«» im Tarnkappenbomber - Auftakt der Tiroler Festspiele

Von Georg Etscheit, dpa

Die Tiroler Festspiele im Verdi-Jahr: Gustav Kuhn wuchtet in Erl gleich drei Opernrenner des italienischen Meisters auf die Bühne. «Rigoletto» macht den Anfang.

Erl (dpa) - Schwarz glänzend ragt das neue Festspielhaus aus dem Berg. Mit dem extravaganten Musentempel hat der österreichische Bauunternehmer und Kunstmäzen Hans Peter Haselsteiner dem Passions- und Festspieldorf Erl im Inntal seinen Stempel aufgedrückt. Spötter schon einen Namen für das Haus gefunden: Tarnkappenbomber. Am Freitagabend wurden dort die Tiroler Festspiele 2013 eröffnet. Passend zum Verdi-Jahr mit einer umjubelten «Rigoletto»-Neuinszenierung.

Musikalisch war dieser Verdi, Auftakt einer Serie mit insgesamt drei populären Opern des italienischen Meisters (1813-1901), mehr als respektabel. Gustav Kuhn, Gründer und Leiter der Festspiele, dirigierte das mit wohl bekannten Ohrwürmern wie «La donna è mobile» oder «Questa o quella» gesättigte Drama um den buckligen Hofnarren, seine schöne Tochter Gilda und den skrupellosen Frauenhelden Herzog von Mantua packend und mit Verve. Kein falscher Ton entstieg dem Orchestergraben. Auch die Chorakademie der Festspiele, verstärkt mit Choristen aus dem weißrussischen Minsk, schlug sich wacker.

Gespür bewies Kuhn zudem bei der Auswahl der Solisten, mit dem australischen Bariton James Roser als Rigoletto, dem US-Tenor George Vincent Humphrey als Herzog, dem japanischen Bassbariton Yasushi Hirano als Sparafucile und natürlich der jungen, georgischen Sopranistin Sophie Gordeladze, die die Rolle der Gilda ebenso anrührend wie technisch perfekt präsentierte. Ein überzeugender Einstand für die ersten Erler Sommerfestspiele im neuen Haus.

Das traditionsreiche Passionsspielhaus, in dem künftig vor allem Werke Richard Wagners gezeigt werden sollen, kann in diesem Jahr nicht genutzt werden, weil Erl das 400-jährige Bestehen seiner Passionsspiele feiert.

Kuhn, der seine Produktionen, getreu seinem Lehrer und Vorbild , stets selbst in Szene setzt, misstraut dem Regietheater. Fein ziselierte Ausdeutungen und Aktualisierungen alter Opernstoffe sind seine Sache nicht. Er bebildert die Handlung nur spartanisch und bedient sich dabei der Requisiten und Gesten, die gerade en vogue sind. So gabs auf einer rot angemalten Schräge vor blauem Hintergrund ein paar Sessel und Sofas, Obstkisten als Sitzgelegenheiten und vertrocknete Bäumchen in Terracottatöpfen. Bei Kuhn darf «Rigoletto» sogar noch einen Buckel haben und herumhumpeln wie der Glöckner von Notre Dame.

Neben dem «Rigoletto» hat sich Kuhn im Verdi-Jahr noch «Troubadour» und «La Traviata» vorgenommen. Wagner gibt’s erst wieder 2014, wenn der international beachtete «24- Stunden-Ring» («») von 2005 wiederholt wird.