Kreis (inkl. Kall, Dahlem und )

Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht

November 2012

Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Auftragnehmer: Kooperationspartner:

Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft mobilité Unternehmensberatung GmbH Martin-Kremmer-Straße 12 Schildergasse 120 45327 Essen 50667 Köln Tel.: 0201 – 24564 – 0 Tel.: 0221 – 921827 – 0 www.gertec.de www.mobilite.de

Auftraggeber:

Kreis Euskirchen - Stabsstelle Struktur- und Wirtschaftsförderung Gemeinde Kall - Gebäudemanagement, Energieberatung, Abwasser Gemeinde Dahlem Gemeinde Hellenthal – Fachbereich 3, Bauen und Planen

Gefördert durch:

Das Integrierte Klimaschutzkonzept wurde im Rahmen der nationalen Klimaschutzini- tiative der Bundesregierung gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Um- welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen 03KS1417.

2 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Inhaltsverzeichnis

Bilderverzeichnis 5!

Tabellenverzeichnis 6!

Abkürzungsverzeichnis 7!

1! Das Klimaschutzkonzept des Kreises Euskirchen 9! 1.1! Ausgangssituation 9! 1.2! Zielsetzung 12!

2! Kreisweite CO2-Bilanz 14!

2.1! CO2-Bilanz im Bereich Energie 15!

2.2! CO2-Bilanz im Bereich Verkehr 21!

3! Emissionsminderung 25!

3.1! Sektorspezifische CO2-Minderungen durch verbraucherseitige Energieeinsparungen 25!

3.2! CO2-Minderung durch den Einsatz Erneuerbarer Energien und veränderte Energieerzeugungsstrukturen 27!

3.3! CO2-Minderungspotenziale im Verkehrssektor 35! 3.4! Zusammenfassung der Gesamteinsparpotenziale 42!

4! Akteursbeteiligung zur Maßnahmenentwicklung 43! 4.1! Bisherige Klimaschutzaktivitäten 44! 4.2! Einzelgespräche mit Multiplikatoren und Telefoninterviews 45! 4.3! KlimaCafé am 29. November 2011 46! 4.4! Abstimmungstreffen zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen Kommunen 47!

5! Maßnahmenprogramm für den Kreis Euskirchen 49! 5.1! Darstellung der Kriterien 49! 5.2! Übersicht des Maßnahmenprogramms 51! 5.3! Sofortprogramm 55! 5.4! 3-Jahresprogramm 75! 5.5! Themenspeicher 91!

6! Effekte des Maßnahmenprogramms 105!

6.1! CO2-Minderung 105! 6.2! Zeit- und Kostenplan (ohne Themenspeicher) 108!

3 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

7! Einbettung des Maßnahmenprogramms 110! 7.1! Hintergrund 110! 7.2! Klimaschutzmanagement und Netzwerkbildung 110! 7.3! Klimaschutzmanagement und Öffentlichkeitsarbeit 113! 7.4! Klimaschutzmanagement und Erfolgsbilanzierung 119!

8! Fazit 126!

9! Anhang 128!

9.1! Anhang I: CO2-Bilanzierung 128!

9.2! Anhang II: CO2-Minderung 132! 9.3! Anhang III: Bisherige Aktivitäten 143!

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Bilderverzeichnis Bild 1:! ! Sanierungspotenzial von Gebäuden, die im Kreis Euskirchen vor 1979 errichtet wurden (Quelle: Gertec) 9! Bild 2:! ! Bestehende Zieldimensionen der Emissionsminderung in Deutschland und Nordrhein-Westfalen (Quelle: Gertec) 12! Bild 3:! ! Kreisweiter Endenergieverbrauch in GWh pro Jahr (Quelle: Gertec) 16!

Bild 4:! ! Kreisweiter CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch (Quelle: Gertec) 18!

Bild 5:! ! CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch je Einwohner im Kreis Euskirchen in Tonnen und MWh pro Jahr (Quelle: Gertec) 19! Bild 6:! ! Gesamtenergieverbrauch nach Sektoren 2009 (Quelle: Gertec) 20! Bild 7:! ! Gesamtenergieverbrauch nach Energieträgern (Quelle: Gertec) 21!

Bild 8:! ! CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité) 22!

Bild 9:! ! Verteilung der CO2-Emissionen nach Verkehrsmittelarten für das Jahr 2009 (Quelle: mobilité) 24!

Bild 10:! ! CO2-Einsparpotenziale über Energieträger in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec) 26!

Bild 11:! ! CO2-Einspapotenziale nach Verbrauchssektoren in Tsd. Tonnen CO2/a (ohne Verkehr) (Quelle: Gertec) 26! Bild 12:! ! Emissionsminderungspotenziale neuer Erneuerbarer Energieanlagen und veränderter Erzeugungsstrukturen im

Kreis Euskirchen bis zum Jahr 2020 in Tonnen CO2 pro Jahr (Quelle: Gertec) 27! Bild 13:! ! Modal Split des Kreises Euskirchen. Quelle: Planungsbüro VIA eG, "Integrierte Gesamtverkehrsplanung - Kurzfassung und Maßnahmen-programm", Mai 2005 37!

Bild 14:! ! Jährliches CO2-Minderungspotenzial für den Verkehrssektor im Kreis Euskirchen (Bezugsjahr für die Prognose: 2020) 41! Bild 15:! ! Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Gertec) 43!

Bild 16:! ! CO2-Einsparungen des Maßnahmenprogramms (Quelle: Gertec) 105!

Bild 17:! ! CO2-Einsparungen in den Sektoren (Quelle: Gertec) 105! Bild 18: ! ! Darstellung der Wirkung des Maßnahmenprogramms im Vergleich zu Einsparzielen und Einsparmöglichkeiten (Quelle: Gertec) 107! Bild 19:! ! Beispielhaftes Wirkungsgefüge von Klimaschutzmanagement und Klima-Clustern (Quelle: Gertec) 112! Bild 20:! ! Beispiel-Maskottchen „Klima.Schutz.Aktion!“ (Quelle: Gertec) 116!

5 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:! ! Kreisweiter Endenergieverbrauch in GWh und CO2-Ausstoß in Tonnen mit Anteil der Energieträger (Quelle: Gertec) 17!

Tabelle 2: CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Einwohner im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité) 23! Tabelle 3: Windkraftanlagen im Kreis Euskirchen 28!

Tabelle 4: CO2-Minderungspotenziale durch Verkehrsverlagerung auf Basis der in Kapitel 2.2 ermittelten CO2-Bilanzwerte 38! Tabelle 5:! ! Gesamtübersicht der wirtschaftlichen Minderungspotenziale (Quelle: Gertec) 42! Tabelle 6:! ! Übersicht der Maßnahmenkriterien (Quelle: Gertec) 49!

Tabelle 7:! ! Übersicht zur CO2-Emission (Quelle: Gertec) 106! Tabelle 8:! ! Zeit- und Kostenplan (Quelle: Gertec) 109!

Tabelle 9:! ! Datengrundlage zur Erstellung der CO2-Bilanz für den Bereich Energie (Quelle: Gertec) 128!

Tabelle 10: Datengrundlage zur Erstellung einer CO2-Bilanz für den Verkehrssektor (Quelle: mobilité) 130! Tabelle 11:! Stromanwendungen Haushalte (Quelle: Gertec nach Prognos 2006) 133! Tabelle 12:! Potenziale im tertiären Wirtschaftssektor (Quelle: Gertec nach Prognos 2006) 134! Tabelle 13:! Stromeinsparungen im primären und sekundären Wirtschaftssektor (Quelle: Wuppertal Institut 2006) 134! Tabelle 14:! Prozentuale Aufteilung der Anwendungszwecke (Quelle: Gertec) 135! Tabelle 15:! Ermittelter Endenergieverbrauch nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec) 136!

Tabelle 16:! Errechnete CO2-Emission nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec) 138! Tabelle 17:! Einsparraten je Sektor und Energieträger nach Anwendungszwecken in Prozent (Quelle: Gertec) 139! Tabelle 18:! Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in GWh (Quelle: Gertec) 141! Tabelle 19:! Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec) 142!

6 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Abkürzungsverzeichnis

A Jahr AST Anruf-Sammel-Taxi BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BHKW Blockheizkraftwerk BImSchG Bundesimmissionsschutzgesetz BLP Bauleitplanung BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

CO2 Kohlenstoffdioxid d.h. das heißt DIN Deutsches Institut für Normung EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EnEV Energie-Einsparverordnung EU Europäische Union EVU Energieversorgungsunternehmen EW Einwohner FB Fachbereich Ggf. gegebenenfalls GHD Gewerbe/Handel/Dienstleistung GWh Gigawattstunde HEIZ Raumheizung HH Kategorie private Haushalte Hi Heizwert HzH Haus-zu-Haus IHK Industrie- und Handelskammer inkl. inklusive IT.NRW Information und Technik Nordrhein-Westfalen IUK Information und Kommunikation IWU Institut Wohnen und Umwelt Kap. Kapitel KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau KMU kleine und mittlere Unternehmen Kom Kategorie kommunale Liegenschaften KÜHL Kühlung für Gebäude und technische Kälte

kWel Kilowatt elektrisch kWh Kilowattstunde KWK Kraft-Wärme-Kopplung KWKG Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz Life-Cycle-Assessment (Analyse der Umweltwirkungen von Produkten während des LCA gesamten Lebensweges – Ökobilanz) LICHT Beleuchtung MECH Antriebe, mechanische Arbeit, Lüftung, Druckluft MIV Motorisierter Individualverkehr MWh Megawattstunde

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NLE nicht-leitungsgebundene Energieträger (z.B. Heizöl, Flüssiggas, Holzpellets) NRW Nordrhein-Westfalen ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ÖV Öffentlicher Verkehr p.a. pro Jahr progres.nrw Programm f. Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen PROZ Prozesswärme PV Photovoltaik REN Rationale Energieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen RLT Klima- und Raumlufttechnik SPNV Schienenpersonennahverkehr StrBel Kategorie Straßenbeleuchtung s.u. siehe unten t Tonne Tsd. Tausend TZ Tageszeitung u.a. unter anderem u.U. unter umständen vgl. vergleiche VRS Verkehrsverbund Rhein-Sieg Wirt I, II+III Kategorie primärer, sekundärer und tertiärer Sektor Bereich Wirtschaft z.B. zum Beispiel z.T. zum Teil

8 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

1 Das Klimaschutzkonzept des Kreises Euskirchen

1.1 Ausgangssituation Mit dem Beschluss der bundesdeutschen Regierung zum Atomausstieg bis zum Jahr 2022 steuert Deutschland einem post-atomaren Zeitalter entgegen, das neue Anfor- derungen insbesondere an die Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung in jeder Kommune mit sich bringt. Es gibt prinzipiell zwei mögliche Reaktionen regionaler Entscheidungsträger auf diese Entwicklung: den Versuch, bestehende Strukturen so lange wie möglich zu erhalten bzw. das Zuschauen und Abwarten, was passiert oder das aktive Ergreifen der sich bietenden Chancen. Das Klimaschutzkonzept gibt für letztere Option eine Hilfestellung. Kommunaler Klimaschutz ist die wichtigste Antwort auf die ökonomischen und öko- logischen Folgen des Klimawandels. Denn Klimaschutz kann ein Motor sein für eine positive wirtschaftliche Entwicklung in der Region und trägt zu einer innovativen und nachhaltigen Regionalentwicklung bei. Sicherheit bei der Energieversorgung und re- gionale Wertschöpfung gelingen jedoch nur gemeinsam, wenn die Weichen richtig gestellt werden. Klimaschutzmaßnahmen, wie die energetische Sanierung von Ge- bäuden oder die Erneuerung von Heizungsanlagen, fördern die Konjunktur vor Ort, wenn die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen (d.h. die Durchführung der ener- getischen Sanierungen der Gebäude sowie die Installation und Wartung neuer Ener- gietechnologien) zum Teil bei regionalen Betrieben und Handwerkern sowie lokalen Energiedienstleistern erfolgt. Werden die Maßnahmen vorwiegend von lokalen und regionalen Akteuren (z.B. Handwerksunternehmen, Ingenieurbüros etc.) umgesetzt, führt dies zu zusätzlichen Aufträgen, schafft bzw. sichert Arbeitsplätze und stärkt somit die regionale Wirtschaft. Um die Größenordnung der Wertschöpfungseffekte an dieser Stelle zu verdeutlichen, wird anhand der Gebäudestatistik für alle Gebäude im Kreis Euskirchen, die vor 1979 errichtet wurden, eine Kostenabschätzung für not- wendige Instandhaltung bzw. Modernisierung dieser Gebäude angenommen (ca. 150 ! pro m2). Die damit verbundenen potenziellen Investitionskosten und Effekte für Handwerk lassen sich wie folgt darstellen:

Sanierungspotenzial des Kreises Euskirchen!

900.000.000 "! 7.200!

800.000.000 "! 6.400!

700.000.000 "! 5.600!

600.000.000 "! 4.800!

500.000.000 "! 4.000!

400.000.000 "! Sanierungskosten! Handwerkerjahre! 3.200! ! Handwerkerjahre ! Sanierungskosten 300.000.000 "! 2.400!

200.000.000 "! 1.600!

100.000.000 "! 800!

0 "! 0! Kreis Euskirchen!

Bild 1: Sanierungspotenzial von Gebäuden, die im Kreis Euskirchen vor 1979 errichtet wurden (Quelle: Gertec)

9 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Unter den vorangegangenen Annahmen ergibt sich danach für Gebäude, die vor 1979 errichtet wurden, ein kreisweites Investitionspotenzial von knapp 800 Mio. Euro. Bei vollständiger Ausschöpfung dieses Potenzials ist damit ein Arbeitsvolumen von etwa 6.500 Handwerkerjahren verbunden. Daher sind Maßnahmen zur Erhöhung der Sa- nierungsquote im Kreis Euskirchen (z.B. durch Beratungen) im Hinblick auf die regio- nale Wertschöpfung von besonderer Bedeutung. Sofern zukünftig zudem weniger Geld für importierte Energieträger ausgegeben wer- den muss, können die Geldströme weitgehend intraregional wirksam werden. Die Gewerbesteuereinnahmen stärken öffentliche Kassen und Kaufkraft. Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ist daher nicht zwangsläufig mit reinen Kosten verbun- den, sondern induziert auch Investitionen. Strukturelle Verbesserungen bedeuten, dass von den Projekten langfristig positive Wirkungen ausgehen auf • die Leistungsfähigkeit von Unternehmen, die Klimaschutzgüter und -leistungen anbieten und deren Wettbewerbsfähigkeit verbessern • die Projektträger und Anlagenbetreiber, deren Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Projektpräsentation überregional verbessert wird • Ausstrahlungseffekte auf andere Unternehmen, die von der durch Klimaschutz- maßnahmen möglicherweise verbesserten Standortfaktoren oder zusätzlichen Nachfrage profitieren können • das allgemeine „Image“ des Kreises bzw. der kreisangehörigen Kommunen, dessen Verbesserung z.B. die Neuansiedlung von Unternehmen positiv beein- flussen kann oder die Attraktivität des Kreises als Wohn- und Tourismusstandort steigert1. Neben den Rahmenbedingungen auf Ebene der Europäischen Union (EU) (z.B. Ener- giedienstleistungsrichtlinie, EU-Gebäuderichtlinie) und der Bundesrepublik Deutsch- land (z.B. Erneuerbare-Energien-Gesetz, Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz) wer- den in NRW Impulse für den Klimaschutz gegeben und durch die Landesregierung in Düsseldorf verstärkt. Hier wurde vom Landeskabinett NRW am 1. Oktober 2011 das „Gesetz zur Förde- rung des Klimaschutzes in Nordrhein-Westfalen“ beschlossen. Ziele des Gesetzes sind, die Treibhausgasemissionen in NRW bis zum Jahr 2020 um mindestens 25% und bis zum Jahr 2050 um mindestens 80% im Vergleich zu den Gesamtemissionen des Jahres 1990 zu verringern. Konkretisiert werden die Ziele durch einen Klima- schutzplan und die Instrumente der Raumordnung. Zur Umsetzung werden durch das Gesetz der Steigerung des Ressourcenschutzes, der Ressourcen- und Energieeffizi- enz, der Energieeinsparung sowie dem Ausbau Erneuerbarer Energien Vorrang einge- räumt. Durch das Inkrafttreten des Gesetzes wird dem Klimaschutz von Landesseite ein höherer Stellenwert eingeräumt. Derlei Anforderungen werden einen erheblichen Strukturwandel mit sich bringen, der bei der Vielzahl an klimaschutzrelevanten Akteuren z.T. weitreichende Konsequenzen haben wird2.

1 Die ökonomische Relevanz von Imagewirkungen ist ausgesprochen schwer zu beurteilen. Erst wenn Wirtschaftssubjekte ihr Verhalten aufgrund von Imagefaktoren ändern, kommt es zu beobachtbaren Wirkungen, 2 Auf dem Strom- und Gasmarkt deuten sich bereits gravierende Veränderungen an: so würde der aktuell drohende Arbeitsplatzabbau bei e.on einen herben Einschnitt im niedersächsischen Energiesektor bedeuten.

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Kreis bzw. Kommune und lokale Initiativen: • Sensibilisierung der lokalen Akteure zunächst weiterhin für die Klimaschutzthe- men sowie individuelle Vorteile. • Motivation zum Handeln, Vermittlung bzw. Verbreitung von Informationen zum Handeln und hierdurch die lokalen Akteure zum Handeln befähigen. • Erstellen einer regionalen Strategie zur Energieversorgungsumstellung und ratio- nellen Energieverwendung mit dem Einbezug einer Vielfalt an Energiequellen sowie einer Vielfalt an Energieproduktionstechniken bzw. Energieprodukten. Konsumenten: • Genaue Nachkalkulation der Energiepreise oder Überdenken, selbst Energiepro- duzenten zu werden. • Überdenken der eigenen Energieversorgung, Reflexion der eigenen Bedürfnisse und Anpassung des Lebensstils. Produzenten und Dienstleister: • Anpassen des eigenen Angebotes und das Gestalten, Vertreiben oder Beziehen von klimafreundlichen Produkten. • Umgestaltung der Lehrpläne durch die Bildungsträger und Schulen. Die aufgezeigten Festschreibungen und Perspektiven geben Handlungsimpulse an alle betroffenen Akteure vor Ort im Bereich des Klimaschutzes. Mit dem hier vorliegenden Klimaschutzkonzept möchten der Kreis Euskirchen und auch die kreisangehörigen Kommunen Kall, Dahlem und Hellenthal die bisherigen Klimaschutzbemühungen vertiefen. In den folgenden Kapiteln werden die zentralen Ergebnisse mit Blick auf den Kreis Euskirchen dargestellt. Eine Detailbetrachtung der an diesem Konzept beteiligten kreisangehörigen Kommunen Kall, Dahlem und Hel- lenthal im Hinblick auf die Erstellung kommunalspezifischer CO2-Bilanzen und Maß- nahmenprogramme erfolgt in Form eigenständiger Berichtsfassungen, die ergänzend zu dieser Berichtsvorlage erarbeitet wurden.

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1.2 Zielsetzung Der Kreis Euskirchen engagiert sich bereits seit längerer Zeit mit unterschiedlichen Wirkungstiefen im Bereich Klimaschutz. Dabei handelt es sich sowohl • um „nach außen“ gerichtete Maßnahmen wie die Aktivitäten für die Auszeich- nung als „Fahrradfreundlicher Kreis“ und die Umsetzung der Pflanzaktion am Tag des Baumes, als auch • um „nach innen“ gerichtete Maßnahmen wie die Einrichtung der Fraktionsüber- greifenden Arbeitsgruppe „Energiecontrolling 21“, die sich um die Optimierung der Energieverbräuche in den Kreisliegenschaften kümmert. Der Kreis unterstützt im Rahmen seiner Möglichkeiten die politische Zielsetzung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, bis zum Jahr 2020 die bundesweiten Treib- hausgasemissionen um 25% in Bezug auf das Jahr 1990 zu reduzieren. Die Aktivitä- ten der Akteure innerhalb des Kreises Euskirchen (z.B. kreisangehörige Kommunen) sollen zukünftig deutlicher zusammengeführt werden, damit stärkere Synergieeffekte zu erzielen sind. Die Emissionen im Kreis im Basisjahr 1990 werden in der nachfolgenden Grafik mit den aktuellen Emissionen (2009) und den bundesdeutschen sowie NRW-spezifischen Emissionseinsparziele gegenübergestellt.

Status Quo und Zielwerte der Emissionsminderung im ! Kreis Euskirchen!

Tsd. Tonnen CO2!

2.000! 1990! 1.771! 1.771! 1.627! 1.627! 2009!

1.500! 2020! 1.221! 2050! 976! 1.000!

500! 325! 163!

9%! -40%! -90%! 9%! -25%! -80%! 0! Emissionsminderungstrend ! Emissionsminderungstrend ! laut Bundesregierung! laut Landesregierung NRW!

Bild 2: Bestehende Zieldimensionen der Emissionsminderung in Deutschland und Nordrhein-Westfalen (Quelle: Gertec)

Die skizzierte Ausgangssituation sowie die bestehenden politischen Emissionsminde- rungsziele des Landes Nordrhein-Westfalen werden mit der Erstellung des vorliegen- den integrierten Klimaschutzkonzeptes aufgegriffen und das Engagement inhaltlich auf eine aktuelle Grundlage gestellt. Die Entwicklung des vor allem auf Umsetzbar- keit ausgerichteten Maßnahmenprogramms erfolgt unter Einbindung weiterer Akteu- re im Kreis. Dabei steht die Initiierung dauerhaft getragener Prozesse mit Beteiligung von Multiplikatoren und konkreten Einzelvorhaben mit Beispielcharakter im Vorder- grund. Mit diesem Ansatz bietet das integrierte Klimaschutzkonzept eine aktuelle

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Basis für die lokal- und regionalspezifischen Klimaschutzaktivitäten auf dem skizzier- ten Emissionsminderungspfad. Das integrierte Klimaschutzkonzept ist in insgesamt sechs zentrale Teile aufgeteilt:

A) Erstellung einer kreisweiten CO2-Bilanz

B) Sektorspezifische Ermittlung von CO2-Minderungspotenzialen C) Initiierung eines Beteiligungsprozesses zur Maßnahmenentwicklung D) Erstellung eines Maßnahmenprogramms mit Prioritäten E) Umsetzungskonzept für Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit F) Konzept für Fortschreibung und Erfolgsbilanzierung

Die kreisweite CO2-Bilanz (s. Kap. 2) gibt einen Einblick in die bisherige Entwicklung sowie den aktuellen Stand der kreisbezogenen Emissionen. Ausgehend von den ak- tuellen Emissionen erfolgt die Einschätzung ihrer sektorspezifischen Minderungspo- tenziale (s. Kap. 3). Diese geben Hinweise auf die zukünftigen Handlungsfelder für die Einsparung von CO2-Emissionen. Der Beteiligungsprozess, zu dem die Akteursgespräche, Interviews, Arbeitskreistref- fen und die Klimakonferenz gehören, dient der Erstellung des Maßnahmenpro- gramms (s. Kap. 5). Die Maßnahmen werden nach zentralen Kriterien gewertet, Um- setzungszeitraum und Kostenkalkulation werden im Zeit- und Kostenplan dargestellt. Mit der Effektabschätzung des Maßnahmenprogramms wird eine Aussage getroffen, zu welchem Maß die sektorspezifischen Einsparpotenziale erschlossen werden kön- nen und in welcher Relation dies zu den Zielsetzungen des Kreises steht (s. Kap. 6). Ergänzend zum Maßnahmenprogramm wurden für repräsentative Liegenschaften des Kreises Euskirchen Gebäudegutachten angefertigt, die eine gebäudespezifische Bewertung der energetischen Situation und Maßnahmenvorschläge zu Optimierung des Energieverbrauchs beinhaltet (s. Anhang IV). Mit den Konzepten zur Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Fortschrei- bung und Erfolgsbilanzierung (s. Kap. 7) werden Rahmenkonzepte geliefert, die der erfolgreichen Umsetzung sowie Fortführung des Maßnahmenprogramms dienen. Die Bearbeitung der jeweiligen Themenbereiche zur Mobilität erfolgte hierbei von der mobilité Unternehmensberatung GmbH, Köln.

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2 Kreisweite CO2-Bilanz Das Klima-Bündnis europäischer Städte hat durch die europaweit agierende Firma Ecospeed ein Energie- und CO2-Bilanzierungstool für Kommunen entwickeln lassen (ECORegion smart DE), welches die vergleichsweise einfache Erarbeitung standardi- sierter Energiebilanzen ermöglicht. Das Tool erlaubt die Erstellung gesamtgemeindli- 3 4 cher primär- und endenergiebezogener Energie- und CO2-Bilanzen, bereits ab einer geringen Eingabe von statistisch verfügbaren Daten. Die Aussagegenauigkeit hängt davon ab, in welchem Umfang spezifische Daten zur lokalen Energiesituation (Ver- brauchsdaten von z.B. kommunalen Gebäuden, Haushalten, Wirtschaft, Verkehr, etc.) zur Verfügung stehen. Das Tool bietet den Vorteil, dass durch jährliche Ergänzungen eine umfangreiche kontinuierliche CO2-Bilanz erstellt werden kann. Ein weiterer Vor- teil besteht darin, dass durch die Nutzung eines einheitlichen Tools ein interkommu- naler Vergleich möglich ist. Der letzte Stand der Bilanzierung im Tool ist der Januar 2012.

Es wurde in der Berechnung der CO2-Bilanz nach Vorgabe des Klimabündnisses auf der Emissionsseite über lokal angepasste Life-Cycle-Assessment-Faktoren (LCA- Faktoren) aus dem Ländermodell der Firma Ecospeed bilanziert. Das heißt, dass die zur Produktion und Verteilung eines Energieträgers notwendige fossile Energie die- sem Energieträger auf Basis des Endkonsums zugeschlagen wird. Den im Endener- gieverbrauch emissionsfreien Energieträgern Strom und Fernwärme werden somit „graue“ Emissionen aus ihren Produktionsvorstufen zugeschlagen. Den fossilen Energieträgern werden die fossilen Aufwendungen der Vorkette (z.B. aus Transport und Raffineriebetrieb) ebenfalls dem Endenergieverbrauch zugerechnet. Die Emissi- onen von Großemittenten, die laut nationalem Allokationsplan am Emissionszertifika- thandel teilnehmen, werden – nach Vorgabe des Klima-Bündnisses – nicht mitbilan- ziert. Diese sind bereits über das Emissionszertifikathandelssystem erfasst und reg- lementiert. Zudem ist der kommunale Einfluss auf betriebsbedingte Emissionen bzw. Prozessenergien eher gering. Gertec und mobilité danken an dieser Stelle allen im Zuge der Datenerfassung vor Ort beteiligten Akteuren.

3 Primärenergieträger sind Energieträger, die keiner vom Menschen verursachten Energieumwandlung unterworfen wurden. Dies sind z.B. Stein- und Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Holz, Stauseewasser etc. 4 Endenergieträger sind die Energieträger, die von den Verbrauchern vor der letzten Umwandlung eingesetzt werden. Dies können sowohl Primärenergieträger (z.B. Steinkohle, Erdgas) als auch Sekundärenergieträger (z.B. Heizöl, Koks) sein.

14 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

2.1 CO2-Bilanz im Bereich Energie Zunächst wurde in ECORegion über ein Mengengerüst von jahresbezogenen Ein- wohnerzahlen und Beschäftigtenzahlen nach Wirtschaftsabteilungen mit Hilfe bun- desdeutscher Verbrauchswerte der lokale Endenergiebedarf nach Energieträgern für Haushalte und Wirtschaftssektoren im Kreis Euskirchen berechnet. Im Ergebnis stand eine erste Grobbilanz, die sog. „Startbilanz“. Datengrundlage waren hier dieje- nigen Werte, die von der Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) aus der Landesdatenbank in der in ECORegion benötigten Form zur Verfügung gestellt wurden. Die Startbilanz wurde dann mit den lokalen Verbrauchsdaten zur „Endbilanz“ verfei- nert. Auf Grundlage der von der KEV , der RWE und der Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellten Stromverbrauchsdaten sowie der von der Regionalgas Eus- kirchen bereitgestellten Erdgasverbrauchsdaten der Jahre 2004 und 2009 konnten die leitungsgebundenen Energieträger Strom und Erdgas erfasst werden. Für das Jahr 2009 lagen vollständige Datensätze vor. Anteilig der nach EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) eingespeisten Mengen konnte so ein lokaler Strom-Mix errechnet werden. Mit diesen Daten wurde der Emissionsfaktor „LCA-Endenergie“ für Strom lokal an die Energieversorgungssituation im Kreis Euskirchen angepasst. Erdgas wur- de nach unterem Heizwert (Hi)5 bilanziert. Verbräuche fossiler nicht-leitungsgebundener Energieträger (NLE) konnten im Rah- men der Bilanzierung nicht gesondert erhoben werden. Die Verbräuche nicht-fossiler Energieträger wurden aus der Startbilanz übernommen und mit Förderdaten abgegli- chen. Zusammengefasst unter dem Begriff der nicht-leitungsgebundenen Energie- träger werden die fossilen Energieträger Heizöl, Flüssiggas, Braunkohle, Steinkohle sowie die regenerativen Energieträger Holz, Umweltwärme, Sonnenkollektoren, Bio- gase und Abfall. Innerhalb der Erfassung von Daten regenerativer Energieträger standen Förderdaten seitens des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und Informati- onen über Landesfördermittel im Rahmen der Programme „Rationale Energiever- wendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen“ (REN) bzw. „Programm für Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen“ (pro- gres.NRW) zur Verfügung. Von der Kreisverwaltung wurden Energieverbrauchsdaten der kreiseigenen Liegen- schaften bereitgestellt. In Jahren, in denen keine lokal erhobenen Verbrauchsdaten vorlagen, wurde die Startbilanz lokalen Daten prozentual und anteilig angepasst.

5 Der Heizwert (Hi) ist diejenige Wärmemenge, die bei der Verbrennung eines Brennstoffes frei wird, reduziert um die Kondensationswärme des in den Rauchgasen enthaltenen Wassers. In üblichen Heizungsanlagen wird lediglich der Heizwert von Brennstoffen ausgenutzt. Früher wurde dieser Wert als "unterer Heizwert Hu" bezeichnet.

15 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Die Daten der nachfolgenden Grafiken wurden mit den Gradtagszahlen6 der Wetter- station Aachen witterungsbereinigt. In die Werte geht ein lokaler Strom- und Fern- wärmemix bzw. gehen auch lokale Emissionsfaktoren ein. Das letzte Bilanzierungs- jahr, bis zu welchem zum Zeitpunkt der Bilanzierung letztmalig alle benötigten Be- rechnungsdaten hinterlegt waren, ist das Jahr 2009.

Kreisweiter Endenergieverbrauch! GWh"

6.000" Steinkohle" Braunkohle" 5.000" Flüssiggas" Erneuerbare Energien* " 4.000" Fernwärme" Erdgas" 3.000" Kerosin" Diesel" 2.000" Benzin"

1.000" Heizöl EL" Strom"

0" " " * Abfall, Biogas, " Sonnenkollektoren, "

2001 Umweltwärme, Holz" " 1997 " 1999 " 1990 " 1991 " 1993 " 1994 " 1995 " 1996 2003 " 2004 " 2005 " 2006 " 2007 " 2009 " 2000 " 1998 " 1992 2002 " 2008 " Jahre"

Bild 3: Kreisweiter Endenergieverbrauch in GWh pro Jahr (Quelle: Gertec)

Der kreisweite Endenergieverbrauch lag im Jahr 2009 bei rund 5.451 GWh. Im Ver- gleich zu 1990 ist er damit um rund 911 GWh gestiegen. Dies entspricht einem An- stieg von etwa 19%. Es sind einige Entwicklungen im Kreis Euskirchen zu erkennen, die sich gleicherma- ßen auch auf Bundesebene wiederfinden. So gingen z.B. die Steinkohleverbräuche seit 1990 deutlich zurück, die Stromverbräuche steigen durch zunehmende Ausstat- tung mit elektronischen Geräten bisher leicht an und es wurde in den 1990er Jahren von Heizöl und Kohle auf das emissionsärmere Gas umgestellt. Ursache der Endenergieverbrauchssteigerung seit 1990 ist maßgeblich der Zuwachs an Bevölkerung um 12,9% und die durchschnittliche Steigerung der Wohnfläche pro Person um 5,5 m2, auf 49,9 m2 im Jahre 2009.

6 Um Aussagen über den Energieverbrauch von Gebäuden zu machen, die nicht von den zufälligen, von Jahr zu Jahr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen abhängig sind, ist eine Normierung auf einen im Durchschnitt zu erwartenden Verbrauch notwendig (Witterungsbereinigung). Zu diesem Zweck wird das lokale langjährige Mittel der Jahres-Gradtagszahl herangezogen. Die Gradtagszahl eines Tages ist die Differenz zwischen der mittleren Außentemperatur und der angestrebten Innentemperatur von 20°C. Die Gradtagszahl eines Jahres ist die Summe der Gradtagszahlen aller Tage eines Jahres, an denen die mittlere Außentemperatur unter 15°C liegt.

16 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Die Gesamtendenergieverbräuche und CO2-Emissionen im Kreis Euskirchen teilen sich nach Tabelle 1 im Jahr 2009 wie folgt auf:

Energieträger GWh % Energieträger Tonnen CO2 % Steinkohle 190,28 3,49 Steinkohle 69.383,36 3,92 Braunkohle 0,00 0,00 Braunkohle 0,00 0,00 Flüssiggas 33,82 0,62 Flüssiggas 8.156,94 0,46 Abfall 0,00 0,00 Abfall 0,00 0,00 Biogas 0,00 0,00 Biogas 0,00 0,00 Sonnenkollektoren 2,25 0,04 Sonnenkollektoren 56,72 0,00 Umweltwärme 3,20 0,06 Umweltwärme 524,12 0,03 Holz 151,83 2,79 Holz 3.628,95 0,20 Fernwärme 0,00 0,00 Fernwärme 0,00 0,00 Erdgas 1.156,04 21,21 Erdgas 263.251,25 14,87 Kerosin 193,29 3,55 Kerosin 54.971,90 3,10 Diesel 896,64 16,45 Diesel 261.461,33 14,77 Benzin 1.157,78 21,24 Benzin 350.111,78 19,77 Heizöl EL 640,00 11,74 Heizöl EL 204.944,40 11,57 Strom 1.026,54 18,83 Strom 554.196,33 31,30

Summe 5.451,67 100 Summe 1.770.687,07 100

Tabelle 1: Kreisweiter Endenergieverbrauch in GWh und CO2-Ausstoß in Tonnen mit Anteil der Energieträger (Quelle: Gertec)

Die leitungsgebundenen Energieträger Strom und Erdgas machen mit ca. 2.182 GWh rund 40,2% der Endenergieverbräuche aus. Bei den nicht-leitungsgebundenen Energieträgern haben die erneuerbaren Energie- träger Holz, Umweltwärme und Sonnenkollektoren mit knapp 157 GWh einen Anteil von 2,8% an den kreisweiten Endenergieverbräuchen. Strom aus erneuerbaren Energieträgern, wie zum Beispiel Windkraft, fließt über die Anpassung des Emissi- onsfaktors in die Gesamtstrommenge mit ein und wird daher an dieser Stelle nicht explizit dargestellt. Zusätzlich kommen Heizöl, Flüssiggas und Steinkohle mit 864 GWh auf rund 15,8%. Im Bereich Verkehr verbleiben für die Treibstoffe Benzin, Die- sel und Kerosin rund 2.247 GWh (41,2%). In Bezug auf die verursachten Emissionen machen die leitungsgebundenen Energie- träger Strom und Erdgas mit 817,4 Tsd. Tonnen CO2 im Jahr 2009 rund 46,1% der kreisweiten Emissionen aus. Bei den nicht-leitungsgebundenen Energieträgern sind den erneuerbaren Energieträgern Holz, Umweltwärme und Sonnenkollektoren nur sehr geringe Emissionen zugerechnet. Heizöl, Flüssiggas und Steinkohle hingegen verursachen mit 282,4 Tsd. Tonnen CO2 rund 15,9% der Emissionen. Im Bereich Verkehr verbleiben für die Treibstoffe Benzin, Diesel und Kerosin 666,5 Tsd. Tonnen (37,6%).

17 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kreisweiter CO2-Ausstoß und Endendergieverbrauch"

Tsd. Tonnen" GWh" Steinkohle" 2.000" Braunkohle" 1.800" 5.000" Flüssiggas" 1.600" Erneuerbare Energien*" 1.400" 4.000" Fernwärme" 1.200" Erdgas" Kerosin" 1.000" 3.000" Diesel" 800" 2.000" Benzin" 600" Heizöl EL" 400" 1.000" Strom" 200" Ges. Energieverbrauch"

0" " " 0" * Abfall, Biogas, " Sonnenkollektoren, " 2001 " 1990 " 1991 " 1993 " 1994 " 1995 " 1996 " 1997 " 1999 2003 " 2004 " 2005 " 2006 " 2007 " 2009 " 2000 " 1992 " 1998 2002 " 2008 " Umweltwärme, Holz" Jahre"

Bild 4: Kreisweiter CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch (Quelle: Gertec)

Der kreisweite CO2-Ausstoß, bilanziert über lokale LCA-Faktoren, lag im Kreis Euskir- chen im Jahr 2009 bei rund 1.770,6 Tsd. Tonnen. Daraus ergibt sich eine Steigerung der Emission um rund 143 Tsd. Tonnen (8,8%) seit 1990.

Den größten Anteil am kreisweiten CO2-Ausstoß hat dabei der Energieträger Strom mit 554,1 Tsd. Tonnen (31,3%). Über den LCA-Faktor Strom wird die zur Produktion und Verteilung dieses Endenergieträgers notwendige fossile Energie mit ihren Emis- sionen auf Basis des Endkonsums bilanziert. Hierzu gilt es wiederum anzumerken, dass sich der lokal angepasste bundesdeutsche Strom-Mix und somit auch der LCA- Faktor Strom über die Jahre verbessert hat. Durch die emissionsärmere Gestaltung des Strom-Mixes werden pro verbrauchter Kilowattstunde, bei gleich bleibendem Verbrauch, weniger Emissionen freigesetzt.

Den zweitgrößten Anteil bilden die Treibstoffe mit 666,5 Tsd. Tonnen CO2 bzw. ei- nem Anteil von rund 37,6%. Zur besseren Verdeutlichung werden die Werte zusätzlich pro Einwohner angegeben (Bild 5).

18 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner! Tonnen" MWh" Steinkohle" 12" 31,00" Braunkohle" Flüssiggas" 29,00" 10" Erneuerbare Energien*" 27,00" Fernwärme" 8" 25,00" Erdgas" Kerosin" 6" 23,00" Diesel"

21,00" Benzin" 4" 19,00" Heizöl EL" 2" Strom" 1 7, 0 0 " Energieverbrauch pro EW"

0" " " 15,00" * Abfall, Biogas, " Sonnenkollektoren, " 2001 " 1990 " 1991 " 1997 " 1999 " 1993 " 1994 " 1995 " 1996 2007 " 2009 " 2003 " 2004 " 2005 " 2006 " 2000 " 1992 " 1998 2002 " 2008 " Umweltwärme, Holz" Jahre"

Bild 5: CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch je Einwohner im Kreis Euskirchen in Tonnen und MWh pro Jahr (Quelle: Gertec)

Der Energieverbrauch pro Einwohner lag im Jahr 2009 bei 28,39 MWh. Im Vergleich zum Energieverbrauch pro Einwohner im Jahr 1990 mit 26,7 MWh ist er damit leicht, um 1,69 MWh, gestiegen. Pro Einwohner haben die Treibstoffe mit 11,1 MWh bzw. 41,2% den größten Verbrauchsanteil. Hier zeigt sich, dass die Energieverbräuche für persönliche Mobilität über die Jahre zugenommen haben (0,96 MWh seit 1990). Den größten Anteil haben leitungsgebundenen Energieträger mit 11,36 MWh bzw. 40%.

Der CO2-Ausstoß pro Einwohner im Kreis Euskirchen, bilanziert über regionale LCA- Faktoren, lag im Jahr 2009 bei 9,22 Tonnen. Kreise ähnlicher Größe weisen Werte zwischen 9 und 13 Tonnen pro Einwohner auf. Der Kreis Euskirchen ist somit emis- sionsseitig leicht besser als durchschnittlich einzuordnen. Im Kreis Euskirchen ergibt sich bei genauerer Betrachtung eine Reduktion der Pro-Kopf-Emission um 0,35 Ton- nen pro Einwohner (3,6%) seit 1990. In Bild 6 wird der kreisweite Energieverbrauch nach den Verbrauchssektoren in Kate- gorien abgebildet. Berücksichtigt werden dabei die Kategorien private Haushalte (HH), die kommunalen Liegenschaften (Kom) sowie im Bereich Wirtschaft der primä- re und sekundäre Sektor (Wirt I + II) zusammengefasst sowie der tertiäre Sektor (Wirt III). In der Kategorie „Wirt I + II“ werden Landwirtschaft, Forstwirtschaft und das produzierende Gewerbe erfasst. Unter die Kategorie „Wirt III“ fallen Handel und Dienstleistungen.

19 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Summe Kreisgebiet 2009: 5452 GWh"

Mobilität" Private Haushalte" 42%" 33,0%"

Öffentl. Liegenschaften" Wirtschaft 0,2%" Wirtschaft " Sektoren I + II" Sektor III" 20,1%" 4,9%" Bild 6: Gesamtenergieverbrauch nach Sektoren 2009 (Quelle: Gertec)

Der Gesamtenergieverbrauch lag im Jahr 2009 bei 5.452 GWh. Der größte Energie- verbrauchssektor im Kreis Euskirchen ist der Verkehrsbereich. Auf diesen Sektor ent- fallen im Jahr 2009 etwa 2.271 GWh (42% des kreisweiten Verbrauchs). Der zweit- größte Energieverbrauchssektor sind die privaten Haushalte mit rund 1.801 GWh und einem Verbrauchsanteil von 33%. Auf den primären und sekundären Wirtschaftssek- tor entfallen 1.096 GWh, der tertiäre Wirtschaftssektor schlägt mit 268 GWh zu Bu- che. Der gesamte Wirtschaftssektor macht damit einen Anteil von 25 Prozent am Gesamtenergieverbrauch aus. Der Verbrauchssektor der kreiseigenen Liegenschaf- ten machte im Jahr 2009 etwa 13 GWh aus. Dies sind etwa 0,2% des kreisweiten Gesamtverbrauchs. Die umgekehrte Betrachtung des vorangegangenen Bildes zeigt die Aufteilung des Gesamtenergieverbrauchs über die Energieträger (Bild 7).

20 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Endergieverbrauch nach Energieträgern! GWh! 1.400! kom. 1.200! Liegenschaften!

1.000! Wirtschaft Sektor III! 800! Wirtschaft 600! Sektor I + II! 400! Haushalte! 200!

- ! Strom! Erdgas! nicht- leitungsgebundene Energieträger!

Bild 7: Gesamtenergieverbrauch nach Energieträgern (Quelle: Gertec)

Erdgas macht mit 1.156 GWh im Jahr 2009 den höchsten Anteil aus. Der Verbrauch an nicht-leitungsgebundenen Energieträgern (NLE) liegt bei 1.021 GWh und macht den zweithöchsten Anteil aus. Strom mit schlägt mit rund 1.003 GWh zu Buche.

2.2 CO2-Bilanz im Bereich Verkehr Die Beschreibung der Methodik zur CO2-Bilanzierung ist im Anhang angefügt (s. An- hang 9.1). Für das Jahr 2009 summieren sich die kommunalen Emissionen im Bereich Verkehr auf 672.070 Tonnen CO2. Dies entspricht einem CO2-Ausstoß von 3,5 Tonnen pro Einwohner des Kreises Euskirchen. Bei Betrachtung der absoluten CO2-Emissionen des Verkehrssektors treten im Bilan- zierungszeitraum von 1990 bis 2003 lediglich geringe Schwankungen auf und es ist nur ein gering ansteigender Trend zu erkennen (vgl. Bild 8). Es ist jedoch zu berück- sichtigen, dass die Bevölkerungszahl des Kreises Euskirchen in diesem Zeitraum um 13,5% gestiegen ist, so dass die verkehrlich verursachten CO2-Emissionen pro Ein- wohner von 1990 bis 2003 um ca. 8,7% gesunken sind (vgl. Bild 8). Von 2003 bis 2009 lässt sich jedoch ein starker Aufwärtstrend bei den absoluten CO2-Emissionen des Verkehrssektors bei konstanter Einwohnerzahl feststellen. Dies führt zu einem Anstieg der verkehrlich verursachten CO2-Emissionen pro Einwohner um 13,7% von 2003 bis 2009.

21 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Bild 8: CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité)

Das Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat für den Durch- schnittsbürger auf Bundesebene für die verkehrlich verursachten CO2-Emissionen pro Jahr einen Wert von ca. 2,5 t/Jahr ermittelt. Dieser Wert beinhaltet jedoch nicht die durch den Straßengüterverkehr verursachten Emissionen, so dass diese für einen Vergleich aus den hier ermittelten Werten auszuschließen sind. Exklusive des Stra-

ßengüterverkehrs liegen die verkehrlich verursachten CO2-Emissionen pro Jahr und Kopf im Kreis Euskirchen bei 2,61 t im Jahre 2009 und somit leicht über dem bun- desweiten Durchschnitt. Es ist jedoch anzumerken, dass in den bundesweiten Ver- gleich auch Ballungsräume, die in der Regel ein breiteres Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln und eine konzentriertere Siedlungsstruktur aufweisen, einfließen und dadurch gegenüber eher ländliche geprägten Räumen mit disperser Siedlungsstruktur stark bevorteilt sind.

22 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Tabelle 2: CO2-Emissionen des Verkehrssektors pro Einwohner im Zeitraum 1990 bis 2009 (Quelle: mobilité)

Betrachtet man die Energieträger der genutzten motorisierten Verkehrsmittel vertei- len sich diese auf Kerosin mit einem Anteil von 8,2%, auf Diesel mit 47,4%, auf Ben- zin mit 42,6% und auf Strom mit 1,9% im Jahr 2009. Im betrachteten Zeitraum ist die Nutzung der Energieträger Kerosin und Diesel deutlich angestiegen. Ursachen hierfür sind einerseits der bundesweit stetig zunehmende Flugverkehr und anderer- seits ein zunehmender Anteil von Dieselfahrzeugen im Bereich des motorisierten Individualverkehrs und des Straßengüterverkehrs. Analog zum Vorgehen im Bereich

Energie wurden die CO2-Emissionen des Verkehrssektors über LCA-Faktoren bilan- ziert, so dass sich die Vorkette der Energiebereitstellung („graue Emissionen“) eben- falls in der Bilanz niederschlägt.

Mit einem Anteil von 63,0% der insgesamt durch Verkehr verursachten CO2- Emissionen sind PKW mit weitem Abstand der größte CO2-Emittent (vgl. Bild 9). Mo- torräder, als ein weiterer Bestandteil des motorisierten Individualverkehrs, verursa- chen 0,4% der CO2-Emissionen im Bereich Verkehr.

Der öffentliche Verkehr (ÖV) im Kreis Euskirchen gliedert sich in die Bereiche Schie- nenpersonennahverkehr, Schienenpersonenfernverkehr und Linienbusse. Die Emis- sionsanteile dieser öffentlichen Verkehrsmittel liegen jeweils unter 2,0% der Gesam- temissionen des Verkehrssektors. Insgesamt entfallen lediglich 2,8% der verkehrs- bedingten CO2-Emissionen des Kreises Euskirchen auf den Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel.

Neben motorisiertem Individualverkehr und öffentlichem Personenverkehr bildet der Flugverkehr den dritten emissionsrelevanten personenbezogenen Verkehrsbereich. Auf den Flugverkehr entfallen 8,2% der CO2-Emissionen des Verkehrssektors. Dieser Wert ergibt sich durch Umlage der bundesweiten Flugverkehrsemissionen auf die Einwohner- und Beschäftigtenanzahl des Kreises Euskirchen.

23 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Neben den personenbezogenen Verkehrsbereichen zeichnet sich der Straßengüter- verkehr verantwortlich für 25,5% der CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Kreis Euskirchen.

