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Horst Fascher Let the Good Times Roll! Der Star-Club-Gründer erzählt Aufgezeichnet von Oliver Flesch WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN SGS-COC-1940 Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100 Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier München Super liefert Mochenwangen. Taschenbuchausgabe 08/2007 Copyright © 2006 by Eichborn AG, Frankfurt am Main Copyright dieser Ausgabe © Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH www.heyne.de Printed in Germany 2007 Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie, Werbeagentur München – Zürich, nach einem Entwurf von Christina Hucke Fotos: © Horst Fascher Satz: Uhl+Massopust,Aalen Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-453-64035-1 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 5 »My appearance at the Star-Club Hamburg was a delight. Such a lot of fun. Great memories! Horst, let the good times roll!« Ray Charles Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 6 Widmung In Liebe für meine Kinder Brigitte,David, Rory und Marie Sophie. In Treue für meine Brüder Uwe und Fredi. In Gedenken an meine Eltern Margarete und Hermann und meinen Bruder Hans-Werner. In Erinnerung an Manfred Weißleder. Mein Dank gilt meiner geliebten Frau Birgit, die mir die Kraft gegeben hat, dieses Buch zu verwirklichen. Horst Fascher Für Gustav Jandek,Tarik, Ronnie und Wieland, Joel und Joey, meiner geliebten Carina und meinen Eltern im Besonderen. Oliver Flesch 6 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 7 Inhalt Vorwort Horst Fascher 10 Prolog 12 »Travelin’ Man« – Vier Beatles und ein Büstenhalter 17 »Blue Days, Black Nights« – Aufwachsen in Dunkel- deutschland 32 »Home Is Where The Heart Is« – Zurück in meiner Stadt 40 »51er Kapitän« – Va ter kommt! 46 »Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n« – Das erste Mal 56 »WillYo u Still Love Me To morrow« – Die erste Liebe 59 »Rock Around The Clock« – Vom Rock ’n’ Roll-Virus infiziert 63 »Crying,Waiting, Hoping« – Ein Schlag zu viel 67 »Money,Honey« – Vom Freier zumVerehrer 78 »Race With The Devil« – Einstieg ins Rock ’n’ Roll-Geschäft 73 »Twist & Shout« – Sechs Monate »Urlaub« 84 »A Young Man Is Gone« – Wie die Beatles einen guten Freund verloren 103 »Let’s Go,Let’s Go,Let’s Go« – Die Star-Club-Eröffnung 107 7 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 8 »Too Much Monkey Business« – Lauter Beatles-Blödsinn 113 »Hully Gully« – Rumble im Star-Club tonight! 128 »Girls, Girls, Girls (Are Made To Love)« – Von Mädchen und Mördern 133 »Crazy Legs« – Warum GeneVincent meinen Bruder Fredi umbringen wollte … 138 »Dim Dim The Lights« – Die Rückkehr der Sechserlocke 142 »I’m Walkin’« – Fats Domino und der St.-Pauli-Marathon 149 »Tutti Frutti« – Little Richard und die »verbotene Frucht« 157 »Shout« – Wie Joey Dee den Punkrock erfand 165 »Let’s Tw ist Again« – Chubby Checker und die weiße Frau 168 »Hallelujah, I Love Her So« – Ein unmoralisches Angebot beim Blindenschach 174 »Real Wild Child« – »Horst, du bist der wahre Killer!« 183 »You Can’t Catch Me« – »Die hau’n dich tot, Chuck!« 191 »(You’re The) Devil In Disguise« – »Aber was bekommt Elvis?« 193 »Satisfaction« – Ihr müsst leider draußen bleiben 197 »Future Tr ip« – Das »Jimi-Hendrix-Desaster« 200 »Summer’s Gone« – Die Party ist vorbei 203 »We Gotta Get Out Of This Place« – In Vietnam 213 »One Way Ticket To The Blues« – Wie ich ans Ende derWelt kam 218 »Don’t BogartThat Joint, My Friend« – Eine neue Erfahrung 226 »Bringing It All Back Home« – Ein sinnloser Krieg 228 8 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 9 »Bring Back Those Doo-Wopps« – Willkommen in der Hölle auf Erden 233 »Little Town Flirt« – Ihr Name warTu i 238 »Run Through The Jungle« – Unter Beschuss 244 »Wild Thing« – Das begehrteste Rehauge und ich 249 »Ice Cream Man« – Mitten im Krieg 252 »Just Like Jesse James« – Volker hört das Signal 258 »Friends« – Freunde hat man … 264 »Respect« – Mal wieder gerade machen müssen 267 »When A Soldier Makes It Home« – Ein Haufen neuer Buddys 272 »Love, Love, Love« – Die erste Frau fürs Leben 274 »Lovin’ Up A Storm« – Eingekesselt 278 »Green, Green Grass Of Home« – Va ter noch einmal glücklich machen 281 »Rock My Soul« – Management eines Flohzirkus 284 »It’s So Hard To Say Goodbye To Ye sterday« – Star-Club II 289 »The Day The Music Died« – Schicksalsschläge 294 »That’s What Friends Are For« – Danke, Paul… 304 Nachwort von Oliver Flesch 313 9 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 10 Vorwort Als mein Freund, Star-Club-Boss Manfred Weißleder, Ende der Siebzigerjahre so elendig verstarb, kam mir zum ersten Mal die Idee,mein bewegtes Leben in einem Buch zu verar- beiten. Ich wollte dem Star-Club,der für ein paar großartige Momente der Popkultur der magischste Ort der Welt war, ein Denkmal setzen. Dieses Buch ist für Menschen, die sich für die Geschichte hinter der Geschichte interessieren. Für die wahren Fans. Men- schen wie Jürgen Warres,der damals mit seinem klapprigen Mofa extra aus Berlin über die Transitstrecke in den Star-Club kam, nur um einmal die Beatles zu sehen. Für die unzähligen Rock ’n’ Roller, die sich das Geld für Eintritt und Bier vom Munde absparen mussten.Viele treffe ich heute noch, die meis- ten sagen:»Die Star-Club-Zeit war die schönste meines Lebens.