I. Historie des Personenschutzes I.1 Alte Kulturen Die Anfänge des Personenschutzes sind nicht mehr genau festzustellen. Jedoch ist es sicher, dass es bereits bei den älteren Kulturen Hinweise auf die Existenz von Kriegern gibt, deren vorrangige Aufgabe es war, den höchsten Repräsentanten des Gemeinwesens oder andere Symbolfiguren zu schützen. Dem im Jahre 206 v. Chr. gestorbenen chinesischen Kaiser Qui Shi Huangdi wurden 7000 Terrakotta-Krieger mit ins Grab gegeben. Angeblich wurden die Figuren seinen lebenden Leibwächtern und Soldaten nachempfunden. Wie viele dieser Tonkrieger tatsächlich Leibwächter waren, ist leider nicht nachzuweisen. Alle Figuren waren mit Waffen ausgerüstet, die allerdings die lange Zeit bis zur Entdeckung nicht überstanden. In einem ägyptischen Grab bei Assuit fanden Archäologen Holzfiguren als Grabbeigaben, die dunkelhäutige, lang aufgeschossene und muskulöse Krieger darstellen, die mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Alterstumforscher gehen davon aus, dass es sich bei den Figuren um Leibwächter handelt, die den Verstorbenen auch im Jenseits beschützen sollten. Man nimmt an, dass die Holzfiguren nubische Krieger darstellen, die dem Pharao als Leibwächter dienten. Vom Pharao Teti, der von 2345 bis 2333 v. Chr. regierte, weiß man heute mit Sicherheit, dass er von seinem eigenen Leibwächter getötet wurde, was in späteren Epochen durchaus häufiger vorkam. Weitmehr weiß man dagegen über die cohors praetoria , die Leibgarde der römischen Feldherren. Unter K aiserAugustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) entwickelte sich schließlich die Prätorianergarde. Diese Leibgarde sorgte nicht nur für den direkten Personenschutz des Kaisers. Sie bewachten auch die Villen und Paläste oder begleiteten Augustus auf Reisen und Feldzügen. Einfache Prätorianer wurden auch im Polizeidienst eingesetzt. Für den direkten Personenschutz waren die speculatores praetoriani zuständig. Sie waren beritten und in einer Kohorte von 500 Mann zusammengefasst. Sie sorgten für die persönliche Sicherheit des Kaisers, übernahmen Kurierdienste und wurden bei Bedarf mit nachrichtendienstlichen Aufgaben betraut. Der Begriff Prätorianer führt vom Hauptplatz des Legionärlagers mit dem Zelt des Feldherren her, dem Praetorium. Römische Generäle hatten die Gewohnheit aus den Rängen eine private Truppe auszusuchen, die als Leibwache des Zelts oder der eigenen Person dienten. Diese Truppe bestand aus Infanterie wie auch Kavallerie. Die Mannschaft die ursprünglich von Augustus aufgestellt wurde, unterschied sich erheblich von der späteren Garde. Augustus erlaubte die Aufstellung von nur 9 Kohorten zwischen 500 und 1000 Männern. Nur drei dieser Kohorten durften Dienst in der Hauptstadt verrichten. Dies geschah um den republikanischen Anschein seines Regimes zu wahren. Die restlichen Kohorten wurden in den Städten rund um Rom stationiert. Somit konnte von diesen einzelnen Kohorten keine Bedrohung ausgehen. Nach seinem Tod am 19. August 14 wurden alle Kohorten auf Betreiben des Präfekten Sejan nach Rom verlegt. Im Jahre 23 entstand eine Prätorianerkaserne, die knapp außerhalb von Rom erbaut wurde – Castra Praetoria. Eine der Kohorten sollte ab diesem Zeitpunkt die tägliche Wache im Palast durchführen, so dass die kaiser über die gesamte Garde verfügen konnten, jedoch immer noch der Gnade der Prätorianer ausgeliefert waren. Nach innenpolitischen Machtkämpfen, in die auch die Prätorianer durch die Machenschaften von Kaisern und anderen politischen Kräften hineingezogen wurden. Die Prätorianergarde begann schließlich im Reich eine ambitionierte und immer blutigere Rolle zu spielen. Für den richtigen Geldbetrag oder auch aus freien Stücken heraus ermordeten die Prätorianer Kaiser und schikanierten ihre Präfekten oder das römische Volk. Im Jahr 41 wurde Caligula von Verschwörern und der Garde getötet. Die Prätorianer setzten Claudius auf den Thron und nahmen dabei in Kauf, dass der Senat in Opposition ging. 193 marschierte Septimius Severus in Rom ein und löste die Prätorianergarde auf und setzte eine neue Formation aus seiner eigenen pannonischen Legion an deren Stelle. Im Jahre 284 entstand unter Diokletian ein neues Korps – die Jovianer und Herkulianer – die die Prätorianer als Leibwache ersetzten. Bei Rücktritt Diokletians am 01. Mai 305 war das castra praetoria nur noch eine kleine Garnison. Im Jahre 306 wurde das Ende der Prätorianer eingeleitet. Sie erhoben 306 Maxentius, der als Nachfolger des Throns übergangen wurde zum Kaiser. Schließlich stellten sie auch den größten Teil von Maxentius Truppen. 