Arnold Gjergjaj Betritt in London Die Ganz Grosse Bühne. Es War Ein
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Boxen Arnold Gjergjaj betritt in London die ganz grosse Bühne. Es war Seite ein weiter Weg dorthin. 6 Freitag 29.04.2016 Nr. 18 Fr. 5.– DER KAMPF SEINES LEBENS MESSE BASEL HALLE 3 3 INHALT«Telebasel» Foto: eleni kougionis Die neue Chefin Karin Müller baut den Basler Lokalsender um. Das Personal läuft Seite ihr davon, und eine inhaltliche Neuausrichtung ist noch nicht erkennbar. 12 Syngenta Foto: keystone Kino Foto: © nFP (Filmwelt) Ein «Schwarzbuch» rückt den Basler Seite Gleich drei neue Filme lassen uns Seite Agrarkonzern ins Zwielicht. 16 den Menschen im Tier erkennen. 38 David Burger S. 4 Gastronomie Bestattungen S. 32 Kulturflash S. 41 Basler Restaurants gehts schlecht, Kultwerk S. 43 Zeitmaschine S. 44 doch statt die Schuld bei sich zu Wochenendlich S. 45 suchen, serviert der Wirteverband Kreuzworträtsel S. 46 Ausreden. Zeit, dass innovative Impressum S. 46 Seite Beizer den Laden übernehmen. 24 titelFoto: basile bornand titelFoto: basile TagesWoche 18/16 EDITORIAL PORTRÄT 4 Austeilen und einstecken David Burger von Olivier Joliat er Prattler Boxer Arnold «The Cobra» Meist gibt David Burger bei Bands als Gjergjaj bereitet sich auf seinen bisher Manager den Takt an. In der neuen wichtigsten Kampf vor. Am 21. Mai steigt Basler Supergroup Neo Noire sitzt er Christian Degen D wieder einmal selber am Schlagzeug. er gegen den früheren Weltmeister David Haye in Chefredaktor London in den Ring. Und er will unbedingt ge- chwermütige Grunge-Elegien lie- ferten David Burger «den Sound- winnen, um die Chance auf einen Titelkampf zu Weiterlesen, S. 6 track meiner Jugend». Selbst wenn erhalten. Für dieses Ziel gibt er alles und bereitet er erst sechs Jahre alt war, als sich SGenre-Guru Kurt Cobain selbst richtete. sich akribisch vor. Er feilt an seinen Stärken und Als der heute 28-Jährige zum Teenager wur- arbeitet an seinen Schwächen. Er studiert den de, spielte er Alternative-Rock mit seiner Arnold Gjergjaj damaligen Band Slag In Cullet. Das Trio Gegner, um im Ring nicht überrascht zu werden. vor seinem durfte lange vom Erfolg träumen, tourte In der Politik ist das nicht anders. Wer in den grössten Kampf quer durch Europa und gewann 2012 den tageswoche.ch/ Basler Pop-Preis – brach dann aber ausein- Ring steigt, will für seine Überzeugungen kämp- +e9hu8 ander. «Nach sechs Jahren, in denen ich al- fen. Das hat am Dienstag auch Roger Köppel les reingesteckt hatte, war das Ende eine niederschmetternde Erfahrung.» getan. Der SVP-Nationalrat und «Weltwoche»- Trübsal blasen entspricht Burgers musi- Chef hat Bundesrätin Sommaruga angegriffen, kalischem Gusto, nicht aber seinem Gemüt. «Gelassenheit» bezeichnet er als seine weil die Personenfreizügigkeit auf Kroation aus- grösste Stärke. Die braucht er auch, denn geweitet werden soll. Köppel warf der Sozial- Burger ist ein Macher. Schon bei Slag In Cullet kümmerte er sich als Drummer auch demokratin unter anderem vor, sie verstecke um das Konzert-Booking sowie das Ma- sich hinter Worthülsen und lasse sich von der EU nagement der Band. Über die Jahre hat er unter dem Namen Reel Music ein Netzwerk erpressen. Sommaruga verliess darauf den Saal, aufgebaut. «Das war eine Do-It-Yourself- kurz darauf folgte ihr die gesamte SP-Fraktion. Weiterlesen, S. 26 Lösung für uns und befreundete Bands.» Als Slag In Cullet dann den Bettel hinwar- Das ist einfach nur schwach. fen, baute