten ist stets ein an dem der Sonnendurchmesser seine kommt vor allem durch Störungen der extrem wichtiger Aspekt. Konkret stellt maximale Größe annimmt. Ein weiterer anderen Planeten zustande; die zugehö- sich hier die Frage: Ist diese Beobachtung Fitparameter ist die mittlere Winkelgrö- rige Periode beträgt 110.000 Jahre [6].

wirklich auf den sich ändernden Abstand ße sO der Sonne. Die erhaltene Sinusli- Auch die numerische Exzentrizität ε der der Erde zur Sonne zurückzuführen? nie ist in der Abbildung 3 eingezeichnet. Erdbahn schwankt im Laufe von Jahr- Sie beschreibt die Messpunkte offenbar tausenden, sie kann bis auf 0,0034 ab- Meine Beobachtungen können nicht gut. Die durch den Fit bestimmten Grö- sinken [5], so dass die Bahn dann nahezu ausschließen, dass sich die Sonnengröße ßen werden in der folgenden Tabelle mit kreisförmig ist. absolut ändert – allerdings wäre es sehr den genauen Literaturwerten [4, 5] (ganz überraschend, wenn dies mit der gleichen rechts) verglichen. Die Genauigkeit ist Fazit Periode von einem Jahr erfolgen würde, recht hoch und meine Messergebnisse Auch das Nachmessen der scheinbar mit der die Erde um die Sonne läuft. Des- stimmen im Rahmen der Messfehler mit simplen und bestens bekannten Bewe- halb verwerfe ich diese Hypothese und den genauen Zahlen überein. gungen im Sonnensystem ist für den gehe von einem konstanten absoluten Amateurastronomen herausfordernd und

Sonnendurchmesser aus. Könnte es ei- sO 32,06’ ± 0,06’ 32,05’ lehrreich – und damit lohnend. Es geht in nen apparativen Effekt geben, der eine ε 0,0166 ± 0,0008 0,0167 der Astronomie ja nicht nur um die Jagd zeitliche Variation vortäuscht? Das ist P/Tage 1,6 ± 0,9 1,2 – 4,1 nach den entferntesten Objekten und den eine berechtigte Frage, denn eine mög- Wettlauf um die schönsten Fotos … liche Temperaturabhängigkeit der opti- Die Messfehler wurden folgenderma- schen Eigenschaften von Teleskop und ßen abgeschätzt: Die Bestimmung des

Kamera könnte dazu führen, dass bei den Sonnendurchmessers sO ist durch die Referenzen: niedrigen Temperaturen im Winter sys- Genauigkeit der Kalibrierung der Optik (Weblinks: Stand März 2012) tematisch größere oder kleinere Sonnen- (Übersetzung Pixel – Bogensekunden) li- [1] http://transitofvenus.nl/wp/getting- durchmesser erhalten werden als in den mitiert. Die Unsicherheit auf die numeri- involved/eros-and-the-solar- warmen Sommermonaten. Ein solcher sche Exzentrizität ε ist insbesondere ge- / Temperatureffekt ist erfreulicherweise geben durch eine mögliche geringe, nicht [2] http://astrosurf.com/buil/us/iris/iris. vernachlässigbar klein, wie Vergleichs- entdeckte Temperaturabhängigkeit der htm aufnahmen mit meinem Teleskop von Abbildungseigenschaften des Teleskops [3] http://root.cern.ch Sternbildern und irdischen Motiven bei und die Refraktionskorrektur. Ich habe [4] H.H. Voigt: „Abriß der Astrono- verschiedenen Temperaturen zeigen. damit die Exzentrizität auf relativ 5 % mie“, BI-Wissenschaftsverlag genau bestimmt, ein durchaus zufrie- [5] http://en.wikipedia.org/wiki/ Nachdem diese Fragen geklärt sind, kön- denstellendes Ergebnis. Bei der Bestim- Orbital_eccentricity nen die in Abb. 3 gezeigten Daten quan- mung des Tages P (nach Jahresanfang) [6] http://en.wikipedia.org/wiki/ titativ ausgewertet werden. Dazu wird des Periheldurchgangs ist der statistische Apsidal_precession

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Beobachtung des Minimums von Zeta Aurigae Oktober–Dezember 2011 von Wolfgang Vollmann und Werner Braune

Die BAV startete ein Beobachtungspro- jekt für das günstig beobachtbare Haupt- minimum im Herbst 2011 [1]. Zeta Auri- gae (Abb. 1) ist demnach ein besonders interessanter Bedeckungsveränderlicher: „Der größere Stern von ζ Aur ist ein Überriese mit dem Spektrum K4, der klei- nere ein Hauptreihenstern der Spektral- klasse B7. Massen- und Radienverhält- nis des Systems sind außergewöhnlich. ζ Aur wurde deshalb zum Namensgeber einer besonderen Klasse der Bedeckungs- veränderlichen.“

Nähere Angaben zum Helligkeitsverlauf liefert der GCVS 1985 [4] (vgl. Tab. 1).

Daraus ergibt sich neben der geringen Helligkeitsamplitude ein sehr schneller Ab- und Anstieg der Helligkeit von je- weils knapp einem Tag (0,973 d). Diese 1 Eine Aufnahme von Zeta Aurigae vom 15.1.2012 mit DSLR, Objektiv 1:2,8/50mm, Bereiche zielgenau zu beobachten, ist ISO 400, 13 s belichtet, etwas unscharf eingestellt für die Photometrie, um durch nicht nur vom Wetterglück abhängig, Stacken von mehr Aufnahmen noch schöner und rauschärmer sowie größer in sondern auch vom hierfür passenden besserer Auflösung auswerten zu können (Wolfgang Vollmann) Sternstand ζ Aurigaes am Nachthimmel. Es ist erstaunlich, dass in der Literatur zum GCVS derartig genaue Angaben er- In der Abbildung 2 sind diese Beobach- in V. Während der totalen Phase wurde zielt wurden. tungen als Quadrate (Vollmann) und die Helligkeit mit (3,96 ± 0,04) mag in Rauten (Braune) hervor gehoben. Die V gemessen. Die Amplitude in V beträgt Beobachtungen Abbildung 3 zeigt allein die Blauhellig- damit 0,17 mag. Wolfgang Vollmann beobachtete mit ei- keiten von Wolfgang Vollmanns Kamera. ner Digitalkamera (DSLR). Helligkeiten Der Helligkeitsabstieg vom Normallicht wurden aus dem Grünkanal gewonnen Analyse der Beobachtungen und zur totalen Phase im Minimum erfolgt und auf Johnson V transformiert [2]. Ableitung eines Minimumtermins sehr rasch und dauert nur 0,72 Tage. Der Ebenso wurden Helligkeiten aus dem Im Normallicht leuchtete ζ Aurigae mit Wiederanstieg konnte durch Beobach- Blaukanal gewonnen und mit den B-Hel- einer Helligkeit von (3,79 ± 0,04) mag tungen nicht so gut eingegrenzt werden. ligkeiten der Vergleichssterne gemessen.

Werner Braune beobachtete visuell mit einem 7x50-Fernglas. Seine Beobach- tung des Wiederanstiegs der Helligkeit ist besonders wertvoll, da sie den Termin des Endes der Bedeckung eingrenzen konnte.

2 Gemeinschaftslichtkurve von Zeta Aurigae Okt.–Dez. 2011. Beobach- tungen mit Digitalkamera (V-Hellig- keiten, Wolfgang Vollmann), visuell (Werner Braune) und V-Helligkeiten aus der AAVSO International Data- base während des Helligkeits- abstiegs bzw. -anstiegs

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Tabelle 1: Nähere Angaben zum Helligkeitsverlauf aus dem GCVS 1985 [4]

Magnitude: 3,70 – 3,97 mag in V Vorhersage-Elemente: JD 2427692,825 + 972,160 d Dauer der Bedeckung „D“: 0,041 der Periode oder 39,859 d Dauer der totalen Phase „d“: 0,039 der Periode oder 37,914 d (Hinweis: var 37,58 – 38,07 d)

3 Weniger als 1,30 Tage stehen zur Aus- The GCVS Catalog (Vol. I-III, wahl für einen entsprechend schnellen version 2012-April). Erhältlich über Lichtkurve mit der Digitalkamera: Anstieg (vgl. Tab. 2). http://vizier.u-strasbg.fr/viz-bin/ Blaukanal mit B-Vergleichs- VizieR-S?V*%20zet%20Aur sternhelligkeiten Aus den Elementen im GCVS [5] (Min = JD 2452968,7941 + 972,150912 · E ) folgt der Minimumstermin JD 2455885,25 und ein (B-R) von +0,31 d. Die Dauer des Mi- nimums D ergibt sich zu weniger als 39,9 Tabelle 2: Daten des Helligkeitsab- und -anstiegs von Aurigae Tagen, die Totalität d zu 37,9 Tagen. Phase Termin JD 2455000+ Anmerkung Besonders wertvoll waren die visuel- Beginn des Abstiegs vom Normallicht len und internationalen Beobachtungen (1. Kontakt) T1: 865,76 während des raschen Helligkeitsab- und Beginn der Totalität (2. Kontakt) T2: 866,48 -anstiegs, um das Minimum besser ein- Ende der Totalität (3. Kontakt) T3: 904,34 oder wenig später? zugrenzen. Wiedererreichen des Normallichts (4. Kontakt) T4: 905,64 oder wenig früher? Nächste Minima Das nächste Hauptminimum von ζ Auri- Daraus lässt sich folgender Minimumszeitpunkt ableiten: gae findet nach den neueren GCVS-Elemen- Mittelwert aus T1+T4: JD 2455885,70 ten am JD 2456857,40 statt (18.07.2014). Mittelwert aus T2+T3: JD 2455885,41 Der Eintritt vom 28.-29.06.2014 wird sehr Mittelwert aus den beiden Mittelwerten = Minimumstermin: JD (2455885,56 ± 0,21) d schwierig, der Austritt vom 07.-08.08.2014 etwas leichter am Morgenhimmel beob- achtbar sein. Anzeige

Das übernächste Minimum vom 17. März 2017 wird günstiger beobachtbar sein.

Literatur und Weblinks: [1] BAV-Projekt: http://www.bav-astro. de/BAV-news.php?kennung=zeta- aur [2] Beobachtung Veränderlicher Sterne mit der Digitalkamera: http:// members.aon.at/wolfgang.vollmann/ var_digital/var_digital.htm [3] AAVSO International Database VStar: http://www.aavso.org/ vstar-overview [4] GCVS 1985, gedruckte Ausgabe [5] GCVS: General Catalogue of Varia- ble (Samus+ 2007-2012).

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BAV-Treffen in Hartha 2012 von Lienhard Pagel

Das jährliche Regionaltreffen der BAV in Hartha fand am 4. und 5. Mai in der Bruno-Bürgel-Sternwarte und im Hotel Flemmingener Hof statt. Es nahmen 29 Mitglieder und Gäste teil.

Erstmalig wurde das Programm bereits am Freitagabend mit einer Software- Vorführung begonnen. Nach dem sich die meisten Besucher in den frühen Abendstunden im Biergarten versammelt hatten, sind alle Teilnehmer in den Kon- ferenzraum umgezogen und haben vor und nach dem Abendessen an der Vor- 1 Die Teilnehmer am Hartha-Treffen 2012. Hintere Reihe stehend von links nach rechts: führung von Software teilgenommen. Peter B. Lehmann, Klaus Häußler, Dietmar Böhme, Thomas Berthold, Frank Vohla, Peter Frank, Andreas Barchfeld, Rainer Gröbel, Franz Agerer, Erik Wischnewski, Ulrich Erik Wischnewski hat einige Sternfeld- Schmidt, Thilo Bauer, Frank Walter, Thorsten Lange, Rudolf Obertrifter, Klaus dateien mit MUNIWIN photometriert, Bernhard, Wolfgang Grimm, Hans Jungbluth. Vordere Reihe sitzend von links nach während die interessierten Sternfreunde rechts: Max-Johann Pagel, Klaus Retzlaff, Sylvia Gerlach, Doris Jungbluth, Joachim an der Leinwand zusehen konnten. An- Hübscher, Lienhard Pagel, Eyck Rudolph, Jörg Neumann, Kerstin Rätz, Manfred Rätz, schließend hat er das Programm „Fits- Stefanie Rätz work“ vorgestellt und dessen Bedienung erläutert. Frank Walter hat uns anschlie- ßend die Photometrie an Hand einer klei- neuen Datenstrukturen gesprochen. Die la vernachlässigte Mira-Sterne vor und nen Bilderserie mit AIP4WIN demons- zukünftig zu sammelnden Daten wur- Stefanie Rätz hat Ergebnisse des Satelli- triert. Zum Schluss hat Lienhard Pagel den festgelegt und alle inhaltlichen und ten Kepler in einem Überblick vorgestellt. mit seinem Programm „Starmeter“ etwa organisatorischen Rahmenbedingungen Ein Vortrag von Lienhard Pagel zur Er- 100 Dateien einer Serie von RR GEM geschaffen. Die Regelungen sind in den mittlung der Genauigkeit der Zeitpunkte photometriert und die Auswertung der BAV-Blättern Nr. 16 beschrieben, die je- für Maxima und Minima in Lichtkurven Lichtkurve gezeigt. weils in aktuellster Version auf unserer schloss das Vortragprogramm ab. Website zu finden sind. Alle Teilnehmer Die Vorführung der Software war von äußerten ihre Bereitschaft, die CCD-Bil- In der anschließenden Diskussion über regen Diskussionen begleitet. Am Sonn- der für den zentralen BAV-Server bereit- Tutorials wurde eine Einführung in das abend war man sich einig, dass dieser zustellen, über 780.000 CCD-Bilder sind Programm „VarEphem“ von Jörg Ha- neue Programmpunkt nützlich gewesen dort bereits gespeichert. nisch vorgeführt. Die Einführung wurde sei und bei weiteren BAV-Veranstaltun- als vertonter Film im flv-Format prä- gen fortgesetzt werden könne. Anschließend hat Frank Walter über das sentiert. Der Film ist von Jörg Hanisch Thema: „Beobachtung von Bedeckungs- erstellt worden. Die Qualität von Ton Das Vortragsprogramm begann am veränderlichen: Eine Lichtkurve ist mehr und Bild sind gut. Die Dateigröße ist be- Samstag um 9:30 Uhr mit der Begrüßung als die Senke um das Minimum herum“ achtlich klein. Für ca. 10 Minuten Prä- durch Lienhard Pagel. Im anschließenden referiert. Es sollen zukünftig neben den sentation werden etwa 30 MB benötigt. Vortrag wurden Vorhaben der BAV und Haupt- und Nebenminima bei ausge- Nach Diskussion wurde das flv-Format deren Bearbeitungsstand erläutert. Das wählten Sternen auch komplette Hellig- als geeignet befunden und zum Standard Vorhaben der Aufstellung eines Remote- keitsverläufe beobachtet werden. für die BAV erklärt. Als Plattform für die Teleskops wurde ausführlich besprochen. Präsentation wurde Facebook als geeig- Eine Test-Vorrichtung mit einer Canon Im Nachmittagsprogramm hat Manfred net angesehen. Thematische Einführun- EOS 1100D und einem 80-mm-Spiegel- Rätz über BD And, ein Bedeckungssys- gen, Beobachtungsanleitungen und Aus- objektiv auf einer MEADE-Montierung tem mit interessantem (B-R)-Verlauf, wertemethoden sollten in diesem Format LXD55 wurde live per Remote vorgeführt referiert. Thilo Bauer sprach über „Su- erstellt und auf der Plattform Facebook und die Bedienung der Software erläu- per-Resolution: Die Photometrie von angeboten werden. tert. Veränderlichen in Kugelsternhaufen und Galaxien“. Dieses Thema wird im vorlie- Am Samstagabend wurden in lockerer Im zweiten Vortrag hat Joachim Hüb- genden BAV-Rundbrief ausführlich be- Runde astronomische Themen und Nahe- scher über den Stand der Einführung der handelt. Anschließend stellte Frank Voh- liegendes diskutiert.

VdS-Journal Nr. 43 Leserbriefe 85

Leserbrief 1

Sehr geehrter Herr Guthier, Spaziergängen in der nächsten Umge- cherlich noch etliche Abende und Nächte bung unseres Planeten. Mit Hilfe einer verstreichen, und das ist auch gut so. ich möchte es nicht versäumen, mich für Sternenkarte und eines Kosmos-Führers Seit meiner Zeit der Seefahrt bin ich den netten Willkommensgruß in Form gelang mir in den letzten klaren Nächten magisch mit dem Virus Astronomie in- des großen kleinen Präsents zu bedanken. schon so Manches, was ich vorher nicht fiziert. Gab es doch nichts Schöneres, als zu träumen wagte, und ich merkte darü- in klaren Nächten die Seele bei einem Mir als Frischling in diesem höchst span- ber nicht, wie die Zeit verstrich. Blick zum Himmel so richtig baumeln zu nenden und interessanten Metier haben lassen. Seitdem lässt mich die Lust am Sie damit eine sehr große Freude und Mit Hilfe Ihres Magazins und der tollen Beobachten des Himmels nicht mehr los. Überraschung beschert. Leider verfü- Internetplattform bin ich natürlich jetzt Ich spiele schon mit dem Gedanken, mir ge ich noch nicht über das notwendige noch neugieriger und erwarte die nächs- etwas Besseres zur Beobachtung anzu- Fachwissen und die Erfahrung, über wel- te Möglichkeit, den Himmel weiter zu er- schaffen. Werde mich demnächst auch che die meisten doch verfügen. Meine kunden und meine bisherigen Beobach- kundig machen. erste Grundausstattung in Form eines tungen zu vertiefen. Geburtstagesgeschenks meiner Familie Nochmals, in diesem Sinne, meinen (FirstScope 76) verhalf mir nun mit etwas Bis ich mich mit dem Sternenatlas am herzlichen Dank. Mühe und noch mehr Geduld zu ersten Himmel auskennen werden, werden si- Andreas Holzmann

Leserbrief 2

Liebes Redaktionsteam,

dies ist mein erster Leserbrief im VdS-Journal, oder besser: freunde (Beobachtungen mit 27- und 30- Zoll-Öffnung in mein erster Leserbrief überhaupt. Was treibt mich dazu, ein den Alpen). paar Zeilen an das Redaktionsteam zu senden? Nun, ich möchte mich zu einem im Journal für Astronomie Nr. 42 Viele erfahrene Beobachter, wie z.B. Ronald Stoyan oder veröffentlichten Artikel im Beobachterforum kurz äußern Uwe Glahn und nicht zuletzt Wolfgang Steinicke und die in (S. 138 bis 140 in der Rubrik „Beobachterforum“). Johan- seinem Artikel zitierten bekannten amerikanischen Beob- nes Schilling veröffentlicht dort einen Artikel zur visuellen achter, können die Beobachtungsschilderungen nicht nach- Beobachtung, den ich nicht unkommentiert lassen möch- vollziehen. Sie alle können trotz Nutzung deutlich größerer te. Über die Theorien zur visuellen Beobachtung bzw. der Teleskope an drastisch besseren Standorten (alpine Stand- Wahrnehmung des menschlichen Auges ist schon mehrfach orte, Namibia, Arizona) viele der geschilderten Eindrücke veröffentlicht und diskutiert – und leider auch philosophiert nicht mal ansatzweise bestätigen. Und dies nicht nur bei worden (siehe Literaturhinweise im Artikel). Eine abschlie- einem flüchtigen Blick. Ich denke, all diese Beobachter sind ßende eindeutige Erkenntnis ist nicht ergangen. mit den „Tricks“ der Beobachtungstechnik vertraut.

