Abgeprüft – Interessantes Aus Der Sortenzüchtung
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SORTEN UND ZÜCHTUNG Abgeprüft – Interessantes aus der Sortenzüchtung Viele der zur Sortenprüfung angemeldeten Sorten sind mittlerweile gegen Schorf resistent. Der Geschmack resistenter Sorten bleibt nicht mehr hinter jenem von nicht resistenten Sorten zu- rück. In dieser positiven Entwicklung jedoch hat das Jahr 2013 die Grenzen der monogenen Resis- tenz-Züchtung deutlich aufgezeigt. Nicht nur in vielen extensiv bewirtschafteten Mostobst-Anlagen und schwach gespritzten Tafelobst-Anlagen kam es zu starkem Schorfbefall, sondern auch in der Öko-Sortenprüfung. Damit war das Jahr 2013 für die Sortenprüfung insbesondere in Bezug auf den Schorfbefall bei schorfresistenten Sorten interessant. Dies ist umso brisanter, als dass in der Sor- ten-Prüfung unter Öko-Bedingungen ein Resistenz-Management gegen Schorf während der Ascospo- ren-Saison durchgeführt wird. Der diesjährige Schorfbefall lässt nun manch vielversprechende Sorte in einem neuen Licht erscheinen. ‚Deljonca‘ entstand aus zwei Num- Dies hat sich auch auf den Obsthöfen be- begrenzt, bislang stehen nur geringe mernsorten des Züchtungsprogramms stätigt, wo ‚Deljonca‘ mit ersten Bäumen Stückzahlen in der Baumschule Verbeek der Baumschule Delbard (F). Sie reift in der Praxis steht. (NL). Für die Pflanzsaison 14/15 hat die am Bodensee Anfang August etwa fünf POB Leicht&Wetzler einen Veredlungs- Tage nach ‚Collina‘, am Neckar eher mit Der Baum wächst mittelstark und auf- auftrag erteilt. ‚Delbarestivale‘ und hat für eine Frühsor- recht, er hat gesundes Laub, ist locker te eine hohe Festigkeit. Die Früchte sind aufgebaut, garniert gut und zeigt keine CPRO 037 entstammt einer Kreuzung leicht stielbauchig hochgebaut und klein Verkahlung. Alternanz konnte bislang aus ‚Elise‘ und einer Zuchtnummer mit bis mittelgroß. Sie sind saftig, knackig und nicht beobachtet werden. Das Ertragsver- vf-Resistenz. Sie reift mit bzw. kurz nach leicht säuerlich. Für eine Frühsorte besitzt halten kann als mittelhoch bis hoch einge- ‚Elstar‘ und auch die Lagerfähigkeit ist ‚Deljonca‘ ein sehr gutes Shelf-Life. Der stuft werden. Der Baum ist standhaft ge- vergleichbar mit ‚Elstar‘. Die Früchte gen Mehltau, Krebs konnte bislang nicht Kaliberbereich 60–70 mm. In Jahren mit festgestellt werden. ‚Deljonca‘ zeigte im sehr gute Ausfärbung auf. Die Frucht- guten Bedingungen zur Ausfärbung wird „Schorf-Prüfjahr“ 2013 keinen Schorf. größe ist mittelgroß bis großfrüchtig. Sie ein Deckfarben-Anteil von 40–100 % er- hat eine hohe Festigkeit, eine knackige reicht. In Jahren mit schlechter Ausfär- Bereits letztes Jahr wurde die Prüfung Textur und ist süß bis feinsäuerlich, saf- bung hingegen kann die Ausbildung der von ‚Deljonca‘ beendet. Sie wird sei- tig und aromatisch. Im Haushaltspanel Deckfarbe sehr schwach ausfallen [Gra- tens der Sortenprüfung als sehr interes- des KOB schnitt CPRO 037 hinsichtlich . Bei einem weiten Erntefenster kann sante, schorf-resistente Sorte beurteilt. Geschmack und Gesamteindruck etwas Die Baum-Verfügbarkeit ist derzeit besser ab als ‚Elstar‘ . auf einer Skala von 0 bis 9 (0 = sehr schlecht; 9 = sehr gut) 4 Öko-Obstbau 1 | 2014 SORTEN UND ZÜCHTUNG