Schwanksammlungen Im Frühneuzeitlichen Medienumbruch
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seraina plotke stefan seeber (Hg.) Schwanksammlungen im frühneuzeitlichen Medienumbruch plotke · seeber (Hg.) plotke Transformationen Schwanksammlungen seeber eines sequentiellen Erzählparadigmas im frühneuzeitlichen Medienumbruch (Hg.) abliau, Exempel, Märe, Novelle, Fazetie, Schwank – im Spätmittelalter erfreuten sich Kurzerzählungen aller Art großer Beliebtheit. Die meisten wissenschaftlichen Unter- Medienumbruck im frühneuzeitlichen Schwanksammlungen suchungen betrachten diese Texte losgelöst von ihren Über- lieferungskontexten und analysieren sie einzeln und für sich genommen. Tatsächlich sind die Kurzerzählungen jedoch immer in Sammlungen tradiert, sei es in handschriftlichen oder in gedruckten. Der Fokus auf die Verbindung zwischen der epischen Kleinform und dem Textkonglomerat, in dem sie präsentiert wird, eröffnet zahlreiche Untersuchungsper- spektiven. Es sind deshalb vor allem die Spannungsfelder Einzeltext vs. Sammlung und Handschrift vs. Druck, die den Rahmen für die in diesem Band vereinigten Studien bilden. Dabei werden nicht nur deutschsprachige Sammlungen in den Blick genommen, sondern im Vergleich dazu auch fran- zösische, italienische und englische Beispiele berücksichtigt. Universitätsverlag winter isbn 978-3-8253-7905-6 Heidelberg germanisch-romanische monatsschrift Begründet von Heinrich Schröder Fortgeführt von Franz Rolf Schröder Herausgegeben von renate stauf in Verbindung mit cord-friedrich berghahn bernhard huss ansgar nünning peter strohschneider GRM-Beiheft 96 Schwanksammlungen im frühneuzeitlichen Medienumbruch Transformationen eines sequentiellen Erzählparadigmas Herausgegeben von seraina plotke stefan seeber Universitätsverlag winter Heidelberg Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Universitätsverlag Winter GmbH Dossenheimer Landstraße 13 d-69121 Heidelberg www.winter-verlag.de text: © Seraina Plotke · Stefan Seeber (Hg.) 2019 umschlagbild Boccaccio, Giovanni: [Decamerone, deutsch, Ausz.]. Historia Sigismunde, der Tochter des Tancredi von Solernia und des Jünglings Guiscardi. Aus dem Lateinischen des Leonardus Brunus übers. von Niklas von Wyle. [Ulm: Johann Zainer d. Ä., um 1476]. Eingetragen im Gesamtkatalog der Wiegendrucke: gw 0564210n. © Universitätsbibliothek Heidelberg, https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ib01239950/0009, cc by-sa 4.0. lektorat: Dr. Andreas Barth gesamtherstellung: Universitätsverlag Winter GmbH, Heidelberg isbn (Hardback): 978-3-8253-4654-6 isbn (pdf): 978-3-8253-7905-6 doi: https://doi.org/10.33675/2019-82537905 Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. Inhalt Seraina Plotke und Stefan Seeber Ko- und Kontexte Kurzerzählungen zwischen Handschrift und Buchdruck 3 Margit Dahm-Kruse und Timo Felber Lektüreangebote in der mittelalterlichen Manuskriptkultur Formen der Retextualisierung und Kontextualisierung deutschsprachiger Versnovellen 13 Johannes Keller Spuren frühneuzeitlicher Medialität in Heinrich Kaufringers Erzählen 45 Sabine Griese Rosenplüt im Kontext 61 Johannes Klaus Kipf Die humanistische Fazetiensammlung als Buchtyp ‚Missing link‘ zwischen der spätmittelalterlichen Kleinepik handschrift und dem gedrucktem Schwankbuch? 91 Klaus Grubmüller Inszeniertes Erzählen – Thesauriertes Erzählen Über das Verhältnis von Buchdruck und Erzählsituation 123 Nora Viet Der Parangon de nouvelles als Spiegel europäischer Novellenkunst Zur Rezeptions- und Gattungsgeschichte der Novelle in der französischen Frührenaissance (1485–1531) 135 Dominique Brancher und Anne Réach-Ngô Trésor des récréations, Enfer du Decameron Die fazetienhafte Kurzerzählung und ihre moralische Bewertung 153 2 Inhalt Neil Cartlidge Keine Neuigkeiten? Zur Gattung und Gestaltung des englischen Jest-Buchs A Hundred Merry Tales (1526) 175 Caroline Emmelius Fallkontexte Narrativität, Diskursivität und Kotextualität von Mordfällen in Erzählsammlungen des 16. Jahrhunderts 189 Sebastian Coxon „Da lacht der babst“ Zur komischen Erzählmotivik als Mittel der Kohärenzstiftung in Johannes Paulis Schimpf und Ernst (1522) 223 Mario Zanucchi Boccaccios und Petrarcas Griselda in deutschen Schwanksammlungen (mit der Transkription der Griselda-Erzählung aus Dietrich Marolds Roldmarsch Kasten) 243 Linus Möllenbrink Retextualisierung, historische und intertextuelle Anspielungen Dietrich Marolds handschriftliche Schwanksammlung Schmahl Vnndt Kahl ROLDMARSCH KASTEN (1608) 281 Michael Waltenberger Marolds Kreuz Zur Adaptation des Buchtyps Schwanksammlung im Roldmarsch Kasten 317 Seraina Plotke und Stefan Seeber Ko- und Kontexte Kurzerzählungen zwischen Handschrift und Buchdruck Fabliau, Exempel, Märe, Novelle, Fazetie, Schwank – nicht nur im