I. Historie des Personenschutzes

I.1 Alte Kulturen

Die Anfänge des Personenschutzes sind nicht mehr genau festzustellen. Jedoch ist es sicher, dass es bereits bei den älteren Kulturen Hinweise auf die Existenz von Kriegern gibt, deren vorrangige Aufgabe es war, den höchsten Repräsentanten des Gemeinwesens oder andere Symbolfiguren zu schützen. Dem im Jahre 206 v. Chr. gestorbenen chinesischen Kaiser Qui Shi Huangdi wurden 7000 Terrakotta-Krieger mit ins Grab gegeben. Angeblich wurden die Figuren seinen lebenden Leibwächtern und Soldaten nachempfunden. Wie viele dieser Tonkrieger tatsächlich Leibwächter waren, ist leider nicht nachzuweisen. Alle Figuren waren mit Waffen ausgerüstet, die allerdings die lange Zeit bis zur Entdeckung nicht überstanden.

In einem ägyptischen Grab bei Assuit fanden Archäologen Holzfiguren als Grabbeigaben, die dunkelhäutige, lang aufgeschossene und muskulöse Krieger darstellen, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Alterstumforscher gehen davon aus, dass es sich bei den Figuren um Leibwächter handelt, die den Verstorbenen auch im Jenseits beschützen sollten. Man nimmt an, dass die Holzfiguren nubische Krieger darstellen, die dem Pharao als Leibwächter dienten. Vom Pharao Teti, der von 2345 bis 2333 v. Chr. regierte, weiß man heute mit Sicherheit, dass er von seinem eigenen Leibwächter getötet wurde, was in späteren Epochen durchaus häufiger vorkam.

Weitmehr weiß man dagegen über die cohors praetoria , die Leibgarde der römischen Feldherren. Unter K aiserAugustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) entwickelte sich schließlich die Prätorianergarde. Diese Leibgarde sorgte nicht nur für den direkten Personenschutz des Kaisers. Sie bewachten auch die Villen und Paläste oder begleiteten Augustus auf Reisen und Feldzügen. Einfache Prätorianer wurden auch im Polizeidienst eingesetzt. Für den direkten Personenschutz waren die speculatores praetoriani zuständig. Sie waren beritten und in einer Kohorte von 500 Mann zusammengefasst. Sie sorgten für die persönliche Sicherheit des Kaisers, übernahmen Kurierdienste und wurden bei Bedarf mit nachrichtendienstlichen Aufgaben betraut. Der Begriff Prätorianer führt vom Hauptplatz des Legionärlagers

mit dem Zelt des Feldherren her, dem Praetorium. Römische Generäle hatten die Gewohnheit aus den Rängen eine private Truppe auszusuchen, die als Leibwache des Zelts oder der eigenen Person dienten. Diese Truppe bestand aus Infanterie wie auch Kavallerie. Die Mannschaft die ursprünglich von Augustus aufgestellt wurde, unterschied sich erheblich von der späteren Garde. Augustus erlaubte die Aufstellung von nur 9 Kohorten zwischen 500 und 1000 Männern. Nur drei dieser Kohorten durften Dienst in der Hauptstadt verrichten. Dies geschah um den republikanischen Anschein seines Regimes zu wahren. Die restlichen Kohorten wurden in den Städten rund um Rom stationiert. Somit konnte von diesen einzelnen Kohorten keine Bedrohung ausgehen. Nach seinem Tod am 19. August 14 wurden alle Kohorten auf Betreiben des Präfekten Sejan nach Rom verlegt. Im Jahre 23 entstand eine Prätorianerkaserne, die knapp außerhalb von Rom erbaut wurde – Castra Praetoria. Eine der Kohorten sollte ab diesem Zeitpunkt die tägliche Wache im Palast durchführen, so dass die kaiser über die gesamte Garde verfügen konnten, jedoch immer noch der Gnade der Prätorianer ausgeliefert waren. Nach innenpolitischen Machtkämpfen, in die auch die Prätorianer durch die Machenschaften von Kaisern und anderen politischen Kräften hineingezogen wurden. Die Prätorianergarde begann schließlich im Reich eine ambitionierte und immer blutigere Rolle zu spielen. Für den richtigen Geldbetrag oder auch aus freien

Stücken heraus ermordeten die Prätorianer Kaiser und schikanierten ihre Präfekten oder das römische Volk. Im Jahr 41 wurde Caligula von Verschwörern und der Garde getötet. Die Prätorianer setzten Claudius auf den Thron und nahmen dabei in Kauf, dass der Senat in Opposition ging. 193 marschierte Septimius Severus in Rom ein und löste die Prätorianergarde auf und setzte eine neue Formation aus seiner eigenen pannonischen Legion an deren Stelle. Im Jahre 284 entstand unter Diokletian ein neues Korps – die Jovianer und Herkulianer – die die Prätorianer als Leibwache ersetzten. Bei Rücktritt Diokletians am 01. Mai 305 war das castra praetoria nur noch eine kleine Garnison. Im Jahre 306 wurde das Ende der Prätorianer eingeleitet. Sie erhoben 306 Maxentius, der als Nachfolger des Throns übergangen wurde zum Kaiser. Schließlich stellten sie auch den größten Teil von Maxentius Truppen. 312 bereitete Konstantin I. eine Invasion Italiens vor und erzwang in der Schlacht an der Milvischen Brücke eine endgültige Konfrontation mit

den Prätorianern unter maxentius. Später in Rom löste der siegreiche Konstantin I. die Prätorianergarde restlos auf und versetzte die übrigen Gardisten in die entlegendsten Winkel des Reiches und ließ die castra praetoria zerstören. Nach mehr als 300 Jahren Dienst war die Auflösung der Prätorianergarde ein bedeutendes Ereignis, das den Beginn einer neuen Ära in der römischen Geschichte einleitete.