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Bild 9: Verteilung der CO2-Emissionen nach Verkehrsmittelarten für das Jahr 2009 (Quelle: mobilité)

24 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

3 Emissionsminderung

3.1 Sektorspezifische CO2-Minderungen durch verbraucherseitige Energieeinsparungen Betrachtet werden im Bilanzierungstool ECORegion die folgenden Energieträger: Strom, Heizöl, Erdgas, Fernwärme, Holz, Umweltwärme, Sonnenkollektoren, Bioga- se, Abfall, Flüssiggas, Braunkohle und Steinkohle sowie die Kraftstoffe Benzin, Die- sel, Kerosin und Biodiesel. Für den Energiebereich werden die CO2- Minderungspotenziale der Energieträger Strom, Gas, Fernwärme und nicht- leitungsgebundene Energieträger betrachtet.

Die Minderungspotenziale werden auf Basis der CO2-Bilanz und dem kommunalen Gesamtenergieverbrauch nach den einzelnen Verbrauchssektoren Wirtschaft, kom- munale Liegenschaften und Haushalte ermittelt. Die wirtschaftlichen Einsparpoten- ziale werden nach den Energieeinsatzzwecken, also Raumwärme, Warmwasser, Pro- zesswärme, Kühlung, Beleuchtung etc., aufgegliedert und auf der Basis von nationa- len Durchschnittsverbrauchswerten abgeschätzt. Die wirtschaftlichen Einsparpotenziale bis zum Jahr 2020 wurden überschlägig ermit- telt, indem die auf der Grundlage bundesweiter Studien zur Stromeinsparung sowie auf der Grundlage von Gebäudetypologien die dort ermittelten Prozentsätze der Ein- sparung auf den Kreis Euskirchen übertragen wurden. Wesentliche Basisparameter dieser Studien mit hohem Einfluss auf die Ergebnisse sind: • Erneuerungszyklen der Bauteile und der Anlagentechnik/Geräte • Betrachtungszeitraum in Verbindung mit der angenommenen Länge dieser Erneu- erungszyklen • Ziel-Standards bei Durchführung von Sanierungen/Ersatzinvestitionen • Energiepreise und Energiepreisprognosen • Einbeziehung von Hemmnissen/Marktversagen

Zur besseren Veranschaulichung folgt die Aufstellung der Einsparpotenziale über die Energieträger bzw. die Verbrauchssektoren in Tonnen CO2 pro Jahr:

25 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

CO2-Einsparpotenziale nach Energieträgern! Tsd. Tonnen CO2! 140! -22%! Information und Kommunikation! 120! Mechanische 100! Anwendungen! Beleuchtung! 80! Kühlung! 60! -18%! -17%! 40! Prozesswärme! 20! Warmwasser!

0! Heizung! Strom! Erdgas! nicht-! leitungsgeb.! Energieträger!

Bild 10: CO2-Einsparpotenziale über Energieträger in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec)

Beim Energieträger Strom liegt mit 119,9 Tsd. Tonnen CO2 das größte Einsparpoten- zial. Erdgas weist ein Einsparpotenzial von 48 Tsd. Tonnen CO2 auf. Bei den nicht- leitungsgebundenen Energieträgern liegen die möglichen Einsparungen bei 48,3 Tsd.

Tonnen CO2. Zur Verdeutlichung der anzustrebenden Akteursschwerpunkte folgt die Aufstellung der Einsparpotenziale nach Verbrauchssektoren (ohne Mobilität) in tausend Tonnen CO2 pro Jahr:

CO2-Einsparpotenziale nach Sektoren! Tsd. Tonnen CO2! 120! -22%! Information und Kommunikation! 100! Mechanische -18%! Anwendungen! 80! Beleuchtung!

60! Kühlung! Prozesswärme! 40! -17%! Warmwasser! 20! Heizung! 0! Private ! Wirtschaft! Wirtschaft! Haushalte! Sektoren I+II! Sektor III!

Bild 11: CO2-Einspapotenziale nach Verbrauchssektoren in Tsd. Tonnen CO2/a (ohne Verkehr) (Quelle: Gertec)

Mit 107,1 Tsd. Tonnen CO2 liegen die größten Einsparpotenziale im Kreis Euskirchen (ohne Verkehr) beim Sektor der privaten Haushalte (49,5% der möglichen Gesamt- einsparung) und hier besonders im Bereich der Beheizung von Gebäuden. Nachfol- gend sind im primären und sekundären Wirtschaftssektor mit 79,5 Tsd. Tonnen CO2 rund 36,7% der möglichen Gesamteinsparungen zu erzielen. Hier liegt der Schwer- punkt bei der Prozesswärme, gefolgt von den mechanischen Anwendungen. Weitere

Einsparungen können im tertiären Sektor mit 29,1 Tsd. Tonnen CO2 und einem Anteil von rund 13,5%. erzielt werden. Die kreiseigenen Liegenschaften (inkl. Straßenbe- leuchtung) können mit 0,4 Tsd. Tonnen CO2 nur rund 0,2% der möglichen Gesamt- einsparungen beitragen.

26 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Aus den vorangegangenen Ergebnissen wird deutlich, dass insbesondere der Sektor der privaten Haushalte bei der Entwicklung von Maßnahmenempfehlungen zu be- rücksichtigen ist. Im Bereich der kommunalen Liegenschaften kann im Vergleich dazu quantitativ gesehen nur geringe Einsparungen erzielt werden, jedoch ist hier die Vor- bildfunktion von großer Bedeutung.

3.2 CO2-Minderung durch den Einsatz Erneuerbarer Energien und veränderte Energieerzeugungsstrukturen

In diesem Abschnitt werden die Minderungspotenziale der CO2-Emissionen durch erneuerbare Energien und durch veränderte Energieversorgungsstrukturen bis zum Jahr 2020 dargestellt. Aufgrund der den Gutachtern begrenzt vorliegenden Datenbe- ständen ersetzen die folgenden Ausführungen dabei keinesfalls eine detaillierte Po- tenzialstudie für die zukünftige Energieversorgungsstruktur und die Nutzung Erneu- erbarer Energien. Bild 12 zeigt zusammengefasst die bestehenden Emissionsminderungspotenziale durch die einzelnen erneuerbaren Energieformen und veränderte Energieerzeu- gungsstrukturen für den Kreis Euskirchen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden diejenigen Energieformen, für die im Rahmen der Analysen kein Potenzial ermittelt werden konnte, nicht aufgeführt.

CO2-Vermeidungspotenzial nach Energietechnik!

Tsd. Tonnen CO2! 250!

59%!

200! Summe: 378,5 Tsd. t CO2!

150!

100!

20%!

50! 8%! 5%! 2%! 3%! 3%! 1%! 0! Wind-! Bio-! Bio-! Solar-! PV! Nah-/Fernwärme! Nacht-! Klein-! kraft! masse! gas! thermie! speicher! BHKW!

Bild 12: Emissionsminderungspotenziale neuer Erneuerbarer Energieanlagen und veränderter Erzeugungsstrukturen im Kreis Euskirchen bis zum Jahr 2020

in Tonnen CO2 pro Jahr (Quelle: Gertec)

Auf die einzelnen Energieformen wird in den folgenden Abschnitten näher eingegan- gen.

27 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

3.2.1 Nutzung von Windenergie Im Bereich der Windenergie sind bezogen auf den Kreis Euskirchen zurzeit 95 Anla- gen mit einer Gesamtleistung von rund 105 MW installiert. Die Verteilung der Windkraftanlagen in den einzelnen kreisangehörigen Kommunen sieht dabei wie folgt aus:

Ort Anlagenzahl Installierte Leistung

Bad Münstereifel 0

Euskirchen 0

Mechernich 19 22 MW

Schleiden 21 28 MW

Zülpich 0

Blankenheim 4 2,6 MW

Dahlem 6 5 MW

Hellenthal 23 27,8 MW

Kall 5 10 MW

Nettersheim 7 1,9 MW

Weilerswist 10 8 MW

Summe 95 105,4 MW

Tabelle 3: Windkraftanlagen im Kreis Euskirchen

Für die Bestimmung des technischen Gesamtenergieerzeugungspotenzials ist die Zahl der möglichen Neu-Anlagen im Kreisgebiet zu ermitteln. Aufgrund der jüngsten Anpassungen des Windenergieerlasses NRW und durch Aufhebung pauschaler Hö- henbegrenzungen und Abstände sowie die Betrachtung von bisherigen Ausschluss- flächen (z.B. Waldflächen) in Nordrhein-Westfalen, könnte ein bisher unberücksichtig- tes Flächen- und Windkraftpotenzial im Kreis Euskirchen erschlossen werden. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes sind in meh- reren kreisangehörigen Kommunen aktuelle und beabsichtigte Untersuchungen und Planungsprozesse zu neuen Windvorrangzonen in der Bearbeitung, so dass noch keine spezifischen Aussagen zu der Gesamtzahl neuer Windkraftanlagen erfolgen kann. Es ist auf Basis der bisherigen Recherchen und Gespräche jedoch davon aus- zugehen, dass Windkraftanlagen in der Größenordnung von mindestens 36 Wind- kraftanlagen und mehr bis 2020 mit einer Anlagenleistung von jeweils 3 MW im Kreis Euskirchen errichtet werden könnten. Ausgehend von 36 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 108 MW und rund 2.000 Volllaststunden könnte damit ein zusätzliches Stromerzeugungspotenzial von 216.000 MWh/a erzielt werden. Dies würde einer CO2-Minderung von knapp 170.000 Tonnen pro Jahr entsprechen.

28 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Unter dem Aspekt von Baualter und Leistung wäre zudem eine Reihe von Bestands- anlagen bis 2020 grundsätzlich für ein Repowering geeignet. Auf Basis der bisherigen Recherchen und Gespräche wird davon ausgegangen, dass mindestens 20 Wind- kraftanlagen bis 2020 repowert werden könnten. Durch den Ersatz der Alt-Anlagen durch neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von 3 MW könnte demnach eine zusätzliche Leistung von bis zu 35 MW bereitgestellt werden. Bei 2.000 Volllaststun- den könnte damit ein Energieerzeugungspotenzial von zusätzlich 70.000 MWh/a und eine CO2-Minderung von rund 55.000 Tonnen pro Jahr umgesetzt werden. Nach den vorliegenden Berechnungen können bis 2020 somit durch neue Windkraft- anlagen und dem Repowering von Bestandsanlagen insgesamt etwa 286.000 MWh/a und eine zusätzliche CO2-Einsparung von rund 225.000 Tonnen pro Jahr realisiert werden. 3.2.2 Ausbau der Wasserkraftnutzung An kleineren Gewässern ist die Zahl der Wasserkraftanlagen im Laufe des letzten Jahrhunderts drastisch zurückgegangen. Es bestehen daher an den meisten Bachläu- fen prinzipiell oft deutliche, aber in den allermeisten Fällen nur mit relativ hohem Auf- wand zu erschließende Reaktivierungspotenziale. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist in der Regel nur möglich, wenn man noch nutzbare wasserbauliche Anlagen (Stauweh- re, etc.) vorfindet. Es besteht aber insbesondere an älteren Standorten häufig die Möglichkeit einer Leistungssteigerung durch Optimierung der technischen Anlagen bzw. einen Ausbau mit Erhöhung der Wassermenge, soweit dies wasserrechtlich zulässig ist. Im Kreisgebiet werden nach derzeitigem Kenntnisstand insgesamt 4 Wasserkraft- werke betrieben, wobei drei der Anlagen in den Kommunen Bad Münstereifel, Me- chernich und Schleiden mit einer Gesamtleistung von rund 110 kW insgesamt nur von kleinerer Bedeutung sind. Die größte Wasserkraftanlage befindet sich in der Kommune Hellenthal an der Oleftalsperre mit einer Leistung von etwa 1,5 MW. Ge- meinsam haben die Wasserkraftwerke laut EEG-Einspeisedaten der Netzbetreiber im Bilanzjahr 2009 rund 1.600 MWh ins Stromnetz eingespeist. Weitergehende Ausbaupotenziale an den vorhandenen Gewässern (z.B. , Ahr, Kyll und Urft) sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht genau zu quantifizieren. Es gibt nach Angaben des Kreises Bestrebungen einzelner Energieversorger weitere Nut- zungsmöglichkeiten untersuchen zu lassen. Konkrete Aussagen zu den Potenzialen kann eine zusätzliche Detailstudie liefern. An dieser Stelle werden daher noch keine weiteren CO2-Minderungen berücksichtigt. 3.2.3 Nutzung von Holz als Biomasse Als wichtiger Rohstoff für die Bau-, Möbel- und Papierindustrie steht die stoffliche Nutzung von Holz im Vordergrund (Industrieholz). Erst danach steht er als Energieträ- ger in Form von Altholz zur Verfügung. Unter dem Begriff Altholz fallen Reste der holzbe- und verarbeitenden Industrie (Industrierestholz) und gebrauchte Erzeugnisse aus Holz (Gebrauchtholz). Für eine energetische Verwendung kommen vor allem Landschaftspflegeholz, Durchforstungs- und Waldrestholz (S+R-Holz) in Frage, da diese durch die Beschaffenheit für eine stoffliche Verwertung nicht oder nur einge- schränkt in Frage kommen. Vor dem Hintergrund einer kommerziellen Nutzung von Festbrennstoffen zur Energieerzeugung konzentriert sich die Potenzialermittlung auf die anfallenden Holzrestequellen im Kreis Euskirchen, wie z.B. bei der Durchforstung und bei der Stammholzernte in forstwirtschaftlichen Betrieben anfallendes Waldrest- holz.

29 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Im Kreis Euskirchen sind etwa 38% der Gesamtfläche Waldflächen. Dies entspricht rund 47.500 ha Waldfläche. Das jährliche energetische Angebotspotenzial von Wald- rest- und Durchforstungsholz liegt im Durchschnitt bei ca. 1,2 Tonnen pro Hektar. Bei einem angenommenen Heizwert von durchschnittlich 4 MWh/t ergibt sich demnach ein theoretisches Angebotspotenzial von rund 228.000 MWh/a für die thermische Energienutzung. Da ein Teil dieses Potenzials aufgrund von Besitz- und Eigentü- merstrukturen (z.B. Kleinprivatwald) jedoch nur schwer zu erschließen ist, wird zu- grunde gelegt, dass nur 70% des Angebotspotenzials technisch erschlossen werden kann. Dies entspräche einem energetischen Nutzungspotenzial von rund 160.000 MWh.

Laut CO2-Bilanz wird derzeitig bereits ca. 151.000 MWh/a des Endenergieverbrau- ches im Kreis Euskirchen durch den Einsatz von Biomasse gedeckt (s. Kap. 2.1). Rechnerisch würde das technische Angebotspotenzial durch die bisherige Biomasse- nutzung damit bereits zu einem Großteil ausgeschöpft werden. Da im Rahmen der vorliegenden Potenzialanalyse die Potenziale vor Ort betrachtet werden, wird an die- ser Stelle davon ausgegangen, dass rechnerisch ein Rest-Biomassepotenzial in Höhe von 9.000 MWh/a im Kreis Euskirchen vorliegt. Ausgehend davon, dass durch die zusätzliche Holzwärme vornehmlich der Energieträger Öl verdrängt wird und anteilig auch eine Substitution von Gas- und Nachtspeicherheizungen erfolgt, können rund

2.600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. 3.2.4 Ausbau der Biogasnutzung Bei der Ermittlung der technischen und wirtschaftlichen Energiepotenziale betrachtet die Analyse das Bioabfall- („braune Tonne“) und Grünschnittaufkommen sowie den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen im Landwirtschaftssektor. 3.2.4.1 Biogas aus Grün- und Bioabfällen Im Kreis Euskirchen wird der Großteil der rund 3.400 Tonnen Grünabfälle pro Jahr im Kompostwerk kompostiert. Rund 100 Tonnen davon verbleiben als Dün- ger auf den Landwirtschaftsflächen (Quelle: Adapton aus dem Jahr 2010). Zusätzlich werden rund 26.000 Tonnen Bioabfälle in der Anlage in Mechernich kompostiert. Nach Angaben des Kreises Euskirchen wurde bereits eine Analyse zum wirtschaftli- chen Anlagenbetrieb durchgeführt, jedoch war demnach ein wirtschaftlicher Betrieb noch nicht möglich. Eine energetische Nutzung der Grün- und Bioabfälle ist unter diesen Gesichtspunkten somit aktuell nicht zu erwarten, so dass an dieser Stelle kei- ne CO2-Minderungen für den Kreis Euskirchen berücksichtigt werden. 3.2.4.2 Landwirtschaftliche Biogasanlagen (NaWaRo) Ein Großteil der in Deutschland seit 2004 in Betrieb gegangenen landwirtschaftlichen Biogasanlagen nutzt verstärkt Energiepflanzen zur Biogasgewinnung. Die Angaben über Ackerflächen und Grünland im Kreis Euskirchen bilden an dieser Stelle die Grundlage der Potenzialermittlung. Auf das gesamte Kreisgebiet bezogen liegt der Anteil der Landwirtschaftsflächen bei rund 47% (ca. 59.000 ha). Bisher sind im Kreis insgesamt sechs landwirtschaftliche Biogasanlagen in Betrieb. Davon werden drei Anlagen im Stadtgebiet Euskirchen, eine Anlage im Gemeindege- biet Kall und zwei Anlagen in der Gemeinde Blankenheim betrieben. Die Anlagen haben zusammen eine Leistung von ca. 5,5 MW und verwerten im Wesentlichen die Substrate Mais- und Grassilage, Gülle, Feinmist und in Teilen Getreide zur Vergärung.

30 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Theoretisch kommen für eine landwirtschaftliche Biogasnutzung bzw. den Anbau von Energiepflanzen (NaWaRo) alle Acker- und Grünlandflächen in Betracht. Die Flächen- konkurrenz zwischen Energiepflanzen und Nahrungsmittelanbau begrenzt jedoch eine uneingeschränkte energetische Verwertung der Landwirtschaftsflächen. Auf Basis von Erfahrungswerten der Gutachter wird von einer konservativ eingeschätzten Flä- chen-Obergrenze von etwa 15 % der Acker- und Grünlandflächen ausgegangen, die für die Ermittlung des technischen Nutzungspotenzials herangezogen wird. Die Ackerflächen werden in der Analyse zum Anbau von Mais und die Grünflächen zur Erzeugung von Grassilage herangezogen. Beide Produkte gehen entsprechend ihres flächenabhängigen Ertragsverhältnisses in die Biogasberechnung ein. Darüber hinaus wird von einem geringen Gülle-Anteil ausgegangen. Bei der Maissilage und bei der Grassilage wird von einem Pflanzenertrag von 45 t/ha bzw. 26 t/ha ausgegangen. In Kombination mit einem 10%-Gülle-Anteil lässt sich daraus ein zusätzliches technisches Energieerzeugungspotenzial von etwa 4,5 MWel ableiten. Bei Realisierung des ermittelten Energieerzeugungspotenzials unter hoher

Wärmenutzung durch BHKW-Anwendung am Verbrauchsort ergibt sich eine CO2- Einsparung von etwa 28.600 Tonnen pro Jahr.

Die Realisierung mehrerer Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von 4,5 MWel kann unter den aktuellen EEG-Einspeisevergütungen und unter günstigen Standort- bedingungen (z.B. Qualität der vergärbaren Substrate, Wärmeabnehmer) prinzipiell wirtschaftlich umgesetzt werden. Daher wird an dieser Stelle das technische mit dem wirtschaftlichen Potenzial gleichgesetzt und von einer CO2-Minderung von 28.600 Tonnen pro Jahr ausgegangen. 3.2.4.3 Deponiegasnutzung Im Kreis Euskirchen befindet sich eine Deponiegasanlage auf dem Stadtgebiet Me- chernich mit einer Leistung von 4 MWel. Durch BHKW-Anwendung wird das Depo- niegas zurzeit verstromt (ca. 9.300 MWh im Bilanzjahr 2009). Da die Deponiegasaus- beute aufgrund der Deponie-Stilllegung rückläufig ist und ein Ausbau weiterer Poten- ziale nicht zu erwarten ist, wird hier kein zusätzliches Energie- und CO2- Einsparpotenzial berücksichtigt. 3.2.5 Solarthermie-Anlagen Die Potenziale der solarthermischen Energiebereitstellung liegen vorwiegend in den Anwendungsgebieten der solaren Brauchwassererwärmung und der Heizungsunter- stützung. Im Gebäudebestand werden vorrangig Systeme zur Brauchwasserunter- stützung installiert. Eine solare Heizungsunterstützung eignet sich eher bei Woh- nungsneubauten. Die Potenzialanalyse erfolgt über die Ermittlung solar nutzbarer Dachflächen im Ge- bäudebestand. Datenquelle für die Potenzialanalyse im Gebäudebestand ist die „Flä- chenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung“ der Landesdatenbank für Statis- tik. Um aus der Summe aller Gebäudegrundflächen die solar nutzbare Dachfläche zu ermitteln, wurden Zu- und Abschlagsfaktoren angenommen. Als Zuschlagsfaktoren sind Dachneigungen anzuführen und als Abschlagsfaktoren die Dachausrichtung, Verschattung, Dachstatik etc.. Das theoretisch zur Verfügung stehende Solarthermiespotenzial berechnet sich als Produkt der solar nutzbaren Dachfläche und den jährlichen Globalstrahlungswerten pro m2, die dem Solaratlas NRW entnommen werden können. Unter Berücksichti- gung von abgeschätzten Zu- und Abschlagsfaktoren (Dachneigung etc.) und ausge-

31 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

hend von einem solaren Deckungsgrad von 60% und einem Anlagenwirkungsgrad von 35% der Solarthermieanlagen ergibt sich damit ein theoretisches Wärmeangebot von 2,47 Mio. MWh pro Jahr. Das technische Potenzial wird jedoch nicht durch ein Angebot, sondern durch den Wärmeenergiebedarf der Einwohner bestimmt. Der Warmwasserenergiebedarf bzw. das technische Potenzial liegt danach bei knapp 135.000 MWh pro Jahr. Die bisheri- ge Solarthermie-Nutzung liegt bei rund 2.300 MWh, so dass das zusätzliche Potenzial damit bei etwa 132.500 MWh pro Jahr liegt. Bezogen auf die nutzbaren Dachflächen im Bereich der Wohn- und Mischnutzung entspricht dies einer prozentualen Bele- gung von rund 7%. Die CO2-Minderung würde damit bei rund 50.000 Tonnen pro Jahr liegen. Aufgrund des Betrachtungszeitraums bis 2020 wird jedoch nur ein Teil des techni- schen Potenzials berücksichtigt. Es wird durch die gutachterliche Abschätzung bis 2020 40 Prozent des gesamten technischen Potenzials angesetzt. Damit liegt das

Solarthermie-Potenzial bis 2020 bei 54.000 MWh/a. Dies entspricht einer CO2- Einsparung von rund 20.000 Tonnen. 3.2.6 Photovoltaik-Anlagen Die Potenzialermittlung für Solarstrom baut auf den Ergebnissen der Solarthermie auf. Die in diesem Zusammenhang durchgeführte Dachflächenauswertung ist eben- falls Grundlage zur Ermittlung des Solarstrompotenzials. Es wird vorausgesetzt, dass sämtliche solar nutzbare Dachflächen, die keiner solarthermischen Nutzung unterlie- gen, technisch gesehen für den Einsatz von Photovoltaikanlagen zur Verfügung ste- hen. Bei einem durchschnittlichen Systemwirkungsgrad von 11% kann ein techni- sches PV-Potenzial von etwa 441.000 MWh/a ermittelt werden. Die bisherige Photo- voltaik-Nutzung liegt gemäß der aktuellen Stromeinspeisungen bei ca. 17.500 MWh, so dass das zusätzliche PV-Potenzial bei etwa 424.000 MWh/a liegt. Aufgrund des Betrachtungszeitraums wird jedoch zugrunde gelegt, dass bis 2020 nur ein Teil des gesamten technischen Potenzials berücksichtigt werden kann. Es wird in der weiteren Analyse 25 Prozent des technischen Potenzials bis 2020 angesetzt. Damit liegt das PV-Potenzial bis 2020 bei ca. 110.000 MWh. Dies entspricht einer

CO2-Einsparung von ca. 74.300 Tonnen. 3.2.7 Ausbau der Geothermie-Nutzung Die Betrachtung des Themenbereiches Geothermie innerhalb dieser Potenzialermitt- lung beschränkt sich auf den Einsatz oberflächennaher Geothermie zur Warmwas- serbereitung und Bereitstellung von Raumwärme in Wohngebäuden. Das technische Potenzial zur Nutzung geothermischer Techniken ist vor allem in Kombination mit strombetriebenen Wärmepumpen zu Heizzwecken im Neubau (Niedertemperatur- heizsystem in Verbindung mit hohem energetischem Gebäudestandard) zu sehen. Prinzipiell ist die Geothermie-Nutzung aus Sicht des Klimaschutzes positiv zu bewer- ten. In der Praxis ist es aufgrund des Stromverbrauchs für die Wärmepumpe jedoch nicht eindeutig, ob der Einsatz oberflächennaher Geothermie eine CO2-Minderung bewirkt. Dies beruht auf der Annahme, dass die Betriebsenergie einer Wärmepumpe vornehmlich durch eine fossile Stromerzeugung bereitgestellt wird und weniger durch den Ausbau Erneuerbarer Energien. Durch einen vergleichsweise hohen Emis- sionsfaktor7 des Betriebes mit dem konventionellen Strommix kann der Wärmepum-

7 Es wird von einem fossilen Stromemissionsfaktor von 0,8 t/MWh ausgegangen (Vergleich Gas ca. 0,228 t/MWh).

32 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

peneinsatz in der Gesamtbilanz unter Umständen zu einer CO2-Steigung beitragen. Nur bei sehr sorgfältig geplanten und ausgeführten Anlagen ist mit Emissionsminde- rungen zu rechnen, die dann jedoch gegenüber anderen Systemen (z.B. Nahwärme aus KWK) geringer ausfallen. Aus diesem Grund kann bei einem flächendeckenden Wärmepumpeneinsatz an die- ser Stelle nicht zwangsläufig von einer kreisweiten CO2-Minderung ausgegangen werden. Es wird somit auf eine Berücksichtigung von Emissionsminderungen an die- ser Stelle verzichtet. 3.2.8 Ausbau der Nah- bzw. Fernwärmeversorgung Im Kreis Euskirchen bestehen nach aktuellen Angaben keine nennenswerten Nah- bzw. Fernwärmenetze. Der Ausbau von Nahwärmeinseln stellt im ländlich geprägten Kreisgebiet jedoch insbesondere bei der Umstellung von Nachtspeicher- und Ölhei- zungen eine energieeffiziente Alternative dar. Inwieweit ein Ausbau der Nahwärmeversorgung bis 2020 fortschreitet, kann auf Ba- sis der vorliegenden Daten nicht im Detail bestimmt werden. Eine erste Einschätzung zu den Nah- bzw. Fernwärmepotenzialen wird an dieser jedoch mit Hilfe der „Poten- zialerhebung von Kraft-Wärme-Kopplung in Nordrhein-Westfalen“ des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen bestimmt. In der benannten Studie werden Aussagen zu wirt- schaftlichen Nah- bzw. Fernwärmepotenzialen auf Basis von KWK-Anwendung gege- ben, bezogen auf den Siedlungs- und Industriebereich. Insbesondere für den Sied- lungsbereich, der die Sektoren Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistung bein- haltet, können die Ergebnisse genutzt werden, um für das Kreisgebiet eine grobe Abschätzung der KWK-Potenziale zu geben. Für den Industriebereich wird von einer Potenzialermittlung abgesehen, da die Ergebnisse der Studie nicht in der Form vor- liegen, um qualitativ belastbare Abschätzungen für den Kreis treffen zu können. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch im Industriebereich noch deutliche Energiepo- tenziale vorliegen. Der Studie zur Folge kann bei Kommunengrößen mit weniger als 20.000 Einwohnern und bei einem angenommenen Anschlussgrad von 90% in den jeweils erschlosse- nen Fernwärme-Gebieten, ein wirtschaftliches Fernwärmepotenzial von bis zu 4% des kommunalen Wärmebedarfs abdeckt werden (ausschließlich Industrie). Bei Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern können bis zu 14% und bei Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohner bis zu 34% des Gesamtwärmebedarfs gedeckt wer- den. Unter den genannten Rahmenbedingungen könnte demnach im Hinblick auf die Kommunengrößen im Kreis Euskirchen im Durchschnitt bis zu 8% durch Nahwärme gedeckt werden. Dies entspricht einem Wärmepotenzial von rund 130.000 MWh bezogen auf das gesamte Kreisgebiet8. Aufgrund des vorliegenden Zeithorizonts wird an dieser Stelle die Annahme getroffen, dass etwa 40% dieses wirtschaftlichen Po- tenzials bis 2020 realisierbar ist. Damit wären etwa 52.000 MWh/a des kreisweiten Wärmebedarfs durch Nahwärme in KWK-Anwendung gedeckt. Die damit verbunde- nen CO2-Einsparungen liegen bei rund 7.900 Tonnen pro Jahr.

8 Insbesondere in den größeren Kommunen Euskirchen, Mechernich und Zülpich sind im Vergleich zu den anderen kreisangehörigen Kommunen, die größten Nahwärmepotenziale auf Basis von KWK-Anwendung zu sehen.

33 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

3.2.9 Austausch von Nachtspeicherheizungen Nach § 10a der aktuell geltenden Energieeinsparverordnung 2009 wird der Austausch von Elektrospeicherheizsystemen bis zum Ende des Jahres 2019 gefordert. Nacht- speicherheizungen dürfen somit nach dem 31.12.2019 nicht mehr eingesetzt wer- den. Hier werden durch § 10a jedoch Ausnahmeregelungen benannt, die in Einzelfäl- len den weiteren Betrieb erlauben. Dazu zählt beispielsweise die Verwendung von Nachtspeicherheizungen in Kombination mit einem weiteren Heizsystem (z.B. Kami- nofen). Auf Grund des hohen Primärenergieverbrauchs ist der Betrieb einer Nachtspeicher- heizung im Vergleich zu alternativen Heizsystemen, wie einem Gas-Brennwertkessel, mit höheren CO2-Emissionen verbunden. Ein Gebäude mit Nachtspeicherheizung verursacht etwa zwei- bis dreimal soviel CO2 wie ein gasbeheiztes. Es wird angenommen, dass der Heizstromverbrauch 2009 in Höhe von etwa 54.300 MWh/a insgesamt etwa um 70% bis zum Jahr 2020 durch emissionsärmere Energie- träger wie Gas und Holz ersetzt wird. Durch eine Substitution des Heizstromes kön- nen bis zum Jahr 2020 damit etwa 11.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. 3.2.10 Ausbau dezentraler Klein-BHKW

Der Ausbau dezentraler Klein-BHKW-Anlagen (30 kWel - 50 kWel) wird als eine wichti- ge Strategie für die Erreichung der Klimaschutzziele betrachtet.

Ein zunehmendes Potenzial stellen Mikro-KWK-Anlagen (mit einer Leistung < 6 kWel) dar. Auf Bundesebene prognostiziert das Marktforschungsinstitut Trendresearch9 einen Anstieg der Gesamtzahl von Mikro-KWK-Anlagen (auch mit einer prognostizier- ten zunehmenden Zahl von Anlagen mit rund 1 kWel zum Einbau in Ein- und Zweifa- milienhäuser) von 26.500 Anlagen im Jahr 2009 auf rund 93.000 Anlagen im Jahr 2020. Die prognostizierte Steigerungsrate der installierten Mikro-KWK-Anlagen im Bun- destrend wird über die Einwohnerzahl für den Kreis Euskirchen angepasst. Es wird davon ausgegangen, dass bis zum Jahr 2020 insgesamt bis zu 200 Mikro-KWK-

Anlagen mit einer Gesamtleistung von 600 kWel vor Ort installiert werden (1 Anlage pro 1.000 Einwohner). Ausgehend von der Zielsetzung im KWKG, 25% der Stromerzeugung durch Kraft- Wärme-Kopplung abzudecken, ergibt sich eine Gesamtstromerzeugung in Deutsch- land von rund 600 TWh im Jahr 2009. Über eine lokale Anpassung lässt sich für den Kreis Euskirchen danach eine Zielgröße von rund 20 GWh Stromproduktion aus neu zu installierenden KWK-Anlagen mit Verbrennungsmotoren bis zum Jahr 2020 ablei- ten10. Nach einer Modellrechnung könnten zusätzlich zu den Mikro-KWK-Anlagen zum Er- reichen der regionalen Zielgröße zusätzlich bis zu 100 Kleinst-BHKW mit einer für die

9 In: EuroHeat&Power, 39. Jg (2010), Heft 9: Trendresearch untersucht Mikro-KWK-Markt – Marktpotenzial für Mikro-KWK-Anlagen bis 2020 gegeben. 10 Die Berechnung der Zielgröße erfolgte über Daten des Statistischen Bundesamtes zur Stromerzeugung durch KWK und Anlagentypen. BHKW mit Verbrennungsmotoren erreichten im Jahr 2006 einen Anteil von 5 % der KWK-Anlagen. Für die Trendberechnung wird von einem Anlagenausbau zu gleichen Anteilen ausgegangen. Eine Anpassung an die lokalen Verhältnisse muss sich vorrangig daran orientieren, ob Fernwärme im größeren Umfang vorhanden ist – wenn nicht, muss überproportional bei den dezentralen, objektbezogenen Anlagen gehandelt werden.

34 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Berechnung angenommenen Leistung von 15 kWel und bis zu 50 Klein-BHKW zu 50 kWel entstehen. Nach dieser Rechnung würde die Gesamtleistung der im Kreis Euskirchen neu instal- lierten KWK-Anlagen bei knapp 5.000 kWel liegen (etwa 39 GWh Wärmeproduktion). Dies entspricht, gegenüber dem fossilen Strom-Mix gerechnet, einem CO2- Einsparpotenzial von rund 11.300 Tonnen im Jahr 2020. Dabei lassen sich diese An- lagen am besten im Rahmen des Contracting- oder Wärmedienstleistungsangebots in das Produktportfolio der ansässigen Energieversorgungsunternehmen integrieren. Hier wird vor allem ein Potenzial im Aufbau „virtueller Kraftwerke“ gesehen11.

3.3 CO2-Minderungspotenziale im Verkehrssektor

Potenzielle Maßnahmen zur Reduzierung verkehrlich verursachter CO2-Emissionen lassen sich wie folgt kategorisieren:

• Verkehrsvermeidung • Verkehrsverlagerung • Verkehrsverbesserung (effiziente Nutzung von Verkehrsmitteln) • Gesetzliche Regelungen In die erstgenannte Kategorie fallen Maßnahmen aus dem Bereich der Siedlungs- und Verkehrsplanung. Hierzu zählen z. B. verkehrsoptimierte Stadtentwicklungskon- zepte, durch die kürzere Wegstrecken für die Bevölkerung erzielt werden. Maßnah- men, die auf eine Mentalitätsveränderung der Verkehrsteilnehmer abzielen, können ebenfalls der Kategorie „Verkehrsvermeidung“ zugeordnet werden. Hierzu zählt bei- spielsweise die stärkere Nutzung von Telefon- bzw. Videokonferenzen im beruflichen

Kontext, anstelle von CO2-produzierenden Dienstreisen. Der Kategorie „Verkehrsverlagerung“ können diejenigen Maßnahmen zugeordnet werden, die auf eine Steigerung der Nutzung von umweltverträglichen Verkehrsmit- teln abzielen. Radförderprogramme, Attraktivierungsmaßnahmen für den ÖPNV und touristische Angebote, wie Wanderrouten oder Fahrradbusse fallen in diese Katego- rie. Je besser individuelle Reiseketten im sog. „Umweltverbund“, also zu Fuß, mit dem Fahrrad und/oder mit Bussen und Bahnen, bestritten werden können, desto höher ist das verkehrliche CO2-Einsparpotenzial. Insbesondere im Bereich des Frei- 12 zeitverkehrs, der einen Anteil von rund 35% der gesamten CO2-Emissionen im Ver- kehrssektor hält, können erheblich CO2-Minderungspotenziale durch alternative Mobi- litätsangebote zum motorisierten Individualverkehr gehoben werden. Emissionsminderungsziele können auch durch eine effizientere Nutzung von Ver- kehrsmitteln erreicht werden. Hierzu zählt der Einsatz moderner Technologien, zum Beispiel die Nutzung von Hybridbussen im öffentlichen Personennahverkehr oder der Einsatz kraftstoffsparender PKW im Alltags- und Berufsverkehr. Ziel des Einsatzes moderner Technologien ist es, die spezifischen CO2-Emissionen von Verkehrsmitteln zu senken. Die Nutzung von Car-Sharing stellt ein weiteres Beispiel für die effiziente Nutzung von Verkehrsmitteln in Form einer Kapazitätsoptimierung dar. Ein Car-

11 Ein „virtuelles Kraftwerk“ ist eine Zusammenschaltung von dezentralen Klein-Stromerzeugungsanlagen wie Mini- BHKW und Photovoltaikanlagen, die im Verbund wie ein einziges Kraftwerk fungieren. 12 vgl. Berechnungen des DIW in „Verkehr in Zahlen 2009“.

35 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Sharing-Fahrzeug verfügt über das Potenzial zwei bis sechs private PKW zu erset- zen.13

Gesetzliche Regelungen auf EU-, Bundes- und Landesebene können ebenfalls CO2- Emissionsminderungen im Verkehrssektor bewirken. So können beispielsweise CO2- Grenzwerte für Neuwagen definiert werden oder Fahrzeuge entsprechend ihrem

CO2-Ausstoß besteuert werden. Die Nutzung von innerstädtischer Verkehrsinfra- struktur kann über eine sog. „City-Maut“ besteuert werden. Insgesamt ist das CO2- Minderungspotenzial durch gesetzliche Regelungen als hoch bis sehr hoch einzu- schätzen. Dem stehen jedoch bei vielen potenziellen Maßnahmen große Akzeptanz- probleme in der Bevölkerung gegenüber.

Quantifizierung von CO2-Minderungspotenzialen

Im Hinblick auf potenzielle CO2-Minderungseffekte, die durch Verkehrsvermeidungs- und Verlagerungsmaßnahmen erzielt werden können, ist der so genannte „Modal- Split“ die zentrale Größe zur Erfassung der Wirkung von Klimaschutzmaßnahmen im Bereich Verkehr. Der „Modal-Split“ stellt die prozentuale Verteilung aller Wege auf die Verkehrsmittelarten „Motorisierter Individualverkehr“, „Öffentlicher Personen- nahverkehr“, „Fahrrad“ und „zu Fuß“ für ein definiertes Gebiet dar. Werden bei- spielsweise Maßnahmen zur Förderung des Fahrradverkehrs umgesetzt, schlägt sich dies im Fahrrad-Wegeanteil nieder. Voraussetzung hierfür ist, dass der „Modal-Split“ in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird, um Verschiebungen zwischen den Ver- kehrsmittelarten identifizieren zu können. Für den Kreis Euskirchen liegt eine „Modal-Split“-Erhebung für das Jahr 2005 aus der integrierten Gesamtverkehrsplanung des Kreises vor. Demnach verteilen sich die Wege im Kreis Euskirchen auf die Verkehrsmittelarten „Motorisierter Individualver- kehr“, „ÖPNV“, „Fahrrad“ und „zu Fuß“ gemäß Bild 13.

zu Fuß" 10%" Fahrrad" 8%"

ÖPNV" 10%"

MIV" 72%"

13 vgl. Wuppertal Institut, „Zukunft des Car-Sharing in Deutschland“, September 2007, S. 134.

36 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Bild 13: Modal Split des Kreises Euskirchen. Quelle: Planungsbüro VIA eG, "Integrierte Gesamtverkehrsplanung - Kurzfassung und Maßnahmen- programm", Mai 2005

Der durchschnittliche „Modal-Split“ über alle ländlichen Kreise in Deutschland verteilt sich wie folgt auf die Verkehrsmittelarten:14

• MIV: 62% • ÖPNV: 6% • Fahrrad: 10% • Zu Fuß: 23% Somit wird deutlich, dass der Wegeanteil des Motorisierten Individualverkehrs stark überdurchschnittlich und der Anteil des zu Fuß-Verkehrs stark unterdurchschnittlich im Kreis Euskirchen ausgeprägt ist.

Auf Basis der in Kapitel 2.2 ermittelten CO2-Bilanzwerte können die Emissionsminde- rungspotenziale der Kategorien „Verkehrsvermeidung“ und „-verlagerung“ für den Kreis Euskirchen analytisch ermittelt werden. Tabelle 4 veranschaulicht das jährliche

CO2-Einsparpotenzial in Abhängigkeit von der Höhe einer potenziellen Verkehrsverla- gerung vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Personennahverkehr respektive zum nicht-motorisierten Verkehr. Das ermittelte CO2-Minderungspotenzial basiert auf den Verkehrs-, Bevölkerungs- und Beschäftigungsdaten des aktuellen Bi- lanzierungsjahres 2009.

Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

Verlagerung um… CO2-Einsparung in t / Jahr

…1%-Punkt 4.497

…3%-Punkte 13.491

…5%-Punkte 22.485

Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) zum Fahrrad- bzw. Fußgängerverkehr

Verlagerung um… CO2-Einsparung in t / Jahr

…1%-Punkt 6.008

…3%-Punkte 18.025

…5%-Punkte 30.041

14 vgl. Studie „Mobilität in Deutschland 2008“, Projektpräsentation Nutzerworkshop September 2009, S. 26.

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Tabelle 4: CO2-Minderungspotenziale durch Verkehrsverlagerung auf Basis der in Kapitel 2.2 ermittelten CO2-Bilanzwerte

Die Höhe der im Kreis Euskirchen tatsächlich realisierbaren Verkehrsvermeidung und -verlagerung bis zum Jahr 2020 hängt einerseits von der Effektivität des Maßnah- menprogramms, andererseits von der Entwicklung wesentlicher, vom Kreis Euskir- chen kaum zu beeinflussender, externer Rahmenbedingungen ab. Hierzu zählen u. a. die Entwicklung von Kraftstoffpreisen, die demographische Entwicklung in der Regi- on sowie regulatorische Eingriffe auf EU-, Bundes- und Landesebene.

Im Bereich der „Verkehrsverbesserung“ existieren hinsichtlich der potenziellen CO2- Minderungspotenziale zwei wesentliche Handlungsfelder für den Kreis Euskirchen: 1. Einsatz klimaverträglicherer Antriebstechnologien • Erdgas / Flüssiggas • Biokraftstoffe • Brennstoffzelle • Elektromobilität (inkl. Hybridantriebe) 2. Optimierung der Kapazitätsauslastung im motorisierten Individualverkehr • Kommerzielles und privates Car-Sharing • Private Fahrgemeinschaften Der Einsatz klimaverträglicherer Antriebstechnologien zielt darauf ab, Mobilität mit niedrigeren spezifischen CO2-Emissionen als beim Einsatz eines herkömmlichen Ver- brennungsmotors (ohne Leichtlauföle und -reifen) zu ermöglichen. Dabei weisen alle zuvor aufgelisteten Antriebstechnologien spezifische ökologische Chancen und Risi- ken auf. Neben dem motorisierten Individualverkehr sind auch im öffentlichen Stra-

ßenpersonenverkehr (ÖSPV) und im Straßengüterverkehr CO2-Minderungspotenziale durch klimafreundlichere Antriebstechnologien vorhanden, die jedoch aufgrund einer bisher kaum vorhanden, verlässlichen Datenbasis nicht quantifiziert werden können. Dies gilt insbesondere für den Einsatz von Hybridbussen (Diesel-elektrisch), bei de- nen Herstellerangaben und bisher in Pilotprojekten tatsächlich gemessene CO2- Einsparungen deutlich voneinander abweichen. Daher wird im Folgenden das Ein- sparpotenzial durch alternative Antriebstechnologien im motorisierten Individualver- kehr fokussiert. Erdgas und Flüssiggas weisen im Vergleich mit Diesel- bzw. Benzinkraftstoffen bis zu 20% niedrigere CO2-Emissionen pro Energiemenge auf, sind allerdings mit Klima- risiken bei Förderung und Transport behaftet. Der Einsatz von Biokraftstoffen ist aus heutiger Sicht technologisch noch unausgereift, da keine entsprechenden Konversi- onstechniken bekannt sind, um eine Produktion aus Rest- und Altstoffen zu ermögli- chen. Darüber hinaus kann die Klimabilanz negativ ausfallen, sofern für die Erzeugung von Biokraftstoffen Anbaubiomasse, z. B. Raps, Getreide oder Mais verwendet wird. Der Einsatz von Brennstoffzellen im motorisierten Individualverkehr kann zwar unter

Verwendung Erneuerbarer Energien zu einer hohen Reduktion von CO2-Emissionen führen, allerdings ist der Gesamtwirkungsgrad der gesamten Energiekette mit ca. 15%, aufgrund des Energiebedarfs bei der Herstellung und beim Transport von Was- serstoff, sehr gering.15

15 vgl. Umweltbundesamt, „CO2-Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland“, Mai 2010, S. 53ff.

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Die CO2-Bilanz von Elektro(hybrid)antrieben ist in hohem Maße vom zugrundliegen- den Strom-Mix abhängig. Je weniger CO2-Emissionen bei der Erzeugung des zur elektrischen Fortbewegung verwendeten Stroms entstehen, desto besser ist die

CO2-Bilanz elektrischer Antriebe. Aus heutiger Sicht weisen weder rein elektrische noch Elektrohybrid-Antriebe einen signifikanten Klimavorteil gegenüber konventionel- len Verbrennungsmotoren auf.16 Mit den politischen Beschlüssen zur Energiewende vom 6. Juni 2011 und dem geplanten Ausbau des Anteils Erneuerbarer Energien am

Strom-Mix von aktuell 17% auf 35% in 2020 würde die CO2-Bilanz von rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen deutlich steigen.17

Zur Quantifizierung des CO2-Einsparpotenzials durch den Einsatz elektrischer (Hybrid)- Antriebe für den Kreis Euskirchen ab dem Jahr 2020 ist es erforderlich, einige An- nahmen zu zukünftigen Rahmenbedingungen zur treffen. Annahmen und Schätzungen für das Prognosejahr 2020:

• Die CO2-Einsparung eines Elektrofahrzeuges gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellem Verbrennungsmotor beträgt 75%18 • Die Anzahl zugelassener PKW beziffert sich auf rund 105.00019 • Der Anteil elektrischer (Hybrid-)Fahrzeuge beziffert sich auf 2.62520

Unter Berücksichtigung der getroffenen Annahmen beträgt die CO2-Einsparung im Jahr 2020 durch den Einsatz von Elektromobilität rund 8.000 Tonnen. Dies entspricht einer Reduzierung der Gesamtemissionen im Bereich motorisierter Individualverkehr um 1,9% bezogen auf das aktuelle Bilanzierungsjahr 2009.

Das direkte CO2-Einsparpotenzial durch Car-Sharing ist stark von den eingesetzten Fahrzeugen, dem individuellen Fahrverhalten der Nutzer sowie der individuellen Nut- zungshäufigkeit abhängig und ist demnach nicht allgemein quantifizierbar.21 Das di- rekte22 durchschnittliche Minderungspotenzial ist aus heutiger Sicht als gering einzu- ordnen, da Car-Sharing-Fahrzeuge im Durchschnitt keine signifikant niedrigeren CO2- Emissionen verursachen, als privat angeschaffte PKW. Hingegen ist das indirekte23

CO2-Reduktionspotenzial in verdichteten Räumen durch den Verzicht auf einen eige- nen PKW und die damit verbundene Verlagerung von PKW-Fahrten auf den Umwelt-

16 vgl. ebd. 17 vgl. „Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Energiewende“, http://www.bmu.de/energiewende/beschluesse_und_massnahmen/doc/47465.php, zuletzt abgerufen am 02.02.2012. 18 Der Schätzwert resultiert aus der Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien am Strom-Mix und der Möglichkeit, Batterien über Nacht zu laden und somit „überschüssig“ produzierte Energie zu nutzen. Es muss annahmegemäß nur ein geringer Anteil an zusätzlicher Energie zum Betrieb von Elektrofahrzeugen erzeugt werden. 19 Schätzwert auf Basis des PKW-Bestandes im Jahr 2010. Aufgrund der zu erwartenden Verlagerungseffekte vom MIV zu anderen Verkehrsmitteln wird keine wesentliche Erhöhung des PKW-Bestandes angenommen. 20 Schätzwert, entspricht 2,5% aller Fahrzeuge im Jahr 2020.

21 vgl. Umweltbundesamt, „CO2-Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland“, Mai 2010, S. 35ff.

