DIE MONATSZEITUNG FÜR SELBSTORGANISATION
POSTFACH 10 45 20 – 69035 HEIDELBERG E-MAIL: [email protected] 27. JAHRGANG 50 309 Juni 2010 4
AUS DEM INHALT: MITGLIEDERFÖRDERUNG STATT KOMMERZIALISIERUNG GENTRIFICATION Im Laufe des Jahres 2009 hat sich in Hamburg eine vielfältige und breite Bewegung gebildet, die sich ge- gen Prozesse der Gentrifizierung und Stadtumstruk- Kulturgenossenschaften turierung richtet und ein »Recht auf Stadt« einfor- dert. Die zahlreichen Initiativen, die sich u.a. aus KünstlerInnen, Kleingärtnern und Teilen der außer- Leuchttürme zukunftsfähiger Kultur parlamentarischen Linken zusammensetzen, haben es nicht nur geschafft, über Besetzungen, Manifeste und Störaktionen eine große Öffentlichkeit herzustel- Die Kultur in Deutschland befindet sich im Umbruch. Im weiteren Teil des Schwer- len, sondern bereits jetzt erste konkrete Erfolge er- Das ist immer der Fall, bedingt durch den ständigen punkts geht es um die Darstel- zielt. Ein Überblick über die Konfliktfelder der Stadt. kulturellen Wandel aller modernen Gesellschaften. lung praktischer Beispiele. Der (Teil 1) Seite 3 Zusätzlich wird der gegenwärtige Umbruch aber Einstiegerfolgt anhand einer Ge- massiv verschärft durch anstehende erhebliche nossenschaft mit Tradition, der REGIONALENTWICKLUNG Künstlergenossenschaft »Kunst Kürzungen in weiten Teilen der Kultureinrichtungen. Prima leben, ohne einen Euro in der Tasche? Gerade Privatisierungen, Sponsorensuche und + Bau« in Dresden. Immerhin in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise nimmt das hat sie bereits ihr 50jähriges Be- Interesse an Alternativen zum traditionellen Geldsy- unterschiedliche Formen der Kommerzialisierung stehen gefeiert. Gegründet wur- sind die Folge. Lassen sich dafür nicht andere Formen stem wieder zu. Neben den »geldlosen« Tauschringen de sie im Sommer 1958 von ei- sind in Deutschland vor allem Regionalwährungen ver- finden? Könnte in vielen Fällen nicht auch ner handvoll Künstler, die gera- breitet. Der »Chiemgauer« in den Landkreisen Traun- bürgerschaftliches Engagement eine Alternative zum de ihr Studium beendet hatten. stein und Rosenheim ist eine davon. (Aus-)Verkauf kultureller Einrichtungen sein? Sie suchten zielstrebig nach Ar- Das »Dessauer Modell« basierte auf insgesamt 4 Re- Kulturgenossenschaften wären eine solche denkbare, beitsorten und -möglichkeiten, gionalgesellschaften, die seit August 2001 in Dessau in Deutschland bisher stark vernachlässigte um ihr Können anzuwenden gegründet wurden. Unternehmerring, Verrechnungs- Perspektive. Der vorliegende Schwerpunkt ist eine und um sich an den großen Ver- konten, Regionalgeld, Regiocard, Tauschring, Regio- erste Annäherung an dieses Thema. änderungen und dem Aufbau nalladen, ein eigenes Gebäude, Feste, Märkte, Konfe- der Kultur im Lande zu beteili- renzen. Ein Jahrzehnt prall gefüllt mit regionalen Ak- tivitäten und dem Versuch einer Regionalentwick- gen. Ergänzt wird dieses Beispiel Burghard Flieger, Red. Genossenschaften Dem Be- durch die gegenwärtig älteste lung von unten (vgl. CONTRASTE 277, Oktober griff Kulturgenossenschaften kann ein breites 2007). noch bestehende Kulturgenos- Im Sommer 2009 mussten 3 der 4 Gesellschaften In- Spektrum in sehr unterschiedlichen Bereichen senschaft in Deutschland, dem wirtschaftlich tätiger Genossenschaften zugeord- solvenz anmelden. Damit ist der erste Anlauf erst ein- »Theater Ansbach – Kultur am mal gescheitert. Für CONTRASTE sprach Elisabeth net werden, deren Mitglieder oder Beschäftigte Schloss eG«. Sie blickt auf das Voß mit Rolf Walther aus Dessau. Seite 5 und 6 dem kulturellen Sektor zuzurechnen sind. Inso- stolze Gründungsdatum 1919 fern beinhaltet