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BUDAPEST FESTIVAL ORCHESTRA IVÁN FISCHER DIRIGENT PETRA LANG MEZZOSOPRAN Abo: Orchesterzyklus I – Meisterkonzerte In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy- klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E 4I5 Richard Wagner (um 1860) RICHARD WAGNER (1813 – 1883) »Siegfried-Idyll« E-Dur WWV 103 (1870) »Wesendonck-Lieder« WWV 91 (1858) (Fassung von Felix Mottl) ›Der Engel‹ ›Stehe still!‹ ›Im Treibhaus‹ ›Schmerzen‹ ›Träume‹ – Pause ca. 20.50 Uhr – LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770 – 1827) Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« (1808) Erwachen heiterer Empfindungen bei derA nkunft auf dem Lande. Allegro ma non troppo Szene am Bach. Andante molto moto Lustiges Zusammensein der Landleute. Allegro Gewitter, Sturm. Allegro Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm. Allegretto – Ende ca. 22.00 Uhr – 6I7 PROGRAMM 8I9 SINFONISCHER GRUSS FÜR COSIMA Anlass für die Komposition war ein Geburtstagsständchen. Wagner komponierte das Stück RICHARD WAGNER »SIEGFRIED-IDYLL« E-DUR WWV 103 heimlich im Spätherbst 1870 und übergab es dann dem Dirigenten Hans Richter, der es mit Mitgliedern des Zürcher Tonhalle-Orchesters einstudierte. Als Überraschung für Cosima Wagner Den Namen Richard Wagner verbindet man fast ausschließlich mit Musikdramen. Dass der erfolg- wurde das Werk am 25. Dezember, an dem sie ihren 33. Geburtstag feierte, uraufgeführt. Der Titel reiche Bühnenautor eine leidenschaftliche Vorliebe für Instrumentalmusik hatte, wird dagegen der Handschrift lautete »Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als wenig beachtet. Ein Grund dafür mag in einer oft wiederholten Theorie liegen, die der Komponist Symphonischer Geburtstagsgruss Seiner Cosima dargebracht von Ihrem Richard 1870«. Wagner selbst mit verbreitete: Wagner, so heißt es, habe aus Einsicht in die historische Notwendigkeit sagte später, dies sei seine einzige Komposition, zu der er das Programm bis aufs ›und‹ schreiben das Sinfonienschreiben aufgegeben, um die Errungenschaften der Beethoven’schen Sinfonie im könnte – uns ist es leider nicht überliefert. Klar ist immerhin, dass das »Siegfried-Idyll« einen sehr »Kunstwerk der Zukunft«, dem Musikdrama aufgehen zu lassen. Tatsächlich weisen Wagners Musik- privaten Hintergrund hatte. Aus diesem Grund widersetzte sich Cosima auch der Veröffentlichung, dramen aber nur wenige sinfonische Züge auf. Verschiedene Äußerungen des Komponisten be- die dann jedoch durch Wagners drückende Schulden erzwungen wurde. legen zudem, dass er zeitlebens davon träumte, ein bedeutender Sinfoniker zu werden. Immer wieder machte er Skizzen zu geplanten Orchesterwerken, vollendet wurde aber nur eine Sinfonie, Der Titel »Siegfried-Idyll« hat einen doppelten Sinn: Zum einen bezieht er sich auf Wagners Sohn, das Jugendwerk in C-Dur aus dem Jahr 1832. Die einzige bedeutende Instrumentalkomposition den 1869 geborenen Siegfried (»Fidi«). Zum anderen ist das Musikdrama »Siegfried« gemeint, der des reifen Wagner ist das »Siegfried-Idyll«. dritte Teil der »Ring«-Tetralogie. Nahezu das gesamte thematische Material des Orchesterwerks ist der Opernpartitur entlehnt. Dadurch wird es allerdings nicht zum Potpourri, denn Wagner kombiniert die zunächst nacheinander vorgestellten Motive und Themen vielfältig miteinander. So ebnet er die dramatischen Kontraste ein und schafft ein selbstständiges Werk von einer ganz eigenen, wehmütig-lyrischen Klanglichkeit. Der neue BMW 5er Gran Turismo www.bmw.de/ Freude am Fahren HEIMLICHE LIEBE 5erGranTurismo RICHARD WAGNER »WESENDONCK-LIEDER« WWV 91 Bereits am 12. Juli 1862 teilte Wagner seinem Verleger Schott mit, »dass ich [...] meine bisherige Abneigung, ein Heft Lieder herauszugeben, überwunden habe, und solche Sammlung von fünf Kompositionen, die ich zu meinen besten Arbeiten zähle, demnach zur Veröffentlichung [...] bereit halte.« Was hatte ihn wohl bewogen, sich mit der kleinen Gattung des Liedes zu beschäftigen? Die Antwort auf diese Frage führt einige Jahre in der Biografie des Komponisten zurück: 1849 flüchtete Wagner, der in Deutschland wegen seiner Beteiligung am Dresdner Maiaufstand steck- brieflich gesucht wurde, nachZ ürich. Dort lernte er 1852 den Industriellen Otto Wesendonck und seine junge Ehefrau Mathilde kennen. Wesendonck wurde sein Mäzen, und ab Mai 1857 wohnten FREUDE IST MUSIK IN IHREN OHREN. Wagner und seine Frau Minna in einem Landhaus auf dem großen Grundstück der Wesendonck- schen Villa. Der Komponist ging im Haus seines Wohltäters ein und aus; Mathilde wurde seine ERLEBEN SIE EINEN UNVERGESSLICHEN ABEND. EINZIGARTIG WIE DER NEUE BMW 5er GRAN TURISMO. DER ERSTE SEINER ART. Muse, womöglich seine Geliebte. Im November 1857 vertonte er mit ›Der Engel‹ erstmals einen Text der Amateurdichterin. BMW EfficientDynamics Weniger Verbrauch. Mehr Fahrfreude. Das zuletzt komponierte Lied, ›Im Treibhaus‹, entstand im April 1858, als die Beziehung der BMW Niederlassung Dortmund Nortkirchenstraße 111, 44263 Dortmund, Telefon 0231 / 95 06 - 110, www.bmw-dortmund.de Ehepaare Wagner und Wesendonck schon zu zerbrechen begann. Minna fing nämlich in dieser 10I11 WERKE Zeit einen Liebesbrief Richards an Mathilde ab und provozierte einen Eklat. Daraufhin stellte pur, die sich natürlich aus dem programmatischen Überbau des Werkes ergibt. Allerdings wollte sich Otto Wesendonck vor seine Frau und zog sich von den Wagners zurück. Richard trennte Beethoven ausdrücklich keine rein illustrative Musik schreiben. Das geht schon aus seiner be- sich von Minna und flüchtete nachV enedig, wo er die fünf Lieder, deren Originalmanuskripte er rühmten Bemerkung hervor, die Sechste sei »mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei«.A uch Mathilde geschenkt hatte, nach seinen Skizzen noch einmal neu komponierte. der Untertitel »Erinnerung an das Landleben« weist darauf hin: Nicht die reale Natur soll in Tönen dargestellt werden, sondern ihre Wirkung auf ein vermittelndes Subjekt. Daher hält sich Beet- Nicht nur der Liedzyklus, sondern auch das etwa zur gleichen Zeit komponierte Musikdrama hoven auch an die überlieferten Formen – etwa Sonatensatz, Scherzo oder Rondo –, anstatt wie »Tristan und Isolde« ist eng mit Wagners Liebe zu Mathilde Wesendonck verbunden, denn diese spätere Protagonisten der Programmmusik neue zu erfinden, die nur durch eine außermusika- Liebe verband sich in der Vorstellung des Komponisten mit der heimlichen, verbotenen Beziehung lische Handlung motiviert sind. Tristans zu Isolde, der Gattin seines Königs und Lehnsherrn. Zwei der »Wesendonck-Lieder« be- zeichnete Wagner ausdrücklich als Studien zu »Tristan und Isolde«: ›Träume‹ nimmt das Duett im Natürlich fehlt die »Malerei« nicht ganz: Man glaubt, im ersten Satz das Heranrollen der Kutsche zweiten Akt der Oper vorweg und ›Im Treibhaus‹ das Vorspiel zum dritten Akt. Darüber hinaus zu hören, im zweiten das Murmeln des Bachs und gegen Ende eine Vogel-Kadenz (Beethoven no- teilt das Lied ›Der Engel‹, sicher nicht zufällig, mit »Tristan und Isolde« die Thematik der To- tierte in der Partitur sogar »Nachtigall«, »Wachtel« und »Kuckuck«). Der dritte Satz, der an Scher- dessehnsucht und Erlösung. zostelle steht, parodiert liebevoll die Musizierweise von Dorfmusikanten: Am Anfang wechseln sich zwei Kapellen ab, eine spielt in F-Dur, die andere ohne Überleitung in D-Dur. Sforzati stehen für derbes Fußstampfen, und im Mittelteil scheint die Oboe ihren Einsatz um zwei Schläge zu VON MENSCH UND NATUR verfehlen, während das Fagott mit seinen Basstönen noch weiter hinterher hinkt. Grollende Celli, LUDWIG VAN BEETHOVEN SINFONIE NR. 6 F-DUR OP. 68 »PASTORALE« Kontrabässe und Pauken, dazu Tremoli und abwärts stürzende Dreiklänge der Geigen malen im vierten Satz Donner und Blitz eines Gewitters. Als Ludwig van Beethoven seine »Pastorale« der Öffentlichkeit vorstellte, waren die Rahmenbe- dingungen alles andere als ideal: Zunächst einmal erscheint das Programm der Akademie am Beethoven bietet seinen Zuhörern jedoch noch mehr und weit Tiefgründigeres, nämlich mu- 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien selbst für die damaligen Verhältnisse zu lang: Es sikalische Analogien zu dem, was in seinen Augen das Wesen der Natur ausmachte: das Prinzip bot außer der sechsten noch die fünfte Sinfonie, das vierte Klavierkonzert, die Chorfantasie op. der Beständigkeit im ewigen Wandel. Gerade der erste Satz, sonst oft Schauplatz dramatischer 80, Teile der C-Dur-Messe und die Konzertarie »Ah! Perfido«. Erschwerend kamen noch die eisige Konflikte, verweigert sich jeglicher Entwicklung und scheint mit seinen unzähligen Motivwieder- Kälte im Saal und die mangelhafte Ausführung der neuen Werke hinzu: »Sänger und Orchester«, holungen die Zeit außer Kraft setzen zu wollen. Mittel musikalischer Veränderung wie Leittöne, so berichtet der Komponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt, »waren aus sehr Chromatik und auffällige Modulationen kommen nur selten vor, reine Durklänge umso öfter. Für heterogenen Theilen zusammengesetzt, und es war nicht einmal von allen auszuführenden den zweiten Satz, dessen murmelnder Bach geradezu ein Sinnbild für Bewegung und Stillstand, Stücken, die alle voll der größten Schwierigkeiten waren, eine ganze vollständige Probe zu ver- Wechsel und Ewigkeit ist, findet Beethoven die musikalische Entsprechung des Variierens: Das anstalten möglich geworden.« Warum mutete Beethoven Musikern und Zuhörern solche Stra- Thema bleibt immer gleich und wird doch stets neu beleuchtet. Einleuchtend