22 Direktes Einsparpotenzial wird hier verstanden als Vergleich der CO2-Emissionen bei Nutzung eines Car-Sharing- Fahrzeuges versus Nutzung eines privaten PKW. 23 Indirektes Einsparpotenzial wird hier verstanden als Resultat der individuellen Mobilitätsverhaltensänderung durch die Nutzung von Car-Sharing. Aufgrund der auf die Einzelfahrt bezogenen hohen Kosten der Car-Sharing-Nutzung ist davon auszugehen, dass ein Teil der PKW-Fahrten vor Car-Sharing-Nutzung nach Anmeldung im Car-Sharing- System durch Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad substituiert werden.

39 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

verbund als hoch einzustufen. Die Option, bei Bedarf ein Auto ausleihen zu können, bildet eine wesentliche Grundlage für einen Lebensstil ohne privaten PKW. Im Bereich der Fahrgemeinschaften ist der durchschnittliche Besetzungsgrad von PKW die wesentliche Stellgröße, durch die die Anzahl der genutzten Fahrzeuge und somit auch der CO2-Ausstoß reduziert werden können. Der PKW-Besetzungsgrad beträgt auf Bundesebene 1,42 Personen über alle Fahrtzwecke und 1,07 im Berufs- verkehr, welcher für den Kreis Euskirchen aufgrund des hohen Pendleranteils von besonders hoher Relevanz ist.24 In den vergangenen Jahren wurden im Kreis Euskir- chen bereits viele wirksame Maßnahmen ergriffen, um den Besetzungsgrad im

Pendlerverkehr zu erhöhen. Somit wird vorausgesetzt, dass der Großteil des CO2- Minderungspotenzials durch die Bildung von Fahrgemeinschaft im Kreis Euskirchen bereits gehoben wurde.

Auf EU-, Bundes- und Landesebene bestehen weitere CO2-Einsparpotenziale im Ver- kehrssektor durch die Umsetzung „gesetzlicher Regelungen“. Hierunter fallen u. a. marktorientierte Instrumente im Flugverkehr, die Erhebung bzw. Ausweitung der

LKW-Maut, CO2-Besteuerung auf Fahrzeuge und Kraftstoffe sowie der Abbau ver- kehrsinduzierender Steuervergünstigungen.25 Aufgrund der kaum vorhandenen Ein- flussmöglichkeiten des Kreises Euskirchen auf die Umsetzung jener „ordnungsrecht- lichen Vorgaben“ sowie des fehlenden regionalspezifischen Charakters der Maß- nahmen wird das CO2-Minderungspotenzial nicht quantifiziert.

Bild 14 veranschaulicht das jährliche CO2-Minderungspotenzial für den Verkehrssek- tor des Kreises Euskirchen ab dem Prognosejahr 2020. Dazu wurde eine Verkehrsver- lagerung vom MIV zum ÖPNV bzw. zum nicht-motorisierten Verkehr in Höhe von jeweils 3% angenommen. Im Bereich der „Verkehrsverbesserung“ wurde lediglich das Potenzial durch den Einsatz von Elektromobilität quantifiziert, da die Klimawir- kung der sonstigen alternativen Antriebsformen (Erdgas / Flüssiggas, Biokraftstoffe und Brennstoffzelle) aus heutiger Sicht nicht eindeutig bewertet werden können. Das ausgewiesene Minderungspotenzial von 39.516 Tonnen pro Jahr entspricht einer relativen Reduktion um 5,8%, gemessen an den gesamten CO2-Emissionen des Ver- kehrssektors des aktuellen Bilanzierungsjahres 2009.

24 vgl. Umweltbundesamt, „CO2-Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland“, Mai 2010, S. 64ff. 25 vgl. ebd., S. 36ff.

40 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

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Bild 14: Jährliches CO2-Minderungspotenzial für den Verkehrssektor im Kreis Euskirchen (Bezugsjahr für die Prognose: 2020)

Es ist davon auszugehen, dass das tatsächlich erzielbare CO2-Minderungspotenzial unter Berücksichtigung des Einsatzes alternativer Antriebstechnologien im öffentli- chen Straßenpersonenverkehr (ÖSPV) bzw. Straßengüterverkehr und der Umsetzung gesetzlicher Regelungen auf EU-, Bundes- und Landesebene deutlich höher anzuset- zen ist.

41 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

3.4 Zusammenfassung der Gesamteinsparpotenziale In der folgenden tabellarischen Übersicht werden die zentralen Ergebnisse der Ein- sparpotenziale durch Energieverbrauchsminderungen, Einsatz Erneuerbarer Energien und Veränderungen in der Versorgungsstruktur sowie im Bereich Verkehr (s. Kap. 3.1, 3.2. und 3.3) zusammenfassend dargestellt: Wirtschaftliche Minderungspotentiale bis 2020 Tsd. t CO2/a Minderung im Bereich Endenergieverbrauch (Kap. 3.1) Haushalte 107,1 Wirtschaftssektoren I + II 79,5 Wirtschaftssektor III 29,1 öffentliche Verwaltung 0,4 Summe 216,2 Vermeidung im Bereich Energieerzeugungsstruktur (Kap. 3.2) Windenergie 223,1 Wasserkraft n.q. Biomasse Holz 2,6 Biogas 28,6 Solarthermie 19,8 Photovoltaik 74,3 Geothermie 0,0 Ausbau Nah-/Fernwärme 7, 9 Austausch Nachtspeicher 10,9 Ausbau dez. Klein-BHKW 11,3 Summe 378,5 Minderung und Vermeidung im Bereich Mobilität (Kap. 3.3) Verbesserung (nur E-Mobilität), Vermeidung und Verlagerung 39,5

Gesamtsumme der wirtschaftlichen Minderungspotenziale 634,3

Tabelle 5: Gesamtübersicht der wirtschaftlichen Minderungspotenziale (Quelle: Gertec)

42 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

4 Akteursbeteiligung zur Maßnahmenentwicklung Die Umsetzung eines breit angelegten Maßnahmenprogramms für kommunalen und regionalen Klimaschutz bedarf neben der Beteiligung der Kreisverwaltung der Einbin- dung weiterer Personen, insbesondere mit Multiplikatorfunktion, um auch in anderen Verbrauchssektoren „Motoren“ für Klimaschutz zu finden. Als Partner sind an dieser Stelle u. a. die kreisangehörigen Kommunen anzuführen. Der Erfolg von Beteiligungsprozessen wird nicht nur durch ihren quantitativen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, sondern – im Sinne der Agenda 21 – vor allem durch die Verbindung • ökologischer (z. B. Ressourcenschutz), • ökonomischer (z. B. regionale Wirtschaftsförderung bei KMU), • sozialer (z. B. lokale Beschäftigungseffekte) und • kultureller Ansprüche (z. B. Einbeziehung verschiedener Akteursgruppen) bestimmt.

Bild 15: Dimensionen der Nachhaltigkeit (Quelle: Gertec)

Die Basis für die Weiterführung des initiierten Beteiligungsprozesses wird mit einem Maßnahmenprogramm für die nächsten Jahre gelegt, in dem realitätsnah die mögli- chen Potenziale zum lokalen Klimaschutz ermittelt und mit Handlungsoptionen auf Grundlage vorhandener Planungen oder externer gutachterlicher Empfehlungen ver- sehen werden. Der Erfolg von auf Langfristigkeit und praktische Umsetzung ausge- richteten lokalen Klimaschutzstrategien hängt aber wesentlich davon ab, dass die Strategien in einzelne Prozesse vor Ort überführt und vor allem personifiziert werden. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung des Maßnahmenprogramms wird es daher sein,

43 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

• die lokal und regional relevanten Akteure dauerhaft in die Prozesse zur Weiter- führung des Klimaschutzkonzeptes einzubinden und • diese zur (gemeinsamen) Umsetzung von Maßnahmen zum Klimaschutz zu motivieren. Für die Identifikation kommunaler Handlungsoptionen in Form von Klimaschutzmaß- nahmen im Kreis Euskirchen sind einerseits die Möglichkeiten für die Kommunen aus den Rahmenbedingungen von EU (z. B. Energieeffizienzrichtlinie) und Bund (z. B. Erneuerbare-Energien-Gesetz) zu beachten, wie auch die Berücksichtigung der bishe- rigen Klimaschutzmaßnahmen im Kreis (siehe im Anhang III). Darauf aufbauend erfolgte im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes die Beteiligung (Partizipation) von lokalen Akteuren und Entscheidungsträgern an der gutachterlichen Entwicklung eines Maßnahmenprogramms für den Kreis Euskirchen mit dem Zeitho- rizont 2020, insbesondere durch persönliche Einzelgespräche, telefonische Inter- views, Arbeitskreistreffen zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen Kommunen sowie die Durchführung einer Klimakonferenz nach Art eines KlimaCafés (s. Kap. 4.2, 4.3 und 4.4). 4.1 Bisherige Klimaschutzaktivitäten In der Kreisverwaltung und bei weiteren Akteuren im Kreis Euskirchen laufen bereits vielfältige lokale Klimaschutzprojekte. Weitere Projekte konnten bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Im Kapitel 9.3 des Anhanges III werden ausgewählte bishe- rige Klimaschutzaktivitäten im Kreis Euskirchen skizziert. Ziel ist es hierbei nicht, ein umfassendes und detailliertes Bild aller Aktivitäten vor Ort zu geben, sondern für die weitere Maßnahmenentwicklung geeignete Ausgangspunkte darzustellen. Die dar- aus folgenden Handlungsmaßnahmen sind dann z. B. eine inhaltliche Erweiterung von laufenden Projekten oder auch neue Maßnahmenvorschläge als Erweiterung eines laufenden Projektes. Einige der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen werden an dieser Stelle zunächst für den Bereich Energie und Verkehr kurz benannt: • Einrichtung der Arbeitsgruppe „Energiecontrolling 21“ zur technischen Optimie- rung der Kreisliegenschaften (seit 2001) • Durchführung der Aktion „Papierdschungel“ zur Reduzierung der Papierverbräu- chen in Schulen (seit 2008) • Beauftragung zur Erstellung der Studie „Erfassung von Anlagen und Initiativen zur regenerativen Energiewandlung im Kreis Euskirchen“ (2010 veröffentlicht) • Teilnahme des Kreises Euskirchen und anderer Projektpartner an der Initiative „Bioenergieregion “ (seit 2009) • Einführung eines Energieeinspar-Contractings in öffentlichen Schulen (1998 bis 2011) • Auszeichnung als „Fahrradfreundlicher Kreis Euskirchen“ (2002) • Durchführung des Wettbewerbs „Fahrradfreundliche Schule“ • Einrichtung der Pendlerbörse „Gemeinsam fahren – clever sparen“ im Internet mit Angeboten und Gesuchen für Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten • Durchführung der Aktion „Freizeit ohne Auto“ zur Vermarktung des Kombinati- onsangebotes zwischen Fahrrad und Bahn, Fahrrad und Bus sowie Fahrradmit- nahme im Anruf-Sammel-Taxi-Verkehr

44 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

4.2 Einzelgespräche mit Multiplikatoren und Telefoninterviews In Absprache mit dem Kreis Euskirchen wurden Akteure ausgewählt und um ihre Beteiligung am integrierten Klimaschutzkonzept gebeten. Im Zeitraum September 2011 bis Februar 2012 wurden im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes im Energiebe- reich insgesamt 20 persönliche Gespräche und telefonische Interviews von der Ger- tec durchgeführt. Im Verkehrsbereich wurden von der mobilité Unternehmensbera- tung insgesamt 11 Gespräche und Telefoninterviews durchgeführt. Die Gesprächspartner wurden aus allen wichtigen Entscheidungsfeldern gewählt: Es wurden neben der Kreisverwaltung selbst und bedeutsamen Wirtschaftsunterneh- men auch Gesprächspartner aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Energiewirtschaft und Wohnungswirtschaft befragt. Außerdem wurden auch Vertreter der Verbrau- cherzentrale, der IHK und der Kreishandwerkerschaft RUREIFEL eingebunden. Zent- rale Inhalte der Gespräche waren die Frage nach bereits umgesetzten Aktivitäten im Bereich Klimaschutz durch die Personen bzw. Institutionen sowie deren Erfolgs- bzw. Hemmfaktoren, die bestehende Vernetzung der Akteure vor Ort untereinander sowie der Austausch über bereits geplante Klimaschutzaktivitäten. Zudem wurde ermittelt, ob die Gesprächspartner als so genannte Themenpaten im Kreis Euskirchen in Frage kommen, d. h. ob sie als verantwortlicher Akteur neben der Kreisverwaltung eigene Projekte voranbringen wollen und können. Schließlich wur- den Maßnahmenideen und -wünsche für das Handlungsprogramm festgehalten. Im Folgenden sind zusammenfassend einige zentrale Ideen dargestellt, die in den Gesprächen und Telefoninterviews genannt wurden: • Förderung der energetischen Gebäudesanierungen durch zielgruppenspezifische Beratungsangebote • Anreize für private Gebäudeeigentümer schaffen, damit diese ihre Gebäude sa- nieren (z. B. finanzielle Förderungen) • Stärkere Sensibilisierung der Bürger für Klimaschutz • Stärkere strategische Ausrichtung der Klimaschutzaktivitäten im Kreis Euskirchen • Stärkere Netzwerkarbeit zwischen dem Kreis, kreisangehörigen Kommunen und sonstigen Multiplikatoren bei der Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutz- maßnahmen • Transparenz der Klimaschutzaktivitäten fördern • Ausbau der Windkraftnutzung durch gezielte Abstimmung zwischen den Kom- munen unter Einbindung des Kreises • Förderung der Beteiligungsmöglichkeiten von Bürgern beim Ausbau Erneuerba- rer Energien • Ausbau der BHKW-Anwendung durch gezielte Ansprache der Akteursgruppen • Umsetzung von Leuchtturmprojekten wie einer Klimaschutzsiedlung • Förderung und Einsatz von alternativen Antrieben im Individualverkehr und ÖPNV • Car-Sharing bietet Chancen, Einbindung von Partnern und Integration sind wich- tig • Weitere Potentiale im Bereich des Radverkehrs u.a. durch das Thema Pedelecs und E-Bikes sind vorhanden

45 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

• Einsatz von innovatien, flexiblen Lösungen für den ÖPNV im ländlichen Raum ist von hoher Relevanz • Intelligente Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel, auch zur Sicherung der Anschlüsse, ist wichtig • Reaktivierung der Bördebahn

4.3 KlimaCafé am 29. November 2011 An der Veranstaltung haben ca. 60 Personen teilgenommen. Der Teilnehmerkreis setzte sich u. a. zusammen aus Verwaltungsmitarbeitern des Kreises und der kreis- angehörigen Kommunen, Vertretern der Fraktionen, Mitarbeitern von Verkehrs-, Ent- sorgungs- und Energieversorgungsunternehmen, Vertretern der Wohnungswirt- schaft, von Vereinen und Verbänden sowie von Unternehmen, Kreditinstituten und Privatpersonen. Die Klimaschutzkonferenz wurde nach einem Impulsvortrag zur Be- deutung von Klimaschutz für einen regen Austausch im Rahmen eines „KlimaCafés“ genutzt. Unter der Fragestellung „Unser Kreis Euskirchen: Mit welchen Ideen gestal- ten wir unsere Zukunft?“ wurde in drei gut halbstündigen Runden zu den Themen „Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen“, „Energieversorgungspo- tenziale und Potenziale Erneuerbarer Energien“, „Energetische Gebäudesanierung – Potenziale erschließen“ und „Umweltfreundliche Mobilität“ diskutiert. Die Teilnehmer wurden angeregt, auch ihren persönlichen Beitrag zum Thema zu leisten. Durch Tischwechsel zwischen den einzelnen Runden wurden viele verschie- dene Meinungen und Perspektiven zu den Themen gesammelt und direkt auf den bunten Tischdecken zusammengefasst. Mit Hilfe der „Lieblingsideen-Methode“, bei der jeder Teilnehmer seine subjektiv beste Idee der Veranstaltung aufgreifen konnte, wurden in einer Art Blitzlicht am Ende der Veranstaltung die ersten Ergebnisse vor- gestellt. Anhand der Lieblingsideen konnten Schwerpunkte und Tendenzen für wich- tige Themenbereiche innerhalb des Kreises Euskirchen bereits abgelesen werden. Eine Zusammenfassung der Lieblingsideen und auch Schwerpunktthemen im Rah- men der Tischgespräche erfolgt nachstehend. „Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen“: • Qualität in der Beratung von Unternehmen schaffen • Anreize für Mitarbeiter zur Energieeinsparung schaffen • Umsetzung von Maßnahmen mit geringen Amortisationszeiten • Beratung durch Firmenberater der Banken über energieeffiziente Prozessopti- mierung • Nutzung von Abwärme zur Beheizung von Büros • Unternehmensnetzwerke zum Erfahrungsaustausch stärker fokussieren

„Energieversorgungspotenziale und Potenziale Erneuerbarer Energien“: • Ausarbeitung strategischer Konzepte durch den Kreis und den kreisangehörigen Kommunen zur Nutzung der erneuerbaren Energien • Bürgerbeteiligung bei Projekten zum Ausbau der erneuerbaren Energien (z. B. Windkraft und Photovoltaik) • Erstellung eines Solardachkatasters

46 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

• Rekommunalisierung der Energieversorgung im Kreis Euskirchen • Förderung eines ausgewogenen Mixes aus erneuerbaren Energien und Energie- effizienzmaßnahmen

„Energetische Gebäudesanierung – Potenziale erschließen“: • Etablierung einer zentralen Informations- und Energieberatungsstelle für private Gebäudeeigentümer, die aktiv die jeweiligen Zielgruppen anspricht • Stärkung der Vorbildfunktion der Kommunen durch die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude • Stärkere Vernetzung von Energieberatern, Handwerkern, Planer, Energieversor- gern in Form eines Partner-Netzwerks • Etablierung eines Gebäudepasses nach dem Gießener Modell • Veröffentlichung eines Sanierungshandbuches Kreis Euskirchen mit jährlicher Aktualisierung • „Leerstands-Börse“ etablieren

„Umweltfreundliche Mobilität“ • Car-Sharing ggf. mit Elektroautos • Bildung von Fahrgemeinschaften • Nutzung alternativer Antriebe im Bereich der individuellen Mobilität • Pedelecs (Elektrofahrräder) im Bereich der Nahmobilität • Transportwege minimieren durch Konsum regionaler Produkte • Bessere Vernetzung der unterschiedlichen ÖPNV-Anbieter • Veränderung des gesellschaftlichen Bewusstseins für umweltfreundliche Mobili- tät

4.4 Abstimmungstreffen zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen Kommunen Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen ist im Kreis Euskirchen nur durch eine enge Kooperation zwischen der Kreisverwaltung und den kommunalen Verwaltungen möglich. Daher wurden in bisher insgesamt zwei Abstimmungstreffen (am 28.06. und 07.11.2011) mögliche Ansatzpunkte für eine stärkere Zusammenarbeit heraus- gearbeitet bzw. vertieft. Die zentralen Ergebnisse der Treffen werden im Folgenden zusammengefasst: Ein besonderer Unterstützungs- bzw. Abstimmungsbedarf wurde von den Teilneh- mern in folgenden Bereichen gesehen: • Das Thema Mobilität wurde von den Teilnehmern als besonders wichtig be- wertet. Hier wurde eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und kreisnagehörigen Kommunen gewünscht. Zu Maßnahmenideen, die einen kooperativen Charakter erfordern, wurden folgende Vorschläge benannt: o Verkehrs- und Mobilitätserziehung für Schüler, Erwachsene und Fahr- anfänger

47 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

o Erweiterung des kreisweiten Fahrradverleihsystems inkl. „Pedelecs“ zur Nutzung im Alltagsverkehr (Verleihsystem zur Freizeitnutzung exis- tiert bereits) o Car-Sharing inkl. Verleih von Elektrofahrzeugen o Zielgruppenspezifische Angebotskommunikation und Fahrgastinforma- tion • Die Rolle des Kreises sollte prinzipiell in der übergeordneten Vermittlung und Mediation bei Konflikten bzw. Abstimmungsprozessen zwischen kreisangehö- rigen Kommunen bzw. zwischen Kommunen und Kreis liegen. • Bei der Öffentlichkeitsarbeit bzw. Umsetzung von Kampagnen für Klima- schutz wurde von den teilnehmenden Kommunen eine verstärkte Zusam- menarbeit untereinander und mit dem Kreis für sinnvoll erachtet. Bei der Um- setzung wurden jedoch der Erhalt der lokalen Identität und der Wiedererken- nungswert der kreisangehörigen Kommunen sowie die geregelte Finanzie- rung als wichtige Voraussetzung für die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit benannt. • Bei der erneuerbaren Energieerzeugung wurde der Wunsch geäußert, die bisherigen interkommunalen Kooperationen und Abstimmungsprozesse zu vertiefen. Als Beispiel wurde die Windkraft benannt, die im Rahmen einer übergeordneten Plattform („Planerkonferenz“) diskutiert und weiter verfolgt werden könnte. Eine solche Planerkonferenz wäre demnach auch für den Austausch von Erfahrungen und Ansätzen in anderen Bereichen geeignet. Hier könnte demzufolge der Kreis als übergeordneter Akteur zur strategischen Steuerung fungieren. • Die energetische Beratung von privaten Haushalten wurde von den Teilneh- mern unter Berücksichtigung der bestehenden Angebote (z.B. Verbraucher- zentrale, Energieversorger) noch als ausbaufähig eingestuft. Das Ziel bei der Etablierung eines kreisweiten Energieberatungsangebotes ist es, dem Bürger einfach und schnell eine bedarfsorientierte und neutrale Beratung anzubieten. Durch eine gemeinsame und abgestimmte Umsetzung durch den Kreis und die kreisangehörigen Kommunen sowie weiterer relevanter Multiplikatoren könnte danach eine solche Beratungsstruktur gefördert werden. • Bei interkommunalen Qualitätsstandards oder Energielabel etc. könnte der Kreis einheitliche Vorgaben für die Kommunen formulieren.

48 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5 Maßnahmenprogramm für den Kreis Euskirchen Auf Basis der bisherigen Aktivitäten im Kreis Euskirchen, den Ergebnissen aus den Interviews, den Fachgesprächen, Arbeitskreistreffen zwischen dem Kreis und kreis- angehörigen Kommunen, des KlimaCafés sowie den aus Sicht der Gutachter für den Kreis Euskirchen sinnvollen Maßnahmen für kommunale Klimaschutzaktivitäten wird im Folgenden ein Maßnahmenprogramm für den Bereich Klimaschutz vorgeschlagen. Im Sofortprogramm werden dabei die Maßnahmen mit A-Priorität beschrieben, mit denen eine kreisweite Klimaschutzinitiative für den Kreis Euskirchen kurzfristig (2013) gestartet werden kann. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Maßnahmenvor- schläge aus dem Handlungsbereich „Infrastrukturelle Voraussetzungen“ wie die Ein- richtung einer „Koordinationsstelle Klimaschutz“(s. Maßnahme A 1). Weitere ergänzende Maßnahmen mit B-Priorität, die nach der Initiierung des Sofort- programms bzw. parallel dazu umgesetzt werden und den Klimaschutzprozess mittel- bis langfristig verstetigen sollen, sind im 3-Jahresprogramm zusammengefasst. Zu- sätzliche optionale Maßnahmenvorschläge mit C-Priorität werden im Themenspei- cher beschrieben. Die Bewertung der einzelnen Maßnahmen des Klimaschutzhandlungsprogramms erfolgt nach folgendem Muster:

Wirkung (CO2) Regionale Kosten Personalaufwand Nutzen-Aufwand Wertschöpfung Relation

! sehr gering ! sehr gering ! sehr hoch ! hoch ! schlecht

! ! gering ! ! hoch

! ! ! mittel ! ! ! mittel ! ! ! mittel ! ! ! mittel ! ! ! mittel

! ! ! ! hoch ! ! ! ! gering sehr hoch sehr hoch sehr gering gering gut ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Tabelle 6: Übersicht der Maßnahmenkriterien (Quelle: Gertec)

Im Rahmen der Bewertung erhalten die Maßnahmen in jeder Kategorie mindestens einen Punkt und maximal fünf Punkte (+). Bei der graphischen Darstellung gilt somit: je mehr Kreuze eine Maßnahme erhält, desto höher bzw. besser die Bewertung der Kriterien. Eine Maßnahme mit einer hohen Zahl von Kreuzen ist im Hinblick auf die Wirkung somit äußerst positiv einzustufen. Hierbei ist zu beachten, dass bei den Kri- terien „Kosten“ sowie „Personalaufwand“ eine hohe Bewertung ebenfalls mit einer positiven gleichzusetzen ist, indem niedrige Kosten und ein geringer Personalauf- wand durch die Umsetzung der jeweiligen Maßnahme entstehen. 5.1 Darstellung der Kriterien

• CO2-Reduktion

Die ausgewiesenen Energie- und darauf aufbauend die CO2-Minderungspotenziale werden für jede Maßnahme abgeschätzt. Die Abschätzung des CO2- Minderungspotenzials einer Maßnahme erfolgt unter heutigem Kenntnisstand sowie Rahmenfaktoren. Unter dieser Annahme erzielt die entsprechende Maßnahme im Jahr 2012 durchgeführt genau denselben Effekt als würde sie erst im Jahr 2016 rea- lisiert – auch wenn im Zeitverlauf bis 2020 u. a. ein weiterer Ausbau der Erneuerba- ren Energien (und somit Verschiebungen im bundesdeutschen Energie-Mix) oder neue technologische Entwicklungen. Hierbei werden Ergebnisse aktueller Studien, Evaluationen, eigener Erfahrungen oder Umfragen miteinander verbunden. Die Wir- kung einer Maßnahme ist von der Kommune bzw. dem Kreis bei Anstoß der Umset-

49 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

zungsphase nach zum heutigen Zeitpunkt noch nicht absehbaren neuen technologi- schen Entwicklungen zu relativieren. Die Bewertung des Kriteriums erfolgt anhand der Reduktionswirkung über die ge- samte Maßnahmenlaufzeit. Aufgrund der politischen Zielsetzungen sowie der zentra- len Ausrichtung auf den Klimaschutzeffekt werden Maßnahmen mit hoher Einspar- wirkung entsprechend hoch bewertet. Falls keine CO2-Wirkung einer Maßnahme zuzuordnen ist, wird eine entsprechend niedrige Bewertung vergeben („sehr ge- ring“). • Kosten Unter diesem Kriterium werden die Sachkosten der Maßnahme (ohne Personalkos- ten) in Euro abgeschätzt. Die Kostenangaben beziehen sich dabei auf die von der umsetzenden Kommune bzw. Kreis aufzubringenden Investitionen und nicht auf die Kosten etwaiger weiterer Akteure, sofern deren Mitarbeit Voraussetzung für die Um- setzung der Maßnahme ist. Durch die Verlagerung von Kosten auf externe Partner kann eine Maßnahme für die Kommune bzw. den Kreis günstiger werden, wie auch durch interne Durchführung bzw. Synergieeffekte bei der Umsetzung mehrerer Maß- nahmen. Diese Effekte werden bei der Bewertung jedoch nicht explizit berücksich- tigt. Finanziell günstig zu realisierende Maßnahmen werden entsprechend hoch bewertet. Die Bewertungseinteilung erfolgt über die Kosten der Gesamtlaufzeit einer Maßnah- me. • Personalaufwand Mit dem Kriterium des Personalaufwandes wird der Zeitaufwand einer Maßnahme in Personenarbeitstagen abgebildet. Analog zum Kostenkriterium beziehen sich hierbei die Zeitangaben auf die von der/dem umsetzenden Kommune bzw. Kreis aufzubrin- gende Arbeitszeit von Verwaltungsmitarbeitern und nicht auf die Gesamtarbeitszeit etwaiger weiterer Akteure, sofern deren Mitarbeit Voraussetzung für die Umsetzung der Maßnahme ist. Eine Maßnahme mit geringem Personalaufwand wird analog zum Kostenkriterium entsprechend hoch bewertet. Die Bewertungseinteilung erfolgt auch hier über die angesetzten Personentage über die Gesamtlaufzeit einer Maßnahme. • Regionale Wertschöpfung Unter diesem Punkt wird die potenzielle positive Wirkung auf die regionale Wert- schöpfung des Kreises betrachtet. Dieses Kriterium ist insbesondere aussagekräftig in Bezug auf lokal erzeugte Geldströme, welche den ortsansässigen Akteuren zu- gutekommen. Investitionen im Klimaschutzbereich sind hierbei besonders ergiebig, wenn die Umsetzung der Maßnahme mit lokalen Akteuren (z.B. Handwerksunter- nehmen) durchgeführt wird und die Mittel so nicht in andere Regionen abfließen. Entsprechend erhalten Maßnahmen mit hohem Anteil lokal erzeugter Geldströme bzw. der Beteiligung lokaler Akteure eine entsprechend hohe Bewertung. Eine maßnahmenscharfe Quantifizierung kann im Rahmen des Konzeptes nicht erfol- gen. Bei der Bestimmung der regionalen Wertschöpfung handelt es sich daher um eine qualitative Einschätzung. Falls keine Wertschöpfungswirkung einer Maßnahme zuzuordnen ist, wird eine entsprechend niedrige Bewertung vergeben („sehr ge- ring“).

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• Nutzen-Aufwand-Relation Die Bewertung der Nutzen-Aufwand-Relation erfolgt als qualitative Einschätzung, die aus quantifizierbaren und auch nicht-quantifizierbaren Maßnahmeneffekten abgeleitet wird. Die Maßnahmen, bei denen ein gutes Nutzen-Aufwand-Verhältnis gesehen wird, erhalten eine entsprechend hohe Bewertung.

5.2 Übersicht des Maßnahmenprogramms Neben der Gliederung und Priorisierung des Maßnahmenkatalogs in ein Sofortpro- gramm, 3-Jahresprogramm und Themenspeicher erfolgt eine Unterteilung in vier bzw. fünf thematische Bereiche: • „Infrastrukturelle Voraussetzungen“: Die vorgeschlagenen Maßnahmen in diesem Themenbereich sind als zentrale Vor- aussetzungen zur Initiierung und Umsetzung eines langfristigen Klimaschutzprozes- ses erforderlich, die eine themenübergreifende Bedeutung einnehmen. Da die Maß- nahmen in diesem Themenbereich zu Beginn umgesetzt werden sollten, sind die „infrastrukturellen Voraussetzungen“ ausschließlich im Sofortprogramm verankert. • „Information und Beratungsaktivitäten“: Die Maßnahmen dieses Themenbereiches beziehen sich insbesondere auf die Infor- mation und Beratung der privaten Haushalte und Unternehmen im Kreis Euskirchen, um die wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale dieser Zielgruppen zu erschließen. Diesbezüglich werden verschiedene Maßnahmen in Form von kreisweiten Kommu- nikationskonzepten und spezifische Kampagnen vorgeschlagen, die bestehenden Aktivitäten vertiefen und ergänzen. Neben der informativen wird darüber hinaus auch eine verstärkt aktivierende Funktion zur Beteiligung der Bürgerschaft und Unterneh- men an Klimaschutzprojekten mit den vorgeschlagenen Maßnahmen unterstützt. • „Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen“: Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen dienen vor allem der Erschließung des Ein- sparpotenzials und dem Ausbau des Vorbildcharakters der Kreis- und auch Kommu- nalverwaltung. Die Maßnahmen in diesem Themenbereich sind somit in erster Linie auf den Kreis Euskirchen und teilweise die einzelnen kreisangehörigen Kommunen als Zielgruppe ausgerichtet. • „Energieeffiziente Energieversorgung und Erneuerbare Energien“:

Die CO2-Emissionen der eigenen Energieversorgung können auch zu einem bedeu- tenden Anteil durch Strukturveränderungen der Energieversorgung (z.B. Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung) und den Ausbau Erneuerbarer Energien reduziert werden. In diesem Bereich werden daher entsprechende Maßnahmen zur Förderung vorge- schlagen. • „Mobilität“: Das Handlungsfeld „Mobilität“ beinhaltet Maßnahmen, die auf eine Minderung ver- kehrlich verursachter CO2-Emissionen abzielen. Als Ergebnis des zuvor beschriebe- nen Prozesses wurden Maßnahmen für die Verkehrsbereiche Fußgängerverkehr, Fahrradverkehr, öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und motorisierter Individu- alverkehr (MIV) entwickelt und in das vorliegende Maßnahmenprogramm überführt. Die Übersicht des Maßnahmenprogramms ist im Folgenden abgebildet:

51 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A) Sofortprogamm

Infrastrukturelle Voraussetzungen

A 1 Koordinationsstelle Klimaschutz („Klimamanager“)

Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für Klimaschutzkommunikation / A 2 Kampagne für Klimaschutz A 3 Netzwerkbildung „Allianz für Klimaschutz“

A 4 Internet-Plattform für Klimaschutz

Information und Beratungsaktivitäten Zielgruppe Haushalte Schaffung eines kreisweiten Energieberatungsangebotes durch Optimie- A 5 rung und Ergänzung der bestehenden Aktivitäten A 6 Energiesparmaßnahmen in Eigenleistung

A 7 Hydraulischer Abgleich und Heizungsoptimierung

Zielgruppe Unternehmen

A 8 Klimapartnerschaften zwischen dem Kreis und regionalen Unternehmen

Regionale Initialberatung und Umsetzungsbegleitung durch „Energielot- A 9 sen“ für kleine und mittlere Unternehmen

A 10 Durchführung ÖKOPROFIT

Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen

A 11 Interkommunaler Erfahrungsaustausch „Energiemanagement“

A 12 Förderung einer energieeffizienten Objektbeleuchtung

A 13 Ökostrom für die Kreisliegenschaften

Energieeffiziente Energieversorgung und erneuerbare Energien

A 14 Potenzialanalyse für erneuerbare Energien

A 15 Ausbau BHKW-Anwendung

Mobilität

A 16 Regionspezifische Förderung der Fahrradnutzung im Alltagsverkehr

A 17 Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs

A 18 Punktuelle Optimierung der Bus-Schiene-Verknüpfungen und Kapazitäten Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Schulen und seniorenspezifisches A 19 Mobilitätsmanagement A 20 (Beratung für ein) Betriebliches Mobilitätsmanagement

52 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B) 3-Jahresprogramm

Information und Beratungsaktivitäten

Zielgruppe Haushalte

B 1 Umweltbildung und -information

B 2 (Aus-) Bildung für den Klimaschutz, Ausbildung in Energie-Berufen

B 3 Qualitätssicherungssystem für Energieberatung und Handwerk

B 4 „Haus-zu-Haus“-Beratung Entwicklung und Umsetzung einer Stromsparinitiative für private Haushal- B 5 te B 6 Klima-Card Kreis Euskirchen und Klimataler Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen Strategiekonzept zur Senkung der Energieverbräuche und ggf. Einsatz B 7 Erneuerbarer Energien in den Kreisliegenschaften Intracting / Klimaschutzfonds für die Finanzierung von Energieeffizienz- B 8 maßnahmen bei den Kreisliegenschaften B 9 Durchführung von Nutzerprojekten in Schulen

B 10 Teilnahme am European Energy Award® Energieeffiziente Energieversorgung und erneuerbare Energien

B 11 Förderung des Ökostrombezugs

Mobilität

B 12 Modellprojekt zur Einführung eines Verleihsystems mit Elektrofahrzeuge

13 Anbindung der Gewerbegebiete im Kreis durch umweltfreundliche Mobili- B tätsangebote verbessern 14 Reaktivierung der Bahnstrecke Euskirchen – Düren B („Bördebahn“) weiter vorantreiben 15 Prüfung einer Neukonzeption der flexiblen Bedienelemente für den ländli- B chen Raum B 16 Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit für umweltfreundliche Mobilität

C) Themenspeicher Information und Beratungsaktivitäten Zielgruppe Haushalte

C 1 Gebäudesiegel „klimafreundlich saniert“ einführen

C 2 Erstellung einer kreisweiten Leerstandskarte

C 3 Energieberatung der Gelegenheiten

C 4 Bekanntmachung und Begleitung von Leuchtturmprojekten

Zielgruppe Unternehmen

53 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Themenspezifische Kampagnen für kleine und mittlere Unternehmen C 5 (KMU) C 6 „Firma-zu-Firma“-Beratung in Gewerbegebieten C 7 Regionale Servicestelle für Nutzermotivation

Energieeffiziente Energieversorgung und erneuerbare Energien

C 8 Strategischer Ausbau der Biomassenutzung

C 9 Förderung der Solarenergienutzung

C 10 Potenzialermittlung zur Abwärmenutzung

Mobilität

C 11 Umweltverträgliches Lkw-Routing Potenzialprüfung: Nutzung von Schieneninfrastruktur zur Verlagerung von C 12 Güterverkehr Aufbau von Infrastruktur zur Förderung umweltfreundlicher Antriebstech- C 13 nologien (Individualverkehr) C 14 Förderung umweltfreundlicher Antriebstechnologien (ÖPNV)

54 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3 Sofortprogramm

5.3.1 „Infrastrukturelle Voraussetzungen“ A 1 Koordinationsstelle Klimaschutz („Klimamanager“) Kurzbeschreibung: Die erfolgreiche Umsetzung kommunalen Klimaschutzes erfordert eine transparente, übergeordnete und unabhängige Koordination, durch welche die kreisweiten Ziele ver- folgt, Strategien und Schwerpunkte formuliert und in Zusammenarbeit mit lokalen Akteu- ren Projekte angestoßen und begleitet werden. Diese Aufgaben erfordern mindestens eine zusätzliche Stelle in der Kreisverwaltung und ergänzend ggf. eine weitere gemein- same Stelle in den einzelnen kreisangehörigen Kommunen Hellenthal, Kall und Dahlem. Empfohlen wird daher ein Förderantrag für eine oder mehrere ergänzende Stelle/n über das BMU-Förderprogramm „Klimaschutzmanager“, das voraussichtlich vom 1. Januar bis 31. März 2013 wieder angeboten wird. Die entsprechenden Förderbedingungen sind im Hinblick auf die Förderungsfähigkeit von einem bzw. mehreren Klimamanagern bei der Antragstellung zu prüfen. Der Aufgabenbereich umfasst dabei u. a. die Akteursvernetzung, ein zentrales Informa- tions- und Beratungsmanagement, die Unterstützung bei der Vorbereitung und Konkreti- sierung von politischen Beschlüssen, die Aktualisierung des Internetangebotes, die Koor- dination von Förderanträgen, die Kampagnenplanung sowie die Fortschreibung der Ener- gie-/CO2- Bilanzierung. Die Koordinierungsstelle kann so den „roten Faden“ der Klima- schutzaktivitäten sicherstellen und kommunizieren, indem sie Prioritätensetzungen bei Maßnahmenumsetzungen transparent darstellt und die Aktivitäten des Kreises und der kreisangehörigen Kommunen (mit eigenem Klimamanager) koordiniert bzw. aufeinander abstimmt. Sie übernimmt zudem die Umsetzung der Teilkonzepte des Klimaschutzkon- zeptes (Öffentlichkeitsarbeit und zentrales Netzwerkmanagement). Diese Maßnahme ist eine zentrale Grundlage zur Umsetzung weiterer Klimaschutzmaß- nahmen und zur Erschließung der wirtschaftlichen Minderungspotenziale im Kreis. Bausteine: a) Prüfung der Förderrichtlinien und Beantragung der Fördermittel des BMU; b) Aus- schreibung und Besetzung der Stelle/n; c) Festlegung des Aufgabenspektrums Akteure: Kreis Euskirchen, Hellenthal, Kall, Dahlem Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + keine eindeutige Quantifizierung möglich, jedoch Initiie- rung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, daher hohe Wirkung erwartet Regionale Wertschöpfung: + + + + + hohe Wirkung durch Initiierung von Klimaschutzmaßnah- men und Erschließung der wirtschaftlichen Minderungspo- tenziale und regionalen Wertschöpfungseffekte Kosten: + Sachkosten: (Büro, Veranstaltungen) 10.000 !/a; Personalkosten ein „Klimamanager“: 17.500 !/a bei einer Förderquote von 65% und Gesamtpersonalkosten von 50.000 !/a, nach dreijähriger Förderzeit Anschlussförde- rung von 40%, vollständiger Kostenansatz für den Kreis danach (ggf. weitere Kosten bei zwei „Klimamanager“) Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Personentage für Begleitung Antragstellung, Aus- schreibung etc. Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Wichtige Voraussetzung zur Steuerung des kreisweiten Klimaschutzprozesses und zur Umsetzung weiterer Maß- nahmen, daher trotz hohen Kosten „gut“ Laufzeit: 2013 - 2020

55 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 2 Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für Klimaschutzkom- munikation / Kampagne für Klimaschutz Kurzbeschreibung:

Die breite Öffentlichkeit verbindet Klimaschutz und Klimaanpassung häufig mit Ver- zicht und persönlichen Einschränkungen. Mit Entwicklung und Umsetzung dieser kreisweiten Kampagne wird eine positive Grundstimmung („Klima für Klimaschutz“) für das Thema geschaffen, die sich indirekt auch förderlich auf die Umsetzung von neuen Klimaschutzprojekten auswirken wird. Instrumente sind Kommunikationsakti- onen mit Angeboten zu individuellen Handlungsmöglichkeiten sowie verstärkte Kommunikation kreisweiter Aktivitäten. Es wird dazu in einem ersten Schritt empfohlen, ein Gesamtkonzept für Klimaschutz- kommunikation zu entwickeln mit gemeinsamen "Dach" bzw. Logo für die Maßnah- men bzw. Aktivitäten im Kreis. Durch die Entwicklung einer gemeinsamen „Dach- marke“ und entsprechender zusätzlicher eigenständiger Identifikationsmerkmale für die einzelnen Kommunen kann der Wiedererkennungswert der Aktivitäten des Krei- ses und der Kommunen gesteigert werden (s. Beispiel ALTBAUNEU www.alt-bau- neu.de). Aus Sicht des Kreises und der Kommunen können durch eine aufeinander abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit zudem finanzielle und personelle Ressourcen ein- gespart werden. Neben der Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und den Kommunen sollte eine Kooperation mit Multiplikatoren und Institutionen mit eigener Öffentlichkeitsarbeit erfolgen (z. B. Kundenzeitschriften der Kreditinstitute und Energieversorger). In diesem Rahmen können ebenfalls Strategien zur Einbindung von und Aktionen mit Unterstützung durch bekanntere Bürger im Kreis entwickelt werden. Mit diesen Mul- tiplikatoren (z. B. Personen prominenter Firmen, Vereinsvorsitzende o. ä.) kann der öffentlichkeitswirksame Effekt von Klimaschutzmaßnahmen erhöht werden. Diese Maßnahme kann auch zum Standortprofil des Kreises als „klimafreundliche“ Region beitragen und sich imagefördernd auswirken. Bausteine: a) Erstellung eines Kommunikationskonzeptes Klimaschutz (u. a. Entwicklung einer Dachmarke mit Slogan und Logo); b) Abstimmung u. Kooperation mit Multiplikatoren Akteure: Kreis Euskirchen in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen, Multiplikato- ren (Kreditinstitute, Energieversorger etc.) Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr ge- ring“; jedoch Förderung und Initiierung von Folgepro- jekten durch Kommunikation und Information Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr ge- ring“; jedoch Förderung und Initiierung von Folgepro- jekten durch Kommunikation und Information Kosten: + Sachkosten: 30.000 ! einmalig für Konzeptentwicklung und 100.000 !/a (Öffentlichkeitsmaterial, Marketing, Infoveranstaltungen) Personalaufwand: + Ca. 70 Personentage pro Jahr, könnte ggf. durch „Ko- ordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Wichtiger Baustein, um das Thema Klimaschutz auf Kreisebene zu kommunizieren, daher trotz vorangegan- gener Bewertung „mittel“ Laufzeit: 2013 2020

56 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 3 Netzwerkbildung „Alllianz für Klimaschutz“ Kurzbeschreibung:

Der Klimaschutz im Kreis Euskirchen ist in zentralem Maße abhängig von Akteuren jenseits der Verwaltung, welche eigenständig Klimaschutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen. Ein Konzept zum Aufbau themenspezifischer lokaler und regionaler Netzwerke wird im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes entwickelt und soll im Rah- men dieser Maßnahme umgesetzt werden. Thematisch sollen diese auf bereits bestehenden Strukturen aufbauen (z.B. Netzwerk HolzStrom, Bioenergieregion Eifel) Hier würde es sich anbieten, dass die bereits zahlreichen Netzwerke und Initiativen durch die vorgeschlagene Koordinationsstelle Klimaschutz im Prozess begleitet und unterstützt werden. Als Bestandteil der Maßnahme wäre die Gründung einer „Allianz für Klimaschutz“ denkbar, die das Dach und die Plattform für die wichtigen Akteure auf der Kreis- und Kommunalebene sowie ein Bündnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen dar- stellt. Die Allianz bietet z. B. themenspezifische Arbeitsgruppen oder Netzwerke zur Projektentwicklung und zum Erfahrungsaustausch an, aber auch die Möglichkeit, Kli- maschutzaktivitäten der Mitglieder der Allianz in der Öffentlichkeit durch Botschafter für Klimaschutz zu präsentieren. Ein Instrument kann dabei die Entwicklung einer freiwilligen öffentlichen Selbstver- pflichtung zur Energieeinsparung und zum Einsatz Erneuerbarer Energiequellen mit Controlling-Instrument großer Unternehmen (s. Maßnahme „Klimapartnerschaften“) und anderer Akteure (auch Privatleute) sein. Die Allianz sollte sich aus Personen des öffentlichen Lebens, Unternehmensvertre- tern z.B. lokaler, familiengeführter Betriebe, Energieversorgern, Politik und Verbän- den zusammensetzen (s. Beispiel Münster http://www.muenster.de/stadt/klima/allianz-fuer-klimaschutz.html ). Diese Maßnahme ist eine zentrale Grundlage zur Umsetzung weiterer Klimaschutz- maßnahmen. Bausteine: a) Netzwerke vorbereiten und Allianzen mit Multiplikatoren etc. schließen; b) Arbeits- gruppen vorbereiten Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, Vereine, Verbände, Initiativen, Kreditinstitute, Energiegenossenschaften Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr ge- ring“; jedoch Förderung und Initiierung von Folgepro- jekten Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr ge- ring“; jedoch Förderung und Initiierung von Folgepro- jekten Kosten: + Sachkosten: 10.000 !/a (Arbeitsmaterial, externe Refe- renten, Vorbereitung Treffen etc.) Personalaufwand: + Ca. 50 Personentage pro Jahr, soll durch „Koordinati- onsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Wichtige Voraussetzung zur strategischen Ausrichtung der kreisweiten Klimaschutzaktivitäten, daher trotz vorangegangener Kriterienbewertung „mittel“ Laufzeit: 2013 - 2020

57 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 4 Internet-Plattform für Klimaschutz Kurzbeschreibung:

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ist das Internet ein Medium, das gezielt genutzt werden sollte, um das Thema Klimaschutz an die unterschiedlichen Zielgruppen her- anzutragen. Es wird vorgeschlagen, einen Wegweiser für die Bürger und Multiplikato- ren, evtl. inkl. Stadt- und Gemeindeplänen mit Klimaschutzobjekten/-projekten zu er- stellen. Eine Ergänzung könnte ein spezielles Anwendungsprogramm für Smartpho- nes (App) sein, über das z. B. die jeweiligen Projektinformationen aus Stadt- bzw. Gemeindeplänen abrufbar sind. Zusätzlich sollte die Etablierung eines Online-Klimaschutz-Shops (z. B. in Kooperation mit den Energieversorgern) in Betracht gezogen werden. Im Online-Klimaschutz-Shop können einerseits Produkte vermarktet werden, die die effiziente Energienutzung vereinfachen und andererseits kann auch eine Plattform für regionale Produkte gebo- ten werden. Die Internet-Plattform für Klimaschutz sollte außerdem Projekte z. B. vorbildliche Sanierungen vorstellen, Aktionen ankündigen (z. B. Tag der offenen Bau- stelle) und Bauherren mit Architekten und Handwerkern zusammenbringen. Die Ak- tualisierung und Aufbereitung der Projekte auf der Internet-Plattform sollte zentral über den Kreis erfolgen. Die notwendigen Informationen und Entwicklungen in den kreisangehörigen Kommunen sollten jedoch dezentral durch die Kommunen zusam- mengefasst und an den Kreis weitergeleitet werden. Bei der Umsetzung einer zentra- len Internet-Plattform ist daher eine enge Abstimmung zwischen dem Kreis und den Kommunen erforderlich. Diese Maßnahme ist eine zentrale Grundlage zur Umsetzung weiterer Klimaschutz- maßnahmen und als Baustein einer kreisweiten Kampagne für Klimaschutz zu sehen. Bausteine: a) Abstimmung der Internetseite mit der Kampagne für Klimaschutz (Dachmarke etc.); b) Einrichtung einer zentralen Internetseite bzw. Rubrik und Verlinkung mit Homepages des Kreises und der kreisangehörigen Kommunen (dezentral); c) stetige Aktualisierung der Projektergebnisse etc. Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Multiplikatoren Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + Sachkosten: 25.000 ! einmalig für Entwicklung Personalaufwand: + + + Ca. 25 Personentage pro Jahr für Pflege und Aktualisie- rung, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klima- schutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Unterstützung der Transparenz von Angeboten, Projek- ten, Initiativen zum Thema Klimaschutz im Kreis und den kreisangehörigen Kommunen, daher Bewertung „mittel“ Laufzeit: 2013 – 2020

58 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3.2 „Information und Beratungsaktivitäten“

5.3.2.1 Zielgruppe Haushalte A 5 Kreisweites Energieberatungsangebot Kurzbeschreibung: Ein wesentliches Hemmnis bei der Umsetzung von wirtschaftlichen Effizienzmaßnahmen sind fehlende Informationen bei Gebäudeeigentümern, welche Maßnahmen für deren individuelle Situationen und Prioritäten die bestmögliche Lösung darstellen. Insofern bedarf es zur Er- schließung der erheblichen wirtschaftlichen Potenziale, die im Rahmen des Klimaschutzkon- zeptes ermittelt wurden, eines neutralen und zielgruppenspezifischen Informations- und Bera- tungsangebotes für private Gebäudeeigentümer. Bisher gibt es im Kreis Euskirchen vereinzel- te Beratungsangebote wie von den Energieversorgern, Kreditinstituten, der Verbraucherzent- rale und von kommunalen Mitarbeitern (z. B. Gemeinde Kall). Im Hinblick auf die großen Ein- sparpotenziale im privaten Haushaltsbereich sollten die vorhandenen Angebote ausgeweitet werden. Ergänzend zu den bestehenden Angeboten wird daher ein niederschwelliges Bera- tungsangebot vorgeschlagen, das durch den Kreis koordiniert und in Kooperation mit den Kommunen unter einer gemeinsamen „Dachmarke“ umgesetzt und vermarktet werden soll. Zur Optimierung und Ergänzung der bestehenden Beratungsangebote im Kreis Euskirchen wird daher die Einrichtung einer neutralen und unabhängigen Energieberatungsstelle vorge- schlagen, die auch die Umsetzung und Begleitung von einzelnen Klimaschutzmaßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept übernehmen bzw. begleiten könnte (z. B. Haus-zu-Haus-Beratung). Es ist diesbezüglich jedoch im ersten Schritt zu prüfen, inwiefern die bestehenden Strukturen für ein gemeinsames Beratungsangebot genutzt werden können (z. B. Energieberatungsagen- tur ). Aufgaben der Energieberatungsstelle sind in den 3 Jahren der Startphase: • Angebot einer neutralen, unabhängigen und kostenlosen Erstberatung (telefonisch und persönlich) zu Energieeffizienzfragen für private Haushalte • Öffentlichkeitsarbeit mit einer offensiven und spezifischen Ansprache der Gebäudeeigen- tümer Diese Maßnahme ist insbesondere in Verbindung zur Maßnahme B3 „Qualitätssicherungs- system für Energieberatung und Handwerk“ zu sehen und umzusetzen. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) Abstimmung der Konzeption und Struktur des Beratungsangebotes mit Akteuren (z. B. Verbraucherzentrale, Energieversorgern); c) Absicherung der Finanzierung Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, Verbraucherzentrale, Haus und Grund, Mietervereine, Energieberater, Kreditwirtschaft Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Ca. 2.800 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme 0,5% kreisweite Energieverbrauchsminderung bis 2020 im Bereich Haushalte Regionale Wertschöpfung: + + + + + durch initiierte Klimaschutzmaßnahmen der Verbrauchs- gruppen und Umsetzung durch regionales Handwerk Kosten: + Sachkosten: 20.000 ! Konzeptentwicklung; 70.000 !/a (Büro, Marketing, Veranstaltungen); Personalkosten 100.000 !/a zwei Fachkräfte, 40.000 !/a Sekretari- at/Veranstaltungsorganisation) (bei Beteiligung der kreis- angehörigen Kommunen etc. geringere Kosten) Personalaufwand: + + + + + Ca. 30 Personentage für Abstimmung und Umsetzungs- begleitung, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Kli- maschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Grundlage zur Initiierung von Effizienzmaßnahmen im Haushaltsbereich, trotz hoher Kosten Bewertung „gut“ Laufzeit: 2013 – 2020

59 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 6 Energiesparmaßnahmen in Eigenleistung Kurzbeschreibung:

Energieeffizienzmaßnahmen werden häufig durch die Gebäudeeigentümer in Eigen- leistung umgesetzt. Vorgeschlagen wird hierzu Seminare oder Infoangebote für die richtige Durchführung von Sanierung in Eigenleistung zu entwickeln und z.B. in Ko- operation mit der VHS anzubieten. Für Maßnahmen, die nicht in Eigenleistung durch- geführt werden können, sollen den Eigentümern und Mietern qualifizierte Handwer- ker zur Seite stehen. Eine Option ist dabei das Dienstleistungsangebot der "Regie zur Eigenleistung". Die Entwicklung und Umsetzung dieses Beratungsbausteins könnte in Kooperation mit den Energieversorgern, VHS, Kreishandwerkerschaft etc. durchge- führt werden. Es wird vorgeschlagen diese Maßnahme probeweise zunächst über zwei Jahre durchzuführen. Bausteine: a) Abstimmung mit den Energieversorgern und der VHS sowie ggf. weitere Multipli- katoren; b) Konzeptentwicklung; c) Umsetzungsbegleitung ggf. durch vorgeschlagene Energieberatungsstelle Akteure: Kreis Euskirchen, Energieversorger, VHS, Multiplikatoren (Baumärkte, Kreishandwer- kerschaft, Innungen, Berufsverbände etc.) Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Ca. 150 t CO2, bei Annahme, dass bis 2020 200 Sanie- rungen mit einer Wohnfläche von 150 m2 20 kWh/m2*a einsparen; durch das Info-Angebot kann gewährleistet werden, dass mögliche Sparpotenziale konsequenter ausgeschöpft werden. Regionale Wertschöpfung: + Die Maßnahme trägt mehr zur Qualität und damit zum Werterhalt als zur Wertschöpfung bei, daher Bewer- tung „sehr gering“ Kosten: + + + + + Sachkosten: ca. 5.000 !/a (Infomaterial etc.)

Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Personentage pro Jahr zur Abwicklung und Begleitung, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Energetische Modernisierungsmaßnahmen von priva- ten Eigentümern können kostengünstig unterstützt werden Laufzeit: 2013 – 2014

60 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 7 Hydraulischer Abgleich und Heizungsoptimierung Kurzbeschreibung:

Die Maßnahme umfasst eine Informationskampagne zum Thema Hydraulischer Ab- gleich bzw. Heizungsoptimierung, bei der private Gebäudeeigentümer (und ggf. klei- ne und mittlere Unternehmen (KMU)) gezielt auf die Thematik angesprochen werden. Sie zielt dabei auf die Optimierung bestehender Heizungsanlagen in Wohngebäuden (und beheizten Gebäuden im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistung (GHD)) ab, indem Maßnahmen mit effizienten Heizungs- und Warmwasserzirkulationspumpen sowie hydraulischem Abgleich initiiert werden. Eine Förderung der Investitionen in Wohngebäuden erfolgt durch KfW- Programme. Im Kern handelt es sich um Initial- und Förderberatungen, welche einen effizienteren Betrieb der Anlagen und damit Energieeinsparungen ermöglichen sollen. Die Bera- tung kann vom Kreis in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen und den Energieversorgern als Pilotprojekt mit einem zuvor ausgewählten Energieberater-Pool durchgeführt werden. Nach der Beratung sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen durch Netzwerkpartner, wie örtlichen Handwerksunternehmen (die im Qualitätssiche- rungssystem gelistet sind), umgesetzt werden.

Bausteine: a) Konzeptentwicklung (z. B. unter Nutzung der im Rahmen des Projektes ALTBAUNEU entwickelten Materialien) und Abstimmung; b) Bildung eines Energie- beraterpools (ggf. Berater aus dem Qualitätssicherungssystem); c) ggf. Umsetzung durch vorgeschlagene Energieberatungsstelle Akteure: Kreis Euskirchen, Energieversorger, Handwerker, Energieberater, Energieversorger Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + Ca. 260 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme, dass von insgesamt 2000 Beratenen (bis 2020) 20% ihre Heizung optimieren Regionale Wertschöpfung: + + + Leistungen die durch das lokale Handwerk ausgelöst werden Kosten: + + + Sachkosten: 15.000 ! einmalig (Konzept, Marketing, Handwerkerpool) und ca. 5.000 ! pro Aktionsumset- zung (Vorschlag alle 2 Jahre, je nach Umfang ggf. auch höhere Kosten) Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Personentage für Konzeptbegleitung und 10 Per- sonentage für Projektbegleitung, Umsetzung könnte ggf. personell durch die vorgeschlagene Energiebera- tungsstelle erfolgen Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Baustein zur aktiven Ansprache der Zielgruppen zur Energieeinsparung, gute Übertragbarkeit der Maßnah- me bei einmaliger Konzeption Laufzeit: 2013 – 2020 (Aktionsumsetzung alle 2 Jahre)

61 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3.2.2 Zielgruppe Unternehmen A 8 Klimapartnerschaften zwischen dem Kreis und regionalen Unternehmen Kurzbeschreibung:

Ein wesentlicher Teil der CO2-Emissionen im Kreis wird durch Industrie und Gewerbe verursacht (ca. 30%). Gleichzeitig verfügen der Kreis und die Kommunen insbesonde- re im industriellen Bereich nur über wenige Instrumente mit gering initiierender oder unterstützender Wirkung. Als quantitativ bedeutsam könnte sich ergänzend das In- strument einer öffentlichen Selbstverpflichtung von Unternehmen entwickeln. Hierzu geht der Kreis mit prominenten Unternehmen sogenannte Klimapartnerschaf- ten ein. Zur Einbindung der Unternehmen ist die Ansprache durch den Landrat zu empfehlen. Dabei verpflichten sich die Unternehmen öffentlich, bestimmte Maß- nahmen zum Klimaschutz umzusetzen bzw. jährliche Zielwerte zu erreichen. Auf der anderen Seite erfolgt eine offensive öffentlichkeitswirksame Vermarktung des Klima- schutzengagements dieser Unternehmen durch den Kreis (ein wichtiger Baustein, um im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit ein "Klima für Klimaschutz" im Kreis zu schaffen). Die Selbstverpflichtung kann auch die Basis für weitere kooperative Aktivi- täten zwischen dem Kreis und Unternehmen bilden (z. B. begleitende Unterstützung von KMU bei der gemeinsamen Umsetzung von Energieeffizienzprojekten, Erfah- rungsaustausch zwischen Unternehmen organisieren, bedarfsorientierte Informati- onsangebote) In einem ersten Schritt sollten v. a. große und prominente Unternehmen im Kreis Euskirchen angesprochen werden (durch den Landrat oder lokalen Bürgermeister). Im Sinne der Vorbildfunktion des Kreises wird empfohlen, auch (halb-)kommunale Unternehmen wie die KEV Schleiden bzw. ENE zu beteiligen. Wichtig ist die professionelle Umsetzung in Konzeption, Ansprache und Beteiligung der Unternehmen, begleitender Öffentlichkeitsarbeit und prominenter Darstellung. Bausteine: a) Entwicklung eines Konzeptes „Klimapartnerschaft“; b) Ansprache potenzieller Un- ternehmen durch den Landrat Akteure: Kreis Euskirchen, Unternehmen, IHK, Wirtschaftsförderung Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + Rund 730 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme, dass Unternehmen mit einem Anteil von 5% am Gesamte- nergieverbrauch im Wirtschaftsbereich ihren Wärme- verbrauch um 5% und Stromverbrauch um 7% reduzie- ren Regionale Wertschöpfung: + + + Stärkung der Wirtschaftskraft der teilnehmenden Un- ternehmen durch Energieeinsparungen Kosten: + + + Sachkosten: Konzeptentwicklung 20.000 ! einmalig und ca. 5.000 !/a für Öffentlichkeitsarbeit Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Personentage pro Jahr, könnte ggf. durch „Koor- dinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Relativ wenig Aufwand für den Kreis und große He- belwirkung durch Klimaschutzvereinbarung mit teil- nehmenden Unternehmen Laufzeit: 2013 – 2020

62 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 9 Regionale Initialberatung und Umsetzungsbegleitung durch „Energielotsen“ für KMU Kurzbeschreibung: Trotz steigender Energiekosten ist gerade in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Wissen über Möglichkeiten zur Senkung des eigenen Energieverbrauchs oft nicht vorhanden bzw. sind Instrumente des Energiecontrollings nicht hinreichend auf eigene Bedarfe abgestimmt. Durch die Bereitstellung externen Fachwissens als standardisiertes Beratungspaket soll hier ein an die Betriebsstruktur von KMU ange- passter Wissenstransfer stattfinden und Energiesparmaßnahmen initiiert werden. Entwickelt wird für den einzelnen Betrieb ein niederschwelliges Energieberatungsan- gebot mit begleitendem Energielotsen-Coaching während einer Maßnahmenumset- zung, bei dem ein entsprechender Fachberater eine Initialberatung mit Vor-Ort- Be- such durchführt (z. B. im Rahmen des KfW-Förderprogramms "Energieeffizienzbera- tung") und anschließend zusätzlich die Maßnahmenumsetzung qualitätssichernd be- gleitet (im Sinne einer dauerhaften, umsetzungsbegleitenden Leistung). Sie schließt somit direkt an das Angebot der KfW an bzw. an bestehende örtliche Angebote (z. B. Technik Agentur Euskirchen). Dabei wird ein qualifizierter Berater-Pool aus der Region nach Themen vorausge- wählt, mit denen eine Rahmenvereinbarung zu Leistungsumfang und Kosten für ein begleitendes Coaching getroffen wurde. Das Grundangebot wird dauerhaft eingerich- tet, so dass die Unternehmen benötigtes Know-How nach Bedarf abrufen und nach individuellem Aufwand abrechnen können. Hierfür können für gängige Formen von Nichtwohngebäuden die Energieeinsparpotenziale untersucht und aufbereitet bzw. entsprechende Maßnahmen im Rahmen von Modellprojekten angestoßen werden. Ziel ist es unter anderem, hierdurch Nachahmungseffekte durch übertragbare, wirt- schaftlich sinnvolle Sanierungskonzepte zu erzeugen. Im Kreis Euskirchen kann diese Maßnahme durch die Kreisverwaltung (Struktur- und Wirtschaftsförderung), die kreisangehörigen Kommunen und weitere Partner (z. B. AGIT, TAE) bekannt gemacht werden und an die entsprechenden Unternehmen weitergetragen werden. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) Abstimmung der Konzeption mit relevanten Multiplikatoren wie Energieberatern, Unternehmen Akteure: Kreis Euskirchen (Wirtschaftsförderung), kreisangehörige Kommunen, Multiplikatoren (Energieagentur NRW, Kreishandwerkerschaft etc.) Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + Ca. 860 t CO2-Einsparung, bei Annahme, dass 5% der Unternehmen bis 2020 5% Wärme und 10% Strom einsparen Regionale Wertschöpfung: + + + Stärkung der ansässigen Unternehmen durch Energie- kosteneinsparungen Kosten: + + + + + Externe Konzeptentwicklung: 10.000 ! einmalig Personalaufwand: + + + Ca. 10 Personentage für Konzept-Begleitung und ca. 20 Personentage pro Jahr für Betreuung (in Abhängigkeit der Angebotsnutzung) Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Großes Nutzungspotenzial bei geringen Entwicklungs- kosten Laufzeit: 2013 – 2014

63 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 10 Durchführung ÖKOPROFIT® Kurzbeschreibung:

ÖKOPROFIT® ist ein Kooperationsprojekt zwischen Kommunen bzw. Kreisen und der örtlichen Wirtschaft mit einer etwa einjährigen Projektlaufzeit. An diesem Um- weltmanagementsystem können Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branche teilnehmen, aber auch soziale oder kommunale Einrichtungen. ÖKOPROFIT® bietet Unternehmen die Möglichkeit, Bestandsanalysen, Umweltleitli- nien und konkrete Maßnahmen auszuarbeiten. Hierbei werden den Unternehmen in mehreren Workshops und durch Vor-Ort-Beratungen Möglichkeiten der Energieein- sparung näher gebracht und konkrete Maßnahmenvorschläge entwickelt. Die Projektlaufzeit endet mit einer unternehmerischen Prüfung und ggf. Auszeich- nung als ÖKOPROFIT-Betrieb. Die teilnehmenden Unternehmen können die Aus- zeichnung zur eigenen Werbung nutzen. Die Teilnehmerzahl pro Projektrunde beträgt 10 bis 15 Unternehmen. Die Kosten für das Projekt werden von den teilnehmenden Kommunen bzw. Kreisen und den teil- nehmenden Betrieben (in Abhängigkeit der Unternehmensgröße Beiträge zwischen 2.500 bis 10.000 Euro) anteilig getragen. Zusätzlich wird eine Förderung durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW gewährleistet (maximal 20.000 Euro). Es wird empfohlen die Projektidee im Kreis Euskirchen umzusetzen und kleine und mittlere Unternehmen dafür zu akquirieren. Auch öffentliche Einrichtungen können an diesem Projekt teilnehmen. Bausteine: a) Ansprache und Mobilisierung von Unternehmen; b) Fördermittelbeantragung; c) Beauftragung eines externen Projektberaters Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Unternehmen Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Ca. 200 Tonnen CO2-Reduktion, bei drei Projekt- Runden und Teilnahme von jeweils 15 Unternehmen mit einer durchschnittlichen Einsparung von 10 % Wärme und 15% Strom Regionale Wertschöpfung: + Stärkung der ansässigen Wirtschaft durch Energiekos- teneinsparungen, generell jedoch „gering“ Kosten: + + + + Sachkosten: ca. 8.000 ! Teilnahmegebühren pro Pro- jektrunde (insgesamt drei Projektrunden) Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Personentage für Begleitung pro Projekt Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Durchführung eines bereits erfolgreich etablierten Pro- jektes, Katalysator für weitere Maßnahmenumsetzung in Unternehmen und Förderung der Unternehmens- Netzwerkbildung Laufzeit: 2013 – 2015

64 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3.3 „Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen“ A 11 Interkommunaler Erfahrungsaustausch „Energiemanage- ment“ Kurzbeschreibung:

Der Kreis Euskirchen hat bereits im Jahr 2001 die Arbeitsgruppe „Energiecontrolling 21“ ins Leben gerufen, um das Thema Umwelt- und Klimaschutz innerhalb der Kreis- verwaltung voranzubringen. Die Arbeitsgruppe besteht aus Mitarbeitern der Verwal- tung (Immobilienmanagement) und Mitgliedern der verschiedenen politischen Frakti- onen. In den letzten Jahren hat sich die Arbeitsgruppe „Energiecontrolling 21“ im Bereich der kommunalen Liegenschaften bereits mit verschiedenen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz beschäftigt, darunter u. a. mit der Sanierung des Be- rufskollegs Eifel. Der Kreis führt in den eigenen Liegenschaften bereits ein umfang- reiches Energiemanagement und –controlling durch und verfügt somit über langjähri- ge Erfahrungen. Es wird vorgeschlagen, die bisherigen Aktivitäten fortzuführen und die Erfahrungen bei Bedarf mit einzelnen kreisangehörigen Kommunen zu teilen bzw. zur Verfügung zu stellen. Hierbei ist eine genaue Status-quo-Analyse notwendig. Der Kreis bereitet hierfür die Erfahrungen und weitere Best-Practice-Beispiele (z. B. einzelner kreisan- gehöriger Kommunen) auf. Der Erfahrungsaustausch wird durch den Kreis koordiniert und z. B. in Form von Workshopveranstaltungen umgesetzt (ggf. unter Einbindung externer Referenten). Auf Basis der zusammengetragenen Ergebnisse können die unterschiedlichen Ansprechpartner der Kommunen vom Wissen des anderen profitie- ren. Es wird vorgeschlagen diese Maßnahme zunächst über zwei Jahre durchzufüh- ren und bei weiterem Bedarf fortzuführen. Bausteine: a) Erfassung und detaillierte Aufbereitung der unterschiedlichen Erfahrungen; b) Aus- tausch und Diskussion der Erfahrungen in regelmäßigen gemeinsamen Treffen (bei Bedarf unter Einbindung von externen Referenten und Energieversorger); c) Ablei- tung von Handlungsschritten und Umsetzung der ausgetauschten Erfahrungen Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, ggf. externe Referenten, Energiever- sorger Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Ca. 70 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme, dass ein oder zwei Kommunen mit einem vergleichbaren Ener- gieververbrauch wie Hellenthal und Dahlem ca. 7% Wärme und Strom einsparen Regionale Wertschöpfung: + „sehr gering“, da kaum Investitionen ausgelöst werden Kosten: + + + + + Keine zusätzlichen Kosten bei einem informellen Erfah- rungsaustausch (ggf. Kosten für externe Referenten) Personalaufwand: + + + + + Ca. 2 Tage pro Jahr für Vorbereitung und Begleitung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Stärkung der Vorbildfunktion der Kreis- und Kommunal- verwaltung durch initiierte Energieeinsparungen Laufzeit: 2013 – 2015

65 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 12 Förderung einer energieeffizienten Objektbeleuchtung Kurzbeschreibung:

Eine Optimierung der Beleuchtung kann zu einer nennenswerten Energie- und Kos- teneinsparung beitragen. Insbesondere durch die Auswechslung von ineffizienten Lampen durch LED- Lampen etc. können deutliche Einsparungen erzielt werden. In einzelnen Kommunen des Kreises Euskirchen wurde bereits damit begonnen, veral- tete Straßenbeleuchtungstechnik durch moderne LED-Technik auszuwechseln. Ne- ben der Straßenbeleuchtung sollte jedoch auch verstärkt die objektbezogene Be- leuchtung betrachtet werden, um Energieeinsparpotenziale zu realisieren. Hier wird empfohlen, innovative Beleuchtungskonzepte anhand ausgewählter Ge- bäude des Kreises in enger Zusammenarbeit mit entsprechenden Beleuchtungs- Unternehmen im Kreis auszuarbeiten. Die Erfahrungen der Projekte sollten in Form eines interkommunalen Erfahrungsaus- tausches bzw. Arbeitskreis ausgetauscht werden, um die Möglichkeiten und Potenzi- ale für alle Kommunen des Kreises zu erschließen. Hierbei wird vorgeschlagen, dass der Kreis nach Umsetzung geeigneter Projekte die entsprechenden Erfahrungen in Veranstaltungen vorbereitet (z. B. Präsentationen, Einladung externer Referenten) und koordiniert. Bausteine: a) Konzeptentwicklung inkl. Auswahl geeigneter Kreisliegenschaften; b) Umsetzung der Projekte in Kooperation mit ansässigen Beleuchtungs-Unternehmen; c) Aufberei- tung und Vorstellung der Erfahrungen in Veranstaltungen Akteure: Kreis Euskirchen, Beleuchtungs-Unternehmen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Rund 20 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme, dass in 10% der Kreisliegenschaften bei der Beleuchtung 30% Strom eingespart wird Regionale Wertschöpfung: + + + Bei Beauftragung von regionalen Beleuchtungs- Unternehmen; Multiplikatoreffekt durch weitere Projek- te Kosten: + + + + + Ggf. kostenneutral bzw. wirtschaftlich durch Energie- kosteneinsparungen (ggf. Contracting), daher Bewer- tung „gut“ Personalaufwand: + + + + + Ca. 25 Personentage für Konzeptbegleitung, Aufberei- tung und Vorstellung der Erfahrungen Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Stärkung der Vorbildfunktion der Kreisverwaltung Laufzeit: 2013 - 2016

66 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 13 Ökostrom für die Kreisliegenschaften Kurzbeschreibung:

Da der Stromverbrauch aufgrund des hohen spezifischen Emissionsfaktors beson- ders klimarelevant ist, wird empfohlen, den Ökostrombezug für die Kreisliegenschaf- ten sukzessive zu steigern. Durch das Gebäudemanagement des Kreises Euskirchen wurde bereits während der Klimaschutzkonzepterstellung in Kooperation mit der KEV Schleiden geprüft, ob die Verstromung des Deponiegases am Abfallwirtschaftszentrum Mechernich im Hin- blick auf die Lastgänge zur Deckung des kommunalen Stromverbrauches genutzt werden kann. Demnach ist es nach aktuellen Ergebnissen möglich, die kommunalen Liegenschaften bis zu 100% durch daraus eingespeisten Erneuerbaren-Energie- Strom zu versorgen. Durch die Versorgung mit eigenem Deponiestrom ab dem 1. Januar 2013 leistet der Kreis Euskirchen einen konkreten Beitrag zur Vision "Grünstrom aus der Eifel für die Eifel". Darüber hinaus wird der Strombezug im Ver- gleich zur Beschaffung von grünem Strom auf dem Markt etwas günstiger. Das not- wendige Bilanzkreis- und Abwicklungsmanagement leistet die KEV auf Selbstkosten- basis. Durch den Ökostrombezug kann die Vorbildfunktion des Kreises gegenüber privaten Haushalten und Unternehmen unterstützt werden. Bausteine: a) Weitere Abstimmung und Umsetzung in Kooperation mit der KEV Schleiden Akteure: Kreis Euskirchen, KEV Schleiden Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + Ca. 1.350 Tonnen CO2-Einsparung bei einem Anteil von 100% Regionale Wertschöpfung: + + + + + Substitution von herkömmlichen Strom durch Ökostrom aus eigenen Erzeugungsanlagen Kosten: + + + + + Keine Mehrkosten für Ökostrom Personalaufwand: + + + + + Ggf. 2 Personentage im Rahmen der weiteren Abwick- lung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Große Vorbildfunktion und ggf. Multiplikatorwirkung Laufzeit: 2013 – 2020

67 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3.4 „Energieversorgung und Erneuerbare Energien“ A 14 Potenzialanalyse für Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung:

Im Rahmen des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes wurde in Kap. 3.2 eine erste Einschätzung zu den kreisbezogenen Potenzialen der Erneuerbaren Energien gege- ben. Die Ergebnisse sind durch die Erstellung eines Detailkonzeptes für die unter- schiedlichen Energieformen wie Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie und Biomasse zu validieren bzw. zu konkretisieren. Durch die Detailbetrachtung sollen konkrete Aussagen zu den theoretischen, technischen und wirtschaftlichen Energiepotenzialen gegeben werden und darauf aufbauend entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die Potenzialanalyse ist als strategisches Konzept zum Ausbau der Erneuerbaren Energien im Kreis zu verstehen (s. Maßnahme C 8 und C 9). Bausteine: a) ggf. Prüfung und Beantragung der BMU-Fördermittel ab 1. Januar 2013; b) externe Konzepterarbeitung (ggf. schrittweise Bausteinbearbeitung); c) Auswertung der Er- gebnisse und Umsetzung der Handlungsempfehlungen zum Ausbau der Erneuerba- ren Energien Akteure: Kreis Euskirchen Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + Sachkosten: 80.000 ! für Konzepterarbeitung, bei An- nahme einer BMU-Förderung von 40.000 ! sind somit Kosten von 40.000 ! zu erwarten Personalaufwand: + + + Ca. 15 Personentage für Konzeptbegleitung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Zentrale Grundlage zur Förderung der erneuerbaren Energien im Kreis, sehr große indirekte CO2- Einsparwirkung und Effekte für die regionale Wert- schöpfung Laufzeit: 2013 – 2014

68 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 15 Ausbau BHKW-Anwendung Kurzbeschreibung:

Der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung, sowohl in Nahwärmenetzen, als auch in de- zentralen Einzelanlagen unterschiedlicher Größen, stellt ein sehr wirksames Instru- ment zur Erhöhung der Energieeffizienz und der Reduktion der CO2-Emissionen dar. Durch den Einsatz von KWK-Anlagen wird zusätzlich zur Wärmebereitstellung auch Strom erzeugt, der zukünftig verstärkt als Regelenergie eingesetzt werden kann. Es wird empfohlen, die bisherigen Angebote der lokalen Energieversorger durch eine kreisweite Initiative zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und mit einer eigenstän- digen Kampagne im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für Klimaschutzkommunikation (s. Maßnahme A2) zu unterstützen bzw. zu vertiefen. Bei Umsetzung dieser Maßnahme sollten folgende Aspekte detailliert und vertieft werden: • Standardisierte Contracting-Angebote und Informationskampagne "Jedem sein Kraftwerk" für Mini- und Mikro-BHKW für Wohnen und Gewerbe entwickeln bzw. bekannt machen, • Prüfung der Einsatzmöglichkeiten für BHKW in ausgewählten Gebäuden bzw. Gebieten und Entwicklung von Lösungsstrategien bzw. Umsetzung von Modell- projekten und • Aufbereitung und Bekanntmachung der Modellprojekte (Best- und ggf. Worst- Practice-Beispiele).

Diese Maßnahme ist erweiterbar durch systematische räumliche Potenzialanalysen bzw. Ausweisung von potenziellen Vorranggebieten für BHKW-Anwendung (Nah- wärmenetze). Bausteine: (s.o.) Akteure: Energieversorger, Handwerk, Kreis Euskirchen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + Ca. 11.300 Tonnen CO2-Reduktion bei Erreichen der Zielsetzung im Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (25% Stromerzeugung aus KWK) Regionale Wertschöpfung: + + + + + Initiierung von Investitionen und Umsetzung mit regio- nalem Handwerk und Energieversorgungsunternehmen Kosten: + + Sachkosten: 15.000 ! einmalig für externe Konzept- entwicklung und 10.000 !/a (für Initiative bis 2020, ohne Investitionskosten etc.) Personalaufwand: + + + Ca. 10 Personentage für Konzeptbegleitung und 10 Personentage pro Jahr für Initiative und Abstimmung bis 2020, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klima- schutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Maßnahme als strategische Grundlage zur Erhöhung des BHKW-Anteils, Umstellung auf eine energieeffizi- ente Energieversorgung Laufzeit: 2013 – 2020

69 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.3.5 Mobilität A 16 Regionspezifische Förderung der Fahrradnutzung im Alltags- verkehr Kurzbeschreibung: Der Kreis Euskirchen hat bereits vielfältige Aktivitäten zur Förderung des Fahrradverkehrs im Kreisgebiet auf den Weg gebracht. Im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der Arbeitsgemein- schaft fahrradfreundlicher Gemeinde und Städte in NRW e. V. (AGFS) wurden u. a. das We- genetz ausgebaut, die Harmonisierung der Wegweisung, die Einrichtung von Themenrouten und der Aufbau eines fahrradspezifischen Marketings erreicht. Im Bereich der alltäglichen Fahrradnutzung hat der Kreis Euskirchen als ausgezeichneter fahrradfreundlicher Kreis eben- falls vielzählige Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur angestoßen. Im Kreisgebiet sind die Rahmenbedingungen zum Teil sehr unterschiedlich, jedoch sind insbesondere im Nordkreis und in den Tallagen noch weitere Potentiale vorhanden. Um dieses Engagement im Bereich des Fahrradverkehrs fortzuführen, sollte das bestehende Radwegenetz auch mit Fo- kus auf die Nebenstrecken und die Infrastruktur punktuell weiter optimiert werden. Zusätzli- che Schutzstreifen sorgen an geeigneten Stellen für mehr Sicherheit für Radfahrer. Ebenfalls sollten für zentrale Pendlerrouten, die mit dem Rad absolviert werden könnten (z. B. von Eus- kirchen nach Zülpich oder Mechernich), spezielle Radschnellwege ausgewiesen und kommu- niziert werden. Durch eine Verbesserung der Infrastruktur für das Abstellen der Räder an zentralen Haltepunkten des ÖPNV kann zusätzlich eine Verbesserung der Verknüpfung von ÖPNV und Radverkehr im Bereich des Alltagsverkehrs erreicht werden. Auf dem „Radverkehrskongress“ der AGFS werden aktuelle und innovative Radverkehrsthe- men vorgestellt und diskutiert. Durch die regelmäßige Teilnahme können neue Impulse für die Weiterentwicklung des Fahrradverkehrssystems gesetzt werden. Auch den jährlichen „Radaktionstag“ gilt es weiterzuführen und ggf. mit thematischen Schwerpunkten aus dem Alltagsverkehr zu besetzen. Mittelfristig ist für den Kreis Euskirchen zu prüfen, ob sowohl nachfrageseitig, als auch anbieterseitig, hinreichendes Potenzial zur Einführung eines kreis- weiten Fahrradverleihsystems vorhanden ist. In Abstimmung mit möglichen Betreibern sollte das Potenzial eines kreisweiten Systems u. a. unter Berücksichtigung einer Verzahnung mit Tourismusangeboten geprüft werden. Bausteine: a) Weiterer Ausbau und Optimierung des Radwegenetzes; b) Schutzstreifen für den Radver- kehr, Öffnung von Einbahnstraßen, Ausweisung von Radschnellwegen; c) Teilnahme am Rad- verkehrskongress der AGFS; d) Durchführung eines Radaktionstags mit Bezug zum Alltags- verkehr; e) Potentialprüfung zur Einführung eines kreisweiten Fahrradverleihsystems Akteure: Kreis Euskirchen, Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD), Allgemeiner Deutscher Fahr- rad Club e. V. (ADFC) Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + Einsparpotenzial ca. 4.100 t/Jahr durch Verlagerung von Wegen von anderen Verkehrsmitteln. Regionale Wertschöpfung: + + + + + Bei der Umsetzung baulicher Maßnahmen sind lokale Unternehmen einzubinden. Kosten: + + Gesamtkosten ca. 100.000 ! für Konzeption und Durch- führung von Marketingmaßnahmen, Schließung vorhan- dener Netzlücken inkl. Markierung, Ausbau von Schutz- streifen, Potenzialanalyse für ein Fahrradverleihsystem Personalaufwand: + + + Kontinuierlicher Aufwand für Planung und Begleitung der Maßnahmen und Koordination des Marketings. Nutzen-Aufwand-Relation + + + Wichtiges Handlungsfeld mit langfristiger Perspektive und Potenzialen. Laufzeit: 2013 – 2020

70 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 17 Arbeitgeberaktion zur Förderung des Fahrradverkehrs Kurzbeschreibung:

Im Rahmen der Förderung der Nutzung des Fahrrades im Alltagsverkehr gehört auch die spezifische Nutzung des Fahrrades für Arbeitswege zu den wichtigen Themen. Eine Aktion, welche den Fokus auf die Bewältigung des Weges zur Arbeit mit dem Fahrrad legt, verbindet vielschichtige positive Elemente. Es wird neben der Förde- rung umweltfreundlicher Mobilität auch ein positiver Beitrag für die Fitness und die Gesundheit der Arbeitnehmer geleistet. Ähnlich der Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit" der AOK und des ADFC sollte auch im Kreis Euskirchen diese Thematik durch die Kreisverwaltung entsprechend unterstützt werden. Zum einen kann dies über ent- sprechende Informationen und ggf. Aktionen für die eigenen Mitarbeiter geschehen. Zum anderen sollten die im Kreis ansässigen Unternehmen über solche Maßnahmen ggf. mit spezifischem Informationsmaterial z. B. Flyern aufmerksam gemacht wer- den. Hier gilt es insbesondere die vielzähligen positiven Aspekte (Umweltschutz und Gesundheit) der Aktion herauszustellen. Bausteine: a) Konzeption eines Programms analog zur Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ b) Spezifische Information an interne Mitarbeiter und die Unternehmen im Kreis Akteure: Kreis Euskirchen, regionale Unternehmen bzw. Arbeitgeber, VCD Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + Einsparpotenzial ca. 1.500 t/Jahr durch Verlagerung von Wegen von anderen Verkehrsmitteln Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekte zu erwarten Kosten: + + + + Gesamtkosten ca. 15.000 ! für Konzeption und Durch- führung einer Informationskampagne inklusive Erstellung von Informationsmaterialien Personalaufwand: + + + + + Initialaufwand für die Konzeption, danach geringerer Zeitbedarf für die Koordination der jährlichen Wiederho- lung der Aktion. Nutzen-Aufwand-Relation + + + Laufzeit: 2013 - 2015

71 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 18 Punktuelle Optimierung der Bus-Schiene-Verknüpfungen und Kapazitäten Kurzbeschreibung:

Insbesondere im ländlichen Raum ist die Verkehrsanbindung von hoher Bedeutung und die Schaffung von umfassenden Angeboten aus einer Hand für den Kunden ist sehr at- traktiv. Im Bereich des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) bietet es sich an, eine in- tensivere Vernetzung aller Anbieter im Bereich ÖPNV insgesamt voranzutreiben. Als Me- dium kann ggf. die einmalige Einrichtung eines „Runden Tisches“ aus den zentralen Akt- euren des Kreises sowie Vertretern der relevanten Anbieter im Bereich SPNV und ÖPNV dienen. Zentrale Aufgabe dieses Gremiums sollte eine Intensivierung in der Zusammen- arbeit im Bereich der Optimierung der Angebote aus Kundenperspektive sein. Ein An- knüpfungspunkt kann beispielsweise die bereits angegangene umfassende Bereitstellung von Echtzeit-Informationen für den Busverkehr darstellen. Es gilt sicherzustellen, dass die Anschlüsse für den Kunden beim Wechsel zwischen verschiedenen Linien und unter- schiedlichen Verkehrsmitteln optimal ausgestaltet sind. Der Kreis Euskirchen hat in die- sem Zusammenhang bereits ein gutes Angebot geschaffen. Dieses gilt es weiter zu op- timieren, auch um u. a. die Flexibilität bei Verzögerungen zu erhöhen. Zur Ermittlung und Priorisierung weiterer - aus Sicht der Kunden verbesserungswürdiger - Anschlüsse bieten sich Bürgerbeteiligungsverfahren an. In dessen Rahmen können die verschiedenen Per- spektiven bestimmt und als Grundlage für potentielle Lösungsansätze durch den Kreis und die verantwortlichen Verkehrsunternehmen aufgenommen werden. Im Bereich der zentralen Linien im ÖPNV, insbesondere auf der Schiene, kann die Aus- steuerung der Kapazitäten zwischen Hauptlast- und Schwachlastzeiten kurzfristig durch pragmatische Lösungen (z. B. Entzerrung von Anfangszeiten oder verstärkte Kommunika- tion von Alternativen zu Fahrradmitnahme im touristischen Bereich) verbessert werden. Mittel- bzw. langfristig ist hier über die Möglichkeiten der Ausweitung der Angebote an- zudenken und dies im entsprechenden Rahmen bei der geplanten Fortschreibung des Nahverkehrsplans anzugehen. Bausteine: a) Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Anschlüsse der wichtigsten Linien im Kreisgebiet mit Einbindung der Kundenperspektive zur Ermittlung weiterer Optimie- rungspotenziale; b) Einrichtung einer Plattform zum Austausch zwischen/mit lokalen ÖPNV-Unternehmen; c) Definition von Handlungsfeldern zur Optimierung des SPNV- Angebotes und Erarbeitung von spezifischen Lösungsvorschlägen mit Fokus auf zeitnahe Umsetzbarkeit Akteure: Kreis Euskirchen, Deutsche Bahn, regionale ÖPNV-Anbieter, Bürgerbeteiligung Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + Einsparung ca. 1.800 t/Jahr durch Ausweitung der ÖPNV Nutzung. Regionale Wertschöpfung: + Kosten: + + + + + Gesamtkosten ca. 8.000 ! für die Durchführung eines runden Tisches und Verfahren zur Bürgerbeteiligung bei Bedarf mit externer Moderation. Personalaufwand: + + + + + Einmaliger Aufwand für den Austauschprozess und die Definition von Handlungsfeldern, danach Koordination etwaiger Maßnahmen. Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Laufzeit: 2013

72 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 19 Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Schulen und senioren- spezifisches Mobilitätsmanagement Kurzbeschreibung:

Ziel einer Verkehrs- und Mobilitätserziehung für Schüler ist die selbständige, sichere und umweltverträgliche Nutzung des Straßenverkehrs. Hierzu bilden Unterrichtsstunden zu einem umweltverträglichen Verkehrsverhalten eine gute Grundlage, um bereits in frühem Alter ein Verständnis für klimafreundliche Mobilität zu entwickeln. Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) widmet sich dem Thema umweltfreundliche Mobilität und hat hierzu verschiedene Publikationen herausgebracht (z. B. „Mobilitätsfi- bel“, „Mit Kindern klimaverträglich unterwegs“), die sowohl für Kinder als auch für Eltern die wesentlichen Informationen zum Thema enthalten. Darüber hinaus sollten für Fahranfänger Kurse zu spritsparendem Fahrverhalten (EcoDri- ve-Kurse) in Kombination mit Fahrsicherheitstrainings angeboten werden. Allein durch vorausschauendes Fahren können pro Fahrzeug und Jahr rund 15% Kraftstoff eingespart werden. Im Kreis Euskirchen werden zudem bereits zielgruppenspezifische Projekte des kommu- nalen Mobilitätsmanagement für Senioren durchgeführt. Auch der Seniorenradweg Eus- kirchen - Zülpich ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Die bestehenden Aktivitäten sollten im Kontext der Förderung umweltfreundlicher Mobilität evaluiert werden, um den Einfluss auf die Verkehrsmittelnutzung von Senioren zu bestimmen. Die Evaluation könn- te im Bereich des VRS-Projektes „Mobilitätsmanagement für Senioren“ z. B. durch eine Stichproben-Befragung aus der relevanten Grundgesamtheit erfolgen, um die Sichtbarkeit und Effektivität des Projektes zu bewerten. Basierend auf den Evaluationsergebnissen können dann ggf. Verbesserungsvorschläge für das seniorenspezifische Verkehrsangebot abgeleitet werden. Bausteine: a) Unterrichtsstunden zu umweltverträglicher Mobilität an Schulen; b) Nutzung u. a. von Mobilitätsfibeln des Verkehrsclub Deutschlands e. V. (VCD); c) EcoDrive-Schulungen und Fahrsicherheitstraining für Fahranfänger; d) Analyse des Status-quo der bestehenden Maßnahmen im Bereich des Mobilitätsmanagements für Senioren ggf. durch Befragung einer Stichprobe aus der relevanten Zielgruppe; e) Ausbau und Ausweitung des senioren- spezifischen Mobilitätsmanagements, wo möglich unter Rückgriff auf die bisherigen Er- fahrungen Akteure: Kreis Euskirchen, Kommunen, Schulen, Polizei, VCD, ADFC, Sozialverbände Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Einsparung ca. 2.200 t/Jahr durch Verkehrsverlagerung und Effizienzgewinne Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekte zu erwarten, daher Bewertung „sehr ge- ring“ Kosten: + + + + + Gesamtkosten ca. 13.000 ! für Schulungen und Lehrma- terialien (davon ca. 8.000 !) und externe Gutachterunter- stützung für das seniorenspezif. Mobilitätsmanagement (ca. 5000 !) Personalaufwand: + + + + + Initialaufwand für Konzeption und ggf. Einbindung beste- hender Angebote und Ansätze Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Insbesondere die hohen mittel- und langfristigen Poten- ziale der Mobilitätserziehung sind hier zu berücksichti- gen. Laufzeit: 2013 – 2014

73 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 20 (Beratung für ein) Betriebliches Mobilitätsmanagement Kurzbeschreibung:

Die im Kreis ansässigen Unternehmen und die kommunale Verwaltung steuern durch die Hin- und Rückfahrt ihrer Mitarbeiter zur Arbeitsstelle einen nennenswerten Anteil zum täglichen Verkehrsaufkommen bei. Mittels eines betrieblichen bzw. kommuna- len Mobilitätsmanagements sollen die Mitarbeiter der ortsansässigen Unternehmen bzw. der kommunalen Verwaltung zu einem umweltverträglichen Mobilitätsverhalten motiviert werden. Die Maßnahme beinhaltet u. a. Eco-Drive-Schulungen zu kraft- stoffsparendem Fahrverhalten, die Einführung von JobTickets zur kostengünstigen Nutzung von Bus und Bahn und ein klimafreundliches Geschäftsreisemanagement mit Bevorzugung von öffentlichen Verkehrsmitteln bei Dienstreisen. Im Bereich der Industrie kann beispielsweise auch die Optimierung des Spritverbrauchs von Firmen- fahrzeugen durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, der Einsatz von Fahrzeugen mit neuester Abgasnorm oder von Flurförderfahrzeugen im innerbetrieblichen Verkehr als Maßnahmen zur Senkung der Emissionen verwendet werden. Die Kreisverwaltung sollte zunächst ihre Kompetenzen im Bereich Mobilitätsma- nagement weiter ausbauen. Ebenfalls sollten die regionalen Unternehmen entspre- chend für das Thema sensibilisiert werden und passende Informationen erhalten. In diesem Kontext sollte auch auf die vorhandenen Beratungsmöglichkeiten insbeson- dere durch den VRS hingewiesen werden. Bausteine: a) Einbeziehung bestehender Beratungsangebote ; b) Eco-Drive Schulungen für Mit- arbeiter von Unternehmen und kommunale Verwaltung; c) JobTickets für Mitarbeiter von Unternehmen und kommunale Verwaltung; d) Klimafreundliches Geschäftsrei- semanagement Akteure: Kreis Euskirchen, regionale Unternehmen, VRS Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Einsparung ca. 3.400 t/Jahr durch Verkehrsverlagerung und Effizienzgewinne. Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekt zu erwarten, daher Bewertung „sehr ge- ring“ Kosten: + + + + Gesamtkosten ca. 20.000 ! für die einmalige Durchfüh- rung von Schulungen, Konzeption und Durchführung einer Informationskampagne inklusive Erstellung von Informationsmaterialien. Personalaufwand: + + + Initialaufwand für die Konzeption eines Beratungsange- botes und die Einbindung bestehender Angebote. Lau- fender Aufwand für die Ansprache von Unternehmen. Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Insbesondere die hohen mittel- und langfristigen Poten- ziale sind entscheidend. Laufzeit: 2013 – 2016

74 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.4 3-Jahresprogramm

5.4.1 „Informations- und Beratungsaktivitäten“

5.4.1.1 Zielgruppe Haushalte B 1 Umweltbildung und -information Kurzbeschreibung:

Umweltbildung ist ein Bildungsansatz, der einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen vermitteln soll. In diesem Sektor gibt es bereits verschiedene Angebote im Kreis Euskirchen. Insbesondere die Ver- knüpfung zwischen dem Tourismus und Klimaschutz ist im Kreis Euskirchen zu ver- tiefen. Hier wird aktuell durch den Naturpark Nordeifel das Projekt „Klima Tour Eifel“ initiiert. Nach der Projektphase Information und Sensibilisierung werden zusammen mit den touristischen Anbietern klimafreundliche Angebote entwickelt und bewor- ben. Es wird auf Basis der vorhandenen Angebote und Aktivitäten empfohlen, eine Erhe- bung in Form einer kreisweiten Status Quo Analyse mit ergänzender Bedarfsanalyse durchzuführen. Die Angebote der Umweltbildung und Umweltinformation können die Informations- und Aktivitätsangebote im Bereich Klimaschutz sinnvoll ergänzen. Die Vernetzung der Institutionen für Know-How Transfer, Qualitätssicherung und zur Vermeidung von Überschneidungen in den Angeboten ist wichtig. Empfohlen wird die Prüfung der Einbindungsmöglichkeiten dieser Koordinationsaufgabe in die kreis- bezogenen Strukturen bzw. die Möglichkeit ein Netzwerk für Umweltbildung zu gründen (oder in andere Strukturen z. B. Klimaschutzallianz einzubetten). Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Kreis, den kreisangehörigen Kommunen und Hochschulen/Bildungsstätten etc. zu empfehlen. Bausteine: a) Status-quo-Analyse; b) Netzwerkbildung im Bereich Bildung unter Berücksichtigung der „Allianz für Klimaschutz“; c) Koordination der Angebote mit gemeinsamen Pro- gramm, Know-How-Transfer ermöglichen Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Bildungseinrichtungen, Vereine, Ener- gieversorger, ansässige Unternehmen, touristische Einrichtungen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + Sachkosten: ca. 30.000 ! einmalig für Infomaterial, Broschüren etc. (ggf. Zusatzkosten für Aktualisierung) Personalaufwand: + + + Ca. 10 Personentage pro Jahr für Netzwerkaktivitäten etc., könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klima- schutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Sensibilisierung der Bürger für Umwelt- und Klima- schutz und Ergänzung der Kampagne für Klimaschutz Laufzeit: 2014 -2020