Anders die Fakten, welche durch das Nachbeobachten di- Die Fraktion der zitierten Beobachter ist sich einig, dass die verser Objekte entstanden sind. Dies ist nachprüfbar und Beobachtungen von Johannes Schilling nicht nachvollzieh- beliebig wiederholbar. Dies habe ich persönlich auch getan, bar sind. Die Relation zwischen eigenen Beobachtungen um an die Sache ganz praktisch heranzugehen. In Heft 40 und den Schilderungen von Johannes Schilling lässt diesen des VdS-J. beschrieb ich den Versuch, eine Beobachtung Schluss zu. Doch wie sieht es mit den unzähligen anderen von Johannes Schilling direkt am Teleskop mit eigenen Au- Beobachtern aus? Was denken Ein- und Aufsteiger? Nun, gen nachzuvollziehen. Beobachtungsobjekt war der Plane- dies ist der eigentliche Grund, warum ich hier schreibe. Ich tarische Nebel NGC 6818 im Schützen. Jedoch konnte ich möchte den visuellen Beobachtern unter den Lesern ganz die von Johannes Schilling dargestellte Detailfülle nicht klar folgendes Signal senden: Orientiert Euch an anderen sehen – sogar nicht mal im Ansatz. Dies war mein Fazit Beobachtungsergebnissen! Das Internet bietet genug Mög- nach zwei Stunden Beobachtungszeit, Vergrößerungen mit lichkeiten, um eigene Beobachtungsergebnisse zu verglei- bis zu über 1000-fach am 50-cm-Teleskop! Dies verwun- chen. Sicher variieren Beobachtungsergebnisse im Detail. derte mich sehr, zumal ich ein deutlich größeres Teleskop, Doch niemals in dem Umfang wie im Artikel dargelegt. bessere Beobachtungsbedingungen in südlichen Milchstra- ßenregionen (La Palma vs. Gartenstandort in Deutschland) und höhere Vergrößerungen nutzte. Zum gleichen Ergebnis, Sternfreundliche Grüße konkret auch bei NGC 6818, kommen auch andere Stern- Jens Bohle

VdS-Journal Nr. 43 86 VdS-Nachrichten

VdS-Vorstand aktuell von Sven Melchert

Auch das Wochenende am 11./12. August war der VdS gewidmet. Diesmal stand zuerst die Vorstandssitzung und am Tag darauf gleich das Treffen der Endredak- tion zum Journal für Astronomie Aus- gabe 44 auf dem Programm. Treffpunkt war nahe der schönen Stadt Lüneburg, so dass unser Schatzmeister wenigstens einmal im Jahr Heimvorteil genießen konnte und auch der Insulaner Jost Jahn die Anreise auf sich nahm. Nach einem schier endlosen Kampf mit den zur Küste rollenden Blechlawinen konnte die Vor- standssitzung am Samstagnachmittag um 15:20 Uhr beginnen. Folgende The- men wurden u.a. besprochen:

Mitgliederentwicklung Die Zahl der Mitglieder verläuft weiter- hin auf einem erfreulich hohen Niveau, 1 Der VdS-Vorstand während seiner dritten Vorstandssitzung 2012. bis Ende Juli 2012 zählte die VdS 4090 Mitglieder. Weniger erfreulich sind da- gegen die noch ausstehenden Mitglieds- beiträge von über 250 Mitgliedern. Der Fotowettbewerb „Mein Bild vom Service für Mitglieder Vorstand hat daher beschlossen, die noch Himmel“ / Tag der Luft- und Ebenfalls im Herbst 2012 startet das offenen Mitgliedsbeiträge und Abo-Kos- Raumfahrt Projekt, den VdS-Mitgliedern über das ten für „Sterne und Weltraum“ einem Zum Tag der Luft- und Raumfahrt im Internet weitere Funktionen und Inhal- Inkasso-Unternehmen zu übergeben. September 2011 beim DLR in Köln wur- te zu bieten. So wird mit dem kommen- de die von Alexander Weis hergestellte den Mitgliedsausweis jedes Mitglied ein Kooperation mit der Schweizeri- CD-ROM „Mein Bild vom Himmel“ an die Kennwort für den persönlichen Zugang schen Astronomischen Gesellschaft Besucher des VdS-Stands verteilt. Teil zur VdS-Mitgliederwebsite erhalten. (SAG) davon war ein Fotowettbewerb für jeder- Seit über einem Jahr arbeitet die SAG mann, um mit einfachen Mitteln schöne Astronomietag 2013 mit der VdS intensiv zusammen. Um Bilder des nächtlichen Firmaments zu Wie bereits angekündigt wird der As- Bankspesen einzusparen, ist es VdS- erlangen. Lesen Sie dazu auch den Ar- tronomietag im kommenden Jahr am 16. Mitgliedern in der Schweiz möglich, den tikel auf Seite 4. Zum nächsten Tag der März stattfinden. Die VdS wird wieder VdS-Mitgliedsbeitrag bei der SAG einzu- Luft- und Raumfahrt im September 2013 ein Plakat sowie die Broschüre „Astro- zahlen. Umgekehrt übernimmt die VdS wird die VdS wieder mit einem Stand nomie 2013“ für alle interessierten Ver- Versand und Inkasso der SAG-Zeitschrift vertreten sein und den Wettbewerb wie- anstalter zur Verfügung stellen. Entspre- „Orion“. Die Kooperation ist für beide derholen. chende Hinweise finden sich im Herbst Vereine von Vorteil und soll fortgeführt 2012 auf der VdS-Homepage. werden. Zusammenarbeit mit Volkssternwarten Die Perseiden Journal für Astronomie Die im VdS-Journal 42 gestartete Rubrik Zufällig fiel das diesjährige Maximum Als Leser werden Sie es nicht bemerkt „Ein Podium für Sternwarten“ wird auch des Sternschnuppenstroms der Perseiden haben, aber seit der letzten Ausgabe in diesem und den kommenden Heft(en) auf dieses VdS-Wochenende. Und weni- (Heft 42) arbeitet die VdS mit einem neu- fortgesetzt. In jedem Heft werden sich bis ge Schritte genügten, um von Tagungs- en Dienstleister, der die Produktion des zu vier Sternwarten vorstellen. Ab Herbst hotel den dunklen Ortsrand zu erreichen. Journal für Astronomie übernommen 2012 wird die VdS-Website zudem eine Immerhin 21 Meteore, darunter einige hat. Durch diesen neuen Weg konnten Deutschlandkarte bieten, auf der die sehr helle, konnten in knapp einer halben einige Vorteile im Arbeitsprozess verbes- VdS-Mitgliedssternwarten verzeichnet Stunde von der Vorstandsrunde gezählt sert werden und die Kosten der Herstel- sind. werden. Über die dabei formulierten lung sind bei gleicher Qualität gesunken. Wünsche ist allerdings nichts bekannt.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Nachrichten 87

Wir begrüßen neue Mitglieder von Eva Garbe

17370 Schünecke Ronald 59590 Geseke 20147 Martin Sascha 01809 Heidenau 20095 Walter Herbert A 4565 Inzersdorf im 20148 Leinung Norbert 54568 Gerolstein Kremstal 20149 Abrahamczik Christian 49080 Osnabrück 20097 Kaltenböck Reinhard 46446 Emmerich am Rhein 20150 Gontermann Jörg 57537 Wissen 20098 Obst Volker 53359 Rheinbach 20151 Abendroth Falk 99085 Erfurt 20113 Hess Rochus A 5204 Strasswalchen 20152 Kiesswetter Ralf 50667 Köln 20123 Busse Horst 12437 Berlin 20153 Heinicke Hans-Heinrich 28832 Achim 20124 Gunkel Rainer 36208 Wildeck 20154 Maus Uwe 33378 Rheda-Wiedenbrück 20125 Singer Georg 93466 Chamerau 20155 Peter Jens-Uwe 07745 Jena 20126 Dr. Kronjäger Andreas 31675 Bückeburg 20156 Werda Wolfgang 61231 Bad Neuheim 20127 Botros Demian 35039 Marburg 20157 Pfeiffer Karsten 37077 Göttingen 20128 Preuß Christian 53604 Bad Honnef 20158 Stöhr Michael 91227 Leinburg 20129 Finke Michael 27801 Dötlingen 20159 Ruppert Hans-Joachim 38108 Braunschweig 20130 Müh Katharina 40125 Düsseldorf 20160 De Vries Frank NL 7065-AT Sinderen 20131 Strümper Rudolf 50678 Köln 20161 Arnold Thomas 92280 Kastl-Pfaffenhofen 20132 Bördlein Christoph 53113 Bonn 20162 Nolte Michael 48149 Münster 20133 Sonnemann Harald 64342 Seeheim-Jugenheim 20163 Markard Rüdiger 72636 Frickenhausen 20134 Heinrich Jochen 50389 Wesseling 20164 Schwöbel Philipp 61352 Bad Homburg 20135 Bode Dietmar 65520 Bad Camberg 20165 Heuer Peter 48145 Münster 20136 Krzoska Sven 38464 Groß Twülpstedt 20166 Meyer-Hamme Olaf 73650 Winterbach 20137 Katt Christian 27432 Bevern 20167 Etti Maximilian 74638 Waldenburg 20140 Wagner Bernd 53757 Sankt Augustin 20168 Dr. Leutschacher Thomas 90768 Fürth 20142 Schmidt Axel 51580 Reichshof 20169 Kempe Heinz 74847 Obrigheim 20143 Berger Klaus 21698 Harsefeld 20170 Blauensteiner Markus A 4800 Attnang-Puchheim 20144 Lewandowska Natalia 97074 Würzburg 20171 Kathemann Karl-Heinz 90431 Nürnberg 20145 Köhler Florian 97523 Schwanfeld 20175 Pfeiffer Gerd 54329 Konz 20146 Egner Walter 64521 Groß-Gerau

Ehrenmitglied Edgar Mädlow verstorben

Am 16. Februar verstarb unser Ehrenmitglied der Vereini- 1957 war er als Geschäftsführer in unserer Vereinigung tätig. gung der Sternfreunde, Herr Edgar Mädlow, im Alter von 90 Vielen Sternfreunden hat Edgar Mädlow den Weg zur Astro- Jahren in Berlin. nomie und zu den Sternen gewiesen.

Am 16. Juni 1921 in Berlin geboren, durfte er, da seine Im Jahre 1955 heiratete er die Astrophysikerin Marlene Mutter Jüdin war und er in der Zeit der nationalsozialis- Schubert, die er an der Sternwarte kennengelernt hatte. Das tischen Terrorherrschaft aufwuchs, nicht studieren. Er er- junge Paar siedelte nach Berlin West über und engagierte lernte den Beruf eines Fischereinetzmachers und arbeitete sich an der Wilhelm-Foerster-Sternwarte. Im Jahre 1975 ent- im Betrieb seines Vaters. Schon früh interessierte er sich für deckte Edgar Mädlow eine Nova und zeitlebens widmete er den gestirnten Himmel und engagierte sich in der astrono- sich der Astronomie. mischen Arbeitsgemeinschaft in Treptow. Dort, an der be- kannten Treptower Sternwarte, beobachtete und zeichnete er 1986 trat Edgar Mädlow in den Ruhestand. Auf vielen Ta- intensiv die Planeten. gungen der VdS war er zu Gast und begeisterte das Publikum durch seine frei gehaltenen Reden und Anekdoten. Edgar Nach dem Krieg erhielt Edgar Mädlow 1957 ein Wiedergut- Mädlow war Ehrenmitglied in der Vereinigung der Stern- machungsangebot für sein Leid und entschloss sich, damit freunde. ein Studium zu finanzieren. Da das Fach Astronomie nicht gelehrt wurde, entschloss er sich Meteorologie zu studieren. Mit Edgar Mädlow verlieren wir einen liebenswerten Men- schen, der sich zeitlebens für die Astronomie, insbesondere die Der Faszination Astronomie erlegen, führte er immer wie- Amateur-Astronomie in Deutschland eingesetzt hat. Unser der Reisen zu totalen Sonnenfinsternissen durch, so im Jahre Mitgefühl gilt seiner Frau Marlene und der gesamten Familie. 1954 nach Schweden (siehe auch seinen Bericht im Journal für Astronomie, Heft Nr. 38, Seite 28 ff.). In diese Zeit fiel Wir werden Edgar Mädlow ein ehrendes Andenken bewahren. auch sein Engagement für die VdS. Im Jahre 1953 trat Ed- gar Mädlow als Gründungsmitglied mit der Mitglieds-Nr. 16 der VdS bei und engagierte sich im Vorstand. Von 1953 bis Otto Guthier, Vorstand

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 88 VdS-Nachrichten

So sehen Siegerbilder aus! Die Preisträger beim VdS-Fotowettbewerb „Mein Bild vom Himmel“

von Alexander Weis

2 Platz 2

ausgegeben hatte, es war auch das Motto eines Fotowettbewerbs. Startschuss war die Kölner Veranstaltung beim DLR mit über 100.000 Besuchern, auf der die VdS zusammen mit lokal aktiven Sternfreun- den der Volkssternwarte Bonn und des Köln-Bonner-Astrotreffs mit attraktiven Angeboten für die Besucher vertreten war. Das DLR hatte die Angebote vor Ort großzügig unterstützt. Der Fotowettbe- werb richtete sich in erster Linie an Ein- steiger, denn die heutige Kameratechnik erlaubt schon mit „haushaltsüblichen“ Mitteln reizvolle Bildergebnisse. Der Wettbewerb sollte Anlass bieten, einfach einmal selbst einen Versuch zu unterneh- men, den Himmel abzulichten. Die Regel, keine Nachführung für die Aufnahmen zu verwenden, sorgte dafür, dass der Spaß am eigenen Bild nicht durch die vorhandene Ausrüstung begrenzt wur- de. Damit die Teilnahme noch attraktiver wurde, konnte die VdS auf die großzügi- ge Unterstützung von Sponsoren zählen, die Sachpreise für die zehn besten Bilder stifteten.

Die Resonanz auf den Aufruf, die eigene Kamera doch einfach mal auf Motive am Himmel zu richten und ein persönliches Bild vom Himmel anzufertigen, war er- freulich hoch. So warteten Sternfreunde 1 Platz 1 „Mein Bild vom Himmel“, so lautet und solche, die auf dem besten Weg dazu nicht nur der Titel einer CD, welche die sind, gebannt auf die Bekanntgabe der VdS aus Anlass des Tages der Luft- und Gewinner am Astronomietag 2012. Die Raumfahrt beim DLR in Köln 2011 her- VdS-Jury hatte alle Bilder gesichtet, be-

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3 Platz 3

wertet und am Ende aus den Einsen- dungen die zehn Gewinner bestimmt. Nachfolgend wollen wir Ihnen gerne die prämierten Bilder vorstellen. Ei- nen herzlichen Glückwunsch an alle Sieger auch noch einmal auf diesem Weg. Den anderen Teilnehmern am Wettbewerb außerdem ein herzliches Dankeschön für die vielen spannen- den Einsendungen und die zahlrei- chen netten Entstehungsgeschichten, welche so manche Bildeinsendung begleitet hatten. Und allen, die nur auf unserer Seite zum Wettbewerb im Internet vorbeigeschaut haben, aber am Ende kein Bild eingesendet hat- ten, sei für die nächste Gelegenheit gesagt: Ran ans Motiv!

Platz 1: Anja Worringer-Bommert nutzte eine schöne Konstellation von Mond und Venus und hat diese bei der Bildgestaltung in einen irdischen Rahmen eingebettet. Preis: Ein Tele- skop BRESSER R-90 Messier Refrak- tor 90/900 EXOS 1 im Wert von 379 Euro, gestiftet von Meade Europe.

4 Platz 4

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 90 Amateurteleskope/Selbstbau

5 Oben: Platz 5

6 Links: Platz 6

Platz 2: Mit seinem stimmungsvollen Dämmerungsbild konnte sich Johannes Heuckeroth den zweiten Platz erobern. Preis: Ein Omegon Fernglas Nightstar 20x80 im Wert von 129 Euro, gestiftet von Astroshop.de (Nimax).

Platz 3: Der Leuchtturm im dänischen Bovbjerg scheint auf dieser Langzeitbe- lichtung von Andreas Mark den Stern- himmel projizieren zu wollen. Preis: Ein Celestron Firstscope im Wert von 59 Euro, gestiftet von Baader Planetarium.