die Bezeichnung Kulturgenossen- zurück. ANTIFASCHISMUS schaften eine Zuordnung zum Kultursektor, in Der singende Mann (1928), Ernst Barlach, Kunsthalle zu Kiel – wurde mit der Software der dem diese Genossenschaften wirtschaftlich agie- Kulturgenossenschaft »digiCULT« erfasst. Die Bilder werden im Internet u.a. auf www.museen-nord.de publiziert. Mitte der 80er Jahre hat der Filmemacher Bernhard ren. Unterscheiden lassen sich u.a.: Sinkel ein düsteres Kapitel deutscher Industrie-Ge- schichte aufgeschlagen und sich in einem TV-Mehr- schaften Leistungen beziehen oder einbringen, die Unterstützungsstrukturen 1. Kulturgenossenschaften bürgerschaftlichen der ergänzenden Unterstützung ihrer wirtschaftli- teiler dem von BAYER mitgegründeten Mörder-Kon- Engagements, chen Tätigkeit oder ihrer Reproduktion bzw. ihres Nach der Tradition stehen aktuelle Gründungen zern IG FARBEN gewidmet. Nun ist das Werk auf DVD 2. Professionelle Kulturgenossenschaften sowie Kulturkonsums im weitesten Sinne dienen. im Mittelpunkt. Unter den Ansätzen mit bürger- erschienen. Seite 12 3. Genossenschaftliche Unterstützungseinrich- schaftlichem Engagement kommt dem gemein- tungen für Kultur. nützigen Programmkino Aalen eG, einer ehren- SINTI & ROMA Beispiele mit Tradition Nur die professionellen Kulturgenossenschaften amtlichen Kinogenossenschaft, die Vorreiterrolle Geld macht nicht glücklich. Das bewies bereits 1974 können produktivgenossenschaftlichen Charakter Der Schwerpunkt Kulturgenossenschaften startet zu. Sie »reizt« bereits in mehreren Städten zur der US-Ökonom Richard Easterlin, der unlängst den aufweisen, während der stärker verbreitete hilfsge- mit einem Hintergrundsaufsatz. Dieser geht auf Nachahmung. Von den genossenschaftlichen Un- mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis für La- nossenschaftliche Charakter für alle drei Ansätze terstützungseinrichtungen für Kultur werden die bor Economics vom »Institut zur Zukunft der Ar- mögliche Hintergründe für das erwachende Inter- beit« erhielt. Glück, so sein Fazit, werde nicht durch in Frage kommt. esse an dem Thema Kulturgenossenschaften ein. Genossenschaften »Berlin Music Commission« und »digiCULT-Verbund« dargestellt. Erstere ver- das Anhäufen von Geld erreicht, sondern durch das Produktivgenossenschaften sind es, wenn zu- Gleichzeitig werden erste sich abzeichnende so genannte Social Business. Sein Glück vermehrt mindest ein nennenswerter Teil der Mitglieder Schwerpunkte bei den bisher vorhandenen Kultur- steht sich als übergreifendes Netzwerk der Musik- demnach, wer sich für das Glück anderer interes- auch Beschäftigte der Genossenschaft sind oder genossenschaften aufgezeigt. Naheliegenderweise und Veranstaltungsbranche Berlins. Die »digi- siert. Überprüfen wir einmal Easterlins Theorie und über diese regelmäßig bezahlte Arbeit erhalten, hängt die Zuordnung auch von dem jeweiligen CULT« entwickelt für Museen in Schleswig-Holstein wenden uns dem Glück einer ganz anderen Gruppe die nicht in irgendeiner Form der Selbständigkeit Kulturverständnis ab: Wie weit oder wie eng wird ein digitales Gesamtkonzept zur Dokumentation der von Glücksökonomen zu: den Roma- / Zigeunerkul- oder Subunternehmerschaft ausgeführt wird. Der der Kulturbegriff gezogen? Sind Bildung und Qua- Museumsbestände. Kultur wird so für jedermann zu- turen. Seite 13 gänglich, eine Zukunftsaufgabe von Kulturpolitik. hilfs- oder fördergenossenschaftliche Charakter ist lifizierung oder Printmedien und Verlage dem Kul- www.contraste.org gegeben, wenn die Mitglieder über diese Genossen- tursektor zuzurechnen? Schwerpunktthema Seite 7 bis 10
