7.6.2021 7.6 MB Iv-Positionen Mai 2020
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE Mai 2020 RESTART NOW! Österreichs Weg aus der Krise an die Spitze AUSTRIA RECOVERY PROGRAM 2.0. ÖFFENTLICHE HAUSHALTE KONSOLIDIEREN RESTART KRISENRESILIENZ DES STANDORTES STÄRKEN ECONOMICS CORNER AUSBLICK WIEN „Whatever it takes!“ - Wie COVID-19 zu einer Chance Industrie als Teil Der Fluch der Politi k Seite 2 für das Klima werden kann Seite 8 der Lösung stärken Seite 10 economics corner/Gastkommentar „Whatever it takes“? Warum die Politik vor der Politik gerettet werden sollte Die vergangenen Wochen haben wieder einmal eindrucksvoll das Primat der Politik unter Beweis gestellt. Doch was können wir daraus lernen? igentlich hat es sich schon schritt- Groß entschieden, aber klein geplant Maßvoll vs. "whatever it takes" vor der Krise weise in kleinen Dosen in den ver- Erfahrungen aus aller Welt haben gezeigt, Staatsschulden in % des BIP bei ausgewählten EU-Mitgliedstaaten gangenen Jahren weltweit ange- dass die Politik oft ihre großen Entscheidun- 180 kündigt. Der freie Markt darf zwar gen nicht strategisch, sondern eher (Wahl-) vor Corona nach Corona den Wohlstand tagtäglich erarbei- taktisch getroffen hat. Sie hat nicht agiert, 160 Eten und den Fortschritt am Leben erhalten, sondern reagiert. Sie hat nicht große Her- 140 aber wenn das „Große und Ganze“ gefährdet ausforderung vorhergesehen und dann mit Spanien Italien, Frankreich, Spanien ist, muss die Politik zum Wohle aller das Ru- ruhiger Hand und langem Atem gezielt und 120 Frankreich der in die Hand nehmen. Das ist im Prinzip bewusst Maßnahmen gesetzt, sondern eher Italien auch richtig so und in Krisenzeiten durchaus in einer Schockreaktion die Keule des „what 100 Österreich Deutschland angebracht, aber leider findet dieser Eingriff ever it takes“ geschwungen. Vom über- 80 Niederlande meist nicht mit dem erhofften „großen da- hasteten Atomaustieg nach Fukushima oder 60 Schweden hinterstehenden Plan“ statt, sondern im Nor- dem „wir schaffen das“ in Deutschland bis Dänemark April 2020 malfall eher überhastet und „alternativlos“. hin zum weltweiten Protektionismus nach 40 , Trump und Brexit oder dem zukunftswei- onitor 20 „Die sparsamen Vier“ senden „Green Deal“ in der EU nach Greta. Fiscal M Ein „Konjunkturpaket“ Kurz: Die Politik hat immer groß entschieden 0 F aber klein geplant. 2021 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 schafft noch lange Quelle: IW Jene EU-Länder, die in der Vergangenheit in der Fiskalpolitik nicht auf das Motto „whatever it takes“ Das liegt wahrscheinlich in der Natur der gesetzt haben, können heute wesentlich mehr Spielraum vorweisen, um die Krise zu meistern. keine privaten Sache, denn die Politik wird im Gegensatz Investitionen, genauso zum Unternehmertum immer nur „an den Vorhaben und nicht an den Ergebnissen ge- bemerkt, sehen wir rechtzeitig vor der gro- Verfassungsrang die „Politik vor der Politik“ wenig wie eine messen“, wie es Milton Friedman schon vor ßen anstehenden Klimadebatte welchen gerettet. Vielleicht ist ja das die Hauptlehre „Exportoffensive“ vierzig Jahren treffend beobachtet hat. Ein Preis die Allgemeinheit für eine politisch aus der Krise: Mit einem Rettungsschirm „Konjunkturpaket“ schafft noch lange keine gewünschte und künstlich herbeigeführte für die Politik in „guten Zeiten“ brauchen tatsächlich Exporte, privaten Investitionen, genauso wenig wie Entschleunigung zahlt. Und zweitens sehen wir vielleicht keinen Rettungsschirm für die eine „Exportoffensive“ tatsächlich Exporte, wir, dass jene EU-Mitgliedstaaten, die in Unternehmen in schlechten Zeiten. oder ein „Green Deal“ oder ein „Green Deal“ der EU-Kommission der Vergangenheit in der Fiskalpolitik nicht der EU-Kommission nicht zwingend „grüne Jobs“ schafft. auf das Motto „whatever it takes“ gesetzt nicht zwingend haben (man nennt sie manchmal auch ver- KONTAKT Rettungsschirm für die Politik ächtlich die „sparsamen Vier“), heute we- Clemens Wallner, „grüne Jobs“ schafft. in guten Zeiten sentlich mehr Spielraum vorweisen können, Wirtschaftspolitischer Koordinator Aus der aktuellen Krise können wir zwei um die Krise zu meistern. Einige von ihnen der IV: [email protected] Lehren ziehen: Erstens, so nebenbei haben sogar mit strikten Schuldenregeln im GASTKOMMENTAR Das Geld muss in der Realwirtschaft ankommen Die Regierung hat zu Beginn der Krise rasch und entschlossen gehandelt. Aber nun muss sie die Corona-Hilfspakete ebenso schnell in die Wirtschaft bringen. Das soll nun beschleunigt werden. ir müssen uns keine Sor- So sind die Milliarden-Hilfspakete nicht als verlorene und teure Woche für unsere Unternehmer selbst eidesstaatlich bestä- gen machen, um Öster- Almosen zu sehen, sondern als angemessene Volkswirtschaft. Unternehmer klagen, dass tigen, ob er oder sie die Förderkriterien er- reichs Banken. Sie