75 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 2 (Aus-) Bildung für den Klimaschutz, Ausbildung in Energie- Berufen Kurzbeschreibung:

Das Thema Bildung und Qualifizierung von Fachkräften stellt im Hinblick auf die wirt- schaftliche Entwicklung der Region Euskirchen ein wichtiges Thema dar und wird u. a. im aktuellen Wirtschaftsentwicklungskonzept und im Handlungskonzept für de- mographischen Wandel aufgegriffen bzw. bearbeitet. Im Bereich der Ausbildung und Qualifizierung bietet sich ein wichtiger Ansatzpunkt, um einen kommunalen Bezug zwischen Klimaschutz und Beschäftigung herzustellen. Erste Ansätze hierzu beste- hen bereits im Bereich Holz. So befindet sich ein Außenstandort der FH Aachen in Euskirchen, der zurzeit den Studiengang Bauingenieurwesen mit Möglichkeit der Vertiefung Holzingenieurwesen anbietet. Eine weitere gute Basis für das Thema bie- tet die Homepage www.energiejobs.nrw.de . Im Kreis Euskirchen sollte die Chance genutzt werden, bei der Nachwuchswerbung für das Handwerk ebenfalls den Themenbezug herzustellen, so dass vorhandenes Interesse stärker angeregt wird und ein persönlicher Bezug hergestellt wird. Res- sourcen- und Klimaschutz kann darüber viel intensiver im Beruf verankert und präsent gehalten werden. Zum Thema Bildung könnte im Rahmen einer kreisweiten Klima- schutzallianz ebenfalls eine Arbeitsgruppe bzw. ein Forum eingerichtet werden. Bausteine: a) Abstimmung mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen etc.; b) Veranstaltungen hierzu organisieren z. B. im Rahmen eines Ausbildungstages; c) Bekanntmachung von Bildungsmöglichkeiten; d) Prüfung von Möglichkeiten im Netzwerk „Allianz für Klimaschutz“ Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Handwerker, Energieberater, Architekten Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + + + Förderung der Qualifizierung von Fachkräften und indi- rekte Förderung von Beschäftigung Kosten: + + + Sachkosten: ca. 10.000 !/a für Infomaterial, Veranstal- tungen, Broschüren etc. Personalaufwand: + + + Ca. 10 Personentage pro Jahr Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Berufliche Verankerung des Themas Klimaschutz Laufzeit: 2015 – 2020

76 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 3 Qualitätssicherungssystem für Energieberatung und Hand- werk Kurzbeschreibung:

Gerade bei weniger aufwendigen energetischen Sanierungsmaßnahmen am Gebäu- de, die in der Regel ohne externe Planung und Überwachung durchgeführt werden, ist der private Gebäudeeigentümer häufig bei der Frage verunsichert, "Wie finde ich einen guten Energieberater und/oder Handwerker?". Deutschlandweit wurden an dieser Stelle bisher verschiedene Qualitätssicherungssysteme insbesondere für Be- rater, Planer und Handwerker erarbeitet, die sich in ihrem Verbindlichkeitsgrad für die beteiligten Unternehmen unterscheiden (z. B. eza, Bremer Energie-Experten). We- sentliche Elemente sind dabei eine neutrale Trägerschaft (z. B. durch Kreis) und In- strumente wie eine Selbstverpflichtung, Zusatzqualifikationen, Referenzen, Baustel- lenbesuche und ein Kundenbewertungssystem für die beteiligten Unternehmen. Empfohlen wird der Aufbau eines solchen Systems in enger Abstimmung mit den kreisangehörigen Kommunen und den zu beteiligenden potenziellen Mitgliedern, ins- besondere Energieberatern und Handwerkern. Auch eine Einbindung der regionalen Energieversorger könnte dabei berücksichtigt werden (z. B. ENE). Ein derartiges Qua- litätssicherungssystem ist für den Gesamtkreis anzubieten. Bausteine: a) Analyse bestehender Systeme und Auswahl (z. B. „Energie Experten“, „Effeff – Das Effizienznetzwerk“), b) Übertragung auf den Kreis Euskirchen; c) Umsetzung des Qualitätssicherungssystems unter Einbindung der kreisangehörigen Kommunen und von Multiplikatoren wie IHK, Handwerk, externe Energieberater, KH, Innungen, HWK; d) spätere Abwicklung ggf. durch vorgeschlagene Energieberatungsstelle Akteure: Kreis, Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Multiplikatoren (s.o.) Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Ca. 3.700 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme von 1% zusätzlicher Wärmebedarfsminderung im privaten Haushaltsbereich Regionale Wertschöpfung: + + + + + Die Maßnahme trägt zu mehr Vertrauen von privaten Eigentümern ins Handwerk bei und fördert indirekt die Beauftragung von qualifizierten Handwerkern Kosten: + + Sachkosten ca. 15.000 ! Konzeptentwicklung einmalig und ca. 10.000 !/a für Poolbetreuung und Vermarktung Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Personentage für Konzeptbegleitung, Umset- zung später könnte durch vorgeschlagene Energiebera- tungsstelle gedeckt werden (ca. 40 Personentage pro Jahr), daher gute Bewertung an dieser Stelle Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Förderung Vertrauen von privaten Eigentümern in auch komplexere Sanierungen und damit Initiierung von weiteren Modernisierungsmaßnahmen, daher trotz hohem Kosten Bewertung „gut“ Laufzeit: 2015 – 2020

77 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 4 „Haus-zu-Haus“-Beratung Kurzbeschreibung:

Es wird eine umfassende Kampagne "Haus-zu-Haus-Beratung" (HzH) für privat ge- nutzte Wohngebäude vorgeschlagen. In Gebieten mit homogenen Siedlungsstruktu- ren werden im Rahmen eines 3-Jahres-Plans HzH-Beratungen durchgeführt, welche durch eine Schwachstellenanalyse durch Gebäudethermografie ergänzt werden kön- nen. HzH-Beratungen haben sich als ein sehr wirkungsvolles Instrument zur Ansprache privater Gebäudeeigentümer herausgestellt. In festgelegten und angekündigten Zeit- räumen (z. B. zwei Beratungswochen) klingeln Energieberater an Haustüren in einem zuvor ausgewählten Wohngebiet, um je nach Interesse und Bedarf der Bürger kos- tenlose Beratungen zur Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudes durchzufüh- ren. Je nach Präferenz können Info-Materialien weitergegeben oder auch eine Initial- Beratung durchgeführt werden. Ergänzend können Nachbarschaftsveranstaltungen zur Anwendung kommen (Bsp.: „DÄMMerstunde“ Kreis Gütersloh; „EnergieGenuss@home“ Kreis Steinfurt). Die Kommunikation und Organisation kann über Multiplikatoren in der Nachbarschaft stattfinden, diese Angebote können zu einer koordinierten Durchführung von energe- tischen Sanierungsmaßnahmen verschiedener Eigentümer führen und damit nutzba- re Synergieeffekte erzeugen. Bausteine: a) Entwicklung Beratungskampagne; b) Auswahl von qualifizierten Beratern; c) Ein- bindung Kooperationspartner; d) Zusammenstellung Info-Materialien Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, Handwerkskam- mer, Kreishandwerkerschaft, Kreditwirtschaft Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + Rund 260 t CO2-Reduktion; bei Ansprache von 200 Eigentümern pro Aktion über 3 Jahre, einer Quote umgesetzter Maßnahmen von 20% und Heizwärmere- duzierung um 30% Regionale Wertschöpfung: + + + + + Investitionen werden angeregt und überwiegend vom lokalen Handwerk umgesetzt Kosten: + + + + + Konzeptentwicklung: 5.000 ! einmalig; Sachkosten: ca. 5.000 !/a (externe Energieberater, Infomaterial) Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Tage pro Aktion (Gebietsauswahl, Öffentlich- keitsarbeit, Monitoring) Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Sehr hohe Wertschöpfungseffekte bei geringen Kosten (s. dazu auch Evaluation Kreis Gütersloh) Laufzeit: 2014 -2017

78 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 5 Entwicklung und Umsetzung einer Stromsparinitiative für private Haushalte Kurzbeschreibung: Da der Stromverbrauch mit seinen im Vergleich zu Öl und Gas deutlich höheren Emissionsfaktoren einen erheblichen Anteil der CO2-Emissionen bei den Privaten Haushalten im Kreis Euskirchen ausmacht, sind Stromeinsparungen in diesem Sektor von elementarer Bedeutung für das Erreichen der kreisbezogenen Klimaschutzziele. Die Erschließung der Einsparpotenziale bei den Stromanwendungen ist eine viel- schichtige Aufgabe, da sehr unterschiedliche Geräte- und Anwendungstechnologien betroffen sind (u. a. Kühl- und Waschgeräte, Unterhaltungselektronik, Heizungspum- pen etc.).

Es wird vorgeschlagen, dass der Kreis Euskirchen in Kooperation mit den kreisange- hörigen Kommunen und relevanten Akteuren, wie den lokalen Energieversorgern, Handel und Handwerk, eine Stromsparinitiative entwickelt, die Impuls- Förderprogramme, stringente Öffentlichkeitsarbeit und qualifizierte Beratung als Bau- steine umfasst. Als Impulsmaßnahme wird ein wohngebietsbezogenes Austausch- programm “Weiße Ware“ vorgeschlagen, bei dem Informationen, Beratungen und ein finanzieller Zuschuss für Neugeräte oder die sachgerechte Entsorgung der Altge- räte angeboten wird. Bausteine: a) Entwicklung Förderkonzept; b) Umsetzung der Basisbausteine (z. B. Austausch- programm „Weiße Ware“); c) ggf. spätere Projektbegleitung/ -umsetzung durch die vorgeschlagene Energieberatungsstelle Akteure: Kreis Euskirchen, Energieversorger, Verbraucherverbände, Handel, Handwerk Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + Die genauen Wirkungen hängen vom Umfang sowie der Dauer der Initiative ab; ca. 600 Tonnen CO2, bei Annahme, dass ca. 1.000 Geräte pro Jahr (über 5 Jah- re) ausgetauscht werden und pro Gerät 0,2 MWh ein- gespart wird Regionale Wertschöpfung: + + + Durch Konsumanregung bei ansässigen Händler und Hersteller Kosten: + Externe Konzeptentwicklung: 10.000 ! einmalig; Sach- kosten: mind. 50.000 !/a für Förderung (Zuschuss 50 ! pro Gerät und Jahr) Personalaufwand: + + + Ca. 20 Personentage pro Jahr für Umsetzung, könnte ggf. durch vorgeschlagene Energieberatungsstelle gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Aufgrund des großen Hebels zur Umsetzung damit verknüpfbarer Maßnahmen trotz des sehr hohen Kos- tens Bewertung „mittel“ Laufzeit: 2016 – 2020

79 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 6 Klima-Card Kreis Euskirchen und Klimataler Kurzbeschreibung:

Empfohlen wird die Entwicklung und Umsetzung eines kreisweiten Bonus- oder Prämiensystems für aktive Energiesparer. Als Orientierungshilfe für die Euskirchener Klima-Card kann das Angebot an Informationen und Hinweisen der Klimasparbücher aus den Städten Bremen, München und Frankfurt (in Buchform erhältlich beim oe- kom Verlag) dienen. Kreisspezifische Angebote z. B. Einzelhändler, die den Kauf von effizienten Geräten mit Rabatten oder durch Auszahlung von "Klimatalern" unterstüt- zen, Veranstaltungen, deren Teilnahme einerseits mit "Klimatalern" (als Gutschein bzw. Währung für Klimaschutzprodukte) bezahlt werden kann und andererseits auch mit einigen "Klimatalern" belohnt wird. Auf der vorgeschlagenen Internet-Plattform (s. u.) kann ein Online-Klimaschutz-Shop für klimafreundliche bzw. regionale Produkte entwickelt werden, der ebenfalls mit Klimatalern bedient werden kann. Andere vor- geschlagene Maßnahmen können ebenfalls mit der Klima-Card und den Klimatalern verknüpft und bezahlt oder belohnt werden, dazu zählen z. B. Energieberatungen, Thermografieaktionen oder Blower-Door-Tests. Bei öffentlichen Veranstaltungen oder Aktionstagen z. B. E-Mobilitätstag können Klimataler oder Produkte aus dem Online- Klimaschutz-Shop als Gewinne in eine Tombola eingehen. Es wird vorgeschlagen diese Maßnahme als Pilotprojekt über zwei Jahre durchzufüh- ren. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) Abstimmung mit Händlern; c) Einrichtung eines Online- Klimaschutz-Shops (unter Berücksichtigung der Internet-Plattform für Klimaschutz); Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Handel, Energieversorger, Multiplika- toren Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Nicht quantifizierbar, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + + + Durch Konsumanregung bei ansässigen Händler und Hersteller Kosten: + + + Sachkosten: ca. 15.000 ! für Konzeptentwicklung und ca. 5.000 !/a für Umsetzung Personalaufwand: + + + + + Ca. 25 Personentage für Umsetzungsbegleitung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Geringe Kosten und hohe Öffentlichkeitswirksamkeit durch Einbindung von Händlern etc. Laufzeit: 2014 – 2020

80 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.4.2 „Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen“ B 7 Strategiekonzept zur Senkung der Energieverbräuche in den Kreisliegenschaften Kurzbeschreibung:

Um den Energieverbrauch der Kreisgebäude mittel- bis langfristig zu senken, wird empfohlen, im Rahmen des bestehenden Gebäudemanagements ein strategisches Konzept zur Umsetzung von Energiesparmaßnahmen zu erarbeiten. Bisher wurde ein solches Konzept für einzelne Gebäude erstellt und sollte auf alle Gebäude ausge- dehnt werden (insgesamt ca. 35 Liegenschaften). Zur Entwicklung eines Konzeptes wird vorgeschlagen folgende Aspekte zu berücksichtigen:

• Festlegung von Handlungsschwerpunkten (z. B. Beleuchtungsauswechslung) und Maßnahmenprioritäten • Budgetplanung zur Umsetzung der Maßnahmen (s. u. auch Maßnahme „Intrac- ting“) • Benennung der einzubindenden Akteure zur fachlichen Bearbeitung und Umset- zung • Bereitstellung ausreichender Kapazitäten für die Planung und Umsetzung

Neben Aussagen zur Senkung des Energieverbrauchs sollte der Strategieplan, soweit möglich, auch Aussagen zum Einsatz Erneuerbarer Energien machen. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) spätere Umsetzung des Strategieplans, unter Einbindung der „Koordinationsstelle Klimaschutz“ und ggf. regionaler Energieversorger Akteure: Kreis Euskirchen, ggf. Energieversorger Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr ge- ring“; indirekt trägt die Maßnahme zur Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen bei Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + Externe Konzeption: ca. 10.000 ! einmalig und ca. 2.000 ! alle 3 Jahre zur Aktualisierung des Strategie- konzeptes Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Personentage zur Konzeptbegleitung und ca. 2-3 Personentage für die Aktualisierung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Effiziente Mittelverwendung durch Priorisierung der Handlungsschwerpunkte Laufzeit: 2014 – 2020

81 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 8 Intracting / Klimaschutzfonds für die Finanzierung von Ener- gieeffizienzmaßnahmen bei den Kreisliegenschaften Kurzbeschreibung:

Es wird vorgeschlagen, zur Finanzierung wirtschaftlicher Energieeffizienzmaßnahmen in den Kreisliegenschaften einen internen Klimaschutzfonds einzurichten. Dieser Klimaschutzfonds könnte testweise zunächst auf zwei Jahre begrenzt wer- den. Aus diesem Klimaschutzfonds können ergänzend zu ohnehin stattfindenden Maß- nahmen bzw. Investitionen sowohl Maßnahmen im Effizienzbereich von technischen Anlagen oder EDV (Green- IT) als auch Sanierungsmaßnahmen finanziert werden, die noch zu definierenden wirtschaftlichen Kriterien entsprechen. Die Kosteneinsparun- gen durch die umgesetzten Maßnahmen werden dabei dem Fonds gut geschrieben und für weitere Effizienzmaßnahmen bereitgestellt. In der ersten Phase könnte der Fonds schwerpunktmäßig zur Finanzierung von Stromsparmaßnahmen ausgerichtet sein. Das Volumen des Fonds zur Finanzierung der Maßnahmen sollte in der Anfangsphase mindestens 100.000 Euro betragen. Bausteine: a) politischer Grundsatzbeschluss; b) Konzeptentwicklung inkl. Definition von mögli- chen Effizienzmaßnahmen und Wirtschaftlichkeitsansprüchen Akteure: Kreis Euskirchen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + Rund 400 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme, dass durch Fondsvolumen eine Energieeinsparung von 10% bis 2020 erreicht wird Regionale Wertschöpfung: + + + Ggf. durch Umsetzung von energetischen Maßnahmen durch regionale Akteure Kosten: + + + + + Externe Konzeptentwicklung: 10.000 ! einmalig; Fondsvolumen 100.000 !/a; trotz hoher Kosten Bewer- tung „sehr gut“, da langfristig eine Refinanzierung der Kosten durch Energieeinsparungen erwartet wird Personalaufwand: + + + Ca. 10 Personentage pro Jahr für Fonds-Betreuung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Fonds als Katalysator zur Umsetzung von Energieeffi- zienzmaßnahmen innerhalb der Verwaltung, langfristig Refinanzierung der Kosten durch Energiekosteneinspa- rungen Laufzeit: 2015 – 2020

82 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 9 Durchführung von Nutzerprojekten in Schulen Kurzbeschreibung:

Um Energieeffizienz und Einsparungen zu erreichen, müssen die Nutzer eingebunden werden. Dies gilt insbesondere für Schulen. Es wird empfohlen Energieprojekte in und mit Berufskollegs und weiterführenden Schulen auszuführen. Wettbewerbe zur Energieeffizienz, Energiewächter und -detektive sollen hier durchgeführt werden. Zukünftig sollten auch Vereine und von privater Hand geführte Institutionen integriert werden. Die Erfahrungen und Materialien aus den Projekten können zudem den kreisangehörigen Kommunen zur weitergehenden Umsetzung in Grundschulen etc. zur Verfügung gestellt werden. Die Projektumsetzung sollte übergreifend betreut werden. Für Nutzerprojekte (50/50-Projekte) in Schulen können voraussichtlich wie- der ab Januar 2013 Fördermittel des BMU genutzt werden. Bausteine: a) Abstimmung in der Kreisverwaltung und zu Beginn Auswahl der Kollegs und Schu- len mit höchsten Einsparpotenzialen; b) Beantragung der Fördermittel des BMU; c) Ausschreibung für externen Dienstleister Akteure: Kreis Euskirchen, Schulpersonal (Hausmeister, Lehrer), ggf. Energieversorger Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Ca. 120 Tonnen CO2,Reduktion, bei Senkung 8% Strom und 6% Wärme bei Teilnahme von etwa 5 Kol- legs und weiterführenden Schulen Regionale Wertschöpfung: + Sehr geringe Wirkung zu erwarten Kosten: + + + + Ca. 10.000 ! (Basishonorar des Dienstleisters über Maßnahmenlaufzeit von 3 Jahren) Personalaufwand: + + + + + Ca. 10 Personentage pro Jahr für Begleitung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Bei Energieeinsparungen ggf. komplette Refinanzie- rung der Kosten und Verwendung der eingesparten Gelder für weitere Einsparmaßnahmen, hohe Multipli- katorwirkung durch Verhalten im privaten Haushaltsbe- reich Laufzeit: 2014 – 2016

83 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 10 Teilnahme am European Energy Award® Kurzbeschreibung:

Um das querschnittsorientierte Thema Klimaschutz innerhalb der Kreisverwaltung noch stärker zu verankern, wird die Teilnahme an dem externen Qualitätsmanage- mentsystem und Zertifizierungsverfahren European Energy Award® (EEA) vorge- schlagen. Damit können die Klimaschutzaktivitäten des Kreises Euskirchen erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden. Das Programm ge- währleistet die regelmäßige interne Kontrolle der Erfolge und die Optimierung der Energiearbeit in einem stetigen Prozess der Erstellung von Arbeitsprogrammen. Der European Energy Award® dient der Energieeinsparung, der effizienten Nutzung von Energie und der Steigerung des Einsatzes regenerativer Energien und kann somit ein sinnvolles Instrument begleitend zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes dar- stellen. Er wird als Umsetzungsinstrument im Rahmen des Konvents der Bürger- meister/innen anerkannt. Es wird zunächst die Teilnahme über 4 Jahre vorgeschlagen. Bausteine: a) Politischer Beschluss zur Teilnahme; b) Beantragung Fördermittel für EEA; c) Aus- schreibung externer Berater; d) Verwaltungsinterne Zusammenstellung eines „EEA- Team“ Akteure: Kreis Euskirchen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Ca. 40 Tonnen CO2-Reduktion, bei Annahme 1% Ener- gieverbrauchssenkung in den Kreisliegenschaften Regionale Wertschöpfung: + Ggf. Initiierung von energetischen Maßnahmen (z. B. Sanierung weiterer Gebäude) Kosten: + + + + Abschätzbar nur European Energy Award® über 4 Jahre: Teilnahmegebühren ca. 12.000 ! (Eigenanteil des Kreises); Personalaufwand: + + + Über 4 Jahre: 45 Tage Teamleitung (1 Person), 20 Tage Teammitglieder (4 Personen), Personalaufwand könnte teilweise durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ und bestehende Personalressourcen gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Stärkere Verankerung des Themas Klimaschutz in der Kreisverwaltung und Vorbildfunktion Laufzeit: 2015 – 2018

84 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.4.3 „Energieeffiziente Energieversorgung und Erneuerbare Energien“ B 11 Förderung des Ökostrombezugs Kurzbeschreibung:

Inzwischen kann bei fast jedem Stromanbieter auch Ökostrom bezogen werden. Je- doch erzeugt die Vielzahl der Zertifikate beim Verbraucher auch Zweifel und befürch- tete Täuschung hinsichtlich der Qualität und Zielerreichung der einzelnen Produkte. Eine Positionierung des Kreises bzw. ein Verweis auf Zertifikate, die den tatsächli- chen Ausbau Erneuerbarer Energieanlagen fördern (z. B. Grüner Strom Label gold), kann die Vorbehalte der Verbraucher reduzieren. Dies kann z. B. über einen Hinweis auf der Homepage geschehen. Im Rahmen einer Gemeinschaftskampagne (z. B. mit den lokalen Energieversorgern) soll der Ökostrombezug im gesamten Kreisgebiet ausgebaut werden. Ziel ist es, den Ökostrombezug privater Haushalte um etwa 5 Prozent und den Bezug von Gewerbebetrieben um etwa 3 Prozent zu erhöhen. Lokale Prominente bzw. Personen des öffentlichen Lebens können als Vorbilder in der Kampagne fungieren (z. B. Landrat, Bürgermeister). Bausteine: a) Kampagnenplanung; b) Marketing, Erstellung Info-Broschüren; c) ggf. direkte Ab- stimmung mit privaten Haushalten und Unternehmen Akteure: Energieversorger, Kreis Euskirchen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + Ca. 10.700 Tonnen CO2-Reduktion bei Realisierung der oben genannten Zielzahlen Regionale Wertschöpfung: + + + + + Annahme, dass die Errichtung von neuen Erzeugungs- anlagen teilweise in der Region erfolgt Kosten: + + Sachkosten: 10.000 ! einmalig für Kampagnen-Konzept und 20.000 ! alle 2 Jahre für Marketing Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Personentage pro Jahr für Marketing, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt wer- den Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + indirekter Beitrag von Unternehmen und privaten Haushalten zur Förderung zusätzlicher Erneuerbarer Energieanlagen (auf regionaler und nationaler Ebene) Laufzeit: 2015 – 2020

85 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.4.4 Mobilität B 12 Modellprojekt zur Einführung eines Verleihsystems mit Elektrofahrzeugen Kurzbeschreibung: Die Idee von modernen Verleihsystemen, häufig in Form von Car-Sharing praktiziert, ist sim- pel: „Nutzen statt Besitzen“. Möglichst viele Autofahrer teilen sich ein Fahrzeug und sparen dadurch Kosten und CO2 ein. Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Car-Sharing- Auto zwischen vier und acht privat angeschaffte PKW ersetzen kann. Dabei kann die Umwelt- verträglichkeit der eingesetzten Fahrzeuge zukünftig noch steigen, sofern Elektrofahrzeuge eingesetzt werden, die mit Strom aus Erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. In zahlreichen Städten in NRW bieten Car-Sharing-Angebote bereits heute eine flexible und kostengünstige Alternative zum eigenen PKW. Auch für kleinere und mittelgroße Städte so- wie ländliche Regionen gibt es bereits einige positive Beispiele für die Etablierung von Car- Sharing-Angeboten (z. B. Aurich, Siegburg, Herdecke, Warendorf, Steinfurt). Diese können als Grundlage für die thematische Betrachtung im Kreis Euskirchen herangezogen werden. Für den Kreis Euskirchen ist zu prüfen, ob hinreichendes langfristiges Potenzial zur Einführung eines kreisweiten Car-Sharing-Systems vorhanden ist. Sofern mehrere Kommunen im Kreis sich bei positiver Potenzialprüfung für die Einführung eines einheitlichen Car-Sharing-Systems entscheiden sollten, würde die Bündelung der Nachfrage die Attraktivität aus Sicht eines Be- treibers erhöhen. Eine Einbindung der bestehenden Ansätze im Kreis im Rahmen eines ein- führenden Modellprojektes ist anzustreben. Insbesondere gilt es auch die weiteren Aktivitäten im Kontext des LEADER-Projektes (E-ifel mobil) zu berücksichtigen. Hierzu kann nach Möglichkeit durch die Kreisverwaltung ein Mo- dellprojekt zum Aufbau eines Verleihsystems mit Nutzung für Dienstfahrten und im Freizeitbe- reich initiiert werden. Neben der Anschaffung und Nutzung von Elektrofahrzeugen durch die Kreisverwaltung, können die Fahrzeuge über ein Verleihsystem auch weiteren Zielgruppen zur Verfügung gestellt werden. Dies ermöglicht den exemplarischen Einsatz von Elektrofahrzeu- gen, um neben der Bewusstseinsbildung für Car-Sharing auch die Elektromobilität öffentlich- keitswirksam zu fördern und die positiven Effekte der Emissionsminderung zu verstärken. Ebenso sollen hierzu die Nutzungsmöglichkeiten im touristischen Bereich eingebunden wer- den. Der Kreis könnte im Rahmen der weiteren Potenzialprüfung eine koordinierende und moderie- rende Funktion einnehmen. Es ist auf kommunaler Seite zu prüfen, ob hinreichend Parkraum für die Fahrzeuge bereitgestellt werden kann und ob eine auskömmliche Fahrzeugauslastung erreicht wird. In Abstimmung mit möglichen Car-Sharing-Betreibern sollte das wirtschaftliche Potenzial eines kreisweiten Car-Sharing-Systems geprüft werden. Bausteine: a) Einbindung bestehender Projekte (E-ifel mobil) sowie Planung/Durchführung eines Modell- projektes durch die Kreisverwaltung; b) Anschaffung und Nutzung entsprechender Fahrzeuge; c) Potenzialprüfung hinsichtlich Angebot und Nachfrage in den Kommunen, der Kreis Euskir- chen bündelt Nachfrage und nimmt Kontakt zu möglichen Car-Sharing-Anbietern (z. B. Cambio Car-Sharing, DB Flinkster) auf; d) Bei positiver Potenzialprüfung: Planung der erforderlichen Umsetzungsschritte Akteure: Kreis Euskirchen, Kommunen, Car-Sharing-Anbieter, regionale Energieversorger, Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + Einsparpotenzial ca. 3.600 t/Jahr durch Verkehrsverlagerung und Effizienzgewinne bei positiver Potenzialprüfung. Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekte zu erwarten Kosten: + + + + + Gesamtkosten ca. 10.000 ! für Abstimmung mit möglichen Anbietern und der kommunalen Verwaltung sowie bei Bedarf Einbindung eines externen Gutachters. Zusätzliche Kosten für die Anschaffung von (Elektro) Fahrzeugen im Rahmen des Mo- dellprojektes (Kostenrahmen je nach Ausgestaltung ca. 30.000! – 35.000! pro Fahrzeug) Personalaufwand: + + + + + Koordination der Potenzialprüfung unter Einbindung der Kom-

86 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

munen im Kreis und ggf. Umsetzungsplanung. Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Laufzeit: 2014

B 13 Anbindung der Gewerbegebiete im Kreis durch umwelt- freundliche Mobilitätsangebote verbessern Kurzbeschreibung:

Um die Rahmenbedingungen für das betriebliche Mobilitätsmanagement der im Kreis ansässigen Unternehmen zu stärken, gilt es, wo möglich die Erreichbarkeit der In- dustriegebiete im Kreis durch umweltfreundliche Mobilitätsangebote (z. B. ÖPNV, Fahrrad, Car-Sharing, flexible Bedienelemente) bzw. Verkehrsmittel zu ergänzen. Im Rahmen von Expertengesprächen wurden hierfür zum Beispiel in den Gewerbegebie- ten in Kall und Zülpich Potenziale identifiziert. Eine Prüfung der Möglichkeiten zur verbesserten Anbindung durch umweltfreundliche Mobilitätsangebote sollte eine Potenzialermittlung in Abstimmung mit den jeweiligen Unternehmen in den Gewer- begebieten beinhalten. Der Kreis sollte analog zum Bereich Verlagerung auf die Schiene in diesem Kontext ggf. die Zusammenführung der verschiedenen Akteure aktiv unterstützen, um eine bessere Koordinierung der Gesamtnachfrage zu ermögli- chen. Bausteine: a) Identifikation und Ansprache relevanter Unternehmen mit Nachfragepotenzial zur Nutzung des ÖPNV für die Arbeitswege der Beschäftigten; b) Erstellung eines Über- blickes zur potentiellen Gesamtnachfrage für die einzelnen Gewerbegebiete im Kreis; c) Koordination der verschiedenen Interessenten und der ÖPNV-Anbieter durch den Kreis; d) Prüfung von Möglichkeiten für innovative Finanzierungsmodelle zur Realisie- rung der Vorhaben Akteure: Kreis Euskirchen, regionale Unternehmen, regionale ÖPNV-Anbieter, ggf. Car- Sharing-Anbieter Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + Einsparpotenzial ca. 1.400 t/Jahr bei Annahme von be- stimmten Verkehrsverlagerungen. Regionale Wertschöpfung: + + + Einbindung lokaler Unternehmen kann erfolgen. Kosten: * Gesamtkostenrahmen nicht quantifizierbar, da abhängig von Potenzialanalyse. Bei Bedarf Anpassung des ÖPNV Angebotes ggf. durch Änderung der Linienführung oder Schaffung neuer Haltestellen. Personalaufwand: + + + + + Koordination der Potenzialprüfung unter Einbindung der lokalen Akteure im Kreis und ggf. Unterstützung bei der Umsetzungsplanung. Nutzen-Aufwand-Relation * Bewertung nur eingeschränkt möglich, da Kosten nicht quantifizierbar Laufzeit: 2015 - 2020

87 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 14 Reaktivierung der Bahnstrecke Euskirchen – Düren („Bördebahn“) weiter vorantreiben Kurzbeschreibung:

Zur Erweiterung des Angebotes im Bereich des ÖPNV im Kreis Euskirchen wird die Nutzung der Bahnstrecke Euskirchen – Düren für den Linienverkehr bereits vorange- trieben. Auch der zuständige Aufgabenträger NVR unterstützt dies. Potenzielle Nach- frage für die Strecke ist vorhanden und durch die Ausweitung des Angebotes können zusätzliche Verlagerungseffekte im Pendlerverkehr auf die Schiene erzielt werden. Diese Maßnahme dient aus Gutachterperspektive hervorragend zur Förderung der umweltfreundlichen Mobilität im Kreis und sollte bis zur erfolgreichen Wiederauf- nahme des Personenverkehrs umfassend unterstützt werden. Ebenso sollten alle zusätzlichen Möglichkeiten zur Ausweitung der Nachfrage durch Ansprache weiterer Zielgruppen und sonstige Förderung des Betriebes durch touristische Sonderfahrten oder innovative Antriebskonzepte („Solarexpress“) weiterverfolgt werden. Bausteine: a) Weiterführung der Reaktivierungsmaßnahmen und Prüfung der Optionen b) Einbindung weiterer Partner zur Generierung zusätzlicher Nachfrage und Steige- rung der Attraktivität des Betriebes Akteure: Kreis Euskirchen, Kreis Düren, Nahverkehr Rheinland (NVR), Aachener Verkehrsver- bund (AVV), VRS Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + Einsparung ca. 1.600 t/Jahr bei Annahme von bestimm- ten Verkehrsverlagerungen. Regionale Wertschöpfung: + + + Potenziale durch Einbindung weiterer Akteure bei der Reaktivierung sind vorhanden. Kosten: * Schwer quantifizierbar, da Kosten des Betriebes und der Planung für den Kreis auf anderer Ebene ermittelt wer- den. Personalaufwand: + + + Umfassende Bewertung von Kosten, Nutzen und Poten- zialen einer Reaktivierung sowie des vorhandenen Finan- zierungsbedarfs für die Umsetzung notwendig, soweit noch nicht umfassend erfolgt. Nutzen-Aufwand-Relation * Bewertung nur eingeschränkt möglich, da Kosten nicht quantifizierbar. Laufzeit: 2014 – 2020

88 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 15 Prüfung einer Neukonzeption der flexiblen Bedienelemente für den ländlichen Raum Kurzbeschreibung:

Die Bereitstellung von ÖPNV-Dienstleistungen im ländlichen Raum ist im Kontext der Entwicklungen der letzten Jahre durch eine sinkende Gesamtnachfrage insbesondere aufgrund des demographischen Wandels und der voranschreitenden Urbanisierung schwieriger zu leisten. Zur Beibehaltung von definierten Standards zur Anbindung an den ÖPNV ist auch im Zusammenhang mit rückläufigen Finanzierungszusagen eine Abkehr von klassischen Angeboten hin zu flexiblen Bedienelementen notwendig. Im Kreis Euskirchen sind bereits seit längerem solche Angebote in Form von Anrufsam- meltaxis und Taxi-Bussen im Einsatz. Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist eine Ursachenforschung für die sinkende Nachfrage zu betreiben. Ziel sollte eine Überprü- fung sein, in welcher Form ggf. neue Konzepte zur Aufrechterhaltung bestimmter Standards nötig sind. Im Prozess der Maßnahmenentwicklung für einzelne Kommu- nen im Kreis wurde in Workshops und Fachgesprächen mehrfach geäußert, dass zusätzlich zu den intrakommunalen flexiblen Bedienungsformen auch kommunen- übergreifende Angebote (z. B. Hellentahl - Blankenheim, Hellenthal - Schleiden, Kall - Mechernich) gewünscht werden bzw. wo diese schon vorhanden sind, punktuell er- gänzt werden sollten. Auch weitere Ansätze z. B. die Vergabe von Konzessionen zur Bedienung von Korridoren anstelle von Linienkonzessionen sollten hierzu geprüft werden. Die bestehenden und potentiellen Anbieter im Bereich ÖPNV sollten hierzu einbezogen werden. Bausteine: a) Analyse der Nachfrageentwicklung der bestehenden Angebote in Zusammenarbeit mit Anbietern unter Einbeziehung der Nutzerperspektiven; b) Entwicklung von Alter- nativkonzepten zur Sicherung der Daseinsvorsorge unter Einbeziehung weiterer fle- xibler Bedienelemente (u.a. Korridorbusse etc.) und innovativer (multimodaler) Ansät- ze; c) Bei Bedarf Anpassung bestehender Konzepte an aktuelles Nachfrageverhalten Akteure: Kreis Euskirchen, AST- und TaxiBus-Betreiber Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + Einsparung ca. 900 t/Jahr durch Verkehrsverlagerung bei positiver Weiterführung flexibler Angebote Regionale Wertschöpfung: + + + Einbindung lokaler Unternehmen möglich. Kosten: + + + + Gesamtkosten ca. 10.000 ! für eine Bestandsanalyse und bei ggf. Neukonzeption des Angebotes von flexiblen Bedienelementen, bei Bedarf durch Einbindung eines externen Gutachters. Personalaufwand: + + + + + Aufwand für Bestandanalyse und Konzeption, Umfang abhängig von Unterstützung durch Gutachter. Nutzen-Aufwand-Relation + + + Auch zusätzlicher Nutzen als Element der Daseinsvor- sorge ist zu berücksichtigen. Laufzeit: 2015

89 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

B 16 Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit für umweltfreundliche Mobilität Kurzbeschreibung:

Ziel dieser Maßnahme ist eine Änderung des Mobilitätsverhaltens durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit und zielgerichtete Information der Bürger herbeizuführen. Dies umfasst insbesondere den Verzicht auf das Auto im Bereich der Nahmobilität durch eine Betonung der Bedeutung des Umweltverbundes. Auch gilt es die Möglichkeiten zur Nutzung von Pedelecs stärker zu betrachten. Als eine spezifische Zielgruppe werden neben Neubürgern auch Fahranfänger identifiziert, deren Mobilitätsverhalten sich gerade in einer Phase des Wandels befindet und noch nicht so stark festgelegt ist. Gerade in dieser Phase gilt es, bei den zumeist jungen Menschen, das Bewusst- sein für die Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel zu schärfen. Hierzu gilt es, eine zielgruppengerechte Informationskampagne zu gestalten und entsprechende Flyer etc. beispielsweise bereits bei der Übergabe des Führerscheins zur Verfügung zu stellen. Bausteine: a) Definition der wichtigsten Themen und Angebote rund um das Thema Nahmobili- tät und Umweltverbund; b) Gestaltung einer zielgerichteten Kampagne zur Informati- on ggf. in Zusammenarbeit mit lokalen Fahrschulen; c) Aufbereitung aller relevanten Informationen zum Umweltverbund in einer Broschüre zur Ausgabe an die Fahran- fänger und ggf. Neubürger Akteure: Kreis Euskirchen, Fahrschulen, VCD, Schulen im Kreis Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + Einsparung ca. 1.800 t/Jahr durch Verkehrsverlagerung. Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekte zu erwarten Kosten: + + + + Gesamtkosten ca. 15.000 ! für die Erstellung von Neu- bürgerpaketen und die Durchführung einer Marketing- kampagne (Unterstützung ÖPNV-Anbieter) für Fahran- fänger. Personalaufwand: + + + + + Initialaufwand für die Konzeption der Informationsmateri- alen und Ausgestaltung einer Kampagne sowie Einbin- dung von Partnern. Laufender Aufwand eher gering, primäre Koordination der Aktivitäten mit den Partner. Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Potenziale sind besonders durch die Einbindung weiterer Akteure zu heben. Laufzeit: 2014 – 2016

90 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.5 Themenspeicher

5.5.1 „Information und Beratungsaktivitäten“

5.5.1.1 Zielgruppe Haushalte C 1 Gebäudesiegel „klimafreundlich saniert“ einführen Kurzbeschreibung:

Es wird empfohlen ein Siegel für alle klimafreundlichen Sanierungen einzuführen (für den privaten und den öffentlichen Bereich), das von den Akteuren für das eigene Image werbewirksam eingesetzt werden kann. Als Vorlage könnte das Siegel aus der Stadt Neumarkt herangezogen werden (http://www.neumarkt.de/fileadmin/neumarkt.de/mitarbeiter/Pdf- Dateien/Buerger/Nachhaltigkeit/Flyer_Gruene_Hausnummer.pdf). Erfolgreich umgesetzte Sanierungen sollten zudem als lokale Best-Practice-Projekte öffentlich verfügbar gemacht werden, damit sie eine Vorbildfunktion bewirken kön- nen. Geeignet ist dabei z. B. die Bekanntmachung von Beispielprojekten auf der In- ternetseite des Kreises Euskirchen bzw. der vorgeschlagenen Internet-Plattform für Klimaschutz mit Einzelinformationen zu den jeweiligen Sanierungen (z. B. Handwer- ker, Bauherr, Kosten). Bausteine: a) Eigenes Siegel entwickeln bzw. bestehende nutzen (in Anlehnung an die Dach- marke) mit Kriterien zur Vergabe; b) Referenzprojekte bekannt machen (z. B. auf In- ternet-Plattform); c) Umsetzungsbegleitung durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Handwerker, Bauherren, Kreishand- werkerschaft Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + + 5.000 ! einmalig für Konzeptentwicklung und ca. 1.000 !/a für Material (z. B. Gebäudebanner) Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Tage pro Jahr für Begleitung, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Unterstützung einer kreisweiten Klimaschutzkommuni- kationsstrategie Laufzeit: offen

91 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 2 Erstellung einer kreisweiten Leerstandskarte Kurzbeschreibung:

Aufgrund der Tendenz einer abnehmenden und älter werdenden Bevölkerung stellt das Thema demographischer Wandel ein zentrales Handlungsfeld im Kreis Euskir- chen dar, mit dem sich der Kreis und die kreisangehörigen Kommunen seit mehreren Jahren intensiv beschäftigen. Diesbezüglich wurde aktuell ein Handlungskonzept erarbeitet, das u. a. Aussagen zur weiteren Entwicklung der Bereiche Bildung, In- tegration und Wirtschaft im Kreis trifft. Das querschnittsorientierte Thema Klima- schutz wurde dabei bisher nicht explizit betrachtet. Es wird vorgeschlagen, das Thema Klimaschutz in Zukunft stärker zu berücksichtigen. Als erster Schritt wird die Erstellung einer kreisweiten „Leerstandskarte“ empfohlen. Anknüpfungspunkte gibt es zurzeit in den Kommunen Dahlem und Hellenthal. Hier wird zurzeit durch die Universität ein Forschungsprojekt zum Leerstandsmoni- toring durchgeführt, auf dessen Grundlage diese Maßnahme aufbauen kann. Vorgesehen ist die Erstellung eines Plans, der Angaben zu Gebäuden und seinen Eigentümer- bzw. Nutzerstrukturen beinhaltet. Ziel ist es leerstehende Gebäude und Gebäude zu identifizieren bzw. zu lokalisieren, die besonders hohe Energieeinsparpo- tenziale aufweisen und aufgrund der Nutzerstruktur (Alter, Wohnform) die Möglich- keit eröffnen, verstärkt energetische Beratungen o. ä. Maßnahmen anzubieten (z. B. bei Eigentümerwechsel der Gebäude). Diese Maßnahme ist in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen umzusetzen. Bausteine: a) Abstimmung zwischen Kreis und kreisangehörigen Kommunen; b) Festlegung der inhaltlichen Bausteine; c) Kartenerstellung; d) Verwendung der Karte zur Anwendung vorgeschlagener Beratungsmaßnahmen (z. B. Energieberatung der Gelegenheiten) Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, ggf. Wohnungswirtschaft, private Gebäudeeigentümer Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + + Ggf. kostenneutral durch Ausweitung des Forschungs- projekts bzw. Verwaltungsinterne Umsetzung (Kreis/Kommunen) Personalaufwand: + + + Ca. 70-90 Personentage für Erstellung (weiterer Auf- wand von ca. 5 Personentage pro Jahr für Aktualisie- rung), ggf. ergänzt durch Unterstützung der kreisange- hörigen Kommunen Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Grundlagenarbeit zur systematischen Erfassung poten- zieller Zielgruppen zum Thema Modernisierung und Sanierung Laufzeit: offen

92 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 3 Energieberatung der Gelegenheiten Kurzbeschreibung:

Die Nutzung der bisherigen Energieberatungsangebote setzt vornehmlich eine aktive Kontaktaufnahme durch die Kunden voraus. Eine Förderung von Fachberatungen soll- te jedoch verstärkt eine aktive Ansprache der Zielgruppe „Hauseigentümer“ durch die Beratungsträger voraussetzen. Ein Instrument dafür wird in der mobilen Energie- beratung in Form von Infoständen gesehen. Stark frequentierte Orte eignen sich dazu besonders, z. B. Foyers von Banken, Bibliothek, Marktplatz oder auch Veranstaltun- gen. Ein Infostand sollte testweise Passanten bzw. Besucher zum Thema Energiebe- ratung ansprechen und informieren (Sommermonate können hierbei entfallen). Neben einer mobilen Energieberatung wird zudem auch eine Gelegenheit für Ener- gieberatungen bei Eigentumsübergängen speziell für Kaufinteressenten und Käufer von Bestandsimmobilien im Kreis Euskirchen gesehen. Die Kosten für die Beratung können z. B. bei späterer Sanierung zurückerstattet werden oder durch Warengut- scheine kompensiert werden. Hierdurch sollten den Neubesitzern beispielsweise die Vorteile einer weitergehenden Beratung genannt werden und Fördermöglichkeiten aufgezeigt werden. Den Neubesitzern einer (alten) Immobilie sollten beim Erwerb die Sanierungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeitspotenziale der jeweiligen Maßnah- men bewusst werden, so dass die Umsetzung von Maßnahmen im finanziellen Rahmen sinnvoll durchgeführt werden kann. Es wird vorgeschlagen, dass der Kreis ein Beratungskonzept/-paket entwickelt (ggf. mit externer Unterstützung) und diese Maßnahme in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen probeweise (z. B. über zwei Jahre in mehreren Kommunen) durchführt.

Bausteine: a) Konzeptentwicklung und Abstimmung mit Akteuren; b)„Gelegenheiten“ definie- ren; c) Angebote schaffen; c) ggf. Umsetzung durch vorgeschlagene Energiebera- tungsstelle Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, externe Berater, Unternehmen, Kreditinstitute, Makler, ggf. vorgeschlagene Energieberatungsstelle Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Ca. 80 t CO2-Reduktion, bei Annahme, dass insgesamt 100 EFH 20 kWh/m2*a einsparen, bei einer durch- schnittlichen Wohnfläche von 150 m2 Regionale Wertschöpfung: + + + Initiierung von Modernisierungsmaßnahmen und Um- setzung durch Handwerk Kosten: + + + + Sachkosten: ca. 10.000 ! einmalig für Konzeptentwick- lung und 5.000 !/a für Umsetzung Personalaufwand: + + + + + Ca. 5 Personentage pro Jahr für Begleitung und Koor- dination, spätere Umsetzung könnte ggf. durch vorge- schlagene Energieberatungsstelle gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Ergänzung der stationären Energieberatung durch eine aktive und zielgruppenspezifische Ansprache Laufzeit: offen

93 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 4 Bekanntmachung und Begleitung von Leuchtturmprojekten Kurzbeschreibung:

In verschiedenen Kommunen hat sich gezeigt, dass „Leuchttürme“ sehr gut zur Nachahmung anregen und motivieren können. Hierzu kontaktiert die Kreisverwaltung beispielsweise die jeweiligen kreisangehörigen Kommunen zu spezifisch geplanten Projekten, bereitet diese für die Verwendung als Modellprojekte auf und organisiert den Erfahrungsaustausch. Schließlich sollen die Erfahrungen durch eine gezielte Öf- fentlichkeitsarbeit verbreitet werden, auch auf der vorgeschlagenen Internet- Plattform. Zu den Zielgruppen zählen dabei neben Bürgern und Bauherren auch betei- ligte Berufsgruppen wie die Architekten, Planer und Handwerker. Mögliche Leuchtturmprojekte, die in den Kommunen umgesetzt werden könnten, wären z. B. die Umsetzung einer Klimaschutzsiedlung im Rahmen der NRW- Auslobung “100 Klimaschutzsiedlungen in NRW“. Dafür können Fördermittel des Landes NRW im Programm „progres.nrw“ genutzt werden. Auch die Umsetzung einer Passivhaussiedlung ist diesbezüglich als Beispiel grundsätzlich denkbar. Dar- über hinaus ist aufgrund der Bedeutung der Holzwirtschaft auch ein nachhaltiger Holzbau als Leuchtturmprojekt in Betracht zu ziehen (s. Beispiel Landesgartenschau Zülpich, Jugendherberge Vogelsang). Neben der Bekanntmachung von Leuchtturm- projekten sollte es auch Aufgabe des Kreises sein, entsprechende Projekte durch Netzwerkarbeit anzuregen und als Koordinator zu begleiten.

