Gabriel Von Seidl – Pfad Ein Rundgang Durch Die Münchner Innenstadt Liebe Leserinnen Und Leser

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Gabriel Von Seidl – Pfad Ein Rundgang Durch Die Münchner Innenstadt Liebe Leserinnen Und Leser Gabriel von Seidl – Pfad Ein Rundgang durch die Münchner Innenstadt Liebe Leserinnen und Leser, der Münchner Architekt Gabriel von Seidl (1848 -1913) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Historismus in Deutsch- land. Er setzte sich mit der Formensprache der Renaissance und des Barock intensiv auseinander und schuf – über das zeit- typische Zitieren weit hinausgehend – aus der Verknüpfung mit traditionellen Stilelementen einen heute als typisch münchnerisch geltenden Ausdruck des bayerischen Heimatstils. Die so entstandenen zahlreichen unverwechselbaren Bauten Gab- riel von Seidls prägen seine Heimatstadt München bis heute und stellen der aktuell immer stärker globalisierten Architektursprache wohltuende individuelle Akzente entgegen. Zu seinen bekanntes- ten Werken zählen unter anderem das Künstlerhaus am Lenbach- platz, die Fassaden des Karlstor-Rondells, das Lenbachhaus sowie das Bayerische Nationalmuseum und das Deutsche Museum. Gabriel von Seidl setzte sich außerdem für den Erhalt von bedeu- tenden Gebäuden und Monumenten ein und bewies eine ausge- prägte Verbundenheit zu Natur und Landschaft. Als Gründer des Isartalvereins trat er durch konkretes Handeln der drohenden Zer- störung des Isartals durch Boden- und Bauspekulanten entgegen und darf somit als einer der ersten Stadtbildpfleger und Natur- schützer gelten. Gabriel von Seidl in seinem Atelier Zum 100. Todestag von Gabriel von Seidl möchten wir Sie herzlich einladen, sich auf seine Spuren in der Stadt zu begeben und die Bot- schaft seiner Bauten und seines persönlichen Wirkens in diesem Sinne weiterzutragen. Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München Prof. Dr. Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TU München Erich Rühmer, 1. Vorsitzender des Isartalvereins e.V., Altbürgermeister . Gabriel von Seidl Gabriel von Seidl (1848 -1913) ist einer der bedeutendsten Archi- Deutschen Reichs 1871 war somit auch ein eigener Nationalstil tekten des Späthistorismus in Deutschland. Mit zahlreichen Bau- gefunden worden, der im Gegensatz zum Klassizismus auf eine ten und Plätzen prägt er das Bild Münchens bis heute. Kennzei- malerische Wirkung abzielte. Die Architektur sollte lebendige chen seiner Architektur ist ein virtuoser, eigenständiger Umgang Traditionen aufgreifen, um aus regionalen Baumotiven zu einem mit allen Stilrichtungen, die er je nach Bauaufgabe, Auftraggeber künstlerischen Ausdruck zu gelangen. oder städtebaulichem Kontext variierte. Er war mit Künstlern wie Franz von Lenbach, August von Kaulbach oder Rudolf Seitz eng Parallel mit dem Deutschen Haus plante Seidl sein eigenes Wohn- befreundet, schuf zahlreiche Innendekorationen und machte sich haus an der Ecke Mars-/ Seidlstraße und richtete im Rückgebäude darüber hinaus auch als Naturschützer einen Namen. sein Architekturbüro ein. Der Hamburger Stadtbaurat Fritz Schumacher (1869 -1947), der während des Studiums 1890 kurze Obwohl Seidl die Absicht hatte, Maler zu werden, absolvierte er Zeit bei Seidl gearbeitet hatte, berichtete später in seinen Lebens- auf Wunsch des Vaters zunächst eine Schlosserlehre, begann an- erinnerungen von dessen eindrucksvoller und souveräner Art zu schließend ein Ingenieurstudium und wechselte 1869 an das neu entwerfen. Von Hunderten von Zettelkästen umgeben, holte sich gegründete Polytechnikum, die heutige Technische Universität Seidl hier Fotografien, Ornamentstiche und einzelne Zeichnungen München, um bei Gottfried von Neureuther Architektur zu stu- heraus und komponierte, wie es die Bauaufgabe erforderte, dieren. Nach dem Diplom 1874 trat er in den Bayerischen Kunst- immer wieder neue Bauten von großer suggestiver Wirkung, gewerbeverein ein und nahm 1876 an der Ausstellung „Unserer die er gekonnt mit dem Stadtraum verwob. Bei dem Ruffinihaus Väter Werke“ im Münchner Glaspalast mit einer Wohnzimmerein- am Rindermarkt beispielsweise nahm er mit Putzfassaden und richtung im Stil der Deutschen Renaissance teil. Dieses „Deut- Stuckaturen die Altmünchner Tradition von Bürgerhäusern auf. sche Zimmer“ machte ihn schlagartig berühmt. Seidl erhielt in der In der vornehmen Brienner- und Max-Joseph-Straße schuf Seidl Folge zahlreiche Aufträge und über den Bildhauer Lorenz Gedon mit den Häusern Böhler und Schrenck-Notzing Palais' im Stil der sowie die Maler Rudolf Seitz und Franz von Lenbach kam er in die italienischen Renaissance, mit dem Kaulbach- und Lenbachhaus einflussreiche Künstlergesellschaft Allotria. nahm er die italienische Villenarchitektur auf, während er mit der Aufstockung des Karlsplatzrondells neubarocke und mit der St. Den ersten Bauauftrag erhielt Seidl 1879 von seinem aus der Bier- Anna-Kirche im Lehel oder St. Rupert am Gollierplatz