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2018

EISIGES SPITZBERGEN Reise: Biologie: Lebensfrohes Kuba Kraken und Kalmare Leserreise Yap/Philippinen Fotografie: Reportage: Zeit, Blende, Das „Hunley“-Rätsel Empfindlichkeit

www.atlantis-magazin.de TAUCHEN FŰR DEN

Biosphere Expeditions ist eine gemeinnűtzige Naturschutzorganisation, die es Tauchern ermöglicht sich aktiv für NATURSCHUTZ den Schutz von Krallenriff en einzusetzen.

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www.biosphere-expeditions.org Editorial

Taucherbranche im Wandel

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein geflügeltes Wort im deutschsprachigen Raum besagt, dass „nichts Besseres nachkommt.“ Hat Heinz Käsinger, Chefredakteur ATLANTIS man seinen Partner wegen einer oder einem neuen verlassen, so kehrt nach wenigen Monaten Ernüchterung ein. Verkauft man sein Auto, obwohl es eigentlich noch gut ist, hat man an einem neuen Modell oft keine rechte Freude – und so weiter. Ähnliches passiert gerade in der Taucherbranche. Vor allem an zwei Phänomenen ist das festzu- machen: Nach Terror, arabischem Frühling und einhergehender Verknappung von Flugkapazitä- ten nach Ägypten, sind die Taucher verzweifelt auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz. Die Philippinen könnten das sein aber da ist es nach subjektivem Empfinden der meisten Menschen ähnlich unsicher wie in Ägypten. Dann lieber Curaçao. Aber dort ist ja alles viel zu teuer. Dazu kommt, dass die, die auf Curaçao das Sagen haben einfach nicht begreifen, dass sie die großen Gewinner der Nahostkrise sein könnten und die Abfahrt des Zuges schlicht verpennen. Das zweite Phänomen ist die „boot“. Die Unternehmen der Branche geben jährlich Tausende von Euro für die Messe aus, obwohl der Nutzen mehr als fragwürdig ist. Seien wir doch ehrlich, in der Taucherhalle 3 braten wir doch schon längst im eigenen Saft. Immer die gleichen Nasen sieht man durch die Hallen streifen, die Standnachbarn sind dieselben wir schon Jahre zuvor. Es gab Zeiten, da haben die Marktführer ihre Neuigkeiten zurückgehalten, um sie dann mit großem Brimborium in Düsseldorf zu präsentieren. Heute gibt es keine Neuigkeiten mehr, weil keiner Neues entwickelt. Es fehlen die Ideen und vor allem fehlt das Geld. Und im Umkehrschluss blei- ben die Besucher weg. Es gab einmal einen Trend in der Taucherhalle, über den konnte man streiten. Da haben Händ- ler in Basar-Manier Waren feil geboten und die Menschen strömten. Da jammerten alle über den Preisverfall und es gab Firmen, die setzten die Messegesellschaft unter Druck, diese Händler nicht mehr zuzulassen. Aber die schnöde Wahrheit ist doch: 80 Prozent der Besucher kommen nur in die Halle 3, weil sie ein Schnäppchen machen wollen. Bleiben die weg, dann haben wir gar kei- ne Interessenten mehr für unsere Waren. Die beiden Beispiele kann man nicht isoliert betrachten. Sie sind nichts anderes als Auswüchse ei- ner allgemeinen Rat- und Orientierungslosigkeit des Führungspersonals und das kommt daher, weil wir es fast ausschließlich mit kaufmännischen Laien zu tun haben. In keiner anderen Bran- che bekommen Blender so leicht Zuspruch, wie in der unseren. Wer Masse, Masse, Masse ver- spricht, ist Krösus. Mit zwei, drei Clicks im Internet könnte man die falschen Versprechen entlar- ven aber selbst dazu reicht die Anzahl der Gehirnzellen einiger Zeitgenossen nicht aus. Und die Erfahrenen? Die alten Hasen, die schon seit den 1960ern im Business mitmischen? Nun, zum ei- nen treten die rasant ab und der verbliebene Rest trauert den alten Zeiten nach. Nur nichts Neu- es, lautet der Wahlspruch. Was also tun? Ein großer Schritt nach vorne wäre, das Tauchen zu ent-dogmatisieren. Verdammt, wir sind eine Branche wie jede andere auch. Jemand, der 20 Jahre lang eine Tauchbasis auf Ba- li geführt hat, ist kein Held und nicht automatisch der Richtige an der Spitze eines Tauchrei- seunternehmens. Vor allem müssen die Grundbegriffe des Marktes verinnerlicht werden. Und der wichtigste dieser Begriffe ist: Nachfrage und Angebot bestimmen den Preis. Verknappen der Wa- re führt zu höheren Preisen, damit weniger Risiko. Ich wünsche uns trotz allem ein erfolgreiches 2018!

Ihr Heinz Käsinger

ATLANTIS 1/2018 3 Inhalt

ATLANTIS THEMEN

REISE Spitzbergen: Nordkurs 12 Leserreise: Yap und Philippinen 18 Kuba: Castros kunterbunte Korallenriffe 26

REPORTAGE & FEATURE Rätsel um „H. L. Hunley“ gelöst 48

BIOLOGIE & UMWELT Tintenfische: Ein philosophisches Phänomen 54

Seite 12 AUSBILDUNG & TECHNIK Die Sache mit dem Druck 62

FOTOGRAFIE & VIDEO Grundkurs (3): Zeit, Blende, Empfindlichkeit 64 Leica X-U: Für Puristen 68 Im Test: Moderne Fototaschen 72

DIVESTYLE Nachhaltige Afterdive Dresses 76

SEAPEOPLE: Sigrid Lüber und OceanCare 77

Seite 48

Titelfoto: Sven Gust Seite 62

4 ATLANTIS 1/2018 Unterhaltung

McCormic spurlos verschwunden

Von Heinz Käsinger

an McCormic brachte seinen Kutter von Inverness herauf. hatte er es in London verbreitet, hätte er in relativ flachem IEr war allein, was ihm einiges seemännisches Geschick Wasser ein deutsches U-Boot entdeckt mit Gold im Wert von abverlangte. Aber das war er gewohnt und er erledigte die rund 180 Millionen Pfund. Als McCormic in den malerischen Arbeit mit Ruhe und Routine. Im Beauly Firth war die Nord- Naturhafen des Inselchens einlief, sank die Sonne. Rechter- see noch ruhig gewesen aber als er die Landspitze von Tar- hand war eine Jolle an der Mole vertäut und linkerhand lag bat Ness passierte und hinaus auf den Moray Firth tuckerte, ein Kutter mit griechischer Zulassung. „Circe“, stand am Bug wurde die See kabbelig. Backbords zog die beeindruckende in griechisch anmutenden Buchstaben. Küstenlinie Nord-Schottlands an ihm vorbei und McCormics McCormic ging an Land und holte sich im Pub einen Kasten Laune stieg. Bier. Dabei flirtete er etwas mit einer hübschen Brünetten, Es war leichter gewesen, als er gedacht hatte. Eine Kleinan- die ihm verriet, dass die Jolle am Anlegesteg die ihre sei und zeige in der renommierten „Times“ und ein paar gezielt sie zwinkerte dabei. McCormic grinste schmierig und der gestreute Schauergeschichten von einem sagenhaften Nazi- Barkeeper machte ein neidisches Gesicht. Ian legte einen schatz in der Nordsee, ein paar einfach gefälschte Doku- Schein auf den Tresen und verschwand. Kurz darauf zahlte mente und verwaschene Unterwasserfotos hatten genügt auch die Frau und verließ das Pub. Scheiße gelaufen, dachte und die Tausender der Investoren flatterten ihm in Scharen der Barmann und polierte die Messinghähne. zu – fast wie die riesigen Schwärme der Stare, die im Herbst Die „Circe“ ließ sich leichter steuern als sein alter Kutter. über abgemähten Feldern ihre Formationen flogen. Die Trotzdem tat es McCormic leid, den auf Fair Isle zurückge- abgezockten Banker in den Pubs des Londoner Bankenvier- lassen zu haben. Das würde die Polizei einige Tage beschäf- tels waren zu gierig, um den Bluff zu erkennen. Als McCor- tigen, wenn die Investoren endlich begriffen, dass sie abge- mic Kassensturz gemacht hatte, lagen sage und schreibe zockt worden waren und ihn anzeigten. Doch er war ja 950 000 Pfund auf seinem Konto. Aber nicht lang. Jetzt war schon jetzt über alle Berge. Weniger als 140 Seemeilen das Geld an Bord seines Kutters in einer kleinen Reisetasche. waren es hinüber nach Stavanger, fast die Hälfte dieser McCormic staunte, wie wenig Platz fast eine Million Pfund Strecke hatten Velvet und er schon hinter sich. brauchten. „Schampus gefällig?“ Velvet schüttelte ihre braune Mähne Als er Wick querab voraus sah, drosselte er den Diesel und und gab ihm ein Glas. nahm Kurs auf die Hafeneinfahrt. Bevor er auf die Nordsee „Tut gut“, grunzte McCormic und stürzte den Champagner hinaus steuerte, würde er die Tanks seines Kutters noch ein- hinunter. mal füllen. Er kaufte russischen „Weißt Du, Ian, ich hab Kaviar, französischen Cham- überlegt, dass 950 000 Pfund pagner, Wildlachs aus Nor- für zwei Leute ziemlich knapp wegen. Schließlich gab es was sind. Ist alles ja so teuer gewor- zu feiern und Velvet, seine den.“ hübsche aber etwas dümmliche Mc Cormic stutzte. Dann Freundin, würde sich darüber bemerkte er das Bauchgrimmen freuen. Er würde sie bald und die tauben Füße. Hat das treffen. dumme Miststück mich doch Dann legte Ian Nordostkurs an. tatsächlich beschissen, war Ians Östlich der Orkneys stampfte letzter Gedanke, als er hinunter der Kutter seinem vorläufigen auf den Nordseegrund sank. Ziel entgegen: Fair Isle. Hier, so Dann wurde alles schwarz.

ATLANTIS 1/2018 5 Medien

Neuseeland live: Stefan Baehr: Heinz Krimmer: Interaktiver Taucherwelt Reiseführer̈ und Wracktauchen Netzwerk Tourguide Philippinen Korallenriff

Wie man beispielsweise einen Reisefuhrer̈ Stefan Baehr ist der Tauchergemeinde ja Höher und stabiler als ein von Menschen zukunftsorientiert publizieren kann, hat seit Jahren bestens bekannt als Unter- geschaffenes Bauwerk, mit Raum für gerade die Bergwild Verlag GmbH aus wasserfotograf, Wrackspezialist – und Tausende Arten: Die Riffe der Welt zeigen Göttingen mit einem Neuseeland-Reise- seine zweite Heimat sind die Philippinen. uns, wie erfolgreiches Zusammenleben fuhrer̈ eindrucksvoll belegt und nennt Da ist es nur logisch, dass er es wieder ge- funktioniert. dieses Werk folgerichtig „interaktiv“. tan hat und mit Taucherwelt Wracktau- Dem nicht genug, schützen Korallenriffe Neuseeland live ist gedrucktes Buch, E- chen Philippinen einen neuen Reiseführer unsere Küsten vor den Gewalten des Book, App und Hörbuch in einem. Das über dieses Top-Tauchgebiet vorlegt. Ozeans, liefern chemische Grundstoffe Buch ist ein beeindruckendes Werk mit Wie der Name sagt, liegt der Schwer- für Medikamente, Hightech-Ausrüstung fast 450 Seiten Umfang, vielen punkt der Berichterstattung auf den und Baumaterial. Sie sind außerdem ein tollen Fotos und detaillierten Beschrei- Wracks des Inselstaates. Die werden akri- wichtiger Puffer des Weltklimas. bungen zum Reiseziel. Dabei ist es sauber bisch aufgelistet und vorgestellt, alles ist Heinz Krimmers Buch zeigt die Schönheit gegliedert und attraktiv ausgestattet mit sehr ausführlich und exakt. Man kann sa- und Perfektion – aber auch den unschätz- Seiten zum ausklappen, Karten und ei- gen, dass der Autor wirklich um Vollstän- baren Wert der Korallenriffe. Doch es ist nem logischen System von Piktogram- digkeit bemüht war – klasse! klar, dass all das in Gefahr ist: Der uner- men. Damit man sich in den vielen Seiten Besonders gut gefallen haben uns die sättliche Parasit Mensch ist gerade dabei, nicht verirrt, ist es daruber̈ hinaus mit ei- Grafiken zu den Reiseverbindungen und - all das zu zerstören. Gut, dass Krimmer in nem logischen Farbleitsystem versehen. zeiten zwischen den einzelnen Tauchplät- seinem Buch auch Mittel und Wege auf- Ganz vorne im Buch ist ein kleines Täsch- zen. Auf einen Blick erfasst der Reisende zeigt, das alles zu schützen. H.K. chen mit einer 8GB-SD-Speicherkarte die Verbindungen, die Verkehrsmittel und eingeklebt. Wer diese in sein Smartpho- die Reisedauer. ne, sein Tablet oder in einen E-Reader Zwei Bonbons: Die Qualität der Fotos ist einschiebt, bekommt nach Eingabe des wirklich außergewöhnlich, wie man es Freischaltcodes Zugriff auf die elektroni- von Stefan Baehr eben gewohnt ist. Und schen Daten des Werks. Man kann es sich in einem gesonderten Aufsatz beleuchtet beispielsweise vom Computer vorlesen der Meeresbiologe Dr. Klaus M. Stiefel lassen. Ob der Anwender dabei die Mi- die submarine Welt der Philippinen. H. K. crosoft- oder die Mac-Welt benutzt, ist egal. ATLANTIS meint: Einem Reisefuhrer̈ dieser Machart gehört die mediale Zu- kunft. H. K.

Heinz Krimmer Netzwerk Korallenriff Kosmos Verlag ISBN: 978-3-4401544-72 Preis: 19,99 Euro

Stefan Baehr Bergwild Verlag GmbH, Göttingen Taucherwelt Wracktauchen Philippinen Neuseeland Felicitas Hübner Verlag ISBN: 978-3-981 755-75541-1 ISBN: 978-3-927359-47-5 Preis: 34,95 Euro Preis: 29,90 Euro

6 ATLANTIS 1/2018 Medien

Gerhard Wegner: Das Vermächtnis

Auch dieses Abenteuerbuch dreht sich um die beiden Hauptpersonen Mitch und Samson vom Archäologenteam ODYSSEE. Bei einem privaten Tauchgang im Ärmelkanal finden sie ein deutsches WKII-U-Boot, voll mit Goldbarren. Wie es das Gesetz von Jersey verlangt, in dessen Hoheitsgewässern man das Goldwrack gefunden hat, melden die beiden noch am selben Tag den Fund – und geraten unerwarteter Weise in die Mühlen der jerseyschen Justiz. Was steckt dahinter? Das Team der ODYSSEE kommt Stück für Stück auf eine unglaubliche Verschwörung, hinter der eine nach außen seriöse Firma steckt. Dabei nimmt Wegner geschickt das aktuelle Problem des Rechtsruckes in der Gesellschaft auf. Parallelen mit dem Erfolg der AfD in Deutschland oder der FN in Frankreich sind durchaus gewünscht. ODYSSEE gerät in ein mörderisches Wettrennen mit den Nazis, bei dem die Nazis vordergründig immer einen Schritt voraus sind. Aber Mitch und Samson wären eben nicht Mitch und Samson, wenn es ihnen hinter den Ku- lissen nicht gelingen würde, die rechte Brut auszubremsen. Am Schluss ist nicht alles gut und vor allem um Mitch bleiben einige (straf- rechtlich relevante) Fragen offen. Und ich puncto rechtem Gedankengut, so meint es der berufspessimistische Re- zensent, wurde zwar eine Schlacht ge- wonnen aber nicht der Krieg. H. K.

Gerhard Wegner Das Vermächtnis Eigenverlag ISBN: 978-3-98-168095 Preis: 9,95 Euro

ATLANTIS 1/2018 7 Medien

Eva Jablonka u. a.: MV FeBrina Papua New Guinea Evolution in vier Erkunde die Welt unter Wasser jenseits Dimensionen der Kimbe Bay auf einem Kreuzfahrtschiff der Spitzenklasse Es war bzw. ist das Schicksal einer jeglichen großen Theorie: Kaum war sie geäußert, schon wurde sie an- · 7 Kabinen gezweifelt. Imanuel Kant ging das so, Sigmund Freud · höchstens 12 Gäste und auch Charles Darwin, um den es in diesem Buch · erfahrene, freundliche Besatzung auch geht. Denn Eva Jablonka und Marion J. Lamb ge- · 23 Jahre Erfahrung hen der Evolution auf die Spur und sagen, sie hätte · Routen: Kimbe Bay, vier Dimensionen. Klar ist, dass die Evolutionstheorie Fathers Reefs, Witu Islands, Foto: © Franco Banfi Rabaul u. v. m. nicht alle Phänomene erklären kann und so gab es weitere Ansätze. In neuerer Zeit macht die Genetik große Fortschritte und mit ihr entwickelte man die sogenannte Synthetische Evolutionstheorie. Doch die Autorinnen begnügen sich nicht damit, die Evolution der Evolutionstheo-

Foto: © Foto: © Peter Lange Foto: © Marcelo Krause rien zu beschreiben, sie vertretene eigene Ansichten. Sie widersprechen der Vor- MV FeBrina stellung, jegliche erbliche Veränderung diene einer neuen Funktion: erbliche epige- [email protected] netische Veränderungen seien weiter verbreitet, als man meine. Und bestimmte www.walindifebrina.com Verhaltensweisen trügen darüber hinaus zur Weitergabe bestimmter Informationen bei. Und so beschreibt dieses nicht ganz einfach zu lesende Buch umfassendere und differenziertere Theorien der Evolution als man sie bislang vertreten hatte. H. K. . Eva Jablonka und Marion J. Lamb: Evolution in vier Dimensionen Hirzel ISBN: 978-3-7776-26260 Preis: 42 Euro

WALINDI PLANTATION RESORT PAPUA NEW GUINEA Unser freundliches, professionelles Team führt Sie zu den besten Tauchplätzen der Kimbe Bay

Gerhard Vollmer: · Landestypische Bungalows · Regenwald bis an den Strand Im Lichte der Evolution · Tagestrips mit dem Boot · Mehr als 40 Tauchplätze Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer schloss zahlreiche natur- · Weltklassetauchen wissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Studien ab und lehrte unter anderem in Freiburg/Br. Und Han- Foto: © Darek Sepiolo nover. In seinem Buch Im Lichte der Evolution stellt er Walindi Plantation Resort Betrachtungen über Darwin in verschiedenen Diszipli- [email protected] www.walindifebrina.com nen an. Deshalb wäre es vermessen zu erwarten, das Buch von vorne bis hinten zu lesen. Und das ist auch nicht nötig. Jeder kann sich den Teil des Werks er- schließen, das ihn persönlich am meisten interessiert.

