Rede auf der Hauptversammlung der Healthineers AG am 12. Februar 2020

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Vorsitzender, mein Name ist Daniela Bergdolt. Ich vertrete Aktionäre der , die ihre Stimmrechte auf die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW übertragen haben. Die Aktionäre können mit Siemens Healthineers zufrieden sein. Der Kurs ist gerade in jüngster Zeit angestiegen. Wir waren bei gut 30 % Kursgewinn, jetzt ist es wieder etwas weniger. Dividende steigt um 14 %. Die Ergebnisqualität im 1. Quartal ist nicht ausreichend. Das Ergebnis je Aktie ist auf EUR 1,57 angestiegen und die Prognose des Unternehmens für das laufende Geschäftsjahr ist nicht nur stabil, sondern gut. Der bereinigte Gewinn pro Aktie soll doppelt so schnell wachsen wie der Umsatz. Das sind die Worte, an denen Sie sich in der Zukunft auch messen lassen müssen. Die Erlöse in den Jahre 2020/2021 und 2021/2022 sollen um 5 % zulegen. Die Börse glaubt Ihnen das, denn nach der Bilanzpressekonferenz ist der Kurs in die Höhe geschossen. Wie gesagt, sehr erfreulich für den Aktionär. Aber da gibt es auch noch ein paar kleinere und größere Baustellen im Unternehmen, die besser laufen müssen, damit Sie Ihre Ziele auch wirklich einhalten können. Bei Ihrer Bilanz PK haben sie gesagt, Sie seien auf dem Weg. Reicht das, reicht es auf dem Weg zu sein? Das gilt insbesondere für die Labordiagnostik. Atellica war die große Story beim IPO. Dann ging es alles viel langsamer als geplant und man hat sicherlich auch ein paar Fehler gemacht. Die Installation der Atellica-Systeme im Markt hat länger gedauert als geplant und führte dazu, dass letztlich keine Ergebnisse ins Unternehmen kamen. Nun glauben Sie, dass Sie die Talsohle durchschritten haben. Das 1. Quartal zeigt das aber nicht. Der Gewinnrückgang ist in diesem Bereich etwa doppelt so hoch wie erwartet. Die Frage ist also: Wo haben Sie sich genau verschätzt? Die Systeme sind sehr komplex. Hatten Sie die Installation der Systeme nicht im Griff? Haben die Kunden die Systeme nicht begriffen, so dass es länger dauerte oder wo lag der Fehler? Sie verdienen an der Zulieferung der Reagenzien. Dauert die Installation länger, verzögert sich der Mittelzufluss aus dem Folgegeschäft. Wie viele Systeme haben Sie bis Ende des Geschäftsjahres 2019 tatsächlich gebrauchsfertig installiert, so dass hier schon der Nachlauf, also für das Unternehmen die Gewinnphase erreicht ist? Wie viele Systeme wollen Sie im laufenden Jahr installieren? 1