ßig über ‚Galiwa‘ publiziert worden (Monatsschrift 11/11, Öko-Obstbau 1/12, European Fruit Magazine 4/12). ‚Galiwa‘ wurde, so die Information des Lizenz-Inhabers Artevos, unter anderem auch für den Anbau in kalte Regionen ge- Tabelle 1: Ertragsverhalten von ‚Deljonca‘, CPRO 037 und ‚Dalinsweet‘ in den Jahren 2008–2013 am KOB züchtet. Die insgesamt interessanten Ei- genschaften wie mittelhoher Ertrag, rote Der locker aufgebaute Baum wächst auf- Der optisch ansprechende Apfel ist hoch- Optik, gutes Aroma und wenig Alternanz recht mit ruhiger, mittlerer Wuchsstärke. Er gebaut und tendenziell stielbauchig. Er verbunden mit einer vf-Schorf-Resistenz fällt durch gesundes Laub auf, garniert gut - lassen ‚Galiwa‘ als aussichtsreichen und verkahlt nicht. Die Äste haben einen tige Deckfarbe mit deutlich erkennbaren Kandidaten für einen „Bio-Gala“ er- mäßig steilen Abgangswinkel und verzwei- scheinen. Sowohl in der Prüfung am Bo- gen ausgeglichen. Die Ertragseigenschaften fest, knackig, saftig mit fester Schale, der densee wie auch an der Laimburg wurde können noch nicht abschließend beurteilt Geschmack süßlich, aber wenig charakte- jedoch die Eigenschaft einer gestaffelten werden. Es kann von einem grundsätzlich ristisch. Auffällig war die sehr gute Lager- Reife verbunden mit einer verzögerten guten Ertragsverhalten ausgegangen wer- fähigkeit in Weinsberg, es konnten keine Ausfärbung beobachtet. In warmen Jah- den. Jedoch ist momentan unklar, warum Ausfälle durch pilzliche Lagerkrankheiten ren und Lagen sei die Ausfärbung man- der Ertrag im 5. Standjahr 2013 stark zu- beobachtet werden. Allerdings verliert gelhaft, so die Sortenprüfung. rückgegangen ist . Auch an der LVWO ‚Dalinsweet‘ in der Lagerung viel Wasser, Weinsberg ist der Ertrag 2013 deutlich ein- was laut Dr. Franz Ruess zu ausgeprägtem ‚Ariane‘, und andere: In neuem Licht gebrochen. Sollte dieses Verhalten eine be- Schrumpeln führte. erscheinen vor allem zwei Sorten. ‚Ari- ginnende Alternanz anzeigen, so geht Dr. ane‘ wurde in den letzten Jahren wegen Franz Ruess dennoch davon aus, dass eine Der Baum ist ausreichend wüchsig mit ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Re- solche bei CPRO 037 beherrschbar sei. tendenziell waagerechten Astabgängen. - Auf Praxisbetrieben am Bodensee ver- tente Sorten gerade am Bodensee be- CPRO 037 gehört im Schorf-Jahr 2013 zweigt, garniert und fruchtet er sehr gut, trachtet. ‚Ariane‘ ist in Frankreich eine zu jenen vf-resistenten Sorten, die weder was ihn dort zu einem sicheren Massenträ- Clubsorte, so dass eine Einführung sich Frucht- noch Blattschorf zeigten. An der ger macht, was auch die Sortenprüfung am in Deutschland als sehr schwierig gestal- LVWO Weinsberg wurde weder Krebs- KOB bestätigt . Dem widersprechend tete. Von dort war bereits bekannt, dass noch Mehltau-Anfälligkeit beobachtet, ist er in Heuchlingen eher verkahlend, ‚Ariane‘ eine vergleichsweise schwache auch Berostung war nicht auffällig. stark wüchsig mit langen Fruchtruten und Resistenz gegen Schorf ausprägt. Dieser hängendem Holz. Dieses Wuchsverhalten Sachverhalt wurde dieses Jahr an zahl- Eine allgemeine Baumverfügbarkeit ist spiegelte sich an diesem Standort auch im reichen süddeutschen Standorten bestä- momentan