er diesen Seitenzweig aus. Warum soll jemand der SP und ihren Argu- Statt im Studio traf man Burger ver- mehrt beim Studium der Rechtswissen- menten folgen, wenn sie bei der ersten Gegen- Die beleidigte schaften mit Fokus auf das Urheberrecht. wehr nicht für ihre Überzeugungen eintritt, son- Bundesrätin Zusätzlich arbeitete er in der Organisation mehrerer Schweizer Open Airs und baute dern davonläuft? Dass Roger Köppel gerne für einen grossen Konzert- und Event-Ver- provoziert und auf die Person spielt, und dass die anstalter die Booking-Abteilung auf. Heute betreut Reel Music 16 Künstler. Erweiterung der Personenfreizügigkeit die SVP Die meisten Bands stammen aus der in ihrem Kerndossier angreift, muss die Bundes- Schweiz, «aber mit internationalem Fokus». Deshalb baut die Agentur nun ein Büro in rätin gewusst haben. Hätte sie sich so akribisch Berlin auf. «Ich bin bald mehr dort als in Ba- wie die Kobra auf ihren Gegner vorbereitet, hätte sel oder Zürich. Schweizer Bands finden in Deutschland momentan viel Gehör.» sie Köppel ins Leere laufen lassen. Sie hätte ihm Burger spürt eine Aufbruchstimmung vielleicht mit einem süffisanten Lächeln einen und lobt den Standort Schweiz: «Wir sind hier in einer Luxusposition. Dank Förde- Treffer verpasst. Doch sie und ihre Entourage rung und Nebenjobs können Künstler ge- sind ob der Attacke einfach beleidigt abgezogen. nug Geld verdienen und darum Musik ohne kommerzielle Kompromisse machen.» Ist Stellen Sie sich vor, die Kobra steigt in den Burger vom Talent und Engagement eines Ring, kassiert zwei Treffer und hört dann einfach Musikers überzeugt, will er ihm mit seinem Business-Know-how den Rücken freihalten. auf, und zwar mit der Begründung: «Er hat mich «Wir formen nicht die Künstler, wir schaf- geschlagen.» Da würden selbst die treusten Fans fen Strukturen für ihre Arbeit.» Dass Slag In Cullet damals nicht schaff- das Handtuch werfen. ten, was er nun anderen Bands ermöglicht, tageswoche.ch/+14lg0 × kratzt ihn nicht mehr. «Ich freue mich rie- TagesWoche 18/16 Vom Drummer zum Bandmanager und zurück: David Burger. Foto: alexander preobrajenski sig über den Erfolg anderer – gerade weil Stücke bieten Burger Platz, sich auszuto- Die Verbundenheit zwischen Manager ich weiss, wie schwierig es als Band ist.» ben. Letzten Donnerstag feierte das Quar- Burger und Label-Boss Rotter bestand Selbst bei Bands, deren Musik er liebt, reizt tett in der Kaserne Bühnenpremiere beim schon länger. Reel Music berät Serafyn, die ihn der Platz am Schlagzeug selten. «Als «Czar of Crickets»-Festival, dem Under- gefeierten Newcomer von Czar of Crickets. Drummer muss man meist songdienlich ground-Label von Gitarrist Rotter. «Mit der Basler Bandszene entwickelte sich und solid spielen. Ich aber habe einen hier auch eine grosse Vielfalt an professio- Hang zu ungeraden Rhythmen und spiele «In der Basler Szene neller Infrastruktur: Czar of Crickets, eher zu viel.» A Tree in A Field oder Radicalis – man kennt Das macht ihn zum perfekten Drummer herrscht Kooperation sich, nutzt Synergien und kooperiert statt für Neo Noire. Die Band ist eine kleine auf Konkurrenz zu machen.» Supergroup gestandener Basler Musiker, statt Konkurrenz.» Dieser Szene-Spirit macht Basel für ihn – gegründet von der Gitarristen-WG von nebst Familie, Freundin und EasyJet-Flug- Thomas «Bäumli» Baumgartner (The Black- Weitere Konzerte, gar eine mehrwöchi- hafen – zur perfekten Homebase. «Ausser- berry Brandies, Undergod) und Frederyk