« Es waren nur knapp drei Jahre,die ich im Star-Club ver- bringen durfte. Die Party war 1965 vorbei. Doch das Leben ging nach meinem erzwungenen Ausstieg weiter. Ich erlebte, man könnte auch sagen, überlebte den Vietnam-Krieg, grün- dete mit den Les Humphries Singers eine der erfolgreichsten Bands der Siebzigerjahre, eröffnete den Star-Club wieder und musste ein paar Schicksalsschläge wegstecken, die so hart wa- ren,dass ich mich heute noch frage,wie mir das gelungen ist. Und es gibt noch einen weiteren Grund für dieses Buch: Aus mir unerklärlichen Gründen versuchen selbst ernannte 10 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 11 Gralshüter die Ausschweifungen der Beatles während ihrer Hamburger Tage abzuschwächen. So nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.Fakt ist: Das Leben der Beatles auf St. Pauli war purer Rock ’n’ Roll. Mit all seinen Facetten. Guten und schlechten. Und warum auch nicht? Im Grunde genommen machten sie nichts anderes als all die an- deren Jungs ihres Alters. »Ich bin in Hamburg erwachsen geworden, nicht in Liver- pool«, verriet John Lennon einst. Und damit lag er richtig.Ich weiß es, denn ich war dabei. Horst Fascher, Hamburg, im Januar 2006 11 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 12 Prolog Hamburg,Untersuchungsgefängnis Holstenglacies, Mai 1966 Ich kann ihn hören,den Beat.Was das Ganze nur noch schlim- mer macht. Es ist laut da draußen, klingt fast so,als ob ich auf der Großen Freiheit vor dem Star-Club stehe und die Jungs drinnen spielen höre. Aber eben nur fast. Seit einer kleinen Ewigkeit hüpfe ich am vergitterten Fenster hoch, um wenigs- tens für einen Sekundenbruchteil irgendetwas von dem Trei- ben vor der Konzerthalle mitzubekommen. Unbändige Wut mischt sich mit purer Verzweiflung.Wut, weil ich eingeschlossen bin,Verzweiflung, weil ich nicht raus darf. Meine Zelle liegt im vierten Stock des Hamburger Un- tersuchungsgefängnisses Holstenglacies, vis-à-vis zur Ernst- Merck-Halle.Es ist eng und stinkt nach Desinfektionsmitteln. Auf der Fläche eines zu kurz geratenen Korridors umgeben mich schmuddelige,kalkgeweißte Zellenwände.Meine Vorgän- ger haben sich auf ihnen mit derben Kritzeleien kleine Denk- mäler geschaffen. Das Mobiliar ist karg: Ein Stuhl, ein Tisch, Pritsche,ein Hängeschränkchen,Waschbecken und Klo.Sonst nichts. Das vergilbte Familienfoto auf demTisch wirkt fast wie ein Fremdkörper in dieser trostlosen Umgebung. Um aus dem Knastfenster wirklich rausgucken zu können, müsste man ein Hüne sein, nicht ein 1,70 Meter kleiner Federgewichtler. Ich 12 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 13 versuche mich zu trösten. Immerhin kann ich den Himmel und manchmal sogar einen vorbeifliegenden Vogel sehen. Da ist er wieder,der treibende Beat. Er klingt irgendwie unwirklich, fast wie aus einer anderen Welt. Singt Paul gerade? Oder ist es John, George oder gar Ringo? Scheiße,ich kann ja nicht einmal genau hören, welchen Song sie gerade singen. Ich starre die Eintrittskarte an. Wieder und wieder lese ich: »BRAVO-Beatles-Blitztournee,Sonntag,26.Juni 1966,19 Uhr, Ernst-Merck-Halle«, und dann die zwei netten Zeilen, die Brian, der Beatles-Manager,auf die beigelegteVisitenkarte ge- schrieben hat: »Grüße, Brian Epstein. Dies ist dein Ticket!« Original-Beatles-Eintrittskarte, unabgerissen, weil Horst im Knast saß, 1966 Die Beatles. Die Jungs, meine Jungs. John, Paul,George und Ringo. Es ist erst ein paar Jahre her, dass meine Mutter ihre dreckige Unterwäsche wusch, die vier Hungerhaken mit ihrer 13 Fascher_Let the good_NEU.qxd 03.06.2007 18:53 Uhr Seite 14 leckeren Erbsensuppe aufpäppelte.»Damit sie endlich mal was zwischen die Rippen bekommen.« Und heute? »Möglicher- weise sind wir inzwischen populärer als Jesus«, hatte John Len- non vor Kurzem gesagt, und vielleicht trifft es das sogar. Im- merhin mischen sie seit 1963 die komplette Musikbranche auf, belegen zeitgleich die Plätze eins bis fünf der amerikanischen Charts.Noch nicht einmal Elvis,der King,kann ihnen im Mo- ment dasWasser reichen.Als ich sie das letzte Mal vor etwa vier Jahren im Star-Club traf,sah das noch ganz anders aus.Da hat- ten sie gerade mal ihre erste Single »Love Me Do« auf dem Markt.Und ich hasste das Ding von Anfang an.Als Paul es mir Monate vor der Veröffentlichung vorsang, sagte ich: »Vergiss es! Das wird nichts, bleibt mal lieber beim Rock ’n’ Roll.« Tja, so kann man sich irren! Seit über einem Jahr sitze ich schon in Untersuchungshaft.