312 bereitete Konstantin I. eine Invasion Italiens vor und erzwang in der Schlacht an der Milvischen Brücke eine endgültige Konfrontation mit den Prätorianern unter maxentius. Später in Rom löste der siegreiche Konstantin I. die Prätorianergarde restlos auf und versetzte die übrigen Gardisten in die entlegendsten Winkel des Reiches und ließ die castra praetoria zerstören. Nach mehr als 300 Jahren Dienst war die Auflösung der Prätorianergarde ein bedeutendes Ereignis, das den Beginn einer neuen Ära in der römischen Geschichte einleitete. Das Training der Prätorianer war aufgrund der freien Zeit die vorhanden war, weit intensiver als bei den Legionen, wobei die Garde den gleichen Vorschriften folgte. Sie waren auch gleich ausgerüstet und bewaffnet. Allerdings besaßen die Prätorianer zwei Ausrüstungen – eine für den dienst in Rom und eine für das Feld. Die Prätorianer wurden auch weitaus besser als die Legionäre besoldet. Sie wurden nach einem System bezahlt, dass sesquiplex stipendum, was den „anderthalbfachen Sold“ bedeutet. Später wurde dieser sold von verschiedenen Kaisern erhöht, was natürlich auch zu Missgunst bei den regulären Legionen führte. Zu besonderen Anlässen erhielt die Garde zudem vom Kaiser ein donativum – Geldgeschenk, das weit höher war, als die donativa der Legionärssoldaten. Außerdem erhielten Sie zusätzliche Leistungen, die Legionäre nicht bekamen. Wenn ein Prätorianer in den Ruhestand ging, erhielt er 20.000 Sesterzen, ein Landgeschenk und ein Diplom für treue Dienste. Auch dies wurde den Legionärssoldaten vorenthalten. I.2 Gefolgschaft und Vasallen Auch außerhalb Roms hielten sich die Herrscher Leibwachen. In Gallien, dem heutigen Frankreich, sorgten die comitatus – eine bewaffnete Gefolgschaft- für die Sicherheit ihres Herrn. Im frühen Mittelalter nahm die Zahl der Beschützer auch in den germanischen Stammesgebieten zu. Nicht nur Könige, sondern auch andere Mächtige umgaben sich mit Leibwächtern, die als gasindus – Gesinde bezeichnet wurden. Die germanischen Gefolgschaften wurden durch ihre Treue bis in den Tod bekannt. Fiel ein Gefolgsherr in der Schlacht, so galt es als Schande, wenn nicht auch er in der Schlacht bis zum Tode kämpfte. Bestes Beispiel für die Gefolgschaftstreue sind die Nibelungen, die aber Beileibe nicht das einzige Beispiel dieser Gefolgschaftstreuen sind. Durch die Entwicklung des Lehenswesen trat im hohen Mittelalter ein Wandel ein. Die Vasallen (lat. Vassus – Knecht) , die vormals „Unfreie“ waren, stiegen mit zu nehmenden Bedarf an Bewaffneten in der Rangordnung auf. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich daraus die mittelalterliche Kriegerkaste, die Ritterschaft. Im 16. Jahrhundert bildete sich eine neue Art von Leibgardisten, die sogenannten Trabanten (Begleiter). Sie waren aus den Landsknechtheeren entstanden und meist unzuverlässige aber im Umgang mit Waffen gut geschulte Männer, die oft auch repräsentative Aufgaben zu erfüllen hatten. Häufig waren es bis zu 30 handverlesene Männer, die als sog. Doppelsöldner für ihre Herren als leibgardisten zur Verfügung standen. Diese Doppelsöldner erhielten für ihre Dienste den doppelten Sold wie den eines einfachen Spießknechtes. I.3 Schweizer Garde Zu Beginn der Neuzeit standen die Schweizer als Leibwächter hoch im Kurs. Dies leitete sich von ihrer Vorreiterrolle im Kriegswesen her, welches zu dieser Zeit einen grundlegenden Wandel vollzog. Leibwächter aus Zürich, Chur und Uri galten als die Besten ihrer Zunft. Zurückführend auf diese Epoche stellen hauptsächlich Eidgenossen die „Schweizer Garde“, die für den Schutz des Oberhaupts der katholischen Kirche verantwortlich ist. Auch in vielen anderen Staaten bevorzugte man ausländische Leibwächter für den Schutz der höchsten Repräsentanten. In Frankreich übernahmen ebenfalls Schweizer diese Aufgabe und erfüllten sie bis zum Tode, insbesondere im Revolutionsjahr 1789. Auch am Wiener Kaiserhof waren Schweizer Gardisten für die Repräsentanten und des Hofes verantwortlich. Der „Schweizerhof“ in der Hofburg erinnert noch heute daran. Da die russischen Zaren sehr argwöhnisch gegenüber ihren Landsleuten waren, betrauten sie finnische Leibwächter mit ihrem Schutz. I.4 Samurai Eine besondere Schutztruppe stellt die japanische Kriegerkaste der samurai dar. Der Ursprung des Wortes samurai liegt im Japan der Vor-Heian-Periode (vor 794). Es wurde saburai ausgesprochen und bedeutet Diener oder Begleiter. Erst im 16. und frühen 17. Jahrhundert bürgerte sich das Wort samurai ein. Die Geschichte der samurai ist auf die Heian-Periode zurückzuführen, also auf das 8. und frühe 9. Jahrhundert. Der Grund hierbei war die Abschaffung der Wehrpflicht in Japan 792. Es wurde ein Freiwilligenheer aufgestellt, das aber die Sicherheit im ganzen Land nicht aufrechterhalten konnte. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte sich die Situation erheblich, so dass die lokalen Großbauern dort selbst für ihren Schutz sorgen mussten. Sie waren bei der Ausbildung und Aufrechterhaltung der Kampfkraft ihrer samurai so erfolgreich, dass sich einige
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