ZENSUR DURCH WOHNUNGSGESELLSCHAFT SAGA D 8008 Träume brauchen Räume – Kein Tag ohne Infoladen! Dem Hamburger Infoladen- ka vom Infoladen. Daher habe man zwischen ihnen und dem SAGA-Verant- vid Kress, Vereinsvorstand. hilfe an. Der Infoladen ist somit Treff- Wilhelmsburg, der von der auch eine kritische Haltung zur Interna- wortlichen sei deutlich gesagt worden, Der vor drei Jahren gegründete Infola- punkt für Menschen, die sozial, politisch tionalen Bauausstellung 2013 (IBA), »dass sie uns hier nicht wollen«, berich- den-Wilhelmsburg wird von verschiede- und gesellschaftlich agieren wollen. Die »Initiative für ein soziales mit der der Senat Wilhelmsburg »aufwer- tet Narmin. Die SAGA sei »IBA-Koopera- nen jungen Leuten ehrenamtlich betrie- Kündigung beendet diese Form der sozia- Wilhelmsburg e.V.« getragen ten« will. Diese Begründung für eine Ge- tionspartner« und könne nicht zugleich ben. Die wöchentliche »KüfA – Küche len Kommunikation. Als Reaktion auf sinnungskündigung bestreitet die SAGA. den Infoladen in ihrer Immobilie dulden. für Alle» am Donnerstagabend funktio- diesen Eingriff der SAGA sind nun diverse wird, wurde die Räumlichkeit in Es gehe bei der Kündigung des 28 Qua- bunte Aktionen unter dem Motto »Träu- Auch ein Gespräch konnte jedoch kei- niert wie auch der gesamte Laden einzig der Fährstraße 10 durch die dratmeter großen Ladens um die Ver- mebrauchenRäume –kein Tagohne In- ne positive Wendung für den Infoladen über Spenden und Menschen, die sich ak- schandelung von Klinkerfassade und La- foladen« angekündigt, die auf die Situa- SAGA-GWG zum 30.06.2010 erwirken. »Die SAGA war nicht bereit, die tiv in diesem Raum betätigen. Dem Info- dentür mit Plakaten und Aufklebern. tion des Infoladens aufmerksam ma- Kündigung zurück zu ziehen. Vereine, laden-Wilhelmsburg liegt ein selbstorga- gekündigt. Wie auch in einem Nach einer erfolglosen Abmahnung chen sollen. Es wird einen Umsonst-Floh- die sich kritisch mit der IBA auseinander nisiertes Konzept zugrunde. Die Miete weiteren Beitrag auf den Seiten Ende November 2009 sei dann die Kündi- markt geben, eine Verlagerung der sonst setzen, werden keine Flächen mehr an- und sonstige Geldausgaben werden über gung ausgesprochen worden. Bei Gewer- im Infoladen stattfindenden KüfA – Kü- 3/4 über das Hamburger mieten können. Es ist vor dem Hinter- Mitgliedsbeiträge, Solidaritätsveranstal- bemietverträgen ist das ohne Begrün- che für Alle (veganes Essen gegen freiwil- Gängeviertel, geht es gegen grund der aktuellen stadtpolitischen Si- tungen oder Spenden finanziert. dung möglich. lige Spende) vor die SAGA-GWG-Zentrale Gentrifizierung. Und dieses tuation haarsträubend, wenn die städti- Trotz des beengenden Raumes treffen hierjunge Interessierte, Familien, Studie- in der Poppenhusenstraße und andere Narmin Pientka vermutet, dass ein sche SAGA nicht nur nicht ihrem Auftrag Orte, einen Stand am Hafengeburtstag, Engagement scheint zur kritisches Plakat im Schaufenster über des sozialen Wohnungsbaus nach- rende, Auszubildende, Kreative und Be- Kündigung geführt zu haben. rufstätige aufeinander und gestalten ge- Infoveranstaltungen im Infoladen und die Internationale Bauausstellung 2013 kommt, sondern auch noch bereits eta- ein großes Abschiedsfest. Die genauen und die fortschreitende Gentrifizierung blierte soziokulturelle Räume verdrängt. meinsam Outdoor-Kino-Vorstellungen, eine Free-Art-Ausstellung, Brunch, Info- Termine werden gesondert bekannt gege- im Stadtteil Wilhelmsburg Stein des An- Gleichzeitig ist der Senat mit der angebli- ben. Alle sind eingeladen, an den Aktio- Diego Cafés, Vorträge, verkaufen fair angebau- »Grund ist, dass wir unsim Netz- stoßes war. »Das Plakat muss jemand chen Aufwertung des Stadtteils beschäf- nen teilzunehmen. werk »Recht auf Stadt« gegen Gentrifi- von der SAGA zufällig gesehen haben«, tigt. Demokratische Prozesse werden ver- ten und gehandelten Kaffee und bieten zierung engagieren«, sagt Narmin Pient- sagt Narmin. Denn bei einem Gespräch hindert – das ist doch paradox!«, so Da- nicht zuletzt kostenlose Hausaufgaben- http://infoladen-wilhelmsburg.nadir.org 2 SEITE CONTRASTE INTERN/AKTUELLES JUNI 2010