Das Training der Prätorianer war aufgrund der freien Zeit die vorhanden war, weit intensiver als bei den Legionen, wobei die Garde den gleichen Vorschriften folgte. Sie waren auch gleich ausgerüstet und bewaffnet. Allerdings besaßen die Prätorianer zwei Ausrüstungen – eine für den dienst in Rom und eine für das Feld. Die Prätorianer wurden auch weitaus besser als die Legionäre besoldet. Sie wurden nach einem System bezahlt, dass sesquiplex stipendum, was den „anderthalbfachen Sold“ bedeutet. Später wurde dieser sold von verschiedenen Kaisern erhöht, was natürlich auch zu Missgunst bei den regulären Legionen führte. Zu besonderen Anlässen erhielt die Garde zudem vom Kaiser ein donativum – Geldgeschenk, das weit höher war, als die donativa der Legionärssoldaten. Außerdem erhielten Sie zusätzliche Leistungen, die Legionäre nicht bekamen. Wenn ein Prätorianer in den Ruhestand ging, erhielt er 20.000 Sesterzen, ein Landgeschenk und ein Diplom für treue Dienste. Auch dies wurde den Legionärssoldaten vorenthalten.

I.2 Gefolgschaft und Vasallen

Auch außerhalb Roms hielten sich die Herrscher Leibwachen. In Gallien, dem heutigen Frankreich, sorgten die comitatus – eine bewaffnete Gefolgschaft- für die Sicherheit ihres Herrn. Im frühen Mittelalter nahm die Zahl der Beschützer auch in den germanischen Stammesgebieten zu. Nicht nur Könige, sondern auch andere Mächtige umgaben sich mit Leibwächtern, die als gasindus – Gesinde bezeichnet wurden. Die germanischen Gefolgschaften wurden durch ihre Treue bis in den Tod bekannt. Fiel ein Gefolgsherr in der Schlacht, so galt es als Schande, wenn nicht auch er in der Schlacht bis zum Tode kämpfte. Bestes Beispiel für die Gefolgschaftstreue sind die Nibelungen, die aber Beileibe nicht das einzige Beispiel dieser Gefolgschaftstreuen sind. Durch die Entwicklung des Lehenswesen trat im hohen Mittelalter ein Wandel ein. Die Vasallen (lat. Vassus – Knecht) , die vormals „Unfreie“ waren, stiegen mit zu nehmenden Bedarf an Bewaffneten in der

Rangordnung auf. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich daraus die mittelalterliche Kriegerkaste, die Ritterschaft. Im 16. Jahrhundert bildete sich eine neue Art von Leibgardisten, die sogenannten Trabanten (Begleiter). Sie waren aus den Landsknechtheeren entstanden und meist unzuverlässige aber im Umgang mit Waffen gut geschulte Männer, die oft auch repräsentative Aufgaben zu erfüllen hatten. Häufig waren es bis zu 30 handverlesene Männer, die als sog. Doppelsöldner für ihre Herren als leibgardisten zur Verfügung standen. Diese Doppelsöldner erhielten für ihre Dienste den doppelten Sold wie den eines einfachen Spießknechtes.

I.3 Schweizer Garde

Zu Beginn der Neuzeit standen die Schweizer als Leibwächter hoch im Kurs. Dies leitete sich von ihrer Vorreiterrolle im Kriegswesen her, welches zu dieser Zeit einen grundlegenden Wandel vollzog. Leibwächter aus Zürich, Chur und Uri galten als die Besten ihrer Zunft. Zurückführend auf diese Epoche stellen hauptsächlich Eidgenossen die „Schweizer Garde“, die für den Schutz des Oberhaupts der katholischen Kirche verantwortlich ist. Auch in vielen anderen Staaten bevorzugte man ausländische Leibwächter für den Schutz der höchsten Repräsentanten. In Frankreich übernahmen ebenfalls Schweizer diese Aufgabe und erfüllten sie bis zum Tode, insbesondere im Revolutionsjahr 1789. Auch am Wiener Kaiserhof waren Schweizer Gardisten für die Repräsentanten und des Hofes verantwortlich. Der „Schweizerhof“ in der Hofburg erinnert noch heute daran. Da die russischen Zaren sehr argwöhnisch gegenüber ihren Landsleuten waren, betrauten sie finnische Leibwächter mit ihrem Schutz.

I.4 Samurai

Eine besondere Schutztruppe stellt die japanische Kriegerkaste der samurai dar. Der Ursprung des Wortes samurai liegt im Japan der Vor-Heian-Periode (vor 794). Es wurde saburai ausgesprochen und bedeutet Diener oder Begleiter. Erst im 16. und frühen 17. Jahrhundert bürgerte sich das Wort samurai ein. Die Geschichte der samurai ist auf die Heian-Periode zurückzuführen, also auf das 8. und frühe 9. Jahrhundert. Der Grund hierbei war die Abschaffung der Wehrpflicht in Japan 792.