Foto: © Patrick Pon Foto: © Tobias Friedrich Foto: © Darek Sepiolo Prof. Dr. Dr. Gerhard Vollmer Im Lichte der Evolution Hirzel ISBN: 978-3-7776-26178 Preis: 39 Euro

8 ATLANTIS 1/2018 News

Kalender: Das Wrack der Haven 2018

Der 1991 vor Genua versunkene Öltanker Haven ist ein Anzie- hungspunkt für Wracktaucher aus ganz Europa. Doch kein anderer Unterwasserfotograf hat die Haven ausführlicher dokumentiert als Heinrich Mattensen. Der Wandkalender „Das Wrack der Haven 2018“ zeigt eine Auswahl seiner besten Bilder. Die zwölf Aufnah- men setzen die gigantischen Dimensionen des Supertankers ge- konnt in Szene und liefern faszinierende Einblicke in das Innere des Wracks. Der Monatskalender „Das Wrack der Haven 2018“ erschien in der Größe 38,5 x 31 cm und ist für 25 Euro erhältlich (ISBN 978-3-947377-02-2). www.zeisig-verlag.de

Seenotrettung: FSR und ADAC kooperieren

Der Fachverband Seenot-Rettungsmittel (FSR) und die ADAC Sportschifffahrt wollen künftig enger zusammenarbeiten. Das ist das Ergebnis der Mitgliederversammlung des FSR. Der ADAC möchte verstärkt auf die Expertise der Fachleute aus dem FSR und seiner Mitgliedsunternehmen zurückgreifen, der FSR freut sich darüber, die rund zwei Millionen wassersportaffinen ADAC-Mitglieder bes- ser erreichen zu können. Im FSR haben sich 15 führende deutsche Unternehmen – Herstel- ler und Importeure von Seenot-Rettungsmitteln – zusammenge- schlossen, deren Ziel es ist, die Sicherheit auf dem Wasser zu ver- bessern. www.fsr.de.com News

Maledivenkreuzfahrt: Standard der Spitzenklasse

Norbert Schmidt, der Betreiber der „Keana“, hat ein einfaches Motto: Nur das Beste ist gut genug. So sollen auf seinem Schiff die Taucher nicht nur drei Mal am Tag nass werden, sondern das Optimum bekommen, das auf den Malediven zur jewei - ligen Zeit möglich ist. Die klassische sieben Tage-Tour führt durch das Süd Male Atoll ins Felidu Atoll, weiter ins Ari Atoll und zurück zum Flughafen. Es sind zu erwarten: fischreiche Riffe, jede Menge Haie, Man- tas und nur mit wenig Glück Walhaie. Zehn- und elftägige Touren erschließen die Atolle Baa und Lhaviyani (besonders gut im August und September) sowie als Südtour die Atolle Felidu, Mulaku und Thaa mit guten Chancen auf Walhaie bei Nacht. Verlängerte Touren lohnen sich. Ab Februar 2018 operiert die „Keana“ im äußersten Süden. Erwartet werden sehr viele Haie einschließlich Tigerhaien, noch mehr Mantas und noch mehr Großfisch. Die Keana auf einen Blick: 30 m, acht großzügige Kabinen, alle über Wasser, kostenlose Sonder- leistungen wie Joga am Sonnendeck und Meeresbiologie. optional. www.keana.mv / www.tropical-seas.at

10 ATLANTIS 1/2018 New

Taucheruhr: Die „Nowak“ zum halben Preis

Bei der Taucheruhr Nowak handelt es sich um einen Compass Chronometer mit einem Schweizer Uhrwerk von Ronda. Er ist bis zu 200 Metern wasserdicht und verfügt über eine ver- schraubte Krone und einen verschraubten Gehäuseboden. Das Unternehmen bringt zwei Uhrenmodelle auf den Markt, von denen eines in Edelstahl poliert und das andere in Edelstahl schwarz DLC-beschichtet ist. DLC-Beschichtungen sind die kratzbeständigsten Beschichtungen, die derzeit verfügbar sind. Durch die zusätzliche Kompassfunktion eignet sich die Uhr be- sonders auch für Segler, Wanderer, Radfahrer und Mountain- biker. Derzeit kann man die Uhr zum halben Preis bekommen, wieviel sie überhaupt kosten soll, ist vom ausgebenden Unter- nehmen nicht kommuniziert worden. Außerdem wird um Spenden gefragt. www.kickstarter.com/projects/nowakdesign/sun-compass- chronometer

Subtronic: Auch 2018 auf der boot

Subtronic wird auch im Jahr 2018 auf der boot in Düsseldorf vertreten sein. Gemeinsam mit BS-Kinetics am Stand Halle 4 Stand A11.1-2. Für Fragen rund um die Technik wird Ge- schäftsführer und Entwickler Wolfgang Tick an den Woche- nenden persönlich am Stand vertreten sein. Unter der Woche wird ein Mitarbeiter alle Fragen beantworten. Subtronic wird einige Neuheiten mit auf die Messe bringen und bestehende Produkte in überarbeiteten Versionen präsen- tieren. www.subtronic.de

Erscheint im

Atlantis Verlag Online-Redaktion Küferstr. 6, D – 79206 Breisach Gabriele Curschmann-Käsinger Telefon: +49 (0)7667/94 22 692 Telefax: +49 (0)7667/94 22 693 Gestaltung E-Mail: [email protected] Fotosatz Dannert GbR Heumadener Str. 11, D-70329 Stuttgart Geschäftsführung +49(0)711/90 11 78 70, E-Mail: [email protected] Gabriele Curschmann-Käsinger Manuskripte und Nachdruck Redaktion Reproduktionen des Inhalts nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Heinz Käsinger Für eingeschickte Beiträge und Datenträger übernehmen wir keine Haftung. (Chefredakteur, v. i. S. d. P.) Datenträger, insbesondere CD und DVD, werden nicht zurückgeschickt.

ATLANTIS 1/2018 11 Reise

Spitzbergen: NORDKURS!

12 ATLANTIS 1/2018 Reise

Von Sven Gust

Das Svalbard Archipel mit seiner Hauptinsel Spitzbergen ist vielleicht eines der letzten frostigen Paradiese, um arktischen Wildtieren hautnah in ihrem Lebensraum zu begegnen. Im deutschsprachigen Raum ist die Inselgruppe, die seit 1920 weitreichend unter norwegischer Verwaltung steht, allgemein als Spitzbergen bekannt. Jedoch zählen neben der größten Insel auch Nordauslandet, Edgeøya und andere, kleinere Eilande, zu der Inselgruppe im Nordpolarmeer. Foto: Sven Gust

ATLANTIS 1/2018 13 Reise

14 ATLANTIS 1/2018 Reise Foto: Robert Hansen

ATLANTIS 1/2018 15 Reise Fotos: Robert Hansen

rüher lockten hauptsächlich die reichen hauptsächlich Norweger in Longyearbyen faszinierend. Denn die karge Schönheit der FKohlevorkommen und der Walfang, und nicht weit entfernt russische Bergbau- Unterwasserwelt bietet einen Einblick in die heute führen Forschung, Tourismus, Fische- arbeiter in der Ortschaft Barentsburg. Doch Zusammenhänge, und gleichzeitig lässt sich rei und auch noch immer Vorkommen an vielmehr sind es tausende Rentiere, Robben, so manch skurriler Meeresbewohner beob- Bodenschätzen, Menschen in diese entle- Walrosse, Polarfüchse und gar Millionen achten. So beispielsweise verschiedene See- gene Region. von Seevögeln, welche die Inseln bevölkern. skorpion-Arten, leuchtende Rippenquallen Immerhin über 450 Kilometer ersteckt sich Und dabei ist Svalbard einer von wenigen und schwimmende Nacktschnecken. dabei die Landmasse von etwa 74° bis 81° Plätzen, an denen die Eisbärenpopulation Es ist wohl die Kombination aus majestäti- Nord. Die Entfernung zum norwegischen sogar leicht zuzunehmen scheint. Immerhin schen Bergen, mächtigen Gletschern, karger Festland beträgt etwa 600 Kilometer, gut auf 3000 wird die Anzahl aktuell geschätzt Tundra, riesigen Walen, neugierigen Rob- 1000 Kilometer sind es zum Nordpol. Nörd- – damit deutlich mehr, als dauerhaft hier ben, urtümlichen Walrossen, merkwürdigen lich und östlich der Inseln erstreckt sich lebende Menschen. Meeresbewohnern, gewaltigen Kolonien Packeis, wobei Menge und Ausweitung in Der wahre Reichtum der Arktis stammte zänkischer Seevögel und nicht zuletzt auch den letzten Jahren zu immer unberechen- schon immer aus dem Meer. Plankton bildet das bloße Gefühl, eines der letzten arkti- bareren Variablen werden. die Grundlage, um Fische, Vögel und Mee- schen Paradiese auf diesem Planeten so Die Bezeichnung Svalbard stammt aus der ressäuger zu ernähren. Die beiden größten direkt und umfassend zu erleben – was skandinavischen Sprache und bedeutet Lebewesen aller Zeiten, nämlich Blauwal jeden Besucher in den Bann zieht. etwa „kühle Küste“. Spitsbergen nannten und Finnwal, sind regelmäßige Besucher in die niederländischen Seefahrer die Inseln diesen Gewässern und ernähren sich von Vordere Doppelseiten: Die Begegnung mit Seeelefanten ist ein Glanzlicht einer Spitzber- wegen der markanten Bergformationen. winzigem Krill, kleinen Ruderfußkrebsen genexpedition. Aber Vorsicht, gerade in der Beide Namen sind also gleichermaßen und Garnelen. Paarungszeit können die Walrösser ziemlich pampig werden. Neue Drohnentechnik macht zutreffend. In diesem Zusammenhang betrachtet, ist das Aufspüren vorn Großsäugern, hier Beluga- Heute leben hier etwa 2600 Menschen, auch das Tauchen rund um Spitzbergen walen, erst möglich

16 ATLANTIS 1/2018 Reise

Zu Begegnungen mit Buckelwalen kommt es um Spitzbergen ebenfalls öfter. Ob die Tiere Große Tour in kleinen Gruppen: aus Lebenslust springen, um andere Tiere auf sich aufmerksam zu machen oder um Wie wohl überall auf der Welt gilt auch hier: will man außergewöhnliche Erlebnisse haben Parasiten los zu werden, weiß man allerdings und die Natur hautnah erleben, so geht das nicht mit einer großen Gruppe. Dem entspre- noch nicht. Die großen Tiere legen pro Jahr chend bietet der norwegische Veranstalter Northern Explorers, für den der Autor als Guide mehrere 1000 Kilometer zurück und gehören tätig ist, Expeditionen mit maximal acht bis neun Teilnehmern an. Per Schiff geht es dabei für damit zu den Langstreckenwanderern im Tier- ein bis zwei Wochen (oder je nach individueller Planung) auf Entdeckungs- und Tauchreise. reich. Sie sind desalb nur zu gewissen Zeiten hier anzutreffen (links). Tiere, die häufig bei diesen Touren im Juni und Juli beobachtet werden, sind beispielsweise Ein Ausflug ins Eis: Die Gewässer um den Walross, Eisbär, Polarfuchs, Belugawal, Buckelwal, Bartrobbe, Ringelrobbe und viele andere. Archipel werden von den Tauchern nicht von An Bord befinden sich zwei Kompressoren, Flaschen, Blei und Sauerstoff. Diese Tour ist für Land aus, sondern mit dem Schiff erkundet. routinierte Taucher mit eigener Trockiausrüstung ausgelegt und bietet außergewöhnliche Mehrtägige Expeditionen führen zu lohnenden Erlebnisse gleichermaßen über und unter Wasser. Plätzen, wo es unter anderem auch Eisbären gibt. Ein Expeditionsteilnehmer muss deshalb Weitere Informationen und Tourdaten sind auf der Internetseite einzusehen: immer Eisbärwache halten, das Gewehr ist www.northern-explorers.com stets dabei. Überhaupt ist so eine Tauchreise Gern kann auch der Autor direkt kontaktiert werden: [email protected] eher für fortgeschrittene Taucher geeignet

ATLANTIS 1/2018 17 Reise

ATLANTIS-Leserreise: Yap und Philippinen im November

Von

Daniel Brinckmann und Heinz Käsinger

Alle Jahre wieder: Sobald sich das Christkind aus dem Staub gemacht hat und die Urlaubsplanung an- steht, steht der Haussegen in den Taucher-Ehen schief. Der ganze Kerl will den Haien am liebsten bis in die Magengrube hineinschauen – und die Dame der Schöpfung will zuckersüße, kunterbunte Nacktschneckchen. Oder eben umgekehrt, das Dilemma bleibt dasselbe: Aufregende, praktisch garantierte Großfisch-Begeg- nungen und lotrecht abfallende Steilwände in kristallklarem Wasser gibt es einfach nicht am selben Ort wie die ganze asiatische Palette bizarrer Makro-Tierchen im bunten Weichkorallen-Bett. Es sei denn, man vertraut einfach mal der Fachkompetenz der ATLANTIS-Redaktion und tut das, was man im Taucherleben längst schon einmal getan haben sollte: Zwei völlig unterschiedliche Tauchreiseziele in zwei völlig unterschiedlichen Ländern – auf den Philippinen und Yap in Mikronesien - in zwei Wochen miteinander kombinieren. 18 ATLANTIS 1/2018 Reise

ATLANTIS 1/2018 19 Reise

m 17. November dieses Jahres nimmt Aeine schweizerisch-deutsche Gruppen- reise der Veranstalter WeDive und Aqua Active Agency seinen Lauf, die erst einmal ins Manta Ray Bay Resort nach Yap führt. Vom weltweit bekannten urigen Tauchres- sort des Texaners Bill Acker aus sticht die Gruppe sechs Tage lang in See um das Hai- und Manta-Schutzgebiet Yap zu erkunden. Zwischen 15 und 20 standorttreue Graue Riffhaie und Schwarzspitzen-Riffhaie be- völkern das kristallklare Flachwasser am Spot „Vertigo“, und im November finden sich auch schon die Mantas an der fünf Meter flachen Putzerstation „Stammtisch“ ein, ehe im Dezember die Paarungssaison ihren Lauf nimmt. Verschiedene Arten von Barrakudas, Schwärme von Büffelkopf- Papageifischen, große Ammen- und Weiß- spitzen-Riffhaie, Schildkröten, Adlerrochen und Makrelen zählen zu den weiteren fischigen Attraktionen an Plätzen wie dem Alle Fotos: Daniel Brinckmann Alle Fotos: „Mi'l Channel“ oder dem natürlichen Amphitheater „Yap Caverns“ mit seinem Lichtdom. Ausflugsangebote wie Kayaktou- ren, Insel- und Kulturausflüge, Strand-Bar- becues sorgen dafür, dass die Teilnehmer die Gewissheit haben, das Traumziel Mikro- nesien nicht nur unter der Wasseroberfläche erlebt zu haben. Abends genießt die Grup- pe bei Pils und Alt aus der Hausbrauerei des 35 Zimmer kleinen Ressorts die urgemütli- che Atmosphäre auf dem fest vertäuten Restaurantschiff. Bis die Stunde der Makro- Liebhaber schlägt...

Die Tauchplätze um die mikronesische Insel Yap sind vor allem für ihre hier standorttreu lebenden Mantas bekannt. In der Anlage mit dem altertümlichen Restauratschiff „Mnuw“ und einer eigenen Brauerei lässt es sich hervorragens Ferien machen

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ATLANTIS 1/2018 21 Reise

ach einem kurzen Zwischenstopp in NGuam (Sightseeing-Option auf dem Hinweg) erreicht die internationale Truppe am Morgen des 27. November 2018 Manila und damit auch das als artenreichste Meeresregion weltweit bekannte Korallen- dreieck. Nur drei Autostunden trennen die Reisenden von Anilao, der „Welthauptstadt der Nacktschnecken.“ Vom Boot, aber auch ganz komfortabel von Land aus, laden zwei unterschiedliche Biotope zur Entde ckung ein – über Sand- und Schlammflächen ist ebenso möglich wie Streifzüge durch kunterbunte Weichkoral- lenwälder. Anglerfische, Mimik-Oktopoden, Schaukel- und Mandarinfische, Geistermu- ränen, winzige Pygmäen-Seepferdchen, Fangschreckenkrebse und diverse andere Krabbeltierchen sind nur einige Beispiele für die extreme Vielfalt der Region. Den geschulten Adleraugen der Guides ist es zu verdanken, dass selbst Makro-Novizen beim zweiten Hinschauen winzige bizarre Tiere entdecken, die eher als radioaktiv verstrahl- tes Weltraumgemüse durchgehen, denn als Fisch. Die Reizüberflutung kann man dann anschließend im Aiyanar Dive & Beach Res- ort kurieren, das als eines der modernsten Boutique-Hotels der Region gilt und per- fekt auf den Sonnenuntergang ausgerichtet ist. Bei soviel Romantik und Aufregung dürfte sich dann selbst der Ehe-Zwist wegen bissigem Großfisch versus süßen Kleinfisch erledigt haben. Ohne Kuppeln zu wollen – die Tour eignet sich natürlich auch bestens für Alleinreisende, denn ein solches Abenteuer gemeinsam zu erleben verbindet nicht selten für ein ganzes Taucherleben!

www.aquaactive.de, www.wedive.ch, www.mantaray.com, www.aiyanar.com

Während es auf Yap eher zu Großfischbegeg- nungen kommt, ist die philippinische Hotelanlage Aiyanar Dive & Beach Resort für seine Plätze bekannt, an denen es hauptsäch- lich Kleinlebewesen wie Nacktschnecken zu beobachten und zu fotografieren gibt

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Interview: Für jeden etwas dabei! Die ATLANTIS-Leserreise wird in Deutschland durch Aqua Active Agency (AAA) und in der Schweiz durch Wedive veranstaltet. ATLANTIS sprach mit Achim Goldmann von AAA, der weiterführende Informationen gibt.

Herr Goldmann, wie wird die Reise im November ablaufen? schnell mal in den Inselsupermarkt gehen und alles zwischen Los geht es am 17. November ab Frankfurt. Zuerst steuern wir das Kokosnüssen und Kartoffelchips kaufen, oder auch eine Runde Manta Ray Bay Resort auf Yap an, später geht es dann nach Anilao, spazieren gehen. Der Texaner Bill Acker, der vor 35 Jahren nach Yap wo wir im Batangas im Aiyanar Beach & Dive Resort bleiben wer- gekommen ist, und seine yapesische Frau Patricia sind Besitzer des den. Am 2. Dezember sind wir dann zurück. Familienbetriebs – auch eine ihrer Töchter und ein Sohn arbeitet im Das hört sich spannend an. Was soll die Reise kosten? Hotel. Mit dem niederländischen General Manager Ruud van Baal Es geht los bei 2585 Euro für die Reise selbst, die Flüge buchen wir und dem Restaurant-Manager Detlef Trux gibt es übrigens auch nach tagesaktuellen Preisen dazu. jederzeit deutschsprachige Ansprechpartner. Am kleinen Infinity- Und was ist in den 2585 Euro Grundpreis enthalten? Swimmingpool kann man nach dem Tauchen wunderbar entspan- Auf Yap und auf den Philippinen jeweils sieben Übernachtungen nen. Und erst recht im Taro Leaf Spa. Kinderbetreuung gehört mit Frühstück. Ferner jeweils zehn Tauchgänge. Und natürlich die ebenso zum Angebot, generell ist Yap ein familienfreundlicher Ort. Transfers: Ab/bis Flughafen Yap und ab/bis Flughafen Manila. Zur Anlage gehört ein wunderbarer, 100 Jahre alter Südsee-Schon- Dabei sind auch die Ausfahrten zu den Tauchplätzen. er namens „S/V Mnuw“, der direkt vor dem Hotel vor Anker liegt und Nun liegen die Ziele ja quasi am anderen Ende der Welt. Wie wird auf dem sich das Restaurant sowie die Krähennest-Bar befinden. angereist? Was wird auf den Philippinen geboten? Ein Flugbeispiel wäre z. B. mit China Airlines von Frankfurt nach Das Resort verfügt über drei Kategorien, Deluxe Zimmer und Suit- Taipei und von dort aus weiter nach Guam. Dann geht es dann mit en, diese sind im Hauptgebäude untergebracht und es gibt noch United Airlines nach Yap weiter – und auch wieder nach Guam acht Casitas Zimmer. Des Weiteren zählt zur Einrichtung ein gutes zurück. Die United Airlines wird uns ebenfalls von Guam nach Restaurant, ein schön angelegter Pool sowie ein Lounge-Pool und Manila bringen. Und von Manila aus geht es dann über Taipei ein 15-Fuß-Trainingspool für die Tauchausbildung. W-Lan ist im wieder nach Deutschland zurück. Resort und auf den Zimmern verfügbar. Gegessen wird im Open- Was kann ich auf Yap außer Tauchen noch erleben? Air-Speisesaal mit direktem Blick auf den Sonnenuntergang. Neben Yap ist 16 Kilometer lang und besteht aus vier Inseln, von denen den Wassersport- und Tauchmöglichkeiten wie Jetskies, Wakeboar- drei über Brücken verbunden sind. Neben Tauchen bietet das Resort den und Banana-Boot, bietet das Aiyanar Beach & Dive Resort auch Fliegenfischen in den Lagunen, Hochseeangeln mit Catch & zahlreiche Aktivitäten wie Fußball, Volleyball, Badminton und Release – es sei denn, die Gruppe wünscht sich frisches Sashimi – Tischtennis. Kayak-Ausflüge in verwunschene Mangrovenwälder, Shuttle zum Außer Tauchen organisiert das Resort auch verschiedene interes- Privatstrand mit Picknickkorb oder direkt mit Barbecue. Besonders sante Landausflüge, z. B. eine Taal Heritage Tour, Mt. Banahaw/ schön ist letzteres als Abschluss einer Halb- oder Ganztagestour, Makiling/Cristobal-Touren, sowie Ausflüge nach Laiya Batangas wobei ganz verschiedene Schwerpunkten wie Natur, Kultur, Welt- und Tagaytay. kriegs- und Kolonialgeschichte möglich sind. Die ganze hügelige Was wird das Besondere an der Reise sein? Insel ist von einer Küstenstraße mit vielen traditionellen Mens' Das Besondere an dieser Reise liegt in der Kombination (Philippinen Houses umgeben und von Jahrhunderte alten Steinpfaden durch- und Yap). Man lernt zwei ganz unterschiedliche Kulturen und zogen. Nach Absprache mit dem Personal kann man also durchaus Tauchreviere kennen. Wir kombinieren sozusagen das Beste aus zum Beispiel auch wandern gehen. Direkt oberhalb des Hotels zieht zwei Welten: Einerseits eine tropische Hochseeinsel mit Steilwän- sich ein Pfad bis zu einem knapp 100 Meter hohen Hügel hinauf, den, Großfisch und tintenblauem Wasser und andererseits eine klas- von dem man einen tollen Blick über die Lagunen hat. Das Manta sische korallenreiche Südostasien-Destination mit einem Artenre- Ray Bay Resort selbst ist mit nur 35 Zimmern sehr familiär, liegt ichtum, wie man ihn nur im Korallendreieck findet. Mindoro bietet direkt am Meer am Rand der Hauptstadt Colonia. So kann man ne ben dem exzellenten Tauchen mit ganz vielen Kleintieren hervor-