EDITORIAL 33. BUKO-KONGRESS Rettungspakete Commons kontrovers Erst das Rettungspaket für die Banken, dann für den ten, sich auf Kosten der Menschen im »Rest der Welt« Beim 33. BUKO-Kongress in Tübingen, vom 13. bis senschaftswesen wurde der auch schon thematisiert.) Euro. Plötzlich ist Geld in unglaublichen Mengen da, komfortabel einrichten zu können. 16. Mai 2010, war Commons ein Ingo hat verschiedene Ansätze in der Debatte kriti- wo zunehmend Bruchteile dieser unvorstellbaren Mil- Der »globalen Enteignungsökonomie« kann siert. Commons wird wieder einmal als etwas Drittes liardensummen fehlten zur Sicherung von Grundbe- mensch nicht entgehen. Und ob es am Ende den Weni- Schwerpunktthema. Benni Bärmann und Ingo Stützle haben in einem Workshop kontovers diskutiert, ob neben Markt und Staat angesehen, damit wird für ihn dürfnissen wie Bildung, Gesundheit oder sozialer Inte- gen »da oben« gelingt, auf Kosten von Milliarden »da eine falsche Dualität zwischen Markt und Staat aufge- gration. Sind diese Geldmengen schon der Grab- unten« ihre Privilegien zu genießen, kann angesichts die Befassung mit dem Commons-Begriff uns macht. Der Markt braucht immer den Staat. Com- schmuck für ein Wirtschaftssystem, das sich in all sei- von Klimawandel, zunehmenden menschengemach- politisch weiterbringt. mons nutzen den Staat und das bürgerliche Recht. ner menschenverachtenden Brutalität am Ende selbst ten oder Naturkatastrophen und Terrorismus bezwei- Wer ist die Gemeinschaft? Gemeinschaft ist immer aus- auffrisst? Oder ist es nur ein weiterer Schritt zur Konso- felt werden. Denn auch die Schönen und Reichen Von Uli Barth, Kommune Niederkaufungen schließend. Wie wird das »wir« der Gemeinschaft kon- lidierung einer Marktwirtschaft, die sich zugunsten ei- sind nur sterbliche Menschen, die – ebenso wie alle Wozu brau- chen wir einen neuen Begriff? Wird es mit der Com- stituiert, als Herrschaftsform, als Nation oder als ein, niger Weniger die Ressourcen dieser Erde aneignet anderen auch – Schutz und Nahrung für ihren Kör- sich in Kämpfen bildendes, Konstrukt? Ausgangs- und die Masse der Menschen vom Lebensnotwendigen per brauchen, und auch Sinn und soziale Bezüge für mons-Diskussion nicht ähnlich gehen wie mit den Dis- kussionen um »Aneignung«, »Globale Soziale Rech- punkt sind für ihn konkrete Kämpfe, die sich schwer ausschließt? In welche Richtungen weisen diese Zu- Geist und Seele. Sie haben erstmal bessere Vorausset- te« oder »Existenzgeld/Grundeinkommen«? Wenn vereinigen lassen. ckungen der kapitalistischen Ökonomie, in der die zungen als andere, das Lebensnotwendige zu kaufen diese Diskussionen nicht mehr präsent sind, zeigt sich Benni sieht in den Commons die Möglichkeit einer Mehrheit der Menschen ihrer Existenzgrundlagen be- – aber nur, so lange es käuflich ist. darin für mich aber eher ein Medienproblem, die sichgegenseitig befruchtendenEntwicklung von Theo- raubt und entweder in Hunger und Elend vergessen, Die milliardenschweren Rettungspakete deuten be- Themen haben sich deshalb noch nicht erledigt. rie und Praxis, nur mit dieser Gegenseitigkeit kann es oder als Kriegsmaterial und Arbeitssklaven vernutzt reits an, was Geld letztlich ist: ein schöner Schein, ein Der Commons-Begriff ist offen oder negativ ausge- weitergehen. Praxis lässt