Die historischen Buchbestände der Stadtbibliothek Schaffhausen Hanspeter Marti, René Specht, André Weibel Bestandsgeschichte

Die Stadtbibliothek Schaffhausen wurde an Ostern 1636 als Bürgerbibliothek gegründet, of- fenbar nach dem Vorbild der 1629 gegründeten Stadtbibliothek von Zürich.1 Neben der Bür- gerbibliothek gab es bereits eine theologische Fachbibliothek in der Kirche St. Johann, die Vorläuferin der heutigen Ministerialbibliothek. In der Sammlung im St. Johann hatten nach der Reformation die Reste der Bibliotheken der aufgehobenen Klöster Aufnahme gefunden. Die Intentionen der nicht namentlich bekannten Gründer der Bürgerbibliothek sind formuliert in der lateinischen praefatio zum Album publicae civium scaphusianorum bibliothecae. In diesem Buch wurden die Namen von Gönnern, gestiftete Summen und Titel von geschenk- ten Büchern eingetragen.2 Das Album ist neben den erhaltenen Büchern, den darin enthalte- nen Besitzeinträgen und Widmungen sowie wenigen anderen Zeugnissen die wichtigste Quelle für die frühe Bestandesgeschichte. Die Bürgerbibliothek sammelte auch Bilder, Mo- delle, Naturalien u. ä. Von diesem Teil der Sammlung, auf den hier nicht weiter eingegangen wird, trennte sie sich im Laufe des 19. Jhs.

Eines der frühesten bekannten Buchgeschenke ist jenes von Johannes Fabricius, praecep- tor. Die Quatuor evangeliorum consonantia des Ammonius (Mainz, 1524) enthält auf dem hinteren Spiegelblatt eine vom August 1636 datierte Widmung und ist mit Autor, Titel und Namen des Schenkers im Album aufgeführt.3 Ein weiterer Schenker der ersten Jahre ist Hans Jakob vom Greuth aus Diessenhofen, der mit zehn einzeln genannten Werken aufge- führt ist.4 Die in der Reihenfolge der Eintragung im Album erste grössere, allerdings nicht datierte und nicht nach Titeln aufgeschlüsselte Schenkung ist die von Klosterpfleger Heinrich Seiler (1595-1657), der «170 Stuck incirca klein und gross laut [nicht erhaltener] Specificati- on» geschenkt haben soll.5 Seiler scheint sich auch dafür eingesetzt zu haben, dass die Bib- liothek 1639 den Kreuzsaal im ehemaligen Kloster Allerheiligen beziehen konnte, wo sie

1 Kein "Zusammenhang […] mit den alten Klosterbibliotheken unserer Stadt. Sie ist vielmehr eine freie Gründung einer Anzahl hiesiger Bürger […]". Bächtold, Ergänzungen, S. 7 2 Msc. Scaph. 57. Auf den ersten 65 Blättern wurden von ein- und derselben Hand Namen von Zeit- genossen aufgelistet; die gestifteten Geldbeträge wurden (teilweise) später nachgetragen, die ge- schenkten Bücher erst in den 1680er-Jahren von Johannes Keller. Gamper, Handschriften, S. 57, Anm. 155. 3 Ammonius Alexandrinus, Quatuor evangliorum consonantia, Mainz, Schöffer 1524, ZA 34, Album f 29r. Sebastian Grübel (1610-1684) schenkt 1646 Angelus de Gambilionibus, Super Institutiones, Mailand, Johannes de Honate. Ink. C. Gamper, Handschriften, S. 35, Anm. 158. 4 Album, f 45r. Zu Burklehner (V* 45): Band 1: Hans Jacob von Greütt übergibt dis Buch in die Biblio- thec Anno 1640. Band 2 Hans Jacob von Greütt im Lindenhof zuo Diessenhofen übergibt dis neben anderen Büchern in die Schaffhausische Bibliothec Anno 1640. 5 Album, f 12 (alte Foliierung). 1 während über 150 Jahren untergebracht war.6 Das zweite grössere, zudem datierte Ge- schenk ist das des Statthalters und nachmaligen Bürgermeisters Johann Kaspar Lang (1571- 1645), der am 20. Dezember 1639 «laut [nicht erhaltenem] specificiertem Catalogo incirca 130 Stuck» «verehrte», und zusätzlich «im Hornung 1640 vermög [nicht erhaltenem] Catalo- gi incirca 60 Stuck».7

Bereits ein Jahr nach der Gründung der Bibliothek kaufte die Stadt Schaffhausen 1637 dem in finanziellen Schwierigkeiten steckenden, auf Schloss Engen im Hegau lebenden Maximili- an von Pappenheim, Reichsmarschall, Landgraf von Stühlingen (1580-1639) für 537 Gulden eine unbekannte Zahl von Bden ab.8 Einige Bücher der Bibliothek tragen denn auch einen Besitzervermerk Maximilians oder eines anderen Angehörigen der Familie Pappenheim.9 Teil der Pappenheimischen Sammlung war sehr wahrscheinlich die Büchersammlung des En- gemer Priesters Wolfgang Keller.10 Aus seinem Besitz sind 268, vorwiegend im 16. Jh ge- druckte Bde mit teilweise sehr detaillierten Einträgen erhalten. Ein eigenhändiges Verzeich- nis seiner Bücher, das Keller 1586 auf der unbedruckten letzten Seite eines Frankfurter Drucks von 1579 und beigebundenen leeren Blättern anlegte, umfasst 114 Nummern.11 Kel- ler muss 1536 oder 1538 geboren worden sein; 1560 feierte er Primiz, 1603 lebte er noch.12 Das jüngste Buch, das einen Besitzeintrag von seiner Hand aufweist, wurde 1602 gedruckt.

Eine weitere Sammlung scheint sehr früh mehr oder weniger geschlossen in der Bibliothek Eingang gefunden zu haben, möglicherweise als Teil der erwähnten Schenkungen von Seiler oder Lang. Die dazugehörigen Bücher zeichnen sich durch einheitliche Schildchen mit einem numerus currens von einer Hand des frühen 17. Jhs aus. Die Sammlung dürfte, nach der höchsten erhaltenen Nummer zu schliessen, ursprünglich mindestens 310 Bde umfasst ha- ben. Erhalten sind drei Handschriften und 109 Drucke, der jüngste von 1593. Möglicherweise handelt es sich um die Reste einer Schulbibliothek.13 Zu diesem Bestand gehören auch meh- rere Bde mit dem Besitzereintrag von Paulus Florenius, einem zeitweise in Schaffhausen lebenden Theologen aus Böhmen.14

Die Bibliothek wuchs nur langsam. Daran änderte sich auch nicht viel, als 1681 eine Biblio- thekskommission bestellt und ein Reglement erlassen wurde. Die «Kuratel», die sich aus je

6 Frauenfelder, Geschichte, S. 10. 7 Album, f 39. Porträt erhalten. 8 Gamper, Handschriften, S. 37, Anm. 182-187. 9 Zweibändige deutsche Bibel, Nürnberg, Anton Koberger, 1483. Ink. XXIV. Weitere Beispiele in der Bestandesbeschreibung. 10 Gamper, Handschriften, S. 37. 11 ZA 6. Das Verzeichnis bricht mitten in einem Eintrag ab. 12 Gamper, Handschriften, S. 36f. Zu Wolfgang Keller siehe das Paper von Salome Hächler über die Rekatalogisierung der Ministerialbibliothek. Kellers Besitzervermerk findet sich in mindestens 106 der von Hächler katalogisierten Bde, mit Daten aus den Jahren 1558 bis 1602. 13 Gamper, Handschriften, S. 35f., Anm. 166, listet die Signaturen auf. 14 Gamper, Handschriften, S. 58, Anm. 167. Allerdings findet sich auch ein Buch mit Besitzeintrag von Paulus Florenius ohne das beschriebene äussere Merkmal: VO 34. 2 zwei Vertretern der zwölf Zünfte und Gesellschaften zusammensetzte, hielt nur unregelmäs- sig Sitzungen ab. Die Protokolle enthalten keine Angaben zu einzelnen Titeln und Anschaf- fungen. Gegen Ende des 17. Jhs. dürfte die Bibliothek rund 1'500 Werke umfasst haben. Ein erster, seit dem 19. Jh verschollener Katalog soll, wie Johann Jakob Mezger 1871 in seiner Bibliotheksgeschichte schreibt, «cirka» 1’574 Werke verzeichnet haben: «Charakteristisch ist, dass dieser älteste Catalog noch nach den kirchlichen Bekenntnissen der Verfasser ein- getheilt ist, papistische Bücher, wozu die Kirchenväter gezählt werden, reformirte, lutheri- sche. Es waren in diesem Sinn damals 474 papistische, 250 lutherische und 336 reformirte Werke vorhanden.»15

Das Album listet über 200 Einzeltitel auf, mit wenigen Ausnahmen sind die Einträge nicht datiert. Die meisten der erwähnten Werke sind noch vorhanden, in zahlreichen Fällen enthal- ten sie zudem eine Widmung an die Bibliothek. Bürgermeister Tobias Holländer (1636-1711) schenkte vier mathematische oder astronomische Werke.16 Der Grossteil seiner Bibliothek wurde jedoch auf einer Auktion verkauft; einige Werke gelangten später über Zwischenbesit- zer in die Bürgerbibliothek. Deren Gönner waren auch der Stadtarzt Heinrich Screta von Za- vorziz (1637-1689) und sein Neffe Ludwig Lucius Screta (1662-nach 1699), die 1688 sowohl Bücher als auch Handschriften schenkten.17 Die Erben von Franz Stockar «zum Schnee- berg» (1657-1693) ermöglichten kurz nach 1700 mit einem Geschenk von 100 Gulden den Kauf und das Einbinden von neun Werken.18 Weitere repräsentative Einzelgeschenke sind Scheuchzers Kupferbibel, welche die Bibliothek 1727 aus dem Nachlass von Maria Cle- ophea Peyer-Stokar erhielt,19 und die Encyclopédie in 13 Foliobden, welche 1764 von Bür- germeister Franz von Meyenburg, Statthalter David Meyer, Seckelmeister Heinrich Keller, Seckelmeister Johann Conrad Ringk von Wildenberg und Stadtschreiber Johann Ludwig Peyer geschenkt wurde.20

Es fehlte auch nicht an Verfassern, Herausgebern und Verlegern, die ihre Werke schenken. Friedrich August von Schleinitz schickte seine französische Übersetzung von Pope (Helm- stedt 1749)21 begleitet von einem langen handschriftlichen Widmungsbrief an die Schaffhau- ser Obrigkeit. Der hiesige Drucker und Verleger Emanuel Hurter (1694-1765) stiftete seine

15 Mezger, S. 4. Mezger berichtet 1870 von diesem Katalog, wie wenn er ihm vorgelegen hätte; späte- re Autoren erwähnen ihn nur noch mit Bezug auf Mezger. Die Formulierung bei Henking, S. 8, macht glauben, der Katalog sei noch vorhanden. 16 Album f 83. 17 Album ff 100-102. Das Datum 1688 findet sich in Msc. Scaph. 5. 18 Album f 107. Die neun Werke sind nicht mehr alle vorhanden (falls sie überhaupt so wie angegeben beschafft wurden). In den sicher identifizierten Bänden findet sich kein Hinweis auf Franz Stockars Erben. Nach den Erscheinungsjahren zu schliessen, muss die Schenkung einige Jahre später, d.h. kurz nach 1700, erfolgt sein. 19 Album f 136r, S* 8. 20 Mezger, S. 5. Q* 82. Widmung vom 1. Juni 1764 im ersten Band. Die Schenkung dürfte die Bde 1 bis 7 und die Abbildungsbände ("Planches") 1, 2,1 und 2,2, d.h. gesamthaft 10 Bde, umfasst haben, die sich durch ihre einheitliche Bindung vom Rest abheben. Album S. 183 21 G 36, Album f 157. 3 Ausgaben von Christian Scrivers Schatzkästlein und Gottfried Arnolds Kirchen- und Ketzer- historie.22 Den grössten en-bloc-Zuwachs erlebte die Bibliothek im Mai 1743 mit der Über- nahme von 68 meist mehrbändigen Werken aus der Sammlung des seit 1737 in Schaffhau- sen wohnhaft gewesenen und hier verstorbenen Fürsten Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst (1695-1742),23 der sich auch als Buchbinder betätigt haben soll.24 Ab den 1750er Jahren sind die Einträge im Album datiert;25 die späteste Eintragung stammt von 1778.26 Über getätigte Käufe liegen, im Gegensatz zu den Geschenken, kaum Informationen vor.

Einer der ersten Reisenden, der die Bibliothek besuchte und darüber berichtete, war der englische Adelige Blainville, der sich 1707 in Schaffhausen aufhielt. Er schreibt: «The public Library ... is scarce worth beeing mentioning; for it consists only of about 3000 volumes, in very pitiful Plight, and very inconsiderable in themselves, and a few Manuscripts of very little Value.»27 Die genannte Zahl von 3'000 Bden ist für den Anfang des 18. Jhs., siebzig Jahre nach der Gründung, plausibel. Des eher bescheidenen Werts der Sammlung scheinen sich, wie Johann Jakob Mezger berichtet, auch die Zeitgenossen bewusst gewesen sein: «Weil, wie es scheint, vorzugsweise alte Bücher angeschafft wurden, theils durch Buchhändler, theils auf Auctionen, so wird einmal 1722 geklagt, dass ein so grosser Mangel an guten neu- ern Werken sich finde, und der Bibliothekar angewisen, gleich 314 Gulden für neuere Werke zu verwenden.»28 Der Zürcher Johann Conrad Füssli kam 1766 zum folgenden Urteil über die Bürgerbibliothek: «Sie bedarf, um recht brauchbar zu seyn, noch Ordnung und Vermeh- rung.»29

1762 wurde die Idee geprüft, die theologische Fachbibliothek in der Kirche St. Johann und die Bürgerbibliothek zu vereinigen.30 Die Fusion kam jedoch nicht zustande. 1780 wurde die Bibliothek im St. Johann unter der Bezeichnung «Ministerialbibliothek» von Johann Jakob Altorfer d. J. (1754-1829) zu neuem Leben erweckt. Bereits 1770 hatten ein Dutzend junger Männer um Johann Jakob Altorfer d. Ä. (1741-1829) eine private Bibliotheksgesellschaft ge- gründet, die «Gesellschaft der Freunde», Besitzer der Bibliotheca amicorum. 1775 wurde von Johann Georg Müller (1759-1819), dem Bruder des Geschichtsschreibers Johannes von Müller (1752-1809), und anderen die zweite Lesegesellschaft, Musis et amicis, gegründet.

22 Album f 135. Lebensdaten des Neffen Benedikt Hurter: 1715-1785. 23 Album ff 139-140v. Schmuki 24 Gemäss Album f 138 hat er die Biblia Naturae von Swammerdam, die Balthasar Pfister der Biblio- thek schenkte, gebunden (S* 34). Ein analoger Vermerk findet sich im Buch selber. Vgl. Schmuki, S. 77f. 25 Album S. 166. Ab f 165 wird zur Paginierung übergegangen. 26 Weitere Schenker gemäss Mezger, S. 5, sind Heinrich Decker und Jakob Spreng. Sie kommen allerdings im Album nicht vor. Bei den vorhandenen Exemplaren Z Bib 108 und NL 180 und 180a kann es sich nicht um die handeln, auf welche Mezger anspielt. 27 Blainville, Travels through Holland, Germany, , and Europe; but especially Italy. London 1743, Bd. 1, S. 390. 28 Mezger, S. 7. 29 Füssli, J. C., Genaue und vollständige Staats- und Erdbeschreibung. Zürich 1766, Bd. 3, S. 17. 30 Frauenfelder, S. 16. 4 Aus dem Jahr 1753 stammen die frühesten erhaltenen Kataloge, verfertigt von dem – offen- bar aus gesundheitlichen Gründen – nur von 1753 bis 1757 tätigen Bibliothekar (Johann) Conrad Stockar von Neunforn (1712-1767).31 Der Standortkatalog listet 4'635 von Stockar eigenhändig verzeichnete durchnummerierte Werktitel auf. Die Bücher waren offenbar sys- tematisch nach Sachgruppen und Fachgebieten aufgestellt; diese werden jedoch im Katalog nicht explizit benannt. Drei Jahrzehnte später, zwischen 1786 und 1789, unternahm Johann Georg Müller eine Revision des Bestands. Er fand 3'915 Titel, die in den Katalogen von Sto- ckar nicht verzeichnet waren und die er in einem Anhang zum Standortkatalog unter den Nummern 4’636 bis 4'863 auflistete.32 In einem längeren Bericht, den er 1789 ablieferte, kommt Müller zu einem differenzierten Urteil: «Viele hielten die Bibliothek seither so schlecht, dass sie keine weitere Bemühung verdiene. Zwar ist sie an Journalen, empfindsamen Schreibereyen und anderem, was der verwöhnte Geschmack unsres verwöhnten Zeitalters allein liebt, sehr arm, reicher hingegen an wahrer gründlicher Gelehrsamkeit.» Müller hebt insbesondere die Bibeln und Kirchenväterausgaben, die «sehr grosse Anzahl seltener klei- ner Original-Schriften: 1) über die Geschichte der Reformation; 2) über den wichtigen Zeit- raum von 1617 bis 1632», die guten «Ausgaben fast aller griechischen und römischen Schriftsteller» sowie die Inkunabeln hervor.33 Müllers Vorschläge für die Reorganisation der Bibliothek und den Ausbau des Bestands blieben vorläufig ohne Folgen.

1791 erhielt die Bibliothek den handschriftlichen Nachlass und die Bücher des im Alpstein- gebiet verunglückten Mathematikers und städtischen «Holzherrn» Christoph Jezler (1741- 1791). Der Bestand vermehrte sich damit um 764 Werke34 insbesondere aus den Gebieten Mathematik, Astronomie, Philosophie, Oekonomie, Forstwirtschaft u. a. m. Die Bücher wur- den mit einem speziellen Exlibris gekennzeichnet. Durch Jezler kamen zahlreiche Schriften aus der Privatbibliothek des Mathematikers, Astronoms und Rektors des Gymnasiums Ste- phan Spleiss (1623-1693) und anderer Vorbesitzer in die Bürgerbibliothek. Der Zuwachs machte einen Wechsel des Bibliothekslokals nötig. Im Oktober 1792 zog sie in das oberste Stockwerk des vom selben Christoph Jezler als Waisenhaus erbauten, später als Gymnasi- um genutzten Gebäudes am Rhein.35 1797 soll sich die Zahl der Titel bereits auf 8'700 be- laufen haben.36

31 Stadtarchiv, Genealogische Register, Stockar, S. 39. Freundliche Mitteilung Hans Lieb. 32 Über das im selben Band enthaltene Verzeichnis der Handschriften s. Gamper, Handschriften, S. 39f. 33 Ministerialbibliothek, Johann Georg Müller-Nachlass, Fasz. 499/214. 34 Frauenfelder, S. 21. Dazu kommen rund 50 Karten, Pläne, (Porträt)stiche und ein Ölbild. Hand- schriftliches Verzeichnis Hs St f 9. 35 Mezger, S. 5 36 Mezger, Geschichte, S. 9. Frauenfelder, S. 32, nennt diese Zahl für 1802. Gemäss Erhebung, die im August 1798 für die Helvetische Regierung vorgenommen wurde, war die Sammlung «10-12'000 Thei- le stark». Frauenfelder, S. 23. 5 Die politisch-gesellschaftlichen Veränderungen der Jahre ab 1798 wirkten sich auch auf die Bibliothek aus. Johann Georg Müller übernahm verschiedene wichtige öffentliche Ämter. Daneben versah er ab November 1800 bis zu seinem Tod eine der beiden Bibliotheka- renstellen.37 Sobald die politischen Umstände es erlaubten, wurde die 1789 angeregte Reor- ganisation an die Hand genommen. Es wurde ein neues Benutzungsreglement erlassen (1811) und ein neuer Katalog angelegt (1812). Müllers grösstes Verdienst ist, dass er die private Bibliothek seines 1809 in Kassel verstorbenen Bruders Johannes rettete und für Schaffhausen sicherte, indem er sie für 6'000 Gulden38 der Stadt verkaufte. Rund hundert Werke wurden weiterverkauft.39 Ein 1811 datiertes alphabetisches Verzeichnis listet 3'584 Titel auf, denen 5'732 Bde entsprochen haben sollen.40 Auch diese Bücher wurden mit einem eigenen Exlibris gekennzeichnet. Die vom Müller-Biographen Karl Schib eingehend unter- suchte Sammlung umfasst Quellenwerke, Textausgaben und gelehrte Abhandlungen in den Fächern Theologie, Geschichte, insbesondere Geschichte und Landeskunde der Schweiz, Geschichte einzelner Länder und Städte, Recht, Politik und Zeitgeschichte des 18. Jhs, Phi- losophie, antike Literatur, dazu zahlreiche Flugschriften, eher wenige dichterische Texte und, ausser den Schriften Winckelmanns, keine Literatur zur bildenden Kunst.41

Indirekt, über seinen Neffen Jakob Meyer, vermachte Johann Georg Müller auch seine eige- ne Büchersammlung der Bürgerbibliothek. Nach Meyers frühem Tod kam sie 1822, wie im Testament vorgesehen, zusammen mit dem handschriftlichen Nachlass des Bruders, in die Bibliothek. Gemäss Katalog umfasste sie etwas mehr als 2'000 Titel42 bzw. rund 3'500 Bde. Auch diese Bücher wurden mit einem speziellen Exlibris gekennzeichnet.43 Im Gegensatz zum Bruder hat Johann Georg die ihm gehörenden Bücher angeschrieben. Er gibt zudem an, von wem er sie geschenkt erhalten hatte. Wie aus dem 1817 von ihm selber geschriebe- nen Verzeichnis hervorgeht, umfasste seine Bibliothek damals über 3'500 Titel, davon über

37 Er wird sekundiert von Professor Jakob Ludwig Spleiss (1757-1801), dann von Archivar Johann Christoph Harder (1802-1816) und unterstützt von seinem Freund, Conrektor Georg Martin Hurter (1760-1844). 38 Fünf Jahre später beschuldigte der Kollege Harder Müller öffentlich, die Stadt übers Ohr gehauen zu haben. Ob der Preis von 6'000 Gulden angemessen, überrissen oder vielleicht zu tief angesetzt war, lässt sich aus heutiger Warte nicht mehr feststellen. Man muss bedenken, dass Johannes von Müller beträchtliche Schulden hinterlassen hatte, für die Johann Georg als Erbe und Nachlassverwal- ter aufzukommen hatte. Müller musste sich schriftlich verteidigen. Auf dem Höhepunkt der Auseinan- dersetzung trat Harder 1816 zurück, womit Müller rehabilitiert war. Frauenfelder, S. 35f. 39 Liste in Stadtarchiv, C II 14.1 12 40 Specht, Sonderdruck, S. 4; Frauenfelder, S. 35. Die genauen Zahlen finden sich in Johann Georg Müller-Nachlass, Fasz. 499 und in Hs St f 2. 41 Schib. Die von Schib genannte Zahl von 2'830 Werken beruht auf dem Verzeichnis in Msc. Müll. 14, dessen Herkunft und Datum nicht klar sind. 42 Älter als der gedruckte Katalog von 1824 ist der von J. G. Müller eigenhändig geschriebene von 1817, Msc. Scaph. 28a, mit gesamthaft 3'540 Titeln, aufgeteilt in 50 Sachgruppen. Theologie und Re- ligionswissenschaft macht mit 1'316 Titeln 37% aus. 43 In der KB Obwalden finden sich mindestens drei Bücher mit dem Vermerk "Ex Libris Joh. Georgii Mülleri", darunter sogar ein Basler Druck von 1560. Dabei dürfte es sich um einen Teil der 1894 ge- machten Schenkung « […] an die neugegründete Kantonsbibliothek von Obwalden, bestehend in ei- ner Anzahl zum Theil werthvoller Dubletten» handeln. Geschäftsbericht 1894, S. 8. 6 1'300 aus dem Gebiet der Theologie, gefolgt von der Geschichte (480 Titel), den Biographien (468) und der Schönen Literatur, inkl. den antiken Autoren (443).

Wenige Jahre nach Johann Georg Müllers Tod erschien 1824 der erste gedruckte Katalog der Stadtbibliothek. Der Verfasser des Vorworts entschuldigt sich für die Heterogenität des Bestandes («Für auswärtige Freunde der Literatur [...] denen es auffallen möchte, dass die Sammlung überhaupt allzu planlos angelegt worden sey, und so viele Schriften darin Platz gefunden hätten, welche sich mehr für eine Privatbibliothek, als für den Zweck einer öffentli- chen Büchersammlung eigneten [...]») mit dem Hinweis auf die Sammlungen von Jezler, Johannes von Müller und Johann Georg Müller. 44 Ab 1821 haben sich Lieferantenrechnun- gen mit Titelangaben erhalten.45

1826 erfolgte für 2'200 Gulden der Kauf46 der Bibliothek der «Gesellschaft der Freunde» (Bibliotheca amicorum), deren Interessen sich gewandelt hatten.47 1'000 Gulden sollten durch den Verkauf von Dubletten aufgebracht werden. Die Sammlung blieb wegen Platz- mangel im Bibliothekslokal an ihrem Standort in der Kaufleutstube, bis die Stadtbibliothek 1829 ein eigenes Gebäude auf dem Herrenacker beziehen konnte.48 In ihren besten Zeiten, 1796, hatte die Bibliotheca amicorum 3'727 Bde, wovon 2'029 deutsche und 1'448 französi- sche gezählt.49 Nach dem letzten gedruckten Katalog von 1804 und den später erschienenen Supplementen besass sie 1815 noch 1'018 deutsche, 500 französische, 74 lateinische oder griechische, 50 englische, 15 holländische Werke und fünf Atlanten. Wie viele davon in den 1820er Jahren noch vorhanden waren und von der Bürgerbibliothek übernommen wurden, ist nicht bekannt. Die Bibliotheca amicorum sammelte fast ausschliesslich zeitgenössische Literatur und Belletristik. Mit der Übernahme der Bibliotheken Jezlers, der Brüder Müller und der «Gesellschaft der Freunde» hatte sich der Bestand der Bürgerbibliothek innerhalb von etwas mehr als drei Jahrzehnten verdreifacht. Die übernommenen Bibliotheken wurden aus- einandergerissen und in den Bestand integriert; die Provenienz ist jedoch an den Exlibris erkennbar.

Die wirtschaftliche Depression, die Schaffhausen in den 1830er Jahren erlebte, scheint sich auch auf die Bibliothek ausgewirkt zu haben. Nach einem Bericht einer Zürcher Zeitung von 1835 war sie seit zwei Jahren geschlossen. Erst unter dem nunmehr alleinverantwortlichen (aber immer noch im Nebenamt wirkenden) Stadtbibliothekar Pfr. Dr. h. c. Johann Jakob

44 Catalogus 1824, S. II. 45 Stadtarchiv C II 73.01 ff. 46 Mezger, S. 12. Bächtold, Lesegesellschaften, S. 259, verweist auf Frauenfelder, S. 40. Datum des Kaufvertrags 12. Juli 1826 (Stadtarchiv C II 14.1 1). 47 Die genaue Zahl der gekauften Bände ist nicht bekannt. Zur Bibliotheca amicorum gehörte auch die grosse Wieland-Ausgabe (in-quarto), die Mezger erwähnt. E* 2 und 3. Mezger, S. 12, Anm. 2. 48 Umzug erfolgte im Dezember 1829. Durch ein Schiedsgericht wurde die Bibliothek 1832 der Stadt- bürgergemeinde belassen. 49 Bächtold, Lesegesellschaften, S. 256. 7 Mezger (1817-1893), der das Amt des Bibliothekars im Dezember 1842 übernahm, und ab 1890 unter seinem Nachfolger, Pfr. Dr. h. c. Carl August Bächtold (1838-1921), gewann die zweihundert Jahre alte Institution neue Dynamik.

Die Bibliothek wandelte sich von einem «bürgerlichen Teilhaberinstitut» zu einer Verwal- tungsabteilung der Stadt Schaffhausen. Diese besoldete ab 1844 den Bibliothekar und den Pedellen und besorgte ab 1862 die Rechnungsführung. Mit der Ausscheidung von Bürger- und Einwohnergut ging die Sammlung 1875 definitiv an die Einwohnergemeinde über. Die Bibliothek, die jetzt Stadtbibliothek heisst, öffnete sich im Laufe der Zeit für alle Bevölke- rungskreise und Altersklassen und erhielt ein klareres Profil, erst als ausschliesslich wissen- schaftliche, im frühen 20. Jh zusätzlich als allgemein öffentliche Bibliothek. Als de-facto- Kantonsbibliothek erfüllt sie auch einen regionalen Sammelauftrag.