Bausteine: a) Ansprache, Unterstützung und Verzahnung (zum Erfahrungsaustausch) der moti- vierten Akteure (z. B. Investoren, Wohnungsgesellschaften, Gebäudeeigentümer) durch den Kreis; b) Aufbereitung der Maßnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Wohnungswirtschaft, private Eigen- tümergruppen, Handwerker Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + + + Sachkosten ca. 5.000 ! für alle zwei Jahre für die inhalt- liche Aufbereitung und Darstellung von Leuchtturmpro- jekten (auch Exkursionen, Info-Veranstaltungen) Personalaufwand: + + + + + Ca. 15 Personentage insgesamt für die Aufbereitung und Begleitung, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Leuchtturmprojekte mit hoher Multiplikatorwirkung Laufzeit: offen

94 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.5.1.2 Zielgruppe Unternehmen C 5 Themenspezifische Kampagnen für KMU Kurzbeschreibung:

Die Maßnahme umfasst die Entwicklung und Durchführung von themenspezifischen Kampagnen zu Energieeffizienzthemen in KMU (z. B. als Veranstaltung zu einem spe- zifischen Thema und die Vermittlung von weiteren Informationsquel- len/Ansprechpartnern). Vorgeschlagen wird, zu einzelnen technischen Energieeffi- zienzthemen, die eine gute Wirtschaftlichkeit aufweisen und in mehreren Branchen anwendbar sind, entsprechende Informationskampagnen zu entwickeln und zielge- richtet einzelne Branchen anzusprechen (jährlich eine Kampagne zu einem Thema, dadurch zeitliche wie thematische Fokussierung auf einzelne Branchen (z. B. Gastro- nomie, Tourismus oder Einzelhandel) und keine Behandlung der gesamten Facette der betrieblichen Energiekosteneinsparung auf einmal und unspezifisch). Mögliche Themen sind z. B. Beleuchtungsoptimierung, Green IT, Wärmespeicherma- terialien und baulicher Wärmeschutz. Es können zur Umsetzung von Folgeprojekten insbesondere auch KfW-Berater ("Sonderfonds Energieeffizienz in KMU") vermittelt werden. Auch Hinweise auf aktuelle/innovative Projekte wie Mitarbeiter-Solaranlagen können gegeben werden. Die Kampagnen sollten zentral durch den Kreis vorbereitet bzw. begleitet werden und in Kooperation mit den kreisangehörigen Kommunen de- zentral umgesetzt werden. Bausteine: a) Konzeptionelle Ausarbeitung der Kampagne; b) Vorbereitung und Begleitung von Infoveranstaltungen etc. Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, IHK, Unternehmen, Energieagentur NRW Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + Ca. 420 Tonnen CO2-Einsparung, bei der Annahme, dass 100 Unternehmen in 10 Aktionen bis 2020 er- reicht werden und 8% Wärme und 10% Strom einspa- ren Regionale Wertschöpfung: + + + + + Stärkung der ansässigen Wirtschaft durch Initiierung von Energieeinsparmaßnahmen bzw. Reduzierung der Betriebskosten Kosten: + Sachkosten: ca. 30.000 ! für Umsetzung pro Aktion (insgesamt 10 Aktionen) Personalaufwand: + + + Ca. 15 Personentage pro Kampagne bzw. Aktion Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Gezielte Ansprache der Unternehmen zur Erschließung der wirtschaftlichen Einsparpotenziale Laufzeit: offen

95 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 6 „Firma-zu-Firma-Beratung“ in Gewerbegebieten Kurzbeschreibung:

Im Rahmen einer einmaligen - lokal (z. B. auf ein Gewerbegebiet) wie auch zeitlich begrenzten - Aktion kann eine externe Initialberatung für dort ansässige Firmen durch einen "Energiecoach" Einsparpotenziale aufzeigen, deren Organisation durch den Kreis hiermit empfohlen wird. Die Initialberatung umfasst eine Beratung mit Rund- gang vor Ort mit einem Fachmann, der einen konkreten Maßnahmenkatalog zur an- schließenden Umsetzung für den spezifischen Akteur aufstellen kann. Die Maßnah- me kann als Pilot z. B. im Laufe von zwei Wochen im Rahmen einer größer angeleg- ten Aktion ein Gewerbegebiet umfassen. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) Gebiets- und Beraterauswahl; c) Öffentlichkeitsarbeit; d) Monitoring Akteure: Kreis Euskirchen, Energieversorger, IHK, Unternehmen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Ca. 55 t CO2-Reduktion, bei Erreichen von 20 Unter- nehmen pro Aktion, einer Einsparung von 5% Wärme und 10% Strom Regionale Wertschöpfung: + Stärkung der ansässigen Wirtschaft durch initiierte Energieeinsparungen Kosten: + + + + + Sachkosten: ca. 5.000 ! einmalig Konzeptentwicklung und ca. 3.000 ! für externe Beratungsdienstleistungen Personalaufwand: + + + + + Ca. 5-10 Personentage für eine Aktion, bei zusätzlichen Aktionen weiterer Aufwand Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Direkte Ansprache der Unternehmen zur Identifikation wirtschaftlicher Einsparmaßnahmen Laufzeit: offen

96 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 7 Regionale Servicestelle für Nutzermotivation Kurzbeschreibung:

Zahlreiche Projekte in der Bundesrepublik zeigen, dass sich durch Einbindung von Gebäudenutzern – in unterschiedlichsten Gebäudetypen wie Altenheimen, Kranken- häusern, Bürogebäuden etc. – durch Veränderungen im Nutzerverhalten Energieein- sparungen zwischen 5 – 15% erzielen lassen. Es wird empfohlen, eine Servicestelle für Nutzermotivation für den Kreis Euskirchen (in Kooperation mit den kreisangehöri- gen Kommunen) einzurichten. Best-Practice-Konzepte mit Materialien sowie einem Beratungsangebot werden ent- wickelt und Kommunen, sozialen Einrichtungen und Unternehmen zur eigenständi- gen Durchführung von Mitarbeiterprojekten zur Verfügung gestellt. In einem Baukas- ten „Wege zur erfolgreichen Erschließung nutzerbedingter Energieeinsparpotenziale“ sollen u.a. Erfolgsbilanzen bisheriger Projekte, methodische Hinweise zur Durchfüh- rung, Materialien für die Durchführung und Nutzeransprache, Ausschreibungstexte für die Angebotsabfrage bei externen Dienstleistern etc. zusammengestellt werden. Eine Förderung durch das BMU ist voraussichtlich wieder ab Januar 2013 bei kom- munalen und sozialen Einrichtungen möglich. Neben der Einbindung der Mitarbeiter soll Sensibilisierung für das Thema Klima- schutz erreicht werden, was auch über eine Teilhabe bzw. gemeinsame Verfügung über Einsparungen sinnvoll ist. Bausteine: a) Entwicklung eines standardisierten und zielgruppenspezifischen Umsetzungskon- zeptes mit geeigneten Info-Materialen; b) Ermittlung und Ansprache von interessier- ten Unternehmen Akteure: Kreis Euskirchen, IHK, ggf. Energieversorger Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + Ca. 520 Tonnen CO2-Einsparung, bei der Annahme, dass 3% der Unternehmen bis 2020 6% Wärme und 8% Strom einsparen Regionale Wertschöpfung: + + + Stärkung der ansässigen Wirtschaft durch Initiierung von Energieeinsparmaßnahmen bzw. Reduzierung der Betriebskosten Kosten: + Sachkosten: 15.000 einmalig für Konzept und 30.000 !/a für Umsetzung Personalaufwand: + Ca. 20 Personentage einmalig für Konzeptaufbau und ca. 50 Personentage pro Jahr für Umsetzung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Geringer Anfangsinvestitionsbedarf für Unternehmen bei der Umsetzung von Nutzerprojekten Laufzeit: offen

97 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.5.2 Energieeffiziente Energieversorgung und Erneuerbare Energien C 8 Strategischer Ausbau der Biomassenutzung Kurzbeschreibung:

Der Kreis Euskirchen liegt mit seinen Kommunen in der waldreichen Eifel. Das The- ma der energetischen Holznutzung ist daher nicht neu und wird durch verschiedene Initiativen bereits vorangebracht (z. B. Bioenergieregion Eifel, AGIT, Holzkompetenz- zentrum Rheinland). Diesbezüglich gibt es neben der privaten Nutzung (Scheitholz- verbrennung im Kamin etc.) bereits auch verschiedene Projekte zur Nutzung von Holzhackschnitzeln und Pellets in öffentlichen Gebäuden und Unternehmen sowie zur Holzverstromung. Aufgrund der hohen Waldflächenanteile im Kreis Euskirchen wird nach bisherigem Kenntnisstand noch ein weitergehendes Potenzial zur Nutzung von regionalen Holzbrennstoffen gesehen. Es wird vorgeschlagen, dass der Kreis Euskirchen sich mit seinen Kommunen und den entsprechenden Initiativen weiterhin in der Nutzung der regionalen Holzbrenn- stoffe positioniert und weitere Projekte und Kampagnen zur Nutzung lokaler bzw. regionaler Holzbrennstoffe umsetzt (ggf. auch in Abstimmung mit Nachbarkreisen) bzw. bestehende Projekte wie die Zukunftsinitiative Eifel fortführt. Hier kann der Kreis koordinierend tätig werden und insbesondere die Netzwerkaktivitäten durch weitere gemeinsame Veranstaltungen und durch ergänzende Hinweise weiter fokus- sieren. In einem nächsten Schritt bzw. ergänzend wird vorgeschlagen, die Möglichkeiten zur Etablierung eines Informations- und Demonstrationszentrums einzurichten, die die Kompetenzen im Bereich energetische und stoffliche Holznutzung bündelt. Als Vor- bild hierfür kann das Projekt I.D.E.E. in Olsberg benannt werden. Bausteine: a) Projekt- bzw. Kampagnenentwicklung; b) Stärkung der Netzwerkstrukturen zwi- schen Multiplikatoren, potenziellen Nutzergruppen und Angebotsgruppen (z. B. pri- vate Waldbesitzer); c) Vorbereitung und Begleitung von Infoveranstaltungen etc. Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Waldbesitzer, Verbände, Initiativen, Energieversorger, Anlagenbauer, Handwerker Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Unterstützung zur Nutzung der vorhandenen Ressour- cen; abgeschätztes technisches Potenzial liegt bei ca. 2.600 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr (Wirkungszu- weisung zu dieser Maßnahme nicht möglich) Regionale Wertschöpfung: + + + + + Große Wertschöpfungseffekte bei Verwendung der heimischen Biomasse und Verdrängung von Energie- importen Kosten: + + + Sachkosten: mind. 15.000 ! pro Projekt und Kampagne (Marketing, Veranstaltungen, Fachvorträge), alle 2 Jah- re Personalaufwand: + + + Ca. 15 Personentage pro Kampagne/Projekt, könnte ggf. durch „Koordinationsstelle Klimaschutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Wichtiger Bestandteil zur Förderung der Erneuerbaren Energien im Kreis, Sensibilisierung für das Thema Bio- massenutzung und Stärkung der regionalen Wert- schöpfung Laufzeit: offen

98 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 9 Förderung der Solarenergienutzung Kurzbeschreibung:

Die Solarenergienutzung in Form von Solarthermie-Kollektoren und Photovoltaik-

Modulen stellt eine CO2-freundliche Energieform zur Deckung des Wärmebedarfs und zur Stromproduktion dar. Zum weiteren Ausbau der Solarenergienutzung wird daher eine kreisweite Kampagne vorgeschlagen. Diese Kampagnen für Photovoltaik und Solarthermie können unter Einbindung von Installateuren und Händlern kombiniert werden. Auch Aktionen zur Einbindung der Öffentlichkeit z. B. ein Solar-Sponsorenlauf von Schülern können für weitere Aufmerksamkeit sorgen. Es können durch verstärkte Netzwerkaktivitäten außerdem Dachflächeneigentümer und Investoren (z. B. Energiegenossenschaft) zusammengebracht werden, sofern Eigentümer nicht selbst investieren möchten. Erste Solar-Bürgerbeteiligungsprojekte und entsprechende Netzwerkaktivitäten wurden bereits durch die Eifeler Energiege- nossenschaft und KEVER realisiert. Diese Aktivitäten sind zu vertiefen und zu ergän- zen. Zusätzlich dazu könnten die bestehenden Aktivitäten der kreisangehörigen Kommu- nen und des Kreises zur Vermietung der eigenen Dachflächen durch eine Kontaktbör- se unterstützt werden. Zur Akquirierung von großen PV-Dachflächen bei Industrie und Gewerbe wird eine „Tauschbörse“ für Investoren, Anbietern von Dachflächen und privaten Initiativen bzw. Akteuren vorgeschlagen. Der Kreis könnte dieses Vor- haben als übergeordneter Koordinator organisatorisch unterstützen. Durch die zentra- le Betreuung und die einheitliche Darstellung erhöht sich die Nutzerfreundlichkeit der Kontaktbörse. Die Pflege und Nutzung der Börse läge jedoch in der Eigenverantwor- tung der kreisangehörigen Kommunen. Bausteine: a) Kampagnenplanung; b) Stärkung der Netzwerkstrukturen (z.B. Installateure, Modul- und Kollektoranbieter, Energiegenossenschaften); c) Umsetzung von Best-Practice- Projekten Akteure: Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen, Energieversorger, Installateure, Mo- dul- und Kollektoranbieter, Energiegenossenschaft, Unternehmen Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Ca. 94.000 Tonnen CO2-Reduktion bei Umsetzung der wirtschaftlichen Solarthermie- und Photovoltaikpotenzi- ale (Wirkungszuweisung zu dieser Maßnahme nicht möglich) Regionale Wertschöpfung: + + + + + Bei Umsetzung mit lokalen Handwerkern und Installa- teuren Kosten: + + + Sachkosten: 25.000 ! pro Kampagne (Marketing, Info- veranstaltungen), alle 2 Jahre Personalaufwand: + + + Ca. 25 Personentage pro Kampagne für Begleitung, könnte ggf. durch die „Koordinationsstelle Klima- schutz“ gedeckt werden Nutzen-Aufwand-Relation: + + + + + Stärkere Ausschöpfung der Solarenergiepotenziale Laufzeit: offen

99 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 10 Potenzialermittlung zur Abwärmenutzung Kurzbeschreibung:

Es wird empfohlen, dass der Kreis Euskirchen im Rahmen eines Ausbaus effizienter Wärmeversorgungslösungen und dezentraler Energieerzeugung die kreisangehörigen Kommunen methodisch dabei unterstützt, die lokalen Potenziale von Abwärme- nutzung in neuen Nah- oder Fernwärmenetzen zu untersuchen und zu nutzen. Sie sichert dabei den regionalen Blick auch über die Grenzen der Kommunen hinaus. Nach Erfassung der zentralen Wärmequellen vor Ort kann ggf. ein Verbundprojekt der größeren produzierenden Unternehmen in der Region folgen. Begleitet von den regi- onalen Hochschulinstitutionen sowie ggf. Technologieunternehmen könnte durch die Entwicklung integrativer Versorgungslösungen eine koordinierte und technisch- wissenschaftlich begleitete Minderung des Energieverbrauches sowie die Weiter- verwendung der anfallenden Abwärme erfolgen. Bausteine: a) Konzeptentwicklung; b) Abstimmung der weiteren Handlungsschritte mit Energie- versorgern und gegebenenfalls Wirtschaftsunternehmen Akteure: Energieversorger, Wirtschaftsunternehmen, Kreis Euskirchen, kreisangehörige Kommunen Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Regionale Wertschöpfung: + Keine direkte Wirkung, daher Bewertung „sehr gering“ Kosten: + + + Externe Konzeptentwicklung: 60.000 ! einmalig Personalaufwand: + + + + + Ca. 20 Personentage für Begleitung Nutzen-Aufwand-Relation: + + + Grundlagenarbeit für die Nutzung von vorhandenen Abwärmepotenzialen Laufzeit: offen

100 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

5.5.3 Mobilität C 11 Umweltverträgliches Lkw-Routing Kurzbeschreibung:

Stadtverträgliches Lkw-Routing bietet durch eine Optimierung der Erreichbarkeit von Gewerbe- und Industriebetrieben auf stadtverträgliche Routen neben der Entzerrung der Verkehrssituation und der effizienten Leitung von ortsfremden Gewerbe- und Güterverkehrs zusätzlich einen Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Schadstoffen durch eine hohe Verkehrsbelastung. Hierfür gibt es bereits verschiedene Anwendungsbeispiele von Kommunen aus NRW (z. B. Bottrop oder Hamm sowie das Pilotprojekt der Metropolregion Ruhr). Grundla- ge ist die Erarbeitung eines Lkw-Routenkonzeptes durch die beteiligten Kommunen und den Kreis. Hierzu müssen verschiedenartige Restriktionen (Brückenhöhen, Durchfahrtsverbote etc.) erfasst und geeignete Straßen im Hinblick auf die Nutzung durch den Schwerlastverkehr (Randnutzung, Ausbauzustand, Luftqualität etc.) defi- niert werden. Ziel ist, den Straßengüterverkehr auf umweltverträglichen Routen si- cher und schnell zu den Wirtschaftsstandorten zu leiten und Verzögerungen durch vermeidbare Umwegfahrten sowie schwierige Verkehrsverhältnisse zu minimieren. Dieses städtische Routenkonzept für den Wirtschaftsverkehr wird so aufbereitet, dass es über Telematiksysteme (Lkw-Navigationssysteme) verfügbar gemacht wer- den kann. Mit Hilfe der direkten Integration städtischer Verkehrsleitinformationen in die Navigationssysteme der Verkehrsteilnehmer kann somit die angestrebte Verbes- serung der Verkehrsführung geleistet werden. Bausteine: a) Erstellung eines Routenkonzeptes für die zentralen Wirtschaftsstandorte im Kreis; b) Aufbereitung des Konzeptes für die Einspeisung in Verkehrstelematiksysteme; c) Kontaktaufnahme zu entsprechenden Dienstleistern für die Bereitstellung von Kar- tenmaterial für Navigationssysteme Akteure: Kreis Euskirchen, Straßen NRW, Speditionsunternehmen Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + Einsparpotenzial ca. 900 t/Jahr bei Umsetzung durch Effizienzgewinne. Regionale Wertschöpfung: + Keine Effekte zu erwarten Kosten: + + + + Gesamtkosten ca. 20.000 ! für die Erstellung eines Rou- tenkonzeptes für die zentralen Wirtschaftsstandorte im Kreis und Aufbereitung der Daten zur Einbindung in Ver- kehrstelematiksysteme, bei Bedarf durch Unterstützung von externen Dienstleistern. Personalaufwand: + + + Initialaufwand abhängig von der Datenverfügbarkeit und dem Anpassungsbedarf sowie den Möglichkeiten exter- ner Unterstützung. Der Aufwand für die laufende Be- treuung ist als gering anzusehen, außer bei größeren Anpassungen der verkehrlichen Rahmenbedingungen. Nutzen-Aufwand-Relation + + + Auch weitere Umweltschutzziele (Feinstaubbelastung, Lärm etc.) sind zu beachten. Laufzeit: offen

101 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 12 Potenzialprüfung: Nutzung von Schieneninfrastruktur zur Verlagerung von Güterverkehr Kurzbeschreibung:

In der Vergangenheit sind bereits einzelne produzierende Unternehmen in den Ge- werbegebieten des Kreises erfolgreich an das Schienennetz angebunden worden. Die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene bietet insgesamt großes Potenzial zur Reduzierung verkehrsbedingter Emissionen. Andere Unternehmen könnten die- sem Beispiel folgen, jedoch erscheint ggf. eine Bündelung der Nachfrage erforder- lich, um wirtschaftlich attraktive Rahmenbedingungen für die Anbieter im Schienen- güterverkehr herzustellen. Auch kann durch eine eventuelle realisierte komplette Re- aktivierung der Bahnstrecke Düren-Euskirchen für den Güterverkehr zusätzliche Nachfrage entstehen. Im Rahmen der partizipativen Maßnahmenentwicklung wurden einzelne Unterneh- men als potenzielle Nutzer einer Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene be- nannt. Der Kreis sollte vor diesem Hintergrund prüfen, welche einzelnen Unterneh- men konkret daran interessiert sind, Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern und bei positiver Potenzialprüfung die Zusammenführung der verschiedenen Akteure ak- tiv unterstützen, um eine bessere Koordinierung der Gesamtnachfrage zu ermögli- chen. Bausteine: a) Identifikation und Ansprache relevanter Unternehmen mit Nachfragepotenzial für die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene im Kreisgebiet; b) Erstellung eines Überblickes zur potentiellen Gesamtnachfrage für den Schienengüterverkehr für die einzelnen Gewerbegebiete im Kreis; c) Koordination der verschiedenen Interessenten und der Anbieter durch den Kreis Akteure: Kreis Euskirchen, regionale Unternehmen, Deutsche Bahn Sparte Güterverkehr (Schenker Rail) Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + + + + Einsparpotenzial ca. 2.600 t/Jahr bei Umsetzung von Verlagerung auf die Schiene. Regionale Wertschöpfung: + + + Bei Umsetzung ggf. Bedarf an baulichen Maßnahmen mit Einbindung von lokalen Unternehmen. Kosten: + + + + + Keine zusätzlichen Kosten bei interner Potenzialprüfung. Personalaufwand: + + + + + Einmaliger Aufwand zur Koordination der Abstimmung mit möglichen Anbietern und der potentiellen Nachfrage auf Unternehmensseite. Nutzen-Aufwand-Relation + + + + + Voraussetzung ist eine kostenneutrale Umsetzung. Laufzeit: offen

102 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 13 Aufbau von Infrastruktur zur Förderung umweltfreundlicher Antriebstechnologien (Individualverkehr) Kurzbeschreibung:

Im Bereich der umweltverträglichen Antriebstechnologien bietet der Einsatz von Elektromobilität mittel- bis langfristig ein erhebliches CO2-Minderungspotenzial für den Kreis Euskirchen. Aufgrund des (auch perspektivisch) hohen Verkehrsanteils des motorisierten Individualverkehrs im Kreis, ist das CO2-Minderungspotenzial durch Elektromobilität als besonders hoch einzustufen, sofern es mittel- bis langfristig ge- lingt, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur aufzubauen und Elektrofahrzeuge anzu- bieten, die größere Reichweiten und kürzeren Ladezyklen aufweisen, als es bis dato Stand der Technik ist. Jedoch wäre ein Großteil der bestehenden Pendlerdistanzen bereits heute mit aktuellen Elektrofahrzeugen abzudecken. Dieses Potenzial wird besonders dann realisiert werden können, wenn die zum Antrieb der Elektrofahrzeu- ge aufgewendete Energie sich überwiegend aus Erneuerbaren Energiequellen speist, wodurch der Betrieb von E-Fahrzeugen perspektivisch CO2-neutral erfolgen könnte (bei einem Erneuerbare Energien-Anteil am Energiemix von 100%). Neben dem Anschaffungspreis wird die verfügbare öffentliche Ladeinfrastruktur ein wichtiges Entscheidungskriterium für potenzielle Nutzer von E-Fahrzeugen sein. Da- her sollte in Abstimmung mit den Kommunen und regionalen Energieversorgern suk- zessive eine Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge errichtet werden. Die weiterführend zu prüfenden Antriebstechnologien sind neben der Elektromobilität, Brennstoffzellen, Erdgas und auch Biokraftstoffe. Auch hier gilt es, bei Bedarf Überlegungen zum Auf- bau einer passenden Infrastruktur anzugehen. Bausteine: a) Einbindung der bestehenden Infrastruktur, insbesondere Erdgastankstellen, und Analyse des potentiellen Gesamtbedarfs an Infrastruktur im Kreisgebiet; b) Perspek- tivisch sukzessiver Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge; c) Bei Bedarf ggf. Ausweitung auf weitere Antriebstechnologien Akteure: Kreis Euskirchen, Kommunen, regionale Energieversorger, ADAC e. V. Kriterienbewertung: Anmerkung:

CO2-Reduktion: + + + + + Einsparpotenzial ca. 3.600 t/Jahr durch Effizienzgewinne bei Umsetzung. Regionale Wertschöpfung: + + + Bauliche Maßnahmen können durch Einbeziehung lokaler Unternehmen umgesetzt werden. Kosten: + + Gesamtkosten ca. 90.000 ! für anfängliche Potenzialana- lyse (ggf. durch Einbindung externer Gutachter) und nachfolgend Aufbau einer regionalen Ladeinfrastruktur. Personalaufwand: + + + Initialaufwand zur Potenzialermittlung unter Rückgriff auf bestehende Infrastruktur. Laufender Aufwand zur Koor- dination der Akteure sowie Planung und Umsetzung des Infrastrukturaufbaus. Nutzen-Aufwand-Relation + + + Potenziale sind langfristig ggf. erheblich größer einzu- schätzen. Laufzeit: offen

103 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 14 Förderung umweltfreundlicher Antriebstechnologien (ÖPNV) Kurzbeschreibung:

Die Etablierung von effizienteren und damit umweltfreundlichen Antriebsformen spielt neben dem motorisierten Individualverkehr auch im Bereich des ÖPNV eine Rolle. Auch hier gibt es große Potenziale für den Ausbau der umweltfreundlichen Mobilität. Bei den im Kreisgebiet aktiven Anbietern gibt es bereits erste Ansätze zum Einsatz neuartiger Antriebstechnologien (z. B. Brennstoffzellen-Hybridbusse). Auch liegen schon Evaluationsergebnisse bei den Verkehrsunternehmen vor, die bestäti- gen, dass diese Konzepte den versprochenen Nutzen erbringen. Der Kreis Euskirchen sollte sich daher ebenfalls für einen Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeuge im Kreis einsetzen und entsprechend auf die Verkehrsunternehmen einwirken. Falls eine Ausweitung bestehender Projekte ansteht, gilt es diese Chance wahrzunehmen. Bei Bedarf ist ggf. zu prüfen, in welcher Form im Kreisgebiet mittel- bis langfristig eine entsprechende Infrastruktur, z. B. in Form einer Wasserstofftankstelle, zur Verfügung gestellt werden kann. Darüber hinaus bieten Busse, die per Leichtbau Verfahren ge- fertigt werden, ebenfalls CO2-Minderungspotenziale bis zu 30% gegenüber her- kömmlich gefertigten Bussen. Zudem liegen die Anschaffungskosten für Leichtbau- Busse derzeit noch deutlich unterhalb derer von etwaigen Hybridkombinationen. Bausteine: a) Ansprache der ÖPNV-Anbieter und Ausloten der aktuellen Potenziale zum Einsatz neuartiger und effizienter Antriebstechnologien (z. B. Hybridbusse, Leichtbau-Busse) in der Zukunft; b) Aufnahme entsprechender Ziele im Rahmen zukünftiger Planungen im Bereich Nahverkehr; c) Beteiligung an Pilotprojekten zur Erprobung neuartiger und umweltfreundlicher Fahrzeuge sofern möglich Akteure: Kreis Euskirchen, regionale ÖPNV-Anbieter, VRS Kriterienbewertung: Anmerkung: CO2-Reduktion: + + Einsparpotenzial ca. 400 t/Jahr durch Effizienzgewinne und ggf. Verkehrsverlagerung durch Nachfragezuwachs. Regionale Wertschöpfung: + Kosten: + Nicht quantifizierbar, Berücksichtigung von innovativen Antriebstechnologien bei der Bestellung von ÖPNV- Leistungen in Abstimmung mit den ÖPNV-Unternehmen im Kreis ggf. unter Rückgriff auf vorhandene Förderpro- gramme. Personalaufwand: + + + + + Initiativen sind im Rahmen des üblichen Planungsprozes- ses im Bereich des ÖPNV zu integrieren. Nutzen-Aufwand-Relation + Kosten nicht quantifizierbar Laufzeit: offen

104 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

6 Effekte des Maßnahmenprogramms

6.1 CO2-Minderung Die bisherigen Ausführungen zeigten, dass die Emissionen aus dem Jahr 2009 von 1.771 Tsd. Tonnen bis zum Jahr 2020 um 550 Tsd. Tonnen CO2 reduziert werden müssten, um der politischen Zielsetzung der Landesregierung NRW zu entsprechen (25%-Ziel). Aktuell zeigt sich dem gegenüber ein wirtschaftliches Einsparpotenzial von rund 634 Tsd. Tonnen CO2. Das Maßnahmenprogramm (mit Themenspeicher) hat ein Emissionsminderungspo- tenzial von rund 64 Tsd. Tonnen CO2. In den folgenden Abbildungen wird die Minde- rungswirkung nach dem Sofortprogramm, 3-Jahresprogramm und auch dem The- menspeicher sowie aufgegliedert nach Sektoren entsprechend dargestellt.

Maßnahmenwirkung des Handlungsprogramms!

Themenspeicher! 8.571 t!

13%! Sofortprogramm! 48%! 30.716 t!

39%! 3-Jahresprogramm! 25.112 t!

Summe: 64399 Tonnen CO2 / Jahr!

Bild 16: CO2-Einsparungen des Maßnahmenprogramms (Quelle: Gertec)

Sektorale Verteilung der Maßnahmenwirkung!

Private Haushalte! 17.771 GWh!

Mobilität! 28%! 29.800 GWh! 46%!

Wirtschaft! 23%! 14.839 GWh! 3%!

öffentl. Verwaltung! 1.989 GWh! Summe: 64399 Tonnen CO2 / Jahr!

Bild 17: CO2-Einsparungen in den Sektoren (Quelle: Gertec)

105 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Bilanzierungsbasis, Minderungspotenziale und Zielsetzungen Tsd. t CO2/a Emissionen in 1990 1.627 CO2-Minderungsmenge laut Landesregierungsziel (25% ab 1990) 407 Verbleibende Minderung von 34% (ab 2009) 550 Bilanzierungsbasis: Emissionen in 2009 1.771 davon Energieerzeugung, -nutzung: 1.104 davon Mobilität: 667 Zielwert laut Landesregierung NRW: Emissionen in 2020 1.221 Wirtschaftliche Minderungspotentiale bis 2020 Tsd. t CO2/a Minderung im Bereich Endenergieverbrauch (Kap. 3.1) Haushalte 107,1 Wirtschaftssektoren I + II 79,5 Wirtschaftssektor III 29,1 öffentliche Verwaltung 0,4 Summe 216,2 Vermeidung im Bereich Energieerzeugungsstruktur (Kap. 3.2) Windenergie 223,1 Wasserkraft n.q. Biomasse Holz 2,6 Biogas 28,6 Solarthermie 19,8 Photovoltaik 74,3 Geothermie 0,0 Ausbau Nah-/Fernwärme 7, 9 Austausch Nachtspeicher 10,9 Ausbau dez. Klein-BHKW 11,3 Summe 378,5 Minderung und Vermeidung im Bereich Mobilität (Kap. 3.3) Verbesserung (nur E-Mobilität), Vermeidung und Verlagerung 39,5

Gesamtsumme der wirtschaftlichen Minderungspotenziale 634,3 Das CO2-Ziel der Landesregierung NRW bis zum Jahr 2020 ist zu 115% wirtschaftli ich erreichbar.

CO2-Minderungseffekte des Maßnahmenplans Tsd. t CO2/a Sofortprogramm 30,7 3-Jahresprogramm 25,1 Themenspeicher 8,6 Summe 64,4 Der Maßnahmenkatalog erfüllt das Ziel der Landesregierung NRW zu 12%.

Tabelle 7: Übersicht zur CO2-Emission (Quelle: Gertec)

Die folgende Grafik stellt den ermittelten Status Quo der CO2-Emissionen im Jahr 2009 mit den wirtschaftlichen Einsparpotenzialen bis zum Jahr 2020, dem politischen Emissionsminderungsziel des Landesregierung NRW sowie dem gutachterlich ermit- telten Effekt des Maßnahmenprogramms vergleichend dar:

106 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Relation der Emissionsminderungsziele und -effekte!

Tsd. Tonnen CO2 !

2.000! 1.771! Kommunalpolitischer 1.800! Handlungsspielraum: zusätzliche Maßnahmen, 1.600! Einbindung weiterer Akteure, Unterstützung flankierender 1.400! Effekte z.B. auf Landesebene! 1.200! 1.000! 800! 550! 634! 600! 400! 4%! 12%! 10%! 200! 64! 0! CO2-Emissionen ! Reduktionsmenge laut Ziel wirtschaftl. ! Gesamteffekt ! in 2009! der Landesregierung NRW Einsparpotenzial ! Maßnahmenprogramms ! bis 2020! bis 2020! bis 2020!

Bild 18: Darstellung der Wirkung des Maßnahmenprogramms im Vergleich zu Einsparzielen und Einsparmöglichkeiten (Quelle: Gertec)

Es wird deutlich, dass die vollständige Umsetzung der politischen Zielsetzung unter den vorgenommenen Bewertungsaspekten wirtschaftlich möglich wäre. Es wird ebenso deutlich, dass das vorgeschlagene Maßnahmenprogramm allein nicht aus- reicht, um die angestrebte Minderung oder das wirtschaftliche Einsparpotenzial zu realisieren. Die Größenordnung der Differenz zwischen dem Effekt des Maßnahmenprogramms und der politischen Zielsetzung kann durch den im Rahmen des Konzeptes nicht quantifizierten Emissionsminderungseffekt von Maßnahmen noch gemindert wer- den, da auch bei ihnen ohne Hinterlegung mit einer konkreten Ziffer Einspareffekte erwartet werden. Durch die Initiierung weiterer Maßnahmen im Rahmen einer Fort- schreibung des Klimaschutzprogramms kann die Differenz ebenso reduziert werden. Auch durch die Umsetzung von kommunalspezifischen Maßnahmen (z. B. in Kom- munen wie Bad Münstereifel, Nettersheim und Blankenheim mit eigenem Klima- schutzkonzept) können auf kommunaler Ebene weitere Beiträge zur Erreichung der kreisweiten Zielsetzung geleistet werden. Außerdem sind weitere flankierende Maß- nahmen auf Landes-, Bundes- sowie europäischer Ebene erforderlich. Zudem werden sich durch die innerhalb des Maßnahmenprogramms in die Wege geleiteten flankie- rende Maßnahmen zusätzliche Einspareffekte ergeben. Hier kann eine stetige Wei- terentwicklung des Maßnahmenprogramms zur Nutzung des technisch- wirtschaftlichen CO2-Einsparpotenzials beitragen. Hier ist jedoch insbesondere im Hinblick auf die kommunale Haushaltslage des Krei- ses und auch der kreisangehörigen Kommunen eine geeignete und unter finanziellen Aspekten ausgewogene Klimaschutzstrategie zu realisieren. Insbesondere die Ent- wicklung und Umsetzung der Maßnahmen unter Einbindung externer Kooperations- partner (z. B. Energieversorger, Innungen, Kreditinstitute) kann Synergieeffekte er- zeugen und den Kreis als Initiator und Koordinator von Klimaschutzmaßnahmen fi- nanziell und personell entlasten.

107 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

6.2 Zeit- und Kostenplan (ohne Themenspeicher)

108 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Tabelle 8: Zeit- und Kostenplan (Quelle: Gertec)

109 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

7 Einbettung des Maßnahmenprogramms

7.1 Hintergrund Die Umsetzung eines Großteils der im Rahmen der Erstellung des integrierten Klima- schutzkonzeptes für den Kreis Euskirchen entwickelten Maßnahmen wird außerhalb des direkten Einflussbereiches der Kreisverwaltung selbst liegen und gemeinsam mit anderen Akteuren sowie bestehenden Akteursgruppen erfolgen. Neben der direkten Ansprache zentraler Personen oder Institutionen mit Multiplikatorwirkung, haben sich der Aufbau und die Pflege themen- oder branchenspezifischer Netzwerke mit der Einbindung weiterer wesentlicher Akteure als wirkungsvoll erwiesen. Diese Netzwerke (z. B. zum Thema energetische Sanierung des Gebäudebestandes, Energieeffizienz in neuen Wohn- oder Gewerbegebieten, Strom- und Kälteeffizienz in Bürogebäuden oder schulisches Mobilitätsmanagement) dienen dabei dem Wissens- transfer, Erfahrungsaustausch und der Motivation der Mitglieder und sind mittel- bis langfristig angelegt. In diesem Kapitel wird ein Konzept zur systematischen Netzwerkarbeit und Partizipa- tion wichtiger Akteure sowie einer begleitenden Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet. Die unterschiedlichen Netzwerke (im Folgenden auch Cluster genannt) sowie ihre beglei- tende Öffentlichkeitsarbeit sind wesentliche Bausteine für die Umsetzung des Maß- nahmenprogramms im Anschluss an das in einem ersten Schritt vom Bundesministe- rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geförderte Konzept.

7.2 Klimaschutzmanagement und Netzwerkbildung Für die intensive Netzwerkarbeit in der Anschlussphase des Klimaschutzkonzeptes wird an dieser Stelle die Aufstockung des Klimaschutzmanagements z. B. unter Ein- bindung eines durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- cherheit geförderten Klimaschutzmanagers empfohlen, um das Aufgabenspektrum zukünftig noch stärker bei einer koordinierenden Stelle zusammenzuführen. Für die beratende Begleitung bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes wird der Einsatz eines Klimaschutzmanagers im Rahmen der Anschlussförderung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Hinblick auf die zuwendungsfähigen Sach- und Personalausgaben bezuschusst. Dies gilt sowohl für sachkundige Dritte als auch für Fachpersonal, das nach Beschluss des Klima- schutzkonzeptes zusätzlich eingestellt wird. Das Förderprogramm sieht dabei die Bezuschussung für einen Zeitraum von maximal drei Jahren vor, mit Möglichkeit ei- ner zweijährigen Folgeförderung. Mit der Aufstockung des Klimaschutzmanagements wird das Ziel verfolgt, die Pro- zesse zum kommunalen Klimaschutz zu beschleunigen, die Handlungskompetenz zu erhöhen, Synergieeffekte durch Kooperationen zu erzielen und eine eigenständige und unabhängige strategische Plattform für Klimaschutz vor Ort zu institutionalisie- ren.

7.2.1 Informationszentrale für den Klimaschutz Das Klimaschutzmanagement begleitet die Umsetzung und Fortschreibung des vor- liegenden Klimaschutzkonzeptes bzw. der enthaltenen Klimaschutzaktivitäten vor Ort. Dies beinhaltet z. B. die Fortschreibung der CO2-Bilanzierung, die Offenlegung von CO2-Minderungspotenzialen und das Wahrnehmen der Rolle als fachlicher Berater in Fragen des Klimaschutzes. Das Klimaschutzmanagement fungiert als zentraler An-

110 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht sprechpartner und Berater vor Ort. Die unterschiedlichen Akteure im Kreis Euskir- chen selbst sowie in den kreisangehörigen Kommunen wie Hellenthal, Dahlem und Kall oder übergreifende Institutionen können sich bei der Umsetzung von Klima- schutzaktivitäten gezielt an das Klimaschutzmanagement wenden. Es behält den Überblick über relevante Aktivitäten der unterschiedlichen Akteure und sorgt zudem für einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch unter den Akteuren, wodurch diese von den unterschiedlichen Erfahrungen wechselseitig profitieren kön- nen. Zudem können Hemmnisse frühzeitig erkannt und gegebenenfalls gemeinsame Lösungsvorschläge und Strategien im Bereich des Klimaschutzes auf Kreis- und Kommunalebene erarbeitet werden. Das Klimaschutzmanagement kann diesen Pro- zess begleiten und regelmäßige Treffen bzw. Veranstaltungen für einen Erfahrungs- austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren im Kreis organisieren und koor- dinieren.

7.2.2 Aufbau und Aufrechterhaltung von regionalen Netzwerken Netzwerke gezielt zu fokussieren ist eine wesentliche Aufgabe, um Klimaschutzakti- vitäten zu bündeln und Synergieeffekte zu nutzen. Von daher ist es wichtig, eine in- tensive Partnerschaft unter den vor Ort relevanten Akteuren zu erreichen. Diese Aufgabe erfordert zunächst eine Übersicht der vorhandenen Netzwerkstruktu- ren und -aktivitäten einzelner Akteursgruppen und eine Gliederung nach Themen- schwerpunkten. Der weitere Aufbau von Netzwerken könnte sich z. B. thematisch an entsprechenden Kampagnenbausteinen orientieren. Ein gegenseitiger Austausch und Kooperation zwischen bestehenden Akteursnetz- werken und dem Klimaschutzmanagement wäre vorteilhaft für die strategische Kli- maschutzausrichtung. Bestehende Netzwerke können so besser genutzt, ausgebaut und intensiviert werden.

7.2.3 Bilden von Klima-Clustern Klima-Cluster dienen der Institutionalisierung und Ausweitung bestehender Netz- werkarbeit zum lokalen Klimaschutz. Cluster bezeichnen in diesem Zusammenhang also festere Netzwerke von eng zusammenarbeitenden Akteuren des Klimaschutzes. Durch die regionale Ballung (räumliche Nähe) der Akteure sowie die Ausrichtung der Aktivitäten auf ein gemeinsames Ziel (inhaltliche Nähe) profitieren die Partner des Clusters von den Synergieeffekten der gemeinsamen Tätigkeiten. Ihr zentrales Ziel ist es, die Verantwortung für lokalen Klimaschutz im Kreis Euskirchen zu dezentrali- sieren und weitere Akteure in die aktive Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen einzubinden. Gemeinsam mit dem Klimaschutzmanagement als zentrale vernetzende Kraft kann es so gelingen, eine systematische Struktur von Netzwerken unter breiter Beteiligung der lokalen Akteure aufzubauen und zu institutionalisieren, die alle rele- vanten Themenfelder des Klimaschutzes sowie vor allem die standortspezifischen Aspekte abdecken. Im Sinne der Dezentralisierung von Verantwortung für den kommunalen Klimaschutz können lokale „Themenpaten“ bzw. „Allianz-Partner“ in Verbindung mit dem Klima- schutzmanagement die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in ihren individuel- len Themenfeldern übernehmen und darüber hinaus die Umsetzung der Maßnah- menempfehlungen aus dem Klimaschutzkonzept sicherstellen bzw. auch fortlaufend neue Maßnahmen (mit)entwickeln.

111 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

7.2.3.1 Organisations- und Teilnehmerstruktur Zum gesamten Klima-Cluster gehört das Klimaschutzmanagement des Kreises Eus- kirchen als zentrales Element ebenso wie bereits bestehende oder auch im Zuge der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts neu gegründete Themen- oder Akteursnetz- werke auf den unterschiedlichen Wirkungsebenen. Aus Sicht des Kreises Euskirchen findet das gesamte Klima-Cluster so in seiner über die Zeit durchaus dynamischen Zusammensetzung als beständigen Akteur das Klimaschutzmanagement vor Ort, bei dem für den konkreten lokalen Klimaschutz die entsprechenden Fäden zusammen- laufen. Darüber hinaus können inhaltliche Anregungen und strategische Ausrichtun- gen ausgetauscht werden, indem Akteure der unterschiedlichen Netzwerke in Kreis- spezifischen Koordinationskreisen zusammengeführt werden. Über das Klima- schutzmanagement erfolgt parallel eine regelmäßige Berichterstattung in den zu- ständigen politischen Gremien vor Ort.

Bild 19: Beispielhaftes Wirkungsgefüge von Klimaschutzmanagement und Klima- Clustern (Quelle: Gertec)

Bei Bedarf können durch eine weitere externe Begleitung der Arbeitskreise bzw. Thementeams professionelle Moderation, fachliche Inputs bzw. deren Organisation erbracht werden.

7.2.3.2 Thementeams und Handlungsfelder Für die unterschiedlichen Handlungsfelder im Bereich Klimaschutz (z. B. öffentliche Liegenschaften, Erneuerbare Energien, Mobilität) bzw. jede Zielgruppe (z. B. private Haushalte, Unternehmen) können über das Klima-Cluster Thementeams gebildet werden. Über die Benennung von Themenpaten (Stellvertretern der Teams, z. B. aus einer bestimmten kreisangehörigen Kommune) kann die Verantwortung für das Vo- ranbringen eines Thementeams bzw. Handlungsfeldes gesichert werden. Die The- menpaten können während des Bestehens des Netzwerkes z. B. in regelmäßigen

112 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Treffen das eigene Vorgehen mit den Interessen des Kreises und der kreisangehöri- gen Kommunen koordinieren. So können beispielsweise in speziell gebildeten Ar- beitskreisen einzelne (fachliche) Fragestellungen der Umsetzung des lokalen Klima- schutzes bearbeitet werden. Lösungsvorschläge können sich hierbei auf den Maß- nahmenkatalog des Klimaschutzkonzeptes beziehen, von dem Klimaschutzmanage- ment angestoßen oder durch die Interessen der Teammitglieder selbst bestimmt werden.

7.2.4 Entwicklung themenspezifischer Kampagnen und Strategien Die Aufgabe des Klimaschutzmanagements liegt zum einen in der konzeptionellen Vorbereitung und Aufbereitung themenspezifischer Kampagnen und öffentlichkeits- wirksamer Strategien sowie in ihrer eingebetteten praktischen Umsetzung. Hierzu wird im Folgenden das Teilkonzept zur Öffentlichkeitsarbeit insbesondere unter Nut- zung eines „Kampagnenkoffers“ erstellt. Der Begriff des Kampagnenkoffers steht stellvertretend für ein Bausteinkonzept unterschiedlicher Instrumente der Öffentlich- keitsarbeit und wird im weiteren Verlauf näher erläutert.

7.3 Klimaschutzmanagement und Öffentlichkeitsarbeit Wer im Klimaschutz aktiv ist, sollte auch gemäß dem Leitsatz „Tue Gutes und rede darüber“ sein Handeln transparent darstellen, um zu informieren, zu aktivieren oder gar zu faszinieren. Ein zweiter wesentlicher Bestandteil der Umsetzungsphase des Klimaschutzkonzeptes des Kreises Euskirchen ist der Bereich der Kommunikation von bereits durchgeführten sowie geplanten Aktivitäten zum Klimaschutz im Rahmen gezielter und gleichzeitig aufeinander abgestimmter Öffentlichkeitsarbeit, insbeson- dere zwischen der Kreis- und Kommunalebene.

7.3.1 Hintergrund Eine professionelle und effiziente Öffentlichkeitsarbeit bedeutet vor allem für den Kreis und die kreisangehörigen Kommunen personelle und zeitliche Ressourcen effi- zient miteinander zu verknüpfen, da diese Reserven häufig Mangelware sind. Um diese Ressourcen noch effektiver einsetzen zu können, benötigt man das Wissen darüber, welche Medien und Informationskanäle bisher genutzt wurden, welche dar- über hinaus existieren und welche Formen der Öffentlichkeitsarbeit für die eigenen Zwecke gezielt angewendet werden können. Im Idealfall ergibt sich für das Klimaschutzmanagement ein Pool von Informationska- nälen (z. B. des Energieversorgers oder der Finanzwirtschaft) sowie Instrumenten der Öffentlichkeitsarbeit.

