S T A D T u n d S IE D L U N G
B E B A U U N G S P L A N . V E R K E H R S W E S E N V E R S O R G U N G S - A N L A G E N
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FÜ R N IC H T V E R LA N G T E B E IT R Ä G E K E IN E GEW ÄHR
HERMANN JANSEN
ZU SEINEM 60. GEBURTSTAGE AM 28. MAI 1929
Von Stadtbaurat Ewald Figge, Hagen i. W.
D r.-Ing. E. h. HERM ANN JA N S E N
P ro fe sso r für Städtebau an der T e ch n isch e n H o ch sch u le B erlin
technisch - wirtschaftlichen Ziel strebende städte- bauliche G estaltungswille mit der staatsformenden Idee von der deutschen Gemeinsamkeit. Stand noch vor 50 Jahren der Begriff Stadtbau ohne Kontur in der Dämmerung der Ahnungen, heute ist das Ringen nach städtebaulicher Erkenntnis Kampf um feste, klare Weltanschauung geworden, ein leidenschaftliches Suchen nach der gem ein- samen, allen Deutschen verständlichen Sprache, da- mit wir nicht weiter aneinander vorbeibauen, w ie wir stets aneinander vorbeireden, vorbeiw irt- schaften. vorbei Gesetze machen.
Es ist nötig, zuvor uns das klar zu machen, wenn wir Hermann Jansen unsere Herzenswünsche darbringen w ollen an dem läge, da der immer junge mit blanken Augen, tatfroh und frisch zum 60. Male ein Neujahr seines Lebens feiert. Aus den Tiefen seines W esens schlug die Flamme, die
Wer die Erscheinungen der In- und Umwelt als W iederspiegelung der in der \o lk sseele lebenden Kräfte ansieht und in allem sichtbaren Geschehen ein Gleichnis schaut, muß in ganz be- sonderem Maße die W iedergeburt des Stadtbaues als bedeutungsvolles Lichtzeichen am Himmel unserer Hoffnung auf eine bessere Zeit begrüßen. Denn der S t a cl t b a u w ill Bindungen w ieder- herstellen, clie verloren gingen. Er w ill aus einem Haufen nebeneinander und durcheinander leben- der Individuen eine Gemeinschaft machen. Er w ill allem Bauen den Sinn geben. W ie es ihm gilt, die Stadt äußerlich als Plastik harmonisch einzuordnen in die Massen und Räume der Landschaft, so w ill er innerlich die Bürgerschaft dieser Stadt ein- ordnen in das wirtschaftliche, politische und kul- turelle Gesam tleben des Volkes, deren Teil sie ist. Immer bewußter vereinigt sich der nach einem
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D ie Sch w ierigkeit d er A u fgab e b estan d d arin , den ganzen H ang durch m öglichst nur eine V erk eh rsstraß e zu erschließen. Z usam m enhängende
F reifläch en v erbin den d as neue W ohngebiet mit der A ltstadt, dem M oseltal und dem D au erw ald
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- C O T T B U S . A L T S T A D T MIT O B E R K IR C H E UND R A TH A U S. B allo n lu ftb ild von P etsdiow , Berlin
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- dienstbar zu machen.
- Nur in einem ganzen
seinem Werke leuchtete, sprang die Intuition
empor, die ihn von dem Gestern fortriß und sein Schaffen auf Zukunft stellte. Aus der Bindung seines Ich mit dem Ewigen wurde ihm die Fähig- keit, die Fülle der Einzelkräfte zu begreifen, die stadtbauend wirken, quoll der schöpferische W ille, diese Kräfte nidit mehr sinnlos walten zu lassen, sondern sie unter die Herrschaft des menschlichen Geistes zu zwingen und sie dem Menschenglück
Menschen konnte das G efühl dafür aufstehen, daß Stadtbau bitterernste Verantwortung bedeutet, eine Fehre, die er als sein Bestes an seine Schüler weitergibt. Aus solchen Mannes Seele erstand auch der starke Glaube an den Sieg der Idee, dieser unbeirrbare Glaube, der Hermann J a n - s e n s W irken stetig vorwärts und aufwärts trug und ihn humorvoll mit Unverstand und Miß-
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Entw urf: P ro fe sso r H erm ann Ja n se n , B e rlin
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- und besdUmnbg^e6 Alnvlcklung^ d es^V erk el^1 f ie engen Stralien un<1 G assen der A ltstadt (vergleiche o b iges F lu g b ild ).