1843 wurde die Bibliothekskommission neu bestellt, 1844 wurden neue Statuten erlassen. Diese enthalten erstmals eine Art Anschaffungsrichtlinien: «Die Stadtbibliothek hat den Zweck, den Bürgern der Stadt Schaffhausen durch eine planmässige Sammlung von literari- schen Werken die Mittel an die Hand zu geben, wissenschaftliche Bildung zu erhalten und zu fördern.»50 Es wird eine Aufgabenteilung mit anderen (meist Vereins)bibliotheken postuliert: «Damit die Kräfte der Anstalt nicht überstiegen werden, sind nur diejenigen Fächer zu be- rücksichtigen, für welche in Schaffhausen noch keine besonderen Bibliotheken angelegt sind. Es bleiben daher namentlich ausgeschlossen: 1) rein theologische, 2) rein medizini- sche, 3) rein militärische, 4) rein landwirtschaftliche Wissenschaften.»51 Gepflegt werden sollten: «1) Geschichte, 2) Länder und Völkerkunde, 3) Philologie, 4) deutsche Literatur, mit Ausnahme der gewöhnlichen Belletristik, 5) Naturwissenschaften, 6) Vaterländisches.»52 Zuständig für die Anschaffungen war die jetzt regelmässig zusammentretende Bibliotheks- kommission, deren Protokolle ausgewählte Einzelanschaffungen aufführen.53

1845 erscheint ein zweiter gedruckter Katalog. Gegenüber jenem von 1824 erhält er 3'000 zusätzliche Titel. Die Vermehrung ergibt sich sowohl aus den Neuzugängen, als auch aus der Erschliessung von Kleinschriften («Miszellaneen»), die bisher nicht einzeln katalogisiert gewesen waren.54 Es wurden ein neues Signatursystem eingeführt und ein Hand- oder Ar- beitskatalog angelegt. Regelmässig erscheinende Supplemente zum gedruckten Katalog geben über Neuerwerbungen und Schenkungen Auskunft. 1863 erfolgte die Schenkung der Bibliothek der medizinischen Gesellschaft. Rund 450 Titel sind aufgelistet in der Beilage zum Supplement Nr. 14. 1865 schenkte Johann Heinrich Maurer-Constant (1801-1867), der von 1837 bis 1842 das Amt des Bibliothekars versehen hatte, bevor er nach München zog, «eine

50 Statuten 1844, §1. 51 Statuten 1844, §2. 52 Statuten 1844, §2. 53 Msc. Scaph. 56/2. 54 Catalogus 1845, S. IV. 8 schöne Sammlung von Broschüren in 33 Bden nebst mehreren wertvollen Werken»,55 wobei die Broschürensammlung auf seinen Vater, Triumvir und Münsterpfarrer Johann Conrad Maurer (1771-1841) zurückgeht.56 1867 wurde die Bibliothek des Gewerbevereins (auch «technische Gesellschaft» oder «technischer Leseverein» genannt) bestehend «theils aus Zeitschriften, theils aus besonderen Werken», insgesamt 250 Bde, der Stadtbibliothek ein- verleibt.57 Im Mai 1867 erging ein Bittschreiben an potentielle Geldgeber, «Gesellschaften und Zünfte».58 Die Sammlung soll damals aus 26'000 Bden bestanden haben.

1867 wurden wieder neue Statuten erlassen. Als zu berücksichtigende Gebiete werden zu- sätzlich erwähnt «Technologie» und «Werke gemeinnützigen Inhalts», nachdem zu den 1845 genannten Fächern bereits Literatur- und Kunstgeschichte und Philosophie hinzuge- kommen waren.59 Zur Bestandesentwicklung schreibt Carl August Bächtold später: «Eine in der Bibliothek schon längst empfundene Lücke bildete der fast gänzliche Mangel der neue- ren deutschen Literatur seit 1832, dem zunächst durch Anschaffung en bloc und dann durch fortgesetzte Neuanschaffungen abgeholfen wurde. Eine weit grössere Aufmerksamkeit als bisher wurde auch […] den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gewidmet […].»60 Die Statuten von 1867 sehen auch eine Rechenschaftspflicht der Bibliothekskommis- sion gegenüber dem Stadtrat vor. Damit kommen ab dem Geschäftsjahr 1867/68 zu den Protokollen der Bibliothekskommission, den gedruckten Katalogen und Supplementen als weitere Quelle für die Bestandesgeschichte die Geschäftsberichte des Stadtrats.61 Sie geben u. a. Auskunft über Schenkungen, vor allem von Neuerscheinungen; gelegentlich enthalten sie auch Hinweise auf den Umgang mit dem Altbestand.62 Eigene Publikationen schenkt re- gelmässig die als Verlegerin von katholischer Literatur sehr aktive Hurter'sche Buchhand- lung.63 Gemäss der schweizerischen Bibliotheksstatistik von 1868 besass die Bibliothek 26'700 Bde.64

Die Bibliothek wuchs nicht nur, sondern schrumpfte auch. Dubletten wurden mehr oder we- niger systematisch ausgeschieden. Die grösste Ausscheidung bildeten die rund 1'500 Bde, die kurz nach 1871 der Ministerialbibliothek überlassen wurden. Mezger begründet die Abtre- tung in seiner Geschichte der Stadtbibliothek von 1871 wie folgt: «Dagegen findet sich [in

55 Frauenfelder, S. 43. Vgl. Supplement Nr. 16 und 17, wo sich ein entsprechender Hinweis findet und zahlreiche Titel, die in diese Kategorie passen, mit einem † versehen sind. 56 Geschäftsbericht 1867/68, S. 12. 57 Stadtarchiv Schaffhausen, Stadtratsprotokoll 1867, Geschäft 169, 18. Februar, S. 63f., und Ge- schäft 370, 8. April, S. 143. Geschäftsbericht 1866/67, S. 12; 1867/68, S. 12.; 1868/69, S. 13 58 Geschäftsbericht 1868/69, S. 13. 59 Frauenfelder, S. 45. 60 Bächtold, Ergänzungen, S. 12. 61 Wechselnde Titel. UO 231. 62 "Im Sommer stellte sich eine ziemliche Anzahl auswärtiger Gelehrter ein, die Exzerpte aus Büchern und Manuskripten machten." Geschäftsbericht 1867/68, S. 11. 63 Geschäftsbericht, passim 64 Die Oeffentlichen Bibliotheken der Schweiz im Jahre 1868. Nach dem von der Schweizerischen Statistischen Gesellschaft gesammelten Material bearbeitet von Dr. Ernst Heitz. Basel 1872, S. 30. 9 den Beständen der Stadtbibliothek] ein anderer Theil theologischer Schriften, namentlich aus der zweiten Hälfte des 16. und aus dem 17. Jahrhundert, welche ein wahrer Ballast für die Bibliothek sind. [...] Schon seit Errichtung der Statuten 1844 ist die Theologie als Fach der Bibliothek ausgeschlossen, und, Geschenke ausgenommen, sind auch wirklich seitdem kei- ne theologischen Werke mehr auf die Anstalt gekommen. Um so mehr steht das theologi- sche Fach jetzt als etwas Abgeschlossenes für sich da. Die jetzige Bibliothekcommission hat daher eine Anfrage an die Geistlichkeit gerichtet, ob diese gesonnen wäre, die theologische Bibliothek zu übernehmen, falls die städtischen Behörden ihre Bewilligung dazu geben soll- ten. Die Antwort war eine bejahende. Auch die städtische Behörde gab ihre Zustimmung. Die Ausführung musste aber bisher noch verschoben werden.»65

Die Idee war erstmals in der Sitzung der Bibliothekskommission der Stadtbibliothek vom 18. Dezember 1867 diskutiert worden, im Zusammenhang mit dem Plan eines neuen Katalogs.66 Der Geschäftsbericht des Stadtrates für die Zeit von Mai 1868 bis April 1869 hält in dieser Sache fest: «Abtretung des theologischen Theils an die Ministerialbibliothek. Diese ist [...] etwas in’s Stocken gerathen [...] Vorläufig ist die Auswahl der abzutretenden Schriften getrof- fen und wird, wenn die Sache einen Schritt weiter gehen sollte, dem löblichen Stadtrathe nach seinem Wunsche mitgetheilt werden.»67 Der genaue Zeitpunkt der Übergabe lässt sich nicht eruieren, auch scheinen sich weder ein Vertrag noch eine Liste der abgetretenen Titel erhalten zu haben. Im Katalog der Stadtbibliothek von 1870 sind die Titel nicht mehr ver- zeichnet, und die Abtretung wird im Vorwort gerechtfertigt.68 Die Übergabe war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht vollzogen. Dies geht aus der Antwort des Stadtrates hervor, der im Februar 1871 einen Vorstoss im Stadtparlament beantworten musste und sich in sei- ner Antwort auf die Bibliothekskommission berief.69 Spätestens mit dem Druck des Katalogs der Ministerialbibliothek von 1877 war die Abtretung vollzogen, heisst es doch im Vorwort zu letzterem: «Der bedeutendste Zuwachs aber wurde der Bibliothek zu Theil durch circa 1500 Bde theologischer Werke, welche die Stadtbibliothek schenkte.»70

Mit der Abtretung der 1870er Jahre wurden zwei bedeutende und interessante Privatbiblio- theken des 16. bzw. 17. Jhs. auseinandergerissen, diejenige von Wolfgang Keller und dieje-

65 Mezger, S. 20. 66 Msc. Scaph. 56/II. 67 Geschäftsbericht 1868/1869, S. 13. 68 „Das theologische, namentlich polemische Interesse des 17. Jahrhunderts hatte der Stadtbibliothek eine grosse Anzahl theologischer Werke zugeführt. Da die Fortsetzung der Fachwissenschaften der Theologie, Jurisprudenz und Medizin durch die Statuten von 1845 und 1867 von der Bibliothek ausge- schlossen ist, so wurde für angemessen erachtet, die theologischen Werke, soweit sie nicht, wie die zahlreichen Incunabeln, die Ausgaben der Kirchenväter, die reformatorischen Originalschriften und die der Bibliothek geschenkten Werke einen besonderen Wert für die Anstalt haben, der Bibliothek der Geistlichen zu überlassen.“ Katalog 1870, S. IV. 69 Stadtarchiv Schaffhausen, Stadtratsprotokoll 1871, C II.04.05.02/40, Beschlüsse 161 und 170. Die Bibliothekskommission befasste sich mit der Frage in der Sitzung vom 17. Februar 1871. Msc. Scaph. 56, Bd. III. 70 Katalog der Ministerialbibliothek zu Schaffhausen, Schaffhausen 1877, S. XIII. 10 nige von Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst. Von 268 Bdn, die den Besitzvermerk von Keller tragen, kamen 106 in die Ministerialbibliothek.71 Von 68 Werken in 230 Bdn aus dem Besitz des Fürsten kamen 15 Werke oder 34 Bde in die Ministerialbibliothek.72 Im Gegenzug schei- nen von der Ministerialbibliothek einige wenige Bde an die Stadtbibliothek abgetreten worden zu sein, so das Präsentationsexemplar des zweiten bekannten Schaffhauser Drucks (Stefan Szegedi, Tabulae analyticae, Schaffhausen 1592), das der Drucker Conrad von Waldkirch dem Rat überreicht hatte.73

Der bereits erwähnte, vom Bibliographen Conrad Mägis (1815-1884) erarbeitete alphabeti- sche Katalog von 1870 unterscheidet einen Hauptteil und einen Anhang «Miscellaneen- Bände».74 Begründet wird die Aufteilung wie folgt: «Im Interesse der Aufsuchung von kleine- ren Schriften wurde es für zweckmässig gefunden, die in ein paar hundert Bänden befindli- chen Broschüren im Anhang des Kataloges besonders zu verzeichnen.»75 Die im Vorspann auszugsweise wiedergegebenen Statuten bekräftigen den seit den 1840er Jahren geltenden Verzicht auf die Anschaffung von rein theologischer, medizinischer, juristischer, landwirt- schaftlicher und militärischer Fachliteratur.

In den 1870er Jahren herrschten prekäre finanzielle Verhältnisse, verursacht durch die gros- sen Aufwendungen für den neuen Katalog und durch Verluste durch Veruntreuung. Umso dankbarer war man für Geschenke. Die Gesellschaft Musis et amicis schenkte im Sommer 1871 «ca. 400 Bände verschiedener werthvoller Werke».76 Im folgenden Jahr ist nochmals von «ca. 370 Bänden, zum Theil sehr wertvoller Werke» die Rede.77 Spätere Verhandlungen mit der Stadt über eine ganze oder teilweise Übernahme der Bibliothek verliefen 1884 im Sande. 2'000 Bde wurden anderweitig verkauft, die Gesellschaft wurde um die Jahrhundert- wende aufgelöst.78 1873 schenkte der Apotheker Johann Conrad Laffon (1801-1882) Ifflands Werke in 17 Bden,79 1875 Seumes Sämmtliche Werke in zwölf Bden.80 1872 kamen aus dem Nachlass des Lokalhistorikers Hans Wilhelm Harder (1810-1872) «eine Anzahl von Broschü- ren […], die sich hauptsächlich auf den Kanton und die Stadt Schaffhausen beziehen», die allerdings käuflich erworben werden mussten.81 1886 erhielt die Bibliothek aus dem Nachlass

71 Gamper, S. 36. 72 Schmuki, passim. 73 N* 360. In diese Gruppe gehören auch drei Werke von Oekolampad, NF 33, 54 und 82, die den Vermerk Bibliothecae Ecclesiae usw. tragen und auf dem Schnitt Signaturen gemäss Rueger-Katalog (E.10 und E.11), vgl. unten S. 30f, Anm. 244, sowie Schiller, Die Geisterseher, EC 250d. 74 Katalog 1870, S. 399-455 sowie 459-466. 75 Katalog 1870, S. IV. 76 Geschäftsbericht 1871/72, S. 6. 77 Geschäftsbericht 1872 (Mai bis Dezember), S. 9. 78 Geschäftsbericht 1883, S. 6; Frauenfelder, S. 52; Bächtold, Lesegesellschaften, S. 281. 79 Geschäftsbericht 1873, S. 10. EC 293. 80 Geschäftsbericht 1875, S. 13. EC 295. 81 Geschäftsbericht 1872 (Mai bis Dezember), S. 9. 11 von Professor Adam Pfaff (1820-1886) «23 Bände historische Schriften»,82 1892 aus jenem von Alexander Beck, «Glasmaler», 123 Bde,83 1893 aus jenem ihres verdienten Bibliothekars Johann Jakob Mezger «50 Bände verschiedenen Inhalts und 56 Sammelbände Broschü- ren».84 1894 trat die medizinische Bibliothek «wegen Platzmangel» 424 Bde ab.85 Aus dem Nachlass von Nationalrat Dr. Wilhelm Joos (1821-1900) kamen 1901 «67 Bände und mehre- re Broschüren».86 Im selben Jahr schenkte Henri Moser-Charlottenfels (1844-1923) «ca 50 grössere und kleinere Publikationen bei Anlass der Pariser Weltausstellung».87

Mit dem Amtsantritt von Carl August Bächtold (1891) werden die Berichte ausführlicher und es werden auch die wichtigsten käuflichen Neuanschaffungen aufgezählt,88 bei denen es sich fast ausnahmslos um Neuerscheinungen handelt. Gleichzeitig wurde der regionale Sammelauftrag gepflegt: «Sehr erwünscht wäre, wenn die Autoren und Verleger hier er- scheinender Werke dazu gebracht werden könnten, der Stadtbibliothek jeweils 1 Exemplar zu schenken; die Schaffhauser Literatur sollte in unserer Sammlung vollständig vertreten sein.»89 Unter Bächtolds Ägide wurde ab 1893 der alphabetische Zettelkatalog angelegt, der bis in den 1990er Jahren nachgeführt wurde und Drucke vor 1985 enthält.90 Trotzdem wurde der gedruckte Katalog von 1870 periodisch durch Supplemente ergänzt. Wie einem Hinweis im vierten dieser Supplemente zu entnehmen ist, zählte die Bibliothek im Sommer 1898 31'832 «Druckbände»,91 1903 sollen es bereits «ca. 33'000» gewesen sein.92 1893 be- schloss der Grosse Stadtrat die Erstellung eines Fachkatalogs, der 1903 bis 1905 in zwei Bden erschien.93 1907 wurde die Zweckbestimmung erweitert. Die Statuten, die am 1. Janu- ar 1909 in Kraft traten, verpflichteten die Bibliothek zusätzlich «durch Darbietung gesunder Volksschriften belehrenden und unterhaltenden Inhalts zur allgemeinen Bildung der Einwoh- nerschaft beizutragen». Der Geschäftsbericht für 1908 enthält ein eigentliches Anschaf- fungskonzept, das diese Änderung der Zweckbestimmung aufnimmt, erinnert aber gleichzei- tig an die wertvollen Altbestände: Es «sei uns gestattet, auch einmal an die wertvollen Be- stände unserer alten Literaturschätze zu erinnern, welche der Stadtbibliothek eine geachtete

82 Geschäftsbericht 1886, S. 8. 83 Geschäftsbericht 1892, S. Der Geschäftsbericht nennt den falschen Vornamen Johann Jakob, wohl aus Anlehnung an den Gründer des Munotvereins. Beim Schenker kann es sich aber nur um den Galsmaler Alexander Beck (16. Sept. 1814 – 3. März 1892) handeln. Genealogische Register, Beck, S. 23. 84 Geschäftsbericht 1893, S. 13. 85 Geschäftsbericht 1894, S. 8. 86 Geschäftsbericht 1901, S. 139. 87 Geschäftsbericht 1901, S. 139. 88 Erstmals im Geschäftsbericht 1890, S. 12. 89 Geschäftsbericht 1891, S. 10. 90 «Indem wir auf den hierüber abgegebenen Spezialbericht verweisen, nennen wir hier nur […] die Anlage eines Zeddelkatalogs, welcher bis dahin der Bibliothek ganz fehlte.» Geschäftsbericht 1893, S. 11. 91 Geschäftsbericht 1898, S. 117. 92 Geschäftsbericht 1912, S. 108 93 Fachkatalog, Bd. 1, S. III 12 Stellung in der wissenschaftlichen Welt erworben haben. […] und es wird dieselbe öfter we- gen ihren seltenen Werken, sowohl Handschriften als Druckwerke, aufgesucht.»94 Mit einem Sonderkredit von Fr. 1'000.-- pro Jahr wurde ab 1908 gezielt belletristischer Lesestoff ange- schafft.95 Der Bestand wuchs rasch; gemäss dem Verzeichnis der öffentlichen schweiz. Bib- liotheken von J. Rösli ( 1916)96 besass die Bibliothek 1911 bereits 40'517 Bde.

Der Altbestand (bis 1900) vermehrte sich im 20. Jh in erster Linie durch Deposita und Schenkungen. Der Geschäftsbericht 1906 erwähnt Schenkungen von Dr. med. Hans Bert- schinger (1870-1935), Direktor der Psychiatrischen Klinik Breitenau (184 Bde), von Ingenieur Hermann Mägis (1842-1921) «zum Fulacherbürgli» (107 Bde) und von alt Stadtrat Wilhelm v. Waldkirch-Neher (1831-1913) (69 Bde).97 1908 schenkten die Erben von Stadtrat Hermann Harder-von Waldkirch (1844-1884) 480 Bde und 65 Broschüren, denen 1909 weitere 30 «zum Teil sehr wertvolle Bände» folgten,98 1910 überliess Thekla Frieda Peyer-Neher «zur Peyerburg» (1849-1937) der Bibliothek eine «umfangreiche Sammlung alter Schaffhauser- zeitungen».99 Vermehrt wurde der Bestand auch durch gegen 400 Bücher und Separatdru- cke aus dem Nachlass des Naturwissenschaftlers und Prähistorikers Dr. Jakob Nüesch (1845-1915), die teilweise unter einer eigenen Signatur aufgestellt wurden.100

Im Herbst 1923 bezog die nunmehr von Dr. Karl Henking (1855-1934) geleitete Stadtbiblio- thek das eigens für sie umgebaute Korn- und Kabishaus von 1556, das im 19. Jh als Zeug- haus genutzt worden war (Goldsteinstrasse 15, seit 1990 Münsterplatz 1). Es bot genügend Platz für den damaligen Bestand von 60'000 Bden und 20'000 Broschüren.101 Dazu kamen als Deposita die Ministerialbibliothek, die Bibliotheken des Historisch-antiquarischen Vereins, des «Museumsvereins» (gelegentlich auch Museumsgesellschaft genannt)102 und der Kan- tonalen Offiziersgesellschaft,103 1924 auch diejenige des Gewerbevereins der Stadt Schaff- hausen, einschliesslich einer umfangreichen Sammlung nationaler Patentschriften. 1925 ging die gesamte Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen ins Eigentum der Einwohnergemeinde über und wurde in die Stadtbibliothek integriert.104 1926 erfolgte die

94 Geschäftsbericht 1908, S. 140. 95 Geschäftsbericht 1907, S. 131f.; Bächtold, Ergänzungen, S. 13. 96 Verzeichnis der öffentlichen schweiz. Bibliotheken … erstellt … Bibliotheksstatistik 1911 … von J. Rösli, Bern 1916, S. 87. UB 807. 97 Geschäftsbericht 1906, S. 140f. Zum Ehepaar v. Waldkirch-Neher s. [Rudolf Fröhlich], Zur Erinne- rung an Wilhelm v. Waldkirch-Neher … und Bertha v. Waldkirch-Neher …, [Schaffhausen 1913], Bro 1952. Beide starben am selben Tag, 11. Januar 1913. 98 Geschäftsbericht 1908, S. 141; Geschäftsbericht 1909, S. 119. 99 Geschäftsbericht 1910, S. 114. 100 Geschäftsbericht 1916, S. 74. Elftes Supplement 1917, S. 21. Im Geschäftsbericht 1918 kommt die Bibliothek nicht vor, wohl, weil C. A. Bächtold sein Amt im Januar jenes Jahres hatte aufgeben müs- sen. Unter der Signatur SBN sind 361 Titel katalogisiert. 101 Henking, S. 8. 102 Nicht zu verwechseln mit dem in den 1930er Jahren gegründeten, heute noch bestehenden Muse- umsverein. 103 Steinemann, S. III-VI. 104 Vertrag vom 31. Oktober 1925. Geschäftsbericht 1925, S. 100. 13 Schenkung der Bibliothek des ehemaligen Grütlivereins. 1929 übergab das Gewerkschafts- kartell des Kantons Schaffhausen seine aus 900 Bden bestehende Bibliothek als Deposi- tum.105 1937 stand die käufliche Erwerbung der Bibliothek des «Stahl'schen Lesevereins» zur Diskussion, es wurde jedoch darauf verzichtet.106 1939 erfolgte die Schenkung der Biblio- thek des Historischen Vereins.107 Die Zeitschriftensammlung wird unter der Signatur H-V weitergeführt, die Monographien wurden, soweit nicht bereits vorhanden, in die bestehende Sammlung integriert. 1942 errichtete die Schaffhauser Schachgesellschaft ein Depositum, das 1975 wieder zurückgezogen wurde.108

In der Zwischenkriegszeit gingen weitere Schenkungen ein, die einen gewissen Anteil an vor 1901 erschienen Titeln enthalten haben dürften. So erhielt die Bibliothek 1918 aus dem Nachlass von Dr. Walter Wettstein (1880-1918), Redaktor am Schaffhauser Intelligenzblatt 108 Bde und 263 Broschüren «vornehmlich politischen, staatswirtschaftlichen und geschicht- lichen Inhalts»,1091932 aus jenem von Prof. Heinrich Bendel-Rauschenbach (1845-1931) 257 Bde und Broschüren.110 1933 erbte sie die «prächtige, überaus reichhaltige, und wertvolle, mehrere tausend Bände zählende Privatbibliothek» des Lokalhistorikers Dr. Robert Lang (1858-1933),111 1938 die Bibliothek von Ständerat Dr. Heinrich Bolli (1858-1938).112 Ver- schiedene Schenkungen machte Dr. Emil Ludwig Peyer-Reinhart (1873-1939), so 1938 ei- nen Band mit den Evangelia mit Glos und Epistel teütsch, Strassburg 1513, und dem Buch, der Selen Wurzgarten genannt, Strassburg 1515,113 und 1941 «eine Sammlung alter Kar- ten».

Ab 1932 profitierte die Bibliothek vom Legat von Fr. 5'000.-- für die Erwerbung von Scaphu- siana, das Heinrich Bendel-Rauschenbach testamentarisch errichtet hatte.114 Bis 1943 wur- den auf Veranlassung des damaligen Stadtbibliothekars Dr. Reinhard Frauenfelder (1901- 1983) angeschafft: Johannes Adelphus, Barbarossa, Strassburg 1535,115 «eine überaus sel- tene und wertvolle Druckschrift des Schaffhauser Reformators Sebastian Hofmeister» (Ant- wurt uff die ableinung doctor Eckens, Zürich 1524),116 Johann Cosmas Holtzach, Prob des

105 Geschäftsbericht 1931, S. 11. 106 Geschäftsbericht 1937, S. 143. 107 Protokolle, 8. Juli 1939, Geschäftsbericht 1939, S. 136. 108 Geschäftsbericht 1975, S. 43. 109 Geschäftsbericht 1918, S. 107. 110 Geschäftsbericht 1932, S. 20. 111 Geschäftsbericht 1933, S. 15. 112 Geschäftsbericht 1938, S. 167. 113 Geschäftsbericht 1938, S. Im Band selber (N* 352) steht das Datum 29.5.1937. 114 Geschäftsbericht 1934, S. 13. Letzte Ankäufe zu Lasten des Legats wurden 1995 getätigt. Die Summe war ursprünglich zum Bibliothekfonds geschlagen worden, wurde 1934 wieder davon ge- trennt. Vgl. Gutachten Isele vom 5. Dezember 1934. 115 Geschäftsbericht 1932, S. 19-20. VGc 206. 116 Erworben im Juni 1934 bei Rosenthal in Luzern. Geschäftsbericht 1934, S. 13: «im März 1934». NB 2/14b. 14 Uszsatzes, Zürich 1558,117 Johann Heinrich Schalch, Baro- und Thermometres oder so ge- nannte Wetter-Gläser, 1705,118 «drei seltene medizinische Dissertationen» von Jo- hann Jakob und Johannes Wepfer,119 zwei weitere Bücher von Johann Jakob Wepfer,120 «28 von Schaffhauser Autoren des 17. und 18. Jahrhunderts verfasste Dissertationen, vornehm- lich medizinischen und theologischen Inhalts»,121 die Musaei Joviani imagines mit den Ver- sen von Theobald Müller, Basel 1577,122 und Johannes Adelphus, Die Türckische Chronik, Strassburg 1513.123 Von 1936 bis 1939 wurden die Inkunabeln neu gebunden.124

Von der Bombardierung Schaffhausens am 1. April 1944 blieb die Bibliothek, im Gegensatz zum benachbarten Museum zu Allerheiligen, verschont.

Unter der tatkräftigen Leitung von Ernst Schellenberg (1903-1981) wurde 1947 die Gewer- bebibliothek vollständig reorganisiert, die verbleibenden Titel wurden in den allgemeinen Au- torenkatalog integriert.125 In den 1950er Jahren erfolgte die Neusignierung der Ministerialbib- liothek, deren Verwaltung 1948 vertraglich der Stadtbibliothek übertragen worden war.

Wie weit mit den immer zahlreicher und umfangreicher werdenden Bücherschenkungen der Nachkriegszeit eine substantielle Bereicherung des Altbestands verbunden war, lässt sich im einzelnen nicht eruieren, da diese Schenkungen mit wenigen Ausnahmen in das bestehende Signatursystem eingearbeitet wurden. Im Geschäftsbericht speziell hervorgehoben werden die Bibliotheken von Architekt Wolfgang Müller (1897-1958) (1958, rund 1'000 Einheiten) und des Germanisten Dr. Eugen Aellen (1887-1945) (1964, 1'300 Einheiten). 1963 übernahm die Bibliothek die 2'800 Bde und Broschüren umfassende Büchersammlung des aus dem Kan- ton Appenzell gebürtigen, in Schaffhausen wohnhaft gewesenen Autodidakten Johannes Binder (1881-1963).126 Sie umfasst vorwiegend philosophische und psychologische Literatur und wurde unter einer eigenen Signatur aufgestellt. In die Amtszeit von Dr. Kurt Bächtold (1918-2009) fällt die Übernahme der Privatbibliothek des Geologen Dr. Ferdinand Schalch (1848-1918) von der Naturforschenden Gesellschaft (1969). Von ca. 4'000 Einheiten wurden rund 2'000, vorwiegend Separata, davon gut die Hälfte aus dem 19. Jh, ebenfalls unter einer neugeschaffenen Signatur aufgestellt.127 «Seltene Ausgaben aus dem 17. und 18. Jahrhun-

117 Geschäftsbericht 1935, S. 13. P 181. 118 Geschäftsbericht 1937, S. 144. UO 157. 119 Geschäftsbericht 1940, S. 132. P 175. 120 Geschäftsbericht 1941, S. 158. 121 Geschäftsbericht 1942, S. 159. P 551. 122 Geschäftsbericht 1943, S. 174. BA 23. 123 Geschäftsbericht 1943, S. 174. V* 15. 124 Geschäftsbericht 1940, S. 131. 125 Maschinenschriftlicher Hinweis von E. Schellenberg in UO 463, innerer Deckel. 126 Johannes Binder, Mein Lebenslauf, und Varia zu Johannes Binder, Hs St Brog 28. Geschäftsbe- richt 1963, S. 127 Geschäftsbericht 1969, S. 36. 15 dert» sollen sich in der Bibliothek von Dr. Martha Vogler (1888-1976) befunden haben,128 vorwiegend Werke des 20. Jhs enthielten die Bibliotheken des langjährigen Nationalrats, Stadtpräsidenten und Bibliotheksreferenten Walther Bringolf (1895-1981), des Forstingeni- eurs und Vorkämpfers für den Naturschutz Arthur Uehlinger (1896-1983) und des Historikers Dr. Karl Schib (1898-1984), welche 1981 resp. 1987 resp. 1992 in die Bibliothek kamen.

