DER KREIDEKREIS ALEXANDER VON ZEMLINSKY Dauer: Ca

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DER KREIDEKREIS ALEXANDER VON ZEMLINSKY Dauer: Ca 20. JANUAR BIS 1. FEBRUAR 2018 DER KREI DEK REIS DER KREIDEKREIS ORCHESTER, ALEXANDER VON ZEMLINSKY KINDERCHOR UND STUDIO DER MUSIKALISCHE LEITUNG OPERA DE LYON LOTHAR KOENIGS NEUPRODUKTION REGIE © Corentin Fohlen RICHARD BRUNEL DER KREIDEKREIS Oper in drei Akten und sieben Bildern, 1933 Libretto von Klabund In deutscher Sprache DER KREIDEKREIS ALEXANDER VON ZEMLINSKY Dauer: ca. 2.30h Ticketpreise von 10 bis 108€ Neuproduktion Ein Meisterwerk zu neuem Leben erweckt Alexander von Zemlinsky wurde 1871 in Wien geboren, war mit Schönberg verschwägert, mit Mahler befreundet, Komponist und Dirigent, Direktor Musikalische Leitung: der Deutschen Oper in Prag und lebte im Zentrum der mitteleuropäischen Lothar Koenigs Moderne. Am Ende der 1920er Jahre schloss er sich dem Avantgarde-Ensemble Regie: Richard Brunel Otto Klemperers in der Krolloper in Berlin an und dirigierte dort insbesondere Dramaturgie: die Premiere von Bertold Brechts und Kurt Weills Oper Mahagonny. Unter Catherine Ailloud-Nicolas Bühnenbild: Anouk Dell’Aiera diesem Einfluss komponierte er dann seine Oper Kreidekreis nach dem Stück Kostüme: Benjamin Moreau von Klabund (Pseudonym des Schriftstellers und Dichters Alfred Henschke), Licht: Laurent Castaingt das auch Brecht 1954 zu seinem Kaukasischen Kreidekreis anregte und auf das chinesische Drama Houei-lan-tsi von Ling Sing-Tao aus dem 13. Jahrhundert Tschang-Ling : Lauri Vasar Mr Ma: Martin Winkler zurückgeht. Yü-Pei: Nicola Beller Carbone Tschang-Haitang : Ilse Eerens Jazzanklänge und fernöstliches Kolorit Prinz Pao: Stephan Rügamer Zemlinksy, der bis dahin in der postromantischen Operntradition verhaftet Tschao: Zachary Altman Tong : Paul Kaufmann war, glückt in diesem Werk eine neuartige Verbindung von Jazzklängen und Mrs Tchang : Doris Lamprecht fernöstlichem Kolorit. Es handelt sich dabei um die letzte vollendete Oper Hebamme: Hedwig Fassbender des Komponisten. 1933 bemühten sich mehrere deutsche Bühnen um die Ein Blumenmädchen: : Uraufführung, doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten machte dies Josefine Göhmann Zwei Kulis: Luke Sinclair, unmöglich. Schließlich fand die Premiere in Anwesenheit des Komponisten in Alexandre Pradier Zürich statt. Er starb im März 1942 im Exil in Larchmon, im Staat New York, Soldat: Matthew Buswell USA. Tschu-Tschu: Stefan Kurt Orchester, Kinderchor und Ein lehrhaftes modernes Märchen Studio der Opéra de Lyon Das Werk wurde ca. siebzig Jahre später wieder ausgegraben und auf Tonträger aufgenommen und wird nun von der Opéra national de Lyon in einer Inszenierung von Richard Brunel aufgeführt, der nach Der Jasager und In the Penal Colony wiederkehrt. Er wagt sich an dieses vergessene, szenisch Januar 2018 und musikalisch außergewöhnliche Opernjuwel. Diese märchenhafte Oper Samstag 20. 20 Uhr in drei Akten erzählt anschaulich die Geschichte eines jungen Mädchens, Montag 22. 20 Uhr das von seinen Eltern verkauft und schließlich Prinzessin wird. Es ist sowohl Mittwoch 24. 20 Uhr Freitag 26. 20 Uhr ein politisches Werk, das Elend, Unterdrückung, Machtmissbrauch und Sonntag 28. 