Es wurde ein Freiwilligenheer aufgestellt, das aber die Sicherheit im ganzen Land nicht aufrechterhalten konnte. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte sich die Situation erheblich, so dass die lokalen Großbauern dort selbst für ihren Schutz sorgen mussten. Sie waren bei der Ausbildung und Aufrechterhaltung der Kampfkraft ihrer samurai so erfolgreich, dass sich einige Familien im Laufe der Zeit darauf spezialisierten, militärische Aufträge für das Kaiserhaus durchzuführen.

Während der Heian-Zeit (794 – 1192) bezog sich saburai vor allem auf die Wachen des kaiserlichen Palastes und die Schwertträger. Ihnen war vorgeschrieben, fortwährend ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern. Die saburai entwickelten sich Beschützern und Begleitern immer mehr zu militärischen Einheiten, deren Erfahrenheit im Gebirgskampf und vor allem im Bogenschießen lag. Deswegen erhielten ausgezeichnete Krieger den Ehrentitel yumitori – Bogenschütze , selbst als der Schwertkampf die größere Wichtigkeit erlangt hatte. Ursprünglich waren die samurai nur Beschützer und Soldaten im Dienste der Kaiser und der Adelsstämme. Später sammelten sie jedoch genügend Einfluss um die Macht des Kaisers an sich zu reißen und die erste samurai-orientierte Regierung zu bilden. Während des Tokugawa-Shogunats (1603 – 1867) wurden samurai vermehrt Höflinge, Bürokraten und Administratoren anstelle von Kämpfern.

Eine weitere Besonderheit der samurai ist ihre Bewaffnung und die Kunst damit umzugehen. Äußeres Kennzeichen der herausgehobenen sozialen Stellung war das Schwertpaar – daisho, das zu tragen ausschließlich dieser Kriegerkaste erlaubt war. Das daisho bildete die Hauptbewaffnung des samurai . Es bestand aus einem Langschwert – dem katana und einem Kurzschwert – dem wakizashi. Dieses Schwertpaar wurde im Friedensdienst getragen, das zweite Schwerterpaar, das tachi und das tanto wurden im Kampf eingesetzt. Im Gegensatz zu den meist geraden Schwertern der europäischen Ritter war das japanische Schwert leicht gebogen und mehr wie ein Säbel zum Schnitt als zum Hieb ausgelegt. Das Schwert war rasierklingenscharf. Die Vorder- und Rückseite waren unterschiedlich gehärtet. Ein Treffer der Schneide verursachte tiefe, kampfentscheidende Wunden. Mit dem

weicheren Rücken wurden Schläge pariert. Auf die Verzierung der Schwerter und der Scheiden wurde sehr viel wert gelegt.

Die zweite Waffe der samurai war der yumi – der Bogen; insbsondere der dai-kyu, der Langbogen. Dieser war aufgrund seiner enormen Größe, seiner gewaltigen Reichweite und seiner immensen Durchschlagskraft bei den Feinden gefürchtet. Aufgrund seiner asymetrischen Form des japanischen Langbogens, konnte er auch als gefürchtete Reiterwaffe eingesetzt werden. Geübte Schützen konnten ein bewegliches Ziel in Größe eines Hundes auf ca. 150 Meter treffen.

Die Reichweite des Bogens lag bei 300 Meter. Der Einsatz der Schwerter erfolgte erst, wenn all Pfeile verschossen waren. Dann lief der kampf als Duell ab, wobei der samurai aus der Formation heraustrat und die Namen seiner Vorfahren rief und dadurch einen ebenbürtigen Gegner zum Zweikampf forderte. Zur weiteren Ausrüstung der samurai gehörte auch eine Schwertlanze, die naginata. Sie bestand grundsätzlich aus einem 120 bis 150 langen Stock und einer 85 – 100 cm langen Klinge. Diese Klinge wurde wie beim katana in einer bestimmten Art und Weise geschmiedet und war geschwungen. Ein Kämpfer mit einer naginata hatte eine große Reichweite und konnte mit seiner Klinge großen Schaden anrichten. Aufgrund der Hebelwirkung waren sehr starke, schwungvolle Hiebe möglich. Sie konnte als Angriffs- wie auch als Blockwaffe eingesetzt werden. Im Kampf wurde die naginata meist in großen Kreisen geschwungen, meistens mit dem Ziel, das Pferd des Angreifers zu verstümmeln, um anschließend den herabstürzenden Reiter zu attackieren. In engen Räumen war die Waffe allerdings von Nachteil, da dort wenig Platz zum ausholen war. Auch in Infanterieformation fand sie wegen des gleichen Grundes keine Anwendung.

Samurai die bei ihren Herren in Ungnade gefallen waren und sich dadurch Schande aufgeladen hatten, begingen rituellen Selbstmord, der seppuku genannt wurde. Der Selbstmord wurde als Gnade angesehen, da der samurai dadurch die Möglichkeit bekam, seine Ehre und die seiner Familie wieder herzustellen. Dahinter stand die Vorstellung, dass der Tod in Ehren besser sei, als ein Leben in Schande. Wenn es die Umstände erlaubten, wurde seppuku nach einer streng geregelten Zeremonie durchgeführt. Dabei waren sogar Zuschauer nicht ungewöhnlich.