Platz 4: Rolando Dölling kombinier- te mehrere Einzelaufnahmen zu einem Strichspurbild und arrangierte sein Mo- tiv mit der Burg Hohenzollern. Preis: Ein Bildband „Hubble: Die schönsten Bilder aus dem All“ im Wert von 49,95 Euro, gestiftet vom Kosmos-Verlag

Platz 5: Daniel Haaf kombinierte mehre- re Einzelbelichtungen zu einem Bild des Orion, in dem einige bekannte Deep-Sky- Objekte gut zu erkennen sind. Preis: Das Buch „Digitale Astrofotografie: Grundla-

7 Platz 7

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8 Platz 8

9 Platz 9 10 Platz 10

Die Gewinner gen und Praxis der CCD- und Digitalka- meratechnik“ im Wert von 49,90 Euro, Name Vorname Straße PLZ Ort gestiftet vom Oculum-Verlag. Worringer-Bommert Anja Königstraße 43 42929 Wermelskirchen Heuckeroth Johannes Heinrich-Heine-Str.15 90587 Veitsbronn Die Plätze 6 – 10 erhielten jeweils ein Mark Andreas Kantstr.17 58636 Iserlohn Exemplar „Kosmos Himmelsjahr 2012 Dölling Rolando Friedrich-Wolf-Weg 23 72379 Hechingen professional“ im Wert von 26,95 Euro, Haaf Daniel Hungener Straße 37 35410 Hungen gestiftet vom Kosmos-Verlag: Kästel Christof Schützenstr. 81 49084 Osnabrück Platz 6: Christof Kästel Schrader Marian Orleansstr. 63 31135 Hildesheim Platz 7: Marian Schrader Hopf Hans Am Rothenbühl 17 97334 Sommerach Platz 8: Hans Hopf Auner Alexander Platz 9: Alexander Auner Kahlhöfer Jürgen Menzelstraße 13 24539 Neumünster Platz 10: Jürgen Kahlhöfer

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 92 VdS-Nachrichten

Astronomietag 2013 am 16. März Komet steht im Mittelpunkt – Arbeitskreis soll zentrale Unterstützung erweitern

Und jährlich grüßt der Astronomietag? Für wen ist der Astronomietag Alles schon gezeigt am Himmel? Glas gedacht? halbleer? Der Astronomietag 2012 war Nach zehn Jahren sei es erlaubt, sich der zehnte Astronomietag und damit zu- noch einmal die Idee hinter dem Astro- gleich ein kleines Jubiläum. Aus diesem nomietag in Erinnerung zu rufen. Durch Anlass soll in diesem Rahmen einmal das zeitgleiche Ausrichten von Aktionen zurückgeblickt und zugleich Anlauf für lokaler Sternfreunde soll ein Kristallisa- den Astronomietag 2013 am Samstag, tionspunkt entstehen, um Interessenten den 16. März genommen werden. Den für das Thema Astronomie zu gewinnen Astronomietag gemeinsam mit den Ver- und zugleich auf die Angebote vor Ort anstaltern vor Ort weiterzuentwickeln und die heute offen stehenden Möglich- und zentrale Dienstleistungen am Bedarf keiten aufmerksam zu machen. Durch orientiert auszubauen und zu aktualisie- den gemeinsamen Termin kann sich jede ren, diesem Ziel sieht sich die VdS als einzelne Veranstaltung in einen überre- Initiator des Astronomietags hierzulande gionalen Kontext stellen, auch wenn die verpflichtet. Dazu suchen wir auch Mit- Veranstaltungen für den einzelnen Besu- streiter, die sich im neu eingerichteten cher eine lokale Veranstaltung bleiben. Arbeitskreis Astronomietag mit einbrin- Der Astronomietag ist kein Selbstläufer astronomietag.de mit der Möglichkeit, gen wollen. und Aktionstage nach dem Motto „Tag Veranstaltungen zentral zu registrieren der …“ gibt es eine Menge. Haben Sie und zu suchen sowie Textbausteine für Aber der Reihe nach. Die im Rahmen des schon mal im November den Tag der Phi- die Öffentlichkeitsarbeit sowie – erstmals Astronomietags angebotenen Veranstal- losophen oder am 21. Juni den Tag des 2012 – ein Skript für die Planetariums- tungen haben auch im Jahr 2012 wieder Schlafes wahrgenommen? Viele Verbän- software Stellarium, das selbst ablaufend knapp 30.000 Besucher zu den Veran- de setzen in gleicher Weise darauf, durch die Objekte am Abend des Astronomie- staltungsangeboten von Sternfreunden zeitgleiche Angebote mehr Aufmerksam- tags kurz vorstellt. Zudem wird von der in ganz Deutschland und der Schweiz keit zu erregen, als eine einzelne Veran- VdS eine zentrale Pressemeldung zum locken können. Allein 200 Veranstal- staltung das vermag. Im Buhlen um die Astronomietag herausgegeben. tungen waren bei der zentralen Website Aufmerksamkeit steht der Astronomietag www.astronomietag.de angemeldet wor- bei Weitem nicht allein da, und so ist Neue Ideen, das Angebot zu ergänzen, den und konnten dort von Interessenten es erforderlich, im Zusammenspiel zwi- sind willkommen, weitere Ideen suchen dann über eine regional orientierte Such- schen lokalen Veranstaltern und zentra- Mitstreiter, die bereit sind, ihr Wissen bei funktion gefunden werden. Leider hatte len Dienstleistungen die Aufmerksamkeit der Umsetzung mit einzubringen. Daher man dieses Mal nicht an allen Veranstal- immer wieder neu zu beleben. wird seitens der VdS in diesem Jahr ein tungsorten das Glück, dass die bis dahin Arbeitskreis eingerichtet, um die Insti- über mehrere Tage stabile Wetterlage Wie kann (man) die VdS unterstüt- tution Astronomietag weiter zu fördern. noch durchhielt, besonders im Süden zen? Wer Interesse hat mitzuwirken – der Zeit- tauchten just am Nachmittag des Astro- Die VdS sieht sich beim Astonomietag in aufwand soll ausdrücklich im Rahmen nomietags Wolken auf. Auf der anderen der Rolle, für Veranstalter wie für das Pu- bleiben und eine Mitwirkung ist nicht Seite hatte die schöne Konstellation von blikum zentrale Dienstleistungen bereit- notwendig mit Reisen verbunden – oder Venus und Jupiter, die lange Tage auch zustellen, die einen Anlaufpunkt bilden, einfach nur einen Vorschlag, Anregung dem Laien am Abendhimmel zur besten der auf die lokalen Veranstaltungen ab- oder Kritik beisteuern möchte, soll sich „Sendezeit“ aufgefallen war, sicher auch strahlt. Gleichzeitig werden die lokalen bitte an die Adresse astronomietag@vds- noch den ein oder anderen zusätzlichen Veranstaltungen durch kostenlos oder astro.de wenden. Interessenten aufmerksam gemacht. Ge- kostengünstig bereit gestellte Materialien messen an der Zahl der Zugriffe auf die unterstützt und der Austausch der Veran- Quo Vadis Astronomietag? zentralen Veranstaltungsseiten der VdS stalter untereinander gefördert. Zum ak- Astronomie an sich hat einen grundsätz- zum Astronomietag im Internet war das tuellen Angebot der VdS für Veranstalter lich positiven Stellenwert, wenn auch Interesse in jedem Fall so hoch wie in gehören die Broschüre Astronomie 2012, das allgemeine Interesse am Thema eher wenigen Fällen zuvor. Auf diesem Poten- das Werbeposter zum Astronomietag, rückläufig ist. Ob Medienüberflutung zial gilt es aufzubauen. dessen Rückseite auch darüber hinaus oder Lichtverschmutzung den größeren verwendet werden kann, die Website Beitrag dabei leisten, mag jeder für sich

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Nostalgie 93

ausmachen. Ein Marsrover, ein Komet dem nicht belehrt wird, sondern etwas sich auch nur annähernd zu so einem oder auch die Perseiden reichen aber, um von der Begeisterung transportiert wird, spektakulären Objekt, wird in den Medi- das Thema hoch in die Medienrotation zu die jeden Sternfreund früher oder später en ohne großes Zutun eine Welle der Be- bringen. dazu gebracht hat, sich näher mit dem richterstattung losgetreten werden, auf Thema auseinanderzusetzen. Der Astro- der der Astronomietag 2013 zum rech- Astronomie basiert auch auf Neugier und nomietag schafft Anlass zu dieser ersten ten Zeitpunkt ein Angebot unterbreitet, da ist kaum jemand, der nicht mal die Begegnung und hat auch in Zeiten von selbst mit eigenen Augen einen Blick auf Gelegenheit wahrnehmen möchte, selbst Google Sky etwas Einmaliges zu bieten: den Kometen und andere Objekte zu wer- durch ein Teleskop zu blicken, um einen Gucken in echt! fen und Fragen abklären zu können. Das Planeten zu sehen. Kaum einer, der sagt, ist der Plan. dass der Kosmos ihn gar nicht interes- Komet im Blickpunkt siert. Auf der anderen Seite steht aber Nach einigen Jahren ohne Motto gab es In der Arbeitsgemeinschaft zum Astro- die Angst der Besucher, etwas „nicht zu 2012 mit „Die lange Nacht der Planeten“ nomietag sind daher natürlich auch Mit- verstehen“. Erinnern Sie sich noch, als wieder einen griffigen Slogan. Das wurde streiter willkommen, die den Kometen Sie das erste Mal einen Computer kau- der Resonanz und einer Umfrage unter zuverlässig hell aufscheinen lassen kön- fen wollten und hinter der Theke diese Veranstaltern zufolge positiv aufgenom- nen, am 16. März 2013 für einen klaren Freaks lauerten, die ihrem inneren Gefühl men. Headliner beim Astronomietag Himmel sorgen und möglichst noch eine zufolge nur darauf aus waren, Ihr Nicht- 2013 soll der Komet Panstarrs (C/2011 spektakuläre Supernova am Vorabend wissen durch Detailfragen zu entlarven? L4) werden. Nach aktuellen Vorhersa- organisieren. Das Team der VdS freut Diese Berührungsangst gibt es auch beim gen könnte dieser Komet in den Tagen sich auf den Astronomietag 2013 und die Betreten einer Sternwarte, und es gilt um den Astronomietag mit bloßem Auge Zusammenarbeit mit den vielen Veran- diese Angst zu nehmen und den ersten sichtbar sein, gleichwohl würde er sich staltern vor Ort, die den Astronomietag Besuch „bei den Sternguckern“ zu ei- wegen der Nähe zur Sonne nur am Däm- in den vergangenen Jahren durch Ideen nem besonderen Erlebnis zu machen, bei merungshimmel zeigen. Entwickelt er und Engagement mit aufgebaut haben!

ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker – Folge 17

Naturwissenschaft und Theologie - zwei Disziplinen menschlichen Denkens, die unterschiedlicher nicht sein können, auf der Suche nach den Naturgesetzen und dem Sinn des Lebens. Dennoch helfen beide zu erkennen, dass und wo der Mensch an seine Grenzen stößt.

Im Oktober 1962 setzten sich die Vertreter beider Richtungen zusammen. Ein Vorbild, welches wiederholt werden sollte. Denn in der heutigen hochtechnisierten Welt klaffen beide Anschauungen weit auseinander, werden höchstens - und meist abfällig - am Stammtisch diskutiert, oft fernab profunder Sachkenntnis.

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 94 VdS-Nostalgie

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Nostalgie 95

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 96 VdS vor Ort / Tagungsbericht

Das Deep-Sky-Treffen 2012 von Björn Gludau und Michael Hoppe

Galaxien und die Planetarischen Nebel. Um diese beiden Themen rankten sich vielseitige Vorträge und die anschließen- de Diskussion.

Nach der Eröffnung stellte Hans-Günter Diederich „Die Pavo-Galaxiengruppe und ihre Galaxien“ vor. In dieser südli- chen Gruppe finden wir NGC 6876, die „hollow core galaxy“ sowie die wechsel- wirkende Riesengalaxie NGC 6872. Wer den Aktivisten kennt, kann sich auch ein Bild davon machen, mit welchem Detail- wissen die Hörer konfrontiert wurden. Ausführlich wurde auf die eigenen Mög- lichkeiten der Bildauswertung eingegan- gen. Viele Sternfreunde geben sich damit zufrieden, ein schönes Foto (pretty pic- ture) des Objekts ihrer Wahl zu erstellen und verkennen völlig die Informationen, 1 die in den Aufnahmen verborgen sind. Das Tagungshotel Sonnenblick Im Vortrag wurde deshalb dringend und nachvollziehbar ermutigt, sich tiefer mit den eigenen Ergebnissen zu befassen. Vom 30.03. – 01.04.2012 trafen sich der persönliche Kontakt in gemütlicher etwa 60 Sternfreunde zum diesjährigen Runde. Neue Sternfreunde treffen auf Ein völlig neues Gesicht in der Szene ist „Deep-Sky-Treffen“ (DST). Das Treffen „alte Hasen“, man tauscht Erfahrungen Anne Ebeling. Sie stellte „Herschel 400“ fand nunmehr zum achten Mal im Haus aus, fachsimpelt bei leckerer (G)astro- vor, ein langfristiges Beobachtungspro- Sonnenblick in Bebra/ Hessen statt. Die nomie über praktische und theoretische jekt. Doch die 21-jährige Hobby-Astrono- Veranstaltung wird von den beiden VdS- Fragen zu visuellen und astrofotogra- min gab sich nicht mit der „Abarbeitung“ Fachgruppen „Visuelle Deep-Sky-Beob- fischen Themen. Persönliche Erfahrun- der Beobachtungen zufrieden. Vielmehr achtung“ und „Astrofotografie“ durchge- gen werden intensiv ausgetauscht. Vie- hat sie sich auch näher mit dem Ent- führt, also von Amateuren für Amateure. le DST-Teilnehmer/-innen kennen sich decker der Objekte befasst. Die Zuhörer Das Ziel ist, visuelle Beobachter und As- bereits seit langer Zeit und freuen sich nahm sie mit auf eine Reise durch das trofotografen zusammenzuführen. Was jedes Jahr aufs Neue auf die gemeinsa- Leben und Wirken William Herschels steht dabei im gemeinsamen Mittelpunkt men Gespräche. Was die Freunde von Fa- und seiner Schwester Caroline. Unter der Aktiven? Es sind die Objekte des „tie- cebook und Twitter niemals miterleben, Anderem wurde ausführlicher auf bahn- fen Himmels“ (Deep Sky) und alles, was ist die ungezwungene, nette Atmosphä- brechende Entdeckungen des vielseitigen damit zusammenhängt. re, der direkte Kontakt jedes Einzelnen zu Astronomen und Musikers eingegangen, gleich gesinnten Amateuren beim Gers- z.B. die zufällige Entdeckung des Plane- Um eines vorwegzunehmen: Es wird tensaft seiner Wahl. Sehr erfreulich ist ten Uranus. wohl kaum eine andere ähnlich familiäre auch, dass die Zahl der weiblichen DST- und freundschaftliche Astro-Veranstal- Teilnehmer in diesem Jahr etwas höher Rainer Sparenberg berichtete über die tung geben, die sich mit dem praktischen war als sonst. Das bestätigt, dass es sich vielfältigen Aktivitäten an der Stern- und auch theoretischen Hintergrund der bei unserem schönen Hobby nicht um warte Melle. Sehr anschaulich zeigte er Beobachtung und Fotografie der Deep- eine reine Männerdomäne handelt. dabei, aufgelockert durch kleine Video- Sky-Objekte gleichzeitig befasst. Wer sequenzen des nächtlichen Himmels, es ermöglichen kann, reist gleich für Schon am Freitagabend gaben Fachgrup- worauf sich die Arbeit der dort aktiven das komplette Wochenende an. Das Ta- penleiter Peter Riepe (Astrofotografie) Sternfreunde erstreckt. Seine in Melle gungshotel verfügt nicht nur über gut und Fachgruppenredakteur Jens Bohle entstandenen langbrennweitigen astro- ausgestattete Zimmer und Einrichtungen (Visuelle Deep-Sky-Beobachtung) nach fotografischen Ergebnisse griff Peter Rie- bis hin zur Wellness-Oase, sondern auch der Begrüßung ihre Berichte zur Fach- pe auf. Er berichtete mit viel Detailwissen über eine vorzügliche Küche. Nach der gruppensituation ab. So blieb dann der über die Galaxie IC 2574, ein Mitglied Anreise am Freitag und nach dem ge- Samstag den Objekten vorbehalten, bei der M 81/M 82-Gruppe. Was den meisten meinsamen Abendessen beginnt direkt denen es zwei Schwerpunkte gab: die Anwesenden neu gewesen sein dürfte:

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Die ausgedehnten H-II-Regionen dieses Objekts leuchten nicht rot, sondern blau!

Nach dem Mittagessen stellte Andreas Hänel ein Thema vor, das uns alle (be-) drückt – die Beeinträchtigung des Nacht- himmels durch die zunehmende irdische Beleuchtung. In seinem Thema „Auf der Suche nach den dunkelsten Beobach- tungsplätzen“ dokumentierte er nicht nur die Aktivitäten der Fachgruppe Dark Sky, sondern richtete auch einen Appell an 2 Gespannt lauscht man den Vorträgen die Beobachter, ihren Kampf mit Streu- licht und Behörden nicht aufzugeben. Immerhin gibt es in Deutschland „Natio- andere weitaus langsamer von uns weg nalparks“ mit sehr dunklem Himmel, wo bewegt. Es scheint, als könne man auch die Lichtzunahme unterbunden ist und von einer Rotation der Haufen reden. Je- Himmelshelligkeiten um 21,7 mag pro denfalls stellte er mögliche Bewegungs- Quadratbogensekunde vorliegen können. achsen vor, die nicht ganz unplausibel Aber auch überraschende und positive erschienen. Die anschließende Kaffee- Ergebnisse kamen bei der Suche nach ge- pause wurde auch für das obligatorische eigneten Plätzen zum Vorschein. So sind Gruppenbild genutzt. im Einzelfall in Deutschland auch sehr gute dunkle Beobachtungsplätze außer- Bernhard Hubl, einer der diesmal wieder halb der Nationalparks zu finden, obwohl angereisten österreichischen DST-Freun- die bekannten Streulichtkarten hier nicht de, berichtete über das „Projekt CCD-Guide so gute Bedingungen erwarten lassen. 2012“. Die Mitglieder des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut haben ihre Oliver Schneider konnte sich mit dem jährlich herausgegebene DVD zu Tausen- Thema „LED-Beleuchtung, ein negatives den von Astro-Objekten nun „getunt“. So Beispiel“ direkt anschließen. Sein Bericht sind programmierte Suchroutinen und zeigte den Stand der neuen Lichttechnik, Objektzusammenstellungen enthalten, die drehte sich aber auch um die Erfahrun- das Arbeiten in Form einer Datenbank 3 gen mit der regionalen Verwaltung. Auf ermöglichen (die DVD wird hier im VdS- Alt und Jung beim DST 2012 Grund der aktuellen EU-Richtlinie sind Journal auf der Seite 117 vorgestellt). alle Kommunen gezwungen, ihre städti- sche Beleuchtung auf LED umzustellen. Dann referierte Peter Bresseler über das einigen Sternhaufen und Planetarischen Da hierbei oftmals erneut wenig Wert „Bicolor-Verfahren“. Er stellte anhand Nebeln „spiralige Strukturen“ gesehen auf die sich bietende Möglichkeit einer einiger sehr schöner Beispiele von Emis- wurden. Anhand moderner Aufnahmen Verbesserung der Beleuchtungssyste- sionsnebeln vor, wie mit Hilfe allein von und Zeichnungen einiger Amateure aus me gelegt wird, entsteht hier verbreitet Hα- und [O III]-gefilterten Schmalband- der Deep-Sky-Szene wurde dies durch- Konfliktpotenzial. Der Referent berichte- aufnahmen ansehnliche Ergebnisse zu aus nachvollziehbar. Man vermutete da- te anschaulich über seine Bestrebungen, erzielen sind. Allerdings handelt es sich mals, dass es sich bei den Spiralnebeln in seinem Heimatort die „Entscheider“ nach wie vor um Falschfarbenbilder und lediglich um sehr weit entfernte An- bei der Auswahl der neuen Lampen in ohne den Anspruch, mit RGB-Bildern sammlungen von Sternen handelt, die die richtige Richtung zu bewegen. Sein oder mit der „Hubble-Palette“ vergleich- nur bei sehr hohen Vergrößerungen und Bestreben war, auch auf Grund seiner bar zu sein. Jedenfalls ein interessanter perfektem Seeing auflösbar seien. Dass Hartnäckigkeit, schon mit Erfolgen ver- Ansatz, um aus nur zwei Aufnahmen dieses Ansinnen leider aussichtslos war, bunden. Wir drücken die Daumen für die ein „Farbbild“ zu erhalten, zumal die stellte sich erst mit der Entdeckung der weiteren Aktivitäten! Schmalbandaufnahmen für sich gesehen wahren Natur der Objekte heraus. Dane- schon sehr interessant sind und dies so- ben wurde auch die damalige Teleskop- Im Anschluss stellte Gerald Willems sei- zusagen eine „Zugabe“ darstellt. und Beobachtungstechnik vorgestellt, ne umfangreichen Untersuchungen an was dem Zuhörer die hervorragenden nahegelegenen Galaxiengruppen und Uwe Glahn präsentierte in seinem Thema Leistungen von damals noch besser vor -haufen vor. Oftmals zeigen die gemes- „Rosse-Spirals“ Zeichnungen von Objek- Augen führte. senen Radialgeschwindigkeiten der Hau- ten, die mit dem 72-zölligen Leviathan fenmitglieder, dass die Haufen nicht uni- von Lord Rosse und seinen Assistenten Nach dem gemeinsamen Abendessen form von uns streben, sondern dass sich entstanden. Neu war für die Anwesen- folgte das gemütliche Beisammensein, in einem Haufen der eine Teil stärker, der den, dass neben den Galaxien auch in bei dem bis spät nach Mitternacht Ge-