In den 1980er Jahren wurde das Verhältnis zu den Depotbibliotheken neu geregelt. 1984 erfolgte die Liquidation der ins 19. Jh zurückreichenden, obsolet gewordenen Patentschrif- tensammlung. Nacheinander überliessen die Offiziersgesellschaft (1985), der Gewerk- schaftsbund (1986) und der Gewerbeverband der Stadt Schaffhausen (1988) ihre seit den 1920er Jahren in den Magazinen der Bibliothek untergebrachten Büchersammlungen der Stadtbibliothek. Damit sind mit Ausnahme der Ministerialbibliothek alle grösseren Deposita in das Eigentum der Stadt übergegangen.

Ein kleines Depositum ist Eigentum der Peyer'schen Tobias-Stimmer-Stiftung, die mit Gel- dern errichtet wurde, welche die Familie Peyer von den USA als Wiedergutmachung für 1944 bei der Bombardierung des Museums zu Allerheiligen zerstörten Kunstbesitz erhalten hatte. Das Depositum besteht aus Drucken des 16. Jhs mit Illustrationen des Schaffhauser Künst- lers Tobias Stimmer.129 Einen weiteren qualitativ hochstehenden Zuwachs hat die Bibliothek seit 1988 durch Schenkungen und Deposita der Sturzenegger-Stiftung Schaffhausen erfah- ren. Sie profitierte zudem von der Auflösung des Altbestands der Lehrerbibliothek der Kan- tonsschule Schaffhausen (1997), von der Reorganisation der Bibliothek des Juristenvereins (1999) und – in geringerem Masse – von der Liquidation der reichen, über die Jahrhunderte gewachsenen Bibliothek im herrschaftlichen Haus Tanne 7, die sich zuletzt im Besitz der Nachkommen von Dr. Werner Amsler (1889-1982) befunden hatte (2005). Zu den regelmäs- sigen Schenkern von Scaphusiana gehörte während Jahrzehnten der Schaffhauser Karten- sammler Hans Peter Rohr (*1931). Soweit die Mittel es erlaubten, wurden antiquarisch an- gebotene, noch nicht vorhandene Schaffhauser Drucke angeschafft, so 1995, aus dem Rest des Bendelschen Legats von 1932, zwei Publikationen des in Schaffhausen tätig gewesenen Lithographen Carl Joseph Brodtmann (1787-1962): Johann Moritz Rugendas' Malerische Reise in Brasilien, zusammengebunden mit der Entdeckungsreise der französischen Corvet- te Astrolabe von Jules Sébastien Dumont d'Urville (beide Schaffhausen 1836).130

Nachdem der Teil Allgemein öffentliche Bibliothek bereits 1986 in die «Agnesenschütte» ausgelagert worden war, wurde das Gebäude am Münsterplatz von 1993 bis 1995 umgebaut

128 Geschäftsbericht 1976, S. 47. Vogler war Schülerin von Theophil Spoerri und promovierte mit einer Dissertation über Verlaine, H 430. 129 Geschäftsbericht 1974, S. 47. Meisterwerke und Kleinode. Sammlung der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen, Gesamtkatalog, Zürich [2010], S. 140–143. 130 T* 36a. 16 und durch ein unterirdisches, konservatorischen Anforderungen genügendes Magazin erwei- tert.

Bestandsbeschreibung

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

Die Bibliothek umfasst 34’518 ein- oder mehrbändige Werke (bibliographische Einheiten) aus dem 15. bis 19. Jahrhundert und 905 Periodika mit 11'740 Bänden aus dem 17. bis 19. Jahr- hundert. 152 Titel stammen aus dem 15. Jh, 3'218 aus dem 16. Jh, 3'301 Titel und sieben Periodika aus dem 17. Jh, 8'357 Titel und 188 Periodika aus dem 18. Jh, 19'490 Titel und 710 Periodika aus dem 19. Jh.

Bei den Sprachen dominiert Deutsch, inkl. deutsche Dialekte. Mehr als zwei Drittel der er- fassten Titel, genauer 24'636, sind auf Deutsch geschrieben (23 Inkunabeln, 1'021 Titel aus dem 16. Jh, 949 aus dem 17. Jh, 5'021 aus dem 18. Jh, 17'622 aus dem 19. Jh). An zweiter Stelle steht Latein (6'368 Titel – 123 Inkunabeln, 1’950 Titel aus dem 16. Jh, 1’983 aus dem 17. Jh, 1’815 aus dem 18. Jh, 497 aus dem 19. Jh), gefolgt von Französisch (3'068 Titel – zwei Inkunabeln, 60 Titel aus dem 16. Jh, 222 aus dem 17. Jh, 1’227 aus dem 18. Jh, 1’557 aus dem 19. Jh), Englisch (610 Titel – zwei Titel aus dem 16. Jh, 17 aus dem 17. Jh, 256 aus dem 18. Jh, 335 aus dem 19. Jh), Griechisch, teilweise in Kombination mit Latein oder anderen Sprachen (384 Titel – vier Inkunabeln, 105 Titel aus dem 16. Jh, 83 aus dem 17. Jh, 106 aus dem 18. Jh, 86 aus dem 19. Jh) und Italienisch (253 Titel – 65 Titel aus dem 16. Jh, 37 aus dem 17. Jh, 83 aus dem 18. Jh, 68 aus dem 19. Jh). Die übrigen ein- oder mehrspra- chigen Werke in anderen Sprachen (niederländisch, spanisch, arabisch, hebräisch usw.) machen nur gerade 104 Titel aus (15 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 36 aus dem 18. Jh, 35 aus dem 19. Jh).

Systematische Übersicht

Die Übersicht folgt den im 19. Jh eingeführten Signaturen, die mehr oder weniger Sachgrup- pen entsprechen. Die Gruppensignaturen werden ausschliesslich mit lateinischen Buchsta- ben gebildet, wobei ein Grossbuchstabe mit Asterisk für grossformatige Bücher (Quart- und Foliobände) steht. Neben den Sachgruppen gibt es Teilbestände, in denen Drucke nach an- deren als inhaltlichen Kriterien zusammengefasst sind, und ehemals selbständige Bibliothe- ken von Vereinen und Privaten. Diese Bestände haben fast ausnahmslos sprechende Signa- turen. Wenn nicht anders angegeben, sind Periodikatitel in den angegebenen Zahlen miter- fasst.

Die Signatur AA steht für allgemeines Buch- und Bibliothekswesen sowie «Litterärgeschich- te» und zählt 178 Titel (vier aus dem 16. Jh, fünf aus dem 17. Jh, 64 aus dem 18. Jh, 105

17 aus dem 19. Jh). Der Schwerpunkt liegt bei der Druck- und Bibliotheksgeschichte (Süd- deutschland; Georg Wilhelm Zapf mit dreizehn Titeln), insbesondere den Verzeichnissen von Inkunabeln, Handschriften und seltenen Büchern, den Verlags- und Bibliothekskatalogen (Johann Gottfried Herder; Universität Berlin), den historischen Hilfswissenschaften und den philologischen Disziplinen (Jean Leclerc, Ars critica, Lepizig 1713)131 sowie den Gelehrtenle- xika. Erwähnenswert sind gelehrte Abhandlungen aus dem Umfeld der Universität Strass- burg, so von Jeremias Jakob Oberlin, Vorlesungsverzeichnisse der Universität Göttingen (1798-1808), Jacopo Morellis Bibliographie zur italienischen Geschichte (Catalogo di storie generali et particolari, Venedig 1782),132 Kataloge der Privatbibliothek des Schaffhauser Bür- germeisters Tobias Holländer (1636-1711) (o. O., o. J.)133 und des Gymnasiums Re- val/Tallinn (Reval 1900).134 Die Sachgruppen AB und AC umfassen zusammen 295 Titel (ei- nen aus dem 16. Jh, fünf aus dem 17. Jh, 33 aus dem 18. Jh, 256 aus dem 19. Jh). Unter AB sind litterärhistorische Kompendien eingeordnet, von denen die wichtigsten der Frühen Neu- zeit, von Francis Bacon über Daniel Georg Morhof und Niklaus Hieronymus Gundling bis zu Karl Josef Bouginé, vorhanden sind. Hinzu kommen Geschichten einzelner Disziplinen (z.B. der Mathematik und der Philosophie), geschichtsphilosophische Abhandlungen (Jean- Antoine de Condorcet)135 und populäre naturwissenschaftliche Darstellungen und Konversa- tionslexika aus dem 19. Jh. Unter der Signatur AC finden sich im 18. Jh erschienene Ge- schichten verschiedener Nationalliteraturen (z.B. Italiens und Spaniens) und einzelner Litera- turgattungen, weitere Litterärgeschichten (Gottlieb Stolle), darunter solche einzelner Länder (Johannes Scheffer, Suecia litterata, Hamburg 1698),136 vereinzelt Literatur zur Geschichte der Pädagogik (Karl Raumer),137 schliesslich die Bibliothek der Romane (21 Bde, Berlin, Riga 1778-1794).138 Unter den Signaturen AD und A* ist Kunstgeschichte eingeordnet (436 Titel, darunter je vier aus dem 16. und 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh, 377 aus dem 19. Jh), unter A* stehen auch grossformatige Drucke, die inhaltlich zu den Gruppen AA, AB und AC gehören. Der Begriff «Kunst» ist weit gefasst und bezieht sich ausser auf die allgemeine Ästhetik und die bildenden Künste mit zahlreichen Werken über Kupferstiche und Stecher auch auf die Schauspielkunst, die Emblematik sowie auf technische Erfindungen. Vorhanden sind Kunst- geschichten, Abhandlungen zu kunsttheoretischen Einzelthemen (Edmund Burke über das Erhabene;139 Leonardo da Vincis Traktat von der Mahlerey, Nürnberg 1724;140 Ignaz Heinrich

131 AA 14, Vorbesitz J. G. Müller 132 AA 66, Vorbesitz J. v. Müller 133 AA 57; Holländers Bibliothek wurde nach seinem Tod in Basel versteigert; vgl. Carl Stokar, Tobias Holländer, in: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 3 (1874), S. 65. 134 AA 130 135 AB 24, Vorbesitz J. v. Müller 136 AC 5 137 AC 17 138 AC 10 139 AD 33 140 AD 30 18 von Wessenberg über die sakrale Kunst),141 Beschreibungen vor allem süddeutscher Kunst- denkmäler sowie Kunstkataloge und Künstlerviten. Enzyklopädische Nachschlagewerke (Ersch-Gruber),142 Anonymen- und Pseudonymenlexika (Vincent Placcius),143 Florilegien (Dominicus Nanus Mirabellius),144 weitere Handschriften- und Bibliothekskataloge sowie Werke einzelner Komponisten (Georg Friedrich Händel, Johann Joachim Wilhelm Grimm) und die Jahrgänge 1835-1844 der Allgemeinen musikalischen Zeitung145 bilden den Kernbe- stand der Signaturgruppe A*.

Der Buchstabe B steht, wohl zufällig, für Biographien und Briefausgaben. Unter den Signatu- ren BA–BC und B* finden sich 1'038 Titel (29 aus dem 16. Jh, 48 aus dem 17. Jh, 229 aus dem 18. Jh, 732 aus dem 19. Jh). Neben allgemeinen Gelehrtenlexika (Melchior Adam, Pi- erre Nicéron, Friedrich Karl Gottlob Hirsching) umfasst die Sachgruppe Nachschlagewerke über Persönlichkeiten einzelner Länder (z.B. Englands oder Dänemarks) und Institutionen, vor allem Universitäten (Göttingen, Leiden), und biographische Schriften über Vertreter ein- zelner wissenschaftlicher Disziplinen (vor allem Naturwissenschaftler und Historiker), Refor- matoren (, Jan Hus) und Humanisten (z.B. Petrarca, Petrus Aretinus und die Melanchthonvita von Joachim Camerarius, Leipzig 1566),146 Könige und Feldherren, aber auch Buchdrucker (Aldus Manutius),147 höfische Rollenträger (Karl Friedrich Flögel, Ge- schichte der Hofnarren, Liegnitz 1789)148 und Dissidenten (Lucilius Vanini).149 Vorhanden sind Biographien und Autobiographien von Pietisten, von Zinzendorf und seinen Anhängern (August Gottlieb Spangenberg)150 sowie von Göttinger Gelehrten. Hinzu kommen Tagebü- cher, etwa von Karl August Varnhagen von Ense (2. Aufl., Leipzig, Zürich 1863-1865).151 Vorhanden sind u.a. Briefausgaben von Späthumanisten (Johann Trithemius, Konrad, Georg und Niklaus Rittershusius), von Mathurin Veyssière de La Croze, der als Bibliothekar des preussischen Königs im Berliner Exil lebte, vom Popularphilosophen Christian Garve sowie Briefwechsel mit Gelehrten im Baltikum (Johannes von Müllers Briefe an Karl Morgens- tern,152 Johann Joachim Winckelmanns Briefe an einen Freund in Liefland, Coburg 1784).153 Vereinzelt finden sich gelehrte Abhandlungen (Ruardus Andala über die Monaden),154 Rei- sebeschreibungen, Schriften zur Literaturkritik (Johann Jakob Bodmer), gelehrte Journale

141 AD 49a, Vorbesitz J. J. Beck, Glasmaler 142 A* 1 143 A* 13 144 A* 15 145 A* 20 146 BB 110, Vorbesitz J. v. Müller 147 BB 265 148 BB 79 149 BB 193, Vorbesitz J. G. Müller 150 BB 196, Vorbesitz J. G. Müller 151 BB 689 152 BC 135 153 BC 84 154 BC 127 19 (Neues und Altes aus der gelehrten Welt, Zürich 1717),155 Rhetorikkompendien (Gerhard Johann Vossius),156 Formularbücher, Sammlungen von Reden (z.B. aus dem Bologneser Gymnasium),157 Einzelreden, darunter eine zu einer Ingolstädter Promotion von 1563.158 Die Philosophiegeschichte Georg Horns (Leiden 1655)159 stammt aus der Bibliothek von Johann Georg Müller, ebenso Hieronymus Hermes Bolzecs Historia de vita Theodori Bezae (Ingol- stadt 1584),160 die Müller aus dem Nachlass von Johann Gottfried Herder erhalten hatte. Karl Friedrich Zelters Biographie über Karl Friedrich Christian Fasch (Berlin 1801)161 trägt eine persönliche Widmung des Verfassers an Johannes von Müller, und Hieronymus Ruscellis Emblembuch (Le imprese illustri, Venedig 1566)162 wurde der Stadtbibliothek 1645 von Jo- hann Jakob Oschwald geschenkt.

Die mit E beginnenden Signaturen sind der deutschen Sprache und Literatur (Textausgaben und Sekundärliteratur) vorbehalten, die Signaturen F, G, H und J literarischen (Primär)texten in modernen Sprachen sowie deren Übersetzungen. Die E-Signaturen umfassen 1'473 Titel (21 aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh, 305 aus dem 18. Jh, 1'126 aus dem 19. Jh). Thema- tische Schwerpunkte liegen bei den Ausg. mittelhochdeutscher Texte, auch aus dem 18. Jh (Nibelungenlied), den Sprichwörtersammlungen (u.a. Sebastian Franck),163 den Lyrikantho- logien, den Fabeln und Satiren, einzelnen Almanachen (vor allem aus der Bibliotheca amico- rum), in der Frühen Neuzeit weniger ausgeprägt bei den dramatischen Genres, der Landl- ebendichtung (Nicolas de Montreu, Schäffereyen von der schönen Juliana, 2 Bde, 3. und 4. Buch, Strassburg 1616-1617)164 und den Romanen (Philipp von Zesen). Hinzu kommen ver- einzelt Erbauungsschriften des 16. Jhs sowie aus späterer Zeit, darunter aus dem 18. Jh die Theologia naturalis et experimentalis (o.O. o.J)165 des Schweizer Pietisten Abraham Kyburz und (national)politisches Schrifttum (Johann Gottlieb Fichte, Justus Möser, Friedrich Karl von Moser, Johannes von Müller). Aus der Zeit des Barock sind u.a. Ausg. der Werke von Martin Opitz sowie der Kühlpsalter (3 Teile, Amsterdam 1685/1686)166 des mystischen Spiritualisten Quirinus Kuhlmann vorhanden. Bedeutend ist der Bestand an Werken fast aller wichtigen deutschen und Schweizer Autoren des 18. Jhs, insbesondere von Johann Jakob Bodmer

155 BC 1 156 BC 18 157 BA 39 158 BB 65 159 BA 31. Vorbesitz Georg Joachim Zollikofer (1730-1788), Pfarrer der Reformierten in Leipzig (Blei- stifteintrag von J. G. Müller auf dem Vorsatz), und HEILAND M. Mart. MDCLIIII (handschriftlich, Tinte, auf dem Titelblatt). 160 BB 32 161 BA 40 162 BA 38. 163 EB 17 164 EB 8. Es handelt sich um eine Übersetzung aus dem Französischen, die bei der Signatur H stehen müsste. 165 EC 173 166 EC 201 20 (insgesamt neunzehn Titel), Friederike Brun (acht Titel), Isaac Iselin (zehn Titel), Johann Kaspar Lavater (76 Titel), Johann Heinrich Pestalozzi (zwanzig Titel), Johann Wilhelm Lud- wig Gleim (zwölf Titel), Friedrich Gottlieb Klopstock (fünfzehn Titel), Friedrich von Matthisson (acht Titel), Christoph Martin Wieland (siebzehn Titel) und der meisten Frühaufklärer (Bart- hold Brockes, Friedrich Rudolf Canitz, Christian Ludwig Liscow). Zwei Sammelbde167 enthal- ten wertvolle und zum Teil seltene Kleinschriften, so Johann Wolfgang von Goethes Götter, Helden und Wieland (2. Aufl., Leipzig 1774), Schillers Geisterseher (Leipzig 1789),168 1754 in Jauer (Schlesien) erschienene geistliche Lieder und Schaffhauser Erbauungsliteratur. Die Werke der beiden Weimarer Klassiker besitzt die Bibliothek auch in grossen Ausg. des frü- hen 19. Jhs; vorhanden sind weiter deutsche Romantiker in Ausg. der ersten Hälfte des 19. Jhs (ohne Novalis), Johann Peter Hebel (Schatzkästlein, Tübingen 1811),169 Heinrich Heine und Jean Paul, zahlreich Joseph Viktor Scheffel und Joseph Viktor Widmann. Das Kreuz an der Ostsee (Berlin 1806),170 ein Trauerspiel von Zacharias Werner, sowie die Neuen Schrif- ten (3 Bde, Kopenhagen 1799-1800)171 von Karl Viktor von Bonstetten tragen handschriftli- che Widmungen der Verfasser an Johannes von Müller. Eine Rarität ist das anonym er- schienene Formular- und Epistel-Büchlein (Danzig 1675).172 Bremische Gedichte (Hamburg 1751)173 hatte Johann Georg Müller aus dem Nachlass von Johann Gottfried Herder erhal- ten. Unter den Grossformaten (Signatur E*) finden sich Wörterbücher, weitere Werke von Dichtern der Aufklärung (Salomon Gessner), ein Erasmustext und eine Lutherausg. des 16. Jhs sowie einer der wenigen Notendrucke, die Arien des Königsberger Komponisten Hein- rich Albert (8 Teile, Königsberg 1650-1654),174 ein Geschenk von Johann Gottfried Herder an Johann Georg Müller.

Vergleichsweise schwach vertreten sind die italienische und die spanische Literatur (Signatur F) mit 98 Titeln, davon 29 aus dem 16. Jh, dreizehn aus dem 17. Jh, achtzehn aus dem 18. Jh und 38 aus dem 19. Jh. Unter den italienischen Autoren finden sich verschiedene Ausg. des 16. Jhs von Dante (mit den späteren Editionen neun Titel, u. a. Divina comedia, Venedig 1555)175 und Giovanni Boccaccio (zehn Titel), weitere Novellensammlungen, weniger zahl- reich Francesco Petrarca (vier Titel). Hinzu kommen Lodovico Ariost, (neun Titel) und Autoren der späteren Zeit (Pietro Metastasio), Hofliteratur (Baldassare Castiglio- ne)176 sowie Hofkritik und Anstandslehren (Stefano Guazzo),177 Werke Niccolò Machiavellis

167 EC 38a, 38b 168 EC 250d, Vorbesitz Ministerialbibliothek 169 EC 96 170 EC 271 171 EC 9 172 EC 221 173 EC 185 174 E* 9. Datum der Schenkung 24. Dezember 1781. 175 F 9, Vorbesitz J. v. Müller 176 F 17 177 F 25 21 und von dessen Gegnern, Darstellungen zur Geschichte und Wörterbücher. Unter der spärli- cher vorhandenen spanischen Literatur ist Gaspar Gomez' Tercera parte de la tragicomedia de Celestina (Toledo 1539)178 zu erwähnen.

381 Titel weist die zu einem grossen Teil aus der Bibliothek von Johann Georg Müller stammende englische Literatur auf (Signatur G), darunter zwei aus dem 17. Jh, 124 aus dem 18. Jh, 255 aus dem 19. Jh. Sie umfasst philosophische Werke vor allem von Aufklärern, allen voran Alexander Popes. Sein Essay on Man ist in mehreren Ausg. und Sprachen vor- handen, darunter die französische Übersetzung von Friedrich August von Schleinitz (Helm- stedt 1749) 179 mit einem langen handschriftlichen Widmungsbrief des Übersetzers an die Schaffhauser Obrigkeit. Ebenfalls gut vertreten ist die schöne Literatur des 18. Jhs, mit mo- ralischen Wochenschriften, Romanen und Erzählungen, verschiedenen Milton- und Ossia- nausg., Übersetzungen ins Deutsche und Französische sowie einer grossen Anthologie der englischen Literatur, The Poets of Great Britain complete from Chaucer to Churchill (109 Bde Edinburgh 1777-1787).180 Zwei grosse Shakespeareausg. (23 Bde, Basel 1799-1802; 13 Bde, Zürich 1775-1782)181 stammen aus der Bibliotheca amicorum, die Schlegel-Tiecksche (7 Bde, Berlin 1797-1801)182 aus dem Besitz Johann Georg Müllers. Hinzu kommen Gram- matiken, Lehrbücher zur Konversation, Literaturgeschichten und ein winziges Kontingent geistlicher Literatur mit John Tillotsons Predigten (London 1710).183 Die Vergnügungen der Einbildungskraft (Berlin 1804)184 von Markus Akenside tragen eine Widmung des Überset- zers August von Rode an Johannes von Müller.

Zur französischen Literatur (Signatur H) zählen 375 Titel, zehn aus dem 16. Jh, 16 aus dem 17. Jh, 86 aus dem 18. und 263 aus dem 19. Jh, bezeichnenderweise ein paar weniger als zur englischen. Thematische Schwerpunkte bilden bei der Philosophie die Werke der bedeu- tenden Aufklärer, bei der schönen Literatur jene aus der Zeit des Humanismus, darunter von den Autoren der Pléiade (Clément Marot, Pierre Ronsard) und von François Rabelais in Ausg. des 16. Jhs, die Liebes- und Unterhaltungsliteratur, die Landlebendichtung, frühneu- zeitliche Literatur von und für Frauen, Fénelons Télémaque in verschiedenen Ausg. und Übersetzungen (fünf aus dem 18. Jh, drei des 19. Jhs, eine ohne Jahr) sowie Romane und Erzählliteratur des 18. und 19. Jhs, an dessen Anfang drei Werke der Adélaïde de Souza stehen. Die Palette der Gattungen und Themen wird erweitert durch Komplimentierbücher,

178 F 24 179 G 36, Album f 157. 180 G*5, da in einer foliantenförmigen Holzkiste aufbewahrt, Vorbesitz J. v. Müller (vgl. Familienbriefe, Brief 532), dann J. G. Müller. 181 G 44, 45, beide Bibliotheca amicorum 182 G 46, Vorbesitz J. G. Müller 183 G* 6 184 G 5 22 Hofliteratur (Castiglione in einer französischen Übersetzung von 1585;185 Julien Peleus, Le chevalier françois, o.O. 1606),186 eine Sammlung Henri Estiennes von zu Epigrammen ver- arbeiteten Sprichwörtern (o.O. 1594),187 eine Travestie von Voltaires Henriade (Amsterdam 1756),188 die Prophetien des Nostradamus (Lyon 1568),189 Grammatiken und Wörterbücher sowie wenige Briefsteller. Auffällig sind das Fehlen früher Ausg. der Werke Pierre Corneilles und die kaum vertretene Barockprosa (Honoré d'Urfé, L'Astrée, sechster Teil, 1626).190

Die kleine Sammlung von Werken der übrigen europäischen und der aussereuropäischen Literatur (Signatur J; 57 Titel, davon zwei aus dem 17. Jh, zehn aus dem 18. und 45 aus dem 19. Jh) enthält Übersetzungen aus dem Türkischen und aus Schrifttum entfernter asiati- scher Länder, historische Darstellungen und Abhandlungen über orientalische Sprachen, Ausgaben arabischer Dichtung,191 ein arabisches Florileg (Agapitus a Valle Flemmarum, Flo- res grammaticales arabici idiomatis, Padua 1687)192 und eine persische Grammatik.193

Die Signatur K steht für die Linguistik aller modernen Fremdsprachen und zählt 70 Titel (sie- ben aus dem 16. Jh, zwölf aus dem 17. Jh, 19 aus dem 18. Jh und 32 aus dem 19. Jh). Die Gruppe setzt sich zusammen aus Wörterbüchern (u.a. der illyrischen Sprache), sprach- und begriffsgeschichtlichen Abhandlungen, Sprachlehrbüchern und Grammatiken, insbesondere Hilfsmitteln für den Elementarunterricht, darunter Hans Jakob Redingers Latinisher Runs der Tücshen Sprachkwäl (Schaffhausen 1656),194 sowie Werken über die Aussprache (Theodor Beza) und einem Handbuch für Sekretäre (Nathanael Adam, Le secretaire françois, Lyon 1614).195 Franz Karl Alters Ueber die tagalische Sprache (Wien 1803),196 stammt aus der Bibliothek von Johannes von Müller, Mather Flints Prononciation de la langue angloise (Paris 1754)197 aus jener von Christoph Jezler.