Konzentrieren Sie sich auf die Großkunden, müssen Sie dies auch tun, weil da eher die Musik spielt? Wollen Sie das Atellica-System auch für kleinere Kunden ausbauen? Wie viele Aufträge wie jetzt den Großauftrag von Quest Labs brauchen Sie, um einen erklecklichen Margensprung zu vollziehen? Die Sparte bildgebende Systeme hat bisher alles rausgerissen. Da haben Sie EBIT-Margen gemacht, die atemberaubend waren und die letztlich auch die miesen Zahlen bei Labordiagnostik aufgefangen hat. Im 1. Quartal ging die Marge hier aber erheblich zurück. War das wirklich nur ein Ausrutscher? Die von Ihnen genannten Gründe für den Margenrückgang erklären nicht die Höhe der Reduzierung. Was war es noch? Können Sie in der Zukunft alte Margen fortschreiben? Auffallend war die große Akquisition, die Übernahme von Corindus Robotics, eine Firma für robotergestützte chirurgische Eingriffe im Gefäßbereich des Menschen. Der Kaufpreis war atemberaubend mit EUR 1 Milliarde. Ich will die Multiples gar nicht ausrechnen, die Sie gezahlt haben, aber Sie müssen uns, den Aktionären, schon verständlich machen, warum ein so hoher Kaufpreis gerechtfertigt ist. Also ist das Verfahren, das Corindus hat, einzigartig? Ist es patentiert? Ist es geschützt? Gibt es Wettbewerber, wenn ja, welche Wettbewerber? Welchen Umsatz machen die? Machen die Wettbewerber Gewinne? Wenn ich es richtig verstehe, wird bei Siemens Healthineers mit dieser Firma ein neuer Bereich angestoßen. Sie können nun nicht Beratungsservice auswerten, Bildgebung verkaufen, sondern eben Bildgebung, die ein robotergestütztes chirurgisches Verfahren unterstützt, also die Bereiche greifen immer mehr ineinander. Welche positiven Entwicklungen im Vertrieb und in der Beratung erwarten Sie sich dadurch? Wann kommen denn nun positive Ergebnisse aus Corindus, die, wie gesagt, bisher ja Verluste gemacht haben? Weitere Upgrading akquirieren? Sog. ADANI Affäre: Kann Ihnen so was wie mit dem Herrn Kaeser und Adani auf die Füße fallen? Gibt es ansonsten größere Reputationsrisiken? Was ist denn mit der angehenden Pandemie? Risiko oder Chance für Sie? Sind die Lieferketten unterbrochen? Verzögert? Kommen wir zur Tagesordnung. Da gibt es als erstes unter TOP 7 einen Beschluss, der die Vergütung des Aufsichtsrates verändern soll. Wir werden nicht für diese Änderung der Vergütung stimmen. Die Vergütung ist so ausgerichtet, dass derjenige, wer in mehr Ausschüssen sitzt auch mehr Geld erhält. Das ist grundsätzlich völlig in Ordnung, aber Sie sind sehr kreativ in der Bildung von Ausschüssen. Es scheint eine Gelddruckmaschine zu sein. Jetzt können Sie sagen das ist geschuldet der neuen gesetzlichen Lage. Ganz so sehen wir das aber nicht. Ich glaube, Sie haben es ein bisschen übertrieben. Eine weitere Erhöhung der Vergütung für den Fall, dass noch weitere Ausschüsse eingerichtet werden, sehen wir einfach nicht. Wir sind nicht der Meinung, dass die Vergütung noch angemessen ist. Wir werden deshalb dagegen stimmen. 2

TOP 6 empfiehlt die Nachwahl zum Aufsichtsrat. Es soll Herr Dr. Roland Busch gewählt werden. Herr Dr. Roland Busch ist inzwischen zum CEO und stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG bestimmt worden. Er ist seit Dezember 2019 auch noch Arbeitsdirektor bei Siemens und wird neben Siemens Healthineers noch Aufsichtsrat in 2 anderen börsennotierten Gesellschaften, nämlich auch bei Licht + SE, innehaben. Worauf will ich hinaus? Herr Dr. Busch, ich zweifle überhaupt nicht an Ihren Fähigkeiten und Ihrer Qualifikation. Ich weiß nur nicht, ob Sie überhaupt noch in der Lage sein, zeitlich die übernommenen Aufgaben zu erfüllen. Immerhin sitzen Sie neben den zwei nicht zum Konzern gehörenden und börsennotierten Gesellschaften in 7 weiteren Aufsichtsräten, die zwar konzerngebunden sind, aber auch Zeit beanspruchen. Betrachte ich Ihre Teilnahmequote bei OSRAM, die lag im abgelaufenen Jahr bei 70 %, dann weiß ich nicht, wie Sie für dieses Unternehmen hier noch genügend Zeit haben sollen. Konzentrieren Sie sich bitte auf die Siemens AG, da brauchen wir Sie, aber verzetteln Sie sich nicht noch mit Aufsichtsratsmandaten. Da tun Sie sich nichts Gutes und dem Unternehmen auch nicht. Ich werde deshalb nicht für Ihre Wahl stimmen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Für etwaige Rückfragen steht Ihnen Daniela Bergdolt zur Verfügung. Frau Bergdolt ist Vizepräsidentin der DSW.

Sie erreichen Frau Bergdolt unter: Tel.: (089) 386654-30 www.ra-bergdolt.de

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