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 98 VdS vor Ort / Tagungsbericht

Zum guten Schluss berichtete Oliver Schneider über den gelungenen Bau seiner Flatfieldbox. Sie basiert auf LED- Leuchten, die eine recht homogene Lichtverteilung mit stufenweiser Hellig- keitsregulierung ermöglichen. Ein gutes Flatfield – darin sind sich alle ernsthaften Astrofotografen einig – ist unbedingte Voraussetzung für die korrekte Wieder- gabe schwächster Deep-Sky-Objekte wie PN-Halos oder Wechselwirkungs- 4 phänomen in Galaxien. Abgerundet In gemütlicher Runde am Abend wurde der Beitrag durch die praktische Demonstration der Flatfieldbox – ein gelungener Selbstbau! sprächsthemen aller Art auf den Tisch die Emissionslinien der Objekte, so dass kamen. Dazu wurden die Notebooks die Bildbearbeitung nicht immer objektiv Bei der Abschlussbesprechung wurden aufgeklappt, Bilder gezeigt, Verfahren vorgenommen wird, sondern mehr nach alle Redner mit einem Präsent überrascht diskutiert – kurzum: es war extrem kurz- dem persönlichen Geschmack. Er führte – eine Flasche Wein zur Schärfung der weilig! Die Fachgruppe Astrofotografie mit dem gewohnten Sachverstand einige Beobachtungssinne. traf sich zu einer internen Sitzung. Beispiele an und erläuterte dabei, warum nach den physikalischen Gegebenheiten Die DST-Organisatoren dankten für die Am Sonntagmorgen wurden die Vor- eine bestimmte farbliche Darstellung Beteiligung, gaben einen Ausblick auf träge fortgesetzt. Jens Bohle gab einen richtiger sei als eine andere. Dazu stellte den DST-Termin 2013 und baten für das sehr interessanten Überblick zu dem er ein einfaches Modell zur Prüfung der kommende Jahr um die rechtzeitige An- Thema „Verhüllte Strukturen – die Ha- PN-Farben vor (siehe auch die Homepage meldung von Referaten. Es müssen üb- los Planetarischer Nebel“. Beobachter der Fachgruppe Astrofotografie). rigens nicht immer tiefgehende Vorträge und Fotografen erfuhren Neues über die sein, nein – auch Kurzbeiträge zur Praxis schwachen Strukturen, die bei vielen PN Andreas Rörig stellte tiefe Farbaufnah- aus Beobachtung und Fotografie sind außerhalb des Nebelscheibchens existie- men selten gezeigter PN vor und setzte hoch willkommen! ren. Was ist beobachtbar? Was kann fo- sich auch ein wenig mit der Sternent- tografiert werden? Dabei wurden sowohl wicklung auseinander, die derartige Alle waren sich hinterher einig, ein Wie- bekanntere PN als auch Objekte jenseits Objekte erzeugt. Interessant war die Ge- dersehen gibt’s vom 22.03.–24.03.2013 von NGC- und IC-Katalog vorgestellt. Die genüberstellung tiefer Hα- und [O III]- in Bebra! humoristische Art des Vortrags machte Aufnahmen, die teilweise erhebliche dabei das Zuhören besonders leicht. morphologische Unterschiede offenbarte. Auch die Vorstellung seiner Aufnahme- Die Farben der Planetarischen Nebel technik kam dabei nicht zu kurz, wobei brachte Peter Riepe mit seinem Beitrag er auch immer die visuellen Beobachter zur Sprache. Oft herrscht Unkenntnis über mit einbezog. 5 Dank an die Referenten

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Die Mitgliedssternwarten der VdS – Teil 2 – PLZ Ort Name der Sternwarte Mitglieds-Nr. 32107 Bad Salzuflen Sternfreunde Bad Salzuflen e.V. 17049 32108 Bad Salzuflen Städt. Sternwarte Schulzentrum Lohfeld 12260 33041 Paderborn Volkssternwarte Paderborn e.V. 14542 33699 Bielefeld Naturwiss. Verein AG Astronomie 15561 34128 Kassel Astron. Arbeitskreis Kassel e.V. 12539 35039 Marburg Astronomie-Gruppe Lahn/Eder e.V. 18351 35274 Kirchhain Volkssternwarte Marburg e.V. 11906 35606 Solms Astron. Arbeitskreis Wetzlar 11057 36325 Feldatal Sternenwelt Vogelsberg e.V. 19311 37083 Göttingen Verein. Gandersheimer Sternfreunde 12942 39100 Bozen Amateurastronomen „Max Valier“ 16309 40699 Erkrath-Hochdahl Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl e.V. 13843 41069 Mönchengladbach Astron. Arbeitskr. Mönchengladbach e.V. 12851 42705 Solingen Walter-Horn-Gesellschaft e.V. 10747 42831 Remscheid Astron. Verein Remscheid e.V. 17243 44231 Dortmund Astron. Verein Dortmund e.V. 10228 45133 Essen Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. 12342 45657 Recklinghausen Westf. Volkssternwarte / Planetarium 10748 46535 Dinslaken ND-Jugendzentrum e.V. 13735 47408 Moers Moerser Astron. Organisation e.V. 13268 47574 Goch/Nierswalde Volkssternwarte Goch/Kleve e.V. 16705 47723 Krefeld Verein. Krefelder Sternfreunde e.V. 15218 48161 Münster Sternfreunde Münster e.V. 19624 49401 Damme Club der Sternfreunde Damme e.V. 13949 50937 Köln Volkssternwarte / VdS Köln e.V. 12036 53111 Bonn Volkssternwarte Bonn e.V. 12161 55116 Mainz Astron. Arbeitsgem. Mainz e.V. 14898 55283 Nierstein Sternwarte Bad Kreuznach e.V. 20034 57537 Wissen Astro-AG Kopernikus-Gymnasium 15992 58001 Hagen Arbeitsgem. Volkssternwarte Hagen 12282 58256 Ennepetal Volkssternwarte Ennepetal e.V. 12378 58706 Menden Vereinigung der Sternfreunde Menden e.V. 12326 60325 Frankfurt VSTW Frankfurt / Physikalischer Verein 10930 64380 Roßdorf Gesellschaft z.w.U. Parawiss. 15995 64646 Heppenheim Starkenburg-Sternwarte e.V. 12474 65366 Geisenheim Astron. Arbeitsgemeinschaft Rheingau e.V. 18195 65428 Rüsselsheim Rüsselsheimer Sternfreunde e.V. 18119 65719 Hofheim Arbkr. Vstw. im VBW Hofheim-M. 13962 66740 Saarlouis Cassiopeia Saarlouis e.V. 18445 68753 Waghäusel Astronomiefreunde 2000 Waghäusel e.V. 18151 69207 Sandhausen Arbgem. Vstw. Schriesheim e.V. 13971 70173 Stuttgart Observatory & Planetarium Stuttgart 11772 70174 Stuttgart Schwäbische Sternwarte e.V. 10163 71093 Weil im Schönbuch Astron. Vereinigung Tübingen 18611 72458 Albstadt Sternwarte Zollern Alb 16065 72764 Reutlingen Sternwarte Reutlingen 12506 73072 Donzdorf Sternfreunde Donzdorf e.V. 14168 73430 Aalen Volkssternwarte Aalen c/o Stadt Aalen 12615 73447 Oberkochen Astron. Arbeitsgemeinschft Aalen e.V. 18140 74072 Heilbronn Robert-Mayer-Volkssternwarte e.V. 15800 75334 Straubenhardt Astron. Arbeitskr. Pforzheim 1982 e.V. 16115 76228 Karlsruhe Astron. Vereinigung Karlsruhe e.V. 12477 76448 Durmersheim Sternfreunde Durmersheim und Umgebung e.V. 19613 76744 Wörth Europa-Gymnasium / Astro-AG 14981 77654 Offenburg Astron. Verein Ortenau (AVO) 19443 77833 Ottersweier Bühler Sterngucker e.V. 19172 78244 Randegg Volkssternwarte Singen e.V. 13886 78573 Wurmlingen Astron. Vereinigung Rottweil e.V. 18332 81671 München Bayer. Volkssternw. München e.V. 11866 82110 Germering Max-Born-Gymnasium Germering e.V. 12016 82335 Berg Oberbayer. Volkssternwarte Berg e.V. 18108 82538 Geretsried Isartalsternwarte e.V. 16835 83671 Benediktbeuren Sternwarte Penzberg e. V. 18566 85077 Manching Sternwarte Ingolstadt - AAI e.V. 16609 86420 Diedorf b. Augsburg Astron. Vereinig. Augsburg e.V. 12866 86672 Thierhaupten Interessengem. Astronomie Wertingen 18075 87509 Immenstadt Sternwarte Oberallgäu e.V. 15973 87724 Ottobeuren Volkssternwarte Ottobeuren e.V. 12893 88045 Friedrichshafen Astron. Vereinigung Bodensee e.V. 18134 88471 Laupheim Volkssternwarte Laupheim e.V. 12861 90491 Nürnberg Regiomontanus-Sternwarte 15236 92224 Amberg Förderverein Volkssternw. Amberg e.V. 17615 92318 Neumarkt/OPf. „Bayerische Vstw. Neumarkt i.d. Opf.e.V., Fritz-Weithas-Sternwarte“ 12751 93047 Regensburg Verein d.Fr.d. Stw Regensburg e.V. 13477 94577 Winzer Volkssternw. Bayer. Wald e.V. 13511 95032 Hof Volkssternwarte Hof 12993 96450 Coburg Volkssternwarte Coburg (VHS) 12924 97082 Würzburg Naturwiss. Labor f. Schüler am FKG e.V. 19893 97230 Estenfeld Volkssternwarte Würzburg e.V. 13892 97877 Wertheim Johann-Kern-Sternwarte Wertheim e.V. 12912 97980 Bad Mergentheim Astron. Vereinigung Weikersheim 13503 98504 Suhl Schul- u. Vstw. „K.E. Ziolkowski“ 15514 VdS-Journal Nr. 43 99441 Kromsdorf Sterngucker e.V. 15311 100 VdS vor Ort / Portrait

Mitglieds-Nr. 20115 Die vhs-Sternwarte Neumünster

Die vhs-Sternwarte ist eine Institution der Volkshochschule und besteht bereits seit 1971. Seitdem finden hier Himmelsbeobach- tungen, Volkshochschulkurse, Tagungen und viele andere Akti- vitäten rund um das Thema Astronomie statt.

Betreut wird die vhs-Sternwarte durch die Astronomie AG der vhs, deren Mitglieder sich „Sternkieker“ nennen. In ihrer Frei- zeit kümmern sie sich um den Erhalt der wertvollen Instrumen- te, den Ausbau der Sternwarte und gestalten Führungen und Vorträge für Schulklassen und andere Besuchergruppen.

Die Mitglieder nutzen für die Beobachtung verschiedens- ter Objekte am nächtlichen Sternenhimmel eine Vielzahl op- tischer Instrumente. Seit 2011 befindet sich unter der Kuppel das ehemalige Hauptteleskop der Sternwarte Lübeck mit 19 Zoll Spiegeldurchmesser und f/4. Für Feldbeobachtungen nutzen Fortbildung der Sternkieker liegt uns aber auch die praxisnahe die Astronomen sogar ein Dobson-Spiegelteleskop mit 16 Zoll Ausbildung neuer Amateurastronomen am Herzen. Neu ein- Durchmesser und f/5. gerichtet haben wir gerade die Jugendsternwarte. Hier lernen Kinder im Alter von 10-14 Jahren die Grundlagen der Himmels- Für Schulungszwecke stehen den Mitgliedern und auch den beobachtung und sammeln erste Erfahrungen mit dem Teleskop. Kursteilnehmern der Volkshochschule zahlreiche Kleingeräte zur Verfügung, die auch ausgeliehen werden können. Kontakt: vhs-Sternwarte Neumünster, An unserer Sternwarte wird natürlich nicht nur der Himmel be- Hahnknüll 58, 24537 Neumünster, Tel.: 01 62 - 213 70 65, obachtet. Seit der Gründung ist die Astrofotografie ein wich- Sternwartenleitung: Marco Ludwig, tiger Schwerpunkt in Neumünster. Neben der regelmäßigen [email protected], www.sternwarte-nms.de

Mitglieds-Nr. 11057 Sternwarte Ingolstadt – AAI e.V.

„Wer auf offener See fährt, richtet sich nach den Sternen“ (W. Busch). In Ingolstadt fährt man allen- falls auf der Donau, trotzdem hat hier die Sternen- kunde einen festen Platz. Unweit der Fußgänger- zone präsentiert der Verein „Sternwarte Ingolstadt AAI e.V.“ in einem Astronomiepark unser Son- nensystem. Besonderer Anziehungspunkt ist eine äquatoriale Ringkugel-Sonnenuhr mit knapp 1½ Meter Durchmesser. Sie zeigt die wahre Ortszeit, die jahreszeitlichen Veränderungen und die Mittagszei- ten bedeutender Städte.

Ein Fraunhofer-Schaer-Refraktor 200 mm/4.000 mm auf der Jährliches Teleskoptreffen der Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V. Sternwarte des Apian-Gymnasiums öffnet das Fenster in die (Foto, privat) Tiefen des Universums. An der Volkshochschule werden zu jähr- lichen Astronomietagen Vorträge zu aktuellen Himmelsereignis- sen angeboten. Mit einer Wanderausstellung fördert der Verein Himmelsforscher, Freunde der Astrofotografie und wissbegie- nicht nur an Schulen das Interesse an der Astronomie. Das öf- rige der Geschichte der Astronomie. Sie können anknüpfen an fentliche Engagement repräsentiert das „AAI“ im Vereinsnamen berühmte Ingolstädter wie Peter Apian (1495-1552) und Chris- „Astronomischer Arbeitskreis Ingolstadt“ aus der Gründerzeit toph Scheiner (1575-1650). des Vereins vor gut 30 Jahren. Kontakt: Die tragende Säule des Vereins sind 70 Mitglieder aus Ingolstadt Franz Zitzelsberger, Sternwarte Ingolstadt-AAI e.V., und dem näheren Einzugsbereich. Etwa 30% davon sind Frauen. Kilian-Leib-Straße 93, 85072 Eichstätt, Der Altersdurchschnitt beträgt etwa 50 Jahre. Junge und „alte“ [email protected], Beobachter finden genauso ihren Platz wie bildungshungrige www.aai-ingolstadt.de www.astronomiepark.de

VdS-Journal Nr. 43 VdS vor Ort / Portrait 101

Mitglieds-Nr. 13839 Sternwarte Heilbronn

Bereits 1914 wurde die Heilbronner Sternwarte als Volks- und Schulsternwarte ins Leben gerufen. Sie war nicht als For- schungseinrichtung geplant, sondern sollte sowohl der Öffent- lichkeit als auch den Schülern im Rahmen des Unterrichts die Astronomie näher bringen. Finanziert wurde die Einrichtung auf dem damals neu errichteten Mönchseeflügel des heutigen Robert-Mayer-Gymnasiums durch Spenden. Bis zur fast voll- ständigen Zerstörung Heilbronns im zweiten Weltkrieg wurde die Sternwarte von Lehrern betrieben. In den Nachkriegswir- ren wurden die Teleskope zerschlagen, und erst in den späten Geräten stehen zahlreiche Modelle und moderne Multimedia- 1970ern kam wieder Leben in die Sternwarte. Dies führte 1987 Ausrüstung zur Verfügung. Eine besondere Sehenswürdigkeit zur Gründung des Trägervereins Robert-Mayer-Volks- und ist der Hohlglobus: Die 2,20 m große, drehbare Stahlkugel ist Schulsternwarte Heilbronn e.V., der im nunmehr 25sten Jahr ein Vorläufer moderner Projektionsplanetarien. Durch Löcher die städtische Sternwarte sowohl für die Schulen im Stadt- und scheint die Sonne in das Innere und ergibt einen sehr realisti- Landkreis als auch für die interessierte Öffentlichkeit betreut. schen Eindruck des Himmels. Mit der Mischung aus öffentlichen Veranstaltungen, Sonder- führungen, Gastvorträgen und Schulführungen werden jedes Kontakt: Jahr weit über 4.000 Gäste auf die Sternwarte gelockt. Neben Robert-Mayer-Volks- und Schulsternwarte Heilbronn e.V., einem 150-mm-Coudé-Refraktor von Zeiss Jena, der alles für Bismarkstr. 10, 74072 Heilbronn, die Sonnenbeobachtung bietet, einem C14 und einigen mobilen [email protected], http://www.sternwarte.org

Mitglieds-Nr. 18069 Die Astronomische Vereinigung Karlsruhe e.V. (AVKa)

Die AVKa wurde 1974 als Zusammenschluss von Sternfreunden aus der Region Karls- ruhe gegründet. Sie betreut seitdem die Volkssternwarte Karlsruhe und führt dort re- gelmäßige öffentliche Beobachtungsabende sowie Sonderführungen für Gruppen und Schulklassen durch. Die auf einem Schulgebäude untergebrachte Fünf-Meter-Kuppel beherbergt als Hauptinstrument einen historischen Refraktor von 15 cm Objektiv- durchmesser auf der originalen Montierung von 1885. Weitere Instrumente werden bei Bedarf auf der Terrasse aufgestellt. Die monatlichen Vereinsabende sind mit ei- nem öffentlichen Vortrag aus dem Mitgliederkreis oder von auswärtigen Referenten verbunden und finden im Naturkundemuseum Karlsruhe statt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

Der Verein hat derzeit etwa 80 Mitglieder. Die astronomischen Aktivitäten des Vereins finden insbesondere auf der vereinseigenen Sternwarte im nahen Schwarzwald statt, die vollständig in Eigenleistung mit hoher Spendenbereitschaft errichtet wurde. Zwei Newton-Teleskope mit 60 cm und 35 cm Öffnung stehen den Mitgliedern zur visuellen und fotografischen Beobachtung unter einem dunklen Himmel offen.

Weitere Informationen wie Öffnungszeiten der Sternwarte und Veranstaltungen sind auf der Webseite der AVKa unter www.avka.de zu finden.

Liebe Leser, werte Ansprechpartner in unseren Mitgliedssternwarten, dies ist nun schon die zweite Ausgabe unseres Sternwarten-Podiums. Hier können sich unsere Mitgliedssternwarten in der Form, so wie hier zu sehen, auf einer halben Druckseite darstellen. Wir hoffen, dass diese neue Rubrik gefällt.