Fast gleich stark vertreten wie alle modernen Philologien zusammen ist die Klassische Philo- logie, für welche der Buchstabe L steht und die 1'973 Titel zählt (668 aus dem 16. Jh, 350 aus dem 17. Jh, 481 aus dem 18. Jh, 474 aus dem 19. Jh). Die Auszählung nach Sprachen ergibt 1'133 lateinische, 409 deutsche, 192 griechisch-lateinische, 143 griechische, 47 fran- zösische, 27 italienische und 22 weitere Ausgaben in verschiedenen Sprachen und Sprach- kombinationen. Die in zahlreichen Ausg. des 16. Jhs fast vollständig vertretenen griechi-

185 H 15 186 H 27 187 H 48b 188 H 82 189 H 63 190 H 101 191 J 14, J 16 192 J 17 193 J 18 194 K 31 195 K 21 196 K 17 197 K 19 23 schen und römischen Autoren weisen auf die in Schaffhausen bis weit ins 19. Jh hinein rei- chende humanistische Tradition hin, zu deren Hauptrepräsentanten die Gebrüder Müller ge- hören. Die antike Kulturkunde, die sämtliche Sparten der griechischen und römischen Ge- schichte umfasst, ist ein Kernbestand und findet in anderen Deutschschweizer Bibliotheken vergleichbarer Größe keine Entsprechung. Untergruppen erlauben eine präzisere Kategori- sierung der Inhalte. In der ersten Untergruppe (LA) stehen Bibliographien (Johann Albert Fabricius), Enzyklopädien und Lexika, darunter Pierre Bayles Historisch-kritisches Wörter- buch für Dichterfreunde, eine Auswahl von Artikeln des Bayleschen Dictionnaire in deutscher Übersetzung (Lübeck 1780),198 Biographien klassischer Autoren, Einführungen in die Philo- logie und Schrifttum zur Geschichte der Wissenschaften in der Antike. Die zweite Untergrup- pe (LB) enthält Florilegien, weitere Nachschlagewerke, Aufsatzsammlungen klassischer Phi- lologen (Christian Gottlob Heyne; Friedrich August Wolf Vermischte Schriften und Aufsätze, Halle 1802,199 mit persönlicher Widmung an Johannes von Müller), Fachzeitschriften zur Al- tertumskunde und Schrifttum über verschiedene Themen antiker Kultur, von der Religion über die Baukunst bis zu den Naturwissenschaften und zur Münzkunde. LC versammelt Werke zur griechischen Grammatik (Erasmus von Rotterdam, Emanuel Chrysoloras, Jakob Gretser, Martin Crusius, Jakob Weller), Wörterbücher (Griechisch-Latein), Literatur über die Metrik und einzelne literarische Gattungen (z. B. das Epos). Erwähnenswert sind die Rudi- menta graecae linguae in usum gymnasii Scaphusiani (Basel 1648),200 Zeugnis der einhei- mischen humanistischen Schultradition. Unter LD befinden sich vornehmlich Werke zur Ge- schichte der griechischen Sprache und Literatur sowie über die antiken Wissenschaften und Künste. Scipio Maffeis Graecorum siglae lapidariae (Verona 1746)201 gehörten einst dem Leipziger Altphilologen Johann August Ernesti, auch vorhanden ist Christoph Martin Wie- lands Attisches Museum (6 Bde., Zürich 1796-1806).202 Unter LE sind vor allem Werkausg. des 19. Jhs und Textanthologien eingeordnet. Eine der mächtigsten Untergruppen ist LF, «Griechische Dichter». Allein von Homers Werken gibt es fünf Ausg. des 16. Jhs, dazu wei- tere vor allem aus dem 18. Jh, so die Übersetzungen von Johann Jakob Bodmer und Johann Heinrich Voss, die durch Homercharakteristiken wie etwa Robert Woods Versuch über das Originalgenie des Homer, a. M. 1773, 203 aus dem Besitz der Bibliotheca amicorum ergänzt werden. Auch die übrigen griechischen Klassiker (Euripides, Hesiod, Pindar, Sophokles) sind zum Teil mehrfach in frühen Ausg. vorhanden, die Hymnen des Synesius Cyrenaeus in einer Schaffhauser Edition (1657).204 In Sammelbdn. finden sich u. a. eine Ausg. von Melanchthons lateinischer Grammatik (Strassburg 1526) und eine Auswahl von

198 LA 13 199 LB 2 200 LC 45 201 LD 11 202 LD 29 203 LF 14 204 LF 74 24 Verhaltenslehren für Knaben (o.O. 1530), die Georg Pictorius zusammenstellte,205 und die Hymnen des Kallimachus, übersetzt von Karl August Kütner (Mitau 1773) mit den Neuen Gedichten (Mitau/Leipzig 1774)206 von Anna Louisa Karsch. Aufmerksamkeit verdienen die Epicae elegiacaeque minorum poetarum gnomae graece et latine (Frankfurt a.M. 1591),207 die zuletzt Johann Georg Müller gehörten, zuvor u. a. Heinrich Bullinger (1566-1611), einem gleichnamigen Enkel des Zürcher Reformators. Unter den griechischen Prosaisten (LG) ste- hen neben Geschichtsschreibern (Herodot, vor allem in Ausg. des 19. Jhs) und Geographen die Viten Plutarchs, auch in französischen und italienischen Übersetzungen des 16. Jhs, Jo- hannes Reuchlins Scenica progymnasmata (Pforzheim 1508)208 und einige von Johann Scheffer in Strassburg herausgebrachte Editionen griechischer Autoren. Unter den griechi- schen Philosophen (LH) fallen Übersetzungen des Zürcher Theologen und Schriftstellers Johann Georg Schulthess (1724-1804) und Editionen seines Landsmanns, des Verlegers Johann Conrad Orell (1714-1785), auf, weiter Karl Morgensterns Kommentar zu Platos Staat (Halle 1794)209 mit einer persönlichen Widmung des Autors an Johannes von Müller, Platos Dialoge (3 Bde, Berlin 1802-1806),210 die der Herausgeber, Ludwig Friedrich Heindorf, dem- selben handschriftlich zueignete, sowie Aristotelesausg. und -kommentare. LJ umfasst die griechischen Redner (u. a. Isocrates, Demosthenes), LK Grammatiker und Verfasser rhetori- scher Werke (Hermogenes).

Neben den zum Teil frühen Ausg. römischer Autoren sind in der Untergruppe LL Grammati- ken und Sprachlehren von Humanisten (Nicodemus Frischlin, Philipp Melanchthon, Jakob Pontanus, Julius Cäsar Scaliger, Johannes Sturm und Lorenz Valla) und einige wenige in Schaffhausen erschienene und verwendete Kompendien vorhanden. Unter der Signatur LM finden sich Werke über römische Antiquitäten (vor allem Inschriften und Medaillen), unter LN Bibliographien und Florilegien (Jan Gruter), unter LO die Dichter. Ovids Lieder der Liebe (Leipzig 1789)211 tragen einen handschriftlichen Vermerk Johann Georg Müllers, dass ihm das Buch vom Übersetzer Ernst Ludwig Posselt geschenkt wurde, eine Statiusausgabe (Lei- den 1616)212 trägt einen Besitzvermerk des Strassburger Späthumanisten Matthias Berneg- ger (1582-1640). Lucans Pharsalia (London 1720)213 liegen auch in englischer Übersetzung vor. Unter den römischen Prosaschriftstellern (LP) ist auf Machiavellis Discorsi sopra la pri- ma deca di Tito Livio (Venedig 1554),214 die zahlreichen Tacituseditionen und -über

205 LF 92 206 LF 87 207 LF 31b 208 LC 61c 209 LH 13 210 LH 28 211 LO 79. «Ex libris Joh. Georgii Müller». Die gedruckte Widmung, datiert Karlsruhe, 6. März 1789, ist an Johannes Müller gerichtet. 212 LO 101 213 LO 105 214 LP 23 25 setzungen (u.a. Amelot de la Houssaie),215 Cornelius Nepos in Englisch (London 1677, aus dem Vorbesitz Johann Georg Müllers)216 sowie auf eine Suetonausg. (Genf 1595)217 mit handschriftlichem Schenkungsvermerk des Herausgebers Isaac Casaubonus (1579-1614) an einen «J. A. Saraceno medico practico» hinzuweisen; später gehörte derselbe Band Jo- hann Ludwig Seiler.218 Bei den lateinischen Rednern (LQ) steht erwartungsgemäss Cicero mit insgesamt 35 Titeln des 16. Jhs und nur zwei des 17. Jhs an erster Stelle. Erwähnens- wert sind auch in dieser Gruppe verschiedene Strassburger Ausg. Vereinzelte Sammelbde. enthalten Werke aus der Zeit des Humanismus, so von Melanchthon die Compendiaria dia- lectices ratio (Leipzig 1501), von Jakob Locher ein Rhetoriklehrbuch (Strassburg 1518) und von Hieronymus Cingularius einen Briefsteller (Wittenberg 1515).219 LR vereinigt die neula- teinische Literatur, die von Werken der Humanisten des 16. Jhs (sehr zahlreich Erasmus von Rotterdam), Emblembüchern, humanistischen Poetiken (Hieronymus Vida, Georg Fabricius) und Rhetoriken des (frühen) 17. Jhs (Valentin Thilo), Sammlungen von Dissertationen (Jo- hann Heinrich Boecler, Christoph Cellarius) und Reden, darunter einzelnen Leichenreden, Jesuitendichtungen (u.a. Jakob Balde), Hofliteratur (Daniel Eremita) und Werken zur Adels- erziehung sowie philosophischen Abhandlungen (Justus Lipsius) bis zu vereinzelt vorkom- mender Rechtsliteratur und Schriften radikaler Pietisten (Johann Wilhelm Petersen) reicht. Wichtige Vorbesitzer sind, wie bei der griechischen Literatur, neben Wolfgang Keller und dem Schaffhauser Pfarrer Elias Murbach (†1605), der aus Antwerpen gebürtige Paul Jenisch (1558-1647), Musiker an der herzoglichen Kapelle in Stuttgart, ein nicht näher bekannter Zacharias Frank und der Schaffhauser Bibliothekar und Schulvisitator Georg Friedrich Im Thurn (1747-1799). Die Meletematum piorum libri VIII (Frankfurt a.M. 1595)220 wurden vom Verfasser Paul Schede (Melissus; 1539-1602) dem Landgrafen von Stühlingen, Maximilian, Erbmarschall zu Pappenheim (1580-1639), geschenkt, Michael Denis' Literarischer Nachlass (2 Teile, Wien 1801/1802)221 vom Herausgeber Joseph Friedrich Freiherr von Retzer Johann Georg Müller und die Predigtlehre (Basel 1536)222 des Erasmus von Rotterdam vom Zürcher Grossmünsterstift 1538 einem Rochus Rickenmann, bevor Elias Murbach sie 1583 in seinen Besitz nahm. Die Werke der Olympia Fulvia Morata (Basel 1562)223 waren ein Geschenk des Basler Humanisten und Piemonteser Glaubensflüchtlings Caelius Secundus Curio (1503- 1569) an einen seiner Schüler. LS umfasst Literatur zu Mythologie und Archäologie, über einzelne Kulturleistungen der Alten Welt (z. B. die Hieroglyphen und die bildende Kunst), L*

215 LP 62b 216 LP 79c, Vorbesitzer J. G. Müller 217 LP 85 218 J. L. Seiler: identisch mit Album, f 11? Sueton wird dort nicht erwähnt. Vgl. Album, f 51 «Hr. Hans Ludwig Seyler, der Jünger.»; auch dort kein Sueton erwähnt. 219 LQ 110 220 LR 95 221 LR 100 222 LR 84. 1563 oder 1583? 223 LR 151 26 eine grosse Zahl von Folioformaten, hauptsächlich Wörterbücher und Glossare, weitere Ausg. antiker Autoren (Flavius Josephus), frühe Geschenke an die Bibliothek, so eine Plu- tarchausg. (2 Bde, Frankfurt a. M. 1620),224 und Quellensammlungen wie das Corpus histori- ae Byzantinae (Frankfurt a. M. 1568)225 aus dem Vorbesitz Tobias Holländers.

Die Sachgruppe Recht (Signatur M) zählt 2'290 Titel (zwei Inkunabeln, 264 Titel aus dem 16. Jh, 872 aus dem 17. Jh, 688 aus dem 18. Jh und 464 aus dem 19. Jh). Die Zählung nach Sprachanteilen ergibt 1'379 lateinische, 826 deutsche, 75 französische, sieben englische und drei italienische Titel. Die Bibliothek besitzt eine Sammlung von rund 900 frühneuzeitlichen juristischen Dissertationen, hauptsächlich aus der zweiten Hälfte des 16. und aus dem 17. Jh, besonders zahlreich von den Universitäten Frankfurt a. d. Oder (Samuel Stryk), Heidel- berg, Helmstedt (Hermann Conring), Leiden, Strassburg (Matthias Bernegger), Tübingen und Utrecht. In den Sammelbänden der Signatur MA finden sich auch andere Kleinschriften, so Akademie- und Leichenreden (Tübingen, letztes Viertel des 16. Jhs), vereinzelt fachfremde Werke aus verschiedenen Gebieten der Philosophie (Pneumatologie, Physik), sowie der ge- lehrten Hodegetik und sogar eine Schrift (Philipp a Gabella, Kassel 1615) mit der Confessio der Rosenkreuzer im Anhang.226 Ebenfalls in der Untergruppe MA finden sich diverse Nach- schlagewerke, juristische Kompendien, Enzyklopädien, Handbücher, insbesondere für Nota- re und andere Beamte, Serienpublikationen zur Verfassungs- und Politikgeschichte, darunter die Neue europäische Staats-cantzley (39 Teile, Ulm/Frankfurt a.M./Leipzig 1761-1775) von Anton Faber,227 weiter staatsphilosophische Schriften von Johannes Bodinus über Hierony- mus Cardanus und Thomas Hobbes (De cive, Amsterdam 1696)228 bis zu den französi- schen Aufklärern, Lehrbücher der Politik (Bartholomäus Keckermann) sowie Publikationen zur Staatsräson und Utopien (Thomas Morus). Die Bestände zum Naturrecht setzen ein mit den Klassikern des Natur- und Völkerrechts (Hugo Grotius, Samuel Pufendorf, Christian Thomasius) und weiteren Kompendien des 17. Jhs (Johann Joachim Zentgraf).229 Das 18. Jh ist mit den natur- und völkerrechtlichen Publikationen Christian Wolffs,230 Etienne-Gabriel Morellys Code de la nature (Paris 1755) sowie mit Werken zur Kameralistik und zum Poli- zeiwesen vertreten. Eine Nürnberger Polizeiordnung geht auf das Jahr 1572 zurück, eine Genfer Akademierede von Alexander Morus (1616-1670) über den Frieden (o.J.) wurde vom Verfasser dem Berufskollegen Johannes Deodatus (1576-1649) zugeeignet. MB steht für Staatsökonomie und Politik, für weitere kameralistische Literatur, Wirtschaftslehre (Adam Smith in vielen Ausg. und Sprachen), Finanzpolitik, Bevölkerungslehre (Thomas Robert

224 L*a 58, Schenkungsvermerk von Karl Ludwig Oschwald, 1644, Spiegelblatt vorne, in beiden Bän- den. 225 L*a 81d 226 MA 1/19, Nr. 10 227 MA 42 228 MA 23, Vorbesitzer J. v. Müller 229 MA 89. Vorbesitz Ch. Jezler 230 MA 80, MA 96, beide Vorbesitz Ch. Jezler 27 Malthus), Statistik und Literatur zur sozialen Frage. Erwähnenswert ist das von Heinrich Hoffmann unter dem Pseudonym Peter Struwwel veröffentlichte Handbüchlein für Wühler (Leipzig 1848).231 Von Christoph Jezlers Interesse für Fragen von Politik und Wirtschaft zeugt der Besitz von Johann Heinrich Gottlob von Justis einschlägigem Lehrwerk232 und Jo- hann Georg Büschs Abhandlung von dem Geldsumlauf (Hamburg/Kiel 1780).233 In der Un- tergruppe «Deutsches Staatsrecht» (MC) sind hauptsächlich Werke zum Jus publicum und zur Reichsgeschichte, wiederum von Johann Jakob Moser, kaiserliche Wahlkapitulationen (aus dem Vorbesitz Johannes von Müllers) und Erläuterungen zu einzelnen Gesetzen und kaiserlichen Erlassen (Goldene Bulle) untergebracht. Das «Römische Recht» (Signatur MD) umfasst frühneuzeitliche Ausg. der Institutionen und Pandekten, von Johann Althusius die Iurisprudentiae romanae libri II (Basel 1589)234 sowie einen Sammelband mit um die Mitte des 19. Jhs an Mörder und andere Verbrecher gerichtete Standreden.235 Dem Zivilrecht (Signatur ME) zugeordnet sind das Personenrecht, das zahlreich vorhandene Prozessrecht, das Feudalrecht, Fürstenspiegel und andere Schriften zur höfischen Politik, Werke von Ma- chiavelli und seinen Gegnern, Abhandlungen zu Einzelthemen (Frage der Präzedenz, Folter und Todesstrafe), Literatur über Rechtsaltertümer, die Jagd und einzelne Institutionen (Reichskammergericht), Gesetzbücher (Code civil) und Beschreibungen von Rechtsfällen (François Gayot de Pitaval, Causes célèbres, 22 Bde, Den Haag 1747-1752).236 Das Kir- chenrecht beider Konfessionen (Signatur MF) setzt sich aus Publikationen deutscher Früh- aufklärer (Christian Thomasius, Justus Henning Böhmer), Schriften über das Verhältnis von Staat und Kirche und der Bischöfe zum Papst sowie über das Zölibat, die Religionsfreiheit (19. Jh) und den Patriotismus zusammen. Hier findet man auch den Papismus protestantium vapulans (o.O. 1698)237 des radikalen Pietisten Johann Konrad Dippel und das seltene, unter dem Pseudonym «Lucius Antistius Constans» publizierte De jure ecclesiasticorum liber sin- gularis (Amsterdam 1665) von Spinoza.238 Unter den Folioformaten (Signatur M*) aufgestellt sind Sammlungen von Rechtsentscheiden (Consilia et responsa), Reichsabschieden und Erlassen französischer Könige, Werke zum Recht einzelner deutscher Territorien (Sachsen, Baden, Württemberg) und einzelner Städte (Lübeck), Gerichtsordnungen, Werke zu Stan- desprivilegien des Adels, zur Rechtsordnung des Westfälischen Friedens, zum Bergrecht und zur Methodik des Rechts (Nikolaus Vigelius). Als Vorbesitzer der zweiten Hälfte des 16. Jhs tritt wiederholt ein Schreiber namens Ulrich Keller in Erscheinung.239 Literatur aus

231 MB 109 232 MB 1 233 MB 23 234 MD 27 235 MD 39. Einband aus den 1950er Jahren. Kein Vorbesitz ersichtlich. 236 ME 98 237 MF 24 238 MF 41 239 Beispiele! 28 deutschsprachigen katholischen Ländern und von katholischen Vorbesitzern ist selten. Eine Ausnahme bildet das Werk De iurisdictione, autoritate et praeeminentia imperiali, herausge- geben von Simon Schard (Basel 1566),240 aus dem Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen.

Unter den Signaturen NA-NM und N* sind 2'976 Schriften und Periodika zur Theologie und den Religionswissenschaften versammelt (1'268 aus dem 16. Jh, 310 aus dem 17. Jh, 493 aus dem 18. Jh, 905 aus dem 19. Jh). Die Feingliederung der Signatur und ein genauerer Einblick in die – zum Teil fachfremden – Bestände erlauben, bis zu einem gewissen Grad, einen Vergleich mit der Ministerialbibliothek. So fällt auf, dass die heterodoxe Literatur (Theosophie, mystischer Spiritualismus, Prognostik und eschatologische Spekulation, radika- ler Pietismus) sich in der Stadtbibliothek befindet, während die Ministerialbibliothek als theo- logische Fachbibliothek kaum mystisch-spiritualistisches Schrifttum aufweist.

Unter den Signaturen NEa, NEb, NEc und NF finden sich 204 Ausg. der Bibel oder von Tei- len davon sowie exegetische Literatur und Bibelkommentare: 64 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 57 aus dem 18. Jh und 65 aus dem 19. Jh. Erwähnenswert sind Werke über die hebräische Sprache und über hebräische Altertümer, über Bibelpoesie, Johann Andreas Ei- senmengers Polemik gegen die Juden (Königsberg 1711),241 die vom Schaffhauser Refor- mator Johann Konrad Ulmer (1519-1600) verfassten und vom Zürcher Pfarrer Hartmann Sprüngli (1558-1614) ins Lateinische übersetzten Predigten über das Abendmahl (De sac- ramento coenae dominicae homiliae V, Zürich 1601),242 ein Geschenk des Übersetzers an Elias Murbach, Christian Knorr von Rosenroths Kabbala denudata (2 Bde, Sulzbach 1677 und 1684),243 ein Geschenk des Schaffhauser Arztes Johann Jakob von Meyenburg (1665- 1717), sowie die Quinque libri legis (Paris 1543),244 eine hebräische Bibelausg., die nachein- ander Johann Jakob Steinbrüchel (1729-1796), Johann Rudolf Freitag (1728-1786), Johann Kaspar Lavater (1741-1801) und schliesslich Johann Georg Müller gehörten. De creatione problemata XXX (Amsterdam 1635)245 von Menasseh ben Israel gehörte ursprünglich dem Hildesheimer Superintendenten Jakob Friedrich Reimmann (1668-1743), dann Johann Gott- fried Herder, schliesslich nach dessen Tod Johann Georg Müller. Exegetische Literatur von Reformatoren (, Johannes Calvin und Ulrich Zwingli) und deren Nach- folgern sowie von Humanisten (Erasmus, Melanchthon) ist zahlreich vorhanden. Einzelne Werke Oekolampads gehörten einst der Ministerialbibliothek und scheinen im 19. Jh den

240 M* 148 241 NE 33 242 NK 174 243 NEc 134. Datum der Widmung in Bd 1: 1715. 244 NEa 1. Eintrag J. G. Müller, November 1789. 245 NEc 131. Eintrag J. G. Müller, datiert 1805. 29 Besitzer gewechselt zu haben.246 Der Zürcher Antistes Johann Jakob Hess (1741-1828) ist mit 21 Titeln vertreten.

113 Titel betreffen die patristische Literatur (Signatur NC) und Autoren des Mittelalters wie der neueren Zeit (Signatur ND) – Quellen und Darstellungen (57 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 22 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh). Von den meisten Kirchenvätern be- sitzt die Bibliothek Ausg. des 16. Jhs. Hinzu kommen Väteranthologien und, in einem Sam- melband, eine Ausg. der Rhetorik des Aristoteles (Basel 1534).247 Von den Autoren des Mit- telalters ist Petrus Lombardus mit einer Ausg. der Sentenzen (Löwen 1556; Vorbesitz Wolf- gang Keller),248 von den späteren Jan Hus mit seinem Werk zu erwähnen (3 Bde, Strassburg um 1524).249 Mit Kirchen- und Religionsgeschichte (Signaturen NGa und NGb) befassen sich 190 Werke (sieben aus dem 16. Jh, 16 aus dem 17. Jh, 28 aus dem 18. Jh und 139 aus dem 19. Jh). Von diesen behandeln einige einzelne Glaubensrichtungen (Waldenser, Täufer) und Weltanschauungen (Freimaurer), andere behandeln die Bibelgesellschaften des 19. Jhs und das Verhältnis der Kirchengeschichte zu bestimmten Wissenschaften (Jurisprudenz). Er- wähnenswert ist die isländisch-lateinische Editio princeps der mittelalterlichen Kristni-Saga (Kopenhagen 1773),250 aus dem Vorbesitz Johann Georg Müllers. Vorhanden sind auch Auszüge einer Übersetzung des Korans (Weissenfels/Leipzig 1798).251 Vereinzelte Publikati- onen dieser Sachgruppe gehörten einst der Ministerialbibliothek. Nur 105 Titel (24 aus dem 16. Jh, sieben aus dem 17. Jh, 22 aus dem 18. Jh, 52 aus dem 19. Jh) entfallen auf die Dogmatik (NA, NHa). Hierunter befinden sich Wegleitungen zum Theologiestudium, Biblio- thekskataloge (Jakob Friedrich Reimmann),252 Schriften zur Atheismus- und Deismuskritik, zu wichtigen Ereignissen der Kirchengeschichte (Synode von Dordrecht), zu den theologi- schen Loci communes (Melanchthon), erneut zur Geschichte einzelner religiöser Denk- und Bekenntnisrichtungen (Chiliasmus, Mennoniten) sowie zu religionspädagogischen Themen und dogmatischen Einzelfragen (Trinität, Angelographie). Das Exemplar von De angelis an- gelicoque hominum praesidio (Zürich 1595) des Zürcher Theologen Johann Wilhelm Stucki war ein Geschenk des Autors an Maximilian von Pappenheim.253 Die Abteilung Kontrovers- theologie (NI) zählt 132 Titel: 10 aus dem 16. Jh, je vier aus dem 17. Jh und dem 18. Jh, 114 aus dem 19. Jh, darunter die Bridgewater-Bücher (9 Bde in 7 Teilen, Stuttgart 1836-1838).254 An gedruckten Predigten finden sich unter der Signatur NK 124 Titel (zehn aus dem 16. Jh,

246 NF 33 (alte Signatur E.10), NF 54, NF 82 (alte Signatur E.11). NF 37b und NF 100 sind Altbestand Bürgerbibliothek. 247 NC 35. Zusammengebunden mit Arnobius, Commentarii in psalmos, Basel 1537, Vorbesitz Wolf- gang Keller. 248 ND 2 249 ND 13 250 NGb 132 251 NGa 34 252 NA 9. 2 Bde, Hildesheim 1731, 1739. Vorbesitz N. N. und J. G. Müller. 253 NHa 278. Widmung datiert 9. April 1595. 254 NI 210 30 vier aus dem 17., 23 aus dem 18. und 87 aus dem 19. Jh), darunter solche von Nikolaus Ludwig Zinzendorf und die Sermons de circonstances (Vevey 1816),255 ein Geschenk des Verfassers Philippe Bridel.

Die Moral- und Erbauungsliteratur (NHb) zählt 45 Werke, zwei aus dem 16., fünf aus dem 18., 38 aus dem 19. Jh, darunter die Abhandlung des Freiherrn Adolf von Knigge Ueber Ei- gennutz und Undank (Frankfurt/Leipzig 1796)256 und Der unbekante Schatz (Schaffhausen 1738)257 des Berner Pietisten Samuel Lutz. Katechese und Liturgie sind in einer Mischgruppe zusammengefasst (NL), die auch eine grössere Anzahl Werke zur Pädagogik (Ulrich Zwingli, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Johann Friedrich Herbart) und zum Schulwesen (Mädchen- und Landschulen) einschliesst. Insgesamt zählt die Signatur 193 Titel, 20 aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17., 81 aus dem 18., 80 aus dem 19. Jh. Den Schwerpunkt bilden Kirchengesangbücher, auch aus Pietisten- und Herrnhuterkreisen, wie die Psalmodie de l'eglise des freres (Basel 1766), aus dem Besitz Johann Georg Müllers, früher Georg Fried- rich Im Thurns, der sie 1771 in Herrnhut von seiner Tante Agnes Guiller-Im Thurn erhalten hatte.258 Sie werden ergänzt durch Psalmenübersetzungen (Clément Marot und Theodor Beza),259 Hymnen und Bibeldichtungen in englischer Sprache, herausgegeben von John und Charles Wesley (London 1739),260 Vaterunser-Erklärungen und Katechismen. Eine Rarität ist Das dritt Byechlin der geystlichen Gsäng von Michael Weysse (Strassburg 1536).261

Nicht weiter aufgeschlüsselt werden können weitere 1'870 theologische Schriften. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Kleinschriften, die unter der Signatur NB in Sammelbänden zu- sammengefasst sind, die verschiedenartige Theologica enthaltende Gruppe NM sowie um die unter der Signatur N* aufgestellten Grossformate. Eines der bedeutendsten Kontingente bilden die 1'074 Titel des 16. Jhs, meist Kleinschriften, zu denen einzelne sachfremde Werke aus derselben Epoche hinzukommen, so als Rarität Adrian Süssemundts Wetterbüchlein (Leipzig 1594).262 Zwei Sammelbände waren einst im Besitz des in der Reformationszeit auf- gehobenen Augustinerchorherrenklosters St. Martin am Zürichberg.263 Aus dem 17. Jh stammen nur 231, aus dem 18. 251 und aus dem 19. Jh 314 Titel. Das frühneuzeitliche Kleinschrifttum umfasst Streitschriften, auch gegen die Täufer, Predigten des 16. bis 18. Jhs, auch katholischer Herkunft, Dissertationen, vor allem aus Tübingen, zahlreiche Lauinger Drucke, Theaterstücke (Nicodemus Frischlin), Reden und mystisch-spiritualistische Traktatli-

255 NK 92 256 NHb 119 257 NHb 3 258 NL 150. Der Gatte ist Heinrich Giller (1701-1764) von St. Gallen. Vgl. HBLS Bd. 3, S. 516, wo Agnes Giller erwähnt ist. 259 NL 119 260 NL 135 261 NL 145a 262 NB 3/23, Nr. 4 263 NB ??? 31 teratur, auch von Philadelphiern (Jane Leade) und Pietisten, und politische Pamphlete. In dieser Grossgruppe findet sich der Hauptteil der übrigen heterodoxen Literatur, Werke Se- bastian Francks, Jakob Böhmes, Valentin Weigels und radikaler Pietisten, Johann Plaustra- rius' Wunder- und Figürlich Offenbahrung (o. O. 1621),264 ein Band mit Schriften Johann Va- lentin Andreaes,265 ebenfalls ein Geschenk Herders an Johann Georg Müller, und Gottfried Arnolds Vitae patrum (Halle 1718),266 die einst Johann Kaspar Lavater gehörten. Derselbe eignete Johann Georg Müller die anonym erschienene Auswahl der Lehren und Thaten Jesu von Johannes Frey (Basel 1790)267 mit einer handschriftlichen Widmung zu. Unter den Foli- anten (N*) finden sich Werke aus allen theologischen Sachbereichen, von der Patristik und der Exegese über die Kontroverstheologie (Antisozinianismus) und Mystiktheologie (Christi- an Hoburg) bis zur Erbauungsliteratur und zur Schaffhauser Ausg. von Gottfried Arnolds Un- partheyischer Kirchen- und Ketzer-Historien (3 Bde, 1740-1742),268 im weiteren Bibeln, Cal- vinausg. des 16. Jhs und selbst katholische Ordensliteratur, so die Beschreibung der Kapu- zinerprovinzen und -klöster von Johannes a Moncalieri (Mailand 1712).269 Petrus Galatinus' De arcanis catholicae veritatis (Basel 1561)270 gehörte u. a. dem Franziskanerkloster in Of- fenburg, dann Zacharias Konrad Uffenbach (1683-1734), seit 1815 schliesslich Johann Ge- org Müller. Als Vorbesitzer von Theologica kommen neben letzterem oft Paul Jenisch, Wolf- gang Keller und Elias Murbach vor, weit seltener der ebenfalls bereits erwähnte Genfer Theologe Johannes Deodatus. Unter der Signatur NM findet sich die im Verlag des refor- mierten Schaffhausers Friedrich Benedikt Hurter (1821-1868) produzierte, für ein katholi- sches Publikum bestimmte Literatur.