7.3.2 Zielgruppen Mit einer übergreifenden Konzeption der kreisweiten Öffentlichkeitsarbeit wird die Gestaltung bzw. Optimierung der Kommunikation sowohl für Akteure außerhalb der Verwaltung (Unternehmen, Institutionen, Privatpersonen, etc.) als auch der Kommu- nikation unter den Verwaltungsakteuren der Kreis- und Kommunalebene selbst ver- folgt, um den Klimaschutz im Kreis Euskirchen bekannt zu machen, ihn weiter voran- zutreiben und dabei die begleitende Öffentlichkeitsarbeit möglichst effizient zu hal- ten. „Wenn der Kreis Euskirchen wüsste, was der Kreis Euskirchen alles weiß“ – im Falle der verwaltungsinternen Akteure auf Kreis- und Kommunalebene kann es zentrale

113 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit sein, über die laufenden und geplanten Aktivitäten zu informieren, um eine parallele Bearbeitung ein und desselben oder ähnlichen Themengebietes zu vermeiden. In diesem Rahmen ist es zudem wichtig, die Vorbild- funktion des Kreises und soweit möglich der kreisangehörigen Kommunen weiter auszubauen. Die Öffentlichkeitsarbeit kann so z. B. Entscheidungsfindungen oder Klimaschutzziele transparent darstellen, Erwartungshaltungen an die jeweiligen Kli- maschutz-Aktivitäten relativieren oder Vorwurfshaltungen auffangen. Klimaschutz ist jedoch eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der es wichtig ist, innerhalb des Kreises eine ideelle Gemeinschaft bzw. ein „Wir-Gefühl“ zu erzeugen. Dieses trifft vor allem auf die einzelnen Bürger aber auch auf Unternehmen und Verbände zu. Hierbei gilt es vor allem, eine positive Grundstimmung für das Thema zu schaffen aber auch konkrete Anreize aufzuzeigen, selbst aktiv zu werden. Um jedoch breitenwirksam ein solches „Klima für den Klimaschutz“ herstellen zu können, bedarf es auch der Öffentlichkeitsarbeit für verwaltungsexterne Akteure so- wie in einem nächsten Schritt auch der gemeinsamen Gestaltung von Öffentlich- keitsarbeit. Anzustreben ist hierbei eine kontinuierliche Berichterstattung sowie die Förderung weiterer Aktivitäten durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die verschie- denen Zielgruppen im Rahmen der spezifischen Einflussmöglichkeiten. Exemplarisch seien an dieser Stelle zwei unterschiedlich weit gefasste Zielgruppen aufgeführt: Wirtschaftsunternehmen: die meisten größeren Unternehmen betreiben bereits selbst professionelle Öffentlichkeitsarbeit in erheblichem Umfang. Ein Erfahrungs- austausch mit größeren Wirtschaftseinheiten kann daher zumindest sehr informativ sein. Für die Steigerung der Breitenwirksamkeit der eigenen Öffentlichkeitsarbeit kann es jedoch spannender sein, mit den kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) zusammen zu arbeiten, da auf dieser Ebene größere Win-Win-Situationen für KMU und Kommune zu erwarten sind. Privatpersonen: Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es, die Menschen im Kreis nicht nur über den Klimaschutz zu informieren, sondern sie auch individuell zum Handeln zu veranlassen. Hierfür kann es z. B. nützlich sein, die Klimaschutzziele transparent zu kommunizieren und mit dem persönlichen Lebensumfeld der Anwohner in Verbin- dung zu bringen, wodurch eine stärkere Identifikation gefördert wird. Unterstützt werden kann dies durch die gemeinsame Entwicklung (z. B. im Rahmen eines Ide- enwettbewerbs mit Schulklassen oder Jugendgruppen) der Gestaltung der Öffent- lichkeitsarbeit (Außendarstellung mit Logo oder Claim), zumindest jedoch durch die Förderung des Wiedererkennungswertes durch den gemeinsamen Außenauftritt im Rahmen von Aktionen, Materialien, etc. unterschiedlicher Akteursgruppen.

7.3.3 Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit

7.3.3.1 Logo & Kampagnen-Slogan Um den Wiedererkennungswert der verschiedenen Aktionen im Rahmen des Klima- schutzes im Kreis Euskirchen zu steigern, sollte der Kreis ein einheitliches Logo bzw. ein Maskottchen mit passendem Slogan für den Klimaschutz entwickeln und zukünf- tig ihre Aktivitäten im Klimaschutzbereich mit diesem Zeichen versehen. Eine thema- tische Anbindung an die Positionierung des Kreises als „Bioenergie-Region“ er- scheint hier durchaus sinnvoll. Die weiteren Ausführungen dieses Abschnittes kön- nen aufgrund dieser Ausgangslage entsprechend aufgegriffen und bei Bedarf über- tragen werden.

114 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

7.3.3.2 Akteure gewinnen Um Aktionen mit großer Unterstützung, gleichzeitig aber mit minimalem Kostenauf- wand durchführen zu können, sollten verschiedene Akteure wie ehrenamtliche Hel- fer, Kooperationspartner oder Sponsoren gefunden werden. Wichtig ist, das Enga- gement aller teilnehmenden Akteure im Rahmen der Kampagne als besonders positiv und die Teilnahme als gesellschaftlich bedeutsames Privileg herauszustellen („XYZ. Wir sind dabei!“). Ebenso wichtig ist auch zu kommunizieren, dass die jeweiligen Akteure über spezifische Fähigkeiten, Fertigkeiten, Möglichkeiten oder Ressourcen verfügen, die sich zum Wohl des ganzen Kreises und des gemeinsamen Klimaschut- zes wirklich gewinnbringend einsetzen lassen.

7.3.3.3 Chancen ausmachen Zusammen erarbeiten das Klimaschutzmanagement und die Vertreter der unter- schiedlichen Kommunen, Institutionen und Verbände, wo sich im öffentlichen Raum passende Gelegenheiten oder Orte für Klimaschutz-Aktionen finden lassen. Ange- strebt werden sollten Aktionen mit hoher Breitenwirkung und entsprechender Akzep- tanz, z. B. bei Festivitäten/Märkten etc. Weiter kann darüber nachgedacht werden, ob sich durch die geplanten Aktionen sogar finanzielle Mittel für den Klimaschutz im Kreis Euskirchen generieren lassen (z. B. Sponsorenlauf, Klimaschutzfond). Das Klimaschutzmanagement und die Klimaschutzpartner vor Ort sollten auch ge- meinsam planen, welche Kooperationsgemeinschaften sich für bestimmte Anlässe sinnvoll zusammenschließen können, um effektivere Öffentlichkeitsarbeit zu ma- chen, Kosten zu senken oder größere Aktionen durchzuführen. Hier bedarf es einer engen Abstimmung untereinander.

7.3.3.4 Prozesse planen Klimaschutz ist ein Weg der vielen Schritte. Um diese zu unterstützen, sollten Aktio- nen und Entwicklungsprozesse geplant werden, die zum einen als ganzheitliches Jahresprogramm, zum anderen aber auch in kleinen unabhängigen Einzelmodulen funktionieren. Unbedingt sinnvoll ist die Verbindung beider Vorgaben zu einem Klima- schutzprozess mit mehreren saisonalen Veranstaltungen und einem gemeinsamen Abschluss – in Form einer „Kreisweiten Jahresbilanz“, welche die Ergebnisse aller Beteiligten präsentiert: Dies bietet Ansporn, um im nächsten Jahr weiterzumachen und sich vielleicht noch zu verbessern.

7.3.3.5 Module wählen Je nach geplanten Einsatzgebieten und -möglichkeiten können durch das Klima- schutzmanagement und Akteursvertreter passende Module zur Umsetzung aus dem so genannten Kampagnenkoffer ausgewählt werden. Im Rahmen dieses Teilkonzep- tes soll der Grundstein eines solchen Kampagnenkoffers für den Klimaschutz gelegt werden. Dieser soll dem Kreis einen „Basispool“ von Instrumenten der Öffentlich- keitsarbeit darbieten, die auch mit begrenzten Ressourcen umsetzbar sind. Hierbei sind die verschiedenen Instrumente eigenständig anwendbar und auch frei miteinan- der kombinierbar und können aufeinander aufbauen. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Abstimmung der richtigen Abfolge und der Gewichtung.

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7.3.3.6 Kampagnen-Logo Als Logo oder Maskottchen für die Klimaschutz-Aktionen im Kreis Euskirchen wird an dieser Stelle exemplarisch ein Pinguin in verschiedenen Varianten dargestellt. Alter- nativ sollte natürlich insbesondere aufgrund der Positionierung als „Bioenergie- Region“ auf bereits diskutierte oder realisierte Maskottchen o. ä. zurückgegriffen werden. Der Pinguin symbolisiert hier die Wichtigkeit von Klimaschutz und steht stellvertretend für die Zerstörung von Lebensräumen aufgrund des Klimawandels. Um ein Klima für Klimaschutz zu schaffen, kommen als Kampagnen-Slogans bei- spielsweise folgende Leitsätze in Frage: • „Klima. Schutz. Aktion!“ • „Zusammen gutes Klima schaffen“ • „Mission Klimaschutz“ Hier wird als Beispiel der Pinguin mit dem Slogan „Klima.Schutz.Aktion!“ kombiniert:

Bild 20: Beispiel-Maskottchen „Klima.Schutz.Aktion!“ (Quelle: Gertec)

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7.3.4 Zusammenstellen eines „Kampagnenkoffers“ An dieser Stelle sollen einige exemplarische Vorschläge gemacht werden, mit wel- chen Instrumenten das Klimaschutzmanagement des Kreises Euskirchen seine Öf- fentlichkeitsarbeit im Klimaschutz gestalten kann:

Kurzinterview: In einer über mehrere Monate laufenden Aktion veröffentlicht eine örtliche Tages- oder Wo- chenzeitung jede Woche ein Interview mit einer Person des öffentlichen Lebens (Landrat, Bürgermeister, Schuldirektor, Firmeninhaber, kirchliche Vertreter etc.) die stets dieselben drei Fragen beantwortet, z. B.: • Was sind die 3 wichtigsten Themen in Bezug auf Klimaschutz im Kreis Euskirchen in den nächsten 5 Jahren? • Was sind die Dinge, die SIE für den Klimaschutz tun werden bis Ende nächsten Jahres? • Angenommen, der Kreis Euskirchen wird 2030 als besonders vorbildlicher Klimaschutz- Kreis in Deutschland ausgezeichnet werden. Was sind die 3 wichtigsten Gründe, warum die Jury sich für den Kreis Euskirchen entschieden hat? Klimaschutz-Konto: Mit einem Klimaschutzkonto macht der Kreis öffentlich, was im Bereich Klimaschutz pas- siert. Hier kann man z. B. sehen, wie viele finanzielle Mittel durch die verschiedenen Pro- gramme oder Aktionen für den Klimaschutz eingenommen wurden und wofür das Geld ver- wendet wurde. Zudem gibt es eine Übersicht, welche Projekte schon verwirklicht wurden und welche als nächstes umgesetzt werden sollen bzw. wie viel Geld für eine Umsetzung noch fehlt. Mögliche Erweiterung: Analog zum Prinzip der Plattform „betterplace.org“ wäre es auch möglich, dass Sponsoren konkrete Maßnahmen fördern. Klimasäule: Es wird eine Litfaßsäule für eine bestimmte Zeit (z. B. zwei Wochen) an einer zentralen Stelle im Kreis Euskirchen (z. B. Marktplatz) aufgestellt. An dieser Säule finden alle Interessierten Informationen zum Klimaschutz im Kreis sowie Klimaschutz- und Energiespar-Tipps. Weiter gibt es die Möglichkeit, dass jeder selbst etwas zum Thema Klimaschutz verfasst und auf die Säule schreibt. Mögliche Abwandlung: Buslinien werden als „fahrende Litfaßsäulen“ mit entsprechenden Flächen ausgerüstet.

Sponsorenlauf: Bei einem Sponsorenlauf werden von den Bürgern Spenden für Klimaschutzprojekte ge- sammelt. Auch öffentliche Mitarbeiter können daran teilnehmen. Hierbei wird ein Lauf initi- iert, bei dem jeder Teilnehmer persönliche Sponsoren sucht. Die Sponsoren zahlen für eine bestimmte Strecke eine von ihnen vorher festgelegte Spende (z. B. 5 Euro pro km oder Run- de). Am Ende wandern alle Spenden in einen Förderfonds, mit dessen Hilfe Klimaschutz- Projekte umgesetzt werden können.

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Aktion FÜNF VOR ZWÖLF - Zeit fürs Klima: Akteure und Kooperationspartner: Energieversorger, Wasserversorger, Medien (Funk, TV, TZ), Event-Agenturen, KMUs, Caterer, Prominente. Die Aktion FÜNF VOR ZWÖLF ist zeitlich doppelt terminiert: Es handelt sich zum einen zwangsläufig um die beiden Tage 12.5. und 5.12. an denen die Aktion stattfinden kann, zum anderen ist sie an diesen Tagen grob an den Zeitrahmen Mittag gebunden. Das Ganze wird als Spar-Aktion der Haushalte, Ämter und KMUs konzipiert, die um 5 vor 12 für genau fünf Minuten ihren Strom ausknipsen oder kein Wasser verbrauchen. Gleichzeitig findet ein Event mit Markt-Charakter oder Fest statt, bei dem auch Quiz oder Show mit Prominenten zu se- hen sind („Klimaschutz. Wetten, dass…?“) und die Teilnehmer über die Dringlichkeit infor- miert werden, etwas zu tun. Wichtig: Gerade durch große PR und gute Planung der beteiligten Akteure im Vorfeld können die zweimal im Jahr stattfindenden Klimaschutz-Tage zu einem gelungenen Happening mit Breitenwirkung werden.

Internet Info-Seiten: Das Klima im Netz Akteure und Kooperationspartner: Internet Kreis-Portal, Finanzierungspartner Die INTERNET INFO-SEITEN des Klimaschutzmanagements bilden ein Forum für alle anste- henden Wettbewerbe, Aktionen und Klimabilanzverbesserungen, das über regelmäßig aktua- lisierte Webpages informiert. Hier kann man Interessantes, Wissenswertes oder Skurriles entdecken oder sich einfach praktische Energie- oder Wasserspartipps holen. Außerdem bieten die Internet Info-Seiten die Möglichkeit für jeden Interessierten, sich selbst per Blogs an Klimadiskussionen zu beteiligen, mit anderen auszutauschen bzw. Verbesserungsvor- schläge zu machen oder auf Missstände hinzuweisen. Die INTERNET INFO-SEITEN sind ein zentraler Punkt mit vielen Möglichkeiten und vernetzbaren Bereichen. Wichtig: Dieses Modul sollte immer in Verbindung mit real stattfindenden Aktionen und öf- fentlichen Veranstaltungen verknüpft werden, um das gemeinsame Handeln aller Beteiligten zu fördern.

PINGUIN Walking Acts - Watscheln mit Wirkung: Akteure und Kooperationspartner: Eventagenturen, Theater, Kinos, Schulen, Kindergärten, Finanzierungspartner, Medien. Vorstellbar sind PINGUIN Walking Acts, bei denen Dreier-Teams in Pinguin-Verkleidung auf- treten. Gelegenheiten gibt es genug, sie reichen von „normalen“ Auftritten bei Umzügen, Sportveranstaltungen; auf Messen, Kreisfesten oder in Fußgängerzonen bis zu „ungewöhnli- chen“, beispielsweise in Kinos, Varietés, Theatern oder anderen kulturellen Veranstaltungen. Das PINGUIN-Trio kann dabei alles tun, was dem Klimaschutz nutzt: Mit Plakaten „demonst- rieren“, pantomimisch Stromverschwendung aufdecken und die Öffentlichkeit mit Tipps, Energiesparbroschüren und Flugblättern informieren. Wichtig: Die PINGUIN Walking Acts können gegen eine freiwillige Spende auf das KLIMASCHUTZKONTO auch von Finanzierungspartnern wie Sparkassen, Unternehmen etc. gemietet werden. Außerdem reicht die Bandbreite ihrer Auftritte von schnell und kurz bis zu groß und spektakulär, z. B. bei großen PINGUIN-Paraden.

Für die erfolgreiche und effiziente Öffentlichkeitsarbeit empfiehlt sich eine überlegte Zusammenstellung von Instrumenten und ihrer zentralen Kenngrößen (erforderliches Budget, Zeitumfang, Kooperationsaufwand, Zielgruppe, etc.) sowie der kontinuierli- chen Überprüfung ihrer Wirkung für eine stetig verbesserte Fortschreibung der Öf- fentlichkeitsarbeit.

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7.4 Klimaschutzmanagement und Erfolgsbilanzierung Mit dem vorliegenden Kapitel soll dem Kreis Euskirchen ein Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, das diesen bei der Überprüfung und Bewertung des Erfolges sei- ner klima- und energiepolitischen Anstrengungen unterstützt. Die Bilanzierung der bisherigen Anstrengungen ist für eine erfolgreiche Fortschreibung des Klimaschutz- konzeptes unumgänglich. Der Kreis Euskirchen hat u. a. im Rahmen des eigenen Gebäudemanagements bereits Erfahrungen mit systematisch fortzuschreibenden Arbeitsprogrammen gemacht. Auf diese Erfahrungen gilt es bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes aufzubauen. Eine Evaluation der Klimaschutzaktivitäten dient als zentrales Element des Projekt- managements, der Maßnahmenoptimierung sowie der Anpassung des gesamten Klimaschutzprozesses, indem diese Informationen über ihre Wirkung bzw. ihren Nut- zen, ihre Effektivität sowie über interne Arbeitsabläufe im Allgemeinen liefert. Die Evaluation soll Entwicklungen über längere Zeiträume aufzeigen, Fehlentwicklungen frühzeitig begegnen und Möglichkeiten aufzeigen, diesen entgegen zu wirken. Hierzu gehört die individuelle Betrachtung und Bewertung jeder einzelnen Maßnahme des Klimaschutz-Aktionsplanes. Das „Lastenheft der Evaluation“ bildet sich wie folgt ab: • Vergleichbarkeit: Dies meint sowohl die internen Vergleichsmöglichkeiten (wie hat sich die Arbeit im Verlauf des letzten Jahres entwickelt), als auch die Gele- genheit des Vergleichs (Benchmark) gegenüber anderen Kreisen bzw. Kommu- nen. • Motivation: Der Evaluationsprozess dient als Mittel zur Motivation aller beteilig- ten Akteure. Erzielte Erfolge auszuwerten und darzustellen kann zudem auch der Wertschätzung der eigenen Arbeit sowie der Rechtfertigung gegenüber politi- schen Entscheidungsträgern dienen. • Transparenz: Die Wirkungsüberprüfung von Klimaschutzmaßnahmen muss in erster Linie praktikabel und nachvollziehbar sein, die in der Regel knapp kalkulier- ten finanziellen und personellen Ressourcen gilt es für eine hinreichende Akzep- tanz durch die Kommunikation im öffentlichen Raum und eine regelmäßige Be- richterstattung gegenüber politischen Entscheidungsträgern effizient einzuset- zen. • Individualität: Sie muss die nötige „Schärfe“ besitzen, um auf die oftmals große Heterogenität der verschiedenen Maßnahmen eingehen zu können. Unterschied- liche Rahmenbedingungen und Gegebenheiten müssen berücksichtigt werden können (z. B. Wirkungshorizont). Hierzu muss die Evaluation einen Maßstab herstellen, die sowohl quantitativ erfass- bare als auch qualitativ beschreibbare Wirkungen abbildet. Die Erfolgsbilanzierung von Klimaschutzmaßnahmen beinhaltet hierzu meist eine umfassende Kombination aus harten und weichen Instrumenten. Hierzu gehören u. a. Umfragen und Diskussi- onen (stets mit hohem Aufwand verbunden), Kosten-Nutzen-Analysen, Bilanzierun- gen, Stichproben, Leitbilder und schließlich Indikatoren26. Indikatoren helfen dabei,

26 Im Bereich der Nachhaltigkeit wurden speziell nach der Aufstellung des Kyoto-Protokolls unterschiedliche Indikatorensysteme auf regionaler, nationaler und auch auf internationaler Ebene entwickelt. So lassen sich definier- und vergleichbare Kennwerte bilden, mit deren absoluten Werten bzw. mir dessen Veränderungsgeschwindigkeit und -richtung dargestellt werden kann, inwieweit sich ein Projekt oder eine Kommune in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung bewegt.

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komplexe Systeme verständlich und anschaulich zu erklären. Durch sie können Ziel- erreichungsgrade formuliert und Entwicklungen abgebildet werden, so wie es die Kommunikationsprozesse des kommunalen Klimaschutzes erfordern.

7.4.1 Indikatorenmodell für den Klimaschutz-Aktionsplan Für den Kreis Euskirchen wurde ein Indikatorensystem entwickelt, welches die spezi- fischen Maßnahmenempfehlungen des Klimaschutzkonzeptes berücksichtigt. Zu- nächst wurde für jede Maßnahme des Klimaschutz-Aktionsplanes der jeweilige Er- folgsmaßstab, das Ziel formuliert. Dies kann z. B. die Reduktion von CO2-Emissionen oder die Erhöhung der Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen und Kampagnen sein. Individuelle Zielformulierungen für die einzelnen Maßnahmen sind deshalb notwen- dig, da sie von ihrem Grundcharakter und ihrer Wirkungsweise große Unterschiede aufweisen und es deshalb keinen einheitlichen Maßstab gibt, der für das gesamte Maßnahmenprogramm gelten könnte. Anschließend ist ein geeigneter Indikator ausgewählt worden, mit dem sich der Er- folg der jeweiligen Maßnahme bestimmen und messen lässt. Der abschließende Schritt war die Entwicklung eines Instrumentes, das zur Überprüfung herangezogen werden soll. Das so entstandene Indikatorensystem ist in Tabellenform entwickelt worden und im Folgenden einzusehen.

Sofortprogramm

Nr. Titel Maßnahme Erfolgsindikator Überprüfung

A 1 Koordinationsstelle Besetzung der Stelle, Dokumentation durchge- Klimaschutz Arbeitsprogramm für führter Projekte, jährliche („Klimamanager“) das Klimaschutzma- Berichtserstellung nagement

A 2 Entwicklung eines Wahrnehmung des Befragung der Bevölkerung Gesamtkonzeptes für Themas in der Öffent- Klimaschutzkommuni- lichkeit kation / Kampagne für Klimaschutz

A 3 Netzwerkbildung „Alli- Anzahl der Allianz- Dokumentation anz für Klimaschutz“ Partner und umgesetz- ten Maßnahmen

A 4 Internet-Plattform für Zugriffe oder Anfragen Auswertung der Zugriffs- Klimaschutz zahlen

A 5 Schaffung eines Anzahl der Beratungsan- Dokumentation der Inan- kreisweiten Energie- fragen pro Jahr spruchnahme beratungsangebotes durch Optimierung und Ergänzung der bestehenden Aktivitä- ten

A 6 Energiesparmaßnah- Anzahl der Inanspruch- Dokumentation der Inan- men in Eigenleistung nahme und Energieein- spruchnahme und Befra- sparungen gung der Gebäudeeigen-

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tümer zu den Sanierungs- ergebnissen

A 7 Hydraulischer Abgleich Anzahl der Inanspruch- Dokumentation der Inan- und Heizungsoptimie- nahme und Energieein- spruchnahme und Befra- rung sparungen gung der Gebäudeeigen- tümer zu den Optimie- rungsergebnissen

A 8 Klimapartnerschaften Anzahl der Unterneh- Dokumentation und Befra- zwischen dem Kreis men mit Selbstverpflich- gung zur Zielerreichung und regionalen Unter- tungen und Einsparziele nehmen

A 9 Regionale Initialbera- Beteiligte Unternehmen Dokumentation der Inan- tung und Umset- und deren Einsparungen spruchnahme zungsbegleitung durch „Energielotsen“ für kleine und mittlere Unternehmen

A 10 Durchführung Anzahl der Teilnehmer, Auswertung der Projekter- ÖKOPROFIT Ressourceneinsparun- gebnisse (Abschluss- gen pro Jahr Broschüre)

A 11 Interkommunaler Er- Teilnahme der Kommu- Dokumentation und Proto- fahrungsaustausch nen, Anzahl der umge- kolle der Erfahrungsaus- „Energiemanage- setzten Maßnahmen tauschtreffen ment“ und Energieeinsparun- gen

A 12 Förderung einer ener- Anzahl der umgesetzten Auswertung der Energie- gieeffizienten Objekt- Projekte und Energie- verbräuche der Liegen- beleuchtung einsparungen schaften

A 13 Ökostrom für die Eingesparte CO2- Regelmäßige Bilanzierung Kreisliegenschaften Emissionen pro Jahr des erzeugten Ökostroms

A 14 Potenzialanalyse für Umsetzung des ermit- Dokumentation und Moni- erneuerbare Energien telten erneuerbaren toring Energiepotenzials

A 15 Ausbau BHKW- Initiierte BHKW-Projekte Dokumentation der umge- Anwendung setzten Projekte

A 16 Förderung der Fahr- Anteil des Fahrradver- Verkehrserhebung zum radnutzung im Alltags- kehrs am Modal-Split, Modal-Split, Nutzerbefra- verkehr Ausweitung der Radnut- gung zung

A 17 Arbeitgeberaktion zur Anzahl Teilnehmende Dokumentation der durch- Förderung des Fahr- Unternehmen und invol- geführten Aktionen, ggf. radverkehrs vierte Mitarbeiter, An- Befragung der Teilnehmer zahl Arbeitswege mit dem Rad

121 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

A 18 Punktuelle Optimie- Anteil des ÖPNVs am Verkehrserhebung zum rung der Bus-Schiene- Modal-Split Modal-Split, Nutzerbefra- Verknüpfungen und gung Kapazitäten

A 19 Verkehrs- und Mobili- Anteil des Umweltver- Verkehrserhebung zum tätserziehung an Schu- bundes am Modal-Split Modal-Split, Nutzerbefra- len und seniorenspezi- der spezifischen Ziel- gung fisches Mobilitätsma- gruppen nagement Anzahl der beteiligten A 20 (Beratung für ein) Be- Umfrage zum Mobilitäts- Unternehmen, Ver- triebliches Mobilitäts- verhalten bei den Unter- kehrsmittelwahl von management nehmen Pendlern und Dienstrei- senden

3-Jahresprogramm

Nr. Titel Maßnahme Erfolgsindikator Überprüfung

B 1 Umweltbildung und Anzahl der Interessen- Befragung der Bürger -information ten

B 2 (Aus-) Bildung für den Anzahl der Bewerber Monitoring Klimaschutz, Ausbil- bzw. ausgebildeten dung in Energie- Personen Berufen

B 3 Qualitätssicherungs- Anzahl teilnehmender Befragung Träger der Wei- system für Energiebe- Handwerker und Ener- terbildung, Abfrage Kun- ratung und Handwerk gieberater denzufriedenheit

B 4 „Haus-zu-Haus“- Initiierte Investitions- Auswertung der Beratun- Beratung summen gen, Fragebogenaktion ein Jahr nach Durchführung der Beratungen

B 5 Entwicklung und Um- Eingesparte Energie Regelmäßige Abfrage der setzung einer Strom- bzw. Kosten in ! pro teilnehmenden Haushalte sparinitiative für pri- Jahr und Bilanzierung der Ver- vate Haushalte bräuche bzw. Kosten

B 6 Klima-Card Kreis Eus- Anzahl der Nutzer Kundenbefragung kirchen und Klimataler

B 7 Strategiekonzept zur Erstellung des Konzep- Dokumentation durch Ar- Senkung der Energie- tes, Anzahl der umge- beitsgruppe „Energiecon- verbräuche und ggf. setzten Projekte trolling 21“ Einsatz Erneuerbarer Energien in den Kreis- liegenschaften

B 8 Intracting / Klima- Eingesparte Tonnen CO2 Regelmäßige Bilanzierung schutzfonds für die und Euro pro Jahr

122 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Finanzierung von Energieeffizienzmaß- nahmen bei den Kreis- liegenschaften

B 9 Durchführung von Eingesparte Energiekos- Regelmäßige Bilanzierung Nutzerprojekten in ten in Euro pro Jahr der Energieverbräuche Schulen

B 10 Teilnahme am Euro- Anzahl der umgesetzten Monitoring und Auswer- pean Energy Award® Maßnahmen, eingespar- tung des EEA- te CO2-Emissionen Arbeitsprogramms

B 11 Förderung des Eingesparte CO2- Regelmäßige Bilanzierung Ökostrombezugs Emissionen pro Jahr, des Ökostromanteils der Überprüfung der vorge- Bürger und Unternehmen gebenen Zielzahlen am Gesamtstromvolumen (Steigerung) Car- B 12 Modellprojekt zur Ein- Ermittlung der Car-Sharing- Sharing-Nutzerzahlen führung eines Verleih- Nutzerzahlen durch Erhe- systems mit Elektro- bung und Auswertung fahrzeugen Nutzerstatistiken

B 13 Anbindung der Ge- Anteil des Umweltver- Verkehrserhebung zum werbegebiete im Kreis bundes am Modal-Split Modal-Split, Nutzerbefra- durch umweltfreundli- der spezifischen Ziel- gung bei den Unternehmen che Mobilitätsangebo- gruppen, Verkehrsmit- an den entsprechenden te verbessern telwahl von Pendlern Standorten und Dienstreisenden

B 14 Reaktivierung der Anteil des ÖPNVs am Verkehrserhebung zum Bahnstrecke Euskir- Modal-Split, Auslas- Modal-Split bzw. der Bör- chen – Düren tung/Nutzung der Bör- debahn, Nutzerbefragung („Bördebahn“) weiter debahn vorantreiben

B 15 Prüfung einer Neukon- Anteil des ÖPNVs am Verkehrserhebung zum zeption der flexiblen Modal-Split, Auslas- Modal-Split bzw. der flexib- Bedienelemente für tung/Nutzung der ent- len Bedienelemente, Nut- den ländlichen Raum sprechenden Angebote zerbefragung oder - erhebung

B 16 Ausweitung der Öf- Anteil des Umweltver- Verkehrserhebung zum fentlichkeitsarbeit für bundes am Modal-Split Modal-Split, Nutzerbefra- umweltfreundliche gung Mobilität

Themenspeicher

Nr. Titel Maßnahme Erfolgsindikator Überprüfung

C 1 Gebäudesiegel „klima- Anzahl ausgezeichnet Auswertung der Besucher- freundlich saniert“ ein- sanierter Gebäude, Be- zahlen (real und digital), führen sucherzahlen des digita- Dokumentation der Inan- len Rundgangs spruchnahme

123 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 2 Erstellung einer kreis- Anzahl erfasster, leer- Abstimmung mit Kommu- weiten Leerstandskarte stehender Gebäude und nen und Dokumentation Anzahl der erfolgreichen Beratungen

C 3 Energieberatung der Anzahl der beratenen Regelmäßige Fragebogen- Gelegenheiten Personen pro Aktion aktion

C 4 Bekanntmachung und Anzahl der Leuchtturm- Auswertung der Besucher- Begleitung von Leucht- projekte und Nachfrage zahlen (Internetseite) und turmprojekten durch Nutzer und Inte- Nachfragen durch Interes- ressenten sierte

C 5 Themenspezifische Beteiligte Unternehmen Dokumentation der Inan- Kampagnen für kleine und deren Einsparungen spruchnahme und mittlere Unterneh- men (KMU)

C 6 „Firma-zu-Firma“- Anzahl der beratenen Auswertung der Bera- Beratung in Gewerbe- Unternehmen, hierdurch tungszahlen, Fragebogen- gebieten initiierte Investitions- aktion summen

C 7 Anzahl der beratenen Auswertung der Bera- Unternehmen, hierdurch tungszahlen, Fragebogen- Regionale Servicestelle initiierte Investitions- aktion für Nutzermotivation summen

C 8 Anzahl der Neuanlagen Monitoring Strategischer Ausbau pro Jahr, Menge an der Biomassenutzung verwendeter Biomasse

C 9 Anzahl der Neuanlagen Monitoring (Auswertung pro Jahr bzw. einge- der BAFA und Progres Förderung der Solar- speiste Strommengen NRW-Daten bzw. Netzda- energienutzung ten)

C 10 Potenzialermittlung zur Wärmemengen Monitoring Abwärmenutzung

C 11 Optimierung der Rou- Nutzerbefragung bei Un- Umweltverträgliches tenführung für den Gü- ternehmen mit großem Lkw-Routing terverkehr Güterumschlag

C 12 Potenzialprüfung: Nut- Anzahl der beteiligten Umfrage/Evaluation bei zung von Schieneninfra- Unternehmen, Menge den beteiligten Unterneh- struktur zur Verlagerung der verlagerten Fracht- men von Güterverkehr transporte

C 13 Zulassungszahlen von Auswertung der Statistik- Aufbau von Infrastruktur Elektro-Autos und Elekt- zugelassener Fahrzeuge, zur Förderung umwelt- ro-Rollern, Erdgasfahr- Tankstellen und Ladeinfra- freundlicher Antriebs- zeugen, Anzahl Erdgas- struktur technologien (Individual- tankstellen und Ladesta- verkehr) tionen für E-Fahrzeuge

124 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

C 14 Anzahl Fahrzeuge mit Auswertungen/Analysen alternativen Antriebe, anhand der Daten der Ver- Förderung umwelt- (Steigerung) Nutzerzah- kehrsunternehmen freundlicher Antriebs- len, Personenkilometer, technologien (ÖPNV) Fahrzeugkilometer

Eine Grundvoraussetzung für die Evaluation von Klimaschutzmaßnahmen ist die aus- reichende Bereitstellung von Ressourcen. Dies schließt personelle Kapazitäten und damit einhergehend finanzielles und zeitliches Budget mit ein. Für die erfolgreiche Evaluation des Klimaschutzkonzeptes ist das Klimaschutzma- nagement von zentraler Bedeutung27. Es bildet die Schnittstelle von Initiierung und Umsetzung der Einzelmaßnahmen über die verwaltungsinternen Arbeitsgruppen (z. B. Team Klimaschutz) sowie der Einbindung in den übergeordneten strategischen Klimaschutzprozess des Kreises Euskirchen. In Zusammenarbeit mit den politischen Entscheidungsträgern gestaltet es das „Klima für Klimaschutz“ im Kreis Euskirchen maßgeblich mit, indem es die Zusammenhänge von politischen Zielsetzungen, ver- waltungsinternen Bewertungsmaßstäben und Indikatoren auf Maßnahmenebene aufzeigt. Eine erfolgreiche Evaluation benötigt Akzeptanz, sowohl im Zusammenspiel zwi- schen Politik und Verwaltung, als auch innerhalb der Öffentlichkeit. Hierfür muss der gesamte Prozess klar formuliert werden. Auf diese Weise ist Kontinuität und indivi- duelles Engagement aller an dem Evaluationsprozess beteiligten Akteure zu errei- chen. Innerhalb der Akteursebene ist zudem für eine klar gegliederte Hierarchie zu sorgen, Zuständigkeiten und Verantwortliche müssen klar benannt werden. Hierzu zählen vor allem auch diejenigen, die durch Schulung, den beruflichen Hintergrund oder privates Interesse spezielles Wissen für die Evaluation mitbringen. Sie helfen aktiv, die Auswirkungen einzelner Maßnahmen vor Ort zu überprüfen. Dazu zählen beispielsweise Hausmeister (an Schulen, Kindertagesstätten oder anderen kommu- nalen Einrichtungen), Lehrer, Gebäudemanager, ohne deren Hilfe und Engagement eine zielführende Evaluation nur schwer möglich ist. Ein regelmäßiges und umfassendes Berichtswesen sollte den Evaluationsprozess begleiten, um aufgebrachte Mittel, erzielte Erfolge, genauso wie Entwicklungen in den einzelnen Handlungsfeldern oder auch Schwierigkeiten transparent darstellen zu können. Die Information kann durch lokale Medien (Zeitung, Radio, Homepage des Kreises) oder die direkte Ansprache (Infostände) mit Publikationen erfolgen. Bei der Wirkungsüberprüfung von Klimaschutzmaßnahmen, die beispielsweise auf das Nut- zerverhalten abzielen, ist man auf die Mitarbeit und Beteiligung der Öffentlichkeit angewiesen. Die Bereitschaft, an derlei Umfragen oder Podiumsdiskussionen teilzu- nehmen, muss ggf. noch „geübt“ werden, was jedoch in einem kreisweit förderli- chen „Klima für Klimaschutz“ leicht gelingen sollte.

27 Die begleitende Erfolgskontrolle der Umsetzung des Maßnahmenprogramms sollte weitestgehend verwaltungsintern geleistet werden. Dafür wird von Seiten des Gutachters ein theoretisches Zeitbudget von ca. 10% der verfügbaren Arbeitszeit kalkuliert, ggf. auch der Bedarf eines Sachmitteletat von 2.000 – 5.000 !/a für die Durchführung einfacher Befragungen (z. B. gemeinsam durchgeführt mit Kooperationspartnern).

125 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

8 Fazit Das integrierte Klimaschutzkonzept hat zentrale Themenbereiche analysiert, diverse Akteursmeinungen integriert und unterschiedlichste Handlungsoptionen aufgezeigt. Aus Sicht der Gutachter ist der Kreis Euskirchen bereits jetzt dazu in der Lage, Maß- nahmen im Rahmen einer kreisweiten Initiative für den Klimaschutz umzusetzen. Dennoch hat sich im Erstellungsprozess des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes gezeigt, dass zum Teil entscheidende Ressourcen noch fehlen bzw. sich der Kreis im Falle zentraler Erfolgsfaktoren noch entwickeln muss, um die übrigen notwendigen Maßnahmen umzusetzen und Klimaschutzstrategien zu realisieren. Zentraler Bestandteil hierbei ist die Einrichtung eines effektiven Klimaschutzmana- gements, dessen Kernbotschaften in vereinfachter Form verstanden werden können: • Der kreisweite Klimaschutz braucht mehr als nur technische Innovation, sondern auch Organisationsentwicklung (organisationales Lernen), Kompetenzentwick- lung (lebenslanges Lernen aller Mitarbeiter) und Verhaltensänderung (neue Rou- tinen) als Auswirkung einer Änderung von Werten (Kulturänderung) sowie inten- sive Kommunikation und Wissensmanagement. • Der kreisweite Klimaschutz braucht mehr als einzelne Projekte, sondern einen ganzheitlichen, strategischen Ansatz, durch den einzelne Projekte in ein umfas- sendes systematisches, effizientes und effektives Prozessmanagement einge- bunden werden. Eine solche Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes braucht Rückendeckung und Res- sourcen. Hierfür sei ein Beispiel genannt: Die „Kümmerer“ sind zu stärken, d. h. die- jenigen, die sich verantwortlich fühlen und diejenigen, die sich engagieren sind trans- parent - also nach außen sichtbar - zu unterstützen, ohne dass anderen Mitarbeitern ihre Verantwortung genommen wird. Der Grundsatz „Stärkung der Kümmerer“ gilt insbesondere im eigenen Haus (Kreisverwaltung), aber auch außerhalb des Verwal- tungsraumes. „Nachrückende Kümmerer" („Nachwuchstalente“) sind zu entdecken und zu fördern. Hierzu muss die Verwaltungsspitze sowie die politischen Vertreter die tief greifenden Veränderungen eines effektiven Klimaschutzes annehmen und sich in Bezug auf seine grundlegenden Belange einig sein. Negative Effekte aller Pla- nungs- und Entscheidungsprozesse auf die Bereiche des Klimaschutzes sind hierzu transparent darzulegen und zu minimieren. Ein Prozessmanagement des Klimaschutzes in der Kreisverwaltung ist hierfür als aussichtsreiche Basis zu verstehen, da • das eindeutige Zuweisen von Verantwortung Klarheit schafft sowie Schnittstel- len zu erkennen und zu nutzen sind, • die wirtschaftlichen Minderungspotenziale und regionalen Wertschöpfungseffek- te dadurch erschlossen werden, • vorhandene Netzwerke ausgebaut werden, • Handlungslogiken und Nutzenerwartungen der Akteure beachtet und Konflikte aktiv gelöst werden können sowie mit neutralem Kommunikationsmanagement Vertrauen über den Dialog erzeugt wird, • über die Auswertung des Prozessverlaufs Konsequenzen gezogen werden kön- nen. Bei allen Überlegungen des Kreises Euskirchen, die für die Umsetzung des Klima- schutzkonzeptes getroffen werden, sollte stets ein Fokus auf die Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen gelegt werden.

126 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Das vorliegende Klimaschutzkonzept bietet eine erste Basis für das zukünftige Klima- schutzmanagement, den beschriebenen Prozess zu initiieren.

127 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

9 Anhang

9.1 Anhang I: CO2-Bilanzierung Die Daten der Grafiken wurden mit den Gradtagszahlen28 der Wetterstation Aachen witterungsbereinigt. In die Werte geht ein lokaler Strommix bzw. gehen auch lokale Emissionsfaktoren ein. Das letzte Bilanzierungsjahr ist das Jahr 2009. Der letzte Stand der Bilanzierung in ECORegion ist der Februar 2012. Änderungen der der Bilanz im Tool zu Grunde liegenden Berechnungsfaktoren können durch die Firma Ecospeed jederzeit vorgenommen werden.

Bezeichnung Datenquelle Jahr KEV Schleiden, RWE, Regionalgas Euskir- Strom- und Erdgasbezug aus den 2004, chen Netzen 2009 Verbrauchsdaten der kreiseigenen Kreis Euskirchen 2009/2010 Liegenschaften Gradtagszahlen der Wetterstation 1990 - DWD Aachen 2009 Zentral bereitgestellte Daten aus Ecospeed dem Ländermodell Deutschland Zentral für NRW bereitgestellte Daten in ECORegion (Startbilanz, 1990 - EnergieAgentur.NRW Förderdaten BAFA, pro- 2009 gres.nrw/REN)

Tabelle 9: Datengrundlage zur Erstellung der CO2-Bilanz für den Bereich Energie (Quelle: Gertec)

Zur Erstellung der CO2-Bilanz im Bereich Verkehr war es zunächst erforderlich, eine räumliche oder verursacherbezogene Abgrenzung der zu erfassenden CO2-Emis- sionen vorzunehmen. Die Abgrenzung wird durch die Wahl des Bilanzierungsprinzips vorgegeben:

Bei Anwendung des „territorialen Bilanzierungsprinzip“ werden alle innerhalb des

Gebietes des Kreises Euskirchen entstehenden, verkehrsbezogenen CO2-Emissionen bei der Erstellung der CO2-Bilanz berücksichtigt. Emissionen, die durch Einwohner und Beschäftigte des Kreises Euskirchen außerhalb des Kreisgebietes verursacht werden, werden hierbei nicht berücksichtigt. Hingegen werden bei Anwendung des „verursacherbezogenen Bilanzierungsprinzips“ alle durch Einwohner und Beschäftig- te des Kreises Euskirchen verursachten CO2-Emissionen bilanziert. Dies gilt auch für außerhalb des Kreisgebietes verursachte CO2-Emissionen, sofern es sich hierbei um Pendlerverkehr handelt. Im Gegensatz zur „territorialen Bilanzierung“ werden Emis-

28 Um Aussagen über den Energieverbrauch von Gebäuden zu machen, die nicht von den zufälligen, von Jahr zu Jahr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen abhängig sind, ist eine Normierung auf einen im Durchschnitt zu erwartenden Verbrauch notwendig (Witterungsbereinigung). Zu diesem Zweck wird das lokale langjährige Mittel der Jahres-Gradtagszahl herangezogen. Die Gradtagszahl eines Tages ist die Differenz zwischen der mittleren Außentemperatur und der angestrebten Innentemperatur von 20°C. Die Gradtagszahl eines Jahres ist die Summe der Gradtagszahlen aller Tage eines Jahres, an denen die mittlere Außentemperatur unter 15°C liegt.

128 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht sionen des Durchgangsverkehrs29 von PKW und LKW, die innerhalb des Gebietes des Kreises Euskirchen entstehen, nicht berücksichtigt.

Im Rahmen der Erstellung der CO2-Bilanz für den Kreis Euskirchen wurde das „verur- sacherbezogene Bilanzierungsprinzip“ angewendet. Dieses bietet gegenüber dem „territorialen Bilanzierungsprinzip“ zwei wesentliche Vorteile:

1. Einwohner und Beschäftigte des Kreises Euskirchen liegen im direkten Wirkungs- bereich des konzipierten Maßnahmenprogramms, auswärtige Verkehrsteilnehmer (Stichwort: „Durchgangsverkehr“) können hingegen durch das konzipierte Maß- nahmenprogramm kaum in ihrem Mobilitätsverhalten beeinflusst werden

2. Die Datenverfügbarkeit und -qualität zur Erstellung der verkehrlichen CO2-Bilanz ist aufgrund detaillierter Pendlerdaten der Bundesagentur für Arbeit bei Anwendung des „verursacherbezogenen Bilanzierungsprinzips“ gewährleistet

Eine bilanzierungstechnische Besonderheit besteht grundsätzlich bei der Erfassung der CO2-Emissionen des Personenfernverkehrs. Emissionen des Flugverkehrs und Schienenfernverkehrs wurden geschlüsselt nach der Einwohnerzahl des Kreises Eus- kirchen, unter Verwendung bundesweit vorliegender Daten, bei der Erstellung der

CO2-Bilanz einbezogen. Die Verwendung bundesweiter Daten war erforderlich, da eine lokale und regionale Abgrenzung der durch Flug- und Schienenfernverkehr ver- ursachten Emissionen mangels regionaler Daten nicht möglich ist.

Neben der Auswahl eines geeigneten Bilanzierungsprinzips erforderte die Erstellung einer CO2-Bilanz für den Verkehrssektor eine Datengrundlage für die bilanzierungsre- levanten Bereiche Personennahverkehr und -fernverkehr, Straßengüterverkehr sowie sonstiger Güterverkehr, für den bilanzierungsrelevanten Zeitraum 1990 bis 2009. Als Bilanzierungsgrundlage wurden die in Tabelle 10 aufgelisteten Datenquellen verwen- det. Darüber hinaus beinhaltet die Bilanzierungssoftware „ECORegion“ voreingestell- te Verkehrsdaten, die sich aus der Bevölkerungs- und Beschäftigungsstruktur des Kreises Euskirchen ergeben. In Fällen, bei denen keine oder nur lückenhafte lokal- spezifische Daten verfügbar waren, wurden die im Bilanzierungstool voreingestellten Verkehrsdaten verwendet.

Datenquelle Datenbezeichnung

Bundesagentur für Arbeit Auspendler (Tagespendler) nach Quelle/Ziel - (Sekundär: IT.NRW) Gemeinden - Stichtag

Bundesagentur für Arbeit Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach (Sekundär: IT.NRW) Wohn- und Arbeitsort - Gemeinden - Stichtag

Kraftfahr-Bundesamt, Flensburg Bestand an Kraftfahrzeugen nach Kraftfahrzeug- arten und Kraftfahrzeuganhängern - Gemeinden - Stichtag

29 Weder Quelle noch Ziel des Verkehrsaufkommens liegen innerhalb des Kreises Euskirchen. Das Kreisgebiet wird also lediglich durchfahren.

129 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Umweltbundesamt Energieverbrauch und Schadstoffemissionen des motorisierten Verkehrs in Deutschland 1960 - 2030 (Tremod-Studie)

Umweltbundesamt Die CO2 Bilanz des Bürgers

Kreis Euskirchen Integrierte Gesamtverkehrsplanung für den Kreis Euskirchen

Kreis Euskirchen Kennzahlen AST und TaxiBus

Verkehrsverbund Rhein-Sieg VRS-Verkehrserhebung (SPNV, Bus, Stadtbahn), Kreis Euskirchen

Verkehr in Zahlen 2008/09 (Ver- Verkehrsaufkommen nach Wegezwecken (Be- kehrsdatensammlung) ruf, Ausbildung, Einkauf, Freizeit, Begleitung)

Mobilität in Deutschland 2008 Erhebung zur Verkehrsmittelwahl (Wegezweck (Studie) Arbeit)

Tabelle 10: Datengrundlage zur Erstellung einer CO2-Bilanz für den Verkehrssektor (Quelle: mobilité)

An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass bei der Berechnung nicht direkt auf kreisspezifische Besonderheiten, wie etwa die Ansiedlung von Großunternehmen eingegangen werden kann, da hierfür für den langen Betrachtungszeitraum keine verlässlichen Zahlen vorliegen oder die Ermittlung solcher Zahlen einen unverhält- nismäßigen Aufwand bedeuten würde. Daher wird auf Zahlen aus verlässlichen und schnell zu erschließenden Quellen zurückgegriffen, die entweder den gesamten Be- trachtungszeitraum abdecken oder eine Tendenz abbilden können und somit ein nachvollziehbares Verfahren zur Ermittlung der Emissionen des Kreises Euskirchen ermöglichen. Die Ansiedlung von Großunternehmen wird jedoch indirekt über die allgemeinen Beschäftigtenzahlen und den Kraftfahrzeugbestand des Kreises abgebil- det.