Der samurai trug dabei einen weißen Kimono und nachdem er ein Todesgedicht geschrieben hatte, schlitzte er sich mit einem kurzen Dolch von links unten nach rechts oben den Bauch auf, was eine besonders schmerzhafte Vorgehensweise war, die ein äußerstes Maß an Selbstdisziplin erforderte. Der Schnitt wurde ca. 6 cm unterhalb des Nabels (Zentrum der Balance des Körpers und nach religiöser Auffassung auch der Sitz der Seele ) von links nach rechts geführt und mit einer Aufwärtsführung der Klinge abgeschlossen. Dabei wurde in der Regel die Aorta durchtrennt, was zu sofortigem Blutdruckabfall und zur schnellen Bewusstlosigkeit führte. Wenn der samurai den Kopf nach vorne senkte, war dies ein Zeichen für den dahinter stehenden kaishakunin – oft ein guter Freund – ihm mit einem wuchtigen Schwerthieb den Kopf abzuschlagen, um seine Leiden zu verkürzen. Insbesondere Europäer und Amerikaner nennen diese rituelle Art der männlichen Selbsttötung auch harakiri (hara = Bauch). Dies beschreibt aber nur einen Teil des Rituals und kann in Japan als Beleidigung ausgelegt werden.

I.5 Janitscharen

In der Mitte des 14. Jahrhunderts entstand im osmanischen Reich eine Leibgarde der Sultane, die aus geraubten Kindern bzw. Waisen christlicher Familien aus dem Balkan rekrutiert wurden – die janitscharen (übersetzt: „neue Truppe“). Sie wurden in den acemi-oglan –Schulen ausgebildet und waren zur bedingungslosen Hingebung an den Herrscher erzogen. Anfangs waren die Janitscharen ausschließlich Leibgarde. Aber schon bald wurden sie als Eliteeinheit in die Infanterie des osmanischen Heeres integriert. Im Frieden war das Korps für den Schutz des Padischahs verantwortlich und übernahm Polizeiaufgaben in Istanbul. In der Schlacht kämpften die Janitscharen neben ihrem Herrscher im Zentrum des Heeres. Sie waren erstklassig ausgebildet, unerschrockene und leidenschaftliche Kämpfer. In den Militärschulen bekamen sie eine hervorragende Ausbildung, wurden zur Bedürfnislosigkeit und Entsagung erzogen. Ihr Tagesablauf war von harter Zucht geprägt und ihr Lebensstil war einem strengen Reglement unterworfen.

Während ihrer Dienstjahre durften sie nicht heiraten und ebenso war ihnen Sexualität verboten. Ohne familiäre und kulturelle Bindungen waren sie dem Sultan bedingungslos ergeben. Dadurch wurden sie schnell zu einem wirklichen

Machtinstrument in den Händen des Sultans. Auch wenn sie zu den Militärsklaven des Sultans gehörten, waren sie keine Leibeigenen. Sie standen in einem engen Vertrauens- und privilegierten Dienstverhältnis zum Großherrn. Sie waren so erzogen, dass sie das Korps als ihre Heimat und den Sultan als ihren Vater ansahen. Die Stärke der Janitscharen stieg von anfangs 100 auf mehr als 200 000 Mann an. In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens waren die Janitscharen exzellente Bogenschützen. Im Nahkampf verwendeten sie Säbel, Beile und Jatagane (gekrümmte Türkensäbel) und entwickelten eigene Waffen. Die Janitscharen waren berühmt für ihre Tapferkeit und Tollkühnheit. Keine andere Truppe – schon gar keine europäische – erreichte den Gefechtswert dieses Korps.

Aufgrund ihrer zunehmenden Wichtigkeit wurde das Janitscharenkorps immer häufiger in politische Intrigen und Machtkämpfe verstrickt, erhoben bald selbst Machtansprüche und nahmen Einfluss auf die Regierung. Als die Janitscharen praktisch vom Sultan Geld erpressen konnten und das Geschäfts- und Familienleben die Leidenschaft zum Kriegsdienst überflügelte, nahm auch die Wirksamkeit der Kampftruppe ab. Jahrzehnte lang verhinderten sie den Aufbau neuer Strukturen und die Modernisierung der Armee. Als Mahmud II. trotzdem eine neue Armee bildete, rebellierten die Janitscharen am 14./15. Juni 1826.

Allerdings stellten sich große Teile der Bevölkerung und der Armee gegen sie. Die Janitscharen wurden in ihre Quartiere zurückgedrängt und die Armee schoss 15 Artilleriesalven auf die Kasernen ab. Viele der Janitscharen verbrannten. Die restlichen wurden hingerichtet oder verbannt.

I.6 „Lange Kerls“

Ebenso wie viele andere Monarchen ließ sich auch König Friedrich Wilhelm I. von einer extra rekrutierten und besonders hart und gut ausgebildeten Leibgarde beschützen. Das Leib-Bataillon des Könige – „Rothe Grenadiere“ – auch wegen ihrer Mindestgröße von 6 Fuß „lange Kerls“ genannt, wurde von meist gepressten Männern gestellt. Sie durchliefen eine harte Ausbildung, wobei Prügel und Züchtigungen jeder Art an der Tagesordnung waren. Wer sich dem Drill fügte erhielt

einen höheren Sold als andere Soldaten und bekam Zulagen. Der König schenkte seinen Lieblingen ein Häuschen und ließ ihnen auch gleich die passende Braut dazu aussuchen: Kräftige Bauernmädchen die große Kinder gebären würden. Der König war ihr Pate. 1740 wurde die Elitetruppe von König Friedrich II. nach seinem Amtsantritt aufgelöst.