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ragende Möglichkeiten zu entspannen und Land und Leute kennen Manila wird bei der Ausreise eine Flughafengebühr in Höhe von bis zu lernen. Es bieten sich einige hochinteressante Auflugsmög - zu 750 PHP erhoben. Die Flughafengebühr muss bar in PHP oder lichkeiten zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten an, die man US-Dollar bezahlt werden. individuell und nach eigenen Wünschen vor Ort zusammenstellen Für deutsche Touristen, die Inhaber eines Reisepasses sind, wird bei kann. Auf Yap erwarten die Teilnehmer Außenriff-Wände, spekta- der Einreise ein gebührenfreies Visum (Visa on Arrival) für 30 Tage kuläre Begegnungen mit Mantas, die man dort in großer Anzahl an- erteilt. Bei Einreise ist ein gültiges Rück- bzw. Weiterflugticket treffen kann, oder kribbelnde Tauchgänge mit vielen Riffhaien am vorzulegen. Darüber hinaus empfiehlt das Auswärtige Amt, die Tauchplatz „Vertigo“. Beides übrigens im Flachwasser und praktisch Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert- ohne Strömung, was für sich genommen schon ziemlich außer- Koch-Institutes für Kinder und Erwachsene anlässlich der Reise zu gewöhnlich ist. überprüfen und zu vervollständigen. Wer kann mit? Muss ich Tauchprofi sein oder können auch Seit September 2016 können deutsche Staatsangehörige mit einem blutige Anfänger ins Wasser? regulären gültigen Reisepass ohne Visum in das Hoheitsgebiet der Die Reise ist sowohl für Tauchanfänger als auch Profis bestens Föderierten Staaten von Mikronesien (FSM) einreisen und sich dort geeignet. für maximal 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen Wird es ein starres Programm sein oder gibt es Möglichkeiten, aufhalten. Bei Ausreise fallen je nach Abflughafen Flughafen- sich auch individuell zu bewegen? gebühren zwischen 15 und 20 US-Dollar an. Die Reise ist vor Ort völlig individuell zu gestalten, ob Sie an Aus- Bitte verstehen Sie, dass Änderungen hier vorbehalten bleiben. Ein- flügen teilnehmen, am Beach relaxen oder sich im Wellnessbereich reisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige können sich verwöhnen lassen. Es steht zwischen und nach den Tauchgängen kurzfristig ändern, ohne dass das Auswärtige Amt hiervon vorher genügend Zeit zur für Ihre ganz persönlichen Vorlieben zu Ver- unterrichtet wird. Rechtsverbindliche Informationen und/oder über fügung. diese Hinweise hinausgehende Informationen zu den Einreisebes- Welche Vorbereitung muss ich treffen? Ich denke beispielsweise timmungen erhalten Sie nur direkt bei der Botschaft oder einem der an Impfungen usw. Generalkonsulate. Für die Einreise benötigen Sie einen gültigen Reisepass. Es wird Wird es eine professionelle Reiseleitung/Begleitung geben? empfohlen darauf zu achten, dass Reisedokumente noch sechs Es ist ein Reiseleiter für diese Reise vorgesehen, das ist jedoch Monate über die vorgesehene Aufenthaltsdauer hinaus gültig sind. abhängig von der Anzahl der Reiseteilnehmer. An den internationalen Flughäfen mit Ausnahme vom Flughafen Wir danken für das Gespräch.

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Kuba Castros kunterbunte Korallengärten

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Von Heinz Käsinger

Das Tauchen auf Kuba findet hauptsächlich auf der Isla de la Juventud, der Insel der Jugend, statt. Oder in den Gärten der Königin, den Jardines de la Reina – dem immerhin drittlängsten Korallenriff der Welt. Ein ATLANTIS-Reporter hatte aber die Gelegenheit, Kuba auf eigene Faust zu erkunden und abseits dieser taucherischen Brennpunkte ins Wasser zu steigen – in einer Region von geradezu historischer Bedeutung: Der Schweinebucht.

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er Frühling ist die wohl schönste Jah- ker angereist, um am Umzug teilzunehmen. segeln – und eine Tauchbasis hat es auch. Dreszeit auf Kuba. Es ist noch nicht so Mexikaner tanzen mit, Menschen aus Cura- Die „Blue World“ kann 50 Taucher kom- heiß und die Hurrikane kommen erst später çao, Trinidad und Tobago, den Caymans. plett ausrüsten, macht Ausbildung nach im Jahr. Wie Schneeflocken im Wind tanzen Es sind sogar Musikanten aus Kanada und ACUS-Standard (dem kubanischen Gegen- Millionen von weißen Schmetterlingen Australien gekommen. Wie Antony und stück zu SSI, Padi und Co.) und wer schon durch die Luft. Am Himmel schweben die seine Frau Anne. Die beiden stammen aus tauchen kann, der kann mit dem Tauch- Bartgeier, stets auf der Suche nach einer Toronto und waren schon elf Mal auf schiff zu einem der 20 Bootstauchplätze leicht zu greifenden Beute. Und über die Kuba im Urlaub. Beim zwölften Mal erst mitfahren. Die haben es durchaus in sich. Straßen wuseln Tausende von Krabben. entdeckten sie die Romeria und beschlos- Da das „Blau“ samt seiner Tauchstation auf Ähnlich wie die Krabben der Weihnachtsin- sen, im kommenden Jahr aktiv am Umzug der Atlantikseite Kubas liegt, sind die Plätze sel färben ganze Heere der achtfüßigen teilzunehmen. „Wir haben ein paar Kumpels zwar anspruchsvoll, jedoch sieht man auch Tiere Waldränder, Straßen und Strände alarmiert, die haben gleich mitgemacht. eine Menge Großfische wie Haie, Rochen schwarzrot. Es handelt sich um Landkrab- Und so kam die kanadische Delegation in und Barrakudas. Auch viele Schildkröten ben, die ein Mal im Jahr verrückt spielen, Form der Romeria-Band zustande“, sagt wackeln an diesen Plätzen durch den die Hormone verdrehen ihnen die Sinne. Antony, trunken vom Rum und der Begeis- unendlich scheinenden Ozean. Was man Denn die Tiere gehen auf Freiersfüßen. terung. sonst nicht so oft sieht, hier surren sie Zuerst wandern die Männchen aus den Auf einer Ehrentribüne verfolgen der kuba- durch das Wasser: Schwertfische. Aber die Wäldern zum Strand und zurück. Dann fin- nische Tourismusminister und einige Bot- Tiere sind recht scheu und kommen nicht det die Paarung in Erdlöchern im Wald schafter, darunter der deutsche, das Spekta- näher. Immerhin aber flitzen sie in 30, 40 statt. Anschließend wandern die Weibchen kel. Ursprünglich hat die Romeria einen reli- Metern Entfernung an der Sichtgrenze zum Strand und legen die Eier ins Meer, wo giösen Hintergrund. Und so wandern später herum. Sofort denkt man dabei an einen die Jungtiere schlüpfen. Und jene wandern Darsteller wie Zuschauer hinauf auf einen berühmten Insulaner. Ernest Hemingway schließlich vom Meer wieder in die Wälder Hügel über der Stadt, um an einem Heili- und sein „Alter Mann“ grüßen aus dem zurück. gendenkmal um einen guten Jahresverlauf Meer. zu bitten. Wenn man gerade im Osten Kubas ist: Ein Religion und Kommunismus „Kommunismus und Religion widerspre- Besuch des malerischen Städtchens Gibara widersprechen sich nicht chen sich nicht“, hat der Übervater des Lan- lohnt sich auch. Es liegt auf einem Hügel In Holguin, das im Osten der größten aller des, Fidel Castro, zu seinen Lebzeiten über dem Meer und besticht durch einen Antilleninseln liegt, tanzen die Menschen gesagt. Und so feiern die Holguineros und Ortskern aus alter, kolonialer Architektur. auf der Straße. Jetzt, Anfang Mai, findet ihre Gäste bis spät in die Nacht hinein mit Direkt am Marktplatz vor der Kirche gibt es dort das traditionelle Frühlingsfest statt, die Spanferkel und Reis und Rum und Bier. Das eine kleine Zigarrenfabrik, die man besich- sogenannte Romeria. Der Festzug mutet an wird übrigens auf Kuba selbst gebraut und tigen kann. Fleißige Frauenfinger fertigen wie ein Karnevalsumzug hierzulande. Die zwar in hervorragender Qualität nach deut- die aromatischen braunen Stangen – noch Menschen haben sich verkleidet, sind grell schem Standard: In Sachen Gerstensaft hat immer unter der Aufsicht des Maxímo Lea- geschminkt und trinken einen über den die frühere DDR dem sozialistischen karibi- der, der auch post mortem als Poster an der Durst. Statt Fanfarenstöße und Fastnachts- schen Brudervolk Nachhilfeunterricht gege- Wand des Arbeitsraumes prangt. märsche, setzen lateinamerikanische Rhyth- ben, Brauereitechnik und entsprechendes Anderntags geht es über holprige Inselstra- men die Beine der Teilnehmer in Bewe- Know-how von der Ostsee in den Atlantik ßen gen Westen. Die Landschaft kann sich gung. Holguins Romeria ist über Kubas exportiert. sehen lassen. Es gibt hohe Berge, deren Landesgrenzen hinweg berühmt. Aus den Holguin liegt im Landesinneren, wer lieber Flanken mit Regenwald bewachsen sind. umliegenden Ländern (außer den USA am Wasser wohnt, dem sei das Hotel „Blau“ Auf Plantagen gedeihen dicke Bohnen, natürlich) sind Folkloregruppen und Musi- als Urlaubsdomizil ans Herz gelegt. Die Süßkartoffeln, Salat und Kohl. weitläufige Ferienanlage ist ganz auf west- „Es gab auch schon Versuche, hier Kaffee liche Besucher zugeschnitten. Es gibt meh- anzubauen“, erklärt Karl Janeke. „Das Kli- rere Bars, eine tolle Poollandschaft samt ma wäre dafür ideal. Aber den Kubanern Vordere Seiten: Eindrücke aus der Poolbar, einige Restaurants. Erwähnenswert fehlte das Händchen und die richtige Lust Schweinebucht sind bunte Korallenriffe, eine ist das „Blau“ vor allem auch wegen der dazu und so verkamen die Plantagen Garnele und ein Bärenkrebs. Rechts: Wie auf den Weihnachtsinseln gibt es zahlreichen Wassersportaktivitäten, die dort schließlich.“ Janeke lebt seit vielen Jahren auch auf Kuba die Krabbenralley. Den angeboten werden. Im Pool gibt es mehr- auf Kuba. Er ist mit einer Kubanerin verhei- Musikanten an der Romeria von Holguin lassen die Krabbler eher kalt mals täglich Wassergymnastik. Im Meer ratet und weiß, wovon er redet. Darüber kann man (Kite-)Surfen, auf Katamaranen hinaus ist er der Repräsentant des fränki-

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schen Spezialreiseveranstalters Cuba Travel Politik (vor allem die amerikanische) tionsschiffe, die für den Waffennachschub von Wolfgang Keller. Ob Tauchreisen zur ist ein schmutziges Geschäft sorgen. Wieder gelingt es Castros Luftwaffe, Isla de la Juventud, Kulturreisen in die quir- Zurück in die 1950er Jahre. Auf Kuba diese beiden Schiffe (es sind amerikanische) lige Hauptstadt Havanna oder Trekkingtou- herrscht Präsident Fulgenico Batista. 1952 zu zerstören. Die Angreifer, in Guatemala ren durch Kubas wilden Osten: Wolfgang setzt er die Verfassung außer Kraft und die militärisch ausgebildete Exilkubaner, wer- und Karl kennen sich aus und machen in darin enthaltene Landreform. Er ist eine den zunächst von der zu den Waffen grei- einem durchaus schwierigen Umfeld vieles Marionette der USA und die macht mit dem fenden Landbevölkerung an der Schweine- möglich. korrupten Präsidenten blendende Geschäf- bucht aufgehalten, bis reguläre kubanische So eine Fahrt über die Insel lässt das Herz te. Auch die Mafia verdient, Havanna ist ihr Truppen eingreifen und dem Spuk ein Ende eines Liebhabers üppigen Lokalkolorits wichtigster Geschäftssitz in der Karibik. Die machen. 90 Exilkubaner werden bei den höher schlagen. Stellenweise fühlt man sich Unzufriedenheit in der zunehmend verar- Kampfhandlungen getötet, etwa 1100 gera- ins beginnende 20. Jahrhundert Europas menden Bevölkerung wächst. In den Bergen ten in Gefangenschaft und werden später zurückversetzt. Der Pferdewagen wartet an und in der Zivilbevölkerung formieren sich gegen Zahlung von 53 Millionen US-Dollar der Ampel neben einem chinesischen erste paramilitärische Vereinigungen. Die Lösegeld in die USA entlassen. Einige weni- Mittelklassewagen auf Grün. Direkt neben wichtigste von ihnen ist die „Bewegung 26. ge werden hingerichtet. der Schnellstraße haben Bauern ihre Stände Juli“, die von einem Juristen namens Fidel Vor dem UN-Sicherheitsrat streitet die US- aufgebaut und verkaufen Ananas, Bananen Castro angeführt wird. Regierung trotz der erdrückenden Beweis - und Mango – alles in bester Qualität. Und 1956 kommt es zu ersten Kampfhandlun- lage jegliche Beteiligung am Invasionsver- was ist das? Da treibt doch ein Bauer seine gen, die Revolutionäre führen einen bestens such ab. Nur vier Tage später jedoch über- Schweineherde seelenruhig über die Straße. organisierten Guerillakrieg. Dieser intensi- nimmt John F. Kennedy, erst seit kurzem im Dass Kuba ein sicheres Reiseland ist, merken viert sich, obwohl die USA Batista hinter Amt, die volle Verantwortung für die Mili- diese Schweine sofort: Jeder Autofahrer den Kulissen unterstützt. Doch dieser kann täraktion. Tatsache ist, dass die Invasion bremst korrekt, um die Tiere passieren zu sich nur noch zwei Jahre lang halten. Am 1. durch Kennedys Vorgänger Dwight D. lassen. Verkehrsregeln werden eingehalten, Januar 1959 flieht er aus Kuba nach Ameri- Eisenhower, vor allem aber durch dessen es gibt keine Raser. Denn die Verkehrspoli- ka. Die Revolution hat gesiegt. Vizepräsidenten Richard Nixon, konzipiert zei überwacht die Straßen flächendeckend Neuer politischer Kopf des Landes wird worden war. Der Plan sah vor, dass die 1300 und mit einem dichten Netz von Strecken- Fidel Castro, der unverzüglich beginnt, Invasionssoldaten einen kubanischen Flug- posten. Verkehrssünder werden sofort Kuba eine marxistisch-leninistische Struktur platz einnehmen und gegen Castros Trup- angehalten und belehrt. Wer eine Übertre- zu verleihen. Die Armen profitieren sofort, pen halten sollten. Von Miami aus sollte tung begeht, bekommt eine empfindliche ihre wirtschaftliche Situation verbessert sich dann eine Gruppe Exilkubaner zu diesem Buße, die jedoch nicht direkt an den Polizi- rasch. Sie erhalten Zugang zum Gesund- Flugplatz geflogen werden, um sofort eine sten zu bezahlen ist, sondern später einge- heits- und Bildungssystem. Doch das passt Gegenregierung zu bilden. Die sollte die zogen wird. Wer einen Mietwagen fährt, ein nicht allen. Insbesondere nicht dem mächti- USA förmlich um Hilfe gegen Castro bitten Tourist zum Beispiel, dessen Autovermieter gen amerikanischen Nachbarn, der eine und es dem US-Militär so möglich machen, bekommt eine Mitteilung und der Verkehrs- geradezu hysterische Haltung gegenüber ganz offiziell einen Krieg gegen Kuba zu sünder bezahlt die Buße an den Vermieter linkem Gedankengut entwickelt hat. Keine beginnen – den Castro mit seinen ver- bei Abgabe des Wagens. Reisende brauchen Frage, auf Kuba muss etwas passieren. gleichsweise schwachen Kräften nicht hätte sich darüber hinaus auch um Kriminalität Wir schreiben den 15. April 1961. Drei Mili- gewinnen können. keine Sorgen zu machen. So ist es durchaus tärflugplätze auf Kuba werden von mehre- Soviel zum Ablauf und zu den Hintergrün- möglich, nachts ungefährdet durch einen ren Staffeln B26 Bombern angegriffen. Die den der legendären Invasion in der Schwei- unbeleuchteten Park in Havanna zu spazie- Flugzeuge tragen kubanische Hoheitszei- nebucht. Damals wie heute ist die Bucht, ren. chen. Die Gegenrevolution hat begonnen – die mehr ein Meeresarm ist, ein ziemlich meinen die Kubaner. Aber Castros Truppen abgelegenes Stück Kuba. Wer Ruhe sucht, gelingt es, die Lufthoheit zu behalten, sechs fernab von Straßenlärm und dauernder der B26 Bomber werden abgeschossen. Es Erreichbarkeit, der ist hier richtig. Umgeben stellt sich heraus, dass keine Kubaner son- ist die Bucht von einem weitläufigen dern Amerikaner an den Steuerknüppeln Sumpfgebiet, in dem es allerhand wilde Doppelseite vorn: Ochsenkarren sind noch heute beliebte Transportmittel. Rechts: saßen. Am 17. April 1961 greift eine 1300 Tiere zu beobachten gibt, Hirsche und Seespinne nach einer Schlägerei. Es fehlen ihr Mann starke, schwer bewaffnete Brigade Wildschweine zum Beispiel, aber auch Alli- diverse Beine und die rechte Schere. Der Pfau- enbutt sucht nach Krebstierchen und Kuba von der Schweinebucht aus an. Im gatoren. Und die bereits erwähnten Land- Würmern im Sand Hintergrund halten sich zwei große Muni- krabben, die jetzt, Anfang Mai, die Straßen

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bevölkern. Vorsicht, die Krabbler sind Die Erleichterung nach dem Abtauchen an kaum einem Platz geht es tiefer als 20 geschützt, wer sie mit dem Auto überfährt, folgt auf dem Fuße: Drückerfische scheint Meter. Folgerichtig sind viele der Taucher der riskiert ein saftiges Bußgeld. Überhaupt es hier gar nicht zu geben. Zum Glück für Anfänger. Die größte Herausforderung ist ist diese Region hier zum Naturpark erklärt die Taucher, denn der Drücker ist bekannt- es, über Klippen, spitze Steine und unzu- worden. lich gefährlicher als der Hai. Der männliche längliche Ein- und Ausstiegshilfen ins Was- In der Bucht gibt es eine respektable Hotel- Fisch ist bei Familie Drücker für die Brut- ser und wieder heraus zu kommen. Francis, anlage namens „Playa Larga“ und im Hotel pflege zuständig. Wenn sich ein Taucher in der Chef der Tauchbasis, hat da für die die Tauchbasis Octopus. Die bringt tau- einen vom Fisch definierten Bannkreis um kommenden Monate Abhilfe versprochen. chende Gäste zu den schönsten Riffen in das Gelege herum begibt, dann greift der Ein Abenteuer für sich ist es, mit einem der Bucht. An dieser Stelle wird es Zeit, dem an – ohne Rücksicht auf Verluste. altersschwachen umgebauten russischen Namen Schweinebucht näher auf den Statt Drückerfischen werden die Fro- Bus zum Tauchplatz zu fahren. Der schafft Grund zu gehen. Im Spanischen heißt die schmänner von einer typisch karibischen nicht mehr als 20, 25 km/h und wenn es Bucht Bahía de Cochinos, was aber keines- Rifflandschaft empfangen. Es gibt Fächer- eine steile Steigung zu überwinden gibt, wegs von Schweinen herrührt. Vielmehr korallen, Hornkorallen, Seefedern, Gorgo- dann muss der Fahrer zuerst Schwung nennen die Kubaner auch die Drückerfische nien – und vor allem viele Schwämme, auch holen und dann hoffen, dass er in einem Cochinos, korrekt müsste die Übersetzung und gerade die für die Karibik charakteristi- Rutsch oben ankommt. Dafür ist die Atmo- des Landstriches also Drückerfischbucht schen Tonnen-, Röhren und Trompeten- sphäre sehr familiär und die Guides sind heißen. schwämme. Unter einem schattigen Hang bestens ausgebildet und sehr zuvorkom- hat es sich eine Muräne gemütlich gemacht. mend. Ein riesiges grünes Ungetüm, das die