ge Tour durch Europa, sind für den Herbst dem hat man hier nicht permanent das Ge- Rotter (Zatokrev, The Leaving). Was man bis geplant, wenn das Debütalbum erscheint. fühl, die Welt gehe unter, wenn man etwas jetzt im Netz hören kann, erinnert an die Neue Karrierepläne wiegelt Burger jedoch verpasst. Die Leute gehen das Leben ent- 90er – an die schwermütigen Lamentos von ab: «Erfolg ist hier nicht so wichtig. Unsere spannt an – so fühlt sich selbst anstrengen- Alice in Chains oder den komplexen Bom- Ambitionen stecken in der Musik. Dort de Arbeit nicht zu hart an.» bast der Smashing Pumkins. Die langen sind wir dafür umso kompromissloser.» tageswoche.ch/+2yurb × TagesWoche 18/16 Boxen Arnold Gjergjaj bereitet sich auf seinen bisher grössten Kampf vor. Der Prattler tritt in London gegen Ex-Weltmeister David Haye an. Ein Besuch im Trainingscamp. «ICH KANN IHN SCHLAGEN» foto: basile bornand 8 von Matthias Oppliger Sparring ist eine Gratwanderung. Zu Noch nie in seiner Karriere ist Gjergjaj unterlegen dürfen die Partner nicht sein, einem gefährlicheren Gegner gegenüber- on Showeinlagen hält der Prattler sie sollen Gjergjaj fordern. Deutlich stärker gestanden. «David Haye ist ein Boxer von Boxer Arnold Gjergjaj wenig. sollten sie aber auch nicht sein, man will Weltformat», sagt Trainer Gallina. «Haye ist Doch manchmal gehts nicht seinen Boxer in dieser Phase nicht entmu- mein Lieblingsboxer», sagt Gjergjaj. Die ohne. Sein Gegner David Haye tigen. Ausserdem sind bessere und höher Videoaufnahmen, die im Internet zu finden Vversorgt die Welt über Facebook und You- klassierte Gegner immer auch potenzielle sind, kennt die Kobra auswendig. «Ich habe tube laufend mit grossen Ansagen in Video- Gegner für spätere Wettkämpfe. diese Filme auch früher schon ange- format. Dort lässt er sich einen Medizinball An diesem Vormittag wagen sich zwei schaut.» Hayes Stil sei einzigartig im auf die Bauchmuskeln klatschen oder gibt Osteuropäer abwechselnd vor die Fäuste Schwergewicht. «Für mich ist er einer der Einblicke in seinen Trainingsalltag. der Kobra. Es sind zwei sehr unterschiedli- drei besten Boxer der Welt.» Gjergjajs Trainer Angelo Gallina besteht che Boxer, die zusammen Hayes vielseiti- Doch aller Verehrung zum Trotz: darauf: «Wir machen jetzt auch ein solches gen Stil simulieren sollen. Der eine ist klei- Gjergjaj wird Haye im Ring hart angehen. Video.» Also gibt sich der Boxer einen Ruck. ner als Gjergjaj und auch leichter, eine «Seine beste Zeit liegt hinter ihm. Er kommt Er schlägt eine schnelle Kombination in Annäherung an Hayes aussergewöhnliche aus einer langen Verletzungspause und ist Richtung Kamera und sagt: «I am ready Beweglichkeit und seinen dynamischen nicht in Höchstform. Ich kann ihn schla- Haye – and you?» Stil. Einen solchen Gegner muss man gen.» An eine Niederlage und den damit durch den Ring jagen, in die Ecke drängen verbundenen Verlust seiner lupenreinen Als die Sparringpartner und seinen Rhythmus durchbrechen. Der Kampfbilanz verschwende er keinen Ge- andere ist ein typischer Infighter. Einer, danken, sagt Gjergjaj. «Das Training läuft unter die Dusche gehen, der die Kurzdistanz sucht, um mit mächti- gut, mein Körper macht bestens mit, ich gen, brutalen Haken möglichst viel Scha- freue mich auf den Kampf.» malträtiert Gjergjaj den anzurichten. Haye ist berüchtigt für seine harten Pun- Beim Schattenboxen lautstark die Sandsäcke. ches, er setzt seine Gegner unter Druck und lässt ihnen kaum Raum zum Atmen.