sich für ihn nur mit einer ge- wird? vermeintliches Anrecht auf das, was die Märkte herge- drückt, verwaschen. Die Offenheit ermöglicht auch meinsamen Strategie reflektieren. Wobei eine gemein- Das sozialstaatliche Wohlstandsmodell war ein ben, so lange es einen gesellschaftlichen Konsens dar- mit anderen, jenseits der Grenze der eigenen Politsze- same Reflexion mit Liberalen und Konservativen aus schöner Schein für diejenigen, die an ihm teilhaben über gibt, wie Kauf und Verkauf an diesen Märkten ge- ne ins Gespräch zu kommen. Mir ist das zunächst sym- einer antikapitalistischen Sicht heraus sicher nicht konnten, weil sie zufällig in einer privilegierten Re- regelt sind. Geld an sich ist nichts, es ist Ausdruck so- pathisch, weil wir doch alle wissen, solange wir unter leicht wird. gion dieser Erde geboren waren. Das gute Leben der Ei- zialer Vereinbarungen und Beziehungen, nicht mehr uns bleiben, wird es schwer gesellschaftlich etwas zu Die Commonsdebatte zeigt, dass wesentliche Aspek- nen in den befriedeten Ländern des globalen Nordens und nicht weniger. Sobald es als schöner Schein ent- bewirken. Neben dem Horror, den manche damit ha- te des Lebens real anders organisiert sind als über wurde schon immer erkauft mit den Leiden der Ande- larvt und der Konsens über die Käuflichkeit der Welt ben mit Konservativen und Liberalen in einem Boot ge- Markt und Staat, sie kann einerseits diese Bereiche wie- ren in den ehemaligen Kolonien, die mit kriegeri- aufgehoben ist, taugen eingeschmolzene Münzen sehen zu werden, ist Aufmerksamkeit an dieser Stelle der mehr in den Fokus der gesellschaftlichen Ausein- schen Mitteln oder mit Entwicklungshilfe und Struk- vielleicht zur Herstellung von Töpfen und Pfannen, geboten. Die Commons-Diskussion macht nur Sinn, andersetzungen stellen und bietet die Chance, diese Be- turanpassungsprogrammen zu Rohstofflieferanten Geldscheine ließen sich zu Toilettenpapier recyceln. wenn wir mit ihr die Kritik am Kapitalismus transpor- reiche auch wieder gegen den Trend auszuweiten. Ähn- degradiert wurden. Nur diese ganzenvirtuellen Guthaben und Verbriefun- tieren können, sie wäre eher gefährlich, wenn sie zu ei- liche Chancen werden auch in den Subsistenz- und Deutschland konnte es sich leisten, nach dem fa- gen, mit denen wäre überhaupt nichts mehr anzufan- ner weiteren Befriedung und Integration der Kapitalis- Grundeinkommensdebatten gesehen. Wobei das nicht schistischen Raubzug mit Millionen Toten anschlie- gen. muskritik führen würde. gegeneinander gesetzt werden muss, es könnte sich ßend mehr als 50 Jahre lang die Rolle eines friedvoll Spätestens wenn der indianische Ausspruch: »Erst Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang doch auch ergänzen. geläuterten Staates zu geben. Und dann kam Rot- wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergif- ist immer, ob und wie es den Commons gelingt, aus ih- Die Praxen der Commons müssen auf einer »höhe- Grün. Ausgerechnet diese Mixtur aus Arbeiterbewe- tet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, rer Gemeinschaftlichkeit heraus, gesellschaftlich zu ren« Ebene überprüft werden, gesellschaftlich werden gung und alternativen Lebensentwürfen beschloss dass man Geld nicht essen kann!