Doppelseite vorn: Das deutsche Segelschiff Tauchgruppe interessiert beobachtet. Es Havannas Altstadt ist UNESCO „Alexander von Humboldt“ vor der Skyline gibt Schnapperschwärme, Füsiliere, kleine Weltkulturerbe Havannas. Traum in Pink: Der Chevy samt Barsche, Grunzer. Der Besuch in der Schweinebucht wird passend gekleidetem Besitzer. Blick durch eine Altstadtgasse auf Havannas Capitol und über Getaucht wird von Land aus. Die Plätze gekrönt von einem Nachtauchgang. Ein den Friedhof Cristobal Colon (rechts) zeichnen sich durch Strömungsarmut aus, Bärenkrebs hat sich gemächlich auf die

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Jagd begeben. Rot leuchten seine Augen im Privatzimmer. Ein Anbieter ist beispielsweise außerhalb der Stadt, im Fischerdorf Cojimar, Scheinwerferlicht auf, der Bursche hat wohl Ronel, der in der Tauchschule Octopus auch lebte. Zwei Bars rühmen sich heute, den noch nicht ausgeschlafen. Eine riesige See- für einen reibungslos ablaufenden Tauch- berühmten Amerikaner als Stammgast spinne hat sich auch aufgerafft, die wird es betrieb sorgt. bewirtet zu haben. wahrscheinlich nicht mehr lange machen. Kontrastprogramm zum ruhig-abgelegenen Das „El Floridita“ liegt in der Nähe des Par- Die rechte Schere fehlt ihr und die linke Naturschutzgebiet um die Bucht ist sicher- que Central. Gleich der erste, der Eingangs- kann sie nicht mehr bewegen. Sie schleift lich Havanna. Kubas Hauptstadt teilt so ein türe am nächsten stehende, Barhocker sie müde mit. Rechts fehlt ihr ein ganzes bisschen das Schicksal von Kairo. 90 Pro- bleibt stets frei. Hemingways Stammplatz Bein und linksseitig ein halbes. Wahrschein- zent aller Badegäste, die in den touristi- darf auch heute von keinem der Gäste lich ist das Schalentier von ihrem Erzfeind, schen Regionen der Insel um Varadero und benutzt werden, und sei es auch noch so einem Zackenbarsch, angegriffen worden. Maria La Gorda urlauben, haben Havanna voll. Fast scheint es, als warte man noch Pfauenbutte haben sich aus dem tarnenden noch nie gesehen, ähnlich Ägyptens Rot- immer darauf, dass der Meister des mageren Sand befreit und gleiten über dem Grund meertouristien Kairo. Dabei ist die Stadt – Schreibstils hereinkommt und einen Drink wie fliegende Teppiche, die keine Höhe wie Kairo in der alten Welt – voller Kultur- bestellt. Eine Reminiszenz an einen großen gewinnen können. Von links kommt ein schätze. Die UNESCO hat mit riesigen Schriftsteller. Der Barkeeper Alberto verrät, Feindfisch angeschossen – blitzschnell zit- Finanzspritzen dazu beigetragen, dass der warum es ausgerechnet der erste Hocker im tert sich der Butt wieder in sein Sandbett. barocke Ortskern erhalten blieb. So kann Raum sein musste: „Den konnte Ernest Die Taucher trauen ihren Augen nicht. Der der Besucher heute über prächtige Boule- auch nicht verfehlen, wenn er sturzbesoffen Angreifer war ein Drückerfisch – und so hat vards schlendern oder in engen, verwinkel- herein kam.“ die Schweinebucht, die keine Schweine- ten Gassen nach Antiquitäten, alten bucht ist, ihren wahren Namen doch noch Büchern oder Souvenirs stöbern. Es lohnt es Havanna Moon – über einem Bürgerhaus aus unter Beweis gestellt. sich auch, einfach auf einem Platz in einem dem 19. Jahrhundert steht prächtig der Wer nicht in der Hotelanlage des Playa Lar- Café oder in einer Bar einen Espresso oder Vollmond (links). In einer von zwei Lieblings- bars des Schriftstellers Ernest Hemingway, der ga wohnen will, der findet übrigens rund einen Mojito zu trinken, wie weiland Ernest „Bodeguita del Medio“, erinnert man sich um die Schweinebucht auch preisgünstige Hemingway, der einige Jahre lang etwas noch heute an den trinkfesten Amerikaner

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Die „Bodeguita del Medio“, Hemingways wiederum dem Petersdom in Rom nach- zweite Stammbar, liegt mitten in Havannas empfunden ist, ein bisschen auch jenem. Altstadt. Man kann in ihr auf mehreren Und die augenfälligste Sehenswürdigkeit Ebenen sitzen, um seine Daiquiris und der Insel sind selbstverständlich die vielen Mojitos zu schlürfen. Die Wände sind bis Straßenkreuzer-Oldtimer. Die sind irgend- unter die Decke vollgeschrieben mit „Peter wie übrig geblieben aus den 1950-er Jah- was here“, „Jenny I love you“, „Heinz-Rüdi- ren, als Kuba quasi noch der 51. Staat der ger und Monika Schmidt am 11. Mai 2007“ USA war. Wenngleich die meisten der fetten und ähnlichen Belanglosigkeiten. In einer Amischlitten keine Originale mehr sind – Nische die üblichen Devotionalien, alte die meisten von ihnen laufen heute mit Schwarz-Weiß-Bilder. Der Schriftsteller mit japanischen Dieselmotoren – so werden sie einem selbstgeangelten Schwertfisch. doch liebevoll gehegt und gepflegt. Und es Hemingway mit seinem Freund Gregorio gehört einfach zu einem Havannabesuch Fuentes. Hemingway mit Angel auf seiner dazu, dass man sich mit so einem Auto die Yacht „Pílar“. Hier ist kein Sitzplatz mehr für Stadt zeigen lässt. ihn frei. Eine Gruppe junger Leute zelebriert Schließlich noch ein Wort zum Wohnen auf den Son, wie die Kubaner ihre originäre Kuba. Wer das Land auf eigene Faust Musik nennen und es ist überfüllt. Der durchstreift, der wohnt preiswert und mit Mojito ist Durchschnitt. Durchaus interes- Familienanschluss in einem sogenannten sant ist der Name der Bar. Um mehr Gäste Casa Particular. Es handelt sich um Privat- durch Laufkundschaft zu gewinnen, waren zimmer in Familien, die diese seit einigen Bodegas früher vorwiegend in Eckhäusern Jahren privat vermieten dürfen, um etwas mit zwei anliegenden Straßen unterge- Einkommen erzielen zu können. Das ist bracht. Die „Bodeguita del Medio“ aber lieg nicht jedermanns Sache, aber wer einen in der Mitte einer Gasse – und diese realen Einblick in den Alltag der Kubaner Besonderheit dokumentiert sie durch ihren bekommen will, wer nicht alles perfekt Namen. haben muss, dafür einen authentischen Sehenswert ist auch Havannas Hauptfried- Eindruck mit nach Hause nehmen will, der hof, der Cementerio Cristobal Colón (Chri- ist hier richtig. stoph Kolumbus Friedhof). Hier liegen mehr als eine Million Menschen begraben. Und www.cuba-diving.de / um viele Tote in ihren Gräbern ranken sich www.cubainfo.de / skurrile Geschichten. Etwa die von einem www.blau-hotels-cuba.com / Wettrüsten der Grabmalshöhen, vom einzi- www.casaparticular.com gen Grabmal der Welt mit eingebautem Fahrstuhl oder von einem Posaunenengel, dessen Posaune aber aussieht wie ein Base- ballschläger. Man darf einen Aufenthalt in Havanna nicht beschreiben, ohne das Capitol zu erwähnen, das schon 1912 geplant, aber erst 1929 gebaut wurde. Es war Sitz des kubanischen Parlaments, wird aber derzeit renoviert und soll ab diesem Jahr wieder bezogen werden. Äußerlich gleicht es dem Capitol in Washington D. C. und da jenes

Naturbeobachtungen auf dem Land. Ein Koli- bri in einem Hibiskusbusch und eine Echse am Wegesrand auf Nahrungssuche

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Wissenschaft: Rätsel um „H. L. Hunley“ gelöst?

Von Heinz Käsinger

Es gibt Schiffe, die einfach jeder kennt. Allen voran natürlich die „Titanic“. Oder das deutsche Segelschulschiff „Gorch Fock“. Selbst das erste atomgetriebene deutsche Forschungsschiff „Otto Hahn“ ist manchem Zeitgenossen noch ein Begriff. Von „Kursk“, „Bounty“ oder der „Thistlegorme“ ganz zu schweigen. Aber die „Hunley“? Die meisten von uns haben von der nie gehört, dabei hat sie Marinegeschichte geschrieben. Bild: American Civil War Museum Bild: American Civil War

48 ATLANTIS 1/2018 Bilder: American Civil War Museum rimente angewiesen–für die Besatzungen Unterwasserfahrzeugen undwaraufExpe- natürlich keinerleiErfahrung imBauvon nen Mittelnfinanzierte.Manhattedamals der dieEntwicklungunddenBauaus eige- serfahrzeug auchseinenNamengabund Horace Lawson Hunley, derdemUnterwas- ne undinNewOrleans arbeitendeJurist (!) Konstrukteur warderinTennessee gebore- staaten imamerikanischen Bürgerkrieg. Gebaut wurde die„Hunley“von denSüd- es gelang,einanderes Schiffzuversenken. erste Tauchboot derMilitärgeschichte, dem dabei eineSonderstellung ein:Siewardas Krieg eingesetzt.Die„Hunley“selbstnimmt erste U-BootederWelt(natürlich) ineinem wasserfahrzeuge derWeltundwurden als – waren dieersten funktionierenden Unter- D kleine Anzahlanderer Kleinst-U-Boote ie „H.L.Hunley“–undmitihreine gung von 6,8Tonnen. Und:DasBootwies von 1,17MeternundeineWasserverdrän- Meter lang,hatteeinenAußendurchmesser Die „H.L.Hunley“warimmerhinzwölf für einenmöglichenElektroantrieb. auch nochkeineleistungsfähigen Batterien noch nichtweitverbreitet. Natürlich gabes selbst dieDampfmaschinentechnikwar die Bootehättenantreiben könnenund damals nochkeineVerbrennungsmotoren, mechanisch mitHandbetrieb. Es gab Handwerkskunst. Siefunktioniertenrein Die ersten U-Bootewaren Meisterstücke der Museum besichtigtwerden. kann heute,als Replika,imCharleston hat zweiderdrei Havarien überstanden und auf GrundundindenTod. Sieselbstaber drei Besatzungen nahmsiejedesMalmit ley“ zumBeispiel sank insgesamt drei Mal, lebensgefährliche Experimente.Die„Hun- vier Knoten.Dasentspricht rundsieben maximale Geschwindigkeitvon immerhin geräuscharm. Die„Hunley“ kam aufeine drehte derPropeller sehrgleichmäßigund Schwungrad erleichtertediese Arbeitundso Propeller ausübte. Ein Getriebesamt einer ReihesitzendenMänner, Kraft aufden wodurch immereinerderacht, backbords in waren versetzt ineineWelleeingearbeitet, trieben wurde. DieHandgriffederKurbel Propeller, derüber eineHandkurbelange- technik. DasU-Bootverfügte über einen Antrieb undSteuerungwaren Präzisions- Angelegenheit. war, wardasLüften aufSeeeineriskante ner Schwimmlagejedochhöchst instabil neue Luftzuschöpfen.DadasBootinsei- und manmusste wiederauftauchen,um Besatzungsmitglieder die Luftverbraucht ab. Nach20MinutenTauchfahrt hattendie geschlossen undanschließend tauchteman beiden Ausstiegsluken gelüftet, diesedann fuhr gab, wurde dasU-Bootgutüber die te jedochnicht.DaesjetztkeinerleiLuftzu- Röhrensystem vorgesehen, dasfunktionier- die Luftversorgung der Besatzung über ein chenden Kerzen auskam. Ursprünglich war man mitnurwenigen,Sauerstoff verbrau- beleuchtete, besserreflektiert wurde und damit dasKerzenlicht, dasdieKabine Innenraum desBooteswarweißgestrichen, belungen desWassers zuvermeiden. Der sogar sorgfältig abgeschliffen,umVerwir- ten genietetwurden. DieNietenwurden den, aufdensolide,panzerartige Stahlplat- Zunächst wareinStahlrahmen gebautwor- als Steuermannfungierte. einer derKommandant war, dergleichzeitig stärke betrugbis zuneunMann,wovon und sank endgültig 1864.DieBesatzungs- Park &Lyons-Werft inMobile,Alabama – bis heute.Sielief1863vom Stapelder Form allernachihmfolgenderU-Booteauf schon dieelegante,strömungsoptimierte Muskelkraft vonachtMännernbewegt wurde zeichnungen desBootes,dasmitder schieren Auf dieserSeite:Aufriss-undKonstruktions- Konstrukteur HoraceLawsonHunley. Unterseebootes derWelt. StehendimBildder Links: ZeitgenössischesGemäldedes ersten Reportage &Feature A TLANTIS 1/2018 49 Reportage & Feature

km/h. Der Kommandant konnte das Boot fass, angebracht war. Während eines Zwischenzeitlich aber verhängten die Nord- über Hebel und Stangen in jede Richtung Angriffes musste die Besatzung so viel staaten eine Seeblockade gegen die Süd- steuern. Geschwindigkeit entwickeln, dass die staaten und die militärische Führung der Es gab auch schon Ballasttanks in Bug und Speerspitze im Rumpf des gegnerischen Konföderierten verlangte von Horace Hun- Heck, die zum Abtauchen geflutet und zum Schiffes stecken blieb. Dann hieß es: Volle ley, dass dieser sein Unterwasserfahrzeug Auftauchen ausgepumpt werden konnten, Kraft zurück! Bei der Rückwärtsfahrt lösten zur Verfügung stelle, um die Seeblockade was ebenfalls mit schierer Muskelkraft sich Speerspitze und Schwarzpulverfass zu durchbrechen. Hunley verwies auf den geschah. Ebenso konnte Wasser, das in die vom U-Boot und eine Schnur begann sich Unfall bei den Tests und verlangte weitere Mannschaftskabine eindrang, wieder abge- abzurollen. Sie löste schließlich die Zün- Übungstauchgänge, worauf hin die Marine pumpt werden. Einen Notaufstieg konnte dung der Sprengladung aus. der Südstaaten das Boot einfach konfis- die Besatzung unterstützen, indem von Trotz aller technischer Raffinesse war die U- zierte. innen der massive, eiserne Kiel abge- Boot-Waffe natürlich nicht ausgereift und Es folgte ein erster Angriff des Untersee- schraubt und abgeworfen werden konnte. es fehlte an jeglicher Erfahrung. Zwar ver- bootes auf die Blockadeschiffe der Nord- Die Bewaffnung bestand aus einem etwa lief die erste Testfahrt erfolgreich, doch staatler. Doch der mit der Technik unerfah- fünf Meter langen Speer, an dem vorne eine gleich darauf verunfallte die „Hunley“ bei rene Kapitän beging einen Bedienfehler 60 Kilogramm schwere Schwarzpulverla- weiteren Tests, was erste Todesfälle verur- und die „H. L. Hunley“ sank das erste Mal. dung, vor Nässe geschützt in einem Kupfer- sachte. Diesmal gingen fünf der neun Männer in den Tod. Darauf hin stellte sich Konstrukteur Hunley freiwillig als Kapitän zur Verfügung. Warum, ist nicht bekannt. Er hätte das nicht zu tun brauchen, u. a. hatte er weder seemännische Erfahrung noch war er von den Militärs gerufen worden. Es kam, was kommen musste: Bei einem Übungs- tauchgang im Hafenbecken der Stadt Char- leston havarierte das Boot und sank ein weiteres Mal. Wieder kamen acht Männer ums Leben, darunter Hunley selbst. Die Ursache ist bis heute nicht bekannt, am wahrscheinlichsten ist, dass Hunley verges- sen hatte, das Ventil eines Ballasttanks zu schließen. Jedenfalls gelang es der Besat- zung nicht, das U-Boot wieder nach oben zu bringen und den Menschen oben gelang Bild: DrStew82/Wikipedia Bild: DrStew82/Wikipedia es nicht, das Boot in kurzer Zeit zu bergen. Wie die U-Bootwaffe selbst nur rudimentär entwickelt war, so war es auch deren Peri- pherietechnik wie Versorgung oder Ret- tungseinrichtungen. Erst Tage später gelang es, die „Hunley“ zu heben. Die Bergung der Toten war selbst für emo- tional abgestumpfte und verrohte Soldaten schrecklich. Die Leichen waren aufgequol-

Täter und Opfer: Oben die „Hunley“. Der Nachbau des Originals steht vor dem Marine- museum in Charleston, von wo es auch auslief, um den Dampfsegler „Housatonic“ der Nordstaaten zu Torpedieren. Beide Schiffe

Bild: Naval Historical Centre Bild: Naval Historical Centre gingen verloren

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len und die Körper mussten auseinanderge- abgeprallt war. Trotzdem waren alle Besat- eine Fundprämie von 100 000 Dollar ausge- sägt werden, um sie durch die engen Aus- zungsmitglieder, auch Dixon, Freiwillige. setzt. 1995 gelang es dem amerikanischen stiegsluken heraus zu bekommen. Ein Ihr Auftrag lautete, ein Schiff der Flotte der Bestsellerautor endlich, die Augenzeuge, der General Beauregard, be- Union zu versenken, die den Hafen von „Hunley“ zu lokalisieren. Man fand sie nur richtete: „Das Schauspiel, was sich uns bot, Charleston blockierte. Schon im Vorfeld des rund 300 Meter vom Wrack der „Housato- war unbegreiflich grausam. Die unglück- Angriffs hatte die Aufklärung der Südstaat- nic“ entfernt im Strömungsschatten der lichen Männer krümmten sich in den ab- ler die „Housatonic“ als Ziel ausgewählt. Sullivan-Insel, nordöstlich der Stadt Char- sonderlichsten Haltungen. Manche um- Dabei handelte es sich um einen Dampfseg- leston. Sie lag, vergraben im Sand, in nur klammerten Kerzen, offenbar vergeblich ler mit 1240 Tonnen Wasserverdrängung. zehn Metern Wassertiefe. Doch bis das U- bemüht, die Luken zu öffnen. Andere lagen Im Schutze der Nacht vom 17. auf den 18. Boot schließlich gehoben wurde, dauerte es am Boden, fest ineinander verhakt. Die Februar 1864 pirschte sich Dixon an das weitere fünf Jahre. Endlich, so schien es, geschwärzten Gesichter von Verzweiflung feindliche Schiff heran. Zwar bemerkte des- würde die „Hunley“ ihre Geheimnisse preis- und Todesqualen entstellt.“ Alle Opfer, sen Besatzung den Angriff in letzter Sekun- geben. auch die Zivilisten wie der Jurist und Kon- de, konnte ihn jedoch nicht verhindern. Die Doch mit dem Fund tauchten neue Fragen strukteur Horace Hunley, wurden mit mili- „Hunley“ rammte ihre Sprengladung in die auf. Zunächst fand man das Wrack – auf tärischen Ehren beigesetzt. Steuerbordflanke der „Housatonic“ und den ersten Blick – äußerlich nahezu unver- Kurz nach dieser Katastrophe, am 17. löste die Sprengladung aus, die daraufhin sehrt. Bei näherer Untersuchung aber wur- Februar 1864, stach die „Hunley“, rasch explodierte. Dabei kamen auf der „Housa- den schwerere Beschädigungen festgestellt. instand gesetzt, in See – auf Feindfahrt. tonic“ fünf Menschen ums Leben. Das So war der hintere Ballasttank leckgeschla- Sieht man sich die Namen der Besatzung Schiff selbst, leckgeschlagen, sank nach gen. Außerdem war das Ruder abgebro- an, so mutet diese durchaus kurios an: Die kurzem Todeskampf. chen. Ob diese Schäden infolge von Kampf- meisten der Männer waren jene, die wenige Es war vereinbart, dass Dixon nach erfolg- handlungen zustande gekommen waren Tage zuvor bei der Bergung der „Hunley“ reichem Angriff eine blaue Magnesiumfak- oder durch aufschlagen auf dem Meeres- dabei gewesen waren. Zum Kommandanten kel zünden sollte, was Beobachtungsposten grund, konnte nicht geklärt werden. Insge- hatte man den First Lieutenant George in Charleston auch angeblich gesehen hat- samt befreite man die „Hunley“ im Folgen- Erasmus Dixon ernannt, einen erprobten ten. Die „Hunley“ aber kehrte niemals nach den von rund zehn Tonnen Schlick. Offizier, der im Bürgerkrieg schon manche Charleston zurück. Es war offensichtlich, Militärhistoriker hatten bislang verschiede- Schlacht geschlagen hatte. Es ging von ihm dass dem U-Boot und seiner Besatzung auf ne Theorien für das Scheitern der „Hunley“- die Legende, dass er in der Schlacht von der Rückfahrt in den Hafen etwas zugesto- Mission geäußert. Eine davon war, dass Shiloh von einer Gewehrkugel getroffen ßen sein musste. Kommandant Dixon zunächst – und wie wurde, dies aber überlebte, weil die Kugel In neuerer Zeit suchte man lange nach dem von Land aus beobachtet – durch die blaue an einer Goldmünze, die er bei sich trug, Wrack, ohne es zu finden. Es wurde sogar Magnesiumfackel den Erfolg gemeldet hät- te. Dann könnte er abgetaucht sein und die Flut abgewartet haben, dessen aufläufige Strömung die Mannschaft bei der Heim- fahrt unterstützen hätte sollen. Dabei sei der Sauerstoff knapp geworden und die Männer seien erstickt. Eine andere Theorie lautete, dass die „Hun- ley“ beim Zünden der Siegesfackel, wobei sie ja aufgetaucht sein musste, Wasser in die Ausstiegsluken bekam. Und da sie über nur schlechte Schwimmeigenschaften ver- fügte, sei sie gesunken und die Männer ertrunken.