Spätmit- telalter erfreuten sich Kurzerzählungen aller Art großer Beliebtheit. Auch das Interesse der mediävistischen Forschung haben diese Texte seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer wieder auf sich gezogen.1 In jüngerer Zeit standen vornehmlich Gattungsfragen2 und kulturwissenschaftliche Deutungsmus- 1 Unter den älteren Veröffentlichungen sind hervorzuheben: Erich Auerbach: Zur Technik der Frührenaissancenovelle in Italien und Frankreich. Heidelberg 1921; Arend Mihm: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter. Heidelberg 1967; Hanns Fischer: Studien zur deutschen Märendichtung. Tübingen 1968; Hans-Jörg Neuschäfer: Boccaccio und der Beginn der Novelle. Strukturen der Kurzerzählung auf der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. München 1969; Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Vers- novelle. Tübingen 1969; Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich. Göppingen 1971; Peter Brockmeier: Lust und Herrschaft. Studien über gesellschaftliche Aspekte der Novellistik: Boccaccio, Sacchetti, Margarete von Navarra, Cervantes. Stuttgart 1972; Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unter- suchungen zu Geschichte und Funktion der Fabel im Mittelalter. Zürich u. a. 1977; Marie-Thérese Lorcin: Façons de sentir et de penser. Les fabliaux français. Paris 1979; Philippe Ménard: Les fabliaux. Contes à rire du Moyen Age. Paris 1983; Karl-Heinz Schirmer (Hg.): Das Märe. Die mittelhochdeutsche Versnovelle des späteren Mittelal- ters. Darmstadt 1983; Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im Spätmittelalter. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen. München 1985; Charles Mus- catine: The Old French fabliaux. New Haven u. a. 1986. 2 Siehe etwa: Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mittelhochdeutschen Kleinepik. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 107 (1978), S. 121–138; Jan-Dirk Müller: Noch einmal: Märe und Novelle. In: Alfred Ebenbauer (Hg.): Philologische Untersuchungen. FS Elfriede Stutz. Wien 1984, S. 289–311; Joachim Heinzle: Altes und neues zum Märenbegriff. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 99 (1988), S. 277–296; Klaus Grubmüller, L. Peter Johnson und Hans-Hugo Steinhoff (Hg.): Kleinere Erzählformen im Mittelalter. Paderborn 1988; Walter Haug und Burghart Wachinger (Hg.): Kleinere Erzählformen des 15. und 16. Jahrhunderts. Tübingen 1993; Franz-Josef Holznagel: Verserzählung – Rede 4 Ko- und Kontexte. Kurzerzählungen zwischen Handschrift und Buchdruck ter im Vordergrund der Analysen,3 insbesondere wurden Komik und Lachen als signifikante Themenbereiche aufgegriffen.4 Der Mehrzahl der bisherigen Untersuchungen ist gemein, dass sie die Kurzerzählungen losgelöst von ihren handschriftlichen Überlieferungskontexten bzw. Publikationszusammenhän- gen betrachten; die Texte werden isoliert und für sich genommen analysiert. Nur wenige Versuche sind bislang unternommen worden, die einzelnen Geschichten in den jeweiligen Erzählkonstellationen zu untersuchen, in wel- chen sie tradiert sind.5 Ebenso selten sind die von Handschrift zu Handschrift oder Edition zu Edition sich verändernden Kontexte und ihre Bedeutung für die Interpretation des Einzeltextes im Zusammenhang berücksichtigt wor- den.6 – Bîspel: Zur Typologie kleinerer Reimpaardichtungen des 13. Jahrhunderts. In: Christa Bertelsmeier-Kierst und Christopher Young (Hg.): Eine Epoche im Umbruch. Volks- sprachliche Literalität von 1200–1230. Tübingen 2003, S. 291–306; Rüdiger Schnell: Erzählstrategie, Intertextualität und ‚Erfahrungswissen‘. Zu Sinn und Sinnlosigkeit spätmittelalterlicher Mären. In: Wolfram-Studien 18 (2004), S. 367–404; Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Geschichte der europäischen Novellistik im Mittelalter: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen 2006. 3 Vgl. die bibliographischen Anmerkungen bei Otfrid Ehrismann: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter. Darmstadt 2011, S. 11. 4 So beispielsweise: Barbara C. Bowen: Humour and Humanism in the Renaissance. Aldershot 2004; Werner Röcke und Hans Rudolf Velten (Hg.): Lachgemeinschaf- ten. Kulturelle Inszenierungen und soziale Wirkungen von Gelächter im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Berlin 2005; Mark Chinca, Timo Reuvekamp-Felber und Christopher Young (Hg.): Mittelalterliche Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Berlin 2006; Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales 1350–1525. London 2008; Werner Röcke: Die Zerdehnung der Pointe. Inszenierte Mündlichkeit und sozialer ‚common sense‘ in Jakob Freys Gartengesellschaft. In: Beate Kellner, Jan-Dirk Müller und Peter Strohschneider (Hg.): Erzählen und Episteme. Literatur im 16. Jahrhun- dert. Berlin 2011,