Damit das Sternwarten-Podium immer bestückt ist, sind wir auf Ihre Mitarbeit angewiesen: Senden Sie uns ein kurzes Portrait Ihrer Sternwarte mit einem Bild ein, nur sollte die Einrichtung auch Mitglied der VdS sein. Ihnen als Vertreter Ihrer Sternwarte bieten wir hiermit die Möglichkeit Ihre Einrichtung vorzustellen und damit den Grad der Bekanntheit noch weiter zu erhöhen. Sicher findet auch der eine oder andere neue Besucher den Weg zu Ihnen, wenn er an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht wird. Nutzen Sie die Gelegenheit! Weiterhin viel Erfolg, Ihre VdS-Redaktion VdS-Journal Nr. 43 102 Zum Nachdenken

Vor fünf Jahren verlor Sachsen das Fach Astronomie Hintergründe und Einschätzung der neuen Situation von Lutz Clausnitzer

Dr. Volker Witt aus 82178 Puchheim tronomisch interessierte Geografie-, schrieb in einem Leserbrief zu [1]: „Als es Physik- und Mathematiklehrer, die noch die DDR gab, haben ,wir im Westen‘ sich zunächst autodidaktisch und die ostdeutschen Schulen aufrichtig um durch Fortbildungen qualifizierten. ihr Unterrichtsfach Astronomie beneidet, In den 1960er- bis 1980er-Jahren und wir haben es nach der Wende erst erwarben 2000 Lehrkräfte die Lehr- recht getan“. Warum der eigenständige befähigung für Astronomie, meist Astronomieunterricht in Sachsen trotz- als Drittfach. Das erfolgte berufs- dem 2007 abgeschafft wurde, wird bun- begleitend über zwei Jahre mit desweit nach wie vor oft hinterfragt. Die drei 14-tägigen Ferienlehrgängen, durch Landtagsprotokolle, Kleine Anfra- das Bearbeiten von Selbststudi- gen und Petitionen gut dokumentierten en- und Beobachtungsaufgaben Vorgänge der Jahre 2001 bis 2007 seien und schloss mit einer Prüfung ab hier vor allem deshalb beschrieben, weil (Abb. 1). sie eine Reihe interessanter Gutachten, Studien und Erfahrungsberichte über as- Die Jugendlichen konnten sich tronomische Bildung hervorbrachten, die fortan eine bescheidene, aber es dringend wert sind, in die Bildungs- doch systematische astrono- planung der Länder einzufließen. mische Basisbildung aneignen und dabei in anderen Diszi- Aufschlussreich ist bereits ein Blick in die plinen Gelerntes einbringen. Nachkriegszeit 1948 tagte in der Trepto- Gegenüber der Einordnung in wer Sternwarte der erste Nachkriegskon- andere Fächer hat das eigen- gress deutscher Volkssternwarten. Daran ständige Fach Astronomie auch einen entscheidenden nahmen etwa 100 Delegierte aus den 1 damaligen vier Besatzungszonen teil. organisatorischen Vorteil: Alle Schüler Fach- und Amateurastronomen, Stern- können vom astronomisch versiertesten Der Abschluss „Lehrbefähigung für das freunde und Lehrer waren nach Berlin Lehrer der Schule unterrichtet werden Fach Astronomie“ ist in Sachsen erst einmal gekommen, um über das Leitmotiv der (Abb. 2 und 3). Das ist für die Schüler passé. Tagung zu beraten, welches lautete: hochwertiger, für die Lehrer ökonomi- „Stärkere Berücksichtigung der Him- scher und die Länder wirtschaftlicher, als melskunde in der Schule und Einführung z.B. alle Physiklehrer in der Astronomie eines Unterrichtsfaches Astronomie an und deren Geschichte sowie in der Ast- Bildung den westlichen Bundesländern den allgemein bildenden Schulen“ [2], so ronomiedidaktik und der Beobachtungs- angleichen wollte. Das Ministerium be- der sächsische Astronomiedidaktiker, Dr. praxis ausbilden zu wollen [3]. Dass sich auftragte das damalige Comenius-Ins- Helmut Bernhard (1925-2010), der da- diese Arbeitsteilung zwischen Physik- titut (CI), heute Sächsisches Bildungs- mals dabei war und 1964 die Zeitschrift und Astronomielehrern sehr bewährt institut (SBI), die „Rolle und Bedeutung „Astronomie in der Schule“ ins Leben hat, zeigt sich schon allein darin, dass des Faches Astronomie an den allgemein rufen sollte. Dass man in der 1949 ge- das Fach in den meisten neuen Bundes- bildenden Schulen“ zu untersuchen. gründeten DDR den Naturwissenschaf- ländern sogar die Wende überstand und In seinem Gutachten vom 22.10.2001 ten einen hohen Stellenwert einräumte, in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen- empfiehlt dieses abschließend „die Bei- war eine gute Voraussetzung und der Anhalt und Thüringen bis heute so bei- behaltung und weitere Qualifizierung Beginn der Weltraumfahrt 1957 ein för- behalten wurde. eines eigenständigen Unterrichtsfaches derlicher Anlass, im Schuljahr 1958/59 Astronomie im zehnten Schuljahr“ [4]. in den Geografieunterricht der Klasse 10 Nach Aussagen von Mitgliedern der für Mit kleinen Anfragen fanden Abgeord- ein halbes Jahr Astronomie einzubauen. das sächsische Kultusministerium zu- nete heraus, dass im Ministerium bis zum Daraus wurde ab 1959 das Unterrichts- ständigen Regierungsfraktion soll es vor April 2002 fünf weitere für den Erhalt fach Astronomie in Klasse 10 mit einem allem ein aus Baden-Württemberg stam- des Faches plädierende Schreiben, aber Umfang von 30 Unterrichtsstunden für mender Staatssekretär gewesen sein, der keine gegenteiligen eingegangen waren alle Schüler. Die ersten Lehrer waren as- Sachsen nun auch in der astronomischen [11, Liste].

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Trotz allem beschloss das Ministerium am 31.05.2002 im Zuge einer Lehrplanre- form, das Fach 2007 aufzulösen. Ein Teil seiner Inhalte sollte vor allem im Physik- und Geografieunterricht untergebracht werden. Der Sächsische Lehrerverband, der Landesschülerrat und mehrere Kreis- elternräte baten den Kultusminister, den „Dresdner Astrobeschluss“ zu überden- ken. Der Tenor war, gerade dieses Fach käme bei den Schülern gut an, könne einen Blick über den Tellerrand anre- gen und das Denken in größeren Zu- sammenhängen schulen. Bedeutende, bundesweite Organisationen schrieben 2 in ähnlicher Weise nach Dresden [11, Die Himmelsbeobachtung ist in der Astronomie das, was in den anderen Naturwissen- Liste]. Sieben von acht in dieser Ange- schaften das Experiment ist: Forschungsmethode und Lernmotivation – von anderen legenheit angesprochenen Abgeordneten Fächern kaum zu leisten. Foto: Toni Kögler der zuständigen Fraktion äußerten sich 2003/04 gegenüber dem Landesverband ProAstro-Sachsen auch so. Mitglieder Lehrern der verschiedensten Fächer. Ma- Astronomie und Raumfahrt in den Pro- aller demokratischen Parteien wandten thematik-, Physik- und Informatikfach- filunterricht der Gymnasien und in die sich mit 18 Kleinen Anfragen und Anträ- berater – für Astronomie wurde nach der Neigungskurse der Mittelschulen bewirkt. gen an den Präsidenten des Sächsischen Wende keiner mehr berufen – erläuterten In Schulen mit entsprechenden perso- Landtages [5]. Am 16.02.2004 mahnte in dem neuen Minister in einem gemeinsa- nellen Voraussetzungen haben manche Berlin auch die CDU-Landesgruppe des men Brief, warum die Auflösung des Fa- Schüler dadurch sogar mehr Stunden in Deutschen Bundestages Kultusminister ches Astronomie „in mehreren Punkten Astronomie (und Raumfahrt) als vorher. Karl Mannsfeld zur Umkehr. Ohne Erfolg. dem Anliegen der Lehrplanreform wi- Auf eine didaktisch sinnvolle Reihen- derspricht“ [11, Fachberater]. Doch auch folge der vermittelten Inhalte müssen Gutachter, die den inzwischen entstande- dieser Minister lenkte nicht ein. aber auch sie verzichten, wie folgendes nen Entwurf des neuen Physiklehrplanes Beispiel zeigt: Weil sie im 21-stündigen zu analysieren hatten, kritisierten zu- Da die Proteste nicht verstummten, Lernbereich „Raumfahrt für die Erde“ rückblickend, „dass in der Vergangenheit setzte der Sächsische Landtag für den (Wahlpflicht) des naturwissenschaftli- die Funktion des überfachlichen Aspekts 28.04.2006 eine öffentliche Anhörung chen Profils (Gymnasien, Klasse 8) we- durch das selbstständige Fach Astrono- an. Dort betonten alle neun geladenen der auf Gesetze der Kreisbewegung und mie in optimaler Weise erfüllt worden Sachverständigen die Wichtigkeit astro- Gravitation aus dem Physikunterricht ist. Die Astronomie fasst gegen Ende der nomischer Bildung. Zwei argumentierten noch auf grundlegende astronomische Mittelschule die erworbenen Kenntnisse gegen, sieben vehement für die Astro- Zusammenhänge zurückgreifen können, in den naturwissenschaftlichen Fächern nomie als eigenständiges Fach [11, Pro- bleibt dieser Unterricht viel zu sehr an […] unter starker Beteiligung von Ma- tokoll]. Damit war nun auch in einem der Oberfläche. Bei Einbindung in ein thematik und Informatik, aber auch in offiziellen überparteilichen Untersu- zweistündiges Fach Astronomie in Klas- den geisteswissenschaftlichen Fächern chungsverfahren bestätigt worden, dass se 10, das der „Offenen Brief an Bund […] zusammen und leistet somit zur Ent- die Vermittlung astronomischer Inhalte und Länder“ [9] mit großer Reputation wicklung eines komplexen wissenschaft- mit einem eigenständigen Fach Astrono- empfiehlt, ergeben sich attraktive Mög- lichen Weltbildes bei den Schülern einen mie wirksamer und effizienter ist, als al- lichkeiten, die Anwendung mathemati- wesentlichen Beitrag. […] Der Gutachter lein über andere Fächer. Doch dem Kul- scher und physikalischer Methoden zu empfiehlt dringend, von der Streichung tusminister war etwas anderes wichtig: üben. Zudem verstehen die Schüler im des selbstständigen Faches Astronomie „Was vor vier Jahren beschlossen wurde, Kontext, dass Raumfahrt einerseits astro- in der Mittelschule abzusehen“ [6]. Doch muss nun auch durchgesetzt werden“ [7]. nomisches Wissen voraussetzt (helio- man ließ nichts gelten. Der Bitte der Opposition, bei der nament- zentrischer Aufbau des Sonnensystems, lichen Abstimmung am 24.01.2007 „den Kenntnis des Sternhimmels für Orientie- Als im vierten Quartal 2004 mit Stef- Fraktionszwang in diesem Punkt einfach rung mit Sternsensoren) und andererseits fen Flath ein neuer Kultusminister ins einmal aufzuheben“ [8, S. 5780], folgte die astronomische Forschung wesentlich Amt gekommen war, hofften Eltern und er nicht [8, S. 5789]. unterstützt (Beobachtung in allen Spek- Schüler erneut. Es bildeten sich Bür- tralbereichen, Naherkundung von Him- gerinitiativen. Schüler sammelten über Wie ProAstro-Sachsen am 1. März 2005 melskörpern des Sonnensystems). 30.000 Unterschriften. 2.500 Lehrerun- im Kultusministerium erfuhr, hatten die terschriften aus 100 Gymnasien belegten Proteste allerdings die nachträgliche Die für alle Schüler (eigentlich verpflich- die breite Wertschätzung des Faches bei Aufnahme von Wahlpflicht-Themen zur tend) zu behandelnden astronomischen

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Inhalte liegen seit 2007 im Fach Physik. Auch die kulturhistorische Damit ist jeder Physiklehrer der Klas- Bedeutung der Astronomie, die senstufe 10 in der Mittelschule für die Orientierung am Sternhimmel und verbliebenen 14 und im Gymnasium 18 die Behandlung des Planetensystems Stunden Astronomie zuständig. Die Pra- können in anderen Fächern schwer xis zeigt aber, dass einem Physiklehrer abgedeckt werden. Selbst die Astro- die physikalischen Inhalte erst einmal physik gehört meist nicht zum Re- wichtiger sind und der Astronomieteil pertoire eines Physiklehrers. Hier: oft gekürzt wird. Auch Himmelsbeobach- Aristarch mit dem ersten heliozen- tungen und Planetariumsbesuche werden trischen Weltmodell. Bildquelle: von Physiklehrern seltener angeboten als http://library.thinkquest.org von Astronomielehrern. Wie die Phy- siklehrer zu der ihnen übergestülpten Aufgabe stehen, zeigt deren Teilnahme an den für sie eingerichteten zentralen Astronomie-Fortbildungen. Von den 18 Veranstaltungen, die in den zwei Schul- jahren von 2010 bis 2012 landesweit an- Gab es für das Kultusministerium sach- Heimatkunde/Sachkunde und später im geboten wurden, fielen zwölf mangels liche Gründe, das Fach Astronomie ab- Physik- und Geografieunterricht. Beteiligung aus. Die Motivationslage der zuschaffen? Aus berufenem Munde heißt Lehrer hängt auch damit zusammen, dass es dazu: „Eine Begründung dafür, warum 4. Man wolle mit der Auflösung des sie einst eine sehr viel effizientere Orga- das selbstständige Fach Astronomie in Faches fachübergreifendes Unterrichten nisationsform aufgebaut hatten, die ohne Klasse 10 gestrichen worden ist, fehlt in verbessern. Not und unter Missachtung jeglicher allen Dokumenten des Lehrplanwerkes Anmerkung des Autors: Das widerspricht Sachkompetenz zerstört wurde [11, Pro- vollständig“ [6]. Gründe wurden erst im allen anderen Einschätzungen. „Die Zer- tokoll, S. 4]. Die Annahme der Verant- Nachhinein entwickelt, um Beschwerden schlagung des Faches Astronomie und wortlichen, man könne Astronomie so und Petitionen beantworten zu können: dessen Aufteilung auf andere Fächer ist nebenbei unterrichten oder die Mehrzahl das genaue Gegenteil von fächerübergrei- der Physiklehrer mit Fortbildungsange- 1. Das Fach Astronomie in Klasse 10 fendem Unterricht“ [10]. boten zu Astronomielehrern machen, hat stelle eine Bildungsungerechtigkeit ge- sich nicht im Entferntesten bestätigt. Die genüber den Hauptschülern dar, weil Wie der Leser leicht feststellen wird, Ausbildung von Astronomielehrern an diese nicht davon profitieren können. enthält keiner dieser Punkte einen zwin- der PH bzw. TU Dresden wurde nach der Anmerkung des Autors: Man kann für genden Grund für die Streichung des Wende nicht mehr konsequent fortge- Hauptschüler in Klasse 9 eine Wochen- Faches Astronomie. Das Fehlen schlüssi- führt und 2007 eingestellt. stunde Astronomie einrichten, ohne den ger Begründungen bestätigt erneut, dass anderen Schülern in Klasse 10 das Fach der Beschluss von vornherein „gegen Fünf Jahre nach der Abschaffung des zu nehmen. die Vernunft getroffen worden ist“, wie Pflichtfaches Astronomie in Sachsen es die Vorsitzende des Sächsischen Leh- schätzen Schulpraktiker, dass der An- 2. Für astronomische Bildung seien 30 rerverbandes, Ingrid Schwaar, vor dem spruch, die Mehrheit der Schüler unter Unterrichtsstunden zu wenig. Sächsischen Landtag einschätzte [11, kompetenter Anleitung zu einer systema- Anmerkung des Autors: Das ist unstrittig. Protokoll, S. 21]. Auch mit einer Überlas- tischen astronomischen Grundbildung Auch wenn man jeweils die in anderen tung der Schüler sei er nicht zu rechtfer- zu führen, mit den neuen Organisations- Fächern verpflichtend verankerten astro- tigen, belegte sie anhand einer Statistik, formen nicht mehr erfüllt werden kann. nomischen Inhalte mit berücksichtigt, nach der die Zahl der Unterrichtsstunden „Oft kapitulieren sogar astronomisch haben nach der neuen Regelung die meis- pro Schüler und Woche in Sachsen im interessierte Lehrer vor den objektiven ten Schüler aber nicht nur quantitativ Bundesdurchschnitt liegt. Wie das Mi- Gegebenheiten“, meint Uwe Kopte, Fach- weniger Astronomie als vorher, sondern nisterium selbst betonte, seien finanzielle konferenzleiter Physik des Geschwister- es fehlen vor allem Zusammenhänge. Erwägungen ebenfalls nicht für die Ent- Scholl-Gymnasiums Löbau. In der Hoff- scheidung verantwortlich gewesen. nung, diesen Teil der Allgemeinbildung 3. Man wolle „die Ziele und Inhalte des dann doch noch erwerben zu können, bislang nur einstündig und nur in Klasse Von der Streichung unberührt sind die wählen viele Gymnasiasten in der Ober- 10 unterrichteten Faches in andere Fä- fakultativen Oberstufenkurse Astronomie stufe den Grundkurs Astronomie. Doch cher integrieren und damit schon in mit je zwei Wochenstunden in den Klas- manche Gymnasien können auch diesen früheren Jahrgangsstufen unterrichten“ sen 11 und 12. Inwieweit hier die Protes- Wunsch ihrer Schüler nicht (mehr) erfül- [8, S. 5783]. te katalysierend mitgewirkt haben, ent- len, denn die Zahl der Astronomielehrer Anmerkung des Autors: Ausgewählte, zieht sich der Kenntnis des Autors. Nicht wird immer kleiner. Mittelschüler haben astronomische Inhalte werden schon seit betroffen ist ebenso die Behandlung diesen Ausweg ohnehin nicht. Jahrzehnten in früheren Jahrgangsstufen ausgewählter astronomischer Inhalte im unterrichtet, vor der Klassenstufe 5 in Physik- und Geografieunterricht mittle-