Großer Bahnhof für die „Hunley“. Als das Wrack nach langer Suche am 1. Oktober 2000 endlich gehoben wurde, hatten sich 153 Schif- fe am Fundort versammelt und ließen ihre Nebelhörner erklingen, als der Bergekran das

BBild: Barbara Voulgaris/Wikipedia BBild: Barbara Voulgaris/Wikipedia Wrack aus dem Wasser hob

ATLANTIS 1/2018 51 52 Bild: Dsdugan/Wikipedia tigen. Diesewaren jedochunbenutzt. dafür vorgesehenen Lenzpumpenzubesei- sie mitSicherheitversucht, diesendurch die Leck imRumpfüberrascht worden, hätten ner durch einenWassereinbruch über ein wegungen gefassthaben.Wären dieMän- Boot konntealso keinWasserdurch Rollbe- luken beimWrack geschlossenwaren. Das nicht stimmenkonnte,weildieAusstiegs zustellen, dassdieseschonalleinedeshalb Und diezweiteTheorie?Zunächst warfest- der Besatzung. widersprach diedisziplinierte Sitzposition während desTodeskampfes auf.Dem treten starkeKrämpfeundPanikattacken also nichtstimmen.ImFalle desErstickens Beide SzenarienderKatastrophe konnten alle Männeraufihren Plätzensitzendvor. das Bergeteam überraschenderweise aber Beim ÖffnenderMannschaftskabine fand den geschilderten Ereignissen mehrals140Jahre nach – Trauerfeier teil wurde, nahmenZehntausendeander dritte Besatzung2004endgültigbeigesetzt Magnolia-Friedhof inCharleston.Als die miteinander ineinemGrabaufdem Die Besatzungeneinsunddreiruhen A Reportage &Feature TLANTIS 1/2018 - ne zukurzseinwürden, umderSchockwel- langer SpeerundeinpaarMeter Abzugslei- hatte daran gedacht,dasseinfünf Meter einfaches U-Bootgebautaber niemand waren. Horace Hunleyhatte zwareingenial selbst nichtaufdieseIdee gekommen technik fragen lassenmüssen, warumsie dass sichExpertenaus Militär- undWaffen- ist sie.Sieliegtdermaßenauf derHand, So simpeldieseErklärungist, soschlüssig Bord der„Housatonic“. nahezu gleichzeitigmitihren Opfernan Millisekunden zuBrei. Siestarbenalso Männer verwandelten sichinnerhalb von kann keinKörperaushalten. DieOrgane der de, jetztimMediumLuft,weiterrast. Das immerhin nochmit340Meternpro Sekun- gibt sieaberins Innere weiter, wosie beschädigt undmindertdieDruckwelleab, trifft. DieU-Boothülle wird zwarnicht Metern EntfernungbefindendeU-Boot Wasser rast undaufdassichinnurwenigen die mit1500Meternpro Sekundedurchs Die ExplosionrufteineDruckwellehervor, waren dieMessergebnisse: Schwarzpulverladung herbei.Unddas heruntergerechnete Explosioneiner Lance danneineebenfalls aufModellgröße den Faktor 6verringerten Abstandführte Duke Universität gesetzt.Imebenfalls um nik wurde diesesModellineinenTeich der rie zubeweisen. Vollgestopft mitMesstech- Hunley“ imMaßstab1:6,umdieseTheo- Lance einoriginalgetreues Modellder„H.L. mit ihrem Assistenten Cameron Bassbaute eigene Theoriezuentwickeln.Zusammen suchungen zunehmen,begannsieihre Ohne ZugriffaufdieDatenfrüherer Unter- in einemInterview. gen aufdich“,sagte dieWissenschaftlerin naiv zudenken,dashättekeineAuswirkun- Meter von direntfernthochgehen,ist es 60 Kilogramm Schwarzpulver nurwenige Idee, wasgeschehenseinkönnte:„Wenn na) namens RachelLance,hatteeineeigene der DukeUniveristy (Durham,NorthCaroli- mer 2017. EinejungeBiomedizinerinvon dieses gewesenseinkönnte.Bis zumSom- bislang keinestimmigeTheoriedazu,was was dieMännergetötethatteundesgab Es musste also etwasanderes gewesensein, University, BBC, Wikipedia Quellen: Smithonian Institute, Duke nie wieder. zu erwehren. DiegutealteZeit,siekommt um sichderneuenBedrohung aus derTiefe die Segel.Wasserbombenwurden erfunden, nen ersetzten aufdenÜberwasserschiffen laufende Torpedos ersetzt. Dampfmaschi- tümliche Rammsporn wurde durch selbst- gen mitAtemluftzuversorgen. Deralter- maschinell anzutreiben und die Besatzun- führung. Balddarauf gelanges, dieBoote kierten einenWendepunktinderSeekriegs- einigen ähnlichenkleinenU-Bootenmar- Die Begebenheitenumdie„Hunley“und nach denEreignissen. men anderTrauerfeier teil–140Jahre tig beigesetztworden. Zehntausende nah- Besatzung warinjenemGrab 2004endgül- Magnolia FriedhofinCharleston.Diedritte nebeneinander ineinemGrab aufdem Besatzungen eins unddrei ruhenübrigens zung der„Hunley“ausgesehen haben.Die heute, wiedieMitgliederderdrittenBesat- Gesichter zurekonstruieren. Sowissen wir auch, aus dengefundenenSchädelndie ausgestellt. ModerneForensik erlaubtees Heute ist esimMuseum von Charleston Stück zwischen Dixons Skelettknochen. der Wahrheit.Manfanddasdeformierte von Kommandant George Dixon entsprach geklärt: DieLegendeumdieGoldmünze Eine Frage jedenfalls wurde zweifelsfrei keine Fackel? Charleston sichgetäuscht undesgabgar orie? HattendieBeobachtungsposten in erfolgreichen AngriffzurLance’schen The- die gezündete Magnesiumfackelnachdem Position desAngriffesüberhaupt? Wiepasst einander getrieben?Stimmtdieüberlieferte gen desSandbodens diebeidenWracks aus- nic“ wegzukommen?HabenVerschiebun- Meter weitvon dertorpedierten„Housato- nach derExplosiongestorbenwaren, 300 wenn dennalleBesatzungsmitglieder sofort re Fragen auf:Wieschaffteesdie„Hunley“, Trotzdem wirftauchdieseErklärungweite- stehen. le von 60Kilogramm Sprengstoff zuwider-

Biologie & Umwelt

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Kraken und Kalmare:

EIN PHILOSOPHISCHES PHÄNOMEN

Von Heinz Käsinger

Die katholische Kirche leugnet bis heute, dass der Mensch nichts anderes ist, als ein Säugetier. Ihr Haupt- argument: Nur der Mensch glaubt an eine höhere Existenz wie Gott und ist sich seiner Endlichkeit bewusst. Forscher glauben aber jetzt herausgefunden zu haben, dass auch Tinten- fische wissen, dass sie ein- mal sterben werden. Über- haupt gelten die vielarmigen Wesen als die erstaunlichs- ten der Meere.

Bild: Albert Kok ATLANTIS 1/2018 55 Biologie & Umwelt

iele unserer Leser können sich noch an V den Kraken Paul erinnern. Er sagte 2006 alle Spiele der deutschen Fußball- Nationalelf richtig voraus, auch deren Aus- scheiden gegen Italien im Halbfinale des Weltmeisterschaftsturniers (sogenanntes Sommermärchen). Konnte das Zufall sein? Experten sind sich einig: Nein! Spaß bei Seite: Wenngleich wir Taucher von den Armen eines Kraken sprechen, gehören die Tiere doch zu den Kopffüßern – die acht Füße des Fisches sind direkt an den Kopf angewachsen. Ein Skelett, geschweige denn einen Rückenwirbel, gibt es nicht. Das geis- tige Management des Tieres übernimmt ein komplexes System von 500 Millionen Gehirnzellenzellen. Etwa ein Drittel davon ist im Kopf untergebracht, zwei Drittel ver- teilen sich um die Speiseröhre herum und vor allem in den acht Armen. Alleine jeder Saugnapf verfügt über rund 10 000 neuro- nale Verknüpfungen. Das heißt, dass Tin- tenfische eine Sonderstellung im Tierreich einnehmen. Während bei uns gewöhnlichen Tieren die Schaltzentrale im Kopf unterge- bracht ist, hat der Tintenfisch sie dezentra- lisiert. So werden die Arme auch nicht zen- tral über Befehle des Gehirns bewegt und gesteuert, sondern jeder Arm hat sein eige- nes Gehirn und somit seinen eigenen Willen. Das wiederum stellt die Wissen- schaft vor ein Rätsel: Wie gelingt es einem Lebewesen, acht selbständig denkende Extremitäten zu koordinieren? Die Biologen haben sich zur Erforschung der tintenfi- sch’schen Motorik daher Hilfe aus dem Computerbereich geholt. Obwohl diese auch noch nicht allen Feinheiten auf die Schliche kamen, konnten die IT-Experten doch die rudimentärsten Grundlagen der Bewegungskoordination entschlüsseln. So scheint es klar, dass das Zentralgehirn im

Tintenfische sehen mit ihren vielen Armen wie Wesen vom anderen Stern aus. Dabei sind sie hoch intelligent und wenn sie einen Taucher mögen, dann spielen sie gerne mit ihm. Leider vergeben sie ihr Herz nicht an jeden. Wer

ihnen unsympathisch ist, den ignorieren sie Bild: Diliff

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ATLANTIS 1/2018 57 Biologie & Umwelt Bild: Hans Hillewaert

Kopf eigenständig arbeitende Steuerungs- Arm nach etwas greifen. Anders als es bei Denn sie enthält einen Stoff namens Opsin, programme in den Gehirnen der Arme akti- Menschen Rechtshänder und Linkshänder der auch in der Netzhaut von Augen vor- viert und deaktiviert, um jene reibungslos gibt, gibt es bei Kraken und Kalmaren aber kommt. So kann der Krake zwar keine arbeiten zu lassen. Auf Roboterbau spezia- keinen Arm, der präferiert werden würde. Farben, Kontraste oder Strukturen mit sei- lisierte Maschinenbauingenieure haben das Wollte man einen Roboter nachbauen, der ner Haut wahrnehmen, aber immerhin kann Bewegungsmuster von Tintenfischen unter- die motorischen Fähigkeiten eines Kraken er hell und dunkel unterscheiden. Diese sucht und festgestellt, dass es kein wieder- besitzt, es bräuchte Rechnerleistung, die es Eigenschaft der Haut ermöglicht erst die kehrendes Muster gibt. Jeder Arm bewegt so gewaltig bislang noch gar nicht gibt. Fähigkeit des Fisches, Form und Farbe des sich wirklich völlig verschieden zu den Wie andere Tiere auch haben Tintenfische Untergrunds oder des Riffs anzunehmen jeweils sieben anderen Armen. Trotzdem ist zwei Augen. Beim genauen Betrachten der und so mit ihm zu verschmelzen. der Fisch in der Lage, gleich schnell in jede Bauart dieser Augen fällt auf, dass die Dafür sorgen außerdem die sogenannten von ihm gewünschte Richtung zu wuseln. Pupille nicht rund ist, sondern rechteckig Chromatophoren. Das sind in die Haut ein- Und er kann ganz gezielt mit nur einem wie bei einer Ziege. In der Tat ähneln sich gelagerte Farbpigmente, die je nach Umge- das Auge der Ziege und das des Kraken auf bung vergrößert, verkleinert, übereinander- frappante Art und Weise. Und doch hat er gelegt oder auseinandergezogen werden. Auf diesem Bild sieht man deutlich die in den dem Säugetier gegenüber einen riesigen Übrigens: Diese Chromatophoren, die in sogenannten Mantel eingearbeiteten Chroma- tophoren. Das sind Hautzellen, die für den Vorteil. Er hat dank seiner beweglichen ähnlicher Form auch das Chamäleon schnellen Farbwechsel des Fisches Struktur ohne Skelett damit 360 Grad besitzt, waren Vorbild bei der Erfindung des verantwortlich sind. Wobei der Farbwechsel nicht vom Gehirn gesteuert wird sondern Panoramasicht. Dem nicht genug, kann der Vierfarbdrucks, elektronischer Kameras und weitgehend automatisiert abläuft Tintenfisch auch mit seiner Haut sehen. nicht zuletzt der Flachbildschirme. Aus

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wenigen Grundfarben wird, mechanisch darüber hinaus über einen kräftigen Schna- ist, ist allerdings noch nicht bekannt. Tin- oder elektronisch, die gesamte Farbpalette bel, ähnlich dem eines Papageis, mit dem er tenfische sind kreative Spieleerfinder und von Hellweiß bis Dunklschwarz zusammen- selbst stärkste Muschelschalen knacken können stundenlang an Problemen herum- gemischt. Dabei, so scheint es heute, ist das kann. Auf seinem Speiseplan stehen in knobeln. Haben sie einmal etwas durch- Tarnverhalten der Tiere keine rein bewusste diesem Zusammenhang Muscheln, kleine schaut, sind sie schnell gelangweilt. Bestes Entscheidung des Gehirns. Manche Vorgän- Fische, vor allem Krebse und Garnelen. Und Beispiel ist die für einen Kraken simple Auf- ge laufen automatisiert über elektrische auch Artgenossen verschmäht er nicht. gabe, ein Glas aufzuschrauben. Hat er den Impulse ab. Und zwar so schnell, dass es Besonders die Männer unter den Lesern Mechanismus nach wenigen Sekunden einem Tier in einem Laborversuch gelungen dürften hingegen eine Tatsache als durchschaut, interessiert er ihn nicht mehr ist, sein Aussehen 177 Mal in der Minute zu besonders bedauerlich empfinden. Die weiter. Er hat ihn in seinem Langzeitge- ändern. männlichen Krakenkollegen haben nämlich dächtnis gespeichert. Anders, wenn im Zu den herausragenden körperlichen Eigen- keinen Penis. Lediglich ein bestimmter Arm aufzuschraubenden Glas eine Garnele sitzt. schaften des Tintenfisches gehört auch ist so ausgebildet, dass der Fisch über die- Fressen motiviert auch den schlausten sein, salopp ausgedrückt, Düsenantrieb. sen Spermien abgeben kann. Das weibliche Achtfüßer, selbst 100 Gläser aufzuschrau- Während sich Tintenfische in normalen Tier trägt Eier in ihrem Kopf. Durch eine ben. Situationen durch Bewegungen ihrer Arme Körperöffnung führt der Krake seinen Paa- Wahrscheinlich ist, dass Tintenfische eigene schwimmend fortbewegen oder, wie die rungsarm ein und befruchtet die Eier. Charaktere ausbilden und das haben sie im Kalmare, durch Bewegung ihres Flossen- Andere Tintenfischarten, wie die Sepien, Ozean sonst nur mit Meeressäugern saums, setzen sie den Düsenantrieb nur zur legen die unbefruchteten Eier an Korallen gemeinsam. Es gibt bequeme, agile, beob- Jagd oder zur Flucht ein. Und er funktio- oder Wasserpflanzen ab und die Befruch- achtende, spitzbübische – die ganze Palette niert so einfach wie wirkungsvoll: Im Kopf tung durch den Mann verläuft ohne Sex. derjenigen Charaktereigenschaften taucht des Fisches sind nicht nur die Organe unter- Wie Tintenfische während der Evolution bei ihnen auf, die auch bei uns Menschen gebracht, er hat dort auch noch Platz, um diese Eigenschaften ausgebildet haben, ist auftaucht. Deshalb gibt es unter den Kra- Meerwasser zu speichern. Will er Geschwin- nicht bekannt. Fest scheint zu stehen, dass ken auch solche, die das Risiko lieben. Und digkeit aufnehmen, presst er dieses Wasser Mensch und Krake vor etwa 600 bis 700 das belegen Begebenheiten, die sich in durch Muskalkraft durch eine Art Schnor- Millionen Jahren einen gemeinsamen Vor- Laboratorien zugetragen haben. Stellvertre- chel aus dem Kopf heraus – und wird so fahren hatten. Urformen der Tintenfische, tend davon diese: In einem Becken des rund 40 km/h schnell, immerhin schneller ähnlich wie wir sie heute kennen, sind seit Aquariums Hawke’s Bay lebten zwei männ- als ein 100-Meter-Sprinter. Er kann, indem der Kambrischen Explosion vor rund 543 liche Tintenfische, die sich ausgesprochen er den Schnorchel nach links oder rechts, Millionen Jahren nachgewiesen. gut verstanden. Das ist sehr selten, Kraken nach oben oder unten bewegt, auch Haken Erstaunlicher als die körperliche Ausbildung bauen keine sozialen Strukturen auf und schlagen und sogar die Wasseroberfläche der Tintenfische sind ihre kognitiven Fähig- sind ausgesprochene Einzelgänger. Darauf durchbrechen. Will er einen Feind täuschen, keiten. Zunächst aber eine Einschränkung: kommen wir noch zurück. Eines Nachts so stößt er dabei eine Wolke Tinte aus Die Tiere verfügen nicht über Verhaltens- jedenfalls gelang es dem einen Tintenfisch, (daher der Name Tintenfisch). Der Feind weisen wie uns näher stehende Säugetiere. sich durch eine Lücke im Deckel des Bek- schnappt dann nach der Tintenwolke, statt Sie machen kein Männchen, sie kommen kens zu zwängen. Er rutschte an der nach dem Fisch selbst. nicht auf Pfiff (wie etwa Hunde) und sie Außenwand hinunter auf den Betonfußbo- Es ist klar, dass auch diese Fähigkeiten vom schmusen und schnurren nicht wie unsere den und hin zu einem Abwasserrohr, das ins Menschen kopiert wurden. Forscher des Stubentiger. offene Meer führte. Jenes war durch einen Fraunhofer Instituts arbeiten derzeit an Aber: Wie wir Menschen, so haben auch die Metalldeckel abgedeckt, der aber weggeho- einem hoch effektiven Bootsantrieb, der in Kranken ein Lang- und Kurzzeitgedächtnis. ben worden war. Der Ausbrecherkönig etwa nach eben jenem Rückstoßprinzip des Sie erholen ihr Gehirn im Schlaf, wie wir Kraken funktioniert. Gerade kleine Boote auch. Auch sie leben gesünder, wenn dieser Systematik: sparen damit viel Energie. Und das Täu- Schlaf ausreichend lang ist. Und sie haben schen des Feindes durch Ablenkung wird die Fähigkeit, Individuen anderer Spezies zu Stamm: Weichtiere seit Jahrzehnten schon von Kampfflugzeu- unterscheiden. Dabei sind ihnen einige Klasse: Kopffüßer gen eingesetzt, auf die eine feindliche sympathisch und andere nicht. Tierpfleger Unterklasse: Tintenfische Überordnung: Zehnarmige Tintenfische Rakete abgefeuert wurde. in Aquarien und Labors haben beobachtet, Ordnungen: Kalmare, Sepien usw. Bei solchen Körpereigenschaften wundert dass sie einige von ihnen regelmäßig mit Überordnung: Achtarmige Tintenfische es nicht, dass ein Tintenfisch nicht über Wasser bespritzen. Ob dies auf besondere Ordnungen: Kraken usw. ein, sondern über drei Herzen verfügt. Und Sympathie oder Antipathie zurückzuführen