neuromani- brauereidynastie Spaten stammenden Onkel, Gabriel Sedlmayr, sche Formen schuf. für ein „Deutsches Haus“ mit Gasträumen an der Sophienstraße, das mit einem aufsehenerregenden hohen Giebeldach ähnlich Mit den von Sedlmayr beauftragten Bräustuben und Bierpalästen wie das „Deutsche Zimmer“ zum Inbegriff für die Wiederentde- – unter anderem dem Arzberger Keller an der Nymphenburger ckung der deutschen Renaissance wurde. Mit der Gründung des Straße, dem Franziskanerkeller an der Hochstraße und dem Spaten- bräu in Berlin – erfand Seidl mit einfachen holzvertäfelten Räumen Das nach der Reichsgründung vertiefte nationale Bewusstsein die gemütliche Stimmung eines typischen bayerischen Bierkellers hatte das Interesse vermehrt auf die Bewahrung der Heimat und und verlieh damit dem Bautypus weltweit Berühmtheit. Landschaft gerichtet. Auch von Seidl war ein leidenschaftlich enga- gierter Naturschützer und Förderer heimischer, ländlicher Bauweisen. In nur zehn Jahren avancierte Seidl zum einflussreichsten Architek- In Bad Tölz, dem Heimatort seiner Mutter, regte er eine Fassaden- ten Münchens. Der Charakter und die Atmosphäre seiner Gebäu- neugestaltung der Häuser an der Marktstraße zur Ortsverschöne- de, mit denen er der Kunststadt München einen architektonischen rung an. 1902 gründete er den „Verein zur Erhaltung der landschaft- Ausdruck verlieh, wurden bewundert. Gleiches Ansehen besaß in lichen Schönheiten der Umgebung Münchens, besonders des der Stadt nur noch Friedrich von Thiersch (1852-1921). Auch außer- Isartales“ (Isartalverein), und als sich 1904 in Dresden der „Bund halb seiner Heimatstadt konnte Seidl mit dem Historischen Muse- für Heimatschutz“ mit dem Ziel, den Heimatstil in der Architektur um in Speyer, der Villa Walther Rathenau in Berlin (zerstört) oder dem zu fördern, konstituierte, zählte von Seidl neben Theodor Fischer Schloss Neubeuern im Inntal bedeutende Bauten errichten. Durch und Hermann Muthesius zu den Gründungsmitgliedern. die Teilnahme an den Weltausstellungen 1893 zusammen mit Franz von Lenbach und Rudolf Seitz in Chicago, 1900 in Paris und 1904 Die letzten großen Bauten von Seidls sind das Bremer Stadthaus, in St. Louis war Seidl einer der Repräsentanten deutscher Archi- das er neben dem alten Renaissance-Rathaus in den historischen tektur im Ausland und wurde mit Preisen ausgezeichnet. Stadtraum einfügte, sowie das von ihm noch in Teilen errichtete Deutsche Museum, dessen Bau nach seinem Tod 1913 sein jün- Mit dem Künstlerhaus am Lenbachplatz, einem Zentrum der Mün- gerer Bruder Emanuel (1856 -1919), der ebenfalls Architektur stu- chner Künstlerbewegung und dem Neubau des Bayerischen Nati- diert hatte, vollendete. Zu Lebzeiten als Protagonist eines neuen onalmuseums an der Prinzregentenstraße erreichte er den Höhe- bürgerlichen Baustils gefeiert, wurde seine Architekturauffassung punkt seiner Karriere. Während er mit dem Künstlerhaus zwischen mit der Moderne, die historische Formen als eklektisch und un- Albert Schmidts neuromanischer Synagoge und Friedrich von schöpferisch ablehnte, verdrängt. Gabriel von Seidls Ideen, aus Thierschs neubarockem Justizpalast als architektonische Antwort dem Ort heraus zu entwerfen und die regionalen Besonderheiten einen Neurenaissancebau schuf, gestaltete Seidl den Monumen- aufzunehmen, führte die nächste Münchner Architektengenerati- talbau des Bayerischen Nationalmuseums wiederum frei aus Archi- on mit Hans Grässel (1860 -1939) und Theodor Fischer (1962-1938) tekturformen, die an Bauten deutscher Renaissancearchitekten – eindrucksvoll fort und vertiefte damit die heutige Vorstellung einer Friedrich Sustris, Elias Holl oder Paul Francke – erinnern. Nach der typisch bayerischen Architektur. Eröffnung 1900 verlieh ihm Prinzregent Luitpold von Bayern als An- erkennung für seine Leistung den Adelstitel und 1908 wurde von Irene Meissner Seidl zum Ritter des Königlich Preußischen Ordens „Pour le Mérite Architekturmuseum der TU München für Wissenschaft und Künste“ erhoben. 1 Lenbachhaus, Luisenstraße 33, 1887 -1892 Das Lenbachhaus war einst Atelier und Wohnhaus des Malers Franz von Lenbach. Gabriel von Seidls Entwurf zeigt die intensive Auseinandersetzung mit der italienischen Renaissance. Der lang gestreckte Atelierbau wurde nach Vorbildern italienischer Garten- casinos errichtet, das ursprünglich frei stehende Wohnhaus im Stil einer italienischen Vorstadtvilla des 16. Jahrhunderts. Ein malerisch gestalteter Garten ergänzt das Anwesen zur arkadischen Garten- villa. Im ersten Obergeschoss des Wohnhauses sind mit den Prä- sentationsräumen Lenbachs herausragende Beispiele für die Aus- stattungskunst Gabriel von Seidls erhalten geblieben. Erst nach der Übereignung an die Stadt München durch die Witwe Franz von Lenbachs wurde 1927/28 durch Hans Grässel der nördliche Aus- stellungstrakt zur Abrundung der Gesamtanlage angefügt. Ehem. Palais Schrenck-Notzing,
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