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rer Jahrgangsstufen. In der Grundschule dadurch eine zukunftsorientierte und [4] Comenius-Institut Radebeul (heute gab es sogar eine Aufstockung, indem fächerverbindende Bildung zu fördern. Sächsisches Bildungsinstitut). Gut- sich die Lehrkräfte im Sachkundeunter- An kompetenten Vorschlägen mangelt achten „Rolle und Bedeutung des richt über die Sonne als Licht- und Wär- es dem Ministerium nicht. Man denke an Faches Astronomie an den allge- mespender und den Tagbogen der Sonne das selbst in Aufrag gegebene Gutachten, mein bildenden Schulen“, Radebeul hinaus noch dem Wahlpflichtthema „Der das die „weitere Qualifizierung eines ei- 2001, [11] Himmelsraum“ zuwenden können. Darin genständigen Unterrichtsfaches Astrono- [5] http://edas.landtag.sachsen.de, sind sechs Unterrichtsstunden für Sonne, mie im zehnten Schuljahr“ [3] empfiehlt, Schlagwortverzeichnis, 4. Wahl- Mond, die Erde als Planet sowie Sterne und den „Offenen Brief an Bund und periode, Astronomieunterricht und Sternbilder vorgesehen. Länder“ [11], in welchem große Gesell- [6] Steinert, Klaus-Günter. Gutach- schaften und exponierte Wissenschaftler ten zum Lehrplanentwurf Physik Im Zusammenhang mit dem standhaf- und Lehrer darlegen, wie sie sich eine Mittelschulen für das Sächsische ten Kampf gegen die Abschaffung des solche Qualifizierung vorstellen. Noch Bildungsinstitut, Februar 2004 Pflichtfaches Astronomie in Sachsen ist gibt es eine Reihe kompetenter Astro- [7] Flath, Steffen. Rede zum Sächsi- auch eine Studie des Instituts für neue nomielehrer, die eine universitäre Aus- schen Philologentag am 8. April soziale Antworten (INSA) von 2011 in- bildung weiterer Fachlehrer maßgeblich 2006 in Burgstädt teressant. Danach wünschen sich in unterstützen können. [8] Sächsischer Landtag. Plenarproto- Deutschland die meisten Menschen As- koll PlPr 4/70 vom 24.07.2007, S. tronomieunterricht in der Schule. „Wenn 5779, (http://edas.landtag.sachsen. die Befragten mehrere Alternativen de/viewer.aspx?dok_nr=70&dok_ wählen dürfen (Mehrfachnennungen), Internet- und Literaturangaben: art=PlPr&leg_per=4&pos_dok=201) plädieren 61,7 % für Astronomie als ver- [1] Staude, Jakob. Astronomie in der [9] Autoren-Team. Offener Brief an bindliches Unterrichtsfach. 63,2 % sind Schule – Europaweit auf dem Bund und Länder 2009, [11] dafür, dass Astronomie in der Schule Vormarsch, aber nicht in Sachsen, [10] Zastrow, Holger. Brief an die Initia- als freiwillige Arbeitsgruppe angeboten Sterne und Weltraum 12/2006 oder tive „ProAstro 10“ vom 09.11.2004 wird. […] Mit überraschender Deutlich- in: http://www.sterne-und-weltraum. [11] www.ProAstro-Sachsen.de keit besteht das Interesse an Astronomie de/alias/dachzeile//858932 [12] Weickart, Constantin. Studie: unabhängig von Alter, Religion und Ge- [2] Bernhard, Helmut. Zur astronomi- Mehrheit wünscht sich Astronomie schlecht, über alle Bildungs- und Ein- schen Schulbildung in Deutschland. an der Schule, Sterne und Weltraum kommensschichten hinweg“ [12]. In [11] 6/2012, S.96f, bzw. http://www. [3] Clausnitzer, Lutz. Astronomie sterne-und-weltraum.de/alias/ Es ist an der Zeit, in Sachsen wieder al- für alle Schüler! – Was jeder über astronomie-und-praxis-astroszene/ len Schülern eine systematische astrono- Astronomie wissen sollte. studie-mehrheit-wuenscht-sich- mische Basisbildung zuzugestehen und interstellarum Nr. 84, in [11] astronomie-an-der-schule/1151641 Über die Effizienz der Schulastronomie – eine Erwiderung von Thomas Eversberg

Mit großem Interesse habe ich den ersten dem Problem der astronomisch-physika- ner bürgerschaftlichen Verantwortung in Teil des Beitrages von Lutz Clausnitzer lischen Lehre an Schulen gemacht. der Pflicht: „Wissen ist Eigentum und Ei- zum Thema Schulastronomie im letzten gentum verpflichtet“ (Deutsches Grund- VdS-Journal gelesen. Als Initiator eines Auch ich sehe die Notwendigkeit eines gesetz Artikel 14, Absatz 2: „Eigentum Schulnetzwerks rund um das „Schnör- öffentlichen Diskurses zu diesem Thema, verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich ringen Telescope Science Institute“ im dies insbesondere, da aus meiner Sicht a) dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“). Oberbergischen Land betrifft dieses hier angesichts einer belegten defizitä- Insofern greift Lutz Clausnitzer das The- Thema auch mich, obwohl ich kein Pä- ren Schul- und Länderpolitik dringender ma völlig richtig auf. dagoge, sondern Physiker bin und auch Handlungsbedarf besteht, b) Lehrpläne nicht hauptberuflich unterrichte. Unser eingehalten werden sollten und c) tech- Clausnitzer fordert m.E. zu Recht mehr Netzwerk besteht bis heute aus mehreren nisches Grundwissen und naturwissen- Astronomie in den Schulen und erwähnt Astronomie-AGs an regionalen Schu- schaftliche Aufklärung Grundlagen für völlig richtig die besondere Verantwor- len (Haupt-, Real-, Gesamtschule sowie unsere Gesellschaft sind. Auch ich sehe tung der Amateurastronomen. Viele Gymnasien). Insofern habe auch ich in astronomische Vereinigungen und ein- Amateurastronomen und VdS-Mitglieder der letzten Zeit erste Bekanntschaft mit zelne Amateurastronomen im Sinne ei- tun das natürlich schon lange. Dabei

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 Wega 106 Zum Nachdenken KEPHEUS LEIER Castor Pollux Capella Deneb KASSIOPEIA EIDECHSE

SCHWAN ZWILLINGE FUHRMANN Albireo Algol kann es jedoch zum einen nur um inhalt- strumente) nur nicht umgesetzt wer- den gesamten naturwissenschaftlichen PERSEUS Unterricht in diesem Sinne zu stärken. ANDROMEDA liche Anstöße gehen, und zum anderen den (können), ist eine erneute Definiti- FÜCHSCHEN muss die pädagogische Umsetzung von on dieser Inhalte seitens der Profis und Wenn schon die Grundlagen nicht be- Jupiter DREIECK Experten, also Lehrern definiert werden Amateure unnötig. Die dahingehende folgt werden, helfen zusätzliche Schul- PFEIL (Carolin Liefke hat das richtig erkannt). Stellungnahme von Lutz Clausnitzer und stunden gar nichts. Es ist dabei wenig Plejaden Die Kombination dieser beiden Punkte vieler Institutionen inkl. der VdS (http:// hilfreich, anderen Disziplinen (in obiger WIDDER DELFIN ist m.E. die wahre Herausforderung, denn www.lutz-clausnitzer.de/as/ProAstro- Stellungnahme werden sie gelistet) die- Aldebaran STIER PEGASUS Atair

nur mehr Schulastronomie zu fordern, Sachsen/Offener_Brief_an_Bund_und_ sen Anspruch mit dem Verweis auf die Beteigeuze ohne einen praktikablen Weg dorthin Laender.pdf) hat dies meines Erachtens vermeintliche Überlegenheit und Eigen- FÜLLEN FISCHE ADLER anzubieten, ist wenig hilfreich. nicht berücksichtigt. Sie hantiert zum ständigkeit der Astronomie abzuspre-

einen mit durchaus diskussionswürdi- chen. Ich halte dies für unredlich! ORION Ich bin nicht der Ansicht, dass die Astro- gen Argumenten. So wird der Raumfahrt Uranus nomie neben der Physik ein eigenständi- einer aus meiner beruflichen Erfahrung Wenn die Lehrpläne endlich einmal er- ges Fachgebiet ist (das entspricht weder beim Deutschen Zentrum für Luft- und füllt werden, gehören über diese Pläne Mira WALFISCH der geschichtlichen Entwicklung noch Raumfahrt unangemessene Stellung ein- hinausgehende astronomische Inhalte Rigel WASSERMANN den Inhalten). Astronomie ist Physik! In- geräumt (die Astronomie ist kein Fun- in die Schul-AG und schärfen dort das Neptun sofern ist es zwar nachvollziehbar, dass dament für die Raumfahrt). Und zum jeweilige schulische Profil. Nur die AGs man in Zeiten der Personalnot auf Ama- anderen geht sie an den wahren und zeichnen Schulen besonders aus (der ERIDANUS teure oder „Englischlehrer, die an der tieferliegenden strukturellen Problemen Lehrplan sollte ja überall identisch sein) SÜDOST Schule als Amateurastronomen bekannt vorbei. Diese sind u.a. eine zu geringe und machen neue und gute Lehrer auf STEINBOCK SÜDL. FISCH sind“ zurückzugreifen bereit ist. Doch Wertschätzung des Lehrerberufs, eine die jeweilige Einrichtung aufmerksam. Sternkarte exakt Fomalhaut aus zwei Gründen sehe ich hier ernste zu große Belastung der Pädagogen, lai- Dort sollten sich Amateurastronomen gültig für 15. Oktober BILDHAUER Probleme: en- und daher mangelhafte politische (oder auch ein amateurastronomisch 1 Uhr MESZ SÜDWEST Unterstützung, eine nichtharmonisierte versierter Englischlehrer) einbringen und Astronomie/Physik folgt gewissen Inhal- chaotische Schulpolitik, eine zugunsten ihr Wissen weitergeben. Der reguläre Un- Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de ten/Lehrplänen. Sich damit neben dem der Wirtschaft verkürzte Ausbildung so- terricht ist dafür nicht die erste Adresse. eigenen Fachgebiet (hier z.B. Englisch) wie eine noch immer skandalöse soziale auseinanderzusetzen, bedarf wiederum Selektion im dreigliedrigen Schulsystem Mondphasen im Oktober 2012 zusätzlicher Arbeitsstunden. Dann sollte (PISA lässt grüßen). man besser sofort auf einen Fachmann (und ebenfalls Pädagogen) zurückgreifen. Als Naturwissenschaftler und ausgebil- deter Astronom kann ich durchaus ver- Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Solche Überlegungen sind Flickwerk! stehen, dass ein „Recht auf eine astrono- 8.10. 15.10. 22.10. 29.10. Als Beispiel: Im Physiklehrplan ver- mische Grundbildung“ gewünscht wird, schiedener Bundesländer sind astrono- dies besonders, da es höchst schmerzhaft mische Inhalte (von den Planeten bis ist zu sehen, wie eine sehr gute schulas- zur Kosmologie!) schon lange enthalten. tronomische Infrastruktur in der frühe- Im Physiklehrplan NRW für die unteren ren DDR zugrunde gerichtet wurde (Lutz Jahrgangsstufen finden sich explizit so Clausnitzer wird das an seiner Schule bemerkenswerte Punkte wie „Sonne- in Löbau schmerzhaft erlebt haben). Ich Temperatur-Jahreszeiten“ (Jahrgangsstu- rate jedoch angesichts des aktuellen fen 5/6) und „Teleskope und Spektrome- Status quo zu einer gewissen Beschei- ter“ (Jahrgangsstufen 7/9). Und in den denheit und Vorsicht. Genauso, wie die Sekundarstufen II vieler Bundesländer Raumfahrt nur ein (wenn überhaupt) mi- findet sich die verpflichtende Vermitt- nimaler Nebenaspekt der Astronomie ist, lung von Weltbildern und Weltmodel- ist letztere ein Nebenaspekt der Physik. len ebenso, wie die zumindest fakulta- tive Einbindung der Astrophysik in das Ich möchte betonen, dass auch ich durch- jeweilige Curriculum der gymnasialen aus den Idealfall eines „Studium Genera- Oberstufe. Nur: Das wird nicht umge- le“ schon in der Schule begrüßen würde, setzt! Engagierte Bürger können bil- den Schülern mehr Zeit geben und so- dungspolitische Ziele nicht retten, wenn zial Schwache mehr fördern möchte. Ich die inhaltlichen, personellen und zeitli- glaube aber nicht, dass die Astronomie chen Voraussetzungen nicht einmal im als eigenständiges Schulfach dies leisten Ansatz erfüllt werden. kann. Es kann m.E. nicht darum gehen, neue (zusätzliche?) Schulstunden in As- Da die Lehrpläne also schon längst vor- tronomie zu erwarten (andere Diszipli- liegen und aus verschiedenen Gründen nen wollen das auch), sondern zunächst (Lehrer- und Zeitmangel, fehlende In- um die Einhaltung der Lehrpläne, um

VdS-Journal Nr. 43 Wega KEPHEUS LEIER Castor Pollux Capella Deneb KASSIOPEIA EIDECHSE

SCHWAN ZWILLINGE FUHRMANN Albireo Algol

PERSEUS ANDROMEDA FÜCHSCHEN DREIECK Jupiter PFEIL

Plejaden WIDDER Aldebaran STIER PEGASUS DELFIN Atair

Beteigeuze FÜLLEN FISCHE ADLER

ORION Uranus

Mira WALFISCH Rigel WASSERMANN Neptun

ERIDANUS SÜDOST STEINBOCK SÜDL. FISCH Sternkarte exakt Fomalhaut gültig für 15. Oktober BILDHAUER 1 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Oktober 2012

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 8.10. 15.10. 22.10. 29.10.

Planeten im Oktober Ereignisse im Oktober 12. 22:05 Veränderlicher β Persei (Algol) im Minimum (3,4 mag, Merkur erreicht am 26. seine größte östli- 01. 19:29 Veränderlicher RZ Cassiopeiae Abstieg von 2,1 mag in 3h) che Elongation von der Sonne (24°). Er ist im Minimum (7,7 mag, Ab- 15. 13:03 Neumond aber nur von Südeuropa aus zu sehen. stieg von 6,2 mag in 2h) 15. 19:00 Veränderlicher β Persei (Algol) 02. 21:53 Veränderlicher RR Lyrae im im Minimum (3,4 mag, Ab- Maximum (7,1 mag, Anstieg stieg von 2,1 mag in 3h) Venus ist Morgenstern und zieht am 3.10. von 8,1 mag) 15. (ca.)21h Neptun (7,9 mag) dicht bei in nur 7’ Distanz an Regulus vorbei. Ihr 03. 06:30 Venus (-4,1 mag) 9’ SW Regu- 38 Aquarii (5,5 mag) Scheibchen wird immer kleiner, die Hellig- lus (α Leonis, 1,4 mag) 17. 2h Mond erdnah, Winkeldurch- keit sinkt auf -4,0 mag. 05. 2h Mond erdfern, Winkeldurch- messer 33,1’ messer 29,5’ 18. 18h Mond 2,1° N Mars (1,2 mag) Mars zieht seine Bahn durch Skorpion und 05. 22h Mond 1,6° S Jupiter (-2,6 mag) 20. 0-5h Sternschnuppenstrom der Schlangenträger; er ist nur kurz am Abend 05.-09. Sternschnuppenstrom der Orioniden, 20 – 40/h, 65 km/s zu sehen. Treffen mit dem Mond am 18.10. Delta-Draconiden, Intensität 20. 22:36 Veränderlicher RZ Cassiopeiae schwankend im Minimum (7,7 mag, Ab- h Jupiter im Stier dominiert den Nachthim- 06. ab stieg von 6,2 mag in 2 ) 00:00 Mond bedeckt 106 Tauri mel; in zwei Monaten erreicht er seine 22. 04:32 Erstes Viertel (5,3 mag) 24. max. Libration im Mond-SO, 9,5° Opposition. Am 5.10. zieht der Mond an 06. 21:10 Veränderlicher RR Lyrae im 26. ab ihm vorbei (2°). Maximum (7,1 mag, Anstieg 18:52 Mond bedeckt 22 Piscis (5,6 von 8,1 mag) mag) Saturn erreicht am 25.10. seine Konjunk- 07. ab 26. 21:53 Veränderlicher RZ Cassiopeiae χ tion mit der Sonne; am Nachthimmel wird 03:57 Mond bedeckt 2 Orionis im Minimum (7,7 mag, Ab- man ihn nicht finden. (4,6 mag) stieg von 6,2 mag in 2h) 08. 08:33 Letztes Viertel 28. 02:00 Ende der Sommerzeit, Uhr Uranus in den Fischen stand Ende Sep- 10. 20:26 Veränderlicher RR Lyrae im von MESZ auf MEZ um 1 Std. tember in Opposition. Noch ist er gut zu Maximum (7,1 mag, Anstieg zurückstellen von 8,1 mag) 28. 23:35 Veränderlicher X Trianguli im sehen. Helligkeit: 5,7 mag. 11. ab Minimum (11,3 mag, Abstieg 04:38 Mond bedeckt ω Leonis von 8,6 mag in 1,5h) Neptun im Wassermann ist Planet der (5,5 mag) 29. 20:49 Vollmond ersten Nachthälfte. Aufsuchhilfe: Stern 11. max. Libration im Mond-NW, 31. 21:53 Veränderlicher X Trianguli im

38 Aqr (5,5 mag); Neptun: 7,9 mag. 9,4° Minimum (11,3 mag, Abstieg östl. Länge/50° nördl. Breite. 10° h

12. 6 Mond 7,7° SW Venus (-4,1 mag) von 8,6 mag in 1,5h) Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für

VdS-Journal Nr. 43 EIDECHSE GROSSER GIRAFFE SCHWAN GIRAFFE KASSIOPEIA BÄR

KASSIOPEIA LUCHS

Capella KLEINER LÖWE Capella LUCHS Castor Algol ANDROMEDA Pollux Algol FUHRMANN ANDROMEDA PERSEUS PEGASUS FUHRMANN DREIECK PERSEUS Castor ZWILLINGE KREBS DREIECK LÖWE Pollux KREBS PEGASUS ZWILLINGE WIDDER STIER Jupiter Plejaden Jupiter WIDDER Plejaden Regulus FISCHE KLEINER STIER Aldebaran Aldebaran HUND FISCHE Procyon KLEINER Beteigeuze ORION HUND ORION Uranus Procyon Beteigeuze Uranus WASSER- SCHLANGE Mira WALFISCH EINHORN Mira WALFISCH Alphard EINHORN

GROSSER Rigel WASSERMANN Rigel HUND Sirius Sirius ERIDANUS ERIDANUS

SÜDOST SÜDOST GROSSER HASE HUND HASE CHEMISCHER Sternkarte exakt OFEN Sternkarte exakt gültig für 15. November gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ SÜDWEST 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im November 2012 Mondphasen im Dezember 2012

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 7.11. 13.11. 20.11. 28.11. 6.12. 13.12. 20.12. 28.12.