ATLANTIS 1/2018 59 Biologie & Umwelt Bild: Albert Kok

zwängte sich durch das Rohr hinaus in die bestimmter Tintenfisch kletterte aus seinem bilden. Seinen Platz im Universum zu ken- Freiheit. Der weniger risikofreudige Kumpel Aquarium, glitschte über den Fußboden nen und vor allem – zu wissen, dass man blieb zurück und war über den Verlust des und bediente sich in einer Fressorgie des endlich ist. Wir nennen das Bewusstsein Freundes derart betrübt, dass er einige Tage Nahrungsangebots im Krabbenbecken. und das fällt durchaus ins weite Feld der lang das Futter verweigerte. Dann kehrte er wieder in sein eigenes Philosophie. Beeinflusst von den mächtigen Andere Oktopoden brechen des Nachts aus Reich zurück, – um morgens unschuldig zu Amtskirchen ging die Wissenschaft bis vor ihren Becken aus, um in Nachbarsaquarien gucken. wenigen Jahren davon aus, dass nur der Futter zu stehlen. So waren in einem Labo- Vollends erstaunlich werden die Talente der Mensch ein Bewusstsein entwickeln könne. ratorium in Miami die Bestände in einem Tintenfische, wenn man sich die oben Noch heute sind Tiere, rechtlich gesehen, Krebs- und Krabbenaquarium eines Mor- schon erwähnte Tatsache ins Gedächtnis nur Sachen. Und rechtlich gesehen kann der gens deutlich dezimiert. Nach anfänglicher ruft, dass die vielarmigen Gesellen hart- Mensch mit seinen Sachen machen, was er Ratlosigkeit kamen die Wissenschaftler auf näckige Einzelgänger sind. Sie erarbeiten will. Er kann sie sogar zerstören. den Verdacht, dass ein wildernder Krake sich vom Schlüpfen aus dem Ei an alles sel- Neuerdings findet eine Trendwende statt. dies gewesen sein könnte. Indes, alle Kra- ber, sie lernen nichts von einer Mutter oder Es dürfte, trotz des erbitterten Widerstan- ken tummelten sich in ihren Becken und Geschwistern durch abgucken. Denn die des der Religionsführer und der Bauern, nur machten unschuldige Gesichter. In der Wege der Jungtiere trennen sich nach dem noch eine Frage der Zeit sein, bis Tierrechte Nacht stellten die Wissenschaftler deshalb Schlüpfen sofort. Interesse, Experimentier- in die Verfassungen von Staaten einfließen. Videokameras auf. Und richtig: Ein freudigkeit, Mut zum Scheitern: Alles was Wendepunkte der Entwicklung waren die Manager in entsprechenden Seminaren bei- Emanzipation der Gesellschaft (und mit ihr

Flucht per Düsenantrieb. Bei angelegten gebracht bekommen, bringt sich der vielsei- der Wissenschaft) von Autoritäten, die fort- Armen erreicht der Krake damit 40 km/h und tige Fisch selbst bei. schreitende Technik, die Einblicke in die kann die Wasseroberfläche durchbrechen. Körper und Geist sind eine Sache, etwas Gehirne und deren Abläufe zuließ und die Rechts: Ein etwa sieben Meter langer Riesen- kalmar, eingelegt in Formalin, im National anderes aber ist es, sich selbst zu verstehen, Fortschritte in der Verhaltensforschung. Marine Aquarium Plymouth zu hinterfragen, eine Persönlichkeit auszu- 2012 gab eine Gruppe angesehener Wissen-

60 ATLANTIS 1/2018 Bild: Stefan Kuehn unserer Weltexistiert hat.“ Tintenfisch ist derRestWelt,dievor Südsee dochRecht,wenn sie sagen: „Der Und vielleichthabendieMenschen der Kopffüßer nochErstaunliches herausfindet. moderne Wissenschaft inZukunftüber Man darfsicherlichgespannt sein,wasdie Trotzdem3. gab–undgibtesauchunter 2. Kannibalismus abzulehnenist einezivili- Als EinzelgängerkennendieTintenfische1. dung nachganzobenaberdrei Dinge: Vergessen hattendieHerrnmitderVerbin- Selbstbildnis unddemgöttlichenWillen.“ balismus widerspricht einemgeistigen Erklärung verlauten: „Animalischer Kanni- üblichen Verdächtigen. DerVatikan ließzur Der umgehendeWiderspruch kamvon den die Bewusstsein erzeugen. neuronale Strukturen imGehirnverfügen, Säugetiere, VögelundderOktopus über der Mensch sondernauchzahlreiche andere dass derBeweis erbracht ist, dassnichtnur zusammengefasst stehtindieserErklärung, über Bewusstsein“ heraus. IneinemSatz phen Hawking,die„Cambridge-Erklärung schaftler, unterihnenderAstrophysiker Ste- Menschen Kannibalismus. satorische Errungenschaft desMenschen. turen. keine sozialenBindungenundStruk Biologie &Umwelt A TLANTIS 1/2018 - 61 Ausbildung & Technik Physik: DRUCK Die Sache mit dem DRUCK

Das Gesetz von Boyle und Mariotte gehört zu den wichtigsten physikalischen Regeln für uns Taucher. Es erklärt unter anderem, warum wir in der Tiefe mehr Luft brauchen, als an der Wasseroberfläche und warum es beim Auftauchen in gewissen Situationen gefährlich werden kann.

er das Boyle-Mariottsche Gesetz er- Körper ersetzen und den Kolben durch den aus unserer Flasche veratmen als an der Wklären will, der kann dies durchaus Wasserdruck und schon haben wir das Boy- Oberfläche. Folgendes Verhältnis ist dabei kompliziert, aber dafür wissenschaftlich le-Marriotsche Gesetz auf unseren Sport anzulegen: In zehn Metern Tiefe verbrau- korrekt tun: Das Produkt aus dem Druck p angewendet. che ich das Doppelte. Im 30 Metern Tiefe und dem spezifischen Volumen V einer Es ist eine bekannte Tatsache, dass sich mit schon das Vierfache. Oder anders ausge- abgeschlossenen Gasmenge ist bei gleich- zunehmender Wassertiefe der Umgebungs- drückt: In zehn Meter Wassertiefe steht mir bleibender Temperatur und idealem Verhal- druck erhöht. Herrschen auf Meereshöhe nur noch die Hälfte meiner ursprünglichen ten des Gases konstant. Was auch mathe- noch rund ein bar Druck (hervorgerufen Atemreserve zur Verfügung. Und in 30 matisch dargestellt werden kann: durch die etwa zehn Kilometer hohe Luft- Metern nur noch ein Viertel. säule über uns), so herrschen in zehn Umgekehrt vergrößert sich das Volumen der p1 · V1 = p2 · V2 = konstant Metern Wassertiefe schon zwei bar. Die Gase, wenn der Druck auf sie nachlässt. setzen sich zusammen aus dem einen bar Und das macht sie zu einem gefährlichen Man kann das Naturgesetz aber auch ein- Luftdruck der Atmosphäre plus einem bar Faktor beim Tauchen, denn ehe man sich fach formulieren und dann klingt das so: Wasserdruck, den eine zehn Meter hohe versieht, kann man durch sich ausdehnende Erhöht sich der Druck auf ein Gas, so ver- Wassersäule in zehn Metern Tiefe ausübt. Gase schwer verletzt werden. Man spricht in ringert sich dessen Volumen. Als Beispiel sei Pro zehn Metern Tiefe kommt also ein diesem Fall von einem . hier eine Reifenpumpe genannt, bei dir wir weiteres bar dazu. Das wollen wir uns Angenommen, die Lunge ist in zehn Metern das Auslassventil zuhalten. Im Luftzylinder, mal merken. Tiefe mit sechs Litern Luft gefüllt. Der Tau- der, sagen wir mal 250 cm3 fasst, herrscht Proportional zum Druckanstieg in der Tiefe cher hält die Luft an und steigt auf. Der hierzulande ein Druck von rund einem bar. sinkt aber das Volumen der Atemluft, weil Außendruck lässt also nach, das heißt, das Drücken wir jetzt die Luft auf 125 cm3 mit das Wasser wie unser Pumpenkolben Druck Volumen der Luft in der Lunge vergrößert dem Kolben zusammen (das Volumen hat ausübt. Das muss ausgeglichen werden. sich. Es kann dadurch mit hoher Wahr- sich halbiert), so ist der Druck im Zylinder Und zwar dadurch, dass die Hohlräume scheinlichkeit zu einem gefährlichen Lun- jedoch auf das Doppelte gestiegen, jetzt jetzt mit dem vielfachen Volumen der Luft genriss kommen. Die wichtigste Grundregel, herrschen im Innern des Zylinders zwei bar. gefüllt werden. Ein Beispiel: Auf Meereshö- die man einem Tauchanfänger deshalb bei- Machen wir durch die unbestechliche he atmen wir pro Atemzug so rund drei bringt heißt: Beim Auftauchen nie die Luft Mathematik die Probe nach obiger Formel: Liter Luft pro Atemzug in unsere Lungen anhalten sondern immer konsequent und Behalten wir die Tiefe der Inhalation bei, so ruhig weiter atmen. Im Falle des Verlustes 1 · 250 = 2 · 125 sind das auch in zehn Meter Tiefe drei Liter der Luftversorgung: Kopf in den Nacken Luft. Da sich der Druck aber verdoppelt hat, und beim Auftauchen die Luft abblasen. Das Produkt (250) ist in beiden Gleichun- hat sich das Volumen der Luft halbiert. Um Weitere Barotraumen sind möglich in den gen also konstant geblieben. Wir Taucher denselben Raum zu füllen, brauche ich also Kopfhöhlen des Menschen, insbesondere in müssen jetzt nur den Zylinder der Fahrrad- ein Volumen von sechs Litern Luft. Und das den Nasennebenhöhlen und im Ohr. Stets pumpe durch die Hohlräume in unserem erklärt, warum wir in der Tiefe mehr Luft gehen diese Verletzungen einher mit sich

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Grafik: Michael Dannert

ausdehnender Luft. Wenngleich diese Ver- sondern auch die Temperatur Einfluss auf Luftmenge haben, füllt man deshalb bis zu letzungen nicht tödlich sind (wie mögli- das Verhalten von Gasen. So dehnen die einem Flaschendruck von 230 bar. Kühlt die cherweise ein Lungenriss) so sind sie doch sich aus, wenn sie wärmer werden und zie- Flasche – und mit ihr der Inhalt – später sehr schmerzhaft. hen sich zusammen, wenn sie gekühlt wer- wieder ab, so zieht sich die Luft wieder Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass den. Das entdeckte Jacques Charles schon zusammen und der Druck sinkt auf die vor- Taucher bis in die 1980er Jahre hinein beim 1787 und später, 1802, auch Joseph Louis gesehenen 200 bar. Zahnarzt eine Fliegerbehandlung verlang- Gay-Lussac. Heute heißt das Gesetz deshalb ten. Denn auch in einem Zahn sind Baro- wahlweise das Charlessche Gesetz oder das traumen möglich: Beim Abtauchen sam- Gay-Lussacsche Gesetz. melt sich komprimierte Atemluft unter Seine Bedeutung für Taucher: Beim Befül- einer nicht sauber verarbeiteten Plombe. len der Flaschen am Kompressor erwärmt Beim Auftauchen kann die sich ausdehnen- sich die Atemluft. Später im kalten Wasser de Luft nicht schnell genug entweichen zieht sie sich wieder zusammen. Man hat und sprengt die Plombe einfach weg. also weniger Atemluft in der Flasche, als Unsere Grafik zeigt, wie sich das Volumen von Zusätzlich nimmt aber nicht nur der Druck man eigentlich wollte. Will man die volle Gasen unter steigendem Druck verringert

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Grundkurs Fotografie (3): Blende – Zeit – Sensorempfindlichkeit Von Heinz Käsinger

Zwischen einem guten und einem schlechten Bild liegen oft nur zwei Blendenstufen. Oder eine halbe Sekunde Belichtungszeit: In diesem Kapitel unseres Grundkurses Fotografie geht es um kreative Spielereien mit Schärfen und Unschärfen oder Hell-Dunkel-Kontrasten im Bild. Und wie man sie beeinflusst.

as Fotografieren mit dem Mobiltelefon usw.) sichtbar machen. Das einzige Drehele- te Blende oder eine bestimmte Verschluss- Doder mit modernen Kameras hat bei ment ist in der Regel der Programmwähler, zeit mit einem Bild macht. vielen Foto-Neulingen dazu geführt, die der uns eine Reihe von Aufnahmesituatio- Die Blende ist genaugenommen kein Grundlagen der Fotografie zu vernachlässi- nen als Piktogramm anzeigt, hinter dem Bestandteil der Kamera, sondern des Objek- gen. Kein Wunder: Moderne Kameras neh- sich die für diese Situation jeweils passende tivs. Aber sie wird über den Belichtungs- men dem Fotografen sämtliche Entschei- Zeit-Blendenkombination verbirgt – z. B. messer des Kameragehäuses gesteuert. Die dungen ab. Den Programmknopf (oder das Sportmotiv, Makromotiv, Landschaftsmotiv Blende sorgt, wie der Name sagt, für die entsprechende Menü) muss man dazu nur oder Nachtaufnahme. Dazu gibt es dort Abdunkelung des Objektivs und regelt, auf die Stellung „Programm“, meist durch noch einige Buchstaben, meistens P, S, A welche Lichtmenge auf den Sensor gelangt. den Buchstaben P gekennzeichnet, bringen. und M. Darauf kommen wir im Verlauf des Auch in modernen Kameras geschieht dies Schon errechnet der Kleincomputer in der Textes, das P haben wir ja schon kennen- teilweise noch immer mechanisch. Ein kreis- Kamera die optimale Zeit-, Blenden- und gelernt. förmig eingearbeiteter Lamellenvorhang Sensoreinstellung. Heraus kommt ein kor- Immerhin: Welche Blende und welche Ver- schließt während des Auslösevorgangs das rekt belichtetes Foto, das in den meisten schlusszeit die Kamera beim Auslösen ver- Objektiv, lässt jedoch im Strahlengang ein Fällen sämtlichen technischen Anforderun- wendet, zeigen Kameras in der Regel im mehr oder weniger großes Loch offen. Ist gen genügt. Und das heißt: Das Bild ist Sucher oder auf dem Monitor an. Das Tele- dieses Loch relativ groß (viel Licht gelangt scharf. Sowohl der Mensch im Vordergrund fon lässt einen darüber im Unklaren. auf den Sensor/Film), spricht man unlogi- als auch die Landschaft im Hintergrund. Es Die Frage ist, ob so ein technisch einwand- scher Weise von einer großen Blende. Große ist gleichmäßig belichtet. Schlagschatten freies Automatikbild auch interessant ist: Blenden sind beispielsweise durch die Zah- sind nicht zu dunkel, der Himmel ist nicht Ein Eyecatcher, wie man heute sagt. Denn len 1,6, 2,8 oder 3,5 gekennzeichnet. Ist überstrahlt. Fotos – manche zumindest – leben unter das Loch klein (wenig Licht gelangt auf den Der zweite Grund, warum man sich nicht anderem auch durch Extreme wie hohe Sensor), spricht man von einer kleinen mehr mit Zeit und Blende auseinandersetzt, Hell-Dunkel-Kontraste oder ausgeprägte Blende. Kleine Blenden sind durch Werte liegt im Design der Kameras begründet. Schärfen-Unschärfen. wie 8 oder 16 gekennzeichnet. Moderne Fotoapparate haben außen keine Wer die ausgetretenen Pfade der Automatik Indem der Fotograf eine gewisse Blende Drehringe mehr, die die klassischen Blen- verlässt, wird zweifellos die spannenderen wählt, beeinflusst er die Schärfeeigenschaf- den- (1,8 – 5,6 – 8 – 16 usw.) oder Ver- Bilder machen. Dazu muss der moderne ten eines Bildes. Ein Motiv besteht in der schlusszeitenwerte (1/30 – 1/60 – 1/125 Amateurfotograf wissen, was eine bestimm- Regel aus Vordergrund, Mittelgrund und

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Hintergrund. Eine große Blende (= großes gewünschte Blende manuell vor und die Die Verschlusszeiten einer Kamera sind stets Blendenloch) bewirkt, dass von einem Bild Kamera steuert automatisch die passende in Bruchteilen einer Sekunde angezeigt. So nur der Teil scharf abgebildet wird, auf Zeit zu, um das Bild richtig zu belichten. steht 1 für eine Sekunde, 2 für eine halbe den der Fotograf auch scharf gestellt hat. Bei den meisten Kameramodellen ist diese Sekunde. Wer 30 wählt, belichtet das Bild Alle Bildteile, die vor oder hinter dieser Möglichkeit durch den Buchstaben A auf eine Dreißigstel Sekunde lang – usw. Wie Schärfeebene liegen, werden unscharf dem Programmwähler gekennzeichnet. hängen Verschlusszeit und Blende zusam- wiedergegeben. Diesen Effekt kann man Auch mit der Verlängerung bzw. Verkür- men? Wenn ein Bild bei einer Blende-Zeit- sich zunutze machen, indem man das zung der Verschlusszeit beeinträchtigt man Kombination von beispielsweise 8–1/125 Hauptmotiv scharf vor oder hinter einem die Schärfe eines Bildes, allerdings nicht die richtig belichtet ist, dann ist es das auch bei unscharfen Bildteil abbildet. Schärfentiefe sondern die Bewegungsun- den Werten 16–1/60 oder 32-1/30. Ein Beispiel: Der Fotograf nimmt einen schärfe. Während die Blende die Menge des Achtung: Was im Guten gilt, gilt selbstver- Hecht im grünen Kraut eines Weihers auf. Lichts reguliert, die auf den Sensor fällt, ständlich auch im Schlechten. Wer ein Wählt er eine große Blende (z. B. 2,8) dann regelt die Verschlusszeit die Dauer der Motiv mit einer zu langen Verschlusszeit verschwimmen die Konturen des Krauts in Lichteinwirkung. Moderne Kameras verfü- belichtet und freihändig fotografiert, der diffuser Unschärfe und das Hauptmotiv, der gen, je nach Modell, über einen Verschluss- kann das Bild verwackeln. Als Faustregel Hecht, tritt umso deutlicher hervor. Man zeitenumfang von einer Minute bis zu gilt: Wer mit einer Brennweite von 10 bis 50 spricht in diesem Zusammenhang vom Frei- 1/8000 Sekunde. Welche Verschlusszeit mm knipst, sollte 1/30 Verschlusszeit nicht stellen des Motivs. Würde der Fotograf in man bei einem statischen Motiv wählt, ist übersteigen. Wer mit Teleobjektiven (z. B. dieser Situation eine kleine Blende, sagen egal, relevant wird sie immer dann, wenn 100 bis 200 mm) knipst, tut gut daran, wir 16, wählen, wäre das gesamt Motiv bewegte Objekte auf dem Bild festgehalten nicht länger als 1/125 bzw. 1/250 Sekunde scharf abgebildet. Der Hecht käme nicht werden sollen. Bekanntestes Beispiel sind zu belichten. Und wer eine Telekanone von richtig zur Geltung. Wasserläufe oder die Brandung. Mit einer 300 oder gar 500 mm Brennweite nutzt, Umgekehrt: Im Vordergrund ragt eine blut- kurzen Verschlusszeit aufgenommen, wirkt der muss seine Verschlusszeit entsprechend rote, prächtige Koralle ins blaue Wasser. das Wasser wie eingefroren. Während es mit auf 1/500 oder 1/1000 Sekunde einstellen. Dahinter posiert eine Taucherin im figurbe- einer langen Verschlusszeit tatsächlich Die Brennweiten haben wir übrigens in tonten Shorty und offenen Haaren. Der fließt. Unter Wasser kann man das Phäno- ATLANTIS 1/2017 ausführlich besprochen. Fotograf wird eine kleine Blende (8, 16 oder men bei Wasserpflanzen in der Strömung 32) wählen, weil so das gesamte Motiv vom nutzen oder sich bewegenden Fischen Vordergrund bis in den Hintergrund scharf Geschwindigkeit verleihen, indem man die abgebildet wird. Der Betrachter sieht Kamera mitzieht. Das Programmwahlrad einer Nikon Spiegelre- sowohl die Koralle wie auch das Modell Wer dies automatisch tun will, der wählt im flex. Neben den beschriebenen klassischen Programmen kann der Fotograf situationsbe- scharf. Menü den Buchstaben S aus. S steht bei dingte Automatiken wie Makro oder Sportab- Wer auf die Segnungen und die Geschwin- den meisten Kameramodellen für „Blenden- rufen (linke Seite). Die große Blende lässt den Hintergrund digkeit der automatischen Belichtung nicht automatik“. Bei dieser Einstellung wählt der verschwimmen und das Hauptmotiv verzichten möchte, wählt in diesem Fall Fotograf die gewünschte Verschlusszeit hervortreten (o. l.). Eine kleine Blende lässt kameraseitig die Einstellung „Zeitautoma- manuell und die Kamera gibt automatisch Vorder- und Hintergrund gleich scharf erschei- nen (o. r.). Beide Phänomene lassen sich tik“. Das bedeutet: Der Fotograf wählt die die passende Blende dazu. gestalterisch in ein Bild einbringen