Die Pädagogik, die, wie erwähnt, zum Teil zur Theologie gestellt wurde (Signatur NL), bildet zum anderen Teil unter der Signatur NN ein Anhängsel zur Theologie: Es handelt sich um 90 Titel, davon einen aus dem 17. Jh (Kurz verfasste Schreib-Kunst, Schaffhausen 1660),271 drei aus dem 18. Jh und 86 aus dem 19. Jh, vorwiegend aus dessen zweiter Hälfte: Beiträge zur Geschichte des Schulwesens deutscher Länder, Lehrbücher verschiedener Fächer (Rechnen, Geographie), Ausg. pädagogischer Klassiker und eine Sammlung von Volkslie- dern herausgegeben von Johann Meier, Lehrer in Stein am Rhein (Schaffhausen 1857).272

Eigene, mit O beginnende Signaturen besetzen Philosophie, Esoterik, frühe Psychologie und Verwandtes. Die Abteilung umfasst 625 Titel, 77 aus dem 16. Jh, 66 aus dem 17. Jh, 223 aus dem 18. Jh und 259 aus dem 19. Jh. Es handelt sich um Werke zur Philosophiege-

264 NB 3/35 265 NB 3/47 266 NM 20. Vorbesitz Rudolf Freytag. Neuerwerbung nach 1933. 267 NB 3/66, Nr. 14 268 N* 106. Geschenk des Druckers und Verlegers Emanuel Hurter. Album f 135 269 N* 116. Altbestand der Bürgerbibliothek, kein Vorbesitz ersichtlich. 270 N* 163 271 NN 24. Kein Vorbesitz ersichtlich. Restaurierung Rettenmund. 272 NN 58 32 schichte, Lehrbücher zu philosophischen Disziplinen (Rhetorik, Logik, Metaphysik und Na- turphilosophie, wenige zur Ethik), vereinzelt um Fachwörterbücher und -zeitschriften sowie um Utopien (Ludwig Ernst von Farmond resp. Philipp Balthasar Schütz).273 Von den Huma- nisten vertreten sind vor allem Melanchthon, aus der späteren Zeit selten Aristoteliker wie der Tübinger Philosophieprofessor Jakob Schegk, ferner Francis Bacon, Herbert von Cher- bury, Thomas Hobbes und (Montaltus). Einen wichtigen Platz nehmen Des- cartes und seine Anhänger (Johann Flender) ein, wohl auch weil die cartesianische Philoso- phie am Schaffhauser Collegium humanitatis unterrichtet wurde, was auch das vom Duis- burger Cartesianer Johann Clauberg abhängige Lehrbuch Johann Peyers, die Logica Clau- bergiana contracta (Schaffhausen 1711),274 zeigt. Ähnliches gilt für die Logik des Thomasia- ners Johann Franz Budde, von der 1727 in Schaffhausen eine Zusammenfassung von Rek- tor Johann Heinrich Hurter (1673-1745) erschien.275 Die Hauptwerke des Altdorfer Physikpro- fessors und Eklektikers Johann Christoph Sturm sind ebenso vorhanden wie einzelne Schrif- ten von Nikolaus Taurellus, Pierre Charron, des reformierten Pietisten Pierre Poiret, des Bi- schofs Johann Michael Sailer, einem Briefpartner von Johann Georg Müller, und verschiede- ner Jesuiten (u.a. Athanasius Kircher, Kaspar Schott). Am besten vertreten sind Publikatio- nen in der Nachfolge von Leibniz' Theodizee (Wilhelm Derham), Christian Wolffs und von seinen bekanntesten Schülern (Alexander Gottlieb Baumgarten, Friedrich Christian Baumeis- ter, Georg Bernhard Bilfinger und Ludwig Philipp Thümmig), Werke von Isaac Newton sowie Ausführungen Dritter über die Newtonsche Philosophie. Aus späterer Zeit liegen Schriften Johann Heinrich Lamberts, von Schweizer Aufklärern (Isaac Iselin, Johann Heinrich Meister), des Popularphilosophen Christian Garve (aus der Bibliotheca amicorum) sowie von Imma- nuel Kant vor. Friedrich Heinrich Jacobi ist mit vierzehn Titeln vertreten; die Schrift David Hume über den Glauben (Breslau 1787)276 trägt eine persönliche Widmung an Johannes von Müller, Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung (Leipzig 1811)277 erhielt Johann Georg Müller vom Verfasser geschenkt. Im Grenzbereich der Pädagogik ist die philanthropi- sche Literatur (Johann Bernhard Basedow) anzusiedeln. Unter den Occulta (Untergruppe OC) finden sich Publikationen zur Alchemie, Magie und Astrologie, darunter Johann Conrad Dippels Analysis cramatis harmonici (o.O. 1729),278 und das «Traumbuch» des Artemidorus von Daldis (Basel 1544).279 Das Schaffhauser Exemplar war, wie zwei andere hier erwähnte Werke, einmal im Besitz des Breslauer Bischofs Peter Albert (1557-1600) und dann der Kreuzlinger Augustinerchorherren, denen der aus Radolfzell gebürtige Kirchenmann seine

273 Ludwig Ernst von Farmond Pseud. für Philipp Balthasar Schütz. Beide Autoren kommen im AK nicht vor. 274 OA 49 275 OA 134 276 OA 69 277 OA 71 278 OC 14. Vorbesitz J. G. Müller 279 OC 2 33 Bibliothek testamentarisch vermachte.280 Rund 50 philosophische Werke, vor allem von Auf- klärern, stammen aus der Bibliothek Christoph Jezlers. Wie in den anderen Sachgruppen repräsentieren die Grossformate (O*) eine Vielfalt an Themen und literarischen Genres: Emblembücher (Philipp Picinelli), Unterrichtswerke (zu Kompendien des Strassburger Hu- manisten Johann Sturm), Florilegien und mystische Literatur, so Anton Maria Schyrleus de Rheita Oculus Enoch et Eliae (Antwerpen 1645).281 Die Theses ex universa philosophia con- tentiosa et experimentali selectae (Strassburg 1716)282 des Jesuiten Jakob Laurans waren ein Geschenk des Verfassers an Johann Jakob von Meyenburg, später Eigentum von des- sen Sohn Martin, Johann Bodinus' Universae naturae theatrum (Frankfurt a.M. 1597)283 ge- hörte ebenfalls den erwähnten Kreuzlingern Augustinerchorherren, die Verae alchemiae ar- tisque metallicae citra aenigmata doctrina (Basel 1561)284 widmete der Verfasser, der Basler Arzt und spätere Marburger Medizinprofessor Wilhelm Gratarolus (1516-1568), handschrift- lich dem Paracelsisten Adam von Bodenstein (1528-1577), Leibarzt des Kurfürsten von der Pfalz. Insgesamt sind fünf Paracelsus-Ausg. aus dem 16. und 17. Jh vorhanden. Schliesslich ist auf eine Anzahl spiritistischer Publikationen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs hinzuwei- sen.

Die universale Ausrichtung bereits der frühneuzeitlichen Stadtbibliothek zeigt sich eindrück- lich in der grossen Sammlung medizinischer Werke (Signatur P), die durch die Übernahme der Bibliothek der Medicinisch-chirurgisch-pharmazeutischen Gesellschaft Schaffhausen noch einmal beträchtlich vermehrt wurde. Insgesamt handelt es sich um 1'275 Titel, 198 aus dem 16. Jh (darunter Arzneilehren in deutscher Sprache), nur 118 aus dem 17. Jh, 218 aus dem 18. und 741 aus dem 19. Jh. Sämtliche Gebiete der Medizin sind vertreten: Anatomie und Chirurgie mit Tafelwerken, die Gynäkologie (vor allem erstes Viertel des 19. Jhs), Diag- nose (z.B. Urinschau) und Prophylaxe, die Beschreibung einzelner Krankheiten und deren Bekämpfung (Pestbücher des 16. Jhs, Spezialisierung und neue Formen der Therapie im 19. Jh), die Lehre der Körpersäfte und Sekrete, nur wenige Publikationen über Geisteskrankhei- ten, ein grosser Büchervorrat über Apotheken, Pharmazie und Toxikologie, Pharmakopöen verschiedener Städte und Länder (Strassburg, Edinburgh, Bayern, Baden-Württemberg, Preussen, Schweiz) sowie Werke zur Herstellung von Medikamenten im Allgemeinen (Vale- rius Cordus, Pharmacorum conficiendorum ratio, Nürnberg 1551).285 Im weiteren finden sich Publikationen über das Berufsbild des Arztes, zu Frauen- und Kinderkrankheiten, zur Zahn-

280 De iurisdictione …, Basel 1566, M* 148; Artemidorus, Basel 1544, OC 2; Beuther, Animadversio- num … liber, Strassburg 1593, VA 15. Bodinus, Universae naturae theatrum, Frankfurt 1597, OA 31, gehörte ebenfalls Kreuzlingen. Alle Kreuzlinger Besitzeinträge sind von derselben Hand. Mit Ausnah- me von M* 148 scheinen alle Exemplare lange vor 1800 in die Bürgerbibliothek gekommen zu sein. 281 O* 8 282 OB 31 283 OA 31 284 O* 10 285 P 32 34 heilkunde (John Hunter, Natürliche Geschichte der Zähne und Beschreibung ihrer Krankhei- ten, übers. aus dem Englischen, Leipzig 1780)286 und zur Medizingeschichte, vereinzelt Kräuterbücher, darunter Johann von Cubas Herbary oder Krüterbuch (Strassburg 1507),287 zur Balneologie sowie über Spitäler und das Sanitätswesen. Hinzuweisen ist auf ältere Schriften zum Veterinärwesen, insbesondere zur Pferdezucht,288 über Pferdekrankheiten (Gregor Zechendorfer)289 und sogar über die Reitkunst mit Johann Melchior Maders Equestria sive de arte equitandi libri duo (Segoduni [Ort auf deutsch?] 1621).290 Medizini- schen Randgebieten gehören vereinzelte Schriften über Alchemie und die Destillierkunst (Konrad Khunrath) sowie Physiklehrbücher an. Ehrenfried Walter von Tschirnhausens Logik, Medicina mentis (Leipzig 1695), ist mit dessen am selben Ort und im selben Jahr erschiene- nem medizinischem Lehrbuch, Medicina corporis,291 zusammengebunden. Unter den Gross- formaten stehen Georg Agricolas De re metallica libri XII (Basel 1556),292 und Werke einiger medizinischer Klassiker (Andreas Vesal, Avicenna, Johann Baptist Morgagni). An weiteren wichtigen Autoren fallen auf Galen, Hippokrates und Celsus (Ausg. des 16. Jhs), Felix Plat- ter, Hieronymus Cardanus, aus der Zeit der Aufklärung Hermann Boerhaave und vor allem Albrecht von Haller mit sämtlichen Hauptwerken und der von ihm herausgegebenen Samm- lung von Dissertationen anderer Autoren (7 Bde, Lausanne 1757-1760);293 aus der späteren Zeit Samuel Thomas von Soemmerring (elf Titel). Ausser zahlreichen Lehrbüchern, oft in Form von Vorlesungsnachschriften, besitzt die Stadtbibliothek medizinische Nachschlage- werke aller Art, Handbücher für Wundärzte und Fachzeitschriften, vor allem pharmazeuti- sche aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, schliesslich Publikationen von dem Pietismus zu- gewandten Ärzten (Johann Samuel Carl). Für ein breiteres aufklärerisches Publikum be- stimmt war die von Johann August Unzer herausgegebene medizinische Wochenschrift Der Arzt (3 Bde, Hamburg, Lüneburg, Leipzig 1769).294 Nicht der Volksaufklärung wie seine meis- ten übrigen Werke (so die Anleitung für das Landvolk, Zürich 1767)295 dient Samuel-Auguste Tissots Traité des nerfs et de leurs maladies (4 Bde, Paris 1778-1780),296 welcher der Lau- sanner Arzt seinem Schaffhauser Berufskollegen Johann Konrad Ammann (1724-1811) schenkte. Schaffhauser Ärzte liessen der Bibliothek eigene oder fremde Werke zukommen, so die Stadtärzte der Familie Screta, z.B. Heinrich (1637-1689) und dessen Bruder Friedrich

286 P 334 287 P* 40 288 P 59. [Marx (?) Fugger], Wie und Wa [sic] man ein Gestüt von edlen guotten Kriegsrossen …, o. O., 1578, unvollständig. 289 P* 32 290 P 145 291 P 185. Zwei weitere Titel beigebunden. 292 P* 12 293 P 320 294 P 89 295 P 182. Vorbesitz Christoph Jezler. 296 P 559 35 Lucius (†1670),297 sowie der über Schaffhausen hinaus bekannte Johann Jakob Wepfer (1620-1695). 17 medizinische Dissertationen von Schaffhausern (Erscheinungsjahre 1647- 1763) sind in einem Sammelband vereinigt.298 Als wichtige Vorbesitzer treten in Erscheinung Johann Georg Leu,299 so in Thomas Erastus' Disputationum de nova Philippi Paracelsi medi- cina … (2 Teile, Basel 1572),300 und der Stadtarzt Johann Burgauer der Jüngere (1600- 1635), mehrfach als Erstbesitzer Johann Oswald Schreckenfuchs (1511-1575),301 Basler Hebraist und Schüler Sebastian Münsters, selten, unter anderen, Paul Jenisch mit Leonar- dus Fioraventus' De capricci medicinali (Venedig 1564),302 und Paulus Florenius. Zu den vielen Raritäten der Sachgruppe Medizin zählt auch ein anonym erschienenes Rezeptbuch in niederländischer Sprache.303

Die Signatur Q steht für Ökonomie und Technologie und zählt 420 Titel sowie 45 Periodika mit 638 Bdn; acht Titel gehen auf das 16. Jh zurück, 25 auf das 17. Jh, 133 auf das 18. und 299 auf das 19. Jh. Die meisten Periodika stammen aus dem 19. Jh, so Dinglers Polytechni- sches Journal (242 Bde, Augsburg und Stuttgart 1820-1890),304 Johann Joseph Prechtls Jahrbücher des polytechnischen Instituts in Wien (16 Bde, Wien 1819-1830)305 und die Technologische Enzyklopädie (25 Bde, Stuttgart 1830-1869)306 desselben Herausgebers. Zahlreiche Werke der drei Untergruppen QA (Oekonomie), QB (Technologie) und Q* (Gross- formate) stammen aus der Bibliothek Jezler, weitere verdankt die Bibliothek den Brüdern Müller. Unter QA befinden sich Enzyklopädien (Johann Georg Krünitz; 150 Bde)307 und Zeit- schriften, z.B. das Hannoverische Magazin bzw. die Hannoverischen Anzeigen (22 Bde, Hannover 1765-1785),308 Gesellschaftsschriften (Ökonomische Gesellschaft Bern), Hausvä- terliteratur und Kochbücher, Publikationen über den Handel, so die Tariffa oder Uncostbüch- lein von allen Wahren in Venedig (Nürnberg 1572),309 aus dem 19. Jh Publikationen zu den Wirtschaftswissenschaften, über technische Errungenschaften (Telegraphie), Dienstleis- tungsunternehmen (Post) und Ausstellungen. Auffallend gut vertreten ist der erste Wirt- schaftssektor mit Werken über die meisten Zweige der Landwirtschaft, ausgenommen die Viehhaltung. Christoph Jezler besass viel forstwirtschaftliche und -wissenschaftliche Litera- tur. Hinzu kommen Handbücher über den Gartenbau, Werke über den Torfabbau und über die Jagd, vereinzelt auch solche über soziale Einrichtungen (z.B. die Witwenkassen).

297 Lebensdaten nicht bei Mägis. 298 P 551 299 Person nicht genauer identifiziert 300 P 57 301 z. B. in P 57 (beide Teile, mit Preisangabe), P 82 302 P 110 303 P 252a. Campen (?), o. J. Vorbesitz Mattheus Jenisch 304 QB 12 305 QB 13 306 QB 14 307 QA 1 308 QA 1a 309 QA 22 36 In der Untergruppe QB befindet sich die Literatur über mechanische Künste und Handwerke, den Bergbau und das Hüttenwesen, die Baukunst (Häuser, Dämme, Strassen, Kirchen), über angewandte Technik (Sprengungen, Instrumenten- und Maschinenbau), zur Technik- geschichte sowie über geeignete Mittel zur Bekämpfung von Naturereignissen (Feuersprit- zen). Von den alten technischen Handbüchern zu erwähnen sind die Ars vitraria experimen- talis oder vollkommene Glasmacher-Kunst (Frankfurt /Leipzig 1689)310 von Johannes Kun- ckel, auch aus Provenienzgründen Kaspar Schotts Technica curiosa (Würzburg 1664)311 aus dem Vorbesitz des Astronomen, Mathematikers und Leibnizkorrespondenten Stephan Spleiss (1623-1693), danach seines Neffen Johann Jakob Spleiss (1655-1728), Christian Gottlieb Hertels Vollständige Anweisung zum Glas-Schleifen mit der Vorrede Christian Wolffs (Halle 1758) aus dem Vorbesitz von «J. G. Maegis, Diacon, 1846»312 und aus sprachlichen Gründen Johannes van der Boodts Beknopte Wynroey-Konst (Amsterdam 1717).313 Wichtige Werke stehen unter den Grossformaten, so die Encyclopédie von Diderot und d'Alembert,314 die monumentalen technischen Dokumentationen des Leipzigers Jakob Leupold (fünf Titel), Wolf Helmhard Hohburgs Georgica curiosa (2 Teile, Nürnberg 1701/1715),315 diverse Nach- schlagewerke, vor allem zur Architektur, Lexika (Jagd- und Forstwesen), die Büchsenmeiste- rey-Schul von Joseph Furttenbach (Augsburg 1643),316 Schriften Georg Agricolas sowie als Rarität das Museum regium, eine Beschreibung des Naturalien- und Kunstkabinetts des dä- nischen Königs Christian V. aus der Feder von Oliger Jacobaeus (Kopenhagen 1696),317 ein Geschenk des dänischen Gesandten am Wiener Kaiserhof, Friedrich Weyberg, an Johann Jakob von Meyenburg, dessen Sohn Franz von Meyenburg es später der Bibliothek über- liess. Noël Chomels Dictionnaire oeconomique (4 Bde und 2 Bde Supplement, Paris 1740/1743)318 weist einen der seltenen handschriftlichen Anschaffungsvermerke (1755) auf.

Zu den historisch wichtigsten Teilbeständen gehört die mit der Signatur R bezeichnete Sachgruppe Mathematik und Astronomie. Die beiden Wissensgebiete, vor allem die Him- melskunde, wurden von Schaffhauser Gelehrten vom 16. bis ins 19. Jahrhundert mit grosser Vorliebe gepflegt. Die Kontinuität dieses wissenschaftlichen Interesses dokumentieren zum Beispiel die in den Büchern anzutreffenden handschriftlichen Vermerke, die den Besitz von Tobias Holländer und Thomas Spleiss ausweisen oder Einblick geben in die fachspezifische Bibliothek des Physik- und Mathematikprofessors Christoph Jezler, der manche Werke be-

310 QB 51 311 QB 10 312 QB 250 313 QB 44 314 Q* 82. Provenienz s. oben S. 3. 315 Q* 58 316 Q* 62b. Vorbesitz Ch. Jezler, nicht Geschenk von Johann Ludwig Seiler junior (1588-1650), Ober- vogt zu Neunkirch. Album f 51 erwähnt allerdings diesen Titel als Geschenk! 317 Q* 80. Album f 110 318 Q* 56 37 sass, die einst Spleiss gehört hatten. Die Zeugnisse des mathematisch- naturwissenschaftlichen Fortschritts, insbesondere die Werke von Anhängern und Verbrei- tern des kopernikanischen Weltbilds, sind in Schaffhausen für Schweizer Verhältnisse ver- gleichsweise früh aufgenommen, aber auch später noch von Christoph Jetzler (wieder) er- worben worden. Werke der führenden Astronomen (Tycho Brahe, Galileo Galilei, Petrus Gassendi, Christian Huygens, Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler) sind in schweizweit aussergewöhnlich vielen Ausg. des 17. Jhs vorhanden. Die Sachgruppe setzt sich aus 803 Titeln zusammen, 43 aus dem 16. Jh, 182 aus dem 17. Jh, 402 aus dem 18. und nur 176 aus dem 19. Jh. Mitgezählt sind fünf Periodika mit gesamthaft 142 Bänden (128 aus dem 18., 14 aus dem 19. Jh). 356 Titel entfallen auf die deutsche, 255 auf die lateinische, 149 auf die französische, 21 auf die englische, je acht auf die holländische und die italienische und der Rest auf übrige Sprachen. Die Mathematik befindet sich unter der Signatur RA, enthält vor allem Lehrbücher zu allen Bereichen des Fachs und aus der ganzen Frühen Neuzeit, von der euklidschen Geometrie bis zur Infinitesimalrechnung, Publikationen über mathematische Spezialprobleme wie die Zahlentheorie, das binäre Zahlensystem, die Wahrscheinlichkeits- rechnung, ein Werk über Kegelschnitte in niederländischer Sprache (Niklaus Ypey, Grond- beginzelen der Kegelsneeden, Amsterdam 1769),319 Logarithmentafeln, Schriften über tech- nische Errungenschaften (Mikroskop, Rechenmaschine) und über den Zeitvertreib mit Ma- thematik. Von einigen Mathematikern gibt es gedruckte Vorlesungen, von anderen mehrere Werke, so von Leonhard Euler (31 Titel insgesamt), Euklid (7), Abraham Kästner (27), Nico- las-Louis de Lacaille (10), Johann Heinrich Lambert (16), dem Jesuiten Karl Scherffer (13), Thomas Simpson (7), Christian Wolff (19). Neben der theoretischen Mathematik sind deren Anwendungsbereiche vertreten, vor allem das Militärwesen (Unterrichtsmittel für Offiziere), aber auch Ökonomie, Politik und Jurisprudenz sowie vereinzelt die Physik, so die Mechanik, und Kometenschriften. In einem Sammelband, der erst Heinrich Screta, dann Jezler gehört hatte, findet sich neben mathematischen Schriften eine schleswig-holsteinische Landeskun- de, Caeso Grammius' Chilonium novus Holsatiae parnassus (Schleswig 1665).320 Als wichti- ge Vorbesitzer im 17. Jh treten die erwähnten Tobias Holländer und Stephan Spleiss hin und wieder auf, Christian Wolffs Werke waren zahlreich im Besitz Christoph Jezlers, und Johan- nes von Müller wurden Bd 4 und 5 der Litteratur der mathematischen Wissenschaften (Leip- zig 1804 und 1805)321 vom Verfasser Friedrich Murhard geschenkt. In der zweiten Unterab- teilung (RB) befindet sich das Gros der Literatur zur angewandten Mathematik, an erster Stelle zur Kriegstechnik und -baukunst, über einzelne Truppengattungen (Artillerie, Kavalle- rie), ferner zu allen Gebieten der Mechanik, insbesondere über (Sonnen-)Uhren, und verein-

319 RA 159. Vorbesitz Ch. Jezler 320 RA 151 321 RA 33 38 zelt über Erfindungen. François Blondels L'art de jetter les bombes (Amsterdam 1690)322 war im Besitz Tobias Holländers, später Christoph Jezlers.

Die Untergruppe RC (Astronomie) repräsentiert nicht nur den bedeutendsten Teil der R- Signatur, sondern, qualitativ betrachtet, ein Kerngebiet des ganzen Schaffhauser Altbe- stands. Sie enthält Handbücher, Vorlesungen, Tafelwerke, Resultate von Beobachtungsrei- hen und Beschreibungen astronomischer Instrumente, insbesondere von Fernrohren, so das Telescopium (Frankfurt a.M. 1613) des Mailänders Hieronymus Sirturus in einem rezeptions- geschichtlich wichtigen Sammelband,323 der neunzehn zwischen 1609 und 1612 erschienene astronomische Abhandlungen enthält. Prunkstück des Bandes ist, nach Galileis Sidereus nuncius (Frankfurt 1610), die Dissertatio cum nuncio sidereo nuper ad mortales misso a Gali- laeo Galilaeo (Prag 1610) von Johann Kepler mit einer handgeschriebenen Widmung des Verfassers an seinen Lehrer, den Tübinger Professor der Mathematik und Astronomie Mi- chael Maestlin (1550-1631). Im selben Sammelband finden sich des weiteren das Maestlin vom Autor Martin Horky von Lochowitz im Erscheinungsjahr persönlich gewidmete Exemplar der Brevissima peregrinatio contra nuncium sidereum (Modena 1610), Publikationen von Johann Fabricius Phrysius, des Jesuiten Christoph Scheiner und eines holländischen Ano- nymus über die Sonnenflecken sowie eine der seltenen der Architektur gewidmeten frühneu- zeitlichen Dissertationen (Matthias Bernegger, Präses, und Jean Gringallet, Genf, Respon- dent, Disputatio architectonico-geometrica de fortalitiis, Strassburg 1616). Dieser bedeuten- de Sammelband wird durch einen zweiten324 aus der Bibliothek von Christoph Jezler ergänzt, der früher Stephan Spleiss gehörte und Galieis Sidereus nuncius (London 1653) und Gas- sendis Institutio astronomica (London 1653) in weiteren Ausg. sowie eine weitere Ausgabe von Keplers erwähnter Antwortschrift (Frankfurt a.M. 1611) enthält. Die ausführlicher be- schriebenen Sammelbände stehen hier stellvertretend für weitere wichtige astronomische Werke, unter denen auch Autoren des 18. Jhs wie Joseph-Jérôme de Lalande (insgesamt sechs Titel) und Johann Elert Bode (acht Titel) nicht fehlen. Johann Keills Introductiones ad veram physicam et veram astronomiam (Leiden 1725)325 sind auch in einer Ausg. in nieder- ländischer Sprache (Leiden 1741)326 vorhanden, Spleiss und Jezler waren Vorbesitzer von Maestlins Lehrbuch, den Epitome astronomiae (Tübingen 1610),327 die 1622 der zum Ber- neggerkreis gehörende Strassburger Dichter Samuel Gloner (1598-1642) sein eigen nannte. Johann Keplers Somnium, seu opus posthumum de astronomia lunari (Sagan, Frankfurt 1639),328 das sein Sohn Ludwig herausgab, trägt das Ex Libris der Bibliothek des französi-

322 RB 43 323 RC 58. Ev. zusammengestellt vom Sohn Gottfried Maestlin, 1633. 324 RC 60 325 RC 79 326 RC 80 327 RC 88 328 RC 82 39 schen Bischofs Pierre-Daniel Huet (1630-1721). Die eindrückliche Gruppe RC wird abgerun- det durch Publikationen zur Optik als Nachbargebiet der Astronomie, über Kometen (Ste- phan Spleiss, Beiläufftiger Bericht von dem jezigen Cometsternen, Schaffhausen 1664),329 Sonnenfinsternisse, die Kontroverse zwischen Pierre-Louis Moreau de Maupertuis und dem Schweizer Johann Samuel König, Tobias Holländers Amaltheum astronomicum (Basel 1699),330 einem Geschenk des Autors an einen J. J. Meier,331 der seltenen Geodaisia (Strassburg, 1580)332 des Schaffhauser Kirchenmannes Johann Conrad Ulmer sowie popu- lärwissenschaftlichen Darstellungen zur Astronomie und Werken zur Geologie und Meteoro- logie aus dem 19. Jh. Mit Johannes Hispalensis' Epitome totius astrologiae (Nürnberg 1548),333 ist auch die Astrologie vertreten. Nicht unerwartet umfassen auch die Grossformate R* wertvolle Druckwerke aus verschiedenen Sparten von Mathematik und Astronomie, allen voran das der Wissenschaftsgeschichte bekannte Schaffhauser Exemplar der Erstausg. von Nikolaus Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestium libri VI (Nürnberg 1543),334 dem zwei Abhandlungen von Johannes Regiomontanus beigebunden sind (De triangulis und De quadratura circuli, beide Nürnberg 1533) und das einen Erwerbsvermerk und umfangreiche Annotationen von Michael Maestlin, dem Hauptverfechter des kopernikanischen Weltbilds, und weitere provenienzgeschichtliche Hinweise enthält und das später Stephan Spleiss ge- hörte. Unter R* finden sich weiter Himmelsatlanten, weitere astronomische Klassiker des 17. Jhs, so ein Sammelband mit Schriften des Danziger Astronomen Johann Hevelius,335 Publi- kationen zur Festungsarchitektur, über Sonnenuhren, einige der erwähnten Titel des Jesui- ten Karl Scherffer, vereinzelte über okkulte Wissenschaften (Chiromantie)336 und sogar Alb- recht Dürers Underweysung der Messung (Nürnberg 1525).337 Manche Folianten stammen aus der Bibliothek Tobias Holländers, so Johann Bayers Uranometria (Ulm 1661),338 in der eine andere Ausg. (Augsburg 1654) desselben Werks eingelegt ist.