Die Grundlage für die Berechnungen der Bilanzierungssoftware „EcoRegion“ im Be- reich Verkehr bilden die für die verschiedenen Verkehrsmittel im Betrachtungszeit- raum ermittelten Personenkilometer pro Jahr sowie die Einwohner- und Beschäftig- tenzahlen und die Fahrzeugbestände. Die Ermittlung der Personenkilometer wird im Folgenden für die verschiedenen Verkehrsmittel kurz erläutert:

Die Berechnung der PKW-Personenkilometer erfolgte insbesondere auf Basis des vom Kraftfahrtbundesamtes (KBA) ermittelten Kraftfahrzeugbestandes und den Pend- lerdaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) in fünf Schritten: 3. Zunächst wurden auf Basis der Pendlerdaten der BA und der durchschnittlichen Reiseweite die von allen Pendlern pro Tag zurückgelegten Kilometer ermittelt. Da

im Rahmen der Erstellung der CO2-Bilanz für den Kreis Euskirchen das „verursa- cherbezogene Bilanzierungsprinzip“ angewendet wurde, wurden hierbei nur die Auspendler (mit Hin- und Rückfahrt) berücksichtigt. Eine weitere wichtige Annah- me für die Berechnung auf Kreisebene war, dass als Pendler gilt, wer eine Ge- meindegrenze überschreitet. Daher wurden sowohl die Auspendler des Kreises

130 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

als auch die Auspendler der Gemeinden innerhalb des Kreises Euskirchen hinzu- gezogen. Eine reine Betrachtung von Auspendlern, die die Kreisgrenze überschrei- ten, hätte zu einer Verzerrung geführt, da von den Pendlern zwischen den Ge- meinden des Kreises große Entfernungen zurückgelegt werden, die mit berück- sichtigt werden mussten. 3. Ausgehend von 200 Arbeitstagen pro Jahr konnte im nächsten Schritt die Anzahl an Jahreskilometern eines Pendlers ermittelt werden. 4. Dieser Wert wurde dann mit dem Anteil der Pendler multipliziert, die den PKW für den Weg zur Arbeit nutzen (83%)30, um den Anteil der mit dem PKW zurückgeleg- ten Kilometer an allen von Pendlern zurückgelegten Kilometern zu ermitteln. 5. Abschließend wurde dieser Wert durch den Anteil des Pendlerverkehrs am ge- samten PKW-Verkehr geteilt (30%)31, womit man die Personenkilometer pro Jahr erhält, die im Kreis mit dem PKW zurückgelegt werden. 6. Abschließend erfolgte eine Verifizierung der Ergebnisse durch eine Pro-Kopf- Betrachtung der Ergebnisse und einem Abgleich mit bundesweit ermittelten Da- ten. Die Personenkilometer, die mit dem Verkehrsmittel Motorrad zurückgelegt werden, wurden pauschal mit einem Anteil von 1,2%32 der PKW-Personenkilometer berech- net. Für die Ermittlung der Personenkilometer der Verkehrsmittel des SPNV und ÖPNV konnte auf Zahlen des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) für die Jahre 2006 und 2009 zurückgegriffen werden. Des Weiteren lagen für die Jahre 1999 bis 2009 Zah- len für das Anrufsammeltaxi und für die Jahre 2002 bis 2009 Zahlen für den TaxiBus vor. Für den Personenfernverkehr und den Güterverkehr lagen keine verlässlichen lokal- spezifischen Zahlen vor, daher wurden für die Berechnungen die im Bilanzierungstool voreingestellten Verkehrsdaten verwendet, welche kreisspezifisch auf Basis der Kfz- Bestände (Zugelassene PKW/LKW) und der Beschäftigtenzahlen ermittelt wurden. Im Bilanzierungstool wird im Bereich Straßengüterverkehr standardmäßig auch der Durchgangsverkehr hinzugerechnet, so dass auf Grund des angewendeten verursa- cherbezogenen Bilanzierungsprinzips eine Berichtigung der Werte notwendig war. Im Rahmen der integrierten Gesamtverkehrsplanung für den Kreis Euskirchen aus dem Jahre 2005 wurde für den Durchgangsverkehr ein Anteil von 65% am gesamten Straßengüterverkehr33 ermittelt.

30 Die Verkehrsmittelwahl der Pendler wurde auf Basis von „Mobilität in Zahlen 2008“ ermittelt. Die Studie sagt aus, dass in verdichteten sowie ländlichen Kreisen bei etwa 83% der auf Grund des Wegezwecks Arbeit zurückgelegten Kilometer der PKW genutzt wird. 31 Zur Ermittlung des Anteils des Wegezwecks Arbeit an allen Wegen wurden Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) herangezogen, welche für Gesamtdeutschland einen Anteil von etwa 21% ausweisen. Dieser Wert diente jedoch nur zur Orientierung und da es sich beim Kreis Euskirchen um einen sehr ländlich geprägten Raum handelt, wurde der Anteil nach Rücksprache mit dem Kreis und den Gemeinden auf 30% festgelegt. 32 ifeu - Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2010): Fortschreibung und Erweiterung ”Daten- und Rechenmodell: Energieverbrauch und Schadstoffemissionen des motorisierten Verkehrs in Deutschland 1960-2030“ (TREMOD, Version 5) Endbericht. Heidelberg. S.16. 33 Planungsbüro Via (2005): Integrierte Gesamtverkehrsplanung für den Kreis Euskirchen - Analyse und Zukunft des Güterverkehrs, S.21.

131 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

9.2 Anhang II: CO2-Minderung 9.2.1 Methodische Grundlagen im Bereich Energie 9.2.1.1 Wärmeschutzentwicklungen Erneuerungsquoten für den Wärmeschutz von Gebäude liegen nach einer Potenzial- studie des IWU34 bei 0,75%/a, dies würde bedeuten, dass erst nach 133 Jahren alle bundesdeutschen Bestandsgebäude saniert sind. Diese Quote wäre die Ausgangs- basis für eine Trendprognose. Die Prognos-Studie35 verwendet z. B. diese Quote und gelangt so zu vergleichsweise niedrigen Einsparungen. Die Wirtschaftlichkeit von baulichen Maßnahmen zur Verbesserung des Wärme- schutzes ist in starkem Maße davon abhängig, dass ohnehin Instandsetzungen erfor- derlich sind und Instandsetzung und Modernisierung verbunden werden. Unterstellt man, dass dies immer erfolgt, kann die Quote nach Einschätzung der IWU- Potenzialstudie auf 2,5%/a entsprechend 40 Jahren Erneuerungszyklus gesteigert werden. Dieser Wert der IWU-Potenzialstudie wird in der weiteren Bilanzierung übernommen. Bei einem Betrachtungszeitraum von 13 Jahren, d. h. 2007 bis 2020 werden ein Drit- tel aller Bauteile der Gebäudehülle von einer Ersatzinvestition und damit der Möglich- keit zur wirtschaftlichen energetischen Sanierung betroffen sein. Der Qualitätsstandard der Sanierung ergibt sich aus den Anforderungswerten der Energie-Einsparverordnung (EnEV) 2009, sowohl dämmtechnisch als auch hinsichtlich der Heizungsanlagen. Die Einschätzung des Zielwertes der sanierten Bestandsge- bäude orientiert sich an der IWU-Querschnittsstudie36 von 2007. Diese bezog sich noch auf die EnEV 2007. Die EnEV 2009 verschärft die Anforderung an die Wärme- durchgangswerte der Bauteile um ca. 25%. 9.2.1.2 Heizungsanlagentechnik Die Heizungsanlagentechnik unterliegt kürzeren Erneuerungszyklen und wird alle 20 Jahre (Bandbreite 15 bis 25 Jahre) zu erneuern sein. Zur Abschätzung der anlagentechnischen Einsparpotenziale wird die Prognos-Studie herangezogen. Als wirtschaftliches Potenzial im Betrachtungszeitraum wird dort für Kesselaustausch eine Potenzialerschließung von zusätzlichen 5% und für Optimie- rung im Bestand eine Potenzialerschließung von zusätzlichen 2% angegeben. Ein Energieträgerwechsel zwischen Fernwärme, Gas und Öl wird nicht berücksichtigt, es wird angenommen dass die Aufteilung des Marktes zwischen diesen drei Energieträ- gern weitgehend abgeschlossen ist und annähernd stabil bleibt. Wichtige Marktsegmente, deren neuer Energieträger noch offen ist, sind Heizstrom im Bestand und der Neubau. Die elektrische Direktheizung wird nach der EnEV 2009

34 IWU: Potentiale zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Wärmeversorgung von Gebäuden in Hessen bis 2012, Studie im Rahmen von INKLIM 2012 (Integriertes Klimaschutzprogramm Hessen 2012), DarmKreis 2007 35 Prognos: Potenziale für Energieeinsparung und Energieeffizienz im Lichte aktueller Preisentwicklungen. Endbericht 18/06. 36 IWU, im Auftrag des Verbandes der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V. (VdW südwest): Querschnittsbericht Energieeffizienz im Wohngebäudebestand - Techniken, Potenziale, Kosten und Wirtschaftlichkeit. 2007

132 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht nicht mehr zulässig sein. Nach EnEV 2009 § 10a „Außerbetriebnahme von elektri- schen Speicherheizsystemen“ sind derartige Anlagen bis Ende 2019 außer Betrieb zu nehmen, es sind jedoch einige Ausnahmen vorgesehen. 9.2.1.3 Stromanwendungen Haushalte Die möglichen Einsparungen bei Stromanwendungen im Sektor Haushalte ohne Hei- zung und Warmwasser werden in Anlehnung an die Prognos-Studie quantifiziert.

Bezeichnung Anwendung wirtschaftliches Maßnahme System Potenzial HH (Private Haushalte) [%] Beleuchtung Beleuchtung 40% Kühlschränke Geräte 31% Wäschetrockner Geräte 32% Waschmaschinen Geräte 10% Geschirrspüler Geräte 10% Reduktion Leerlaufverbrauch IUK / Unterhaltung Geräte 21% Reduktion Betriebsverluste IUK / Unterhaltung Geräte 2% Reduktion Leerlaufverbrauch Haushaltsgeräte Geräte 1% Tabelle 11: Stromanwendungen Haushalte (Quelle: Gertec nach Prognos 2006)

Abweichend von der Prognos-Studie wird das Einsparpotenzial der Heizungspumpen als wichtige Komponente innerhalb der Anwendungsgruppe MECH (mechanische Arbeit, Antriebe) höher angesetzt. Das Potenzial wird mit 25% Minderung abge- schätzt. 9.2.1.4 Stromanwendungen im tertiären Wirtschaftssektor und den kommunalen Liegenschaften Zwischen Haushalten und Wirtschaftssektor ist insbesondere bei der Anwendung KÜHL zu unterscheiden, die bei den Haushalten fast ausschließlich Kühl- und Gefrier- geräte umfasst und im Wirtschaftssektor auch in starkem Maße von Klima- und Raumlufttechnischen-Anlagen (RLT-Anlagen) bestimmt ist.

Bezeichnung Anwendung wirtschaftliches Maßnahme System Potenzial GHD (Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) [%]

Opt. Klima- und RLT-Anlagen Anlagen (TGA) 47%

Allgemeinbeleuchtung Beleuchtung 23%

Steckerfertige Kühl- und Tiefkühlgeräte Geräte 27% Reduktion Leerlaufverluste IUK-Endgeräte Büro Geräte 9% Reduktion Betriebsverluste IUK-Endgeräte Büro Geräte 2%

133 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Tabelle 12: Potenziale im tertiären Wirtschaftssektor (Quelle: Gertec nach Prognos 2006) 9.2.1.5 Stromanwendungen im primären und sekundären Wirtschaftssektor In der Prognos-Studie werden die gewerblichen und industriellen Anwendungen sehr stark branchenbezogen untersucht, so dass diese Ergebnisse nicht auf die hier ge- wählte einheitliche Struktur anwendbar sind. Eine an dieser Stelle geeignetere Auf- schlüsselung nach Anwendungszwecken liegt einer Untersuchung des Wuppertal- Instituts37 zugrunde. Die Tabelle zeigt Einsparungen in Terrawattstunden pro Jahr bei Emissionsreduktionspotenzialen in Tonnen pro Jahr.

CO2- Einsparung Reduktionspoten- Strom netto Anwendung zial (t/a) (TWh/a) Industrie Pumpen 9.822.007 15 Prozesswärme (Substitution, Brennstoffeinsparun- gen) 34.829.505 16 Prozesskälte 1.287.157 2 Druckluft 1.608.517 2 Beleuchtung 2.357.468 4 Ventilatoren, Lüftung, Klima 1.812.076 2 Tabelle 13: Stromeinsparungen im primären und sekundären Wirtschaftssektor (Quelle: Wuppertal Institut 2006)

9.2.2 Sektorspezifische CO2-Minderungen im Bereich Energieverbrauch Betrachtet werden im Bilanzierungstool ECORegion die folgenden Energieträger: Strom, Heizöl, Erdgas (Gas), Fernwärme (FW), Holz, Umweltwärme, Sonnenkollekt- oren, Biogase, Abfall, Flüssiggas, Braunkohle und Steinkohle sowie die Kraftstoffe

Benzin, Diesel, Kerosin und Biodiesel. Für den Energiebereich werden die CO2- Minderungspotenziale der Energieträger Strom, Gas, Fernwärme und nicht- leitungsgebundene Energieträger (NLE) betrachtet.

Die Minderungspotenziale werden auf der Basis der CO2-Bilanz und dem kommuna- len Gesamtenergieverbrauch nach den einzelnen Verbrauchssektoren Wirtschaft (Wirt I+II, sowie Wirt III), kommunale Liegenschaften (Kom) und Haushalte (HH) er- mittelt. Die wirtschaftlichen Einsparpotenziale werden nach den Energieeinsatzzwe- cken, also Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme, Kühlung, Beleuchtung etc., aufgegliedert und auf der Basis von nationalen Durchschnittsverbrauchswerten abge- schätzt. In den Darstellungen wird zwischen • Heizung (HEIZ), • Warmwasser (WW), Prozesswärme (PROZ) (im Haushalt zum Beispiel das Kochen mit dem Elektroherd), • Klimatisierung der Gebäude und technische Kälte (KÜHL),

37 Wuppertal-Institut (im Auftrag der E.ON AG): Optionen und Potentiale für Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen. Wuppertal 2006

134 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

• Beleuchtung (LICHT), • Mechanische Anwendungen (MECH) (hierunter entfallen Anwendungen wie Gara- gentore, Aufzug-Bedienung oder auch die Bedienung von Waschmaschinen und Trocknern bzw. in Anwendungen in den Wirtschaftsbereichen auch Antriebe, me- chanische Arbeit, Lüftung und Druckluft) und • Information und Kommunikation (IUK) (also Server, PCs, Fernseher, Radio, Kopie- rer, Fax) unterschieden. Die wirtschaftlichen Einsparpotenziale bis zum Jahr 2020 wurden überschlägig ermit- telt, indem die auf der Grundlage bundesweiter Studien zur Stromeinsparung sowie auf der Grundlage von Gebäudetypologien die dort ermittelten Prozentsätze der Ein- sparung auf den Kreis Euskirchen übertragen wurden. Wesentliche Basisparameter dieser Studien mit hohem Einfluss auf die Ergebnisse sind: • Erneuerungszyklen der Bauteile und der Anlagentechnik/Geräte • Betrachtungszeitraum in Verbindung mit der angenommenen Länge dieser Erneu- erungszyklen • Ziel-Standards bei Durchführung von Sanierungen/Ersatzinvestitionen • Energiepreise und Energiepreisprognosen • Einbeziehung von Hemmnissen/Marktversagen Im Rahmen dieses Konzeptes wird analog zu den Energieklassen des BMU (Stand 2007) für Haushalte ein mittlerer Energiepreis von 7 Cent/kWh im Bereich Wärme und 20 Cent/kWh im Bereich Strom angenommen. Unter Annahme einer moderaten Energiepreissteigerung wird basierend auf Potenzialstudien zur Wirtschaftlichkeit das entsprechende Energieminderungspotenzial ermittelt. Anzumerken ist die Tatsache, dass einzelne Energieträger nicht für alle Anwendun- gen zutreffen. Während Strom für alle Anwendungen geeignet ist, können mit Fern- wärme nur die Anwendungsbereiche Heizung und Warmwasser bedient werden, Kühlung mit Fernwärme ist eine seltene Anwendung.

Anwendungszwecke in % (GWh, Durchschnitt) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 15,9% 17,0% 8,90% 16,5% 15,4% 3,81% 22,5% HH Erdgas 86,4% 13,4% 0,200% HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 85,0% 15,0% Wirt I+II Strom 1,00% 1,00% 25,0% 4,00% 9,00% 59,0% 1,00% Wirt I+II Erdgas 14,0% 1,00% 84,0% 1,00% Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 14,0% 1,00% 84,0% 1,00% Wirt III Strom 5,21% 3,13% 6,25% 10,4% 29,2% 31,3% 14,6% Wirt III Erdgas 70,8% 10,1% 19,1% Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 70,8% 10,1% 19,1% Kom Strom 16,0% 10,0% 21,0% 24,0% 9,00% 20,0% Kom Erdgas 85,0% 15,0% Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger 85,0% 15,0% Tabelle 14: Prozentuale Aufteilung der Anwendungszwecke (Quelle: Gertec)

Den Energieträgern sind pro Sektor nach bundesdeutschen Durchschnittswerten An- teile des Energieverbrauchs zugewiesen worden. Jeweils über alle Anwendungszwe- cke ergeben sich 100% Energieverbrauch. Durch Verwendung dieser Prozentsätze,

135 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

werden für den Kreis Euskirchen auf das Jahr 2009 bezogen folgende Energiever- brauchswerte angenommen:

Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 67,5 67,9 166 92,7 144 358 105 Erdgas 756 113 284 - - 3,20 - nicht-leitungsgeb. Energieträger 667 113 239 - - 2,75 - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 1.306 265 31,9 56,3 52,6 13,0 76,6 Wirtschaft Sektor I+II 88,4 11,0 626 20,1 45,1 302 5,01 Wirtschaft Sektor III 87,1 16,2 31,1 16,4 45,9 49,2 22,9 kom. Liegenschaften 8,50 1,50 - - - - - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 54,3 58,0 30,4 56,3 52,6 13,0 76,6 HH Erdgas 652 101 1,51 - - - - HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 600 106 - - - - - Wirt I+II Strom 5,01 5,01 125 20,1 45,1 296 5,01 Wirt I+II Erdgas 44,8 3,20 269 - - 3,20 - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 38,5 2,75 231 - - 2,75 - Wirt III Strom 8,20 4,92 9,83 16,4 45,9 49,2 22,9 Wirt III Erdgas 50,7 7,24 13,7 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 28,2 4,03 7,61 - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 8,50 1,50 - - - - - Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 1.802 Strom 1.000 Wirtschaft Sektor I+II 1.097 Erdgas 1.156 Wirtschaft Sektor III 269 Fernwärme - kom. Liegenschaften 10 nicht-leitungsgeb. Energieträger 1.021 Tabelle 15: Ermittelter Endenergieverbrauch nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec)

Am Beispiel der privaten Haushalte werden die Aussagen der Tabelle exemplarisch verdeutlicht. Im Kreis Euskirchen werden im Bereich der Haushalte insgesamt 1.802 GWh Endenergie verbraucht, hauptsächlich für Raumwärme (1.306 GWh) und für Warmwasser (265 GWh). Die Stromanwendungen in Haushalten sind etwas breiter gefächert, der Bereich Information und Kommunikation ist mit einem Verbrauch von 76,6 GWh der häufigste Anwendungszweck. Für Kühlschränke, Klimaanlagen und andere Kühlgeräte werden 56,3 GWh aufgewendet. 58 GWh Strom werden für Warmwasserzubereitung aufgewendet, demgegenüber werden 101 GWh Erdgas und 106 GWh nicht-leitungsgebundene Energieträger für die Erzeugung von Warm- wasser in Haushalten verwendet. Der Strombedarf für Beleuchtung liegt bei 52,6 GWh. Stromanwendungen für Raumwärme liegen im Kreis Euskirchen bei 67,5 GWh, das entspricht 4,5% der Heizanwendungen. 756 GWh Erdgas werden für Heizanwendungen genutzt, dies entspricht 50,7% der Heizanwendungen. An nicht-leitungsgebundenen Energieträgern werden 667 GWh für Heizanwendungen in Haushalten verbraucht. Prozesswärme steht u.a. für das Kochen im Haushalt, hierfür werden 31,9 GWh benötigt (30,4 GWh über Strom und 1,57 GWh über Erdgas, das entspricht einem Anwendungsverhältnis von 95,3% zu 4,7%). Mechanische Anwendungen sind im Haushaltsbereich z. B. Waschmaschi-

136 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht nen, Lüftungsanlagen oder Aufzüge, hier werden im Kreis Euskirchen insgesamt 13 GWh verbraucht. Aufbauend auf den Ergebnissen aus Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 67,5 67,9 166 92,7 144 358 105 Erdgas 756 113 284 - - 3,20 - nicht-leitungsgeb. Energieträger 667 113 239 - - 2,75 - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 1.306 265 31,9 56,3 52,6 13,0 76,6 Wirtschaft Sektor I+II 88,4 11,0 626 20,1 45,1 302 5,01 Wirtschaft Sektor III 87,1 16,2 31,1 16,4 45,9 49,2 22,9 kom. Liegenschaften 8,50 1,50 - - - - - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 54,3 58,0 30,4 56,3 52,6 13,0 76,6 HH Erdgas 652 101 1,51 - - - - HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 600 106 - - - - - Wirt I+II Strom 5,01 5,01 125 20,1 45,1 296 5,01 Wirt I+II Erdgas 44,8 3,20 269 - - 3,20 - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 38,5 2,75 231 - - 2,75 - Wirt III Strom 8,20 4,92 9,83 16,4 45,9 49,2 22,9 Wirt III Erdgas 50,7 7,24 13,7 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 28,2 4,03 7,61 - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 8,50 1,50 - - - - - Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 1.802 Strom 1.000 Wirtschaft Sektor I+II 1.097 Erdgas 1.156 Wirtschaft Sektor III 269 Fernwärme - kom. Liegenschaften 10 nicht-leitungsgeb. Energieträger 1.021

Tabelle 15 erfolgt eine tabellarische Darstellung der CO2-Emissionen aufgegliedert nach den Anwendungszwecken:

137 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 36,4 36,7 89,4 50,1 77,6 193 56,5 Erdgas 172 25,8 64,8 - - 0,730 - nicht-leitungsgeb. Energieträger 187 31,6 67,0 - - 0,773 - Summe 396 94,1 221 50,1 77,6 195 56,5 Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 346 84,1 16,7 30,4 28,4 7,03 41,4 Wirtschaft Sektor I+II 23,7 4,21 194 10,8 24,4 161 2,71 Wirtschaft Sektor III 23,9 5,44 10,6 8,85 24,8 26,6 12,4 kom. Liegenschaften 1,94 0,342 - - - - - Summe 396 94,1 221 50,1 77,6 195 56,5 Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 29,3 31,3 16,4 30,4 28,4 7,03 41,4 HH Erdgas 149 23,0 0,344 - - - - HH nicht-leitungsgeb. 168 29,7 - - - - - Wirt I+II Strom 2,71 2,71 67,7 10,8 24,4 160 2,71 Wirt I+II Erdgas 10,2 0,730 61,3 - - 0,73 - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. 10,8 0,773 64,9 - - 0,773 - Wirt III Strom 4,43 2,66 5,31 8,85 24,8 26,6 12,4 Wirt III Erdgas 11,6 1,65 3,12 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. 7,92 1,13 2,14 - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 1,94 0,342 - - - - - Kom nicht-leitungsgeb. ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 554 Strom 540 Wirtschaft Sektor I+II 421 Erdgas 264 Wirtschaft Sektor III 112 Fernwärme - kom. Liegenschaften 2 nicht-leitungsgeb. Energieträger 287

Tabelle 16: Errechnete CO2-Emission nach Anwendungszwecken (Quelle: Gertec)

138 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

9.2.2.1 Berechnungsansätze für Einsparungen Auf Basis der genannten bundesweiten Untersuchungen konnten Einsparraten für die Anwendungszwecke ermittelt werden. Bis 2020 ergibt sich je Anwendungszweck ein wirtschaftlich umsetzbares Potenzial. Die einzelnen Einsparraten sind dabei nicht untereinander zu summieren.

Anwendungszwecke (%, MUSTER) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 4,96% 2,76% 19,5% 12,9% 18,5% 32,1% 9,32% Erdgas 75,7% 4,69% 19,6% 0,000% 0,000% 0,000% 0,000% nicht-leitungsgeb. Energieträger 75,0% 4,48% 20,5% 0,000% 0,000% 0,000% 0,000% Summe 49,5% 3,92% 19,8% 4,73% 6,80% 11,8% 3,42% Anwendungszwecke (%, MUSTER) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 76,5% 5,16% 1,18% 5,10% 6,14% 0,807% 5,14% Wirtschaft Sektor I+II 9,96% 1,27% 58,2% 2,43% 4,85% 23,1% 0,280% Wirtschaft Sektor III 25,4% 5,34% 2,19% 10,1% 16,6% 36,4% 3,97% kom. Liegenschaften 93,0% 7,00% 0,000% 0,000% 0,000% 0,000% 0,000% Anwendungszwecke (%, MUSTER) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 15,0% 2,00% 13,3% 31,0% 40,0% 21,3% 23,0% HH Erdgas 21,1% 9,00% 0,000% HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 19,4% 7,00% Wirt I+II Strom 0,570 50,0% 30,5% 23,8% 21,2% 15,3% 11,0% Wirt I+II Erdgas 0,210 0,000% 15,2% Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 0,190 0,000% 15,2% Wirt III Strom 50,0% 10,0% 39,0% 23,0% 47,0% 11,0% Wirt III Erdgas 21,1% 9,00% 3,00% Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 19,4% 7,00% Kom Strom 50,0% 10,0% 45,0% 23,0% 47,0% 11,0% Kom Erdgas 21,1% 9,00% Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger 19,4% 7,00%

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 100% Strom - Wirtschaft Sektor I+II 100% Erdgas - Wirtschaft Sektor III 100% Fernwärme - kom. Liegenschaften 100% nicht-leitungsgeb. Energieträger - Tabelle 17: Einsparraten je Sektor und Energieträger nach Anwendungszwecken in Prozent (Quelle: Gertec)

139 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Unter Anwendung der durchschnittlichen deutschen Energieanwendungszwecke auf die kreisweiten Verbräuche ( Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 67,5 67,9 166 92,7 144 358 105 Erdgas 756 113 284 - - 3,20 - nicht-leitungsgeb. Energieträger 667 113 239 - - 2,75 - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 1.306 265 31,9 56,3 52,6 13,0 76,6 Wirtschaft Sektor I+II 88,4 11,0 626 20,1 45,1 302 5,01 Wirtschaft Sektor III 87,1 16,2 31,1 16,4 45,9 49,2 22,9 kom. Liegenschaften 8,50 1,50 - - - - - Summe 1.490 294 689 92,7 144 364 105 Anwendungszwecke absolut (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 54,3 58,0 30,4 56,3 52,6 13,0 76,6 HH Erdgas 652 101 1,51 - - - - HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 600 106 - - - - - Wirt I+II Strom 5,01 5,01 125 20,1 45,1 296 5,01 Wirt I+II Erdgas 44,8 3,20 269 - - 3,20 - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 38,5 2,75 231 - - 2,75 - Wirt III Strom 8,20 4,92 9,83 16,4 45,9 49,2 22,9 Wirt III Erdgas 50,7 7,24 13,7 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 28,2 4,03 7,61 - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 8,50 1,50 - - - - - Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 1.802 Strom 1.000 Wirtschaft Sektor I+II 1.097 Erdgas 1.156 Wirtschaft Sektor III 269 Fernwärme - kom. Liegenschaften 10 nicht-leitungsgeb. Energieträger 1.021 Tabelle 15) und durchschnittlichen Einsparraten bis 2020 (Tabelle 17) werden für den Kreis Euskirchen mögliche Endenergieeinsparungen nach Anwendungszwecken wie folgt angenommen:

140 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Anwendungszwecke (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 11,0 6,13 43,2 28,6 41,1 71,2 20,7 Erdgas 159 9,88 41,4 - - - - nicht-leitungsgeb. Energieträger 129 7,70 35,2 - - - - Summe 299 23,7 120 28,6 41,1 71,2 20,7 Anwendungszwecke (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 262 1 7, 7 4,03 1 7, 5 21,0 2,77 1 7, 6 Wirtschaft Sektor I+II 19,6 2,51 114 4,77 9,55 45,4 0,551 Wirtschaft Sektor III 16,2 3,39 1,39 6,39 10,6 23,1 2,52 kom. Liegenschaften 1,79 0,135 - - - - - Summe 299 23,7 120 28,6 41,1 71,2 20,7 Anwendungszwecke (GWh) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 8,16 1,16 4,03 1 7, 5 21,0 2,77 1 7, 6 HH Erdgas 138 9,10 - - - - - HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 116 7,42 - - - - - Wirt I+II Strom 2,86 2,51 38,2 4,77 9,55 45,4 0,551 Wirt I+II Erdgas 9,41 - 41,0 - - - - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 7,32 - 35,2 - - - - Wirt III Strom - 2,46 0,983 6,39 10,6 23,1 2,52 Wirt III Erdgas 10,7 0,652 0,410 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 5,46 0,282 - - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 1,79 0,135 - - - - - Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 343 Strom 222 Wirtschaft Sektor I+II 197 Erdgas 211 Wirtschaft Sektor III 64 Fernwärme - kom. Liegenschaften 2 nicht-leitungsgeb. Energieträger 172 Tabelle 18: Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in GWh (Quelle: Gertec)

Für die Emissionsminderung werden im Kreis Euskirchen die folgenden Werte ange- nommen:

141 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Energieträger Strom 5,95 3,31 23,3 15,5 22,2 38,5 11,2 Erdgas 36,3 2,25 9,44 - - - - nicht-leitungsgeb. Energieträger 36,2 2,16 9,89 - - - - Summe 78,5 7, 7 42,7 15,5 22,2 38,5 11,2 Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor Private Haushalte 68,4 4,78 2,18 9,42 11,4 1,49 9,51 Wirtschaft Sektor I+II 5,74 1,35 39,9 2,58 5,16 24,5 0,298 Wirtschaft Sektor III 3,97 1,56 0,625 3,45 5,70 12,5 1,36 kom. Liegenschaften 0,409 0,031 - - - - - Summe 78,5 7,72 42,7 15,5 22,2 38,5 11,2 Anwendungszwecke (Tsd. t CO2) HEIZ WW PROZ KÜHL LICHT MECH IUK Sektor & Energieträger HH Strom 4,40 0,626 2,18 9,42 11,4 1,49 9,51 HH Erdgas 31,4 2,07 - - - - - HH nicht-leitungsgeb. Energieträger 32,6 2,08 - - - - - Wirt I+II Strom 1,54 1,35 20,6 2,58 5,16 24,5 0,298 Wirt I+II Erdgas 2,15 - 9,34 - - - - Wirt I+II nicht-leitungsgeb. Energieträger 2,06 - 9,89 - - - - Wirt III Strom - 1,33 0,531 3,45 5,70 12,5 1,36 Wirt III Erdgas 2,44 0,149 0,094 - - - - Wirt III nicht-leitungsgeb. Energieträger 1,53 0,079 - - - - - Kom Strom ------Kom Erdgas 0,409 0,031 - - - - - Kom Fernwärme ------Kom nicht-leitungsgeb. Energieträger ------

Sektoren (gesamt) Energieträger (gesamt) Private Haushalte 107 Strom 120 Wirtschaft Sektor I+II 79 Erdgas 48 Wirtschaft Sektor III 29 Fernwärme - kom. Liegenschaften 0 nicht-leitungsgeb. Energieträger 48

Tabelle 19: Wirtschaftliche Einsparpotenziale bis 2020 in Tsd. Tonnen CO2 (Quelle: Gertec)

142 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

9.3 Anhang III: Bisherige Aktivitäten In dieser Liste befinden sich die für das integrierte Klimaschutzkonzept wichtigsten bisherigen Aktivitäten im Kreis Euskirchen. Die Aktivitäten sind geordnet nach dem jeweiligen Handlungs- bzw. Wirkungsfeld. Die Kategorien sind: Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen (Verw), Erneuerbare Energien, Energieversorgung und –nutzung (EngVN), Mobilität (Mob) und sonstige Maßnahmen (Sonst), die sich kei- nem der benannten Themenfelder zuordnen lassen. „Titel und Kurzbeschreibung“ zeigen den Rahmen der Maßnahme, in dem Feld „Akteure“ werden die beteiligten Personengruppen benannt. In der Spalte „Status, Zeitraum“ ist - sofern bekannt - der Realisierungsstand einer Maßnahme zu erken- nen, sowie der Bearbeitungszeitraum. Unter dem Punkt „Bemerkung“ werden wei- tere Hinweise zur Maßnahme gegeben.

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum 1 Verwaltungsbezogene Klimaschutzmaßnahmen Verw Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Schleiden, Klaus- Seit Novy-Institut 08/2010 Verw Integriertes Klimaschutzkonzept Gemeinden Blanken- Seit heim und Nettersheim 11/2010 Verw Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Bad Münstereifel Seit 04/2011 Verw Entwurf für Gesamtkonzept Erneu- Stadt Bad Münstereifel 2009 erbare Energien, Energiewende Bad Münstereifel Verw „Energiecontrolling 21“ (AG EC 21) Fraktionsübergreifende Seit 2001 - Initiiert und begleitet wichtige Arbeitsgruppe des Zukunftsthemen zum Um- Kreises Euskirchen welt- und Klimaschutz - Tätigkeitsschwerpunkte: Konkrete Umsetzung von technischen und baulichen Optimierungsmaßnahmen zur Reduzierung des Energie- und Medienverbrauchs und Ein- satz regenerativer Energie Verw „Umweltpreis des Kreises Euskir- Seit 2004 - Ziel: Förderung aktiver Betei- chen“ alle 3 ligung unter den Bürgern Jahre beim Umweltschutz Verw "Biodiversitätskommune 2011" Gemeinde Nettersheim 2011 - Wettbewerb "Bundeshaupt- stadt für Biodiversität" - 1. Platz in der Teilnehmer- klasse bis 10.000 Einwohner Verw Naturschutzkommune 2007 Gemeinde Nettersheim 2007 - Wettbewerb "Bundeshaupt- stadt im Naturschutz“ der Deutschen Umwelthilfe - Sieger in der Teilnehmerklas- se unter 10.000 Einwohner Verw Verschiedene weitere Preise Gemeinde Nettersheim - Allgemein gilt Nettersheim in NRW als langjährige und in- novative Beispielkommunen in der energetischen Nutzung von holzhaltiger Biomasse Verw Aktion „Papierdschungel“ Kreis Euskirchen und Seit 2008 - Ziel: in Schulen für Papierver- DHB brauch sensibilisieren Verw Pflanzaktion am Tag des Baumes Kreisverband Euskir- 2008 in - Ziel der Schutzgemeinschaft chen der Schutzge- der Stadt Deutscher Wald: alle Städte meinschaft Deutscher Euskir- und Gemeinden des Kreises

143 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum Wald, Regionalforstamt chen, ab Euskirchen an der Aktion zu Hocheifel-Zülpicher 2009 beteiligen Börde ständige Aktion im Kreis Euskir- chen Verw Förderung nachhaltiger Beschaf- Kreis Euskirchen, ver- fung in der Kreisverwaltung antwortliche Orga- Einheit: 10 / 60 Verw Ökokonto zur Steuerung von Kreis Euskirchen, ver- - Unterstützung des Projektes Ausgleichsmaßnahmen antwortliche Orga- „Hellenthal ... natürliche Viel- Einheit: 60 falt“ Verw Klimaschutz- und Energieleitlinie Gemeinde Kall, Ener- 2010 - Ziel: bildet Rahmen für eine gieversorger Energie langfristig nachhaltige Ent- Nordeifel (ene) wicklung der Kommune im Hinblick auf Energieeffizienz, Energieeinsparung und somit die deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen - Zeigt Handlungsfelder in den Bereichen Energieerzeugung, Energieverteilung, Energie- verbrauch, Energieberatung sowie Organisation und Fi- nanzierung auf Verw Einstellung eines Energieberaters Gemeinde Kall Seit 2010 - Kostenlose Beratung für Kaller Bürger rund um das Thema Energie - Koordination und Begleitung der Energieteam AGs - Etc. Verw Energetische Sanierung des Schul- Gemeinde Blanken- 2008 / - Dämmung der Außenhülle der zentrums und des Kindergartens heim 2009 Gebäude (Austausch Fenster, Dollendorf Türen, zusätzliche Dämmung Dachboden) - Erneuerung Heizungsanlage ! 40 % des Wärmebedarfs wird über erneuerbare Ener- gien abgedeckt (Kiga: 100%) - Erneuerung Beleuchtungsan- lage ! Einbau energiespa- render Leuchtmittel ! Ener- gieeinsparung 50% Verw Energetische Optimierung von Gemeinde Blanken- Teilen der Straßenbeleuchtung heim Verw Lokale Agenda 21 ! Bürgeraktio- Gemeinde Nettersheim 1998 - Lokale-Agenda-Beiräte, die nen im Rahmen der Lokalen Agen- während der Naturschutzwo- da 21 unter chen 1999 in jedem der elf http://www.nettersheim.de/Seiten/ Gemeindeorte gegründet Die_Gemeinde/Agendaaktionen.ph wurden p weitere Aktivitäten der Gemein- de Nettersheim unter http://www.nettersheim.de/Seiten/ Die_Gemeinde/AgendaHistorie.php ! Projekt Mural Globe unter http://www.nettersheim.de/Seiten/ Die_Gemeinde/MuralGlobal.php Verw Projekt Klimabündnis Nettersheim Projektträger: Gemein- - Runder Tisch Klimabündnis de Nettersheim, Ko- Nettersheim operationspartner: - Information und Beratung zu Institut für angewand- Energie aus dem Wald, land- tes Stoffstromman- wirtschaftlicher Biomasse und agement (IfaS) der FH

144 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum Trier, BzR-Büro für der Sonne zukunftsfähige Regio- nalentwicklung, bera- tende Unterstützung: Wuppertal Institut, Energieagentur NRW Verw Greenlight-Plakette der EU für Stadt Mechernich 2006 vorbildliche kommunale Energie- einsparungen Verw Klimaschutz macht Schule Stadt Schleiden 2011 - Projekttag zum Thema Klima- schutz in Schulen und Kinder- gärten Verw SchülerInnen aktiv für Energieein- Gesamtschule Wei- 2009: seit - Verschiedene Kurse erhielten sparungen in der Schule und effizi- lerswist mehreren Josef-Esser-Umweltpreis der ente Energienutzung Jahren Gemeinde Verw Aufbau eines UIS (Umwelt- Kreis Euskirchen, ver- Informations-System) insbesondere antwortliche Orga- durch Aufbau und Fortschreibung Einheit: 60 des regional- und bauleitplaneri- schen Katasters Verw Angebot zur Verwertung von Wert- Kreis Euskirchen, ver- stoffen antwortliche Orga- (z. B. Korken, Alt-CDs, Altholz) Einheit: 60 Verw Konzeption zur Oberflächenabdich- Kreis Euskirchen, ver- tung und Endgestaltung der Depo- antwortliche Orga- nie Einheit: 66 Verw Optimierung des Entgasungssys- Kreis Euskirchen, ver- tems antwortliche Orga- Einheit: 66 Verw Errichtung einer Müllumladestation Kreis Euskirchen, ver- antwortliche Orga- Einheit: 66 Verw Stilllegung und Nachsorge der Kreis Euskirchen, ver- Zentralen Mülldeponie Mechernich antwortliche Orga- Einheit: 66 Verw http://www.kreis- euskir- chen.de/kreishaus/leitbild/umwelt.p hp#top Verw Umweltbildung im Nationalpark Verschiedene Schulen Seit 2009 Schulen können sich als Natio- Eifel des Kreises Euskirchen, nalpark-Schulen zertifizieren Nationalpark- lassen Förderverein, National- parkverwaltung 2 Erneuerbare Energien Erneuer- Studie zur „Erfassung von Anlagen Kreis Euskirchen – Veröf- - Bestandskataster Erneuerba- bare und Initiativen zur regenerativen Stabsstelle für Struktur- fent- rer Energieanlagen Energien Energiewandlung im Kreis Euskir- und Wirtschafts- lichung - Biomassenpotential der Regi- chen“ förderung, Adapton 2010 on Energiesysteme AG - Studien, Netzwerke, Initiati- ven und Vorhaben zur Nut- zung Erneuerbarer Energien in der Region Erneu- Eifel-Energie-Tag Bioenergieregion Eifel Seit 2009 - Tag der offenen Tür für Anla- erbare (Kreis Euskirchen u. a.) gen zur Erzeugung Erneuerba- Energien rer Energien (z. B. „e- mobility“ in Kall ! Ausstel- lung und Demonstration von Elektrofahrzeugen) Erneu- Licht-Contracting Stadt Mechernich, 2006 - Austausch aller Beleuch- erbare Energieagentur NRW, tungskörper in den Schulen

145 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum Energien euroLUX AG der Stadt gegen Energie- sparmodelle ! Investition: ca. 550.000 ! ! Einsparungen / Jahr: ca. 49 000 ! + 6.000 ! War- tungskosten innerhalb von 10 Jahren ! „Greenlight- Plakette“ der Berliner Ener- gieagentur hierfür erhalten - Optimierung Straßenbeleuch- tung: Man-Tec-Einsatz in 55 Schaltstellen ! Haushalts- verbesserung um ca. 20.000 ! ! Einsparung von 197 t CO2 / Jahr - Strom sparen durch Span- nungsabsenkung im Straßen- beleuchtungsnetz Erneu- Energieteam mit Energie-AGs zu Kaller Bürger und Ver- Seit 2011 - In AG Wind / Sonne ist z. B. erbare Themenfeldern Windkraft, Fotovol- waltung Konzept Bürgerwindpark Kall Energien taik, Hackschnitzelanlagen, Be- ausgearbeitet worden leuchtung und Energieberatung Erneu- Gemeinde Kall - mehr als 140 Anlagen (privat erbare und gewerblich) zur regenera- Energien tiven Energieerzeugung (Bio- gas, Fotovoltaik, Windkraft, Blockheizkraftwerke – davon ein BHKW von der Kommune betrieben) Erneu- Netzwerk HolzStrom Standort: Bad Müns- Seit 2010 - Ziele: Prozessoptimierung der erbare tereifel, Träger: klein-technischen Biomasse- Energien AUTARK Institut für vergasung zum Zwecke der Energieforschung, Strom- und Wärmebereitstel- Mitglieder: Fraunhofer lung sowie die Entwicklung Institut UMSICHT, von Produkten im Bereich der RWTH Aachen, TU Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Dresden, FH Zittau- durch innovative Hightech- Görlitz, Fraunhofer Ansätze Institut ISE, Raiffeisen - Schwerpunkt: Entwicklung Waren-Zentrale Rhein- und Weiterentwicklung von Main eG, ENTRADE Holzvergaserkraftwerken im Energiesysteme AG, Bereich von unter 1 Mega- Europäisches Zentrum watt (MW) für Erneuerbare Ener- - koordiniert Entwicklungsarbeit gien in Güssing, Aqua führender Firmen und For- Society GmbH, Span- schungseinrichtungen im ge- ner RE2 GmbH etc. samten Bundesgebiet Erneu- Holzhackschnitzelanlage Betreiber: seit 2005 Seit 2000 - Heizzentrale befindet sich an erbare Gemeinde Nettersheim der Hauptschule Nettersheim Energien Erneu- Eifel Energiegenossenschaft eG - Ziel u. a. Klima schützen, erbare eegon Ressourcen schonen, Energien - Schwerpunkt: Fotovoltaikan- lagen Erneu- Solarpark Herhahner Gewerbege- Energie Nnordeifel 2010 - erbare biet in Schleiden (ene), F&S solar con- Energien cept Erneu- Sun-Park Kalenberg im Mecherni- Stadt Mechernich, 2011 - erbare cher Gewerbegebiet „Strempter“ Energie Nordeifel (ene), Energien F&S solar concept Erneu- Kooperation für alternative Energie- Stadt Mechernich, F&S 2002 - Installation von Fotovoltaik- erbare gewinnung solar concept modulen auf verschiedenen Energien Schulen

146 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum Erneu- Stadt Mechernich Seit 2000 - Hohe Investitionen in um- erbare weltverträgliche Energiepolitik Energien - seit 2006: Erdwärmenutzung und Solarstromerzeugung - Das neue Rathaus ist energe- tisch autark Erneu- Energietag Priogo GmbH Seit 2008 - Veranstaltungsort: Marktplatz erbare in Zülpich Energien - Information und Beratung zu erneuerbaren Energien Erneu- Einsatz Erneuerbarer Energien bei Seit - Fotovoltaikanlage auf Be- erbare lokalem Energieversorger Regio- 2009 triebsgebäudedach ! Fläche: Energien nalgas Euskirchen 240 m2 ! Einsparung von 14,7 t CO2 / Jahr ! Erzeu- gung von ca. 21.000 kWh Strom - Biogas-Produktion mit einem Agrarunternehmer vom Schornbusch Erneu- Kooperation zwischen Nordeifel- 2010 - Installation von Fotovoltaik- erbare werkstätten und Priogo AG Anlagen auf den Dächern der Energien vier Standorte der Nordeifel- werkstätten Workshop „Nachwachsende Roh- 2006 stoffe – Nutzungspotentiale und Anwendungsbeispiele im Kreis Euskirchen“ 3 Energieversorgung und -nutzung EngVN Verschiedene Förderprogramme Regionalgas Euskirchen - „Energieeffizienz und Um- welt“ ! Förderung energieef- fizienter Erdgas-Technologien 2010 – 2012 - „Erdgas und Solar“ ! Öko- zuschuss für Bauherren und Modernisierer bis 12/2011 - etc. EngVN „Energieeinspar-Contracting in Kreis Euskirchen, 1998 – - Vertragsobjekt: Schule öffentlichen Einrichtungen“ bocom GmbH 2011 - Technische Maßnahmen: Sanierung der Beleuchtung, Einzelraumtemperaturrege- lung, Pumpensteuerung - Investition: 783.000 DM - (Garantie-) Einsparung: 30 % Heizenergie, 50 % Strom EngVN Energieeinsparmaßnahmen am Bad Münstereifel 2011 - Erneuerung der Fensteranlage Rathaus und an der Grundschule im Einwohnermeldeamt (künftiges Bürgerbüro) - Isolierung des Dachbodens im historischen Rathaus - Über 20 Jahre alte Heizungs- anlage (4 Heizkessel) wurde ausgewechselt und durch 3 Brennwertgeräte ersetzt - Alle alten Heizungspumpen wurden durch Hocheffizienz- Pumpen (Energieklasse A) ausgetauscht - Mini-BHKW im Rathauskeller mit erdgasbetriebenem Ver- brennungsmotor ! CO2- Reduktion um 16 t / Jahr

147 Integriertes Klimaschutzkonzept Kreis Euskirchen Endbericht

Kat. Titel / Kurzbeschreibung Akteure Status, Bemerkung Zeitraum EngVN Gründung der grenzübergreifenden Gemeinde Blanken- 2009 - U. a. Vermittlung von Investo- Energiegenossenschaft „Eegon“ heim ren, um Dachflächen öffentli- cher und privater Gebäude mit Photovoltaik-Anlagen aus- zustatten EngVN Beschaffung energieeffizienter Stadt Euskirchen 2007 - RWE Rhein-Ruhr Förderpro- Bürogeräte gramm „EneffiKom2007“ EngVN Kompostwerk für Bioabfälle Betreiber: Kreis Euskir- - Machbarkeitsstudie zu Bio- chen, Standort: Me- gaserzeugung chernich 3 Mobilität Mob Projekt „Fahrradfreundlicher Kreis“ Seit 1999 - Auszeichnung: 2002 - Bis heute: Kontinuierliche Fortführung - u. a. jährlicher Rad-Aktionstag, Tour de Ahrtal, autofreie Ver- anstaltungen Mob Wettbewerb „Fahrradfreundliche Kreis Euskirchen, ver- - Schule“ antwortliche Orga- Einheit: 66 Mob Pendlerbörse „Gemeinsam fahren Kreis Euskirchen, - Internetplattform mit Angebo- – clever sparen“ des Kreises Eus- ÖPNV-Team (Ge- ten und Gesuchen für Fahr- kirchen schäftsbereich IV – gemeinschaften und Mitfahr- Bauen, Umwelt, ÖPNV gelegenheiten im KE und Abfall, Abteilung - Ziel: umweltfreundliche Mobi- Verwaltung/Finanzen lität fördern GB IV, Umwelt und Planung 60 Mob Aktion „Freizeit ohne Auto“ Kreis Euskirchen, ver- - Vermarktung des Kombinati- antwortliche Orga- onsangebotes Fahrrad und Einheit: 66 Bahn, Fahrrad und Bus sowie Fahrradmitnahme im AST- Verkehr Mob Mitglied AG Fahrradfreundlicher Stadt Euskirchen Seit 1995 - Städte Mob TaxiBus und Anrufsammeltaxi Stadt Schleiden Seit 2002 - Ermöglicht auf Bestellung eine Bedienung der Haltestel- len im Stundentakt - Anrufsammeltaxi als Ergän- zung zum Buslinienverkehr 4 Sonstiges

Sonst KlimaTour Eifel – Netzwerk Klima- Deutsch-Belgischer Seit 2012 - Verknüpfung des Themas schutz und Tourismus Naturpark Hohes Venn- Klimaschutz mit Tourismus im Eifel Naturpark Eifel - Projekte zur Information und Sensibilisierung der Besucher

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