17. 08:30 Venus 3,8° NO Spica (α Virginis, Planeten im November Ereignisse im November 1,1 mag), Dämmerung h 17. ab 18:14 Mond bedeckt 43 Sagittarii Merkur gibt Ende November/Anfang 01. 16 Mond erdfern, Winkeldurch- (4,9 mag), Dämmerung messer 29,4’ 18. ca. 3h Sternschnuppenstrom der Dezember seine Abschiedsvorstellung für 01. Veränderlicher R Andromedae dieses Jahr. Man findet ihn dann am östli- Leoniden, 70 km/s, 50/h im Anstieg zum Maximum 19. ab 18:31 Mond bedeckt ν Aquarii chen Morgenhimmel gegen 7 Uhr. (≥5,8 mag, 20.12.) (4,5 mag), südlich einer Linie 01. 21:24 Veränderlicher RZ Cassiopaiae Görlitz-Schaffhausen Venus in der Jungfrau ist weiterhin am im Minimum (7,7 mag, Ab- 20. 15:31 Erstes Viertel Morgenhimmel zu sehen. Am 27.11. pas- stieg von 6,2 mag in 2h) 21. 12:12 Winteranfang 01. 23:45 Veränderlicher β Persei (Algol) siert sie in weniger als 30’ den Saturn. 21. max. Libration im Mond-SO, im Minimum (3,4 mag, Ab- 10,2° (!) stieg von 2,1 mag in 3h) h Mars wandert durch den Schützen und ist h 23. 20 Zwergplanet 1-Ceres (7,6 mag) 02. 2 Mond 1,3° S Jupiter 47’ S Sternhaufen M 35 abends noch tief im Südwesten mit dem 05. 01:12 Zwergplanet 1-Ceres (7,9 mag) 23. 21:53 Veränderlicher RW Tauri im Fernglas zu erhaschen. 2,8’ NO Eta Geminorum (3,2 Minimum (11,6 mag, Abstieg – 3,8 mag), vor dem Nebel von 8,0 mag in 2h) Jupiter zieht seine rückläufige Bahn im IC 443 23. ab 22:58 Mond bedeckt 51 Piscis 06. 8h Venus 1,1° S g Virginis (3,4 mag) (5,7 mag) Stier, seine Helligkeit steigt auf -2,8 mag. 07. 01:36 Letztes Viertel Anfang Dezember steht er in Opposition. 24. 22:20 Veränderlicher β Persei (Algol) 07. ab 03:25 Mond bedeckt Kappa Cancri im Minimum (3,4 mag, Ab- (5,2 mag) stieg von 2,1 mag in 3h) Saturn macht sich ab der Monatsmitte 07. 19:41 Veränderlicher RZ Cassiopaiae 26. ca. 6:45 ab 26. Merkursichtbarkeit, wieder am Morgenhimmel bemerkbar. im Minimum (7,7 mag, Ab- Morgenhimmel Ende November zieht Venus an ihm stieg von 6,2 mag in 2h) 26. ab 19:21 Mond bedeckt 106 Tauri (5,3 mag) vorbei. 08. max. Libration im Mond-NW, 27. 6h Venus (-4,0 mag) 33’ S 10,0° Saturn (0,6 mag), Osten 13. 23:08 Neumond Uranus in den Fischen zieht sich aus der 27. 19:14 Veränderlicher β Persei (Algol) 13./14. Totale Sonnenfinsternis, im Minimum (3,4 mag, Ab- zweiten Nachthälfte zurück. Noch ist er sichtbar in Australien und stieg von 2,1 mag in 3h) abends gut zu beobachten (5,8 mag). im Südpazifik 27. ab 22:21 Mond bedeckt χ2 Orionis 14. 11h Mond erdnah, Winkeldurch- (4,6 mag), streifend Neptun bewegt sich im Wassermann messer 33,4’ in Norddänemark, Südschweden 16. ab 17:13 Mond bedeckt µ Sagittarii kaum. Auch er ist wie Uranus Objekt der 28. 15:46 Vollmond (3,9 mag), Dämmerung! 28. 21h Mond erdfern, Winkeldurch- ersten Nachthälfte (7,9 mag). 16. ab 18:15 Mond bedeckt

messer 29,4’ östl. Länge/50° nördl. Breite. 10° (5,4 mag), Dämmerung! 29. 3h Mond 1,1° S Jupiter (-2,8 mag) Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für EIDECHSE GROSSER GIRAFFE SCHWAN GIRAFFE KASSIOPEIA BÄR

KASSIOPEIA LUCHS

Capella KLEINER LÖWE Capella LUCHS Castor Algol ANDROMEDA Pollux Algol FUHRMANN ANDROMEDA PERSEUS PEGASUS FUHRMANN DREIECK PERSEUS Castor ZWILLINGE KREBS DREIECK LÖWE Pollux KREBS PEGASUS ZWILLINGE WIDDER STIER Jupiter Plejaden Jupiter WIDDER Plejaden Regulus FISCHE KLEINER STIER Aldebaran Aldebaran HUND FISCHE Procyon KLEINER Beteigeuze ORION HUND ORION Uranus Procyon Beteigeuze Uranus WASSER- SCHLANGE Mira WALFISCH EINHORN Mira WALFISCH Alphard EINHORN

GROSSER Rigel WASSERMANN Rigel HUND Sirius Sirius ERIDANUS ERIDANUS

SÜDOST SÜDOST GROSSER HASE HUND HASE CHEMISCHER Sternkarte exakt OFEN Sternkarte exakt gültig für 15. November gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ SÜDWEST 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im November 2012 Mondphasen im Dezember 2012

Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond 7.11. 13.11. 20.11. 28.11. 6.12. 13.12. 20.12. 28.12. Planeten im Dezember Ereignisse im Dezember Merkur im Skorpion ist Anfang Dezember 01. 22:36 Veränderlicher CD Tauri im messer 33,5’ gut am Morgenhimmel zu sehen. Größte Minimum (7,3 mag, Abstieg 13. 7h Merkur (-0,5 mag) 38’ N Elongation (20°) am 5.12. mit -0,5 mag. von 6,8 mag in 2h) β Scorpii (2,4 mag) 02. 23:05 Veränderlicher X Trianguli im 13. 23:08 Neumond Venus ist Morgenstern und zieht immer Minimum (11,3 mag, Abstieg 17. 20:55 Veränderlicher β Persei (Algol) von 8,6 mag in 1,5h). Weitere im Minimum (3,4 mag, südlicher durch Waage und Skorpion. Im Minima täglich 45 min früher. Abstieg von 2,1 mag in 3h) Teleskop erscheint sie klein und rund. 03. 3h Jupiter (-2,8 mag, 48,5’’) in 18. 19:58 Veränderlicher RW Tauri im Opposition zur Sonne Minimum (11,6 mag, Abstieg Mars klebt förmlich am Abendhimmel, 04. 06:30 Venus (-4,0 mag) 1,3° N von 8,0 mag in 2h) aber er ist im Bereich Schütze/Steinbock α Librae (2,6 mag) 18. 10h Zwergplanet 1-Ceres (6,7 mag) nur noch schwer zu finden. 05. 06:45 Merkur (-0,4 mag) in größter in Opposition zur Sonne, Elongation West (21°), 5° Sternbild Stier Jupiter erreicht am 3.12. seine Opposition hoch im SO, Morgensichtbar- 19. 7h Venus (-3,9 mag) 29’ O im Stier. Das Glanzlicht der ganzen Nacht keit bis ca. 20.12. β Scorpii (2,4 mag) leuchtet dann mit -2,8 mag und ist im 06. 16:31 Letztes Viertel 19. max. Libration im Mond-SO, 06. max. Libration im Mond-NW, 10,1° Teleskop 48’’ groß. 9,9° 20. 06:19 Erstes Viertel 09. 06:30 Mond 3,4° W Spica (α Virgi- 20. Veränderlicher R Andromedae Saturn wird am Morgenhimmel zuneh- nis, 1,1 mag) im Maximum (≥5,8 mag) mend besser sichtbar. Er bewegt sich von 09. 9h Kleinplanet 4-Vesta (6,4 mag) 21. 12:12 Wintersonnenwende der Jungfrau in die Waage. Ringneigung: in Opposition zur Sonne, 21. 24h Sternschnuppenstrom der 19°. Sternbild Stier Ursiden, bis 20/h, 35 km/s 10. 6h Mond 5,3° S Saturn (0,7 mag) 25. 22h Mond erdfern, Winkeldurch- Uranus kommt am 13.12. in den Fischen 11. 06:30 Mond 4,4° SW Venus (-4,0 messer 29,4’ zum Stillstand und beendet damit seine mag) 25. 23:48 Veränderlicher CD Tauri im 12. 19:30 Jupiter (-2,8 mag) 4,7° N Minimum (7,3 mag, Abstieg Oppositionsschleife. Der grünliche Planet Aldebaran (α Tauri, 1,0 mag), von 6,8 mag in 2h) ist ein Objekt am Abendhimmel. Osthimmel 26. 02:05 Mond 40’ S Jupiter (-2,8 mag) 12. 2-6h Sternschnuppenstrom der 28. 11:21 Vollmond Neptun ist abermals beim Stern 38 Aqr Geminiden, bis 120/h,

(Wassermann) am Abendhimmel aufzufin- 35 km/s östl. Länge/50° nördl. Breite. 10° den. Die Sonne holt ihn langsam ein. 13. 0h Mond erdnah, Winkeldurch- Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für 110 Beobachterforum

Konstellation Mond, Venus und Jupiter Ein Gedicht für Sternfreunde von Rudolf Plohberger von Manfred Krellenberg

Am 25./26.03.2012 fotografierte ich folgende beide Ansichten der Konstellation Mond, Venus und Jupiter.

1 Oben: Datum: 25.3.2012, 20:07 Uhr MESZ, Anzeige Sternwarte Pelmberg, A-4202 Hellmonsödt. Panasonic Lumix TZ8, 1 s, 1600 ISO, leichte Nachbearbeitung in Photoshop

2 Oben rechts: Datum: 26.3.2012, 20.04 Uhr MESZ. Ansonsten Daten wie am 25.3.2012 Ein Gedicht für Sternfreunde von Manfred Krellenberg

Was gibt es Schöneres, als Wirklichkeit und unserer Herzen Sehnsucht miteinander verbin- den zu können. In den Sternen liegt unsere Vergangenheit, in ihnen liegt unsere Zukunft. Und in der Gegenwart sind wir verfallen ihrer Liebe, die sich in ihrem Licht widerspiegelt. Vielleicht gefällt Ihnen das beigefügte und von mir verfasste Gedicht.

Komm und gib mir Deine Hand, lass uns gemeinsam in den Sternenhimmel schauen Stehen unsere Füße auch auf sicherem Land, schenkt unseren Herzen nur das Licht Vertrauen Mit offenen Augen fangen wir an zu träumen von Dingen, die wir noch nicht verstehen Aber die Liebe wird es nicht versäumen, uns mit zu sich nach Hause zu nehmen Er ist so heilend, der Blick auf das Sternenzelt; alle dunklen Mächte schrumpfen zu Bedeutungslosigkeit Wertlos ist alles Geld der Welt jenseits von Erde Raum und Zeit Komm und gib mir Deine Hand, lass uns erfreuen an diesem wunderschönen Licht-Gewand, das uns Menschen ist leider viel zu unbekannt

Wissenschaftliches Arbeiten mit Amateur-Teleskopen und mit publizierten Daten aus dem Internet – ein Vergleich von Heinrich Weiland und Michael Geffert

Sterne und Sternhaufen entstehen in den Ziel dieses Artikels ist es, zu untersuchen, Ergebnisse werden denjenigen, die mit Spiralarmen von Galaxien und nehmen ob die mit kleinen Geräten erzielten Er- dem 1,3-m-Spiegel des 2MASS-Projekts an der galaktischen Rotation teil. Die gebnisse mit den im Internet frei zugäng- gewonnen wurden und im Internet für Kenntnis ihrer Eigenbewegungen trägt lichen Daten, die im Rahmen professio- Interessierte frei verfügbar sind, gegen- damit zum Verständnis der Entwicklung neller Durchmusterungen entstanden übergestellt. des Aufbaus und der Kinematik unserer sind, in der Qualität vergleichbar sind. Milchstraße bei. Wegen der großen Ent- Der technische Fortschritt, sowohl auf Für unsere Untersuchung wurde handels- fernungen und der langsamen jährlichen der Teleskop- als auch der Detektor- bzw. übliche Hardware und Soft ware einge- Bewegungen der Sterne muss man sehr Empfängerseite, ermöglicht heutzutage setzt, teilweise kamen auch eigene Aus- kleine Winkelgrößen messen. Da sich mit wesentlich kleineren Geräten als vor werte programme zum Einsatz. Damit ist auch kleine Bewegungen im Laufe der 100 Jahren Sternpositionen mit hoher die hier beschriebene Auswertung prin- Zeit zu gut messbaren Größen addieren, Genauigkeit zu messen. Zum Einsatz für zipiell für jeden interessierten Amateur bestimmt man die Stern-Positionen zu die aktuellen Messungen kamen dabei nachvollziehbar. weit auseinander liegenden Zeitpunk- Teleskope der Größenordnung, wie sie ten. Je größer diese Epochendifferenz heute auch bei gut ausgerüsteten Ama- Die Aufnahmen ist, umso genauer lässt sich die jährliche teuren anzutreffen sind: 150/1500-mm- Im Plattenarchiv des Argelander-Instituts Bewegung aus der Positionsdifferenz der Refraktor mit HA-Objektiv sowie ein für Astronomie der Universität Bonn lie- Sterne ableiten. 600/4800-mm-RC-Spiegelteleskop. Die gen u.a. Aufnahmen des Offenen Stern-

VdS-Journal Nr. 43 3 1 Doppelrefraktor des Observatoriums 2 Lichtenknecker-HA-Objektiv mit D =15 cm/ RC-Teleskop mit D = 60 cm/ Hoher List – photographisches Ob- f = 150 cm als Leitrohr am Schmidt-Spiegel f = 480 cm des Observa- jektiv mit D = 30 cm/f = 510 cm des Observatoriums Hoher List toriums Hoher List

haufens NGC 7086 aus den Jahren 1914 lösung von ca. 2,6“ je Pixel. Die Belich- sind. Ortsungenauigkeiten in y-Richtung und 1916 vor, die F.W. Küstner [1] mit tungszeiten betrugen jeweils 30 Sekun- (also in der Richtung der Bewegung der dem 1899 in Bonn in Betrieb genomme- den. Es wurden insgesamt 100 Bilder CCD-Leiste) erwiesen sich als fast doppelt nen Doppelrefraktor (fotografisches Ob- mit Dark-Abzug gewonnen, von denen so hoch wie in x-Richtung. Man kann jektiv mit D = 30 cm, f = 510 cm) gewon- wetterbedingt ca. 50 ausgewertet werden aber die Eigenschaft nutzen, dass die nen hat (Abb.1). Die Belichtungszeiten konnten. CCD-Pixel innerhalb der Scan-Leiste fest betrugen 60 bzw. 120 Minuten (Tab. 1). zueinander angeordnet sind. Ungleich- Die Aufnahmen mit dem RC-Teleskop mäßigkeiten in der Scan-Geschwindig- In der Nacht vom 9./10.10.2010 wur- (Abb. 3) wurden in den Nächten vom keit haben daher keinen Einfluss auf den mit dem 150-mm-Refraktor (Abb. 31.8.2011 (mit V-Filter) und 1.9.2011 die Messwerte in dieser Richtung. Durch 2) mehrere ungefilterte Aufnahmen mit (mit R-Filter) gewonnen. Da das Feld des eine Drehung um jeweils 90 Grad nach einer SBIG-ST9 (Pixelgröße 20 µm) und RC-Teleskopes nur ca. acht Bogenminu- jeder Messung wird jede Platte zweimal ohne Nachführkorrektur aufgenommen. ten beträgt, mussten mehrere, teilweise in jeder Richtung bewegungsunabhängig Der optische Aufbau führt zu einer Auf- überlappende Aufnahmen angefertigt gemessen. Damit lagen vier Messungen werden. Auch hier kam wieder die ST9 je Platte vor (4 x 90 Grad weitergedreht). mit 20 Mikrometer Pixelgröße zum Ein- Mit anderen Worten: Sowohl für die x- satz. Insgesamt konnten 15 Aufnahmen als auch die y-Richtung liegen je Platte mit je 30 Sekunden Belichtungszeit plus zwei unabhängig auswertbare Messun- Dark-Abzug für die weitere Auswertung gen vor. Nur diese werden für die weitere verwendet werden (Tab. 2). Analyse verwendet.

Messung der Platten Auswertung von Platten und CCD- Die im Archiv gefundenen Platten wur- Messungen den mit einem handelsüblichen Scanner Die Identifizierung der zu vermessenden vom Typ Epson 4990 ausgemessen (Abb. Sterne erfolgte sowohl auf den Platten, 4). Die Auflösung wurde auf höchste als auch auf den CCDs mit Hilfe des Qualität und 1200 dpi eingestellt. Programmes „Astro-Art 3.0“. Vorteilhaft ist, dass der Schwerpunkt eines Sternab- Das Scannen erfolgt, wie bei Scan- bildes mit Subpixel-Genauigkeit ange- nern üblich, mittels einer CCD-Leiste, geben werden kann und die einzelnen 4 Alte NGC-7086-Aufnahme (Küstner). die gleichmäßig über die Platte gefah- Aufnahmen als statistisch unabhängig Scan der Platte Nr. 270 von ren wird. Das Wort „gleichmäßig“ ist angesehen werden können. Durch Mitte- NGC 7086. Aufgenommen am allerdings mit einer gewissen Vorsicht lung konnte daher eine weitere Genau- 25.9.1916 von F.W. Küstner mit dem zu betrachten: Es zeigte sich, dass die igkeitssteigerung erreicht werden. Die Doppelrefraktor der Universität Bonn, Messungen nicht in beiden Richtungen gemessenen x-y-Positionen der Platten Belichtungszeit: 120 Minuten mit gleicher Genauigkeit reproduzierbar bzw. CCDs wurden dann anhand der

VdS-Journal Nr. 43 Beobachterforum 113

5 Vektor-Point-Plot-Diagramme, links erstellt aus Daten der Küstner`schen Platten und der 2MASS-, Mitte erstellt aus Daten der Küstner`schen Platten und den Aufnahmen, die mit dem 150-mm-Refraktor gewonnen wurden, und rechts erstellt aus Daten der Küstner`schen Platten und Daten des 60-cm-RC-Teleskops

α,δ-Koordinaten der Referenzsterne im (ca. 20) bemerkbar. Diese vermindern den Da immer mehr Institute ihre Plattenar- UCAC2-Katalog in äquatoriale Koordi- statistischen Fehler. Der höhere Fehler chive digitalisieren und im Netz verfüg- naten umgerechnet. Aus den nun vorlie- der Einzelmessungen mit dem RC wird bar machen (z.B. Hamburg [2]), ergeben genden α,δ-Positionen der Haufensterne damit kompensiert. sich damit auch für Amateure mit kleinen konnten somit die Koordinatenänderun- und mittleren Teleskopen Möglichkeiten, gen zwischen der Erst-Epoche (1914 bzw. Die Kombination 150-mm-Refraktor wissenschaftlich relevante Ergebnisse zu 1916) und der Zweit-Epoche (2010 bzw. und ST9 erwies sich im Gegensatz dazu erhalten. Andererseits sind auch didak- 2011) errechnet werden. als nicht so genau. Trotz Messung mit tische Projekte möglich, bei denen z.B. Subpixel-Genauigkeit sind die Pixel der Schüler für reizvolle Objekte wie etwa Ergebnis und mögliche Erklärung ST9 mit 20 Mikrometern zu groß, um das die Plejaden mit wissenschaftlichen Er- Es wurden nur Sterne untersucht, die so- Auflösungsvermögen der Optik optimal gebnissen vergleichbare Messwerte selbst wohl auf den Küstner-Platten als auch auszunutzen. Zum Zeitpunkt der Tests ausmessen können. auf den CCD-Aufnahmen identifiziert stand uns jedoch keine andere Kamera werden konnten. zur Verfügung. Demnächst werden wir eine Kamera mit 5,4 Mikrometern großen Internet- und Literaturhinweise: Zum besseren Verständnis sind in Abb. 5 Pixeln einsetzen können. Es ist zu erwar- [1] Geffert, M., „Bewegungen von die Eigenbewegungen in einem soge- ten, dass man dann schon mit Fernroh- Sternhaufen in der Galaxis“, SuW nannten Vektor-Point-Plot eingetragen. ren mit einer Brennweite ab ca. 120 Zen- 1995, S.112 Jeder Punkt in diesem Diagramm ent- timetern vergleichbare Genauigkeiten [2] http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/ spricht der Eigenbewegung eines Sterns. wie mit der Kombination RC-60cm/ ST-9 Oef/Plattenarchiv/Plattendaten_GS_ Da die inneren Bewegungen der Sterne erreichen kann. Damit liegt man schon table.html im Haufen zu vernachlässigen sind, soll- im Bereich von Optiken, wie sie bei Ama- ten sich alle Sterne mit der gleichen Ge- teuren weit verbreitet sind. schwindigkeit bewegen. In diesem Falle müssten sich die Messwerte um einen Schwerpunkt herum konzentrieren. Der Grad der Konzentration ist dann ein Maß Tabelle 1: Platten-Aufnahmen für die Qualität der Messungen: Streuen diese sehr stark, sind die Messungen un- Datum Gerät (D/f) Empfänger Belichtungszeit genau. Aus der Abbildung 5 kann man 18.08.1914 30/510 Platte 1 x 3600 s entnehmen, dass nur ein geringer Un- 12.10.1914 30/510 Platte 1 x 7200 s terschied zwischen der Genauigkeit der 25.09.1916 30/510 Platte 1 x 7200 s Messungen mit dem RC-Teleskop und 17.11.1916 30/510 Platte 1 x 3600 s derjenigen der 2MASS-Durchmusterung besteht.