I.7 Garde Imperial

Zu seinem persönlichem Schutz, insbesondere im Krieg, aber auch in Friedenszeiten zu Schutz- und Repräsentationszwecken, stellte Kaiser Napoleon Bonaparte eine eigene „Kaiserliche Garde“ auf – die Garde Imperial! Sie war eine persönliche Schöpfung Napoleons. Er allein überprüfte die Rekrutierung, Beförderungen und kümmerte sich um alle weiteren Details bis zum Aussehen der Uniformen. Napoleon entwickelte zu seiner Garde über die vielen Feldzüge und Kriege hinweg ein sehr persönliches Verhältnis. Napoleon kannte mehrere hundert seiner Gardisten mit Namen und kümmerte sich um Einzelschicksale, was die persönliche Bindung zu seiner Garde noch verstärkte. Die gesamte Garde, die sich in die „Alte Garde“ und die „Junge Garde“ gliederte, war besser ausgebildet und kampferprobt.

Das Durchschnittsalter lag zwischen 30 und 35 Jahren. Die Angehörigen der Garde erhielten den doppelt so hohen Sold, wie die Soldaten der einfachen Linienregimenter. Die Gardedienstgrade rangierten jeweils einen Rang höher vor denen der regulären Armee. Die Gardisten wurden besser verpflegt und besaßen eine eigene Suppenschüssel, wogegen alle anderen Soldaten der Grandè Armèe zu Mehreren aus einer Schüssel essen mussten. Wenn ein Garderegiment während eines Marsches auf ein Linienregiment traf, musste dies anhalten, den Weg freimachen und gegenüber der Garde die Waffen präsentieren. Alle diese Privilegien dienten dazu, bei den Gardisten ein Gefühl des Stolzes zu erzeugen und damit die Motivation der Soldaten zu steigern.

Die Aufstellung einer persönlichen Leibwache für Napoleon war eigentlich nicht geplant. Während der Oberbefehlshaber der französischen Armee 1796 in Valeggio weilte und sich die Zeit mit italienischen Damen vertrieb, wäre er beinahe von österreichischen Husaren gefangen genommen worden. Damit derartige

Peinlichkeiten in Zukunft vermieden werden, ließ Napoleon eine berittene Leibwache aufbauen – die Gardejäger – Les Chasseurs à Cheval. Nach dem gescheiterten Ägyptenfeldzug putschte Napoleon 1799 und erklärte sich zum Ersten Konsul auf Lebenszeit. Die Direktoriumsgarde (Les Gardes de la Prèvote de l´hotel) , die die Nationalversammlung und das regierende Direktorium schützen sollte, lief zu Napoleon über. Diese Garde wurde schließlich mit seiner Leibgarde Chasseurs à Cheval zusammengelegt. So entstand die La Garde des Consuls – die Konsulargarde.

Dieser neuen Garde verdankte Napoleon den Sieg bei der Schlacht von Marengo im Juni 1800. Napoleon hatte die Garde als Reserve zurückgehalten und sie im letzten Augenblick in die Schlacht geworfen – mit Erfolg. Aus seiner Leibgarde war nun eine Kampf- und Gefechtseinheit geworden, die das Herzstück von Napoleons Grande Armèe werden sollte. Damit er die Garde weiterhin als taktische Reserve einsetzen konnte, wurde sie erheblich vergrößert. Nach 4 Jahren lag ihre Stärke bereits bei 10 000 Mann, weitere 3 Jahre später bei 15 000 Mann. Als Napoleon den Russlandfeldzug plante, hatte die Garde eine Gesamtstärke von 52 000 Mann. Damit war die ehemalige Leibgarde eine kleine, unabhängige Armee in der Grande Armèe , die als taktische Reserve eingesetzt wurde.

I.8 Household Cavalry

Nach wie vor halten sich Monarchen, Diktatoren und andere Machthaber eigene Leibgarden. Traditionell auch die britische Königin Queen Elizabeth II. Die Leibwache der Königin ist die Household Cavalry, die aus Life Guards und den Blues and Royals besteht. Die Life Guards haben ihren Ursprung in einer Gruppe von Edelleuten, die im Jahre 1652 ihren König Charles II. ins Exil begleiteten. Dort bildeten sie einen militärischen Verband als Leibwache und taten über 7 Jahre ihren Dienst. Danach wurde die Truppe aufgelöst, aber im jahre 1788 als 1. und 2. Regiment Life Guards wieder gegründet und 1922 in einem einzigen Verband als „The Life Guards“ zusammengeführt. Traditionell tragen sie eine rote Uniform.

Die Household Cavalry wurde 1992 in zwei verschiedene Verbände gegliedert. Zum einen in das in Windsor stationierte Household Cavalry Regiment, zum anderen in

das berittene Household Cavalry Mounted Regiment. Es ist in den Hyde Park Barracks in London stationiert. Beide Regimenter sind mit unterschiedlichen Aufgaben betraut. Das HCR nimmt als gepanzerter Eliteverband Aufklärungsaufträge im operativen Bereich wahr und war in allen Krisengebieten im Einsatz.

Dem HCMR obliegt die Wahrnehmung zeremonieller Pflichten bei allen die Monarchie betreffenden und staatlichen Feierlichkeiten. Die Schwadronen stellen im Inland wie im Ausland die Eskorten für die Königin. Alle Soldaten sind in Eliteeinheiten und verrichten dort als Fallschirmjäger oder Panzerleute ihren Dienst.

I.9 – SS

Diktatoren gehören zu den meist gehassten und dadurch meist gefährdeten Personen auf diesem Planeten. Deshalb versuchen sie, sich mit aller Macht und allen Mitteln zu schützen. Eigene speziell ausgebildete Leibgarden und Elite-Einheiten haben die Aufgabe die Macht des Diktators und sein Überleben zu sichern.