16 Uhr Korruption anprangert als auch eine zeitlose Parabel über Gerechtigkeit und Dienstag 30. 20 Uhr Schicksal. Februar 2018 Donnerstag 1. 20 Uhr Eine realistische Weltsicht Die neue Produktion der Opéra de Lyon verweist auf das heutige China und zeigt eine grausame Gegenwart, die uns alle angeht. So wird das Teehaus im ersten Akt zu einem Karaoke-Club, hinter dem sich ein Bordell versteckt. Begleitveranstaltungen: Jede Ähnlichkeit mit der realen Welt ist durchaus gewollt. Bei den sieben Einführung außergewöhnlichen Vorstellungen singen unter der erfahrenen Leitung von Montag 22. Januar um 18.30 Uhr Lothar Koenigs Lauri Vasar den Tschang Ling, Martin Winkler den Ma, Nicola Beller Carbone Yü-Pei und Stephan Rügamer Prinz Pao. Literarische und musikalische Auftakte 24., 26. und 30. Januar um 19 Uhr GESPRÄCH MIT RICHARD BRUNEL, REGISSEUR VON CATHERINE AILLOUD-NICOLAS, DRAMATURGIN Der Kreidekreis erzählt das Schicksal von Haitang, einer jungen Frau, die erschütternde Zeiten durchlebt: den Mord an ihrem Vater, Prostitution, eine falsche Anklage, ein Todesurteil usw. Du interessierst dich für weibliche Figuren, die von einer Welt der Männer erdrückt werden und um ihre Emanzipation kämpfen. So hast du beispielsweise gerade im Stadttheater Klagenfurt La Traviata auf die Bühne gebracht, mit genau diesem zentralen Thema, und deine Violetta ist eine Widerstandskämpferin. Wie hast du dir die Figur Haitang vorgestellt, damit sie nicht nur als Opfer wahrgenommen wird? Das ist tatsächlich eine Frage, die ich mir gestellt habe. Haitang ist passiv, als habe sie sich ihrem Schicksal ergeben. Sie muss einiges durchleben, sie verliert ihren Vater, gerät in die Prostitution. Mit Ma, der sie im Teehaus kauft, bekommt sie ein Kind und findet etwas Zuflucht, bevor sie dann fälschlicherweise des Mordes an ihrem Mann beschuldigt wird. Dann folgt der Prozess und man begreift sehr schnell, dass sie keine Chance hat, diesem Schicksal zu entkommen. Schließlich wird sie in die Berge gebracht, hinaus in den Schnee. Man denkt, sie wird dort erfrieren, bis ihr durch den Kaiser Gerechtigkeit widerfährt, durch den Prinzen, den sie einst traf und der sie im Schlaf vergewaltigte. Sie findet ihre Emanzipation nur darin, dass sie Ma verändern kann, den sie Liebe und Güte erfahren lässt. Und ihre Kraft zeigt sich vor allem in ihrer Mutterschaft. Auf diese Themen stütze ich mich, aber die Möglichkeit, die ich gefunden habe, um dieser Figur Kraft zu verleihen, besteht eigentlich darin, den Zuschauer die Oper durch ihre Augen sehen zu lassen. Wir folgen ihr nicht nur von Szene zu Szene, sondern wir sind quasi in ihrem Kopf. War es möglich, Bezüge zu China, die sich ja schon in den Namen finden, zu vermeiden? Wie hast du diese Frage behandelt? Gibt es Anspielungen auf die heutige Situation Chinas? In unserer Recherche haben wir uns bemüht, uns von Bildern oder Reportagen über das heutige China inspirieren zu lassen: Karaoke, Prostitution… Das war aber nur ein Vehikel für unsere Fantasie. Das Bühnenbild ist relativ zeitlos. Als ich Lakmé für die Opéra de Rouen inszenierte, wurde mir klar, dass durch die Auslöschung aller Bezüge zu Indien die eigentliche Tragik des Werks hinter all den orientalistischen Verkrustungen zum Vorschein kam. Daraus habe ich viel gelernt und mich hier daran