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Was früher der Film war, ist heute der Sen- nicht von der Filmempfindlichkeit sondern Bildsensor einer Kamera über das Menü sor. Den Film gabs in zwei verschiedenen von „film speed“. empfindlicher oder unempfindlicher ma- Ausführungen: Als Diapositiv oder als Farb- Heute ist die Empfindlichkeit in ISO ange- chen. Der Bildsensor der meisten Kamera- bzw. Schwarz-Weiß Negativfilm. Auf letzte- geben, früher nutzte man das amerikani- modelle bieten einen Empfindlichkeitsbe- rem wurde das Motiv umgekehrt abgebil- sche System (ASA) oder das deutsche DIN- reich zwischen ISO 50/18° bis 3200/36° – det. Dunkles war hell, Helles war dunkel. System zur Klassifizierung. Das amerikani- und manche darüber bis 6400/39°. Die Farben waren als Komplementärfarben sche ASA-System war das weitaus einfache- Doch diese Flexibilität hat auch Nachteile. wiedergegeben. Erst beim Umkopieren auf re, die Verdoppelung der Lichtempfindlich- So verliert das Bild Informationen, je höher Fotopapier, dem sogenannten Abzug, wur- keit ging mit einer Verdoppelung des ASA- die Empfindlichkeit eingestellt wird. Das de aus dem Negativ ein Positiv, das der Wertes einher: 50, 100, 200, 400, 800 usw. wird schon auf dem Kameramonitor sicht- Wirklichkeit entsprach. Anders der Diafilm, Die entsprechenden DIN-Werte waren bar, denn je nach Qualität des Sensors wird auch Umkehrfilm genannt. Auf jenem Film durchaus komplizierter. 50 ASA Empfind- das fertige Bild deutlich grobkörniger, je wurde die Wirklichkeit schon bei der Auf- lichkeit entsprachen 18° DIN. 100 ASA (also höher man die Sensorempfindlichkeit wählt. nahme 1 : 1 abgebildet. Er eignete sich des- verdoppelte Lichtempfindlichkeit) aber Auch die Farbtreue leidet in den hohen halb dazu, die Bilder zu projizieren. Außer- konnten im DIN-System nicht auch einfach Bereichen. Unproblematisch sind in der dem war der Diafilm wegen seiner techni- verdoppelt werden, da das DIN-System zeh- Regel Aufnahmen im Empfindlichkeitsbe- schen Eigenschaften wie z. B. Farbtreue, nerlogarithmisch skaliert war. Eine Verdop- reich zwischen ISO 100/21° und 400/27°. Schärfe, Körnung usw. eine ideale Vorlage, pelung der Empfindlichkeit entsprach im Manche Sensoren zeichnen das Bild schon wenn ein Bild gedruckt werden sollte. DIN-System rund drei Grad: 18, 21, 24 und ab ISO 800/30° deutlich grober oder ver- Alle Filme, welcher Machart auch immer, 27° DIN. Die heute gültige ISO-Kennzeich- rauscht. gab es in verschiedenen Empfindlichkeiten. nung ist nichts anderes, als eine Kombina- Ganz einfach und unscharf ausgedrückt: Je tion beider Systeme was zu einer Empfind- empfindlicher ein Film ist, desto besser lichkeitskennzeichnung wie folgt führt: ISO kann man ohne Hilfsmittel (Blitz, Stativ) bei 50/18° oder ISO 100/21° usw. schlechtem Licht oder Dunkelheit fotogra- Auf modernen Bildsensoren wird das Motiv Wer Wasser „einfrieren“ will, der wählt eine kurze Verschlusszeit, z. B. 1/125, 1/250 oder fieren. Denn empfindliche Filme lassen kür- wie auf einem Diafilm positiv abgebildet. 1/500 Sekunde (links). zere Verschlusszeiten zu. Fotografen spre- Man kann das Bild also auf dem Kamera- Wer Wasser „fließen“ lassen will, belichtet seinen Senor lang mit 1/4, 1/18 oder 1/15 chen deshalb von einem „schnellen Film“. monitor gleich begutachten, wie man es Sekunde (rechts). Im Zweifel ändert man im Und im englischen Sprachraum spricht man soeben fotografiert hat. Und man kann den Menü die Empfindlichkeit des Sensors

66 ATLANTIS 1/2018 4DVerlag Bücher für Jung und Alt

Bücher für Alt Der Kuss des Menschenfressers J. J. Caesing

Staatsanwalt Oberlins dritter Fall www.4DVerlag.de Fotografie & Video

Die neue Leica X-U: Für Puristen

Von Heinz Käsinger

In Zeiten, in denen sich selbst die Hersteller von Billigkameras mit immer noch mehr Funktionen übertrumpfen, geht die Leica Camera AG, Wetzlar, konsequent ihren eigenen Weg. Und der heißt: Beschränkung auf die für ernsthafte Fotografen essentiellen Kamerafunktionen. Dem ATLANTIS-Tester lag das Modell Leica X-U vor. Es handelt sich um eine Amphibienkamera, die bis zu 15 Meter Tauchtiefe ohne zusätzliches Gehäuse dicht hält.

Die Leica X-U wird in einem hochwertigen, das Ladegerät BC-DC8 samt austauschba- ausgestellt hat, mit deren elektronischem würfelförmigen Schuber geliefert, dessen ren Steckern, ein Tragriemen. Die Kamera Teil selbst analoge Menschen (wie beispiels- oberer Teil die Kamera samt Zubehör ent- selbst ist mit einem Objektivschutzdeckel weise der ATLANTIS-Tester) fast blind hält. Der untere Teil des Kubus‘ ist als und einer Schutzabdeckung für den Zube- zurecht kommen. Schublade ausgelegt, der die umfangreiche hörschuh ausgestattet. Gebrauchsanweisung in Deutsch und Eng- Im späteren Verlauf des Tests sollte es sich Die Leitz Camera AG lisch enthält. Im Lieferumfang enthalten zeigen, dass die Gebrauchsanweisung na- blieb sich auch bei der Leica X-U treu sind die Kamera selbst, der passende hezu unnötig ist, weil die Kamera sich im Das rührt nicht zuletzt daher, dass die Ent- Akkumulator, eine Schutzhülle für diesen, praktischen Umgang als selbsterklärend her wickler bei der Leitz Camera AG das Menü

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auf die wirklich relevanten Funktionen Videobetrieb auch schwierige Lichtverhält- Entfernungseinstellung erfolgen wie bei beschränkt und logisch aufgebaut haben. nisse problemlos. Ist eine korrekte Belich- alten, analogen Kameras bequem, idiotensi- Ohnehin gibt es tatsächlich keine Aufnah- tung selbst mit der größten Blende nicht cher und vor allem in Sekundenschnelle mesituation, die nicht durch eine vom möglich, wird automatisch die ISO-Emp- über die mechanischen Drehknöpfe auf der Fotogra fen selbst gewählte Zeit-Blenden- findlichkeit angepasst – unabhängig von Oberseite des Geräts. Kombination gemeistert werden kann. Pro- einem eventuell manuell eingestellten Da die drei Automatikprogramme automa- gramme für beispielsweise Sport-, Nah-, Wert. tisch immer ausgewogen belichten, muss Nacht- oder Portraitaufnahmen sucht man An Belichtungsprogrammen fehlen, s. o., der Fotograf, will er bewusst über- oder also vergebens. die sonst üblichen Spezialprogramme, dies unterbelichten, ein spezielles Menü aufru- Die Kamera ist mit einem 16,2 Millionen überlässt das Werk dem mündigen Foto- fen. Das ist die einzig wichtige Funktion, Pixel auflösenden CMOS-Sensor ausgestat- grafen. Allerdings gibt es auch bei der Leica die digital bedient werden muss – doch tet und zwar in APS-C Größe, d. h. mit den X-U die vier gängigen Aufnahmearten auch dazu muss nicht das gesamte Kamera- Abmessungen 23,6 x 15,7 mm. Der Abbil- „Programm“ (die Kamera nimmt dem Foto- menü aufgerufen werden. An der Rückseite dungsmaßstab des Sensors beträgt 3 : 2. grafen alle Entscheidungen ab), „Zeitauto- des Gerätes prangt prominent die Bedienta- Beim Objektiv handelt es sich um eine matik“ (Fotograf wählt den gewünschten ste „EV +/-“. Wird diese gedrückt, erscheint 23-Millimeter-Festbrennweite. Das bedeu- Blendenwert vor und die Kamera steuert sofort die Belichtungswaage auf dem tet: Die Optik, bzw. das fertige Bild hinter- automatisch die richtige Belichtungszeit Kameramonitor und man hat mit wenigen lassen beim Betrachter den Eindruck eines bei), „Blendenautomatik“ (Fotograf wählt Handgriffen den gewünschten Effekt leichten 35 Millimeter Weitwinkelobjektivs die Belichtungszeit, die richtige Blende (bewusste Über- bzw. Unterbelichtung) ein- (s. ATLANTIS 1-17, „Bildsensor und Brenn- macht die Kamera) sowie „Manuell“ (der gestellt. weite“, ab Seite 36), das im Unter-Wasser- Fotograf wählt sowohl Zeit als auch Blende Betrieb durch den höheren Brechungsindex selbst). Im letzteren Fall erscheint auf dem 15 Meter maximale Tauchtiefe sind des Wassers etwa zum 50 mm Normalob- Monitor eine Belichtungswaage, auf der der knapp bemessen jektiv mutiert (s. ATLANTIS 1-17, „Sehen (elektronische) Zeiger durch Veränderung In diesem Zusammenhang: Werksseitig ist und Hören unter Wasser“, Seite 39). Dieses von Zeit oder Blende in die Mittelstellung das Gerät so eingestellt, dass bei einmaliger Objektiv ist mit einem minimalen Blenden- (= richtig belichtet) justiert werden muss. Auslösung drei Bilder geschossen werden. wert von 1,7 äußerst lichtstark. Siehe dazu den Kasten „Kreative Foto- Über die Abbildungsqualität der Summilux grafie“. Bild links: Frontansicht der Leica X-U mit Leica-Objektive ist schon vieles geschrieben Alle diese Möglichkeiten muss der Anwen- dem Summilux 1 : 1,7/23-Millimeter-Objektiv (Foto Leitz Camera AG). worden und da ist sich das Unternehmen der nicht kompliziert in einem Menü Unten: Die Einstellräder für Zeit (links) und wieder einmal treu geblieben. Eine Zoom- suchen und einstellen. Und das ist das Blende (rechts). Mittig der Hauptschalter Funktion und eine Makrotaste sucht man wahrhaft tolle an diesem Kameramodell. mit dem Auslöser. Der Knopf mit dem roten Punkt ist der Auslöser für die Videofunktion an der X-U vergebens, da hätte man Kom- Sowohl Zeit als auch Blende und auch die (Foto: Heinz Käsinger) promisse bei der Qualität eingehen müssen und das kommt bei Leitz in Modellen dieser Preisklasse nicht infrage. Übrigens: Mit rund 3500 Euro empfohlenem Verkaufs- preis liegt das Modell im oberen Preisseg- ment. Dafür haben die Entwickler der Kamera eine Videofunktion (Format MP4, 1920 x 1080 p, 30 Bilder/sec. oder wahlweise 1280 x 720 p, 30 Bilder/sec.) spendiert und die wiede- rum lässt sicherlich die Hersteller von Kon- kurrenzprodukten vor Neid erblassen. Zunächst arbeitet auch im Videobetrieb der Autofokus der Kamera rasch und zuverläs- sig, während bei vergleichbaren Produkten oft auf manuelle Scharfstellung umgestellt werden muss. Und selbst im Modus der Pro- grammautomatik meistert die Kamera im

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Kreative Fotografie:

Weil die Wetzlarer Konstrukteure sich ge- traut haben, gute alte Mechanik zu ver- bauen, lassen sich Zeit und Blende bei der Leica X-U leicht einstellen. Und weil man mit der Kamera einfach und rasch arbeiten kann, kann man auch unter Wasser die kreativen Möglichkeiten von Verschlusszeit und Blende nutzen, wenn es auf Schnelligkeit ankommt. Hier die Zusammenhänge: Große Blende (= kleiner Blendenwert also 1,2 oder 2,8 oder 3,5): Lässt Vorder- und Hintergrund ver- schwimmen und bildet nur das scharf ab, worauf man fokussiert hat. Geeignet z. B. für Portraitaufnahmen, weil es das Hauptmotiv scharf und alles andere un- scharf abbildet. Kleine Blende (= großer Blendenwert also z. B. 11, 16 und mehr): Bildet ein Motiv von vorne bis hinten scharf ab. Geeignet also vor allem für Landschaftsaufnahmen. Kurze Belichtungszeit (= z. B. 250, 500 oder 1000): Lässt Bewegungen einfrieren. Ein fallen- der Tropfen z. B. wird auch als Tropfen abgebildet. Lange Belichtungszeit (z. B. 1, 2, 4): Lässt Bewegungen verschwimmen. Der fallende Tropfen wird zum Strich. Faustformel: Ist ein Bild bei Blende 8 und 1/125 Se- kunde Belichtungszeit richtig belichtet, Und zwar ein leicht überbelichtetes, ein ebenfalls auf der Rückseite des Modells. so ist es das auch bei Blende 16 und 1/60 richtig belichtetes und ein leicht unterbe- Auch hier muss kein unübersichtliches Sekunde Belichtungszeit oder bei Blende lichtetes. So kann dann das Motiv später an Menü aufgerufen werden. Möchte der 5,6 und 1/250 Sekunde Belichtungszeit. einem Bildbearbeitungsprogramm zu einem Anwender in den Tauchmodus, dann betä- Oder: Steigt der Blendenwert um eine HDR-Bild zusammengefügt werden. Sollte tigt er die ausschließlich für diesen Zweck Stufe, so muss die Belichtungszeit um ei- dies nicht gewünscht sein, so wählt der ausgewiesene Taste. Zum Ausschalten wird ne Stufe verlängert werden. Fotograf aus der Belichtungsreihe dasjenige die Taste einfach noch einmal gedrückt. Bild aus, das seinen kreativen Vorstellungen Bei allen positiven Eigenschaften der Kame- am ehesten entspricht. ra würde sich der Tester doch einige zusätz- ten Fach untergebracht werden müssen – Die Leica X-U verfügt darüber hinaus über liche Ausstattungsmerkmale wünschen. So was eine weitere, abzudichtende Durchfüh- einen speziellen Belichtungsmodus für die gibt es beispielsweise keine Anschlüsse zur rung (und damit Schwachstelle) im Gehäu- Unterwasserfotografie. Ausgehend von der Verbindung der Kamera mit Peripheriegerä- se erforderlich gemacht hätte. Tatsache, dass Rot- und Orangeanteile des ten. Wer seine Fotos am Computer, an In diesem Zusammenhang steht die Tauch- Sonnenlichts bereits in geringer Wassertiefe einem Fernsehgerät oder mittels eines Pro- tauglichkeit der Kamera. Für, nennen wir es ausgefiltert werden, verschiebt die Kamera jektors betrachten möchte, muss jedes Mal einmal, richtige Taucher, ist die maximale im UW-Modus den Weißabgleich Richtung die Speicherkarte entfernen. Doch dieser Tauchtiefe von 15 Metern zu knapp bemes- Rot. Die entsprechende Taste für den Nachteil mag der Tatsache geschuldet sein, sen. ATLANTIS würde deshalb eher von Unterwasserbetrieb findet der Fotograf dass solche Anschlüsse in einem gesonder- einer Kamera für Schnorchler sprechen. Die

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robuste Auslegung der X-U mit der soliden Gummiarmierung und der hochwertigen Mechanik bei fast 650 Gramm Gewicht dürfte Taucher zudem verleiten, sie doch unterhalb der 15-Meter-Grenze zu betrei- ben. Warum geht man in Wetzlar dann nicht den letzten Schritt und dichtet die Kamera bis, sagen wir, 50 Meter ab? Wer sich eine Kamera dieser Preisklasse leisten will und kann, der würde dafür dann auch sicher 4000 Euro statt 3500 Euro bezahlen. Hochwertige Kamera für kreative Enthusiasten Mit der Wirkung eines 50 Millimeter Nor- malobjektivs (zu dem die Kamera im Unter- Wasser-Betrieb schließlich wird) ist die Lei- ca X-U vor allem dazu prädestiniert, damit Fischportraits oder Aufnahmen kleinerer bis mittelgroßer Lebewesen zu machen. Für Landschaftsfotos ist die Brennweite zu groß, für Kleinlebewesen zu klein. Um den Anwendungsspielraum des Fotografen zu erweitern, wäre eine Makrofunktion des Objektivs deshalb angebracht. 90 Prozent aller Fotografen betrachten ihre Ergebnisse ohnehin am Computer. Und da kann die Linse noch so brillant abbilden – kein noch so guter Computerbildschirm wird die kom- promisslose Qualität eines Summilux- Objektivs wiedergeben können. Schließlich noch ein Wort zum wichtigen Blitzbetrieb unter Wasser. Auf dem Zube- hörschuh der Kamera lässt sich kein exter- nes Blitzgerät anschließen (auch nicht über Wasser). Allerdings bietet die Platzierung oder handwerklichem Geschick ein Lichtlei- Abbildungen dieser Doppelseite von links des Kamerablitzes direkt oben auf dem terkabel anzubringen und ein externes oben bis rechts unten: Der Entfernungsindex auf der Objektiv-Oberseite. Wird der ganz Objektiv die Möglichkeit, dort per Adapter Unterwasser-Blitzgerät im Sklavenmodus nach links gedreht, arbeitet die Kamera im zu betreiben. Autofokus-Modus. Das integrierte Blitzgerät vorne am Objektiv. Die Leica X-U auf einen Blick: Fazit: Die Leica X-U ist zweifellos eine Gesteuert wird es über die Blitztaste auf der Kamera für Puristen und ambitionierte Kamerarückseite. Abdeckplatte und Verriegelungsmechanismus Sensor: CMOS Sensor in APS-C Größe, Fotografen, die noch den Zusammenhang für Batteriefach und Speicherkarte. Das Fach 16,2 Megapixel Auflösung zwischen Blendenwert und Schärfe kennen befindet sich auf der Unterseite. Objektiv: 1 : 1,7/23 mm Summilux Klar gegliedert zeigt sich die Rückseite der und es schätzen, damit zu arbeiten und Kamera mit vielen, direkt zu bedienenden (= 35mm Brennweite bei Kleinbild) diese Zusammenhänge kreativ einzusetzen. Funktionen. Auf der linken Seite kann man Speichermedien: SD, SDHC, SDXC Knipser, die sich über die Anwendung zahl- beispielsweise den Weißabgleich und die Empfindlichkeiten: ISO 100 bis 12500 ISO-Empfindlichkeit direkt ein- bzw. loser Zusatzfunktionen ihrer Kamera defi- umstellen. Rechtsseitig, auf der Kreuzwippe, in 8 Stufen verstellbar oder automatisch nieren, werden mit ihr keine – oder nur beeinflusst der Fotograf die bewusste Über- Abmessungen (B x H x T): und Unterbelichtung (EV+/-), den Blitzmodus wenig – Freude haben. Enthusiasten aber, 140 x 79 x 88 Millimeter und den Selbstauslöser. Ganz unten aktiviert die ein schnelles, qualitativ hochwertiges und deaktiviert man den Unterwassermodus Gewicht: 600 Gramm ohne, 635 Gramm durch einfaches Drücken der entsprechenden mit Akkumulator und robustes Gerät suchen, sind damit Taste. Mittig der Monitor sicherlich bestens bedient. Fotos: Heinz Käsinger

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Im Test: Moderne Fototaschen

Der Markt der Fototaschen ist so umfangreich wie der Kameramarkt selbst. Es gibt nicht nur verschiedene Anbieter und Modelle in verschiedenen Größen und Preisklassen, es gibt auch verschiedene Formen, Farben und Materialien. Und vor allem gibt es auch ganz verschiedene Konzepte. ATLANTIS will Ihnen helfen, etwas Struktur ins Angebot zu bringen, um Ihnen die Kaufentscheidung zu erleichtern.