Die Sachgruppe mit der Signatur S umfasst die Naturwissenschaften mit 1'442 Titeln, davon 14 aus dem 16., 59 aus dem 17., 294 aus dem 18. und 1'075 aus dem 19. Jh. Vertreten sind alle naturwissenschaftlichen Disziplinen, schwerpunktmässig die Experimentalphysik (u.a. Robert Boyle, Pieter van Musschenbroek, Jean-Antoine Nollet), darunter die Optik und die Elektrizitätslehre mit wichtigen frühneuzeitlichen Publikationen, sowie zahlreich Physiklehr- bücher (u.a. Johann Christoph Sturm, Johann Heinrich Winckler). Einige dieser hauptsäch-

329 RC 110 330 RC 178 331 Identität der Person? 332 RC 400. Depositum der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung 333 RC 109 334 R* 74. Nicht aus der Bibliothek Jezler! 335 R* 45 336 R* 58 337 R* 51 338 R* 49. Album f 83 40 lich aus der Bibliothek Christoph Jezlers stammende Publikationen gehörten ursprünglich Stephan Spleiss, so die Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride (Bologna 1665)339 des Jesuiten Francesco Maria Grimaldi und die Synopsis optica (Lyon 1667) seines Ordensbru- ders Honoratus Faber.340 In der ersten Untergruppe (Signatur SA) befinden sich vorwiegend naturwissenschaftliche Lexika und Standardwerke (Karl von Linné, Johann Friedrich Blu- menbach, George-Louis Leclerc de Buffon, Charles Darwin), Fachzeitschriften und Publikati- onen zu verschiedenen naturkundlichen Teildisziplinen, so zur Botanik, Paläontologie, Antropologie und vor allem zur Zoologie mit Georg Christoph Petris Elephantographia curio- sa aus dem Vorbesitz von Johannes von Müller (Erfurt 1715)341 und Wilhelm Christian Orphals Wetterpropheten im Tierreich (Leipzig 1805).342 Erwähnenswert sind die hier zuge- ordneten Werke des dem Pietismus nahestehenden Hallenser Mediziners Georg Ernst Stahl und des Hermetikers Samuel Richter sowie Johann C. A. Abels anonym erschienene Con- chylien in dem Naturalkabinet des Bischofs von Konstanz (Bregenz 1787),343 ein Geschenk des Verfassers an Georg Friedrich Im Thurn. In der zweiten Untergruppe (SB) steht weitere Fachliteratur über die erwähnten und andere Gebiete der Physik, Schriften, die sich mit Ein- zelfragen (Theorie der Winde, Mechanik, Flüssigkeiten) befassen oder physikalische Mess- instrumente (Barometer, Thermometer), Mikroskope (v.a. zweite Hälfte des 19. Jhs), Ma- schinen (Luftpumpe) und abermals Fernrohre beschreiben. An wichtigen Autoren sind An- hänger Isaac Newtons, Christian Wolff und dessen pietistischer Gegner Joachim Lange so- wie Leonhard Euler zu nennen. Zur selben Sachgruppe zählen auch die Chemie, vor allem des 19. Jhs, u. a. mit Publikationen des Giessener Professors Justus von Liebig (1803- 1873), sowie vereinzelte Werke zur Medizin (frühe Pestbücher) und zur Geologie. Eine Son- derstellung nimmt Georg von Wellings Opus mago-cabbalisticum et theosophicum (Homburg vor der Höhe 1735)344 mit vielen handschriftlichen Notizen ein. Georg Sinclarus' Ars nova et magna gravitatis et levitatis (Rotterdam 1669)345 gehörte schon im Erscheinungsjahr dem Basler Mathematikprofessor Samuel Eglinger (1638-1673), später Tobias Holländer. Der Signatur SC sind hauptsächlich Publikationen des 19. Jhs zur Naturgeschichte, über Natur- zusammenhänge, über Obst-, Garten- und vor allem Weinbau, Spezialliteratur über Pflan- zenzucht und Moose, über Gebirgsbildung, Gletscher und Mineralogie, erneut zur Insekten- kunde sowie populäre, zum Teil für Kinder bestimmte Einführungen in die Naturkunde zuge- ordnet. Wie in anderen Sachgruppen bieten die Folioformate (Signatur S*) fast das ganze fachspezifische Themenspektrum an, so noch einmal Literatur über Experimente, ferner über botanische Gärten, Naturalienkabinette, Johann Jakob Scheuchzers Kupferbibel (4 Bde,

339 SB 91 340 SB 101 341 SA 73 342 SA 76. Vorbesitz Bibliotheca amicorum 343 SA 45 344 SB 529 345 SB 81 41 Augsburg, Ulm 1731-1735),346 handkolorierte Kräuterbücher, ein Werk über den Einfluss der Gestirne u. a. m. Auch unter den Folios finden sich provenienzgeschichtlich wertvolle Ex- emplare: Robert Fludds Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris metaphysica, physica atque technica historia (2 Bde, Oppenheim 1617/1619)347 scheint einst Samuel Gloner ge- hört zu haben, Konrad Gessners Historiae animalium liber I (Zürich 1551)348 Alexander Pey- er. Ein handkoloriertes Exemplar desselben Werks war ein Geschenk Gessners an seinen Lehrer, den Zürcher Reformator Konrad Pellikan (1478-1556) und dessen Sohn Samuel, gehörte später u.a. Heinrich IV., Graf von Lupfen und Landgraf von Stühlingen (1543-1582), der es 1576 Wolfgang Keller weiterreichte.349 Der Einband von Johann Swammerdams Biblia naturae sive historia insectorum (2 Bde, zweisprachig, in Deutsch und Niederländisch, Lei- den 1737/38)350 stammt von Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst, wenn man dem handschrift- lichen Eintrag von Statthalter Balthasar Pfister (1695-1763) im Buch Glauben schenkt. Alb- recht von Hallers Icones plantarum Helvetiae (Bern 1795)351 waren ein Geschenk des Her- ausgebers Jakob Samuel Wyttenbach (1748-1830) an die Schaffhauser Bürgerbibliothek und Kaspar Bauhins Pinax theatri botanici (Basel 1671)352 eine der vielen Zuwendungen Johann Konrad Laffons an das Naturhistorische Museum, 1702 hatte der Arzt Johann Friedrich Sto- ckar (1682-1744) den Band einem Medizinstudenten namens Johann Jakob Scheuchzer geschenkt. Viele Werke gehörten einst dem Naturhistorischen Museum, andere der Biblio- theca amicorum, häufig Geschenke Niklaus Stockars von Neunforn353 an letztere, dem Arzt und Physikprofessor Alexander Keller (1716-1778)354 sowie dem Naturforscher und Regie- rungsrat Georg Michael Stierlin (1786-1856). Zahlreiche Bücher waren, wie in den meisten Sachgruppen, einst im Besitz Johannes von Müllers oder Johann Georg Müllers.

Die Signatur T steht für Länder und Völker sowie für Reisen. Sie umfasst 1'354 Titel, 57 aus dem 16. Jh, 158 aus dem 17., 354 aus dem 18. und 785 aus dem 19. Jh. In den Untergrup- pen TA bis und mit TD befindet sich die geographische Literatur im engeren Sinn, recht zahl- reich aus dem 16. Jh mit Henricus Glareanus, Michael Neander, Johann Stöffler und Vadia- nus. Die Gruppe setzt sich zusammen aus Werken über Weltgeographie resp. Kosmogra-

346 S* 8. Geschenk Maria Cleophea Peyer-Stockar. Album f 136 347 S* 5. Der Besitzervermerk ist bis auf die Jahrzahl 1622 ausgerissen. Den Hinweis auf Gloner liefert eine fotokopierte Notiz von Robert Westman von 1971, der auf RC 88 verweist. Der Name Spleiss findet sich nur auf dieser Fotokopie, nicht in S* 5. 348 S* 39/1. Auf dem Titelblatt Alexandris Peyer. et amicorum suorum 1554. Unklar, ob der Vater oder der Sohn gemeint ist, der Leibarzt des Herzogs von Württemberg war und über den man im Gegen- satz zum Vater wenig zu wissen scheint. Der Hinweis Med. Doct. findet sich von Hand hinter dem Namen Alexander Peyer in der Subskribentenliste. 349 S* 40 350 S* 34. Vgl. oben S. 4, Anm. 23. 351 S* 56 352 S* 126 353 Vater und Sohn tragen denselben Vornamen. Vater 1741-1788, Sohn 1774-1822. S. Müller, Fami- lienbriefe, Register. Beispiele? 354 Beispiele? 42 phie, Statistik und aus Länderkunden, die beiden letztgenannten Gebiete zahlreich aus dem Vorbesitz Johannes von Müllers, dem auch Elzevierausgaben des 17. Jhs gehörten, aus Beschreibungen einzelner Regionen (z.B. Baden-Württemberg, Oberlausitz mit Herrnhut, Erzstift Salzburg) und Städte (Hamburg, Konstantinopel, Paris, Rom, Ulm, Wien) und aus Stadtplänen (London). Johann Boehms Omnium gentium mores, leges et ritus sind in einer lateinischen und einer italienischen Ausg. vorhanden (Freiburg i.Br. 1536; Venedig 1585).355 Insgesamt handelt es sich vorwiegend um Literatur über europäische Länder, doch sind, ausser Australien, alle Kontinente angemessen vertreten, im Einzelnen hauptsächlich der Vordere Orient, aber auch weiter entfernte asiatische Länder wie Indien, China und Japan, ferner zahlreich Aegypten, selten Grönland und unter den fremden Völkern sogar Die Kosa- ken (Wien, Prag 1799),356 beschrieben von Johann Paul Pöhlmann. Wilhelm ten Rhynes Schediasma de promontorio bonae spei eiusve tractus incolis Hottentottis (Schaffhausen 1686)357 wurde 1688 der Bibliothek vom Herausgeber Heinrich Screta geschenkt, ein zweites Exemplar stammt aus der Bibliothek von Johann Georg Müller. Die von der Länder- und Völ- kerkunde nicht immer klar abgrenzbare Reiseliteratur besteht aus acht Untergruppen, TEa bis TEg, in denen, vereinfacht ausgedrückt, die Literatur über Weltreisen sowie über Reisen in mehrere Erdteile von den Reisen in einzelne Kontinente unterschieden werden (Europa 200 Titel, Asien 148, Amerika und Australien 125, Afrika 102 Titel). In grosser Zahl vorhan- den sind Reiseschilderungen (Johann III Bernoulli), Reisetagebücher, Expeditionsberichte, z.B. aus dem 18. Jh über Russland (Johann Georg Gmelin, Peter Simon Pallas) oder die Quellen des Nils, aus dem 19. Jh über das Innere Afrikas, Eggert Olafssons Reise durch Island in einer Übersetzung aus dem Dänischen (2 Teile, Kopenhagen, Leipzig 1774/75),358 des weiteren Beschreibungen von Gebirgsreisen (Alpen, Pyrenäen) und vor allem von Rei- sen nach Italien, auf die britischen Inseln, ins Heilige Land, nach Ägypten und nach Nord- amerika. In einzelnen Publikationen werden Reiseberichte mit Handelsinteressen (Ostindi- sche Gesellschaft) oder mit statistischen Informationen verknüpft. Unter den Folioformaten (T*) finden sich die Topographien Matthäus Merians des Älteren aus dem Vorbesitz Tobias Holländers, einige Werke Martin Zeillers, Atlanten von Gerhard Mercator und Johann Blaeu sowie Schulatlanten aus dem 19. Jh. Reiseliteratur stammt zahlreich aus den Bibliotheken der Gebrüder Müller, Heinrich Meisters Souvenirs de mon dernier voyage à Paris (Zürich 1797)359 war ein Geschenk des Autors an Johannes. Sebastian Münsters Cosmographia universalis libri VI (Basel 1559)360 erwarb ein Georg Vogler aus Engen an der Frankfurter Buchmesse im April 1571 für Wolfgang Keller. Johann Neuhofs Gesandtschaft der Ost-

355 TB 5, TB 6 356 TD 209 357 TD 173. Ex 1 Vorbesitz J. G. Müller, Ex 2 Bürgerbibliothek mit Widmung Screta. Album f 101 358 TEb 44 359 TEc 67 360 T* 13. Wolfgang Keller nennt Georg Vogler civem Engentinum et mercatorem. 43 Indischen Geselschaft (Amsterdam 1666)361 gelangte aus dem Besitz Johann Jakob Wepfers in die Bibliothek, und Johann Hugo Linscotanus' Navigatio ac itinerarium in orientalem sive Lusitanorum Indiam (Den Haag 1599)362 gehörte erst einem Heinrich Künzli, dann Hans Kon- rad Wirz (1631-1682), Diakon an der Predigerkirche in Zürich.

Die mengenmässig weitaus grösste Sachgruppe bilden die Helvetica (Signatur U), darunter die Scaphusiana (UO), und die unter der Signatur V eingereihte Allgemeine Geschichte in- klusive Ländergeschichten (ohne Schweiz). Unter den Signaturen UA-UN und UP-UZ sowie U* finden sich 5'305 Titel und 196 Periodika mit 1'429 Bdn (eine Inkunabel, 33 Titel aus dem 16. Jh, 214 aus dem 17. Jh, 1'386 aus dem 18. Jh und 3'867 aus dem 19. Jh). Von den Bü- chern mit Besitzvermerk stammen die meisten aus den Bibliotheken der Brüder Müller oder der Bibliotheca amicorum, einige gehörten Christoph Jezler, Niklaus Stockar von Neunforn oder Georg Friedrich Im Thurn. Unter den Signaturen UA und UB stehen grundsätzlich, doch nicht ohne zahlreiche Ausnahmen, Werke, welche die Schweiz im Allgemeinen betreffen, die Signaturen UC bis und mit UZ sind in der alphabetischen Reihenfolge der Kantonsnamen für die Kantone Aargau (UC) bis Zürich (UZ) reserviert, U* den Grossformaten. Die frühneuzeit- liche Literatur zur allgemeinen Schweizergeschichte, die Chroniken und Kantonsgeschichten und die schweizerische Landeskunde, einschliesslich der Reiseliteratur, sind in grosser Voll- ständigkeit vorhanden. In der Untergruppe UA ist auf eine Reihe von 98 Sammelbänden mit Kleinschriften aller Art hinzuweisen: Berichte über Naturkatastrophen, politische Flugschrif- ten und Traktate (Zweiter Villmergerkrieg, Schweizer Beziehungen zum Ausland, hauptsäch- lich zu Frankreich, Helvetik), Personenlisten (u.a. Konventualen der Benediktinerabtei Rhei- nau), Reden anlässlich von Schlachtfeiern, Leichenreden, Verhandlungsberichte und Statu- ten von Gesellschaften, Schulschrifttum, v.a. über das Höhere Schulwesen und aus dem Umkreis der Universitäten Basel und Göttingen, Predigten, obrigkeitliche Erlasse und Reg- lemente, vor allem aus Zürich, Erbauungsschriften und Lieder (insbesondere aus dem ersten Viertel des 19. Jhs), Kleinschrifttum des 19. Jhs über die Auswanderung und die Alpenbah- nen, vereinzelt Dichtungen und Lehrbücher. Unter der hier eingeordneten Schaffhauser Lite- ratur finden sich neben Predigten, Verzeichnisse der Bürgerschaft und Schriften zur Einwei- hung des Stadthauses im Jahr 1839. Hinzu kommen Zeitschriften, so die Tempe helvetica (6 Bde, Zürich 1737-1742),363 aus dem Vorbesitz des Zürcher Pfarrers und Lavaterfreunds Jo- hann Konrad Pfenninger (1747-1792), Schreibkalender, Nachschlagewerke, Geschichtslehr- bücher, Publikationen über Wilhelm Tell, Quelleneditionen, Fachliteratur zur Münzkunde, eigentliche Kalender, Militärreglemente, thematisch ausgerichtete Sammelbde über die Jesu- iten in der Schweiz und den Sonderbund sowie Johannes von Müllers Handexemplar der

361 Ted 61 362 T* 54 363 UA 3 44 Neuausgabe seiner Schweizergeschichte (3 Bde, Leipzig 1806)364 mit Provenienzvermerk von Johann Georg Müller. Dem Schweitzerisch Heldenbuch (Basel 1624) Johann Jakob Grassers ist eine deutsche Übersetzung der Anstandslehre Stefano Guazzos (De civili con- versatione, Frankfurt a.M. 1599)365 beigebunden. Thematische Schwerpunkte der Signatur- gruppe UB bilden Gesetze und Gesetzessammlungen (z.B. Bundesblatt ab Jahrgang 1848),366 die Schweizer Kirchen- und Reformationsgeschichte, Predigten und Schriften zum Reformationsjubiläum von 1819, das Militärwesen und der Solddienst, die schweizerische Kriegsgeschichte und das Kriegsrecht, Biographien, Statistik und Landeskunde, letztere be- ginnend mit Heinrich Glarean und Josias Simler, ferner Reiseführer und Berichte über Schweizer- und Alpenreisen, Schweizer Dichtungen, so Johann Rudolf Rebmanns Neuw / Lustig / Ernsthafft Poetisch Gastmal (Bern 1620),367 Johann Kaspar Weissenbachs Eydgno- ßisches Contrafeth (Zug 1673)368 und ein Exemplar der Heutelia (o.O. 1658)369 von Jakob Graviseth, das ursprünglich Tobias Holländer besass, später der Urgeschichtsforscher Emil Bächler (1868-1950), der es dem Germanisten Emil Ermatinger (1873-1953) verehrte, aus dessen Nachlass es 1954 in die Stadtbibliothek gelangte. In derselben Gruppe eingereiht sind auch ein Teil der sich auf die Schweiz beziehenden naturwissenschaftlichen und natur- kundlichen Literatur, weiter aus dem 19. Jh Schriften über die Freimaurerei, über diverse Wirtschaftssparten, die Auswanderung und die soziale Frage, Sekundärliteratur zur Schwei- zergeschichte, Ausstellungskataloge und Anthologien zur Mundartliteratur. Die Schrift Wahrhafftige Acten wegen der Religion begerten und gesuchten Disputation (Zürich 1603)370 schenkte Christoph Joachim Brecht, Landschreiber von Stühlingen, 1604 Sebastian Eyrus, Amtsschreiber von Engen, Heinrich Ludwig Lehmann Die sich freywähnenden Schweizer (2 Teile, Leipzig 1799)371 1808 in Magdeburg Johannes von Müller und der Schönenwerder Chorherr Johann Barzaeus (1592-1660) seine Heroum Helvetiorum epistolae (Freiburg i.Ue. 1657)372 1659 Friedrich Lucius Screta, der diese schon 1660 der Bürgerbibliothek abtrat. Auch Heinrich Zschokkes Alpenwälder (Tübingen 1804)373 tragen eine persönliche Widmung des Verfassers an einen Freund. Unter der nach ihrer thematisch-geographischen Bezie- hung aufgestellten Literatur sind ausser Schaffhausen Bern mit vielen Büchern aus dem Be- sitz der Brüder Müller, Graubünden, Genf und Zürich mit zahlreichen Werken aus der Biblio- thek Johannes von Müllers vertreten. Zum Aargau (UC) liegen Schriften vor über das Kloster Muri, die Klosterfrage, einzelne Städte (Aarau) und Dörfer sowie Heinrich Panthaleons

364 UA 37. Fuit auctoris. 365 UA 75 366 UB 1c 367 UB 114. Titelblatt fehlt, ersetzt durch eine handschriftliche Kopie. 368 UB 115 369 UB 1519. Geschenkjournal 54.36. Vgl. K. Bächtold in SN 1958, 12. und 15. Dezember 370 UB 2a. Ausführliche Widmung auf dem Vorsatz 371 UB 69 372 UB 116. Album f 92 373 UB 175 45 Warhafftige und fleissige Beschreibung der uralten Statt und Graveschafft Baden (Basel 1578),374 dem Wilhelm Fabricus Hildanus' Schatzkämmerlein der Gesundheit (Frankfurt a.M. 1628) angehängt ist. Zu Basel (UE) finden sich Stadt- und Bistumsgeschichten, eine städti- sche Polizeiordnung von 1637, Biographien, Predigten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und Darstellungen zur Geschichte der Missionsgesellschaft, zu Appenzell (UD) neben histori- schen Standwerken Gesetze und Verordnungen. Unter den Bernensia (UF) hat es neben Chronikeditionen Verordnungen über die Geistlichkeit, Lieder und Gedichte zum Unspunnen- fest (Bern 1805),375 Johann Rudolf von Sinners Verzeichnis der in der Berner Stadtbibliothek vorhandenen Werke zur Schweizergeschichte (Bern 1769),376 Periodika wie das Berner Ta- schenbuch (ab 1852),377 einzelne Kalenderjahrgänge (Hinkender Bot)378 sowie Publikationen über Biel und das Berner Oberland (Simmental). Untervertreten ist der Kanton Freiburg (UH), im Unterschied zu Graubünden (UJ), einschliesslich des Veltlins. Hervorzuheben sind politi- sche Kleinschriften aus den Jahren 1618-1622,379 die Zeitschrift Der neue Sammler (7 Bde, Chur 1805-1812),380 als wichtiger Autor Fortunat Sprecher von Berneck, Pietro Domenico Rosio de Portas Compendio della storia della Rezia (Chiavenna 1787),381 die Gabriel Buce- lins Rhaetia (Augsburg 1666)382 beigebundene Polonia (Wolfenbüttel 1656) von Simon Sta- rovolscus sowie Informationen über die Bündneralpen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Zur St. Galler Literatur (UJ) gehören Publikationen über einzelne Kantonsteile und deren Besonderheiten, z.B. das Pfäferser Bad, Stadtgeschichten, reformierte Erbauungsliteratur (Kaspar Zollikofer) und Predigten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 36 Titel von Ernst Göt- zinger (1837-1896), dessen Schriften wohl vornehmlich auf Grund seines Schaffhauser Bür- gerrechts gesammelt wurden und der «seinem lieben» Gottlob Kirchhofer (1837-1916) ein Exemplar seiner Dissertation Ueber die Dichtungen des Angelsachsen Caedmon (Göttingen 1860)383 widmete. Ein Sammelband mit politischen Traktaten über den zweiten Villmer- gerkrieg wurde 1835 erworben oder neu gebunden.384 Unter der Signatur UK steht die Litera- tur über Genf mit 21 politischen Kleinschriften aus den Jahren 1779 und 1780,385 mit der lo- kalen Literaturgeschichte von Jean Senebier und Werken Hugues Oltramares. Ausser den frühneuzeitlichen Landeschroniken ist über Glarus (UL) wenig vorhanden, bedeutend mehr über Luzern (UM), so viele Publikationen der wichtigsten Luzerner Historiker, darunter das

374 UC 6 375 UF 50 376 UF 11 377 UF 64 378 UF 137 379 UG 19 380 UG 1 381 UG 6 382 UG 5 383 UJ 88. Götzinger und Kirchhofer waren wohl zusammen in die Schule gegangen; ausserdem wa- ren sie Vettern zweiten Grades. 384 UJ 10 385 UK 8 46 Verzeichniss der Handschriften und Collectaneen (Luzern 1809),386 Geschenk des Verfas- sers Joseph Anton Felix von Balthasar. Über Neuenburg (UN) sind vor allem Literatur zum verfassungsmässigen Status, darunter Schriften des 17. Jhs, ferner Publikationen über das Verhältnis zu Preussen und zum Neuenburgerhandel (1856) vorhanden. Die Signaturen UP (Schwyz), UQ (Solothurn), UR (Thurgau), US (Unterwalden), UT (Uri) und UY (Zug) warten mit wenig Literatur auf. Erwähnenswert sind ein Exemplar der Chronique d'Einsidlen (2 Teile, Einsiedeln 1787),387 das Johannes von Müller von den Autoren Mauritius Brodhag und Jakob Briefer geschenkt wurde, das in grosser Vollständigkeit vorliegende Solothurnische Wochen- blatt,388 unter den Thurgoviensia 21 Titel Johann Adam Pupikofers (1797-1882). Die Waadt (UU) betreffen Publikationen über die Kirchengeschichte, über die in Avenches gefundenen Altertümer sowie die Documens relatifs à l'histoire du pays de dès 1293 à 1750 (Genf 1817)389 von François-Théodore-Louis de Grenue, ein Geschenk des Autors an die Biblio- thek. Unter den Büchern über das Wallis (UW) befindet sich ein Exemplar der Vallesiae descriptio (Zürich 1574)390 aus dem Besitz des Zürcher Pfarrers und Dichters Johann Wil- helm Simler (1605-1672), des Neffen des Verfassers Josias Simler. Unter der Tessiner Lite- ratur (UX) eingereiht sind Francesco Ballarinis Felici progressi de catholici nella Valtellina (Mailand 1623),391 die der Chronik der Stadt Como (Como 1619) desselben Autors beige- bunden sind.

Die Literatur zur Zürcher Geschichte (UZ) umfasst frühe Zeitschriften (z.B. die Miscellanea Tigurina, 3 Bde, Zürich 1722-1724)392 und Kalender, politische Handbücher, Werke zur Rechts- und Verfassungsgeschichte, zum Reformationsfest von 1819, zahlreich Schrifttum aus der Zeit der Helvetik, ferner Bibliothekskataloge und -statuten, Biographien, häufig in Form von Lobreden auf Landsleute, Frauenliteratur (Brief eines Zürcherischen Frauenzim- mers an ihre Mitbürgerinnen, Zürich 1770, und Antworten darauf),393 Schauspiele, Bücher für den elementaren Rechenunterricht, Neujahrsblätter verschiedener Gesellschaften, eine sechsbändige Sammlung von Gesetzen aus dem 17. und 18. Jh (Zürich 1757-1793)394 sowie Gesetze des Grossen Rats aus der Zeit von 1804 bis 1814 in 6 Bdn,395 Schriften über den Straussenhandel und Quelleneditionen des 19. Jhs zur Reformationsgeschichte. Das Schaffhauser Exemplar der Bullingerbiographie (Zürich 1575)396 Josias Simlers war ein Ge- schenk eines direkten Nachfahren Heinrich Bullingers an einen Georg Gremlin und gehörte

386 UM 10. Der Eingangsvermerk ist von der Hand von J. G. Müller. 387 UP 3. Der Eigentumsvermerk ist von der Hand von J. v. Müller. 388 UQ 29 389 UU 1 390 UW 1 391 UX 1 392 UZ 2 393 UZ 28 394 UZ 80. Vorhanden: 5 Bände, Nr. 4 fehlt. 395 UZ 80c 396 UZ 44 47 dann Johann Heinrich Peyer (1650-1680).397 Die Grossformate (U*) bieten wie üblich einen thematischen Querschnitt durch alle einschlägigen Sachbereiche mit Schwerpunkten bei den Schweizer Chroniken, den politischen Traktaten, den Zürcher Mandaten, den Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft von Zürich (ab 1841),398 der Schweizer Kirchengeschichte (Egbert Friedrich von Mülinen) und bei Publikationen über Statistik und Volkszählungen, das Eisenbahnwesen (Geschäftsberichte der Schweizerischen Nordostbahn-Gesellschaft, Zürich 1854-1900),399 den Aussenhandel und die Schweizer Binnenwirtschaft. Den Überblick zur tausendjährigen Geschichte der Abtei Rheinau (Donaueschingen 1778)400 schenkte der Ver- fasser, der Rheinauer Konventuale Moritz Hohenbaum van der Meer, Johann Georg Müller. Unter derselben Signatur finden sich auch die grossformatigen Scaphusiana, insbesondere die umfangreichen Sammlungen von Schaffhauser Tageszeitungen.