erinnert. Du hast in deinen Stücken schon häufiger das Thema von Recht und Gerechtigkeit aufgegriffen. Glaubst du, dass Serge Dorny dir die Oper aus diesem Grund angetragen hat? Und warum interessiert dich dieses Thema aus theatraler Sicht immer noch? Dies ist ganz sicher die thematische Weiterführung verschiedener Theaterstücke und Opern, die ich bereits inszeniert habe. Im Theater waren es Die Verbrecher von Bruckner. Dieses Stück macht deutlich, wie eine durch Falschaussagen und Vorurteile beeinflusste Justiz in einer aufgewühlten Zeit Schicksale zerstören kann. Ich denke auch an die erste Oper, die mir Serge Dorny in Lyon angeboten hat, Der Jasager, der Neinsager von Bertolt Brecht und Kurt Weill, aber auch an Die Strafkolonie von Philip Glass, zwei Opern, in denen die Frage von Recht und Gerechtigkeit sehr präsent ist. Im Stück von Brecht war es die Frage der Ungerechtigkeit, die sich stellte: Kann die Gesellschaft gerecht sein, wenn sie den Schwächsten nicht schützt? Und in der Strafkolonie hatten wir die Worte des Besuchers, des entsetzten, aber passiven Zeugen, in den Rahmen eines internationalen Strafprozesses gesetzt. Diese Transposition ermöglichte es uns, die Situation der externen Beobachter zu beschreiben, die nicht eingreifen können und denen nur ihre Worte bleiben, um eine Rechtsprechung ohne Prozess, ohne Regeln und ohne Gleichbehandlung anzuprangern. Also ja, es stimmt schon, mehrere meiner Stücke handeln von diesem Thema, und ich glaube, dass mir Serge Dorny die Oper auch deshalb angeboten hat. Welches Bild von der Justiz vermittelt deiner Ansicht nach Zemlinsky in dieser Oper, in der es um einen Gerichtsprozess geht? Er zeichnet das Bild einer absolut korrumpierten Justiz. Diejenigen, die das Geld haben, besitzen alle Macht. In dieser Parodie eines Gerichtsprozesses sind im Übrigen die Würfel von Anfang an gefallen. Die Strafe steht schon vorher fest. Zemlinsky geht da sehr weit: Er enthüllt, prangert an und überzeichnet. Im letzten Moment tritt der Botschafter des Kaisers auf, unterbricht die Vollstreckung, und ein ganz anderer Prozess nach dem Vorbild des Salomonischen Urteils kommt ins Spiel. Zwei Prozesse also: der offizielle und der des Kaisers. Es gibt in der Oper aber auch die Justiz ohne Gerichtsverfahren, das Todesurteil von Ma, gefällt von der Bruderschaft des Weißen Lotus. Das ist eine parallele, geheime, inakzeptable Justiz. Diese drei dargestellten Formen der Justiz sind sehr archaisch. Die eine im Geheimen von den Armen ausgeübt, die andere offiziell und öffentlich, beide willkürlich und übereilt. Um den Schrecken der zweiten noch zu betonen, lassen wir den Prozess nicht in einem Gerichtssaal stattfinden, sondern in einem Gefängnis, in dem es auch einen Hinrichtungsort gibt. Der Gefangene wird auf diese Weise ohne jeden Aufschub von der Haft über den Prozess direkt zur Vollstreckung geführt. Die dritte Form der Justiz, die des Prinzen, eine sehr autokratische Form, die an das Salomonische Urteil aus der Bibel erinnert, ist nicht zufriedenstellender, hängt sie doch von der Weisheit eines einzigen Mannes ab. Man kann die Hypothese aufstellen, dass Zemlinsky alle drei Formen kritisiert. In jedem Fall liefert er keine Lösung. 1933, zum
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