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ine moderne Fototasche muss vielen Auge des Fotografen. Das macht die Kame- EAufgaben gerecht werden. Zunächst ra groß und vergleichsweise schwer, weil sie einmal muss sie dazu in der Lage sein, die einen Spiegelschacht braucht, der das Kamera und/oder das Zubehör wie Wech- Kameragehäuse entsprechend ausladender selobjektive, Filter, Blitzgeräte und Akkus macht. Es ist klar, dass so ein Apparat auch aufzunehmen und sicher zu transportieren. die größte Tasche braucht. Außerdem sollte sie ausreichend gepolstert sein, die Feuchtigkeit fern halten, einfach Schultern, und schnell Zugriff auf die Ausrüstung tragen oder ziehen? gewährleisten – und trotzdem Griffe von Egal, welches Kamerakonzept man benutzt Langfingern erschweren oder gar unmög- (von der winzigen Kompaktkamera einmal Externe Stativgurte an der Hama Multitrans 200 erleichtern den Stativtransport lich machen. abgesehen), die verschiedenen Anbieter las- sen dem Fotografen bei ihren Modellen Die richtige Tasche dabei die Möglichkeit, sich zwischen drei für die eigene Ausrüstung Transportmöglichkeiten zu entscheiden: Es Heutzutage gibt es drei unterschiedliche gibt die klassischen Schultertaschen, es gibt Kamerakonzepte. Das einfachste und klein- Kamerarucksäcke und es gibt kleine Roll- ste davon ist die Kompaktkamera mit einem koffer, die die Ausrüstung aufnehmen. Alle eingebauten Objektiv und einem eingebau- drei Konzepte haben jedoch ihre Vor- und ten Blitzgerät. Und folgerichtig der ihre Nachteile. beschränkten Möglichkeit, daran Zubehör anzubringen. Jenes beschränkt sich dabei Schultertaschen: meistens auf ein externes Blitzgerät, diverse Vorteilhaft ist vor allem der schnelle Zugriff Filter und der Möglichkeit, die Kamera auf auf die Kamera. Die Tasche hängt an der Leer oder voll? Akkus und Batterien können in der Multitrans danach sortiert werden einem Stativ zu fixieren. Wer mit so einer Seite des Fotografen in Griffnähe. Nachtei- Ausrüstung unterwegs ist, für den tut es lig ist, dass die Tasche nicht sehr stabil auch eine kleine, leichte und handliche hängt, rutschen kann. Die einseitige Bela- Tasche. stung einer Schulter macht häufiges wech- Stark im Kommen sind derzeit Systemka- seln von einer Schulter zur Anderen not- meras mit der Möglichkeit, die Objektive zu wendig. Je nach Schwere der Ausrüstung wechseln, das Sucherbild wird jedoch und/oder Dauer der einseitigen Belastung elektronisch erzeugt. Bei manchen jener kann es zu Fehlhaltungen des Oberkörpers Kameras fehlt der herkömmliche Durchblik- und dadurch zu Rückenschmerzen kom- ksucher ganz. In dem Fall kontrolliert der men. Auch die luxuriöseste Polsterung des Fotograf das Motiv wie bei einer Kompakt- Trageriemens mindert dieses Phänomen nur kamera über den an der Rückwand platzier- unzureichend. ten, kleinen Monitor. Bei diesen, auch Hält Wasser fern: Eine Dichtlippe über dem Taschenreißverschluss „spiegellose Reflexkameras“ genannten, Rucksäcke: Modellen hat der Fotograf Zugriff auf eine Keine Frage: Wer sich für einen Kameraruk- mehr oder weniger umfangreiche Objektiv- ksack entscheidet, der verteilt die Last auf pallette und weitere, vielfältige Accessoires. beide Schultern gleichzeitig. Eine gute Pol- Wer so eine Ausrüstung gebraucht, braucht sterung der Trageriemen sorgt für weiteren schon eine größere Tasche. Komfort. Diesen Komfort aber erkauft sich Schließlich gibt es auch weiterhin die klas- der Anwender durch einen erschwerten sische Spiegelreflexkamera mit dem noch Zugriff auf die Ausrüstung: Der Rucksack immer größten Objektivprogramm aller vor- muss zunächst abgenommen werden, um genannten Möglichkeiten. So eine Kamera an die Kamera zu kommen. erzeugt das Sucherbild – wie in alten Zeiten – analog. Das Licht fällt durch das Objektiv Rollkoffer: Eine Kamera für viele Fälle (hier die Nikon auf einen Spiegel und weitere Spiegel im Der Rollkoffer bietet zweifellos die komfor- D3000 mit Tokina 18…270 mm Zoom) findet Kamerainneren lenken es schließlich ins tabelste Art des Transports. Man zieht die in der Hama Ancona Platz

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Ausrüstung einfach hinter sich her, egal wie Regenmantel aus Kunststoff mitliefert – im schwer diese auch sein mag. Auf der Sollsei- Preis eingeschlossen. te stehen aber vor allem zwei Tatsachen: Die Seitenwände und die Nähte (bei vielen Auch bei diesem Transportkonzept ist die Modellen mit zusätzlichen Blenden abge- Kamera nur schwer zugänglich und die deckt) sind in Sachen Wasser ohnehin weni- Ausrüstung ist bei holprigem Untergrund ger das Problem. Aber immer dort, wo ein andauernden Stößen und Vibrationen aus- Bauteil nicht fest mit einem anderen ver- gesetzt. bunden werden kann, kann es zum Eintritt von Feuchtigkeit kommen – was uns zum Befestigungsschlaufen an der Rückwand für den Fahrradlenker oder den Gürtel Weitere Transportmöglichkeiten: Deckel, zum Eingriff oder zur Klappe Einige Modelle bieten als Zusatz die Mög- bringt. lichkeit, die Kameratasche an einem Fahr- Erfreulicherweise haben die meisten Her- rad- oder Motorradlenker (oder Gepäckträ- steller den Deckel so gestaltet, dass er über ger) zu befestigen, an einem Kinderwagen, die Seitenwände reicht. Wird er nass, so auf einem Boot oder an einem, nennen wir fließt das Wasser außen an den Taschen- es einmal, Hauptkoffer. Zum Beispiel am wänden ab. Derzeit in Mode sind aber Ziehgestänge eines Rollkoffers. Kamerataschen im Stil altertümlicher Arzt- taschen. Da wird es schwierig. Doch auch Entscheidend: bei jenen Modellen gibt es Dichtlippen, die Eine Regenkapuze schützt von Feuchtigkeit Die Schutzfunktion den Reißverschluss überlappen und ein Her- und Nässe (Hama Multitrans) Moderne Kameras, welcher Bauart sie auch steller lieferte zusätzlich noch einen Regen- sind, hassen zwei Dinge wie die Pest: Stöße schutz mit. Ohnehin: Ein Fotograf taucht und Feuchtigkeit. Die wertvolle Ausrüstung seine Kameratasche ja nicht ins Wasser ein. zu schützen ist deshalb, neben der Trans- Beim regelmäßigen Praxiseinsatz geht es in portfunktion, die wichtigste Aufgabe einer den weitaus meisten Fällen nur um Spritz- Kameratasche. Und da kommt es auf Mate- wasser oder Regen. Und das halten die rial und Verarbeitung an. Behältnisse allemal aus. Die weitaus meisten Kamerataschen sind aus wasserabweisender Kunstfaser herge- Material und Ausstattung stellt. Zusätzlich sind sie innen mit Drei Materialien werden in der Fertigung Dieses Billigmodell aus dem Kaufhaus ist Schaumpolstern versehen. Darüber hinaus von Kamerataschen verwendet: Gewebe ungenügend gepolstert. Die Ausbeulung am Taschenboden stammt von einem Finger bieten die oft gepolsterten Trennwände und Gestricke aus Kunstfasern, Leinen und zwischen den einzelnen Ausrüstungsstük- Leder. Außer Acht gelassen werden in die- ken noch Schutz gegen Stöße. sem Artikel die Hartschalenkoffer aus Alu- Eine besondere Bedeutung hat der minium oder Plastik. Taschenboden. Er muss die Ausrüstung Die weitaus meisten Taschen sind heutzu- nach unten abpuffern und zusätzlich so tage aus Kunstfasern hergestellt. Die sind stabil sein, dass sich die Tasche nicht biegt zäh und wasserabweisend. Kunststoffe sind – und sich so früher oder später die gesam- darüber hinaus billig im Einkauf und leicht te Ausrüstung in der Mitte des Behältnisses zu verarbeiten – worauf es zunächst dem wiederfindet und dort eine Beule ausbildet. Hersteller ankommt. Für den späteren Käu- Überlappende Deckel verhindern Bei allen Modellen, die ATLANTIS zum Test fer haben sie noch andere positive Eigen- Wassereinbruch zur Verfügung standen, war die Polsterung schaften, nämlich das geringe Gewicht und durchweg gut. Der Schutz gegen Wasser den minimalen Pflegeaufwand, den eine aber war nicht bei allen Taschen gewährlei- solche Tasche verlangt. stet. Bei einem Modell war das weder ein Problematischer sind sicherlich Leinenta- Verarbeitungsfehler noch böser Wille, das schen. Jenen fehlen wichtige Grundeigen- verwendete Material ließ schlicht einen aus- schaften, die eine Fototasche mitbringen reichenden Feuchtigkeitsschutz nicht zu. sollte, nämlich die Strapazierfähigkeit und Wichtig für den Tragekomfort sind gut gepol- Lobenswert, dass der Hersteller dies erkann- die Eigenschaft, Wasser abzuweisen. Umso sterte Riemen (Kapako K-35) te und zusätzlich einen maßgeschneiderten größer ist bei einer solchen Tasche die Rol-

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le, die das Innenleben, sprich die Polste- schübe für Speicherkarten – mit den ent- rung, spielt. Jenes ist denn auch stets kon- sprechenden Symbolen für „voll“ und „leer“. ventionell ausgelegt, das heißt in Kunstfa- Komplettiert wird eine sinnvoll konstruierte ser eingeschlagene Neoprenplatten schüt- Tasche mit der Möglichkeit, ein Reisestativ zen die wertvolle Ausrüstung. Leinenta- anzuschnallen. schen sollten von Zeit zu Zeit in die Wasch- In Zeiten moderner Materialien und Ferti- maschine – ohne Einsatz. Auch eine gungstechniken gilt auch bei Fototaschen: Behandlung mit Imprägnierspray tut ihnen Machbar ist alles. Es fragt sich nur, zu wel- ab und zu gut. Wichtig: Darauf achten, chem Preis. Nach der Beschäftigung mit der Pfiffig: Diese Kameratasche, die Kalahari dass ein passender Regenüberzug im Ange- Materie und nach Sichtung einiger Testmu- Kapako K-35 wächst mit mehr Ausrüstung, bot ist. ster wird festgestellt, dass eine kleine Dazu löst man einfach einen umseitig verlau- fenden Reißverschluss Schließlich finden sich auch Ledertaschen Tasche für eine Kamera mit Zoomobjektiv auf dem Markt. Dieses natürliche Material und wenig Zubehör ab 30 bis rund 50 Euro ist von Hause aus zäh und widerstandsfä- kosten sollte, um ein praktisches und lang- hig, erfordert aber einen gewissen Pflege- lebiges Produkt zu erwerben. Eine vernünf- aufwand. Man sollte es regelmäßig wie tige Tasche für eine mittlere Ausrüstung mit Schuhe fetten. Darüber hinaus ist Leder an Platz für eine bis zwei Kameras und einigen sich schon ziemlich schwer, was selbst der Objektiven samt weiterem Zubehör kostet leeren Tasche schon ein gewisses Gewicht ab 70 bis etwa 130 Euro. Und wer eine gro- verleiht. ße Ausrüstung mit umfangreichem Zubehör Leinen- und Ledertaschen bieten anderer- zu transportieren hat, sollte 150 bis 300 seits den Vorteil, dass sie auf den ersten Euro anlegen. Ein wahres Raumwunder ist die Kalahari Kaa- ma L-28, eine solide Ledertasche aus Büffelle- Blick nicht wie Fototaschen aussehen, son- der. Ihr Gewicht: 3,8 Kilogramm dern eher wie ein modisches Accessoire des Für die Zusendung verschiedener Testmu- Trägers, was Langfinger fern hält. Ein ster danken wir folgenden Firmen: Anbieter hat sogar eine Schultertasche im www.big-photo.de und www.hama.de Programm, das speziell für Frauen gemacht ist und aussieht wie eine schicke Damen- handtasche. Keine Kameraausrüstung ist gleich. Profis führen zwei und mehr Fotoapparate mit sich. Dazu eine Vielzahl von Objektiven, von der 500-Millimeter-Telekanone bis zum 10er-Fisheye, dazu eine Reihe von Spezial- objektiven, wie etwa einer Makrolinse und/oder einem justierbaren Objektiv gegen stürzende Linien. Manchmal müssen auch Praktisches Detail der Kapako ist eine eigene regelrechte Beleuchtungsanlagen mitge- Polstertasche für Laptop oder Tablett-PC. Bei führt werden wie mehrere Blitzgeräte, Lam- der Hama Multitrans gibt es dafür ein bereits pen und Befestigungsarme. Für die eingebautes eigenes Schubfach Taschenhersteller bedeutet das, dass die Staufächer in der Tasche flexibel gehalten sein müssen. In Zeiten des Klettverschlusses ist das leicht und praktisch zu lösen. Die meisten Taschen ab einer gewissen Größe, bieten sogar die Möglichkeit, einen Tablett- PC oder gar einen Laptop in der Tasche unterzubringen. Da Ordnung das halbe Fotografenleben ist, verfügt eine sinnvoll konstruierte Tasche auch über Batteriefächer und kleine Ein- Dieses Modell ist extra für Damen entworfen

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Strandponchos: Nachhaltige After-Dive-Dresses Von Heinz Käsinger

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es mittlerweile nicht nur um intensive Landwirtschaft und Industrie, vielmehr stehen auch Materialien und Herstellungsweisen von Dingen wie Kleidung auf dem Prüfstand. Die Strandponchos des sauerländischen Unternehmens Cavida Sports genügen nicht nur ökologischen Ansprüchen, sie sind darüber hinaus auch modische und praktische Begleiter bei einem Tauchausflug.

ach dem Tauchgang zieht man sich ja sinnvollerweise etwas NTrockenes über. Etwas Trockenes? Nein, nicht einfach irgend- etwas. Moderne Wassersportkleidung muss schon gewissen Ansprü- chen genügen: Sie muss angenehm zu tragen sein, sie muss warm sein, gut aussehen – und neuerdings muss sie auch ökologisch kor- rekt hergestellt sein. Wave Hawaii Bambus Beachponchos genügen all diesen Anforde- rungen. Dabei sind die Ponchos noch angesagte Lifestyle-Accessoi- res – nicht nur für wassersportbegeisterte Zeitgenossen. Ob nach dem Duschen zu Hause oder nach einem Tauchgang – der Poncho lässt einen nicht im Nassen stehen und bewahrt außerdem vor neu- gierigen Blicken. Verwendet werden kann er als Handtuch, Warm- halter, Umkleidekabine, Poncho und sogar als Auto-Sitzbezug taugt er. Wave Hawaii-Ponchos sind aus besonders hautfreundlichen und flauschigen Stoffen hergestellt. Zudem punktet der Poncho durch seine Beschaffenheit. 70 Prozent der verwendeten Stoffe sind Bam- busfaser und 30 Prozent Baumwolle. Das steht für Nachhaltigkeit Cavida-Sports auf einen Blick: und Natürlichkeit – bei gleichzeitiger Funktionalität. Und Bambus reduziert die Vermehrung von Bakterien. Daher ist die Duftnote bei Das Unternehmen gibt es jetzt seit 2014 und der Firmensitz befindet sich im sauerländischen Neuenrade, ca. 50 km südlich von Dort- nassem Stoff vergleichsweise angenehm. Auch Allergiker können mund. Cavida Sports fokussiert sich mittlerweile verstärkt auf Pro- sich freuen, da Bambus natürlich hypo-allergen ist. dukte rund um den Wassersport. Für Wave Hawaii sind unterneh- Kurz: Eine lässige und trockene Lösung für jeden. Seit Mitte mensintern drei Personen maßgeblich in der Verantwortung. Neben Dezember sind übrigens die neuen 2018er Modelle verfügbar. den Bambus Beachponchos gibt es seit Neuestem einen Traveller - pocho. Dieser besteht aus einer sehr angenehmen und hautfreund- lichen Mikrofaser. Zudem lässt sich dieser Poncho problemlos in die www.wave-hawaii.com Kapuze einrollen und mittels eines Verschlusssystems zuknöpfen, so dass jeder Reisende immer sein flauschiges Kopfkissen dabei hat. Weitere Online-Produkte auf der Website www.wave-hawaii.com oder www.cavida-sports.de

76 ATLANTIS 1/2018 Magazin SeaPeople

Sigrid Lüber war es von Beginn weg wichtig, die Vorausset- zungen für das Leben im Meer zu verbessern. Basis dafür ist die Arbeit in internationalen Gremien – ein Arbeitsbereich, den sie bei OceanCare leitet. Seit 1992 nimmt Sigrid Lüber an den Konferenzen der Internationalen Walfangkommis- sion (IWC) teil. 2004 begann sie in allen für das Seerecht relevanten UNO-Gremien aktiv zu werden. Sie pflegt ausge- zeichnete Kontakte zu Entscheidungsträgern im In- und Ausland. Ihrem Engagement an der UNO ist es zu verdan- ken, dass OceanCare 2011 vom Wirtschafts- und Sozialrat

Foto aus Wikipedia aus Foto der Vereinten Nationen den Sonderberaterstatus für Fragen im Meeresschutz erhielt. 2015 wurde Sigrid Lüber von dem Sigrid Lüber und OceanCare Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP eingela- OceanCare ist eine der einflussreichsten Umwelt- den, OceanCare von UNEA, dem obersten Entscheidungs- schutzorganisationen der Erde. Gegründet wurde gremium für internationale Umweltfragen, akkreditieren zu der Verein im Jahre 1989 von Sigrid Lüber. lassen. Ihr umfassendes Wissen um die Meere und die juristischen eit 1989 engagiert sich OceanCare für das Leben im Meer. Mit For- Grundlagen des internationalen Meeresschutzes hat sich Sschungs- und Schutzprojekten, Kampagnen, Umweltbildung sowie dem Sigrid Lüber autodidaktisch angeeignet. Mit einem Sinn für Einsatz in internationalen Gremien, unternimmt die Organisation weltweit zukunftsträchtige Themen und Problematiken, einer konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Ozeanen. gesunden Kombination aus Pragmatismus, Wissen, Herz- Seit 2011 ist OceanCare UN-Sonderberaterin für Fragen im Meeresschutz. blut, Mut und Beharrlichkeit, hat sie maßgeblich dazu bei- Eine bewegende Begegnung mit einer Delphinschule bei einem Tauchgang getragen, OceanCare zu einer in internationalen Gremien im Indischen Ozean zeichnete den Lebensweg von Sigrid Lüber in wenigen und Wissenschaft weltweit anerkannten Instanz zu Minuten neu: Mit einer Handvoll Verbündeter gründete sie noch im selben machen. Mensch, Natur und Tier liegen ihr seit jeher am Jahr, 1989, den Verein OceanCare, dem sie seit 1993 als Präsidentin vor- Herzen. Unter den Meeresbewohnern hat es ihr der steht. Als ausgebildete Maschinenzeichnerin und mit langjähriger kaufmän- Grindwal mit seiner selbst für Meeressäuger ungewöhnlich nischer Erfahrung in internationalen Konzernen engagierte sich Sigrid Lüber sozialen Lebensweise besonders angetan. von 1989 bis 2003 intensiv ehrenamtlich für OceanCare. Seit 2003 widmet Textquelle: sie sich hauptberuflich dem Schutz der Meerestiere und Ozeane. www.oceancare.org

ATLANTIS 1/2018 77 LAUT. LAUTER. LEBLOS.

Wale stranden, Fischschwärme kollabieren, Meeresschildkröten fliehen: Extremer Lärm bedroht die Meeresbewohner. Verursacht durch Militärsonare, Rohstoffsuche oder riesige Schiffsschrauben. Werden Sie Teil der weltweiten Kampagne Engagieren Sie sich jetzt: silentoceans.org