Wappenrolle Münchner Herold Wappenrolle XVIII / 2019
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Wappenrolle Münchner Herold Wappenrolle XVIII / 2019 Bearbeitung Alois Kurzmeier MH Heraldic & Genealogie Pariserstraße 8 D-81669 München Gesamtherstellung Münchner Wappen Herold e.V. Grafik Heribert Staufer, Kaufbeuren Textverarbeitung Julia Angelone, München Druck und Verarbeitung Monacoprint, Taufkirchen © Alois Kurzmeier MH, München, 2019 Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei Alois Kurzmeier, München. Ohne schriftliche Genehmigung von Alois Kurzmeier, München, darf der Inhalt der Wappenrolle in keiner Form als Fotokopie, Mikrofilm oder durch andere Verfahren reproduziert werden. Die Daten dürfen nicht Datenverarbeitungsanlagen übertragen oder sonstwie verwendet werden. Alle Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, in Presse, Funk oder Fernsehen bleiben ebenfalls vorbehalten. Wappenrolle In Wappenrollen oder Wappenbüchern beschrieben einst Sicht bot. Da Ausrüstung und Waffen bei Freund und Feind die Herolde in ihrer eigenen Kunstsprache die Wappen. So annähernd gleich waren hatte man zur Kennzeichnung der konnten Wappenbilder und Farbgebung sowie die Namen der jeweiligen Kriegsparteien die Schilde mit grellen Farben Wappeninhaber über Jahrhunderte hinweg überliefert werden. bemalt. Diese Erkennungszeichen mussten gut sichtbar und Seit es Wappen gibt, besteht auch die Notwendigkeit, die unterscheidbar sein. Deshalb waren die ersten Wappen auch Wappen genau zu beschreiben und festzuhalten. Damals wie sehr einfach gestaltet. Den ‚Metallen‘ Gold (Gelb) und Silber heute werden Wappen neu angenommen und weitervererbt. (Weiß) stellte man klare Grundfarben (Schwarz, Rot, Grün, Blau) gegenüber, um damit eine große Fernwirkung zu erzielen. Wappen sind farbige, nach bestimmten Regeln gestaltete Die ältesten bekannten Wappen beschränkten sich in der Erkennungszeichen. Ursprünglich dienten sie rein militärischen Gestaltung auf die Gegenüberstellung von Farbe und Metall. Zwecken und sollten auf 200 Schritt Entfernung eindeutig Die Schildfläche wurde von ‚Heroldsbildern‘ aufgeteilt. Aber zu erkennen sein. Im 13./14. Jahrhundert lösten sie sich schon bald wurden auch einfache Tier- und Pflanzenmotive vom militärischen Zweck und galten als persönliches wie Adler, Löwe, Bär bzw. Eiche Rose, Lilie in das Wappen Identitätsmerkmal. Seit dieser Zeit besteht ein ausschließlicher aufgenommen. Ebenso finden sich religiöse Symbole, wie Rechtsanspruch des Trägers auf das Wappen. Diese das Kreuz, und Symbole des Rechtswesens wie das Schwert. Ausschließlichkeit ist nicht auf natürliche Personen beschränkt. Das Gebot einer guten Wiedererkennbarkeit verlangte eine Staaten, Städte, Gemeinden sowie Zünfte und Gilden, aber stilisierte und abstrahierte Darstellungsform aller ‚natürlichen‘ auch geistliche Territorien und deren Würdenträger haben Schildfiguren. ihre eigenen Wappen. Die Gestaltung neuer Wappen erfolgt heute nach traditionellen Regeln, die bis ins Mittelalter Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts war das Recht, ein zurückreichen. Der Erforschung dieser Regeln widmet sich Wappen zu führen, auf Herrscher, Heerführer und Adelige die Heraldik. Sie ist eine historische Hilfswissenschaft und beschränkt. Im Laufe des Jahrhunderts schwand allmählich gliedert sich in drei Teilbereiche: Die Wappenkunde als die Praxis der freien Wappenwahl. Nurmehr der jeweilige theoretischer Zweig der Heraldik legt fest, nach welchen Territorialherrscher hatte das Recht, Wappen zu verleihen. Regeln und Gesetzmäßigkeiten ein Wappen gestaltet sein soll. Die Wappenverleihung ist seitdem durch eine besondere Die praktische Anwendung und Umsetzung dieser Regeln nennt Urkunde dokumentiert: der Wappenbrief beschreibt das man Wappenkunst. Das Wappenrecht definiert die rechtlichen Wappen, und das Wappen kann auch darin farbig abgebildet Grundlagen der Wappenführung. Es umfasst auch das Recht sein. Die Wappenfähigkeit ging zunehmend auch auf Städte, der Wappenverwendung, einschließlich des Siegelrechts, die Märkte und Gemeinden über sowie auf den Klerus. Auch Kontrolle über die Einmaligkeit des Kennzeichens und dessen Handwerkerzünfte, Gilden und studentische Vereinigungen rechtlichen Besitz. führten Wappen. Bürgerliche Wappen lassen sich bereits für das späte 13. Jahrhundert nachweisen. Wohlhabende Bürger, Die Bezeichnung Heraldik leitet sich vom germanischen Patrizier, Gelehrte, Ärzte und Apotheker strebten den Besitz Wort ‚Herold‘ ab. Herolde waren Boten des Adels und Ausrufer eines Wappens an. Die Berechtigung, ein Wappen zu führen, bei den Turnieren. Sie mussten neben unzähligen Wappen- war unabhängig vom Geburtsstand. Seit dem 15. Jahrhundert auch geographische Kenntnisse mitbringen, außerdem ein kennen wir die ersten Wappenverleihungen durch Wappenbriefe gutes Gedächtnis so wie eine