- Um ein e glatte
- Straße geplant
- Sie dient eleichzeitiir
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- dient gleichzeitig als Z ubringer zum F lugp latz. D ie w eit aush olen de Füh run g w ar durch die schon vorhandene
Bebauung im N orden der A ltstadt bedingt
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- C O T T B U S . P LA N FÜ R D IE A U S S T E L L U N G
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S T U D IE Z U R V E R K E H R S F Ü H R U N Q IN D E R A L T S T A D T
U nter geschickter A usnutzung der G elän d egestaltun g geben die A u sstellu n gsgeb äu de mit der Stad th alle dem Spreetal un terh alb der
Bis zum A u sb au der geplan ten U m gehungsstraß e (siehe Abb. 7) w ird
der D u rch gan gsverk eh r in zw ei H au ptv erkeh rsadern zusam m en-
- Stadt einen charakteristischen
- Abschluß.
- D er A n fah rtsverk eh r
erfolgt von der oben erw ähnten U m gehungsstraß e au s tan gen tial. D er Fuß gänger kann au f einem G rünw eg en tlan g der Sp ree das
A u sstellu n gsgelän d e erreichen
- gefaß t.
- D e r lo k ale V erk eh r w ird in der eng verbauten A ltstadt
- hauptsächlich durch Ein bah n straß en übersichtlich geregelt.
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Richtung der Ein bah n straß en ist im P lan durch P feile angedeutet
Was jene Zeitung schrieb, ist längst in Er- füllung gegangen. Stadtbaupläne sind keine schön kolorierten Bilder aus der Vogelperspektive mehr, an denen man sich ergötzt und die man dann an die Wand hängt oder in die Schublade legt. Stadt- baupläne sind handfeste W erkzeichnungen ge- worden für tägliche Arbeit, unentbehrlich für die- jenigen, die verantwortlich an der Spitze der Ge- meinden stehen, Pläne, ohne die moderne Gemein- wesen nicht mehr verwaltet werden können, wenn Verwaltung einen Sinn haben soll und rationelle Wirtschaft mit Boden und Menschen bedeutet.
Wenn diese Erkenntnis heute Allgem eingut geworden ist, und ihre Nutzung für Volk und Staat durch Gesetz gesichert werden soll und wird, dann verdanken w ir das in erster Linie Hermann Jansen. Als er vor 25 Jahren damit begann, seinen Gedanken Form zu geben, den Stadtbau den Klammern eines öden Formalismus entriß und ihn aus der flächigen Gebundenheit des Straßen- und Kanalplanes in die dritte Dimension hob und erst körperlich werden ließ, stand er ziemlich allein. W enig Menschen begriffen damals, daß da etwas vor sich ging, das für die Zukunft unseres Volkes von allergrößter Bedeutung werden sollte. verstand sich abfinden ließ. Ein solcher Mensch zu sein, ist Gnade.
Und es ist Gnade, wenn ein Schaffender in der
Vollkraft seines Lebens die Freude hat zu sehen, daß seine Ideen W urzeln schlagen und die Geister von ihnen ergriffen werden. Vor 10 Jahren schrieb am Vortage seines 50. Geburtstages eine große Berliner Zeitung: „Professor Hermann Jansen, der führende Architekt der deutschen Städtebauer, wird morgen, am 28. Mai, fünfzig Jahre alt. D ie neue Zeit, für die eine verjüngte Boden- und Bau- politik zu den wesentlichen Aufgaben gehören
- muß, w ird diesem
- ausgezeichneten Künstler
hoffentlich mehr bieten als die alte, die meist nur seine Entwürfe beifällig begrüßte, ohne ihnen zu
- folgen.“
- Nachdem Jansen schon im Jahre 1918
durch Berufung des Kultusministers M itglied des Senats der preußischen Akadem ie der Künste ge- worden war, wurde ihm an jenem 50. Geburts- tage von Rektor und Senat der Technischen Hoch- schule in Stuttgart die Würde eines Dr.-Ing. E. h. verliehen „auf den einstim m igen Antrag der Architekturabteilung dem Architekten Hermann Jansen in Berlin als dem Gründer und Führer der modernen Städtebaukunst .
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Bei dem E n tw urf mußte die K an alisatio n sgren ze (im P l a n ----------- berücksichtigt w erden . k eh rsstraß en w urde verm ieden , um L ärm und S tau b - b elästig u n g en von den W ohnungen fern zu h alten . D ie
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- und die E rw eiteru n g des K ran k en h au ses
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glänzende Erfolge in Bebauungsplanwettbewerben für Dresden - Plauen, Leipzig, Bunzlau, Emden, alter W esten Berlin, Charlottenburg usw. schafften ihm schnell Ruf und allgem eine Anerkennung.
Dann kamen die Aufträge. Für eine erstaun- liche Zahl deutscher Städte, es sind über 100, hat Hermann Jansen gesamte oder Teilbebauungs-
Es war kein klingendes Manifest, das mit
Pauken und Trompeten neue W eisheit kündete. Jansen hat immer nur durch Tat gewirkt und durch seiner Hände Arbeit. Als er im W ettbewerb um den Gesamtbebauungsplan Groß - Berlin 1909 an erster Stelle einen I. Preis erhielt, wurde sein Name mit einem Schlage weithin bekannt. W eitere
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