Die für Scaphusiana im Octavformat reservierte Signatur UO umfasst 2'942 Titel und 86 Pe- riodika mit 1'127 Bdn. Vier Publikationen gehen auf das 16. Jh, 56 auf das 17., 312 auf das 18. und 2'656 auf das 19. Jh zurück. Die Sachgruppe enthält sämtliche regionale Literatur, vor allem Schulschrifttum (am Gymnasium verwendete Lehrbücher, Reden, ab 1829/30 Jah- resberichte und Lektionsverzeichnisse), Nekrologe, Predigten, Schriften über die Schaffhau- ser Gesellschaften (Gesellschaft der Freunde, später Kasinogesellschaft genannt), Gesetze, Reglemente und obrigkeitliche Erlasse, Rechnungen und Jahresberichte des Bürgerrats (ab 1875),401 Schreibkalender und Ämterlisten (1710/11-1780),402 Literatur über die Trennung von Einwohner- und Bürgergemeinde, Adressbücher, Informationen über das eidgenössi- sche Schützenfest von 1861, Gelegenheitsschrifttum, Dissertationen, auch aus dem 17. und 18. Jh, Lehrbücher für den Elementarunterricht (Lesen und Rechnen), Bibliothekskataloge, auch von Vereins- und Leihbibliotheken, Bettagsbüchlein,403 Katechismen, Gesangbücher, zahlreich aus dem 18. Jh, die Schaffhauser Zeitungen und Amtsblätter, Vereinsschriften und -statuten, vor allem von wohltätigen Institutionen. Hinzu kommen Kalender (19. Jh), Publika- tionen zur Urgeschichte (Kesslerloch), Ausstellungskataloge und Konzertprogramme. Er- wähnenswert sind Johann Burgauers Christlicher / grundtlicher Underricht von den Erdbid- men (Zürich 1651),404 die Post= und Ordinari Schaffhauser Zeitung (1711, dann ab 1771, jedoch ebenfalls lückenhaft),405 Friedrich Lucius Scretas Dissertatio de familia Paierorum (Basel 1667),406 die eine mit Epicedia betitelte Sammlung von Trauergedichten auf den früh

397 Einziger Träger dieses Vornamens. Frauenfelder, Nr. 122D 398 U* 46 399 U* 66 400 U* 18 401 UO 288 402 UO 37 403 UO 1,6 II. Die Ministerialbibliothek besitzt eine vollständige Serie aller Bettagsbüchlein. 404 UO 45 405 UO 139 406 UO 332 48 verstorbenen Johann Wilhelm Peyer (1644-1667) einleitet, sowie ein früher Buchhändlerka- talog, der Catalogus universalis librorum qui reperiuntur in officina Joan. Martini Meisteri bibliopolae Scafusensis (Schaffhausen 1686).407 Ein mit verschiedenen Provenienzhinweisen ausgestattetes Exemplar der Kurtzen Beschreibung deß weyland edlen und vesten Hansen Im Thurn (Zürich 1611)408 Hans Wilhelm Zieglers (1574-1653) enthält eine im Erscheinungs- jahr geschriebene Widmung des Verfassers an seinen Vetter Joachim Im Thurn.409

Die letzte Sachgruppe ist die Allgemeine Geschichte inkl. Quellenwerke und Länderge- schichten (ohne Schweiz). Unter den Signaturen VA-VT, V*, W*, X*, Y* sind 3'402 Titel klas- siert, darunter 291 aus dem 16. Jh, 553 aus dem 17. Jh, 902 aus dem 18. und 1'656 aus dem 19. Jh, 2'092 in deutscher, 608 in lateinischer, 560 in französischer, 88 in englischer, 44 in italienischer Sprache, die übrigen zehn Titel in anderen Sprachen. Im Vergleich mit ande- ren gleich grossen Bibliotheken der Deutschschweiz weist die Schaffhauser Stadtbibliothek einen sämtliche Zeiten und Regionen überdurchschnittlich repräsentierenden Bestand histo- rischen Schrifttums auf, was zum Teil auf die in sie integrierten Büchersammlungen der Gebrüder Müller, hauptsächlich auf die Privatbibliothek Johannes von Müllers, und auf die Bibliotheca amicorum zurückgeht. Weitere wichtige Vorbesitzer sind Wolfgang Keller und Niklaus Stockar von Neunforn. Auffällig sind die recht zahlreichen Anschaffungsvermerke der Stadtbibliothek aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sowie einige Geschenke der Verlagsbuch- handlung Hurter. Unter den historischen Hilfswissenschaften (VA), die ausser der Siegelkun- de alle vertreten sind, ragen die Chronologie, die Münzkunde, und die Diplomatik mit den Werken der Mauriner heraus. Hier zugeordnet sind Tabellen zur Universalgeschichte und vereinzelt Publikationen zur Kultur- respektive Geschlechtergeschichte. Erwähnenswert sind Adolph Occos Imperatorum Romanorum numismata (Augsburg 1601),410 ein Geschenk Hans von Schellenbergs (+1609) an Maximilian von Pappenheim, sowie Michael Beuthers Ani- madversionum sive disceptationum tam historicarum quam chronographicarum liber singula- ris (Strassburg 1593)411 aus dem Besitz Paul Alberts und später des Augustinerchorherren- stifts Kreuzlingen. Thematische Schwerpunkte in der Untergruppe VB sind die Militärge- schichte und die Geschichte des Kriegswesens, die Universalgeschichte, darunter verschie- dene Ausg. der Chronik Johann Carions, die Kulturgeschichte und die Geschichtsphilosophie (zweite Hälfte 19. Jh), am Rande zu erwähnen die Geschichte des Handels (Adam Ander- son)412 und der Erfindungen (Polydorus Vergilius in einer deutschen Übersetzung).413 Schon

407 UO 393 408 UO 21 Ex 2 409 Ich interpretiere den in UO 21 Ex 2 eingeklebten Zettel so, dass Joachim Im Thurn das Büchlein einem nicht näher genannten Vetter zueignet. 410 VA 8 411 VA 15 412 VB 13 413 VB 86 49 im Jahr nach ihrem Erscheinen war Georg Horns Arca Noae (Leiden 1666)414 im Besitz Jo- hann Jakob Zieglers. Unter der Signatur VC stehen die Publikationen zur Welt- respektive Universalgeschichte, unter denen die Göttinger Schule (Johann Christoph Gatterer), wie in anderen Bereichen des Fachs, gut vertreten ist. Hinzuweisen ist auf Henry Homes Sketches of the History of Man (4 Bde, Basel 1796)415 und auf den Giessener Professor Wilhelm On- cken (1838-1905) mit insgesamt fünf Titeln. Zur Alten Geschichte (Sachgruppe VD), haupt- sächlich über die Griechen, die Römer und die Juden, aber auch über andere Völker des Altertums (u.a. die Ägypter, Chaldäer und Karthager) ist zahlreich Literatur vorhanden, über die Römer häufig in französischer und in englischer Sprache. Erwähnt seien Darstellungen über römische Kaiser, zum Aufstieg und Fall des Römerreichs sowie über die Stadt Rom, auffällig die hier eingereihte Moralische Bilderbibel (5 Bde, Gotha 1805-1812)416 von Kaspar Friedrich Lossius. Die Literatur über die Urvölker, insbesondere die Pfahlbauer, stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Auch viele Publikationen zur mittelalterlichen Geschichte (VE), die ab der zweiten Hälfte des 18. Jhs zahlreicher werden, sind Herrscherpersönlichkei- ten, so z.B. Karl dem Grossen oder Rudolf von Schwaben, gewidmet. Erwähnenswert ist ein Exemplar des Defensor pacis (Heidelberg 1599)417 von Marsilius von Padua. Hugo Grotius' Historia Gotthorum, Vandalorum, & Langobardorum (Amsterdam 1655),418 gehörte 1659 To- bias Holländer, 1796 Johann Jacob Mezger (1759-1841), bevor sie 1808 in die Bibliothek kam. Das Kontingent zur neueren Historiographie (VF) umfasst hauptsächlich Werke zur politischen Geschichte, über Kriegshandlungen, Friedensschlüsse und Revolutionen, Ausei- nandersetzungen zwischen den Nationalstaaten (Deutsch-französischer Krieg), Gesandt- schaftsberichte und vereinzelt staatstheoretische Publikationen (z.B. zur Staatsräson). Wert- voll sind zwei Sammlungen von Kleinschriften, die aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs (sieben Bde)419 resp. aus dem späteren 17. Jh (ein Bd)420 stammen und zum Teil seltene Prognostiken sowie Kasualia (Nachrufe verschiedener Art) enthalten. Unter den Länderge- schichten sind Deutschland und das Alte Reich mit ihren Territorien (Sachgruppe VG) gut, hervorragend Schaffhausens Nachbarregionen wie Baden-Württemberg mit dem Schwarz- wald, Elsass und Bayern sowie die in diesen Gebieten gelegenen Städte und Abteien (Pe- tershausen, Neresheim, St. Blasien) vertreten. Von den zahlreichen Publikationen zur preus- sischen Geschichte gelangten manche aus dem Besitz Johannes von Müllers und der Biblio- theca amicorum in die Stadtbibliothek, die dank Müller auch Literatur über das Erzbistum

414 VB 80. Es kann sich nicht um Johann Jakob Ziegler (1646-1722) handeln. Das Ex Libris im vorde- ren Spiegel enthält den Zusatz Henr. fil. Diese Spur führt zu Johann Jakob Ziegler (1648-1713). Siehe Bartenschlager, Ziegler, adelig, S. 22. Keine weiteren Angaben zur Tätigkeit von Ziegler. 415 VC 13 416 VDa 66. Zusätzlich Stempel (um 1900) Ex Libris Georg Nuhn. 417 VE 20. Handschriftlicher Hinweis auf Vogt, Catalogus (AA 53), Nr. 655. 418 VE 6. Hinweis auf Vogt, Catalogus (AA 53), Nr. 403. 419 VF 48/1-7. Altbestand 420 VF 50. Eingangsvermerk von 1935 50 Mainz besitzt. Aber auch die Hanse, Thüringen und vor allem Sachsen sind angemessen repräsentiert, und Stadtgeschichten von Bremen und Danzig fehlen nicht. Burkhard Gotthelf Struves Erläuterte Teutsche Reichshistorie ( 1720)421 gehörte einst dem württembergi- schen Kabinettsekretär Heinrich August Krippendorf, ein Exemplar von Johannes von Mül- lers Darstellung des Fürstenbunds (Leipzig 1788)422 dem Zuger Lokalhistoriker und Pfarrhel- fer Paul Anton Wickart (1816-1893), Nicodemus Frischlins Sieben Bücher von der fürstlichen Würtembergischen Hochzeit (Tübingen 1578)423 Georg Gustav (1564-1634), Herzog von der Pfalz-Veldenz, der sie Sebastian Boschmann von Wolfpergshofen schenkte. Die Origines et antiquitates Plessenses (Leipzig 1713)424 Joachim Meiers stammen ursprünglich aus dem Benediktinerkloster St. Michael in Hildesheim, das mittelalterliche Chronicon Schirense (Strassburg 1716)425 aus der Benediktinerabtei Scheyern selbst. Aus dem österreichischen und südosteuropäischen Raum (VH) ist eine Anzahl in der Schweiz rarer Drucke zur ungari- schen, böhmischen und siebenbürgischen Geschichte zu vermerken, etwa Stefan Raicevics Osservazioni storiche, naturali, e politiche intorno la Valachia, e Moldavia (Neapel 1788),426 zahlreich daneben Geschichtsdarstellungen über Vorderösterreich und das Tirol. Während die Zahl Skandinavien betreffender Geschichtsliteratur (VJ) vergleichsweise gering ist, je- doch alle nordeuropäischen Länder, auch Island, umfasst, und ein weiterer Sammelband427 mit prognostischen Traktaten, einer Genealogie über schwedische Könige und einer Panegy- rik auf Gustav II. Adolf vorliegt, sind die Niederlande (VK) und Grossbritannien (VL), inklusive Schottland, zahlenmässig weit besser, auch mit kirchen- und wirtschaftsgeschichtlicher Lite- ratur, repräsentiert. Unter den Schriften zur portugiesischen und spanischen Geschichte (VM) befinden sich drei Ausg. von Thomas Campanellas Beschreibung der spanischen Mo- narchie, eine lateinischsprachige Fassung (Frankfurt/Oder 1686)428 und zwei Übersetzungen ins Deutsche (o. O. 1620; o. O. 1623),429 sowie die Monographie des italienischen Humanis- ten Lorenzo Valla über Ferdinand von Aragon (Breslau 1546)430 in einem Exemplar, das der Herausgeber, der schlesische Humanist Johann Lange (1503-1567), 1551 seinem Patron, dem Freiherrn Sigismund von Herberstein (1486-1566) schenkte, später dem «Conventus Pettoviensis» und zuletzt Johannes von Müller gehörte. Die Literatur über die italienischen Teilstaaten (VN), besonders zahlreich zu Venedig, schliesst Publikationen von und gegen Machiavelli sowie über Geheimgesellschaften (Carbonari) ein. Eine Ausg. der Werke Pietro

421 VGa 22 422 VGc 44c 423 VGe 9 424 VGg 3 425 VGf 6 426 VH 16. Vorbesitz J. v. Müller, der mit dem Autor korrespondierte. 427 VJ 20 428 VM 7 429 VM 9, VM 6 430 VM 30 51 Bembos (Basel 1556)431 besass einst Bischof Paul Albert, die neapolitanische Geschichte (Basel 1572)432 von Pandulphus Collenutius der ebenfalls bereits mehrfach erwähnte Maxi- milian von Pappenheim. Das grosse Kontingent zur französischen Geschichte (VO, VP) setzt sich vor allem aus Werken über Herrscherpersönlichkeiten (Herzöge von Burgund, Ludwig XIV., Ludwig XVI., Napoleon Bonaparte) sowie aus Literatur über die Französische Revoluti- on zusammen. Das thematische Spektrum umfasst aber auch das alte Gallien, die Diploma- tiegeschichte, Memoirenliteratur und den Antisemitismus des späten 19. Jhs (Edouard Dru- mont). Johann Wilhelm Stuckis Carolus Magnus redivivus (Zürich 1592),433 der hier einge- ordnet ist, war ein Geschenk des Autors an Paulus Florenius. Unter dem geographischen Oberbegriff «Polen und Russland» (VQ) ist auch die Literatur zur Geschichte der Ukraine, der baltischen Staaten und Finnlands eingeordnet. Erwähnenswert sind erneut Werke aus der Göttinger Schule (August Ludwig Schlözer), ein Sammelband, allerdings auch auf Frank- reich bezogener politischer Schriften aus den Jahren 1588-1591434 sowie einmal mehr Mo- nographien über Herrschergestalten (Peter der Grosse, polnische Könige). Unter der Signa- tur VR stehen eine beträchtliche Zahl Drucke zur Geschichte des osmanischen Reichs sowie Schriften über die Tartaren. Augerius Gislenius Busbequius' Legationis Turcicae epistolae quatuor (Hanau 1605)435 stammen aus dem Vorbesitz von Johannes Deodatus. Der Bestand im Fach «Allgemeine Geschichte» wird abgerundet durch Literatur zu den übrigen aussereu- ropäischen Kontinenten, ohne Australien. Grönland und Spitzbergen stehen in derselben Klasse (VS) wie die asiatischen Länder mit China an der Spitze, die Signatur VT umfasst sowohl Afrika (u. a. Ägypten, Algerien) als auch Nord- und Südamerika mit den Schwerpunk- ten Eroberung (Mexiko) und Einwanderung (19. Jh). Rara sind Simon Ockleys Geschichte der Saracenen (2 Bde, Leipzig/Altona 1745)436 und Heinrich Moritz Gottlieb Grellmanns His- torischer Versuch über die Zigeuner (Göttingen 1787).437 Die Grossformate (V*) schliesslich weisen die übliche inhaltlich divergente Zusammensetzung auf: Geschichtswerke des mysti- schen Spiritualisten Sebastian Franck, Hilfswissenschaften, Schriften über Zeremoniell und Präzedenz, Universal-, Länder-, Territorial- und Stadtgeschichten (Florenz), Werke zur Kir- chengeschichte und Lexika. Im Einzelnen zu erwähnen sind der Kurze Außzug des [...] Frid- schirmbuochs (Neuburg 1545)438 Marsilius von Paduas, Cyriacus Spangenbergs Adels=Spiegel (2 Bde, Schmalkalden 1591/1594),439ein Geschenk Anton Heinrichs, des

431 VN 8 432 VN 19 433 VO 34 434 VQ 15. Eintrag auf dem Vorsatz: 1615. / Uff den 29 tag aprellen verehrten mir, Helias Fehren, / diß buoch schwager Mathias Rüst und Mathias Buoffer / von Ysne von wegen hern Vetter Hans Jerg Schencken von Memmingen / seligen und wir im besten zuo gedenckhen. G[ott] G[eb] Gnadt 435 VR 11 436 VT 24 437 VT 26 438 V* 70 439 V* 13 52 Viergrafen zu Schwarzburg und Hohnstein (1571-1638), an Pfarrer Johann Götz in Sonders- hausen, die vom Mauriner François Clément verfasste L'art de vérifiér les dates (Paris 1770),440 erhielt Johannes von Müller 1788 von seinem Dienstherrn, dem Mainzer Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719-1802) geschenkt, sowie Matthias Burgklehners The- saurus historiarum (2 Bde, Innsbruck 1602/1604),441 ein Geschenk von 1640 des Diessenho- feners Hans Jakob vom Greuth.442

Wie bei Grossformaten üblich, handelt es sich bei den nicht weiter unterteilten Signaturen W*, X* und Y* um Mischklassen, jedoch mit klar erkennbaren thematischen Präferenzen. W* setzt sich vor allem aus Editionen mittelalterlicher Quellen und aus Monographien zur mittel- alterlichen und späteren Geschichte, hauptsächlich von Städten wie Augsburg, Breslau, Nürnberg und Trier zusammen. Die edierten Hirsauer Annalen (2 Bde, St. Gallen 1690)443 von Johannes Trithemius waren ein Geschenk des Herausgebers Burkhard Heer (1653- 1707), Benediktiner in St. Gallen und Bibliothekar der Stiftsbibliothek; den Codex diplomati- cus Moenofrancofurtanus (Frankfurt a.M. 1836)444 erhielt die Bibliothek vom Herausgeber, Johann Friedrich Böhmer (1795-1863). Zahlreiche Quelleneditionen stammen aus dem Vor- besitz Johannes von Müllers. Marcus Welsers Rerum Augustanarum Vindelicarum libri octo (Venedig 1594),445 erhielt der Schaffhauser Chronist und Numismatiker Johann Jakob Rüe- ger (1548-1606) im Erscheinungsjahr von seinem Freund Adolph Occo als Geschenk; späte- re Besitzer sind Johann Christoph von Waldkirch, 1617, Georg von Waldkirch, 1672, und die Bibliotheca amicorum. In der Gruppe X* befinden sich hauptsächlich frühneuzeitliche Län- der-, Dynastie- und Stadtgeschichten, hauptsächlich über Frankreich, weniger zahlreich über das Haus Habsburg, Österreich, Ungarn und Spanien, vereinzelt Reiseliteratur mit Richard Hakluyts The principall navigations, voiages and discoveries of the English nation (London 1589).446 The annals of King James and King Charles the first (London 1681)447 besass einst der Leipziger Geschichtsprofessor und Lexikograph Christian Gottlieb Jöcher (1694-1758). Hugo Grotius' Annales et historiae de rebus Belgicis (Amsterdam 1657)448 enthalten eine Widmung der Söhne des Verfassers an einen getilgten Empfänger; später gehörte der Band dem Bremer Theologen Theodor Hasaeus (1682-1731), schliesslich Johannes von Müller. Unter Y* steht Literatur zur Geschichte Osteuropas, namentlich Polens und Russlands, über

440 V* 42. Die linke obere Ecke des Vorsatzblattes ist ausgerissen. Besitzvermerk Erthals? 441 V* 45 442 Album f 45. Vgl. oben S. 1, Anm. 4. 443 W* 5. Album f 109 444 W* 74 445 W* 67. Die an den Augsburger Arzt und Numismatiker Adolph Occo (1524-1606) gerichtete, vier- seitige, 1582 datierte epigrammatische Würdigung aus der Feder des Arztes und Dichters Johann Posthius (1537-1597) ist vorgebunden. Möglicherweise hat Rüeger den nicht wirklich repräsentativen Einband machen lassen. Der Band ist übersät mit Annotationen von Rüeger, die es verdienten, näher untersucht zu werden. 446 X* 61 447 X* 84 448 X* 80 53 das Osmanische Reich und über asiatische Länder, vor allem China. Paul Jovius' und Sigis- mund von Herbersteins von Heinrich Panthaleon übersetzte Moscovitische Chronica (Frank- furt a.M. 1579)449 gehörte Maximilian von Pappenheim.

Neben den beschriebenen Sachgruppen können mehrere Spezial- und Sondersammlungen ausgemacht werden. Gesondert aufgestellt unter der Signatur Ink. sind 147 Inkunabeln und sechs Drucke aus dem 16. Jh, 124 in lateinischer, 23 in deutscher, vier in griechischer und zwei in französischer Sprache. An der Spitze der Druckorte stehen Strassburg und Venedig, dicht gefolgt von Augsburg und Basel, ferner Nürnberg, Ulm, Lyon und Paris. Im breiten Themenspektrum gibt es Schwerpunkte bei den Ausg. antiker Autoren, den Predigten, päpst- lichen Dekretalen, den Humanisten (Laurentius Valla, Marsilius Ficinus, Petrarca), bei den Bibeln und Geschichtswerken, der schönen Literatur (Albrecht von Scharffenbergs Titurell, Strassburg 1477;450 Sebastian Brandt),451 der Chronologie, der aristotelischen Philosophie, den Kirchenvätern, der Dogmatik (Summen) und den übrigen theologischen Disziplinen. Hin- zu kommen Martyrologien, Wörterbücher, Breydenbachs Fart uber mer (Mainz 1486, mit dem Vermerk «Gesneri bibliotheca»),452 geographische Werke (Ptolemäus). Weit weniger zahlreich sind naturwissenschaftliche und medizinische Publikationen. Hervorzuheben sind ausserdem der Liber sextus decretalium (Mainz, Johannes Fust und Peter Schöffer 1465),453 eine Ausg. von Ciceros Officia et paradoxa (1466) aus derselben Druckerei,454 Homers Ope- ra (Florenz 1488; Ink. LI)455 aus dem Besitz der Screta mit familiengeschichtlichen Notizen und einem handschriftlichen Schenkungsvermerk Ex liberalitate filiorum Aldi Manutii sowie Heiligenviten (Augsburg 1472 und 1499)456 aus dem Vorbesitz von Paul Jenisch. Ausser den Büchern aus der Sammlung Wolfgang Kellers weisen auch solche mit dem Namen des Leutpriesters Beat Frey auf eine Herkunft aus dem Einzugsbereich der Stadt Engen hin. Jo- hannes Trithemius' Liber de scriptoribus ecclesiasticis (Basel 1494)457 gehörte einst Paul Florenius, eine schön kolorierte deutsche Bibel (Nürnberg 1483)458 den Grafen von Pappen- heim.

Die Signatur Kst, zu Beginn des 19. Jhs eingeführt, steht für «Kasten» und vereinigt 134 Ra- ra oder was man dafür hielt: zwei Inkunabeln, 123 Titel aus dem 16. Jh, zwei aus dem 17. Jh, vier aus dem 18. und drei aus dem 19. Jh. Unter den Drucken des 16. Jhs sind die Theo- logie und die schöne Literatur, einschliesslich der Poetik und der Rhetorik, gut vertreten, von

449 Y* 3 450 Ink. XIV 451 Ink. LXIV 452 Ink. XXXIV 453 Ink. I 454 Ink.II 455 Ink. XLI 456 Ink. IV, Ink. XC 457 Ink. LXIII 458 Ink. XXIV 54 den Humanisten u.a. Erasmus von Rotterdam, Jakob Wimpheling, Johannes Reuchlin und Heinrich Bebel. Rara sind eine Anzahl Drucke der Offizin Anshelm in Pforzheim und Tübin- gen. Unter den fremdsprachigen Publikationen befinden sich ein polnischer Katechismus samt Gesangbuch (Wilna 1581),459 eine tschechische Ausgabe der Nachfolge Christi (Prag 1551)460 und ein Liederbuch in kastilischer Sprache (Sevilla 1540).461 Hinzu kommen eine spanischsprachige Ausg. (Lyon 1540)462 von Andrea Alciatis Emblembuch, Sammlungen von Epigrammen und Edikte (ordonnances) französischer Könige.

Ausschliesslich Kleinschriften (Broschüren, Sonderdrucke, Dissertationen, Reden, Flug- schriften, Nekrologe usw.) finden sich gebunden in den Sammelbänden der Signaturen CA– CD und C* sowie einzeln mit den 1950 eingeführten Signaturen Bro und Brog. Alles in allem handelt es sich um 2'518 Titel: 59 aus dem 16. Jh, 184 aus dem 17. Jh, 1'424 aus dem 18. Jh, 851 aus dem 19. Jh. 1'488 sind in deutscher, 712 in lateinischer, 281 in französischer, 19 in italienischer, 13 in englischer Sprache und fünf in anderen Sprachen verfasst. Broschüren, d.h. Drucke mit weniger als hundert Seiten, finden sich aber auch unter den meisten anderen Signaturen, entweder einzeln oder in Sammelbänden. In der Sachgruppe CA überwiegen frühneuzeitliche Dissertationen der oberen Fakultäten, vor allem der Universitäten Basel, Heidelberg, Leiden (Medizin), Tübingen (auch aus dem 16. Jh) und Utrecht sowie anderer, vor allem reformierter Hoher Schulen. Einen geringen Anteil macht das weitere akademische Kleinschrifttum aus (Reden, Einladungsprogramme und Vorlesungsverzeichnisse). In den Gruppen CB bis CD liegt der Akzent beim politischen Kleinschrifttum, vor allem aus dem oberrheinischen Einzugsgebiet (Elsass, Strassburg) über die Französische Revolution, aus der Zeit der Helvetik, aber auch des Dreissigjährigen Kriegs. Unter den Dichtungen sind Schauspiele, Lieder, Kasualia und ein Sammelband mit Werken Johann Georg Hamanns (1730-1788),463 der Johann Georg Müller gehörte. Auch hier sind akademische Miscellanea zugeordnet, zahlreich aus der Universität Mainz, die auch mit Vorlesungsverzeichnissen aus den beiden letzten Jahrzehnten des 18. Jhs vertreten ist. Eigens hinzuweisen ist auf Exa- menseinladungen des Gymnasiums Hersfeld und weitere Hersfelder Schriften, auf Publikati- onen von und über Barbara Juliane von Krüdener (1764-1824),464 Schaffhauser Schulschrif- ten und Zeitungen, des weiteren auf staats- und kirchenrechtliche Abhandlungen, volks- aufklärerische Traktate, päpstliche Erlasse, Predigten, Schriften von Christentums- und Bi- belgesellschaften aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, unter der Signatur CD vermehrt auf poli- tische Publikationen zu Preussen, auf Schrifttum über das Armenwesen und den Pietismus sowie auf seltene Schulreden aus dem Gymnasium Klosterberge. Wie in den übrigen Klein-

459 Kst 9. Eines von zwei bekannten Exemplaren dieser Ausgabe. 460 Kst 18 461 Kst 45 462 Kst 7 463 CC 37 464 CC 42 55 schriften-Gruppen gibt es Einschlägiges zur Universität Göttingen. Rara sind Scherzdisserta- tionen wie die unter dem Pseudonym Blasius Multibibus veröffentlichte Disputatio inauguralis theorico-practica, jus potandi adumbrans (Oenozythopoli 1688).465 Unter den Signaturen Bro und Brog stehen hauptsächlich Theaterstücke, Reden, Dissertationen, Biographica und his- torische Abhandlungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Unter der Signatur C* befinden sich sieben Sammelbände mit hauptsächlich politischen und kirchlichen Erlassen, zahlreich aus dem Bistum Speyer, darunter eine Jagd- und Forstordnung, Göttinger akademische Kleinschriften und einige nicht einer grösseren Gruppe zuzuordnende Einzelschriften, so z. B. eine Rede des englischen Königs vor dem Parlament (London 1766)466 sowie Georg Jakob Schäffers Zigeuner=Liste (Tübingen 1787).467 Die Oratio de origine et progressu ri- tuum et ceremoniarum ecclesiasticarum (Zürich 1585)468 schenkte der Verfasser Rudolf Hospinian dem Zürcher Politiker Georg Grebel (1516-1607).