Obwohl der 2MASS-Spiegel mit 1,3 Me- Tabelle 2: CCD-Aufnahmen tern gut zweimal größer als derjenige des RC-Teleskops ist und damit die bessere Datum Gerät (D/f) Empfänger Belichtungszeit Filter Bemerkung Auflösung liefert, kann das RC dennoch 08.10.2010 15/150 ST9 40 x 30 s mithalten. Bei den Eigenbewegungen, die 09.10.2010 15/150 ST9 12 (von 60) x 30 s teilweise Wolken mit dem RC-Teleskop gemessen wurden 31.08.2011 60/480 ST9 15 x 30 s V je 4 Positionen macht sich die Vielzahl der Aufnahmen 01.09.2011 60/480 ST9 15 x 30 s R je 4 Positionen

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 114 Beobachterforum MEADE Teleskope LightBridge • Astronomie pur DS-2000 Serie • Der perfekte Einstieg Einnordung einer Montierung

nach Strichspuraufnahmen 10" – Auswertung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm 80mm 90mm von Jürgen Kahlhöfer 16" 102mm Die Methode der Einnordung einer pa- tifizieren. Anschließend wird die Strich- sehne berechnet. Die Position des Dreh- rallaktischen Teleskopmontierung nach spuraufnahme mit Drehung der Kamera zentrums wird aus den Schnittpunkten Strichspuraufnahmen, die mit Drehung gemacht. Belichtungszeit auf B (Bulb) der drei Mittelsenkrechten der Sehnen 12" 130mm der Kamera aufgenommen wurden, wur- einstellen. Anfang und Ende der Strich- ermittelt. Außerdem wird zur Verbesse- 8" de von Hartwig Lüthen beschrieben. [1, spuren werden mit ein paar Sekunden rung der Genauigkeit der Lage des Dreh- ETX Serie • Spitzenleistung auch für die Reise 2] Das Prinzip der Methode ist, auf der statischer Belichtung deutlich markiert. zentrums noch berücksichtigt, dass der Strichspuraufnahme die Lage des Dreh- Also: Belichtung beginnen, ein paar Se- Quotient aus Radius und Sehnenlänge 125mm 80mm zentrums (Stundenachse der Montierung) kunden warten, dann mit der Drehung für alle Sterne gleich sein muss, da alle LightSwitch • Vollautomatisch 90mm mit der Lage des Himmelspols zu verglei- um die Stundenachse der Montierung Strichspuren den gleichen Winkel über- chen und daraus die Abweichung der beginnen, einmal langsam um mindes- streichen. Achse vom Pol zu bestimmen. tens 30 Grad drehen, (nicht hin und her drehen), die Drehung beenden und noch Durch eine Koordinatentransformation Zu dieser Methode wird hier ein Verfah- ein paar Sekunden weiter belichten. wird das Sterndreieck auf dem Bild qua- ren zur mathematischen Auswertung mit si mit dem berechneten Sterndreieck am einem Tabellenkalkulationsprogramm Auswertung Himmel überlagert. Daraus ergibt sich 8" vorgestellt. Die Anwendung ist einfach. Für die Auswertung brauchen wir die die Abweichung des Drehzentrums vom 6" Es müssen nur die Koordinaten von drei Koordinaten von drei Sternen auf der Pol. LX200ACF • Der High-End Allrounder Sternen jeweils an beiden Enden der Aufnahme jeweils an beiden Enden der Strichspur auf der Aufnahme ausge- Strichspur, dazu die Rektaszension und Die Abweichung der Achse vom Pol in messen und in die Tabelle eingetragen die Deklination der drei Sterne. Nord-Süd-Richtung ist der Fehler der 14" werden. Dazu noch der Zeitpunkt der Polhöhe. Aber Achtung, die Abweichung LX90ACF • Super transportabel Aufnahme und die Koordinaten des Be- Außerdem brauchen wir die Koordinaten in Ost-West-Richtung darf nicht als Azi- obachtungsortes. Eine Genauigkeit von des Beobachtungsortes und den Zeit- mutfehler missverstanden werden. Um 12" etwa einer Bogenminute ist erreichbar. punkt der Aufnahme. den Azimutfehler zu berechnen, wird die Fordern Sie unseren Die Methode ist auch am Südhimmel an- Abweichung in Ost-West-Richtung noch wendbar. Entsprechende Vorzeichenän- Für die Berechnung wurde eine Kalku- durch den Kosinus der geografischen aktuellen Katalog 12" derungen sind in der Kalkulationstabelle lationstabelle im Programm „Open Of- Breite dividiert. noch heute an! berücksichtigt. fice“ angelegt. Die Mathematik soll hier 10" 02872 / 80 74 - 300 nur kurz angerissen werden. Wir stellen Die Kalkulationstabelle ist im Open-Of- Erforderliche Software uns ein rechtwinkliges x-y-Koordina- fice-Format (.ods) und im Excel-Format Ein Tabellenkalkulationsprogramm (Ex- tensystem am Himmel vor, Koordinaten- (.xls) auf Anfrage beim Autor erhältlich: 8" 10" cel oder Open Office) ist unbedingt erfor- ursprung ist der Himmelspol. Die aktuelle [email protected] derlich. Ein Planetariumsprogramm (z. B. Position der drei Sterne in diesem Koor- oder per Download unter: Stellarium) hilft bei der Identifizierung dinatensystem wird aus ihrer Deklina- http://Sternwarte-NMS.de/Download/ der Sterne und dient als Fundgrube für tion und ihrem aktuellen Stundenwinkel Einnorden_mit_Excel.zip Rektaszension und Deklination. Ein Bild- berechnet. Die Umrechnung der RA der 8" bearbeitungsprogramm (z. B. Photoshop Sterne in ihren aktuellen Stundenwinkel Elements), mit dem auch die Koordinaten erfolgt über einen Vergleich mit der RA Internet- und Literaturhinweise: von Bildpunkten ausgemessen werden und dem Stundenwinkel eines beliebigen [1] H. Lüthen. Scheinern war gestern. können, ist empfehlenswert. Referenzsternes zu einem beliebigen Re- Sternkieker 43: 109-110, (2006) LX200ACF OTA • Die Optiken auch einzeln ferenzzeitpunkt. (Vereins-Zeitschrift der GvA 16" Aufnahmetechnik 16" Hamburg) 14" Eine digitale Kamera mit Normalobjektiv Ein zweites x-y-Koordinatensystem [2] H. Lüthen. http://www.gva- 12" wird vorne am Teleskop-Tubus oder di- denken wir uns über die Aufnahme ge- hamburg.de/scheinernistout.htm 10" rekt an der Montierung sicher befestigt legt. Die Orientierung des Bildes, die 8" und auf den Himmelspol gerichtet. Es Lage des Koordinatenursprungs und die empfiehlt sich, zuerst eine statische Auf- Maßeinheit sind beliebig. Nachdem die nahme zu machen. (Belichtung z. B. 15 Koordinaten der drei Sterne hierauf aus- Sekunden bei Blende 4 und ISO 1600.) gemessen wurden, wird für jeden Stern Damit ist es leichter, die Sterne zu iden- die Position auf der Mitte der Bogen-

VdS-Journal Nr. 43 MEADE Teleskope LightBridge • Astronomie pur DS-2000 Serie • Der perfekte Einstieg

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VdS-Journal Nr. 43 116 Vorschau

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Oktober bis Dezember 2012

zusammengestellt von Werner E. Celnik aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr) Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS unter www.vds-astro.de

Oktober 2012

Sa, 06.10.2012 Sa, 27.10. – So, 28.-10.2012 2. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen VIII. Astro-Spezialmarkt und Regionaltagung Mit Workshop über die Aufnahmesoftware FireCapture Mit Regionaltagung der Sternwarten, Vereine und Einzelperso- Ort: D. Schröder KG, Bremervörde, Info: http://www.sky- nen in der Umgebung. photos.de/norddeutsche-tagung-der-planetenfotografen, Ort: Durmersheim, Schulstraße 2, Aula der Realschule, Anmeldung: [email protected] Veranstalter: Sternfreunde Durmersheim und Umgebung e.V., Anmeldung: Forum unter der Yahoo-Gruppe „regioastros“. Öffnungszeiten und Programm: http://www.sternfreunde- Do., 11.10. – So, 14.10.2012 durmersheim.de/astromarkt/pdfdata/AstromarktLogoTitelblatt- 7. Astronomietage Ostfriesland 2bc.pdf Ort: D-26639 Wiesmoor, Dorfgemeinschaftshaus Zwischenbergen, Info: Astronomie Club Ostfriesland, Tel.: 01 73-204 90 62, [email protected] November 2012 Sa, 20.10.2012 9. Astronomischer Samstag (PaS) Fr, 02.11. – So, 04.11.2012 Interessante Vorträge und persönlicher Austausch 9. Tagung der VdS-Fachgruppe „Geschichte der Ort: Sternwarte und Planetarium Neuenhaus, Astronomie“ Uhrzeit: 12.00-17.00 Uhr, Veranstalter u. Info: Astronomi- Vorträge und Führungen. scher Verein der Grafschaft Bentheim e.V., Christoph Lohuis, Ort: Optisches Museum, Carl-Zeiss-Platz 12, D-07743 Jena; Tel.: 0 59 41-99 09 04, [email protected], Anmeldung Tagung und Vorträge: Wolfgang Steinicke, Rückblicke, Anfahrtsbeschreibungen u. Vortragsprogramm sind Gottenheimerstr. 18, D-79224 Umkirch, Tel.: 0 76 65-518 63, ab September unter http://www.avgb.de zu finden. [email protected], Info: http://geschichte.fg-vds.de

Sa, 27.10.2012 31. Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen (BoHeTa) Dezember 2012 Vortragsprogramm und Verleihung des Reiff-Preises für (es liegen keine Informationen vor) Amateurastronomie Ort: Hörsaal HMA 10 der Medizinischen Fakultät der Ruhr- Universität Bochum, Kontakt: Peter Riepe, Lortzingstr. 5, D-44789 Bochum, fg-astrofotografi[email protected], Info: www.boheta.de

Sa, 27.10.2012 Tag der Wissenschaft 2012 Ort: Hansestadt Lübeck, Info: http://www.hanse-trifft-humboldt.de

VdS-Journal Nr. 43 Rezensionen 117

Das Jahrbuch an der Wand zum Poster „Das Astronomische Jahr“

von Sven Melchert

Jedes Jahr steht man als Hobbyastronom vor der gleichen Herausforderung: Was wird es in den kommenden zwölf Mo- naten am Himmel zu sehen geben? Wo stehen die Planeten, wann ist Neumond, welche Konjunktionen werden unser Auge erfreuen? Zum Glück kann man all dies in einem astronomischen Jahr- buch nachschlagen. Und wer noch einen Platz an der Wand frei hat, der kann sich sein astronomisches Jahr(buch) dort nun auch als Poster anpinnen.

Das Poster ist 59 cm hoch, 84 cm breit und gliedert sich grob in zwei Teile: Links informiert eine große Zeichnung über die Nachtstunden auf einen Blick, rechts sind runde Karten mit den Sternbildern für jeden Monat des Jahres abgebildet. Das linke Diagramm veranschaulicht durch seine Form die Länge der dunklen Nacht, gibt die Dämmerungszeiten an und zeigt phasen sowie alternative Uhrzeiten zur Das Poster „Das Astronomische Jahr“ den Lauf der Planeten und des Mondes. Benutzung der Sternkarten sind ebenfalls erscheint jährlich im Oktober und ist im Gelbe Schilder weisen zusätzlich auf be- vorhanden. Astronomie-Versandhandel erhältlich; sondere Himmelsereignisse hin. Beidseits der empfohlene Ladenpreis beträgt 14,90 der Abbildung finden sich Texte, die die- Die Autoren Susanne Friedrich, Peter Euro. se und andere Ereignisse erläutern, oft Friedrich und Stephan Schurig haben mit einer zusätzlichen Illustration. den Raum des Posters optimal ausge- nutzt und bieten umfangreiche und de- Die Monatssternkarten im rechten Teil taillierte Informationen, die man auf den des Posters zeigen in der bekannten ersten Blick gar nicht erfassen kann. So Ansicht die Sternbilder des Monats um hat der Betrachter viel zu entdecken, zu- Mitternacht sowie die Positionen der Pla- erst auf dem Poster und später dann am neten und des Vollmonds. Andere Mond- Sternenhimmel. Rezension: CCD-Guide 2012 von Peter Riepe

Wie Bernhard Hubl bereits auf dem allen bisher erschienenen Bildern. Man Deep-Sky-Treffen in Bebra berichte- kann mehr als 3.000 Aufnahmen von Ga- te, hat der Astronomische Arbeitskreis laxien, Sternhaufen, Nebeln, Mond und Salzkammergut im April 2012 für alle Planeten nach allen möglichen Kriterien Interessenten einen „CCD-Guide 2012“ suchen, Bilder zusammenstellen, Objekt- herausgegeben. Bisher erschien dieser daten einholen und vieles mehr. CCD-Guide jährlich als CD mit jeweils neuen astrofotografischen Ergebnissen. Wenn Sie eine solche DVD bestellen Inzwischen hat sich der Umfang aber möchten, so senden Sie bitte eine E-Mail Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: erheblich erweitert. Die neue DVD um- an: [email protected] Die Anschaffung lohnt sich! fasst eine programmierte Datenbank zu

VdS-Journal Nr. 43 VdS-Journal Nr. 43 118 Hinweise / Impressionen

Hinweise für Autoren Wir nehmen sauber getippte Schreib- Text Datenträger maschinenseiten oder Ausdrucke als Ma- Möglichst als MS-Word-Datei (Format: CD, DVD, USB-Stick, bitte keine E-Mail! nuskripte entgegen. In Ausnahmefällen *.doc). Notfalls ASCII oder Fließtext-Da- können nach Absprache mit dem Redakteur tei (Format: *.rtf. *.txt), einspaltig, ohne Versand der Unterlagen auch handschriftliche Texte akzeptiert wer- jedes Layout! Bitte dem Datenträger im- Jeder einzelne Beitrag sollte in einer ge- den. Wer mit dem PC arbeitet, sollte sich an mer einen sauberen Ausdruck beilegen. lochten Klarsichthülle zusammengefaßt die folgenden Vorgaben halten. Im Zwei- sein und folgendes enthalten: felsfall immer eine Rückfrage beim verant- Zeichnungen und Fotos – Namen, Anschrift und Telefonnummer wortlichen Redakteur! Der Text der Beiträ- Aufnahmen als S/W- oder Farbabzüge bitte – Aufsichtvorlagen (Fotos, Ausdrucke) ge darf 10.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) nicht größer als DIN A4-Format, Fotoab- – Kontrollausdruck des gesamten Textes nicht übersteigen. Längere Beiträge müssen züge nur auf Hochglanz-Fotopapier. Nicht inkl. Bildunterschriften und Tabellen- leider zur Überarbeitung, d.h. Kürzung oder als selbst gescannte Datei einschicken! titeln Aufteilung, an den Autor zurückgehen. Das Aufnahmen und Zeichnungen müssen auf – Zuordnung, zu welcher Rubrik der Ziel der Redaktion ist erstklassige Bericht- der Rückseite mit der Bildunterschrift und Beitrag gehört (z.B. „Sonne“) erstattung: Der Autor bestätigt mit seiner dem Namen des Autors versehen sein. Die – Durchnummerierte Liste aller bei- Einsendung, dass der Beitrag (auch nicht in zugehörigen Bildunterschriften für alle Ab- gelegten Teile (mit entsprechenden Teilen oder veränderter Form) noch nicht bildungen zusätzlich bitte auf eine eigene Nummer auf den einzelnen Teilen) anderweitig veröffentlicht oder zur Veröf- Seite bzw. in eine eigene Datei schreiben. – Datenträger mit allen Text- und fentlichung eingereicht ist. Bei mehreren Bilddateien sowie Angaben zu den eingereichten Beiträgen bitte je Beitrag ei- Bilddateien, CCD-Bilder Dateien (verwendetes Programm mit nen Datenträger. Nur als tif- oder jpg-Datei in ausreichend Versionsnummer), je Beitrag 1 Daten- hoher Auflösung. träger Tabellen – Ein Deckblatt für diese Angaben kann Tabellen müssen so angelegt sein, dass Grafiken und Diagramme unter www.vds-astro.de heruntergela- Spalten ausschließlich durch ein (!) Tabu- Mit mindestens 600 dpi als Ausdruck den werden lator-Zeichen getrennt werden. Auf kei- (max. Abdruckgröße 1:1, ohne Raster) nen Fall dürfen die Spalten durch das Ein- mit nicht zu dünnen Linien, möglichst Versandadresse tippen von Leerzeichen gebildet werden. als tif- oder jpg-Datei. Postcript- oder Vereinigung der Sternfreunde e.V. Die Tabellenfunktionen der Textverarbei- Corel-Draw-Dateien können nicht gele- Geschäftsstelle tungssoftware bitte vermeiden. Große Ta- sen werden. Postfach 1169 bellen (über mehrere Seiten) als Ausdruck D-64629 Heppenheim in der gewünschten Form beifügen. [email protected]

Impressionen

1 Links: Die „Lange Wand“ (Rupes Recta) im Licht der untergehenden Sonne auf dem Mond. Aufnahme von W. E. Celnik am 09.09.2012 um 01:58 UT mit einer Kamera DMK41AU02.AS an einem Refraktor 150 mm / 1.100 mm, Brennweite verlängert mit Baader FFC, Bildauswertung mit GIOTTO (30% von 3.000 Frames verwendet) und Photoshop.

2 Rechts: Der abnehmende Mond am 09.09.2012 um 02:24 UT, aufgenommen mit einer DSLR mit Chip in KB-Größe, 1/15 s be- lichtet bei ISO 400 am Refraktor 150 mm / 1.100 mm, Brennweite verlängert mit Baader FFC, Kombination von drei verschieden orientierten Aufnahmen, Bildbearbeitung mit Photoshop (Bildautor: W. E. Celnik).