Der spätere Diktator benötigte bereits während der Wirren der Weimarer Republik in deren Hochphase sich Kommunisten und Nationalsozialisten offen bekämpften, entsprechenden Personenschutz. Zu dieser Zeit bestand sein Personenschutz aus lediglich 5 Männern. Es waren dies Julius Schaub, Emil Maurice, Julius Schreck, Ulrich Graf und Sepp Dietrich. 1921 gründete dann die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei) durch Ernst Röhm die .- SA, die zunächst als Ordnertruppe fungierte, die die öffentlichen Versammlungen der NSDAP schützen sollte. Später entwickelte sich ein Kampfverband mit dem Auftrag, politische Gegner einzuschüchtern. Im Mai 1923 bildete Adolf Hitler aus ausgewählten SA-Angehörigen zu seinem Schutz die „Stabswache“, die allerdings nur kurz bestand hatte.

Mitte 1923 nachdem sich SA-Führer Eberhardt mit Hitler und Röhm überworfen hatte, wurde von Hitler aus 12 SA-Angehörigen der „Stoßtrupp Adolf Hitler“ gebildet, dem auch der spätere Hitlerstellvertreter Rudolf Heß angehörte. Schließlich als die internen Querelen in der NSDAP und SA zunahmen, bildete Julius Schreck, später erster Reichsführer SS, im Auftrag Adolf Hitlers im Mai 1925 die Schutzstaffel der

NSDAP die abgekürzt als SS bezeichnet wurde. Kern der SS bildeten 8 ehemalige Mitglieder des Stoßtrupp Adolf Hitler“ darunter Rudolf Heß, Sepp Dietrich und Herrmann Göring. Die SS hatte nun für die Sicherheit Adolf Hitlers zu sorgen. Das Symbol der Schutzstaffel – SS bildete sich aus 2 nebeneinander liegenden „Sig- Runen“ . Die SS war zunächst der SA unterstellt und entwickelte sich zunehmend zu einer Organisation mit Polizeifunktion innerhalb der NSDAP. Mit Berufung von zum Reichsführer SS im Jahr 1929 begann ein grundlegender Wandel der Organisation, die damals eine Stärke von ca. 280 Mann hatte. Himmler baute die SS gleichzeitig zu einer „Elite“ und Massenorganisation, sowie zur Kampftruppe der NSDAP aus. Himmler stellte sich eine Sippengemeinschaft vor, die durch die SS entstehen sollte. Nach seinen Vorstellungen sollte ein „nationalsozialistischer, soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer“ entstehen, „von denen jeder bedingungslos jeden Befehl befolgt, der vom Führer kommt“. Im Februar 1932 wurde aus der SS das aus 12 Mann bestehende „Führer Begleitkommando“ gebildet, die Adolf Hitler direkt schützen sollten.

Nach Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Anzahl der Männer die das Leben Hitlers beschützen sollten rasch auf 117 Mann erhöht. Diese Leibgarde nannte sich erneut „Stabswache“ und wurde nach dem Umzug nach in Sonderkommando Berlin umbenannt. Bereits im September wurde sie erneut in Adolf Hitler umbenannt, um dann am 09. November zum 10. Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 in Leibstandarte Adolf Hitler erneut umbenannt zu werden.

Diesen Namen behielt die Leibwache Adolf Hitlers bis zum Kriegsende 1945. Neben dem Hauptauftrag Adolf Hitler vor Attentaten zu schützen, bildete die Leibstandarte Adolf Hitler auch einen Schutzwall gegen innerparteiliche Konkurrenz wie etwa Reichsführer SS Himmler oder den Chef des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich. Aufgrund fehlgeschlagener Attentate auf Hitler und aufkeimen innerparteilicher Opposition wurde im März 1934 mit dem Aufbau des Führerschutzkommandos begonnen, das später in umbenannt wurde. Hierfür wurden zuerst bayerische Kriminalbeamte rekrutiert, die neben Schutzaufgaben auch verstärkt innerparteiliche und externe Aufklärungsarbeiten betrieben.

Aus RSD-Leuten und SS-Männern der Leibstandarte Adolf Hitler wurde 1939 das Führer-Begleitkommando gebildet. Die Stärke des Kommandos lag je nach Einsatzlage zwischen 5 – 11 Männern. Dazu kam die Begleitmannschaft die Hitler bei Flügen begleitete. Bewaffnet waren Hitlers Leibwächter mit der Walther PPK im Kaliber 7,65 Browning. Während des Krieges führte Hitlers Schutztruppe Maschinenpistolen Modell MP 38 oder MP 40 und Pistolen 08 und P 38.

Das Führer-Begleitkommando begleitete Hitler auf seinen Reisen und war mit der Sicherung seiner Wohnungen beauftragt. Die Sicherung der militärischen Schaltzentralen, wie z.B. das Führerhauptquartier übernahmen während des Krieges Heeresverbände, die dem späteren Panzerkorps „Großdeutschland“ angegliedert wurden. Trotz des gewaltigen Aufwands zum Schutz Adolf Hitlers konnten nicht alle Attentate auf ihn verhindert werden.