Die mit D beginnenden Signaturen sind den Periodika vorbehalten; Jahres- und Geschäfts- berichte sowie Rechnungen vor allem von Schaffhauser Institutionen (Stiftungen, Vereine) und Firmen werden seit 1950 unter der Signatur Ber aufgestellt. Diese Gruppen umfassen 198 Titel mit über 3'800 physischen Einheiten, fünf Titel aus dem 17. Jh, 73 aus dem 18. Jh, 120 aus dem 19. Jh. Periodika finden sich indessen auch unter den meisten Sachgruppen- Signaturen. Von verschiedenen Akademien (Göttingen, Kassel, Mainz, München, Leopoldi- na/Schweinfurt, Paris, St. Petersburg, Uppsala und Turin) liegt eine beträchtliche Anzahl ver- schiedenartiger Publikationen, namentlich aus dem Besitz Christoph Jezlers, vor: historische Darstellungen, Akten und Schriftensammlungen. Derselben Untergruppe (DA) ist Jeremias David Reuss' Repertorium commentationum a societatibus litterariis editarum (9 Bde, Göttin- gen 1801-1810)469 zugeordnet. Unter den gelehrten Journalen (Signaturen DB und DC) be- finden sich ehedem berühmte allgemeine Zeitschriften wie die Leipziger Acta eruditorum (ab 1682),470 die Frankfurter gelehrten Anzeigen (1772-1777),471 der Neue Büchersaal der ge- lehrten Welt (1710-1716)472 sowie die Acta literaria Sueciae (1720-1739).473 In grosser Voll- ständigkeit und auf alle Signatur-Untergruppen verteilt, besitzt die Bibliothek Göttinger Perio- dika, darunter die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (ab 1758).474 Hinzu kom- men die Allgemeine Literaturzeitung (ab 1785),475 weitere Rezensionsorgane, Zeitschriften zu einzelnen Wissensdisziplinen (Medizin, Naturwissenschaften), zur schönen Literatur (z.B.

465 CA 27 466 C* 7 467 C* 7 468 CD 51 469 DA 19 470 DB 1 471 DB 2 472 DB 3 473 DB 10 474 DB 12 475 DB 32 56 der Teutsche Merkur),476 zur Politik und zur Unterhaltung (Blätter für literarische Unterhal- tung, ab 1831)477 sowie Wochenschriften wie Der Hypochondrist (1762),478 ferner eine be- trächtliche Zahl französisch- und einige englischsprachige Periodika, darunter die Biblio- thèque universelle et historique (ab 1686),479 die Bibliothèque des sciences et des beaux arts (ab 1754)480 und The Universal Magazine of Knowledge and Pleasure (1764/65).481 Von den wenigen hier eingereihten Schweizer Zeitschriften sind Isaac Iselins Ephemeriden der Menschheit (1776-1778 und 1780-1783)482 zu erwähnen, von den anderen das Deutsche Museum (ab 1776),483 das Georg Friedrich Im Thurn der Bibliotheca amicorum schenkte.

Geographische Karten und Pläne erhalten die Signatur Kart. Von 261 Kartenwerken und Einzelblättern gehen neun auf das 17. Jh, 110 auf das 18. Jh und 142 auf das 19. Jh zurück. Der Bestand setzt sich hauptsächlich aus Karten der Schweiz und der Nachbarländer zu- sammen, von denen die Grenzregionen (Elsass, Süddeutschland) besonders gut vertreten sind. Wenn auch nicht zahlreich, so doch in grosser Vollständigkeit, gibt es Karten der übri- gen europäischen Staaten, etwa der Niederlande, und der aussereuropäischen Kontinente, darunter die Afrikakarte (1639)484 von Petrus Bertius. Unter den alten Schweizer Karten sind eine Zürcher Karte von Johann Konrad und Johann Georg Gyger (1685),485 des weiteren jene über Die Grafschafft Toggenburg (1784)486 und über das mit den Kantonen Bern, Basel und Neuenburg vereinigte Bistum Basel (1815-1819)487 zu erwähnen. Hinzu kommen Atlan- ten, so ein Atlas compendiarius (Homanns Erben, Nürnberg 1752),488 Schulatlanten aus dem 19. Jh und eine grössere Zahl von Plänen europäischer Städte, darunter von Neapel (1790)489 und Warschau (1825).490 Stadt und Kanton Schaffhausen sind mit Plänen und Kar- ten des späten 18. und des 19. Jhs, die Stadt mit einem von Hand gezeichneten, datierten Befestigungsplan (1792)491 vertreten. Erwähnenswert ist schliesslich C. F. Ulrichs Neueste Post-Karte (1826),492 welche die einschlägigen Verkehrswege in zahlreichen europäischen Ländern verzeichnet.

476 DC 18/19 477 DC 25 478 DC 16 479 DC 2 480 DB 27 481 DC 11b 482 D* 1 483 DC 17 484 Kart f 6/4 485 Kart f 9/4 486 Kart f 632 487 Kart q 6/3 488 Kart f 4 489 Kart f 502 490 Kart f 506 491 Kart f 6/19 492 Kart 74 57 Drei ehemalige Depotbibliotheken sind separat aufgestellt. Die traditionsreichste ist die der Kantonalen Offiziersgesellschaft (Signatur Off) mit 771 Titeln, vier aus dem 17. Jh, 95 aus dem 18. und 672 aus dem 19. Jh. Sie besteht aus sieben Unterabteilungen. Die erste (Off A) enthält allgemeine Fachliteratur wie Zeitschriften des 19. Jhs, Wörterbücher und Bibliotheks- kataloge, die zweite (Off B) die Militär- und Kriegsgeschichte, etwas die Mémoires militaires sur les Grecs et les Romains (2 Bde, Den Haag 1758)493 von Karl Theophil Guichard, zahl- reich Literatur über Kriegsereignisse des 19. Jhs, von denen die Schweiz und ihre Nachbar- länder betroffen waren, sowie über einzelne Waffengattungen. Die nächste Untergruppe (Off C) mit dem wichtigsten historischen Bestand umfasst Literatur über Kriegführung, Strategie, Befestigungsanlagen sowie Mathematiklehrbücher (Christian Wolff). Als Waffengattungen stehen die Infanterie und die Artillerie (Wilhelm Le Blond, L'artillerie raisonnée, Paris 1761)494 im Vordergrund. Unter Off D stehen Publikationen über die Ausbildung, ferner über militäri- sche Beredsamkeit und die Kavallerie, unter Off E Technik und Wehrwesen, nämlich Regle- mente, Statuten und Verordnungen sowie Bücher des 19. Jhs über Waffenlehre und -entwicklung, unter Off F die Belletristik, Erzählungen von Kriegsereignissen, Biographien, Tagebücher und Lieder, und unter Off G einige Karten und Pläne. Die zweite ehemalige De- potbibliothek, die des kantonalen Schaffhauser Gewerkschaftskartells (heute Gewerk- schaftsbund, Signatur GK), zählt 156 einschlägige Titel aus dem 19. Jh, Literatur zur sozia- len Frage, zur sozialistischen Philosophie, über die Arbeitergesetzgebung, populäre Einfüh- rungen in die Naturgeschichte sowie gegen den Papst und die katholische Kirche gerichtete Polemik (Wilhelm Römer). Die Bibliothek des Gewerbevereins Schaffhausen (G-V) ist mit 36 Titeln des 19. Jhs die kleinste der ehemaligen Depotbibliotheken. Sie setzt sich aus Handbü- chern für verschiedene gewerbliche Berufe (u. a. Schmiede und Schlosser) sowie aus ande- rer berufsspezifischer Literatur zusammen.

Ausschliesslich Periodika – Resultat des Tauschverkehrs – enthalten die Bibliotheken der beiden gelehrten Gesellschaften, des Historischen Vereins (H-V) mit einem Titel mit acht Bdn des 18. Jhs und 120 Titeln mit 1'930 Bdn des 19. Jhs und der Naturforschenden Gesell- schaft (NfG A) mit zwei Titeln mit 12 Bdn des 18. Jhs (Botanik, Insektenkunde) und 53 Titeln mit 656 Bdn aus dem 19. Jh, Berichten und Mitteilungsblättern von schweizerischen natur- forschenden Gesellschaften sowie solchen benachbarter deutscher Gebiete, der Schweizeri- schen Zeitschrift für Obst- und Weinbau (ab 1870)495 und mit Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz. Die geschichtswissenschaftlichen Periodika erschienen zum grössten

493 Off B 214 494 Off C 7 495 NfG A 417 58 Teil in der Schweiz und in Deutschland, einige betreffen die Geschichte Schlesiens; erwäh- nenswert ist der Revolutions-Almanach (Göttingen 1793-1802).496

Ebenfalls unter eigenen Signaturen aufgestellt wurden die Bibliotheken von Johannes Binder (Bin), Jakob Nüesch (SBN), Ferdinand Schalch (Sch) und die Deposita der Peyerschen To- bias Stimmer-Stiftung (PTSS) und der Sturzenegger Stiftung Schaffhausen (Stu). Die Biblio- thek Nüesch umfasst 81 Titel aus dem 19. Jh, die vorwiegend aus Sonderdrucken bestehen- de Bibliothek Schalch 1'057 Titel des 19. Jhs und einen Titel aus dem 18. Jh, die Bibliothek Binder 236 Titel aus dem 19. Jh. Letztere hat ihre Schwerpunkte bei der Literatur- und Sprachwissenschaft (Phonetik) und der Philosophie des 19. Jhs (Eduard von Hartmann, Wil- helm Wundt). Vorhanden ist auch naturwissenschaftliche Literatur, darunter die Reihe Ostwald's Klassiker der exakten Wissenschaften und Publikationen über die Bienenzucht. Nüesch sammelte vorwiegend Literatur über die Prähistorie des Menschen und über die Ur- welt, wozu die vergleichende Studie Josef Kafkas über Recente und fossile Nagethiere Böhmens (Prag 1893)497 gehört. Thematisch ähnlich gelagert, jedoch mit deutlichen Präfe- renzen bei der Geologie und der Paläontologie, ist die Fachbibliothek des Bergrats Schalch, mit einigen fremdsprachigen Werken, geologischen Dissertationen und Akademieberichten sowie mit einschlägiger wissenschaftlicher Literatur über ganz Europa, vornehmlich über die Schweiz und Sachsen. Die Sammlung der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung besteht fast ausschliesslich aus Drucken mit Illustrationen von Tobias Stimmer (9 Titel aus dem 16. Jh, ein Werk aus dem 17. Jh). Unter den 20 Werken, welche die Sturzenegger Stiftung in den letzten Jahren anschaffte (zwölf Titel aus dem 17. Jh, sieben aus dem 18., einer aus dem 19.) finden sich das Exemplar von Johannes von Müllers Schweizergeschichte (Leipzig 1786-1792),498 das der Verfasser seiner Mutter widmete, und eine Reihe von französischen Theatertextbüchern u. ä. aus den 1660er Jahren (Molière, Corneille), die Johann Jakob Zieg- ler während eines Pariser Aufenthalts erworben haben dürfte.499

Versucht man zusammenfassend die Sachgruppen nach Wichtigkeit zu ordnen, stehen an erster Stelle die Helvetica, gefolgt von den Werken zur Allgemeinen Geschichte, den Scaphusiana, der Theologie, den modernen Philologien, dem Recht, der Klassischen Philo- logie, den Naturwissenschaften und der Geographie/Länder- und Völkerkunde. Auffällige Einzelgruppen sind die Sammlungen von Kleinschriften aus dem konfessionellen Zeitalter (NB), zur allgemeinen Schweizergeschichte (UA), aus Schaffhausen (UO), aus der Welt der Universitäten des 18. Jahrhunderts (CD), sowie die Separatasammlung von Ferdinand Schalch.

496 H-V 179 497 SBN 23c 498 Stu 1 499 Stu 10/1-12. Vgl. oben S. 50, Anm. 413. 59 Kataloge

Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Zettelkatalog. Enthält Publikationen mit Druckjahr bis 1984.

Elektronischer Katalog (OPAC). Enthält alle Publikationen mit Druckjahr 1985 ff. und eine laufend wachsende Zahl von älteren Titeln.

Moderne Sonderkataloge

Fachkatalog der Schaffhauser Stadtbibliothek. 2 Bde. Schaffhausen 1903-1905. XIV, 742; IX, 938 S.500

Boos, Heinrich: Verzeichnis der Inkunabeln. In: Verzeichnis der Inkunabeln und Handschrif- ten der Schaffhauser Stadtbibliothek. Schaffhausen 1903, S. 3-64

Historische Kataloge

Kataloge der Bürger- bzw. Stadtbibliothek

Catalogus authorum omnium qui exstant in Bibliotheca Publica Civium Scaphusianorum in ordinem alphabeticum digestus ann[o] 1753 et postea continuatus. Bibliothecariis D[o]m[i]no Johanne Ludovico Peyero et Conr[ado] Stockaro de Neufforen. 182 Bl. (einseitig beschrie- ben). (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, o. Signatur)

Catalogus librorum in Bibliothecae Civium Scaphusiensium exstantium, secundum reposito- ria confectus à Conrado Stockaro de Neufforen p. t. bibliothecario, ann[o] 1753 et post singu- lis annis continuatus. 204 Bl. (einseitig beschrieben). Enthält zahlreiche Korrekturen und Nachträge von Johann Georg Müller.501 (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, o. Signatur)

Catalogus librorum Bibliothecae Civium Scaphusianorum. 6 Bde. 1812 [Reinschrift von Con- rektor Georg Michael Hurter]. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, o. Signatur)

Catalogus der Bürger-Bibliothek der Stadt Schaffhausen. Schaffhausen 1824. IV, 574 S.502 Enthält: Verzeichnis der Büchersammlung von Johann Georg Müller, S. 407-574

[Maurer-Constant, Johann Heinrich]: Verzeichnis von Inkunabeln aus den Jahren 1465-1499 der Bürgerbibliothek der Stadt Schaffhausen. Schaffhausen 1840. XI, 15, III S.503

Catalogus der Stadt-Bibliothek in Schaffhausen. Schaffhausen 1845. VIII, 758 S.504

Catalogus librorum Bibliothecae civium Scaphusianorum. 6 Bde. o. J. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, o. Signatur)505

500 UO 508e. Enthält in Bd. 2, S. 932-938, ein Verzeichnis von Schaffhauser Autoren. 501 Eine Abschrift in-4° mit identischem Titel und dem Besitzervermerk ex libris Conr. Stockari de Neuf- forn hat sich ebenfalls erhalten. 327 einseitig beschriebene Blätter, 4'670 durchnummerierte Titelauf- nahmen, auf Bl. 325 einzelne Preisangaben. Keine Nachträge von dritter Hand. Bl. 324: "Seith. ann. 1756. da wegen gesundheithsumständen die Bibliothecaristelle resigniert." 502 UO 508 503 UO 480 504 UO 508a 60 Supplemente zum Catalog der Stadtbibliothek. Nr. 1-16, 1847-1867. 187 S.506

Katalog der Stadtbibliothek in Schaffhausen. Schaffhausen 1870. XV, 466 S.507 Enthält: An- hang. Miscellaneen-Bände, S. 399-455.

Erstes Supplement zum Katalog der Stadt-Bibliothek von Schaffhausen, 1871-1875. Schaff- hausen 1876. 45 S.

Zweites Supplement zum Katalog der Stadt-Bibliothek von Schaffhausen, 1875-1881. Schaffhausen 1882. 30 S.

Drittes Supplement zum Katalog der Stadt-Bibliothek von Schaffhausen, 1881-1889. Schaff- hausen 1890. 36 S.

Viertes Supplement zum Katalog der Stadtbibliothek von Schaffhausen, 1890-1898. Schaff- hausen 1898. 112 S.

Fünftes Supplement zum alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek Schaffhausen, 1899- 1907. Schaffhausen 1907. 158 S.

Sechstes Supplement zum alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek Schaffhausen, 1907- 1910. Schaffhausen 1910. 86 S.

Siebentes Supplement zum alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek von Schaffhausen, April 1910 bis Oktober 1911. Schaffhausen 1911. 36 S.

Achtes Supplement zum alphabetischen Katalog der Stadtbibliothek von Schaffhausen, No- vember 1911 bis Februar 1913. Schaffhausen 1913. 38 S. usw.

Ab dem 15. Supplement (1927) wird im Anhang die Benützungsordnung mitabgedruckt. Ab dem 19. Supplement (1935) sind die Titel nicht mehr alphabetisch geordnet, sondern nach neunzehn Fachgruppen gegliedert. Ab dem 31. Supplement (1959) mit dem Zusatz «Aus- wahl». Ab Nr. 35 Titeländerung: Zuwachsverzeichnis [...] Auswahl. Die Reihe wurde weiter- geführt bis Nr. 51 (1982/83).

Alter Standortkatalog, in Gebrauch bis 1933. 7 Mappen, handschriftlich. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, o. Signatur)

(Neuer) Standortkatalog, in Ordnern oder in Zettelform. Nachgeführt bis in die 1990er Jahre.

Kataloge von ursprünglich selbständigen Bibliotheken und Sammlungen, die ganz oder teil- weise in der Stadtbibliothek aufgegangen sind

Catalog der Bücher-Sammlung einer Gesellschaft guter Freunde in Schaffhausen. [Schaff- hausen] 1778. 48 S.508

505 Enthält ausgeschnittene Titelaufnahmen des Katalogs von 1845, ergänzt durch Signaturen, aber nur wenige Nachträge. 506 UO 508b. Fortsetzungen in einem separaten Alphabet. Mit Asterisk bzw. Gradzeichen sind Ge- schenke des Verfassers oder des Verlags markiert, die übrigen Gönner werden mit einem Kreuz be- zeichnet, gelegentlich namentlich genannt. 507 UO 508d 508 UO 508h 61 Catalog der Bücher-Sammlung einer Gesellschaft guter Freunde in Schaffhausen. [Schaff- hausen] 1789. 82 S.509

Catalogus der Bücher-Sammlung einer Gesellschaft von Freunden in Schaffhausen. [Schaff- hausen] 1804. 123 S.510

Erste Fortsetzung des Catalogus einer Gesellschaft von Freunden. Im Jahr 1805 angeschaff- te Bücher. [Schaffhausen 1806]. 8 S.

Zweite Fortsetzung des Catalogus einer Gesellschaft von Freunden. In den Jahren 1806 und 1807 angeschaffte Bücher. [Schaffhausen 1808]. 15 S.

Dritte Fortsetzung des Catalogus einer Gesellschaft von Freunden. In den Jahren 1808, 1809 und 1810 angeschaffte Bücher. [Schaffhausen 1811]. 15 S.

Vierte Fortsetzung des Catalogus einer Gesellschaft von Freunden. In den Jahren 1811, 1812, 1813 und 1814 angeschaffte Bücher. [Schaffhausen 1815]. 16 S.

Catalogus Bibl[iothecae] Christ[ophori] Jezleri [von seiner Hand?]. (Stadtarchiv Schaffhausen C II 73.01/005)

Catalogus der von dem seligen Herrn Professor Christoph Jetzler hinterlassenen Bibliothec. 1791. Nach Formaten geordnet. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, Hs St f 9)

Catalogus librorum Johannis de Müller Helvetiorum historiographi nunc Bibliothecae civium Scaphusianorum, 1811. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, Hs St f 2)

Systematisches Verzeichnis der Bücher von J. G. Müller, von ihm selber geschrieben, 1817. (Stadtbibliothek, Handschriftenabteilung, Msc. Scaph. 28a)

Catalogus librorum bibliothecae Schaffhusianorum. Libri J. G. Mülleri. [o. J.]. (Stadtbibliothek, A* 3) 511

Verzeichnis der Büchersammlung von Johann Georg Müller. In: Catalogus der Bürger- Bibliothek der Stadt Schaffhausen. Schaffhausen 1824, S. 407-574

Catalogus der medizinisch-chirurgisch-pharmazeutischen Lese-Bibliothek in Schaffhausen. Verfertiget im Jahr 1825. Schaffhausen 1825. 79 S.512

Beilage zum Supplement Nro 14. Bücher aus der früheren medizinisch-chirurgisch- pharmazeutischen Lesebibliothek. Geschenk der medizinischen Gesellschaft. Schaffhausen 1865. 30 S.513

Catalog der Bibliothek der Gesellschaft Musis et amicis in Schaffhausen. Schaffhausen 1872. 198 S.514

509 UO 508i. Durchschossenes Exemplar mit Nachträgen 510 UO 508g. Breitrandiges Exemplar. Die vier Supplemente sind beigebunden. Ein weiteres Ex. mit beigebundenen Fortsetzungen und handschriftlichen Bemerkungen von J. G. Müller findet sich i J. G. Müller-Nachlass, Fasz. 502. 511 Enthält auch Titel, die ausgeschieden wurden und im gedruckten Verzeichnis nicht mehr aufgeführt sind. Drei verschiedene Hände, die auch in anderen Katalogen des frühen 19. Jhs. vorkommen. 512 UO 311 Ex 1. Durchschossenes Ex. mit Nachträgen, redaktionell bearbeitet von J. J. Mezger, dien- te offensichtlich als Vorlage zum Druck der Beilage. 513 Enthält rund 450 Titelaufnahmen. Beigebunden in UO 508b Ex 2. Separat katalogisieren! 62 Druckschriften. In: Katalog der Sammlungen des Historisch-antiquarischen Vereins in Schaffhausen. 1. Abtheilung. Druckschriften und Manuskripte. Schaffhausen 1887, S. 3-65515

Katalog der Bibliothek des Gewerbevereins Schaffhausen. 1896. Anhang. Katalog der Biblio- thek des Kunstvereins Schaffhausen. Schaffhausen 1896. 48, 12 S.516

Katalog für die Bibliothek der kantonalen Offiziersgesellschaft Schaffhausen. Schaffhausen 1926. VI, 50 S.517

Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Bibliothek

Quellen

Album publicae civium scaphusianorum Bibliothecae. 1636. (Stadtbibliothek, Msc. Scaph. 57)518

Protokolle der Bibliothekskommission. 6 Bände. 1681-1949. (Stadtbibliothek, Msc. Scaph 56) Bd. 1 (1681-1826) enthält neben den Protokollen ein Verzeichnis der Kommissionsmitglieder von 1681 bis zum Ende des Ancien Régime, geordnet nach Zünften und Gesellschaften, die Leges Bibliothecae Civicae von 1688 sowie ein detailliertes Verzeichnis der Kunstwerke, Globen, Modelle und Mobilien der Bibliothek.

Johann Georg Müller-Nachlass (Ministerialbibliothek) Fasz. 94: Akten und Briefe betreffend den Verkauf von J. v. Müllers Bibliothek an die Bürger- bibliothek Schaffhausen, 1809-1814 Fasz. 499: Schriften, Kataloge, Konzepte, Briefe, Aufzeichnungen, Auszüge und Abschriften betreffend die Stadtbibliothek, 1789-1818 Fasz. 500: Notizen und Verzeichnisse von ausgeliehenen Büchern der Stadtbibliothek Schaffhausen, 1811-1819

[Bächtold, Carl August?]. Nüeschiana [Manuskript]. [nach 1915]519

Stadtarchiv Schaffhausen. Bestand Stadtbibliothek. C II 73.01 ff.

Darstellungen

Bächtold, Carl August: Ergänzungen zu Mezger's Geschichte der Stadtbibliothek Schaffhau- sen 1871 [Manuskript]. Schaffhausen 1914520

Frauenfelder, Reinhard: Geschichte der Stadtbibliothek Schaffhausen. Gedenkschrift zu ih- rem dreihundertjährigen Bestehen, 1636-1936. Herausgegeben vom Stadtrat der Stadt Schaffhausen. Schaffhausen 1936521

514 Enthält 2'054 deutsche, 517 französische und einen lateinischen Titel, inkl. Zeitschriften. UO 383aa. Ein Nachtrag von 1873 enthält 45 deutsche und drei französische Titel. Ein letzter Katalog von 1887 umfasst nur 15 Seiten und ausschliesslich Werke aus den Jahren seit 1870. 515 UO 204. Im Büro des Stadtbibliothekars befindet sich ein durchschossenes Ex. mit handschriftli- chen Nachträgen von Robert Lang (?). 516 UO 463. Durchschossenes Exemplar, mit Einträgen zur Bestandsgeschichte auf der Innenseite des Vorderdeckels. 517 UO 300aa. Die ergänzenden Nachträge von 1930, 1945 und 1958 enthalten keine Titel vor 1901. 518 Enthält «Gründungsurkunde» und programmatische Erklärung von 1636, Geld- und Buchgeschen- ke bis 1778, Register der Schenker. 519 Büro Stadtbibliothekar. Besser ins Archiv stellen! 520 Beigebunden in UO 286a 63

Frauenfelder, Reinhard: J. G. Müller als Bibliothekar. In: Schaffhauser Beiträge zur Ge- schichte 37 (1960), S. 174-186522

Gamper, Rudolf, unter Mitwirkung von Susan Marti: Katalog der mittelalterlichen Handschrif- ten der Stadtbibliothek Schaffhausen. Dietikon-Zürich 1998. Die Einleitung (S. 9-64) enthält zahlreiche wichtige Hinweise zur Bestandesgeschichte und zur Provenienz von Druckschrif- ten des 15. bis 18. Jhs.

Hablützel, Regula: Die Stellung der Gesellschaftsbibliothek in der öffentlichen Bibliothek. Revision der Zeitschriftenbibliothek der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen an der Stadtbibliothek Schaffhausen. Diplomarbeit der Ecole de Bibliothécaires, Genf. Schaffhausen 1968523

Henking, Karl: Zur Geschichte des Schaffhauser Bibliothekwesens. Vortrag gehalten in der Versammlung der Vereinigung der Schweizerischen Bibliothekare am 26. September 1925. [Manuskript]524

Mezger, Johann Jacob: Geschichte der Stadtbibliothek in Schaffhausen. Schaffhausen [1871] (Beilage zum Osterprogramm des Schaffhauser Gymnasiums von 1871)525

Specht, René: 350 Jahre Stadtbibliothek Schaffhausen. In: Schaffhauser Mappe 1986, S. 23- 27

Veröffentlichungen zu den Beständen

Bächtold, Kurt: Zwei Lesegesellschaften in Schaffhausen. Ein Beitrag zum Einfluss der Auf- klärung. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 48 (1971) S. 247-281

Gingerich, Owen: An Annotated Census of Copernicus' De Revolutionibus (Nuremberg, 1543 and Basel, 1566). Leiden 2002. Zum Schaffhauser Exemplar S. 218-227.526

Hikl, Gaby: Die Bearbeitung der Büchersammlung des Bergrates Ferdinand Schalch [Dip- lomarbeit]. Genf 1972527

[Mägis, Conrad]. Die Schaffhauser Schriftsteller von der Reformation bis zur Gegenwart, biographisch-bibliographisch dargestellt von C. M. Schaffhausen 1869528

Meisterwerke und Kleinode. Sammlungen der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung Schaff- hausen. Gesamtkatalog. Zürich 2010 (Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft. Kata- loge Schweizer Museen und Sammlungen, 20) [Liste der Deposita in der Stadtbibliothek S. 140-143]

521 UO 955 522 Überarbeitete Fassung von Frauenfelder, Geschichte, 1936, S. 24-37, und weiteren Veröffentli- chung desselben Verf. aus den 1930er Jahren. 523 Hs St Brog 36 524 Msc. D 76 (=Scaph 153). Reine Zusammenfassung von Mezger und Bächtold. 525 UO 286a 526 WT 294 527 Brog 1157. Gibt nicht viel her. 528 Gehört nicht eigentlich hierher; das Vorwort enthält keinen Hinweis auf die Benützung der Bestän- de der Stadtbibliothek. 64 Schib, Karl: Die Bibliothek Johannes von Müllers. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 40 (1963) S. 153-167

Schlatter, Rudolf: Die Bibliothek von Ferdinand Schalch (1848-1918) in Schaffhausen (Schweiz). In: Berichte der Geologischen Bundesanstalt [Wien] 35 (1996) S. 311-314

Schmuki, Karl. Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst in Schaffhausen. Zum Schaffhauser Auf- enthalt des Fürsten von 1737 bis 1742. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 65 (1988) S. 73-101. Enthält ein Verzeichnis der Bücher, die nach dem Tod des Fürsten in die Biblio- thek kamen.

Steinemann, Ernst. Vorwort. In: Katalog für die Bibliothek der kantonalen Offiziersgesell- schaft Schaffhausen. Schaffhausen 1926, S. III-VI

Überarbeitete und ergänzte Fassung des Artikels «Stadtbibliothek Schaffhausen» in: Hand- buch der historischen Buchbestände in der Schweiz. Herausgegeben von der Zentralbiblio- thek Zürich. Bearbeitet von Urs B. Leu, Hanspeter Marti und Jean-Luc Rouiller. Hildesheim 2011, Bd. 2, S. 273–302 (Signatur: WU 20/2)

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