noch nicht gegeben. Über den Ertrag wieder: nur in einem von sechs Prüf- tigt: Überall hat ‚Ariane‘ starken Blatt- AK Sorten der Föko werden in der jet- jahren wurde ein voller Ertrag erreicht. und Fruchtschorf bekommen. - zungen in Deutschland verteilt. Für die In der Praxis hat ‚Dalinsweet‘ auch Aus den Sortenverkostungen der letzten im Schorf-Jahr 2013 bei einem ‚To- Jahre ist manchem die ‚Braeburn‘-ähnliche bestellt, allerdings ist die weitere Ent- paz‘-Spritzprogramm keinen Schorf be- Sorte PP15 mit interessanten Ertragseigen- wicklung dieser Sorte vorerst offen. kommen. Mehltau wurde allerdings in schaften noch in Erinnerung. Auch PP15 Heuchlingen in mehreren Jahren stark hat 2013 starken Blatt- und Fruchtschorf ‚Dalinsweet‘ ist eine Kreuzung aus ausgeprägt beobachtet. Außerdem zeigt bekommen. Auch ‚Galant‘ zeigte unter ‚Fuji‘ mit einem Schorf-Resistenzträger. sich ‚Dalinsweet‘, nicht nur wegen des den vorherrschenden Bedingungen starken Sie ist eine spätreifende Sorte und wird späten Ernte-Termins, als sehr anfällig Schorf an Blatt und Frucht. Hier bleibt der vor bzw. mit ‚Fuji‘ geerntet. Der späte weitere Verlauf der Prüfung abzuwarten. Erntezeitpunkt kollidiert für viele Be- triebe mit ‚Braeburn‘ und SQ 159, bei ‚Galiwa‘: In den einschlägigen Fach- ‚Admiral‘: Nach den ernüchternden einigen kommt auch ‚Fuji‘ noch hinzu. zeitschriften ist in letzter Zeit regelmä- Erfahrungen mit vermeintlich schorf- Öko-Obstbau 1 | 2014 5 SORTEN UND ZÜCHTUNG resistenten Sorten in 2013 wächst die Heuchlingen: Während zur Ernte keine Hoffnung in Sorten mit polygener Re- sistenz einmal mehr. Im Mostobst ist war die Wasserversorgung im Gegensatz die Sorte ‚Delia‘ ein Beispiel einer po- zu anderen Jahren im Mai und Juni sehr lygen resistenten Sorte, im Tafelobst ist gut. Inwiefern ein Zusammenhang zwi- ‚Admiral‘ wohl der bis jetzt interessan- schen guter Wasser- (und Calcium-) Ver- teste Vertreter. sorgung und dem Ausbleiben von Stippe besteht, bleibt abzuwarten. ‚Admiral‘ ist eine Sorte mit gegensätz- lichen Werten für Anbauer und Konsu- ‚Dessertnaja‘: Die Birne ‚Dessert- menten. Der Konsument wird durch ein naja‘ kommt aus einer Kreuzung von langes Shelf-Life und hervorragenden ‚Bosc’s Flaschenbirne‘ x ‚Oliver de Geschmack bestochen. In Bayern führte Serres‘ und ist vor allem für die Direkt- die Attraktivität der Sorte zu einem Kauf- vermarktung interessant. Sie ist eine verhalten, welches der direktvermarkten- frühe Birnen-Sorte und wird etwa drei de Obstbauer als „Admiralitis“ diagnos- Wochen vor ‚Conference‘ geerntet. Be- tizierte: Während die Kunden nur noch zeichnend ist das dekorative Aussehen ‚Admiral‘ kauften, blieben andere Sorten einer gelbgrünen Grundfarbe mit roter unangetastet. Nur der ebenfalls für seinen Backe. Sie schmeckt knackig saftig, süß Geschmack bekannte ‚Allurél‘ konnte und mit etwas mehr Säure erfrischend. sein Gesicht noch wahren. Im Ertragsverhalten ist ‚Dessertnaja‘ in einzelnen Jahren etwas schwächer als Der Obstbauer hingegen hat es mit ei- ‚Conference‘, die Fruchtgröße ist klei- nem eigenwilligen Baum zu tun. Er ner als bei ‚Conference‘. verzweigt nur unwillig, sodass er un- erzogen eher sparrig wirkt. Auf Erzie- hungsmaßnahmen wie Binden reagiert er positiv, indem