« vom Gedanken zur werden. (Sicher auch kein ganz neuer Aspekt. Bei den sie erst dann, wenn ihre Wirkungen jenseits der Ge- 1999 den ersten Krieg von deutschem Boden aus nach praktischen Erfahrung wird, wenn es keine Macht Diskussionen um die Alternativszene oder das Genos- meinschaftsgrenzen mit im Blickfeld sind. dem Ende des 2. Weltkriegs. Kurz darauf folgte mit der mehr gibt, die sich auf Geld und dessen vordergrün- Einführung der Riester-Rente der Einstieg in den Aus- dig zivilisatorische Funktion stützen kann, spätestens stieg aus der paritätischen Sozialversicherung. Hartz dann stellt sich die Frage: »Sozialismus oder Barba- AKTION 2010 IVunddiezunehmende PrivatisierungderDaseinsvor- rei« (Rosa Luxemburg) noch mal ganz neu und ganz sorge folgten. konkret: Regiert dann das Faustrecht der Stärkeren Es ist ehrenwert, wenn Linke und Gewerkschaften zur Sicherung der überlebensnotwendigen Ressour- Sommerplenum Adressenänderungen für Arbeitszeitverkürzung und Mindestlohn streiten. cen, oder entstehen neue gesellschaftliche Zusam- Aber es dürfte klar sein, dass ein Zurück zum Sozial- menhänge, in denen basisdemokratische Überein- Bitte schickt uns bei einem Umzug eure neue An- staat des letzten Jahrhunderts weder möglich noch künfte zur Nutzung der Gemeingüter getroffen wer- Unser jährliches Plenum findet vom 9.-11. Juli 2010 schrift! Zeitungen im Postvertrieb werden trotz Nach- wünschenswert ist. Der große Traum vom kleinen den? in der Villa »Könnern« (Nähe Halle) statt. sendeauftrag niemals nachgeschickt, sondern werden Wohlstand »für alle« (jedenfalls so weit der kleinbür- Es bleibt zu hoffen, dass schon heute möglichst vie- Anlass vielleicht auch für Euch, ein wenig hinter die meistens vom Postboten entsorgt. Das neue tolle, lei- gerliche Blick reicht) ist ausgeträumt, nicht nur für le Menschen damit beginnen, sich die materiellen Kulissen unseres Projekts zu schauen und Kontakte der für einen kleinen Verlag zu teure zusätzliche Ser- die enteigneten HäuslebauerInnen in den USA oder und immateriellen Grundlagen ihres Lebens anzueig- zu knüpfen. vice-Angebot dieses »Dienstes«, Adressen zu recher- die RentnerInnen in Griechenland, sondern absehbar nen und ihren Alltag gemeinsam selbst zu organisie- chieren und uns mitzuteilen, können wir nicht wahr- für immer mehr Menschen in den reichen Ländern, ren. Sie schaffen damit sowohl Rettungspakete für nehmen. auch in Deutschland, die bis vor kurzem noch glaub- sich selbst und ihr soziales Umfeld, als auch Keimfor- Redaktion Heidelberg Denn neue Kontakte sind eine Wir hoffen weiterhin auf weitere Spenden, Neuabos men für ein Leben nach dem Kapitalismus, unabhän- wichtige Bereicherung für unser Projekt. Wir erfahren und Umstellungen bestehender Abos auf Fördermit- gig davon, ob dieser schon in 5 oder erst in 500 Jahren dadurch eventuell mehr über Diskussionen, Aktionen gliedschaften. Spendenkonto: Volksbank Darmstadt eG, BLZ 508 900 00, Kto-Nr. 515 124 05 (für Spenden COLORADIO WIEDER AUF SENDUNG zusammenbricht. und Projekte aus Eurer Region und vielleicht entste- Elisabeth Voß hen dadurch interessante und lesenswerte Beiträge für bis 200 EUR ist der Einzahlungsbeleg für das Finanz- CONTRASTE. Einfach anmelden und vorbeischauen amt ausreichend, bei höheren Beträgen versenden wir Nach wochenlanger Stille auf UKW 98,4 / 99,3 in Dres- unter: [email protected] automatisch eine Spendenquittung). Über den neue- den sendet coloRadio wieder seit dem 14.5., 18 Uhr.Da- SCHNUPPERABO sten Stand werden wir wieder in der nächsten Ausgabe mit ist die rechtswidrige und bundesweit einmalige Ab- Spendenkonto berichten. Dankbar wären wir, wenn unsere LeserIn- schaltung aufgehoben. Durch das entschiedene Ein- nen, die an diversen Tagungen und Veranstaltungen greifen der Bundesnetzagentur und des Bundesmini- CONTRASTE zum Kennenlernen? Contraste e.V., Volksbank Darmstadt eG teilnehmen, kostenlose Überdrucke der CONTRASTE BLZ 508 900 00, Kto-Nr. 515 124 05 steriums für Wirtschaft und Technologie sowie durch Gegen 5 EUR in Briefmarken/Schein (BRD) oder 10 dort auslegen würden. 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