I.10 Republikanische Garde Gaddafis

Wie Hitler ließen und lassen sich auch andere Diktatoren von einer eigenen Leibgarde schützen. Der libysche Revolutionsführer Gaddafi ist auf den persönlichen Schutz einer ihm ergebenen Leibwache – der Republikanischen Garde – angewiesen. Alle Mitglieder dieser Garde werden aus dem eigenen Stamm Gaddafis rekrutiert. Die Garde hat inzwischen eine Größe erreicht, die es ermöglicht, auch gegen putschende Militäreinheiten vorzugehen. Gaddafi hat eine große Gegnerschaft im eigenen Land, auch wenn es aufgrund der Zensur aller Medien keine Hinweise auf eine Opposition gibt. Allerdings wird geschätzt, dass etwa 50 % der Bevölkerung nicht mit dem Regime einverstanden sind. Dass es eine massive Opposition gibt beweisen die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz Gaddafis und seiner Familie, sowie die exzessiv durchgeführten Kontrollmaßnahmen in Libyen.

Nach dem Putsch Gaddafis gegen König Senussi begann er Anfang der 80-iger Jahre mit dem Aufbau der „Republikanischen Garde“. Die Garde wurde von sowjetischen Spetsnaz-Offizieren in den Bereichen Personenschutz, Geiselbefreiung, Aufstandsbekämpfung, sowie Sabotage und Überfall ausgebildet. Die Garde hat heute eine Stärke einer Brigade und soll auf fünf Standorte verteilt

sein. Neben Gaddafis persönlicher Sicherheit, ist der Auftrag der Garde auch das Überleben der Revolution sicherzustellen. Trotz allem gab es auch Putschversuche gegen Gaddafi aus der „Republikanischen Garde“ heraus, so z.B. 1975. die putschenden Offiziere anschließend hingerichtet. Ebenso wurde 1985 ein weiterer Putschversuch vereitelt. Diesmal wurden 60 Offiziere der Garde festgenommen. Weitere Anschläge aus der Opposition führten dazu, dass Gaddafi die Sicherheitsrichtlinien änderte. Seine Reisepläne wurden kurzfristig abgesagt oder geändert. Wenn er reiste dann ausschließlich in einem schwer bewachten und gepanzerten Konvoi.

Die Offiziere wurden nun in kurzen Abständen versetzt, so dass sie an keinem Standort ein Netzwerk aufbauen konnten. Gaddafi wechselte nun andauernd seinen Aufenthaltsort, die streng geheim gehalten wurden. Aber nicht nur die Opposition im Lande trachtete Gaddafi nach dem Leben. Auch westliche Geheimdienste wollten Gaddafi ausschalten. 1980 initiierten die Franzosen in Tobruk eine Militärrevolte, die blutig niedergeschlagen wurde. Ein ehemaliger Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes war 1996 an einem Anschlag beteiligt. Selbstverständlich wies das britische Außenministerium jede Beteiligung zurück. Auch die amerikanische Geheimdienste versuchten Gaddafi durch gezielte Angriffe zu liquidieren, ebenso der israelische Mossad.

I.11 Al-Haris al-Jamhuri – Saddams Republikanische Garde

Die „Sonne Babylons“ wurde der irakische Diktator, der am 30.12.2006 in Bagdad gehenkt wurde, genannt. Er war der bekannteste aber auch meist gehasste Führer der arabischen Welt. Sein Ziel während seiner zwanzigjährigen Herrschaft war es immer, die Führung des arabischen Lagers zu übernehmen. Um das Leben des Diktators und die Macht zu sichern, bildete er die Al-Haris al-Janhuri (Repuplikanische Garde). Daraus entstand ein Elite-Verband der von der persönlichen Leibwache des Diktators zur besten Einheit des Irak aufstieg.

Die Garde war besser ausgerüstet und ausgebildet als die regulären Truppen. Die Gardisten waren hoch motivierte Freiwillige, die Saddam Hussein treu und loyal

ergeben waren. Sie stammten ausschließlich aus der Region um Tikrit, Saddams Geburtsort. Alle Angehörigen der Garde mussten sunnitische Moslems sein. Ebenso wie bei Gaddafi erfolgten auch hier aus den Reihen der Garde mehrere Umsturzversuche. Nach dem 2. Golfkrieg fand 1991 eine erste Säuberungsaktion gegen verdächtige Offiziere der Garde statt. Dies führte im Juni 1992 zum Versuch einer motorisierten Schützenbrigade das Hauptquartier zu stürmen. Der Aufstand wurde jedoch von anderen Einheiten der Garde niedergeschlagen. Im Mai 1995 planten mehrere Offiziere des al-Dulaymi-Stammes den Sturz des Diktators. Sie wurden gefoltert, hingerichtet und als Leichen zu ihrem Stamm zurückgeschickt.

Daraufhin griff ein Bataillon der Garde mit Offizieren aus dem gleichen Stamm das Gefängnis an. Der Angriff wurde aber von loyalen Truppen niedergeschlagen. Daraus resultierte eine zweite Säuberungsaktion innerhalb der Garde, wie auch nach „Desert Fox“ 1998, der viele Gardeoffiziere zum Opfer fielen. Ein weiterer Putschversuch soll 1999 vereitelt worden sein, als ein Panzerbataillon und eine Kompanie der 33. Kommando-Brigade versucht hat, das Militärlager in Suwayrah zu verlassen. Es gab Tote und Verletzte. Nachdem die „Republikanische Garde“ selbst zu einem großen Kampfverband mit militärischen und politischen Aufgaben angewachsen war, übernahm die zwischen 1989 und 1992 neu gebildete „Republikanische Spezialgarde“ (RSG) den direkten Schutz von Saddam Hussein und seiner Familie.