sind Entschädigung für nicht selbst verschulde- sie trotz genehmigter Garantien noch im- füllen. Sowohl Banken als auch das Finanz- gut kapitalisiert in die te Einnahmenausfälle. Die Regierung hat zu mer keinen Überbrückungskredit erhalten ministerium erwarten, dass die Kreditverga- Coronakrise gegangen Beginn der Krise schnell und entschlossen haben – und beschuldigen die Banken, auf be dadurch deutlich angekurbelt wird. Ob die Wund haben nun ausreichend Reserven, um reagiert. Das hat ihr Zustimmung im Land der Bremse zu stehen. Verlagerung der Risiken von Banken auf den diese schwierige Zeit zu überstehen. Das und Ansehen im Ausland verschafft. Doch einzelnen Unternehmer ausreicht, um mehr gilt aber nicht für ihre Kunden – die vielen der gute Start ist nichts wert, wenn das Hilfs- Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Geld in die Realwirtschaft zu bringen, wird kleinen und mittleren Betriebe, gut geführte konstrukt beim zweiten Schritt in sich zusam- Regierung hat ihre Förderstellen damit be- sich rasch weisen. Familienunternehmen und industrielle menbricht. Wenn die Maßnahmen nicht auch auftragt, die Milliardenhilfen abzuwickeln. Flaggschiffe, die konstant Aufträge an Land so rasch und konsequent umgesetzt werden, Die heikle Prüfung, wem eine Garantie zu- ziehen. Seit jeher sorgen sie dafür, dass Ös- wie sie eingeführt wurden, wird sich die Situ- steht, wurde an die Banken übertragen. Sie terreich eines der wohlhabendsten Länder ation drastisch verschlechtern. Wir würden an müssen entscheiden, wer die Förderkriterien auf der Welt ist. Wohlstand einbüßen und im globalen Wett- erfüllt und wer nicht. Das bringt sie nicht nur bewerb zurückfallen. Es würde Jahre dauern, an die Grenze ihrer Kapazitäten, sondern es Die staatlichen Maßnahmen im Kampf gegen das wieder aufzuholen. ist auch mit Risiken verbunden: Wenn sich die Ausbreitung des Coronavirus haben die im Nachhinein herausstellt, dass Staatshil- Wirtschaft hart getroffen. Zulieferketten Es gibt keinen Grund in Frage zu stellen, ob fe gewährt wurde, obwohl kein Anspruch sind unterbrochen, der Konsum ist zurück- die Politik alles tut, was sie kann, um das zu bestand, könnte sich die Republik an den gegangen, einige Branchen mussten komplett verhindern. Aber man sollte genauer hin- Banken schadlos halten – und die politische zusperren. Die Bevölkerung hat ihre Aktivitä- schauen, wie die Politik alles tut, was sie kann. Verantwortung von sich weisen. ten aufs Notwendigste reduziert, der Außen- Denn die üppigen Hilfen kommen derzeit zu handel ist wegen der geschlossenen Grenzen langsam bei jenen an, die sie dringend brau- Das Problem wurde erkannt und die Re- beeinträchtigt. Die Wirtschaft läuft auf Spar- chen. Jede verstrichene Woche, in der soliden gierung hat die Banken kürzlich von dieser Kamil Kowalcze schreibt im Economist in der flamme, auf Dauer ist das nicht durchzuhalten. Unternehmen nicht geholfen wird, ist eine Aufgabe entbunden. Neuerdings muss jeder Tageszeitung „Die Presse“. Presse Die Fotos: 2 Mai 2020 | iv-positionen Leitartikel/Aktuelles Weniger ist jetzt viel mehr „Wir sind eine Österreich braucht sowohl eine Stärkung der Investitionen, Exportwirtschaft. als auch des Konsums. Das geht nur mit spürbarer Entlastung, Unser Wohlstand ist davon die auch Zuversicht und Optimismus auslöst. abhängig, dass wir über die Grenzen hinaus denken und arbeiten. Insofern ist es für sterreich war bei der Bekämp- steuerlich attraktive Rahmenbedingungen Frontrunner der Digitalisierung aus der Kri- uns wichtig, dass auch die fung der Corona-Pandemie im Bereich der Mitarbeiterbeteiligung. se herauskommen kann. So könnte das Land vielen anderen Ländern vo- etwa zu einem „Tech for Green“-Champion grenzüberschreitenden raus. Das ist nun auch beim Die Industriellenvereinigung erarbeitet ak- oder auch zu einem sogenannten „Life Sci- Warenströme rasch wieder wirtschaftlichen Restart-Pro- tuell ein konkretes Maßnahmenprogramm, ence“-Zentrum geformt werden. in Gang kommen.“ Ögramm geboten. Es ist dringend notwendig, um Entlastung und Investitionen bestmög- dem Primat der Gesundheit auch die klare lich zu verbinden (siehe Titelgeschichte). Ein umfassendes strategisches Reset- Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Priorität für Wirtschaft und Beschäftigung Ebenso wichtig ist es, die Resilienz des Programm für Österreich ist nicht nur ein Geschäftsführerin folgen zu lassen. Es geht konkret um die Standortes zu fördern und auch einen Plan Gebot der Stunde, sondern auch eine not- Fronius International GmbH Stärkung der Investitionen und des Kon- zum Abbau der „Corona“-Schulden zu ent- wendige Orientierung und Perspektive für sums, denn wir leiden unter einem Nachfra- wickeln. Auch, wenn das derzeit vielleicht die Zukunft. Die von der Bundesregierung ge- und einem Angebotsschock. noch unpopulär