weltgewandte Mehrsprachigkeit ohne gleichzeitige Erhebung in den Adelsstand. besitzen. Wie wichtig sie waren, zeigt sich daran, dass Herzöge auch auf Feldzügen Herolde im Gefolge hatten, so auch Mit der Loslösung des Wappens vom militärisch-kriege- Albrecht von Bayern auf seinem Feldzug nach Friesland. Ihn rischen Ursprung entwickelte es sich zu einem repräsentativen, begleiteten 21 Herolde. Zu ihren zivilen Aufgaben zählte es, eindeutig identifizierbaren Persönlichkeitszeichen und bei den großen höfischen Turnieren die Turnierfähigkeit der eröffnete somit der Heraldik einen neuen und bedeutungsvollen Teilnehmer festzustellen sowie deren Wappen auf Richtigkeit Zeitabschnitt. Zum einen erlebte die Heraldik im höfischen zu überprüfen. Herolde kontrollierten die Einhaltung der Turnierwesen eine große Blütezeit. Nach der letzten großen Farbregeln und wiesen unrechtmäßig geführte Wappen zurück. Ritterschlacht des Mittelalters, in der Ritter zu Pferde mit Ihrem Urteil musste der Ritter sich beugen. wappengeschmückten Schilden, Helmen, Waffenröcken und Pferdedecken zum Kampf antraten, verschwand mit der neuen Wappen erfreuten sich wachsender Beliebtheit, und ihre Kriegstechnik auch der heraldische Prunk vom Schlachtfeld. Anzahl wuchs rasch. Um den Überblick zu wahren, hielten Die Turniere – ursprünglich Reiterkampfspiele zur Ertüchtigung die Herolde in den Turnierbüchern die einzelnen Wappen mit und Erprobung des Ritters – wurden immer mehr zu sportlichen Helmzier und Helmdecken sowie die Farben fest. Veranstaltungen des höfischen und gesellschaftlichen Lebens. Das Aufkommen der Wappen im 12. Jahrhundert geht Zum anderen spielte das Wappen im Rechtswesen eine auf ein praktisches Bedürfnis der damaligen Ritter und Heere immer größere Rolle. Siegel auf Schriftstücken und Urkunden zurück. Zu ihrer Rüstung gehörte damals auch der sogenannte dienten als Hoheitszeichen für Identifikation, Beglaubigung Topfhelm, der dem Ritter nur durch einen schmalen Sehschlitz und Vollmacht. Durch den Siegelzwang im Urkundenwesen erlangten die Wappen eine große Ausweitung. Siegel galten im steht die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit des Wappens. weitesten Sinne als Ausweise. Im 14. Jahrhundert führten fast alle Die Gesetze der Heraldik erfordern strenge Beachtung der Siegelpflichtigen und Siegelberechtigten ihr eigenes Wappen, Farbregeln und abstrakte Reduktion der Motive. Im Gegensatz zumindest aber ein wappenähnliches Zeichen. Das galt nicht nur zu den Heroldsbildern fasst man alle anderen bildlichen für Einzelpersonen, sondern auch für Körperschaften, weltliche Darstellungen im Schild als „gemeine Figuren“ zusammen. wie geistliche. Daher stellte in den folgenden Jahrhunderten Es ist erlaubt, „gemeine Figuren“ ins Schild zu setzen, sie das Siegelwesen einen Hauptgrund für die Annahme eines müssen sich aber in klarer, einfacher, unverwechselbarer Form Wappens dar, was zu der irrigen Auslegung führte, dass darstellen lassen. Naturgetreue Darstellungen, Landschaften Siegel und Wappen gleichbedeutend seien. Zwischen Wappen sowie perspektivische Abbildungen sind unheraldisch. Alle und Siegel besteht jedoch ein grundsätzlicher Unterschied: „gemeinen Figuren“ in der Heraldik – ob Pflanzen oder Tiere während Wappen Erkennungs- und Eigentumszeichen sind, – sollen nie natürlich abgebildet, sondern von ihrer natürlichen gilt das Siegel als rechtlich wirksames Beglaubigungs- und Gestalt wesentlich abweichend, heraldisch typisiert, stilisiert Beweismittel. dargestellt werden. Wappendarstellungen finden sich auch auf Münzen und geben Sowohl aus der Entstehungszeit als auch aus der Blütezeit Aufschluss über dynastische Zusammenhänge und territoriale der Heraldik sind nur wenige Originale erhalten geblieben. Entwicklungen. Bilder in Wappen von Städten, Ländern und Zeugnisse davon haben aber auf Denkmälern, Siegeln, Münzen Zünften geben Zeugnis von städtischen Besonderheiten und und auch auf Grabplatten überdauert. Zu den herausragendsten Veränderungen sowie neuen Wirtschaftsstrukturen und auch heraldischen Quellen gehören Wappenbriefe und Wappenbücher, von politischen und sozialen Wandlungen. mittelalterliche, illuminierte Schriften und natürlich die Turnierbücher der Herolde. In West- und Mitteleuropa ist von Im Gegensatz zum mittelalterlichen Wappen, das der diesen Quellen eine große Anzahl erhalten geblieben. Sogar Wappenträger nicht bestimmen konnte, versuchte man später, Künstler wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach und Hans Holbein mit den heraldischen Bildern auf den Familiennamen, Beruf hinterließen wertvolle Wappenzeichnungen. Im Zeitalter der oder die Herkunft hinzuweisen. Erst die jüngeren Wappen sagen Romantik und vornehmlich während des Historismus Mitte des etwas über ihren Besitzer aus, denn in der Frühzeit der Heraldik 19. Jahrhunderts erfuhr die Heraldik jeweils eine Renaissance.