Die Angehörigen der Garde waren alle Mitglieder des al-Bu Nasir-Stammes oder aus verwandten loyalen Stämmen. Sie wurden besser bezahlt und hatten auch größere Privilegien als die „Republikanische Garde“. Sie verfügte über eine Stärke von 15.000 Mann und war letztendlich das Instrument, das in Kooperation mit der Sicherheitsbehörde das Überleben des Regimes sichern sollte.

I. 12 Al-Amn Al-Ri´asah – Arafats Präsidentengarde

Ein weiterer extrem gefährdeter und gehasster Mann im Nahen Osten war Jassir Arafat. Im Jahr 1970 stellten nach der Vertreibung der Palästinenser El-Fatah- Offiziere die „Force 17“ auf, die als persönliche Leibwache von Arafat und anderen

hohen palästinensischen Führern fungieren sollten. Die Angehörigen der Force 17 waren an den Kriegen gegen Israel beteiligt, kämpften gegen Jordanien, die libanesische Armee, die libanesischen Christen, die Syrer, die Drusen und auch gegen Palästinenser, die mit Arafats Führung nicht mehr zufrieden waren. Sie haben hunderte von Terroranschlägen gegen israelische Ziele durchgeführt und zwar nicht nur im Nahen Osten sondern weltweit. Sehr schnell wurde die Force 17 aber zu einer Eliteeinheit, die von Arafat für die verschiedensten Operationen eingesetzt wurde. Im August 1982 griffen die Israelis die PLO-Zentrale in Beirut an.

Daraufhin mußte sich die Force 17 und andere Einheiten unter internationaler Aufsicht nach Tunesien zurückziehen. Sie gründete dort ein neues Hauptquartier und setzte ihre Terroroperationen weiter fort. Als Teil des Osloer Vertrags wurde im Abkommen von Kairo 1994 zwischen Israel und den Palästinensern vereinbart, alle palästinensischen Sicherheitskräfte unter einem Dachverband „General Security Service“ (GSS) zu vereinigen. Der GSS wurde als höchste und einzige Sicherheitsorganisation auf palästinensischem Territorium anerkannt. Nichtsdesto- weniger stellte Arafat außerhalb der Kontrolle der GSS seine eigene Einheit auf, die ihm direkt unterstand. In diese so genannte Präsidentengarde – der AL-Amn Al- Ri´asah – wurde dann die bisherige Force 17 integriert. Diese neue Einheit war für den direkten Schutz Arafats zuständig. Zu den weiteren Aufgaben dieser Präsidentengarde zählte auch die Sicherung wichtiger Einrichtungen der neuen palästinensischen Regierung und von bedeutenden politischen Persönlichkeiten.

Die Al-Amn Al-Ri´asah war aber mehr als nur Leibwache. Sie war für Arafat ein Machtinstrument, mit dem er seine Interessen verfolgte. Die einheit bestand aus zwei Gruppen und zwar dem Geheimdienst und der Garde, die sich aus vertrauenswürdigen Männern zusammensetzte. Die Aufgabe des Geheimdienstes war es, Informationen über oppositionelle Bewegungen in Palästina zu sammeln. Aus den Erkenntnissen heraus führte dann die Garde ihre Antiterroroperationen durch, das heißt sie verfolgte Kollaborateure, die mit Israel zusammenarbeiteten und Oppositionelle. Die Ausbildung der Garde erfolgte in Ägypten und Jordanien und durch die französische Groupe de Securite´ du Président de la Republique. Das Fahrertraining übernahmen die die Jordanier, die mit den Leibwächtern Arafats sehr zufrieden waren. Die „ehemaligen Terroristen“ der Force 17 wurden im Laufe der Zeit

zu immer professionelleren Leibwächtern. Die Gardisten sollen auch die 2. Intifada (Volksaufstand) der Palästinenser aus und steuerte sie. Seither machen israelische Spezialkräfte Jagd auf die ehemaligen Force 17-Kämpfer und somit auf die Präsidenten-Garde. Israelische Untergrundeinheiten ermitteln die Täter und spezielle Einsatzkommandos führen dann die Liquidationen durch. Die Exekutionen werden entweder von Scharfschützen durchgeführt oder durch gezielte Raketenüberfälle, wobei das betreffende Fahrzeug mit Infrarot beleuchtet wird, so dass die Raketen des Einsatzhubschraubers das Auto sicher treffen.

I. 13 Königliche Garde Königs Hassan II von Marokko

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die königliche Garde durch Sultan Mulai- Rasid aufgestellt. Damals wie auch heute werden schlanke, dunkelhäutige Männer aus dem Süden der Sahara für die Garde rekrutiert, die man auch „Sudanesen“ nennt. Die Garde ist nicht in die Armee eingegliedert. Sie ist nach dem Vorbild französischer Kommandoeinheiten ausgebildet.

Die Größe der Garde schwankt von 1500 bis 12000 Mann. Wobei die niedrigere Zahl realistischer sein dürfte, da die Garde angeblich aus einem leichten Infanteriebataillon mit gepanzerten Fahrzeugen und zwei Kavalleriebataillonen mit Hubschraubern und Kamelen bestehen. Unbestritten ist, dass die Garde ihrem jeweiligen Sultan oder König stets loyal ergeben gewesen ist. Insbesondere in den kritischen Jahren während der Regierungszeit König Hassan II. beschützte die königliche Garde das marokkanische Königshaus. Bei zwei Anschlägen gegen Hassan II. durch putschende Militärs rettete die Garde dem König und seiner Familie das Leben und die Macht.